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Full text of "Friderici Ritschelii Opuscula philologica"

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I. 


In  diesem  Bande  sind  sammtliche  Abhandluugen  von 
Friedrich  Ritschl,  welche  die  lateinische  Epigraphik  be- 
treffen,  vereinigt*)  und  die  auf  lateinische  Sprachkunde  beziig- 
lichen^  soweit  sie  nicht  bereits  im  zweiten  Bande  IJnterkom- 
men  gefimden  hatten,  angeschlossen^  wie  sie  denn  ihrerseits 
zTuneist  in  unmittelbarem  Zusammenhang  mit  den  epigraphi- 
schen  Studien  oder  richtiger  noch  umgekehrt  diese  im  Yer- 
folg  sprachgeschichtlicher  Arbeiten  entstanden  sind.  Auch 
das  als  Nr.  XI  eingereihte  ^Poesis  Satumiae  spicilegium' 
findet  hier  seinen  natQrlichen  Anschluss,  da  die  Thatsachen^ 
welche  die  inschriftlich  Qberlieferten  Saturnier  erkennen 
liessen^  fiQr  die  Behandlung  aller  Saturnischer  Verse  mass- 
gebend  wurden  (vgl.  auch  p.  426). 

Gar  manche  unter  diesen  Abhandlungen^  insbesondere 
die  wichtigeren  akademischen  Programme  waren  schon  lange 
antiquarisch  gar  nicht  mehr  oder  nur  ausserst  schwer  er- 
reichbar:  erst  in  ihrer  jetzigen  Sammlung  erm5glichen  sie 
einen  Ueberblick  iiber  die  ganze  FQlIe  bedeutender  Ent- 
deckongen^   die   man   Ritschl    auf  diesem  Gebiete   verdankt 


*}  Betrefb  des  Prooemiums  vom  Sommer  1860  siehe  p.  734. 


VI 

und  die  in  vollem,  Umfang  nur  wenigen  genau  bekannt 
geworden  sind.  Ihre  spiite  Vereinigung  hat  auch  noch  den 
Nachtheil,  dass  nun  Ritschl  nicht  selbst  die  Redaction  hat 
iibernehmen  konnen  und  die  Zuthaten,  die  diesem  Bande  sonst 
wohl  ahnlich  reichhch  wie  dem  zweiten  zu  gute  gekommen 
waren,  jetzt  fast  ganz  fehlen. 

Als  Princip  der  Anordnung  hat  Ritschl  noch  selbst,  das 
chronologische  hingestellt  aus  dem  entscheidenden  Grunde, 
weil  Miese  Arbeiten  von  vorn  herein  immer  Hand  in  Hand 
mit  der  allmiihlichen  Erweiterung  des  Materials  gegangen 
sind'.  Diess  Princip  ist  durch  den  ganzen  Band  streng  durch- 
gefiihrt  mit  der  selbstverstiindlichen  Ausnahme,  dass  die 
beiden  Abhandlungen  We  titulo  columnae  rostratae'  (Nr.  VI) 
gleich  zusammengestellt  sind  und  die  Abfolge  der  epigra- 
phisch-grammatischen  Miscellen  (Nr.  XXIII)  durch  sachliche 
Gesichtspunkte  bestimmt  ist.  Weim  dabei  *die  iiltesten  Sci- 
pioneninschriften'  (Nr.  VII)  entsprechend  der  Jahreszahl  des 
9ten  Bandes  des  Rheinischen  Museums  nach  der  Abhandlung 
^de  titulo  columnae  rostratae'  gestellt  sind,  so  erhellt  aus 
der  Darstellung  Poesis  Sat.  spic.  p.  3  (297)  vielmehr,  dass 
^ie  vor  dieser  geschrieben  wurden. 

Es  war  die  Absicht  RitschVs,  in  dem  Vorwort  zu  diesem 
epigraphischen  Baude  sieh  im  Zusammenhang  iiber  seiae 
Methode  der  Sprachforschung  auszusprechen;  er  hatte  vor- 
laufig  auf  fliegende  Zettel  einige  wenige  Bemerkungen  hin- 
geworfen,  die  aber  doch  erkennen  lassen,  nach  welchen  Rich- 
tungen  hin  seine  Auseinandersetzung  sich  bewegt  habeu 
wiirde.  Ich  lasse  sie  deshalb,  so  wie  sie  vorliegen,  einfach 
auf  einander  folgen. 

1. 

Ohne  eine  gewisse  Beweglichkeit  der  Combination,  die 
Liicken  ausfiillt  und  Briicken  schliigt,  durch  Intuition  ver- 
lorene  Zusammenhtinge  wiederzugewinnen  suclit,  zersplitterte 
und  triimmerhafte  Einzelheiten  in  ein  einheitliches  Bild  fasst. 


VII 

mit  andern  Worten  GesetZ;  Ilegel,  Organismus  aufspQrt  — 
ohne  solche  reconstmirende  Thatigkeit;  durch  welche  ein 
todtes  nnd  vernunftloses  Material  erst  vergeistigt  und  leben- 
dig  gemacht  wird,  kann  man  so  wenig  Geschichte  der  Sprache 
wie  Staaten-  oder  Culturgeschichte  schreiben,  die  des  Namens 
werth  ware.  Bei  ihrer  Beurtheilung  darf  man  sich  nicht 
auf  den  bomirten  Standpunkt  der  Buchstabenglaubigkeit 
stellen  und  nach  Bezeugung  fragen^  wo  es  der  Natur  der 
Sache  nach  keine  geben  kann:  d.  h.  nicht  nach  Bezeugung 
der  einzelnen  Thatsachen,  die  wir  wahrlich  so  streng  ahs 
mdglich  fordern,  sondern  nach  der  Bezeugung  ihres  Wesens 
und  Grundes  und  der  Verknflpfung,  durch  die  sie  erst  in 
ihr  eigenstes  Licht  treten. 

2. 

Sprachgeschichtliche  Erscheinungen  muss  man  in  ihrem 
vollen  und  ihrem  innern  Zusammeuhange  wQrdigen  und  die 
Terschiedenen  gleich  triftigen  Erkenntnissquellen  und  Beweis- 
mittel  sich  gegenseitig  erganzen  lassen.  Was  kommt  z.  B. 
darauf  gross  slu,  dass  die  zufallige  kleine  Bettelzahl  von 
inschriftlichen  Zeugnissen  zwar  f&r  Sj  fUr  t  u.  s.  w.  den  Ab- 
fall  im  Auslaut  beweisen,  fdr  r  zufullig  nicht  beweisen^ 
wenn  die  so  machtige  lustanz  der  archaischen  Poesie,  des 
PlautuSy  des  Terenz  uns  das  alles  in  der  voIlHtandigsten 
und  durchgreifendsten  Analogie  vor  Augen  stellt^  insonder- 
heit  also   auch  ftlr  r  ein  cvlor  wrus,  ein  saror  ititast  u.  dgl. 

3. 

Keiue  einzige  theoretische  Schreibung  ist  mit  absoluter 
Conaequenz  durchgefUhrt  auf  den  Inschriften,  aber  fast  jorle 
in  fdr  die  Erkenntniss  der  Thatsache  hinlunglichen  Be- 
legen.  Keine  SchlQsse  also  ex  silentio,  aus  der  Nicht- 
befolgung  eines  in  einer  gegeben^n  Periode  Yorschrifts- 
massigen. 


VIII 

4 

Die  Orthographie  der  Handschriften  ist  nur  sehr  be- 
dingt  massgebend. 

6. 

Was  sich  innerhalb  der  Grenzen  des  Latein  selbst  sicher 
erkennen  und  verstehen  lasst^  wozu  dafiir  die  Hilfe  des 
Sanskrit  und  der  Sprachvergleichung  herbeiholen? 

Dass  die  Eosmopoliten  nicht  tiberfliissig  machen  das 
im  engern  Kreise  Erforschte,  haben  hundert  und  aber  hun- 
dert  Erfahrungen  gezeigt;  eine  Menge  von  Erkenntnisseu 
haben  sie  gar  nicht  zu  finden  vermocht. 

Wir  bescheiden  uns  ja,  dass  unsere  Einzelforschungen 
in  den  allgemeinen  Rahmen  werden  einzufassen  sein;  mogen 
auch  sie  sich  bescheiden,  mit  ihren  Generalisirungen  nicht 
das  Letzte  erreicht  zu  haben  fiir  die  Einzelgestaltung. 

Beides  muss  neben  einander  hergehen,  und  der  Ueber- 
muth  der  Geringschatzung  ist  auf  beiden  Seiten  gleich  ver- 
werflich. 

6. 

Das  alteste  Latein  ist  liberaus  schwerwuchtig,  mit  einer 
Ueberzahl  von  langen  Sjlben,  d.  h.  von  Vocallangen  sowohl 
in  Stammen  als  Ableitungssylben  als  Endungen,  die  sich 
theils  im  natiirlichen  Lauf  der  Sprachveriinderung,  theils  und 
hauptsachlich  durch  den  gestaltenden  Einfluss  der  Poesie 
allmahlich  zu  Kiirzen  abgeschwacht  und  dadurch  die  Sprache 
geschmeidig  gemacht,  ein  annaherndes  Gleichgewicht  langer 
und  kurzer  Sylben  bewirkt  haben,  wie  es  namentlich  fur 
daktylisches  Versmas^  ganz  unentbehrlich  war.  (Obgleich 
auch  noch  Ennius  einiges  Lange  festhielt,  welches  erst  durch 
den  fortschreitenden  Zug  der  Schwachung  iiberwunden  wird.) 
Historisches  Gesetz  der  Sprache:  constanter  Trieb  zur 
Schwachung  des  Starken,  nicht  und  nimmer  umge- 
kehrt. 


IX 

7. 
Die  Wandlangen  der  lateinischen  Sprache  und  Oriho- 
graphie  bieten  kein  chaotisches  Durcheinander,  Bondem  einen 
einheitlichen  Zug;  aber  —  das  allerwichtigster  Gesichtspunkt 
—  es  beeteht  kein  stetiger,  ungestorter,  gleichmassiger  Fort- 
schritt  der  Sprache  in  gleichartiger  Richtung;  sondem  1)  Fort- 
schritt,  2)  Rtlckschritt,  und  3)  Wiederau&ahme  und  Weiter* 
bildung  des  Yor  dem  Rilckschritt  Yorhandenen  Zustandes. 

8. 

Ueberall  1)  Vorspiele,  Yereinzelte  Anticipationen^  Vorlaufer, 

Plankler  solcher  Erscheinungen,   die  erst  spater  sum  wirk- 

lichen  Durchbruch  kommen;  und  2)  Yereinzelte  Nachzilgler 

des  im  wesentlichen  schon  Qberwundenen  Bildungsstadiums. 

9. 
Die  Sprache  hat  fdr  ihre  Veranderungen  und  Neubil- 
dungen  in  der  Regel  mehrere  gleichberechtigte  Wege  als 
M5glichkeiten  neben  einander  und  schlagt  nach  Launen  (d.  h. 
aus  ons  nicht  erkennbaren  MotiYen,  physiologischen  oder 
psychologischen;  asthetischen)  bald  den  einen;  bald  den 
andem  ein,  ohne  Nothwendigkeit.  Nicht  dass  und  was 
sie  musste,  sondem  wie  und  wamm  sie  konnte,  ist  die 
Frage. 

Weitere  Notizen  liegen  leider  nicht  Yor^  und  ich  halte 
mich  nicht  flLr  befugt  dieselben  etwa  nach  den  Ansichten, 
die  Ritschl  in  seinen  Vorlesungen  Qber  laieinische  Gram- 
maiik  ausgesprochen  hat^  zu  erganzen  und  auszufUhren.  Da- 
gegen  scheinen  mir  be^  den  eigenthQmlichen  hier  obwalten- 
den  Verhalinissen  und  dem  Yollstundigen  Wandel  der  Dinge, 
der  sich  hier  YoIIzogen,  ftlr  die  richtige  Wiirdigung  der  in 
diesemBande  Yereinten  epigraphisch-grammaiischen  Studien 
ein  paar  orientirende  Bemerkungen  auch  Yon  meiner  Seite 
nicht  Qberfltlssig,  so  wenig  sie  das,  was  Ritschl  hier  hatte 


X 

sagen  konuen  und  sicher  gesagt  liaben  wiirde,  zu  ersetzen 
irgend  beanspruchen. 

Die  gegenwartige  Generation  ist  einerseits  so  gliick- 
lich  in  dem  Corpus  inscriptionum  latinarum  der  Ber- 
liner  Akademie  bereits  betriichtliche  Massen  der  lateinischen 
Inschriften  zu  bequemster  und  sicherster  Benutzung  gesammelt 
und  gesichtet  zu  besitzen,  und  wird  in  nicht  langer  Frist  den 
gesammten  Bestand  in  derselben  Weise  hergerichtet  benutzen 
konnen.  Zum  andern  sind  uus  jiingeren  durch  Corssen's  Zu- 
sammenstellung  eine  grosse  Zahl  einzelner  sprachlicher  That- 
sachen,  die  Ritschl  zuerst  ans  Licht  gestellt  hat,  langst 
geliiufig  geworden,  und  seit  mehr  als  einem  Jahrzehnt  ist 
auch  durch  den  Hiibner^schen  Index  graramaticus  zum  ersten 
Bande  des  C.  L  L.  ein  rascher  Ueberblick  iiber  die  Resultat^ 
der  epigraphisch-grammatischen  Forschung,  der  Ritschl  Weg 
und  Ziel  wies,  sowie  iiber  ihre  wichtigsten  Belege  ermog- 
h'cht.  So  kann  sich  das  jetzige  Geschlecht  kaum  noch  eine 
der  Wirklichkeit  entspreehende  Vorstellung  davon  machen, 
welch  unerhortes  und  schwi^iges  Beginnen  es  war,  als 
Ritschl  Ende  der  vierziger  Jahre  den  Entschluss  fasste,  die 
Inschriften  fiir  die  Erkenntniss  der  Entwifkelung  der  latei- 
nischen  Sprache  auszubeuten. 

Zu  dieser  Zeit  lag  ja  die  lateinische  Epigraphik  nocli 
ganz  im  argen.  Wer  damals  fiir  bestimmte  wissenschaft- 
liche  Zwecke  die  Inschriften  benutzen  wollte,  musste  alles 
was  er  brauchte  erst  miihselig  zusammensuchen  und  hatte 
damit  doch  nur  ein  Material  von  hochst  fragwiirdiger  Zu- 
verliissigkeit  gewonnen.  Denn  die  Inschriften  waren  nicht 
bloss  iiberall  verstreut;  sie  waren  mit  Hunderten  und  aber 
Hunderten  gefiilschter  Machwerke  versetzt,  sie  waren  ihrer 
iiberwiegenden  Masse  nach  ungeniigend  abgeschrieben,  und 
am  wenigsten  war  irgend  ein  Verlass  auf  Genauigkeit  in 
der  Wiedergabe  der  sj)rachlichen  oder  orthographischen  Be- 
sonderheiten,  geschweige  dass  eine  accurate  Reproduction 
der  Schriftziige  versucht  worden  wiire. 


Die  Aufschltlsse^  welche  Ritschl  aus  den  inschriftlichen 
Qaellen  fdr  die  Geschichte  der  lateinischen  Sprache  zu  ge- 
winnen  hoffte^  waren  unter  diesen  Verhaltnissen  gar  nicht 
erreichbar,  wenn  er  nicht  selbst  an  ihre  methodische  Behand- 
lung  Hand  anlegte  und  wenigstens  fUr  die  Inschriften  repu- 
blicanischer  Zeit,  die  fQr  seine  Zwecke  ganz  Yorwiegend  in 
Betracht  kamen^  genaueste  Facsimiles  sich  zu  yerschaffen 
suchte. 

Inzwischen  hatte  die  1852  erschienene  Sammlung  der 
Tnscriptiones  regni  Neapolitani  latinae'  von  Mommsen  in 
leuchtendem  Yorbild  gezeigt^  was  hier  und  wie  es  zu  leisten 
war.  Und  es  war  ein  glUcklicher  Stern,  der  Clber  der  Wie- 
dergeburi  dieser  fast  erstorbenen  Studien  waltete,  dass  jetzt 
die  zwei  Manner,  die  von  zwei  verschiedenen  Seiten  her 
auf  die  Epigraphik  geftihrt  waren,  ihre  Krafte  fQr  eine  Zeit 
laog  auf  dasselbe  grossartige  Untemehmen  vereinigten;  aber 
erst  nach  einem  Decennium  (1862)  erschien  die  Doppelfrucht 
dieser  Yereinigung  in  den  ^Priscae  latinitatis  monumenta 
epigrapbica'  und  dem  ersten  Bande  des  C.  I.  L. 

Wie  so  ein  grosser  Theil  der  Ilitschrschen  Untersuchun- 
gen  noch  mit  unzulanglichem  Material  begonnen  wurde,  so 
bilden  diese  auch  in  Bezug  auf  die  sprachgeschichtlichen 
Anschauungen  ^eine  successive  Reihenfolge  wachsender  Er- 
kenntnisse'.  Es  war  eben  ein  ganz  unbekanntes  weites  Ge- 
biet;  welches  Ritschl  nach  allen  Seiten  zuerst  durchmass  und 
in  wiederholten  ZQgen  der  Wissenschaft  eroberte.  Die  Unter- 
Buchung  befindet  sich  hier  im  vollsten  Flusse,  wenngleich 
in  einem  wohlgeregelten:  in  der  frischen  Freude  des  Fin- 
dens  wird  das  Einzelne^  wie  es  gehoben  war,  Stiick  fQr 
StQck  vorgefdhrt.  Die  Eigenthdmlichkeit  Ritschrs,  dessen 
Natur  alles  Dogmatische  fern  lag^  eben  die  Forschung  in 
ihrem  Stufengang,  nicht  das  fertige  Resultat  darzulegen, 
tritt  so  in  seinen  sprachlich  -  epigraphischen  Arbeiten  vor- 
zngsweise  lebendig  und  durch  die  'Werdelust'^  die  in  ihnen 
herrscht,   besonders   reizvoU   hervor.     Aber   freilich  war   es 


XII 

dabei  nicht  zu  yermeideii;  dass  eine  fruher  aufgestellte  Ob- 
servation  bei  fortschreitender  Erkenntniss  oder  bei  wach- 
sender  Sicherheit  und  Ausdehnung  des  epigraphischen  Mate- 
rials  erweitert  oder  eingeschrankt,  geklart  oder  vertieft, 
pracisirt  oder  modificirt,  anders  begriindet  oder  in  einzelnen 
Punkten  auch  ganz  zuriickgenommen  wurde.  Auch  traten 
auf  dem  frisch  erschlossenen  Arbeitsfeld  nach  einiger  Zeit 
selbstandig  und  eifrig  mitarbeitende  Krafte  hinzu. 

Mithin  bleiben  naturgemass  von  den  hier  vereinten 
Aufsatzen  und  Abhandlungen  namentlich  die  alteren  hinter 
dem  heute  erreichten  Standpunkte  zuriick,  den  zu  erreichen 
sie  selber  zu  ihrem  sehr  bedeuteuden  Theile  beigetragen 
haben. 

Fiir  die  redactionelle  Thlitigkeit,  die  ich  nun  leider  an 
Stelle  Ritschrs  dem  Wiederabdruck  dieser  Aufsatze  zuzu- 
wenden  hatte,  ergab  sich  aus  der  geschilderten  Sachlage 
eine  doppelte  Consequenz.  Einmal  schien  es  mir  unerlass- 
lich,  bei  jeder  von  Ritschl  aus  lilteren  Drucken  citirten  In- 
schrift  diejenigen  Stellen  der  P.  L.  M.  E.  und  des  Berliner 
C.  I.  L.  oder  der  Ephemeris  epigraphica,  beziehentlich  der 
Inscr.  Neap.  oder  Helv.  Mommsen's  zu  bezeichnen,  an  denen 
sich  jetzt  die  Inschrift  publicirt  findet  (auch  bedeutendere 
Abweichungen  der  nun  gesicherten  Lesung  kurz  kenntlich 
zu  maclien).  Und  zum  audern  habe  ich  —  soweit  mein 
Gedlichtniss  reichte  —  stets  in  Aumerkungen  auf  die  Stellen 
hingewiesen,  wo  Ritschl  denselben  Gegenstand  ausserdem 
(abweichend)  behandelt  hatte,  und  wenn  diese  Behandlung 
in  der  Enarratio  der  P.  L.  M.  E.  stand,  der  Bequemlichkeit 
halber  die  betreffendeu  meist  kurzen  Worte  gleich  selbst 
hinzugcfugt. 

Weitere  Zuthaten  (abgeseheu  naturlich  von  den  bereits 
im  dritten  Bande  durchgefuhrten  rein  bibliographischen)  habe 
ich  geglaubt  unterlassen  zu  sollen,  obwohl  ich  wiederholt 
nur  ungem  cine  kurze  Hinweisung  auf  neuere  Besprechungen 
unterdriickt  habe. 


XIII 

Ritschrs  leider  sehr  sparliche  Zuaatze,  wie  sie  sich  in 
seinen  Handexemplaren  yorfanden^  sind  in  eckige  Klammem 
gesetzt;  alles  was  Yon  mir  herrilhrt  desgleichen;  und  wo  es 
mehr  enthalt  als  ein  nacktes  Citat  durchweg  unter  Bei- 
fugung  der  Chiffire  C.  W. 

AUe  Benutzer  dieses  Buches  werden  mit  mir  meinem 
Freund  ond  CoUegen  FritzScholl  dankbar  sein  ftir  die  Sorg- 
falt,  mit  der  er  den  dreifachen  diesem  Bande  beigegebenen 
Index  ausgearbeitet  hat.  Bei  der  Manigfaltigkeit  der  hier 
behandelten  Einzelheiten  und  der  oben  geschilderten  Be- 
schaffenheit  dieser  Untersuchungen  ist  dieses  detaillirte  B.e- 
gister  in  der  That  ganz  unentbehrlich:  erst  jetzt  kann  man 
sich  rasch  und  leicht  (iber  alles  yergewissemy  was  Ritschl 
Qber  lateinische  Epigraphik  und  Sprachkunde  Qberhaupt  ge- 
schrieben  hat. 

Auch  bei  diesem  Bande  hatte  ich  mich  in  allen  auf  die 
Aeusserlichkeiten  des  Drucks  bezUglichen  Fragen  der  stets 
bereiten  und  sachkundigen  Unterstiltzung  Yon  Professor  Fleck- 
eisen  zu  erfreuen. 

Die  dreiundzwanzig  Tafeln,  die  in  einem  besondem  Atlas 
vereint  diesem  Bande  beigegeben  werden^  sind  theils  (mit 
Zustimmung  der  Berliner  Akademie)  aus  den  P.  L.  M.  E. 
wiederholt,  theils  geben  sie  die  AbbildungeU;  die  einst  die 
fOnf  ^Priscae  latinitatis  epigraphicae  supplementa',  die  ^Tes- 
serae  gladiatoriae  der  Romer'  und  den  Aufsatz  ^tiber  antike 
Gewichtsteine'  begleiteten.  Die  scrapuloseste  Revision  sammt- 
licher  Tafeln  hftt  in  alter  vielbewahrter  Freundschaft  Her- 
mann  Usener  in  Bonn  tlbemommen.  Ausserdem  ist  dem 
Bande  selbst  (zu  p.  17)  noch  das  namliche  Facsimile  wie 
einst  dem  Bonner  Programm  von  1847  beigeftigt;  auch 
sind  auf  p.  290  und  auf  p.  728  drei  zylographische  Facsimile^s 
wieder  abgedrackt.  So  ist  es  hoffentlich  gelungen  wenig- 
stens  in  Bezug  auf  die  bildliche  Ausstattung  diesen  Band,  der 
Ritschl  besonders  am  Herzen  lag,  einigermassen  so  herzu- 
richteny  wie  er  es  selbst  gewtlnscht  haben  wQrde. 


XIV 

In  Bezug  auf  den  fiinften  Band  habe  ich  bloss  noch 
hinzuzufiigen,  dass  ich  hoffe  ini  Laufe  des  kommeuden  Win- 
ters  die  Vorbereitungen,  die  er  in  besonderm  Masse  erfor- 
dert,  zu  voUenden,  so  dass  der  Druck  etwa  Ostern  wird  be- 
ginnen  konnen. 

Heidelberg,  Anfang  August  1878. 

Curt  Wachsmuth. 


I  N  H  A  L  T. 


84- iU* 

I.  Spidlegiam  epigraphicam  (183^) 1 

II.  DePomponii  Basstili  epigrammate  (1847);  acc.  tabala  litho- 

grapha  ad  p.  17 16 

III.  Legit  Babriae  pars  Baperstes  (1851  cum  auctariis  anni  1851); 

Tide  iabolas  I.  II 34 

IV.  Titaloa  MummianaB  (1862);  yide  tab.  III 82 

Y.  Monnmenta  epigraphica  tria 115 

1.  De   miliario   Popilliano   deqae   epigrammate  Sorano 

(1852);  vide  tab.  IV.  V 116 

II.  De   titalo  Aletrinati   (1862   cnm   aactario   a.  1862); 

vide  tab.  VI 163 

VI.  De  titalo  columnae  rostratae  Daellianae;  vidc  tab.  VII  .    .  183 

I.  Commentado  prior  (1862) 183 

II.  Commentatio  altera  (1861);   acc.  tab.  xylographa  ad 

p.  208 204 

VII.  Die  &]te8ten  Sdpioneninschriften   (1863  mit  Nachtrag  von 

1863) 213 

VIII.  Anthologiae  latinae  corollarinm  (1863  cam  aactariia  anno- 

rnm  1863  et  1861) 238 

IX.  De  sepalcro  Fariorum  Tuscalano  (1863);  vide  tab.  VIII  .   .  257 
X«  De  fictilibat  litteratia  Latinorum  antiquissimis  (1863  cum 
anctariit  a.  1857  et  18G2);    acc.  exemplum    xjlogra- 

pbum  p.  290;  vide  tab.  IX.  X 266 

XI.  Poesifl  Satamiae  spicilegium  (1864) 297 

XU.  De  titolo  metrico  Lambaesitano  (1866  cnm  aactario  a.  1861)  309 

XIII.  De  idem  isdem  pronominis  formis  (1856  cnm  aactario  a.  1861)  313 

XIV.  Epigraphische  Briefe  (1858.  1869) 323 

1.  Die  Marcellasinschrift  Yon  Nola;  siehe  Tafel  XI  ^4 .    .  324 

2.  Die  Inno-Seispes-Inschriften  von  Basel  und  Lanuvium; 
siehe  Tafel  XI  B  und  XII 335 

3.  Der  Popillische  Meilenstein   von  Adria   (mit   Zusatz 
von  1869);  siehe  Tafel  XIII 354 

4.  I  longa  und  Apex 382 

5.  Die  lateinischen  Sort^^s 395 


1 


XVI 

Seit# 

XV.  In  leges  ViBelliam  Antoniam  Comeliam  obseryationes  epi- 
graphicae  (1860);  acc.  ad  p.435  tabulatypisdescripta; 

vide  tab.  XIV 427 

XVI.  De  declinatione  qnadam  latina  reconditiore 446 

I.  Commentatio  prior  (1861) 446 

II.  Commentatio  altera  (1861  cnm  auctario  a.  1861)    .    .  469 
XVII.  Vocalunterdrucknng  in  der  Schrift;  Praenestinischee  Latein 

(1861  mit  Nachtrag  von  1862) 479 

XVIII.  Priscae  latinitatis  epigraphicae  supplementa  quinque  (1862 

—1864) 494 

Supplementnm     I  (1862);  vide  tab.  XV 494 

Supplementnm    II  (1863);  vide  tab.  XVI 509 

Snpplementum  III  (1863);  vide  tab.  XVII 620 

Supplementum  IV  (1864);  vide  tab.  XVIII 641 

Supplementum    V  (1864);  vide  tab.  XIX 657 

XIX.  Die  Tesserae  gladiatoriae  dcr  R5mer  (1864  mit  einer  ge- 
druckten  Tafel  zu  p.  579  und  Nachtr&gen  von  1864 

und  1866);  siehe  Tafel  XX.  XXI.  XXII •.    .  572 

XX.  Dreisprachige  Inschrifb  von  Sardinien,  von  F.  Ritschl  nnd 

J.  Gildemeister  (1865) 657 

XXI.  Ueber  antike  Gewichtsteine  (1866);  siehe  Tafel  XXIII    .    .  673 
XXII.  Zur  Geschichte  des  lateinischen  Alphabets  (1869  mit  Nach- 

trag  von  1869) 691 

XXIII.  Epigraphisch - grammatische   Miscellen   (1853—1869);    mit 

zwei  xylographischen  Facsimile^s  auf  p.  728 727 

XXIV.  Unsere  heutige  Aussprache  dee  Latein  (1876) 765 


L 

Spicilegium  epigraphicuni.*) 

Epigraphicam  latinam  non  est  mirum  tam  apud  nos  s 
neglectam  iacere,  qaam  augeri  indies  et  perpoliri  doctis  Ita- 
iornm  curis.  Invitat  enim  illos  ipsa  monumentorum  praesentia^ 
adiuTat  cottidiana  consuetudo  et  tamquam  familiare  ab  in- 
<*unte  aetate  consortium,  hortatur  ipsius  Htirpis  cognatio  et 
maiorum  admiratio^  impellit  clarorum  popularium  ut  Scipionis 
Maffeiy  Caietani  Marini  aemulatio^  excitat  uberrimus  nec 
umqoam  intermissus  inexhaustae  terrae  proventus.  £t  ea 
quidem  ubertas  tanta  est^  ut  propemodum  non  liceat  cordato 
homini  et  ab  antiquitatis  studiis  non  alieno  adire  dulcissi- 
marom  terrarum  fines,  quin  in  novos  quosdam  nec  antea 
cognitos  lapides  litteratos  incurrat.  Huius  generis  aliquot 
aive  a  nobis  repertos  sive  ab  amicis  acceptos^  in  his  quosdam 
<^rraecos^  vobiscum  olim  communicabimus.  Verum  aliud  est 
genos  inscriptionum,  quarum  ant  delitescant  aut  eyanuerint 
archetypa;  sed  exempla  restent  scripto  consignata.  Nam  cum 
renatarum  litterarum  aetate,  atque  ipso  adeo  medio  aevo, 
haud  pauci  in  congerenda  inscriptionum  silva  operam  collo- 
carent  suam,  factum  est  ut  manu  scriptorum  librorum  multi- 
tudinem  hodiemae  Italorum  bibliothecae  teneant  epigraphicas 
copias  complectentium.  Quae  ut  sunt  sane  Ligorianae  fraudis 
saepe  suspectissimae^  id  quod  in  Yaticanas  potissimum  atque 
ex  parte  in  Famesianas  Barberinasque  schedas  cadit:  tamen 
saepe  etiam  bonae  fmgis  plenae  cognoscnntur.  Nec  tantum 
valuit  aliquot  saeculordm  quamvis  indefessa  investigatio^  ut 

*)  [Prooemiiini  IndiciB  sebolarum  aestiYanim  yratislayiensiam  anni 
CIOIDCCCXXXVIII;  quod  quamquam  inscriptum  'SPICILEGIVM  EPI- 
^RAPHICVM  I*  ne  altemm  quidem  huins  generis  Hecutnm  eet.    C.  W.] 

VtL  SITS<:UBLII    OPVKCTLA    IV.  1 


2  SPICILEGIVM   EPIGRAPIIICVM. 

iion  hodieque  eo  in  genere  reperias,  quae  cum  Transalpi- 
uorum  aciem  oculorum  fugerint,  Ilyperboreo  peregrinatori 
patescant  praeter  exspectationem.  Eiusmodi  est,  quod  in 
Vrbis  bibliotheca  quadam  codicem  indagavimus  e  disparibus 
schedis  compactum,  quibus  eruditus  homo,  Romanus  ut 
videtur,  saeculis  quidem  nisi  fallimur  XVI  et  XVII  amplam 
inscriptionum  congeriem  mandavit  partim  postmodnm  edita- 
rum  partim  adhuc  non  cognitarum.  Qui  codex  ubi  lateat 
tum  declarabimus  omnemque  eius  indolem  accuratius  enar- 
rabimus,  cum  ipsas  inscriptiones,  quotcumque  insunt  ineditae, 
per  has  praefandi  opportunitates  protulerimus.*)  Atque  uti- 
nam  iam  perfrui  plenissimo  illo  Inscriptionum  latinarum 
Thesauro  liceret  tantopere  ab  omnibus  expetito,  cuius  pro- 
dendi  spem  gratissimam  ab  Olao  Kellermanno  Dano  osten- 
4  tatam  mors  praematura  gnavissimi  adulescentis  inopinato 
abstulit.  Difficile  est  enim,  aut  ut  verius  dicam,  fieri  vix 
ac  ne  vix  quidem  potest,  ut  sine  erroris  periculo,  vulgata 
necne  sit  quaepiam  inscriptio,  hodie  exploretur:  tantum  con- 
stat  praeter  ampliores  easdemque  facile  parabiles  coUectiones 
singularium  in  hoc  genere  libellorum  numerum  esse,  qui 
simul  atque  in  lucem  sunt  emissi,  rarescere  in  ipsa  patria 
solent,  ad  nostras  oras  ne  pervadunt  quidem.  Quamquam 
quae  nunc  expromere  animum  induximus,  de  iis  nostrum 
iudicium  longe  gravissima  eius  viri  sententia  confirmavit,  cui 
primas  in  epigraphicis  litteris  communi  omnes  consensu 
deferunt,  nobilissimi  eiusdemque  humanissimi  Comitis  Bar- 
tholomaei  Borghesi:  cuius  quod  aureolis  quibusdam  obser- 
vationibus  uti  licet,  insigne  harum  quas  nunc  incohamus 
commentationum  decus  deputandum  est. 

Inscriptionum  e  Komano  codice  a  nobis  descriptarum 
sua  sponte  intellegitur  alias  aliis  memorabiliores  esse.  Et 
eximia  quidem  praeter  ceteras  una  est  eaque  omnium  maxima, 
quae  cum  summam  argumenti  cognationem  habeat  cum  do- 
nationis  instrumento  Statiae  Irenes  (ap.  Gruterum  p.  1081,  1), 


*)  [Asservatur  iii  bibliotheca  Vallicelliana  notatus  R.  26.  foL,  cf. 
Huschke  1.  i.  s.  p.  2.  Continct  ille  —  ut  nunc  constat  —  schedaa  loanniu 
Zaratinii  Castellinii  Faventini,  de  quo  vide  Tiraboschium  Ster,  leti,  VII^ 
1  p.  228  et  Ilenzeuum  in  indice  auctorum  C.  I.  L.  VI,  1  p.  LVIII.    C.W.j 


SPICILEC5IVM   EPIGRAPHICVM.  3 

tamen  huias  praestantiam  longe  longeque  etiam  superat.  £ius 
autem  nec  amplitudinem  huius  prooemii  fines  capiunt,  nec 
explanationem  satis  exi>edire  posse  philologica  ars  videtur. 
Qaapropter  eruditissimi  collegae,  Icti  celeberrimi,  curis  com- 
meudatam,  sperare  licet  fore  ut  brevi  recuperemus  sagaciter 
suppletam  et  luculenter  illustratam.'^)  Reliquarum  autem 
maxima  pars,  ut  fere  fit,  ad  sepulcrale  genua  pertinet:  ad 
res  sacras  publicasve  numero  pfiuciores  spectant.  Ab  illis 
igitur;  parum  sequaces  Solensis  poetae,  ordiamur:  ad  graviora 
et  gravissima  progrediamur  deinceps. 

Etsi  autem  de  universa  codicis  condicione  disputationem 
ampliavimus,  tamen  paucis  dicendum  de  eius  fide  sentimus. 
Quam  quidem  earum  inscriptionum  comparatio  prorsus  com- 
mendat,  quae  aliis  ex  fontibus  (nam  Romano  codice  nemo 
usus)  in  Gruteri,  Reinesii,  Fabretti,  Donii,  Muratorii,  Donati 
syllogas  manarunt.  Velut  quam  a  Donio  XII,  56  ^ex  scJiedis 
bibliothecae  Vaticanae'  petitam  meminimus  (carendum  est  enim 
in  his  terris  Donii  et  Donati  libris),  eam  Romanae  auctor 
eoUectionis  fol.  264  a  *m  dotno  Alexandri  Panizzae  de  Regione 
Trivii  in  eitis  Hortis^  ipse  viderat  descripseratque.  E  CittO' 
dini  ms.  codice  Grutenis  240,  7  sumpserat,  quae  in  Rom.  cod. 
f.  276  b  in  otto  o  dieci  pezzi  dispersa  per  la  chiesa  (di  S.  Paolo) 
dicitur.  Notabile  est  quod  in  hanc  rem  f.  278  a  monetur: 
vtramque  inscripHonem  ad  autographa  quondam  descripsi,  hacte- 
nus  vero  non  oceurrit.  Testem  oculatum  tum  similitudo  mon- 
strat  tum  ipsa  disdimilitudo  locorum  descriptionis:  praeterea 
eonmdem  monumentorum  alia  aliis  temporibus  condicio:  quo 
accedit  haud  spemenda  in  quibusdam  scripturae  discrepantia, 
^Truteriana  28,  6  prodisse  ex  aedibus  Colotianis  ad  aqtiam  vir- 
ffinis  dicitur;  addit  Rom.  cod.  f.  247 a:  iuxta  aedes  Buffalorum 
et  hasim  esse  vetustate  corruptam,  fugientibus  littcris:  quippe 
eTanuerant  reliqua  praeter  sex  versus  extremos,  quorum 
solorom  ezemplum  in  codice  perscriptum  est.  Similiter  Gru- 
terianae  623,    1  codex   f.  267  b   quattuor   tantum   extremos 

*)  [Significarit  RitBchelins  his  verbiB  Philippum  Edoardum  Hnfichkc, 
^oi  eodem  anno  ^T.  Flavii  Sjntrophi  instmmcntnni  donationifi  inedi- 
tum'  emuiit  (Vratislaviae,  Hirt  4).    C.  W.J 

1* 


4  SPIOILEGIVM   EPIGRAPIIICVM. 

versus  tenet  et  ne  eos  quidem  integros.    Gruterianam  310,  1 
et  plenius  et   diligentius  Rom.  cod.   ead.  pag.  testatur  bami 
esse  cum  suprastantc  statua  virginis  Vcstalis  repcrtam  in  horiis 
Fedcr,  Caesii  in  Exqtdliis  a,  1591,  et  praeelara  emendatione 
EIV8  Y.  13  in  ETIAM  converso  e  nulla  optimam  effecit  ver- 
borum  constructionem  hanc:  Coeliac  Concordiae  Virgini  Vest<di 
3Iaximac  Fabia  Paulina   C,  F.  statuam  facicndam  conlctcan- 
5  danique  curavit  cum  jrropter  c^rcgiam  cius  pudicitiam  insignemque 
circa  cultum  divinum  sanctitatcm,  tum  quod  hacc  prior  cius  viro 
Vcttio   Agorio   Practcxtato    V,   C,   omnia    singulari,    dignoqm 
etiam   db  huiusmodi  virginibus   et   saccrdotihus  colij   stutuam 
conlocarat.'^)    Etiam  lapicidarum  fabricas  Komani  codicis  col- 
lector  perreptaverat.     In  domo  cuiusdatn  lapicidae  apud  ecvk- 
siam  S.  3Iariae  Lauretanae  a  se  repertam  nunc  via  Ostiemi 
in  villa  Salamonia  servari  testatur  f.  262  a  Gruterianam  G25, 
4,  e  Sancto  Caesario  ad  Tibcrim  promptam  secundum  Smetium 
ap.   Grut.     Cuius  v.  2  POMP.   integrius    praebet  pro   POM., 
V.  5   QVAESTOKI   pro  QVAESTOR.     Item   in  via  quadam 
apud  Maccllxm  Corvornm  et  columnam  Traianam  ante  domum 
ciiiusdam  lapicidac  Gruterianam  407,  8,  quam  Smetius  viderat 
in  vinea  Francisci  Montoni  Galli  ad  viam  Flaminiam  cxtra 
portam  Flumcntanam.    Gruterianam  109,  G  codex  non  tantum 
in  ccclesia  S.  Mariae  in  Porticu  in  sede  Praeso.  fuisse,   sed 
nunc  esse  apud  D.  lo,  Andream  de  liubeis  memorat,  ceterum 
non  discrepans,   nisi   quod  ultimo   versu  plena  voce  exhibet 
SVA.P.D-D    h.    e.    (ut   ap.    Gruterum    75,    1.    194,    9. 
Keinesium  I,  255  alibi)  sua  pecunia  donum  (vel  dono)  dederunt^ 
nisi    mavis    dcdcrunt,    donaverunt,    vel    dedicaverunt.      Expli- 
care  enim   talia    quantumvis   nota    satius   duximus,    qui   nou 
eruditis  potius  quam  vobis   scribamus.  —  Ad   eosdem  hortik<i 
cocnobii  S,  Petri  ad   Vinnda  in  cod.  Kom.,  eodem  f.   2()2a, 
atque  ap.  Grut.  984,  9   utrobique   mutila  iiiscriptio  refertur, 
cuius    V.  3   et  5  PHILVMENAE  e  codice  restituendum  pro 
1*1I1L0M1NAE    inaudita    forma,    cui    non    licet   praesidiuui 
poterc   ex  iteni  eorrnpto  PIIILOMENO  ap.  Murai  970,  IL 
Quid?   quod   dubitatio   rcstat   etiam    de   PIIILVMINA  fonna 

*)  [Vide  niinc  C.  I.  L.  VI,  1  n.  2145.     C.  W.] 


SPICILEGIVM    EPIOKAPHICVM.  5 

ap.  Grut  [m,  3.  9G3,  6.  »86,  7.  994,  2,  quoniam  tanta  E  et 
1  litteraram  tum  in  lapidibus  tum  in  antiquiHsimis  libris  8oIet 
similitudo  esse,  ut  saepe  prorsus  nequeant  discerni;  tamet^i 
fflinime  nos  talia  fugiunt,  qualia  sunt  Melj)OfpUne,  Eromini 
ap.  Grut.  25,  9.  982,  11  ex  vulgari  pronuntiandi  neglegentia 
rcpetenda.  Kationi  convenienter  scriptum  non  infre(|uen8 
uomen  exstat  etiam  in  titulo  ab  amicissimo  Aemilio  Braunio 
Qobiscum  communicato,  quem  in  Amendolae  cuiusdam  Komaiii 
taberna  (caffe  cortilc)  a  nobis  inspectum  hac  occasione  pro- 
(limus : 

I)  CLAVDIAE  •  PHILVMENE 

CLAVDIA  •  CHRYsANTIIIS 
PATUONAE-BMFEC 
ETA-OPPIO   •    TERTIO 
5  CONIV(JI  •   SVO 

ET«TICLAVDIOTERTIO 
COLLIBERTO  •  8VO 
ET  •  SIBI  •  ET  •  SVIS  •  LIUERTLS 
LIBERTABVS  •  POSTERISQEOR  VM 

I)e  ratione,  quae  inter  Ghrysanthidem  et  Claudium  Tertium 
intercedebatt  infra  dicemus. 

Qnamquam  autem  non  hoc  nunc  agimus,  ut,  quid  ad 
emendationem  prius  editarum  inscriptionum  iiomanus  codex 
couferat,  dedita  opera  doceamus:  de  (|uo  dicetur  suo  tempore: 
tamen,  cum  sit  sane  properandum  ad  incognitas  proferendas, 
propter  egregia  quaedam  supplementa  medium  inter  editas 
et  ineditas  locum  una  tenet,  quae  minus  iutegra  apud 
Fabrettum  X,  364,  dic  scripta  in  codice  exstat: 

II)  D  M  *  6 

PSVLLIVS     20TICVS     ET     SVL 
LIA     NICE     CONIVNX      VI VI      SI 
BI-ET^FILIS    ET  LIBERTIS    LIBERT 
5BV8QVE    POSTEIIIS   QVE   EOUV 
FECERVNT.    ITA  NE  A    qvoqvam  eouv 

HORTVLVS-ALIENETVR-VEL  VEXEAT-QVOT  SI  QVIS  DON 
VEXIDEBE  •  ALIENAKEVE  •  ALIQVO  •  MODO  •    VOLVERIT 

•  IVLIAETATIANETI.COIVGI  •  OPTIMAE 
lOTIS.LIBERTABVSQVEPOSTERISQVEElVS 

SVLLIVS.  ISTEFAN 


6  SPICILEGIVM   EPIORAPIIICVM. 

Apud  Fabrettum  1.  1  deest  M,  1.  2  post  ZOTI  (uam  Z  illud 
valet  sane  Z)  reliqua  omissa  omnia,  item  v.  3  reliqua  post 
CONIVNX,  V.  4  duae  litterae  extremae.  V.  5  et  6  EORVM,  v. 
7  DONA  supplevit  de  suo,  v.  11  exhibuit  VEL  IVS  •  ISTEIAE. 
Permira  autem  huius  inscriptionis  ratio  est,  si  cum  alia  con- 
teiideris  post  Donium  XIV,  16  ab  Muratorio  1500,  1  sic 
repetita: 

P.   SVLLIVS   ZOTICVS.   ET.   8VLLLV   NICE 
SB  VIBI  FECERVNT.  ET.  PIL.  ET.  LIB.  LIBQ. 
POSTERISQ.    AEORVM.    ET    ALLIAE     CONIVGl.    IVLIA 
ATIANE    ET    LIB.    LIBERTAB.    Q.    POSTER.    Q.    AEORVM.    ET 

5        SVLLIVS   ISTEFANVS.  ET.  LIB.   HVIVS.   ET   IN  CONTl 

IIOKTVLV'  MACERIA  CLVSA.  AT.  CISTERNA.  PERTIN 

Sl   QVI  VOLVERIT  DONARE.    VEL  VENDERE.   TVM.  INFER 
ET      POENA    N.  M.  L.    N.  AR.    PONTIFICVM.   ET.    VIRGINIBVS 

Tam  iiiter  se  et  difierunt  et  concinunt  haec  et  ilhi  inscriptio, 
ut  nec  haberi  pro  eadem  nec  pro  diversis  queant.  Egregia 
igitur  Borghesi  coniectura,  iteratam  in  altero  'latere  eiusdem 
sepulcri  eandem  inscriptionem  fuisse,  quod  noii  carere  exem- 
plis.  Atqui  non  est  prorsus  eadem.  Diversitatem  igitur  ita 
nosmet  interpretamur,  ut  diversis  utrumque  exemplum  tem- 
poribus  confectum  arbitremur,  priore  quidem  a  nobis  pro- 
latum,  posteriore  Muratorianum.  Suadere  lioc  ipsa  ratio  coni- 
paratarum  inter  se  inscriptionum  videtur.  Nam  P.  Sullius 
Zoticus  cum  coniuge  posteaquam  sibi  et  suis  sepulcri  locum 
paraverant  monumentumque  fecerant,  ac  ne  quis  umquam 
alienaret,  multa  constituta  interdixerant,  unus  cx  posteris, 
SuUius  Stephanus  vel  ut  tunc  loquebantur  Istephanus,  sepul- 
tae  ibidem  coniugis  memoriam  conservaturus  subscribi  aliquot 
versus  curavit,  quibus  ad  illius  quoque  coniugis  libertos  per- 
tinere  sepulcri  usum  separatim  iuberet.  Sed  ita  cum  et  parum 
concinno  ordine  tota  inscriptio  procederet,  et  vero  multae 
obligatio  a  Zotico  constitutae  ne  pertineret  quidem  ad  con- 
iugis  illos  libertos,  quippe  quae  non  subscripta  sed  praemissa 
esset:  rescribi  universum  tituhim  Stephanus  voluit,  in  unam- 
que  continuitatem  duplici  dedicatione  redacta  pravum  ordinem 
emendari,  simul  autem  accuratius  quaedam  detiniri  quam  esset 
a  Zotico   factum.     At  id   negotii    cui    demandarat,  tam   vel 


SPICILEUIVM    KPIORAPUICVM.  7 

neglegenter  vel  imperite  egit,  ut  pessime  ei  res  cesserit 
Nam  tum  in  coniungenda  Zotici  et  Sulliae  cum  luliae  Tatia- 
nae  memoria,  tum  in  hortulo  atque  multa  diligentius  doscri- 
bendis  adeo  miscuit  diversa  et  recta  turbavit,  ut  qui  emen-  7 
dare  Muratoriani  illius  tituli  turpicula  vitia  suscipiat,  operam 
perdat  Facile,  quid  vel  sibi  voluerit  vel  scribere  debuerit, 
apparet:  P.  SuUitiS  Zotictis  et  Sullia  Nke  sibi  vivi  fecerunt  et 
filiis  et  IQfertis  libertdbusgue  posterisqiie  earum.  Et  luliae 
Taiianae  coniugi  et  libertis  libertabusque  posterisqne  corum  Sul- 
lius  Stephanus  et  libertis  huius,  Si  quis  contiguum  hortulupn, 
inaceria  clusa  ad  cistemam  pertinentem,  voluerit  donare  vel  ven- 
derCy  tum  inferet  poenae  nomine  quinquaginta  miUia  nummum 
arcae  pontificum  et  virginibus  (Vestalibus.)  In  his  una  tan- 
tum  est  vera  correctio,  EORVM  v.  4  scriptum  pro  EIVS. 
Nam  nec  usitata  saiie  nec  proba  haec  locutio  est:  et  libertis 
libertdbus  posterisqt*e  eiuSy  cum  nec  Tatianae  posteri  dicantur, 
qui  praemittendi  libertis  fuerant,  nec  recte  posteri  simpliciter 
dicantur  pro  libertorum  posteris.  V.  autem  5  ET  •  LIB  •  HVI VS 
(i.  e.  Stephani)  consulto  accesserunt.  ALLIAE  v.  3  erratum 
(fortasse  tamen  ab  ipso  Donio)  pro  IVLIAE^  quod  deinceps 
iteratur;  temere  adiectum  in  fine  v.  4  ET,  in  quo  fallatur 
qui  Stephani  praenomen  latere  suspicetur.  Semet  enim  ipse 
conrexit  marmorarius,  qui  ab  initio  tum  omiserat  Tatianae 
uomen  tum  coniuncturus  erat  Stephani  cum  Tatianae  libertis. 
Neque  enim  FE  h.  e.  FECiY  ausim  ex  illo  ET  eruere,  si- 
qoidem  coniugi  dicabat  tantum,  non  fecit  nec  ut  videtur 
refecit  sepulcrum.  Alio  modo  supervacaneam  ET  particulam 
Maffeius  expediit  Mus.  Veron.  152,  3.  In  ET  IN  litteris  v.  5 
cognoscere  nobis  videmur  ITA  NE^  a  quibus  particulis  exorsus 
mox  incidit  in  alteram  constructionem  quae  fit  SI  QVLS  voci- 
bas,  et  utramque  misere  miscuit.  Reliqua  quae  peccavit  sua 
sponte  patent:  recte  autem  se  habet  MACEltlA  CLVSA,  quod 
ne  convertendum  in  CLVSV(M)  putetis,  monemus  Fabrettianae 
in,  238:  maceria  in  cirmitu  clusa,  et  Grut.  750,  4:  maceria  cir- 
cumdata.  Ne  illud  quidem  peccatum  a  lapicida  eni,  eiai  pec- 
catum  in  latinitatem,  quod  v.  2  legitur  SE  VI BI  h.  e.  sc  vivi. 
Nam  cum  frequens  sit  in  titulis  haec  locutio:  VIVVS  •  FECIT, 
VIVl  .  POSVERVNT,    quo    spectant  compeudia    scribendi 


8  SPICILEGIVM    EPIGRAPHICVM. 

V  •  F,  V  •  (SUfi)  P,  primum  paullum  immutata  formula  dixe- 
runt  etiam  SE  •  VIVO  •  FECIT  (Grut.  418,  G),  SE  •  VIVO- 
DEDIT  (ib.  414,  2).  Sed  quod  prope  iDcredibile  cuipiam 
videatur,  hac  locutione  postea  ita  abusi  sunt,  ut  etiam  ubi 
iiullus  esset  ablativo  locus,  tamen  SE  adderent,  vel  si  aliter 
efierre  lubet,  ut  tamquam  unius  vocabuli  vim  SEV1VV8 
haberet.  Non  licet  diffiteri  soloecismum:  clamant  exempla. 
SE  VIVVS  INCHOAVIT  est  ap.  Grut.  410,  8.  871,  7, 
SE  .  VIVVS  .  FECIT  ib.  609,  1,  SE  •  VIBVS  •  FECIT  586, 
8,  SE  .  VIBVS  .  COMPARAVIT  S63,  7,  SE  •  BIBVS  •  COM- 
PARAVIT  754,  10.  Reapse  una  voce  scriptum  exstat  SE- 
VIBVS  ....  COMPARAVIT  640,  4,  SEVIVOS  •  FECIT  Fabr. 
I,  281.  Plurali  numero  habes  SE  •  VIVI  •  (VIBI)  FECERVNT 
vel  COMPARAVERVNT  ap.  Grut.  608,  4.  814,  2.  877,  6. 
1114,  1.  Prorsus  autem  rationis  modum  excedit  SE  •  VIBOS  • 
FECERVNT  799,  3.  —  Quorsum  autem  in  huius  tituli  sor- 
dibus  tamdiu  haesimus?  Non  hercle  aliam  uUam  ob  caussam, 
nisi  ut  eius  auxilio  geminae  inscriptionis  nostrae  lacunas 
suppleamus.  Atque  vv.  4.  5  extremis  nihil  deesse  nisi  A  et 
M  facile  intellegitis.  Vv.  autem  6.  7  quantum  desideretur, 
ex  8  et  9  demum  comparatione  perspicitur.  De  supplemento 
V.  9  nulla  esse  dubitatio  potest:  OPTIMAE[.  ET-  LTBEK|. 
Nec  tamen  huius  quidem  versus  longitudine  prohibeamur, 
quominus  v.  6  et  7  non  item  novem,  sed  trium  tantum  lit- 
terarum  spatia  explenda  esse  existimemus  in  hanc  speciem: 
QVOQVAM  EORVM[HIC  et  SI  QVIS  DON[ARE:  nam  aliis 
temporibus  scriptorum  alia  condicio  et  potuit  esse  et  vero 
8  fuit,  si  ad  diversum  modulum  ipsarum  litterarum  animum 
adverteritis.  Verum  j)rohibemur  structurae  ratione  gram- 
matica  et  sententiae  defectu  v.  7  et  8.  Vt  enim  feramus 
illud  QVOD  SI  pro  quc7n  si,  tamen  carere  apodosi  nullo 
pacto  possumus,  qua  eonstituenda  poena  erat.  Neglectum 
post  V.  8  iutegrum  versum  tum  a  Donio  tum  ab  Romano 
collectore  <»sse,  qui  vcl  de  VEXIDERE  illo  inter  se  con- 
sentiant,  non  magis  est  probabile  quam  craso  extremo  Zotici 
versui  superscriptum  ab  lapidario  primum  Stephani  fuisse. 
Atqui  multae  descriptio,  qualis  fit  in  Muratoriana,  in  nostra 
locum  habere  nuUo  modo  potest.    Nou  licuit  illam,  si  exem- 


SPIOILEGIVM  EPIORAPIIICVM.  9 

plis  metimur  probabilitatem,  brevius  litteris  signilicare  quam 
sic:  INP  .  M  .  L  .  N  .  AR.  PONTIF  •  (vel  fortanse  PONT  •) 
ET .  W:  quae  videtis  reliquum  v.  8  post  VOLVEKIT  spatium 
prorsus  exeedere.  Ceterum  INF  pro  inferet  est  ap.  Gnit.  827, 
2,  AR  pro  arca^  frequens,  VV  pro  virginihis  Vestalibfis  apud 
Orellium  n.  4428.  Nec  si  alias  in  hoc  genere  formuIaH  cir- 
camspicias^  satis  probabilem  versuum  aequabilitatem  nanci* 
scare.  Guiusmodi  sunt,  ut  exemplis  utamur,  INF .  A  •  P .  K  h.  e. 
(ut  ap.  Orell.  5048)  aerario  populi  Bomani,  vel  breviuH  etiani 
INF(ERAT)  AER(ARIO)  ap.  Grut.  928, 1,  vel  DABIT.INKE. 
PV,  DABIT  .  R  .  P,  DABIT  .  CIVITATI,  DABIT  .  FISCO, 
DET.FISCO  et  similia  ap.  Mur.  8L5,  1.  Fabr.  III,  288  alibi. 
Praeterea  cum  veri  longe  ait  similius,  nullum  potius  a  Zotico 
m^stratum  vel  coUegium,  cui  pecunia  solveretur,  nominatum 
foisse,  quam  diversum  esse  a  Stephano  substitutum:  queui> 
admodum  DABIT  •  SESTERTIOS  •  XX  simpliciter  dictum  est 
ap.  Grui  825,  8.  Mur.  1390,  4:  omnis  illa  pontiiicum  ot 
virginum  mentio  videtur  ab  Zotici  inscriptione  afuisse  solique 
deberi  Stephano,  qui  distinctius  cavendum  de  non  alienando 
hortalo  putaret.  Haec  igitur  onmia  si  recte  disputavimus,  con- 
sequens  est  ut  haec  fere  fuerit  pristina  inscriptionis  forma: 

6 E0RVM[  .  CONTIGVVS 

7 don[areev>ivel 

8  .    .    .    .    v0lver1t.[dabit.l.mn 

9  .    .    .    .    OPTIMAEI  .  ET  •  LIBER 

Ita  probam  nacti  sumus  constructionem :  qtwd^i  quis  donarc 
eww  vd  vendere  —  voluerit  VEL  etsi  non  est  necessarium 
ac  plerumque  in  talibus  omittitur,  tamen  recte-  asciscitur  ex 
Muratorii  exemplo.  Pro  CONTIGVVS  possis  etiam  CON- 
TINENS.  Vltimo  versu  nihil  deesse  videtur  praeter  VS, 
paenultimo  aut  nihil  aut  fortasse  D  h.  e.  dicavii  vel  dcdicavit. 
In  ISTEFANVS  nomine  prima  littera  nec  lapicidae  errori 
debetur  nec  puncti  instar  liahenda  est,  quae  Orellii  sententia 
ei$t  de  alia  quadam  inscri|)tione  vol.  II  p.  288,  sed  ad  labau- 
tis  latinitatis  eas  formas  portinet,  quibus  haud  obscure  trans- 
itus  quidam  ad  hodiemam  Italorum  consuetudinem  sigui- 
ficatur.  Eiusmodi  est  iscttrra  ab  Isidoro  Orig.  X,  152  notii- 
tum,   quamquam    ridicule    explicatum.     Ipsum    ISTEFANV 


10 


SPICILEGIVM    EPIGRAPHICVM. 


nomen  redit  apud  Reinesium  XX,  124,  qui  alia  quaedam  {Istna- 
ragdiis  XJV,  87)  attulit  ad  XX,  328.  —  Mirum  autem  sit, 
ni  pridem  de  singulari  TATIANETI  forma  nostrum  exspec- 
taritis  iudicium.  Quam  mutavit  sane  Stephani  lapicida,  sed 
praeter  necessitatem.  Fuit  enim  iste  mos  posteriorum  tem- 
porum,  non  ille  in  vulgus  notus,  genetivos  et  dativos  Grae- 
corum  nominum  in  fic  et  fj  desinentium  ut  aut  in  eniSy  cni 
aut  in  etis,  cti  syllabas  terminarent:  cf.  Reinesius  ad  XX,  114. 
Velut  Agatlioclcni  pro  Agathocli;  Andrmicenis,  Bhodopeni  h.  e. 
'AvbpoviKTic,  'PoboTrri:  ut  probabiliter  Orellius  4384  Gamicefii 
(a  raiiiKri,  cf.  Fabr.  I,  146)  coniecerit.  Item  Themistockti^j 
9  Diogenefi,  Hcrmeti;  Trencti  ap.  Reines.  XX,  104,  Philunieneti 
ib.  XX,  349.  Eodem  pertinet  ati  dativus  nominativorum  in 
ct  desinentium,  ut  Sofiati  ib.  2G5.  Tamquam  a  Taiiavii  igitur 
factum  Tatiancti,  —  Ceterum  rectius  L  •  M  •  N  collocatur,  ut 
e.  c.  ap.  Grut.  383,  4.  Orell.  4428,  quam  inverso  ordine  M  • 
L'N,  --  Sulliae  gentis  mentio  etsi  rara  est,  fit  tamen  etiain 
apud  Fabr.  IX,  423.  Mur.  856,  3.  1488,  15. 

Quemadmodum  hic,ita  aliis  exemplis  saepe  direrapti  unius 
eiusdemque  lapidis  binae  inscriptiones  seorsum  innotuenmt. 
Ita  quae  a  Grutero  affertur  p.  79,  1  tamquam  singularis,  cum 
altera  quadam  sic  coniunctam  codex  f.  270  a  cousignavit*): 

111) 


FORTVNAE 
AVGVSTAE 
RE8PICI  .... 
MAVR    TES  .  . 
IVNIOREXSVISV 


fi 


Integrius  Gruterus  RESPICIENTI  M  •  AVR  •  CTESIAS. 
Fortume  Rcsincimtis,  cui  cx  visu  h.  e.  somnio  monitus  monii- 
mentum  Ctesias  quidam  posuit,  aliquot  exempla  suppetnnt 
ap.  Grut.  1072,  0.  Mur.  «4,  5.  1042,  2  (de  quibus  vid.  Orell. 
1765).  330,  1,  Praesentis  nulhiin  meminimus.  Quamquam 
per  se  nihil  hoc  habet  oflfensionis.  APOLLINI  •  GllANNO  • 
ET  •  8IR0NAE  •  DIS  •  PRAESENTIB   dicatum  monumentum 


')  [Vide  nuiic  C.  I.  L.  VI,  1  n.  181.    C.  W.] 


8PICILEGIVM    EFIGRAPHICVM. 


11 


habemus  ap.  Grut  37,  11  fC.  I.  L.  III  n.  74*],  SILVANO  • 

DEO  .  PRAESENTI  ap.  Mur.  69,  12.  123,  4  |C.  I.  L.  VI,  1  n. 

648],  NVMINI  -  PRAESENTI  •  CAELESTI  ib.  109,  4[C.  L  L. 

VI,  1  n.  545],  aliia  alia.    Operae  tamen  pretium  fuerit  appo- 

nere  Borghesi  iudicium:  Non  dissimulo  pero,  die  io  ienio  qui  di 

ma  qualche  frode,  non  potendole  essere  ignoto,  dw  gli  scarpdlini 

Bomani,  quando  capita  loro  un^  antica  hase  non  scrittay  sogliono 

divertirsi  ad  incidervi  un'  inscrizione  gid  nota,  aggiungendovi 

dal  loro  qualdte  sproposito,  ddle  quali  imposture  si  hanno  ripe- 

iuti  esempj  nel  museo  Vaticano.    II  mio  sospetto  viene  originato 

dal  cognome  TESIAS,  cui  non  so  dare  alcun  significato  e  clie 

dev'  essere  onninamente  CTESIAS,  come  ben  lesse  il  Grutero, 

€  si  conferma  poi  dalla  falsa  punteggiatnra  EX  •  SVIS  •  V, 

quando  e  evidente  doversi  leggere  EX8  •  VISV.    Non  nos  pro- 

fecto  praestantissimum   virum   docebimus,  istiusmodi  negle- 

gentiam  a  yeteribus  quoque  marmorariis  non  raro  commiHsani 

esse.    Velut,  ut  ex  nostris  exemplum  proferamus,  in  amplis- 

sima  illa,  cuius  ab  initio  meiitio  iniciebatur,  inscriptione  v.  2() 

positum  est  AC  •  ASCELII  pro  A  -  CASCELLI.    Nec  dispar 

est,  quod  ex  CVM  •  REP  Orellii  acumen  effecit  CVM  •  R  •  EP 

1).  4412.  Attamen  Tesias  ille  in  Ctesiae  locum  substitutus  videri 

sane  potest  e  novicia  Italorum  pronuntiatione  repetendus  essr. 

Ceterum  ne   in  illo  EXS  haereatis,  tribus  verbis  monemus 

horum  et  similium:   CONIVNXS,  FELIXS,  AVXSILIO,  DL 

XSERVNT,   quae  non  esse  rariora  sciunt,  qui  aliquem  vetc- 

rum  lapidum   usum  habent,  quam  simillimae  stribliginis  et 

quodammodo  contrariae  exempla  CONIVCX,  DICXIT. 

Aliud    exemplum    dirempti    in    duas    partes   tituli   hoc 
babete  e  fol.  258  a: 

IV) 


P.AMBIVIVS 

P*FIL*QVI*IIERME8 

ARAM'P08VIT 

P«  AMBI VIO  •  P  •  LIBERT 

IIERMETI  •  PATRI  •  8  VO  •  VIXIT 

ANNI8   LXV 
ET  AMBrVIAE-P«F-IVCVNDAE 
SORORI-SVE- VIX-ANN  -XIX-M  VI 


10 


12  SPICILEGIVM   EPIGRAPHICVM. 


PAMBIVIOP-FQVIU-FESTOVIX-ANN-XXVI  KTAMBIVIAE 
A(iATIlELlBVIX-ANN-XIXAMPIIIA-AMPLIATA-MATERFILCAKISS 

TECTVMCVM-CLATFEKREIS  •  D  •    S  •  P 


10 


Verba  ipsi  arae  inscripta  diu  est  curn  Fabrettus  vulgavit  X, 
401,   basi  inscriptii  nondum  innotuerunt.     Atque  apparet  ad 
eandem  Ambiviam    sive    gentem    sive   familiam   hunc  atque 
illum  titulum  pertinere:   ut  fortasse  ipsius  Publii,  qui  aram 
llermeti  patri  et  lucundae  sorori  posuerat,  Amphia  Ampliata 
coniux  fuerit,  filius  autem  Festus.     V.  6  apud  Fabr.  expres- 
sum  est  LXVII  pro  LXV,   diligentius   ut  facile  perspicitur. 
Sed  quod  idem  v.  7  P  •  L(^ih(rta)  praebet  pro  P  •  F(iUa\  discep- 
tari  in    utramque   partem  potest.    Etsi  enim  libertino  patre 
nata   non    fuit    libertina,    tamen    potuit   ante   manumissum 
patrem  filia,  postea  demum  filius  nasci,  in  libertatem  autem 
illa   simul    cum  Hermete    patre   vocari    a   Publio    Ambivio. 
Quamquam  non  habet  hoc  sane  multum  probabilitatis.  Contra 
in    basi   commemorata   Ambivia  Agathe  videtur   quidem   et 
libertina  dici  et  Ampliatae  filia.    Atqui  huc  accommodari  illa 
exi^licandi  ratio  plurimis  de  caussis  nequit.     Tenendum  illud 
est  imprimis,  natu   minorem   Agathen   quam  Festum  fuisse. 
Comminiscare  comphira  licet,   quae  quot  difficultates  remo- 
vere  videantur,   tot  novas    creent  redarguique  evidentissime 
possint:  quo  pertinent  etiam,  quae  erudite  et  suo  loco  aptis 
sima  de  similibus  Fabrettus  disputavit  p.  7  sqq.    Vnum  tan- 
tum  patet  perfugium,  ut  Ambivii  Festi  ipsius  liberta  Agathe 
fuerit,  non  fuerit  filia  Ampliatae.   Constat  enim  servas  nianu- 
mitti  solitas,  quo  ab  ipsis  eris  dueerentur.    Consectarium  es^t, 
FIL  •  CAKIS8  non  valere  filiis  carissimis  (non  enim  ita  loqui 
licitum  Komanis),  sed  flio  carissitno,    Quorum  verl^oiiim  col- 
h)catio  censenda   est  ex  ipsius  aftectu  xVuipliatae,  quae  bene 
volens   nurui   proximo    vinculo   uxoris    cum    mariti   memoria 
iungendam  putaret.  -  -  Nunc  autem  ulterius  etiam  progredia- 
mur,   et   quae   uxor  fuerit  Hermetis   ])titris,    mater  igitur  P. 
Am])ivii  P.   F.  Hermetis,  probabili  ut  arbitramur  eoniectura 
a])enamus.    Exstat  coniuuetissimus  cuui  nostro  ajjud  eundeiu 
Fabrettum  X,    3J)9  titulus  hic:    DHS-MANIKVS   P.AMKI- 


SPICILKOIVM   EIMORAPIIICVM.  13 

VIOPL  HERMETI.VA.LXVII  ET  |  AMBIVIAEPL. 
MARGARIDII  V.ALV.PARENTIBVS.OPTIMISET'  BENE 
DE. SE. MERITIS •  FECIT  |  P.  AMBIVIVS •  P. F  |  HERMES 
PIENTISSIMIS.  In  tanta  et  nommum  et  vitae  aimorum  con- 
?enienti&  vLx  licet  dubitare  quin,  qui  patri  et  sorori,  idem 
etiam  parentibus  monumentum  posuerit.  Ac  nescio  an  hoc 
qaoque  binorum  titulorum  in  binis  lateribus  eiusdem  monu- 
menti  scriptorum  exemplis  accedat.  Matris  nomen  Margarisii 
habes  apud  Mur.  1548,  2.  —  Pfluca  restant  de  nostro  titulo 
dicenda.  V.  2  Q\T  •  HERMES  ne  de  duplici  nomine  acei- 
piatis,  ut  TROPHIMVS.  QVI.  ETFORTVNATVS  ap.  (irut. 
1140,  7  aliaque  dicta  sunt  ab  Scaligero  composita  Indic.  p. 
XCL  Valet  iUud  QVL,  ut  v.  9  QVIR.,  QVIRINA  tribti.  -- 
V.  3  ARAM  dici  pro  sepulcro,  nwtnnmntOf  cqypo,  satis  iam  a 
Fabretto  demonstratum  est  p.  107  sqq.  Cf.  Rein.  XVI,  68: 
HOC  .  SEPVLCRVM  •  SIVE  •  ARA.  Denique  quod  Ampliata 
(cuius  nomen  AMPHIA  exstat  etiam  ap.  Mur.  1030,  1)  tcctum 
eum  clairis  ferreis  de  sua  pectmia  fecisse  dicitur,  id  quale  sit 
Qon  potest  luculentius  quam  Borghesi  verbis  illustrari:  lla 
U  suo  merito  Viscri^ione  di  P.  Ambivio  Festo  per  quel  TECTVM' 
CVM-  CLATris  FEHREISj  c)C  e  nuovo  a  proposifo  di  sepohri, 
Non  (!  infatti  comune  il  trovare  che  gli  cdificj  cfmrtuan  fosscro 
aperti  da  qucdclie  lato,  Tuttavolta  ahbiamo  nel  Maffei  Mus. 
Veron.  p.  448,  2  che  fcce  il  mOTECTVM-  ANTE  OLLA- 
RIA:  in  lapidi  raccolte  alla  p,  3o:>  delV  Orelli  si  citano  a  tal 
nso  k  AEDICVLAE,  m  di  forma  molto  diversa  da  qtieste  sard 
dato  V  AltMARIVM '  DISTEGVM  del  sno  nro,  45HK 

Quoniam  diutius  quam  vellemus  paucorum  nos  intor- 
pretatio  tituloruni  *  detinuit,  alios  quosdam  subicimus  sat 
faciles  expeditu. 

V)     M.SAVFEIVS.M.L.NICkPiI  VI)  DOMVS 

8IBI.ET  •►«  AKTKKNA 

ITALIAE-UBERTAE  FLAVIAK 

PHYLADE.LIBEKTO  C 11  R  Y.SI  D I  8 

IN.FRO.p.XIMN.AGR().l'.XII 


14 


SPICILEGIVM   EPIGRAPIIICVM. 


VII)     DIS       .       MANIBVS 

TI  CLAVDIVS  EVHODVS  FECIT  SIBI  ET  ARRI 
AE  TRYFAENI  COIVGIETLIBERTISLIBERTABVSQ 
VE    POSTERISQVE    EORVM 


IN       AUUO       P 

vni)      D  M 

TI   •    CLAVDIO 

SECVNDO 

CL A VDI A 

prapis-patri 
pIentissimo 

FECIT 


XVII       IN       FKO      P 


XXX 


IX) 


12 


i) 


D  M 

M    •    OG  VLNI 
VS-FRVCTVS 
V-A-X-M-VII-D 
XIIIIFECER.PlI 
PARENTES 
M  N  E  S  T  E  R 
ET  SECVNDA 


XI) 


X)      D  M 

EVTYCnAS .  SERVOS 
P  •  AELIVS  •  AM  AND  VS 
EQVES  •  SINQ 
f)       TVR-IVLI-LONGINI 
POSVIT  •  TITVLVM 

SERVO  •  B-M 
NATIONE-PIIRYGE 
VIX'ANN  -XX 

D  M 

M- VLPIVS • LIBERALIS 
N ATIONE .  HEL VETI VS  •  EQ •  SING  •  T  •  SIL VINI 
MIL-ANN^X  •  XV  •  VIX«  ANN  •  XLVII 
M  •  CVR  AV  I  T  .  POSTERISQVE  •  SVIS 

XII)  D  M 

M  •  VLPIVS  •  AVITVS 

VLPIA  •  TRAIANA 
EQ  •  SING  •  AVG  •  TVR 
5  SEX- INGENVI 

VIXANN-XLVMIL.ANN-XXV 
M  .  VLPIVS  .  FIRMV8 
TVR .  VLPI  •  VERATI 
IIERES  .  EIVS  .  FACIENDVM 
10  C  VR  A  V  I  T 


SPICILEGIVM   EPlGRAPlIICVIf.  If) 

xni)         D  M 

M   •   MARCIO  •  AGATHOPO  XIV)      SYMPIIORO 

CONIVGI  •  B-M  •  ET  SVO 

Q  •  SERVILIO  •  AGATIIOPO  ALKXANDER 

5     FIL  •  PIENTISSIMO  •  FECIT  O  •  U  •  S  •  M 

SERVILIA^LARISSIBI*ET*SVIS 
LIB  •  LIBERTABVSQ  .  P  .  F 
II  •  M  •      D  •      M   •      A  B 

XV)      P-  FVNDANI^  P»  E  •  TER 

VELINI 

Ex  his  inscriptio  XIII  reperta  fuit  in  hortis  Martii 
Columnae  apud  tempium  Pacis,  et  in  codice  exstat  f.  2(53  b. 
Keliquae  unde  prodierint  ignoratur;  perscriptae  sunt  XV  f. 
2r)6a,  Vm  f.  258a,  YH  f.  258b,  VI  f.  259a,  VU  f.  2G0a, 
V.  IX.  X  et  XI  f.  260b,  XIV  f.  269d.  Quae  autem  de  sin- 
gulis  monere  operae  pretium  videatur  —  ac  sunt  sane  in 
hiA  qnoque  singularia  quaedam  yel  aliquo  modo  notabilia  — 
ea  differre  in  id  tempus  animum  induximus,  cum  iucunda 
haec  Yos  compellandi  opportunitas  redierit.  [Continuata  non 
sont  suo  tempore  haec  studia  epigraphica  Vratislaviensia; 
supplementi  tamen  instar  eis  addi  yoluit  Ritschelius  manci- 
pationis  instrumentum  Flavii  Syntrophi,  quod  ez  hoc  codice 
ipsios  apographo  usus  edidit  Huschldus  (y.  supra  p.  3  adn.). 
Quod  consilium  cum  ipse  non  sit  executus,  inutile  duxi  (quod 
uunc  solum  licuisset)  ex  apographo  Ritscheliano  hoc  loco 
iuscriptionem  iterare,  quae  extat  etiam  apud  Henzenum  Orell. 
T321,  Wilmannsium  313,  Brunsium  (fontes  iuris  Rom.  ant) 
p.  183'  neque  potest  suppleri  nisi  alterius  apographi  ope  a 
Theodoro  Mommseno  in  bibliotheca  Parisina  reperti.     C.  W.J 


II. 

De  Pomponii  Bassuli  epigrammate*) 

(cum  tabula  lithographa). 


III  Siiigulares  cautiones  constat  et  lubricam   saepe  tracta- 

tionem  habero  litteratis  lapidibus  adhibitam  artem  criticam. 
Quae  cautiones  cum  multis  partibus  contineantur,  tum  ad 
supplendarum  lacunarum  operam,  si  qui  lapides  vel  mutili 
exstiterint  vel  detriti  vel  alio  modo  corrupti,  pertineut  prae- 
ter  cetera.  In  (|uo  genere  coniectandi  fidem  apparet  e  spatio- 
rum  ratione  diligenter  observata  litterarumque,  quae  vel  inter- 
ciderint  vel  evanuerint,  recte  definito  numero  imprimis  peu- 
dere:  idque  tanto  fere  magis  quam  in  membranarum  char- 
tarumve  lacunis,  quanto  propiore  intervallo  ab  ipsorum 
scriptorum  manu  lapidum  quam  codicum  memoria  abesse 
solet  quantoque  maiore  cum  cura,  non  dicam  semper,  at  ple- 
rumque  scalpro  incisas  quam  calamo  exaratas  litteras  habe- 
mus.  Itaque  cum  in  praecipua  officii  parte,  qui  in  tran- 
scribendis  epigraphis  peritam  operam  consumunt,  iure  meri- 
toque  accuratam  intervallorum  notationem  habeant,  tameu 
vel  sic  facile  nec  raro  accidit  ut  non  nullus  dubitationi  locus 
relinquatur.  Solet  autem  hoc  communes  cum  eis  dubitatioui- 
bus  caussas  habere,  quae  ad  litteras  non  omnino  evanidas, 
sed  obscuratas  tenuibusque  vestigiis  pristinam  formam  suani 
operientes  magis  quam  aperientes  spectant.  Nam  et  negle- 
guntur  saepe  ut  levidensia,  quae  futuri  critici  scire  intersit 
ut  (|uod  maxime,  et  fallaci  confidentia  pro  certis  habentur 
vcl  certorum  similibus,  quae  suapte  natura  prorsus  ambigua 


*)  [Prooemium   IndiciH   scholanim    liilKirnanim    lionnenainm    anno- 
rum  CIOIOCCCXLVIl  et  VIII.  | 


Ad  Ditserl.  iT/i.  /7. 


D   •    M 


M-POMFON'!©    MFjl-M- VM.PI10N 
HABW  COR-        BASS/LO 

ME/y>»WD/li»irCAS  WRn  5CITA5  rABi^LAi 
ET  iFSVS  fTM  M  SEDVXO  f/iVXl  WOVilS 

/0  ^vAiKKA  i.£rr  chaht:  S  AfA  »  PaT^^m  DV  . 

l^RV^M  mATv<iANIM«CV^Wr>«  NXjls 

\ 
VTKVMQvt  ITLSsiryAEpiam  ^u^r^^MOWM 

OrTArAf^  MORTEMSyi^  A  diptas  ea    ^IH  I 
SVOP£  MOm  CVNOA  pf^T Ltnmi  1%^ 

'•* Y  y 

ikMOOiCt  NlClYlSytmicpf  ulumti  5>IEAT 

CW5lTp/lMTVffl?JlTi^ACf/  ^/^«  'BW 
i?l1/V0JUCIfMT^D^{  !'/«  Wii^t/  EM 

CAtfT'  LONC-MAmr-  /-^LM-I 


NE»iORI  FECORIS  OTIO-T  R  XM  S  rvMCFRiC 
MI>IA>4DRl  PAVCXSVORTISCITASn^BViXS 


lM'.   J.  st    V  A    -  r  -  r  .  u    n  •. '  n 


EPITAPHIYH  METRICVM   POMPONII  BASSVLI.  17 

esse  atque  adeo  yeris  contraria  posterae  ratiocinationis  neces- 
sitas  erincat.  Etenim  cum  ratiocinandi  copiam  meditandique 
otium  deneget  plerumque  horae  momentum  transcribendi 
negotio  concessum^  fit  ut,  quod  properata  coniectura  inveati- 
gasse  nobis  videamur^  id  tamquam  reapse  scriptum  in  lapide 
praeiudicata  opinione  deceptis  oculis  et  velut  fascinatis  ap- 
pareat.  Nec  minus  hoc  in  illorum  genus  codicum,  quos  re- 
scriptos  barbare^  latine  deleticios  vocamus,  quam  in  corrosos 
lapides  cadit.  Et  tamen  nihil  critico  molestius,  indagandae 
yeritati  nihil  esse  pemiciosius  potest  quam  earum  rerum,  a 
qoibus  tamquam  fundamentis  suis  divinandi  opera  omnis  pro-  iv 
ficiscatur  oporteat^  vel  ignoratio  vel  non  satis  finita  cognitio: 
sire,  quod  non  observata  sunt  quae  observanda  fuerant, 
fiactuat  iudicium,  sive  quod,  quae  non  videnda,  visa  sunt  et 
capidins  credita.  Quapropter  prius^  quam  post  peractam 
emendationem  denuo  inspecto  examinatoque  lapide  librove, 
nec  quid  tandem  et  quantum  in  tali  monumentorum  genere 
scriptum  exstet,  cum  aliqua  confidentia  exploratum  haberi, 
nec  ipsa  emendatio  credi  potest  perfecta  esae. 

Et  haec  quidem  praefandi  opportunitatem  memorabilis 
inscriptio  praebuit  argumentique  raritate  insignis*);  quam 
felicissimus  in  hoc  genere  celatum  indagator  (ut  cum  poeta 
loquar)  Theodorvs  Mohjisenivs  Boma  nuper  Bonnam  trans- 
misit  Museo  nostro  philologico  inserendam,  cuius  eam  fasci- 
ealus  primus  sexti  voluminis  tenebit.  Interim  tamen  eam  in 
menstruis  schedis  Instituti  archaeologici^  quae  Bullettino  in- 
scriptae  Bomae  prodeunt,  huius  anni  fasciculo  V  p.  94  ipse 
publicavit  eodem  prorsus  modo  lacunis  suppletis,  sed  et  de 
reliquo  argumento  longe  breviore  commentariolo  addito  et 
omissis  quae  ad  lapidis  condicionem  describendam  pertinent 
omnibus.  Uaec  autem  ipsa  cum  nostra  imprimis  referat 
cognoscere  quam  plenissime,  non  potuimus  non  ipsam  Momm- 
senii  manum  vobis  repraesentare  lithographi  arte  in  adiecta 
hoic  prooemio  tabula*'^)   quanta  fieri  fide  potuit  expressam, 

*)  [Cf.  Mommaen  I.  N.  1137^   Heozen  Or.  5605,    Buecheler  Antliol. 
epigraplL  lat  Bpec.  I  cGryph.  1870)  n.  XXIX.    C.  W.] 

^)  [Qnam  iterandam  hic  cnrari,  cum  tota  Ribschelii  dispntatio  ima- 
gine  in  ea  ezhibita  aitatar.    C.  W.] 

FK.  RIT8CBBLII    OPV8CVLA    IV.  2 


^^^^  Addidit   vobiscum  inteffras 

sipj^^  ^^^^^  infr^  P^^^den  Maknerii  der  alten  Hirpinerstadt 

coni'^"^'^  ^y^^  }fig^^^  ^^^  yon  Grottaminarda  an  einem  Orte, 

m  i^  ^^^    •  PiopV^  nennen,  ist  vor  kurzer  Zeit  in  der 

^    A'e  Um^^^^^'  'unter  aiidem  Grabsteinen  ein  grosser  Cip- 

TJefe  y'''  ^^^^?^W  ^^'"'^''  ^''''^'  ^'/»  ^^^^*'  ^^^  ^''^  ^"'^ 
Js  g^^^^^^^mchen  wie  gewohnlich  Krug  und  Schale  zeigt, 

lyeiden  ^^'         -j^q  aber  eine  interessante  Inschrift  in  Senaren. 

^af  ^^^   ^^.    fj2  Grottaminarda,  wo  der  Stein  einstweilen  jetzt 

jch  ^^  ^        ^yjn   Bau  der  Kirche  bestimmten    alten  Bau- 

"^*^'^     y^gf.   bis  er  einen  passenden  Platz  erhiilt,  abgeschrie- 

stem    ^  ^jjgetiatscht,  und  theile  hier  darnach  den  Text  mit, 

e  eine  Schriftprobe,    welche  zeigen  wird,   wie   verkehrt 

Tuarini  die  Inschrift  in  die  republikanischen  Zeiten  gesetzt 

hat.    I^i®  Schrift  sowie  die  archaisirende  Sprache  fiihren  viel- 

0iehr   auf  das  dritte  Jahrhundert.  —  Edirt  ist  die  Inschrift 

yon  Guarini  Iter  vagum,  nmnsio  /,   Nap.  1846,  p.  3  sq.,  aber 

0iit  gewohnter  Nachlassigkeit,  wie  z.  B.  Z.  8  bei  ihm  lautet 

IP   QVALE    QVALE    EST    CUARitib,  CStO  DATVM.  BV,    WO  BV  (statt 

bv  =  diu)  erklart  wird  durch  bene  vortat  Die  Supplemente 
von  Z.  12  an  (denn  bis  dahin  waren  sie  kaum  zu  verfehlen) 
sind  ebenso  unbrauchbar.  Der  Stein  ist^  wie  man  sieht,  nicht 
wenig  beschadigt;  es  muss  iiber  denselben  ein  reibendes  lu- 
strument  an  einer  bestimmten  Stelle  in  senkrechter  Richtung 
hin-  und  hergezogen  sein,  wodurch  in  jeder  Zeile  etwa  10 
Buchstaben  verscheuert  und  mehr  oder  weniger  unleserlich 
V  geworden  sind.  Um  die  Grosse  der  Lucken  einigermassen  zu 
bestimmen,  habe  ich  in  den  besonders  beschadigten  Zeilen  an- 
gegeben,  welche  Buchstaben  vor  und  nach  der  Liicke  iiberein- 
ander  stehen.  Die  sonst  sorgfaltige  Sehrift  ist  an  den  ver- 
loschenen  Stellen  zum  Theil  gar  nicht,  zum  Theil  nur  mit 
Miihe  und  Unsicherheit  herauszubringen;  ich  fiige  uoch  fol- 
geude  Bemerkungen  hiuzu.  Z.  11  taedium,  nicht  taedio,  was 
die  Liicke  nicht  fiillen  wurde.  —  Z.  12.  Nach  SVM  ist  noch 
ein  A  zu  erkennen,  und  danach  scheint  ein  Rest  von  c 
oder  G  zu  folgen;  es  ist  aber  diess  wenig  sicher.  Die  Er- 
ganzung  befriedigt  weuig  liier  und  in  dem  folgenden  Verse; 


POMPONII  BASSVU  POETAE.  19 

vielleicht  findet  ein  anderer  eine  bessere.  Quae  mihi  hutte 
ich  geachrieben^  weiin  es  der  Raum  gestattet  hatte.  —  Z.  13. 
Nach  CVNCTA  folgt  der  Rest  eines  ronden  Buchstaben,  wie 
c  oder  s,  dann  der  Zipfel  eines  A  oder  R  und  zwei  senk- 
rechte  Linien;  mit  welchen  Spuren  die  Erganzung  cnnctantefn 
oder  cundatam  per  limina  oder  dgl.,  an  die  ich  sonst  dachte, 
unvereinbar  ist  —  Z.  14.  Gem  hatte  ich  legendum  geschrie- 
ben^  aber  der  Raum  reicht  kaum  fQr  Uyenti.  LEC  oder  LEO 
glaube  ich  mit  Sicherheit  gelesen  zu  haben.  —  Z.  IG.  scopu- 
hm  erfordert  die  Gi^dsse  der  Lilcke;  man  lese  sropltm,  — 
Z.  17.  Nach  der  Grosse  der  Ldcke  mfisHten  hier  noch  zwei 
Buchstaben  mehr  gestanden  haben  als  ac  omniBVS,  yielleicht 
also  ac  et  omnibus  oder  dgl.  —  Diese  Restitutionen,  so  un- 
vollkommen  sie  sind,  werden  den  Sinn  doch  wohl  schwerlich 
bedeutend  verfehlt  haben.  Unzweifelhaft  gehort  diese  Inschrift 
eines  Eomodiendichters  aus  dem  dritten  Jahrhundert  nach 
ChristOy  der  sowohl  Uebersetzungen  von  Menandros  als  Ori- 
gmalstQcke  publicirt  hat  {chartis  mandavit  diu)  und  in  seinem 
ein  und  fOnzigsten  Jahre  sich  selbst  das  Leben  nahm^  zu 
den  interessantesten  der  romischen  Epigraphik.  Ob  sich  sonst 
Spuren  finden  von  diesem  M.  Pomponius  Bassulus^  weiss  ich 
nicht;  aus  unserm  Steine  sehen  wir,  dass  er  aus  einer  alten 
Familie  war  und  seine  Ahnen  bis  zum  vierten  Gliede  zurdck 
verfolgte.  Er  hat  die  Tribus  von  Aeclanum;  die  Cornelia^ 
und  war  also  vermuthlich  von  da  gebQrtig;  doch  finde  ich 
sonst  nichty  dass  die  Familie  der  Pomponier  in  Aeclanum 
einheimisch  war.  Dagegen  war  seine  Frau  CAsrria  LoNoa 
ohne  Zweifel  aus  einer  inAecIanum  einheimischen  Familie, 
da  die  sonst  selten  erwahnte  gens  Cantria  haufig  ist  in  acla- 
nenser  Inschriften  {Cantria  Primilla  Lupoli  Iter  Vetius,  p.  123; 
Caniria  l'uulla  ib.  p.  28,  Guarini  ric.  Ecl,  p.  83;  P.  Cantrius 
P.  f.  Cor.  Italus  id.  p.  102  u.  a.  m.).  Das  Municipalamt,  das 
er  bekleidete,  einesDuiimvir  quinquennalis,  finden  wir  in  einom 
ahnlichen  Steine  von  Aeclanum  bei  Guarini  spiciUgio  cclanrse 
ddr  1824  [L  N.  1128J:    TI  CLAVDIO 

TI  FIL  TI  NEPOTI 

COR  MAXIMO  Q 

IIVIR  QVINQ 


20  EPITAPHIVM   METRICVM 

VI  u.  s.  w.  von  einem  jungen  Menschen  verwaltet,  der  im  zwan- 
zigsten  Jahre  seines  Alters  starb ;  es  hatte  dasselbe  also  eben 
nicht  viel  auf  sich,  obwohl  es  der  hochste  Posten  in  Aecla- 
num  gewesen  zu  sein  scheint.  Unser  Duumvir  mag  sich  wonl 
mehr  mit  litterarischer  als  mit  Municipalambition  geplagt 
haben,  und  nach  diesen  Versen  zu  urtheilen,  miissen  seme 
Produkte  zierlich  und  gefallig  gewesen  sein.' 

Facile  intellegitis  de  argumento  universo  tam  recte  Momm- 
senium  iudicasse,  vix  ut  quicquam  desideres,  praesertim  si 
addideris  quibus  hic  disputata  aliqua  ex  parte  etiam  locuple- 
tavit  in  menstruo  libello  supra  commemorato.*)  Ibi  quod 
subtilissima  argumentatione  positi  a  Pomponii  uxore  monu- 
menti   tempus    ita   definiit,   ut  coloniae   quidem  Aeclanensis 


*)  Vt,  quae  ad  enarrandam  hanc  inscriptionem  conferunt,  uno  in 
loco  coUecta  habeas  omnia,  hic  subiecimus  italice  scriptum  illum  com- 
mentariolum,  aolo  resecto  initio.     'Air  epoca  repubblicana  tanto  meno 
pub  appartenere,  perch^  il  duumviro  h  un  magistrato  coloniae,  ed  e  ben 
noto  che  al  tempo  della  repubblica  Eclano  ebbe  quatuorviri  e  fu  mnni- 
cipio.    Troviamo    nelle    lapidi  eclanesi    e  quatuorviri  e  duumviri;   di 
quatuorviri  eono  a  mia  notizia  M.  Magio  Suro  e  A.  Patulacio    dalla 
famosa  iscrizione  delle  mura  (Guarini  ric.  Ecl.  p.  93),   C.  Obellio  e  C. 
Mario  (id.  alc.  spig.  arch.  p.  5),    M.  Patulacio  Massimo    (id  ric.  Ecl. 
p.  111),  C.  Vibio  Bastulo  (id.  cont.  delle  oss.  ecl.  p,  8,  ma  meglio  me 
la  copib  il  Brunn)  e  C.  Betizio  Pietate  (Guarini  comm.  XII  p.  14,  cor- 
retta  da  mh  suir    originale).     Questi  o   per   le  fonne  arcaiche  uaate 
nelle  lapidi  o  per  la  loro  semplicitii  tutti  si  mostrano  deir  epoca  repnb- 
blicana  o  de'  primi  Augusti,  air  infuori  deir  ultimo  che  come  prefetto 
della  COH.  PRi/no  /?avia  coMMa^cnoRVM  vuol  essere  de'  tempi  de'  Flavj. 
E  sU\  bene  percib  che  Plinio  disse   Benevento  la  sola  colonia  irpina, 
accennando  cosi  che  Eclano  a  suo  tempo  ancora  non  lo  era.  De'  dunm- 
viri  che  abbiamo  ne'  marmi  di  Eclano  nessuno  si  mostra  di  nn'  epoca 
cosl  remota:  anzi  ne  troviamo  ai  tempi  di  Trajano    (come  lo  cra  il 
console  Mecio  Postumo  secondo  il  titolo  Guarini  comm.  XII  p.  19  da 
me  redintegrato  con  un  altro  pezzo  inedito),  di  Adriano  (Grut.  441,  6) 
e  dogli  Antonini  (Guarini  spicil.  ecl.  1826  p.  5).    Da  cio  rileveremo  chc 
ogni  lapida  che  fa  menzione  del  municipio  eclanese  sia  anteriore  al- 
numo  a  Trajano,  e  ogni  lapida  che  fa  menzione  della  colonia  di  Eclano 
posteriore  a  Vespasiano;  il  che  sara  utilissimo  per  tissare  Teta  di  molte 
iscrizioni.    I  nostri  supplementi  sono  stati  adattati  alla  grandezza  delle 
lacune.    Nel  v.  20  si  legge  CANTrea  LONGina,  essendo  la  famiglia  Cau- 
tria  una  delle  piii  estese  fralle  eclanesi.' 


POMPONn  BASSVLI  POBTAE.  21 

(qaando  ad  coloniam  duamviruin  magistratus  spectat)  men- 
tionem  non  posse   non  posteriorem  esse  Yespasiani  aetate 
persaadeai^  id  lubenter  accipimus^  sed  ita  accipimus,  ut  non 
tertio  potius  quam  secundo  p.  Chr.  saeculo  elegantes  M.  PoM- 
PONn  Bassvli  versiculos  tribuamus.     Ac  de  homine  quidem 
ipso  non  plus  compertum  habemus  quam  Mommsemus.   Nec 
mirum   memoriae   nihil  proditum   esse  de  fabularum  poeta 
uon  scaenae  scriptarum;  sed  privatae  oblectationi  et  fortasse 
iamiliari  recitationi.    Nam  etsi   agendarum   fabularum  cum 
tragicamm  tum  comicarum  usum  spectandarumque  studium 
ne  quario  quidem  et  quinto  p.  Chr.  saeculo   uUo  modo  exo- 
levisse  plane   pleneque  constat,   praesertim  postquam  longe 
eruditissima   disputatione    hoc    genus   universum   clarissima 
in  luce   Welckebvs    noster    poaiiit    de    tragoediis    graecis 
vol.  in  p.  1472  sqq.y  tamen  Pomponii  quidem  comoedias  non 
esse  ad  populum  datas  cum  eo  satis  ipse  significavit^  quod 
tantum  chartis  mandatas  dizit:  nec  enim  credi  potest  multovii 
illustriorem  laudem  silentio  praetermissurus  fuisse:   tum  ez 
scaenicae  poesis  rationibus  universis^  quales  fuerunt  posterio- 
ribus  saeculisy  coUigere  licet.    Namque  ipsa  illa  fabularum 
freqaentia  non  est  ad  antiquitatis  exemplum  de  fabulis   et 
novis  et  actis  interpretanda,  sed  ita  potius,  nisi  omnia  fal- 
lunty  menti  informanda^  ut  discreta  fueiint  duo  genera:  no- 
varumi  quae  non  agerentur;  sed  recitarentur  tantum,  et  acta- 
ram  in  scaena,  quae  non  novae  essent,  sed  veteres  veterum 
poetarum.    Et  de  tragoediarum  quidem  scriptoribus  hoc  ita 
Welckerus  p.  1442.  1459  sqq.  persuasit^  ut  actae  esse  novae 
tragoediae   post  Neronis    imperium    nullae    videantur^    post 
lavenalis  autem  aetatem  ne  recitatae  quidem  novaO;  sed  per 
aliquot   saeculorum  decursum  inde  ab  Hadriani   temporibus 
solae   veteres   vel   actae   vel   recitatae.     Quodsi    recte    idem 
p.  1476  iudicavit   diutius   etiam   quam  comoediarum   pervi- 
guisse  tragoediarum  studium:   praesertim  cum  comoediarum 
k  e.  palliatarum   in   locum   in  dies  aucto  fervore  probatus 
mimus  succederet:  facile  fieri  coniectura  potest,  quando  de- 
sisse  comoediarum  scriptio  videatur.    Tragoedias  qui  scaenae 
Bcripserit;  nemo  post  Pomponium  Secundum  commemoratur 
Nerone  imperante  vita  defunctum:  qui  recitationi,  nemo  post 


22  EPITAPniVM   METRICVM 

Martialis  luyenalisque  aequales  Welckeri  diligentia  composi- 
tos  Canium  Rufum,  Varronem  quendam,  Scaevam.Memorem, 
Bassum,  Paccium,  Faustum,   Rubrenum  Lappam.     Cum  his 
iam  compara  mihi  comici  generis  rationes:  in  quo  qui  scaenae 
operam  dederit,  nullum  poetam  norimus  Fundanio  illo  Hora- 
tiano  posteriorem,  qui  recitationi  consuluerit,  nullum  Vergi- 
Nio  RoMANO,  de  quo  haec  Plinius  Secundus,  Martialis  aequahs 
ille   et  amicus,    prodidit    epistula   ad  Caninium    lib.  VI,  21: 
Atquc  adeo  niqyer  andii  Verginium  Ronianum  paucis  legetifm 
comocdiam  ad  exemplur  veteris  cmnocdiae  scripfam  tam  hene,  ut 
esse   quandoque  possit   exemplar.     Nescio    an    noris   Jwminein^ 
quamquam  nossc  dches:  cst  cnim  jyrohifafc  niorum,  ingenii  ele- 
ganfia,  opcrum  varicfafe  monsfrahiUs.  Scrij^sit  mimiamhos  temii- 
ter,  argute,  vcuusfc  atque  in  hoc  gencre  eloquenfissime:  nuUum 
cst  enim  gcnus,  quod  ahsolufum  non  possit  chqucnfissimum  dici. 
Scripsit  comoedias  Menandrum  alio$quc  actatis  eius- 
dem   aemulatus;    licet   has    intcr   Vlautinas    Tcrcntia- 
nasque  numcres.     Nunc  primum  se  in  vctere  comoedia,  srd 
non  tanupiam  inciperef,   osfcndit.     Non  illi  tvs,  non  granditas, 
non  suhtilitas,   non  amaritudo,   non  dulccdo,  non  lepos  defuit; 
ornavit  virfutes,  iuscctatus  est  vifia,   veris  nominihus   decenter, 
fictis  usus  cst  apte.     Sic  enim  transponendum ,    cum    vulgetur 
ficfis  nominihus   decenter,    mis  usus  cst    apte.     Vides    homi- 
nem  sat  similis  cura  Pomponio  Bassulo   condicionis,    eumque 
vel    primi    post  Christum    natum    saeculi    vel    iiieuntis    se- 
cundi.    Vixerit  licet  aliquanto  post  Pomponius:  sed  quid  tan- 
dem  est  cur  ab  illo  integri  saeculi  intervallo  disiungatur  et 
cum    Serenis    Samraonicis,    Neraesianis,    Calpurniis    societur 
dissimillirai  ingenii  poetisV  At  obsoleta  prisci  sermonis  secta- 
VIII  tus  est.    Quid  autem?    Alexandrine  Severi,  Gordiani,  Diocle- 
tiani   saeculum  resuscitandae    antiquitatis    studia  illa    vidit? 
an  Hadriani  potius  Antoninorumque  aetate  Naevianae,  Plau- 
tinae,  Ennianae  sive  artis  sive  asperitatis  illecebris  affectatis 
suara  orationera  condire  et  aequaliuin  velut  hebescenti  palato 
coramendare  cuni  (fclliis,  Frontonibus,  Appuleiis  poetae  quo- 
que  coeperunt?    Apage  igitur  tertiura  saeculura   e  sola  litto- 
raruni  specie,  si  Moraraseniura  audiraus,  ronsectariura :   quae 
multum  veroor   ut  diraidii   saeculi  discriraine   tam   sui  dissi- 


POMPONII  BA88VLI   POETAE. 


23 


milis  et  tam  constaoter  eTaserit,   ut  hinc  petito  argumento 
tam  certis  finibufl  coerceri  temporis  descriptio  possit. 

Sed  redeo  unde  exorsus  sum,  ad  lacunas  tam  notabilis 
epitaphii  cum  probabilitate  supplendas.  Nam  quae  Momm- 
senius  periclitatus  est,  me  non  monente  perspicitis  ita  com- 
parata  esse,  ut  yiam  potius  aliquam  aliquo  modo  redinte- 
grandi  lapidis  yideatur  monstrare  yoluisse,  quam  ponere  quae 
a  poeta  linguae  suae  non  prorsus  ignaro  scribi  potuisse  ipHC 
crederet  Neque  enim  tam  doctum  yirum  credetia  yel  pro- 
Bodiacae  rationis  yitiationem  in  legenti^  teneai,  stabilefn,  yel 
hiatuum  ulcera  in  sum  adeptnSy  legenti  incidite,  yel  sententiae 
fatoitatem  perversitatemye  y.  14,  16|  yel  denique  y.  17  iunc- 
tamm  ac  et  particularum  barbariem  serio  suasisse  et  con- 
sulto  commendasse.  Aegrius  ferimus  quod  in  eyanidarum 
spatiis  litterarum  yel  pingendis  yel  explicandis  ne  Momm- 
seniana  quidem  diligentia  nobis  satisfecit:  unde  existimabitis 
qnam  non  sine  caussa  de  hoc  genere  grayiter  ab  initio  com- 
monuerimus.  Primum  enim  cum  in  singulis  yersibus  circiter 
denas  litteras  detritas  dieit,  id  non  satis  perspicitur  quomodo 
in  ipsius  supplementa  quadret,  quorum  nullum  est  quod  no- 
Tenarium  numerum  litterarum  superet,  pleraque  yel  ab  hoc 
numero  aliquot  litteris  distant.  Non  magis  autem  dubitatio- 
nem  interpunctio  illa  eximit,  qua  litteras  lacunis  ab  utraque 
parte  proximas  notayii  Hanc  enim  rationem  si  sequimur, 
litterarum  ordines  in  singulis  yersibus  subter  sese  positarum 
hoc  exemplo  descripti  prodeunt. 


10 


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24 


EPITAPHIVM   METRICVM 


ixApparet  haec  quidem  spatia  nec  in  denarium  litterarum  nu- 
merum    nec  in    proposita    supplementa  convenire;    atque  ut 
fateamur  quod  res  est,   non  potest  omnino   illorum  paucitas 
ad  reconcinnandos  versus  ullo  pacto  satis  esse.     Itaque  cum 
in  appingendis  punctis  alicubi  erratum  sit  necessario^  factum 
hoc  est  fortasse  v.  14  eo,  quod  cum  d  littera  superioris  ver- 
sus  ligatum  est  o,  non,  quod  debebat,  L.    Hoc  enim  sumpto 
si  praeterea  conieceris   ab  ipso  lapidario  v.  9.  puncto,  quod 
unius  litterae  spatium  aequaret,  diremptas  fuisse  CVRIS  ANXUS 
voces:    (nam  in  hoc    quoque   fidem   desidcramus,  quod,  quae 
in  Mommsenii    apographo    v.  5.   6    post   pecoris,    otio  et 
MENANDRi  puncta  apparcnt,  eorum  unum  illud,  quod  est  post 
OTio,  servatum  est  in  altero  exemplo  quod  ipsas  lapidis  for- 
mas  imitatur:)   vide  an  non  inepte  significatas   discrepantias 
sic  componas: 


10 


15 


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Quamquam  cum  ne  sic  quidem  omnia  congruant,  sed  singula 
spatia  superfiant  v.  15.  16,  defiant  v.  18.  19,  facile  suspicio 
oritur  iterum  et  tertium  in  notandis  punctis  erratum  esse 
V.  15  et  16,  vcros  autem  litterarum  ordines  hanc  potius  figu- 
ram  ostendere: 


15 


L 
T 

S 

S 

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EfJen  ti  inc 
Fatalesex 
C  0  P  u  1  u  m  t  e 
EIAcetomn 
T  e  m  s  t  a  b  i  1 
V    ereexpe    d 


IDITE 

SITVS 

NEAT 

IBVS 

EM 

IT 


POMPONII  BAS8VLI  POETAE.  25 

Faiendam  est  tamen  et  yim  et  fidem  huius  ratiocinationis 
non  leriter  eo  labefactari,  quod,  qnalecumque  sequare  dispo- 
nendi  genns,  haudqnaquam  pari  vel  simili  concinnitate  in  ea 
parte  versuum,  quae  ab  initiis  usque  ad  lacunas  pertinet,x 
litterarum  numeros  exaequatos  yidemus,  atque  minus  etiam 
constanter  in  tertio  et  altero  quam  in  primo  exemplo.  Nam 
cam  in  primo  non  pauciores  quam  xvi,  nec  plures  quam 
XIX  litteras  numeremns:  in  altero  inter  xvi  et  xx  (v.  15. 
16.  18)  fluctuat  numeruB;  in  tertio  ad  xxi  adeo  (v.  15.  16) 
progreditnr. 

Haec  igitur  cum  ita  se  habeant,  quando  pro  certo  nihil 

amplecti    in   tantis   dubitationum   fluctibus   licet,   consultius 

▼idebimnr   illinc   proficisci,    quod   singula    supplementa   sua 

Mommsenius  plane  testatus   est  et  identidem   affirmavit  in 

lacanamm  spatia  religiose  accommodata  esse.     Quo  quidem 

ita  utemur,  nt  unius  litterulae  discrimen  non  nimis  sollicite 

caremns,  praesertim  cum  aliquid  etiam  diversitati  litterarum 

dandum   esse   versuum  5  et  6  exemplum   doceat  ad   ipsam 

lapidis  similitudinem  expressum.    Itaque  cum  v.  10  et  11  in 

Gaarini    ut    videtur    supplementis    Mommsenius    acquieverit 

(ipsum  enim  Gnarini  librum  dolemus   his  in  terris  praesto 

non  esse)^  rectius  tamen  parum  placens  constructia  illa  uirunh 

que  ut  esset  taedium  Italo  critico  relinquenda  erai  Neque  enim 

dnbitandum  qnin  scriptum  fuerit  taedio  •  mi  •  uitj(A  •  M odvm 

—  Impeditior  de  v.  12  et  13  disputatio  est  et  valde  anceps 

iadicium^  cum  quod  non  unius  sententiae  necessitas  data  est, 

sed  complurium  copia  facta  earumque  variam  conformatio- 

nem  admittentium,  tum  quod  nec  plena  satis  nec  distincta  de 

ipsa  lapidis  condicione  nobis  testimonia  adsunt.    Vix  autem 

opinione  anguratum  esse  Mommsenium  putamus^  quanti  nobis 

qaantillae   rei   certior   definitio   futura   esset.     Hoc   dicimus, 

quod  non  satis  ex  eius  verbis  perspicitur,  utrum,   quas  de 

litterarum  vestigiis  post  SVM  in  lapide  relictis  dubitationes 

significavit,  etiam  ad  A  illud^  an  ad  ea  tantum  spectent  quae 

hanc  notam  secuntur.  Hoc  si  voluit,  solum  praesto  est  quod 

hac  qaadret  8VM  •  aptfs,  Plauti  quidem  imitatore  dignissimum 

idemqae  ad  veram  in  Plautino  illo   apud  Gellium  epitaphio 

scriptaram  Postquam  cst  martem  apius  Plautus  post  ea,  quae 


26  EPITAPHIVM   METRICVM 

Parergon  praef.  p.  xxxi  attulimus,  novo  documento  confirman- 
dam  imprimis  idoneum.  Contra  si  a  quoque  illud  ambiguum, 
non  minus  commode  cogitatur  de  mortem  •  svM/>5/.  Atqui  ita 
non  modo  duobus  spatiis  brevius  supplementum  prodit  (vel 
adeo  tribus,  si  potuisse  SVM.s/  scriptum  esse  probabile  sit), 
sed  quod  etiam  contiguam  vocalem  respuat.  Vnde  rursum 
Iioc  consequitur,  iion  quovis  pacto  locum  esse  ea  pronomini 
a  Mommsenio  commendato,  sed  certis  condicionibus  requiri 
Qr^K.  Id  autem  ipsum  cum  mox  intellecturi  simus  mensuram 
-  intervallorum  excedere  a  Mommsenio  notatarum,  in  novam 
inicimur  hanc  dubitationem;  utrum  illius  fide  notationis  post- 
habita  solum,  quo  niti  posse  visi  sumus,  fundamentum  mis- 
sum  faciamus,  an  pro  qvae  a  lapidario  positum  esse  q^  cre- 
damus.  Non  ut  aliam  quandam,  in  quam  quis  facile  incidat, 
supplendi  viam  statim  ab   initio  praecludamus,  svmpsi  •  lar- 

GITAM  •  MIHI     (vel    PARTVRAM  •  MIHl) LEMMIVX    prO- 

XI  babilitatem  vel  propterea  non  habet,  quod  vis  sententiae 
poscit  ut  gravius,  nec  secundaria  tantum  enuntiatione,  illud 
sese  reapse  assecutum  esse  quod  quaesierit,  poeta  declaret 
Eodem  autem  hoc  argumento  etiam  de  dat  praesenti  actum 
est,  pro  quo  nervosius  profecto  exspectamus  perfectum  aliquod. 
Rursum  id  valere  in  contrarias  partes  potuit,  aut  ut  largita 
esse  beneficia,  aut  mala  ut  sustulisse  mors  diceretur.  Quorum 
hoc  non  mirer  si  prae  illo  iccirco  placeat,  quod  pauUo  com- 
modius  dici  videantur  cunctae  molestiae  sollicitudinesque  au- 
ferri  quam  cuncta  solacia  et  lenimenta  tribui.  Nec  enim  in- 
epte  velut  in  hanc  speciem  conicias:  sxmpsi  >  ea  ^  zEMrrr' 
MiHi  (vel  QVAE '  DEMPsiT '  mm  vel  qvae  -  mvlsit  -  ^mi)  svo- 
DE  •  MORE  •  CVNCTA  •  lAM  •  GRAVAMiNA:  modo  uc  gravatncn 
a  bono  et  antiquo  scriptore  nullo  dictum  sciamus,  alind 
autem  simili  significatu  nomen  in  7nm  terminatum  lingua 
nullum  praestare  videatur.  Nam  iam  particulam  a  tali  qui- 
dem  sententia  non  ausim  alienam  ac  ne  languidam  quidem 
iudicare:  der  Tod  hat  niich  nunmchr  von  allen  friihem  Leiden 
hcfreit,  Sed  pro  gravanioi  donec  probum  vocabulum  e  tene- 
bris  erueris,  a  contraria  notione  proficiscendum  erit.  Cuius 
generis  vix  brevius  verbum  exstat  quam  vel  tvlit  vel 
ipsa  simplicitate   aptius  dedit,     Rursum  huic   locus   aut  in 


POMFOKII  BAS8VL1   POETAE.  27 

superiore  versa  esse  potuit  aut  in  po8teriore«  Hoc  si  sequare, 
proponere    yel    hoc    exemplum    licet:    byups/  -  qvae  *  fesso  • 

MIHI  •  8V0  DE  •  HORE  •  CVNCTA  •  DEDIT  '  LEK4MISAy  Vel  hoc: 
SVM  •  APTVS  •  EA  •  LASSO  '  MIHI  •  8V0  •  DE    MOBE  •  CVNCTA^-  DE- 

DiT '  soLAMniA.  NoD  potest  demonstrari  in  his  falso  ad- 
missam  esse  anapaestum:  sed  sentiri  potest  quanto  pliis  sine 
aoapaesto  gratiae  numeri  habituri  sint  Quo  fit  ut  ad  alte- 
ram  potius  rationem  avocemur  superiorique  versui  verbum 
giammaticam  sic  vere  aptemus:  ofae  •  dedit  •  8VO  •  de  * 
MOKE  •  CVNCTA  •  lAM  •  PLACAMiVA.  Diximus  paullo  aiite  quo 
modo  tueri  tam  particulam  liceret:  sed  iidem  elegantiae  qui- 
dem  maioris  laudem  haud  sane  composito  vocabulo  deroga- 
mas  quinque  syllabis  comprehenso.  Talia  duo  potissimum 
in  promptu  sunt,  cossoLAMiHik  et  DELBSiMiVk^  illud  unius 
Hieronymi  exemplo  cognitum;  qui  nescitur  nam  antiqoio- 
res  sit  secutus^  hoc  nullius  scriptoris  uUo  exemplo,  sed 
idem  cognatarum  comparatione  formarum  delenimmtum  et 
lenimen,  lenimmtum  tam  firmiter  defensum*);  ut  securius  sane 
amplectare.  Nec  inusitatum  vocabulum  Pomponius  carminis 
Boi  V.  1  defogit;  unde  transfungerer  addendum  lexicis.  Quam- 
qoam  noloimus  ita  hariolari^  ut  novas  huc  voces  ascisceremus 
SFBLEFAMIVA  vcl  coMPLACAMiVA.  lam  igitur  duobus  exem-zii 
piis   supra   propositis    altera    duo    baec   accedunt:    svupsi  • 

QVAE  •  DEDIT  •  MIHI  ♦  8V0  •  DE  •  MORE  •  CVNCTA  •  CONSOLAMITHA  Ct 
8VM  •  APTVS  •  EA  •  DEDIT  •  MIHI  •  8V0  •  DE  •  MORE  •  CVNCTA  •  DE- 

LEjiMiVA,  Horum  autem  omnium  quid  tandem  vemm  sit, 
is  demum  dicere  poterit  qui  lapidem  denuo  oculis  asur- 
paverit:  quando  in  Mommsenii  quidem  testimoniis  nequa- 
qaam  satis  opis  est  ad  difficultates  omnes  expediendas.  Qui 
cum  utriusque  versas  laconam  novem  litterarum  spatiis  (si  a 
illud  addideris)  descripserit^   apprime   in  hos  numeros  cok- 


*)  De  aliis  quoqae  similibag,  at  hodie  res  est,  sing^lis  tantam 
latmitatifl  exemplis  coDstat.  Qao  vexamen  pertinet  Lacrettanam,  Ovi- 
diana  /Wcfmen,  remoramen,  sedamen  Senecae,  omamen  Marciani  Capel- 
Ue,  tumuUmen  Anthol.  lat  IV,  322  (1412  Meyer).  Eiusdem  Antholo- 
giae  YoL  I  p.  746  Borm.  (230  M.)  venustius  dicam  an  lasciTins  carmen 
docnmento  est  ddectamen  forma  semel  ant  antiquum  poetam  usum,  aut 
nne  antiqoi  anctoritate  uti  non  veritnm  esse  Muretam. 


28  EPITAPfflVM   METRICVM 

soLAMi  supplementum   conyenit,   nec   disconvenire   deleximi 
dixerim;   utrumque  etiam  eo  commendabile;  quod  post  CVN- 
CTA   ille    testatus    est   rotundae   litterae    speciem    apparere, 
post   proximam    autem   litteram    binas  lineas  rectas.    Quod 
contra   etsi    duobus   spatiis    eandem    mensuram    letitlemijh 
illud  fexcedit;    tamen  in    annotatione   proposita  a  Mommse-       i 
nio  supplementa  cvncta  ||  tamperlimi  et  cvncta^v  ||  temper-       ^ 
LiMi   (quae    ille    reiecit    sane,    sed    propter   formam  Bolam 
litterarum  reiecit,  nos  no  intellegimus  quidem)  ad  denarium 
atque  adeo  undenarium  numerum  ipsa  progrediuntur.   Vnde 
consequitur  a  posteriore  quidem  versu  exemplorum  supra  po- 
sitorum  nullum  necessario  exclusum  esse.    Superiorem  autem 
quocumque  modo  suppleveris,  pro  novem  habes  aut  quattuor- 
decim    {^APTVSQVAEFESSOy    aptvsqvaededit)    aut    saltem   duo- 
decim    litteras    {aptvseafesso,     aptvseadedit,    psiqvaefesso, 
psiqvaedebit)   vel  fortasse    undecim  si  SVM5/  scriptum  fuii 
At  ne  undecim  quidem  litteras  Mommsenius  concessit,  spreto 
atque  improbato  in  annotatione  huius  mensurae  supplemento 
adeptvsqvae.      Sed    eundem   tamen    lacunae    ambitum    cum 
idem   ille   a   priore  versu   non   alienum    iudicaverit;    contra 
atque    in  apographo    significaverat^   verendum   ne    hic  iosto 
parcior  computator  exstiterit.     Vt  non  temere   sic  existime- 
mus,  nec  SVM5/  •  qvae  •  dedit  ac  fortasse  ne  exquisitius  qui- 
dem  SVM  •  aptvs  •  q  •  dedit  rationi  ac  probabilitati  repugnare} 
praesertim    cum    ab   eodem   lapidario   b   pro  Di  incisum  sit 
V.  8.   Accedit  quod  et  i  et  E  et  s  et  p  (pariter  atque  F  et  l) 
ex  eis  litteris  sunt,  quibus  ob  figurae  angustiam  multo  minus 
spatii  quam  reliquis  debetur. 

Longe  etiam  maiorem  sententiae  varietatem  atque  adeo 
diversitatem  versus  14  lacuna  admittit.  Et  idite  quidem  illud 
in  fine  positum  licet  vel  /dite  vel  adite  vel  adite  inter- 
pretari.  LEC  autem,  quod  initio  lacunae  decem  spatia  com- 
plexae  legere  sibi  visus  est  Mommsenius,  si  recte  legit,  vix 
potest  alio  spectare  quam  ad  lecta'.    Quo  qui  velut  sic  utatur: 

LECr^  •  CORDE  .  60NDITE     Vel    MENTI  •  C/yEDITE     VCl     BEWE  •  PER- 

y^NDiTE,  ut  alia  mittam,  satis  profecto  ieiune  et  cogitan- 
tem  et  loquentem  poetam  faciat,  cui  saltem  scripta  pro  lecia 
dicendum  erat,  id  guod  magis  etiam  in  LECr^  •  ke  .  qfi  •  z^E- 


POMPONII  BA88VLI  POETAE.  29 

DiTE  cadat.  Nec  minus  langaere  admonehti  •  /-/dite  yel 
r^EDiTE  seotietis,  pari  qoidem  ntimero  litteraram,  nimis  dis- 
simili  initio.  Kam  aliquam  certe  similitudinis  speciem  servan- 
dam  esse  iidem  nos  intellegimus,  qui  sane  cum  in  v.  13  tum  in 
honc  Tersum  imprimis  yalere  illam  admonitionem  yoluimuS;  qua 
cavendum  esse  diximus  ne  de  iis  lapidum  partibus^  quas  siye  xiii 
temporum  sive  hominum  iniuria  corrosit  aut  detriyit;  nimis 
fidei  legentium  ac  transcribentium  testimoniis  yel  potius  con- 
iectoris  tribuatur:  quippe  tales  lapides  quicumque  oculis  um- 
qaam  tractayit,  suo  expertus  exemplo  novit  quam  sit  difficile 
ab  lineolis  apicibusque  casu  ortis  residua  fragmenta  littera- 
nim  discernere  nec  rimando  yel  nolentem  hariolari.  Itaque  cum 
incertum  H  sit  ante  oc  litteras  lectum,  fortasse  non  inepte 
conicias  V08  •  IN  •  sepvlchro  •  pocia  •  crebra  •  ^rNDiTE.  Sic 
Sic  carmine  sepulcrali  Anthologiae  1450  ed.  Meyer.  defuncto 
patrono  libertus:  ossiSyu&  infnndam  quae  numquam  vina  hibisH. 
Ibidem  carm.  1439:  utque  suis  manibus  flores  mihi  vinaqtut  $aepe 
funderet.  Et  1139:  vino  comperge  sepulcrum.  Cf.  1312:  si 
gra^  homo  €$,  misce,  bibey  da  mi.  Yerum  aliquanto  consultius 
noyam  yiam  hanc  ineas  ut  servato  HOC  yel  ne  •  lamesta  •  /tn- 
DiTE  yel  ir&  •  qvbrelas  •  edite  yel  IaVctvi  •  se  •  tedite  pro- 
ponas.  Nihil  in  monumentis  sepulcralibus  frequentius  talibus 
qaalia  haec  sunt:  da  quicumque  legis  ftetus  Anth.  1244^  quisque 

legis  ddUas  1164^  qui  legis lacrimam  faHs  da  gemihimque 

meis  1340,  lacrimas  et  pia  vota  date  1387,  nonne  igitur  ledor 
hcrimes?  1352.  Neque  yero  exempla  desunt  quae  in  contra- 
riam  partem  yaleant,  ut  ibidem  1341:  Desinite  luctu,  questu 
Uurumas  fundere,  Si  in  vita  iuctinda  ac  voluptcUi  fui  VobiSy  viro 
atque  amicis  notisque  omnibus  (sic  enim  haec  cum  Schradero 
reconeinnanda  fuerunt);  idem  1344:  Sed  quoniam  multi  talem 
sensere  doloremj  Nec  quisqtuim  leti  vincere  vim  potuit:  Desi- 
nite  extindum  dukes  me  flere  parentes,  Desinite  et  fati  tristia 
iura  queri;  yel  satis  yitiosis  yersibus  carminis  1421:  Tempera 
iam  genitor  laerimis,  tuque  optima  mater  Desine  iam  flere: 
poenam  non  sentio  mortis;  Poena  fuit  vita^  requies  mihi  morte 
parata  esL  Et  apud  Orellium  4829:  Desine  iam  mater  lacri- 
nUs  renawxre  quereUas:  Namque  dolor  talis  non  tibi  copUigit  uni. 
Vides  abi  desinere  luctus  iubetur,  certam  caussam  inusitati 


30  EPITAPHIVM   METRICVM 

alioqui  consilii  addi.     Talis  Bassuli  versiculis   subesse  haec 
ratio  potest:   desinite   flere,    quippe  quos  hoc    monumentum 
doceat  consolandi  potius  quam  contristandi  vim  mortis  meae 
exemplum  habere.     Non  dissimulandum  est  tamen^   subesse 
potius    quam    adesse   hanc    rationem,    atque   ipsa  verba  si 
spectes^  paullo  contortius   vel   certe  longius  quaesitum  illud 
videri  copulandorum  enuntiatorum  artificium:  quo  longe  gra- 
vius  hoc  accedit  quod  ista  quidem  sententia  non  patitur  pro- 
fecto  in  praepositionem^  sed  hanc  formam  loquendi  flagitat: 
vos  •  AD  •  SEPVLCEVM  •  HOC  e.  q.  s.    Vide  igitur  ne  simplicis- 
simum  omnium  hoc  sit,  ut  violari  monumentum  poeta  vetet 
eo  consiiio  factum,  ut  posteris  certae   rei  documento  exstet. 
Non  dissimili;  quamquam  diversa  argumentatione  idem  alius 
poeta  cavit  Anthol.  1259  (Orell.  4839):   Sacratam  ctwdis  se- 
dem  ne  laede  viator:   Hane  tihl  nascenti  fata  dedere  domuw. 
Ergo  non  putabimus  tale  quiddam  potius  positum   fuisse  in 
XIV  lapide,   quale  est  ossa  •  Af£A  •  ne  •  ^v^edite   vel  coyoiTVM  •  .v^  • 
Zy^EDiTE  vel  pauUo   sane  aptius   .va  •  Aw.^r^/ • /..^edite,   quam 
hoc  supplementum  amplectemur  ad   sepulcri   notionem   uni- 
versi   spectans:    vos  •  IN  •  sepvlcro  •  noc  •  ae  •  qvid  •  oro- 
£^EDiTE.    Exaequatam    habes  cum   spatiorum    numero  sup- 
plementi  mensuram:  praeterea  ab  initio  lacunae  servatam  £ 
litteram,    servatam  in  Q   maximam  c   vel   o   litterae  simili* 
tudinem^   nec   nimis  disparem  pro  L^    quod  apparere  visum 
Mommsenio,  n  litteram. 

Versu  15  praeclare  ab  eodem  inventum  post  •  fatales  • 
irjrsiTVS,  modo  recte  constructum  recte  interpretere:  nam 
cum  prioribus  in  hunc  modum  iunctum  ^quod  post  mortem 
meam  documento  sit^  languidissimi  additamenti  vitio  laborat. 
Non  rara  in  lapidibus  s  litterae  post  x  redundantis  exempla: 

VXSOR,     AVXSILIVM,    CONIVNXS,     VIXSIT,     EXSEMPLVM,     EXSO- 

RIENTE,  exsigatvr:  quorum  quantum  satis  e  Scaligeri  Indi- 
cibus  Gruteriani  Thesauri  p.  xciv  petas.  Nam  quae  una  via 
cum  ratione  conservandae  s  litterae  patere  videtur:  *quod  sit 
docimento,  vosT/fAc  i.w  AfAio  sitvs  immodice  ne  quis'  e.  q.  s., 
ea  vel  propterea  non  potest  non  displicere,  quod  subiectum 
grammaticum  nullum  praecessisse  satis  indicio  ipsum  sub- 
sequens  QViS  pronomen  est,   quod   post  illud   multo  conciu- 


POHPONII  BA8SVLI  POETAE.  31 

nias  omittebatur.  Permiram  est  autem  ab  eoram  qaae  se- 
cuutor  plana  et  necessaria  seDtentia  tantum  aberrare  Momm- 
seniam  potoisse.  Leyius  est  quod  y\x  potest  vitae  scopidus 
dici  pro  scopulis  viiaey  ubi  quidem  generatim  loquimur;  gra- 
Wus  qaod  parum  commode  binae  sententiae  coeunt^  quarum 
altera  portus  ei  esse  paratus  dicatur,  quem  altera  mire  yetet 
vitae  molestias  yel  pericula  (an  yitam  utpote  molestam  Tel 
periculosam?)  nimis  teuaciter  amplecti.  Immo  contraria  de- 
mam  cogitatione  efficitur  ut  sanus  ordo  sententiarum  invi- 
cem  sibi  relatarum  prodeat:  non  sunt  vitae  pericula  nimis 
extimescenday  cum  ex  eis  emergendi  certa  via  pateai  Ergo 
nota  illa^  quam  Mommsenius  dimidiam  partem  N  litterae 
interpretatus  est^  r  litterae  potius  vestigia  servata  esse  cre- 
dimus,  et  totidem  fere  litteris  exaratum  fuisse  ne  •  qvis  *  vitae  • 
.scoprzos  •  HOKBL&kT.  Scoplum  enim  formam  eamque  ipsam 
inaaditam  cur  ille  expetisse  videatur,  tacere  quam  quaerere 
praestat.  Proximo  versu  vel  a  sententiae  exilitate  reiectaneum 
est  ei  cdque  omnAus,  nec  dubitandum  quin  in  eiac  litteris 
aliud  quippiam  lateai  Non  capere  lacunae  ambitus  boc  supple- 
mentum  videtur:  ThACiDFs  •  omn/b\8,  Itaque  E  illud  inter- 
pretamur  F,  i  autem  hy  postremo  c  (prorsus  ut  v.  5  in  ipso 
lapide  bodie  tbansfvncfr  exstat)  potius  o,  haec  ut  poetae 
manus  sit:  POBTVS  •  FhAQiT^yriBrs,  bic  quoque  Mommse- 
niani  supplementi  modulo  diligentissime  servato.  Atque  nunc 
demum  elegantissimam  comparationem  nacti  sumus,  quae  sibi 
ipsa  per  singulas  partes  recte  constet  Etenim  faialis  exitus 
ille  non  spectat  ad  locum  in  quem  ^xitur,  sed  unde  exitur; 
nec  enim  discessus  de  vita  significatur,  verum  iter  ingre- 
dientium  et  navem  solventium  abitus  a  terra  minitabundisque 
maris  scopulis  obviam  itio:  plane  ut  apud  Lucretium  I^  101: 
£ri(ii8  ut  classi  felix  faustusque  daretur.  Hoc  igitur  dicit^v 
poeta:  nasci  fatale  est^  non  nasci  in  nuUius  potestate  situm; 
sed  illud  in  libera  uniuscuiusque,  id  qui  flagitci,  potestate 
positum^  post  non  voluntarium  partum  rursum  denasci.  Simil- 
limam  non  ono  nomine  Ciceronis  apophthegma  e  libro  de 
consolatione  expromptum  a  Lactantio  Div.  lust.  III,  19  '§  14: 
Aion  nasd  longe  aptimum,  nec  in  hos  scopulos  incidere  vitae; 
proximum  autem,  si  natus  sis,  qnam  primum  famqnam  ea:  in- 


32  epitaphivmJmetricvm 

cendio  effugere  violentiam  naturae,  —  Excipere  autem  nos  para- 
tus  portus  ille  certo  non  ad  quietem  ST^niiE}!  dictus  est  a 
Pomponio,  aed  sine  uUa  controversia  ad  *  qyiET^M*  perpeteUj 
aperta  imitatione  Plauti,  Amphitr.  I,  1,  123:    Neque  ego  hac 
nocte  longiorem  me  vidisse  censeOj  Nisi  itideni  utiam,  verberatus 
qiiam  p^ruli  perj^etetn,    Ibid.  II,  2,  100:  Tbi  cetiavi  atqne  ihi 
quievi  in  navi  noctem  perpctem,    Et  Truc.  II,  2,  23:  Ctmque  eo 
ita  noctan  in  stramentis  pt^rnoctarc  perpetem,    Adde  Pacuvium 
Festi  p.  217  M.:  hanc  operam  mihi  dcs  perpctemy   eundemque 
Nonii  p.  88:   concorditatem  pcrpetem  prohitate   conservetis.  — 
Restat  ut  extremo  versu   laudemus  recte   a  Mommsenio  in- 
stauratum   donec  •  Yir£R£  -  expedit,     Cui    aliud    supplemen- 
tum,   DONicv.if  •  voBis '  LicET    ea  demum    condicione   adicere 
(non  praeferre)  ausim,   ut  denuo  inspecto  lapide  nec  E  litte- 
ram  donec  vocis  nec  i  post  lacunam  certa  esse  apparuerit. 

Explicatius    et   tamquam    familiari    enarratione    Bassuli 
versiculos  tractavimus,  atque  singillatim  persecuti  sumus  quae 
potuerunt  sane,   si  doctis  scriberemus,   multo  brevius  trans- 
igi:  sed  excusationem  nobis  eo  ipso  esse  paratam  speramus, 
quod  iam  saepius  professi  sumus  discentibus  potius  haec  nos 
prooemia  quam  doctis  scribere.    Yerum  tamen  unum  super- 
est,   quo  non  expedito  verendum  ne  pristinam  integritatem 
venustulum  carmen  minime  dum  recuperaverit     Ecquis  est 
cnim,  qui  sine  oflfensione  versus  9  verba  legat:  Id  qnahqmk 
cst  duirtis  mandatum  diii  — ?    Quae  non  tantum  mire  abrupta 
esse  sentitis,  sed  ne  a  latinitate  quidem  sana.    Nec  enim  in 
eo  sermonis  genere,  ad'  cuius  exemplum  totum  sese  hic  poeta 
composuit,   mandatum  locum  habet   pro  mandatum   est,   nec 
mandatum  cst  satis  fluit  sine  mihi  dativo.     Acquiescerem,  si  * 
legeremus,  quod  non  legit  Mommsenius  nec  ut  videtur  Gua- 
rinus,   vel  manda/v  vel  manda/^-^m  vel  manda)?.^m.     Quam- 
quam  vel  sic  hiatum  aliquem  sententiarum  persentiscere  videor. 
Exspectamus  enim  prius  quam  intolerabilem,  vitam  dici  tole- 
rabilem  fuisse,  et  poetam  aliqua  iucunditate  delectatum  priu^ 
quam  vexatum  incommodis.    Et  talis  versiculus  prorsus  non 
dubitamus  quin  inter  v.  8  et  9  exciderit,  oscitantis  ut  fit  vel 
uliud  agentis  lajucidae  neglegeutia  omissus. 

Nunc    igitur    ut    comprohensis    omnibus    summam    aute 


POMPONII   BASSVLI   POETAE.  33 

dispntatoram  uno  in  conspectu  collocemus,  proxime  a  poetae 
manu  hanc  abesse  reconcinnati  carminis,  quod  cum  ali- 
qua  Toluptate  legatur,  speciem  existimamus  quam  infra 
posoimus. 

Ne  more  pecoris  otio  transfungerer,  xvi 

Menandri  paucas  vorti  scitas  fabulas, 

Et  ipsus  etiam  sedulo  finxi  novas. 

Id,  qualequale  est,  chartis  mandatum  diu 

5  [Vitae  mi  agandae  delectamento  fuit.] 
Verum  vexatus  animi  curis  anxiis, 
NonnuIIi»  etiam  corporis  doloribus, 
Ytrumque  ut  esset  taedio  mi  ultra  modum, 
Optatam  mortem  sum  aptus:  quae  dedit  mihi 

10  Suo  de  more  cuncta  consolamina. 

YoB  in  sepulcro  hoc  ne  quid  oro  laedite: 
Quod  sit  docimento,  post  fatales  exitus 
Immodice  ne  quis  vitae  scopulos  horreat, 
Cum  sit  paratus  portus  flagitantibus, 

15  Qui  nos  excipiat  ad  quietem  perpetem. 
Set  iam  valete,  donec  vivere  expedit. 


I'*-  KlTBClhELlI   OPV8CVLA   iV»  8 


32 


epitaphivmJmetricvm 


cendio  effugere  molentiam  naturae,  —  Excipere  autem  r 
tus  portus  ille   certo  non  ad  quietem  stjbilevl  dir 
Pomponio,  ^ed  sine  uUa  controversia  AD'QViETi?if 
aperta  imitatione  Plauti,  Amphitr.  I,  1,  123:    Nf' 
nocte  longiorem  me  vidisse  censeo,  Nisi  itideni  una/ 
quam  pependi  perpetefin.    Ibid.  II,  2,  100:  Ibi  O'» 
quievi  in  navi  noctem  perpetem,    Et  Truc.  II,  2, ' 
ita  noctetn  in  stramentis  pemoctare  pcrpeteni. 
Festi  p.  217  M.:  hanc  operam  milii  des  perp<" 
Nonii  p.  88:   concorditatem  perjyetem  prohito 
Restat  ut  extremo  versu   laudemus  recte   .' 
stauratum   donec  •  wvere  •  expedit.     Cui 
tum,   DONicv.if  •  voBis  •  LicET    ea  demum 
(non  praeferre)  ausim,   ut  denuo  inspect< 
ram  donec  vocis  nec  i  post  lacunam  t 
Explicatius    et   tamquam    familiar' 
versiculos  tractavimus,  atque  singillati] 
potuei*unt  sane,   si  doctis  scriberemu^ 
igi:  sed  excusationem  nobis  eo  ipso 
quod  iam  saepius  professi  sumus  di 
prooemia  quam  doctis  scribere.     V 
est,   quo   non  expedito   verendum 
venustulum   carmen  minime  duni 
enim,  qui  sine  oSensione  versus 

est  chartis  mandatum  diu  — ?    Qi 

esse  sentitis,  sed  ne  a  latinitat 

eo  sermonis  genere,  ad'  cuius  * 

composuit,   mandatum  locum 

mundatum  cst  satis  fluit  sinc 

legeremus,  quod  non  legit  >* 

rinus,   vel  mandaf/  vel  m  ' 

quam  vel  sic  hiatum  aliquti 

Sxspectamus  enim  prius  < 

ra.bilem  fuisse,  et  poetau- 

quam  vexatum  incommo^ 

clubitamus  quin  inter  v, 

aliud  agentis  lapicidae  ■  ^ 

Nunc    igitur    ut    «  » 


luiis 


'Natalid» 

m.  Octobrii 

-ij  ioscriptam: 

.:  ^xemplo  litho- 

-  -rlii  ipsiiL?  Terbii 

:.  T-iIgmnt  splendor, 

'..T:ectm^*  traditaiD 

.     rr    SCIKNTIABVM 

._  .  S     RITSCHELIVS 

£     JlSIMI  .  TESTIFl- 

2.^  iciisfct  s««ios  ertemM 

1    -.5  *n  u:  tne  significatis 

~  ^if    «  44^  *q»i.  ad  t*»' 

-^   ^jv  u-u^-srU.     Nnnc  vide  C. 

<  Jjmxt.  P-  2S.    C.  WJ 

.    :    wL»-^^  lithogrtphom 

^   .^m..in^:*i  Jwlhifcent  ^e  de- 

•  Mt    J»'»    rirat^sis    cffictam 
viflt  ^zSx^  adnotatioDem 


-vpERSTES.  35 

'  *>.    quibus    in 

.  non 

.1 

ari 

^  R. 

^aatus 

.  21   et 

t'xsecutu8 

.  -S27  publi- 

l»ror8U8  pro- 

Diariis  criticis 

li  V  p.  352  sqq. 

.lu  academica  ^de 

xstaut'  commenta- 

imas  quasdam  partes 

•  ouIocantL     Non  item 

vel   maxime   intererat^ 

({uas   dubitandi   caussas 

^a  lulia  municipali  disser- 

toricae  inserta  a.  1838;  tomi 

t.  lU  p.  323.     Itaque  huic  et 

paucis    respondit    in   Richteri 

.ucis  iurisprudentiae;  tomi  V  p. 

inie  satis  fecit  a.  1840  in  eisdem 

W^^}  sqq.:  nam  satis*  fecisse  biennio 

la^sus  est  ipse  eorundem  Diariorum 

>liscell.  t.  III  p.   378  sqq.    Num  etiam 

itis  fecerit,  qui  contra  Pvchtam  acade- 

lege  Rubria'  Kiliae  a.   1839  scripserat; 

.Mivre  attinet. 

■  iMVM,  cuius  de  lege  lulia  municipali  com- 

r  ])abIico  legis  Rubriae   inlustrando  versatur; 

purtes    ad   ius    privatum   spectantes  tractasse 

«lissertatione;  quam  de  antiquo  iure  R.  circa  aes  3 

!  iptam  inseruit  commentariis  academiae  Borussicae 

.,  iteravit  Miscellorum  t.  II  p.  430  sqq.:  simul  vide- 

'  i^^imos  scriptores  cnumerasse;  qui  de  rerum  expla- 

'  in  lege  Rubria  memoratarum  argumentique  universi 


in. 

Legis  Rubriae  pars  superstes*) 

(cum  daabus  tabulis  lithographis  ""*)). 

Legem  Rvbriam  quod  vocavi,  quae  per  sexaginta  et 
quod  excedit  annos  lex  Galliae  cisalpinae  vel  paullo  sal- 
tem  rectius  de  Gallia  cisalpina  dici  solita  est^  id  non 
uiodo  defensione,  sed  ne  excusatione  quidem  modestiaeve  sig- 
nificatione  videtur  hodie  egere.  Nam  postquam  G.  F.  Pvchtae 
felici   sagacitate    patefactum    est  in  Gommentationibus  iuris 


*)    [Programma    academicum    Bonnense    anni    1851:     'Natalicia 

Augustissimi  Regis  Friderici  Guilelmi  IIII die  XV  m.   Octobris 

at  CIOIOCCCLI  concelebranda  indicit  F.  K.\  singulariter  sic  inscriptum: 
'Legis  Rubriae  pars  superstes.  ad  fidem  aeris  Parmeusis  exemplo  litho- 
grapho  exprimendam  curavit  F.R.'  (Neque  enim,  utRitschelii  ipsius  verbis 
utar,  indignus  visus  est  praestantissimi  monumenti  haud  vulgaris  splendor, 
qui  laetissimae  opportunitatis  academicae  splendori  inserviret.)  Idem 
pauUo  post  bibliopolae  Berolinensi  6.  Trautwein  (I.  Guttentag)  traditum 
in  publicum  prodiit  singulari  quidem  inscriptione  servata,  sed  praemiesa 
hac  dedicatione:  INCLVTAE  '  LITTERARVM  .  ET  •  SCIENTIARVM 
ACADEMIAE  .  REGIAE  •  BOICAE  |  FRIDERICVS  •  RITSCHELIVS 
D  .  D  .  L  .  M  I  GRATI  .  VENERABVNDIQVE  |  ANIMI  •  TESTIFI- 
CANDI-CAVSSA  (fuit  enim  a.  1850  academiae  Boicae  socius  extemus 
Ritfichelius  adscriptus)  additoque  auctario  p.  15  et  in  fine  significatis 
eis  quae  in  Musei  Rhenani  vol.  VIII  p.  298  sqq.  et  448  sqq.  ad  ean- 
dem  legem  spectantia  Ritschelius  interea  disputaverat.  Nunc  vide  C. 
I.  L.  1  n.  206  p.  117;  P.  L.  M.  E.  tab.  XXXll  et  Enarr.  p.  28.     C.  W.] 

**)  [Exemplum  quod  in  tabulis  I  et  II  adiecimus  lithographnm 
non  idem  est  quod  huic  de  lege  Rubria  commentationi  adhaesit  (e  de- 
lineatione  non  satis  accurata  illud  expressum),  sed  repetitum  ex  nova 
tabula  quam  secundum  formas  stanneas  aeris  Parmensis  cffictam 
edidit  Ritschelius  P.  L.  M.  E.  tab.  XXXII;  vide  infra  adnotatiouom 
ad  p.  38.     C.  W.J 


o 
i. 


LEOIS   BVBRUE   PARS   SVPEB8TES.  35 

ciyilis  anno  1823  editis  p.  72  sqq.,  eis  verbis;  quibus  in 
priore  tabulae  parte  y.  29  et  38  mentio  lit  legis  Rubriae,  non 
aliam  atqne  eam  ipsam  legem  dici  in  qua  ea  verba  scripta 
sunt;  utpote  in  formula  posita,  primum  omnium  praeclari 
inventi  laudator  Gustavvs  Hvqo  exstitit  Historiae  iuris  R. 
nonum  editae  a.  1824  p.  5  sq.  Yno  post  anno  impugnatus 
a  C.  A.  C.  Elenzio  in  enarratione  legis  Seryiliae  p.  21  et 
39^  propositam  a  se  sententiam  Pvchta  uberius  exsecutus 
in  HvGONis  Promptuario  iuris  civilis,  tomi  YI  a.  1827  publi- 
cati  p.  123  sqq.y  eis  rationibus  tuebatur  quas  prorsus  pro- 
baret  Philippo  Edvardo  Hvschkio,  cum  in  Diariis  criticis 
iarisprudentiae  Tubingensibus  anni  1829,  tomi  V  p.  3^)2  sqq. 
de  ipsa  controversia  breviter  disputanti,  tum  academica  ^de 
actionum  formulis  quae  in  lege  Rubria  exstant'  commenta- 
tione  Yratislavia^  a.  1832  emissa  gravissimas  quasdam  partes 
monumenti  Parmensis  nova  in  luce  conlocantL  Non  item 
PvcHTA  ei  persuasit,  cui  placuisse  vel  maxime  intererat, 
Cakolo  Fridebico  Savinio:  qui  quas  dubitandi  caussas 
haberet^  aperuit  in  luculenta  de  lege  lulia  municipali  disser- 
tatione  Diariis  iurisprudentiae  historicae  inserta  a.  1838,  tomi 
ynn  p.  337,  vel  Miscellorum  t.  III  p.  323.  Itaque  huic  et 
HvsCHKivs  anno  insequenti  paucis  respondit  in  Richteri 
Schneiderique  Annalibus  criticis  iurisprudentiae,  tomi  Y  p. 
483,  et  ipse  Pvchta  plenissime  satis  fecit  a.  1840  in  eisdem 
illis  Diariis,  tomi  X  p.  195  sqq.:  nam  satir  fecisse  biennio 
post  Savinivs  ingenue  fassus  est  ipse  eorundem  Diariorum 
t  XI  p.  53  sqq.  vel  Miscell.  t.  UI  p.  378  sqq.  Num  etiam 
6.  C.  BvRCHABDio  satis  fecerit,  qui  contra  Pvchtam  acade- 
micmn  libellum  ^de  lege  Itubria'  Kiliae  a.  1839  scripserat, 
nef  scitur  nec  quaerere  attinet. 

Quodsi  Savinivm,  cuius  de  lege  lulia  municipali  com- 
mentatio  in  iure  publico  legis  Ilubriac  inlustrando  versatur, 
qoasdam  eius  partes  ad  ius  privatum  spectantes  tractasse 
dixero  in  ea  dissertatioiie,  quam  de  antiquo  iure  li.  circa  aes  :t 
alienum  scriptani  inseruit  commentariis  academiae  Borussicae 
wmi  1833,  iteravit  Miscellorum  t.  II  p.  430  sqq.:  simul  vide- 
W  potissimos  scriptores  enumerasse,  qui  de  rerum  expla- 
natione  in  lege  Itubria  memoratarum  argunientique  universi 


36  LEGIS  RVBRIAE  PARS  SVPERSTES. 

interpretatione  praeter  ipsos  editores  bene  meruerunt  Quod 
genus  quam  solet  a  philologorum  indole  et  condicione  alie- 
num  esse^  tam  coniunctum  cum  horum  officio  illad  monus 
est  quod  ad  ipsa  verba  spectat  cum  fide  et  iudicio  et  dili- 
gentia  adcuranda  constituenda  repraesentanda:  quali  opera 
et  viam  sterni  interpreti  et  saepe  aliquam  partem  ipsius 
interpretationis  contineri  non  fugit  peritos.  His  igitur  finibus 
nostrum  commentariolum  circumscripturi  paucis  narrandum 
de  omni  instrumento  critico  videmus. 

Ac  repertam  esse  constat  tabulam  illam  aeneam,  inqualex 
Rubria  scripta  est,  die  XXIV  mensis  Aprilis  anni  CIOIOCCLX 
in  vico  terrae  Placentinae  cui  Macinesso  uomen^  inter  parie- 
tinas  pristini  oppidi  Veleiae,  unde  ineptum  ^Digesti  Veleiatis' 
nomen  legi  inditum   est  aliquando:   haud  procul  ab  eo  loco 
in  quo  ^tredecim  ante   annis  Habula  alimentaria  Traiani',  vel 
verius  obligatio  praediorum,  efibssa  erat.     Transiit  deinceps, 
postquam  in  ea  explicanda  et  in  suam  linguam  transferenda 
Antonivs  Costa  canonicus  Placentinus  elaboravit,  una  cuin 
huius  schedis  mss.  in  museum  regium  Parmense.     Ibi  cum 
primus   Caietanvs    Marinivs  transcripsisset,    edidit   tamen 
primus  anno   1788  comes  Ioannes   Rinaldvs  Carli  Anti- 
quitatum  Italicarum  tomo  I  a  p.  135.     Quem  exeepit  caus- 
sarum  actor  Placentinus  Iosepiivs  Poggivs  vulgata  anno  1790 
scheda  singulari  quam  in  Germania  nemodum   vidisse    vide- 
tur:  eodemque    anno  Costae    translatio    prodiit    in   Secundi 
losephi  Pittarelli  de  tabula  alimentaria  libro  Augustae  Tau- 
rinorum  publicato.     Paratum   a   se   tabulae  exemplum  atque 
iam  anno   1786   formis    expressum  Marinivs   anno    demuni 
1795  foras  dedit  in  Actis  monumentisque  fratrum  Arvalium, 
tomi  I  p.  108  sqq.,  adiecta  tomi  II  p.  568.  571  sq.  sigloruni 
quorundam    explicatione.      Carlium    potius    quam    Marinium 
secutus    cum    nostratibus    monumentum     Parmense     primus 
GvSTAVVS  HvGO  anno    1797   communicavit  Promptuarii  sui 
tomo  II  a  p.  431  ad  496,  et  corrigens  quaedam  feliciter  vel 
rectius  interpretans  et  saluberrimo  consilio  omnia  convertens 
vernacule    et   ipsam    legis    materiam    accurato    commentario 
planam  faciens  et  sic  generaliter  definiens   ^Process-Ordnuwj 
fiir  das  CisAljnsche  GalUen\  singulis  autem  capitibus  ruhrica'^ 


LE6IS   BVBRIAE   PAR8   8VPERSTE8.  37 

praescribens  hasce:  XIX  ^Van  der  Noui  operis  nuncuxtio^ 
XX  ^V<m  Damnum  infedum*  XXI  ^Von  geliehenem  Gddf? 
XXII  ^Vm  anderen  Forderungen'  XXIII  ^Von  Erhschfrfis- 
TheUungen*.  Tredecim  aunorum  spatio  interiecto  altera  in 
Germania  editio  secuta  est  Henrici  Edvardi  Dirksenu,  qui 
Marinio  potius  quam  Carlio  duce  utendum  esse  intellegens 
illius  exemplum  iteravit  in  ^Observationibus  ad  selecta  Galliae 
cisalpinae  capita'  Berolini  proditis  et  summorum  in  utroque 
iare  honorum  obtinendorum  caussa  publice  defensis  anno 
1812:  quibus  etiam  de  latae  legis  aetate  rectius  quam  ab 
HvGONE  factum  erat  statuit.  Postremo  horum  laborum 
proTsus  ignarus  homo  Italus  Petrvs  de  Laha  museo  Par- 
mensi  praefectus,  sed  memor  Gothofredi  yerborum  quae  prae- 
scripsit  Yructus  laborum  est  placere  meliaribus  et  pro  industria  s 
atque  integritate  pcUmam  itidieii  promereri*,  gratiam  non  medi- 
ocrem  ab  Ictis  nostris  iniit  edito  a.  1820  in  urbe  sua  libro 
sic  inscripto:  ^TavoIa  legislativa  della  Gallia  cisalpina  ritro- 
yata  in  Yeleja  nell'  anno  M.DCC.LX  e  restituita  alla  sua 
yera  lezione',  una  cum  proocmio  suo  observationibusque  qui- 
busdam  et  adnotationibus  popularium  suorum  LvDOVlCi 
BoLLAE  et  loANNis  Baptistae  CoMASCUiy  quas  non  doli- 
tari  eramus  suppressas.  Fidem  is  apud  plurimos  maximam 
inyenit:  quamquam  nec  Ernesto  Spanoenberoio  nec  A.  E. 
Eggero  nec  nuper  Carolo  Zellio  quicquam  profuit,  quo- 
ram  ille  in  Hauboldi  Monumentis  legalibus  p.  144  sqq.  satis 
habuit  Dirksenii  exemplum  propagare,  hi  Spangenbergii  si 
qaa  est  auctoritati  sese  manciparunt;  Eggerus  quidem  iii 
Latini  sermonis  Tetustioris  reliquiis  p.  308  sqq.,  Zellius 
Enchiridii  epigraphices  Romanae^  a  fidei  laude  parum  com- 
mendabilis^  tomo  I  p.  277  sqq.  Sed  tamen  ne  de  Lamani 
qoidem  exempli  fide  dubitandi  caussa  omnis  defuit,  cum  aliis 
in  partibus  in  quibus  illi  Mariniana  auctoritas  «dversaretur, 
tum  eo  in  genere  suapte  natura  valde  lubrico  quod  ad  sin- 
gularum  litterarum  syllabarumve  figuras  sive  integras  et  per- 
spicuas  sive  mutilas  vel  evanidas  spectat.  In  quo  genere  iam 
Carliani  exempli  atque  Mariniani  tanta  discrepantia  fuerat 
ut,  cum  in  hoc  paucissimae^  permultae  autem  in  illo  litterac 
notatae  essent  ut  incertae^  propter  id  ipsum  ex  hoc  utpote 


38  LEOIS   RVBRIAE  PARS    SVPERSTES. 

diligentius   facto   quam  ex    illo  pendere   Hugo  mallet:  imde 
tanta    apud   liunc    litterarum   cursivariim    multitudo.     Apud 
Lamam  autem   cum   etiam   in  i^aucioribus  quam  apud  Mari- 
nium  locis   alicuius   dubitationis  significatio  facta  esset,  iam 
eo  res  esse  adducta  videri  poterat  ut  summam  tabulae  inte- 
gritatem  esse  crederes,  nisi  suis  oculis  denuo  aere  Parmensi 
examinato,  quam   non  esset  utriusque  exemplo  confidendum, 
GvSTAvvs  Ernestvs  Heimbaciiivs  docuisset  Observatiomim 
iuris  Romani  libro  a.  1834  Lipsiae  edito,  ubi  p.  31  sq.  inte- 
grum  legis  caput  XXI,  quale  in  tabula  reapse  legeretur,  dili- 
gentius   studuit  quam    evideiitius   potuit  describere.     Quippe 
in  confesso   est  nec  verborum  ambagibus  satis  enarrari,  nec 
eis  litterarum   formis   quibus  hodie    typographi   utuntur  ex- 
aequari  incredibilem  in  hoc  genere  varietatem  ipsorum  monu- 
mentorum  posse,  sed  delineando  demum  eo  perveniri  ut  vera 
imago  antiquitatis  et  tamquam   simulacrum  quoddam  fallere 
nescium  paretur:   cuius   artificii   perfectum  exemplum  exstat 
Stepiiani  Endlicheri  consilio  repraesentatum  SC.  de  Baca- 
nalibus. 

Quae  cum  ita  essent,  cum  nuper  in  suavissimi  Welckeri 
mei  pliiteis  locupletisimis  nescio  quid  scrutans  forte  for- 
tuna  in  legis  Rubriae  exemphim  incidissem  manu,  ut  facile 
primo  aspectu  apparebat,  peritissima,  fide  autem  religiosissima 
affabre  prorsus  factum*):  ubi,  quid  eius  rei  esset,  quaerebani, 
ilhid  se  Welckervs  respondit  optimi  viri  singularique  huma- 


*)  [ConferaB  tamcn  qiiae  Ritsoheliiis  in  Enarrat.  tab.  XXXII  P.  L. 
M.  E.  p.  28  Bcripsit:  'Cui  (oxemj^lo  litho^rapho  quod  huic  commcntationi 
adnexum  crat)  couticieutlo  cum  delincatio  tautura  ])rae8to  fuisset  ab 
Wclckero  accepta,  huic  a.  1841  clonata  ab  Michaele  de  Lopez  musei 
Parment-is  praefecto,  non  csso  comniittendum  putavi  quin  per  itineri« 
Italici  Bui  opportunitatemKibbockius  ipsum  archetypum  denuo  inspicerct. 
(Juod  etei  ille  tostatus  est  laudabili  fide  in  lithographi  nostri  tabula 
expresaum  essc,  tanion  quoniam  ad  fidem  summam  aliquid  tamen  in 
levioribuH  quibusdam  rebus  omissum  observarat  (e  quibus  unam  quae 
ad  P  littorae  figuram  spcctat,  totigi  nuper  Musei  Rhen.  t.  XIV  p.  291  sq. 
[infra  XI V|),  ipsum  Lopozium  procibus  adii  ut  novo  parato  instrumento 
mihi  gratificarotur.  Respondit  vir  officiosissimus  missis  formis  stanneis 
aens  Parmonsis:  unde  non  omcndandam  priorem  tabulam  nostram,  sed 
novam  a  lithographo  effingendam  curavi.'     C.  W.] 


LE0I8  RVBBUE  PAR8  SVPEBSTE8.  39 

nitate  ornatissimi  beneficio  Michaelis  Lopez  acceptum  re- 
ferre,  museo  Parmensi  nonc  praefecti,  laudati  a  se  iam  Musei 
Rhenani  novi  t.  YI  p.  100:  donatum  id  quidem  sibi  anno 
1841  et  liberaliter  permissum  in  futurae  editionis  usum,  si 
cui  Germanicarum  rerum  rationes  magis  quam  Italicamm 
faverent  Haud  aegre  a  carissimo  collega  impetrayi,  ut 
memet  eum  esse  editorem  pateretur,  qui  mihi  viderer  operae  4 
pretium  facturus,  si  illud  ezemplum  quanta  fieri  diligentia 
posset  lithographi  arte  imitandum  curarem. 

Et  de  lithographo  quidem  yere  praedicare  et  possum  et 
debeo,  nihil  cum  reliqui  fecisse.  De  mea  autem  opera  quam 
modeste  sentio,  tam  simpliciter  dicam.  Primum  igitur  partem 
snperstitem  legis  Rubriae^  quam  e  partibus  minimum  quinque 
qaartam  esse  ipsa  tabula  testatur,  repraesentavi  yulgari  litte- 
rarum  genere  expressaln  et  ita  interpunctam  ut  et  legi  et 
intellegi  commode  posset:  subiecta  breyissima  earum  emen- 
dationum  notatione,  quae  aut  aliis  deberentur  aut  mihi  esse 
necessariae  yisae  essent.  Quae  quos  auctores  haberent^  infra 
posita  Adnotatione  narrayi:  ubi  etiam  siglorum  explana- 
tiones  adposui,  nisi  quas  aut,  ut  difficultatem  nullam  haben- 
tes,  Hugoni  iam  Itali  ante  Marinium  interpretes  Costa  Pog- 
gius  Carlius  praeissent,  aut  hi  ea  imperitia  excogitassent 
cuius  specimen  ad  I  31  dedi.  Ibidem  Carlii  (C),  quem  tamen 
Hugonis  Dirkseniique  fide  commemoro,  Marinii  (M)  Lamae  (L) 
de  ipsius  aeris  memoria  testimonia  composui,  quo  certius  de 
singulis  iudicium  esset:  separatim  tameU;  ne  quid  yel  tur- 
barom  yel  fastidii  lectitantibus  crearetur,  eis  omnibus  per- 
Bcriptis  quae  ad  interpunctionem  orationis  pertinent.  Quo 
in  genere  ut  mirifica  testantium  discrepantia  est,  ita  paullo 
plus  quam  yulgo  creditur  utilitatis.  Yelut  non  est  temere 
factum,  sed  ex  certae  disciplinae  constantia  repeteudum,  quod 
plerumque  (nam  aliquid  sane  sculptoris  ueglegentiae  condo- 
nandum)  praepositiones  cum  suis  nomiuibus  coeunt:  abeo 
aqiio  adqnem  exea  ineum  inquo,  qtiotnco  II  27,  qua  dere,  quam 
obrem,  inea  uerhay  ineo  iudicio,  cisalpeis  exdecrcto  exformula 
cjtiudicieis  inaJbo  ingallia  inhcrcdem  initis:  qualia  saepe  yel 
corrigenda  esse  dixerunt  yel  tacite  correxerunt  scilicet  non 
Httgo  tantnm  et  Lama,  sed  ipse  adeo  Marinius.    Quid,  quod 


I 


40  LEGIS   RVBRIAE   PARS    SVPERSTES. 

eadera  ratio  ad  talia  pertinuit:  inearum  qua  farmula  I  46. 
49,  ineonm  quo  oppido  11  2.  26.  53.  56.  Sed  separantur  apud 
eum  II  31.  48,  inter  eos  II  18.  54,  inter  peregreinos  I  24.  34. 
lunctim  haec  quoque  scribuntur:  antequam  1  23.  32,  seiquid 
et  nequid  I  13.  44.  11  50.  Contra  non  conglutinantur  qm 
mimis  I  52.  II  21,  dum  taxat  I  27.  36.  II  19,  nec  umquam 
vel  satis  dare  vel  satis  faeere.  Et  tantum  de  his,  nec  sat 
magnis  ad  immorandum  nec  ad  neglegendum  satis  parvis. 


L 

5  iussum  iudicatumue  erit,  id  ratum  ne  esto:  quodque  quis|que 
quomqtie  de  ea  re  decernet  interdiicetue,  seiue  sponsionem  ] 
fierei   iudicaueritue  iubebit    iudiciumue  quod  de  ea  rc  dabit, 
is  I  in  id  decretum  interdictum  sponsionem  iudicium  exceptio 
nem  addito  addiue  iubeto:  ^qwa  dc  re  operis  noui  nuntiatio-  5 
nem  |  Iluir   Illluir  praefectusue  eius  municipei  non  remeis- 
serit'  I 
XX  Qua  de  re  quisque  et  a  quo  in  Gallia  cisalpeina  damnei  in- 
fectei  I  ex  formula  restipularei  satisue  accipere  uolet,   et  ab 
eo,  quei  |    ibei  itis  deicety  postulauerit,  idque  non  kalumniae 
kaussa  se  facere  iurauerit:  tum  is,  quo  |  de  ea  re  in  ius  aditum  l^ 
erit,  eum,  quei  in  ius  eductus  erit,  de  ea  le  ex  formu|la  repro- 
mittere  et,  sei  satis  darei  debebit,  satis  dare  iubeto  de|cernito. 
quei  eorum  ita  non  repromeisserit  aut  non  satis  dedcTit,  sei- 
•    quid  interim  damni  datum  factumue  ex  ea  re  aut  ob  eam  rem  eo 
ue  nomine  erit,  quam  ob  rem  utei  damnei  infectei  repromissio  ] 
satisue  datio  fierei,  postulatum  erit:  tum  meigistratus  proue  ma-  ^^ 
gistratu  Iluir  |  Illluir  praefecftisue,  quoquomque  de  ea  re  in  ius 
aditum  erit,  de  ea  re  ita  ius  |  deicito,  iudicia  dato  iudicareque 
iubeto  cogito,  proinde  atque  sei  |  de  ea  re,  quom  ita  postu- 
latum  esset,  dam[ni]  infectei  ex  formula  |  recte  fepromissura 
satisue  datum   esset.     de   [e]a  re  quod   ita  iudicium  |  datum  20 
iudicareue  iussum  iudicatumue  erit,  ius  ratumque  esto,  |  dum 

LECTIO  EMENBATA 
2  interdeicetue        3  iudicareue         16  fieret        erat 


LE6IS   UVBRIAE   PARS   SVPERSTES.  41 

in  «ea  uerba,  sei  damnei  infectei  repromissum  non  erit, 
iadijciom  det  itaque  iudicare  iubeat:  ^iiidex  esto.  sei, 
antfqoam  id  iudicium,  |  qua  de  re  sgitur,  factum  est^  Q.  Lici- 
niuA  damni  infectei  eo  nomine,  qua  de  \  ke  Bgitur,  eam  stipu- 

25  lationem,  quam  is^  quei  Romae  inter  peregrei|nos  ius  deicet, 
in  albo  propositam  habet,  L.  Seio  repromeississet:  |  tum 
qaicqitid  eum  Q.  Licinium  ex  ea  stipulatione  L.  Seio  dare 
iacere  opor|tiret  ex  fufe  bona,  dum  faxat  H8  . .  ^  eius  iudex 
Q.  Licinium  L.  Seio^  sei  ex  decreto  lluir  |  Illluir  praefecfetuc  • 
Matinensis,  quod  eius^IIuir  Illluir  praefec/ti5|ue  ex  lege 
Rubria^  seiue  id  plebeiue  sct^um  est^  decreuerit^  Q.  Licinius 

30  eo  I  nomine,  qua  de  re  Hgiiur,  L.  Seio  damnei  infectei  repro- 
mittere  noluit^  condemnato:  sei  uon  paret^  Bhsoluito':  aut  sei 
damnei  infectei  satis  datum  non  erit,  |  in  ea  uerba  iudicium 
det:  *iudex  esto.  sei,  antequam  id  iudicium,  qtia  de  re  ^gitur^ 
\  eactum  est,  Q.  Licinius  damnei  infectei  eo  nomine,  qua  de 
re  digitur,  ea  |  stipulatione^  qnam  is^^  quei  Romae  inter  pere- 

35  grinos  ius  deicet^  |  in  albo  propositam  habet,  L.  Seio  satis 
dedisset:  tum  quicquid  eum  |  Q.  Licinium  ex  ea  stipulatione 
L  Seio  dare  facere  oporteret  ex  (ide  hona,  dum  iaxat^^,  eius 
iudex  Q.  Licinius  L.  Seio^  sei  ex  decreto  Iluir  Illluir  prae- 
fer^ue  Mutilnensis,  quod  eius  is  Iluir  Illluir  praefectus  ex 
lege  Rubria,  sei  ue  id  ple&ei\ie  scitum  est^  decreuerit,  Q.  Lici- 

40  nias  eo  nomine ,  qua  de  re  sgitur,  \  L.  Seio  damnei  infectei 
satis  dare  noluit,  condemfiato:  sei  non  ^ret,  absoluito:*  dum 
Ilnir  I  niluir  ium  deicundo  praefectu^e  de  ea  re  ins  ita 
deicat^  curetue  utei  ea  no|mina  et  municipium  colonia  locus 
in  eo  iudicio;  quod  ex  ieis,  |  quae  proxsume  scripta  sunt^  ac- 
cipientur,  includentur  concipiantur^  |  quae  includei  concipei 

45  siiie  iolo  mah  oporter^t  debebitue,  nequid  |  ei,  quei  de  ea  rc 
aget  petetue,  captionei  ob  eam  rem  aut  eo  nomine  esse  I 
possit:  neiue  ea  nomina^  qua  in  earum  qua  formula,  quae 
stipra  I  Bcriptae  Buni, ,  aut  Mutina  in  eo  iudicio  includei  con- 

22  anteqaam         24  re  27  oporterct         iaxat        Iluirci 

28  Ullairei  eins  is  Uair  29  plfde»  Bcitum  33  factum 

36. 37  iaxat  HS . .  .y  eius      37  Liciniom      Iluirei  Illlairci      38  praefoc- 
ttwieex      39  plefrei  sct^um      41  curetqae      43  accipietur,  incladantur 
44  oportebit,  neqaid      46  qaae      47  Bcriptae  wunty  acripta  sufil,  aat 


42  LEGIS   RVBUIAE   PARS    SVPERSTES. 

cipei  curet,  nise  |  iei,  quos  inter  id  iudicium  accipietur  leisue 
contestabitur,  |  ieis  nominibus  fuerint,  quae  in  earum  qua 
formula  supra  scrijpta  est,  |  et  nisei  sei  Mutinae  ea  res  age-  50 
tur.  neiue  quis  magistrattis  proue  meigistratu,  \  neiue  quis 
pro  quo  imperio  potestateue  erit,  intercedito,  nei  ue  qoid 
aliud  facito  quo  minus  dc  ea  re  ita  iudicium  detur  | 

//. 

iudiceturque.  | 
XXI    A  quoquomqwe  pecunia  certa  credita,  signata  forma  ^iUm 
populei  Rofnaneif  in  eorum  quo  oppido  mtmicipio  colonia  jprao- 
fectura  \  ioro  mco   conciliabulo  castelloue,   quae  sunt  eruntue 
in  Gallia  cisalpeina,  petetur,  quae  res  non  |  pluris  HS  XY 
7  erit,  sei  is  eam  pecuniam  in  iure  apud  eum,  quei  ibei  iurei 
deicundo  i^raeerU,  ei  quei  |  eam  petet,  aut  ei  quoius  nomine  5 
ab    eo   petetur,    Aare  oportere   debereue   se    confessus  |  erit, 
neque    id    quod    confessus  erit   soluet  satisue  faciet,  aut  se 
sponsione  |  iudicioque  uteiue  oportebit  non  defendet,  seiue  is 
ibei  Ae  ea  re  in  iure  non  |  responderit  neque  de  ea  re  spon- 
sionem  faciet  neque  iudicio  utei  oportebit  |  se  defendet:  tum 
de  eo,  a  quo   ea  pecunia  peteita  erit,  deque  eo  quoi  eam  , 
pecuniam  darei  oportehit,  siremps  res  lex  ius  caussaque  omni- 10 
his  omnium  rerum  esto,  atque  utei   esset  esseue  |  oporteret^ 
sei  is,  quei  ita  confessus  erit   aut  de  ea  re  non  responderit 
aut  se  I  sponsione    iudicioque  utei   oportebit  non  defenderit, 
eius  pecuniae  iei,  |  quei  eam  suo  nomine  petierit  quoiue  eam 
darei   oportebit,    ex    iudicieis    dateis    iudi|careue  recte   iusseis 
iure  lege  damnatus   esset   fuisset:        quoiquequomque  |  Iluir  15 
Illluir  praefec^MSue  nbei  iwra  deictindo  iwaeerit,  is  eum,  quei 
ita  quid   confessus   erit  |  neque  id   soluet  satisue  faciet,  euni 
quei  se  sponsione  iudicioue  uteiue  |  oportebit  non  defenderit 
aut  in  iure  non  responderit  neque   id   soluet  |  satisue  faciet, 
iantae  i^ecnniae,  quanta  ea  pecunia  erit  de  qua  tum  inter  eos 
am,bigetur,  dum  iaxat . .  .  XV,    smc  fraude  sua  duci  iubeto: 
queique  eorum  quem ,   ad   quem  |  ea  res  pertinebit,  duxserit,  '^o 

49  siint         7  utei  oportebit         14  queiqaequomque         15  ibei 
16  cumue  quei        iudicioque  utei  oportebit        19  icucat  HS  XY 


LEQI8  RV6RIAE  PARS  8VPER8TES.  43 

id  ei  fraudi  poenaeue  ne  esto:  quodque  ita  fae|tam  aetum 
iossum  erity  id  ius  ratumque  esto.  quo  minus  in  eum,  quei 
ita  I  uadimonium  Romam  ex  deereto  eius,  quei  ibei  iurei 
ieicundo  fraeerity  non  promeisserit  |  aut  uindicem  locupletem 
ita  non  dederit;  ob  eam  rem  iudicium  recuperatorium  ib,  quei 
I  ibei  it^  deictindo  fraeerit,  ex  hac  \egc  det  iudicareique  de 
ea  re  ibei  curet^  ex  hac  \ege  nthil  rogatur,  | 

25  A  quo  quid  praeter  pecuniam  certam  creditam,  signatam  XXII 
forma  fuUiea  populei  Rontanei;  |  in  eorum  quo  oppido  miint- 
cipio  cohnia  fraefeetura  ^oro  uico  concUiabulo  casteUonej  quae 
8Qut  eruntue  in  Grallia  cis  Alpeis,  |  petetur,  quodue  quom  eo 
agetur^  quae  res  non  pluris  HS  XY  erit,  et  sei  |  ea  res  erit, 
de  qua  re  omnei  pecunia  ibei  ius  deicei  iudiciaue  darei  ex 
hac  \ege  d.  oporUbity  \  sei  is  eam  rem^  quae  ita  ab  eo  petetur 

30  deue  eiC  re  cum  eo  agetur,  ei  quei  eam  |  petet  deue  ea  re 
agei,  aut  iei  quoius  nomine  ab  eo  petetur  quomue  eo  age|tur, 
in  iure  apud  eum,  quei  ibei  ium  Aeicundo  praeerit,  dare 
^acere  fraestare  restituereue  oportere  aut  |  se  debere,  eiusue  s 
eam  rem  esse  aut  se  eam  habere,  eamue  rem  de  |  qua 
arguetur  se  fecisse  obligatumue  se  eius  rei  noxsiaeue  esse 
confesjsus   erit  deixseritue,   neque  de  ea  re  satis  utei  opor- 

35  tebit  faciet;  aut  sei  spon|8ionem  fierei  oportebit^  sponsionem 
non  faciet,  non  restituet,  |  neqne  se  iudicio  utei  oportebit 
defendet,  aut  sei  de  ea  re  in  iure  |  nihil  responderit,  neque 
ie  ea  re  se  iudicio  utei  oportebit  defendet:  |  tum  de  eo,  a 
quo  ea  res  ita  petetur  quomue  eo  de  ea  re  ita  agetur^  deque 
'  eo  quoi   eam  rem  darei  {ierei  fraestarei  restitui  satisue  de 

40  ea  re  fierei  oportebit,  |  siremps  \ex  res  ius  catissaquc  omnibtis 
omnium  rerum  esto,  atque  utei  esset  esseue  oporteret,  sei  is, 
qnei  ita  |  quid  earum  rerum  confessus  erit  aut  d^  ea  re  non 
responderit  neqtie  |  se  iudicio  utei  oportebit  defenderit,  de 
ins  rebus  Romae  apud  proe^em,  |  eumue  quei  de  ieis  rebus 
Romae  itire»  deicundo  proeesset,  in  iure  confessus  esset  |  aut 
ibei  de  ea  re  nihil  respondisset  aut  iudicio  se  non  defen- 
4.1  disset:  |  praetorque,  isue  quei  de  ecis  rebus  Romae  itire»  dei- 


S6  foro        2S  \ege  oportebit        30  aget        31  facerc        84  deix- 

leritque 


44  LEGIS   RVBRIAE    PARS   SVPERSTES. 

ctindo   ^raeerlt,   in   eum    et   in   heredem   eius   de  eeis  rebiis 
om|nibu8  ita  ius  deicito  decernito,  eosque  duci,  bona  eorum 

*  possideri  |  proscreibeiue  ueneireque  iubeto,  ac  sei  is  heresue 

eius  de  ea  re  in  |  iure  apud  eum  ^raetorem  eumue  quei 
Romae  \urei  deicundo  praqiraesse,  confessus  es|set  aut  de  ea 
re  nihil  respondisse  neque  se  iudicio  utei  oportuis|set  defen-  :•) 
disset:  dum  nequis  de  cris  rcbtis  nisei  ^ractor^  isue  quei 
Romae  inrci  dvicimdo  pracnrit,  \  eorum  quoius  bona  possiderei 
proscreibei  ueneire  duceique  |  eum  iubeat.  | 

XXIII  Queiquomque  in  eorum  quo  opjndo  mHnicipio  colonia  ^rar- 
fcctura  ioro  uico  cotmliabulo  casidlouc,  quae  in  Galjlia  cis- 
alpeina  sunt  erunt,  iurei  dcicundo  fraccrit,  is  inter  eos,  quei 
de  farai  liae  ercciscunda  deiuidunda  iudicium  sibei  darei  red-  55 
deiue  |  in  eorum  quo  oppido  municipio  colonia  praefectura 
ioro  \xico  conciHahulo  casicllouCj  quae  mpra  acripta  suAt,  postu 
lauerint,  ita  ius  deicito  decernito  iudicia  dato  iudicare  |  iu- 
beto,  utei  in  eo  oppido  municipio  colonia  \)raefcctHra  foro  uico 
coficiliabtdo  castelloue,  in  quo  is,  quoius 


48  apud  pvaetoretn  deicundo  proecsset  48  respondisset 

55  familia 


ADNOTATIO. 


9  2  INTERDIICETVE]  intcrpretamhim  cst  INTERDEICETVE, 

non  INTERDICETVE:  ui  OPORTIRET  /  J.'7  similiaquc  alibi 

3  IVDICAVERITVEJ  iudicareue  nnendandum,  non  iudi- 
cariue  cum  Jlwjonc  et  DirJcscnio:  ut  I  17  iudieareciue  iubeto 
cogito,  ^O  iudicareue  iussum,  ^:3  iudicare  iubeat,  II  14  iudi- 
careue  recte   iusseis,   57  iudicare   iubeto;   confra   iudicareique  .  . 


INTEIiPVXGEXDI  DISCREPANTIA 

1   IVDICATVMVE  .]  IVDICA  •  TVM- VE-   ML  2   QVE 

QVV)MQ.]   QVE.QVOMQ-   M.   QVEQVOMQ.  L  INTERDII- 

CETVE  SEIVE]  INTERDIICETVE.  SEIVE-  M 


LEGIS   RVBRIAE   PARS  8VPERSTE8.  45 

curet  n  24*)  6  ADDIVE  OL.  ADDIVF  M  8  fiESTI- 

PVLAREI]  Btipolarei  potius  quam  restipularei  exspectari  dispU" 
tavit  Huschlius  Cbmmentationis  de  actionum  formulis  legis  Buhriae 
p.  23  sqq,  9  Iu8  Deicet]  ius  dicet  Dirksenius:  ut  I  25,  31, 

ius  dicit  Hugo         Kaussa  fnqyptctidum,  non  Kansa,  quia  CAVSSA 
est  II  10         13  SEI  QVID  OL.  81  QVID  M         FACTyM  M 
14  VE  M  VTEI]  VT  •  EI  OLM,  ut  r.  41.  uti   hirk- 

sffms  15  FIEREI  OML.     fieret     Hugo,  Dirkscnius,      Qui 

quidem   dehebani    etiam  erat   pro   ERIT  U  QVODQVOM- 

QVE   O  17    IVDICAREIQVE   O  COGITO    L.      Vo- 

loit  puto  COGITO  18  DAMNEI  •  INFECTEI  O.  DAMN  •  • 

INFECTEI  M.  DAMNEI  •  INFECTEI  L.  Spatii  rationes  nesrio 
an  DAMNI  potius  commendent.     Nam  etsi  damnei  infectei  est  I 

6  n  VIR.]  n-VIR.  M  EIVSMVNICIPEIl   EIVS 

MVNIClrth.   L  NON .  REMEISSERIT]  NON  REMEISSE- 

RIT  L  7  QVA  DE  RE]  QVADERE.  M  AQVO.IN- 
GALLIA.]  A.QVO.INGALLIAM.  A  QVO  .  IN  GALLIA  •  L 

CISALPEINA  .]  CI8  •  ALPEINA  •  M  8  EXFORMVLA  .] 
EX .  FORM VL A .  M.  EX  FORMVLA .  L         9  IS  QVO]  ISQ VO  M 

10  ADITVM  ERIT  ]  ADITVM.  ERIT-  ML        QVEI INIVS  • 

EDVCTVS]  QVEIINIVS  EDVCTVS.  M.  QVEMNIVS.  EDVC- 

TVS .  L         EXFORM VL A  ]  EX  FORMVL A .  ML         11  DAREI 

DEBEBIT  .]  DAREI .  DEBEBIT .  M        12  DECERNITO  QVEI  •  ] 

DEC^NITOQVEI •  M        ITA •  NON .  REPROMEISSERIT]  ITA 

NON   REPROMEISSERIT .  M  13  DEDERIT  •  SEIQVID  •] 

DEDERIT  SI  QVID.  M.  DEDERIT.  SEI  QVID-  L         14  NO- 

MINE  ERIT.]  NOMINEERIT.  ML  OBREM.J  OB  RKM. 

ML        16  SATISVE  DATIOFIERI]  SATISVEDATIO.FIE- 

REI.  M.    SATISVE  DATIO   FIEREI.  L  TVMMAG.I 

TVM  MAG-  L         II  VIR]  II.VIR  M.  IIVIR  L  16  QVO- 

QVOMQVE .  D .]  QVOQVOMQVE  D  •  M         17  DEICITO  IVDI- 

CIA]  DEICITO .  IVDICIA .  ML         IVBETO  COGITO.]  IVBE- 

TO. COGITO .  ML        ATQVE .  SEI]  ATQVE  SEI  L        18  EX . 

FORMVLA]  EX  FORMVLA  M 

'^^iadicaneritue  iubebit  h.  o.  iudicareue  inbebit  teti^  Mn»ei 
philol.  t  Vrn  p.  448  [infra  p.  64j.  Qnomqnam  fieri  poterit,  nt  col.  I 
20  et  II  14  corrigendum  st  IVD1CARE1VE.  Kx  addendis  p.  10, 


46  LEGIS   RVBRIAE   PAES   SVPERSTES. 

7.  14,  21,  30,  31,  33,  40,  famen  damni  legitur  I  13,  et  ipsum 
damni  infectei  I  23  \  item  municipei  I  6  et  operis  noui  I  5,  quo 
adde  ad  I  27.  37  dicta,  Eadem  inconstantUh  scriptum  II  20 
fraudi  et  I  45  captionei,  II  12,  30  iei  et  I  45,  II  4.  5.  20,  29 
ei,  sed  II  28  omnei,  26  Alpeis,  13,  14  iudicieis  dateis,  iusseis, 
/  42,  49,  II  42,  43  ieis;  item  tn  infinitivis  possiderei  II  51  et 
possideri  46,  ducei  51  et  duci  19,  46  ut  addi  I  5,  restitui  II  39, 
quumquam  plerumqu^  ei  est  in  fierei  I  3,  II  35,  39,  restipularei 

I  8,  darei  11,  II  28,   55,  includei  concipei  I  44,  47,   iudicarei 

II  24,  deicei  28,  proscreibei  47,  51,  reddei  55.  In  mediis  voca- 
buVis  hahes  peregreinos  /  24,  ut  cisalpeina  I  7.  II  3,  54,  d 
peregrinos  /  34;   deicere  deixserit  I  17,  25,  34.  41,  II  28.  34. 

10  46,  ut  proscreibei   47,   51,  scd  interdictum  14;  remeisserit  pro- 
meisserit  repromeisserit  I  6.  12,  25,  II  22,  sed  non  tantim  re- 
promittere  /  11.  30,  verum   etiam  repromissum,   repromissio  ii. 
19,  2},  Praeterea  ei   est   in  ueneire  //  47,   51,  peteit#  9,  erceis- 
cunda   55,   leis   /  48,   deiuidunda  //  55;  sine  exceptione  in  sei 
seiue  {de  nisei  vidc  ad  I  47)  utei  ibei   (item   sibei  //  55)  quei 
(fion  plurali  tantum  numero  II  51,  ut  iei  /  48,   sed  etiam  sin- 
gulari  semperj  et  neiue   /  50.  51.  52,     In   tanta  diphthongi  fre- 
quentia   non  dubiiavi  ei  potius   quam   i  jmiere   in   PRAEFECtei, 
PLebei,  Populei  Romanei,  lurei  Deicundo  (pro  quo  licuisse  etiam 
lure  Dicundo  scio),  Darei  Fierei  Praestarei,  Eeis  19  D-E-R- 

QVOD  O  et,  nisi  quod  E .,  L.  D......  QVOD  M  20  ERIT . 

IVS  O.  ERIT  .  IVS  L.  ERIT  •  •  VS  M  221.^8.  nune  de- 

mum  intellegitur  et  hic  et  v.  32  in  acre  esse,  non  I  •  P  •  S  •,  quod 
CML  testati  In  Forma  Scripta  Carlius,  In  Fide  Sua  Marinius 
p.  571  explicaruni,  Illud  coniectura  assecutus  et  ludex  Esto,  Si 
interpretatus  Hugo  non  debehat  in  Diariis  Gottingensihus  a.  1812 
p,  1690  cedere  DirJcsenio  ludicem  Facio  vel  ludex  Fiat  inierpre- 
tanti  suasu  Sarinii,  contra  quem  dixit  Huschkius  l,  s,  s,  p,  21 


20  DATVM  IVDICAREVE.]  DATVM  .  IVDICAREVE .  M 
IVDICATVMVE    ERIT]    IVDICATVMVE  •  ERIT    ML 

21  INEA.VERBAJ  IN  EA  VERBA  •  M.  IN  EA.VERBA-  L 
SEI .  DAMNP:I  •]  SEIDAMNEI-  M         INFECTEI  REPRO- 

MISSVM.J  INFECTEI.REPROMISSVM.  ML  ERIT  IVDI] 

ERIT-IVDI  M 


LE0I8  RVBRIAE  PAR8  8VP£RST£8.  47 

ANTFQVAM]  ANTEQYAM  OML  23  DAMNEI  O 

24  E  •  A  •  Ii.  EA  •  O  kaosBa  inierpretans.  R  •  A  •  M  eam 

stipulationein]  ea  Btipalatione  hdbes  v,  33,  34:  de  quo  tnde 
HusMium  p.  23  26  STIPVLATIONE  •  L  •  SEIO  L.  STI- 

PVLATIONEL  •  SEIO  H.  STIPVLATIONE  •  SEIO  O  ut  videtur 
27  D  •  F  .  HS  . . .  E  .  I .  OL,  •D  .  r  .  HS  («c)  E  .  I  .'  M. 
Quod  interpret€Ui  suni  Dare  Facere  Sesiertios  Ex  lare  Costa^ 
Dare  Facito  Seetertios  Ex  lore  Poggius^  Dare  Facere  Ei  Liceat 
ddeto  HS  MarinitiSy  Dare  Facere  Sestertios  .  .  .  Eum  lube  Hugo, 
Legendum  esse  D  .  T  *  HS  .  .  *  E  .  I  *  et  explicafidam  Dantaxat 
[mmo  Dnm  Taxat  ut  II  19  DVM  .  T  .,  /56  D  •  T  •  ]  HS  . . ., 
Eias  ladex,  spaiio  vacuo  relicto  taxationis  summae  addendae,  pal- 
mari  coniedura  Uuschkius  assecutus  est,  quam  L  s.  s.  p,  32  sqq. 
omni  ex  parte  firmavit.  Vt  h.  L  T  cum  F,  iia  T  cum  1  per- 
mutatum  est  m  FIEBEI  AGEI  /  15.  II  30,  E  cum  ¥  in  ANTF- 
QVAM  /  22,  F  cum  E  in  EACTVM  Eoro  Eacere  I  33.  II  20. 
31,  E  cum  l  in  eis  quae  ad  v.  2  commemoravimus  L.  Seio'. 
Sei  ex  decreto  Hugo  Dirkseniusque^  formulam  ipsam  Seio  nomine 
terminantes.  L.  Seio,  sei  ex  decreto  construendum  esse  formulan^ 
que  usque  ad  AVT  v.  31  coniinuandam  Goeschenius  vidit  ab 
Hugone  L  s.  s.  commemoratus  meritoque  conlaudaius  ab  Huschkio 
l  8.  8.  p.  4,  qui  idem  perspexerat  tn  patrui  sui  Analectis  liite- 
rariis  a.  1826  editis  p.  264,  quetnadmodum  etiam  Heffterus  Ob- 
servatianum  in  Gaii  Inst.  comim.  IV  libro  p.  80  adnoL  Certissimo 
mento  recte  uii  nec  Spangenbergius  nec  Eggerus  nec  ZeUius  sci- 
temni  II  VIR  IHI  Vir]  nuiri  Ulluiri  cum  hic  tum  v.  37 

Hugo.  Veri  sane  similius  est  sculptoris  errore  ((juando  de  scri- 
hendi  compendio  eogitari  nequit)  umm  I  qttam  duas  EI  litteras 
(^mssas  esse         28  EIVS  •  II  •  VIE]  eius  is  Iluir  legefulum  es,^e 


24  EAM  STIPVLATIONEM  QVAM  IS  QVEI]  EAMSTI- 
PVLATIONEM  •  QVAMISQVEI  •  M.  EAM  •  STIPVLATIONEM  • 
QVAM  18  QVEI .  M  INTER  PEREGREIJ  INTER  •  PERE- 
GREI  ML         26  NOS  IVS  DEICET  •]  NOS  •  IVS  •  DEICET  •  ML 

INALBO  ']  IN  ALBO  •  L  SEIO  REPROMEISSISSET] 

SEIO  •  REPROMEISSISSET  M  26  TVM  QVICQVID  ]  TVM  • 
QMCQVID  M  EA-STIPJ   EA  STIP  M  27  EX  F] 

EX  F.  ML         II  VIR]  UVIR  M.  IIVIR  L 


48  LEGTS   RVBRIAE    PARS    SVPERSTES. 

11  alterius  fortmlae  v,  38  excmplo  Iluschkius  admonuU  in  Bichteri 
Schneiderique  Annalihus  critieis  iurisprudentiae  anni  1839  t,  Y 
p,  483  29   ex   lege   Riibria  cum  decreuerit  construenda  essp 

cum  Hugone,  queyn  secutus  erat  Puchta  Cofnmefitationum  civUmm 
p.  72  sqq„  prorsus  detnofistrarunt  idem  Puchta  in  Hugonis  Frm- 
ptuario  iuris  civilis  t,  VI  p,  126  sqq,,  Huschkius  in  Diariis  cri- 
ticis  iurisprudefitiae  Tubingensibus  t,  V  p,  352  sqq,,  iterum  Puchta 
in  Savinii  Diariis  iurisprudimtiae  historicae  t,  X  j),  217  sqq,  \n 
eiusque  partes  concedens  ipse  Savinius  ibid,  t,  XI  p,  56  sqq,  rel 
MisceUorum  t,  III  p,  382  sqq,  Coyitra  praefectusue  ex  lege 
Rubria  iunxerunt  Dirksetiius  p,  36  sq,^  Klenzius  Legis  Serviliae 
p.  39  et  ipse  aliquando  Savinius  L  s,  s,  tomi  VIIII  p,  336  sq. 
vel  Miscell,  l.  s.  s.  p,  322  sqq.  Ab  eisdem^  qua^  vis  esset  proxi- 
morum  verborum  seiue  id  plebei  scitum  est,  affatim  dispxdatum  esi 
PL  •  VE  .  SC  •]  PL  '  SC  .  cum  hic  tum  v.  39  legendum  esse 
primus  Hugo  l,  s,  s.  p,  1691  dixit.  Additae  VE  particulae  veniafn 
quaerenti  Iluschkio  de  act.  form.  p,  39  adnot.  fiescio  qui  satL^  fiat 
Pari  errore  bis  scriptum  est  VTEIVE  pro  VTEI  II  7.  16:  aw- 
trario  VE  praetermissum  in  PRAEFECT  .  I  38,  EVM  II  16,  et 
fortasse  in  ERVNT  II  5 i  31  C  •  S  •  N  •  P  •  A  •]  Condemna: 
Si  Non  Paret,  Absolue  cutn  hic  tum  v,  40  interpretaftdum  esse 
duce  Gaio  prifnus  vidit  Huschkius  Analecton  L  s,  s.  Prope  veruw 
Aut  (yel  Et)  Si  Non  Paret,  Absolue  Ileffterus  L  s.  5.,  profectns 
is  db  Ilugonis  v.  26  lectione  dare  facere  sestertios  .  .  .  eum  iube. 
Ante  quos  ii^se  Ilugo  L  s.  s,:  Caeterum  Si  Non  Paret,  Absolue 
proposuerat.  In  alia  omnia  ccieri  abierant:  Cum  Solvere  Negauit 
Pecimiam  Adiudicatam  Carlius:  Cum  Satis  Non  Potest  Accipi  t'f? 
Cum  Suo  Nomine  Petitor  Aget  Ilugo  olifn:  Cum  Sua  Numerata 
PecuniA  Dirksenius  absoluito:  aut  infcrpufigendum,  non  tJOfMW 
efiufdiatufn  ab  Aut  ordicndum  ciwi  noviciis  editoribus  Sjmfigcfi 
bergio  Eggero  Zcllio,  cum  det  vcrbum  sttspcfisum  sii  e  dum  })ar- 
ticula  r.  21.  Vidc  adfwfafa  ad  r,  10  32  I  E  •]  I  •  E  •  L.  I ' 
F .  OM.   Vide  ad  v.  22         33  EACTVM  L.  FACTVM  CM 


29   DECREVERIT    Q    LICINIVS]    DECREVERITQ  •  LKI 
NIVS  M  31  SATIS  •  DATVM .]  SATIS  DATVM  ML 

NONERITI  NON  ERIT  M  32  INEA]  IN  EA-  ML 

34  IS  QVEIj  ISQVEI.  M 


LEGI8  RVBRIAE  PARS  SVPERSTE8.  49 

35  Q  *  Q  •  ]  QtiicQaid  scribendum  ut  v.  J26^  nan  quidquid  cum  edi- 
toiribus  vd  cum  LachmafMO  m  Lucret,  V  1262  36  D  •  T  L. 
D  •  F  GH  dontaxat  Huschkius  ut  t\  27:  quippc  spatio  vacuo  h.  h 
non  rdictOf  quod  tcucationis  summae  addendae  hrus  in  tnargine 
essd        37  E.I.]  vide  ad  v.  27         LICINIVS|  Licinium  Ilugo 

II.VIR.  III.VIRJ  vide  ibidem  PRAEFECVE  O 

38.PBAEFECT.  L.  PRAEFECVE  O.  PRAEFEC-  M.  Non  est 
eredibile  consuUo  semel  (aique  adeo  in  formula)  omissam  csse  eam 
paHiculam  quae  septies  addUa  est  I  6,  16.  2H.  29.  37.  41.  II  16 
39  PLVE-SC.]  vide  ad  v.  29  40  C.S.N.P-A]  vidc 
ad  V,  31  DVM  particulam  cum  initium  nori  enuatiati  faciunt 

ediioresy  filum  orationis  prorsus  non  ceperuni.  Vna  enim  constru- 
endi  contimuUate  a  v.  19  ad  v.  50  sic  omnia  comprehenduntur :  de 
ea  re  .  . .  ius  ratamqae  esto,  diim  in  ea  uerba,  si  damni  infecti 
repromifisam  non  erit,  iudicium  det  itaque  iudicare  iubeat  'iudex 
esto  .  .  .  absoluito',  aut,  si  damni  infecti  gaiia  datum  non  erit, 
in  ea  nerba  iodicium  det  'iudex  esto  .  .  .  absoluito':  dum  (igitur)  i-' 
.  .  .  ins  ita  dicat,  (8imul)que  curet  ut  ea  nomina  •  .  .  concipi- 
antar,  quae,  neqaid  ...  captioni  esse  possit,  concipi  oportebit, 
(dam)ae  ne  ea  nomina  .  .  .  concipi  curet,  nisi  ei  .  .  .  eis  nomi- 
nibos  fuerint  .  .  .  et  nisi  Mutinae  ea  res  agetur.*^  41  ID* 

CL.  ID.  M  CVRETVEJ  curetque  inundari  ipsa  ratio  cogitandi 
iubet:  atque  bis  idem  error  redit  in  IVDICIOVE  //  16,  DEIX- 
SERITVE  34  VTEI  L.  VT  •  EI  OM  ut  v.  14.  ut  et  Ilugo 


35  INALBO  •]  IN  ALBO  •  L         PROPOSITAM  HABET  ] 
PROPOSITAM  .  HABET  .    ML  Sp:i()   SATIS  DEDISSET] 

8EI0 .  SATISDEDISSET  •  M.  SEIO  SATISDEDISSET  .  L 
36  UCINIVM  EXEA]  LICINIVM  •  EXEA  •  M.  LICINIVM  •  EX  • 
EA.  L         EX  F]  EX-  F.  ML        37  SEI  EXDECRETO)  SKr 
EX  DECRETO  M.  SEI  EX  DECKETO  L  VIR  PKAKFVE  • 

MVTIJ  VIR .  PRAEF  •  VE   MVTI  M  38  EIVS   IS  ]    EIVS  • 

18.  ML  39  PLVEJ   PLVE-  M  40  SATIS  DAKE'| 

SATISDARE.  M  SATISDARE  •  L         NP]  N  P-  L 
41  IIU.  VIRID]  miVIR.  ID.  M.  IIIIVIR  ID-  L 
IV8  ITA .]  IVS  .  ITA .  ML  42  INEO  ]  IN  EO  .  L 

*)  Homm  conBtructionem  di8ceptavi  Musei  philol.  t.  VIII  p.   452 
[infra  p.  69]  sqq.    Ex  addendis  p.  10. 

PE.  KITSCHKLlt  OPVSCVLA  XV.  4 


50  LEGIS   RVBRIAE   PARS    SVPERSTES. 

olim,  utei  idem  postea  43  ACCIPIENTVR  •  INCLVDENTVR 
ClfL.  accipietur,  includantur  recte  Huschkitis  Cofnm.  p,  7.  acci- 
piantur,  includantur  Ilugo  44  Sine  Dolo  Malo  Marintus  p.  571 
OPORTERET  .DEBEBITVE  LM.  OPORTEBIT  •  DEBEBIT- 
VE  O:  idque  cum  Ilugone  et  servavit  Dirksenius  et  expUcandis 
D  '  0 .  litteris  II  28  adhibuit.  Quorum  tmitrum  uUis  machinis 
defendes  expediesve^  praesertim  post^  pi^^^f^^^^'*^^  ^  nohis  ad  v,  40 
horum  c&nstructionem.  Quocirca  prorsus  non  dubitandum  videtur 
quin  solo  sculptoris  vitio  peccatum  sit  quod  fuerat  simplicHer  a\d 
OPORTEBIT  atd  DEBEBVNT  incidefidum:  quorum  illud  nemo  mn 
praeferat*)  4G  NP]IVE]  novum  hinc  rursus  enuntiatum  prave 
ordiuntur  vulgo:  de  quo  ad  v.  40  dictum  QVA  •  INEARVM  • 
QV  A  .  FORMVLA  •  QVAE  •  S  •  S  •  S  •]  Jiaec  fu>n  lenius  expedies  quam 
additis  in  fine  S  •  S  •  litteris  sic:  qua(e)  in  earum  qua  formula, 
quae  s(upra)  s(criptae)  s(unt),  s(cripta)  8(unt),  dicendi  genere  ab 
horum  monumentorum  molesta  diligentia  minime  abhorr^e.  Alioqui 
licebat  cum  Huschkio  L  s,  s,  p.  8  QVAE  voce  deleta:  qua(e)  in 
earum  qua  formula  s(cripta)  s(unt).  Qui  quod  praeterea  in  adnoL 
proposuit  *qua  (/.  e.  aliqua)  in  earum  formula,  quae  supra  scriptae 
sunt'  latinum  non  est'**)  47  NISE  L.  NISEI  OM.  Illud  etsi 

bonos  auctores  hahet  nec  quid  scrupuli  Lachmanno  in  Lucret.  II 
291  iniecit^  tamen  et  II  50  NISEI  scriptum  cxstat  et  I  50  facit 
ut  dubitemus  num  forte  hic  quoque  NISEI  •  SEI  potius  fueril  in 
archetypo^  praesertim  cum  insequantur  lEI    litterae  48   lEIS- 

VE  O         49  EST]  sunt  vere  Hugo         50  NEIVE]  hinc  novum 

43  QVAE  PROXSVME  •]  QVAE  •  PROXSVME  •  L  S  •  S  ] 

SSM  44  NF:QVIDJ  NE  QVID  M  45  EI  QVEI  •]   EI 

QVEI.  ML  CAPTIONEI  OB  •]  CAPTIONEI  •  OB  •  M  EO 
NOMINEJ  EONOMINE.  ML  46  INEARVM  •i  IN  EARVM- 
L  47  INEO  •]  IN  EO  •  L  INCLVDEI  CONCIPEI  •]  INCLV- 
DEI  •  CONCIPEI-  ML  49  lEIS  NOMINIBVS  PVERINT  •] 

lEIS  .  NOMINIB VS  •  F VERINT  •  ML  INEARVM  J  IN  •  EA- 

imr  L         50  NEIVEQVISJ  NEIVE  QVIS .  M 

*)  malo   oportet   oportebitue    nequid    suadenti  Mommseno 
cessi  ibid.  p.  448  |infra  p.  64]  sq.     Ex  addendis  p.  16. 

**)  Huschkianam  rationem  praetuli  ibidem  p.  462  [infra  p.  69].  I^^ 
addendis  p.  16. 


LEGIS   RVBKIAE   PARS   SVPEBSTBS.  51 

enuntiaium  fieri  vel  grammatka  raiio  planum  facit:  neque  enim 
iam  canmnctivi  continuantur,  sed  infenmtur  imperativi  51  IN- 
TERCEDITVM  O 

II 

2  Pabllca  Populi  Romani  Mariuius  l,  s.  s.  QVO  •  0  •  M  • 
C .  P .  p .  V .  C  •,C  •  T  •  VE  sic  redeunt  II  :iG  (cum  levi  diserej^antia) 
53,  56.  58.  QVO  Oppido  Maii4cipio  Colonia  Praefectura  Foro  Vico 
Conciliabulo  CasTelloVE  ^iri  eruditissimi*  ajmd  Dirkficnium  p.  S. 
QVO  Oppido  .  .  •  Vico  Castello  Conciliabulo  TriuioVE  Mariuius:  n 
item  TerminoVE  vel  postea  TribuVE  j^ro  TriuioVE  sttljsfifuto  Hugo. 

m 

QVOlibet  Oppido  .  .  .  Vico  ( onuentu  Conciliabulo  TrinundinoVE 
Carlius.  QVO  Oppido  .  .  .  Vico  ConCiliabulo  LocoVE  rel  ConCili- 
abulo  TempIoVE  Hembachius  Ohservationum  iuris  Rotnani  libro 
p.  47  sqq,  Frustra  quaesivi  bina  vocahula  in  C  •  T  •  litteras  convrni- 
entia*)  4  Praeerit  Dirksenius.  Praeest  Hugo^  recte  illud  ijfsupn 
fMens  II  15.  22.  24,  31.  45.  50.  54:  quemadnu>dum  est  JVS 
DEICET  eis  exemplis  quae  notavi  ad  I  9  7  VTEIVEJ  utei 
corrigendum  esse  dixi  ad  I  29,  quemadmodum  est  II  s,  12.  .'>/. 
36.  37.  42.  49  10  D  •  0  •]  Darei  Oportebit  supplendum  ut  II 
28,  non  Dare  cum  Hugone  et  Dirksenio  *  S«]  Siremps  Hugo: 
Sic  Carlius:  item  v.  40**)  Omnibus  Omnium  Renim  Esto 
Marinius:   Uem  v.  40         ATQVE]  ADQVE  O.  aeciue  Hugo  non 


2  A  .  QVOQVOMQ   PECVNIA   CERTA  •]   AQVOQVOMQ  - 
PECVNIA .  CERTA  •  M.  A  •  QVOQVOMQ  PECVNIA  •  CERTA  •  L 
INEORVM]  IN  EORVM-  L         3  INGALLIA  ]  IN  GAL- 
LIA.  ML  4  INIVRE]    IN   IVRE.  L  5  ABEOI   AI3 

EO  •  ML         VTEIVE  OPORTEBIT  J  VTEIVE  •  OPORTEBIT  • 
ML         INIVRE]  IN  IVRE-  L         8  VTEI  ]  VT  EI  •  M 
9  AQVO  EA«]   AQVOEA   ML  10   IVS   CAVSSAQVE  ] 

IVS .  CAVSSAQ VE .  M 

•)  n  2  et  ceteriB  locia  poeitarum  notarum  O.MCPF-V-C  • 
C  •  T  >  VE  praeclaram  Mommseni  iDterpretationem  Oppido  'Slunicipio 
Co/oma  Fraefectura  ¥oro  yico  Qonciliahulo  Castello  TtfrriVorioVE  lau- 
dan  ibidem  p.  466  [infra  p.  72]  Bq.    Kx  addendis  p.  l(J. 

^  n  10  et  40  addubitatas  a  me  ibid.  p.  298  [infra  p.  5^)]  »(\(\, 
^irmps  BES  LEX  et  Siremps  hex  Res  formulafi  flatis  defendissc  viden- 
tar  lCommsenas  p.  456  [infra   p.  73]  sq.  et  HuochkiuB  p.   458   [infra 

p*  74]  iqq.    Ex  addendia  p.  16* 

4* 


52  LKOIS    KVHKIAK    PAKS    .SVPEKSTES. 

wnuor  r.    Iff  i:?   D:nei    uf  r.   Kf  IVD1C1E18  M.  IVDI- 

crMS  CL'-  fjNod  fnufdi  f)t(f  Ladinnn^no  irt  Lttcrrf.  p.  ^79,  qnam- 
fjiKHii   rcrifm    iont   llrnnJfovJiiu:^  p.   o^^  fesfafns  rraf  1-i  FVIS- 

i>K'r  )ton  JiafHO  rar  adtfHaw  rssr  (firam,  af  itroprnaKVaw  rrrorr 
irr(/)s-is>:r  sasjtifrrr.  SofiDH  K8SKT  fafhis  simiUimo  rxrmpfo  I  19 
rcprnnnssnni   satisuc  (lalum   essei:   ifcm  confessns   es.set  //  il.  -iS 

<^v^V()IQVE  •  (^VOMQVE]    quicjue    cunque    DirJcsniius 
15  MI1']IJ  ibi   af  r.  ^^•'^  Jfac/o:  ijacKl^csf  }iccrssariam  ICEVM* 

QVIOI  •  SE  .  SrOXSIOXE  .  IVDTCIOVE  •  VTEIVEJ  eumue  quei 
se  si^oubione  iudieioque  utei  carrir/c/afam  cssc  ifixi  ad  I  JJ9.  ii. 
spousione  iudicioque  /ad)(S  II  7.  1x!.  C(fcram  eum  omissum  in 
Jlaiioiiis  (\rriH/)fo  18   Tantae  Pecuniae   rioif    Carlio    Marinius 

ji.    ')7 .L\    tanta    pecunia    (qaid   JJafforicm    crprcssam  19   DVM 

Taxat  HS  XV  Sine  Fraude  Sua  Marinias  [Kitschclius  ad  Inmc 
versum  exemjjlaris  >ui  margini  ascrii)sit:  ^Der  Copist  sollte  HS 
setzen  und  die  Zalil  weglassen,  und  bat  es  anderwiirts  recbt  ge- 
macbt,  bier  aber  aus  Dummbeit  oder  Versebeu  umgekebrt.'  C.W.J 
•20  DVXSERIT  M  QVOQVE  C  23  KECVP  -J  RECV- 
Peratorium  Jlaijo.  RE(.'A'Peratoresue  Sarinias  ]\Jisccfforam  f.  JJ 
jL   7.V.">;    ronfra    ijacm  dixif  JTcimhaiJiias  l.  s.  s.  p.  (11  25  P- 

P-  KJ   ridc  ad  JJ  ;>  20   E-ML.  Y-C  CISALPETX-  C 

11   OPOKTERET  SEIJ   OPORTERET  •  SEl  •  L  CON- 

FESSVS  ERITJ    CONFESSVS  •  ERIT  •   ML  13  PT^TTERIT- 

QVOIVE-I    PETIEiaT    QVOIVEL  EXIVDICTEIS  J  EX  • 

IVDKIEIS  •    M.    EX    IVIMCEISL  II    ESSET   FVISSET 

QVOIQVE-I  ESSETFVISSETQVOIQVE-  M.  ESSET-  FVTSSET 

QVoiQVE  ■  L  k;   xec^vetd.i  XEQVE  TD-  L 

17  INIVK'E1  IN  IVKE-  L  18  SATISVE  •  FACTET  J  SATIS- 

VE    FACIET  •   M  QVATVM  J   QVA  TVM  ■  L  19  AD- 

(.)VEM1  AD(n'E^t  L  21   IXEVM  QVEIj  TNEVMQVEI- 

M.  IX    EVM    QVEl-  L  22   EXDECRETO-l   EX  DECRETO- 

ML  EIVS  QVEl-l    EIVSQVEI.  M  PROMEISSERITJ 

PKM)MEISSER1T.  L  23  KM^CVPJ  KECVP-  ML         QVEIJ 

(^VEI  ML  24  DE   R.|   DER.  M  25  AQVO  J  A- 

QVO  .  L  R|  R-  ML  2(;  IXE(,)RVM1    IN   EORVM  •  ML 

IXOxVLLlA    CISALPEISI    IX    (JALLIA  .  CIS  •  ALPETS   M. 
IX  (iALLIA   CISALPEIS  L 


1 1 


•  raiS   RVBRIAE   PARR   8VPER8TES.  55 

.  8.  cum  et  chartis  coii8igna88em  et  i5 
n  manuH  incidit  Lamae  liber  iam 
'T.crizioni  antiche  collocate  ne' 
ti*  (la  D.  Pietro  de  Lama^, 
i  i*8t  leyidense^  comitem 
.;>se  primum  musei  Par- 
.ri»  esty  tabulam  ParmenHcm 
111  transcripsisse,  id  quod  p.  2 
.  hii  verbis  deceptus  'che  io  ho  ve- 
.a*^  verum  exemplum  expressisse  ab 
iiiiiiunicatum  anno  1784  (^aulla  copia 
.  ai^di  nel  1784*  p.  20  adnoi). 
uj.portunitate,  ut  supra  scriptae  Adnota- 
•  i  aildam.  Nam  quod  bis  vitiose  positum  esse 
iniiTEBIT  II  7.  16  dixi,  id  ipsum  video  (J.  F. 
1  Institutionum  tomo  II  p.  67  adnot  g  editionis 
<'  ita  tutari  sine  vitii  suspicione,  ut  tripertitam  defini- 
-in  hisce  verbis  fieri  dicat:  8C  Sfjfionsione  iudidoquc  utrivc 
i->rtt'hit  non  defendct,  vel  ut  ipsius  Verbis  utar  V/m  vcr- 
-fhiedenc  Formen  des  Ungctiorsams ,  ndmlich  Venveigcrung  der 
Oiution,  oder  der  Litiscontestation,  odcr  des  Eides\  Quod  quo 
successu  fecerit,  viderint  penes  quos  est  in  hoc  genere  iu- 
dicium.  £go  quidem  primum  hoc  doceri  pervolo,  qui  onmino 
pOBsit  tripertito  dividi  iunctis  quc  et  uc  particulis-  deinde, 
qaid  his  fiat  plane  gemellis  II  12  aut  se  sp(msione  itulicioqm 
utei  oportdM  non  defenderit:  ubi  si  forte  uteiue  corrigendum 
dixeriSy  at  ne  hoc  quidem  satis  est  ad  illa  expedienda  II  8 
neqttc  de  ca  re  sponsionem  faciet  neque  iudicio  utei  oportebit  sc 
defendety  quod  ad  Puchtae  quidem  sententiam  neqtie  utei  ojyor- 
tdtit  dicendum  erat  potius.  Huc  accedit  quod  etiainf  ubi  sim- 
plex  sive  iudicii  sive  (quod  semel  factum)  satis  factionis 
notio  infertur,  tamen  addita  leguntur  utei  oportebit  verba: 
II  36  neque  se  iudicio  utei  oportebit  defendct,  37  ncque  de  ca 
re  se  iudicio  ntei  oportd)it  defendet,  42  nequc  se  iudicio  utei 
oportebit  defenderit,  49  neque  sc  iudicio  utci  oportuisset  defen- 
disset,  34  ne^ie  dc  ea  rc  satis  utci  oportebit  facict.  A  quorum 
similitudine^cum  unum  exemplum  hoc  recedat  II  44  aut  iudicio 
se  noH  defendiseet,  in  hoc  suspicari  licet  utei  oportuisset  impru- 


54  LEGIS   RVBRIAE   PARS    SVPERSTES. 

composnmws.     Atque  hahuif  haud  duhie   in  his   siglis  iam  certam 
sedctn  E  littcra,  ut  nc  admiticrct  quidem  usus  D  •  I  -  R  •       48  APVD  • 
EVM  •  PR  •  EV^MVE  •]  EVM  duhitare  noli  quin  sit  errore  inlatum  e 
proximo  EVMVE  nato,     Longe  divcrsa   ratio   et  horum  est  I  2G. 
35  EVM  LICINIVM,  et  Ulius  IS  IVDEX  I  3S         P  •  PRAESSE 
CML.      YoluU  sculptor  P  •  ESSET  h,   c.  PraeESSET  plane  ut  r. 
13,  soloquc  ut  ^ptdo  crrore,  postquam  iam  P  •  inciderat,   PRA  Ui' 
tcras  itcravit,     Quod  si   cst  ita^   vix  licchit  satis  tuto  hoc  exetnph 
uti   ctim  Marinio  p,   107   ct   Lachmanno   in  Lucrd.  p.   135  ^   qtw 
formamm  contractarum   praesse    praerat  usus  firmctur:    nisi  q^d 
fortc  pracmissac    P  •  notac   aliam    camque   sat    commodam   inter- 
prctationcm     cxcogitnverit.      Talcm     autcm    ncgamus     vcl    Poterit 
PRAESSE   cssc,    quod  olim  llugoni  placchat  aim  DirkseniOf   rd 
quod  ille    in   Diar.  Gott.  l.  s,  s.  suasit ,  Praeest  PRAESSEt 
49    RESPONDISSE    ML.    RESPONDISSET    O  60   De  Eis 

Rebus  hoc  quoque'  loco  ])racstare  Savinius  l.  s.  s.  p.  410  sigfiif^- 
cavit  PR^  CL.  P.R.  M  54  SVNT-ERVNT  nihil  offen- 

sionis  hahct,  tamctsi  ^imiliian  JI  3  ct  J26  comparatio  facile  facii  ut 
ERVNTVE  jmtius  in  archctypo  fuissc  siniiti  canicctura  sus^ncere 
atquc  qua    PRAP]FECTusue    commcndarimus  I  5'S'  55  FAMl- 

LIAEERCEISCVNDAJ   FAMILIA    EERCEISCVNDA  L.   'FAMI- 
LIAE(.s/V)ERCISCVNDA'  M.  FAMILIA  •  HERCISCVNDA  C 
58  INEO  •  0  .J  IN  •  E  •  Q  .  0  •  //.  c.  IN  Eoruni  Quo  Oppido  in  men- 
tcm  vcnit  Marinio  ^;.  57J  practcr  ratimicm 

40  EOSQVE  DVCI-I  EOSQVE  •  DVCI .  ML  49   IVDI- 

CIO  VTEIOPORTVIS]  IVDICIO  •  VTEI  •  OPORTVIS  M.  IVDI- 
CIO  VTEI  OPORTVIS  L  50  PRJ  PR-  M     .     Pj  P^  M 

53  QVEIQVOMQVE]  QVEI  QVOMQVE  •  L         TNEORVMJ 
IN  EORVM  ML  P  F  J  PFML         INGALJ  IN  •  GAL  M. 

IN  GAL  L        54  LIA  CISALPEINAJ  LIA  •  CISALPEINA  •  ML 

1  D  P  IS-j   ID.PIS.  M.  I  D  PIS^  L  56  INEO- 

RVM-l  IN   EORVM.  ML  57  ITA  IVSJ  ITAIVS.  M 

IVDICLV    DATOJ    IVDICIA  •  DATO  •    M  58    INEO  •]   IN 

EO  •  ML 


LEOI8   RVBRIAE   PARS   8VPERSTE8.  55 

Baec  quae  s.  s.  s.  cum  et  chartis  consignassem  et  15 
operis  tradidissem,  forte  in  manus  incidit  Lamae  liber  iam 
aimo  1818  Parmae  editus:  ^lscrizioni  antiche  collocate  ne' 
muri  deUa  scala  Famese  e  spiegate  da  D.  Pietro  de  Lama', 
e  quo  non  illud  tantum  didici,  quod  est  leyidense,  comitem 
Antonivm  Costam  canonicum  fuisse  primum  musei  Par- 
mensis  praefectumy  sed  quod  pluris  est^  tabulam  Parmensem 
Caietanum  Marinium  non  ipsum  transcripsisse,  id  quod  p.  2 
[supra  p.  .36]  narravi  Marinii  verbis  deceptus  *che  io  ho  ve- 
duto  nel  Museo  df  Parma'^  verum  exemplum  expressisse  ab 
ipso  Lama  secum  communicatum  anno  1784  (*sulla  copia 
fedele  da  me  speditagli  nel  1784'  p.  20  adnoi). 

Vtor  hac  opportunitate,  ut  supra  scriptae  Adnota- 
TIONI  aliquid  addam.  Nam  quod  bis  vitiose  positum  esse 
VTEIVE  OPORTEBIT  II  7.  16  dixi,  id  ipsum  video  G.  F. 
Pachtam  Institutionum  tomo  U  p.  67  adnot  g  editionis 
tertiae  ita  tutari  sine  vitii  suspicione,  ut  tripertitam  defini- 
tionem  hisce  verbis  fieri  dicat:  se  spomionc  iudicioquc  utrivc 
oportdni  non  defendetj  vel  ut  ipsius  Verbis  utar  V/m  ver- 
schiedene  Formen  des  Ungehorsams,  nlimlich  Verweigemng  der 
Caution,  oder  der  Litiscontestation^  oder  des  Eides\  Quod  quo 
successu  fecerit,  viderint  penes  quos  est  in  hoc  genere  iu- 
diduuL  Ego  quidem  primum  hoc  doceri  pervolo,  qui  omnino 
poBsit  tripertit^  dividi  iunctis  que  et  ue  particulis;  deinde, 
quid  his  fiat  plane  gemellis  II  12  aut  se  sixmsione  iudicioque 
utei  oportebit  non  defendcrit:  ubi  si  forte  uteiue  corrigendum 
dixeris,  at  ne  hoc  quidem  satis  est  ad  illa  expedienda  II  8 
ne^e  de  ea  re  sponsionem  faciet  neque  iudicio  utei  oportebit  se 
(kfmdety  quod  ad  Puchtae  quidem  sententiam  neque  utei  opor- 
tdnt  dicendum  erat  potius.  Huc  accedit  quod  etiam,  ubi  sim- 
plex  sive  iudicii  sive  (quod  semel  factum)  satis  factionis 
notio  infertur,  tamen  addita  legimtur  utei  oportebit  verba: 
II  36  neque  se  iudicio  utei  oporteJnt  defendet^  37  neque  de  ea 
re  se  iudicio  utei  oportAit  defendet,  42  nequc  sc  iudicio  utei 
opartdnt  defenderit,  49  neque  se  iudicio  utei  oportuisset  deffm- 
dissety  34  neque  de  ea  re  satis  utei  oportebit  faciet.  A  quorum 
simiUtudine^cum  unum  exemplum  hoc  recedat  II  44  aut  iudicio 
9e  non  defendiseet,  in  hoc  suspicari  licet  utei  oportuisset  impru- 


56  SIREMPS    IN    DER   LEX    RVBRIA. 

denter  omissum  osse.  x\d  I  3  poteram  adnotare,  quod  pro 
vitioso  IVDICAVERITVE  Hugoni  olim  in  mentem  venisset, 
sic  ut  scriberetur  sciue  sponsionem  fierei  iiidicahit  iudicarme 
iuhebit,  id  defendi  non  posse  recteque  a  Dirksenio  neglec- 
tum  esse. 

Ad  formas  singularum  litterarum  quod  attinet,  illud  ad- 
monere  supersedi,  (r  litteram  in  hac  lege  non  magis  quam 
in  illius  aetatis  aliis,  velut  in  lulia  municipali,  plene  et  dili- 
genter  consignatam  esse,  sed  plerumque  ita  scriptam  ut  a  (' 
littera  aut  nihil  aut  vix  quicquam  diflferat.  —  Postremo  quod, 
ubi  Interpvngkndi  Discrepantiam  composui,  constanter 
lemmata  praescripsi,  eo  feci  ut,  quid  quoque  loco  reapse 
exstare  in  aere  videretur,  probabili  opinatione  declararem. 
Quippe  in  punctis  potissimum  addendis  non  ea  diligentia 
sculptor  fuit  quin  saepe,  utrum  discreta  an  iuncta  esse  bina 
vocabula  voluerit,  in  ambiguo  reliquerit. 


m 

[His  subiungenda  sunt  quae  paullo  post  editum  progi*amma 
academicum  ]{itschclius  Musei  Rhenani  voL  VIII  p.  298  sqq.  et 
448  sqq.  disputavit.     C.  W.J 

I. 

8iremps   in   der  lex   Rubria.*) 

L"..8  In  dem  Rubrischeu  Gesetz  fiir  das  cisalpinische  Gallien 

heisst  es  iu  der  zweiten  Columne  Z.  10;  *tum  de  eo,  a  quo 
ea  pecunia  pcteita  crit,    deque   eo  quoi  eura   pecuniam   Aarei 

Ojmiehitj    S  •  RES  •  LEX  •  IVS  •  CAVSSAQVE  •  O  •  O  •  R  •  ESTG-    atque 

utei  esset  esseue  oj)orteret  sei  is'  etc,  und  Z.  40:  'tum  dc 
eo,  a  quo  ea  res  ita  petetur  quomue  eo  de  ea  re  ita  agetur, 
deque  eo  quoi  eam  rem  darri  finrl  ])rarstarvi  restitui  satisue 
dc  ea  rr  lierei  oportebit,  S -L  •  K  •  I  •  C  •  Q  •  0- 0  •  R- E-  atque 
utei  esset'  etc.     Nuchdcm  die  italijuiischen  Herausgeber  die- 

*;  [Ulifiii.  Mu.^eum  f.  Philol.  13(1,  VIII  (1851)  p.  298— 304.] 


SIRKMPS   IN    DKR   LEX    RUBRIA.  57 

ses  als  sic  re$  lex  (das  zweitemal  nur  umgekehrt  sie  lex  res) 
ius  causaqtie  omntbus  oni^ino  ratnm  esto  gefasst  hatten^  gab 
zaerst  Marini  in  den  Atti  de'  fratelli  Arvali  p.  568  von 
den  Siglen  der  zweiten  Stelle  die  in  der  Hauptsache  unzweifel- 
haft  richtige  Auflosung  Siremps  Lpx  Res  Im  Cdussa  Qu4! 
(hnnQms  Omnium  Berum  Esto.  Ihm  folgten  darin  Hugo  und 
Dirksen  in  ihren  Abdr^cken  des  Monuments,  und  schrieben 
nun  auch  in  der  ersten  Stelle  (zuerst  Hugo  mit  einem  schQch- 
ternen  Fragezeichen)  Siremps  UES  LEX  etc.  Hierbei  be- 
rnhigte  ich  mich  in  der  kQrzlich  besorgten  Publication  (Legis 
Rubriae  pars  superstes.  Ad  fidem  aeris  Parmensis  exemplo 
liihograpbo  exprimendam  curavit  F.  R.  Bonnae  185t)  um  so 
mehr  als  ich  fand,  dass  ein  juristisches  Bedenken  keinem 
der  beiden  juristischen  Herausgeber  dabei  gekommen  war, 
indem  namentlich  Hugo  ganz  unbefangen  Qbersetzt:  ^alsdann 
soU  zwischen  dem  gegen  welchcn  das  Geld  eingeklagt  wird, 
und  dem  welchem  er  es  schuldig  ist,  eben  die  SachC;  das 
GesetZy  Recht  und  Vierfahren  in  allen  StQcken  und  unter 
allen  seyn,  so  wie  es  ware  oder  seyn  sollte'  u.  s.  w.,  und 
eben  so  in  der  zweiteu  Stelle  mit  der  notbigen  Umstellung: 
^eben  das  Gesetz,  Sache,  Recht,  Verfahren  durchaus  in  allen 
Stiicken'.  Ob  ich  indess  recht  that  juristischen  Autorituten 
mich  80  leicht  gefangen  zu  geben,  mochte  ich  jetzt  sehr  be- 
zweifeln. 

In  ihrer  einfachsten  Gestalt  heisst  die  Formel  siremps 
lex  esio.  So  ist  sie*sechsmal  nachzuweisen.  Dreimal  aufm 
Gesetzestafeln:  in  der  lex  'ITioria'  bei  Gottling  Bruchst.  IV 
Z,  21  [=  C.  I.  L.  I  n.  200  Z.  27]  de  •  eo  •  agro  •  siremps  • 
LEx  •  E8T0  •  QUAN8EI  •  is  •  AGER  etc.,  in  der  'Servilia*  ebend. 
Bnichst  V  Z.  21   [C.  I.  L.  I  n.  198  Z.  2]   praetori  •  (^vae- 

STORIQVE  •  OMNIVM  •  RERVM  •  QVOD  •  EX  •  HACE  •  LEGE  •  FACTVM  • 

XON  •  ERIT  •  SIREMPS/  LEX  •  ESTO  •  QVA  . . .,  auf  der  Bantini- 
schen  Tafel  Z.  10  (12  nach  Mommsens  VervoIIstandigung 
Unterital.   Dial.   p.   149    [C.  I.  L.   I   n.  197   =  P.  L.  M.  E. 

XIX    Z.  12J)    EIQ  •  OMNIVM  •  RERVM  •  SIREMPS  •  LEXS  •  ESTO  •  QVA- 

SEiSEiis-HAACE-LEGE  etc.  Bestimnite  GeMetzeswortc  sind 
femer  unverkennbar  in  der  erst  neuerdings  aus  der  Hand- 
achrift  ans   Licht    gezogenen    Stelle    des    Uharisius    p.  116: 


58  SIREMPS    IN    DER    LEX    RVBRIA. 

sircmps  lex  esto,  qnasi  sacrnm  xiiolauerit,  Hierzu  kommty 
wenngleich  in  oratio  obliqua,  das  Sirenipse  lcgem  dkcit  essc 
luppiter,  Quasi  ete.  im  Prolog  des  Amphitruo  V.73  nach  Sca- 
liger's  schoner  Herstellung  aus  Similem  rem  ipfe  in  legem, 
wie  der  Vetus  von  erster,  oder  Si  fimilem  reni  ipfe  in  L,  wie 
derselbe  von  zweiter  Hand  und  der  alte  Vaticanus,  oder  Sic 
fimilem  rem  ipfe  in  /.,  wie  andere  Hdss.  haben.  Endlich  in 
der  rhetorischen  Anwendung  bei  Seneca  Epist.  91  §  16  dxs- 
cede  amhitio:  omnium  quae  terram  premunt  siremps  lex  estii 
nachCujacius  eben  so  schoner  Verbesserung  des  iiberliefer- 
ten  fere  milef  efto. 

Erweitert  erscheint  die  Formel  auf  erster  Stufe  durch 
den  Zusatz  von  ins,  So  zweimal  in  der  lex  de  scribis  et 
viatoribus   [C.  I.  L.  I  n.  202  =  P.  L.  M.  E.  XXIX]:   I  38 

SIREMPSQVE  •  EIS  •  VIATORIBVS  •  DEQVE  •  EIS  •  VIATORIBVS  •  Q  • 
OMNIVM  •  RERVM  •  IVVS  •  LEXQVE  •  ESTO  •  QVASEI  •  SEI  •  EI  .  VU- 

TORES  etc.  und  H  1  sirempsqve  •  eis  •  praeconibvs  •  de  •  qve^ 

EIS  •  PRAECONIBVS  •  QVAESTORI  •  OMNIVM  •  RERVM  •  IVVS  •  LEXQVE- 

ESTO  •  QVASEi  •  SEi  •  Ei  •  PRAECONES  etc,  Ob  das  Bruchstucli 
aus  einer  Catonischen  Rede  in  der  verstummelten  Stelle  des 
Festus  p.  344,  28  M.  nur  die  Worte  'uti  siremps  lex  siet 
quasi'  .  .  .  enthielt,  wie  Scaliger  erganzt,  oder  etwa  noch 
ius  dazu,  bleibt  nach  dem  Kaumverhaltniss  unentschieden. 

Eine  fernere  Erwoiterinig  geschieht  durch  den  Zutritt 
von  caussa,  Sie  ist,  abgesehen  von  der  lex  Rubria,  durch 
zwei  Belege  sicherge.stellt.  Einmal  durch  die  lex  Quinctia 
3o()  bei  Frontin  de  aquis  120:  'qui  aduersus  ea  quid  fecerit, 
siremps  lex  ius  caussaque  omnium  rerum  omnibus  esto,  atque 
uti  esset  esseue  oporteret,  si  is  aduersus  hanc  legem'  etc., 
wie  der  Hauptsache  nach  wiederum  Scaliger  (zu  Festus) 
vortrefflich  liergestollt  hat*),   mit  Benutzung  der  Notae  des 

*)  Ert  war  luii-  die  Fclilcobte  Vnlgate  der  illteni  Ausgaben:  'qui 
acluersns  ca  ciuid  fcccrit  et  a<lucr«us  ca  repscrit  ex  iussu  causaqoe 
omnium  rerum  omnibus  esto  datnuas  utique  atque  utique  esset  esseqne 
oporteret,  v\  is  aducrsum  hauc  lcgcm  riuum  specumque  rupisset',  aaf 
deren  Grundlage  Scaliger  sciuc  llerstcUung  machte,  die  genauor 
diese  ist:  'qui  aduersus  €»a  quid  fecerit,  birempae  lex  ina  caussaque 
omnium  rerum   omnibus   csto   uti(iue  atquc   uti   essct'    etc.      Zu    nicbt 


8IREMP8    IN   DER   LEX   RVBRIA.  59 

Valerius  ProbaS;  die  den  zweiten  Beleg  geben.  Aus  ihnen 
fQbrt  er  das  hieher  gehorige  so  an:  'S.  R.  L.  K  E.  C.  Q. 
0.  R.  £.  si  rem  lex  ex  eius  causa  que  omnium  rerum  esto', 
und  80  steht  allerdings  in  der  dem  Scaligerschen  Festus  zu- 
nachst  vorausgehenden  Baseler  Ausgabe  yon  1555  (im  An- 
hange  zu  L.  Fenestellae  de  magistratibus  etc.)  p.  177,  nur 
dass  es  quae  {Hr  que  heisst:  und  zwar  unter  der  allgemeinen 
Rubrik  LUerae  sifigtdares  in  iure  civili  nnd  der  speciellen  In 
legibus  et  pUhiscitis.  Der  alteste  der  mir  vorliegenden  Drucke, 
Venedig  1525,  gibt  f.  XXI  daffir:  'S.  R.  L.  E.  L  C.  Q.  0. 
R.  E.  si  rem  lex  ex  iussu  caussaque  omnium  rerum  esto', 
was  bei  Gothofredus  p.  1476  (Gervasii  1602)  Aufnahme  ge- 
funden  hat:  und  dadurch  rechtfertigt  sich  Scaliger'8  Ver- soi 
besserung:  ^S.  L.  L  C.  Q.  0.  R.  E.  sireropse  lex  ius  causaque 
omnium  remm  esto'  noch  augenscheinlicher  als  sie  es  schon 
durch  sich  thut:  wahrend  in  dcr  Lindenbrogschen  Ausgabe^ 
Leiden  1599,  der  Putschius  p.  1540  folgt^  gerade  die  Haupt- 
sache  verwischt  ist  p.  55:  'S.  R.  L.  E.  L  Q.  0.  R.  E.  siremps 
lex   eis    iusque    omnium    rerum    esto'.     Nur    dass   Scaliger 

geringeT  Bestiltigung   des  WeRcntlicben   dient   die  UeberliefeniDg  der 

Canoatiscben  Handschrift  nacb  PolenDs:   'qni  adaerfur  ea  qnid  focerit 

et  aduerfaf  eum  11  rerop.  ex  innu  caniraqne  omnium  rerum  omnibnfque 

eflio  atqae  nti'  .  .  .  .  (wofdr  die  Scbnltzeicbe  Collation  bei  Dedericb 

n  re  publicam  ex  iu89U  gibt).     Da«  dreisjlbige  sirempse  ist  zwar  un- 

ndtbig,   utique  atque  uti,   was  auch  HeiDricb   yertheidigen  mochte, 

offenbar  falscb,  dagegen  sehr  die  Frage  ob  nicht  trotz  d<T  Handscbrift 

eowobl  et  aduersus  eum  als  das  que  nach  omnibus  irrthflmlicbe,   nur 

aog  Wiederbolnng  entatandene  Zuthatrn   Biud.     Etwajs  anderes  ist  cs 

docb,  wenn  in  der  lex  Rubria  construirt  wird   'de  eo  .  .  .  deque  eo 

.  .  .  lex  ins  cansflaque  omnibus  .  .  .  esto*,  etwas  anderea  mit  Hein- 

ricb,  dem  Dedericb  gefolgt  ist,   dieae  Verbindung  glaublich  zu  (in- 

den:   'qui  adaersufl  ea  qnid  fecerit,    aduersus   eum   sirempii  lex  iuB 

caoasaqoe  .  .  .  omnibua  esto*.    W&hrend  sich  bier  die  Begriffo  aduer- 

9U8  eum  und  omnibu»  yoUkommeD  decken  wflrden  (da  ja  doch  die  Moi- 

nang  nicbt  etwa  sein  kann  'alle  sollcn  lex  ius  caussaque  gegcn  ibn 

Ittben'),  ist  dort  die  Gedankenbeziebang  diese:    'in  B(>trofr  de8sen,  der 

•  .  .,  nnd  demen,  der  .  .  .,  soll  Gest^tz  fflr  allo  sein\  also  so  yiel  wie 

'in  Betreff  des  zwiscben  einem  Holchea  und  einem  solcben  Rtattfinden- 

den  Verh&ltaisaes'.     Denn  roit  ciner  so  yerflachendcn  Uebersetzung  des 

(^'^mbus  amnium  rerum,   wie  Hugo^s  Murchaus  in  allen  Stiicken'  ist, 

wiid  man  sich  boffentlicb  nicht  begndgcn  wollen. 


60  SIREMPS    IN    DER    LEX    RVBRIA. 

weder  sirenij^sc  nothig  hatte  fiir  sireinps,  noch  als  Sigle  dafur 
S.  statt  S.  R.  setzen  musste.*) 

Also  lcx  esto  oder  ius  lexque  esto  oder  tex  ius 
catissaque  esto\  aber  dariiber  hinaus  auch  noch  res  kx 
im  caussaque?  Gern  mogen  wir  romischem  Curialstil  jede 
noch  so  weitspurige  Umstiindlichkeit  zutrauen  —  und  die  lex 
Rubria  gibt  ausgesuchte  Beispiele  dafiir  —  nur  keine  Stumpf- 
heit  der  Begriffe.  Was  aber  hat  wohl  mit  den  scharfen 
juristischen  Begriffen  lex  ius  catissa  ein  in  seiner  vieldeuti- 
gen  Allgemeinheit  nichtssagendes  res  gemein?  was  soll  man 
sich  zunial  unter  res  lcx  ius  caussaque  omnium  rerum 
denken?  Ich  weiss  nicht  ob  Juristen  eine  rechtfertigende 
Auffassung  wissen,  sehe  aber  dass  Gottling  in  seiner  Separat- 
ausgabe  der  Lex  de  scribis  viatoribus  etc,  lenae  1844,  p.  8 
eben  so  wenig  damit  fertig  zu   werden  wusste,    wie  er  mit 

den  Worten  'S  •  RES  •  LEX quis    credat   significare 

posse  siremj^s  rcs  lex  cet.?'  deutlich  genug  zu  verstehen  gibt. 
Freilich  auf  seinen  Ausweg  vermag  ich  ihm  nicht  zu  folgen 
und  schwerlich  auch  sonst  wer:  S  •  RES  sei  fiir  sic  res  zu 
nehmen,  und  dieses  fiir  identisch  mit  dem  alterthiimliehen 
sirempSj  an  dessen  Stelle  es  in  jiingerer  Zeit  getreten.  Das 
dagegen  ist  ganz  wohl  verstiindlich,  dass  in  der  jiingem 
302  Zeit,  in  der  unser  Gesetz  aufgezeichuet  wurde,  das  ungelaufig 
gewordene  siremps  dem  Graveur  unserer  Tafel  fremdartig 
genug  sein  konnte,  um  ihm  fiir  SIREMPS  oder  S«R-  aus 
purem  Misverstandnisa  ein  gedankenloses  S  •  RES  unwillkiir- 
lich  in  die  Hand  konimen  zu  lassen.  Wonach  denn  aller- 
dings  die  weitere  Annahme  unumgiinglich  wird,  dass  in  der 


*)  Zu  beliebiger  Wahl  bat  die  Siglen  und  Siglenerkiarungen  des 
Bascler  und  des  Venediger  Drucks  Aldus  Manutius  neben  einander 
gestellt  de  vet.  notarum  explanatione  p.  149  (Ven.  1566).  —  Wenn 
]3ri8  8onius  de  formulis  II,  21  als  dic  Siglen  dcs  Probus  gibt:  'S.  L. 
E.  I.  C.  Q.  0.  II.  E.  sireraps  lex  ei  ius  caussaque  omnium  rerum  esto', 
so  ist  diess  eine  ganz  unpassende  Einschiebung  des  Prononiens  «wi- 
scben  lex  und  ius,  Musste  an  der  Ueberlieferung  S.  R.  L.  E.  I  noch 
jlngstlicher,  als  von  Scaliger  geschehen,  fe.stgehalten  werden,  so  wilre 
wenigstcns  S.  R.  E.  L  1  daraus  zu  macheu,  d.  i.  siremps  eis  (oder  ei) 
le.r  iiis  etc,  wie  die  Personalbezeichnung  dem  siremps  nachgestellt  auch 
in  der  lex  de  scribis  et  viat.  vorkomnit:   simtqysqxic  eis  viatoribus  etc. 


8IBEHP8   IN   DER  LEX   RVBRIA.  61 

zweiten  Stelle  die  Folge  der  Siglen  S  •  L  •  R  •  nur  ein  zufal- 
liges  Yersehen  desselben  Graveurs  fQr  S  •  R  •  L  •  ist.  Das 
wnrde  es  indess  auch  dann  wohl  bleiben,  wenn  man.  iii  der 
ersten  die  Verbindung  res  lex  ias  annehmbar  zu  yertheidigen 
wHsste. 

Ob  Qbrigens  siremps  als  eadem  oder  adverbial  zu  fassen 

ware,  war  schon  den  Alten  nicht  klar.    Festus  hat  die  Er- 

klarungen  eadem  und  proinde  neben  einander,   und  gleiches 

Schwanken    bezeugt    Gharisius    in    einem    seiner    drei    von 

siremps  handelnden  Artikel,   in  denen  die  auffallende  Lehre 

Yorgetragen  wird^  dass  die'Form  sirenipse  (die  wir  nur  noch 

aas  dem  Prolog  des  Amphitruo  nachweisen  konnen)  der  Ab- 

latiy  des  Nominativ  siremps  sei.     Zuerst  p.  73:  Alia  nomina- 

iiuum  et  abkUiuum  habent,  ut  tabes  pluris  sirejys  facit  [wohl 

facimtl  ^^  ^^  ^^^^  plure  siremse.   Cinna  autem  in  Zmyma 

hitms  tabis  dixit  nullo  auctore.    Femer  p.  118:  Tabis  [viel- 

mehr  Tabesl.    huius  tabis  Cinna  in  Smyma  dixit  nxdlo  ante 

S€  usus  audorey  quoniam  per  nominatiuum  et  ablatiuum  tan- 

iummodo  declinari  posse  grammatici  protmntient  [richtiger  pro- 

mniiant],    proin  db  hac  tabe  ut  plure  sirempse,   cum  sit 

eorum  nominatiuus  tabes  plures  siremps,     Was  in  plures 

fiuris  plure  stecke,  finde  ich  schwer  zu  sagen:  nicht  unmog- 

lich  ware  eine  verschollene  Nebenform  pluvies  pluvie  neben 

]^uvia.    Auffallend  ist  immer,   dass  sich  die  Verschreibung 

so  gleich  bleibt:  aber  mit  einem  plures  ist  doch  nun  einmal 

nichts  zu  machen.     £s  kehrt  auch   in  einem  dritten  Artikel 

tibcr  siremps  p.  116  wieder,   der,  bei  Putschius  ganz  Itlcken- 

haft,  aus  der  Handschrift  jetzt  so   vervollstandigt   worden^ 

aber  noch   bis   zu   volliger  Unverstandlichkeit   entstellt  ist: 

Siremps    tantum    per    noniinatiuum    et   uoratiuum    declinatur, 

siretHpSj    ut    tabis   et  pluris,    ab    hac    sirenipse,   plurr,    tabc, 

Caesare:     ergo    siremps    lex    esto,    quasi    sacrum    uiolauerif, 

dixisse  promintiandus    est,     nisi    forte    quidam    aduerbialiter  «os 

^^W^  maluerint,   similiter  lex   esto.     Ich   vermuthe   dass   in 

Coesare  ergo  da.^  Citat  Caesar  de  analogia  steckt,   und   finde 

'fenigstens  Sinn  so  herstellbar:    Siremps  tantum  per  nomi- 

^uum   et   dblatiuum    declinaiur   ut   tahes    et  pluuies,    ab 

^  sirempse   tabe  pluuie.     Caesar   dp   analogia   \^iremps 


62  8IREMPS   IN   PER   LEX   RUBRIA. 

lex  esto   quasi   sacrum   uiolanerif   dixit  pro  nofnimtiiio 
esse:     nisi    forte    qnidam    aduerbialiter    intdlegere    maluerint 
^similiter  lex  esto\     Wir  erfiihren   so  nicht    ohne  Interesse, 
wie  Caesar  die  Formel  fasste,  die  in  seinen  eigenen  Gesetzen 
oft    genug    Yorkommen  konnte*):    wenngleich    es    wahr  ist, 
worauf  Gottling  aufmerksam  macht,  dass  schon  in  der  lex 
dedicationis    n.   2488    bei    Orelli   [C.  I.  L.   I   n.  603;    P.  L 
M.  E.  tab.  LXXXn]   nicht  mehr  siremps,    sondern  eadem- 
LEX  •  ESTO  •  QVASEi  •  SEi    gesagt  ist.      Nur   kann   dami  Cae- 
sars    etymologische    Erkliirung    nicht    similis    res    ipsa    ge- 
wesen  sein,  wie  bei  Paulus  aus  FeStus  geschrieben  steht,  son- 
dern  vielmehr   etwa  similis  re  ipsa,   wofem  sich  sirenips  zu 
lex  esto  syntaktisch  irgend  fiigen  soUte.   Das  thut  ebenGott- 
lings   sic  res    auch  nicht:    wahrend   anderseits   zu   G.  Her- 
manns  Ableitung  des  siremps  von  si  rem  ipsam  (spectas)  die 
Bedeutung  allzuwenig  stimmt.    Dass  diese  schlagend  zutreffe, 
wili  ich  zwar  von  der  Handschen  Herleitung  aus   dem  de- 
monstrativen  si  (wovon  ja  si-ce  sic  nur  Verstarkung  ist)  res 
und  pse  auch  nicht  sagen:    indess   ist   ein  s^ic  re  ipsa  doch 
denkbar  und  diese  Etymologie  iiberhaupt,  so  viel  ich  sehen 
kaim,   nach   Massgabe  der  uns    zu   Gebote   stehenden  That- 
sachen  die  einzige  annehmbare.    Nur  musste  der  Zutritt  des 
m  erkltirt  werden.     Ich  halte  diesen   fur  einen  rein  phoneti- 
schen,  gerade  wie  in  den  verdickten  Verbalstammen  CH{fn)ho 
ru{m)po  oder  in  fnnhria  aus  /iira,    und  bin   sehr  geneigt  in 
304  dem  sireps   der  ersten   Stelle   des   Charisius  nicht  Schreib- 
fehler,  sondern  alte  lichte  Ueberlieferung  zu  erkennen,  wenn 
auch   auf  unsern  Monumenten   diese   Form  nicht   vorkommt, 
Dem  Sinne   naeh  kiime   ein  repse  ganz   auf  dasselbe  hinans 

*)  Den  GedankeUf  dass  es  vielleicht  80gar  cin  Gesetz  des  Caeaar 
selbst  sei,  aus  demCharisius  ein  Citat  so  gegeben  h&tte:  Caesar:  'ergo 
siremps  lex  esio  quasi  sacrum  uioUiueriV ,  habe  icb  wieder  fafaren  las- 
sen ,  weil  ich  erstens  fiir  ein  Gesetzescitat  bei  Charisius  keine  Analogit'. 
zweitens  fiir  ergo  keine  rechte  Erklarung,  und  drittens  fur  den  Inbalt 
des  Citats  kein  Julisches  Gesetz  fand,  auch  dann  mit  dixisse  pronun- 
iiatidus  est  nichts  auzufangen  wusste.  Fiir  die  lex  lulia  peculatns 
wure  ja  wohl  eine  Bestimmung  solcher  Art  denkbar,  aber  was  uin 
daraus  erhalten  ist,  so  weit  es  mir  bekannt,  gibt  doch  auch  keinen 
nllhern  Anhalt. 


machtrXqe  zu  deb  lex  rvbria.        G3 

wie  reapsef  nar  dass  dieses  aus  re  eapse  zusammeDgesetzt,  in 
jenem  das  pse  onmittelbar  an  den  Substantivstamm  angehangt 
ist;  denn  der  Begriff  des  'selbst'  liegt  doch  offenbar  im  blos- 
sen  pse  nnd  wird  nicht  erst  durch  das  Zusammentreten  des 
Pronomen  is  mit  pse  bewirkt.  —  Diejenigen  dagegen^  die 
in  sirempse,  das  doch  sicher  nur  das  noch  nicht  verkQrzte 
siremps  iBt,  einen  Ablativ  des  Nominativs  siretni)s  iinden  woll- 
ten,  mogen  allerdings  von  der  Auffassung  similis  res  ijxsa 
ausgegangen  sein.  Auf  welcherlei  Stellen  sie  ihre  Meinung 
gestutzt  haben  mogen,  lasst  sich  jetzt  nicht  sagen.  Das 
sirmpse  legem  des  Plautinischen  Prologs,  wenn  sie  etwa  simili 
re  ipsa  mit  ziemlich  weitherziger  Interpretation  in  dem  Sinne 
Ton  simUi  rcUione  nahmeu;  konnten  sie  allenfalls  dafQr  brau- 
chen,  ohne  dass  daraus  mit  Lipsius  Ant.  lect.  I,  1  als  Plauti- 
niflcheLesart  sirempse  in  lege  oder  mit  Fruterius  Yerisimil. 
n,  3  sirempse  lege  zu  folgem  ware,  da  ja  siremps  ihnen  nicht 
Adjectivum,  sondem  Substantivum  war;  aber  eben  einem 
Substantiv-Nominativus  siretnps  widerspreclien  alle  uns  er- 
haltenen  Anwendungen  dieser  Form. 

n. 

Nachtrage  zu  der  Lex  Kubria.*) 

Zu  solchen  setzen  mich  dankenswerthe  briefliche  Mit-  44h 
theilungen  der  Herren  Th.  Mommsen  in  Leipzig  und  £d. 
Huschke  in  Breslau  in  den  Stand^  von  denen  sie  mir^  ob- 
gleich  sie  gar  nicht  ftir  den  Druck  geschrieben  waren,  fiir 
dieses  Museum  Gebrauch  zu  machen  sehr  freundlich  gestattet 
haben.  Wenn  ich  auch  dasjenige  zur  Sprache  bringe^  was 
mich  nicht  Qberzeugt  hat,  so  geschieht  es  weil  ich  mit  mei- 
nen  Gegenargumentationen  ehen  so  gut  irren  kann  und 
jedem   das   freie  Urtheil   anheimstelle,    das   sich   durch    eine 

♦)  [Rhein.  Masenm  f.  Philol.  Bd.  VIII  (1861)  p.  448-464.  Ueber 
diese  Nachtr&ge  bemerkt  RiUchl  in  P.  L.  M.  E.  Knarr.  p.  28:  'de 
^iingalonim  qnorundftm  lectione  constnxctione  interpretatione  quae  Musei 
Rhen.  t,  VIII  p.  448  sqq.  ego  et  Mommsenus  diBceptavimus,  nisi  fugin. 
aent  Hiuchkitmi  noTis  cnris  legem  Rubriam  tractantem  appendice  Sjm- 
bolamm  m  Qainm  criticarum,  in  verbis  conBtituendiH  quaedam  aliter 
Diii  fitllor  adminifltraMet  p.  204  sqq.'     C.  W.J 


64  NACHTRAGE  ZU  DER  LEX  RVBRIA. 

Beleuchtung    der  Sache    von    zwei  Seiten  immer  nur  geCir- 
dert  finden  kann. 

1. 

Mommsen's  erste  Bemerkung  betriflFt  die  keinerVerthei- 
digung  fahige  Schreibung  der  Tafel  in  Col.  I  Z.  44:  '. . . . 
includantur  concipiantur,  quae  includei  concipi  sine 
dolo  malo  oporteret  debebitue',  wofiir  Hugo  und  Dirk- 
sen  eben  so  unsyniaktisch  oportehit  dehebitue  nach  Carli's 
unrichtigem  Zeugniss  drucken  liessen.  Mir  schien  ein  reines 
Versehen  des  Erzhauers  anzuerkennen ,  der  ein  einfaches 
DEBEBVNT  oder,  mehr  im  Stil  dieser  wie  anderer  Urkunden, 
wohl  yielmehr  oportebit  zu  setzen  hatte;  denn  an  gleich 
starken  Na^chlassigkeiten  fehlt  es  auch  sonst  auf  der  Tafel 
nicht.*)  Noch  begreiflicher  freilich  wird  dasVersehen,  wenn, 
wie  Mommsen  annimmt,  in  dem  Original  vielmehr  oportet 
OPORTEBITVE  stand,  so  dass  ^der  Schreiber  jenes  verschrieb, 
443  dieses  mit  einem  unpassenden  Synonymwort  in  Gedanken  ver- 
tauschte.'  Was  mich  abhielt  dieses  vorzuziehen,  sagte  ich 
zu  U,  28:  ^sine  exemplo  in  hac  lege  est,  quod  Dirksenius  ex 
aliis  monumentis  ascivit,  Oportet  Oportebit.'  Die  That- 
sache  ist  auch  richtig;  nur  auf  ihre  Beweiskraft  mochte  ich 
selbst  jetzt  nicht  mehr  yiel  geben.  Ich  will  mich  nieht  bei  der 
wenig  forderlichen  Frage  aufhalten,  in  wie  weit  fiir  andere 
StcUen  unseres  Gesetzes,  die  einfaches  oportebit  haben,  ein 
ojx)rtet  oportchit  liberall  geeignet  gewesen  wiire,  sondern  nur 


*)  So  gleich  zu  Anfang  das  unzweifelhaft  falsche  ivdicaveritye 
IVBKBIT  Btatt  IVDICARKVK  •  IVJJKIUT,  welchcs  lch  hicr  nur  erwaline  um 
die  Frage  daran  zu  knupfen,  ob  denn  jemand  irgend  einen  weiteni 
Beleg  weiss  fiir  die  nierkwiirdige  Construction  des  iuhere  mit  dein 
activeu  Iniinitiv  ohne  Subjectsaccusativ ,  die  mit  ausnahmloser  Con- 
sequenz  auf  unserer  Tafel  wiederkehrt:  nicht  etwa  nur  in  iudicartque 
iuheto,  iudicare  iuheat,  iudicare  iuheto,  wozu  sich  allenfalU 
ein  iudiam  binzudenken  liesse,  obwohl  doch  bei  curare  sogleich  das 
Pashivum  eintritt  II,  24  iudicarcive  curet:  sondem  auch  in  »M(/i- 
careve  iussum,  iudicarevc  rectc  iusscis  I,  20.  II,  14.  Eb  ist  gnt. 
dasB  unsere  Schiiler  die  alten  Gesetze  nicht  lesen,  um  nicht  an  ihrem 
Zumpt  ganz  irre  zu  werden,  wenn  er  sie  fiir  res  iudicare  iussa  v6\\ig 
im  Stich  liu^Ht. 


KACHTRAGE  ZU  DEB  LEX  RVBRIA.  65 

nach  der  andern  Seite  hin  hervorheben,  dass  auch  in  andem 
Gesetzesnrkunden  dieselbe  oder  ahnliche  Ungleichformigkeit 
keinesweges  ohne  Beispiel  ist.  Zwar  das  ('Servilische')  Re- 
petondengesetZy  worin  indess  der  Begriff  Qberhaupt  selten  ist, 
kennt  nur  opartdnt,  wie  umgekehrt  in  der  Bantinischen 
Tafel  nnd  in  der  lex  Antonia  de  Termesibus  je  einmal  nur 
oportuerit  oportdntve  und  oportet  oportebU  steht  Aber  z.  B. 
gleich  die  lex  Comelia  de  XX  quaestoribus  lasst  auf  ein  sechs- 
maliges  oportet  oportebit  in  der  ersten  Halfte  mehrmals  ein- 
faches  oportdnt  oder  oporteret  in  der  zweiten  folgen,  und 
gleichen  Wechsel  zwischen  oportet  oportcbitve  und  blossem 
oportet  oder  oportebit  oder  oportnerit  hat  das  ('Thorische*) 
Agrargesetz.  Noch  beweisender,  schon  weil  der  Zeit  nach 
den  nachsten  Vergleichungspunkt  darbietend,  ist  das  Julische 
Gesetz  der  Herakleischen  Tafeln,  worin  sich  das  oportebit  (opor- 
feretj  oportuerit)  Qberaus  haufig  wiederholt  und  sich  dennoch 
ein  einzigesmal  auch  oportet  oportMt  findet.  Diess  ware  ge- 
nug  fCLr  unsere  Rubria,  auch  wenn  sie,  die  doch  durch  min- 
destens  f&nf  Tafeln  fortliefy  nicht  in  verscbiedenen  Theilen 
grossen  Schwankungen  unterliegen  konnte.  Gerade  diess  ist 
in  derselben  lex  lulia  der  Fall  in  Betreff  solcher  Begriffs- 
wiederholungen  Uberhaupt;  sie  finden  sich  in  ihr  zu  Anfang 
gar  nicht,  werden  weiterhin  fast  zur  Regel,  und  verschwinden 
wieder  gegen  Ende.  —  Sehr  verwandt  ist  femer  die  Ungleich- 
heit  in  der  Art  ihrer  ZusammenfQgung^  je  nachdem  dicse 
mit  oder  ohne  ve  gemacht  ist.  Ohne  Partikei,  sahen  wir^ 
werden  oportet,  oportebit  nebeneinandergestellt  in  lex  Antonia^ 
lex  Comelia,  lex  lulia,  durch  ve  verkniipft  in  i  Bantina  und 
lex  agraria:  aber  weder  geht  in  den  zuerst  genannten  die  asyn- 
detische,  noch  in  der  letzten  die  syndetische  Form  durch  bei  va) 
anderen  Begriffen.  So  sagt  die  Antonia  einmal  sunt  fuerunt, 
einmal  sunt  enmt,  aber  dazwischen  dreimal  sunt  fueruntve: 
wonach  also  auch  in  der  Rubria  kaum  Grund  ist  an  dem 
einmaligen  sunt  emnt  II,  54  Anstoss  zu  nehmen.  Unzahlige 
Beiflpiele  ahnlicher  Haufungen  gibt  namentlich  das  Agrar- 
gesetz,  und  zwar  sehr  iiberwiegend  mittels  des  ve:  aber  den- 
noch  neben  faciet  feceritce,  emit  enieritve,  venieit  reHirridry 
obalienavit  abaiienaveritve ^  obvenit  obveneritve  auch  einmal  ob- 

n.  BIT8CHSLI1  opyicyLA  ly.  5 


66  NACIITRAGE    ZU    DER   LEX    RVBRIA. 

venit  obvenerit,  neben  fartus  erentusve,  datus  a<hignatusve,  m/- 
clitus  eommntatusve  (wie  dare  reddire  eommutareir)  auch  datus 
redditus  eommutatus,  neben  liahere  possidere  fruive  aueh  hahebit 
possidehit  fruetur,  neben  dedit  reddidit  adsignavitve  auch  deild 
adsignavit  reddidit  u.  d.  m.  Nur  in  den  Herakleisehen  Tafeln 
und  dem  Repetundengesetz  bleibt  sich  in  diesem  Punkte  der 
Gebrauch  gleich,  indem  erstere  nur  sunt  ei'unt,  est  erit,  futt 
fuerit,  cepit  ceperit,  iuravit  iuraverit,  facti  creaii  u.  s.  w.,  nie- 
mals  ve  haben,  letzteres  in  den  gar  nicht  zahlreichen  Bei- 
spielen  solcher  Art,  die  es  iiberhaupt  enthalt,  die  Partikel 
niemals  wegUisst,  so  viel  mir  erinnerlich. 

Die  obige  Nachweisung  ganz  vereinzelter  AbweichungeD 

von  einem  sonst  constanten  Gebrauch   betrifiFt  an  sich  ziem- 

lich  Unwichtiges,  wird  aber  wichtig  fur  die  Feststellung  des 

Grundsatzes,  dass  fein  sauberlich  auf  diesem  Gebiete  zu  ver- 

fahren  sei  mit  Seltenheit^n  und  Singularitaten  aller  Art,  dass 

man   sehr  langsam   sein   musse   mit   der  Annahme  von  Ver- 

sehen  und  Schreibfehlern,  und  sich  vor  iiichts  mehr  zu  htiten 

habe  als  vor  ubereilter  Forderung  formeller  Gleichmassigkeit. 

Wenn  in   der  lex  Rubria  I,  47   einmal   NISE  steht  statt  des 

sonstigen   NiSEi,    so   ist  es  ja  freilich  an  sich  sehr  moglich, 

dass  der  Schreiber  ein  I  unabsichtlich  auslioss-,  aber  eine  Be- 

rechtigung,  geschweige  Nothigung,  die  iibrigens  rationell  und 

traditiouell  beglaubigte   Form  fahren    zu    lassen,    gibt   doeh 

jene  allgemeine  Moglichkeit  gar  nicht.    Und  weiin  selbst  im 

Original   wirklich    nlsei   staud,    so   kann   das   dafiir   gesetzte 

NiSE  noch  immer  die  Bedeutuug  habeu,  dass  es  als  eine  da- 

mals   neben   der  andern  iibliclie  Form  dem  Schreiber  in  die 

Haud  kam.*)     Der  Grundsatz  reicht  weiter  als  man  gemein- 

t^>i  hin  sich  vorzusU»llen  geneigt  ist,  und  seine  Misachtung  wflrde 

uns  um  eine  Reihe  der  schatzenswerthesten  sprachlichen  That- 

saclion  bringen,  die  wir  den  mit  Respect  behandelten  epigra- 

phischen    Monumenten    schuldig    werden.      Aus    zahlreichen 

Heispielen   hier  das  crste  beste.    Ein  einziges  Mal  ist  das  so 

hiiufige  rondemnari  niclit  so,   sondern  roNDVMNARl  geschrie- 

ben,  und  zwar  auf  der  Tafel  vou  Bantia.    Es  ware  nicht  zu 


'*\ 


)  [Vjrl.  Opuso.  ri  p.  631.     C.  W.J 


NACHTRA6E  ZU  DER  LEX  RVBRIA.  67 

TerwQndern^  wenn  das  jedermann  fflr  Schreibfehler  gehalten 
hatte^  nnd  doch  ist  es  ganz  so  richtig  gebildet  wie  mittels 
desselben  Umlauts  die  landlaufigen  Formen  occnpo  aucupor 
ancupium  tnancupiutn  contubernium  percnfio  conculco 
insulsHS  desultor  insultura  und  die  auf  Grund  so  schlagen- 
der  Analogie  nnzweifelhaft  anzuerkennenden  Schreibungen  der 
Plautinischen  und  sonstiger  massgebender  Handschriften  in- 
suliamws  MiL219,  surrupere  surrupui  surruptus  (iberall, 
(lerupier  Men.  1006,  wozu  nicht  nur  ausManilius  III,  352,  355 
snbrupto  und  eruptis  tritt,  sondem  zur  unleugbarsten  Be- 
stStigung  das  svrvpverit  der  Inschrtif  von  Furfo  (Or.  2488 
[C.  L  L.  I  n.  603;  R  L.  M.  E.  tab.  LXXXIIJ);  desgleichen 
das  Yon  Fleckeisen*)  glaubhaft  nachgewiesene  occupio, 

*)  Nur  recuperare  dnrfte  dieser  nicht  einmischen,  da  recipe- 
rare  &lter  nnd  anch  darum  Hnschke^s  Herleitung  aua  re-cis-parare 
richtig  ist.  Auch  das  iiit  irrthflmlich,  dass  zwar  mrrupui  surrupere 
for  surripui  mrripere^  nicht  aber  ebenso  auch  surruptus  filr  $un'eptu8 
habe  geaagt  werden  kdnnen.  Was  fiir  Vocalc  spSitor  durch  weitern 
Umlaut  eingefiihrt  wurden,  ist  dnrchaus  gleichgiiltig  ffir  den  ursprflng- 
lichen  Umlaut  des  a  in  u;  nicht  u  fQr  i  ist  ja  gesetzi  worden  in  sur- 
rupere,  8o  wenig  wie  u  fdr  e  in  surruptus,  sondem  surrupere  lowohl 
ale  mrruptus  ist  an  die  Stelle  yon  surrapere  und  surraptus  getreten. 
UebrigeDB  hatte  die  Form  ala  Bprachgemass  l&ngst  Scaliger  erkannt, 
wenn  er  zn  Manilins  Bchrieb:  'Subrupto]  subrepto,  dpxaiKiJbc,  nt  infra 
Meftsibus  eruptis,  hoc  est  ereptis,  Paulua  libro  primo  Sententiarum  de 
extraord.  criminib.  fitno  corrupto,  id  est  correpto:  ut  Comicut  circX^Bou 
Xa^c6ai.  £t  Plautus  dixit  subrujytum  pro  subreptum.  Neque  aliter 
fere  scri^bant  illi.'  DieStelle  dcBpanllus  weist  mir  Freund  BOcking 
ao8  Rec.  Bent.  V,  tit.4  de  ininriia,  §  13  nach:  'fit  iniuria  contra  bonos 
morea  velnti  aiquia  fimo  corrupto  aliquem  perfuderit,  coeno  luto  obli- 
niverit'  etc.  mit  Hinzuffignng  der  Variationen  fimo  aut  qualibet  sorde 
perfud.  aua  Epit.  Aegidii,  /eiwo  corrupto  .  cino  loto  .  obUnierit  aus  Epit. 
Gnelferb.,  fimo  corruptore  luto  aliq,  perf.  aus  Epit.  Seld.,  die  nur  zei- 
geD,  wie  wenig  man  die  Form  veratand.  Dem  Bedenken  vlbrigena,  dass 
sich  ja  80  die  Participien  vom  Stamme  rapto  und  die  vom  Stamme 
Tumpo  in  nichtfl  unterachieden  h&tten,  ist  sehr  sicher  zu  begegnen  durch 
die  Erinnerung  an  eine  noch  in  mehrfachen  Spuren  erhaltene  Bildung 
Tumptus^  wie  corrumptus  corrumptor,  die  ala  gleichzeitig  mit 
rupius  ■=■  -raptus  zu  denken  nichta  hindert.  Und  iiberdiess,  wenn 
hiemach  erat  aus  rumptus  daa  abliche  ruptus  hervorgegangen  ist,  so 
hat  ea  (wofem  es  nicht  etwa  achon  rumpo  hiess,  was  wir  nicht  wissen 
kOnnen)  jedenfalls  gedehnten  Vocal  gehabt,    wkhrend   surruptus   ge- 


68  NACHTRAGE  ZU  DER  LEX  RVBRIA. 

491  [Den  vortrefflichsten  Beleg  fur  diesen  alten  Umlaut  biet^t 

bei  Gellius  das  7te  Capitel  des  17ten  Buches  dar,  welches 
handelt  uber  die  sowohl  in  der  Ueberschrift  als  zu  Anfang 
des  Capitels  ausgeschriebenen  Worte  legis  veteris  Atiniae: 
QVOD  .  SVBREPTVM  •  ERIT  •  EIVS  •  REI  •  AETERNA  • 
AVCTORITAS .  ESTO,  und  im  Verfolg  der  Auseinander- 
setzung  des  Gellius  selbst  das  Participium  subreptum  noch 
viermal  vorbringt.  So  namlich  in  den  Ausgaben.  Aber  schon 
Gronov  bemerkte  ausdriicklich :  'miro  codicum  concordique 
nisu  legitur  ubique  scriptum  suhrutum  aut  suhruptum,  ut  hoc 
notavit  et  Scioppius/  Auch  die  Wolfenbiittler  Handschrift 
gibt  im  Laufe  des  Capitels  suhruptum,  und  nur  im  Anfang 
(oder  in  der  Ueberschrift?)  suhscriptum.  Hoffentlich  wird  der 
^mirus  concorsque  nisus'  fernerhin  nicht  unverstanden  und 
unbenutzt  bleiben  wie  bisher. 

Da  ubrigens  die  gesetzlichen  Umlaute  im  alten  Latein, 
die  sich  auf  ein  sehr  bestimmtes  System  zuriickfiihren  las- 
sen,  gar  nicht  bloss  auf  den  Fall  der  Composition  beschrankt 
waren,  so  ist  auch,  wcnu  einmal  der  Uebergang  des  u  in  fl 
feststeht,  ein  Anhaltpunkt  gefunden,  um  die  auffallende  Schrei- 
bung  lucuna  fiir  lacunn,  auf  welche  Lachmann  zu  Lucret. 
p.  205  aufmerksam  gemacht  liat,  wenigstens  zu  verstehen.*)] 

2. 

452  Zu    I,   4G  f.    bemerkt    Mommsen:    ^nomina,    qua    in 

earum  qua  formula  quae  supra  scripta  sunt  hatte  ich 
mir  iibersetzt:  wo  ((jua)  deren  (quac)  in  irgend  eiuer  jener 
Formeln  oben  geschrieben  sind.'  Aber  fiir  diesen  Gebrauch 
des  qua  und  fiir  die  sehr  unerwartete  Ankniipfung  eines  sol- 
chen  qmi  an  ein  vorhergegangenes  ca  uomina  weiss  ich  kein 
rechtfertigendes  Beispiel.  Meine  Vermuthung,  dass  fur  das 
qua  vielmehr  qnac^  und  nach  S  •  S  •  S  •  am  Ende  noch  einmal 
S  S  •  gostanden  habe,  demnach  zu  lesen  sei  'ea  nomina,  quar 
in  oarum  qua  formula,  quae  siqyra  Hcriptac  s//w/,  scripta  sii»f\ 

Bcbarftes  u  liatte.  Warum  der  neueste  Herausj^eber  des  Maoilius  zwar 
suhrupto  stehcn  liess,  dtigejjfen  das  g<'iade  eben  bo  beglaubigte  erujttis 
rait  ereptis  vertauachte,  ist  achwer  cinzusehen. 

*)  [Dics    wurde   a.  a.  0.   p.  494  nachgctragen.     C.  W.] 


KACHTRAOE  ZU  DKK  LEX  RVBHIA.  69 

wiU  ich  nicht  exclusiv  festhalten;  aber  wem  nie  nicht  an- 
siehi,  wird  es  am  einfachsten  haben  mit  Huschke  das  quae 
vor  S'S-S*  zu  tilgen,  nm  mit  ^ea  nomina,  quae  in  earum 
qua  formula  scripta  sunt*  ganz  dieselbe  Ausdrucksweine  zu 
gewinnen,  wie  sie  drei  Zeilen  spater  (nur  mit  einem  aber- 
maligen  Schreibfehler^  e^^  fQr  sutU)  wiederkehrt. 

3. 

'Bedenklich'  schreibt  derselbe  weiter  'in  der  schwierigen 
Construction  des  XXsten  Cap.,  die  Sie  Honst  so  Qberzeugend 
nachgewiesen  haben,  ist  mir  Z.  40  f.  Da  neive  —  curel  offen- 
bar  nicht  von  curel,  Houderu  von  ius  ita  deicat  regiert  wird, 
80  mochte  man  gern  in  dem  ersteu  Kolon  ein  utei  curet,  ab- 
hangig  von  deieat,  »iaXi  dea  dem  deieaf  parallel  stehendeu 
iwretqae  haben.  £8  ist  mir  eingefallen,  ob  nicht  mit  Strei- 
chung  von  ve  gelesen  werden  konnte  ius  ita  deicat,  curet  utei 
indudantur  =  ut  curet  inchulei.  Sie  machen  freilich  neive 
curet  nicht  abhangig  von  deicat,  sondem  geradezu  von  dem 
ratumque  esto\  allein  dieser  Satz,  der  nur  die  Position  ist  zu 
der  Negation  uiei  ea  nomina  —  possit,  muss  auH  Hachlicheu 
Griinden  enger  mit  dieser  als  mit  den  Ubrigen  Satzgliedern  i 
zasammengeschlossen  werden«'  Die  Stelle  hat  allerdiugs  ihre  453 
besondern  Schwierigkeiten;  was  ich  zu  ihrer  Lonung  beitragen 
zu  konnen  meine,  kommt  etwa  auf  Folgendes  hinaus.  Weun 
man  den  fraglichen  Satz  von  ius  ita  deieat  abhangen  lasst^ 
80  erhalt  man  erstens  (die  Streiehuug  des  ve  zugegeben)  eine 
recht  harte  und  ungewohnliche  Yerbinduug  an  dem  ius  ita 
(leicat,  curet  statt  des  fast  mit  Nothweudigkeit  erwarteten  ius 
ita  dicat  ut  curet,  und  vermisst  zweitens  jede  Verbindung  zwi- 
schen  dem  dum  —  ius  ita  deicat  selbst  und  dem  zu  Anfang 
vorausgegangenen  dum  in  ea  verba  —  iudirinm  det  itaque 
iudieare  iubecU]  es  musste  dann  heissen  dumque  —  ius  ita 
deicat.  Darum  kann  ich  auch  jetzt  noch  nicht  anders  glau- 
ben,  als  dass  mit  dnm  —  ius  ita  deieat  nur  die  vorangeschickte 
sehr  langathmige  Vorschrift  des  dum  in  ea  rtrba  -  iulteat^ 
lediglich  der  fonnellen  Ankniipfung  wegen,  recapitulirt  wird, 
gleich  als  wenn  es  hiesse  dum,  inquam,  itis  ita  deicat  (wo- 
nach  denn  ita  nicht   auf  das  Folgende   geht,   sondern  sich 


70  NACHTRAGE  ZU  DER  LEX  RVBRIA. 

zuruckbezieht),  und  dass  mit  diesem  dum  ius  ita  deicat  coor- 
dinirt  ist  das  unmittelbar  angeschlossene  mretque  (verschrie- 
ben  airetve),  was  natQrlich  logisch  voUstandiger  auf  ein  dm- 
que  cnrct  hinauskommt.    So  hiingen  also  allerdings  von  dem 
gemeinschaftlichen  ixis  ratumquc  csto,  als  die  zwei  Haupisatz- 
glieder,   sowohl  dnm  in  ca  vcrha  —   iuhcat  als  auch  curdqw 
ab;  der  dritte  dazwischengeschobene  Satz  dum  —  ius  ita  deicat 
ist  durchaus  unwesentlich  und  konnte  fur  die  Sache  wie  fur 
die  Construction  auch  ganz  wegbleiben.  Wenn  nun  das  zweik 
dieser  beiden  Hauptsatzglieder   sich   wieder  in  zwei  Halften 
zerspaltet;  deren  eiue   eben  mit  jenem  curetque  utei  beginnt, 
wahrend  sich  die  andere  mit  ncivc  ca  nomina  —  includci  con- 
cipci  curct  anschliesst,  so  darf  man  ohne  Unrichtigkeit  sagen, 
dass  auch  diese  zweite  Hiilfte  von  ius  ratumquc  csto  abhangt 
und  unter  der  Herrschaft  des  dum  steht,  ohne  damit  im  ge- 
ringsten  zu  verkennen,   dass  die  beiden  Stitze   mit  dem  Ver- 
bum  curet  in  einer  viel  engern  Beziehung  zu  einander  selbst 
stehen,  als  ihr  zweiter  (oder  auch  ihr  erster)  zu  dem  voran- 
stehenden  Satze  dum  —  ius  ita  dcicat  (oder,  was  dasselbe  ist, 
zu  dem  dum  in  ca  vcrha  —  iuhcat),    Meine  Meinung  war  und 
ist  demnach,    dass   Satzbau   und   (redankenverhaltniss   so  zu 
451  fassen  sei:   'der  Kechtsspruch   soll  (iultigkeit  haben,  wofeni 
der  Magistratus,  wo  sichs  um  rcpromissio  handelt,  nach  die- 
ser  Formel  verfahren  liisst  (folgt  die  Formel),  oder,  wo  sichs 
um  satis  datio  luiudelt,    nach   dieser  Formel   verfahren  liisjit 
(folgt  die  Formel):  wofern  er,  sage  ich,  so  wie  vorgemeldet 
Recht  spricht  und  [wofern  er  zugleich]  dafiir  sorgt,  dass  die 
rechten    Namon    eingetragen    werden    und    dass    nieht   etwa 
Namen,  welche  nicht  dio  rechten  sind,  eingetragen  werden/ 
Was    mit   diosor   Fa.ssung    in   dou   letzten  Worten  kurz   und 
deutlich  genug  gesagt  war,  wird  nun  ferner,   zwar   unnothig 
schwerfilllig  und  umstiindlich,  aber  nicht  logisch  falsch  also 
ausgedriickt:  ^[wofern  er]  dafur  sorgt  dass  die  rechten  Namen 
eingetragon  werdon,  und  dass  nicht  otwa  falsche  eingetrageu 
werden  [auch  dafur]  sorgt.'     Liid   so   heisst   es  im  Original: 
curctque  utei  ea  nomina  —  incbtdantur  concipianturj    uciiT  tv 
nomina  —  includei  concipci  curctj   wofiir  allerdings  das  Eiii- 
fachore  und  Concinnere   war   nrivr  ca  nomina  —   includantur 


NACHTKAGE   ZU    DEK   LEX   KVBKIA.  71 

c&twipianiHr  ohoe  curet.  Es  isi  nur  eine  leicbte  Auakoiuthie, 
die  in  der  gewahlten  Fassung  liegt,  und  zwar  besteht  sie, 
je  nachdem  man  wiU,  entweder  darin^  dass  nicht  der  ganze 
Begriff  der  Partikel  neive  zum  Verbum  curel  gehort^  sondem 
zu  diesem  genau  genommen  nur  tr,  die  Negation  dagegen 
vielmehr  zn  includci  concipei\  oder  aber  darin^  dass  zum  nega- 
ti?en  Satze  das  Verbum  curct  wiederholt  ist  statt  eines  nicht 
activen^  sondern  passiven  Begriffs.  Nach  haarscharfer  Syntax, 
wie  sie  aber  dieser  GesetzoHstil  auch  in  andcm  Beispielen 
uiclit  selten   verleugnet*),    war    imter   dem   ersten   Gesichts-  455 

*)  Dahin  gehOrt,  um  bei  unserni  Gesetze  flelbst  stehen  ku  bleiben, 
2.  B.  die  nach  dem  MaHtwtabe  durchgebildeter  SprachfOgting  doch  nur 
iocorTect  zu  nennende  Einfuhrung  des  DemonstratiFums  nach  dem  Kela- 
tivum  in  Fallen  wie  II,  29:  'eam  rem,  quae  ita  ab  eo  petotur 
deve  ea  re  (statt  defoe  qua)  cum  eo  agetur',  nnd  H,  38:  'de  eo,  a 
qao  ea  res  ita  petctur  qnomve  eo  (Btatt  qxnmve  quo)  dc  ea  re 
ita  agetur'.  Dahin  gehOrt  ferner  der  Hchr  freie  Gebrauch  dea  Rela- 
tivums,  nicht  nur  in  go  leicht  verst&ndlichen  Fornieln  wie  id  iudi- 
cium,  qua  de  rc  agitur  oder  co  nomine,  qua  de  re  agitur, 
nicht  nor  in  knrzen  ZwischeDBatzeu  wie  If,  2  'a  quoquomque  pecu- 
Dia  —  petetur,  quae  res  (furWcrtm)  non  pluris  HS  XV  erit', 
aondem  vomehmlich  zur  Kinleitimg  eines  Vordersatzes ,  dem  sich  der 
Nachsatz  entweder  ohne  Partikel  oder  sogar  mit  tum  anschliesst.  80 
II,  19:  ^queique  (d.  i.  seique  qui»)  eorum  quem  --  duxserit,  id 
ei  fraudi  ne  esto';  1,7:  'qua  de  re  quisque  (d.  i.  sci  quis  oder 
qwm  quis  de  qua  re)  et  a  quo  —  accipere  volet  ot  —  iuraverit, 
tum  is  —  Batis  dare  iubeto';  I,  12:  ''quei  corum  ita  non  re- 
promeisserit  — ,  turo  magistratus  ina  deicito'.  AIIch  zu- 
sammen  hat  man  in  der  schier  abcnteuerlicben  Periode,  welche  mit 
nicht  weniger  alfl  28  Zeilen  das  ganze  228te  Capitel  bildet;  aus  drei 
locker  aneiiiander  gereihten  Gliedern  bestehend,  weitft  sie  in  deren  erntem 
imd  langvtem  ein  Satzgefuge  auf,  das  an  Holperigkeit  «chwer  ticin 
SeiteDstflck  finden  wird:  'A  quo  quid  -  petetur,  quodve  qiiom 
eo  agetur,  quae  reti  non  pluris  .  .  erit,  et  sei  ca  rea  erit,  de 
qna  —  ius  deicei  oportebit:  Hci  is  eam  rem,  quae  ita  ab  eo 
petetur  deve  ea  re  cnm  eo  agetur,  ei  quei  eam  pctet  deve 
ea  re  aget,  aut  iei  qnoiuB  nomine  ab  eo  petetur  quomve  eo 
agetar,  in  iure  —  —  confesauH  erit  neque  -  —  defendet: 
tam  de  eo,  a  quo  ea  res  ita  petetur  quomve  00  de  ea  re  ita 
agetur,  deqne  eo  quoi  eam  rem  dari  —  oportebit,  Hiremps 
lex  —  esto,  atque  utei  esBet  nei'  etc.  etc.  So  Bchrieb  man  in 
Rom  Gesetae  um  daaeelbe  Jahr,  in  dem  Ciccro  die  zierlicho  Pracht 
fteioer  Philippicae  entfaltete. 


72  NACHTRAGE  ZU  DER  LEX  RVBRIA. 

punkte  zu  sagen:  eaqiic  (oder  ca  vero)  nomina  —  non  itidudi 
curet  oder  nc  inchidanfnr  airet,  unter  dem  zweitcn  neve  ea 
nonmia  —  includi  sinat  oder  patiatur.  Die  Ankniipfung  mit- 
tels  nevCj  die  vorgezogen  ward,  lag  darum  nahe,  weil  in  der 
Gesammtvorstellung  der  Prohibitivbegriff  vorherrscht  In 
einer  gewissen  Zeit  wiirde  man  es  eine  ^confusio  duarum  con- 
structionum'  genannt  haben,  wogegen  auch  in  unserer,  recht 
verstanden,  nichts  Erhebliches  einzuwenden  ist. 

4. 

Welche   crux   interpretum   die   fiinfmal  wiederkehrenden 

Siglen  IN.EORVM.QVO.O.MCP.F.V.C.C-TVE 

gewesen  sind,  ist  bekannt,    Zwar  iiber  die  sechs  ersten  Einzel- 

buchstaben  konnte  kein  Zweifel  sein,   dass  sie,   vornehmhch 

nach   Anleitung  der  lex  lulia   municipalis,    aufzulosen  seien 

Oppido  Mumcipio   Colonia   VraefcctHra  Foro  Vico;   aber  desto 

mehr  giugen   die  Erkltirungen  vou  C  •  C  •  T  •  VE   auseinandef. 

Conventu  Conciliahulo  TrinundinoVE  las  Carli;  Castcllo  Con- 

ciliabulo  TrivioVE  Marini,  wovon  Conciliabtdo  so  uberzeugend 

und  CastcUo  so  wahrscheinlich  war,  wie  Trinundino  iind  Trivio 

uumoglich.     Nicht  befriedigender   war  das  dafiir  von  Hugo 

gesetzte  TerminoVE  oder  TrihuVE,    wozu   ueuerdings  durch 

Heimbach  gar  noch  ein  TcmploVe  gekommen  ist.    Man  kam 

endlich  seit  Dirksen  stillschweigend  iiberein,  nach  Savignys 

4^6  Vorschlag   C-T-   als  Doppelsigle    fiir    CasTcllo   zu   nehmen, 

welches  so  bezeichnet  worden  sei  zum  Unt<3rschiede  von  dem 

voranstehenden    einfaehen   C  •   als   Conciliahito.     So    gewann 

man  wenigstens  einleuchtende  Sachbegriffe,  wahrend  zugleich 

die  Beziehung  zweier  Siglen  auf  einen  einzigen  Begrifl^  wenn 

schon    nicht    schlechthin    unmoglich    und    durch    mehr   oder 

weniger  passende  Analogien   miihsam  vertheidigt,  doch  nur 

als    ein   leidiger  Nothbehelf   erscheinen    musste.     Vergebhch 

suchte  ich  nach  eiuem  passenden  Begriffe  mit  dem  Anfangs- 

buchstaben    T]    Mommsen    war   es    vorbehalten   die    rechte 

Losung   zu  finden:    Conciliahulo    Castello   TcrritorioVE, 

^ln  solchen  Zusammenstellungen  wie  lcx  ius  caussave,  ablatum 

captum    coactum   conciliatum   avorsumvc    in    der    sogenannten 

Servilia,  a(jcr  locus  acdificium  posscssio  der  sogenannten  Thoria, 


NACHTKA6K  ZU  DER  LEX  RVRKIA.  73 

isi  das  letzte  Wort  haufig  ein  ganz  generellesy  welclies  nach 
der  Aufzahlung  der  sammtlichen  Species  den  Beschluss  niacht 
imd  jede  Adyocatenchicane  schliesslich  abschneiden  solL'  Ich 
denke  man  braucht  das  nur  zu  horen,  um.  es  unzweifelhaft 
richtig  zu  finden;  was  ?on  so  einfach  schlagender  Wahrheit 
ist,  bedarf  keiner  weitem  Empfehlung.  Ganz  dasselbe  Ver- 
haltniss  im  Kleinern  ist  es,  wenn  in  der  Rubria  selbst  I,  42 
municipinm  cohftia  locus  verbunden  steht. 

5. 

Ueber  das  Res  Lex  lus  Caussaqtw  II,  10  und  Lex  Res 

lus  Caussaque  II,  40,  womit  ich  p.  208  [oben  p.  f)6J  ff.  nicht 

fertig  zu  werdeu  wusste,  sind  mir  von  SachverstandigeD,  d.  h. 

romischen  Juristen  sehr  verschiedene  Urtheile  zugekommen, 

beistimmende   ohne  weitere  Motivirung,   zwei  motivirte  von 

Hiischke  und  Mommsen  nicht  beistimmend,   sondeni  das 

Bes  in  Schutz  nehmend,  womit  sie  ja  denn  anch  wohl  Recht 

behalten  werden.     Mommsen,  Ober  die  Quellen  der  Notao 

Valerii  Probi  und  ihre  Ueberlieferung  in  der  p.  .^00  [oben 

p.  59]  f.  besprochenen  Stelle  von  mir  befragt,  gab  darauf  die 

nachstehende  belehrende  Auskunft,  die  ich  um  so  lieber  hier 

mittheile,  als  sich  bei  dieser  Gelegenheit  zugleich  soin  Wunsch 

zu  allgemeiner    Kenntniss    bringen    liisst,    dass    doch    auf 

Bibliotheken  nach  weitern  handschriftlichen  HUlfs- 

mitteln  ffir  jene  Notae  gesucht  uhd  ihm  solche  zum  457 

Behuf  einer  von  ihm  langst  beabsichtigten  Bearbei- 

tuDg    nachgewiesen    werden    mochten.      Die   nothigen 

Anhaltpunkte  eines  forderlichen  Nachsuchens  geben  die  fol- 

genden  Notizen.    'Der  Text  beruht  vermuthlich  auf  Cyriacus 

Aiiconitanus;    die   nova   fragmenta   von   dessen   comm.,   die 

Olivieri   in   Pesaro   1763    horausgegeben   hat,   enthielten    zu 

Anfang  VcUerii  Proln  noias  iuris  (leider  hat  Olivieri  sie  weg- 

gelasaen)  und  gleich  danach  fragnientum  vocaJnilorum  vetusti 

m  Mogontia  libri,   In  Mainz  war  Cyriacus  freilich  selber  nicht; 

aber  durch  ihn  scheinen  die  Abschriften  der  alten  Handschrift 

in  Gang  gebracht  zu  sein.    Das  Archetypon  ist  vorschollen; 

in  Wien  cod.  350  Endl.  ist  eine  Abschrift  von  Conrad  Celt*»s, 

die  nicht  interpolirt  ist;   die  Miinchener  Ilandschriften  360. 


74  NACIITRAGE    ZU    DEK    LEX    RVBRIA. 

388.  1465  uud  1486  enthalteu  den  Probus  gemischt  mit  an- 
dern  schlechten  Noten,  und  solcher  Hdss.  gibt  es  viele.  Von 
den  drei  ersten  habe  ich  Abschrift.    Die  Wiener  Hds.  hat  an 
der  fraglichen  Stelle:   'SR  •  LR  «  E  •  C  •  QoR  •  E  si  rem  lex 
rex  eius  caque  oinnium  rerum  est';    die  Ausgabe  in  I.  Mo- 
zochi's  Epigrammata  ant.  urb.  1521    stimmt  mit  Ihrem  Ta- 
cuinus  von  1525;    die  eine  Miinchener  Hds.  388  stimmt  mit 
der  Wiener,  nur  hat  sie  an  der  vierten  Stelle  E  ex  statt  li 
rcx  und  caiisa  qnac  —  csto\  in  der  zweiten  fehlt  die  Stelle.— 
Wie  Sie  seheii,   gibt  die  Wiener  Hds.  dem  von  Ihnen  auge- 
fochtenen  rcs  doch  wieder  einigen  Halt;    und  es   fragt  sich, 
ob  sich  res  nicht  vertheidigeu  liesse  in  der  Bedeutung  Pro- 
zess   {ca   rcs   agatur,    cuins   rei   dics  fiiit  —  eadetn  res  cs/), 
geuau   wie   unser  Sache:    dann    soll    sein    gleicher  Prozess, 
gleiche  Rechtsnorni,  gleichcs  Cericht  und  gleiche  Lage  aller 
Dinge.'         Mir  wilrde  ein  Laienbedeuken  gegen  dicse  Ueber- 
setzung  dos  vaussa  geblieben  sein,  und  in  der  That  fasst  es 
die  Huschkesche  Vertheidigung   des   rcs,    wie   demnachst  er- 
sichtlich,  etvvas  anders. 

6. 
Siremps. 

Die  p.  298  [oben  p.  5(3]  ff.  godruckte  Besprechung  des 
riithselhaften  siremps  war  noch  nicht  in  Huschke's  Han- 
4.8  den,  sondern  nur  meiue  brieiliche  Mittheilung  einiger  ihrer 
Hauptpunkte,  als  von  ihni  die  nachstehende  gedankenreiche 
Erorterung  einging,  die  ich  uiir  nur  mit  wenigen  Zusatzeu 
zu  begleiten  erlaube,  und  zwar,  um  den  Zusammenhang  einer 
geschlossenen  Argumentation  nicht  zu  unterbrechen,  in  Not^n 
unter  dem  Texte. 

^Vor  allem  mochte  ich  Ibnen  cine  Prage  vorlegen. 
welche  die  wie  mir  scheint  sowohl  von  den  Aelt^rn  als  den 
Neuern  (wie  Lindemann,  Pott  |etym.  Forsch.  II  p.  41J,  Do- 
derlein,  Gottling,  Hermann,  Haud  u.  s,  w.)  verfehlte  Etymo- 
logie  des  Wortes  betrifft.  scr,  sir  oder  uragelaut^t  stir  i<t 
umbrisch  der  Genitiv  des  Pronomen  dritter  Person,  welches 
oskisch   (doch  auch   umbrisch)   vollstandiger   im  Nom.  masc. 


NACIITRAOE   ZV   DER   LEX   RVURIA.  75 

aisi-^,  esi'C  lautet  und  wovon  sich  auch  im  Lat  sicj  soSy  sam 
VL  8.  w.  erhalten  haben.  Die  identisierende  Sylbe  -(km  (o8- 
kisch  '(tum,  umbr.  (d)om)  verwandelt  ihren  anlautenden  Con- 
sonanten  im  Umbr.  in  f,  h  oder  lasst  ihn^  und  diess  geschieht 
am  hattfigsten^  ganz  weg.  Das  dorische  i|i€  endlich  in  i-pse, 
a-psCy  se-pse  ist  bekannt.  Halten  Sie  nun  —  die  factische 
Richtigkeit  jener  Pramissen  vorausgesetzt  —  meine  Annahme 
far  begrOndet^  dass  siremjis  eine  auf  diese  Weise  entstan- 
dene,  am  besten  mit  unserem  Messelbigengleicheu'  zu- 
sammenzustellende  Partikel  ist,  die  also  eigentlich  eiusfhtn 
{modf)  bedeutet;  nur  dass  das  pse  (aus  c<p€  eiitstnndeii  und 
damit  das  PronoBien  wioderholend)  die  voHige  Identitut  her- 
vorhebty  weshaI1>  man  sicli  des  Wortes  denn  auch  nur  im  juri- 
dtischen  Sprachgebrauch  der  alten  Zeit  bediente,  wo  es  dar- 
anf  ankam  auszusprechen^  dass  genau  dasselbe  —  (resctzy 
Recht  iL  s.  w.  wie  in  eiiiem  schon  bestimmten  Falle  gelteu 
solle?  Ich  sehe  nichts,  was  entgegenstande.  Umbrisch  ist 
ziemlich  dasselbe  Wort  sttr-ofit  uiid  durch  einen  abermaligeii 
Vorschlag  versturkt  surur-mU,  auch  mit  Wechscl  von  r  und 
.V,  e  und  M,  ererer-ont  =  codctn  modo,  itidcm,  worauf  pusvi  — 
iUi  {olgt,  wie  auf  das  lat.  siremps.  Charisius'  Ablativ  siren^fisc 
halte  ich.fOr  eine  Fabel;  siretfqis^'  ist  die  ursprfliigliche  Form 
der  Partikel,  die  spater  in  sirefnj^s  abgekurzt  wurde,  wie  quiue 
in  quin  und  vieles  Aehnliche.  Merk^rdig  iibrigeuH,  dass  es 
auf  keiner  Inschrift  und  vielleicht  auch  bei  keinem  Autor 
Yorkommt;  denn  auch  bei  Plautus  Amph.  Prol.  73  sirempse 
lcgefn  inssU  esse  luppiter  ist  es  ja  wohl  restituirtV  hier  aber  ryj 
sicher  mit  Recht. 

Die  Erkenntniss  der  eigentlichen  Bedeutung  des  Wort^s 
bewahrt  nun  davor,  es  als  ein  unverstandencs  bloss  in  einer^ 
gewissen  stehenden  Formel  Uberliefertes  Erbstiick  des  grauen 
Alterthums  zu  betrachten.  In  der  That  hat  auch  der  Sprach- 
geist  damit  ganz  lebendig  und  frei  wie  niit  einem  andern 
gangbaren  Wort  operirt.  Koinmt  es  auch  —  aus  dem  ange- 
gebenen  Grunde  —  bloss  in  dem  penibeln  juristischen  Sprach- 
gebrauch  vor,  so  doch  zugleich  ohne  eine  ganz  foste  Formel. 
Wir  finden  es  construirt  mit  einem  correspondirenden  uti 
(Jex  Rubria  und  lex  Quinctia),  aber  auch  luit  quasi  (alle  iibri< 


7G  NACllTKAUE    ZU    DEK    LEX    RVBKIA. 

gen  Stellen);  als  das,  was  von  derselben  Beschaffenheit  sein 
soll,  komrat  lcx  (lex  Thoria  27;  lex  Servilia  72  [Kl.  p.  86]; 
Lex  auf  der  Ruckseite  der  tab.  Bant.,  wie  ich  glaube,  Comelia 
de  iniuriis*),  med.;  Plautus  l.c;  Charisius;  Seneca  ep.91),  iuus 
lexque  (lex  de  scribis  I,  38  sqq.),  l()x  imqm  (bei  Val.  Probus) 
und  noch  viel  mehreres,  an  keiner  Stelle  ganz  Gleichlauten- 
des,  in  den  drei  Stellen,  auf  welche  es  uns  ankommt,  vor. 
Eben  so  manigfaltig  ist  das,  dem  -  subjectiv  und  ob- 
jectiv  —  oder  dessen,  oder  fiir  den,  in  welchen  Beziehun- 
gen  u.  s.  w.  lex,  ius  etc.  siremps  sein  soU.  Dieser  Sachbefund 
nothigt  nun  m.  E.  sowolil  die  Kritik  als  die  Erkliirung  durch- 
wcg  zu  individualisiren,  d.  h.  jcde  Stelle  fiij  sich  zu  betrach- 
ten  und  nicht  leicht  nach  einer  allgemeinen  aussern  Formel 
zu  generalisiren. 

So  bin  ich  denu  geneigt  zuerst  in  den  beiden  Stellen 
der  lex  Rubria  genau  bei  dem  urkundlichen  Texte  stehen  zu 
bleiben.  In  beideu  ist  von  einem  privatrechtlichen  Verhtilt- 
niss  und  zwar  einem  processualen  die  Rede:  daher  hier  auch 
res  und  caussa  —  jenes  das  allgemein  factische,  dieses  das 
daraus  hervorgehende  proeessuale  Verhiiltniss  bezeichnend ** ) 
.itfo —  als  siremps  hingestellt  wird.  In  I,  10  S  RES-LEX-IVS- 
CAVSSAQVEOORESTO  ist  der  Gedanke  dieser:  wegen 
{de)  des  Beklagten  uud  des  Gliiubigers  soU  das  zwiscben 
ihnen  bestehende  Verli^ltniss,  daa  darauf  anzuwendende  Ge- 
setz,  der  daraus  herzuleitende  Rechtssatz  und  das  beim  ricb- 
terlichen  Urtheil  in  Betracht  kommende  Processverhaltniss 
fur  alle  Personen  und  in  allen  Beziehungen  genau  dasselbe 
sein  als  wie  u.  s.  w.;  1,  40  aber  SLRICQOORE 
ist  so  gedacht,  dass  das  Aeussere  in  objectiver  und  subjectiver 
^  Hinsicht  —  dort  Lex,  die  Rechtsquelle,  hier  Res,  das  tbat- 
siichliche  Rechtsverhiilniss        vorangestellt  und  dann  das  aus 

*)  l)i<'seH.  (larf  bich  der  Philolofr  zu  sagen  erlauben,  ist  rein  iin- 
moglich.  Die  Sprachformen  weisen  mit  unwiderstehlicher  Beweis- 
kraft  gerade  uuf  die  Zeit,  in  deren  Grenzen  (625—636)  MomDiBens 
AuseiiianderHetzung  Unterital.  Dial.  \y  145  tf.  das  Gesetz  eingeschlossen 
hat.  F.  H.  [Siehe  jedoch,  was  zum  ^Titulua  Mummianus'  (unten  n.  IVy 
p.  VI  (92)  beigeschrieben  ist.     C.  VV.j 

**)  Vgl.  Livius  1,  32   quarum  rerum,  litium,  causarum  ttc. 


KACHTRAGE  ZU  DER  LEX  RVBRIA.  77' 

beiden  herrorgehende  Innere  —  dort  Itis,  der  Rechtssatz, 
hierCttussa,  das  der  richterlichen  Beurtheilung  unterliegende 
Processverhaltuiss  —  hinzugefUgt  wird.  Nothwendig  nach 
dem  Zusammenhange  ist  die  Verschiedenheit  der  Auffassung 
in  heiden  Stellen  nicht;  man  muss  aber  zugebeU;  dass  beide 
Aaffassnngen  gleich  zulassig  sind. 

In  der  lex  (Titia?)  de  scribis*)  [C.  I.  L.  I  n.  202]  ist 
die  Auffassung  wieder  eine  ganz  andere:  SIREMPSQVE  • 
EIS  VIATORIBVS  •  DEQVE  •  EIS  •  VIATORIBVS  •  Qfuae- 
stori)  .  OMNTVM  •  RERVM  •  IVVS  •  LEXQVE  •  ESTO  •  QVA- 
SEI .  SEI .  etc.  Hier  bezieht  sich  IVVS  offenbar  auf  VI ATO- 
RIBVS  und  bezeichnet  das  ihnen  zustehende  Recht,  LEXQVE 
auf  DE  VIATORIBVS  Quaestori,  die  Qber  sie  geltenden  ge- 
setzlichen  Vorschriften  bezeichnend  —  was  der  Quaestor  von 
ihnen  fordem  konnte. 

Noch  weiter  ist  der  Parallelismus,  obgleich  nach  einer 
andem  Seite^  getrieben  in  der  lex  Quinctia^  deren  einschla- 
gendes  Capitel  so  zu  lesen  sein  mochte: 

Si  quis  circa  rivos  ....  quae  (statt  qua)  ....  termina- 
tus  stiterit;  ne  quis  eo  loco  post  hanc  legem  rogatam 
quid  opponito,  molito,  opsaepito,  figito,  statuito,  ponito, 
coUocato,  arato,  seritove  vel  in  eum  locum  quid  immit- 
tito,  praeterquam  eomm  faciendorum  repouendorum  causa  46i 
praeterquamque  quod  eius  hac  lege  licebit  oportebit.  Qui 
adversus  ea  quid  fecerit,  adyersus  eum  (oder  richtiger 
eius  ergo  aus  et  adv  ersu)  siremps  res  lex  ius  cauHsaque 
onmium  remm  omnibus  esto  damnasq.  utique  esto  atque 
uti  esset  esseque  oporteret,  si  is  adversus  hanc  legom 
riTum  specnm  rapisset  forasHetvo^  quique  specum  foras- 
set  mpissetve. 
Die  Formel  siremps  (vielleicht  hier  sirentjysf,  wenn  man 
auf  einen  so  conrumpierten  Text,  der  ein  erit  haben  woUte, 


^  Also  nicht  CorneliaV  Ich  h&tte  gedacht,  darOber  liesHe 
Mommsen^B  letcte  Darlegung  ZeitBchr.  fSr  Alterth.  wisa.  1846  p.  105 if. 
kaam  noch  einen  Zweifel ,  wenn  anch  iiber  das  eigentliche  VerhaltnisB 
dcB  Rabramfl  VIII  Dfi  •  XX  •  QuaeBtoribus  eine  etwaB  modificirte  Auf- 
^ung  in  Puchta'8  luBtitut.  I  p.  320  (3te  AuBg.)  empfohlen  wor- 
<len  ist.  F.  R. 


•78  NACHTRAGE   ZU   DER   LEX   RVBRIA. 

etwas  geben  diirfte)  u.  s.  w.  ist  hier  weseDtlich  dieselbe  wie 
in  lex  Rubria  I,  10  (denu  das  ritex  konnte  doch  wohl  nur  aus 
res  lex  entstehen):  standen  doch  auch  hier  in  einem  Multfall, 
genauer  einer  condidio  certi  ex  Uxfe,  zwei  Processparteien  ein- 
ander  gegeniiber.  Nur  darin  ist  jedoch  wieder  eine  Ver- 
schiedenheit,  dass  das  damnai>qne  utique  esto  hinzugefiigt  wird, 
und  dieses  darum,  weil  die  vier  Ausdriicke  res  lex  ius  caussa 
bloss  die  Disposition  des  Gesetzes  auf  den  andern  Fall  iiber- 
tragen,  so  weit  das  Gericht  ihn  zu  beurtheilen  hatte,  in  un- 
serem  Gesetze  aber  auch  noch  die  sonst  dem  Richter  zufal- 
lende  damnatio  statt  dessen  ausgesprochen  und  daher  noch 
besonders  auf  den  andern  Fall  zu  iibertragen  war.  Im  Fol- 
genden  geht  nun 


deni  siremps  res  ....  esto 
das  uti  esset 
und  si  is  adr.  h.  l.  ...  rupissct 


dem  damnasq,  . .  .  esto 
das  essequc  oporterct 
und  quiquc  ....  rupissetve 


parallel.  Fiir  Sie  bedarf  es  dessen  keiner  Rechtfertigung 
oder  Erklarung.  *)  —  An  dcm  adversus  eum  scheinen  Sie 
162  wegen  des  folgenden  omnibus  Anstoss  genommen  zu  haben. 
Dieses,  wie  ich  glaube,  ohne  Grund.  Diese  ofnncs  sind  nicht 
die,  welche  die  verponte  Handlung  veriiben  mochten,  sondern 
diejeuigen,  mit  denen  der  Veriiber  der  Handlung,  wegen  des- 
sen  das  Gesetz  eben  disponirt  hat,  in  Folge  derselben  in 
irgend  eine  rechtliche  Beziehung  tritt  (Damniticat,  Praetor, 
Richter,  Anklager,  Quaestor  u.  s.  w.  u.  s.  w.)**):  eben  so  wie 

*)  Uud  docb!  Mit  der  vorgeachlagenen  ReBtitution  kann  ich  aus 
dera  eiiien,  aber  durchgreifenden  Grunde  nicht  eiuveratanden  sein,  dass 
sie  auf  der  Grundlage  der  Vulgate,  und  day8  sie  nicht  auf  der  der 
Polenischen  Haudschrift  geuiacht  ist.  Diose  allein  achte  Texteequelle 
lehrt,  dasB  die  Worte  dainnas  uti<iue  uidits  als  nichtige  Interpolation 
sind,  wie  Scaliger  auch  ohne  Handschriften  erkannte.  Nur  dem  Um- 
stande,  dass  sie  in  der  Casinatischen  Hds.  allerdings  stehen,  haben  es 
ja  die  bedenklichen  Wortc  adcersus  eum  zu  verdanken,  dass  man  sich 
mit  ihnen  uberhaupt  abgibt;  die  Art  indcss,  wie  sie  etehen  (jMi  o^' 
ucrsus  ea  quid  fecerit  et  aduersus  cum),  legt  dic  Vermuthung  rein  itr- 
thiimlicher  Wiederholung  nahe  genug.  F.  B. 

**)  Wenn  ich  p.  300  [oben  p.  58  f.  |  Anm.  sagte,  es  kdnne  ja  doch 
nicht  etwa  die  Meinung  seiu,  da^s  'allc  sollten  U\v  ius  caussa  gag^u 


NACHTRAGE  ZV   DER   LEX   RVBRIA.  79 

diese  rechtlichen  Beziehungen  mit  onmium  miim  auRgedrilckt 
werden.  Dagegen  traue  ich  dem  adversus  eum  —  abgesehen 
daTOD,  dass  es  leicht  aus  der  Nachbarschaft  hieher  verpflauzt 
werden  konnte  —  deshalb  nicht^  weil  Gesetz  und  Recht  nicht 
bloss  gegen  einen  Maleficanten  ergehen;  da  sie  ihm  ja  auch 
die  Rechte  der  Angeklagten,  Verurtheilten  u.  s.  w.  gowahren. 
£9  ist  also  hier  eine  Praposition  allgemeinerer  Bedeutung 
erforderlich.  Als  solche  finden  wir  auch  zu  Irx  regelmassig 
de  flex  Rubria  I,  10.  40.  lex  de  scribis  1.  c.  lex  Thoria  1.  c. 
de  eo  agro)\  wenn  aber  Yon  dem  die  Rede  ist,  welchem  zu 
Gunsten  das  Oesetz  eben  so  gelten  soU,  den  Dativ  (lex  de 
scribis:  eis  praeconibus  iuus  und  de  m  praec.  quaesfori  lex; 
lex  ServiKa  73:  PRAETORI ....  SIREMPS  LEX  ESTO;  VaL 
Probus:  Sirems  Lex  Eis  It4S  Que  . . .  Esto)\  endlich  auch  noch 
in  ahnlicher  allgemeiner  Bedeutung,  wie  sie  de  hat,  den 
Genitiv  (lex  Comelia  de  iniuriiH:  EIOS  OMNIVM   RERVM 

SIREMPS  LEXS  ESTO;   Seneca  ep.  91:  vorum siremps 

kx  esto,  wahrscheinlich  auch  Cato  bei  Festus  v.  SirempSy  wo 
zu  erganzen:  'Et  praeterea  rogas,  ut  noxii  in  multa  ea,  si 
populus  condemnavertY,  siremps  lex  siet,  quasi  adversus  Ie</mi 
fmsset  [et  hac  lege  condemnatus  essety  und  dieses  aus  der 
Stelle  der  lex  Comelia  zu  erklaren  sein  mdchte.  Woher  nun 
aber  mein  eius  ergo? 

Aus  Ihrem  Charisius  p.  116  P.  Ilier  haben  Sie  gewiss  ics 
mit  adverbialiter  intelleyere  den  Nagel  auf  den  Kopf  getroffen. 
Auch  ablativum  statt  vocatix^im  zu  Anfang  scheint  mir  un- 
aoflweichlich.  Dann  mochte  ich  aber  lieber:  sic  siremps^  ut 
tabes  et  piuris  (dieses  namlich  der  Nomin.)  ah  liac  siremiise, 
plure,  tabe.  Charisius  scheint,  vielleicht  nach  alten  Beispie- 
len,  einen  adjectiven  Nom.  pluris,  e  angenommen  zu  haben, 
woYon  z.  B.  plurc  altero  tanto;  wogegen  er  den  (lenitiv  pluris 

ihn  haben',  so  fand  ich  eben  im  Sinne  des  Oesetzes  keine  andem 
Oamnificaten  (and  streng  genommen  aach  Anklllgcr)  als  nar  den  eincn 
^taat  telbst,  and  hielt  die  im  Genetz  nnterBchiedenen  liichter,  cura- 
<0fe8  aqHontm  and  praetor  peregrintis,  nicht  fflr  hinreichend  um  ein 
<»Mi6iM  passend  erscheinen  aa  lagHon.  Das  mag  aber  leicht  zu  rigoros 
sein.  H&tte  dagegen  etttf  ergo  fflr  ei  adverms  eum  nur  einige  paluo- 
gTaphiacbe  WahrBcheinlichkeit  mehr  filr  sich !  F.  K. 


80  NACHTRAGE  ZU  DER  LEX  RVBRIA. 

von  dem  substantiven  plus  abgeleitet  haben  wird.*)  Doch 
mir  kommt  es  eigentlich  bloss  auf  das  Citat  aus  Caesar  an. 
Und  da  fallt  es  mir  schwer,  das  alte  Formelwort  ergo  (s.  die 
Citate  bei  Hand  Turs.  II,  442),  welches  alle  Hdss.  haben,  in 
einem  Citat  aus  einem  Gesetze  zu  streichen.     Ich  lese: 

Caesar:  E.  (bekannte  Sigle  fiir  EIVS)  ERGO  SIREMPS 
LEX  ESTO  QVASI  SACRVM  VIOLAVERIT  dixit  pro 
nominativo  (dieses  nach  Ihnen,  nur  ohne  esse). 

Es  scheint  also,  dass  man  ergo  hinter  dem  Genitiv  besonders 
dann  gebrauchte,  wenn  ein  Strafgesetz  auf  einen  andem  Fall 
ausgedehnt  wurde.  Woher  aber  das  Citat?  Ich  weiss  durch- 
aus  kein  anderes  Gesetz,  welches  dergleichen  enthalten  haben 
konnte,  als  die  lex  lulia  peculatus**).  Sie  bestrafte  zwar 
hauptsachlich  Entwendung  von  pecunia  sacra,  religiosa,  pnUkn. 
und  es  ist  uns  keine  Bestimmung  derselben  mehr  erhalten, 
wonach  auch  eineVerletzung  von  Heiligthiimern,  z.  B.  G6tt«r- 
4C4  statuen,  Alttiren  u.  s.  w.  unter  ihre  Sanction  fallen  sollte, 
Justinian  mag  aber  eiue  solche  (Dig.  XLVIII,  13)  nur  wegen 
ihres  heidnischen  Inhalts  weggelassen  haben.  Betraf  doch 
ein  Capitel  der  Lex  auch  die  Verletzung  der  wichtigsten  m 


*)  Daran  zii  glauben  finde  icb  unmoglich.  Auf  ein  adjectivisch»^ 
pluris,  e  fuhrt  kein  Schatten  einer  Spur  hin;  ein  solches  sich  einzu- 
reden  hatte  der  Grammatiker  gar  keine  Veranlassung;  da  es  ihm  nur 
um  die  Vergleichung  seines  sirtfnps  sirempse  mit  ahnlichen  Fallen  zn 
thun  war,  stauden  ihm  leicht  andere  Beispiele  zu  Gebote;  am  wenig- 
Bteu  wCirde  er  mit  einem  auf  Bekanntes  hinweisenden  ui  ein  jedenfall^ 
so  ganz  Absondcrliches,  und  diess  ohne  jede  Rechtfertigung  oder  Er- 
kliiruug,  angekniipft  haben;  dazu  obendrein  ein  unpassendcs,  da  t*r 
uicht  vou  Adjectiven,  sondern  Substantiven  handelt;  und  endhch  »'in 
entschieden  falsches,  da  ja  der  Genitiv  pJuris  cxistirte,  den  wiedenim 
nicht  adjectivisch  zu  nehmen,  sondern  als  Substantivum  von  dem  ver- 
meintlichen  Adjectivum  plure  zu  trenuen,  ein  unbegreifliches  tJeber- 
mass  von  grundloser  Willkur  nothig  war.  F.  B. 

**)  Dieser  auch  p.  303  [oben  p.  62]  Anm.  schachtern  hingeworfene 
Gedanke  gehOrte  nicht  zu  den  an  Huschke  brieflich  von  rair  mitge- 
theilt^n,  weil  ich  ihm  zu  wenig  Ilalt  zu  gebeu  wusste.  In  wiefem  die 
dort  geausserten  Bedenkon  durch  die  obigo  scharfsinnige  CombinatJoD 
grosstontheils   beseitigt  werden,  leuchtet  ohne  weiteres  ein. 

F.  B. 


NACHTKAGE  ZU  DER  LEX  RVBBIA.  81 

pMicae  L.  8  D.  eod.  uud  Ulpian  sagt  L.  11  pr.  D.  eod.: 
^Qui  perforayerit  muros  yel  inde  aliquid  abstulerit,  peculatun 
actioDe  tenetur.'  Nahm  faiemach  das  Gesetz  die  res  sanctaey 
die  doch  nur  quodammodo  divini  iuris  sind,  gegen  Verletzung 
in  Schutz^  so  gewiss  noch  viel  mehr  die  res  saerae,  Ich 
mochte  daher  yermuthen;  dass  das  Citat  bei  Charisius  eben 
aus  dem  Capitel  der  Lex  genommen  sci^  worin  ^si  quis  mu- 
ros  perforasset,  EIVS  ERGO  SIREMPS  LEX  ESSE  iubeba- 
tar,  QVASI'  etc.  Sein  Citat  Caesar  geht  aber  auf  den  legis- 
lator,  der  ja  auch  eine  grammatische  Autoritat  war,  und 
mochte  aus  Ofilius  libri  XX  de  legibus  genommen  sein.' 


FR.    EITS<:nRUI    OPVSCVIJI     IV.  0 


IV. 
Titulus  Mummianus*) 

(cura  tabula  lithographa**)). 


I  Quem  vobis  titulura  saeculi  septimi  ineuntis  sat  memo- 

rabilem  proponimus,  ectypo  chartaceo  usi  e  Theodori  Momm- 
SENi  penu  liberaliter  nobiscum  communicato,  eum  primus 
Caietanvs  Marinivs  edidit  in  Actis  fratrum  Arvalium  i  I 
p.  30,  exscriptum  a  se  in  Campanae  horto  ad  Lateranum,  in 
cuius  vicinia  ipse  lapis  effossus  erat:  qui  nunc  omat  copias 
Vaticanas.  Idem  iam  Marinius  de  Saturniis  versibus  cogita- 
bat,  profectus  ab  Atilii  Fortunatiani  testimonio  p.  2680  P.  324 
Gaisf.  aimd  nostros  autcm  in  tahulis  antiquis^  quas  triumpha- 
turi  duces  in  Capitolio  fKjchant  victoriaeqne  suae  titulum  Satur- 
niis  ve)'sihus  prosequcbantnr  ":...,  quicum  conferebat  Liviana 
exempla  ad  Vaticani  lapidis  similitudinem  prope  accedentia 
1.  XLI   c.  28    Ti.   Scmpro)ii  Gracchi   cos.    imperio   auspicioque 

triurnphans   in   urbem  llomam   rediit.    eius  rei  er^o 

hanc  tabuJam  donnm  loui  dcdit    et  1.  XL  c.  52   ...  auspicio 

imperio  felicitate  ductuquc  cius eius  rei  ergo  aedm 

Ijaribus  permarinis  uouitj  cuius  ipsius  tituli  initium  ut  Sa- 
turnii  nietri  exeraplum  Fortunatianus  posuit.    Verura  quales 

*)  [Prooemium  ludicis  Fcholarum  aestivarum  BonDeusium  anni 
C10K)CCCLII;  seorsum  aimd  G.  Trautweinium  (I.  Guttentag)  in  publi- 
cura  prodiit  sic  inscriptum:  'Titulus  Mummianus  ad  fidem  lapidis 
Vaticani  exemplo  lithographo  expret^sus  atque  euarratus  cura  F.  Rit- 
echelii.  Berolini  1852.'  Ceterum  nunc  vide  C.  I.  L.  I  n.  541  p.  150; 
VI,  1  n.  381;  P.  L.  M.  E.  tab.  LI  A  et  Enarr.  p.  45;  Buecheleri  Autbol. 
epigraphicae  lat.  spec.  III  (Bonnae  1876)  n.  II  p.  5.     C.  W.] 

**)  [Tabula  III,   olim  commontutioni  adnexa,   iterata  est  P.  L.  M. 
E.  1.  1.      C.  W. 


TITVLVS   MVMMIANVS.  83 

in  Mamxniana  tabula  ei  yersoB  essenty  nec  Marinius  monstra- 

Tit  nec  post  enm  Orellius  definiyit^  Satumios  esse  simpliciter 

affinnans  n.  563.    Miro  invento  versus^  quos  nullos  esse  ipse 

fateretur,  in  Anthologia  lat.  n.  13  Meyerus  descripsit,   cui 

tamen  pedisequus  non  defuit  Zellius  n.  1922:  horribile  autem 

nmerorum   monstrum   quoddam   ediderunt,    quorum   conso- 

ciatis  somniis  satius  fuerat  bonas  litteras  non  dehonestari. 

Contra  quos  omnino  versibus  astrictam   orationem  esse  alii 

negamnt,  non  Streuberus  tantum  dcucTdTip  de  inscript  Sai 

commentariolo  p.  33.  37  et  pravae  opinionis  defensor  Cors- 

senius  Orig.  poes.  Rom.,  sed  etiam  sani  vir  iudicii  Uenricus 

Eeilius  noster  in   Diariis  antiq.  stud.  a.  1848  p.  277.     Cui 

tamen  ut  de  aliis  quibusdam  non  assentior,  ita  in  Eurysacis 

monomento  versus  esse  non  magis  credo  quam  non  esse  in 

Mommiano.     Omnino  autem  ita  sentio  ut  praepostere  egisse 

credam  qnicumque  a  poetarum  fragmentis  exorsi  ad  versuum 

Satumiorum    legem    eruendam    perrexerint,    certissimumque 

Terae  doctrinae  fontem  esse  monumentorum  exempla  existi- 

mem,  librariorum  nulli  vel  incuriae  vel  libidini  obuoxia.   Qua 

via  ubi  firmum  fundamentum  ieceris,  tum  demum  expenden- 

dum  erity  si  quae  forte  res  sint  in  quibus  ab  indagatae  nor- 

mae  constantia  Livii  Naeviique  ars  discesserit  aliquanto  plus 

licentiae  sibi  sumens.    Nam  constans  est  sane  quam  monu- 

menta  legem  et  regulam  servant:  cuius  etsi  demonstratio  at- 

qne  probatio  in  aliam  opportunitatem  differeuda  est,  tamen 

sammam  ipsam  paucis  sic  comprehendere  licet,  ut  nec  omit- 

tatur  umquam  vel  prioris  hemistichii  anacrusis  vel  alterutrius  n 

thesis  finalis,   nec   umquam  alteri  hemistichio  anacrusis  ad- 

datur,  nec  saepius  quam  in  singulis  hemisticbiis  semel  reli- 

qaae    theses    supprimantur,    nec    quicquam    offensionis    vel 

arsium   solutio   vel   neglectio   caesurae   vel   vocalium  hiatus 

habeai    Ad  quas  regulas  Mummianum  titulum  nullo  nego- 

tio.acconunodabimus,   modo   duo  largiare  haud   saue  ardua 

iargitu:   primum   ut   lapidarius,   cum  ad  finem  versus  sexti 

pervenisset  QVOD  litteris  terminati^  praetermissa  quam  in- 

cidere  debuerat  IS   syllaba  ad  similem  quae  sequebatur  IN 

Toculam    imprudenter    transiluisse     credatur,    alterum,    ut 

in   duo    vocabula    sive    numeris    sive    eisdem   numeris   non 

6* 


84  TITVLVS   MVMMIANVS. 

conclusa   exire   metrica   inscriptio  putetur,    in  lianc  quidem 
speciem : 

Ductu  aiispicio  imperioque  -  eius  Achaia  captfl, 
Corinto  deleto  Ro-miim  redieit  triiimphans. 
Ob  hasce  res  bene  gestas,-qu6d  /;>  in  bello  uouerat, 
Hauc  aedem  et  signu(?H)  -  Herculis  uictoris 
Imperator  dedicat. 

Nam  tertium  quod  oJfFensioni  futurum  esse  sentio,  bisylla- 
bam  mensuram  uouerat  formae  non  peto  magis  ut  condones, 
quam  ut  concedas  postulo.  Etsi  enim  syncopam  pati  ea 
verba,  quae  ingenitam  v  litteram  habent,  negavit  Priscianus 
X,  3,  16  p.  885  P.  et  inaudita  esse  lasti  larunt  fasti  fosti  dixit, 
tamen  et  ipse  non  potuit  non  agnoscere  Horatiana  sufntnosses 
commoritf  et  his  addere  gemella  bene  multa  potuerat:  remo- 
rant  eiusdem  Horatii,  remosse  eommorunt  Lucretii,  admortwt 
Vergilii,  admoram  Propertii,  admorint  OvidH,  anwrim  Silii: 
item  Livianum  ctnostis,  TuUiana  commossem  commosset  coni- 
mosse:  quorum  partem  Ruddimannus  congessit  I  p.  326  sq.  St 
et  Struvius  de  decl.  p.  170.  Et  ne  verbi  simplicis  exem- 
plum  desideretur,  morunt  Silium  posuisse  XIV,  141  Nicolaus 
Heinsius  auctor  est,  felicior  eis  qui  Martiali  III,  67  mostis 
tribuerunt.  Nec  a  poetis  demum  dactylicis  inventam  syn- 
eopam  esse  documento  sunt  Terentius  cum  Turpilio,  quorum 
ille  eommorat  dixit  Phormionis  I,  2,  51,  hic  eadem  forma  in 
Demetrio  usus  est  teste  Nonio  p.  278.  Ac  ne  substitit  qui- 
dem  in  mouere  verbo  ista  ratio,  quando  vel  adiuro  vel  quod 
quidam  malunt  adiuero  posuisse  Ennium  constat,  itera  adiurit 
vel  adiueritj  iit  est  in  Basilicano  Vaticanoque,  Terentium 
Phormionis  HI,  3,  4,  ubi  Bembinus  adiuuerit  pariter  servat 
atque  adiuuero  in  Ciceronis  Catone  antiquissimus  Regius: 
adeoque  in  verbo  simplici  iuerint  (^atullum  in  exitu  penta- 
metri  LXVI,  18,  ubi  item  iuucrint  peccatum  in  codicibus. 
Quodsi  bisyllabum  uouerat  scribendum  fuisse  uorat  dixeris: 
etsi,  rem  si  generatim  censemus,  verissimum  est  ac  longe 
latius  patens  quam  plerique  opinantur,  scripsisse  priscos  illos 
ut  pronuntiarint  nec  aliter  atque  scribant  esse  pronuntiare 
solitos,  tamen   non   minus  certum   est  in  quibusdam,   quam- 


TITVLV8   MVMMIANV8.  85 

quam  numero  paucis^  aut  non  exaequasse  scripturam  pronun- 
tiandi  modum  ant  exaequari  coeptam  non  perseverasse.  Cuius 
rei  exemplo  esto  Heratles  nomen:  a  quo  etsi  non  tantum 
herde  factum  est  pro  hemde,  sed  ipse  HERCLI  dativus  in 
lapide  Mediolanensi  Musei  Veronensis  p.  369^  4  (n.  1529  Or. 
fC.  I.  L.  V,  2  n.  5498])  prorsus  Etruscorum  more*),  tamen 
spondeum  aequans  dei  nomen  per  tres  syllabas  perscriptum  iii 
est  in  Saturnio  versu  tituli  Sorani  ab  Henzeno  editi  in  Dia- 
rio  Instit.  arch.  Rom.  a.  1845  p.  71  sqq.  Museoque  nostro 
philol.  n.  t  V  p.  78  [C.  L  L.  I  n.  11751**): 

Donu(m)  daniint  Hercolei  -  muxsume  mereto. 

Idemque  factum  video  in  senariis  qui  delituerunt  in  arae 
iuscriptione  sic  prodita  a  Viscontio  Monum.  Uabin.  p.  153 
IC.  L  L.  VI,  1  n.  329|: 

HERCVLES 

iNVICTE  sanc 

TE  .  SILVANE  No 

TOS  •  HIC  .  ADve 

NISTI  •  NE  QVid 

HIC  FIAT  mAH 

(i  P  R  F 

Vbi  cum  nihili  sit  noios,   nec   pluris  lopido   artiiicio  ab  lo. 

Labo   excogitatum  notor,   nescio   au    scriptum   fuerit   potius 

SILVANE  ENODIOS  vel  ENOAIOS,  hoc  modo: 

Hercules  inuicte,  sancte  Siluane,  ^vobioc 
Hic  aduenisti,  ne  quid  hic  fiat  mali: 

nam  satis  constat  qui  sint  dv6bioi  dei. 

Quod  autem  Mummianac  tabulae  verba  extrema  volui  ab 
Satumii  metri  societate  exclusa  esse,  Iiabet  id  aliquam  simi- 
litadinem  cum  talibus  qualia  sunt  in  Gruteriana  p.  052,  3 

• 

^)  Quamqnam  apad  hos  ipflOB  semel  invcnio  HEDKoLE  in  specnlo 
Vennilioli  Idbct.  Perawn.  tab.  3  Gerhardique  Spec.  etr.  t.  134,  modo 
>at  certnm  illnd  o  sit:  item  semel  HKRrKLE  apud  enndem  1. 147,  sed 
niixta  ntraqoe  lingna.  Quicnm  non  inepte  conferas  quod  pro  MENDLA 
in  eiddem  Qerhardt  speculis  semel  scriptum  extat  MENKDLA  t.  123, 
wmel  MENEDVCA  1. 140. 

**)  [Vide  infra  V,  1  cap.  H.    C.  W.J 


86  TITVLVS   MVMMIANVS. 

duobus  hexametris  subiecta  QVI  •  VIXIT  •  ANNIS  •  XXX  verba, 
item  integro  ut  video  senario  in  Orelliano  4749  [C.  I.  L.  11 
n.  3181]: 

Frequens  uiator  saepe  qui   transis,  lege 

postposita  NATVS  •  PRO  •  TE  •  SVM,  vel  praemissa  in  Orel- 
liana  4838  [I.  N.  166]  disticho  elegiaco  haec  HAVE  •  SEPTl- 
M A  .  SIT  .  TIBI .  TERRA  .  LEVIS :  maiorem  cum  Reatinu 
sive  Munii  sive  Mummii  OrelL  1862  [0.  I.  L.  I  n.  542],  ubi 
continuata  verborum  constructione  vocativis  extra  versus  po- 
sitis  pronomen  in  ipso  carmine  refertur.*)  [Addas  etiam 
Murat.  p.  1414,  9.]  Quamquam  quaeri  potest  num  non  sint 
soluta  numeris  verba  illa,  sed  in  trochaicam  clausulam  'Im- 
perator  dedicat  Saturnii  versus  desinere  rectius  existi- 
mentur:  quando  etiam  in  carmlne  fratrum  Arvalium  plenos 
Saturnios  breviores  quidam  ordines  et  antecedunt  et  sub- 
sequuntur. 

Ceterum  in  verbis  Mummianis  notabile  est  paene  nihil, 
in  litteris  nec  pauca  nec  levia.  Nisi  quod  CORINTO  DE- 
LETO  utrum  neutro  an  masculino  genere  dictum  sit,  am- 
biguuni  est.  Nam  hoc  quidem  nianare  e  Graecorum  imita- 
tioue  potuit,  quos  etiam  tov  K6piv0ov  dixisse  etsi  non  tam 
certo,  quam  Straboni  VIII  p.  378  visum  est,  Homericum  illud 
dcpveiov  T€  K6piv0ov  evincit,  ac  ne  kXcitoio  KopivGou  quidem 
in  oraculo  Herodoti  V,  92  (quando  etiam  kXutoc  'iTTTTobd^eia 
et  kXutoc  'A)i(piTpiTTi  est  apud  Homerum  et  in  Theogonia 
kXutoc  'QKeavivTi),  multo  autem  minus  Dionysius  Antiq.  IV,  20 
probat,  ubi  repositum  a  Reiskio  ttic  eubaijuovoc  KopivOou  Chi- 
siaiius  et  Vrbinas  firmant,  tamen  et  Polybii  codices  fidem 
IV  faciunt  commemorati  Schweighaeuseri  in  IV,  G7  annotatione, 


*)  Videri  potest  otiam  in  Fabrettiana  p.  122,  23  (Or.  4740)  a  prosa 
oratione  HK*.  EST  •  SEPVLTA  •  PACILIA  •  SOSPITA  •  PIA  •  PROBA 
tranBiri  ad  sat  bouos  senarios  '"Bonis  probata  summa  quae  uixit 
fide'  e.  q.  s. ,  nisi  tamen  illum  titulum  veri  similius  ait  metro  totum 
pcr8crii»tura  esse  versiculis  ab  initio  duriusculis : 

Ilic  est  sepulta  Pacilia  Sospita,  pia, 
Proba,  boniH  probata  summa  quae  uixit  fide. 
Qui  bene  cognorunt,  cognitam  bene  cxistumant. 
llaue  ot  uale:  quae  optas,  eueuiant  tibi  et  tuis. 


TITVLV8   MVMMIANV8.  87 

et  extra  dubitationem  ponit  versiculus  ille  eubai^uiv  6  Kopiv- 
0OC,  i^  b'  cTnv  T€V€dTT]C  (vel  rcvcdTnc),  a  Strabone  p.  380 
proditus  et  Stephano  Byzantio  v.  r€V€a  et  Zenobio  III,  96 
cum  Arsenio  p.  244,  Suida  v.  €ubaiMUJV  Eustathioque  in  II. 
p.  301,  39.  Sed  e  Latinis  qui  hufic  Ahydumf  Epidammun^  Ein- 
daurum,  Saguntum^  Tarentum  dixerit,  ignoro:  contra  ad  ho- 
niin  similitudinem,  quae  sunt  hair  Sof/untus  et  hoc  Safftmtum, 
haec  Tarentits  et  /loc  Tarentum,  qualia  habes  apud  Vossiuni 
de  anal.  I,  12,  Drakenborchium  in  Silii  XVII,  329  eundemque 
in  Livii  1.  XXI  epit.  et  cap.  21,  intellego  potuisHC  etiam  Itaec 
Corhithus  et  hoc  Corinthum  declinari. 

Ad  litteras  ut  transeam,  quod  orthographicum  genus 
appellitant  nomine  parum  apposito  ad  rem,  et  *  memorabilis 
et  utilis  praeter  alios  titulus  Mummianns  est  propterea,  quod, 
nisi  ipsa  cum  lapidis  tum  litterarum  species  fidem  faciat  ar- 
chetypum  esse  nec  instauratum  tantum,  vix  quicquam  sit  cur 
non  anno  circiter  quadragesimo  potius  quam  octavo  saeculi 
septimi  tribuas.*)  Non  loquor  de  vocalium  longarum  gemi- 
Datione,  quae  ne  fuit  quidem  remotissimi  aevi,  sed  gramma- 
ticomm  ut  puto  tunc  efflorcHcentibus  studiis  septimo  demum 
saeculo  inventa  est,  nec  prius  illa  quam  in  tabulis  Uantina 
et  Genuati  apparens  nec  ullo  tempore  constans.  Verum  duo 
genera  sunt,  in  quibus  cum  ipso  initio  septimi  saeculi  fluc- 
tuarit  Bcriptura,  non  antiquiorem  potius  quam  recentiorem 
coDsuetudinem  lapis  Vaticanus  participct:  tria  alia,  in  qui- 
bus  ille  recentioris  usus  exempla  omnium  antiquissima  prae- 
beai  Quae  ita  paucis  perstringam,  ut  nuramos  tamen  in 
praesens  praetermittam.  Ac  primum  quidem  simplices  pro 
geminatis  consonantibus  ille  habet  nullas,  sed  MVMMI  v.  1, 
BELLO  V.  7.  Quam  geminationera**),  repetendam  eam,  si 
grammaticis  credimus,  a  Q.  Ennii  auctoritate  atque  exemplo, 
com  vel  SC.  de  Bacanalibus  prorsus   ignoret,   haud  scio   an 


*)  [Annonun  608  et  620  finibus  titulum  Mnmmianum  Ritachelius 
iDcIaBit,  sed  ad  hnne  etiam  propius  (luam  ad  illum  admovit  Musei 
Rhen.  t.  IX  adnotatione  ad  p.  3  (infra  n.  VII).     C.  W.J 

**)  [Videas  qnae  de  hac  conBonantinm  geminatione  exposuit  Rit- 
Kheliiu  Monnm.  epigr.  tr.  (infra  n.  V)  p.  V  Bq.  et  exempla  collecta  in 
P.  L.  M.  E.  tab.  LX  A~  H.    C.  W.J 


88  TITVLVS   MVMMIANVS. 

non  satis  fidei  INNAD   illud  (pro  quo  INAD  est  apud  Gru- 

terum)  habeat  in  Reinesiana  VI,  99  [C.  I.  L.  I  n.  530*,  VI, 

1  n.  1281]    anni   ut  apparet  540,   quamvis  Manutii'  auctori- 

tate   stabilitum   a  Th.  Mdmmseno  Diar.  Inst.  arch.  a.  1846 

p.  47  sq.    Quod  ubi  missum  feeeris,  antiquissima  sunt  ESSENT 

et  TERRA  in  P.  Scipionis  elogio   anni  circiter  580  (Or.  5.^8 

[C.  I.  L.  I  n.  33;    P.  L.  M.  E.  tab.  XXXIX  F]),  tametsi  in 

eodera   non   magis    geminantur   GESISTEI  LICVISET  SV- 

PERASES,  quam  in  Goriana  Inscr.  Etr.  II  p.  234  GRACVS 

[cf.  infra  p.  V  (90)1:  paullo  autem  post  et  ANNOS  et  [P]AVL- 

LA  HISPALLI  habes  in  eis  tituHs  Scipionum  (Or.  556.  557. 

551    [C.  L  L.  I  n.  35.  36.  39;   P.  L.  M.  E.  tab.  XLfi^.  Hah, 

XXXVII C])  qui  exeunti  saeculo  tribuendi  sunt.  Eodem  amio 

608   simul  et  MVMMIVS  et  MVMIVS   scriptum   esse  infra 

apparebit:  quo  minus  mirum  est  lOVSIT   et  IVSIT  posita 

reperiri  in  annorum  613  et  619  inscriptionibus  Musei  Estensis 

p.  29  [C.  L  L.  I  n.  547;  P.  L.  M.  E.  tab.  LVIII  ^]  etVero- 

nensis  p.  108,  1    [C.  I.  L.  I  n.  549;   P.  L.  M.  E.  tab.  LV  Bl 

circaque  idem  tempus  et  POSIDET  et  ANNOS  in  elogio  L 

Scipionis  Cn.  f.  Cn.  n.  (Or.  555  [C.  I.  L.  I  n.  34;  P.  L.  M.  E. 

tab.  XLI  IC\)j    aliquanto   autem  post   (sic  enim  statuendum 

de  tempore)  in  patris  Hispani  epigrammate  (Or.  554  [C.  I.  L 

I  n.  38;  VI,  1  n.  1293;  P.  L.  M.  E.  tab.  XLII  L])  ACCVxMV- 

LAVI.    Eademque  inconstantia  summa  in  Bantina  tabula  et 

Genuati  apparet,  post  quas  demum   haud   paullo  frequentior 

geminatio  fit  in  lege  agraria  anni  643   quam  Thoriam  voci- 

tant,  inque   lege  repetundarum   quae   creditur  Servilia  esse: 

primas    autem    inscriptiones,    quae   geminationem  numquam 

omittant,   invenio   Campanas    inde    ab  anno   646    esse   apuil 

Orellium  2487,  Gudiura  p.  20,  1  Borghesiumque  in  Furlanetti 

Museo  Estensi  p.  15  sqq.  [C.  T.  L.  I  n.  563  sqq.;  P.  L.  M.  E. 

tab.  LXIII.  LXIV  A — F]  cum  supparis  aetatis  aliis  ut  anui 

660  lege  j)agi  Herculanei,  Scto  de  Tiburtibus,  lege  Cornelia 

de  XX  quaestoribus.    Quamquam  vel  post  harum  aetatem  iiou 

V  dosunt    singularia    quaediim    contrarii    generis,    velut  a.  001 

incisum    est    TVLI  •    in    inscriptione    a   Cavedonio    pubhVata 

Diar.  Inst.   a.  1845   p.  1()2   [C.  I.  L.  I  n.  59i);    P.  L.  M.  E. 

tab.  LXXXVI  yl],   quod  a  provinciae  longinquitate  excusavit 


TITVLVS   MVMMIANV8.  89 

Henzenus  in  Annal.  Inst.  a.  1846  p.  254:  item  a.  096  SV- 
RVPVERIT  in  Furfensi  Or.  2488  [C.  I.  L.  I  n.  603;  P.  L. 
M.E.  tab.  LXXXIIJ,  vel  in  tessera  gladiatoria  a.  698  PETILI 
n.  2561  Or.  fC.  I.  L.  I  n.  731]  similiaque  in  lege  lulia  mu- 
nicipali  aliquotiens.  —  Alterum  quod  pro  Mummii  aetate 
non  exspectes^  HANC  est  pro  HANCE*)  v.  8,  quamquam 
HASCE  habes  v.  5.  Regnat  enim  forma  bisyllaba  sola  in 
SC.deBacanalibus(HAICE  HO(^E),in  tabula  Bantina  (HACE 
HANCE  HOICE),  in  Genuati  (HISCE  FINIS),  in  lege  repe- 
tundarum  (HOIVSCE  HEISCE  HANCE,  HACE  autem  tam 
crebris  exemplis  ut  semel  editum  HAC  fidem  non  habeat), 
in  lapidibus  Campanis  (HEISCE).  Prima  est  Poliana  in- 
scriptio  anni  654  n.  3308  Or.  fC.  I.  L.  I  n.  551;  P.  L.  M.  E. 
tab.  LI2>],  in  qua  et  HINCE  et  simul  HEIC  le^^atur:  qua 
posterior  aetas  bisyllabas  formas  prorsus  ignorat,  adeo  ut 
decurtatis  sine  ulla  exceptione  iani  leges  Comelia  de  XX 
quaesi  et  Antonia  de  Termesibus  utantur,  item  anni  676  Pom- 
peiana  (HEIC)  apud  Gelliura  Pomp.  I  p.  31  (C.  I.  L.  I  n.  5JH); 
IV  n.  1842;  P.  L.  M.  E.  tab.XVII  22].  Quo  magis  mirari  licet 
non  tantum  HOC-SAXSVM  incisum  esse  L.  Scipionis  Cn.  f. 
Cn.  n.  sepulcro  circa  a.  615  et  HOC  •  PRO  in  Reatina  Or.  1862 
[C.  I.  L.  I  n.  542],  in  quibus  breviorem  formam  exigebat 
numerorum  ratio,  sed  etiam  ante  vocales  HANC  AEDEM 
integroque  ante  hanc  saeculo  HONC  OINO  in  eo  Scipionum 
titulo  qui  est  omnium  antiquiasimus**)  (Or.  552  [C.  I.  L.  I 
n.  32;  Vl,*  1  n.  1287;  P.  L.  M.  E.  tab.  XXXVIII  IJ\),  anti- 
quior  ipsius  Barbati  patris  titulo  (Or.  550  |C.  I.  L.  I  n.  21).  30; 
VI,  1  n.  1284.  1285;  P.  L.  M.  E.  tab.  XXXVII  A  li\),  ubi 
nihil  vetabat  HANCE  et  HONCE  scribi.  Quocirca,  cum  de 
^ammatieorum  aliqua  doctrina  propter  aetatem  Scti  de  Bac. 
cogitari  nequeat,  haud  scio  an  aliquid  in  hoc  g(Miere  iam  ilHs 
temporibus  carminum  et  legum  divorsitati  datum  sit.  * — 
Tertium  in  aspiratioue  consonantium***)  cernitur,  quae  cuui 
neglecta  sit  in  CORINTO  v.  3,   omnium  primum  a)>parot  in 


*)  [Cf.  Mon.  epig.  tr.  (infra  n.  V)  i»   1(5.     C.  W.] 
♦*)  IVido  Musci  lUien.  t.  IX  p.  1  Bqq.  (infra  n.  VII).     C.  W.J 
)  [Cf.  Mon.  epig.  tr.  (infra  n.  V)  p.  27.    C.  W.  | 


90  TITVLVS    MVMMi^NVS. 

TKIVMPHANS  v.  5.  Antiquiora  habes  BACANALIA  in 
senatus  consulto,  ANTIOCO  in  sepulcro  L.  Scipionis  L.  Asia- 
tici  f.  (556  Or.  [C.  I.  L.  I  n.  35;  P.  L.  M.  E.  tab.  XL  G]\ 
GRACVS  in  titulo  >.  s.  [C.  I.  L.  I  e%.  XXXIJ  anni  aut 
577  aut  591*):  prinium  post  Mummium  aspirationis  exem- 
plum  lex  agraria  offert  in  COIIINTHIORVM,  quamquam  et 
ibidem  CARTAGO  legitur  et  huic  proxima  aetas  additae  h 
litterae  exemplum  nullum  offert,  omissae  haec  ANTRACIVS 
in  Campana  anni  G46  apud  Orellium  248  [C.  I.  L.  I  n.  5(55; 
P.  L.  M.  E.  tab.  LXHI  .4),  BRACIO  in  lege  repetundarum, 
CALCIDICVM  in  Campana  anni  655  apud  Gudium  p.  73,  6 
|C.  L  L.  I  n.  569;  P.  L.  M.  E.  tab.  LXIIfi)].  Mixto  ex 
aequa  parte  utroque  genere  non  aspirata  sunt  anno  660  in 
lege  pagi  Herculanei  [C.  L  L.  I  n.  571;  P.  L.  M.  E.  tab.  LXV] 
TEATRO  DIOPANT  •  ANTIOCVS,  aspirata  AGATHOCLES 
EVPHEMIO  PHILEM-:  similique  inconstantia  DIPILVS  anno 
676  scribitur  in  Pompeiana  s.  s.,  GRACCVS  a.  678  vel  679 
iu  Fanensi  Or.  n.  570  [C.  I.  L.  I  n.  583 J,  sed  a.  681  PHILO- 
DAMVS  in  Fabrettiana  I,  195  apud '  Muratorium  p.  291,3: 
item  in  lege  Antonia  anni  682  promiscue  THERMENSEtf 
atque  TERMENSES  et  MITRIDATIS,  circaque  idem  tempus 
PILARGYRVS  iu  Grut.  p.  334,  5  [C.  I.  L.  I  n.  721]:  sed 
constantius  inde  ab  exeunte  demum  saeculo  ELEVTHERVS 
miLippo  PHILODAMVS  PAMPHILVS  apud  Fabr.  I,  19^ 
Orell.  2561.  2562  6,  Fabr.  I,  199  [C.  L  L.  I  n.  730.  731.  733. 
736],  ipsumque  TRIVMPHAL.  in  Mariniana  Arval.  p.  643  a 


*)  [Cf.  P.  L.  M.  E.  Eiiarr.  p.  48  ad  tab.  LIV  B:  'titulum  Arreti- 
num  cum  ad  Ti.  Sempronium  P.  f.  Gracchum  consulem  aut  a.  577  aut 
591  referebam  de  titulo  Mumm.  p.  IV.  V,  deceptus  sum  Gorii  negle- 
gentia  vitiosissime  et  SEPKUNIVS  et  GRACVS  edentis  Inscr.  Etrusc. 
t.  II  p.  234,  id  quod  Henzeno  quoque  fraudi  fuit  Annal.  Inflt.  Rom. 
a.*1855  p.  84:  nam  non  sEMPUONlVS  tantum,  sed  GRACCVS  qaoque, 
ut  iam  Musei  Rhen.  t.  XIV  [infra  n.  XI VJ  p.  288  dixi,  in  attrito  ibi  lapide 
exstitisse  manifestum  est.  Sed  vel  septimo  saeculo  recentiorem  ipsiiw 
jrcnus  scripturae  prodit :  uec  posse  dubitari  Brunnius  me  certiorem  fecit 
quin  principium  intueamur  talis  elogii  qualia  multa  imperatorum  afta? 
vidit,  ex  parte  in  tabula  nostra  XCVl  repraeseutata  eaqnc  ipsa  Arretio 
petita.  Ac  reapse  evanuisse  tautum  versus  inferiores  prorsuB  corrosi  »at 
jacvigati  lapidis  idem  Brunnius  testatus  est.'     C.  W.] 


TITVLV8   MVMMIANV8.  91 

anui    qoidem    720.   —    Quarto    loco   admirationem    movet 

V  pro  0  vocalis  in  HERCVLIS  v.  9.     Nam  etsi  in  declina- 

tione  quidem  OS  et  OM  terminatio  ultra  initium  saeculi  sexti^ 

si  ab  uno  SENATVOS  genetivo  recesseris,  non  duravit  (ut 

proreus  singulare  sit  ANTIOCO  pro  Antiorhum  in  L.  Scipio- 

nis,  quaestoris  anno  588,  sepulcro),  tamen  in  ceteris  longc  diu- 

tius  vetustior  0  sonus  mansit.    Nec  id  in  illud  tantum  genus 

cadit  quod  ad  ipsam  stirpem  vocabulorum  pertinet,  velut*j 

sola  POPLVCVS  et  POPLICVS  tabulae  Bantina  et  Genuatis 

norunt,  POPLICVS  et  PVPLICVS  et  PVBLICVS  «imul  leges  vi 

(lemum  i^aria  et  repetundarum;   quamquam  PVBLIO  iam 

fuerat  in  sepulcro  P.  Scipionis:  vel  NONTIARE  scripturam 

cam  Scto  de  Bacan.  lex  repetund.  participat,  tametsi  in  hac 

iam  exstat  CONSVLERE  quod  illic  CONSOLERE**)  erat,  in 

cademque  et  DETOLERIT  et  DETVLERIT  scriptum  est.   In 

ipsin  autem  derivativis   syllabis  quemadmodum  HERCOLES 

tormam,  etiam  a  Prisciano  I  p.  554  testatam,  titulus  Soranus 

j^crvat,  ita  TABOLA  scriptura,  quae  constans  est  in  Scto  de 

Bac,  aere  Bantino  Genuatique,  recentiori  TABVLA  non  prius 

quam  in  eisdem  illis  legibus  agraria  et  repetundarum  cessit, 

sed  ita  tamen  ut,  cum  in  illa  etiam  TRIENTABVLE/5  lega- 

tur,  haec  recentior    [immo   antiquior,  cf.  Monum.  epigr.  tr. 

(iufra  n.  V)  p.  9  et  P.  L.  M.  E.  Enarr.  p.  27.  C.  W.]  promiscne 

etiam  TABOLA  exhibeat  antiquitatemque   pariter  servet   in 

COXCILIABOLEIS    SORTICOLAS    SINGOLOS.      Eandem 

SINGOLOS  formam  aes  Genuense  sociavit  tamen  cum  VIN- 

CVLEIS  scriptura,  plane  ut  Bantinum  POPOLVS  et  POPV- 

LV8  formas,   quarum  sola  posterior  in  legibus  agraria   et 

repetandarum  regnat.     E  quibus  omnibus  facile  existimabis 

quam  recte  dicam  Mummii  lapidarium,  cum  HERCVLIS  in- 

cidebat,  id  genus  occupasse  quod  a  proximo  sui  exemplo  aut 

riginti  aut  maiore  annorum  intervallo  distet:   quando  Banti- 

num  plebiscitum  nec  ante  a.  625   nec  post  ()3G  factum  ense 

com  ex   materia   legis   a   Mommseno    de   dial.  Ital.  p.  15(> 

effectum  est  tum  ex  ipso  sermone  sat  certo  intellegitur.  ***) 

*)  [Cf.  MoD.  epigr.  tr.  (infra  n.  V)  p.  9.     C.  W.] 

«)  fcf.  ibid.  p.  16.    C.  W.] 

***)  [Cf.  quae  dixit  Ritachelias  P.  L.  M.  E.  Enarr.  p.  25:  'de  aetatc^ 


02  TITVLVS    MVAIMIANVS. 

Ipsius  autem  HERCVLES  forraae  antiquissimum  post  Mum- 
mianum  excmplum  nescio  an  illud  sit  quod  Orelliana  152?^ 
|C.  I.  L.  I  n.  11 13J  praestat  HERCVLEI  e.  q.  s.:  id  quod  etiam 
Henzenum  sensisse  video  Musei  phil.  Rhen.  n.  t.  V  p.  73.  — 
Verum  enim  vero  etiam  graviori  offensioni,  quam  adhuc  com- 
memorata  omnia,  in  Mummiana  inscriptione  intellego  quin- 
tum  genus  quoddam  esse;  quod  quidem  ad  M  litteram  spec- 
tat  pro  N  substitutam  in  IMPERIOQVE  v.  2  et  IMPERA- 
TOR  V.  10.  Nam  reliqua  quae  persecutus  sum,  cum  aliquo 
sane  intervallo,  sed  eo  tamen  modico,  a  vetustioris  usu  coii- 
suetudinis  discreta  siiit,  hoc  tam  novum  est  ut,  nisi  certis- 
sima  fides  esset  Vaticani  lapidis  et  antiquitas  exploratissinia. 
non  paullum  illinc  dubitationis  oriretur.  Per  sat  longum  enim 
annorum  spatium  IN  praepositionem  saeculum  septimum  noo 
mutavit  ante  P  litteram,  sed  INPERIVM  INPERARE  IN- 
PONERE  INPROBVS  INPROBARE,  et  si  quae  suntsimilia, 
constantissime  probavit  in  tabula  Bantina,  in  legibus  agraria 
et  repetundarum,  pariterque  in  lege  Puteolana  anni  649,  quan- 
tumvis  certum  sit  eam  instauratam  tantum  haberi,  item  in 
lege  Antonia:  modo  ne  tralaticiis  quibusque  harum  leguui 
exemph*s  utare,  sed  in  lectionis  foutes  et  auctoritates  inqui- 
ras.  Vt  })rimum  M  litterae  exemplum  reppererim  C-CAElI* 
LIVSQF.METELLVSIMP  in  Vrsiniana  anni  641  Fam. 
R.  p.  37  (Grut.  p.  377,  G  [C.  L  L.  I  doij.  XII;  VI,  1  n.  127;^], 
proximum  Q  ■  CAICILIO  •  C  •  F  •  METELLO  •  IMPERATORI 
in  titulo  Apiani  p.  404,  4  [C.  I.  L.  I  n.  595;  P.  L.  M.  E. 
tab.  LXX  ^J,  quem  anno  GG3  vere  Borghesius  tribuit  aCa- 
vedonio  commemorjitus  in  Diar.  Inst.  a.  1846  p.  186.  Quo 
accedunt  ex  Orellianis  n.  582  [I.  N.  n.  4986]  et,  si  non  e<t 
ficticia,  n.  584  [I.  N.  n.  320^']  C.  IuUus  Caesar  IMP-,  ex  Orel- 
liana  n.  574  [C.  I.  L.  I  n.  G15;  P.  L.  M.  E.  tab.  LXXXVU'] 
ineuntis  saeculi  octavi  Pompvius  IMP-,  item  IMPERIO  ei 
lege  Rubria  et  fortasse  alia  finitima:  unde  ultimis  dennini 
liberae  rcipublicae  temporibus  frequentari  coeptam  esse  Wf- 

moimmenti  qnod  signiticavi  de  tit.  Mumm.  p.VI  et  Miisei  Rhen.  i  MH 
p.  459  (supra  p.  70),  id  nolim  ita  accipi  ut,  si  e  litteratnra  et  ser 
mone  iudicium  liat,  non  conccdam  posse  illud  aliquot  annis  recentiu- 
e8se  aere  (Jenuensi  (a.  Gin).'     C.  W.] 


TITVLVS   MVMMIANV8.  93 

scripturam  intellegitur  h.  e.  ferme  centenario  post  L.  Mum- 
mrum  annorum  spatio.  Nec  conferri  COMPROMESISE  COM- 
POSEIVERVNT  COMPERIETVR  et  cognata  possunt,  cum 
antiquior  COM  quam  CON  forma  fuerit:  ut  propemodum  pro- 
piora  inter  se  CON  et  IM  quam  IN  et  CON  sint,  multoque 
reclius  cum  IMP  •  illud  comparetur  quod  in  Scto  de  Bac.  et 
COMVOVISE  et  COVENTIONID  scriptum  est,  pro  numquam  vii 
autem  et  tantumdem  NVNQVAM  in  Scipionum  titulo  recen- 
tissimo,  TANTVNDEM  in  lege  agraria. 

Contra  haec  omnia  unam  tantum  lapis  Vaticanus  certam 
Dotam  aetatis  Mummianae  ostendit,  omissam  in  SIGNV  y.  8 
m  litteram  finalem,  quamquam  ibidem  est  AEDEM.  Quam 
detractionem ,  perfrequentem  sane  in  antiquissimis  quae  ex* 
stant  monumentis,  sed  constantem  ne  in  his  quidem,  non 
invenio  ultra  septimi  saeculi  prima  decennia  progressam. 
Xam  CORNELIO  et  OINO  et  DVONORO  OPTVMO  et  COR- 
SICA  ALERIAQVE  VRBE  et  AEDE,  sed  simul  LVCIOM 
.SCIPIONE  habes  in  L.  Comelii,  Barbati  f.  sepulcro:  TAV- 
RASIA  CISAVNA  SAMNIO,  sed  OMNE  LOVCANAM  in 
ipsius  Barbati:  AETOLIA  in  anni  565  Tusculana  Or.  n.  562 
[C.  L  L.  I  n.  534;  P.  L.  M.  E.  tab.  XLVII  IJ^  LXIX  E] :  con- 
tra  magna  diligentia  addikim  m  in  SC.  de  Bacanalibus  ubique: 
nirsus  autem  circa  a.  580  in  titulo  P.  Scipionis  flaminis  semel 
neglectum  in  GREMIV,  saepius  additum  in  APICEM  GLO- 
MAM  MAIORVM  PROGNATVM:  item  promiscue  in  L.  Sci- 
pionis  quaestoris  titulo  paullo  post  a.  588  REGEM  ANTI- 
OCO:  postremo  circa  a.  615  in  titulo  L.  Scipionis,  Hispaui 
praetoris  f.,  MAGNA  SAPIENTIA,  sed  simul  et  SAXSVM*; 
et  NVNQVAM.  Post  haec  autem  plena  seriptura  perstitit: 
^oli  enim  sculptoris  errori  tribuendum  essc  quod  in  lege 
agraria  EXTRA  •  VRBEM  •  ROMA  et  SENTENTIA-  DEI- 
OTO  et  PEQVNIASC^RIPTVRAM.  VECTIGALVE  exstat, 
iinc  intellegitur  quod  contrario  vitii  genore  in  eandem  irre- 
P^ere  IN  •  VRBEM  •  OPPIDO  •  VICO  et  EA  POSSESIONEM 
et  PROPIOItEM .  DIE:  sirailiter  atque  in  legem  Puteolanam 
semel  EXTRA  •  PARLETE,  item  semel  ADEAMAEDE  in 


*)  [Cf.  Mon.  epigr.  tr.  (infra  n.  V)  p.  IC.     C.  W.J 


94  TITVLVS    MVMMIANVS. 

dedicationis  legeni  vici  Furfentis  (Or.  2488  [C.  L  L.  I  n. 
603;  P.  L.  M.  E.  tab.  LXXXIIJ)  quantumvis  a  sermonis 
antiquitate  notabilem.  Nec  huc  pertinet,  quod  plebeiae  con- 
suetudinis  ea  mutilatio  quavis  aetate  fuit:  quod  genus  dedita 
opera  olim  tractabimus. 

De  verbis  et  litteris  satis  dixero*),  ubi  uno  verbo  de 
figura  L  litterae  monuero  ad  antiquitatis  usum  prope  ac^e- 
dente  eo  quod,  etsi  non  est  prorsus  acuta,  tamen  ne  rectum 
quidem  angulum  habet,  sed  mediam  speciem  quandam:  caius 
rationis  aliqua  similitudo  etiam  ad  E  litteram  pertinuit 
Idque  hoc  memorabilius  est,  quod,  cum  pristinam  figuram 
solam  tres  Scipionum  tituli  antiquissimi  servent,  utrumque 
genus  iam  quartus  miscuit  in  ipso  sarcophago  Barbati.**) 


*)  [Conferas  taiuen  quae  sciipsit  Ritschelius  P.  L.  M.  E.  Enarr. 
p.  45:  'In  singulis  (praeter  ea  de  quibus  olim  dixi  explicatius)  non 
mirer  si  quis  DVELLO  potius  exspectaverit  quam  BELLO,  valde  autem 
singularem  breviandi  modum  offendat  in  DVCT  et  CAPT.  Praeterea  in 
DVCT  antiquieuimum  exemplum  habes  supra  versum  procluctae  T  lit 
terae,  cuius  mentionem  inieci  Musei  Rhen.  t.  XIV  p.  486  sq.  ^infra  n 
XIV>,  alia  exempla  repraesentavi  tab.  LXX  G^.  LXXVIIIG^  U.  LXXIX5. 
LXXXVIII  AB  D,  LXXXIX  J.  XC  G.  XCII  A.  XCIII  F.'     C.  W.] 

**)  [Alia  disputantem  vide  Ritschelium  Musei  Rhen.  t.  IX  p.  1 
adn.  «  (infra  n.  VII);  adi  praeterea  eundem  P.  L.  M.  E.  Enarr.  p.  45, 
ubi  haec  sunt:  'Ne  cui  fraudem  L  litterae  figura  faciat,  speciem  ilU 
obliquitatis  haud  sane  ambigue  prae  se  ferens,  sciendum  est  hic  quidem 
prorsus  fallacem  eam  speciem  propterea  esse  quod  simillimam  lapidaria? 
etiam  E  litteram  finxit  constantissime:  non  alia  id  quidem  causaa  ni.M 
arbitratu  suo,  cum  illic  simile  atque  in  L  discrimen  antiquitas  nullum 
noverit.  Eandem  autem  ratiocinatiocem  recordandum  erit  in  lapidcs 
quobdam  alios  cadere,  velut  in  tab.  LIII  B,  item  tab.  LXXXI,  item 
tab.  LXXXIX  A.  Quamquam  etiam  omissa  E  litterae  comparatiooe 
aliquid  in  hoc  genere  soli  casui  tribuendum  esse  tales  tituli  (quani- 
quam  numero  pauci)  documento  sunt  quales  habes  tab.  LXIX  B,  LXX  A. 
LXXIIJ.  LXXVIB.  LXXXV1>.  XCIIIA  Quid,  quod  in  pagi  scito  Her- 
culaueo  tab.  LXV  dumtaxat  bis  v.  9  et  10  tam  certam  vetustatis  notam 
oculis  intueris  ut  de  lapsu  scalpri  prorsus  nequeas  non  cogitare.  Aereas 
tabulas  in  hac  caussa  omnes  mitto,  ut  in  ^uibus  singularis  incidendi 
difficultas  normam  usitatam  litterarum  plurimarum  plurimis  exempli* 
destituat,  Verum  e  lapideis  monumentis  non  mihi  tempero  quin  maxime 
memorabile  hic  adponam,  quod  est  fastorum  triumphalium  fragmentuDi 
ad  annos  727,  732   pertinens,    editum  a  Marinio  in  Actia   fratr.  Arral 


T1TVLV8  MVMMIANVS.  95 

In  ipsis  rebus  unum  est  quod  commentandi  operam  nos- 
tram  poscat  Etenim  permirum  est^  cum  de  Uerculis  atque 
adeo  de  Herculis  Victoris  in  urbe  Roma  templis  multum  a 
miiltis  quaesitum  sit,  a  nemine  tamen  buic  quaestioni  super- 
stitem  L.  Mummii  titulum  adbibitum  esse,  nec  a  Beckero 
Euchirid.  antiquit  R.  I  p.  469  sq.  475  sqq.  nec  ab  eius  ad- 
rersario  Vrlice  p.  90  sq.  nec  in  Beckeri  responso  p.  60  sq. 
Xolo  singillatim  perseqoi  quae  mihi  ab  his  aut  recte  dispu- 
tata  aut  secus  videantur,  sed  paucis  quid  de  rei  summa  ipse 
sentiam  significare.  Ac  duo  tantum  Herculis  templa  in  foro 
boario  adque  circum  maximum  et  portam  trigeminam  fuisse 
prorsus  negandum  esse  contra  Vrlicem  video:  ad  Herculem 
autem  Victorem  pertinuisse  aram  maximam  circo  adiacentem 
uon  magis  Becktro  concedo  quam  cum  templo  eam  aram 
eoniunctam  fuisse.  Non  potuit,  si  templum  babuit,  de  saceUo 
tantum  Herculis  Solinus  I,  10  loqui:  nec  templum  Tacitus 
Ann.  XV;  41  dixit,  sed  magnam  aram  fanumqtie  quae  prae- 
senii  Herculi  Arcas  Euander  sacraverat.  Nec  is  deus  Victar  um- 
quam  appellatus  est;  sed  Triumfhalis  Hercules  Plinio  auctore 
N.  H.  XXXIV,  7,  16,  quod  differt  ab  illo.  Victoris  autem 
Hercolis  duas  Bomae  aedes  fuisse,  unam  ad  portam  irigemi- yui 
naniy  aUeram  in  foro  boario,  planissimo  testimonio  Macrobius 
Sat.  in,  6  confirmat,  barum  alteram  a  M.  Octavio  Herennio 
quodam  conditam  esse  addens  Masurii  Sabini  auctoritate.  £ 
quo  efficitur  alteram  non  aliam  atque  eam  esse  quam  devicta 
Achaia  L.  Mummius  imperator  atque  triumphator  deo  sacra- 
vit:  qoam  sane  foro  boario,  non  portae  trigeminae  eo  pro- 
babibos  tribues,  quo  celebrior  apud  scriptores  e.st  Herculis 
iu  foro  boario  aedis.  Quodsi  in  eodem  foro  boario  Herculis 
aedis  FAMILIAN/  (sic  enim  proditum  est)  prope  Pudicitiae 
aacellum  collocatur  a  Festo  p.  242,  32,  (juam  rotiindam  Li- 
vius  X,  23  appellat,  aut  haec  Herculis  Victoris  non  fuit  et 
tertia  accedit  praeter  arae  maximae  saeellum  praeterque 
Pompei  Magni  aedem  apud  circum  maximum  semel  a  Plinio 
XXXI V,  8,  57  commemoratam:  atque  ita  locum  habet  pulcher- 


P-  607  rab  III  e  lapide  bybliothecae  Barberinae ,  aeri  incisum  io  Pira- 
w»u  Pantis  Capitolinia  p.  46.'    C.  W.] 


96  TITVLVS    MVMMIANVS. 

rima  Scaligeri  emendatio  ATMILIANA  reponentis:  aut,  si 
forte  incredibile  non  sit  FAMILIANA  e  MVMMIANA  cor- 
ruptum  esse,  Herculis  Victoris  in  foro  boario  conditam  a  L 
Mummio  aedem  intellegatur  rotundam  fuisse.  Nam  certius 
quicquam  cum  aliqua  confidentia  definiri  posse  nego. 

Signum  autem  Herculis  a  Mummio  dedicatum  ex  eis 
artis  operibus  fuisse  quae  Corintho  ille  abstulisset,  res  ipsa 
loquitur.  Quibus  eum  non  urbem  tantum  ornasse  sed  cir- 
cumiacentia  quoque  oppida  et  Strabo  testis  est  VIII  p.  381: 
cxebov  be  ti  Kai  tuiv  SXXujv  (iva0TiMaTUJV  tiLv  iv  Tiu^ri  tci 
TiXeTcTa  Kai  apiCTa  dvTeOGev  dqpTxGai*  Tivd  be  Kai  ai  kukXui  ific 
Tu))Lxr|C  TToXeic  ecxov,  et  in  Sabinis  reperta  monumenta  quae- 
dam  doeumento  sunt.  Quo  et  Reatinum  epigramma  per- 
tinere  videtur  de  quo  mox  dicetur,  et  in  duabus  statuarum 
basibus*)  Trebulae  Mutuescae  effossis  iterata  haec  inscriptio: 

L .  MVMMIVS .  COS 
V  I  C  0 
apud  Fabrettum  V,  293  p.  400  et  Orellium  n.  574  [C.  I.  L 
I  n.  543].  Huc  accedit  in  agro  Nursino  repertum  simile  ^frag- 
mentum'  apud  Muratorium  p.  288,  1  [C.  I.  L.  I  n.  544]: 

L.  MVMIVS 

COS  .  DED  N 
h.  e.  interprete  Mommseno  DED/^  ^ursinis:  quod  sane  in 
gravem  fraudis  suspiciouem  veniret,  nisi  superimposita  line- 
ola  posset  ab  Hyacintho  Mannio  Icto  Ilomano  adiecta  esse, 
a  quo  sibi  missam  inscriptionem  Muratorius  accepit.  Sal 
non  solius  tamen  viciniae  finibus  L.  Munimium  muniticentiam 

*)  Siiper  his  batiibuB  Fiibrettud  bina  inquit  nigna  elaboratissimu 
imluatriae  stetisse  observavi,  iam  humi  iacentia;  quae  oliin  graecorum  q^o- 
rundam  hcroum  imagines  jnae  se  tuli}:se  puto,  ut  scalpturae  eUjantia  ti 
paludamcnta  n(ni  liomanv  tnore  su])er  (le.ctrum  humerum,  sal  Graccamo' 
super  sinistrum  fibuJa  comprehensa  demonstrant.  Vtramque  statuaw, 
laceram  quamvis,  brachiis  et  cruribus  abscissis  ct  capite  deperdito,  /''• 
liaptista  MicJiacUus  Sanctac  Victoriac  Trebulanae  Martyris  AhffOf 
mihique  longa  amicitia  coniunctissimus  J'Jmi)unti.ssimo  D.  Cardinali  Car- 
piyieo  dono  didit  Ixomamque  advchi  curavit ,  quarum  altera  modo  -V. 
Aurelii  Pii  F.,  altera  1\  i^eptiniii  Scveri  pcrsonas  gerunt.  Aacrii?i 
Fabretti  verba  ut,  hae  statuae  num  forte  superstites  eint,  quaerant  fi 
velint  archaeolo^a. 


TITVLVS   MVMMIANVS.  .     97 

suam  circumscripsisse,  quo  ducerc  Strabouis  verba  facilo 
Tideantur^  nec  exaggeratum  esse  quod  Cicero  de  ofiiciis  II, 
22,  76  dixit  Italiam  omasse  de  praeda  Corinthia,  et  urbem 
lidiamqHe  amnem  refersisse  in  Comeliana;  Oratoris  70,  232, 
et  tGtam  replesse  Italiam  Aurelius  Victor  de  yiris  ill.  60,  et 
Frontinus  Strat.  IV,  3  nm  Italiam  solum  sed  etiam  prouin' 
mm  (immo  prouincias)  tabulis  statuisque  exomasse^  id  quidem 
haad  paullum  fidei  ex  inscriptione  Parmae  reperta  invenit, 
poblicata  a  Michaele  Lopez  in  Diar.  Inst.  a.  1844  p.  174*):  ix 

L .  MVMMIVS 

cos.       p.p 

h.  e.  interprete  Raimundo  Guarinio  in  eodem  Diario  a.  1845 
p.  48  X.  Mummius  Cos.  pop[ulo]  rarmens[i]. 

Sed  leyia  haec  sunt  monumenta  omnia  prae  Reatino  sex 
hexa^etris  concluso,  quod  Muratorium  potissimum  secutus 
post  plurimos  sic  Orellius  n.  1862  repetiit**): 

SANCTE 
DE  DECVMA  VICTOR  TIBEI  LVCIVS  MVMIVS  DONVM 
MORIBVS  ANTIQVEIS  PRO  VSVRA  HOC  DARE  SE  SE 
VISVM  ANIMO  SVO  PERFECIT.  TVA  PACE  ROGANS  TE 
COOENDEI  AC  DISSOLVENDEI  TV  VT  FACILIA  PAXSEIS 
PERFICIAS  DECVMAM  VT  FACIAT  VERAE  RATIONIS 
PROQVE  HOC  ATQVE  ALIEIS  DONIS  DES  DIGNA  MERENTI. 

*)  [Nanc  repraeBcntata  in  P.  L.  M.  E.  tab.  LIV  D;  edita  in  C.  I.  L. 
I  n.  545.  Cf.  Mnsei  Rhen.  t.  XIV  (infra  n.  XIV)  p.  288  sq.  et  Enarr. 
p.  48:  'Parmensem  cnm  nondum  mfhi  yisum  L.  Mummio  Achaico 
triboisflem  de  tit.  Mnmm.  p.  IX  duce  Guarinio,  eundem  Borghesio  duco 
longe  alio  spectare  Henzenus  me  edocuit  Orell.  t  III,  5349:  de  quo 
iam  Mns.  Rhen.  l.  b.  s.    confessus  aum.'     C.  W.] 

**)  [Vide  nunc  C.  I.  L.  I  n.  642;  ceterum  conferas  quae  de  hoc 
titalo  dispntavit  Ritschelius  MuBei  Rhen.  t.  VIII  p.  491  adn  et  XIV 
p.  398  adn.  [—  Opusc.  II  p.  638  adn.  et  ibid.  p.  639  adD.J  et  P.  L.  M.  E. 
Enarr.  p.  43,  nbi  haec  Bcripsit:  'Quorum  (hexametrorum  qui  scripti 
foenuit  in  tabula  votiya  L.  Mummii  Achaici  Roatini)  nunc  hanc  spc- 
ciem  commendo: 

D^  decnma  uict6r  tibei  Lucius  MumiuH  donum 
M6ribn8  ^ntiqueis  pro  usiira  hoc,  [914«^/]  dare  st^se 
Vinim  anim6  sno,  p^rfecft:  tua[m]  pacc[m]  rog&ns  te 
C6gendef  difl86Iuendef,  tu  ut  fucilia  faxseis, 
P^rfici&B  decnmam  lit  faciat  uera^  rati^nis, 
Pr6qne  hoc  ktqne  aliefs  donfB  des  dfgna  merdnti. 

VB.  KlTSCHKLtl  OFVBCVLA    IV.  7 


98  TITVLVS    MVMMIANVS. 

Ante  quem  hi  ediderant:  omnium  primus  Petrus  Marsus  aimo 
1483  in  commentario  Silii  Italici  ad  1.  VIII,  332,  Amantius 
et  Apianus  Inscr.  p.  143  a.  1534,  Aldus  Manutius  Pauli  f. 
in  Quaesitis  per  epistolas  p.  111  a.  157G  [iteratus  in  Sal- 
lengeri  Thes.  I  p.  776J  idemque  a.  1581  in  commentario  a<l 
Cic.  de  officiis  p.  104,  Fulvius  Vrsinus  Famil.  Rom.  p.  289 
sq.  a.  1577,  Georgius  Fabricius  in  Antiquitatum  editione 
Basileensi  anni  1587  p.  161,  lustus  Lipsius  Auctarii  ad 
Smetii  inscr.  p.  32  a.  1588,  losephus  Scaliger  in  Catalectis 
p.  222  ed.  Lindenbr.,  Petrus  Pithoeus  Epigrammatum  p.  4 
et  iterum  p.  615  ed.  Lugdun.,  lacobus  Boissardus  Antiq.  Rom. 
t.  V  p.  75,  lanus  Gruterus  p.  96,  7,  Pompeius  Angelothis  in 
Descriptione  urbis  Reate  a.  1635  edita,  latine  conversa  ab 
Havercampio  in  Graevii  Burmannique  Thesauro  antiq.  et  hist. 
Ital.  t.  Vin  part.  III  p.  43,  lo.  Bapt.  Ferretius  Mus.  kpidar. 
p.  36,  L.  A.  Muratorius  p.  96,  1,  Petrus  Burmannus  Antho- 
logiae  I,  34  p.  17,  [quibus  post  Orellium  accessere]  Ludo- 
vicus  Schenardius  in  ^Antiche  lapidi  BeaHnCj  liicti  1829^  p.  T. 
Meyerus  Anthol.  lat.  n.  591.  Ex  his  editoribus  et  Vrsinus 
olim  et  nuper  Schenardius  expressit  Aldum,  Vrsinum  Lipsius, 
Lipsium  Pithoeus  posteriore  loco,  Apianum  Fabricius,  Scali- 
gerum  Pithoeus  priore  loco,  Burmannus  et  turpissimo  insti- 
tuto  Boissardus,  Apianum  et  Vrsinum  praeter  futtilissimas 
schedas  Gruterus,  partim  Boissardum  partim  Gruterum  Fer- 
retius.  Ipsi  autem  inscriptionem  viderunt  Pomponius  Laetus, 
cui  Marsus  et  Apianus  acceptam  referunt:  Marianus  Victorius 
episcopus  Reatinus,  mortuus  a.  1572,  edito  Hieronymo  spec-  j 
tatus,  in  cuius  commentario  ms.  \le  ant.  Beat/  Mommsenus  I 
Romae  indagavit:  Aldus  Manutius  ut  videtur,  nisi  is  forte  , 
exemplum  ab  alio  exscriptum  habuit:  Pompeius  Angelottus 
Ictus  Romanus,  sed  natus  Reate:  Laurentius  Matthaeus  Kea- 
tiuus,  natus  a.  1622,  mortuus  a.  1705,  in  cuius  libro  ms.  7" 


Vbi  duce  coramuni  cousuetudine,  qua  ne  Ennius  quidem  ee  abjstiDUit, 
in  unam  ayllabam  coartatae  v.  5  SVO  et  TVAm  formae  (nihil  ut  de 
dactylico  FACILIA  vocabulo  dicam)  prorBus  conferendae  sunt  cuin 
SOVEIS  monosyllabo,  de  quo  Mon.  epigr.  tr.  p.  35  explicavi:  qaod  genii* 
etiam  ad  clegiacos  versus  tituli  Comeliani  (tab.  XLII  /.)  pertinuit,  ow 
pari  mensura  positum  MIEIS  •  MORIRVS  habes.'     C.  W.] 


T1TVLV8   MVMMIANV8.  99 

patria  venduxUa  dalP  ingiurie  del  tempo*  repperit  Schenardius, 

nihil  tamen   inde  expromens:    quibus  testis  oculatus  sextus 

merito  is  accedit,   unde   in  Pighiana   collectanea  transiit.*) 

Schedis  pnieterea  mss.,  in  quibus  exstabat^  Gruterus  usus  est 

et  Pighianis  et,  de  quibus  nuper  Mommsenus  exposuit  Act. 

societ  Saxon.  a.  1850  p.  294^  Metellanis  cardinalis  Carpensis : 

Ambrosianis  Moratorius,  sed  cui  praeterea  cum  ^aliorum  com- 

plarium'  schedae  tum  exemplum  ab  Antonio  Antinorio  cive 

Aqoilano   transmissum   praesto   fuerint:    et   Pighianis   et   e 

Moroni   codice   ductis  Heinsianis  Burmannus.    Praetermissis 

igitnr  quorum  nullus  usus,  reliquorum  discrepantem  ab  Orel- 

liano  exemplo  scripturam  infra  posui  una  cum  Stephani  Pighii 

lectione  integra  e  Leidensibus  codicibus  n.  151  et  152  (qui  x 

non   differunt    inter   se)   meum   in    usum   excerpta   Eugenii 

Mehleri  beneficio,  e  Berolinensi  quodam  (non  eo  quem  biblio- 

theca   Begia   servat)    in   Mommseni    usum    ab   lulio   Fried- 

Uendero. 

1  8ANCTE  Vict   Ald.    Ang.   Mur.  ' SANCTE'    (non 

8ANTE)  Pigh.  8ANCT0  FIDIO  SENI  PATRI  Api.  SANCO  SEMI- 
PATRI  Boi««.  cum  Scal.  SANCO.  FIDIO.  SEMOPATRI  Grut  Pror- 
sut  om.  Mart.  2  TIBIEI  Api.  tihi  Vict,  Boiss.  cum  Scal. 

LVCIV  BoiM.  cum  Scal.  MVNIV8  Api.  Ald.  Mnr.  Pigh. 

MVINVS  Ang.  MamiuB^  Bed  8up.  scr.  Munius^  Vict  mtimiW  Man. 
MVMMIV  Boiss.  cam  Scal.  MVMIVS  Grut    Murius  Ueins.,  'alii' 
apud  Mur.        DOMI  Heinfl.  DONVM.  DAT  Ald.  posteriore  loco  solo 
8   aniiqui$  Vict  PRO    VSVRA  HAC  Ang.    HOC   PRO 

V8VRA  BoiM.  cum  Scal.  SESE  (pro  SK  SE)  Vict.  Ald.  Ang. 

Pigh.,  BoiM.  com  Scal.  SEMPER  Grut.  4  IVSSVM  Api. 

SVO]  80  Boiflt.  cum  Scal.  TVA.  PACE]  SA  PACE  Boiss.  cum 
ScaL  TVA.  OPE  Grut  ROGA  NTE  Boiss.  (non  Pigh.) 

5  COGENDEI  DISSOLVENDEI  Vict  Ald.  Grut  Ang.  Pigh.  Co^ 
gendi  dissoluendei  Heins.  (non  Pigh.)  COLENDEI  DISSOLVENDKI 
Api.  eogenda  dissoluettdei  Mars.     Cogendo  dissoJuetuIei  Scal.:  CO- 

L 

GENDO  DISSOVENDEI  Boia».  COGENDEL  AC.  DliSSOLVENDEI 
Mur.  TV  VT  FACILIA   cum  ceteris  etiam  Vict.  Pigh.  Heina. 

VT  FELICIA  Boias.  cum  Scal,  FAXKIS  Mars.  Vict  Ang.  Pigh. 
FAXIS  Boiss.  com  Scal.         6  PKKFICIASQ.  Grut  7  PROQ. 

ApL  Pigh.  propter  Man.  Scal.  PROPTET  (non  PROPE  ET)  Boisa. 


*)  [Aliter  postea  Ritschelius  indic^vit,  cum  omnem  huius  tituli 
fiotitiam  inniti  imico  ezemplo  Musei  Rhen.  t  XIVI.  8.  s.  scripsit.  C.  W.] 

7* 


100  TITVLVS    MVMMIANVS. 

ACQVE  Ald.  ADQVE  Grut,  ALIAIS  Api.  aliis  Vict. 

doneis  Mars.   Scal.   BoiHs.  DIGNA]    cuticia   Mars.    ScaL  Boiss. 

SIGNA  'aliae  schcdae'  Mur.  ROGANTI  Boiss.  cum  Scal. 

Vides    ab    uiiius    Marsi    lectione    Scaligerum    profectum 

emendandi    libertate    ea  usum   esse,   qua  potuit  qui  non  in- 

scriptiones    ederet    sed    coUigeret   poemata.     Sed   hunc  quod 

ita  Boissardus  secutus   est   quasi   ipsius  lapidis  speciem  imi- 

taretur,  pessimae  fidei  exemplum  indignissimum  edidit.  Quem 

etiam  luculentius  doli  mali  hoc  convincit^  quod  Reatino  titulo 

in  eadem  tabula  tamquam  in  marmore  exstans  inlustre  illud 

epigramma  Ardeatinum  sociavit  a  Plinio  proditum  (ad  cuius 

emendationem  felicissimam  nuperrime  Carolum  Lachmannum 

et  Theodorum  Bergkium  mira  religione  'GpMn^  €uX6yujc  Euv- 

rifctT^v):  pari  illud  quidem  fraude  atque  qua  ex   Plinianis  et 

Gellianis  verbis  tituli  conficti  sunt  (Jruterianus  p.  377,  4  et 

Reinesianus  VI,  106.    Ac  longius  progressus  in  fallendo  Bois- 

sardus    In    hortis  Jiilii  III  Font  Max    supra    scripsit:    naui 

lulius   III    cum    pontifex    maximus    ab    anno   1550  ad    IfxV) 

fuerit,  planissime  mendacium   eo  arguitur  quod  in  ipsa  urbe 

Reate   superstes  saeculo  XVII  monumentum  noii  Angelottus 

tantum  vidit,  qui  ^uisitur  inquit  ctimn  antiquus  lajns  in  Monk 

lHetatis\   sed  idem  etiam  Laurentii  Matthaei  aetate   exstabat 

teste  Schenardio,  qui   ipse  ^ora  ait  invano  si  dcsidera  si  M 

tnonumento  dantichitd  pcrit^  fra  lc  mani  dignorante  scalpdUno". 

Quamquam   ubi  tandem  exstiterit,  non  prorsus  constans  lue- 

moria  est.    Nam  Marsus  quidem,  de  triplici  Sabinorum,  Rea- 

tinorum  potissimum,  dei  cognomine  Sancfus  (vel  Sanriis  potiujj' 

Fidius  et  Scmipatcr  ( vel  Semo  pater)  agens  duce  Ovidio  Fast 

VI,  213    ^lteate  inquit   in  porticu   cuiusdam  teynpli  in   hp^f^ 

marmoreo    de   eodem    deo   sic   tale   est    inscriptum    ejjifframma: 

quod  Fomponius  praeceptor  meus   anfiquitafis  studiosissimus  d 

latinarum  Jifterarum  vel  maximum  decus  atque  delitiac  liomaui 

aftulit:  interfuitque  eum  iHud  marmor  effoderetnr.^    A  quo  non 

discrepat    Apianus :    ^Rcafae    in  porticu   diuae   uirffinis  sciii> 

Fonfificalis  Quod  repcrfum  a  patre  Fompmiio  primum  lecim 

cst  et  explanatum.'^  Manutius  autem  [de   condita  ab  Hercu- 

lis   comite   Reatina  urbe    verba   faciens]   id   conflrmat  ijiquit 

twtus   inscriptio  quae  csf  in   fcmplo  I).  Mariac  [sequitnr  <Tni- 


TITVLV8   MVMMIANV8.  101 

teriana  p.  315,  (>]  et  hi  versus  qtii  mnt  in  eitisdem  urbis  faro.* 
Atque  foro  etiam  Marianus  Victorius  tribuit  sic  referens  ac- 
curato  testimonio:  ^cemitur  ad  hoc  usque  aeui  Ileate  pontifi- 
cio  m  foro,  quod  a  deluhro  D.  Mariae  nuncupatur,  amhcbus  xi 
semicirculis  cum  primum  superiorum  incuria  diuisi  cssent  aetate 
nostra  iterum  in  unum  compositis.  leguntur  hac  quoque  tcm- 
pestate  nostra  in  co  sex  carmina  prisco  ac  ohsolcto  scri- 
bendi  moreJ  Rursus  pari  atc^ue  ex  parte  adeo  maiore  dili- 
gentia  in  Pigfaianis  schedis  sic  narratur:  ^prope  Quintilianum 
uiculum  non  procul  a  lieate  mediis  campis  murus  uetustus 
conspicitur,  fomicibus  et  cryptis  superstructus  in  quo  loco  uas 
marmoreum  dicitur  inuentum  quod  exstat  ante  fores  cathedralis 
eccksiae;  insctdptae  sunt  fyurae  uarii  habittis  choreas  ducentes 
scalamque  quandam  conscendmtes.  quidam  illic  mulieris  habitu 
dauam  manu  tenens  sed  uix,  prae  nimia  uetustate  attrituSj 
agnoscitur,  Hercules  putatur  cui  decuma  bonorum  omnium 
umifhatur*  A  qua  memoria  in  quibus  porsimilis  Gruteri 
deHcriptio  differt,  ea  pariter  deberi  Metelli  schedis  necesse 
est  atque  verborum  scripturam  ab  Apiano,  Vrsino,  Bois- 
sardo  non  acceptam.  Est  autem  illa  baec:  ^Ueate  ante  ftres 
mmmi  templi,  in  capite  pilae  marmoreae,  quae  plena  est  uiro- 
rum  uarii  habitus  choreas  duccntium  et  asccndcrc  conantium. 
(piidam  interim  illic  mulicbri  ucstitu  manu  clauam  tmet.^*) 

Qualis  autem  cumquc  haec  discrepantia  est,  tantum  ex 
perscriptis  adhuc  testimoniis  satis  apparere  puto,  fide  pror- 
8U8  destitui  praemissa  apud  Apianum  nomina  SANCTO 
FIDIO  SENI  PATRI,  paullulum  deinceps  immutata  ab  aliis, 


*)  NoD  aatem  ad  hoc  monumentura ,  Bcd  ad  Reatinum  titulum 
Gratcri  p.  96,  8  nnllo  intervallo  ante  commemoratum  Muratorii  vorba 
spectant:  ^Neque  omittendum  cxhiheri  ab  eodem  Pyrrho  Ligorio  basim 
huiiu  inscriptionis ,  in  qua  uisitur  ordo  hominum  sacri/lcaniium,  ocio 
Mu$ae  circumgtant.  Hercules  muliebri  habitu  chorum  ^touenarium  im- 
pld,  Ua  ut  Hereules  Musagtte»  uidentur.*  Atque  Un  ms.  Ligor.*  in- 
venerat  eundem  Utulum,  qni  (SANC<J  DEOJ  PATRI  REATINO  factuB 
cet^  etiam  Gudius  tcHte  Grutcro.  Ncc  a  'uaj^e  marmoreo*  vol  'pila 
win^orea^  non  differt  'bash^,  Quamquam  fatendum  e^i  in  MuBarum 
<*Tim  Hercule  Musageta  cbomm  (scd  Kinc  Hacrifirantium  ordinc)  non 
^iKonvenire  Pigbianani  descriptionera.  Qnale  monumentum  nura  forto 
bodie  exHet,  non  inntiliter  quaerere  arcbaeologi  poterunU 


102  TITVLVS   MVMMIANVS. 

primum  quidem  in  haec  SANGTO  FIDIO  SABI  PATRl  a 
Fabricio.  (Juae  e  sola  Pomponii  explanatione  manasse  cer- 
tum  est,  partim  Ovidianis  yersibus  superstructa ,  partim  eis 
iuscriptionibus  in  quibus  illius  dei  Reatini  reapse  mentio 
fieret,  ut  apud  Gruterum  p.  96,  5,  quae  emendatior  exstat 
in  Descriptione  urbis  Komae  III,  3  p.  565  [C.  I.  L.  VI,  1 
u.  567J,  SIMONI .  SANGO  •  DEO  •  FIDIO,  et  p.  96,  6  [C.  I. 
L.  VI,  1  n.  568J  SANCTO- SANCO  SEMONTDEOFIDIO: 
nam  Gruterianae  p.  96,  8  SANCO  •  DEO  nomina  a  Ligorio 
demum  afficta  esse  etiam  Mommsenus  auctor  est  Stud.  Osc. 
append.  p.  57,  Aquilanam  autem  SABO  •  SEMONI.PATRI 
exhibentem  subditiciam  esse  idem  intellexit  de  dial.  Ital. 
p.  357  [I.  N.  n.  897*J.  Nihil  nisi  unum  SANCTE  nomen  in 
Keatino  lapide  Victorius,  Aldus,  Angelottus  legerunt,  lectum 
invenit  Muratorius:  quibus  omnibus  diligentior  is,  cui  sua 
Pighius  debet,  tale  initium  pinxit: 

m//J/M7//^  SANCTE 

DE  DECVMA  VICTOR  TIBEI  LVCIVS  MVNIVS  DONVM 
quo  significavit  certe,  quod  testari  Pighium  Gruterus  dicit, 
Utteras  attritas  in  fronte,  Eo  autem  in  loco  quod  olim  ex- 
stitisse  putemus,  in  promptu  est  simplicissiraum  omnium 

HERCVLES     .     SANCTE 
uam  non   esse  priscae   aetatis  Hercuh  formam,  quam  Maffei 
titulus  exhibet  Mus.  Veron.  p.  248,  9  [C.  L  L.  III,  1  n.  1563]: 

HERCVLE 
TIBI 
V  .   S 
XII  siguificavi  Proleg.  in  Plauti  Trin.  p.  LXXXVII  sq.  Crebrum 
autem  praemissi   vocativi    usum    ipsi  Herculi    dedicati   tituli 
monstrant,    ut  in    epigrammate  Viscontii  supra  tractato,  et 
senariis  versibus  apud  Orellium  n.  1534  [C.  I.  L.  VI,  1  n.  319): 
Argiue    uictor    Hercules,    donum   hoc    tibi 
Vrbanus  praetor  Veldumnimius  Iiinius: 
elegiacisque  n.  1533  [C.  I.  L.  VI,  1  n.  316J : 

Alcides,  sacri  generis  decus,  hoc  tibi  praetor 
Et  louis  autistes  dedico  perpetuus: 
et  apud  Gruterum  p.  42,  7  his,  correctis  in  Burmanni  Anth. 
I  p.  720:  Alcides,  hominum   uictor  domitorque  fera- 


TITVLVS    MVMMIANVM.  103 

rum  e.  q.  s.  Nec  infrequens  eiusdem  Herculis  potissimum 
cognomentum  SANCTVS,  ut  Grut.  p.  46,  7.  49,  1  (C.  L  Gr. 
m  p.  814),  Gud.  p.  U,  6,  Mur.  p.  1084,  4.  19H3,  4. 

Quodsi  item  locupletissimos  auctores  MVNIVS  nomen, 
uun  MVMIVS,  habet,  tamen  in  hoc  valde  dubitari  poNso 
sentio,  num  forte  illos  oculi  vel  potius  temporum  iniuria  cor- 
rosus  lapis  oculos  fefellerit,  quo  effectum  est  ut  aliis  MVKIVS, 
MAMIVS  aliis,  plerisque  MVNIVS  apparere^videretur:  pro 
(|uo  MVINVS  apud  Angelottum  ponitum  nescio  an  operarum 
?itio  debeatur.  Non  desunt  quidem  sive  Mnnii  sive  Mnnnii 
vel  in  lapidibus  vel  apud  scriptoreH,  Tacituni  salteni  ilist.  IV, 
18  sqq.,  quamquam  ne  bi  quidem  antiquioris  aetatis  sunt: 
sed  magisiratum  qui  e  Munia  gente  obtinuerit,  novimus 
neminem.  lam  fatendum  est  sane  in  privatum  hominem  mi- 
nime  incongruenH  omue  argumeutum  huius  carminis  esse, 
mercatorem  potissimum  quales  V^ertuleios  novimus  in  titulo 
Sorano,  qui  re  bene  gesta  decumam  Ilerculi  profanatam  pro 
mira  daret,  ab  eodemque  precaretur  ut  pecuuiae  e  mercibus 
venditis  conficiendae  recteque  denumeraudae  facultatem  sibi 
faceret,  simulque,  ne  quid  forte  detrimenti  e  decumae  dimen- 
sione  ipse  caperet,  iustam  quaestus  distributionem  divino 
Dumine  adiuvaret.  Nam  hanc  vim  esse  apgauli  dissolucndi 
Terborum,  satis  .multitudo  exemplorum  docet  a  Kuhnkenio  in 
Ter.  Ueaut.  I,  1,  94  Ernestioque  in  Clavi  (/icer.  congestorum: 
((uvltatem  auiem  facerey  pro  quo  antique  dictum  est  facilia 
facerCf  ipse  Cicero  iunxit  in  Verrem  II,  73,  171>.*)  Sed  de 
tali  tamen  Lucio  Munio  mercatore  quominus  cogitemus,  ununi 
si  qaid  video  impedit  nictor  nomen:  quod,  praes(*rtim  sic 
simphciter  positum,  a  privati  lucri  notione  prorsus  exclusit 
veterum  consuetudo.  Quodsi  quis  hanc  viam  patere  animum 
indacat,  ut  non  cum  L.  3Iunitis  nominibus  iungatur  uictor, 
se^  pro  vocativo  sit  ad  ipsum  deum  relato,  hoc  non  una,  sed 
tripUci  difficultate  laborat.  Nam  primum  parum  commode 
duos  vocativos  praemitti  insequentibus  versibus,  tertium  his 
ipsis  misceri  apparet,  pro  quo  exspectabas  potiuH  SANCTE 

*)  [Qiiae  hic  disputata  stint  retractavit  Riuchelius  in  Musoi 
Bhen.  t  VIII  p.  491  adu.  et  t.  XIV  p.  398  sq.  »  OpuBC.  II  p.  638  sq. 
adn.    C.  W.] 


104  TITVLVS   MVMMIANVS. 

HERCVLES  VICTOR  supra  scriptum.   Deinde  iiihil  caussae 

fuit   cur    non    mercatorum   patrono   Herculi    simpliciter,  sed 

Victori   potissimum   Herculi   grates   persolverentur   ad   com- 

mercium  et  negotiationem  solam  pertinentes:  nam  dispar  est 

M.  Octavii  Herennii  mercatoris   apud  Macrobium  ratio,  qui 

Herculi  Victori  aedem    et   signum  propterea  sacrasse  dicitur, 

quod  a  pracdonibics  circumventus  fortissime  repuffnavit  et  victor 

recessit  Herculi§  opera.     Postremo  ne  fuere  quidem  in  urbe 

Reate  Victoris    Herculis   sacra,    quantum   ex   inscriptionibus 

Reatinis   intellegitur  vel  PATREM  REATINVM  testantibus 

ut  Gruteriana  p.  96,  8  (quae  in  Manutii  Orthographia  anni 

XIII  1566   frustra  quaeritur)  coll.  cum  Angelott.  p.  43,   Fabrett. 

p.  30,  Schenard.  p.  1,  vel  HERCVLEM   simpliciter  ut  Grai 

p.  315,   6   coll.  cum   Manut.  Quaes.   per  ep.   p.  110,  Angel. 

p.  44,  Schenard.  p.  82  sq.,   vel  lOVI  MINERVAE  FORTV- 

NAE  sociatum  Schenardiana  p.  12.     Quae  cum  ita  sint,  aut 

fallunt  omnia  aut  belli  ducem  et  imperatorem  addita  VICTOR 

vox  intellegi  iubet,  qualis  nullus  umquam  Munius  fuit:  quam- 

quam    de    nescio    qua  Parthica    victoria    Lucii  Munii   Ange 

lottus  somniat.    Hinc  igitur  est  quod  e  Pomponii  ut  apparet 

coniectura  lucius  mximius  Marsus  prodidit,  LVCIVS  MVMIVS 

in  Metelli  ut  videtur   schedis   Gruterus   repperit:    quo  prope 

accedit   Mamius    una    cuui    Munius   a    Victorio    prolatum  e 

lapide.    Nam  quam  proclivi  errore,  si  quando  in  antiquissima 

illa  scriptura  dexterum  fomur  M  litterae  evanuerit,  M  pro  N 

habeatur,  in  propatulo  est.    (iuamquam  etiam  contrarium  ac- 

cidit,  vehit,  nisi  fallor  animi,  in  nobilissimo  epigrammate  L 

Cornelii    Scipionis   Cn.  f.  Cn.   n.    haudquaquam    dum  persa- 

nato.*)     Cuius    extremus  versiculus   cum  talis  esse  tradatur: 

NE  •  QVAIRATIS  •  HONORE  ,  Q VEI  •  MINVS  •  SIT  •  MAND 

adeso  in  quattuor  litterarum  ultimarum  sede  marmore,  non- 

dum  vidi  qui  ex  illo  MANUa6/5  (sic  enim  supplerunt  omoesi 

uUo  modo  probabilem  vel  structuram  vel  sententiam  efficeret. 


•)  [Nuiic  edito  C.  I.  L.  l  n.  34;  VI,  I  n.  1289  et  P.  L.  M.  E.  Ub. 
XLI  X.Ceterum  conferas  quae  de  hoc  epigranimate  disputavit  Kit*chf*- 
lius  in  Mu.sei  Rhen.  t.  XIV  (infra  n.  XIV)  p.  405  adn.  et  inprooemio  ind. 
Bchol.  aebtiv.  Bonn.  1860,  cuius  argumeutum  repetitum  est  in  P.  L.  M.  E. 
Enarr.  p.  34  sq.     C.  W.] 


TITVLV8   MVMMIANV8.  105 

Quapropter  mihi  aliud  delitescere  in  illis  litteraram  reliquiis 
Yisam  est,  hoc  quidem  NANC:  qno  eximiam  conciDnitatem 
sententiae  nanciscimur: 

Ne  quairatiSy  hon6re(5)  -  quei  mintSs  sit  nanc^tis 
h.  e.  quomodo  factum  sit  ut  honore»   minus  n^cisceretur: 
qaippe  qui   XX  annos  natus  mortem  obierit.     Arguta  enim 
oppositio  haec  fit:  qui  sine  honoribus  yixit^  non  caruit  honore: 
id  enim  ipsum,  honorem  ei  non  defuisse^  superioribus  versi- 
bus  dictum  erat,  qui  non  aliter  atque  sic  accipiendi  sunt: 
Quoiei  uita  def^cit^  -  ndn  honds;  hondre 
Is  hic  sitUs:  quei  niinquam  -  uictus  est  uirtutei 
(eam  enim  mensuram  olim  defendemus).     Quem  qui  versuB 

item  lacer  excipit  ANNOS  •  GN ATVS  •  XX  •  18  ||  L 

DATVSy  eum  pravissimis  supplementis  tentarunt  hatisis  est 
«anDATVS  vel  Laudibus  est  twawDATVS:  quibus  longe  feli- 
cior  Ludovicus  Lanzius  Terreis  est  tminDATVS  commendaus 
ad  ipsam  tamen  Teritatem  non  penetravit.  Nam  EIS  sane 
litterarum  superiorem  partem  in  lapide  religiose  meis  preci- 
bos  ezaminato  superstitem  esse  Henricus  Brunnius  meus 
locoples  testis  est  cum  Henzeno^  sed  duarum  tantum  litte- 
raram  intervallo  a  prima  littera  distantem:  hanc  autem 
ipsam  nullo  modo  vel  T  vel  E  fuisse,  L  mutilam  posse  esse: 
a  qua  tamen  ulium  huc  conyeniens  vocabulum  incipere  nego. 
Vna  sola  et  omnibus  littera  restat  quae  praeter  L  in  Pira- 
nesi  exemplum  prorsus  quadret^  quae  est  D,  non  qualis  in 
POSIDET  exarata  est,  sed  qualis  in  DEFECIT  et  DATVS. 
Qua  ascita  suis  ut  puto  numeris  absolutum  supplementum 
hoc  prodit  DITEIST  MANDATVS: 

Annos  gnatils  uiginti-is  Diteist  mandatus 
prorsus  ut  Nunc  data  sum  Diti  longum  mansura  per 
aeam  dictum  est  in  distichis  Beneventani  lapidis  a  Momm- 
seno   publicatis    in  Diar.  Inst.   a.    1847   p.  24   et  Gerhardi 
Diar.  archaeol.  a.  1846  p.  334  [I.  N.  n.  1623]. 

Ad  L.  Mummium  ut  redeam,  etsi  concedendum  est  parum 
dignos  illius  liberalitate  dedicationisque  opportunitate  vcrsi- 
colos  esse,  tamen  quoniam  simili  nomine  alius  vwtor  nullus 
in  promptu  est,  sic  esse  statuendum  videtur,  ut  ad  praedae 
bellicae  commode   divendendae    cogitationem   cogendi  dissol- 


106  TITVLVS    MVMMIANYS. 

XIV  tiendiqne  verba  referantur,  decuinae  auteiu  (cuius  parte  tan- 
tum  aliqua  hoc  donum  parabatur)  ad  ne7'am  rationan  plenam- 
que  mensuram  exigendae  auxilium  divinum  eo  imploretur, 
quod  summae  religioni  haberetur  aliqua  voti  parte  deum  vel 
inconsulto  •fraudari.  Nec  scitur  quam  vel  liberalis  ingenio 
et  artibus  politus  vel  expers  elegantiae  fuerit,  cui  componendi 
epigrammatis  negotium  mandaretur.  Quamquam  tam  ille  rudis 
et  paene  dixerim  cerritus  esse  non  potuit  ut,  cum  in  rehquLs 
satis  bene  opera  ei  processerit,  haec  tamen  inter  se  constru- 
cret:  Mnmmius  hoc  dommi  se  dare  suo  animo  uisum  est,  quo- 
modo  numquam  quisquam  mortalium  locutus  est.  Ac  vitii 
monet  ipse  alter  versus,  cui  aut  ad  plenam  mensuram  una 
syllaba  deest  aut  foedissimus  hiatus  insidet.  Quo  sic  trans- 
positis  verbis  hoc  pro  usura  remoto  et  indulsit  sibi  Scaliger 
quod  in  hoc  genere  minime  licet,  nec  raagis  consuluit  sp- 
taxi.  Quapropter  non  esse  dubium  puto,  quin  qiiadratarii 
imprudentia  aliquid  exciderit.  Quod  si  qui  forte  tale  fuisse 
coniecerit:  De  decuma  uirtor  tihei  Lucius  Mumius  donum 
Morihus  antiqu^is  pro  tisura  hoc  uolt  dare  sese,  Visum  aninw 
suo  perfccit:  ut  excusare  possit  uolt  pro  uoluit  positum,  tamen 
tertio  versu  subiecerit  quod  quam  maxime  frigeat  et  prorsu'» 
supervacaneum  sit  ad  sententiam.  Vide  igitur  num  proba- 
bilius  et  numeros  et  constructionem  Mummiani  poetae  sic 
redipiscamur:  De  decuma  uictor  tibei  Lucios  Mumius 
donum  Moribus  antiqueis  pro  usura  hoc,  qnod  dare 
sese  Visum  animo  suo,  perfecit. 

Sunimae  autem  offensioni  praevideo  versu  quarto  tu  ut 
facilia  fore.  Pro  quibus  a  Scaligero  eleganter  i^eposita  ut 
fdicia  verba  quantumvis  ad  intellegendum  expedita  sint, 
tamen  illa  potius  reapse  exstitisse  in  monumento  tot  testi- 
bus  credendum  est.  Quae  si  duplici  ratione  defendi  potise 
dixero,  ut  fidem  aegre  inveniam,  inveniam  tamen  ut  spero: 
quamquam  utra  ratio  praestet,  non  definiam.  Aut  enim  syn- 
copam  patitur  facilia  et  faclia  pronuntiatum  est:  quod  nolo 
temere  dicere  videri  eorum  exemplo  qui  vel  sibi  vel  boni> 
scriptoribus  nihil  licentiae  non  licitum  putare  solent^  sed  cum 
certorum  exemplorum  comparatione  tum  ita  ut  et  e  plebeia 
consuetudine  repetam  et  prisco  tantum  aevo  tribuam  facilem 


TITVLVS   MVMMIANV8.  107 

hexametrorum  usum  nondum  habenti.    Nec  enim  obliviscen- 

doni  est   antiquissimum   hoc   esse   in   monumentis   versuum 

heroicorum    exemplum:    quando   elegiacos   in   Cn.   Scipionis 

Uispani   sepulcro   versus   oninia   suadent  ut   aliquanto  post 

factos  esse   existimemus.    Igitur  etsi  exemplis  a  Schneidero 

gramm.  lai  I  p.  170  sqq.  et  nuper  a  Lachmanno  in  Lucret. 

p.  412  congestis  alia  eaque  ez   parte  valde   singularia  addi 

ex  inscriptionibus  possunt,  ut  TABLEIS  TABLARIA  AEDI- 

CLAM  SANDLABiyS  IVGRA  et  apud  Mommsenum  de  dial. 

Ital.  p.  282.   362  NVMSIVS  OFDIVS,   vel  adeo  e  vulgari 

linguae  consuetudine,  ut  ManlitiS  ex  Manilius  ortum,  quamvis 

fallaci  specie  diversum:  tamen  in   uno  nunc  subsistam,  quo 

quid   propius   accedere   ad   trisyllabam  facilia   vocem   dicam 

non  habeo:  LICNIA  pro  LICINIA   positum  in   inscriptione 

vetusti  columbarii  apud  Lupum  Sever.  martyr.  p.  93  [C.  I.  L. 

I  n.  892;    P.  L.   M.   E.  tab.   XV,    17].  Altera    autem    via 

haec  est  ut  omnino  non  sit  pro  dactylo  facilia,  »ed  pro  vero 

proceleusmatico.    Novum    sane    narrare    videbor,    cum    ali* 

quando  in  duas  breves  solutam  essc  arsim  dactylicam  dixero. 

Nam  cum  vulgo  prorsus  inter  se  discreta  haec  genera  habe- 

antur:  liberius  prosodiae   numerorumque    genus  in  versibus 

trocbaicis,  iambicis  ceterisque  scaenicis,  et  dactylici  hexame- 

tri  eum  novo  prosodiae  severioris  genere  a  Q.  Ennio  invento: 

praeter  haec  etiam  mixtum  ex  his  genus  exstitit  hexametro- 

mm  cum  scaenica  licentia  prosodiaca  coniunctorum,  qualibusxv 

antiquitus  tamquam  Pythia  illa  Itala  usa  est  Fortuna,  Prae- 

nestina  maxime,  unde  nomen  sortes  Ttaenestinae  invenere.*) 

Atque  in  his,   quarum  partem  Orellius  composuit   n.  2485 

(^ubi   corrige    Nilnc    [tu]    me    rogitas,    nunc    cdnsulis: 

tempus  abit  iam,  et  Laetus  lubens  pete:   qu6d  dabi- 

tiir,  gaud^bis   semper),    locum   datum   esse   etiam   arsis 

solutioni,  praeter  alia  quae  longiorem  disputationem  requi- 

runt^^,  haec  exempla  documento  sunt,  quae  purgata  vitiis 

apposui: 


♦)  [Vide  nunc  P.  L.  M.  E.  teb.  II  M  —  i^m  n;  C.  I.  L.  1  n.  1438 
-1454.     C.  W.] 

^)  [Longiorem  dispntationem  vide  in  Musei  Rhen.  t.  XIV  p.  389 
-418  (infra  n.  XIV).    C.  W.] 


108  TITVLVS    MVMMIANVS. 

Iiibeo  expectet:  si  faxitj  gaudebit  semper.*) 
Postquam  ceciderunt  spes  om^nes],  consulis  tiin  me? 

Sed  ipsi  Ennio,  graecae  severitatis  inter  Romanos  auctori  et 
vindici  acerrinio,  cave  talem  licentiam  tribuas  cum  Hermanno 
Elem.  doctr.  metr.  p.  347.**)  Nam  in  Hedyphageticon  qui- 
dem  (sic  enim  Florentinus)  apud  Apuleium  de  magia  c.  30 
p.  489  versibus,  qui  non  peius  a  librariis  quam  ab  editori' 
bus  habiti  sunt,  dubitari  nequit  quin  cum  aliis  corruptus  hic 
sit:  3IelanuY\imj  turdiim  meruliimque  umbramque 
marinam.  Quem  nescio  an  vitio  sic  recte  liberem  ascito  e 
Mosella  pisciculo: 
Alburnum,  turdum  merulamque   umbramque  mariBam: 

nisi  forte  aut  turdum  aut  nicrnlam  a  sciolo  adiectum  est,  vel 
nierulam  ex  ipso  melanurum  ortum,  hoc  piscium  genus  ut 
velut  sic  servetur: 

Alburnum,  turdum-,  melanurum   umbramque   marinam 

Minus  etiam  fidei  alter  versus  Ennianus  habet  admisso  pro- 
celeusmatico  sic  propagari  solitus:  Cdpitihus  ntitantis  pin<ji 
rectdsque  cupressos.  Quo  versu  Ennium  Gellius  XIII,  20  testa- 
tus  rectos  cupressos  dixisse  confra  receptum  vocdbuli  genn^- 
his  verbis  pergit:  contra  ucro  idem  Ennius  in  Annaii  (ho- 
deuicesimo  e.  q.  s.,  quo  non  ex  Annalibus  prius  esse  exem- 
phim  petitum  significari  videtur.  Gravius  est  quod  ne  rep- 
perit  quidem  capitihus  nutantis  apud  Gellium  scriptum  eiu!» 
compilator  Nonius  p.  195,  sed  capitihus  nutantibus:  id  quoJ 
etiam  Guelferbytanus  codex  Gellii  hqbot  in  margine.  Vt  his 
ipsis  verbis  oxitum  versus  contineri  appareat,  qui  cum  pro- 
ximi  initio  non  incommode  coibit,  ubi  unam  voculam  addi- 
deris,  velut  ilms  litteris  absorptam  ibiy  hoc  exemplo  trochaico: 

ciipitibus   nutiintibus 

Ibi   pinos    rectosque   cupressos 

Atque  alibi  quoque  pro  hexametris  Enniana  verba  n«n  dac- 
tylica  accepta  sunt,  ut  apud  Varronem  de  1.  lat.  VH,  12  illa: 

*)  [Musci  llben.   1.   s.   s.   p.  414   llitschelius  proposuit:  Mubeo  «t 
itissei:  si  faxit,  gaudebit  semper.'     C.  W.] 

**)  [Cf   Musei  Khen.  XIV  (infra  n.  XIV)  p.  407  sq.  adn.     C.W.] 


TITVLV8   MVMMIANV8.  .  109 

(^is  pater  aut  cogndlus  uolet  nos  contra  tuerij  quae  sic  digero 
iambicis  nameris: 

.    .     .     quis  nos  pater  aui  cognatds  uolet 
Contra  tueri? 

caussa  quidem  atque  ratione  hac,  quod  istac  aetate  corripi 
potuisse  contra  nego.  Nain  pro  illo  Enniano^  ut  putant,  apud 
J^ervium  in  Aen.  VIII,  361  Contra  carinantis,  pridem  pro- 
positum  'Ac  contrd  carinnns  amplector  hoc  confidentius,  quo 
certius  hanc  verbi  obsoleti  mensuram  et  ratio  firmat  quam 
nunc  explicare  longum  est^  et  alter  versus  t(^statur  ab  eodem 
S*»rvio  proditus  .  .  .  ncque  me  Mnc  carindntilnis  cdcrc  churtis. 

Non  exaequatae  autem  cum  pronuntiatione  scripturao 
exemplis,  qualia  supra  tetigi,  etiam  monosyllaba  v.  3  SVO 
^t  TVA  addenda  sont.  Sed  exaequandi  periculum  ctiam  in  ^^' 
hoc  genere  factum  est,  et  ab  Ennio  quidem,  nisi  mea  me 
coniectura  fallit:  quem  cum  consentaneum  est  tum  ez  ob- 
scoratae  memoriae  vestigiis  quibusdam  intellegitur  haud 
paullum  ipsi  grammaticae  stabiliendae  emendandaeque  et 
staduisse  et  profuisse.  Itaque  in  hanc  partem  hoc  inter- 
pretor,  quod  dativum  casum  Ennius  SIS  extulisse  dicitur  a 
Festo  p.  301,  19  hoc  versu:  Postquam  lunnna  sis  orulis  honus 
Ancus  rdiquit:  cni  propinqua  sunt  sos  pro  suos  ibideni  com- 
memoratum  et  sam  pro  suam  in  Pauli  epitome  p.  47,  3. 
( uius  scriptnrae  exemplnm  TIS  pro  tuis  lapis  villae  Alba- 
nae  IV,  139  (n.  4847  Or.)  servavit:  CVM-  VITA-FVNCTVS  • 
IVNGAR  •  TIS  .  VMBRA  •  FKiVRIS.  Sed  eadem  tamen  pro- 
nuntiandi  contractio  neglecta  est  scribendo  in  Scipionis  Ili* 
spani  elogio: 

Virtutes  generis  mieis  moribus  accumulaui, 

pariterque  in  antiqnissimo  apud  Muratorium  p.  Gi)X,  1  (n. 
2623  Or.)  carmine*),  ipsa  adeo  SOVEIS  forma  monosyllaba 
insigni,  quod  sic  esse  scribendum  arbitror: 


*)  [Vide  nunc  P.  L.  M.  E.  Ub.  XLIX  G;  C.  L  L.  I  n.  1297.  Cf.  prac- 
tfrea  Mon.  epigr.  tr.  (infra  n.  V)  p.  16  adn.  Knarr.  tab.  l.  p.  43  HiUcbe- 
lins  haec  scrlpsit:  'Quamquam  non  intercedam  obHtinatiuH,  hi  qui  ClovUii 
^wi  interpretari  cnm  Mommscno  L  U.  N.  5882  malent.  Scmol  neglecta 


108  TITVLVS   ^'  ^/i'>'VS. 

Iiibeo  exi)ec/c^:  si  ^  Jj.^  iieic,  ei,  situst  mimus, 

Pdstquam  cec^'  ^  ->  soueis  gaiidia  nilges. 

Sed  ipsi  Et  *    •  .;^//^^lC!EI:  «  scripturam,  non  aspi- 

vindiciac  Vvi"'*^"-  CLOVLei  autem  (prorsus  ut 

jjlem.  f^  .l.*'''/iiiflimis)    sive   servus  sive  libertus  dici 

jg„j  /^  .  '     .^'  ^^  xVec  de  simuis  dubitandum  quin  habu 

^    /  "      '  M''''"'^'  nroductam,    ut  7*05^is  in  oraculis  Praene- 

bi  ':  .^^^  "!^e0or^^'^'' 

.  •'''^''^   /ncertiis  de  certo  [fit],  nisi  caueas, 

'n  epigrammate   Salernitano    item  satis   vetusto 
.,  /'''^'"'jl48,  17  Muratoriique  p.  1743,   14  (n!  4838  Or. 

l^' \  Q\i(is)  huic  tumuld  posuit  ardente  lucernam, 
QidT  alia  quaedam  lOVEI  in  speculo  Etrusco  apud  Ger- 
lim  tab.  147   [P.  L.  M.  E.  tab.  I  G;  C.   L  L.  I  n.  50; 
^  nominativum  esse  sociatum  illi  IVNO  nomen  docet.^ 
Vfljn  ^^  litteris  inveteratus  error  est  idemque  pemiciosissi 
^s  etiam  brevem  i  vocalem  anliqua  aetate  notari:   cuius 
jQi    exerapla    longo    ex    tempore    tralaticia    aut    fidem  non 
jjabent   aut    contrariam   in  partem  valent.     Affertur  e  lege 
agraria  QVEIBVS,  quod   a  Brissonio  demum   invectum  nec 
Sigonius    nec   Vrsinus    nec    Gruterus    nec    Goettlingius   II, 
37   norunt,  sed  aut  QV  aut   Q  tantum.     Bis  eadem  QVEI- 
BVS    forma    exstat    sane    in    Reinesiana    apud    Orellium  n. 
4404:  sed  bac  qui  confidere  animum  induxerit,  legat  quaeso 
Fabretti    p.    672    sq.  et    narrationem    et   disputationem,  ut 

inUTpunctione  HEICEI  lapidarius  sociavit  imprudens,  prorsufl  ut  in 
F  (i.  e.  Amiternino  vel  Aquilano  Mommseni  I.  R.  N.  5765,  C.  I.  L.  I  d. 
1287)  DL  pro  discretis  Dat  huhcus.  Non  aspiratam  ei  interiectionem 
libri  mti.  vetusti  frequentant,  Prosodiae  asperitas  prope  accedit  ad 
illud  gonus  hexametrorum,  quod  in  sortibus  Latinis  (tab.  II  M—(f 
re^nare  alibi  demonstravi. ...  Non  excusabili  licentia  lapidis  Amitemini 
momorino  Lachmannum  iuludero  a  Mommseno  commemoratum  iwu 
l.  s.  9.  vMon.  epigr.  tr.)  p.  4  sentiebam.'     C  W.] 

*")  [Vido  quae  de  hoo  vorsu  di^putavit  Kitschelius  Musei  Rhen.  t 
XIV    infni  n.  XIV^  p.  ai>7  adu.     C.  W.; 

•*^  Tro  dativo  lOVKI  nomen  habendum  esse  intellesit  postmodura 
Ivitjjoholius  lahiiio  auotoro  in  Mon.  epigr.  tr.  ,iufra  n.  V.  p.  35  ado.  C  W 


TITVLV8   MVMMIANV8.  111 

dolo  malo  suppletam  intellegat  et  ab  ipso  falsario  non 
im  tantum  formam^  'pro  qua  QYIBVS  etiam  Moratorius 
u^statur  p.  1773,  8,  sed  multo  magis  mirabilem  VIVOVS 
nominativum  illatum  sibi  persuadeat.  Porro  SEINE  editur 
qaidem  in  lege  de  repetundis  p.  63  exempli  Klenziani,  verum 
in  ea  tabulae  parte  olim  siye  Parisina  sive  Bellofontanensi 
(XIV  Vrs.)  nunc  deperdita,  quam  post  Vrsini  apographum 
nemo  praeter  levissimae  indolis  hominem  Boissardum  vidit: 
quae  ipsa  pars  alia  habet  quam  maxime  suspecta,  velut 
HAC  pro  HACE  supra  notatum.  lure  autem  meritoque  et 
JSEIT  Bcriptum  est  in  lege  vici  Furfentis  (n.  2488  Or.  fb,  1.  L. 
I  n.  603])  et  in  SC.  de  Bacan.  P08EDEIT,  plane  ut  REDI- 
£IT  in  nostrae  Vaticanae  v.  4  et  verborum  perfecta  ad  unum 
omnia.  Nec  TIBEI  SIBEI  dativos,  qui  iambum  aequabant 
antiqoituB  ut  IBEI  VBEI  NISEI^  nullo  modo  mirandum  est 
aliquamdiu  eam  scripturam  servasse  etiam  post  attenuari 
coeptam  in  pyrrhichii  modum  pronuntiationem.  Vnde  recte 
cum  de  primo  versu  Reatini  lapidis  iudicabitur,  in  quo  est  xvii 
uictar  tibei  Lucius,   tum  de  hoc  in  Scipionis  Hispani  titulo: 

Maiorum  optenui  laudem  ut  sibei  me  esse  creatum.*) 

Satis  expediisse  singula  videor,  ut  iam  totius  carminis 
hanc  speciem  commendare  liceat: 

Hercules  sancte, 
De  decuma  uictor  tibei  Lucius  Mumius  donum 
Moribus  antiqueis  pro  usura  hoc,  quod  dare  sese 
Visum  animo  suo,  perfecit:  tua  pace  rogans  te, 
Cogendei  dissoluendei  tu  ut  fsicilia  faxseis, 
Perficias  decumam  ut  faciat  uerae  rationis, 
Proque  hoc  adque  alieis  donis  des  digna  merenti.    • 

Vbi  adque  ut  scriberem,  non  Gruteri  potius  vel  Metelli  auc- 
toritati  dedi,  quam  buc  accedenti  Aldi  testimonio  ACQVE 
prodentis.  Nam  quae  praeterea  e  Metellana  supellectile  in 
Gruteri  exemplum  transiere,  merae  sordes  sunt,  vix  illa  plu- 
ris  habenda  quam  e  Boissardi  commentis  excerpta  in  ad- 
notatione.    Ab  uno  autem  Muratorio  additum  v.  4  AC  non 

*)  [Haec  accoratias  explanavit  et  retractavit  Kit«cheliu8  in  Musci 
Biieii.  t.  VIII  p.  487  aqq.  —  Opusc.  11  p.  632  «qq.     C.  W.] 


112  TITVLVS    MVMMIANVS. 

debebat  Orellius  suscipere:  prorsus  enim  omissa  copula  eam 
antiquitatem  decet,  cuius  speciem  manifestam  atque  adeo  in- 
cultiorem  rigorem  cum  numerorum  asperitate  tum  sermonis 
quadam  inopia  totus  titulus  prae  se  fert. 

Corollarii  loco,  ut  Mummiae  gentis  memoriam  epigra- 
phicam  omn«m  complectar,  tribus  verbis  tituli  Gruteriani 
p.  1073,  7  mentionem  iniciam,  quo  L  .MVMIVS- ACHAICVS- 
PRAEF.  COH-  TRIB.  MIL-  AB-  EPIST.  T-  CAES-  DIVI- 
AVG  •  F  •  nobis  offertur,  quem  fuerunt  qui  L.  Mummii  Acha- 
ici  Cos.  nepotem,  GalbaCxImp.  avum  crederent.  Verum  is 
titulu^^merito  suspectus  cum  Scipioni  Maffeio  fuit  Artis  crii 
lapid.  p.  385  tum  certissimo  in  his  litteris  duci  et  antesig- 
nano  praestantissimo  Bartholomaeo  Borghesio  in  Annal.  Inst. 
arch.  Rom.  a.  1846  t.  XVIII  p.  326  [Opp.  Vp.  16]:  soli 
enim  Boissardo  Antiq.  t.  V  tab.  118  debetur,  de  cuius  ho- 
minis  ignavissimi  fide  vereor  ne  non  satis  severe  vel  Orel- 
lius  t.  I  p.  32  iudicaverit  vel  Rudorffius  luculenta  de  lege 
Thoria  commentatione. 

* 

Typographus  cum  aliquid  materiae  a  nobis  peteret,  quo  ne 
vacua  relicta  pagina  oculos  offenderet,  tres  titulos  Reatinos, 
in  quos  sermo  incidit  supra  p.  xii  sq.  [104],  infra  posuimus 
emendatiores  bonorum  fide  auctorum  quam  apud  Gruterum 
exstant.  Et  primum  quideni  quae  est  p.  315,  6,  talis  habetur 

apud  Manutium  apud  Angelottum 

L  0  C;  LOCVS  .  CVLTORVM  •  HERCVLl^ 

C  V  L  T  0  R  V  M  RESPVBLICASVBQVADRIGA 

HERCVLISRESP  INF.PXXX. 

SVB.  QVADRIGA  INAGRO.PXXV. 

IN  .  FR  .  P  .  XXX  HVICLOCO 

IN .  AGRO  •  P.XXV  Q.  OCTAVIVSCOMM^Ts'. 

HVIC .  LOCO  TFVNDILIVSQVARTIO 

QOCTAVIVSCOMMVN  IN.FP.XIiniNAGRO.PXXV 

TFVNDILIVSQVARTIO  D  0  N  A  V  E  R  V  N  T 
IN  .  FR  .  P  .  XIIII 
INAGRO.PXXV 
DONAVERVNT 


TITVLV8   MVMMfANVS.  113 

Et  sic  qaidem  Angelottus  ms.  teHte  Bchenardio:  nam  apud  xviii 
HaTereampiom  t.  4  aeribitur  PGDES  pro  F  •,  t.  il  P  •  F  • 
pro  F  •  P  •  Ab  Angelotto  autem  non  differre  Laurentium 
Matthaeum  ms.  dicit  Schenardius,  nisi  qaod  v.  2  RE8PVB  • 
habeat  et  iiltimo  DD  •  pro  DONAVERVNT.  Ceterum  Hn 
Ecflem  Cathedrali  legi^  Angelottus  scribit,  'positam  in  Sacello 
S.  Caiharinae'. 

Gruterianam  autem  p.  96,  8  idem  Angelottus  memorat 
'in  marmore  quodam  inventam  atque  atlhucdum  asservatam  in 
('ivitate,  in  Pennichortm  Aetiihus,  licef  aliadti  mutilam,  hisce 
inscriptam  literis*: 

apud  HaTercampium 

PATRI  REATINO  SACRVM 
OB  HONOREM  AVOVST  • 
VI  VIRI  AVGVST^ 
TITVS    BETVLNVS    FELIX 
AVLVS  LICINVIS  SVCCESSVS 
TITVS     POMPONIVS     MODERATVS- 
PVBLIVS     VETIVS      MODEUATVS  • 
LVCIVS  FLAVIVS  HERMt^ROS 
V    ■   ACHORISTVS- 

L  D- 
D  D- 

apud  Schenardium 
PATRI  REATINO  •  SACRVM 
OB^  HONOREMAV( J VSTORVM  VI  VIR  AV(i  • 
T  BETVINVS  •  FELIX  A  •  LICINI VS 
S VCCESSVS  T  •  POMPONI VS •  MODER AT VS 
P  •  VETIVS  MODER AT VS 
L  FLAVIVS  •  HERMEROS 
C  SABINVS  ACHORISTVS 
L      D 
D  •  D 

■ 

Cum  qnorum  exemplorum  Hayercampiano  ita  conyenit 
Fabrettio  I,  141  p.  30,  ut  tantum  BETVLNIVS  exhibeat 
V.  i  LICINIVS  y.  5,  y.  autem  7  VETTIVS  ot  y.  9  plenius 

't,  BIT8CHKLII  0PV8CVLA  IV.  8 


114  TITVLVS   MVMMIANVS. 

C  •  SABINVS  •  ACHORISTVS,  utrumque  cum  Gruteri  exemplo 
priore,  prae  quo  quam  sit  eius  alterum  exemplum  h.  e.  Ligo- 
rianum  et  vitiis  inquinatum  et  licenter  interpolatnm,  satis 
nunc  apparere  putamus. 

Postremo  a  Schenardio  demum  p.  12  in  lucem  protrac- 
tus  titulus  hic  est: 

I  0  V  I   •   0  •   M 
MINERVAE 
FORTVNAE 
HERCVLI 
SACRVM 
C   •   F    •     T     •     R 


V. 
Moiiiimeiita  epigraphica  tria. 


I.  De  miliario  Popilliano  deque  epigrammate  Sorano.*) 

CAPVT  L 
DE    MILIARIO   POPILLIAXO**) 

(accedit  tabula  lithogrftpha  ***)). 

Memorabilis  in  paucis  titulus  PoIIanus  postquam  inde  ' 
ab  Apiano  et  Aldo  Manutio  ad  Orellium  (n.  3308)  et  litte- 
raram  epigraphicarum  dedecus  Zellium  incredibili  tum  neg- 
legentia  tum  licentia  editus  est  a  plurimis,  nunc  demum 
Theodori  Mommseni  beneficio  ea  et  fide  repraesentatus  et 
cura  explanatus  habetur  Inscriptionum  Regni  Neapolitani  n. 
0276^  vix  ut  habeas  quod  tam  perfectae  operae  addas  praeter 
eiemplum  ipsas  figuras  litterarum  imitans  omnemque  lapidis 
speciem   cum   religione    exprimens.      Tale   exemplum   litho- 


*)  [Programma  academictim  BonneDse  amii  1852:  'Sacram  me- 
moriam  Regts  AugnstiBsimi  Diyi  Friderici  Guilelmi  III .  .  .  die  III  mensifl 
Aagnsti  a.  MDCCCLII  . . .  pie  recolendam  yictorumque  renuntiationem  e 
Htteramm  certaminibas  prodeuntium  indicit  G.  BOcking',  singulariter 
^ic  inBcriptum:  'De  miliario  Popilliono  deque  epigrammate  Sorano 
commentarius  F.  Ritschelii.'  Consociatom  cum  prooemio  indicis  scholarnm 
bibemanun  Bonnensium  a.  1862  et  1853  (de  titulo  Aletrinati)  prodiit  in 
Hbello  nunc  rarissimo:  'Monumenta  epigraphica  tria  ad  archetyporum 
Mem  ezemplig  lithographis  expressa  commentariisque  grammaticis  in- 
lostrata  cura  F.  Bitsohelii.  Berolini  apud  G.  Trautwein  1852.'  G.  W.] 
**)  [Nunc  yide  C.  I.  L.  I  n.  561 ;  P.  L.  M.  E.  tab.  LI  B  et  Enarr. 
p.  46  et  106,    C.  W.] 

***)  [Tabula  IV  eadem  est  atque  olim  programmati  academico  et 

'MonumentiB  epigraph.  tribug'  adnexa^  dein  iterata  in  P.  L.  M.  E.  1.  I. 

C.  W.] 

8* 


116  MONVMENTA   EPIGRAPHICA   TRIA. 

graphi  nostri  arte   et  industria   paratum  cum  per  academici 
officii  opportunitatem  haud  inepte  foras  dari  videatur,  tantum 
de  tempore   facti   olim  tituli  nec  inutiliter  quaeri  puta- 
mus   et  aliquanto   etiam   distinctius   quam  adhuc  factum  esi 
])Osse  statui  intellegimus.    Et  antiquiorem  quidem  anno  Cf^ 
esse,  cui  temere  interpolatum  vulgo  tribuunt,  multis  luculeu- 
tisque  argumentis  docere  ipse  sermo  poterat:  quorum  si  alia 
aliis,  ubi  per  se  singula  spectaveris,  pauUo  vel  certiora  sunt 
vel  incertiora,  tamen  non   potest  non  plurimum  valere  con- 
iuncta  vis   onmium.     Vertitur   autem  hinc  ducta  ratiociDatio    ■ 
in  his    quae    infra    posui    vetustioris    latinitatis    documentis:    i 
NOVCERTAM    pro    NVCERIAM    vel    NOCERIAM   scripto, 
POSEIVEI  pro  POSVI,  AF  CAPVA  pro  AB  CAPVA,  CON-    j 
yVAEISlVEI    pro   CONQVAESIVEI    vel  CONQVAISIVEl 
POPLICO  POPLICAS  pro  PVBLICO  PVBLICAS,  PAASTO- 
RES  pro  PASTORES,  SVMA  pro  SVMMA  cum  similibu^:   j 
quibus  contrariam  vim   habet  adiecta  in  vocabulorum  termi-    • 
natione   M  littera.     Dicam  de  his   singillatim,   sed  brcTiter. 
et  ut  in  gravissimis  certissimisque  desinam. 

Ac  primum  OV  scripturae  exemplum  medii  quidem  sa^ 
culi  septimi  nullum  iiovi,   si   ab   una  radice   ea   recessero  a    « 
qua  lOVS  lOVSSI  lOVDICARE  lOVRARE  facta  sunt:  in   \ 
his    enim    solis    priscum    scribendi   modum    tenax    vetustati^   j 
eonsuetudo  legalis   servavit  ad  legem  usque  Antoniam  anni    | 
circitor    ()82.     Sed    ita    tamen    servavit    ut,    cum  in  SC.  i^ 
Baciinalibus   constanter  scriptum   sit  lOVSISE   lOVSISEXT    • 
lOVBKATIS    CONIOVRASE,    pariterque    in    aere    Bantino 
lOVOICIO     lOVDICIA     lOVDICETVR     lOVDICAVEBIT 
lOVDEX    lOVRANTO   lOVRAVERIT    lOVRARlNT   lOV- 
HANTO,   prima   omissae    0    exempla   iam  lapides  Patavim 
auni    617   praestent  ter  IVSIT    exhibentes,   semel  lOVSIT. 
apud   Furlanettum  Ant.  lap.  Patav.  p.  68  (tab.  XIII  sq.)  et 
Mufloium  Musoi  Veronensis  p.  108  [C.  I.  L.  I  n«  547.  M'?; 
\\  L.  M.  E.  tab.  VIII  ^iyq*),  inde  autem  ab  hoc  tempore 

*)  |Vido  nnnc  P.  L.  M.  E.  Enarr.  p.  51,  ubi  haec  scripait  Ritiche 
linH:  'Utttionom  intor  titnloe  geniellos  banc  intercedere  i^jparet»  q»^' 
poHt  Fnrlanottuni  paucis  signiHcavit  Henzenus  Or.  t.  111,  6114  et  5115: 
\\\  printini  A  a  et  li  tituli  enni  in  niodimi  iterarentur,  illi  ut  evanid" 


UILIARIVH  rOPILLIANVM.  117 

QtrQmqae  genos  prorsus  promiscue  cum  tabula  Genuati  anni 

637  ipsaque  Antonia  leges   repetundarum  et  anni  643  agra- 

ria  ('Servilia'   et   ^Thoria')   frequentent:    quando   simplicem 

rocalem  omnino  exclusa  altera  forma;  ut  mittam  exilea  Scti 

de  Asclepiade  Clazomenio  reliquiad  anni  676 ,  leges  demum 

lulia  municipalis  et    Rubria  annorum  709.  711  probarunt. 

Cetera  vocabula  OY  scripturam  passa  in  talibus  monumen- 

tis  habentur  omnia,  quorum  aut  explorata  sit  antiquitas  aut 

ea  saltem  condicio  ut  ab  antiquitate  nihil  abborreat.     Sunt 

autem  haec:   LOYCINA  in  Pisaurensi  apud  Maffeium  Mus. 

Ver.  p.  470  [C.  I.  L.  I  n.  171;  P.  L.  M.  E.  tab.  XLni  H] 

inque  lamina  Neapolitana  apud  Lanzium  t.  III  p.  535  ed. 

alt  [C.  L  L.  I  n.  189;  P.  L.  M.  E.  tab.  II  D],  item  LOV- 

CAXAM  in  titulo  Scipionis  Barbati  f.;  NOVNDINVM  in  SC. 

de  Bacanalibus;  PLOVS   ter   in  eodem,  item  PLOVRVMA 

iu  inscriptione  Aquilana  Muratorii  p.  658 ,  1  [C.  L  L.  I  n. 

1297;   P.  L.  M.  E.  tab.  XLIX»];   FOVRIO  vel  FOVR  vel 

FOV  octiens  in  sepulcro  Furiorum  Tusculano,  item  in  titulo 

Tusculano  Diarii    Instituti    archaeol.  Rom.  a.   1847  p.   166 

[C.  I.  L.  I  n.  63;   P.   L.   M.  E.  tab.  XLIX  5];    ABDOV- 

CIT  in  eodem  illo  Comeliano,  INDOVCEBAMVS  INDOV- 

CTMVS   INDOVCERE    in    SC.    de    Tiburtibus,    quod  qui- 

dem  non   rectius  nostra  sententia   anno  664  vel   665  Vis- 

contius    Iconogr.    Rom.    i    I    p.    88    quam    quinto   saeculo 

Niebuhrius    Hist.    Rom.    t.    II    p.    309    sqq.    eique    adhac- 

rens  Klaosenus  Aeneae  t.  II  p.  1062.  1085,  vel  mirabiliore 

etiam  liberalitate  adeo   quarto   Marquardus   Gudius  tribuit; 

POLOVCTA   in    notissima    Henzeni    merito   Sorana;    POV- 

BLICOM  et  POVBLIC  . . .  in  Venusinis  Mommseni  I.  R.  N. 

715.  716  [C.  L  L.  I  n.  185.  186j;  ADIOVTA  in  eiusdem 

noTum  ezemplom  Ahln  eodem  lapide  flubiceretur,  hoic  superimpone- 
retor  noYmn  novo  adiecto  lapide  C:  cooglatimitos  enim  B  et  C  lapiden 
fnisse  ipsa  eomm  perforatio  docet  Pancorum  tamen  annorum  interyallo 
Tetera  et  nova  exempla  distineri  cmn  e  persimili  acriptarae  genere  in- 
tellegitur,  quamris  non  sane  prorsus  pari,  tnm  e  formamm  grammati- 
canim  nra  promisciie.  Eisi  enim  in  solie  veterilnis  temel  Bcriptam  est 
lOVSlT  ia  Aa,  semel  CONSOLTO  in  B,  tamen  et  IVSIT  Rcriptaram 
CQm  recentioribus  B  conmianicat  et  CONSYLTO  cam  eisdem  A  a.' 
C.  W.] 


118  MONVMENTA   EPIGRAPUICA   TRIA. 

Amiterniua  5756  [C.  I.  L.  I  n.  1290]  (ubi  v.  5  obscurum  est 
TOV),  in  Arpiuati  autem  4472  CLOVACAS  (C.  L  L.  I  u. 
1178;  P.  L.  M.  E.  tab.  LXXVI  C];  in  Orelliana  1501 
TOVTIA  [C.  L  L.  I  n.  1155];  praeterea  FOYLuitis  in 
nummo  Morelliano  p.  186  (apud  Eckhelium  II,  5  p.  221, 
Riccium  p.  94);  postremo  CLOVLe^'  in  Muratoriana  p.  608, 
1  [C.  L  L.  I  n.  1297;  T.  L.  M.  E.  tab.  XLIX  G],  de  qua 
Lachmanni  molimina  a  Mommseno  n.  5882  commemorata 
probabilitatem  meo  sensu  non  habent.*)  Sciens  omitto  tra- 
laticium  e  columna  rostrata  NAVEBOVS,  parumque  a  fide 
tutum  LOVGET  apud  Gruterum  p.  1055,  1,  aliam  autem 
eamque  sat  planam  ob  caussam  SOVOS  SOVOM  scripturam 
aliquotiens  in  lapidibus  servatam  una  cum  FLOVIO  et  CON- 
FLOVONT.  Quod  autem  OVF  •  notam  etiam  recentes  usur- 
5  pant,  non  magis  morabere  quam  quod  C  •  vel  CN  •  siglae  post 
inventam  G  litteram  manserunt.  Similique  pertinacia  factum 
est  ut  hereditate  accepta  FOVRI  scriptura  in  eis  nuinmis 
perstaret,  quorum  posteriorem  originem  adiecta  PHILI  vel 
CRASSIPES  epigraphae  testentur,  vel  CLOVLI  in  illis,  quos 
cum  sexto  saeculo  olim  tribuissent,  ad  Mariana  tempora 
Borghesius  rettulit:  quode  Riccius  monuit  Mon.  famil.  Rom. 
p.  57.**) 

Sequitur  ut  de  POSEIVEI  forma  dicatur.  Quae  cum 
in  raonumentis  quidem  par  sibi  exemplum  solum  COMPO- 
SEIVERVNT  habeat  in  tabula  Genuati  scriptum,  tam  con- 
stans  est  in  Plautinis  comoediis,  alteri  ut  ne  locus  quidem 
ullus  relictus  sit.  Vidulariae  versu  Niinc  dpud  scqnestnn)' 
nidulum  posiuinms  iam  Priscianus  X  p.  898  (I  p.  499  Kr.) 
usus  est  ut  posiui  protulissc  antiquos  doceret.  In  nostris  iJ 
fabulis  quinquiens  Vetus  codex  servavit,  Asinariae  v.  513, 
Casiuae  IV,  4,  27  (ubi  accedit  ipsius  Ambrosiani  auctoritasl, 
Pseuduli  1281,  Trinummi  145,  Truculenti  II,  5,  9: 

Qum  pol  si  reposiui  remum,  sola  ego  in  casteria. 

Paene  exposiuit  ciibito.     Cubitum  ergo  ire  uoli 


*)  [Cf.   Tit.  Mumm.  p.  XVI  (supra  p.   110)  ^t  supra  ibidem  Ad- 
scripta  verba  Enarr.  P.  L.  M.  E.  p.  43.     C.  AV. ) 

♦*)  [Cf.  infra  p.  34  (167)   sqq.;    Mus.  Rben.  XVI  p.  611  Bq.  (infra 
n.  XVII);  Priscae  lat.  epigr.  suppl.  II  (infra  n.  XVIII,  2)  p.  X.    C.  W.] 


HILIARIVU   POPILLIANVM.  119 

Commdto  ilic6  pallium^  illud  posiui. 
Mihi  qu6d  credideris,  siimes  ubi  posiueris. 
Alienos  doltfres  mihi  supposiui. 
Quibus  in  locis  omuibus  yulgarem  formam   ceteri  boni  libri 
Decurtatus  cum  Yrsiniano  Vaticano  substituerunt,  in  uno  illi 
inposisse  infinitivo,   quem   ad   idem   genus   referendum   esse 
apparet,  congruentes  cum  Vetere  Mostellariae  ▼•  434: 

Scies  ihposisse  in  tEndam^  hau  causast^  ilico. 
Qoid  igitur  mirum  si  in  octo  qui  restant  versibus  eadem 
corruptela  etiam  ad  ^Teterem  pertinuit?  e  quibus  nullus  est 
quin  pristinam  formam  propter  ipsos  numeros  effiagitet^  con- 
tra  atque  in  Asinariae  exemplo^  ubi  ne  yetabat  quidem  me- 
trica  ratio  r^MSui  dici  Ergo  certissimum  est  iudicium  de 
Cnrculionis  v.  356.  536 ,  Bacchidum  306^  Mostellariae  382^ 
Militis  gloriosi  905,  Rudentis  357.  916,  Truculenti  IV,  3,  30, 
sic  scribendis  praeter  librorum  testimonia: 

fUe  suom  anulum  opposiuit,  ihuocat  Plan^ium. 

Quas  ego  apud  te  deposiui,  uitam  propera  pdhere. 

Nos  ad  Theotimum  omne  aiimm  deposiuimus. 

Ecce[re]  autem  hic  d^posiuit  caput  et  dormit:  sifscita. 

Ad  tila  praecepta  d^  meo  nihil  nouom  adposiui. 

In  Siciliam  et,  quidquid  domi  fuit,  m  nauem  inposiuit. 

Lucrdm  praeposiui  sop6ri  et  quieti. 

Quid  illa,  quoi  [don<5]  donatust?  Sifpposiuit.  Quoi?  Sibi: 
ita  enim  postremum   probabiliter  Kampmannus  supplevit  de 
rebus  milii  PI.  p.  18.    Nec  magis  in  Terentiano  versu  Euit 
V,  3,  3  poetae   manum  yel   ceteri  libri  vel   ipse  Bembinus 
servanmt^  a  Faemo  demum  item  iubente  metro  instauratam: 

Qoi  hunc  silpposiuit  ndbis?  Moue  uero  6cius. 
Eundemne  igitur  Terentium  hos  fecisse  versus  existimabimus 
Andriae  IV,  3,  14.  4,  3.  24: 

Non  adposuisse  ut  hquido  possim.    Int^Iego. 

Puer  h^rclesi  mulier,  trfn  posuisti  hunc?  ^Vbi  illic  est? 

Cedo  cifium  puemm  hic  adposuisti?  dic  mihi: 
praesertim   cum    et   Gato  posiuerunt  posiueriSf  et   Depos(uU 
olmm  etiamtum  Catullus  XXXIY,  8  (quamquam  hic  quoque 
tacentibus  libris)    semel   dixerit   in   glyconeis?    Aliud,   nisi 
fallor,  lapides   docent.     In   quibus   non  tantum  DEPOSIE- 


120  MONVMENTA   EPIGRAPHICA    TRIA. 

RVNT  est  in  senariis  Habulae  marmoreae  pervetustae'  apud 
Gruterum  p.  655,  1  [C.  I.  L.  I  n.  1009;  P.  L.  M.  E.  tab. 
LXXXI],  ut  POSIER.  in  recentioris  aetatis  Orelliaua  5061 
[L  Helv.  n.  290]  *),  sed  vulgaris  formae,  nisi  quod  me  fugit,  ex- 
cmpluni  omnino  nuUum  per  totum  septimum  saeculum  exstat. 
Neque  enim  plenam  posiuit  formam  continuo  recens  postiit 
excepit,  sed  prius  illi  posit  declinatio  successit:  id  quod  titnli 
testantur  Amiterninus  5820  [C.  L  L.  I  n.  1298;  P.  L  M.  R 
tab.  LX  C]  apud  Mommsenum  et  Corfiniensis  5409  [C.  I.  L 
I  n.  1283],  quorum  ille  POSIT  socians  cum  BRVTIVS  et 
PROBISVMA  scriptura  non  potest  medio  saeculo  septimo 
posterior  esse**),  hic  TEVDATA  •  POSEIT  exhibens  idem 
saecuhim  non  excedit.  Hinc  igitur  est  quod  etiam  impera- 
torum  aetas  POSIT  frequentavit  ut  iii  Orellianis  71.  i(32. 
1475.  3087  Gruterianisque  561,  8.  571,  9.  724,  8.  Contra 
trisyllabi  posiii  perfecti  usum  facile  perspicitur  poetis  demimi 
dactylicis  deberi.  Itaque  ausus  est  primus  Ennius  Prisciani 
VI  p.  691  in  sexto  Annalium  Sulphureas  posuit  spiramm 
Naris  ad  undas;  semel  tantum  Lucretius  exposuit  VI,  25;  bis 
iu  pentametris  CatuUus  diua  Ymmm  posuit  LXVI,  64  et  sup- 
posuissc  femur  LXIX,  2,  idemque  in  hendecasyllabo  XLVIl, 
4  Verpus  praeposuit  Priapus  ille.  Quae  cum  ita  sint,  vix  eii 
verendum  ne  inconsultius  ab  Terentii  quidem  non  aetate  di- 
cara,  sed  poe&is  genere  noviciam  declinationem  abiudicemus 
Andriaeque  versibus  adposisse  adposisti  formas  reddamus  ad 
exemplum  Plautini  infinitivi  inposissc:  qualem  etiam  iambofl 
poscere  in  Vergilianis  Catalectis  VIII,  16  Scaliger  perspexit: 
Tua  in  palude  deposisse  sarcinas,  Alteram  qui  in  iambos  pri- 
mus   immiserit,    invenio   Lucilium   esse,    quem   lib.  XXVIIl 

*)  [Conferas  quae  scripsit  Ritschelius  in  P.  L.  M.  E.  Enarr.  p.  o2 
ad  tabulam  LIX  H^  ubi  repraesentatus  est  titnlus  sepulcraliB  infra  Sr- 
cenaro  repertus  (C.  I.  L.  1  n.  1284):  'Vnde  POSIERVNT  formam  aclde 
eis  quae  de  hac  declinatione  Mon.  opigr.  tr.  p.  6  dispntata  sant  Q^^ 
e  recentioribus  titulis  etiam  Orellianus  1993  servavit.'     C.  W.] 

**)  [Cf.  Enarr.  tab.  LX  C  p.  5.3 :  'cuius  haec  ratio  est  ut,  cum  primo 
et  in  BRVTIVS  et  in  PROBISVMA  et  iu  BRVTI  non  geminatom  eswt 
constanter,  post  demum  supra  scripta  T  littera  corrigeretur  BRVT- 
TIVS.  Non  satis  dixi  cum  non  esse  posteriorem  septimo  saecnlo  me^o 
iudicavi  Mon.  epigr.  tr.  p.  0.'     C.  W.] 


MILIARIVM   POPILLIANVM.  121 

scripsisse  Cui  saepe  mHle  inpastii  plagartim  in  dietpi  Nonius  f 
testetor  p.  496.    Nam  de  Accio  dubia  res  est,  ad}x>8uit  ille 
an  instihiit  scripserit   in  lonis    versu   apud   Priscianum  YI 
p.  685|  at  ez  Ottonis  Ribbeckii  mei  locupletissimo  eodemque 
euratissimo  apparatu  didici. 

Panllo  magis  ambignum  de  tertio  iudicium  est,  quod  ad 
AF  praepositionem  speetat.  Quam  formam  paene  oblivione 
obrotam  egregio  acumine  Guilelmus  Freundius  resuscitavit  in 
scholiis  lexico  suo  praemissis  p.  LVIII  sqq.  Vbi  a  Prisci- 
ani  planissimo  testimonio  profectus  I  p.  56:  habehat  autem 
kaec  F  littera  hunc  sonum  quem  nunc  habet  V  loco  consanoH' 
tis  posita,  unde  antiqui  af  pro  ab  scribere  solebant:  sed  quia 
Hon  potest  uaUj  id  est  digamma^  in  fine  syllabae  inueniri,  ideo^ 
iHutata  est  in  b,  hoc  duce  rectissime  usus  est  ad  certam 
emendationem  cum  Velii  Longi  verbis  admovendam  tum 
Tollianae  in  Oratore  47  §  158  disputationi.  Quorum  hic 
Hfia  inquit  praepositio  est  af  (vulgatur  ab)  eaque  nunc  tantum 
in  aocepti  taimlis  manet  et  ne  his  quidem  omnium,  in  rdiqtio 
semone  mutata  est;  Longus  autem  p.  2224  sic  Ciceronis 
verba  bene  enarravit:  nunc  ad  praepositiones  transeamus,  at- 
^  incipiemus  db  iUa  quam  Cicero  in  Oratore  adnotauit.  uaria 
enim  eonsuetudo  m  aequo  est,  A  et  AB  et  ABS  et  AV,  ut  eum 
dicimus  a  me,  deinde  ab  illo,  deinde  abstulit,  deinde  aufert, 
quod  sane  tantum  in  duobus  uerbis  usurpaium  est  aufert  et 
aufugit  adHcit  his  praepositionibus  et  Ulam  quae  scrOntur 
pfr  F  literam  (vulgo  B  literam),  quam  ab  antiquis  usitatam 
ait  maxime  tfi  riUionibus  et  in  accepti  tdbulis:  nam  quotiens 
aecq^m  pecuniam  referebant,  non  dicebant  a  Longo  sed  af 
Longo  (ab  Longo  vulgo):  et  didt  religionem  hanc  scribendi 
apud  paucissimos  remansisse  saeculo  suo.  Tam  laudabilem 
auiem  ratiocinationem  mirandum  est  nescisse  Freundium 
exemplo  ullo  comprobare,  immo  superesse  exempla  negasse. 
Atqoi  quinqniens,  si  recte  numeravi,  AF  exstat  in  monu- 
mentis  scriptum:  primum  AF-  VOBEIS  in  SC.  de  Tiburtibus, 
quod  habeo  cur  ipsi  exitui  saeculi  sexti  tribuam;  deinde  AF- 
MVRO  in  Praenestina  ab  Henzeno  edita  Musei  phil.  nostri 
t  V  p.  464  [0.  L  L.  I  n.  1143;  P.  L.  M.  E.  tab.  LIII^], 
quam  ante  a.  640  factam  esse  FLACVS  forma  docet,  adeoque 


122  MONVMENTA   EPIGRAPHICA  TRIA. 

anno  620  supparem  esse  LONGV  et  VORSV  scriptura  facile 
persuadet  ut  credamus*);  quo  praeter  PoUanam  nostram  ac- 
cedit  non  multo  posterior  Ferentina  illa  [C.  L  L.  I  n.  1161; 
P.  L.  M.  E.  tab.  LXVIIID],  iu  qua  reapse  MVROSQYE. 
AFSOLO  .  FACIVNDA  •  COERAVERE  scriptum  est,  vitiose 
A-  SOLO  editum  a  Muratorio  p.  477,  1,  vitiosius  E-  SOLO  a 
Grutero  p.  165,  2  Orellioque  n.  589,»proxime  ad  verum  AE- 
SOLO  a  Buiisenio  in  Annal.  Inst.  arch.  a.  1834  p,  144.  Sed 
8  has  tamen  tantum  reliquias  quasdam  esse  longe  vetustioris 
consuetudinis  hinc  intellegitur,  quod  AB  forma  non  in  septimi 
tantum  saeculi  legibus  omnibus  sola  regnat  ut  in  ^Ser^ilia* 
et  'Thoria',  item  iu  Minuciorum  sententia  Genuati,  sed  sexto 
iam  saeculo  in  SC.  de  Bacanalibus.  Quo  magis  mirari  hcet 
semel**)  praeterea  AF  repertum  esse  in  Laodicensi  ad  an- 
num  circiter  670  probabiliter  referri  solita  [C.  I.  L.  I  d. 
587;  P.  L.  M.  E.  tab.  LXXII  jB]:  in  qua  POPVLVS  •  LAO- 
DICENSIS .  AF .  LYCO  recte  legi  apud  Gudium  p.  143,  Mari- 
uium  Act.  arval.  p.  768,  Orellium  n.  3036,  mendose  A-F- 
LYCO  post  Sponium  in  C.  I.  Gr.  t.  III  p.  769  scribi,  satis 
poterit  similium  comparatio  docere  ibidem  et  p.  774  com- 
positorum:  PRVSIENSES  •  AB  •  HYPIO,  PRVSAIS  •  AB  • 
OLYMPO,  PRVSIENSES  •  AB  •  MARE,  APAMENI-  AB..., 
prorsus  ad  similitudinem  graecorum  TTPOYZIEIZATTOYTTIOY, 
nPOYIAEIIAnOOAYMnOY,  nPOYIIEII .  AnO .  eAAAIIHZ, 
quamquam  in  primo  exemplo  variatum  est  0  AHMOI  0  AAO- 
AIKEQN  TQN  nPOI  TQI  AYKQI,  quomodo  etiam  Strabo 
loquitur  XII  p.  578  Cas.:  ut  taceam  inauditam  F  •  notam 
pro  Flnvio  positam.  Illud  igitur  non  habere  me  fateor  qui 
esse  factum  dicam:  nisi  forte  alia  quoque  quaedam  esse 
dixeris  remotissimae  aetatis  propria,  quae  semel  bisve  longe 
posteriore  tempore  praeter  exspectationem  redeant,  Velut 
obsoletam  ollci  pro  illei  formam  nec  sexti  quintive  saeculi 
monumenta  praestant  (si  columnam  rostratam,  ut  est  aequum, 
missam  feceris),  nec  septimo  legum  multitudo  novit:  et  tamen 

*)  [Cf.  infra  p.  9  1 124]  et  19  [137]  et  P.  L.  M.  E.  Enarr.  p.  47.  C.  W.] 

**)  [Cf.  P.  L.  M.  E.   Siippl.   Enarr.  p.  106  sq.:   'AF  fonnae  omisi 

olim   aliud  exemplum  quod  est  apud  Marinium  Act.  Arv.  p.  233  mE' 

liVNT  .  LOCVM  .  OLLAHVM  •  XV  •  AF  •  LVCRETIA  •  SP  •  F  •  RVFA' 

C.  W.j 


MILIARIVM   POPILLIANVM.  123 

semel  circa  a.  674  OLLEISQVE  •  HOMINIBVS  scriptum  est 
in  lege  Coruelia,  semel  ut  videtur  OLLEIS  •  LEGIBVS  •  IL- 
LEIS  ^  REGI0NIBV8  in  dedicatione  vici  Furfensis  anni  696 
n.2488  Or.  6011  Momms.  [£.  L  L.  I  n.  603;  R  L.  M.  E. 
tab.  LXXXnj.  Qualia  tamen  esse  pauca  scio.  Nam  ne  quis 
de  antiquiore  aetate  tituli  Laodicensis  cogitet,  quippe  cuius 
sifflilem  et  ut  videtur  tempore  aequalem  Lyciorum  titulum, 
qui  est  in  C.  L  Gr.  n.  5880  [C.  L  L.  I  n.  589),  ad  annum 
adeo  586  loannes  Franzius  p.  768  rettulerit,  facile  apparet 
peritiorem  graecae  illum  quam  latinae  epigraphices  arbitrum 
fuisse. 

Quarto  loco  nolo  silentio  AEI  diphthongum  praetermit- 
tere,  sive  tripfathongum  appellare  males.  De  qua  etsi  multa 
dici  non  possunt,  cum  rarissimus  eius  usus  sit,  tamen  ut  nec 
soli  casui  vel  errori  tribuam  uec  ultra  modicum  spatium 
saeculi  septimi  porrigam,  illud  me  movet,  quod  alia  in  hoc 
genere  nova  circa  id  tempus  introducta  sunt  non  aliunde  nisi 
e  certa  disciplina  grammatica  repetenda,  qnae  quidem  non 
durasse  ultra  medium  saeculum  videam.  Atque  longe  aptis- 
simum,  quod  citm  CONQVAEISIVEI*)  comparetur,  illud  est 
quod  anno  613  CAEICILIVS  exaratum  est  in  Patavinorum 
Atestinorumque  lapide  a  Furlanetto  Musei  Est.  p.  29  et  Lap. 
Pat.  p.  78  publicato,  enarrato  autem  a  Borghesio  Diar.  Inst.  • 
arch.  a.  1833  p.  103  [C.  L  L.  I  n.  547;  P.  L,  M.  E.  tab. 
LVII  Ay  LVin  Ab\,  Quo  accedit  e  nummo  Cassiae  gentis, 
vetustioris  ut  credibile  est  consuetudinis  conservatore,  CAEI- 
CIANei^  cognomen,  apud  Havercampium  p.  78,  Eckhelium 
p.  165,  Riccium  tab.  XII,  6  (nam  in  commentariis  p.  40  I 
litteram  neglezit),  [nunc  in  C.  I.  L.  I  n.  378J.  Quibus  exem- 
plis  additum  a  Furlanetto  e  longe  posterioris  aevi  Gruteriana 
p.  44, 2  CAEILIO  quam  fidem  habeat,  incompertum  esi**) 

Venio  ad  POPLICVS  formam  sat  remotae  aetatis  indicem, 
eiusque  non  dubiis  finibus  a  recentiore  consuetudine  discretae. 

*)  [Vide  infra  p.  21  (140).    C.  W.] 

**)  [Cf.  Enarr.  1. 1.  p.  51  et  Musei  Rhen.  t  XXII  p.  612  (OpuBC. 
UI  p.  725),  ubi  addidit  Ritschelius  nova  hnins  BCripturae  exempla  haec: 
CAElCIw  titnU  Higpani  (C.  I.  L.  I  n.  1478)  et  CAEICILIVS  in  tabella 
insulae  Maiorcae  (C.  L  L.  I  n.  1487).    C.  W.J 


124  MONVMENTA   EPIGRAPIIICA   TRIA. 

Regnat  enim  illa  sola  (vel  POPLVCVS  semel  eius  vicaria) 
in  SC.  de  Bacanalibus,  SC.  de  Tiburtibus,  tabulis  Bantina  et 
Genuati:  unde  iii  promptu  est  de  vetustate  Amitemini  lapi- 
dis  L  R.  N.  5753  [C.  L  L.  I  n.  L291;  P.  L.  M.  E.  tab.  LXH^J 
existimare,  in  quo  et  IN  •  VI A  •  POPLICAM  scriptum  est  et 
praeterea  IN  •  HOCE  •  DELVBRVM,  IN  •  HOCE  •  LOCO.  A 
qua  forma  quomodo  per  gradus  transitum  sit  ad  vulgarem^ 
prorsus  planum  facit  lex  repetundarum,  in  qua  quater  POP- 
LICVS  (vel  POPLICE)  legitur,  semel  PVPLICVS,  item 
semel  PVBLICVS:  a  qua  paucorum  annorum  intervallo  di- 
rempta  lex  agraria  anni  643  (quam  non  debebam  illa  anti- 
quiorem  nuper  [de  titulo  Mumm.  p.  VI  (supra  p.  91)]  dicere) 
quattuor  tantum  exempla  POPLICVS  scripturae  servayit, 
PVBLICVS  PVBLICE  PVBLICANVS  circiter  quadragiens 
exhibet.  Quae  cum  ita  sint,  iion  satis  apud  me  fidei  PVBLI- 
CVM  forma  habet  e  Praenestino  lapide  prodita  quem  supra 
[p.  7  (121)J  tetigi:  quam  inscriptionem  cum  praeter  Aker- 
bladium,  cui  Borghesius  acceptam  refert,  nemo  viderit,  non 
sine  ratione  illum  PVBLICVM  pro  eo  quod  debebat  PVPLI- 
CVM  legisse  conicias,  praesertim  cum  etiam  "RVTILIVS  pro 
RVTILVS  indidcm  proditum  non  possit  non  errori  deberi.'*J 
Ceterum  etiam  in  Plautinis  libris  vestigia  quaedam  vetusta- 
tis  supersunt,  sed  ea  promiscua,  nec  usquam  pristinae  POP- 
LICVS  formae  qua  usum  esse  Plautum  consentaneum  est, 
sed  tantum  mediae  PVPLICVS.  Quam  in  Amphitruonis 
prol.  40  ipsiusque  fabulae  v.  162.  196.  524.  528,  item  in  Asi- 
naria  v.  321  inque  Trinummo  286  solus  Vaticanus  servavit; 
solus  Decurtatus  in  Mercatore  V,  4,  26  Persaque  I,  2,  13 
et  16;  in  Trinummi  autera  v.  1057  ita  ut,  ubi  is  liher  puplicis 
prodat,  in  Vetere  sit  pulUciSy  quod  non  aliunde  natum  nie- 
tur  nisi  e  neglecto  ab  librario  P  litterae  apice,  qui  esse 
perexilis  in  codieum  antiquissimorum  (ut  ipsius  Ambrosiani) 
scriptura  solet.     Itaque  cum  ipsura  pi*plicum  Vetus  ille  tan- 


*)  [Sed  cf.  P.  L.  M.  E.  Enarr.  p.  47:  'de  PVBLICVM  foraa  eus- 
pitionem  meam  ectypnm  chartivceum  non  item  firmavit  atque  Henfeni 
de  corrigendo  RVTILIVS  nomine  sentontiam  cum  Musei  Rhen.  t  V 
p.  464  tum  Orell.  t.  III,  6001  propositam.'     C.  W.] 


MILIARIVM   POPILLIANVM.  125 

tom  Stichi  Y.  614  praestet  et  puplicius  a  pr.  m.  (pMicilm 
sec.)  Amphitruonis  162,  tamen  in  eandem  partem  non  dubi* 
tabis  eiosdem  memoriam  interpretari  Stichi  491  pMice^  Tri-  io 
Dummi  1044.  1045  puUicum  puUice,  Truculenti  I,  2,  41.  49 
jmlUcim^  44  puUicanos:  qua  prava  archetypi  lectione  libra- 
rios  plane  assuevisse  in  extremis  fabulis  videtur.  NuUum  ex 
ipsoAmbrosiano  ezemplum  memini:  immo  PUBLICUM  legere 
Tisus  sum  Persae  III;  S,  3,  Rudentis  v.  572,  PUBLICAM 
Tmculenti  I^  2,  39:  ut  est  ille  in  hoc  genere  universo  minus 
tenax  antiquitatis  quam  aut  Palatini  libri  aut  Vetus  saltem 
Camerarii.  Nec  in  Terentio  vel  ceteri  vel  Bembinus  durio- 
rem  litteram  servarunt:  quo  minus  mirabere  in  Ennii  Plauti 
Caecilii  versibus  codices  Gellianos  XVI ,  1,  Tullianos  epist. 
ad  fam.  YII^  6,  Nonianos  p.  513  obscurasse  omnes.  Et  pubU- 
cus  quidem  pro  puplicus  substituere  quovis  saeculo  constans 
poeteritatiB  consuetudo  potuit:  puplicus  pro  poplicus  tantum 
septimum  saeculum.  Vnde  existimari  potest,  quam  late  pa- 
tentem  scripturae  immutationem  iam  illa  aetate  fabularum 
Plautinarum  codices  subierint.*) 

Restat  certissimum  omnium,  non  geminatarum  con- 
sonantium  constantia,  quam  TABELARIVS  SVMA  RE- 
DIDEIQVE  vocabula  ostendunt:  quando  simplicium  usum 
nuper  monstravi  circa  annum  640  prorsus  desiisse.  Non 
minus  autem  certis  argumentis  ab  altera  parte  definire  tem- 
poris  articulum  licet:  nam  nec  suppressio  M  litterae  finalis^ 
qnam  magna  cum  diligentia  additam  habes  in  PoIIano  lapide, 
altra  annum  circiter  620  ut  alibi  docui  duravit^  nec  gemi- 
nari  vocaleS;  ut  in  PAA8T0RES;  ante  idem  tempus  coeptae 
sunt,  id  quod  suo  loco  persequar  uberius.**)  Itaque  cum 
umorum  620  et  640  finibus  aetas  tituli  Pollani  circumscripta 
sit^  tamen  ut  longe  longeque  eum  propius  ad  illum  quam  ad 
Iinnc  terminum  admoveamus,  sat  graviter  ea  suadent  quae 
anpra  explicata  sunt  de  sociatis  OV  litteris,  de  POSEIVEI 
perfecto  (praesertim  si  qui  sint  qui  Terentianorum  codicum 


*)  [Cooferai  qaae  de  his  formiB  expotuit  RiUchelias  'de  titulo 
AleWnati»  p.  XIV  (infra  177)  adn.    C,  W.] 

**)  [Id  eit  infra  capite  tertio  p.  142  sqq.    C.  W.] 


126  MONVMENTA   EPIGRAPHICA   TRIA. 

testimoniis  plus  quain  nos   fidei  tribuant),  de  AF  praeposi- 
tione,  de  POPLICVS  forma. 

Atque  haec  ita  disputavi,  tamquam  si  de  tempore  scripti 
tituli  aliunde  non  constaret:  de  quo  tam  distincte  constat  ut 
ne  annus  quidem  lateat.  Feci  autem  illud  eo  consilio  ut, 
quam  non  esset  fallax  in  hoc  genere  epigraphico  a  sermonis 
indole  profecta  ratiocinatio,  immo  quam  subtih'8  inds^atrix 
veritatis,  luculento  exemplo  manifestum  fieret.  Ac  ficticium 
esse  qui  tituli  principio  nunc  fere  versus  praemittitur 

M'  •  AQVILIVS  •  M'  F   GALLVS  •  PROCOS 

testantur  cum  Mommseno  quotquot  lapidem  PoUae  viderunt. 
11  Quem  e  Celsi  Cittadini  schedis  petitum  primum  altera  editio 
Corporis  Gruteriaui  adsuit.  Celsus  unde  habuisset,  nec  Hol- 
stenio  nec  aliis  compertum:  nisi  quod  e  sola  coniectura  na- 
tum  Mommsenus  pervidit.  Auctorem  fraudis  quamquam  dolo 
malo  non  commissae  repperi  Pisaurensem  hominem  cui  Gau- 
ges  de  Gozze  nomen*):  qui  Romae  a.  1G37  edita  disserta- 
tione  ^lscrittione  della  base  della  Colonna  rostrata  gia  uel 
foro  Romano  supplita  ed  illustrata'  sic  ut  infra  scripsi  de 
Pollana  inscriptione  commentatur  p.  7  interpretationis  latinae 
quae  inserta  est  Graevii  Burmannique  Thesauro  antiq.  et 
hist.  Ital.  t.  IX  part.  VIII:  ^ldcm  cernitur  (loquitur  de  non 
geminatis  cousonantibus)  in  illay  quae  ad  hunc  usque  diau 
jyaricti  Uos^ntii  Follcnsis  immissa  cxstat,  ad  amnem  TanagnnHj 
vulgato  nomine  11  Ncgro  dictum,  in  Lucania,  liasilicata  hodic, 
ad  introitum  della  Valle  di  Diano,  qui  Flinio  est  Campus  Ati- 
nas,  reccnsita  Appiano  Mathematico  in  lihro  suo  de  Sacrosanc- 
tae  Vrbis  vctustatc  foh  104,  indc  eam  descripsit  Aklus  Manu- 
tius  aliique  rcccntiorcs,  sed  corruptc  omncs,  non  iuxta  id  qmiJ 
cernitur;  ea  infra  scripti  tmoris  cst  (sequitur  inscriptio  longe 
vitiosissime  ncglegentissimeque  edita).  Facile  autetn  creduk- 
rim  auctorcm  huius  hisaiptionis  fuisse  Manium  Aquilium 
Galluniy  qui  Procofisid  vcl  Fraetor  SicUiae  fuit,  tcniporc  Bdli 
Servilis,   anno  ab  Vrhc  Condita  DCLIV,   a  Consulat^i  DuiWi 

*)  [Inuuo  haec  olim  praemitti  solita  verba  non  aliiinde  nisi  o  cou- 
iectura  Celai  CittadiDi  manasse  docuit  Kitfichelius  comm.  de  columna 
rodtrata  priore  (infra  u.  VI,  l)  p.  9  adu,     C.  W.] 


MILIARIVU   POPILLIANVM.  127 

circUer  CLy  licet  nan  appareat  in  Inscriptione;  fieri  potest,  td 
nmen  eius  litteris  grandioribus  in  alio  marmore  exsctdptum 
fuerit  et  huie  superimpositum'  Hoc  quidem,  quod  ultimo  loco 
dixit,  satis  probabiliter^  eademque  Mommseni  sententia  est; 
reliqua  hoc  perversius,  quod  ne  fuit  quidem  Gallus  cogno-  . 
mme  M'.  Aquillius  ille,  cum  C.  Mario  consul  anno  653,  quem 
proconsulem  in  Sicilia  bellum  servile  confecisse  Livii  epitome 
testatur  1.  LXIX:  id  quod  Gozzium  ut  sibi  persuaderet  mo- 
Tisse  videtur  nobilis  Icti  et  oratoris  C.  Aquillii  Galli  recor- 
datio;  Ciceronis  in  praetura  conlegae  atque  familiaris.  Ad 
bellum  autem  servile  consentaneum  erat  sane  eius  memoriam 
referrC;  qui  in  Sicilia  fugitivos  Italicorum  conquisi- 
Tisse  reddidisseque  homines  DCCCCXVII  diceretur: 
modo  illud  Gozzius  cogitasset,  praeter  posterius  illud;  in  quo 
Aquillii  partes  fuerunt,  etiam  prius  fuisse  bellum  servile, 
confectum  id  quidem  anno  622  a  P.  Rupilio  cos.;  P.  Po- 
pillii  Laenatis  in  consulatu  conlega,  teste  eadem  illaLivii 
epitome  I.  LIX. 

lam  vide  mihi  quam  huc  illud  quadret,  quod  eo  in  loco 
nbi  hodie  sita  est  PoIIa,  a  qua  intervallorum  in  lapide  con- 
signatorum  initia  fiunt^  Forum  Popilii  collocatur  in  tabula 
Peutingerana:  unde  viam  Popiliam  essO;  cuius  intervalla  nu- 12 
merentnr,  Capua  Regium  ductam  a  Popilio  aliquo,  palmari  con- 
iectura  iam  Mannertus  assecutus  est  Geographiae  t.  IX  part.  2 
p.  146,  merito  ob  id  laudatus  a  Mommseno.  Nisi  quod  non 
debebat  a  praetore  Popilio  factam  Mannertus  credere  abusus 
ipsius  inscriptionis  nostrae  versu  9.  Ybi  quod  ETEIDEM- 
PRAETOR  .  IN  .  SICILIA  de  se  scribit  Popillius,  id  ipsum 
certissimo  argumento  est;  non  praetoremi  sed  alio  magistratu 
fungentem  ea  quae  ante  de  se  testetur  pcregisse.  Ergo,  cum 
censuram  Popillius  Laenas  non  sit  nactus,  nihil  esse  eviden- 
tins  potest  quam  haec  olim  praefixa  lapidi  PoIIano  fuisse: 

P  POPILIVS  C  F  •  ( P  •  N  LAENAS  )  COS 

inscriptionemque  haberi  anni  622.*)     Quo   anno  dum 

*)  [Cf.  P.  L.  M.  E.  Enarr.  p.  46:  Tollanum  titulam  Mannerto  duce 
intelleii  a  P.  Popillio  C.  f.  consule  a  622  fiftctQm  eamqne  sententiam 
CQmMommBeno  perBuasi  tam  Henzeno  Orell.  t  III  p.  317  ad  3308.'  C.  W.J 


128  MONVMENTA   EPIGRAPHICA   TRIA. 

P.  Rupilius  in  Sicilia  cum  fugiiivis  dehellaty  ut  est  in  Liyiani 
libri  LIX  epitoma,  domi  restans  Popillius  eonlega  laude  e 
pacis  artibus  quaesita  longe  amplissimam  viam  fecil  in  eaque 
forum  suo  nomine  appellatum  condidit.  Qui  si  tribus  fere 
ante  annis  praetor  in  Sicilia  fugitivos  Itulicorum  conquisirit 
bellamque  mancipiorum  multitudinem  dominis  suis  reddidit, 
id  non  disconvenire  in  ipsius  belli  servilis  rationes  aliqoamdio 
mihi  visum  est  Nam  de  rebus  gestis  anni  620  cum  sic  me- 
moriae  prodit  Liviana  epitoma  libri  LVI:  belliim  servQe  in 
Sicilia  ortum  cum  opxmmi  a  praetorihus  non  poiuisset,  C 
Fulvio  consuli  mandatum  est,  non  sane  necessario  significat 
oodem  anno  ortum:  nec  distincte,  quo  anno  exarserit,  ab 
aliis  traditum  invenio.  Sed  idem  tanien  monitus  ab  amico 
nunc  non  belli  potius  quam  pacis  significationem  ipsis  in- 
scriptionis  verbis  fieri  concedo,  sed  pacis  prope  saeTioris 
bello.  Cum  enim  illud  quid  sibi  vellet  non  satis  perspicerem, 
quod,  cum  P.  Popillium  nossem  optimatium  studiosissimum, 
(iracclianae  autem  factionis  adversarium  longe  atrocissimum. 
idem  tamen  fccissc  dicitur  ut  de  agro  publico  arcUoribus  pasif^' 
res  ccderent^  quo  non  potuit  non  ipsis  pauperibus  gratificari: 
quid  eius  rei  esset  e  Mommseno  sciscitatus,  tale  responsuin 
tuli  quo  non  haec  tantum  dubitatio  dilueretur,  sed  etiam 
reliqua  quae  supra  scripta  est  argumentatio  mirifice  coflfi^ 
maretur.  Quas  litteras  si  cum  harum  rerum  curiosis  uon 
communicem,  verendum  sit  ne  de  ipsis  litteris  male  meream. 
Igitur  sic  ille: 

'Ich  kann  iii  der  conquisitio  fugitivorum  keinen  Beweis 
fUr  die  Kriegfuhrung  finden,  sondern  eher  das  Gegentheil, 
eine  grossartige  Treibjagd,  Avie  sie  in  kleinerm  Maasstabe 
ohne  Zweifel  jeder  thiitige  Beamte  in  den  Provinzen,  wekhe 
I »  sich  qualificirten  zur  Bildung  von  Rauberbanden  und  Banden 
outlaufener  Sklaven,  alljahrlich  hielt.  Dagegen  bin  ich  m 
Uesultttt  gauz  eiuverstauden  imd  glaube  allcrdings  auch,  da?s 
durch  eiue  solten  wiederkehronde  gunstige  Fagung  es  siei 
hier  bestiuimt  naehweiseu  lasst,  dass  der  Stein  von  dem 
roiLsul  \\  PopiUius  622  herriihrt. 

l )  Dass  der  Magistrat,  der  die  Chaussee  baute,  ein  Con- 
J^nl  war.  huben  8ie  mit  vollem  Keel^te  aus  der  Antithese  ei 


MILIARIYM   POPILLIANVM.  129 

eidem  praetor  gefolgert;  wie  ja  denn  auch  (▼ielleichi  mit 
einziger  Ausnahme  der  Appia)  alle  italischen  Landstrassen 
im  eigentlichen  Siime  viae  consulares  waren^  nach  dem  Zeug- 
oiss  der  Schriftsteller  wie  der  Wegsteine.  Dass  der  Anleger 
ein  Popillins  war,  ist  auch  mir  so  gut  wie  gewiss;  man 
kann  noch  hinzusetzen,  dass  das  zweite  forum  Popilii  nord- 
lich  Yon  Capua^  dicht  bei  der  Stadt^  wahrscheinlich  zu  dem- 
selben  grossen  Strassenbau  gehort.  Suchen  wir  nun  in  der 
Zeit,  die  hier  iiberhaupt  gedacht  werden  kanu;  nach  einem 
Consul  PopilliuSy  dessen  Provinz  Italia  war^  so  bieten  sich 
nor  die  von  596  und  622^  da  die  von  581.  585.  615  in 
Ligurien  oder  Hispanien  beschaftigt  wurden. 

2)  Primus  feci  ut  de  agro  pUblico  aratoribus  cederent  past^h 
m  d.  h.  ich  habe  die  lex  Sempronia  agraria  zuerst  wirklich 
exequirt.  Der  Inhalt  dieses  Gesetzes  war  bekanntlich,  dass^ 
wahrend  friiher  die  Occupation  bis  zu  500  Jugera^  einerlei 
ob  zur  Weide  oder  zum  Ackerbau,  gesetzlich,  factisch  aber 
die  Occupation  der  Domanen  unbedingt  gestattet  worden  war 
nnd  die  Masse  derselben  von  den  Grossen  als  Weideland 
exploitirt  ward,  jetzt  jene  alten  Occupationen  zum  grossen 
Theil  annullirt  wurden,  und  nur  bis  zum  Maass  von  30  Ju- 
gerd;  und  auch  dann  nur  zum  Ackerbau  occupirt  werden 
durfte  (Ber.  dcr  sachs.  Ges.  d.  Wiss.  1550  S.  98).  Ward  diess 
aoiigefQhrt^  so  mussten  in  der  That  die  Hirten  den  Bauem 
weichen,  und  zwar  von  den  Domanen;  denn  die  Domanen- 
qoalitat  verlor  das  Land  durch  die  Occupation  ez  lege  Sem- 
pronia  nicht;  erst  durch  das  Gesetz  von  643  ward  es  ager 
privatuS;  bis  dahin  aber  war  es  publicus  oder  vectigalis, 
wenngleich  vererblich  oder  verkauflich.  —  Das  Gesetz  war 
Ton  621;  die  praktische  AusfQhrung  der  Assignation  begann 
l)egreifiich  erst  622,  und  da  die  Commission  sehr  wahrschein- 
lich  kein  eigenes  Imperium  hatte,  so  konnte  die  Durch- 
sefanmg  gegen  etwaige  Renitenten  nur  durch  den  Consul  er- 
zwnngen  werden.  Dass  derselbe  gleiehzeitig  den  Gracchanen 
^en  Prozess  machte,  steht  damit  nicht  in  Widerspruch;  die 
damalige  Taktik  der  Senatspartei  war  offenbar,  das  Gesetz 
^frecht  zu  halten  und  die  FactioU;  von  der  es  ausgegangen 
^ar,  zu  verfolgen. 

PB.  RITSCHBUI   OPV8CYLA    IV.  9 


130  MONVMENTA   EPIGRAPHICA   TRIA. 

u  3)  Popillius  war  sonach  Prator  in  Sicilien  einige  Jahre 

vor  622,  etwa  619  oder  620.  Damals  war  der  Sklavenkrieg 
formlich  noch  nicht  ausgebrochen  •,  aber  schon  begann  die 
Bildung  von  Riiuberbanden  und  die  zagende  Anwendung  Ton 
Repressivmassregeln  gegen  das  Unheil,  die  Diodor  XXXTN 
p.  195  Tauchn.  schildert.*)  Dahinein  greift  das  Facton  vor- 
trefflich,  das  der  Stein  von  PoUa  meldet;  Popillius  ist  eben 
einer  der  Pratoren  gewesen,  der  die  gefangenen  Rauber,  statt 
sie  zu  kreuzigen,  -aus  Furcht  vor  den  romischen  Banquien> 
ihren  Herren  zuruckgab.  Italici  steht  gewiss  deshalb,  weil 
die  Grosshandler  theils  Romer,  theils  Latini  und  Sbcii  waren/ 
His  non  habeo  quod  addam,  nisi  satis  nunc  illud  per- 
spici,  verbis  quae  sunt  EIDEMQVE  -  PRIMVS  •  FECEI  rediri 
ad  consulem,  postquam  ad  praetorem  illa  tantum  ET  •  EIDEM 
ad  HOMINES  •  DCCCCXVII  pertinuerunt. 


CAPVT   II. 
DE  EPIGRAMMATE   SORANO**) 

(accedit  tabula  lithographa  ***)). 

In  versibus  Saturniis  praestantissimi  tituli  Soram,  qu^ 
nunc  est  in  Mommseni  I.  R.  N.  n.  4495,  postquam  bis  Gvi- 
LELMi  Henzeni  diligcntia  elaboravit,  primum  in  Diario  In- 
stituti  archaeol.  a.  1845  p.  71  sqq.,  iterum  Musei  nostri  pbi- 
lologici  t.  V   p.  70  sqq. ,   paucissima  quibus  illius  disputatio 

*)  Diodori  haec  servata  sunt  in  Photii  excerptia  p.  526  Wcss.:  t 
djv  oi  irXeiouc  dmd  XrjcTciac  t6  lf\v  ^TTopiCovTO ,  kqI  jicctA  qxSvuiv  »)> 
fiTiavTa,  KaediTrep  CTpaT€U|LidTUJV  biccirapiLidviuv  tujv  XijctOjv.  ol  hi  crpa- 
TTiYol  KuuXueiv  im^v  ^irexeCpouv,  KoXdJeiv  bi  oi)  toX|liujvt€C  bid  Tf|v  lcxi^v  w' 
Td  pdpoc  Toiv  Kupiujv  oi  ibicnoloy  tiuv  XriCTUJv,  i?|vaTKdZovTO  irepiofw^ 
XriCTeuoiidvTiv  t^v  ^iTapxCav  ol  irXeiCTOi  fdp  tu)v  ktiit6pujv  linrelc  6vt« 
TUJv  'Puj|ia{ujv,  Kal  KpiTal  TOic  diT^  tuiv  ^ir.apx»*i»v  KaTT|Topou|ji^oic  crpo- 
TTiYoic  TiTv6|ievoi,  cpopepoi  toic  dpxouciv  utrnpxov. 

**)  [Vide  niinc  C.  I.  L.  I  n.  1175;  P.  L.  M.  E.  tab.  LIU,  E»*!^ 
p.  46  et  105.     C.  W.] 

***)  [Non  talem  reddendam  curavimus  tabulam  V,  qualis  oliia  aJ 
liaesit  comraentationi  Bonnensi  Berolinensique,  sed  emendatam  «"J^ 
(iuat>  prodiit  in  P.  L.  M.  E.  1.  1.     C.  W.J 


EPIQRAMMA   80RANVM.  131 

soppleatur  sapersunt.  £t  ipsos  quidem  versus  yides  prorsus 
ad  eas  leges  fiictos,  quas  in  monumentis  regnare  solas  nuper 
dixi  in  enarratione  tituli  Mummiani  [supra  p.  83 J: 

Quod  t6  sua  d[if]eidens  -  asper[ej  afleicta 
Parens  timens  heic  u6uit,  -  u6to  h6c  8olilt[o], 
[Dejcuma  facta  poloucta  -  leibereis  Iube[n]tes      15 
Donii  daniint  Hercolei  -  maxsume  m^reto. 
Sem6I  te  orant  se  [u]6ti  -  crebro  c6ndemne8.*) 

»Sic  enim  eyanidae,  ut  exemplo  lithographo  nostro  evidens 
fieri  Toluimus^  litterae  citra  dubitationem  instauratao  sunt. 
Nec  de  interpretatione  habeo  in  quo  discrepem.  Sed'  de  tem- 
pore  hic  quoque  aliquanto  certius^  nisi  fallor,  existimari  po- 
terit.  Nam  etsi  illud  Henzenus  dixit  rectissime^  non  posse 
titulum  mediom  saeculum  septimum  excederC;  tamen  mihi  ne 
vicensimo  quidem  anno  eius  saeculi  videtur  posterior  esse 
posse.  Quamquam  haud  scio  an  ne  hoc  quidem  satis  sit, 
quando  nec  obstare  quicquam  video  quominus  ad  ipsa  initia 
septimi  saeculi  exitumve  sexti  revocetur,  et  quaedam  esse 
qnae  id  vel  maxime  suadeani 

Non  haerebo  in  scripturae  specie^  satis  illa  rudi  si  cum 
PoUani  lapidis  supparisque  aetatis  aequabili  concinnitate  com- 
paras,  multoque  propius  ad  illorum  titulorum  similitudinem 
accedente  qui  velut  exeunte  saeculo  sexto  in  sepulcro  Scipio- 
num  Bcripti  snnt  vel  septimo  ineunte  in  tabula  Mummiana: 
ei  ipso  sermone  petita  argumenta  praesto  sunt.  Primum  de 
POLOVCTA  forma  (nam  forma  est,  non  scriptura)  recordanda 
sunt  quae  supra  [p.  117]  explicavi.  Deinde  0  pro  V  habes  in 
HERCOLEI,  E  pro  I  in  MERETO,  utrumque  sociatum  in 
SE^IOL,  cuius  formae  antiquitatem  in  priore  saltem  syllaba 
senaase  Plautinos  libros  Proleg.  p.  XCVII  sq.  narravi.  Et 
HERCOLI  quidem  exstat  praeterea  in  Fabrettiana  p.  659 
n.  502  [C.  L  L.  I  n.  815]  iunctum  cum  ANTIOCV  nomina- 
ti?o  [HERCOLI  etiam  in  suspecta  mihi  Boissardiana  Grut. 
6,2]:  HERCO  .  .  .  in  fragmento  Amitemino  Mommseni  5757 


*)  ['Paullo  enim  minus  crebro  cofidemnes  placet'  addit  RitscheliuB 
^narr.  p.  46.    C.  W.] 

9* 


132  MONVMENTA   EPIGRAPHICA   TRIA. 

[C.  I.  L.  I  n.  1288;  P.  L.  M.  E.  tab.  LXXVII  C]:  HERCVLIS 
iam  in  Mummiano  titulo  post  annum  608  facto  (quando 
absoluta  demum  aede  fieri  dedicationem  consentaneum  esti. 
Quicum  aptissime  conferes,  quod  POPVLVS  TABVLA  VIN- 
CVLA  SINdVLEI,  item  CONSVLERE  DETVLERIT  et  sl 
quae  sunt  affinia,  antiquioribus  POPOLVS  TABOLA  VIX- 
COLA  SINGOLEI  CONSOLERE  DETOLERIT  formis  iam 
circa  tempora  tabularum  Bantinae  Genuatisque  jet  legis  repe- 
tundarum  succedere  coeperunt.  Similiter  MERETO  MERETA 
tenuit  antiquitas  in  Scipionis  Barbati  f.  epigrammate,  m 
Marsorum  longe  vetustissimis  Mommsenianis  5483  et  5501 
[C.  L  L.  I  n.  182;  P.  L.  M.  E.  tab.  III D  et  C.  L  L.  I  n.  18;],' 
una  cum  SOLEDAS  et  CALECANDAM  in  Aletrinati  Orell. 
3892  [C.  I.  L.  I  n.  1166;  P.  L.  M.  E.  tab.  LII  B],  quae  ipsa 
circa  annum  620  facta  est.  Nolo  nimium  Scto  de  Tiburti- 
bus  tribuere,  in  quo  iam  scriptum  esse  MERITO  proditur: 
taiitum  exploratum  habeo,  ab  norma  et  consuetudine  eius 
aetatis,  quae  annum  620  insecuta  est,  adeo  abhorrere  E  lit- 
teram  pro  I  servatam,  vix  ut  tria  nunc  exempla  in  promptu  , 
icsint*):  DECTVNINEBVS  et  POSEDET  in  aere  Genuati.  j 
OPPEDEIS  semel  in  repetundarum  lege.  Nam  quod  pluri- 
morum  annorura  intervallo  interiecto  denuo  E  pro  I  freqaen- 
tatum  est  in  tabulis  Heracleenaibus,  prorsus  singulare  esi: 
quod  quale  sit,  enucleare  nuper  in  Museo  nostro  philoL  stu-  • 
dui  tomi  VIII  fasc.  3  [p.  480  adn.  =  Opusc.  II  p.  G23sq. 
adn.  ***J. 

Porro  etsi  aiiceps  esse  sentio  et  difficile  explicatu,  tameL 
non  tacebo  quod  in  HOC  forma  observavi  vel  potius  in  HK 
pronomiue.  Quod  cum  servata  E  littera  bisyllabum  tum  S<'. 
de  Bacaualibus  usurpat  tum  a  lege  Bantina  ad  lapides  Cam- 
panos  (Mommseni  I.  N.  3561  sqq.  [C.  I.  L.  I  n.  565  sqq.;  P.  I*- 
M.  E.  tab.  LXIII  A — D\)  publica  monumenta  omnia  solum 
norunt:  interiecta  fere  sexaginta  annorum  aetas  eiusdem  for- 
mae  non  magis  exemplum  ullum  praebet  quam  quae  vel 
medium  saeculum  VII  secuta  est  vel  SC.  de  Bacaualitu-^ 
praegressa.     Itaque  HONC  •  01 NO   incisum   est   in  sepulcro 


*)  LVide  d<!  titulo  Aletriuati  p.  Xlll  sq.  (infra  p.  177).    C.  W.^ 


EPIGRAMMA   80RAXVM.  133 

Siipionis  Barbati  f.:  rursus  HANC  •  AEDEM  et  HOC  •  PRO 

iii  Mummianis  titulis  Romano  Reatinoque  post  a.  608  factis, 

HOC  •  SAXSVM  in  L.  Scipionis  Cn.  f.  Cn.  n.  sepulcro  circa 

a.615:  utnimque  autem  genus  coniunctum^  HAEC  •  QVAE  et 

HASCE,  in  Aletrinati  lapide^  quem  etiam  hanc  ob  caussam 

eirea  annum  620  scriptum  ante  dicebam:   nam  paullo  post 

HINCE  habes  in  miliario  PoIIano,  HACE  HANCE  HOICE 

in  aere  Bantino,  et  sic  porro.     In  quas  successiones  vicissi- 

tudinesque  iam  intelleges  quomodo  HEIC-VOVITV)  et  HOC- 

SOLVTO  conyeniant  posita  in  Sorano  titulo.    Ab  hoc  autem 

;^'enere  decurtato  quemadmodum  transitus  quidam  ad  alterum 

in  Aletrinati   fiebat^   ita  rursus  ab  hoc  ad  illud   reditur  in 

('apaeosi  3560  Mommseni  [C.  I.  L.  I  n.  570]  anni  656,  ut  qui 

HI8CE  .  >UNISTRIS   societ  cum   HAEC  •  PONDERA:    inde 

enim  ab  hoc  tempore  redintegratum  monosyllabarum  forma- 

rum  usum  prorsus  constantem   iam  leges  Comeba  de  XX 

quaestoribus  et  Antonia   de  Termesibus   testantur   cum   in- 

st^cutis  omnibus.    Cum  aliqua  igitur  confidentia  eisdem  con- 

tiuiis  transeuntis  a  monosyllabis  ad  bisyllabas  formas  con- 

suetudinis,    ad    quae   iam  Aletrinatem  titulum  referebamus, 

eum  Lucanum  illum  tribues  I.  R.  N.  n.  299  |C.  I.  L.  I  n.  1258; 

P.  L.  M.  E.  tab.  LIX  Fj,    in   quo   hOC  •  MONVMENTV»*) 

iei,ntur,  tum   Amiteminum  n.  5753,   in  quo   HOCE  •  DELV- 

BKVM  et  HOCE  •  LOCO  iuncta  habes  cum  IN  •  VIA  •  POPLI- 

CAM.***)   Quos  quominus  altero  illo  tempore  scriptos  putes, 


*)  Nominativo  HEIC  ator:  nam  adverbii  cum  apud  scriptorcs 
l>i^yllabam  hice  formam  legisHe  se  Lachmannus  negat  testc  Mommseno 
n.  5H^2,  non  magis  ogo  in  monumentis  usqiiam  HEiCK  scriptam  rep- 
)Hri,  tametsi  HINCE  est  in  Pollano  lapide.  Multo  aiitem  minuii  ficri 
illud  potoit,  ut  HEICEI  scriberetur  in  illo  ipHO  epigrammate:  qnod 
mihi  etiamnnnc  yideor  in  HEIC  •  EI  recte  diHpesouiwe  in  nupera  de 
Mammiano  titulo  commentatione  Q).  XVI,  snpra  p.  110]. 

**)   [Ceterum   non   MONVMENTV   in   inecriptione   legi,    ut  illic 
editam,  sed  MONIMENTV  animadvertit  RitAchelias   Enarr.  tab.  8.  b. 

V-0'2.    C.  W.] 

***)  [Cf.  C.  I.  L.  I  n.  1291;  P.  L.  M.  E.  tab.  LXili^,  in  cuinB  Enar- 
ratione  p.  64  haec  Bcripeit  RitBchplius:  'Qnodsi  qnis  PROXSIMVM  (pro 
PROXSVMVM)  scriptaram  in  tam  antiquo  monumento  miretur,  praeter 


134  MONVMENTA   EPIGRAPHICA   TRIA. 

quo  rursus  ad  monosyllaba  transitum  est  indice  Capuensi 
17  lapide,  obstat  ipsa  M  litterae  suppressio:  cuius,  cum  deMum- 
mii  inscriptione  commentabar,  non  novisse  me  recentiorem 
testem  quam  L.  Scipionis  Cn.  f.  Cn.  n.  titulum  dicebam  circa 
a.  615  scriptum,  nunc  etiam  certius  intellego  anni  circiter 
620  finibus  usum  terminandum  esse.  Nam  quae  posterior 
aetas  exempla  offert  longe  paucissima,  ea  aut  singularem 
quandam  rationem  habere  aut  summa  cum  probabilitate  soli 
lapicidarunjr  incuriae  tribui  cum  illic  significavi  tum  alibi 
aliis  me  persuasurum  confido,  ubi  quaedam  ex  hoc  genere 
valde  memorabilia  dedita  opera  tractabo. 

Habes  igitur  unde  de  DONV  pro  DONVM  posito  im 
dubitanter  iudices  (nam  RE  •  SVA  •  DIFEIDENS  probos  abla- 
tivos  esse  verissime  contra  Henzenum  Freundius  monuit  Musei 
phil.  t.  V  p.  605).  Sed  minus  etiam  dubitationis  relictuiE 
esse  de  DANVNT  forma  puto,  quam  praecipuam  caussani 
haberi  volo,  cur  ipsis  septimi  sextique  saeculi  confiniis  Sora- 
num  titulum  adnioveam.  Qui  enim  sunt,  quos  illa  forma 
usos  noverimus?  Deciens  vel  duodeciens  danxmt  Plautus  po- 
suit:  cui  quod  semel  dane  imperativum  tribuerunt  Asinariae 
V.  671,  videant  quo  iure  fecerint:  quod  etiam  danam  Henze- 
nus  ascripsit,  nescio  quo  id  auctore  dixerit.  Plauto  Na^ 
vium  Pacuvium  Caecilium  addit  Nonius  p.  97:  sexti  saeculi 
poetas  omnes,  nullum  septimi.  Ne  Terentius  quidem  dmm^ 
usquam  vel  aliquid  simile.  Nam  ne  similia  quidem  ultra 
sexti  fines  progressa  sunt.  Qualia  habes  nequinont  inserinHntnr 
Liviana,  prodimint  redinunt  Enniana  Festo  teste  vel  eius  brevia- 
tore:  item  Ennianum  cnrinare  de  quo  nuper  [supra  p.9J  dixi: 
Plautinum  coquiyiatum^  si  fides  codicibus  Aululariae  III,  1,  •'* 
et  Pseuduli  853,  ubi  coquitatum  legissfe  Festus  p.  61  rideri 
potest.  Nec  vel  probari  vel  cum  aliqua  specie  veritatis  cre<ii 
potost,  non  eiusdem  aetatis  cetera  esse  sine  testimoniis  anc- 
torum  a  Festo  vel  e  Festo  excerpta:  explenunt  ohinnnt  fc^- 
nunt  solinunt.  Nam  communi  haec  omnia  lege  hac  reguiitur, 
quod  a  primitivis  verborum  formis  productiores   factae  suut 

immissa  in  syllaba,    sed  ea  brevem   vocalem  non  minus  in 

_  _ • 

alia  reputet  semel  FACIEXDAM  iam  in   SC.  de  Bacchanalibua  legi' 
C.  W.] 


EPIGRAMMA   80RANVH.  135 

Terbis  habente  quam  in  illis  qaae  Musei  nostri  phil.  t.  VII 
p.  315  sqq.  [Opusc.  II  p.  442  sq.*)J  tractavi  nominibus  ithier 
ierinms  feminis.  Vnde  recte  Ennio  carinans  et  cannantHnis 
tribaitur:  nec  non  correptum  coqtCtnatam  apud  Plautum.  Quae 
suapte  natura  brevis  in  syllaba  in  longam  tum  demum  cre- 
vit,  cum  coaluit  cum  alia  vocali  e^ue  radicis  propria.  Ergo 
\\i  a  frucr  ductum  est  fruniscor  (produxit  enim  Lucilius  in 
eiitu  hexametri  aeque  fnmiscor  ego  ac  tu  apud  Nonium 
p.  113)  hac  ratione:  fru-in-uicory  ita  Aple-in  explenunt,  a  qne-in 
vel  qui^n  nequlnunt,  maioreque  adeo  necessitate  ab  e-in  rel 
i-in  prodinunt  oblnunt  redlnunt,  ut  in  Enniano  versu  Prodi- 1« 
mtnt  famuli  — .  Hinc  perspicitur  non  recte  Godofrediun 
Hermannum  de  LiTii  ex  Odissia  versu  sic  statuisse  in  Ele- 
mentis  doctrinae  metricae  p.  621:  yjJLpartim  errant  n^inunt 
(jraeciam  redire,  qui  versus  ita  metiendus  est: 

Partim  ^rrantc^  nequinont  -  Gra^cium  redire; 

sed  non  minus  graviter  in  contrariam  partem  ab  0.  Muellero 
peccari,  qui  cum  Supplem.  Festi  p.  397  inserlnuntur  probavit 
in  eiusdem  Liyii  hoc  apud  Festum  ▼•  topper:  Milia  dlia  in 
isdeni  inserintintur,  admisit  quod  nuUam  ab  analogia  defen- 
sionem  patitar.  Vbi,  cum  fidem  apud  me  non  inyeniat  bina- 
nim  thesium  nuUo  intervallo  se  excipientium  suppressio  in- 
scrinuntur,  haud  scio  an  rationi  una  adiecta  syllaba  satisfiat: 

Muia  alia  in  isdem  -  in^efrserinilntur. 

Nisi  forte  aliquid  syllabarum  ante  in  isdem  vel  post  ea  verba 
intercidit. 

Ynum  quiddam  sciens  praetermisi,  ut  quod  in  hac  qui- 
dem  quaestione  vim  nullam  habere  intellegerem:  quod  spectat 
ad  nominatiyos  plurales  secundae  declinationis  s  littera  ter- 
minatos  in  VERTVLEIEIS  et  LEIBEREIS.**)  Non  est  enim 
harom  usus  formarum  tam   artis   temporis   finibus   circum* 


*)  [Ibi  in   adnotatione   landantar  etiam  H.  Sanppii   quaestionea 
PlaQiiiiae  (Gottingae  1858)  p.  10  sqq.    C.  W.] 

**)  [Conferas  qoae  praeterea  congesflit  Ritschelins  Mnsei  Rhen. 
t  IX  p.  156  sq.  (a-  OpuBC.  II  p.  647);  in  prooemio  ind.  Bcbol.  bib.  Bonn. 
&•  1866  et  56  'de  idem,  isdem  pronominiB  formis'  (infra  n.  XIII)  p.  VI  sq., 
in  indice  Enarrationis  P.  L.  M.  £.  p.  121^  8.  v.  'nominatiyus'.  C.  W.] 


136  MONVMKNTA    EPIGUAPUICA   TRIA. 

scriptus,  hiiic  ut  post  ea  quae  ante  disputata  sunt  aliquid 
proficiainus:  qui,  ut  breviter  dicam,  ultra  medium  saeculum 
septimura  duravit,  quamquam  paullum  annorum  est  quo  eiim 
terminum  excesserit.  Quod  ut  ita  esse  demonstretur,  ab  eis 
inscriptionibus  ordiendum  est,  quae  quibus  annis  factae  sint 
compertum  habemus.  Igi^ur  priraum  iii  SC.  de  Bacanalibuti 
anno  568  scriptum  est  EEIS  VENIRENT,  item  bis  QYE.^ 
ESENT,  quod  non  hinc  alienum  esse  facile  perspicitur.  Mi- 
nimo  post  intervallo  conscrlPTTjti  apparet  in   aere  Fundano 

I.  R.  N.  4139  [C.  I.  L.  I  n.  532;  P.  L.  M.  E.  tab.  II  A'|, 
quod  vix  posse  falli  videor  cum  ipsi  auno  571  tribuo.*) 
Proximo  saeculo  primum  EIS  lOVRANTO  lex  tabulae  Ban- 
tinae  §  3  offert.  Sequitur  ITALICEIS  in  Argiva  pseudo- 
graeca  C.  I.  Gr.  1137  [0.  I.  L.  I  n.  596J,  qiiam  praeclaro  acu- 
mine  Cavedonius  in  Diar.  Inst.  arch.  a.  1846  p,  185  sq.  cura 
latinitati  reddidit  tum  ad  aunum  636  rettulit**):  quod  con- 
tra  ITALICI  scribitur  in  Argiva  altera  simillima  [C.  I.  L  I 

II.  595;  P.  L.  M.  E.  tab.  LXX  A\,  sed  anni,  ut  Borghesius  De- 
cad.  nuraism.  XVI,  3  [Opp.  II  p.  247  sqq.]  docuit,  663.  Vno  post 
anno  frequentavit  lioc  genus  Minuciorum  sententia  aeris  Ge- 
nuatis,  in  quo  cura  HISCE  FINIS  VIDENTVR  ESSE  habes 
et  mirura  ilhid  EVS  QVEI  POSSIDEBVNT  pro  EIS  aceipi 
solitura,  tum  praeter  pronomina  MINVCIEIS  RVFEIS  CO- 
GNOVERVNT  et  VITVRIES  VITVRIS  et  CAVATVRINEIS 
CAVATVRINES  et  bis  MENTOVINES:  quibus  eave  DEC- 
TVNINES  addas,   ut  a  quo  DECTVNINEBVS   declinatum 

19  sit.  Pergo  ad  legem  de  repetundis,  non  tantum  EIS  IVDI- 
CES  SVNTO  §  8,  EIS  IVDICES  LECTEI  ERVNT  §  10, 
EIS  CENSVERmm^  §  17,  EIS  FACIVNTO  §  19,  et  EISDEM 
lOVDICES  SIENT  §  10  exhibentera,  sed  etiam  CDL-VIREIS 
LECTEI  ERVNT  §  6,  NEPOTES  EIEI  FILIO  GNATEIS 
§  23,   pro  quo  non  satis   capio  qui  GNATEI  Sunt  legi  hi<- 


*)  [Ilaec  accurate  cxposuit  Ritschelius  Musei  Rhcu.  t.  IX  p.  Sadn 
■iufra  n,  VII).     C.  W.] 

**)  [Vide  iufra  p.  29  (150).  -  Ccterum  cf.  P.  L.  M.  E.  Enarr. 
p,  61  'Vbi  (in  titulo  Argivo  pseudogrueco)  pro  ITALICEIS,  quod  vii 
obnoxium  esse  dubitationi  puto,  uoUem  ITALICEI  ab  Henzeno  Or. 
5295  editum.'     C.  W.J 


EPIORAMMA    SORANVM.  liM 

derint.  A  qua  lege  paucissimoruin  aimorum  spatio  distaus 
lex  agraria  anni  643  tamen  ter  taiitum  similiter:  QVEI- 
QVOMQVE  POST  HAC  FACTEIS  ERVNT  §  12,  QVEI 
PVBLICEIS  [affrei  fii^runt]  §  14,  [quci  i)opul]Eli^  LEIBEREIS 
IX  AFRICA  SVNT  §  36:  quamquam  fieri  potest  ut  in  rae- 
tlio  verius  Goettlingius  PVBLICEI  testetur.  Circa  idem  au- 
tem  tempus  in  titulis  Campanis  frequeutari  haec  coepta  sunt: 
MAGISTREIS  in  L  R.  N.  3560  [C.  L  L.  I  n.  563),  HEISCE 
MAGISTREIS  ibid.  3561.  3562  [C.  I.  L.  I  n.  565.  566;  P.  L. 
M,  E.  tab.  LXni  A  B]  (fortasse  etiam  HEISCE  MAGISTREI 
3563  [C.  L  L.  I  n.  567]),  HEISCE  MAG.-356o  fC.  I.  L.  I 
n.569;  P.  L.  M.  E.  tab.  LXHI/)],  HISCE  MINISTRIS  3569 
|C.  I.  L  I  n.  570],  annorum  quidem  643.  646.  648.  655.  656: 
quibus  vicinum  est  lEIS  INPROBARINT  in  lege  Puteolana 
anni  649  (I.  R.  N.  2458  [C.  L  L.  I  n.  577;  P.  L.  M.  E.  tab. 
LXVIJ).  Recentiora  exempla  novi  nulla  h.  e.  quae  esse  re- 
centiora  vel  necesse  sit  vel  uUo  certo  argumento  probabile. 
Remotissimi  aevi  Venusina  est  Orell.  3257,  in  qua  IFAS 
CENSVERE  legendum  esse  credo  cum  Momniseno  I.  R. 
X.  715  fC.  I.  L.  I  n.  185];  antiquitatem  Amitemiuarum  ib. 
5758.  5764,  quarum  in  altera  L  •  P  •  MODIES  legitur,  in  al- 
tera  iik^ISTRES  superstes  est,  ipsa  ES  pro  EIS  vel  IS 
ierminatio  testatur'^);  circa  annum  620  Praenestinam  illam 
factam  esse,  in  qua  est  EISDEMQ  •  LOCVM  •  EMERVNT, 
supra  disputavi  p.  7  [121  sq.];  ad  Campanarum  similitudinem 
proxime  accedit  Corfiniensis  ib.  5351  [C.  L  L.  I  n.  1279;  P.  L. 
11.  E.  tab.  LXIV  J]  MAGISTRI  LAVERNEIS  offerens;  nec 
quicquam  caussae  est  profecto,  cur  recentior  vel  eiusdem 
Campaniae  haec  ib.  1909  A  •  FREIO  -  -  P .  L  •  FREIS  FL 
LIEI  FECERVNT,  vel  Massica  illa  5618**)  habeatur  in  qua 


*)  [Cf.  C.  I.  L.  I  n.  1293;  P.  L.  M.  E.  tab.  LX  X,  in  cnius  Enar- 
ratione  p.  54  dixit  RitachelinB:  'cnm  dubitari  vix  posdit  quin  v.  altero 
MAG  et  I8TRES  ayUabas  Bociatas  habnerit,  apparet  fracti  lapidis  par- 
tes  interlita  calce  nimio  intervallo  diremptas  cMe.'     C.  W.] 

*♦)  [Cf.  C.  L  L.  I  n.  U69;  P.  L.  M.  E.  tab.LXX  F;  vide  'de  idem 
^m  pronominis  formifl'  (infra  n.  XIII)  p.  VI  Ritscheliam  de  recentiore 
ongine  hnins  inscriptionis  diaserent^^m ;  cf.  ctiam  Musei  Rhen.  i  XIV 
p.  379  sq.  (infra  n.  XIV).    C.  W.J 


138  MONVMENTA    EPIGRAPHICA   TRIA. 

P .  T  .  SEX  .  HERENNIEIS  •  SEX  •  F  ■  SVPINATES  apparent 
vel  denique  Formiana  4102  rursus  cISDEMQVE  PROBA- 
VERE  sistens.*)  Certum  igitur  fundamentum  habes,  unde 
profectus  valde  inconsideratum  Freundii  iudicium  reprimas, 
ad  Tiberii  Imp.  aevum  Coranam  illam  Orell.  3808  [C.  I.  L 
I  n.  1149;  P;L,  M.  E.  tab.  LXVIIICJ  reicientis  Musei  phil. 
t.  V  p.  606:  MMANLIVS**)  M  •  P  •  L  •  TVRPILIVS  L  F- 

DVOMVIRES COERAVERVNT  EISDEMQVE  PRO- 

BAVERE:  quem  nimirum  metaplasmum  Hartungus  interpre- 
tatur  de  casibus  libro  p.  252.  Eam  tamen  inscriptionem  ne 
ad  Sullana  quid«m  tempora  recte  referre  Henzenum  ibii 
t.  VI  p.  615  concedet,  qui  multo  prius  cessasse  ES  termina- 
tionis  usum  reputaverit.  Nec  Caesaris  auctoritate  interposita 
quicquam  in  contrariam  partem  poteris,  de  quo  sic  Charisios 
20  p.  86  prodidit:  7,9  Jiomo  idem  compositum  facit:  nisi  quia 
Caesar  lihro  secundo  singulariter  idcm,  pluraliter  isdem  dicai- 
dum  affinmt:  sed  consuetudo  hoc  non  seruat,  Quae  si  sana 
sunt,  credi  ille  poterit,  ut  idetn  homo  ab  idnn  (eidem  iidm} 
homines  discemeretur,  aliquamdiu  intermortuam  scripturam, 
sed  quae  vixerit  tamen  olim,  resuscitari  iussisse,  quamquam 
sine  eventu  iussisse.  Quodsi  de  transponendis  Charisii  Ter- 
bis  Nipperdeius  p.  757  cogitat,  hoc  modo:  nisi  quia  Camr 
libro   secundo   idem  plurdlitei',    singulariter    isdem   dicendum 


*)  [Cf.  C.  I.  L.  I  n.  1192;  P.  L.  M.  E.  tab.  LX  K  et  Enarr.  p.63, 
ubi  haec  Bcripsit  Ritschelius:  'Formianum  etei  «littcris  yetustiB»  Bcrip- 
tum  Mommsenus  L  R.  N.  4102  suo  iure  dixit,  tamen  propter  MVEVM 
et  CVRAVERE  scripturam,  de  qua  egi  Mon.  epigr.  tr.  p.  VI,  non  ride- 
tur  medio  saeculo  septimo  posse  antiquior  haberi.'     C.  W.] 

**)  [Immo  M  •  M AELIVS ,  cf.  Ritschelius  Musei  Rhen.  t.  IX  p.  157 
(=a  Opusc.  II  p.  648)  et  Enarr.  tab.  s.  s.  p.  60,  ubi  haec  Bcripgit:  *^Non 
fuit  autom  auctor  huius  tituli  qui  ab  omnibus  putatur  cum  L.  Turiiilio 
M  •  MANLIVS  quidam,  sod  M  •  MAELIVS.  Nec  enim  AN  litterae  lacn- 
nae  spatium  capit,  nec  neglegeiidum  fuit  quod  ante  LIVS  in  imo  ver?ii 
superstes  est  quamvis  pusillum  vestigium  talis  litterae  quae  aut  L  ant 
E  esse  potuit,  non  potuit  N:  cuius  rei  et  oculatum  testem  habeo  Brun- 
nium  et  mutum  chartaceo  ectypo  exi^ressum  exemplum,  in  quo  repu- 
tandum  est  octuplo  maiorem  titulum  apparere.  Et  reaj)se  MALLIVS, 
non  MANLIVS,  editura  est  olim  a  Fabrettio  p.  342  n.  528.  Verura  qui 
metiri  intervalla  volet,  facile  ne  L  quidem  litteram  convenire  in  spatii 
angustiaB  intelleget,  sed  unam  E  illa  aliquanto  breviorem.'     C.  W.]| 


EPIGRAMI^IA   80RANVM.  139 

affirmat:  ita  quidem  novasse  Caesar  de  suo  credendus  sit  in 
Hingnlari;  quod  usitatum  ullo  tempore  fuisse  ignoremus.  Nam 
qood  secundum  codicem  Charisii  non  habent  sane  nisi  quia 
verba^  h.  e.  nisi  quody  quo  satis  recte  referri  dicas:  interci- 
disse  potius  aliquid  probabile  est,  quo  non  hoc  tantum^  quale 
compositum  i$  hamo  faceret,  scd  etiam^  quale  i  (ei,  ii)  homi' 
nes,  diceretur,  sive  id  idem  de  grammatici  sententia  item  fiiit 
sJTe  eidern  sive  iidem»*) 

His  autem  ita  uti  fecimus  exploratis  iam  *non  anceps 
esse  de  Bentleio  iudicium  potest,  quin  ille  in  Eunuchi  II, 
2j  38  praeter  rationem  Prisciani  XII  p.  948  hoc  testimonium 
reiecerit:  inueniuntur  tameti  etlam  nominatiuum  pluralcm  hisre 
proferentes  antiqui,  ut  Terentius  in  Eunucho  hisce  hoc  mu- 
nere  arhitrantur  suam  Thaidem  esse:  quae  verba  tur- 
piter  pessum  dedit  theologus  Lipsiensis  t.  I  p.  554.  Yt  non 
tantam  ubi  libri  servarunty  sed  etiam  quibusdam  aliis  in 
locis  cum  Plauto  tum  Terentio  ille  hisre  nominativus  haud 
haesitanter  restituendus  sit.  ijuod  quia  cum  aliis  quaestio- 
nibus  coniunctum  est,  velut  de  illisce  forma  Plautina  (ut 
Most  510),  hic  leviter  perstrinxisse  satis  habeo,  alibi  tractabo 
coratius.  —  Yerum  tamen  his  omnibus  nondum  satis  prae- 
sidii  paratum  video  laetitias  insjicratcLS  nominativis,  quos  in 
Aiellanamm  scriptoris  Pomponii  apud  Nonium  p.  500  hoc 
septenario:  Quod  (immo  Quot)  laditias  insperatas  modo  mi  in- 
repsere  m  sinum  quidam  indagasse  sibi  visi  sunt  post  Hartun- 
f^m.  Nam  ut  taceam  quod  inter  Plautum  Terentiumque  atque 
Pomponii  aetatem  temporis  intervallum  intercedit,  in  tanta 
exemplorum  multitudine  ne  unum  quidem  habes  ad  primam 
declinationem  pertinens:  in  qua  si  item  s  litteram  umquam 
vetus  lingua  servavit,  ut  est  sane  prorsus  credibile,  fecit  id 
saltem  eis  temporibus  quae  antiquissimorum  aetatem  monu- 
mentorum  superant.  Pomponio  igitur  vix  dubito  equidem 
quin  pro  veris  accusativis  laetitias  insperaias  fuerint,  suspen- 
sis  e  verbo   transitivo  cum  aliquo    quod   praecessisset   sub- 


*)  [Haec  accaratias  exposait  et  ex  parte  retractarit  Ritschelias 
'de  idm  iadem  pronomiaiB  formis'  (prooem.  ind.  lect  Bonn.  hib.  a.  1856 
et  56;  infra  n.  XIII)  p.  III  sq.    C.  W.] 


140  MONVMENTA    KPIOKAPHICA    TRIA. 

iecto.    Quale  verbum  uoii  vitletur   sane   inrepsere  esse  posse: 
potest  fortasse  innipere,  quemadmodum  Varro  in  satura  m\U' 
21  cularim  semmtulatus  irrumpit  se  in  curiam  dixit  apud  Nonium 
\).  263:  quamquam  ajiquantillum  interesse  haud  nescio. 

Tantum  quidem  de  his.  Ceterum  versu  sexto  epigrani- 
matis  Sorani  LVBENTES  edidit  Henzenus  cum  Mommseno: 
ab  exemplo,  quod  lithographo  sequendum  fuit,  N  littera 
abest.  Quam  tamen  olim  a  hapide  afuisse  credibile  non  est.*) 
Ne  enim  de  LVBETES  scriptura  cogites,  hoc  dissuadet  quod, 
etsi  suis  temporibus  usitata  fuerunt  COSOL  COSOLERE 
CESOR  LANGESES  TERMESES  et  similia,  ut  in  Pollano 
titulo  COSENTL\,  nec  inusitata  COIVNX  vel  QVICTILIS, 
tamen  ante  t  extritae  n  litterae  exemplum,  quale  DEDROT 
ilhid  est  in  vetustissima  Pisaureusi,  ista  quidem  aetas  igno- 
rat.  Quod  genus  satis  late  patens  hic  persequi  longum  est, 
praesertim  cum  aliquid  explicandum  restet  quo  supra  posita 
de  miliario  Popilliano  disputatio  suppleatur:  quod  quidem 
ad  CONQVAEISIVEI  formam  spectat.  Ac  de  triphthoDgo 
illa  non  habeo  quod  addam:  quando  in  inscriptione  sepul- 
crali  apud  Lupum  Sever.  mart.  p,  88  et  94  non  possum 
CAEICILIVS  scripturam  cum  Furlauetto  agnoscere.  Sed 
dum  in  hoc  moror,  oblitus  sum  de  ipsa  CONQVAESIVEI 
forma  dicere  pro  conquisiuei  posita:  quando  haec  quoque  non 
levi  antiquitatis  indicio  est.  Quam,  si  librariis  fides  esset, 
post  Plautum  a  neriiine  esse  usurpatam  credendum  esset 
Quamquam  non  magnam  eam  fidem  esse,  ipsi  Plautini  libri 


*)  IContrarinm  statiiit  Ritscliclius  P,  L.  M.  E.  Enarr.  p.  46:  'Ver- 
8iii  6  extremo  additae  N  litterae,  quam  Henzeni  cum  in  «BuUetlino* 
Uom.  a.  1845  p.  71  tum  iu  Musco  Rhen.  t.  V  p.  70  exempla  xylographa 
praestant  servavitque  idem  Orell.  t.  Ill  n.  5733,  nullum  in  nllo  ectypo 
(habui  auteni  tria)  vestigium  repperi.  Vt  reapse  scriptum  esse  LV- 
BETES  videatur,  contra  atque  Mon.  epigr.  tr.  p.  21  opinabar:  quando 
non  prisca  tantiun  aetate  DEDROT  et  fortasse  EMERVT,  sed  etiam  re- 
centiore  Vicctia  (VEICET1N08  habes  t.ab.  LV  R)  scriptum  est,  et  si 
quae  sunt  siniilia  ut  PARETES  VALETIXIANl.'  Quibus  adde  in  Sup- 
plem.  Enarr.  p.  105  scripta:  '"Enarr.  p.  46  non  recte  sensi  de  VEICETI- 
NOS  scriptura,  quam  ipsam  veram  et  antiquam  nominis  formam  es^e 
cnm  alii  docuerant  a  me  neglecti  tum  dedita  opera  memet  Mommsenas 
edocuit  Musei  Rhen.  t.  XVI  p.  303  sq.'     C.  W.] 


EPIGRAMBIA   SOBANVM.  141 

planissime  declarant.  Nam  cum  in  Aululariae  IV,  10,  70  ex* 
quaere  Priscianus  I  p.  561  legisset,  tumen  nec  Vetus  nec  Va- 
ticanus  serTarunt.  Omninoque  iu  exemplis  circiter  quinqua- 
ginta  yerborum  a  qtiaero  compositorum  non  saepius  quam 
sexiens  diphthongum  illi  tuentur  vel  vicariam  eius  e  vocalem: 
Piieuduli  V.  450  exquaerere  cum  Ambrosiano,  Bacchidum  721 
aqueriSj  Cistellariae  IV,  2,  99  exquer^Uote,  Stichi  107  exquae- 
situm,  Captivorum  293  exqi^esiuero,  Mercatoris  III,  4,  48  re- 
quereres  solus  Vetus.  Quo  accedit  ex  Ambrosiani,  nisi  quid 
me  fefellit,  vestigiis  erutum  Pseuduli  392  exquaere.  Ceterisne 
igitnr  locis  omnibus  eundem  poetam  exquire  exquisiuero  re- 
quiram  et  cognata  posuisse?  Credat  qui  poterit:  tametsi 
eam  scripturam  vel  Ambrosianus  aliquotiens  testatur  ut  in 
Bacchidibus  951,  in  Persa  IV,  3,  17.  4,  56.  6,  14,  in  Casina 
in,  5,  49,  in  Epidico  III,  4,  56.*)  Nec  Bembinus  Terentii 
diphthongnm  umquam  seryayit:  quam  tamen  ne  scptimo  qui- 
dem  saeculo  abolitam  fuisse  non  solum  Popillii  monumen- 
tum,  sed  ipsa  documento  est  lex  repetundarum,  CONQVAEUI 
et  CONQVAEblVERIT  servans  §  12.  Quamquam  in  aliis 
Tocibus  mutatam  in  i  diphthongum  iam  Plautina  aetas  aut 
agnoTit  solam,  aut  ascivit  adeo  praeter  posteritatis  consue-  ^ 
tudinem.  Non  memini  me  concaedere  occaedo  occaesus  usquam 
legere  in  codicibus;  sed  pertistim  dististm  veteribus  placuisse 
Festus  cum  Paulo  testantur  p.  216  sq.  et  72,  Scipionem  Afri- 
canum  dixisse  idem  ille  Festus  p.  273,  9  scribit,  alios  fre- 
quentasse  a  Festo  commemoratus  Lucilius.  Item  deflcatam, 
pro  quo  defaecatam  vulgatur,  latuit  adhuc  Mostellariae  v.  158 
in  librorum  scriptura  ediflcatam.  Contra,  ut  conquaesiui  ex- 
quaero,  ita  exaestumo  olim  exstitis^e  cum  e  Mario  Victorino 
intellegitur,  damnante  eam  scripturam  p.  2467,  tum  extra 
dubitationem  lex  repetundarum  ponit,  ipsum  EXAESTVMA- 
VERIT  exhibens  §  6. 


*}  (Cf.  de  fictiUbufl  litteratis  (infira  n.  X)  p.  23.    C.  W.j 


142  MONVMENTA    EPIGRAPHICA   TRIA. 


CAPVT    IIL 

DE  VOCALIBVS  GEMINATIS 
DEQVE  L.  ACCIO  GRAMMATICO. 

Tralaticium   est   geminasse    scribeiido   veteres  Romanos 
quas  vocales  enuntianclo  producerent.     Nec   mirum  creditum 
id  esse  a  plerisque  omnibus,  cum  ipsum  Quinctilianum  aucto- 
rem  haberent  sic  testantem  I,  4,  10;  at  quae  ut  uocaks  run- 
gnntury   aut  unam  longam  fadunty   ut  ueteres  scripserunt  qni 
geminatione   earum  uelut  apice  utehantur^    aut  duas  e. 
q.  s.*)  et  aliquanto  etiam  planius  I,  7,  14:  semiuocales  gmi- 
nare  diu  non  fuit  usitatissimi  moris,  atque  e  contrario  usqu^' 
ad  Accium   et  xdtra  porrectas   syllabas   geminis    ut  dixi 
uocalihus  scripserunt  [et  Priscianum  instit.  VII,  14  p.  73G 
P.  longas  uocales  uetustissimi  geminare  solebant;  15  p.  737  ue- 
tustissimi  po  una  longa  uocali  solebant  duas  scribere].    Itaque 
cum    praeter   Accium    in   eadem    caussa  etiam    Livii    atque 
Naevii   mentionem  factam  a  Mario  Victorino   vidissent,  ad 
quem  revertetur  oratio,   bona  fide  grammaticorum  filii,  ser- 
vasse  geminandi  consuetudinem  Livium  Naevium  Accium,  cer- 
tatim  ad  hunc  usque  diem  scriptitavere,  inque  his  viri  opti- 
mi,  velut  quos  honoris  caussa  nomino,  lo.  Ger.  Vossius  Ari- 
starchi  II,  12    et  Conr.  Leop.  Schneiderus  gramm.  I  p.  96. 
Verum  enim  vero  quid  esse  illud  dicamus,    quod  tam  certis 
23  ut  visum  est  testimoniis  ipsa  monumenta  repugnant  ut  quod 
maxime?    Nam  ut  dicam  quod  res  est,  ne  unum  quidem  ge- 
minatae  vocalis  exemplum   vel  certis  temporibus  factae  in- 
scriptiones    saeculi    sexti    monstrant,    vel    earum    multitudo 
praestat   quae   sine  certorum  annorum   indicio   a  quiuto  ad 
septimum    saeculum    pertinent:    hoc   est,    nuUam   per  illam 


*)  Sequuntur  haec :  nisi  quis  putat  etiam  ex  tribus  uocalibus  syh 
labam  fieri,  si  non  aJiquae  officio  consofiantium  fungantur.  Quibua  rer- 
bis  fieri  potest  ut  illuc  spectarit,  quod  reapse  per  aliquod  tempus  de 
ccrta,  ut  supra  conieci,  doctrina  quadam  AEI  scriptum  est  pro  At 
vel  AI.  I  Accuratius  de  ea  re  exposuit  Ritschelius  Musei  Rhcn.  t  XXI» 
p.  613  =  Opusc.  III  p.  72G.     C.  W.J 


VOCALES   GEHINATAE   ET   L.  ACQIVS   OBAMMATICVS.      143 

ipsam  aetatem  totam^  cuius  fuere  Livius  Naeviusque  cum 
proximis  usque  ad  Accium  poetis.  Velut  prorsus  ignorant 
geminationem  Scipionum  tituli  ad  unum  omnes  praestantissi; 
momque  de  Bacanalibus  monumentum  illud;  nec  magis  vel 
Piflaorenses  lapides  norunt  vel  Furiorum  sepulcrum  Tuscula- 
num  vel  laminae  aereae  antiquissimae  vel  in  vasis  quibus- 
dam  et  figlinis  pictae  epigraphae.  Vt  profecto  non  agat  te- 
mere;  qui  de  fide  Quinctilianeae  narrationis  paullulum  addu- 
bitare  coeperit  eamque  dubitationem  num  quo  documento  vel 
argumentatione  firmare  possit;  circumspiciat.  Quod  facienti- 
bos  primum  non  poterit  non  mirum  accidere  quod^  etsi  Ac- 
cium  in  ea  quaestione  alii  grammatici  item  commemorant| 
tamen  id  longe  alia  ratione  facitmt:  nec  enim  ad  Accium 
ei  ultra^  ut  Quinctilianus,  esse  geminatum  scribimt,  sed  ge- 
minatum  ab  Accio.  Sic  enim  Velius  Longus  p.  2220:  nam 
necAccium  secuii  $umus  semper  uocales  geminantem  ubicumque 
producitur  syUaba,  quoniam  expedita  dAet  essc  condicio  scribendi. 
Xec  minus  aperte^Terentius  Scaurus  p.  2255:  primum  igitur 
per  adiectionem  illa  uidentur  esse  uUiosa,  quod  Accius  geminatis 
uocalibus  scribi  natura  longas  syUdbas  uoluit,  ctm  alioqui  ad- 
i^o  ud  sublato  apice  longitudinis  et  breuitatis  nota  posset  ostendi. 
nam  singulares  uocales  et  produci  ct  corripi  possunt  e.  q.  s. 
Hanc  igitur  in  partem  illis  testantibus  operae  pretium  est 
expendere,  quid  tandem  Marius  Victorinus  prodat.  Cuius 
apud  Putschium  p.  2456,  Gaisfordum  p.  8  verba  infra  posui 
qualia  in  Parisino  libro  leguntur^  a  quo  non  difierre  eiusdem 
Haeculi  Valentianum  Henricus  Keilius  me  certiorem  fecit: 
Accius  uero  cum  scriberet  anguies  angules  imponebat.  idem  nec 
i  lit^ram  nec  j  in  libro  suo  rctulit,  quia  quae  ante  feccrant 
yaeuius  et  LiuiuSj  cum  longa  syllaba  scribenda  rsset,  duas 
^ocales  ponebani,  praeterquam  qiioe  in  i  literam  incUleranty 
^mc  enim  per  e  ct  \  scribebant.  Vbi  anguis  angueis  editum 
a  Patschio,  et  item  pro  idem.  Hiscine  igitur  tam  misere 
conceptis  verbis  corruptelamque  suam  palam  clamantibus 
eredi  potuisse  Accii  Naevii  Livii  communem  geminandi  co|ji- 
iiQetudinem  fuisse?  Quae  qui  paullo  minus  incogitanter  per- 
legerity  facile  intelleget  facili  opera  sic  emendari:  Accius  uero 
^m  scriberet  anguIuS|  aggulus  ponebat.     idem  nec  z  literam 


144  MONVMENTA    EPIGRAPHICA    TRIA. 

nec  y  m  libros  suos  retiuUt,  qnaniquam  (;id)*)  ante  feccrant 
24  Kaeuiiis  et  Liuius;  et  cnm  longa  syllaha  scril)enda  esset,  dmi 
uocales  ponehat,  praeterquam  quae  in  i  literam  inciderent:  Jianc 
enim  per  e  et  i  scrihchat.  Et  pluralis  quidem  ponehant .... 
scrihchant  similiter  atque  paullo  post  in  haec  irrepsit:  Cnms 
Pompeius  Magnus  ct  scrihehant  et  dicchant  lcadamitatcm  pro 
kalamitatcmj  irrepsit  autem  ex  eis  quae  praecessere.  Exor- 
sus  enim  ab  antiquis  Victorinus,  qui  consonantes  literas  non 
geminahant  et  sicUicum  imponchant  et  aussus  scribebant  nec 
cni  ponehant  ideoque  non  Alcmcnam  dicehant  (de  quo  genere 
nuper  exposui  Mus.  phil.  VIII  p.  475  [Opusc.  II  p.  473J  sqq.l 
nunc  totus  in  eo  est  ut,  quid  singuli  homines  auctoritale 
pollentes  instituerint  ac  probaverint,  breviter  perstringat: 
lulius  Caesar  Vopiscus,  Accius,  Naevius,  Livius,  Pompeius, 
Nigidius  Figulus,  Licinius  Calvus,  Divus  Augustus,  Messalla. 
Brutus,  Agrippa.  E  superioribus  igitur  etiam  imjtonebat  per 
errorem  inlatum  est  pro  pomhat, 

Porro  aggulus  voluisse  Accium  pro  (Mgulus  scribi,  citra 
dubitationem  ponit  praestantissimum  Prisciani  I  p,  556  testimo- 
nium,  sed  illud  egregio  demum  supplemento  e  Leidensi  codice 
ab  lacobo  Gronovio  auctum  in  dissertationibus  Livianis  p.  20, 
e  Monacensibus  a  Leouardo  Spengelio  in  Varr.  p.  7,  cui  leves 
maculas  quasdam  cum  olim  in  comm.  de  disciplinarum  Hbris 
Varronis  p.  24  Museique  phiL  VI  p.  530  [Opusc.  III  p.  373.  469] 
abstersimus,   tum   nunc  demimus:    transit  (de  n  loquitur)  i« 

g  id  ignosco ;  et  scqucute  g  vel  c  pro  ea  g  S(ribiint Grmri 

ct  quidam  tamen  (ctiam)  uctustissimi  auctores  liomanommj  en- 
phoniae  causa  hene  hoc  facienteSy  nt  agchises  agccps  aggnhs 
aggens,  quod  ostcndit  Varro  in  primo  de  origine  linguae  lati' 
yiae  his  ucrhis:  ^ut  lon  scrihit,  quinta  uice^ima  cst  littcra  quom 
agma  iwcant,  cuius  forma  mdla,  set  uox  communis  cst  Graeds 
ct  LafiniSy  ut  (in)  his  ucrhis  aggulus  aggens  aggniUa 
iggcrunt,  in  huiuscemodi  Graeci  ct  Accius  noster  bina  gL' 
scribunty  alii  n  et  g,  quod  in  hoc  ueritatcm  facile  nidere  \est, 
in  illo  addej  non  cst;  similifer  agccps  agcora^:  nam  haet* 
omnia  Varronis  sunt.     Nisi  quod  hene  iilud  quid   sibi  velit, 


*)  [Sed  cf.  infra  p.  28  (150).     C   W.] 


VOCALES  GEUINATAE   ET   L.  ACCIVS   OUAMMATICVS.      145 

hoc  miims  perspicio  quo  planiuS;  non  probare  se  talem  scrip- 
turam,  grammaticus  p.  569  ostendit:  ajmd  Latinos  tamen 
aervattir  n,  ut  angelus  Longinus  Anchises.  Quare  viden- 
flum  ne  etijyhoniae  causa  nenipe  hoc  facientes  scripserit.  Noc 
probasse  Nigidius  Figulus  videtur,  e  cuius  commentariis  haec 
Gellius  XIX,  14  excerpsit:  inter  literam  n  et  g  est  alia  uiSy 
ui  in  nomine  anguis  et  angari  et  aneorae  et  inerepat  et 
incurrit  et  ingenuus:  in  omnihis  enim  his  nm  uer^tm  n,  sed 
mhilterinum  ponifur.  Ascripsi  haec  omnia  ut  apertior  esset 
Marii  Victorini  in  alio  loco  quodam  emendatio,  qui  est  25 
p.  24G5  P.  21  6.:  anceps  ancilla  ancilia  angustum  an- 
qnirit  non  iudico  per  an,  sed  more  Graecimim  per  ag  soli- 
tnm  scrOn,  nunc  adiicio  e.  q.  s.,  quibus  in  fine  haec  subiciun- 
tur:  et  {ut  yvlgo),  anceps  et  ancilla  et  angina  et  angustum 
fi  anquirit  et  aneora  et  siniiUa  pcr  n  ])otius  quam  per  g 
scribite,  Pro  eo  quod  ab  initio  est  anciliay  in  fine  angina, 
Parisinus  codex  bis  exhibet  angitia:  quod  nisi  forte  ad  Aenoi- 
J08  yersum  VII,  759  spectat  (quando  ad  Vergilium  potissi- 
mum  omnem  applicare  doctrinam  suam  latini  grammatici 
consaeyerunt),  quod  habeo  tamen  cur  addubitem,  scribendum 
esse  utroqne  loco  angina  videtur.  Praeterea  priore  loco  et 
nncora  intercidit  post  anquirit  et  ibideui  in  transversum  de* 
torta  est  mens  grammatici,  quippe  qui  nequaquam  iudicet 
'no»  per  an,  sed  nufrc  Graecorum  })er  ag^  vel  scribendum  esse 
vel  scribi  solitum.  Vt  paucis  complectar,  apage  illud  impor- 
tunum  iudico,  quod  nec  coit  sana  ratione  cum  eo  quod  con* 
sequitur  nufW  adiiciOf  nec  magis  in  Parisino  legitur  quam 
•'wW,  ged  iudicat  et  scribere.  Ergo  dispestas  iu  dic  at  syl- 
labas  licebit  id  dix  at\tiu\  interpretari;  misereque  obscuratani 
Victorini  memoriam  omnem  sat  clara  in  luce  ita  conlocare: 

o»cej)S anquirit  ancora  iam  dixi  Attium  non  per  an, 

sed  more  Graecorum  per  ag  solitum  scribere:  nunc  adicio,  sii^t 
»»'«•  m  e^  n  litteram  uox  media  tam  Graecis  dcsit  quam  nobis 
<^de  qua  re  dixerat  p.  2462  sq.  P.  17  sq.  G.),  ita  inter  n  quo- 
f{He  et  g  deesse.  fieque  enim  illi^  fitT^^ov  et  dTKdXiiy  ct  similia 
«"<€  per  V  sitie  per  y  scripserint,  alterutram  in  pronuntiando 
^ttteram  exprimunty  nec  nos,  sujn-a  dictas  uores  siue  j^er  n  siue 
P^  g  seribamuSy  projmc  aut  n  exprimimus  in  dieendo  aut  g 

'».  KlTflCaKLIf   OPV8CVLA    IV.  10 


146  MONVMENTA    EPIGRAPHICA   TRIA. 

sed  tn^iam  (haec  inserenda):   qnm  nox  quoniam  ordini  litte- 
rarum  nostrarum  decst  et  familiarior  aunbus  nostris  n  jKftm 

qtiam  g  est,   anceps saibite,     In   quibus   correxi  quae 

esse  corrigenda  res  ipsa  clamaret. 

EflFectura  est  ut  quadruplici  testimonio  ad  unum  Accium 
geminandarum  vocalium  consuetudo  referretur,  seiungeretur 
ab  Accii  societate  Livii  Naeviique  memoria.  Quibus  quod  ; 
et  y  litterarum  aliquis  usus  correctis  a  nie  Victorini  verbw 
tribuitur,  non  habeo  quidem  quo  id  quale  fuerit  accuratius 
definiam,  sed  tamen  fide  non  necessario  esse  destitutum  iii- 
tellego.  Quidni  euim  potuerint  illi,  quod  saltem  ex  parte 
iam  ante  eos  factum  esse  sat  certo  constet?  quando  r  litte- 
ram  et  in  antiquissimis  fuisse  latinis  certum  est  et  eaiidem 
in  carmine  SaUari  Velius  Longus  p.  2217  legit  et  indidem 
Varro  de  1.  lat.  VII,  2G  protulit:  quode  aliis  subtilius  Momm- 
senus  exposuit  de  dial.  Ital.  inf.  p.  33.  21G.  Itaque  etsi  &-thns 
2G  (vel  potius  SETVS,  ut  est  in  saeculi  septimi  Ainiternina  I. 
R.  N.  5825  [C.  I.  L.  I  n.  1299]),  non  Zethus  scripsisse  Pacu- 
vium  probabiliter  Fleckeisenus  coniecit  in  epistula  Plautina  aJ 
me  data  p.  XIII,  sonam  autem  pro  zonam  Plautum  posuis* 
ipsi  codices  fidem  faciunt,  tamen  cur  necessario  ab  eo  iK>eta 
illius  litterae  usus  omnis  abiudicetur,  non  video  satis  ratio- 
nis  esse:  eaque  caussa  fuit  cur  Mus.  phil.  VII  p.  5GG  [=  Opusc. 
II  p.  529]  dubitare  nie  significarem,  num  satis  prudent^^r 
praeter  libros  oranes  trapessita  Plauto  pro  tra^wzita  obtnide- 
retur.  Longe  sane  plus  dubitationis  fatendum  est  de  y  lit- 
tera  esse  a  Livio  Naevioque  iam  usurpata.  In  cuius  locam 
substitutae  ti  vocalis  usum  et  jjatuisse  latissime  et  diu  solum 
obtinuisse  cum  Phiutinorum  exemjdorum  quorundam  singii- 
laris  condicio  facit  ut  facile  credamus,  tum  etiam  firmiu'* 
monumentorum  eo  in  genere  constantia  persuadet.  Plautina 
talia  dico  qualia  habes  Bacchiilum  v.  129  et  3G2: 

Non  omnis  aetas,  Lyde,  ludo  connenit. 
Facietque  extemplo  crucisalum  me  ex  Chrysalo: 

ubi  nisi  Lude  et  Crusalo  pronuntiatum  putaveris,  ipsum  acn- 
men  sententiae  perierit.*)  hi  monumentis  autcm  non  AMVCES 

*)  Habebit  igitur  quo  se  tuealur,  qui  ex  Plautinis  C^bulia  y  Ut- 


VOCALES   GKMINATAE   ET   L.  ACCIV8   ORAMMATICVS.      147 

tantum  quinto  saeculo  scriptum  est  in  speculo  FicoroniaDO; 
«eptimo  autem  PVL,  quod  FYLades  interpretor,  non  Pobts 
cum  Goettlingio  p.  71,  in  pagi  scito  Herculaneo,  VENERVS 
miYGinae  in  tegula  Neapolitana  I.  R.  N.  6306,  1  [C.  I.  L. 
I  n.  1495]  (quae  propter  genetivi  formam  illam  non  est  medio 
Raeculo  recentior:  unde  de  Casinati  4227  [C.  L  L.  I  n.  1183] 
existimari  poterit  CERER  •  ET  •  VENERVS  exhibente),  sed 
etiamtum  anno  693  j)(h)ilarG\llV8  61LANI  in  tessera  gla- 
diatoria  apud  Cardinalem  Diplom.  n.  172  p.  121,  inque  simili 
anni  695  PILARGVRVS  PROCILI  ibid.  175  [C.  I.  L.  I  n.729; 
Tesserae  gladiat.'  p.  311  n.  17  ibique  tab.  I  //,  ubi  oni 
PinLARGVRVj,  eodemque  anno  SVRVS  in  Vaticana  ms.  ab 
Avellino  edita  Opusc.  II  p.  295  \C.  I.  L.  I  n.  (5021;  in  quo  no- 
mine,  ut  hoc  tamquam  practoriens  adnotem,  KIRIA  non  prius 
quam  circa  annum  724  in  Orelliana  n.  572  [I.  N.  4320  ubi 
^st  SYRIA]  scriptum  repperi,  quamquam  aemel  sane  antea, 
sed  semel  tantum  quod  Hciani,  I  pro  Y  ascitum  eat  in  Aq)inati 
illa  I.  R.  N.  4472  [P.  L.  M.  E.  tab.  LXXVI  C;  C.  I.  L.  I 
iL  1178|,  cuius  vetustatem  CLOVACAS  fornia  prodit,  ubi 
SLSIPVS  habes,  non  SISVPVS.*)  Vides  expeditum  UHum  Y 
litterae  et  communem  consuetudinem  non  anto  saoculum 
octavum  fuisse,  h.  e.  paullo  post  aspirationem  consonantiura  27 
eonstanti  more  receptam,  id  quod  vergente  iam  saeculo 
septimo  e»se  factum  nuper  [do  titulo  Mummiano  p.  V  (su- 
pra  p.  89  sq.)]  ostendi  novorumque  multitudine  exemplorum 
nunc  comprobaro  possum.**)    Vndo  roctius  anno  699  Gruto- 

t«rain  omnem  atrocias  expellendam  edixerit:  sed  idem  ita  tamen,  nt 
^tiam  gemiuatas  consonantttB  omnes  et  omncft  aspiratas  et  praet<'r  has 
alia  quaedam  ipsa  poetae  mann  numqnam  soripta  non  paticntius  extur- 
Ut  et  Calicles  CanuuUa  Bacides  TmHa  Filocomasium  Crusalus  Arffu- 
^pHs  instauret:  nec  in  diBcernendis  bracchium  braduum,  mttrHUppium 
^arsupium,  repperit  reperii,  musteUa  musiela,  comesum  comessum,  mille 
nt^ia,  onu»  awn%is  anuiWf  uilla  uilicus  et  qnae  sunt  finitima  satagat, 
sed  simpUcitatem  consonantinm  peq>ctnet. 

*)  [Cf.  Muaei  Rhen.  t.  X  p.  448  (Opusc.  TI  p.  479)   et  'Teseerae 
gUdiatoriae'  p.  334  sq.    C.  W.] 

**)  Vt  paocis  complectar,  uon  aspiratum  est,  ai  a  longe  paucittfti- 
'°iB  receaaerifl,  usque  ad  annnm  600:  promiscuo  vcl  aspimtum  vel 
Don  aapiratnm  ab  anno  C60  ad  exitnm  saeculi:   aspiratum  coustanter 

10* 


148  MONVMENTA    KPIGRAPTHCA    THIA. 

riauam  tesseram  p.  334,  5  [C.  1.  L.  I  n,  721],  in  qua  est 
PH1LAK(;Y1IVS  LVCILI,  tribues  quam  anno  G84  cura  Car- 
dinale  p.  121  n.  171,  qui  PHILARGVRVS  expressit  nullo 
auctore:  babebisque  quibus  aetatis  finibus  velut  haec  (liscn- 
mines,  LV8IMACVS  in  plumbea  lamina  apud  Fieoronium  II, 
1  n.  18  et  Garruccium  tab.  III,  IG,  PHILARGVR.  cum  XICE- 
POR.  sociatum  in  Capuensi  I.  R.  N.  3GG2  [C.  I.  L.  I  n.  120:}], 

PHILARGVRVS  cum  PHILOM in  Borbonica  6591  |(\ 

L  L.  I  n.  1241;  P.  L.  M.  E.  tab.  LXXVI  //J,  PfnLARGVKVS 
cum  PHILEROTI  in  Fabrettiana  X,  577  p.  750  (ubi  quater 
scriptum  MVMIVS  non  potest  non  pro  Minnfmns  esse),  CA- 
LITHVCE  cum  MALCIO  in  Amiternina  I.  R.  N.  5854  \i\ 
I.  L.  I  n.  1300;  P.  L.  M.  E.  tab.  LXXVU;],  liaec  igitur 
discrimines  ab  illis  quae  graeca  littera  suscepta  scripta  sunt 
PHILARGYRO   in  Venusina  734   |C.  I.  L.  I  u.  12G8;   P.  L 


prat^ter  rarissima  quaedam  exompla  ab  exitu  s(>ptimi  saeculi.  Olim 
[dc  titulo  Mumm.  p.  V  (supra  p.  90)]  collectis  exemplis  velut  haec  adderi' 
licet:  primum  ex  anni  656  Capuensi  [C.  I.  L.  I  n.  670]  carentia  at^in- 
ratione  PILOMVSVS  PILEMO  PILOTAER  .  NICEPOK.  Deinde  mediae 
post  a.  660  aetatis  haec  praeter  supra  posita:  circa  a.  670  POPVLVS 
EPIIESIVS  in  C.  I.  Gr.  n.  6881  h  [C.  L  L.  I  n.  588;  P.  L.  M.  E.  Ub. 
LXXII  A],  anni  662  ARCHELAOS  in  Athoa  supra  publicata,  anoi  6.^3 
PILOTIMVS  in  Cardinalis  Dipl.  p.  121  n.  168  [C.  I.  L.  I  n.  720],  anni 
696  ELEVTHERVS  ib.  176  [ibid.  n.  730],  anni  698  VHlLippo  ih.Vn 
[ibid.  n.  731],  anni  700  TEOPROPV  ib.  178  [ibid.  n.  732] :  sed  pratfter 
cotera  iu  auni  695  ampliore  inscriptioue  illa  quam  Ayellinus  Opu?c.  H 
p.  295  vulj^avit  [C.  I.  L.  n.  602],  mira  varietate  utrumque  geiub 
sic  mixtum:  APRODIS  •  PHILEMO  •  POTHVS  •  PHILOGEN  •  ANTKK 
TIASVS  .  PAMPHIL  •  ANTIOC  •  PHARNAS..  Contra  statim  ab  anno 
701  PHILODAMVS  habes  in  tessera  Orelliana  2562  b  [C.  I.  L.  1  p.200(ii, 
nisi  haec  potius  anni  722  est,  anno  702  PHILEMO  apud  Card.  n.  IT» 
[C.  I.  L.  I  u.  734 J,  auno  708  PAMPHILVS  ib.  182  [ibid.  n.  736],  anno 
710  PHILOGEN  ib.  183  [ibid.  n.  738),  et  sic  deinceps  reliqua.  Hiuc 
aut4'm  nummorum  in  eo  genere  varietas  iudicanda  potius,  quam  e 
nummi.s  ipsnm  genus  detiuieudum.  [Vide  nunc  P.  L.  M.  E.  tab.  XCI. 
XCII  et  Enarr.  p.  79:  'Tabularuni  XCI.  XCII  promiscua  varietate  ill"»d 
j)otis3imum  volui  luculcntis  exemplis  j)er.spici,  quanta  inconstantia  cirra 
confinia  saeculi  septimi  et  octavi  fluctuatum  sit  in  eis  geneiibns  dnobus, 
quorum  altenim  ad  aspirationem  consonantiura  spectat,  alterum  in  sub- 
stituto  pro  V  littera  latina  Graeco  Y  h;iXuj  versatur.'  Cf.  etiam  'teJ^ser. 
glad.'  p.  305.     C.  W.] 


V0CALE8   GEMINATAE   ET    L.  AGCIV8   GRAMMATICVS.      149 

M.  E.  tab.  XCID],  GLYCERAI  in  Beneventaiia  1590,  DIO- 
XYSIiiS  in  Neapolitana  2897  [0.  I.  L.  I  n.  1210;  P.  L.  M.  E. 
tab.LXXVIJ],  HYMNINIS  LYS8A  DIOXYSIA  in  Capuen- 
sibus  3681  [C.  L  L.  I  n.  1206;  P.  L.  M.  E.  tab.  XCI  E].  3732 
[('.  I.  L.  I  n.  1208;  P.  L.  M.  E.  tab.  LXXVI  K]:  ne  nunc  plura 
eoacervem.  Neve  infringi  hanc  argumentationem  eontrarii 
geaeris  exemplis  putes,  sciendum  est  primum  ficticium  esse 
L.  Comelii  Sullae  titulum  VENERI  ERYCINAE  VICTRICI 
(licatum  apud  Orellium  n.  1363:  quem  cum  iam  Muratorius 
p.  58,  10.  1982,  1  merito  suspectum  habuisset,  frustra  de- 
feusam  a  Borghesio  Observ.  numism.  dec.  IX  p.  9  suo  iure  in 
falsis  rettulit  Mommsenus  I.  R.  N.  198*.  Praeterea  potest 
^ane  Y  littera  exstare  videri  iu  anni  662  hac  inscriptione 
«'Vaticano  codice  excerpta  [C.  I.  L.  I  n.  578],  quam  a  Bor- 
ghesio  communicatam  cum  Mommseno  infra  posui: 

C .  CLAVDIO  .  M  .  PERPENNA  •  COS  .8 

MENS  •  QVINC  .  MYSTEDIEI 

L .  LVVCEIVS  .  M  .  F  .  LEG  .  P  •  LIVIVS  •  M  •  L  •  PAL 

M  .  LVVCEIVS  .  M  .  L  .  L  .  ARTEMIDORVS 

ii .  HORTENSIVS  •  M  .  L  •  ARCHELAOS 
Cuius  versu  altero  cum  extremum  vocabulum  Mommsenus 
praeclaro  acumine  MYSTERIEIS  int^rpretatus  sit,  tamen 
ipsa  secunda  littera  eius  vocis  in  Borghesiana  quam  ipse 
vidi  epistula  tam  ambigue,  idque  consulto  ut  puto,  picta  est 
ut  Y  an  V  sit  prorsus  nou  liqueat.  Verum  ut  Y  reapse 
exstet  in  lapide,  singularis  quaedam  excusatio  praesto  est 
monamento  in  monte  Atho  reperto  [cf.  C.  L  L.  I.  s.  s.],  cum 
iii  graecis  regionibus  aliquanto  prius  quam  in  Italicis  incre- 
brescere  graecae  litterae  usus  posset.*)  Eandemque  excusa- 
tionem  ad  illum  titulum  transfero  quem  populo  Romano  circa 
annum  670,  ut  probabiliter  conicitur,  POPVLVS  LAODl- 
CEXSIS  AF  LYCO  fecit,  C.  L  Gr.  n.  5881  (C.  L  L.  I  n.  587; 
P.  L.  M.  E.  tab.  LXXII  B],  tametsi  in  eiusdem  ut  videtur 
aetatis  titulo  5880  [C.  I.  L.  I  n.  589J  scriptum  est  LVCIOS. 
—  Nec  vero  lapidibus  in  hoc  genere  nummi  repugnant.  In 
quibns   quae   gentes  Considia,   Maulia,   Plautia   usurpanmt: 

*)  [Haec    retractavit  Bitechelias   Musei   Rhen.   t.  IX  p.  17  ndo. 
(infra  n.  VII).    C.  W.j 


150  MONVMKNTA    EPIGRAPIIICA    TRIA. 

ERVC,  SIBVLLA,  HVPSAEVS  (hoc  quidem  apud  Eckhelium 
II,  5  p.  275  [C.  I.  L.  I  n.  466J),  sive  septimi  saeculi  exeuntis 
sunt  sive  iueuntis  octavi,  at  HYPSAE  vel  YPSAE  in  Plau- 
tiae  itemque  Aemiliae  eis  demum  nummis  apparet,  quos  aJ 
P.  Hypsaei  M.  Scauri  famosam  a.  696  aedilitatem  relatoa 
vides  apud  Eckhelium  p.  132.  276  Ricciumque  p.  7.  175  (ubi 
neglegentissime  HIP8AE(VS)  expressum),  [itemque  in  C.  L 
L.  I  n.  467]. 

Haec  igitur  cum  ita  sint,  aegre  sane  Livius  Naeviusque 
credentur  iam  usi  esse  y  littera.  Vt  aut  Victorinus,  quod  in 
solam  z  caderet,  neglegentius  transtulisse  ad  utramque  pu- 
tandus  sit,  aut  fortasse,  si  est  diligenter  locutus,  sic  8cri{>- 
sisse:  idem  nec  z  literam  ncc  y  in  libros  snos  rcttuUt,  qmm' 
qna))i  illud  ante  fecerant  Xaeuiiis  et  Liuius, 

Ad  geminationem  vocalium  revertimur,  usitatam  ad  Ac- 
cium  et  ultra,  si  Quinctilianum  audimus,  ab  Accio  inven- 
tam,  si  ceteros  grammaticos.  Quorum  utri  verius  tradant  ut 
recte  diiudicetur,  consulenda  monumenta  sunt,  rursus  autem 
ab  eis  exordiendum  quae  temporis  notam  certam  habent 
Itaque  primum  omnium  miliarium  Popillianum  anni  622  in 
tanta  longarum  vocalium  multitudine  semel  PAAST()RE> 
ofFert,  similiterque  singulis  exemplis  Bantina  tabula  LVVCI 
HAACE  LEEGEI,  bis  SEESE,  sed  eadem  tamen  etiam  LYCI 
HACE  LEGE  SESE  et  sic  cetera  omnia  simpliciter.  Ter 
MVVCIO  scriptum  in  aere  Genuati,  semel  ARBITRATVV. 
29  nihil  praeterea  pariliter.  MAARCIVM  in  Argiva  anni  ()3«i 
(C.  L  Gr.  1137  [C.  I.  L.  I  n.  51)6;  III,  1  n.  532J)  recte  logi 
videri  supra  dixi  p.  18  [136J:  ac  sero  video  bilinguem  illam 
ante  Cavedonium  in  eandem  fere  partem  Philippum  LeBa» 
Inscr.  gr.  et  lut.  fasc.  3  (a.  1837)  p.  202  interpretatum  esse.*i 
Itenim  MVVCIO  ter  est  in  lege  agraria  anni  643,  sed  m 
eadem  etiam  MVCIO  aliquotieus;  LVVCEIVS  bis  in  Atlioa 
illa   anni  662  [C.  I.  L.  I  n.  578 J,  cuius  paullo   ante  mentio 


=*)  [Cf.  P.  L.  M.  E.  EnaiT.  p..  61:  'titulum  Argivum  spK-tunMii 
acl  Q.  Maarcium  Q.  f.  Kegem  cos.  aiino  aut  G36  aut  (quod  miniL- 
placet)  686  ....  Latiniim  escie  nec  Cavedonius  primus  vidit  . .  ac  ne 
Lc-Basius  quidem,  «cd  ante  hos  ipsc  Kossius  Inscr.  gracc.  ined.  fa?«.  I 
Nanpliae  a.  1834  edito  p.  18.'     C.  W.J 


VOCALES   GEMINATAE    ET   L.  ACCIVS   C5RAMMATICVS.       151 

facta;  circa  a.  674  in  lege  Cornelia  de  XX  quaest.  PEQVLA- 
TVV  (quamquam  PEQVLATV  Goettlingius  testatur),  t«r 
autem  IV VS;  postremo  in  Antonia  de  Termesibus  anni  684 
seinel  VVTEI,  semel  AA  •  CETEREIS.  Huc  adde  e  Roma- 
uorum  exemplo  repetendam,  alienam  a  Graecorum  consuetu- 
diue  scripturam  in  Tauromeuiorum  titulo  anni  676  C.  I.  Gr. 
5644  rAIOr  KAAYAIOZ  MAAPKOY  YIOZ  MAAPKEAAOZ, 
quicum  MAAPKOY  bis  scriptum  in  titulo  Attico  887  et 
KOINTON  MAAPKIOv  in  Argivo*1137  iam  Franziua  recte 
composuit  Elem.  epigr.  gr,  p.  248  adn.  Quodsi  ex  his  quae 
euumeravimus  apparuit  certorum  sexaginta  et  quod  cxcedit 
aanorum  spatio  geminandi  usum  contineri,  nihil  caussae  in 
reliquis  monumentis  certas  temporis  notas  non  habentibus 
reperies^  cur  illos  fines  in  alterutram  partem  cgrediare.  Circa 
a.  620  Aletrinatem  titulum  factum  esse,  in  quo  VAARVS  et 
SEEDES  habentur,  supra  significavi  p.  15  sq.  [132sq.J.  Eidem 
fere  t«mpori  non  multum  falli  posse  Tidemur  cum  arae  luliae 
BoTillis  repertae  inscriptiones  tribuimus;  LEEGE  ALBANA 
(non  LEGE,  nec  ALBAANA,  ut  est  apud  Orellium  n.  1287 

et  Cardinalem  Diplom.  p.  46)  in  antica  parte, AARA 

ut  ridetur  in  latere.*)  Nec  in  multo  posteriorem  aetatem 
vel  Yersus  Satumii  viae  Appiae  conveniunt  Musei  phil.  VIII 
p.  288  editi  [C.  L  L.  I  n.  1006;  P.  L.  M.  E.  tab.  LXIX  D\ 
MAARCO  CAICILIO  et  SEEDES  formis  insignes,  vel  fre- 
quentantes  in  FAATO  REE  EE  NAATAM  NAATA  gemi- 
nationem  elegiaci  versus  cippi  Romaui  apud  Fabrettum  V,  388 
p.  421,  Gruterum  p.  1046,  6,  Muratorium  p.  1522,  2  [C.  L  L. 
I  n.  1011].  Altera  ex  parte  recentem  originem  nihil  in  his 
prodit:  PAAPVS  (una  cum  TEOPHIL)  in  Capuensi  I.  R. 
N.  3846  [C.  L  L.  I  n.  1214],  CALAASI  in  Puteolana  24«0 
[C.  I.  L.  I  n.  1234;  P.  L.  M.  E.  tab.  LX  G]**\  PAAT  . . .  AT- 


♦)  [Cf.  nunc  C.  I.  L.  I  n.  807;  P.  L.  M.  E.  tab.  LVI  F,  Enarr. 
p.  50.    C.  W.] 

**)  [Cf.  Enarr.  p.  63:  'Puteolano  hunc  locum  concossi,  qnod  flit- 
teris  vetiuti8>  scriptam  MommsenuB  pronuntiaTorat  T.  R.  N.  2480:  qnaH 
tamen  longe  propini  accedere  ad  eorum  temporum  speciem  apparet 
fpae  circa  a.  680  fnemnt:  hnnc  cnim  nc  migremns,  vix  dubia  ▼.  3 
CXLUSl  scriptura  suadet'    C.  W.] 


152  MONVMENTA   EPIGRAPHICA    TRIA. 

TIEDI  in  Albana  5611  [C.  I.  L.  I  u.  1167;  P.  L.  M.  E. 
tab.  LX//J*),  RVVBIVS  in  liac  anuo  1839  Romae  reperta 
^ad  portam  Latinam  iu  cella  sepulcrali  vetustissima',  missa 
ad  Borgliesium  a  Ven.  Patre  Marco  [C.  I.  L.  I  n.  108 IJ: 

Q  .  KVVBIVS  .  C  .  F 
POP 

Contra  lapicidae  errori  deberi  MAACIs^rm  videtur  in  Fur- 
fensi  6023**):  aliam  autem  iii  partem  interpretanda  JSVVO 
in  Capueusi  3789  [C.  I.  L.  I  n.  1242;  P.  L.  M.  E.  tab.LXXi/], 
quod  cum  SOVO  scriptura  compono,  item  DOMVVS  in  Lu- 
sitana  Gruteri  p.  106,  13  [C.  I.  L.  II  n.  12*J,  EXERCITVVS 
in  Orelliana  4922  [C.  I.  L.  VI,  1  n.  230J,  quae  nescio  an 
30  pro  bisyllabis  genetivis  sint  ad  similitudinem  SENATVOS 
formae  in  SC.  de  Bacanalibus:  quo  etiam  CONVENTVVS 
in  eiusdem  Gruteri  p.  83,  4  [C.  I.  L.  II  n.  241 6J  item  Lusi- 
tana  referrem,  nisi  ibi  Pighii  schedae  ms.  CONVENTVS 
testarentur.  Silentio  autem  praetermisi  THRAAC-  in  Pata- 
vina  Gruteri  p.  480,  6  [C.  I.  L.  V,  1  n.  2841 J,  ut  pro  qno 
THRAC  •  Furlanettus  p.  207  ediderit.   Nec  a  lapidibus  discre- 


*)  [Cf.  Enarr.  p.  53:  'Albensis  I.  R,  N.  5611,  expers  aspiwta- 
rum  cousonantium ,  quin  v.  2  habeat  PAAPIA  •  ATIEDI,  non  PA AT 
AATIEDI,  iam  non  esse  dubium  puto.'     C.  W.J 

**)  [Cf.  C.  I.  L.  I  n.  1285;  P.  L.  M.  E.  tab.  LXIV  H,  in  ciiius 
Enarratione  i).  57  hacc  scripsit  Ritschelius:  'MAACIs^reis  in  principio 
versus  3  ediderat  Mommsenus:  quod  cum  et  testium  fide  et  gramm;*- 
tica  ratione  destttutum  viderem,  in  geminatarum  vocalium  exeniplis  con- 
sulto  omisi  Mon.  epigr.  tr.  p.  29.  Quo  in  loco  quid  potuerit  scriptnm 
cssc,  patefecit  Brunnii  acumen  de  magistris  pagi  conicientis.  Nam  dua<; 
litterae  extremae  etsi  speciem  sane  earum  habent  quae  sunt  CL,  tamen 
cum  et  paenultimam  non  minus  commode  G  interpretere  et  ex  iiltinia 
duabus  quae  perierint  lineolis  adiectis  facile  E  efficias,  nec  aegriiis 
post  eas  litteras  aliquid  litterulae  evanuisse  conicias,  in  promptu  e?t 
sane  haec  interpretatio :  MG  •  j^AGEi.  Quamquam  cur  ne  sic  quideni 
omncs  mihi  scrupulos  exemptos  sentiam,  caussa  haec  est,  quod  eo  i]>eO 
iu  loco  ubi  L  est  minime  attritus  esse  hipis  videtur:  quo  accedit  quod 
adiecta  in  fine  I  littera  tani  prope  ad  eani  quae  insequitur  interpuDctio- 
nem  accessura  sit  ut  spatiorum  concinnitas  non  usitato  modo  turbctur. 
Quodsi  quis  forte  de  quinto  nomine  aliquo  cogitabit  velut  tuli:  c  •MAli»- 
A-C-L...,  tamen  cur  ne  hoc  quidem  prorsus  satis  faciat  nemincm 
fugere  puto.'     C.  W.J 


V0CALE8  GEHINATAE   ET   L.  ACCIVS   0RAMMAT1CV8.      153 

pat  Dummorum  memoria.   Vnde  (si  recte  uunc  memini)  Brut- 

tium  SVVBAM,    anno  666  proquaestorem  Macedoniae,  Bor- 

ghesius  Obs.  num.  dec.  XVI,  11  [C.  I.  L.  1  n.  516]  protulit, 

PAAPI  h.  e.  C.  Papium  Mutilum  ducem  bello  sociali  clarum 

denarii    Samnites    monstrant   apud   Eckhelium   I,  1   p.  103, 

FEELIX    Snllae    cognomen    quidam   gentis   Conieliae   apud 

Havercampinm  p.  124  sq.,  Eckhelium  II,  5  p.  192  sqq.,  Riccium 

p.  72,  postremo  VA ALA  Numoniae  gentis  nummus,  incertum 

euias  aetatis,  apnd  Hav.  p.  299,  Eckh.  p.  263,  Ricc.  p.  156« 

Monumentis  igitur  si  credimus  (et  qui  possis  non  cre- 

dere?),    coeptum   est   geminari   circa   annum   620,    desitum 

paullo  post  680.     Qaod   vides  quam  mirifice  in   aetatem  L. 

Accii  quadret  annis  fer»  584  et  670  conclusam.    Eum  autem 

poetam  minime  aliennm  ab  aridioribus  doctrinae  studiis  fuisse, 

Didascalicon    Pragmaticon  Parergon   exemplis    ab   Madvigio 

et  G.  Hermanno  inlustratis  satis  nunc   inter  omnes  constai 

Qui  utrum  in  illorum  aliquo  an  in  alio  libro,  cuius  vel  no- 

nien  interciderit,   de   rebus    grammaticis   recteque   scribendi 

ratione  quaesiverit,  nec  scitur  nec,  quantnm  video,  cum  ali- 

qua  specie  probabilitatis  conici  potest.     Certum  est  non  se- 

nem  demum  in  ea  studia  incnbuisse:  immo  in  ipsa  iuventute 

ea  praestiterit  praeceperitque   oportet,   quibus    ut   pareretur 

iam  quadragenarii,  ut  monumenta  docent,   auctoritas  eifecit. 

Vemm  nec  ultra  ipsius  vitae  finem  diu  ea  duravit  auctori- 

tas,  nec  dum  vivit  tantum  valuit,   ut   non  longe  longeque 

saepius  neglegeretur  quam  ascisceretur  nova  scribendi  ratio: 

cuius,  si  verum  fateri  volumus,   insignis  raritas  apparuit  et 

in  tanta   monumentorum*  multitudine   vel  nunc   superstitum 

usus  perexiguus.    Nec  tamen  hoc  solum,  quod  nova  esaei  et 

m  simile  nihil  in  consnetudine  maiorum   habens,   quominus 

et  increbresceret  et  perennaret  obstabat:   gravior  caussa  ab 

alius  doctrina  grammatici  repetenda  est,  cuius  auctoritas  Ac- 

cianis  praeceptis   palam   adversata   est.     Fuit  is  non   alius 

Atque  item  grammatica  cum   poetica  arte   sociata  clarus  C. 

Lucilios,  Accio  paullo  minor  aetate,  quem  ab  a.  606  ad  652 

vixisse   exploratum    est.     Nam   ad  Accium    spectare,    quos 

illius  versiculos  percommode  Terentius  Ucaurus  p.  2255  me- 

moriae  prodidit,  prorsus  nunc   et  evidens  esse  puto   et  iu 


154  MONVMENTA    EPIORAPHICA    TRIA. 

confessis  fore  confido:  quibus  sic  Acciana  doctrina  aperte 
impugnatur : 
31  A  primum  est:  hinc  incipiam,  et  quae  nomina  ab  hoc  sunt. 
A  primum  longa  an  breui'  syllaba,  nos  tamen  unum 
Hoc  faciemus  et  uno  eodem,  ut  diximu',  pacto 
Scribemus  pacem  placide  fanvm  aridvm  acetvm, 
APEZ  APEZ  Graeci  ut  faciunt: 
an  enim  versu  altero  quam  ac  malui.  Quippe  exorsus  erat 
poeta  ab  Acciaua  geminatione  generatim  iudicanda,  eoque 
dixhnm  spectat:  quod  qui  dicimns  scribunt,  non  cogitant 
verum  profecto  non  esse  uno  eodemque  modo  a  litteram  iii 
pacem  et  placide  pronuntiari.  Nec  in  hoc  uno  loco  Accianae 
doctrinae  impugnatio  Luciliana  substitit,  sed  eodem  etiam  de 
EI  et  I  litteris  in  vulgus  nota  et  decantata  ab  omnibus  Lu- 
eilii  praecepta  referenda  sunt:  de  qua  re  quid  sentiendum 
esset,  paucis  nuperrime  significavi  Musei  nostri  phil.  t.  VIII 
fasc.  3  [p.  480  sq.  =  Opusc.  II  p.  623].  Etenim  longam  l 
vocalem  non  item  geminando  Accium  ut  ceteras  notas^e,  sed 
pro  ea  EI  scripsisse  Marius  Victorinus  auctor  est.  Quod 
cum  ille  faceret,  non  excogitavit  aliquid  incognitum  antea, 
ut  prorsus  sanc  aute  se  incognitam  geminationem ,  verum, 
quod  inde  a  sexto  saeculo  iam  succedere  antiquiori  etiam  E 
scripturae  coeperat,  sed  coeperat  tautum,  perpetuavit  et  esse 
constans  iussit.  Vnde  cum  hoc  intellegitur  quale  sit,  quod 
ab  anno  inde  620  multo  iam  crebrior  EI  scripturae  quam  ab 
eodera  Accio  commendatus  geminatarum  vocalium  usus  ex- 
stitit,  tum  caussa  perspicitur  cur  illam  scripturam  Lucilius 
non  item  ut  hanc  prorsus  repudiaverit,  sed  partim  reiectam, 
partim  probatam  certioribus  tantum  finibus  quibusdam  ita 
circumscripserit,  ut  discreta  generum  diversitate  velut  HEi 
PVKREi  ab  iivivs  PVERi  distingueret.  Quod  constat  ne  Lu- 
cilium  quidem  popularibus  suis  ita  probasse  ut  pervinccret: 
unde  non  mirandum  est  tantam  in  hoc  genere  per  totum 
saeculum  septimum  atque  adeo  per  octavum  monumentorum 
inconstantiam  esse.  Vere  autem  Victorinum  de  /  testari,  non 
ascitam  in  hoc  geminationem  ab  Accio  esse,  eadem  monu- 
menta  certissimo  documento  smit:  neque  II  scripturae  exeinpla 
nisi  paucissima  caque  vel  dubia  vel  recentis  aetatis  vel  bar- 


VOCALES   GEMINATAE   ET   L.  ACCIV8   GRAMMATICV8.      155 

bararum  regionum  vel  neglegenter  factorum  titulorum  sup- 
petunt:  quo  velut  MARIINVS  pertinet  in  Gruteriana  p.  90,  4 
|C.  I.  L.  III,  I  n.  1005J,  vel  SANCTISSIMIIS  p.  62,  8  [C.  I. 
L.  VI,  1  n.  629 J,  ubi  simplicem  vocalem  Pighii  schedae 
prodidere,  vel  alia  vix  digna  memoratu  ut  aperte  vitiosa 
MAXSIIMINVS  PIENTISSIIMI  ibid.  p.  94, 10  [Inscr.  Rhen. 
Bramb.  n.  1784J.  733, 11  [C.  L  L.  II  n.  3307J.  Cessare  au- 
tem  sat  frequenti  more  recepta  £1  scriptura  tum  coepit^ 
cam  rursus  nova  doctrina  grammaticorum  invaluit,  qua 
iaberetur  I  langa  usurpari,  ceterarum  autem  vocalium  pro- 
dactio  apice,  quem  accentum  vocitamas,  notari.  Quod  factum  »2 
est  circa  D.  Augusti  tempora:  eo  autem  enucleatius  olim 
ilisceptandum  erit,  quo  plus  utilitatis  ex  eo  capite  recte  per- 
tractato  in  gravissimas  quasdam  partes  grammaticae  latinae 
redondaturam  est.  Atque  hic  est  ille  apex,  cuius  mentio* 
nem  cum  vocalium  geminatione  Quinctilianus  Scaurus  Longus 
s^ociant.  Quorum  hos  iam  esse  intellectum  confido  longe 
diligentius  de  geminatis  vocalibus  quam  Quinctilianum  tra- 
didisse:  qui  quam  non  curiosus  harum  rerum  scrutator  fuerit, 
vel  hinc  apparet  quod  non  locupletior  testis  de  consonan- 
tium  geminatione  exstitit.  Nam  hanc  cum  in  consonanti- 
bus  omnibus,  etiam  mutis  quibuslibet,  ignoratam  esse  ante 
geminandi  auctorem  Ennium  cum  scriptores  consentiant 
tam  monumenta  clament,  tamen  ille  de  unis  seniimcalifHis 
geminationem  olim  aspematis  loquitur.  Videant  igitur  in 
posterum,  cuius  se  fidei  mancipent,  qui  nimirum  Livianis 
illecebris  talibus  oculos  nostros  delinire  animum  induxerint 
valde  ridicule: 
Aut  nunc  quaipiam  alia  tee  iloo  Asiaaticoo  omatuu  fluens 
Aut  Sardiaanoo  ac  Luudioo  fulgens  decoore  et  glooriaa: 
quomodo  ne  Accium  quidem  scripsisse  mox  perspicietur. 

Ceterum  hunc  quis  credet,  postquam  semel  ad  hoc  genus 
animum  suum  applicavit,  in  vocalium  scriptura  illa  suadenda 
acqnievisse  nec  ad  aliomm,  quae  emendari  posHe  viderentur, 
emendationem  progressum  esse?  quod  quidem  in  Accium  non 
minus  quam  in  Lucilium  cadere  volo.  Itaque  percommode 
et  magna  cum  probabilitate  ad  eundem  Accium  referes,  quae 
per  idem  fere  tempus  h.  e.  circa  annum  620  mutata   esse 


156  MONVMENTA    EPIGRAPHICA    TRIA. 

per  varias  disputandi  occasiones  supra  adiuouui.  Quo  per- 
tiuet  adiectae  iu  fine  vocabulorum  m  litterae  constantia: 
quam  sane  non  potuit  iam  ante  Accium  non  suopte  exemplo 
Ennius  commendare,  quem  item  ad  stabiliendam  grammati- 
cam  haud  paullum  contulisse  alibi  significavi,  sed  tamen  ut 
communi  usu  reciperetur  Accius  demum  efFecisse  videtur.  Ciii 
consimile  lioc  est  quod,  etsi  consonautium  geminationem  iani 
Ennium  praecepisse  cum  ratio  arguit  tum  testimonia  erin- 
cunt,  eandemque  prorsus  consentaneum  est  Accium  quoqiie 
suasisse,  tamen  in  eadem  ut  coiiicio  via  perseverans  Lucilius 
demum  coutra  vim  inertiae  tantum  valuit,  ut  non  geminauJi 
consuetudo  plane  aboleretur:  in  hanc  enim  partem  illud 
interpretor,  quod  non  ante  anniim  640  constans  esse  gemi- 
natio  deprehenditur.  Possum  eiusdem  Accii  auctoritati  alias 
quasdam  mutationes  probabili  coniectura  tribuere:  velut  nou 
ab  alio,  nisi  fallor,  profecta  est  QVM  QVRA  PEQVS  PE- 
QVNIA  PEQVLATVS  scripturae  in  iUis  monumentis  fre- 
33  quentia  quae  insecuta  annum  620  aetate  facta  sunt.  Sed  de 
his,  cum  breviter  non  possit,  non  potest  in  praes^ntia  dici. 
Vnum  operae  pretium  est  quaerere:  num  non  in  scripturae 
tantum,  sed  etiani  iii  formarum  mutatione  tanta  vis  artis  et 
disciplinae  efficacia  fuisse  videatur,  hinc  ut  ipsius  vitae  usus 
regi  potuisse  credatur.  Quod  qui  concesserit,  habebit  qui 
ilhid  esse  factum  dicat,  quod  per  aliquod  teinpus  aboHta^ 
HANCE  HACE  formas  bisyllabas  denuo  prodiisse  et  tam- 
quam  erupisse  circa  amium  620  supra  vidimus.  Ego  in  hac 
quoque  re  Accii  quasdam  partes  fuisse  nec  affirmabo  coufi- 
deiiter  nec  pertinacius  negari  patiar. 

Nou  pertinuisse  ad  i  vocalem  geminaiidi  usum,  sati> 
perspectum  est:  sed  idem  tameii,  quamvis  tacentibus  gram- 
inaticis,  ne  ad  reUquas  quidem  omnes  pertinuit.  Inspice 
exempla  supra  composita:  AA  EE  VV  vocalium  vides  esse 
omnia,  00  scripturae  plaue  nulhim.  (Aiius  rei  nescio  an 
non  lateat  caussa.  Dixi  supra  de  tralaticiae  vi  memoriae, 
quae  tanta  fuit  ut,  cum  EI  scribi  Accius  iuberet  maiorum 
exemplo,  praeter  oxemphmi  maiorum  geminari  ceteras  vu- 
cales,  illud  permaneret  diutissime,  hoc  nec  satis  increbresce- 
ret  nec  perduraret.     Verum  quod  nou  maioram  ille  exeniplo 


VOCALES   GEHINATAE    £T    I^    ACCIVS   GKAMMATICVS.       157 

instituit;  uon  est  continuo  credfudus  nullo  instituissey  sefl 
tali  potius  quody  cum  aliquauto  etiam  rcmotius  ab  urbin 
consuetudine  quam  maiorum  usus  esset,  minorem  etiam  quam 
ille  in  aequalium  animos  vim  haberet  Fuit  autem  illud, 
ni.si  mea  me  coniectura  fallit,  Oscorum  exeraplum:  quo  duce 
geminationem  Accius  ascivit,  ubi  ab  illis  geminari  satis  inter 
unmes  constaret:  uon  est  ausus  asciscere,  ubi  novandi  peri- 
calo  ne  ab  illorum  quidem  auctoritate  quicquam  praesidii 
paratum  esse  videretur.  Nou  potueraut  autem  Ortci  gemi- 
nare  qua  littera  carebant:  contra  et  A  et  £  et  V  geminaHse, 
iiem  cxclusa  I  vocali^  Mommsenus  docet  dc  dialectis  libro 
p.  211. 

Quae  si  ita  sunt^  quid  esse  caussae  putabimus  cur,  cum 
in  reliquis  Accium  videamus  non  tam  opposuisse  inventa  sua 
pristinae  consuetudini  qnam  ad  eam  dedita  opera  aceommo- 
dasse  potius^  iamen  non  susceperit  more  maiorum  probatam 
OV  diphthongum,  qua  antiquitus  notari  longam  u  vocalem 
eommunis  opinio  est?  Ea  autem  ipsa  opinio  auctorem  sane 
Marium  Yictorinum  habet;  sic  testantem  p.  2459  P.  12  (r.: 
qt(od  apud  Ulos  (Graecos  dicit)  iunctum  u  litterac  o  facit  sylla- 
'^m,  nostri  eHam^  quotietis  eiusdem  soni  longa  syllaba  scrihenda 
mdjet  ipsi  ctdiungdMnt  o  litteram  Qitterae  perperam  vulgatur): 
^nde  scriptum  legitis  Loucetios  nountios  et  loumen  et  cetrra.  - 
i^ed  eadem  tamen  graviores  etiam  Mariana  auctoritate  dubita-  34 
tiones  habei  Ac  primum  animum  advertit  magna  non  tam 
ipsius  raritas  scripturae,  quam  vocabulorum  paucitas  eaiu 
passorum.  Velut  cur  non  VIRTOVTEI  MINOVCI  PECOV- 
NIAM  NOVGES  SOLOVTO  POVRGATOS  FOVFIDIVS 
FORTOVNATA  MATOVTAE  scriptum  est  in  eisdera  mouu- 
loentis  illis  cap.  I  commemoratis,  in  quibus  praeter  singu- 
laria  XOVND  ADIOVT  FOVLV  CLOVAC  undeciens  FOVR 
redit,  qnater  DOVC,  ter  LOVC,  ter  (XOVL,  quater  PLOV, 
item  bis  POVBL?  ut  mittam  frequentatas  lOVSS  lOVR 
lOVD  syllabas.  Vnde  profecto  in  promptu  est  conicere,  cer- 
tas  vocabulorum  stirpes  quasdam  exstitisse  propriam  sibi 
^^^  litterarum  societatem  suapte  natura  et  origine  vindican- 
tea.  Deinde  cum  exploratissimum  sit  antiquiorem  o  vocalem 
tessisse  recentiori  w,  non  autem  contraria  via  linguam  ab  u 


158  MONVMENTA    EPIORAPHICA   TRIA. 

ad  0  progressam  esse,  qui  illud  expedies  quod^  si  POVBLI- 
COS  et  FOVLVIVS  et  NOVNTIARE  tantundem  valuerint 
atque  publicos  Fulvius  nuntiare^  tamen  non  ad  haec  ab  illis 
transitum  est  scribendo,  sed  aetate  mediae  fuerunt  poplim 
Foluim  nontiarc  formae?  Nam  prius  POPLICVS  quam  ;)«;)- 
licus  vel  puhlicns  fuisse  supra  apparuit;  FOLV^IVS  ant^ 
Fuliiius  habes  in  anni  G25  (non  622)  Aeclanensi  I.  R  N. 
1094*);  nuntiare  autem  non  ante  medium  saeculum  septimum 
scribi  coeptum  est,  quando  NONTIATA  est  in  SC.  de  Tibur- 
tibus,  rfewONTIARI  in  aero  Bantino,  PKONON/iW/o  PKO- 
NONTIATO  PRONONTIARIT  in  lege  repetundarum  §  12.13. 
item  PRONONTIATVM  et  .  .  .  ONTI  .  .  .  in  earum  le<rum 
fragmento  nunc  Florentino  [C.  I.  L.  I  n.  207.  208;  P.  L.  M.  E. 
tab.  III  A,  Ii]f  quaa  miro  commento  ad  Cn.  Pompeium  et  ('. 
lulium  a  Klenzio  relatas  alibi  fMusei  Rhen.  t.  VIII  p.  481 
=  Opusc.  II  p.  625]  dixi  circa  idem  cum  ^Servilia'  temjMi:^ 
factas  videri,  apud  Maffeium  Mus.  Ver.  p.  3G5  et  Marinium 
Act.  fratr.  arv.  p.  40.  Idem  in  CLOVACA  cadit,  cuius  m 
locum  primo  cloaca  (ut  Clmcina)  substitutum  est,  hoc  demuin 
in  clnaca  (Mar.  Vict.  p.  2460)  Cluacina  abiit:  nisi  quod  ea 
forma  tralaticiae  illi  opinioni  de  aequante  longam  u  scriptura 
OV  praeterea  eo  fortiter  repugnat,  quod  ne  habent  quidem 
j)roductam  n  vel  o  vocalem  clnaca  cloaca  nomina.  Hiiec 
igitur  oninia  cum  ex  u  dorivari  prorsus  recusent,  tum  unum 
nomen  est  quod  indidem  multo  etiam  minus  nasci  potuit: 
nam  qui  quaeso  illud  factura  dices,  quod  e  CLOVLIVS  nei' 
(^lulius  nec  Clolins  prodiit,  sed  valde  discrepans  Cluilins  vel 
CloeVms  forma? 

Ilis  quae  exposui  curiosc  perpensis  satis  iam  confiden- 
ter  amplector  quod  modoste  Mommsenus  coniecit  de  dial. 
Ital.  }).  217  sq.,  non  unius  simplicis  voealis  loco  illam  es^e 
OV  scripturam,  sed  ex  o  vocali  et  v  consonanti  compositam 
syllabam.     In   quam   partem   plurima  exempla  fehcissimo  ut 

*)  [Vide  C.  I.  L.  I  n.  5f>4.  555;  P.  L.  M.  E.  tab.  LV  T /);  ff 
Knarr.  p.  49:  'limituiu  Gracchanorum  cippos  in  agro  Aeclanenrii  rei^rlCN 
(juoH  ad  auuum  u.  c.  G25  refereudos  esse  iam  Mon.  epigr.  tr.  p.  -^* 
siguificabam,  apparot  haud  sauo  usitiitam  pro  eius  temporis  cousucta- 
diiie  et  scriptura»'  et  8crmoui!=;  vetustatem  servare.'     C.  W.J 


V0CALE8   GEUINATAE   ET   L.   ACCIVS   QUAUUAT1CV8.       159 

arbitror  cesssacu  ipse  interpretatus  pauca  aliis  expedienda 
reliquit  Non  pro  fluio  confluont  esse  in  decreto  Genuati  s5 
FLOVIO  CONFLOVONT  formas,  sed  pro  flovio  conflotont, 
Don  magis  qui  sapiat  negabit  quam  pro  VUrovius  loventio- 
nm  lovei  accipienda  esse  quae  in  I.  R.  N.  1957  [C.  L  L. 
I  n.  1227;  P.  L.  iL  E.  tab.  LXXVII  B];  in  aere  Genuati,  in 
decreto  pagi  Herculanei  [C.  I.  L.  I  n.  571;  P.  L.  M.  £.  tab. 
LXV]  VITROVIVS  lOVENTIONEM  lOVEI*)  scripta  sunt 
CQm  similibns  multis,  non  pro  Viiruius  lucntionctn  luei: 
tametsi  aliquando  etiam  FLVIO  esse  positum  8cio  h.  e. 
tamen  flHio,  non  fluio,  pariterque  lucntius  TacuiuSy  ut  nous 
mm  pro  novos  aevom:  tum  quidem,  cum  mallcnt  u  vocali 
quam  obsoletiore  o  uti  et  tamen  vitare  vel  uv  vel  t>ti  litte- 
rarum  concursum.  Eandem  condiciouem  CKse  BOVOS  formae 
apparet,  qnater  nist  fallor  hodie  exstantis:  iu  vetuHtissimo**) 
tituIo.Lucano  L  R.  N.  299  [C.  I.  L.  I  n.  1258;  P.  L.  M.  E. 
tab.  UX  F]  ?dBREIS  SOVEIS,  in  antiquiore  otiam  ut  vide- 
tur  epigrammate  Amitemino  5882  (Or.  2G23  [C.  L  L.  I  n. 
1297;  P.  L.  M.  E.  tab.  XLIX  G\)  SOVEIS  NVGES,  in  Ro- 
mano   Gruteri   p.   769,   9   (Or.   4848   [i\  L  L.   I  n.   1007J) 

^  GenetiTas  hic  est  a  nominativo  loriuSy  quem  recona  consneindo 

Iunu$  efFerat,  ductus  ab  iotando  h.  e.  iuvando.    Nam  praet«*r  rationem 

lOVEI  illad  in  decreto  pagi  Jlerculanei  Goetilingius  p.  7  interpretaiur 

/orts  genetiTnm,  qnod  fieri  nullo  modo  potest.    [Cf.  P.  L.  M.  K.  Enarr. 

p.  58:  'lOVEI  V.  2.  7  fieri  nnllo  modo  poteat  ut  loris  interpretere  cum 

Ooetilingio  p.  71:   lovium  compagHm  dici  quasi   aliquem  Genium  com- 

vnunem  MommBeno  dnce  (indicis  p.  466)  significavi  Mon.  epigr.  tr.  p.  35 

mId.:  nt  ■ubfliantiTi  nominis  naturam  idem  Tocabulum  induerit  qnod 

pro  adiectivo  est  in  MAGISTREIS  -  VENERVS  •  lOVIAE  verbi»  tituli 

Capaenais  tab.  LXIII  A,^    C.  W.j    Ncc  ipse  nnnc  teneo  quod  in  specalo 

EtriMco  [P.L.  M.  E.  tab.  IG,  C.  I. L.  I  n.  66]  scriptum  lOVEI  nuper  volui 

[de  titolo  Mumm.  p.  XVI  (aupra  p.  110)]  lovis  (idque  noniinativo)  ende, 

^  Ottoni  lahnio  cedo  dativnm  subtili  ratiocinatione  defendenti  comm. 

(le  cista  Ficoroniana  p.  68.     [Cf.  Enarr.  p.  3  et  Suppl.  Eoarr.  p.  99,  ubi 

Wc  scripsit  Ritschelias:  'quod  lOVEI  interpretatus  lum  dativum,  ne 

DQDc  quidem  muto.  Nec  enim  vel  de  hac  forma  vel  de  ALIXENTROM 

^  F  atque   DTOVEM  tab.   XI  M   Buechelerus   persuasit  nominativoR 

po^  alio8  interpretaufl  omnes  Musei  Rhen.  t.  XV  p.  444  sq.'     C.  W.] 

**)  [Cf.  P.  L.  M.   E.   Enarr.  p.  62:   'VetuBtiHsimam  cum  dic(*bam 

TegiaDensem  Mon.  ir.  p.  36,  non  poHt^^riorem  certe  anno  620  cogitabam.' 

^-  W.J 


IGO  MONVMENTA    EPIGRAPniCA    TRIA. 

CORDE  SOVO,  in  lege  repetundaruiti  §  13  QVOM  SOVEIS 
VIAT0111BV8.*)  Quamquam  enim,  hoc  si  per  se  solum 
spectetur,  non  inepte  quispiam  siios  formam  cum  aliunde 
defensum  eat  (de  qiio  alibi  dicetur)  tum  permiri  tituli  Caiii- 
pani  3789  [Cl  I.  L.  I  n.  1242;  R  L.  M.  E.  tab.  LXXlTl 
scriptura  KVFA  DIANAE8  SIBl  ET  COINVCI  SVVO 
utatur  in  eandem  partem,  tamen  nec  in  Amiternino  carmine 
pro  una  syllaba  esse  posse  spondiacum  sneis  vocabuluin 
videtur,  nec  iambum  non  flagitat  Romanus  titulus: 

Plouruma  que  fecit  populo  soueis  gaudia  nuges: 
Suom  mareitum  corde  deilexit  souo. 

Non  alia  autem  ratioue,  atque  qua  extrita  v  littera  conflovoni 
transiit  in  confloont,  hoc  in  confluonf,  vel  sovos  (per  soos)  in  sms, 
e  clovaca  factum  est  cloaca,  ex  hoc  cluaca:  a  quorum  societate 
neminem  esse  puto  qui  CLOVATIVS  CLOVATIA  nomina 
separet  in  titulis  Pompeiano  Allifanoque  I.  R.  N.  2377.  4795 
et  Gruteriano  p.  GGO,  3  reperta  [C.  I.  L.  II  n.  545],  quae  per 
Cbatius  (non  exstans  hodie)  transiere  inCLVATIA  CLVATIVS 
in  Canusino  G89,  Gruteriano  p.  302,  1.  Proficiscuntur  haec 
omnia  a  simplici  clov  stirpe:  unde  primum  CLOVIfis  factumin 
nummis  eius  gentis,  pro  quo  postmodum  Cluvius  forma  incre- 
bruit,  cuius  rursus  vicaria  C^LVIVS  exstitit  aliquotiens  rediens 
apud  Gruterum,  pertinens  ea  ad  illuj  genus  cuius  est  Paciwts. 
36  Huic  par  est  ab  obsoleto  Clovcntius  ductum  GLVVENTIVS 
ot  elisa  v  CLVENTIVS  eis  I.  R.  N.  exemplis  quae  in  Momra- 
seni  indicibus  p.  421  consignata  habes.  Quo  cum  praetemi 
Ctuvienus  accedat,  non  est  profecto  uUo  modo  incredibile 
etiam  Clovilius  nomen  exstitisse:  e  quo  ut  suppressa  v  natum 
est  Cloilius  [vel  Cluilius]  vel  Cloclius,  ita  suppressa  ut  iu 
aliis    i   littera    fiebat    Clovlius**):    qua    quidem    cognatioois 

*)  [Cf.  P.  L.  M.  E.  Enarr.  tab.  LXXII  A,  qua  repraeseniatur  tituln.- 
Vaticanus  C.  I.  L.  I  n.  588:  'SOVOM  formam,  in  cuius  locum  indiligeDt 
eaitor  Franzius  C.  1.  Gr.  5881  SQVOM  Bubstituit  auctore  nimirum  OsaDiio, 
qnintiim  adde  quattuor  eius  scripturae  excmplis  in  Mon.  epigr.  tr.  p.  35 
compositis.'     C.  W.] 

**)  [Exenipli  sui  margini  adscripsit  Rit^chelius  haec  verba:  '\if'' 
mehr  zuerst  CLOVLIOS,  wie  ViNCLOM,  dann  Clovilius,  dann  CM^- 
C.  W.J 


VOCALES   UEMINATAE    ET   L.   ACCIV8   GRAMMATICVS.        161 

ratione  patefacta  vides  harum  difficultates  formarum  omnes 

complanari.      Eademque   via    haud   scio   an   iure   nostro   ad 

expediendam   PLOIKVME    scripturam    utamur    quae   est   in 

Seipionis  Barbati   f.  sepulcro:   nam  cum  PLOVS  sit  in   HC. 

Je  Bac,  PLOVKVMA  in  eo  cuius  paullo  ante  mentio  facta 

epigrammate,  ordiendum  videtur  a  pristina  quadam  ^dmuru- 

nm  (vel  etiam  antiquiore  plaviiimfws)  forma,  unde  vel  r  vel 

I  extrita  vel  ploirufnos   fieret  vel  plovmmos.     Neve   anperi- 

tatem  iunctarum  vr  sonorum  reformides,  reputandum  est  nou 

reformidasse  linguam  ipsam  maiorem  Mavrte  formae  a8peri* 

tatem  extrusa  ut  videtur  o  vocali  natae,  quae  in  Furii  titulo" 

illo  Tusculano  exstat     Itaque  nec  Fovrios  est  quod  magno* 

pere  mirere,    nec   Fovlvios    nimiae    esse    offensioni   patiere. 

Quod    qui    tandem    possis   omnino,    cum   in  haud   suaviore 

NOVNDINYM    forma    consonantem    esse    V    litteram    ipsa 

ratio  compositi  e  novem  et  dies  vocabuli  arguat?  Item,  quio- 

quamne    esse   manifestius    potest,    quam    ex   adiovare  verbi 

frequentativo  adiovitare  prodiisse  adioviare^i  PauUo  alio  modo, 

dupliciter  moUito  consonantium  concursu,  ex  iovbco^  quod  SC. 

de  Bac.  testatur^  aut  ich-  relictum  est  quod  mansit  in  iubeOy 

aut  ior-  quod  cum  d  vel  r  coiit  in  imdico  et  iovro:    sed  hoc 

tamen  discrimine  ut,  cum  illic  prorsus  extrusa  r  littera  nul- 

lam  sui  vestigium  reliquerit^   eiusdem   hic  iactura,  ut  saepe 

factum,  producta  vocali  ita  compensaretur  ut  per  iodico  ioro, 

quae  nunc  non  exstant,  transiretur  ad  iudico  iuro:  quaniquam 

illud  facile  largiar,  multo  prius  haec  per  u  pronuntiata  esse 

qaam  scribi  OV  desitum  est.     Cum  autem  duplicem  omnino 

iu  talibus  viam  lingua  probaverit:    aut  ut  vocalem  producat 

elisa  consonanti;   aut   ut   hanc   adsimilet   insequenti    couso- 

nanti:  velut  e  red-latum  aut  est  relatum  factum  aut  rcUatum, 

nisi  quidem,  ut  in  iuheoy  prorsus  prior  consonans  intercideret 

iu  rtlaJtum:    cogitari   potest   etiam    hoc   tieri    potuisse    ut   e 

^iMim  vel  povplicos  non  tantum  poplicus  jntplicus  puhlicus 

nascerentur   expulsa  v  ut  in    idbco   iuhcoj   sed  etiam,  ut   in 

^ilico  iovro,   expulsa  labiali  littera  povlicus,  hoc  autem  ad- 

similando  transiret  in  poUicus  pullicus :  nisi  tamen  verendum 

^t  ne  ab  unius  Plautini  codicis  quamvis  praestantis  fide  non 

Batis  praesidii  tam  singulari  formae  paratum  sit    Quamquam 

ra.  &ITICIUBU1   OPV8CVLA   IV.  11 


162  MONVMENTA    EPIGRAPHICA    TRIA. 

37  oubev  ^ct'  dTTuufiOTOv  in  hoc  genere  universo.  Tantum  essp 
in  propatulo  video,  disparem  in  j^opulus  et  publicns  atqiu» 
adeo'  iniplicus  Plautino  prosodiam  non  aliunde  nisi  ex  po 
pendere,  quod  illic  prorsus  exempta  est  v  consonans,  bic 
eadem  vim  suam  cum  ea  quae  praecedit  vocali  communi- 
cavit  eoque,  ut  longa  e  brevi  fieret,  effecit.  Superest  ut  in 
aliis  sociatarum  OV  litteranim  exemplis  v  consonantis  firma- 
mentum  certisaimum  ex  Oscorum  sermone  petiisse  Momm- 
senum  narrem.  In  quo  ut  suveis  suvad  siviim  sium  formae, 
ad  quarum  similitudinem  proxime  accedit  in  lingua  Sanscrita 
stva,  in  Graeca  cqpoc,  aequant  Latinorum  soros  sovom  formas, 
item  xXoFaTOC  in  vase  Lucano  incisum  (apud  Mommsenum 
p.  270)  latinum  Clovat(t)iis  nomen:  ita  Tovtia  in  titulo  Corano 
scriptum  lucem  e  nobili  Oscae  linguae  stirpe  fuvt-  accipit 
publwum  significante  (cf.  Mommsenum  p.  304),  quicum  et  San- 
scritae  tdtvat  formam  et  Latinae  totus  congruere  perspectum 
est.  Indidem  arcessitam  luvlc-  stirpem,  cum  aliis  exemplis  tum 
his  liivkanateis  XouKavofi  a  se  inlustratam  p.  273,  Momm- 
senus  adhibuit  latiuis  LOVC  explicandis:  quo  et  Ijovrina  et 
Lovcana  et  a  Victorino  prolata  Tjovcetios  et  lovtneny  ortum  id 
quidem  e  hyvancHy  pertinere  iiitellegitur,  vix  recte  tamen  etiam 
jwlovcta  refertur.  Huc  adde  e  nuvhrinum  (vel  rectius  cum 
Mommseno  p.  283  nuvlcrinum  ut  videtur)  explicandum  Nov- 
ceria  nomen,  per  mediam  quae  evanuit  Noceria  formam  trans- 
gressum  in  Nuccria:  quod  contra  e  nuvla  procreatum  NoJa 
in  0  vocali  subsistens  non  est  ad  Nula  progressum.  Haec 
autem,  quae  sunt  Novcnia  et  Nola  \\.  e.  tamquam  Novelh, 
ut  dubitari  nequit  quin  originem  ducant  ab  eo  quod  est 
novt(Sf  unde  etiam  Novariae  Novanac  Norltac  Nursiae  nomina 
repetenda  esse  Mommsenus  persuadet,  ita  eiusdem  stirpem 
adiectivi  nemo  non  agnoscat  in  novntiarc  verbo,  quod  in  lioe 
genere  Victorinus  numerat.  Kestat  igitur  unum  dovcerc  ver- 
bura:  cuius  radix  num  item  v  sonum  proprium  sibi  antiqui* 
tus  habuerit,  de  quo  vix  esse  dubitandum  videtur,  fortasse 
edocere  nos  poteruiit  si  qui  a  multiplici  linguarum  inter  se 
comparatarum  apparatu  instructi  bene  mereri  de  his  litteri^ 
volent.  In  quibus  illi  plus  nostra  sententia  proticient,  si, 
quid  tandem  instituisse  at(|uo  prol^asse  antiquitas  curiose  per- 


TITVLV8   ALETRINA8.  163 

vestigata  deprehendatur^  a  philologis  discere,  quam  fasti- 
diosius  cavillari  philologos  maluerint,  e  Schneideri  rivulis 
suos  irrigare  agellos  contenti.  Quibus  ut  illud  debeo,  quod 
ifovius  et  canflovofit  finitima  esse  Sanseritae  phtca  radici  et 
latinae  pluuia  voci  intellexi,  ita  ab  eisdem  percupio  alia  in 
boc  genere  doceri^  quod  equidem  non  potuerim  nisi  testi- 
moniorum  fide  inlustrare  et  quibus  memoriae  finibus  circum- 
scriberetur  explorare.  Qua  tamen  via  cum  fieri  nequeat  quin  m 
saltem  pars  verae  rationis  eaque  non  minima  patefiat,  non 
nimium  audere  videbor^  cum  multo  plura  OV  scripturae 
eiempla,  si  plus  monumentoriim  superesset^  repertum  iri 
dixero.  Qaalia  futura  sint,  ut  exemplis  utar,  LOVCIVS 
lOVNIOR  ROVINA  MOVTARE  PROVDENS  TOVTVS 
AVSCOVLTO  NOVLO  NOVMEN  NOVNCVPO,  item  NOV- 
RAM  pro  noram:  ut  non  miraturus  essem,  si  VOVRAT 
potiofl  quam  bisyllabam  mensuram  aequans  VOVERAT  in 
Tersiculis  tituli  Mummiani  scriptum  esset.  Sed  tacere  quam 
hariolari  praestat. 


II.     De  titulo  Aletrinati*) 

(accedit  tabula  lithographa  **).)• 

Aletrinatium    sive  Alatrinatium   titulum   in   honorem  L.  ni 
Betilieni   L.  f.  Vari   factum  cum  nec  Celsus  Cittadinus,  nec 
Gxxitenis  p.  171,  8  quamquam  a  Smetio  acceptum,  satis  dili- 
genter  ediderint,  ad  archetjpi  fidem  exemplo  lithographo  ita 
imitandum  coravimus,  ut  de  vera  lectione   nihil  iam  dubi- 


*)  [Prooemiiun  indicis  scholanun  hiberoaram  BoDnensium  aimorum 
CIDIOCCCLII  et  LIII;  noa  cnm  programmate  academico  eiusdem  anni 
1852  'de  miliario  Popilliano  dequo  epigrammate  Sorano'  foras  datum  est 
iaUbeUo  ^Monnmenta  epigraphica  tria.  Berolini  1852'  addita  singalari 
i&scriptione  hac:  ^De  titnlo  Aletrinati  commentarius  F.  Kitschelii'. 
Vide  nnnc  C.  I.  L.  I  n.  1166;  P.  L.  M.  E.  tab.  LII  B  et  Enarr.  p.  46  sq. 
«t  105;  cf.  'Bollettino'  1866  p.  66.     C.  W.] 

**)  [Tabula  VI  eadem  ett  atque  P.  L.  M.  E.  teb.  L    C.  W.] 

11* 


1G4  MONVMENTA    EPIGRAPHICA   TRIA. 

tationis    relictum    sit.      Quamquam    laudandus    est  Orellius, 
quod  hunc   quam   illum   sequi  maluit  n.  3892,  cum  meBdo- 
runi  multitudinem  Celsus  non   sit  eo  compensare  credendus, 
quod  versus   noni  initio  LACVM  exhibuit  pro  eo  quod  oum 
Jipud  Gruterum  tum  in  ipso  nunc  lapide  est  .  .  CVM.   Qnae 
syllaba  etsi  illis  littoris  rectissime  suppletur,  ut  nec  de  AR- 
CVM  nec  de  CIRCVM  cogitandum  sit  cum  aliis:  laats  eiiim 
halhiearius  et  lacus  ad  portayn  discemuntur:  tamen  Celsi  iUod 
coniecturae  deberi,  non  maiori  olim  lapidis  integritati,  facil? 
hinc  perspicitur  quod  nihil  nisi  CVM  syllabam  saeculo  XVI 
Smetius  vidit,  proximo   demum  saeculo   Celsi  liber  Venetii^ 
prodiit  sic  inscriptus  ^Trattato  deir  origine  della  volgarc  liii- 
gua',  qui  iteratus  ost  in  'Opere  di  Celso  Cittadini . . . .  raceolt* 
da  Girolamo  Gigli'  Romae  a.  1721  editis,  ubi  cap.  IX  p.  27sq. 
huius   exemphim  inscriptionis  positum  est     Quamquam  pr«)- 
ximo    versu    integram   PORTAM    vocem    cum    Celso    etiam 
Smetius  prodidit.     His  vero   longe  gravius  hoc  est,  qu<^  in 
eiusdem  versus   exitu   non  ADOV,  sed  ADQV  scriptum  esse 
nunc   demum    apparet:    quod    esse   ADQVE    legendum,  AE- 
DVOM  autem  pro  arcc  dictum,  Mommseno  Henzenoque  coram 
patuit.     Id  tamen  ne  forte  antique  scriptum  pro  at^pte  pute? 
et  cum  in    praepositione  construas,    vel  illud    satis  monere 
IV  potest,  quod  testibus  monumentis  non  magis  antiquior  aeta? 
in  coniunctione  ADQVE  scripturam,  quam  contrariam  in  AT 
praepositione    vel    APVT    SET  HAVT   IT   ILLVT   vocibu? 
novit.*)  Vt,    qui  Bentlei    exemplo  has  formas  libris  suaden- 
tibus   in  Plauto   atque   Terentio   probant,  faciant  id  quidem 


*)  [Cf.  P.  L..  M.  E.  Enarr.  p.  105,  ubi  haec  scripsit  RitBchelimc 
'Tituli  Aletrinatis  v.  10  sq.  verba  AQVAM  •  IN  •  OPIDVM  •  ADQVE  • 
ARDVOM  cum  Mon.  epigr.  tr.  p.  III  inter])retatuB  essem  aquam  i»» 
oppidam  et  ad  arduom  h.  e.  arcem,  post  vidi  qui  simpliciter  dicta  pro 
in  oppidum  atque  arduom  acciperet.  Quod  quidem  vel  eo  diaplic<*t 
quod  ADQVE  pro  ATQVE  scripturam  certum  est  minime  vetMtioreni 
esse,  sod  circa  Augustea  demum  tempora  invectam.  Qaam  ne  in  ReA- 
tino  quidem  titulo  illo  anti<iuis8imo  (C.  I.  L.  I  n.  612),  quem  tractavi 
comm.  de  tit.  Mumm.  p.  IX  (supra  p.  97)  sqq.,  mihi  probari  signifc- 
cavi  Enarr.  p.  43,  utpot^  unius  Manutii  ACQVE  exhibentis  pertenai 
fide  nitentem.'     C.  \V.] 


T1TVLV8    ALETRINAS.  165 

non  sine  aliqua  ratione;  sed  tamen  ipsorum  poetarum 
manam  nequaquam  redintegrent,  verum  grammaticorum 
disciplinam  sequantur  liberae  rei  publicae  temporibus  re- 
centiorem. 

Sed  nec  in  his  nunc  morari  animus  est  nec  in  rerum 
explanatione  versari;  quantumvis  notabilem  esse  censurae  in 
Aletrinatium  municipio  memoriam  scianL  Yerum  quod  iden- 
tidem  tamquam  praeteriens  dixi*),  non  posteriore  aliquo  tem- 
pore  septimi  saeculi  potius  quam  circa  ipsum  annum  620 
scriptum  esse  titulum,  id  videor  tam  probabili  ratiocinatione 
persuadere  posse,  ut  hoc  velut  corollario  supplere  nuperas 
dispatationes  constituerim.  Et  a  superiore  quidem  aetate 
separat  eum  vocalium  in  VAARVS  et  8EEDE8  geminatio, 
cuius  nullum  ante  annum  620  exemplum  exstat:  ab  ali- 
qaanto  posteriore  cum  alia  multa  quae  deinceps  persequar, 
tum  non  geminatarum  usus  consonantium,  quod  genus  pauUo 
etiam  subtilius  quam  adhuc  feci  definire  licet.  Etenim  non 
est  geminatum,  si  ab  uno  eoque  singulari  exemplo  recesseris, 
ante  Ennium;  promiscue  vel  geminatum  vel  non  geminatum 
inde  ab  anno  circiter  580  h.  e.  paullo  ante  mortem  Ennii 
qui  a  585  obiisse  perhibetur;  saepius  geminatum  quam  non 


*)  [Cf.  Bupra  p.  132. 133.  Muaei  Rhcn.  t.  XIV  (infra  n.  XIV)  p.  381  sq. 

et  P.  L.  M.  £.  Enarr.  p.  46  sq.,  ubi  haec  scripsit  Ritschelius:  'Qaod  circa 

aDDQm  620,  sed  tamen  post  factnm  (titulum  Aletrinatem)  dixi,  id  gra- 

Tiasimo  sane  argamento  infringeretnrf  si  vemm  esaet  qnod  Garmccias 

affirmaTit  in  «Bollettino»  Rom.  a.  1859  p.  61,  longinscula  I  littera  OM- 

NIS  vocabalum  versu  5  scriptam  eaae.  Quod  car  ita  esso  non  crederem, 

cxplica?i  Masei  Rben.  t.  XIV  p.  381.   Veram  ex  eo  tamen  tempore  ali- 

qoid  mihi  scrapnli  praeter  ezspectationem  lo.  Baptista  de  Rossi  iniecit, 

qiii  cam  in  itinere  Rhenano  Bonnam  nuper  Yisitaret,  comiter  ut  aolet  me 

^onoit  non  yideri  titulum  illum  nisi  posteriore  tempore  aliqao  in- 

Btaotatam  nunc  haberi.  Cui  cum  ego  litteraram  formas  opposuiBsem  in 

antiqiiiora  tempora  saecoli  VII  conYenicntes  at  qaod  maxime,  ille  ta- 

men  ipgo  inspecto  lapide  opus  esse,  at  aetas  scriptarae  recte  aestimare- 

tnr,  respondit  Itaqne  nt  cavssam  essc  ampliandam  largiar,  tamen  fateor 

etiam  plos  RoBsiano  iudicio  me  tribaturam  faifise,  nisi  simul  Manimi- 

UQm  qaoqne  titulum  tabalao  saperioris  sibi  Yideri  restitatum  signi- 

acaBset:  caioB  priscam,  quam  ipse  profitetar,  aetatem  meo  sensu  satia 

citra  dabitationem  tamquam  rigor  quidam  vetustatis  ponit  in  fignraodis 

litterig  congpicaufl.'    C.  W.] 


166  MONVMENTA    EPIGRAPHICA   TRIA. 

geminatum  post  aiinum  G20 ''*');  coustaiiter  geminatum  paucis- 
simis  exceptis  vetustioris  moris  reliquiis  paullo  post  annum 
640.  Et  primae  quidem  aetatis  singulare  exemplum  illod 
INNAD  dico  Romae  insculptum  aniio  540  [C.  I.  L.  I  n.  53C>; 
VI,  1  n.  1281]:  quod  cum  olim  addubitassem  [tit  Mumm. 
p.  IV,  supra  p.  88J,  post  intellexi  eandem  a  graeco  nomioe 
veniam  habere**)  quam  in  alio  genere  vergente  saeculo 
sexto  [C.  I.  L.  I  n.  35;  P.  L.  M.  E.  tab.  XL  G]  incisum 
ANTIOCO  h.  e.  Antioctm,  vel  anno  adeo  662  ARCHELAO^f 
in  Athoo  titulo  quem  nuper  [de  mil.  Pop.  deque  epigr.  Sor. 
p.  28  (supra  p.  149)]  publicavi,  postquam  iam  exeunte  quinto 
saeculo  0  Htterae  in  altera  declinatione  usus  desierat.*** 
Ceterum  singulare  INNAD  illud  dixi,  quod  de  SEFFI  forma 
in  mirabili  illa  codicis  Gudiani  inscriptione,  quam  in  libru 
V  de  dialectis  p.  364  Mommsenus  posuit,  nimis  incertum  est 
iudicium.  Secunda  autem  aetas  cum  a  piima  invalescenti» 
auctoritatis  Enniaiiae  discrimine  distineatur,  non  esse  nimis 
mirum  puto  quod,  cum  in  SC.  de  Bacanalibus  anni  568  uum- 
quam  gemiuatum  esset,  constanter  id  factum  est  in  ^C.  de 
Tiburtibus  quod  exeunti  ferme  saeculo  VI  tribuendum  con- 
ieci,  siquidem  hoc  litteris  consignari  ab  aliquo  potuit  qui 
Enniauae  doctrinae  sese  addixisset:  nisi  forte  uon  ipsa  vetus 
tabula  fuit  quam  nunc  deperditam  Fulvius  Vrsinus  et  En- 
nius  *  Quirinus  Viscontius  viderunt  edideruntque ,  sed  post- 
modum  instaurata.f)  Ceterum  secundae  tertiaeque  aetati^ 
exemplis  in  commentario  Mummiano '  p.  IV  [supra  p.  8^] 
compositis  addi  possunt  CINA  e  cippo  miliario  I.  R.  X. 
6243  anni  627  [C.  I.  L.  I  n.  558;  P.  L.  M.  E.  tab.  LVI  Jj, 
C-FANNI-M.F  ....  COS  ex  inedita  Romana  anni  6:):' 
[C.  I.  L.  I  n.  560;  P.  L.  M.  E.  tab.  LVI  C^J:  quando  am- 
bigua  sunt  breviata  FLAC  et  (iRAC  nomina  in  Aeclanensi 
L  R.  N.  1094  [C.  I.  L.  1  u.  554.  555;  P.  L.  M.  E.  tab. 
hV  C  b  Dh\  anni  625.  E  quarta  aetate  perraris  omissae 
geminationis   exemplis    accedunt,  ut  dubia  in  lege  Puteolaiia 

*)  [Cf.  Musei  Rhen.  t.  XIV  (infra  u.  XIV)  p.  299.  '  C.  W.] 
**)  [Vide  Musei  Rhen.  t.  IX  p.  17  (iufra  p.  232)  adn.     C.  W.i 
***)  [llaec  retractata  sunt  ibid.  p.  16  (231)  sq.     C.  W.] 
t)  [Vide  Musei  Rhen.  t.  IX  p.  160  (infra  p.  229  adn.)    C.  W.] 


TITVLVS   ALETRINA8.  167 

il.  II  N.  2458  [C.  I.  L.  I  n.  577;  P.  L.  M.  E.  tab.  LXVIJ) 
BLOSIVS*)  inque  Mariniana  Inscr.  Alb.  p.  3  [C.  I.  L.  I  n.  693, 
I'.  L.  M.  E.  tab.  LXXI  A]  POPILI  mittam,  ex  Orelliana  569 
(('.  L  L.  I  elog.  X;  VI,  1  u.  1283  ftj  anni  662  PEIIPENA,  ex 
Argiva  anni  663  METELO,  si  fides  LeBasio  Inscr.  gr.  et  laL 
fasc.  3  p.  202.**)  Sed  his  multo  dignius  observatu  est,  per 
qaos  tamquam  gradus  quosdam  ad  geminandi  frequentiam 
tertia  aetas  progressa  sit :  quippe  qua  in  aere  Bantino  gemi- 
natom  sit  quater,  non  geminatum  bis:  contra  mira  sane 
consuetudinis  fluctuatione  in  tabula  Genuati  geminatum  cir- 
citer  deeiens,  non  geminatum  plus  viciens  (ubi  quidem,  quae 
8uapte  natura  ambigua  sunt,  in  neutram  partem  valere  volui): 
8ed  iam  in  lege  repetundarum  plus  quadragiens  geminatum, 
non  geminatum  circiter  viciens:  in  agraria  autem  viciens  ter 
non  geminatum,  geminatum  plus  octogiens:  quam  insecuta 
est  magna  geminandi  constantia  illa  quam  Campani  lapides 
I.  R.  N.  3559  sqq.  IC.  I.  L.  I  n.  563  sqq;  P.  L.  M.  E.  tab. 
LXIII.  LXIV  A—F]  prae  se  ferunt.  Ilinc  igitur  fieri  con- 
iectura  potest,  probabiliusne  admoveas  ud  annum  620  an  ab 
eodem  removeas  Aletrinatem  titulum,  in  quo  non  geminatum 
8it  quater  in  MACELVM  OPIDVM  ESE  lOVSIT,  semel  tan- 
tum  geminatum  in  OPPIDO.  Eademque  ratiocinatia  potuerat 
etiam  lapidi  Pollano  adhiberi,  ter  non  geminanti,  geminanti  vi 
nusquam:  quem  nimia  liberalitatc  satis  habebam  anno  640 
priorem  dicere. 

Huc  non  leve  pondus  reliqua  vctustatis  indicia  addunt 
Nihil  sane  tribuani  OV  litterarum  societati  iu  lOVSIT,  de 

*)  [Dc  hac  Bcriptnra  legia  Puteolanac  fefellerat  Ritschelium 
Mommieni  exemplum,  nt  ipse  dixit  P.  L.  M.  K.  Enarr.  p.  61  ad  tab. 
LXX  A.    C.  W.] 

**)  [Est  sane,  nt  docet  exemplnm  P.  L.  M.  E.  tab.  LXX.^ ;  cf.  C.  L  L. 
I  n.  595;  IIL  1  n.  531.  —  Ceterum  yide  quae  BcripBit  Enarr.  p.  61 
Riiflchelins:  'Ad  filinm  C.  Caecilii  Metelli  Caprarii  consuliB  anno  641, 
Macedoniae  praefectum  anno  663,  referebat  BorghcHinB.  De  qna  aetate 
M  satis  constat,  valde  memorabili  exemplo  non  geminatae  liquidae 
METELO  scriptnra  est,  id  qnod  designabam  Mon.  epigr.  tr.  p.  Y.  .  .  . 
Qaamqnam  mnlto  etiam  recentiore  tempore  Bemel  Bcriptnm  esse  TVLI 
coDBtat  tab.  LXXXVI  A  (in  titnlo  Mutinenfli  a.  691  <C.  I.  L.  I  n.  599», 
aUquotienB  incuria  peccatum  nt  tab.  XQUG,  XCIIM.  XClVil6?.'  C.W.] 


168  MONVMENTA    KPIGRAPHICA   TRIA. 

qua  ad  mil.  Popill.  [supra  p.  116  sqq.]  dixi:  quando  illud  ipsum 
vocabulum  et  longe  diutius  per  OV  scriptum  est,  et  per  V 
scribi  coeptum  iam  aiino  613.  —  Nec  magis  in  01  dipL- 
thongo  haerebo  quam  COIRAVIT  ostendit.  Fatendum  est 
sane  in  monumentis  quidem  (grammaticos  nunc  mitto)  anti- 
quiorein  aetatem  ne  novisse  quidem  OE  diphthongum,  sed 
unam  01  servare  in  PLOIKVME  OINO  OINVORSEI  FOI- 
DEllATEI  COMOINEM  OITILE;  fatendum  in  ipso  curare 
verbo,  vel  simili  7nnrf(s  nomine,  V  vocalem  non  ante  leges 
repetundarum  agrariamque  apparere,  itemque  COERARE 
scripturam,  quae  per  totum  saeculum  septimum  frequentata 
mansit  adco  per  magnam  pai*tem  octavi,  post  annum  demum 
(540  usurpari  cooptam  esse  una  cum  finitimis  FOEDERE 
OETANTVR  LOEDOS  MOERVM.  Sed  tamen  hinc  in  con- 
trariam  partem  argumentari  propterea  non  licet,  quod  vel 
post  invectam  V  vel  OE  scripturam  minime  evanuit  01  diph- 
thongus:  quani  iii  lege  repetundarum  leg-eque  agraria  COl- 
PERIT  MOINICIPIVM  OINA  POINICIA  vocabula  tuentiir, 
in  Campanis  titulis  annorum  ()46.  648.  650  [I.  R.  N.  3561 — 64; 
C.  I.  L.  I  u.  565-568;  P.  L.  M.  E.  tab.  LXIII  A—C]  ipsae 
COIRAVERVNT  COIRAVERE  formae  cum  MVRVM  et 
LOIDOS  sociatae,  item  in  Aeclanensi  I.  R.  N.  1119  [C.  I.  L. 
I  n.  1230;  P.  L.  M.  E.  tab.  LXX  C],  qui  vix  recte  ad  belli 
Marsici  tempora  promovotur*),  COIRAVERVNT  cum  MOl- 
ROS  MOIRO. 

Sat  commode  autem  in  eadem  tempora  illud  convenire 
vides,  quod  de  iunctis  in  uno  titulo  HAEC  et  HASCE  formis 
deque  renascenti  circa  anuum  620  bisylhibi  pronominis  usu  in 
capito  de  opigrammatc  Sorano  p.  16  fsupra  p.  132  sq.]  dispu- 
tavi:  quod  etsi  ita  comparatum  est  ut  non  mirer  si  cui  argu- 
tius  euucleatum  videatur,  tamen  testimoniorum  ponderi  rerum- 
que  congruontiae  cedendum  fuit.  —  Certius  de  SENATV 
genetivo  iudicium  est.     Quom  si  qui  animum  inducat  e  lapsu 

*)  [Cf.  miiic  P.  L.  M.  K.  Enarr.  p.  62,  iibi  hacc  Bcripta  sunt:  'Ao- 
chuiensem  F.  K.  N.  1119,  Orell.  5G(»  et  6582,  bic  conlocandum  dini, 
qiiod  non  immcrito  ad  tcrapora  belli  Marsici  refcrri  visus  est.  Qoi^n'^ 
cum  etiam  anti(iuiorem  csse  posse  suspicatus  sum  Mon.  epigr.  tr.  p.  VI, 
vereor  ne  nimius  fuerim.'     C.  W.] 


T1TVLV8   ALETKINAS.  *     169 

lapidarii  repetere  ad  proximam  8  litteram  aberrantis^  ei  de-vn 
mon^randum  crit  umqaam  veterem  lingnam  SENATVS  forma 
ullo  certo  exemplo  usam  esse:  id  quod  prorsus  negandum 
esse  video.  Ac  profectam  illam  a  SENATVOS  genetivo  esse 
satis  Vindobonense  lle  Bacanalibus  monumenttnn  testatur: 
eamque  formam  fuit  qui  suo  usu  instauraret,  si  optimis 
Oudendorpio  teste  codicibus  Suetonii  auscultamus  sic  narran- 
tis  de  Octaviano  Augusto  cap.  87:  Uem  simu8  pro  sumuSy 
ef  domuos  geniiivo  cctstt  sinffttlari  pro  domns  (ponif).  Vbi 
quod  vulgatur  domos,  irrepsit  etiam  in  Marii  Victorini  verba 
p.  2456  (8  G.):  Divus  Augustus  genitivo  casu  huius  domos 
limmo  domuos)  meae  per  o  (immo  uo),  non  ut  nos  per  u 
Uteram  scrip^t.  In  eodemque  antiquitatem  aliquotiens  po> 
stera  aetas  imitata  est^  sed  o  vocali  de  suo  more  mutata 
in  u:  quo  illa  pertinent  in  capite  de  vocalibus  geminatis 
commemorata  p.  29  fsupra  p.  152|  DOMVVS  (CONVEN- 
TVVS)  et  imperante  Alexandro  Severo  scriptuni  TOTIVS 
EXERCITVVS.  Pristinam  VOS  declinationera,  ut  in  nomi- 
nus  nominis,  excepit  VIS  forma^  quae  cum  dempto,  ut  in 
prima,  secunda,  quinta  declinatione,  sibilo  eva^isset  VI^  con- 
trahi  aut  in  V  ut  in  dativo  sumptu  quintaeve  genetivo  dir 
potnit;  aut  in  I  ut  in  populi  dii,  Praeter  haec  enim  quod 
I>er  linguae  leges  fieri  item  potuerat^  ut  eadem  opera  et  con- 
traheretur  et  s  littera  servaretur,  hoc  illud  ipsum  est  quod 
factum  esse  negamus  ante  multo  posteriora  tempora  adul- 
tae  latinitatis.  Nec  tamen,  quae  facta  sunt  anttquitus,  pari 
frequentia  fuere.  Vnum  tantum  VI  terminationis  leve  vesti- 
gium  exstat  in  Ambrosiani  codicis  Plautini  memoria,  SVMP- 
TVI  prodentis  Trinummi  v.  250,  ubi  stmpti  et  numeris  satis 
facit  sane  et  lectum  est  a  Nonio:  item  unum,  quamquam 
certum  ut  puto,  V  contractionis  exemplum  SENATV  in  Ale- 
trinati  titulo  nostro.  Restant  igitur  SENATVIS  et  SENATI 
formae,  quae  ipsae  a  sexto  saeculo  per  maximam  partem 
^ptimi  regnarunt  solae,  sed  hoc  tamen  temperamento  ut 
multo  rarior  sit,  si  ab  uno  Varroue  discesseris,  VIS  quam 
I  terminatio:  quando  largam  de  hoc  geuere  universo  cxisti- 
mandi  materiam  cum  Gellio  IV,  1<>,  Charisio  p.  10  et  40  et 
105  et  116,  Donato  in  Andr.  II,  2,  28  et  Hec.  III,  2,  21, 


170  MONVMENTA    EPIGRAPHICA    TKIA. 

VIII  Priscianoque  lib.  VI   p.  711  sq.  et  718   et    Vll  p.  778  No- 
nius    potissimum   a  p.  483   ad    494   suppeditai     Itaque  eUi 
auuis  sane  Terentius   dixit  Heaut.     II,  3,  46,  semtuis  Cal- 
purnius  Piso  apud   Nonium  p.  484  itemque  C.  Fannius  cos. 
anno   632   oratione  in  C-.  Graechum  apnd  Charisium  p.  116, 
qnaestuis  Novius  Nonii  p.  483,  ut  mittam  ^ucteres^  in  se^iatuLs 
fructnis  fluctuis  ab  Charisio  Gellioque  commemoratos,  tameu 
longe    longeque    latius    per   sextura    septimumque    saeculam     • 
altera   terminatio    patuit.      Qua    et   Plautus    usus    est   con- 
stanter  in  quacsti  tumulti  uicti  senati  sumpti  gemiti,  et  Ennius 
strepiti   tumulti    declinans,   Pacuvius    flucti   aesti  parti  soniii 
t^aecilius  quaesti  stimpti  sonitij  Terentius  quacsti  tumtdti  frncti    . 
ornati  aduenti,   Turpilius  quacsti  tumulti  fructi  sumpti  piscafi    • 
2)orti,  Titinius  quacsti,  Accius  flucti  tumulti  exerciti  aspecti  bidi    , 
salti,  Lucilius  sumptij   Afranius   tunmlti,    Pomponius  qnae^i    | 
tumulti  piscatij  bis  Lucretius  gdi,  Calpurnius  Piso  senaii,  Cato    ; 
fructi,  Sisenna  senati  sonitiy  Sallustius  tumulti  senati.    Atque  iii    i 
hoc   ipso  senatus  nomine   tam  tenax  antiquitas  eius  dechiia-    ; 
tionis  fuit,  ut  vel  apud  Ciceronem  scnati  Charisius  p.  116  Tel    i 
quocumque  is  auctore  usus  est  bis  legeret,  semel  in  deperdiU 
oratione,  seniel  in  divin.  in  Caecil.  c.  5,  ubi  praeter  rationein 
spreverunt  editores,  idemque  iu  epist.  ad  Brutum  I,  2  etiam- 
nunc  exstet.     Quicum    mirificum   in   modum  monumentonim 
memoria    congruit.     In    quibus    EX    SENATl    GONtSVLTO 
(semel  CONSOLTO)  quater  habes  in   Patavinorum  Atestino- 
rumque   terminis  |C.   1.  L.   1   n.  547.   r>4<S;   P.  L.  M.  E.  tab. 
LVIII  A — C\    aiuii    613*):    idem    in    termino    Atestinorum 
Vicentinorumque   anni  610:   DE   SENATI   SENTENTIA  iu 
Orelliana  213r>  \V,  I.  L.  I  n.  632;   P.  L.  M.  E.  tab.  LVI  A'| 
aimi  627**),  cnius  versu  altero  CALVINVS-PR  incisum  est 

*)  [Vide  quae  ad  Mon.  epigi*.  tr.  p.  4  (Bnpra  p.  116  eq.)  adscripU 
Bunt  ex  P.  L.  M.  K.  Enan*.  p    51.     C.  W.] 

**)  [Cf.  Enarr.  p.  50:  'titulum  llonianum,  paruui  e  vero  editum  al» 
Orellio  2135,  nec  TIU  habere  in  tine  versns  alterius  scriptum,  necvclTI' 
vel  TK,  quod  NiblDvo  in  «Analisi  d.  c.  de*  dintorni  di  Uoma»  t.  I  p.  321 
(312  ed.  alt.  a.  liS48)  auctore  Klausenus  tcstabatur  in  libro  de  Aenen 
et  penatibus  a.  1810  edito  p.  1085  adn.,  sed  PR  potius,  pianisaiine  nnot 
(lemum   c  figura  nostra  upi»aret.     Vnde  profectus,  cum  anni  630  con- 


T1TVLV8   ALETRINA8.  171 

in  lapide,  nec  vel  CALVINVS  •  TRI  vel,  ut  est  apud  Klau- 
senixm  Aeneae  t.  II  p.  1085  (tab.  IV,  5),  TR:  ruraus  EX 
SENATI  CONSVLyO  in  decreto  Genuati  anni  637:  denique 
DEVE  SENATI  SENTENTIA  in  lege  agraria  anni  643  §  16. 
Qao  magis  miror  DE  SENATVS  SENTENTIA  omnes  testari 
in  Corana  illa  exstare  (Or.  3808  LC.  I.  L.  I  n.  1149;  P.  L. 
M.  E.  tab.  LXVIII  OJ),  quae  cur  non  possit  posteriori  aetati 
tribui,  dixi  ad  epigramma  Soranum  p.  19  [supra  p.  138]. 
Ad  pristinam  VIS  terminationem  ut  redeam,  eam  unum 
potissimum  Varronem  adeo  in  deliciis  habuisse  intellegimus,  ix 
ut  p^ope  intermortuam  ut  videtur  declinationem  tamquam  ex- 
citasse  ab  inferis  censendus  sit.  E  quo  cum  alterius  formae 
dtto  tantnm  exempla  Nonius  p.  484  sq.  et  492  commemoret, 
stmpti  et  guaestiy  at  ad  solum  Varronem  horum  quae  infra 
posui  insolita  multitudo  refertur:  quaestuis  fluctms  uictuis 
Intduis  exercituis  (sic  enim  de  mutilis  p.  485,  17  verbis 
statuendum)  partuis  graduis  anuis  rituis,  item  domuis  p.  421, 
21.  Vt  eundem  aegre  credam  ipsum  dofpms  genetivum  ite- 
rasse  libro  V  de  lingua  lat  §  162^  ubi  mea  senteutia  domiis 
formam  librarii  obscnraruni  Ceterum  lacunosum  ut  puto 
Victorini  p.  2456  testimonium  prudens  praetermisi  in  hac 
disputatione:  qua  satis  levi  bracchio  a  magistris  tractari  soli- 
tum  de  analogia  locum  pauUo  clariore  in  luce  collocatum 
esse  conicio. 

[Quae  hic  disputata  sunt  aliqua  ex  parte  supplevit  Rit- 
scheliuB  Musei  Rhen.  t.  VIII  (1852)  p.  494  sq.,  ubi  inscripta 
'Der  Genetiv  senati^  haec  leguntur: 

^Dass  die  Form  senati  im  ganzen  Verlauf  des  7ten  Jahr-  vh 
kunderts  die  weit  vorherrschende  in  Vers  und  Prosa  war, 
dagegen  senatuiSy  obgleich  ebenfalls  alt,  ja  alter  als  senati, 
doch  hauptsachlich  nebst  den  andem  analogen  Genetiven  auf 
die  Privatliebhaberei  des  *Varro  beschrankt  blieb,  senatns 
endlich  aus  jener  Zeit,  mit  Ausnahme  einer  einzigen  frtlhen 
Inschrift,  Qberhaupt  gar  nicht  nachzuweisen  ist,  zeigte  ich 


lalem  &8ti  C.  Sextimn  C.  f.  Calvinam  prodant,  hnias  ipsius  anno 
pnetorio  circiter  627  titalum  triboi  Mon,  epigr.  tr.  p.  VIH.  In  quo  bia 
poiila  G  pro  C  nota  mcmorabilis.'     C.  W.] 


172  MONVMKNTA    KWGRAPUICA    TRIA. 

unlangst  an  einem  andern  Orte  (de  titulo  Aletrinati,  Bonn 
1852,  p.  VT— IX  [oben  p.  169  flf.]).    Selbst  bei  Cicero  ks  be- 
195  kanntlich   Charisius  p.    116   die   Form  sefiati   ^j)ro  Oppio  IV 
und  noch  in   unserer  divin.  in  Caecil.  5,    19  hcneficio  semti 
f)opHlique  liomanlj  wo  ich  eine  Kritik  nicht  verstehe,  die  den 
consensus   codicum  hoher   halt.     Hierzu   fugte   ich  aus  dem 
Briefe  an  Brutus  I,  2  extr.  neqiie  senatum  neque  senati  dncaH, 
vvo  es  die  Abschreiber  ausnahmsweise  nicht  verwischt  habeD, 
kann   aber  jetzt,  nach  Bernays'   Mittheilungen ,   vier  weitew 
Belege  hinzufdgen,  obwohl  sie  nicht  ganz  so  schlagender  Na- 
tur  sind  wie  die   genannten,    weil  in  Cicero^s   eigener  Rede 
vorkommenden.     Zwar  seine  eigenen  Worte  siud  es  auch  ad 
fam.  II,  7  extr.,   aber  in   der  von  Alters  her*  festen  Formel: 
ut  et  senuti  cmsultum  ct  leqes  defendas,  wo  die  Porm  im  Me^ 
diceus  m.  pr.  erhalten  ist,   wahrend  m,  sec.  sencUus  corrigirt 
hat.     In  einem  wirklichen  Senatsconsult,   wie  ad  fain.  VIII. 
8,  6,  wird  man  eine  andere  gar  nicht  erwarten:    ad  semtm 
referri  senatique  consultum  ficri  2>ossit,  wie  derselbe  Medicen» 
bewahrt  hat.     Nicht  in  eineni  »S('.,  aber  doch  in  einer  'sen- 
tentia  a  Cicerone  dicta'  ist   ferner  Philipp.  III,  15,  38  m 
jeher  zu  lesen  in  senati  popuUque  JRomayii  potestate,    EudliiL 
gibt  in   einem  Briefe  des  Caelius  ad   fam.  VIII ,  5  extr.  der 
Mediceus    so:   neque   adhuc   frequentem   senatis   efficere  jW«''. 
Was  daraus   Orelli  gemacht  hat,    senafum  is  efficcre,  findtt 
Bernays  mit  Recht  matt,  und  vermuthet,  nach  Anleitung  eiiKT 
andern  Stelle  desselben  Caolius  VIII,  9,  2  ne  frequentiam  r/*" 
dcm  cfffccre  potuerant,  als   achte  Lesart  neque  adhuc  freq\^''*> 
tiam  scnati  cffcerc  pofuit,  oder  —  senatuis,     Wenn  man  Jol 
Caelius  Varronische  Sprachlarbung  zutrauen  darf,  liegt  deni 
senatis  gewiss  nichts  niilier  als  senatuis]    gewisser  ist,  d&>* 
am  fernsten  senafus  liegt/     C.  W.| 

Specie    ambiguum,    re    vix    fallax    antiquitatis   indiei.JL 
volo  etiam  neglectam  in  INFERA  BALINEARIVM  et  Ci- 
LECAXDAM    syncopam    esse.     Et    ambiguum    quidem,  ^'' 
fallax  adeo   facile  quispiam  propterea   dixerit,   quod  certi^^ 
mum  est,  rem  si  generatim  iudicamus,  vetustiorem  a  m>i^  | 
tiore    aetate    eo    potius    distare  ut  syncopam   admiserit  ill»' 


TITVLV8   ALETKINA8.  173 

ubi  haec  ignoret.*)  ('uiiis  generis  inde  ab  antiquissimis  tem- 
poribus  exempla  suppetunt:  DEDROT  et  DEDRO  pro  de- 
ilerotit  in  Pisaurensibus  ^  ibidem  LEBRO  pro  lAbero,  eui 
tinitimum  est  ZdBREIS  HOVEIS  in  Lucano  titulo  L  R.  N. 
299  [(\  L  L.  I  n.  1258;  P.  L.  M.  E.  tab.  LIX  F],  VI- 
CESMA  in  valde  memorabili  illa  Orell.  1433  f(\  L  L.  I  n. 
187;  P.  L.  M.  E.  tab.  II  B\  TVRPLEIO  in  Furiorum  sepul- 
cro,  LICNIA  ad  similitudinem  Tuscae  LECNE  formae  (to- 
tinsque  omnino  linguae  Tuscae)  in  columbario  Somascano 
|C.  L  L.  I  n.  892;  P.  L.  M.  E.  tab.  XV  n.  17],  F08T- 
LVS  in  denario  gentis  Pompeiae  apud  Eckhelium  11,  5  p.  280 
Ricciumve  p.  179,  item  NVMSm^  OFDIVS  nomina  in  L  li  N. 
titulis  Benerentano  1685  Amiteminoque  5765  [C.  I.  L.  I 
n.  1287;  P.  L.  M.  E.  tab.  XLIX  F\  (iuid?  quod  singu- 
lari  sane  exemplo  FECT  scriptum  est  pro  fecit  in  statua 
Kircheriaua  teste  Ottone  lahnio  de  cista  Ficoron.  p.  61.**) 
Qoae  vetus  consuetudo  quaedam  sui  yestigia  etiam  poste- 
riore  aetate  reliquit,  ut  TABLEIS  et  IVGRA  in  lege  agra- 
ria,  hisque  prorsus  similia  quaedam  in  recentioribus  non 
nnias  saeculi.  Ceterum  nec  paria  prorsus  nec  prorsus  dis-  x 
paria  sunt  in  SC.  de  Bacanalibus  posita  SENATORBVS, 
niai  hoc  peccatum  est  a  scalptore,  et  OINVORSEI.  Haec 
^tur  cum  ita  sint,  potuit  etiam  ab  ea  radice  quae  est  VINO 
prius  asperior  VINCLOM  forma  fieri  pariterque  piadom 
t^ridom  vel  Hercles  formae,  eaedemque  aliquanto  post  demum 
aseita  copula  yocali  moUiri  in  vincolum  piiicolum  Hercoles, 
Fafetque  huic  yicissitudinum  rationi  quod  iUa,  quae  sunt 
tindum  peridum  poclum  cum  cognatis;  hac  breviore  forma 
Qsitata  sunt  apud  yeteres  poetas  ipsum  yitae  usum  seryantes 
Qt  Plautnm,  ita  quidem  ut  praeter  normam  tantum  nec  nisi 
certia  condicionibus  molliores  formae  admitterentur.  Eaeque 
moUiores  formae  in  aliis  manserunt  semper,  ita  ut  ad  anti- 
qidas  genus  poetica  tantum  licentia  quadam  rediretur,  yelut 


•)  [Cf.   Triscae    latin.    epigr.   snpplem.    II   (infra  n.   XYIII,   2) 
P.  IX  8q.     C.  W.] 

*•)  [8ed  cf.  Muaei  Rhen.  XIV  p.  883,  XVI  p.  609  (iafra  n.  XIV 
«t  XVn).  etiam  Mneei  Rhen.  XVII  p.  146  (infra  ad  n.  XVII  l.  1.  ad- 
iecta).    C.  W.] 


174  MONVMENTA    EPIGRAPHICA    TRIA. 

cum  aequales  Octaviaiii  Augusti  poetae  periclum  dixeruiit;  in 
aliis  auteiii  hic  ipse  acl  antiquitatem  reditus  tam  constans 
evasit  communique  more  receptus  est,  ut  trium  aetatum  suc- 
cessio  fieret,  quarum  tertia  redintegraretur  primae  asperitas, 
sed  quae  iam  elegantia  potius  quaedam  videretur.  Velut 
dextra  formam  cum  pristina  aetas  probavit  tum  tertia  adul- 
tae  linguae:  media  aetate  trisyllaba  ckxtera  forma  regnavit 
sola,  ut  apud  Plautum  ubique,  quam  tertia  poetis  tantum 
concessit.  Quamquam  mirum  esse  non  potest,  in  singulis 
vocabulis  noii  prorsus  pari  vel  temporum  vel  graduum  vel 
consuetudinis  et  frequentiae  proportione  has  rationes  ex- 
aequari.  Quo  in  genere  quam  multiplex  varietas  fuerit,  de- 
monstrare  velut  in  Hercules  voce  promiscui  usus  constantia 
potest:  quam  cum  rationi  consentaneum  sit  a  principio  Ber- 
cles  fuisse,  deinde  He^roles  vel  Hercules,  ac  fortasse  tertio 
loco  rursus  Hercles ,  tamen  ipse  usus  hoc  potius  voluit,  ut 
una  Plautina  aetate  Hercides  simul  et  relictum  ex  antiquiore 
sermone  hercle  diceretur,  pro  quo  postera  demum  aetas  ac- 
commodatam  ad  ipsius  uominis  formam  particulam  liercuk 
substitueret.  Hinc  recte  existimari  de  illis  poterit  quae 
dixisse  antiqui  vel  traduntur  vel  reperiuntur  Al^w^ia  AU 
.  cimiaeo  Tectimessa  Patricoles  draelimna  tediina:  quibus  formis 
etsi  sunt  sane  recentiores  Alctnena  Alcniaeo  Tecffiessa,  tamen 
XI  eaedem  illas  etiam  antecesserant:  quod  non  est  dubitandnm 
quin  planissime  appareret,  si  plus  monumentorum  ex  vetu- 
stissima  liiiguae  aetate  superesset.  Itaque  etsi  contractas 
vel  ut  rectius  dicam  primitivas*)  infra  extra  supra  formas 
cum  Plautus  solas  novit  ipsaque  monumenta  ut  SC.  de 
Bacanalibus  cum  lege  agraria  testantur,  tum  in  eisdem 
adulta  lingua  acquievit,  tamen  medio  tempore  quodam  sal- 
tem  coeptum  esse  etiam  infera  extera  snpera  dici,  ut  paucis 

*)  Qnodsi  qni  tamen  proficiscendum  eibi  esse  a  plenis  formii  ut 
infera  putabuut:  cuius  ego  exordii  necessitatem  non  video  qui  demon- 
straturi  sint :  faciant  id  quideni  arbitratu  suo ,  sed  hac  simul  libera- 
litate,  ut  bi»  facto  eodem  trausitu  linguam  concedant  quadrupHoi 
Buccessione  ab  infera  progressam  ad  infra^  ab  infra  reversam  ad 
inferay  ab  infera  denuo  ad  infra  transgressam.  [Cf  Priscae  latin 
epigr.  aupplem.  H  (infra  n.  XVH[,  2)  p.  IX.     C.  W.] 


T1TVLV8   ALETRINAS.  175 

ita  ceriis  documetitis  intellegitur.  Ac  supera  tribus  syllabis 
constat  fet  Lucretium  extulisse  IV,  674  (672),  V,  1407  et  M. 
Talliuin  in  Arateis  a  semet  prolatis  de  nat.  deor.  II,  42 
aque  Prisciano  XIV  p.  980  et  1001.  Sed  ante  utrumque 
scriptom  est  REE  •  FVIT  •  EE  •  VERO  •  PLVS  •  SVi^ERAQVE  • 
PARENS  in  versibus  elegiacis  cippi  liomani  apud  Fabrettium 
V,  388  p.  421,  Gruterum  p.  1046,  6,  Muratoriura  p.  1522, 
2(C.  L  L.  I  n.  101 II.  Huc  igitur  INFERA  illud  Aletri- 
natis  tituli  pertinet,  quod  iam  apparet  simul  et  recentius 
esse  antiquiore,  et  antiquius  recentiore  infra  forma.  Con- 
stanter  molliorem  formam  lingua  in  altera  servavit,  et  eadem 
tamen  in  altrinsecus  altrouarstm  duriorem.  Nisi  forte  etiam 
aUrius,  non  alteriiis,  Plautus  scripsit  in  Captivis  v.  306  Qui 
inperare  insueram^  nunc  altrius  inperio  ohseqnor  [cf.  Opusc. 
I  p.  436.  II  p.  672  sq.  694  sq.  | :  quem  contrariam  in  partem 
(ilterim  pro  altrinsectis  semel  diitisse  conieci  Musei  philol. 
t.  VII  p.  476  [=  Opusc.  II  p.  457J.  Exteri  et  extra  sola 
quod  sciam  usus  probavit;  nec  magis  vel  intrim  vel  intera 
intero  novi:  et  tamen  in  verbo  semel  interet  scriptum  est 
in  opere  tessellato  pavimenti  Invaviensia  teste  Abekeno  in 
Diario  Inst.  arch.  Rom.  a.  1841  p.  125:  HIC  HABITAT 
IfeUcUas):  NIHIL  INTERET  MALI  [cf.  C.  I.  L.  HI,  2 
n.  5561  et  p.  947  adn.  1]. 

In  his  afHnibusque  praepositionibus  prorsus  usitatam 
apad  Plautum  syncopam  quemadmodum  idem  tamen  poeta 
numqaam  admisit  in  dextera,  etsi  dextrouorsum  dixit,  ita  in  xii 
aliis  aut  fluctuavit  usus  aut  fallunt  librarii.  Velut  semper 
Hane  columen  Plautus  distraxit,  quode  Prol.  p.  LXV  monui: 
nt  pristinam  colmen  formam  excepisse  columen,  hoc  ali- 
qaanto  post  rursus  transisse  in  cubnen  credendum  sit.  Sed 
idem  etsi  semper  balineaSf  nusquam  halneaSf  tamen  fortasse 
i^m  ascivit  syncopam  in  balneaior.  Nam  illud  libri  tuentur 
wxiens,  Asin.  357.  Merc  I,  2,  17.  Most.  756.  Pers.  I,  3,  10. 
Rad.  383.  Trin.  406: 

'nie  in  balineas  iturust:  inde  huc  ueniet  postea. 

Nnmquam    edepol    omnes    baliueae    mi    hanc   lassitudi- 

nem  eximunt. 

Et  balineas  et  ambulacrum  et  porticum. 


176  MONVMKNTA    EFIGRAPHICA    TRIA. 

Me  dicit:  euge.     Laiitum  credo  e  balineis  — . 

Iii  balineas,  cum  ibi  sedulo  sua  uestimenta  seruat. 

Comessum  expotum  exiinctum  elotum  in  balineis: 

quorum  antepaenultimo  ebalieneis  est  in  Vetere,  abalieneis  ia 
Decurtato  Vaticanoque,  postremo  autem  ceteris  libris  Am- 
brosianus  accedit.  Sed  idem  tamen  Ambrosianus  syncopam 
cum  ceteris  testatur  in  his  Poen.  TIT,  3,  90  (ubi  irrepsit  «/' 
et  Rud.  527: 

Vbi  biilneator  faciat  unguentiirium. 

Edepol,  Neptune,  es  balneator  frigidus: 

quo  praeter  Ambrosianum  accedit  Trucul.  11,  3,  4: 

Omnes  amantes  btilneatores  sient. 

Itaque  cum  etiam  apud  Terentium  contractam  in  ipso  pri- 
mitivo  nomine  formam  cum  ceteris  libris  Bembinus  servet 
Pborm.  II,  2,  25: 

Tene  asumboliim  uenire  unctum  iitque  lautum  e  balneis 
(nain  r,  non  a  est  in  Basilicauo  Vaticanoque,  omissa  in  Bem- 
bino  praepositio),  refelli  quidem  vix  poterit  qui  ^transeuntls 
a  longiore  ad  breviorem  formam  consuetudinis  initia  ipsi 
Plautinae  Terentianaeque  aetati  tribuat.  Quamquam  non 
magis  profecto  ille  culpandus  qui,  late  patentis  in  hoc 
.  genere  librariorum  sive  incuriae  sive  curae  memor,  ne  lal- 
neatorcs  quidem  a  Plauto  dictos  sibi  persuadeat,  sed  ad  cete- 
rorum  exemplorum  aequabilitatem  hoc  quoque  immissa  » 
vocali  eo  confidentius  accommodet,  quo  firmius  sane  eius  rei 
praesidium  ex  Aletrinatis  tituli  memoria  petat,  BALIXEA- 
xm  RIVM  scripturam  septimo  etiamtum  saeculo  servantis.  Ce- 
terum  sciens  praetermisi  Poeuuli  V,  2,  16  hos  versus: 

Sed  quaenam  illa  auis  est  quae  huc  cum  tunicis  aduenitV 
Numnam  it  a  bahieis  circumductus  pallio? 
Vbi  etsi  item  ad  halineis  scripturam  videri  potest  librorum 
memoria  spectare,  quorum  Vetus  NHnnam  inabaliniis  habet, 
Numnam  iyiabalinus  Decurtatus,  tamen  omnis  omnino  baline- 
arum  iiotio  ab  istis  sermonibus  aliena  est.  In  quibus  avi- 
culae  potius  alicuius  nomen  exspectatur.  Velut,  ut  exeinplo 
utar,  sed  quo  mihi  ipsi  non  satis  fiat:  Nonne,  hcm^  acalan- 
thnst  circnmductns  pdUio? 


TITVLVS   ALETRINAS.  177 

Tertium  his  in  eodem  titulo  exemplum  accedit  CALE- 
CANDAM  pro  calcandam:  in  quo  vocabulo  omissam  synco- 
pam  ipsius  artis  usus,  sive  opificium  dicere  males^  per  lon- 
gius  tempus  stabilivit.  Id  enim  ita  esse  satis  intellegitur 
triplici  Festi  testimonio,  unde  Paulus  profectus  p.  47  haec 
posuit:  calicaia  aedificia  cdlcc  poUta^  iterum  p.  59  calicatis 
calce  politiSy  tertio  loco  p.  75  decalicatum  calce  litum,  qui- 
buscom  iam  alii  Isidori  Placidique  glossas  contuleront  ^de- 
calco  dealbo^  et  ^decalcatis  de  calce  alhatis^^  ipsum  autem 
Aletrinatium  *  titulum  ab  Aldo  Manutio  P.  f.  acceptum  lose- 
phus  Scaliger  composuit. 

Monet  autem  eadem  calecandam  forma^  ut  de  antiquiore 
E  pro  I  littera  dicatur  vel  alibi  dicta  in  memoriam  revoceu- 
tur.  Quam  in  hac  ipsa  voce  in  Festi  (h.  e.  Pauli)  libro 
retostissimo  scriptam  se  repperisse  Salmasius  Plinian.  exer- 
citat  p.  868  testatur,  cdlecata  et  decdlecatum  illinc  afferens. 
De  eo  igitur  gcnere,  cuius  praeterea  SOLEDAS  et  MEBETA 
sunt  in  hoc  titulo,  ad  epigramma  Soranum  p.  15  sq.  [supra 
p.  132]  dixi,  ipsius  anni  circiter  620  finibus  eius  usum  ter- 
minans:  atque  MERITA  iam  habes  in  legis  repetundarum 
simillima  formula  AERA  •  STIPENDIAQtie  •  OMNIA  •  ME- 
RITA  •  SVNTo  §  24.  Ceterum  illic  cum  proximae  post  an- 
num  620  aetatis  yix  tria  me  exempla  meminisse  servati  E 
soni  scripsiy  de  breyi  vocali  cogitavi,  nou  de  producta  quae 
fuit  £1  scripturae  vicaria:  nam  huius  sane  plura  exempla  in 
promptu  sunt,  ut  IVRE  DEICVNDO  in  repetundarum  lege,  xiv 
VETERE  in  agraria  §  6,  PAPERIVS  ibidem  §  42  inque 
Aeclanensi  I.  R.  N.  1094  anni  625  [C.  I.  L.  I  n.  554.  555; 
P.  L.  M.  E.  tab.  LV  C  et  DJ,  DEDIO  (huc  enim  valet  DII- 
DIO)  in  Capuensi  3569  anni  656  |C.  I.  L.  I  n.  570],  ut  in 
hid  nunc  subsistam. 

Aliquanto  diutius,  quam  pro  brevi  i  servatam  E,  iu  mediis 
vocabulis  0  mansisse  pro  recentiore  V,  ibidem  disputatum  est 
p.  15  [supra  p.  131  sq.].  Quare  cum  facile  quispiam  POPO- 
LV8  potius  versu  paenultimo  scriptum  exspectet  (quam  for- 
mam  cum  piacolum  hoic  fonus  Victorinus  p.  2458   sociat*))» 

^  Cormptusiina  verba  Victorini  alibi  emendata  dabo.  —  In  eadem 
causBa  qnoniam  PrincianQs  I  p.  554  ciira  polcrum  colpam  Hercoleni  for- 

riL  RITSCHSLU    OPVSCVLA    IV.  12 


178  MONVMENTA    EPIGRAPIIICA    TRIA. 

quam  quod  revera  ibi  exstat  POPVLVS,  tamen  reputandum 
est  in  hoc  ipso  voeabulo  ab  illa  forma  ad  hanc  transitum  iara 
XV  in  lege  Bantina  fieri,  semel  POPOLVM  exhibente,  semel  PO- 
PVL(o),  constanter  transitum  esse  in  lege  repetundarum  §  G. 
13.  18.  19  bis.  —  Tllud  autem,  quod  ARDVOM  scriptum 
est  V.  11,  non  ARDVVM,  ne  tangerem  quidem;  nisi  tamen 
monendi  quidam  esse  viderentur,  noviciam  hanc  scripturain 
plane  inauditam  esse  in  septimi  saeculi  et  monumentis 
omnibus  et  omnibus  eius  generis  vocabulis.  Vt  ne  in  sim 
stnim  tmis  tmmi  quidem,   e  reliquorum   societate  exemptis  a 

mis  componit  poblicum^  non  poplicum,  item  pohlicum  et  colpam,  non 
poplicumy  dixisse  veteres  Cassiodorus  scribit  p.  2290,  utar  hoc  ut  njjperae 
de  his  disputationi,  quae  fuit  ad  miliarium  Popilliannm  p.  9  sq.  [siipra 
p.  123  Bqq.Jf  aliquid  addam.  Nam  cum  etiam  Venusini  tituli  illi  I.  R.  N. 
716.  716  [C.  I.  L.  I  n.  185.  186],  qui  non  possunt  non  qninti  saeculi  ewe. 
molliorem  in  media  syllaba  sonum  POVBLICOM  et  PO VBLIG  . . .  aervent, 
aic  esae  statuendum  videtur,  ut  antiquior  etiam  quam  P  in  hoc  Toca 
bulo  B  littera  fuerit,  sed  eadem,  ut  in  aliis,  interiecto  temporis  inter- 
vallo  tamquam  revivisceret.  Quo  fit  ut  haec  formarum  sese  excipien- 
tium  successio  prodeat:  povlAicos  pohlicos  popUcus  puplicus  publictu. 
ut  nunc  mittam  u  vocalem  item  antiquiorem  quam  t  in  media  sjllaba. 
Quam  ratiocinationem  primum  firmant  nummi  gentis  POBLICIo^  ^d 
Poblicium  Q.  f.  praetorem  a.  590  referri  soliti:  quorum  consuetudinem 
non  est  mirum  etiam  recentiores  tenere  a  M.  POBLICIo  cueos,  sive  i:^ 
Cn.  Pompei  Magni  legatus  pro  pnu^tore  circa  a.  677  fuit,  sive  filii  eo- 
gnominis  circa  a.  708 :  de  quo  Eckhelii  Borghesii  Cavedonii  coniecturafi 
Hiccius  Mon.  fam.  Rom.  p.  179  composuit.  Kandemque  nominiB  fur- 
mam  etiam  lapidum  tituli  quamvis  reccntes  satis  frequenti  usu  com 
PVBLICIVS  forma  miscent.  Nec  diversa  ratio  Foblilius  PubUlins 
nominis  vel  P0B/t7iac  tribus  est,  cuius  haec  ipsa  nota  et  antiquiori* 
bu8  teniporibns  constans  fuit  ct  post  illa  mansit  diutius:  nisi  qood 
huic  non  tantum  PVB  vel  PVBL  successit  posteriore  aetate,  sed  medi.-» 
quadam  etiam  POP  ut  in  poplicus:  siquidem  haec  nota  nec  nec4J8sario 
et  fortasse  ne  recte  quidem  pro  POPiZ/ia  accipitur.  Quamqaam  in 
hauc  partem  nihil  colligo  e  Scti  de  Asclepiade  Clazomenio  scripturft 
TTOTTAIAIAt  quando  latina  POBL-  vel  PVBL-  nomina  numquam  aliter 
Graeci  extulerunt.  Quod  quidem  ita  instituisse  ea  aetate  censendi  snut, 
qua  POPLIOS  Latini  dicerent  couvenienter  POPLOS  formae,  quae  pnn- 
liter  extenbiorem  POPOLOS  antecessit  atque  VINCLOM  cnm  finitimi* 
supra  tractatis  extensiores  VJNCOLOM  LEIBEREl  FOSTOLOS.  Ab  hi^ 
aut«m  antiquissimis  Graeci  reperiimtur  in  vertendis  nominibus  Utinif 
prorsus  de  more  profecti  esse:  id  quod  KdxXoc  A^vtXoc  A^KfAoc  'PflTAoc 
Bu^Xoc  testantur  cum  similibus. 


TITVLV8  ALETRINAS.  179 

Plauti  editoribus,  admissa  u  yocalis  quicquam  illinc  prae- 
sidii  habeat:  nam  ipsam  SVOS  formam  eadem  illa  lex  repe- 
turfdarum  non  minus  tenet  in  PARENsVE  •  SVOS  •  FILI- 
VSVE .  SVOS  §  1,  item  PARENSVE  ■  SVOS  §  18,  quam  in 
PERPETVOM  COMPASCVbS  MORTVOS  vel  EQVOS  INI- 
QVOM  vel  SVPCISIVOS  VIVOM  ea  sibi  scriptura  constitit. 
Vnde  perspicitur  recentes  esse,  non  antiquas  eas  inscriptiones, 
in  quibus  aut  DVVM  •  VIR  scriptum  est  ut  in  Capitolina 
apud  Guascum  Musei  Capit  I  p.  36  [C.  I.  L.  VI,  1  n.  518] 
inque  Puteolana  L  R.  N.  2514  [C.  I.  L.  1  n.  1235;  R  L. 
M.  E.  tab.  LXXVIII£J,  aut  CLVVIVS  ut  in  eadem  et 
Ticina  2513  [C.  L  L.  I  n.  1236J ,  aut  VIVVS  ut  in  Samni- 
tica  4994  [C.  L  L.  I  n.  1276J:  pro  quo  alibi  proditum  VI- 
VOVS  cur  ne  commemorandum  quidem  duxerim  in  socia- 
tarum  OV  litterarum  exemplis,  ex  eis  perspici  potest  quae 
ad  titulum  Mummianum  p.  XVI  [supra  p.  lllj  exposui.  Non 
esse  anno  649  marmori  incisum  quod  hodie  superstes  est 
legis  parieti  faciundo  Puteolanae  exemplum,  in  quo  faabes 
sane  DVVMVIRVM,  vel  frequentatae  I  longae  novitas  docu- 
mento  est:  quantumvis  antiquitatis  in  aliis  formis  servatum 
sit*)  Quo  minus  faabeo  qui  antiquani  esse  mifai  persuadeam 
Campanam  illam  3789  [P.  L.  M.  E.  tab.  LXX  H]  C.  L  L. 
I  n.  1242 J,  quam  diligenter  a  semet  examinatam  Momm- 
senns  testatur   litteris   esse  vetustissimis:   in  qua  et  SVVO 

♦)  [Cf.  P.  L.  M.  E.  Ub.  LXVI  et  Enarr.  p.  68,  nbi  haec  adnotavit 
RitBchelias:  'Addo  649  factae  leg^s  exemplam  tantam  haberi  mnlto 
posteriore  aetate  paratam,  etsi  pridem  a  maltis  inteliectnm  est  ipsaqne 
smptorae  noyitate  extra  dnbitationem  positam  . . .,  tamen  verba  formaii- 
que  grammaticas  pristinae  tabalae  satis  apparet  tanta  religione  lapi- 
dariom  Bervasse  aat  volaisse  nbique  servar^  ut  iure  Dostro  tamquam 
in  Tero  monnmento  saeculi  septimi  medii  versari  nobirt  vidoaraur.  Iii 
qao  genere  cuxn  perpanca  sint  quae  aliquid  dubitationie  moveant  (quale 
eat  quod  Hon.  epigr.  tr.  p.  XV  tetigi  DVVMVIRVM),  contra  litteraturae 
ttoe  ratio  nnlla  habenda.  Qaae  si  centena  excmpla  offerret  vitioBe 
prodnetae  I  litterae,  qaalia  mihi  ipsi  olim  fraudi  fuerant  Masei  Rhen. 
t.  VIII  p.  493  (=-  OpuBC.  II  p.  643),  id  omne  vitio  gaeculi  poftterioria 
tribaendnm  esset.  Verum  hac  ipea  in  re  mirnm  ({uantum  fallere  quot- 
qoot  adhnc  inscriptionis  exempla  vulgata  sunt,  nonc  demum  nostra  e 
tabala  planiBsime  perspicitar.  Singillatim  hoc  persecutus  sum  nuper 
eiudem  Mnsei  t.  XIV  p.  308  sq.  (infra  n.  XIV).'     C.  W.] 

12* 


180  MONVMENTA    EPIGRAPHICA    TRIA. 

illud,  quod  suo  loco  non  praetermisi  [Mon.  ep.  tr.  p.  29.  35 
(152.  160)],  ac  fortasse  etiam  COIIVVCI  scriptum  aegre  ei- 
pedias*),  et  SIBI  exaratum  non  possis  non  valde  demirari. 
Non    alia    atque  VIVOS   VIVOM  formarum,   ratio  est 
verborum  VIVONT  CONFLOVONT  vel  CONFLVONT,  pro 
quibus  ante  saeculum   octavum   exitumve  septimi  ne  potuere 
quidem  VIVVNT  CONFLVVNT  scribi.     Contra  non  minu? 
vel    rationis  vel    temporis   intervallum,    quam    inter  VlVOi? 
XVI  VIVOM  et  CORNELIOS  DONOM,  certum  est  int^r  mOXT 
vel  CONFLVONT  atque  PONONT  DEDERONT  intercedere. 
Non   ignoratam    Quinctiliano    I,   4,   16   dederont  prohatimnit 
formarum    vetustatem    vel    superstit^s     sane    quidam   tituli 
testantur:   ipsum   DEDERONT  nobilis  lamina  illa  post  Fa- 
brettium  et  Maffeium  ab  Orellio  n.  3147  [C.  I.  L.  I  n.  181] 
repetita,  quo   pertinent  etiam  in  Pisaurensibus  DEDRO  DE- 
DROT  formae;  COSENTIONT  Scipionis  Barbati  f.  elogium. 
ut  mittam  aflfectatam  in  EXFOCIONT  antiquitatem  columnae 
rostratae:    uam    ex  hau  pulcro  pidcrae  Claudiae  sepnlcro  (Or. 
4848  [C.    I.  L.   I   n.  1007])  a   quibusdam   proditum  NOMl- 
NARONT  fide  caret,  ficticium  est  in  ficticia  Spoletina  Grut 
p.  95,   6  DEDERONT   una   cum  FACIONDAM.     Sed  illa, 
quibus   plura  quod   sciam  non   exstant,  ne   quintum  quidem 
saeculum    excedunt.     Quod    iusecuta    aetas    perrexit   fortasse 
per    aliquod    tempus    in    eo    usu:    in  neutram    enim  parteni 
praesto    sunt   monumentorum    exempla,    codicum    unum  h^ 
qnimmt   Livianum    apud    Festum   p.  162:    sed  ita  tamen  ut 
iam  anno  5G8  CONSOLVERVNT  SVNT  ERVNT  in  SC.de 
Bacanalibus  legantur,   iteni   septimi    saeculi  ut  conicio  initio 
ExMERV  in  Corano  titulo   ab  Henzeno   edito  in  Annal.  bist 
arch.  a.  1846  p.  254 ^*-*^),  DANVNT  in  versibus  Soranis,  SVNT 
in    miliario    Popilliano,  plurimis    autem    in    decreto   Gemiati 

*)  [Cf.  Enarr.  p.  G2:  'Campanus  musei  Borbonici,  I.  R.  N.  3W. 
Or.  6392,  ubi  Umen  praeter  verum  CONIVGI  expressum  pro  C01N\C1. 
Tam  antiqui,  quam  habiti  eyse  ab  aliis  videntur,  nec  bic  nec  proiim» 
qui  praecedunt  credi  poteruut.'     C.  W.] 

**)  [Editu3  nunc  est  in  C.  I.  L.  l  n.  1148;  P.  L.  M.  E.  tab.  L^. 
--  Enarr.  p.  44  scripsit  Ritscbeliu8:  Me  aetiite  tituli  (Corani)  errabam 
Moii.  epigr.  tr.  p.  XVI,  quia  de  L  litterae  ligura  ex  Annalibus  Imt 
Koni.  a.   184G  p.  254  nihil  constabat.'     C.  W.| 


TITVLV8   ALETUINAS.  181 

pxemplis  COGNOVERVNT  COMPOSEIVERVNT  DIXSE- 
RVNT  rVSERVNT  lOVSERVNT  POSSIDEBVNT  SVNT- 
ERVNT  FVERVNT  HABVERVNT,  nec  usquam  aliter  in 
lege  repetondaram.  Hinc  igitur  recte  aesfimari  valde  sin- 
galare  vetustatis  documentum  SONT  poterit  versu  tertio 
titali  Aletrinatis  positum,  tametsi  in  eodem  LVDVNT  est 
V.  7,  non  quod  Cittadinus  testatur  LVDONT. 

Vrium    restat    quod    non    abhorrere    a  tanta  antiquitate 
ostendatur:    FACIENDA  versu  quarto  pro  eo  quod  exspectes 
FACIVNDA    scriptum.      De    qno    brevitcr    dicere    possum, 
verum  non  esse  quod  creditur  vulgo,  tam  recentem  esse  eam 
formam,  quam  esse  sane  recentiorem  certum  est,  ut  vel  prae- 
ter  auctoritatem  librorum  in  Plautinis  Terentianisque  fabulis 
constanter   in  -undm  terminanda  sint  participTa  illa.     Quod 
iit  demonstretur^  satis  est  SC.  de  Bacanalibus  et  aes  Genu*  xvii 
ense  commemorasse:    quorum    illud    FACIENDAM    exhibet, 
hoc  COLENDI.     Nec  praeter  haec  monumenta  duo  contendi 
potest  septimo  saeculo  eam  terminationem,  quae  iit  in  endus, 
V  Yocalis   usu   multum  pracponderari.     Fatendum   est  semel 
tantum  in   lege  repetundarum  TRIBVENDEI    haberi  §   10, 
sexiens  u  in  LEGVNDIS  gCRIBVNDI  DEFERVNDO  LE- 
GVNDEIS    DEICVNDO    QVAERVNDAE.     Contra   in   pro- 
xima   agraria   anni    643    adeo  e  littera    praepolh^t  ut,    cum 
haec  noviens  scripta  sit  in  FRVENDVM  FRVENDVS  FRV- 
ENDEIS   FRVENDA   DEDVCENDAE,    bis   tantum    VEN- 
DVNDEIS  legatur,  idque  tara  mira  fluctuatione  ut  FRVEN- 
DEIS  VENDVNDEIS  §  42  consocientur,   prorsus   ut   post 
multo  REFICIVNDAS  STERNENDAS  in  lege  lulia  muni- 
cipali,  quae  pari  in  hoc  genere  cum  agraria  proportione  est, 
vel  in  Formiano  titulo   I.  R.  N.'4l02   [C.  L  L.  1  n.  1192; 
P.  li.  M.  E.  tab.  hXK\  CLAVDENDAM  et  FA(UVNDVM. 
Pnieterea,  ut  aliquot  exemplis  quod  dixi  iirmem  eisque  tem- 
poris  not^m  certam  habentibus,  FACIVND-  est  in  anni  648 
Capuensibus    3562   (3563)    [C.  I.  L.   I    n.  566  (567);  P.  L. 
M.  E.  tab.   LXIII  B],   in   auni   649   lege    Puteolana  2458 
[C.  L  L.  I  n.  577;    P.  L.  M.  E.  tab.   LXVIJ,  in  anni  ()50 
Capuensi  3564  [C.  I.  L.  I  n.  568;  P.  L.  M.  E.  tab.  LXIII  C], 
REPETVNDIS  STERNVNDIS  in  anni  662  Orelliana  n.  569 


182  MONVMKNTA    KPIGRAPIIICA    TRIA.  ' 

JC.  I.  L.  I  elog.  X;  VI,  1  ii.  1283],  REFERVNDOS  in  SC. 
de  Asclepiade  anni  676,  FACIVNDVM  in  eiusdem  aimi 
Orelliana  n.  31  [C.  I.  L.  I  n.  592;  VI,  1  n.  1314],  CAPI- 
VNDIS  in  lege  Antonia  anni  682,  FACIVNDVM  in  Gru- 
teriana  p.  69,  11  [C.  I.  L.  I  ad  n.  1105;  VI,  1  n.  7]  anni 
nisi  fallor  685,  item  in  eiusdein  p.  160,  3  anni  692  [C.  I.  L.  j 
1  n.  600;  VI,  1  n.  1305;  P.  L.  M.  E.  tab.  LXXX\aiJ,  item  in  ' 
Lucana  L  R.  N.  321  anni  697  [C.  I.  L.  I  n.  604;  P.  L.  M.  \ 
E.  tab.  LXXXV  A\  et  sic  porro  per  magnam  partem  vel 
adeo  maximam  saeculi  octavi.  Contrariam  vim  habent 
EMENDVM  et  /izrlENDVM  in  anni  655  Capuensi  356.i 
[V.  L  L.  I  n.  569;  P.  L.  M.  E.  tab.  LXIII  D],  bis  FACI- 
ENDVM  in  anni  656  item  Capuensi  3569  iC.  I.  L.  I  n.  570). 
REFICIENDAM  in  anni  660  lege  pagi  Herculanei,  RESTl- 
TVENDOS  in  Orelliana  570  [C.  L  L.  I  n.  583]  anni  cir- 
citer  678,  ut  missum  faciam  saeculum  octavum:  sed  anfce 
haec  omnia  FACIENDAM  in  Corana  illa  Orell.  3808  [C.  I.  L 
I  n.  1149;  P.  L.  M.  E.  tab.  LXVIII  C\,  FACIENDAS  in 
vetere  Pompeiana  Mommseni  2196  |C.  I.  L.  I  n.  1249;  ? 
L.  M.  E.  tab.  LXXVIII  J]. 

Habetis  singularium  in  Ale^finati  titulo  non  paucorum 
enarrationem,  non  supervacaiieam  eam  si,  qui  Gniteri  de 
illis  sensus  fuerit,  reputaveritis.  Nimirum  haec  ille  prae- 
xviii  scripsit:  fabtda  hqndm,  lifera  refiisfa  atqne  obsoleta,  incor- 
rccfe  scripta.  Nec  hoc  nescire  vos  volumus,  quo  potissimum 
consilio  hos  de  iitulo  Mummiano,  de  miliario  Popilliano,  de 
epigrammate  Sorano,  de  Aletrinatium  lapide  commentarios 
pertexuerimus.  Quibus  significationem  fieri  volumus,  qua 
via  esse  insistendum  puteraus,  si  qui  hac  aetate  bene  merere 
de  emendanda  ratione  grammaticae  latinae  animum 
induxerint. 


VI. 
De  titnlo  colnmnae  rostratae  Dnellianae 

(accedit  tabula  lithographa*)). 


L   Commentatio  prior.**) 

In  venerandae  yetustatis  monumentis  haberi  solita  tabula  3 
illa  marmorea,  quam  partem  esse  credunt  columnae  ro- 
stratae  C.  Duellio  positae^  quando  et  ubi  reperta  sit,  certo 
locapletiqne  testimonio  unus  Aldvs  Manvtivs  nepos  pro- 
didit.  Is  enim  eius  tabulae  titulo^  quem  primus  omnium 
Tulgavit  in  ^Orthographiae  rationis'   pleniore  editione  quae 


*)  [Tabolam  Vli  non  talem  exhibuimos  qualem  Ritschelius  com- 
mentationi  priori  adiunxit,  sed  e  marmore  denuo  inspccto  emendatam 
et  editam  P.  L.  M.  £.  tab.  XCV.  Eandem  imaf^em  iam  n^praesenta- 
verat  Bitschelius  in  tabula  xjlographa  commentationi  alteri  adnexa 
>eaque  iterata  in  Enarr.  p.  85.  86),  in  qna  praeterea  supplementa  totius 
inBcriptioniB,  qualia  ipsi  necessaria  visa  sunt,  addenda  curavit.  Minus 
igitor  recte  scripBit  Henzenns  in  C.  I.  L.  VI,  1  p.  285 :  'imaginem  litho- 
grapbam  dedit  BitBchl  in  programmate  uniyerBitatiB  Bonnensis  a.  1852 
t't  P.  L.  M.  tab.  XCV,  emendatam  post  iuBpectum  a  Brunnio  lapidem 
iteram  in  programmate  univerHitatis  eiusdcm  a.  1861  et  P.  L.  M. 
p.  86.  86.'     C.  W.J 

**)  [Programma  academicum  Bonnensc  a.  1852  'Natalicia  AugiiMtiH- 
eimi  regiB  Friderici  Guilelmi  lUI  . . .  die  XV  m.  Octobr.  a.  CIOIOCCCLII 
<:<>&celebranda  indicit  F.  B.'  singnlariter  sic  inscriptum:  '^lnscriptio  quae 
fertor  columnae  roBtratae  Ducllianae.  ad  fidem  niarmoris  Capitoliui 
(^iemplo  lithographo  exprimendam  curavit  F.  Rit6ch(*Hu8.'  Bibliopolae 
Berolinensi  G.  Trautwein  traditum  in  publicum  prodiit  additis  in  fine 
inBcriptioniB  hiB  verbis:  'accedit  commentarii  pars  I.'  Vide  nunc  C.  I. 
L.  I  n,  196;  VI,  1  n.  1300;  P.  L.  M.  E.  tab.  XCV  et  Enarr.  p.  82  sqq. 
C.  W.] 


184  TITVLVS    COLVMNAE    KOSTRATAE   DVELLIANAE. 

anno  cioiOLXVi  Venetiis  prodiit,  haec  verba  praemisit  p.  142: 
'Infra  Capitolium,  ad  Arcum  Septimii,  vetustissima  inscriptio, 
nuper  eflfossa,  anno  mdlxv  mense  Sextili.'  Vt,  unde  suum 
illud  Sachsius  habeat,  qui  in  Hist.  et  descr.  urbis  Romae 
t.  I  p.  419  basim  colunmae  rostratae  anno  cioiOLX  auctore 
cardinale  Farnesio  effossam  esse  scribit,  prorsus  ignorem. 
Quem  parum  peritum  harum  rerum  existimatorem  etiam  in 
hoc  deprehendo,  quod  dedita  opera  quaerere  potuit,  num 
forte,  quae  hodie  in  ^palatio  conservatorum'  Capitolino  co- 
lumna  rostris  exornata  conspicitur,  cuius  ipsius  basi  titulo? 
Duellianus  ille  insertus  est,  non  esset  ex  antiquitate  pro- 
dita;  quam  saeculi  XVI  artificio  deberi  breviter,  ut  erat  con- 
sentaueum,  Ernestus  Platnerus  admonuit  Descr.  Vrb.  t.  IIl, 
1  p.  108.  Nisi  quidem  paullo'  etiam  rectius  de  saeculo  XVII 
cogitabis  propter  eam  quae  infra  afferetur  ratiocinationem. 
Circa  ipsum  autem  reperti  lapidis  tempus  etiam  alia  in- 
scriptiouis  exenipla  parata  esse  partim  compertum  est  par* 
tim  probabile.  Et  uuum  quidem  ad  Stephanvm  PiOHlVM 
pervenit  sic  ea  de  re  narrantem  Annalium  Rom.  t.  II  p.  24: 
^Reliquos  nunc  in  eo  characteres,  uti  extant,  diligentissime 
4  descriptos  more  suo  Romi\,  mox  ut  inventum  marmor  erat* 
(quod  Parium  esse,  ^truncum  illud  atque  contusum'  modo 
dixerat),  'amicissimus  meus  Nicolaus  Florentius  Batavu> 
Bruxellam  ad  me  misit:  quemadmodum  solebat  tum  perquam 
accurate  uobis  communicare  receiis  inventa  quaevis  non  prius 
a  me  visa,  si  ad  communia  nostra  studia  pertinere  videban- 
tur.'  Ipsaiu  autem  columuam  (sic  enim  loquitur)  cum  'pau- 
cis  abhinc  annis  Romae  esse  erutam  e  ruderibus  fori  Ro- 
niuni,  inter  Septimianum  arcum  et  Capitolii  radicem'  Pigbius 
dicat,  aliqua  lieri  conieetura  potest  quo  fere  tempore  charti^ 
haee  consifrnaverit:  quaudo  publicam  lucem  primum  Anna- 
lium  volumen  ( cum  praetatione  anni  cioioxcvii)  anno  de- 
muni  cioi:)X('ix  vidit,  alterum  post  mortem  adeo  Pighii 
a.  CIODCXV  j)rodiit.  Sed  (juibus  supplementis  mutili  tituli 
exemi)lum  a  Florentio  acceptum  redintegrare  conatus  esl, 
ea  profecto  seiri  nequit  quo  tempore  sic  uti  nunc  p.  26  ex- 
pressa  le^untur  perscrips(^rit:  ut,  utrum  suo  illa  ingenio 
omnia  debeat  an  eorum  curas  suum  in  usum  converterit^  qui 


COMMENTATIO    PRIOR.  185 

osqne  ad  annum  ciDiocviil  (quo  ipHe  vita  decessit)  in  eadem 
re  elaborarunt;  valde  dubia  sit  opinatio.  Nec  tamen  in  hoc 
Pighius  substitit^  verum  in  tabula  aeri  incisa  adiecit  ^ipsius 
figoram  columnae  ex  antiquitatum  reliquiis  eleganter  admo- 
dam  Romae  delineatam,  et  Antonii  Lafreri  nec  non 
Tramezinorvm  fratrum  formeis  aheneis  publicatam':  quae 
figura  integrum  titulum  in  columnae  basi  perscriptum  re* 
praesentat^  non  sine  paucis  quibusdam  a  Florentiano  exeraplo 
discrepantiis  quantumvis  eis  levibus.  Red  quo  anno  Lafreri 
illud  artificium  Romae  prodierit^  incompertum.  Ceterum 
Pighianum  exemplum  in  sua  Flori  editione  a.  cioioCLXXX 
Georgius  Graevius  iteravit. 

Suis  ocuHs  recens  repertum  lapidem  lustrare  etiamtum 
potuit  Onvphrivs  Panvinivs,  qui  anno  cidiolxviii  diem 
gupremum  obiit.  Quamquam  in  hanc  partem  nihil  illinc  con- 
cludendum,  quod  similis,  sed  haudquaquam  cougrua  Lafreria- 
nae  columnae  imago  aere  expressa,  cum  inscriptione  tamen 
non  in  basi;  verum  in  singulari  tessella  conlocata  ^ademque 
supplementis  aucta^  reapse  adiecta  est  Panvinii  de  triumpho  & 
libro  in  Graevii  Thesauro  antiq.  Rom.  t  IX  p.  1384.  Nam 
nec  in  ipso  Panvinii  commentario  ulla  mentio  fit  illius  mo- 
numenti,  nec  potuit  fieri,  ut  qui  iam  anno  CIOIOLVII,  quan- 
tum  ex  Eberti  lexico  intellego,  Venetiis  esset  foras  datus. 
Vnde  cum  in  promptu  sit  conicere  in  posterioruni  uua  edi- 
tionum;  quae  post  mortem  Panvinii  paratae  sunt,  figuram 
illam  aeneam  accessisse  demum;  tum  nescio  an  id  iam  anno 
CIDIOLXXI  factum  sit  in  Veneta  illa  quam  prodiisse  'cum 
figuris  aeneis'  Maderus  in  suis  ad  Panvinium  notis  (Helm- 
stadii  a.  CIOIOCLXXV  emis.sis)  testatur:  ut  vel  hinc  vel  ex 
aliqua  posteriore  (nam  etiam  Venetam  anni  cioioc,  item 
anni  cioiocxviii  Romanam^  ^AmpIissimi  omatiHsimique  trium- 
phi  ex  monumentis  dcscriptio'  inscriptam,  commemorari  vi- 
deo)  petiisse  (}raevius  putandus  sit.  Verum  enim  vero  cum 
in  ea  tabula  inscriptionis  quidem  ipsius  exemplum  tam  prope 
accedat  ad  Pighiani  Lafrerianique  speciem,  ut  o  comrauni 
fonte  profecta  esse  facile  videantur,  lacunarum  autem  supple- 
menta  ei  Pighianis  et  ceteris  quae  sunt  post  facta  omnibus 
dissimillima  sint^   proximo    autem  saeculo  in  reconcinnando 


186  TITVLVS    COLVMNAE    ROSTRATAE   DVELLIANAE. 

titulo  sequi  se  Ciacconium  et  Onuphrium  Panvinium 
planis  verbis  Gozzius  testetur:  ex  his  omnibus  non  imme- 
rito  conligas  aliquid  supplemeutorum  (nam  paullum  est  sane) 
iam  Panvinium  in  schedas  couiecisse^  id  autem  post  eius 
mortem  demum  in  lucem  protractum  novis  ^Triumphi'  exem- 
plis  ab  editoribus  adiectum  esse.  Quodsi  Gozzium  non  satiu 
curiose  ipsi  Panvinio  tribuisse,  quae  iii  commentariis  tan- 
tum  Panvinianis  recens  editis  repperisset,  credideris,  nesciri 
fatendum  erit  ad  quem  auctorem  supplementa  illa  referenda 
sint. 

Triennio  antea  repertum  titulum  Romae  peregrinaos 
'vidit  et  descripsit  Ivstvs  Lipsivs  anno  Lxviii*,  ut  Gru- 
terus  Inscr.  p.  CCCCIV  testatur  verbis  ut  puto  Lipsianis. 
Sed  prius  quam  publicavit  integrum,  aliqua  ex  parte  tracta- 
vit  in  Antiquarum  lectionum  libris  anno  CioiOLXXV  primum 
editis.  Ibi  enim  capite  14  libri  II  de  columna  rostrata  C. 
6  Duilii  his  praemissis:  ^ostendit  fragmentum  antiquissimi  lapi- 
dis  iu  foro  Ro.  eruti,  quem  huius  ipsius  columnae  partem 
esse  omnes' humanitate  tincti  homines  mihi  assentient',  quat- 
tuordecim  ab  initio  versuum  'fractam  et  mutilam  scriptu- 
ram'  ipsam  proponit,  ^ita'  ut  ait  *cum  ciu-a  expressam  ut 
non  ipsa  Fides  possit  fidelius.'  Quo  etsi  plus  affirmavit  quam 
praestitit,  tameii  hoc  illinc  intellegitur,  anno  CioiOLXViii 
nondum  fuisse  in  superstite  tabula  eas  litteras  litterarumque 
partes  recenti  manu  adiectas,  quibus  hodie  v.  10  effectifm 
est  OLOROM,  v.  11  NAVEIS  CEPET,  similiaque  minore 
ambitu  alia  in  dextra  parte.  Nam  cum  a  Lipsio  etiam  sup- 
plendi  tituli  teuuissimuni  quoddam  initium  pauculis  adiectis 
litteris  factum  sit,  in  versu  tamen  undecimo  servavit  lacu- 
nam,  de  v.  autem  10  in  insolitarum  formarum  quarundani 
brevissima  quam  subiecit  interpretatione  sic  suspicatur  tan- 
tum:  ^quod  fractum  legitur  OL  ....  OM,  puto  fuisse  OL- 
LOROMf  id  est  illorum.^  De  aliis  quam  non  constiterit  ei 
illo  tempore,  haec  ostendunt  quae  de  EXFOCIONT  addit: 
^illud  monstrum  verbi  quid  sibi  velit,  ApoUo  rogandus  est: 
nisi  cui  placet  eruditissimi  St.  Pighii  amici  mei  coniectura, 
qui  antique  pro  cxfwjhmt  scriptum  iudicabat.'  Nihildum  igi- 
tur  supplementorum  ab  aliis  excogitatorum  illa  aetate  per- 


COMMENTATIO   PKIOR.  187 

erebruisse  Liipsioqiie  innotuisse  apparet,  ne  ea  quidem  quae 
eam  Panviniano  libro  vulgata  esse  ante  dixi^  ubi  multo  plura 
quam  a  Lipsio  recte  expedita  sunt.  Tredecim  demmn  post 
annis  integri  tituli  Romae  a  se  transcripti  exemplum  inte- 
grum;  quamquam  illud  in  extremis  versibus  neglegentissime 
factum,  idem  Lipsius  publicavit  in  suo  ad  Smetii  Inscriptio- 
nes  Auctaiio  anno  ciDiOLXXXViii  edito:  simul  autem  alterum 
exemplum  tituli  multo  plenius  quam  olim  coniectura  recon- 
cionati  addidit^  nisi  quod  hic  quoque  extremos  versus  non 
attigit.  Vnde  utrumque  in  suum  Corpns  Gruterus  I.  s.  s. 
recepity  reconcinnatum  etiam  Graevius  iteravit  Thes.  Antiq. 
t.  IV  p.  1831.  Ceterum  non  eam  Lipsii  in  hoc  genere  dili- 
gentiam  fuisse,  ut  non  compluribus  in  locis  satis  diversa 
de  superstite  scriptura  et  haec  duo  exempla  et  rursus  illud 
(juod  olim  ediderat  testentur^  infra  apparebit.  In  supplendi  7 
aatem  opera  num  forte  Lipsio  Panvinianum  exemplum  prae* 
sto  fiierit,  quocum  tamen  paucis  tantum  in  locis  illi  con- 
venit,  non  magis  quam  illud  exploratum  est^  num  quid  forte 
e  Pighii  curis  per  litteras  ut  fit  secum  communicatis  (quale 
illud  de  EXFOCIONT  fuit  quod  siipra  tetigi)  profecerit: 
quando  tam  multa  eaque  ex  parte  tam  singularia  Lipsius 
Pighiusque  communia  habent  ut,  etsi  neutrum  neuter  com- 
memorat,  tamen  non  possit  altenitrius  inventa  alter  igno- 
ras8e.  Nam  Lipsiano  Auctario  etsi  potuit  sane  Pighius,  si 
post  annum  CIDIOLXXXVUI  scribebat^  commode  uti^  tamen 
'labitatio  inde  nascitur^  quod  tam  pauca  Lipsium  aliquot 
ante  annis  meditando  expediisse  ex  Antiquanim  lectionum 
libris  perspicitur.  Quae  cum  ita  sint^  haud  scio  an  non  fal- 
latur  qui  e  communi  fonte,  cuius  mentionem  faciat  neuter, 
ntromque  hausisse  sua  coniecerit:  qui  est  docti  Hispani  liber 
perutilis. 

Quae  enim  Thesauri  Uraeviani  tomo  IV  inde  a  p.  1807 
inserta  est  Pbtbi  Ciacconii  Toletani  'In  columnae  rostra- 
tae  inscriptionem  a  se  coniectura  suppletam  explicatio',  eius 
quidem  supplementa  (quae  etiam  Pighii  exemplo  Hypo- 
graphus'  Antverpiensis  subiunxit,  Flori  editioui  suae  a. 
cioiDccxxn  Dukerus  inseruit  p.  928  sqq.,  repetiit  etiam 
Funccius  de  pueritia  latinae  linguae  p.  119)  in  rebus  cum 


188  TITVLVS    COLVMNAK    KOSTKATAE    DVELLIANAE. 

gravioribiia  omnibus  tum  levioribus  plerisque  adeo  cum  Lip- 
sianis  Pighianisque  congruunt,  easui  ut  ea  in  re  nuUus  locus 
sit.  Quod  autem  inter  utrosque  discrepantiae  intercedit,  id 
etsi  fatendura  est  sane,  ubi  per  se  spectetur,  ita  compara- 
tum  esse,  lU  cum  maiore  probabilitatis  specie  quaedam  esse 
inutiliter  addita  a  Ciacconio  quispiam  sibi  persuadeat  quam 
ab  illis  resecta:  tamen  unde  tandem  honim  ipsorum  curas 
omnino  innotescere  potuisse  Ciacconio  putabis,  quippe  iam 
anno  cioiOLXxxi  mortuo?  Quodsi  ne  Lipsium  quidem  po- 
tuisse  Giacconii  commentario  uti  obieceris,  ut  qui  non  anti^ 
annum  cioiocviii  in  lucem  proditus  sit,  aliquam  sane  hoc 
8  veri  speciem  hinc  habet,  quod  nec  Ebertus  Krebsiusque  aliam 
praeter  illius  anni  editionera*),  quae  mihi  quoque  aola  prae- 
sto  est,  noverunt,  et  prorsus  ita  de  'Ciaconii',  qui  *superio- 
ribus  annis  Romae  obiisse'  dicitur,  libellis  postumis  in  illius 
prooemio  mentio  fit,  quasi  ei  numquam  antea  typis  impre^si 
sint.  Sed  tamen  propter  eam  quam  significavi  caussam  m 
videtur  fieri  posse  quin  fides  Bernhardyo  habeatur,  qui  histo- 
riae  litt.  Rom.  p.  179  ed.  alt.  iam  anno  CioiCLXXXVi  Ciac- 
conii  comraentarium  Romae  prodiisse,  incertum  quo  auctore^* 


*)  Est  ea  hoc  titulo:  TETRI  |  CIACONIl  |  TOLETANI  |  Opuf 
cula.  I  In  Columnae  Eoftratae  in/criptionem  j  De  Pondcribuf.  \  De  Mft*- 
surif.  I  DeXummif  \  ROMAE  |  Ex  Typographia  Vaticana.  |  M  DC  VIII 

f)e  licentia  mf^friorum.' 

**)  Nam  suis  oculis  vidissc  aegre  credam,  cuius  quidem  haec  mba 
sint:  '"erganzt  von  P.  Ciacconius  beim  Buche  de  numis  ponderibus  d 
mensuris,  Kom.  1586.'  Nec  enim  iii  liuuc  modum  discrepare  utriusq"»' 
cditionis  indices  veri  est  yimile,  et  tantum  abest  ut  ullo  modo  adven- 
ticius  sit  de  columna  rostrata  libellus,  ia  ut  et  praecedat  ceteros  in 
posteriore  editione  et  haud  paullo  his  limatior  eit.  Vt  multo  majn^ 
in  hos  (qui  ne  latini  quidem  toti  aiint,  sed  promiscue  latino  atq'!»' 
Hispano  aermouc  scripti)   quam   in  illum   ea  cadant  quae  in  prooemio 

leguntur:    'Inter    schedas    Petri   Ciaconii  Toletani rcperti 

Kunt  hi  libelli  eiua  manu  diligenter  quidem  descripti,  non  tameo 
omni  «'X  partc  absoluti,  cum  eos  iam  pridem  sic  digestos  in  arcA 
reposuerit,  iterum  relecturus:  quod  gravioribus  postmodum  curia  dii*t*n* 
tu8  perBcere  non  potuit  nec  suprema  couHura  illos  expolirc.'  —  C>t<?- 
rum  quod  'P.  Ciacconii  in  coluum.  rostr.  C.  Duilii  Inscripti  commentt. 
Rom.  1597'  (sic)  Baehrius  Hist.  litt.  Uom.  t.  11  p.  8  commemorat,  iJ 
quale  sit  prorsus  me  fugere  fateor. 


COUMENTATIO   PRIOR.  189 

narrat.  Quod  si  est  ita,  noii  habeo  sane  quos^  praeter  unuin 
fortasse  Panyinium,  illos  esse  dicam^  quos  ante  se  in  in- 
staaranda  columnae  rostratae  iuscriptione  operam  conlocasse 
soam  Ciacconius  his  verbis  significat  p.  5  (1812):  ^nec  enim 
Qiihi  ipse  tantum  arrogO;  ut  quod  eruditi  quidam  Yiri,  cum 
in  eo  non  parum  studii  posuerint,  non  satis  feliciter  per- 
fecisse  videntur;  id  yel  aliqua  ex  parte  assecutum  esse  me 
sperem.'  In  quo  viro  quoniam  par  accuratae  doctrinae  lau- 
dabilique  diligentiae  modestia  apparet^  quo  plus  similitudinis 
inter  ipsius  atque  Lipsii  Pighiique  supplementa  intercedit^ 
eo  minus  illum  credibile  est  hos,  si  ab  eis  profecisset,  aut 
silentio  praeteriturum  fuisse  aut  sic  uti  fecit  tecte  signiiica- 
tarum.  —  Ceterum  ipsum  lapidem  a  Ciacconio  inspectum 
esse  ipsius  verba  fidem  faciunt:  ac  Romae  eum  degisse  satis  9 
coDstat.  Nec  multo  post  erutum  e  terra  titulum  ad  scriben- 
dum  accessisse,  haec  eius  verba  docent:  ^Eius  columnae  basis,  . 
seu  parastata  potiuS;  non  procul  ab  arcu  Septimii^  in  Foro 
ipso  Romano,  proximis  superioribus  annis  e  ruderibus 
effossa  fiiit.' 

Post  hos  non  edidit  quidem  eam  inscriptionemi  sed 
traetavit  tamen  aliqua  ex  parte  formasque  notabiliores  inde 
excerpsit  anno  cididxcv  (hunc  enim  ipse  testatur  p.  45  ed. 
alt)  Celsvs  Cittadinvs  in  suo  *Trattato  della  volgare 
lingua'  Venetiis  a.  cioioci  primum  edito,  iterato  in  eius 
'Opere  raccolte  da  Girolamo  Gigli'  Romae  a.  ciDioccxxi. 
Vbi  p.  12  ^questa  incrizione'  inquit  ^benchfe  per  la  maggior 
parte  lacera,  e  manca  per  le  iiigiurie  del  tempo,  e  delle  ruine^ 
»i  conserva  oggi  nel  Romano  Campidoglio',  de  tempore  au- 
tem  primum  inventi  marmoris  sic  loquitur  p.  24:  'presso  al 
qual  Campidoglio  fu  al  tempo  di  nostri  padri  ed  a  memoria 
mia  trovata  la  detta  base/  Qua  in  basi  num  illo  iam  tem- 
pore  eae  quae  recens  accesserunt  litterae  insculptae  fuerint^ 
haudquaquam  hinc  posse  exi^timari  videtur^  quod  inter  ex- 
^erptas  a  Cittadino  formas  etiam  OLORYM  illud  est,  iam  a 
Upsio,  a  Ciacconio  (quem  ipsum  commemorat  ille)  atque 
apud  Panvinium  sic  instauratum. 

E  Ciacconio  autem  tota  fere  opella  Ttali  hominis  Gav- 
^JKs  DE  GozzE  Piaaurensis  pendet^  qui  Romae  a.  ci;)iocxxxv 


190  TITVLVS    COLVMNAE    ROSTRATAE   DVELLIANAE. 

vulgato  tali  libello:  ^lscrizione  della  base  della  colonna  ro- 
strata,  gia  nel  foro  Romano,  supplita  ed  illustrata',  quem 
latinum  fecit  Abraha«ius  Preigerus  in  Graevii  Burmamii- 
que  Thes.  antiq.  et  hist.  Ital.  tonii  IX  parte  VIII,  fere  in  ya- 
riando  sermone  tantum  leviterque  mutandis  vocabulorum  for- 

10  mis  quibusdam  a  Ciacconii  supplementis  discessit*),  nec  ad 
enarrandum  titulum  quicquam  contulit  quo  fieri  operae  pre- 
tium  censendum  sit.  Quamquam  ipsum  sane  lapidem  ab  eo 
examinatum  esse  cum  certo  argumento  intellegitur  in  quod 
infra  iiicidet  oratio,  tum  ipsius  testimonio  constat  e  quo. 
qualis  tunc  marmoris  condicio  fuerit,  commode  discitur.  Qui 
ubi  de  titulo  in  honorem  Duellii  facto  disseruit,  'exstat'  aii 
*iste  titulus  in  basi  marmorea,  cui  columna  quam  dicimus 
[h.  e.  commemorata  a  scriptoribusj  imposita  fuisse  debet 
Basis  autem  (quae  undique  detrita   inque  plures  partes  con- 

'  fracta  ac  dilacerata  est  per  temporis  ac  ruinarum  iniuriam, 
adeo  ut  non  solum  scripturae  principium  ac  finis,  sed  et 
multa  verba  hic  illic  desiderentur,  uti  praesens  ipse  vidisti 
haud  dubie  et  hoc  a  me  reconcinnatum  exemplar  ostendet' 
annis  abhinc  quam  plurimis  a  fodientibus  terram  reperta  est 
pauUum  ultra  Imperatoris  Septimii  Severi  arcum  triumpba* 
lem,  proxime  fere  columnam  illam  solitariam,  quae  super- 
stes  adliuc  visitur  e  regione  ecclesiae  S.  Adriani,  cognomi- 
natae  in  tribus  Fm'is,  quoniam  media  inter  forum  Romanum 
ab  Augusto  adiectum  et  forum  Traiani  et  forum  Nerrae 
Imperatorum  posita   est;    postea   populus    Romanus   eam 

*)  Quod  quidem  ita  cshg  eatis  tecte  dissimulat  potius  qnam  signi- 
licat,  cum  'adhibitis  iis  praesertim  adminiculis ,  quibus  eandem  stappl^ 
runt  ac  reconcinuarunt  Petrus  Ciacconius  Nobilis  Toletanas  et  Frater 
Onuphrius  Panvinius',  elaborasse  sese  scribit  p.  b.  Quem  pesaima»' 
fidei  hominem  deprehendi,  ex  quo  intellexi  miliarii  Popilliani  commen- 
ticium  supplementum  ilhid,  quod  ad  Gozzium  auctorcm  referebam  in 
comra.  de  eo  titulo  nuper  edito  p.  11  [supra  p.  126],  una  cum  rehqaJ^ 
omnibus  quae  de  lapide  narrat  transcripta  esse  e  Celsi  Cittadini  Ubn) 
supra  itommemorato  p.  42  sq.  Cuius  verba  infra  i^osui:  ^un'  altra  iscn- 
zioiie  alla  qual,  benche  manchi  il  primo  verso,  nel  qual  dovea  e*><'rf 
scritto  il  nonie  deir  auctore  di  essa,  noudimeno  per  molti  forti  e  ragio- 
nevoli  argomenti  si  ritra,  che  ne  fosse  autore  Manio  Aquillio  Gallo  uc^- 
console  o  pretore  di  Sicilia  V  anno  di  Roma  G54':  e.  q.  a. 


COMMENTATIO   PKIOR.  191 

restaurandam  ibique  colIocaDdam  curavit  ubi  pra^enti 
tempore  conspicitur,  ad  exordium  siye  pedem  gradunm  pa- 
latii  Dominorum  Conservatorum  in  Capitolio  RomanO;  tam- 
qnam  rem  pretiosam  uti  revera  est/  Quae  verba  si  recte 
interpretor^  ipsa  quidem  tabula  iam  reconcinnata  illa  aetate 
erat,  sed  eadem  nondum  coniuncta  cum  recens  facta  columna 
illtt;  quacum  composita  est  hodie.  Quamquam  in  promptu 
est  cur  cum  confidentia  iudicari  nequeat.  —  Ceterum  6oz* 
ziana  supplementa  tra^ierunt  in  Alexandri  Donati  *Ro- 
mae  yeteris  ac  recentis'  editiones  plurimas,  etiam  eam  quam  it 
inThesauri  antiq.  t.  III  parayit  GraevinS;  p.  587:  falsissimum 
est  enim  quod  ibi  praemittitur  ^lnscriptio  in  basi  columnae 
rostratae  a  Petro  Ciaconio  suppleta.' 

Eodem  anno  cioiocxxxv  quod  eandem  iuscriptionem 
'KvBEVM  celebrem  Italum  exbibuisse'  Funccius  I.  s.  s.  p.  117 
tradit^  nescio  equidem  quo  et  quali  id  libro  factum  sit:  nec 
magis,  quem  e  claris  eo  nomine  Italis  dicat^  conicere  pos- 
sum.  Sed  alius  restat  qui  illo  saeculo  bene  de  hoc  monu- 
mento  meruerity.ELiAS  Boherellvs:  cuius  mauu  scriptas 
^animadversiones  ad  Nardini  de  Koma  vetere  commentarium^ 
ad  quem  exegit  omnia  Yrbis  loca  cum  illam  perlustraret  in 
itinere  Italico  et  perquam  diligenter  omnia  rimaretur',  in 
praefatione  tomi  IV  Thesauri  antiq.  Graevius  posuit  Vbi 
pagina  a  fine  quarta  haec  praemittuntur  Boherelli  verba: 
'Vidi  ipse  quoque  unam  de  his  columnis  insertam  muro 
Palatii  Conservatorum  in  Capitolio  ad  imam  scalam  a  sinistfa 
in  mtroitu;  cum  inscriptione  in  eius  basi,  sed  valde  mutilam 
et  imperfectam.  Est  illa  columna  Duiliana^  qua  de  mecnm 
egit  Tanaquillus  Faber  in  epistola  32  libri  II  epistolarum, 
ubi  et  mihi  commendat  aliam  inscriptionem,  quae  eodem 
fere  tempore  fuit  dedicata.  Gassendus  loquitur  de  utraque  in 
Tita  Peirescii  ad  annum  cio  dcxyi.'  Adposui  haec  ut,  quo 
fere  tempore  Romae  Boherellus  peregrinasset,  intellegeretur: 
nam  Fabri  illa  epistula  inter  eas  coulocata  est  (edit.  Salmur. 
a.  CI3I0CLXXIV  t.  II  p.  82  sqq.)  quae  sunt  a.  CIOLOCLXIII 
^criptae.  Ergo  tum  saltem  iam  coniuncta  fuit  cum  recenti 
eolQmna  vetus  tabula  litterata  eo  quo  hodie  exstat  exemplo; 
^i  modo  Goszii  aetate   id   nondum   esse  factum    credideris: 


192  TITVLVS    COLVMNAE   ROSTRATAE   DVELLIANAE. 

quamquam  de  loco  nulla  iiiter  utrumque  dissensio  est.  ^Sub- 
iecit'  autem  Boherellus  (uam  haec  Graevii  verba  caec^itiit 
qui  ad  Gassendum  rettulit  Preigerus  in  sua  ad  Gozzium  prae- 
fatione)  ^inscriptionem ,  quam  accurate  cum  lapide  contulit': 
quam  ita  *ut  in  fracto  lapide  conspicitur'  aeri  incisam  lau- 
12  dabili  consilio  Graevius  proposuit.  Nam  est  hoc  sane  omnium 
quae  adhuc  prodierunt  longe  accuratissimum  exemplum:  ot 
in  quo  etiam  recentes  a  priscis  litteris  litterarumque  parti- 
culis  non  tantum  v.  10.  11  et  12,  sed  etiam  v.  3.  4  proba- 
bili  cum  fide  ac  diligentia  discretae  sint,  ubi  quidem  plena 
MACISTRATOS  et  EXFOCIONT  vocabula  tradiderant  prio- 
res  omnes. 

Ex    illo   inde    tempore    per   annos  plurimos    nihil  quod 
seiam  in   hoc   argumento  praestitum  est  a  quoquam.    Nam 
lo.  Nicolai  Funccii  exiliores  curas,  quas  supra  commemo- 
ravi,    sciens   praetermitto :    nec   magis    sive   totius    columnae 
sive  inscriptionis  ea  exempla  moror,  quae  Floro  ab  Laurentio    | 
Begero   edito  Sallustique  nescio   cui  Raphelingianae   editioiu    j 
esse  adiecta  dicuntur:  nec  M.  Conr.  Nahmmacheri  ^Sche-  .! 
dium  de  columna  rostrata'  vidi,  cuius  ipse  mentionem  inicit    i 
in   Commentario    de    literatura   Romana   Brunsvigae   emisso    j 
a.  cioiocCLViii  p.  10.    Perversissima  tituli  species  est  a  Lu-    \ 
dovico   Lanzio    suo    de    lingua  Etrusca   libro    inserta  t  I    j 
p.  113   (148   ed.  pr.):    quo  haud  paullo    curatius  Burtonub    [ 
exhibuit  in  Antiquitatibus  Vrbis   a  Sicklero  vernacule  versi^    . 
p.  624  sqq.     Prioribus  autem  auctoribus  promiscue  usus  qui 
nostra  memoria  tituli   suis   supplementis   aucti  novum  quod- 
dam  exemplum  commendavit  G.  F.  Grotefendivs  Gramma- 
ticae  latinae  t.  II  p.  494  sq.,  id  et  in  plurimos  aliorum  Hbro? 
transiisse  et  nostratibus  nunc  fere  pro  limpido  fonte  esse  e 
quo  inscriptionis    Duilianae    notitiam  omnem    hauriant,  hoi 
magis  dolendum  est  quo  plura  in  eo  insunt  aut  a  probabili- 
tate  omni   aut  ab  ipsa  veritate  ^liena:   cuius  rei  iusigni  Jo- 
cumento  hoc  est,  quod  numerorum  notas  illas,  quibus  capti 
aeris  multitudo  significatur,  undeviciens  posuit,    cum  deberet 
viciens  semel.     Et  tamen  tam  male  et  suae  existimationi  et 
sylloges    suae    fidei  lo.   Casp.  Orellivs   consuluit,    ut  non 
ahum   auctorem    in    repraesentanda    n.  549   inscriptione  nisi 


COMJiENTATIO   PRIOR.  193 

unam  illum  Gbrotefendium  sequeretnr.  Quod  ille  damnum  yix 
aliquo  modo  resarsisse  eo  censendus  est^  quod  acceptam  ab 
Olao  Kellerhanno  emendatam  lectionem  Analectis  epi* 
graphicis  Turici  a.  1838  editis  inseruit.  Quamquam  ne  huius  i3 
qoidem  quantumvis  religiosi  scrutatoris  opera  praestari  id 
ipsam  poterat  quo  vel  maxime  opus  erat. 

Nam  ut  et  breyiter  et  grayiter  dicam:  tot  hominum 
tantis  cnris  et  laboribus  nullo  modo  illud  est  effectum  ut, 
qnae  in  lapide  yel  sint  yel  non  sint,  et  quomodo  sint  quae 
snnt,  reapse  sciatur  certumque  fundamentum  quo  tuto  con- 
fidas  paratum  sit.  Yt  iure  suo  iam  Dukerus  ^omnes  aliter 
atque  aliter  exhibere'  questus  sit  ad  Florum.  Nec  enim  yel 
de  mutilarum  litterarum  apicibus  in  marmore  seryatis  yel  de 
deperditarum  tabulae  partium  mensura  satis  constat:  quando 
de  spatiomm  rationibus  ne  Boherellus  quidem  non  fallit.  £t 
tamen,  nisi  utmmque  genus  summa  cum  cura  rimatus  ex-' 
plorayerisy  non  ^oterit  supplendi  opera  recte  atque  ordine 
procedere:  prius  autem  quam  supplementorum  probabilitate 
tituli  integritas  reconcinnata  sit,  non  licet  illius  aetatem  et 
originem  yia  ac  ratione  disceptare  et,  quod  est  consequens, 
consideratum  de  eius  fide  et  auctoritate  iudicium  facere: 
quam  rem  eo  plus  habere  et  gratiae  et  necessitatis  apparet^ 
quo  securius  a  columnae  rostratae  testimoniis  et  grammati- 
cam  latinam  et  historiam  linguae  ordiri  plerique  consueye- 
nini  Itaque  quamyis  sagaciter  singula  multa  siye  ab  aliis 
siye  a  Lipsio  potissimum  et  Ciacconio  excogitata  sint,  tamen 
continua  instauratio  tituli  uniyersi  ex  editoribus  omnibus 
uulli  ita  successit  ut  artis  legibus  satis  factum  sit^  supplen- 
dique  conamina  ad  unum  omnia;  ut  in  hoc  subsistam,  eo 
corraunt  quod  interyallorum  rationes  non  modo  non  obser- 
vatae  satis^  sed  incredibilem  in  modum  neglectae  sunt. 

Quae  cum  ita  essent,  hoc  agendum  esse  praeter  cetera 
intellegebam,  ut  qua  posset  fide  ac  religione  ad  superstitis 
iapidis  similitudinem  inscriptio  Capitolina  denuo  repraesen- 
taretur.  Id  igitnr  quod  iam  yideri  potest  in  adiecta  huic 
commentationi  tabula  satis  probabiliter  praestitum  esse,  con- 
ionctis  cum  nostra  industria  et  lithographi  haud  yulgari  arti- 
ticio  et  Henrici  Brvnnii   nostri    studio   debetur:   a  quo 

FB.  BIT8CHKLII  OPV8CVLA  IV.  13 


194  TITVLYS    COLVMNAE    ROSTRATAE   DVELLIANAE. 

14  non  tantum  ectypo  chartaceo  expressum  exemplum  scite  ad- 
modum  paratum  est  et  ad  me  comiter  transmissum,  sed 
etiam  de  omnibus  eis  et  accuratissime  et  patientissime  rela- 
tura,  quae  per  litteras  identidem  ego  sciscitatus  essem.  Ergo 
cum  de  superstitibus  hodie  verbis  et  litteris  nihil  quod  de- 
sideres  relictum  sit,  tamen  non  inutiliter  de  illis  quaeretur, 
si  quae  forte  olim  legi  potuerint  nunc  deperdita  in  lapide. 
Cuius  margines  cum  possint  aliquanto  integriores  faisse  prius- 
quam  in  tabulam  quadratam  illo  immisso  frustula  quaedam 
detererentur,  hoc  ut  quale  sit  planum  fiat,  componenda  sunt 
de  singulorum  versuum  cum  initiis  tum  finibus  superiorum 
editorum  testimonia:  quibus  tamen  utendum  cum  certis  cau- 
tionibus.  Primum  enim  specie  tantum,  non  re  discrepare 
illos  apertum  est,  cum  eas  litteras,  quarum  nihil  nisi  aut 
fragmenta  aut  tamquam  umbra  quaedam  fragmentorum  super- 
*est,  alii  integras  posuerunt,  prorsus  omiserunt  alii:  quippf' 
quibus  scripturae  frustulis  exprimendis  impar  esset  are  typo- 
graphi.  Deinde  ex  ipsa  typorum  et  maiusculorum  (sive  un- 
ciales  vel  versales  appellaveris)  et  capitalium  et  minusculo- 
rum  et  cursivorum  similitudine  non  potuit  non  aut  ambigui- 
tas  aut  error  nonnullis  in  locis  nasci.  Denique  manife^ia 
est  quorundam  neglegentia  in  supplementis  a  pristina  scrip- 
tura  discernendis:  quo  in  genere  neminem  fuisse  Lipsio  in- 
diligentiorem  illac  discrepautiae  haud  paucae  arguunt  quae 
inter  tria  exempla  Lipsiana  intercedunt.  Quorum  illud,  quml 
est  in  Antiquis  lectionibus,  primum  dicimus:  secundum,  quo*i 
sine  supplementis  in  Auctario  inscriptionum  Smetianarum 
posuit,  nobis  Gruteri  fide  cognitum:  tertium,  quod  ibidem 
accessit  supplementis  auctum. 

Ipsum  autem,  quale  nunc  est,  tituli  initium  quod  in 
duobus  solis  exemplis,  Lafreriano  et  Panviniano,  integer  ver- 
sus  praecedit  has  litteras  praestans: 

0    1) M  .  F  .  M  .  N  .  C L  .  .  .  . 


.  .  I  •  • 


(nisi  quod  DitiUos  et  Consoh  est  in  Panviniano),  id  vix  po.<>'' 

dubitari  videtur  quin   e  mera  interpolatione   repetendum  ^^'' 

quamquam   fraudi   et  Drakonborchio  fuit  in   Liv.  XL,  r)2,  i> 

ir.  et  (niratonio  in  (-icoronis  l^lanciiinam  excursn  Vll  p.  202  sqq. 


COMMENTATIO   PRIOR.  195 

ed.  Orell.  Nec  satis  adposite  ad  rem  Dukerus  Flori  8ui 
p.  930  81G  commentabatur:  ^de  quo  quid  dicam  non  habeo: 
nisi  Tel  eos,  qui  plura  in  marmore  illo  scripta  fuisse  prodi- 
dernnt  quam  Ciacconius^  parum  recte  vidisse,  yel  literas  non- 
nullas  deinde  ita  exoleyisse  ut  visum  effugerent.  nam  mihi 
omnino  yerosimile  videtur  Ciacconiumy  qui  non  multo  post 
effossum  marmor  Romam  yenit  et  in  ea  urbe  per  aliquot 
annos  vixit  ac  diem  obiit,  inscriptionem,  quam  ex  professo 
commentario  inlustravit,  et  saepe  et  adcuratissime  inspexisse 
oec  qnidqnam  eorum,  quae  tum  in  ea  legebantur,  detraxisse 
aut  addidisse.'  Atque  hoc  quidem  ille  satis  recte;  quo  tamen 
plus  valet,  quod  ne  ante  Ciacconium  quidem  lectas  esse  illas 
litteras,  tacentium  de  eis  Manutii  Florentii'  Lipsii  consensus 
arguit:  quando  ^C.  Duilios.  M.  f.  M.  nepos.  Coss.'  posuit 
Pighius.  Nam  cur  nolim  ex  eo  argumentari,  quod  ipsa  Duel- 
liana  aetate  non  est  sane  credibile  avi  nomen  addituros  fuisse 
(quod  non  ante  exeuntis  saeculi  sexti  tempora  videam  acce- 
(iere  solitum),  facile  est  ad  intellegendum.  —  Haec  autem 
dum  scriboy  affertur  Diarii  Bergkiani  novisHimus  fasciculus, 
in  quo  non  sine  miratione  video  BILIOS  formam  ab  editore  • 
commemorari  p.  336  ut  in  columna  rostrata  exstanteni:  quae 
nihil  est  nisi  Ciacconii  in  supplementis  suis  commentum 
idque  pravissimum.  Qui  error  si  Bergkio  potuit  accidere, 
profecto  non  videbitur  opera  abuti  qui  novam  huius  monu- 
menti  editionem  paraverit.  Ceterum  non  magis  errore  vacat» 
quod  prius  fuisse  Duilios  Bdios  formas,  successisse  demum 
Ihidlius  Bdlius  Bergkius  sibi  persuasit:  id  quod  prorsus 
aliter  se  habet. 

Versu  autem  primo  ANO  sic  ut  hodie  fractis  litteris 
Boherellus:  plene  perscriptis  Manutius,  Lij^sius  2.  3,  Ciacco- 
nius,  Gozziusy  Kellermaunus.  AN  •  0  Panvin.  AND  Lipsius 
1,  quippe  j!>M^ANDo  supplens.  ANOS  Pighius.  S  AN«0  La- 
frerius:  quo  voIuiHse  ^egest k^  *  Oiyidom  (ut  est  apud  Panv.) 
significare  credibile  est 

V.  2  D.  XEMET  Man.   Dz-XEMET  Ciac.  DEXEMET 
Kell.    EXEMET  Lips.  2.    fXEMET  Lips.  1.    DEXEMETic 
reliqui         In  fine  LECIONl  Boh.  LECIONE  Kell.  LECION 
Man.  Pigh.  Lips.  1.  Ciac.  (nisi  quod  G  pro  C  Pigh.,  T  pro  I 

13* 


19G  TITVLVS    COLVMNAK    ROSTRATAE    DVELLIANAE. 

Man.)  LECIONES  Lips.  2.  3.   Panv.  Gozz.     LECIONES   R 
Lafr.  (puto  quia  LECIONES-  Komanas  est  apud  Panv.) 

V.  3  XIMOSQVE  soli  Man.  Gozz.  Boh.  Kell.:  reliqui 
omnes  AXIMOSQVE  In  fine  MCISTRATOS  Panv.   MA- 

CISTRATOS  Gozz.     MAGISTRATOSI  Man.     MACISTM 
TOS  •  L  reliqui,  uisi  quod.  G  pro  C  Lips.  2,  E  pro  I  Lips.  3, 
MACISTRaTOS  Ciac.,  MACISTR[A]TOS  Boh.,   MACISTR- 
TOS  Kell. 

V.  4  DVEM  Lips.  1.  2.  OVEM  Lips.  3.  Pigh.  PanT. 
Lafr.  Kell.     VEM  reliqui  In  fine  MACE  Man.     MACEl 

Boh.    MACEL  reliqui 

V.  5  CNANDOD  Pigh.  Panv.  Lafr.  CNANDRO  Man. 
VCNANDOD  reliqui  In  fine  UA{cestratod)  Lips.  3.  MACI 
Pigh.  MACIS  Panv.  Lafr.  MAC  reliqui,  attrita  C  Uttm 
Bob.:  nisi  quod  MAG  Man. 

V.  6  M  pro  EM  Lafr.  In  fine  PRIMOS  •  {ci^scf)  Lips.  3. 
PRIMOSC  reliqui,  fracta  C  litteraBoh.:  nisi  quod  PRIMOS 
Ciac.  Kell. 

V.  7    CLASESQVE  Pigh.  Panv.  Lafr.  Lips.  1.  3.    LA- 
.    SESCiVE  reliqui         In  fine  PAL  Pigh.  Panv.  Lafr.  PA  rehqui 

V.  8  VMQVE  Ciac.  Boh.  CVMQVE  reliqui  In  fine 
OMI  Man.  Lips.  1.  2.  Kell.  0{mueis)  Lips.  3.  OM  reliqui 
Praeterea  de  medio  versu  non  piget  adnotare  veram  NAVE- 
BOS  scripturam  in  solis  Panv.  Lafr.  Ciac.  exemplis  CvSse 
candemque  apertis  verbis  Gozzium  testari:  NAVEBOS  in 
Mau.  Boli.  (nisi  quod  I  pro  E  et  hic  et  v.  6  Man.)  item  apuii 
Kellermammm:  NAVEBOVS  in  Pigh.  Lips.  1.  2.  3.  Quo.l 
eum  iam  Cittadinus  quale  esset  pervidisset,  plurimos  tauieii 
in  transversum  egit 

V.  9  VMAS  Maii.  Ciac.  Boh.  Gozz.  Kell.  SVMAS  re- 
liqui         In  fine  PRAESENTE  omnes 

V.  10  31CTAT0RED  Lips.  2.  Boh.  ICTATORED  Man. 
Ciac.  Gozz.  DICTATORED  reliqui  Deinceps  ()/oK)M  Ciai, 
17  in  coinuiciitario  OL''  O.M  testans  in  marmore  esse.  OI-OM 
KoII.  OL-OMLafr.  OLwOM  Panv.  OL''l  OM  Lips.L  OL- 
OM  Lii.s.  2.  OLOrOM  Lips.  3.  OLOrVM  Pigh.  OLOKOM 
<•(>///..  OM  —  .M  Miin.  Ipsam  lapidi.s,  qualis  nunc  est,  li<]('ui 
solus    lloh.   servat  Mox    MrtlflD    Ciac.      M  •  •  RID   KWI- 


COMMENTATIO   PRIOB.  197 

MARlD  reliqui  omnes^  attritis  ID  litteris  Boh.  In   fine 

PVCN  Pigh.  Lips.  1.  2.  3.    LVCV  Man.   PVC  reliqui,  fractis 
iitteris  Boh. 

V.  11  IQVE  ex  antiqnioribus  unus  Gozziun  et  reprae- 
sentat  et  testatur  p.  26  (11):  item  Kellermannus.  \iOV£ 
Boh.   NQVE  Panv.  Lafr.  Lips.  1.  2.  3.     QVE  reliqui 

Mox  NAVE T  Kell.    NAVI •  T  Man.    l^AWds 

r^M-T  Pigh.     NAV-  .  .  ET  Lafr.     NAV^ftos  ET  Panv.     NA- 

VE  ,  /;//EV.',y.;   (sic)  Lips.  1.    NAVI T  Lips.  2.    NA- 

\T;S .  C^T  Lips.  3.  NAi-m  o^x^T  Ciac.  NAVEIS  [CEPE]T 
Boh.  NAVEIS  •  CEPET  Gozz.  Deinde  SOCIEIS  ....  (pro 
SOCIEIS)  Lips.  2  In    fine  SEI^ER  Pigh.   Panv.  Lafr. 

Oozz.  Kell.  SEPTEM  Man.  Lips.  1.  2.  3  et  fracta  ultima  Bob. 
^E?TE(mrcsmontque)  Ciacconius,  sed  sic  narrans  p.  29  (182^)j: 
'ita  fractus  est  lapis,  ut  fere  discemi  nequeat  fueritne  scrip- 
tum  SEPTER  an  SEIT^EM.  verum  M  litterae  vestigia  potius 
exstare  mihi  videntur,  ideoque  ita  scripsi.'  De  quo  viruni 
optimam  prorsus  fefellit  opinio 

V.  12  QVE  Lips.  3.  KelL,  fractaque  Q  littera  Boh.  OS- 
tjVE  Man.  Lafr.  Panv.  Lips.  2.  Ciac.  ////// OSQVE  Lips.  1. 
S(A'E  Gozz.  (2tte>im)M0SQVE  Pigh.  Vt  de  hoc  pfttissinium 
loco  non  videatur  dubitari  posse  quin  ibi  integrior  olim  lapis 
OSQVE  scriptum  habuerit,  cum  in  aliis  multis  valdc  veren- 
(lum  sit  ne,  quod  esse  indubitatum  putarent,  in  sua  exempla 
intulerint   quamquam    non   exstans   in    marmore  In  fine 

XAVEIS  •  XX  soli  Pigh.  et  Lips.  3,  errore  ut  puto  pro  X.r: 
fjuemadmodum  etiam  v.  11  XXXQVE  expressum  est  a})ud 
Pighium  pro  eo  quod  voluit  haud  dubie  jtamQVE 

V.  13  3M  Lips.  2.  ()M  Pigh.  Lafr.  Panv.  Lips.  1.  M 
reliqui   omnes  In    fine  (post  CIO  CK)  CIO)  DCC  Man. 

Pigh.  Lafr.  Panv.  Ciac.     DOO  Gozz.    DC  Kell.  et  fracta  C 
littera  Boh.    D  •  CIO  •  Lips.  1.    D  CIO  . .  I . .  Lips.  2.   Nume-  i8 
ros  omittit  Lips.  3.     Nihil  in  lapide  fuisse  potest   nisi  aut 
UC  aut  quod  est  probabilius  DCC 

V.  14  TOM  omnes  In  fine  CCClOOJ  C  solus  Ciac- 
eonius.    Nisi  forte  non  est  casu  factum  quod  apud  Keller- 

mannum  expressum  est  coIod! 


198  TITVLVS    COLVMNAE   ROSTRATAE   DVELLIANAE. 

V.  15  et  16  numerorum  notas  ad  veritatem  lapidis  soli 
expresserunt  Man.  Lafr.  Panv.  Boh.:  item  KelL,  nisi  quod  is 

ccloo  perpetuat  pro  ccclooo.  lustam  multitudinem  servant 
Ciac.  Gozz.,  sed  per  tres  versus  distributam:  item  Lips.  2  in 
duobus  primis  versibus,  quibus  tamen  tertium  subiecit  per- 
versissime,  in  quo  eandem  notam  posuit  septiens  (nam  Lips. 
1.  3  in  versu  14  desinunt).  Quam  viciens  sexiens  Pighius 
repetiit  per  versus  quattuor 

V.  17    TOQVE  Lips.    QVE  Lafr.    OQVE  reliqui  In 

fine  POPLOM  Ciac.  POPLON.Pigh.  Lafr.:  quippe  POPLO- 
Mimos  in  Panv.  est.  POPLOI  Kell.  POPLO  cum  reliquis 
etiam  Boh.  In    medio   versu  PR  •  AEDAD  Kell.   praet^r 

rationem 

V.  18  OARTA  fractis  litteris  Boh.  CARTAC  Kell.  CAK- 
TAOIN  Gozz.  CARTACINI  Man.  Ciac:  quarum  litterarum 
exilissimos  ex  parte  apices,  quales  in  lapide  indagasse  sibi 
Brumiius  visus  est,  imitatus   est  lithographus.     CARTACI- 

NI IS  Lips.    CARTACINIENSI  •  N  Panv.  Lafr.    CAR- 

TACINIENSIS  .  /N  Pighius  (statim  continuans  is  /%€NVOSi 

In  fine^NVOS  Man.  NVOS-D  Ciac.  Kell.  ct  fracta  ultima 
Boh.  ENVOSD  Gozz.  NVOSL  Panv.  Lafr.  NVOS.Bas) 
Pigh.  NVOS  •  •  •  '  D,  et  iu  novo  quidem  versu  conlocata^ 
perquam  neglegenter  Lips. 

Et  versu  quidem  18  Gozzii  Boherellique  exempla  termi- 
nantur.  Quibus  antiquiores  testes  omnes  cum  aliquid  litte- 
rarum,  quod  nunc  non  superstes  est  (nam  Kellermannus  quo- 
que  in  V.  18  desinit),  in  proximo  versu  lectum  esse  communi 
cousensu  prodant,  evidentissimo  hoc  argumento  est  maions 
olim  integritatis.  Sunt  autem  deperditae  nunc  syllabae  illae 
EI  vel  EIS,  et  CAPT  vel  CART  vel  ARTA,  et  eis  quidem 
u)  intervallis  distinctae  quae  infra  descripsi  secundum  Manu- 
tium  (1),  Lafrerium  (2),  Panvinium  (3),  Lipsium  (4),  Ciae- 
conium  (5): 


1  OQVE  NAVALEDPRAEDADPOPLO-  •  • 

CARTACINI NVOS- 

£1  .   .   . 


COMIIBNTATIO  PRIOR.  199 


!>....  QVE.NAVALED.PRAEDADPOPLO  N 

OARTACINIENSI •  N    ....   NVOSL 

EI CAPT 

.3       .  .OQVENAVALED.PRAEDAD.PO^O 

CARTACINIENSI  •  N  .  •  NVOS  L 

EI  ...CAPT 

4  •  -  TOQVE  NAVALEDPRAEDAD  POPLO 

CARTACINI   •  •  •   IS 

NVOS  .  .  •  D  .  •  .  . 

EIS ARTA 

5  .     •  OQ^T:  NAVALED  PRAEDADPOPLOM 

CARTACINI NVOSD 

EI CART^- 

Cum  pulvisculo  ut  aiunt  exbausi  scripturae  discrepan- 
tiam  praeter  levissima  quaedam  consulto  omissa  omnem,  ut 
quam  certissimum  fundamentum  in  promptu  esset,  cui  arti 
et  rationi  convenienter  redintegrandi  tituli  opera  superstrue- 
retur.  Ad  quam  rem  cum  non  mediocri  usui  sit  similium 
titulorum  comparatio,  eiusdem  generis  quosdam  praemittam 
Don  in  monumentis  superstites,  sed  qui  e  T.  Livii  memoria 
sat  probabiliter,  nisi  fallor  animi,  reconcinnari  possint.  Ac 
primum  de  rebus  gestis  anni  DLXXX  agens  ille  quae  prodi- 
dit  cap.  28  libri  XLI^  infra  scripsi  qualia  exstare  in  Vindo- 
bonensi  codice  vel  traduntur  vel  creduntur:  ^Eodem  anno 
tabula  in  aedem  matris  Matutae  cum  indice  hoc  posita  est: 
Ti.  Sempronl  Gracci  consulis  imperio  auspicioque 
legio  exercitusque  populi  Romani  Sardiniam  sub-so 
^git  .  in  ea  prouincia  bostium  caesa  aut  capta  supra 
octoginta  milia  .  Kep.  felicissime  gesta  atque  libe- 
ratis  uectigalibus  restitutis  exercitum  saluomq  at- 
que  incolumem  plenissimum  praeda  domum  repor- 
tanit  .  iterum  triumphans  in  urbem  Romam  redit  . 
cuius  rei  ergo  hanc  tabulam  loui  donum  dedit  Sar- 
diniae  insulae  fprma  erat  atque  in  ea  simulacra  pugnarum 
picta.'  In  quibus  verbis  aliquid  intercidisse  ante  uectigalibus 
vel  post  eam  vocem  omnes  viderunt,  liberatis  sociis  restituit 
^Sigonius.    Ad   quod   exemplum    profecto   etiam    aliae   voces 


200  TITVLVS    COLVMNAE    ROSTRATAE   DVELLIANAE. 

neglegi  potuerunt:  et  satis  consiiat  de  lacuDarum  multitudine 
in  illa  ipsa  parte  libroruni  Livianorum.  In  principio  autem 
ipse  scriptor  potuit  in  brevius  contrahere,  quae  in  tabula 
credibile  est  ad  similitudinem  potius  tituli  Mummiani  illius 
inscripta  fuisse: 

L  .  MVMMl  .  L  .  F  .  COS  •  DVCT 
AVSPICIO  •  IMPERIOQVE 
EIVS.ACHAIACAPTCORINTO 

quae  non  sunt  aliter  nisi  sic  interpretanda:  L.  Mumnnus  L,  f\ 
consnl,  Dnctu  e.  q.  s.  Hinc  igitur  profectus  versus  Saturnios, 
in  quibus  restituendis  miserum  in  modum  se  torsit  Walchiuj^ 
Emend,  Liv.  p.  254  sq.,  eosque  prorsus  accommodatos  a^l 
illas  leges  quas  identidem  dixi  in  monumentis  regnare  sola^. 
prope  nuUo  negotio  sic  instauro: 

TI  •  SEMPRONI .  GRAC  •  COS 
Eius  inperio  auspicioque  -  legio  exercitilsque 
Popli  Roniiini  Siirdiniam  -  insuldm  subegit. 
Iii  ea  prouiiicia  hosti-uni  caesa  aut  capta 
Supra  octoginta  milia.  -  re  popHca  idem 
Felicissume  gesta  -  atque  liberatis  5 

SociiSf  uectig}iH-bus  restitiitis, 
Exercitum  siiluom  -  sdspitem  atque  incolomein 
-'I       Plenissumiim  praeda  -  domum  reportauit. 
Iteriim  triiimpans  in  -  urbem  Romam  rediit. 
Quoius  rei  ergo  hanc  tabolam- loui  dedit  donum.  l" 

Vbi  ci  pro  l  quotiens  voles  restituas.  Plautinae  prosodiaf 
ratione  in  versus  8.  10  immissa  sunt  dofnum  et  loui  voca- 
bula:  eodemque  ex»mj)h)  potuit  etiam  dcdit  loui  donum  de- 
feudi.  Vbi  lenit^r  transponere  malui  quam  loui  donum  f/"- 
nduit  vel  dicduit  suadere.  Initium  eius  versus  licebat  etiam 
sic  acuere:  Quoiiis  rci  crgo  hanc  tdholam,  atque  adeo  alii^ 
modis,  quibus  simplicior  visus  est  quem  praetuli.  De  codiei^^ 
srrij^tura  saluo7nf/  recte  ut  j^uto  statuit  Kreyssigius  Annot. 
ad  Liv.  libr.  XLf — XLX  p.  ot).  Elegantiore  construendi  vin- 
culo  ligare  orationem  nohii  velut  hoc  exemplo:  EjurcilnM 
pdstquam  sdluom  dtquc  incdlumcm  ....  domnm  rept/riouit, 
itcrum  ....  rcdiit. 


COMMENTATIO   PRIOR.  201 

Multo  magis  a  codicum  auxilio  destitutus  liber  XL  e^t^ 
coius  capite  52  quae  de  M.  Aemilio  Lepido  censore  a.  DLXXV 
Lirias  memoriae  prodidit,  sic  (quantum  ex  editorum  testi- 
moniis  intellegi  potest)  corrupta  sunt  a  librariis:  ^ldem  de- 
dicauit  aedem  Larium  permarinum  in  Campo  .  uouerat  eam 
anDis  XL.  [immo  xi.]  ante  L.  Aemilius  Regillus  nauali  proelio 
adaersus  praefectos  regis  Antiochi  .  supra  ualuas  templi  ta- 
bula  cum  titulo  hoc  fixa  est:  Duello  magno  regibus  diri- 
mendo  caput  subigendis  patrandae  pacis  haec  pugna 
exeunti  L.  Aemilio  M.  Aemilii  filio  auspicio  imperio 
felicitate  ductuque  eius  inter  Ephesum  camuchum- 
que  inspectante  cos  ipso  Antiocho  exercitu  omni 
equitatu  elephantiHque  classis  regis  Antiochi  antea 
>k  uicta  fusa  contusa  fugataque  est^  ibique  eo  die 
naue«  longae  cum  omnibus  sociis  captae  LXll.  ea 
pugna  pugnata  rex  Antiochus  regnumque  eius  rci 
f*rgo  aedem  Laribus  permarinis  uouit.  eodem  exemplo 
tabula  in  aede  louis  in  Capitolio  supra  ualuas  fixa  est'  *In 
his  yerbis  neminem  fugit  tot  et  lacunas  esse  et  singulorum 
pessimas  corruptelaSy  prorsus  ut  intellegi  nequeant:  ipsoque  ^^ 
id  testimonio  Atilius  Fortunatianus  declarat  vcro  tituli  prin- 
cipio  commo^e  servato  p.  2680  P.  (324  (iaisf):  Dticllo  magno 
dlrimendo  regihtis  mhigendis,  NoHtrum  igitur  in  usum  con- 
versis,  quae  ad  emendationem  vel  Livii  interpretes  vel  in 
Klementis  p.  616  Godofredus  Herraannus  [irobabiliter  con- 
tulisse  visi  essent,  hoc  fere  exemplo  laceros  truncatosque  Sa- 
tamios  redintegrandos  putavimus: 
Duello  magno  dirimilndo,  -  regibiis  subigiindis^ 
<'ausa  patrandae  pacis  -  ad  pugnam  exeunti 
Lucio  Aemilio  Marci  -  filid  praetori 
Res  cessii  gloriosc,  -  aifsp/cio  inperio 
Felicitate  diictuque  -  eius  inter  'Epesuni  5 

Samiim  Ciilmque,  inspec-tante  edpse  Antioeo 
Cum  exdrcitu  omni,  equitatu,  ele-pantis,  classis  regis 
Antioci  uicta  fiisa  -  c(>ntiisa  fugata  est. 
Ibi  e()  die  naues  I<5ngae  -  cum  omnibiis  Kticiis 
Captae  incensae  dcmcrsae  -  dilae  quadruginta.  10 

Ea  pilgna  piignata  rex  -  'Antiocds  proftigit, 


202  TITVLVS   COLVMNAE    ROSTRATAE   DVELLIANAE. 

Regiidmque  cius  in  mari  omne-frdctum  et  suhdctum  e^f. 
Eius  rei  ergo  aedem  Laribus  -  permarinis  u6uit 

Versu  2  causa  pro   caput  Drakenborchio    debetur 
V.  3  practori  addendum   erat  cum  Sigonio,  non  RegHlo  cum 
Perizonio  V.  6  Samum  Chiumque  idem  Sigonius  repperit 

Ibidem  cos  litteras,  unde  efifectum  a  Fulvio  Vrsino  eos  parum 
aptum  est,  interpretor  ex  eopse  forma  relictas,  cui  explicandi 
causa  ascriptum  ipso  simul  inrepsit  V.  7  Cum  Hermaimus 
addidit.  Pertinent  autem  haec  cum  ....  elephantis  ad  in- 
sxKctante  Antiocho:  quae  cum  ad  ea  quae  insequuntur  Sigo- 
nius  referret,   expedire  non  potuit  V.  8  antioci  antmsic 

nicta  dittographiae  errori  tribuo:  quae  (similiter  atque  supra 
cos  ij^so)  inde  nasci  potuit  quod,  cum  vitiose  scriptum  esset 
antcasicy  hoc  autem  vere  correctum,  servabatur  utrumque. 
Alioqui  non  inepte  quidem  Hermannus  Antiochi  incensa  uiria 
-^  fiisa  tfisa  futjdta  csty  scd  tamen,  si  quid  video,  ne  satis  apte 
quidem  V.  10    XLII  numeris  pro  LXII  substitutis  cum 

Sigonio  malui  ad  codicis  fidem  prope  accedere,  quam  licen- 
tius  mutatis  duo  amissarum  navium  genera  sic  discriminare: 

Captae  dcccm  trcs,  mcrsae  -  sunt  noucm  uiginti 

(sive  Captac  sunt  trcs  dcccm,  mer-sac  nouem  uiginti  praetulerisi 
auctore  quidem  Livio,  qui  1.  XX XVII  c.  30  ^capessunt'  in- 
quit  ^fugam  quadraginta  duabus  nauibus  in  ea  pugna  amis- 
sis,  quarum  decem  tres  captae  in  potestatem  hostium  uene- 
runt,  ceterae  incensae  aut  demersae.'  E  quibus  verbi? 
Jiisi  peudere  mahiissem,  potueram  etiam 

Captae  sunt  aiit  dcmcrsac  -  diiae  quadrtiginta 

vel  Captac  mi  dcmrrsac  omisso  sunt,  vel  Captae  uel  dem&saf- 
dtiac  (juadrdf/intd  sunt  vel  Sfint  quadrdgintd  duac  vel  Cni^tat' 
simt  w'l  dcmcr-sac  quadrdgintd  duac  vel  si  quos  alios  con- 
formandi  modos  multiplex  huius  generis  varietas  admittit. 
Nam  de  duac  vocis  meusura  mouosyllaba  (ut  v.  9  dic)  satis 
e  Plauto  constat  V.  11  sq.  vastus  seutentiae  structuraeque 
hiatus  quod  his  verbis  expleri  posse  cum  Vrsino  tum  Her- 
manno  visus  est: 

Ea  pugna  piignatii  rex  -  'Antiochifs  regnilmque 
Eius  in  potcstdtcm  pdpuli  -  Ixdmani  rcddctum: 


COMMENTATIO   PRIOR.  203 

id  rectimiiiie  iam  I.  Fr.  Gronoyius  dixerat  ^nimiam'  essey  hoc 
est  nimiam  ad  rerom  yeritatem:  quippe  quod  proelio  ad 
Mjoimesam  illo  minime  dum  effectum  esset.  Quid  autem  sit 
qaod  effectum  erat,  planissimis  yerbis  ipse  Liyius  declarayit 
cap.  31  1.  XXXVII:  ^Quo  territus  Antiochus,  quia  posses- 
Bione  maris  pulsus  longinqua  tueri  diffidebat  se  posse.' 
Et  paollo  post:  *Regillus  Aemilius  post  uictoriam  naualem 
profectus  Ephesum  ....  cum  confessionem  concessi  ma- 
ris  ultimam  hosti  expressisset  .  .  .  .'  Ad  hanc  igitur  sen- 
t^ntiam  etsi  supplementa  mea  poteram  sic  accommodare: 

£a  pdgna  pilgnata  rex  -  'Antiocus  regnilmque 
Eius  tn  mari  omne  frdctum  -  dtque  stibiectum  esL 
Eius  rei  ergo  e,  q,  s,y 

ut  ad  parem  a  pari  yocem  oculis  aberrasse  librarius  crede- 
retar  iubente  Sigonio;  tamen  asperius  in  yerbis  AntiftdiHS 
rffjnumqtie  eius  fractum  zeugma  yisum  est  quam  cui  non  duo-  24 
bos  locis  dispertitam  lacunam  praeferrem.  —  Praeterea  yersu 
4  ladi  alia  multa  potuerunt^  uon  modo  leyius  yariando  Hf*s 
prfjspere  cessit,  sed  etiam  talia  qualia  sunt,  ut  exemplis  utar, 

Diudm  pax  dpitulduit,  -  aiispicio  imperio 

vel  Auxilio  fuit  pax  diuotn  yel  Auxilio  fuere  diui  vel  Di  ifrd- 
pitii  fuere  et  si  quae  sunt  similia.  Qualeni  sententiam  alius 
titolus  commendat  cuius  idem  Livius  YI,  21)  mentiouem  in- 
iecit:  *T.  Quinctius  semel  acie  uictor,  binis  castris  hostium, 
noaem  oppidis  ui  captis^  Praeneste  in  deditioncm  accepto, 
Komam  reuertit  triumphausque  signum  Praeneste  deuectum 
louis  Imperatoris  in  Capitolium  tulit.  dedicatum  est  inter 
eellam  louis  ac  Mineruae,  tabulaque  sub  eo  fixa  monumen- 
tum  rerum  gestarum  his  ferme  incisa  litteris  fuit:  luppi- 
ter  atque  diui  omnes  hoc  dederunt  ut  T.  Quinctius 
dictator  oppida  nouem  caperet.'  Manifesta  in  his  quo- 
que  Satumiorum  vestigia:  quorum  principium  (nam  cetera 
temptare  yelle  et  temerarium  sit  et  ridiculum)  potuit  sal- 
tem  tale  esse  quale  infra  scripHimus,  non  potuit  certe  quale 
Niebuhrio  Hist.  Rom.  II  p.  6<)2  placuit 

luppiter  atque  diui  -  omnes  hoc  dederuut, 
'Vt  Titus  Quinctiiis  dic-tator  in  duellQ 


204  TITVLVS    COLVMNAE    ROSTRATAE   DVELLIANAE. 

Cum  Pracncsfinis  gcsto  -  oppida  tii  cjiperet 
Nouem  nouem  dichns. 

Quamquam  si  considero  nullum  in  ceteris  monumentis  exem- 
plum  omissae  ab  initio  anacrusis  exstare:  hanc  etsi  scio  in 
poetarum  carminibus  continuis  haud  raro  demptam  esse, 
tamen  in  tanta  eraendandi  et  facilitate  et  prope  dixerim  CYi- 
dentia  ne  illos  quidem  versus  c.rediderim  a  constanti  moiin- 
mentorum  norma  recessisse.  Quantilli  est  enim,  nt  partico- 
lam  una  litterula  augere  proque  louis  nomine  pristinam 
Diouis  ]Xftcr  vel  Dioutspltor  formam  substituere: 

Diouispiter  atque  diui  -  omnes  hoc  dederunt, 
Vti  Titu'  Quinctius  dic-tator  in  ducllo  — ? 

praesertim  in  tanta  tituli  antiquitate:  tametsi  non  potest  saiit* 
iiou  diu  post  T.  (Juinctium  ille,  qui  Livio  innotuit,  factus  e^s»'. 


II.    Commeiitiitio  altera.*) 

III  Titulo  Duelliano  columnao   rostratae   veliement.er  optau- 

diim  est  ut  tandem  aliquando  desinant  grammatici  ut  monu- 
mento  saeculi  quinti  exeuntis  uti.     (^uom  certissimum  est  et 
talem  qualis  nunc  liabetur  non  ante  Claudiana  fere  tempora 
(quae  in  hac  caussa  iam  Lanzii  aotate  coniectabantur)  factum 
osse,   ot  no  ea  quidora  aotato  vol   e  pristino   vel   omnino   ex 
antiquiore  aliquo  quod  suporossot  exemplo  repetitum  instau- 
ratumvo,    vorura    solo    antiquariorum    studio    et   artificio  ad 
oam    speciem    votustatis,    ciuam   animo   suo  informassent,   et 
arjijutius  et  loquaeius  offiotum.      Et   scri])turae   quidem   novi- 
tatoin  non  j^roductior  tantuiu  figura  I  litterae  arguit  in  MA- 
RID    IMUMOS  (bis)    CAHTACIMENSIS,    sed    multo   etiani 
planius  litterarum  habitus  universus,    quem  affirmare  jkissu- 
mus   in  Imi^oratoris  Chiudii    aotatom,    cuius  chartis  cxpressi 
tituli  nobis  certissiiui  ju-aosto  sunt,  a[)prime  convenire,  longo 

*)  |Prooonniiin  Indicis  }?fh(»l;irum  aostivaiiira  BoDncnsium  auoi 
(■IOL)('CCLXI  ins(ri]>lum  Me  titulo  coluinnae  rostnitae  commeDtatia 
altt>ra';  repetitum  Cbt  in  P.  L.  M.  E.  Knarr.  ii.  82  — S8  additis  en  quA*' 
infra  p.  208  cancellii?  saepta  sunt,     C.  W.] 


COMMENTATIO   ALTEKA.  205 

(jiiHiem  aptiiis  qaam  in  Yespasiani  imperium  de  quo  Citta* 

(ImQs  cogitabat.    Antiquariis  autem  illis  non  optime  operam 

faccessisse  yel  inde  couici  potuit,   quod  omnino  cum  prisci 

«eriDOiiis   tum    monumentorum    non    chartis   consignatoruni 

magna  in  grammaticis  Latinis  et  incuria  et  inscientia  fuit. 

Itaque  noverant  illi  sane  primi  Punici  belli  temporibus  nec 

aspiratniu  esse  nec  geminatum:  cLASES  igitur  vel  CLASEIS 

et  OLorOM   et  NVMEI   posuerunt,   item  procul   habuerunt 

CAfiTHAGO  scripturam.   Non  magis  eos  fugit  d  littera  ter- 

toinatQS  ablativus,  constans  ille  ac  prope  dixerim  nimis  con- 

stans  in  pVCNANDOD    MARID    DICTATORED    ALTOD 

XAVALED  PRAEDAD,  quando  iam  in  elogio  Scipionis  Bar- 

bati  variatum   est  GNAIVOD  •  PATRE.     Sed  etiam  cum  de 

C  forma  6  litterae  antiquitus  vicaria  accepissent,  ambitiosius  iv 

nm  perpetuarunt  in  LECIONE  •  •  •  MACISTIt/iTOS  MAC  •  •  • 

EXFOCIONT  pVCNANDOD  CARTACINIENSIS,  quamquam 

aJ  illam  aetatem.id  genus  dura^se  nuUo  documento  probar* 

potest,  immo  potest  non  durasse.     Non  latebaut  profecto  u 

^  i  vocaiibus  antiquiores  o  et  e,    Itaque  illi  non  sane  inepte 

PKIMOS  OLorOM   CAPTOM   arcenTOU   POPLOm,   EXFO- 

CIONT  qpoque   in   terminatione   casus  (ut  COSENTIONT): 

item  EXEMET  CEPET  ORNAVET,  quamquam  haec  paullo 

tamen  cupidius^  cum  CEPIT  iam  in  titulo  filii  Barbati  semol 

scriptum  sit,  constanter  autem  FVIT  CEPIT,  item  SVBIGIT 

ABDOVCIT  in  ipsius  titulo  Barbati.    Obliti  sunt  etiam  MA- 

CESTR  • . .    asciscere:    quo    potuerant    fortasse    CARTACE- 

M&NSIS  addere:  contra  gravis  dubitatio  oritur,  num  vel  in 

media  stirpe  EXFOCIONT  vocabuli   vel  in  NAVEBOS  casu 

iqawn  TEMPESTATEBVS  elogium  filii  Barbati  eflfert)  etiam 

^m  0  litteram    aetas   illa  probarit,   itemque  e  litteram   in 

ENQVE  V.  5,   pro   qua  illi  rursus   INALTOD  v.  10.     Sed 

haec  at  largiamnr  potuisse  tamen  ita  fieri,  at  quod  fieri  ullo 

iHodo  debuisse  negamus,  hoc  est,   quod  v.  3  o  vocalis  etiani 

^  MACISTRATOS   formam    quartae   declinationis   immissa 

^^t:  id   enim   ut   ratione   prorsus    destituitur,    ita  a  quavis 

aetate  linguae  abhorret  scriptorisque   imperitiam   argumento 

longe  evidentissimo  prodit   Nec  magis  cum  •  •  «VMAS  super- 

lativo  V.  8  sociari   fwaXTMOS   fornia   v.  3  potuit,    multo   oja 


206  TITVLVS    COLVMNAE    UOSTRATAE   DVELLIANAE. 

recentioris  consuetudinis  testis  certissima.  Accedit  iterata 
CVM  scriptura,  pro  qua  merito  QVOM  exspectes.  Verun 
graviori  etiam  offensioni  ea  sunt  quae  non  sunt.  Nulltim  Al 
diphthongi  vestigium  pro  AE  positae:  nullum  sociatarum  Xt: 
litterarum:  nuUum  ante  S  suppressae  N  litterae  (COSOl 
CARTAGINIESES):  rarior  usus  EI  scripturae,  item  E  lit 
terae  pro  I  in  declinatione  nominum:  ne  omissarum  M  et  S 
finalium  quidem  exemplura  ullum:  nimia  onmino,  si  a  pau 
cissimis  discesseris,  pro  more  vetustiore  aequabilitas  simiht«i 
formandorum  similium.  Contra  quae  non  multum  illud  YaW 
quod  recte  sane  pristinam  s  litteram  TRIRESMOS  servat 
quamvis  insolenti  declinatione  nominis.  Ex  his  igitur  omni 
bus  consequens  esse  hoc  volumus,  ut  prisci  sermonis  verum 
et  sincerum  testimonium  ex  hac  inscriptione  tota  nullum  peti 
posse  intellegatur. 

Ceteruni   in   adiecta   huic   prooemio  tabula   non  prorsaa 
v  talem  hunc  titulum  exhibuinius,  qualem  olim  commentatiuni« 
'de  inscriptione    quae    fertur  columnae  rostratae  Duellianae' 
particulae   primae   iunximus  Bonnae  et  Berolini  editae  anno 
1852,  sed  Henrici  Brunnii   nostri  monitu   et  marmore  denno 
inspecto   identidera   eraendatum.*)     Vnde  et  planissime  nunc 
et  certissiuie  apparere  putamus,  quae  partes  multifariam  lum 
repraesentati  tuui  suppleti  tituli  ex  antiquitate  proditae  sint 
quae    recens    accesserint  circa  saeculi  XVII    initia.     Quijjpe^ 
novicia  est  pars  superior  ANO  et  DE  et  NE  litterarum  v.  l 
et  2,   tota  S  V.  2  extremo:    A  tota  una   cum  particuhs  <jui-i 
busdara  ON  litterarura  v.  3  et  4:  prope  tota  L  cum  OK  t^^ti^ 
V.  10:   inferior  pars  ID  •  PVC   littorarum  eodem   v.  extreujorj 
dimidiae  NAV   cuni  E  prope   tota  totisque  IS  CEPE  t.  11. 
Nec  plus  in  effossae  tabulae  vel  suprema  vel  dextra  vel  lonire 
maxiraara  partera  etiara   sinistra  raargine  uraquam   exstiti.*se 
certissimura  est,  quaravis  diversara  in  partem  editoribus  q"'" 
busdani   testantibus.      (^iiorura    inter   se  discrepantia  aut  i» 
fractaruni    littoraruni,    quaruui    laciniis   aequandis  non  j^^^* 
par  esset  ars   typographica,    discrirainibus  versatur,  aut  ei 
iraraixtis    sua    coniectura    suppleraentis    repetenda   est,    ^"^ 

*)  [Itetn    emendata  est  tabiila  XCV   in   P.  L.  M.  E..   vide  r.up 
p.  XH.i  adn.  et  Kuarr.  p.  83.     C.  W.] 


COMMEKTATIO   ALTERA.  207 

podsiimam  in  loco  integrior  olim,  nisi  omnia  fallunt,  margo 

<mtnL  ftiit,  quando  deperditas  hodie  t.  12  OS  litteras  QVE 

mi  praemissaa    antiquiores    qui   lapidem   yiderunt  editores 

te^tnr  omnes:  idemque  in  A  litteram  niAXIMOS  Yocis  v.  3 

eadit,  fortasse  etiam  in  L  post  MACE  in  fine  t.  4.     Prae- 

terea  aliqnid  litterarum  vel  potius  apicum,  verum  id  pauxil- 

iQlaia,  ima  margo  olim  serravit  nunc  avulsum.     Non  loqui- 

mmr  de  verau  18:  in  quo  quod  vel  CARTACINI  vel  CARTA- 

CLVIEXSI  vel  adeo  CARTACINIENSI  •  N  quidam  ediderunt, 

apparet  eos  poat  CARTA  nuuc   residua   vestigia  litterarum 

ailissima  illam  in  partem,  nec  id  inepte,  interpretatos  esse. 

Sed  eidem   cum  versu  19   extremo   non   tantum  CAPT   vel 

CART  vel  •  AKTA  prodiderunt,  quarum  litteramm  item  per- 

teaues  reliquiae  supersunty   sed  praeterea  £1  (unus  Lipsius 

EIS)  litteras  praemiserunt;  has  quidem  hodie  deperditas  ali- 

Lubi  olim  exstitisse  vix  ausim  negare.  (juamquam  ubi  exsti- 

terint,  parum  exploratum:   tribus  enim   testibus  Tramezsuno, 

i^erio    falsaque   niiscenti    Lipsio   si   credimus,    hic   eorum 

locas  fuit  CARTACINI(ENSI) 

EI(S) 

qttod  contra  Ciacconius  sic  testatus  est:  vi 

PRAEDAU 

♦    ♦    '    Hj  I     '     » 

P^m  id  quidem  probabiliter;  prorsus  autem  praeter  ratio- 
nem  Manutius:  POPLO 

•  •  hji  ' 

udes  hoCy  quocumque  modo  se  habuit^  quam  sit  levidense 
^  nullius  momenti  ad  tabulam  universam  probabili  supple- 
^^to  reconcinnandam.  In  quo  negotio  tria,  si  quid  video, 
^JQUo  modo  neglegenda  sunt:  primum,  versu  3  post  MACI- 
^TR^TOS  superesse  aut  L  aut  E  litterae  pedem,  unde  vix 
^nbium  quin  ^OROM  secutum  sit  prorsus  ad  similitudinem 
^Uorum  quae  sunt  v.  10  />ICTATORED  •  OLOROU:  alterum, 
SEPTE  litteris  versus  11  non  aliam  nisi  R  continuari;  ut 
^ou  sit  de  SOCIEIS  •  8EPTE3/  MILEBOS  cogitandum,  sed 
^^  una  ^TTTrjp€i  illa  qua  aufugissp  Haunibalcm  Polybius  cum 


208 


TITVLVS    COLVMNAE   ROSTRATAE   DVKLLIANi 


rvRi 

:-AD( 


Zonara  tradunt:  tertium,  v.  18  servatas  NVOS  lit 
a  principio  D,  non  P  litterae.     Ab  his   igitur  o 
fectus  haud  scio   an  redintegratae   tabulae  quod   i 
exemplum  cum  aliqua  fiducia  commendare  liceat:  i 
cinnando  antiquioribus,  quae  quidem  alicui  usui  ei   .? /V 
plementis  partim  nostra  partim  Mommseniana  asc: 
his  autem  duo  illa  utilia  imprimis,    quibus  tertiu 
Mommsenus  QVEI  -  POST  -  DIES   vocibus  termi 
sui  15  03INE  vocabulum  praefixit. 

In  singulis   enarrandis   defendendisque    nolo 
esse.     In    principio    potissimum    aliis    quoque    su 
locum  esse  non  me  fugit:  incertissima  esse  scio  qu 
tantum  ut  aliquod  exemplum   exstaret,   adiecta   su 
14  si  (ccloo)   numerus  ter  positus   fuit,    idem    in 
15.  16  vel  viciens  octiens  vel  viciens  noviens  sequ 
quater,  triciens  ut  videtur:  quinquiens  repetitus  nim 
quamquam  non  desit  spatium.    [Versum  16  sero  vi 
rectius  sic  terminari:  IDEM  •  AVKOD.]     In  ABCE 
V.  17  non  servasse  scriptor  d  litteram  videtur  ut  i 
sito  vocabulo,    iu   quo   nimis   asperum  concursum 
tium   reformidaret.     [Ceterum    eodem    fortasse   iure 
DIVTOUNOD    OPSEDIOD    OPEDOM    POPLVCE 
v.  1.  2.  4.  19  et  si  quae  sunt  similia.] 

De  historia  autem    monumenti   quoniam   quaed 
gare  licuit  paullo  reconditiora,  sic  paucis  accipite. 
vjitilianus  ({uidem   dubitare    nolite   quin    nou   aliam 
ipsam  inscriptionem  his  verbis  dicat  I,  7,  12:  'ut  L 
teribus  D  plurimis  in  uerbis  adiect^/  ad  ultimam,  q 
nifestum  est  etiam  ex  cohimna  rostrata  quae  est  C. 
foro  posita.'     Qui   si  noverat   instauratam  haberi, 
fidem   antiquitatis   instauratam    putabat,   nec   profec 
hoc  genere  vel  cura  vel  doctrina  fuit  ut  a  sincera  a 
antiquitatom  recte  discernoret.   De  prodita  ex  ipsa  an 
columna  Duelliana,    'quae    est  etiani   nunc   in  foro*, 
inscriptione  cohimnae  Plinius  loquitur  Nat.  hist.  XXX 
Sill.     Falsissima  miscuit  post  alios  Niebuhrius  in  se 
historia  Roniana  habitis  t.  II  p.  25.    Nostrorum  aute 
runi   nioiuoria  postquani   mutila   inscriptionis  tabula  ( 


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Ai  Dkawt  VI  p.  208 


rVR  NO  D  •  H  O  STi  O /V\ 


i-A D O RTO SPO E  N O S 
JM-  aV  £  i  •  POST  D 1 E  S 


AM^OPIDOM-VID 

ISTRATODBENE 

IGS-^SET-COPIAS 
ET  P>^  AV  ET  Oy  E 

A  S'0  mIki  E I S  ♦  ET- M  A 

ESENTED^ANIBAIED 

AD-VlCET 
ESMOM^' 


EIS 


oyiN 

XX-MEPsSETXX 


(uDJ  (uCi)  Mu'  (SB  fijE)  fiB)  • 
(iEXiaialSi) AVROD 

OPLOM-R.pR.lMOS 

VOS-pEPKAEDAD 

VEIS   •  AES 
FARIO.  INTOLET 


I 


COMU£NTATIO   ALTEBA.  209 

superstite  ipsias  columnae  parte  ulla  noli  cum  quibusdam 
somniare)  effossa  est  infra  Capitolium  ad  arcum  Septimii, 
mense  Sextili  anni  1565,  primus  omnium  illam,  nisi  omnia 
fallunty  Alduis  Manutius  nepos  solita  diligentia  publi- 
cavit  in  ^Orthographiae  ratione'  Venetiis  anno  15G6  prodita 
p.  142  sq.y  lacunarum  supplemento  nullo  addito.  Proximis 
post  annis,  h.  e.  inter  a.  1565  et  1571,  artificium  chalcogra- 
phicum  snccessit  fratrum  Tramezzinorum  studio  Michaelis 
et  Francisci  bybliopolarum  Venetorum.  Qui  cum  anno  1571 
ex  officina  sua  ^Triumphorum'  commentarium  Onuphrii  Pan- 
vinii,  qui  pars  fiierat  'Commentariorum  in  fastos  et  trinm- 
phos'  iam  anno  1558  a  Panvinio  ipso  Venetiis  editorum 
(iteratorum  Heidelbergae  a.  1588),  seorsum  in  lucem  emitte- 
rent,  huic  libro  eo  in  looo,  ubi  de  trinmpho  navali  agebatur, 
tabulam  aeri  incisam  inseruerunt,  qua  et  totius  columnae 
effigies  imaginaria  et  inscriptus  in  eius  basi  titulus  reprae- 
sentatur,  suppletus  is  quidem  coniecturis  quibusdam  et  satis 
tenuibus  et  ex  parte  parum  probabilibus  Antonii  Augustini, 
Caroli  Sigonii,   Fulvii  Vrsini.*)     Itaque   eadem  tabula  cum 

*)  Videtur  haec  tabula  etiam  seorsam  edita  esae,   fortaage  iam 

ante  emissnm  libmm  PanvimaDom;  saltem  exemplar  eiua  singulare  ser- 

vant  cimelia  chalcographica  moiiei  Berolinensis.  —  Ceterum  non  unum, 

ged  eodem  aono  1571  duo  eiempla  'Triumphi'  illius  Panviniani  a  Tra- 

mezzinis  parata  sunt,  alterum  Latinum,  Italum  alterum.    Quorum  illud 

hoc  indice  est:  'F.  Onophrii  Panvinii  Eremitae  Augustiniani  de  trium- 

pho  commentarius*     Cnm  privilegio  Hummi  pontificiB,  et  illuBtriM.  ■en. 

Ven.  ad  annos  XX',  in  fine  Bubscriptum  habet  'VenetiiB,  apud  Michae- 

lem  Tramesinum.  M.D.LXXI.',  hia  autem  subiectum  privilegium  Italice 

conceptum  Pii  Papae  V,   datum  die  30  m.  lanuarii   a.  1570,  non  ad 

ttnnm  Michaelem,  Bed  ad  utrumque  fratrem  pertinens.     Itala  editio  sic 

inacripta  est:  Tommentario  deir  ubo  et  ordine  di  trionfi  antichi  di  Fra 

Ooofrio  PauTinio',  in  fine  haec  habet:   'In  Venetia,  appresBO  Michele 

Trameszino  MDLXXI',  principio  autem  praefixum  privilegium  senatus 

Veneti,  cuiuB  ipsa  yerba,  quando  e  Romano  quod  tractavit  exemplo 

Qon  exBcripsit  nobis  BrunniuBi  ignoramus.    Vtrique  editioni  longe  am- 

pliBsima  tabula    chalcographa  qnadripertita  adhaeret,  qua  plemsBinia 

imago  triumphi  Romani,   qualem  animo  buo  .PanviniuB  informaveratf 

repraeBentatur,  teneuB  ea  in  laterculo  Bummo  satis  magnificam  iuBcrip- 

tionern,  quae  ab  hiB  verbia  incipit  'OENATISSIMI  TKIVMPHI   VTI 

L.  PAVLLVS'  e.  q.  b.,  desinit  autem  in  haec:   'Onuphrii  panvinii  Ve- 

ronenaiB  inventoriB   opera   et   aeneis   formeis.     Romae.     Anno   salutia 

rB.   EIT8CHKL1X    OPVBCVLA     IV.  14 


210  TITVLVS    COLVMNAE   ROSTRATAE   DVELLIANAE. 

VIII  posterioribus  "rriumphi'  editionibus  adhaesit^  ut  Antverpiensi 
a.  1596,  Venetac  a.  1600,  item  iiisi  fallimur  Patavinis  «a.  1642. 
1681,  tum  ex  harum  aliqua  transiit  in  Graeviani  Thesauri 
untiq.  Kom.  t.  IX  p.  1347  sqq.  1385.  Ipsius  Panvinii,  mor- 
tui  iam  anno  1568,  nullae  umquam  in  instaurando  tractaii- 
dove  titulo  partes  fuerunt:  quamquam  per  se  potuit  sam 
IX  ficri  ut,  quam  tabulae  suae  Tramezzini  brevem  de  marmore 
Capitolino  narrationem  addiderunt  Panvinii  commentariis  in- 
terpositajji  (quode  vide  adnoi),  eam  suo  commentarioriiiii 
illorum    exemplari    ipse    iam   Panvinius    manu    adscripsisset. 

CX)HLXV.  Pio.  V.  Papa  Cum  Privilegiis  pontificis,  Caesaris  Regum. 
Reipublicae  Veuetae,  et  ducum.'  Huius  tamen  anni  notationem  cave 
otiam  ad  alteram  tabulam  minorem  trausferas  solius  columnae  rostraUe 
figuram  exbibentem,  quae  nihil  nisi  baec  adscripta  babet  'Aput  FnQ' 
ciacum  et  Michaelem  fratres  de  Tramezinis.  Cum  pririlegio  aiimini 
Pout.  Pii  V  et  Senatus  Veneti  ad  decennium',  praeterea  ne  eandem 
quidem  manum  artiticis  prodere  Brunnio  visa  est.  —  In  suis  igitur 
'^(.'ommentariis'  illis,  quos  'Fastis  et  triumpbis  Rom.'  iam  anno  155T 
Venetiis  a  se  evulgatis  Panvinius  proximo  anno  adiecit,  cum  de  Duilii 
rebus  gestis  et  houoribus  cura  aliorum  tum  Eutropii,  Orosii,  Valeri: 
Maximi,  Plinii,  Taciti,  auctoris  de  viris  ilhistribus,  Frontini  teatimoDii 
commemorasset  simpliciter  (p.  343  ed.  Heidelb.),  in  TramezrinoruE 
demum  solius  'Triumphi'  editioue  haec  accesserunt  quae  infra  BCiipsi 
mus:  ^DuiUo  auteni  ob  navcUem  hanc  tnctoriavi  statua  cum  columo 
rostrata  in  Foro  Bomano  decreta  fuit^  cuiu^  vieminit  Plinius  hh 
XXXIIT  cap.  I  et  Quintihanus  lib.  I  caji.  de  Orthographia.  £<*' 
autem  basi  imcriptio  dtitiqua  illa  sciibendi  ratione  incisa  erat,  qno» 
superioribus  annis  in  CapitoUnis  urbis  ruinis  repertcmi,  quantum  Uont 
ex  auctoritate  veterum  scriptorum  ab  Ajdonio  Augmtino  IJerdensi  Eyi* 
copo,  Carolo  Sigonio,  ct  Fulvio  Vrsino  suppktam,  nos  hic  imprimenda»' 
curavimus.^  Quorum  extrema  sic  sunt  Italice  versa  in  editione  geniella- 
et  neUa  base  d'essa  statua  era  intagUata  una  iscrittione  con  (piel  t^**' 
antico  Bomano  di  scrivere,  hi  quale  fu  ritrovata  gV  anyii  passaii  n''^'' 
rovine  del  CampidogUo  di  Boma  et  habbiamo  qui  stampata  il  tueoh' 
che  si  t'  potuto  con  Vautorita  deUi  antichi  scrittori  et  siudi  di  Monsigf*^^ 
Augustino  Vescovo  di  Lerida^  di  M.  Carlo  Sigonio  et  di  M,  Ftdrt" 
OrsinOf  supplendo  il  mancamcnto  apportaio  daUi  tempi,  —  Quodsi  ab  <o 
exemplari  editionis  latinae,  quo  nobis  uti  licuit  i^quod  est  bybliothec**' 
rogiae  Monacensis),  minor  tabula  columnam  rostratam  repraeaeatJJJ* 
prorsus  abest,  facile  intellegitur  id  soli  casui  tribuendum  eese.  Affin»' 
est  quod  eadem  tabula  etiam  Parisina  editio  anni  1601,  quftntum  f 
Bonnensi  exemplari  iudicare  licet,  caret.  De  Romana  anni  1618  nubi* 
uon  C(»n8tat,  ut  quam  nondum  oculis  vitleriunis. 


I 


COMUEMTATIO   ALTERA.  211 

Tramezzinorum   autem  tabulam  brevi   temporis  spatio  inter- 

iecto  altera  quaedam  excepit  item  chalcographa^  novam  co- 

lumnae  figuram  exhibens  non  minus  ficticiam  una  cum  sub- 

iecto   in  basi  titulo  paullo  aliter  suppleto:   quae  tabnla   ab 

Antonio  Lafrerio   parata  Komae  prodiit  anno  1575:    nobis 

quidem  uno  exemplo  cognita,  quod  bybliotheca  regia  Beroli- 

nensis   serrat.     Eam  in  'Annalium  Komanorum'  tomnm  II 

(anno  demum   1615  in   lucem   proditum)   Stephanus  Pighius 

(mortuus  is  iam  a.  1604)  recepit  p.  25,  sed  idem  ad  redinte- 

grandum  p.  26titulum  etTramezzinorum  tabula  usus  et  trans- 

misso  sibi  a  Nicolao  Florentio  Batavo   exemplo  ipsius  tituli 

cbirographo  et,  quod  quidem  dissimulat,  novis  supplementis 

Fetri  Ciacconii  Toletani.    Ciacconii  enim  (iam  a.  1581  mor- 

tui)  ^ln  columnae  rostratae  inscriptionem  a  se  coniectura  sup- 

pletam  explicatio'  primum  prodiit  Romae  a.  1586,  iterata  est 

einsdemque  Ciacconii  Sallustio  Raphelengiano  subiuncta  Lug- 

duni  Batavorum  a.  1597  (quam  editionem  Graevius  expressit 

Thes.  ant.  Rom.  t.  IV  p.  1809  sqq.),  tertium  repetita  Romae 

a.  1608.      Itaque  e   Ciacconii  opera  praeter  Pighium   etiam 

lustus  Lipsius  proficere  potuit.   Is  enim  cum  iam  anno  1568 

Romae  a  se  transcriptum  titulum  in  ^Antiquarum  lectionum' 

libris  (II,  14),   verum   non    integrum,    edidisset   Antverpiae 

a.  1575  paucissimis   quibusdam  litteris   suppletum,    tredecim 

poat  annis    et   integrius    exemplum  proposuit  in  anni   1588 

'Auctario'  ad  Smetii  inscriptiones  suo,  et  ibidem  novis  curis 

Teconcinnatae  inscriptionis  exemplum  alterum  adieoit:  quorum 

boc  transiit  in  Graeviani  voluminis  IV  p.  1831,  utrumque  in 

Gruteri  Inscr.  p.  404.    Nee  minus  eadem  illa  Ciacconii  opera 

anno  1595  Celso  Cittadino  in  promptu  fuit  titulum  Duellia- 

num  paucis   tractanti  in  ^Trattato  della  volgare  lingua'  Ve- 

netiis  a.  1601  primum  edito.   Post  haec  autem  tempora  prope 

nihil,  quo  quidem  operae  pretium  fieret,   praestitum  est     E 

Tramezzinorum  Lafreriique  disparibus  exemplis  tertiam  quan- 

ilam  tabulam  a.  1600  a  Bartholomaeo  Rossio,   sive  eum  'de 

Rubeis'  dixeris  more  tralaticio,  compositam  iteravit  anno  1635 

loannes  lacobus  de  Rubeis:  sed  ut  columnae  figura  duce  po- 

tissimnm  Lafrerio  delineata  sit,  iiiscriptio  cum  supplementis 

a  Tramezzinis   sumpta.     Eodem    anno   1635    ignavi  hominis  x 


212  TITVLVS    COLVMNAE   ROSTRATAE    DVELLIANAE. 

Gauges  de  Gozze  advocati  Pisaurensis  commentariolus  Romae 
prodiit  sic  inscriptus  *Jscrizione  della  base  della  colonna  ro- 
strata'  e.  q.  s.,  latinus  factus  ab  Abrahamo  Preigero  in  Graevii 
Burmannique  Thesauro  antiq.  Ital.,  vol.  IX  parte  8:  quae 
opella  ut  prope  tota  e  Ciacconii  copiis  ducta  est,  ita  nihil 
utilitatis  adfert  nisi  quod  illa  iam  aetate  et  leviter  reconciD- 
uatam  tabulam  marmoream  et  cum  recens  facta  columna  ita 
fuisse  coniunctam  docet  qualis  Talatium  Conservatorum'  ad 
hunc  diem  omat.  Neque  euim  novicia,  quae  hodiemam  tabu- 
lam  dedecorant,  supplementa  ex  antiquioribus  Gozzio  editori- 
bus  uUus  vidit:  quae  Ciacconii  potissimum  auctoritate  esse 
incisa  videntur,  quemadmodum  in  ipsa  columna  fabricaiids 
Lafrerianam  potius^  quantum  video,  quam  Tramezzinianam 
imaginem  secuti  simt.  Prorsus  talem  autem,  qualem  Gozzius, 
tabulam  circa  annum  1663  Romae  peregrinans  Elias  Bohe- 
rellus  vidit,  cuius  exemplum  mirifica  diligentia  factum  Grae- 
vius  in  praefatione  tomi  IV  Thesauri  antiq.  posuit  pagina  a 
fine  quarta.  Quod  exemplum  ut  fidem  lapidis  prope  num- 
quam  destituit,  ita  aliquo  tamen  ab  illa  intervallo  cum  Ma- 
nutius  tum  ipse  Ciacconius  distant:  nec  cum  pulvisculo  mar- 
moris  memoriam  Kellermannus  exhausit  in  Orellii  Analeetis 
epigraphicis  Turici  a.  1838  editis.  Contra  nihil  quicquam. 
quod  non  locupletiores  testes  habeat,  vel  Tramezzinis  creden- 
dum  vel  Pighio  cum  Lafrerio  et  Florentio  vel  lusto  Lipsio. 
—  Haec  autem  omnia  quod  potuimus  ita  uti  fecimus  definire. 
magna  ex  parte  litteris  humanissimis  debemus,  quibus  ante 
hos  novem  annos  identidem  sciscitantibus  nobis  responsum 
est  a  Theophilo  lulioque  Friedlaenderis  Berolinensibus,  Lu- 
dovico  Langio  tum  Gottingensi  nunc  Gissensi,  Carolo  Halmio 
Monacensi,  Henrico  Brunnio  Foroliciniensi  nunc  Romano. 

Quam  paucissimis  comprehendimus  quae  potuerant  et  for- 
tasse  debuerant  commentatione  longe  uberiore  pertractari: 
sed  temporibus  cedendum  erat,  quae  longe  diversissimarunj 
commentationum  contentionumque  necessitatem  imponebant 
ot  officium  imperabant. 


VII. 
Die  aitesten  ScipioDeninschriften.*) 

Wenn  im  vorigen  [achtenj  Bande  dieses  MuHeums  p.  400  i 
f=  Opusc.   II  p.  636]  der  Schlussvers  der  Grabschrift  des 
L  Scipio  Barbati'f.**)  80  angesehen  wurde: 

Dedet  Tempestate-biis  aide  mereto, 

HO  ist  diese  Messung  an  sich  vollkommen  moglich,  HchlieHHt 
indess,  wie  ich  seitdem  erkannt,  nicht  die  Moglichkeit  einer 
sehr  verschiedenen  AufFassung  aus,  dnrch  welche  allerdings 
dieser  Beleg  fiir  die  ehemalige  Lange  der  Endung  btis 
wegfallt  Ohne  Zweifel  weil  ihm  der  Gedanke  an  ein  nicht 
kurzes  btis  Qberhaupt  fem  lag,  suchte  sich  schon  (i.  F.  Grote- 
fend  Lat.  Gramm.  II  p.  295  durch  die  Annahme  der  Un- 
vollstandigkeit  des  Verses  zu  helfen  und  erganzte  ihn  also: 

Dedet  Tempestat^bus  ai-dem  mereto  lubenter. 

Allein  eine  Accentuation  wie  Tempestatebtis  ist  auch  iu 
^atumischen  Versen  vollkommen  unmoglich.  Dagegcn  in 
welchem  Masse  die  Annahme  der  Unvollstundigkeit  wahr- 
HcheinUch  oder  unwahrscheinlich  sei,  kann^nur  die  zusam- 
menhangende  Betrachtung  der  ganzen  Inschrift  lehren.  Ich 
isetze  sie  her  mit  moglichst  genauer  Bewahrung  der  Kaum- 
verhultnisse,  wie  sie  das  Original  gibt:  denn  Piranesi^s 
Facsimile  ist  nicht  ganz  genau;  die  Buchstabenformen,  wie 
^  spitzwinklige  L***)  oder  das  offene  P,  auf  die  cs  diess- 
nial  auch.nicht  ankommt,  lassen  sicfa  hier  nicht  nachbilden. 


*)  [BheiD.  MiiBeiim  f.  Philol.  IX  (1853)  p.  1—19;  mit  Nachtr&gcn 
aaf  p.  159—160*]. 

*♦)  [C.  I.  L.  I  n.  32;  VI,  1  n.  1287;  P.  L.  M.  E.  Tafel  XXXVIII  E 
nnd  Enarr.  p.  33.    C.  W.] 

***)  Ich  benatce  diesen  AnlaBs,  um  die  zu  dcr  Mammiustafel  p.  VII 
[obeo  p.  94]  gemachte  Bemcrkung   su  berichtigen,   dass   das  illteBto 


214  DIE    ALTESTEN    SCIPIONENINSCHRIFTEN. 

HONC  OINO  .  PLOIRVME  •  COSENTIONT  •  R 
DVONORO  .  OPTVMO  •  FVISE  -  VIRO 
LVCIOM  .  SCIPIONE  -  FILIOS  •  BARBATI 
CONSOL   .   CENSORAIDILIS    HICFVET.A 
HEC  CEPIT  CORSICA  •  ALERIAQVE  -VRBE 
DEDET  TEMPESTATEBVS  •  AIDE  •  MERETO 

Auf  den  ersten  Blick  ist  ersichtlich,  dass  am  Ende  der  erskn 
und    der   vierten   Zeile    allerdings    etwas   fehlt,    also  die  In- 

Vorkommen  des  rechtwiakligen  L  echon  in  der  Grabschrift  dea  Sciijio 

Barbatus  (auf  dcm  Sarkophag)  Biah  finde,  als  in  welcher  beide  Formen 

gemischt   orBcheiuen.     Das   ist    ein  Irrthum,   aber   durch   PiraDe:>i'e- 

Stich  vei-schuldet;  ein  durch  II.  Brunn'8  Freundschaft  in  meinen  Hk- 

den  befindlichor  Papierabdruck   zeigt  sowohl  in  LVCIVS   als  in  LOV 

CANAM   den   Buchstaben    entschieden,    wenn    auch   nicht  stark  spiti- 

winklig.     [Ueber  die  auf  der  Mummiustafel    sich    findende  Fonn  de» 

spitzwinkligen  L   urtheilte  Ritschl    anders  P.   L.  M.  E.  Enarr.   p.  4o,    J 

welche   Stelle   oben   p.  1)4  abgedruckt  ist.     C.  W.]     Es  lasst  sich  jetzt 

mit  vQlliger  Bestimmtheit  sagen,  dass  das  sechste  Jahrhundert  in  ^ei 

ner    ersten   Ilalfte   die    rpchtwinklige   Gestalt  noch  gar    nicht  kannk. 

wie   sie    dcnn    selbst   dem    SC.    de    Bacanalibus    (668)    noch   durchau- 

fremd  ist,  dagegcn  schon  ganz  ausschliesslich  in  denjenigen  Scipiont^u- 

grabachriften   auftritt,   welche   etwa  den  achtziger  und  neunziger  Jah 

ren    angehoren    (Orelli   n.    551.    558.    556.    557    [C.    I.   L.    I   n.  39.  3V 

85.  36;  VI,  1  n.  1294.  1288.  1290.  1291;  P.  L.  M.  E.  Tafel  XXXVII''. 

XXXIX  F,  XL  G  H]).     Gerade  die  Zeit  des  SC.  de   Bacunalibus  winl 

sich    als    die    des    Uebergangs    bezeichnen    lassen,    weil     Meilengt^iD»' 

der    Via    Aemilia    vom    J.    567,    deren    einen  Borghcsi    im   Giomal*' 

Arcadico   X   p.  216   publicirt  hat  fsiehe  jetzt  C.   I.   L.   I  n.   535.  53«^. 

P.  L.  M.  E.  Tafel  XLVIII  A  und  B],  allerdings  schon  die  jQngere  Fonu 

aufweisen.     [Vgl.  jedoch    iiber    diese    Rhein.   Mus.    XIV  p.  305  (ant«n 

N.  XIV).     C.  W.]     Ist  dasselbe  der  Fall  in  den  auf  565  und  575  deo- 

tenden    Inschrifteu    Or.  562    und   70    [C.   I.    L.    I   n.    534;   P.  L.  M.  t 

Tafel  XLVIII  A' =-  LXIX /';  und  C.  I.  L.  I  n.  ,538;   P.  L.  M.  E.  Tafel 

XLVIII  I)]j  so  bewoiseu  dorh  diese  nichts  als  ofi^enbar  restituirte  Monn 

mente.    Dagegen  boruht  es  auf  den  oben  festgestellten  Daten,  ds^  f^J^ 

die    denkwiirdige  Bronzo  von  Fundi   (jetzt  bei  Mommsen  Inscr.  Xp»P 

4139  [C.  I.  L.  I  n.  532;  P.  L.  M.  E.  Tafel  II  K])  in  Mon.  epigr.  tria  p.  l?* 

|obcn  p.  136]  eine   scharfe  Altersbestimmung  versucht  werden  durft«; 

nachdem   sic   Mommscn   aus   sachlichen  Griinden   zwischcn   566— ^?^^ 

eingeschlossen  hatte,  ergab  sieh  aus  dem  spitzwinkligen  L  leicht,  li;^** 

der  darin  erwiihnte  Consul  M.  Claudius  M.  f.  weder  der  von  602  nch 

599,  noch  selbst  von  588  sein  werde,  sondern  aller  Wahrscheinlichkut 

nach  dcr  vou  571.  —  Nicht  in  Betracht  kommen  hierbei,  wie  bei  iibn- 


DIB   ALTE8TEN   SCIPIONENINSCllRIFTEN.  215 

schrift  auf  einer  zweiten,  an  diese  ersie  angeschobenen  8tein- 
platte  fortgesetzt  war,  die  jetzt  verloren  ist.  ll03fAE  er- 
ganzte  dort  Sirmond,  dessen  kurzer  Commentar  abgedruckt 
ist  in  Graevius  Thes.  ant  IV  p.  1835  S.,  U03IANI  Vis- 
conti;  hier  derselbe  (Lanzi  Saggio  I  p.  116  der  2tcn  Ausg. 
hat  es  erst  von  ihm)  unzweifelhaft  richtig  APVD  •  VOS  nach 
Anleitong  der  Grabschrift  des  Barbatus  selbst:  Consol  censor 
aidilis  quei  fuit  apiid  vos.  Aber  auch  die  filnfte  Zeile  ist  3 
nothwendig  fortgesetzt  gewesen.  Man  pflegt  sie  so  zu  messen: 
Hec  cepit  Cdrsicam  A-Ieriamque  lirbem. 

Man  kann  aber  eine  sehr  duldsame  Behandlung  des  Hiatus 
fur  den  Satumischen  Vers  zugeben  und  doch  diese  Hiaten 
sehr  bedenklich  finden.  Was  man  aber  gar  nicht  zugeben 
kann,  das  ist  die  Verlangerung  der  zweiten  Sylbe  von  Ale- 
riam,  Es  ist  schon  an  sich  nicht  eben  wahrscheinlich,  dass 
es  Aleria  geheissen  haben  sollte  neben  Valerius  Valeria; 
entscheidend  ist  die  griechische  Schreibung  *AX€pia  bei  Ptolc- 
maeus  HI,  2,  5  und  VHI,  8,  7,  desgleichen  bei  Zonaras  Vlll, 
11,  wo  zwar  die  Handschriften  OuaXXcpiav  geben,  aber  falsch 
geben,  weil  von  der  Corsischen  Hauptstadt  die  Rede  ist. 
Kaum  wird'also  der  Vers  anders  als  so  gelautet  haben: 
Hec  cepit  Corsica  'Aleri-aque  urbe  pugndndod    ' 

oder  sehr  moglicher  Weise  PVCNANDOD,    Nichts  hindert 
nun  diesen  drei  Erganzungen  gemass  auch  die  sechste  Zeile 
forigesetzt    zu   denken  und,   meines   Erachtens   mit   grosser 
Wahrscheinlichkeit,  dem  Gedanken  nach  also  auszuftillen: 
Dedet  Tempestatebus  -  aide  mereto  ex  voto. 

Der  Daktylus  'tdMftts  am  Schluss   der  ersten  Vershalfte   i^t 
durch  Beispiele  hinlanglich  gesichert,  wie  ihn  denn  auch  die 


licben  Fragen,  bloss  eingekratzte  WaDdioBchriflen,  wo  Material,  Werk- 
zeng  and  Eile  des  Augenblicka  Singularitftten  aller  Art  bedingen.  Da- 
W  %.  B.  nicbt  befremden  darf  die  MEDELLA  mit  spitzem  L  in  der 
CantiaimBchen  Grabschrift  des  Jahres  687;  jetzt  in  Mommsen^H  InHcr. 
^eap.  658  [C.  I.  L,  I  n.  697] ,  facwmilirt  UnteriUI.  Dial,  T.  4  [P.  L. 
^-  £.  Tafel  III  E  »  LXX  jj.Dereelbe  Fall  kehrt  einigemal  wioder  auf 
<ien  GrabTasen  dea  Columbariums  von  S.  Cesario  bei  Lupi  nnd  Bal- 
^^ini,  die  demselben  Jahrhundert  angehOren  [C.  I.  L.  I  n.  822  if.; 
^  L.  M.  E.  Tafel  XIII.  XIV.  XV]. 


216  DIE    ALTESTEN    SCIPIONENINSCHRIFTEN. 

erst  ktirzlich  (zur  Col.  rostr.  p.  20  [oben  p.  200]  ff.)  aus 
Livius  XL,  52  uiid  XLI,  28  hergestellten  Weihinschriften 
des  L.  Aemilius  Regillus  (oder  vielmehr  M.  Aemilius  Lepi- 
dus)  und  des  Ti.  Sempronius  Gracehus  mehrmals  habeD: 

Cum  exercitu   omni,  equitatu,  ele-phantis  classis  regis. 
Supra  octoginta  milia  -  re  poplica  idcm. 
Ob   freilich   dic   Formel  cx  voio  in  so  alte  Zeit  hinaufreiche, 
diirfte  viel    fraglicher  sein;   auf  der  Mummiustafel,  die  nach 
4  608    fallt*),    heisst    es:    ob    liasce   res   hcne  gestas,    qwjd  in 


*)  ^Nach  608\  nicht  in  608  selbst,   weil  doch  zwischen  dem  G? 

liibde  und  der  Dedication   des  fertigen  Baues  nothwendig  einige  Z^t 

verfliessen  musste.    Wie  viel  etwa,  lasst  sich  nach  den  vorhandeDeii 

Analogien    nicht   einmal    ann'^hernd    muthmasscn,    da    sich    darin  die 

grosste  Vcrschiedenheit  findet:  eiue  Verschiedenheit,  die  der  Natur  dor 

Sache  nach  durch  Zufalligkeiten  aller  Art  bedingt  sein  musste.   Schun 

ein  Jahr  nach   dera  votum  wird  der  Tempel  der  Moneta  dedicirt  Unt 

Livius  7,  28;   nach  zwei  Jahren  die  T.  der  Mens,  der  Venus  EmciDa 

(Liv.  22,  10,  23.  31),  der  Victoria  virgo  (36,   9),   und  seit  der  locttio 

(indem   hier  gar  kein  Gelobniss  vorausgegaugen  war)  der   des  Faunu? 

(3:^,   42.   34,   53);   nach  drei   J.  der  T.  dcr  Venus  Erucina  ad  portam 

Collinam  (40,  34);   nach  vier   der  T.   der  luno   Sospita  TMatuta']  ■^t 

30.  34,  53);  nach  sechs  der  T.  lovis  in  insula  (ebeud.),  sowie  die  Znt 

von  Aedilitilt  bis  Consulat  dazwischen  lag  beim  T.  Victoriae  (10,  33  . 

nach  sieben  J.  der  T.  Fortunae  equestris  (40,  40.  42,  3);   nach  acht 

die  T.  lunonis  regiuac  und  Dianae  (39,  2.  40,  52);   nach  neun  der  T 

Salutis  (9,  43.  10,  1);  nach  zehn  die  T.  Foitunae  primigeniae  (29,  3»^ 

34,  53)   und    Pietatis   (40,   34);    nach  elf  der  T.   Larium    permarinuir 

(40,  52);   nach  dreizehn  J.   seit  der  locatio   der  T.  der  Mater  magn.* 

Idaea   (36,  36);    nach  vierzehn  J.   der   T.   des  Honos   (27,   25);  nach 

bechzehu    die  T.  Quirini  (10,  46)  nnd  luventatis  (36,  36);  nach  sieb- 

zehn  der  T.  Virtutis  (29,  11);  nach  achtzehn  der  T.  Castoris  (2,:2i» 

42).    Zwei  Jahre  lagen  auch  zwischen  votum  und  locatio  beim  T.  Con 

cordiae  (22,  33),  iiber  dessen  Dcdication  nichts  berichtet  wird:  (analop 

den  drei  J.  beim  T.  luventatis,  den  vier  bei  denen  der  Salus  und  lon- 

in  insula  etc,  wahrend  bei  dem  der  luno  Sospita  ['Matuta'J  etc.  votuin 

und  locatio  in  dasselbe  Jahr  zusammenfallen,   was  fCir  looatio  und  d»' 

dicatio  natiirlich  nicht  moglich  ist.)  —  Mau  sieht,  welch  weiter  Spiel- 

raum  gegcben  ist  fiir  die  Zeit  der-Dedication  eines  im  J.  608  gelobten 

Tempels.    Zwar  wissen  wir  nicht  von  besonderen  Unternehmungen  ^\**^ 

Mummiua,  welche  die  Losung  des  Geliibdes  verzOgert  haben  konntfn; 

auch  ob  seine  uedes  Herculis  ein  grosses  oder  ein  kleines  Bauwerk  ww. 

das  viel  odt»r  wenig  Zcit  in  Anspruch  nahni,  ist  uns  unbekannt;  den- 


DIE   ALTESTKN    SCIIMONENINSCHKIFTEN.  217 

hello  voveraij  hanc  aedetn  et  signum  .  .  .  dedicat\  hier- 
nach  liesse  sich  an  ein  aide  mereto  ut  vdvit  denkeu,  weiiu 
nicht  dann  ut  voverat  erforderlich  schiene.  Vielmehr  werden 
aber  diese  und  ahnliche  Yorschlage  ganz  und  gar  der  Wahr- 
scheinlichkeit  zu  weichen  hahen^  dass  nicht  hloss  MP]R£TO 
auf  dem  Steine  stand,  sondern  MERETOD,  woran  als  eine 
Mdglichkeit  schon  Mommsen  erinnerte  in  0.  Jahns  'Fico- 
ronischer  Cista*  p.  43.  Also  wohl  meretod  votum  (wie  das 
obige  quod  voverat)  oder  meretod  votam  [vgl.  Opusc.  II 
p.  636  Anm.]. 

Entschieden  ahgeschlossen  auf  unserer  ersten  Platte  ist 

nur   die   dritte   Zeile,    weil    oinen    voUstandigen    und    regel- 

rechten  Vers  gobend;  dagegen  einer  sehr  zweifclhaften  Be- 

urtheilung    unterliegend    dic  zweite.     Mit  diesem  Verse  hai 

68  die  durchaus  singulare  Bewandtniss,  dass  er  von  allen 

auf  Monumenten  erhalteuen  Satumiern  der  einzige  ist,  ^ 

der  sich    den   sehr  beHtimmten   Gesetzen;   unter  welche  die 

iibrigen   ohne   Ausnahmc    fallen,    in   keiner    Weise    filgt. 

DarQher  weiter  nachzudenken  wQrde  sich  nur  fiir  denjeuigen 

nicht  verlohnen,  der  sich   (Iber  den  SaturuiHchen  Vers  etwa 

Bernhardy's  Aeusserungen  massgebend  sein  liesse,  in  des- 

sen  langer  darauf  bezUglicher  Anmerkung  ((irundr.  der  roui. 

Litt.  2te  Bearb.  p.  167  f.)  ich  kaum  einen  Satz  finde  der  mir 

nicht  verfehlt  erschiene;    wie   denn   dort   nicht   einmal   der 

letzte  Vers    unseres  P^Iogiums   irgend    erkanut^   vielmehr  in 

diese  zwei  voUkommen  unverstandlichen  Zeilen  zerrissen  ist: 

dedet  tempestatibus 
aide  mereto. 

Andere  werden  sich  schwer  entsehliessen,  einem  einzigen 
Verse  die  Kraft  beizumessen,  eine  sonst  durchaus  wohlbe- 
grQndete,  weil  sich  tlberall  bewahrende  Theorie  zu  ver- 
nichten  und  damit  zugleich  jede  andere,  die  nicht  als  Gesetz  . 


Doch  wird  gewisa  nicht  fehl  gehen,  wer  das  zweite  Decenniam  des 
7ten  Jhdts  annimmt,  wahrflcheinlich  nicht^  wer  die  DedicationBinschrift 
sogar  dem  J.  620  nfther  als  dem  J.  608  s^^tzt.  Denn  daraiif  fiihren 
eben  die  mancherlei  sprachlichen  Kriterien,  die  eine  schon  ura  608 
fallende  Abfiuaang  bereits  in  der  neulichen  Bearbeitung  dieses  Monu- 
ments  in  00  hobem  Grade  befremdlich  erHcheinen  liesaen. 


218  DIE   ALTESTEN    SCIPIONENINSCHRIFTEX. 

die  Gesetzlosigkeit  aufstellt,  auszuschliessen.  ^VIRO  in  mar- 
more  superest'  sagte  MQller  zu  Festus  p.  397,  indem  er 
YIRORVM  von  Grotefend  aufnehmend  so  schrieb  undmass: 

Duondrum  optumiim-fiiisse  vironew, 

rait  Unterdriickung  der  Schlussthese  in  der  ersten  Vershalfte, 
die  niemals  fehlen  darf.  Um  einen  richtigen  Vers  mit  pas- 
sendem  Wort  und  Gedanken  zu  gewinnen,  sehe  ich  aller- 
dings  kaum  eine  andere  Wahl  gegeben  als  mit  Grotefend, 
aber  ganz  mit  ihm,  zu  lesen 

Duondrom  dptumdm  fu-ise  virom  virorom 

oder  genauer  ohne  eigenmlichtige ,  unnothige  und  doch  nur 
halbe  Modernisirung 

Duondro   dptumd  fu-ise  vird  virdro, 

Nur  wie  sich  die  Berechtigung  solcher  Annahme  erweisen 
lasse,  verlangt  man  beantwortet.  Denn  nicht  nur  ist  heut- 
zutage  nichts  weiter  als  VI RO  iibrig  auf  dem  Steine,  son- 
deru  es  hat  auch  nie  mehr  da  gestanden.  Nur  zwei  Wege 
sind  ofFen.  Entweder  den  Steinmetzen  verleitete  die  Buch- 
staben-  und  Sylbenahnlichkeit  des  VIROVIRORO  zu  einer 
unabsichtlichen  Auslassung,  oder  VIRORO  stand  zu  Anfang 
der  zweiten  Platte,  trotz  des  leeren  Raumes  dazwischen. 
6  So  bedenklich  die  letztere  Annahme  auf  den  ersten  Blick 
scheint,  so  fehlt  es  doch  dafiir  nicht  an  einer  sehr  nahe 
liegenden  Analogie.  Auch  die  Grabschrift  des  Cn.  Comeliuh 
Cn.  f.  Scipio  Hispanus,  tav.  V  fig.  C  bei  Piranesi-Visconti 
(aber  auch  sie  nicht  genau  genug)  [jetzt  C.  I.  L.  I  n.  38; 
VI,  1  n.  1293;  P.  L.  M.  E.  Tafel  XLII  L],  welche  ich  fQr 
das  jiiugste  dieser  Elogien  halte,  reicht  iiber  zwei  an  ein- 
ander  gesetzte  Platten  dergestalt  hinweg,  dass  die  Schlusse 
der  Hexameter  und  Pentameter  zu  Anfang  der  zweiten  ste- 
hen,  trotzdein  dass  sie  zum  Theil  noch  sehr  bequera  am 
Ende  der  ersten  Platz  gefunden  hatten.  lch  suche  auch 
diess,  so  gut  es  in  Druckschrift  moglich,  nach  Massgabe  de> 
Originals  anschaulich  zu  machen*): 


*)  Das  in  den  Abschriften   und  sclbst  Facsimile^s  weggelaKJent-  I 
zwischen  PROGENIEM  und  GENVl  steht  so  anf  dem  Stoine,  kann  aKr 


DIE   ALTESTEN    8C1PI0NEXINSCIIR1FTEN.  219 

AVI 


E  CREATVM 
OR 


vikt\t:esgenerismieismoribvsaccvm 
progeniemigenvifactapatrispetiei 
mai0rvm0ptenvilavdemvt8ibeime  ess 
laetentvrstirpemnobilitavithon 

Nur  in   der  ersten  Zeile  haben   am  Ende  der  ersten  Platte 

noch  Buchstaben  gestandeii,  namlich  VL,  die  jetzt  verwittert 

sind.    In  der  dritten  hatte  mindestens  das  vollstandige  ESSE, 

sehr  gut  auch  noch  C  oder  CR,  vollends  aber  in  der  letzten 

so  bequem  das  volle  HONOR  vor  dem  Bruch  Platz  gehabt, 

dass  sich  jetzt  das  versprengte  OR  sogar  seltsam  genug  aus- 

nimmt.     Man   sieht  die  offenbare  Absicht  des  Steinmetzen, 

nachdem    einmal    mit    dem    Anfangsverse    die    erste    Platte 

uberschritten  war,  einer  gewissen  aussem  Gleichformigkeit 

halber    auch    die    andem  Zeilen,   fttr   die  keine   Noth   war, 

auf  die    zweite  Platte  hinttberzuftlbren  (was   er  nur  zufallig 

beim  zweiten  Verse  versaumte),  und  zugleich  die  Zusammen- 

gehorigkeit   der   Platten   recht   augenscheinlich    dadurch    zu 

markiren,  dass  er  die  Brechung  gerade  inmitten  eines  Wortes 

eintreten  liess.    Das  letztere  allerdings  that  der  Arbeiter,  der 

fur  das  Gedachtniss  des  Barbatus-Sohnes  sorgte,  im  zweiten 

Verse   nicht;    aber   in  gleicher  Absicht  vielleicht,   wie  sein 

spiiterer  Handwerksgenosse,  begnttgte  er  sich  mit  dem  ersten 

Mittel,   dessen   Anwendung  er  zugleich  beim   dritten   Verse 

mit  gleicher  Versaumniss,  wie  jener  bei  seinem  zweiten,  zu- 

iallig  unterliess.     Findet   man    dieses    glaublicher ,   als   das  ? 

Ueberspringen   des  Auges   zu  gleicher   Endung  —  worttber 

ich  keine  Entscheidung  wage  — ,  so  hatte  die  Inschrift  ur- 

sprttnglich  wohl  diese  Gestalt  gehabt: 

HONC  .  OINO  .  PLOIRVME  •  COSENTIONT  •  R 
DVONORO..  OPTVMO  •  FVISE  •  VIRO  • 
LVCIOM  .  SCIPIONE  •  FILIOS  •  BARBATI 
CONSOL  .  CENSOR  •  AIDILIS  •  HIC  •  F VET  •  A 
HEC .  CEPIT  .  CORSICA  •  ALERIAQ^E.VRBE. 
DEDET  .  TEMPE8TATEBVS  •  AIDE  •  MERETO 


OMAI 
VIRORO 

PVD . VOS 
PVCNANDOD 
D . VOTA 


Das  einfache  PLOIRVME  als  Subject  erscheint  kraftiger  fttr 

allerdings  nur  ein  Versehen  des  Steinmetzen  sein.     (Vgl.  Priscae  lat. 
epigr.  8uppL  III  (nnten  XVIII,  3)  p.  XXI.    C.  W.] 


220  DIE    ALTESTEN    SCIPIONENINSCHRIFTEN. 

den  Gedaiiken  als  PLOIRVME  -  ROMANE   (wie  (lann  zu 
schreiben    wiire):    eine  Verbindung,    die    auch   kaum  einmal 
antike  Farbe    hatte;    einen    Einfall  aber   wie  REGES  wird 
nieniand  festhalten    woUen.     Ein  Anderes  ist  es  wenn  p/w- 
rimae   gmtes   ein    solches    Lob    aussagen    von    A.    Atilius 
Calatinus   in  der  Grabschrift,  die  Cicero  zweimal  erwahut 
im  Cato    maior   17,    61    und  de   finibus  II,    35,    116.    Den 
Text    dieser  Anfuhrung    ist   man  wohl  jetzt  ziemlich  uber- 
eingekommen   dahin   festzustellen :    Vmm  Imyic  phtritnae  m- 
sentinnf  gcntes  pojyuli  primarimn  fuisse  virum,  obwohl  in  dera 
iino  cum  wie  die  Hss.  de  fin.,  oder  unicum  wie  die  des  Cato 
niaior  gebeii,  in  der  That  eben  so  gut  Madvig's  hunc  muw 
wie    Orelli^s  unum  kunc  liegen  kann.     Aber  iiber  das  Me- 
trum   dieser   Worte   hat   sich  niemand   geaussert;    und  dotli 
ist,  dass   sie  metrisch   sind,   schon   durch  Cicero^s  Zusatz  im 
Cato  maior  bewiesen:  noium  est  carmen  incisum  in  sfpfdcr'*, 
freilich   gegen  die  gewohuliche,    aber  falsche  .Meiiiung,  dass     ■ 
carmvn  auch  von  uniuetrisclien  Formeln  gesagt  werde.*)   E^ 
liegt  aber  ein  vollstandiger  und  eiu  uuvollstandiger  Satiirijifr    > 
so  often  wie  moglich  zu  Tage: 

Ilunc  iinum  pliirimae  con-sentiunt  gentes  j 

Populi  primarium  fu-isse  virum  <j  ±  ^  | 

Wobei  es  filr  den  Vers  gleichgiiltig  ist,  ob  man  zu  Anfaug 
Vnum  hunc  plurimae  vorziehen  will;  nur  an  Vnum  him 
phirimae  zu  denken  wird  nicht  riithlich  sein,  so  lauge  die 
Beobachtung  iiber  den  chronologischen  Wechsel  der  ein- 
und  zweisylbigen  Form  nicht  beseitigt  ist,  die  zu  dem  Titu- 
8  lus  Mummianus  p.  V  [oben  p.  89]  und  Mon.  epigr.  tria 
p.  16  f.  33  [oben  p.  132  ff.  156]  erortert  worden.  Man  konnte 
nun  den  zweiten  Vers  sehr  einfach  so  auszufiillen  versuchen: 
Vopuli  primdrium  fuisse  virum  liomdni,  da  ein  ro.  oder  ront' 
nach  virum  leicht  genug  austiel;  wenn  man  nur  nicht  den- 
selben  Ausfall  zweimal  in  verschiedenen  Schriften  Ciceros 
annehmen  miisste,  abgesehen  davon  dass  de  fin.  Cicero  selbst 
forttilhrt    idnc   conscnsisse   de    dalatino  plurimas  ycntis  arbi- 


*)  [Dies  wurde  weitcr  ausgefuhrt  in  dem  Bonnor  Programm  'poi*- 
sis  Saturniae  spicilegium  V  (1854)  p.  5  f.  (unten  n.  XI).     C.  W.] 


DIE   ALTESTEN   SCIPI0NENIN8CHRIFTEN.  221 

iramur^  primarium  poptdi  fuisse^  quad  il  s.  w.,  ohne  RamanL 
Ofienbar  hat  er  mit  virum  in  seinem  Citat  aufgehort^  weil 
mit  dem  Worte  der  Satz  schloss.  Womit  ein  neuer  begann, 
scbeint  ohne  MUhe  errathbar,  weun  die  so  grosse  Aehnlich- 
keit  in  der  Fassung  der  ziemlich  gleichzeitigen  Scipionen* 
grabschriften  massgebend  sein  darf  und  die  historische  Ueber- 
lieferung  zu  HQlfe  genommen  wird.  Hiernach  mochte  an- 
nehmlich  genug  diese  Erganzung  sein,  die  zwar  neben  an- 
dern  M5glichkeiten  nicht  weiter  zu  verbUrgen  ist,  jedenfalls 
aber  die  Berechtigung  der  obigen  Auffassung  anschaulich 
macht: 

Hunc  tinum  pliirima^  con-sentiilnt  gentes 
Populi  primaritlm  fu-isse  virtlm.  dictdior, 
Consdl,  censdr,  aedilis-hic  fuit  apud  vcs*) 

Denn  Dictator  war  Calatinus  505,  Consul  zweimal  496  und 
500,  Censor  507.     Gleichzeitig  mit  dessen  erstem  Consulat 
bekleidete   Scipio,   der   Sohn   des  Barbatus,   (mit   dem  See- 
helden  C.  Duilius  zusammen)  die  Censur,  nachdem  er  erst  ^ 
das  Jahr  Yorher  Consul  gewesen.     Wir  haben  es  also  mit 


*)  Die  Reihenfolge  der  Wdrden  darf  keinen  Anstoss  geben;  nach 
verschiedenen  GeBichtfipnnkten  konnte  fClr  die  Auffassung  der  ROmer 
selbet  die  Bangordnnng  eine  verBchiedene  sein.  Wenn  es  in  den  Ewei 
Sltesten  Scipionengrabschriften  gleichmHsBig  helBst  Conaol  Censor 
Aidilis,  Bo  folgen  sich  in  der  nnr  gemalten  Aufachrift,  die  zu  der  des 
Barbati  filius  gehdrt  (Orelli  n.  553  [C.  I.  L.  I  n.  31;  YI,  1  n.  1286; 
P.  L.  M.  E.  Tafel  XXXVIII D]),  dieeelben  EhrenBtellen  bei  nmgekehrter 
OrdQong  aUo:  Aidiles  CoboI  Ceaor.  Wollte  man  jene  Abweichung 
Ton  dieser  Anordnnng  etwa  ans  dem  metriBchen  BeddrfhiBB  herleiteh 
(weil  es  consol,  aber  censor  heiBst),  bo  widerlegen  das  die  bekannten 
prosaiBchen  Elogien  der  KaiBerzeit  auf  repnblikaniBche  If&nner,  wie  die 
des  L.  AemiliuB  L.  f.  PauIlnB  Cob.  Cens.  Interrex  Pr.  Aed.  cur. 
(Or.  642  [C.  L  L.  I  elog.  XXX;  P.  L.  M.  E.  Tafel  XCVI  B])  und  Q. 
FabiuB  Q.  f.  Maximus  Dictator  Cob.  Censor  Interrex  Aed. 
tnr.  (Or.  541  [C.  I.  L.  I  eJog,  XXIX]),  in  Uebereinstimmnng  mit  deni 
Monument  des  L.  Mnnatins  Plancns  Cob.  Cens.  Imp.  (Or.  690 
[l  N.  40S9]).  Gibt  das  Eloginm  des  Fabius  Maximus  genan  dieselbo 
Folge  wie  die  ol»ge  Er^nsnng  der  Calatinustafel,  so  iat  wieder  alles 
Qnigekehrt  in  dem  Ehrentitel  des  Appius  ClaudiuB  C.  f.  Caecus 
Cenaor  Cob.  Dict.  Interrex  Pr.  Aed.  cur.  (Or.  539  [C.  1.  L.  I 
rfo^.  XXVIII]). 


222  DIE    ALTESTEN    SCIPIONENINSCHRIFTEN. 

zwei  der  Zeit  nacli  sicli  ganz  nahe  beriihrenden  Gedachtuiss- 
tafehi  zu  thun,  und  diirfen,  uin  uns  die  arehaische  Fonn  der 
handschriftlich  iiberlieferten  zu  vergegenwartigen,  nach  An- 
leitung  der  monumental  iiberlieferten  verfahren.  Danach 
wird  Cicero  etwa  folgendermassen  —  zwar  wohl  nicht  ge 
schrieben,  aber  gelesen  haben: 

HONC  .  OINO  •  PLOIRVMAT  •  COSENTIONT  •  GENTES 
POPU  .  PUIMARIO  .  FVISE  •  VIRO  •  DICTATOR 
CONSOL  .  CENSOR  •  AIDILJS  •  HIC  -  FVIT  -  APVD  •  ms 

oder  auch  PLOVRVMAT,  und  HEC  nnd  FVET,  vermuthlich 
selbst  CENTE8  (wie  oben  I^VCNANDOD),  weil  daraus,  das> 
die  nachsttilteste  Scipioneninschrift,  die  des  Barbatus  selb>t 
auf  dem  Sarkophag,  schon  GNAIVOD  und  PROGNATVj^ 
und  SVBTGIT  hat,  gar  nicht  folgt,  dass  nicht  kurz  vorher 
noch  C  fiir  </  geschrieben  ward:  wiewohl  ich,  dass  diese? 
der  Fall  gewesen,  aus  dem  ausschliesslichen  Erscheinen  Je^ 
('  auf  der  columna  rostrata  nicht  folgere.  Aber  irgend  ein-  | 
mal  muss  doch  dieser  Wechsel  eingetreten  sein,  uber  (1«'U 
ich  hier  im  allgemeinen  von  der  wohlbegriindeten  Erort^ 
rung  Mommsens  Unteritah  Diah  p.  29  flF.  aiisgehe;  und  der 
Zusammenliang  verwandter  Erscheinungen  fiihrt  uns  gerad»*  i 
darauf  hin,  in  den  ersten  Decennien  des  sechsten  Jalir 
hunderts  eine  zieralich  bestimmte  Grenzscheide  zu  erkenneii 
fiir  eine  nach  langerm  Schwanken  ins  Bewusstsein  getretene 
und  mit  diesem  Hewusstsein  graphisch  fixirte  Spracbver 
linderung:  gloichsam  eino  der  KaTacTCtceic  (wie  sie  in  der 
Geschichte  der  griechischen  Musik  heissen) ,  welche  Ji'' 
lateinische  Sprache  in  sehr  unterscheidbarer  Weise  wahrentl 
zweier  bis  dreier  Jahrhunderte  erfahren  hat. 

Es  gehort  zu  den  glilcklichsten  Fiigungen,  dass  un> 
unter  den  so  selten  chronologisch  fixirten  oder  zu  fixirenden 
liltesten  Monumenten  zwei  (irenznachbarn  jener  Scheidelini'' 
erhalten  sind,  von  denen  das  eine  jenseits  fallt,  das  anden' 
diesseits:  vor  den  Wendepunkt  die  Grabschrift  des  L.  Cor 
nelius  liarbati  f.,  nach  ihm  die  des  Vaters  Barbatus.  Denii 
dass  dieses  die  wahre  Ordnung  ist,  dass  die  des  Vaters,  der 
10  450  Consul   war  und  wahrsiheinlich   im  Jahre  465  (fur  J*^ 


DIE   ALTE8TEN   SCIPIONENINSCHRIFTEN.  223 

QDs  die  Censo^en  nicht  iiberliefert  sind)  Censor;  nicht  um 
jene  Zeit  selbst;  iiberhaupt  nicht  vor  der  des  Sohnes,  son- 
dern  entschieden  spater  als  diese  yerfasst  worden,  das^  scheint 
mir,  lehren  die  Sprachformen  mit  unwidersprechlicher  Be- 
weiskraft.  Ein  Blick  auf  die  Sarkophaginschrift  [C.  I.  L. 
I  n.  30;  VI,  1  n.  1285;  P.  L.  M.  E.  Tafel  XXXVII  B]  macht 
63  einleuchtend ,  die  darum^  so  bekannt  sie  ist,  hter  vmt 
Angen  gesiellt  werden  mag,  nur  mit  veranderter  Zeilenab- 
theilung,  da  das  Original  die  Verse  bloss  durch  Querstriche 
scheidet. 

CORNELIVS  .  LVCIVS  •  8CIPI0  •  BARBATVS 

(JXAIVOD  •  PATRE  PROGNATVS  FOimS  •  VIR-  SAPIENSQXTl 

liVOIVSFORMA.VIRTVTEI.PARISVMA.PVlT 

CONSOL . CENSOR  AIDILIS •  QVEIFVIT. APVD •  VOS 

TAVRASIA  .  CISAVNA  •  SAMNIO  •  CEPIT 

SVBIGIT .  OMNE  .  LOVCANAM  •  OPSIDESQVE  •  ABDOVCIT.  *) 

l>as  Entscheidende  (sonst  liesse  sich  auch  der  Wechsel  in 
GXAIVOD  und  PATRE  hervorheben)  ist  der  Eintritt  des 
jnngem  I  fQr  das  altere  E,  und  des  jQngeru  V  fttr  das  altere  0. 

•)  Weder  SVBICIT  noch  blosa  LOVCANA  noch  ABDOVCSIT  bat 
der  Stein,  oder  hat  er  (in  Bezog  aaf  das  letzte)  jemalii  gehabt.  —  Auch 
Mi  SVBIGIT  nichts  anderes  als  das  PraesenD,  und  nicht  etwa  an  ein 
^igit  -B  Bubegit  zu  denken,  wofQr  es  keinen  Schatteu  yon  Analogie 
geben  wflrde.  Eben  so  wenig  AnstoHa  ist  an  dem  Praeflens  zu  nehmen 
in  der  Grabschrift  des  Flamen  dialis  P.  Scipio  P.  f.  [C.  I.  L.  I  n.  33; 
VI,  1  n.  1288;  P.  L.  M.  E.  Tafel  XXXIX  FJ: 

Quar^  Inb^ns  te  in  gr^miu     Scfpi6  recipit 
Terra 

wo  Hermann  Epit  doctr.  metr.  p.  222  (2te  Ansg.)  recepit  schrieb  ohne 
jede  Berechtigung.  Ein  &hnliches  Praesens  bieten  die  alten  Senare  in 
der  Grabschrift  der  schdnen  Claudia  (Orelli  n.  4848  [C.  I.  L.  I  n. 
1007])  dar: 

Suom  mareitum  corde  deilexit  sovo. 

Gnatos  duos  creavit:  homnc  alterum 

In  terra  linquit,  alium  sub  terra  locat. 

Domum  servavit:  lanani  fecit.  dixi:  abei. 

Am  DachHten  aber  kommt  dem  subigit  und  abdoiicit  der  yon  Atilius 
Fortonatianns  p.  2679  (324  G.)  erhaltene  Veni  von  der  Votivtafel  des 
M\  Acilins  Glabrio  aus  dem  J.  664: 

Fuodit  fugat  proflt^mit    m^xumas  legi^oes. 


224  DIE    ALTKSTEN    SCIPIONENINSCHKIKTEN. 

Dort  noch  HEC*)  neben  HIC,  FVET  nud  DEDET  neben 
CEPIT,  hier  nur  FVIT  CEPIT  SVBI61T  ABDOVCIT;  dort 
uoch  ausschliesslich  0  in  OINO  DVONORO  OPTVMO  VmO 
LVCIOM  FILIOS,  auch  HONC,  desgleichen  (?OSENTI0NT, 
u  und  nur  in  deiu  (nicht  ganz  gleichartigen)  TEMPESTATE- 
BVS  ein  V,  hier  das  V  fast  ausschliesslich  in  COHNELIVS  j 
LVCIVS  BARBATVS  PROGNATVS,  auch  in  dem  (ebenfalk 
nicht  ganz  gleichartigen)  QVOIVS,  neben  nur  einmaligem 
SAMNIO.  Das  E  in  MERETO  lasst  sich  nicht  geltend 
machen,  weil  es  (gerade  wie  0)  in  Mittelsylben  noch 
viel  lilngere  Dauer  hatte**);  aber  in  der  Flexion  wflrden  wir 
wohl  schon  ein  TEMPESTATIBVS  auf  dem  Sarkophag 
finden,  wenn  eine  solche  Form  hier  iiberhaupt  vorkame;  wie  | 
ausser  ihr  vielleicht  umgekehrt  ein  OPSEDES  auf  dem  altern  j 
Monument.  Ivurz,  der  factische  Hergang  war  offenbar  die  j 
ser:  nach  dem  Tode  des  alten  Barbatus  wurde  dieser  in  j 
einem  Sarkophag  beigesetzt,  der  nur  eine  kurze  Namenauf- 
schrift  erhielt;  als  der  Sohn  starb,  widmete  man  diesem  st>- 
gleich  eine  formliche  Grabschrift,  die  seine  Verdienste  auf- 
zahlte;  um  gegen  ihn  den  Vater  an  Ehren  nicht  zurQcksteheD 
zu  lassen,  wurde  weiterhin  auch  diesem  nachtraglich  ein  aus- 
fiihrliches  Elogium  auf  den  Sarkophag  gesetzi  Einen  lan- 
gen  Zwischenraum  zwischen  den  beiden  Inschriften  anzu- 
nehmen  hat  mau  keinen  Grund,  vielmehr  einen  Gegengrund 
an  dem  SAMNIO,  womit  die  altere  Periode  noch  in  die 
jiingere  hineinspielt.***)  —  Fiir   dieses   aus  innern  Gruudeu 

*)  Von  diesein  HEC  sind  zwar  jetzt  die  zwei  ersten  Bnchatal^fu 
verwittert,  aber  durcli  die  alteren  Abschriften  und  Facsimiles  verborwt 
**)  Ausfiihrlicher  mit  Belegen  nachgewiesen  Tit.  Mamm.  p.  V  f 
[oben  p.  91],  Mon.  epigr.  tria  p.  15  f.  XIII  f.  [oben  p.  131  f.  177],  wo 
aU  ganz  vereinzelte  Ausnahmen  ein  DECTVNINEBVS  und  POSEDKl 
au8  dem  siebenten  Jahrhundert  beigebracht  worden.  Einiges  anden- 
das  sich  niichtragen  liisst,  ist  nicht  ganz  gleichartig. 

*♦*)  F.  Lachmann  zwar  de  font.  Livii  I  p.  7.3  [und  Visconti  p.  11 
wollte  SAMNIO    fur  den  Ablativ   nehmen,  atatt  in  Samnio;   fur  eiw 
solche  Auslassung  der  Prilposition  mfisst^^  aber  noch  das  erste  Beiji]'iel 
auB  der  Latinitiit  beigebracht  werdeii.    Dass  erst  zwei  Uauptorie  tsun 
niums,  dann  diis  Land  selbst  als  Eroberungen  des  Scipio  genannt  wrf- 
den,  hat  nichts  anffalbMides,   wenn  die  sncocssiv»'  Folge  seiner  Tbat^o 


DIE   ALTESTEN    SCIPIONENINSC  HRIFTEN.  225 

sich  ei^ebende  Sachyerhaltuis»  liegt  aber  selbst  eine  aussere 
Bestatigang  in  dem  Umstande,  dass  H.  Brunn's  sorgfaltige 
rntersuchung  [und  zuvor  schon  die  Visconti's  p.  11.  12J  auf 
der  Sarkophagplatte  die  unzweifelhaften  Spuren  einer  frQhem 
Schrift  entdeckt  hat,  die  weggehauen  worden  um  die  Satur- 
nier  einzugraben;  das  wird  eben  die  alte  einfache  Namenauf- 
schrift  gewesen  sein^  mit  der  man  anfanglich  nur  die  Perscm 
zu  bezeichnen  sich  begnQgte,  deren  sterbliche  Reste  der  Sar-  »« 
kophag  barg.*)  So  war  es  gemeint,  wenn  bereits  zu  dem 
Tit.  Mumm.  p.  V  [oben  p.  89]  der  titulus  des  Barbati  filius  als 
'omnium  antiquissimus,  antiquior  ipsius  Barbati  patris  titulo' 
bezeichnet  wurde,  und  wenn  ebenda  [oben  p.  91]  von  dem  noch 

aogedeatet  werden  BoUte.  Auch  braucht  die  vollst&ndige  Einnabme 
Ton  ganz  Samninm  nm  bo  weniger  darin  zn  liegen,  als  bier  nicht  ein- 
mal,  wie  im  folgenden  Verse  bei  LOVCANAM,  ein  amne  dabei  stebt, 
wu  doch  anch  flber  die  Wabrbeit  binansgebt. 

*)  EbenderBelben  altem  Zeit  wflrde  mit  Sicberbeit  aucb  die  auf 
(lem  Sarkopbag  fiber  der  obigen  Hanptinscbrift  angebracbte,  nicbt  eiu- 
gegrabene,  sondern  (mit  rotber  Farbe)  gemalte  Aufacbrift  znzuweisen 
BeiHf  welcbe  die  Person  desselben  Scipio  bezeicbnet,  wenn  sie  in  dem- 
jenigen  Tbeile,  der  arcbaiecbe  Form  zeigt,  irgend  verbtirgt  ware.  Sie 
laatet  zwar  in  Piranesi^s  Sticb  (bei  Orelli  feblt  sie  ganz)  [C.  I.  L.  I 
n.  29;  VI,  1  n.  12S4 ;  P.  L.  M.  E.  Tafel  XXXVII  A]  ohne  die  geringste 
ADdeatung  einer  Erg^nzung  also:  [L.]  CORNCLIO  CNF-SCIPIO; 
allein  gerade  das  CORNELIO  (mit  spitzwinkligem  L)  ist,  wie  die 
AQtopsie  der  rdmiscben  Freunde  bezeugt,  ganz  nnzweideutig  eine  mo- 
deme  Zntbat.  —  Im  Qbrigen  stebt  sie  in  demselben  Verb&ltniBS  zu  der 
HanptinBcbrift,  wie  zn  der  Inscbrift  des  filiuB  Barbati  die  mit  dieser 
zQsammen  gefnndene,  ebenfalls  nur  (rotb)  gemalte  kurze  Personalbe- 
zeichnung  desiielben  BarbatuB-Sobncs  (Piranesi  Tafel  V  By  Orelli  n  553 
[C.  I.  L.  I  n.  31;  VI,  1  n.  1286;  P.  L.  M.  E.  Tafel  XXXVIII  7)]). 
m  CORNELIO  L.  F.  SC1PI0||  r^]IDILES.  COSOL.  CESOR, 
welche  offenbar  alB  Vorbild  fdr  jene  Er^nzung  gedient  bat.  Nur  dass 
in  den  Spracbformen  keinerlei  zwingender  Grund  vorliegt,  sie  fiir  illter 
(oder  irgend  erfaeblicb  Sllter)  zu  balten  aU  die  Saturnier  des  filius 
Barbati  selbst.  Denn  COSOL  und  CESOR  beweisen  nicbts,  scbon 
wegen  COSENTIONT;  AIDILES  verbJllt  sicb  zu  AIDILIS  nicbt  andern 
als  HEC  zn  HIC,  FVET  DEDET  zu  CKPIT,  und  CORNELIO  stebt 
ganz  anf  einer  Linie  mit  FILIOS;  der  Abfall  des  S  gibt  so  wenig  einen 
^eTl&ealicben  Anbalt  als  sein,  wiewobl  docb  schon  recbt  regelmklssiger 
Zntritt  in  CORNELIVS  LVCIVS  BARBATVS  PROGNATVS  QVOIVS 
auf  dem  Sarkopbag. 

P».  IITSCHBLtl    OPVSCVLA    IV.  15 


22G  DIE   ALTESTEN    SCIPIONENINSCHRIFTEN. 

niclit  in  V  libergegangenen  0  gesagt  wurde  ^iri  declinatione 
quidem  OS  et  OM  terminatio  ultra  initium  saeculi  sexti  — 
non  duravit':  womit  ein  so  erwiinschtes  Kriterium  gewonnen 
war,  um  die  zahlreichen  undatirten  Inschriften,  welche  iii 
den  Endungen  noch  das  0  bewahren,  der  altern  Periode 
vor  der  Grabschrift  des  Barbatus-Sohnes  zuzuweisen. 

Leider  ist  uns  das  Todesjahr  des  letztem  nicht  uber- 
liefert;  kann  es  moglicher  Weise  sehr  bald  nach  der  Censur 
eingetreten  sein,  so  wird  man  anderseits  nicht  eben  geneigt 
sein,  es  mehr  als  zwanzig  Jahre  spiiter  fallen  zu  lassen, 
folglich  auch  die  Abfassung  der  Sarkophagverse  jedenfalk 
nicht  verfriihen,  wenn  man  sie  annahemd  um  520  setzt. 
Um  diese  Zeit  aber  wird  es  etwa  gewesen  sein,  dass  der 
Freigelassene  Spurius  Carvilius,  der  sogenannte  Erfinder 
des  Buchstaben  G,  nach  Monimsen's  durchaus  ansprechender 
Auffassung  (p.  33)  Mer  Ordner  des  Alphabets  voii  21  Buch- 
staben  ward,  das  Cicero  und  Quintilian  als  das  eigentlicl. 
13  romische  bezeichnen':  da  nach  Plutarch  der  Freilasser  jener 
Sp.  Carvilius  Ruga  war,  der  520  und  526  das  Consulat  be- 
kleidete,  und  dessen  vielberufene  Ehescheidung  zwar  mit 
mehrfachen,  aber  doch  ungefahr  auf  jene  Zeit  hinweisenden 
chronologischen  Dit!'erenzen  (wovon  Parerga  Plaut.  p.  68  ff. 
berichtet  wird.  Jene  Neuerung  des  Carvilius  wird  aber  keine 
allein  stehende  Einzelnheit  gewesen,  sondern  nach  allen  Ana- 
logien  als  Theil  einer  weiter  greifenden  theoretischen  Fest- 
stellung  zu  betrachten  sein.  Der  praktische  Einfluss  solclier, 
an  bestimmte  Zeitpunkte  und  Namen  geknupfter  Theorien 
wiederholt  sicli  uns,  wie  bereits  oben  angedeutet,  mehrmak 
in  der  Goschichte  der  altern  Latinitiit  auf  sehr  bestimmte 
und  zum  Theil  recht  merkwiirdige  Weise:  wofern  wir  nur  m 
einer  uberaus  triimmerhaften  Ueberlieferung  die  freilich  sebr 
zerstreuten  Spuren,  die  auf  ein  Gleichartiges  imd  Gemein- 
sanies  hinweisen,  zu  sammeln  und  zu  combiniren  bemfilit 
sind.  Wenn  es  beispielsweise  vou  Ennius  heisst,  er  schriel» 
zuerst  Doppeleonsonanten,  von  Accius,  er  verdoppelte  Jif 
langen  Vocale,  von  Lucilius,  er  unterschied  I  und  EI,  s^t» 
liegt  darin  viel  mehr  als  die  Worte  an  sich  besagen.  tknn 
eine  methodisehe  Renutzung  der  Tnschriften  lehrt  uns  ersten.s 


.    DIE  ALTE8TEN   SCIPIONENIN8CHRIFTEN.  227 

dass   damit    nicht  etwa  nur  eine  Priyatgewohnheit  gemeint 

ist,  die  ima   als   solche  ziemlich  gleichgQltig  ware,  sondern 

ein  yon   der  maasgebenden   Autoritat  dieser  Manner   ausge- 

gangener    allgemeiner   Fortschritt;   der   5ffentliche    und   all- 

mahlich   ausscfaliessliche  Geltung,  erlangte;  zweitens^   dass 

in  den  drei   durch   die  Wirksamkeit  derselben   bezeichneten 

Epocheny    d.   i.  seit  dem   letzten  Viertel   des  sechsten  Jahr- 

hnnderts,  deit  620,  und  seit  etwa  640,  zugleich  andere  Neue- 

rungen,  in   scharf  erkennbarem  Gegensatz  zur  jedesmaligen 

Vorperiode,    massenweise  durchbrechen,  die   uns  die  Ueber- 

zengung  aufdrangen,  es  sei  von  den  gedachten  Theoretikem 

nicht   eine    und    die    andere   zufallige  Veranderung   beliebt, 

sondem  ein   mehr  oder   weniger  weitreichendes  Sjstem  der 

Schriftverbesserung  in  der  Absicht  eingeftihrt  und  durchge- 

setzt  worden^    um   den    mittlerweile   eingetretenen  Verande- 

rungen  der  gesprochenen  Sprache  einen  adaquaten  Ausdmck 

mit  fester  Regel  zu  geben;  endlich  drittens,  dass,  yermoge 

der  innigen  Wechselwirkung  yon  Laut  und  Schrift  und  vor- 

moge  der  (Band  VHI  p.  486  [=  Opusc.  II  p.  631  f.]  hervor-  u 

gehobenen)  Bedeutung  aller  Sehrift  gegeniiber  der  Sprache, 

dergleichen  Neuerungen  auf  reine  Aeusserlichkeiten,  wie  man 

sie  unter  dem  flachen  Namen  von  ^Orthographie'  zu  denken 

gewohnt  ist,  sich   gar  nicht  beschranken  konnteu,  vielmehr 

Tielfach    die    Sprachformen    selbst   beruhren    und    zu    deren 

Firimng,   also    zur  Gestaltung   der  Sprache   wesentlich  bei- 

tragen  mussten.     £s  ist  diess  eine  Macht  der  Theorie  iiber 

^ie  Sprachentwickelung   gewesen,   wie    sie,   im  Griechischen 

kein  Analogon   findend,   nur    daraus   begreiflich  wird,  dass 

im  Lateimschen  die  Doctrin  nicht,  wie  dort,  an   die  fertig 

vorliegende  Litteratur  herantrat,   sondera   mit  dem  Werden 

und  Wachsen   der  Sprache   und   Litteratur    selbst  Hand   in 

Hand  ging.    Belege  ftir  die  genannten  drei  Zeitstufen  haben 

<lie  mehrerwahnten  epigraphischen  Arbeiten  zu  sammeln  be- 

gonnen;  aber  auch  fiir  die  weiterhin  eing(»tretenen  Reformeu, 

*ie  8ie  in  der  zweiten  Halfte  und  gegen  das  Ende  des  sie- 

«enten  Jahrhunderts,  von  ganz  besonderer  Wichtigkeit  aber 

^nd  mit  abschliessender  Bedeutung  im  Augusteischen  Zeit- 

wter  angenommen  ^erden  mQssen,  werden  die  Urheber  und 

16* 


228  DIE    ALTESTEN    SCIPIONENINSCIIRIFTEX. 

Begrunder    zu    sueheu    uud,    wenn    ich '  nicht    irre,    zii  fin- 
den  sein. 

Nach  solchen  Analogien  ist  es,  dass  ieh  filr  das  unge- 
flihr  gleichzeitige  Ersclieinen  des  G  einerseits  und  des  fiir 
0  und  E  eintretenden  V  uud  1  anderseits  den  geraeinsamen 
Grund  einer  um  jene  Zeit  fallenden,  mit  Bewusst^ein  unler 
nommenen  Schrift-  imd  Sprach-Feststellung  vermuthe,  fur 
die  sich  der  Name  des  Sp.  Carvilius  ungesucht  darbietei* 
15  Denii  naturgemiiss  sind  doch  jene  Uobergiinge  so  aufzu- 
fassen,  dass,  nachdem  die  lebendige  Aussprache  in  allmahli- 
chen  und  leisen  Abstufungen  z.  B.  von  einem  entschiedenen 
0  zu  eiuem  zwischen  o  und  w  schwankenden  Laute  fort<jp- 
schritten  war,  endlich  der  Zeitpunkt  eintrat,  in  dem  ein  aiif- 
merksamer  Beobachter,  der  diesen  Dingen  sein  Interesse  zu- 
wendete,  ein  so  entschiedenes  Uebergewicht  des  M-lautes 
heraushorte,  dass  er  sich,  um  der  Schwankung  der  Schrift 
durch  feste  Regel  ein  Ende  zu  machen,  berechtigt  halten 
durfte  mit  scharfem  Schnitt  ehi  fiir  allemal  VS  und  VM  in 
deu  Eudungen  vorzuschreiben.  Uud  solchen  Entscheidungen 
der  Schule  liber  die  ^ratio  scribendi'  muss  eben,  wie  uns  die 
Erfolge  zeigen,  in  Rom  ein  entschiedenes  Gewicht  beigelegt 
worden  sein,  dergestalt  dass  man  sich  unter  dem  unmittelbaren 
personlichen  Einfluss  der  angesehenen  Theoretiker,  als  form- 

*)  TTpuiToc  dv^tuE€  Ypa^iuaTobibacKaXclov  CTrdpioc  KapPiXtoc  dweXci'- 
66poc  KapPiXiou  roO  irpi/jTou  Ya^CTt^v  ^KpaX6vTOC  heisst  ee  bei  Plntarch 
(^naest.  Hom.  59  p.  278  d.  Sonst  kdnnte  man  geneigt  genug  sein  audi  1 
(lem  gleichzeitigen  Livius  Andronicus  einen  sprachlichen  Einflos? 
zuzutrauen,  da  bis  zu  einem  gewissen  Grade,  bei  dem  damaligen  Zu-  i 
stande  der  Sprache,  eigentlich  jeder  Dichter  jener  Zeiten  zugleich  den 
Grammatiker  machen  rausste.  Von  Livius  und  Ennius  gemein- 
Rchaftlich  sagt  Sueton  de  gramm.  1  aus:  quos  tUraqtie  lingua  domi 
farisque  docuisse  adnoiatum  cst.  (So  mit  Gronov  fiir  at  fiotum  erf; 
wofur  ein  sat  notnm  cst  ^  was  ich  am  Rande  eines  aus  Lachmann'» 
Hesitz  stammenden  Exemplars  der  Wolfischen  Ausgabe  finde,  zwar  foic 
auBgedacht  ist,  aber  doch  wohl  zu  viel  Kenntniss  solcher  Detaihvr- 
hilltnisse  fiir  so  spate  Zeit  voraussetzt.)  In  grosser  UebereingtimmuDg 
konnen  nich  jedenfalls  Livius  und  Carvilius  nicht  befnnden  haben,  weun 
andcrs  jener,  wie  une  Marius  Victorinus  (berichtigt  Mon.  epigr.  triii 
p.  2.3  f.  [oben  p.  143  f.))  glauben  lilsst,  nocl^  das  z  brauchtc,  dieser 
da*,'e<^'en  eben  das  lateinische  Alphabet  anf  21  Buchstaben  feststelUe. 


DIE  ALTESTEN   SCIPIONENINSCHRIFTEX.  229 

lich  anerkannter  Fachleute^  die  Abfassung  und  Eingrabuiig 
der  wichtigem  oder  mit  einiger  Sorgfalt  behandelten  Monu- 
mente  zu  denken  hat*) 


*)  Anf  dieser  AQffiusDng  berabt  es,  da»s  das  denkwflrdige  SC.  de 
Tibartibo»  [C.  I.  L.  I  n.  201;  P.  L.  M.  E.  Tafel  XLVIII  G]  in  Mon. 
epigr.  tria  p.  4.  7  [oben  p.  117.  121]  und  V  [p.  166j  nm  das  Ende  dcs 
6teD  Jahrbandert«  angesetzt  werden  dnrfte:  nicbt  bloHs  darum,  weil  wir 
einen  L.  Cornelius  Cn.  /*.,  mit  demselben  V^or-  und  Vatemamen  wie  den, 
der  lant  den  Eingangsworten  dea  SC.  aU  Praetor  senatum  c<m8i*Iuit,  im 
J.  598  nls  Consnl  findeni  sondern  weil  gerade  auf  diene  Zeit,  aber  ganz 
tmd  gar  nicht  anf  die  deH  SocialkriegeSf  die  man  (ancb  Borgbesi  Giom. 
arcad.  X  p.  227  [-»  Oeuvr.  III  p.  94 J)  seit  ViHConti  am&unebmen  pQegt^ 
die  Spracbformen  binweisen  —  mit  einziger  Ausnabme  der 
durcbaus  constanten  ConHonantenverdoppelung.  Diene  findet 
>ich  allerding8  constant  sonst  nicbt  vor  640,  wie  a  a  0.  p.  IV  [oben 
p.  165  f.]  n&ber  gezeigt  ist;  aber  eingeftlbrt  und  vorgencbrieben  war  sic 
ja  scbon  seit  etwa  580  von  Ennius;  bat  sie  sicb  zu  allgemeiner  Herr- 
schaft  erst  im  7ten  Jbdt  durcbgesetzt,  so  konnte  docb  nehr  wobl  bereitH 
um  595  ein  Concipient  aus  der  Scbule  des  Ennius  (um  den  kur- 
zen  Ausdrack  au  braucben)  desHen  Tbeorie  in  einem  Aktcnbtuck  durch- 
fuhren,  das  nun  in  solcber  Form  dem  Gravcur  zum  Eingraben  (iber- 
^^ben  wurde.  —  Leider  ist  das  Original  dieser  wicbtigen  Urkunde,  wie 
die  neaerdings  in  Rom  angeBtellten  Nacbforscbungen  ergeben  habcn, 
spurloB  verschwuoden.  Visconti  faatte  es  nocb  im  J.  1790  vor  Augen 
und  bebauptet  in  seiner  lconogr.  rom.  I  p.  89  (^Par.  Ausg.)  eine  'copie 
exacte  de  Tinecription  (telle  que  je  Fai  prise  moi  meme)*  zu  gelx;n. 
Daraof  ist  aber  leider  daram  kein  Verlass,  weil  er  in  der  Note  p.  90 
dem  Gruterschen  Alxlruck  (499,  12)  eine  so  grosse  'exactitude'  nach- 
nihmt,  dass  er  selbgt  nnr  zwei  (namentlicb  angefabrte)  Eleinigkeiten 
zu  berichtigen  gefunden  babe,  w&hrend  doch  seine  eigene  Copie  nicht 
weniger  aU  sieben  Abweicbungen  von  Graters  Tezt  bat.  —  Ub  es  die 
Originalurkuude  war,  dio  zuerst  bei  Fulvius  Ursinus  publicirt  erschion, 
vurde  jetzt  Antopsie  sicber  entscbeiden;  ans  dem  Mitteris  antiquisKi- 
mia  scripta'  des  Gudins  bei  Grater  gehi  es  keineswegs  mit  der  Sicher- 
heit  hervor  wie,  man  wflnscben  mOchte,  da  der  alte  Scbriftcbaniktcr 
nicht  selten  aucb  in  restituirten  Monumenten  bewabrt  wurde.  Aber 
om  80  mebr  wdrde  dann  freilicb  ancb  die  CouHonantenverdoppelung 
keine  erst  binzugekommene  Neuerang  sein.  Nacbtrag  auf  p.  160.  - 
[Hierzu  kann  was  P.  L.  M.  E.  Enarr.  p.  41  stebt  als  ErgHnzung  diencu; 
ich  lasse  es  desbalb  bier  folgen:  'Quam  tabulam  (Henati  consulti 
de  Tiburtibus  facti)  vix  credibili  immo  ridicula  liberalitate  Vulpiun  e 
^culo  tertio,  e  quarto  Marquardns  GudiuH  apud  Grateram  p.  499,  12, 
e  quinto  Niebuhrias  repetierant,  alteram  in  parteni  nimii  ViHcontiub 
ad  belli  Marsici  tempora  rcferebat^  ad  annum  adco   676  BorgheBiun: 


230  DIE   ALTESTEN    SCIPIONENINSCHKIFTEN. 

Ueber  blosse  Vermuthuiig  wlirde  sieh  dieser  Zusammeii' 
hang  hinausfuhren  und    zugleich   der  Zeitpunkt  jener  Fest- 
stellung  genauer  bestimmen  lassen,  wenn,  was  unglQckhcher 
Weise  nicht  der  Fall,  in  der  Inschrift  des  filius  Barbati  ein 
Wort  mit  g  vorkllme,  das  uns  mit  C  geschrieben  entgegen- 
trate,  und  wenn  wir,  sei  es  fiir  0  oder  fiir  V,  irgend  einen 
weitern    inschriftlichen    Anhalt    aus   jener   Zeit   hatten.    Es 
gehort  aber  zu  den  empfindlichsten  Liicken   der  lateinischen 
Epigraphik    und    somit    Sprachgeschichte,    dass    gerade  aus 
den    vier  ersten  Decennien  des   sechsten  Jahrhunderts,  mit 
Ausnahme   der  beiden  Scipionengrabschriften,  fast  keine  da- 
tirte  oder  sicher  datirbare  Inschrift  auf  uns  gekommen  ist*X 
jedenfalls  keine  dem  vorliegenden  Zweck  dienende;  eine  einzige 


quamquam  hic   ciim  dubitationis  Kignificatione,  si  modo  de  eius  dispu- 
tiitionc   satis  mihi   constat  Diariis  Arcadicis  anni    1853   p.   287   inserta 
quam  oculis  numquam  vidi.  Quibus  cum  mihi  adverBandum  esse  e  ser- 
mone   intellexisscni,   tamen  fatendum   est  nec  ipsius  anni  595  finiendi     ; 
aliam  mc  caussam  nisi  consulis  nomen  habuisse  (praetores  autem  etiam 
alii   esse  Lucii  Cornelii  Gnaci  filii  potuerunt),  nec  impedire  gracnTnati- 
cam  videri  quominus  aliquanto  ultra  progrediamur,  modo  legum  ref»^- 
tiuidarum   atque   agrariae  tenipora   ne  migremus:  nam  e  rerum  ge^ta- 
rum   memoria  felicitor  conicctandi  temporis  vereor  ut  satis  copiae  in 
promptu   sit.     Tam  autem   inlustris  monumenti,   quod   anno   1790  unb      i 
nuinibuB  Viscontius  tract^bat,  nou  potui  non  ^aximopere  dolere  quoii 
nunc  iacturam  factam  conipf^ri:  quamvis  enim  studiose  ab  amicis  quae- 
s*itum    in  Barberinorum  aedibus,    ubi  olim   servabatur,  nusquam  coni-      j 
paruit.     Itaque   alicui  saltem   solacio  fuit  quod  primos  aeris  vcrsiculo-      i 
arte    chalcographa    exprcssos  vidi   in   Piranesii    'Lapidibus   Capitolinif      i 
eive  Fastis  consularibus  triumphalibusque  Romanorum'  a.  1762  Romae 
editis:  ubi  praefationi  esse  omamento  voluit  commenticiam   imagioeni 
quandam    e   variis    antiquitatis    raonumentis    monumentorumque   frag- 

mentis  a  se  (lonstructam ,    cuius  initium  ab  illia  quos  dixi  versibuE  fit 

♦ 

Quos  ctsi  cetera  facile  intellegis  Piranesium  omni  fide  reddidisse, 
tamen  non  minus  apparet  ipsas  figuras  litterarum  non  ita  cam  iffli- 
tatum  esse  ut  non  ad  noviciam  quam  ad  priscam  speciem  propius  ac- 
cedant:  unde  fit  ut  hinc  quidcui  de  aetate  monumenti  conicctara  capi 
ncqueat.'     C.  W.] 

*)  Ks  bcdarf  kaum  dcr  Erinnerung,  dass  die  des  Jahres  511  h^^ 
Muratori  j».  283  so  gut  eine  Falschung  ist,  wie  die  des  A.  ATILH^ 
CALATINVS  COS  {sk)  bei  Fabretti  X,  12  p.  673,  oder  gar  die  d^ 
Jahre  450  und  39G  bei  Muratori  p.  281  und  bei  Donati  V,  1  p.  1'»* 
(nach  Doni  VI,  40  p.  235). 


DIB   ALTESTEN   8C1PI0NEMINSCHR1FTEX.  231 

neue  Entdeekung  aus  diesem  Zeitraume  kdnnte  von  grosser 
Tragweite  werden.*)  Die  fragmentirte  des  P.  Corneiius  L. 
f.  Co8.  (denn  nichts  anderes  als  ein  spitzwinkliges  L  ist  das 
dortige  V)  bei  Gudius  318,  13  \G.  L  L.  I  n.  41  VI,  1  n.  475J, 
die  entweder  in  518  oder  in  536  geliort,  gibt  leider  keine  i« 
Endmig.  Die  ebenfalls  firagmentirte  des  M.  Claudius  M.  f. 
Cos.  bei  Mommsen  Inscr.  Neap.  6766  [C.  L  L.  I  n.  531;  VI, 
1  u.  474;  P.  L.  M.  E.  Tafel  L  A]  (erganzt  bei  Gruter  56,  7) 
kann  zwar  schon  von  532  sein,  aber  eben  so  gut  auch  erst 
von  539  oder  540  oder  544  oder  546  oder  558,  nur  keinen- 
falls  spater  als  571;  im  besten  Faile  hilft  sie  uns  indess  nicht 
mehr,  als  zu  bestatigen  was  wir  ohnehin  glauben,  dass  im 
J.  532  V  und  I  (in  CLAVDIVS  und  DED/T)  fQr  0  und  E 
bereits  vollig  Platz  gegriffen  hatte.  Denn  fiir  540  ist  es  uns 
urkondliche  Gewissheit  durch  die  von  Mommsen  im  BuUet- 
tino  deir  Inst.  1845  p.  47  f.  behandelte  und  nach  Zeug- 
nissen  dahin  festgestellte  Inschrift  (Gruter  a.  a.  0.,  Reine- 
sius  6,  99  [C.  I.  L.  I  n.  530;  VI,  1  n.  1281]): 

m.  clauDIVS  •  M  •  F 
CONSOL 
hlNNAD  .  CEPIT 

in  der  das  hlNNAD  (d.  i.  aus  Henna)  nnzweideutig  genug 
auf  die  im  Sicilischen  Kriege  unter  dem  Consul  M.  Claudius 
Marcellus  im  Jahre  540  bewirkte  Einnahme  der  Stadt  hin- 
weist,  von  der  Livius  XXIV,  39.  Aber  freilich  von  Scipio's 
Censur  496  bis  dahin  ist  ein  weiter  Spielraum,  und  strict 
widerlegen  lasst  sich  allerdings  nicht,  wem  es  zu  glauben  be- 
liebte,  dass  der  Tod  des  filius  Barbati  schon  um  500,  und  der 
Uebergang  des  0  in  V  wenig  spater,  und  aucli  die  EinfQhrung 
des  G  ganz  unabhangig  davou  statt  gehabt.  Inschriftliche 
Belege  gibt  es  fdr  den  Uebrauch  des  G  seit  der  Sarkophag- 
imchrift  bis  zu  dem  SC.  de  Bacanalibus  (568)  leider  keine**): 

^  [Daas  iu  der  Inachrift  einer  Bronzestatae  des  Museum  Kircbe- 
rlauam  ein  sicherer  Beweis  der  Fortdaner  des  0  in  der  Endung  08 
mch  dem  Jahre  513  vorliege,  bcmerkt  Hitscbl  'de  fictilibus  litteratis 
Ui  antiquissimis'  (unten  N.  X)  p.  16.     G.  W.] 

**)  Die  angeblicb  r^miscbe  bei  Donati  p.  154,  2,  welcbe  in  559 
fallen  wQrde,  ist  natiirlicb  unacbt 


232  DIE    ALTESTEN   SCIPIONENINSCHRIFTEN. 

noch  viel   weniger  indess  seit  540  fur  alle  Folgezeit  irgend 
ein    wirklich    beweisendes   Beispiel    fiir   OS  oder  OM.    Dass 
ein   ANTIOCO   =  Antiocum   in   der  Grabschrift  des  Scipio, 
der  588  Quaestor  war  und  33  J.  alt  starb  [C.  L  L.  I  n.  3o], 
als  griechischer  Narne  nichts  beweist,  bemerkt^  Momm- 
sen    bei   0.  Jahn  Ticoronische  Cista'  p.  44,   was  ich  Moil 
epigr.    tria    p.    IV    [oben    p.    166]    ubersehen,    wo  aus  einer 
von  Borghesi  an  Moinmsen,  von  diesem  mir  mitgetheilten, 
ebenda    p.  28   [oben  p.  149]    publicirten    Inschrift    [C.  I.  L 
17 1  n.   578]    des  Jahres  662    die    Form   ARCHELAOS   damit 
zusammengestellt    ward.*)     Diese   Formen   stehen  auf  einer 
Linie  nicht  nur  mit  dem  von  Mommsen  verglichenen  DIPHI- 
LOS  POETES  der  Tnsculanischen  Inschrift  nachrepnbUcani- 
scher  Zeit  bei  Orelli  1163  [P.  L.  M,  E.  Tafel  XCI  G;  C.  I.  L 


*)  Auch  die  dort  empfohlene  analogc  Auffagsung  des  oben  ange- 
fiihrtcn  hlKNAD  riihrt,  glaube  ich,  von  Mommsen  her;  diese  fur  das 
Jahr  540  allerdings  hochst  auffallende  und  vOUig  vereinzelt  Btehendf 
ConBOnantenverdoppelung  wird  eben  nichts  als  die  treue  Debertragnng 
cines  fremdcn ,  den  danialigeu  KOniern  noch  gar  nicht  gelaufigrn 
Namens  sein  —  Wenn  ebenda  anf  griechischen  Einfluss  auch  ein  Ir- 
fremdlich  friihzeitiger  Gebrauch  dcs  Y  insofern  zuriickgefiihrt  wurdp. 
als  zwar  nicht  in  dem  griechischen  Wort  (denn  ausserhalb  aolcher 
gibt  es  ja  kein  lateinischcs  y) ,  aber  in  dem  griechischen  Local  d^r 
Abfassung  der  Erkliirungsgrund  gefunden  wurde,  so  benutze  ich  die^e 
Gelegenheit  zu  einer  Berichtigung.  Nicht  MYSTEDIEI  (worin  Monjm- 
sen  MY8TERIEIS  vcrmuthete)  hat  die  im  Text  citirte  Inschrift  u-n 
062  (in  der  eben  auch  das  ARCHELAOS  steht)  in  der  VaticaniKht-n 
Handschrift,  woraus  sie  Borghesi  geschopft,  sondern  MVSTE  •  DIK  I 
(so  mit  Zwischenraunien  und  einem  Punkt),  wie  nach  W.  Henzen» 
Mittheilung  H.  Brunn  durch  Autopsie  ermittelt  hat.  Obwohl  ich  frei- 
lich  in  Ilenzeus  Erkliirung  my^tnf  dir  prima  noch  die  liechtfertigimg 
fiir  ein  solcheti  E  =  ae  vermisse.  —  Fiillt  somit  dieser  Beleg  fur  ein 
vor  dem  Anfang  dcs  achten  Jahrhunderts  gebrauchtes  Y  weg, 
so  wird  sich  der  einzige  meincs  Wisseus  ausserdem  noch  (ibrige  Schein- 
beweis  deato  w^eniger  halteu  konnen.  Er  liegt  in  dem  PUPVLVS- 
LAODICENSIS  •  AF  •  LYCO  (Orelli  3036  [C.  1.  L.  I  n.  587;  P.  L.  M. 
E.  Tafel  LXXII  B]),  worin  das  AF  einen  jungem  Zeitpnnkt  an.^zn- 
HchliesHen,  das  Sachverhiiltniss  aber  auf  die  SuUanische  Zeit  zti  deut^n 
«chien.  Es  ist  indess  nicht  zu  verhehlen,  dass  auch  fiir  diese  die  Forffl 
AF  in  einem  otfentlichen  Monument  (denn  als  privaten  Rechnung^K'" 
brauch  bezeugt  ea  Cicero   fiir   seine  Zeit)  ein   nicht  viel  weniger  uner- 


DIE   ALTESTEN   dClPIONENINSCHRIFTEN.  233 

I  p.  281],  sowie  mit  den  zahlreichen  griechischen  Flexionen 
der  Aagusteischen  Dichter^  sondem  auch  mit  den  griechi- 
schen  Comddientiteln  des  sechsten  Jahrhunderts^  wie  Heau- 
ton  timandnenos,  nach  dessen  Analogie  man  auch  yielmehr 
0  als  u  anznnehmen  hat  in  den  (meist  nur  im  Ablativ 
citirten)  Naevianischen ,  Caecilischen ,  Turpilischen  Titeln 
Aamtizomenos  Canephoros  Epistathmos  Gamos  u.  s.  w.  (zu- 
sammengestellt  Parerga  Plaut.  p.  144),  gerade  wie  auch  in 
Anagnorizomene  Harpazomene  Obdostate  (nicht  -a)  citirt  wird. 
—  Dagegen  etwas  mehr  Gewicht  als  Mommsen  m5chte 
ich  auf  das  aus  des  Livius  Odyssee  (die  wohl  frQher  ge- 
(lichtet  war  als  seine  Dramen)  Ton  Festus  p.  162  angefiihrte  i9 
nequinont  legfui.*)  Denn  ist  es  auch  wahr,  dans  noch  viel 
spater  (ein  einzigesmal  so  viel  wir  wissen)  das  einsylbige 
SONT,  neben  LVDVNT,  gebraucht  worden  auf  dem  Stein 
Yon  Alatri,  den  ich  um  620  setzen  zu  mUssen  geglaubt 
habe,  so  mochte  doch  diess  vielmehr  den  zui^IIig  verspreng- 
ten  Nachzdglern  eines  in  seiner  Allgemeinheit  langst  iiber- 
wandenen  Gebrauches,  wie  sie  auch  sonst  vorkommen,  bei- 
zuzahlen  sein,  als  dass  daraus  mit  einiger  Sicherheit  auf  eine 
langere  Dauer  des  0  in  den  Verbal-  als  in  den  Declinations- 
formen  zu  schliessen  ware.  Dieses  hauptsachlich  darum, 
weil  die  so  umfangreiche  Plautinische  Ueberlieferung  so  gar 
keine  Spur  des  gleichen  Archaismus  aufzeigt:  dieselbe  Ueber- 
lieferung,  die  doch  in  Stamm-  udcr  Ableitungssylben  das 
altere  0,  wie  nicht  minder  das  altere  E,  in  bemerkens- 
werthen  Beispielen  bewahrt  hat,  jenes  z.  B.  in  colina  Most. 
1,  in  exolatum  (iibereinstimmend  mit  dem  lange  ausschliess- 
lich  herrschenden  consot**))  Trin.  535,  Pseud.  1035,  Merc.  IIl, 


warteier  Archatsmus  ist  als  etwa  fiir  den  Anfang  dee  acbtcn  Jahr- 
baoderta,  dem  Osann  Sjll.  p.  450  nicht  unpaMHend  die  Inschrift  zuweiflt: 
wie  aoB  den  a.  a.  O.  p.  7  [oben  p.  121  f.]  susamroengestellten  BeiHpielen 
emchtlicb.  AF  •  LYCO  wird  ricb  eben  als  traditionelle  Formel  zur  offi- 
ciellen  Bexeicbnnng  der  Laodiceischen  Communc  erhalten  babcn. 

*)  Von  dem  damit  gleichstebendcn  ftratdotiont  (=  praedvpiont) 
des  FestoB  p.  205  H.  wlsBen  wir  die  Qnelle  nicht. 

**)  Die  Scbreibung  consol  bewabrt  noch  dio  lex  agraria  yon  643, 
cotuo2t6ti«  neben  consuiUms  stebt  nocb  in  der  lux  Antonia  de  Terme- 


234  DIE    ALTESTEN    SCIPIONENINSCHRIFTEN. 

4,  6,  dieses  in  dem  so  haufigeu  semnl,  in  scnapis  Pseud.  817 
nnd  ahnlichem,  das  einer  zusammenhangenden  Besprechang 
vorzubehalten.  —  Und  so  bleiben  wir  denn  inmitten  dieser 
Schwankungen  im  wesentlichen  auf  den  Anhaltpunkt  be- 
schrankt,  den  uns  das  gleichzeitige  Erscheinen  von  SAMMO, 
von  sonstigem  VS,  und  von  G  auf  einem  Monument  ge- 
wahrt,  um  dasselbe  der  Uebergangsperiode  zuzuweisen.  llo- 
gen  wir  immerhin  zugeben,  dass  im  Neutrum  der  o-laut  ein 
wenig  zaher  sein  konnte  als  im  Masculinum*),  gleichwie 
anderseits  der  n-laut  etwas  friiher  im  Dativ  bus  eintret^n 
raochte  als  im  Nominativ  tis:  diese  Feinheiten  entziehen 
11)  sich,  bei  so  luckenhaftem  Material,  wo  nicht  unserer  Be- 
obachtung,  so  doch  der  forderlichen  Anwendung.  Tn  d^r 
Hauptsache,  wird  man  gestehen  mussen,  sind  wohl  die  Ver- 
fertiger  der  erneuerten  Duih'schen  Inschrift  der  Columna 
rostrata  ziemlich  rationell  verfahren  uud  der  Wahrheit  nahe 
genug  gekommen,  wenn  sie  trotz  einiger  Thorheiten,  die  sie 
sicb  eingebiklct,  uiid  einiger  Inconsequcnzen,  die  ihnen  ent- 
schliipft  sind ,  auf  einem  das  Jahr  494  reprasentirendeu 
Denkraal  0  fiir  V  (auch  in  NAVEBOS),  E  fflr  I,  C  fur  G, 
desgleichen  D  fiir  den  Ablativ**)  festhielten.  —  Berechtigen 

eibus  von  682,  wahrend  schon  dic  Comelia  de  XX  quacBtoribnB  consul 
hat.     Ueber  com^Ure  con^^^lto  habe  ich  dera  anderwarts  beigebrachun 

0  0  ° 

nichts  hinzuzufiigen. 

*)  Eine  Nachwirkung  davon  findet  sich  vielleicht  selbst  noch  in 

Uesetzesurkunden  dea  siebenten  Jahrhundcrts  in  gewissen  Spuren,  die 

ich  indess  vorziehe   nicht  eher  zu  benutzen,  als   authentiBehe  Mitthei- 

lungen  den  wirklichen  Bestand   der  Originale  verbiirgt  baben  werdon 

**)  Vielleicht  ist  es  nicht  reine  Willkur,  dasB  in  GNAIVOD  ^^- 

1)  hinzugefiigt,  in  PATRE  we^gelassen   ist,   sondem  eben   dieBca  m^ 

bcstimmte  Stufe   des  Uebergangs,   dass  bei  zwei  zusammenconatmirttni 

Nominibus  die  Sprache  sich   begniigte  das  Ablativzeichen   einmalxn 

bewahren.     Darauf  kann  die  Vergleichung  der  alten  Veroneser  Brooif 

fuhren,    in    der  eben    so   AIKE  •  MOLTATICOD    verbunden   ist,  niurb 

Maffei   Mus.  Ver.   p.  469   bei  Orelli   3147   [C.  I.  L.  I  n.  181].    Son<t 

steht  diese  Bronzc  durch  ihr  DEDERONT  und  die  regelmassigen  Nomi- 

native  TERENTIO  TVRPILIO  MVNATIO   der  altesten  Scipionengra^- 

schrift  nilher  als  der  zweiten.     [Vgl.  was  uber  diese  Bronze,  die  nich 

der    Aussage  dea  Conte  Orti  di  Manara  in  Verona  uoch  sra  sehen  sem 

j^ollte,  dann  aber  von  Hiibner  auf  der  Pariser  Bibliothek  aufgefunilen 


DIB   ALTE8TEN   SCIPIONENINSCHRIFTEN.  235 

U08  aber  dies^  ErmitteluDgen^  eiiie  erhebliche  Anzahl  kurzer 
Aufschriften  mit  OS  oder  OM  oder  0  vor  die  UebergangH- 
periode  (d.  h.  also  in  das  fflufte  oder  den  Anfang  des  sechsten 
Jahrhunderts)  zu  stellen,  so  diirfen  wir  auch  i  n  sie  die  [jetzt 
C.  I.  L.  I  n.  62  edirte]  bei  Fabretti  p.  27  f.  facsimilirte 
Bronze  setzen,  die  merkwQrdig  genug  auf  der  einen  Seite 
(' .  PLACENnOS  •  HER  •  F  •  MARTE  •  SACROM,  auf  der 
andera  C  •  PLACENTIVS  •  HER  •  F  •  MARTE  •  DONV  •  DE- 
DET  [vielmehr  DEDE]  in  archaischer  Schrift  zu  lesen  gibt*) 

Nachtrag.**) 

Zu  p.  17  [oben  p.  232]  im  Text  sei  noch  hinzugefflgt  m 
die  mit  DIPHILOS  •  POETES  gleichartige,  ebenfalls  Tuscu- 
lanische  Inschritt  TELEMACHOS  bei  Cauina  Tusc.  p.  122 
[P.  L  M.  E.  Tafel  XCI  i/;  C.  I.  L.  I  p.  281J;  zur  Note  aber 
nachgetragen  y  dass  die  tessera  gladiatoria  mit  OLYMPVS  • 
PETILLI  bei  Gruter.334,  9  und  Cardinali  Diplom.  p.  123 
n.  203  [C.  I.  L.  I  n.  759]  eben  des  Y  wegen  nicht  durfte 
von  Marini  Atti  p.  823  mittels  einer  Textesanderung  auf 
da8  Jahr  676  bezogen  werden,  sondem  dem  Jahr  764  wird 
verbleiben  miissen.  Dagegen  muss  ich  das  ebenda  an  Osann 
gemachte  Zugestandniss,  dass  die  Dankadresse  dcs  POPV- 
LV8 .  LAODICENSIS  •  AF  •  LYCO  aus  dem  Anfange  des 
achten  Jahrhunderts  herrQhren  konne^  wieder  zurUcknehmeny 
und  zwar  aaf  Grund  desjenigen  Entscheidungsmittels,  wel- 
ches  eine  nur  allzasehr  yemachlassigte  Instanz  in  epigra- 
phiachen  Fragen  bildet:  Autopsie  der  Schriftziige.  Der  erst 
seitdem  in  meine  Hande  gekommene  Papierabdruck  des  Ori-  i&9< 


^rde,  in  P.  L.  M.  E.  Enarr.  p.  30  und  S9  von  Ritschl  erz&hlt  iHt;  sie 
iBt  jeta*  P.  L.  M.  E.  Tafel  XCVIl  A  fecsimilirt.  C.  W.|  -  UebriKens  iHt 
aach  fur  Plantas  mit  dem  flbcr  dieses  d  bisher  £r5rterten  das  letxtc 
Wort  noch  nicht  gesprochen,  wie  ich  glanbe.  [Vgl.  'Nene  plautinische 
ExcnrBe';  emtes  Heft:  'antlaQtendes  D  im  alten  Latein'  (1869)  nnd 
speciell  S.  19.    C.  W.] 

*)  [Nach  Fabretti'8  Facsimile  wurde  dicKe  Bronze  erst  wi('derholt 
in  P.  L.  M.  E.  Tafel  H  ii^;  dann  cbd.  Tafel  XCVIIf  nach  dem  auf  der 

Parieer  Bibliothek  anfgefnndenen  Original  in  bedeutender  Abweichung. 

C.  W.] 

**)  [Rhein.  Mi».  a.  a.  0.  p.  160—160*.] 


236  DIE    ALTESTEN    SCIPIONENINSCHRIFTEN. 

ginals  lasst  es  nicht  zweifelkaft;  dass  die  Insohrift  aas  dem 
7ten  Jahrhundert,  und  zwar  nicht  aus  den  allerletzten  Zeiteii 
desselben  sein  miisse:  so  dass  es  also  wohl  bei  der  SuUa- 
nischen  Periode,  als  der  historisch  passendsten,  sein  Bewen- 
den  haben  wird.  Es  wird  jetzt  ganz  einfach  zu  sagen  sein, 
dass  der  Steinmetz,  der  den  griechischen  Text  0  AHMOZ  •  0 
AAOAIKEQN  TQN  nPOI  TQI  AYKQI  einzuhauen  hatte,  hierau< 
eben  den  griechischen  Buchstaben  geradezu  in  den  ihm  fremd- 
artigen  Namen  LYCO  aufhahm:  da  wir  doch  einmal  so  gar 
keine  Spur  haben,  dass  um  jene  Zeit  schon  irgendwer  das 
Y  in  das  eigentlich  lateinische  Alphabet  einzufiihren  yersuchi 
hatte.  —  Uebrigens  hat  die  gleichartige  Adresse  des  POPV- 
LVS  .  EPHESTVS  (Marini  Atti  p.  768;  C.  L  G.  5881  [C  1. 
L.  I  n.  588;  P.  L.  M.  E.  Tafel  LXXII  A])  zwar  einen  et- 
was  verschiedenen,  aber  nicht  minder  alten  Schriftcharakter: 
in  dem  dritten  verwandten  Sttick,  der  aus  Boissard  von 
Gruter  1000,  5  und  im  C.  I.  G.  5880  [C.  L  L.  I  n.  bSl^\ 
wiederholtcn  fragmentirten  Danksagung  BENEVOLENTIAE- 
BENEFICIQ  .  CAVSSA  •  ERGA  •  LVCIOS  weiset  ohDehiu 
alles  auf  beste  republicanische  Zeit  hin:  und  so  werden  wir 
schwerlicli  fehlgehen,  wenn  wir  den  gemeinsamen  Anlass  zu 
allen  dreien  in  den  durch  don  Mithridatischen  Krieg  herbei- 
gefiihrten  Verhaltnissen  kleinasiatischer  Stadte  suchen.  — 
Hingegen  sehe  ich  keinen  Grund,  die  nur  oberfljichlich  ahii- 
lichen ,  nicht  an  den  populus  Romanus,  sondern  an  einpn 
romischen  Grossen  Rufus  gerichteten  Widmungen  mehrerer 
bithynischen  Stiidte  —  die  Franz  im  C.  I.  G.  5894  zu- 
sammengestellt,  Th.  Mommsen  aber  kiirzlich  in  den  B»*- 
richten  der  Sachs.  Ges.  d.  Wiss.  LS52  p.  260  fl'.  mit  der 
Wohlthat  seiner  schneidenden  Quellenkritik  bedacht  hat  — 
der  republicanischen  Epoche  zuzuschreiben:  wonaeh  uns  (lonii 
das  in  ihnen  erscheinende  Y  (PRVS1EN8ES  •  AB  •  HYPIO. 
PRVSAIS  .  AB  .  OLYMpo)  nicht  weiter  zu  storen  bramht. 


Zu  der  Anuierkung  p.  2  [oben  p.  214J  liess  sich  hinzu- 
fiigen,  dass  die  beiden  alten  Venusiner  Stiicke  bei  Orelli  32.^^. 
3258,  Mommsen  Inscr.  Noap.  715.  716  [C.  I.  L.  I  n.  185.  1^<M 


DIE   ALTESTEN    SCIPIONENINSCHRIFTEN.  237 

mit  ihren  der  Vorperiode  augehorenden  Nominatiyen  RAVELIO 
COMINIO  MALIO  und  Accusativen  SACROM  POVBLICOM 
LOCOM  nothwendig  milssen  spitzwinkliges  L  gehabt  haben, 
obwohl  auch  Fabretti,  der  dieses  sonst  im  Dmck  nachzu- 
bilden  pflegt^  in  dem  ersten  (das  er  alleih  hat)  gewohnliches 
L  gibt.  Deim  dass  er  diese  Nachbildung  z.  B.  in  der  Vero- 
neser  Bronze,  ftr  welche  die  alte  Form  des  Buchstaben 
durch  Maffei  bezeugt  ist,  p.  241,  652  unterlassen  hat,  beruht 
ja  darauf^  dass  er  sie  nur  aus  Scheden  kannte.  —  Zu  den 
Ursachen  Qbrigens,  welche  in  Wand-  und  Ge^sskritzeleien, 
wie  andere  archaische  Buchstabenformen,  so  aueh  ein  spitzes  ico< 
L  selbst  noch  in  den  Kaiserzeiten  yeranlassten,  gehort  oben- 
an  die  allgemeinstC;  dass  sich  im  Vulgaren  und  Plebejeu 
uberhaupt  das  Alte  und  Aelteste  jung  erhalten  hat,  in  Schrift 
nicht  minder  wie  in  Sprache  und  Sprachformen,  fQr  die  ja 
dieser  GeHichtspunkt  so  unentbehrlich  wie  fruchtbar  ist; 
merkwflrdige  Proben  solcher  Palaographie  aus  Graffiten  von 
Pompeji  theilt  mir  Mommsen  mit 


VIII. 
Antliologiae  latinae  coroliarium  epigrapMcum. 


III  In  scriptorum  libris   delitescentes   versiculos   aucupando 

constat  curiosiorem  quam  fructuosiorem  operam  a  multiscon- 
sumptam  essc.  Qui  si  non  versuum  simulacra  potius  ista 
quam  solida  corpora  sectati  essent,  nescio  an  aliquanto  plu> 
laudis  meruissent.  Qualium  cum  alibi  messis  maxima  est 
tum  non  speniendum  apud  ipsos  scriptores  spicilegium.  Velui 
apud  Ciceronem  cum  numerorum  vestigia  Bemaysium  nuper 
advertissent  in  facete  dictis  illis  quae  habes  de  oratoR 
libro  II  cap.  59  et  69,  non  dubitavimus  integerriinos  senarias 
hos  agnosce^e: 

Lacerat  lacertum  Largi  mordax  Memmius. 
Aemilius  fecit,  plectitur  Rutilius. 

In  alio  genere  ferax  numerorum  quantumvis  rudium  h.  e.  Ss- 
turniorum  T.  Livius  exstat:  unde  tamen  uunc  abstinere  ma- 
uum  praestat.**)  Verum  multo  largiorem  similium  copiaui 
attentius  rimantibus  monumenta  epigraphica  suppeditabunt: 
unde  noii  pauUum  incrementi  accedere  Anthologiae  latina^ 
poterit.  Non  est  animus  latius  patentem  materiam  hoc  loa' 
cum  pulvisculo  exhaurire,  sed  tantum  quaedam  exempla  tani 
quam  per  saturam  sparsa  illis  addere,  quae  ad  titulum  Mum 
mianum  nuper  designavimus  p.  III  [supra  p.  85  sq.J:  quo  Um 

*)  [Prooemiura  Tndicis  Bcholaruiii  aeslivarum  Bonneusiiini  aij'' 
CIOIO('CCLIII.  Bibliopolae  traditum  paucis  mensibus  post  eodem  aiifi' 
prodiit  praemiBsa  liac  inscriptioue :  'Anthologiae  Latinae  corollani*L- 
epigraphicum.  scripsit  F.  K.'  et  in  fine  (p.  XIII  sq.)  adiectia  'curi»  «^ 
cundis'.     C.  W.] 

**)  [Cf.  pocs.  Satuin.  spicil.  (infra  n.  XI)  p.  4.     C.  W.) 


ANTHOLOOIAE   LATINAE    COROLLABIVM.  239 

muniatur  ad  exquisitius  monumentum  ceterisque  aliquanto 
memorabilius  inlustrandum.  Non  raro  autem  titulis  nomina 
consuetasque  formulas  exhibentibus  metro  conclusa  sententia 
singalaris  vel  bicTixoc  sive  subicitur  sive  adeo  interponitur. 
Velut  neminem  fugisse  versum  hexametrum  putamus  in  Su- 
trino  illo  (Or.  4804),  quem  e  Piccarto  Reinesius  p.  675,  77, 
ex  schedis  Peniae  Fabrettius  p.  699,  208  sic  ediderunt: 

Reinesius: 

DM. 

SALASIAE  .  L  .  F  .  MERVLAE 

AN  .  XIII  .  D  .  V 

PROH  DOU)R  .  ET  LACHRYMAE  • 

MERVLA  .  MATER  .  INFELICISS  • 

SIBI .  IPS A .  ET .  SVIS  .  0  .  V .  F  . 

NASC^ENTESMORIMVR.FINISQ . ABORIGINE  PENDET 

Fabrettius: 

SALASTAE  •  L  •  F  •  MERVLAE 

ANN  .  XIII  •  D  .  V  •  PROH  •  DOLOR 

ET  •  LACHRYMAE  •  MERVLA 

MATER  •  INFELICISSIMA 

SIBI  •  IPSA  •  ET  •  SVIS  .  0  •  V  •  F 

NASCENTES  MORIMVR  FINISQVE  AB  ORIGINE  PENDET 

Vbi  tamen  non  immerito  dubitari  videtur,  num  ille  ipse  ver-  iv 
SU8  sit  ficticius*),  quippe  sine  quo  eundem  titulum  px  Vati- 
cauis  schedis  Donius  p.  357,  18  talem  prodiderit: 

D  M 

SALVSIAE  •  L  •  F  .  MERVLAE    ANN  •  XIV  •  D  •  V 
PROH  .  DOLOR    ET  •  LACRYMAE    MERVLA 
MATER  •  INFELICISSIMA  •  SIBI  •  IPSA    ET  •  SVIS 

V  F 

Itaqne  hanc  iacturam  alio  hexametro  compensabimuH,  quem 
nemo  non  agnoscat  in  inscriptionc  pavimenti  tesaellati  quod 
Pisauri  est,  Tulgata  a  Servantio  CoUio  iu  Diariis  Inxtit. 
archaeol.  a.  1851  p.  203: 

*)  [Vide  infra  'cons  gecnndas'  p.  Xltt  (261).    C.  W.] 


240  AXTHOLOGIAE    LATINAE    COKOLLARIVM. 


E  HO  N  TO 
TVSMEDI 
VSSEDPIS 
CISABIMO 

li.  e.  Ecce  honio*)  nou  totus  medius  sed  piscis  ab  imo 
Ad  antiquius  autera  aevum  ut  redeamus,  mediae  orationi  miie 
interpositum  hexametruui  Balnea,  uina,  Venus  corrum- 
punt  corpora  nostra  habes  in  Gruteriaua  p.  G15,  U,  qDam 
vidit  et  examinavit  Gudius  (Or.  4816): 

D  M 

TICLAVDTSECVNDI 
inC  •  SECVM  •  HABET  •  OMNIA 
BALNEA • VINA  VENVS 
CORRVMPVNT • CORPORA 
NOSTRA  •  SET    VITAM    FACIVNT 

B     •     V    •    V 

K  A  K  0  •  C  0  N  T  V  B  E  R  N  A  L 

F  E  C    •    M  E  R  0  P  E    •    C  A  E  S 

ET  •  SIBI  •  ET  •  SVIS  •  P 

ubi  tamquam  praecisi  hexamctri  principium  sequitur  Sd 
uitam  faciuut.**)  Saepius  tamen  quam  dactylici  numfri 
editores  fugerunt  trochaici  iambicive.  Quamquam  quaedam 
metri  speciem  aliquam  mentiri  potius  quam  tueri  recte  cre 
dentur.  Velut  quis  non  casui  tribuat  quod  senarium  quartu- 
versus  aequat***)  in  Fabrettiana  p.  123,  26  e  sehedis  Bar- 
•    berinis  eruta  (Or.  4741): 

PROSDOCIONIS  •  OSSA 

IIIC  •  SITA  •  SVNT  •  VIXIT  ■  ANN  •  XXV 

SINE  •  CONTVMELIA  •  DAT  •  DONVM 

HORESTES  •  BENEMERENTI  •  CONIVGI  -  SVAE 

HAVE  •  NVMQVID  •  VIS  •  VALE 

v  vel  extremi  duo  in  Gruteriana   )).  611,  7  (Or.  4769  fC.  I.  L. 

V,  1   n.  ir)7|): 

*)  [ViJe  infra  aiictarium  p.  XII  (•2.')1).     C.  W.] 
**)  |Vidc  infra  'cnras  aeounda«'  p.  XIFI  (252).     C.  W.J 
***)  [Viile  infra  'vnras  Beeundas'  I.  1.  (p.  252).    C.  W.) 


ANTHOLOOIAE   LATINAE   COBOLLARIVM.  241 

DONATVS 

AVG  •  LIB  .  ET 
ANNIA  •  PRIMITIVA 

HANC  •  SEDEM 
FRVCTVM  •  L ABORIS^  •  SVI 
VIVI  .  SIBI  •  POSVER 

(juac  flaltein  hoc  ordine  conlocanda  erant:  Fructum  labu- 
ris  sui  sibi  uiui  posuerun^.  Aperte  autem  ad  metri  aimi- 
litudinem  facta  sunt  quae  apud  Marinium  exstant  Inscr.  Alb. 
p.  116  (Or.  4806  [C.  L  L.  I  n.  1010]): 

PRIMAE 

POMPElAE 

OSSVA  •  HEIC  • 

FORT^T^A  •  SPONDET  •  MVLTA 

MVLTIS  •  PRAESTAT  •  NEMINI  •  VlVE  •  INDIES 

ET  •  HORAS  •  NAM  •  PROPRIVM  •  EST  •  NIHIL 

SALVIVS  •  ET  •  HEROS  •  DANT 

Vnde,  modo  unam  aliquam  syllabam  praetermissam  credide- 
ris,  etsi  egregius  septenarius  prodit:  Heti,  fortuna  spdn- 
det  mnlta  miiltis,  praestat  nemini,  tamen  quoniam 
iambici  numeri  etiam  in  proximis  apparent,  sic  potius  sta- 
tuendum  est  ut  addendo,  non  omittendo  peccans  lapidarius  hos 
non  inelegantes  senarios  obscurasse  putetur: 

Fortuna  spondet  mulfa,  praestat  nemini. 
Viue  in  dies  et  horas:  nam  proprium  est  nihil. 

Nec  ulla  profecto  dubitatio  est,  quin  senario  conclusa  sint 
quae  Muratorio  p.  1772,  2  ex  agro  Aquileiensi  Bertolus  cano- 
nicus  misit  (Or.  4751  [C.  I.  L.  V,  1  n.  1490]): 

ITA  VALEAS  SCRIPTORHOC  MONIMENTVM  PRAETERI 

^ui  sententiae  alias  e  lapidibus  murisve  simillimas,  partim 
lambicis  yersibus  partim  dactylicis  scriptas,  (iruilelmus  Hen- 
zenus  in  Gerhardi  Diariis  archaeol.  IV  p.  242  sq.  et  Theo- 
dorus  Mommsenus  Musei  Rhen.  novi  t.  V  p.  463  composue- 
nint.  Non  minus  certus  est  in  Gruteriana  p.  898,  16  [C.  L 
L.  III,  1  n.  58*  p.  8*]  hic  senarius*): 

*)  IVide  infra  'curaa  aecundaa'  p.  XIII  (261).    C.  W.] 

Fa.  SITBCHXLn   OPTSCVLA    XV.  16 


242        ANTHOLOGIAE  LATINAE  COROLLARIVM. 

NISI  •  VTILE  •  EST  •  QVOD  •  FACIMVS 
STVLTA  •  EST  •  GLORIA 

vel  biui  in  Mutinensi  hac  apud  Zachariam  Instit.  antiq.  lapiiL 
p.  270  ed.  Rom.  (Or.  4814  [0. 1.  L.  I  n.  1431;  V,  1  n.  4111]i: 

M  •  STATIVS 

M  •  L  •  CHILO 

HIC 

HEVS  .  TV  •  VIATOR  •  LAS 

SE  •  QVI  ■  ME  •  PRAE 

TEREIS 
CVM  •  DIV  •  AMBVLA' 
REIS  •  TAMEN  •  HOC  •  VENIVNDVM 

EST  •  TIBI 
IN  •  FR  •  P  •  X 
IN  •  AG  •  P  •  X 

VI  Sat  bonos  versrculos   non  dubitabis   temporibus  liberae  rei 
publicae  tribuere: 

Heus  tu,  uiator  lasse,  qui  me  praetereis, 

Cum  diu  ambulareis,  tamen  hoc  ueniundum  est  tibi. 

Vbi  dignum  notatu  hoc  pro  huc  ut  illoc  istoc;  pariter  at<juf 
in  illis  ALIVS  •  HOC  ■  INFERETVR  ■  NEMO  etHOC-MAX- 
SVM  ■  VENI  apud  Orellium  4394.  4471.  Optimi  senarii  !»■ 
*  tuerimt  etiam  in  Narboneusi  illa  a  Scaligero  commuuicau 
cum  Grutero  p.  1)22,  2  (Or.  4808): 

L  •  RVNNIVS  •  PA 

C  •  F  •  POLLIO 

CVPIDIVS  ■  PERPOTO  ■  IN     MONVMENTO  ■  MEO 
QVOD      DORMIENDVM  •  ET  •   PERMANENDVM 

HIC  •  EST  .  MIHI 


Ibi  enim  quo  in  locu  aliquid  deest  ad  explendos  uuiner()\ 
i>()  ipso  in  loco  attritum  lapidem  sic  significavit  Muratoriu» 
p.  1738,  12,    c«i   oum    titulum    miserat  losephus  Bimariiii>: 

/"//  ////'C"\'PIDIVS.  Non  dubitabis  igitur  sic  nobiscum  redintt^ 
grare: 


ANTHOLOOIAE   LATINAE    rOROLLARIVM.  243 

Eo  cupiditts  perpoto  in  monumento  meo, 

Qaod  dormiendum  et  permanendum  hic  est  mihi. 

Vel  Uoc  cupidiua.  Nec  erat  cur  de  impostoris  fraude 
Epicureorum  scholam  simulantis  cogitaret  Muratorius:  quando 
sat  exemplorum  non  disparis  generis  habes  a  Marinio  con- 
gestum  Inscr.  Alb.  p.  117,  in  eisque  quaedam  item  metro 
adstricta  vel  iambico  vel  dactylico.  Difficilius  expeditu  epi- 
gramma  est  e  Cardinalis  Inscriptionibus  Yelitemis  petitum 
ab  Orellio  4735  [L  N.  n.  7050]:  HAVE  •  MANLIA  |  AN- 
THVSA  B  BENE  -  SIT  •  TIBI  •  QVI  •  LEGIS  ||  ET  •  TIBI  •  QVI  • 
PR AETERIS  1  MIHI ..  QVI  •  HOC  •  LOCO  •  MONVMENT  || 
FECI  •  ET  •  MEIS.  Vbi  post  integerrimum  senarium  priorem 
in  altero  QVI  pronomen  prorsus  non  habet  quo  referatur, 
nisi  MIHI  dativum  soloeca  constructione  (qualibus  sane  so- 
loecismis  minime  vacant  lapidum  tituli)  cum  PRAETEKIS 
verbo  sic  iungas: 

Bene  sit  tibi  qiii  legis,  et  tibi  qui  praeteris 
Mihi;  qui  hoc  loco  monumentum  mihi  feci  et  meis: 

nam  paenultimus  tituli  versus  quin  integer  non  sit  in  fine^ 
dubitari  nequit.  Quod  facile  exspectes  ad  sententiam,  Mihi- 
que;  qui  hoc  loco  e.  q.  s.^  non  intrat  in  versum;  versui 
autem  quod  non  repugnat^  Mihique.  hoc  loco  e.  q.  s.,  hiat 
a  constructione:  quamquam  fieri  potest  ut  hoC;  ut  in  eo  ge- 
nere  alia  similia,  tolerandum  sit.*)  Etiam  plus  difficultatis 
alius  titulas  creat  imperante  Diocletiano  factus,  quem  a  Fea 
primum  publicatum  Guilelmus  Henzenus  iteravit  in  commen- 
tatione  de  tabula  alimentaria  Baebianorum  scripta  p.  54  |et 
Orell.  6017]: 

D    xM  vu 

T  .  FLA  .  POSTVMIVS  •  VARVS  •  V  •  C  •  COS  •  ORATOR 
AVG  .  XV    VIR  .  PRAEF  .  VRB  .  VIXI  BEATVS  DIIS 

AMICIS  .  LITERLS 
MANES  COLAMVS  .  NAMQVE  OPERTIS  MANIB  •  DIVINI 

VISEST  AETERNI  TEMPORIS 

Integri  snnt  a  VIXI  senarii  duo,  eique  non  scaenica  libertate 

•j  [Vide  infra  'curas  aecondaB'  p,  XIII  (262).    C.  W.] 

16  ♦ 


244  ANTHOLOOIAE   LATINAE   COROLLARIVM. 

facti,  sed  puri:  quod  reliquum  est,  nec  intellegitur  nec  men- 
suram  explet.  Atque  in  paenultima  voce  vix  dubitamus  quin 
reconditior  forma  AEVITERNI  lateat:  DIVLXIVISEST  lit- 
teras  aut  fallimur  aut  interpretari  posse  DIVI  INVIDENT 
videmur,  satis  ad  sententiam  accommodate.  Sed  minuit  emen- 
dandi  confidentiam,  quod  ita  sane  accusativo  opus  est,  ut 
tmini  vel  uitam  vel  himn  vel  aliquo  simili.  Qualis  si  inter- 
cidisse  credi  sine  nimia  audacia  potest,  nihil  profecto  ad  con- 
cinnitatem  talibus  in  versiculis  desiderabis*): 

Vixi  beatus  dis,  amicis,  literis. 

Manes  colamus:  namque  opertis  manibus 

Diui  inuident  usum  aeuiterni  temporis. 

Verum  cum  haec  quae  perstrinximus  in  Anthologiam 
nondum  recepta  (nam  huc  recepta  consulto  ne  attigimus  qui 
dem),  tum  alia  similia  quae  niyic  missa  facimus,  satis  leri- 
densia  sunt  prae  aliis  paullo  ampliore  ambitu  notabilibiis. 
Quo  in  genere  non  pauca  nunc  aut  innotuerunt  aut  percre- 
bruerunt  praeclara  Mommseni  opera  in  titulis  Neapolitani.^ 
posita:  inter  quos  antiquitate  sua  Venusinus  ille  733  [C.  I.  L 
I  n.  1267]  emiuet,  quem  et  suis  numeris  restituisse  et  cuni 
aliqua  probabilitate  supplevisse  videmur  p.  XXXIII,  profecti 
ab  eis  quae  de  illo  dicta  erant  in  Gerhardi  Diar.  archaeoL 
IV  p.  333: 

Quae  sa'ii)ta  suni  h]eic,  sei  legis,  ne  uituperes. 

i]us  L.  f.  Praeco 

Monumeutum  fecit  /jkm^s  aeternum  hoc  sibe/. 
Sciens  aetrrnum  haud]  esse,  quod  natura  CTipitf 
Leinde  sueis  usust]  rebus  cu  ameiceis  sueis. 
Sic  tu  tueis  mult]os  aimos  utarus.   uale. 

Quod  quidem  poematium  eo  consilio  denuo  perscripsimns  h^ 
loco,  ut  alios  ad  felicius  emendandum  versum  quartum  uivi- 
taremus,  in  cuius  fine  post  NATVKA  vocem  TRA  lectnm 
est  a  Corsiniano  et  Cimalia,  TK  ab  Aegyptio  Mommsenoque 

• 

ipso.**)    Sed  etiam  in  superiorum  saeculorum  thesauris  ep- 

*)  [Vide    infra  p.  XII  (250  sci.)  ot  p.  XIV  (262  sq.)  'curas  secDH- 
daa'.     C.  W.] 

**)  [Vide  nunc  P.  L.  M.  E.  tab.  LXXX  A,    ubi   in   unioa  ectypi 


ANTHOLOGIAE  LATINAE  COROLLAKIVM.        245 

graphids  non  desunt,  quae  prosae  orationis  falsa  specie  de- 
cepisse  epigrammatum  conquisitores  mirere.  Eius  rei  lucu* 
lento  documento  Fabrettianus  titulus  111,  28  p.  123  esto, 
ductus  ^ex  schedis  Yaticanis  apud  P.  Ciaconem  sub  Pincio': 
sic  enim  subscripsit  Fabrettius.  Ecce  lapidis  scripturam 
(libidia  sui  parte  mutili: 

Q-MARC- viu 

HAVE  DVLCE  NOBEIS  NOME 

STEPHANE  VITAE  NOSTRAE    .... 

VERE  CHORONAM  TE  ACEPI    .... 

MOSCHIS  TVA  TE  SALVTAT  ET  D    .    .    . 

ET  BLANDA  DVLCIS  PVPA  DELIC    .    .    . 

ET  QVEM  TV  TVIS  MANIBVS  NV    .    .    . 

0  FATVM  INFELICEM  QVI  TE  N    .    .    . 

HAVE  CASTA  COMVNX  ET  M    .    .    .    . 

HAVE  MI  DIODORE  AMICIi  FRA    .    .    . 

NAM  ET  AMICI  OFnCLAL  ET  PLBTAT    .    .    . 

HAVE  PVPA  BLANDA  ANIMA  M    .    .    . 

QVEM  NVPER  PARARAM  VT  HAB    .    .    . 

Huius  tituli  quot  yersus^  tot  fere  esse  senariorum  principia, 
qui  aliquem  artis  usum  habeat,  persentiscat  oportet  simul 
atque  oculis  percurrerit.  Ad  sententiarum^  autem  rationem 
quod  attinet;  ab  initio  apparet  Q.  Marcii  adlocutionem  esse 
ad  mortuam  uxorem  Stephanen  pertinentem,  in  eaque  adlo- 
cutione  mentionem  fieri  communium  liberorum  quattuor:  Mo- 
schidis,  alterius  cuiusdam  filiae  cuius  nomen  a  D  littera  in- 
cipit,  tertiae  puellae  cui  Pupae  nomen,  postremo  pueruli  uatu 
minimi.  Sed  quid  esse  illud  dicamuS;  quod  paenultimo  versu 
eadem  Uanda  Pupa  illa  (quam  cave  pro  blanda  pupa  vel 
Blanda  pupa  accipias)  appellatur  vocativo  casu,  quarto  autem 
a  fine  adlocutio  fit  non  ad  Stephanen  uxorem  spectans,  sed 
ad  aliquem  Diodorum  amicum?  Quae  cum  parum  inter  se 
coDgruere  primo  aspectu  videantur,  una  sola  via  explicatum 
et  certissimum  et  commodissimum  nanciscuntur.  Enimvero 
e  recte  suppleto  eo  versU,  qui  quintus  a  fine  est,  totius  epi- 


Branniaiu  fide  subBtitit  RitscheliiiB,  CorBinianuniy  Aegyptium,  Cimalinm, 
LQpoliumrftua  coniectura  nsos  omnes  snflpicatu»;  cf.  Enarr.  p.  71.  C.W.j 


246        ANTHOLOGIAE  LATINAE  COROLLARIVM. 

graramatis  intellectus  omnis  pendet:  qiiem  ubi  iu  hanc  spe- 
cieni  reconcinnaris:  Haue  casta  coniunx  et  m[ihi  rt- 
sponde  prccor  (vel  rogo),  insequentes  versiculos  perspexeris 
responsum  esse  ipsius  uxoris,  marito  autem  nomen  Diodoro. 
Vnd^  talis  fere  redintegratio  deperditarum  partium  consecta- 
ria  est,  qualem  infra  posuimus. 

Q  •  MARC[IVS  .  Q  •  L  •  DIODORVS  •  CONIVGI  •  B  •  M 
HA  VE .  DVLCE  •  NOBEIS  •  NOME[N  •  ATQVE  •  OMEN  •  GERENS 
STEPHANE .  VITAE  •  NOSTRAE  •  [DVM  •  VIVIS  •  DECVS 
VERE .  CHORONAM  •  TE  •  ACEPI  •  [AETATIS  •  MEAE 
MOSCHIS  •  TVA  •  TE  •  SALVTAT  •  ET  •  D[IONYSIA  5 

ET .  BLANDA  •  DVLCIS  •  PVPA  •  DELIC[IAE  •  TVAE 
ET .  QVEM .  T  V.T  VIS  •  MANIB  VS  •  NV[PER  •  GESTABAS  •  PARIS 
0  •  FATVM .  INFELICEM  .  QVI .  TE  •  N[OBEIS  •  ABSTVLIT 
HAVE .  CASTA  •  CONIVNX  •  ET  •  M[IHI.RESPONDE.PRECOR 

IX  Jtesponsum : 

H AVE .  MI .  DIODORE  •  AMICE  -  FRA[TERQVE  -  ET  •  PARENS  H> 
N  A  M .  ET- AMICI  •  OFFICI A .  ET  •  PIETAT[EM .  H  AB  VISTI  •  PATBJS 

HAVE.PVPABLANDAANIMAM[EA.TVQVEHAVE.PARl^ 
QVEMNVPER.PARARAM.VTHAB[II.AD.STYGIAS.DOMOS 

Vel  quaeeumque  nomina  in  Dionysiae  atque  Paridis  locum 
substitues:  modo  certa  nomina  ponas,  ueve  piicr  potuu^je 
scriptum  esse  pro  Faris  opinere.  Verum  qui  versus  lioc  pacto 
non  incommode  suppleti  videl)untur,  tantum  abest  profecto 
ut  emendati  lial)eantur,  ut  prope  scateant  naevis.  Velut  tertia 
versu  aut  uitai  voluisse  poeta  credeudus  est,  aut,  hanc  d^ 
clinandi  antiquitatem  si  ab  ista  aetate  abiudices  pertinaciuN 
Stepliane  tu  uitae.  Quarto  vix  dignum  memoratu  ACEPl 
pro  ACCEPI  positum.  Septimo  necessario  delendum  TV|>ro- 
nomen.  Item  octavo,  nisi  qui  ab  ipso  poeta  profectum  0 
FATVM  .  INFELIX  .  QVOD  •  TE  credat,  INFELICEM  .  gVl 
autem  soli  quadratario  temere  subrepsisse  suspicetur  parum 
adposite  ad  persuasionem,  non  potcrit  non  inducere  ipsamO 
interiectionem.  Nam  masculino  genere  fatus  dictum  es>e 
posteriore  aetate  vulgarive  consuetudine,  cum  lapides  testt^» 
habemus  tum  scriptores:  quando  FAT VS  •  MALVS .  NEGAVIT 
et  VIRGINEM  .  ERIPVIT  .  FATVS  .  MALVS  est  in  Romanis 


ANTHOLO(5IAE    LATINAE   COROLLARIVM.  247 

Grut^ri  p.  661,  6  (Or.  4748)  et  663, 5,  HVNC  •  FAT VS .  SV VS  • 
PRES8IT  in  Muratorii  p.  660,  4  item  Romana  (Or,  2613): 
apud  Petronium  autem  c.  42  cU  plures  medici  illum  perdiderunt, 
imm  magis  malus  faiuSy  e.  7 1  etiam  si  iUos  malu^  fatus  appres- 
serit,  c.  77  hoc  milU  dicit  fattis  meus:  quod  genus  cottidiani  ser- 
monis  6.  Studerus  tractavit  Musei  Rhen.  nov.  II  p.  77  sq.*) 
Porro  claudos  numeros  versus  duodecimi  sanabis  ANIMVLA 
forma  reposita  pro  ANDiA,  turbatos  autem  extremi  ex  ipHius 
sententiae  necessitate  sic  haud  haesitanter  reconcinnabis 
y VEM .  N"VPER  •  PEPERER AM,  Leve  est  aspiratum  ibidem 
saeculi  vitio  HABII:  ut  CHORONAM  versu  quarto.  Praeterea 
aiitem  aliud  est  quiddam,  quod  non  possit  non  graviter  offen- 
(lere.  Quippe  prorsus  praeter  exspectationem  Ht  ut,  postquam 
praeter  semet  ipsum  Diodorus  et  Moschidem  et  Dionysiam  et 
Pupam  et  filiolum  commemoravit  matrem  salutantes,  haec 
resalutans  maritum;  Pupam,  filiohim  mirabiliter  praetermittit 
Moschidem  et  Dionjsiam.  Quod  cum  nuUo  modo  committi 
potuisse  in  tam  concinna  ceteroqui  nenia  videatur,  vix  esse 
dubium  putamus  quin  unus  aliquis  versiculus  interciderit. 
Accipite  igitur,  perpolitum  pro  virili  parte,  carmen  tenerri- 
morum  affectuum  sat  eleganti  significatione  suavissimum. 

Haue,  dulce  nobis  ndmen  atquc  omen  gerens 

Stephane,  uitai  n6strae,  dum  uiuis,  decus. 

Vere  coronam  te  accepi  aetatis  meae. 

Moschis  tua  te  saliitat  et  Dion^sia, 

Et  blanda  dulcis  Ptfpa  deUciaa'  tuae, 

Et  quem  tuis  manibus  nvxper  ycstahdsj  Paris. 

Fatum  infelicem,  qui  te  nobis  dhstulit! 

Haue,  casta  coniunx,  et  mihi  respondc,  prvcor. 

Haue,  mi  Diodore,  amice  ir^terque  ct  parcns: 
Nam  et  amici  officia  et  pietatcm  habuisti  patris. 
Te  mea  saluto  Moschisj  te  Dionysia. 
Haue,  Pilpa  blanda,  animula  mea,  tuque  hdue,  Paris, 
Quem  niSper  pepereram,  tft  abei  ad Stygias  domos.**) 

*)  [Vide  infra  'curas  secundaa'  p.  XIV  (253  sq.).    C.  W.] 
**)  [Vide  infra  'curas  secundas'  p.  XIV  (253)  et  flapplementuni  vx 
Mageo  Bhen.  XVI  p.  297  infra  p.  254  iq.  adBcriptum.    C.  W.] 


248  ANTIIOLOGIAE   LATINAE    COROLLARIV^L 

Ne  autem  tantam  seilieet  licentiam  mutandi  deiniremiiii. 
commilitones,  primum  reputate,  e  schedis  mss.  hausto  epi- 
grammati  testem  oculatum  praesto  non  esse,  qui  fidem  faciat 
Fabrettiano  exemplo.  Sed  ne  oculatorum  testium  quidem  eo- 
rumque  fide  prorsus  dignorum  auctoritatem,  si  sapitis,  nimi^ 
extimescetis,  ubi,  quam  longe  neglegentia  ipsorum  lapicida- 
rum  patuerit,  recte  et  cum  ratione  perspexeritis.  Cuius  neg- 
legentiae  in  privatis  potissimum  monumentis  (nam  public«v 
rum  haud  paullo  dispar  ratio)  cum  alia  sat  certa  documenta 
iii  promptu  sunt,  tum  non  certiora  illis  quibus  persuadeuJi 
vim  metricae  legis  necessitas  addat.  Velut  in  pervulgato 
illo  apud  Gruterum  p.  792,  1  (Or.  4781),  quod  locuples  spou- 
sor  veritatis  Smetius  vidit: 

HOSPES  •  AD  .  HVNC  •  TVMVLVM 
NE  .  MEIAS  .  OSSA  •  PRECANTVR 

TECTA.  HOMINIS  •  SET  •  SI  •  GRATVS 
HOMO  .  ES  .  MISCE  •  BIBE  •  DA  •  MI 

quis  tandem  sibi  persuadeat  perperam  adsutum  in  altero  hexa- 
metro  SET*)  non  lapidario,  sed  poetae  deberi?  Vel  ipsuiu 
voluisse  poetam,  quod  incisum  est  vitiosissime  in  Tarraeo- 
nensi  titulo  ab  losepho  Finestrio  diligenter  ut  apparet  tran- 
scripto,  publicato  autem  a  Maiansio  in  Petri  Burmanni  pra»^- 
fatione  Anthologiae  latinae  t.  II  p.  XLV  (Or.  4815  [G.  I.  L 
II  n.  4137]): 

VIVE  .  LAETV8 

QVIQVE  .  VIVIS  .  VITA  •  PARVO  •  MV 
NVS  .  EST  .  MOX  .  EXORTA  •  EST  •  SEN 
8IM  .  VIGESCIT  .  DEINDE  .  SEN 
SIM  .  DEFICIT 

Nimirum  qui  perfectum  septenariuni  (nam  imperite  dimetri 
describuutur  vulgo)  condere  illum  potuit  Viue  laetus  qui"* 
que  uiuis:  uita  paruo(m)  munus  est,  non  j^otuit  ?ii)<? 
pudenda  inscitia  procudere  alterum:  non  potuit  ad  nuniero- 
rum  concinnitatem  sat  simplicem  sententiam  eodem  artititi" 
revocare,  quo  ex  oscitautis  lapidarii  (nolite  dubitare)  pm*i- 

*)  [SIT  est  iu  lapide  teete  Kellermanno,    cf.  0.  lahn  in  ann.»' 
antiqu.  Rhen.  XIII  (1848)  p.  108.     C.  W.J 


ANTHOLOGIAE   LATINAE   COROLLARIVM.  249 

tis  effectmn  est  a  Finestrio  Orta  mox  sensim  uigescit, 
deinde    sensim    deficit.     Aceedat    his    exemplis   aliud   e 
thesauro  Mommseniano  petitum.    Vbi  n.  423  Potentinus  titu-  xi 
lus  e  coniuncta  Gonstantini  Gattae   et  Emanuelis  Viggiani 
memoria  in  hanc  speciem  concinnatus  est: 


.    .    lATA   .   ANX       XX   •   MEN 

VIII  .  DIES  .  VIIII 
ABSTVLIT  .  VNA  -  DIES 
ANIMACORPVS  Q 
SIMVL  .  ARSIT  .  ET  .  IN 
CINERES  .  lACET  •  HIC 
ADQVE  .  FAVILLA  •  SV 
PREMVM  .  xMVNVS  •  MI 
SERO  .  POSVERE 
SODALES     .     FORTVNESeS 

Non  fugisse  se  aperta  numerorum  vestigia  satis  ipse  Momm- 
senus  significavit  Indicum  p.  485:  ipsos  versus  yix  expediaHy 
nisi  uno  in  loco  dormitasse  lapidarium  concesseris.  Nam  in 
priiui  quidem  hexametri  exitu  nou  lapidarium  potius  quam 
Gattam  culpamus,  qui  SIMVL  dederit  pro  eo  quod  Viggia- 
nus  testatur  SIM  .  .  .  R.  Satis  hodie  constat  de  Plautina 
simitu  forma  deque  bacchiaca  mensura  eius  particulae.  Sed 
antiquissimam  formam  ue  hauc  quidem  fiiisse,  diu  est  cum 
perspicere  nobis  visi  sumus  e  valde  notabili  memoria  tituli 
Florentiui,  quem  a  Spouio  primum  vulgatum  recognovisse  se 
in  ipso  lapide  Raphael  Fabrettius  testatus  est  p.  201,  402, 
repetierunt  etiam  Gorius  Inscr.  Etr.  I  p.  420  et  Orellius 
n.  2863.     Qui  hoc  initio  est : 

HILARA  .  MINOR  .  MIDAES  •  MIN 
ISTRA  .  SIMITVR  •  CVM  •  MIDA 
SITA  .  EST  .  IN  .  EADEM  •  OLLA 

Eamque  ipsam  simitur  formam,  qua  docurtata  evasit  demum 
simitu,  agnoscimus  in  Viggiani  testimonio  illo.  Sed  in 
altero  versu,  cui  ima  syllaba  deest  ad  metri  legem,  non  po- 
test  non   ab   ipso'  quadratario   praetermissum   esse   aliquod 


250        ANTHOLOGIAE  LATINAE  COROLLARIVM. 

participiuni,  quo  prorsus  opus  est  ad  construendi  rationem. 
Vide  igitur  num  probabiles  versiculi  sic  prodeant: 

Abstulit  una  dies  aninia(m),  corpusque  simitur 
Arsit  et  in  cineres  iacet  hic  uersum  adque  fauilla(>Al 
Supremum  munus  misero  posuere  sodales: 

quibus  verbis  quod  extra  versum  FORTVNESES  subicitur 
una  structura  grammatica  continuatum  superioribus,  pertinet 
id  ad  illud  genus  quod  tetigimus  comm.  de  tit.'  Mumm.  p.  III 
[supra  p.  85  sq.].  Ceterum  simitur  forma  illa  non  immerito 
quaeretur  num  forte  ne  a  Plauto  quidem  aliena  sit.  Cuius 
poetae  unus  potissimum  versus  est,  qui  illa  recepta  liaud 
mediocri  oflFensione  liberetur.  Etenim  Mostellariae  v.  792  cum 
XII  pro  eo  quod  e  Vetere  editum  est  labante  metro  simtd  haml 
potiUy  Ambrosiauum  servasse  simitu  hau  potui  vix  dubii> 
vestigiis  intellegatur,  tamen  sani  hinc  bacchiaci  effici  iion 
potuerunt  nisi  forma  invecta  dubitationis  plenissima  potm, 
Qua  facile  nuiic  sic  carebimus: 

Ego  hic  esse  et  illic  simitur  hau  potui, 

quando  nihil  caussae  est  cur  pro  brevi  habeatur  ultima. 
Itaque  etiam  Anii^hitruonis  II,  1  v.  84  in  promptu  est  sic 
consulere  elegantiae : 

Non  ego  cuni  uino  simitur  ebibi  imperiiim  tuum, 

necessitate  quidem  nulla,  veruni  per  tamen  commode. 


P.  VII  Isupra  p.  244j  in  titulo  T.  rostumii  opertos  manes  n»?- 
minem  fugict  nos  cos  intcrprctatos  cssc,  qui  ueglecti  ct  hononiin  ex- 
pcrtc8  non  csscnt  iiimquam  apcrta  in  lucc  positi,  sed  oblivionis  tcDt- 
bris  obruti.  Vcrum  cuni  apud  Livium  XXXI,  30  in  orationc  Athcnien- 
Bium  illa  plcna  affcctus  hacc  legantur:  omnia  scpulcra  monumeniaqt*( 
diruta  csse  in  flmhus  suis,  omnium  nudatos  mancs,  nullius  ossa  icrra 
tc(ji,  ubi  nudatos  inancs  apparet  ita  dici  ut  de  manibus  nndatonim 
h.  c.  inhumatorum  cogitctur,*  nihil  impedire  videtm:  quominos  OjXfi^ 
mancs  in  hanc  partem  accipiantur,  ut  siut  opertorum  h.  c.  terra  tecto- 
ruin  Bcpulturacque  iura  nactorum  niancs.  Quam  notionem  ubi  taenmr. 
graviorc  quidcm  mutatione  omni  abstinere  licebit,  haec  ut  sentAjntia 
poctae  fucrit:  rite  Bcpultorum  manes  vi  et  potestate  divina  frui  \^^ 
omne  aevum  duratura: 

namque  opertis  manibns 
Diuina  uis  cst  acuiterni  temporis: 


ANTHOLOCflAE   LATINAE   COROLLARIVM.  251 

duriuscolo  id  qoidem  usu  genetivi,  nec  tamen,  si  quid  Bapimus,  reiecta- 
Deo.  —  Praeterea  nescio  qua  incogitantia  p.  IV  (supra  p.  240)  E  H(j 
litteraa  interpretatus  sum  cum  Serrantio  Collio  Ecce  HOmo,  pro  quo 
aut  En  HOmo  debebam  aut  fortasse  etiam  rectius  Est  UOmo.  Atque 
pridem  et  hoc  viderat  et  metricam  indolem  verborum  perspexerat  vir 
lioctrinae  praestantiam  humanitatiH  laude  aequans  liev.  Patcr  MarcuH, 
Collegii  Romani  decus  atque  ornarocntum. 


CVRAE  SECVNDAE. 

Pag.  III  [supra  p.  238J   addi  poterant  facete  dictis  illis,   quae  xiii 
apad  Ciceronem  «unt,  ipeius  Ciceronis  de  Caninio  consule  senarii: 

Vigilantem  habemus  cdnsulem  Caninium, 
Qui  in  c6naulatu  sdmnum  non  uidft  buo. 

Nam  Benarioe  esse  iam  Scaliger  vidit,  qui  in  Catalecta  recepit  p.  218 
ed.  Lugd.  Bat.  a.  1617:  tametsi  et  ordo  verborum  talis  cst  apud  Ma- 
crobium  Sat.  II,  3,  6  consulatu  suo  somnum  natt  uidity  et  metro  non 
asirictmn  acui^^a  cum  idem  Macrobius  VII,  3,  10  profert  tum  ipse 
prodidit  Cicero  epist.  ad  fam.  VII,  30,  1 :  a  quibus  aliquantnm  diflfert 
Trebelliua  PoUio  trig.  tyr.  7. 

Pag.  III  sq.  et  V  [Bupra  p.  239  ct  241  sq.].  In  titulo  Salasiao 
Menilae  cum  mibi  adiutus  in  fine  hexametrus,  Mommseno  autem  cum 
aliis  de  caussis  tum  propter  incertam  fontium  fidem  ipso  titulus  ficticiuB 
vii*u8  esset,  nec  fere  minus  suspectus  Gruterianua  ille  'ez  Zamosio'  sum- 
ptus  p.  898,  16,  probi  cctcroqui  cubtos  senarii:  utrique  iudicio  commode 
BubTcnit  beata  memoria  Arminii  Koechlyi,  hczametri  parentcm  Manilium 
IV,  16  BubministranB,  senani  Phaedrum  III,  17,  12,  poetam,  ut  hoc 
exemplo  apparet,  non  aatis  lectitatum  post  tirocinium  scholae.  Nec 
incommode  idem  Koechlyus  cum  lapidis  villao  Albanac,  qnera  p.  V 
[supra  p.  241]  tractavi,  scutentia  Publilii  Syri  vcrsiculum  238  contulit: 
Fortuna  dat  mnlta  lisu,  mancipid  nihil.  Sic  cnim  transponi, 
quae  vulgo  ordinantur  F.  usu  dat  multa,  concinnitat)  numerorum 
inbet  praeter  controTersiam. 

Pag«  IV  [supra  p.  240]  quae  olim  addideram  in  appendicc^), 
u»fra  scripsi. 

'De  Gmtcriano  titulo  p.  615^  11  commcntanti  fraudi  fuit  OrclliuM, 
B-V-V  gigla  Bene  Vale  Vale  interpretans  n.  4816,  practcrmitteuH 
autem  plane  gemellum  Apud  eundem  illum  Cirutcrum  p.  912,  10  hunc 
titulom  miris  nt  apparet  turbis  mendoeum: 

*)  [In  Bchedula  adneza  programmatia  czemplis  hoc  irap6pa^a 
significaverat  Ritecheliiu.    C.  W.J 


252  ANTHOLOGIAE   LATINAE   COROLLARIVM. 

GADIVSMAGVLLA 
H.SECVM.NON.HABET 
IVNONIS.BALNEA 
SED.HABET-OMNIA 
BALNEA . VINA  • VENVS • CORRVMrVNT 
CORPORA.NOSTRA 
SEDVITAM.PACIVNT 

B    .    V    .    V 

Vnde  diu  cst  cum  in  eyllogas  epigrammatum  hoc  distichum  elegiacuin 
tranaiit  (in  Burmanni  Anth.  III,  86): 

Balnea,  uina,  Venus  corrumpunt  corpora  nostra: 
Sed  uitam  faciunt  halnea,  uina,  Venus. 

De  quo  tamen  dignissimum  est  quod  expendatur  losephi  Scaligeri  iudi- 
cium  in  Gruteri  t.  H  Corrig.  p.  CCCXIII:  «Est  foetus  recentioris  poetat, 
elogaus  quidem,  sed  aifectatae  venustatis.  Huiusmodi  multa  ab  illie 
hominibus  nuper  conficta:  ut  Menandri  Anechomenos  ex  Apuleio,  Cor- 
nelii  Galli  elegia  ineptissima  ab  Aldo  superioribus  annis  edita,  et  alid 
quorum  pigct  pudetque.»  Et  paullo  post:  «desumptum  autem  ei 
Graeco : 

olvoc  Ktti  TOi  Xo€Tpa  Kal  i]  nepl  KOirpiv  Ipw^ 
6HuT^pTiv  ir^fATrei  Tf)v  666v  elc  *Ai6»iv.» 
Quod  habes  in  Anthologia  Palatina  lib.  X,  112.'   Panvinianae  officinae 
confidcntcr  tribuit  Mommsenus,  pro  fundamento  fraudis  ipsum  Gnit^- 
rianum  titulum  p.  615,  11  fuisse  coniciens.    [Vide  C.  I.  L.  V,  1  n.  390'. 
C.  W.] 

Pag.  VI  [supra  p.  243].  Orelliani  tituli  4735 ,  qui  nunc  est  in 
luscr.  R.  Neap.  7050,  idem  suadet  ut  prior  tantum  versus  pro  vero 
bonoque  senario  habeatur,  cuius  sententiam  et  per  se  optimam  et  tn- 
laticiam  in  sepulcris  novo  additamento,  quisquis  fuit,  parum  scito  am- 
plificaverit.  —  E  tralaticiae  formulae  recordatione  nescio  an  etiam 
Fabrettiani  tituli,  quem  p.  IV  iraa  [supra  p.  240]  posui,  ultima  verbi 
repetenda  sint  hauo:  numquid  uis?  uale:  quae  iambici  exitus  spc- 
cicm  manifestam  prae  se  ferunt.  Vt  tantum  non  satis  ab  arte  valuisA' 
vcrsificator  videatur,  qui  a  sat  probabili  exordio  Dat  d6num  Horc- 
atos  b6nc  merenti  coniugi  non  potuerit  ad  commodum  finem.per- 
venire. 
XIV  Pag.  VII  [supra  p.  243  sq.]  positos  T.  Fla.  Postumii  Vari  versiculoi 

etiaranunc  tales  tueor  quales  p.  XII  [251]  constitui  lenissima  mutationf, 
plana  et  simplici  sententia.  Fuit  eniiu  qui  diuini  genetivum  dcfeDderct. 
sir  interpretatus :  ^Verehrt  dic  Schatten,  denn  dem  stillen  Schattenreich 
Wohnt  Gotteskraft  bei,  Kraft  der  hehren  Ewigkeit',  aimul  adiecta  bif 
commendatione :  'der  myBtische  Godanke,  in  diesem  Seelencult  ^^^ 
Cult  der  Ewigkeit,  das  heisst  der  Gottlichkeit  zn  finden,  passt  nicht 
schlecht  fiir  dieso  Zeit.'  Quod  ut  improbem,  duplex  me  caussa  movet 
Nam  ct  parum  expcdita  constructio  est,   et  in  qninque  reliquis  loci^, 


ANTHOLOOIAE  LATINAE  COROLLABIVM.        253 

qaibus  spondeum  libeiias  genuB  iambicttm  concedebat,  iamboB  servatua 
parns:  nt  non  esse  hoB  yersuB  Bcaenica  libertate  factoa  probabile  sit. 
Vertendnm  igitnr  sic  potiua:  'wohnt  g(ittliche  Kraft  von  ewiger 
Daaer  bei/ 

*  Pag.  TIU  sqq.  [supra  p.  245  sqq.]  cum  aliis  diBplicuit  insertuB 
3  me  ante  paenultimum  venicuIuB,  tum  MommBeno:  neque  id  iniuria. 
IVopoBuitque  hic  quarti  ab  initio  versns  hoc  Bupplementum :  MoBchfs 
tna  te  saldtat  et  d[icit  uale],  ut  non  quattuor,  aed  trium  tantum 
liberorum  mentio  fieri  putaretur.  Beatat  igitur  ut,  si  modo  posBit,  Mo- 
^chidis  nomen  intret  in  versum  paenultimum:  in  quo  esse  corruptas 
ANDiA  litteras  hoc  certiuB  tibi  peranadeaB,  quod  eaBdem  ne  noB  qui- 
dem  potnimuB  salvaB  aervare.  Quodsi  haue  vocem  credibile  sit  in 
qnattnor  exemplis  Bemel  non  pro  pyrrhichio,  Bed  pro  iambo  foiBBe,  in 
promptu  fnerit  Bic  corrigere:  Haue  Piipa  blanda:  hskui  metk  M[o- 
nehis:  hdue  Paris].  Quod  qui  probabilitatem  habere  in  elegantiB- 
simo  carmine  neget,  pauUo  minus  leni  coniectura  hac  uti  poterit,  ut 
ANIMA  item  interpretatuB  AVE  MEA  Bimul  de  trauBpoBito  sive  inci- 
dentiB  sive  describentis  incuria  vocabulo  cogitet,  hoc  modo:  Haue 
Pupa  hJanda:  haue  Mdsehis  mea:  tuque  hdue  Paris.  Faten- 
dnm  est  sane  ita  ordinem  inverti  nominatorum  a  marito  liberorum: 
cetenun  concedendum  satis  concinne  in  utriusque  Bermonibus  singulaB 
notioneB  invicem  dbi  referri,  Moscms  tya  et  mea  moschis  vel  mo. 
^His  MEA,  BLANDA  DVLCis  PVFA  et  FVPA  BLAXDA,  item  quae  ad  pue- 
mm  rtpectant  qvem  tvis  manibvs  nvfer  oestabas  et  qvkm  nvpkr 
PEPERERAM.  CompensatuTque  illud,  si  quod  eet,  incommodum  com- 
modo  duplici:  primnm  quod  ita  offensio  remota  est  nude  positi  unius 
DiONYHiA  nominiB  BinguliBque  in  mariti  adlocutione  versibus  singuloruni 
mentio  liberorum  concluditur;  deinde  quod  inBolens  in  animula  (pro 
animQla)  accentuB  evanuit  —  Haec  igitur  ai  non  improbabiliter  ra- 
tiocinati  BumuB,  rectiuB  duodecim  quam  tredecim  Benariis  comprehen- 
SQm  cpigramma  tale  prodibit: 

Haue,  dtilce  nobis  n6men  aique  omin  gerens 

Stephan^,  uitai  n6Btrae,  dum  uiuia,  decu8. 

Ver^  coronam  te  ^ccepi  aetaiis  meae. 

MoBchfs  tua  te  saHtat  et  dicit  uale, 

£t  bl&nda  duloiB  Piipa  delicttim  iuum,  6 

Et  qu^m  tuia  manibus  n^per  gestabds,  Paris. 

Fatum  infelicem,  qui  te  nobis  dbstulit/ 

Haue,  c&Bta  coniunx,  6i  mihi  responde,  precor. 

* 
Haue,  mf  Diodore,  amfce  fTtkterque  ^t  parens: 

Kam  et  amfci  officia  ct  pfetatftn  habuisti  pairis.        10 

Haue  Piipa  blanda:  hau^  mea  Vioschisi  hdue  Paris, 

Quem  nuper  pepereram,  lit  Skhii  fld  Stygids  domos, 

Postremo  compositiB  p*  IX  [supra  p.246  sq.]  masculini  generis  in  fatus 


254  ZrR   LATEINISCHEN   ANTIIOLOGIE. 

exemplis    ex   loaiinid  Labi  Ant.  monumentis  Brixianis  n.  141  [C.  I.  L 
V,  1  n.  5005|.    142  [ibid.  n.  4209J    Mommsenus  haec   adiecit:  FATIS 
¥ATabus  atque  etiam  FATABm*  simpliciter.     Vnde  intellegitur  quam 
in  parteni   alii    tituli   valeant   FATIS    dicati    vel   Fatis    fatalilus. 
diuinis,  uictricibus,  quos  iam  Furlanettue  commemoravit  in  leiuo 
Forcellini. 


|IIis  subicere  visura  est   quae  scripsit  Kitsclielius   in  Mu?ei 
Rben.  t.  XVI  (18G1)  p.  297  sq.     C.  W.] 

Zur  lateinischen  Anthologie. 

297  ^ln  der  Briisseler  Hiindschrift  des  de  Winghe  finJe 
ich  f.  37  eine  Abschrift  des  von  Ihnen  (Anthologiae  lat.  co 
rollarium  epigraphicum,  1853,  p.  VIII  [ohen  p.  245]  fi*.)  frulur 
behandelten  anmuthigen  Epigramms  bei  Fahretti  123,  2S. 
Es  ist  dieselbe  Copie:  —  davor  steht  «Pater  Ciaccon.  tabella 
rupta.»     Die  ersten  Zeilen  stehen  so: 

Q     •     M  A  K  C 

HAVE  •  DVLCE  •  NOBEIS  ■  NOME 

Nachher  (ausser  einer  leeren  Zeile  vor  IIAVE- CASTACOX- 
IVNX  —  nieht  vor  der  folgenden  —  und  Z.  10  FRAT  statt 
FUA)  gibt  die  Absbhrift  statt  des  unertraglichen  acepi  ACAPI: 
das  zierliche  concetto  der  corona  a  cainte  abstracta  liegt  aut 
der  Hand.' 

So  schrieb  mir  kiirzlich  Th.  Mommsen.  Wie  gewohD- 
lich,  sieht  man  nach  der  Auffindung  des  Rechten  erst  mlit 
ein,  wie  mangelhaft  das  Ueberlieferte  war,.  bei  dem  nian 
sich  beruhigt  hatte.  Mindestens  musste  es  doch  heissen  If»"^ 
coronam  tc  acccperam  {aetatis  mecw)  statt  accepi^  da  es  ja 
eben  die  schon  todte  Gattin  ist,  der  die  Verse  gelten;  a^'^ 
lateinisch  war  sicher  aucli  das  Verbum  accipcre  liberhaupt 
nicht,  statt  eines  hier  erforderlichen  naetus  eram  oder  Jfr* 
gleichen.  Das  oine  A  fiir  E  gibt  uns  nun  den  zierlichst*'" 
Eingang  des  CJedichts: 


ZUB  LATEINISCHEN   ANTH0L06IE.  255 

Haue  dtSlce  nobeis  n6me[n  atque  omen  gerens,] 
Stephane,  uitai  n6strae  [dum  uiui8  decus.J 
Yere  coronam  te  a  capi[te  auulsam  fleo.J 

Oder  wenn  man  lieber  will,  abreptam  qnerar,  oder  alhJatam 

genw. 


Das  ziemlich  seltene  Compositum  aduiuere  kennen  wir 
aus  den  romischen  Rechtsquellen,  aus  Tertullian^  (schwerlich 
Plinias  d.  a.),  und  aus  ein  paar  spatem  Inschriften^  deren 
eine  schon  Salmasius  zu  Capitolini  vita  Antonini  Pii  c.  5  (wo 
er  mit  gutem  Rechte  patp^^i  cum  aduixit  einsetzte)  beibrachte: 
QVI .  ADVIVENTE  •  EO  -  DONO  •  DELPfflCAE  •  AEREAE  • 
.  HONORATI-SVNT  Grut.  1115,  8  (Or.  3094):  wozu 
kam  Grut  1145,  8  CONIVGI  •  DVLCISSIMO  •  CVM  •  QVO- 
ADVIXIT .  SINE .  QVERELA  •  PER  •  ANN  •  XX.  Fast  Bcheint 
es  aber,  dass  aduiuerc  nicht  erst  eine  spatere,  soudern  schon 
eine  recht  alte  Bildung  ist,  die  uns  nur  ziifallig  in  -alten 
Bchriftstellem  nicht  mehr  Torliegt.  Eine  der  Scipiouen- 
inschriften  namlich,  bei  Piranesi  Tafel  V  //  (denn  Orelli  hat 
sie  ganz  ausgelassen)  besteht  aus  folgendem  dreizeiligem 
Bruchstiick*): 

l     S  »8 

PIONEM 
0 .  ADVEIXEI 

Die  letzte  Zeile  hat  man  sich  gewohnt  nach  Visconti*s  Vor- 
gang  als  (gu)oad  ueixei  zu  fassen:  wie  denn  allerdings  quoad 
uixit  aus  Horaz,  und  ahnliche  Verbindungen  quoad  uiuet  u.  dgl. 
soDst,  leicht  genug  dahin  fiihrten.  Dass  zwischen  0  und  AD 
ein  Punkt  steht,  entscheidet  an  sich  nichts,  da  die  Inter- 
ptmction  der  alten  Inschriften,  wie  sie  einerseits  die  Prapo- 
sition  mit  ihrem  Nomen  zu  einer  Einheit  zu  verschmelzen 
pflegt,  8o  umgekehrt  nicht  selten  auch  die  etymologischen 
Klemente  einer  usuellen  Einheit  wieder  gesondert  erscheineu 
lasst,  z.  B.  bei  QVE.     Aber   dass  zu  gleicher  Zeit  der   hier 

♦)  [S.  jetit  C.  I.  L.  l  n.  37;  VI,  1  n.  1292;  P.  L.  M.  E.  Tafel  XL-H. 

C.  W.]  # 


250  ZUR   LATEINISCHEN    ANTHOLOGIE. 

doch  niclit  eben  ubliche  Punkt  gesetzt,  und  der  zwisclien 
AD  und  dem  folgenden  VEIXEI  erforderliche  Punkt  aus 
Nachlassigkeit  ausgelassen  ware  (sein  Fehlen  im  Original  hi 
constatirt),  das  ware  doch  auffallend.  Ich  kann  daher  niclit 
umhin,  der  Vermuthung,  die  ein  an  epigraphischen  Lese- 
iibungen  sich  betheiligender  junger  Freund  ausserte,  meinen 
Beifall  zu  zollen,  dass,  wie  geschrieben  steht,  so  auch  wirk- 
lich  zu  lesen  sei  *):....  o  adncixei  (in  irgend  einer  Verbin- 
dung  wie  in  dor  Gruterschen  Inschrift  mm  qiw  aduioHt).  — 
Uebrigens  spricht  wohl  alles  dafiir,  auch  in  diesem  Bnicli- 
stiick  Restc  von  Saturniern  zu  erkennen; 

Kjj.Kjj.<jj.Kj\^Kj  Scipi6nem 

<jj.^s^j.^\j.Kjj.  o  adueixei. 


In  seinen  ^lnscriptions  Uomaines  de  VAlgerie'  gibt  Re- 
iiier  p.  8  n.  30  [Henzen-Or.  7416  XJ  eine  Lambaesische  in 
5  elegischen  Distichen,  die  als  solche  auch  in  der  Schrift 
unzweideutig  genug  abgesetzt  sind.  Wenn  er  aber  die  iiaeb 
oinem  kleinen  Zwischenraum  noch  weiter  folgenden  vier  Zei- 
len  als  l^rosa  transcribirt  hat,  so  entging  ihm,  dass  auch 
diess  Verse  sind,  iiur  keine  elegischen,  sondern  Senare: 

Adepto  consuhitu 

Tibi  respirantem  faciem  patrii  niiminis, 
llastam  eminus  quae  iaculat  refreno  ex  equo, 
Tuus,  Medaure,  dedicat  Medaurius. 

Zeichen  der  Zeit  ist  die  Verlriiigorung  der  ersten  8ylbe  von 
refrmo. 


*)  [In  dom  iSupplem.  Enarr.  der  1\  L.  M.  E.  p.  104  fugt  Ritsdil 
uoch  hinzu:  ^An  ADVKIXEIT  potius  olim  fuit?'  Vgl.  jodoch  was  ub»»r 
die  Resultate  einer  neuen  Besichtij^uug  des  St^Muea  in  Priscae  hit. 
epigr.  suppl.  Ill  (^unten  N.  XVIII,  3)  p.  XX  mitgetheilt  ist.    C.  W.J 


IX. 
De  sepnlcro  Fnriomm  Tnscnlano-^ 

(accedit  tabula  lithographa**)). 


Nobilissimo  Scipionum  sepulcro  ut  impar  dignitatc  elo-nx 
Kiorumque  ubertate,  ita  aetate  superius  sepulcrum  Furiae 
j(entis  exstitit,  anno  1(565  mense  Aprili  Tusculi  elTossum 
in  tescis  monaehorum  Camaldulensium:  cuius  brevissima  epi- 
l^rammata  non  dubitaraus  ipsi  quinto  ab  u.  c.  saeculo  tribuero. 
^iuod  sepulcrum  quale  fuerit  et  quomodo  repertum^  duobus 
auctoribus  constat:  primo  quidem  Octayio  Falconerio  In- 
!<criptionum  athleticarum  Romae  a.  16U8  editarum  p.  143  sqq., 
in  (jronoviani  Thesauri  t.  VIII  iteratarum  p.  2348  sqq.:  altero 
Athanasio  Kirchero  Latii  sui  a.  demum  1671  Amstelaedami 
publicati,  coiiscripti  ut  videtur  anuo  1670,  part.  I  capite  3 
I>-  64  sqq.  Quorum  hdem  non  immerito  sic  aestimabimus, 
ut  illum  haud  pauUo  accuratius  cum  rem  omnem  enarrasso 
erutaque  e  terris  monumenta  suis  oculis  exaniinasse,  tum 
Hiugularum  quae  in  sepulcro  repertae  suut  arcarum  inscrip- 
tiones  figuris  repraesentasse  dicamus :  hunc  ob  additam  ipsius 
sepulcri  imaginem  laudemus.    Nam  inscriptiones  quidem  quani- 

*)  l  Prooemium  Indicis  scholarum  hibernarum  BonneiiHium  anno- 
ruiD  CDIOCCCLIII  et  LIV.  Bibliopolae  traditum  prodiit  addiU  hac 
iu^criptione :  ''De  sepulcro  Furiorum  Tusculano  dispuiatio  grammatioa 
Fr.  Hitschelii.  Accedit  ezemplum  lithoj^raphum.  Beroliai  1853.*  Vide 
nunc  C.  I.  L.  I  n.  65  —  72.  63;  P.  L.  M.  E.  tab  XLIX  Aa  —  h,  B-, 
Enarr.  p.  42.     C.  W.] 

**)  [Tabula  VIII  idem  exemplura  «xhibetur  attiiie  olim  adhaeeit 
Imic  commentatioDi  et  iteratum  eat  P.  L.  M.  E.  in  parte  superiore  ta- 
bulae  XLIX.    C.  W.  1 

FR.  KITSrilRLII   OPVg<'VLA    IV.  17 


258  DE   SEPVLCRO    FVRIORVM    TVSCVLANO. 

quam  vidisse  Kircherum  haud  negaverim,  quas  non  sine  am- 
biguitate  quadam  verborum  ipse  dicit  p.  67  ^una  cum  111°*" 
atque  eruditissimo  Viro,  Domino  Dctavio  Falconerio,  anti- 
quariae  literaturae  studiosissimo,  ea  qua  decuit  fide  et  siii- 
ceritate  sese  deprompsisse':  at  testem  oculatum  Falconerio 
parem  auctoritate  nec  figurae  litterarum  probant  ad  typo- 
rum  similitudinem  proxime  accedentes  (quas  xylographi  arte 
exprimendas  Falconerius  curaverat),  nec  bia  neglecta,  si  cmn 
Falconeri  exemplis  contuleris,  versuum  distinctio^  nec  pro- 
fecto  illud  quod  eas  quoque  inscriptiones  quattuor  {e  f  g  h\ 
quas  non  vidisse  semet  sed  a  monacho  transcriptas  aceepis>e 
Falconerius  p.  14G  testatur,  nuUo  significato  discrimine  Kir- 
cherus  tamquam  e  ^fragmentis'  petitas  ceteris  sociavii  Vt» 
ubicumque  aliquid  discrepantiae  inter  utriusque  testimonia 
intercedit,  non  videatur  nimium  Kirchero  tribuendum  esse. 
Qualia  sunt,  quod  in  ea,  quam  nos  f  diximus,  omisit  apud 
Falconerium  M  litterae  praemissam  I  notam,  nimirum  noL 
magis  sibi  quam  nunc  nobis  intellectam:  item  quod  his  qnat- 
tuor  titulis  quintum  addidit  (tertio  loco  positum)  hunce: 
M  •  U,  qui  sane  nou  ficticius  videbitur,  sed  fortasse  pars 
potius  fuit  sive  e  sive  //  litterae.  Eodem  pertinet  quod,  cuni 
titulum  c  semel  ^in  fronte  arcae'  lectum,  iteratum  autem 
^ibidem  in  operculo'  Falconerius  dixisset,  illo  praetermisso 
Kircherus  satis  habuit  hunc  repraesentare.  Quibus  discre- 
pantiis  paullo  gravior  haec  est  quod,  cum  duos  titulos  C 
TVRPLEIO  C  .  F  et  Q  .  TVRPLEIO  C  •  F  (sic  enim  legen- 
dum)  in  una  arca  ea,  quae  est  litteratarum  maxima^),  so 
ciasset  Falconerius,  horum  alterum  Kircherus  seorsum  posui! 
ut  in  operciilo  eius  arcae  scriptum:  id  quod  fieri  sanc  pote.^^t 
ut  verius  tradiderit. 


*)  Non  oiiinium,  quotquot  in  sepulcro  repertae  sunt,  maxima:  iJ 
quod  ex  Falconeri  p.  144  his  verbis  intellegitur:  'Conditorium  in  ip**' 
topho  excisum,  in  cuius  medio  sarcophagus  erat  quinque  cirdwr 
pedum,  lapide  fa&tigiato  opertus,  cuiusmodi  et  aliae,  ad  daodeciiu. 
louge  minores  urnae  in  loculamentis  ad  utrumque  conditorii  latus  y" 
sitae.'  Nam  Turplcianae  arcae  Kircherus  latitudinis  mensuram  appin^J^ 
'2  palmos',  altitudinis  '2^^  palm.'  Eodem  teste  minor,  cuiua  fi^oir^" 
item  dedit  uterque,  arca  illa  A  •  VOXrio  P  •  F  dicata  (([)  hititudintf  fuil 
uniuH  palmi  et  dimidii,  altitudine  unius. 


DE   SEPVLCRO   FVRIORVM   TVSCVLANO.  259 

Post  haec  antem  tempora  ad  principem  fontem  h.  e.  ad  iv 
Falconeriam  nemo  qnod  sciam  revertit:  nisi  quod  sepulcri 
figurae  ex  Eircheri  exemplo  desumptae  inscriptiones  ab 
atroque  petitas^  sed  et  mixtas  inconsultius  nec  cum  cura 
transcriptas  subiecit  nostra  aetate  in  Descriptione  Tusculi 
sua  tab.  XXY  Ludovicus  Canina.  Yni  autem  Kirchero  totum 
sese  losephus  Rochus  Yulpius  mancipavit  in  Yeteris  Latii 
profani  tomo  VIII  a.  1745  vulgato,  tab.  9:  in  eo  tantum  ab 
illo  discedens  quod^  sua  ut  apparet  coniectura  ductuS;  ulti- 
mam  litteram  tituli  g  dubiae  esse  lectionis  dicens  sic  edidit: 
FOVRIO  M  .  P  .  C  .  N.  Item  e  Kircheri  fide  iam  ante  Vul- 
[)iam  Petrus  Sanctius  Bartolius  pependerat  in  Antiquorum 
sepalcrorum  sive  Mausoleorum  Romanorum  Etruscorumque 
libro  a.  1697  Romae  prodito,  cum  Bellorii  notis  brevissimis 
iterato  in  Gronoviani  Thesauri  tomoXII:  ubi  sepulcrum  qui- 
dem  novo  exemplo  a  semet  delineato  expressit  in  tabula  XXV, 
inscriptiones  autem  in  proxima  tabula  posuit  a  Kirchero 
samptas;  hoc  solo  discrimine  quod  duabus  arcis  integris'  et 
inter  se  diversis  titulos  Turpleianos  duos  dispertivit.  Post 
hos  duo  soli  ex  omnibus  tituli  ad  Raphaelem  Fabrettium 
peryenerunt;  qui  nobis  sunt  h  et  d,  recepti  in  illius  cap.  III 
p.  120,  12  et  13.  Contra  ab  Abbate  Petro  Polidoro  missos 
ondecim  Muratorius  accepit*)  nullaque  superiorum  editorum 
mentione  facta  publicavit  p.  1678^  8  et  1757;  4^  illic  quidem 
oeto  Forianos  e  ^variis  umis*,  posteriore  loco  e  ^tribus  umis' 
Torpilianos  tres.    Et  ex  octo  illis  primi  sex  non  sunt  a  Fal- 


^  Vix  enim  dignnm  memoratu  est,  qnod  immani  siTe  fraudis  sive 
temeritatiB  exemplo  apnd  enndem  Muratorium  p.  1504,  2  quinquc  ez 
illiB  titali  in  hanc  speciem  coniogati  sunt: 


L  • 

T  V  R  P  I  L  I  0    L 

.   P 

Q  • 

T  V  R  P  I  L  I  0    L 

.   F 

C  .  F  0  V  R  I  0    A 

.   F 

P  .  F  0  V  R  I  0    C 

.   F 

:    A  . 

F  0  V  R  I  V  S      ^ 

-^ 

idque  praemissifl  his   verbifl:    'In  agro  Tuaculano.     Ex  P.  Kirchero,  e 
Soc,  leau.* 


17 


« 


260  DE    SEPVLCRO    FVRIORVM   TVSCVLANO. 

conerianis  e  g  h  h  f  c  diversi,  nisi  quod  in  r/  M  •  F  •  C  •  X 
scriptum  est  ut  apud  Vulpium,  in  f  omissa  ut  apud  eundem 
et  Kircherum  I  nota;  septimus  et  octavus  novi  accesserunt: 
C  .  FOVR  .  A  .  F  .  MARCIA  COIVNX  et  kN  (quod  A/V 
interpretatur)  FOVR  •  M  •  F.  Turpilianos  autem  cum  tale> 
posuit:  L  .  TVRPILEIO  L  .  F  et  M .  TVRPILIO  .  Q  •  F  •  L  •  X 
et  Q  .  TVRPILEIO  L  •  F,  fecile  intellegitur  primum  et  tcr- 
tium  eosdem  esse  cum  Falconerianis,  sed  nec  recte  lectti^ 
nec  diligenter  transcriptos,  item  novum  esse  medium.  Qui  jji 
reapse  praestabat  TVRPILIO  formam,  de  quo  est  cur  vehe- 
menter  dubites,  at  in  illis  nemo  dubitabit  quin  TVRPLEIO 
scriptum  exstiterit^  non  TVRPILEIO.  Quamquam  enim  w 
lioc  quidem  ratione  destitutum  est,  tamen  tam  vetusto  titulo 
aut  in  tres  syllabas  coartatum  nomen  conveniebat,  qucMi 
V  genus  nuper  tetigi  Mon.  epigr.  tr.  p.  IX  [supra  p.  173]/ai;t 
quadrisyllaba  TVRPVLEIO5  potius  quam  TVRPILEIO5  ior- 
ma.  Et  lioc  quidem  quale  sit,  paucis  nunc  ita  perseipar 
ut  ea  ipsa  quaestiuncula  hanc  prooemiandi  opellam  eoiiti- 
neam,  ad  Furiae  autem  gentis  epigrammat^i  Tusculana  (qui- 
bus  duo  tituli  eique  permemorabiles  nuper  demum  acces>e 
runt)  in  praeseus  non  exspatier,  praesertim  cum  eorura,  quae 
in  his  siuguhiria  sunt,  phirima  iam  perstrinxerim  per  aliaruui 
disputationum  varias  opportunitates. 

N(m  autem  aliud  esse  Turpleios  Turpuleius  nomeu. 
sed  phme  ideni  atque  Turpilius,  tam  esse  evidens  puto  ut, 
unde  tandem  oriri  dubitandi  caussa  possit,  ne  divinando  qui- 
dom  assequar.  An  quis  dubitabit  num,  qui  in  columban" 
Somascauo  apud  Lupum  Sever.  mart.  p.  95  n.  32  [C.  L  L  I 
n.  i)77;  P.  L.  M.  E.  tab.  XV,  32J  est  M  •  VERGVLEh^. 
non  diverso  atque  gensVergilia  nomine  utatur?  [Cf.  Oini5(. 
II  p.  779  s(i.|  (^fuidV  quod  adeo  Iriphcis  formae  pror^n^ 
genirlluiu  exemphim  luibes  Miireuleius  Marcleius  Marci- 
lius  noinina,  nuHlium  quidem  in  Mommseni  I.  R.  N.  r^iio». 
Eandemque  rationem  aha  non  pauca  tuentur,  quae  facili  ue- 
gotio  ex  inscriptionuni  potissinium  thesauris  coacerves:  Auo- 
leius  Auilius  ( unde  d\icta  Auleius  Aulius),  Canuleiu? 
(^niilius,  Luculeius  Lucilius,  Muticuleius  Muticiliu>. 
Pacul<'ius  Pacilius,  rN)utuleius  Pontilius,  Prociih'i''* 


DE   8EPVLCR0    FVRIORVM    TVSCVLANO.  261 

Procilius^  Sextuleius  SextiliuS;  Tantuleius  Tanti- 
lius,  Tituleius  Titilius,  Venuleius  Venilius,  Vinuleius 
Vinilius,  Vetuleius  Vetilius.  Abhisautem  simplicissimis 
maximeque  similibus  exorsus  sum  ut  antecedere  aetate,  non 
dicam  singula  nomina  quaeque  in  eim  terminata  fpotuerunt 
enim  quaedam  eliam  posterioribus  saeculis  progigni  ad  exem- 
plum  antiquitatis),  at  hanc  ipsam  terminandi  rationem  uni- 
versam  certa  via  argumentarer.  Quod  cum  mihi  sane  vel 
eam  ob  caussam  sit  persuasissimum,  quod  linguam  intellexisse 
videor  non  crevisse  in  longarum  vocalium  pondus  a  brevium 
exilitate,  sed  ad  has  ab  illis  delapsam  esse,  tanien  non  minus 
gravi  ac  fortasse  planiore  arguniento  hoc  utor,  quod  ean- 
dem  linguam  scio  non  esse  uniquam  ab  i  ad  u  progressam, 
sed  contrario  ordine  u  vocalem  iu  tenuiorem  i  mutasse,  ut 
in  'monumentum  testumonium  caputalis  carnufex 
opufex  magnuficuB  signufico  et  quae  sunt  affinia  prope 
innumerabilia.  Vnde  perspicitur  triplici  vicissitudine  quorun- 
dam  ex  illis  nominum  formas  sic  sese  excepisse:  Venuleius 
Venulius  Venilius,  Tituleius  Titulius  Titilius,  Canu- 
leius  Canuleus  (quod  aut  a  Canuleius  aut  a  Canulius 
non  differt)  Canilius.  A  quibus  alia,  ut  Amuleius  Amu- 
lius,  Appuleius  Appulius,  Babuleius  Babulius,  Ca- 
muleius  Camulius,  Herculeius  Herculius,  Uabuleius 
Rabulius,  Satureius  Saturius,  Setuleius  Ketulius,  eo 
tantum  differunt,  quod  in  prima  forma  ac  secunda  subsistens 
consuetudo  non  est  ad  tertiam  progressa.  Verum  ne  in  his 
quidem  acquiescendum  est  sed  eadem  societate  illud  genus 
eomprehendendum,  quod  solo  vel  geminatarum  vel  non  ge- 
minatarum  consonantium  discrimiue  ab  illorum  similitudine 
distat.  Quis  est  enim  qui  ab  Appuleius  Appulius  formis 
segregare  ApuIIius  Apilius  animum  inducat?  vel  Babul- 
Hus  Babillius  a  Babulciuu  Babulius,  Canullius  a 
Canuleius  Canuleus  Canilius,  Camillius  aCamuIeiusvi 
Camulius,  RabuIIius  a  Kabuleius  Kabulius,  Venel- 
lius  a  Venuleius  Venulius  Venilius,  Vettuleius  a 
Vetuleius  Vetilius,  EpuIIius  ab  Eppuleius,  Vtilius 
ab  Vtullius,  Romilius  a  RomuIIius?  Nec  enim  umquani 
obliviscendum  est  geminatas  conHonantea  latinum   sermoneni 


262  DE    SEPVLCRO    FVKIORVM    TVSCVLANO. 

a  principio  nuUas  habiiisse,  sed  a  sexti  demum  exitu  saeculi 
paullatim  ascivisse:  unde  non  est  mirum  in  aliis  vel  diu  Tel 
semper  fluctuatum  esse,  in  aliis  ipsa  illa  consuetudinis  incon- 
stantia  commode  usum  esse  sermonem,  qua  consulto  et  de- 
dita  opera  discemeret  ^utilitatis'  caussa  quae  suapte  origine 
minime  discreta  essent.  Quod  genus  omne  ita  comparatum 
est  ut  longe  clarissima  illiuc  lux  in  quaestiones  grammaticas 
plurimas  redundet. 

Multum  autem  fallatur  qui  his  cognatisque  exemplLs 
varietatem  omnem  terminandorum  sive  in  eins  sive  in  ivs 
nominum  gentilium  concUisam  putet.  .Quae  tam  late  patet 
ut  vix  ullos  fines  habeat.  Non  equidem  uUo  modo  contendo 
utraque  forma  singularum  nomina  gentium  efferri  sohta  e*se, 
quemadmodum  nec  Clodii  singuli  vel  Plotii  eti^m  Claudii 
et  Plautii  dicti  sunt;  sed  ut  horum  nomina  non  sunt  ori- 
gine,  verum  usu  solo  diversa,  ita  origine  sua  non  diversas 
esse  illas  terminationes  pronuntio,  potuisseque  uniuscuius- 
que  gentis  nomen  ex  -eia  forma  transire  in  -ia,  incredibilem 
exemplorum  multitudinem  mihi  persuadere  patior.  Quis  enim 
quaeso  a  principio  discretos  fuisse  credet  velut  hos  quos 
infra  posui:  Abinaeos  (quando  haec  quoque  ad  idem  genus 
pertinere  constat)  et  Abinios,  Aeteios  Aetios^  Agileioj^ 
Agillios,  Agneios  Agnios,  Aleios  Alios  Alleios  Al- 
lios,  Ameios  Ammios,  Ancaeos  Ancios,  Anaeos  Ane- 
ios  Anios  Annaeos  Anneios  Anneos  Annios,  Aniceiog 
Anicios,  Antaeos  Anteios  Antios,  Appaeos  Appeios 
Appios,  Argaeos  Argios,  Arunteios  Aruntios  Arrun- 
tios,  Arteios  Artios,  Ateios  Atios  Atteios  Attios, 
Ateleios  Atellios,  Atreios  Atrios,  Aueios  Auios, 
Bassaeos  Bassios,  Belleios  Bellios,  Bureios  Burrios. 
Calceios  Calcios,  Careios  Carios,  Casineios  Casinios, 
Celeios  Celios,  Coceios  Cocceios  Cocios,  Cosseios 
Cossios,  Crepereios  Creperios,  Crispeios  Crispios, 
Donneios  Donnios,  Etoreioa  (Hetereios)  Eterios, 
Fereios  Ferios,  Flacceios  Flaccios,  Flaueios  Flauios, 
Foleios  Folios  Follios,  Geneios  Gennios,  Hatreios 
Hatrios,  Heleios  HeHos,  Horaeos  Horios,  Irinaeos 
Irinios,    Tteios    Itios,    luuaneios    luuanioS;    Kareios 


DK  SEPVLCRO   FVKIORVM   TV8CVLANO.  263 

Earios^  Lacceios  Laccios  Lacios^  Leteios  Letios  L^t- 
teios  LettioSy  Liuineios  Liuinios^  Loreios  Lorios^ 
Laceios  Luceos  Lucios  Luccaeos  Lucceios  Luccios, 
Maceios  Macios  MaccioS;  Macreios  Macrios^  Magneios 
MagnioS;  Maleios  Malios  Mallios^  IV^ammaeos  Mam- 
mioS;  Maneios  Manios  Manneios  Mannios,  Matheios 
Mathios,  Matteios  Mattios  Matios^  Meneios  Menios^ 
Messeios  Messios,  Meteios  Metios  Mettios,  Mineios 
Minios^Moneios  MonioS;  Mumeios  Mumios  Mummeios 
Mummios,  Muteios  Mutteios  Mutios,  Nanneios  Nan-vii 
niosy  Nereios  Nerios^  Numeios  Numios  Nummeios 
Xummios,  NumereioB  Numerios^  Occeios  Occios,  Ope- 
treios  Opetrios,  Paceios  Pacios  Paccios^  Palpeios 
PalpioS;  Panteios  Pantios,  Peneios  Pennios,  Petro- 
naeos  Petronios^  Placideios  Placidios^  Pompeios 
Pompios^  Pomponaeos  Pomponeos  Pomponios,  Pon- 
teios  Pontios^  Poppaeos  Poppeios  Poppeos  Poppios^ 
Palleios  PuIIios^  Rufelleios  Rufellios^  Sahineios  Sa- 
binios^  Saleios  Salios^  Saloneios  Salonios,  Sereios 
SerioS;  Seruaeos  Seruios^  Siseios  Sisios,  Tettaeos 
Tetteios  Tettios  Tetios,  Tineios  Tinios,  Trebeios 
Trehios,  Trocceios  Troccios  Trocios,  Tuceios  Tuc- 
cios,  Tureios  Turios,  Valeios  Valios  Valleios  Vallios, 
Yellaeos  Velleios  Vellios  Velios,  Veneios  Venios  Ven- 
nios,  Verginaeos  Verginios,  Vireios  Virios,  Viueios 
Viuios,  Vitteios  Vittios,  Volceios  Volcios,  Volteios 
Voltios,  Voluseios  Volusios,  Vrseios  Vrsios. 

Nou  me  fugit  non  esse  haec,  quae  coacervauda  duxi, 
pari  omnia  vel  fide  vel  auctoritate,  sed  certis  et  exploratis 
quaedam  dubia  mixta,  partim  suspecta  partim  amhigua.  Quae 
etsi  potueram  sane  et  maiore  commodo  meo  et  vero  multo 
tutius  prorsus  praetermittere,  tamen  adieci  hoc  consilio,  ut 
haberet  quo  animum  adverteret,  si  qui  de  universa  ratione 
nominum  latinorum  fiructuosius  h.  e.  et  doctius  et  subtilius 
quaerere  institueret  quam  de  cognominibus  et  agnominibus 
a  Frid.  Ellendtio  nuperrime  non  quaesitum  potius  quam  con- 
scribillatum  vidi.  Tantum  concedi  ab  omnibus  puto,  etiam 
rf^motis  dubiis   exemplis    omnibus   satis    superque   materiae 


204  DE    SEPVLCRO    FVRIORVM   TVSCVLANO. 

superesse  quo  quod  volumus  demoustretur:  uuam  et  legem 
et  originem  vel  iu  eius  vel  in  iu$  conformatorum  nominum 
gentilium  per  omnia  saecula  pertinuisse.  Id  autem  ipsum  ut 
cum  gravissimis  quibusdam  partibus  grammaticae  latinae 
proximo  vinculo  coniunctum  est,  ita  duo  habet  tamquam  con- 
sectariay  quibus  breviter  enucleandis  finem  huic  disputationi 
faciam. 

Ac  primum  quidem  spes  est  fore  ut  desinant  numisma- 
tici  Cassiae  gentis  nummo  quodam  nti  CASSEI«(5  formam 
exhibente,  quo  EI  litteris  etiam  brevem  i  vocalem  uotari 
solitam  probent:  qudd  cur  perseverantissime  negandum  dn- 
cam,  exposui  Musei  nostri  philologici  t.  VIII  p.  487  '  = 
Opuse.  II  p.  632]  sqq.*)  Vbi  quod  exemplum  quoddam  tal- 
hici  specie  singulare  restare  significabam  p.  493  [=  Opusc. 
II  p.  ()43  sq.J,  non  aliud  atque  hoc  ipsum  fuit,  cuius  fide^ 
est  penes  Morellium  Thes.  famil.  Cass.  tab.  II  fig.  1,  Eckbe- 
lium  Doctr.  num.  II,  5  p.  311  et  6  p.  25,  Riccium  Mon.  famil, 
tab.  XII  fig.  11.  Est  autem  denarius  in  antica  parte  caput 
Libertatis  laureatum  ostendens  cum  hac  inscriptione:  CCAS- 
SEI  •  IMP  ',  in  aversa  cancrum  forficulis  acrostolium  tenen- 
tem  cum  liac:  M  •  ^>ERVILIVS  •  LEG.  Quem  nummum  ad 
C.  Cassium  Longinum  Caesaris  interfectorem  eiusque  de  Rho- 
diis  victoriam  anni  712  spcetare,  satis  disputatum  est  ahHa- 
vercampio  p.  81,  Eckhelio,  Borghesioque  apud  Riccium  p.  5(^ 
Etiani  gravius  alterum  est  quod  ex  explicata  a  nobis 
VIII  noniinum  ratione  diseitur.  Enimvero  si  ab  cins  forma  transi- 
tum  esse  axl  ius  certum  est,  ipsa  profecto  ingenita  linguae 
ratio  non  suadere  potius  quam  naturali  quadam  necessitatc 
postulare  videtur,  ilhid  ut  uon  esse  simpliciter  factum  sed 
per  gradus  quosdam  credatur.  Itaque  quemadmodum  e  pro- 
ductis  illius  istius  ullius  unius  utrius  totius  alterius 
genetivis  (orrei^tae  formae  prodierunt  l  in  i  conversa,  ita 
prorsus  consentaneum  est  in  hominum  nominibus  ab  eius  ad 
his  linguam  per  ms  transisse.  Atque  ita  reapse  pronuntia- 
tum  esse  aliquando,  hnige  gravissimo  documento  L.  Scipionij?, 
Barbati  f.   elogiuui   ilhid,    quod    est    omnium    antiqm'ssimuni 

*)  [Alitor  liiuic    foniiain   <'xplicavit    KitscheHus   Oiniec.   II  p.  ^^^ 
adn.     C.  W.  ] 


DE   SEPVLCRO    FVRIORVM   TVSCVLANO.  265 

[C.  I.  L.  I  n.  30;  VI,  1  n.  1285;  P.  L.  M.  E.  tab.  XXXVll  i?], 
persuadet    Cuius  tertius  versus 

Lueiom  Seipione  -  filios  Barbati, 
ubi  sic  uti   feci   dimetiris^    leges    omues   Saturnii   metri   ad 
amussim  explet:    eisdem    refragatur  pertinaciter,   si  a  brevi 
in  Luciom    paenultima   proficiscare.     Nam    etsi   ei   nomiui 
uon  nescio  sjnizesis  artificium  a  quibusdam  ascisci,    sic  ut 

raensuram  expleant:  Luciom  Scipione  suppressa  thesi  pri- 
ma,  tamen  idem  scio  parum  id  illos  considerate  instituere, 
eiusqae  usum  synizesis  a  vetere   latinitate  eadem,   qua  olim 

* 

feci  Musei  nostri  t.  VII  p.  595  [=  Opusc.  II  p.  594]  sqq., 
confidentia  etiam  nunc  abiudico.  Neve  quis  in  hanc  partem 
utier  forma  abutatur,  quae  in  P.  Scipionis  P.  f.  elogio 
|C.  L  L.  I  n.  33;  VI,  1  n.  1288;  P.  L.  M.  E.  tab.  XXXIX  F\ 
iu  Satumium  versum  sic  intravit:  Quibtis  sei  in  longa 
Iicui-set  tibe  litier  uita,  certa  ratiocinatione  satis  me 
olim  cauturum  spero.*)  Itaque  ad  illius,  a  quo  exorsus  sum, 
versus  exemplum  praestabit  etiam  eum  recitare  qui  est  pri- 
mus  in  ipsius  titulo  Barbati: 

Corneliils  Lucfus  -  Scipio  Barbatus. 
Nam  hunc  quidem  etsi  licebat  sane  aliquo  modo  sic  expcdire 
nulla  ascita  synizesi,  ut  suppressa  thesi  altera  in  dactylum 
exiret  prius  hemistichium:  Corneliits  LTlctus,  tamen  quo 
argumento  aspemabere  quod  cum  per  se  et  simplicius  sit  et 
elegantius,  tum  certum  e  lapidum  scriptura  LVCEIVS  firma- 
mentum  nanciscitur?  Quid?  quod  in  eiusdem  tituli  illius 
versu  tertio  positum  QVOIVS  a  ratione  quidem  non  abhor- 
reat  qui  trisyllabum  quolus  genetivum  interpretetur,  ad 
dativi  formam  QVOIEI  prope  accedentem,  tales  ut  numeri 
prodeant: 

Quoius  fdrma  uirtu-tei  parisuma  fiSit. 
Quamquam  hoc  fatendum  est  necessitatem  non  habere,  quaudo 
ne  vulgaris  quidem  mensura  Quoiits  fdrma  offensione  ulla 
laborat.**) 

*)  (Id  quod  factum  est  Musci  Rhcn.  t.  XIV  (infra  n.  XIV)  p.  405. 

**)  [Cf.   quae    Ritschelins  disputavit   Musei    Rhen.    t.  XIV   (infra 
n  XIV)  p.  406  adn.    C.  W.] 


X. 

De  jictilibns  litteratis  Latinoriim  antiqnissimis*) 

(acceduut  duae  tabulae  lithographao**)). 


CAPVT    I. 

Saturni  nomen  constat  veteres  partim  a  satu  partim 
a  saturando  duxisse:  nee  enim  dignae  profecto  in  quibus 
haereas  uugivendorum  quoruudam  hallucinationes  velut  napa 
Tr^v  cdOriv  apud  Macrobium  Sat.  I,  8,  9,  vel  ^quasi  sacrum 
voOv'  aut  ^satorem  voOv'  apud  Fulgentium  Myth.  I,  2,  quae 
Platonici  in  Cratylo  p.  19  b  de  K6piu  (h.  e.  KaOaptfiy  dKTipdTiu^ 
ToO  voO  somnii  commonefaciunt.  Ac  prioris  quidem  auctor 
notationis  M.  Varro  non  subsistens  in  simplici  agrorum  con- 
serendorum  consitorumve  notione  latius  patere  nomen  voluit 
et  ad  seminandi  generandique   vim  spectare   teUuri  operan- 

*)  [Programma  academicum  Bonnense  anni  1853  sic  inscriptam: 
'Natalicia  Auguatissimi  Regis  Friderici  Guilelmi  IIII  die  XV  m.  Octobri^ 
a.  CIOIOCCCLIII  concelebranda  indicit  F.  R.  Praemissa  est  de  fictili- 
buB  litteratis  Latinorum  antiquissimis  disputatio.'  Bibliopolae  traditum 
prodiit  inscriptione  sic  rautata:  'De  fictilibus  litteratis  Latinonun  an- 
tiquissimis  quaestiones  grammaticae  F.  Ritschelii.  Accedit  tabula  lapi^i 
incisa.  Berolini  apud  T.  Trautwein  (I.  Guttentag).*  Vide  nnnc  C.  I.  L. 
I  n.  43—53;  P.  L.  M.  E.  tab.  X  et  Enarr.  p.  14  aq.  et  101.     C.  W.] 

**)  [Tabnla  IX  eadem  ost  atque  quae  huic  commentatioDi  olim 
adnexa  fuit;  ca  iterum  odita  ost  P.  L.  M.  E.  tab.  X,  praeterqnam  qnod, 
quae  in  ca  littera  G  significata  erat  delineatio  satis  raptim  coDsign&ta 
'Belolai  pocolom',  ibi  erasa  est,  in  cuiua  locum  accuratior  imago  in 
tabula  XI  substituta  est.  Idcirco  hanc  quoque  tabulam  (XI)  in  no«tra 
collectione  n.  X  signatam  addidi;  vide  infra  in  fine  huius  commenta- 
tionis  adiecta.     C.  W.] 


DE  FICTILIBV8   LITTERATIS   LATINORVM   ANTIQVIS81MIS.    267 

tem  de  caelo.  Intellegitur  hoc  primum  ex  libri  V*  de  1.  lat. 
§  64  his  verbis:  'quare  quod  caelum  principium^  ab  satu  est 
dictus  SatumuSy  et  quod  igniS;  Satumalibus  cerei  superiori- 
buB  mittuntur':  cui  deo  Opem  sociavit;  terram  interpretatus^ 
'qaod  terra  mater'.  In  eandemque  partem  valeiit  quae  ex 
Rerum  divinarum  libris  excerpta  Augustinus  servavit  de  civ. 
dei  ].  VII  c.  13  *Satumus  —  unus  de  principibus  deuS;  penes 
qaem  sationum  omnium  dominatus  esf^  conlata  quidem  cum 
illis  1.  VI,  8  ^sicut  idem  opinatur  YarrO;  quod  pertineat  Sa- 
tumas  ad  semina,  quae  in  terram  de  qua  oriuntur  iterum 
recidunt',  item  cum  his  YII,  19  'Satumum  dixerunt,  quae 
nata  ex  ep  essent^  solitnm  deuorare^  quod  eo  semina,  unde 
nascerentur,  redirent.'  E  Yarrone  cum  TertuIIianus  pendet 
I.  II  ad  nat.  c.  12:  ^aeque  latini  uocabuli  a  sationibus  ratio- 
nem  [ii  deducunt]  qui  eum  procreatorem  coniectantur:  per 
eum  [enim]  seminalia  caeli  [in  terram]  deferri',  tum  suorum  4 
partem  Isidorus  Orig.  YIII,  11,  30  repetiit:  ^hunc  Latini  a 
Bata  appellatum  ferunt,  quasi  ad  ipsum  satio  pertineat  om- 
niam  rerum:  uel  a  temporis  longitudine,  quod  saturetur  an- 
nis',  et  31:  ^quod  semina,  unde  oriuntur,  iterum  redeunt'. 
Nec  tamen  a  generali  sationis  cogitatione  segregasse  Yarro 
ipsorum  agrorum  sationem  putandus  est,  quando  ^falcem  ha- 
bere  propter  agriculturam'  dixit  teste  Augustino  VII,  19. 
Itaque  utraque  notione  sociata  Macrobius  Sat.  I,  10,  19  'Sa- 
tumum  eiusque  uxorem  (Opem)  tam  frugum  quam  fructuum 
repertores  esse  credi'  scribit  ^itaque  omni  iam  fetu  agrorum 
coacto.ab  hominibus  hos  deos  coli  quasi  uitae  cultioris  aucto- 
res:  quos  etiam'  (sic  enim  pergit  §  20)  ^nonnullis  caelum 
ac  terram  esse  persuasum  est,  Satumumque  a  satu  dictum, 
cuius  causa  de  caelo  est'  e.  q.  s.  Contra  ad  vim  caelestem 
non  exspatiantes  in  satorum  h.  e.  segetum  cogitatione  sub- 
stitere  et  Amobius  adv.  nat.  lY,  9  ^praesidem  satiuis'  dicens 
de  praeclara  emendatione  Canteri  (proditum  est  enim  ^prae- 
sidem  latinis'),  et  vero  imprimis  luculentis  testimoniis  Festus, 
aitero  hoc  p.  186  M.:  ^Opima  spolia  dicuntur  originem  qui- 
dem  trahentia  ab  Ope  Satumi  uxore,  quod  ipse  agromm 
cultor  habetur,  nominatus  a  satu,  tenensque  falcem  effingi- 
tur,  quae  est  issigne  agricolae'  e.  q.  s.;   altero  longe  etiam 


268  DE    FICTILIBVS    LITTERATIS 

insigniore  p.  325  a:  'Saturno  dies  festus  celebratur  mense 
Decembre,  quod  eo  aedis  est  dedicata:  et  is  culturae  agro- 
rum  praesidere  uidetur,  quo  etiam  falx  est  et  (/?.  e.  ei)  in- 
signe.  uersus  quoque  antiquissimi,  quibus  Faunus  fata  ceci- 
uisse  hominibus  uidetur,  Saturnii  appellantur:  quibus  et  a 
Naeuio  bellum  Punicum  scriptum  est  et  a  multis  aliis  pliira 
composita  sunt.  qui  deus  in  Saliaribus  Satumus  nomiiiatur, 
uidelicet  a  sationibus.'  Sic  eiiim  haee  in  codice  scripta  esse 
H.  Keilius  testatur  Musei  nostri  philol.  VI  p.  625.  In  Saliaribus 
quo  nomine  dictus  fuerit,  paullo  post  quaeretur;  cumVerrio 
Flacco  vulgarem  nominis  formam  a  serendo  ductara  ad  agri- 
colationem  rettulerunt  Hartungius  de  relig.  Rom.  II  p.  122, 
■>  Schwenckius  de  mythoh  Rom.  p.  184.  Et  illi  quidem  proso- 
diacae  rationis  disparilitas  inter  sator  satus  et  Saturnus 
vocabula  intercedens  nihil  scrupuli  iniecisse  videtur:  quae  non 
mediocri  dubitationi  Buttmanno  fuit  Mythologi  II  p.  29  scj^ 
tam  gravi  autem  offensioni  Klauseno  de  Aenea  et  Penatibus 
11  p.  800  ut  iiullo  modo  tolerabilem  pronuntiaret.  Contra  de 
duplici  stirpe  linguae  latinae  Schwenckiua  cogitabat,  saere 
et  savere,  quarum  illa  ex  se  procreasset  satus,  altera, 
quam  umquam  exstitisse  nullo  praeterea  vestigio  conhgitur, 
Saturnus  formam. 

A  saturandi  autem  notione  profectus  primus  e  latinis 
auctoribus  Cicero  SSaturnus*  inquit  'est  appellatus  quod  sa- 
turaretur  annis'  de  nat.  deor.  II,  25,  04,  item  III,  24,  (>2: 
quae  verba  j)raeter  Isidorum  supra  commemoratum  sua  fecit 
Lactantius  Instit.  1,  12.  Eius  autem  veriloquii  apparet  M. 
Tullium  caussam  uon  aliunde  tiisi  a  tralaticia  apud  popula- 
res  suos  Saturni  cum  Kpovtu,  apud  Graecos  autem  Kpovou 
cum  XP^vuJ  comparatione  petiisse.  Nec  defuere  qui  eaderu 
saturitate  aunorum  ad  ipsum  adeo  graecum  nomen  translata 
Kpovov  a  Kopuj  ducerent,  ut  Lydus  de  mens.  11,  11  Kaia  utv 
BeoXoTictv  oia  biaKopfi  voOv  interj)retans,  Kaid  bt  dtu^oXoTiov 
oiovei  TTXripri  Kai  iuecTov  erujv  dvTi  toO  )naKpaiujva.  Eandem- 
que  originationem  ad  graecum  simul  at<]ue  latinum  nom<'n 
accommodans,  sed  seiunctani  ab  iiio])ta  annorum  cogitatione, 
luiec  verba  Dionysius  Ant.  R.  1,  3S  posuit,  in  quibus  Terunj 
vidisse  unum  Sylburgium  putamus  posthabitis  St^phani,  C^- 


LATINORVM   ANTIQVI8S1MIS.  269 

sauboni  Buttmannique  p.  32.  coniecturis:  oubtv  bi\  0au|iacT6v 
fjv  (sic  Chis.  Vrb.)  touc  iraXaiouc  \epdv  utroXaPeTv  toO  Kpovou 
Tf|v  x^pav  TouTTiv,  t6v  ^iv  baiMova  toutov  olo^^vouc  elvai 
Trdcric  €u5aifioviac  boTf|pa  xai  TrXiipujTf)v  dvOpcuiroic,  eiTe 
Kpovov  auTdv  bii  xaXeTv  ibc  "GXXiivec  d£ioOciv,  eiTe  CdTOupvov 
uK  'Pui^aTot,  iracav  bt  TTepieiXri(p6Ta  Tf|v  toO  KOCjiou  (puciv, 
67roTepuJC  av  tic  6vo|idcr|  (sic  Ch.  V.:  pro  quo  vulgatum  6vo- 
Mdcoi  ne  grammatico  quidem  Buttmanno  displicuit).  Vbi  cum 
ad  Kpdvov  adscriptum  esset  ab  interprete  Kpdvov  f\  Xpdvov 
(yel  Kpovov  etTe  xp<^vov),  pulso  de  Hede  sua  latino  nomine 
prodiit  quod  nunc  est  in  codicibus  eiTe  xp<ivov  ....  etTe 
Kpovov  ihc  ^ui^aToi.  Faventque  ei  emendationi  quae  cap.  34 
leguntur:  6c  (Xdcpoc)  vOv  ^itv  KaTieTUiXTvoc  (sic  (.'h.  V.)  6vo-  6 
^alejax,  utto  bk  tujv  T^Te  dvepujTrujv  CaToupvioc  (sic  Ch.  V.) 
tXeTeTO,  ujCTrep  Sv  elTtoi  tic  '£XXd6i  qpujvrj  Kpovioc.  Simpliciter 
autem  ^a  saturando  dictum  esse  Saturnum'  Fulgentius  Myth. 
I;  2  scribit,  ^saturitatisque'  notione  utitur  etiam  II^  4  in  enar- 
randa  abscisorum  genitalium  fabula:  Fulgentii  autem  et  Cice- 
ronis  interpretationes  iunxit  Mythographus  Augeli  Mai  II,  1. 
Tuiti  sunt  saturitatis  h.  e.  fecunditatis  copiaeque  per  torram 
atque  adeo  mundum  diffusae  notionem  ex  hodiernis  homini- 
bus  Sippellus  edita  a.  1848  Marburgi  Me  cultu  Saturni'  dis- 
sertatione,  Schweglerus  Historiae  Rom.  I  p.  224  sq.,  iteni 
^satoris'  atque  ^saturatoris'  cogitationem  eonsueta  ambigui- 
tate  miscens  Creuzerus  Symbol.  III  p.  G80  ed.  tert.  Nec  dis- 
plicere  sibi  Klausenus  siguificavit,  securus  de  ^sat  satis 
satar'  yocum  prosodia  quae  tantae  ei  ofiensioni  in  satuni 
iuerat,  sed  compensans  eam  inconstantiam  nova  excogitata 
origine:  qna  enim  via  e  ple  ege  stirpibus  nata  essent  ple- 
nus  egenus,  eadem  e  SA  (.saue)  et  sanus  pullulasse  et 
oum  hoc  cognatum  Saturnus:  quae  stirps  quo  significatu 
fuisset  non  aperuit.  Contra  mutatam  in  Lares  Larentia 
et  homo  humanus  prosodiam  auxiliari  sibi  Schweglerus 
voluit:  illo  quidem  exemplo  usus  incertissimo  et  cui  persua- 
dendi  vim  vix  ipse  tribuat,  hoc  non  satis  valido,  si  roodo 
recte  humanus  non  ex  hom,  sed  ex  homn  (homin)  deri- 
vatur,  similiter  (non  sane  pariter)  atque  publicus  piiplicus 
poplicus   non    simpliciter    Hexa    esse    de    populus,    sed    e 


270  DE    FICTILIBVS   LITTERATIS 

povblicos    povplicos    oriunda    docui    comm.   de   monunL 
epigr.  tribus  p.  36  [supra  p.  161]  sq. 

Ad  componendam  tantam  derivandi  controversiam  con- 
sentaneum  est  ab  antiquiore  forma  Saturnus  nominis  pro- 
fieisci,  qualem  exstitisse  Festus  prodidit  testimonio  a  librariis 
obscurato:    qui   deus   in   Saliaribus   Saturnus   nomina- 
tur.   Vbi  Satirnus  restituendum  putabat  Antonius  Augnsti- 
nus:    frustra    id    quidem    defensum    a  Tobia  Gutberletho  de 
Saliis  p.  739  in  Poleni  Thes.  antiq.  vol.  V  manibiae  con- 
7  tibernalis  reciperatus  formis,  quando  non  ab  i  ad  u  vo- 
calem^    sed    contraria   via   ab  u  ad  i  lingua   progressa  csl 
Aliud  Lipsio  placebat  Saturn.  serm.  I,  2  Satunnus  suadenti, 
formatum  scilicet  ut  Portunnus  Neptunnus:   quae  formae 
nullae    sunt.     Itaque    Buttmannus  p.  61    Satumnus  potius 
commendabat,  factum  ut  alumnus  Vertumnus  Clitumnus 
Picumnus:  quales  tamen  formas  hodie  intellectum  est  tam- 
quam  de  prisco  participio  praesentis  passivo  ductas  esse  ad 
similitudinem  participii  graeci   in  o/aevoc  exeuntis,   velut  ex 
alumenus   contracta  alumnus  forma.     Rursus  aliam  viam 
Merkelius   ingressus  Prolegom.  in   Ovidii  Fastos  p.  CCXXX 
Festum  scripsisse  Sarturnus  coniciebat,  nomine  a  sarpendo 
ducto  unde  etiam  sarmenta   et    sartura  (a  nobis  quidem 
ad  sarire  verbum  revocari  solitum)  germinasse:  hoc  quidem 
argumento,   quod  falce  instructus  Saturnus  conlucandis  sup- 
putandisque  arboribus  praefuisset,  Vamorum  detonsor'  (immo 
Honsor')   ob  id  dictus  Arnobio  VI,  12.     Vana  haec  quidem 
omnia  certoque  fundamento   carentia.     Quali  fundamento  ei- 
cerpta  a   Paulo  Diacono  p.  323  M.  glossa    esset,    nisi  ipsa 
corrupta  exstaret.     Nam  cum  ^Saterinius   Satumus'  scrip- 
tum   sit  in  Guelferbytano   primo,    Satrurnus   in   Lipsiensi 
Berolinensique,  veram  Sateurnus   scripturam  servasse  cum 
Monacensi  alterum  Guelferbytanum  Lindemannus  Muellerus- 
que  cum  sibi  persuaserunt  tum  Bergkio  de  carm.  Sal.  p.  l^- 
Quos  nunc   quidem  compertum   est  forte  fortuna  ad  verita- 
tem  prope   accessisse,    quam   ipsam  coniectura   assequi  non 
sane  potuerunt. 

Enimvero  recte  in  illis  libris    servatam-  e  litteram  ubi 
sic  transposueris  Saeturnus,  lectum  in  Saliaribus  dei  nompn 


LATINQBVH   ANTIQVI88IHI8.  271 

recuperaveris:  nisi  forte  Saetornos  potius  illic  scriptum 
fuisse  credideris.  Quod  quidem  certissimo  documento  disci- 
tur  ex  inscriptione  yasculi  Italici  quod  nunc  Bomae  est  in 
museo  luculentissimo  Ioannis  Petri  Cahpanae  viri  no- 
bilis  et  liberalis  imprimis:  cuius  illa  insigni  beneficio  curiose 
delineata  ad  nos  pervenit  per  cgrcgios  amicos  Guilelmum 
nenzenum  et  Henncnm  Brunnium,  postquam  brevissimam  s 
eius  mentionem  Garruccius  fecit  in  Diario  archaeologico  Nea- 
politano  novo  anni  1852  p.  8G.*)  £st  autem  ea  talis,  litte- 
rarum  specie  satis  rudi  valdeque  antiqua  quam  typothetis 
imitari  non  licuit: 

SAIITVRNI  .  POCOLOM 

h.  e.  Saeturni  pocolom  [Vide  tab.  IX  fig.  A  et  a.].  Et 
hanc  quidem  formam  dubitari  nequit  quin  cupide  arrepturus 
fuerit  ButtmannuSy  qua  suam  eius  dei  originationem  firmaret. 
Id  enim  vetus  vocabulum  exstitisse  suspicatus  saium  vel 
saeum,  um'us  s  litterae  accessione  diversum  ab  aevum 
aiubv,  hinc  saturnus  manasse  ut  ab  aevo  aeternus  con- 
iecit  p.  59;  significatu  aequans  Kp6voc  adiectivum  h.  e.  ^pris- 
cus'  vel  ^cascus':  quippe  cuius  stirpis  esset  etiam  saeculum 
uomen.  Quae  quamvis  subtiliter  commentus  sit,  commentus 
est  tamen  suo  periculo.  Nam  ut  taceam  de  tali  stirpe  nihil 
quicquam  alioqui  compertum  esse,  nec  hoc  perspicimus,  quo- 
modo,  si  aetemitatis  vetustatisve  notionem  saeculum  vox 
habuit  primitivam,  inde  nasci  generis  vel  generationis  po- 
testas  potuerit  quam  ^saecla  animantum,  hominum,  ferarum' 
cum  similibus  Lucretianis  palam  testantur:  nec  vero  illud 
facile  hodie  concedemus,  unde  Buttmanni  ratiocinatio  omnis 
profecta  est,  unum  eundemque  fuisse  Graecorum  Kp6vov  deum 
Latinorumque  Satumum.  Quo  accedit  quod  non  est  proba- 
bile  e  tam  generali  notione^  qualis  est  vetustatis  illa^  unum 
de  principibtts  deis  gentis  Latinae  prodiisse.  Omninoque 
quid  est  cur  ad  abdita  et  abstrusa  obsoleti,  de  quo  nullo 
teste  constet,  sermonis  confugias,  ubi  aperta  in  luce  posita 
habeas  in  promptu?  Tale  est  autem  quo  vim  ac  rationem 
Baeturnus  Saturnus  formaram  sine  ulla;  nisi  fallor,  diffi- 

*)  IVide  Dono  C.  I.  L.  I  n.  48.    C.  W.J 


272  I)E   FICTILIBVS   LITTERATIS 

cultate  expediam,  non  hercule  mythologuin  agens^  sed  gram- 
maticum. 

Non   sunt  autem  ae   litterae  pro  diphthongo  habendae, 
sed    ordiendum    a    quadrisyllaba   Saeturnus    forma.     Cuius 
explicaudae  duplex  via  patet.    Nam  cum  verissime  iam  Butt- 
mannus   eaudem   esse  nominum  in  urnus   et  ernus  exeun- 
tium  rationem  viderit,  quippe  non  maiore  quam  inter  undus 
9  et   endus   terminationes  discrimine,    tum  aliquotiens  suffixis 
(ut  cum  grammaticis  loquar)  illis  non  sunt  simpliciter  ?oca- 
bulorum  stirpes  auctae   ut  in  di-urnus   noct-urnus  Yolt- 
urnus  hodi-ernus   hib-ernus,    sed  utraque  pars  immissa 
it  syllaba  consociata   ut  in    aev-it-ernus    semp-it-ernu^ 
hes-t-ernus  (quod  est  ex  hes-it-ernus  i.  e.  her-it-ernus 
coartatum):    inter    quae   duo   geuera  ambiguo   loco   est  diu- 
turnus,    utpote    aut    e   diut-urnus    natum    (cuius    stirjKiu 
diut   habes    in    diutius    diutinus)    aut    e    diu-it-urnu>. 
Itaque    licuit    profecto  e   sa   stirpe,    unde    satus    profectuiu 
(quae  attenuata  demum  a   vocali   transiit  in  se-ro),   fin^w 
Sa-et-urnus   vel  ya-it-urnus  furmam,  quae  contractis  v«h 
calibus  regulae  nectissitate  transiret  in  Saturnus.    Cui  tamei 
rationi  nescio   an   altera  haec   ])raestet,    ut  solam  e  litteram 
copulam  vocalem  illaiu  (vocalem  copulativam  appellant  vulgu' 
inter[)retemur  plerumque  mutatam  in  /,  cuius  tam  L^te  paten^ 
iu  liugua  hitina  usus  fuit.    Qua  copula  ascita  eadem  sa  stir]'> 
cum  tus  terminatione,  qua  lieri  participia  lingua  voluit,  coiit 
in   sii-e-tus,   unde   saet-urnus  natum  ut  di-uriius  noct- 
urnus    vel,    quod    etiaiii    propius,     tacit-urnus,    nisi  liac 
quoque  sic  potius,  tac-it-urnus,  dispescueris.  lam  vero  cuui 
vocalium   concursum   fugeret  lingua,    optio    data    erat  ut  iii 
phirimis   aliis   aut   coutrahendarum    vocalium    aut  exteremiae 
alterius   utrius.     Ulud   igitur   factum    est  in   Saturnus,  b^ 
in  satus  et  inde  derivatis:  quo  lit  ut  offensio  omnis  mutatar 
prosodiae  dihil)atur.     Xec  desunt,  quae  hdem  huic  ratiocina- 
tioni  faciant,  vel  gemelhi  vel  affinia  quantum  satis. 

Ac  ])riniuiu  quidem  hiaiitium  formarum  non  est  niinui- 
dum  nulhi  exemphi  eas  coniugatioues  su])j)editare  quae  v^r- 
bornm  stir])es  v  et  /  vocalibus  terminatas  complcLtunt';r. 
Quod  contra  haec   liabcs   in   ea    qnae  ad  n  vocalera  j>ertinrt. 


LATINOBVM   ANTIQYI8SIHIS.  273 

maiorem  partem  in  pariicipiis  faturi  copulatiyae  litterae  ali- 
qaanto  tenacioribus:  arguiturus  Sallustianum  apud  Priscia- 
Dnin  X  p.  882,  abnuiturus  eiusdem  apud  Arusianum  Mes- 
siuin  p.  210,  item  abnuitio  Pauli  Diaconi  p.  108,  7  M.,  lo 
luiturus  Claudiani  de  YI  cons.  Honorii  141.  £t  in  his  qui- 
dem  contractio  invaluit  nt  in  Saturnus:  argtitus  enim 
dixerunt  ut  tributus  indutus,  nec  adiective  tantum  ut 
acutus,  sed  etiam  participialiter  Plaiitus  Amph.  III,  2,  2  et 
Pseud.  746;  item  non  nutus  tantum,  sed  etiam  adnutum 
innntum  Prisciano  teste;  ablutus  dilutus  elutus  con- 
stanter.  Ad  hoc  igitur  exemplum  potuit.  profecto  lingua,  si 
vellet,  etiam  satus  efficere  ex  s&Ktus:  non  debuit^  quia  al- 
tera  via  in  promptu  erat,  eiciendae  vocalis.  Iniitque  hanc 
viam,  cam  ruitus  formam  mutabat  sane  in  rutus,  sed 
malto  tamen  frequentins  in  rutus.  Nam  cum  non  inusita- 
tiun  fuerit  ruiturns  atque  adeo  aedicvlam  •  DIRVITAM- 
A  •  Novo  •  BEFECERVNT  teste  Pighio  exstet  in  titulo  Ro. 
mano  Gruteri  p.  1071,  6  [C.  I.  L.  VI,  1  n.  626]  quem  com- 
memorayit  Struvius  de  decl.  et  coni.  p.  293,  tamen  et  ruta 
caesa  dicta  esse  producta  u  Varro  auctor  est  de  1.  lai  IX, 
104  et  de  correpta  in  dirutus  erutus  obrutus  prorutus 
semirutus  vocali  in  vulgus  constat.  Triplicem  igitur  fingendi 
ordinem  habes  ruitus  rutus  riitus,  prorsus  parem  triplici 
ordini  Saeturnus  Saturnus  satus  formarum. 

Ad  has  tamen  formas  altera  ex  parte  etiam  propius 
accedit,  quippe  eadem  coniugatione  conclusus,  duplex  ordo 
ab  ea  stirpe  quae  est  sta  oriundus:  unde  quod  et  status 
factum  est  et  status,  item  non  alium  fontem  nisi  pristinam 
sta-l-tus  formam  habei  De  quo  verbo  pleraque  e  veteri- 
bus  grammaticis  Priscianus  IV  p.  625  sq.  et  IX  p.  863,  e 
recentioribus  Vossius  de  arte  gramm.  II,  22  congessere 
Enimvero  certum  est  testimoniorum  fide  locupletium,  longa, 
Tocali  esse  statnrus  constaturus  obstaturus  praesta- 
turus  participia,  item  praestatus  et,  si  Prisciano  credi. 
mus,  ^astatum':  contra  correpta  statns  cum  substantivum 
tum  participium  (ut  stata  sacra,  signa,  dona,  tempora 
et  imprimis  freqnenti  nsu  status  dies),  item  stator  statio 
statno  una  com  stabilis  stabulum.  Itaque  non  est  mirum 

FE.  BlTMVKLII    OPVSCVLA    IV.  18 


274  DE   FICTILIBVS   LITTERATIS 

^i  brevi  vocali  esse  etiam  statura  substantivum  vulgo  credi, 
tametsi  ad  eam  mensuram  demonstrandam  Plautinorum  qui- 
bus  fere  utuntur  versuum  vis  nuila  est.  Nec  nego  potuisse 
corripi:  scio  contra  sensisse  Priscianum  1.  IV,  ubi  enumera- 
tis  brevitatis  exemplis  sic  pergit:  'excipitur  stamen  et  sta- 
tura,  quod  tam  nomen  quam  participium  est',  exemplo 
tamen  solius  participii  subiecto.  Quicum  coniunctum  est, 
quod  1.  IX  'steti  vero'  inquit  ^statum  supinum  paenultima 
producta  debet  facere':  quod  si  vere  dixit,  idem  necessario 
ad  status  participium  pertinere  omnes  hodie  intellegimus, 
quod  quidem  ille  adiectivum  sane  interpretatus  est.  Verum 
est  autem  utrumque,  nisi  miris  modis  de  Lucilii  apud  Nonium 
p.  226  testimonio  fallimur  quod  est  tale:  ^statura  generis 
feminini.  Lucilius  lib.  XXVIII:  quare  pro  facie  pro  statura 
Accius  status.'     Hexametrum  enim  versum  habes 

Quare  pro  facie,  pro  statura  Acciu'  status, 
quo  ad  Accianum  vocabuli  usum,  ut  ad  alia  Acciana  alibi, 
respexit  Lucilius:  ut  de  discrimine  status  et  statura  for- 
marum  quaesivit  etiam  Donatus  in  Eunuchi  III,  5,  50.  Nec 
aliter  suspicor  0.  Kibbeckio  meo  visum  esse  in  Tragicorum 
lat.  reliq.  p.  194. 

Nunc  autem,  postquam  de  duplici  prosodia  unius  statos 
formae  (sive  ea  pro  participio  est  sive  pro  substantivo  par- 
ticipiali)  explorata  res  est  iudidemque  etiam  Statios  esse 
dictos,  non  Statios  perspicimus,  nihil  profecto  caussae  re- 
lictum  est  cur  fidem  eis  grammaticis  abrogemus  qui  et  sta- 
tim  et  statira  esse  pronuntiatum  tradiderunt.  Quod  illi 
volunt  tali  significandi  discrimine  factum  esse  quod  nobii^ 
liceat  ^standhaft'  vel  pro  re  nata  ^stehend'  atque  ^stehenden 
Fusses'  vocibus  quadam  tenus  imitari.  Et  primum  quidem 
Charisius  II  p.  195:  ^statim.  Accius  in  Didascalicon  IX: 
uectigalia  legeraiit  uestra  et  seruantur  statim:  pro  statute  et 
ordinate.'  De  quo  certum  est  opinionem  fefellisse  G.  Her- 
mannum  diss.  de  Attii  Didasc.  p.  7  sic  dubitanter  scribentem 
dispescentemque:  ^uectigalia  ||  Legerant  uestra  ^t  seruabantiir 

12  statim  . .  . .'  qui  nec  bonus  versus  est  nec  esse  Accianus  po- 
tost,  si  modo  productae  in  statim  syllabae  exemplum  vo- 
luisse  Charisium  proferre   satis   reliquorum   coulatio  testiniu 


LATIKORVM   ANTIQVIS8IHIS.  275 

persuadei  Quae  prosodia^  si  trochaicus  yersus  esset  nec  cor- 
ruptus  gravius,    servari   sic   poterat:    ^uectigalia  ||  Legerunt 

uestra  et  seruantur  statim '    Sed  esse  corruptum  par- 

tim  Madvigius  viderat  Opusc.  prior.  p.  93,  partim  vidit  in 
prooemio  anni  1849,  quod  €st  de  Sotadeis,  Lachmannus  So- 
tadeum  hunc  conformans  p.  7  [Opusc.  II  p.  72]  haud  impro- 
babilem  in  tanta  obscurifate  sententiae:  * 

y^ctigalia  egerant  uestra,  et  struantur  statim. 

Alter  testis  prodeat  Donatus,  in  Phormionis  versus  Y,  3,  6  sq. 
sic  scribi  solitos:  'Tutatur:  nam  ex  his  praediis  talenta  ar- 
genti  bma  ||  Statim  capiebat.  hem,  uir  uiro  quid  praestat? 
Binan'  quaeso?'  haec  commentatus  a  Lindenbruchio  primum 
edita:  'statim  capiebatj  staifim  perpetuo,  aequaliter  et  quasi 
UDO  statu.  Plautus:  ita  statim  stant  signa.  et  habet  primam 
longam.  quando  autem  significat  aliud  \an  ilico.^],  primam 
breuem  habet.*  Quae  Westerhovius  suspicatur  Donati  com- 
mentariis  e  Nonio  demum  accessisse,  qui  haec  posuit  p.  393: 
'statim  producta  prima  syllaba  a  stando  perseueranter  et 
aequaliter  significat.  Terentius:  bina  talenta  capiebam  sta- 
tim.  Plautus  Amfitryone:  nec  recedit  loco  quin  statim  rem 
gerat.  idem  in  eadem:  ita  statim  stant  signa  omnia.  Ennius 
Aiace:  qui  rem  cum  Achiuis  gesserunt  statim.  Afranius 
Augure:  quamquam  non  istis  exercetur  in  locis  hic  noster 
delaborat  cum  puer  statim.'  Quae  exempla  omnia  eo  curio- 
sius  expendenda  sunt  singillatim,  quo  magis  mirum  accidit 
esse  in  eis  nullum  quo  necessitas  producendae  syllabae  de- 
monstretur,  quaedam  adeo  quae  refragentur.  Velut  quid  Plau- 
tino  in  Amphitruone  versu  I,  1,  120  probatur: 

Ita  statim  stant  signa  neque  nox  quoquam  concedit  die, 

euius  initio  cum  6£uT6vr)Ctc  spondiaci  vocabuli  nihil  sane 
offensionis  habeat,  at  minus  profecto  habet  iambicum?  Yel 
ipso  Terentiano,  si  is  eo  quo  codices  testantur  initio  fuit 
*Statim  capiebat*?  Atqui  hic  non  est  sane  levi  factarum  olim 
turbaram  indicio  quod  inverso  ordine  Tapiebat  statim'  No-  i» 
nius  prodidit^  tametsi  apud  eundem  p.  254  'statim  capiebat' 
est  ut  in  Terentianis  libris.  Sed  tamen  sat  gravi  illud  caus- 
sae  Bentleio   fuit   cur   rectissimo   me   iudice   sensu   servata 

18* 


276  DE    FICTILIBVS    LITTERATIS 

^hem'  particula;  omissa  a  Bembini  codicis  manu  prima,  ta- 
lem  versum  ederet: 

Capiebat  statim.  hem,  uir  uiro  quid  praestat?  Binan'  quaeso? 

nam  etiam  casu  solo  a  principe  librario  praetermissa  secimda 
in  illo  libro  manus  addidit  haud  adeo  pauca.  A  talibus 
igitur  exemplis,  quale  hoc  est  Terentianum  et  illud  Accia- 
num,  profectos  esse  credibile  est  qui,  ubi  longam  haberet 
paenultimam  statim,  non  siguificare  ^iiico',  sed  ^statute  et 
ordinate,  perpetuo  et  aequaliter,  perseveranter'  et  observas- 
sent  et  docerent.  Atque  eam  doctrinam  prorsus  confirmat 
quem  miro  iudicio  vulgaris  notionis  testem  Vossius  protulit, 
Avienus  in  enarratione  Phaenomenon  Arateorum  v.  398: 

Tunc  succisa  Ceres  statim  cum  mergite  culmi 
Construitur: 

ubi  manipulos  cogitari  certo  ordine  conlocatos  apparet  Se<i 
eosdem  grammaticos  nego,  ubicumque  corriperetur  statim. 
necessario  valere  ^ilico'  tradidisse:  cuius  quidem  mensurae 
fuit  utraque  significatio  communis.  Firmissimo  id  argumento 
Amphitruonis  illo  versu  intellegitur  I,  1,  84: 

'In  fugam  sed  tamen  nemo  conudrtitur, 
Nec  recedit  loco  quin  statim  rem  gerat: 

ubi  creticos  numeros  misere  corrumpat  qui  statim  pronun- 
tiet.  Itaque  apud  Nonium  conglutinatas  esse  duas  antiquio- 
rum  magistrorum  observationes  existimo:  alteram  hanc,  sta- 
tim  ubi  produceretur,  perseveranter  et  aequaliter  signifieare: 
alteram  discretam  a  prosodiae  definitione,  non  tantom  ut 
vulgo  ^ilico',  sed  etiam  perseveranter  et  aequaliter  valere: 
utriusque  autem  observationis  documenta  mixta  incuriosius 
Quod  si  probabiliter  disputavi,  consequens  est  ut  valde  an- 
ceps  sit  de  Ennii  ex  Aiace  verbis  iudicium,  num  illis  recte 
initium  sive  senarii  versus  sive  septenarii  fiat:  *Qui  rem  cum 
Achiuis  gesserunt  statim  .  .',  quae  Ribbeckii  mens  fuit  Traj:. 
14  p.  15,  an  pariter  atque  Plautinum  illum  etiam  Ennianum 
talem 

.  .  qui  rem  cum  Achiuis  gessenint  statim 

protulisse  Nonius   videatur:   quando   ea  subtilitate  gramnia- 


LATINORVM   ANTIQVISSIMIS.  277 

ticos  illos  fuisse,  nt  in  quinto  senarii  pede  praestare  spon- 
deuin  nossenty  nullo  idoneo  argumento  persuadeas.  Quam  in 
partem  ut  inclinem,  illud  potissimum  me  movet  quod  etiam 
Afranii  versus  ad  longae  mensurae  constantiam  transpositione 
demum  yerborum  revocatur:  ^Hic  ndster  de]ab6rat  cum  sta- 
tim  puer',  quam  a  Bothio  commendatam  probavit  Neukir- 
chias  de  fab.  tog.  p.  180.  Et  de  sententia  quidem  etsi  dubia 
sane  res  est^  tamen  ingenue  fateor  me  ne  intellegere  quidem 
satis  vel  perseverantiae  notionem  vel  nexum  cogitationum  in 
illis;  quales  Neukirchio  placuerunt,  versibus:  quos  meo  sensu 
multo  commodius  sic  expediveris: 

Quamquam  non  istis  exercetur  m  locis 
Hic  n6ster^  delab6rat  cum  puera  statim. 

Ybi  'delaborat'  dictum  est  tamquam  ^deluctatur^  desudat': 
'istis  in  locis'  autem  ut  *in  occultis  locis'  apud  Plautum 
Curc.  rV,  2,  21,  *in  latebrosis  locis'  Bacch.  430,  ubi  quidem 
haec  praecednnt  ^Saliendo  sese  exercebant  magis  quam 
scorto  aut  saniis.' 

Effectum  est  igitur,  nisi  fallor  animi,  ut  pariter  atque 
statum  et  statum,  etiam  statim  et  statim  pronuntiata 
sint  necessario  significationis  discrimine  nullo:  nisi  quod  usu 
sane  venit  ut,  ubi  euOuc,  auTiKa  dicendum  esset,  non  pro- 
duceretur.  Ceterum  nec  praestltus  formam  et  consimiles 
comparare  cum  praestatus  volui,  quamquam  id  quidem 
alias  ob  caussas  quam  qnod  illas  aut  duci  a  sistere  stirpe 
aut  ad  eam  accommodari  potuisse  quibusdam  grammaticis 
credam:  nec  talia  commemorare  qualia  sunt  explicitus 
implicitus,  quae  origine  sua  non  sunt  necessario  primae 
declinationis  ut  a  plica-  flexa,  sed  tamquam  a  plic-,  cum 
singolas  stirpes  pristina  aetas  non  eis,  quas  postera  finivit, 
coniugationibus  discreverit:  nec  arcessere  cognitus  agni- 
tus  participia,  quae  etsi  dubium  non  est  quin  ex  primitiva  i5 
no-l-tus  forma  prodierint,  tamen  ancipitem  habere  explica- 
tum  videam.  Sed  eodem  sane  quo  status  genere  compre- 
henda  e  cl  stirpe  facta  citus  cltus.  Item  comprehenderem 
quUus  qultus  cum  grammaticis,  si  modo  eam  vocem,  quam 
corripuit  Terentius   Hecyrae  IV,  1,  57,    usquam    proUuctam 


278  DE    FICTILIBVS   LITTERATIS 

esse  sat  certo  demonstratum  viderem.  Certe  Plautus  ne  in 
pistrino  quidem  produxit:  in  cuius  e  Saturione  versu 

Retrahi  nequitum,  quoquo  progressa  est  semel 

non  debuerat  sine  offensione  praetermitti  ^est'  voculae  omi-i- 
sio:  atque  non  sic  sed  nequitur  in  Festi  p.  162  M.  codice 
scriptum  exstare  locuples  testis  Keilius  praesto  est  Musei 
Rh.  VI  p.  621.  Itaque  cum  eodem  incommodo  ibidem  pro- 
latus  Pacuvianus  versus  (300)  laboraret: 

8ed  cum  contendi  nequitum  ui,  clam  tendenda  est  plaga^ 

nou  hercule  sine  caussa  de  eadem  illa  nequitur  forma  Rib- 
beckius  cogitavit:  satis  enim  erat  participii  usum  Catoni^ 
exemplo  firmare  grammaticum.  Postremo  Accii  septenariuni 
662  non  minus  commode  a  'Quitus  sum'  ordiri  quam  a 
'Quitus  sum',  perspici  ab  unoquoque  potuerat.  —  Addereni 
his,  non  alia  atque  citus  via  ab  e-l--tus  vel  i-Uus  descec- 
dere  Itus,  nisi  his  nunc  immorari  noUem.  Nec  me  fugit 
brevem  in  satus,  unde  haec  disputatio  omnis  exorta  est, 
vocalem  inde  repeti  a  Lachmanno  Lucretii  p.  54,  quod  liqui- 
dam  habeat  praesens  sero:  quae  consonans  ab  ipsa  stirpt 
verbi  non  minus  seiuncta  est  quam  n  littera  in  lino  et  sino, 
unde  litus  situs  fiunt.  Sed  ad  verborum  stirpes  consonanti 
terminatas  exspatiari  longiim  est. 

Atque  haec  satis  sunto  de  Saeturno,  a  satu  dicto  ut 
Plautinus  Nocturnus  deus  a  nocte:  quamquam  illud  minime 
impedio,  quominus  non  segetum  tantum  sator  ille,  sed  tam- 
quara  vitae  terrestris  universae  generator  habeatur.  Tertinra 
adicerem,  praeter  vulgaria  illa  Volturnum  Manturnam 
luturnam,  puriliter  appellatum  a  lacte  Lacturnum  deum 
16  c  Varronianis  apud  Augustinum  de  civ.  dei  IV,  8,  si  mihi 
de  fide  scripturae  satis  constarot:  quod  quale  sit  ne  ahi  q«i- 
dem  scirc  prius  poterunt  quam  illorum  librorum  non  tbeo- 
logorum  tantum,  sed  philologorum  in  usum  parata  recensio 
in  promptu  erit. 


LATINOBVM    ANTIQVI88IMIS.  279 

CAPVT  IL 

Proxima  cam  Saturui  poculo  societate  alia  quaedam 
rascula  fictilia  contiuentur,  item  dei  nomine  Latini  subiecto- 
que  POCOLOM  vocabulo  inscripta.  Quamquam  hoc  inter- 
cedit;  quod  oUae  ansatae  (scyphum  Garruccius  dixit)  speciem 
habet  poculum  Saturni^  quod  ipsum  facile  quispiam  antiquis- 
simum  omnium  dixerit,  cetera  sunt  paterae.  Eius  generis  e 
terris  adhuc  prodienmt  sex  exempla,  composita  nuper  in 
0.  labni  de  cista  Ficoron.  comm.  p.  55.  Reperta  sunt  autem, 
de  quorum  origine  constat^  in  Etruriae  finibus  Latium  versus 
onmia:  ut  indidem  credibile  sit  etiam  Satumi  poculum  oriun- 
dum  esse.  Nec  mirum  Latinos  deos  a  Latinis  hominibus  ab 
eis  potissimum  temporibus  cultos  esse  inter  EtruscoS;  quibus 
hi  post  tot  clades  ab  anno  ferme  CCCCLXII  ad  CCCCLXXIV 
acceptas  in  societatem  a  Romanis  recepti  sunt  Yt  non  mul- 
tum  falli  posse  videatur  qui  annorum  CCCCLXXIV  et  circiter 
DXX  terminis  illorum  confectionem  vasculorum  omnium  con- 
cludat.  Nam  ultra  hos  fines  non  durasse  nominum  formas 
in  OS  et  OM  exeunteS;  satis  nuper  communivisse  ea  dispu- 
tatione  videor  quam  de  elogiis  Scipionum  scriptam  initio 
Toluminis  IX  Musei  nostri  philologici  [supra  p.  213  sqq.] 
posui.  Ybi  quod  iam  principio  sexti  saeculi  desiisse  earum 
UBum  formarum  negavi^  eo  rectius  feci  quo  commodiore  eius 
rei  argumento  uti  potueram  ex  inscriptione  statuae  aereae 
Musei  Kircheriani*)  petito,  quae  haec  est:  CPOMPONIQVI- 
RIOPOS,  sic  ut  apparet  dispescenda:  CPOMPONIQVIRIna. 
OPOS:  in  qua  legenda  multimodis  olim  erratum  est.  De  qua 
quod  iudicare  confidenter  possum,  singulari  beneficio  Reve-  i? 
rendissimi  Patris  Marci  effectum  est,  cuius  liberalitati  summa 
cum  cura  delineatum  exemplum  debeo.  £am  igitur  epigra- 
plien  qui  teste  lahnio  p.  61  sq.  primus  recte  interpretatus 
est  Henricus  Brunnius  meus,  subtili  eademque  percommoda 
observatione  monuit  de  Quirina  tribu  anno  demum  DXIII 
facta.  Vnde  huic  ipsi  tempori  aliquEintum  etiam  super- 
stitem  fuisse   OPOS   pro    OPVS    scripturam   cum   similibus 


•)  tyide  nunc  P,  L.  M.  E.  tab.  II?;  C.  1.  L.  l  n.  52.    C.  W.] 


280  DE    FICTILIBVS   LITTERATIS 

apparet.*)     Quamquam   non    nihil  interesse   inter  OPOS  et 
POCOLOM  exempla  haud  ignoro. 

Sunt  autem   paterae    illae    haec    quas   infra  posQi  cum 
suis  quamque  epigraphis:   nam  in  reliqua  pictura;  satii<  illa 


*)  [Quae  supra  scripta  sunt  aliqua  ex  parte  retractaTJt  Rit- 
schelius  epistolio  ad  'Patrem  Marchi  in  Musei  Rhen.  t  XII  (1857) 
p.  319  sq.  misso  hoc: 

81»  'Fridericus  Ritschelius  S.  P.  D.  Reverendiaaimo  Patri  Marchi 

Collegii  Romani  Socio  Celeberrimo. 

In  ea  quam  nuper  ad  tk,  vir  gravissime  idemque  humanissimt-. 
commentationem  transmisi  de  fictilibus  litteratis  LatiDoran 
antiquissimis  editam,  cum  in  casuum  formas,  qnae  sunt  OS  et  OM 
pro  VS  et  VM,  oratio  incideret,  de  quibus  quidem  paullo  ante  ei 
plicatius  disserueram  in  principio  volnminis  IX  Musei  nosiri  philolo 
gici  [vide  supra],  haec  scribebam  p.  16  sq.  quae  infra  posni:  'Vli 
quod  iam  principio  —  cum  similibus  apparet.' 

Vides  quam  in  te  grato  animo  fuerim:  et  tamen  non  satis  me 
grato  fuissc  sero  intellexi.  Quam  enim  nulla  cnlpa  mea,  sed  alieno 
teutimonio  conBsus  ad  alium  laudcm  rettuli,  eain  nunc  amici  Romani 
me  certiorem  faciunt  totam  tibi  deberi,  cuios  et  cura  fideque  Tew 
lectio  tituli  obscurioris  explorata  sit,  et  acumine  doctrinaque  inteqire- 
320  tatio  inventa  ad  tempora  linguae  dcscribenda  utiliasima.  Redire  igituT 
ad  te  tamquam  postliminio  volo,  quae  tva  fuere  a  principio:  qii^' 
quidem  a  te  aliquantisper  abalienata  eo  aegrius  fero,  quo  et  gration 
benivolentiae  officia  tvae  identidem  ipse  expertus  aum  et  suaviorem 
modestiam  ab  omni  praetcrquam  veritatis  ambitione  seiunctam  omoes 
norunt  atque  deamant. 

Ita  postquam  religioni  satis  factum  est,  unum  ut  ex  te  quaeram 
res  ipsa  postulat.  Pusillnm  est,  nec  tamen  neglegendum,  quod  QVI- 
RIOPOS  in  eo  quod  Tiiu  ipsi  acceptum  refero  exemplo  ego  le^cp 
visus  sum,  QVIR  •  OPOS  profertur  ab  auctoribus  lectionis  tvae.  h- 
teor  paullulo  breviorem  eam  lineolam  csse  quam  I  litteram  int^rpre- 
tatus  sum:  scd  eandem  tamen  idem  video  paullo  longiorem  eese  ({^^ 
quae  satis  tuto  pro  interpungendi  nota  habeatur.  Quod  cum  ita  es>t< 
ut  illam  potius  viam  inirem  hoc  me  movebat,  quod  ne  post  POMP^'^^ 
quidem  quicquam  interpunctionis  interiectum  est.  Hoc  igitur  quale  «t 
ut  facili  negotio  si  voles  coram  dispicies,  ita  novo  hoc  comitatis  doeu- 
mento  non  mediocriter  cum  memet  tum  communia  atudia,  quibus  Unto 
et  decori  et  honori  es,  tiiji  devincies.  Vale.  Datum  Bonnae  ad  Khc- 
num  Id.  Mai.  a.  CIOIOCCCLVII.' 

Ceterum,  ut  ipse  Ritschelius  Enarr.  P.  L.  M.  E.  p.  3  narwi^' 
Roma  responsum  eat,  non  esse  de  littera  cogitandum,  aed  reapse  &C' 
quiescendum  in  interpunctione.     C.  W.] 


LATINORVM    ANTIQVI8SIMIS.  281 

exili  yel   levidensi  plerumque,   aut  operae  pretium   noii  est 
morari  aut  alienum  a  consilio  meo.*) 

1.  Tarquiniis  reperta:  VOLCANI  •  POCOLOM:  inde 
ab  auno  1828  musei  regii  Berolinensis:  commemorata  a 
Braunio  Diar.  Instit  arch.  a.  1837  p.  130,  descripta  in 
Gerhardi  catalogo  musei  Berol.  I  p.  270  sq.  [C.  L  L.  I 
n.  50],  edita  ab  eodem  a.  1840  in  Trinkschalen  des  Ber- 
liuer  Museums'  tab.  VIIL    [Vide  tab.  IX  fig.  C  et  c.] 

2.  Vttlceiis  effossa  virtttte  liberi  baronis  de  Beugnot: 
AECETIAI  •  POCOLOM:  e  Millingeni  thesauris  translata 
in  museum  Britannicum:  commemorata  ab  0.  Muellero  in 
^Arcbaeol.  Intelligenzblatt'  a.  1833  p.  46  et  post  Campa- 
narem  in  Actis  acad.  Rom.  VII  p.  16  a  Kramero  de  vasis 
fict.  p.  142,  item  in  De-Wittii  Collect.  Beugn.  p.  78  n.  129, 
descripta  ab  Samuele  Birchio  in  Gerhardi  Dinm.  archaeol. 
nov.  a.  1847  p.  154  sq.  [C.  I.  L.  I  n.  43],  meum  in  usum 
delineata  Londini  intercedente  egregio  amico  Waltero  Perry, 
per  plurimos  annos  hospite  Bonnensi  suavissimo.  [Vide  tab. 
IX  fig.  B  et  &.] 

3.  Ibidem  reperta:  KERI  •  POCOLOM:  nunc  Romae 
in  museo  Etrusco  Gregoriano:  commemorata  a  Campanare  is 
Krameroque,    edita   Musei   Gregor.  II  tab.  88    [descripta 
C.  I.  L.  I  n.  46.    Vide  tab.  IX  fig.  D  et  d\ 

4.  Hortani  reperta:  LAVQRNAI  •  POCOLOM:  eius- 
dem  nonc  musei  Gregoriani:  commemorata  a  Braunio,  edita 
ibidem  [descripta  C.  I.  L.  I  n.  47.  Vide  tab.  IX  fig.  E  et  e\. 

5.  Ibidem  reperta:  SALVTES  •  POCOLOM:  musei 
eiusdem:  commemorata  a  Braunio  [descriptaC.  I.  L.  I  n.49]: 
mihi  delineata  ab  Henrico  Brunnio.  [Vide  tab.  IX  (ig.  F 
et/:] 

6.  Incompertum   ubi   vel   reperta   vel   nunc   servata: 


*)  Vnam  ▼elim  ab  haram  reram  peritis  quale  eit  mihi  expediri: 
Qnod  non  semel,  sed  triplici  exemplo  quaterni  circuli  in  media 
fete  patera  conspiciantar  in  speciem  Tpair€2^0€i&f^  conlocati.  Quos  par- 
tim  ioxta  pezBonaa  pictoe  partim  per  ipsas  fig^uras  pertinentes  yides  in 
Keri  atqae  Lavemae  pocnlis,  sine  figuris  ipanm  fimdam  paterae  occa- 
pftnteg  in  pocnlo  Aecetiae.  Qaod  qaoniam  ter  factnm  est  pariliter,  vix 
atuini  casoi  tribaere. 


282  DE    FICTILIBVS   LITTERATIS 

BEAO*  AI .  POCOLOM:  apud  Mmingeuum  Florentiae  visa 
Welckero  suisque  in  diariis  ab  eo  raptim  consiguata,  post 
commemorata  cum  ceteris  in  editione  tertia  euchiridii 
Muelleriani  p.  195:  frustra  a  me  quaesita  in  museo  Bri- 
tannicO;  quo  perlatam  esse  una  cum  altera  Millingenisma 
suspicabar.  *) 

Atque  ut  ab  ea  quam  postremo  loco  posui  patella  or- 
diar,  cum  quintam  ab  initio  litteram  Welckerus  talem  pinie- 
rit  ut,  utrum  A  an  U  legerit,  non  appareat,  iure  suo  Momm- 
senus  ab  lahnio  commemoratus  scriptum  esse  in  vascalo 
BEAONAI,  vel,  quod  potius  duxerim,  BEUONAI  coniecit: 
quando  incredibile  dictu  est  quotions  in  his  brevissimis  epi- 
graphis  legendis  a  quot  viris  doctissimis,  quorum  nomina 
supra  posui,  miris  modis  variatum  sit.**)  E  reliquis  nihil 
dubitationis  vel  VOLCANI  vel  LAVERNAE  nomina  creant. 
Nec  plus  SALVTES:  memorabile  id  quidem  propterea  quod 
alterum  exemplum  e  pro  i  litterae  etiam  in  genetivo  tertia»- 
declinationis  servatae  accedit  illi,  quod  est  APOLONES  iii 
venerandae  vetustatis  aere  Monaceusi  apud  Orellium  n.  143,H 
|C.  L  L.  I  n.  187;  R  L.  M.  E.  tab.  II  B\  Sequitur  KERI 
poculum,  cui  felicissimo  successu  Rev.  Pater  Secchius  in 
Diar.  Inst.  arch.  a.  1843  p.  72,  item  in  commentatione  de 
musivo  Antoniniano  Romae  eodem  anno  vulgata,  de  qua 
Henzenus  rettulit  Diarii  illius  p.  127,  lucem  admovit  ex  Pauli 
Diaconi  his  verbis,  excerptis  e  Festo  p.  122  M.:  *et  in  car- 
mine  Saliari  Cerus  manus  intellegitur  creatur  bonus.*  Ner 
raoo  sensu  improbabiliter  in  carminum  Saliarium  reliquii:« 
Varronianis  de  1.  lat.  VII,  26  ^duonus  cerus  es'  verba  contru 

*)  [Vide  nunc  C.  I.  L,  I  n.  44;  repperit  autem  hanc  pateram 
Hrunnius  tandem  in  Musco  Campanae  et  accuratius  deliaeaTit  (vid- 
tab.  X  G  et  cf.  supra  p.  206  adn).  —  Praeterea  vide  quae  de  COERAE- 
POCOLO  (C.  L  L.  I  n.  45;  Ephem.  epigr.  I  p.  8  n.  6)  narrata  sunt  a 
Kitschelio  P.  L.  M.  E.  Enarr.  p.  14,  in  Priscae  lat.  epigr.  suppl.  ^ 
p.  JX  sq.  et  Musei  Khen.  t.  XXI  (1866)  p.  296  sq.  —  Nonum  acces^it 
AISCLAPIPOCOCOLOM,  quode  vide  Priacae  lat.  epigr.  supplVp  IX 
ct  cf.  Ephem.  epigr.  1  p.  8  n.  5.     C.  W.] 

**)  [Rcapse  scriptum  esse  BEUOUAI  postca  compertum  est;  qu<^ 
tamen  nomine  eandera  Bellonam  deam  appellari  exposuit  Ritschclius 
in  Priscac  lat.  opigr.  suppl.  V  p.  XI.     C.  W.] 


LATINORVM   ANTIQVISSIMIS.  283 

Muellerum  Bergkius  p.  VIII  tutatus  est,  spectantia  illa  qui-  i9 
dem  ad  lanum  deum.  Vnde  etsi  non  sane  efficitur  ipsum 
lanum  esse  qui  Creatoris  nomine  diceretur  simpliciter,  tamen 
via  saltem  expediendi  KERI  illins  patefacta  est.  Quam  ultra 
persecutus  Mommsenus  de  dial.  Ital.  p.  133  conlatis  Oscis 
kerri  kerrii  formis  intellexit  aequare  vetus  cerus  nomen 
recentiore  usu  frequentatam  genius  formam  notionemque. 

Minus  autem  feliciter  eidem  Secchio  illi  res  cessit  in 
interpretando  AECETIAI  nomine.  Quam  deam  cum  pro 
Aegeria  accepit  vel  Egeria  formamque  Etruscam  dixit 
latinae  Aegedia  vicariam  quae  postmodum  transiisset  in 
Aegeria,  responderi  poterit  dupliciter.  Nec  enim  in  reliquis 
horum  poculorum  exemplis  Etrusci  sermonis  (abhorrentis  a 
mediarum  quas  grammatici  vocant  consonantiura  mollitudine) 
vestigium  ullum  apparet,  nec  in  latina  lingua,  ut  sane  r  in 
dy  ita  contraria  vicissitudine  d  in  r  mutari  solitam  comper- 
tum  est.  Singulare  est  enim  quod  medidies  exstitisse  ante 
meridies  Varro  testatur  de  L  lat.  VI,  4:  cuius  mutationis 
caussam  iam  Cicero  Orat.  47,  157  intellexit  iteratae  di  syl- 
labae  insuavitatem  fuisse.  Quamquam  simili  olim  sententia 
Mommsenus  fuisse  videtur  de  dial.  Ital.  p.  28.  Diversissimam 
yiam  ingressus  Gerhardus  Aecetiam  interpretabatur  tam- 
quam  aliquam  Acetariam  vel  Acetanam  ab  aceto  dictam 
('Essiggottin')  in  comment.  de  deis  Etruscorum  edita  Bero- 
lini  a.  1847  p.  25  sq.,  Aegestus  Acestus  nomina  comme- 
morans  obscuriore  comparandi  ratiocinandive  artificio.  Sci- 
licet  mirifico  prorsus  acumine  Aegestum  illum,  qui  Alba 
missus  esse  Lavinium  narratur,  ab  eo  appellatum  esse,  quod 
tamquam  praeesse  aceto  et  muriae  et  pemis  petasonibusve 
salsisque  muriaticis  (^Schinken  und  Pokelfleisch')  putaretur, 
persuaserat  sibi  Klausenus  de  Aenea  et  Penatibus  II  p.  689. 
A  quali  commento  haud  ita  multum  abhorruerit  si  qui  de 
Segetia  dea  cogitet  et  conferre  Segesta  Egesta  Aegesta 
formas  animum  inducat:  parum  id  quidem  considerate.  Non 
dnbitabit  puto  vir  amicissimus  in  nostram,  simul  atque  au- 
dierit,  sententiam  concedere:  nec  enim  mea  est,  sed  uno 
tempore  cum  ab  lacobo  Bemaysio  coram  tum  per  litteras  s» 
a  Theodoro  Mommseno  mecum   communicata.     Quorum  ille 


284  DE    FICTILIBVS    LITTERATIS 

profectus  a  nequitia  voce,  quam  non  satis  tuto  duci  a  ue- 
quam  videri,  hic  permutatarum  c  et  qu  litterarum  exemplo 
usus  urbis  nomine  Aeclanum,  in  Aequitia  formam  trala- 
ticiae  Aequitas  vicariam  uterque  inciderunt  atque  meum 
certe  assensum  ilico  tulerunt.  Quem  longe  evidentissima 
ratione  confirmo,  exemplorum  multitudine  affatim  compro- 
bata.  Quippe  non  aliter  aequitia  et  aequitas  differunt 
atque  duritia  vel  durities  et  duritas,  [pigritia  et  pigri- 
tas],  planitia  planities  et  planitas,  segnitia  segni- 
ties  et  segnitas,  tristitia  tristities  et  tristitas,  sae- 
vitia  et  posteriori  aetati  probatum  saevitas,  tardities  et 
tarditas,  vastities  et  vastitas.  Quorum  ut  quaedam  ter- 
tiam  formam  asciscunt  in  tudo  terminatam,  duritudo  pla- 
nitudo  tristitudo  saevitudo  tarditudo  vastitudo,  ita 
progredi  comparando  licebit  ad  canitia  canities  et  cani- 
tudo,  mollitia  moUities  et  moUitudo,  pinguitia  pin- 
guities  et  pinguitudo,  laetitia  et  laetitudo,  maesti- 
tia  et  maestitudo:  in  quibus  casu  factum  quod  alteram 
formam  in  tas  exeuntem  aut  non  probavit  lingua  aut  non 
servavit  memoria.  Nec  ab  eodem  genere  aliena,  immo  pu- 
sillo  intervallo  remotiora  haec  sunt:  opulentia  opulenti- 
tas,  discordia  discorditas,  pauperies  paupertas,  mi- 
seria  miseritudo,  et  pauUo  longius  recedens  paenitentia 
paenitudo:  ut  taceam  pervulgata  illa  pulcritas  pulcri- 
tudo,  temeritas  temeritudo,  prope  innumerabilia.  Nihil 
est  igitur  cur  non  potuerit  etiam  ab  eo  quod  est  aequos 
fieri  aequitia:  atque  factum  csse,  contrariae  notionis  nomen 
nequitia,  nisi  omnia  fallunt,  ostendit  planissime.  Quod  si 
a  nequam  ducunt,  unde  tandem  hoc  ipsum?  Nempe  a  ne 
particula  negativa  et  relativi  pronominis  accusativo  quani 
compositum  volunt.  E  quibus  partibus  quomodo  prodire 
propria  nequam  vocabuli  notio  potuerit,  etsi  non  inepta 
ratiocinatione  demonstrare  Doederlinus  Synon.  et  etym.  I 
21  p.  54  sqq.  instituit,  tamen  nec  exchisam  esse  aliam  exphcandi 
viam  video,  nec  illud  probabiliter  expeditum  qui  factum  sit 
ut,  cum  sane  in  adverbii  usum  conversus  quam  accusativu> 
minime  destituatur  analogia,  tamen  e  tali  adverbio,  eoque 
non  ab  adiectivo   ducto   sed   a   pronomine,    mrsum  dechnata 


LATINORVM   ANTIQVISSIMI8.  285 

nomina  nequior  nequius  ipsumque  adeo  nequitia  fierent: 
id  quod  et  destituitur  exemplis;  et  suapte  natura  non  potest 
non  permirum  yideri.  Vt  taceam  indidem  scilicet  procreatum 
noyum  nequiter  adverbium.  Apage  igitur  incredibilia  et 
praeter  necessitatem  poWjpTi:  neve  aliunde  venire  nequam 
crede  nisi  unde  et  nequior  et  nequitia  et  nequiter,  ex 
obsoleto  nequus  vel  potius  nequos  positivo,  composito  ex 
ne  et  aequos:  prorsus  ut  ab  adiectivis  suis  promiscam 
bifariam  multifariam.  Nec  dispar  ratio  est  nequos  et 
iniquos  formarum  atque  harum  quae  sunt  nefandus  el 
infanduS;  nescius  nesciens  nescientia  et  inscius  in- 
sciens  inscientia^  nesapius  (Petronii)  et  insipidus  in- 
flipienSy  necopinus  et  inopinus:  item  sive  nepus  sive 
de  Scaligeri  (in  Fest  p.  164  M.)  sententia  nepurus  et  im- 
pnruS;  nisi  forte  etiam  rectius  Doederlinus  YI  p.  271  ne- 
pius  correxit,  conferendum  id  quidem  cum  impius.  Enim- 
vero  quod  ad  significatum  attinet^  etsi  non  incommode  Doe- 
derlinus  hinc  profectus  est  ut  nequam  illud  interpretaretur 
quod  in  nullam  partem  h.  e.  ^nulli  rei'  esset,  tamen  quid 
impedit  quominus  nos  ^nequam  hominem'  eum  accipiamus 
qui  id  quod  est  aequum  non  servet  observetque,  aequum 
iustumque  modum  non  expleat,  suas  partes  non  exaequet 
officioque  sustinendo  non  par  sit?  Ynde  tam  proclivis  est 
ad  vulgarem  inutilitatis  vel  ut  graece  dicam  xoO  ^vbeoGc, 
dXXiiToGc,  |Lif|  dHapKoGvToc  notionem  transitus,  ut  vel  sic  com- 
modissime  potuisse  nequiter  et  frugaliter,  nequam  et 
frngi  notiones  opponi  intellegatur^  velut  apud  Plautum 
Pseuduli  V.  468:  Tupis  me  esse  nequam:  tamen  ero  frugi 
bonae.'  Ipsum  autem  aequos  vocabulum  neminem  fugit 
quam  late  patentem  vim  eodem  Plauto  teste  in  vetustiore 
potissimum  latinitate  habuerit.  Accedit  quod  habent  qui  n 
a  ne-aequos  ordiuntur,  non  habent  qui  a  nequis,  unde 
Festi  p.  162,  23  glossam  expediant:  ^nequalia,  dctrimenta.' 
Nec  enim  aegrius  credemus  ne-aequalia  dicta  esse  tam- 
quam  inaequalia,  quam  n^-aequiora  tamquam  iniqui- 
ora:  ut,  si  nequalia  interpretemur  tamquam  iniquitateS; 
non  lateat  qui  deflecti  vox  ad  detrimentorum  notionem  po- 
tnerit.    Vnum  restat  quod   egeat  defensione:  ex  ne-ae  con- 


286  DE    FICTILIBVS    LITTERATIS 

trahendo  effecta  ne  syllaba,  pro  qua  nae  potiu3,  naequior 
naequitia,  exspectamus.  Ac  rarior  est  sane  in  antiquiore 
lingua  e  vocalis  vicaria  diphthongi,  verum  eadem  tamen 
aliquot  exemplis  certa.  Tale  est  quod  pervetustus  titulus 
Marsicus  exhibet  in  Mommseni  L  R.  N.  5567  QVESTORE^»), 
item  Paestanus  nummus  FIISTANO  in  Carelli  Num.  Ital. 
vet.  a  Cavedonio  editis  tab.  CXXX,  2  [P.  L.  M.  E.  tab.  VII 
n.  61;  C.  I.  L.  I  n.  17].  Ad  quod  genus  rectissime  Momm- 
senus  de  dial.  p.  242  rettulisse  CESVLA  nomen  videtur  qnod 
est  in  uno  Pisaurensium  titulorum  [C.  I.  L.  I  n.  168;  P.  L. 
M.  E.  tab.  XLIV  JJ,  quippe  a  caesius  vocabulo  ductum  nec 
origine  sua  diversum  a  CAESELLA.  Nec  enim  satis  con- 
fidenter  priscis  dativis  illis  atque  adeo  genetivis  utor  DIANE 
FORTVNE  VICTORIE  PROVINCIES,  ut  quos  intellegam 
etiam  aliam  quandam  explicandi  rationem  admittere.  Quodsi 
qui  forte  ex  rustica  pronuntiandi  consuetudine  haec  omnia 
et  similia  repetere  animum  inducant,  non  video  hoc  contra 
valiturum.  Non  iguoro  proditum  esse  edum  ^in  Latio  rure* 
fuisse  ^qui  in  urbe,  ut  in  multis  a  addito,  aedus*  a  Var- 
rone  de  1.  lat.  V,  97,  et  ^Mesium,  non  Maesium'  lib.  VII, 
96,  item  ^Cecilium  pretorem'  in  Lucilii  cavillatione  testi- 
bus  eodem  Varrone  et  Diomede  II  p.  447.  At  idem  scio 
ipsius  antiquitatis  non  fuisse  tenaciorem  custodem  conserva- 
tricemque  constantiorem  quam  eorundem  rusticorum  homi- 
num  consuetadinem.  —  Quamquam  ipsae  nequam  nequitia 
formae  quaeri  potest  num  singulari  caussa  quadam  et  pro- 
pria  ratione  hac  regantur,  ut  non  simpliciter  e  successisse  in 
locum  ae  diphthongi  dicatur,  sed  de  notissima  ae  diphthongi 
in  *  vocalem  mutatione,  quam  ^Umlaut'  nomine  hodiemi 
.»3  grammatici  appellant,  cogitetur,  pro  %  autem  servata  esse 
vetustior  c  vocalis  putetur  quam  in  tot  aliis  habes,  ut  in 
PAPERIVS  DEDIVS  COMPROMESISE  ADIESE  VELET 
DEDET  NVGES  PLOIRVME  IVRE  IVNONE  MARTE 
TIBE  HEC  QVE.  In  quibus  oranibus  etsi  E  vocalis  cessit 
reeentiori  aut  EI  aut  I  scriptunie,   nequam   autem  vel  ne- 


*)  [Vbi  tamen  legitur  QVEISTORP^S:  cf.  C.  I.  L.  I  n.  183;  P.  L 
M.  E.  tiib.  XCVIIT  B.    C.  W.] 


LATINORVM   ANTIQViSSIMIS.  287 

quitia  nnmqaam,  quod  sciamus^  aut  NEIQVAM  NEIQVITIA 
aut  NIQVAM  NIQVITIA  scripta  sunt,  tamen  id  ipsum,  si 
modo  placuissetj  potuisse  fieri  non  magis  a  ratione  abhorret 
quam  ante  iniquos  formam  potuisse,  quod  item  ignoramus, 
inequos  probari,  yel  exestumare  conquerere  ante  ex- 
istumare  conquirere:  de  quibus  nuper  dixi  Mon.  epigr.  tr. 
p.21  [supra  p.  140sq.];  oblitus  Naeviani  illius  ^re  inquaesita' 
apud  Gharisium  p.  186.  Accedit  quod  ne  i  quidem  vocali, 
in  quam  de  more  ae  diphthongus  transibat  in  compositis, 
non  potuit  vulgaris  nequam  forma  nasci,  si  modo  in  ne- 
iquos  (quando  ancipiti  mensura  fuit  negativa  illa  ne  parti- 
cula)  praeponderare  e  prae  i,  non  t  prae  e  putaveris.  Com- 
mendaretque^  nisi  mea  me  opinio  fallit,  hanc  ratiocinationem 
onmem  haud  leviter  Festi  p.  165;  30  memoria:  ^negritu  in 
augttris  significat  aegritudo',  si  minus  obscuratam  mutila- 
tamque  librariorum  neglegentia  haberemus.  Vbi  quod  ne- 
gritu  interpretantur  necritu;  id  qua  tandem  ratione  sub- 
iectae  a  grammatico  significationi  conciliabis?  Quem  etsi 
quid  scripsisse  dicam  non  habeo,  -tamen  illud  vix  dubito 
quin  aliquod  vocabulum  a  negr-  incipiens  (fortasse  non 
aliud  atque  negrituc^o)  compositum  esse  ex  ne  et  aegr- 
tradiderit. 

Ad  simplex  nomen,  unde  deflexi;  redeo  AECETIA.  In 
cuius  altera  sjllaba  e  pro  %  vocalis  non  plus  o£Pensionis  habet 
quam  in  prorsus  parilibus  MERETO  SOLEDAS  OPPEDEIS, 
ne  paullo  longinquiora  arcessam.  Fuitque  haud  dubie  etiam 
nequetia  aliquando  usitatum  ante  nequitia.  Aliquanto 
pltts  dubitationis  facile  cuipiam  pro  qu  posita  c  littera  ini- 
ciai  Nam  etsi  praeter  aequos  exstitisse  etiam  aecus  for- 
mam  satis  exploratum  est,  tamen  haec  quidem  subsecuta  S4 
est  demum  naturali  necessitate  o  vocalis  in  %t  mutationem. 
^d  tamen  veterrimis  iam  temporibus  quaedam  saltem  in  hoc 
genere  vocabula  c  litteram  ascivisse  (quo  fortasse  quiris 
curis  pertinet)  potissimo  documento  com  con  praepositio 
est,  sic  scripta  pro  quom  non  in  antiquissimo  tantum  elogio 
Scipionis  Barbati  f.  (COSENTIONT),  item  in  pervetustis 
titttlis  Venusinis  I.  R.  N.  715.  716  [C.  I.  L.  I  n.  185.  186J 
(CONSOLTV  CONSVLVERE),  sed  praeter  cetera  in  COSOL, 


288  DE   FIOTILIBVS   LITTERATIS 

cuius  scripturae  antiquitatem  ipsa  COS  nota  testatur  con- 
stans  per  omnia  saecula.  Quodsi  quis  non  suecessisse  demQm 
com  formam  antiquiori  quom  scripturae,  sed  pari  atque 
hanc  antiquitate  esse  contenderit,  de  quo  fatendum  est  posse 
in  utramque  partein  sentiri:  at  iste  quidem  concedere  debe- 
bit  ne  hoc  quidem  sciri  posse,  num  forte  aecos  non  minus 
antiquum  sit  quam  aequos.  In  quo  genere  ut  nescimns 
multa,  ita  multum  variatum  fluctuatumque  esse  priusquam 
ad  stabilem  consuetudinem  perveniretur,  valde  singnlaria 
exerapla  quaedam  docent:  velut  MIRQVRIOS  illud  in  speculo 
nunc  Berolinensi  [C.  I.  L.  T  n.  59;  P.  L.  M.  E.  tab.  I  jP],  at- 
que  adeo  in  SC.  de  Bacanalibus  mira  OQVOLTOD  scriptura. 
Quibus  longe  commodiora  gravioraque  ad  nostram  quaestio- 
nem  illa  essent,  in  contrariam  partem  valentia,  quae  Lach- 
mannus  Lucretii  p.  220  composuit  per  c  scripta:  cornm  co 
ca  candam  carundam  alico  condam,  nisi  ea  non  ex  mo- 
numentis  petita  essent  sed  a  librariis  accepta:  ut,  qua  aetatt* 
talis  scriptura  quove  auctore  invaluerit,  teste  nullo  constet 
Ceterum  cultum  deorum  omnium  in  his  poculis  inscrip- 
torum  antiquissimum  fuisse  partim  proditum  est  partim  con- 
sentaneum.  Et  Aequitatem  quidem  deam  iuxta  cumVicto- 
ria  Pace,  item  Pietate  Concordia  Salute  Honore  Virtut^ 
Felicitate  commemorat  Arnobius  adv.  nat.  IV,  1:  SIGNVM- 
AEQVITATIS  dicatur  in  titulo  Praenestino  Gruteri  p.  76, 3. 
Saluti  aedem  anno  CDXLIII  votam  a  C.  lunio  Bubulco,  ab 
eodem  locatam  esse  a.  CDXLVII,  dedicatam  a.  CDLII  Liviua 
tradit  IX,  43  et  X,  1,  picturis  ornatam  a  Fabio  Pictore  Pli- 
5^5  nius  N.  H.  XXXV,  4,  7:  eandemque,  unde  et  colli  Salutari 
et  portae  Salutari  nomen  (de  quibus  recte  Beckerus  sensii 
Antiq.  Rom.  I  p.  131  et  578),  in  Argeorum  sacrificiis  com- 
memoratam  Varro  repperit  de  1.  lat.  V,  52:  cui  deae  etiam 
Pisaurensium  titulorum  illorum  unus  (SALVTE)  dicatus  est, 
qui  nulla  dubitatio  est  quin  sextum  saeculum  aetate  supe- 
rent.  Lavernali  portae  ^ab  ara  Lavernae,  quod  ibi  hta 
eius*  uomen  inditum  idem  Varro  scribit  V,  163,  cui  accedit 
Festus  Pauli  p.  117  M.:  unde  de  antiquitate  eius  deae,  fu- 
rum  patronae  Plauto  (apud  Nonium  p.  134),  Novio  (ibidem 
p.  483),  Horatio,   Arnobio   testibus,    fieri    coniectura  pote>t. 


LATINORVM   ANTIQVISSIMI8.  289 

Item  Bellonae  templnm  amio  CDLVII  ab  Ap.  Claudio  Caeco 
Yotum  cum  Livio  auctore  X,  19  constat  tum  Ovidio  Fasi 
VI,  201  sqq.  Quamquam  mirationem  sane  non  mediocrem 
illud  movet,  quod  BELONA  ea  dea  dicta  est  in  patera  Mil- 
lingeniana,  non  DVELONA.  Quod  contra  antiquitatem  Keri 
nominis  praeter  Saliarium  carminum  mentionem  ipsa  scrip- 
tura  firmat  E  litterae  usu  insignis:  idemque  illud  in  Sae- 
turnum  cadit,  cui  deo  dicatam  sive  ab  Euandro  sive  ab 
Hercule  ad  clivum  Capitolinum  aram^  vel  aedem  sive  a  Tito 
Tatio  sive  a  TuIIo  Hostilio  sive  a  Tarquinio  Superbo  factam 
quid  est  quod  persequar  copiosius?  Vel  cum  Romuli  Tatiique 
nomine  coniunctam  Volcani  memoriam,  quam  Volcanale 
testatur  et  Volcanalis  area?  Quo  pertinet  quod  et  Satur- 
num  et  Volcanum  in  eis  deis  Varro  de  I.  lat.  V^  74  numerat^ 
quibus  ^arae  Tati  regis  voto  sunt  Romae  dedicatae'. 

Horum  igitur  deorum  quod  pocula  illa  esse  dicuntur, 
id  vim  habere  duplicem  potest.  Aut  enim  e  domestica  supel- 
lectile  privata  fuere,  usui  tamen  divino  destinata,  ut  quibus 
libationes  fierent  certis  deis  certo  ritu  gentili  dicatae:  aut 
reapse  donata  et  consecrata  sunt  eis  quorum  nomina  prae 
se  ferunt  deis,  sed  tamen  fortasse  ne  sic  quidem  seiuncta 
libationis  cogitatione,  quippe  quo  ipsum  poculorum  nomen 
spectare  videatur.  Et  in  hanc  quidem  partem  illorum  usum 
Tasculorinn  probabiliter  fne  iudice  iam  0.  lahnius  interpre-  se 
tatus  est  Annalium  antiq.  studios.  Rhen.  fasc.  XHI  p.  115. 
Neque  enim  genetivi  alia  ratio  est  in  illis  inscriptionibus 
quae  sunt  ARA  •  TR ANQ VILLITATIS ,  ARA  •  NEPTVNI  et 
ARA .  VENTORVM  apud  Murator.  p.  148,  5.  4.  Orell.  n.  1339. 
1340:  vel  adeo  PIETATIS  •  SACRVM  in  Annal.  Inst,  arch. 
i  XVIII  p.  244,  apud  Orell.  n.  1824.  Quo  referrem  etiam  per- 

vetustum  titulum  Romanum  hodie  non  superstitem  DE VAS  • 
CORNISCAS  .  SACRVM  apud  Gruterum  p.  88,  14  (Orell. 
n.  1850  [C.  I.  L.  I  n.  814;  VI,  1  n.  96]),  si  singulari  numero 
Corniscam  esse  dictam  mihi  constaret;  nunc,  quoniam 
^Corniscarum  divarum  locum  esse  trans  Tiberim  comici- 
bus  dicatum,  quod  in  lunonis  tutela  esse  putabantur'  Pau- 
lu8  Diaconus  e  Festo  tradidit  p.  64,  7  M.,  nescio  an  rectius 

ra.  BITICHKLII  OFTSCYLA  IV.  19 


290 


DE   FICTILIBVS   LITTERATIS 


aut  dativos  plurales  ^CORNISCAS  •  DEIVAS* 
interpretemur  e  ^deivais  corniscais'  contrac- 
tos^  aut  fortasse  etiam  simplicius  accusativos 
simulacro  earum  dearum  inscriptos. 

Nec  vero,  ad  pocula  ut  redeam,  inusitatum 
fuisse  Latinis  vasa  deis  donare,  cum  e  titulo 
quodam  Augustano  intellegitur  qui  est  apud 
Gruterum  p.  5,  6,  apud  Orellium  n.  1279  [C.  I. 
L.  V,  2  n.  6829]:  lOVI  •  IVNON  •  MNER  ||  AN- 
TONI A  .  M  .  LIB  II  APHRODISIA  •  SCYPHOS  • 
II  II  VENEREVM .  SPECVLVM  ||  DONVMDE- 
DIT,  tum  ex  antiquissimi  cuiusdam  vasis  figu- 
lini  fragmento  sat  memorabili  recte,  si  quid 
video,  conligi  poterit.  Quod  fragmentum  cum 
in  ipsius  Latii  sepulcro,  Ardeae  quidem,  nuper 
e  terris  efFossum  esse  Henricus  Brunnius  mihi 
scripsisset  mense  lulio  superioris  anni,  addito 
inscriptionis  exemplo  vulgaribus  litteris  con- 
signato:  nec  enim  delineandi  veniam  a  posses- 
sore  impetrari  posse:  nunc  demum  abhinc  pau- 
cas  septimanas  eandem  vidi  in  transmissis  ad 
me  Diarii  (^BuUettino')  novi  Neapolitani  [vol.  1] 
partibus  aeri  incisam  in  tabula  VI  [vide  tab.  IX 
fig.  H]*),  commentario  tamen  vel  interpreta- 
mento  in  eis  fasciculis  ipsius  diarii,  qui  in  meas 
manus  venerunt,  addito  nullo.**)  Est  autem  ea 
haec,  litteris  quidem  ad  summam  antiquitatis 
speciem  conformatis: 


*)  [Accuratius  xylographi  Arte  expreasum  exemplum 
inscriptionis  dedit  Ritschelius  Enarr.  P.  L.  M.  E.  p.  101, 
quod  hic  iterandum  curavi.  Ceterum  cf.  C,  I.  L.  I 
n.  1G6.     C.  W.] 

**)  [Sed  cf.  P.  L.  M.  E.  Enarr.  p.  16:  'Quod  (frag- 
mentum)  quibus  verbis  supplendum  sit,  tam  esse  incer- 
tum  video  ut  nec  mea  teneam  de  fict.  litt.  p.  27  com- 
mcndata  nec  Garrucciana  amplectar  1.  s.  s.  proposita 
p.  183.  Coterum  eandem  inscriptionem  idem  Gamiccius 
in  «Graffiti  de  Pompei)  p.  31  iteravit,  sed  litteris  longe 
et  minoribus  et  rudioribus.'     C.  W.] 


^N 


^ 


0 


LATINOBVM  ANTIQVIS8IMI8.  291 

Quarain  litteraram  fracta  ultima  non  potest  alia  nisi  Y  esse:  s? 
y^  quantum  video,  non  alio  e  yocabulo  nisi  e  Yoium  relicta 
esse:  voti  notio  non  alio  niai  ad  numen  divinum  spectare. 
Non  autem,  cui  deo  Yotum  yas  sit^  sed  qui  yoyerit,  super- 
stites  in  fragmento  litteraC;  nisi  quid  me.  fallit,  docent. 
Qaas  nescio  an  cum  aliqua  probabilitate  sic  et  interpreter 
et  snppleam: 

PBOMO5  FAMELIAI  DONOM  NOTOm  DEDIT 

(rel  DEDET)j  praemissis  quidem  et  dei  appellatione^  et 
eius  nomine  qui  ex  yoto  donavit  promus  familiae.  Nec 
enim  mirum  id  officium  commemorari- a  donatore:  quod  pro- 
zima  ab  ipsius  yilici  munere  dignitate  fuisse  in  familia  Varro 
ostendit  libro  I  rei  rusticae  cap.  16;  5:  Mtaque  ideo  Sasemae 
liber  praecipit  ne  quis  de  fundo  exeat  praeter  nilicum  et 
promum  et  unum  quem  uilicus  legat:  si  quis  contra  exierit^ 
ne  impuue  abeat:  si  abierit,  ut  in  uilicum  animaduertatur.' 
Idemque  (nisi  quid  tempora  in  hoc  genere  mutarunt)  illinc 
conligas  quod,  cum  Plautus  'condum  promum'  dicat  *pro- 
curatorem  peni',  ipsi  ^atriensi  imperantem'  Pseuduli  y.  608  sq., 
procuratorem  et  yilicum  non  semel  Cicero  sociayit  ut  digni- 
tate  antecedentes  ceteris^  ad  Atticum  XIY^  16,  1.  de  orat  I, 
58,  249.  Cui  deo  yotum  donayerit,  diyinare  nemo  homo 
potest:  potuit  Libero  yel  Cereri,  potuit  Laribus,  yel  potius 
cui  non  potuit?  Quo  autem  ordine  excepisse  se  dei,  dona- 
toris,  donationis  yocabula  statuimus,  eundem  cum  Pisaurenses 
lapides  seryant  FERONIA  •  STA  •  TETIO  •  DEDE  [C.  L  L. 
I  n.  169;  P.  L.  M.  E.  tab.  XLIII  B]  et  IVNONE  •  mg  •  MA- 
,  TRONA  .  PISAVRESE  •  DONO  •  DEDROT  [C.  L  L.  I  n.  173; 
P.  L.  M.  E.  tab.  XLm  C],  tum  Romanus  ille  [C.  L  L.  I 
n.  531;  VI,  1  n.  ^74;  P.  L.  M.  E.  tab.  L  A]  MARTEI  •  m. 
CLAVDIVS  .  M  •  /;  cONSOL  •  DED,  item  Florentiae  nuper 
ab  0.  Ribbecldo  repertus,  a  Guilelmo  Vischero  Basiliensi 
ectypo  chartaceo  expresBUS*)  •  •  ISIO  •  •  AR  •  •  ||  M  •  TERE- 


*)  [Hoc  nunns  recte  muratam  esse  ipse  animadvertit  Ritschelids 
Moaei  Bhen.  1  IX  p.  464  adn.;  Mommsenns  enim  1.  1.  rettulit  lapi- 
dem  editnm  qnidem,  qnamyiB  pamm  diligenter,  iam  a  Gorio  Inscr.  Etr. 
I,  18  n.  2S  esse,  ectypon  autem  chartacenm  deberi  Ottoni  Ribbeckio. 

19* 


292  DE   FICTILIBVS   LITTERATIS 

BONIO  .  C  -  L  II  DONVM  •  DAT  •  LIBEN5  ||  MEKITOD,  quem 
mixtae  antiquioris  paulloque  recentioris  temporis  formae  con- 
finio  duarum  aetatium  illi  adsignant  quode  nuper  dixi  Musei 
phil.  nostri  t.  IX  p.  19  [supra  p.  235].  Quamquam  etiam 
alteri  cuidam  ordini  in  Ardeati  epigrammate  locus  est,  ut  in 
28  fine  demum  dei  nomen  subsequatur:  quemadmodum  in  alio 
Pisaurensi  [C.  L  L.  I  n.  168;  P.  L.  M.  E.  tab.  XLIV  JJ  est 
CIISVLA  .  ATILIA  •  DONV  •  DAT  •  DIANE,  vel  in  Pompei 
apud  Plinium  N.  H.  VII,  26,  27  (97)  titulo:   'Cn.  Pompeius 

Magnus  imperator uotum-  merito  Mineruae',  ne  ad- 

iecto  quidem  dedit  v^rbo.  Ad  quod  exemplum  etiam  Ardeas 
inscriptio  nostra  terminata  esse  ipsis  DONO  •  VOTO  verbis 
potuit,  sirailiter  atque  in  lamina  Fabrettiana  illa  [C.  L  L.  I 
n.  62;  P.  L.  M.  E.  tab.  II  ^]  C  •  PLACENTIOS  •  HER.P- 
MARTE  •  SACROM:  nisi  quod  reliquorum  hic  ordo,  ut  me- 
dium  locum  dei  nomen  occupet,  id  quod  frequentissimo  usu 
evenit,  ab  Ardeati  vasculo  prorsus  exclusus  est. 

Postquam  coloribus  pictas  figlinorum  inscriptiones  per- 
secutus  sum,  una  superest  nobilis  patera  (sive  lancem  dicere 
malueris)  Caeretana,  non  pictura  sed  ectypo  opere  et  Sileni 
protomen  barbati  repraesentans  et  litteras  circulatim  positas 
hasce  [vide  tab.  X  fig.  J  et  i]i 

FECIT  •  CALENVS  •  •  CANOLEIVS  •  •  • 

# 

Sic  enim  ordinanda  vocabula  esse  crescens  pone  singula 
punctorum  numerus,  nisi  fallor,  docet*):  si  modo  in  ea  parte 
satis  fidei  gypseum,  quod  Welckerus  possidet  lithographoque 
meo  delineandum  comiter  ut  solet  permisit,  exemplum  habet 
Nam  non  integrum,  sed  fractum  vasculum  ftiisse  cum  reper- 
tum  est  anno  1834,  Gustavus  Kramerus  testatus  est,  qui 
illius  primus  quod  sciam  mentionem  fecit  in  ^Archaeol.  In- 
telligenzblatt'  anni  eiusdem  p.  44,  ubi  in  tribus  testis  tria  se 
inscriptionis  fragmenta  legisse  dicit  ECIT  CALENV  et  XO 
ct  CA.     Quae  fragmenta  et  coniuncta  inter  se  et  aucta  pro- 


Cetenim  editus  nunc  est  titulus  in  C.  I.  L.  I  n.  190,  repraescntatus  in 
P.  L.  M.  E.  tab.  L  D.    C  W.] 

*)   [Postea    intellectum    est    simpliciter  tantum    post  CALENVb 
nomen  interpunctum  ease;  cf.  Enarr.  p.  15.     C.  W.] 


LATINORVM   ANTIQVI8SIMI8.  293 

ximo  anno  talia  apparaerunt  in  Aemilii  Brannii  mei  narra- 
tione  quae  est  in  eodem  diario  anni  1835  p.  10:  CALENV(S)* 
CANOLEIV(S)  .  (P)ECIT.  Eas  autem  litteras  utrum  in  hanc 
speciem  e  firagmentis  composuerit  an  e  vasculo  iam  tum  e 
testis  redintegrato  petierit,  incertum  esi  Certe  redintegra- 
tum  illud  in  antiquitatis  artisque  operibus  Equitis  Durandi 
exstitit:  in  quorum  Descriptione  a.  1836  Parisiis  yulgata  De- 
Wittius  inscriptionem  talem  dedit  p.  350  n.  1434:  CALE- 
XVS .  CANOLEIVS  •  •  •  FECIT.  Quem  est  idem  iUe  Kra- 
merus  securius  secutus^  cum  uno  post  anno  libri  de  vasis  » 
fictilibus  sui  p.  143  scriptum  esse  CALEN VS  •  C ANOLEIVS  • 
FECIT  narravii  Quarum  Utterarum  quid  esse  antiquum, 
quid  accessisse  instaurando  videatur,  nemodum  curiosius  quae- 
sirit:  nec  ego  efficere  ullis  machinis  potui  ut  Parisiis,  quo 
id  yascalum  e  Durandi  coUectione  transisse  in  Thesaurum 
nummarium  (^cabinet  des  m^dailW)  e  Supplemento  descrip- 
tionis  De-Wittianae  p.  18  discitur;  mea  caussa  inspiceretur 
examinareturqae.*)  Hoc  autem  opus  fictile  ut  arte  poculorum 
illorum  mediocritatem  yincit  omnium:  prorsus  enim  affabre 
factum  est:  ita  eisdem  antiquitate  cedii  Cuius  aetas  sat 
certo  sic  yidetur  definiri  posse,  ut  yix  anti^ius  sit  anno  u. 
cDXX^  non  posterius  anno  circiter  DLXX:  quando  illud  VS 
pro  OS  terminatio  suadet,  hoc  L  litterae  non  rectangularis 
usns  postulat^  si  modo  de  hac  littera  yere  disputavi  Musei 
phil.  Rhen.  t.  IX  p.  2  [supra  p.  214].  Satisque  ei  aetati  ser- 
vatam  in  CANOLEIVS  o  litteram  convenire  non  est  quod 
probem  ezplicatius. 


[Cum  Belolai  pocolom  P.  L.  M.  E.  tab.  XI  fig.  G  editum 
sity  eiusdem  tabulae  figuris  KL  figlina  bac  commentatione 
tractata  suppleantur,  praeterea  figura  M  speculum  Cosanum 


*)  [Hoc  qmdem  poBtea  effecit  Ritscheliiu;  immo  etiam  gypBeom 
altenim  ezemplmn  a  Carolo  Lenormaiit  paratam  accepit,  ita  nt  panllo 
accoratiaB  totam  lancem  Caeretanam  ezhibere  potnerit  in  vacno  spatio 
tabnlae  XXXVI.  Praeterea  cf.  Priscae  lat  epigr.  snppl.  IV  p.  XVI; 
Ephem.  epigr.  I  p.  9  n,  7  a  et  6.    C.  W.] 


294  DE  FICTILIBVS   LITTERATI8 

sit  repraesentatum,  de  quo  Priscae  lat  epigr.  suppl.  I  p.  XIV 
addita  diligentiore  inscriptionis  delineatione  accuratius  dis- 
putatum  est,  totam  eam  tabulam  hic  (n.  X)  iterandam  cnrayi, 
quam  infra  scriptis  verbis  Ritschelius  p.  15  sq.  enarravit  C.W.] 
15  Tabulae  XI,    quae    praeter  XXXVI  novissima  omnium 

accessit,   figuris  G  K  L  figlina  tabulae  proximae  X,  fignris 
M  N  0  aerea  tabulae  I  suppleri  volui. 

G  poculum  olim  Millingenianum,  diu  frustra  a  me  qnae 
situm,  tandem  in  museo  Campanae  indagavit  Brunnii  sol- 
lertia:  cuius  manu  delineatum  exemplum  imitati  sumus.  Ynde 
nunc  demum  certo  discitur  non,  quod  diu  creditum  est, 
BEUONAI  deae  nomen,  sed  reapse  BEUOUAI,  de  quo  dubi- 
tabatur,.  scriptum  esse.     [Vide  C.  I.  L.  I  n.  44.] 

K  inscriptionem  vasis  fictilis  petii  e  Garruccii  'Grafiiti 
de  Pompei'  p.  25:  qui,  quale  esset  vel  ubi  repertum  vascu- 
lum  vel  a  quo  possessum,  noluit  nos  certiores  fieri.  [Vide 
C.  I.  L.  I  n.  1499;  Ephem.  epigr.  I  p.  11  n.  15.] 

L  deprompsi  ex  Aemili  Braunii  in  Monum.  et  Annal. 
Inst.  Rom.  a.  1855  p.  52  disputatione,  ubi  tamen  qua  fide 
figuras  litterarum  expresserit,  incertum.  In  museo  Campanae 
etiam  nunc  se^y^ari  intellegitur  ex  huius  Catalogis  Romae 
a.  1859  vulgatis,  ubi  haec  leguntur  class.  IV,  9  p.  42:  ^Busto 
virile  di  alabastro  della  grandezza  del  vero,  esprimente  il 
ritratto  di  personaggio  etrusco,  Damio,  il  cui  nome  appa- 
risce  sul  pieduccio  del  busto.'  Inter  fictilia  quod  reeepi 
(quando  alius  locus  nullus  relictus  erat),  satis  veniae  in  bis 
esse  Braunii  verbis  inventum  putavi:  'questo  stesso  nome  si 
trova  ripetuto  sopra  un  gran  piatto  di  terra  ritrovato  con 
altre  stoviglie  nella  medesima  tomba.*  Ceterum  Datnios 
nomen  haud  scio  an  aliquam  affinitatem  cum  ea  stirpe  ha- 
beaty  unde  dammm  Damia  nomina  manarunt  e  Festo  memo- 
rata  Paulo  p.  68,  8.  9.    [Vide  C.  L  L.  I  n.  1494.]*) 

*)  [K  et  L  iterata  vide  P.  L.  M.  E.  Suppl.  tab.  XCVII  N  0,  in 
quorum  enarratione  (p.  90  sq.)  haec  scripsit  Ritschelius:  'JV  in8cri}»tio- 
nem,  quam  in  tabula  XI  sub  7>  non  potui  nisi  e  Braunii  commen- 
tariis  petere,  Brunnius  nuper  in  rauseo  Canipanae  indagatam  de  arche- 
typo  mihi  dcformavit.  Leviter  incisae  litterae  sant  in  patelU  fictili 
nigra.     Idcm  DAMIO    uomen   in   imaginc   alabastrite   facta  iteratum 


LATIHORVH  AKTIQVISSIMIS.  295 

Speculoram;  quoram  delineata  exempla  ovinium  uni  le 
Brunnio  debeo^  illud  quod  M  signayi,  Cosae  (cui  nunc  ^Or- 
betello'  nomen)  repertum^  Henzenus  bre?iter  enarravit  in 
^BulIettino'  Rom.  a.  1858  p.  104  adnotatione  ad  R.  De- 
Witti  commentariolum,  in  quo  mirum  est  non  speculum^  sed 
pateram  dici.  *  Ceterum  PROSEPNAI  incisum  sit  an  casu 
PROSEPNA  nomini  extremo  lineola  adhaerescat  similis  lit- 
terae,  ambiguum.  —  In  Monumentis  Instituti  arch.  Rom.  a. 
1859  in  tabula  XXIY  yoL  YI  cum  hoc  speculum  tum  proxi- 
mum  editum  iri  perspexi  ex  Actis  acad.  Berol.  eiusdem  anni 
p.  513:  nunc  perspicio  etiam  ex  Annalium  t.  XXX  p.  383. 
[Cf.  C.  I.  L.  I  n  57.J 

N  in  museo  Campanae  a  Brunnio  investigatum^  nuper 
commemoratum  a  me  Mus.  Rhen.  XIV  p.  382^  quam  per- 
obscuram  BIT  inscriptionem  offert,  nemodum  satis  probabi- 
liter  explicayit.  Quod  contra  de  CVDIDO  nominis  scriptura 
ad  ipsam  veritatem  accessisse  Garruccium  arbitror  in  *Bul* 
lettino'  Rom.  a.  1859  p.  98  Dionysiani  erroris  admonentem 
Antiq.  Rom.  I  cap.  68,  qui  versatur  in  PENATES  et  DE- 
NATES  nominum  permutatione.  Quam  enim  prope  in  cur- 
8i?a  potissimum  scriptura  a  D  litterae  similitudine  P  absit, 
cam  aliunde  constat  tum  ipsius  CVPIDO  yocis  exemplo  per- 
spici  potest  e  tab.  XVII,  29.    [Cf.  C.  I.  L.  I  n.  58.] 

0  Praeneste  nisi  coniectura  fallit  oriundum  quas  figu- 
ras  habety  eas  sperare  licet  fore  ut  propediem  eiusdem  Insti- 
tati  illius  yel  Annales  vel  Monumenta  ante  oculos  propo- 
nant.*)  Mecum  solas  inscriptiones  communicatas  esse  doleo**): 
quamm  tertia  dubium  non  est  quin  B€XX€poq)6vTTiv  aequet. 
Qaod    nomen    cum    rationi    convenienter  Belleraphonta    fiat 


tegte  Braunio  Bnmniiu  Buipicatar  a  manu  novicia  esse.  —  O  Vulcis  ab 
eodem  reperta  inscriptiO;  qoae  impressa  est  ansae  eius  gutti  cuius  figu- 
nun  8ub  o  dedi.  Eiusdem  nominis  nota  insignitum  yasculum  similli- 
mnDi  Musei  Kircheriani  Garmccio  praesto  fuit,  cuius  exemplum  tabula 
Doatra  XI  sub  K  ezhibebat'    C.  W.] 

*)  [Cf.  Snppl.  Enarr.  p.  102:  '0  speculum  publicatum  nunc  in 
Monum.  inst.  arch.  Rom.  t.  VI  tab.  XXIX  enarravit  I.  Boulez  Annal. 
t  XXXI  (a.  1S69)  p.  136  sqq.'     C.  W.] 

^)  [Itaque  Suppl.  Enarr.  p.  102   huius  quoque  speculi  imaginem 
ocolis  sQbiectum  esse  ^oluit  Ritschelius.    C  W.J 


296     DE   FICTILIBVS    LITTERATIS   LATINORVM    ANTIQVISSIMIS. 

Latine,  tamen  etiam  antiquiorem  Belleroplmnta  formam  Plau- 
tinorum  memoria  librorum  testatur.  In  Baccliidibus  eDim 
V.  810  (IV,  7;  12)  cum  idlo  ropJuintefH  iam  antiquissi- 
mus  codex  Palatinus  praestet,  ubi  additam  iam  syllabam 
repugnare  numeris  pridem  intellectum  est,  hanc  quidem  pro- 
clivi    coniectura    e    tali    dittographia    repetimus   beUorophan- 

tain 

fem,  Plautinus  versus  ut  huiusmodi  olim  fuerit:  A,  Bt%- 
rophuntam  tms  me  fecit  filius,  Quodsi  ipsa  Plautina  aetate 
nec  geminatum  nec  aspiratum  esse  memineris,  a  MELER- 
PANTA  nomine,  quod  est  in  speculo,  tam  prope  Plau- 
tina  BELEROPANTA  forma  abest,  ut  praeter  extritam,  ut 
multis  exemplis  aliis,  copulam  vocalem  nihil  discriminis  nisi 
pro  m  labiali  labialis  h  restet.  Quam  rationem  omnem  eum 
vix  redditis  mihi  speculi  inscriptionibus  cum  Brunnio  Hen- 
zenoque  tum  aliis  probassem,  post  aliqua  ex  parte  etiam  in 
Gerhardi  Diar.  archaeol.  a.  1859  p.  87*  commendatam  vidi. 
[Cf.  C.  L  L.  I  n.  60.] 


Foesis  Saturniae  spicilegium.^ 


Per  opportunitatem  tabulae  Mnmmianaey  quam  schola-  s 
rnm  indieibus  aestatis  a.  CiDiDCCCLii  praemittebamus  [supra 
n.  lY  p.  83]  y  breviter  quae  leges  essent  versus  Satumii 
significabamus  potius  quam  demonstrabamus.  E  quo  tempore 
etsi  probandae  sententiae  nondum  sumus  otium  nacti,  tamen 
ne  mutandae  quidem  caussam  uUam  invenimus^  sed  confir- 
mandae  tantum  argumenta  bene  multa.  Itaque  cum  ad  nor- 
mam  illic  propositam  ipsum  L.  Mummii  titulum  (quem  intra 
amios  ab  u.  c.  608  et  620  scriptum  esse  Mnsei  nostri  vol.  IX 
p.  3  sq.  [snpra  p.  216]  docuimus)  nuUo  labore  revocassemus 
[▼ide  supra  p.  84]  ^  haud  multo  maiore  negotio  paullo  post, 
cam  inscriptionem  columnae  rostratae  academico  program- 
mate  anni  eiusdem  edebamus  [supra  n.  YI,  l]^  duos  titu- 
los  illos  duce  ez  parte  Godofredo  Hermanno  ezpediebamus 
p.  20  [supra  p.  200]  sqq.,  quos  annis  575  et  580  a  L.  Aemi- 
lio  Regillo  (vel  potius  a  M.  Aemilio  Lepido)  et  Ti.  Sempronio 
Oraccho  post  yictoriaa  Myonnesiam  et  Sardiniensem  factos 


*)  [Programma  academicnm  BonneiiBe  a.  1854  'Natalicia  Augns- 
tissimi  RegiB  Friderici  Gnilelmi  IIII  die  XVm.OctobriB  a.  CIOIOCCCLIIII 
concelebranda  indicit  F.  R.'  singulsriter  sic  inscriptnm:  Toesis  Satnr- 
niae  spicileginm  I  fecit  F.  R.'  Qna  inscriptione  seryata  prodiit  etiam 
apad  bibliopolam  Berolinensem  6.  Trautwein.  ^  Cetemm  hoc  spicile- 
gium  I  mansit  nnicnm,  ita  ut  Bpes  plane  fefellerit  Ritachelium  in  fine 
programmatis  academici  haec  scribentem:  'Incohatae  cnius  absol- 
vendae  non  deerit  opportnnitas  dispntationis  prolnmone  .  .  . 
tamquam  viam  mnniTimns  ad  graTioris  mnneris  ofGcinm.'    C.  W.] 


298  POESIS   SATVRNIAE   SPICILEOIVM. 

Livius  XL,  52  et  XLI,  28  memoriae  prodidit:  atque  adeo 
ab  eodem  Livio  VI,  29  commemoratum  T.  Qninctii  Cindn- 
nati;  dictatoris  a.  374,  de  triumpho  Praenestino  monumen- 
tum  ad  idem  genus  non  sine  specie  ut  putamus  probabilitatis 
post  Niebuhrium  referebamus. 

£x  his  titulis  quin  et  Sempronianus  et  Aemilianus  Sa- 
turnios  versus  prae  se  ferrent,  nec  fere  dubitatum  est  a  quo- 
quam  nec  facile  potuit  dubitari:  quando  et  ipsius  Aemiliani 
principium  pro  exemplo  metri  Satumii  Atilius  Fortunatia- 
nus  p.  2680  P.  posuit  et  de  more  ^duces  Bomanos  uictoriae 
suae  titulos  Saturniis  uersibus  prosecutos  esse  in  tabulis  quas 
in  Capitolio  figerent',  idem  aperto  testimonio  declaravit.  £i 
4  tamen  versus  esse  quos  perscribit  nullo  Livius  ipse  yerbo 
significat.  Quae  res  nou  potuit  non  suspitionem  moTere, 
etiam  alibi  numeros  subesse^  ubi  indicium  metri  nuUum  Li- 
vius  in  veterum  monumentorum  verbis  afferendis  faceret 
Nec  spem  fallere  eventus:  immo  plura  indies  Satuniiorum 
exempla  diligentius  quam  calidius  circumspicienti  offerri.  £o 
igitur  spectabat  quod  anno  cioioccCLiii  ^feracem  numeronun 
quantumvis  rudium'  T.  Livium  dicebam  in  Anthologiae  lati- 
nae  corollario  epigraphico  p.  III  [supra  p.  238]. 

Mox  animum  advertebat  in  horum  exemplorum  parte 
frequentatum  carmen  vocabulum.  De  quo  vocabulo  et^i 
non  sane  ignorabam  longo  ex  tempore  sic  statui  communi 
omnium  sententia;  illi  ut  non  poematis  tantum,  sed  etiam 
'formulae'  cuiuslibet  conceptis  verbis  compositae^  numeris 
autem  non  astrictae  notionem  tribuisse  veteres  crederentur. 
tamen  operae  pretium  facturus  videbar,  si  quae  caussae  es- 
sent  inveteratae  opinionis  quaererem  accuratius.  Intellectuui 
est  et  certis  argumentis  et  idoneis  rationibus  destitutam  esse: 
exemplorum  omnium  vix  ullum  ita  comparatum,  ut  metri 
cogitationem  necessario  excluderet:  plurima  ad  numerorum 
notionem  aut  speciem  vel  suapte  natura  accedere  vel  artis 
probabilitate  accommodari:  quaedam  ne  admittere  qnidem 
prosae  orationis  informationem.  Quod  non  latuisset  puto,  ^i 
in  Saturniorum  potius  domesticam  asperitatem  quam  in  grae- 
eanicae  artis  elegantiam  latinitatis  doctores  nostri  meotem 
intendissent,  Saturniorum  autem  eas  leges  perspectas  habuifi- 


POESIS   SATVBNIAE   8PICILBOIVM.  299 

smt,  qmboB  non  perspectis  non  potuenmt  sane  ^carmina* 
pleraque  non  esse  pedestri  oratione  facta  yideri.  Quo  nisi 
fallimnr  illud  accedebat  quod  nimis  diu  nimii  esse  con- 
sueYenmt  in  poesi  omni  a  latina  gente  cog^atisque  priscae 
ItaUae  incolis  abiudicanda:  quos  quidem  persuasum  habemus 
natarali  iuvenilium  populorum  impnlsu  ipsiusque  antiquitatis 
commoni  instinctu^  simul  atque  supra  cottidianae  consuetu- 
dinis  ieiunitatem  animi  affectus  sitre  pavendo  lugendo  ezse- 
crando  siye  sperando  precando  gratulando  sive  hortando  ob- 
stringendo  sanciendo  aliquantum  assui^eret,  ad  numerorum  5 
modos  Tulgarem  sermonem  evexisse.  Hac  igitur  et  expe* 
rinndi  et  ratiodnandi  via  haud  paullum  fiduciae  nacti  post- 
quam  non  exiguam  Satumiorum  messem  cum  e  Livianis  libris 
tom  ex  aliorura  scriptorum  ^carfnina*  memorantium  ac  pro- 
dentinm^  Macrobii  potissimum;  testimoniis  fecimuS;  facili 
opera  etiam  M.  Porcii  Catonis  librum,  ^gui  inscripkis  est  car- 
mm  de  moribus'  teste  Gellio  XI^  2,  ad  idem  genus  pertinere 
intelleximus.  Quid  enim  miri,  si  Satumiis  versibus,  quorum 
asum  satis  constat  ultra  Catonis  tempora  viguisse,  magis 
quam  perosoram  sibi  Graeculoram  artificio  laudator  ille  tem- 
poris  acti  delectabatur?  Qua  tamen  probabilitate  longe  lon- 
geque  gravior  certae  vis  demonstrationis  visa  est,  quam  ex 
ipsius  legibus  grammaticae  petitam  nuUis,  si  modo  sapimus, 
omqnam  argutiis  infringes.  Nam  ut  unam  ^formulam'  metro 
non  astrictam  carmen  esse  dictum  aliquantisper  largiamur 
potius  quam  concedamus,  tamen  qui  talium  carminum  h.  e. 
sententiarum  vel  praeceptoram  singularium  multitudinem  in 
unum  corpus  vinctam  item  carmenf  non  earminaf  inscriptam 
esse  airimo  nostro  informemus,  sanam  rationem  non  magis  com- 
miniscimur,  quam  qui,  ut  exemplis  utamur,  Publilii  Syri  Sen- 
tentia  vel  rvuiMii  Phocylidis  vel  Plutarchi  'AiT6q)6€TMa  inscribi 
potaerint.  Itaque  ubi  de  poemate  M.  Catonis  eoque  Satumiis 
versibus  condito  sententiam  nostram  non  labefactari  codicum 
mss.  testimoniis  cognovimus,  quae  rogatus  a  nobis  Martinus 
Hertzius  liberaliter  ut  solet  mense  Octobre  anni  cididccclit 
ad  nos  transmittebat^  non  dubitavimus  eiusdem  anni  mense 
Decembre,  cum  in  epitaphium  M.  Atilii  Calatini  disputatio 
incidisset,  haec  scribere  Musei  philoL  IX  p.  7  [supra  p.  220]: 


300  POESIS   SATVRNIAE   SPICILEGIVM. 

^iiber  das  Metrum  dieser  Worte  hat  sich  niemand  geaussert; 
imd  doch  ist^  dass  sie  metrisch  sind^  schon  dmrch  Ciceros 
Zusatz  im  Cato  m.  [17^  61]  bewiesen:  notutn  est  carmen 
incisum  in  sepulcro,  freilich  gegen  die  gewohnliche;  aber 
falsche  Meinimg,  dass  carnien  auch  von  unmetrischen  Formeln 
gesagt  werde.'  Quae  cum  scripsimus,  non  sumus  M.  TuUii 
6  Ciceronis  obliti,  quem  constat  carminis  vocabulum  in  leges 
Xn  tabularum  accommodasse  libro  11  de  legibus  c.  23  §  59: 
^lam  cetera  in  XII  minuendi  sumptus  sunt  lamentationisque 
funebris,  translata  de  Solonis  fere  legibus.  hoc  plus  inquit 
ne  facito:  rogum  asciu  ne  polito.  nostis  quae  sequuntur:  disce- 
bamus  enim  pueri  XII  ut  carmen  necessarium,  quas  iam 
nemo  discit/  De  his  enim  verbis  etsi  in  diversas  partes 
cum  discedi  potest  tum  discessum  est,  tamen  arti  conveniens 
interpretatio  vix  aliud  patitur  nisi  ut  reapse  leges  XII  tabu- 
larum  illae  aliquando  fuisse  in  metri  formam  redactae  cre- 
dantur.  Quae  res  quam  et  a  similium  comparatione  com- 
mendationem  et  demonstrandi  multiplicem  cautionem  haberet, 
meminerunt  puto,  qui  publicis  scholis  nostris  interfuerunt 
aliquot  exemplis  ita  nos  persecutos  esse,  ut  genus  numero- 
rum  ne  hic  quidem  aliud  atque  Satumium  fuisse  ostendere- 
mus.  Velut  ipsum  illud  Ciceronis  exemplum  ad  eam  nonnam 
leni  unius  voculae  transpositione  sic  accedit: 

Hoc  plils  ne  facito:  ne  rogum  -  ascia  polito: 
nisi  ne  asci-a  rogilm  polito  males.  Quamquam  etiam 
rdgum  ne  -  ascia  polito  habet  qui  defendatur.  Namomni 
supersedere  transpositione  ita  tantum  poteris,  ut  resecto  pro- 
nomine,  quod  tamen  ipsi  Ciceroni  tribuere  vix  ausim,  scrip- 
tum  fuisse  in  XII  Plus  ne  facito:  rogum  asci-a  ne 
polito  existimes. 

Haec  autem  quas  breviter  significavi  meditationes  nescio 
quo  usque  in  scriniis  nostris  latitaturae  fuerint,  nisi  huias 
ipsius  anni  decursu  triplex  admonitio,  ut  illarnm  recordatio 
redintegraretur,  effecisset.  Nam  carmen  de  moribns  illud 
Catonis  primum  quidem  E.  Kaercherus  exstitit  qui  non 
soluta,  sed  vincta  oratione  scriptum  esse  pronuntiaret  Philo- 
logi  vol.  VIII  p.  727  sqq.,  recte  ille  carmen  posse  multitadi- 
nem  sententiarum  dici  negans,  trochaicos  autem  tetrametros. 


POE8I8  8ATVRNIAE   SPICILEQIVH.  301 

eosque  ez  parte  parum  bonoS;  e  Gellianis  libri  Catoniani 
testimoniis  tanta  licentia  effingens  quantam  prorsus  damnet 
artis  seyeritas.  Id  non  fugit  magnae  virum  auctoritatis  Au- 
gustum  Boeckhium,  de  eodem  argumento  nuper  disputan- 
tem  in  Actis  academiae  regiae  Berolinensis  mensis  Maii.  Vbi  7 
qaantiyis  acuminis  novum  documentnm  vir  laudibus  nostris 
maior  ediderit^  tamen  nec  rei  summam^  septenariis  Gatonem 
praecepisse  de  moribus,  persuasit  nec  singula  ita  administravit 
ut  non  in  conformandis  et  versibus  et  sententiis  et  con- 
structionibus  aliquotiens  vel  simplicitatem  vel  adeo  rationem 
desideres.  Nec  illud  non  miramur  paullulum  cur,  qui  vel 
addendis  vel  mutandis  sjUabis  vocibusve  tantum  sibi  sumpsit 
quantum,  qui  librariorum  in  eo  genere  socordiam  usu  cogno- 
vimus^  concessum  esse  putamus  omnes,  tamen  unum  illud 
genus  emendationis,  quod  et  leni  et  niodica  vicinarum  vocu- 
larom  transpositione  continetur,  ita  dedita  opera  de^gerit, 
quasi  in  hanc  partem  eidem  illi  numquam  peccarint.  Tertius 
insecutus  est  Alfredus  Fleckeisenus  noster  editis  mense 
Septembre  et  eleganter  ut  solet  adomatis  ^Catonianae  poesis 
reliquiis'  Francofurti  ad  Moenum.  Quas  ille  aliquot  frag- 
mentorum  accessione  anctas  (quae  maximam  partem  iam 
Otlo  lahnius  tetigerat  in  Actis  societatis  Saxonicae  a.  1850 
p.  263  sqq.)  cmn  novo  subtilique  invento  versibus  Sotadeis 
describere  instituit,  mutatione  quidem  subinde  probabiliore 
quam  Boeckhius  rem  expedivit^  sed  tamen  ut  nec  in  singulis 
desint  quae  displiceant  (velut  parum  vel  eleganter  vel  usi- 
tate  in  ezitu  versus  conlocatae  si  seu  particulae,  in  principio 
r.  21  est),  nec  id  ipsum,  quod  est  gravissimum;  a  nobis  qui- 
dem  impetrarit,  ut  et  Sotadeos  et  tales  Sotadeos  a  M.  esse  . 
Catone  factos  cum  aliqua  nobis  confidentia  persuadeamus. 
Yerum  hoc,  cuicuimodi  est,  in  praesenti  non  insistam^  sed 
Satumiorum  potius  meorum  exemplum  proponam,  quo  cum 
Boeckhii  Fleckeisenique  ezemplis  sine  studio  et  invidia  com- 
parato  unicuique  liberum  iudicium  esto,  penes  quem  et  mu- 
tandi  modestiam  et  versuum  concinnitatem  maiorem  agnoscat. 
Concinnitatem  autem  eam  potissimum  dico^  quae  in  versuum 
sententiarumque  ambitu  apte  opportuneque  exaequando  cerni- 
tur.    Itaque  Fleckeisenianum  ordinem  sententiarum  ita  fere 


302  POESIS   SATVRNIAE   SPIdLEOIVM. 

sequar^  ut  a  novissimis  incipiam,  in  primores  easque  gravis- 
8  simas  desinam.  Num  quae  forte  aliae  praeter  eas  quas  Fleck- 
eiseni  diligentia  composuit  apud  scriptores  exstarent,  quae- 
rere  non  potui^  ut  cui  schediasma  hoc  omne^  cui  nunc  fere 
paginas  tantum  librorum  a  me  commemoratorum  adieci;  in 
thermis  Carolinis  conscribillandum  fuerit,  quo  suam  milii 
commentationem  amicus  suavissimus  tramiserai 

1. 
Ergo  M.  Porcii   in  M.  Aurelii  Caesaris    ad  Frontonem 
epistula  p.  54  ed.  Rom.  haec  verba  (XI  Fleck.): 

Kj  ±  ^^  ±  dum  se  intem-pesta  n<5x  praecipitat 

vel  sic  ut  signavi  in  Satumium  intrant  longe  commodissime, 
vel  si  forte  de  caelo  poeta  adiecerat  de  Fleckeiseni  coniec- 
tura^  hoc  modo: 

[De  caelo]  dilm  se  intem-pesta  nox  praecipitai 

2. 

Ipsa  verba  Catonis  si  Plinius  servavit  Nat.  hisi  MI, 
171  SilL:  'quippe  cum  censorius  Cato  ad  filium  de  ualidfe 
quoque  obseruationem  ut  ex  oraculo  aliquo  prodiderit  senilc» 
imientam  praetmturae  mortis  esse  signum%  integer  in  promptii 
versus  hic  est  (X): 

Senili'  iuuenta  praema-tilrae  mdrtis  signumst 

3. 

Non  minus  integer  ille  est  apud  Diomedem  I  p.  358  (E  >: 

Lepils  multum  sdmni  ei  -  adfert  qui  edit  illum, 

transpositis  cum  Fleckeiseno  extremis  illum  edit  vocibus,  in- 
serto  ei  pronomine,  quo  etsi  ad  numeros  nihil  opus  est^  ta- 
men  aegre  caremus  ad  consuetudinem  sermonis. 

4. 
'Paene   divinum  praeceptum'   illud  Catonis,   quo  luliu? 
Victor  artis  rhetoricae  c.  1  p.  197  Or.  utitur,   veri  simili"^ 
est  per  utrumque  hemistichium  sic  pertinuisse  (VII): 
g  Kj  j.  ^  j.  u  rem  te-ne,  uerba  sequentur, 

quam  dimidiura  versum  explesse  geminato  dactylo  inata- 
tiorem: 

u  j.  yj  j.  ^  j.  Kj  rem  tene,  uerba  sequentur. 


POB8I8  SATVBKIAE   SPICniEGIYM.  303 

5. 

Agricola  vd  fortasse  colonus  qui  esaet;  sic  nisi  fal- 
limur  Cato  definivit  (VIII): 

Yir  bdnus  est,  Mirce  fili,  a~randi  peritas; 
Guias  ferramenta  splendent    j.  ^j  j.  ^  j.  ^ 

nisi  qoidem  colmdi  yerbum,  quod  proditum  est  a  Servio  in 
Verg.  Georg.  I^  46,  intellegi  autem  sine  substantivo  nequit, 
addita  Fleckeiseno  duce  agri  notione  males  hoc  ezemplo 
serrare: 

Vir  bdnus  est,  Marce  fili,  -  c61ere  agrilm  peritus. 

Qaod  equidem  praeferre  non  dubitarem  profecto,  si  peritus 
adiectivi  cum  infinitivo  constructi  ezemplum  antiquitas  Cato- 
niana  suppeditaret.  * 

6. 
Huic  cognata  atque  adeo  haud  dubie  vicina  in  Catonis 
carmine  fuit  oratoris  definitio,  qualem  praeter  Quinctilia- 
num  Inst.  orat.  XII,  1  init  et  Plinium  Epist.  IV,  7,  5  M. 
Seneca  Controvers.  lib.  I  praefai  p.  66  ed.  Amstelod.  a. 
aoiacLXXii  commemorat.  Videtur  enim  Catonis  haec  ratio- 
cinatio  fdisse,  ut  primarium  esse  in  omni  vitae  condicione 
et  ciyitatis  bene  coustitutae  caput  virum  honum  esse  pronun- 
tiaret  eamque  sententiam  yariis  ezemplis  exsequeretur.  Huc 
igitur  apprime  talis  versiculus  conveniebat  (VI): 

Vir  bdnus  est,  M&rce  fili,  -  dicendi  peritus, 

siye  in  fine  superioris  versus  orator  praecedebat  sive  ali- 
quanto  prius.  Quod  vocabulum  etsi  eodem  versu  facile  sic 
comprehendas: 

Orator,  M&rce  fili,  -  uir  boniist  dic^ndi 
Perftus 

tamen  illud  plus  gratiae   et  condnnitatis   commendationem  lo 
maiorem  habere  ipsius  firagmenti  5  comparatio  docei 

7. 

Sequitur  ut  Nonii  p.  143   testimonium   disceptemns,   e 

Catonis  *praeeeptis   ad  filium'   haec  verba  proferentis:   ^Uli 

inpercUar  tu  iUe  eeteris  mediastrinum/     Quae   qui  Boeckhium 

probabiliter  rettulisse  ad  magnificam  de  lovis  optimi  maximi 


304  POESIS   SATVRNIAE   SPICILEOIVM. 

potentia  humilique  mortaliuin  condicione  sententiam  credide- 
rit,  nullo  labore  Saturnios  illo  ipso  duce  hos  constituat: 
Kj  j.  Kj  ±  ^  ±  Kj     ±  ille  inperator: 
Tu  illi  ceteris[que  -  dis]  mediastrinus. 

Mihi  fateor  longe  et  simpliciorem  et  tenuiorem  Catonis  sen- 
tentiam  videri,  non  e  recessu  aliquo  philosophiae  haustam, 
sed  ad  vitae  privatae  rationes  necessitatesque  spectantem.  Dis- 
suadebat  enim  ille^  si  quid  yideo^  nimiam  in  servos  indul- 
gentiam  vel  cum  servis  familiaritatem  vel  aliquid  simile,  ut 
quo  facile  eveniret  ut  obnoxius  servo  dominus  oboediret 
potius  quam  obtemperanti  imperaret.  Vt  enim  imperat  fami- 
liae  dominus  proprio  vocabuli  usu,  et  domini  imperium  est 
in  servos,  «ita  idem  imperator  dictus  est  sine  uUa  publicae 
dignitatis  cogitatione.  Velut  cum  apud  Plautum  Curculionis 
I,  2,  20  his  verbis  redi,  respice  ad  me  inclamanti  Phaedroinu 
anus  respondet  imperator  quis  est?  Vel  cum  in  Menaechmis 
V.  444  haec  sunt  Messenionis  verba:  Scd  cqo  inscitus  sum  qm 
ero  me  postulem  moderarier:  Dicto  me  emit  audientetn,  haiui 
imperatorem  sihi,  Vel  Tyndari  in  Captivis  II,  2,  57  haec: 
Qui  impei'are  insueram,  nunc  alterius  imperio  obscquor.  B 
quidem  si  proinde  ut  ipse  fui  inq^erator  fafniliae,  Haheam  (i^ 
minuniy  non  n<ircar  ne  iniuste  aut  grauiter  mi  imjmet,  Hinc 
igitur  consequens  esse  volumus,  ut  in  hanc  fere  speciem  Cato 
filio  praeceperit  (V): 

Ille  inperator,  til  illi  -  certe  eris  mediastrinus. 

8. 
11  Non  magis  Saturnius  numerus  latet  in  illis  apud  LS^ 

necam  Epist.  XV,  2  (vulgo  94)  §  28  praeceptis: 

Emas  n6n  quod  opus  est,  -  sed  qudd  necesse  est: 
Quod  non  opus  est,  asse  -  carum  est  -^  ^  ^  v^ 

Quamquam  cum  ipsius  vim  sententiae  expendentem  non  por 
set  fugere  aliquid  a  Seneca  praetermissum  esse,  quo  necessi- 
riarum  rerum  emptio  probaretur,  eadem  ratiocinatioDe  qui 
postea  vidimus  Boeckhium  usum,  ad  duorum  Satumioruai 
eoruraque  aliquanto  venustiorum  hanc  instaurationem  duce- 
bamur  longe  et  simplicissimam  et  planissimam  (IV): 


POESIS   SATVBNIAE   SPICILEGIVM.  305 

Emas  non  quod  dpas  est,  -  s^d  quod  est  nec^sse. 
[Hoc  semper  uilest:]  qudd  non-6pus  est,  asse  carumst. 

Idem  Catonis  praeceptum  Plutarchum  commemorare  in  illius 
rita  cap.  4  extr.  iam  ab  lahnio  adnotatum  est:  SkixK  hl  ^r\biy 
efiujvov  elvai  twv  TT€piTTuiv,  dXX'  ou  Tic  ou  bciTai,  kSv  dcca- 

piOU  TTlTrpdCKTITai;  TToXXoO  vo^i2l€iv. 

9. 

Ad  Gelliana  fragmenta  pervenimus,  quorum  iUud  quod 
est  ambitu  maximum  ad  eiuBdem  metri  leges  minima  muta- 
tione  revocatur  (III)- 

^  ±  ^  ±  nam  uita  hu-mana  pr6pe  uti  ferrumst. 

Ferriim  si  ex6rce-as,  contdritur  liau: 

Si  n6n  ezerceas,  ta-m^n  robigo  interimit. 

Item  hdmines  ^zercendo  -  cdnteri  uid^mus: 

Si  nil  ez^rceas,  in-ertia  ac  torpedo 

Plus  d^trim^nti  fa-cit  quam  ^zercitio. 

Vbi  ut  inter  ur  si  sjllabas  intercidisse  xiSH  vocabulum  cre- 
datur,  ipsa  vis  oppositionis  requirere  videtur.  Pro  interficU 
sabstitutum  interimit  si  cui  displicuerit,  illud  servare  ascita 
e  vetere  latinitate  tam  forma  poterit: 

Si  n6n  ezerceas,  tam  in-t6rficit  robigo. 

conieri  uidemus  pro  uidemus  conteri  etiam  Fleckeiseno  trans-  is 
ponendum  fuit:  ferrum  altero  versu  iterandum,  paenultimo 
atque  in  ac  mutandum  cum  Boeckhio  tum  Fleckeiseno.  A 
quibus  si  sii4e  -  seu  particulas  inlatas  pro  si  -  si  asciscamus, 
evanescat  sane  si  qua  est  hiatus  in  si  exerceas  offensio,  sed 
multo  gravior  a  constructionis  insolentia  nascatur:  nam  illud, 
quod  quidem  sciamus,  siue  exerces  seu  non  exerces  dicendum 
fuerat.  Hiatum  num  admisisse  Catonem  credam,  dubito:  quem 
tamen  quantilli  est  inserta  tu  syllaba  tollere  Femim  si  tu 
exerceas?  Mitto  nunc  cetera  viri  praestantissimi  artificia,  qui- 
bu8  et  orationis  concinnam  simplicitatem  meo  sensu  haud 
paollo  impeditiore  enuntiatorum  conformatione  obscuravit  et 
insolentissimam  exerceas  vocis  synizesim  parum  feliciter  ezcu- 
savit.  Hoc  unum  addo,  integrum  etiam  in  principio  Satumium 
prodire,  si  forte  hic  quoque  filium  pater  compellaverat: 

Xam  uita  humana,  Marce-fili,  pr6pe  uti  ferrumsi 

FR.  RrrSGHBLII   OPVSCYUL   IV.  20 


306  POESIS   SATVRNIAE   SPICILEGIVM. 

10. 

PauUo  difficiliores  tractatu  illi  versus  sunt,  quonun  me- 
moriam  Gellius  his  verbis  conclusit:  aiuiritiam  omnia  tw/w 
Juzbefe  putdbant,  sumptuosus  cupidtts  elegatis  uitiosus  inritns  q\u 
Iwhehatur^  is  laudabatur.  Tamquam  in  oculos  incurrere  Sa- 
tumios  cum  ab  initio  tum  in  fine  dicas:  refragantur  media, 
sed  non  minus  sententiae  quam  metro  refragantur.  Vitiosum 
esse  uitiosus  vocabulum  nec  Boeckhium  nec  Fleckeisenuin 
fugit:  quorum  hic  luxunosus  substituit,  ille  non  hoc  tantunu 
sed  etiam  ctipidus  adiectivum  prorsus  delevit  ut  e  glossematis 
nata.  Cui  ego  eatenus  assentior  ut  uitiosus  ad  elegans  vocem 
adscriptum  ab  eo  putem  qui  hanc  vocem  apud  ipsum  Gel- 
lium  legisset  'ad  aetatem  M.  Catonis  uitiiy  non  laudis'  fuisse. 
Sed  de  cupidus  verimi  vidisse  Gronovium  patrem  arbitror, 
ortum  illud  e  ciippes  esse  vel  pro  hoc  substitutum.  Tenendum 
est  enim  praeter  cetera,  non  in  eo  esse  Catonem  ut  quaelibet 
vitia  percenseat,  sed  ut  opposita  avaritiae.  Id  autem  ipsum 
18  contra  inritus  potissimum  vocabuli  fidem  ita  valet,  ut  vel 
propterea  mirer  nemini  suspectum  fuisse.  Accedit  autem  quod 
omnino,  qui  tandem  sit  qui  inritus  dicatur  simpliciter,  vix  ac 
ne  vix  quidem  intellegitur:  nec  enim  umquam,  quod  sciamus, 
quemquam  inritim  veteres  dixerunt  nisi  aut  genetivo  casu 
adiecta  aut  ipso  narrationis  tenore  satis  significata  ea  re, 
ad  cuius  notionem  irriti  cogitatio  referretur:  velut  cum  in- 
ritum  spei,  consilii,  legationis  dixerunt,  vel  cum  uariis  adsulH- 
hus  inritus  urget  Vergilius,  inriti  legati  remittuntur  Tacitus: 
et  sic  in  similibus  omnibus.  Et  fortasse  ne  haec  quidem 
antiquioris  latinitatis  fuerunt.  Ergo  nobis  inritt{S  visum  est 
ex  intctus  corruptum  esse,  hoc  autem  ad  aliquem  dativum 
pertinuisse  qui  ipso  illo  uitiosus  glossemate  sede  sua  pelle- 
retur.  Norunt  qui  scriptos  libros  versarunt,  nihil  nos  inso- 
liti  narrare,  si  Catoniani  carminis  librarios  (e  quorum  pec- 
catis  pendebat  Gellius)  ad  vulgatam  nunc  scripturam  velut 
hoc  exemplo  pervenisse  coniecerimus,  ut,  cum  tales  vefsicu- 
los  ante  oculos  haberent: 

cupidus  uitioBUs 

Cuppes  sumptuosus  elegans  deliciis 

Intentus, 


POESIS   SATVBNIAE   SPICILEOIVM.  307 

receptis  quae  supra  scripta  erant  in  YerboraiD  continmtatem 
simul  serpente  errore  vel  temere  traicerent  vocabula  yel  osci- 
tanter  quae  servanda  erant  praetermitterent.  Qualium  tur- 
banim  qui  ezempla  deaiderety  Plautum  evolyat:  affatim  re- 
periet.  Nec  ea  in  coniectura  posita^  sed  ipsorum  dissensu 
codicum  contestata:  nec  recentiorum  tantum  codicum^  sed 
ipsius  Ambrosiani,  modico  temporis  intervallo  a  Gelliana 
aetate  distantis.  Quae  omnia  cum  ita  sint^  non  dubitamus 
Tersuum  Catonianorum  hunc  fere  tenorem  commendare  (I): 

Auaritiam  dmnia  uitia  ha-bere  deputabant: 
Guppes,  siimptu6su8y  -  elegans^  deliciis 
Intentus  qui  habebatur;  -  is  laiidabatur. 

Pro  deliciis  etsi  alia  in  promptu  sunt;  tamen  ad  sententiam 
aptins  non  succurrit,  cum  latius  patens  deliciarum  notio  su-  u 
pellectilis,  epularum,  saltationis,  amoris  voluptatem  omnem 
comprehendat.  Versu  primo  deputabant  pro  putabant  etiam 
Boeckhius  correxit,  corruptelam  ille  quidem  e  grammatico- 
nim  studiis  repetens^  quibus  offensioni  fiiisse  insolens  yoca- 
bulum  suspicatur:  quod  coutra  nobis  longe  simplicior  caussa 
praetermissae  de  syllabae  visa  est  in  re  litterarum  propin- 
quitate  sita  esse. 

11.  12.  13. 

Superest  ut  de  eis  dicatur,  quae  ez  eodem  libro  Catonis 

Gellias  ait  se  ^sparsim  et  intercise  commeminisse'.  E  quibus 

ipsis  yerbis  satis  nobis  veniae  paratum  esset,  si  minus  pro- 

spere  quam  in  adhuc  tractatis  legitimorum  restitutio  numero- 

nun  succederet.   Et  tamen  ne  de  his  quidem  ullo  modo  esse 

clesperandum  yidetur,  modo  quae  ratio  inter  fragmentum  de- 

cimum  et  haec  tria  quae  infra  posui  intercesserit  in  Catonis 

poemate,  recte  perspiciatur:   Vestiri  in  foro  haneste  mos  erat, 

dmi  quod  satis  erat   equos  carius  quam  coquos  emehant,  poetv- 

^  artis  honos  non  erat    si  quis  in  ea  re  studfhat  aut  sese 

od  eonuiuia  adplicabat,  grassator  uocabatur,    Vides  quam  haec 

prima  specie  inter  se  pugnent^   quod  priore  fragmento  illo 

laudata  olim  esse  yita  sumptuosa,  elegans  et  delicata  dicitur, 

sola  improbata  esse  avaritia,  his  autem  maiores  ut  frugi  ho- 

mines  et  parce  continenterque  degentes  praedicantur.     Con- 

20» 


308  POESIS   SATVRNIAE   SPICILEGIVM. 

sentaneum  est  igitur  haec  non  ad  eandem  aetatem  referenda 
esse,  sed  ad  tempora  prorsus  diversa  spectare.  Quae  haud 
scio  an  discriminare  liceat  finitius,  si  meminerimus  quanta 
fuerint  saeculo  ab  u.  c.  sexto,  post  apertam  potissimum  An- 
tiochino  bello  Asiam,  luxuriae  Romanae  incrementa,  quanta 
contentio  legum  sumptuariarum  Oppiae  et  Fanniae  ferenda- 
rum,  quanta  ipsius  Catonis  in  censura,  quam  a.  570  gerebat, 
castigandae  reprimendaeque  prodigentiae  et  mollitiae  acerbi- 
tas.  Ad  haec  igitur  tempora  credibile  est  illa  pertinere  quae 
15  de  perosa  plerisque  avaritia  in  Catonis  libro  Gellius  legerat 
Quibus  percommode  continuari  veteris  atque  antiquae  aetati^ 
comparatio  ita  potuit,  ut  tum  omnia  contra  fuisse  cum  ana- 
phora  diceretur,  cuius  figurae  rhetoricae  religiosius  servandae 
^sparsim  et  intercise'  excerpens  Gellius  et  in  ipsarum  yim 
sententiarum  intentus  caussam  non  haberet.  Qua  ratiocina- 
tione  nescio  an  illud  consequar  ut  unius  eiusdemque  tum 
voculae  triplici  accessione  triplicis  sententiae  lacunam  non 
sine  aliqua  probabilitate  suppleam  hoc  exemplo  (11): 

Vestiri  in  ford  tum  -  mds  erat  honeste: 
Domi,  quod  satis  erat.    ^  -^  ^^  z  w  z  ^ 

Equos  cariiis  tum  -  quam  coquds  emebani 

Poeticae  artis  -  ndn  erat  honds  tum. 

Si  qui  in  ea  re  studebat  -  aiit  sese  adplicabat 

Ad  cdnuiuia,  grassa-tdr  uocabatur. 

Vel  si  hiatum  fugisse  Catonem  severius  putabimus,  Poeticae 
ailtem  artis  — .  Nam  erat  verbi  ultimam  et  origine  sua 
longam  fuisse  et  ab  antiquissimis  poetis  produci  solitam  no- 
runt  qui  in  his  litteris  solito  diligentiorem  operam  posuerunt 
Praeterea  autem  nihil  ausi  sumus  praeter  tria  vocabula  sati* 
simpliciter  transposita:  quod  contra  non  sine  lubricis  muta- 
tionibus  sese  Boeckhius  et  Fleckeisenus  expedieruni 

Reliquum  est  ut  in  Catonianis  ceteris,  quae  ^ad  fiH^^f^ 
pertinuisse  testimonia  eorum  quibus  debentur  scriptoruni 
docent,  nobis  numerorum  vestigia  non  magis  quam  Flect- 
eiseno  apparuisse  fateamur. 


XIL 
De  titnlo  metrico  Lambaesitano.*) 


Namquam  melius  se  poetari  quam  podagrum  si  Rudinus  m 
Tates  vel  gloriari  yel  iocari  potuit^  fatendum  est  haud  paullo 
incommodiore  condicione  philologum  uti  testtuUnea  tarditudine 
a  librorum  aditu  et  tamquam  commeatu  litteratae  supellec- 
tilis  interclusum.  Beiie  factum  igitur,  quod  tam  ingratae 
tamque  inopi  stabilitati  nunc  ipsum  aliquid  et  motiunculae 
et  alimenti  extrinsecus  affertur^  unde  spes  sit  fore  ut  prooe- 
niiandi  cum  officium  tum  consuetudo  saltem  non  prorsus 
destituator.  Transmittitur  enim  ab  amico,  quocum  iam  non 
licet  ut  olim  coram  cu^(piXoXoT€iv,  sibi  Roma  transmissum, 
at  mihi  redderet^  Henzenianum  volumen  inscriptionum 
latinarum,  quo  Orellianam  syllogam  utilissimo  consilio,  prae- 
clara  diligentia  singularique  doctrina  supplere  emendare  locu- 
pletare  instituit.  Acceptissimo  muneri  litterae  accedunt  ple- 
nae  ut  solent  suayitatis:  quibus  amicus  monet  accuratius 
titulum  quendam  Lambaesensem  inspiciam  in  pagina  144 
positum;  in  quo  vix  dubia  sibi  apparere  metri  Satumii  yesti- 
gia.  Negare  id  quidem  alium  amicum  in  communi  sive  Scy- 
tharum  sive  Sarmatarum  regione  secum  degentem,  quem  in 
his  litteris  regnare  omnes  consentiunt:  nec  tamen  suam  se 
suspitionem  facile  missam  facere.  Addit  permissum  sibi  ab 
Henzeno   ut^   si   trellety   illum   titulum    Yoluminis    nondum 


*)  [Prooemiam  IndiciB  scholanun  aestivarum  amii  CIOIOCGCLV; 
iterum  in  publicnm  emissnm  in  'Prooemiomm  Bonnensium  decade'  n.  III 
cun  aactario  in  prae&tione.    C.  W.J 


310  DE   TITVLO   METRICO   LAMBAESITANO. 

IV  publicati  publice  tractaret:  non  igitur  dubitare  se  eamveniam 
tamquam  aliqua  cessione  in  me  conferre.  Quae  cum  ita  sint, 
non  gravabitur  puto  plurimis  mihi  propensae  voluntatis  do- 
cumentis  expertus  carusque  editor  Romanus,  si  accepta  con- 
dicione,  quam  ipsa  suppeditare  Opportunitas  visa  est,  inopiam 
meam  sublevavero.  Transcribam  igitur  titulum  qualem  Hen- 
zenus  typis  exprimendum  curavit,  subiectis  quas  ipse  sub- 
iecit  adnotationibus. 

5716.  ALFINIO  FORTVNATO  0  VISVS  DICEBE  SOM^lO  l 
LEIBER  PATER  BIMAiTVS  ')  lOVIS  E  FVLMIIC  0  NATVS  BASIS 
NA/C  NO  ,VATI0NEM  GENIO  ||  DOMVS  SACRAN)M  |  voTvm 
DEO  DICA^^PREF  II  IPSE  CASTRIS  ADES  ERGO  CVM  PA.^SCO^ 
MCMOR  1  HOC  MVNERE  NOSTRO  ||  NATIS  SOSPITE  MATBE| 
FACIAS  VbERE  ROMAM  ||  DOlUs  MV^RE  HONO,  RE  MACTVM 
C0R0NA|;TVMQVE«)  —  Lambaese.  Descr.  quidam  Francogallo- 
rum  eo  in  exilium  missorum,  mihique  dedit  v.cl.Noel  des  Vergers. 

1)  Num  ita  dictus  pro  bimater?  —  Utut  est,  hoc  certe  consUt 
Liberum  patrem  cum  Dionyso  Semeles  filio  plane  confiindi.  2^  De 
Bjmplegmate  agi  videtur  Bacchi  et  Panisci,  cuius  basin  Alfinius  reoo- 
vaverat.  3)  Nota  soUemnem  sacrificiorum  formulam,  in  inscriptioai- 
bus,  ni  fallor,  nunquam  antea  repertam.  Domini  ipse  videntur  esse  Liber 
pater  et  Paniscus,  quibus  munere  et  honore^  i.  e.  basi  renoYata  et 
coronata,  satis  fecerat  Alfinius. 

De  rei  summa  nolo  longus  esse:  nec  Satumii  versus 
sunt  nec  nulli,  sed  raro  in  titulis  exemplo  ionici  a  minore, 
partim  puri  ad  hanc  formam 

Zaj  JL   —      yj  KJ  J.   ^ 

partim  per  dvdKXactv  sic  fracti 

Ca>   ^   O   _   O   j1   y 

Quos  etsi  nihil  impedit  quominus  septem  tetrametris  descri- 
bas,  tamen  non  una  me  caussa  movet  cur  dimetris  potius  L  ^ 
Anacreonteis  concludendos  putem  in  hanc  speciem: 

Alfinio  Fortunato 

Visiis  dicere  somnio 

Leiber  pater  bimatus, 

louis  e  fulmine  natus, 

Basis  hanc  nouatidnem  ^ 

Geni6  domus  sacrandam. 


D£  TITVLO   METBICO   LAMBA£81TAliO.  311 

Yotifm  deo  dicaui^ 

Praetectus  ipse  castris. 

Ades  ergo  cum  Panisco, 

Memor  h6c  munere  ndstro^  10 

NatiSy  sospite  matre. 

Facias  nidere  R6mam 

Dominis  munere  hon6re 

Mactilm  coronatifmque. 
Formam  puram  habes  quinquiens,  v.  2.  4.  10.  11.  13:  in  his 
bis  contractam  anacrusim  v.  2.  11.  Eandem  anacrusim  mo- 
nosyllabam  etsi  dvaKXui^cvoi  quoque  quinque  ezemplis  prae- 
staDt  V.  1.  3.  7.  8.  14,  tamen  prorsus  liberi  sunt  ab  iambica, 
qaam  refragantem  numero  ionico  inscitia  demum  metrorum 
in  Anacreonteis  qui  feruntur  admisit.  Nec  in  eo  non  artis 
qaoddam  studium  cemitur,  quod  thesim  eidem  dvaKXui^evoi 
raro  longam  habent:  secundam  quidem  v.  3.  14  et  cum  no- 
minis  proprii  excusatione  v.  9:  primam  nusquam  nisi  semel 
et  cum  secundae  productione  et  ut  videtur  cum  arsis  primae 
solutione  coniunctam  in  ipso  dedicantis  noroine  inevitabili 
Aat  enim  choriambum  aequare  Alfinio  forma  putanda  est, 
aat  f  litterae  synizesim  asciscere  ut  in  somnio  v.  2,  quan- 
tumTis  eam  ab  antiquitatis  castitate  alienam.  At  enim  ex 
elegantiore  profecto  antiquitate  hos  versiculos  repet^re  nemo 
facile  animum  induzerit:  tam  non  modo  alia  repugnant,  sed 
in  ipsis  verbis  praeter  mirum  illum  bifnatus  vocis  usum  et 
fwvalio  nominis  novitatem  quaedam  construendi  durities  pa- 
rum  sane  vel  venusta  vel  usitata.  Quae  ut  distinctius  per- 
spiciatur  qualis  sit;  nostris  verbis  enarrato  poematio  opus 
est,  quod  quidem  sic  interpretamur:  Mihi  Alfinio  Fortunato 
uisus  est  somnio  dicere  Liher  pater  bimatus^  louis  e  fulmim 
natuSf  basis  hanc  nouationem  genio  domus  (h.  e.  sibi  ut  genio 
domus  Alfiniae)  scurandam  esse.  Votum  (h.  e.  votam  basim)* 
deo  dicaui,  qui  sum  praefectus  ipse  castris.  Ades  ergo,  Liber 
pater^  cum  Panisco,  memor  factus  hoc  munere  nostro,  natis 
meis,  simul  sospite  matre  eorum.  Facias  me  reducem  uidere 
Romam,  a  dominis  munere  et  honore  madum  coronatfimque. 
In  his  nemo  non  sentit  quam  aspera  sint  v.  12  omissum  me, 
T.  10  cum  ablativo  iunctum  tnenwr,  v.  13  cum  dativo  dominis 


312  DE   TITVLO   METRICO   LAMBAESITANO. 

constructa  mactmn  coronatunique  participia:  ut  alia  condone- 
mus,  quae  pangendorum  versuum  difficultas  extorsit.  Ceterum 
genium  dotnus  interpretatus  sum  ad  similitudinem  talium  titu- 
lorum  qualem  memini  apud  Gruterum  exstare*):  10 VI  GENIO 
DOMVS  T.  SEMPEONI  EX  VDD:  ne  quis  forte  de 
templi  deo  tutelari  Libero  patre  cogitet,  quod  templum  Bac- 
cho  Panique  sacrum  fuerit.  Nam  quod  cum  Panisco  adesse 
deus  iubetur^  sane  spectare  ad  ipsum,  cuius  basis  dedicak- 
vitur,  simulacrum  videtur,  quo  cum  Panisco  ludens  vel  aliquo 
modo  eum  comitem  habens  Bacchus  repraesentari  potuit. 
Dominos  autem,  quorum  munere  et  honore  auctus  Romam 
redire  ad  coniugem  liberosque  Alfinius  cupit  e  castris  Lam- 
baesensibus,  quae  legionis  III  Augustae  fuerunt,  vix  rectt» 
credes  duces  bellicos  dici  simpliciter,  sed  Imperatores  potiu^ 
Caesaresque,  quos  honoris  caussa  salutatos  esse  dominos  cun- 
stat,  in  publicis  quidem  monumentis  a  Diocletiani  imperio. 
in  privatis  iam  ab  Hadriani  temporibus.  Vehit  si  Antoninos 
in  mente  habebat  Alfinius  (cui  tamen  ne  posterius  quidem 
aevum  invidemus),  nec  servatam  ex  antiquitate  LEIBEK 
scripturam  nec  labentis  saeculi  indicium  e  pro  ae  vocalem  in 
PKEFectus  erit  cur  nimis  miremur.  Sed  in  singula  inquirere 
quoniam  privatae  angustiae  et  penuria  librorum  vetant^  sati^ 
nunc  prolusum  esto. 


Hoc  prooemio  enarratum  titulum  Lambaesitanum  po^t- 
quam  denuo  Leo  Renierus  edidit  in  ^lnscriptions  RomaiDes 
de  rAlgerie'  n.  157,  nec  Alfinio  nec  somnio  praeter  ratioDem 
passa  esse  synizesim  intellectum  est,  sed  ALPENO  et  SOMNO 
scriptum  in  ipso  lapide.  Carminis  versu  3  BIMATVS  im- 
prudenti  quadratario  excidisse  pro  BIMATER  Henzeno  duce 
recte  Buechelerus  iudicavit  in  Fleckeiseni- Annal.  phil.  tomo 
LXXVII  (a.  1858)  p.  63.     E  praefatione  Decadis. 

*)  [Inscriptio  ex  momoria  laudata  videtur  esae  Gruteriana  1063, 3 
=  Orell.  1257,  quam  spuriam  iudicavit  Henzcnua  p.  128.    C.  W.] 


XIII. 

De  idem  Mem  pronominis  formis.*) 


Qaod  noD  indignum  iese  maximus  Romanorum  (pace  ni 
ceterorum  dictum  Yolumus)  C.  lulius  Caesar  duxit,  apices 
scripturae  rimari  et  declinandorum  vocabulorum  varietatem 
scratari,  id  quoniam  multo  minus  inhonestum  nobis  est,  qui- 
bus  et  a  quibus  haec  TTpoTpeTrriKa  eduntur  et  ad  accuratam  lit- 
terarum  tractationem  invitamenta,  non  alienum  ab  eo  officio 
putavimus  grammaticas  quaestiunculas  pertexere  in  quibus  ali- 
qaotieDS  versati  sumus.  In  quo  genere  cum  alia  multa  ille  ipse, 
a  cuius  honorifica  mentione  exorsi  sumus,  scitu  digna  prae- 
cepit  eis  libris  quos  de  analogia  *in  transitu  Alpium'  ^scru- 
pulosissimos'  scripsit^  tum  de  idem  pronominis  declinatione 
aliquid  prodidit;  quod  quale  sit  non  satis  planum  fit  Charisii 
p.  86  hoc  testimonio:  is  homo  idem  compositum  facU.  nisi 
quia  Caesar  libro  secundo  singtdariter  idem,  pluraliter  isdem 
dicetidum  confirmat.  sed  consuetudo  hoc  non  semat.  In  his 
enim  verbis  quid  nisi  quia  particulae  sibi  velint  prorsus  non 
perspicitur,  si  nihil  aliud  Caesar  docuit  nisi  quod  communi 
nsu  receptum  ipse  praemisit  grammaticus,  singularem  fieri 
idem.  Aut  igitur  aliam  singulari  formam  Caesar  tribuit, 
aut  aliud  dixerat  ante  Charisius.  £t  hanc  quidem  viam  nos 
nuper  ingressi  in  Monum.  epigr.  tribus  p.  19  sq.  [supra 
p.  138  sq.]  non  singularem  tantum,  sed  pluralem  quoque  ab  illo 

*)  [Prooemium  IndiciB  scholamm  hibemamm  Bonnensium  anno- 
ramCIDIOCCCLV  etLVI;  itenim  in  publicum  emiBsom  in 'Prooemiorum 
Bonnennam  decade'  n.  IV  cnm  anctario  in  praefatione;  cf.  qnae  Rit- 
BcheUus  Mna.  EUien.  t.  XIV  p.  380  adn.  (infra  n.  XIV)  addidit.    C.  W.] 


314  DE    IDEM   ISDEM 

esse  commemoratum  coniecimus,  id  quod  simplicissime  fieri 
IV  hoc  exemplo  potuit:  ^is  homo  idem  compositum  [et  singviarlin 
et  iiluraliter]  facit:  nisi  quod  Caeswr  .  .  .  ipsius  formae  diver- 
sitate  utrumque  numerum  discriminari  iussit.'  Nam  pluralia 
quidem  vix  potuit  aliam  formam  Charisius  proponere  nisi 
quae  illi  cum  singulari  communis  fuit.  Quam  enim  potuisse 
censebis?  quando  iidem  formam  posterior  demum  aetas 
admisit,  eidem  autem  suapte  natura  nihil  differt  ab  idem, 
sed  ab  hoc  solius  scripturae  varietate  distat:  ut,  utricumque 
numero  Caesar  idem  formara  tribuit,  eidem  tacite  etiam 
eidem  tribueret.  Nisi  quod  inter  trisyllabum  sane  et  disvl- 
labum  eidem  certissimum  discrimen  intercedit:  sed  cuiu^ 
nulla  prorsus  in  Charisii  testimonio  significatio  fiat  Vnde 
hoc  non  posse  tale  fuisse  intellegitur:  is  homo  idem  comi^r 
situm  facitf  [et  ei  (vel  i)  homines  eidem\\  nisi  quod  e.  q.  s. 
Nam  haec  si  putabis  ab  illis  excipi  potuisse,  quibus  Caesar 
narratur  contra  suasisse  singulariter  dictum  idem,  pluraliter 
isdem,  quid  omnino  opus  erat  iterata  singularis  numeri 
mentione,  cum  satis  esset  dici  nisi  quod  Caesar  pluralifer  is- 
dem  dicendum  confirmat  — ?  At  fortasse  non  hoc  potius  dt 
Caesaris  consilio  Charisius  tradidit  quam  illud  quod  alteram 
viam  supra  significatam  insistens  Nipperdeius  commendavit 
p.  757,  cui  turbatus  scilicet  a  librariis  ordo  verbonim  sit 
esse  emendandus  visus  est:  7iisi  quia  Caesar  libro  smmi 
idem  pluraliterj  sinqidariter  isdem  dicendum  confirmat  Et 
ita  quidem  fatendum  est  nihil  ad  sanam  rationem  cogitandi 
desiderari,  si,  postquam  singulari  numero  idem  composituc: 
fieri  ab  is  graramaticus  dixit,  eam  formam  potius  plurx. 
Caesarem  servasse,  singulari  tribuisse  isdem  addidii  Et  si 
forte  mirere,  illud  cur  omnino  operae  pretium  duxerit  adnc- 
tare  Charisius,  responderi  potest  propter  id  ipsum  fecisse,  ut 
hinc  ad  Caesaris  praeceptum  dignum  sane  notatu  proficiHf 
retur.  Ergo  in  rem  ipsam  inquirendum  est  et,  num  sit  pn^- 
babile  singulariter  isdem  dici  Caesarem  iussisse,  expenden 
dum.  De  quo  nimium  diximus  cura  sic  olim  iudicavimus . 
s.  s.  p.  20  [supra  p.  139]:  ^ita  quidem  novasse  Caesar  de  .o' 

• 

credendus  sit,  quod  usitatura  ullo  terapore  fuisse  ignorenJU' 
Quod  eara  in  partera  valere  volebaraus  ut,  etiamsi  ex  is  i'* 


PBONOMINIS   FORHIS.  315 

saffiza  dem  syllaba  prius  isdem  quam  breviatam  idem  for- 

mam  coalaisse   certuin   putaremus^   tamen   pristinae  formae 

illias  anctorem  desideraremus.   Qualem  haud  scio  an  Nipper- 

deius  Orellium  habuerit,  qui  adnotatione  in  Ciceronis  Orato- 

rem  p.  119  'frequentissimum  isdem  esse  in  inscriptionibus, 

praesertim  hac  in  formula  L  •  TITIVS  •  CVRAVIT  •  ISDEM- 

QVE  •  PROBAVIT'    afiSrmabat   idque   aliis   ut   adseverarent 

auctor  fiiit.    Verum  de  eo  virum  gptimum  memoria  epigra- 

phica  prorsus  fefellit.^  Bis  exstat  in  inscriptionibus  EISDEM- 

QVE  •  PROBAVERE,  in  Corana  ab  ipso  Orellio  edita  n.  3808 

[C.  I.  L.  I  n.  1149;  P.  L.  M.  E.  tab.  LXVIII  C]  inque  For- 

miana  Mommseni  L  N.  n.  4102  [C.  I.  L.  I  n.  1192;   P.  L. 

M.  E.  tab.  LX  K]:  quibus  exemplis   par  est  in  Praenestina 

ab  Henzeno  vulgata  Musei  nostri  philol.  t.  V  p.  464  [C.  L  L. 

I  n.  1143;    P.  L.  M.  R  tab.  Lni  A]   EISDEMQ  •  LOCVM  • 

EMERVNT:  in  multis  EIDEM  •  PROBAVIT  redit:  nusquam  v 

Yel  isdem  probauere  vel  isdem  probauit  legere  memi- 

nimus.     Sed    semel   sane,    id    quod    eodem   yalet^    eisdem 

iiaciundam)   c(urauit)  scriptum  viderat  Orellius  in  titulo 

DalmaticO;  quem  vitiose  ipse  e  Polcastro  iteraverat  n.  1446^ 

emendate  cum  Furlanettus  edidit  Inscripi  Patav.  p.  18  n.  26 

tom  quinquennio  ante  Cavedonius  in  libro  Mutinae  a.  1842 

publicato  'Indicazione  dei  principali  monumenti  antichi  del 

reale  museo  Estense  del  Catajo'  p.  108  n.  1511  [C.  I.  L.  I 

n.  1468;  m,  1  n.  1772;   P.  L.  M.  E.  tab.  LX  J],   recte   is 

septimo  ab  u.  c.  saeculo  factum  iudicans: 

QVIBIVSLF 

DIANAE  •  V  •  S 

EISDEM- ARAM  • 

DSFC- 

Quo  longe  etiam  luculentius  documentum  idque  triplex  pri- 
dem  lex  Puteolana  praebebat:  quod  monumentum  etsi,  quale 
nunc  habetur^  multo  posteriore  aetate  factum  esse  figurae 
litterarum  docent^  tamen  dubitari  nequit  quin  pristinam  scrip- 
turam  anni  ab  u.  c.  649  in  plerisque  satis  fideliter  serret.  Ibi 
enim  haec  leguntur  in  parte  media  v.  9  EISDEM  •  FORES  • 


316  DE    IDEM  ISDEM 

CLATRATAS  •  II  •  CVM  •  POSTIBVS  •  AESCVLNIEIS  •  FA- 

CITO,  V.  11  EISDEM PARLETEM  •  CVM  •  MARGINE 

ALTVM  .  FACITO  •  P  •  X,  v.  13  EISDEM  •  OSTIVM  •  • 
FENESTRAS  ...  PARIETEM  •  OPSTRVITO.  Postremo 
nostra  aetate  ipsa  eisdemque  probauit  formula  prodiit  e 
Tarracinensi  titulo  cuius  notitiam  G.  Melchiorri  dedit  in  Biil- 
lett.  instit.  archaeol.  Rom.  a.  1842  p.  98  [C.  I.  L.  I  n.  576: 
P.  L.  M.  E.  tab.  LVII  D],  qui  nunc  talis  est: 

\        IVS  .  SER  .  F  .  GALBA  •  COS   PAVIMENTVM 
^-^"^  ^        ^X  ''EISDEMQ VE  .  PROB      '^ 

E  quibus  exemplis  praetermittere  nolumus  id  quoque  discL 
non  in  composito  demum  idem  pronomine  productam  esse  i 
vocalem  compensandae  s  caussa,  sed  eadem  mensura  ipsum 
a  principio  simplicem  is  nominativum  fuisse,  quam  semper 
prima  syllaba  servavit  genetivi  eius,  diu  etiam  dativorum 
ei  EIEI  atque  EIEIS.  Quod  quidem  ita  esse  prorsus  eviden^ 
fit  e  lege  repetundarum  quam  Serviliam  appellitant,  ut  in 
qua  ipse  i  s  nominativus  semel  EIS  scriptus  sit:  SEI  •  EIS  • 
VOLET  .  SIBEI .  PATRONOS  •  IN  •  EAM  •  REM  •  DAREI. 

Hoc  igitur  tam  solido  fundamento  satis  tuto  niti  licebit 
ut,  sicubi  ad  eisdem  vel  isdem  formam  spectare  in  scrip- 
torum  libris  codicura  vestigia  videantur,  confidenter  ei  patro- 
cinemur.  Eius  tamen  generis  non  novimus  nisi  duo  exempla, 
alterum  Ennii,  ad  quem  infra  revertetur  oratio,  Plauti  alte- 
VI  rum:  reliqua  quae  non  parvo  numero  olim  exstitisse  consen- 
taneum  est,  aetas  oblitteravit  omnia.  Est  autem  Plautinus 
versus  Amphitruonis  III,  2,  64,  quem  nuper  [Opusc.  II  p.  432' 
demonstravimus   deleto  mi)d  pronomine  sic  scribendum  CN^^e: 

Verum  eadem  si  isdem  pdrigas,  patiiinda  sunt. 

Vbi  i^dcm  Vetus  scrvavit  cum  Vaticano  Vrsiniano,  ceteri  lil>ri 
partim  iisdem  partim  eisdcm  exhibent:  quo  non  intellecto  «/'"• 
invexit  Camerarius. 

Perspectum  est  igitur  non  sane  de  suo  novaturam  hi^ 
Caesarem  quod  nullo  tempore  usitatum  fuisset,  si  isdcif' 
homo  dicendum  praeciperet.  Sed  vel  sic  tamen,  id  num 
reapse  fecerit,  dubitandi  caussam  gravissimam  eius  forma»' 
comparatio  praestat,  quam  planis  verbis  Caesari  codex  Chari^u 


PBONOMINIS  FORMIS.  317 

tribuit  h.  e.  ut  ille  isdem  haniines  potius  dici  iusserit.  Nam 
cam  consentaneum  sit  profecto  id  Caesarem  commendassey 
quod  a  suae  aetatis  consuetudine  non  nimis  alienum  aliqua 
spes  esset  communi  usu  receptum  iri^  qui  ille  credi  poterit 
prae  eo,  quod  cum  propinquius  esset  facile  perpetuari  posset, 
id  suasisse  quod  propemodum  elapsum  ex  hominum  memoria 
e  longe  remotiore  tempore  repetendum  es80t?  Ea  autem 
ratio  est  quae  inter  pluralem  singularemque  isdem  inter- 
cedit  Hunc  enim  quae  post  Plautinam  Ennianamque  aeta- 
tem  tria  sola  monumenta  servant,  eorum  cum  unum  sit  in- 
certi  temporisy  e  duobus  reliquis  alterum  anno  ab  u.  c.  610 
factum  est  quo  consulatum  Ser.  SulpklYii  SER  •  F  •  G ALBA 
gessit*);  alterum  ad  annum  649  referendum:  recentius  tem- 
pos  quod  testetur^  nullum  exstat.  Contra  in  s  litteram  ter- 
minatus  nominatiTus  pluralis  quam  et  late  patuerit  et  diu 
duraverit;  satis  eorum  multitudo  exemplorum  probat  quae 
cnm  iu  Monum.  epigr.  tr.  p.  18  [supra  p.  135]  sqq.  tum  in 
Museo  philol.  t.  IX  p.  156  [=  Opusc.  11  p.  646]  sqq.  com- 
posuimus.  Et  priore  quidem  loco  cum  anno  656  recentius 
exemplum  non  novissemus^  aliquanto  longius  esse  progredien- 
dum  postea  intelleximus.  Haud  paullo  recentiorem  Campanis 
titulis  illis,  in  quibus  HISCE  vel  HEISCE  MAGISTREI(S) 
frequentatum  est  circa  medium  saeculum  septimum,  Corfinien- 


*)  [De  hoc  titalo  TarracinenBi  supra  edito  RitscheliaB  haec  scrip- 
sit  Enarr.  p.  51:  'G.  Melchiorriaa  in  fBallettino»  Rom.  a.  1842  p.  98 
cam  de  imperatore  Galba  cogitasBct  eiasqae  sentcntiae  defensorem 
ipaam  Borgheaiam  nactna  esset  in  Annal.  inst.  R.  a.  1848  p.  268,  tamen 
quoniam  litteratarae  species  de  septimo  saecalo  eiasqae  priore  adeo 
parte  non  est  allo  modo  dabitari  pasaa,  ad  8er.  Sulpiciam  Ser.  f.  Gal- 
bam  consalem  Tamo  610  titalam  referebam  in  prooemio  hibemo  Bon- 
Denai  a  1855  p.  VI,  abi  de  EISDEM  aiye  isdem  nominatiyo  aingnlari, 
gatis  eo  ab  imperatornm  aetate  alieno,  dixi  ezplicatias.  Quamquam  in 
illiQs  locnm  ai  qoi  consalem  cognominem  anni  646  BubBtitaere  malent, 
noD  habeo  sane  nnnc  qaod  opponam.  Nam  illad  non  moror  qaod 
Pliniam  credant  operie  masiyi  asam  a  temporibas  Salla  prioribas  ab- 
iudicare:  coios  yerba  N.  H.  XXXVI  §  64  (189  Sill.)  «lithoBtrata  coep- 
tayere  iam  sab  Salla»  non  interpretor  de  payimentis  qnibaslibet  sed 
de  pictaratiB  i.  e.  figaraa  repraesentantibaB,  e  qao  genere  non  est  Tar- 
radnenfle.'    C.  W.] 


318  DE    IDEM   ISDEM      • 

sem  Mommseni  n.  5351  [C.  I.  L.  I  n.  1279;  P.  L.  M.  E.  tab. 
LXIV  /]  esse  MAGISTRI  •  LAVERNEIS  exhibentem,  ipsa 
species  scripturae  monstravit.  Non  ante  Sullana  tempora 
Massicara  illam  ib.  5618  [C.  I.  L.  I  n.  1169;  P.  L.  M.  E 
tab.LXXF],  e  qua  HERENNIEIS  SVPINATES  prodiermit, 
factam  esse  ex  eo  apparuit  quod  nequaquam  sic  SVPINATES, 
sed  potius  SVPINATES  illic  scriptum  exstat:  de  cuius  scrip- 
turae  recentiore  origine  alibi  dicetur  propediem  [vide  Musei 
Rhen.  t.  XIV  p.  312  sqq.  (infra  n.  XIV)].  Certam  anni  CS3 
notationem  Campana  inscriptio  habet  nuper  demum  reperta 
in  vico  cui  San  Prisco  nomen,  vulgata  in  BuU.  Neap.  noTo 
a.  1852  p.  13  a  Garruccio  [C.  L  L.  I  n.  573;  P.  L.  M.  E. 
tab.  LXIVG]:  in  qua  item  HEISC  •  MAGISTR  •  redit.  Mo- 
dum  fortasse  excessimus  cum  Vaticanam  Maflfei  Mus.  Ver. 
267,  3*),  in  qua  CN  •  CN  •  CN  •  SEPTVMIEIS  legitur,  ad 
Imperatorum  tempora  rettulimus  [Opusc.  II  p.  648]:  proximo 
a  divi  Caesaris  aetate  intervallo  distare  certum  esi  Quo 
nisi  fallimur  accedunt  e  via  Appia  nuper  effossi  duo  tituli. 
viiquos  habes  in  Annalibus  Inst.  archaeol.  a.  1852  p.  310  ab 
Henzeno  editos**),  in  quorum  altero  LIBERTEIS,  TV- 
RAREIS  in  altero  scribitur  nominativo  casu.***)  Quam  aa- 
tem  declinationem  ne  substantiva  quidem  tum  exuerant,  eam 
sua  sponte  intellegitur  minus  etiam  offensionis  in  pronomine 


♦)  [Cf.  P.  L.  M.  E.  tab.  XCIII  2);  C.  I.  L.  I  n.  1087.  C.  W.] 
**)  [Vide  nunc  P.  L.  M.  E.  tab.  XCIII  C;  C.  L  L.  I  n.  1091.  C.W 
***)  Reliquis  quae  olim  collegimuB  exemplis  nunc  addenda  quae  e 
tribus  monumentis  Theodorus  Mommsenus  Mus.  Rhen.  philol.  t.  II 
p.  463  sq.  protulit:  HEISCE  •  MAGISTRIS  ex  Hispano  titolo  [C.  I.  L 
I  n.  1478;  II  n.  3433],  C  •  L  •  TOSSIEIS  e  schedis  Marini  [C.  I.  L  I 
n.  1497],  M  .  P  .  ROSCIEIS  •  M  ■  F  •  MAIC  e  plumbo  Htfiua  nunc  accu- 
ratissimum  exemplum  Gust.  Dan.  de  Lorichs  praestat  in  libro  Pariiiii 
a.  1852  prodito  ^Recherches  numismatiques  concemant  principalemeot 
les  medailles  Celtib^riennes',  t.  I  tab.  LXXX  [C.  I.  L.  I  n.  1481;  fl 
n.  3439;  P.  L.  M.  E.  tab.  III  G  et  XCVII  C\  Praeterea  silentio  noD 
est  praetereundum  in  Pacuvii  versu  quem  talem  Ribbeckius  Trag.  l*t. 
reliq.  p.  87  exhibuit: 

.  .  ques  sunt  6s?  —  Ignoti,  n^scio  ques  ignObiles, 
non  hanc  formam  es  Charisii  codicem,  sed  is  testari  auctore  Hennco 
Keilio. 


PRONOinNIS  FOBMIS.  319 

habiiaram  fuisse,  in  quo  certam  illi  sedem  pristiDae  formu- 
lae  consuetudo  fixerat. 

Postquam,  quid  Caesar  praecepisse  yideatur^  disceptavi- 
muS;  de  cognato  testimonio  M.  Tulli  Ciceronis  videndum 
est  quod  est  in  Oratore  cap.  47  §  157,  sed  id  et  |i  librariis 
pessime  habitum  necdum  in  integrum  ab  editoribus  restitu- 
tam.  £t  Ciceronem  illo  capite  constat  in  eo  versari  ut,  quid 
in  formandis  vocabulis  consuetudini  aurium  iudicio  obsecun- 
danti  dandum  sit  praeter  regulae  vel  veriloquii  severitatem^ 
yariis  exemplis  persequatur.  Itaque  de  idem  pronomine  sic 
eam  scripti  libri  et  vetustissimi  impressi  disputantem  faciunt 
ut  infira  posui  addita  scripturae  discrepantia  ea,  cuius  aliquis 
in  rem  nostram  usus  est: 

idem  (isdem)  campuis  l^abet  inquit  Ennius  et  in  templis 
idem  (isdem)  probauit.  at  eisdem  (iisdem,  isdem)  erat 
aerius^  nec  tamen  iisdem  (isdem^  eisdem)  ut  opimius. 
male  sonabat  iisdem  (isdem^  eisdem).  impetratum  est  a 
consuetudine  ut  peccare  suauitatis  causa  licerei 
£t  haec  quidem  sic  scripta  qui  defenderet,  praeter  Peterum 
Wellerumque  nemo  exstitit:  quorum  tortuosa  interpretandi 
artificia  non  inutiliter  oculis  perlustrabit  qui^  quid  a  recto 
et  sano  pravum  et  perversum  distet,  notabili  exemplo  cogno- 
scere  volet.  Negandum  est  autem  quicquam  sani  e  codicum 
memoria  effici  nisi  ea  via  quam  laudabiliter  Goellerus  com- 
mentus  est,  ex  unius  is  probauit  vocis  transpositione  turbas 
omnes  misere  luxati  sermonis  repetens  easdemque  simplicis* 
sima  ratione  sic  componens:  nec  tamen  probauit  ut  opimius. 
Qao  loco  ut  probandi  notio  infertur  aptissime,  ita  a  priore 
iUo  rel  idcirco  abiudicanda  est  quod,  si  alterum  dixisse  {Hn- 
guif)  Ennios,  alterum  probasse  dicitur,  putida  fit  in  genere 
tenaissimo  distinctio.  Nec  illud  non  recte  a  Goellero  insti- 
tutam,  quod  Orellium  secutus  Ennio  isdem  campus  hdbet  cum  viii 
Erlangensi  codice  et  Yeneta  altera,  deinde  autem  in  templis 
isdem  cum  uno  Dresdensi  tribuit.  Nam  illud  etsi  Servius 
qaoque  servat  integrum  versum  prodens  in  Aen.  XI ,  326: 

Idem  campus  habet  textrinum  nauibus  longis, 
tamen  quid  tandem  sibi  voluisse  vel  spectare  potuisse  Cice- 
ronem  allato  idem  formae  exemplo  putabis,  qua  ipsius  aetate 


320  DE    JDEM  ISDEM 

nemo  non  uteretur?  Vna  ratio  cogitari  potest  commemorati 
idem  nominativi:  is  ut  opponeretur  alteri  isdem  formae, 
eiusdemque  casus  duplicem  speciem  unum  eundemque  poe- 
tam  probasse  ostenderetur.  At  ita  altero  nominativo  opus 
erat  in  proximo  exemplo  in  tcmplis  isdem:  ubi  tamen  si  is- 
dem  non  ablativo  casu  dictum  esset,  inepte  propositum 
ipsum  exemplum  esset^  cum  exempla  consentaneum  sit  dod 
ambigua^  sed  talia  deligi  quae,  quem  casum  habeant,  ipsa 
compositione  verborum  monstrent. 

His  igitur  sic  constitutis  progrediendum  est  ad  subiec- 
tam  a  Cicerone  ratiocinationem.  Quam  cum  talem  esse  Goel- 
lerus  voluit:  at  eisdem  erat  uerius:  nec  tameti  probauit  «^ 
opimit(s.  maU  sonabat  iisdem,  impetratum  est  a  consuetiidinc 
e.  q.  s.^  non  est  veritatem  assecutus.  Recte  quidem  ille  ab 
initio  eisdem  tuetur  cum  Dresdensi,  Erlangenaiy  Gudiano 
tertio,  Veneta  prima:  sed  quod  deinceps  male  sondbai  iisdnH 
probavit  cum  multitudine  editorum,  nec  per  se  defendi  pot<»st 
nec  satis  est  ad  consummandam  argumentationem.  Male  so- 
nabat  profecto  iisdem,  sed  tam  male  ut  ne  reprobandi  qui- 
dem  caussa  ulla  esset.  Certum  est  enim  labanti  demuin 
latinitati  ii  iis  iisdem  formas  deberi,  Ciceronis  autem  sae- 
culo  tam  ignotas  fuisse,  ut  ne  in  mentem  quidem  illi  veDire 
posset,  dedita  opera  vitatas  a  quoquam  dicere.  Praeterea 
autem  quid  esse  illud  dicamus,  quod  ita  de  uno  isdem  abla- 
tivo,  cur  placuerit  Ennio,  aperitur,  de  nominativo  isdem;  a 
quo  exorsus  erat  Cicero,  ne  verbum  quidem  additur?  boc 
est  de  ea  forma  quae,  cum  multo  inusitatior  esset,  aliquani 
rationis  significationem  multo  magis  postulabat.  Aut  falluDt 
omnia  aut  post  explicatam  ablativi  in  posteriore  exemplo 
rationem  ad  prius  rediit  et  isdem  nomiuativum  ut  mak 
sonantem  repudiasse  linguam  addidit.  Et  servarunt  tnak 
sonahat  isdem  Monacensis  codex  cum  utraque  Veneta.  At- 
que  sic  demum  subtiliores  rationes  Tullianae  disputationis' 
omnes  et  vis  diversa  cum  exemplorum  tum  iudiciorom  siogu- 
lorum  clara  in  luce  collocatae  apparent.  Ad  commune  con* 
silium  illud,  ut  neglectam  esse  veriloquii  legem  suavitati? 
caussa  probetur,  spectant  omnia.  Verius  erat  isdem  cam- 
pus,  quod  dixitEnnius:  suavius  idem,  quod  Ciceronis  aetate 


PRONOMINIS   FORMIS.  321 

usarpabatur  solum.  Yerius  erat  eisdem  templis:  suavius 
Ennio  visum  isdem.  Ergo  hoc  Ennius  probavit:  illud  eon- 
stans  post  Eimium  consiu*tudo  impetravit.  Non  negatur  etiam 
isdem  datiyum  in  communem  consuetudinem  abiisse:  nam 
aut  sic  sane  aut  eisdem  dicere  ipse  Cicero  consueyit  cumix 
aeqnalibus  omnibus:  verum  hoc  iam  ab  Ennio  probari  coep- 
tum  dicitur^  idem  campus  non  dicitur.  Nec  minus  meher- 
cule  simile  veri  est  etiaro  in  Annalium  versibus  123.  127. 
145  nitidissimi  exemplaris  Vahleniani  isdem  pro  idem  eun- 
dem  Ennium^  quam  in  ceteris  praeter  Amphitruonem  exem- 
plis  Plautum  posnisse.  Potuerat  sane  Cicero,  si  vellet,  altero 
Ennii  testimonio  prorsus  omisso  breviter  sic  commentari: 
isdem  (templis)  nunc  dicimus,  quamquam  uerius  est  eisdem: 
impetratum  est  a  consuetudine  ut  peccare  suauitatis  caussa  liceret, 
Maluit  ita  uti  fecit  instituere,  non  tantum  quod  ipsa  invi- 
tante  opportunitate  facile  Enniano  Ennianum  exemplum  so- 
ciaret  taliumque  testimoniorum  beneficio  supersedere  posset 
casQum  appellatione  a  technicis  inventa,  sed  magis  etiam 
propterea  quod  haud  pauUo  diversam  vim  Ennianum  isdem 
atqne  usitatum  Ciceronis  aetate  isdem  haberet,  comparatum 
quidem  cum  eisdem.  Valebat  sane  utrumque  pro  eisdem, 
quae  plenior  forma  et  antiquior  fuit.  Sed  a  Cicerone  iuxta 
cum  isdem  frequentatum  eisdem  (utrumque  enim  cum  opti- 
mis  libris  roonumenta  commendant)  insuave  non  fuit,  quia 
tribns  syllabis  efferebatur:  contra  duabus  efferenda  eadem 
eisdem  forma  in  Ennii  hexametro  fuisset,  idque  illud  est 
quod  huic  displicuisse  significat  atque  haud  dubie  in  suis 
carminibus  improbaturus  ipse  erat  ui  opimius.  Non  plus 
enim  opimi  in  trisyllabo  eisdem  est  quam  vel  in  eidem 
dativo  vel  in  accusativis  eundem  eosdem:  svnizesi  demum 
in  duas  syllabas  coartatum  eisdem  recte  dicitur  quendam 
TtXoreiac^dv  prae  se  ferre.  Nam  huc  fjpimum  valet  nec  vel 
plump  vel  schwerfallig  vertendum  est  cum  interpretibus:  et 
ad  vocalium  pronuntiationem  spectare  Quinctilianus  docet  IX^ 
4,  36,  ubi  de  longis  per  se  et  velut  opimis  syllahis  loquitur. 
Contra  isdem  pro  idem  dictum  non  opimum  potius  est  quam 
asperum  et  duriusculum  concursu  consonantium:  ut  in  hoc 
apprime   cadat  quod  dixit  Cicero    niale  sonare,   quod   si  de 

FR.   UTSCHEUT   OPV8CYLA   IV.  21 


322  DE    IDEM  ISDEM  PRONOMINIS   F0RMI8. 

eisdern  iudicasset^  yerendum  est  ne  nimius  fuisset  vitnpe- 
rando.  Eaque  et  caussa  et  ratio  est,  cur  hoc  posthabuisse 
tantum  tenuioris  formae  lenitati  Ennius  dicatur,  illud  lingua 
prorsus  repudiasse.  Haec  igitur,  si  recte  sensum  scriptoris 
interpretati  sumus,  verba  fuerunt  Ciceronis: 

Isdeni  camptis  habet  inquit  Ennius,   et   in   tempUs  isdem. 

eisdem    erat  uerius:    nec   tamen    probauit    ut    opimias. 

male  sonabat  isdem:  impetratum   est  a  consuetudiDe  ut 

peccare  suauitatis  caussa  liceret. 
Vbi  at  particulam  delevimus  ante  eisdem  positam  vulgo,  ui 
quae  ex  ut  nata  una  cum  contiguo  probauU  verbo  praTam, 
quam  hoc  ipsum  in  libris  obtinet,  sedem  occupaverit:  fortior 
est  enim  quam  pro  oppositionis  lenitate  Ciceronisque  in  hoc 
toto  argumento  consuetudine,  nec  magis  toleranda  quam  si 
paullo  ante  addita  in  his  esset:  nec  uero  reprehenderim  scrip' 
^sere  alii  reni:  [at]  scripserunt  esse  uerius  sentio:  sed  con- 
suetudini  auribus  induJgenti  libenter  ohsequor.  Vnum  restat 
quod  aliquid  scrupuli  inicere  possit:  quod  nuUo  indicio  lector, 
cum  ad  niale  sonahat  isdeni  verba  pervenit,  docetur  ad  nomi- 
nativum  hoc  spectare  nec  continuari  de  ablativo  disputatio- 
nem.  Et  potuit  sane,  si  omnem  cavere  errorem  vellet,  velut 
sic  perspicuitati  scriptor  dedita  opera  consulere:  hie  eisdem 
erat  ueritis,  nec  tanien  prohauit  ut  opiniius.  maie  illic  somAai 
isdeni  ....  Verum  et  recordandum  est  quanta  sit  Cicero- 
nis  in  hoc  aridiore  commentandi  genere  universo  breviloquen- 
tia,  et  reputandum  non  eis  illum  scripsisse,  qui  tanta  in- 
cogitantia  essent  ut  ad  eandem  formam,  quam  modo  proba- 
tam  legissent,  apertissimam  improbationem  referrent. 

Tantae  molis  erat  breviculam  de  re  pusilla  admonitio- 
nem,  sed  magni  viri  admonitionem  sua  sibique  debita  in 
luce  coUocare.  — 

P.  IX  [supra  p.  321]  cum  ^opimus^  vocabuli  usu  Cicero- 
niano  apte  conferri  i  ^xnngue^  illud  Lucilianum  potuit  oppo- 
situm  tenul.  —  Ceterum  a  Caesare  instauratam  isdem  formam 
etiam  hanc  vim  habuisse,  ut  adeo  singularis  numeri  dativum 
satis  mirabiliter  isdem  elatum  sermo  vulgaris  adscisceret,  diii 
nuper  Musei  Khen.  t.  XIV  p.  380  adn.  [infra  n.  XIVJ.  E 
p'acfatione  Dccadis, 


XIV. 
Epigrapliische  Briefe.*) 

An  Herrn  Professor  Th.  MommseiL 


Seit  jenen  lichten  Tagen,  in  denen  jede  Post  zwischen  isi 
Bonn  nnd  Zfirich  epigraphische  lr\vr\ce\c  und  Xuccic  wechselte 
tuid  ein  frohlicher  Gedankenaustausch  wie  im  Spiel  zum 
Emste  fQhrte,  ist  viel  Freud  und  Leid  ttber  uns  hingegangen, 
Btillea  und  offenkundiges.  Mehr  und  mehr  ist  das  sorgenlose 
Spiel  der  harten  Arbeit  gewichen,  hat  sich  der  Ernst,  nicht 
immer  in  rosiger  Farbung,  in  den  Yordergrund  gelagert  und 
sein  kQhler  Luftzug  das  frische  Gewachs  einer  taglich  neu- 
sprossenden  Brieftnittheilung  entblattert.  Die  Oedanken,  die 
miterdess  im  stillen  fortwuchsen,  haben  sich  —  auch  das 
sind  schon  wieder  Jahre  —  auf  beiden  Seiten  yereinsamt. 
Die  kleinen  ond  ephemeren  sind  inzwischen  bei  mir  im  6e- 
wuhl  der  flbrigen  wieder  verkrtlmelty  und  an  ihnen  ist  weiter 
nichts  verloren.  Einige  lebensfahigere,  die  fester  gehaftet 
haben,  drangen  sich  jetzt^  da  der  Abschluss  des  gemeinsamen 
Werkes  herannaht^  wieder  ans  Licht,  um,  wenn  sie  es  ver> 
mogen,  die  Probe  zu  bestehen  und  noch  vor  der  zwolften 
Stunde  Einlass  zu  finden.  Sie  seien  Ihnen  denU;  lieber 
Freundy  in  einer  Reihe  von  gedruckten  Briefen  vorgelegt, 
deren  schlechteste  Empfehlong  es  nicht  sein  wird,  deren 
beste  es  aber  auch  nicht  sein  moge,  dass  sie  die  Erinnerung 
an  ihre  geschriebenen  Yorganger  wach  rufen. 

*)  [Bhein.  MiiBeiiin  f  Philol.  Bd.  XIV  (1858)  p.  181—141;  284— 
319;  378—418;  mit  Zas&tzen  aof  p.  485—488,  die  alle  gleich  an  ihrer 
^telle  eingeordnet  dnd.    C.  W.] 

~  21* 


324  EPIGRAPHISCITE   BRIEFE    I. 

1. 

Die   Marcellus-Inschrift  von  Nola. 

(Anbei  eine  Steintafel*)). 

Wie  vor  Ihnen  Gualterus  und  Remondini,  so  sahen 
auch  Sie  in  Nola  mit  eigenen  Augen  die  ehedem  in  die  Wand 
eines  Patricierhauses  eingelassene,  nun  aber,  wenn  ich  Ihre 
Worte  recht  verstehe,  langst  von  dort  weggenommene  und 
^in  Seminario'  auf bewahrte  Inschrift,  welche  Sie  I.  R.  N.  19S4 
also  publicirten: 

132  M  .  CL  .  \    MAUCELLO 

Il0MAN0\2iVMENSI 
F VG/TO~  R^ N I B ALE 
l^IKEPTIS    •   STlRACVSIS 

-^  V  .  CONS s. 

S  .  P  .  Q  •  N0La(jV^F5  I 

mit  der  Beraerkung,  dass  die  drei  letzten  Buchstaben  jetzt 
uicht  mehr  vorhanden  seien.  Das  heisst  also:  von  den  Tier 
Stucken,  in  welche  nach  Remondini  der  Stein  zerbrochen  war 
und  aus  denen  eben  der  Patricier  Antonio  Mastrilli  zum 
Schmuck  seines  Hauses  das  Ganze  wieder  zusammensetzeD 
liess,  ist  seitdem  eines,  das  kleinste,  verloren  gegangen.  Aber 
auch  die  drei  andern  konnen  schon  heute  nicht  mehr  ganz  in 
dem  Zustande  sein,  in  dem  Sie  sie  copirten,  so  wenige  Jahrt» 
das  auch  erst  her  ist.  Ein  von  unserm  Freunde  Brunn  mit 
der  augenscheinlichsten  Sorgfalt  angefertigter  Papierabdroct 
der  dem  hier  beigefiigten  lithographirten  Facsimile  zu  Grunde 
liegt,  zeigt  numlich  weder  von  Briichen  des  Steins,  die  doch 
sonst  ein  Papierabdruck  mit  so  unfehlbarer  Gewissheit  wie- 
dergibt,  noch  von^  dem  Anfangsbuchstaben  der  vierten  Zeile 
die  geringste  Spur,  vielmehr  hier  und  dort  vollig  glatte  Fla- 
chen.    Vermuthlich  ist  seit  Ihrer  Anwesenheit  der  Kalk  oder 

*)  [Die  Figiir  auf  Taf.  XI  A  iat  dieselbe,  die  hier  urspruDglicB 
beigefugt  war,  und  identisch  mit  der  P.  L.  M.  E.  Tafel  XCVI  Z>,  in 
deren  Enarratio  p.  88  der  Inhalt  des  hier  ErOrterten  kun  iuauniDeii- 
gcfasst  ist.     C.  W.] 


EPIGKAPUISCHE   BKIEFE   1.  325 

GjpS;  mittels  dessen  die  StQcke  zusammengekittet  waren, 
weil  er  schadhaft  geworden,  einmal  erneuert  und  bei  der  Ge- 
legenheit  sowohl  die  klaffenden  Risse  verputzt,  als  der  durch 
einen  solchen  mittendurch  gehenden  Riss  gespaltene  Buchstab 
D  ganzlich  zugeschmiert  worden.    Doch  das  ist  Nebensache. 

Yon  der  Schrift  berichten  Sie:  Hitterae  bonae  sunt, 
aetatis  imperatomm^  quod  notat  iam  Gualterus',  und  von 
Kemondini:  ^sinceritatem  tuetur,  recte.'  Vermuthlich  wohl 
gegen  Muratori^  der  sie  (sehr  fehlerhaft  publicirt)  1809,  2 
unter  seine  ^spuriae  et  dubiae'  gesetzt  hatte,  ohne  ein  wei- 
teres  Wort  dber  sie  zu  aussern.  Der  Fall  ware  selten  genug 
bei  Muratori,  dass  er  eine  achte  Inschrift  angezweifelt  oder 
gar  verurtheilt  hatte,  gegendber  den  unzuhlbaren  Fallen  des 
Gegentheils.  Remondini's  Yertheidigungsgrlinde  kenne  ich 
iiicht;  filr  unhaltbar  muss  ich  sie  aber  auch  ungekannt  er- 
klaren.  Denn  dass  Muratori  voUkommen  Recht  gehabt^  da- 
V0&.  auch  Sie  zu  liberzeugen  und  die  Inschrift  im  kfinftigen  iss 
C.  I.  L.  nur  in  der  Hinterkammer  der  ^falsae  et  suspectae'  zu 
erblicken/scheint  mir  keine  allzu  verwegene  HoShung. 

Nat&rlich  haben  Sie  die  Aechtheit  nur  in  dem  Sinne 
gemeint,  den  Henzen  Orell.  IH^  5347,  wo  er  die  Inschrift 
wiederholt,  mit  den  Worten  ausdrUckt:  ^Titulum  crede  statuae 
tmpore  posteriore  Marcello  erectae*;  wenigstens  konnen  wir 
abwarten,  ob  es  einen  solchen  Thoren  gibt,  der  an  die  alten 
Zeiten  der  Republik  selbst  denken  wird,  um  ihn  dann  — 
laufen  zu  lassen.  Aber,  fragen  wir,  quo  tempore  posteriore? 
Der  allgemeine  Charakter  der  Schrift  weist,  wenn  nicht  mit 
ansschliesslicher  Nothwendigkeit  (denn  die  letzten  Jahrzehnte 
der  Republik  waren  auch  nicht  unmoglich),  doch  allerdings 
mit  Qberwiegender  Wahrscheinlichkeit  auf  die  erste  Kaiser- 
periode  hin.  Um  einen  allbekaunten  Vergleichungspunkt 
beranzuziehen:  man  halte  doch  diese  Schrift  nur  etwa  an 
das  Muster  der  columna  rostrata  aus  der  Claudianischen  Zeit, 
um  sich  gar  leicht  zu  liberzeugen,  wie  gross  im  ganzen  und 
wesentlichen  die  Uebereinstimmung  ist.  Je  bessere  Zeiten 
es  aber  sind,  denen  ein  inschriftliches  Denkmal  angehoren 
soll,  desto  berechtigter  sind  wir  auch,  die  Abwesenheit  sol- 
cher  Nachlassigkeiten^   Incorrectheiten^   Singularitaten   oder 


326  EPIGRAPUISCHE   BRIEFE   I. 

Ungescbicktheiten  zu  erwarten,  die,  wenn  nicht  ohne  Bei- 
spiel,  doch  erst  in  den  Zeiten  des  Verfalls  alten  festen  Her- 
kommens  eingeschlichen  sind.  Und  zwar  dieses  um  so  mehr, 
wenn  es  sich  nicht  um  die  erste  beste  Privatscbreiberei  hau- 
delt,  wo  jeder  individuellen  Willkur  und  Unbildung  Tliiir 
und  Thor  geoffnet  war,  sondem  um  ein  der  Natur  der  Sach».' 
nach  mit  Ueberlegung  und  Sorgfalt  behandeltes  offenthchei 
Monument.  Da  ist  denn  aber  gleich  das  CL  •  der  ersten 
Zeile  eben  so  bedenklich  wie  das  CONS  der  funften.  Dit 
letztere  Schreibung  kommt  ja  freilich  vor,  z.  B.  I.  R  X 
2502.  2503.  4087,  aber  schwerlich  vor  dem  3— 4ten  Jahr- 
hundert  n.  Ch.;  die  Inschrift  aus  guter  Zeit  wfinsche  ich 
noch  zu  sehen,  welche  dafiir  nicht  die  durch  uraltes  Her- 
kommen  sanctionirte  Abkurzung  COS  hUtte.  Noch  schhmmer 
ist  CL-,  erstens  als  Abkurzung  fQr  CLAVDIO  an  sich.  Aucb 
dieses  ist  ja  nicht  schlechthin  unerhort,  wie  es  denn  hei 
Henzen  im  Index  notarum  p.  204  heisst  'CL  Claudias,  Clau 
dia  2^ssim^ :  nur  dass  hier  als  nahere  Bestimmung  ein  'aeta 
tis  infimae'  oder  wenigstens  'inferioris'  am  Ort%  war,  zur 
134  Bezeichnung  namlich  der  Zeiten,  in  denen,  wie  jedermanD 
weiss,  das  ganze  alte  System  romischer  Namengebung  durth- 
lochert  und  zerriittet  ward  und  die  fruhere  strenge  Scheidoii:: 
allmahlich  all  ihre  Bedeutung  verlor.  Was  will  es  also  be 
weisen,  wenn  man  z.  B.  I.  R.  N.  3046  liest  D  M  ||  L  •  C  •  St 
LEVCVS  .  SIBI  II  ET  .  CL  .  IVSTAE  d.  i.  L.  Claudiits  Sdmt*^ 
sibi  ct  Claudiae  Iiisfae  — V  oder  wenn  Flauius  mit  FL-  al-- 
gekurzt  wird  ebend.  1977.  1978  D  .  N  •  FL  •  VALERIO  ||  CON- 
STANITNO,  3118  FL.YACHINTO,  oder  gar  nur  mit  f 
3117  T  .  F  .  AVG  .  LIB  ||  HIERATICO  ||  T  -  F  •  AVG  •  LIB 
lASPIS,  oder  anderwarts  Aurelius  mit  AVR  •  u.  dgL  AWr  | 
selbst  die  Unanstossigkeit  eines  CL  •  an  sich  zugegeben,  w^r 
wird  solche  saloppe  Abkiirzung  -fiir  eine  von  einem  seDatu^ 
populusque  gesetzte  Ehrenstatue  glaublich  linden,  fibr  dic 
doch  die  volle  feierliche  Nennung  des  nomen  von  mindestem 
eben  so  primiirer  Wichtigkeit  war  wie  die  des  cognomeny 
Aber  nicht  genug:  auch  den  fast  unerlasslichen  Zusati 
M  .  F  (um  auf  M  •  N  zu  verzicliten)  vermisst  man  nicht  ohn^ 
gerechte  Verwunderung.     Und   was  wird   uns  dafiir  gebot^    \ 


EPIQRAPHISCHE  BIUEFE   1.  327 

zur  pergonlichen  Indiyidualisirang  des  Mannes?  Ein  kahles 
y  •  CONS :  was  doch  nichts  anders  heissen  kann  als  viro 
msdariy  da,  um  consuli  q\iintum  oder  quinqaiens  lesen  zu 
konnen;  doch  eben  CONS  •  Y  dastehen  mfisste.  Seit  wann 
abor  bat  man,  ich  sage  nicht  im  Zusammenhange  schrift- 
licher  Rede;  aber  in  officieller  Titulatur  vir  cansularis  Ober- 
haupt  gebraucht?  Wir  finden  es  z.  B.  im  Antoninischen  Zeit- 
alter  I.  R.  N.  4619  MACRTNI  ||  VINDICIS  •  HERMOGeNI  | 
ANI .  C  .  V  •  ET  .  C0NSVLARI8,  und  zwar  ttberhaupt,  wie 
Sie  im  Index  p.  473  bemerken,  seltener  zur  Bezeichnung  des 
gewesenen,  als  des  zeitigen  Consul;  aber  im  ersten  Jahr- 
handert  n.  Ch. .  und  von  einem  Manne  des  sechsten  Jahrhun- 
derts  d.  St.  gesagt?  Wie  anders  d.  h.  ganz  nach  antikem 
Brauch  tritt  die  Erwahnung  der  bekleideten  Aemter  und 
Wfirden  auf  in  den  bekannten  Elogien  bertthmter  Manner 
der  Republik  wie  M'.  Valerius  Maximus,  Ap.  Claudius  Caecus, 
Q.  Fabius  Maximus,  L.  Aemilius  Paullus,  C.  Marius;  M.  Livius 
DrusuSy  L.  Licinius  LucuIIus^  die  doch  auch  alle  aus  der 
Kaiserzeit  sind,  und  zwar,  so  weit  ich  sie  aus  Abklatschen 
kenne;  aus  entschieden  spaterer  Zeit  als  auf  die  uns  der  is5 
Schriffccharakter  unserer  Marcellus Jnschrift  hinf&hrt.  Ueber- 
all,  wie  bei  Orelli  I,  535'ff.  [C.  I.  L.  I  p.  283  ff.]  zu  ersehen, 
in  gebtthrender  Folge  und  Fassung,  z.  B.  COS  *  PR  -  AED  * 
CVR .  Q  .  TR  .  MIL  •  AVG  oder  COS  •  VII .  PR  .  TR  .  PL  •  Q  . 
AVG .  TR  •  MIL  und  so  durchweg. 

Beschwichtigen  wir  aber  selbst  dieses  Bedenken,  welch 
unerhorte  Stellung  hatte  doch  noch  immer  der  Titel  V .  CONS, 
der  ja  jedenfalls  unmittelbar  auf  den  Namen  selbst  folgen 
musste.  Wo  er  jetzt  steht,  gibt  er  ttberdiess  nach  aller  gram- 
matischen  Logik  die  unsinnige  Begriffsconstruction:  ^dem 
Marcellus,  der  nach  (oder  Murch')  Verjagung  des  Hannibal 
nnd  Zerstorung  Yon  Syracus  vir  consularis  war'  (oder  Vurde'). 
Und  Terbessem  wir  einmal  die  Stellung^  die  etwa  jemand 
nar  auf  ein  zufalliges  Ungeschick  zurttdcftthren  mochte,  und 
denken  uns  V  •  CONS  gleich  nach  MARCELLO  gesetzt:  wird 
etwa  dann  die  Construction  der  ttbrigen  Zeilen  ertraglichet^ 
Hatte  es  eitien  vemttnftigen  Sinn,  in  der  Kaiserzeit  zu  Mt^tf : 
'dem  Marcellus  hat  nach  Verjagung  Hannibals  und  Z^tft^Hftru^ 


328  EPIGRAPHISCIIE   BRIEFE    I. 

voD  Syracus  Nola  diese  Statue  errichtet'?  Oder  wie  will  mau 
sonst  iibersetzen?  Das  Einzige  ware  noch:  ^dem  M.,  der 
nach  Verjagung  H/s  und  Zerstorung  von  S.  da^  Schwert 
der  Romer  war'  oder  Vurde'  oder  *genannt  ward'.  Aber  wie 
schiilerhaft  undeutlich  und  geziert  zugleich  hatte  doch  ak- 
dann  der  gute  senatus  populusque  von  Nola  stilisirt! 

Weiter  aber,  die  gesuchte  Rhetorik  des  Pradicats  IlotHa- 
narum  ensis  selbst,  wie  kamen  denn  nur  die  Nolaner  darauiy 
War  deim  das  ein  zu  sollennem  Gebrauch  gewordener,  in  das 
populare  Bewusstsein  iibergegangener  Ehrentitel,  der  jedem 
gelaufig  war  bei  der  Erinnerung  an  den  grossen  Haimibal- 
besieger?  Unsere  landliiufigen  Geschichtsbiicher  uiid  Ency- 
clopadien  sagen  zwar  so  etwas;  es  wird  das  aber  eben  eine 
traditionelle  Einbildung  sein,  wie  so  vieles  was  sich  durcli 
den  Reiz  eines  pikaiiten  Witzwortes  forterbt.  Bei  keiDeiu 
lateinischen  Autor  finden  wir  (namlich  ausser  mir  noch  der 
mitsuchende  kundige  Epigraphicus  Dr.  Biicheler)  eine  Spur 
davon,  obgleich  doch  dem  Livius  ein  pragnanter  Ausdnick 
der  Art  wohl  willkommen  genug  gewesen  ware  um  ihn  aii 
passeiidem  Orte  anzubringen,  geschweige  denn  den  spliteni 
Pointenjagern  und  Anekdotenkramern.  Vielmehr  scheint  die 
136  einzige  Quelle  Phitarch  zu  sein  in  zwei  fast  gleichlautendeu 
Stellen:  vita  Marcelli  9  6  be  rToceibiuvioc  qprici  xov  |iiv  0dpiov 
Gupeov  KttXeicGai,  tov  be  MdpKcXXov  Hiqpoc,  und  Fab.  Max. 
19  bio  toOtov  |iev  6  rToceibujvioc  cpr|ci  Gupeov,  tov  b€  Mdp- 
KeXXov  Hicpoc  utto  tujv  *Puj)iaiujv  KaXeicGai,  KipvajievTiv  be  ifiv 
<t>apiou  pepaiOTriTa  Kai  dccpdXeiav  t^  MapKcXXou  cuvTiOeicjt  cw- 
TTjpiov  T^vecGai  Toic  Tuj|iaioic.  Riihrt  nach  dieser  Fassung 
jenes  mehr  oder  weniger  geistreiche  Metaphernspiel  aller- 
dings  nicht  von  Posidonius  selbst  her,  so  fand  es  docii 
Plutarch  nur  bei  diesem;  wenn  es  aber  auch  einRomerwar, 
der  es  zuerst  auskliigelte,  jedenfalls  ist  doch  noch  ein  weiter 
Schritt  von  einer  vergleichenden  Gegeniiberstellung  zu  der 
vereinzelten  Anwendung  jener  beiden  Pradicate.  Fur  aich 
allein  wird  man  den  Marcelhis  wohl  eben  so  wenig  f»'^"»-^ 
Bamanorum  schlechthin  genannt  haben,  wie  den  Fabiiis  K'f 
manorum  scutum.  ^Exercitui  profligato  subuenit  et  eo  noDiine 
ab   exercitu  Minuciano    pater  appellatus   est*    heisst  es  tud 


EP1GUAPUI8CHE   BRIEFE  I.  329 

(lem  letztem  in  dem  Elogium  xl  541  [C.  I.  L.  I  elog.  XXIX], 
das  sich  ausser  Rimini^  wo  es  wenigstens  ehedem  existirie^ 
in  Arezzo,  in  Florenz  and  in  Rom  wiederholt  finden  soU 
nacb  Tonini  'Rimini  avanti  il  principio  deir  era  volgare'  (I) 
p.  358:  aber  nicbts  von  einem  qui  sctUum  Bomanorum  appel- 
lahis  est*) 

Dass  sich  die  Municipalbehdrde  von  Nola  senatus  papu- 
hisgtie  titulirt;  mdssen  wir  ihr  scbon  zu  Gute  halten.  Hatte 
sie  aucb  kein  eigentlicbes  Recht  dazu^  so  nahm  sie  sich^s 
ebeU;  und  wurde  wegen  sothaner  ^falscher  Titelanmassung* 
eben  so  wenig  durch  einen  kaiserlicben  Fiscal  verfolgt, 
wie  ibre  vielen  municipalen  Colleginnen,  die  Sie  selbst 
im  Index  p.  480  (vgl.  zu  5622  und  Henzens  Index  p.  152) 
zusammengestellt  haben,  wenn  sie  sich  statt  ordo  poptdusque  i97 
ebenfalls  S  -  P  •  Q  scbrieben;  oder  D  •  S  •  S  sagten  statt  £X* 
D  •  D^  und  darunter  namentlicb  auch  Campanische  wie  in 
Minturnae,  Teanum,  Cales,  Interamna^  Atella.  Aber  das  darf 
uns  dieser  Nolanische  Senatulus  der  Kaiserzeit  nicht  verflbeln^ 
dass  wir  noch  nachtraglich  neugierig  sind  das  Motiv  zu  er- 
fabren  oder  zu  errathen,  das  ihn  Hberhaupt  dazu  vermochte 
dem  alten  Claudier  Marcellus  ein  Ebrendenkmal  (Bildsaule 
oder  Gedachtnisstafel  oder  was  sonst)  zu  setzen.  Hatte  sich 
der  etwa  durch  hervorstechende  Wohlthaten  um  Nola  der- 
i;estalt  verdient  gemacht,  dass  man  ihm  noch  mehrere  Jabr- 
huiderte  spater  ein  so  dankbares  Gedachtniss  widmete?  Im 
Oegentheil:  als  er  Nola  zuerst  einnahm  (538),  nur  gestfitzt 
auf  die  Senatspartei,   aber  im  erbitterten  Kampfe   mit   der 


*)  Nachtr&glich  veist  xnir  Bflcbeler  doch  noch  einen  Gev&.hrB- 
mann  nach,  zwar  nicht  fQr  ensis,  aber  eben  fflr  sein  Correlat  scutum, 
wenn  nicht  Romanorum,  doch  imperii,  n&mlich  den  Florus  I,  22,  27. 
Aber  die  Art,  wie  dieses  Pr&dicats  des  Fabins  dort  Erw&hnung  ge- 
Bchieht,  zeigt  dentlicher  als  alles,  wie  wenig  wir  berechtigt  sind,  anf 
einem  Offentlichen  Monumcnt  ein  ensis  Romanarum  gleichwie  einea 
uierkannten  Ehrentitel  des  Marcellns  lu  erwarten:  'hinc  illi  cogno- 
men  nonum  et  rei  publicae  salutare  cunctator;  hinc  illud  ex  populo, 
Qt  impefii  scutum  uocaretur.'  AIbo  ein  gelegentliches  Bonmot,  daa  eine 
Zeit  lang  im  Munde  dee  Pnblicums  cursirte,  wie  anch  die  neuere  Zeit 
manche  kennt^  ohne  dasB  es  jemand  einfallt  sie  in  den  feierlichen  Con- 
text  einer  Grabschrift  oder  an  einer  Ehrens&ule  anfzunehmen. 


330  EPIGRArniSCHE  briefe   l 

abtriinnigen  Volkspartei,  hielt  er  auf  offentlichem  Markte 
das  strengste  Gericht,  liess  mehr  als  siebzig  des  Verraths 
schuldig  befimdene  hinrichten  und  ihre  Giiter  confisciren  (LiY. 
23,  17).  Dass  er  bei  dieser  Gelegenheit  einen  Sieg  uber 
Hannibal  erfocht,  einen  Sieg  der,  mat^riell  ohne  besondere 
Erheblichkeit,  allerdings  die  grosse  moralische  Bedeutung 
hatte,  dass  er  iiberhaupt  der  erste  iiber  Hannibal  errungene 
war  (Liv,  c.  16),  das  war  unstreitig  ein  nennenswerthes  Ver- 
dienst  um  den  romischen  Staat;  aber  um  Nola?  Indessen 
die  Stadt  bewahrte  allerdings  weiterhin  den  Romem  Treue 
(eine  Treue  freilich,  die  jetzt  unter  des  Marcellus  starkem 
Arm  nicht  viel  mehr  war  als  die  Unmoglichkeit  der  Untreue;: 
Marcellus  machte  sie  (539)  zur  Basis  seiner  weitem  Opera- 
tionen  gegen  den  Feind  und  besiegte  mit  den  Nolanem  den 
Hannibal  zum  zweitenmal,  diesmal  in  einer  so  entscheiden- 
den  Schlacht,  dass  derselbe  mit  Aufgabe  dieses  Kriegsschau- 
platzes  in  die  Apulischen  Winterquartiere  von  dannen  zog 
(Liv.  c.  41  extr.  —  46):  wahrend  das  vorjahrige  Gefecht  zu- 
nachst  nur  eine  Zuriickziehung  nach  Acerrae  zur  Folge  gehabt 
hatte  (c.  17),  wofiir  doch  auch  in  der  That  das  fugato  Han- 
ntbale  ein  schier  allzu  starker  Ausdruck  ware.  Also  immer- 
hin  Grund  genug,  wie  wir  gera  zugeben  woUen,  far  den 
Localpatriotismus  der  Nolaner,  ihren  Namen  an  den  des  Mar- 
cellus  zu  heften,  dem  die  Stadt  ihren  Platz  in  der  Geschichte 
verdankte,  und  die  Erinnerung  an  das  von  ihm  erfahrene 
Strafgericht  untergehen  zu  lassen  in  dem  befriedigten  Selbst- 
gefiihl,  durch  und  mit  ihm  eine  Rolle  gespielt  zu  haben  in 
138  dem  grossten  Kampfe  Roms.  Mochten  sie  ihn  demnach  mit 
gutem  Fug  als  den  Besieger  Hannibals  und  damit  zagleich 
als  Retter  Nola's  fiir  die  Romer  feiern,  und  diese  Beziehung 
durch  fugato  Hannihale  (gleichviel  ob  mit  Recht  oder  nichtj 
mit  hinlanglicher  Angemessenheit  ausgedrflckt  finden:  aber 
was  in  aller  Welt  hat  mit  diesen  Yerhaltnissen  und  Inten- 
tionen  die  drei  Jahre  spatere  Eroberung  von  Sj^racus  zu 
schaffen?  So  ganz  und  gar  nichts,  dass  eben  darum  nur 
die  Annahme  iibrig  bleibt,  man  habe,  neben  der  specieDen 
Beziehung  zu  Nola,  zugleich  die  Hauptmomente  seiner  Ruhmes- 
laufbahn  iiberhaupt  hervorheben  wollen,  wie  sich  ja  das  auch 


EPIQRAPHISCHE  BRIBFE  I.  331 

f&r  ein  Ehrendenkmal  ganz  gut  flchickt.  Wenn  sicli  nur  zu 
solcher  Absicht  zwei  andere  Dinge  schickten,  von  denen  das 
eine  zu  yiel  und  das  andere  zu  wenig  ist.  Drei  Heldenthaten 
ersten  Ranges  waren  es,  die  den  Ruhm  des  Marcellus  be- 
griindeten:  die  Besiegung  der  Gallier  unter  VirdumaruS;  die 
des  Hannibal  bei  Nola^  und  die  von  Syracus.  Und  90  un- 
wissend  oder  einfaltig  oder  gedankenlos  sollte  der  senatus 
Nolanus  gewesen  sein,  mit  blinder  Hand  zwei  dieser  Siege 
aufs  Gerathewohl  herauszugreifen,  den  dritten  als  nicht  vor- 
handen  zu  ignoriren?  und  zwar  gerade  einen  von  den  bei- 
den,  die  dem  Marcellus  durch  glanzende  Triumphe  belohnt 
wurden^  wahrend  ihm  die  Nolauischen  Thaten  nur  eine  mo- 
ralische  Anerkennung  einbrachten.  Gab  es  etwa  fdr  die 
Nolaner  keine  romischen  Triumphalfasten,  um  in  ihnen  beim 
Jahre  531  (532)  zu  lesen:  M  •  CLAVDIVS  •  M  •  F  •  M  •  N  • 
MAHCELLVS  •  COS  •  DE  •  GALLEIS  •  INSVBRIBVS  •  ET  • 
GERMAN  .  ISQVE  •  SPOLI A  •  OPIMA  •  RETTVLIT  •  DVCE  • 
HOSTIVM  .  VIRDVMARO  •  AD  •  CLASTIDIVM  •  INTER- 
FECTO  .  K  .  MART .?  —  Das  ist  das  Eine;  die  andere  AI- 
beruheit  liegt  in  direptis  Syracusis,  wofiir  unter  jedem  Ge- 
sichtspunkte  captis  zu  sagen  war.  Erstlicb^  weil  dasWesent- 
liche  die  Eroberung  der  Stadt  war,  gleichgiiltig  ob  sie  nach 
derEinnahme  geschont  oder  mishandelt  wurde;  zweitens  weil 
eine  eigentliche  Zerstorung  gar  nicht  stattfand^  sondern  nur 
eine  Plfinderung;  drittens  weil,  wenn  dir(ptis  eben  nur  PlUn- 
derung  bedeuten  soll^  diese  gerade  die  Schattenseite  der 
Eroberung  war,  durch  die  Marcellus  seinem  Namen  einen 
Schandfleck  anhangte;  den  die  Nolaner  auf  einem  Ehren- 
denkmal  alle  Ursache  hatten  zu  verschweigeU;  aber  nicht 
geflissentlich  hervorzuheben. 

Ich  denke  wohl^  das  sind  GrQnde  genug  und  tlbergenug^  is9 
umSie  zu  Uberzeugen,  dass  diesen  titulus  die  Nolaner  unter 
der  Eaiserherrschaft  nicht  machen  konnten.  Rufen  wir  uns 
ncm  zugleich  die  bereits  oben  gewonnene  Erkenntniss  ins 
Gedachtniss,  dass  doch  die  grammatische  Fassung,  wie  sie 
einmal  ist^  ungekiinstelter  Weise  auf  keinen  andem  als  die- 
sen  Sinn  fuhrt:  'dem  M.  haben  nach  Verjagung  des  H.  und 
Zerstorung  von  S.  die  Nolaner  dieses  Denkmal  geweiht',  so 


332  EPIGRAPHISCHE    BRIEFE   I. 

ist  wohl  klar  dass,  wer  immer  die  Inschrift  anfertigte,  sie 
angesehen  wissen  wollte  als  von  denNolanern  im  sechs- 
ten  Jahrhundert  d.  St.  gesetzt.  In  diesem  Knotenpunkte 
der  Argumentation  liegt  demnach  die  handgreifliche  Gewiss- 
heit,  dass  wir  es  hier  mit  der  Falschung  eines  Gelehrten  des 
15ten  oder  auch  des  16ten  Jahrhunderts  zu  thun  haben,  Ter- 
muthlich  eines  Nolanischen  Landsmannes  der  seine  Vater- 
stadt  zu  verherrlichen  sich  gemiissigt  fand,  seinen  Plutarch 
gelesen  hatte,  im  ubrigen  sich  harmlos  des  'non  ultra  posse' 
getrostete*),  zugleich  aber  dem  Steinmetzen  ein  nicht  schlech- 
tes  Schriftmuster  zur  Nachbildung  empfahl.**)  Ligorius  hat 
zwar  auch  im  Namen  des  S  •  P  •  Q  •  NOLANVS  eine  Inschrift 


*)  Mit  Recht  bemerkt  Biicheler  dass,  wenn  wir  so  einmal  auf 
einen  modernen  Falscher  gefiibrt  sind ,  nun  auch  das  V  •  CONS  in 
seinem  Sinne  nicht  fiir  viro  cofisulari,  Bondern  fur  quinquies  coHi>iili 
zu  nebmeu  sein  wird,  wie  ein  Autor  im  Context  der  Rede  sagen  koimtt 
und  eben  von  unserm  Marcellus  Nepos  Hann.  5  (vielleicbt  sogar  die 
Quelle  des  Verfassers)  wirklicb  gesagt  bat,  nur  aber  keine  Inscbrift 

**)  Recbt  scbOnen  antiken  Scbriftcbarakter  bat  (abgeseben  Ton 
den  abgescbmackten  ScbnOrkeleien  der  Interpunction  u.  s.  w.,  die  mit 
den  Bucbstabenformen  selbst  nicbts  zu  tbun  baben)  aucb  die  modeme 
Venezianiscbe  Nacbbildung  des  fragmentirten  Triestiner  Steines  (£and- 
ler  'Inscriz.  dei  tempi  Romani  rinvenute  neir  Istria'  n.  36),  die  ge- 
nauer  als  bei  Orelli  695  so  lautet:  IMP  •  CAESAR  •  COS  •  DESIGN- 
TERT  .  ffl  .  VIR  .  R  .  P  .  C  .  ITERV3  •  MVRVM  •  TVRRESQVE  •  FECIi. 
und  iiber  deren  Aechtheit  oder  Unacbtbeit,  trotz  dee  in  ganz  gleich- 
artiger  Scbrift  unmittelbar  darunter  gesetzten  FRI  •  TER  •  RO  .  IMP- 
DVX  •  AVST  .  u.  8.  w. ,  so  wundersamer  Streit  bat  gefcibrt  werden  kSn- 
nen.  [Vgl.  jetzt  P.  L.  M.  E.  Tafel  LXXXVI  E  und  dazu  die  Enarnitio 
p.  76:  'novicium  exemplum  illud  est  e  vetere  Tergestino  tab.  LXXXIV^ 
effictum,  olim  item  Tergestinum,  nunc  Venetum  .  .  .  Vides  non  dissi- 
milem  rationem  borum  esse  atque  illorum  exemplorum  ad  InnODem 
Seispitem  spectantium  quae  tab.  LXI.  LXIl  repraesentavi.  Vnde  mi- 
rum  non  est  in  tam  diversas  partes  ea  iudicia  discesfiisse,  qaonun 
mentionem  Orellius  ad  696  fecit:  mirum  est  autem  genuinum  baberi 
Venetum  exemplum  ab  eis  potuisse  qui  suis  oculis  lustrassent  et  vel 
lepidam  scripturam  ITERVM  et  III .  VIR  vocabulorum  attendissent,  vel 
inepta  interpnnctionis  artificia,  vel  denique  subiectum  Friderici  III  Roni- 
Imp.  titulum,  minoribus  sane  eum  Htteris  incisum,  sed  minime  «recec- 
tiore  louge  scriptura»  quod  ait  Gruterus  p.  166,  6,  verum  longe  iimil- 
lima;  id  quod  iam  Musei  Rben.  t.  XIV  p.  139  significabam.'    C.  W.J 


EPIORAPHISCHB  BBIEFE   I.  333 

fabricirt,   die  bei  Ihnen  334*  steht:   aber  fQr  ihn  ware  die 
unsrige  theils  zu  einfach  theils  zu  ungeschickt. 

Nun  will  ich  Ihnen  aber  zum  Schluss  alles  preisgeben, 
was  ich  bis  hierher  Torgebracht  habe;  streichen  Sie  es  meinet- 
wegen  von  Anfang  bis  zu  Eude  durch,  und  doch  behalte  ich 
noch  ein  kleines  Beweismittel  Qbrig,  welches  mir  fQr  sich 
allein  genQgt;  um  die  Unmoglichkeit  der  Aechtheit  darzu- 
thun  d.  h.  der  Entstehung  in  irgend  einer  Zeit  des  Alter-  lio 
thums.  Ich  habe  bereitwillig  eingeraumt,  dass  der  Charakter 
der  Schrift  im  ganzen  gut  und  nicht  unantik  sei,  aber  auch 
nur  im  ganzen;  im  einzelnen  sind  hier  so  wenig  wie  in 
ahnlichen  Fallen  anderwarts  die  yerratherischen  Spuren  einer 
modemen  Zeit  fem  geblieben.  Die  heutzutage  fibliche  6e- 
stalt  eines  M;  dessen  beide  Mittelstriche  nicht  bis  zum  Boden 
reicheiiy  sondem  tlber  ihm  im  spitzen  Winkel  zusammentref- ' 
fen,  in  unserer  Inschrift  viermal  wiederkehrend^  also  nicht 
auf  eine  zufallige  Ungenauigkeit  zurOckzufEihren;  diese  Gestalt 
hat  80  wenig  das  dritte  Jahrhundert  vor  Gh.  wie  das  erste 
nach  Ch.  oder  irgend  ein  spateres  gekannt.*)  Ich  weiss  sehr 
wohl^  dass  sie  in  der  alleraltesten  Zeit  yorkommt,  henror- 
gegangen  auf  ganz  naturgemassem  Wege  aus  dieser  Form 
eines  Uralphabets:  f^.  Wir  finden  sie  in  Mdnzaufschriften 
des  aes  grave,  ROMA,  ROM(ANOM),  ROMANORVM  (wenn, 
was  die  letztere  betrifft,  die  Arringonische  Copie  zuverlassig 
ist),  auch  hie  und  da  in  dem  ROMA  von  Mtinzen  nichtromi- 
scber  Fabrik,  vielleicht  (denn  die  Entscheidung  ist  hier  be- 
greiflicher  Weise  oft  ganz  zweifelhaft)  noch  in  einem  oder 
(lem  andem  Beispiel  anderer  altitalischer  StadtmOnzen,  wie 
etwa  in  dem  PROBOVM  oder  PROBOM  der  Suessanischen 
[P.  L  M.  E.  Tafel  VII,  72—74;  C.  L  L.  I  n.  16];  nachstdem 
anf  einigen  der  altesten  Bronzen^  namentlich  in  dem  M  • 
MINDIOS  (nicht  in  VICESMA  ebenda)  des  Manchener  Votiv- 
tafelchens  [P.  L.  M.  E.  Tafel  II  B\  C.  L  L  I  n.  187J,  vielleicht 
aach  m  dem  G  •  M  •  F  des  von  den  ATILIES  SARANES  ge- 


^  [Vgl.  auch  Bhein.  Mus.  XIV  p.  284  f.  (unten  p.  835  f.)  und  in 
P-L.  M.  E.  den  Indez  palacographicus  p.  112  sowie  PriHcae  lat.  epigr. 
Buppl.  II  (unten  n.  XVIII,  2)  p.  X.    C.  W.] 


334  EPIGBAPHISCHE   BRIEFE   I. 

weihten  Widderkopfes  in  Wien  [P.  L.  M.  E.  Tafel  11  A\  C.  1. 
L.  I  n.  42],  woneben  weniges  andere  auch  hier  entre  deux 
bleibt;  ferner  unter  allen  funfzehn  uns  bekannten,  ohne 
Zweifel  dem  5ten  Jahrhundert  angehorigen  Steinschriften  des 
heiligen  Haines  von  Pesaro  auf  einer  einzigen^  wie  Sie  wis- 
sen  noch  nicht  publicirten*),  in  M  •  PLETVRI,  hochst^ns 
etwa  noch  (aber  ebenfalls  sehr  unsicher)  in  NOME?ia  DEDK 
Das  ist  alles;  denn  wenn  bei  der  Einkratzung  von  Wand- 
oder  Topfinschriften  der  nachlassig  gefiihrte  Stift,  mitten 
zwischen  unziihligen  andern  unregelinassigen  BuchstabenTer- 
zerrungen  aller  Art,  zufallig  auch  ein  und  das  andere  in  der 
141  Mitte  zu  kurz  gerathene  M  hervorbrachte,  wie  z.  B.  auf  den 
Grabgefassen  von  San  Cesario  in  MAR,  MAMERTI,  M  CAES, 
MAECI,  PROTEM  u.  dgl,  so  kommt  das  naturUch  gar  nicht 
in  Betracht.  Uebrigens  ist  vom  sechsten  Jahrhundert  an  gar 
keine  Rede  mehr  von  einem  solchen  archaischen  M,  weder 
auf  Stein**)  noch  Bronze  noch  Blei  noch  Knochen  und  Elfen- 
bein  noch  Thon  oder  Kalk;  und  ich  kenne  auch  keine  noch 
so  spate  luschrift  der  Kaiserzeit,  wo  das  anders  geworden 
ware.  Haben  wir  aber  einmal  hier  den  Handwerker  oder 
Zeichner  der  Neuzeit  gleichwie  in  flagranti  ertappt,  so  wer- 
den  wir  um  so  mehr  nur  einem  solchen  auch  die  voUig  un- 
antike  Figur  des  Q  in  der  letzten  Zeile  zur  Last  schreiben; 
es   gibt  kein  Beispiel,    dass    ein    romischer   Lapidarius  den 

*)  Sie  gehOrt  zwar,  wie  eine  sp&tere  Mittheilung  von  Prof.  Fran- 
cesco  Eocchi  iu  Bologna  gemcldct,  nicht  eigentlich  za  den  Qbriges. 
ist  aber  friiher  mit  diesen  zusammen  von  ihm  in  PapierabklatsoheQ 
ubersendet  und  jedenfalls  ganz  in  der  Nilhe  gefunden  worden;  ihr 
hohes  Alter  ist  ausser  Zweifel.  [Sie  ist  jetzt  abgebildet  P.  L.  M.  £. 
Tafel  XLIV  V  und  publicirt  C.  L  L.  I  n.  1427.     C.  W.]  . 

**)  Eine  Steininschrift  (aus  dem  Modenesischen  [C.  L  L.  I  n.  599/ 
ist  es  zwar,  die  uns  iu  den  Namen  des  Consulnpaares  C  •  ANTUXI- 
M  •  TVLI  •  COS  ein  M  darbietet,  das  mit  seiner  Mittelspitze  ziemlich 
weit  uber  dem  Boden  bleibt  —  bedeutend  weiter  nlimlich '  nacb  dem 
mir  zugegangenen  Papierabklatsch  [jetzt  Facsimile  in  P.  L.  M.  E.  Tft- 
fel  LXXXVI  A],  als  Cavedoni^s  Facsimile  im  BuU.  deir  Inflt  1845 
p.  162  erkennen  liisst;  —  aber  sehr  mit  Recht  hat  auch  achon  Bor- 
ghesi  fiir  diese  ganze  Inschrift  eine  scrittnra  a  graffito  als  cha- 
rakteiititisch  hervorgehoben  p.  163  [oeuvres  IV  p.  500],  so  dasfl  bier 
das  Matcrial  zuriicktritt  und  ausnahmsweiso  nicht  massgebend  ist. 


EPIQBAPHI8CHE  BBIEFE   I.  H.  335 

Schwanz  dieses  Bachstaben  nicht  unter  der  rechten  Halfte 
des  Ereises,  sondem  wie  hier  unter  der  linken  aiigesetzt 
hatte.  Aach  yerlauft  er  in  yiel  zu  wenig  horizontaler  Rich- 
tung.  Yon  dem  ungewohnlich  breitgesperrten  H  in  HAN- 
NIBALE  will  ich,  als  einer  yergleichsweise  zu  irreleyanten 
Kleinigkeit,  weiter  nicht  reden.*) 

Boiin,  im  Juli  1868. 

Gem  schlosse  ich  meiner  ersten  Epistel,    die  nur  ein 

negatives  Resultat  abwirft^  gleich  hier  noch  ein  paar  weitere 

an,  die  auf  einen  positiyern  Gewinn  ausgehen^  wenn  nicht 

das  Gewohnheitsrecht  der  ^Miscellen'  fQr  dieses  Heft   zum 

Abbrechen  ndthigte.     AIso  fQr  heute  mit  einem  T.  f.' 

Ihr 

R  Ritschl. 


2. 
Die  luno-Seispes-Inschriften  von  Basel  und  Lanuviimi. 

(Mit  zwei  Steintafeln**)). 

Ich  weiss  nicht  wie  es  zugegangen  ist,  dass  ich  in  mei-  284 
nem  vorigen  Briefe^  da  wo  ich  auf  die  unantike  Figur  des 
M  zu  sprechen  kam  (p.  139  [oben  p.  333]  ff.),  gerade  nur  die 
Halfte  von  dem  gesagt  habe  was  zu  sagen  war,  und  sogar 
nur  die  kleinere  Halfte.  Die  nicht  bis  zum  Boden  herab- 
reichende  Spitze,  in  der  die  beiden  Mittelstriche  zusammen- 


*)  ^Eben  wird  mir  mitgetheilt,  dass  die  Unftchtheit  nnserer  Mar- 
celias-Inflchrift  yon  einem  epigraphischen  Berichterstatter  des  Philologns 
mit  ganz  denBelben  GHIiiden  wie  hier  bewiesen  werde.  Verh&lt  sich 
^  80  [es  yerh&lt  rich  lo,  s.  Phiiol  XIII  p.  178  f.  G.  W.],  so  ist  es 
kein  Wnnder:  denn  ich  selbst  habe  diese  Gr(inde,  mein  Facsimile 
m  der  Hand,  jenem  Berichterstatter  yorigen  Winter  in  Bonn  alle  mfind* 
^b  ▼ordemonstrirt  Einigee  wird  mir  ja  doch  wohl  noch  fibrig  ge- 
^n  Beiii.> 

**)  [Die  erste  (Tafel  XII)  ist  das  onten  p.  286  f  (888)  erw&hnte 
QrBprfiDglich  im  Bhein.  Mns.  IX  zn  p.  460  eingeheftete  Facsimile,  wel- 
ches  dann  als  Tafel  LXI  in  die  P.  L.  M.  E.  anfgenommen  wnrde.  Die 
zweite  Abbildnng  (Tafel  XI B)  wurde  snerst  zn  diesem  AnfiMttEe  mit- 
getheat,  dann  wiederholt  in  P.  L.  M.  E.  Tafel  LXII  A.    C.  W.] 


336  EPIGRAPHISCIIE   BRIEPE    II. 

stossen*),  ist  das  Eine;  das  Andere,  dem  antiken  Brauche 
noch  weit  mehr  widerstrebende  ist  die  Richtung  der  beiden 
'liussern  Beine  des  Buchstaben,  welche  in  der  Marcellu3-ln- 
schrift  Parallellinien  bilden,  statt  nach  unten  stark  divergi- 
rend  zu  verlaufen.  Die  sehr  wenigen  Beispiele,  die  sich  da- 
von  finden,  und  zwar  bemerkenswerther  Weise  fast  immer 
in  Verbindung  mit  der  erstgenannten  Ungewohnlichkeit,  be- 
285  weiseu  entweder  an  sich  nichts  oder  nichts  fur  Steinschrift. 
So  vor  allem,  wenn  die  eingekraii;zten  Nameu  der  Aschen- 
topfe  von  San  Cesario  n.  30  und  42  (nach  der  Zahlung  bei 
Lupi  Sever.  mart.  p.  86  flF.  [C.  I.  L.  I  n.  850.  868],  aber  nafh 
den  Zeichnungen  bei  Garrucci  Bull.  arch.  Nap.  n.  s.  I  tav.  12 
[P.  L.  M.  E.  Tafel  XV,  30.  42]),  ein  solches  M  in  MAMERTI 
und  M-CAES-GALLVS  darbieten.    Auch  mit  den  Aufschrif- 


*)  Zu  den   p.  140  [oben  p.  333 J  f.  angefiihrten   Beispielen  \&i>en 
sich  hinzufiigen  die   (mir  freilich  weder  aus  den  Originalen  noch  anch 
aus  Abdriicken  bekannten)    glandes  4.  30.  54.  71   bei  de  Minicis  (Diss. 
d.  pontif.  acead.  Rom.  di  archeol.  t.  XI)  [P.  L.  M.  E.  Tafel  VIII  8.  27; 
IX  38.  (7);  C.  I.  L.  I  n.  650.  665.  693.  650];  ferner  unter  einigen  nud  20 
der  jiingst  entdeckten  Pranestinischen  Grabschriften,   auf  denen  uIkt- 
haupt  ein  M  vorkommt,  die  einzige  MAIO  •  ORCEVIA  •  M  •  F  n.  48  ki 
Henzen  Mon.   ed   Ann.    d.  Inst.  1855  p.  74  If.  [C.  L  L.  I  n.  136;  P.  L 
M.  E.  Tafel  XLVII,  49j  (hochstens   noch  ANICIA  •  M  •  F  n.  4  [C.  I.  L 
I  n.  77;  P.  L.  M.  E.  Tafel  XLV,  1],  oder  mit  fast  ununterscheidbar  ver- 
laufenden  Grenzen  vMTORIAI  M-  OPI  •  ALBI  n.  37  [C.  I.  L.  I  n.  122; 
P.  L.  M.  E.  Tafel  XLV,  11],    TAPIOS  •  M .  L  n.  63  [C.  L  L.  I  n.  VoO: 
P.  L.  M.  E.  Tafel  XLV,  22]),  allenfalls  auch  DONVM  und  MERITUl» 
auf  der  Rhein.  Mus.  IX  p.  454  facsimilii-ten  Florentiner  Inschrift  [C.  I 
L.  I  u.  190;  P.  L.  M.  E.  Tafel  L  !>],  obwohl  es  auch  hier  eine  beinali^ 
verschwindende  Kleinigkeit  ist,  wodurch  der  Buchstab  von  der  gani 
normalen  Form  abweicht.    Um  so  mehr  wird  man  an  rein  znflUige  Cc- 
genauigkeit  zu  denken  haben,   wo  sich  daneben  in  derselben  Inschrift 
das  Regelrechte  findet,   z.  B.  in  den  Distichen  der  jtlngsten  Scipionen- 
grabschrift  (Or.  554,    Piranesi  tab.  V   fig.  C    [C.  I.  L.  I  n.  38;    VI,  I 
n.  1293;  P.  L.  M.  E.  Tafel  XLII  L])  in  MIL  und  MAIORVM  neben  den 
allerdings  ein  wenig  verkurzten  M  in  MORIBVS,  ACCVMVLAVI,  PRO- 
GENIEM,  LAVDEM,  ME.  —  Ueberall  gilt  auch  hier,    dass  die  Aos- 
nahme  nur  die  Regel  bestatigt.  —  (Die  Uebersetzung  des  rechtwinklii^o 
L  in  das  spitzwinkligo,  und  was  dergleichen  mehr  ist,    mnss  ich  m«? 
schon  bitteu  hier  und  im  Folgenden  selbst  in  Gedanken  vorxunehmcn. 
da  mich  dafiir  die  Druckerei  im  Stiche  lasst.) 


£PIORAPHISCII£   BRIEFE   II.  337 

ten  Ton  Schleuderbleien  werden  wir  es  nicht  allzuscharf  zu 
nehmen  haben^  theils  des  ffir  den  Schreiber  unbequemen 
Materials  wegen,  theils  weil  auf  de  Minicis  Zeichnungen  (in 
seinen  Nummem  56.  63.  II,  vielleicht  auch  54)  gar  kein  un- 
bedingter  Verlass  ist.*)  So  bleiben  uns  nur  ein  paar  Gladia- 
toren-Tesseren  iibrig,  namentlich  die  n.  211  und  207  bei 
Cardinali  (Dipl.  imper.  p.  121  ff.  [Ritschl  Tesserae  gladiat. 
n.  58  und  54  =  der  dort  beigefagten  Tafel  III  P  und  S])  mit 
DOMITI  und  DRVSC^^MSIL.COS:  was  man  denn  eben 
wird  mflssen  als  zufallige,  jedenfalls  ganz  vereinzelte  Aus- 
nahme  gelten  lassen.  Auf  allen  Hunderten  von  Steininschrif- 
teu  da^egen,  die  in  Abdriicken  vorliegen,  gibt  es  ein  Bei- 
spiel  eines  parallelbeinigen  M  nie  und  nirgend,  mit  eioziger 
Ausnahme  eben  des  Nolaner  Steines. 

Der  gemeinsame  paliiographische  Gesichtspunkt  ist  es, 
der  mich  veranlasst  hier  eine  nochmalige  Besprechung  der 
Schieferplatte  des  Baseler  Museums  anzuschliessen,  Qber  wel- 
che  Sie  in  diesem  Museum  IX  p.  450  ff.  (=  BuII.  d.  Inst.  di 
eorr.  arch.  1853  p.  170  ff.)  handelten.**)     Zwar  Ihnen  habe 

^)  Dariiber  weiter  nntcn  [p.  346]  noch  eine  Bemerknng  auf  An- 
lass  dea  geschlossenen  P. 

**)  [Zn  diesem  Anfsatz  Mommsen^B  machte  Ritschl  p.  469  folgende 
Anmerkong:  'Ich  filge  ihr  lithographirtes  Facsimile,  nnd  zwar  in  der 
GrOsse  des  Originals,  nm  so  lieber  bei,  je  weniger  sich  durch  wdrt- 
licbe  Beschreibung  die  auffallende  Gestalt  gewisser  Buchstaben,  na- 
mentlich  des  R ,  nnd  der  gesammte  Schriitcharakter  anschaulich  machen 
\mt.  Bemerkenswerth  ist  der  in  der  Mitte  eines  jcden  0,  Q  und  C 
Doch  dentlich  sichtbare  Zirkelpunkt.  Noch  nnzweideutiger  erkennt  man 
den  Gebrauch  des  Zirkels  am  drittletzten  Bnchstaben  der  ersten  Zeile, 
wo  zaerst  statt  des  N  ansVersehen  des  Steinmetzen  ein  C  vorgerissen 
ward.  —  Fflr  die  Lithographirnng  stand  ausser  dem  im  Texto  erwHhn- 
ten  Staniolabdmck  noch  ein  vortrefflich  gerathener  Gji^sabgnss  zu  Ge- 
bote,  den  ich  der  frenndschaftlichen  Gflte  des  Ilerm  ProfessorVischer 
in  Basel  verdanke.  —  0!e  architektonische  Gestalt  der  ganzen  Tafel 
gibt  die  Abbildung  darum  mit,  weil  auch  in  ihr  ein  Moment  fiir  die 
Entscheidnng  der  Aechtheitsfrage  liegen  kann.  Wie  sich  Welcker 
dartiber  ftnsserte,  lasse  ich  hier  mit  seinen  Worten  folgen:  «Das  Epi- 
tbema  der  Inschriftsplatte  hat  nichts  das  mir  mit  antikem  Branch  zn 
Htreiten  schiene.  Die  Ecken  sind  ausgebrochen ;  denkt  man  sich  die 
liinien  des  Tympanon  anf  beiden  Seiten  durchgefflhrt,  so  nimmt  sich 
<las  Ganze   weit  schicklicher  ans.     SoUte  die  Schrift  Affectation  des 

FR,  BIT8CH£U1    0PV8CVLA    IV.  22 


338  EPIGRAPHISCnE   BRIEFE   II. 

ich  jetzt  kaum  noch  etwas  Neues  dariiber  zu  sagen,  seit  der 
sogleich  naher  zu  bezeichiiende  Fund,  auf  den  ich  schon  in 
der  Nachschriftp.  639  f.  hindeutete*),  wohl  allem  Streit  ein 
Ende  gemacht  hat.  Aber  den  Lesern  des  Museums,  denen 
die  erste  Hiilfte  der  Acten  vorgelegt  ward,  ist  man  nun  doch 
auch  die  andere  Halfte  schuldig;  und  unserm  philologischen 
Publicum,  dessen  allergrosster  Theil  so  wenig  in  der  Lage 
ist  das  paliiographische  Moment  bei  epigraphischen  Fragen 
aus  Autopsie  zu  wiirdigen,  mag  es  auch  nicht  unerwiinscht, 
jedenfalls  nicht  uuniitzlich  sein,  bei  Gelegenheit  einmal  einen 
belehrendeu  Blick  in  diese  Seite  unserer  Kunst  zu  thun. 


Alterthumlichen  verrathen,  so  wurde  die  edle  Einfachheit  des  Aafsat2e& 
damit  in  Uebereinstimmung  sein.»'  Rit«chl  selbst  war  es,  der  diete 
Inschrift  (Q  •  CAECILIVS  •  CN  •  A  •  Q  •  ||  FLAMINI  •  LEIBEBTVS-  |  IV- 
NONE  .  SEISPITEI  ||  MATRI  -REGINAE)  in  Basel  entdeckt^  und  ihre 
Abschrift  an  Mommsen  mittheilte  (s.  P.  L.  M.  E.  Enarr.  p,  54);  er  war 
also  der  'liebe  und  kundige  Freund'  (p.  450),  der  die  loscbrift  gleich 
fiir  falsch  hielt  und  dessen  Yon  dem  Material  und  der  wunderbareo 
Erhaltung  desselben  (die  Worte  Ritschls  waren:  'die  Platte  sieht  aci 
wie  eine  wunderschone  Schiefertafel,  eben  im  Laden  gekanft  und  eben 
aus  den  Handen  des  Steinhauers  gekommen')  sowie  namentlich  voc 
dem  Charakter  der  Schrift  hergenommene  Bedenken  gegen  die  Aecbt- 
heit  Mommsen  a.  a.  0.  bekampfte.     C.  W.] 

*)  [Dort  heisst  es:  ^Uebrigens  scheint  sich  die  Meinungsversdiie- 
denheit  iiber  Aechtheit  oder  Unaechtheit  jener  Baseler  Inschrift  in  einer 
wohl  selten  so  wiederkehrenden  Weise  zu  beiderseitiger  Befriedigaog 
aufzulosen.  Den  eiuleuchtenden  innern  Grunden  fur  die  hohe  Wahr- 
scheinlichkeit,  dass  diesc  Inschrift  keine  Falschung  sei,  wusste  ich 
nichts  entgegenzusetzen ;  die  stiirksten  Zweifel,  daas  sich  eine  so  alte 
Schiefertafel  in  so  glatter  Unversehrtheit,  ihre  Schrift  sammt  den  Spu- 
ren  des  gebrauchten  Zirkels  in  solcher  Schiirfe  erhalten  h&tte,  baupt- 
sachlich  aber  dass  man  in  Rom  im  7ten  Jahrhundert  solche  BQcb- 
stabenformen,  wie  vor  allem  das  geschwanzte  R,  gebildet  haben  eollte, 
waren  mir  nicht  gehoben.  Was  kein  Verstand  der  Yerstandigeo  auff 
Reine  bringen  mochte,  scheint  die  dYaSfi  Tuxil  zu  thun,  wenn  den 
ernstlichsten  Versicherungen  aus  Rom  zu  trauen  ist,  dass  das  acbte 
Origiual  in  der  r5mischen  Campagna  stecke  und  auch  schon  dorcb  ge> 
nommcne  Abschrift  bekannt  sei.  Also  die  Inschrift  acht,  der  Baseler 
Stein  moderne  Copie.  Ein  glucklicher  Erfolg  der  dem  alten  Steioe 
C40  nachgehenden  Forschung  wird  ja  lehren,  was  fur  ein  R  dieser  bat;  der 
siegreichen  Krafb  innerer  Beweisgrunde  wird  ihr  Triumph  in  keiDem 
Falle  geschmiilert  werden.'     C.  W.J 


EPIGRAPHI8CHE   BRIEFE  II.  339 

Um  den  nachstehenden  Bemerkungen  folgen  zu  konnen^ 
muss  sich  freilich  der  geneigte  Leser  entschliessen^  den  9ten 
Band  anseres  Museums  aufzuschlagen  und  das  dort  bei  p.  450  sm 
eingeheftete,  sehr  wohl  gerathene  Facsimile  der  Baseler  Tafel 
Tor  Augen  zu  halten.*)  Diese  Schrift,  hatte  ich  erklart,  sei 
keine  antike,  sondem  eine  moderne.  Kaum  konnte  es  einen 
schneidendern  Gegensatz  geben,  als  wenn  Sie  dagegen  be- 
haupteten:  ^die  Schrift  sei  die  gewohnliche  der  spatem  Zeit 
der  Republik'  (p.  451);  *es  sei  nicht  der  mindeste  Gmnd, 
diese  Buchstabenform  [des  R  neben  B  P]  einer  modemen 
Falschung  und  nicht  yielmehr  der  individuellen^  vielleicht 
aiieh  durch  ddn  besondera  Charakter  des  Materials  mit  be- 
dingten  Schreibweise  des  Steinmetzen  beizumessen'  (p.  452); 
Vegen  der  Schrift  werde  man  eher  fQr  als  gegen  die  Aecht- 
heit  sich  entscheiden'  (ebend.).  Die  Unhaltbarkeit  dieses 
Widersprnches  darzuthun  ist  jetzt,  wo  sie  sich  documentiren 
lasst,  80  wenig  eine  Eunst,  dass  Sie  mir  schon  darum  nicht 
zutrauen  werden,  einen  wohlfeilen  Triumph  damit  feiern  zu 
wollen.  Wenn  ich  nichts  desto  weniger  dabei  verweile,  so 
gesehieht  es  lediglich  um  der  principiellen  Tragweite  willen, 
die  die  Sache  hat.  Ich  hatte  im  Laufe  der  Zeit,  gerade  nur 
auf  allgemeinen  Schriftcharakter  oder  einzelne  Buchstaben- 
formen  gesttltzt,  so  manche  gelegentliche  Entscheidung  Qber 
Mheres  oder  spateres  Alter  dieser  und  jener  Inschrift  aus- 
gesprochen  und  solche  Bestimmungen  zu  sprachlichen  Ermit- 
telungen  benutzt:  und  nun  sollten  alle  Urtheile  dieser  Art 
mit  einem  Mal  in  Frage  gestellt,  ja  im  Grunde  T5llig  (iber 
den  Haufen  geworfen  werden?  wie  doch  nothwendig  geschah, 
wenn  der,  von  dem  sie  ausgegangen,  nicht  einmal  antik  und 
modem  von  einander  unterscheiden  konnte.  Ja,  einer  der 
Hanptzwecke  (wenn  auch  nicht  der  einzige)  einer  achtjahri- 
gen^  auf  Facsimilirung  sammtlicher  republicanischer  Inschrif- 
ten  gerichteten  mtOisamen  Arbeit,  deren  Frucht  wir  ja  jetzt 
dem  Publicum  bald  vorzulegen  gedenken,  soUte  von  Haus 
aus  ein  ganzlich  verfehlter  gewesen  sein?  Der  Angriff  ging 
zu  hart  ans  Leben,  als  dass  Sie  es  dem  au  dieser  Partie 


♦)  [Ee  iat  hier  auf  Tafel  XII  beigefflgt.    C.  W.J 

22» 


340  EPIGRAPniSCITE   BRIEFE    II. 

des  gemeinschaftlichen  Unternehmens  hauptsachlich  Betheilig- 
ten  verargen  konnten,  wenn  er  sich  gegen  eine  solche  Nieder- 
lage  straubt  und  das  Recht  der  Selbstvertheidigung  fur  sich 
in  Anspruch  nimmt. 

Lassen  Sie  mich,  ehe  ich  weiter  gehe,  das  eben  Gesagt** 
grosserer  Anschaulichkeit  halber  mit  einigen  Belegen  exem- 
plificiren,  wie  sie  mir  gerade  einfallen.  Es  gehort  dahin  z.  B., 
287  wenn  ich  in  diesem  Museum  IX  p.  160  [oben  p.  235]  f.  dit* 
Dankadresse  des  POPVLVS  •  LAODICENSIS  •  AF  •  LYCO 
(Orelli  3036  [C.  L  L.  I  n.  587;  P.  L.  M.  E.  Tafel  LXXIIi'] 
und  des  POPVLVS  •  EPHESIVS  (Mariui  Atti  p.  768;  C.  I. 
G.  5881  [C.  L  L.  I  n.  588;  P.  L.  M.  E.  Tafel  LXXH  A])  der 
Schrift  wegen  ins  7te  statt  ins  8te  Jahrhundert  setzte.  Oder 
umgekehrt  Mus.  X  p.  450  [Opusc.  II  p.  481  Anm.]  die  Nea- 
politanische  I.  II.  N.  2897  [C.  I.  L.  I  n.  1210;  P.  L.  M.  E.  Ta- 
fel  LXXVI^J  eher  in  den  Anfang  des  achten  als  ins  siebente. 
Die  fiir  die  letztere  Bestimmung  geltend  gemachten  Kriterien 
einer  in  den  Buchstabenenden  erst  ungewohnlich  rund  ge- 
schwungenen  und  dann  sehr  scharf  zugespitzten  Schrift  fin- 
den  sich  fast  bis  zum  Affectirten  gesteigert  auf  dem  censori- 
schen  Cippus  bei  Marini  Alb.  p.21:  P  •  SERVEILIVS  -  C  -  F  f 
ISAVRICVS  II  MVALERIVS.MF  ||  /W-N.MESSAL....|' 
CENS  II  EX  •  S  •  C  •  TERMIN  (vgl.  Henzen  Or.  III,  5357  = 
6448);  kaum  kann  maii  sich  darum  des  Verdachtes  erwehren. 
dass  dieses  Exemphir  nicht  aus  dem  J.  G99  stammC;  wohin 
die  Censoren  weisen,  sondern  aus  jiingerer  Restitution;  weoig- 
stens  kenne  ich  kein  zweites  Beispiel  dieser  Art  von  Schritt 
aus   den   ganzen  Zeiten   der  Republik.*)     Etwas   von  diesem 


*)  |Vgl.  jetzt  P.  L.  M.  E.  Enarr.  p.  77  f.,  wo  Ritschl  zn  Tafr. 
LXXXIX  A  bemerkt:  Hitulus  est  a  Marinio  Inscr.  Alb.  p.  21  pnblicA- 
tus  <=  C.  L  L.  I  n.  609;  VI,  1  n.  1234  Z>,  commomoratus  tantum  a 
Fabrettio  p.  487,  107:  nam  ipse  167  alius  est.  Socios  is  iUo»'  dKO^ 
babet,  qui  ad  eosdem  terminos  riparum  Tiberinarum  pertinentes  pri*^ 
scripto  Valerio  subiciunt  Servilium  (altemandi  honoris  caussa,  de  qu»* 
ad  tab.  LXXXVII  dictum),  compositi  a Borgbesio  Act.  acad.  pontif.RoiE 
tVlI  (a.l83G)  p.  154<Opusc.lVp.22>:  quorum  alterum,  aFea  vuIgatoE 
in  Fragmentis  fast.  cons.  et  triumph.  (Romae  a.  1820)  p.  XXXVIII,  po.-t 
Nibbyum  in  <<^Analisi»  e.  q.  s.  t.  II  p.  587  repetiit  nuper  Henienua  Ori'.. 
t.  lll,  5357  et  6448  <=  C.  I.  L.  I  n.  613;  VI,  1  n.  1234  a>.    Honc  autem 


EPIGRAPHISCHE   BRIEEB   II.  341 

Chairakter  hat  auch  die  lex  parieti  faciendo  (nicht  FACIVN- 
DO,  wie  I.  R.  N.  2458)  von  PuteoH,  die  sich  selbst  vora 
J.  649  datirt  und  doch,  lediglich  der  Schriftzuge  wegen,  ohne 
allen  Zweifel  uns  nur  in  einer  spiitern  Restitution  vorliegt 
[C.  I.  L.  I  n.  577;  P.  L.  M.  E.  Tafel  LXVI].  Eine  zu  dem 
ersten  Jahrzelint  des  7ten  Jahrhunderts  nicht  recht  passende 
Eleganz  des  Schriftschnittes  bewog  8ie  selbst  (Rhein.  Mus. 
X  p.  144  f.)  fQr  den  Veroneser  Meilenstein  des  S  •  POSTV- 
MI VS  .  ALBINVS  •  S  •  F  •  S  •  N  •  COS  (Henzen  Or.  5350)  eher 
an  die  SuIIanische  oder  gar  Augusteische  Periode  als  an 
das  Jahr  606  zu  denken  [s.  unten  p.  305  (362)J.  Dagegen 
wage  ich  Ihnen  kaum  beizustimmcii,  wenn  Sie  zu  dem  merk- 
wurdigen  Stein  von  Furfo  I.  R.  N.  «011  [C.  I.  L.  I  u.  603; 
P.  L.  M.  E.  Tafel  LXXXII],  der  das  Datum  von  696  tragt, 
bemerken:  ^litteris  non  vetustis  aetatis  Tullianae,  sed  optimis 
saeculi  Augustei';  beim  besten  Willen  vermag  ich  an  dieser 
Schrift  nichts  zu  seben,  was  dem  Charakter  der  republicani- 
scben  Periode  widersprache  (eine  einzelne  Kleinigkeit,  von 
der  weiter  unten  [p.  292^(348)],  kommt  gegen  den  allgemei- 
nen  Eindruck   nicht  in  Betracht).*)     Finden  auch  Sie  jetzt, 


Uenzeniannm  in  prompta  mihi  non  fuisse  eo  magis  dolendam,  qao 
certinB  sperari  potnit  fore  nt  hinc  {lotissimum  cnm  aliqua  coaiidentia 
eiistimaretor,  nnm  Marinianum  recte  dixissem  Masei  Bben.  t.  XIV 
p.  287  non  talem,  qnalis  anno  699  factas  esset,  sed  e  posteriori^  aetatia 
inKtanratione  baberi,  ex  nnins  Bcriptnrae  specie  sane  singulari  ratio- 
cinatus.  Latius  enim  haec  condicio  litteramm  patet  qnam  ad  L  et  E, 
de  quibuB  ad  tab.  LI  A  dixi  <iterata  aupra  p.  94  8q.>.  Multo  saltem 
neitatiorem  hac  aetate  scriptnram  vel  proximus  titnlus  servat  qnattuor- 
decim  annia  post  factos  (Bomanus  anni  713).'     C.  W.] 

*)  [Enarratio  p.  72  fQhrt  dies  Ritschl  noch  genauer  bo  aus:  'Quod 
de  aetate  scripti  titnli  non  posse  me  qnin  a  Mommseni  iudicio  meum, 
cuiua  Henzennm  quoque  Brunniumque  socios  habco,  prorsus  segrega- 
rem,  iam  Mub.  Rhen.  t.  XIV  p.  287  fiaaBUB  aum.  IUe  enim  «litteria»  ait 
«Qon  vetnatiB  aetatis  Tullianae,  aed  optimis  saeculi  Augustei»;  mihi  lit- 
terae  et  visae  sunt  et  vidantur  notam  certiBsimam  eius  temporiB  habere, 
quod  praefixifl  conBnlibna  anni  696  titulus  ipse  profitetur.  Vnum  est 
(^e  in  qno  haereas  non  immerito:  P  litterae  circnlua  non  apertus  sed 
conclnsiiB  fere,  de  qno  ibidem  monui  p.  292;  id  autem  reputandum  est 
non  minoB  inaolena  ipeo  AaguBteo  saeculo  quam  exennte  septimo  esse. 
Vermn  alind  est,   cnr  ne  in  hoc  qnidem  tempore   subsiBtere   liceat: 


342  EFIGRAPHISCHE   BRIEFE   H. 

wie  ich  vermuthe,  dass  ich  darin  Recht  habe,  so  will  icl\  nur 

noch  bescheidentlich  bemerken  dass  es,  aus  mehr  als  einem 

Grunde,  gar  keine  Kunst  ist,  nach  einem  gut  gemachten  nnd 

in  den  Maassen  nicht  zu  sehr  reducirten  Facsimile  ofter  ein 

288  viel  sichereres  Urtheil  uber  die  Schriffc  zu  fallen  als  nach  deni 

Original  selbst,  das  ja  der  Epigraphiker  (niemand  wird  darin 

eine  reichere  Erfahrung  haben  als   Sie)   nicht   selten  unter 

den  uugiinstigsten  Umstanden  —  ^stans  pede  in  uno'  —  zu 

copiren  hat,   und  das  auch  bei  den  gttnstigsten  durch  seine 

weiten  Dimensionen  die  Uebersicht  und  Vergleichung  fftr  da^ 

Auge  nicht  wenig  erschwert.     Ich  erinnere  mich  noch  recht 

wohl,   dass   die    schonen  Saturnier  (HOC  •  EST  •  FACTVM. 

MONVMENTVM)  des  MAARCVS  •  CAICILTVS  (BuU.  d.  Inst. 

1851  p.  72  [C.  I.  L.  I  n.  1006;  P.  L.  M.  E.  Tafel  LXIX  D]\  als 

man  sie  eben  entdeckt  hatte  an  der  via  Appia,  fGr  Augustei- 

schen  Zeitalters  galten;  kaum  lag  ein  Papierabdruck  vor,  so 

zweifelte  niemand  mehr  an  den  besten  Zeiten  der  Republik. 

—  Wenn  ubrigens  die  vorher  angefiihrten  Restitutionen  mit 

einander  das  gemein  haben,  dass  man  in  ihnen  (gerade  wie 

auch  in   der  Duilischen  Inschrift  der  columna  rostrata)  die 

alte  Schrift  als  solclie  gar  nicht  nachbilden   wollte,  so  ist 

solche  Erneuerung  nicht  weniger  sicher,  ja  wohl  noch  sicherer 

erkennbar,    wo   die   ausdriickliche  Absicht   einer  graphischea 

Nachahmung  des  Originals  waltete  und  man  aus  dieser  Nach- 

bildung  auch  in  der  That,  trotz  des  modemen  Zuges,  fur  die 

antiken  Buchstabenformen  etwas  lemt.    So  z.  B.  in  den  bei- 

den   Tusculanischen  Votivinschriften    des  M-FOVRIO-CF- 

TRIBVNOSMILITARE,  von  denen  die  eine  (Bullett.  d.  Inst. 

1847  p.  166)  bereits  in  dem  Prooemium  Me  sepulcro  Furio- 

rum'  (Bonn  1853)  [s.  oben  N.  IX  und  P.L.M.E.  TafelXLIX^ 


ipsiiis  indoles  Bcrmonis  multo  supcrioris  a^tatis  speciem  manifestam 
prae  se  ferens,  ut  cuius  formae  grammaticae  medii  saeculi  septimi  con- 
suetudinem  non  excedant.  Hinc  igitur  in  promptu  est  fiie  statucre,  nt 
antiquioris  aetatis  formulam  L.  Aienus  Q.  Baebatius  credantar  in  «!''• 
dicanda  aede  lovis  Liberi  iterandam  curasse.  Coius  quo  insuetior  ha 
bitus  quinquaginta  ferme  post  annis  fuit,  eo  ad  peccandum  proclivio- 
rem  fuisse  imperitum  lapidarium  consentaneuni  est:  cuius  et  ioBcitiflai 
et  neglegentiam  satis  ante  oculos  Mommsenus  posuit.'     C.  W.] 


EPIOBAPHISCHE   BRIRFE   II.  343 

«  Tafel  VIII B]  facsimilirt  wurde,  die  andere  [P.  L.  M.  E.  Tafel 
XLIX  C]  sich  von  jener  nur  durcb  FOBiune  statt  MAVRTE 
unterscheidei  —  Von  gar  keiner  Art  von  Restitution  ist  dagegen 
die  Rede  bei  der  Gori^schen  Inschrift  Inscr.  Etr.  11  p.  234  [C. 
I.  L  I  elog.  XXXI]y  bei  der  an  ein  hoheres  Alter  zu  denken  [de 
tit.  Mumm.  p.  IV.  V  (oben  p.  88.  90)]*)  tlberhaupt  nur  dadurch 
Yeranlasst  war,  dass  Gori  ganz  fehlerhaft  SEPRONIVS  und 
GRACVS  hatte  drucken  lassen,  wahrend  der  Stein,  obwohl 
jetzt  mehrfach  verletzt  oder  verscheuert,  doch  ursprOnglich 
nichts  anderes  gab  als  .  .  SEMPRONIVS  •  P  •  F  ||  GRACCVS, 
und  zwar  in  keinesweges  archaischer  Schrift.**)  Es  ist  also 
die  Namengleichheit  mit  dem  berUhmten  Geschlecht  der  Vor- 
zeit  hier  eben  so  zufallig  und  bedeutungslos  wie  bei  dem 
LMVMMIVS  .  .  .  1  .  .  .  COSP.P  in  Parma  [C.  L  L.  I 
n.  545],  den  ich  de  tit.  Mumm.  p.  IX  [oben  p.  97]  nach 
(fuarini'8  Vorgang  mit  dem  alten  ACHAICVS  identificirte; 
wahrend  mich  seitdem  Henzen  Or.  lU,  5349,  auf  Borghesi's  n» 
Autoritat  gestQtzt,  eines  ganz  andem  belehrt  hat.  Hatte  ich 
im  J.  1852  den  Papierabdruck  gehabt,  den  ich  seitdem  der 
GQte  des  Staatsraths  Michele  Lopez  in  Parma  verdanke 
[facsimilirt  P.  L.  M.  E.  Tafel  LIVD  =  Tafel  XIII D  des  beige- 
fUgten  Atlas],  so  ware  mir  es  natQrlich  gar  nicht  eingefallen, 
diese  sehr  schonen,  aber  sehr  kaiserlichen  Sohriftzflge  nur 
uberhaupt  fQr  die  Zeiten  der  Republik  moglich  zu  finden.**'^) 


*)  [Auch  Henzen  Annali  dell*  inst.  Rom.  1855  p.  S4  wird  in  der 
Enarr.  a.  gl.  a.  0.  angeffihrt.     C.  W.] 

**)  [Vgl.  P.  L.  M.  E.  Tafel  LIV  B  (—  Tafel  XIII  B  des  Atlas)  und 
Enarr.  p.  48,  wo  Ritsclil  hinzuffigt:  'sed  vel  septimo  saeculo  recentio- 
rem  ipsinB  genns  scriptorae  prodit:  nec  posse  dubitari  BmnninB  me 
certiorem  fecit  qoin  prindpinm  intueamnr  talis  elogii  qualia  mnlta 
imperatomm  aetaa  yidit,  ex  parte  in  tabnla  nostra  ^CVI  repraesentata 
eaqne  ipsa  Arretio  petita.  Ac  reapse  eTannisBe  tantum  TerBus  inferio- 
ree  prorsnB  corroBi  aut  laevigati  lapidia  idem  BrunniuB  testatus  eBt.' 
C.W.] 

**^  [Vgl.  was  Ritschl  P.  L.  M.  E.  Enarr.  p.  48  zu  diesem  Stfick 
Bagt:  'qnem  (titnlnm  ParmeuBem)  .  .  hunc  locum  obtinere  volui  nt,  qnid 
inter  septimnm  Baeculnm  et  octavnm  diBcriminis  intercederet,  conlatis 
inter  ee  hac  fignra  et  LI  ^i  ^«-  tab.  III^  Incnlento  exemplo  planum 
fieret.'    C.  W]. 


344  EPIGRAPHISCHE   BRIEFE   II. 

—  Keines  von  beideni  aber,  weder  den  wirklichen  Cliarakter 
jiingerer  Zeit,  noch  nachgemachten  archaischen,  verrath  dio 
Schrift  des  Tusculanischen  Ehren-Titulus  Or.  562  MFM^ 
VIVS  .  M  .  F  II  SER  .  N  .  COS  ||  AETOLIA  -  CEPIT  (=  Jahr 
565),  der  Ihnen,  glaub'  ich,  nicht  fiir  gleichzeitig  gilt.*)— » 
Doch  genug  hiervon  und  zuriick  zu  unserer  Baseler  Schiefer- 
tafel. 

Dass  dem  Factor  des  ^lndividuellen'  ein  gewisser  Spiel- 
raum  einzuriiumen  sei,  gebe  ich  ja  natiirlich  sehr  bereit- 
willig  zu;  aber  in  irgend  einem  Grade  ist  doch  das  Indiri- 
duum  eiiier  allgemeinen  Norm  unterworfen.  So  weit  man  auch 
jenen  Spieh-aum  abstecken  mag,  doch  gibt  es  gewisse  Gren- 
zen ,  jenseit  deren  das  Mogliche  auf hort  und  das  UnmogUche 
anfangt:  Grenzen,  die  sich  aus  der  vergleichenden  Gesammt- 
betrachtung  des  vollstandig  vorliegenden  Materials  auf  dem 
Wege  der  Induction  ergeben.  Was  eben  nie  und  nirgeud 
vorkommt,  und  auch  nicht  in  annahernder  Abstufung  des 
Analogen  herantritt  an  das  Vorkommende,  das  hat  keinen 
Anspruch  auf  Glaubwiirdigkeit.  Der  Art  ist  aber  in  erster 
Linie  das  dickkopfige,  kurzbeinige  R  der  Baseler  Inschrift, 
das  mit  seinem  hinten  angehangten  zierlichen  Wedelschwauz- 
ohen  in  der  That  eine  so  possierliche  Figur  bildet,  als  ware 
sie  darauf  berechnet  das  heitere  Liichehi  des  Beschauers  her- 
vorzurufen.  Dass  ein  solcher  WechselSalg  von  Buchstaben 
einem  romischen  Steinmetzen  in  den  Sinn  oder  in  die  Finger 
kommen  koiinte,  dSrf  bestimmt  geleugnet  werden  bis  zum 
Erweis  des  Gegentheils;  an  eine  unabsichtliche  Unregelmassig- 
keit  ist,  noch  dazu  bei  dreimaliger  Wiederkehr,  um  so  weui- 


*)  [S.  P.  L.  M.  E.  Tafel  LXIX  E  und  in  grQsserm  Verhaltnis^ 
XLVIII  E\  C.  I.  L.  I  D.  534.  In  der  Enarr.  p.  41  fugt  Ritechl  hinzu: 
'quo  accedit  suppressa  in  AETOLIA  m  littera,  quem  usum  panllo  po^t 
initium  septimi  saeculi  desiisse  docui  de  tit.  Mumm.  p.  VII<^suprap.93/ 
Quodsi  nihilo  tamen  minus  posteriori  aetati  alicui  hunc  titnlum  tribuerif 
cum  Mommseno,  quippe  item  honoris  caussa  in  aliqua  statua  M.  Falvii 
Nobilioris  scriptum,  fatcndum  est  profecto  aut  antiquius  exemplum  ant 
spcciem  saltem  antiquitatis  satis  e  vero  quisquis  fecit  imitatum  t^. 
Nisi  quod  aliquid  dubitationis  FVLVIVS  nomen  movet,  cuioa  antiquio- 
rem  FOLVIVS  formam  vel  cippi  Gracchani  (tab.  LV)  servant  anno  eS"» 
facti.'     C.  W.] 


EPIGRAPHISCHE  BRIEFB   U.  345 

ger  zu  denken,  weil  ja  die  geschweifbe  Linie  schwerer  zu 
scluieiden  war  als  die  gerade.  Nicht  so  arg  ist  das  Uebrige 
was  Anstoss  gab:  aber  doch  immer  ohne  Beispiel  und  ein 
an  den  antiken  Schriftschnitt  gewohntes  Auge  entschieden 
abstosseud.  Hauptsachlich  namlich  die  falsche  Proportion 
zwischen  Hohe  und  Breite  gewisser  Buchstaben,  vor  allen 
des  E  und  des  B.  Man  messe  grosserer  Sicherheit  halber  i90 
nur  mit  dem  Zirkel  nach,  um  zu  finden  dass  die  beiden 
Querarme  des  £  (zumal  in  IVNONE)  und  die  untere  Schh'nge 
des  B  nur  um  eine  Kleinigkeit  ktirzer  sind  als  die  perpen- 
diculare  Hauptlinie  dieser  Buchstaben.  Und  mehr  oder  weni- 
ger  theilt  dieses  Misverhaltniss  mit  dem  £  auch  das  L  und 
F)  mit  dem  B  die  breitgequetschte  Schliuge  des  P  und  des 
Rj  die  Qberdiess  weder  iiber  noch  in  der  Mitte  an  die  Haupt- 
linie  anschliesst,  sondem  diese  in  einen  langem  Rumpf  und 
ein  kuizes  Bein  theilt.  Diese  so  oft;  wenn  auch  in  verschie- 
denen  Abstufungen;  sich  wiederholende  Disproportion  gibt 
der  ganzen  Schrift  einen  durchaus  iremdartigen  Charakter. 
Eine  rein  modeme  Spielerei  ist  es  feraer,  dass  im  B  die  den 
beiden  Schlingen  gemeinsame  Querlinie  nicht  bis  an  die  per- 
pendiculare  heranreicht,  sondem  vor  ihr  aufhbrend  einen 
leeren  Zwischenraum  lasst,  und  hier  ausserdem  als  besondera 
Zierrath  einen  abschliessenden  Knopf  erhalten  hat.  Wo  so 
vieles  Auffallige  sich  hauft;  darf  endlich  auch  die  gegen  den 
autiken  Brauch  nicht  offene,  sondern  geschlossene  Schlinge 
des  P  zu  einem  Verdachtsgrunde  werden,  obwohl  sie  sich 
iomi,  zumal  bei  nur  einmaligem  Vorkommeu;  allenfalls  auf 
Zufall  zurOckf&hren  liesse.  £rlauben  Sie  mir  auch  hierUber, 
weil  ich  gerade  darauf  zu  sprechen  komme  und  die,  wenu 
aucb  noch  so  kleine,  Sache  doch  einmal  abgemacht  werden 
mussy  wieder  eine  kurze  £pisode. 

Auch  hier  ist  es  wieder  die  alteste  Zeit  und  der  epi- 
graphische  Eleinkram^  worin  sich  allerhand  Unregelmassiges 
^eigt,  wahrend  sich  seit  dem  6ten  Jahrhundert  und  auf  Stein- 
schriften  das  Normale  zur  festen  Sitte  auspragte.  Kaum  wird 
man  es  ja  anders  als  eine  Zufalligkeit  nennen^  wenn  die 
verschiedenen  pocola  frQhesten  Datums  einmal  ein  geschlos- 
senes  P  aufweise^  in  A£CETlAl  POCOLOM;   kaum  mehr 


346  EPIGRAPUISCHE   BRIEFE   II. 

als  eiiie  zieinlich  irrelevante  Kleinigkeit  darin  sehen^  wenn 
dieselbe  Figur  sich  hie  und  da  in  die  so  sehr  minutiose 
Schrift  der  Tesseren  eingeschlichen  hat,  wie  in  PINVS,  SP- 
N-SEP,  CPET  der  n.  211  bei  Cardinali  [bei  Ritschl  Tes- 
serae  glad.  n.  58,  abgeb.  auf  der  dortigen  Tafel  III  P],  des- 
gleichen  in  SP  der  drei  in  Monum.  d.  Inst.  IV  t.  53  n.  48 
— 50  publicirten  Stiicke:  obwohl  ich  freilich  von  ihnen  allen 
die  Originale  nicht  aus  Autopsie  kenne.  Diirfte  man  sich 
auf  de  Minicis  Zeichnungen  der  glandes  verlassen*),  so  mfisste 
man  sich  durchaus  versucht  fiihlen,  es  als  eine  besondere 
2iu  Eigenheit  dieser  Klasse  von  Monumenten  zu  bezeichnen,  da? 
P  mit  geschlossener  Schlinge  zu  schreiben:  so  nahezu  aus- 
nahmlos  erscheint  es  dort  in  solcher  Gestalt  n.  29.  36.  42. 
43.  44.  53.  56.  62.  63.  69.  70.  72.  79.  82.  H.  [P.  L.  M.  E. 
Tafel  VIII,  3.  26.  IX,  50.  49.  36.  52.  39.  46.  47.  [7].  [7].  61. 
VIII,  1.  IX,  53 J.  Aber,  wenn  etwas  hiegegen  zeugt,  soistes 
gewiss  der  sehr  gravirende  Umstand,  dass  mir  zwar  von  die- 
sen  saramtlichen  Nummern  nur  zwei  in  Abdriicken  der  (Peru- 
giner)  Originale  vorliegen,  aber  gerade  diese  das  geschlossene 
P  nicht  best^tigen,  wenigstens  durchaus  nicht  ausser  Zweifel 
stellen:  namlich  43  [P.  L.  M.  E.  Tafel  IX  n.  49]  mit  AP  uii.i 
PR.PI  und  62  [ebd.  n.46]  mit  L-XII  ||  SCAEVA  und  PRPIL 
—  Im  Gegensatz  hierzu  verdient  es  hervorgehoben  zu  wer- 
den,  dass  die  an  sonstigen  Nachlassigkeiten  aller  Art  so 
reiche  Cursivschrift  der  Graffite,  namentlich  auf  den  Gefa^sen 
von  San  Cesario,  meines  Erinnerns  gar  kein  Beispiel  eines  ge- 
schlossenen  P  darbietet.  —  Auffallender  als  anderes  ist  mir 
dessen  dreimaliges  Vorkommen  auf  dem  MQnchener  YotiT- 
tafelchen  (Or.  1433  [C.  I.  L.  I  n.  187;  P.  L.  M.  E.  Tafel  II /*1 
in  P  CONDETIOS,  PARTI  und  APOLONES,  zugleich  in 
Verbiudung  mit  dem  oben  p.  140  [333]  hervorgehobenen  ub- 
gewohnlichen  M:  woriiber  ich  mich  ftir  jetzt  weiterer  Ge- 
danken  enthalte.  —  Wie  viel  auf  das  P-I^OV-C-T  und  da* 
AI'OV-P-I'  {d  imd  c  auf  meiner  Lithographie)  zn  gebt^n 
ist,  die  wir  nur  aus  Falconieri's  roher  Nachbildung  kenneu. 
steht  dahin.     Derselbe  Fall   ist  es   mit  PLACENTIOS  ond 

*)  [Da88  dies  nicht  der  Fall  sei ,   ist  P.  L.  M.  E.  Enarr.  p.  13  f 
ausgefahrt.    C.  W.] 


EPIQRAPHISCHE   BRIEFE   II.  347 

PLACENTIVS  auf  dem  nur  bei  Fabretti  p,  27.  28  gezeich- 
nekn  Erztafelchen  [C.  I.  L.  I  n.  62;  P.  L.  M.  E.  Tafel  II  E] 
(woher  aach  noch  ein  in  der  Mitte  verkiirztes  M  in  MARTE 
nachzutragen  ist).  In  welchem  Grade  Auge  und  Hand  mo- 
demer  Zeichner  bei  der  Bildung  des  P  unwillkQrlich  be- 
herrscht  werden  von  der  heutigen  Gewohnheit,  liegt  in  den 
eclatantesten  Beispielen  zu  Tage.  Ihres  besondem  Interesses 
halber  hat  Furlanetto  die  alten  Grenzsteine  INTER  •  ATES- 
TINOSPATAVINOSQVE  (Henzen  Or.  IH,  5114.  5115  [= 
C.  I.  L.  I  n.  547.  548])  in  seinen  Tapidi  Patavine*  (Pad.  1847) 
auf  zwei  eigenen  Tafeln  (XIII  und  XIII  a)  facsimiliren  lassen 
(freilich  auf  der  ersten  in  einem  Stil,  der  eher  an  das  erste 
Jahrhundert  nach  Ch.  als  an  das  J.  613  d.  St.  denken  lasst), 
und  mit  einer  einzigen  Ausnahme  gibt  der  Stich  Qberall  ge- 
schlossenes  P:  die  PapierabdrUcke  der  Originale  bestatigeii 
es  kein  einzigesmal.*)  Die  Zeichnung,  nach  jder  ich  1851 
die  Lex  Rubria  facsimiliren  liess,  war  doch  im  ganzen  gewiss 
sorgfiltig;  vergleichen  Sie  sie  jetzt  mit  der  fUr  imser  Werk  m 
uach  einem  Staniolabdruck  neu  angefertigten  Lithographie 
[=  Tafel  XXXII],  um  als  einen  wesentlichen  Unterschied  inne 
zu  werden,  dass  dort  fast  tlberall  geschlosseues,  hier  Qberall 
offenes  P  ist.  Auf  einem  Bologneser  Meilenstein  der  via 
Aemilia  [C.  L  L.  I  n.  535;  P.  L.  M.  E.  Tafel  XLVHI  A]  be- 
gann  ein  modemer  Steinmetz  die  etwas  unleserlich  gewordene 
Schrift  nachzuhauen;  und  machte  richtig  aus  dem  offenen  P  in 
LEPIDVS,  wie  es  ein  zweiter,  nicht  renovirter  Stein  derselben 
Stra^sse  (bei  Henzen  Or.  IH,  5348  [C.  L  L.  I  n.  536;  P.  L.  M. 
E.  Tafel  XLVIII  B])  bestens  bewahrt  hat,  auf  seine  eigene 
Hand  ein  geschlossenes.  —  Was  bleibt  hiemach  noch  iibrig 
von  etwaigen  Belegen  eines  nicht  offenen  P?  Nichts  als  hie 
und  da  ein  vereinzelter  Fall,  der  nichts  beweist  als  was  man 
auch  ohne  Beweis  glaubt:  dass  ein  und  das  anderemal  dem 
antiken  Lapidarius  der  Meissel  nicht  recht  zu  Willen  ge- 
wesen,  sondem  etwas  weiter  nach  links  ausgefahren  ist  als 
er  eigentlich  sollte.     Das  wird   am   deutlichsten,   wo  es  in 


*)  [Vgl.  jet«t  die  Faceimiles  in  P.  L.  M.  E.  Tafel  LVlll  A  a.  bj  B,  C 
und  die  Enarr.  p,  60  f.    C.  W.] 


348  EPIGRAPHISCHE   BRIEFE   II. 

derselbeii  Inschrift  mit  der  correcten  Form  altemirt,  z.  B.  in 
der  Hauptinschrift  des  Biickermonumeuts  [C.  I.  L.  I  n.  1013; 
P.  L.  M.  E.  Tafel  LXXX VIII  A]  (nicht  der  bei  Henzen  Or.  111. 
7267)  EVRYSACISPISTORIS,  oder  POMPILIA  in  derln- 
schrift  des  M  •  CORNELIVS  •  M  •  L  •  APOLLONIVS  •  LICTO 
RIS  (sic)  etc.  [C.  L  L.  I  n.  1045;  P.  L.  M.  E.  Tafel  XLU  M\. 
oder  POMI^ONIA  in  der  des  M  •  AEB VTIVS  •  M  •  L  •  MACEDO 
PATER  etc.  bei  Guasco  Mus.  Capit.  H,  120  [C.  I.  L.  I  n.  102U: 
P.  L.  M.  E.  Tafel  XCII  A] ,    und  was  dergleichen  mehr  siih 
ohne  weitern  Nutzen  zusammensuchen  liesse.    Nur  eine  In- 
schrift  etwas  grossern  Umfangs  kenne  ich  aus  guter  Zeit,  in 
der  der  Schluss  des  P  fast  regelmiissig  erscheint:  das  ist  din 
(schon  oben  p.  287  [341]  erwahnte)  von  Furfo  I.  R.  N.  tV^^U 
|C  I.  L.  I  n.  603;  P.  L.  M.  E.  Tafel  LXXXIIJ.    Man  wird  diess 
dem  Steinmetzen,    der  ohnehiu,    wie   leicht  erkennbar,  eiiit   j 
etwas  zitterige  Hand  fiihrte,   als   eine   individuelle  Schwaihe   , 
zu  Gute  zu  halten  haben.*)     Ob  auf  der  Alabastervase  mit 
C  •  I VLI .  CAESARIS  ||  L  •  APPAES  (Orelli  580)  die  beiden  P 
wirklich  geschlossen  sind,  wie  sie  allerdings  sowohl  Pirane^:    . 
Autichita  II  tav.  57   als  Canina  Architett.  Rom.   S.  III  tav. 
227   (==  Gli   edifizj   di  Roma  ant.  tav.  291)  gezeichnet  hat.   ^ 
lasse   ich   dahingestellt,    da  ich   zu   sehr   durch  Erfahrungen 
gewitzigt  bin,  um  irgend  einer  fremden  Copie  zu  trauen. 

Um  nach  diesem  Excurs  auf  unser  Thema  zuriickzukoni- 
men:  immoglich  konnte  doch  den  oben  angefiihrten  positiven 
Beweisen  der  Fiilschung  gegenuber  die  negative  Instanz  be- 
293  rechtigt  erscheinen,  dass  ihrer  nicht  noch  mehr  waren,  d.  b. 
dass  andere  Buchstaben  nicht  unantik  geformt  seien,  vif 
namentlich  das  M,  oder  dass  das  L  niclit  in  seiner  hyper- 
antiken  spitzwinkligen  Gestalt  erscheine,  wie  wohl  hie  ui]'i 
da  bei  audern  Fiilschern.  Aber  ailerdings  eine  unanfecktbaro 
Position  nahmen  Sie  ausserhalb  des  Paliiographischen  ein. 
indem  Sie  mit  einem  Scharfsinn,  dessen  Glanz  ich  nicht  ver 
fehlte  p.  639  f.  [oben  p.  338  Anm.J  sehr  ausdriicklich  anzoer- 
kennen,  den  Nachweis  fiihrten  dass,  abgesehen  von  der  Schrift 

*)  [Vgl.  die  oben  a.  a.  0.  (p.  341  Anm.)  beigeschriebene  Bemerkria^ 
au8  der  Enarr.  p.  72.     C.  W.J 


EPIGRAPHISCHE  BRIEFE   II.  349 

als  solcher,  Inhalt  und  Fassung  der  Inschrift  nicht  nur  keine 
Spor  modemen  Ursprungs  an  sich  trdgeny  sondern  auch  so  zu- 
gleich  eigenthfimlich  und  mit  diesen  ihren  Eigenthiimlichkeiten 
so  genau  zutrefiPend  auf  die  einschlagenden  realen  Verhaltnisse 
des  Alterthums  seien^  dass  sie  von  irgend  einem  Neuem  gar 
nicht  hatten  so  erdacht  werden  konnen.  Untergeordnet  blieb 
mir  dabei  die  von  Ihnen  stark  accentuirte  Uebereinstimmung 
(les  angeblichen  Fundorts  am  Palatin  '  mit  dem  Local  des 
Tempels  derjenigen  Gottheit  auf  welche  sich  der  Inhalt  be- 
zieht,  in  Yerbindung  mit  der  Unwahrscheinlichkeit,  die  eine 
Erdichtung  des  ganzen  von  Ihnen  p.458  nach  Prof.  Vischer^s 
Angaben  mitgetheilten  detaillirten  Fundberichtes  an  und 
fdr  sich  habe.  Wie  wunderlich  und  unberechenbar  indess 
der  Zufall  auch  in  diesen  Dingen  spielen  kann^  verkennt  ja 
gewiss  niemand  weniger  als  8ie;  wer  eigentlich  betrog  oder 
betrogen  ward^  verlohnt  sich  jetzt  kaum  noch  zu  fragen. 
Jedenfalls  aber  stand  eine  Unwahrscheinlichkeit  gegen  die 
andere:  gegen-die  obige  namlich  die  von  mir  hervorgehobene 
erfahrungsmassige,  dass  ein  Schieferstein  (ohnehin  ein  un- 
erbortes  Material)  sich  hatte  zwei-  Jahrtausende  in  dieser 
fleckenlosen  Unversehrtheit  erhalten  konnen,  mit  dieser  Glatte 
der  Oberflache,  dieser  Scharfe  urid  Reinheit  der  Schrift,  die- 
sen  frischen  Spuren  eben  erst  vollendeter  Arbeit,  wie  sie 
sich  im  Gebrauch  des  Zirkels  zu  erkennen  geben.  Ihnen 
Bchien  wieder  diess  weniger  Gewicht  zu  habeU;  wie  es  denn 
in  der  That  einen  stricten  Beweis  ebenfalls  nicht  gewahrt; 
nnd  80  durften  wohl,  um  vorwarts  zu  kommen,  diese  beiden 
sich  gegenllberstehenden  Bedenken  vorlaufig  gegen  einander 
aofgehoben  werden.  Aber  was  ilbrig  blieb,  erschien  desto 
unTersohnlicher:  auf  der  einen  Seite  die  Gewissheit  antiken 
Inhalts  und  antiker  Fassung,  auf  der  andern  die  Unmoglich- 
keit  enies  antiken  Ursprungs  dieser  SchriftzQge.  Eine  voll- 
konmien  unbefangene  Wdrdigung  beider  Instanzen  hatte  miis-  s*»4 
sen  von  selbst  auf  die  einzig  mogliche  Versohnung  der  Gegen- 
satze  fUhren,  wenn  eben  der  Mensch  immer  scharfsichtig 
genug  ware  dasjenige  a  priore  zu  findeu,  was  ihm  a  poste- 
riore  als  unbedingte  innere  Nothwendigkeit  einleuchtet.  An- 
tike  Fassung  in  moderner  Schrift  —  was  ist  das  anders 


350  EPIGRAPIIISCIIE   BRIEFE   II. 

als,  nur  mit  anderm  Ausdruck,  moderne  Copie  eines 
achten  Originals?  Und  dennoch,  wer  weiss  ob  dieser 
einfachen  Losung  des  Rathsels  gegeniiber  alle  Skepsis  ver- 
stummt  ware,  wenn  es  nicht  indiesem  Falle  das  Schicksal 
einmal  ausuahmsweise  gut  mit  uns  gemeint  und  uns  die  that- 
sachliche  und  handgreifliche  Bestatigung  gegonnt  hatte. 

Herrn  Professor  Henzens  Verdienst  ist  es,  dem  (von 
Canina  stammenden,  s.  Orelli  HI  n.  5659 a)  Geriicht,  dass 
wirklich  ein  alter  Stein  mit  unserer  luno-Seispes-Inschrift 
irgendwo  in  der  romischen  Campagna  stecke,  so  lange  mit 
thiitigem  Eifer  nachgegangen  zu  sein,  bis  die  Ent<ieckun|: 
in  der  That  gemacht  wurde,  und  zwar  in  einer  Vigna  bei 
Civita  Lavigna,  dem  altcn  LaAuvium.  Dem  romischen  Ar- 
chitekten  Herrn  Pietro  Rosa  wird  ein  Papierabdruck  d^r 
Schrift  und  eine  Zeichnung  des  Steines  verdankt,  wonach  da? 
hier  beigefugte  [jetzt  im  Atlas  wiederholte]  Facsimile  ange- 
fertigt  worden.*)  Dem  giinstigen  Leser  wird  es  nicht  un- 
interessant  sein,  hier  bei  einer  bis  auf  die  Nagelprobe  gehen- 
den  Uebereinstimmung  in  allem  Uebrigen  zugleich  den  nor- 
malsten  Schriftcharakter  zu  erblicken,  wie  er  in  den  mittlern 
Jahrzehnten  des  siebenten  Jahrhunderts  d.  St.  der  ubliche 
war,  ohne  eine  einzige  der  Abenteuerlichkeiten  wie  sie  die 
Baseler  Nachbildung  aufzeigt.  Wann,  von  wem,  zu  welchem 
Zwecke  die  letztere  moge  gemacht  worden  sein,  ob  aus  Spie- 
lerei  oder  in  triigerischer  Absiclit,  wird  niemand  mehr  er- 
ortern  woUen  und  ermitteln  konnen;  aucli  konnte  darauf  nur 
dann  etwas  ankommen,  wenn  ein  Ueberspitzfindiger,  wie  es 
ja  wohl  keinen  geben  wird  (obwohl  man  freilich  in  diesem 
Stiick  mitunter  das  Unglaubliche  erlebt),  die  gleichmassigt 
Aechtheit  beider  Steine  zu  behaupten  sich  in  den  querkopfigen 
Sinn  kommen  liesse. 
21)5  Natiirlich    fallen    nun  die  Vermuthungen,  die  theils  an 

den  angeblichen  Fundort  theils   an  die  Gestalt  der  Baseler 

*)  Die  Exomplare  dieses  Facsimiles  liegeu  schon  seit  ein  paar 
Jahren  in  der  Druckerei  und  warten  auf  ihren  Text;  sonst  hatt<?  mkh 
das  Thema  an  sich,  da  ea  fflr  uns  im  Grunde  ein  erledigte?  war. 
doch  wohl  nicht  genug  gereizt,  ihm  diese  epistolarische  Besprechun^ 
zu  widmen. 


EPIGBAPHISCHE  BBIEFE  II.  351 

Schiefeiplatte  gekntlpft  wurden,  von  selbst  weg/  so  berechtigt 
sie  auch  unter  der  Yoraussetzung  ihrer  Aechtheit  sein  moch- 
ten.  Wir  haben  es  jetzt  nicht  mehr  mit  einem  rSmischen 
Tempel  der  luno  Sospita,  sei  es  auf  dem  Palatin  oder  auf 
dem  Forum  olitorium,  zu  thun,  sondem  mit  dem  weitberOhm- 
ten,  aach  in  Rom  officiell  anerkannten  und  mit  den  religio- 
sen  Interessen  der  Stadt  eng  yerknupften*)  Cultus  der  luno 
Lannyina  (luno  Sispes  oder  Sospita  Mater  Regina);  fQr  den 
Citate  fast  (iberfltissig  sind:  doch  s.  statt  Anderer'^*)  Preller 
Rom.  MythoL  p.  246  f.  Und  femer  haben  wir  es  nicht  mehr 
zu  thon  mit  der  Dedicationstafel***)  eines  in  einem  Tempel 
anfgestellten  oder  angebrachten  Weihgeschenkes,  an  der- 
gleichen  die  Dimensionen  des  Baseler  Steines  zu  denken 
nothigten,  dessen  Hohe  sowohl  als  Breite  wenig  tlber  1  Fuss 
betragt,  sondern^  wie  die  Lithographie  lehrt^  mit  dem  Theil 
eines  der  Juno  heiligen  Bauwerkes  selbst.  Natdrlich  nicht 
des  grossen  Tempels;  der  das  merkwQrdige  Bildniss  der  mit 
dem  Ziegenfell  bekleideten  Lanuyinischen  Gottin  barg  (wo- 
mit  auch  ein  libertus  als  Dedicant  kaum  in  einen  schick- 
lichen  Zusammenhang  zu  brii^en  ware):  das  zeigen  ja  die 
Maasse  unseres  Architekturstiicks  auf  den  ersten  Blick.  Dass 
an  diesem  in  der  Fronte  nichts  fehlt;  sieht  man  aus  der 
VoUstandigkeit  der  auf  beiden  Seiten  des  Epistylium  iiber- 
stehenden  Tania  und  Guttae;  reducirt  ist  das  Original  in  der 
Zeichnung  auf  ein  Ftinftel:  die  ganze  Breite  betragt  also 
nur  zwischen  7  und  8  Fuss.  Welche  Vorstellung  man  sich 
hiemach  etwa  yom  Ganzen  zu  machen  habe,  hat  mir  Freund 


*)  Livius  8,  14  («-  417  d.  St.)  sagt  es  sehr  ansdrQcklich :  'Lanu- 
Tinis  ciyitas  data  sacraqae  Bna  reddita  cutn  eo  ut  aedes  lucusque  Sospi- 
^  lunonU  communis  Lanuvinis  municipihus  cum  populo  Bomano  esseV 
Daher  denn  aach  weiterhin  bei  Liviaa  die  sorgf&ltige  Bezeichnnng  der 
^  die  Lannvinische  lano  Sospita  bezdglichen  Dedicationen,  Opfer, 
Prodigien,  za  den  Jahren  634  (21,  62),  535  (22,  1),  537  (23,  31),  538 
(24,  10),  548  (29,  14),  552  (31,  12),  571  (40,  19  —  luL  Obaeq.  6  [60]), 
W6  (Obeeq.  46  [106]). 

**)  Unkritiach  z.  B.  Bormann  Altlatin.  Chorographie  p.  125  f. 
*^)  Eine  Dedicationstafel  mit  aafgesetztem  Qiebel  war  freilich  an 
sicheine  bo  wnnderBame  Erscheinong,  dass  Bchon  diess  geeignet  genug 
war  das  Mistrauen  heraaaznfordem. 


352 


EPIGBAPHISCIIE   BRIEFE   II. 


Brunn  durcli  eine  fliichtige  Skizze  veranschaulicht,  die  icb 
hier,  so  gut  es  gehen  will,  wiedergeben  lasse. 


296 


Der  ganze  Bau,  von  dem  uns  nur  das  Gebalk  derVordtr  I 
seite  mit  Triglyphen  und  Metopcn  erhalten  ist,  wtirde  liier- 
nach  mit  dem  Giebel  und  den  tragenden  Saulen  (oder  Pila- 
stern,  Vas  nicht  zu  entscheiden')  in  einer  ungefahren  Woit 
von  11  bis  12  Fuss  zu  denken  sein.  Damit  aber  haben  wir 
so  deutlich  wie  moglich  den  Begrift*  einer  aedicula,  em: 
der  gelieiligten  Kapellen,  deren  es  allen  Anzeichen  nach  uber 
all  unziihlige  gab.  Eine  neuere  Zusammenstellung  des  dahi: 
gehorigen  Materials  vermisse  ich  oder  kenne  sie  nicht;  a.i? 
fruherer  Zeit  gibt  es  eine  Abhandlung  von  Filippo  Venut. 
^sopra  i  tempietti  degl'  antichi',  die  in  den  %Saggi  di  di^str 
tazioni  dell'  accademia  Etrusca  di  Cortona'  Theil  II  (Rom 
1742.  4)  p.  211 — 223  steht,  aber  freilich  trotz  der  beigegeot 
nen  Abbildungen  nicht  ausreicht.  Nichts  gehen  uiis  hier  ai 
die  aediculae  im  Sinne  von  architektonischen  schrank-  ^^^ 
nischenartigenGehauseii,  von  denen  das  innerhalb  der  TemjHrl 
cella  befindliche  Cultusbild  nochmals  besonders  umschlosMJ 
war.  Auch  nicht  die,  in  kleinern  Dimensionen  zu  deukd:- 
den,  tragbaren  aediculae  hauptsiichlich  wohl  des  haushch-T 


EPI6RAFHISCHE  BRIEFE   II.  353 

PriYatcuItuSy  die  man  eher  Heiligenschreinen  als  eigentlichen 
Eapellen  yergleichen  mag.  Ffir  beide  Arten  gentigen  schon 
die  Lexica.  Unbewegliche  Kapellen  sucht  oder  findet  Yenuti 
ausserhalb  der  grossen  Tempel  theils  als  eigene  An-  oder  ^^ 
Einbaue  in  deren  Intercolumnien,  theils  als  frei  stehende,  aber 
als  Zubehor  zum  Hauptbau  geltende  Nebenbaue.  Dass  man  in 
der  erstem  Weise^  nach  Analogie  des  Ungeschmacks  unserer 
letzten  Jahrhunderte,  harmonische  Saulenreihen  jemals  habe 
in  guter  Zeit  verunstaltet,  m5chte  sehr  zu  bezweifeln  sein. 
Ftlr  das  zweite  darf  wenigstens  Livius  35,  9  nicht  angef&hrt 
werden:  isdem  diebus  aediculam  Vidoriae  Virginis  prope  aedeni 
Vidoriae  M.  Porcitis  Cato  dedicavit  biennio  post  quam  vovit] 
denn  Victoria  und  Victoria  Virgo  und  ihre  beiderseitigen 
Culte  sind  ja  keinesweges  identisch:  prope  aedem  Victoriae 
dient  lediglich  zur  Bestimmung  der  Localitat-und  die  Ueber- 
einstinmiung  der  Namen  ist  dabei  rein  zufallig.*)  Aber  diess 
alles^  wie  es  sich  auch  damit  verhalte,  bleibt  fQr  unsere  In- 
schrift  irrelevant,  weil  nach  dem  vom  Architekten  Rosa  ge- 
gebenen  Fundbericht  von  einem  unmittelbaren  Zusammenhange 
mit  dem  grossen  Junotempel  gar  nicht  die  Rede  ist.  Die 
Inschrift  ist  namlich  keinesweges  in  nachster  Nachbarschaft, 
Tielmehr  in  ziemlicher  Entfemung  von  der  Stadt  gefunden, 
1')  bis  2  Miglien  weit;  in  der  Nahe,  wird  hinzugefQgt,  finde 
!<ieh  antikes  Gemauer.  AIso  nichts  anderes  will  die  Lanu- 
vinische  Herkunft  Qberhaupt  bedeuten  als  dass,  sehr  begreif- 
licher  Weise,  die  Lanuviner  den  in  ihrem  bertlhmten  Haupt- 
tempel  concentrirten  Cult  der  grossen  Stadtgottin  gelegent- 
lieh  auch  in  allerlei  Nebenstatten  fortsetzten,  und  dass  eine 
8oIche  die  in  dorischem  Stil  habsch   genug  erbaute  Kapelle 

*)  Ffir  ideine  Eapellchen  in  Verbindung  mit  einem  grossen  Tem* 
pel  macht  mich  Brann  aafmerkflam  auf  Monnmenti  ed  Annali  d.  Inst. 
lBo5  p.  85,  woher  ich  nachBtehende  Angaben  Henzens  mittheile:  ^Si 
confronti  la  descrizione  data  dal  ch.  Renier  del  tempio  d'£8calapio  a 
Lambeee,  avanti  al  qnale  Bi  estendeva  un  cortile,  i  cui  lati  erano 
occapati  da  piccole  cappelle  dedicate  a  varie  altre  divinit^  (fiapports 
odrmis  d  Mr.  le  miniHre  etc.  extraits  des  archives  des  missians  Bcienti- 
fiq^  p.  10).'  Aber  hier  sind  es  andere  GOtterculte,  die  zu  dem  dcs 
llaQpttempelB  in  dem  diesen  umgebenden  Baume  hinzntraten. 

FB.   RIT8CHKLII    UPV8CVLA    IV.  23 


354  EPIGRAPHISCHE   BBIEFE  II.  IH. 

war,  welche  in  der  ersten  Halfte,  etwa  gegen  die  Mitie  de3 
7ton  Jahrhunderts  ein  Freigelassener  Q.  Caecilius  im  Umkreis*» 
der  Stadt  weihte.  Die  Iiischrift,  mittels  deren  er  das  that, 
lautet  ganz  so  knapp  und  bundig  wie  es  sich  fUr  jene  Epoche 
schickt,  im  Gegensatz»  zu  wortreichern  Stilisirungen  der  Folge- 
zeit,  von  denen  ich  eine  hier  zum  Schluss  erwahnen  will, 
2y8  weil  sie  sich  ebenfalls  auf  eine  aedicula  bezieht:  eine  der 
aediculae  niimlich,  die  den  Genien  der  Centurien  derVigiles 
in  Rom  geweiht  waren.  Ich  entnehme  die  Notiz  einem  der 
stets  lehrreichen  Briefe  unseres  trefflichen  Freundes  Brunn, 
der  sie  aus  dem  (in  Deutschland  noch  nicht  angekommenen^ 
Jahrgang  1858  der  Annali  d.  Inst.  p.  391  so  citirt:  ^iscri- 
zione  incisa  nella  fronte  marmorea  (also  ganz  wie  bei  mis^ 
rer  Lanuvinischen)  d'un'  edicola,  rinvenuta  in  una  vigna  fra 

S.  Saba  e  S.  Prisca COH  •  IV  etc.  AEDICVLAM 

M  ARMORIAM  •  C  VM  •  V  ALVIS  •  AEREIS  -  CENT  VRI AE  •  EX 

PECVNIA .  SV A .  FECIT '  -  Aus  dem  BuUettino  von 

1839  p.  147,  worauf  mich  derselbe  verweist,  nehme  ich  noch 
Veranlassung  die  Bemerkung  hinzuzufiigen,  dass  es  unyer- 
wehrt  ist,  in  der  aedicula  selbst  sich  irgend  ein  den  Dimen- 
sioneu  derselben  entsprechendes  Bild  der  Gottin  zu  denken. 
Dieser  Brief  war,  wie  gesagt,  mehr  ffirs  Publicum  al^ 
fiir  Sie;  sehen  Sie  ihn  als  ein  blosses  Intermezzo  an;  den 
folgenden  habe  ich  wesentlich  an  Sie  zu  richten. 


3. 
Der  Popillische  Meilenstein  von  Adriat 

(Mit  einer  Steiiitafel*)). 

Ueber  den  rein  palliographischen  Gesichtspunkt  hinauj! 
imd   in  den  sprachgeschichtlichen  hinein  reicht  Was  Sie  ge- 

*)  [Die  zu  dioHem  Aufsatz  zuerst  verOiFentlichte,  jetat  im  Atiii 
auf  Tafel  XIII  A  wiederholte  Abbildung  ist  dieselbe  wie  P.  L.  M.  E. 
Tafel  LIV  A^  daselbst  i.st  unU^.r  a  die  Gestalt  der  ganzen  Steine»  ab- 
gebildet,  dazu  in  der  Enarr.  p.  47  f.  folgende  Bemerknng:  'Figar^ 
quoque  integri  lapidis  licuit  aub  a  repraesentare ,   in  cuius  inBoIentiAm 


EPIGRAPHISCHE   BRIEFE   III.  355 

sagt  baben  imd  ich  zu  sagen  habe  ilber  den  in  der  Ueber- 
schrift  bezeichneten,  im  Museo  Bocchi  zu  Adria  befindlichen 
Meilenstein;  den  zuerst  Yincenzo  Devit  publicirte  in  seiner 
kleinen  Sammlung  ^Le  antiche  lapidi  Romane  della  provincia 
del  Polesine'  (Venezia  1853),  Sie  sodann  republicirten  in  die- 
sem  Museum  Bd.  X  p.  141  ff.  [C.  I.  L.  I  n.  550],  und  zwar 
in  dieser  Gestalt: 

P.POPILLIVSC.  !f 
COS         / 

Die  schonen  Erorterungen,  dic  Sie  an  diese  wenigen,  doch 
nicht  wenig  interessanten  Worte  gekniipft  haben  fiber  den 
bezuglichen  Strassenbau,  die  Entfemungsmasse  und  ihre  Be-  sd» 
zeichnung,  sind  nicht  das  was  mich  hier  beschaffcigen  soH, 
sondem  nur  das  Graphische.  Und  zwar,  weil  das  Uebrige 
in  der  That  keinerlei  Bedenken  hervormft,  ausschliesslich 
das  lange  I  in  POPlLLIV^S,  Clber  das  ich  nicht  umhin  kann 
Widerspmch  gegen  Sie  zu  erbeben.  Denn  dass  wir  hier 
Oemination  des  L  haben,  in  dem  namhaften  Meilensteine 
von  PoUa  (Orelli  3308;  L  R.  N.  6276  [C.  I.  L.  I  n.  551; 

dedita  opera  1.  s.  s.  ^Masei  Rhen.  t.  X^  MommBentis  inqoisiyit  p.  145.' 
Die  anf  derselben  Tafel  nnter  B  nud  2>  gegebenen  Stflcke  aind  zwei 
gerade  wegen  pal&ographischer  Gesichtspunkte  besonders  wichtige  nnd 
im  zweiten  epigraphiachen  Brief  p.  288  f.  (oben  p.  343)  besprochene.  Es 
^chien  mir  deshalb  wQnBchenBwerth,  da  einmal  der  grOssere  Theil  der 
Tafel  wieder  znm  Abdruck  gebracht  werden  mnsste,  dieselbe  im  Atlas 
einfach  TollaUlndig  wiederholen  zn  lassen,  wobei  freilich  der  Stein  nn- 
ter  C  mit  in  den  Katif  genommen  werden  mnsste,  der  so  wenig  hieher 
vie  in  die  P.  L.  M.  E.  gehOrt.  Was  es  mit  diesem  Stein  fflr  eine 
Bewandtniss  hat,  sagt  die  Enarratio  p.  48:  ^C  cnm  B  Bociavi  quia  Ar- 
retii  sodatoe  et  Gorins  (Inscr.  EtmBC.  t.  II)  p.  264  sociaverat  edendo 
et  deformando  Bmnnius,  huius  antem  ipsiua  tabulae  aliquo  comple- 
mento  opuB  erat.  Priscae  aetatis  notam  nullam  inesse  non  minns  certo 
apparet  qnam  praeter  veritatem  Gorinm  VLATIYS  edidisse.  Miro  au- 
tem  vel  casu  vel  errore  hoc  fragmentum  adhaesit  mutilo  in  fine  elogio 
C.  Marii  (Or.  543),  in  Bchedis  tantum  mss.  nunc  auperstiti,  apud  6o- 
num  p.  248  et  Ludovicum  Toninium  in  «Rimini  avanti  il  principio  deir 
era  volgare»  p.  369  (non  apud  Qruterum  p.  436,  3) :  illic  quidem  lectum 
^tiosiBBime,  hic  addito  FECIT  verbo  interpolatum.  Nec  enim  quicquam 
QtdnBque  commnne.'    C.  W.] 

28* 


356  EPIGRAPHISCHE  BRIEFE  III. 

P.  L.  M.  E.  Tafel  LI  B])  dagegen,  der  demselben  Consul  des- 
selben  Jahres  622  angehort,  durchgangig  (in  TABELARIOS 
SVMA  REDIDEI)  keine  Gemination,  ist  ja  ganz  in  der  Ord- 
nung,  wenn  ich  anders  die  in  dieser  Beziehung  unterscheid- 
baren  Perioden  in  Mon.  epigr.  tria  (de  tit.  Aletrin.)  p.  K 
foben  p.  165]  flf.  richtig  bestimmt  und  gerade  die  Zeit  um 
620  als  einen  Wendepunkt  bezeichuet  habe,  von  dem  an  erst 
sich  ein  Uebergewicht  der  Consonantengemination  gelteud 
machte.  Denn  doch  lieber  so  mochte  ich,  auf  Grund  der 
dort  zusammengestellten  Belege,  das  Verhaltniss  ausdracken 
als  schlechthin  mit  Ihnen  (p.  142)  sagen,  dass  wahrend  der 
ersten  Hjilfte  des  siebenten  Jahrhunderts  in  dieser  Hinsicht 
^die  grosste  Willkiir'  geherrscht  habe.  Mir  wenigstens  hatte 
es  hochstens  auf  einem  friihern  Standpunkte  so  geschienen. 
wie  ich  ihn  in  dem  (von  Ihnen  allein  citirten)  Prooemium  it 
titulo  Mummiano  p.  IV  [oben  p.  87  flP.]  beim  ersten  Anlauf 
cimiahm. 

In  Betreff  nun  des  verlangerten  I  schreiben  Sie  mir  die 
Annahme  zu,   dass   dasselbe   ^erst  in  der  Augusteischen  Zeit 
an  die  Stelle  des   iiltern  EI  eingeriickt  sei',  und  bezeieluien 
diese  Annahme   als  ^irrig  insofern,   als  jenes  I  unzweifelhaft 
schon   auf  betriichtlich    iiltern  Denkmiilem  erscheine.'    Der 
Tadel  trifFt  nicht  recht  zu;  denn  das  hatte  ich  Mon.  epiirr. 
tr.  p.   31  f.   [oben  p.  155J,    auf  welche  Stelle  Sie   sich  h- 
ziehen,  ganz  und  gar  nicht  geleugnet,  vielmehr  nur  von  dtr 
^circa  D.  Augusti  tempora'  adoptirten  Combination  gesprocheL, 
wonach  zur  Bezeichnung  der  Naturlange  fiir  den  Vocal  i  di' 
graphische   Verlangerung,    fiir   die   ilbrigen  Vocale   der  C^ 
brauch  des   apex   beliebt  wurde.     Dass  die   erstere  fOr  ^ii' 
allein  von  iilterm  Datum  sei,  komite  mir  ja  nicht  unbekain' 
sein,  da  sie  in  der  schonen,  imzweifelhaft  gleichzeitigen  J^^il 
lanischen  Inschrift  I.  R.  N.  6796  [=  C.  I.  L.  I  n.  584;  P.  L 
M.  E.  Tafel  LXIX  A]  in  FELICI  und  VlCVS  vorlag.  Gera.]- 
auf  dieselbe  Zeit,  wenigstens  nicht  nothwendig  mehr  als  eii 
300  paar  Jahre  hinter  668  zuruck,  fiihrt  uns  die  von  Ihnen  U- 
gebrachte    Miinzaufschrift  M  ^  CALlD   [C.  I.  L.   I  n.  33(o.' 

*)  Wenu  dicse  Miinzc  von  H.  Cohen  in  seiner  'DescriptioD  geiierj.»' 
des  monnaios   de  la  republique  Romaine  communement  appelee?  w 


EPIGRAPHISCHE  BBIEFB   IIL  357 

Aeltere  Beispiele  kannte  ich  allerdings  keine,  und  glaubte 
damm  ein  gates  Beclit  zn  haben  (z.  B.  in  Vorlesnngen  Uber 
lai  Grammatikf  ygl.  Prooem.  Bonn.  1855 — 56  Me  idem  isdem 


diulIeB  oonsnlaires'  (Parifl  1857)  p.  66  gar  Idb  Jahr  594  gefletct  wird,  so 
▼erden  Sie  ja  wohl  hinl&nglichen  Grond  finden,  eine  bo  liberale  Alters- 
sch&teong  gebuhrend  sa  erm&ssigen.  —  Uebrigens  bleibt  za  wtLnBchen, 
dass  Diemand  dieses  GALlDIYS  zu  dem  Beweise  misbrauche,  dass  I 
aach  Anadrack  eines  karzen  i  habe  sein  kOnnen:  wie  frfiher  aas  eini- 
gen  Scheinbeweiaen  (dergleichen  noch  mehrere  andere  aaf  gelegentliche 
Besprechong  warten)  daa  Gleiche  nicht  sehr  wohlerwogen  iat  f&r  EI 
behaaptet  worden.  Allerdings  haben  die  Namen  aaf  -idius  meut  kar- 
zes  »':  Fufidius  Oppidius  Vtbidius  Vmidius  Canidia  bei  Horaz,  Faesi- 
dm  Hdvidius  Veniidius  Vrsidiua  bei  Jayenal,  Aufidius  bei  beiden. 
Aber  bo  gat  wie  npben  einander  'Uius  and  -tlius  bestanden,  kann  es 
ja  aoch  zwei  Suffizbildangen  -idius  and  -idius  gegeben  haben.  Frei- 
lich  wird  man  dann  Calidius  nicht  von  ecdidu»  abzuleiten  haben;  aber 
das  ist  ja  aach  nicht  nothwendig,  da  ans  der  Stamm  calere  za  Gebote 
steht:  gerade  so  wie  lucere  filr  Luddius,  welches  LVGlDIVS  geechrie- 
ben  iflt  in  der  (nicht  yon  Ihnen  aelbst  copirten)  Inschrift  I.  B.  N.  6023 
[C.  I.  L.  I  n.  1285;  P.  L.  M.  E.  Tafel  LXIV  H\  Diesen  Beispielen  tritt 
zur  Seite  SEXTEIDIVS  bei  Orelli  4033  [I.  B.  N.  1968  Z.  11].  ['Anch 
noch  den  Nachtrag,  daas  der  hier  berfihrte  Name  aach  in  den  Gonsular- 
fasten  des  Jahree  783  als  SEXTEIDIVS  erscheint.'  Nachtrag  im 
Rhein.  Museum  XIV  p.  487.]  Aber  auch  das  bei  JuTenal  V,  118  mit 
langer  Antepaenultima  gebrauchte  AXUdius  dient  demaelben  Zweck, 
▼enn  diesa  doch,  wie  nicht  zu  zweifeln,  derselbe  Name  ist  mit  dem 
in  Inschrifben  flberauB  h&ofigen  ALLIDIVS:  und  gerade  ihn  sehen 
wir  ALLIDIAE  geschrieben  I.  B.  N.  6928.  (Wenn  in  der  InBchrifk  Toh 
S.  PriBCO  bei  Henzen  Or.  III,  6119  [G.  I.  L.  I  n.  573]  im  Papierabdruck 
[P.  L.  M.  E.  Tafel  LXIV  G]  der  emte  Name  eben  so  gut  ALEIDIVS 
gelesen  werden  kann  wie  ALFIDIVS,  so  wird  ja  das  wohl  nur  T&uschung 
sein.)  Denn  es  findet  hier  im  allgemeinen  genau  dasBelbe  Verh&ltniss 
statt,  welchea  in  dem  Prooemium  'de  Bcpulcro  Furiorum'  [oben  p.  260  ff.] 
f3r  die  Endungen  oit^s  eius  eus  lus  tus  nachgewiesen  wurde.  Nur 
Bprachgeschichtlich,  nicht  Ton  Haua  ans  Terachieden  sind  die  parallelen 
Formen  Alfedius  Alfidius,  Apaedius  Apidius,  Atedius  (Stat  SIIt.  II 
praef.)  AUidius,  Avedius  Avidius,  Caledius  (L  R.  N.  2863)  Calidius, 
Calvedius  Caividius,  Museditts  Musidius  Mussidius,  Petedius  Pelidius, 
PotUedius  PonUdius,  Poppaedius  Poppidius  Popidius,  Staiedius  Stati- 
dim,  Sueteditu  Stsetidius,  Tettedius  TeUidius,  Turpedius  Turpidius, 
Veibedius  Vibiditu,  TruUeditu  TrtUtiditu,  Veredius  Veriditts,  VetUdius 
yettiditts^  Viveditis  Vibidius,  Vttedius  Vttiditis:  alle  aus  I.  B.  N.  ge- 
zogen.  Ihnen  mOgen  sich  denn  bei  dieser  Gelegenheit  auch  noch  fol- 
gende,  &a88erlich  etwaa  weiter  auB  einander  gehende,   und  doch  im 


358  EPiGRArmsciiE  briefe  iii. 

proii.  formis'  p.  VI  [oben  p.  318])  kurzweg  die  Sullauibclie 
Periodc  als  die  der  Erfinduiig  und  Einfiihrung  der  i  longa  zu 
bezeiclmen.  Da  ist  es  denn  nun  freilich  ein  gewaltiger  Ab- 
stand,  wenn  Sie  mit  einem  herzhaften  Sprunge  uber  ein 
301  Yolles  halbes  Jahrhundert  hinwegsetzend  den  Beginn  jener 
Schreibung  schon  fiir  circa  620  annehmen.  Sie  thun  dies^, 
theils  gestiitzt  eben  auf  den  Stein  von  Adria,  theils  auf  eiue 
aus  verwandten  Erscheinungen  hergeleitete  Argumentatioii 
Icli  darf  diese  beiden  Beweismittel  um  so  mehr  gesondert 
priifen,  als  Ihnen  das  inschriftliche  Beispiel  mehr  nur  zur  aus- 
sern  Besttitigung  der  auf  dem  andern  Wege  gefiindenen  Pro- 
babilitHt  dient  und  diese  letztere  Ihnen,  nach  Ihren  eigeuet 
VVortcn,  eigentlich  schon  vor  dem  neuen  Funde  feststand. 

Ihre  Meinung,  sagen  Sie  p.  143,  ^ging  immer  dahiu. 
dass  der  Ursprung  des  verlangerten  I  zusammengehore  mit 
dem  der  Vocalgemination,  welche  auf  das  i  deswegen  nicli: 
anwendbar  war,  weil  II  sehr  haufig  in  der  Geltung  von  E 
vorkam;  so  schrieb  man  fiir  d  6  ii  AA  EE  VV,  aber  fSr  i 
bald  EI,  bald  I.'  Dieses  'bald'  'bald'  ist  ja,  allgemein 
gefasst,  unbestreitbar  richtig;  ob  aber  schon  fiir  die  Zeit  der 
Erfindung  jener  Gemination  durch  den  Dichter  Accius,  da^ 
ist  eben  die  Frage:  und  sie  wird  mit  so  viel  Bestimmtheit, 
als  in  diesen  Diiigen  iiberhaupt  vergonnt  ist,  zu  vemeineD 
sein.  Ihre  Combination  kounte,  ja  wiirde  vermuthlich  gaiiz 
plausibel  khngen,  wenn  wir  weiter  nichts  wiissten,  als  das» 
Accius  zur  Unterscheiduug  der  naturlangen  von  den  kurzeu 
Vocalen  ein  auf  graphische  Verdoppelung  gegriindetes,  nur 
durch  gewisse  Modificationen  beschranktes  System  der  OrtLvr 
graphie  eingefiihrt  habe:  obwohl  auch  dann  noch  das  Motiv. 
das  Sie  dem  Accius  fiir  die  Ausschliessimg  eines  DoppeM 
imterlegen,  mehrfachen  Bedenken  imterworfen  ware,  auf  dk 
ich  noch  zu  sprechen  komme.  Aber  so  ist  ja  die  SachlaL^e 
keinesweges:    wir  besitzeu  ja   iiber  das,  was  durch  und  seit 


WeBon  ebcnfalls  gleiche  aureihon:  Kumicdius  Numidius,  PeHediut  Pt^* 
dius;  cbenHO  Aatiedius  Attiedius  und  Vibiedius  neben  den  schon  *d- 
gefiihrten  Atedius  Attidixis,  Vibidiu^;  cndlich  auch  Paquediut  i"J^ 
Pacidcius. 


EPIGBAPHISCHE  BRIEPE   III.  359 

Accius  geschah,  eine  viel  exactere;  Qber  jene  allgemeine  Notiz 
bestiinmt  hinansgehende  Eenntniss  und  haben  also  diese, 
nicht  jene  zum  Ansgangspnnkte  nnserer  weitem  Erwagungen 
zn  nehmen.  Wir  besitzen  sie  theils  durch  die  monumentalen 
Thatsachen,  theils  dorch  ausdrtlckliches  Zeugniss.  Das  That- 
sachliche  ist,  dass  von  dem  Zeitpunkte  an^  von  dem  die 
Neuerungen  des  Accius  datireu;  d.  h.  circa  620,  wahrend  gan- 
zer  funfzig  Jahre  in  den  Inschriften  neben  AA  £E  W  ein  I 
eben  niemals  York5mmt;  dagegen  statt  dessen  in  zahlreiclieu 
Beispielen  ein  anderes  YorkSmmt;  namlich  £1.  Und  mit  die-  so2 
8em  Befimde  steht  das  Zeugniss,  welches  iiber  das,  was  Ac- 
cias  thaty  genauer  als  jedes  andere  berichtet^  in  einer  Ueber- 
einstimmung;  die  jeden  Begriff  des  Zufalls  ansschliesst.  Cum 
Imga  syUaba  scriben3a  esset,  heisst  es  bei  Putschius  p.  2456 
(mit  Anfhahme  der  paar  kleinen  Yerbesserungen,  die  schon 
Mon.  tr.  p.  23  [oben  p.  143]  f.  gegeben  wurden),  duas  vocales 
pondkU,  praeterquam  quae  in  i  litteram  indderent:  hanc 
enim  per  e  et  i  scribAat,  Also  per  e  et  i,  aber  kein  Wort 
Ton  einem  per  i  hngam.  Und  wer  ist  dieser  Zeuge?  £iner 
der  unterrichtetsten  Grammatiker,  der  die  trefflichsten  Quel- 
len  benntzte  und  aus  ihnen  die  gewahltesten  und  bewahr- 
testen  Notizen  mittheilt:  Marius  Victorinus.  £ine8  solchen 
Gewahrsmannes  so  bestimmte^  zugleich  durch  die  Denkmaler 
80  bestatigte  Aussage  einer  rein  subjectiven  Vermuthung  auf- 
zuopfem  wtlrde  ich  nicht  gerechtfertigt  findeU;  auch  wenn 
der  Anlassi  tlberhaupt  eine  neue  Vermuthung  aufzustellen, 
zwingender  zu  sein  schien,  als  es  in  der  That  der  Fall  ist. 
Wenn  die  Scheu  vor  einer  Verwechselung  mit  II  =  E 
den  Accius  abgehalten  haben  soU^  die  Gemination  auch  auf 
den  Yocal  i  auszudehneU;  so  ist  darauf  Yorweg  zu  erwidem; 
dass  ja  das  Verfahren  des  Accius  nur  mit  dem  Masse  sei- 
Qes  eigenen  Systems  zu  messen  ist,  und  dass  er  eben  in 
dieaem  der  Figur  II  keinen  Platz  einzuraninen;  sondem  da- 
fiir  ausschliesslich  £  zu  fixiren  brauchte  (wie  er  auch  un- 
streitig  gethan)^  damit  fdr  ihn  und  seine  Nachfolger  jede 
Gefahr  einer  Yerwechselung  wegfiel.  Dabei  will  ich  nicht 
einmal  besonderes  Gewicht  darauf  legen,  dass  bei  der  ver- 
haltnissmassig  geringen  Yerbreitung  des  II  jene  Gefahr  tiber- 


360  EPIGRAPHISCHE   BRIEFE   HI. 

303  haupt  nicht  eben  gross  war.*)  Ferner  aber^  warum  soUte 
Accius  hier  so  viel  angstlicher  gewesen  sein  als  beim  VV, 
wo  doch  eine  Verwechselung  mit  uv  (oder  vn)  gleich  nahe 
lag?  Doch  zugegeben,  er  hatte  jene  Scheu,  trug  er  ihr  denn 
nicht  eben  so  volle  Rechnung,  wenn  er  nur  iiberhaupt  ein 
anderes  Zeichen  als  II  fur  das  naturlange  i  feststellt-e,  mid 

*)  Indem  ich  das  epigraphische  Material  darauf  darcbsehe,  finde 
ich  den  Gebrauch  des  II  und  des  dazu  gehorigen  T  ==  F  sogar  Tiel 
be8chra.nkter  als  es  mir  in  der  Erinnerung  vorschwebte.  Ziemlich 
haufig  war  es  offenbar  in  der  altesten  Zeit  (obwohl  nie  ausschlieselicb, 
sondern  immer  neben  E),  wie  SAIITVRNI,  LAVHRNAI,  UAMILIAI 
auf  den  bekannten  Thongefdssen,  rOVRIO  in  den  Grabschriften  der 
Furier,  FROQVIIIA  •  C  •  F  (nicht  V)  in  einer  einzigen  (n.  27)  von  drca 
27  Praenestinischen,  LIIBRO,  DIIDRO,  IVNO^II,  CIISVLA,  DIA^U 
auf  den  Pisaurischen  Votivsteinen ,  ATILIIIS  SARANIIS  auf  dem  Wie- 
ner  Widderkopf  beweisen  (um  von  I.  R.  N.  5483  absichtlich  keineu 
Gebrauch  zu  machen):  Beispiele,  welche  wohl  s3.mmtlich  noch  vor  da» 
sochste  Jahrhundert  fallen.  Weiterhin  hat  es  seine  Existenz  haapt- 
siichlich  nur  in  der  Cursivschrift  der  Graffite  fortgesetzt,  wo  es  aller- 
dings  ganz  gewohnlich  ist,  z.  B.  auf  den  AschengefasBen  von  San  Cesario 
n.  3.  6.  14.  24.  35.  37.  53,  um  von  den  Pompejanischen  Mauerinschrif 
ten  zu  schweigen.  Aber  auf  Steinen  ist  es  der  grossen  Masse  der  rt- 
publicanischen  Inscliriften  (von  den  Kaiserzeiten  spreche  ich  hier  nicLt) 
so  gut  wie  ganz  fremd.  Ks  sind  sehr  vereinzelte  Ausnahmen,  wcnn 
man  auf  einem  Stein  der  Galeria  lapidaria  des  Vatican  (Gruter  968, 4 
[C.  L  L.  1  n.  1040;  P.  L.  M.  E.  Tafel  LXXV  G])  liest  LIBERTVSIIX 
TESTAMEN  (sic)  FACIVNDVM  •  CVRAVIT,  oder  auf  einem  Aquinatj- 
schen  (I.  R.  N.  4393  [C.  L  L.  I  n.  1180;  P.  L.  M.  E.  Tafel  LXXIV  XI 
SIBIII.  IIT  .  SVEIS  .  TVCClAEiO  |  PHILEMATIONI:  denn  bo  gibt  hirr 
der  Papierabdruck.  Fast  mSchte  ich  auf  Grund  eines  solchen  anch 
FIICIT  (neben  DIANAES)  lesen  am  Schluss  der  Capuaner  L  R.  N.37?S 
=  Henzcn  Or.  III,  6392  [C.  I.  L.  I  n.  1242;  P.  L.  M.  E.  Tafel  LXXii]. 
Das  Hauptstiick  aber  in  dieser  Bcziehung  ist,  einzig  in  seiner  Art, 
eiu  ohne  Zweifel  noch  der  Republik  angehoriger  Stein  von  Veroni 
der  so  lautet: 

y.Y  .  VALIIRIVS  .  SHX  .  1« 
^IBI.IITSIICVNDAn. 
VALIIRIAII  .  M  .  II 
VXSORI 

Der  Anfarig  dcr  crston  Zeile  war  natiirlich  SIIX.  [S.  jetzt  C.  L  L 
I  u.  1433;  V,  1  n.  3794;  P.  L.  M.  E.  Tafel  LXXIV  V.  —  Aua^erdem 
ist  Rhein.  Mus.  XIV  p.  383  (unten  p.  388)  noch  das  FIICT  des  Kirtb»^- 
schen  Medusenkopfs  uud  einiges  andcrc  nachgetragen.     C.  W.] 


EPIORAFHISCHE  BBIEFE   III.  361 

leistete  dlesen  Dienst  das  EI  nicht  gerade  so  gut  wie  das  I? 
Ueberhaupt,  wie  soUen  wir  uns  ein  I  und  EI  gleichzeitig 
neben  einander  denken?  Ohne  Unterschied  der  Bedeutung 
hatte  dochy  in  einem  mit  Bewusstsein  aufgestellten  System, 
ein  doppeltes  Zeichen  keinen  Sinn;  dass  aber  beide  fQr  ver- 
scfaiedene  Falle  angewendet  worden  waren;  dagegen  sprache 
hinlanglich  die  Thatsache,  die  aus  den  bekannten^  die  frtihere 
Theorie-ausdrticklich  bekampfenden  Yersen  des  Lucilius  un- 
zweideutig  hervortritt,  dass  eben  Lucilius  der  erste  war,  wel- 
cher  Yerschiedene  Nfiancen  des  i-Lautes  auch  in  der  Schrift 
zu  scheiden  vorschrieb.  Endlich  aber,  wenn  es  nur  die 
Gleichheit  eines  schon  anderweitig  vorhandenen  Schriftzei- 
chens  war,  was  den  Accius  von  der  Aufnahme  des  Doppel-I 
abhielt,  so  war  diess  doch  kein  Grund  auch  das  00  auszu- 
schliessen,  wovon  sich  gleichwohl  keine  Spur  findei  Die 
Auffassung  wird  also  ohne  Zweifel  den  Vorzug  yerdieneu, 
welche  beide  Erscheinungen  aus  einer  Wurzel  herleitet.  Eine 
solche  drangte  sich  mir  auf  in  der  Thatsache,  dass  eine  an- 
dere  altitalische  Schrift,  und  zwar  die  angesehenste  und  ver- 
breitetste,  die  oscische,  von  Alters  her  ebenfalls  Vocalgemi- 
nation  hatte,  aber  ebenfalls  beschrankt  auf  a  e  und  u,  mit  304 
Ausschluss  nicht  nur  des  ganz  fehlenden  0,  sondem  gerade 
auch  des  i.  Es  lag  nahe,  darin  das  Muster  zu  erkennen, 
(lem  Accius  seine  lateinische  Schreibtheorie  nachbildete.  Denn 
so  leicht  es  gesagt  ist,  dass  es  fCLr  so  einfache  Dinge  ja 
eines  Vorbildes  weiter  nicht  bediirfe,  so  gewiss  ist  es  doch, 
dass  sich  die  Macht  der  Gewohnheit  nirgends  zaher,  der 
Fortschritt  nirgends  allmahlicher,  die  Anlehnung  an  bereits 
Vorhandenes  nirgends  regelmassig^r,  die  freie  Schopfung  nir- 
gends  seltener  erweist  als  in  der  Geschichte  der  Alphabete 
und  Schreibweisen.  Die  Nachahmung  eines  schon  anderweitig 
Sanctionirten  durfte  Accius  seinen  Romern  zumuthen,  die 
Aufnahme  des  ifanen  voUig  Fremdeu  mochte  er  ihnen  nicht 
zu  bieten  wagen.  So  wenigstens  lasst  sich  ein  ganz  befrie- 
iligender  Zusammenhang  fQglich  denken;  weiss  einer  cine 
bessere  Erklarung,  so  ist  mir  die  meinige  keineswegs  so  ans 
Herz  gewachsen,  um  sie  nicht  ohne  Harm  aufzugeben. 

So  viel  liber   die  innem  Griinde.     Zu  ihnen  kam  nun 


362  EPIGRAPHISCHE   BRIEFE   III. 

freilich  fiir  Sie  der,  wie  es  schien,  durchschlagende  iiussere, 
dass  uns  jctzt  auf  einmal  das  factische  Yorkommen  eine^  mit 
der  Erfindung  der  Gemination  gleichzeitigen  I  in  dem  PO- 
PlLLIVS  der  Inschrift  von  Adria  vorlag.  Fanden  Sie  dariii 
die  wiinschenswertheste  Bestiitigung  Ihrer  Ansicht,  so  war 
anderseits  mein  Standpunkt,  wie  ich  ihn  oben  entwickelt 
habe,  zu  fest,  als  dass  es  mir  nicht  hatte  von  vom  herein 
im  hochsten  Grade  wahrscheinlich  sein  sollen,  es  musse  mit 
dem  Stein  von  Adria  irgend  eine  Bewandtniss  haben,  wl>- 
durch  er  die  ihm  von  Ihnen  beigelegte  Beweiskraft  verlore. 
Der  Moglichkeiten  gab  es  hier  mehr  als  eine;  es  verlolmt»^ 
sich  ffir  mich  sie  nilher  ins  Auge  zu  fassen^  da  es  sich  danim 
liandelte,  ob  ein  werthvolles  Kriterium,  um  fftr  nicht  wenigf 
Inschriften  mit  I  eine  negative  Zeitbestimmung  zu  gewinneii. 
bestehen  bleiben  soUte  oder  nicht.  Hatte  ein  Facsimile  vor- 
gelegen,  das  auch  Sie  lebhaft  vermissten,  so  war,  wie  maii 
glauben  durfte,  die  Entscheidung  rasch  gegeben;  Herm  De- 
vit's  Aeusseruug  tiber  die  Schrift:  ^le  lettere  sono  belle  e 
regolari  e  mostrano  il  buon  gusto  del  secolo  in  cui  furono 
scolpite',  Hess  einen  so  weiten  Spielraum,  dass  sie  gar  keiiien 
Anhalt  gewahrte. 
^05  Sie    schloss    zuvorderst    den   nachstliegenden   Gedanlvn 

nicht  aus,  dass  wir  es  nicht  mit  dem  ursprQnglichen,  sondeni 
oiiiem   restituirten  Meilenst^ine    zu    thun   hatten;    fiel  diese 
Kestitution  in   oder  nach    SuIIanischer  Zeit,    so   konnte  da.-j 
alte  I  unter  den  Hiindeii  des  Steinmetzen  sehr  wohl  zu  einem 
I  werden.  Nahmen  doch  Sie  selbst  p.  144  fflr  mehrere  dermi^ 
aus   der  Republik  erhaltenen  Meilensteine  solche  R^stitution 
an,   namentlich  fiir  den  Bologneser  Cippus  der  via  Aemilia 
vom  J.  567  (Henzen  Or.  III,  5348  [C.  L  L.  I  n.  536;  P.L.M.E. 
Tafel  XLVIII  B])  und  fiir  den  Veroneser  der  Postumia  vom 
J.  G06  (ebend.  5350  [C.  I.  L.  I  n.  540;  V,  2  n.  8045;  P.  L 
M.  E.  Tafel  LV  A]),    In  Betreff  des  letztem  mogen  Sie  leieht 
Recht  behalten,  dass   eine   gewisse  Eleganz  der  Schriftzuge, 
die  uns  daraus  entgegentritt,  wohl  eher  auf  SuUanische  ak 
vorgracchanische  Zeit  hinweise:  zumal  da  der  Stein,  wie  idi 
Ihnen  schon  fruher  hervorhob,    so   zu  sagen  palimpsest  bi 
uud  unter  seiner  jetzigen  Schrift   die  unverkonnbaren  Ke?to 


EPI6BAPHISCHE  BRIEPE   III.  363 

einer  altern  hat,  die  wenigstens  beweist  dass  eiii  sclion  ge- 
brauchter  Stein   fUr   den  neuen  Zweck   verwendet   wurde.^) 
Rucksichtlich   der  Bologneser   Gippen  **)    gestehe    ich   sehr  306 
zweifelhaft  zn  sein  und  wenigstens  in  dem  Schriftcharakter 

*)  [Vgl.  Enarr.  p.  48 :  'Et  primo  qoidem  versu  exemplum  chartaoeum 
a  Ribbeckio  acceptum  haud  ambignos  IIII  numeros  ostendit  sub  litteris 
VMIV  latentes,  ubi  Borghesio  <0pu8C.  III  p.  96>  VIIII  potiuB  interlucere 
Tid  8unt,  praeter  Terum  ut  puto;  Terau  autem  tertio,  ubi  nihil  ciusmodi 
BorgheBiufl  perridit,  aliquid  litterarum  cum  ante  GENVA  tum  post 
id  Domen  comparuit,  illic  quidem  X,  hic  C,  nisi  fallit  specics.'    C.W.] 

**)  Denn  es  sind  ihrer  eigentlich  zwei,  abgesehen  von  cinem  drit- 
ten  &agmentirten.  Da  Henzen  nur  die  cine,  weil  von  Borghesi  allcin 
pubiicirte  Inschrift  geben  konnte,  und  auch  diese  bei  letzterm  nicht 
vollBt&ndig  erscheint,  so  m5gen  sie  beide  hier  stehen.  Die  Borghe- 
asche  lantet  also: 

\LMILIVS  .  M.F.MN 
LEPID  .  COS 

CCXXCVI         ^^^ 
Die  andere  (achon  oben  p.  292  [347]  erw&hnte)   [=»  C.  I.  L.  I  n.  535; 
P.  L.  M.  E.  Tafel  XLYin  A]  ist  diese: 

M  .  AEMILIVS  :  M  .  F  .  M  .  N 

LEPIDVS  .  COS      _ 

XV 
CCIXIIX 

So  weit  ich  unterpunktirt  habe,  hat  ein  moderner  Steinmetz  dic  halb 
verloschene  alte  Schrift,  um  sie  lesbarer  lu  maohen,  nachgehauen: 
daher  alto  sowohl  das  geschlossene  P,  als  auch  die  fi!r  antike  Stein- 
schrift  beispiellose  Form  des  A,  die  ich  augenblicklich  kaum  anders- 
woher  nachznweisen  wtlBste  als  au8  der  Cursivschrift  der  Grabgef&sse 
von  San  Ceaario,  wo  sie  n.  30  [=-  P.  L.  M.  E.  Tafel  XV]  in  L  •  CANTV- 
LIVS*MAMERTI  erscheini  (Denn  rein  zuf&llig  ist  doch  offenbar  ein 
flcheinbares  A  in  dem  STIPENDIA  der  drittletzten  Zeile  des  Steines 
Ton  Alatri  (bei  Or.  3892  [C.  I.  L.  I  n.  1166]),  s.das  Facsimile  in  dem 
Bonner  Prooemium  yon  1852  —  53  [oben  N.  V,  2;  P.  L.  M.  E.  Tafel 
LII  B].  Ich  Terdanke  die  genaue  Be8chreibung  des  Bologneser  Steines 
sowohl  alfl  die  meinen  Lithographien  zu  Grunde  liegenden  Papier- 
abdnicke  der  Sorgfalt  und  GefllUigkeit  desselben  Prof.  Francesco 
Roochi  in  Bologna,  den  ich  schon  oben  p.  140  [334]  zu  rflhmen  hatte. — 
[Einige  weitere  Nachweise  dieser  Form  des  A  finden  sich  Rhein.  Mua. 
XIV  p.  382  (unten  p.  386  f.).  C.  W.]  —  Ueber  die  Doppebsahlen  unserer 
Meileneteine,  XXI  neben  CCXXCVI,  und  XV  neben  CCXXUX  (denn  so 
stand  doch  ohne  Zweifel  frflher,  ehe  der  modeme  Steinmetz  ein  I  aus 
dem  iL  machte),  ist  hier  nicht  der  Ort  zu  reden;  auch  wird  unstreitig 
darttber  das  Zweckdienliche  Ton  Ihnen  beigebracht  werden. 


364  EPIGRAPHISCHE   BRIEFB   III. 

keinen  zwingeiiden  Grund  zu  sehen,  um  sie  dem  sechsten 
Jahrhundert  abzusprechen.  Aber  wozu  beddrfen  wir  auch 
der  Beispiele,  um  in  einem  einzelnen  Falle  eine  Renovation 
zu  vermuthen? 

Eine  andere  Frage  war  die  nach  der  fides  des  Editors, 
natiirlich  nicht  nach  der  subjectiven,  die  wir  anzuzweifeln 
nicht  die  geringste  Berechtigung  haben,  sondem  nach  der 
objectiven.  Ist  auf  dem  Steine  der  vierte  Buchstab  des  Con- 
sul-Namens  wirklich  ein  so  unzweideutiges  I,  dass  an  ein 
gewohnliches  I  gar  nicht  zu  denken?  Der  abgestuften  Ueber- 
gange  gibt  es  hier  so  viele,  dass  die  Entscheidung  keines- 
wcges  immer  leicht  ist,  und  je  alter  oder  roher  die  Schrift, 
desto  weniger.  Von  Graffiten  rede  ich  naturlich  gar  nicht; 
aber  sehen  Sle  sich  z.  B.  einmal  das  Facsimile  der  zweit- 
altcsten  (oder  wie  ich  glaube,  altesten)  Scipionengrabschritt 
Or.  552  (=  Piranesi  tav. V  fig.  A  [P.  L.  M.  E.  Tafel  XXXVllI  F] 
auf  das  zweite  I  in  FILIOS,  das  letzte  in  AIDILIS,  sowie 
das  in  dem  darauf  folgenden  HIC  an,  um  zu  gestehen  dass, 
wonn  nicht  sonst  alles  dagegen  sprtiche,  an  sich  kein  Leser 
oder  Editor  zu  verurtheilen  ware,  der  dort  vielmehr  ein  I 
als  ein  gewohnliches  I  zu  erkennen  meinte.  Eben  so  oder 
ilhulich  verhalt  es  sich  mit  dem  letzten  I  von  CORNELI 
und  SCIPIO  in  n.  556  [P.  L.  M.  E.  Tafel  XL  G],  wo  wirk- 
lich  Orelli*)  hat  CORNELl  drucken  lassen;  desgleichen  niit 
(lem  ersten  von  SAPIENTI A  in  n.  555  (Piranesi  fig.  D  [P.  L 
M.  E.  Tafel  XLI  /iT]);  nicht  anders  mit  dem  letzten  Tun 
LEIBEREIS  auf  dem  Soranischen  Votivstein  der  Vertulejer 
(Or.  5733  [P.  L.  M.  E.  Tafel  Ln^J);  desgleichen,  wie  man, 
trotz  eines  recht  starken  Scheines  vom  Gegentheil,  doch  fast 
glauben  mochte,  mit  SACRIElS  (sic)  und  /aaVNDlS  in  1. 


*)  Hier  hat  er  sich  durch  Piranesi's  Stich  ta.v.  V  fig.  E  verleiun 
hi.sson.  Wie  aber  derselbe  Orelli  dazu  gekommen  ist  n.  563  MVMMl 
drucken  zu  lasaen,  wusste  ich  gar  nicht  zu  sagen,  da  es  doch  Marini, 
au8  dem  er  die  Inschrift  nahm,  Atti  Arv.  I  p.  30  nicht  hat  Mit  ebec 
so  viel  odcr  mehr  Recht  (d.  h.  Unrccht)  hiittc  er  kSnnen  fur  IMPElil" 
in  der  zweiten  Zeile  IMPERIO  sctzeu,  wie  mein  dem  Prooemium  '<!<' 
titulo  Mummiano'  (Honn  1852)  beigegebenes  Facsimile  [«  P.  L.  M.  E- 
Tafel  LI  A  (in  dem  beigefiigten  Atlas  Tafel  III)]  jeden  lehren  kann 


EPIORAPHISCHE   BBIEFE   III.  365 

B.  N.  4545,  4  und  5.^)  Auch  auf  dem  scbon  oben  erwahn- 
ten  Ehren-Titulus  des  SuUa  [P.  L.  M.  E.  Tafel  LXIX  A]  ist  307 
das  erste  I  Yon  DICTATOBI  so  in  der  Mitte  gehalten  zwi- 
schen  dem  gewohnlichen  I  in  CORNELIO  und  LACI  und 
dem  zweifellos  verlangerten  ip  FELlCl  und  VlCVS,  dass  die 
Entscheidung  schwer  ware,  wenn  sie  nicht  fiir  das  erstere 
zufalhg  aus  Gellius  IX,  6  sich  eninehmen  liesse.  Gleich 
zweifelhaft  bleibt  der  Betrachtung  das  erste  I  von  LIBER- 
TEIS  in  einer  Inschrift  der  Galeria  lapidaria  des  Yatican, 
die  Sie  auf  meiner  Tafel  LXXXIX  J  facsimilii-t  finden**), 
und  fast  nocb  mehr  in  LIBERI  auf  Tafel  LXX  G,  wo  Brunn 
bei  Henzen  Or.  5982a  LlBERI  zu  sehen  meinte.  Eaum 
sicherer  ist  ein  I  in  BONI  und  NIL  (Tafel  LXXX  B)  in  der 
Grabschrift  des  Perlenhandlers  de  sacra  via^  Ateilius  Euho- 
dus,  bei  Hen^n  Or.  7244  [C.  I.  L.  I  n.  1027J  ♦»*),  in  Betreff 


*)  Denn  diesen  beiden  Fragmenten,  die  Sie  nnr  nach  Tanleris 
wenig  genanen  Abachriften  geben  konnten,  entsprechen  doch ,  wie  man 
glaaben  mnss,  die  beiden,  nicht  zn  einem  nnd  demselben  Stein  ge- 
hOrigen,  obwohl  ganz  schriftgleichen  StOcke,  welche  in  den  mir  znge- 
gangenen  Abdrficken  [jetzt  P.  L.  M.  E.  Tafel  LXXVII  H]  also  lauten: 

^  .  ARRV  VS  L    F 

C  0  S  VIR 

SACRIEIS  VNDIS 

VIAMSEM!  ACIVNDM 

CLOVACAM  CIVNDAM 

D        S  C 

[Vgl  Qbrigens  Enarr.  p.  69:  'recepi  propter  genus  scripturae  antiqui- 
tatis  gpeciem  satis  fallacem  raro  ezemplo  seryans:  quando  non  ante 
mmm  732,  qni  ccnsnlaris  est  L.  Armntii  L.  f.^  factus  esse  titulna 
potest'    C.  W.] 

**)  Sie  ist  diese   (denn  dass  sie  schon  publicirt  w&re,   weies   ich 
wenigstenB  nicht  [jetzt  C.  I.  L.  I  n.  1044]}: 

PAMILIAE  .  L  .  COCCEI  •  ET  •  LIBERTEIS 

ET  -  EORVM 
DASrVS  .  DISP  .  DE  •  8V0  •  PAC  .  COER 

**^)  Dure  nnyerkennbaren  metrischen  Spnren  schiencn  mir  etwa  anf 
diese  Verse  zn  fOhren: 

Hoep^fl,  resiflte  et  h6c  grumum  ad  laeyam  dspice, 
Vbi  c6ntinentar  [c6ndita]  oesa  hominls  boni, 
Amdntis,  miserictirdis ,  [frugi,]  pailperia. 
Rogo  t^,  viator,  busto  huic  nil  male  f^ccris. 


366  EPIGRAPHISCHE   BBIEFE   m. 

welcher  Inschrift  es  sehr  bezeichnend  ist,  dass  derselbe  Hen- 
zen  fruher  (Annali  1852  p.  311)  auch  hatte  INFERRI  und 
CONDI  drucken  lassen,  ungefiihr  mit  demselben  Rechte  aber 
auch  hiitte  ASPlCE  und  MARGARITARlVS  geben  konnen. 
Wenn  kiirzlich  von  Biicheler  in  Fleckeisens  Jahrbuchem  M 
77  (1858)  p.  73  eine  prosodische  Bemerkung  gekniipft  ward 
308  an  die  Schreibung  DECORAVlT  im  letzten  Verse  der  Grab- 
schrift  der  Posilla  [C.  I.  L.  I  n.  1306],  so  ist  auch  dieses 
nur  ein  neuer  Beweis  fiir  die  Leichtigkeit  der  Tauschung  in 
dieser  Beziehung;  er  ist  zwar  darin  Henzen  Or.  6237  gefolgt, 
aber  der  Papierabdruck  (s.  das  Facsimile  Tafel  LXXIX  A) 
zeigt  so  deutlich  wie  moglich,  dass  dort  an  ein  I  gar  nicht 
zu  denken  ist;  viel  eher  miisste  man  sonst  eiii  solches  fur 
LIClTVM  im  zweiten  Verse  annehmen,  woran  doch  noch 
weniger  zu  denken.  Gleiche  Bewandtniss  hat  es  mit  einem 
schwachen  Schein  von  TVRRElS  in  I.  R.  N.  1855  [C.  I. 
L.  I  n.  1224]  (Tafel  LXII  F),  ohne  dass  in  dem  Compagno 
n.  1856  [C.  L  L.  I  n.  1225]  (Tafel  LXII  G)  in  demselben 
Worte  auch  nur  ein  Schatten  an  ein  anderes  als  das  vollig 
normale  I  erinnert;  und  welchem  Zwecke  soUte  auch  in  einem 
ET  noch  ausserdem  das  I  dienen?  Nichts  als  ein  trugeri- 
scher  Schatten,  durch  eine  eben  so  zufallige  Verletzung  des 
Steines  wie  das  oben  p.  305  [363]  Anm.  erwahnte  A  be- 
wirkt,  ist  auch  ein  I  in  SEMITAS  •  OMNIS  auf  dem  Steine 
vou  Alatri,  welcher  Fall  sonst  dem  ungefahr  gleichzeitigen 
Miliarium  von  Adria  sehr  zu  statten  kame.  [^Den  hier  bei- 
gebrachten  triigerischen  Beispielen  von  I  longa  reiht  sieh 
ohne  Zweifel  auch  das  AVRELlO  in  I.  R.  N.  3561  an/  Zu- 
satz  aus  Rhein.  Museum  XIV  p.  487;  s.  jetzt  P.  L  M. 
E.  Tafel  LXIH  A  Z.  9.  C.  VV.]  Ich  abergehe  andere  Bei- 
spiele,  um  noch  das   allerschlagendste  theils  fiir  die  Unzu- 


Obwohl  daneben  noch  manches  andere  m5glich  ist:  vgl.  Bficheler  in 
Fleckeisena  Jahrbuchern  Bd.  77  (1858)  p.  73.  [In  der  Enarratio  w 
Tafel  LXXXB  p.  71  ist  im  vierten  Vers  fur  biisto  einge«et»t  ««Wo; 
in  Opusc.  II  p.  640  Anm.  wird  fur  die  Fortsetzung  des  Senaianiangs 
uhi  coniinentur  die  VVahl  zwischen  der  hier  vorgeschlagenen  Fassung 
und  der  von  Bucheler  in  Fieckeisen'8  Jahrb.  Bd.  87  (1863)  p.  769  frei- 
gelassen.    C.  W.] 


EPiaRAPHISCH£   BBIEFE   III.  367 

verlassigkeit  der  Lesungen^  theils  fQr  die  wirkliche  Ungewiss- 
heit  der  Schreibung  anzufilhren.  £s  ist  das  die  Puteolanische 
lei  parieti  faciendo  (C.  I.  L.  I  n.  577;  P.  L.  M.  K  Tafel 
LXVI]  (in  L  R.  N.  2458  zufallig-  nicht  nach  eigener  Ab- 
schrift;  oder  CoUation  herausgegeben);  deren  zahlreiche  ver- 
langerte  I,  wie  sie  die  bisherigen  Publicationen  darbieten, 
die  Lehre  von  der  bestimmten  prosodischen  Bedeutung  des  I 
iangst  auf  das  emstlichste  bedroht  hatteu;  wenn  man  sich 
nicht  allenfalls  hatte  damit  trosten  konnen^  dass  sie  uns 
nicht  in  dem  ursprQnglichen  Original  Yon  649,  sondem,  wie 
der  Schriflcharakter  deutlich  zeigt,  nur  in  einer  spatem  Re- 
stitution  erhalten  ist.*)  Aber  dennoch  musste,  auch  f&r  eine 
spatere  Zeit,  diese  Menge  Yon  Vocalkiirzen,  durch  I  aus- 
gedrfickt,  Befremden  erregen:  PARlES,  VlAM,  TRABlCV- 
LAS,  ABIEGNEA,  ORDlNIBVS,  IN  mehrmals;  desgleichen 
der  consonantische  Gebrauch  iiT  MAlOREM  (obschon  ich 
wohl  weiss  was  sich  daf&r  sagen  liesse),  IVRATI  u.  a.  m. 
Wer  sollte  glauben,  dass  das  alles  Tauschung  ware?  Und 
doch  ist  es  so,  und  Yielleicht  durch  kein  zweites  Beispiel  m» 
wird  die  Wohlthat  des  Facsimilirens  einleuchtender,  welches 
Einige  wohl  gemeint  haben  mehr  fiir  Sache  des  Luxus  als 
des  wissenschafUichen  BeddrfhisseB  halten  zu  diirfen.  Der 
Papierabdrack  und  die  danach  angefertigte  Lithographie  zei- 
gen  zunachst  auf  den  ersten  Blick,  dass  die  ganze  Inschrift 
in  Absicht  auf  gleichfdrmige  Hohe  der  Buchstaben  so  wenig 
strengen  und  regelmassigen  Schnitt  hat,  daas  fast  allea,  was 
den  Schein  einea  I  gegeben  hat,  auf  ein  ganz  unbedeutendes, 
in  keiner  Weise  strin'gentes  Plus  oder  Minus  hinauskommt; 
mit  ziemlich  demselben  Rechte  hatte  man  kdnnen  Yon  einem 
Terlangerten  L  oder  M  oder  0  oder  F  oder  E  reden,  wenn 
diese  Buchstaben  hie  und  da  um  ein  Weniges  iiber  die  ge- 
wohnliehe  Zeilenhdhe  hinausragen.  In  diese  Eategorie  fallen 
dieWorte  Col.  I,  6  QVI,  9  QVI,  13  LIMEN,  16  PROICI- 
TO,  17  IN,  PICTAS,  18  TRABICVLAS,  II,  8  INPONITO, 
ni,  9  NI,  12  INPROBARINT.  Aber  in  der  That  merk- 
wQrdig  ist,   wie  Yiel  zu  diesen  einigermassen  zweifelhaften 

*)  [Ygl.  Rhein.  Mus.  VIII  p.  493  —  Opusc.  II  p.  643.    C.  W.] 


368  EPIGRAPHISCHE   BRIEFE   UI. 

Beispielen  die  Editoreu  aus  reiner  Einbildung  hinzugefabelt 
haben,  wo  das  Original  auch  nicht  den  geringsten  Anhalt 
gibt  an  irgend  eine  Abweichung  von  dem  voUig  nonnalen  I 
zu  denken.  So  in  I,  6  SERAPI,  9  PARIES,  10  VIAM, 
OSTIEI,  17  INSVPER,  18  INSVPER,  H,  4  ABIEGNEA, 
6  ORDINIBVS,  7  IN,  20  NIVE,  MAIOREM,  ni,  2  EIDEil, 
11  IVRATI,  17  IDEM.  Was  ttbrig  bleibt,  ist  kaum  der 
Rede  werth.  Es  betrifft  entweder  deu  ein  klein  wenig  gros- 
sern  Anfangsbuchstaben  eines  neuen  Absatzes,  wie  I,  9  IN« 
AREA,  oder  Zahlzeichen  wie  P.  I  I,  13.  14  16  (kaum  II 
CRASSOS  I,  16);  oder  ein  paar  Fiille,  in  denen  wirklith 
langes  I  an  seinem  Orte  ware,  wenn  nur  der  allgemeine 
Schriftcharakter  etwas  grossere  Sicherheit  gewahrte  und 
nicht  alles  mehr  oder  weniger  relativ  erscheinen  liesse:  vie 
FIGITO  II,  1.  5.  8,  PRIMORES  H,  7.  Und  bei  dieser  Sadi 
lage  soUte  das  allein  ruckstS.ndige  ABlEGlNEAS  1, 19  (uicht 
ABlEGNlEAS,  wie  Sie  haben  drucken  lassen)  die  geringst^ 
Gewahr  haben?*)  Glaube  das,  wer  den  Muth  dazu  hat 
310  Die   bisher  erorterten  Analogien   durften  genugen,  um 

der  Schreibung  POPlLLIVS  auf  dem  Meilenstein  von  Adriii 
den  Glauben  zu  versagen  oder  doch  vorzuenthalten,  II* 
authentische  Gewissheit  erlangt  ware,  wie  sie  in  Ermamrt*- 
lung  der  Autopsie  nur  ein  Papierabdruck  geben  konnte.  Einen 
solchen,  mit  der  grossten  Sorgfalt  angefertigt,  verdanke  icl 
der  preiswurdigen  Gefalligkeit  der  Herren  Antonio  Venezze 
Podesta  von  Rovigo,  und  seines  Schwiegersohnes,  Nobile  Gio- 
vanni  Durazzo  in  Adria;  nach  ihm  ist  die  hier  beigefuirtf 
Lithographie  ausgefiihrt.  Lasst  nuu,  das  ist  die  erste  Fraiff. 
diese  Schrift  an  eine  Renovation  aus  spaterer  Zeit  denkeD*' 
Ich  gestehe,  es  ist  das,  zumal  bei  der  Klirze  der  Inschrilt. 
eine  der  kitzlichsten  Fragen,  die  auf  diesem  Gebiete  gest<^Li 
werden  konnen.  So  entschieden  den  Charakter  des  Anfaiij^ 
des  siebenten  Jahrhunderts  tragend,  wie  die  auf  dem  Steia 
von  PoUa  oder  auch  auf  dem  von  Alatri,  ist  sie  nicht;  mi* 
derjenigen   Zuversicht,    mit  der  wir   an  die   Gleichzeiti^^k^it 

*)  [Ebenso  heisst  es  iibcr  diese  allein  ruckstandige  Form  in  "'" 
Euarr.  der  Tafel  LXVl  p.  58:  ^iisi  tamen  vel  hic  fallit  specied/  C.W 


EPIGBAPHISCHE   BBIEFE   IH.  369 

der  Steine  des  Sulpicius  Galba  (Bull.  d.  Inst  1842  p.  98) 
Tom  J.  610*),  des  Caecilius  Metellus  Calvus  (Or.  5114.  5115 
[C.  I.  L.  I  n.  547.  548;  P.  L.  M.  E.  Tafel  LVni  ABC])  von 
613,  des  Atilius  Saranus  (Or.  3110  fC.  I.  L.  I  n.  549;  P.  L. 
M.  E.  Tafel  LV  B])  von  619,  des  Folvius  Flaccus,  Sempro- 
nins  Graccus,  Paperius  Carbo  (Or.  6464)  von  625  [C.  I.  L. 
I  n.  554;  P.  L.  M.  E.  Tafel  LVC],  des  Comelius  Cina  (Or. 
5353)  von  627  [C.  L  L.  I  n.  558;  P.  L.  M.  E.  Tafel  LVI  Al 
des  Quinctius  Flamininus  (Gori  III,  175)  von  631  [C.  I.  L.  I 
a  559;  P.  L.  M.  E.  Tafel  LVI  B],  des  C.  Fannius  (Or.  5351) 
Yon  632  [C.  I.  L.  I  n.  560;  VI,  1  n.  1306;  P.  L.  M.  E.  Ta- 
fel  LVI C]  glauben  und  zu  glauben  vollberechtigt  sind,  wird 
sie  dem  J.  622  zuzuweisen  niemand  wagen;  triige  sie  ein 
Datom  Sullanischer  Zeit,  ich  wHrde,  glaub'  ich,  meinestheils 
keinen  Anstoss  an  ihr  genommen  haben.  Aber  ich  bin  weit 
entfemt  inir  darin  zu  viel  zu  trauen,  will  vielmehr  jedes 
Bedenken  dieser  Art  auf  sich  beruhen  lassen  und,  um  der 
Unbefangenheit  der  Untersuchung  nichts  zu  vergeben,  wie 
von  der  unbestrittenen  Gleichzeitigkeit  ausgehen.  Unbedingt 
gebe  ich  femer  zu,  dass  die  allgemeine  Regelmassigkeit  der 
Buchstaben  und  ihre  sonst  gleiche  H5he  die  Annahme  eines 
nor  zufallig  etwas  zu  lang  gerathenen  I  ausscUiesst.  Aber 
anderseits  sieht  doch  auch  jeder,  dass  das  kein  rein  und  in 
einem  Zuge  geschnittenes  I  ist;  vielmehr  hort  die  gerade 
Linie  genau  in  derselben  Hohe  mit  den  iibrigen  Buchstaben  s^i 
niit  scharfem  Querschnitt  auf,  und  hat  nur  dardber  noch 
einen  anderweitigen  Ansatz,  der  nicht  von  Haus  aus  zu  dem 
Buchstaben  gehorte:  denn  er  ist  nicht  einmal  geradlinig,  son- 
dem  rundlich  oval  mit  etwas  verschwimmenden  Umrissen, 
ond  sitzt  ausserdem  auch  nicht  perpendicular  auf,  sondem 
hangt  in  schiefer  Richtung  darUber;  in  geschriebener  Schrift 
wOrde  man  ihn  einen  Elecks  nennen.  Erkennt  man  dieses 
alles  mit  Bestimmtheit   schon   im  Facsimile^  um    wie   viel 


*)  Obwohl  ich  diese  nur  durch  eine  Zeichnnng  (jedoch  eine 
exacte),  nicht  dnrch  einen  Abdmck  kenne.  [C.  I.  L.  I  n.  576;  P.  L.  M. 
E.  Tafel  LVII D;  liber  die  Zeit  vgl.  das  Bonner  Programm  vom  J.  1S55 
'de  idem  isdem  pronominis  formis'  p.  VI  (oben  p.  317)  nnd  Enarratio 
P'  51 ,  welche  Stelle  oben  zum  a.  0.  abgedmckt  ist.    C.  W.] 

FB.  RITSCHELII   0PV8CVLA   IV.  24 


370  EPIGRAPHISCHE   BRIEFE   ni. 

deutlicher  erst  in  dem  dreimal  so  grossen  Original!  Um  in- 
dess  ein  moglichst  unbefangenes  Urtheil  zu  bewirken,  imter- 
liess  ich  keine  Probe.  Ohne  im  voraus  zu  verrathen,  iim 
was  es  sich  handele,  legte  ich  den  Abdruck  zuerst  unserm 
Brunn,  ^odann  meinem  Lithographen  vor,  die  beide  einen 
an  Hunderten  solcher  Abdriicke,  der  erstere  zugleich  durch 
Autopsie  der  Originale,  tiberaus  gescharften  Blick  fur  die 
Unterscheidung  des  Absichtlichen  und  Zufalligen  besitzen: 
beide  entschieden  sich,  unabhangig  von  einander,  ohne  Zogern 
fiir  die  Zufalligkeit  der  zapfenartigen  Verlangerung  ak  einer 
zu  dem  einfachen  Buchstaben  I,  wie  er  >om  Steinmetzen 
beabsichtigt^war,  nicht  gehprigen  Zuthat.  Das  Nachsili^ 
gende  war  also  an  eine  Verletzung  des  Steines  zu  denken, 
aus  dessen  Oberfliiche  dort  gerade  ein  solches  Stiick  ausge- 
sprungen  ware.  Indessen  dieses  scheint  sich  allerdings  niclit 
zu  bestiitigen.  In  Folge  meines  Wunsches,  dass  der  Steii 
auf  diesen  Punkt  hin  nochmals  genau  untersucht  werden 
mochte,  empfing  ich  von  den  Herren  6.  Durazzo  und 
Franc.  Ant.  Bocchi,  dem  Besitzer  des  Steines,  einen  vom 
312  23.  Mai  1856  datirten  sorgfaltigen  Bericht*),  in  welchem  zwax 


I 


*)  Sein  Wortlaut  ist  dieser:   'Veramente  la  I  in  PopilliuB  non  ^    j 
lunga,   ma  non  poteya  accadere  altrimenti  che  non  sembraaDe  Ixvap.    i 
dal  calco,  perch^  su  quella  I  ayvi  un  punto,  e  fra  il  punto  ben  solcatfl 
ed  incavato  piuttosto  in  obblungo ,  ed  il  principio  dell*  asta  delli  I 
avvi  pure  una  certa  solcatura,  che  non  si  pub  non  ritenere  acddentale 
o  provcniente  da  corruttela  della  pietra.    Ma  il  punto  ci  pare  di  poter    1 
stabilire  e  per  la  sua  profondita  e  perch^  mantiene  una  certa  regoU     • 
rita,  che  non  sia  una  guastatura  della  pietra,  ma  £atto  a  bella  pofti 
Giova  altresi  aggiungere  un'  altra   cosa,    che   non  pub   risultare  ^ 
calco,  cioe  che  si  vedono  tracciate  due  linee  sottili,   ona  superiore  e<i 
una  inferiore  alla  prima  riga  dell'  Iscrizione,  fatta  senza  dubbio  d&li 
antico  scalpellino  per  sua  regola  onde  rendere  tatte  le  lettere  d'alteitft 
uniforme:   ove  si  vede  chiaramente  che  la  I  in  questione  finisce  alli 
linea,  e  che  il  punto  vi  e  aggiunto  superiormente,  e  yi  si  unisoe  mt 
diante  la  suddctta  solcatura.     Si  conferma  questa  opinione  anche  coU 
esame  delF   Iscrizione  notata  alla  pagina  18  della  raccolta  fiAtta  ^ 
Prof.  De  Vit  N.  III  (collocata  per  avventura  dirempetto  alla  lapide  ia 
questione)    uella   quale    sono    due  I  indubbitatamente    allang&te  e  ^ 
forma  aflfatto  diveraa  dalla  I  di  cui  qui  si  tratta.  —  Qaanto  poi  *i     i 
primo  P  questo  ha  veramente  una  linea  poco  profonda  che  chiude  il 


EPIGRAPHISCHS  BBIEFE  III.  371 

das  Yorhandensein  einer  wirklichen  i  longa  ausdrflcklich  in 
Abrede  gestellt;  aber  zugleich  als  unwahrscheinlich  bezeich- 
net  wird  dass  die  scheinbare  Verlangerung  des  einfachen  I 
bloss  von  einer  YerlQtzung  des  Steines  herr^re^  weil  dazu 
der  oblonge  Punkt  theils  zu  tief  eingehauen,  theils  wohl  auch 
ZQ  regelmassig  aussehe.  Wir  mtlssen  diess  natiirlich  auf  Treu 
und  Glauben  annehmen,  ohne  jedoch  deshalb  um  eine  andere 
Erklarong  verlegen  zu  sein.  Dass  namlich  irgend  einmal  eine 
furwitzige  Hand,  und  zwar  nicht  nur  spaterer;  sondem  noth- 
wendig  modemer  Zeit^  mit  unserer  Inschrift  sich  zu  scha£fen 
gemacht  hat,  sehen  wir  (und  selbst  die  Lithographie  lasst 
uns  dafElr  nicht  im  Stiche)  an  den  leise  gefOhrten  Linien, 
mit  denen  die  ursprfinglich  offenen  Schlingen  der  P  haben  ge- 
sdiloBsen  werden  sollen^);  der  eben  erwa^mte  Untersuchungs- 
bericht  bestatigt  diess  ausddicklich.  Wer  also  das  that;  mag 
(Gott  weiss  aus  welchem  Grunde)  auch  zur  Verlangerung  des 
I  den  ungltlcklichen  Versuch  gemacht  haben. 

Werden  Sie  es  mir  nach  allem  diesem  verdenkeU;  wenn 
icb  bei  meiner  Meinung  bleibe,  dass  I  als  Ausdruck  des 
naturlangen  %  nicht  vor  SuIIauischer  Zeit  nachweisbar  ist? 
nnd  dass  es,  wenn  etwa  auch  ein  etwas  alteres  Beispiel  noch 
anftaachen  sollte,  doch  keinenfalls  bis  in  die  Anfange  der 
Gemination  zurQckreicht?  —  Auch  die  muthmasslich  frdhe- 
sten  derjenigen  Inschriften;  auf  denen  das  I  erscheint,  haben 
docfa  sonst  nichts,  was  an  entschieden  vorsullanische  Zeit  zu 
denken  ndthigte^  wenn  schon  bei  einigen  der  Schiiftcharak- 
ter  an  sich  auch  wohl  gestatten  wiirde  um  ein  bis  zwei 
Jabrzehnte  (nur  nicht  um  f&nf)  weiter  zurdckzugehen.'^)   So 


seinicircolo:  anche  negli  altri  due  P  della  parola  Popillita  si  pretenta 
mbilmente  chinso  il  semicircolo,  se  non  ch^  neir  ultimo  a  motivo  di 
corrozione,  la  chiaBnra  non  presenta  che  nn'  ombra.  Si  osserva  ancora 
clie  il  ponto  dopo  il  primo  P,  .e  qnello  dopo  il  C  si  scorgono,  come 
gi^  dal  calco,  marcati;  ma  dopo  la  S  del  Popillios,  assai  legero,  e 
qtdndi  qnaai  invisibile/ 

*)  Vgl.  oben  p.  292  [347]  und  p.  306  [363]  Anm. 

**)  In  662  setxte  Borghesi  die  Inschrift  OreUi  669  mit  VENEFIClS 

ond  VlS,  wie  bei  Marini  (nicht  bei  Fabretti)  geschrieben  steht.   Daran 

werde  ich  glauben^  wenn  ich  es  im  Original  oder  Abdruck  mit  Augen 

gesehen.  Marini  Atti  p.  186  wie  Fabretti  748,  653  nahmen  sie  nnr  aus 

24* 


372  EPIGRAPHISCHE   BKIEFE   ni. 

Jij  weit  die  in  meinen  Hiinden  befindlichen  Papierabdrficke  einen 
Ueberblick  erlauben,  mochte  ich  als  vergleichweise  ilteste, 
zum  Theil  wohl  schon  dem  Anfange  des  8ten  Jahrhunderts. 
uberwiegend  jedoch  noch  dem  7ten  apgehorige  Belege  des 
I-Gebrauches  etwa  folgende  StQcke  bezeichnen,  bei  deren 
Anfiihrung  ich  stillschweigend  verbessere,  was  in  Ennange 
lung  von  Autopsie  anders  publicirt  worden.*)  CHlLO,  MA- 
GISTRI,  CAEMENTICIVM,  PAGl  (neben  LAVERNEIS)  in 
der  Inschrift  von  Corfinium  I.  R.  N.  5351  [C.  I.  L.  I  n.  1279; 
P.  L.  M.  E.  Tafel  LXIV  J],  deren  nachste  Verwandte,  die 
zwischen  642  und  656  fallenden  Capuanischen  n.  3560—67. 
3569  [C.  I.  L.  I  n.  563.  565-570,  574.  575;  P.  L.  M.  E. 
Tafel  LXni  A—D.  LXIV  E.  F],  sammtlich  keine  Spnr  eines  1 
zeigen.  LVClDIVS,  BlLLO  I.  R.  N.  6023  [C.  L  L.  I  n.  1285; 
P.  L.  M.  E.  Tafel  LXIV  H].**)  LIVINEl  (neben  SIBEI. 
POSTEREISQVE,  SVEIS)  ebend.  1917  [C.  L  L.  I  n.  122^- 
P.  L.  M.  E.  Tafel  LX  E].  VlXIMVS  (neben  TRISTER 
INFERIEIS)  n.  1623,  6  [C.  L  L.  I  n.  1220;  P.  L.  M.  E.  Ta- 
fel  LXXIX5]:  wahrend  DERlGlS  INFERIEIS  V.  2,  TRIS- 


BarberiniBchen  Scheden.  Dass  i  fHx  ii  stande,  thate  nichts  zar  Sache 
80  wenig  wie  es  fur  CLODl  MVNICIPl  u.  dgl.  oder  auch  fur  DlS  ii 
Betracht  k6mmt,  oder  fur  das  angebliche  TVLLlS  in  der  hinl&nglicfc 
verdacbtigen  Orell.  571  =  I.  R.  N.  4322. 

*)  l^S^'  ^^  ^^^^  ^^  Alter  der  hier  angefQhrten  Steine  in  de: 
Enarratio  p.  57  steht:  Torfiniensem,  quem  non  ipse  viderat  Monjs 
aenus  I.  R.  N.  5351,  quantumvis  similem  superiorum  (i.  e.  CapuensiiuL 
ut  argumenti  ita  et  scripturae  et  sermonis  affinitate  coniiinctiBaiDoniin. 
eam  autem  aequabilitatem  ab  anno  ferme  640  per  duo  decenniA  t: 
ultra  serrantium  suaque  tempora  adscriptis  consulom  nominibas  ttttaa 
tium,  in  I.  R.  N.  ab  3560  usque  ad  3569  sese  excipientiiun),  tamen  ^ 
quanto  recentiorem  esse  non  tantum  mixtae  MAGISTRI  LAVER5E" 
formae  ut  credamus  suadent,  sed  certo  documento  I  longae  in  CfllL'- 
MAGISTRl,  CAEMENTlCIVM,  PAGl  usua  est,  non  is  fere  antiqniT 
temporibus  SuUanis.  Quapropter  hunc  titulum  et  prozimaiD  (Fnrfa- 
sem  I.  R.  N.  6023)  in  antiquissimis  exemplis  eius  notae  nmneiaTi  Ma* 
Rhen.  t.  XIV  p.  313.'     C.  W.]  ; 

♦*)  [Vgl.  Enarr.  der  o.  a.  Tafel  p.  57:  'Longa  I  littera  scnrt  ' 
LVClDIVS  nominis  prosodiam  (nam  de  BILLO  an  BILLO  amvp  | 
existimatio)  defendi  Musei  Rhen.  t.  XIV  p.  300  (Bupra  p.  367).'  C.  ^  .     \ 


EPIOBAPHI8CHE  BBIEFE  III.  373 

TEIS  V.  4,  SCRATEIO  V.  5*)  nur  falacher  Schein  ist. 
DIANAES(?),  SIBI  n.  3789  =  Or.  6392  [C,  L  L.  I  n.  1242; 
P.  L  M.  E.  Tafel  LXX  H].  VIBIO  n.  418  [C.  I.  L.  I  n.  1261 ; 
P.  L  M.  E.  Tafel  LXX  D].  YlBl  (neben  HERCOLEI)  im 
palazzo  comunale  zu  Segni,  Annali  1829  p.  88  (C.  I.  L.  I  n. 
1145;  P.  L.  M.  E.  Tafel  LXXXIX  2)].  PVBLILI  •  •  in  Cori, 
Nibby  Dintomi  di  R.  I  p.  519  [C.  L  L.  I  n.  1157;  P.  L.  M.  E. 
Tafel  LXXV  D]  (wahrend  ebend.  p.  511  [C  L  L.  I  n.  1158; 
P.  L  M.  E.  Tafel  LXXV  E]  •••  BLILIO  mit  gewohnlichem  I). 
BERENICE  im  Mnseo  Capii  bei  Goasco  II,  120  [C.  L  L.  I 
a  1020;  P.  L.  M.  E.  Tafel  XCII A].  SVMMlS  (neben  PE- 
REICVLEIS)  in  dem  schdnen,  dem  A.  Pompeius  A.  f.  von 
den  Interamnates  Nahartes  gewidmeten  Ehren-Titulus  des 
palazzo  comunale  in  Temi,  Grut.  455,  4.  SVPINATES  3u 
(neben  HERENNIEIS)  I.  R.  N.  5618  [C,  L  L.  I  n.  1169;  P. 
L.  M.  E.  Tafel  LXX  F].  NlRAEMIVS  n.  2295  (C.  L  L.  I 
n.  1250;  P.  L.  M.  E.  Tafel  LXXXIX  E].  Einige-  weitere 
Beispiele  wird  sich  sogleich  Gelegenheit  finden  noch  unter 
einem  andem  Gesichtspnnkte  zu  erwahnen.  Beatimmt  dem 
Anfange  des  8ten  Jahrhunderts  gehort  an  das  I  in  DlVO  • 

nXIO  (lege  Bufrena)  Or.  586  [C.  L  L  I  n.  626;  P.  L.  M.  E. 
Tafel  LXXXV  D],  womit  das  DIV  oder  DIVI  einzelner  MOnz- 
eiemplare**)  stimmt,   wie  bei  Cohen  'Description  des  mon- 

*)  Dai  hier  aiu  Venehen  aasgelassene  Wort  l9.8Bt  sich,   Bcheint 
mir,  ziemlich  flicher  errathen: 

Coniuge  sam  Cadmo  dHedo  fructa  Scrateio. 
Fur  einen  auB  Ungeschick  miBrathenen  Hezameter  sind   die   flbrigen 
Veree  zu  gut. 

**)  Dass  aof  Exemplaren  dcB  BorghesiBchen  Cabinets  DIVI  DlVI 
QndDlVl  altemiren,  haben  Sie  mir,  dftcht*  ich,  einmal  mflndlich  mit* 
gethdlt  —  Falflch  iat,  wenn  Orelli,  wie  686  bloBs  DIVO  (freiJich  mit 
Marini  Atli  p.  39)  statt  DlVO,  so  nmgekehrt  in  680  C  •  IVLl  •  CAESA- 
KIS  hat  dmoken  laasen;  weder  der  PiranesiBche  noch  der  Caninasche 
Stieh  (b.  oben  p.  292  [348])  gestatten  den  geringsten  Zweifel  an  einem 
regoUren  I.  Ueberall  flieht  man,  wie  wenig  in  diesen  Dingen  anf 
()relli'8  Genaoigkeit  ra  geben  ist,  der  doch  nnr  Drucke  absuachreiben 
Wte:  w&hrend  die  EntBchuldignng  nahe  genug  liegt,  wenn  anf  einem 
TerBchliaBenen  Original  Belbst  ein  Marini  und  ihm  Ebenb^rtige,  wie 
allerdingB  nicht  selten,  etwas  der  Art  fiberBahen.  ['Nicht  sowohl  wegen 
der  Eixoelfehler  war  Orelli  anzuklagen^  als  yielmehr  wegen  seiner  GeneraU 


374  EPIGRAPHISCHE   BRIEFE   lU. 

naies  de  la  republique  Romaine'  (mit  den,  wie  mir  scheiiit, 
trefilichsten  Abbildungen)  Tafel  XXII,  49.  Sodann  P.CLAY- 
DIVS.P.F  II  AP.N.AP.PRON  ||  PVLCHER .  Q  •  QVAESI- 
TOR  II  PR  •  AVGVR  auf  der  schonen,  ehemals  Borghesisclieii, 
jetzt  Pariser  Alabastervase  Or.  578,  Clarac  Musee  de  scnlpt 
Inscr.  pl.  XVII,  543  (abgebildet  t.  II  pl.  256)  [C.  I.  L  VI, 
1  n.  1282;  P.  L.  M.  E.  Tafel  LXXXV  F].  Femer  aus  dem 
J.  713  SERVILIO  ujd  LVClNAE  (neben  EIDEMQVE)  Or. 
3148  [C.  I.  L.  VI,  1  n.  358].  Dagegen  bekenne  ich  aus  der 
iiberaus  eleganten,  ganz  den  Charakter  der  ICaiserzeit  tragen- 
den  Schrift  des  Tusculanischen  Steines  bei  Henzen  Or.  535S 
[C.LL.  I  n.  641;  P.  L.  M.  E.  Tafel  LXXXIX  C],  wo  VlM- 
CIANO  und  OPSILIA  erscheint,  das  starkste  Bedenken  zu 
schopfen,  ob  diese  Inschrift  der  ihr  von  Henzen  angewies^ 
nen  Periode  zugehoren  konne.*) 
315  Ich  kehre   schliesslich    noch   einmal    zu  dem  Miliariuni 

von  Adria  zuriick,  um  eine  letzte  Moglichkeit  zu  erwilmeiL 
die  freilich  bei  niiherer  Erwagung  schnell  genug  in  ihr  Gegen- 
theil  umschlagen  wird,  aber  doch  mit  den  eben  besprochenen 

verkehrtheit^  jedes  nach  seiner  Meinung  fflr  ii  stehende  I  dorck  I 
auBzudriicken :  s.  Henzen  Vorr.  zu  Th.  III  p.  X.'  Zusatz  aus  RheiL. 
Museum  XIV  p.  487.]  —  Vermuthlich  geh5rt  eben  dahiUf  wean  t»r- 
Orelli  579  APP  •  CLODl  •  F  zu  lesen  ist,  da  doch  der  von  ihm  selbr 
citirte  Gewahrsmann  Fabretti  30,  138  mit  nichten  ao,  sondern  CLODLl 
gibt,  was  freilich  auch  nicht  richtig  sein  kann.  Ob  CLODl  als  ricfc 
tige  Lesung  etwa  von  Borghesi  constatirt  worden,  weiss  ich  Iti-i-" 
nicht  zu  sagen,  da  das  Giornale  arcadico  von  1826  hier  nicht  exiinr 
und  trotz  aller  Bemiihungen  noch  nicht  hat  acquirirt  werden  kSnEtt 
[CLODl  steht  bei  Borghesi;  aber  vgl.  oeuvres  II  p.  180.  C.  W.]  - 
Wiederum  umgekehrt  falsch  ist  das  QVAESITOR  statt  QVAESlTii 
bei  Orelli  578  und  seiuem  Gewahrsmanne  Marini  Atti  p.  63.  Desgl^i- 
chen  SERVILIO  und  LVCINAE  bei  OrelH  3148,  wo  doch  der«elbeMi- 
rini  Alb.  p.  1,  dem  Orelli  folgt,  das  Richtige  gegeben  hatte. 

*)  [Dies  wurde  zuruckgenommen  Enarr.  p.  78:  'Tuscnlanui  Htt 
zeni  Or.  5358,  rectissime  ab  hoc  ad  eum  Coelium  relatus,  quem  l"'- 
Alexandrini  temporibus  C.  Caesar  Ponticis  legionibus  praeposuit.  I^ 
quo  non  debebam  dubitare  Musei  Rhen.  t.  XIV  p.  314.  Vbi  cub  ' 
longam  in  VlNICIANO  et  OPSlLIA  notavi,  tum  scripturae  elegantiAm 
admiratus  sum  prorsus  dignam  Augustea  aetate.  Quam  sanc  omni^ 
minime  cum  Marruvini  illius  horrore  comparabis  circa  idem  tempus  fiKt^ 
qucm  tabula  LXXXV  sub  B  repraescntavi.'     C.  W.] 


EPIOBAPHISCHE   BBIEFE  III.  *  375 

Verhaltnisseii  zu  eng  zosammenliangty  um  nicht  zu  einer 
kurzen  Erorterung  aufzufordem.  Leicht  kdnnte  namlich 
jemand,  der  in  epigraphischen  Dingen  nicht  genug  zu  Hause 
ware,  auf  den  Einfall  gerathen,  in  der  zapfenartigen,  schief 
gerichteten  Zuthat  zu  dem  I  in  POPILLIYS  einen  Apex  zu 
sehen,  oder  wie  die  Neuem  mit  dem  abscheulichsten  Sprach- 
gebrauche,  der  die  Einsicht  in  das  wahre  Sachverhaltniss 
imglaublich  verhindert  bat,  zu  sagen  pflegen,  einen  epigra- 
phiBchen  ^Accent'.  Die  Moglichkeit,  dass  ein  unberufener 
Steiiunetz,  sei  es  ein  modemer,  oder  sogar  schon  ein  antiker, 
in  diesem  Sinne  die  Zuthat  hinzufdgte,  kann  ich  nicht  ab- 
leugnen.  Aber  sehr  gewiss  ist  und  sehr  klar  zu  machen, 
dass  dieses  noch  nicht  um  das  Jahr  622  geschehen  konnte. 
Erstlich  damm  nicht,  weil  die  achte  alte  Theorie;  ebe  alles 
durcheinander  ging,  die  war,  dass  man,  um  die  beschwer- 
liche  Yocalgemination  loszuwerden^  g6gen  die  schon  Lucilius 
eiferte,  zwar  tlber  die  Yocale  a  e  o  u,  wo  sie  Naturlangen 
waren,  den  Apex  setzte*),  dagegen  f&r  den  Yocal  %  dieselbe 
Bezeichnung  eben  nicht  anwendete,  sondem  hier  denselben 
Zweck  mittels  blosserVerlangerung  der  Buchstabenform  selbst 
erreichte.  Diese  Theorie  ist  es,  deren  Anwendung;  nur  be- 
schrankt  auf  die  Falle  des  praktischen  BedGr&isses,  noch 
Terentius  Scaurus  p.  2264  empfieUt:  apices  ibi  pani  dd)€nt^ 
t^  isdem  literis  aiia  atque  alia  res  designcUtir,  ut  ^uenit*  et 
'uenit%  *aret*  et  ^aret%  ^legit^  et  ^Ugit*  ceterague  his  similia. 
Sitper  i  tamen  literam  apex  non  ponitur,  melitis  enim  i  in  ^piW 
w  longum  producetur.     ceterae  vocaies  quia  eodem  ordine  po- 


*)  DasB  die  Apices  immer  und  ausschliesslich  diesem  Zwecke 
dienten,  sagte  ich  Bchon  Rhein.  Mub.  X  (1854)  p.  110  [u&mlich  in  einem 
Zmatz  zn  einem  AufsatE  von  Wilhelm  Schmitz  'die  Participia  Prae- 
sentis',  der  a.  a.  0.  (jetzt  i*  Beitrftge  zur  latein.  Sprach-  und  Literatur- 
^de  p.  25)  die  Bemerkung  gemacht  hatte,  daas  der  Apex  auf  DEFI- 
Cl£l^S,  YENI^NS  u.  a.  in  der  urBprClnglichen  LSnge  des  Vocals  seinen 
Gnind  habe.  Die  Ritachlsche  Anmerkung  lautete  dort:  'Dieser  SchluBs 
^)eniht  auf  der  zwar  bis  jetzt  nicht  bewiesenen,  aber  demnftchst  an 
einem  andem  Orte  ra  beweisenden  Grewissheit,  dasB  die  f&lschlich  so- 
genaonten  Accente,  richtig  Apices,  auf  lateinischen  Inschriften  nie 
ud  nirgends  etwas  anderes  bedeuten  und  bedeuten  soUten  alB  Natur* 
Unge  dea  VocalB.'    C.  W.] 


376  EPIGRAPHISCHE   BRIEFE   lU. 

sitae  divcrsa  significant,  apicc  distinguuntur,  ne  l^geii^  duU- 
tationc  imjHidiatur.  Also  vor  der  EinfUhrung  des  I  gab  es 
auch  keine  Apices:  woraus  aber  noch  keinesweges  auch  das 
Umgekehrte  folgt.  Zwar  kann  es  eine  sehr  naturliche  Vor- 
stellung  scheinen,  dass  beide  Bezeichnungsarten,  weil  sich 
316  gegenseitig  erganzend,  eben  gleichzeitig  erfunden  waren:  abor 
denkbar  bleibt  doch,  dass  schon  friiher,  ehe  man  auf  die 
Apices  verfiel,  das  I  fiir  sich  allein  in  Au&ahme  gekomiueii 
war  —  etwa  um  es  an  die  Stelle  des  von  Lucilius*),  dem 
Verdranger  ailer  iibrigen  Doppelschreibungen,  allein  n(H:li 
beibehaltenen  EI  treten  zu  lassen  —  und  dass  man  es  rnir 
als  ein  bereits  Vorhandenes  benutzte,  als  nun  das  neue 
Schreibsystem  ausgedacht  wurde,  ahnlich  wie  ja  auch  Acciiu 
neben  seinem  AA  EE  VV,  auf  durchgefGhrte  Gleichformig- 
keit  verzichtend,  fiir  i  das  schon  vorhandene  Schriftzeicbeu 
EI  bestehen  liess.  Und  dass  hiermit  in  der  That  das  histo-^ 
rische  Sachverhiiltniss  ausgedriickt  ist,  darauf  scheinen  alle 
epigraphischen  Thatsachen  hinzufiihren.  Woher  sonst,  wenn 
der  Apex  nicht  von  etwas  jiingerm  Datum  ware   als  das  I, 


*)  Zwar  gibt  es  eine  Stelle,  die  dem  Lncilias  anch  schon  des 
Gebrauch  der  i  Jonga  beiznlegen  scheint,  aber  anch  nnr  scheint,  bti 
Velius  Longus  p.  2220:  nam  iiec  Attium  secuti  sumus  semper  vocah 
(jemi^iantem  uhicunque  producitur  syllaba,  quoniam  expedita  debel  e^ 
condicio  scribendi.  hic  quaei^itur  etiayn  an  per  e  et  i  quaedam  dt- 
beant  scribi  secundum  comuetudinem  graecam:  nonnulli  enim  ea  qwtf 
•producerentur  sic  scripserunt.  alii  cofitenti  fuerunt  huic  produdim 
longam  (schr.  i  Jongam  oder  vielleicht  Jitteram  Jongam)  aut  notam  [d.  i 
apicem)  dedissc,  alii  vero^  quorum  est  item  LuciJius,  varie  9crij)tii^' 
veru7it:  siquidem  in  Jiis^  quae  produccrentur,  alia  per  %  loyigam^  aiw 
per  e  et  i  notaverxint,  videJicet  ut  differentia  quadam  separaht^ 
(schr.  se^^ararent) :  ut  cum  diceremus  'uiri\  si  essent  pJures,  per  e  (t 
i  scriberemus,  si  vero  esset  unus,  'viri^  per  i  notarAm4S.  Darii 
folgen  dann  die  bekannten  Verse  des  Lucilius,  die  von  so  vielen  aiii:  - 
luhrt  und  besprochen  worden,  dass  wir  uber  das,  was  Luciliua  tiuJ 
oder  nicht  that,  hinliinglich  unt^rrichtet  sind.  Keine  Spur  davon,  dfc« 
er  auBser  der  Scheiduiig  von  EI  und  I  auch  uoch  ein  I  und  I  gedchi  - 
den  hJitte:  und  auch  die  Exemplitication  des  Longus  selbst  beschrii.At 
sich  lediglich  auf  das  erstere.  Keine  Frage  also,  dass  das  alia  /ht  • 
Jongam  eine  Corruptel  enthiilt;  vermuthlich  schrieb  Lougas  ycr  » 
soJam ,  und  Jongam  entstand  uur  durch  Wiederholung  aus  dem  Vorhcr- 
gehendeu. 


EPIGBAPHISCHE  BBIEFE  IIL  377 

die  Erscheinung,  dass  dieselben  Inschriften  des  siebenten  Jahr- 
hundertS;  aos  denen  so  zahlreiche  Belege  des  I  beigebracht 
werden  konnten,  den  Apex  nirgends  zeigen,  nnd  auch  die 
soQstigen  derselben  Periode  zuzuweisenden  Steine^  so  weit  sie 
mir  irgend  bekannt  geworden,  nur  in  den  seltensten  Beispie- 
len?  Ein  festes  Datum  bietet  uns  das  DlVO  •  XVLIOIVSSV  || 
POPVLIROMANI B  STATVTVMEST  •  LEGE  B  RVFRENA 
[C.  L  L.  I  n.  626;  P.  L.  M.  E.  Tafel  LXXXV  D],  wo  nur 
OreUi  586  nachlassig  DIVO  •  IVLIO  gibt,  Marini  Atti  p.  39  "^ 
wenigstens  den  Apex  nicht  Obersehen  hat.  Aber  allem  An- 
schein  nach  alter  und  wohl  noch  aus  dem  7ten  Jahrhundert 
ii^t  die  schone  Sinuessanische  Inschrift  L  R.  N.  4021  [C.  I.  L. 
I  n.  1199],  der  ich  eine  festere  Zeitbestimmung  durch  Sie 
gar  sehr  wQnschte*);  ich  setze  sie  ihrer  besondern  Wichtig- 
keit  halber  ganz  her,  wie  sie  auf  dem  Papierabdruck  [jetzt 
im  Facsimile  P.  L.  M.  E.  Tafel  XCIY  A]  erscheint: 

L.PAPIVS.L.F.TEE.POLLIO.DVO.Vm.L.PAPIO.L.FFAL.PATRI 
MVLSVM .  ET.CBf  8TVM.  COLONlS .  SEN  VlS  ANIS.ET.CAEDICIANEIS 
UMNIBVS.MVNVS.GL  ADIATORIVM .  CENAMCOLONlSSENVlSANlS 
ETPAPIEIS .  MONVMENT  VM.  (hier  die  Zahlzeichen)  EXTESTAMENTO 
ARBITRATV  -  L  •  NOVERCINI  •  L  •  F  •  PVP  •  P(iLLI(iNIS. 

In  schonster   Uebereinstimmungy    wie   Sie    sehen,    mit  der 

exacten  Theorie  zwar  A  0  V,  aber  daneben  L  Ebenso  in 
der  nach  den  SchriftzHgen  ohne  Zweifel  archaischen  des 
Stlaccius  C.  1.  n.  2909  [C.  I.  L.  I  n.  1244;  P.  L.  M.  E. 
Tafel  XCIV  B]   IDEM   (altemirend   mit   EIDEM,   SVEIS) 

MARIC  — .  **)     Einen   noch   nahem   Anhalt    scheinen    die 


*)  [Bitaclil  selbst  schreibt  in  der  Enarr.  p.  81  dber  diese  Inschrift: 
'ad  aetatem  AtignBteam  haad  scio  an  satlB  prope  accedat.'    C.  W.J 

♦♦)  Ich  wflrde  allenfalU  noch  TITINIAI  •  NOBILl  •  VXSORl  aus 
Annah  1852  p.  311  n.  7  [C.  I.  L.  I  n.  1026;  P.  L.  M.  E.  TafelXCIV  C] 
anfilhren,  wenn  ich,  der  Schrift  wegen,  des  republicanischen  Alters  ge- 
wisser  w&re.  Aas  den  Kaiserzeiten  liesse  sich,  neben  so  vieler  Ver- 
wildemng,  noch  manchefl  Beispiel  gleich  correctester  Befolgnng  der 
Regel  beibringen.    Z.  B.  I.  R.  N.  6379  DlS,  STATlLIAE  neben  APOL- 

LONIO,  KAR.,  6757  REDVCl,  PRlMVS  neben  FORTVNAE,  DOMVS, 

6923  ALLlDIAE,    FlLIAE,  VlXIT    neben  uJiNibm,    SALVTIrIS, 


378  EPIGRAPHISCHE   BRIEFE   ni. 

Miinzen  zu  geben.     Schon  Borghesi   hat   dafUr  geltend  ge- 

macht  die  Denare  des  L  •  FVRIVS  •  BROCCHVS  (wie  bei  Ric- 
318  cio  ^Le  monete  d.  ant.  famiglie  di  Roma',  ed.  2  tav.  XXI,  5) 

und  dea  Q  •  POMPONIVS  •  MVS A  (in  10  Exemplaren  ebend. 
t.  XXXIX,  4-13,  in  16  bei  Cohen*)  Descr.  gen.  t.  XXXIV, 
4 — 15),  wie  ich  aus  dem  Excerpt  ersehe,  das  Riccio  p.  97 
aus  den  leider  so  schwer  zuganglichen  Osservazioni  numism. 
Borghesi's  gegeben  hat.  Wenn  wir  die  erstem  nach  Cave- 
doni  (Riccio  p.  97,  Cohen  p.  269)  um  683,  die  letztem  (Riccio 
p.  186)  zwischen  690  und  700  datiren  diirfen,  so  kommen 
wir  damit  immer  noch  ein  paar  Jahrzehnte  spater  an,  als  wo 
wir  das  erste  Vorkommen  eines  I  fanden. 
486  [Eines  will  ich  doch  gleich  hier  noch  andeuten.    Niclit 

seiteu  ist  namlich  (wie  das  freilich  bloss  Abklatsche  lehren 
konnen)  das  Zeichen  fiir  den  Apex  mit  einer  gewissen  cou- 
lanten  Nonchalance,  aber  dann  ziemlich  regelmiissig,  nicht 
genau  liber  den  Buchstaben  gesetzt,  wohin  es  gehort,  son- 
dem  in  schiefer  Richtung  daneben  angebracht:  ungefahr  wie 
die  Cursivschrift   mancher   modemen   Hand   den  Halbzirkel 


CARISSIMAE,    FECER.   und  beides  in  INFELICISSIMI,    1999  AD- 

LECTVS  neben  POMPEIS,  VITRICO,  DECVRIONI,  FIdI,  u.  s.  w. 
[^Vor  allem  lasst  sich  auf  die  Claudius-Rede  von  Lyon  hinweisen,  oder 
auch  auf  die  Elogien  des  VRSVS  TOGATVS  und  des  ATMETVS 
PAMPHILI  bei  Gruter  637, 1.  607,  4  (C.  I.  G.  6268),  auf  welche  in  die- 
ser  Beziehung  mit  Recht  schon  W.  Schmitz  Rhein.  Mus.  X  p.  lU 
und  XI  p.  617  aufmerksam  machte.'  Zusatz  aus  dem  Rhein.  Ma^' 
XIV  p.  485.]  —  Beilaufig  will  ich  doch  hier  noch  erw^hnen  das  (wenn 
der  Schein  nicht  triigt)  einzige  Beispiel  eines  nicht  nach  oben,  md- 
dern  unter  die  Zeile  verlangerten  I,  wie  Sie  es  in  dem  PRIVATVM 
der  pompejanischen  Inschrift  2201  [C.  L  L.  I  n.  1252;  P.  L.  M.  E 
Tafel  XCIVi'^]  sehr  genau  haben  drucken  laBsen.  Aber  freilich,  ww 
will  behaupten  dass  das  mehr  als  Zufall  ist? 

*)  Dessen  geistreiche  Deduction,  dass,  weil  die  Miinzen  auch  FOV- 

RIVS  geben,  die  Schreibungen  FVRI  MVSA  BRVTI  auf  eine  Au*- 
sprache  wie  Fourius  Mousa  Broutius  fuhrten  (p.  147.  269.  273),  wttde 
ich  wohl  diirfen  auf  sich  beruhen  lassen,  obgleich  es  sich  gani  ver- 
gniiglich  lesen  lassen  mag,  wie  er  das  in  seinem  'Essai  sur  la  Ttfi- 
table  prononciatiou  du  latin'  in  dcr  Revue  numismatique  1854  Sept 
et  Oci,  die  ich  jctzt  nicht  einsehen  kann,  des  nahem  durchgefubrt  bt 


EPIORAPHISCHE   BRIEFE   III.  379 

des  tl  oder  den  Punkt  des  i  eine  Strecke  weiter  rechts  zu 
setzen  die  schlechte  Gewohnheit  hat.  Das  hat  mancl}^  Irr- 
ihum  Teraiilas8t  in  der  Annahme  ganz  unbegreiflicher  Apices. 
Wo  solche  Neigung  sich  constatiren  lasst;  hat  man  immer 
erst  den  Apex  gleichsam  ins  Bichtige  zu  iibersetzen;  d.  h. 
aof  die  benachbarte  Sylbe  zu  beziehen. 

Eine  andere  Wamung  lasst  sich  hinzuftigen  in  Betreff 
der  I  longa.  Es  ist  die^  bei  der  Jagd  auf  dieses  Zeichen 
irgend  einen  Gebrauch  zu  machen  von  solchen  Inschriften 
spaterer  Zeit;  in  denen  aus  rein  willktirlicher  Liebhaberei 
neben  dem  I  auch  andere  Buchstaben   in  sehr  entschieden 

grossem  Dimensionen  erscheinen.  So  namentlich  X,  £,  JL, 
z.  B.  in  der  grossen  Inschrift  des  NICOMACHVS  FLAVLA- 
NVS  CONS  vom  J.  377  n.  Ch.  bei  Henzen  Or.  UI,  5593;  auch 

1 ,  Oy  o  (ganz  abgesehen  natiirlich  von  neuen  Satz-  oder 
Abschnittanf angen)  im  aes  Maiacitanum  ebend.  7421:  obwohl 
freilich  die  Bronzetafeln  als  solche  in  graphischer  RUcksicht 
noch  eine  ganz  besondere  Besprechung  fiir  sich  erheischen. 
Aosgegangen  ist  iibrigens  diese  kalligraphische  Schnorkelei 
von  der  ziemlich  fruh  (schon  im  7ten  Jahrh.  d.  St.)  auftreten- 

den  Figur  eines   X,  welches  der  Baumersparniss  wegen 
so  hoch  tlber  das  regulare  Zeilenmass  hinausgefQhrt  wurde^  4»i 
dass  seine  Querarme  nach  beiden  Seiten  sich  tiber  die  be- 

nachbarten  Buchstaben  hin  erstreckten,  z.  B.  Dlll.*)  Dieses 
lange  Zeit  vereinzelte  T  solcher  Art  hat  dann  erst  spater 
eine  ahnliche  Zeichnung  auch  anderer  Buchstaben  nach  sich 
gezogeny  wo  sie  keinem  reellen  Zweck  mehr  diente.] 

Das  hier  Gegebene  sind  zwar  nur  Grundlinien:  aber  ich  sis 
halte  sie  doch  fOr  sicherer  als  das  was  bisher  dartlber  vor- 
gebracht  worden.  Denn  die  Wahrheit  musste  man  verfeh- 
len^  80  lange  man  sich  erstlich  nicht  von  vom  herein  die 
gnindyerkehrte  Vorstellung  von  irgend  einem  Zusammen- 
hange  der  Apices  mit  demWortaccent  aus  dem  Eopfe  schlug, 
zweitens  (auch  in  Betreff  des  I)  nicht  ebenfalls  von  vorn 

•  *)  [Ueber  dies  yerlSlngerte  T,  das  zuerst  im  titalii8  Mummianus 
aaflriit,  hat  Bitschl  anch  gesprochen  P.  L.  M.  E.  Enarr.  p.  45,  welche- 
Bemerkong  oben  zu  N.  IV  p.  VII  (94)  wieder  abgedrackt  ist    C.  W.] 


380  EPIGRAPHISCHE   BRIEFE   III. 

herein  von  allen  Inschriften  jiingem  Datum  abstrahirte,  um 
zunacl^t  die  Erkenntniss  des  altesten  Gebrauchs  als  reine 
und  feste  Grundlage  zu  gewinnen,  und  drittens  nicht  die 
Untersuchung  ausschliesslich  auf  selbstgesehenen  Inschrifteii 
319  (Originalen  oder  Abdriicken)  aufbaute.*)  Uns  kann  es  jetrt 
nicht  mehr  beirren,  wenn  im  weitem  Verlaufe  der  Zeiten 
zuerst  der  Gebrauch  des  Apex  sich  auch  auf  das  I  ausdehnte, 

wie  in  CONSVLI,  FASTIGIVM  I.  R.  N.  122  und  andera 
Beispielen  bei  W.  Schmitz  Rhein.  Museum  X  p.  117,  wenn 
sogar  ganz  irrationeller  Weise  El  geschrieben  wurde,  oder  I 
den  Apex  erhielt  wie  DlS   n.  6643,   oder   ganz   unnothiger 

Weise  Diphthonge  wie  VICTORIAE,  AVGVSTAE  n.  6313, 

VILLAE  6379,  PHAENVSAE  6618,  lANVARLAE,  CAESA- 

RIS  6546,  SATVRNINAE  7119,  oder  endlich,  als  alles 
drunter  und  druber  ging,  sowohl  Apex  als  I  auch  fur  kurze 
Vocale   zu  ganz  bedeutungsloser  Anwendung   kam,   obwohl 


'     *)  Dass  nicht  einmal  gestochene  Facsimiles  —  besorgt  von  sol- 
chen,  die  in  grammaticis  nicht  eigentlich  zu  Hanse  sind  —  vorTauschuDg 
schiitzen,  wurdc,  gerade  in  Beziehung  auf  Apices,    an  ein  paar  echlA- 
genden  Beispielcn  der  von  Boissieu  facsimilirten  Lyoner  ClaudiuB-Rede 
in  diesem  Museum   IX  p.  447    [s.  unten  N.  XXIll]  gezeigt.    —  Ohiie 
Zweifel  waron  es  zahlreiche  Erfahrungeu,  die  auch  Eellermann  zu 
dem  Grundsatze  fiihrten,    den  er  in  seiner,   ubrigens  die  Sache  nicht 
weiter  fcirdernden  Disputatio   'de  accentibus  in  inscriptionibus  latinig' 
in  Jahn's  Specimen   epigraph.  p.  106  mit  den  Worten  ausspracfa:  'ot 
omnis  quantum  fieri  possit  error  evitetur,  ea  tantum  monumenta  retnli, 
quae  aut  ipse  vidi,  aut  exscripserat  Marini,  cuius  summa  fides.'    Und 
doch  war  selbst  diess  noch  nicht  vorsichtig  genug,   wie  nicht  wenige 
Beispiele  des  von  Marini  libersehenen  oder  unrichtig  angegebenen  Apei 
beweisen.  —  ['Wenn  W.  Schmitz  Rhein.  Mus.  XII  p.  291,  nicht  ohne 
486  einige  Verwunderung  wie  es  scheint,  die  besondere  Fehlerlosigkeit  ge- 
rade  der  Lugdunensischen  Inschriften  in  Betrefif  der  Apices  und  des 
langen  I  hervorhebt,    so  verwandelt  sich  mir  dieses  Lob  der  LyoDer 
Schreiber  oder  Steinmetzen,  das  ihnen  ubrigens  ungeschmSJert  bleibe, 
vielmehr  in  eine  Anklage  der  grossen  Masse  epigraphischer  Publicatio- 
nen,  von  denen  nur  eben  die  Boissieuschen  Stiche  eine  so  rahmlichtf 
Ausnahme  machen.    —    Ueber  die  beiden  grossen  Stiicke,   welche  F. 
Ritter  seiner  Besprechung  der  epigraphischen  'Accente'  in  den  El^n. 
gramm.  lat.  hauptsilchlich  zu  Grunde   gelegt  hat,    rede  ich  wohl  oin 
andermaL'     Zusatz  aus  dcm  Rhein.  Muaeum  XIV  p.  485  f.] 


EPIGBAPHISCHE   BBIEFE   III.  381 

doch  dieser  Grad  Yon  Yerwahrlosung  (mit  einer  gewissen 
Einschr&nkung,  die  mich  hier  zu  weit  f&hren  wUrde)  sel- 
ten  isi 

Es  ist  Zeit  abzubrechen;  zwanzig  Seiten  tlber  einen  ein- 
zigen  —  Punkt  zu  schreiben  ist  wohl  gerade  genug,  um  den 
wohlfeilen  Spott  unverstandiger  Exoteriker  herauszufordem, 
die  freilich  keine  Ahnung  davon  haben,  welch  werthyolles 
HQlfsmittel  zur  Erkenntniss  der  naturlangen  Yocale,  dieser 
noch  80  sehr  im  Argen  liegenden  Partie  der  lateinischen 
Granunatik,  wir  an  der  richtigen  Einsicht  in  das  Wesen  der 
Apices  und  der  i  longa  besitzeiL 

Was  ich  gegen  Sie  auf  dem  Herzen  hatte,  denke  ich 
wohl  mit  diesen  drei  Briefen  so  ziemlich  erschopft  zu  haben; 
die  folgenden  soUen  zur  Sprache  bringen^  was  ich  gemein- 
sam  mit  Ibnen  Uberlegen  m5chte. 

Zusatz.*) 

Eben  kommt  mir  die  neueste  Nummer  des  BuUettino  487 
Napolitano  zu,  worin  der  Anfang  einer  yon  Minervini  ver- 
fassten  Anzeige  von  Garrucci^s  ^Marmi  antichi  di  Fabrateria 
vetere,  oggi  Ceccano'  (Roma  1858)  stehi  Auch  hier  muss 
ich  wieder  lesen,  es  werde  mit  *non  pochi  monumenti  epi- 
grafici'  bewiesen  ^contro  la  opinione  del  Ritschl',  dass  der 
Gebrauch  des  I  allungato  nicht  erst  in  den  ^tempi  Augustei' 
beginne:  was  ich,  wie  bereits  oben  p.  299  [356J  bemerkt^  nie- 
mals  gesagt  habe.  Wenn  Qbrigens  unter  jenen  BeweisstOcken 
[p.  8J  ausgezeichnet  wird  die  Aufschriffc  eines  Goldringes  von 
Teramo  [C.  L  L.  I  p.  mj: 

^  HOSPITAALITAS  •  INTERPROMINI 

so  ist  diese  an  sich  interessant  genug.  Denn  sie  bietet  uns 
das  meines  Wissens  einzige  Beispiel  von  Vocalyerdoppelung 
und  i  hnga  neben  einander,  so  dass  wir  kaum  fehlgehen  48a 
konnen,  wenn  wir  sie  ungefahr  um  670  ansetzen  (ein  Jahr- 
zehnt  anf  oder  ab  gem  zugegeben).  Namlich  *neben  ein- 
ander'  auf  einer  und  derselben  Inschrift.     Womit  es  in* 


•)  [Rhein.  MoBeum  f.  Philol.  XIV  (1869)  p.  487  f.    C.  W.] 


282  EPIGRAPHISCHE   BRIEFE   IH.  IV. 

dess  im  Grunde  auf  Eins  hinauskommt,  wenn  von  zwei  ganz 
gleichzeitigen ,  demselben  L  •  CORNELIO  •  L  •  F  •  SVLLAE  • 
DICTATORI  gewidmeten  Inschriften  die  eine  (Or.  567;  LH 
N.  6796  [C.  I.  L.  I  n.  584;  VI,  1  n.  1297;  P.  L.  M.  K  Tafel 
LXES  A])  FELICI  und  VlCVS,  die  andere  (ungenau  publi- 
cirt  von  Gori  Inscr.  Etr.  II  p.  406)  [C.  L  L.  I  n.  586;  P.  L 
M.  E.  Tafel  LXIX  B]  FEELICI  schreibt.  Mit  demjenigen,  was 
oben  p.  316  [376]  iiber  eine  friihere  Einfuhrung  des  verlanger- 
ten  I  als  der  Apices  eroi-tert  wurde,  vertragt  sich  diess  alle? 
auf  das  beste,  dient  ihm  selbst  zur  Bestatigung.  Drei  verschie- 
dene  Zeitstufen,  die  einander,  wenn  auch  mit  Gbergreifenden 
Grenzen,  abgelost  haben,  liegen  uns  in  sichern  Belegen  vor: 
1)  Gemination  inVerbindung  mit  EI;  2)  als  Mittelstufe  Gemi- 
nation  in  Verbindung  mit  I;  3)  Apices  in  Verbipdung  mit  I: 
woran  man  dann  allenfalls  als  4te  anschliessen  kann  die  des 
auf  alle  Vocale,  auch  das  I,  sich  erstreckenden  Apex  in  der 
Kaiserzeit,  obgleich  das  wohl  mehr  Verwilderung  als  eigentlicbe 
Theorie  gewesen  ist,  zumal  da  das  Zeichen  I  immer  daneben 
fortgeht.  Dagegen  von  einer,  mit  der  2ten  parallel  zu  stel- 
lenden  Mittelstufe,  in  welcher  Gemination  und  Apex  zu 
gleichzeitiger  Anwendung  gekommen  ware,  wissen  wir  — 
bis  jetzt  wenigstens  —  gar  nichts. 
Juni  1859. 


4. 

I  longa  und  Apex. 

878  Auch  diessmal  muss  ich  wieder  mit  einem  Postscriptum 

zu  meinem  letzten  Briefe  begiunen.  Es  ist  ein  f5genes  Zu- 
sammentreflfen  dass,  wlihrend  or  hier  geschrieben  oder  ge- 
druckt  wurde,  gleichzeitig  jenseit  der  Alpen  liber  sein  Thema 
verhandelt  ward:  uber  deu  POPlLLIVS-Stein  von  Adria  und 
das  Alter  der  I  longa.  Das  neueste  Bullettino  des  romischen 
Instituts  bringt  uns  in  seinem  Miirzheft  zuerst  einen  artico- 
letto  Cavedoni's,  worin  dieser  auf  Anlass  eines  anderwei- 
tigen,  der  Kaiserzeit  angehorigen  Meilensteines  auch  aaf  i^^ 
von  Adria  zu  sprechen  kommt  und  aus  ihm  p.  56  einen  Beleg 


EPIQBAPHISCHE  BRIEFE  IV.  383 

hernimmi  fELr  den  sehr  alten  Gebrauch  des  I,  der  sich  auf 
den  ConsularmOnzen  sogar  bis  in  die  letzten  Jahre  des  6ten 
Jahrhunderts  zurtlckYerfolgen  lasse.  Was  jenen  Beleg  be- 
triffit;  80  hat  dort  schon  eine  Anmerkung  Henzen's  aufmerk- 
sam  gemacht  auf  die  factische  Unsicherheit  desselben,  die 
eben  den  Gegenstand  meiner  ausf&hrlichen  brieflichen  Be- 
sprechung  bildete  und  p.  311  [370]  f.  durch  actenmassiges 
Zeugniss  erhartet  wurde.  Bei  einer  ZurUckdatirung  der  i  Umga 
aber  bis  ins  sechste  Jahrhundert  hort  so  zu  sagen  alles  auf, 
da  wir  dafOr  nicht  einftial  den  Schein  irgend  eines  ahnlichen 
Anknfipfungspunktes  hatteU;  wie  fiir  die  Epoche  von  622 
allenfalls  an  deiT  graphischen  Theorie  des  Accius.  Welche 
Miinzen  Gayedoni  meint,  weiss  ich  nicht;  zweifle  aber  nicht, 
dass  es  sich  mit  ihnen  yerhalten  wird  wie  mit  so  manchen 
andem,  fiir  welche  seine  und  anderer  Zeitbestimmung  mit 
einer  archaischen  Liberalitat  gemacht  ist,  die  Erstaunen  er- 
regt.  £s  ist  ja  moglich  und  sogar  wahrscheinlich,  dass  in 
Betreff  der  sprachlichen  und  graphischen  Y eranderungen  des 
alten  Latein  eine  methodische  Benutzung  der  Milnzaufschrif-  S79 
ten  nicht  nur  f&r  die  BegriLndung  und  VeryoUstandigung  der 
ans  den  Li8chrifi;en  erkennbaren  Zeitabstufungen,  sondem 
anch  fOr  deren  theilweise  Berichtigung  manchen  schatzbaren 
Beitrag  liefem  werde.  Aber  in  dem  Grade  konnen  sich  die 
Thatsachen  der  Epigraphik  und  der  Numismatik  unjnoglich 
widerstreiten^  dass,  was  im  Gebiete  der  erstem  yon  wirklich 
gesicherten  Ergebnissen  gewonnen  worden,  durch  die  (haufig 
so  flberaus  snbjectiyen)  Datirungen  der  letztem  geradezu  auf 
den  Eopf  gestellt  wird.  Viebnehr  wird  allem  Anschein  nach 
die  nmnismatische  Wissenschaft  umzukehren  haben  auf  ihrem 
niit  allzu  dnseitigem  Selbstyertrauen  yerfolgten  Wege,  und 
sich  entschliessen  miissen  kunfkighin  etwas  mehr  Arm  in 
Arm  mit  der  Epigraphik  zu  gehen,  statt  Chronologie  auf 
eigene  Faust  zu  machen.  Durch  eine  Reyision  der  ganzen 
Materie  in  diesem  Sinne  werden  Sie  ohne  Zweifel  unsem 
Stadien  eine  der  grossten  Wohlthaten  erweisen. 

Anf  Gayedoni's  Bemerkungen  lasst  das  BuUettino  einen 
Aufsatz  yon  Garrucci  folgen^  worin  er  einige  Nachtrage 
gibt  zu  seinen  *Marmi  antichi  di  Fabrateria  yetere',  die  mir 


384  EPIGRAPHISCHE   BRIEFE   IV. 

leider  noch  nicht  zuganglich  geworden.  In  dieser  Schrift 
muss  auch  er,  wie  seine  Worte  p.  60  f.  zeigen,  den  Bewei? 
versucht  haben,  dass  die  Anwendung  des  i  aUungato  alter  m 
als  Accius:  mit  welchen  Beweismitteln,  wird  nicht  ersicht- 
lich;  jedenfalls  behauptet  er  die  Gleichzeitigkeit  mit  der 
orfografia  di  Accio.  Den  dafiir  aus  dem  vermeintlichen  PO- 
PlLLIVS  genommenen  Beleg  gibt  er  jetzt  gegen  Henzens 
und  Bruim's  Zeugniss  liber  den  Thatbestand  auf^  fiihrt  aber 
dafiir  —  abgesehen  von  der  Miinzaufschrift  M  •  CALlD  — 
zwei  neue  ins  Feld.  Von  ihnen  wird  er  indess  den  einen 
ohne  Zweifel  eben  so  schnell  aufgeben,  wenn  ihm  jemand 
die  nachstehenden  Bemerkungen  iibersetzt.  Er  ist  aus  dem 
SVPINATES  des  Massischen  Votivsteins  der  PT.SEX- 
HERENNIEIS  (L  R.  N.  5618  [C.  I.  L.  I  n.  1169;  P.  L.M. 
E.  Tafel  LXX  F])  entlehnt,  und  gilt  ihm  gegen  mich  um  so 
mehr,  als  dieser  Stein  nach  meinem  eigenen  Urtheil  'ante- 
riore  facilmente  al  620'  sei.  Dieses  nun  zuvorderst  hat  er 
in  meine  Worte  (Mon.  epigr.  tria  p.  19  [oben  p.  173  f.])  ohne 
meine  Schuld  hineingelesen;  denn  nicht  nur  sprach  ich  dort 
nicht  von  voraccianischer  Zeit,  sondern  nicht  einmal  von  620, 
380  vielmehr  von  den  um  die  Mitte  des  7ten  Jahrhunderts  faDeii- 
den  Capuanischen  Inschriften,  als  ich  sagte:  ^nec  quicquam 
caussae  est  profecto,  cur  recentior  ....  Massica  illa  561S 
habeatur.'  Aber  ich  schrieb  das  auch,  als  ich  jene  Inschrift, 
wie  damals  jedermann,  nur  aus  Henzen's  auf  fremder  Ab- 
schrift  beruhender  Publication  und  IhrerWiederholungkannte, 
und  konnte  davon,  dass  das  Original  nicht  SVPINATES,  son- 
dem  eben  SVPlNATES  gebe,  nichts  wissen.  Nachdem  ich 
es  aus  einem  von  Brunn  genommenen  Papierabdruck  ersehen. 
war  ich  der  erste,  der  gelegentlich,  gerade  um  des  I  willen 
die  friihere  Altersschiitzung  zuriicknahm  und  auf  eine  spatere 
Zeit  hinwies:  s.  das  Prooemium  von  1855  Me  ideni  isdem  pron. 
formis'  p.  VI  [oben  p.  318].*)    Indessen  Herr  Garrucci  bedarf 


*)  Den  dort  angefiihrten  Beweisen  fiir  die  urspriingliche  LSn^ 
des  Vocals  Bchon  in  dem  einfachen  (noch  nicht  mit  'dem  zusaminen- 
gesetzten)  Pronomen  is  liesse  sich  hinzufiigen  die  Schreibung  ISLOC\^ 
au8  L  R.  N.  2646,  wenn  nur  nicht  daneben  auch  AEDlFIClS  erachieiit'. 
freilich  auch  diess  wieder  nur  einmal  neben  viermaligem  AEDIFIC     • 


EPIGRAPHISCHE   BRIEPE   IV.  385 

allerdings  meiaes  von  mir  selbst  berichtigten  Urtheils   gar 

nicht;  um  dennoch  an  der  Zeit  um  620  auf  eigene  Hand  fest- 

zuhalten.    So  moge  er  sich  also  von  unsem  Freunden  Henzen 

uod  Brunn  nur  mein  Facsimile  der  Inschrift  vorlegen  lassen, 

welches  Sie  aus  Tafel  LXX  F  kennen,   und  ich  bin  sicher 

dass  er  jetzt  der  erste   ist   der  andem  Sinnes  wird;    er  ist  asi 

ein  viel  zu  guter  Kenner  lateinischer  Inschriften  aus  Autopsie, 

um  nicht  auf  den  ersten  Blick   inne  zu  werden^   dass  diese 

mit  heryorstechender  Zierlichkeit  und  Eleganz  geschnittene 

Schrift  nicht  nur  nicht  vom  Jahre  620^  sondem  nicht  einmal 

To^  650  sein  kann.    Entweder  hort  der  palaographische  Ge- 

sichtspunkt  auf,   irgend  etwas  zu  beweisen,  oder  er  beweist 

in  diesem  Falle,  dass  ich  mit  Recht  o^en  p.  314  [373J  die 

Inschriffc  imter  den  nachsuIIaniscHen  Belegstiicken  auffQhrte. 

Anders,  aber  darum  nicht  besser  steht  es  mit  dem  letz- 

ten,  nach  Garrucci's  Meinung  entscheidenden  Beleg,  den  er 

in  meinem  eigenen,   1852  [zu  den  Mon.  epigr.  tr.,  d.  h.  auf 

Tafel  VI  in  unserem  Atlas]  publicirten  Facsimile  der  Inschrift 

Yon  Alatri  (Orelli  3892  [C.  I.  L.  I  n.  1166;  P.  L.  M.  E.  Ta- 


Und  wir  kennen  ja  die  iDschrift  nur  aus  &ltern  Copien !  —  Sehr  merk- 
w^rdig  aber,  nm  diess  im  Vorbeigehen  anznmerken,  ist  im  Oebiete  des 
Pronomen  idem  ein  Wechsel  der  Formen  mit  und  ohne  s  noch  in  einem 
andem  Casus  als  in  den  beiden  Nominativen,  namlich  im  Dativ  des 
Singular.  Dass  hier  IDEM  aufkam  fSr  EIDEM,  ist  nichta  verwunder- 
Hches,  da  das  nur  auf  gleicher  Linie  steht  mit  dem  schon  aus  den 
Handschriften  hinl&nglich  bekannten  %  und  is  fQr  ei  {%%)  und  eis  (tis). 
Aber  keinen  Schatten  Yon  sprachgeschichtlicher  Berechtigung  hat  doch 
ein  Dativ  sing.  eisdem  oder  isdem^  da  auf  einen,  wenn  auch  noch  so 
uralten  conBonantischen  Auslaut  dieses  Casus  schlechterdings  keine 
Spor  hindeutet.  Und  doch  ist  es  keinem  Zweifel  unterworfen,  dass 
man  in  Bp&tem  S^eiten  so  sprach  und  schrieb.  Schon  Fabretti  machte 
daranf  aufmerksam  nnd  belegte  es  mit  ciner  Reihe  der  triffcigsten  in- 
schriftiichen  Beweise  Inscr.  ant.  p.  291  ff.  n.  225  —  238,  dass  in  Formeln 
wie  M.  Sefiiio  Amerimno  Sentia  Cleopatra  patrono  idemque  coniugi 
pientissimo  et  benemerefUi  posuit  die  Dativc  IDEM,  ISDEM  (einmal 
n.  233  selbst  IISD  •  geschrieben)  mit  einander  altemiren.  Es  kann  diess 
nnr  auf  einer  durchaus  irrationellen  Vermischung  beruhen,  zu  der  sich 
die  Sprache  durch  das  Nebeneinanderbestehen  von  idem  und  isdem  im 
Nom.  plur.  und  vielleicht  selbst  noch  sing.  verleiten  liess:  zum  Beweise 
fibrigens,  wie  lange  sich  hier  das  (von  Caesar  crneuerte)  s  im  sermo 
Tulgaris  noch  erhalten  mochte. 

FE.  RITSCHBLtl    OPV8CVL4    IV.  25 


386  EPIGRAPHISCHE   BRIEPE   IV. 

fel  LII  B])  gefunden  hat:  einer  Inschrift,  die  ich  um  62ii 
datiren  zu  miissen  glaubte  und  noch  glaube.  Entgangen,  wie 
er  annimmt/  ist  es  mir  nun  zwar  keinesweges,  dass  hier  in 
der  fiSnften  Zeile  das  Wort  OMNIS  alierdings  ein  dem  An- 
schein  nach  liber  die  Linie  hinausragendes  I  zeigt:  er  kaun 
es  oben  p.  308  [366J  ausdriicklich  erwahnt  und  als  irrelevant 
beseitigt  fiuden.  Ich  will  aber  sogar  einmal  zugeben,  da&^ 
man  hier  an  sich  keineu  genugenden  Grund  hatte,  gegen 
eine  absichtliche  Verliingerung  des  Buchstaben  Protest  zu  er- 
heben,  wenn  es  sich  nur  um  ein  Beispiel  mehr  fiir  eine  au5 
anderweitigen  Griinden  schon  unzweifelhafte  Thatsache  lian- 

I 

delte.    AUein  um  der  ietztem  selbst  zur  ersten  und  bis  jetzt    I 

j 

alleinigen  Begrundtmg   zu   dienen,   ist   das  BeweisstQck  bei 
weitem  nicht  sicher  und  unzweideutig  genug.     Denn  erstens    ' 
fallt  gerade  der  Kopf  des  I   in  eine  Verletzung  des  Steines, 
welche  Absicht  und  Zufall,  Wirklichkeit  und  Schein  nicht  mehr    ; 
gehorig  unterscheiden  lasst;    sodann  ist  auch  uberhaupt  die    j 
Schrift  keinesweges  von  solcher  Regelmassigkeit,  dass  nicht 
auch  andere  Buchstaben  die  normale  Hohe  Qberschritten.  & 
Z.  3  das   erste  N  von  SENTENTIA,    Z.  7.  8.  9  das  L  in 
HOROLOGIVM  CALECANDAM  LACVM,  Z.  8  das  erste  ? 
von    SEEDES,    Z.  15    das  erste  E  von  ESE;    gabe  es  eii 
nach  unten  verlangertes  I,    so  miisste  man  ein   solches  un- 
weigerlich   anerkennen   in  FECIT  am  Ende  von   Z.  12.    ?<' 
lange  dieses   alles   fiir  unzweifelhaft  bedeutungslos  gilt,  hat 
man  auch  kein  Recht,  ein  mit  Bewusstsein  hbher  geflihrtes  I 
in  OMNIS  zu  behaupten,  selbst  wenn  es  viel  deutiicher  ware 
als  es  ist.*) 
382  Dass   man    sonst  dieselbe  Inschrifk    auch    zum  Erweiit' 

der  Buchstabenform  A  misbrauchen  konnte,  bemerkte  ict 
bereits  p.  805  [363J  Anm.,  und  komme  hier  nur  darum  noch 
einmal  darauf  zuriick,  um  bei  diesem  Anlass  zu  den  dort 
beigebrachteu  paar  Beispielen  dieser  Figur,  die  mir  au|;en- 
blicklich  allein  erinnerlich  waren,  einige  Nachtriige  zu  geben. 
Erstlich  die  Munzaufschrift  ROMA   in  Avellino^s  BulL  arch. 

*)  [Vgl.  jedodi  die  Bemerkung  Ritschls  in  P.  L.  M.  E.  EniiT 
p.  46  f.,  die  obeu  zu  Monum.  epigr.  tria  p.  IV  [166]  wiederbolt  wt. 
C.  W.  ] 


EPI6BAPHISCHE   BRIEFE   IV.  387 

Napol.  III  (1845)  tay.  3  fig.  6;  sowie  das  auf  beiden  Seitea 
(ler  Calenischen  MQnze  bei  Minervini  ebend.  nuoy.  ser.  III 
tay.  8  fig.  2  {^  Saggio  di  osserv.  numism.  tay.  3  fig.  2)  wie- 
derkehrende  Einzel^A;  desgleichen  das,  wiewohl  nicht  vollig 
deutHche  LADINOD  bei  Friedlander  ^Die  oskischen  MQnzen' 
T.VI  F.  3;  auch  das  COSA  der  Mtlnze,  welche  zwar  in  der 
Abbildung  bei  Eckhel  Sylloge  num.  yet.  anecd.  thes.  Caes.  p.81 
diese  Buchstabenform  nicht  erkennen  lasst^  wohl  aber  auf 
einem  Exemplar  des  britischen  Museums.  [^Ein  A  mit  ge- 
brochenem  Mittelstrich  weist  auch  das  ACILIO  in  der  einge- 
kratzten  Wandinschrift  der  MEDELLADASMF  (Orell.  5355 
[C.  L  L.  I  n.  597;  P.  L.  M.  E.  Tafel  Ul  E  ^  LXX  J])  auf.' 
Nachtrag  aus  Rhein.  Museum  XIY  p.  487.]  Auf  ihrVor* 
kommen  aaf  den  Familienmiinzen  der  gens  Atilia  und  Caesia 
(Cohen  Descr.  d.  momL  t.  7,  1.  3.  t.  8)  machte  schon  Eckhel 
aafmerksam.  Femer  gibt  eine  eben  erst  von  Brunn  ans  Licht 
gezogene  Spiegelzeichnung  des  Campanaschen  Museums  [C.  I. 
L  I  n.  58 ;  P.  L.  M.  E.  Tafel  XI  n]  (neben  den  Beischriften 
VENOS,  CVDIDO  (sic)  und  einem  noch  unerklarten  RIT  (iber 
einer  Paris-ahnlichen  Figur)  den  Namen  VITORIA  (sic)  eben- 
falls  mit  elnem  im  spitzenWinkel  gebrochenen  Querstrich  des  A, 
Ihren  eigentlichen  Sitz  hatte  diese  Form  in  der  messapischen 
Schrift  An  gelegentlicher  Einmischung  von  Schriftzeichen 
anderer  italischer  Alphabete  fehlt  es  ja  auch  sonst  nicht  im 
alten  Lateiii.  Ein  tre£flicher  Beleg  lasst  sich  dafOr  beibringen 
Ton einem  gleichfalls  erst  kQrzIich  durch  Brunn's  Sptlreifer  und 
Findeglfick  an  den  Tag  gekommenen  StQck,  einer  kleinen  Bronze- 
basis  [wie  es  scheint  aus  Praeneste]  mit  dieser  archaischen 
Inschrift*):  /\ 


*)  [Jctxt  facsimiliH  in  P.  L.  M.  E.  Tafel  XXXVI  B;    «.  C.  F.  L.  I 
p  255.    C.  W.] 

25* 


388  EPIGRAPIIISCHE   BRIEFE   IV. 

383  wo  sowohl  das  A  als  das  letzte  N  auf  umbrisch  -  oskische 
Schrift  hinweisen.  Das  N  mit  verdrehtem  Mittelstrich  findet 
sich  auch  in  dem  ROMANO  der  Miinze  bei  Lepsius  Inscr. 
Urabr.  et  Osc.  tab.  XXX  fig.  2,  von  der  er  indess  nicht  an- 
gibt  woher  er  sie  genommen.  Auch  das  oben  p.  284  f.  [335  ff,] 
besprochene  M  mit  der  verkiirzten  Mittelspitze,  aber  dabei 
divergirend  verlaufenden  aussem  Beinen,  ist  im  messapischeu 
Alphabet  zu  Hause;  dagegen  ein  neben  der  verkurzten  Mittel- 
spitze  zugleich  parallelbeiniges  M  gar  kein  italisches,  son- 
dern  nur  griechische  Vorbilder  hat,  wie  die  erste  Tafel  Ihrer 
'Unteritalischen  Dialekte'  jedem  deutlich  machen  kann.  Solche 
allein  bieten  also  auch  einen  Ankniipfungspunkt  fQr  die  hie- 
her  fallenden  archaischen  Miinzaufschriften  (vgl.  p.  140  [333] , 
von  denen  ich  die  eine  mit  VOUCANOM  und  AISERNIM  au> 
Fiorelli's  Annali.di  numism.  I  fasc.  2  (Roma  1846)  tav.  3  fig.2 
darum  hier  besonders  auszeichne,  weil  Sie  eine  diesem 
Exemplar  entsprechende  Abbildung  auf  meiner  Tafel  VII  lei- 
der  nicht  finden.*)  —  Weil  ich  einmal  beim  Nachtragen  biii, 
so  sei  hier  auch  noch  angeraerkt,  dass  ich  p.  302  [360]  Anin. 
das  nilCT  des  Kircherschen  Medusenkopfes  [C.  I.  L.  I  n.51: 
P.  L.  M.  E.  Tafel  I  C]  anzufiihren  vergass:  wo  ich  ilbrigens 
das  im  Original  unten  am  C  angesetzto  Hakchen  fur  eine 
Andeutung  des  I  halten  und  demnach  feeit  nicht  uur  ver 
stehen,  sondern  auch  lesen  mochte**),  obwohl  mir  nicht  un- 
bekannt  ist,  dass  auf  jiingern  Inschriften  wie  I.  R.  N.  4JV> 
2795  FECT  VIXT  wirklich  vorkommt.  Ob  das  DnDIO  I.  B 
N.  3569  [C.  I.  L.  I  n.  570J  (vgl.  Mon.  epigr.  tr.  p.  XIV  [obei. 
p.  177J)  sicher  genug  ist,  muss  ich  dahingestellt  sein  lasseji 
Auf  einer  Milnze  von  Paestum  scheint  ja  wohl  das  PIISTAN'^ 
bei  t^arelli  Tafel  130,  2  [P.  L.  M.  E.  Tafel  VII  n.  61]  niiht 
zu  bezweifeln.  Aus  spliterer  Zeit  ware  vor  allem  die  Gold 
munze  des  M.  Antouius  mit  COS.DIISIG.ITIIRIITTIJKT 
hervorzuheben:    s.  Eckhel  VI,  46.      Auf  liberwiegend  iiicht- 


*)  [Enarr.  P.  L.  M.  E.  p.  11  sagt  Ritschl  hierau:  'Optioneiu  es>f 
datam  vides  talem  M  litterae  figuram  utriim  monetario  Aeaemino  ar 
chalcographo  Fiorelliano  tribuas.'     C.  W.] 

**)  [S.  Rhein.  Mus.  XVI  j).  G09  (unten  N.  XVII).     C.  W.] 


EPIOBAPHISCHE   BKIEFE   IV.  389 

ruuiischen  (campanischen?)   Gebrauch   dieses  Schriftzeichens 
bat  schon  —  ich  weiss  nicht  gleich  wer  hingewiesen. 

Ich  kehre  nach  dieser  Abschweifdng  zu  Herm  Garrucci 
und  seinem  i  allungaio  zurHck.  Ob  derselbe;  nachdem  ihm 
seine  Hauptbeweisstiicke  aus  den  Handen  gewunden  sind, 
etwa  unter  den  sonstigen  von  mir  p.  312  [371]  ff.  (vgl.  p.  306 
[364]  ff.)  zusammengestellten^  muthmasslich  friihesten  Bei- 
spielen  des  I  noch  eines  oder  das  andere  in  Anspruch  neh-  sm 
men  werde  zum  Erweise  eines  h5hem  Alters^  muss  ich  ab- 
warten.  Ueber  eines  urtheilt  er  gewiss  nicht  richtig:  (iber 
das  p.  308  [366]  angefflhrte  TVRREIS  I.  B.  N.  1855  [C.  I. 
L.  I  n.  1224]  oder,  wie  es  scheinen  konnte  (aber  mit  fal- 
schem  Schein  schon  um  deswillen,  weil  in  dem  Compagno 
dieses  Steines  n.  1856  [C.  I.  L.  I  n.  1225]  dasselbe  Wort  un- 
Eweifelhaft  als  TVRREIS  wiederkehrt)  TVRREIS.  Wenn 
fiir  gute  Zeiten  schon  ein  El  der  ratio  entbehrt,  so  hat  ein 
TVRRErS  Yollends  keinen  Sinn.  Es  ist  also,  wie  auch  mein 
Facsimile  Tafel  LXII  F  lehrt  und  mich  wiederholte  Unter- 
suchung  des  Papierabdrucks  jetzt  von  neuem  gelehrt  hat,  nur 
eine  Tauschung  des.  Auges  geweseU;  wenn  hier  Garrucci 
wirklich  TVRREfS  oder  TVRREIS  zu  lesen  meinte  und  so 
drucken  liess  auf  p.  14  (vgl.  p.  XIV)  einer  Schrift,  die  ich 
schon  deswegen  hier  erwahnen  muss^  weil  sie  einen  auch  in 
meinem  letzten  Briefe  beriihrten  Gegenstand  behandelt;  deren 
ich  indess  erst  jetzt  nach  langem  vergeblichen  BemOhungen 
habhaft  werde.  Es  ist  das  di«  gekronte  Preisschrift  ^I  segni 
delle  lapidi  latine  volgarmente  detti  accenti',  Roma 
1857.  Dass  ich  es  besonders  zu  bedauem  hattC;  sie  beim 
Niederschreiben  meiner  die  Apices  betreffenden  Bemerkun- 
geu  noch  nicht  gekannt  zu  haben,  kann  ich  nicht  sagen. 
An  dem  eigentlichen  Kem  meiner  Satze,  so  viel  weiterer 
Ausfiihrung  diese  auch  fahig  sind^  wird  durch  sie  nichts  ver- 
andert;  die  drei  p.  318  [379  f.J  aufgestellten  Gmndforderungen 
finde  ich  nicht  erfiillt;  die  in  ihr  befolgte  Methode  ist  in 
jedem  Betracht  so  wenig  die  meinigC;  dass  auch;  was  als 
richtig  anzuerkennen  ist,  nicht  denWerth  des  richtig  Gefun- 
denen  oder  einleuchtend  Dargelegten  hat.  Da  ich  indess 
nicht  Willens  bin  eine  Recension  des  Buches  zu  schreiben,  so 


390  EPIGRAPHISCHE   BRIEFE   IV. 

beschranke  ich  mich  hier  auf  einige  Einzelheiteu.   Wie  noth- 

385  wendig  Facsimiles  seien*),  lehrt  uns  auch  Herr  Gamicci  wie- 

der.   Die  von  Marini  Atti  p.  39  (Or.  586  [=  C.  I.  L.  I  n.  626: 

P.  L.  M.  E.  Tafel  LXXXV  D]  publicirte  Inschrifk  bezeichnet 


*)  Auch  die  griechische  Epigraphik  wird  auf  einen  andem  Fus? 
kommen,  wenn  sie  planmHssig  und  in  umfassenderer  Weise,  statt  sich 
auf  Abschriften  aufzuerbauen ,  Facsimiles  oder  doch  Papierabdrficke  m 
Grunde  legt.  Wie  sehr  und  wie  offc  haben  sich  jetzt  ihre  Bearbeite 
abzuqualen,  um  aus  drei,  vier  Abschriften,  von  denen  keine  sich  mit 
dcr  andern  deckt,  das  muthmasslich  Originale  mittels  der  schwankend- 
stcn  Calculs  zu  componiren!  Eben  wiihrend  ich  diesen  Brief  schreiW, 
kommen  mir  durch  Herrn  Keirs  Gdte  dessen  'Epigraphische  Bcitrage' 
aus  den  'M^langes  grdco-romains'  t.  II  zu  Handen,  worin  unter  anderm 
X).  70  ff.  die  choregische  Inschrift  des  C.  I.  G.  217  behandelt  wird,  dit' 
Stephani  anders  las  als  Leake,  Leake  anders  als  Rhangabis,  Rhangabis 
anders  als  Spon  und  Chandler:  und  wie  vielmal  kehrt  der  ahnlicht 
Fall  im  C.  I.  G.  wieder!  Ich  kann  mir  nicht  versagen,  aus  Stephaiii*; 
und  Keil's  Mittheilungen  die  nachstehenden  S&tze  auszuheben,  weil 
nichts  geeigneter  ist,  das  oben  p.  288  [342]  betonte  Wort  zu  veraD- 
Bchaulichen,  dass  ein  Abklatsch  des  Originals  h&ufig  eine  grdesere  Zc 
vorlassigkeit  gewahre  als  die  Autopsie  selbst.  Wir  lesen  dort,  da& 
'der  an  der  Metropolitankirche  zu  Athen  hoch  oben  und  zwar  verkehrt 
eingemauerte  Stein  an  einem  sonnigen  Herbstmorgen  ....  abgeschric- 
ben  und  alsbald  mit  dem  B^ckhschen  Texte-  verglichen  worden  boL 
An  demselben  Tage'  heisst  es  weiter  'nach  Tische  bei  schdnstem  Soc- 
nenschein  zu  einer  neuen  Prufung  zurdckgekehi-t,  fand  Stephani  dic 
boiden  ersten  Zeilen  spurlos  verschwunden  und  auch  einige  andere  Bnch- 
stabcn  weniger  deutlich  geworden.  Doch  am  folgenden  Morgen  tei^'- 
ten  sich  bei  wiederholter  Besichtigung  an  Ort  und  Stelle  die  erwaht- 
ten  Zeilen  wieder  in  voUer  Klarheit  und  Deutlichkeit,  wie  auch  allf 
andem  Theile  der  librigen  Buchstaben.  Die  Sonne  eteht  n&mhch  dui 
um  jene  Morgenstunde  in  einem  solchen  Winkel  zu  dem  Steine,  da.'* 
bei  jenen  Buchstaben,  deren  Linien  ohne  Zweifel  durch  Abreibon  der 
Oberfliiche  des  Steines  sehr  flach  geworden  sind,  ein  hinreichend  achir- 
fer  Winkel  gebildet  wird,  um  sie  sichtbar  zu  machen.'  Die  mecha- 
nische  Anfertiguug  eines  untriiglichen  Papierabdrucks ,  den  man  daim 
zu  Hause  in  jede  beliebige  Beleuchtung  bringen  und  nOthigenfalle  nntcr 
die  Lupo  setzen  kann,  bedarf  weder  Sonne  noch  Tageszeit,  eondern 
nur  manchmal  hoher  Leitern.  Die  hat  sich  doch  aber  unser  Broiin 
auch  zu  verschafFen  gewusst,  wo  es  Noth  that,  und  uns  so  von  der 
Hauptmasse  der  altlateinischcn  Inschriften  Publicationen  enn6glicht> 
fdr  die  dasjenige  wogfiUlt,  was  bisher  ihren  unleidlichsteu  Bailwt  bil- 
dote:  der  Begriff'  von  Varianten. 


EPIGBAPHI8CHE   BBIEPB   IV.  391 

er  p.  12  als  eine  von  ihm  selbst  ^riveduta  e  ricopiata  nel 
Vaticano',  und  doch  gibt  er  DIVO  statt  DlVO.  Zum  Erweise 
eines  angeblichen  11  =  t  fQhrt  er^  neben  den  unter  einen  ganz 
andem  Gesichtspunkt  fallenden  Schreibungen  POMPEIIVS 
MAIIA,  von  einem  Schleuderblei  des  Kircherschen  Museums 
p.  16  die  Aufschrift  an  ESVREIIS  ET  ME  CELAS;  eine 
durch  Padre  Marchi^s  Gefalligkeit  mir  zugegangene  sehr 
saubere  Zeichnung  gibt  so  deutHch  wie  moglich  ESVREIS, 
wie  Sie  aus  meiner  Tafel  IX  n.  37  ersehen  [=  C.  I.  L.  I 
Q.  692];  dass  aber  das  Eircheriano  etwa  zwei  verschiedene 
Exeznplare  besitze,  hat  doch  wenig  Wahrscheinlichkeit.  Das 
Auffallendste  indess  in  solcher  Beziehung  ist  die  p.  13  aus 
dem  BuUett.  Napol.  nuov.  ser.  I  p.  43  wiederholte  Neuigkeit; 
dass  die  grosse  Dedicationsinschrift  der  aedes  lOVIS  LIBERI 
Yon  Furfo  eine  ganze  Reihe  von  Apices  aufweise.  Sie  haben 
die  Inschrift  selbst  vom  Original  copirt  (I.  R.  N.  6011  [C. 
I.  L  I  n.  603])  und  nichts  davon  gesehen;  ich  besitze  den 
exactesten  Papierabdruck,  und  kann  auf  ihm  nicht  die  ge-  sse 
ringste  Spur  der  Art  entdecken^  so  wenig  wie  meinem  Litho- 
graphen  (s.  Tafel  LXXXII)  eine  solche  sichtbar  geworden 
isi*)  Und  nun  sollen  es  gar,  nach  den  Aeusserungen  des 
BuUettino,  nicht  weniger  als  36^  ss^e  sechsunddreissig  sol- 
cher  'punti'  sein,  die  vor  Herm  Garrucci  jedem  Auge  ent- 
gangen  waren.  Noch  mehr  aber,  diese  36  ^Accente'  sollen 
allesammt  Qber  eben  so  vielen  I  steheU;  wo  sie  Qberhaupt 
nach  rationeller  Theorie  nicht  hingehoren,  und  iiber  keinem 
andemVocal!  In  der  That,  Herr  Gamicci  kann  es  uns  nicht 
iibel  nehmeU;  wenn  wir  vorlaufig  mit  einem  ^credat  ludaeus 
Apella*  antworten.  Zu  voUiger  Beruhigung  werden  indess  die 
romischen  Freunde  gewiss  nicht  unterlassen^  den  ersten  sach* 
kundigen  Landsmann,  der  von  Rom  nach  Neapel  reist;  zu 
einer  nochmaligen  Ocularinspection  zu  veranlassen.  SoIIte 
sich  dann  wider  alles  Vermuthen  und  Erwarten  doch  etwas 

*)  [EDAnratio  p.  72  fflgt  Ritachl  noch  hinsxi:  'Nec  ullam  in  ectypo 
eitu  rei  Testigiom  repertum  est:  nisi  forte  non  casui  dedit  GarmcciaB, 
a^od  T.  9  ano  nexa  in  FECERINT  complicatis  INT  litteris  levis  am- 
i>n  qnaedam  inndet  similiB  poncti.  Qaamquam  ipsioB  pancti  figaram 
*P«x  ne  haboit  qoidem  nmqaam.'     C.  W.] 


392  EPIGRAPHISCIIE   BRIEFE    IV. 

der  Art  auf  dem  Steine  findeD,  nun  so  waren  wir  doch  iu 
diesera  Falle,  eben  wegen  der  Beschrankung  auf  das  eine  I, 
gewiss  berechtigt,  an  eine  rein  individuelle  graphische  Spie- 
lerei  des  Steinmetzen  zu  glauben,  zumal  wenn  unter  den 
36  Beispielen  (denn  namentlich  hat  sie  Garrucci  nicht  ange- 
fiihrt)  sich  auch  eine  Partie  prosodisch  kurzer  i  fande.*) 


♦)  Dass  ein  uber  das  I  gesetzter  Punkt  dem  Altei-thume  eben  ?o 
fremd  ist,  wie  ein  i  statt  t  den  alten  Handschrift^n,  braucht  niemand 
gCHagt  zu  werden.  Um  so  bemerkenswerther  mdchte  ein  Fall,  einrfj 
in  seiner  Art,  sein,  der  zwar  etwas  Verschiedenes,  aber  doch  einiger- 
massen  Analoges  darbietet.  lu  der  dem  aed.  pl.  C  •  POPLICIOL  F' 
BIBVLO  in  den  letzten  Zeiten  der  Republik  gewidmeten  Inschrifi  <\ic 
Or.  4698  ans  Grut.  455,  1  wiederholt  hat  [C.  I.  L.  I  n.  635],  steht  zvar 
zu  Anfang  der  zweiten  Zeile  uberall  gedruckt  VIRTVTISQVE-CAYSS.V 
auch  in  dem  Stich  bei  Canina  Architettura  Romana  tav.  212  =  Gli 
edifizj  di  R.  ant.  t.  276  (der  freilich  auch  sonst  an  mehrfacher  Ung»- 
nauigkeit  leidet);  aber  sehen  Sie  sich,  bitte  ich,  nur  einmal  daa  iiiu:h 
einem  Papierabdruck  gearbeitete  Facsimile  auf  Tafel  LXXXIII  ABai\, 
um  sich  zu  uberzeugen,  dass  auf  der  abgescheuerten  Stelle  zwischcL 
dem  zweiten  T  und  dem  Q  schlechterdings  nicht  Platz  ist  fur  die  zwei 
Buchstaben  IS,  sondern  nur  fur  einen:  wie  denn  auch  die  Umrisse  eine- 
don  ganzen  Zwischenraum  fullenden  S  noch  durchzuschimmem  Fchei- 
nen.  Sehen  Sie  jetzt  noch  scha,rfer  zu,  so  werden  Sie  uber  dem  T  sehr 
deutlich  einen  runden  Punkt  erkennen  und  diesen  wohl  um  so  wemirt^r 
fdr  zurallig  halten,  je  unwahrscheinlicher  es  an  sich  ist,  dass  man  ir 
einem  senatus  consulto  populique  iussu  abgefassten  Document  einec 
Fehler  wie  VIRTVTSQVE  werde  haben  ganz  gleichgiiltig  passiren 
lassen.  Nein,  der  Steinmetz  bemerkte  ihn  vielmehr,  nachdem  er  ihr. 
gemacht  hatto ,  und  half  sich  so  gut  er  konnte,  indem  er  mit  dem  Lin- 
zugefiigten  Punkt  durch  VIRTVTSQVE  wenigstens  eine  Andeutung  d»^ 
ausgelassenen  Buchstaben  gab.  Es  ist  das  nur  eine  Vorstufc  der  sjC- 
ter,  als  die  Gewohnheit  der  Ligaturen  weit  um  sich  gegnffen  hatJv. 

iiblichen  Bezeichuungcn  wie  DEDT  d.  i.  dcdit.  —  BeilSufig  zn  benjtr- 
ken,  bestiitigt  der  Papierabdruck  auch  nicht  das  Grutersche  ui.vi 
Orellische  G  Btatt  C  zu  Anfang;  lilsst  auch  an  der  Lesung  POPLIC'!'-' 
statt  POBLICIO  theils  an  sich  nicht,  theils  um  so  weniger  zweifclc 
jo  uiizweideutiger  in  dem  erhaltcnon  Fragment  einer  Wiederholuiii: 
dcrselben  Inechrift  dasselbe  C  •  POPLIC  •  •  •  zu  Tage  tritt.  Bei  Heuioo 
Or.  III  p.  486  findo  ich  nur  das  orstcre  berichtigt.  [Dazu  tritt  io  ^Ijt 
Enarratio  p.  72  f.  noch  folgende  Bomorkuug:  ''Haec  autem  pridein  sorp- 
soram,  euni  in  mauus  meas  Piranosii  <:Antichita  Romane»  (ed.  Kon.* 
a.  17 50)  veuerunt,  quarum  tiibula  V  voluminis  II  hunc  titulum  art*' 
chalcographica  praoclani  iniitatur.      Quod  exemplum  qui   cum  nostrc 


EPIQRAPHISCUE   BRIEFE   IV.  393 

Der  Natur  der  Sache  nach  kommt  Garrucci  auch  auf  die  38? 
Voealverdoppelung   zu  sprecheD.    Wenn   er  hier  p.  18  f. 

Bezeichnungsweisen  wie  VAARVS  und  VARVS,  FEELIX  und 

FELIX,  SVVRA  und  SVRA  in  epigraphischen  Beispielen 
neben  einander  stellt,  so  ist  das  ja  an  sich  ganz  gut^  obwohl 
wir  dadurch  in  der  Sache  selbst  nichts  neues  lemen.  Aber 
was  haben  damit  gemein  die  darunter  gemischten  Zusammen- 

stellungen  MOINIRE  und  MVNATIVS,   lOVS  und  IVSSV, 

COIRO  COERO  COVRO  und  CVRATOR?  Da  spukt  denn 
doch  wieder  die  unklare  Vorstellung  zwischendurch,  als  wenn 
Jer  Apex  nebenbei  auch  wohl  noch  etwas  anderes  bedeute 
als  vocalische  Naturlange,  wie  man  sich  das  auf  Anlass  eines 

FOVRI  =  FVRI  zuweilen  eingebildet  hat.  Denn  dass  in 
jenen  Worten  das  «  lang  ist,  wird  er  doch  nicht  erst  des 
Beweises  und  dieses  Beweises  bedClrftig  gefunden  haben.  — 
Die  von  mir  mit  den  Worten  '00  scripturae  exemplum  planc 
Qullum'  ausgeddickte  Thatsache  stellt  Herr  Garrucci  p.  15 
sehr  emsthaft  in  Abrede,  und  zwar  mit  zwei  Beweismittelu, 
(Iiirch  die  nicht  nur  unsere  Kenntniss,  sondem  auch  unsero 
Methode  in  einem  ungeahnten  Masse  erweitert  wird.  Erstens 
liegt  ja  nach  ihm  —  es  steht  wirklich  so  da  —  jene  Schrei- 
bung  vor  in  COHORS,  'che  ha  il  diritto  medesimo  dei  voca- 
boli  AHALA  ....  di  VEHEMENS,  di  PREHENDO'  u. s. w. 
Dieses  ^diritto  medesimo'  ist  allerdings  unleugbar;  aber 
wir  hatten  bisher,  vielleicht  mit  allzu  rigoroser  Logik^  VE- 
HEMENS  und  PREHENDO  auch  nicht  aufgefahrt  untejr  den  a^a 
Belegen  fur  EE.     Imponirender  tritt  uns  das  zweite  Argu- 


contalerit,  etsi  non  mirabitur  quasdam  illic  litteraB  vel  integriores  vel 
clarioreB  nostris  esse,  qnando  temporis  iniuriam  passi  esse  lapideB  pobt 
IHranesinm  posBant,  tamen  alias  non  sine  offeneione  evidentioreB  hic 
qnam  illic  intuebitnr.  Quo  fit  ut  ne  de  principio  quidem  titali  satis 
DiiM  penuadeat  PiraneBiana  imago.  .  .  Nam  at  ille  viderit  inferiorem 
l>iuiem  B  litterae  qnam  ego  P  potius  interpretatus  Bum,  at  qui  potuit  non 
videre  superiorem,  qoae  in  ectypo  chartaceo  nostro  apparet  planissime? 
Itaque  etiam  de  VIRTVTIS  (id  enim  illc  haud  dubie  sibi  visus  cst 
legere)  mens  puto  fefellit  oculos:  praesertim  cum  sit  certiBsimum  in 
qoadra  altera,  cui  ille  dimidiam  partem  S  litterae  tribuit,  nihil  quic- 
aoam  praecedere  Q  litteram.'    C.  W.J 


394  EPIGRAPHISCHE    BRIEFE   IV. 

ment  entgegeu,  welches  wortlich  so  lautet:  ^Allega  Velio 
(wo,  wird  nicht  gesagt)  i  manoscritti  di  lui  [Accio]  yeduti 
da  se,  nei  quali  s^incontrava  MOOREM,  PASTOORES,  MOO- 
RVS;  e  crederei  arrischiar  troppo  negando  recisamenk  a 
Velio  Longo  la  possibilita  di  un  fatto  del  quale  egli  si  cod- 
stituisce  testimonio  oculare.'  Dem  entspricht  denn  auch  die 
Zusammenstellung  p.  19:  TAASTORES  la  lapida  di  PoUa 
del  622   (Momms.  n.  6276),    PASTOORES   Accio  per  /cs/i- 

nwnianza  di  Velio  Longo,  e  PASTORIS  la  pompeiana  or 
citata.'  Das  Zeugniss  des  Velius  Longus,  welches  wir  bis- 
her  allein  kaimten,  ist  dieses  bei  Putschius  p.  2220:  nanf 
nvc  Attiiim  sectdi  sumus  semj^er  vocales  getninantefn^  ubicun- 
que  lyroducitur  syllabay  qumiiam  expedita  debet  csse  cmdm 
seribendi]  kein  Wort  von  Manuscripten  des  Accius,  die  er 
selbst  geselien,  kein  Wort  von  bestimmten  Beispielen  sei 
es  des  00,  sei  es  anderer  Vocale.  (Die  Ungenauigkeit,  die 
in  dem  semj^er  des  fluchtigen,  uns  durch  Victorinus  ergrmz- 
ten  Berichts  liegt,  ist  eine  Sache  fiir  sich.)  Da  es  nun  doch 
undenkbar  ist,  dass  bei  einem  Manne  der  Wissenschaft  die 
Phantasie  in  dem  Grade  das  gesunde  Auge  oder  den  ehr- 
liclien  Verstand  uberwaltige,  um  so  entscheidende  Dinge,  die 
nicht  in  den  Zeilen  stehen,  zwischen  ihnen  zu  lesen,  so 
bleibt  wohl  keine  andere  Annahme  iibrig,  als  dass  Herr 
Garrucci  seine  Angaben  aus  einer  in  Deutschland  noch  un- 
bekannten  alten  Ausgabe  des  Longus  oder  aus  einer  unbe- 
nutzten  Haudschrift  desselben  schopfte,  um  die  sich  demi 
Freuild  Keil  angelegeutlichst  wird  zu  bemiihen  haben,  um  I 
in  seinen  Grammatici  latini  nicht  hinter  seinem  Ziele  zu- 
riickzubleiben. 

Ich  iiberlasse  Sie  Ihrem  stillen  Neide  iiber  die  Avain- 
tagen,  welche  begiinstigte  Gelehrte  jenseit  der  Alpen  var 
uns  armen  Hyperboreern  voraus  liaben,  und  wende  mich  ru 
einem  fnichtbarern  Thema. 


EPIGKAPHISCHE  BRIEFE   V.  395 

5. 

Die  lateinischen  Sortes.*) 

Es  wird  im  Winter  1851  auf  52  gewesen  sein^  dass  icli  S8d 
Ilmen  eine  briefliche  Mittheilung  machte  Qber  meine  Lesung 
and  metrische  Auffassung  der  aus  dem  italischen  Fortuna- 
Cnltus  hervorgegangenen  Orakeltafelchen,  die  man,  wie  Sie 
sehr  richtig  hervorhoben,  sich  gewohnt  hat  ^sortes  Prae- 
nestinae'  zu  nennen  wie  lucus  a  non  hicendOy  weil  sie  nam- 
lich  nicht  in  Praeneste  gefunden  sind.  Eben  so  gut  hatte 
man  sie  Antiatinae  taufen  konnen:  abgesehen  davon,  dass  es 
iu  Kom  selbst  mehr  als  einen  Fortunatempel  gab^  mit  dem 
die  gleiche  Wahrsagerei  kami;  ja  wahrscheinlich  wird  ver- 
bunden  gewesen  sein,  so  sehr  auch  der  Ruf  der  Praenestini- 
sehen  (und  nachst  ihr  der  Antiatischen)  Fortuna  ttberwiegen 
mochte:  vgl.  Preller  Rom.  Mythol.  p.  553  ff.  Durch  Ihre 
vorausgegangene  Mittheilung  aus  KeIIermann's  Papieren  waren 
mir  an  Stelle  der  bis  dahin  allein  publicirten  sieben  Sortes 
dieser  Art  nicht  weniger  als  siebzehn  bekannt  geworden: 
wonach  sich  schon  ein  einigermassen  sicheres  Urtheil  bilden 
liess.  Auf  dieser  umfassendem  Kenntniss  des  Materials  be- 
nihte  denn  auch,  was  ich  in  dieser  Beziehung  beilaufig  vor- 
brachte  in  dem  Prooemium  (Bonn  1852)  Me  titulo  Mummiauo' 
p.  XV  [oben  p.  107  f.J.  Mit  der  voUstandigen  Publication,  gegen 
die  Sie  nichts  einzuwenden  hatteU;  die  Sie  vielmehr  wiin- 
schenswerth  fanden,  hatte  ich  es  nach  meiner  Art  nicht  eilig 
und  verlor  sie  allmahlich  ganz  aus  den  Augen;  dass  ich  jetzt 
aaf  sie  zurflckkommey  geschieht  hauptsachlich,  um  in  dem 
Glenchus  tabularum  unseres  Werkes  einer  umstandlichen  Er- 
orterung  tlberhoben  zu  sein  und  auf  eine  solche  vielmehr 
mit  einem  Wort  verweisen  zu  konnen.  Von  meinem  damals 
an  Sie  geschriebenen  Briefe  habe  ich  zwar  keine  Abschrift: 
glaube  indess  hier  im  wesentlichen  kaum  irgend  etwas  an- 


*)  [S.  jetst  C.  I.  L.  I  u.  1438—54  und  die  Facsimiles  der  erhal- 
tenen  in  P.  L.  M.  E.  Tafel  II  M—Q  mn\  sowie  XCVIID;  vgl.  auch 
die  Enarratio  p.  4  f.  und  89;  Suppl.  enarr.  p.  99  f.    C.  W.] 


396  EPIGRAPHISCHE   BRIEFE   V. 

deres  vorzutragen,  als  was  ich  schon  dort  entwickelt  odtr 
angedeutet  hatte.  )Seit  der  Zeit  hat  namlich  Ad.  StoU  deu 
Gegenstand  einer  besondern  Besprechung  unterzogen  in  einem 
Aufsatz  *de  sortibus  Praenestinis',  der  im  Philologus  Bi  XI 
(1856)  p.  304— 314  gedruckt  ist.  Dass  mich  dessen  Verfasser 
3U0  nicht  andern  Sinnes  gemacht,  kann  schon  darum  nichtWuu- 
der  nehmen,  weil  auch  ihm  nur  die  sieben  bereits  friiher 
publicirten  Sortes  und  ausserdem  eine  der  gelegentlich  Ton 
mir  mitgetheilten  drei  neuen  bekaunt  waren:  die  ersten  noch 
dazu  nicht  aus  den  Originalquellen,  dergleichen  wederMura- 
tori  p.  493  noch  Orelli  n.  2485  sind. 

Die  wirklichen  Quellen  —  was  ich  naturlich  nicht  fiir 
Sie,  sondern  fiir  die  ubrigen  Leser  des  Museums  zu  erwiih- 
nen  habe  —  sind:  1)  Joseph  Maria  Suaresius  in  seinen  Rom 
1655  erschienenen  'Praenestes  antiquae  libri  duo',  wieder 
gedruckt  in  Griivius  und  Burmanns  Thesaurus  antiq.  et  hist. 
Ital.  t.  VIII  part.  4  p.  38,  wo  eine  Kupfertafel  (schlecht  wieder- 
holt  auch  in  Ath.  Kirchers  Latium,  Amsterdam  1671,  p.  W' 
vier  Sortes  in  Facsimile  gibt,  und  zwar  diese  nach  seiner 
ausdriicklichen  Angabe  ^nuperrime  Romae  inventas',  der 
Text  ausserdem  noch  zwei  in  gewohnlicher  Druckschrift;  — 
2)  Fabretti  Inscr.  ant.  Etr.  (1702)  p.  669,  wo  eine  mitjre- 
theilt  wird;  —  3)  Gori  Inscr.  ant.  Etr.  I  (1722),  der  eine 
p.  264  sehr  gut  facsimilirt,  eine  zweite  p.  73  in  Druckschrift 
gegeben  hat;  —  4)  eine  im  Codex  Vaticanus  5248  be- 
iindliche  handschriftliche  Sammlung,  von  der  sich  eine  Ab- 
schrift  in  Kellermann's  Papieren  befand,  worin  die  sonst 
publicirten  Stiicke  bis  auf  zwei,  ausser  ihnen  aber  iiicht  we-  1 
niger  als  zehn  anderswoher  nicht  bekannte  erscheinen.  Jii 
Originalen  erhalten  sind  von  ihnen  allen  heutzutage,  so  vie! 
wir  wissen,  nur  zwei,  und  zwar  im  Mediceischen  Museum  w 
Florenz,  daher  auch  von  Gori  edirt;  ich  kenne  sie  ausJ^tan- 
niohibdriicken,  die  ich  der  Giite  des  Herm  Julius  Fried- 
llinder  in  Berlin  verdanke. 

Vor  allem  wird  es  notliig  sein,  dieses  Material  mit  An- 
gabe  der  Quellen  und  Varianten  zusamnienzustelleu.  Ich  be- 
ginne  niit  den  mehrnicals  bezeugten  und  schliesse  mit  d''fl 
nur  in  einer  Quelle  vorkommenden. 


I 


EPI0RAPHI8CHE  BRIEFE  V>  397 

1  IVBEO  •  ET  •  IS  •  EI  •  SIPECERIT 

GAVDEBIT^  SEMPER 

So  Gori  I,  73  in  Druckschrift,  aber-  mit  den  Umrissen  des 
Tafelcbens,  wo  nur  dreimal  die  Interpunction  ^lschlicb  weg- 
gelassen  ist  Dagegen  IVBEO  EX  HEIS  EI  SI  FECERIT 
cod.  Vat.  (in  dem  Qberall  alle  Interpunction  feblt);  I VBEOEI  •  »i 
ET  •  IS  •  SI  FECERIT  Suarez  im  Sticb.  Ausserdem  SEN- 
PER  Vat- 

2  NON  •  SVM  •  MENDACIS  •  QVAS 

DIXTI .  CoNSVLIS  •  STVLTE 

So  Gori  I,  264  in  ganz  exactem  Sticb;  ebenso  (nur  CON- 
SVUS)  Vat. 

3  CONRIGI  •  VIX  •  TANDEM  •  QVOD 

CVRVOM  •  EST  •  FACTVM  •  REDE 

So  Fabretti,  zwar  in  Druckschrift,  aber  mit  den  Umrissen 
des  Tafelchens;  CVRVM  Suarez  im  Stich,  zugleich  mitWeg- 
lassung  fast  aller  Interpunction,  und  ausserdem  am  Ende 
jeder  Zeile,  unmittelbar  nach  D  und  £,  mit  diesem  Schnor- 
kcl  Tj.    Nicht  im  Vat 

4  QVR   PETIS-POSTEmPVSCONSILI 

QVOD  ROCAS  NON  ESTM(VM 

So  Saarez  im  Stich*);  CVR,  ROGAS,  und  POST  TEMPVS 
COXSIUVM  in  einer  Zeile  Vat. 

5  DE:VERO  FALSANE  FIANT 

IVDIcE  FALSo 

So  Suarez  im  Stich  und  (nur  IVDICE  FALSO)  Vat. 

6  NVNC  ME  ROGITAS  NVNC 
CONSVLIS  TEMPVS  ABIT  lAM 

So  Vai;  HABVIT  statt  ABIT  Suarez  im  Text 

7  LAETV8   LVBENS    PETITO    QVOD    DABITVR 

GAVDEBIS  SEMPER 

So,  nur  in  einer  Zeile,  Suarez  im  Text.    Nicht  im  Vat  — 
Alle  folgenden  stehen  nur  im  Vat. 


*)  [Wo  mischlich  ROCAS  fOr  ROOAS  gestochen  ut,  e.  P.  L.  M. 
E.  Tafel  XCVIl  D  nnd  Knarr.  p.  89.    C.  W.] 


398  EPIGRAPHISCHE   BRIEFE  V. 

8  QVOD  FVGIS  QVOD  lACTAS  TIBEI 

QVOD  DATVR  SPERNERE  NOLEI 
Pnblicirt  im  Rheiu.  Museum  VIII  p.  491  [Opusc.  II  p.  tw!t|. 

9  EST  EQVOS  PERPVLCER  SEDTV 

VEHI  NON  POTES  ISTOC 

3M         10        FORMIDAT   OMNES  QVOD 

METVIT  ID  SEQVI  SATIVST 

11  CREDIS  QVOD  DEICVNT  NON 

SVNT  ITA  RE  FORE  STVLTV 
Das  N  in  SVNT  unsicherer  Lesung. 

12  HOSTIS  INCERTVS  DE  CERTO  NISI  CAVEAS 

•  Publicirt  und  erganzt  de  tit.  Mumm.  p.  XVI   [oben  p.  IK']. 

13  PERMVLTIS  PROSVM  VBEI 

PROPVI  GRATIA  NEMO 

14  POSTQVAM  CECIDERVNT  SEI  SVM 

CONSVLIS    TVN    ME 
Publicirt  und  ergiinzt  a.  a.  0.  p.  XV  [oben  p.  108]. 

15  HOMINES  MVLTI  SVNT 
CREDERE  NOLI 

IG  DE  INCERTO  CERTA  NE  FIANT 

SI  SAPIO  CAVEAS 

17  EST  VIA  FERTILIVOR  QVA  VI 

SEQVI  NON 

Der  erste  Eindruck,  den  das  einfacbe  Durchlesen  dieser 
Sprttche  auf  jeden  machen  muss,  ist  der  von  Qberall  wieJer- 
kehrenden  metrischen  Ankliingen,  und  zwar  des  daktylischfn 
Rhythmus;  man  musste  fiir  Einder  schreiben,  wollte  man 
die  Hexameteranfilnge  und  Hexameterschlttsse  einzeln  auf- 
fuhren,  die  sich  dera  Ohre  ganz  von  selbst  und  unabweisUch 
aufdraugen,  auch  wenn  man  nicht  mit  der  Voraussetzung 
metrischer  Abfassung  an  die.se  Reste  lateinischen  Orakel- 
wesens  herantriite :  eiue  Voraussetzung,  die  doch  in  Sitte  und 
Geist  des  Alterthums  uberhaupt  ihre  vollstandige  Berech- 
tigung  hat.  Dieser  ersten  Wahrnehmung  tritt  freilich  so- 
gleich  die  zwcite  zur  Seite,  dass  man  beim  ersten  Anlauf  fur 
dio  volle  uud  reiuc  Durchffiliruug  des  Rhythmus  fast  (Iberail 


EPI6RAPHISCHE   BRIEFE   V.  399 

aaf  Hemmuiigen  stosst:  sei  es  wirkliche;  zugleich  mit  Maiigel- 

haftigkeit  des  Siimes  oder  der  Sprache  Hand  in  Hand  gehende, 

oder  scheinbare,  so  lange  man  namlich  an  diese  Versification 

keinen  andem  Massstab  *als  den  der  Augusteischen  Dichter- 

periode  heranbringt.     Die  wirklichen  beruhen   auf  zweierlei  >9s 

Ursachen:  theils  auf  IrrthQmem  oder  Nachlassigkeiten  des  Le- 

sens  oder  Abschreibens,  theils  —  was  jene  Irrthflmer  manch- 

mal  (nicht  immer)   eben  hervorrief  —  auf  Fehlerhaftigkeit 

oder  Unvollstandigkeit  der  Originale.    Ob  n.  6  Suarez  (oder 

sein  Gewahrsmann)  falsch  las  oder  abschrieb;  wenn  er  HA- 

BVIT  gab,  oder  aber  der  Sammler  des  cod.Vat.  dieses  still- 

schweigend  in  ABIT  verbesserte,   bleibe  dahingestellt;   den 

stringenten  und  zugleich  auffallendsten  Beweis  f&r  das  erstere 

geben  dagegen  die  Yarianten  von  n.  1,  schon   an   und   fQr 

sich;  noch  Qberzeugender  aber  dadurch  dass  uns  hier  Autopsie 

dieUnzuverlassigkeit  selbst  eines  facsimilirenden  Stiches  lehrt; 

denn  die  etwaige  Vermuthung,   dass  es  sich  hier  um  zwei 

oder  gar  drei  verschiedene  Exemplare   eines   und   desselben 

Stuckes    handlC;    hatte    den    moglichst   geringen  Grad    von 

VVahrscheinlichkeit.    Und  doch  dient  hier  nicht  einmal  Un- 

lesbarkeit  oder  Schwerlesbarkeit  des  Originals  zur  Entschul- 

digung  oder  Erklarung  der  Yarianten,   da  dasselbe  so  klar 

und  unzweideutig  wie  moglich  isi     Anders  verhalt  es  sich 

mit  n.  14.  15.  17,  wo  die  vdllige  Unverstandlichkeit  der  Con- 

•^traction  oder  doch  des  Gedankens  nicht  zweifeln  lasst,  dass 

ein  schon  verscheuertes  Original  ganze  Worter  oder  Sylben 

nicht  mehr  erkennen  liesSy  und  zwar,  was  die  Thatsache  um 

so  einleuchtender  macht,  entweder  am  Anfang  oder  am  Ende 

des  Tafelchens.   Wir  mQssen  indess  noch  weiter  zurQckgehen: 

auch  die  unverletzten  Originale  hatten  schon  Fehler,  die  dem 

Graveur  zur  Last  fallen.    In  n.  3  ist  die  Lesung  FAOTYM* 

REDE  durch  doppeltes  Zeugniss  hinlanglich  gesichert;    wer 

aber  zweifelt,  dass  es  GREDE  heissen  sollte?  (da  doch  ein 

gesnchtes  RERE  wohl  niemand  vorziehen  wird.)   Was  Wun- 

der  also,  wenn  auch  n.  6  und  12  der  Graveur  ein  paar  Buch- 

staben  ausliesS;  oder  n.  17  in  FERTILIVOR  einen  falschlich 

zusetzte,   oder  n.  16  SAPIO  eingrub  statt  des  unzweifelhaft 

beabsichtigten  SAPIS?  immer  vorausgesetzt,  dass  wir  es  Iiier 


400  EPIGRAPHISCIIE   BRIEFE   V. 

nicht   vielmehr   mit   Nachlassigkeit   des    Abschreibenden  zu 
thun  haben,  welche  beide  Moglichkeiten,  wo  nur  eine  Ueber- 
lieferung   vorliegt,    fiir   uns   liberall    ununterscheidbar  durcli 
einander  gehen.     In  Betreff  ursprifnglich   fehlerhafter  Origi- 
nale  wolle  man  doch  bedenken,  dass  diese  WeissagetafelcheB 
nicht  in  Hunderten,  sondern  in  Tausenden  von  Exemplareii, 
394  also  voHig  handwerksmassig  angefertigt  werden  mussten,  um 
es  als   geradezu  unvermeidlich   zu    begreifen,   dass  Versehen 
und  Ungenauigkeiten  aller  Art  einschlichen.     AUer  Art:  da- 
mit  meine  ich,    um  nun  auch  zu  diesem  letzt^n  Grade  von 
Verderbniss  zuriickzugreifen,  dass  der  Graveur,  oder  auch  der 
der  ihm  die  Mustervorschrift  fur  seine  Fabrikarbeit  ubergab, 
indem  ihm  das  Bewusstsein  des  Metrums  ganz  abhanden  kam, 
selbst  verschiedene  Sprachformen,   und  zwar  prosodisch  ver- 
schiedene,  unwillkurlich   mit  einander  vertauschte,  wenn  sie 
nur  denselben  Sinn  gaben:    wie   uns  ja  das  unzahlige  Stein- 
schriften,   namentlich    Grabschriften,    in    den    unleugbarsten 
Beispielen  vor  Augeu  stellen.    Auf  solcher  Analogie  undEr- 
wagung  beruhte  es,    wenn  ich  friiher  z.  B.  die  Substitutiou 
eines  PETE  fur  PETITO,   oder  FAXIT  fur  FECERIT  fur 
nicht   unerlaubt   hielt:    eine   Kiihnheit,   iiber   die    sich  Hen 
StoU  p.  306  f.  ohne  Noth  ereifert.     Dass  in  solchen  Fiilltn 
die  wahre  Herstellung  manchmal  zweifelhaft  bleibt  und  Mog- 
lichkeit   gegen   Moglichkeit    steht,    liegt   in    der   Natur  der 
Sache. 

An  den  vorstehenden  Bemerkungen  haben  wir  von  aus- 
serer  Seite  her  Mass  und  Grenze  fiir  das,  was  die  Kritik  bei 
der  Behandlung  dieser  Monumente  zu  wagen  berechtigt  i?t. 
So  weit  wir  indess  auch  diese  Grenzen  stecken,  doch  wurdea 
wir  nicht  weit  damit  kommen,  wenn  wir  nicht  zugleich  den 
richtigen  inneni  Massstab  fiir  die  Auffassung  unserer  Spnioh- 
verse  gewanncn.  Und  in  dieser  richtigen  Auffassung  liegt 
das  Hauptinteresse,  in  der  That  ein  recht  unverachtlichej'. 
das  sie  iiberhaupt  fiir  uns  haben:  das  Interesse  nSmliob. 
welches  unter  den  Gesichtspunkt  der  Entwickelung  altlatei- 
nischer  Sprachgeschichte  und  Verskunst  fiillt.  Ich  muss  hier 
Allbekanntes  ins  Gedaehtniss  rufeu,  weil  es  der  Zusammen- 
haug  erfordert.  Zwei  wcsentlich  gotrennte  Kreise,  fast  mrKlit» 


EPIGRAPHISCIIE   BRIEFE   V.  401 

man  sagen  zwei  verschiedene  Welten,  treten  uns  in  der  Lit- 
teratur  entgegen:  einerseits  die  Yerskunst  der  gesammten 
scenischen  Poesie,  mit  ihrer  noch  vielftltigen  Aufnahme  der 
nachlassigen,  schwankenden;  unbestimmten  prosodischen  Aus- 
sprache  des  gemeinen  Lebens,  mit  sehr  grosser  Masshaltung 
innerhalb  des  iambischen  Senars  und  des  trochaischen,  auch 
des  iambischen  Septenars,  mit  steigender  Freiheit  in  allen 
Octonaren,  zumal  den  anapastischen;  anderseits,  im  scharf- 
sten  und  bewusstesten  Gegensatze  dazu,  die  neue  Verskunst 
des  Ennius,  deren  innerstes  Wesen  es  ist,  aller  Unbestimmt- 
heit  mit  scharfem  Schnitt  ein  Ende  zu  machen,  jedem  in  der  S95 
gesetzmassigen  Sprache  vorhandenen  Laute  die  gebflhrende 
Geltong  zu  yerschaffen,  jede  Sylbe  ein  fQr  allemal  in  einer 
der  beiden  grossen  Kategorieny  lang  oder  kurz,  unterzubrin- 
gen,  imd  diese  Scheidung  in  allen  zweifelhaften  Fallen  mit- 
tels  feinhorigster  Belauschung  dessen,  was  in  correcter  Aus- 
sprache  das  Uebergewicht  hatte,  zu  vollziehen.  Wie  sich 
diese  Reform  innerhalb  der  bisher  geubten  Metra  gar  nicht 
durchsetzen  liess,  sondern  eines  neuen  Rhythmus  unweigerlich 
bedurffce,  so  war  anderseits  dieser  iieue  Rhythmus,  der  dak- 
tylische  mit  seiner  scharf  gegliederten  Doppelthesis,  durch 
die  er  in  den  wesentlichsten  Gegensatz  zu  lamben  und  Tro- 
chaen  tritt,  nicht  durchfflhrbar  ohne.  jene  Reform,  wenn  an- 
ders  nicht  der  Hexameter  zu  einem,  nur  etwas  veredelten  — 
Satomier  werden  sollte:  denn  darauf  kommt  es  wirklich  hin- 
aas.  Zwischen  diesen  beiden  entgegengesetzten  Kreisen  nun 
nehmen  unsere  Sortes  eine  durchaus  eigenthiimliche  Mittel- 
stellung  ein,  die  in  alter  Zeit  nicht  ihres  Gleichen  hat:  sie 
bieten  uns  den  Rhythmus  und  die  Versform  des  neuen  Prin- 
cips,  vereinigt  mit  der  Prosodie  des  alten;  es  sind  Vulgar- 
Hexameter,  Memotische'  wie  sich  mit  griechischem  Ausdruck 
sagen  lasst,  treffender  als  wenn  sie  jemand  mit  den  ^politi- 
schen*  Versen  in  Parallele  stellen  wollte.  Denn  mit  nichten 
der  Wortaccent  ist  es,  der  in  ihnen  die  Quantitat  alterirt 
und  unterdriickt,  waa  nicht  einmal  im  Saturnischen  Vers  der 
Fall  war,  sondern  nur  dieselben  Nachlassigkeiten  der  Aus- 
sprache  des  gemeinen  Lebens  haben  darin  Eingang  gefunden, 
deren  sich  schon  die  scenische  Poesie  nicht  erwehrt  hatte, 

FB.    RITSCUKUI    OPV8CVLA    IV.  26 


402  EPIGBAPIIISCHE   BRIEFE   V. 

nur  gehauft  in  einem  Maasse,  wie  es  selbst  die  ungwugelt- 
sten  Octonare  des  Plautus  auf  so  engem  Raume  kaum  dar- 
bieten.  Sie  miissen  mir  schon  gestatten,  diess  in  aller  Kurze 
wenigstens  etwas  weiter  auszufiihren,  weil  hinlauglich  klare 
Vorstellungen  daruber  keinesweges  so  verbreitet  sind  wie  zu 
wiinschen  ware. 

Vornehmlich  in  zwei  Stiicken  liegt  bei  den  Dramatikeni 
die  Incorrectheit  der  gemeinen  Aussprache  zu  Tage,  von 
denen  das  eine  in  das  vocalische,  das  andere  in  das  conso- 
nantisch^  Gebiet  fallt.  In  jenem  ist  es  die  von  Alters  her 
stammende  Neigung  der  Sprache,  die  Vocallangen,  wie 
iiberhaupt,  so  namentlich  im  Auslaut  derWorter  zu  Kiirzen 
abzusch  wachen.*)  Dieser  dem  Latein  (wie  sehr  auch  an- 
dern  Ursprachen ,  geht  mich  hier  nichts  an)  tief  eingeboreDe 
396  Trieb,  dessen  aufmerksame  Beobachtung  uns  den  Schlfissel 
fiir  unzahlige  Erscheinungen  der  Sprachbildung  in  die  Hand 
gibt,  ist  zwar  aii  und  fiir  sich  weit  entfernt  eine  Incorrect- 
heit  heissen  zu  diirfen;  im  Gegentheil,  er  ist  es  vorzug:?- 
weise,  der  einen  urspriinglich  sehr  sproden,  starren,  schwer 
wuchtigen  Sprachkorper  allmiihlich  zu  einem  biegsamen,  be- 
weglichen  und  geschmeidigen  umgeschaflFen  hat.  Aber  wie 
jede  natiirliche  Neigung,  der  nicht  ein  rationelles-  oder  asthe- 
tisches  Princip  das  Gegengewicht  halt,  instinctiv  zu  einem 
Uebermaasse  fiihrt,  so  ging  auch  das  Latein  in  dieser  Be- 
ziehung  auf  einer  abschiissigeu  Bahn  vorwarts  und  war  ifl 
Gefahr  der  Ziigellosigkeit  zu  verfallen,  als  Ennius  aufstainl 
und  zu  rechter  Zeit  Einhalt  that.  Indem  er,  was  auf  diesein 
Wege  bereits  zu  einer  festen,  nicht  mehr  anzufechtendea 
Errungenschaft  der  sich  geschichtlich  fortbildenden  Sprdclie 
geworden  war,  als  berechtigt  anerkennen  musste  und  natur- 
lich  bestehen  liess,  schied  er  davon  das  noch  im  fliissigeu 
Zustande  des  Werdens  und  Schwankens  Begriflfene  und  ini 
hier  durch  Festhaltung  dcs  urspriinglich  Normalen  einer  aJi- 
zuweit  geheuden  Verfiiichtigung  entgegen.  Es  kounte  iliifl 
uicht  einfallen,  eiu  liingst  zu  ausschliesslicher  Geltung  ^f^ 
kummenes  hcne  male  wieder  zu  der  unstreitig  ursprQnglicbeD 

*)  [Vgl.  OpnHC.  Tl  p.  445.     C.  W.J 


EPIGRAPHISCIIE   BRIEFE   V.  403 

Messung  bene  (=  bone)  rnaU  euriickzuflihren;  aber  wahrend 
(lie  Sprache  des  Lebens  und  mit  ihr  das  Drama  weiter  ge- 
gangen  war  und  auch  prohi  gesagt  hatte^  zog  er  zwischen 
jeoen  Fallen  und  diesen  die  Grenze^  die  fortan  nicht  uber- 
schritten  wurde.  Er  konnte  und  wollte  ein  tibi  uhiy  wenig- 
stens  nebe*n  tibi  aln,  nicht  mehr  verdrangen,  so  wenig  wie 
ago  volo  neben  ago  voh;  aber  er  legte  thatsachlichen  Protest 
ein,  wie  innerhalb  der  Declinatiou  gegen  das  bereits  ganz 
gelaufige  domt,  maKy  ioco,  prcbo,  men,  viri,  manii,  metu,  brevi, 
80  in  der  Conjugation  gegen  ein  velii  sequi,  wie  es  sich  das 
Drama  erlaubte  und  n.  9.  10.  17  unserer  Sortes  aufweisen; 
Tollends  gegen  ein  conrigt,  wie  in  n.  3^  was  die  Anapasten 
des  Drama  ebenfalls  unbedenklich  zuliessen  so  gut  wie  im- 
pera  maaume  u.  dgl.  —  Nur  in  wenigen  Fallen  hat  die  Folge- 
zeit  die  von  Ennius  gezogenen  Grenzen  nicht  respectirt  und 
ist  zu  noch  weiterer  Verklirzung  fortgeschritten,  wie  wenn 
sie  cotoT  orator  und  die  gleichen  Falle  zu  regelmassigem  color 
omtor  werden  liess,  oder  ein  in  der  Sprachgeschichte  wohl- 
begriindetes  amat  formiddt  nicht  mehr  gestattete,  wie  es  uns  ^ 
in  n.  10  entgegentritt.  Auch  Jmtls  n.  12  gehort  zu  diesen 
Resten  alter  Prosodie,  von  denen  sich  sanguis  und  pulvis  nur 
dadurch  unterscheiden,  dass  sie  sich  langer  als  andere  er- 
halten  habenj  vgl.  de  tit.  Mumm.  p.  XVI  [oben  p.  110].*) 

Noch  durchgreifender  und  folgenreicher  war  des  Ennius 
Einfluss  im  consonantischen  (irebiete,  woHiber  ich  mich  indess, 
bei  der  UeberfQIle  des  StoflFs,  hier  noch  mehr  auf  kilrzeste 
Andeutungen  beschranken  muss.  Mit  Uebergehung  also  des 
ganzen  wichtigen  locus  von  der  Consonantengemination,  der 

*)  Dass  es  in  dem  hier  aus  I.  K.  N.  166  angefuhrten  Hexameter 
(^isquis  huic  tumttlo  heissen  solite  statt  dea  Uberlieferten  Quisque, 
leidet  doch  des  Hiatns  wegen  kaum  einen  Zweifel.  Obgleich  freilich 
mit  eioem  andem  metrischen  Fehler  dasselbe  Quisque  auch  in  dem 
Senar  Quisque  praeteriefis  titulum  scrtbtum  legeris  wiederkehrt,  der  den 
Anfang  einer,  nbrigens  das  Mctrum  nicht  durchffihrenden  Lambaeai- 
hen  Inschrift  bei  Henzen  Bnll.  d.  Inst.  1854  p.  36  [Renier  inscr.  de 
TAlg.  782]  bildet  DaBs  bei  Plautus  quemque  fdr  quemquem  »  quem- 
cvmque  das  OewOhnliche  ist,  ist  bekannt;  aus  der  Sprache  des  Lebens, 
worin  ea  sich  forterhielt,  wird  es  also  wohl  in  die  Verae  eingeschlichen 
^in,  deren  Verfasser  eigentUch  ein  quisquis  beabsichtigten. 

26* 


404  EPIORAPIirSCIIB   BRIEPE   V. 

hier  zufallig  nicht  zur  Anwendung  kommt,  sei  nur  henror- 
gehoben,  dass  eine  andere  durchgehende  Neigung  des  alt^n 
Latein,  kaum  minder  stark  als  die  der  Vocalschwachung,  auf 
die  Verdunkelung  und  voUige  Abstossung  der  conso- 
nantischen  Auslaute  gerichtet  war,  und  dass  auch  sie 
sich  allmahlich  in  einem  Umfange  geltend  machte,  der  den 
Begriff  gegliederter,  durch  Bestimmtheit  der  Endungen  ge- 
schiedener  Sprachformen  aufzuheben  drohte  und  eine  allge- 
meine  Abstumpfung  und  Verdumpfung  in  Aussicht  stellte, 
wie  sie  in  erschreckendem  Bilde  das  Umbrische  aufweist. 
Jedermann  weiss,  wie  oft  das  auslautende  m  auf  archaischen 
Inschriften  nicht  geschrieben,  weil  im  Leben  nicht  gesprochen 
wurde  (s.  de  tit.  Mumm.  p.  VII  [oben  p.  93],  Mon.  epigr.  tria 
p.  17  [oben  p.  134]);  wie  lange,  nachdem  sich  in  der  Schrift 
(etwa  seit  dem  dritten  Jahrzehnt  des  7ten  Jahrhunderts  d.  St.) 
das  Normale  langst  festgesetzt  hatte,  doch  in  der  Vulgarsprache 
derselbe  Abfall  noch  fortspielte  und  in  zahlreichen  Versen 
Messuugen  bewiikte  wie  in  dem  Hexameter  L  R.  N.  166 
[P.  L.  M.  E.  Tafel  XCVI  E]  Qmsquis  huic  tumulo  pmif 
ardente   lucernam*)]    wie  selbst    die    durchgebildete   Technik 


*)  Oder  Quae  tihi  crescenti  rapuit  iuvenile  figuram  (schon  bei 
Aldus  Manutius  Orthogr.  rat.  p.  9):  Beispiele,  die  auch  fur  solcheVerse 
wie  Cunctorum  haec  soboli  sedem  post  inorte  reliquit  (Anthol.  IV,  394 
Burm.)  die  Nothigung  beseitigen,  fiir  post  eine  Constraction  mit  deni 
Ablativ  anzunehmen  nach  Analogie  etwa  einea  cum  universos  oder 
pro  salutem  et  victorias  oder  ob  eadem  contemplatione  (Or.  2360  [C.  L  L. 
VI,  1  n.  461].  4360)  u.  dgL  Fasst  man  alle  diese  Thatsachen  (auch  di»» 
Wiederkebr  der  Schreibungeu  wie  ABIAT  VENERE  POMPEIANA 
IRATAM  u.  s.  w.  an  den  Mauem  von  Pompeji)  in  den  einen  Gesichte- 
punkt  zusammen,  unter  den  sie  ihre  Gleichartigkeit  stellt,  so  liegt  die 
Anwendung  auf  die  Metrik  des  alten  volksthiimlichen  Drama  m  ludie, 
dass  man  sich  nicht  genug  uber  sich  selber  wnndem  kann,  «.  B.  nicht 
zu  rechter  Zeit  erkaunt  zu  haben,  dass  der  Plautinische  Vers  Bacoh.  404 

Patrem  sodalis  et  magistrum  hinc  auscultabo  quam  rem  agant 
60  heil  wie  moglich  ist  und  keinerlei  Verftnderang  bedarf.  Plftntai 
sprach  ohue  Zweifel  und  schrieb  sehr  mdglicher  Weise  pdJtre^  soihilif 
Und  80  namentlich  in  den  ungezUhlten  Fa.Ilen,  in  denen  ein  qttidf^ 
oder  enim  vor  folgendem  Consonanten  'keine  Position  machen*  ?oll, 
gleich  unzweifelhaft  quide'  eni.  —  Dcu  illtesten  metrischen  Bewew 
Bolcher  Abwerfnng  glaube  ich  jetzt  in  den  bOsartigen  Hexametem  der 


EPIORAPHI8CUE   BRIEFE  V.  405 

der  Augusteischen  Periode  den  Einfiuss  jener  Abwerfung  90$ 
iiicht  YoUstandig  zu  fiberwinden  yermoehte;  indem  sie  die- 
selbe  eben  so  constant  vor  folgendem  Vocal  fortgelten  liess, 
wie  Yor  Gonsonanten  nicht  mehr  anerkannte.  Eben  so  be- 
kamit  ist  der  Abfall  des  s^  auf  dem  so  yiele  Erscheinungen 
der  Genitiybildung;  auf  dem  Formen  wie  arbitrare  (—  einem 
atern  arbUrares,  vgl.  Rh.  Mus.  VIII  p.  479  [Opusc.  II  p.  622] 
Anm.)  u.  a.  m.  beruhen,  und  der  in  der  Poesie  bis  hart  an  die 
Augnsteische  Periode  heranreichtC;  ehe  es  gelang  ihn  als  eine 
eingestandene  Incorrectheit  ganz  zu  beseitigen.  Daher  denn 
aach  iu  den  17  Yersen  unserer  Sortes  nicht  weniger  als  acht 
Beispiele:  consuli'  2.  6.  14,  peti'  4,  laetu'  7,  ftigi'  8,  equo'  9, 
sapi'  16.  Aber  nicht  so  bekannt  oder  klar  erkannt  ist,  dass  999 
diess  gar  keine  vereinzelten,  zufallig  nur  auf  die  beiden  Laute 
m  und  s  beschrankten  Eigenthtimlichkeiten  der  Aussprache 
waren,  sondem  lediglich  die  hervorstechendsten  und  am  tief- 
sten  gewurzelten,  darum  auch  langlebigsten  Erscheinungeii 
einer  auf  alle  ConsonantenschlQsse  sich  erutreckenden  6e- 
wohnung,  die  nur  in  verschiedenen  Graden  der  Ausdehnung 
und  der  Dauer  zu  Tage  tritt.  Obenan  mag  man  in  dieser 
Beziehung  die  liquidae  stellen:  aber  stehen  bleiben  bei  ihnen 
kann  man  ganz  und  gar  nicht.  Wenn  als  eine  alte  Form 
tame  bezeugt  wird  (die  dann  nur  durch  weitere  VerkClrzung 
za  dem,  mit  gleicher  Bedeutung  noch  in  tametsi  vorhande- 
uen,  tam  wurde*)),  so  ist  das  doch  nichts  anderes  als  das 
abgestumpfte  tameriy  welcher  Aussprache  sich  nur  in  diesem 
Falle  auch  die  Schrift  accommodirte,  was  sie  in  andern  nicht 
that    In  der  Sache  steht  damit  auf  ganz  gleicher  Linie  ein 

(leider  sn  Gmnde  gegangenen)  Reatiniftchen  Votivinschrift  des  L.  Mam- 
mins  [C.  I.  L.  I  n,  642]  nachweisen  zu  kOnnen,  die  ich  zuerst  de  tit. 
Mmnm.  p.  IX  [oben  p.  97)  ff.  behandelte,  spilter  wieder  besprach  im 
Bhein.  Mns.  VIII  p.  491  Anm.  [Opusc.  II  p.  639,  wo  auch  die  ursprfing- 
lich  hier  folgende  Aaaffihrang  wieder  abgedmckt  ist.  C.  W.]  .... 
Schliesslich  noch  diets:  dasB  ich  von  der  Annahme  einor  Mehrheit  Ton 
Originalqnellen  fdr  dio  Ueberliefernng  dieser  Reatinischen  Inschrift 
liDgst  suriickgekommen  bin,  habe  ich  Ihnen  entweder  schon  einmal 
geschrieben  oder  thue  es  hiennit. 

*)  Eine  Bp&te  Inschrift  bei  Orelli  4360  gibt  auch  das  einfache 
(am  im  Sinne  yon  tamen. 


406  EPIGRAPHISCHE   BRIEFE   V. 

vor  folgendein  Consonanten  pyrrhichisch  gemessenes  aimtl 
und  semel  bei  Plautus,  obwohl  wir  davon,  dass  hier  die 
Schrift  mit  simii  seme  nachgefolgt  ware,  nichts  wissen.  Beini 
r  hat  sie  es  wieder  gethan,  wie  z.  B.  das  zu  simitn  gewor- 
dene  simitur,  wie  auch  die  Schreibungen  MAIO  und  MIXO 
der  Praenestinischen  Epitaphien  1.  16.  26.  48.  71  (Ann.  d. 
Inst.  1855  p.  78  f.)*)  beweisen,  denen  ganz  gleichartig  die 
prosodischen  Messungen  der  Dramatiker  sind  in  soror  didwit, 
color  verus  d.  i.,  wenn  wir  den  Sylbenlaut  ausdriicken  wollen, 
soro'  dictastf  colo'  vcrus**)  In  wie  reichlichem  Masse  Ab- 
stossung  des  schliesseiiden  d  stattgefunden  hat,  zeigt  der 
ganze  alte  Ablativ,  zeigt  der  Imperativ  estod  faciiod,  zeigt 
400  das  neutrale  ead,  in  welchen  Fallen  allen  die  Kilrzung  zum 
Gemeingut  der  Sprache  wurde,  zeigen  ferner  hoMd  red  .scd 
prodj  zeigt  endlich  das  unz*ahligemal  vor  Consonanten  pjr- 
rhichisch  gemessene  apud:  (denn  dass  aput  sammt  al  set  illut 
alint  u.  s.  w.  mit  nichten  die  iiltere,  sondern  im  Gegentheil 
die  jCiugere,  erst  im  achten  Jahrhundert  d.  St.  in  Curs  ge- 
setzte  Schreibuiig  war,  was  man  freilich  aus  den  Hand- 
schriften  nicht  lernen  kann,  bemerkte  ich  schon  Mon.  epigr. 
tria  p.  IV  [oben  p.  164J.)  Ob  Plautus  und  seine  Grenossen 
ainij  wie  sie  sprachen  und  ihre  Schauspieler  sprechen  lie.^seii, 
auch  schrieben,  steht  dahin;  dass  eine  abgestumpfte  SchrilV 
torm  wirklich  existirte,  lehrt  wenigstens  das  ^ape,  Tiapd'  der 
Glossarien,  welches  man  freilich  eben  so  gut  auf  das  alte 
apor  wie  auf  apud  zurlickfuhren  kann,  da  der  Uebergang 
von  0  zu  e  uiid  von  ic  zu  e  gleich  normal  ist.  Gleiche  Aus- 
dehnung  wie  der  Abfall  des  d  hatte  endlich  auch  der  des  i, 
nanientlich  im  Verbalgebiete***):    und   er  ist  von  der  eiu- 


*)  [S.  jetzt  P.  L.  M.  E.  Tafel  XLVI,  25.  29;  XLV,  10;  XLVll,  49 
iiud  0.  L  L.  I  n.  78.  97.  108.  136.  161.     C.  W.] 

**)  Um  Holcher  Beiai^iele  uiid  dieses  Znsammenhangs  willen  hiHi^ 
ich  iiuch  keineu  zwiugendcn  Grund,  MAIO  und  MINO  mit  Ihnen  .R<^n» 
CJesch.  2.  Aufl.  I  p.  444  Anm.)  auf  MAIOS  und  MINOS  zuriickzufuliivn 
So  alt,  um  dieaes  riithlich  erscheiucn  zu  lasaen,  sind  doch  auch  wohl 
die  Praeuestinischcn  Grabschriften  nicht. 

***)  Wer   etwa   diese  Fillle    auf  die   Kategorie  des  d  »uruckfiibr»n 
woUte  (uud  ich  weiss  dass  das  jemaud  gewollt  hat),    weil  dahin  dit 


EPIGRAPIIISCIIE   BRIEFE   V.  407 

greifendsten  Bedeutung  fUr  die  richtige  Auffassung  der  sceui- 
schen  Prosodie.*)  Schon  die  bisher  aufgezahlten  Analogien 
durften  Yollkommen  genOgen^  um  fOr  recht  zahlreiche  Falle 
wie  studet  par  u.  dgl.  die  Annahme  diestr  Aussprache  zu 
empfehlen:  stude*  pdr,  ama*  mulier,  lidbe  solUcitum,  pude' 
dicercy  nega'  quis,  dole  dictum,  itd>e'  frdter,  cajni'  prurit.  Was 
kauD  aber  bestatigender  seiu;  als  dass  dieser  Aussprache 
auch  die  Schrift  entspricht^  nicht  nur  in  dem  Vulgarlatein 
der  Pompejanischen  Wandinschriften,  wie  in  dem  bekannten 
gVISQVIS  AMA^  VALIAf,  PERIA^  QVI  PARCI^  AMARE 
u.  8.  w.  [C.  I.  L.  IV  n.  1173],  sondem  anch  auf  zweien  der 
uralten  Pisaurischen  Votivsteine  [C.  I.  L.  I  n.  180  und  169; 
P.  L,  M.  E.  Tafel  XLIII  E  und  B\  in  NOME/ia  •  DEDE  und 
FERONIA  .  STA  •  TETIO  •  DEDE?  Dieselbe  Beweisfiihrung 
reicht  aber  noch  weiter.  Wer  auf  demselben  Wege  fortschrei- 
tend  nun  auch  die  Beispiele  wie  stndent  fdcere,  hahent  (lespicatn 
so  zu  erklaren  unternommen  hatte,  dass  zuerst  durch  Abstos*  4oi 
8UDg  des  t  studen  haben,  dann  hieraus  durch  abermaUge  Abstos- 
sung  des  n  stude  habe  geworden:  dem  wQrde  man,  glaub'  ich^ 
ohne  anderweitigen  Anhalt^  als  einem  windigen  Hocuspocus- 
macher  ins  Gesicht  gelacht  haben.  Und  doch  bchalt  er  Recht: 
denn  ein  dritter,  uns  darum  unschatzbarer  Stein  von  Pisaunim 
[C.  I.  L.  I  n.  177]  bestatigt  es  sogar  mit  zwei  Verbalfomieu: 
DllDRO  d.  i.  ded(e)ront,  und  DEDA,  welches  Sie  so  schon 
als  dedant  erkannt  und  damit  in  die  trefflichste  Analogie  zu 
Formen  wiq  ire^uKavTi  gesetzt  haben.  Denn  wenn  Ihnen 
darin  Th.  Bergk  in  der  Zeitschrift  f.  Alterthumswiss.  1856 


in  den  Handschrifken  so  h&ufigen  Schreibnngen  fadd  essed  itiquid  ne- 
quead  deiiquid  incidid  capud  a.  8.  w.  zn  weisen  schienen  (Grammatiker 
vie  z.  B.  der  selige  Osann  pflegen  sie  mit  Liebhaberei  zn  registriren), 
dem  diene  zn  wissen,  dass  diese  deliciae,  mit  denen  die  modemen 
Herausgeber  die  dassischen  Texte  zu  archaisiren  meinen,  der  guten 
Zeit  ganz  fremd,  also  nur  Barbarei  der  Handschrifken  sind.  AIb  durch- 
atig  vereinzelte  Ansnahme,  an  die  sich  keine  Folge  knClpft,  steht  das 
^''ECID  der  Ficoronischen  Cista  da. 

*)  [So  wenig  ich  auch  hier  anf  ErschOpfiing  des  Stoifes  ansging, 
h^tte  ich  doch  noch  mit  oinem  Worte  das  im  Drama  vor  Consonanten 
verkdTzte  hic  hoc  (d.  i.  hi'  h&)  erw&hnen  soUen.  Zusatz  aus  Rhein. 
Museum  XIV  p.  488.] 


408  EPIGRAPHISCHE   BRIEFE   V. 

p.  135  Aiim.  eutgegeugetreten  ist,  der  deii  Steiii  nur  au» 
Orelli  (d.  h.  Matfei)  kannte,  so  wird  ihn  nun  bald  ein  Blick 
auf  unser  Facsimile  [P.  L.  M.  E.  Tafel  XLIII  A]  uberzeiigeii, 
dass  dort  eigentlich  zwei,  selbst  an  der  Schrift  unterscheid- 
bare  Dedicationen  unter  einander  stehen,  von  denen  die 
obere  lautet 

MATRE 

MATVTA 

DONO .  DHDRO 

MATRONA 
die  untere  aber  in  etwas  kleinerer  Schrift 

/W  .  CVRIA 

POLA  .  LIVIA 

DEDA 
Zu  diesen  beiden  Belegen  kommt  aber  selbst  noch  einer  au^ 
dem  sechsten  Jahrhundert  hinzu:  das  vollig  gleichartige  «ti^fH 
in  der  Coraner  Inschrift  Q  •  POMPONIVS •  Q •  F  ||  L- T\T.1VJ?- 
SER  .  F  II  PRAITORES  •  AERE  ||  MARTIO  •  EMERV,  bei 
Henzen  Or.  III,  7022  [C.  L  L.  I  n.  1148;  P.  L.  M.  E.  Ta- 
fel  L  B]. 

Wenn  liberhaupt  irgend  etwas  geeignet  ist  uns  eiuen 
tiefen  Blick  thun  zu  lassen  in  eine  Epoche  ausserster  Ver- 
kommenheit  der  lateinischen  Sprache,  so  sind  es  jene,  deu 
Schriftzugen  nach  unstreitig  vor  das  sechste  Jahrhundert  fal- 
lenden  Pisaurischen  Steine,  aus  denen  uns,  in  Verbinduug 
mit  andern  tiltesten  Denkmalern,  z.  B.  als  ganz  regelmiis>ig 
eine  Declination  wie  diese  entgegentritt:  nom.  matrma^  dat 
matrom,  acc.  matrana,  (abl.  matrona),  nom.  plur.  mabom. 
Denn  solche  Formonstumpfheit  etwa  nur  fiir  local  nehmea 
i<)'^  wohl  gar  bloss  aus  nachbarlichen  Einfiussen  des  Umbrisehen 
herleiten  zu  woUen,  wird  uns  schon  dadurch*)  verwehrt,  dasj: 


*)  Ausserdem  naralich  durcli  die  Analogien  aller  ubrigeu  Deilba- 
tioneu,  der  o-,  u-,  c-Declination  sowobl  wie  der  conaonantischon 
(dritten).  Dcnn  ganz  auf  gleicher  Linic  bteben  ja:  nom.  (mit  Abwtr- 
fuug  des  s)  popolo  senatu  die  igni,  gen.  scnatu  (nacbgewiesen  Mon. 
epigr.  tria  p.  VII  [obcn  p.  169J)  die  igni  oder  parti,  dat.  popolo  ««<»'« 
dic  parti,  acc.  (mit  Abwerfung  des  m)  popolo  scnatu  die  parti  (bo  a'«i 
dem  Muncheuer  Votivtafelchen),    abl.   (nach  Abwerfong  dea  d)  poyitio 


EPIQBAPHISCHE   BKIEFE  V.  409 

sie  eben  gaDz  entsprecheud  im  Verbalgebiet  wiederkehrt  in 
dedef  dedro*),  deda:  Formen;  Ton  denen  die  mittlere  in  der 
Modification  ded(e)re  sogar  Gemeingut  der  Sprache  geworden 
ist;  wahrend  alle  drei  Qber  den  Exeis  bloss  localer  Beschran- 
kung  hinausgehoben  werden  durch  ihre  nachgewiesene  Auf- 
nahme  in  die  scenische  Poesie.**)  Wahrlich  es  war  hohe 
Zeit,  solcher  Yerwahrlosung  Einhalt  zu  thuui  um  das  einer 
umbrischenYersttlmmelung  undVerdumpfung  entgegengehende 
Latein  wieder  zu  der  angeborenen  Scharte  und  Bestimmtheit 
zu  erheben:  ein  Yerdienst,   das  nur  von  der  Entwickelung 

senatu  die  parii  (letzteres  bei  Plantns  nnd  Doch  in  GefietzeBurkunden 
de«  7ten  Jabrfaunderta).  Wem  am  meisten  mit  der  nnverftnderten  Fort- 
dauer  dieser  EintOnigkeit  gedient  gewesen  w&re,  das  ist  obne  Zweifel 
—  unsere  liebe  Scbuljugend. 

*)  Das  von  Bergk  diesem  DEDRO  zur  Seite  gestellte  DEDRON, 
wclches  au8  Maifei  Mus.  Ver.  p.  470  stammt,  ist  falscb.  Die  Form  w&re 
an  sich  ganz  gut  denkbar  und  wdrde  den  Uebergang  von  dedrant  durch 
dedron  zn  dedro  in  anschaulichster  Vollsta.ndigkeit  vor  Augen  stellen; 
aber  in  Wirklichkeit  lautet  die  Inschrift  vielmchr  so  [s.  jetxt  C.  I.  L. 
I  n.  173;  P.  L.  M.  E.  Tafel  XLIII  C}: 

IVNONE  .  UEg 

MATRONA 

PISAVRESE 

DONO  .  DEDROT 
wo  es  sich  aiao  nicht  sowohl  nm  eine  Abfitumpfung  am  Ende,  als  um 
<iie  Ansstossung  eines  Inlantes  handelt.  Nicht  nnmOglich  wllre,  daas 
anch  die  oben  im  Text  erw&hnte  Coraner  luficbrift  am  Ende  nicht 
EMERV,  Bondem  EMERVT  gab;  zwei  treffliche  Papierabdriicke ,  die 
mir  Ton  dieser  besonders  tief  eingegrabenen  Inschrift  vorliegen,  zeigen 
beide  an  dem  letzten  Buchstaben  den  Ansatz  eines  Querstrichs,  ungc- 
^hr  80  V~~,  der  wohl  der  Rest  eines  T  gein  k5nnte;  doch  bauen  Vkeai 
sich  daranf  nichts.  [Anch  in  P.  L.  M.  E.  Enarr.  p.  44  wird  die  Sache 
aneDtschieden  gelassen.  C.  W.]  -  Uebrigens  ist  mir^s  ganz  so,  als 
wenn  auf  irgend  einer  (altem)  Inschrift  auch  ein  PROBARVN  (oder 
COERARVN?  DEDICARVN?)  vorkame  [vielmehr  PROBARV,  namlich 
in  einer  Inschrift  der  Thermen  von  Pompeji,  C.  I.  L.  I  n.  1261;  P.  L, 
M.  E.  Tafel  LXXI  ^j,  ohne  dass  ich  mich  doch  jetzt  des  n&hem  bc- 
sinnen  kann;  jedenfallfi  w&re  sie  erst  darauf  anzusehen,  ob  nicht  etwa 
fT  in  Ligatur  stand  oder  das  T  nur  am  Ende  der  Zeile  abgebrochen 
ist  [Doch  sagt  Ritschl  Enarr.  a.  a.  0.  'EMERV,  quocum  vix  ausim 
PROBARV  contendere.'    C.  W.] 

**)  [Vgl.  auch,  waa  Rhein.  Mus.  XV  p.  603  Anm.  (unten  N.  XVII) 
nachgetntgen  ist.    C.  W.] 


410  EPIGRAPHISCHE   BRIEFE    V. 

einer  poetischen  Litteratur  ausgelien  konnte.  Und  zwar  kei- 
nesweges  von  der  Uebung  des  Satumischen  Verses,  dessen 
Gesetze  eine  zwingende  Nothigung  dazu  nicht  entgegenbrach- 
4<'3  ten:  obwohl  freilich  in  irgend  einem  Grade  schon  flberhaupt 
jede  Verwendung  des  Sj^rachstoffes  zu  metrischer  Form  die 
Gedanken  fixiren  musste  auf  Scheidung  eines  Correctem  irnd 
Edlern  von  dem  Saloppen  und  Gemeinen.  Aber  den  ersten 
wesentlichem  Schritt  that  doch  erst  das  nach  griechischem 
Vorbild  sich  gestaltende  Drama,  namontlich  in  den  strengern 
Dialogversmaassen;  denn  wenngleich  die  sammtlichen  vorher 
bosprochenen  Erscheinungen  der  Vulgarsprache  eben  auch  in 
das  Drama  sich  in  einem  gewissen  Grade  Eingang  erschli- 
clien,  immer  treten  sie  doch  hier  nur  als  Ausuahme  von  der 
Regel  auf.  Durchgreifend  geordnet  hat  das  Verhaltniss  erst 
der  Hexameter  des  Enuius,  der  das  Gesetzmiissige  zur  Regel 
ohue  Ausnahme  machte  und  als  unverlierbare  Eroberung  fur 
die  Folgezeit  sicherstellte. 

Werfe  ich  einen  Ruckblick  auf  die  vorstehenden  Erorte- 
ruugen,  so  muss  ich  mich,  ehe  ich  weitergehe,  Ihnen  wie 
audern  Lesern  gegeniiber  zu  einem  Bekeimtniss  aufgefordert 
fiihleu  liber  das  Verhaltniss  der  hier  entwickelten  Ansicht«^n 
zu  den  iu  oinem  friihern  Stadium  dioser  Studien  von  mir 
aufgestellten.  Habe  ich  ehedem  der  Freiheit  der  scenischen 
Prosodie  in  mehrern  Stiicken  zu  enge  oder  wonigstens  nicht 
die  rechten  Grenzen  gesteckt,  so  habe  ich  das  zwar  auf 
Grund  besserer  Einsicht  jetzt  auzuerkenuen ,  kann  mir  indes.N 
ehrlich  gesprochen,  nicht  eigentlich  gram  daruber  sein.  Wa^ 
konnte  es  helfen,  in  den  allgemeineu  Chorus  einzustimmen. 
dass  enim  qiii,  qtndem  fe,  apnd  me,  cajyut  prtirit,  stttdaft  fa- 
cere  u.  s.  w.  ^keine  Positiou  machten',  wenn  doch  Positiou 
uichts  auderes  ist  und  sein  sollte  als  der  Zusammentritt 
mehrerer  Consonauton  und  dort  unleugbar  mehrere  Conso- 
nauteu  zusammentreton?  Das  waren  doch  uichts  als  Worto: 
Moch  ein  Bogriff  muss  bei  dem  Wortc  sein'  und  wie  es  <lort 
weiter  heisst,  denn  es  passt  alles  Sylbe  fiir  Sylbe  hieher. 
Darum  war  es  also,  metliodisch  betrachtet,  gewiss  gerecht- 
fertigt,  uach  anderu  Wegou  der  Erklarung  umzuschauen,  al> 
dereu    eiuer    sich    die   Ekthlipsis   kurzer    vocalischer  Inlaut<» 


EPIGKAPHI8CHE  BRIEFE   V.  411 

(larboi  Wenn  Einer;  den  wir  sonst  hochzuhalten  haben,  fQr 
(liese  Lehre  nnr  ein  Wort  yemeinenden  Spottes  hatte,  so 
batte  er  erstens  wohl  yergessen^  dass  ein  von  ihni  selbst  ■ 
Uochgehaltener  den  Anstoss  dazu  gegeben,  kein  Geringerer 
nainlich  als  Gottfried  Hermann,  der  zuerst  fQr  Formen 
wie  dmi,  honi,  niaU,  mnlum  eine  einsylbige  Aussprache  muth-  404 
madste  Elem.  d.  m.  p.  65;  und  vergass  zweitens,  dass  die 
bIo8se  Vemeinung,  ohne  ein  Besseres  an  die  Stelle  zu  setzen^ 
uufruchtbar  bleibt.  Die  Lehre  hat  sich,  mindestcus  in  dem 
aDgenommenen  Umfange,  mir  selbst  nicht  bewahrt:  sie  hat 
es  aber  darum  nicht,  weil  sie  einer  zugleich  einfachera,  an 
einleuchtenderc  Analogien  anknOpfenden;  und  durch  aussere 
Zeugnisse  za  stutzenden  weichen  musste.  Denn  mit  den 
ubigen  Nachweisungen  ist  an  die  Stelle  eines  Unverstand- 
lichen  und  Gedankenlosen  ein  Verstilndliches  und  Verstandiges 
f^etreten:  es  ist  uicht  mehr  apud  me,  studet  paVy  was  ^keine 
Posiiion  macht',  sondern  aptt'  mCy  stude'  par,  was  keine  macht, 
weil  es  keine  ist;  der  Schwerpunkt  ist  aus  dem  ^Schall  und 
Rauch'  des  Namens  in  das  Wesen  der  Sache  verlegt.  Man 
mag  darin  das  Ei  des  Columbus  finden:  aber  ohne  die  epi- 
graphischen  Hiilfsmittel  hatte  es  doch  schwerlich  jemand 
aufrecht  gestellt^  hat  es  wenigstens  niemand  gethan.  —  Die- 
m  aber  war  es^  was  hauptsachlich  (nicht  allein)  gemeiut 
war  mit  den  Hindeutungen,  die  ich  schon  im  J.  1851  in  dem 
Schreiben  an  Fleckeisen  im  Uhein.  Museum  VIII  p.  153  [^ 
Opusc.  II  p.  534]  gab;  man  wird  die  dortigen  Aeusserungen 
mit  den  jetzigen  Darlegungen  in  hinliiLnglichem  Einklaug  fin- 
(len.  Die  ebenda  als  demnachst  erscheinend  angekUndigten 
'UrundzQge  der  Plautinischen  Prosodik'  liegen  seit  jener  Zeit 
druckfertig  da*);  was  mich  von  ihrer  Veroflfentlichung  immer 
und  immer  wieder  zurQckhielt,  war  die  Scheu^  den  Schwachen 
im  Ueist  ein  zweischneidiges  Werkzeug  in  die  Haude  zu 
^'eben,  mit  dem  sie  sich  stark  fdhlen  mochteu;  nun  wieder 
alles  Maass  und  Ziel  zu  aberstUrzen,  nachdem  kaum  erst 
ein  Riegel  vorgeschoben  war  gegen  die  herkommliche  Willktlr 


^  [Vgl.  was  Rit«chl  flber  das  Schicksal  dieser  'Grundzflge'  Opnsc. 
11  p.  536  Anm,  sagi    C.  W.] 


^ 


412  EPIGRAPHISCHE   BRIEFE   V. 

und  verderbliche  Weitherzigkeit.  Denn  der  Misbrauch  Uegt 
allerdings  nahe  fiir  jeden  der  nicht  Ohren  hat  zu  horen,  wo 
die  Licenz  hingehort,  wo  nicht,  und  auf  einem  so  schlupfri- 
gen  Boden  nicht  den  Takt,  der  allein  davor  bewahren  kaim, 
die  Grenzen  zwischen  Ausnalime  und  Regel  ununterscheidbar 
in  einander  fliessen  zu  lassen.  Indessen  einmal  musste  docb 
auch  dieser  Gefahr  herzhaft  ins  Auge  gesehen  werdeti: 
schliesslich  wird  sich  die  Macht  der  Wahrheit  in  der  Ge- 
winnung  des  rechten  Masses  dennoch  bewahren,  mag  gleich 
der  Weg  zu  ihr  durch  noch  so  viele  Ausschreitungen  im 
Zickzack  fiihren. 

Kehren  wir  jetzt  nach  dieser  Expectoration  (dei^Ieichen 
405  ja  glucklicher  Weise  der  ^Briefstil'  erlaubt)  zu  unsem  Sorte^ 
zuriick,  so  erledigt  sich  nunmehr  das  datur  spemere  in  il 
durch  die  cinfache  Erinnerung  an  das  obige  soror  dida^t, 
color  verus^  deim  dass  die  Consonantenverbindungen  sp  und 
st  (n.  2.  11)  im  Anlaut  der  Worter  gar  nicht  in  Betracht 
kommen  fiir  die  Position,  wird  niemand  anders  erwarteii, 
der  auch  nur  den  Lucrezischen  Gebrauch  gegenwartig  hat 
Auf  keiner  andem  als  dieser  Analogie  beruhte  es  auch,  wenn 
ich  de  sep.  Fur.  p.  VIII  [oben  p.  265]  fiir  einen  Vers  der 
Grabschrift  des  P.  Scipio  P.  f.  (Or.  558  [C.  I.  L.  I  n.  X^: 
P.  L.  M.  E.  Tafel  XXXIX  F])  diese  Messung  behauptet^: 
Qxiibus  sei  in  longa  Itcni-sct  tihc  litVsr  vita,  Wie  sollt*f. 
wir  uns  auch  die  gewohnliche  Infinitivform  uberhaupt  eni 
standen  denken,  wenn  nicht  ntier  laudarier  zuerst  ufie  h"*- 
darie'  gesprochen  und  dieses  dann  in  uti  laudari  zusammen- 
gezogen  ware?  —  Auch  rogas  non  est  in  n.  4  macht  kein- 
Schwierigkeit,  sobald  man  sich  bewusst  wird,  dass  das  J3 
nur  die  gleichzeitige  Combination  von  Consonantenabfall  ub«' 
Vocalschwtichung  ist,  wie  sie  ebenfalls  im  Drama  vorIi<H5 
wenn  iuben  me,  uidcn  tc  gemessen  wurde,  oder  unserer  Forni 
ganz  nalie  kommend  nicht  nur  /i>m,  sondem  selbst  ein  mehr- 
maliges  foras,  —  Uuter  ganz  andere  Gesichtspunkte  tali*. 
was  von  sonstigen  prosodisihen  Austossen  iibrig  ist.  Wenn 
n.  5.  10  falsa  und  certa  niit  langem  a  stehen,  so  lasst  si<.t 
das  zwar  nicht,  wie  so  vieles  (vgl.  oben  forfuiddt),  auf  d»* 
reiche  Kapitel   von  urspriinglichen  Vocallangen,  die   erst  i^ 


EPIGBAPH18CHE  BRIEFE   V.  413 

Laufe  der  Zeit  zo  Edrzen  geschwacht  wurdeii;  zuriickf&hren; 
(leiin  80  iiberzeugend  diess  meines  Erachtens  fQr  das  feminine 
a  im  Nominatiy  der  ersten  Declination  nachzuweisen  ist*), 
80  ist  es  mir  doch  bis  jetzt  nicht  gelungen^  fQr  die  gleiche  4oc 


*)  Eb  geofigt  dafiir  im  Grunde  Bchon  die  eine  Betrachtong,  dass 
ja  (lie  Bpoodeische  Mewuog  des  zweisylbigen  Genitivs  ai'  rein  nnerklar- 
lich  bliebe,  wenn  man  man  nicht  eben  von  einem  nrfiprflnglichen  No- 
minatiy  a  ansginge.  Und  dessen  en  trefHicher  Best&tigung  dienen  nicht 
weniger  ala  drei  Verae  der  Scipionengrabschriften,  deren  einen  [C.  I.  L. 
I  Q.  34;  P.  L.  M.  E.  Tafel  Xhl  K]  ich,  gesttltzt  anf  obige  ErkenntniBs, 
(]e  tit  Mnmm.  p.  XIII  [oben  p.  105]  so  maBs:  Quoiei  vitd  deficU  -  non 
hotuis  howke  und  mit  Zuversicht  noch  bo  messe  [b.  Enarr.  in  P.  L.  M.  E. 
p.  35.  C.  W.] ;  denn  Quoiei  vita  dife  -  dt  non  hdnos  honore  w&re  zwar 
nicht  abflolut  unmOglich,  aber  &u88er8t  unwahrscheinlich,  noch  unwahr- 
scheinlicher  alB  woUte  man  umgekehrt  znm  Erweise  des  langen  a  in  der 
Grabschrift  des  Barbatus  [C.  I.  L.  I  n.  30;  P.  L.  M.  E.  Tafel  XXXVII B] 
messen  Quoius  formd  virtu-tei  paHwma  fuit  statt  Quoius  forma  virt, 
[vgl.  oben  p.  265].  VOllig  zweifellos  dagegen  sind  in  dem  Elogium 
des  P.  Scipio  P.  f.  (Or.  588  [C.  I.  L.  I  n.  33 ;  P.  L.  M.  E.  Tafel  XXXIX 
i^])  die  beiden  Verse  Honda  famd  virtusque  gldria  dtque  ingenium  und 
Tmd  Publi  progndtum  Puhlid  Corneli.  —  Etwaige  Bedenken  iibrigenB 
gegen  jene  ans  der  GenitiTform  al^  gezogene  Argumentation  denke  ich 
wohl  s.  Z.  durch  die  AuBfflhmng  deB  Schemas  zu  beBchwichtigen,  mit 
dem  dch  die  so  nelgestaltige  wie  lehrreiche  Bildungsgeschichte  des 
GenitiYs  der  ersten  Declination  vollkommen  verdeutlichen  l&sst,  daa 
ioh  mich  indeas  hier  begntigen  mnss  einfach  herzuBetzen: 

(ags) 


ae  (a) 

Von  einem  mit  oi'  anf  gleicher  Linie  Btehenden,  mit  ihm  ganz  gleich- 
Wechtigten  ai  wissen  wir  nur  nichts  Historisches,  so  wenig  wie  von 
einem  einsylbigen  ais  >«  aes.  Uebrigens  gehe  ich  hier,  wie  Bchon  bei 
90  mftnchen  Gelegenheiten ,  von^der  sprachgeBchichtlichen  Prioritftt  deB 
^  vor  dem  i  aus,  und  zwar  im  Zusammenhange  eines  geschlossenen 
Systema  der  altlHteiniBchen  Vocalwandelung,  das  Bich  am  kdrzesten 
ebeofallg  in  ein  Schema  fassen  llUBt,  n&mlich  dieses: 


414  EPIGBAPHISCHE   BRIEFE   V. 

Annahme  in  Betrefif  des  neutralen  a  einen  ausreichenden 
407  Stiitzpunkt  zu  linden.  Aher  die  vis  caesurae,  mit  der  trei- 
lich  sonst  viel  Unfug  getrieben  wird,  genilgt  auch  zur  Er- 
kliirung,  und  wir  sind  berechtigt  die  Casurpause  herbeizu- 
ziehen,  so  lange  sie  auch  den  Hiatus  in  n.  13  prostim  uhf 
zu  rechtfertigen  oder  zu  entschuldigen  hat:  den  einzigen  Hia- 
tus  wohlzumerken,  der  in  allen  siebzehn  Versen  vorkommt. 
—  Aus  dem  prosodischen  Gebiete  ganz  heraustretend  und  m 
das  rein  metrisehe  fallend  sind  die  spondeischen  Ausgange  in 
n.  3.  7 :  fdcttim  crcde,  gaudebis  semper,  dem  sich  auch  in  n.  1 
(jaudehit   scmper    anschliessen    wird:    freilich    sehr   unschou»^ 


Das  heisst  in  Wort.en:    die   fiinf   Grundvocale    bilden  in    dieser  ft^trt 
Folge  eine  vom  dunklern  zum  hellern  Laut  fortschreitende  Reihe,  iuner 
halb  deren  eine  Vertauschung  nur  in  der  Richtung  nach  vorwart«,  nit 
nials  riickwarts  gewendet   eintrat,    mag  sich   nun  diese  Vertauschiiru: 
auf  den  in  der  Beihe  zuniichst  folgenden,  oder  auch  mit  einem  Sprungr    . 
auf  einen  aller  folgenden  Vocale  erstrecken ,  in  welchem  letztem  Fiillt    j 
ein  oder  mehrere  Mittelglieder  uns  entweder  verloren  sind  oder  ub*r- 
haupt  nur  in  der  Idee   wirksam  waren.     Daraus   folgt,   dass  a  eioer 
vierfachen,    o  einer  dreifachen,    u  einer  zweifachen,    e  nur  einer  eiit    ; 
zigen,    ein  ursprungliches  i  gar  keiner  Vertauschung  fuhig  war.    Ict    \ 
weiss  was  ich  wage,    wenn  ich  diese,    obgleich  lediglich  aos  der  Bt 
trachtung  der  Thatsachen  geschopfte  Theorie   ohne  Beweis   preisgebt. 
und  bin  gefasst  darauf,  dass  Sie  mir  ein  kopfschiittelndes  'du  gpricb-t 
ein  keckes  Wort   gelassen  aus'  zurufen,   die  Herren  Sprachvergleicher 
deren  Einwendungen  ich  iibrigens  siimmtlich  vorauszusehen  glaube,  vcr 
muthlicli  manches  Unfreundlichere.     Habe  ich  so  lange  damit  an  md 
gtjhalten,    so   hilttc    ich   cs  wohl  auch  noch  langer  gethan  und  ohc' 
Hast  den   passenden   Zeitpunkt  abgewartet,    wenn    ich    nicht  jetit  ir 
grosBdeutschen  Journalen  die  Sache  von  ehemaligen  ZuhSrem,  denrt 
sie  seit  zwSlf  bis  funfzehn  Jahren  bekannt  ist,  als  eine  selbgtver^tifiJ 
liche  behandelt  sahe.    Da  ihnen   diese  Unvorsichtigkeit  leicbt  Augn..'' 
zuziehen  kSnnte,  die  sie  doch  nicht  verdient  hiitten,   bo  erachte  ich  i- 
weuigstens    meinerseits   nun    fiir    loyal,    die  Verantwortung  auf  iukc 
alleiu  zu  nehmeu. 


EPIGRAPHISCUE  BRIEFE   V.  415 

Aus^ge  bei  solchem  Zusammenfall  der  Yersreihen  mit  den 
Wortformen;  aber  wer  gibt  uns  auch  das  Kecht,  von  diesen 
Fabrikdevisen  neben  leidlicher  Regelgerechtigkeitnoch  Schon- 
heit  und  Eleganz  zu  verlangen?  £ben  dahin  liesse  sich 
zieheu  in  der  sehr  zweifelhaften  n.  13  grdtia  mhno,  wenn 
hier  gratia  als  Ablativ  zu  nehmen  ware  und  zweisylbig  ge- 
sprochen  wiirde  nach  Analogie  von  fiUo,  filios  u.  dgl.,  was 
bekanntbch  den  Octonaren  des  Drama  eben  so  gelaufig,  wie 
den  Senaren  und  Septenaren  absolut  fremd  ist:  vgl.  Khein. 
Mu8.  Vn  p*  596  [=  Opusc.  II  p.  595  f.].  Aber  eine  Nothigung 
dazu  lage  doch  nicht  vor;  denn  was  hinderte,  einen  Ablativ 
gratid  auf  eine  Linie  zu  stellen  mit  den  oben  besprochenen 
Daktylen  conrigt  impera  maxume  der  anapastischen  Yerse; 
wenn  es  doch  dieseVerse  sind;  deren  Prosodie  uns  fiberhaupt 
den  Massstab  gibt  fQr  die  Metrik  unserer  Sortes? 

Aber  ein  Punkt  ist  noch  fLbrig,  der  diesen  Sortes  ein 
vollig  eigenthdmliches  Interesse  verleiht.  Allen  Metris  ohne 
Ausnahme,  die  vor  Ennius  versucht  und  gedbt  waren^  den 
sceuischen  so  gut  wie  den  episch-satumischen^  war  eine 
Eigenschaft  gemein:  die  Auflosungsfahigkeit  der  Ar- 
sen.  Dass  diese  im  daktylischen  Hexameter  zum  erstenmal 
und  mit  ausnahmloser  Consequenz"^)  wegfiel,  war  einer  der 
scharfsten  GegensatzC;  womit  sich  die  neue  Kunst  der  alten  «os 
gegeniiberstellte.  Aber  mit  Nothwendigkeit  auch  nur  die 
Kunst,  d.  h.  die  bewusste  Kunstiibung,  wie  sie  Ennius  und 


*)  Denn  das  mnBs  doch  nach  aller  raiio  unweigerlich  festgehalten 
werden,  dass  der  mit  so  bestimmtem  Bewusstsein  verfahrende  SchOpfer 
der  neuen  Kunat,  deren  Princip  wir  ihn  sonst  mit  so  siegreicher  Ener- 
gie  darchfOhren  Bohen,  nicht  werde  dergestalt  yon  Bich  selber  abge- 
fallen  Bein,  um  gelegentlich  einmal  der  alten  Gewohnheit  auch  wieder 
efne  schlaffe  ConceBsion  zu  machen.  Darum  war  es  also,  daBs  ich  die  noch 
Ton  G.  Hermann  fClr  zwei  vermeintliche  Ennianische  Hexameter  als 
m(yglich  zugelasaene  AuflOfiung  der  ArsiB  mit  aller  Entschiedenheit  glaubte 
iiber  Bord  werfen  zu  m&aen  (de  tit.  Mumm.  p.  XV  [oben  p.  108]).  Ueber 
dasWie  kann  man  Btreiten;  in  derSache  selbst  ist  mirVahlen  meines 
Grachtens  mit  Recht  gefolgt.  Darnm  ich  mich  auch  mit  0.  Ribbeck, 
von  dem  ich  Bonst  so  gem  leme,  nicht  einyerBtanden  erklaren  kann, 
wenn  er  neuerdings  wieder  auf  den  Anapllst  als  Stellvertreter  Ues 
I>aktylnfl  zurQckgekommen  ist  im  Rhein.  Museum  X  p.  276  Anm. 


416  EPIGRAPHISCIIE  BRIEFE   V. 

seiiie  Anfangs  sehr  sparlichen  Nachfolger  ins  Werk  setzten 
und  festhielten.  Dabei  bleibt  aber  vollkommen  denkbar,  da^? 
die  kunstlose  Praxis  des  gewohnlichen  Lebens  weniger  scharf 
schied:'dass  sie  zwar  die  neue  Versform,  die  mit  ihrem  neuen 
Rhythmus  dem  Ohr  und  Geschmack  allmahlich  gelaufig  ge- 
worden  war,  aufiiahm,  aber  in  ihrer  Durchftlhrung  auf  dem 
alten  Standpunkte  mit  der  Ziihigkeit  verharrte,  welche  durcb 
das  Drama  fortwahrend  neue  Nahrung  erhielt.  Hat  sie  dai 
ausgemachter  Weise,  wie  die  obigen  Erorterungen  lehrten. 
gethan  in  prosodischer  Beziehung,  warum  nicht  auch  in 
einem  metrischen  Punkte,  der  mit  der  vorennianischen  und 
im  Drama  auch  nachennianischen  Verstechnik  eben  so  unloi?- 
bar  verwachsen  war?  Und  das  ist  es,  was  ich  an  diesen 
Sortes  in  aller  Kiirze  schon  de  tit.  Mumm.  [p.  XIV  t,  oben 
p.  107  f.]  hervorhob.  Zwar  es  kann  nur,  muss  aber  nicht  da- 
hin  gehoren  das  cansiUum  in  n.  4;  denn  neben  -  \  ^  ^  -  bleibt 
hier  consiljum  als  Molossus  moglich.  Schon  um  einen  Gnd 
weniger  wahrscheinlich  ware  satjust  in  n.  10.  Doch  fur  b^ 
weisend  will  ich  auch  diess  so  wenig  nehmen  wie  n.  12.  !♦'» 
caveas,  dessen  zweisylbige  Ausprache  sich  auf  hinlanglich 
bekannte  Analogien  zuriickfilhren  liisst  Aber  keine  andere 
Auffassung  als  diese  ^  ^  -  |  -^  lasst  das  cecidenmt  zu  in  dem 
unverkennbaren  Hexameteranfang  n.  14  Postquam  ceddeniht 
Eben  dahin  fiihrt  ffir  quod  metuit  id  sequi  sdtiust  n.  10  die 
Erwtigung,  dass  hier  entweder  mctuit  al^  Perfectum  mit 
langem  i  genommen  werden  muss,  oder  aber  in  dem  Prast?D* 
m  metmt  das  einzige  Beispiel  einer  wirklichen  Herrschaft  d« 
Accents  in  slimmtlichen  siebzehn  Sortes  anzuerkennen  ware, 
d.  h.  der  Verlangerung  einer  kur/en  Sprachsylbe  durch  dfn 
Wortaccent:  denn  durch  nichts  anders  ist  sie  iiberall  bewei>- 
bar.  Ich  muss  zugeben  dass  fiir  den  Gedanken,  nach  forw^- 
dat,  das  Priiscns  natiirlicher  erscheint:  aber  widersinnig  i>t 
doch  das  Perfectum  auch  nicht.  Immer  bleibt  indess  n< <ij 
ein   Beleg   fiir  den    daktylischen    Anaptist    (oder    wenn  mn 


*)  [Die  hier  iiber  die  urbpriingliche  Quantitat  der  Perfect^nduij: 
^eiuachte  Anmerkuug  ist  bereits  Opusc.  II  p.  642  Anm.  **  wieJtr  il" 
^«'druckt  wordeu  uiid  desbalb  hier  uicht  wiederholt.     C.  W.] 


EPIORAPHISCHS  BBIEPE  Y.  417 

will,  den  anapastischen  Daktylus)  fibrig  in  dem  Versanfang 
lubeo  Ton  n.  1:  Torausgesetzt  dass  uns  hier  wirklich  ein 
Hexameter  Torliegt,  woTon  unten  mehr.  Denn  gar  nichts 
ifrtirde  hier  eine  Berufung  auf  die  bekannten  Schreibungen 
10 VS  lOVSI  u.  8.  w.  helfen,  um  etwa  die  urspriingliche  Lange 
der  ersten  Sylbe  darzuthun:  da  ja  aus  ihnen  mit  nichten  ein 
iovbeo  folgt,  sondern  Tielmehr  nur  6  in  i?  ttbergegangen  ist, 
wenn  Ton  iobeo  ein  iovsi  (=  idbsi)  gebildet  wurde. 

Ich  habe  im  Bisherigen,  um  das  innerlich  Zusammen- 
gehorige  zusammenzulassen^  schon  mehrfach  Torgegriffen  und 
den  dogmatischen  Ton  an  die  Stelle  der  allzulangwierigen 
heuristischen  Darlegung  gesetzt:  der  nachfolgende  Restitu- 
tionsTersuch  der  einzelnen  Orakelspriiche;  wie  er  auf  den 
entwickelten  Grundlagen  beruht,  muss  nun  seinerseits  auch 
wieder  als  Probe  f&r  sie  dienen.  Leicht  liessen  sie  sich  nach 
dem  Grade  grosserer  oder  geringerer  Correctheit  des  Vers- 
baus  ordnen^  so  dass  Ton  den  unzweifelhaften  Hexametern 
zu  denen  fortgeschritten  wiirde,  deren  Wahrscheinlichkeit 
eben  aus  den  erstem  folgt;  indessen  kann  sich  eine  solche 
Anordnung  jeder,  der  den  guten  Willen  hat  die  Wahrheit  zu 
finden,  selbst  machen;  die  Hauptsache  bleibt  doch  immer  die  «^o 
Gesammtwirkung;  und  so  ziehe  ich  der  Bequemlichkeit  hal- 
ber  Tor  sie  in  derselben  Reihenfolge  durchzugehen,  in  der 
sie  im  Eingang  quellenmassig  aufgezahlt  wurdeU;  indem  ich 
nur  aus  besondem  GrGnden  n.  1  bis  zuletzt  Terspare. 

2.    Non  sum  mendacis,  quas  dixti,  consulis  stulte 

gibt  zwar  Construction,  aber  keinen  Sinn;  denn  immer  ist  doch 
festzuhalteny  dass  mit  einem  Tieldeutigen  Inhalt  des  Spruches 
zwar  in  Wahrheit  nichts,  aber  dieses  doch  mit  dem  Schein 
Ton  Etwas  gesagt  werde  und  mit  psjchologischer  Berechnung 
der  Gedanken,  die  der  Befragende  im  Herzen  tragt  oder 
tragen  kann.     Ich  Termuthete  also 

N6n  sum  mendacis,  quae  dixei:  cdnsulis  stillte: 

d.  i.  *in  dem,  was  ich  gesagt  habe':  wobei  nur  die  Voraus- 
aetzung  golte,  dass  der  Fragende  (wie  wahrscheinlich  genug) 
schon  einmal  gefragt  habe  und  beschieden  worden  sei.  Die 
altere  Form  mendacis  findet   ihre   reiche  Analogie   in   dem, 

FB.   RIT8CHBLII    0PT8CVLA    IV.  27 


418  EPIGRAPHISCHE   BRIEFE   V. 

was  Rhein.  Mus.  X  p.  453  f,  [Opusc.  11  p.  654]  zusammen- 
gestellt  worden.  —  Ich  gebe  indess  jetzt  zu,  dass  eben  bo 
leicht  oder  leichter  der  Vorschlag  von  StoU  p.  311  ist: 

Non  sumw5  mendacis,  quas  dixti:  consulis  stulte 

d.  i.  Vie  du  uns  genannt  hast',  welche  Verbindung  jeden- 
falls  einfacher  und  gefalliger  ist  als  die  von  ihm  beliebtt 
^mendacis:  quas  dixti,  consulis  stulte.'  Der  Doppelcult  zweier 
Fortunen  in  einem  und  demselben  Tempel  ist  bezeugt  genug, 
um  den  Plural  zu  rechtfertigen.  Diess,  bemerke  ich  zugleiclL 
ist  das  einzige  Annehmbare  und  Forderliche,  was  ich  in  dem 
StoUschen  Aufsatz  gefunden  habe.*) 

3  Cdnrigi  vix  tandem,  quod  ciirvom  est  factum, 

crede. 
Ob  CVRVOM  bei  Fabretti  oder  CVRVM  im  Stich  bei  Suarcz 
richtiger  iiberliefert  ist,  steht  dahin;    an  thatsachlicher  Btr- 
griindung  fehlt  es  der  letztern  Schreibung   so  wenig  wie  an 
rationeller:  vgl.  Monum.  epigr.  tria  p.  35  [oben  p.  159J. 

4  Qiir  petis  pds  tempiis  consilium?   quod  rogaj,  | 

non  est. 
411  Hier  ist  Qkv  gewiss  richtiger  uberliefert  als  Cur,  und  jmkm- 
pns  (was    ich   natiirlich    nur   der   heutigen  Gewohnheit  zl 
Liebe  getrennt  habe)  richtiger  als  post  teniptis, 

5  De  vero  falsa  ne  fiant  iiidice  falso.**) 
G    Niinc/wc  me   rogitas,    nunc    consulis?    tempu> 

abit  iam. 
Ein  ine  vor  mc  wurde  noch  leichter  ubersehen  als,  was  icli 
friiher  vermuthete:    ^Nunc  tu  me  rogitas*  — ,    was   iibrigen? 
eben  so  gut  Frage  als  nicht  Frage  sein  konnte.     ahit  natiir- 
lich  fiir  ahlit:  ^nun  ist  es  zu  spat.' 

7.  Die  iiberzahlige  Sylbe  suchte  ich  friiher  in  PETITO. 
daa  dem  Graveur  statt  eines  urspriinglich  beabsichtigt'-*c 
1'ETE  eutschlupft  wiire:    'Laetu'  lubens  pete:   quod  dabitiir, 

'*)  [Enarr,   p.  5    wird    statt   dessen    vielmehr    der   Moiiimatii*(.kf 
Vortichlag  empfohleu:  ^Nun  aum  meudacis,  qua?»  dixti:  cousulis  stiilt^ 
C.  W.] 

**■)  [Dass  Mommsens  Lcsuug:  'De  vero  i&lstau  ne  fiat  iiidict^  &1«^ 
dcn  Vorzug  verdieue,  bemerkt  Ritschl  Enarr.  a.  a.  0.     C.  W.] 


I 


EPIOBAPHISCHE   BBIEFE   V.  419 

gaudebis  semper/  Aber  eben  so  leicht  ist  die  Tilgung  des 
QVOD,  wodurch.  nicht  nur  der  Vers  gewinnt;  sondern  wenn 
ich  nicht  irre  auch  der  Gedanke: 

Laetus  lubens  petit6:  dabitilr:  gaudebis  semper. 

Das  Asyndeton  wird  man  nicht  gegen  den  Stil  dieser  Spriiche 
tiiiden. 

8    Quod   fugis;    quod   iactas,    tibei    qu6m    datur, 

spernere  n61ei. 
So  ist  mit  Yertauschung  eines  einzigen  Buchstaben  Con- 
struction  und  Gedanke  unzweifelhaft  hergestellt*)*,  iactas 
natQrlich  im  Sinne  von  abicis,  wie  bei  Plautus.  Ueber"die 
Fortdauer  der  Schreibung  TIBEI  auch  bei  kurz  gewordener 
Endsylbe  (ebenso  wie  VBEI  n.  13)  ist  das  Nothige  bemerkt 
de  tit.  Mumm.  p.  XVI  [oben  p.  111]  und  Rhein.  Mus.  VIII 
p.  491  [Opusc.  n  p.  638  f.]. 

9    Est  equos  p^rpulc^r,  sed  tii  vehi  n6n  potes 

istoc. 

10  F6rmidat  omnes:    quod   m^tuit,   id  sequi   sa- 

tiust. 
Schicklicher  fQr  ein  Orakelloos  mag  leicht  Formidas  und 
mtuis  eracheinen.  Aber  mit  einem  metuis  wiirde  man  me- 
trisch-prosodisch  erst  gar  nicht  fertig,  man  mtisste  denn 
noch  einen  Schritt  weiter  gehen  und  ein  urspriingHches  me- 
iuisti  vermuthen. 

11  Cr6dis  qu6d  deicilnt:   non  scin  ie  ita  re  fore 

stiiltum? 
SCINTE  aus  einem  undeutlichen  SVNT  zu  machen,  wird  ja  ah 
wohl    niemand    zu    gewagt   iinden.     Ueber    die    Schreibung 
^TVLTV  sage  ich  spater  noch  ein  Wort  [p.  424]. 

12.    Mit  welcher  fehlenden   Sylbe  der  Ausfall  in  Vers 
iind  Sinn  zu  decken  sei^  konnte  nicht  zweifelhaft  sein: 

H6stis  incertils  de  certo  fit,   nisi  caveas. 

Vermuthlich  schloss  die  erste  Zeile  des  Tiifelchens  mit  CER- 
TO:  vgl.  n.  14.  15.  17;  sonst  konnte  raan  fit  auch  nach  m- 
certm  einsetzen. 


•)  [Vgl.  OpnflC.  II  p.  639  Anm.     C.  W.] 

27 


420  EPIGRAPniSCHE   BRIEFE    V. 

13  Permultis  prosilm:  ubei  prdfui,  gratia  nemo. 
Hier,  hoflPe  ich,  werden  Sie  helfen.  Denbesten  Sinn  gibt 
ja  der  Gedanke:  ^Vielen  helfe  ich;  wenn  ich  aber  geholfeji 
habe,  weiss  mirs  keiner  Dank*  oder  *habe  ich  keinen  Dank 
davon/  Dieses  ware  gratia  nxdla,  jenes  gratiam  nemo  hahi 
Um  fiir  letzteres  ein  gratid  netno  (est)  fiir  moglich  zu  halt^^n, 
miissten  wir  unser  Wissen  von  dem,  was  lateinisch  und  nicht- 
lateinisch  ist,  geradezu  auf  den  Kopf  stellen  (denn  der  prc»- 
sodisch-metrische  Anstoss  des  Ablativs  erledigte  sich  diircl 
das  p.  407  [oben  p.  415]  Bemerkte):  dagegen  wir  es  nur  zc 
erweitem  hatten  durch  die  freilich  etwas  haarstraubendt? 
Annahme,  dass  ein  adjectivisches  nemo  im  plebejen  Latan 
nicht  nur  fiir  nullus  (was  spilter  wiederkehrt),  sondem  sc»gar 
fiir  nidla  gesagt  worden  sei.  Jemand  dachte  an  profnit  unc 
diose  Verbindung:  ^Vielen  bringe  ich  Nutzen,  wahrend  iiuir 
niemand  durch  Dank  Nutzen  gebracht  hat.'  Aber  abge 
sehen  davon,  dass  mihi  nicht  dasteht  und  tdfi  nicht  Vah 
rend'  in  diesem  Sinne  bedeutet,  ware  es  doch  auch  eine  zu 
starke  Zumuthung,  glauben  zu  sollen  dass  niemals  jemaDc 
der  Fortuna  fiir  eine  eingetrotfene  Weissagung  seinen  Danl 
durch  ein  Weihgeschenk  bezeugt  habe;  ein  anderes  ware  e,- 
noch,  wenn  es  prodest  hiesse  d.  i.  *gew6hnlich,  in  der  Regel.' 
Kurz,  die  13  ist  und  bleibt  eine  Ungliicksnummer.*)  —  Dif 
Wynizese  in  profui  iibrigens  verlangt  wohl  niemand  besonden 
bewiesen. 

14.  Offenbar  liickenhaft  da,  wo  auch  uniibersetzbar,  an 
Ende  der  ersten  Zeile  bei  SEISVM,  wo  das  Original  unleser- 
lich  gewesen  sein,  urspriinglich  aber  so  gelautet  haben  wini: 

P6stquam  cecideriint  ^pes  dmnes,  consulis  tiin  mey 

4i:{  Ob  Herr  Stoll,  der  diesem  Supplement  p.  311  gar  nicht  recF' 

traut,   etwas  Besseres  bringen  werde,  miissen  wir  abwarteD. 

15.  Hier  war  offenbar  der  Anfang  der  ersten  Zeile  al^- 
gescheuert.  Viel  Wahl  ist  kaum  gegeben,  das  Einfath^'^ 
oline  Zweifel  FaUaccs  —  oder 

Mcndacrs  homines  multi  sunt:  credere  ndlL 

*)  [Opusc.  11  p.  G40  Anm.   nimmt  Ritschl  Buchelere  (Fleckei^rCi 
Jahrb.  Bd.87  [1863J  p.  774)  'schone  Verbesserung' :  'Permultia  pKfe^»^D 
ubei  profui,  gratia  nocnu^  an.     C.  W.] 


EPIGBAPHISCHE  BRIEFE  V.  421 

16    De  incertd  certa  ne  fiant,  si  sapis^  cayeas. 
i^^iAPIO  klarlich  nor  yerschrieben  oder  yerlesen. 

17.  LQckenhaft  an  beiden  Zeilenenden,  su  recht  ein- 
leuchtendem  Beweis  eines  unyoUstandigen  oder  yerletzten  Ori- 
ginals.    Fiir  ganz  annehmlich  halte  ich  diese  Erganzung: 

£st  yia  fertiltor:  qua  vestif/ds,  sequi  n6n  esL 
tjuae  statt  qua  ist  moglich^  aber  nicht  nothig.  (£in  Freund^ 
der  eben  bei  mir  eintritt,  fragt,  ob  man  nicht  VI  festhalten 
and  vis  sequi  yerbinden  konne?  Auch  moglich.  Also  z.  B. 
qua  Yis  sequi,  canseqdi  n6n  est%  oder,  damit  die  erste  Zeile 
nicht  zu  lang,  auch  der  Wortbruch  yermieden  wird,  ^qua  yi^ 
squi,  non  adipisces.^) 

So  ist  uns  nur  noch  n.  1  flbrig,  tlber  die  allerdings  das 
Irihei}  am  misslichsten  ist^  aber  doch  aller  yemflnftigen 
Methode  gemass  sich  richten  und  gestalten  muss  nach  dem- 
jenigen^  was  als  probabel  bereits  festgestellt  worden.  Besteht 
dieses  Probable  darin,  dass  in  sechzehn  Sttlcken  einer  monu- 
meatalen  Gattung,  yon  der  Qberhaupt  nur  siebzehn  Proben 
auf  uns  gekommen  sind^  die  metrische  Form  der  daktylische 
Hexameter  ist,  so  muss  dasselbe  Prajudiz  f&r  das  siebzehnte 
StQck  gelten,  so  lange  der  Begri£f  der  Analogie  noch  eine 
Bedeutung  f&r  uns  hat  und  nicht  etwa  bestimmte  indiyiduelle 
Grunde  der  Unmoglichkeit  dagegen  Einspruch  thun.  Und 
dieses  um  so  mehr^  wenn  das  fragliche  StQck  mit  andem, 
einleuchtender  Massen  hexametrischen  StQcken  sogar  zusam- 
men  gefunden  ist,  wie  es  hier  der  Fall  ist  nach  der  schon 
mitgetheilten  Angabe  des  Suarez.  Ganz  ins  Blaue  hinein- 
gefahren  ware  es  dagegen,  damm  weil  an  sich  f&r  lateini- 
liche  Orakelsprtiche  auch  eine  andere  Versform  m5glich  ware 
QBd,  wie  zuzugeben^  irgend  einmal  factisch  war,  nun  ohne  ui 
weiteres  auf  diese  loszusteuem  und  fOr  die  Beurtheilung 
eines  einzigen  Falles  den  Anhaltpunkt  des  yerwandten  Kreises 
leichthin  aufzugeben.  Solche  Erwagungen  waren  es,  die  mich 
eben  sChon  de  tit.  Mumm.  [p.  XV;  oben  p.  108]  bestimmten^ 
auch  in  kibeo  einen  Hezameteranfang  zu  sehen  und  Auf- 
losQug  der  Arsis  anzunehmen.  Darin  liegt  auch,  nach  dem 
was  oben  erortert  worden,  gar  kein  Wagestflck;  ein  solches 
tritt  erst  durch  die  nothgedrungene  weitere  Annahme  hinzu, 


422  EPIGRAPHISCHE   BRIEFE   V. 

dass    fiir    ein    urspriingliches   PAXIT    unwillkurlich   sei  das 
'  sinngleiche  FECERIT  substituirt  worden  von  dem  der  sich 
um   Metrum    nicht    kiimmerte    oder    es    nicht   verstand.    Im 
iibrigen    halte    ich    meinen    fruhern    Vorschlag    'Iiibeo   cx- 
spcdet:   si   fa^cit,    gaudebit    semper'  jetzt   darum    nicht  fe>t 
weil  er  auf  der  Combination   dreier   verschiedener  Lesartt^n 
beruhte,   deren  Werth   gegen   einander  abzuschatzen  damals 
die  Mittel  fehlten.    Jetzt  haben  wir  natiirlich  die  Publication 
des    Suarez,    ist    sie    gleich    in    Kupfer   gestochen,   und  die 
Abschrift  des  Vaticanus  gleichmilssig  zu  ignoriren,  und  uit 
lediglich    an    das    in   Florenz    erhaltene    Original    zu   halten. 
Was  in  dessen  doch  oflFenbar  corrupten  Ziigen  ET  •  IS  •  EI  •  bl    i 
stecke,  werde  ich  mich  sehr  freuen   durch  Ihren  Scharfsinii 
entrathselt  zu  sehen.    Vergeblich  habe  ich  in  ETISEI  eineii 
passenden  Infinitiv  gesucht,    Nahe  genug  wiirde  ET-IV»SSE1   . 
kommen,  wenn  nur  hibco  ct  limi   einen  eben  so  guten  Sinii   \ 
gtibe    wie  er  in   dem   umgekehrten    itissi  et  iubco   allenlinjr^   ! 
liegen  wiirde.     Nichts  vermissen  lasst  der  Gedanke  in 
Iilbeo  nt  lusaei:   si  taxit,  gaudebit  semper: 
aber  freilich  entfernen  wir  uns  darait  wieder  um   eine  Liui' 
weiter  von  der  Grundlage  des  Ueberlieferten.*) 

Im  Vorstehenden  haben  Sie  meine  Gedanken  uber  di»-  1 
Sortes;  vergleichen  Sie  sie  nun  mit  den  StoUscheii,  imd  wah 
leii  dann  nach  Ihrem  Geschmack.  Dieser  Bearbeiter  bemfili: 
sich  namlich  zuvorderst  p.  311  ff,  mit  der  sehr  umstandlichtr! 
Nacl^weisung,  in  der  ich  weder  neue  Thatsachen  noch  neuv 
Urtheile  finde,  dass  vor  Ennius  dergleichen  vaticinia  und  A>r/'^ 
hatteu  miissen  Saturnisches  Mass  haben;  dass  dieses  auoi 
nicht  gleich  mit  Ennius  aulliorte,  sondern  in  allerhaiid  An- 
wendungen  noch  in  das  siebente  Jahrhundert  hineinreicbte: 
dass  folglich  aucli  nachennianische  Sortes,  so  iiberwiegend  k 
115  ihnen  aucli  der  Gebrauch  des  Hexameter  gewesen  sein  moire. 
doch  nicht  nothwendig  mussten  dieses  Metrum  habeii,  soii- 
dern  noch  als  Saturnier  gebaut  sein  konnten:  lauter^Din^»', 
die  keines   Beweises   bedurften.     Um   nun   femer  diese  Si*i'* 

*)  [Knarr.  a.  a.  0.  wird  die  Wahl  freigelasBCn  zwischen  die^-n 
uiid  dem  Mommseiiachen  Vorschlag:  'lubeo  oeti:  sei  sic  fecfrit,  ga'--' 
bit  semper.'     C.  W.J 


EPIQBAPHIfiCHE   BBIEFE  V.  423 

zu  fruchtbarer  Anwendung  zu  bringen,  stellt  er  n.  l^  deren 
Beurtheilung  die  unsicherste  von  allen  ist,  als  inassgebend 
an  die  Spitze,  geht  Yon  der  schlechten  Lesart  Muratori'8  stus^ 
der  nur  aus  Suarez  schopftC;  und  stellt  demgemass  diesen 
Mastervers  auf : 

lubeo  ei  et  £b  si  fece|rit  gaudebit  semper^ 
ohne  dessen  Sinn  und  Sprache  einer  weitem  Bemerkung  be- 
(Inrftig  zu  finden.  Nach  diesem  Vorbild  miissen  sich  nun 
auch  folgende  Verse  richten:  *De  vero  f&lsa  cdve  ne  |  fiant 
iiidice  falso',  wo  doch  nicht  abzusehen,  warum  nicht  ohne  das 
hinzagedichtete  cave  gemessen  wurde  ^De  vero  falsa  ne  ii|ant 
iiidice  falso';  femer  ^Laetii'  lubens  petito;  quod  dabi  tiir  gau- 
(iebis  semper',  und  ^Nunc  m^  rogitas  nunc  c6nsulh's  tempus 
abit  iam':  ohne  Rficksicht  darauf^  dass  ein  gewisser  rhyth- 
miBcher  Fall,  wie  man  ihn  hier  in  auffallendem  Grade  vermisst; 
doch  selbst  die  rohen  Satumier  kennzeichnet;  endlich  noch 
'Conrigi^r  vix  tandem  quod  |  ciirvom  est  factum  crede.'  Wobei 
wir  nur  verwundert  fragen,  was  ihn  denn  eigentlich  abgehal- 
ten  hat>  auch  fdr  n.  2  und  4,  die  er  als  Hexameter  bestehen 
\mty  dieselbe  Satumische  Messung  zu  adoptiren:  ^Non  sUmus 
mendacis,  quas  dix  \  ti  c6nsulis  stdlte'^  und  ^Qur  petls  pos  tem- 
pus  cdnsili|ilm?  qu6d  rogas^  non  est.'  Denn  wem  es  nicht 
Ober  das  Mass  des  Wahrscheinlichen  hinausgeht,  dass  iii  fiiuf 
Fallen  viermal  die  Casur  in  die  Mitte  eines  Wortes  falle,  der 
wird  aueh  kein  grosses  Recht  haben^  an  sechs  gleichen  Bei- 
spielen  unter  sieben  Anstoss  zu  nehmen. 

Was  ausserdem  iiber  die  Zeit  der  einzehien  Sortes  mit 
zum  Theil  iiberraschend  scharfen  Bestimmungen  vorgetrageu 
wird,  ist  von  der  Art,  dass  man  den  Verfasser  um  seinen 
harmlosen  Glauben  an  die  Moglichkeit  und  aii  die  Haltbarkeit 
solcher  Bestimmungen  fast  beneiden  mochte.  Z.  B.  wenn  er 
^p.  304)  *quovis  pignore  cont«ndit',  die  'antiquissima  omnium' 
fnamlich  der  sieben  ihm  bekannteu)  sei  n.  4:  wofQr  Sie  die 
<'nmde  bei  ihm  selbst  nachlesen  mogen,  obwohl  Sie  es  wahr- 
scheinhch  nicht  thun  werden.  Oder  wenn  er  p.  308  be- 
hauptet,  die  Schreibung  dixti  in  n.  2  weise  mit  Nothwendig- 
I^eit  auf  nachciceronische  Zeit  hin,  weil  Osann  bewiesen  habe,  iie 
Xiceronis  tempore  scribi  non  potuisse  dixH  sed  dixiei\    Hat 


424  EPIGRAPHISCHE   BRIEFE   V. 

er  epigraphische  Studien  seit  der  Abfassung  jenes  Aufsaties 
fortgesetzt,   so   ist  er  unstreitig  von   solchen  Zuversichtlich- 
keiten   langst  zuriickgekommen.    —   Was  von  einigermas^eQ 
relevanten   Altersindicien   aus  unsern  Sortes  wirklich  beizu- 
bringen  ist,  ist  nicht  viel  und  reicht  nicht  sehr  weit,    Dass 
ein  nachlassig  geformtes  G  als  C  erscheint  in  ROCAS  n.  4 
(wenn  anders   auf  dem  Original   wirklich   so  stand),   kommt 
naturlich  hier  so  wenig  wie    in  zahlreichen  ahnlichen  Bei- 
spielen,  zumal  der  Bronzeschrift,  in  Betracht.    QVR  sowohl 
als  POS  ebenda*)  kann  alt  sein,  muss  es  aber  auch  nicht 
Die  fehlende  Aspiration  in  PERPVLCER  n.  9  beweist  gerade 
in  diesem  Worte  noch  weniger  als,  in  solcher  Vereinzelong, 
iiberhaupt.   Ein  in  die  Consonantenverdoppelung  einschlageu- 
des  Beisjriel  kommt  durch  merkwiirdigen  Zufall  in  allen  sieb- 
zehn  A^ersen  nicht  vor.     Einiges  Gewicht  fiir  hoheres,  oder 
sagen  wir  lieber  nicht  zu  spates  Alter   legt  das  mehrmalige 
EI  fiir  l  (DEICVNT  11,  NOLEI  8)   in  die  Wagschale,  eiii 
etwas  grosseres  allerdings  die  Bewahrung  derselben  Bchreib- 
art  auch  in  den  pyrrhichischen  Formen  TIBEI  VBEI  8.  13. 
Lassen  wir  alles  zusammenwirken,  so  mag  es  uns  immerhin 
geneigt  machen,   eher  an  die  erste   als   an  die  zweite  Halfte 
des  siebenten  Jahrhunderts  zu  denken.    Sogar  in  dessen  eni^ 
Jahrzehnte  wiirde  uns  das  STVLTV  n.  1 1  fuhren,  wenn  erst- 
lich  die  wirkliche  Abwesenheit  des  M  auf  dem  Original  durch 
die  bloss  handschriftliche  Existenz  dieser  Inschrift  sicher  genug 
verbiirgt  wlire,  und  wenn  wir  es  nicht  zweitens  mit  Vulgar- 
latein  zu  thun  hatten,  wo   alles  Alte  noch  lange  jung  blieb. 


*)  Fiir  j)os  haben  schon  II.  A.  Koch  im  Rh.  Museum  XI  p.  639 f.  w^ 
0.  Ribbeck  in  Fleckeisens  Jahrbiichern  Bd.  77  (1858)  p.  187  einige  Nach 
trilge  gegeben.  posquam  hat  in  Varro^s  Worten  auch  der  Nonios  Tcr. 
Mercier  j).  510,  27,  wo  sich  bei  Gerlach,  vermuthlich  weil  er  e*  T.r 
Druckfehler  hielt,  keine  Spur  davou  findet.  Aus  Inschriften  inocht« 
uoch  hervorzuheben  sein,  nilchst  dem  POS  •  MVLTAS  •  INIVRIAS  ia 
der  durch  Niebuhrs  Petron-Abhandlung  beruhmt  gewordenen  Encolpn<- 
Inschrift,  das  POS  •  AEDem  CASTom  (also  auch  vor  Vocal)  bei  Op^II: 
4105.  Auffallend  ist  dieselbc,  einem  Falscher  doch  nicht  eben  gcliotije 
Form  in  der  von  Ihnen  fiir  uniicht  gehaltenen  Inschrift  I.  R.  N,  2<1'- 
PUS^DIES.  XVIII,  obwohl  hier  allerdings  wieder  das  angehaiiett' 
Iliikchen  befremdet. 


EPIQBAPHI8CHE   BBIEFE  V.  425 

nachdem  es  in  correcter  Sprache  langst  uberwuDden  war. 
Selbst^das  Kriteriam  des  Schriftcharakters,  der  uns  aus  den 
erhaltenen  Exemplaren  entgegentritt  und  an  sich  weit  genug  417 
znruckweisty  muss  in  diesem  Falle  der  Betrachtung  weichen^ 
dass  einer  so  entschieden  fabrikmassigen  Arbeit  der  Natur 
der  Sache  nach  immer  eine  grossere  Roheit  anklebt  als  die 
Bildung  des  Zeitalters  mit  sich  bringt.  Auf  Zufall  (wie  so 
Weles  frtlher  Zusammengestellte^  s.  o.  p.  306  [364]  £f.)  wird 
es  ja  wohl  hinauslaufen,  dass  GAYDEBIT  in  n.  1  und  MEN- 
DACIS  in  n.  2  den  starken  Scheiu  einer  i  longa  gebeU;  da- 
her  ich  das  oben  in  dem  quellenmassigen  Tezte  auch  nicht 
ausdrucken  zu  mdssen  glaubtef  dort  neben  einer  zwischen  I 
und  I  in  der  Mitte  schwankenden  Form  in  EI  und  SI,  hier 
neben  einer  fast  eben  solchen  in  beiden  Sylben  Ton  DIXTL 
Gesetzt  aber  auch^  ein  yerlangertes  I  war  hier  Absicht,  fiihrte 
uns  somit  vorwarts  bis  in  die  SuUanische  Epoche,  so  folgte 
daraus  noch  gar  nichts  f&r  die  eigentliche  Entstehungszeit 
dieser  OrakelsprQche,  da  sie  fiir  den  praktischen  Gebrauch^ 
den  man  sich  kaum  ausgedehnt  genug  denken  kann,  viele 
Jahrzehnte  hindurch  schablonenmassig  wiederholt  werden 
konnten  und  gewiss  sind  wiederholt  lYorden^  ohne  dass  da- 
dnrch  die  gelegentliche  Au&iahme  von  mittlerweile  aufgekom- 
menen  neuen  Schreibweisen  ausgeschlossen  ware.  Das  Haupt- 
gewicht  haben  wir  immer  darauf  zu  legen^  dass  der  erste  Ur- 
sprung  —  ich  st^e  nicht  dieser,  sondern  solcher  Verse 
naturgemasser  Weise  in  nicht  zu  grossem  Abstande  Ton  der- 
jenigen  Zeit  gedacht  werden  darf^  in  welcher  das  neue  metri- 
sche  Princip  zuerst  in  Eampf  gegen  das  alte  trat,  d.  h.  von 
der  Zeit  des  Ennius  selbst^  noch  im  sechst^n  Jahrhundert. 
Aber  freilich  konnte  sich  die  aus  solcher  Uebergangszeit  her- 
stammende  Mischform  in  einem  Kreise,  der  von  der  eigent- 
lichen  Litteratur  weit  ablag,  auch  dann  noch  fortsetzen,  als 
in  der  letztem  jener  Process  langst  zum  Austrag  gekommeu 
war  und  durch  ihn  sich  reiue  Bildungen  in  scharfer  Sonde- 
nmg  abgeklart  hatten. 

Mehr  weiss  ich  dber  die  Zeit  leider  nieht  zu  sageh;  ware 
es  weniger,  so  wiirde  es  mehr  sein.  Halteu  wir  uns,  um  die 
weitesten  Grenzen  offen  zu  lassen,  an  die  Gewissheit,  dass  ini 


426  EPIGRAPHISCHE   BRIEFE   V. 

sechsten  und  siebenten  Jahrhundert  d.  St.  eine  Art  von  Vulgar- 
metrik  existirte,  die  ihr  Analogon  erst  wieder  in  der  Barbarei 
spater  Kaiserzeiten  findet.  Denn  in  der  That  ist  es  dieselbe 
Vernachlassigung  der  consonantischen  Positionskraft^  dieselbe 
Verkiirzung  langer  und  Verlangerung  kurzer  Vocale,  wodurch 
»18  uns  zahlreiche  Hexameter  junger  Inschriften  ein  so  ab- 
schreckendes  Beispiel  wahrer  Kniittelverse  vor  Augen  st-elleiL 
Nur  dass  diese  Verwilderung  eines  absterbenden  Lebens,  die 
aus  Impotenz  hervorging,  ein  sehr  untergeordnetes  Interesse 
fiir  uns  hat  gegeniiber  dem  sehr  bestimmten  und  berechtigten 
Interesse,  das  die  Beobachtung  der  Mittelstufen  und  Ueber- 
giinge  in  der  erst  zur  Hohe  aufstrebenden  Entwickelungsperiode 
fiir  das  Verstiindniss  dieser  Entwickelung  selbst  gewahrt 

Noch  eine  beilaufige  oder  nachlaufige  Bemerkung  erlau- 
ben  Sie  mir,  ehe  ich  diesen  Brief  schliesse.  Ueber  dasWeseii 
des  Saturnischen  Verses  bin  ich,  wo  ich  von  ihm  zu  sprechcD 
hatte,  stillschweigend  von  denselben  Grundsatzen  ausgegangen. 
zu  denen  ich  mich  seit  lange  bekenne  und  die  auch  Ihnen, 
wie  ich  mit  Genugthuung  sehe,  die  massgebenden  sind.  Wa^ 
dagegen  vorgebracht  worden,  ist  mir  nicht  unbekannt  g^ 
blieben;  es  ist  mir  aber  lange  nichts  vorgekommen,  was  id 
(abgesehen  von  den  eingestreuten  Ungezogenheiten)  fiir  so 
tliorichtes  und  trotz  aller  grossen  Worte  nichtssagendes  Gered^' 
halten  miisste.  Ich  glaube  kaum^  dass  man  mir  nachsagen 
kann  nicht  zuganglich  zu  sein  fiir  neue  Belehrung,  komme 
sie  von  eigenen  beuiepai  qppovribec  oder  von  fremder  Seite: 
iiber  gegen  meine  Theorie  des  Satumischen  Verses  ist  mir 
aueh  noch  nicht  der  Schatten  eines  stichhaltigen  Einwande? 
aufgestossen.  Der  Grund  davon  wird  wohl  darin  liegen,  da^ 
sie  niclit  auf  einem  Einfall  unter  andem  Einfallen  mehr  be- 
riilit,  sondern  auf  demjenigen  Wege  gesucht  und  gefunden  isi 
der  die  Nothweudigkeit  von  den  blossen  Moglichkeiten  schei- 
den  lehrt.  Da  die  Epigraphik  dabei  eine  Hauptrolle  spieltj  sc 
sind  Sie  nicht  sicher,  nicht  auch  dariiber  noch  eine  Epistel  lu 
erhalten,  wenn  Musse  und  Lust  zur  Fortsetzung  dieser  ^offenen 
Sendschreiben'  lange  genug  vorhalten.  Zunachst  indess  sind  e> 
iioch  einige  andere  Materien,  die  zu  baldigster  Besprechunir 
aus  gleichem  Grunde  auffordem  wie  diessmal  die  Sortes. 


XV. 

In  leges  Viselliam  Antoniam  Gomeliam 
observationes  cpigraphicae.*) 

(Accedit  tabula  lithographa**)). 


Antiquitatis  monumenta  epigraphica  excmplis  imitari  ad  m 
ipsam  archctyporum  fidem  expressis  quam  non  nit  inutile  toI 
:<nperTacaneum,  novo  documento  tituhis  illc  esto  quo  mentio 
fit  legis  Viselliae.***)  Quem  tres  quod  sciam  docti  homi- 
nes  adhuc  tractarunt,  imus  Italus,  Francogallus  alter,  tertius 
nostras.  Ac  primum  in  lucem  a  se  protractum  Caietanus 
Marinins  in  Inscriptionibus  villae  Albanae  anno  1785  Komae 
editis  p.  3  talem  posuit: 


CVlt  VIAR 

ELEGEVLSELLIA  DECONL  •  SEN 
UN  •  CORNELI .  Q   MARCI  •  L  •  1I0«T1I 
C  •  ANTONI  •  C  •  FVNDANI  •  C  •  POPILI 
M  •  VALERI  •  C  •  ANTI  •  Q  •  CAECILI 
OPVS  •  CONSTAT  •  N  •  ^jfe®  ■  i  XXII 


*)  [Prooemium  Indicis  Bcholaram  hibemanim  Bonneiuiium  ainio- 
nim  CIOCCCLX  et  LXI;  in  cuinB  exemiilis  antiqnioribuii  paf^inae  XIII 
et  XIY  eo  diffemnt  a  recentioribus,  quod  desunt  testimonia  ez  loBepho 
petita  (p.  XIII)  et  aKa  nonnulla.  Inscriptum  ^ln  leges  Viselliam  Antoniam 
Corneliam  obseryationes  epigraphicae.  Inest  exemplum  lithographum  la- 
indis  Toloaani'  traditum  est  bibliopolae  Berolinenfii  I.Gnttentag.  C.W.J 
*)  [Tabola  XIV  repraesentata  imago  lapidia  Tolosani  olim  hui(; 
commentationi  adiecta  erat,  postea  iterata  P.  L.  M.  K.  tab.  LXXI A.  C. W. ) 
***)  [Vide  nunc  C.  L  L.  I  n.  593;  VI,  1  n.  1299;  P.  L.  M.  E.  Enarr. 
p.  62  aq.     C.  W.] 


428  IN   LEGES    VISELLIAM   ANTONIAM   CORNELIAM 

de  proventu  autem  liaec  adnotavit  quae  subiecimus:  'sono 
gia  sedici  anni  passati  che  io  mi  copiai  da  un  rozzo^  e  tronco 
peperino,  trovato  in  una  vigna  del  monte  Celio,  la  seguent^ 
inscrizione,  clie  poi  passo  in  potere  del  Sig.  Abate  de  Chaupy, 
grande  investigatore  delle  Antichita,  il  qual  se  1*  e  recata  in 
Francia/  Is  quo  pertulisset,  intellectum  est  e  ^Memoires  de 
la  societe  royale  des  antiquaires  de  France',  ubi  sic  de  eo- 
dem  lapide  Alexander  Dumege,  ignorans  is  Marinii  libnim, 
commentatiis  est  tomi  VIII  (proditi  anno  1829  Parisiis)  p. 
261:  *.  .  .  inscription  decouverte  a  Rome  au  pied  du  mont 
Coelius,  dans  la  partie  qui  etait  appelee  Clivus  Scanriy  et 
qui  regarde  le  Mont-Palatin,  EUe  est  gravee  sur  une  pierre 
blanche  qui  a  la  forme  d'un  parallelogramme:  on  y  voit 
sept  lignes  de  characteres  -romains.  Ce  monument  fut  port^? 
ii  Toulouse  par  Tabbe  Captnartin  de  Chaupy,  antiquaire  re- 
commandable  [auteur  de  Touvrage  intitule  Decotiverte  de  In 
IV  maison  de  campagnc  dHoracc,  3  vol.  in-8,  Ilome  1767 — 1760]. 
et  en  1771  il  cn  fit  don  a  TAcademie  des  sciences,  inscrip- 
tions  et  belles-lettres  de  cette  ville.'  In  interpretanda  au- 
tem  iuscriptione*)  quamquam  Dumegius  panim  profecit,  immo 
a  vero  saepius  aberravit  longissime,  tamen  bene  de  eadem 
merere  co  voluit  quod  exemplo  lithographo  expressam  in 
tabuUi  VI  illius  vohiminis  repraesentavit,  unde  typothetae 
forniis  iteratam  infra  posuimus: 


L    ^    V  o 

C  V  R   *   VIAR 
E  ^  LE(iE  ^  V18ELLIA  ^  DE  ^  CONL  ^  SEN 
(^N  ^  CORNELI  ^  (i  ^  MARCI  ^  P  *  IIOSTIL 
C  ^  ANTONI  *  G  ^  FVNDANI  •  C  •  POPIL 
M    VALERI  •  C     ANTI  «  Q    CAECILI 
OPVS  ^  CONSTAT    N  ^  N  •  A  CP  LXX II 


*)  Itcrat«im  csse  aut  excerptam  hanc  iDterpretationem  in  Feni>- 
aaci  'Bulletiu  des  sciencos  historiquea,  antiquit^s,  phLlologie'  aimi  ISol 
m.  lul.  p.  2S6  perspicitur  ex  Haenelii  in  Richteri  Schneiderique  AnnAl. 
crit.  iurispr.  Germ.  vol.  III  (a.  1839)  p.  467  narratione. 


OBSERVATIONES   EPIQRAPHICAE.  429 

« 

Hoc  exemplo  praeter  Marimanum  usus  Theodorus  Momm- 
senuS;   simul  autem  admonitionibus   quibusdam  viri  claris-- 
simi  Adriani  Longperier  adiutus,  titulum  Tolosanum  suae 
'de  lege  Yisellia'    disputationi   nuper   inseruit   quae    est   in 
Bekkeri  Mutherique  Annal.  iur.  Germ.  eomm.  yol.  II   (anni 

1858)  p.  335  sqq.:   ubi  et  L-VA litteras  in  ipso 

principio  yersus  primi  conlocayit  et  numerorum  notas  quae 
sant  in  fine  tales  exhibuit  XJr^^i^^H-  Quo  longe  gra- 
vius  est  quod,  cum  e  canUgarum  (nam  DE  •  CON Leyarum 
SEStetUia  yerissime  iam  Marinius  interpretabatur)  noyem  yel 
potius  decem  nominibus  in  lapide  scriptis  tria  esse  eadem 
obseryasset  atque  in  mutilo  prooemio  legis  de  Thermensibus 
Pisidis  maioribus  latae  seryata:  quae  sunt  C- ANTONIVS- 
M  F,  CN .  CORNE«us  ..f,  C  •  FVNDANIVS  •  C  •  F:  hinc  in 
Tolosano  quoque  lapide  conlegium  eorundem  decem  tribuno- 
rom  pl.  haberi  intellexit  summa  cum  probabilitate.  Vnde 
eodem,  quo  legem  illam  anno  latam  constat^  h.  e.  682  yel 
683  factum  esse  titulum  Tolosanum  consequitur:  in  quam 
qnidem  aetatem  infra  apparebit  ipsam  litteraturae  speciem 
conyenire  ut  quod  maxime. 

Reliqua  Mommseni  disputatio  in  duabus  quaestionibus 
versatur:  quarum  altera  ad  curam  vianim  spectat  cum  tribu- 
nicio  munere,  si  fides  tali  titulo^  aliquo  yinculo  sociatam: 
altera  in  eo  elaborat  ut  unam  eandemque  fuisse  memoratam 
in  hoc  titalo  legem  Viselliam  atque  illam  Viselliam  probetur 
qoae  ad  libertinorum  ingenuorumque  condicionem  pertinens 
anno  u.  c.  777  yulgo  tribuitur.  Commonuerat  huius  *de  liber- 
tinis'  legis  Viselliae  iam  Marinius,  nullo  tamen  ia  indicio 
facto  utrum  ad  Imp.  Tiberii  aetatem  Tolosanum  titulum  re-  v 
ferret  an  ad  libcrae  rei  publicae  tempora  legem  de  libertinis. 
Hoc  autem  ipsum  amplexus  Mommsenus  ne  posse  quidem 
ab  anni  777  consule  Visellio  (quem  auctorem  opinio  trala- 
ticia  ferebat)  latam  appellatamque  legem  esse  eyicit  eamque 
sententiam  etiam  Rudorffio  probayit  Hist.  iuris  Rom.  II  p.  389 
(editionis  primae).  Sed  yel  sic  tamen  cum  sit  liberum  de 
doabas  legibus  Viselliis  cogitare  imperatorum  aetate  anti- 
quioribuS;  contra  ille  longius  progressus  propter  rariorem 
^um  ViseUitis  nominis  subsistendum  in  una  sola  statuit  ante 


430  IN    LEGES   VISELLIAM   ANTONIAM    COBNELIAM 

annum  683  lata:  quae  si  ad  disciplinain  publicam  urbis  uni- 
versam  spectaverit  (^eine  allgemeine  hauptstadtische  Polizei- 
ordnung'),  non  aegre  intellegi  qui  et  de  libertinis  'ingenuu- 
rum  honores  et  dignitates  attemptantibus'  et  de  cura  viaruia 
praescribi  eadem  lege  potuerit.  Id  quantum  probabilitati? 
vel  habeat  vel  non  habeat,  viderint  penes  quos  est  in  ta!: 
caussa  iudicium,  iureconsulti:  nobis  fatemur  ita  comparatuiL 
videri  ut,  quamquam  fieri  non  potuisse  demonstrari  nequeut, 
tamen  simplicitatis  commendationem  vix  habeat. 

Verum  de  hoc  quocumque  modo  existimabitur,  salt<^ii: 
vmrvm  curatorem  in  lapide  Tolosano  omnino  nullum  um- 
quam  fuisse  satis  nos  demonstraturos  confidimus.  Quamvis 
enim  de  ea  lectione,  quae  est  CVR-VIAR,  inter  Marinium 
et  Dumegium  conveniat,  tamen  longe  aliud  ectypa  duo  char- 
tacea  ipsius  lapidis  docuerunt,  quae  intercedeute  eruditissima 
amica  Parisina  Hortensia  Cornu  rogatus  a  Leone  Ke- 
uiero  academiae  Tolosanae  professor  Barry  pari  diligentia»' 
peritia  a  se  parata  misit,  eoque  et  officiosius  et  prope  dixe- 
rim  ambitiosius  par^ta,  quod  hunc  lapidem  nisi  falliniu 
unum  solum  hodie  Francogallia  servat  saeculo  u.  c.  octaTO 
antiquiorem.  Vnde  quod  exprimendum  curavimus  in  adiectt 
huic  commentariolo  tabula  exemplum  lithographum,  planiv 
sime  ostendit  duas  de  lapide  particulas,  quae  circa  annuiu 
1829  superstites  fuere,  nunc  avulsas  esse:  alterain  ver^u* 
secundi,  alteram  versuum  trium  vel  potius  quattuor  ultinii- 
rum  mediam:  contra  in  illa  aliquid  exstare  a  Dumegio  nva 
minus  neglectum  quam  a  Marinio.  Quae  enim  littera  excipit 
CVil-  litteras,  eam  certo  apparet  nuUo  modo  V  esse,  sdi 
aut  M,  aut  quod  omnes  numeros  probabilitatis  habet,  A. 
quaudo  nec  tam  divaricati  esse  M  litterae  pedes  solent  •*• 
transversae  trabeculae  adeo  umbra  quaedam  superesse  viJ»*- 
tur.  Quodsi  ab  A  ineipientia  vocabula  circumspexeris,  vis 
puto  aliud  quod  huc  quadret  praeter  AQVAR  reperies:  cui-* 
vocis  littera  altera  Q  si  iam  Marinii  aetate  e  firacto  ibi  L» 
pide  extrita  erat,  fieri  facillime  potuit  ut  ille  ipsa  A  inov 
riose  praetermissa  proximas  VAR  litteras,  quae  quidem  in 
tellogi  non  possent,  calidius  VIAR  interpretaretur.  Nec  eniii 
sino    aliqua  incuria   examiuatum    transcriptumque   a  ilanui 


OB8ERVATIONES   EPI6RAPHICAE.  431 

-lapidem  esse  cum  primus  versus  argumento  est  quem  prorsus 
omisit,  tum  exitus  quarti  ubi  HOSTII  edidit,  quod  saltem 
esse  HOSTI  debuit,  fuit  haud  dubie  HOSTILa).  Singulare 
sane  et  insolens  yideri  potest  in  eundem  legendi  errorem 
communi  casu  Marinium  atque  Dumegium  incidissc:  nuUam 
enim  hunc  illius  notitiam  habuisse  ipsius  silentio  credendum  vi 
erit,  quamyis  mirari  liceat  versu  paenultimo  lacerum  M  •  VA- 
LERI  nomen  tam  recte  eum  sine  Marinii  exemplo  expedire 
potuisse.  Verum  tamen  nec  in  aliis  non  erravit  Dumegius 
et  fortafise  utrumque  una  caussa  fefellit.  Quippe  graviter  ille 
peccavit  P.ROSTIL  substituto  pro  L  •  HOSTIL:  levius,  sed 
peccavit  tamen  in  6FVNDANI,  quem  miro  commento  Ga- 
lerium  Fundanium  interpretatur:  prorsus  praeter  verum  C 
Ktteram,  cuius  inferiorem  partem  in  versu  primo  superesse 
acate  pervidit,  in  fine  conlocavit,  quae  duarum  tantum  lit- 
teraram  intervallo  ab  ipso  principio  LV  distat.  Vbi  quod 
LVA  Mommsenus  suscepit  auctore  Longperiero,  inspecta 
tabula  nostra  nunc  intellegitur  quidem  qui  illud  videri  potu- 
^t  ibi  exstare,  sed  etiam  certius  intellegitur  nec  A  scrip- 
tnm  fuisse  post  V,  nec  quod  facile  quispiam  amplectatur, 
X:  neutra  enim  littera  tam  angusto  spatio  accedere  ad  V 
potuit,  utriusque  praeterea  pars  sinistra  nimia  obliquitate 
^t  Hanc  igitur  ipsam  partem  sinistram  >  dubitare  noli 
e  iraetura  potius  lapidis  repetere  quam  e  quadratarii  consilio. 
Qoae  restant  etsi  aat  commode  dixeris  e  L  *  V V  relicta  esse, 
tamen  quoniam  VV  litterarum  societatem  aetas  illa  aversa- 
tor,  in  fissurarum  lacerarumque  litterarum  strue  ista,  quam 
onmi  fide  ac  religione  lithographus  imitatus  est,  haud  scio 
an  tale  potius  nomen  lateat  qualia  futura  sint  L  •  YOlGeius 
(vel  L  •  WOlCaiius)  .  .  f.  tr,  pl.  ( juodsi  quis  forte  e  quattuor 
quae  nunc  apparent  lineis  illis  VX  duas  casui  et  iniuriae 
temporum  tribuat^  et  primam  et  tertiam,  ita  quamquam  sat 
probabilis  figura  supersit  dimidiatae  M,  quae  pertinere  velut 
ad  MuCius  nomen  potuerit:  tamen  tali  coniecturae  inter- 
punctio  obstat,  quae  inter  L  et  V  suum  locum  medium  recte 
8«rvat,  a  M  littera  nimio  intervallo  distat.  Sed  ipsum  nomen 
qualecumque  fuit,  similis  profecto  ipsius  lapidis  labes  quae- 
^am,  I  litterae  fallacem  speciem  referens,  etiam  versu  altero 


432  IN   LEGES   VISELLIAM   ANTONIAM   CORNELIAM 

intercedere  inter  AqV  et  AR  potuit:  cuius  rei  plane  ge- 
mellum  exemplum  miliarium  illud  Popilianum  offert  a 
Mommseno  editum  Inscr.  regni  Neapolitani  6276  [C.  I.  L.  I 
n.  551],  exemplo  lithographo  a  nobis  expressum  in  ^Monu- 
mentis  epigraphicis  tribus'  anno  1852  vulgatis,  iterum  re- 
praesentatum  in  Triscae  latinitatis  monumentis  epigrapbicK 
tabula  LI  B,  Ibi  enim  etsi  versu  9  EIDEM  •  PRAETORj 
uterque  edidimus,  tamen  denuo  scrupulose  examinato  ectypo 
chartaceo  inter  E  et  T  litteras,  paullo  maiore  praeter  soli- 
tum  intervallo  disiunctas,  visum  est  simulacrum  I  littewf 
apparere,  non  id  tam  certum  et  apertum  ut  dubitationem  n« 
admittat,  sed  idem  ne  tam  nihili  quidem  ut,  si  PRAEITOi 
(h.  e.  prae-itor)  edidissemus,  aliquam  culpam  mereremus.* 
In  lapidem  igitur  Tolosanum  num  quae  forte  similis  ambi 
guitas  ceciderit,  valde  dolendum  est  quod  nunc  sciri  nequit 
sed  etiam  valdius  optandum,  ut  novis  curis  quam  acerria 
pervestigentur  copiae  lapidariae  academiae  Tolosanae,  si  q» 
forte  in  latibulo  avulsa  lapidis  fragmenta  serveni  Quae  i 
quando  prodierint,  etiam  de  numerorum  notis  meliora  pufc 
docebunt  quam  quae  sibi  visus  est  Dumegius  conspicert 
Quae  cum  nihili  sint  per  se,  adversarium  autem  habeai 
viiMarinii  testimonium,  a  quo  et  ®  et  1  sat  recte  expre» 
sunt  item  vitiosa  apud  Dumegium,  dubitare  noli  quin  Mari 
nius  etiam  ^  vere  legerit,  quae  nota  ab  usitatiore  ^  fig-JJ 
(quae  ipsa  non  defuit  Marinio  in  ea  quae  praecedit  inscrip 
tione  repraesentanda)  paullulum  differt.  Vt  de  ^ummnw  iH 
(non  XXII)  milihns  LXXII,  quibus  opus  constiterit,  niilla 
nobis  relicta  dubitatio  sit.  Vnde  non  sane  magnum  optii 
fuisse,  quod  curator  aquarum  e  lege  Visellia  ille  faciend-ai 
curavit,  aliorum  in  hoc  geuere  exemplorum  comparatio  facSr 
persuadet  |  cf.  p.  445J. 

Quodsi  de  curatore  aquarum,  qui  liberae  temporiba> 
rei  publicae  fuerit,  nihil  aliunde  constare  obieceris:  at  n*: 
plus  de  illius  aetatis  curatore   viarum  constat,  cuius  iMJ 

*)  [Couferas  quae  dc  hac  forma  exposuit  Ritschelias  in  P.  ^ 
M.  K.  Enarr.  p.  40  ct  105,  et  Musei  lihen.  t.  XXII  p.  613  ,=*  '♦i^- 
III  p.  720).     C.  W.J 


OBSERVATIONES  EPIGRAPHICAE.  433 

unuffl  solmn  monumentum  memoriam  servayit,  pons  Fabri- 
tm  ille  insulae  Tiberinae  in  cuius  arcubus  quater  redit 
L  FABRICIVS  •  C  .  F  .  CVR  •  VIAR  ([C.  I.  L.  I  n.  600;] 
P.  L  M.  E.  tab.  LXXXVII  ACD  F).  Nec  profecto  cum 
tribuQicia  potestate  difficilius  aquarum  quam  viarum  curam 
^ociabis,  quando  non  minus  nobis  nova  haec  quam  illa 
est  in  tribonorum  muneribus.  De  aquis  autem  ut  cogite- 
ms,  gravius  etiam  locus  reperti  lapidis  suadet.  Quippe 
repertum  accepimus  in  monte  Caelio,  hoc  est  in  ea  i;egione 
vbis  quam  constat  una  cum  contiguo  Aventino  aquarum 
ifficultate  ut  plurimum  laborasse.  Nec  id  mirum,  cum  uber- 
niiii  illi  planeque  admirandi  aquarum  ductus  Romani  ipsi 
Caelio  nulli  fere  ante  Augusti  tempora  usui  fuerint  Nam  Ap- 
piae  quidem  rivum  non  nisi  sub  Caelio  monte  et  Aventino 
^etum  FrontinuB  prodidit  in  praestautissimis  de  aquis  u.  R. 
iibris  cap.  22  p.  13,  3  editionis  Buecheleriae:  Anio  vetus  eun- 
dem  montem  ne  attigit  quidem:  per  Caelium  autem  ductus 
lirus  Marciae  ^ipsius  montis  usibus  nihil  ut  inferior  summi- 
fiii^rabat'  teste  eodem  Frontino  19  p.  12,  13:  huius  ut  simi- 
iis  atque  Appiae  ratio  fuerit.  Augusto  demum  imperante 
Rtus  quidam  aquae  luliae  illuc  ductus  est:  quo  Claudiae 
topiae  largiores  accessere  Neronis  beneficio  (Front.  76  p.  29, 
Hj.  Ex  his  unam  Claudiam  superstitem  novit  Frontinus  87 
p.  33,  16:  'quo  fiebat  ut,  quotiens  refectio  aliqua  intervenis- 
»t,  celeberrimi  colles  (Caelius  et  Aventinus)  sitirent.'  Haec 
igitur  cum  ita  se  habeant,  satis  esse  caussae  inventum  puta- 
&as  cur  illis  ipsis  locis  opus  aquarium  imprimis  convenire 
dicamus,  sive  de  rivulo  cogitaveris  sive  de  castello  lacuve 
▼el  arcu  sive  de  puteo  vel  consimili  opere,  eoque  aut  recens 
facto  aut  refecto  tantum.  Quodnam  opus  fuerit,  scriptum 
hit  nisi  fallimur  in  capite  lapidis  iam  Marinii  aetate  avulso : 
Don  uaitato  sane  ordine,  qui  initium  fieri  a  nomine  magistra- 
fau  iubebat,  sed  tamen  non  destituto  exemplis. 

In  muneribus  ordinariis  curam  aquarum  non  ante  Au- 
^i  tempora  fuisse  satis  e  Frontini  commentariis  intellegi- 
^^:  quo  teste  c.  98  p.  37,  16  ^primus  M.  Agrippa  post  aedi- 
litatem,  quam  gessit  consularis,  operum  suorum  et  mune- 
^  velut  perpetuus  curator  fuit',  et  re  et  nomine  curatorem 

FL  RITSCHBLII    OPVSCVLA    IV.  28 


434 


IN   LEGES    VISELLIAM   ANT0NIAM   COSKELIAM 


Augustus  primum  Messallam  Corvinum  fecit  (c.  99  p. 
quem  qui  in  eo  officio  exceperint  ad  semet  ipsi 
Frontinus  cap.  102  p.  39  accurate  persecutus  est. 
VIII  civitatis  temporibus  idem  cap.  96  p.  36,  28  scribit{ 
operum  probandorum  curam  fuisse  penes  censores 
et  aediles,  interdum  etiam  quaestoribus  eam  provint 
venisse'.  Quod  etsi  vere  dixit,  tamen  omnia  mii 
plecti  ne  voluit  quidem:  nam  praeter  solitum  e\ 
magist/atus  adscisci  potuisse  vis  exemplorum  evi 
maxima  quidem  in  lioc  genere  opera  vel  ceteris  mai< 
nescit  a  censoribus  facta  esse.  A  quibus  et  Appia 
anno  442  (Front.  5  p.  3,  11)  et  Tepula  a.  629  (Prod 
21),  et  vero  Anionis  quoque  veteris  aqua  duci  coepl 
sed  eadem  post  biennium,  qui  annus  censores  non; 
consummata  a  duumviris  aquae  perducendae  ex  s< 
sulto  creatis  (Front.  6  p.  4,  19).  Item  anno  610, 
sores  non  fuere,  Marciae  ducendae  negotium  Q.  Mai 
praetori  urbano  (Frout.  7  p.  5,  13).  Ergo  capite  96] 
nus,  ut  et  praetores  et  duoviros  illos,  ita  profecto 
etiara  tribunos  plebi  potuit,  his  si  lege  Visellia  nec 
cura  aquarum  iniuneta  erat  nec  ad  nova  vel  certe 
opera  speetans,  scd  aut  in  minoribus  subsistens  ai 
tandis  vel  reficieiidis  tantum  sese  continens.  Qu^ 
talem  curam  vel  ab  aedilitate  vel  a  quaestura  seii 
quaosieris,  praesertim  in  tanta  quae  tum  praesto  ei 
storum  multitudine:  fateudum  est  id  iuxta  cum 
iipsciri  scitu  vel  nou  indignis  vel  dignissimis. 


AMl 


Eiusdem  tribunatus    communione    cum    lapide  T^ 
coniunctam  legem  de  Thermensibus  Pisidis  mai( 
cum  Komae  in  domo  Capranica  Martinus  Smetius 
haec  verba  adposuit  quae  habes  in  fol.  XVI  r.  Inscri] 
antiquarum  ab  lusto  Lipsio  a.  1588  editarum:  ^alterai 
lam,  aut  fortassis  etiam  plures  huic  olim  fuisse 
facile  adparet/     Contra  sensit  nuper  Carolus  Goettliuj 
eo    libro    quem    ^Funfzehn    romische   Urkunden' 


ECE 


Ad  Bitschelii  Opusc.  lY  pag.  435. 


CORNE 

S-PLEBEM 


AMEiSERVNT- MACISTRATVSPRl^ 


OTRIBV 

E^E  VI ATOR  LECTVS  ERIT  S I REMPSQVE  El  S 


OBSERVATIONES   EPI6RAPHICAE.  435 

Halia  Saxonum  anno  1845  vulgayit:  ubi  e  pluribus  quam 
doabns  tabulis  integram  legem  constitisse  negavit  p.  17  hoc 
argumento  usus,  quod  plures  non  admitterent  necessaria  sup- 
plementa  exordii  tribus  yersibus  primis  comprehensi.  Quod 
ot  quale  esset  rectius  existimaretur^  hoc  ipsum  exordium  in 
adiecta  tabula  sub  A  tale  repraesentayimus  quale  reyera  est 
in  aere  nunc  Neapolitano  musei  Borbonici:  haudquaquam 
enim  in  disponendis  litteris  litterarumque  spatiis,  unde  in  hac 
caussa  iudicium  omne  pendet,  fidem  archetypi  yel  Aldus  Ma- 
nutius  Orthogr.  rat.  p.  407  sqq.  yel  Smetius  yel  hos  secuti 
Carolus  Sigonius  de  ant.  iure  proy.  I;  10  Fulyiusque  VrsinuB 
Not.  ad  leg.  et  S.  C.  tab.  XV  cum  editoribus  pedisequis  (ut 
Grutero  p.  500  sq.)  yel  testis  oculatus  Goettlingius  seryaye- 
runt.  Apparet  ex  eo  exemplo  yersum  primum  atque  alterum 
per  tot  quot  fuerunt  tabulas  aequabiliter  scriptos  pertinuisse 
ab  ipso  initio  ad  earum  finem.  Habet  autem  alter  yersus 
litteras  septem  yel  octo  et  yiginti:  hoc  numero  ut  aut  dupli-  ix 
cato  aut  triplicato  aut  quadruplicato  opus  sit  ad  tabularum 
aut  duarum  aut  trium  aut  quattuor  mensuram  complendam: 
quando  non  aequales  inter  se,  sed  yaria  latitudine  fuisse 
nemo  erit  qui  sibi  persuadeat.  lam  yero  quae  media  fuerint 
inter  alterius  yersus  yocem  extremam  PLEBEM  et  initio 
tertii  posita  PREIMVS  •  SCIVIT  yerba  quibus  praescriptio 
legis  terminabatur;  certissimo  indicio  constans  in  hoc  genere 
usus  est  et  legitima  consuetudo.  Fac  unum  fuisse  qui  roga- 
ret  legem  C.  Fundanium:  ita  dubitari  non  patitur  propria 
plebiscitorum  formula^  quin  insecuta  haec  sint:  C  •  FVNDA- 
NIVS  .  C  •  P  .  TR .  PL  .  DE  •  S  .  S  .  PLEBEM  .  loure  rogamt 
jilebesque  ioure  sciuit  tribus  ♦  *  principium  fuit  pro  tribfi 
*  *  ♦  *  PREIMVS .  SCIVIT.  Exemplo  sunto  vel  Serffia  tri- 
bus  et  qui  pro  ea  primus  sciyerit  aliquis  Q.  Fabius  Q,  f,,  yel 
si  paullo  longiora  nomina  quaeres^  cum  Comelia  sociatus 
velut  Sex,  Quinctilius  Sex.  f:  litteras  nunc  deperditas  yel 
LXXIV  habebis  yel  LXXXV.  Inter  quos  numeros  quoniam 
ferme  medius  est  ipse  octogenarius,  ter  autem  yiginti  septem 
summam  aequant  unius  et  octoginta,  consequens  est  ut  in- 
tegrae  legis  non  pauciores  fuerint  quam  quattuor  tabulae. 
Neye  quis  de  notis  cogitet  quaru.     usu  quaedam  yocabula 


436  IN   LEGES    VISELLIAM   ANTONIAM    CORNELIAM 

breviari  potuerint:  reputandum  est  nec  talia  inesse  quae  ve! 
in»  hac  lege  vel  in  monumentis  similibus  notas  facile  reci- 
piant  (praeter  illa  quidem  TR  •  PL  •  et  DE  •  S  •  S,  quae  sunt 
diversissima),  ac  ne  sic  quidem  uUo  artificio  effici  ut  ad  triuni 
tabularum  angustias  totius  ambitum  plebisciti  revoces,  seJ, 
cum  plurimum,  ad  trium  et  dimidiae,  qui  ipse  numerus  ex- 
pers  est  rationis.  Quodsi  habitorum  comitiorum  locam  atque 
diem  potuisse  adici  ratiocinere,  quid  inde  consectarium?  Aat 
ipsum  quaternarium  numerum  tabularum  complebis^  sed  non 
nisi  certis  admissis  litteris  singularibus,  aut  augebis  ad  qni- 
narium,  aut  rursus  ad  dimidiatam  tabulam  relabere  quattuor 
integris  additam:  de  tribus,  quas  periisse  necesse  sit,  mhil 
detraxeris. 

Litteris  autem  versus  alterius  septem  vel  octo  et  Tiginti 
illis  cum  in  primo  versu  grandiusculae  duodeviginti  respon- 
deant,  has  necesse  est  salva  proportione  circiter  quinquaginia 
quattuor  excepisse  in  tribus  tabuHs  deperditis.  Ea  igitur 
mensura  ubi  commeiidatum  a  Goettlingio  supplementum  me 
tiare  quod  est  tale:  C  •  ANTONIVS  •  M  •  F  •  C  •  N  •  CORNE//" 
cos.  ad  senatmn  retnlit^  continuo  quam  haec  non  sufficiant 
perspicies.  Itaque  Goettlingio  ut  parumper  succurramus,  for- 
sitan  ille  ad  consulis  in  senatu  relationem  loci  et  tempori^ 
mentionem  adsciscat  e  talibus  exemplis  qualia  in  senati  con- 
sultis  de  Bacchanalibus  deque  Tiburtibus  exstant.  Et  de 
senati  quidem  sententia  hanc  in  qua  versamur  legem  roira- 
tam  esse  ipso  sane  versu  altero  docemur:  ubi  satis  inept<' 
olim  tribunos  designatos  interpretabantur  DE  S  S  littera». 
Talibus  autem  legibus  num  praeter  rogatorum  nomina,  a  qui- 
bus  ipsae  appellari  solitae,  etiam  eorum  nomina  praescripta 
sint,  qui  de  ea  de  qua  agitur  re  senatum  consuluerant  huius- 
que  auctoritate  agere  cum  tribunis  pl.  iussi  erant,  quoniain 
X  in  neutram  partem  exempla  ulla  praesto  sunt,  non  minus 
ignoratur  quam  num  tum  quoque,  ut  in  veris  liberisque  se- 
nati  consultis  quae  ad  populum  omnino  non  ferrentur,  habiti 
senatus  tempus  locusque  adscripta  sint:  quod  qui  sibi  p<?r- 
suaserit,  non  poterit  saltem  quin  multo  maiore  iure  atque 
adeo  necessitate  comitiorum  tempus  locumque  requirat  ^^ 
rum  in  illa  tamen  ignoratione  ut  largiamur  factum  esse  qj^^^ 


0BSERVAT10NE8    EPlGRAPlllCAE.  437 

non  modo  argumento  firmari,  sed  ne  ratione  quidem  vel 
iuberi  vel  commendari  intellegamus:  largiamur  SuUanis  potis- 
simam  temporibus  factum,  quibus  fracta  tribunicia  potestato 
senatoria  auctoritas  reviruerat:  at  duo  sunt  quae  non  igno- 
remuSy  Goettlingianae  coniecturae  adversaria  ut  quod  maxime. 
Primnm  enim  additae  tribus^  cui  vel  legem  rogans  veUcon- 
sulens  senatum  magistratus  adscriptus  fuerit,  exemplum  om* 
nino  nuUum  exstat:  si  modo  Comelia  C.  Antonium  fuisse 
credamuSy  quod  ipsum  in  sola  coniectura  positum.  Alterum 
est;  quod  post  legem  Pompeiam  anni  684,  qua  liberum  ius 
legum  ferendarum  tribunis  restitutum  est,  conseutaneum  est 
profecto  ho^  non  de  senati  scntentia  rogasse  eas  leges  dici 
quas  sua  potius.potestate  rogabant,  etiamsi  rogandi  auctor 
senatus  fuisset:  C.  autem  Antonium  'M.  f.  C.  n.'  Goettlingius 
interpretatur  M.  TuUi  Ciceronis  in  consulatu  a.  691  conlegam. 
Quo  vel  illud  accedit  quod  in  hanc  aetatem  ipsa  et  sermonis 
et  litteraturae  species  aliquanto  minus  quam  in  aunum  682 
vel  683  convenit^  cui  tempori  post  Henr.  Ed.  Dirksenum 
in  Tersuche  zur  Eritik  und  Ausleguug  der  Quelleu  des  Rumi- 
schen  Rechts'  (libro  Lipsiae  a.  1823  edito)  p.  158  verissime 
hanc  legem  Mommsenus  tribuit  in  Bergkii  Caesarisque 
Diariis  antiq.  stud.  a.  1846  p.  106:  quando  illis  quidem  tem- 
poribus  citiores  lingua  quam  pro  paucitate  annorum  muta- 
tiones  subire  solita  est.  * 

Reiectd  igitur  Goettlingii  supplemento  reliquum  est  ut 
ad  complenda  spatia  mutili  exordii  viam  iam  a  Sigonio  mon- 
stratam,  non  confectam^  recolamus  sociatosque  C.  Antonium 
Cn.  Comelium  C.  Fundanium  cum  quibusdam  aliis  communi 
consilio  rogasse  legem  de  Thermensibus  statuamus.  Quodsi 
tabulae  primae  primus  versus  unum  nomen  et  dimidium 
capit,  summa  efficitur  sex  nominum  per  quattuor  tabulas 
scriptorum:  quibus  iuncto  Fundanio  septem  tribuni  pl.  pro- 
deunt  rogatores  legis.  Quorum  tribunorum  plena  nomina  de- 
cem  apparet  ne  quinque  quidem  tabulas  capturas  fuisse^  sed 
sex  demum.  Novam  fore  quibusdam  rogatorum  tantam  mul- 
titudinem  suspicamur:  e  quibus  tamen  quaerimus^  quo  tan- 
dem  fundamento  tralaticia  opinio  nitatur,  qua  aut  unus  ple- 
rumque  aut  duo  tantum  rogatores^   vel   ut   rectius  dicamus 


438  IN   LEGES   VISELLUM   ANTONIAM   COBNELIAM 

laiores   legis   cuiusque  tribuniciae  fuisse  creduntur?    Nequa- 
quam    nos    fugit    contrariam  rationem  non  satis  probari  eo 
quod  promulgatarum  quidem   a  pluribus  legum  minime  rara 
mentio  est:  velut  a  novem  tribunis  promulgatae  apud  LiTium 
IV,  1,  2,  ab  octo  apud  Ciceronem  epist.  ad  fam.  I,  9, 16  conl. 
orat.^in  Pisonem   15,35,   pro   Sestio  33,72:   quae  exempk 
commode    Marquardtus    composuit  Enchiridii   antiq.  Rom.  a 
Beckero  incohati  t.  II  part.  3  p.  60.   Nam  rectissime  ab  eodem 
XI  adnotatum  est  p.  124  plerumque  de  compacto  convenisse  int^r 
promulgatores,  a  quo  rogaretur  plebes  praesidereturque  comi- 
tiis  et  nomen  legi  inderetur,  si  modo  dissentiendi  interceden- 
dive  caussa  nulla  inventa  esset.    Cuius  rei  planissimum  testi- 
monium  apud  Ciceronem  exstat  de  lege  agraria  11,  2,  22  de 
P.  Servilio  P.  f.  RuUo   haec  dicentem:   ^et  videlicet  conlega^ 
suos  adscriptores  legis  agrariae  non  repudiabit,  a  quibus  ei 
locus  primus  in  indice*)  et  in  praescriptione  legis  concessus 
est.'     Hos  vero  ^adscriptores'  quos  alios  nisi  eos  interpreta- 
bere  qui  praeter  ilhim,  cui  primus  locus  concessus,  adscr^)ti^ 
nominibus  suis  plebem  de  ferenda  lege  rogaverint?    Brevius 


*)  Hic  quaerat  quispiam  quomodo  pritnus  in  indice  loctis  cod- 
ccdi  potuerit,  quando  couseutaneum  est,  ut  exemplis  utamur,  legenj 
Calpurniam  vel  Appuleiam  non  alio  nisi  tali  indice  faisse:  L-CAL- 
PVHXIA  .  DE  .  REPETVNDIS  et  L  •  APPVLEIA  •  DE  •  MAIESTATi: 
MINVTA.  Vnde  non  miror  si  quis  neglegentius  locntnm  Ciceronen 
nihil  nisi  hoc  voluisse  arguat:  a  quibas  ei  locus  primus  eo  concfs.^ 
cst  ut  ct  in  imUce  ct  primits  in  j)raescriptione  poiierettir.  Venim  longe 
tameu  aliter  de  hoc  genere  Btatuendum  videtur.  Cogitavit  enim  Cicero 
haud  dubie  de  talibus  quales  fuere  CORNELIA  •  FVLVIA  vel  CAECI- 
LIADIDIA  vel  GELLIA  •  CORNELIA:  ne  ex  imperatorum  aetate  L 
MAMILIAM  .  ROSCIAM  .  PEDVCAEAM  •  ALLIENAM  .  FABIAM  hoc  juI 
aciscamus.  Tales  cnim  leges  adscriptis  in  indice  rogatorum  nominibu-* 
carere  omnino  non  potueruut:  nnde  enim  binomines  esse  intellegero- 
turV  Contra  a  singuliH  appellatac  leges  adscripto  nomine  opus  noa 
habuere,  quippe  quod  ex  eo,  a  quo  lex  ordiretur,  nomine  eatds  pei>ju- 
ceretur.  Hinc  igitur  esse  putamue,  quod  in  eis  qui  8oli  hodie  sujkv- 
»tites  eunt  legum  Corneliae  et  Antoniae  indicibus  nihil  praeter  ha'*f 
praescriptum  est:  DE-XX.Q  et  DE  .  TERMESI  •  PISID  •  MAI.  Vni» 
rursus  hoe  perBpicitur,  de  Thermensibus  legem  illam  non  essc,  de  qc^ 
facile  quispiara  cogitet,  Autoniam  Corneliam  dictam,  sed  Antoniiim 
simpliciter. 


0B8ERVAT10NES   EPIORAPHICAE.  439 

et  Biniplicius^  sed  non  minus  aperte  Livius  XXV,  4,  9  *tri- 
buni'  inquit  ^plebem  rogaverunt  plebesque  ita  scivit',  item 
XXVII,  5,  17  Hribuni  plebis  rogarunt  plebesque  scivit':  qui- 
bus  exemplis  iam  Brissonius  usus  de  formulis  II,  18.  Ac 
fortasse  non  inepte  quispiam  illud  ipsum  dedita  opera  insti- 
taisse  SuUam  dict^torem  coniciat,  ut,  cum  att^nuare  tribu- 
niciam  potestatem  vellet,  non  pauculos,  sed  maiorem  pariem 
tribunorum  rogare  leges  iuberet:  quod  tamen,  ut  in  sola 
coniectura  positum,  facile  feremus  si  quis  credere  recusaverit. 
Non  pauciores  quam  quattuor  tabulas  fuisse  legis  An- 
toniae  (quo  nomine  dicendam  esse  rectissime  6.  F.  Puchta 
monebat  Instit.  I  p.  262  ed.  tert.)  demonstravimus:  licet  au- 
tem  progredi  ultra  illamque  suspicari  fortasse  per  quinque 
adeo  tabulas  continuatam  esse.  Cuius  suspitionis  unam  ratio- 
nem  hanc  habemus,  quod  loci  ac  temporis  adscriptionem  in 
legibus  actisve  publicis  populi  Romani  umquam  omissam  esse 
vix  videmur  concedere  posse.  De  legibus  non  ignoramus 
contra  statui  plerumque:  verum  ut  tamen  nec  documenta  nec 
argumenta  prolata  sint.  Nihil  enim  magis  mirum,  vel  ut  et 
verius  et  severius  dicamus,  nihil  perversius  vidimus  quamxn 
Klenzii  in  supplendo  principio  Serviliae  suae  elaborantis  hanc 
disputationem  quam  infra  posuimus:  ^plura  etiam  de  loco  et 
tempore,  quae  addunt  lex  Quinctia  et  Valerius  Probus,  hic 
cam  Sigonio  praetermittenda  censui,  quippe  quae  in  vetustio- 
ribus  legum  exemplis,  velut  in  plebiscito  de  Thermensium 
immunitate  et  in  aversa  nostrae  tabulae  parte,  in  lege  Tho- 
ria,  non  addantur.'  Quasi  vero  quicquam  vel  addi  vel  non 
addi  in  eis  partibus,  quae  nullae  superstites  sunt,  dici  possit 
Quamquam  cum  in  hoc  tum  in  unius  tantum  rogatoris  no- 
mine  ponendo  Klenzii  exemplum  etiam  Rudorffius  imitatus 
est  in  ^Thoriae'  supplementis  suis  p.  142.  Est  autem  totius 
caussae  haec  potius  ratio  et  condicio,  ut  unum  solum,  quod 
ad  nos  proditum  sit  omnino,  pleni  exordii  exemplum  locum 
tempusque  addita  habeat,  non  omittat:  quod  est  exordium 
legis  Quinctiae,  his  verbis  conceptum  apud  Frontinum  de 
aquis  c.  20  p.  49,  9:  *T.  Quinctius  Crispinus  consul  [de  sen, 
sent.]  populum  iure  rogauit  populusque  iure  sciuit  in  foro 
pro  rostris  aedis  diui  luli  pr.  [k,]  lulias.    tribus  Sergia  prin- 


440  IN   LEGES   VISELLIAM   ANTONIAM   CORNELIAM 

cipiura  fuit.     pro    tribu    Sex.  [ViselUus]  L.  f.  Varro  [prwm 
sckiity:   in   quibus   perscribendis  Buechelerum  secuti  sumu:?. 
Non  est  sane  illa  lex  vel  tribunicia  vel  eius  in  qua  versa- 
mur   aetatis:    verum  in  tanta  tamen   generis    affinitate  quo 
tandem  iure  uno  quod  in  promptu  est  exemplo  males  ad  con- 
trariam   quam    ad   eandem*  rationem   probandam   uti?    Huc 
autem  alia  accedunt  non  minorem  vim  persuadendi  habentia, 
Primum  quidem  Valerii  Probi  gravis  auctoritas^  qui  opusculi 
de  notis  antiquis  §  3  p.  121  ed.  Momms.  *litteras  singularts 
iu  iure  ciuili  de  legibus   et  plebiscitis   ponens'  cum  iDi- 
tium  facit  a  P  •  I  •  R  et  P  •  Q  •  I  •  S  h.  e.  jyopuhim  iure  rofjamt 
et  populus  quc  iure  sciuity   his   autem  has  continuat  I-F  et 
P.R  (vel  potius  I.FP.R  ut  putamus)   et  E.A-DP  h.  e, 
in  foro  jpro  rostris  et  cx  antc  dieni  pridief   profecto  nec  im- 
peratorum  aetatem  spectavit,  nec  ab  eis  quae  inusitata  fuere 
profectus   est,   sed   quae   usitata.     Ipsa  deinde   ratio  rei  cum 
haud  dubie  hoc  suadeat  ut,  si  quid  in  iure  publico  privatoTe 
populus  Romanus  sanxisset,  id  quando  factum  esset  noluisse 
eum    latere    credamus,    tum   a  legum    similitudine    proximo 
intervallo  discreta  senati  consulta  loci  temporisque  accessionf 
nuinquam  quod  sciamus  caruerunt.    Cuius  rei  tria  document^ 
ipsum  saeculura  septiraura  cum  sexto  praestant:  primum  S.C. 
de  Bacchanalibus  illud,  quod  est  hoc  initio  [Q  •]  MARCrVS 
L  •  F .  S  •  POSTVMI VS  •  L  •  F  •  COS  •  SENATVM  •  CONSOLVE- 
RVNT  .  N. OCTOB  •  APVD  •  AEDEM  •  DVELONAI:  alterum 
8.  C.  de  Tiburtibus   ab  his  verbis   ordiens  L-CORNELIVS 
CN.F.PR.SEN.CONS.A.D.IIINON.MAISVB.AEDE 
KASTORVS:   tertium  de  Asclepiade  Clazomenio,   Polystrato 
Carystio,  Meuisco  Milesio  factum,   cuius  interpretatio  graeca 
haec  servavit  eni  YnATQN  KOINTOY  AYTATIOY  KOINTOY 
YIOY  KATAOY  KAI  MAPKOY  AIMiXiou  koivtou  uiou  ||  MAPKOY 
YIQNOY  AineAOY  CTPATHrOY  A6  KATA  nOAIN  KAI  em 
TQN  EENQN  A6YKI0Y   KOpvHAIou  .  .  uiou  .  .  ||  CIC6NNA 
xiii  MHNOC  MAIOY      KOIvtoc  AYTATIOC  KOINTOY  YIOC  KAT 
AOC  YnATOC  CYfKAHTQI  CYNeBOYAeucaio      ||  nPO  HMC- 
PQN  CNACKA  KAAANAQN  lOYNIQN  CN  KOMeTIQI  (sic  enim 
haec  in  aere  Borbonico   scripta  sunt).     Solius  nunc  diei  no- 
tatio  superstes  est  in  mutilo  marmore  Prienensi  C.  L  G.  21^  '5 


OBSEBVATIONES   EPIORAPHICAE.  441 

p.  572,  9  ZEPOYIOI  <J>OAOYIOI  KOINTOY  YIOZ  ZTpain- 

Toc Ttpo  TiM€PQN  nENTE  EIAYIQN  <DEBPOAPIQN. 

Eandem  rationem  testantur  apud  scriptores  servata  exempla. 
Bis  adscriptum  est  prid{ie)  hal,  Odoh{r),  in  dede  Apollinis  in 
Caelii  ad  Ciceronem  epistulal.  VITI  ad  fam.  8  §  5  et  6:  nihil 
enim  in  hoc  genere  discriminis  inter  senati  consulta  et  aucto- 
ritates  intercedit.  Quattuor  vel  potius  quinque  exempla 
losephi  Antiquitates  ludaicae  suppeditant,  quae  temporum 
ordine  eo  perscripta  subieci  quem  alio  loco  dedita  opera  fir- 
mabo.  Anno  igitur  615  u.  c.  L.  Valerius  L.  f.  praetor  cuve- 
pouXeucQTO  jfji  'cutkXtitiu  elboTc  AcKejLippCaic  iy  tiu  tt^c  'Omo- 
voiac  vatu  . . .  teste  losepho  XIV,  8,  5;  —  a.  circiter  621  — 
H23  Fannius  M.  f.  praetor  pouXfjv  cuWJTOiTC  Trp6  6ktuj  elbuiv 
4)€ppouapiujv  dv  KOfiiTiuj  .  .  .  Xm,  9,  2;  —  anno  705  consu- 
lente  L.  Lentulo  cos.  7rp6  b(i)b€Ka  vel  beKaTpiujv  KaXavbuiv 
'OKTiuPpiu)v,  incertum  quo  loco,  illud  S.  C.  factum  cuius  per 
losephi  XrV,  10  §  13—19  dispersa  vestigia  exstant;  —  anno 
710  bdxMaTi  cuTKXrJTou,  6  i-xiy^TO  TTp6  tt^vtc  elbiuv  <|)€Ppoua- 
piujv  dv  Tui  vaiji  Tiic  'Ofiovoiac,  fdioc  KaTcap  uirip  'loubalujv 
^Kpivc  e.  q.  s.:  sic  enim  haec  transponendo  consocianda  sunt 
XIV,  10, 10;  —  eodemque  anno  P.  Dolabella  M.  Antonio  cos. 
factum  S.  C.  t^  7rp6  Tpiiuv  clbujv  'AirpiXXiuJv  iv  Ttu  vaip  ttic 
'Onovoiac  ibidem  testante  losepho.  Nolo  nunc  exspatiari  lon- 
gius,  nec  vel  imperatoriae  aetatis  documentis  uti  vel  decretis 
municipalibuB,  praesertim  cum  horum  conligendorum  otium 
fecerit  Aemilii  Huebneri  diligentia  ea  commentatione  quam 
Me  senatus  populique  R.  actis*  scriptam  Fleckeiseni  Annalibus 
philoL  Suppl.  ni  fasc.  5  p.  559  sqq.  inseruit.  Nisi  quod  uno 
tamen  verbo  commemorare  talia  monumenta  expedit  qualia 
sunt  Minuciorum  sententia  de  controversieis  inter  Genuateis 
et  Veiturios  componendis  facta,  in  qua  legitur  v.  4  sq.  SEN- 
TENTIAM  .  EX  •  SENATI  •  CONSVLTO  •  DIXERVNT  •  El- 
DI|  1  DECEMB  .  L  •  CAECILIO  •  Q  •  F  •  Q  •  MVVCIO  •  Q  •  F- 
COS:  vel  temporis  notam  item  habentia  pagi  scitum  Hercu- 
laneum,  titulus  Furfensis  I.  R.  N.  GOll  [C.  L  L.  I  n.  603; 
P.  L.  M.  E.  tab.  LXXXII].  Satis  enim  exemplorum  allatum 
est  ut  aut  nihil  valere  similium  coiilationem  fatendum  sit, 
aut  habitorum  comitiorum  diem  locumque  legem  Antoniani 


442 


IN   LEGES    VISELLIAM    ANTONIAM   CORNELIAM 


quoqiie  prodidisse  concedendum.  Vel  ut  etiam  rectius  dicaui, 
locum  diemque  potius:  iiam  locum  etsi  senati  consulta  con- 
stanter  postponunt,  tamen  in  legibus  quidem  contrarium  or- 
dinem  cum  Quinctiae  exemplum  tum  Meges  et  plebiscita' 
spectans  Probus  tuentur. 

Hoc  autem  concesso  quomodo  per  quinque  tabulas  in- 
tegra  praescriptio  sat  commode  pertiuere  potuerit,  omissi^ 
quo  taedium  vitem  computandi  inolestiis  ita  nunc  breviter 
ante  oculos  proponam,  ut  uno  aliquo  de  multis  exemplo  to- 
XIV  tius  rei  ratio  evidens  fiat.  Velut  salva  ea  proportione,  cuios 
aequabiliter  servandae  necessitatem  tabula  prima  imponit, 
potuit  illa  sic  distributa  esse: 


tab.  I 


tab.  II 


tab.  III 


tab.  II II 


tal).  V 


CANTONIVS  M  F  CN  CORXE 

C.FVNDANIVS.C.F.TR.PL.DES.8PLEBEMI 
PKEIMVS .  SCIVIT 

LIVS  CN  F  Q  MARCIVS  QF  L 

0  VKE .  UOG  A  VERVNT  •  PLEBESQ  VE  •  10  VRE 

HOSTTLIVS   L  FC   POPIL! 

SCIVIT.INFORO.PRO.ROSTREISA.D.VII 

VS  C  F  M  VALERIVSM  F  C-AN 

EID.OCT.TRIBVSCORNELIA.PRINCIPI 

TIVS  CFQ  CAECILIVSQ  F 

VM.FVIT.PRO.TRIBV.T.SEMPRONIVST.F 


Nisi  forte  in  campo  Martio  vel  in  circo  Flaminio  praeferes. 
Nihil  tamen  hoc  exemplo  nisi  ficri  potuisse,  ut  perquin- 
que   tabulas  lex  tota  continuaretur,    probatur:    factum  esj^»- 
adeo  uon  contendimus,  ut  fieri  item  potuisse  liberaliter  cou- 
cedamus  ut,  etiamsi  temporis  locique  notatio  accederet,  iwn 
j)Iuribus  quam  quattuor  couiprekenderetur.    Quod  quideni  iti 
(*sse  nuUo  negotio,  ubi  notas   vocabulorum  adsciveris  ip?iu* 
Probi  testimonio  firmatas,    perspexeris.     Ita  enim  si  versu> 
secundus    velut    talis    fuit:    C  FVNDANIVS .C.F.TK.PL 
DE .  S .  S .  PLEBEM  •  I  ||  OVRE  .  ROGAVERVNT  •  PLEBE> 
Q VE .  10 VRE  •  II  SCIVIT  •  I  •  F  •  P  •  R .  N  •  M AI .  TRIBVS  •  SEK- 


OBSEBVATIONES   EPIOBAPIIICAE.  443 

GIA  PR  1  INCIPIVM.FVIT.PROTRIBV.Q.FABIVS.Q.F, 
his  in  primo  versu  haec  respondere  tribunorum  nomina  po- 
tuere:  C- ANTONIVSMF.  CNCORNE  B  LIVSCN.FL. 
HOSTILIVS.L.  B  F.C.POPILIVS.CF.M.VALIIERIVS. 
M.F.Q.CAECILIVS.Q.F:  adscriptores  legis  ut  C.  Anto- 
nius  non  octo  ut  in  superiore  exemplo,  sed  sex  tantum  con- 
legaa  adsciverit.  Vtrum  praestet  si  quaesieris,  haud  scio  an 
Don  satis  tuto  ex  eo  argumentaturus  sis,  quod  notas  ne  prae- 
cedens  quidem  formula  in  aere  receperit,  id  quod  e  plene 
perscripta  PLEBEM  voce  cognoscitur.  Nam  altera  ex  parte 
non  levis  probabilitatis  species  haec  in  promptu  est^  quod 
etiam  aegrius,  quibus  rebus  quattuor  tabulae,  quam  quibus 
tres  compleri  potuerint^  intellegitur,  postquam  gravissimis 
beneficiis  et  immunitatibus  Thermenses  iam  tabula  prima  im- 
pertivit.  Atque  id  ipsum  Dirksenus  adeo  se  intellegere  ne- 
gavit  I.  8.  s.  p.  142;  ut  perpauca  post  eam  tabulam  deessexv 
posse  ad  Thermenses  spectautia  ratiocinatus,  ceteras  quot- 
quot  fuissent  tabulas  ad  alias  quaslibet  liberas  civitates  Asiac 
pertinuisse  sibi  persuaderet  eadem  cum  Thermensibus  legc 
compreheusas.  Non  infructuose  fortasse  illud  de  integro 
quaeretur;  num  quae  probabiliter  indagari  divinando  possint^ 
quae  constitutis  in  prima  tabula  iuribus  commode  nova  ac- 
cesserint:  sed  etiamsi  talem  operam  destituat  eventus,  tamen 
Dirkseni  quidem  coniectura  yel  hoc  uno  argumento  nisi  fal- 
limur  satis  redarguitur^  quod  de  compluribus  civitatibus  latae 
legi  vix  potuit  ab  una  Thermensium  civitate  nomen  fieri: 
quid  enim  vel  caussae  vel  rationis  fuisse  dicamus  cur  tam- 
quam  appendicis  loco  tantum  ceterae  vel  accederent  vel  ha- 
berentur?  Atqui  I  •  DE .  TERMESI  •  PISID .  MAI  praescrip- 
tum  est  in  indice  tabulae  primae  (minimC;  quod  sibi  visus 
est  Goettlingius  legere,  U  DE):  unde  consequens  esse  ut  in 
altera  scriptum  fuerit  II  •  DE  •  TERM  •  PIS  •  MAI  et  sic  porro 
m  reliquis;  solita  argumentandi  evidentia  pridem  Momm- 
«euus  demonstravit  Diar.  antiq.  I.  s.  s.  p.  108.  Quo  corruit 
sane  etiam  Puchtae  sententia,  praemissum.  legi  SuUanae  in- 
dicem  VIII  •  DE  •  XX  •  Q  non  octamm  legis  de  uiginti  qimesto- 
rSm  tabulam  interpretantis  simpliciter  Institutionum  I  p.  320^ 
sed  praeter  rationem  caput  octavum  legis  de  scribis  viatori- 


444  IN   LEGES   VISELLIAM   ANTONIAM   CORNELIAM 

bus  et  praeconibus  latae,  quo  quidem  capite  ageretur  de  XX 
quaestoribus. 

Ita  quoniam  in  legem  Corueliam  de  uiginti  quae- 
storibus  incidit  oratio,  de  hac  quoque,  num  quid  simili  at- 
que  in  Antonia  ratiociuatione  e  praescri])tioni8  parte  super- 
stite  effici  possit,  paucis  videamus.  Est  autem  ea  praescri}'- 
tio  in  aere  Neapolitano  talis  qualem  in  adiecta  tabula  sub  B 
exhibuimus:  unde  totam  perspicitur  unius  versus  primi  ^r 
omnes  tabulas  pertinentis  continuitate  comprehensam  fui^-^. 
Eius  versus  in  tabula  octava  litterae  sunt  XXII,  eaqne 
niagna  intervallorum  aequabilitate  scriptae:  totidem  auUm 
litterae  cum  eis,  quae  TRIBV  vocem  insequi  in  legitima  for- 
mula  necesse  sit,  commodissime  sufficiant,  ipsa  nona  tabuU 
legem  integram  terminatam  esse  tam  simplici  quam  cerio 
computo  efficitur.     Velut  hoc  exemplo: 

tab.  VIII        PRINCIPIVM  •  FVIT  .  PRO  •  TRIBV 
tab.  VIIII      M.IVNIVS.M.F.PREIMVSSCIVIT 

Nam  per  se  cum  liceat  saue   quodlibet  nomen  lougius  sub- 
stituere,  tamen  tam  longum,  quo  etiam  decimae  tabulae  sati^ 
fiat,  nimirura  frustra  quaeres.     Oraittendo  autem  cognomint- 
satius  fuerit  legem^  agrariam  anni  643  (quam  Thoriam  vckI- 
tant)  imitari,    cuius    hodie    superstes    initium   haec   serraTit 
jmnciPrVM  -  FVIT  ■  Q  .  FABIVS  •  Q  •  F  •  PRIMVS  •  SCIVIT. 
quam  temporum  discrimine  remotam  Quinctiam  addendo.  — 
Verum  etiam  de  septem  tabulis  prioribus  aliquid,  quamquam 
non    multum,    calculis    recte    subductis    proficias.     FormuLie 
necessitate  reguntur,  quae  in  I.  Antonia  perscribebamus  po*t 
XVI  rogatorum  nomina  usque  ad  PRINCIPIVM  vocabulum.   Ea»* 
partes   in  priore  exemplo   nostro    litteras   aequabant  circiter 
XC,  in  posteriore  LXX:  ergo  cum  septem  tabulae  totae  cir 
citer  CLIV   capiant,    efHcitur   ut  rogatorum   nominibus  pr- 
scribendis  aut  LXIV  aut  LXXXIV  litterae  relictae  sint.  Hir^ 
igitur   saltem  hoc   certo   cognoscitur,    non    magis  Comelia:^ 
quam  Antoniam  unum  dumtaxat  vel  duo  rogatores  habui>>f 
Quot  fuerint,  etsi  sua  spoute  intellegitur  certius  definiri  mul- 
tis  de  caussis  non  posse,  praesertim  in  illa  quam  iam  Monini- 


0BSERVATI0NE8   EPIGRAPHICAE.  445 

senus  L  s.  s.  disceptavit  de  magistratibus  dubitatione,  tamen 
qaoniam  singala  nomina^  si  exemplorum  similitudine  meti- 
mur^  nec  fere  XYIII  litterarum  ambitum  superare,  nec  infra 
noyenarum  numerum  subsistere  potuerunt,  probabile  est  nec 
pauciorum  quam  quinque  nec  plurium  quam  septem  homi- 
num  nomina  praescripta  fuisse. 


ADDENDA, 

Pag.  VII  initio  [supra  p.  432]  etiam  finitius  dici  poterat 
nec  maiore  intervallo  nec  alia  ratione  ab  usitatiore  ^ 
figura  hanc  ^  distare^  quam  a  quinquagenarii  numeri  pristina 
forma  vi/  eam  notam  quam  lapidarius  adscivit  1.  —  PauUo 
ante  disceptata  I  litterae  falsa  species  quam  facile  fraudi 
esae  possit,  in  ipso  Tolosano  lapide  inter  C  •  ANTONI  et 
CFVtt(2aNI  umbra  illa  docet  non  dissimilis  litterae  exesae, 
quam  non  miraremur  pro  I  habitam  ab  aliquo  imperito. 
Quae  si  Marinium  nequaquam  fefellit,  at  incuriae  cuiusdam 
documentis  illis,  quae  p.  V  ima  [430  sq.J  composui,  etiam 
praetermissa  in  yersu  3  (2)  interpunctio  accedit. 


XVI. 
De  declinatione  qnadam  latina  reconditiore. 


I.    Coramentatio  prior.*} 

Diu  est  ex  quo  inscriptiouum  Graecarum  vel  editores  vel 
interpretes  declinatio  quaedam  nominum  advertit^  quae  in  eo 
cernitur  quod  ex  ioc  et  iov  syllabis  ic  et  iv  fiuni  Tetigerunt 
illam  vel  uberius  persecuti  sunt  Boeckhius  C.  I.  G.  cum  alii? 
locis  tum  vol.  I  p.  3G7.  475.  507.  535.  915,  AVelckerus  SylL 
epigr.  Gr.  p.  18,  Franckius  in  Richteri  Inscr.  p.  195,  OsamiuS 
Sylloges  suae  p.  437,  Franzius  Elem.  epigr.  Gr.  p.  248,  Ca- 
rolus  Keilius  Spec.  onomatol.  Gr.  p.  79  sqq.,  Letronnius  in 
'Recueil  des  inscr.  de  TEgypte'  t.  I  p.  111  et  II  p.  Ifc 
Welckerus  cum  Rossio  Musei  Rhen.  novi  t.  IV  p.  186.  Exem- 
pla  ab  his  collecta,  ut  nunc  in  nominibus  vere  Graecis  mt 
contiueam,  haec  habes  quae  subieci,  additis  quibusdam  novi? 
ex  parte  suppeditatis  mihi  ab  amicis.  Primum  nominativa- 
rum  vulgo  in  foc  desinentium:  TAAAATIC  AHMHTPIC  AIO- 
NYCIC  eiMCPIC  i.  e.  ^ljnepioc:  quibus  adde  AMMQNIC  C.  I. 
4713  c,  ANHEAIC  5304.  6440,  ANATOAIC  in  Cardinalis  Inscr. 
Velitern.  p.  214,  AHATOYPIC  C.  I.  4419,  AnOAAQNIC  264'1 
EPQTIC  2521,  AIBANIC  8550.  8554.  Nec  re  diversa  sunu 
quamquam  specie  pauUo  magis  singularia,  A0HNAIC  h.  f- 
'AGnvaioc,  EIPHNAIC  ECTIAIC:  quibus  affine  APICTAIC  e  num 

*)  [Programma  academicum  Bounense  auni  1861,  sic  inscriptsa 
'Natalicia  RvgiH  Augxistissimi  Guilelmi  .  .  .  die  XXII  m.  Martii  *- 
CIOIOCCCLXI  concelebranda  indicit  F.  R.  Praecedit  de  declinati<'DO 
tjuadam  latina  reconditiore  quaestio  epigraphica.'  Bibliopolae  Ber-J- 
nensi  I.  Guttentag  traditum  est  sic  dccurtata  inscriptioue:  'De  dt^Ii- 
natione  quadam  latina  reconditiorc  quaestio  epigraphica.'     C.  W.] 


D£  DECLINATIONE   QVADAH   LATINA   RECONDITIORE.      447 

mis  Cois  commemoratum  a  Letroniiio.  Ad  idem  genas  accu- 
satiTi  pertinent  AKECIN  h.  e.  'AKeciov,  AOPOAEICIN  EAAA- 
AIN  SIBYPTIN.  Quid?  quod  AnOAAQNI  et  ^YMOOPI  for. 
mas  C.  I.  3096  rectissime  ut  videtur  Boeckhius  Yocatiyos 
interpretatus  est  vol.  11  p.  682.  His  neutri  generis  nomina 
succedaBt,  sive  ea  sunt  mulierum  ut  EAEY0EPIN  KAAAICTIN  4 
«lAHMATIN,  ZQCAPIN  C.  I.  2410,  APTEMIN  2729  (quod 
exempmm  etsi  incertum  est,  tamen  de  'ApT^jiuov  nominativo 
dubitari  non  patitur  n.  695):  sive  urbium  ut  EIKONIN  KITIN 
apnd  Bichterum:  sive  viri  ut  £TP0Y6EIN  a  Letronnio  dis- 
ceptatum  h.  e.  ZTpouOciov  potius  quam  ZTpouBtov,  quocum 
conferre  licet  A6HNAEIC  semel  scriptum  G.  I.  623,  item 
NONNEIC  et  TACIC  qourum  infra  mentio  fiet:  seu  denique 
appellativorum  ut  MAPTYPIN  CTAAIN  pro  ^apTuptov  CTdbiov, 
item  pro  iraibiov  nCAIN  apud  Osannum  p.  456,  TTAAIN  apud 
Boeckhium  n.  2890. 

Verum  de  re  cum  satis  constaret,  tamen  diversissimas  in 
partes  itum  est  de  aetate  atque  dignitate  talium  formarum. 
Kenescenti  eas  Graecitati  vel  barbariae  hellenisticae  Byzan- 
tinaeTe  cum  Boeckhio  (vol.  I  p.  475)  Welckerus  Richterus 
Franzius  tribuebant,  eiusque  iudicii  non.  eam  tantum  caus- 
sam  habuemnt  quod  illorum  titulorum  reapse  nuUus  vetusti 
temporis  est,  multi  infimae  aetati»*),  sed  potiorem  hanc, 
quod  recentiores  atque  adeo  hodiernos  Graecos  constat  pror- 
8U8  de  consnetudine  toc  et  tov  ayllabas,  ac  praeter  cetera 
pioc  piov,  in  ic  et  tv  contrahere,  ut  lavotxxpioc  lavoudpic, 
nobdptov  irobdptv  (unde  rursus  irobdpt  prodiit  communi  usu 
nonc  receptum):  quod  genus  exemplorum  multitudine  post 
Dncangium  com  Coraes  inlustravit  adn.  in  Heraclid.  Pont. 
p.  353,  item  'ATdiaiwv  I  p.  47  et  310,  tum  nuper  MuUachius 
in  Demetrii  Zeni  paraphr.  Batrachom.  p.  55  et  in  grammatica 
lingaae  Gr.  vulg.   p.  173  sq.   [nunc  Deffiierus,   NeoeXXiiviKd 


*)  Coiunlto  sQpra  miiltos  eomm  omisi  quoe  ChnstianoB  esee  certo 
constat,  Corporis  I.  G.  volumine  IV  collectos,  ut  p.  309  ATTOVIC  ATTO- 
VIAIN  TOnAPIN  XPYCEAAAIN  0OINIKIN,  item  TAPACIC  n.  9269.  AC- 
KAHHIC  9««8,  METPIKIC  9660,  A0POAICIC  9589,  XAAKHAONIC  9597, 
BEOAOCIC  9607,  EYCEBK  9612,  AHMHTPI^  9619.  9716,  HEAAriC  9664, 
rOPFONK:  9670. 


448      DE    DECLINATIONE    QVADAM   LATINA   RECONDITIOBE. 

'AvdXcKTa  (1872)  t6|h.  A  p.  387J.  Contra  antiquioris  lii^ae 
vestigium  in  illa  declinatione  relictum  Rossius  putabat  eiub- 
que  sententiae  suasorem  euudem  illum  Coraem  habuit:  qui 
5  cuin  1.  s.  s.  tum  adn.  in  Plutarchi  rToXiTiKd  p.  153  et  in  vitam 
Thesei  p.  364  non  tantum  e  Plutarchia  aetate  breviatanim 
formarum  illarum  usum  repetiit  exemplis  adscitia  ZOevic  iGt- 
vioc,  BdKXic  BdKXioc  nominum,  sed  eundem  ad  antiquissimaui 
aetatem  Homericam  rettulit  Xpofiic  Xpojiiioc  formarum  varie- 
tatem  antestatus.  Cuius  vestigiis  insistentes  Letronnius  att|ue 
Keilius  affinia  addiderunt  NujLicpioc  Nu|Li(pic,  "Ajiiq^ioc  'A^cpic 
ArjjLiioc  Ad)Liic,  TToXu)livioc  n6Xu)Livic  [potuerunt  etiam  Aoukioc 
AoOkic:  cf.  Musei  Rhen.  XIX  p.  250  adn.  2].  Verum  huic 
ratiocinationi  admirabili  qua  pollet  doctrina  Lobeckius  — 
jneTttc  fieYaXuJCTi  —  adversatus  Pathol.  serm.  Gr.  prolegomenoL 
p.  500  sqq.  etsi  in  eo  esse  nimius  videtur,  quod  in  lapidibu> 
prodita  exempla  omnia,  quae  manifestam  prae  se  ferre  plebeii 
sermonis  corruptelam  pronuntiat,  hili  non  facit,  tamen  illuJ 
facilius  persuadebit,  satis  caussae  non  esse  cur  ipsius  Arjuic-c 
formae  vicaria  habeatur  nec  nisi  illinc  potissimum  ducatu  I 
Afjmc,  cum  ex  una  brm  stirpe  et  Aninic  et  Arj^ioc  et  Atimiuc 
et  Armeac  nomina  fiant,  pari  et  iure  et  dignitate  omnium, 
item  ut  "AXe^ic  'AXeHiac  'AXeHioc  vel  rToXujLivic  TT6Xu)iV0c  TTo- 
Xujnvioc.  Nam  ad  ea  quoque  nomina,  quae  in  iac  exeunt,  ean- 
dem  de  qua  hic  commentamur  contractionem  vocalium  constat 
Boeckhium  cum  j^edisequis  transtulisse,  titulorum  exemplls 
usos  APISTIS  inniS  0INTIS  NIKIN,  nummorum  1Q£K, 
scriptorum  TeXXic  Ticic,  aliis:  quod  genus  quoniam  ad  Lati- 
nas  litteras  niliil  pertinet,  hic  tetigisse  satis  habemus.  Veram 
quantumvis  acri  Lobeckii  disj^utatione  illud  tamen  vehemen- 
ter  veremur  ut  efTectum  sit,  ut  eorum  quoque,  quae  solo  t<x 
rdv  et  rc  iv  syllabarum  discrimine  continentur,  tanta  qiuD- 
tam  sujjra  cougessiuius  multitudo  ad  eandem  ratiouem  pro- 
babiliter  revocetur.  Non  habeo  quod  addam  fortius  quiou 
fidem  id  superare:  quis  enim,  postquam  per  multa  saecul^ 
solas  'AttoXXuuvioc  *AcKXr|TTi6c  ATi|Lir|Tpioc  <|)iXTi|LidTiov  forma* 
lingua  et  noverat  et  probaverat,  eandem  iam  languescent*"»^ 
credat  ad  horum  nominum  stirpem  reversam  tamquam  ncTJ* 
viribus  assumptis  novas  formas  procreasse? 


DE  DECLINATIONE   QVADAM  LATIKA  RECONDITIORE.      449 

Aliam  viam  non  iniit  potins  quam  uno  verbo  significa- 
yit  Letronnius  I  p.  111  e  Romanae  vi  consuetudinis  Cpar 
saite  de  rinfluence  romaine')  hanc  declinationem  omnem  re-  c 
petens.  Quod  ut  quale  esset  plenius  perspiceretur;  primum 
Latinorum  in  titulis  Oraecis  nominum  indiculum  subiecimus. 
Itaque  AnQNIC  habes  C.  L  G.  n.  4742,  AYPHAIC  5700.  G6G6, 
A0POAITAPIC  (quando  Latina  terminatio  est)  a  Welckero 
allatum,  TAEIC  3976,  AOMITIC  5402,  lANOYAPIN  3857  q 
fp.  1089),  IFNATIC  5396.  9694,  lOYAIC  7119.  8947  t;,  KAA- 
nOPNIC  4366  u;,  KAPOYENTIC  6244,  KAAYAIC  3109.  5198, 
KAQAIC  5465,  KOCCANTIC  (h.  e.  KOCTANTIC)  9462,  AABE- 
PIC  AAYPENTIC  9883,  AITOPIC  3309,  AOYKIC  6580.  9674, 
MAPIC  9837,  NONNEIC  2322  h^  (p.  1049),  OKTABIC  5197, 
nATPIKIC  9260,  HECKENNIC  5719,  TIBEPIC  3109.  Quo  ap- 
pellativum  accedit  PHTIAPIC  h.  e.  retiarhis:  hoc  casu  in  C. 
I.  G.  2663  CTE0ANOC  PHTIAPIC,  accusativo  PHTIAPIN  mE- 
AANITTTTON  apud  Welckerum  p.  58  sqq. 

Igttur  circomspicientibus  .  nobis  num  quid  simile  ipsi 
Latiui  tituli  offerant,  fatendum  est  sane  paullo  rariorem  quam 
exspectes  in  recentioribus  potissimum  epigraphis  talium  for- 
marum  usum  esse.  Possunt  me  fugere  quaedam:  nunc  quae 
in  promptu  habeo  studiosissimorum  quorundam  adulescen- 
tium  nayitate  adiutus,  non  nimis  multa  haec  sunt:  SAL- 
LVSTIS  in  Mommseni  Inscr.  Neap.  6  (Orell.  Henz.  6250);  — 
LVCILIS  ibid.  287,  quod  aegre  concesserim  muliebre  esse; 
-  SAMILARIS,  vel  ut  opinor  SAMIARIS  potius,  ib.  2559 
V.  38,  ubi  sequitur  SAMIARIVS,  praecedit  SAMIANTVS 
h.  e.  item  SAMIARIVS  iudice  Reinesio;  -  NASSIS  apud 
Gruterum  p.  813,  5;  —  HELIS  ib.  486,  4  auctore  Scaligero 
[in  Herzogi  GaU.  Narb.  n.  215];  -  SEVIS  970,  7[?],  nisi  id 
fuit  potius  SEIVS;  —  dein  iam  ab  Huebnero  commemorata 
Quaesi  onomatol.  p.  26  BRVTIS  in  Vermiliolii  Inscr.  Perus. 
p.  28  (30  ed.  ali)  n.  27,  FVLVIS  in  Gorii  Inscr.  Etr.  I  p.  57 
n.  135,  VENTINARIS  in  Furlanetti  Lapid.  Patav.  p.  49 
n.  o5  [C.  L  L.  V,  1  n.  428];  —  porro  EVGENIS  in  Lug- 
dunensi  saeculi  p.  Ch.  sexti  apud  Boissieuium  luscr.  Lugd. 
I».  582  n.  39;  —  LVCILJES  h.  e.  Lucillius  ib.  p.  443  n.  16 
[cf.  infra  p.  476]:    quando   en    ab    is    terminatione    unius    et 

FH,  UTSCHBLII   OrVSCVLA    IV.  29 


450      DE   DECLINATIONE   QVADAM   LATINA   RECONDITIORE. 

rusticitatis  et  antiquitatis  ratione  differt^  —  ACCIS  (ut 
videtur)  in  Deviti  Tapidi  del  Polesine'  p.  121  n.  142;  - 
7  lANVARIS  in  Froehneri  Inscr.  terr.  coct.  vas.  n.  1164.  11»V): 
ubi  perdubium  n.  1897  SCOTTIS  cum  SCOTI  atque  adeo 
SCOTTIM    iunctum;    nec  plus  fidei  ei  nomini  tribues  quoa 

Lerschii  ^Centralmuseum'  fasc.  I  p.  16  tale  praebet  TACITSIS 
h.  e.  ut  videtur  Tacitinitis  potius  quam  Tacitinis.  Accedunt 
in  muris  parietibusque  Pompeianis  ineisa  quaedam:  quae  etsi 
perdubiae  saepe  lectionis  sunt,  tamen  ceteris  certiora  viden- 
tur  haec  esse:  HAGIVS  AMPELIS  in  Garruccii  ^Graffiti  de 
Pompei'  p.  89  (ed.  alt.)  tab.  26,  62  [C.  I.  L.  IV  n.  83*];  - 
GALLVIS  p.  97,  9  tab.  30  h.  e.  nisi  fallimur  G(rfifinV>- 
(GALVIA  L  R.  N.  985)  [immo  GALLVS  tesie  Zangemeistero;. 
—  PRIMIGVNIS  p.  94  tab.  28,  22;  —  C  •  ARRVN/IS  p.S^' 
tab.  17,  11  [C.  L  L.  IV  n.  1908;  cf.  Add.  p.  213]  inter- 
prete  Gustavo  Meynckio  Megalopolitano,  qui  praeterea  adidt 
APELEIS  p.  9  [C.  I.  L.  IV  n.  2476] ,  quod  esse  ApelUus  ut 
I.  R.  N.  5716)  conicit,  conlato  APILES  Grut.  836,  IL  Eae. 
autem  cum  ita  sint,  eo  magis  mirum  videri  debet,  qu»l 
bilingues  tituli  quidam  Graecis  formis  brevioribus  plenas  La- 
tinas  sociant,  ut  AYPHAIC  et  AVRELIVS  C.  L  G.  fiC'V. 
AITOPIC  et  LITORIVS  3309. 

Verum  haec  tamen  exemplorum  mediocris  freqaentii 
mirifice  compensatur  aliorum  vetustate  certissima.  Ac  pri- 
raum  unum  genus  est  monumentorum,  unde  non  paucion 
quam  octo  petimus:  quae  sunt  in  epigraphis  oUarum  cinera- 
riarum  partim  a  Lupio  diss.  de  Severae  martyris  epitapL't' 
p.  86  sqq.  Garruccioque  in  'Bullettino'  Neapolitano  anni  1&V>. 
partim  a  Baldinio  Dissert.  academiae  Cortonensis  i  II  p 
151  sqq.  editarum.*)  Quae  cum  saeculum  urbis  septimum 
vergens  vix  dubiis  indiciis  testentur,  operae  pretium  fuerit 
singula  perscribere  infra. 

Lup.  5.  Garr.  41  [C.  I.  L.  I  n.  954;  P.  L.  M.  E.  uk 
XV  n.  5]  MSIICTILIS 

A.DVIIN.N 

*)  [Vide  C.  I.  L.  I  n.  822-909;  P.  L.  M.  E.  tab.  Xm.  XIT.  XV; 
Enarr.  p.  17  sqq.  et  Suppl.  enarr.  p.  102  sq.     C.  W.] 


DB  DECLINATIONE  QTADAH  LATINA  BECONDITIORE.     451 

Lnp.  19.  Garr.  45  [C.  I.  L.  I  n.  971;   P.  L.  M.  E.   tab. 
XV  n.  19J 

T.TVSANIS 

A-D-niEO 

Lup.  22.   Garr.  6  [C.  L  L.  I  n.  842;   P.  L.  M.  E.  tab. 
XV  n.  22J 

Q  <AE<ILIS 
ADVn.lDVS  NO 

Lup.  43.   Garr.  46  [C.  L  L.  I  n.  973;   P.  L.  M.  E.  tab.  g 
XV  n.  43J 

C  VALERI .  C  •  P  •  BARNAES 

AD-X-KDEC 

BalA  47  [C.  L  L.  I  n.  945;  P.  L.  M.  E.  tab.  Xlil  n.  47J 

L  •  RA/JONIS 

Bald.  55  [C.  L  L.  I  n.  856;  P.  L.  M.  E.  tab.  XHI  n.  55J 
P  •  CLODIS  •  C  •  L  •  P AMPINI 

Bald.  68  [C.  L  L.  I  n.  946;  P.  L.  M.  E.  tab.  XUI  n.  68J 

CREMIS  ADVE-Q 

Bald.  104  [C.  I.  L.  I  n.  832;  P.  L.  M.  E.  tab.  XIII  n.  104J 

L^ANAVIS  L-F 
EIDIBVS  SEX 

Nam  BARNAES  nomen  L.  43  non  dubito  ad  similitudinem 
Graecorum  illonim  interpretari  quae  sunt  A6HNAIC  EIPHNAIC 
EaiAIC 

Haec  igitur  epitaphia  cum  planissimo  documento  sint 
satis  antiqua  aetate  vel  linguam  Latinam  vel  sermonem  rusti- 
ctun,  qui  ipsius  vetustatis  esse  custos  certissimus  solet,  no- 

minnm  formas  in  ius  et  is  exeuntes  iuxta  frequentasse,  tum 

alia  sunt  quae  id  longe  etiam  fortius  persuadeani     Primum 

qoidem  linguae  Oscae  congruentia  summa,  ut  qua  non  tan- 

tum  Niumeriis   Paapiis  Metiis   dicerentur  qui  Romanis 

sunt  Numerius  Papius  Metius^  sed  etiam  Niumsis  Hei- 

rennis  Pakis  Stenis   qui   Latine   Numisius  Herennius 

Pacius  (Paccius  Paquius)   Stenius  (Stennius)   vel   ut 

iam  rectiim  dicam  Numisis  Herennis  Pacis  Stenis.   Osca 

illa  composuit  Mommsenus  Dialectorum  Ital.  inf.  p.  229:  eis 

aatem  Vmbrica  quoque  prorsus  paria  exstant  ut  Trutitis 

29  ♦ 


452      DE    DECLINATIONE   QVADAM   LATINA   RECONDITIORE. 

Koisis  ab  Aufrechtio  Kirchhoffioque  tractata  Mon.  Vmbr. 
p.  392  sqq.  Sed  ne  Latinae  quidem  copiae  curiosiiis  quae- 
rentem  destituunt:  quae  unum  certe  vocabulum  servaruiit 
pristinae  declinationis  satis  diu  tenax,  quod  est  alius  alis, 
aliud   alid. 

De  eo  veterum  testimonia  haec  sunt.  Priscianus  XIII 
p.  959  P.  8,  1  H.:  Muo  tantum  in  d  finiunt  ea,  quis  quiJ, 
alius  aliud.  alis  quoque  antiquissimi  pro  alius  protale 
9runt.'  Idem  XV  p.  1014  P.  77,  12  BL:  'aliter  quoque  ab 
eo  quod  est  hic  alis,  huius  alis,  huic  ali  pro  alia* 
alius  alii,  secundum  supra  dictam  analogiam  profertur': 
h.  e.  ut  fortiter  a  fortis  et  similia,  cum  ab  alius  fieret  potiu> 
aliiter  allter,  Deinde  Charisius  II  p.  133  P^  159,  30  K.  cum 
Diomede  I  p.  323  P.  333,  30  K.,  quibuscum  convenit  excerp- 
tis  Vindobonensibus  p.  118,  apud  Keilium  p.  561,  14:  'cuiu:- 
[genetivi  alius]  nominativum  veteres  non  tantum  alius  dixe 
runt,  sed  etiam  alis,  sicut  et  Sallustius:  alis  cUibi  stantc^ 
ceeiderimt,  onmes  tamen  aduorsis  mlneribus  conciderunt':  nisi 
quod  Sallustius  ait  Diom.,  aduersis  Diom.  et  Exc,  uidnerim 
sine  conciderunt  Exc.  Et  haec  quidem  Sallustii  verba,  id  Qt 
statim  expediamus,  cum  diu  in  Historiarum  fragmentis  habita 
essent,  reetissime  nuper  demum  intellectum  est  non  aliunut' 
nisi  e  Catilinae  capite  extremo  petita  esse.  Vbi  cum  lilri 
ms.  nihil  nisi  Iiaec  servent:  pauci  aute^n,  quos  niedios  cc^^'.^ 
jyraetoria  disieccrat,  paulo  diuorsius,  sed  omnes  tamcn  aduorsi.< 
uolneribus  conciderant,  Charisiana  additamenta  illa  Dietschiu? 
non  ille  quidem  omnia  admisit,  sed  partem  saltem  sic:  jW" 
diuorsius  alis  alibi  stantes,  set  omnes  tamen  e.  q.  s.:  de  quy 
explicatius  dixit  Commentationum  p.  20  sq.  Verum  ut  dicam 
quod  sentio,  vim  sententiae  qui  subtilius  examinaverit  et 
qualis  tandem  oppositio  requiratur  satis  perpenderit,  eum  vii 
dubitaturum  puto  quin  non  uno  ceeiderunt  verbo,  sed  uta)- 
que  stantes  ccciderunt  Charisii  testimonium  interpolatum  sit, 
haec  ut  manus  scriptoris  fuerit  perfectae  concinnitatis  arti- 
fex:  nam  fcre  qiiem  quisque  uiuos  pugnafido  locum  ceperaty  'i^w 
amissa  anima  corpore  te(jebat:  pauei  autem,  quos  mcilios  a^'«> 
p)'aetoria  disiccerat,  paullo  diuorsius  alis  alibi,  sed  omv> 
tamen  aduorsis  uolnerihus  coneide)'ant.     Nam  plane  alia  mtu' 


BE  DECLINATIONE   QVADAM  LATINA  RECONDITIORE.      453 

est  eoram  quae  pauUo  ante  Sallustius  scripserat  cap.  60: 
cohortem  praetoriam  in  medios  hostis  inducit  eosque  perturbeUos 
atque  alios  alibi  resistentis  interficit,  e  quo  ipso  loco  haud 
scio  an  iuterpolatio  illa  manaverit.     [Cf.  infra  p.  461.] 

Nec  tamen  antiquitatis  studio  Sallustiano  huius  se  for- 
mae  usus  continuit,  sed  per  saeculum  septimum  totum  per- 
tinnit.  Guius  rei  primum  insigniori  documento  titulus  ille  lo 
Furfensis  est  I.  R.  N.  6011  (Orell  2488  [C.  I.  L.  I  n.  603]) 
noQ  minus  celeber  quam  turbatus  depravatusque,  qui  etsi 
aanum  u.  c.  696  prae  se  fert^  tamen  meo  sensu  dubitari  ne- 
quit  quin  longe  antiquius  exemplum  aliquod,  factum  circa 
medium  saeculum  iUud^  imitetur:  ubi  quod  y.  10  scriptum 
exstat  ALIS  •  NE  •  POTESTO,  quamquam  Mommsenus  p.  320 
^aliter'  interpretatus  est,  tamen  id  qua  defendi  ratione  possit 
prorsus  me  ignorare  fateor.  De  scriptoribus  autem  si  quae- 
sierimus,  mirum  est  nullum  eius  formae  in  scaenica  poesi 
tota  vestigium  esse:  nam  quibusdam  Plauti  yersibus  etsi  illa 
non  sane  repugnat,  tamen  nec  ullo  in  loco  necessitatem  « 
habet  et  longe  plurimis  certissime  adyersatur.  Vnde  praeter 
rationem  Bentleium  intellegitur  cdid  immisisse  in  Terentia- 
nnm  versum  Heauton  timorumenu  II,  3,  90,  sic:  Quid  alid 
tAi  uis?  Siquidem  hoc  fiet:  ubi  rectissimo  iudicio  Fleckeisenus 
librorum  memoriam  tutatus  est  Quid  aliud  tibi  uis?  Siqui- 
dem  hoc  fit,  Verum  citra  controversiam  primus*)  Lucilius, 
correctus  quidem  a  Dousa,  sic  est  locutus  teste  Charisio  I 
p.  86  P.  111,  18  K.: 


*)  h.  e.  quod  BciaxnaB  primus.  Nam  quod  ne  Naevianae  quidem 
Ennianaeqne  poesis  reliquiae  ullum  eiusmodi  vestigium  Bervant,  vix 
aaaiia  non  caaui  tribuere.  Naevio  enim  cum  talem  versum  iSimul  alis 
alid  alitmde  rumitafU  inter  se  Bothins  tribuit  in  Comicorum  fragmeutis 
p.  25,  Buo  id  periculo  fecit  damnoque  nnmerorum ,  quos  pridem  pcr- 
«pectum  est  hos  esBe  Simtil  dlius  aliunde  -  rtimitdnt  intir  se  Becundum 
^>iti  cpitomam  p.  870,  3.  —  Altera  ex  parte  demiranda  AlBchefskii 
liberaditas,  qai  nno  coofiBUs  unius  Medicei  teetimonio  alid  formae  usum 
^  T.  Livii  et  aetatem  et  consuetudinem  pertinuissc  cum  sibi  persuaBit 
^n.  ad  II,  43,  10  tum  aliis  persuadere  tali  argumentatione  instituit: 
*si  dlid  iitAtT]  cum  hoc  loco  aliud  corripiendum,  nt7u7  producendum 
sit,  rectiBsime  se  habet  alid^:  doctrinae  generc  tam  mehercule  novo 
quam  singulari.    [Cf.  infra  p.  476.] 


454      DE   DECLINATIONE   QVADAM  LATINA   RECONDITIORE. 

iiam  uelut  ^intro'  aliud  longe  esse  atque  ^intus'  mdemus, 
sic  et  ^apud  se'  longe  alid  est  neque  idem  ualet  ^ad  se\ 

Post  hunc  CatuUus  et  alid  semel  29,  15: 

quid  est  alid  sinistra  liberalitas, 

et  scmel  alis  66,  28: 

11  coniugium,  quo  non  fortius  ausit  alis: 

sive  quod  non  fortior  ausit  alis  tenebis  cum  libris.  Postremo 
Lucretius  alid  frequentavit  in  certis  potissimum,  quibus  ea 
forma  conveniebat,  locutionibus :  quando  alid  ex  alio  I,  263, 
namquc  alid  ex  alio  IV,  1115.  V,  1456,  sic  alid  ex  alio  1,407. 
111,970.  V,  1305;  praeterea  qtiodaimque  alid  auget  V,  257. 
Insigniore  autem  idem  memoria  etiam  dativo  ali  locum  con- 
cessit  VI,  1227: 

nam  quod  ali  dederat  uitalis  aeris  auras: 

item  Lachmanno  correctore  IV,  637: 

ut  quod  ali  cibus  est,  aliis  fuat  acre  nenenum, 

ubi  libri  aliis  prodiderunt,  Lachmannus  autem  p.  249  i>er- 
commodo  eiusdem  dativi  exemplo  utitur  e  lege  lulia  mimici- 
pali  petito,  aeris  Neapolitani  [P.  L.  M.  E.  tab.  XXXIV]  t.  2^ 
[C.  L  L.  I  n.  206  v.  98]:  QVEIQVOMQVE  •  INMVNICIPK) 
COLONI AE .  PRAEFECT  VRA  •  POST  •  K  •  Q  VICT  •  PRM  •  CO 
mm  .  II .  VIR  .  IIR  .  VIR  .  ALEI VE  .  QVOI.MAG.KO 
G ANDO .  SVB .  ROGANDOVE  •  HABEBIT.  [Cf.  infra  p.  46:V 
Quodsi  de  hoc  casu  recte  praecepisse  Priscianum  sppi- 
ret,  de  genetivo  quoque  alis  eiusdem  stabit  doctrina,  quam- 
quam  exemplum  superesse  non  videtur.  Eo  igitur  confideii- 
tius  Mommseni  coniecturam  amplectimur  in  hanc  part^ni 
aiiquid  ratiocinantis  ex  epitaphiorum  illorum  BaldiniaDorum 
memoria,  de  dial.  p.  230.  Non  quo  concedamus  etiam  RA- 
GONLS  REMIS  ANAVIS  genetivos  esse,  id  quod  non  mai.' 
rem  vel  necessitatem  vel  probabilitatem  in  his  habet  quan' 
in  Lupianis  quae  supra  addebamus  SECTILIS  (SESTILI^^V 
TVSANIS  CAECILIS:  verum  quod  restat  exemplum  F 
CLODIS  .  C  .  L  .  PAMPINI,  quo  tandem  alio  casu  vel  e>^e 
vel  posse  esse  dices?  Nam  et  hi  tituli  et  alii  consimileN 
Praenestini  potissimum  illi  quos  una  cum  Caeretanis  quibu^- 


DE  DECLINATIONE   QVADAH   LATINA   RECONDITIOBE.      455 

dam  Henzenus  edidit  in  Annal.  et  monum.  injBtituti  archaeolo- 
gici  Romani  a.  1855  p.  74  sqq.  inque  ^Bullettino'  a.  1858 
p.  93  sqq.,  etsi  plerumque  sane  nominativo  casn  mortuorum 
DOfflina  efferunty  tamen  nec  dativum  nec  genetiyum  prorsus 
excluserunt.  Ac  genetiyum  ipse  Henzenus  p.  81  videtur  illud 
Bamaes  nomen  tituli  Lupiani  interpretari  qui  est  talis  C  •  12 
VALEM  .  C  .  F  .  BARNAES,  a  Bama  vel  Bamas  nisi  fallor 
nominativo  profectus  deque  PESCENIAES  AQVILLIAES 
genetivis  cogitans:  verum  de  hoc  dubitationem  omnem  me 
iudice  lapis  Deliacus  tollit  C.  L  G.  2319  ipsam  BAPNAIOI 
formam  praestans.*)  Ambigua  esse  muliebria  apparetPAVL- 
LAESALVIAE  Lup.  25  [C.  L  L.  I  n.  952;  P.  L.  M.  E. 
tab.  XV,  25],  MVNIAE  Bald.  59  [C.  L  L.  I  n.  916;  P.  L.  M.  E. 
tab.Xni,  59],  GEMEIAI  Praen.  28  [C.  I.  L.  I  n.  109;  P.  L. 
M.  E.  tab.  XLVI,  33],  nVMTORIAI  37  [C.  L  L.  I  n.  122;  P. 
L.  M.  E.  tab.  XLV,  11],  VEHILIAI  70  [C.  I.  L.  I  n.  157], 
quibus  accedunt  fortasse  SEHIAI  59  [C.  I.  L.  I  n.  147],  CO- 
MENIAI  BuU.  4  [C.  I.  L.  I  n.  96] :  quando  de  dativo  certa  res 
est  in  Lup.  14,  Garr.  9  [C.  L  L.  I  n.  846;  P.  L.  M.  E.  tab.  XV, 
14],  sive  perobscure  ibi  scriptas  litteras  M  •  COLIO  •  M  •  L  (ut 
l  R.  N.  5221)  sive  CALIIO  h.  e.  Caleo  Caleio  (ut  I.  R.  N.  1575) 
interpretabere;  item  in  Garr.  17  [C.  I.  L.  I  n.  999;  P.  L.  M. 
E.  tab.  XV,  52] ,  ubi  esse  GEMIO  potius  quam  GENVO 
videtur**);  fortasse  etiam  in  Lup.  34  [C.  I.  L.  I  n.  831;   P. 


*)  [Vide  infra  p.  21  (464  sq.)  adn.  et  comm,  II  p.  VII  (473)  sq.  C.W.] 
**)  Litterarnm  spedes  in  eo  vaaculo  inBcriptaram  cum  proxime 
accedat  ad  hoc  exemplom  GEA/VO,  non  incommode  fortasse  quispiam 
de  cognominis  nominatiyo  Gemo  (tertiae  quidem  declinationis)  cogitct, 
cuiua  scriptura  pristinam  formam  M  litterae  Beryarit  Nam  sine  nomi- 
nibus  poaita  cognomina  habes  etiam  Lup.  18.  Garr.  13  [C.  I.  L.  n.  864; 
P.  L.  M.  E.  tab.  XV,  18]  DEMETRIVS,  Lup.  28.  Garr.  39  [C.  L  L. 
I  n.  942;  P.  L.  M.  E.  tab.  XV,  28]  PROTARCVS,  Bald.  93  [C.  I.  L. 
I  ri.  879]  GVBVS:  a  quibuB  WOREPANO  •  M  •  W  Praen.  83  [C.  I.  L. 
I  n.ll6;  P.  L.  M.  E.  tab.  XLVI,  36;  cf.  infra  p.  469  adn.]  et  QVSORO 
Bull.  9  [C.  I.  L.  1  n.  168;  P.  L.  M.  E.  tab.  XXXVI,  6OJ  addito  vel  suo 
vcl  mannmiBSoriB  praenomine  distant.  Vt  improbandus  sit  si  quis  Lup. 
U.  Garr.  9  interpretari  M*CALDO-M*L  animum  induzerit:  etsi  eam 
lectionem  non  respuit  scriptura.  —  De  Lupiano  titulo  34  Bupra  com- 
memorato  quid  decemam  haereo.  Cuius  in  Garruccii  tabula  chalcogpra- 
pha  ea  figura  est  quae  ab  hac  lectione  prozime  absit: 


456      DE   DECLINATIONE    QVADAM   LATINA   RECONDITIORE. 

L.  M.  E.  tab.  XV,  34],  quamquam  ei  quod  ibi  apud  Lupium 
legitur  ALFENO   iiomini  non  satis  fidei  tabula  Garrucciana 
n.  2  addit.     Nam  in   hoc  quidem  genere  sua  sponte  intelle 
gitur  e  longe  antiquioribus,  immo  antiquissimis  Praenestinis 
nihil  argumenti  peti  posse:  in  quibus  quae  sunt  APTROSIO 
BOVFILIO  CAMEHO  CORIAKIO  CVPIO  FABREOIO  HE- 
LjRENIO  UOREUANO    MVTILIO  OPIO   OVIIIO  ORCEVIO 
ROSCIO    PUAVTIO   SAVFIO   ^MPIO  VSORO   (quo  adde 
omissum  apud  Henzenum  l^  •  OPPIO),   non  sunt  datiri  sed 
nominativi  item  ut  AVIUIOS  CASIOS  ORGVIOS,  id  quod 
omnium  evidentissime  n.  63  liiClO  -  TAPIOS  docet.  —  Igitur 
ad   genetivum    ut  revertar,   unum  saltem^  eertum   exemplum 
praesto    est   Bald.  10  [C.  I.  L.   I  n.  878]    NOVI  •  GRAECl 
Quod  cum  excludat  controversiam,  ne  de  P-CLODIS  quidem 
genetivo   dubitabimus.     Huic  autem  iam   alterum  accedat  e 
receutioris    memoriae   titulo  Nemausensi  qui    est  talis  apiul 
Gruterum  p.  486,  4  [apud  Herzogum  Gall.  Narb.  n.  215]: 

D         .         M 
CVETTIIHELIS 
I  TlTT  IVIRAVG.ET 
VETTIAE  .  SERVANDAE 

V  X  0  R  I 
VIVI  .  SIBI    POSVERVNT 

Habetque  hoc  eo  minus  dubitationis,  quod  eadem  C  •  VET- 
TIVS  •  HELIVS  nomina  redeunfin  Romano  lapide  p.  714,3. 
Nam  quod  in  priore  VECTII  •  HELPIS  idem  Gruterus  p. 
483,  5   edidit   Poldum  secutus,    cum  per  se  nihili  sit,  tum 


alfp:nos.lvci 
a  .  d  .  xii .  c  .  noem 

nisi  qiiod  ij^sa  extiema  Httera  ALFENO;^  nominis  perambigna  •">* 
ncc  S  littcrae  valde-  similis,  Et  si  vel  maxime  certa  sit,  qui  potcst  in 
lianc  aetatoTn  os  terminationis  usus  cadere?  [Cf.  P.  L  M.  E.  Suppi 
enarr.  p.  103:  'de  titulorum  14  et  34  et  52  vera  lectione  qnaejsin  p<'- 
tius  quam  respondi  comm.  de  decl.  Lat,  recond.  p.  12.  Tantam  fci*> 
praeter  rationem  CIILIO  in  14  Garruccium  int-erpretari  Annal  in-*^ 
Rom.  t.  XXXII  (a.  1860)  p.  236:  ubi  de  CALIID»  memini  Momm^eDuin 
cogitare.'     C.  W,] 


DE  DECLINATIONC:  QVADAM   LATINA   RECONDITIORE.      457 

facile  cedet  Scaligeri  auctoritati,  a  quo  emendatius  exemplum 
illud  alterum  acceperat.     [Gf.  in&a  p.  476.] 

lam  vero  priusquam  progrediar  disputando;  yideo  illuc 
mihi  redeundum  quod  unum  (praeter  CLODIS)  in  promptu 
esse  genetiyi  certum  exemplum  dicebam  mortuorum  nomini- 
bu8  adhibiti  in  Lupianis  Baldinianisque  atque  item  in  Prae- 
nefltixiis  epitaphiis:  NOVI  *  6RAECI  illud.  Praevideo  enim 
non  defuturos  qui  nubem  potuisse  exemplorum  huc  adscisci 
dictitent:  praeter  cetera  C  •  PACCI  •  L  •  SALVI  Lup.  45.  Garr. 
34  [C.  L  L.  I,n.  929;  P.  L.  M.  E.  tab.  XV,  45 J:  sed  prae- 
terea  alia  plurima,  n^n  tantum  talia  qualia  habes  M  •  VER- 
GVLEI  L.  32.  G.  48  [C.  L  L.  I  n.  977;  P.  L.  M.  E.  tab. 
XV,  32],  A  .  AETEI  L.  41.  G.  3  [C.  L  L.  I  n.  828;  P.  L. 
M.  £.  tab.  XV,  41],  yerum  et  usitatiora  et  simpliciora  prope 
innumerabilia  ut  C^BALONI,  PIVNI,  Q  •  TITINI,  M- 
SEMPRONI,  TIMANLI,  A  •  MINVCI,  T  •  SVLPICI,  T- 
TVTILI,  MTERENTI,  CN.OBINI,  TMVNATI,  D- 
FOLVI,  PNAEVI,  MCAI.TI,  U  •  CVPI  et  quae  sunt  u 
cetera.  Non  commemorarem  haec  profecto,  si  eis  potissi- 
mum  scriberem  qui  in  epigraphicis  litteris  habitant;  yerum 
in  his  saltem  terris  cisalpinis  cum  ad  philologos  oloi  vOv  eici 
satis  tenuis  illius  sdentiae  notitia  pertinere  soleat  —  loquor 
autem  de  Latinis  litteris,  non  de  Graecis  — ,  operam  perdi- 
disse  non  videbor  si  paucis  aperuero  quod  tujv  dfiireipwv 
neminem  fugit:  illas  formas  omnes  non  ad  genetiyum  spec- 
tare,  sed  scripturae  compendio  uti  quo  ipse  gentiliciorum 
nominativus  in  ius  desinens  notatur.  Cuius  rei  qui  volet 
aigumenta  ceteris  luculentiora  cognoscere,  talia  expendat 
qualia  sunt  in  Scipionum  elogiis  L  ■  CORNELI  •  L  •  F  •  P  •  N  • 
SCIPIO,  in  epitaphiis  Praenestinis  44.  45  [C.  I.  L.  I  n.  130. 
131;  P.  L.  M.  E.  tab.  XLVII,  5L  52]  LOPPIL.F.FLA. 
CVS .  PATR .  et  L  •  OPPI  •  L  •  F  •  FLACVS  •  FILIVS,  in  S.  C. 
de  Bacchanalibus  SGrihindo  ARFuerunt  M  •  CUAVDI  •  M  •  F . 
l  VALERI  •  P  .  F  •  Q  •  MINVCI  •  C  •  F,  in  titulo  Mummiano 
L  •  MVMMI  •  L .  F  •  COS  .  DVCTn  •  AVSPICIO  •  IMPERIO- 
QVE  .  EI VS  •  ACHAIA  •  CAPTa,  in  Romano  Or.  Henz.  5351 
[C,  L  L.  I  n.  560;  VI,  1  n.  1306;  P.  L.  M.  E.  tab.  LVI  C]  C  • 
FANNI  •  M .  F  •  COS .  DE .  SENA  •  SEN  •  DEDIT,  in  pagi  scito 


458      DE   DECLINATIONE   QVADAM   LATINA  RECONDITIORE. 

Herculanei  G  •  BLOSSI  •  M  •  L  •  PROTEMVS,  in  Caeretanis  L- 
FALTINI-  M  •  F  .  NIGER:  in  his  ut  nunc  subsistam. 

Nec  tamen  propterea  tantum,  ut  non  esse  genetivos 
docerem,  hos  nominativos  composui,  sed  ex  eisdem  ut  argu- 
mentarer  ultra.  Quid  enim  vel  caussae  vel  rationis  illud 
ipsum  habuisse  dices,  quod  in  ius  terminata  nomina  non 
aut  plene  perscripta  sunt  aut,  si  modo  brevianda  viderentor, 
sic  potius  notata  ut  communis  usus  ceterorum  vocabulorum 
omnium  vel  postulabat  vel  suadebat  h.  e.  CORNEL-SVLPIC- 
CLAVD?  qualem  tamen  scripturam  in  antiquioribus  quidem 
titulis  (non  item  in  nummis)  constat  ixiauditam  esse.  Quodsi 
tale  discrimen  ideo  placuisse  ratiocinere  ut  a  cognominibus 
in  iTs  exeuntibus  gentilia  distinguerentur,  hoc  tamen  quam 
non  sufficiat  facile  est  ad  demonstrandum.  Ita  enim  cur  eadem 
ista  brcviandi  ratio  non  ad  muliebria  quoque  nomina  umqnam 
translata  est?  Vitandam  fuisse  ambiguitatem  respondebis. 
ne  pro  masculinis  haberentur.  At  ubi  bina  sociabantur,  quid 
15  tandem  ambiguitatis  restabat?  Et  tamen  non  est  umquam 
sic  scriptum  MARI  •  SELICIA  vel  MARIA  •  SELICI,  sed 
MARIA  .  SELICIA  Praen.  61  [C.  I.  L.  I  n.  149;  P.  L.  M.  E. 
tab.  XLV,  20],  nec  CESVLA  •  ATILI  vel  POLA  •  LIVI,  sed 
CIISVLA  .  ATIHA  et  POIA*.  HVIA  in  Pisaurensibus  apnd 
Maffeium  Mus.  Veron.  p.  470  sq.  [C.  I.  L.  I  n.  168  et  177: 
P.  L.  M.  E.  tab.  XLIV  J  et  XLIII  A\,  ad  idemque  exem- 
phim  GRAECA  •  VATRONIA  Praen.  68  [C.  I.  L.  I  n.  loo: 
P.  L.  M.  E.  tab.  XLVI,  43],  P  •  VEBIDIA  .  Q  •  F  •  NTMA 
69  [C.  I.  L.  I  n.  156],  CAESIA  .  >  •  L  .  SVRISCA  Caer.  p,77 
[C.  L  L.  I  n.  1316;  P.  L.  M.  E.  tab.  XLVn,  10],  PORT\'- 
NALIA  •  MARTA  •  PIOTICA  Lup.  8.  Garr.  15  [C.  I.  L  I 
n.081;  P.  L.  M.  E.  tab.  XV,  8J,  DERCINA  •  IVANALARIA 
L.  26.  G.  12  [C.  I.  L.  I  n.  918;  P.  L.  M.  E.  tab.  XV,  20!. 
quamquara  rainime  reformidarunt  OPI  •  SAVFIO  Praen.  h^ 
[C.  L  L.  I  n.  146;  P.  L.  M.  E.  tab.  XLV,  16],  ac  ne  CA\1- 
TERTINEI  .  POSTICNV  quidem  in  Praenestino  titulo  Mu^^i 
Rlienani  t.  XIV  p.  382  [supra  p.  387]  nuper  a  me  publicato  |rf. 
infra  p.  465  adn.J.  Nam  CVRTIAROSCI  Praen.  21  [C.  L  L I 
n.  104]  dubitare  noli  quin  sit  liosci  uxor,  ut  jpAVLLA.COR- 
NELIACN.F.HISPALLI  in  sarcophago  Scipionis  Barbati, 


DE  DECLINATIONE   QVADAH   LATINA   RECONDITIOBE.      459 

vel  CAECILIAE  •  •  •  •  METELLAE  •  CRASSL  —  Haec  igitur 
omnia  et  fortasse  alia  affinia  perpendisse  Mommsenum  con- 
sentanettm  est^  qui  tribus  nuper  yerbis,  quid  huius  rei  esset, 
significayit  in  eo  libro  quem  de  bistoria  rei  nummariae  Ro- 
manorum  plane  admirabilem  fecit  p.  47 1,  obseryatione  longe 
fructuosissima.  Quippe  apertissimum  esse  putamus  scriptu- 
ram  illam  omnem,  qua  i  littera  nomina  gentilicia  finiuntury 
ex  ea  aetate  linguae  repetendam  esse  qua  non  alius  sed 
alis,  non  Clodius  sed  Clodis  diceretur  ad  idemque  exem- 
plum  Cornelis  Sulpicis  Caecilis  Opis  Mumis  Fanis 
et  similia  omnia,  eae  autem  formae  uon  plene  scriberentur, 
sed  abiecta  de  pristina  consuetudine  littera  finali  CUODI 
CORNEH  SVl^niCI:  plane  ut  pleniores  quae  successere  for- 
mae  scriptae  sunt  OPIO  Pl/KYTIO  FABRECIO  in  Prae- 
uestinis  aliaeque  in  aliis.  Mansit  autem  ea  qua  adsueyerant 
scriptura,  postquam  ios  ius  substitutum  est^  prorsus  eadem 
ratione  qna  C  vel  COS  vel  SVC  notas  tenuit  vis  consuetu- 
dinis  etiam  post  Gaitis  cansol  Snbttra  formas  communi  usu 
receptas.  Quae  si  ita  sunt,  ut  sunt  profecto,  ingens  multi- 
tudo  exemplorum  succrescit,  quibus  longissime  aliquafido 
patuisse  eam  declinationem  iutellegatur,  cuius  unum  vesti- 
gium  postera  aetas  alis  pronomen  novit.  Servabat  eam  ut 
alia  Tctusta  plurima  sermo  vulgaris:  unde  ad  Graecos  transiit  le 
ibique  etiam  constantius  perstitit  quam  inter  ipsos  Romanos 
posteriorum  saeculorum. 

Vnum  superest  quod  non  possis  non  valde  expetere: 
ipsius  antiquioris  aetatis  exemplum  plenc  litteris  omnibus 
ita  perscriptum  ut  saeculi  septimi  exeuntis  Lupiana  atque 
Baldiniana  illa.  Sed  vel  huic  desiderio  haud  scio  an  satis 
factum  sit,  postquam  nuper  demum  hic  titulus  iunotuit  in 
cippo  terminali  scriptus,  repertus  prope  oppidum  (sive  pagus 
est)  cui  Nazzano  nomen,  haud  ita  procul  Roma  situm  ad 
Tiberim,  e  Secchii  schedis  a  Raphaele  Gamiccio  publicatus 
in  'Bullettino'  Romano  anni  1860  p.  97  [C.  L  L.  I  n.  633]: 

P  .  MENATES  .  P  .  F 
TR    .    PL 
XXX 
Uoc  enim  nomen   quod   esse  aliud   credes   nisi  Minatius 


4G0      DE   DECLINATIONE    QVADAM   LATINA   KECONDITIORE. 

Minatis?*)  domiDante  etiamtum  e  littera  pro  i  ut  in  SEMOL 
MERETO  AIDILES.  Nam  quantumvis  varia  fuerit  Yariis 
in  terris  gentibusve  Italicis  formatio  gentiliciorum^  quod  ge- 
nus  post  Huebnerum  paucis  nuper  Henzenos  comprehendit 
Orelliani  voluminis  III  p.  242  sq.,  tamen  in  cUes  terminatum 
nonien  (ut  in  enus  erna  ena  enna  ina  inna  enai  inas 
exeimtia  plurima)  nusquam  umquam  repertum  est  Vnde  esse 
consequens  intellegimus  antiquitus  ad  hoc  exemplum  decli* 
uatum  esse: 

nom.  Corneles  Cornelis 

gen.    Corneles  (ut  SALVTES)  Cornelis 

dat.     Cornele  (ut  IVNONE)  Corneli 

acc.     Cornelem  Cornelim 

prorsus  ut  alis  alis  ali  et  ut  puto  alim.  Quibus  qui  volet 
ablativos  addat  Corneled  Cornelid.  Veterrimae  autem 
pronuntiationis  aliquid  haesit  in  plebeii  sermonis  formis  re- 
centioribus  illis  quas  supra  posui  p.  6  [449]  sq.  LVCILLES 
et,  si  modo  satis  ei  fidei,  APILES:  a  quibus  aliquo  inter- 
vallo  BARNAES  distat. 

Quodsi  per  satis  multorum  annorum  diutumitatem  et  5  et 

17  m  littera  finalis  omitti  solita  est  communi  consuetudine,  rursus 

haec  subnata  declinatio  est  casuum  discrimine  omni  sublato: 

nom.  Cornelis  Corneli 

gen.    Cornelis  Corneli 

dat.    Corneli  Corneli 

acc.    Cornelim  Corneli 

proxime  ad  eorum  similitudinem  quae  nuper  proponebam 
Musei  Rhen.  t.  XIV  p.  401  sq.  [supra  p.  408]: 

nom.  matrona  senatu  die 

gen.    matrona  senatu  die 

dat.     matrona  senatu  die 

acc.    matrona  senatu  die 

Ex  illis  igitur  casuum  formis  plane  parilibus  cum  unum. 
noniinativum,  sola  scriptura  posterioris  aetatis  servarit^  all*'r 

*)  [Cf.  comui.  II  p.  VII  (474)  et  qiiae  scripsit  RitscheliusMus^Hhin 
XVI  p.  625  (in  fiiie  altcrius  conimentfttionis  infra  p.  477  repetita),  C.^V. 


DB  DECLINATIONE   QVADAM   LATINA   RECONDITIOBE.      461 

qaidam  non  in  scriptura  tantum,  sed  in  ipsa  lingua  mansit: 
qui  est  genetivas  Corneli.  Hinc  enim  illud  repetendum^  de 
quo  magni  Bentleii  virtute  nunc  inter  omnes  constat^  quod 
substantivonun  in  ius  et  ium  desiuentium  genetivum  anti- 
quior  lingna  nnmquam  finivit  geminata  ii,  sed  una  simplici  i 
TDcali.  Nec  enim  dubitabimus  quin  ad  masculinorum  exem- 
plum  prisca  latinitas  etiam  neutra  sic  formaverit:  consilim 
consili^s)  consili  consilim:  nisi  quod  in  pronomine  m 
litterae  vices  d  litteiB;  ut  in  id  quid  quod  illud  istud, 
ita  in  alid  sustinuii  Eademque  plane  qua  alis  alid  ra- 
tione  is  id^  quis  quid  reguntur,  item  ut  accusativi  alim^ 
em  im,  qnem:  persimili  etiam  ille  (pro  illes  ut  Cornele 
pro  Corneles)  atque  illud:  quod  genus  omne  hic  explicare 
longum  est.  —  Genetivi  igitur  speciem  illam^  Corneli,  quid 
mirum  si  cnm  nominibus  propriis  etiam  appellativum  voca- 
bulum  alis  communem  habuit?  A  qua  forma  quemadmodum 
Tetus  lingua  com  in  declinatione  casuum  tum  in  fingendis 
aliter  alibi  aliquis  aliquot  aliquantus  aliquando 
compositis  profecta  est;  ita  indidem  duxit  alimodi  (hoc  est  i8 
ali  modi)  teste  Festi  epitoma  p.  28,  2  positum  pro  alius 
modi  (vel  quod  eodem  redit  pro  alii  modi).  [Cf.  infra 
p.  467.] 


AVCTARIVM. 

De  Sallustio^  quem  p.  9  [452  sq.]  tractavi,  res  ipsa 
monet  ut  etiam  pergam  ratiocinando.  Is  enim  cum  illud  genus 
loquendi  frequentet  quod  in  componendis  conectendisque  alius 
pronominis  fonnis  cemitur;  qua  tandem  plane  singulari  libidine 
uno  solo  in  loeo  alis  admisisse  credetur,  in  ceteris  omnibus 
omni  ex  parte  similibus  eidem  formae  aditum  constantissime 
praeclusisse?  In  hia  dico  quae  sunt  alim  alium  Cat.  6;  5. 
43,  2.  52,  28.  lug.  53,  8.  66,  3,  alius  alii  Cat.  52,  1,  alius 
(Uii  facinoris  Cat.  22,  2,  aliiis  cUio  morc  Cat.  6,  2,  alius  in 
alio  lug.  60,  1]  alius  db  alia  parte  lug.  101,  2,  alius  alio  lug. 
12,  2.  50,  5.     In  his   igitur  quotiens   alis    posuerit  nescio: 


462      DE   DECLINATIONE   QVADAM   LATINA  RECX)NDITIORE. 

nusquam  posuisse  nego  simile  veri  esse.  Eius  autem  rei  pro- 
babilitas  novo  esse  documento  poterit,  quali  fide  hos  libros 
Sallustianos  ad  nostram  memoriam  eodices  ms.  prodiderint, 
ut  qui  nullum,  si  Dietschianis  testimoniis  credimus,  brevio- 
ris  formae  vestigium  servent,  tenuissima  quaedam^  si  alios 
auctores  consuliraus.  Quippe  lug.  50,  5  diligentissimns  homo 
Theophilus  Cortius  testatur  in  Guelferbytano  9  (qui  Dietschio 
est  g  vel  n.  21  p.  10)  et  Lipsiensi  academico  scriptum  esse 
aliis  alio,  idemque  a  prima  manu  eundem  academicum  et 
Heussianum  Memmingensem  in  lug.  12,  2  habuisse.  In  qno 
nihil  nisi  alis  alio  latere  ipse  iam  Cortius  suspicabatnr, 
tam  id  profecto  probabiliter  quam  in  tali  caussa  qoidpiam 
credi  cum  probabilitate  potest. 

P.  10  sq.  [454]  compositis  exemplis  alid  formae  potui 
quaedam  addere  non  scriptoris,  sed  librariorum:  quos  mimiB 
est  in  Lucretii  duos  versus  illam  immisisse  a  quibus  eam 
ipsi  numeri  segregant,  aliud  terris  alid  regionibus  I,  469,  dlc^ 
aiid  res  IV,  1039  teste  Lachmanno  p.  41:  quae  credibile  estin 
scribentiuuiL  mentibus  haesisse  e  trium  versuum  libri  I  uniusqoe 
19  libri  III  recordatione.  —  Item  solis  librariis  dubitare  noli  ali 
dativum  tribuere  quem  video  e  Frontone  Maii  p.  275  (ed.  Rom* 
a.  1823)  vel  p.  186  Nieb.  afferri  suum  quisque  aniicum  ali 
amico,  itemque  e  Festi  epitoma  p.  27, 19  ^aliae  rei^  di^tPla^i- 
fus  pro  co  quod  est  ^ali  rci^i  sic  enim  haec  transposita  sunt 
rectissime,  praesertim  cum  e  brevioribus  hniiia  pronomini^ 
formis  ne  usitatiores  quidem  alis  alid  Plautinae  faboiae  ad* 
miserint.  Talem  igitur  scripturam  ut  ab  ipso  Frontone  tel 
Festo  profectam  non  rectius  tueare  quam  in  Ciceroms  de  re 
publica  I,  8,  13  bis  proditum  nominativum  pluralem  ali. 
vel  ad  similitudinem  manubis  comitis  lunis  formarum  ibidem 
scriptarum  (conlectarum  in  Osanni  excursu  VII  p.  451)  fac- 
tum  dativum  alis.  Quorum  casuum  in  unam  i  contracto- 
rum  etsi  quaedam  exempla  (in  his  ipsum  ali  e  decreto 
Pisano:  SIVE  -  QVI  -  ALI  •  M AGISTRATVS  •  ERVNT)  Lach- 
mannus  in  Lucr.  p<  252  et  279  indubitata  protulit*),  tamen 


*)  Ambiguiim  esse  video  utrum  nominativnm  an   dativom  intf^ 
pretemur  quod  in  longo  antiquiore  titulo  BCriptum  eet  ALEI:  inV»»*- 


DE  dbclinatioiJe  qvadam  latina  reconditiore.    463 

cum  nominatiYum  ipse  yitiosum  dicit,  tum  dativum  profecto 
Ciceroni  non  concesait,  id  quod  vel  eo  satis  ostendit  quod 
ue  in  Lucretiano  quidem  versu  IV;  637  bisyllabam  aliis 
h.  e.  alis  formam  toleravit.  Ac  de  hoc  litem  nunc  non  mo- 
vebo,  quamquam  posse  moveri  sentio:  verum  illud  non  dubito 
confidenter  pronuntiare^  si  modo  ea  declinatio,  quae  fuit  alin 
alis  ali  alim^  per  plurales  casus  olim  pertinuerit;  non  po- 
tuisse  omnino  alias  nisi  has  formas  fieri: 

nom.  alis  et  ali  (ut  ques  qui  cum  sim.)  ^o 

gen.    alium 

dat,     slibna  ai  alis  (ut  quibus  quis) 

acc.     alis 

Aliquo  autem  cum  tali  declinatione  viuculo  haud  sei»  au 
ipsa  scaenica  prosodia  contineatur.  A  qua  alienissimam  esse 
synizesim  constat  talibus  qualia  sunt  filius  filio  filium 
filii  filiis  filios  adhibitam,  quam  diu  quidem  in  senariis 
septenariisque  sive  trochaicis  sive  iambicis  poeta  versatur: 
eontra  simul  atque  ad  liberiora  metra  transitus  fit,  ad  ana- 
paestica  potissimum,  sed  etiam  ad  octonarios  quoslibet,  nihil 
prorsus  offensionis  eandem  illam  licentiam  haber»:  de  quo 
explicatius  dixi  Proleg.  Trin.  p.CLX  sqq.  Museique  Rhen«  tVII 
p.  595  [=  Opusc.  II  p.  595]  sqq.  Hoc  igitur  ipsum  vide  num 
cum  aliqua  specie  probabilitatis  coniciamus  non  aliam  vim 
caussamque  habere^  nisi  quod  in  liberioribus  metris  suscepta 
vulgaris  sermonis  libertate  pronuntiaretur  filis  fili  filim 
fili  filis   filis.     Quam  pronuntiationem   niim  etiam  scrip- 


frano  illo  ab  Mommseno  publicato  I.  R.  N.  4616   [C.  I.  L.  I  n.  1277], 
eaius  haec  specieB  [repraesentata  nnnc  in  P.  L.  M.  E.  tab.  LIX  «/]: 


ALEI  •  IN  .  VENERIeS 
MIHEI  .  CONTRA  •  RI 


Qui  qnamyis  mntilnB  sit,  tamen  et  senariomm  non  dabia  principia  ct 
manifestam  oltia  et  mthi  pronominnm  oppositionem  ostendit: 

Alei  ia.  Veneriein 

Mihei  c6ntra  ri     .     •     • 

ubi  correptam  miikei  BatiB  yeniae  ab  illa  ratione  habet  quam  cum  alibi 
BaepiuB  tum  nnper  Mnsei  Rhen.  t  XIV  p.  411  [snpra  p.  419]  explicavi. 


464      DE   DECLIKATIONE   QVADAM   LATINA  RECONDITIORE. 

tione  vel  aetas  Plautina  vel  poetae  consuetudo  expresserit, 
id  quod  fecit  sane  communis  usus  in  genetivo  fili,  fadliu^ 
quaeri  quam  responderi  putamus.  —  Ceterum  ad  neutnun  ut 
redeam,  Bentleianae  in  Terentio  coniecturae  alterum  exem- 
plum  neglexi  prorsus  gemellum  quod  est  in  Heeyrae  versu 
V,  1,  24: 

Alid  si  scirem,  qui  firmare  meam  apud  uos  possem  fidem-. 

Ita  quidem  Bentleius  pro  eo  quod  est  in  libris  AHud  si  sci- 
rem,  Transposuit  Fleckeisenus  Si  aliud  scirein:  dubitari  po- 
test  num  alio  potius  vocabulo  transposito  poeta  dederit  M/<W 
si  scircm,  firmare  qui  djyud  uos  meam  posseni  fidan.  Exqiu- 
sitius  esse  meam  apud  iws  fidem  non  me  fugit:  sed  exquisi- 
tius  etiam  aliud  si  scircm  est  quam  si  aliud  sciretn. 

Praeterea  tribus  verbis  aperiam  cur  ab  hac  societatt' 
illa  seiuuxerim,  quae  non  mirer  si  ad  eandem  similitudinem 
proxime  accedere  dixeris:  articularis  articularius,  auxi- 
liaris  auxiliarius,  iocularis  iocularius,  lapidaris 
lapidarius,  molaris  molarius,  palmaris  palmarius, 
singularis  singularius,  talaris  talarius,  tutelari? 
tutelarius,  uulgaris  uulgarius,  et  si  quae  forte  sunt 
similia.  Verum  haec  contraria  potius  ratione  hac  reguntur 
quod,  cum  longiores  formas  aetas  antiquior  probasset,  sub- 
secutae  demum  sunt  breviores.  Velut  Plautum  Terentium 
21  Turpilium  Catonem  Novium  Afranium  horumque  pedisequum 
Gellium,  posteriores  autem  scriptores  nullos  auctores  habent 
articulariua,  molarius,  palmarius,  singularius,  uul- 
garius:  paucorum  utramque  formam  ipsa  iam  antiquitas 
adsciverat  ut  iocularius  iocularis  et,  Varronem  si  in  an- 
tiquis  habueris,  singularis:  auxiliarius  iuxta  atque  auxi- 
I  i  a  r  i  s  haesit  apud  posteriores,  sed  Plautus  tamen  unum  illuJ 
novit:  nuUum  exstat  eiusmodi  exemplum,  quo  olim  proba- 
tam   breviorem  formam   cessisse   productiori  demonstretur.*' 

*)  Nihil  huc  valere  inferioria  aevi  exempla  intellegis  quale  bal*" 
APOLLINARIVS  I.  R.  N.  1G67,  postquam  per  multa  eaecula  ani 
APOLLINARIS  fornia  probata  est.  —  Vtor  hac  OGcaflione  ad  supplt»!*^ 
ea  quae  de  BARNAKS  fornia  supra  dixi  p.  12  [455].  Etenim  BARNAKVS 
nominativi  nescio  quomodo  Latina  exenipla  me  fugerunt  1.  R.  N.  '*<** 


DE  DECLINATIONE   QYADAM  LATINA  RECONDITIORE.      465 

Ergo  sic  potins  statuexidumy  ab  una  eademque  stirpe  pro- 
gressam  linguam  arbitratu  suo  denominatiTa  progenuisse  siye 
in  arius  sive  in  aris  desinentia;  notionis  quidem  discrimine 
nollo  aut  prope  nuUo.  Nisi  quod  tamen  alia  quaedam  ar- 
gumentatio  accedit,  in  quam  infra  incidet  oratio. 

Atqtie  haec  quidem  non  oblitus  eram,  sed  sciens  omisi. 
Omittere  autem  non  debebam  praeter  alius  in  latinitate 
relicta  eiusdem  declinationis  duo  alia  exempla:  quorum  prius 
^  dius.  Nec  enim,  cum  plurali -numero  di  et  dis  decli- 
natum  est^  hi  quidem  casus  potuerunt  a  deus  duci,  sed  en 
(Jios  manarunt^  vel  ut  nunc  etiam  rectius  dicam,  e  dis  no- 
minativo  dius  formae  eadem  ratione  vicario  qua  alius  yel 
Clodius  formas  aequant  alis  et  Clodis.  Et  dius  quidem 
formam  satis  testatur  dius  fidius:  quando  prosodiae  dis- 
erepantia;  de  qua  Lachmannus  admonuit  in  Lucr.  p.  227,  in 
tam  yetustis  nihil  quicquam  contra  yalet:  dis  autem  nomi- 
nati?um  etsi  non  profecto  in  eo  quaeres  quod  est  hic  dis 
hnus  dUis,  ac  fortasse  ne  in  dispiter  quidem  (tamquam 
iloUvater),  quod  facile  quispiam  obiciat  e  diespiter  contractum 
esse,  iamen  certum  ille  nisi  fallor  sui  yestigium  reliquit  in 
diiouis.    Magis  etiam  adpositum  ad  persuasionem  huc  ad- 

3722.  3756  et  Qrut.  991,11  [cf.  infirap.  473 sq.]:  quo  ipsaadeo  BARNAES 
fonna  accedit  e  Grut.  632,  1  [C.  I.  L.  VI,  1  n.  1892]  M  •  SVTORIVS  -  M- 
L-BARNAES.  Quamqnam  per  se  nihil  sane  impediebat  qnominns  in 
Lapii  Somascanis  genetiTum  interpretarere  BARNAES,  qnando  nomi- 
nativuB  BARNA  exstat  I.  R.  N.  4865  et  Grut.  900,  6  (vel  Murat  1569, 5 
[C.  I.  L.  II  n.  3282]).  —  P.  15  [458]  ne  captiosa  nti  disputatione  viderer, 
debebam  illa  omitteie  qnae  snnt  MARIA .  SELICIA,  CESVLA  •  ATILIA, 
POLA.LIVIA,  GBAECA  .  VATRONIA,  DERCINA  •  IVANALARIA: 
iu  hia  enim  cur  non  SELICl,  ATILI,  LIVI,  VATRONI,  IVANALARl 
Bcriberetur,  facile  dixeriB  hanc  ipsam  cauBsam  fuisse,  ne  de  marito 
cogitaretur  ut  in  CVRTLA  .  ROSCI.  Sed  vel  sic  tamen  nihil  de  vi 
argumentationis  nostrae  detrahitur:  cur  enim  non  est  MARI  •  SELICIA, 
VEBIDI-NVMA,  PORTVNALI . MARTA •  PIOTICA  umquam  Bcriptum 
Tel  in  BimilibuB  similiter  Bine  ambignitatifl  specie  nlla?  —  In  Prae- 
nestina  p.  12  [455]  adn.  commemorata  haud  scio  an  \f  •  ORE^ANO 
distinguendam  ait  potins.  —  LevideuBe  eet  quod  p.  3  [446]  piolatum 
TAAAATIC  nomen  video  rectius  Latinis  inBcrendum  fuisae  p.  6  [449]: 
leviTiB  etiam  qnod  in  C  Z  C,  itemqne  E  €  formis  recte  discriminandis 
aliquotienB  non  satiB  mihi  typothetArum  filii  paruemnt. 

Pa.  KTBCHBLII  OPVBCVLA  FV.  30 


466      DE   DECLINATIONE    QVADAM  LATINA   RECONDITIORE. 

sciscimus  meus  mius  pronomen,  cum  deus  dius  formis 
affinitate  summa  sociatum:  quorum  illud^  quod  est  mius, 
non  grammutici  tantum  testantur  Charisius  II  p.  133  P.  IhiK 
17  K.  cum  Diomede  I  p.  319  P.  331,  14  K,  Prisciaims  Xffl 
p.  962  P.  11,  13  H.,  Velius  Longus  p.  2236,  10,  sed  ante 
oculos  ponit  elogium  Scipionis  Hispani  in  quo  est  MIEIi^ 
MORIBVS  scriptum,  pronuntiatum  autem  |iovocuXXdpu)C  mia 
Neque  enim  vel  a  meus  vel  a  mius,  sed  a  compari  huk 
mis  nominativo  flexi  sunt  mis  genetivus  et  mi  dativus  pri- 
mae  personae,  mi  vocativus  et  mi  nominativus  pluralis  (ut 
mi  homines  mi  spectatof^es  et  o  mi  oculi  apud  Plautnm,  o  «« 
hospites  apud  Petronium)  possessivi  pronominis:  quae  genera 
ratione  etymologica  non  esse  disparia  patet.  Habuitque  in 
lingua  tamquam  recordatio  quaedam  pristinae  consuetudinii 
hanc  vim  ut,  cum  pridem  exolevisset  mis  et  mim  (is  enim 
haud  dubie  accusativus  fuit)  et  mi  formarum  usus,  tamen 
monosyllaba  pronuntiatio  in  eis  quae  successerunt  meuh 
mei  meum  mei  duraret.  Namque  unde  sat  grave  finna- 
mentum  totius  ratiocinationis  nostrae  suppetit,  illud  est,  quoJ 
e  nominibus  in  eus  exeuntibus  omnibus  duo  sola  sunt  deos 
et  meus,  quae  in  scaenica  poesi,  nec  tantum  in  liberiori- 
bus  metris,  sed  in  senariis  quoque  septenariisque,  syuiz^siE 
eu  ei  eo  ea  syllabarum  admittant,  nec  aliquando  admit- 
tant,  sed  frequentent,  nec  in  quibusdam  casibus,  sed  in  om- 
nibus  praeter  mea:  neutrum  autem  plurale  ne  a  mis  qui- 
dem  aliud  nisi  mia  ficri  potuit.  Vnde  non  immerito  con- 
ligere  videmur  a  dis  mis  nominativis  profectoe  vetustissi- 
mos  dvaXofUJC  declinasse  per  omnes  et  casus  et  numeros.  Ei 
de  vocativo  quidem  mi,  qui  permansit,  ipsam  veritatem  iani 
veteres  magistri  prope  attigenmt,  non  illum  a  meuS;  sed  j 
mius  repetentes,  Celsus  atque  Charisius  (I.  s.  s.)  a  Prisdano 
23  excitati  I.  s.  s.  Quamquam  et  hic  et  Charisius  p.  86  P.  l^h 
13  K.  cum  mi  uni  masculino  tribuunt,  abiudicant  a  feminino 
genere,  fugerunt  eos  talia  qualia  e  lingua  vulgari,  ut  con- 
sentaneum  est  credere,  Appuleius  adscivit  iam  a  Vossio  i^ 
anal.  IV,  8  composita  mi  soror,  mi  coniunx  (nam  de  mi  s*'^^*'- 
novicia  ei  interpolatio  fraudi  fuit):  quae  ipsa  novo  documenti' 
sunt  non  a  mius  potius  quam  a  mis  facti  vocativi. 


DE  DECLINATIONE  QVADAH  LATIKA  RECONDITIORK.      467 

Omnino  autem  Tocatiyum  non  nisi  impradens  omisi 
sopra  p.  17  [460  Bq.]^  nbi  pauUo  plenius  debebam  rem  onmem 
sic  complecti^  ut  e  Tetere  declinatione  unum  casum  dicerem 
in  sola  scriptura  haesisse,  nominativum  Corneli,  duos  au- 
tem  non  iu  scriptura  tantum,  sed  in  ipsa  lingua  perstitisse, 
qui  smit  genetivus  Corneli  et  Corneli  vocatiyus:  inter 
quos  hoc  tantum  discriminis  intercedit,  quod  genetivum  po- 
stera  saltem  aetas  Cornelii  substituit  reapse  a  Cornelius 
(luctam,  vocativum  Cornelie  longe  sane  prior,  sed  tamen 
inventa  Cornelius  forma  posterior,  coepit  quidem  adsciscere, 
perferre  numquam  potuit.  Et  Prisciani  quidem  VII  p.  739  P. 
301,  20  H.  exempla  VirgUie  Mercurie  facile  apparet  ab  ipso 
ficta  esse:  sed  quod  p.  741  P.  305,  8  H.  e  Livio  Andronico 
profert;  filie^  dubitatione  vacai  Itaque  qui  non  altius  re- 
petere  caussas  linguae  animum  induxissent,  non  est  mirum 
sic  statuisse  ut  et  genetivum  et  vocativum  fili  vel  Clodi 
contractum  ex  antiquioribus  scilicet  formis  trisyllabis  dice- 
reni  Prorsus  contra  factum  esse  etiam  aliunde  conligitur. 
Quid  est  enim  cur^  quae  in  substantivis  sedem  certissimam 
liabet^  eadem  et  genetivi  et  vocativi  declinatio  monosyllaba 
non  est  item  ad  adiectiva  translata?  (in  quorum  numero 
pridem  perspectum  est  etiam  Laertie  habendum  essC;  quod 
Priscianus  p.  739  substantivum  esse  argutabatur.)  Viam;  nisi 
fallit  opinioy  illa  monstrant  quae  supra  componebam  in  arius 
vel  aris  desinentia.  In  his  omnibus  vidimus  antiquiores,  ut 
nunc  res  est,  auctores  habere  formas  longioreS;  brevioribus 
adsuevisse  recentiores.  Ergo  aut  onmino  vetus  lingua  caruit 
brevioribus,  aut^  quod  nemo  erit  quin  amplectatur  libentius, 
in  illis  vocabulis  iam  desierant  breviores  ea  aetate  qua  etiam- 
tum  vigebant  in  aliis.  Quod  ubi  ad  finitima  h.  e.  ad  ad- 
iectivorum  genus  omne  transtuleris,  haud  scio  an  et  origi- 
num  et  mutationum  hanc  animo  imaginem  informare  liceat. 
Fuit  aliquando  aetas  qua  in  is  (vel  es  potius)  exirent  cum 
Bubstai^tiva  timi  adiectiva  omnia:  Corneles  files  uolgares 
egreges.  Subsecuta  est  altera  aetas,  qua  progredi  lingua 
&d  ios  ius  terminationem  coepit,  et  ita  quidem  coepit  ut24 
initium  ab  adiectivis  caperet  quae  vellet  a  substantivis  dis- 
cemere:   quo  evenit  ut   simul   Cornelis    filis   uolgarios 

80* 


468      DE  DECLINATIONE   QVADAM   LATINA  RECONDITIORE. 

cgregios  dicerentur,  sive  servata  littera  finali  sive  dempta. 
Ex  ea  aetate  originem  traxerunt  genetivi  vocativique  Cor- 
neli  fili,  genetivi  uolgarii  egregii^  vocativi  uolgarie 
egregie.  Tertia  hanc  aetas  excepit,  qua  ad  adiectiYorum 
exemplum  etiam  substantiva  accommodarentur,  Cornelins 
filius,  genetivorum  vocativorumque  formae  non  mutarent. 
A  qua  licebit  quartam  distinguere,  qua  et  vocativus  fieri 
filie  coepit,  et  eis  quae  in  arius  exeunt  finitima  vel  pro- 
creata  vel  resuscitata  sunt  aris  syllabis  terminata  ut  uol- 
garis  iocularis.  Quodsi  forte  in  illis,  quibus  arius  finis, 
tale  esset  quod  paene  exuta  adiectivi  natura  in  substantivi 
notionem  abiisset,  facile  intellegitur  fieri  potuisse  ut  ipsorum 
substantivorum  vocativum  participaret:  in  hanc  igitur  par- 
tem  manuari  interpretabimur  a  sermonis  novatore  Laberio 
positum  teste  Gellio  XVI,  7,  3.  —  Superest  ut  de  duabus 
rebus  dicatur  cum  hac  disputatione  aliquo  vinculo  nexis:  de 
praecepto  Nigidiano  quod  ad  modulationem  h.  e.  accentum 
talium  qualia  sunt  Valeri  consili  pertinet,  deque  Lucilii 
doctrina  quae  in  i  pingui  vel  tenui  discriminando  versatur. 
Verum  haec  argumenta  cum  et  amplius  sibi  spatium  poscarj 
iiec  quicquam  detrimenti  nostrae  ratiocinationi  adlatura  sint, 
nolo  ad  ea  pertractanda  nunc  quidem  exspatiari  longius. 


Ceterum  cognita  hac  commentatione  cum  doctissimui 
conlega  loannes  Gildemeister  quaedam  similia  eademqut^ 
perutilia  ex  earum  linguarum  penu  meminisset,  a  quarum 
aditu  nos  philologi  esse  interclusi  solemus,  facile  ab  eo  im 
petravi  ut  singillatim  perscripta  in  communem  usum  pro- 
meret.     Sunt  autem  haec  quae  infra  posui. 

^Psanterin  fiir  HJaXxripiov  im  Buch  Daniel  III,  5.  ^ 
10.  15.  Da  das  Buch  sicher  um  165  a.  C.  geschrieben  i^*» 
so  ist  hiermit  eine  chronologische  Bestimmung  geget^u.  di<' 
vermuthlich  wenigsteus  hoher  hinauffiihrt,  als-  die  Inschrit- 
ten,  und  aus  Romischem  Einfluss  nicht  erklart  werden  kann- 

•       * 

—  Nachhcr  findet  sich  die  Endung  lov  als  in  regelmassig  m 
der  Mischna,   z.  B.  in  dem  bekaunten  Sanhedrin  fur  wvi- 


D£  DECLINATIONE   QYADAH  LATINA  BECONDITIOBE.      469 

bpiov.  Beispiele  geBammelt  bei  Gesenius  Thesauros  p.  1116; 
ich  f&ge  wegen  des  oben  p.  4  [447]  angef&hrten  CTAAIN  hinzu 
estadin  filr  CTdbiov  Baba  kama  i,  4.  Die  Aufzeichnung 
der  Mischna  fallt  aber  erst  Ende  des  zweiten  Jahrhunderts 
uach  Chr.,  daher  diese  Beispiele  rQcksichtlich  des  Alters 
nichts  Neues  beweisen.  —  Die  schon  Ton  Gesenius  angefQhr- 
ten  Beispiele  aus  Champollion  Gramm.  eg.  p.  138  ATTAQNIC 
fur  'AiToXXuivioc  sind  Yon  ihm  nicht  mit  Zeitangabe  versehen. 
—  Die  gleiche  Erscheinung  tibrigens  auch  in  den  yerwand- 
ten  Sprachen,  namentlich  im  Gothischen  und  Litthauischen, 
wo  f&r  die  Worter  auf  ja  eigne  Declinationsclassen  aufge- 
stellt  zu  werden  pflegen.  Gothisch  Thema  hairdja  Hirt, 
NominatiT  hairdeis  (ei  «  |)  statt  hairdjas.  sutis  sdss; 
fur  sutjas.  Utthauisch  lobis  Reichthum^  fOr  lobjas.  Im 
Zend  ist  ein  Anfang  im  Accusativ^  wo  regelmassig  aus  jam 
im  werden  muss.  Dies  bestatigt  also  auch  die  Berechtigung, 
mit  den  Formen  hoher  hinaufzugehn.  In  der  yergleichenden 
Grammatik  hat  man^  so  viel  ich  mich  erinnere,  die  doch 
schon  bekannten  Griechischen  Formen  nicht  berticksichtigt, 
vielleicht  weil  sie  zu  isolirt  und  zu  spat  zu  sein  schienen.' 


II.     Commentatio  altera,*) 

Satis  mirum  in  genere  onomatologico^  vel  ut  verius  di-  lu 
camns,  plane  )uovf)p€C  exemplum  constat  Yerres  nomen  gen- 
tilicium  esse:  cuius  quae  tandem  ratio  et  condicio  esset, 
nuper  demum  Mommsenus  sibi  patere  negabat  Musei  Rhe- 
nani  vol.  XV  p.  172  adn.  2  et  207  adn.  81.  Nam  reapse  in 
gentiliciis  illud  habendum  esse^  nec  esse  de  aliquo  C.  Cor- 
nelio  Yerre  cum  quibusdam  cogitandum,  magna  cum  proba- 
bilitate  idem  iam  olim  effecerat  in  Actis  soc.  Saxon.  t.  II 
p.  62.    Nunc  si  qui  abhinc  paucos  menses  editam  a  nobis 


*)  Prooemium  IndiciB  scholarum  hibemaram  Bonnensium  anno- 
rum  CIOIOCCCLXI  et  LXII.  Bibliopolae  Berolinensi  I.  Guttentag  tra- 
ditum  prodiit  in  pablicum  praefixa  hac  inscriptione  'Sapplementnm 
quaefltioniB  de  declinatione  quadam  latina  reconditiore.'    C.  W.] 


470      DE   DECLINATIONE   QVADAM   LATINA  RECONDITIOEE. 

disputationem,  quae  fuit  de  declinatione  quadam  latina  re- 
conditiore,  vel  leviter  attigerint,  vix  dubitaturos  suspicamur 
quin  eadem  prorsus  inter  Verres  vel  Verris  et  Verrios 
formas  atque  inter  Clodis  et  Clodius,  Caecilis  et  Cae- 
cilius,  Tusanis  et  Tusanius,  Ragonis  et  Ragoniu^:, 
Anavis  et  Anavius,  Menates  et  Minatius  ratio  inter- 
cedat.  Nec  dubitavit  lacobus  Bernaysius  noster,  a  cuius  in 
hac  caussa  admonitione  proficiscimur.  Nec  qnod  eiusdem 
gentis  aliae  familiae  pristinam  Verres  formam  servarunt 
recentiorem  Verrius  asciverunt  aliae,  plus  vel  offensionis 
vel  mirationis  habet  quam  quod  earundem  gentium  et  01  an- 
dii  et  Clodii,  et  Plautii  et  Plotii  fuerunt.  Accedit  quod 
lex  Voria  dicitur  Ciceroni  dccus.  in  Verr.  1.  III  c.  49,  117: 
quam  formam  unde  tandem  nisi  tamquam  a  Verrius  nomine 
ivduces?  quando,  qui  e  Verres  fiat  Verrius  adiectivum,  pa- 
rum  profecto  liquet.  Quod  autem  antiquiori  Verres  formae 
non  est  recentior  Verris  substituta,  eius  rei  caussa  potuK 
appellativi  nominis,  quod  est  verres,  recordatio  atque  con- 
suetudo  esse.  Quod  si  ipsum  transiit  sane  aliquotiens  in 
verris  formam,  hoc  tamen  facile  intellegitur  non  illuc  per- 
tinere,  sed  eorum  similitudine  regi  quae  sunt  volpes  et 
volpis,  torques  et  torquis,  rupes  et  rupis  cum  aliis 
plurimis,  de  quibus  diximus  Musei  Rhen.  X  p.  453  [=  OpoH- 
II  p.  654J.  Itaque  quemadmodum  verris,  non  verres,  Yar- 
roni  dicitur  rei  rust.  II,  4  §  8  et  ut  videtur  etiam  §  4,  ita 
mirum  non  est  hominibus  quoque  non  Verres  tantum,  sed 
etiam  Verris  nomen  indi,  verum  id  cognomen,  non  gentili- 
ciura.  Cuius  rei  uon  inferioris  tantum  aetatis  exemplum  habe> 
in  lapide  Venusino  I.  R.  N.  849,  qui  est  talis: 

.  .  .  DIVS  .  P  .  F  .  HoR 

VERRIS 

EX  .  TESTAM 

sed  longe  luculeutius  in  Corano  titulo,  saeculo  VII  inscript^' 
in  aede  (-astoris  PoUucis,  quem  quoniam  parum  accuratt* 
Muratorius  p.  1988,  3  repraesentavit,  ad  fidem  veritatis  infra 
ponendum  duximus  Henrico  Brunnio  duce*): 


*)  [Vide  nunc  C.  I.  L.  I  n.  1150;  P.  L.  M.  E.  tab.  LXVm  X; 


DE  DECLINATIONE   QVADAM   LATINA  RECONDITIOBB.      471 

j^^^  Ceterum  Cicero   si   reapse   [filiumqae  Verri* 

/   ^  ;<4  alieubi   seripsit;   id  quod  testatur  Probus  Instit. 

Q  ^    H^  gramm.  II  p.  1473  P.  (130  L.),    certissimnm  est 

W  ^    ^  eum   genetivum   non   esse  a  Verres  cum  Probo 

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^  ducendum  alienissimisque  exemplis  graecis  Achilli 

Ml  Ylizi  aequiperandum,  sed  ad  Verrius  nominati- 

i'i  vum   revocandum.     Quodsi   de   direptore   Siciliae 

Q  C.  Verre   cogitavit  Probus,    ut   veri   sane   simile 

^  videri  potest,  fraudi  vel  ipsi  vel  ei  quem  aucto- 

oQ  rem  habuit  vitium  codicis  fuit.    Hodie  in  Verrinis 

^  nihil  simile  exstat  nisi  satis  dissimilia  verba  ac- 

^  cus.  in,  69,  161  *non  solum  filiOf  Verres,  sed  etiam 

g  rei  publicae.'     Genetivum  libri  omnes,  in  eisque 

Ph  antiquissimi,  constanter  Vcrris  prodidere. 
>.  Alterum  quod  nunc  addam  eiusdem  declina- 

• 

^  tionis    exemplum   nescio   quomodo   nuper  oblitus 

^  sum:  AI^ERNIM  in  nummis  Aeseminis  inscrip- 

•  tum.    In  quibus  etsi  longe  frequentior  est  AI^ER-  v 

^  NINO*)  epigraphe:  pro  qua  AISERNINOM  unus 

^  Avellinus  Opusculorum  t.  II  (ed.  Neapoli  a.  1833) 

^  p.  159  sq.  semel  a  se  lectum  testatur:  tamen  de 

^  AI>ERNIM  satis  constat,  ex  quo  losephus  Fio- 

P^  rellius  in  Annalium  numismat.  fasc.  2  (Romae  ed. 

'  a.  1846)  tab.  III,  2  nummum  sic  inscriptum  publi- 

^  cavit  [cuius  imaginem  olim  Ritschelius  hic  iteravit 

pu,  C.W.].  Nisiquod  in  eiusdem  duobus  exemplis  Bero- 

^  linensibus,  quorum  ectypis  stanneis  usus  sum  P.  L. 

S  M.  E.  tab.  Vn,  26,  non  M  est  ut  apud  Fiorellium,  sed 

^  M:  quode  monebam  Musei  Rhen.  t  XIV  p.  383 

^  [supra  p.  388].  De  ipsa  autem  forma  AI^ERNIM 

'^  prorsus  non  esse  dubitandum   putamus  quin  eam 

l^  rectissime  Mommsenus  in  libro  de  dialectis  Ital. 

..  __  suo   p.  233   dixerit    genetivum    esse    simplicioris 


*)  Eodem  non  dubitabis  puto  AISERNNIO  scripturam  revocare 
in  nno  exemplo  Parisino,  cnius  forma  cerea  praesto  fait,  a  mo  reper- 
tam  (P.  L.  M.  E.  tab.  VII,  25):  quam  non  memini  aliunde  proditam. 
Praestabit  enim  de  transpositiB  monetarii  vitio  litteris,  quam  de  gemi* 
nata  N,  cniuB  nnlla  prorsus  ratio  in  promptu,  cogitare. 


472      DE   DECLINATIONE   QVADAM  LATINA  BECONDITIORE. 

Aesernes  nominativi*),  vicarium  illum  plenioris  Aeser- 
nium  formae:  iion  prorsus  parili,  sed  satis  profecto  simili 
ratione  atque  qua  parentum  et  parentium;  volucrum  et 
voiucrium,  sedum  et  sedium  et  id  genus  alia  non  pauca 
continentur.  In  eam  igitur  partem  ut  Aesernim  interpre- 
temur,  caussa  iustissima  hinc  parata  est  quod  ne  productio* 
ris  quidem  formae  exemplis  destituimur.  Parum  sane  fidei 
VI  ausim  de  AESERNIVM  epigrapha  narrationi  isti  tribuere, 
quam  ab  lanuario  Riccio  acceptam  Mommsenus  p.  338  pro- 
didit.  Verum  prorsus  eandem  vim  AI^ERNIO  (P.  L.  M.  E 
tab.  VII,  24)  habet,  pro  Aeserniom  positum  ut  AQVKO 
CAIATINO  CAUENO  COZANO  (CO^ANO)  CORANO  PAI- 
^TANO  ROMANO  ^VE^ANO  TIANO  pro  Aquinom  Ca- 
iatinom  et  similiter  declinatis  ceteris:  quae  pridem  Momm- 
senus  p.  204  inter  se  contendit  (immixta  quidem  UADINOM 
inscriptione,  cuius  post  Eckhelium  nemini  Vel  copia  facta  est 
vel  exemplum  innotuit). 

Nec  illud  Mommseno  non  facile  concedetnr,  ad  similitn- 
dinem  AISERNIM  formae  etiam  TIATI  inscriptionem  pluri- 
morum  nummorum  communem  revocandam  esse,  positam 
eam  quidem  pro  Tiatim  i.  e.  Tiatium.  Nec  per  se  quic- 
quam  obstat  quominus  eodem  item  frequentissima  LOVGERI 
(non  UOVCERI,  ut  videtur)  epigraphe  referatur.  Quamqaain 
haec  non  nos  fugit  etiam  planiorem  explicationem  admittere. 
Quodsi  talis  declinatio  ex  Oscorum  potius  usu  at^^ut 
consuetudine  esse  repetenda  visa  est,  tamen  hanc  ratiocina- 
tionem  neccssitatem  non  habere  fatendum  erit,  ex  quo  ean- 
dem    declinandi    speciem  ipsis   Latinis    veteribus    cum  Oscis 


*)  Ad  talem  DominatiYuin  est  qui  dabitanter  etiam  MALIE^  ^el 
MAHE$  inscriptionem  eorum  nummorum  referat,  quos  exemplis  chal- 
cographis  repraesentatos  habes  in  lulii  Friedlaenderi  NammiJi  Offi> 
tab.  VIII  inf.,  in  lulii  Minervinii  'Bullettino'  Neapolitano  novo,  voL  III 
tab.  XII,  9  (vel  'Saggio  di  osservazioni  numismatiche'  tab.  IV,  9),  iteu 
in  Lenormanti  et  De-Wittii  'Elite  des  monuments  ceramographiqne^' 
introduct.  p.  XLVIII:  quando  dc  Beneventi  antiquiore  nomiiie  Mali 
cssa  quamvis  speciosa  coniectura  Mommseni  (de  dial.  p.  102,  de  n 
numm.  Rom.  in  Comment.  soc.  Sax.  cl.  hist.  phil.  vol.  I  p.  233)  certir 
simas  tamen  dubitationes  habet.  Nec  dubitationem  ipae  oelftTit  Hi»t 
rei  numm.  Rom.  p.  316. 


DK  D£CL1NATI0NK  QVADAM  LATINA  BECOKDITIORE.      473 

communem  fuisse  intellectum  esi  Atque  aut  ipsam  latini- 
tatem  eius  declinationis  aut  miram  dialectorum  Italicarum 
cognationem  summamque  in  hoc  ipso  genere  similitudinem 
licet  nunc  noTO  documento  comprobare^  quod  e  permemora- 
bilibus  titulis  Faliscis  illis  petimus  laudabili  Raphaelis  Gar- 
ruccii  industria  nuper  in  lucem  proditis:  de  quibus  brevi 
Mommseni  in  Actis  menstruis  academiae  Berolinensis  a.  1860 
p.  451  sqq.  narratione  constat,  moz  uberiore  Garruccii  com- 
mentario  constabit  in  Annalibus  Instituti  archaeologici  Ro- 
mani  prodituro.  In  horum  igitur  titulofum  eis  qui^  si  a 
litterarum  formis  satis  singularibus  ipsoque  cursu  scripturae 
discesseris,  a  pristinae  latinitatis  specie  proximo  intervallo 
distant,  etiam  hic  est  quem  infra  posui  qualem  denuo  exa- 
minato  lapide  legendum  esse  Adolphus  Kiesslingius  me  cer- 
tiorem  fecit: 

TITOACARCEHNIO. 

/WA .  FI .  POP .  PHTRVNnS  •  CII  •  F 

Vbi  tam  esse  certum  Petrunes  nomen  apparet,  h.  e.  Pe-vu 
troniuSy  ut  verbum  non  amplius  addam.*) 

Superest  ut  quaedam  nuper  a  me  proposita  vel  corrigam 
yel  firmem  et  defendam.  £t  primum  quidem  BARNAEVS 
nominis,  de  quo  dizi  p.  21  [464  sq.]  adn.,  novum  nuper 
exemplum  prodiit  ex  epitaphio  Mogontiaci  reperto^  quod  in 
^Mittheilungen  des  (Frankfurter)  Vereins  fQr  Geschichte  und 
Alterthumskunde'  t.  II  p.  118  sqq.  I.  Beckerus  Francofurten- 
sis  tale  edidit**): 


*)  'Sero  in  maxiiu  nostnu  Annaliam  Instituti  archacologici  Ro- 
mani  volnmen  XXXII  (a.  1860)  pervenit,  in  quo  sapra  a  nobis  com- 
memoratam  titalam  Faliscam  ipse  Garraccins  exemplo  chalcographo 
exprimendnm  cnravit  tab.  H  n.  12,  ita  aatem  interpretatas  est  p.  276, 
Qt  noBtrae  lectioniB  haadqaaqaam  nos  paeniteai'  Addendnm  ex 
ipsiaB  prooemii  fine  p.  IX.  —  'Die  Lesang  der  hier  besprochenen 
falisciBchen  InBchrifb  mit  der  Form  Petrvmes  a.  b.  w.  besUltigt  so  eben 
anch  DetlefBen  im  Bullett.  d.  Inst.  1861  p.  199,  mit  der  anderweitig 
intereBsanten  Berichtignng  des  Pop  in  Pob  nnd  dem  Zusats  am  SchlasB 
[U]€  (M\hafi£\:  Aactariam  Ritschelii  Musei  Rhen.  t  XYI  (1861) 
p*  625  adn. 

^  'Die  hier  wiederholte  Inschrift  ist,  wie  ich  bo  eben  ans  6er- 
Wd'8  Archftol.  Anieiger  1861  p.  209*  ersehe,  von  MommBen  etwas  an* 


474      DE   DKCLINATIONE    QVADAM   LATINA   KECONDITIORE. 

L  •  VALERIVS 
LFVOL-GRA 
TVS • BARNA 
EVS ■ LVCAVGAN 

xnx.    .    .    E- 

S  •  T  •  .   .  AMIC 
OB    .    .    RIT  . 

q 

•  •  •        KI?         •         • 

Quo  ipse,  quamvis  illic  miratus  miram  scilicet  nominis  in- 
solentiam,  nunc  Romanum  Orellii  n.  1658  addit,  in  quo  D 
POBLICl  •  BARNAl  scriptum  esse  Rossio  auctore  Henzenus 
testatur  vol.  III  p.  501  [C.  I.  L.  VI,  1  n.  446],  h.  e^  Barnae. 
—  De  ipsa  autem,  a  qua  omnis  haec  disputatio  nostra  or- 
diebatur,  inscriptione  ollae  Lupianae  C  •  VALERI  •  C  •  F  •  BAK- 
NAES  cum  dubitatio  exorta  esset  atque  adeo  confidentius 
adseveratum  non  BARNAES  illic  incisum  esse  sed  BARNAE 
tantum:  Henzeni  demum  testis  oculati  testimonio  certdssimo 
effectum  est  ut  S  litterae  paullo  tenuius  sane,  sed  idem  mi- 
nime  dubium  vestigium  relictum  esse  sciamus.  Quo  fit  ut 
nequaquam  nobis  tamquam  e  manibus  elabatur  hoc  veteris 
declinationis  exemplum.*) 

Praeterea  de  MENATES  forma,  quam  MINATIVS  no- 
minis  vicariam  interpretatus  sum  p.  16  [460],  dubitatione& 
suas  litteris  humanissimis  Mommsenus  significavit.  Quemad- 
modum  enim  Maecenas  Sufenas  Adenas  nomina  (quibui 
prorsus  affinia  Larinas  Felginas  Fulginas  Sentina^ 
Surinas,  item  Mefanas,  Aemilius  Huebnerus  sociarit 
Quaest.  onomatol.  p.  18)  constet  gentilium  naturam  et  usam 
recepisse,  ita  nihil  obstare  videri  quominus  etiam  Menas  in 
gentilibus  habeatur,  id  autem  nomen  in  titulo  Garrucciano 
autiquiorem  Menates  h.  e.  Menatis  formam  eadem  ratione 

dcrs  gelesen,  ohne  dass  diess  jedoch  den  Namen  BARNAEVS  benllirt' 
Auctarium  Ritschelii  Musei  Rhen.  t.  XVI  (1861)  p.  640. 

*)  [Cf.  P.  L.  M.  E.  Suppl.  cnarr.  p.  102,  ubi  item  narratar 
Henzeni  testimonio  constare  'extra  dubitationem  esse  BARNAES  aE 
BARNAES?)  scripturam,  littei*a  ultima  paallulum  eane  evaDebCfnt», 
sed  eadem  minime  ambigua.'     C.  W.) 


DE  DECLINATIONE  QVADAM   LATINA   RECONDITIOBE.      475 

servayerit  qua  sunt  Ardeatis  Arpinatis  Gapenatis  Fe- 
rentinatis  Larinatis  cum  finitimis  et  facta  et  per  saecu-  viii 
lum  YII  frequentata  pro  contractis  Ardeas  Arpinas  cet. 
formis.  Nec  deesse  ipsius  Menas  nominis  exemplum,  ut 
quo  familiarem  quendam  suum  Varro  dicat  rei  rust.  libro  II 
cap.  l^  1.  3,  11.  8,  1,  et  ita  quidem  dicat  ut  non  ablativum 
tantam  Menate  flectat  loco  ultimo/sed  fortasse  (parum  enim 
contestata  res)  etiam  nominatiyum  loco  primo  non  Menas 
ut  secundoy  sed  Menates  efferat.  Et  ab  hoc  ut  exordiar, 
tantum  concessum  iri  ab  ipso  Mommseno  confido,  non  esse 
a  Varrone  unum  eundemque  hominem  modo  breyiore  usitata 
modo  inusitata  longiore  forma  dictum  nominatiyo  casu,  in 
hi8  potissimum  libris  satis  aequabiliter  scriptis.  Nec  minus 
certum  habendum,  non  esse  Varronis  aetate  a  quoquam  Me- 
nates  yel  Casinates  vel  aediles  scriptum  pro  Menatis 
Casinatis  aedilis.  Quamquam  yel  de  Menatis  vel  Mae- 
cenatis  nominativo  est  cur  sane  dubitem:  quando  non  ea- 
dem  ethnicorum  ratio  quae  sunt  adiectiya  et  substantiyorum 
quae  sunt  singulorum  hominum  propria.  Sed  de  ipso  Menas 
nomine  ubi  quaesierimus  qua  tandem  illud  necessitate  genti- 
liciom  habeatur,  nonne  Stolo  Scrofa  AUiciis  Menda  Pavo 
praesto  sunt  prorsus  de  consuetudine  solo  cognomine  dicti  a 
Varrone?  Quorum  si  semel  sane,  ubi  primam  eorum  men- 
tionem  inicit,  plena  nomina  ponere  solet  C.  Liciniiis  Stoh, 
Cn.  TremeUius  Scrofa,  T,  Pomponitis  Atticus,  C.  Comelius  Me- 
rukiy  [T.]  FirceUius  Pavo^  id  quidem  quo  lure  negabis  in 
Menate  quoque  eum  fecisse  ea  in  parte  libri  11,  quam  nunc 
grayi  lacuna  hiare  constat  h.  e.  post  ipsum  prooemium^  quod 
ab  his  yerbis  excipitur  ^Cum  Menas  discessisset,  Cossinius  mihi 
•  .  .  .'  e.  q.  8.?  —  Yerum  gprayius  addam  idque  eiusmodi  ut, 
quid  dici  contra  possit,  non  praeyideam.  Etenim  Menas 
yel  Menatis  gentilicium  esse  vel  propterea  negandum  exi- 
stimo  quod,  si  enas  enatis  syllabae  pro  terminatione  habe- 
antar  ut  in  Maec-enas,  Suf-enas,  ipsius  stirpis  nil  nisi 
una  M  litiera  relicta  sit,  id  quod  ratione  non  minus  desti- 
tttitur  quam  si  quis  de  Mius  Dius  Pius  Tius  gentilibus 
cogitet.  Ergo  cognomen  est  MenaS;  non  nomen.  Nec  si 
Maenatem  potius  quam  Menatem   dixisse  Varronem  sta- 


47G      DE   DECLINATIONE   QVADAM   LATINA  KECONDITIOBE. 

tueris^  in  nostra  caussa  quicquam  profeceris.  Nam  etsi  sin- 
gulari  sane  exemplo,  et  quod  vix  certo  iudicio  expedias,  in 
Perusino  lapide  apud  Vermiliolium  Iscr.  Per.  11  p.  349  ei 
pr.  484  alt.  L  •  MAENAS  .  L  -  L  •  ALEXANDER  nomina  so- 
IX  ciata  habes,  tamen  in  titulo  Garrucciano  non  est  ullo  modo 
credibile  MENATES  formam  aequare  MAENATES  scriptu- 
ram:  quam  enim  angustis  finibus  e  vocalis  pro  ae  diphthongo 
usus  in  prisca  latinitate  circumscriptus  fuerit,  satis  videor 
in  comm.  de  fictil.  litt.  p.  22  [supra  p.  286]  docuisse. 

Quo  igitur  confidentius  Menates  teneo  pro  Minatins 
positum,  eo  nunc  sane  citius  LVCILLES  illud  exterminu 
quod  mero  errore  inrepsit  in  p.  6  [449] :  quando  in  forma  fictili 
a  Boissieuio  publicata  Inscr.  Lugd.  p.  443  n.  16  recte  lecta 
iuscriptio  VALGIAES  •  LVCILLES  genetivos  declinationi? 
primae  monstrat  apertissime.  Omitto  nunc  alia,  velut  quo<i 
in  tractato  p.  13  [456]  titulo  Nemausensi  perdubiam  a  fi«le 
memoriae  esse  VETTII  •  HELIS  lectionem  Mommsenum  in- 
spectae  a  se  schedae  Scaligeranae  Leidenses  docuerunt  Nan. 
ut  quaedam,  quibus  illic  usus  sum  incertioribus,  missa  fa- 
cienda  sint^  non  tamen  haec  puto  impedient  quominus  re: 
summa  salva  habeatur.  —  Vnum  addo  quamquam  levidensf 
nec  ad  scriptorum  potius  quam  ad  librariorum  usum  spec- 
tans.  Nec  enim  profecto  nobis  persuaderi  patiemur  ab  ipc 
Livio  profectam  esse  pristinam  atque  adeo  Sallustianam  alius 
vocis  declinationem,  cuius  praeter  illud,  quod  p.  10  [45''] 
adn.  attigi,  duo  exempla  indagavit  studiosissimi  adulescenti^ 
industria  in  Livianis  libris  naviter  versati.  Ac  levius  est 
quod,  cum  1.  VII,  8,  2  in  ms.  codice  Elockius  ^eqniks  ah^^ 
aliurn  increpantes^  repperisset,  inde  efficiendum  alis  ah->* 
putavit  Sallustiano  exemplo.  Paullo  gravius  yideri  pottst 
quod  1.  XXIV,  28,  4  ipse  Weissenbornius  a  Puteani  memorii 

si  allallo  trahant  res  (a  quidem  manu  tertia  supra  scri]>t'' 
profectus  ali  allo  ipsi  scriptori  tribuit  idque  in  continuitatfn: 
verboruui  exempli  sui  recepit.  Quod  cur  non  probenjiN 
cuussas  tani  esse  apertas  putamus,  ut  et  otio  et  operae  ^^ 
chartis  parcendum  videatur. 


DB  DECLINATIONE   QVADAM   LATINA   RECONDITIORE.      477 

[Addo  aactariam  a  Ritschelio  Musei  RheiL  t.  XYI  (1861) 
p.  625  Bq.  scriptam.     C.  W.] 

Obgleich  ich  zu  der  Abhandlung  Me  declinatione  qua-  ess 
dam  Latina  reconditiore'  eben  erst  ein  Supplementum  ge- 
schrieben;  in  dem  ich  namentlich  die  Gleichstellung  von  Me- 
uates  und  Minatius  durchzufiihren  und  gegeu  Zweifel  zu 
schutzen  gesucht  habe,  so  sehe  ich  mich  doch  schon  wieder 
in  der  verdriesslichen  Nothwendigkeit,  einen  neuen  Nachtrag 
zu  machen.  Ich  gab  dort  [p.  16,  oben  p.  459]  die  Inschrift  yon 
Nazzano,  auf  welcher  die  Namensform  Menates  beruht,  in 
der  Gestalt,  in  der  sie  aus  Secchrs  Papieren  von  Gafrucci 
im  Bullett.  dell'  Inst.  1860  p.  97  mitgetheilt  war,  erinnerte 
mich  aber  nicht  rechtzeitig,  da^  sie  wenig  spater  ebenda 
p.  158  Ton  Henzen  aus  einer  zweiten  Quelle;  und  augen- 
scheinUch  einer  sehr  viel  genauen;,  publicirt  worden:  aus 
handschriftlicher  Aufzeichnung  des  ^esatto  e  diligente'  Padre 
de  Costanzo  in  der  Bibliothek  der  Benedictiner  von  S.  Paolo. 
Hiernach  nimmt  sich  die  Inschrifk  vielmehr  so  aus: 

n .  MENATs  n .  F 

AIDPL 
•  •  •  XXX 

Es  bedarf  kaum  des  Fingerzeigs,  wie  sehr  durch  daa  Auf- 
treten  der  Figur  P  die  Ueberzeugung  von  dem  hohem  Alter 
der  Inschrift  an  Festigkeit  gewinnt;  welches  nun  seinerseits 
wieder  zur  Sttltze  ftlr  die  behauptete  Declinationsform  wird. 
Dass  aber  der  Terminalcippus  jetzt  einen  Aedilen  zum  Ur- 
heber  bekSmmt  statt  des  befremdlichen  TribuneU;  ist  der 
starkste  Beweis  fOr  den  Vorzug  dieser  Abschrift,  bei  der 
wir  uns  nun  so  lange  beruhigen  mQssen,  bis  ein  epigraphi- 
scher  Reisender  nach  Nazzano*)  kommen  und  einen  Ab- 
klatsch  nehmen  wird. 

Nachschrift.  Schon  waren  auch  die*  vorstehenden 
Zeilen  in  den  Handen  des  Setzers,  als  mir  durch  Dr.  A. 
Kiessling^s  dankenswerthe  Mittheilung  ein  neuer  und  zwar 


*)  Nassano    liegt    oberhalb    Roms    im   Tiberthal,    unter    dem 
Soracte,  in  der  N&he  des  alten  Capena. 


478      DE   DECLINATIONE   QVADAM   LATINA  BECONDITIORE. 

sehr  unzweideutiger  Beleg    der  ts-Declination   in   folgender 
Inschrift  zuging*): 

C  .  SVLPICIS  .  C  .  F  .  VELTHVRIAE  //////  GNATVS 

^Die  fiinf  punctirten  Buchstaben  sind  nicht  ganz  deutlicli, 
aber  wohl  sicher.  Die  Abschrift  ist  von  einem  Gypsabguss 
c-*c  im  Museum  von  Perugia  genommen,  wo  Graf  Conestabi^' 
—  hiitten  doch  deutsche  Grafen  auch  solche  noble  Passio- 
nen!  —  'eine  ganze  Masse  von  etruscischen  Inschriften  in 
Abgiissen  gesammelt  hat.  Wahrscheinlich  von  einer  Urne. 
Wo  das  Original,  z.  Z.  unbekannt.' 


*)   [Dasselbe    wird    P.  L.  M.   E.    Suppl.  enarr.  p.  102  f.  mit^e- 
theilt.    C.  W.] 


XVII. 

Vocalunterdrflckung  in  der  Sclirift; 
Praenestinisches  Latein.*) 


Yor  Jahr  imd  Tag  ging  mir  durch  Prof.  HeDzen^scoi 
frenndschafUiche  Vermittelung  von  dem  sehr  gefalligen  Padre 
Garrucci  in  Rom  eine  interessante  Inschrift  des  Kircher- 
schen  Museums  in  exactem  Papierabdruck  ZU;  die  ich;  da  sie 
mir  seitdem  nicht  publicirt  Torgekommen  ist,  jetzt  hier  in 
genauem  Facsimile  wiedergebe.  [Die  Inschrift  (C.  I.  L.  I 
D.  1133)  lautet:  FORTVNA  •  PRIMW  |  l  -  DCVMIVS  •  M  •  F  | 
DON .  DEDi;  da  das  Facsimile  in  P.  L.  M.  E.  Enarr.  p.  30 
wiederholt  ist,  ist  seine  Wiedergabe  hier  unterlassen  wor- 
deu.  C.  W.]  Sie  steht  auf  einem  steinemen  Eranz  von  eos 
ziemlicher  Dicke,  der  aus  Praeneste  stammt;  diesem  nam- 
haften  Ursitze  und  reichen  Fundorte  achten  alten  Lateins. 
Sachlich  tritt  sie  in  die  Reihe  der  zahlreichen  Zeugen  ftir 
das  Ansehen  des  Fortuna-Cultus  in  Praeneste^  und  zwar  der 
speciell  als  Fortuna  Primigenia  (auch  Primogenia  ein 
paarmal)  gefassten  Gottheit.  Abgesehen  Ton  den  Autoren 
bezeugen  diesen  Cultus  nicht  weniger  als  ftinfunddreissig  an 
Ort  und  Stelle  selbst  gefundene  Votivsteine,  die  man  bei 
Pietro  Ant.  Petrini  ^Memorie  Prenestine  disposte  in  forma 
di  annali*,  Rom  1795,  p.  299  n.  9—42  nebst  p.  327  n.  11 
gesammelt  findet  (denn  natiirlich  werden  ebendahin  auch  die 
f&nf  n.  9.  13.  23.  31.  34  zu  rechnen  sein,  die  nur  den  ein- 

*)  [Bhein.  Miuenm  ffir  Philologie  XVI  (1861)  p.  601—614;  dazn 
kam  ein  Nachtrag  'Vocalanterdrtlcknng  in  der  Schrift'  (Rhein.  Mob. 
XVII  [1862]  p.  144  f.),  deBsen  eiuzelne  Bestandtheile  ich  gleich  an  den 
betreffcnden  Stellen  eingereiht  habe.    C.  W.J 


480  VOCALUNTERDRUCKUNG   IN  DER   SCHRIFT; 

fachen  Namen  Fortuna  ohne  das  Epitheton  geben):  woza 
erst  neulich  wieder  ein  neuer  kam  Bull.  d.  Inst.  1859  p.  22. 
Weit  iiber  allen  an  Alter  steht  aber  die  obige  DedicatioDs- 
inschrift  des  Decumius*),  die  jedenfaJls  nicht  unter  die  Mitte 
des  sechsten  Jahrhunderts  herabgeht,  wahrscheinlich  in  des- 
sen  Anfange  gehort.  Ob  am  Schluss  nur  DED  stand,  oder 
der  folgende  Strich  der  Rest  eines  I  oder  eines  halb  ver- 
loschenen  E  ist,  und  ob  dann  etwa  auch  noch  ein  T  folgte 
(DEDIT  oder  DEDET),  lasst  sich  nicht  oder.doch  nicht 
ohne  emeute  Untersuchung  des  Originals  entscheiden.  Gar- 
rucci  leugnet  namlich  ausdriicklich  das  friihere  Vorhandensein 
irgend  eines  Buchstaben  nach  DED;  der  obige  Augenschein 
spricht  oflFenbar  mehr  fur  ein  solches,  als  fQr  eine  zufillige 
Verletzung  des  Steines,  die  in  so  regelmUssiger  Gest«Jt  ein- 
C03  getreten  ware.  Gewiss  ist,  dass  eine  Form  DEDI  oder  DEDE 
sich    zu    dem   Uebrigen    vortreflFlich   schicken   wurde.**)    In 


*)  Decumier  finden  sich  auch  sp^ter  noch  in  Praeneste:  ein  M' 
DECVMIVS  beiPetrini  p.  385, 107,  ein  freilich  mehrdeatiges  DECVM  •  •  • 
p.  310,  51.  Auch  im  benachbarten  Tusculum  begegnet  xma  in  alterer 
Jnschrift  ein  Aedil  M  •  DECVMIVS  (P.  L.  M.  E.  Tafel  L  C  [C.  I.  L  I 
n.  1125]),  wenngleich  als  solcher  nicht  wohl  erkenubar  in  den  unge- 
uiigenden  Publicationen  von  Nibby  '  Viaggio  antiq.  ne'  contorm  di  RomJi* 
II  p.  49  und  'Analisi  d.  carta  de'  dintorni'  III  p.  330  mid  Ton  Canioa 
'DesCriz.  deir  antico  Tuscolo'  p.  126.  Spiiter  naturlich  auch  andenrirtB, 
in  Latium,  in  Campauien  und  sonst,  auch  im  sfidlichen  Italien,  sei  t>s 
in  der  alten  Form  oder  als  DECIMIVS. 

**)  Zu  den  bisher  bekannten  Beispielen  dieser  AbBtampfung  (Ra. 
Mus.  XIV  p.  400  [oben  p.  407])  ist  kiirzlich  ein  neues  gekommen,  seit 
E.  Hiibner  auf  der  Pariser  3ibIiothek  die  alte  Tiburtiner  Bronse  (Rh. 
Mus.  IX  p.  19  [oben  p.  235])  wieder  entdeckt  hat,  auf  deren  Rucksciti' 
zwar  Fabretti  p.  28,  56  DEDET  nicht  etwa  nur  edirte,  sondern  ic 
Kupfer  stecheu  liess,  wo  aber  nichtsdestoweniger 

C  .  PPACENTIVS  .  HER  •  F       ^ 

MARTE  DONV  DEDE 
so  unzweideutig  wie  moglich  geschrieben  steht  (P.  L.  M.  E.  Tiiei 
XCVII  n  [C.  I.  L.  I  n.  62]).  —  Eine  neue  dialektische  Bestiitigiiog 
von  nicht  unerheblichem  Gewicht  hat  ubrigens  die  Lehre  von  der  Al- 
werfung  consonantischer  Auslaute  durch  das  MATE  HE  •  CVPA  {mat^ 
hic  cuhat)  der  faliscischen  Inschriften  erhalten  (Ann.  d.  Inst.  XXXIl 
[1860]  Tafel  G,  6).  [Dasselbe  ist  auch  bemerkt  P.  L.  M.  E.  in  aei 
Enarratio  zu  Tafel  XCVII  B.     C.  W.] 


PRABKESTimSCHES  I/ATRIK.  481 

FORTYNA  haben  wir  den  reeht  alten  DatiV;  der,  ganz  nach 
derselben  Analog^e  mit  populo  senatn  fide  gebildet  (Rhein. 
Mus.  XIY  p.  401  [oben  p.  408] ),  uns  auf  den  Pisaarischen 
Votivsteinen  entgegeniritt  in  MATRE  MATVTA,  FERONIA, 
MARICA.  [Zu  diesen  Datiyen  gehort  noch  von  denselben 
Pisaorischen  Inschriften  das  (jetzt  nur  halb  erhaltene)  NO* 
MEUA,  sowie  von  den  im  BuU.  Nap.  nuov.  VII  (1858)  p.  18 
publicirlen  Capuaner  Steinen  IVNONE  LOVCINA  TVSCO- 
tANA  (OTtsprechend  dem  IVNONEI  WVCINA  der  Bronae 
I.  R.  N.  6762  <C.  I.  L.  I  n.  189;  P.  L.  M.  E.  Tafel  II  D> 
und  .  UE  .  .  .  01.ANA  <C.  I.  L.  I  n.  1200.  1201;  P.  L.. 
M.  E.  Tafel  XXXVI  Z)i?.>  Ans  der  Nachschrift  a.  a.  0. 
p.  614.] 

Aber  interessanter  als  alles  dieses  ist  uns  die  Schreibung 
DCYMIVS.  leh  sage  die  Schreibung,  nicht  die  Form:  denn 
eine  Sprachform  kann  nicht  sein,  was  sieh  lautlich  nieht 
sprechen  mid  h&ren  lasst;  eine  Consonantenverbindung  dc  im 
Anlaut  ist  aber  dem  romischen  Organ  so  unm5glich  wie  dem 
iinsrigen.  Das  ist  die  scharle  GrenzliniC;  um  alles  von  der 
Vergleichtmg  fem  zn  halten,  was  den  Begriff  der  gramma- 
tischen  Synkope  bildet  und  darin  wohlberechtigt  ist,  wenn 
und  weil  ea  spreehbary  sei  es  auch  so  ungewohnlich  oder 
auffallend  wie  frigdaria,  puertia,  oder  ein  inschriftliches 
MERTO  flir  merito  u.  a.  m.  Nicht  um  lautliche,  sondem  um 
graphische  Synkope  handelt  es  sich:  um  diejenige^  welche 
zur  ausgedehntesten  Herrschaft  in  der  durchgef&hrten  Ver- 
zichtleistung  auf  alle  Vocalschreibung  in  den  semitischen 
Sprachen  gelangt  ist;  einen  nicht  geringen  Spielraum  ge- 
legentlich  auch  im  Etruscischen  hatte^  sowie  in  slavischen 
Bprachen  heutxutage  hat.  Denn  es  wird  doch  wohl  niemand 
daran  zweifeln,  dass  die  Etrusker  ihr  casntra  elchsntrecM 
clutmsta  a.  s.  w.  nicht  gesprocheu,  sondem  nur  geschrieben 
haben  und  nxindestens  ein  Schwa  so  gut  horen  liessen  wie, 
wo  es  kein  vollerer  Vocal  war,  die  Semiten,  und  wie  in  ihren 
scheinbar  so  unaussprechlichen  Consonantenhaufungen  die 
Polen  oder  CzechexL  Diese  Art  von  Schriftabkurzung  nun 
ist  es,  die  im  allgemeinen  dem  Latein  vollig  fremd  —  so 
fremd,   dass  eben  damm  alles  Geschriebene   den  sichersten 

ra.  RIT8CHSLU  OPYBGYLA  IV.  81 


482  VOCALUNTERDRiJCKUNG   IN   DER   SCHRIFT- 

Schluss  gestattet  auf  die  Existenz  eines  entsprechenden  Laut- 
lichen  —  doch  auch  hier  in  einigen  wenigen,  sehr  yereinzd- 
ten  Spuren  auf  inschriftlichem  Gebiete  auftaucht.  Aber  was 
mir  von  dieser  Art  friiher  vorkam,  musste  doch  als  mehr 
oder  weniger  zweifelhaft  oder  sonst  nicht  ganz  schlagend 
erscheinen:  das  erste  voUig  einleuchtende  Beispiel  fand  ich 
in  unserm  DCVMIVS.  Nahe  verwandt  kann  zwar  selbst  das 
PRIMG  derselben  Inschrift  scheinen;  aber  erstens  ware  doch 
im  Inlaut  ein  primgenia  gar  nicht  schlechthin  unaussprech- 
bar,  und  zweitens,  was  die  Hauptsache,  ist  der  innerhalb  i^ 
G  angebrachte  Strich  sicherlich  nicht  bedeutungslos,  sondern 
bildet  —  wenn  auch  immerhin  bemerkenswerth  genug  fiir 
so  alte  Zeit*)  und  nicht  auf  Miinzen  —  mit  dem  G  eine 
Ligatur,  die  nichts  anderes  als  IG  bedeutet  und  die  einfacht» 
Namenabkurzung  PRIMIG  gibt.  Unzweifelhaft  hieher  ge- 
horig  dagegen  war  allerdings  die  Miinzaufschrift  von  Sues^a 

.     PRBOVM,  da  sie   auf  andern  Exemplaren   mit  PROBOVil 
PROBOM   und   PROBVM**)   wechselt   (um  das  nur  inog- 

605  licher  Weise    damit  verwaudte  PROPOM  von  Benevent  bei 

'   Seite   zu  lassen):    aber  niemand  hatte  und  hat  doch  bisher 

zu  erfinden  gewusst,  welche  nahere  Bewandtniss  es  eigentliel 

nach  Sinn  und  (wegen  OV)  Form  mit  dieser  Aufschrift  hat. 

Femer  auf  dem  neuerdings  bei  S.  Prisco,  in   der  Nahe  von 


*)  Zwar  gibt  auch  eine  der  Praenestiner  Grabschriften  TH  i^ 
Einem  Zuge  in  GAIA  THRI  (Henzen  Bull.  d.  Inst.  1858  p.  94  [C.  I.  L. 
I  n.  160J,  P.  L.  M.  E.  Tafel  XXXVI,  55):  indessen  ist  gerade  hier  d^: 
Zutritt  der  Consouantenaspiration  Zeichen  eines  nicht  zn  hohcn  AlWr^ 
(nicht  wohl  vor  der  Mitte  des  7ten  Jahrhunderts). 

**)  Dieses  PROBVM  kenne  ich,  aber  gesichert  dorch  Herm  Prct 
Streber'8  gefallige  Mittheilung,  nur  von  eiuem  eindgen  Mflncht^ctr 
Extimplar.  Dass  ein  mehrmals  vorgebrachtes  ARBOVM  nur  auf  fii- 
Kcher  Lesung  beruht,  darf  wohl  jetzt  als  anerkannt  gelten  (s.  P.  L.  M. 
E.  Tafel  VII,  72—75.  30).  [Nachtraglich  sehe  ich  freilich  mit  cinigtr 
Uuborraschung,  dass  auch  Mommsen  Gesch.  des  r5m.  Mflnzwes^r^ 
p.  355  dieses  ARBOVM  noch  festhiilt.  Wenn  aber  Bchon  AvelliDO  a 
Carelli  p.  17  f.  (Lpzg.  Ausg.)  ein  ARBOVM  nie  gesehen  zu  haben  fr- 
klarte  und  fiir  blosseu  Lesefehler  statt  PRBOVM  hielt,  so  lisst  kici 
hinzufiigon,  dass  auch  die  Mdnzschiltze  von  Berlin,  Wien,  Miiiiti*-' 
Paris,  London  (British  Museuni)  zwar  ein  mehi^faches  PRBOVM,  i^"' 
kcin  ARBOVM  kennen.] 


PBAENESTIKISCHES  LATElN.  483 

Capua,  gefxindenen  Steine  des  J.  683  geben  zwar  die  bis- 
herigen  Publicationen,  zuletzt  bei  Henzen-Orelli  III  n.  6119 
nach  Wentrup'8  emeuter  Untersuchung  des  Originals,  im 
Anfang  ALFIDIVS  •  C  •  F  •  STRAB  C  N,  aber  der  Papier- 
abklatsch*)  zeigt  so  deutlich  wie  nur  moglich  ein  blosses 
STRB.  Von  Ligatur  ist  hier  keine  Rede;  indessen  mochte 
doch  hier  leicht  jemand  nur  einen  Schreibfehler  Termuthen, 
vielleicht  auch  ein  Analogon  einer  nota  annehmen,  obgleich 
deren  Begriff  ein  anderer  und  scharf  begrenzter  ist.  Aehn- 
lich  mochte  man  sich  mit  einer  Beschrankung  solcher  Schrift;- 
kurzong  auf  deu  Auslaut  beruhigen,  wenn  man  in  einer  der 
Praenestiner  Grabschriften  (Ann.  d.  Inst.  1855  p.  78  n.  44 
[C.  I.  L.  I  n.  130],  P.  L.  M.  E.  Tafel  XLVU,  51)  las  L  • 
OPPI .  L .  F  1  FLACVS  ||  PATR,  entsprechend  einer  tlbri- 
gens  gleichen  (n.  45  [C.  I.  L.  I  n.  131;  P.  L.  M.  E.  Tafel 
XLVII,  52])  mit  FILIVS  am  Ende.  Zwar  wirklich  den  An- 
laut  betraf  in  einer  andern  (BuII.  d.  Insi  1858  p.  94  n.  6 
[C.I.L.  I  n.  118])  die  Schreibung  MGOUNIA  (nicht  MGOL- 
NIA:  P.  L.  M.  E.  Tafel  XXXVI,  53)  neben  einem  sonstigen 
MAG01.NI0  und  einem  angebUchen  MACOLNIO  (Ann.  n.  36. 
35  [C.  L  L.  I  n.  116.  117],  P.  L.  M.  E.  Tafel  XLVII,  48); 
wem  konnte  es  jedoch  verdacht  werden,  wenn  er  bei  der  zum 
Theil  ziemlich  iibeln  Erhaltung  gerade  dieser  Monumente  der 
Moglichkeit  eines  undeutlich  gewordenen  M  Raum  gab? 

So  weit  etwa  war  die  Beachtung  mehr  oder  weniger 
gleichartiger  .Indicien  gelangt,  als  das  mit  MGOl^NIA  aufeoo 
ganz  gleicher  Linie  stehende  DCVMIVS  einen  festern  Auhalt 
gewuhrte,  das  bisher  dammerhaft  erscheinende  in  ein  be- 
stimmteres  Licht  setzte  und  zu  weiterer  Umschau  aufforderte. 
Wemi  in  denselben  Grabschriften  von  Praeneste  (Ann.  n.  51 
[C.  I.  L  I  n.  137],  P.  L.  M.  E.  Tafel  XLVI,  38)  PE^CN  C  l 
auftritt,  was  kann  darin  anders  stecken  als  das  Nomen 
Pescenius  mit  ungeschriebenem  e?  Femer,  wenn  das  ebenda 
n.  49  [C.  L  L.  I  n.  133]  vorkommende  l  -  ORCVIO^  (oder 

*)  Dass  nach  diesem  auch  die  Wahl  swischcn  ALFIDIVS  tmd 
ALEIDIV8  durchaus  zweifelhaft  bleibt,  wurde  Rh.  Mua.  XIV  p.  300 
[oben  p.  357]  beioerkt  (vgl.  P.  L.  M.  E.  Tafel  LXIV  G  [und  C.  L  L. 
I  n.  673]). 

31* 


484  VOCALUNTERDRUCKUNQ   IN   DER  SCHRIFT; 

ORGVIO^?  P.  L.  M.  E.  Tafel  XLVI,  37)  zwar  an  sich  seb 
wohl   nach   Analogie   des    bekannten   PACVIVS  u.  a.  (wis 
ohne  Zweifel  nicht  bloss  Schreibung,   sondern  auch  Sprtch- 
form  war),    fiir  Orcuius   =  Orcuvius  genommen  werden 
konnte,  wird  man  es  nicht  dennoch  vielmehr  als  ORCeYIOJf 
fassen,  wenn  gerade  dieser  Name  ebenda  noch  zweinial  n.  47. 
48  ([C.  I.  L.  I  n.  134.  136],   P.  L.  M.  E.  Tafel  XLVn,49. 
als  ORCEVIO  ORCEVIA   voUstandig  ausgescbrieben»)  vor- 
kommt?     Wird    es  zu    gewagt   erscheinen,    auch   das  oben 
p.  604  [482]  Anm.   angefiihrte  THRI,   was  doch  so,  wenii- 
gleich  sprechbar,  kaum  ein  lateinischer  Name  sein  kann,  etwa 
auf  ein  THoRI  oder  etwas  Aehnliches  zurfickzufQhren?  Abei 
mehr:  mag  man  das  bereits  erwahnte  PATR  mittela  irgejul 
einer   Entschuldigung  (ich    sehe   freilich  nicht    mit  welcher 
zutreflfenden)    als    nicht    voUgiiltig   bei  Seite    schieben,  »as 
lasst  sich  aber  gegen  ein  DIESPTR  aufbringen,   wo  doil 
wohl   die  rein  graphische  Auslassung  zweier  Vocale  unbe- 
streitbar  ist?     So   steht  aber  auf  einer  der  erst  jfingst  an* 
Licht  gezogenen,  durch   ihren  lateinischen  Namenreichtbuni 
Uberaus  hervorstechenden  Cisten,   deren  Publication  in  Jen 
Monumenti  des  rom.  Instituts  demnachst  bevorsteht,  als  Bei- 
schrift  der  Figur,  die,  neben  IVNO,  ohne  Frage  Juppiter  tt 
[s.  jetzt  C.  I.  L.  I  n.  1500  p.  553].     Und  aucb  diese  Cistt 
isfr  aus  —  Praeneste. 

Es  leidet  keinen  Zweifel:  vorzugsweise  das  Praenesti- 
nische  Latein  bietet  uns  eine  Reihe  von  Beispielen  fur  — 
007  oder,  mochte  ich  lieber  sagen,  von  Ansatzen  zu  einer  gra- 
phischen  Vocalersparung,  welche,  von  der  normalen  Ent- 
wickelimg  des  Wechselverhaltnisses  zwischen  Sprache  tifri 
Schriffc  vollig  iiberwunden,  im  durchgebildeten  Latein  keii'.^ 
Stelle  weiter  fand.  Dass  die  Praenestiner  bemerkenswertht 
Eigenthiimlichkeiten  in  ihrem  Dialekt  hatten^  wissen  vir 
durch  mehrfaclies  Zeugniss  (s.  Parerga  Plautina  p.  196),  vi»' 
wenn  sie  conia,  tammodo,  nefrones,  tongere  sagten: 
um  so  weniger  kann  bei  ihnen  auch  eine   oder  die  andero 


*)  Noch  ein  dniies  Beispiel  ORCEVIVS -M -P.NASICA  bci  V^ 
trini  p.  8G2,  26  [C.  I.  L.  I  n.  135]  fehlt  bei  Henzen. 


PBAENE8TIVI0CHES  LATEIN.  486 

Besonderheit  in  der  Schrifi;   auffalleii.  *)   —   M5glich   unter 
diesen  Umstandeu,  dass  in  dieselbe  Eategorie  der  Vocalaus-  eos 
lassung  noch  anderes  Praenestinische  failt^  f&r  das  nur  die 


*)  Eine  PraeneBtiner  Inschrifl  bei  Petrini  p.  385,  109  wilrde  das 
einzige  Beispiel  derVocalverdoppelang  00  geben,  wenn  nicht  das  dortige 
NOORRIOLO  ohne  Frage  falsch  geleaen  wSlre.  Daa  einzige  n&mlich 
aasaer  den  nar  Qarrncci  allein  bekannten^  s.  Rh.  MnB.  XIV  p.  888  [oben 
p.  394].  —  Eiii  weiterhin  su  erw&hnendcB  CORAKE  anf  einem  Praene- 
fitiner  Stein  gteht,  wenngleich  jetzt  anderweitig  nicht  naohweiabar, 
doch  xa  sehr  innerhalb  wohlbegrfindeter  Analogie,  ala  dass  aich  darin 
eine  dialektische  Besonderheit  erkennen  liesse.  —  Sehr  bemerkenswerthe 
Bprachliche  Eigenthflmlichkeiten  wiirden  dagegen  ans  dem  (jetzt  Mfin- 
chener)  Bronzet&felchen  bei  Orelli  n.  1438  (aach  in  MasBmann^s  Libel* 
ha  anrarinB  p.  40  [jetzt  C.  I.  L.  I  n.  187;  P.  L.  M.  E.  Tafel  II  B]]  sn 
entoehmen  sein  (VICESMA  •  PABTI  •  APOl^ONES  •  DEDERI),  wenn  sich 
die  PraenefltiniBche  Herknnft  desselben  glaabhaft  beweisen  liesBe,  die 
allerdings  einen  gewissen  Schein  fflr  Bich  hat.  Die  InBchrift  ist  nSjn- 
lich  meines  WiBsens  zaerst  inVignoli^s  Veteres  inscriptiones  Belectae, 
die  deflsen  Biss.  de  columna  imp.  Antonini  (Romae  1705)  angeh&ngt 
sind,  p.  339  pablicirt  worden^  noch  dazn  recht  gnt  in  Enpfer  gestochen, 
Qnd  da  lantet  die  UeberBchrift  Ibidem,  ex  museo  M.  Antonii  SabcUini. 
Lamina  aerea.  Da  nnn  die  nnmittelbar  vorhergehende  Insohrift  aof 
p.  337  die  Vorbemerkang  hat  In  lamina  aerea  nuper  in  Latio  reperta 
prope  Lugnanum,  bo  liegt  cb  aaf  den  ersten  Blick  allerdings  nahe, 
anch  jencB  Ibidem  anf  Lagnano  als  Fandort  zn  beziehen,  womit  wir 
in  die  n&chste  Nachbarschaft  von  Palestrina  kSmen.  Aber  anffallend 
ware,  wenn  Vignoli  dicBS  eagen  woUte,  doch  dann  die  Stellnng  des 
iUdem  nicht  bei  lamina  aerea,  Bondem  bei  ex  museo  Sabatini.  DieseB 
Moseam  aber  war  in  Rom,  wie  anch  p.  804  in  yollBt&ndiger  Ueber^ 
&chrift  Bomae,  in  museo  M.  AnUmii  Sabatini  aasdracklich  sa  lesen 
atehi  AoB  Rom  stammen  aber  flberhaapt,  mit  wenigen  Aoflnahmen, 
VignoH'8  Inschriften  fast  alle,  nnd  in  Bcinen  Qaellenangaben  yerf&hrt 
er  mit  der  YerdiieBBliohBten  ConBeqnenz  so,  dasB  er,  nachdem  er  ein- 
mal  Eomat  gesagt,  dann  handert  bis  andertbalbhandertmal  hinter  ein- 
ander  weg  immer  Ihidem  dardber  Betzt.  Nnn  iat  aber  nicht  zu  Clber> 
aehen,  daas  die  beiden  fraglichen  Inschriften  in  den  Addendis  stehen. 
Es  hat  daher  die  hdchste  WahrBcheinlichkeit,  dass  die  InBchrift  anserer 
(der  jetzigen  MQnchener)  Bronze  nrspriinglich  filr  eine  Bolche  rOmisohe 
Heihe  bestimmt  war  nnd  Vignoli,  als  er  sie  sp&ter  nachtrng,  nnr  yer- 
ga88  daB  Ibidem  in  Momae  zn  verftndem.  [EbeoBO  Enarr.  sappl.  p.  99. 
C.W.]  So  wird  es  also  mit  Lugnano-PraeneBtinischem  Ursprang  nichts 
sein  nnd  kommen  wir  sonach  uber  das,  was  wir  schon  dorch  Lanai 
^aggio  II  p.  975  (217  ed.  II)  waBsten,  nicht  hinaus,  der  nnr  dnrch 
Freundeshand   eine  AbBchrift   des   Originals   hatte   nnd  Ton  letzterm 


486  VOCALUNTERDRUCKUNG   IN   DER  SCHRIFT; 

Nothwendigkeit   nicht   zu  beweisen.     Z.  B.  nVMTORlAl  in 
der  Grabschrift  Ann.  n.  37  ([C.  I.  L.  I  n.  122]  P.  L  M.  E 
Tafel  XLVI,  11)  kann  fQr  NVMETORIAI  geschriebcn  sein 
(so,  NVMETORIA,   auch  auf  der  OUa  von  S.  Cesario  Wi 
Baldini  n.  36  [C.  I.  L.  I  n.  921]),   inuss  es   aber  nicht,  da 
doch  die  Synkope  Numtoria,  weil  lautlich  ausdruckbar,  in 
der  Sprache  selbst  existirt  haben  kann  wie  so  manclies  ahn- 
liche,    zum  Theil  hart  genug  klingende:    s.  Mon.  epigr.  tria 
(tit.  Aletr.)  p.  IX  [oben  p.  173].  Eben  so  wenig  zwingend,  aber 
eben  so  zweideutig  ist  also  auch  das  POSTICNV  der  kleinen 
Praenestiner  Bronze,  die  im  Rh.  Mus.  XIV  p.  382  [obcn 
p.  387;  C.  L  L.  I  p.  255]  (P.  L.  M.  E.  Tafel  XXXVI B)  pubUcirt 
ward;  gleichwie  das  PROSEPNAI  (oder  nur  PROSEPNA? 
des  Spiegels   aus  dem  etruscischen  Cosa  in  Monum.  d.  hst. 
VI  t.  24  [C.  I.  L.  I  n.  57],  (P.  L.  M.  E.  Tafel  XI  M),  da 
zwar  die  Unterdriickung  des  r  singular  genug,    wenngleiili 
nicht   ohne  Analogie  ist,   aber  weder  ein   Prosepna  mi 
selbst  ein  Proserpna  der  Aussprache   widerstrebt,     NicLt 
beweiskraftiger  fiir  bloss  graphische  Kiirzung  ware  die  Muni- 
609  aufschrift  ARIMN*),  da  ein  dreisylbiges  Arimnum  in  jemr 
Epoche  (nicht  lange  nach  486)  nicht  nur  nichts  gegen  sicL 
sondem  weitreichende  Analogien  fur  sich  hat. 


ausserdem  berichtet,  dass  es  nach  Sabbatinns  in  den  Beaitz  des  juBg*T 
Fiirsten  Al.  Albani,  nachmaligen  Cardinals,  gekommen.  —  Uebrigin* 
konnte  auch  das  VICESMA  den  zwischen  lautlicher  und  graphiKhfr 
Synkope  schwankenden  Beispielen  zugezahlt  werden. 

*)  Zwar  von  Mommsen,  wie  es  scheint,  nicht  anerkannt  GeiU 
d.  rom.  Miinzwesens  p.  251,   aber  sicher  gestellt,    wenn  andere  nicLt 
schon  durch  die  tavola  di  supplemento  (die  allerletzte)  im  Aes  gra^f 
del  museo  Kirch.,  cl.  IV,  2  (daher  wiederholt  in  Tonini's  'Rimini  v 
il  princ.  d.  era  volg.'    zu  p.  21,  B,  c),    sowie  dnrch  das  wennglfl^^i 
unvollstiindigere  Exemplar  Paulucci^s  bei  Tonini  nnter  d,  so  doch  jeden- 
falls  durch   ein  Exemplar  des  Berliner  Musenms  =»  P.  L.  M.  R  Tif» 
VIT,  29,  d  p.  11.    [Hierzu  kommt  noch  ein  ARIMN  des  MunchenerK» 
binets.]     Hochst  wabrscheinlich ,  wenn  auch  nicht  nnbedingt  nothvt'»- 
dig,  iat  dahor  das  ARIM  des  Exemplars  auB  Bianchi'8  Besitz,  weleh* 
die  Jesuiten  auf  den  Titelumschlag    zu    den   Tafeln   ihres  Aes  gra^^ 
gesetzt  haben  (wiederholt  von  Tonini  unter  a),  sowie  des  aus  Borgbesij 
Sammlung  von  Tonini  unter  b  publicirten,  nichte  als  nur  EuMig  *"*'* 
stiimmclte  Pnigung. 


PBAENE8TINISCHES  LATEIN.  487 

Moglichy  dass  auch  die  bekannte  MedusenbQste  des  Eir- 
cherschen  Museums  mit  der  Form  ITIICT  [C.  L  L.  I  n.  51] 
(P.  L.  M.  E.  Tafel  I  (T),  iiber  deren  Herkunft  mir  und  auch 
wohl  Andem  nichts  bekannt,  aus  Praeneste  stammt,  wo- 
her  80  manches  andere  dorthin  gekommen  ist.  Aber  wenn 
auch  nicht:  tlber  Praeneste  hinauS;  in  Campanisches  Gebiet; 
fQhrte  uns  ja  schon  PRBOYM  und  STRBo.  Ist  aber  jene 
Lesung  wirklich  sicher  und  nicht  etwa  das  unten  am  G  an- 
gesetzte  kleine  Hakchen  Zeichen  fQr  CI  (ygl.  Rhein.  Mus. 
XIY  p.  383  [oben  p.  388]),  so  mochte  wenigstens  an  laut- 
liche  Synkope  hier  um  so  weniger  zu  denken  sein,  weil, 
wenn  auch  fekt  ganz  und  gar  nicht  unsprechbar,  die  Perfect- 
endung  it  in  alter  Zeit  langes  i  hatte  (ebend.  p.  408  f.  [Opusc. 
n  p.  642  Anm.]).  Zugleich  ist  diesS;  so  Tiel  ich  mich  augen- 
blicklich  erinnere;  der  einzige  Fall,  in  dem  sich  dieselbe 
Schriftkfirzung  gleichwie  traditionell  auch  auf  spatere  Zeit 
fortgepflanzt  hat.  Denn  Schreibungen  wie  die  schon  a.  a.  0. 
nachgewiesenen  FECT  VIXT  sind  auf  jQngem  Steinen  nicht 
ganz  selten,  obgleich  ich  sie  nicht  eigens  gesammelt  habe.*) 
So  TRIVMPHAVT  viermal  (neben  TRIVMPHAVIT)  bei  Ma- 
rini  Atti  p.  607,  wozu  er  selbst  p.  644  noch  ein  mfZtTAVT 
und  ein  anderes  FECT  beibringt.  Auch  auf  einer  in  immit- 
telbarer  Nahe  der  Scipionengrabkammer  gefundenen,  nach 
den  schonen  Schriftztlgen  guter  republicanischer  Zeit  ange- 
horigen  Grabschriffc  zweier  Comelier  las  derselbe  Marini 
p.  269  ausdrClcklich  (er  setzt  ein  sic  dazu)  VIVT,  obwohl  der 
Papierabdruck  (P.  L.  M.  E.  Tafel  XLH  M  [C.  L  L.  I  n.  1045]) 
nichts  als  VIV  aufweist. 

[Zu  diesen  Beispielen  der  VocalunterdrQckung  in  der 
vSchriffc  kommt  noch  ein  sehr  unzweifelhaffces  aus  einer  Peru- 


*)  'Zu  dieeen  Schreibmigen  bieten  auch  die  Mauerinschrifben  von 
Pompeji  ein  paar  Belege:  FACT  bei  Garrucci  Tafel  6,  1  [C.  I.  L.  IV 
n.  1595]  und  PEDICAVD  anf  der  Snpplementtafel  (A)  6  [C.  I.  L.  IV 
n.  2048].  Fiir  sehr  imsicher  halte  ich  das  angebliche  FELX  Yon  eincm 
ColQmbarinm  der  via  Latina  ebend.  Tafel  25,  4:  wie  ich  denn  iiber- 
liaapt  von  diesen  Garrucciscben  Zeichnungen  nur  ungom  Gebranch 
mache,  wegen  ihrer  nnd  8einerUnzuverl3.&8igkeit.'  Zusatz  aueRhein. 
Muieum  XVII  p.  146. 


488  V0CALUNTJ2RDRUCKUNG   IN   DER  SCHRIFT; 

siner  Inschrift,  die,  von  Vermiglioli  Ant.  iseriz.  Perus. 
p.  555,  208  (2te  Ausg.  1833.  34)  sehr  schlecht  gelesen  (in 
der  letzten  Zeile  C  •  HILARI  CVRI),  nach  einem  Bruim- 
schen  Papierabdruck  also  lautet  (vgL  P.  L.  M.  E.  Tafel 
LXXVIII-F  [C.  L  L.  I  n.  1393]): 

ITERDEBTVR-Ad 
MONIMENTV 
C  CLANIC  L 
i^HILARCVRI 

Auch  hier  ist  es  ein  naturlanger  Vocal,  der  in  debefur  uber- 
sprungen  wird:  so  dass  also  an  lautliche  Synkope  nicht  zu 
denken  ist.     Nachtrag  aus  Rhein.  Museum  XVnp.144.] 

Nicht  hieher  gehbrig  dagegen  sind  die  zahlreichen  Bei- 
spiele  der  Schreibung  VIVS  FLAVS  u.  dgl.  Denn  mit  nich- 
610  ten  ist  diess  =  vivs  Flavs  mit  ausgelassenem  u,  sondeni 
vielmehr  vius  Flaus  mit  ausgestossenem  t?,  da  die  Anti- 
pathie  des  romischen  Ohres  gegen  die  Lautverbindung  «*,  jjo 
sehr  diese  ja  auch  im  allgemeinen  nicht  lange  vor  Qointi- 
lians  Zeit  zur  Geltung  kam,  niemals  ganz  und  vollstandig 
liberwunden  wurde.  DieVergleichung  von  NOEMBRIS  IVES' 
TIVS  einerseits,  und  von  OINOMAVOS  OENOMAVS,  ME 
NOLAVOS  MENELAVS  u.  dgl.  anderseits  lasst  hier  kaum 
eincn  Zweifel,  obgleich  zur  Erschopfung  des  Gegenstande> 
mehr  als  ein  paar  gelegentliche  Zeilen  gehoren. 

Hingegen  wird  man  wohl  noch  hieher  zu  ziehen  haben 
die  Marsische  Inschrift  L  R.  N.  5567  [C.  I.  L.  I  n.  183:  P. 
L.  M.  E.  Tafel  XCVUID],  die,  im  fibrigen  wirklich  lat^i- 
nisch  (s.  Mommsen  Dial.  p.  346),  nach  Garrucci^s  wolil- 
begriindeter  Lesung  im  BuU.  d.  Inst.  1861  p.  40  mit  VECOS 
SVPN  d.  i.  vicus  Supznas  beginnt,  also  wohl  schon  hier 
(wegen  der  Liingo  des  /)  eine  nur  graphische  Abkurzung  gibt 
daim  aber  UVBS  •  MERETO  hat,  was  sich  doch  kaum  anderj 
auf  Analogie  zuruckfiihren  Itisst  als  durch  die  Gleichstellmiir 
mit  lubes  d.  i.  lubews  (wie  CLEMES  CRE8CES  PVDES 
141  u.  a.,  s.  Rhein.  Mus.  XI  p.  640  [=  Opusc.  II  p.  715]).  [Mit 
diesem  UVBS  =  liihcs  wiirde  ich  das  HB^  des  Steines  vuii 
Milonia   zusammengestellt   haben,    vne  es   Mommsen  DiaL 


PBAENEBTINISGHES  LATEIN.  489 

p.  345  f.  gethan,  wenn  nnr  die  Lesung,  beziehungsweise 
Abbildnng  dieses  Monnments  bei  Lanzi  nicht  gar  zu  unsicher 
ware^  nnd  die  Interpretation  daau.  SoUte  es  wirklich  ftbv 
lAentes  Btehen,  wie  man  meint;  so  wiisBte  ich  (iberhanpt  mit 
der  Form  als  einer  lateiniBchen  gar  nichte  anzufangen.  Kann 
es  dagegen  Zi&(6)s  <*«  libe(n)8  Bein,  so  gewannen  wir  aller- 
dings  Ewei  Steine  aus  demselben  Marserlande  fdr  die  in 
Eede  stehende  Yocalunterdrilckung;  und  k5nnten  wohl  gar 
in  Versuchung  kommen,  den  Ursprung  dieses  graphischen 
Sparsysiems  bei  den  Marsern  zu  suchen,  Ton  wo  es  sich  145 
zanachst  nach  Praeneste  verpflanzt  oder  dort  yorzugsweise 
festgesetzty  dann  sporadisch  auch  weiterhin  yerbreitet  hatte. 
Ob  wir  freilich  in  solcherlei  Fragen  iiber  M5glichkeiten  hin- 
aaskommen,  steht  wohl  sehr  dahin. 

Endlich  k5nnten  gewisse  Gesichtspunkte  wohl  geneigt 
macheny  auch  die  ftlr  cohors  nicht  selten  vorkommende  in- 
schriftUche  Schreibung  CHO  CHOR  CHORT*)  einfach  auf 
Ueberspringung  des  Vocals  0  zurfickzuf Qhren  und  als  zufallig 
bewahrten  Rest  einer  altem  Zeit  aufzufasseu;  statt  nach  ge- 
wohnlicher  Annahme  yon  einem  c&rs  <»  chors  »»  cohors  aus* 
zogehen.  Doch  *das  ist  nicht  so  kurz  zu  fassen.'  Zusatz 
au8  Rhein.  Museum  XVH  p.  144  f.] 

Das  Eriterium  des  sprechbaren  und  nicht  sprechbaren, 
das  bisher  geleitet  hat;  ftlhrt  aber  wohl  noch  einen  Schritt 
weiter.  Mag  ein  Numsius  Ofdius  oinyorsei  und  anderes 
noch  80  rauh  lauten  —  um  auf  die  Herbeiziehung  alles  im 
Oscischen  oderUmbrischen  yergleichbaren  hier  absichtlich 
Ku  verzichten  — :  aber  es  lautet  doch^  und  zwar  so  wie  es 
geschrieben  ist;  ohne  Beihtllfe  eines  ungeschriebenen  Vocals. 
EinMayrte  di^egen  ist  ohne  Schwa  zwischen  v  und  r  nicht 
sprechbar;  nnd  wollte  man  sagen,  dass  das,  wie  Mayorte 
beweist,  nrsprflnglich  hier  unbestreitbar  consonantische  Y  doch 
in  der  Contraction  yocalisch  werden  konnte;  so  dass  MAVRTE 
([C.  I.  L.  I  n.63;]  P.  L.  M.  E.  Tafel  XLIXi?)  yielmehr  als  Maurt e 
niit  Diphthong  zu  fassen  ware,  so  liesse  sich  doch  alsdann 

*)  Aiich  ana  griechuchen  InBchriften  weist  mir  Dr.  W.  Sohmitz 
die  entsprechende  Schreibung  nach:  XOP  C.  I.  G.  III,  6416;  XQPTHC 
ib.  4716  cT  (p.  1193)  nnd  6052;  XOP  6783  c  (p.  1864);  XQ  390«  c. 


490  VOCALUNTERDRUCKUNG   IN   DEB  fiCHRIFT; 

schwer  begreifen,  wie  aus  Maurte  ein  Marte  hervorgegangen 
sein  sollte.  Noch  weiter  tragend  ist  die  Erwagiuig  des  Y 
-in  der  Verbindung  OV,  in  der  es  von  Anfang  an  ohne  allen 
Zweifel  consonantisch  war:  wie  es  denn  auch,  wenn  man 
611  sich  genau  ausdriicken  will,  vocalisch  uberhaupt  niemals  ge- 
worden  ist.  Denn  etwas  anderes  ist  es  ja,  wenn  der  t?-Laut 
weiterhin  ganz  ausgestossen  ward  und  nur  o  Obrig  bheb,  auf 
einer  neuen  Stufe  aber  dieses  o  m  u  iibergingy  also  publi- 
cos  keinesweges  unmittelbar  gleichzustellen  ist  mit  povbli- 
cos,  sondern  zunachst  aus  poblicos  erwuchs,  understdie 
ses  aus  po(v)blicos:  wie  das,  denke  ich,  durch  die  Untcr- 
suchung  in  Mon.  epigr.  tria  geniigend  ermittelt  worden.  Mag 
es  nun  immerhin  sein  dass,  auch  als  schon  u  gesprochec 
wurde,  OV  nur  als  vormalige  Schreibung  noch  eine  Weile 
traditionell  fortdauerte,  ohne  lautliche  Bedeutung  fSr  die 
Gegenwart  zu  haben  (nirgends  klarer  und  langlebiger  als  in 
OVF),  jedenfalls  ist  es  doch  ursprunglich  als  ov  gehort  wor- 
den.  Nun  Gberblicke  man  einmal  die  Reihe  der  thatsaehlich 
ehedem  mit  OV  geschriebenen  Formen*)  und  stelle  an  die 
einzelnen  die  Frage  nach  der  Sprechbarkeit.  Mogen  wir 
keinen  Anstoss  nehmen  an  der  Ungewohntheit  oder  Harte 
von  Klangen  wie  covra  plovruma  Fovrio  iovrare  Clov- 
lio  lovmen  Lovcina  dovcere  Novceria  iovdicare  Tot- 
tia  iovsi  plovs,  mogen  wir  uns  auch  allenfalls  noch  ein 
iovbere  und  sogar  polovcta  povblicom  gefallen  lassen: 
aber  das  wird  niemand  behaupten  wollen,  dass  man  ohiie 
Vocalunterstutzung  auch  novndinum  novntiare  Fovhio 
habe  sprechen  konnen.  Das  ist  es  also,  was  auch  hier  acf 
eine  uralte  Schriftart,  die  sich  den  Vocal  ersparte,  hinwei?! 
Bei  novndinum  ist  der  libersprungene  Vocal  etymologisii 
klar;  wo  er  es  nicht  ist,  haben  wir  ihn  vorauszusetzen  unc 
uns   an  Moglichkeitsschliisse  nach  Analogie  zu  halten.    Aut 


*)  In  den  Mon.  epigr.  tria  p.  4  [116]  f.  vgl.  mit  34  [157]  ff.  rosaiL- 
iiiongestellten  fehlt  COVRATO  aus  dem  Repctundengesctz  ([C.  I.  L  ■ 
n.  108  ^;]  P.  L.  M.  E.  Tafel  XXV  A  Z.  17).  Auch  OVFm/tiw  durf- 
nicht  (ibergangen  werden.  Neu  hinzugekommen  ist  das  Paene^tir!- 
sche  BOVFIHO  Bull.  d.  Inst.  1858  p.  94  ([C.  I.  L.  I  n.  86;]  P.  L.  M 
E.  Tafel  XXXVI,  57). 


PRAENESTINISGHES  LATEIN.  491 

ein  alteres  Fovilvius  (oder  ahnlich)  kann  CloTilius  (alter 
CloTelios)  f&hren,  welches  zwar  als  solches  zufallig  nicht 
nachweisbar  ist,  aber  zu  Grunde  liegt,  um  uns  einerseits 
CIotHus,  anderseits  Cloilius  (Cloelius)  Cluilius  aus  eis 
EinerWurzel  heraus  zu  geben:  ganz  ahnlich  wie  einem  alten 
pIoYirumuB  (pIoTisumus)  theils  pIoTrumus  theils  ploi- 
rumns  (plisimus)  entstammte.  Nicht  anders  wird  es  mit 
einem  alten  coTcrare  sein,  woraus  einerseits  coTrare  co- 
rare*)  curare,  anderseits  coerare  wurde**),  worin  heutiges 
Hellsehen  ein  Compositum  Ton  co(fn)  und  man  weiss  nicht 
was  filr  einem  erare  erblickt  hat.  An  den  sanskritkundigen 
SprachTcrgleichem  ware  es  allerdings^  uns  hier  noch  manche 
Lichter  aufzustecken;  aber  dazu  mfissten  sie  sich  freilich  ge- 
legentlich  entschliessen,  iiber  ihren  lieben  Schneider  hinaus- 
zuschauen  imd  einige  Notiz  Ton  dem  zu  nehmen,  was  die 
mitleidig  so  genannte  ^kritische  Methode'  nicht  an  Phanta- 
sien,  sondem  an  Thatsachen  beibringi  Sie  sind  dfirftig, 
diese  Thatsachen,  gegentlber  der  Ftllle  des  untergegangenen 
Lebens;  aber  lange  nicht  so  ddrftig  wie  die  Bekanntschaft 
mit  ihnen  auf  jener  Seite.  Was  helfen  traumerische  Visionen 
Qber  einen  nebelhaften  Zusammenhang  des  lateinischen  du- 
cere  mit  der  ^Wurzel  duh  (mulgere;  elicere),   slaTlsch  daUi 


*)  Vermtithlich  ist  qhs  Ton  diesem  corare  noch  ein  Beleg  er- 
halien  in  der  nnter  mehr&chem  Gedchtapnnkie  merkwfirdigen  frag- 
mentirten  Inschrift  Ton  Praeneste  bei  Cecconi  'Storia  di  Paleatrina' 
(Ascoli  1756}  p.  39  [C.  I.  L.  I  n.  73;  vgl.  Add.  p.  554]: 

APOLON    .    . 
METILIO    .    .    . 

MA6ISTEB 

CORAVERO .    . 

CANICIO   L'^  .  .  . 
RIANDO  .... 

uber  die  man  gem  mehr  sagte,  wenn  erst  die  Lesung  constatirt  w^re. 
DaK  der  Stein  noch  vorhanden  iat,  sieht  man  aus  Garrucci^s  Aeusae- 
rong  Ann.  d.  Inst  XXXII  (1860)  p.  S87,  wo  er  gerade  das  CORAVERO 
daraoa  anfBhrt  [Vgl.  jetEt  Priscae  latin.  epigraph.  snppl.  II  (unten 
n.  XVni,  2)  p.  V  flF.    C.  W.l 

**)  [VgL  PriBcae  latin.   epigraph.   suppL  11  (unten   n.  XVIII,  2) 
p.X.    C.  WJ 


492  VOCALUNTEKDRUCKUNG   IN   DER   SCHRIFT; 

(lactare)',  die  wieder  gleich  sei  einem  ^ut  -f-  ^r  toah*  n.  s.  w, 
wenn  doch  der  lateinische  Stamm  gar  nicht  dtWj  sondem 
dovc  (auch  nicht  etwa  dvoc)  ist?  Wo  dieses  dovcere  semen 
weitern  Ankniipfungspunkt  in  allgemeiner  SprachenTerwandt- 
613  schaft  zu  suchen  habe,  darauf  wurde  schon  Yor  neun  Jahren 
(Mon.  tr.  p.  37  [oben  p.  162  f.])  die  ausdrttckliche  Anfrage 
gestellt;  eine  Antwort  ist  nicht  erfolgt  — 

Kaum  lasst  sich  glauben,  dass  noch  ein  Bewnsstsein 
oder  nur  eine  Eenntniss  von  der  niemals  zu  irgend  einer 
Regel  gewordenen  Schriftabkiirzung  einer  verschollenen  Ur- 
zeit  mitgewirkt  habe,  um  in  einer  spatem  Periode  eine  Theo- 
rie  entstehen  zu  lassen,  die  im  wesentlichen  allerdings  auf 
das  Gleiche  hinauskommt.  Bekanntlich  sprechen  vieleGram- 
matiker  (bei  Schneider  p.  291  ff.)  iiber  die  Verwendung  des 
Schriftzeichens  K  fiir  diejenigen  Worter  oder  einen  Theil  der- 
selben,  in  denen  jenem  Laut  derVocal  a  folgt*),  wieKAPTT 
KALENDAE  KALVMNIA,  wovon  uns  auch  Belege  genug 
iibrig  sind;  aber  nur  ein  einziger  von  ihnen,  Terentius  Scao- 
rus  de  orthogr.  p.  2253,  bespricht  gleichzeitig  den  dam 
verschiedenen  Fall,  dass  K  als  Zeichen  fiir  die  ganze  Sylbe 
ka  diente,  also  KPVT  KLENDAE  KLVMNIA  geschriebeii 
ward,  was  denn  ganz  auf  dasselbe  wie  ein  MGOLNIA  u.s.w. 
hinauskiime.  Aber  dieser  Theorie  hat,  so  weit  sich  aus  den 
Inschriften  ersehen  lasst,  niemals  eine  Praxis  ent«prochcn: 
wenigstens  ist  mir  kein  einziges  Beispiel  bekannt.  Und  da«^ 
das  Ganze  nichts  als  eine  sterile  Tiftelei  ist,  vor  oder  in 
Hadrianisclier  Zeit  erdacht,  geht  wohl  ziemlich  deutlieh  aus 
den  damit  in  Verbindung  gesetzten  gleichartigen  Schreibunjren 
DCIMVS  CRA  BNE  fur  decimus  cera  bene  hervor.   Denn  di^ 


*)  Vielleicht  —  ich  mOchte  fast  sagen,  vermuthlich  —  war  cj 
Accius,  der  den  Gebrauch  der  nun  einmal  vorhandenen  drei  SchrL* 
zeichcn  fiir  den  harten  Gaumlaut,  von  denen  er  keinee  ganz  verdran- 
^cn  mochte  oder  konnte,  dahin  ordnete,  dass  er  vor  jedem  a  das  K. 
vor  jedem  u  da»  Q,  in  allen  ubrigen  Failen  dae  C  zn  aetzen  vorschrieh 
denn  die  bciden  ersten  Falle  stehen  sich  ganz  parallel.  Zu  einer  gv 
wissen  Anerkennung  und  Verbreitung  wahrend  dea  ganzen  7ten  Jahr- 
hunderts  kam  nur  das  QV,  in  QVM  PEQVKIA  PEQVLATVS  u.s.i.. 
nicht  ebcnso  auch  KA. 


PRAEl^ESTINISCHES   LATEIN.  493 

gemeinsame  Princip;  das  zu  Grunde  liegt,  ist^  wie  auch 
Scaurns  andeutet,  kein  anderes  als  d^ss.nicht  der  Laut  des 
Buchstaben;  sondem  sein  Name  gedacht  und  gehort  werden 
sollte.  B^  C  und  D  sind  ohne  Zweifel  nur  beispielsweise  cu 
erwahnt;  jene  Schriftkdnstler  werden  eben  so  im  Alphabet 
fortgefahren  haben  GNV8  HBERE  PCVDES  zu  schreiben, 
und  wenn  sie  etwa  die  Consequenz  noch  weiter  treiben  woU- 
ten^  stand  selbst  der  gleichartigen  Spielerei  FFVGEKE 
XNIVS  RROB  nichts  im  Wege.  Wir  haben  uns  daher  wohl 
gehutet,  Yon  dem  DCIMVS  des  Scaurus  fiir  unser  Praenesti- 
uisches  DCVMIVS  irgend  welchen  Gebrauch  zu  machen. 


Nacbschrift.  Eben  erst,  bei  der  Druckrevision  des 
Vorstehenden,  ersehe  ich  zufallig  aus  AriodanteFabretti's 
Glossarium  Italieum  p.  318,  dass  unsere  Praenestinische  In- 
schrift  dock  schon  einmal  publicirt  worden,  aber  freilich  an 
einem  Orte,  wo  sie  fOr  unsere  Kreise  wohl  so  got  wie  ein 
Ineditum  ist,  in  der  Civilta  cattolica  sr.  III  Bd.  8  p.  364, 
vielleieht  yon  Garrucci  selbst.  Es  heisst  da  nnr  PRIMG 
ond  am  Scbluss  DED. 


XVIIL 

Priscae  latinitatis  epigrapMcae  supplementa 

quinque. 


Supplementum  I.*) 

(Cuin  tabula  lithographa**)). 

III  Monumentorum  ad  priscam  latinitatem  spectantium  qoo- 

niam  singulari  horum  studiorum  beneficio  fit  ut  nova  in  dies 
seges  sucerescat,  facile  praevidimus  eam  quoque  syllogam, 
qua  titulorum  vetustiorum  varietatem  in  unum  corpus  cogere 
nuper  instituimus,  brevi  temporis  spatio  interiecto  mancam 
exstituram.  Ei  igitur  incommodo  ut  quantum  in  nobis  esset 
niederemur,  supplementorum  serie  quadam  continua  apud 
animum  statuimus  epigraphices  incrementa  illa  omnia  com- 
plecti.  Faciemus  autem  hoc  ita  ut  eodem,  quod  in  sylloga 
illa  secuti  sumus,  consilio  commentandi  opellam  nostram 
lithographi  artificium  comitetur  ad  veri  similitudinem  titulos 
quosque  quam  fieri  potest  accuratissime  exprimentis.  Ex 
eorum  igitur,  qui  iam  nunc  in  promptu  sunt,  titulorum 
numero  in  tabula  prima  sub  A  eum  proposuimus  quem 
nuperrime  prope  Romam  ad  aedem  *S.  Lorenzo  fuori  le  mura 
repertum,  mox  translatum  in  museum  Capitolinum,  huma- 
nissime  ut  solet  Henricus  Brunnius  noster  misit,***)  Inscrij>- 


*)  [Prooemium  Indicis  scholarum  hibemanim  BoDnensimn  ^^^ 
rnm  CIOlOCCCLXII  et  LXIII.    C.  W.] 

**)  [Tabula   olim   huic    commentationi   adnexa   nunc   sub  n.  X^ 
iterata  est.     C.  W.] 

***)  [Editua  mmc  cst  C.  I.  L.  I  n.  1503  p.  656;  VI,  1  n.284.    C.W^ 


PBI8CAE  LATINITATI8  EPIGRAPHICAE   8VPPL.  I.         495 

tus  est  ille  in  basi  magna  lapide  Albano  facta^  quae  subtus 
in  fflodum  fornacis  excavata  est:  unde  intellegitur  foci  usibus 
in  aliqua  ara  sacra  eam  inserviisse.  Tribus  autem  saxis 
coDstat  ad  hoc  ezemplum  iunctis: 


I. .  I  •  XXVI 


HERCOUEI 
SACROM 
M.MINVCie.P 
DICTATOR .  VO  V 


IT 


Hic  igitur  titulus  e  qua  fere  aetate  repetendus  sit,  sat  iv 
certis  indiciis  perspicitur.  Nec  enim  t^tum  anno  circiter 
570  priorem  U  litterae  figura  antiquior  arguit,  sed  ipsis 
initiis  saecoli  sexti  om  terminatio  in  SACROM  adsignat: 
quam  quidem  o  Tocalem  circa  annum  520  cessisse  recentiori 
um  formae  olim  diximus,  facile  autem,  ut  est  consentaneum 
in  hoc  genere,  largimur  aliquot  post  annis  potuisse  quibus- 
dam  exemplis  etiam  tum  durare.  Nam  in  mediis  quidem 
vocabulis,  quale  est  HERCOLEI  vel  CONSOLI,  satis  illam 
constat  longe  etiam  diutius  perstitisse:  de  quo  identideni 
significatum  est  alibi. 

Quodsi  de  ipso  anno  facti  tituli  quaerimus,  dictatorem 
quidem  Minucium  qui  feruntur  fasti  consulares  omnino  nul- 
lum  norunt.  In  quibus  proximum  tantum  dictatori  locum 
obtinens  M.  Minucius  Rufus  perscriptus  est  magister  equitum 
a.  537:  sed  is  sane  tali  praeter  solitum  condicione  usus,  ut 
noQ  miremur  si  quis  hunc  ipsum  potuisse  dictatorem  dici  e 
rerum  gestarum  memoria  arguai  Est  enim  is  ille,  quem 
anno  altero  belli  Hannibalici  Q.  Fabius  Q.  f.  Q.  n.  Maximus 
Verrucosus  dictator,  sive  rectius  prodictatorem  dices,  muneris 
non  administrum  modo  et  socium,  sed  conlegam  habuit  post 
pugnam  Trasimenam:  quippe  cui  singulari  prorsus  exemplo 
imperium  esse  cum  dictatore  aequatum  sciamus  auctoribus 
Polybio  III,  103,  Livio  XXII,  25.  26.  27,  Valerio  Maximo 
III,  8,  2  et  V,  2,  4,  Plutarcho  vit  Fabii  c.  9,  Appiano  Han- 
nib.  c.  12,  Cassio  Dione  Exc.  57,  20  p.  62  Bekk.,  Zonara 
VUI,  26  p.  193,  12  Bonn.,  item  ^Aurelio  Victore'  de  viris  ill. 
c.  43:  quibus  elogium  illud  Fabii  Maximi  accedit  post  alios 
ab  Orellio  editum  Inscr.  n.  541  [C.  I.  L.  I  elog.  XXIX  p.  288], 


496  PKISCAE  LATINITATI8   EPIGHAPHICAE 

in  quo  est  DICTATORMAGISTRO.EQVITVM.MINVCIO 
Q VOIVS .  POPVLVS  .  IMPERIVM  •  CVM  •  DICTAT0R18  •  IM- 
PERIO .  AEQVAVERAT  •  ET  •  EXERCITVI  •  PROFLIGATO. 
SVBVENIT.  Eum  igitur  magistram  equitum  eo  fiwiilins 
quispiam  suspicetur  semet  ipsum  dictatorem  dixisse,  quod  et 
^erocem  rapidumque  in  consiliis  ac  lingua  immodicum'  Livius 
j)erhiboat  c.  12  consentiens  cum  Polybio  Plutarchoque,  et 
c/2  de  aequato  inter  utrumque  imperio   disserens  Poly 

^  bius  1.  s.  8.  Mictatorem'  apertis  verbis  dixerit:  auro- 

Kpdropa  fap  KdKcivov  Korr^CTTicav,  Trcireic^^voi  Taxtiuc 
^  auTov  TeXy  dmGriceiv  toTc  Trpdr^acr  xai  Mi  biio 
P£j  biKTttTopec  dYCTOveicav  dm  rdc  aurdc  TrpdfeiC;  3 
^  TTpOTepov  oubcTTOTC  ciJV€p€Pr|K6t  Trctpd  'Piu^aioic:  item 

W         cap.  106:  o\  ^kv  biKTdropec  d7T^0€VTo  Tf|v  dpxiiv. 
^  Et  tamen  talem  coniecturam  cum  ratio  dissua* 

H   O*      det  tum  fides  testium  evertit.   Nam  etsi  simile  quid- 
HH     .       dam    in   Q.   Fabium  Maximnm  cadit,    quem  Lims 
^^      c.  31  scribit,  cum  ^'O  dictatore  a  populo  creatus  es- 
•*^       set,  rerum  gestarum  gloria  posterommque  imaginis 
t?  titulum  augentium  ostentatione,  ut  dicfatar  credere- 

l>  tur,  facile  obtinuisse:  tamen  nec  semet  ipsum  dicta- 

^  torem  professum  traditur,   et  plurimum  discrimiois 

§  inter  dictatorem  magistrumque  equitum  atque  dicta- 

^  torem  prodictatoremque  intercedere  reputandom  est 

^  Ad  testium  autem   fidem  quod  attinet,   potuit  i^ta 

>-   ^       quidem  coniectura  aliquid  probabilitatis  habere  nsqoe 
^  ^      ad  annum  1818  videri  i.  e.  ante  publicata  a  Carolo 
Pi   o^      Fea  nova  fragmenta  fastorum  Capitolinonmi.   In  kii 
M   ^       enim  fragmentis,  quibus  magna  lacuna  illa,  qua  anni 
j:g   Q       533—546  hausti   sunt,   ea  in  parte  snppletor  qaae 
p^   r^       ad  annos  536 — 539  spectat  (sequimur  autem  nume- 
O*  ^       ros  Varronianos),   quoniam    dictator   cum   magistrck 
^   o)       equitum  suo  hi  perscribuntur:  [vide  iuxta] 
T*  p^       (quam  quidem  scripturam  sua  fide  Henzenus  firmant 
'^  ^      Or.  III  n.  6436  [C.  I.  L.  I  p.  435]):  apparet  prorso.* 
W   ^      diversum  a  Lucii  filio  C.  n.   magistro  equitum  6aii 
^  ^t      filium    dictatorem    esse.     Rursus    autem   magistnru 
C^  S5       equitum    illum    cum   Livius  cap.  49,    ubi  in  pogna 


SVPPLEMENTVH  I.  497 

Cannensi  aimi  538  occisum  narrat,  aliquot  annis  ante  fuisse 
consulem  prodat^  sat  certo  intellectum  est  consulem  anni  533, 
quem  ceteri  testes  M.  Minucium  Rufum  memorant  simplici- 
ter,  in  fastos  sic  esse  referendum  ut  P.  Comelii  Cn.  f.  L.  n. 
Scipionia  Asinae  conlega  M  •  MIN VCIVS  •  L  •  F  •  C  •  N  •  RVFVS 
perscribatur:  id  quod  a  Baitero  factum  est  rectissime,  cum 
mira  libidine  Laurentius,  parum  diligens  homo,  P-F-Q-N 
posuisset 

Consequens  est  igitur  ut  alius  quaeratur  dictaturam  ge- 
rens  M.  Minucius.  Quem  etsi  consentaneum  est  in  consulari- 
bas  potissimum  quaeri,  tamen  consules  Minucios,  si  a  ma- 
gistro  equitnm  illo  discesseris,  saeculum  sextum  totum  nullos 
omnino  yidit  praeter  Quintum  C.  f.  C.  n.  Rufum  anni  557 
et  Qnintum  Q.  f.  L  n.  Thermum  anni  561:  (Marcum  sane 
Rufum  proximum  saeculum  habuit  anno  644,  sed  eum  Quinti 
filium,  non  Gaii:)  hos  autem  omnes  eorum  temporum,  qui- 
bu8  ne.  dnrabat  quidem  dictaturae  usus.  Ergo  dubitari  pror- 
8US  non  potest  quin  non  consularem  lapis  Romanus  offe- 
rat^  quantumvis  id  raro  pro  illa  aetate  exemplo.  Nec  tamen  yi 
quis  ille  fuerit  et  quando^  eis  esse  tenebris  obrutum  yidetur, 
qaas  non  liceat  partim  memoriae  indicio  partim  coniecturae 
ope  ita  dispellere  ut  ad  persuasionem  viz  quicquam  desit. 
De  eodem  enim,  cuius  supra  mentio  facta,  Q.  Fabio  haec 
qoae  subiecimus  Valerius  Maximus  I,  1,  5  prodidit  in  exem- 
plis  yiolatae  religionis:  ^at  Sulpicio  inter  sacrificandum  e 
eapite  apex  prolapsus  eidem  sacerdotium  abstulit,  occentus- 
que  soricis  auditus  Fabio  Maximo  dictaturam^  C.  Flaminio 
magisterium  equitum  deponendi  caussam  praebuit.'  Rem  au- 
tem  eandem  memorans  Plutarchus  in  vita  Marcelli  c.  5  in 
eo  uno  discedit  a  Valerio,  quod  non  Fabio,  sed  Minucio 
dictatori  id  accidisse  scribit:  Mivukiou  bi  biKTdropoc  Ttt- 
Tiapxov  dTTobetEavToc  fdiov  0Xa^iviov,  IntX  Tpic|Li6c  i^KoXouSei 
Muoc  5v  cdptKO  (immo  cuipiKd)  KaXoOciv,  dTroniiiqpicd^cvoi  tou- 
Touc  aOdic  ^T^pouc  KaT^CTT)cav.  De  hac  igitur  discrepantia 
sic  statuebat  Sigonius  comm.  in  fastos  et  triumphos  Rom. 
(f.  59  Y.  ed.  Ald.  a.  1556)  ut  fidem  Valerio  adiungendam  diceret, 
hoc  usus  argumento  quod  bis  dictatorem  fuisse  Fabium  cum 
Liyius   cap.  9^  7    tum   elogium   Fabii   in   lapide   inscriptum 

FB.  SITSCHKLn   0PV8CVLA   IV.  S2 


498 


PRISCAE  LATINITATIS   EPIGRAPHICAE 


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testarentur:  id  quod  cum  per 
se  yerissimum  sit,  tum  pror- 
sus    nunc    confirmatum    est 
adscripto   in  fastorum  frag- 
mento  Feano  ad  a.  537  fl  nu- 
mero.  Verum  eo  tamen  argu- 
mento  illam  in  partem  mhil 
probari  facile  apparet,  appa- 
ret  autem  eo  evidentius  quo 
certiorem  iudicandi  viam  ip- 
sius    Plutarchi    verba   mon- 
strant  auSic  ^T^pouc  KaT€CTT|- 
cav:     quae    cum   neglexisset 
SigoniuS;  de  interregno  dicta- 
torem  excipiente  post  abdi- 
cationem     cogitabat.      Quid 
enim?   nonne  caussa  erroris 
sive  Valeriani  sive  Plutarchei 
eiusque  satis  proclivis,  pror- 
sus    in    propatulo    est,    ubi 
fastorum  memoriam  aut  ta- 
lem  animo  informaveris: 

[vide  iuxta] 
Et  hanc  quidem  alteram  non 
mirer  si  quis  eo  argumeo- 
to  commendet,  quo  video 
Haakhium  usum  in  Encydo- 
paediae  Pauljanae  t  III  p- 
480  ut  fidem  Valerio  omnino 
esse  derogandam  probaret: 
quippe  parum  simile  veri  esse 
ab  optimatium  principeFabio 
eorundem  acerrimum  adyer 
sarium  Flaminium  esse  magistrum  equitum  sibi  sociatum.  Tali 
tameu  ratiunculae,  ut  verum  fateamur,  non  tantum  tribuimu^ 
quiii  possit  contra  sentiri:  quando  temporum  illorum  ration«*> 
rimautibus  non  unam  caussam  vel  condicio  rerum  vel  ipsiu^ 
moros  Fabii  snggornnt,  quae  hominis  popularis  creationem  sive 


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8VPPLBMENTVM   I.  499 

saadere  volenti  sive  invito  extorquere  potuerit.  Verum  aliud  est 
qnody  ut  Plutarchum  potius  sequamur,  suadeat:  Fabius  enim  si 
parro  temporis  intervallo  interiecto  abdicasset,  eiusdem  dicta- 
turam  alteram  Livius  vix  videtur  ita  commemoraturus  fuisse 
quin  eius  rei  quamvis  brevem  mentionem  faceret.  A  Minucio 
autem  ut  ara  Herculi  voveretur,  facile  intellegitur  vel  paucis- 
simorum  dierum  dictaturam  sufGcere  potuisse. 

Sequitur  ut  quaeratur,  cui  anno  hae  dictaturae  cum  ma- 
gisteriis  equitum  suis  tribuendae  sint.  Trium  autem  anno- 
rum  533.  534.  535,  ut  qui  et  in  lapidibus  Capitolinis  inter- 
ciderint  et  Livio  teste  careant^  quoniam  optio  data  est,  viden- 
dum  de  consulibus  e  quorum  absentia  caussa  probabilis  cre- 
andi  dictatoris  repetaturr  Et  de  eo  quidem  qui  medius  est 
aimo  534  nemo  praeter  ceteros  cogitabit:  quo  nec  magister 
equitum  sat  commode  credetur  C.  Flaminius  dictus,  quem  eo 
ipso  anno  constat  censurae  munere  cum  L.  Aemilio  Papo 
functum,  nec  extemi  belli  gravioris  difficultas  ulla  incidit. 
Nihil  enim  ex  hoc  genere  proditum  est  praeter  rei  tenuioris 
tenuem  Zonarae  YIII,  20  p.  174  hanc  memoriam:  Aoukioc 
b^  Ou€TOupioc  Ktti  rdioc  AouTdiioc  fjX6ov  M^XP*  tujv  ''AXttcwv, 
av€u  hk  Mdxric  ttoXXouc  ({;K€iu)cavTO.  Multo  graviorem  caus- 
sam  dixeris  in  Illyrici  belli  rebus  gestis  inventam  esse,  quod 
proximo  anno  535  insecutum  est,  finitum  autem  devicto  De- 
metrio  Phario  Illyriorumque  terra  omni  perdomita.  Ad  hoc 
enim  bellum  gerendum  etsi  Polybius  quidem  unum  esse  L. 
Aemilium  PauIIum  Roma  missum  cum  exercitu  tradit  III;  16 
eundemque  victorem  unum  triumphasse  cap.  19:  quocum  con- 
venit  lustino  'Demetrium  regem  Illyriorum  nuper  a  Paulo 
Romano  victum'  memoranti  XXIX,  2:  tamen  conlegae  quo- 
que  M.  Livii  Salinatoris  aliquas  partes  fuisse  creditum  est 
aliis.  Nam  et  Zonaras  sane  I.  s.  s.  ambo  consules  nomina-  vni 
tim  dicit,  et  ultra  progi^ssus  scriptor  libelli  de  viris  ill.  c.  50 
'Liyium  Salinatorem  primo  consulem  de  IUyriis  triumphasse' 
testatur:  e  quo  fonte  solo  duplex  nunc  triumphus  Livii  in 
faaios  intravii  Viderique  potest  ad  aliquam  belli  societatem 
ipsa  caussa  accusati  damnatique  populi  iudicio  Salinatoris 
spectare,  ut  quem  ^praedam  non  aequaliter  divisisse  militi- 
1>18*  quartus  qui  Frontini  fertur  liber  Strategematicon  cap.  1, 

82* 


500  PRISCAE   LATINITATIS  EPIGRAPHICAE 

45  memoret:  quocum  non  necesse  est  pugnare  Victorem  credi 
'peculatus  reum'  perhibentem:  nam  Livius  quidem,  qui  iudicii 
illius  atque  damnationis  mentionem  ter  inicit  XXII,  3o. 
XXVII,  34.  XXIX,  37,  caussam  accusandi  nusquam  dicit. 
Horum  igitur  testimoniorum  obscuritatem  suo  unus  quisque 
sensu  arbitretur  quid  valere  contra  simplicem  certamque  Po- 
lybii  auctoritatem  dicat:  cui  saltem  tantum  nemo  non  tribuet 
quin  primas  partes  easque  longe  splendidiores  fuisse  Aemilii 
PauUi  sibi  persuadeat,  Livii  autem,  si  modo  aliquo  tempore 
particeps  fuit  belli,  tam  prae  illis  exiguas  ut,  cur  ne  haben- 
dis  comitiis  quidem  praesto  esse  Romae  potuerit,  evideni 
caussa  non  appareat.  Verum  esto  ut  ille  non  adiuverit  tan- 
tum  Paullum  in  debellando  Demetrio,  sed  cum  eodem  eiu? 
triumphi  honorem  communicaverit  quem  uni  Aemilio  Paulli 
Polybius  etiam  altero  quodam  testimonio  tribuit  quod  est 
libri  IV  c.  66  (KaTct  bk  idv  Kaipov  toOtov  Ai^iXioc  Ik  if\c  l^ 
Xupiboc  eicfiTe  XaiLiTTpiuc  eic  Tfjv  'Pu)|litiv  t6v  0pia^pov):  ne  sic 
quidem  dictaturae  necessitatem  ullam  fuisse  intelleges.  ubi 
ad  tempora  gesti  belli  Polybio  duce  animum  adverteris 
Quippe  iiTTO  Tfjv  ibpaiav  AeuKiov  t6v  Al^iXiov  dHaiT^CTCiXav 
)Li€Td  buvdjLieujc  im  Tdc  KOTd  Tfjv  'IXXupiba  Trpd^cic  capite  l^ 
teste,  Xtitouctic  bk  f^bri  ttic  eepeiac  clc  ttjv  Tuj^tiv  ^uO- 
vflXGe  Kai  Tf]V  eicobov  dTroirjcaTO  )Li€Td  Opid^pou  Kai  ttic  dTrdcic 
€ubo£iac  c.  19.  Ergo  ab  exitu  aestatis  satis  profecto  tem-  , 
poris  relictum  erat,  quo  consules  fierent  idibus  Martiis  anDi 
proximi  munus  suscepturi. 

Atque  talibus  quales  pertexuimus  ratiocinationibns  etiaiL 
Sigonium  motum  esse  suspicamur,  ut  *re  in  omnes  part^ 
diu  multumque  versata'  (ipsius  verba  sunt)  in  anno  533  sub- 
sisteret  cui  Fabii  dictaturam  adsignaret,  profectus  ille  a  belli 
Histrici  cogitatione  quo  implicati  consules  ab  urbe  afui?- 
sent.  Quam  quidem  coniecturam  fatendum  est  tantum  com- 
mendationis  habere  quantum  cui  nihil  obstet  Neque  enia 
IX  de  ipso  bello  illo  plus  compertum  habemus  quam  a  consuJi- 
bus  ambobus  P.  Cornelio  M.  Minucio  (L.  f.)  gestum  e??*- 
teste  Zonara  1.  s.  s.,  qui  illos  dicit  iroXXd  tiwv  iKti  Wvwv  ta 
^€V  TToXcjLitu  Td  b€  6jLioXoYiaic  uTTOTdSai,  gestum  autem  ^mnli" 
Koraanorum  sanguine'  Eutropio  III,  7  Orosioque  IV,  13  auttc- 


SVPPLEMENTYM   I.  501 

ribus.    Gam  haius  autem  sententiae  probabilitate  haud  scio 

an  prozimo  vinculo  alius  rei  quamvis  dubia  memoria  con- 

iuncta  sit,   ad  quam  nunc  est  transeundum.     Quas  enim  in 

sinistra  monumenti  parte  inscriptas  sive  litteras  sive  notas 

I^I-XXYI  conspicis;  quid  tandem  sibi  velle  dices?   De  qui- 

bus  acriter  meditatus  denique  Ve  in  omnes  partes  diu  mul- 

tumqae  versata'  in  eo  substiti  ut  illas  non  alio  nisi  ad  legta- 

nesprimam  et  vicesimam  sextam  spectare  intellegerem,  vel  ut 

modestios  loquar^  mihi  viderer  intellegere:  nam  si  quid  no- 

yisti  rectius  istis^  felicioris  ingenii  sagacitati  lubens  cedam.*^) 

Non  profecto  eam  memoriam  ita  interpretabimur,  quasi  de 

dictatoris  legionibus  cogitare  liceat:  nec  enim  extra  Italiam 

bellum  geri   a  dictatore  potuit,   nec   omnino  ^rei  gerundae 

caussa'  dictum  dictatorem  aetas  illa,  quae  inter  annos  505 

et  537  interiecta  est^  ullum  vidit  certissimo  teste  Livio  XXU, 

8  et  11:   nihil  ut  de  Zonarae  silentio  dicam.     Immo  binas 

legiones   consulares  interpretamur,  easque  non  P.  Cor- 

neliiy  sed  a  M.  Minucio  L.  f.  ad  debellandos  Histros  educ- 

tas,  pro  quarum  victoria  votum  Herculi  Romae  mo- 

rans  M.  Minucius  C.  f.  dictator  fecerit.    Legiones  enim 

nominatim  commemorari  ut  novum  est  in  tanta  Totivorum 

titulorum  multitudine^   ita  nec  suapte  natura  iustam  ea  res 

dubitandi   caussam   habet,    nec   singularis   ratio    deest   qua, 

quod  usitatum  non  esset,   illo  potissimum  anno  et  ab  ipso 

Minucio  esse  factum  coniciamus.    Sed  huc  infra  revertetur 

oratio.     Maiori    offensioni   numerum    futurum    esse    legionis 

XXVI  suspicamur  pro  illorum  quidem  temporum  rationibus. 

Non  ignoramus  adeo  trtcesimae  mentionem  fieri  in  titulo  Be- 

neyentano   ab  Henzeno  publicato   syllogae  Orellianae  t.  III 

n.  6669  a:  C  -  CLODIO  •  P •  F •  STE •  LEG •  XXX  ||  ET- VALE- 

RIAESEXL  I  ^DORAE  |  H-FG:  ubi  verissime  Hen- 

zenos  *et  miles'   ait   ^et  legio   cognomine   carentes   aetatem 

satis   antiquam   testantur.'     Quo   accedere   una  e  glandibus 

missilibuB  videri  potest  a  Caietano  de  Minicis  editis  in  Dis- 

sertationibus    academiae    Romanae    pontificiae    anni    1844, 

i  XI  p.  189  sqq.:   quae  haec  est  in    adiecta  tabula  chalco-  x 


•)  [Vide  infr»  Supplem.  lU  p.  VU  eq.    C.  W.] 


502  PRISCAE   LATINITATIS   EPIGBAPHICAE 

grapha  n.  11  (iterata  in  P.  L.  M.  E.  tab.  YIII,  17  [C.  I.  L 
I  n.  664]): 

L  XXX 

V  V 
Vbi  etsi,  quid  sibi  velint  W  litterae,  nondum  satis  expe- 
ditum  est,  tamen  non  esse  de  Ylpia  Yidrice  cogitandom 
quae  Traianae  aetatis  fuit,  sed  de  belli  Marsici  temporibQs. 
quibus  eam  glandem  communis  cum  aliis  similibus  exApro- 
tinis  proventus  adsignat,  iure  suo  editor  Romanus  p.  2C9 
disputavit.  Nam  ipsius  legionis  XXVI  etsi  item  exempluin  in 
promptu  est  lapidis  Vaticani  apud  eundem  Henzenum  n.  6493 
[C.  I.  L.  VI,  1  n.  1460],  tamen  hunc  titulum  ad  Augusteam  a^ta- 
tem  referendum  esse  iam  Borghesius  docuit  Observ.  numism. 
dec.  T,  8  p.  153  sq.  editionis  luculentissimae  eiusdemque  exopta- 
tissimae  Parisinae.  Verum  illis  tamen  exemplis  minime  sati< 
fieri  concedendum  est,  ut  quae  septimum  saeculum  certo  hod 
superent  antiquitate:  nos  autem  in  temporibus  belli  Hanni- 
balici  versamur,  vel  ut  rectius  dicam,  in  eis  quae  illud  etiani 
antecesserunt.  Per  huius  autem  belli  tempora  Livium  constat 
ultra  vicesmam  (XXVH,  14.  38)  certo  nomine  h.  e.  numera 
legionem  nullam  memorare.  Nec  tamen  id  non  casui  dan- 
dum  esse  inde  apparet,  quod  certis  annis  quibusdam  a  Ro- 
manis  una  pugnatum  esse  una  et  viginti  (XXVI,  28.  XXVII, 
22)  atque  adeo  tribus  et  viginti  legionibus  (XXVI,  1.  XXYII. 
36)  idem  scribit:  quas  quibus  tandem  nominibus  nisi  ei? 
dictas  putabis  quae  a  numerorum  serie  ducerentur?  qumh 
cognomina  aetas  illa  nulla  novit.  Accedit  autem,  quod  ina- 
ximi  iu  caussa  nostra  momenti  esse  intellegimus.  Qua  euin: 
uecessitate  illos  numeros  eos  ipsos  dices  qui  a  /  pertinent 
ad  XXIII?  An  quicquam  obstat  quominus  non  renoTasM' 
llomanos  pristina  nomina,  sed  perrexisse  numerando  crda- 
mus,  si  quae  legiones  vel  interiissent  vel  dimissae  essonti' 
Vt,  si  quo  anno  non  plures  quam  quattuor  essent,  taracn 
eae  non  /.  //.  ///.  IV  dicerentur  sed,  ut  ipso  exemplo  Dostri' 
utamur,  /  et  .  .  .  et  .  .  .  et  XXVI?  Quod  si  ita  se  habuit. 
ofiendendi  caussam  omnem  esse  sublatam  sentis.  —  Titiilu"^ 
sane  Minucianus  si  ex  eis  esset,  quorum  apographa  tantbrii 
maioruni  aetas  nobis  prodidit,  non  dubitamue  quin  exstinin 


8VPPLEMENTVM  I. 


503 


essent  qai  probabiliores  scilicet  legionum  numeros  proclivi 
coniectura  restituere  animum  inducerent:  una  enim  inter-  xi 
panctione  altero  e  loco  translata  in  alterum  haud  paullo 
commodiores  numeros  dixeris  IX  •  XYI  prodituros.  Nunc  au- 
tem  postquam  insigni  horum  studiorum  beneficio  fidem  lapi- 
dam  firmare  tam  certo  quam  simplici  ectyporum  artificio 
didicimus,  prorsus  ineptus  sit  qui  talibus  argutiis  delectetur. 
£t  sexta  decima  substituta  in  locum  sextae  et  vicesimae  quid 
tandem  proficias? 

Dictator  igitur  M.  Minucius  C.  f.  anni  533  ille 
qua  necessitudine  cum  ceteris  eiusdem  aetatis  Minuciis  Rufis 
contineatur,  quoniam  avi  nomen  additum  non  est  in  lapide 
Bomano^  non  satis  compertum.  Potuit  ille  aut  eius  Gaii 
filius  esse,  quem  Lucius  Marci  consulis  pater  patrem  habuit, 
ant  eius  qui  Gaio  illo  prognatus  pater  Quinti  consulis  ex- 
stitit,  h.  e.  Lucii  aut  frater  aut  ex  fratre  nepos:  id  quod  lice- 
bit  stemmatis  genealogici  his  exemplis  declarare: 

C  C 


M  Q 

008.  538      008.  657 
xnag.  eq.  537 


M 

008.  533 
mag.  eq.  537 


Nec  utrum  utri  praestet,  ulla  cum  confidentia  ex  aetatis  an- 
nis  inter  se  conlatis  efficias,  quando  maior  minorve  natn  esse 
frater  fratre  potuit.  Non  magis  de  patre  eius  M.  Minucii 
Rufi  constaty  quem  et  praetorem  a.  557  fuisse  et  postmodum 
alias  res  gessisse  Liyius  auctor  est  I.  XXXII,  27,  alibi  Quem 
sat  commode  aut  Marci  consulis  filium  aut  (modo  prius 
stemma  sequare)  Quinti  fratrem  dicas,  nisi  ipsius  esse  dicta- 
toris  filius  possit. 

Dictaturam  quod  supra  dicebamus  raro  pro  illa  aetate 
exemplo  viro  non  consulari  conlatam,    mirabuntur  fortasse 


504  PRISCAE   LATINITATIS   EPIGRAPHICAE 

qui  nulla  id  aetate  non  rarum  fuisse  et  praeter  legem  fac- 
tum  euchiridiorum  nostrorum  scriptoribus  crediderint,  velut 
Beckero  II,  2  p.  155  Langioque  I  p.  544.  Et  tamen  longe 
aliud  fasti  consulares  docent  diligentius  perquisiti.  Nam  et^^i 
^consulares  legi'  ipsa  lex  iubebat  de  dictatore  creando  lata 
xiiauctore  Livio  II,  18:  tamen  non  'aliquot'  tantum  exemplis 
illa  neglecta  est,  sed  per  sat  magnum  temporis  spatium 
quoddam  tam  frequens  non  consularium  creatio  fuit,  ut  adeo 
minore  numero  coiisulares  appareant.  Nam  inde  a  principio 
si  fastos  perlustraveris,  haec  ratio  prodibit  quam  infra  scrip- 
simus,  Baiteri  potissimum  opera  usi.  Habes  enim,  nisi  quid 
peccavimus  numerando, 

perannos  dictatores:  inhis  consulares  non  consularei 
253-387  XX  XIII  VE 

391—433        XXVII  XII  XV 

434—453  XII  omnes 

circ.  467  ununi  unum 

474 — 552  XXI  omnes  praeter  Minucium: 

quando  anni  537  dictator  L.  Veturius  Philo  caussa  non  est 
cur  alius  esse  atque  consul  anni  534  credatur.  Ceterum  in 
his  indicibus  consentaneum  fuit  et  eodem  cum  consulibus 
loco  tribunos  militum  consulari  potestate  haberi,  et  Gliciam 
illum  non  curari  quem  anno  505  indigno  ludibrio  dictatoreni 
P.  Claudius  Pulcher  dixit.*)  Nec  in  calculorum  illonun  ra- 
tione  universa  quicquam  mutari  scito,  si  forte  a  cet^ris  dicta- 
toribus  eos  esse  discernendos  opinere  qui  optima  lege  dicta- 
tores    rei  gerundae    caussa   fuere.     Itaque  quoniam  tantam, 

*)  De  ambiguis  iiro  re  nata  breviter  statuimus.  Praeterea  <iui 
tamquain  cum  pulvisculo  rem  exhaurire  voluerit,  etiam  distiiictiiu  f-o- 
tcrit  ea  exempla  designaref  cum  non  couBulares,  sed  qoi  vel  dictahira 
(ut  a.  336.  405)  vel  magisterio  equitum  (ut  a.  323)  iam  prins  functi 
CBsent,  dictatores  dicti  sunt.  Nec  magistri  equitum  desnnt  qui,  cnis 
item  couBulares  non  essent,  tamen  iam  antea  vel  eodem  magisteiii) 
equitum  (ut  a.  405)  vel  ipsa  adeo  dictatura  fiincti  erant  (ata.31»4: 
uam  post  dictaturam  susceptum  magisterium  equitum  etiam  aoBi  M. 
422.  429.  434  testantur).  Qualia  exemplaubi  e  ceteromm  multitodim* 
exemeris,  calculorum  nostrorum  numcri  paullulum  immutaDtur,  de  ri 
et  summa  argumentationis  nihil  detrahitur. 


r 


SYPPLEMENTVM   I.  505 

quantam  ab  a.  391,   i.  e.  a  communicata  cum  plebeiis   con- 

sQlari  dignitate,  ad  a.  433  fiiisse  vides,  non  consularium  mul- 

titudinem  inde  ab  a.  434  summa  consularium  constantia  ex- 

cipit,  fieri  yix  potest  quin  de  nova  lege  aliqua  cogitemus, 

qua  circa  illud  ipsum  tempus  lata  ad  pristinam  severitatem 

dictatoris  creatio  revocata  sit:   cuius  legis  casu  factum  est 

ut  mentio  nuUa  superei    Mansit  autem  ea  seyeritas,  si  ab 

UDO  Q.  Hortensio  anni  circiter  467  discesseris'^),  ad  M.  Minu-  ziu 

cium  per  integrum   saeculum,   post  Hortensium   per  annos 

sexaginta  quinque:  unde  intellegis  non  tantum  raro  exemplo, 

ut  dicebamus  supra,   sed  rarissimo,   immo   prope   singulari 

non  cpnsularem  Minucium  esse  dictatorem  dictum.     Licebit 

igitur  de  singulari  caussa  aliqua  tam  insolentis  rei  suspicari: 

veliit  de  factioso  studio  gentilicio  M.  Minucii  consulis,   quo 

is  siye  patruo   sive  fratri   patrueli   gratificaretur:    nam   ille 

quam   superbo   intemperantiqne   ingenio  fiierit,    quadriennio 

post  magister  equitum  satis  probavit.    Qualem  caussam  ubi 

animo  informayeris,  illud  quoque  sat  proclivi  coniectura  ad- 

seqnare,   dictatorem  quid  potissimum  moyerit  ut  pro  legio- 

num  Minuciarum  salute  atque  prosperitate,   exduso  P.  Cor- 

nelii  exercitu,  votum  susciperet.  —  Ceterum  Herculi  simpli- 

citer  Totum  ille  faciebat  pro  yictoria  militari;  pro  qua  etiam 

usitatius  HercUli  Victori  consules  praetoresye   plurimi.     Vix 

autem  est  quod  moneamus  nullo   constructionis  yinculo  cum 

ipso  titulo  principali  legionum  numeros  contineri,  sed  seor- 

som  in  latere  adscriptos  esse  consolita  antiquitatis  simplici- 

tate.    Quos   licuerat;   si   placuisset   et   mos   aetatis   tulisset, 

ceteris  in  fine  sic  nectere:   VOVIT  •  PRO  .1.1.  XXVI   yel 

PROSAlVTE.l.I.XXVI  sive  PROVICTORIA  males. 


*)  Nisi  forte  huic  altemm  exempluzn  addendom  est  Cn.  Fulvii 
Cn.  f.  Cn.  n.  Maximi  Centnmali  dictatoris  a.  491,  sed  tantnm  'clavi 
figendi  canssa'  dicti;  quem  tameta  enndem  haberi  cnm  consule  a.  456 
video,  tamen  nescio  an  probabilins  ab  illo  nt  alinm  diatingnaB.  —  Aliaa 
qnasdam  einsdem  generis  dubitationes  hic  persequi  longum  est.  In 
contrariam  partem,  nt  hoc  ntar,  valet  quod  caussa  non  apparet  cur  a 
conflnle  anni  402  diverBus  putetur  magister  equitum  anni  422  P.  Va- 
leriuB  Poplicola,  vel  a  cos.  a.  607  mag.  eq.  a.  630  N.  Fabiua  M.  f. 
M.  n.  Bnteo. 


506  PBISCAE   LATINITATIS   EPIGRAPHICAE 

CoroUarii  loco,  quoniam  de  dictatura  pauUo  explicatiits 
diximuS;  non  abs  re  fuerit  etiam  de  magisterio  equitampaa- 
cis  significare,  quamquam  id  ad  inscriptionem  uostram  nihil 
pertinet.  Nam  de  hoc  quoque  minus  diligenter  praecipi  ab 
eisdem  enchiridiorum  scriptoribus  intelleximus.  Quomin  ut 
incuriam  breviter  vitemus,  magisteriorum  illorum  hanc  pro- 
ponimuS;  quae  ad  dictatorum  indices  accommodata  est,  an- 
norum  tabulam.     Igitur  sciendum  est  fuisse 

per  annos     magistros  eq.  consulares     non  consnlares 

253-387  xm  vn 

391-433  Vn  XXI 

434-466  IX  IV 

468-552  X  Vn 

XIV  Vnde  intellegitur  ea  aetate,  quam  alteram  fecimus,  prorsus 
similem  rationem  inter  consulares  et  non  consulares  magi<- 
tros  equitum  atque  dictatores  intercessisse,  nisi  quod  multo 
etiam  maior  numerus  non  consularium  fuit:  post  annum  au- 
tem  433  minime  esse  eidem  atque  in  dictatura  severitati 
locum  datum. 


Superest  ut  reliquas  inscriptiones  tabulae  I  [XV]  bre- 
viter  percenseamus. 

Itaque  sub  B  speculi  illius  Cosani,  quod  in  Mouu- 
mentorum  lustituti  archaeologici  Romani  vol.  VI  tab.  XXIV 
I C.  I.  L.  I  n.  57 ;  cf.  Add.  p.  554]  publicatum  iteravimus  P.  L 
M.  E.  tab.  XI  sub  M  [cf.  supra  p.  295],  eam  quae  ad  Proserpinam 
spectat  epigrapham  repraesentavimus  novo  exemplo  duce  ab 
Henrico  Brunnio  parato.  E  quo  certo  perspicitur,  quod  nomen 
adhuc  credebatur  PROSEPNAI  scriptum  esse,  hac  potius  specie 
esse:  PROSEPNAIJ:  cuius  formae  littera  extrema  pro  cirro 
infra  positi  capitis  habita  est.  Quae  res  ut  perlevis  momeiiti 
esse  facile  cuipiam  videbitur,  ita  non  nihil  confert  ad  recte 
aestimandas  genetivi  primae  declinationis  vicissitudines,  de 
quibus  significatum  est,  non  explicatum  Musei  Rhenani  t  XIV 
p.  406  [supra  p.  413].  Vbi  quam  sola  ratione  duce  genetiTi 
formam  in  ais  desinentem  proponebamus,  primo  nunc  ipsoruiB 


8VFPLEHENTVM   I. 


507 


monumentonim  exemplo  confirmare  licei  De  extrita  in 
Prose(r)p{%)nai3  et  r  et  i  littera  cum  diximns  alibi  tum  com- 
modo  dicemus.  Genetiyi  autem  cum  alio  casu  in  eodem  mo- 
numento  consociationem  etsi  per  se  non  est  cur  magis  mirere 
quam  sociata  mRQYRIOS  et  ALIXENTROM  in  Berolinensi 
speculo,  IVNO  HERCEI^E  et  lOVEI  in  Kircheriano  (nam 
nec  de  accusativo  AHXENTROM  nec  de  dativo  lOVEI  du- 
bitandum),  tamen  trium  casuum  in  speculo  Cosano  iuncto- 
ram,  VENOS  nominativi  cum  DIOVEM  accusativo  et  gene- 
tivo  PROSEPNAIS;  simile  quod  sciamus  exemplum  nondum 
inyentum  est.  Fatendum  est  enim  de  talium  formarum  ra- 
tione  Francisci  Buecheleri  nostri  quamyis  subtili  disputatione, 
quae  est  in  Musei  Rhen.  t.  XV  p.  444  sq.,  certissimis  de 
caussis  nobis  non  persuasum  esse.  —  Ceterum  de  yeriore 
hac  inscriptionis  lectione  ipse  iam  Brunnius  admonuit  in 
'Bullettino'  Inst.  Rom.  a.  1862  p.  6.    [Cf.  Supplem.  III  p.  XII.] 

Porro   novam   sub  C  tesseram   gladiatoriam   [C.  I.xy 
L.  I  n.  1537  p.  560;    Ritschl  Tesserae   glad.   n.  19    ibique 
tab.  IJ] 


A  N  T  E  R  0  S 

ACILI 

SP   •  ID   • 

QVI 

CN.COR- 

L-MAB 

ad  illarum  multitudinem  addidimus,  quas  a  Clemente  Cardi- 
nali  olim  congestas  in  Diplomatis  imperialibus,  Velitris  editis 
a.  1835,  non  paucorum  exemplorum  accessione  aetas  nostra 
auctas  vidit:  quorum  maiorem  partem  lithographi  arte  re- 
praesentatam  habes  in  P.  L.  M.  E.  tab.  III  sub  H—Wet 
suppl.  tab.  XCVn  sub  H—M.  Publicavit  illam  nuper  Hen- 
zenus  in  huius  anni  'Bullettino*  p.  81,  acceptam  a  cive  Ro- 
mano  Abbati:  nos  Brunnio  debemus  stanno  expressam.  Ad 
consules  eam  CN  •  CORneliiim  P.  f.  LerUulum  Marcellinum 
It-M.ABcium  L.  f.  Q.  n.  Philippum  anni  698  spectare  in 
propatulo  est.  Eorundem  consulum  in  alia  tessera,  quam 
post  Marinium  Aci  fr.  Ary.  p.  823   cum  Cardinalis  p.  121 


508  PRISCAE   LATINITATIS   EPI6BAPH1CAE 

n.  177  tum  Orellius  n.  2561  [C.  I.  L.  I  n.  731;  Ritschl  Tess. 
glad.  n.  20]  exhibuerunt,  has  notas  habes:  CN-LELPHIL 
COS.     Quodsi  forte  etiam  annorum  697   et  699  noyae  ie^- 
serae  prodierint,   totius   deeennii  illius,   quod  est  ab  a.  693 
ad  702,  annus  nullus  sua  tessera  carebit. 

Item  novum  est,  quod  minime  novi  denarii  Caesa- 
riani  exemplum  doceat  sub  D  repraesentatum,  perhumani- 
ter  illud  nobiscum  e  penu  suo  ab  Ariodante  Fabrettio  Tau- 
rinate  communicatum,  Glossarii  Italici  utilissimi  conditorf 
bene  merentissimo.  Et  de  nummo  quidem  ipso,  qui  aimo 
710  potius  quam  711  esse  tribuendus  videtur,  satia  erit 
Mommseni  qui  in  omnium  manibus  est  librum  commemorasse 
in  historia  rei  nummariae  Romanorum  versantem,  ubi  de  d^ 
nario  illo  dictum  est  p.  652  et  658:  nos  in  levicula  re  gram- 
matica  disceptanda  haerebimus.  Quippe  longo  ex  tempore 
satis  inter  omnes  constat,  quam  late  inconstantia  illa  scri- 
bendi  patuerit,  qua  modo  poneretur  modo  omitteretur  n  con- 
sonans  praemissa  s  litterae,  ut  in  dedetis  decieSj  Uibens  hks. 
mcensimus  viccsimus,  Megalensia  Megalesia,  censor  cesor,  consd 
cosol,  formonsus  formosus,  praegnans  praegnas  et  quae  sunt 
reliqua.  De  quo  cum  grammaticorum  testimonia  tum  tituk)- 
XVI  rum  codicumque  exempla  consolita  diligentia  C.  L.  Schneidenij 
composuit  Gramm.  lat.  I  p.  456  sqq.  Tetigeruntque  eam  rem 
vel  ex  parte  accuratius  persecuti  sunt  per  variarum  disputa- 
tionum  opportunitates  multi  alii:  nosmet  ipsi  Musei  Rhen. 
t.  XI  p.  640,  XVI  p.  610  [=  Opusc.  II  p.  715  et  supra  p.48Sj: 
ex  amicis  autem  praeter  ceteros  Guilelmus  Schmitzins  Mar- 
coduranus  ib.  t.  X  p.  112  sqq.,  XI  p.  300  sq.,  XVI  p.  486  sq.: 
item  H.  A.  Kochius  Brandenburgensis  ib.  t.  IX  p,  305  sq. 
XI  p.  640,  XVI  p.  160:  Fr.  Buechelerus  Friburgensis  ib. 
t.  XII  p.  132:  immeritoque  dubitans  0.  Ribbeckius  Basilien- 
sis  ib.  t.  X  p.  289:  quibus  Corsseni  copias  adde  de  L  L 
enunt.  I  p.  97  sqq.  Nec  ratio  latet  istius  scribendi  incon- 
stantiae:  quae  dubitari  nequit  quin  ex  ipsius  enuntiationis 
ambiguitate  repetenda  sit,  qua  factum  est  ut  nec  plena  con- 
Honans  nec  nulla  audiretur,  sed  medius  quidam  sonus  prorsus 
ad  similitudinem  obscuratarum  in  fine  vocabulorum  m  ei  .< 
litterarum.     Quod  autem  novum  esse  diximus,  hoc  est,  quoJ 


SVPPLEHENTA  I.  lU  509 

eias  enimtiandi  ambiguitatis  et  tamquam  mediocritatis  cer- 
tam  notam  a  grammaticis  esse  inyentam  intellegimus,  cuius 
primo  nunc  documento  nummus  ille  Gossutii  Maridiani  Cae- 
sarianns  prodiit.  Neque  enim  'aliam  vim  esse  mirae  PABE :  S 
scripturae  Fabrettius  peryidit  prorsus  probabiliter.  Nec  tale 
institutum  mirabitur  qui,  quot  artificia  grammatici  latini  ad 
eiaequandam  cum  yiva  Toce  litteraturam  excogitayerint  quan- 
toque  in  hoc  genere  studio  elaboraverint;  meminerit:  quo 
praeter  alia  et  geminatio  Yocalium  pertinet  et  aspiratio  con- 
sonantium  et  I  longae  inventio  et  EI  diphthongi  commen- 
datio  et  apicis  usus  et  sicilici,  item  graecae  Y  litterae:  nihil 
ut  de  litteris  Claudianis  dicam.  Nec  vel  aetati  Caesarianae 
vel  nobilissimo  grammatico  Caesari  ipsi  talium  studiorum 
eonsiliorumque  sectatores  atque  administri  defuere:  quales 
Cornelium  Epicadum  suum  SuIIa  habuit^  Lenaeum  PompeiuS; 
Augustus  Yerrium  Flaccum.  De  quo  iam  Musei  Rhen.  t.  IX 
p.  14  [supra  p.  227]  significabamus,  explicatius  alibi  com- 
mentabimnr. 


Supplementum  II.*) 

(Cum  tabula  lithographa**)). 

E  priscae  latinitatis  titulis,  qui  noyi  in  promptu  sunt,  m 
eos  tres  hoc  altero  Supplementomm  fasciculo  sociavi,  quos 
tabulae  unius  ambitu  commode  posse  comprehendi  viderem. 
Eomm  primum,  A,  nondum  editum  in  his  terris;  sumpsi  ex 
lulii  Minervinii  *Bullettino'  archaeologico  ItalicO;  ubi  exem- 
plo  chalcographo  expressus  est  in  tab.  add.  A  voluminis  I 
(anni  1861)|  fusiore  commentario  enarratus  a  Dominico  de 
Guidobaldi  ibid.  p.  113  sqq.  et  129  sqq.^  denuo  paucis  trac- 
tatus  a  Raphaele  Garruccio  p.  165  [C.  I.  L.  I  n.  1505  p.  559]. 

Repertus  est  titulus  in  agri  Caleni  ea  parte  cui  vico  PcUatio 

• 

*)  [Prooemiam  Indicis   Bcholarum   aestiyanim   BonnenBinm  anni 

cioiocccLxm.  c.  w.] 

**)  [Olim  baic  commentationi  adnexa  tabnla  nnnc  Bnb*XVI  iterata 
esi    C.W.] 


510  PRISCAE   LATINITATI8   EPIGRAPHICAE 

nomen  fuisse  ex  alio  lapide  intellectum  est  quem  habes  in 
'BuUettino'  arch.  Neapol.  nov.  t.  VII  p.  15,  haud  procul  a 
vestigiis  yiae  Latinae:  non  ille  sub  diu,  sed  in  cameris  snV 
terraneis  alicuius  vel  cloacae  vel  potius  aquae  ductus,  qna- 
rum  muris  opere  tectorio  inductis  litterae  penicillo  inscriptae 
sunt  colore  atro.  Praeter  eam  autem  in  qua  versamur,  eius- 
dem  modi  altera  inscriptio  apparuit  non  in  muro  recto  se<i 
in  fornice  picta,  verum  ea  mutila  in  hanc  speciem: 

P  V  R  G 

D  I  0  D  0  R 

I  D  E  M 

Et  prioris  quidem  tituli  interpretandi  otium  nobis  Gar- 

ruccius    fecit,    a  quo    pleraque    recte    expedita  sunt.    Neque 

IV  enim  esse  dubium  potest  quin  sic  legendum  sit,   contra  at- 

que   Guidobaldio    visum    qui    de   mense   introeunte   cogitabat 

satis  mirabiliter: 

L  .  CORNELio 

CINNA  COS  ITERwm 
PVRGATVM  MENSE  INTeRAaZori 

hoc  est  anni  u.  c.  668  eo  tempore  quo  post  C.  Marii  mor- 
tem,  qua  is  in  ipso  magistratu  obiit  mense  lanuario,  noTu 
conlega  (L.  Valerio  Flacco)  nondum  facto  unum  Roma  cob- 
sulem  L.  Cinnam  habuit.  Quodsi  omissam  in  monograminate 
E  litterae  notationem  oflfendas,  est  hoc  sane  paullo  insolea- 
tius*),   sed  tamen  eo  minus   ponderis  habens  quo  facilius  f 


*)  h.  e.  in  lapidibus:  nam  a  nummis  similia  non  aliena  e>se 
Mommsonus  adnotavit  Hiat.  rei  numm.  p.  469.  Quo  et  illad  moco- 
gramma  pertinet  quo  sive  MTEL  sive  METL  litterae  coiugatae  biitt 
praetermissa  E  alterutra,  et  NFL  in  CN  FoLV,  et  I  litterae  omiss^ioi»^ 
singulares  ligaturae  NTF  in  PONTiF,  PH  in  PHtXI:  ad  quod  g€cn» 
e  lapidum  titulis  prope  accedunt  T  et  IT  pro  TI  et  INT,  qaac  ^" 
signavi  nuper  P.  L.  M.  E.  Enarr.  p.  72  et  Indicum  p,  114®  ima.  —  C**'^ 
rura  quadruplicis  nexus  lapides  quidem  antiquiorea  unum  qnod  to^ 
exoniplum  praestant  tituli  Campani  P.  L.  M.  E.  tab.  LXIII B  [C.  I.  L 
I  n.  560],  in  quo  APVL  litterae  in  unum  coaluemnt.  —  Vtor  acteo 
hac  opportunitate  ut  errorcm  Indicum  illorum  palaeographicorum  cor- 
rigam:  in  quibns  cum  GA  cognomen  posui  p.  115^  med.  Mommaenao 
secutus,  debebam  potius  in  nexibus  litterarum  p.  113*  ima  LA  adilerv 


8VPPLEMENTVM  II.  511 

pleniore;  qna  fortasse  usus  est  pi<^r,  nota  l^  una  eyaiies- 
cere  vel  oculos  fallere  lineola  potuii  Onminoquc  scripturam 
Imios  tituli  reputandum  est  non  recte  cum  eis  titulis  con- 
tendi  qui  scalpro  caelati  multo  severiorem  normam  seryant, 
yenun  ut  peniciUo  pictam  ad  illius  generis  haud  pauUo  licen- 
tioris  aliquam  similitudinem  accedere  quod  scriptura  cursiva 
comprehenditur:  id  quod  cum  ex  L  litterae  figura  obliquioro  v 
tam  ez  R  T  I  litterarum  eztremitate  partim  sinuata  partim 
angulata  cacuminataque  et  tamquam  securiclata  apparei  Ce- 
terum  INTER  syllabis  mensem  intercalarem  notatum  habes 
etiam  in  epitaphiis  Sancaesarianis  sive  Somascanis  ab  uno 
Baldinio  servatis,  in  P.  L.  M.  E.  tab.  XIII  n.  21  [C.  L  L.  I 
D.835]:  pauUo  brevius  INTE  ibid.  n.  46  [C.  L  L.  I  n.  899 J: 
contra  plenius  INTERK  n.  69  [C.  L  L.  I  n.  970],  INTERKAL 
n.  74  [C.  L  L.  I  n.  984].  ♦) 

Affinem  titulum  alterum  miro  consilio  Garruccius  sibi 
persuasit  cum  priore  sic  sociandum  esse:  L.  Camelio  Cinna 
consule  iterum  (castellum)  purgatnm  mense  interccilari.  Purgavit 
Diodorus  idem.  Duos  cum  esse  diversissimis  in  locis  eius- 
dem  camerae  scriptos  Guidobaldius  testetur  apertissime,  haud 
paullo  probabilius  tali  potius  exemplo  suppleveris: 

PVRGowiY  (Z  .  .  .  .  i.  /.) 
DIODORiiS  {cur.  aquar) 
IDEMgru€  {refecit) 


inqae  titttlo  iUo  tab.  LXIII  C  [C.  I.  L.  I  n.  568]  QLA  legere  h.  e. 
GLA6rto  at  ezemplo  atar.  Contra  cognominum  breviatorum  recensai 
praeter  QLA  addi  poterat  LIB  e  tab.  LXII  EF  [C.  L  L.  I  n.  1226. 
1224].  Item  notis  Yocabalomm  p.  117*  sub  g  praeter  FI  pro  F  etiam 
FIL  ez  eiosdem  tabolae  (quae  aliqao  casu  videtur  indiligentius  ez- 
cerpta  esse)  titalo  G  [C.  L  L.  I  n.  1226]:  paullo  autem  post  praeter 
HAR  etiam  HARISP  ez  Enarr.  p.97  M  [C.  I.  L.  I  n.  1812].  Illam  au- 
tem  FIL  notam  hoc  aegprins  omisaam  fero  quo  commodius  ea  uti  pos- 
Bum  ad  didascaliae  Plautinae  lectionem,  quara  Parergon  p.  282  sqq. 
commendavi,  etiam  certius  firmandam:  M  tUNIO  M  FIL  pR  UrB.  Nec 
^lia  exempla  desunt,  yelut  Praenestini  titali  Petrin.  p.  308,  42,  Puteo- 
lani  I.  R.  N.  2617  (Orell.  6037).  —  Praeterea  sero  vidi  p.  118«  summa 
rab  l  aliqoa  oblivione  non  eBse  Vedes  et  Vassus  notas  distinctas. 

♦)  [Cf.  supplem.  III  p.  XIII;  IV  p.  VI  sq.    C.  W.] 


512  PRISCAE  LATINITATIS  EPI6BAPHICAE 

Nisi  quod  versu   altero  etiam  DIODORus  mag»  aqu,  vel  ali- 
quid  simile  scriptum  esse  potuii 


Abhinc  biennium  cum  Musei  philol.  Rhenani  yoI.  XTI 
p.  612  [supra  p.  491]  ad  lapidem  Praenestinnm  satis  me- 
morabilem  animum  advertissem,  quem  etiam  nunc  exstare  e 
Garruccii  in  Annal.  inst.  arch.  t.  XXXH  p.  237  mentione 
didicissem^  mox  precibus  meis  expugnatus  Guilelmns  Henie- 
nus  transmisso  eius  tituli  ectypo  chartaceo  non  medioehu: 
me  sibi  esse  devinctum  voluit  Quo  exemplo  etiam  tumRc^ 
mae  servato  Theodorus  Mommsenus  usus  paucis  de  eo  titub 
commentabatur  in  ^Bullettino'  Inst.  arch.  a.  1862  m.  Marti: 
p.  38  sq.  Quae  disputatio  cum  certos  quosdam  scrupulos  i: 
animo  meo  reliquisset,  a  singulari  Henzeni  comitate  fanit 
irapetratum  est  ut  novum  in  usus  meos  ectypum  pararetur. 
quo  cum  priore  illo  religiose  conlato  talem  nunc  titalaiu  a^' 
ipsam  fidem  veritatis  repraesentare  licuit  qualem  tabuia 
nostra  sub  B  exhibet. 

Hauseram  autem  eius  inscriptionis  notitiam  e  Leonanii 

Cecconii  episcopi  Montaltensis   ^Storia   di  Palestrina'  Ascul: 

VI  a.  1756  edita,  qui  repertam  'tra  le  rovine  esistenti  presso  U 

Chiesa  della  Madonna  dell'  Aquila'  testans  hoc  eius  eien- 

plum  posuit  p.  39  [=  C.  I.  L.  I  n.  73;  cf.  Add.  p.  554]: 

A  P  0  L  0  N  .  .  .  . 
M  E  T  I  L  I  0  .  .  .  . 

MAGISTER 

CORAVERO    .  .  . 

CANICIO  L.S  .  .  .  . 
R  I  A  N  D  0    .   .   .   . 

Vnde  profectus  Petrinius  in  ^Memorie  Prenestine  dispost^  ir 
forma  di  annali',  Romae  publicatis  a.  1795,  minos  accuratt 
repetiit  p.  333  n.  25  et  iterum  p.  341  n.  76,  repertam  'p^^' 
l'antico  Foro'  dicens.  Fracti  in  duas  partes  lapidis  vak' 
dolendum  est  inferiorem  partem  ita  uti  tabula  nostr»  i^"^' 
in  medio  versu  antepaenultimo  divulsam  nunc  periisse. 


SVPPLEICBKTVM   II.  513 

£  yetastioribus  hunc  titulum  esse  cum  satis  et  l^  et  P 
litteraram  forma  et  neglecta  geminatio  et  alia  quaedam  do- 
ceant  antiquitatis  propria,  tum  vetustissimis  adnumerandum 
h.  e.  aut  ineunti  saeculo  sexto  aut  quinto  exeunti  tribuendum 
esse  e  senrata  in  Metilio  Anicio,  item  in  caraveroni  (vel  for- 
tasse  caraveran)  prisca  declinatione  certissime  perspicitur: 
qaando  de  magisfere  vel  magisteres  an  magisterei  Tel  magistereis 
Don  potest  non  anceps  esse  iudicium.  Quantum  autem  sit 
quod  in  dextra  parte  perierit,  facile  e  versu  altero  efficias, 
quo  necesse  est  duos  magistros  sociatos  esse.  Quorum  alte- 
nim  cum  Mommsenus  sibi  persuasit  8  praenomine  fuisse, 
etsi  in  altero  ectypo  yideri  potuit  tenuissima  quaedam  umbra 
eios  litterae,  spectans  ad  eius  pedem,  superesse^  tamen  nec 
in  altero  ullum  illius  vestigium  apparuit  nec  quicquam  eius- 
modi  Petrus  Cicerchia  Praenestinus^  yir  longe  humanissimus, 
denno  examinato  lapide  testatus  est.  Esto  tamen  ut  locus 
siTe  Spurio  sive  Servio  detur:  at  ita  eodem  saltem  iure,  quo 
ad  posteriorem  magistrum  ipsum,  ad  prioris  patrem  tale 
praenomen  rettuleris:  patrum  enim  notatione  aegre  carebi- 
mus  ad  eum  versum  complendum^  cuius  principio  necessario 
etiam  praemissum  fuerit  ipsius  MetUii  praenomen.  Vt  in 
pauca  ratiocinationem  nostram  omnem  conferamus;  talem  fere 
proponimuS;  aliquod  ut  exemplum  exstet^  integrae  inscrip- vu 
tionis  speciem  probabiliter  ut  putamus  restitutam: 
A  n  0  l^  0  N[e(i)  •  tvtelabe(i) 

S]M   E  T  I  l'  I  0[-8FMOPI0MP 

M  A  G  1  STERE[(i8).FACivND 

C0RAVER0N[TDEC0NL-8 

C.ANICIO^.S^.LAPELA.VA 
R   I   A  N   D   0[.PRAEFVIT 

Versu  1  APOUONei  Putio  proponebat  Mommsenus:  Tw- 
t^hrem  praetuli,  quod  eius  cultum  Praenestinum  titulus  testa- 
tum  facit  a  Vulpio  publicatus  Veteris  Latii  t.  IX  p.  128, 
unde  Cecconius  p.  66  neglegentius  iterayit*): 

*)  Nec  enim  recte  tiibui  Tibnri  yideri  potest  apad  Grotemiu 
P-  77, 1,  cni  miserat  'VrBiniu  describente  Gntenat.',  descriptam  autem 
in  hunc  modam: 

»•  EITSCHBUI    0PV8CVLA   IV.  33 


514  PRISCAE   LATINITATIS   EPIGRAPHICAE 

FORTVNAE  -  PRIMIGENIAE 

SIGNVM  APOLLINISTVTELARIS 

LELVIVS.FELIXPATER-CVM.FILIO 

ET  .  CLAVDIA  •  SABINA  •  MATER 

V  .  S 

VIII  Quamquam^  sua  sponte  intellegitur  mnltis  aliis  dei  cognomi- 
nibus  esse  locum  posse.  Versu  2  positus  MeHliui  alios 

cognomines  in  Praenestinis  quod  sciam  non  habet:  nisi  qnod 
M AETILI A  .  SE VERA  •  CONIVX  est  apud  Cecconium  p.  184 
(Petrin.  p.  371,  51).  Versu  3  magistros  intellege  magishrf^ 
ApoUitfis:  quales  praeter  alios  in  Henzeni  indicibus  composi- 
tos  p.  51  sq.  praesto  sunt  in  titulis  Campanis  P.  L  M.  K 
tab.  LXin-LXV  [C.  L  L.  I  n.  565—575]  MAGISTREIS 
CERERVS,  MAGISTREIS  .  VENERVS  .  lOVIAE,  CONLE 
GIVM  .  SEIVE  .  MAGISTREI  •  lOVEI  -  COMPAGEI,  et  item 
simpliciter  aliquotiens  MAGISTRI  non  addito  dei  nomine. 
Vnde  fit  ut  versu  4  commodius  subici  DE  •  CONLeT»  Senfeniia 
videatur  quam  vel  EX  •  D  •  D  vel  DE  •  S  .  S:  quamqnam  po- 
tuit  ibi  sane  etiam  PEC  •  SACRA  vel  DE  •  STIPE  scripbim 
esse,  credibilius  id  quidem  saltem  quam  AERE  (vel  AIRIDi 
POnU  vel  POPU  •  PEC.  Versu  5  dubium  esse  vix  po- 

FORTVNAE 
PRIMIGENIAE 
SIGNVM  .   APOLLIN 

TVTEL 
L  .  HELVIVS  .  FELIX 
PATER  .  CVM  .  FILIO 

ET 
CLAVDIA   .    SABINA 

MATER 

VOTO    .    SVSCEPTO 

S  .  P  .  L  .  M 

Quod  exemplum  Petrinias  sequitur  p.  301^  20.  Vtrnm  autem  exeDploB 
ad  fidcm  vcritatis  propius  accedat,  non  prius  certo  scieiar  qaam  Hea* 
zeni  virtute  cum  Vrbis  tum  Latii  inscriptiones  omnes  conlectae,  di^> 
stae,  emendatae  ita  prodierint  ut  communi  usni  pateant.  Qaod  qui- 
dem  consilium  longe  saluberrimum  valde  optandum  est  nt  exspectatii^- 
uem  Dostram  ne  nimis  din  frustretur:  quando  grammaiicain  quidf>m 
disciplinam  certum  ost  tam  uberem,  quam  ex  hac  parte,  frnctun  e 
nuUa  alia  communis  operis  Inculeutissimi  percepturam  esse. 


SVPPLEMEMTVM   II.  515 

test  Dostra  sententia  quin  binorum  ut  saepe  Aniciornm  liber- 
tus  dicataT;  l^itci  et  STati.  Pro  qao  rariore  praenomine  cum 
lapidarius  S  scripsiaset  imprudens;  cognito  errore  supra  po- 
sitam  esae  T  et  consentaneum  est  et  simillimis  exemplis 
evidens.  Yelut  non  aliam  in  partem  valet  in  Aquilano  titulo 

R  L.  M.  E.  tab.  LX  C  [C.  I.  L.  I  n.  1298]  BRVTIVS  scrip- 
tora^  quae  ipsi  Henzeno  Orell.  n.  6235  fraudi  fuit:  quo  alia 
non  pauca  adde  ex  aeribus  potissimum  congesta  Indicum 
nostrorum  p.  121*.  Ipsam  autem  Aniciorum  gentem  in  Prae- 
nestiius  non  ignobilem  fiiisse  cum  cetera  eius  nominis  exem- 
pla  faciont  ut  credamus:  ANICIAMF  et  LANICI-VF 
P.  L.  M.  E.  tab.  XLV,  1.  2  [C.  I.  L.  I  n.  77.  75],  quo  ANICIA 
Henzeni  accedit  in  Annal.  Inst.  arch.  a.  1855  p.  78  n.  3  [C. 
I.  L.  I  n.  76],  item  ANICI  in  mutilo  lapide  Petrinii  p.  324, 4: 
tam  praeter  cetera  Petrinianus  titulus  p.  321,  21  persuadet 
qui  esttalis:  BASSI  |  ANICIO  •  AVCHENIO  |  BASSOVC- 
PROCONS I  CAMP.PROVISORI  -  EIVS|DEM.PROVINCIAE  • 
RES]TITVTORI  •  GENERIS  |  ANICIORVM  •  OB  •  ME- 
RITA  I  EIVS  INLVSTRIA  |  ORDO  •  POPVLVSQ  •  CIVITAj 
TIS .  PRAENESTINAE  •  PON  •  CENS. 

Quodsi,  quid  Aniciorum  libertus  ille  Gaius  egerit,  quae- 
ris,  in  promptu  est  probabiliter  respondere.  Sive  enim  recte 
legisse  Cecconium  RIANDO  credideris  (et  in  reliquis  certe 
fidem  ille  minime  destituit),  seu  forte  RTANDO  potius  scrip- 
tum  fuisse  conieceris  (quam  lectionem  non  excludit  saltem 
dispescendi  Yocabuli  ratio  insolentior),  ullum  quod  quidem 
Iiuc  quadret  yerbum  latinam  linguam  praestare  negandum  ix 
est  praeter  nnum  variando:  id  quod  pro  se  ipse,  quicumque 
experiri  volet,  cognoscere  poterit.*)  Variando  autem  illud 
haud  cunctanter  interpretabimur  vel  coloribus  distinguendo  vel 
fortasse  opere  picturato,  sive  tectorio  aut  tessellato  males,  varie- 
gando.  Nec  in  hominem  libertum  infitiabere  tale  artificium 
imprimis  convenire:  quod  vel  arae  vel  fano  vel  alicui  sacello 
Apollinis  exomando  adhibitum  est.     Accedat   igitur,   si  per 


*)  Vix  enim  inventain  iri  opinamor  qui  velnt  ST  |  RI ANDO  • 
EXORNAVIT  vel  aliqnid  simile  commendet  argntiore  mehercnle  qnam 
subtiliore  commento* 

83  ♦ 


516  PRISCAE   LATINITATIS   EPIGRAPHICAE 

Brunnium  nostrum  licebit^  artificum  Italorum  paucitati  noTus 
sive  artifex  sive  opifex  C.  Anicius  L.  St.  1.  Praenestinus: 
accedat  ipse  titulus  eorum  documentorum  multitudini^  quibus 
maturum  fuisse  apud  Praenestinos  artis  usum  vitaeqne  cal* 
tum  elegantiorem  pridem  perspectum  est. 

Restat  ut  rem  grammaticam  paucis  expediamus.  Ar 
primum  quidem  Apolcnis  declinatio  quae  et  exempla  haberet 
et  quam  rationem,  satis  olim  disputasse  videmur  Musei  phil. 
Rhen.  t.  XII  p.  109  et  476  sq.  [=  Opusc  11  p.  493  sqq.],  quu 
adde  nuper  dicta  P.  L.  M.  E.  Enarr.  p.  3  et  99.*)  Deindf 

magisieri  dicti  pro  magistris  non  modo  offensioni,  sed  ne  mi- 
rationi  quidem  ulli  sunt.  Quid  enim  quaeso  discriminis,  si 
rationem  spectas,  inter  illam  formam  et  has  sat  confe>sa< 
intercedit  quae  sunt  dextera  dextra  dextrovorsnm,  supera  sajfrd 
infcra  infra,  pericidum  perielum  cum  similium  multitudine.  ca- 
lemre  (calicare)  calcarCy  Herades  Hercles  Iwrclej  item  Tecym-m 
Tecmessa  cum  finitimis?  quod  genus  universum  breviter  per- 
secuti  sumus  Monum.  epigr.  trium  p.  IX  [supra  p.  172]  sqq. 
Solo  igitur  arbitratu  linguae  posterior  aetas  magistrum  simul 
et  magistcrium  probavit,  ut  ministrum  et  ministeriwn:  pro 
quibus,  si  modo  placuisset^  poterat  etip.m  magistrium  et  wi- 
nistrium  adscisci.  In  his  autem  etsi  subsistere  possum,  tameo 
non  verebor  ultra  progredi  ratiocinando  eamque  rationen. 
iam  confidentius  commendare  quam  1.  s.  s.  p.  XI  [supra 
p.  174]  adnot.  cum  dubitatione  significabam:  ut  triplici  suc 
cessione,  sive  quadruplicem  dixeris,  lingua  credatur  a  mol- 
lioribus  formis  exorsa  ad  contractarum  asperitatem  transiiss<' 
in  oaque  per  certam  aetatem  constanter  perstitisse,  ab  ha* 
autem  duritie  per  decursum  saeculi  quinti  ad  pristinam  sua 
vitatem  reversa  eis  demum  temporibus,  quibus  est  a  poefr 
x  et  scriptoribus  exculta,  asperiores  formas  certo  temperamento 
cum  dilectu  quodam  resuscitasse.  Quod  genus  latius  paterf 
intellegitur  quam  cui  cum  pulvisculo  exhauriendo  hic  ^it 
locus  datus.  Tertio  loco  designanda  est  corare  scriptDrj. 


*)  [Praeterea  addas  novum  exemplum  APOLONE  quod  prodiit  n 
inscriptione  Caleua,  quae  in  tertio  Priscae  latin.  epigraph.  snpi-It-ff' 
p.  III  (infra  p.  520)  et  in  tabula  adiecta  sub  A  edita  est.    C.  W.) 


SVPPLBMENTVM   II.  517 

cuius  alterum  exempluin  nullum  superat^  ratio  nequaquam 
latei  Quam  iam  Mon.  epigr.  trium  p.  ^sqq.  34  [supra  p.  116 
et  157]  sqq.,  Museique  Rhen.  t  XVI  p.611  [supra  p.  490]  sqq. 
ita  explicavi  ut  affinium  formarum  originem  atque  cognatio- 
nem  iam  liceat  hoc  tamquam  stemmate  inlustrare: 

(coverare) 


coerare       covrare 


corare 


curare 

Postremo  ne  quid  praetermittatur,  uno  verbo  monendum 
est  de  M  litterae  ea  figura  quae  mediis  lineis  solito  brevio- 
ribus  picta  sii  Quae  fignra^  nummorum  potissimum  propria^ 
quae  rariora  exempla  etiam  in  lapidibus  habeat,  cum  Musei 
Khen.  t.  XIY  p.  140  sq.  284  sq.  [supra  p.  331  sqq.  et  335  sqq.] 
exposui  tnm  plenius  in  P.  L.  M.  E.  indicibus  palaeographicis 
p.  112  enoi^vi. 


Cum  novitatis  tum  antiquitatis  tum  artis  gratiam  habet 
quod  sub  C  monumentum  exhibuimus:  cuius  nobis  pictura 
linearis  peramice  a  Detlefo  Detlefseno  missa  est  Parisiis.*) 
Ibi  enim  ab  homine  privatO;  cui  Piot  nomen,  possidetur 
emptmn  Neapoli.  Fundum  esse  fractae  paterae  Detlefsenus 
scribit  creta  subrufa  fictae  nitidoque  atramento  oblitae  pror- 
SU8  ad  similitudinem  yasorum  in  Italia  inferiore  repertorum. 
In  qua  testa  impressum;  non  pictum,  cum  ranula  scorpio- 
nem  mirum  non  est  minori  nobis  curae  esse  quam  item  im- 
pressum  ATIl^IO  nomen^  sive  id  possessoris  fuit  sive^  quod 
praestat  haud  dubic;  opificis  figuli.  Nec  euim  anno  circiter 
520  recentius  opus  esse,   seirvata  in  terminatione  0  vocalis 

♦)  fCf.  Supplem.  III  p.  XIV  (infra  p.  582  sq.) ;  IV  p.  XVI  (infra 
p.  555)  et  Ephem.  epigr.  I  p.  10  b.  12^    C.  W.] 


518  PRISCAE   LATINITATIS   EPIGBAPHICAE 

XI  sat  certo  argumento  est.     Praeterea  quae  adhuc  iimotuenmt 
Latinorum   antiquiorum  fictilia   litterata   satis   constat  eirca 

*  confinia  Latii  et  Etruriae  reperta  esse  omnia:  e  Campania 
nullum  quod  sciamus  praeter  hoc  ipsum  prodiit,  nisi  forie  in 
eius  societatem  notabile  fragmentum  musei  Eircheriani  illud 
adsciscas  quod  in  P.  L.  M.  E.  tab.  X  IT  et  propius  ad  veram 
Enarr.  p.  101  ima  [supra  p.  290]  repraesentavimus,  cuius  qui- 
dem  origo  ignoratur  [C.  I.  L.  I  n,  166].  Sed  de  his  omnibus 
uberius  se  ipsum  disputaturum  in  Gerhardi  diariis  archaeo- 
logicis  Detlefsenus  significavit,  ut  nobis  quidem  in  uno  esse 
Atilii  praenomine  subsistendum  videatur.  Cuius  notam  utrum 
H  an  K  dicas,  valde  esse  ambiguum  video.  Et  ipsam  qui- 
dem  figuram  si  spectaveris,  fateudum  est  aliquanto  propius 
illam  ad  H  litterae  speciem  eam  accedere  quam  paucis  sed 
eisdem  certis  exemplis  ostendant  aliquot  nummi  Hatriam 
antiquissimi  P.  L.  M.  E.  tab.  V.  VI,  item  una  e  glandibns 
missilibus  tab.VIII,  28  [C.  L  L.  I  n.  670].  Nec  deest^  quo  ill» 
coniectando  referatur,  Herms  praenomen:  cuius  etsi  alibi  haec 
nota  est  HER  (P.  L.  M.  E.  t.  II  J?  =  XCVII  B  [C.  I.  L  I 
n.  62]),  tamen  quem  ad  modum  et  VA  et  VEL  et  VO  d 
iuxta,  minime  vitata  ambiguitate,  simplex  V  in  usu  fuerunr. 
item  et  SAL  et  SA  et  SER  et  SEX  et  SE  et  simul  simplex 
S,  ita  multo  etiam  commodius  fieri  potuisse  concedendum 
est  ut  etiam  H  simplex  probaretur.  Sed  tamen  nescio  quo 
tamquam  instinctu  eo  ducor  ut  facilius  putem  de  neglegenter 
picta  K  littera  etiam  sine  exemplis  cogitari:  quod  praeno- 
raen  si  in  eis  quae  supersunt  monumentis  vetnstis  perrarum 
ost  (velut  A/V  •  FABRICI  •  K  •  F  in  titulo  item  PraenestiDu 
P.  L.  M.  E.  tab.  XLV,  9  [C.  I.  L.  I  n.  107]),  at  minus  ranioi 
olim  fuisse  ipsius  vetustatis  testes  recentiores  docent  h.  e. 
fasti  consulares.  Qui  etsi  a  tertio  potissimum  ad  quintuin 
saeculum  in  gentibus  Fabia  Duilia  Quinctia  frequentatuia 
monstrant,  tamen  ne  sexto  quidem  illud  prorsus  obsoleTis?*? 
K.  Quinctius  Flamininus  Livii  XXII,  33  et  M\  Acilios  L  t 
K.  n.  Balbus  cos.  a.  604  argumento  sunt.  Licebit  igitur  opi- 
ficibus  latinis  probabiliter  nisi  fallimur  figulum  Caesonem 
Atilium  Campanum  sociare  quinti  saeculi  exeuntis  vel 
ineuntis  sexti. 


8VPPLEMENTVM   II.  519 

Cetemin,  ut  ne  hoc  quidem  silentio  transeam;  praemissa 
ioscriptioni  puncti  nota,  nisi  species  prorsus  fallit)  non  est 
casui  tribaenda.  Quod  genus  quantumyis  rarum  sit;  tamen 
certa  quaedam  plumborum  exempla  habet  quae  Indicum  pa- 
laeographicorum  p.  119^  med.  composui. 


Quarto  loco  non  fuerit  iniucundum  cognitu^  quod  tan-xu 
dem  yerom  supplementum  sit  dimidiatae  lamellae  illius 
Bononiensis  vetustissimae,  quam  ab  Ariodante  Fabrettio 
Taurinate  primum  publicatam  Glossarii  Italici  p.  802,  post 
Detlefseno  adiutore  a  nobis  repraesentatam  P.  L.  M.  £.  p.  97, 
plnribus  disceptavimus  Musei  Rhenani  t.  XVII  p.  605  sqq. 
640:  quo  adde  ab  amicis  contra  dicta  ib.  XVIQ  p.  141  sq. 
[Vide  infra  n.  XXIH;  cf.  C.  I.  L.  I  n.  812.  813;  VI,  1  n. 
357.]  Quippe  litteris  humanissimis  Baphael  Garruccius  nos 
certiores  fecit  nondum  fractae  tabellae,  dum  Romae  est,  ac- 
coratissimum  exemplum  delineando  paratum  esse  inscriptio- 
uem  integram  talem  praestans: 


IVNONE  .  I.OVCINAI 

o  o 

DIOVIS  .  CASTVD  •  FA<ITVD 


Quod  exemplum  ubi  servetur,  tacente  Garruccio  incompertum 
nobis.  Et  DIOVIS  quidem  illud  diyinando  assequi  nemo 
potaerat:  quando  de  castu  Cereris  constabat  deque  Magnae 
matris  castUy  non  item  de  castu  lovis  yel  Diovis.  Sed  et 
^ASTVD,  quod  substantivum  interpretati  sumus,  et  participii 
ablativum  PACITVD,  h.  e.  castu  facto,  eas  quidem  coniectu- 
ras  quod  plane  nunc  confirmatas  intelleximuSy  non  potuit 
non  pergratum  accidere.  Ceterum  delineatum  exemplum  illud, 
si  modo  per  Garruccii  liberalitatem  licebit,  proxima  tabula 
III  [XVII]  proponemus.  [Cf.  Supplem.  III  p.  XV  (infra 
p.  533)  sqq.;    IV  p.  XVII  (infra  p.  556)  sq.] 


520  PRISCAE   LATINITATIS   EPIGRAPHICAE 

Supplementum  III.*) 

(Cum  tabula  lithograplia**)). 

III  Novuin    Duper    incrementum   yetustae   latinitatis,   k  e. 

eius  quae  circa  tempora  primi  belli  Punici  fuit,  memoriae 
ex  eo  titulo  accessit  quem  in  horum  Supplementorum  tabula 
III  [XVII]  sub  A  repraesentavimus  ad  exemplum  a  Dominicci 
Lib.  Bar.  de  Guidobaldis  Neapolitano  pari  liberalitati  comitat^ 
nobis  concessum.  Quem  ille  titulum  cum  in  ^Bullettino'  ar* 
chaeologico  Italico,  vol.  II  p.  23,  primus  publice  proposiiit, 
tum  in  ^Monumentorum  Calenorum'  libro  singulari,  nondum 
foras  dato,  aeriincidendum  curavit  in  tab.  lU  sub  2.  Qoippe 
prodiit  iste  ex  agro  Caleno,  stilo  inscriptus  cistellae  rectan- 
gulae  e  terra  cocta  fictae,  inscriptus  autem  ante  coctmram  et 
in  latere  quidem  antico  aperturae  apto.***)  Ceterum  sat 
planam  intellectu  inscriptionem  habes: 

C.HIA/OUEIOC.I. 
APOUOA/EDOA/O.DED 

i.  e.  C,  Hinmdeius  C,  l,  Apollini  donum  ded{U),  Et  eius  qui- 
dem  declinationis,  quae  est  Apol{T)onis  casu  altero,  hoc  iam 
tertium  ex  monumentis  exemplum  prodit,  praeter  ea  quae  in 
poetarum  scriptorumque  libris  servata  cum  alibi  tractaTimus 
tum  nuper  tetigimus  Supplem.  II  p.  IX  [supra  p.  516].  —  Ad 
litteraturam  autem  quod  attinet,  nimius  fuit  Guidobaldius 
IV  novam  singularemque  E  litterae  figuram  eamque  tamquam 
suo  peculiari  iure  fruentem  hanc  constituens  I: .  Nec  enim 
eius   figurae   insolentia  alia  ratione  censenda  est  atqne  qua 


*)  [Prooemium  Indicis  scl^olarum  hibernarum  Bonnensiain  aimo- 
rum  CIOIOCCCLXIII  et  LXIV.] 

**)  [Tabula   olim  huic  commentatioDi  adnexa  nunc  sub  n.  XVIi 
iterata  est.    C.  W.] 

***)  TotiuB  cistellae  figuram ,  una  cum  manu  homana  ciiiiu  palm^ 
porrecta  illa  tenetur,  eleganter  coloribus  pictam  yides  in  eiusdem  Gai 
dobaldii  tab.  III  A  fig.  2  a:  quae  mihi  tabnla  dum  haec  scribodemnin 
perofficioBe  transmittitur.  Ncc  incommode  de  acerra  cogitare  Guii) 
biildium  patet.  Ceterum  servari  hoc  monumentum  hodie  in  'mnMi 
natiouali'  Neapolitano  Bciendum  est. 


8VPPLEMENTVM   III.  521 

aliae  qnoque  in  eodem  titulo  litterae  liueis  non  coeuntibus 
hiant:  H  /V  U  0  A .  Qualia  exempla  in  P.  L.  M.  E.  indici- 
bu8  palaeographicis  p.  119®  designata  non  adeo  pauca  habes. 
—  Cetemm  cultus  Apollinis  quam  cordi  fuerit  Calenis^  recte 
Guidobaldius  monuit  satis  e  nummis  illorum  intellegi;  quales 
cmn  apud  Carellium  repraeBentatos  yides  tum  in  P.  L.  M.  £. 
tab.  Vn,  35  [C.  L  L.  I  n.  15J. 


Ad  Praenestinam  antiquitatem  reliqui  tituli  pertinent 
hac  tabula  consociati:  quorum  ectypa  chartacea  a  viro  prae- 
stantissimo  Petro  Cicerchia  Praenestino  accepta  amice  ut 
solet  Guilelmus  Henzenus  nobiscum  communicavit. 

Et  de  eo  quidem  quem  sub  B  posuimus  paucis  idem 
significavit  in  ^BuUettino'  arch.  Rom.  a.  1863  p.  8,  receperat- 
que  eum  iam  Mommsenus  in  Corpus  inscr.  lat.  vol.  I  p.  562 
D.  1541.  Nec  plus  quam  ab  illis  vel  lectum  est  vel  intel- 
lectum^  nobis  expiscari  licuit:  tam  misere  corrosum  vel  ut 
Terias  dicam  deruncinatum  lapidem  tam  mutilae  hodie  reli- 
quiae  pristinae  scripturae  occupant.  Quod  ut  quale  tandem 
esset  et  unde  factum  prorsus  resciscerem^  Wolfgaugum  Hel- 
bigiam  Dresdensem^  disciplinae  Bonnensis  tam  gnavum  quam 
officiosum  alumnum^  facile  precibus  meis  movi  ut  adito  Prae- 
nestinorum  oppido  saxum  illud  diligenter  examinaret  deque 
eo  haec  ad  me  referret  quae  infra  scripsi  fide  verborum 
servata. 

Die  praenestinische  Turpenusinschrift  befindet  sich  auf 
einem  Steine,  in  welchem  man^  da  er  fQr  eine  Bildsaulen- 
basis  zu  klein  ist^  nach  allen  Analogien  eine  Ara  erken- 
nen  muss.  AufKlIig  ist  die  Schmalheit  der  beiden  Seiten, 
welche  hinten  an  die  Inschriftseite  ansetzen.  Schon  dies 
macht  68  wahrscheinlich,  dass  die  hintere  Halfte  der  Ara 
abgeschlagen  ist.  Zur  Gewissheit  wird  diese  Ansicht  da- 
durchy  dass  sich  in  demselben  Garten^  wo  sich  die  bisher 
bekannte  Halfte  vorfindet^  auch  die  andere  erhalten  hat. 
Denn  dass  die  beiden  Steine  zusammengehoren,  lehrt  ein- 
mal  die  vollstandig  identische  Beschaffenheit  der  Leisten 
und  Hohlkehlen^  welche  die  Basis  der  beiden  Steine  bilden, 


522  PRISCAE   LATINITATIS   EPIGBAPHICAE 

ferner  die  Vergleichung  der  Maadse.     Bei  beiden  beferagt 
die  Breite  der  Hauptflache  (d.  i.  bei  der  bereits  bekaiin- 
ten  Halfte  der  Flache^  auf  welcher  sich  die  Inscbrift  be- 
findet)  0,41  M.,  die  Lange  derselben  vom  Ende  der  dar- 
liberreichenden  Leiste   bis  zum  Beginn  der  ersten  onten 
an  der  Basis    befindlichen  0,5;   die  Lange  der  untersten 
und  grossten  Leiste  der  Basis  0,6.     Der  Peperin  ist  bei 
beiden  Steinen   derselbe.     Diese  durchgehende  Ueberein- 
stimmung  kann  nicht  Zufall  sein,  sondem  beweist  schla- 
gend  die  urspriingliche  Zusammengehorigkeit  der  beiden 
Fragmente.     Die  Ara  war  urspriinglich  auf  allen  Seit<o 
mit  Inschriften  versehen,  so  auch  auf  der  Flache,  welche 
der  mit  der  Turpenusinschrift   gegeniiberlag.     Doch  ist 
diese  von  modemer  Hand   mit  dem  Meissel  derartig  be- 
arbeitet,    dass  von  der  Lischrift  nichts  zu  lesen  ist  und 
lediglich  noch  einige  Hasten  von  Buchstaben  bemerkbar 
sind,   von  denen  sich  nur  so  viel  sagen  lasst,   da»s  sie 
etwas  kleiner  sind    als  die  der  bekannten  Lischrift  der 
Gegenflache.   Man  sieht  deutlich,  dass  die  Ara  absichtlicli 
gespalten  imd  die  beiden  so  gewonnenen  Steine  mit  dem 
Meissel   bearbeitet   worden  sind,    wahrscheinlich  um  sie 
als  Bausteine  zu  verwenden.     Auch  die  Flachen,  welche 
durch  den  Spalt  eutstanden  sind,   sind  bereits  an  Tieleo 
Stellen  bearbeitet   und  geglattet,    so  dass    unter  diesen 
Umstanden    eine    Correspondenz   der  BrUche   der  beiden 
Fragmente    unmoglich   ist.     Auch   die  Turpenusinschrift 
selbst  ist  durch  Meisselhiebe  hart  mitgenommen  mid  die 
Destruction  ihrer  rechten  Seite  daraus  zu  erklaren.    Am 
Originale  selbst  ist  es  leicht  die  Meisselspuren  von  den 
Hasten  der  Buchstaben    zu  unterscheiden,  schwierig  im 
Abklatsch.     Ich  bemerke  daher,  dass  in  der  ersten  Zeile 
die  Lesart  TVRPENO  PAl  unumstosslich  feststeht  Nach 
dem  Papierabdrucke  mochte  man  geneigt  sein,  zwischen 
den  Lesarten  PA  und  M  zu  schwanken.  Doch  ist  das,  was 
man  fur  die  linke  innere  Hasta  eines  M  halten  konnte^}, 


\ 


*)  In  eis  quae  mihi  missa   sunt   ectypis  daobns  einsmodi  vihi. 
apparet. 


8VPPLBMENTVM   III.  523 

wie  die  Betrachtung  des  Originals  lehrt,  entschieden  ein 

Meisselhieb,  welcher  die  in  ihrer  ganzen  Lange  deutlich 

sichtbare  linke  Hasta  dea  A  schneidet.' 

Haec  iptur  cum  ita  sint,  mirum  non  est  nihil  hodie  super- 

stes  esse  praeter  has  litteras^  quarum  certas  plene  perscrip- 

simusy  mutilarum  apices  pro  re  nata  suppleyimus*): 

TVRPENOPATRI 
CVATRON  ALIN 

LORCEVIV 
PR 

Turpeni  dei  non  minus  obscura  nobis  quam  aliis  memoria.  vi 
—  Versu  2  interposita  inter  N  et  A  lacuna  cum  quattuor 
tantum  aut  summum  quinque  elementorum  capax  sit,  prae- 
stabit  Mommseni  supplemento  C  •  VATRONtws  . .  f.  sALINtc^ 
pauUo  brevius  hoc  C  •  VATRONi  .  .  f,  sALIN  ...  Ita  enim 
quod  iuxta  positas  habes  plenam  ORCEVIV^  et  breviatam 
VATRONi  formam^  id  quam  saepe  factum  sit  exempla  do- 
cent  Indic  palaeograph.  p.  Wb^  a  nobis  composita.  — .  Cete- 
rum  has  ipsas  gentes  Praenestinas^  cum  Vatroniam  tum 
etiam  freqaentiorem  Orceviam^  satis  iam  novimus  ex  illis 
titulis  quorum  tantam  nuper  multitudinem  sepulcretum  Prae- 
nestinum  in  lucem  prodidit. 


Huius  enim  sepulcreti  cum  post  Henzenum  Mommsenus 
C.  I.  L.  I  n.  74—165  duos  et  nonaginta  titulos  composuisset^ 
e  qoibus  unum  et  sexaginta  lithographi  arte  imitati  sumus 
P.  L.  M.  E.  tab.  XLV.  XLVL  XLVII  et  XXXVI,  mox  quat- 
tuor  novi  a  Cicerchia  Henzenoque  missi  in  eiusdem  Momm- 
seni  Addendis  p.  555  accessere.  Rursus  hos  ei  nunc  septem 
excipiunt  quos  sub  C — J  repraesentatos  intuemini:  omnium 
ut  numerus  iam  sit  ad  CIII  auctus.  Sunt  autem  hi  quos 
infra  posui.**) 

D    [Ephem.  epigr.  I  p.  19  n.  46]     CESTIA  •  Q  •  F 
E   [Ibid.  p.  20  n.  47]  CINCIA  •  C  •  P 


•)  [Cf.  Supplem.  IV  p.  XIV  (558)  eq.    C.  W.] 
*♦)  [Ct  Supplem.  IV  p.  XV  (554  aq.).    C.  W.] 


524  PRISCAE    LATINITATIS   EPIGRAPHICAE 

H  [Ibid.  p.  23  n.  70]  SEX  •  GEMINIO  •  SEX  •  F 

G    [Ibid.  p.  24  n.  79]  U  •  MANIOI  •  M  •  /"  vell 

F    [Ibid.  p.  26  n.  94]  l  •  PI.AVTIO  •  M  •  F  •  U  •  /V 

C    [Ibid.  p.  28  n.  107]  SAVFEIA 

/    [Ibid.  p.  28  n.  112]  C  .  TAPIO  •  SEX  •  l 

In  quorum  lectione  nihil  ambiguum  praeter  unum  G  titulum: 
quem  non  profecto  potueramus  ita  uti  fecimus  interpretari, 
nisi  tUm  cum  repertus  est  ipsum  MANICI  nomen  legi  po- 
tuisse  Cicerchia  testatus  esset.  —  Ceterum  e  gentibus  Prae- 
nestinis  illis  quattuor  iam  noveramus  e  ceterorum  tituloram 
yarietate:  Cestiam  Plautiam  Saufeiam  Tapiam;  novae  tres 
accedunt  Cincia  Geminia  Manicia.  Praeter  L.  Plautinm  aa- 
VII  tem  unus  solus  in  tanta  multitudine  exstat  qui  cum  patris 
etiam  avi  notam  iunctam  habeat:  M  •  OPIO  •  M  •  F  •  L  •  N 
n.  125;  sed  is  quidem  aliquanto  recentiorem  aetatem  apert« 
testans. 


Quos  in  tab.  III  [XVIIJ  titulos  proposuimus^  quoniam 
uberiorem  enarrationem  nec  requirunt  nec  admittunt^  iuYat 
exspatiando  ad  Supplementorum  fasciculos  I  et  II  pau- 
cis  reverti  eorumque  quae  illic  commentati  sumus  aliquod 

AVCTARIVM 

subicere. 

Et  ad  tab.  I  [XV]  A  quidem  i.  e.  titulum  Minucia- 
num  iUum  quod  attinet,  dolendus  est  error  quidam  nec  mea 
nec  aliena  culpa  natus,  a  quo  cum  proficiscerer,  fieri  per- 
facile  potuit  ut  a  vera  via  aberrarem.  Nam  cum  Bmimii 
verba,  quibus  reperti  monumenti  quae  condicio  esset  ad  me 
rettulit,  de  tribus  saxis  interpretatus  essem  in  unam  conti' 
nuitatcm  ita  iuuctis  ut  eis  ipsa  pars  antica  arae  efficeretor. 
sero  comperi  unum  sohim  solidumque  saxum  esse,  in  caius 
lateribus  potius  scripta  essent  quae  ego  duobus  saxis  medic 
contiguis  tribuissem.  De  qua  ratione  si  mihi  prius  consti- 
tisset,  paullo  minus  cupide  in  sinistra  parte  tale  quiddarc 
quaesivissem  quod  cum  titulo  principali  aliquo  sententi<»^ 
consiliive    vinculo    contineretur,    sed    ab    illo    prorsus  po>sf 


8VPPLBMENTVM  III.  *   525 

seiunctas  esse  U^I-XXVI  notas  {acilias  animum  ut  suspica- 

rer  induxissem.    Quas  notas  cum  non  tam  coniecissem  quam 

modeste  et   dubitanter   quaesivissem    num   forte    liceret   ad 

l^egiom  I  et  XXVI  referri,  non  fuit  difficile  Mommseno  id 

impugnare  C.  I.  L.  I  Add.  p.  558:  ubi  quae  contra  me  dicta 

saut;  eorum  fere  nihil  est  quod  non  contra  me  ipse  dixis- 

sem  ?el   saltem   significassem,    ^felicioris   ingenii   sagacitati 

libeoter  cessurus':   quando  aliquod  tamen  ab  aliquo  pericu- 

lum  interpretandi  fieri  oportebat.     Sagacitatem  igitur  maio- 

rem  non  diffitebor  Mommsenianae  coniecturae  esse,  qua  Uon- 

cae  Inlaiae  XXYI  commendantur:   feliciorem   esse  nec   mihi 

facile  persuadebo  nec  videtur  sibi  ipse  persuasisse,   quippe 

ladere  se  tantum  exgnpli  caussa  fassus.   Yt  non  sine  aliqua 

confidentia  in  Henzeni  potius  sententiam  concedam  de  nume- 

randi  nota  cogitantis  simpliciter  in  ^BulIettino'  Bom.  a.  1863  vin 

p.  61  sqq.^  qua  quidem  singulis  rebus  sacris  in  ipso  sacrario 

adservatis  sui  singuli  loci,  eo  quo  in  indicibus  ordine  enume- 

rarentur,  adsignati  fuerint^  hoc  modo:  Uoco  I  (ntim.)  XXVI. 

Cuius  ille  notationis  e  reconditioris  qua  valet  doctrinae  copiis 

quaedam   exempla   exprompsit  prorsus   apposita  ad  persua- 

sionem.*) 

Minus  quam  de  notis  iUis  solitariis  Henzeno  assentior 
de  ipsius  Minucii  dictatura  comipentanti^  quam  aliter  a 
Mommseno  atque  a  me  definitam  ibidem  disceptavit  p.  58  sqq. 
Rem  omnem  ut  paucis  complectar^  duorum  tantum  Minucio- 
niffl  optionem  esse  dixeram:  aut  M.  Minucii  Rufi  consulis 
anno  533^  magistri  equitum  anno  537;  sed  cui  dictaturae 
imperium  cum  ipso  dictatore  Q.  Fabio  Maximo  singulari  pror- 
sus  exemplo  esse  aequatum  constaret:  aut  aUcuius  M.  Minucii 
Rufi  C.  {.,  quem  dictatorem  intra  annorum  533 — 535  spatium 
factum^  licet  brevi  fortasse  temporis  intervallo  interiecto  ab- 
dicantem,  Plutarchus  prodidisset.  Ytrique  coniecturae  erat 
quod  obstarei  Posteriorem  ipsius  dictaturae  ratio  aliquan- 
tum  dissuadebat,  ut  quam  rarissimo  illa  quidem  aetate  exem- 
plo  collatam  esse  viro  non  consulaii  intellegerem;    priorem 

*)  [Henzeni  interpretationem  plane  confirmari  eis  inscripiionibus 
qoas  edidenint  L.  Bruzza  in  Annal.  1870  p.  114  et  Mommsenas  in 
'Bullettino*  1871  p.  162  sq.,  adnotavit  Rit«cheliu8.    C.  W.] 


526  PRISCAE   LATINITATI8  EPIGRAPHICAE 

non  dissuadere  tantum,  sed  eyertere  illad  videbatar,  quod 
consulem  Minucium  omnino  non  Gai  filiam,  qai  eat  in  titulo 
Romano^  sed  Luci  filium  Gai  nepotem  fasti  Capitolini  per- 
hiberent.  Igitur  testimonii  fidem  cum  potiorem  baberem  soU 
consuetudine  quadam,  non  potui  non  in  posteriore  sententia 
subsistere^  rei  insolentiam  quocumque  modo  leniens  Tel  ex- 
cusans:  ad  excusandum  eo  quidem  pronior,  quo  laculentios 
exemplum  non  profecto  levioris  insolentiae  illud  ipsum  ma- 
gisterium  equitum  praeberet  cum  dictatoris  imperio  aequa- 
tum;  cuius  rei  probabilitatem;  nisi  certissimum  testimoniuni 
iuberet;  nemo  umquam  menti  suae  informaturus  erat.  Quod 
contra  de  dictatore  non  consulari  illo  simile  testimonium  noD 
suppetere  mirum  videri  propterea  non  poterat,  quod  et  per 
se  levioris  momenti  ea  res  esset,  comparata  quidem  caiD 
^magistri  equitum  dictatoris'  novitate,  et  illorum  ipsoniin 
annorum  533 — 535  memoria  in  Livianis  libris  intercidisset 
Huic  igitur  ratiocinationi  Henzenum  miror  ita  obriAin 
ire  ut  accuratissime  a  Mommseno  esse  demonstratum  narret 
IX  ante  annum  quidem  434  in  XXXI  dictatoribos  yiros  consu- 
lares  non  plures  quam  sedecim  fuisse^  ceteros  non  conaolares 
omnes:  ab  illo  autem  anno  non  plura  qnam  duo,  vel  adnn- 
merato  Glicia  scriba  tria  exempla  non  consularium  suppetm: 
unde  consequens  esse  ut.  ab  annis  533 — 535  dictatorem  non 
consularem  procul  habendum  esse  intellegatur.  Yerom  eniic 
yero  recordari  iuvat^  quae  a  Mommseno  esse  demonstrita 
dicuntur^  me  ipsum  proposuisse  omnia.  Quippe  ipse  dixe- 
ram  de  dictatoribus  non  consularibus  mira  incuria  ab  enehi- 
ridiorum  nostrorum  scriptoribus  ita  statui,  quasi  nnum  tao- 
tum  alterumve  exemplum  eius  insolentiae  reperiretor:  ip^ 
dixeram  magno  in  hoc  genere  hiatu  ab  eorum  annorom;  qt^i 
ante  a.  434  fuerunt;  consuetudine  eam  aetatem  distare  qv^*" 
post  a.  433  fuit:  ipse^  quae  proportio  esset  consalaiiom  H 
non  consularium  dictatorum^  non  indiligenti  nt  puto  compo' 
tandi  opera  definieram.  Differunt  sane  numeri  a  Mommseno 
positi  ab  eis  quos  ego  proposueram,  sed  specie  magis  quais 
re  ditferunt:  quippe  caussa  prope  omnis  illius  differentiae  iu 
00  cemitur  quod  ego,  ne  calidius  agere  viderer,  eodem  cum 
viris  consuhiribus  loco   eos  posse  censeri  largitus  eram  ijai 


SVPPLEMBNTYH  ni.  527 

illa  aeiate,  qiu  c<mBiile8  omxiino  nalli  fueront,  Bammnm  in 
re  publica  imperiom  ^buni  militum  consulari  potestate  ob- 
tinnenmi  Quos  tribunoa  militum  (sunt  autem  qui  huc  per- 
tineant  numero  decem)  ubi  cum  ipsiB  consulibuB  aequaTeris 
—  boc  enim  quis  yel  potuisse  fieri  Tel  rationi  conyenienter 
factom  esse  negaverit?  —  manent  calculi  mei,  si  a  leriori- 
bns  quibusdam  rebus  rel  suapte  natura  dubiis  discesseris, 
prorsns  recti  atque  integri^  atque  adeo  paullo  distinctius  illud 
docent;  quomodo  per  duas  aetates,  anni  drciter  391  finibus 
discretas^  certi  progressus  sint  a  paucitate  ad  multitudinem 
non  consularium  dictatorum  facti. 

Cetera  quae  a  Mommseno  mihi  opposita  yideo,  quantum- 
vis  per  se  fructuoaa  ad  melius  perspiciendas  rei  pubUcae 
rationes  mutationesque  videantur,  tamen  cum  eius  quae  cum- 
mazime  agitur  quaestionis  notione  non  sunt  eo  yinculo  con- 
iuncta^  ut  ad  hanc  potissimum  dirimendam  yaleant.  Nam 
primum  quidem  Livius  sive  accurate  et  e  vero  de  Jege  con- 
svimum  legendorumj  quae  iam  a  principio  obtinuerit,  rettulit 
I-  II  c.  18,  siye  posteriorum  auctorum  yel  fraude  rel  errore 
deceptus  ad  antiquitatem  transtulit  quod  recentioris  demum 
aetatis  more  increbmisBet:  quid  id  ad  ipsam  posteriorem  x 
aetatem  iudicandam  confert?  Item  cum  ego  dixissem  circa 
annom  u.  c.  434  videri  nora  lege  aliqua  ad  pristinam  in 
creandis  dictatoribuB  Beyeritatem  reditum  esse^  contra  dispu- 
tans  MommBenus  commodiuS;  quam  de  legej  de  senati  con- 
snlto  cogitari^sat  sane  probabiliter  ratiocinatur:  verum  ut 
tamen  ne  hoc  quidem  ad  recte  existimandam  non  consularis 
hominis  Minucii  dictaturam  uUam  vim  habeat:  nec  enim  pro- 
fecto  huius  dictaturae  gravior  insolentia  fit,  si  non  a  lege 
popoli,  sed  a  senati  consulto  certa  quae  post  annum  433  in- 
yalait  consuetudo  repetitur.  Ergo  hi  duo  argumentandi  loci 
cnm  ad  res  secundarias  (h.  e.  in  hac  quaestione  secundarias) 
spectent,  plus  ponderis  Tideri  potest  illud  haberey  quod  caus- 
»am  perspici  Mommsenus  negat,  cur  illo  potissimum  anno 
^33  (sive  annum  534  yel  535  substitueris)  a  consuetudine 
recederetur  iam  ad  legis  yicem  prope  accedente.  Yerum 
tamen  in  legis  yicem  ea  consuetudo  profecto  iam  circa  an- 
num  467  abierat,  cum  per  temporis  spatium  plus  quam  tri* 


528  PRISCAE   LATINITATIS  EPIGRAPHICAE 

cenarium  inter  dictatores  XIU  nullum  non  consnlarem  Roma 
vidisset*):  et  tamen  non  consularis  eo  anno  ad  dictatnram 
Q.  Hortensius  accessit.  A  quo  tempore  ad  annum  533  ciim 
anni  circiter  LXV  interiecti  sint,  quibus  non  plures  faerunt 
omnino  quam  octo  dictatores^  maiore  adeo  iure  hac  potissi- 
mum  aetate  infractam  vel  paullatim  exolescentem  pristinae 
vim  consuetudinis  menti  nostrae  informabimus:  praesertim 
cum  summae  dignitatis  dictatura,  quae  fuit  rei  genmd^ 
caussa,  iam  ab  initio  sexti  saeculi  nulla  exstitissei  Quodsi 
de  caussa  quaeris  neglectae  ipsis  annis  533  sq.  consuetadinis. 
in  promptu  est  respondere,  plurimarum  rerum  caussas  lateit 
ubi  Livii  libri  praeeto  non  sini  £t  ipsius  Hortensii  illins 
e  non  consularibus  deligendi  quam  in  aperto  esse  caussais 
xidices?  Nam  quod  eo  tempore  secessio  plebis  facta  est,  \i 
etsi  hanc  vim  habere  potuit  ut  non  e  patrieiis^  sed  e  plebeiis 
dictator  diceretur:  at  de  plebe  facti  consules  inde  ab  exeimt** 
saeculo  quarto  minime  deerant. 

Haec  igitur  eo  valere  yoIo  ut  nimium  fuisse  Momini^ 
num  intellegatur^  qui  non  consularis  Minucii  dictaturam  ^plao'' 
non  admittendam'  dicat.  Qui  quam  ipse  coniecturam  aiD- 
plectitur^  eam  cum  plerisque  longe  audaciorem  yisum  ir 
suspicatur^  plane  dicit  quod  equidem  sentiam.  Ad  M.  eniic 
Minucium  consulem  a.  533;  magistrum  equitum  a.  537,  re- 
versus  fastos  Capitolinos  culpat,  ut  in  quibus  peecatQm  s:i 
L-FCNpro  eo  quod  esse  C-FCNdebuerit:  quodsi  egoan^j^ 
essem,  vix  puto  violentiae  crimen  efFugissem.  N&m  quin  reaps^ 
L-F  scriptum  esset  in  fastis,  tum  quidem  cum  ego  scrip^i 
dubitationi  obnoxium  esse  prorsus  non  potuit,  postquam  ean: 


*)  Nec  enim  anni  441  dictator  C.  Poetelius  C.  f.  C.  n.  Libo  Vi^- 
lu8  satis  caussae  video  cur  necessario  alios  credatnr  atqne  codmiI  & 
408.  (421?)  428.  Nec  dubitavit,  alios  ut  taceam,  Niebuhrioa  BL  B 
Iir  p.  178.  343.  Quodsi  ita  nimium  inter  primnm  consnlatum  ei^^^' 
turam  annorum  intervallum  intercedere  dixeris  qnam  qnod  iii  vLrn 
hominem  sat  commode  conveniat:  at  simillimam  ezemplnm  h$hft  ^c 
Fulvii  Cn.  f.  Cn.  n.  Maximi  Centumali  consulie  a.  466,  dictatoria  ».4^J- 
quem  tamen  in  non  consularium  dictatomm  numero  ne  Monun^B'-*' 
quidem  rettulit.  Kt  ad  ipsum  dictaturae  munus  administnuidafD  <juir.: 
multorum  aunorum  senex,  modo  non  decrepitus  senex,  potnit  impnn^' 
aptus  videriV 


SVPPLE»iENtVM   III.  529 

ipsam  Feae  lectionem  sua  fide  summae  in  hoc  genere  vir 
auctoritatis  firmaverat  syllogae  Orellianae  t.  III  n.  6436. 
Post  demum  coeptum  est  dubitari,  quando  iam  Mommsenus 
(adnoi  ad  p.  557^)  quaerenti  sibi  ab  Henzeno  rescriptum 
memorat  L  litterae  partem  inferiorem  nunc  desiderari  totam, 
quod  autem  reliquum  esset  tale  damnum  passum,  ut  tam  pro 
L  quam  pro  M  accipi  posset,  nisi  spatium  obstaret  nequa- 
quam  capaz  secundae  litterae  latioris:  quare  tam  sibi  quam 
Rossio  subsistendum  esse  in  Feae  lectione  yideri.  Neque 
aliter  lapidis  memoriam  Henzenus  ipse  expressit  C.  I.  L.  I 
p.  435.  Sed  ut  fit,  famae  similis  suspitio  vires  acquirit  eundo. 
NoYo  enim  examine  quam  scrupulosissimo  instituto  iam  Hen- 
zenus  scribit  (BuUett.  I.  s.  s.  p.  60)  rem  esse  perdubiam:  non 
audere  se,  cum  tam  gravia  argumenta  pro  Gai  fiUo  Minucio 
Mommseniano  pugnent,  praefracte  negare^  posse  fortasse  olim 
C  potius  quam  L  scriptum  fuisse:  concedendum  esse  certis 
talem  lectionem  incommodis  laborare^  quae  definit  accuratius: 
sed  his  tamen  dubitationibus  fortasse  non  esse  nimium  tri- 
buendum,  cum  perfectae  aequabilitatis  normam  non  ubique 
seryet  lapidum  Capitolinorum  scriptura.  —  Fideliter  rettuli 
quae  Henzenus  testata  fecit:  unde  pro  se  unus  quisque,  quid 
potissimum  sequendum  putet,  arbitretur,  non  immemor  tamen, 
etiamtum  integriorem  quam  nunc  est  ipsum  lapidem  potuisse 
a  Fea  tractari.  Mihi  quidem  de  duabus  rebus  constat^  qua- 
rum  altera  ad  sensum  quendam  veri^  ad  certum  iudiciumxn 
altera  redit.  Quippe  de  alio  nisi  de  consule  M.  Minucio 
omnino  cogitandum  non  esse,  id  quidem  minimedum  demon- 
stratum  esse  confidenter  affirmo:  sentire  me  sic  fateor^  ut 
aliquanto  plus  probabilitatis  habere  M.  Minucii  C.  f.  non  con- 
sulis  dictaturam  perseverem.  Quamquam  certam  scientiam 
Teri  libenter  concedo  penes  solos  deos  esse. 


In  eadem  tabula  I  [XVjquam  subB  repraesentavi  speculi 
Cosani  inscriptionem  PROSEPNAIS;  de  ea  ne  nunc  quidem; 
lectis  quae  a  Mommseno  Add.  p.  554  diversissimam  in  partem 
scripta  sunt,  aliter  iudico  atque  p.XIV  [506sq.]  iudicandum  esse 
intellexi.    Nam  ille  cum  eam  formam  Wideri  hybridam'  dicit 

rt.   A1T8CHKLII   OPV8CVLA    IV.  34 


530  PRISCAE    LATINITATIS   EPIGRAPHICAE 

^et  ex  genetivo  Latino  Proserpinae  Graecoque  TTepC€q)6vT)C 
quodammodo  mixtam';  primum  idonea  argamenta  talis  mixtu- 
rae  desidero,  quando  illorum  quae  sunt  PESCENIAES  DIA- 
NAES  cum  similibus,  pro  certo  liabeo  longe  aliam  rationem 
esse;  praeterea  autem,  haec  ipsa  ut  mittam,  parum  assequor 
quid  sit  omnino  cur  confusioni,  quam  aliquo  ariificio  vm- 
miniscare,  simplicitatem  posthabeamus  quae  est  in  propaiulo 
Ne  longus  sim  in  re,  ut  mihi  quidem  videtur,  apertissimi, 
breviter  quaerere  licebit  num  etiam  illi  genetivi,  qui  sant 
Latcmas  vias  escas  molas  custodias  Alcumenas  et  praeter  c«t«- 
ros  familiaSj  ad  graecae  declinationis  similitudinem  revocandi 
videantur,  an  e  contractis  Latona-i-s  familia-i-s  formis  etdein 
ratione  repetendi  qua  e  senatiiis  dieis  et  parilibus  prodieruEt 
senattis  dies  genetivi?  item  unde  nisi  ex  ipsis  Alhdis  Lowm 
(=  Prosei'pin(iis)  formis  factae  sint  AJhdi  lAtngdi?  prorsus  ut 
e  senatuis  diels  natae  sunt  senatui  diei,  —  Verum  de  hot 
genere  universo  suo  loco  dicetur  explicatius,  idque  eo  iin 
pensius  quo  minus  probari  posse  ea  video,  quae  de  genetin' 
primae  declinationis  latinae  a  singularis  viro  auctoritati^ 
Francisco  Boppio  proposita  surit  Grammaticae  comparatiTaf 
t.  I  p.  377  sq.  399  sq.  ed.  alt.,  rectissime  meo  iudicio  dere- 
licta  ab  Augusto  Hchleicliero  nostro  in  Grammaticae  com 
par.  compendiosae  t.  II  p.  452  sqq. 


xiii  lu   tabula  II  [XVIJ    sub  A  propositus  titulus  Calenm 

quem  in  fiiie  ostendit  insolentiorem  nexum  h^tteramm,  enE 
de  MENSE  IWiellhdmi  etiam  Huebnerum  interpretari  e 
Mommseni  Add.  p.  559  n.  1505  cognovi.  Vbi  cur  ipse  Momni- 
senus  ut  probabiliorem  hanc  coniecturam  commendet,  ut  in 
contignatione  illa  litterarum  latere  MENSE  lANVAR  dii^t. 
caussam  iion  satis  perspicio.  Id  enim  etsi  mihi  quoque  prim-^ 
statim  aspectu  in  nioutem  venit,  tamen  etiam  in  hac  cauN>s 
simplicitatom  praestare  artificio  sonsi:  simplicitatem  aDttc 
maiorem  alterius  interpretationis  ipsa  profecto  elementonioi 
figuratio  testatur.  Nam  quod  ad  unius  L.  Comelii  Cinnae 
consulatum  attinet  singulariter  perscriptum,  qua  quaeso  n»^ 
cessitate  in  (1  Marii  locum,  qui  a.  d.  III  idus  lanuarias  ^i^^ 


SVPPLEMENTVM   ni.  531 

supremum  obiit,  novum  consulem  L.  Valerium  Flaccum*  puta- 
biiiius  iam  ante  ineuntem  mensem  intercalarem  vel  suffectum 
esse  ?el  soffectum  satis  innotuisse  inter  Calenos? 


De  eiusdem  tabulae  II  [XVI]  fig.  B  i.  e.  de  Praene- 
stino  titulo  Metilii  cum  sum  commentatus,  Latii  inscrip- 
tioimm  plurimarum  negavi  p.  VII  [514]  sat  certum  usum  prius 
esse^  quam  illae  Henzeni  virtute  ita  omnes  coUectae  digestae 
emeodatae  prodiissent  ut  in  commune  paterent.  Id  quam 
recte  dixerim,  eius  ipsius  quo  illo  loco  utebar  tituli  exemplo 
iam  experior^  unde  Praenestinorum  videlicet  APOLLINEM 
TVTELAREM  meae  disputationi  adsciveram^  non  recte  plus 
fidei  Vulpio  quam  Qruteri  auctori  Vrsino  tribuens,  e  quo  ille 
pependit  demum.  Hunc  enim  lapidem  ipse  Henzenus  pera- 
micis  litteris  me  admonuit  tam  suspectum  esse^  ut  prope 
sine  errandi  periculo  ad  falsorum  sordes  relegetur.  Ergo 
Taleat  TtUelaris  ille  quamquam  precario  tantum  admissus^ 
locamque  de  inre  sive  PVTIO  Mommseniano  sive  alii  cuilibet 
cedai  —  Praeterea  haud  scio  an  in  tam  vetusto  tituIO;  quam 
est  Metilianus^  iusto  liberalior  fuerim  in  notis  admittendis 
quales  illae  sunt  DE  •  CONL  •  S:  pro  quibus,  si  integrum  esset^ 
ounc  tales  tantum  voces  commendarem  quales  exempli  caussa 
posni  DE  •  STIPE.  Quamquam  vel  sic  aliquid  dubitationis 
relictam  esse  fateor  a  dirempto  inter  duos  versus  VAiRIANDO 
vocabulo:  quale  discidium  ab  antiquioribus  titulis  esse  alie-  xiv 
nom  solet.  Quae  tamen  dubitatio  haudquaquam  eam  vim 
babet  ut  cum  Mommseno  Add.  p.  554  in  litteris  a  Cecconio 
exceptis  RIANDO  latere  posse  PROBAVERO  nobis  persua- 

deamus  meroque  errore  S  positum  pro  S. 

Ceterum  de  sermonis  Praenestini  proprietate  quae  cum 
olim  composui  Parergon  Plaut.  p.  196  tum  nuper  significavi 
Musei  Rh.  t.  XVI  p.  607  [supra  p.  484],  eis  novum  documentum 
Guilelmus  Schmitzius  noster  addidit  e  glossarioVaticano  quod 
est  in  Angeli  Mai  Class.  auct.  t.  VI  p.  547 :  ^taeniae,  viUae  so- 
cerchtim,  apud  Praenestinos  flagraJ  —  Item  novum,  hac  ut 
opportunitate  utar,  illud  est  quod  indidem  p.  546  idem  ex- 

84* 


532  PRISCAE  LATINITATIS  EPlGRAPHlCAE 

cerpsjt:  ^stolones,  ramuli  maiores  succrescentes  ita  dicunlur  a 
Sabinis^:  neque  enim  Sabinorum  in  hac  canssa  vel  alibi  yel 
apud  Varronem  rei  rust.  I,  2,  9  uUa  mentio  fit 


Ibidem  sub  C  expressam  pateram  fictilem  K  Atilii 
tractavit  nuper^  cui  ipsi  debebam,  Detlefsenus  in  Gerhardii 
Diariis  archaeol.  a.  1863  n.  169  p.  13*  sq.  Originem  autem 
Campanam  prorsus  confirmarunt  Guidobaldii  litterae  plena^ 
humanitatis;  e  quibus  quae  huc  pertinent  excerpta  infra 
posui. 

^La  provenienza  Gampana  non  mi  sembra  piii  dabblA 
tanto  pel  monumento  da  Lei  illustrato,  che  del  Kircheriano* 
rP.  L.  M.  E.  tab.  XH  =  p.  101],  'quando  in  un'altra  ter- 
ra  cotta  col  mito  di  Scilla  pure  a  vernice  nera  con  figure 
a  riUevo  da  me  illustrata  nei  Monumenti  Caleni,  venuta 
fuori  dai  recentissimi  scavi  Caleni  del  Novi,  ho  vistt' 
gFistessi  nomi,  e  specchiatamente  vi  trovo  segnata  U 
sigla  K  preceduta  anch'essa  come  in  quella  Sua  da  u) 
punto;  che  mi  richiama  al  Cesone  che  EUa  ha  ricordato, 
e  che  riflettesi  nel  Cesone  dei  Falisci,  di  cni  il  Gamifti 
e  il  Detlefsen'  [Bull.  d.  inst.  1861  p.99];  'e  che  frai  Cv 
leni  dovea  avere  molta  frequenza.  NeH'  ATIHO  del  mi" 
frammento  di  patera  che  conservo  vedo  pure  Y  V  arcaica: 
e  tal  nome,  se  non  erro,  non  avendo  nel  momento  a 
mano  Topuscolo  di  Vinet  sul  mito  di  Scilla,  vedesi  pure 
in  una  terra  cotta  dal  medesimo  illustrata.  £  quel  eh  ^ 
piu,  fra  i  molti  frammenti  di  terre  cotte  da  me  ossemti 
presso  il  mio  amico  Commend.  de  Martiuo,  che  conser- 
XV  vava  tutfi  monumenti  provenienti  di  Calvi,  ricordo  aver 
visto  una  forma  per  vase  a  rilievo  con  figure,   overaa 

rilievo  scritto  il  nome  di  Atilio Se  ora,  in  Ws^ 

di  niolte  terre  cotte  in  cui  un  tal  nome  di  Atilio  ripro 
ducesi  spesse  volte,  debba  credersi  piuttosto  il  padroDt» 
della  figulina,  non  saprei  dirlo  francamente.  In  ogni  ca^i.' 
e  sempre  il  suolo  Caleno  che  ne  riproduce  il  nome  c  \( 
opere;  e  queste  sono  bellissime,  svariate  in  ogni  generf. 
il  che  e  ormai  troppo  risaputo  rispetto  al  medesimo. 


SVPPLEMl^NTVM  III.  533 

Levias  est  quod  in  patera  pictam  bestiolam  per  errorem 
scorpionem  dixi^  quem  rectius  Detlefsenua  cancrum.  Quam- 
quam  etiam  magis  e  vero  sic  illam  definiri,  ut  in  ^crustaceis 
decapodis  brachyuris'  habeatur  (quod  genus  vemaculo  no- 
miDe  Krdbbe  appellitamus),  doctissimus  me  coUega  zoologus 
comiter  edocuit. 


Postremo  eiusdem  fasciculi  II  p.  XU  [519]  prolatum 
sapplementum  mutilae  lamellae  Bononiensis  mirum  non 
est  non  nemini  sat  gravi  cum  mirationi  tum  oflfensioni  fuisse. 
Non  cogito  nunc  de  Mommseni  dubitationibus,  quibus  meam 
coniecturam,  propositam  Musei  Rh.  t.XVIIp.607  [infra  n.XXIII], 
impugnaverat  Add.  p.  561.*)  Vbi  quibus  contra  me  usus  est 
duobas  argumentis,  eis  fateor  me  parum  moveri.  Primum 
enim  quod  exemplis  destitui  talem  participii  formationem 
{facitus)  dicit,  id  ego  quidem  non  mehercule  ullo  modo  cela- 
veram,  sed  eandem  non  destitui  analogia  tam  diligenter 
ostenderam  tamque  propinquae  Saetumtis  formae  similitudine 
probayeram  ut,  cur  ^ne  potuisse  quidem  ita  scribi'  Momm-  xvi 
senus  contendat  (yel  ut  ipsius  verba  servem^  'sibi  constare' 
dicat),  minime  perspiciam:  praesertim  cum  ipse  concedat  eius 
aetatis  titulum  esse,  cuius  praeterea  paucissima  ad  nos  per- 
venerint  monumenta  sacra^   eaque   vetustate  alius  rei  inso- 

*)  Ipsias  iDterpretationi  quod  ego  opposueram,  parum  intellegi 
ad  qaem  illa  spectarent  a  Mommseno  commendata  ^die  nefoutud  faeitud^^ 
id  aegre  asseqnor  qnomodo  eis  ezemplis  dilnatnr  qnae  'qnodammodo 
pOBse  comparari'  contendit:  ^flamen^  sume  sarmefUum*  et  ^hane  aram 
neguis  deoXbet*  Scilicet  addito  flamen  et  guw  id  ipsnm  in  promptu 
est  qnod  illio  deaiderabam.  —  Ceterum  qnibuB  in  bac  canssa  verbis 
MommgenuB  utitur:  'sed  ut  ea  qnae  proposui  satiB  habeam  ita  defen- 
disse,  nt  esse  potnerint,  non  ut  ita  omnino  neque  aliter  fuerint',  ea 
verba  possnm  prorsna  mea  facere:  nec  enim  nnllo  pacto  posse  locnm 
habere  Mommseni  rationem  pronuntiaveram ,  sed  difBdere  me  illi  certis 
caossis  allatis  aignificaveram ,  nec  mea  coniectura  professns  snm  ita 
me  coofidere,  nt  necesaario  ita  rem  fniaae  neque  uUo  modo  poase  aliter 
ae  habere  contenderem.  Pmdenter  autem  dubitando  et  sine  acrimonia 
obloqaendo  et  modeste  coniectando  plus,  niai  fallor,  in  hia  litteris  (ut 
in  omnibus)  quam  temere  credendo  et  obseqnenter  assentiendo  et  nibil 
audendo  proficitur. 


534  PRISCAE    LATINITATIS   iSpiGRAPHICAE 

lentiam^  quam  cum  sua  interpretatione  esse  coniunctam  sen- 
sit,  aliquatenus  excusari  dicat.  Gravius  videri  potest  quod 
ad  ipsum  castum  spectat:  hunc  enim,  qui  Graecorum  inter 
Romanos  sacrorum  proprius  fuerit  ut  Isiacorum  Cererisquej 
non  posse  non  oSendere  ^iam  translatum  ad  quintum  sei- 
tumve  urbis  saeculum  et  ad  sacra  lunonis  Lucinae,  deae  si 
qua  alia  est  plane  Romanae'.  Et  ad  aetatem  quidem  quod 
attinet,  miror  Mommsenum  eorum  oblitum  esse  quae  ipse 
adscripserat  titulo  Uitteris  antiquissimis  scripto'  n.  811  p.20r. 
Uegendum  fortasse  cERERES  GAstae,  eo  magis  quod  casbii 
Cei'eris  non  semel  nominatur  (cf.  jFest.  p.  154  v.  minuitur: 
Amob.'5,  16).'  Ac  profecto,  si  verum  volumus  fateri,  a  re- 
ceptis  libris  SibjUinis,  vel  ut  distinctius  loquar,  a  medio 
ferme  saeculo  tertio  ad  quinti  sextique  confinia  sat  magnuiii 
temporis  spatium  praetorlapsum  erat,  quo  cum  ipso  cuku 
Cereris  etiam  Graecus  ritus  increbresceret:  quode  digna  suu: 
quae  conferantur  composita  a  Marquardto  testimonia  Antiij. 
Rom.  enchirid.  t.  IV  p.  309  sq.  Quid?  quod  ipsum  ieiunium 
iam  antiquissimis  sacris  Cereris  certis  verbis  Dionysius  Ar- 
chaeol.  I  c.  33  tribuit:  ibpucavTO  hk  kqi  Ar|jLir|Tpoc  iepov  Koi 
Tdc  Guciac  auTf]  bid  Y^vaiKiuv  tc  Kai  VTiq)aXiouc  ?6ucav  uic 
"E^^nci  vojLioc,  iLv  oubev  6  Ka6'  fjjLidc  fiXXaHe  xpovoc:  qui  et^i 
de  templi  vetustate  somniat  sane,  tamen  ipsum  ritum  a  n- 
centioris  domum  aetatis  cogitatione  aperte  segregai  Nan 
quod  anno  u.  c.  563  ^ieiunium  instituendum  Cereri  esse  et 
id  quinto  quoque  anno  servandum'  decemviri  sacris  faciundi^ 
renuntiarunt  tcste  Livio  XXXVI,  37,  id  cum  de  certis  sacri> 
quinquennalibus  interpretandum  sit,  nec  privatum  ieiuci. 
usum  ac  ne  publicum  quidem  multo  antiquiorem  excludit  - 
Ac  tantum  quidem  de  castu  Cereris.  Qualem  castum  etiam 
ad  lunonem  Lucinam  translatum  esse  scriptor  sane  nullu» 
prodidit,  sed  monumentorum  genus  testari  videbatur,  qo"<^ 
tot  exemplorum  multitudiue  vicarium  scriptorum  experti  su- 
mus  insigni  horum  studiorum  beneficio,  h.  e.  epigraphicuiL- 
Absque  quo  esset,  quot  quaeso  res  et  scitu  et  creditu  digai?' 
xvii  simas  ignoraremus?  In  quo  genere  concedendum  est  eai^ 
dem,  quam  in  omnibus,  legem  valere,  ut  ne  quid  aadeat 
coniectura  quod   vel   ratio   vel   consuetudo  vel  ut  uno  rem' 


SVPPLEMENTVM   lU.  535 

dicam  analogia  sive  reprobet  sive  dissuadeat.  Quid  antem? 
intra  trium  ferme  saeculorum  decursum  nonne  a  Graecanieis 
ad  patrios  deos  alii  quoque  ritus  peregrini  translati  sunt? 
aD  lectistemia  et  supplicationes  domi  nati  ritus  fuerunt?  quae 
tamen  genera  constat  pauUatim  in  communem  cultum  etiam 
'propriorum'  deorum  Romanorum  abiisse:  de  quo  vide  eun- 
dem  Marquardtum  disputantem  1.  s.  s.  p.  52  sqq.  Quae  qui- 
dem  mutationes  per  quae  et  temporum  interyalla  et  quas 
rerum  varietates  creverint,  tam  in  obscuro  est  ut  non  sit 
mirandum  de  re  minoris  momenti  et  quae  latius  diffusa  lon- 
geque  patens  fortasse  numquam  fuit,  sed  privati  potissimum 
usus  artioribus  finibus  circumscripta,  qualis  est  ieiunii  ritus, 
nihil  admodum  a  scriptoribus  proditum  esse  memoriae. 

De  his  igitur  dubitationibus  non  cogitabam  cum  supra 
dicebam  lamellae  Bononiensis  supplementum  Garruccianum^ 
quod  est  tale 

IVNONE  .  I.OVCINAI 
DIOVLS  .  CASTVD  •  FACITVD 

non  nemini  non  mirationi  tantum,  sed  offensioni  fuisse:  pos- 
8um  addere  et  suspitioni.  Nam  profecto  multo  etiam  maiore 
ittterTallO;  quam  a  Cerere  luno  Lucina^  ab  eadem  ipsius  lovis 
Dumen  distare  videbitur.  Nihil  saltem  ad  ieiunium  lovis 
probandum  Horatii  verbis  efficies  Serm.  II,  3,  291:  'luppi- 
ter  .  .  .  illo  mane  die,  quo  tu  indicis  ieiunia,  nudus  in 
Tiberi  stabit.'  Quae  sive  ad  ludaeorum  lovem  referes  cum 
multitudine  interpretum,  sive  spectare  ad  Aegyptium  ritum 
putabis,  quod  habet  quo  commendetur  praeter  cetera,  at  viz 
ullis  machinis  de  Komaiiorum  love  Cagitolino  esse  dicta  per- 
suadebis.  Novum  est  igitur  et  solitarium  nec  commodo  vin- 
culo  cum  simili  genere  coniunctum;  quod  addiscendum  nobis 
»it  ex  incertae  originis  supplemento  Garrucciano.  Sane  qui- 
dem  YHP^CKOMev  alet  noXXd  bibacKopevoi;  nec  ea  potissimum 
pars  antiquitatis  Ilomanae,  quae  ad  religiones  et  ius  sacrum 
pertinet,  non  permulta  habet  vel  obscura  nobis  vel  occulta^ 
quorum  vel  praeter  exspectationem  aliquo  fortunae  beneficioxvin 
perspiciendorum  spes  sit:  sed  eo  tamen  intentius  illuc  esse 

• 

lucumbendum  apparet,  ut  quam  fieri  possit  certissime  de  fide 


536  PRISCAE   LATINITATI8   EPIGRAPHICAE 

testimonii  constet.  E  Garruccio  igitur,  quid  tandem  huiQs 
rei  esset,  identidem  sciscitatus  litteras  accepi  conditas  suan- 
tate,  quibus  me  certiorem  fecit  non  alibi  plenum  exemplum 
illud  mutilae  nunc  lamellae  (quod  ego  e  schedis  ms.  alicQius 
bibliothecae  petitum  conieceram)  nisi  in  suis  ipsius  copiis 
epigraphicis  servari:  quod  unde  prodierit  et  ad  se  qaa  Tia 
pervenerit,  non  satis  accurate  se  nunc^  plurimorum  annonim 
intervallo  interiecto,  recordari,  sed  diligenter  curaturum  ut 
resciscat;  de  fide  vel  propter  figuras  litterarum  prorsus  ad 
morem  antiquitatis  factas  nihil  esse  dubitationis  posse,  ne- 
dum  ut  ea  fingi  a  quoquam  potuerint  vel  videri  possint  ficta 
esse,  quae  in  postica  parte  deperditi  nunc  aeris  inscripta  siot 
Haec  enim  esse  talia  narrat: 


Ex  his  miseris  vocabulorum  reliquiis  non  fuerit  difficile  v.  S 
eruere  sACRO,  v.  9  ...  BO^  dativum  ablativumve,  v.  l" 
alDIU  . . .  'Versu  autem  6  positam  9  figuram  prorsus  Graecam 
etsi  paullo  citius  Mommsenus  dixit  nullo  dum  exemplo  Latino 
observatam  esse,  tamen  praeter  speculum  Berolinense  tab.  I F 
[C.  I.  L.  I  n.  59],  in  quo  est  AAIR9VRI0^  scriptum,  tertium 
exemplum  revera  nondum  innotuit.  —  Ceterum  de  hac  tabella 
quaestionem  omnem  apparet  ampliandam  esse  et  exspectaD- 
dum  si  quid  ad  dispellendas  tenebras,  quibus  origo  moDu- 
menti  obvolvitur,  scrutando  inquirendoque  efficiatur. 


Quoniam  in  corrigendis  supplendisque  eis  versor,  qaae 
prius  proposita  sunt,  libet  hac  opportunitate  uti  ad  dobita- 
tiones  quasdam  certo  iudicio  tollendas  quae  ad  elogia  Sci- 
pionum  spectant.  Quae  cum  ego  in  P.  L.  M.  E.  tabtib' 
XXXVII— XLII  quanta  possem  fide  ad  ectypa  chartacea  quae 
XIX  tum  in  promptu  erant  expressissem,  non  neglectis  qaae  de 
singulis  quibusdam    rebus   sciscitanti  mihi  Brunnius  Henf^ 


SVPPLEMENTVM   III.  537 

nasqne  respondissent^  aliqaot  tamen  annis  interiectis  post- 
quam  per  exercitationum  epigraphicarum  occasiones  academi- 
cas  illa  ipsa  ectypa  multorum  manibus  tractata  atque  aliqna 
ex  parte  detrita  sunt,  pauca  quaedam  vel  mihi  vel  adulescen- 
tibus  meis  pauUo  aliter  legenda  esse  visa  sunt  atque  ab 
initio  factum  esset.  De  talibus  igitur  cum  intellexissem  bre- 
viter  monendum  esse  in  Enarrationis  supplementis  p.  104, 
fieri  non  potuit  quin  eadem  mea  fide  interposita  Mommsenus 
iteraret  Add.  p.  553.  Quae  omnia  etsi  per  se  levia  yideri 
possunt,  tamen  quoniam  in  his  potissimum  Scipionum  mo* 
nomentis;  si  verum  volumus  fateri,  reapse  nihil  leve  est, 
nequid  scnipuli  reh'nqueretur  sed  in  dubiae  coniecturae  locum 
certa  scientia  succederet,  precibus  meis  Wolfgangum  Hel- 
bigiom,  cnius  iam  supra  honorificam  mentionem  feci;  haud 
aegre  permovi  ut  denuo  lapidibus  illis  religiosissime  mea 
caussa  examinatis,  quid  tandem  in  eis  revera  scriptum  ex- 
Btaret,  tam  diligenter  definirct  ut  nunc  tandem  nullus  ia<n 
videatur  dubitationi  locus  relictus.  Qua  in  caussa  illud  laetari 
licet  quod  singulis  locis  id  ipsum,  quod  esse  verum  intel- 
lectum  est,  in  ipsis  tabulis  lithographis  conspicitur,  vanas 
esse  quae  post  natae  sunt  vel  dubitationes  vel  suspitiones 
onmes  apparuit.  Quod  ut  aliis  quoque  prorsus  persuadeatur, 
ipsas  litteras  Helbigianas  infra  ponendas  duxi. 

^Endlich  bin  ich  im  Stande  gewesen;  den  mir  ertheil- 
ten  Auftrag  betreffs  der  Scipioneninschriften  auszufUhren. 
Da  zwei  der  Inschriften;  iiber  welche  Sie  Auskunft  ver- 
langten,  in  betrachtlicher  Hohe  eingemauert  sind  und 
keine  der  im  Arsenale  des  vatikanischen  Museums  befind- 
lichen  Leitem  die  hinreichende  Lange  hatte,  ^dauerte  es 
lange,  bis  die  zum  Hinaufsteigen  nothige  Erlaubniss  und 
Leiter  geliefert  wurden.  —  Was  die  von  Ihnen  gestellten 
Fragen  betrifil;  so  scheint  mir  nach  der  von  mir  vorge- 
nommenen  genauen  Prdfung  die  alte  Lesuug^  wie  sie  auf 
Ihren  Tafeln  erscheint,  allenthalben  endgiiltig  festzustehen. 
Allerdings  befindet  sich  an  allen  fiinf  Stellen^  Hber  die 
Sie  anfragen,  irgendwelche  Vertiefung  im  Steine,  so  dass 
die  Betrachtung  der  Papierabdrtlcke  sehr  wohl  zu  der 
Vermuthung  ffihren  kann^  es  habe  ursprOnglich  ein  Buch- 


538  riUSCAE   LATINITATIS   EPIGRAPHICAE 

stabe  dagestanden.  Doch  lehrt  die  Besichtigung  der  b- 
XX  schriftftn  selbst,  dass  jene  Einschnitte  nicht  tief,  scbarf 
^  und  regelmassig  genug  sind,  um  fiir  Reste  von  Buchsta- 
ben  gehalten  zu  werden,  dass  sie  Yielmehr  theils  Ton 
zufalliger  Verletzung  des  Steins,  theils  von  der  techDi- 
schen  Bearbeitung  desselben  herriihren.  Die  Blocke  der 
Scipioneninschriften  miissen  namlich  mit  einer  Art  von 
Zahnmeissel  bearbeitet  sein,  welcher  an  den  Stellen,  wo 
er  vom  Steinhauer  eingesetzt  wurde,  tiefer  in  den  Sttfin 
eingriff,  als  auf  der  Strecke,  auf  welcher  er  an  dem  Steine 
herabglitt.     Im  Einzelnen  ergibt  sich  Folgendes. 

Tafel  39  2^  Z.  7  GREMIV  oderGBEMIVM?  Hinter 
V  findet  sich  eine  kleine  Vertiefung  im  Steine,  welche 
vermuthlich  vom  Ansetzen  des  Meissels  herriihrt,  etwa 
so:  GREMIV^.  Bis  zum  Raude  des  Steins  liegt  aber 
eiu  drei  Finger  breiter  vollstlindig  glatter  Raum  vor,  wie- 
wohl  ich  deuselben  erst  durch  Abkratzung  des  daruber- 
geschmierten  Mortels  blosgelegt  habe.  Wiire  auf  V  ein 
M  gefolgt,  so  miissten  auf  der  blosgelegten  Stelle  irgend- 
welche  noch  so  geringe  Spuren  davon  iibrig  sein,  was 
nicht  der  Fall  ist. 

Tafel  40  G  Z.  6  ANTIOGO  oder  ANTIOCOM?  An- 
fangs  glaubte  auch  ich  bei  Betrachtung  des  Steins,  dai^s 
letztere  Lesung  die  allein  richtige  sei.  Hinter  dem  0 
namlich  ist  der  Stein  bis  zum  Rande  bestossen.  Der 
Bruch  nach  dem  0  ist  auffallig  scharf  geschnitten,  s<' 
dass  man  wohl  vermuthen  konnte,  er  sei  durch  den  Ein- 
schnitt  der  linken  hasta  des  M  begrenzt.  Doch  steht  dem 
der  Umstand  entgegen,  dass,  wenn  M  dagestanden  hatt*', 
ein  Stiick  der  linken  hasta  unter  dem  Bruche  siclitbar 
sein  miisste,  was  nicht  der  Fall  ist. 

Tafel  40  i/  Z.  3  ANNORV  oder  ANNORVM?  B^' 
ier  dcm  V  ist  eine  Scharte  im  Stein,  welche  auf  dem 
Papierabdruck  allerdings  aussehen  muss  wie  eine  ha.<ta 
dcs  M-  Das  Ganze  hat  etwa  dieses  Ansehen:  ANNOBV/. 
Der  Strich  hinter  V  ist  jedoch  nicht  grade  und  nicht  tiet 
genug,  um  fiir  einen  Rest  des  M  gehalten  zu  werdeu. 
Ausserdem  miissten  wir,  wenn  wir  ihn  daiur  nahmen,  ein 


SVPPLEMENTVM  lU.  539 

80  breitgesperrtes  AA  annehmen,  wie  es  die  sonsiige  Ge- 
stalt  des  Buchstaben  auf  dieser  Inschrift  yerbietei  £nd- 
lich  haben  wir  hinter  V  bis  zum  Rande  des  SteineS;  ab- 
gesehen  von  jener  Scharte,  eine  vier  Finger  breite  durch- 
weg  glatte  Flache. 

Tafel  40  J  Z.  2  ADVEIXEI  oder  ADVEIXEIT? 
Hinter  dem  I  sind  einige  Punkte  bemerkbary  etwa  so: 
ADVEIXEIj.  Doch  stehen  sie  dem  I  zu  nahe  und  sind 
nicht  tief  genug^  um  ftir  die  Reste  eiues  T  gelten  zu 
konnen. 

Tafel  42  L  Z.  4  ist  es  ebenfalls  nur  falscher  Schein,  xxi 
dass  ACCVMi^L^VEI  gestanden  habe.  Allerdings  sind 
hinter  dem  I  einige  ziemlich  starke  Vertiefungen  in  der 
Richtung  eines  Perpendicularstrichs  bemerkbar,  etwa  in 
dieser  Weise:  AVI^.  Doch  setzen  sie  nicht  an  den  Stel- 
len  ein,  wo  man  die  Querstriche  des  E  anzunehmen  hatte; 
auch  ist  vom  I,  welches  nach  dem  E  folgen  sollte,  keine 
Spur  zu  sehen^  vielmehr  die  Flache  des  Steins  auch  hier 
Yollstandig  glatt.' 


In  eisdem  Scipionum  elogiis  etiam  alia  sunt  ad  veram 
lectionem  archetyporum  redeuntia,  quae  sat  recte  ejcpedita 
esse  negem.  E  quibus  unum  nunc  exemplum  deligam,  per- 
tinens  id  ad  tab.  XLII  L\  ubi  cum  in  carminis  versu  altero 
longo  ex  tempore  constanter  editum  esset  PR06ENIEMGE- 
XVI,  ego  Musei  Rhen.  t.  IX  p.  6  [supra  p.  218  sq.]  observave- 
ram  non  hoc  potius  quam  PROGENIEMIGENVI  in  lapide 
scriptum  esse,  interpositam  autem  lineolam,  quae  I  litterae 
speciem  prae  se  fert;  non  esse  aliunde  nisi  ex  errore  lapi- 
cidae  repetendam.  Contra  visum  est  Mommseno,  qui  C.  I.  L. 
I  p.  21  n.  38  illa  ipsa  lectione  suscepta  culpam  a  lapidario 
remotam  in  poetam  transtulit  hoc  constituto  versiculo: 

ProgSnie  mi  genni,  facta  patris  petiei: 

h-  e.  progenie(m).  Talem  igitur  pentametrum  cum  ab  ullo 
umquam  vel  mediocri  poeta  factum  negavero,  vix  esse  veren- 
dimi  videtur  ne  in  cuiusquam  reprehensionem  incurram.  Ne- 
que  ipse^   nisi  fallor,   Mommsenus  umquam  probasset,   nisi 


540  PRISCAE   LATINITATI8   EPIGRAPHICAE 

sibi  imponi  a  Lachmanno  passus  esset,  a  quo  ^rarissimum 
hoc  et  antiquiorum  poetarum  proprium  cuv€K(pu)VT)C€UJc  genus, 
in  quo  i  vocalis  ita  delitescat  ut  syllabam  non  faciat  lon- 
gam'y  demonstratum  dicit  commentariorum  Lucretianorum 
p.  129  sq.  Eam  autem  doctrinam,  qualem  quidem  illic  latius 
patentem  proposuit,  cui  praeter  ipsum  Lachmannum  placuisse 
dicam,  novi  neminem:  atque  iu  Plauti  potissimum  Teren- 
tiique  artem  quo  quis  acriore  studio  sese  insinuaverit^  eo 
fere  certius  sibi  persuadere  video  non  esse  illis  poetis  ulJo 
pacto  tam  deformes  scabrosque  versus  tribuendos  quales  miro 
et  singulari,  non  mehercule  (quo  plerumque  valet)  sano  et 
eleganti  aurium  iudicio  Lachmannus  probavit: 

XXII  Neque  mendaciloquius  neque  adeo  argutiim  magis: 

Liberius  vivendi  fuit  potestas.    nam  antea: 
Di  tibi  male  faciant.     primus  esses  memoriter: 

ut  in  paucis  nunc  subsistam.  Quales  numeri  innumeri  dubi- 
tari  p(orsus  non  potest  quin  aut  manifestae  cormptelae  vel 
interpolationi  debeantur  aut  longe  aliam  expediendi  yiam 
habeant:  velut^  ut  ex  hoc  genere  unum  exemplum  tamqaam 
praeteriens  perstringam,  malfacere  et  henfacere  et  benfidum 
et  malficium  mihi  constat  eadem  prorsus  ratione  pronuntiata 
esse  qua  est  Benventum  prisca  aetate  et  dictum  et  scripiaim 
cum  aliis  non  paucis  finitimis.*)  Tantum  affirmare  confideiiter 
possum^  illa  via  si  insistere  liceat^  nihil  tam  inconcinnum  et 
expers  artis,  immo  tam  insolens  nihil  atque  adeo  prodigio- 
sum  esse,  quod  non  spondeam  aliquot  exemplorum  raritak 
me  probaturum  ut  licitum  olim  et  admissum:  si  modo  hoi 
est  probare,  plus  quam  rationis  severitati  et  sensui  cuidam 
simplicitatis  tribuere  librariorum  auctoritati  et  memoriae 
codicum,  cui  quamdiu  mancipata  fuit,  omnino  sapere  oon 
coepit  disciplina  metrorum.  —  Verum  esto  ut  paeonicae  men- 
surae  vocabulura,  quale  est  Uberius  Terentianum,  pro  dactrlo 
fuerit  veteribus  poetis:  at  eo  saltem  Lachmannus,  ut  coni- 
cio,  ipse  non  praevidit  doctrinam  suam  valituram  ut  etiani 
choriambus  (e.  c.  quattuor  syllabae  primae  liberio] ris  formie 
posse  dactyli  vices   sustinere   crederetur.     Non  autem  aliu^i 

*)  [Cf.  Opusc.  II  p.  716  sqq.  777.     C.  W.] 


SVPPLEMENTA   111.   IV.  541 

facere  intellegitis,  qui  pro  dactylo  esse  progenie(fn)  crediderit. 
~  Getemm  recte  et  usitate  progmiem  genui  sine  mihi  dativo 
dici  non  est  quod  probem  pluribus. 

Alia  quae  in  promptu  sunt  huc   pertinentia  praestabit 
in  proximam  prooemiandi  opportunitatem  differre. 


Supplementum  IV.*) 

(Cam  tabula  lithographa**)). 

£  basilica  quae  Romae  est  S.  Pauli  iunctoque  illi  coe-  m 
nobio  cum  alii  tituli  prodierunt  ad  priscam  latinitatem  per- 
tinentes,  quos  habes  in  C.  I.  L.  I  n.  1019.  1022.  1056,  tum 
eiusdem  generis  unus  aut  latuit  adhuc  aut  saltem  in  sylloge 
Mommseniana  non  minus  desideratur  quam  in  N.  M.  Nicolai 
libro  a.  1815  Romae  edito  quem  *DeIla  basilica  di  S.^aolo' 
inscripsit.  Eum  igitur  titulum  cum  chartis  expressum  Hen- 
ricus  Brunnius  noster  Bonnam  misisset,  haud  inutiliter 
ille  lithographo  exemplo  repraesentari  visus  est  in  horum 
Supplementorum  tabula  lY  [XVIII]  sub  A.  Nam  in  vetustiorum 
illum  numero  haberi  cum  ipsa  species  litterarum  iubet,  haud- 
quaquam  illa  indolem  aetatis  Augusteae  prae  se  ferens,  quam- 
quam  ceteroqui  minime  sane  inelegans,  tum  eandem  in  par- 
tem  etiam  certius  antiquitatis  indicium  valet  quod  cemitur 
in  AMEIC  .  .  scriptura.  Habetqile  ea  scriptura  adeo  alterum 
exemplum  in  versu  primo:  quando  ectypi  chartacei  diligens 
observatio  litteram  paenultinam  certo  docet  B  fuisse,  quam 
aut  E  aut  L  secuta  sit.  lam  quoniam  GABL  elementorum 
consociatio  latinum  nomen  quod  sciamus  nullum  suppeditat, 
reliquum  est  nt  a  GABE  incipere  nomen  mulieris  intellega* 
tur.  Vnde  non  alia  prodeunt  nisi  haec  mutilarum  litterarum 
supplementa: 


*)  [Prooemium   IndidB   scholarum   aestiyanim  Bonnenaiom  anni 
CIDIOCCCLXIV.] 

*^  [Tabnla  olim  hnic  commentationi  adneza  nunc  snb  n.  XVIII 
iUraU  eat.    C.  W.] 


•      •      • 


542  PRISCAE   LATINITATIS   EPIGRAPHICAE 

...LIA-Q^P^GABE 
M   •   SEXTILIVS  ^  M  -  L  *  HER 
M  *  BAEBIVS  *  M  *  L   •   P  A  M 

A  M  E  I  C 

Hinc  autem  consequens  est  at  in  exitu  versus  primi  vix  po- 
tuerit  alii  nomini  locus  esse  nisi  ei  quod  est  6ABE1NA. 
IV  Ei  igitur  .  .  .  liae  Q.  f.  Gabinae  in  promptu  est  hoc  monu- 
mentum  posuisse  M.  Sextilium  M.  l.  Hermam  vel  Hermrtm 
(sive  Hermiam  males  vel  Hermippum  Hermoa'atem  Herach)- 
rmn  Heraditum  Herodotum  et  si  qua  sunt  similia)  et  3f. 
Baebinm  M.  l.  Tamphilnm  (sive  Pammachus  placebit)  am^^iv 
Illam  autem  EI  diphthongum,  quae  GABE/«a  et  AMEICVi 
vocabulorum  communis  est,  cum  gravi  eSse  eorum  temporam 
argumento  diximus  quae  fuerunt  liberae  rei  publicae,  id  quam 
vim  habeat  paullo  accuratius  esse  definiendum  intellegimus. 
Ac  primum  satis  constat  diutius  illam  in  terminatione  voca- 
bulorum  haesisse,  citius  a  syllabis  mediis  arceri  coeptam 
esse.  Sed  ne  terminationum  quidem  ima  eademque  ratio: 
nec  enim  vel  in  formis  verbalibus  vel  in  ipsorum  nominnm 
genetivo  dativoque  singulari  nominativoque  plurali  imperato- 
rum  aetas  diphthongum  nisi  raris  exemplis  servavit,  substitit 
fere  in  unis  dativis  ablativisque  pluralibus,  quamquam  ne  hio 
quidem  vel  cum  aliqua  constantia  vel,  si  a  longe  paucissi- 
mis  dubiisve  discesseris,  ultra  tempora  Caesaris  AugustL 
Itaque  ipsa  Augustea  aetate  perrara  sunt  et  ex  parte  singn- 
laria,  qualium  in  vetustioribus  titulis  non  exigua  frequentia, 
velut  haec*):  temporis  anno  731  prioris  PTOLEMAIEI  i^i 
modo  satis  huic  lectioni  fidei)  Orell.-Henz.  n.  5311;  item 
anni  741  MERENTEI  Or.  28G3:  —  quo  accedit  antiquitati. 
consuetudine  propagata  scriptura  PLEBEI  temporis  anno  ^y^ 
posterioris  Or.  748  [C.  I.  L.  V,  2  n.  7007].   Aliquanto  saepius, 

*)  Incertarn  esse  video  in  anui  c.  772  senatus  consalto  Or.-Hen-- 
5382  [VI,  1  n.  911]  II,  14  FIEREI  scripturam:  ubi  non  minore  inn 
fuisse  FIEREN  suspicere.  —  Ceterum  sciendum  est  certissimo  uos  <*03 
silio  in  eis  has  disputationes  titulis  continere  qni  certam  vel  anni  Tr» 
saltem  aetatis  notam  habent:  qui  iines  nisi,  ut  hodie  res  eat,  pertin»- 
cius  observantur,  verendum  videtur  ne  omnia  susque  deque  hAbeiittuT. 
certa  autem  et  distincta  scientia  prorsus  eludatur. 


8VPPLEMENTVM   IV.  543 

non  saepe,  diphthongum  datiyi  ablativique  plurales  tuentur: 
non  illi  quidem  in  nobilissimis,  quae  maiore  ambitu  sunt^ 
monumentis  publicis  plerisque  Augusteae  aetatis  ut  in  edicto 
Tenafrano,  ^monumento  Ancyrano'  et  similibus,  in  quibus 
qoam  ereber  I  longae  usus,  tam  ab  eisdem  aliena  esse  EI 
diphthongus  solet:  sed  tamen  in  ignobilioribus  haud  ita  pau- 
dsy  quorum  exempla  quaedam  notabiliora  infra  posui.  Sic 
anni  727  arcus  triumphalis  Ariminensis  Or.-Henz.  5360  scrip- 
tum  exhibet  CELEBERRIMEIS  •  ITALIAE  •  VIEIS  •  .  .  .  v 
ffflk/tTEIS;  anno  732  posterior  titulus  Atinensis  I.  R.  N.  4545 
SACREIS  •  FACIVNDIS-,  —  anni  742  Cortonensis  apud  Ma- 
rinium  Fratr.  Arval.  p.  782  EVMQVE  •  ET  •  POSTJ]REIS  • 
EIVS  .  SIBI .  POSTKBISQVB  -  SVEIS;  —  anni  749  Aquila- 
nus  Or.  1639  fL  R.  N.  5728 J  LYMPHEIS;  —  item  anni  757 
^cenotaphium  Pisanum'  Or.  643,  semel  in  tanta  multitudine, 
II,  9.  10  DEVICTEIS  AVT  -  IN  •  FIDEM  RECEPTIS  -  BEL- 
LIC08ISSIMIS .  AC  ■  MAXSIMIS  •  GENTIBVS  (sic  enim  ibi 
scriptum  exstat);  —  obitu  Augusti  prior  Ephesius  Or*  1949 
(coll.  Henz.  p.  167  [C.  L  L.  III,  1  n.  424])  CETEREISQVE  - 
LEIBEREISSVEIS:  —  quo  adde  multo  posterioris  anni 
854  tamquam  solitariam  scripturam  CIRCEIS  e  tabula  ali- 
mentaria  Baebianorum  (I.  R.  N.  1354)  II,  12,  nisi  quidcm 
ibi  de  circeus  nominativo  quispiam  cogitabit.*)  Accedunt  his 
omnibus  peculiari  consilio  in  indicibus  triuthphalibus  Capi- 
tolinis,  qui  non  multo  post  annum  735  litteris  mandati  sunt, 
constantissime  servati  ablativi  in  EIS  exeuntes:  DE-ETRV- 
SCEIS  (bis  ETRVSCIS),  DESABlNEIS,  DE  •  VOLSCEIS, 
DE .  AEQVEIS,  HERNICEIS,  GALLEIS  et  quae  sunt  reliqna 
innumerabilia,  in  quibus  ne  semel  quidem  simplex  IS  scrip- 
tura  apparet:  id  qiiod  ex  apertissima  imitatione  antiquitatis 
repetendum.  Quod  contra  eadem  EI  diphthongo  prorsus  ca- 
rent  fasti  COTsnlares.  —  Ex  his  igitur  omnibus  capi  coniectura 
potest,  eui  fere  aetati  in  parietibus  Pompeianis  inscripti  tituli 

*)  'Exemplis  hic  compositis  adde  e  titnli  Romani,  ad  annum  742 
HeDzeni  felici  acamine  relati  in  'Ballettino'  InHt.  arcb.  a.  1868  p.  9, 
V.  10.  14  Bcripta  PR0MERITEI8  et  LAMKNTK18:  indidemqne  v.  11 
petitum  PREIVAT,  cam  CEIVITAS  scriptura  conferendnm.'  Adden- 
dnm  p.  XVIII. 


544  PRISCAE   LATINITATIS  EPIGRAPHICAE 

tales  tribuendi  sint  qualis  est  apud  Garruccium  tab.  XI  fig.  4 
[C.  I.  L.  IV  n.  2430]  has  formaa  socians  VEREI  [immoVIREl] 
BONEI  SEI,  vel  XXVI  fig.  44  [C.  I.  L.  IV  n.  2457]  ubi 
VTREISQVE  et  VEIVANT  scriptum  est  Sed  hoc  quod 
ultimum  posuimus  exemplo  iam  traducimur  ad  alterum  genus 
quod  exclusa  declinatione  ad  ipsas  stirpes  yocabulorum  syl- 
labasque  derivativas  spectat. 

In  eo  igitur  genere  primum  quaedam  nomina  gentilicia, 
sed  ea  pauca,  diphthongum  etiam  per  imperatorum  tempora 
tenacius  servarunt,  TEIDIVS  potissimum  et  VEIDIVS:  qui- 
bus  nescio  an  VEITENNIVS  addendus  sit  e  Romauo  kpide 
Or.  1588  anni  804  [=  C.  I.  L.  VI,  1  n.  630  anni  862,  ubi  €st 
VETTENNIVS.  C.W.].  Parilemque  aj)ropriorum  nominum 
tenacitate  veniam  habere  talia  videbuntur  satis  solitaria,  qua- 
lia  sunt  PEICENTIBVS  in  actis  triumphorum  Capitolinis  a. 
CDXXCV  [C.  L  L.  I  p.457]:  ~  EILLVRICO  in  triumphorum 
tabulis  Barberinianis  C.  I.  L.  I  p.  478:  —  LEIBER  in  Lam- 
baesitano  titulo  Or.-Henz.  5716,  rectius  nunc  edito  in  L.Renieri 
VI  ^nscriptions  Rom.  de  1'Algerie'  n.  157.  Participant  cum  pro- 
priis  nominibus  similem  tamquam  recordationem  antiquitatis 
quaedam  appellativa  ut  EIDVS  EIDIBVS,  item  HEIC  (sittis 
est),  et  siqua  sunt  finitima  formulae  notaeve  coustantiam 
tutantia.  Memorabile  igitur  praeter  cetera  EI  scriptnrae 
exemplum  hab^s  in  anni  746  titulo  Segusino  Or.  626  [C.  l 
L.  V,  2  n.  7231],  in  quo  bis  scriptum  est  CEIVITATITM 
CEIVITATES.  —  Sed  haec  tamen  omnia,  quantumvis  pauca 
numero,  ad  radices  vocabulorum  pertinent:  in  derivativis  syl- 
labis  vix  ullum  imperatoriae  aetatis  exemplum  novimus  diph- 
thongi  (quamquam  in  tali  caussa  fallere  vel  summa  industria 
potest):  h.  e.  nullum  tale  qualia  vetustiores  tituli  velut  haec 
praebent  ad  AMEIC^i  et  GABEIwa  scripturam  proxime  ae- 
cedentia:  AMEICORVM  in  anui  676  S.  C.  de  Asclepiade  C 
I.  L.  I  n.  203  (P.  L.  M.  E.  tab.  XXX)  v.  7;  -  AMEICEIS 
in  Komano  titulo  II,  5  ib.  n.  1008  Venusinoque  n.  1267  i  wb 
LXXX  A);  —  AMEICITIAM  in  anni  643  lege  agraria  ib. 
p.  84  V.  75.  80;  —  item  CISALPEINA  in  anni  705  lege  Ku- 
bria  n.  205  (tab.  XXXII)  1, 7  et  II,  3.  54;  —  PEREGREIXO? 
ibid.  I,  24;  —  TARENTEINVS  in  satis  antiquo  titulo  Prae- 


SVPPLEMENTVM   IV.  545 

nestino  n.  1134:  —  quo  prope  accedit  DISCIPLEINAM  scrip- 
tura  J'n  elogio  ^itteris  saeculi  Augusti'  scripto  ibid.  Add.  p.564. 
Haec  igitur  sunt^  cur  priscae,  non  imperatoriae  latini- 
tati  hunc^  quem  sub  A  repraesentavimus^  titulum  Romanum 
sat  confidenter  tribuamus. 


Altero  loco  quem  sub  B  repraesentavimuS;  non  est  novus 
titalus,  sed  Galenus  ille  quem  iam  in  fasciculo  II  [tab.  XVI] 
sub  A  e  tabula  chalcographa  repetieramus  quae  est  in  ^Bul- 
lettino'  archaeologico  Italico  vol.  I  anni  1861.  Eum  cur  hic 
iteremuSy  caussa  non  est  alia  quam  quod  illic  multo  quam 
credi  potuit  neglegentius  et  praeter  veritatem  editus  est^  nunc 
autem,  postquam  in  museum  Neapolitanum  transiit^  ad  accu- 
ratissimum  exemplum  adsimilatus  quod  praeclaro  studio  exi- 
miaeque  benevolentiae  lulii  Mineryinii  debetur.  Et  illud 
quidem  non  est  quod  morosius  culpemus;  quod  extremae  lit- 
terae  duae  CORNELIO  nominis  a  tabula  Neapolitana  pror- 
sus  absunt:  eae  enim  ipsius  demum  Mineryinii  opera  et  cura 
effectum  est  ut  e  situ  et  tenebris  quibus  obtectae  erant  invii 
lucem  prodierint.  Minus  condonari  possunt  neglectae  versus 
tertii  initio  PVR  litterae:  quas  in  propatulo  est  ab  ipso 
pictore  opifice  derelictas  esse,  ut  quas  sentiret  per  impru- 
dentiam  superiori  versui  nimis  appropinquatas.  Prorsus  au- 
tem  excedere  veniam  illud  apparet  quod  duos  versus  extre- 
mos  chalcographus  Neapolitanus  in  unius  versus  continuita- 
tem  productos  exhibuit:  nihil  ut  de  suppletis;  quae  in  ipso 
muro  mutilae  sunt,  litteris  versus  novissimi  dicamus.  His 
autem,  quae  dubitatiouem  non  habent^  supplementis  susceptis 
haec  iam  totius  tituli  species  prodit: 

L  .   CORNELIO 

CINNA  COS  ITER 

PVB 

PVRGATVM 

M  E  N  S  E   .   II© 

Ceterum  in  ipsam  interpretationem  fatendum  est  nihil  novi 
ex  his  emendationibus  redundare.  Quamquam  ne  desiderari 
quidem  quicquam  ad  commodum  certumque  intellectum  satis 

fftL   R1T8CHBUI    OPV8CVLA    IV.  36 


546 


PRISCAE   LATINITATIS   EPIGRAPHICAE 


iam  fasc.  III  p.  XIII  [530  sq.]   disputatum  est,   ubi  veram 
lectionem  firmavimus  quae  est  MENSE  •  ENTeRfcoiari. 


Tertio  loco  tres  licuit  tesseras  gladiatorias  promere, 
quarum  eae  quae  sub  C  et  E  conlocatae  sunt  in  tabula 
nostra  lithographa,  lucem  quod  sciamus  nondum  viderunt, 
tertia  D,  quae  est  musei  Britannici^  ex  parte  tantum  innohit 
Osanni  virtute  in  Fleckeiseni  Annali  philol.  t.  LXXVII  a.  185i< 
p.  651,  quem  non  potuit  non  sequi  Mommsenus  C.  I.  L  1 
p.  200  n.  775.  Ea  igitur  [cf.  Ritschl  Tess.  glad.  n.  23  ibique 
tab.  I  K]  uno  nunc  versu  integrior  prodit  in  hanc  speciem: 


ANTIOCVS 


S  C  R I B  ON I 


SP    ADV  ■  IDIAN 


Quartura  enim  tesserae  latus  praeter  exspectationem  vacumii 
scriptura,  valde  id  quidem  singulari  exemplo,  apparuit  in 
vui  exemplo  gummeo  (lcmitschuk  hodie  appellant),  quod  interee- 
dente  vetere  atque  antiquo  amico  Waltero  Perry  magnae 
vir  auctoritatis  Guilelmus  Forsyth,  qui  Britannianim  Be- 
ginae  a  consiliis  est,  mea  gratia  a  curatoribus  musei  libera- 
liter  sibi  concessum  nactus  est.  Et  consimile  quidem  exem- 
plum  omissorum  consulum  exstat  sane,  quamquam  unom  in 
tanta  tesserarum  multitudine:  quod  est  Guascanum  illui 
publicatum  in  ^Musei  Capitolini  ant.  inscr.'  (Romae  editi^ 
a.  1775  sq.)  vol.  II  p.  G7: 


DIOCLES . VECIU 
SPECTAVIT 
A  .  D  .  V  .  K  .  FEBB 


Verum  ea  tessera,  quamquam  Borghesio  quidem,  quod  mirort\ 
non  suspecta  Diarii  Arcad.  t.  LIV  p.  67  (vel  Operum  vol.  H 


SVPPLBMENTVM  IV. 


547 


p.  338  editionis  Parisinae),  dnbitari  prorsus  non  potest  quin 
sit  Dovicia  frande  et  eis  quidem  temporibus  conficta  quibus 
usitatam  SP  notam  imperiti  quidam  antiquarii  in  mentem 
induierunt  non  SPECTATVS  interpretari  sed  SPECTAVIT 
satis  inepte:  quapropter  rectissime  in  falsarum  numerum 
Mommsenus  rettulit  p.  200  e,  Ergo  hoc  saltem  exemplo  non 
licet;  quod  Borghesio  placuit,  probare :  factum  esse  nonnum- 
qnam  ut  non  suo  tempore,  sed  aliquanto  post  demum  para- 
rentor  inscriberenturye  vel  saltem  supplerentur  tesserae,  sive 
in  caussa  mera  oblivio  fuit  sive  deficientibus  omnino  ipso 
editi  spectaculi  temporC;  quorum  nomina  scriberentur;  con- 
sulibus.  Qua  ille  coniectura  usus  Heinsianae  tesserae  patro- 
cinium  suscepit  quae  haec  est  C.  I.  L.  I  p.  197  n.  733  [Ritschl 
Tess.  glad.  n.  22]: 


p  I 

SP. 
M 

L  0 
I    V 
AD- 
VAL 

D  A 
L 

M 

I 

V  s 

FEB 

ni- 

•    C] 

K- 

S"    • 

DO 

Consules  enim  anni  701  M.  Yalerium  Messallam  Cn.  Domi- 
tium  Calvinum  cum  Cassio  Dione  XL^  17  et  45  Appianoque 
b.  civ.  19  testibus  constaret  mense  demum  Quinctili  munus 
eapessivisse,  fidem  huic  tesserae  omnino  derogaverat  Clemens  ix 
Cardinalis:  in  qua  is  sententia  etiam  post  Borghesii  dispu- 
tationem  perstitit  Diplomatum  imp.  p.  123  sq.  n.  220.  Nec 
sane  plus  valet  eandem  in  partem  prolatum  a  Borghesio  al- 
terum  documentum^  quod  ille  e  tessera  Parmensi  h.  e.  prope 
Parmam  reperta  petiit  (I.  s.  s.  p.  196  n.  731  [Tess.  glad. 
n.  20]): 


PELOPS 
PETILI 


SP  •  ME  .  QVI 


CNLEL.PHILCOS 


Id  emm  exemplum  etsi  aliquam  vim  habere  eo  tempore  vi- 

36* 


548 


rmSCAE   LATINITATIS   EPIGRAPHICAE 


deri  poterat  quo  commentabatur  Borgheaius  i.  e.  aimo  1831, 
tamen  post  repertis  aliis  tesseris  duabus  plane  intellectiuD 
est  diei  omissionem^  qua  ille  ad  suam  coniecturam  finnaii* 
dam  utebatur,  omnino  communem  esse  municipalium  vel  pro- 
vincialium  omnium.  Cuius  rei  cum  Mutinensis  illa  argumento 
est  a  Cavedonio  publicata  (1.  s.  s.  p.  197  n.  743;  P.  L.  M. 
E.  tab.  III  J/  [Tess.  glad.  n.  35  ibique  tab.  III  G\): 


LEPIDVS 

•  MV 

MME 
SP 

IN 

S- 

M  . 

IVN 

0 • SENTIO    • 

COS 

tum  nuper  demum  a  Mommseno  p.  201  n.  776  a  e  codice 
Leidensi  iii  lucem  protracta  Arelatensis  [Tess.  glad.  n.  12 
ibique  tab.  IT  Z]: 


^CHI  AL-  SIRTI. 

LS 

SPECTAT 

NW\ 

M  E  N  S  E  • 

FEBR         1 

M  •  VV.  •  C  • 

NT  ■ 

cos  1 

Vernm  haec  tamen  omnia  non  impediunt  quomiaus  per  se 
spectata  Borgbesii  coniectura,  quatenus  quidem  ad  consulari* 
potestatis  intermissionem  pertinet,  et  stet  rectissime  et  grt- 
vem  a  nostra  tessera  Londinensi  commendationem  accipiat 
Sed  progredimur  longius  eidemque  hanc  ipsam  anno  tribui- 
mus  quem  Heinsianae  sua  interpretatione  Borghesius  vindi 
X  cavit.  Nec  enim  illius  quidem  in  qua  versamur  aetatis  aliu 
annus  in  promptu  est,  qui  omissorum  a.  d.  V  Id.  lan.  eou- 
sulum  tam  certam  contestatamque  caussam  praebeat  quai: 
qui  est  ab  u.  c.  701,  qui  per  sex  menses  integros  consiiie? 
omnino  nullos  vidit:  unde  fieri  omnino  non  potuit  quin  aut 
post  niensem  demum  lunium  consulum  nomina  addereutur 
ut  in  Heinsiana  tessera,  aut  eis  nominibus  destinatum  Iatu> 
tesserae  fiYpoicpov  maneret  ut  in  Londinensi.  —  Ceterum  nibui 
huc  pertinet   quod   trium   tantum  laterum   inscriptionem  ha 


SVPPLEMENTVM   IV. 


549 


bens  etiam  alia  tessera  exstat  [cf.  Ritschl  Tess.  glad.  n.  25J 
qQam  talem  Mommsenus  finxit  p.  197  n.  735: 




HERMIA 

•D^XV   KDEC 
FVF • P . VAT 

SP 

A 

Q- 

sed  cuius  non  minore  iure  menti  tuae  hanc  speciem  infor- 

mabis: 


SP 

•A 

HERMI. 
•DXV 

k 

K  •  DE(J 
VAT 

Q- 

FVF .  P 

quando  in  neutram  partem  quicquam  eis  testimoniis  decerni- 
tnr  quibus  huius  tesserae  notitia  omnis  debetur^  Bimardi  de 
la  Bastie  in  Commentariis  academiae  inscr.  Francogallicae 
i  XV  (a.  1743)  p.  426  et  Millini  in  Itinerarii  Franc.  meri- 
dional.  i  11  (a.  1807)  p.  236.  Neque  enim  omissum  domini 
Domen  aliam  uostra  sententia  caussam  habet  quam  quod 
Hermia  omnino  non  fuit  e  privatis  mancipiis,  sed  servus 
publicus. 


Duodeviginti  annis  antiquiorem  aetatem  ea  tessera  testa- 
tur,  quam  adhuc  non  editam  sub  C  exhibuimus  [cf.  Ritschl 
ress.  glad.  n.  6  ibique  tab.  I  I)]: 


PILODAMVS     1 

I  V 

N 

I 

sn 

A  D 

VI 

ID  lA 

n 

LEN 

CN 

ORE 

XI 


^'  e.  P.  Comelio   Lentulo  Cn.  Aufidio  Oresta  consulibus  a. 
:  cuius  anni  unam  iam  noveramus  Victorianam  a  Cardi- 


550 


PBISCAE  LATINITATI8   EPIGBAPHICAE 


nale  vulgatam  (C.  I.  L.  I  p.  196  n.  720  [Ritechl  Tess.  glai 
n.  7J): 


P  I  L  0  T  I 

M  V  S 

H  0  S 

T  I 

•  N 

•  Cl 

L  I 

SP  •  PR 
P  •  LEN 

•  SEX 

^  .  ORE 

Possidet  autem  priorem  illam  vir  nobilissimus   Brunet  de 
Presle  Parisinus,  a  quo  acceptam  eximia  comitate  meum  m 
usum   illius    conlega   clarissimus   Aemilius   Egger   ecty[x> 
chartaceo  expressit.    Quam  ubi  non  esse  ebumeam  osseamve,    ^ 
sed  aeream  narravero,  facile  praevideo  quam  id  sit  plerisiiutf 
suspitiosum   visurura.     De  una  adhuc  aerea  constabat  quae 
est  thesauri  nummarii  Parisini  cum  bibliotheca  coniuncti;  ad    ; 
verum  repraesentata  P.  L.  M.  E.  tab.  XCVII  sub  H  (C.  I.  L    | 
I  Add.  p.  560  [Tess.  glad.  n.  3  ibique  tab.  III  jBJ): 


D     •     I  V 
H  E  R  M 
SPECT  •  : 
M    LEPID 

N 
E 

I  V  s 

T  V  S 
MAR 

Q 

CAT 

de  qua  sic  commentabar  Enarr.  p.  90:  ^Dubitari  vix  pote?: 
quin  non  sit  ex  antiquitate  prodita,  sed  novicio  artilicio  tri 
buenda,  ut  quae  ne  ossea  quidem  sit  vel  ebumea,  venir- 
uno  solo  in  ceteris  omnibus  exemplo  aerea.  Quamquam  fien 
potest  ut  vetus  archetypum  osseum  sive  falsarius  sive  ludi 
bundus  faber  imitatus  sit.'  Et  hanc  quidem  defendendi  viii- 
ut  ab  Hermeti  tessera  gravissimis  de  caussis  esse  alieiiaiL 
nunc  intellego,  ita  apprime  cadere  in  Preslianam  confidentr: 
xiiaffirmo.  Primum  enim  huic  adnexa  in  museo  Presliano  n«.>'j 
chirographa  testatur  exemplum  esse  archetypi  ab  ahbaie  0^"*- 
Philippo  Caynpion  de  Tersan  possessi  (de  quo  non  ignobili  an- 
tiquario  vide  ^Biographiae  universaJis'  t.  XLV  p.  195):  q'-»'d 
archetypum  quid  impedit  quominus  osseum  fuisse  credamu^.' 
Sed  etiam  maiorem  fidem  facit  ipsa  tesserae  inscriptio,  qua» 


SVPPLBMBNTVM   IV. 


551 


cum  in  singolia  rebus  quibusque  certam  normain  constan' 
temque  consuetudinem  harum  tesserarum  servet  seyerissime, 
ne  leyissimam  quidem  ab  uUa  parte  offendendi  diffidendique 
caassam  praebet:  contra  atque  usu  yenire  in  falsis  vel  sus- 
pectis  ad  unam  omnibus  solet.  Nam  quod  illa  caret  inter- 
punctioney  id  ei  prorsus  commune  est  cum  Londinensi,  olim 
LiTerpoIiensi  G.  I.  L.  I  p.  196  n.  723  [Tess.  glad.  n.  10  ibique 
tab.  I&]^  cuius  talem  speciem  ectypum  gummeum  praestat: 


HERACLEO  | 

M  VCl 

SP    h 

Q  VIN 

CN  POM 

M  CR 

item  prope  commune  cum  Parisina,  quam  vir  clarissimus 
Noel  des  Vergers  possidet,  P.  L.  M.  E.  tab.  XCVII  M  (C.  L 
L  I  p.  200  n.  774  [Tess.  glad.  n.  67  tab.  III  R]): 


M       A       X       I       M 


A 


E        R 


S 
I 


SP 


ID 


lAN 


T  •  CAES  •  AVG  F  m  AELIAN  n 


nihil  ut  de  Romana  dicamus  (L  s.  s.  p.  197  n.  742  [Tess. 
glad.  n.  34,  tab.  I  Q\),  de  cuius  Tera  specie  chalcographo  tan- 
tum  exemplo  Dion.  Ott.  Sadae  constat,  cui  non  nimium  fidei 
tribaendnm: 


F 

E  L  I  X            1 

M  VN  DICI     ~| 

SP 

K         APR 

C 

■  S  E  N  T  I  0 

Nec  magis  in  eo  haerendum  quod  mixtis  P  et  P  figuris 
(quarom  prior  notabili  in  his  tesseris  frequentia  est)  varia- 
tum  est  in  PILODAMVS   atque   SP  et  PLEN.     Quippe  xm 


552 


PRISCAE   LATINITATIS   EPIGRAPHICAE 


eadem  ineonstantia  in  Heraeleonis  tessera  scriptum  est  SP 
et  POM,  in  Vaticana  p.  196  n.  729  PROCILI  et  PmLlR- 
GVRV,  SP,  AP:  (nam  in  hoc  genere  mirum  non  est  typis 
expressa  exempla  fallere  omnia:)  item  inMedicea  p.  197n.732 
[Tess.  glad.  n.  21,  tab.  III  E\: 


TEOrilOPV   1 

F  A  B  I 

SP  ADVIIh 

•00 

L  •  DOM  •  AP 

sic  eniiii  hanc  prorsiis  ad  veritatem  repraesent^Teramus  P. 
L.  M.  E.  tab.  III  K,  hoc  est  sine  eis  supplementis  quae 
loannem  Labum  incautius  secutus  praeter  veritatem  Momm- 
senus  addidit. 


Non  iniucundam  fore  tertiae  tesserae  E  notitiam  suspi- 
camur,  quam  in  thesauro  nummario  antiquarioque  Vindobo- 
nensi  servatam  losephus  ab  Arneth  et  Fridericus  Ken- 
ner  humanissime  mecum  communicarunt  [Tess.  glad.  n.  31, 
tab.  I  0] : 


H  I  L  A  R  I  0 


C  A  E  C  I  L  I 
SP  .  III  .  K  .  NOV 


RP.C.Vni.TTAV 


Spectat  enim  haec  tessera,  quae  unde  Vindobonam  delata  <it 
ignoratur,  ad  annum  728,  quo  cum  Caesare  Augusto  octa- 
vum  fasces  tenebat  T.  Statilius  T.  f.  Taurus  ifenim:  quanJu 
idem  Taurus  iam  fuerat  consul  suflfectus  anno  717,  de  quo 
consulatu  vide  Henzenum  C.  I.  L.  I  p.  449.  Omissam  autem 
iterati  honoris  notam  non  est  quod  miremur,  cum  additus 
Cuesaris  consulatui  numerus  nullum  dubitationi  locum  relin- 
queret.  Parique  ratione  conlegae  nomine  satis  finitus  anni> 
opus  noii  habuit  imperatorii   consulatus  accuratiore  nota   ic 


SVPPLEMENTVM   IV.  553 

tessera  [Romana  anni  708  (1.  s.  s.  p.  197  n.  736),  in  qua 
C  •  CAES  •  M  •  LEP  scriptum  est  sine  III  numero;  item  in] 
Horentina  anni  747  (p.  198  n.  747)  TI  •  CLAV  •  CN  •  PISON  xiv 
sine  II.  —  Est  autem  Statilius  ille  Taurus  idem,  a  quo 
qnattuor  demum  annis  aute  lapideum  amphitheatrum  primum 
Roroae  exstructum  est  in  campo  Martio:  de  quo  veterum 
testimonia  Beckerus  composuit  Antiq.  Rom.  I  p.  642.  681. 
In  eo  igitur  ipso  amphitheatro  prorsus  probabile  est  illud 
munus  gladiatorium  editum  esse  quo  Hilario  Caecili  ^pec- 
tatus  est.  Nam  ad  gladiatorum  spectacula  has  pertinuisse 
tesseras  omnes  tam  certis  rationibus  putamus  demonstrari 
posse,  ut  nuUam  vim  habere,  quae  in  contrariam  partem 
Mommsenus  I.  s.  s.  p.  195  disputavit,  probata  ut  videtur  ab 
Henzeno  in  ^BuUettino'  Insi  arch.  Rom.  a.  1862  p.  81  sq., 
planissime  intellegatur. 

Superest  ut  quartae  tesserae  indicium  faciamus^  si  modo 
L  Maellero  Dano  credendum;  cuius  in  catalogo  musei  Thor- 
Taldseniani^  parte  quidem  tertia  quae  inscribitur  ^Description 
des  antiquites  du  Musee-Thorvaldsen'  (ed.  Havniae  a.  1847), 
sect.  I  et  II  p.  215  haec  leguntur: 
23.    Tessere  de  gladiateur,  carree.    De  Tun  cote  est  grave 

le  nom  du  gladiateur  M  •  FL AY,  de  Fautre  le  numero 

ni.    Os.  Long.  1  p.  9  1. 
Quae  tessera  si  sit  quattuor  laterum,  quadruplicem  doceri  in- 
scriptionem  iubebimus;  si  duorum  tantum  sit,  id  quod  prorsus 
probabile  est,  non  poterit  in  gladiatoriarum  numero  haberi. 


AVCTARIVM 

sicut  coepimus  nuper,  denuo  subicimus  fasciculorum  priorum: 
cuius  quidem  instituti  necessitatem  ipsa  novarum  rerum 
cognitio  imponit. 

Ac  primum  quidem  in  tabula  III  [XVH]  sub  B  reprae- 
sentatum  Turpeni  titulum  Praenestinum  non  potui  non 
aliqua  ex  parte  secus  tractare  fasc.  IH  p.  V  sq.  [523],  quia  vel 
diligentissima  Helbigii  descriptio  tamen  unum  quiddam  prorsus 


554  PRISCAE   LATINITATIS   EPIGRAPHICAE 

silentio  praetermiserat^  quod  post  demom  ex  Henzeni  in  ^Bol- 
lettino'  arch.  Rom.  a.  1863  p.  123  narratione  didici.  Quae 
XV  enim  litterae  versui  alteri  adhaerent  ALIN,  eas  scire  nemo 
poterat  omnino  non  esse  in  arae  parte  antica  scriptas,  sed 
in  latere  dextro  superstites.  *  Quod  si  est  ita,  necesse  est 
ipso  PATRI  vocabulo  terminari  latitudinem  partis  anticae, 
ab  ipsis  ALIN  litteris  exordiri  latus  dextrum:  ectypum  enim 
chartaceum,  cuius  mensuram  religiose  imitatus  est  lithogra- 
phus^  quoniam  una  continuitate  per  utrumque  latus  pertinet 
minime  intellegitur  qui  fieri  possit  ut  inter  PATBI  et  ALK, 
quae  se  vocabula  vix  uUo  intervallo  excipiunt,  vel  uni  S  lit- 
terae  vel  cuivis  alii  locus  sit.  Hoc  igitur  quomodo  expediant 
viderint  alii.  Nobis  una  in  promptu  coniectura  est,  qaa  aJ 
legis  sacrae  cogitationem  ducamur  in  latere  dextro  positae, 
cuius  primo  versu  sancitum  fuerit  ad  quos  ius  huius  arae 
perfcineret,  altero  vetitum  in  hanc  formulam:  ALI-Ne  faciunio 
(sacruficanto).  Interpunctionem  saltem  ne  in  fronte  quidem 
lapis  ullam  novit;  ali  autem  pro  aUv  formam  satis  nuper  in- 
lustravimus  comm.  de  decl.  lat.  recond.  p.  19[supra  p.462sq.' 


In  eadem  tabulalll  [XVII]  quos  sub  C — J  exhibui  sep- 
tem  breviculos  titulos  sepulcrales  item  Praenestinos, 
eos  non  sine  aliqua  discrepantia  cum  ibidem  ab  eodem  Henzejio 
p.  124  publicatos  vidi  tum  a  Garruccio  lectos  ipsius  littcris 
humanissimis  certior  factus  sum.  Et  in  E  quidem  cum  GF 
se  legisse  pro  C  •  F  Garruccius  narrat,  etsi  non  caret  exem- 
plis  talis  G  nota  (velut  illis  quae  contra  fidem  ectyporum 
tabularumque  nostrarum  P.  L.  M.  E.  LVI  E  et  LXV  !<' 
miro  consilio  Mommsenus  oblitteravit  C.  I.  L.  I  n.  623.  571 1. 
tamen  qui  exemplum  lithographum  inspexerit,  facile  quit^ 
Garruccii  oculos  fallere  potuerit,  intelleget.  —  Contra  certo 
eertius  est  non  posse  in  F  de  nihilo  esse  quod  PLAVTIO 
nomini  praemittitur  U  praenomen,  cuius  nullum  sibi  vesd- 
gium  apparuisse  Garruccius  scribit.  In  eiusdem  tituli  fiii<? 
Ilenzenus  M  •  FU/  sive  legit  sive  a  Cicerchia  lectum  accepit, 
quod  sic  supplevit  ^M-FUM(?)*:  haud  gravate,  nisi  fidlimaf. 
largiturus   in   lapide  interpunctum  M-F-l"/   esse  supplen* 


SVPPLBMENTVM  IV.  555 

m 

dumque  U  •  /V.  —  Titulum  G  Garruccius  recte  legi  l^  •  MA- 
NICI*M  negaty  iubet  1^-MAMIt^I-M:  cui  lectioni  aperte  re- 
pugnant  quas  pristinae  scripturae  reliquias  cbarta  eamque 
secuta  tabula  monstrant.  In  fine  Henzenus  F  addit,  cuius  xvi 
in  ectypo  certe  nuUum  vestigium.  —  Leve  est  denique  quod 
in  J  idem  TAPIO  exhibuit  pro  eo  quod  esse  TAPIO  de- 
bebat.  —  Ceterum  uno  verbo  commemoramus  octavum  his 
titalum  ab  Henzeno  additum^  cuius  ectypum  ad  nos  nuUum 
pervenit  [Ephem.  epigr.  I  p.  30  n.  122]: 

VATRONIVS 

itemque  quattuor  Mommsenianis  iam  in  G.  I.  L.  I  p.  555 
n.  1501  a — d  receptis  quintum  iunctum  [Ibid.  p.  17  n.  29] 

I.  .  A  N  I  C  I  0 

Quo  aliquid  discrepantiae  accedit  in  ipso  1501  a,  ubi  pro 
CAMEHO  Henzenus  exhibet  CAMEHO,  item  in  1501  c,  ubi 
idem  l^-F  pro  l^F:  verius  haud  dubie  utrumque. 


Ad  tabulam  II  [XVI]  regrediendum  est  ibique  reprae- 
sentatam  mhC  patellam  L.  Atilii,  hanc  ut  iteratam  esse  in 
Gerhardi  diar.  archaeoL  a.  1863  tab.  CLXIH,  3  memoremus, 
enarratam  autem  n.  169  p.  13*  sqq.  et  n.  172  p.'  71*  sqq.  a 
DetlefsenO;  praeterea  a  Mommseno  disceptatam  p.  77*  sqq.: 
quo  accedit  brevis  de  cancri  ranaeque  in  arte  veterum  vi  et 
nsQ  disputatio  Adolphi  Michaelis  ibid.  n.  173  p.  43  sq.  £t 
Detlefsenus  quidem  cum  duo  fictilia  litterata  alia  cum  Ati- 
liano  compoBuisset:  quorum  alterum  decantatum  illud  Caere- 
tanum  est  Caleni  Canolei  (P.  L.  M.  E.  tab.  XJet  XXXVIC; 
C.  I.  L.  I  n.  53),  quod  aliter  atque  adhuc  factum  supplendum 
esse  sibi  persuasit:  alterum  Calibus  repertum^  nunc  Parisiis 
servatum,  his  autem  nominibus  inscriptum 

C.GABINIO...T.N.CALIIA^O 

(editum  iam  in  Mommseni  I.  R.  N.  p.  356  n.  24  [Eph.  ep.  I 
P- 10  n.  9],  ad  verum  repraesentatum  in  tabula  Gerhardiana 
sub  4),  quod  temporibus  liberae  rei  publicae  tribuit:  de  utro- 
que  Detlefseni  sententiam  ita  Mommsenus  impugnavit  ut  nos 


556  PRISCAE    LATINITATIS   EPIGRAPHICAE 

quidem  prorsus  consentientes  habeat     Nec  enim  prioris  in- 
scriptionem  aliter  nisi  sic  legendam  existimamus: 

CAUENV5  .  CANOUEIVs  •  /-ECIT 

XVII  nec  alterum  monumentum  antiquius  saeculo  octavo  credimus, 
unde  consequens  est  ut  Gabinio  Caleno  dativos  interpre- 
temur,  non  nominativos.  Verum  non  minus  confidenter  de 
paterae  Atilianae  et  lectione  et  aetate  adversandum  esse 
Mommseno  intellegimus.  Qui  quod  in  patera  non  esse  K- 
ATIHO,  sed  •IC-ATIHO  scriptum  narrat  contra  atque 
Detlefsenus  et  verbis  testatus  est  et  delineando  ante  oculos 
posuit  et  quaerenti  identidem  affirmavit  adseveravitque,  fidcm 
apud  me  non  facilius  invenit  quam  quod  illas  scilicet  litteras 
posse  fortasse  U  C  •  ATIHOnm»  legi  dubitanter  conicii  Kec 
illud  ullo  modo  persuadet  quod  paterae  inscriptionem  negat 
pro  simplici  figuli  nomine  communique  fabricae  nota  haberi 
posse:  unde  consectarium  esse  ut  item  dativo  casu  positum 
Atilium  animo  informemus  cui  donata  vel  destinata  .sit  pa- 
tera,  antiquioris  autem  aetatis  cogitationem  procul  habeamus 
quaiitumvis  gravi  indicio  U  figurae  munitam.  Ad  haec  igitur 
repellenda  omnia  communi  argumento  hoc  utor  quod  in  figli- 
nis  Calenis  (ad  quorum  societatem  vix  dubito  etiam  Detlef 
seni  pateram  referre)  non  unura  nec  pauca,  sed  multa  exem- 
pla  inscripti  K  •  ATIHO  nominis,  et  sic  quidem  scripti,  ex- 
stare  Guidobaldius  testatus  est,  cuius  verba  fasc.  III  p.  XIV  sq. 
[532]  posui.  Tot  autem  eiusdem  generis  monumenta  num  quis 
uni  soli  K.  Atilio  cuipiam  esse  dicata  credet?  —  Quae  cum 
ita  se  habeant,  vix  esse  verendum  putamns  ne  praeter  Yeri- 
tatem  priscae  latinitatis  documentis  hanc  ipsam  inscriptio- 
nem  inseruisse  videamur. 


Superest  ut  lamellae  Bononiensis,  vel  potius  dimidiae 
partis  illius  aeris,  quam  cum  fasc.  II  p.  XII  [519]  tum  fasc. 
III  p.  XV  [533]  sqq.  tractavimus,  et  originem  et  fidem  vindic^ 
mus.  Quod  cum  facimus,  simul  Raphaelis  Garraccii  6dei 
consulitur  honoric|ue  satisfit.  Is  enim  quod  se  praestiturum 
f»romiserat,  stans  promisso  his  praestitit  quae  per  littera»  ad 
iios  perseripta  infra  posuimus  ipsis  ut  par  est  verbis  servatis. 


8VPPLEMENTA   IV.   V.  557 

Sic  igitar  ille:  ^Bispondo  xm  po  tardi  alla  sua  pregiatissima 
lettera,  perche  ho  voluto  usare  tutte  le  diligenze  onde  venire 
a  capo  della  notizia  desiderata.  U  cui  risultato  e  che  la 
lamina  del  museo  di  Bologna  fu  posseduta  dal  sig.  Gerardo 
de  Rossi^  banchiere,  il  quale  morendo  lascid  gravi  debiti.  II  xviii 
commendatore  figlio  di  lui  e  poi  marito  della  Principessa  di 
Sassonia  voUe  scrupolosamente  pagare  questi  debiti,  onde 
vendette  tutto  quanto  era  in  casa^  anche  la  sua  biblioteca, 
e  in  qnesta  occasione  and5  venduta  anche  la  lamina.  Ma 
qui  in  Collegio  sene  aveva  una  copia  a  fao-simile  fin  dal 
tempo  che  questa  lamina  era  in  casa  del  banchiere  sig. 
Grerardoy  il  che  risulta  da  cio  che  sopra  quella  copia  si  legge 
il  nome  del  de  Bossi  e  la  qualifica  di  banchiere.  —  Poiche^ 
siccome  mi  scrive  il  sig.  D'  Frati^  non  vi  e  vestigio  nella 
lamina  di  Bologna  di  rec^nte  frattura,  convien  dire  che  ella 
fu  trovata  rotta  in  due  pezzi,  e  che  il  pezzo  minore  si  e 
perduto.  Nella  copia  peraltro  non  e  indicata  in  verun  modo 
la  rottura.  L^impossibilita  di  contrafiazione  e  evidente  atteso 
Tarcaismo  delle  lettere^  il  frammento  del  rovescio  . .  .'^  et  quae 
sont  reliqua  ad  novam  inscriptionis  interpretationem  spec- 
tantia^  quam  non  videmur  praecipere  debere.  Nihil  igitur 
iam  desiderari  putamus  nisi  ut  ipsum  exemplum  chirogra- 
phum,  quod  ad  archetypi  imaginem  adsimilatum  esse  dicitur, 
e  tenebris  CoIIegii  Romani  prolatum  in  publica  luce  propo- 
natur;  sive  Garruccius  ipse  proponet  sive  nobis  liberaliter 
largietur  lithographi  arte  imitandum. 


Supplementum  V.*) 

(Cnm  tabnla  lithog^apha**)). 

Longo  ex  tempore  fama  percrebruit  nobilissimi,  cui  tem-  m 
porom  iniquitas  praeter  solitum  pepercit^  monumenti  in  Gallia 

*)  [Prooemium  Indicis  scholamm  hibemaram  BomieDBium  anno> 
rum  CIOIOCCCLXIV  et  LXV.    C.  W.] 

**)  [Tabula  olim  hnic  commentationi  adnexa  nunc  n.  XIX  iterata 

e«t.    C.  W.]     . 


558  PRISCAE   LATINITATIS   EPIGRAPHICAE 

Narbonensi  superstitis:  mausolei  luliorum  prope  Glannm 
Livii  exstructi^  oppidum  inter  Rhodanum  et  Druentiam  situm 
pari  fere  ab  Avenione  et  Arelate  intervallo^  cui  hodie  St.Betny 
(vel  St  Bernt)  nomen.  Id  *monumentum  a  quot  viris  doctis 
indoctisve  quotiens  ultimo  saeculo  et  paenultimo  vel  enarra- 
tum  sit  et  disceptatum  vel  designatum  et  imitando  expres- 
sum,  Millini  liber  docet  'Voyage  dans  les  departemens  du 
midi  de  la  France'  (Par.  a.  1808)  t.  III  p.  396  sqq.:  cui 
iunctum  tabularum  volumen  illius  imaginem  exhibet  in  i  63. 
Quamquam^  ut  verum  fateamur;  ab  ipsa  veritate  vel  saltem 
a  veritatis  et  amplitudine  et  subtilitate  Millinianum  exem- 
plum  vix  minore  intervallo  distat  quam  quae  ante  illnm 
edita  sunt  a  Sponio  in  limine  libri  ^Recherches  curieuses 
d'antiquite'  inscripti  (Lugd.  a.  1683),  a  Montefalcone  in^An- 
tiquite  expliquee'  (Par.  a.  1719)  t.  V  tab.  119,  ab  alio 
Francogallo  Moreau  de  Mautour  in  Hist.  acad.  inscr.  et  lib. 
art.  vol.  VII  (a.  1733)  p.  263:  cetera  enim  a  Millino  memo- 
rata,  minime  laudata,  non  vidimus.  Id  autem  ita  se  habere 
facile  ex  eo  exemplo  perspicitur  quo  illos  omnes  longe  supe- 
ravit  Alexander  comes  de  Laborde  in  ^Monumens  de  la  France 
classes  chronologiquement  et  consideres  sous  le  rapport  de? 
faits  historiques  et  de  Tetude  des  arts'  (Par.  a.  1816)  1 1 
tab.  83.  84.  85  coll.  tab.  36.*)  Et  tamen  quantum  sit  qaod 
IV  vel  hic  reliquum  fecerit,  nuiic  demum  perspicere  licet,  post- 
quam  cum  photographica  arte  paratum  totius  monumeDti 
exemplum,  officiosissime  intercedentibus  Aemilio  Eggero  Pa- 
risino  Eugenioque  Benoist  Massiliensi,  liberalitate  prorsus 
singulari  magistratus  urbici  Glanensis  Bonnam  transmissam 
est,  tum  suis  nuper  oculis  Henricus  Brunnius  noster  et  struc- 
turae  genus  omne,  permemorabile  illud,  et  sculpturae  arteiu 
quattuor  basis  lateribus  adhibitam  scrupulosissime  examins- 
vit.  Et  ad  architectonicam  quidem  plasticamque  artem  spei- 
tans  pars  gravissimae  sane  eiusdemque  intricatissimae  quae- 
stionis  quoniam  sine  tabularum  adminiculo  ne  potest  qoidem 


*)  Novum  nuper  exemi)lum  lithographum  vidimns  in  EwerbeckL 
libro  propositum  'Architectonische  Reiseskizzen  aus  Dentschland,  Fani- 
reich  und  Spanien'  (Hannov.  a.  1862)  fasc.  I  tab.  6:  quo  nihil  prorFJS 
proficitur. 


8VPPLEMENTVM   V.     .  559 

sat  plane  ezplicari,  harum  autem  eonficiendarum  in  eorum 
quae  nonc  snnt  temporum  angnstiis  nec  venia  nobis  nec 
copia  est,  in  sola  nnnc  ea  parte  versabimur  quae  ad  con- 
iuDctissimam  cum  architedura  epigraphicen  spectai  Ex  hac 
enim  quantam  saepe  lucis  in  historiam  artis  redundet,  cum 
aliis  documentis  pridem  intellectum  est  tum  huius  ipsius 
monumenti  insigniore  exemplo  apparet.  Quippe  sic  ezisti* 
matnm  est  ab  elegantioris  iudicii  hominibns  Francogallis 
plerisqpe:  tam  manifesta  mausolenm  Glanense  indicia  prae 
se  ferrd  aut  labantis  artis  aut  prope  iam  lapsae^  ut  anti- 
quioris  aetatis  cogitatio  omnis  procul  habenda  sit.  Yelut  in 
hunc  modum  Millinus  commentabatur  p.  400  sq.:  ^Malgre  la 
beaute  de  Tensemble  du  mausolee  et  la  delicatesse  de  quel- 
ques  omemensy  il  o£Fre  des  defauts;  les  colonnes  cannelees, 
ayec  des  chapiteaux  corinthiens  et  des  bases  attiques,  n^ont 
pas  de  justes  proportions;  la  comiche  et  la  frise  partent  du 
milieu  des  colonnes,  qui  ne  les  supportent  pas  entierement;  ' 
il  y  a  des  parties  d'omement  tres-grossieres  et  tres-n^gligees: 
enfin  il  est  aise  de  voir  que  cet  edifice  n'a  pas  ete  fait  dans 
le  bon  temps  de  Tart;  il  est  silrement  d'un  temps  poste- 
rieur  a  celui  des  Antonins.'  Alia  quae  putat  vitia  vitu- 
perans  Labordius  p.  83  sq.  etsi  aetatem  certius  definire  non 
est  ausnSy  tamen  de  tempore  non  multum  remoto  (^une  epoque 
peu  recul^e')  item  loquitur.  Longe  et  confidentius  et  con- 
temptius  yir  sollertissimus  iudicat  Prosper  Merimee  in  ^Notes 
d'un  Yoyage  dans  le  midi  de  la  France',  qui  liber  Bruxellis 
prodiit  a.  1835.  Is  enim  praemissis  p.  300  his  verbis:  Me 
tombeau  m'a  pam  mesquin,  bizarre,  et  d'un  goClt  detestable; 
il  est  impossible  de  ne  pas  croire  en  le  voyant  qu'il  appar-  v 
tient  a  une  ^poque  de  decadence',  prolixiore  disputatione 
mausoleum  Glanense  cum  arcu  triumphali  comparat  quem 
proximo  iuxta  mausoleum  intervallo  exstructum  plerique  una 
cum  illo  et  tractamnt  et  repraesentamnt  Quem  cum  ab 
artis  elegantia  longe  longeque  mausoleo  praeferat  cum  Mil- 
]|no^  Labordio,  ceteris,  tamen  quoniam  ne  hunc  quidem  M. 
Aurelii  imperio  antiquiorem  arbitratur  p.  306,  consequens  est 
ut  mausoleum  Commodi  vel  Septimii  Severi  temporibus  tri- 
buat,  prorsus  ut  ante  visum  erat  Millino. 


560  PRISCAE   LATINITATIS   EPIGRAPHICAE 

Hanc  igitur  de  aetate  monumenti  Glanensis  opiQioueni 
cum  fere  dominari  viderem,  non  mediocriter  mirabar  parum 
curae  ab  eisdem  antiquariis  in  ea  inscriptione  positum,  quam 
tamen  omnes  nossent  in  media  parte  monumenti  e  tribus 
tabulatis  compositi  per  epistylium  omne  pertinere  grandibu? 
litteris  exaratam:  quae  cuius  esse  aetatis  vel  posset  ?el  non 
posset,  nemini  vel  in  mentem  venit  quaerere.  Quid?  qund 
^  ne  recte  legendo  quidem  vertendoque  titulo  longe  simplicis- 
simo  quisquam  par  fuit  ante  lo.  lacobum  Barthelemj^,  cuiu.< 
haec  verba  excerpere  libet  e  ^Memoires  de  Tacad.  d^s  inscr. 
et  belles  lettres'  t.  XXVIII  (a.  1761)  p.  579,  iterata  in  To^ 
yage  en  Italie'  p.  331  ed.  a.  1801  vel  p.  336  ed.  a.  1802,  in 
brevius  contracta  Operum  t.  III,  2  p.  465  ed.  a.  1821:  ^Douz^ 
opinions  differentes*)  n'ont  pd  fixer  encore  la  fa^on  de  lire 
une  inscription  tracee  sur  la  frise  du  mausolee,  parce  quelles 
VI  etoient  toutes  fondees  sur  les  copies  infideles  qu  on  en  avoit: 
voici  la  treizieme,  et  j^ose  dire  la  veritable, 

SEX .  L  M .  IVLIEL-  C  •  F  -  PARENTIBVS  •  SVEIS 

Sexkis,  LuciuSy  Marcns,  tous  trois  fils  de  Caius  Julius,  d  Imf 
parens,^  Nec  recipiendi  tituli  aliam  caussam  Orellius  n.  ?'l 
habuit,  nisi  'quia  inter  eruditos  Gallos  celebratur  propttr 
duodecim  minimum  interpretationes  diversas  quas  expertu- 
est.'     Ceterum  in  repraesentanda  inscriptione  Orellius  totu- 


*)  Nemo    iocularius    Moreavio    1.   8.   b.    qui    eic    interpretabatJ: 
[Caius]  Sextius  Lucius,  Maritus  Iuli{a)e  Incamparabilis,  Curatit  Fi^t* 
Parentihus  Suis.    Quo  paullo  saltem  Banius  Labordius:  Sextus  d  .V«^- 
cus  lulii  curaverunt  faciendum  parentibus  suis:  quam  iDterpretatioiiw 
nimirum   emendayit   Mcrimaeus    BubstitutiB    curaverunt   fieri   Tocib^ 
Quamquam  quid  hos  mirabimur,  si  vel  Millinus  facere  non  potuit  «^u* 
Barthelemyi    interpretationi   hanc   Fischianam    opponeret   ut   diTcr^i 
p.  398:   ^Les  Juliens,   Sextus,  Lucius  et  Marcus,  fils  de  Caius  Jwt 
n  leurs  parens^   hoc  quidem  iudicio  subiecto  'la  tonmure   seroit  di^ 
rente,  mais  le  sens  est  le  meme.'    In  legendo  autem  tranBcribemtop 
titulo   cum  iam  apud  Gruterum  bis  peccatum   esset  p.  731,  10  et  ij 
tamen  haud  scio  an  levitate  ceteros  Graecus  homo  Lysander  Katta'. 
gioghi  (au  Kastangioglu  ?)  superaverit  hoc  proposito  exemplo  in  ^^^ 
Inst.    arch.   Kom.    t.  X    (a.  1838)    p.  101:    SEX.  L.  M.  ivliae,  t.  t   ' 

rAKKNTlBVS.    SVIS. 


SVPPLEMENTVM   V.  561 

pepeudit  e  Millini  exemplo  p.  397  posito,  satis  illo  emendato 
nisi  qaod  interpunctio  ojnnis  abest. 

In  hoc  igitnr  titalo  tractando  quod  prorsus  neglectum 
mirabar,  hoc  erat^.quod  ille  cum  omisso  luliorum  cognomine 
tum  diphihongi  IVLIEI  et  SVEIS  yocibus  usu  posterioris 
aetatis  cogitationem  omnem  excludere  atque  adeo  liberae 
etiamtum  rei  publicae  tempora  certissime  contestari  videretur. 
Atque  de  EI  scriptura  dedita  nuper  opera  in  horum  Supplemen- 
torum  fasciculo  IV  [p.  542  sqq.]  hanc  ipsam  potissimum  ob 
caussam  quaesivi^  ut  inde  proficerem  ad  titulum  Glanensem 
rectius  definiendum.  Vbi  si  vere  disputavi  in  dativis  abla- 
tivisque  (ut  SVEIS)  diphthongum  viz  ultra  imperium  Cae- 
saris  Augusti  perstitisse,  in  nominativis  (IVLIEI)  aliquanto 
etiam  prius  desiisse^  consequens  est  ut  a  yero  mirum  quan- 
tum  Francogallorum  iudicia  aberraverint.  Ita  igitur  sentienti 
nihil  contingere  exoptatius  potuit  quam  quod,  praeter  monu- 
menti  imaginem  cuius  supra  mentionem  feci  pbotographam, 
etiam  inscriptionis  exemplum  eximia  et  arte  et  cura  colori- 
bus  pictum  incomparabili  Sanremensium  benignitate  in  manus 
meas  pervenit.  Quod  simul  atque  oculis  intueor,  ilico  species 
evideDtissima  eius  litteraturae  apparuit,  qualis  fuit  circa 
tempora  exeuntis  saeculi  septimi  ineuntisque  octavi.  Quod 
quidem  ita  esse  facile^  qui  harum  rerum  aliquem  usum  ha- 
beat,  ex  ea  tabula*)  perspiciet  qua  figuras  litterarum  omni 
fide  lithographus  noster  ad  verum  expressit  sub  A.  Praeterea 
quo  nihil  omitterem  aptum  ad  persuadendum,  transmisso 
exemplo  lithographo  e  peritissimis  in  hoc  genere  arbitris 
Guilelmo  Henzeno  et  lo.  Baptista  Rossio  de  huius  aetatevn 
scripturae  sciscitatus  nulla  interposita  mora  responsum  tuli, 
noD  posse  ullo  modo  dubitari  quin  illa  aut  ultimis  tempo- 
ribus  liberae  rei  publicae  aut  fortasse  primis  imperii  tri- 
buenda  esset 

Vides  quam  recte  vim  et  usum  epigrapbices  praedicarim 
ad  illusti^dam  emendandamve  historiam  artis  valentem. 
Quippe  nunc  demum  certum  nec  ullo  pacto  fallax  fundamen- 

*)  Eam  tabulam  qui  expetierit,  venire  sciat  apud  A.  Marcnm 
Ubrarium  BonnenBem. 

FK.  R1T8CHELII    OPV8CVLA    IV.  36 


5G2  PRISCAE   LATINITATIS   EPIGBAPHICAE 

tum  nacti  merito  sic  existimabimus,  non  ut  ex  artis  geueiv 
de  aetate  monumenti  coniciendum;  sed  ut  ex  inscriptioQii 
h.  e.  ipsius  monumenti  aetate  de  genere  artis  iudicaDdum 
esse  intellegamus.  Itaque  in  hanc  partem  confidenter  statue- 
bam,  cum  de  mausoleo  Glanensi  aliqua  occasione  commen- 
tabar  de  qua  relatum  est  in  Gerhardi  Diariis  archaeol.  a.  186?' 
p.  134*  Vbi  de  Millini,  Labordii,  Merimaei  offensionibiis 
dubitationibus  reprehensionibus  plurimis  non  potui  non  ita 
sentire,  has  ut  eis  disceptandas  expediendas  diluendas  com- 
mitterem  qui  disciplinam  archaeologicam  profitentur  adqae 
architectonicen  studia  contulerunt  sua.  Nam  memet  cum  in 
horum  numero  minime  censerem,  tamen  tantum  intellegere 
videbar,  eo  esse  necessario  aduitendum  ut  cum  inscriptionii 
antiquitate  artis  existimatio  aliqua  via  conciliaretur.  Quo- 
circa  Romam  missis  Labordianarum  tabularum  exemplis  de- 
lineando  factis,  quid  tandem  huius  rei  esset  e  Brunnio  per- 
quisivi:  qui  tamen  ne  sic  quidem  sat  tuto  posse  iudicari  re- 
spondit  nisi  ipso  monumento  inspecto.  Itaque  pergratun 
accidit  quod  per  itineris  Parisini  opportunitatem  licuit  nu{>tr 
suavissimo  amico  Glanum  adire  ipsumque  mausoleum  p^r 
omnes  partes  diu  placideque  contemplari  perscrutari  rimari. 
Quo  planissime  intellectum  est  niirum  quantum  fallere  Tel 
Labordianas  tabulas,  sive  architectonicas  rationes  spectas  sivf 
plasticas:  singularem  sane^  sed  minime  rudem  aique  incon- 
ditam,  nedum  vilem  abiectamque  artem  omnem  perquam  do- 
tabilis  monumenti  esse,  immo  certo  consideratoque  consillt 
instituta  omnia:  singulas  quasdam  partes  a  norma  consuea 
dinis  recedentes,  sed  easdem  suis  e  caussis  repetendas,  parun. 
simplici  prudeutique  iudicio,  immo  cupidiore  fastidio  et  pra^ 
sumpta  quadam  opinione  ab  antiquariis  existimatas:  prae^ 
claro  tamquam  supplemento  monumentum  Glanense  esse  j- 
vacua  quaedam  intervalla  explenda  quibus  progressae  pr»>- 
viii  pagataeque  artis  scientia  nostra  adhuc  hiaverit:  ab  elegantia 
et  concinnitate,  quamvis  ea  aliquotiens  solidiore  et  yTvy^ 
modum  pinguiore  quam  molliore  et  politiore,  nihil  pror?u^ 
obstare,  quominus  ei  ferme  aetati  illud  tribuatur  quae  mtu:* 
fuit  inter  C.  Caesarem  et  Octavianum  Augustum.  Ad  ip>** 
autem  iiguras  iii  quattuor  basis  lateribus  opere  caelato  faiw-^ 


8VPPLEMEN'TVM   V.  563 

quod  attinet,  non  posse  com  quibusdam  de  aliquo  argumento 

mythologico  cogitari;  velut  de  venatione  Calydonia,  de  morte 

Patrocli,   de   pugna  Amazonum,   sed   indubiam   certaminum 

militarium  repraesentationem  esse:  certarum  tamen  vel  pugna- 

mm  yel  personarum,   in  qualibus  comminiscendis  adoman- 

disque  post   alios   multus   fuit  Malossius  a  Merimaeo  com- 

memoratus;   certiora  indicia  esse  nuUa.     Itaque  etsi  somnia 

sunt  quibus  Malossius  ipsius  C.  Caesaris  dictatoris  de  Ario- 

?isto  triumphum,  cladem  AUobrogum  captamque  filiam  Or- 

getoricis;  mortem  Camulogeni  menti  suae  informavit  ut  ana- 

glypho   opere   expressa,    tamen    tantum    esse    concedendum 

Tidetur,  reapse  spectare  haec  anaglypha  ad  Romanorum,  Gal- 

lorumy  aliorum  fortasse  barbarorum  aliqua  certamina^  in  qui- 

bus  certae  partes  fuerint  et  ut  videtur  eminentiores  eius  C. 

lalii,    cuius   honorificae   memoriae   laute  luculenterque  ex- 

structum  monumentum  Sextus  Lucius  Marcus  filii  consecra- 

rani    Cuius  C.  lulii  dolendum  est  sane  ne  tenuissimam  qui- 

dem  memoriam  rerum  scriptores  servare.   Quodsi  quis  fuerit, 

quibus  honoribus  functuS;  qua  virtute  insignis  quove  successu 

clarus,  ne  verbo  quidem  in  ipso  titulo  significatum  mirere, 

haud  scio  an  sat  probabili  coniectura  responderi  possit.   Ar- 

CQs  enim  triumphalis  ille,  cuius  iam  supra  mentio  facta,  cum 

in  tanta  mausolei  vicinitate  coUocatus  sit  ut,  quin  certo  con- 

silio  haec  duo  aedificia  sodata  sint  et  ad  unius  hominis  ho- 

norem  relata,  vix  videatur  dubitari  posse^  consentaneum  est 

profecto  sic  censere,  ut  in  eius  ipsius  arcus  parte  superiore, 

quae  aetatem  non  tulit^  perscripta  fuerint  nomina^  tituli,  faci- 

nora  etiamtum   yivi  C.  lulii,   cui  mortuo   mausoleum  iuxta 

statuerit   filiorum    pietas.     Ita  cum   viginti  anni   v.el  plures 

potuerint  inter  utriusque  monumenti  originem  interiecti  esse, 

vel  sic  sat  commode^   unde  artis  in  utroque  non  levis  dis- 

crepantia    quaedam    repetenda    sit;    perspicitur:    quamquam 

Brunnio  quidem  iudice   ea  discrepantia   non   est   tanta  nec 

eiusmodi,  quin  prorsus  probabiliter  ad  indolis   diversitatem 

duorum;  a  quibus  illa  opera  profecta,  Graecorum  artificum  ix 

revocetur:  nam  Graecos  fuisse  res  ipsa  loquitur.  —  Cogno- 

mine  autem  lidios  illos  fuisse  Caesares  vel  praenomina  faciunt 

ttt  credamusy  quando  praeter  Sextxis  Lucitis  Gaius  praenomina 

86* 


564  PRISCAE   LATINITATIS   EPIGRAPUICAE 

aliud  omnino  nullum  Gaesarum  familia  probavit,  id  qnod 
vel  consules  annorum  597.  663.  664.  690  doceni  Ceterum 
pars  Romanae  gentis  luliae  in  Gallia  consederit  an  Roma' 
nae  nomen  patrociniumque  Gallica  gens  assumpserit^  incom- 
pertum. 

Tantum  est  quod  de  mausoleo  Glanensi  disserere  in 
promptu  est  pliilologo:  penes  archaeologos  ea  pars  quaestio- 
nis  erit  quae  ad  artem  singillatim  explicandam  pertiDet^  cui 
ipsi  muneri  non  defuturum  Brunnium  confidimus. 


Septem  poculis  litteratis  antiquissimis,  quae  licuit  ic 
P.  L.  M.  E.  tab.  X  et  XI  repraesentare,  Brunnii  nunc  bent- 
ficio  octavum  sub  B  accedit  ad  cultum  Aesculapii  spectans 
anno  463  u.  c.  Romam  receptum  [cf.  Ephem.  epigr.  I  p.  J? 
n.  5].  Simillimum  id  quidem,  sive  paterae  figuram  sive  orDa- 
menta  et  colores  spectae,  poculo  illi  VOUGANI  est,  quod  d^ 
lineatum  habes  I.  s.  s.  tab.  X  C,  coloribus  pictum  in  Gerhari 
"rrinkschalen  des  Berliner  Museums'  (Berol.  1840)  tab.  VUl: 
inscriptionem  autem  hanc  monstrat 

AISCUAPI.POCO(UUOM 

Vbi  iteratas  post  POCO  duas  CO  litteras  (quarum  prior  mirt 
curta  specie  est)  non  consilio  uUi,  sed  simplici  Bcribemi. 
lapsui  deberi  recte  haud  dubie  Brunnius  vidit,  qui  et  investi 
gavit  hoc  monumentum  et  primus  publicavit  in  'Bullettini»' 
arch.  Rom.  a.  1864  p.  24.  De  origine  auteni  etsi  nihil  cod- 
stat  nisi  ab  homine  regionis  Clusinae  allatum  esse  Romam. 
tamen  sat  probabiliter  de  Etruria  meridionali  cogitari,  unJc 
eiusdem  generis  cetera  pocula  sacra  prodierunt,  iure  suo  iam 
est  idem  Brunnius  ratiocinatus.  Ceterum  in  ipsa  inscriptio-^ 
inusitati  nihil  inest,  quando  nec  AI  diphthongus  nec  sjn 
cope  CU  consonantium,  de  qua  identidem  dictum  est  ali'»- 
quicquam  ofi^ensionis  in  titulo  exeuntis  saeculi  quinti  le. 
ineuntis  sexti  habet. 

Licebit  autem  hac  opportunitate  uti  ad  recolendam  m»*^ 

X  moriam  eius  poculi,  in  quo  scriptum  esse  COERAE-HKVl'^' 

diu   est  ex   quo,  (larrnccio   ut  videtur  auctore,  fama  penrf- 


SVPPLEHENTVM   V.  565 

bruit;  quamquam  ipsum  vasculum  ab  lo.  Petro  Secchio  S.  I. 

olim  possessum  quo  gentium  peryenerit  ignoratur.   Suspecta- 

bat  banc  inscriptionem  Mommsenus   C.  I.  L.  I  n.  45  cum 

propter  alia  (quae  etsi  videor  divinare  posse,  tamen  gravioris 

momenti  esse  yiz  putayerim)  tum  propter  omissam  in  PO- 

COI^O  litteram  finalem,  quam  cetera  sane  pocula  constanter 

serTant.  Itaque  nec  inutile  nec  iniucundum  fuerit  ad  ea  ani- 

mum  adverterC;  quae  huc  pertinentia  litteris  gratissimis  ac- 

cepta  refero   a   gnavissimo   iuvene   deque   epigraphica    arte 

bene  merituro  Carolo  Zangemeistero  Roma  ,ad  me  datis.  -  Is 

enim  cum  per  itineris  Etrusci  occasionem  Hortam  venisset 

(ciii  nanc  Orte  nomen);    apud  clericum   quendam   incidit  in 

eiemplar  *Antiquitatum  Hortae'  ab  lusto  ^Fontaninio  Romae 

eTulgatarum  a.  1708;   quod  qui  ante  possederat;   sua  manu 

magnaque   diligentia;    quidquid    titulorum    cum   Etruscorum 

tam  Latinorum  post  Fontaninium  repertorum  ei  innotuit;  in 

fine  libri  adscripsit:  id  quod  post  annum  huius  saeculi  XXX 

factum  esse  inserta  diariorum  publicorum  schedula  docuit  ad 

seditionem  turbasque  Polonorum   spectans.     Ibi  igitur  etiam 

poculi  figura  picta  est,  proxime  ea  accedens  ad  illarum  simi- 

litudinem  quas  P.  L.  M.  E.  tab.  X  sub  c  d  e  rcpraesentavi- 

mus,  hac  quidem  addita  inscriptione  COT^RA  POCOtO.  Ergo 

quin  exstiterit  tale  vasculum;    idque  Hortae  repertum  unde 

etiam  ^AVIIRNAI  atque  SALVTES  pocula  prodiisse  con- 

staty  iam   dubitare   nullo   modo   licet;    quamquam   de   vera 

lectione  non  potest  nou  anceps  esse  iudicium.    Et  tertia  qui- 

dem  littera  l^  quoniam  interpretationem  omnino  respuit;  pro- 

cliTis  sane   de  evanidis    lineolis   duabus   coniectura  est  qua 

COcKA  nomen  redipiscamur;  E  litterae  figura  minime  in- 

solita  in  titulis  vetustioribus  vel  stilo  inscriptis.     Quod  reli- 

qunm  est;    etsi  nec  POCOUO  nominativus   per  se  quicquam 

offensionis   habet  ac  fortasse  ne  COERA  quidem  genetivus 

aliqua  defensione  caret:  (quidni  enim;  quo  iure  dativos  FE- 

RONIA  MATVTA  NOMEHA  MARICA;  nominativum  plu- 

ralem   MATRONA    incultior    quondam    lingua   probavit   in 

saiis  PisaurensibuS;  etiam  genetivum  aliquando  potuisse  im- 

minai  largiare?)  tamen  quoniam  neutrum  ex  ipso  poculorum 

;enere  quicquam  firmamenti  habet;   satius  sane  fuerit  duce 


566  PRISCAE    LATINITATIS   EPIGRAPHICAE 

XI  E  litterae  exemplo  sic  sentire,  ut  aliis  quoque  locis  quibus- 
dam  evanuisse  pristinam  scripturam  coniciamus.  Yt,  si  nikil 
praeter  COTRA  POCOUO  oculis  Hortini  antiquarii  apparuii, 
hoc  minime  impediat  quominus  integra  etiamtum  patella  ple- 
nius  ficriptum  fuisse  COERAI  ac  fortasse  etiam  POCOWM 
credatur:  illud  quidem  prorsus  ad  similitudinem  AECETIAl 
formae  quae  est  in  poculo  nunc  Londinensi.*) 

Ceterum    cuicuimodi  hoc  est,   citra   controversiam  iam 


*)  [His  addenda  sunt  qnae  Mueei  Rhen.  t.  XXI  (1866)  p.  296  ^ 
Ritschelius  narravit  inscripta  'zur  Litteratur  der  POCOL A' :  'hi  Prucat 
lat.  epigr.  Suppl.  V  p.  X  f.  theilte  ich  mit,  wie  durch  den  glucklichtn 
Fund  eines  handschriftlichen  Zeugnisses,  welches  Herm  Dr.  ZaogemeUtef 
in  Orte  (dem  alten  Hdrta)  in  die  Hande  fiel,  die  yon  Mommsen  C.  I.  L 
I  n.  45  cinigermassen  bezweifelte  Existenz  eines  Gef^ses  mit  der  (vii 
Garrucci^s  Autoritat  zurflckgehenden)  Inschrifb  COERAE  •  POCOIO  toU 
kommen  sichergestellt  sei.  £in  zweites  Zeugniss  dieser  Art  yerdazike 
ich  jetzt  der  brieflichcn  Mittheilung  des  Herrn  Ariodante  Fabretti 
in  Turin.  Er  macht  zun^chst  darauf  aufmerksam,  dass  obige  InBchrih 
friiher  als  von  mir  in  P.  L.  M.  E.  Enarr.  p.  14  und  von  Momms€L  i 
a.  0.,  von  ihm  selbst  sei  publicirt  worden  in  seinem  Glossarinm  Itali 
cum  p.  1417,  wo  sie  COIRA  •  POCOUO  geschrieben  ist,  So  namlitl 
fand  er  sie  in  einem  an  Vermiglioli  gerichteten  Briefe  G.  Catena^s  vod 
9.  Juli  1842,  worin  dieser  Bericht  erstattet  uber  die  im  J.  1838*)  oDtt: 
Ardoini's  Leitung  in  Orte  untemommenen  Ausgrabungen  und  die  sammt 
2U7  lichen  bei  dieser  Gelegenheit  zu  Tage  gekommenen  Inschriften  >e: 
zeichnet,  deren  grossten  Theil  Fabretti  auch  schon  in  sein  Coq)U8  msa 
Ital.  aufgenommen  hat.  Die  Catena'schen  Abschriften  nan  derjeci^t 
Stiicke,  welche  Fabretti  mit  denen  des  Muaeo  Gregoriano  vergleichei 
konnte,  gaben  ihm  die  Ueberzeugung,  dass,  wenn  Catena  selbst  di^ 
etruscischen  Inschriften  'discretamente'  zu  lesen  wusste,  er  mn  so  rich 
tiger  werde  die  lateinischen  copirt  haben,  folglich  auf  die  LtWi 
COIRA  .  POCOl^O  voUer  Verlass  sei.  —  MSglich  allerdings  an  eich,  dir- 
Catena  richtig  abschrieb;  aber  fur  verbiirgt  kdnnten  wir  die  Lesuv 
doch  erst  dann  halten,  wenn  ausdrucklich  bezeugt  wlirde,  dass  ^^<' 
an  dem  I ,  noch  nach  dem  A  (noch  nach  dem  letzten  0)  ein  jetzt  w 
loschter  Zug  gestanden  habe  oder  gestanden  haben  kdnne.  Cau:i>-i 
oder  Garrucci  —  die  Wahl  ist  gleich  misslich,  zumal  Angesicht*  li-* 
dritten  LesungCOTRA  •  POCOl^O,  an  die  sich  nach  wie  vor  dieMctt 
massungen  anschliessen  lassen ,  die  in  Suppl.  V  a.  a.  0.  vorgetm?  ^ 
wurden.'  —  Ceterum  cf.  Ephem.  epigr.  I  p.  8  n.  6.     C.  W.j 


*)  'Alau   Latte   ZangoinristtT  aus   dem  Irilialt    eiues  cingcklebten  Z«itimp»'-»'" 
gaiiz  richtig  auf  cino  Zcit  uacb   1S30  gcschlosseu.* 


SVPPLBMENTVM   V.  567 

> 

eonstare  de  novem  nominibus  deorum  putamns  cum  ^pocuUh 
rxm^  religione  circa  tempora  Punici  belli  primi  coniunctis: 
quae  sunt  Aequitatis*),  Aesculapii,  Bellonae,  Ceri,  Curae, 
Lavemae;  Salutis,  Saturni,  Yulcaui.  Nam  ne  de  Bellona  qui- 
dem  dubitandi  sat  gravem  caussam  video.  Miram  esse  BE- 
UOI^AI  formam  haud  infitior.  Quam  non  posse  bellulae  loco 
haberi,  verissime  Mommsenus  disputavit.  Nec  magis  audien- 
dus;  quem  novi  ^  de  lidhUa  cogitare,  quam  dici  Venerem 
Yoluit.  Mitto  reliqua,  quae  tali  interpretationi  obstant^  omnia; 
unum  illud  respici  iubeo,  ab  omnibus  quod  sciam  neglectum: 
ipsias  deae  imaginem,  ut  e  tabula  nostra  P.  L.  M.  E.  XI  G 
planissime  apparet,  anguibus  crinitum  caput  ostendere, 
quod  quam  est  a  Veneris  cogitatione  alienum;  tam  in  Bel- 
lonae  indolem  apprime  convenit.  Quod  cum  ita  sit,  illud 
curandum  erit,  ut  non  necessario  abhorrere  ab  antiquitate 
linguae  talem  2  et  n  liquidarum  permutationem  intellegatur: 
quae  quamvis  singulari  exemplo  contineatur,  tameu  haud  scio 
an  aliarum  affectionum  non  minus  singularium  earumque 
item  ad  consonantes  pertinentium  exemplis  defendatur,  de 
quibus  quoniam  breviter  non  potest,  alio  loco  dicetur. 


Eidem  Zangemeistero  Agathonis  titulus  debetur  ante 
uon  editus,  quem  tabula  lithographa  exhibet  sub  C,  Reper- 
tus  est  ille  in  agro  Verano,  cum  coemeterium  aedis  S,  Lau- 
rentii  extra  muros  ultra  pristinos  fines  promotum  est:  nuncxii 
autem  in  horreis  musei  Capitolini  servatur.  Vetustioris 
aetatis,  quam  sola  scripturae  species  testatur,  alia  indicia 
certa  nuUa  sunt:  post  medium  demum  saeculum  septimum 
factum  esse  t  litterae  aspiratio  documento  est.  Mutilis  nunc 
litteris  plene  perscriptis  hoc  prodit  inscriptionis  fragmentum: 

?  a^a^AONI  •  L 

aGATHOLI 
CONLEGEIS 
^ARG-VITIPO 
AGATHONISr 


*)  Hanc  AECETiAi  nominis  interpretationem  nescio  qua  oblivione 
P.  L.  M.  E.  Enarr.  p.  16  mihi  tribui,  quam  Bernayeio  Mommeenoqae 
deberi  recte  dixeram  comm.  de  fict.  litt.  p.  19  sq.  [snpra  p.  283]. 


568  PRISCAE    LATINITATIS   EPIGRAPHICAE 

Quod  fragmentum  aliqua  coniectura  supplere  velle,  cum  a 
quattuor  partium  nulla  intcgrum  lapidem  babeamus,  hario- 
lantis  potius  sit  quam  ratiocinantis. 


Pridem  a  nobis  repraesentatum  P.  L.  M.  E.  tab.  XCl  A 
titulum  Vaticanum  propterea  iterandum  duximus  sub  J), 
ut  culpam  illic  commissam,  quae  tamen  vix  haberi  nostra 
potest,  expurgaremus.  Quippe  Bonnam  transmissum  ectypum 
chartaceum  ita  paratum  erat,  ut  a  CALTILI  nomine  inci- 
piens  una  continuitate  pergeret  ad  TVLLI.  lam  cum  ex 
adiecta  huic  ectypo  totius  arae  imagine,  quam  in  P.  L  M. 
E.  sub  a  posui,  planissime  appareret  ipsum  principium  tituli 
a  T-QVINCTIVS  nomine  fieri,  mutato  ordine  hinc  suum 
lithographus  exemplum  exordiri  iussus  est,  quando  non  potuit 
non  per  totum  orbem  rotundae  arae  inscriptio  pertinere  tI- 
deri:  nec  quicquam  contrariam  in  partem  significatum  erat. 
Ilinc  Igitur  consequens  fuit  ut  sat  graves  dubitationes  ori- 
rentur  de  duobus,  ut  quidem  videbatur,  hominibus  in  supe- 
riore  parte  arae  perscriptis,  tribus  autem  magistratibus  partis 
inferioris.  In  qua  difficultate  expedienda  nunc  demum  apf-a- 
ret  tam  felici  acumine  Mommsenum  versatum  esse  C.  I.  L 
I  n.  804,  nihil  ut  ad  commodissimum  intellectum  iam  desi- 
deretur.  Quod  enim  suspicari  nemo  debuerat,  lacunosam 
esse  qualis  adhuc  repraesentabatur  inscriptionem,  id  ip^um 
eiusdem,  cuius  honorifica  mentio  bis  facta  est  supra,  Zaniie- 
xiir  meisteri  virtute  uunc  patuit  ita  prorsus  se  habere.  Is  enim 
cum  musei  Vaticani  copias  perlustrans  in  hunc  lapidem  io- 
cidisset,  bene  memor  nondum  solutae  quaestionis  ilico  vidii 
c  postico  arac  latere  aliquam  particulam  pristini  marmyri> 
inter  TVLLI  et  CALTILI  nomina  periisse,  recens  autera  in- 
serto  lapidis  frustulo,  eiusque  pauUo  candidioris,  guppletam 
esso,  sed  sine  litteris  suppletam,  nisi  quod  fractis  I  et  C 
litteris  tenuiculi  quidam  apices  accesserunt.  Quam  rationem 
omnem  speramus  fore  ut  tabula  nostra  lithographa  diligent/T 
observata  s[)atiorum  proportione  ita  planam  faciat,  ut  certiv 
sima  iu  hice  Mommseiii  tale  supplementum  appareat: 


8VPPLEMENTVH   V. 


569 


T  QVINCTIVSQ.F.LTVLLI  ILFL]  CALTXLI.CALTL. 
MAG .  DE .  DVOBVS  •  PAGEIS  •  E  T  •  VICEI  •  SVLPICEI 

Ne  quis  aatem  miretur  in  superiore  arae  parte,  quae  angu- 
stior  est  inferiore,  longiorem  esse  quam  in  inferiore  inscrip- 
tionem;  sciendum  est  in  superiore  quidem  CALT*L.  et  T* 
QVINCTIVS  nomina  nuUo  interstitio  continuari,  contra  in 
inferiore  aliquanto  ampliore  aliquod  inter  SVLPICEI  et  MAU 
intervallum  interiectum  esse.  Quocum  prorsus  convenit  quod 
post  CALT-L  interpunctum  est,  non  est  post  SVLPICEL 


Sub  E  quam  novam  tesseram  gladiatoriam,  anni 
quidem  697,  exhibui  ectypo  stanneo  usus  ab  Henzeno  per- 
amice  ut  solet  misso,  eadem  est  quam  e  Garruccii  ^Disser- 
tationibus  archaeologicis'  repctitam  paucis  nuper  tractavi 
Masei  Bhenani  t.  XIX  p.  459  sqq.  coU.  p.  480  [infra  n.  XIX 
in  fine].  Vbi  cum  dubitabam  num,  quod  Garruccius  xylo- 
graphum  exemplum  proposuit;  fidem  satis  servaret,  non  im- 
merito  me  dubitasse  lithographum  nunc  nostrum  docet,  quod 
est  tale: 


STEPANVS 

M  A  M  M  I 
SPA  DllXk  AP 


PLEN.QMET 


Gravissimum  est  autem,  quod  perforandi  modum  (jiarruccius 
prodidit  veritati  omnino  contrarium:  quod  enim  ille  arbitratu 
8U0  foramen  finxit  in  primo  tertioque  tesserae  latere,  id  xiv 
quamvis  fracto  manubrio  planissime  apparet  ab  altero  ad 
quartum  pertinuisse,  prorsus  id  convenienter  ei  normac  quam 
uno  fortasse  exemplo  excepto  antiquitas  constanter  observavit. 
Quod  quam  vim  habeat  et  quam  rationem^  cum  alibi  uberius 
disputavi  tum  1.  s.  s.  p.  461  significavi. 

Ceterum  quam  Garruccius  ibidem  alteram  tesseram  pu- 
blicaverat;  spectantem  eam  ad  annum  756: 


570 


PKISCAE   LATINITATIS   EPIGRAPHICAE 


• 

•  L. 

P 

SP- 
AKL 

VDENS 

T  I  T  I 

NONAPR 
■  MSERVIL- 

COS 

ea  ubi  reperta  sit  vel  qua  via  ad  ipsum  perlata,  ne  in  alUn» 
fjuidem  fasciculo  ^Dissertationum'  suarum^  qui  heri  in  manuj 
meas  pervenit,  ullo  verbo  aperuit.  Contra  de  I  longae  usu 
atque  aetate  ea  contra  me  disputat  p.  57  sq.,  disputat  auten. 
et  calidius  et  obstinatius,  quae  eum  credam  non  recocturuE] 
fuisse,  si  legisset  perpendissetque  quibus  cum  aliis  tum  ip^. 
pridem  responsum  estMusei  Rh.  t.  XIV  p.  298  [supra  p.355]ifqi| 
378  [382]  sqq.  487  [381]  sq.  Olim  disputatis  quae  addam,  il 
praesens  duo  potissimum  habeo,  non  ea  ad  liberae  tempon: 
rei  publicae  pertinentia,  quorum  me  finibus  certo  consilio  tuin 
fere  continui,  sed  cum  longius  vagata  licentia  imperatoriu- 
aetatis  coniuncta.  Primum  enim  in  memoriam  revocare  ac 
curatam  Guilelmi  Schmitzii  quaestionem  iuvat,  qua  is  ^Stv 
diorum  orthoepicorum  et  orthographicorum  Latinorum',  Ma: 
coduri  editorum  a.  1860,  capite  V  demonstravit  novo  co: 
silio  I  longam  ei  sono  exprimendo  adhibitam  esse  «j 
medium  quendam  inter  i  vocalem  et  j  consonantem  luii:i 
obtineret  in  talibus  qualia  sunt  cins  nuxior  Tmiai  quae  hl 
Cicero  cum  Caesare  EIIVS  POMPEIIVS  MAIIA  MADo: 
TROIIA  COIIVNX  scripsissent  paullo  molestius,  post  m-i 
tautum  ElVS  scriptura  invaluit,  sed  novo  praeterea  arti^ 
vel  EIlVS  vel  adeo  ElIVS  formae  excogitatae  sunt.  —  A 
tcrum  est,  quod  idem  me  Schmitzius  monet  eis  addem'  - 
fuisse  quae  de  I  longae  in  ^monumento  Ancyrano'  crebntat 
xvdixi  in  nupera  de  tesseris  commentatione  p.  339.  In  exem:^- 
enim  ex  ipso  principio  monumenti  illic  commemorati'*  ^- 
etiam  IMPERIO  habeatur,  hoc  autem  vocabulum  dubit./- 
nulla  sit  quin  primae  syllabae  vocalem  brevem  habeat,  n: 
ullo  modo  longam,  oblitus  sum  de  caussa  talis  scriptir-'. 
cuius  non  mediocris  in  Caesareae  aetatis  titulis  fre(|uei::. 
uno  verbo  monere.     Quam  prorsus  cum  Schmitzio  coiis»l' 


SVPPLEMENTVM   V.  571 

Don  esse  aliunde  repeteudam  nisi  e  reverentiae  sensu  quodain 
quae  ipsius  IMPERATORIS  personae  atque  maiestati  deberi 
yideretur. 


Commode  explendae  tabulae  aptum  erat  fragmentum  e 
manabrio  scyphi  vitrei  superstes,  quod  a  Brunnio  possessum 
et  mecum  communicatum  sub  F  imitandum  curavi.  In  su- 
periore  parie  scripta 

ASINI 
PILIPI 

nomina;  quae  in  inferiorc  minus  plene  iterantur,  ipse  iam 
Brumiius  in  'Bullettino'  arch.  Rom.  a.  1864  p.  83  rectissime 
dixit  temporibus  medio  saeculo  septimo  prioribus  tribuenda 
videri  propter  neglectam  cum  aspirationem  tum  geminatio- 
nem  consonantium.  Omissi  autem  praenominis  haec  fortasse 
caassa  fuit;  quod  non  uni  alicui  Asinio,  sed  eiusdem  gentis 
et  familiae  hominibus  pluribus  communique  usui  domestico 
vasculum  destinatum  erat. 


XIX. 
Die  Tesserae  gladiatoriae  der  ROmer.*) 

(Mit  drei  lithographirten  Tafeln**)). 


I. 

293  Unter  den  inehrfaeheu  Arten  von  ^tesserae',  die  im  Alter- 

thum  iiblich  waren  und  aus  ihm  auf  uns  gekommen  smi, 
haben  von  jeher  eine  besondere  Aufmerksamkeit  diejenigen 
auf  sich  gezogen,  welche  man  sich  seit  lange  gewohnt  bat 
als  Hesserae  gladiatoriae'  zu  bezeichnen.  Es  sind  diess  he- 
kanntlich  jene  kleinen  vierseitigen,  der  Figur  eines  Parallel^ 
pipedon  nahe  kommenden  Stabchen  von  Knochen  oderElfen- 
bein***),  welche  am  vordern  Ende  mit  einem  verschiedentlich 
gestalteten,  zugleich  durchbohrten  Knopf  zum  Anbinden  oder 
Aufhangen  versehen,  auf  jeder  Langseite  eine  Schriftzeile 
fiihrcn:  auf  den  zwei  ersten  in  der  Regel  die  Namen  eines 
Sklaven  und  seines  Herrn,  nur  einigemal  eines  Freiln;  auf  der 
dritten  nach  der  Sigle  SP,  die  sehr  selten  variirt  erscbeiDt 
die  Angabe  einos  Monatstages;  auf  der  vierten  in  abgekunten 
Namen  einc  Consulatsbezeichnung.  Allmahlich  durch  neue 
Funde  bis  zu  einer  Zahl  von  60 — 70  fiir  acht  gehaltenen 
Stiicken  angewachsen,  erstrecken  sie  sich  von  den  Zeiten 
des   ersten  Mithridatischen  Krieges   oder  genauer  vom  Tode 

*)  [Abhandhingen  der  k.  bayerischen  Akademie  derWiss.  IteCla^s* 
Xter  Band  Ilte  Abtheilung  (1864)  p.  293—356.] 

**)  |I)ie  hier  beigefiigten  Tafeln  I  —  III  sind  jetzt  unter  n.  XX— 
XXII  wiederholt.     C.  W.] 

***)  Ein  cinziges  Mal  wird  Hirschhorn  als  Mat^rial  erwahnt,  a^^ 
zweifelhaft;  s.  u.  die  Anmerkung  zu  n.  12. 


DTE   TBSSERAE   GLADIATORIAE   DER  ROMER.  573 

des  Marius  und  Cinna  Qber  eineu  mehr  als  anderthalbhun- 
dertjahngen  Zeiiaraum  bis  in  die  Regierung  des  Yespasian 
hinein,  wo  sie  ebenso  plotzlich  abbrechen,  wie  sie  in  der  «94 
SuUaniBchen  Periode  znerst  auftauchen.  Eein  Wunder  dass 
sie,  bei  dem  entschiedenen  chronologischen  Interesse  das  sie 
darbieten^  sowie  bei  der  Rathselhaftigkeit  ihrer  Bestimmung; 
seit  mehrem  Jahrhunderten  eben  so  sehr  Gegenstand  der 
wissenschaftlichen  Erorterung  wie  der  dilettantischen  Lieb- 
haberei  geworden  sind,  eben  danim  aber  auch  der  litterari- 
schen  oder  industriellen  Falschung. 

Nach  vereinzelten  Publicationen  und  gelegentlichen  Be- 
sprechungen  irClherer  Zeiten,  und  den  dfirffcigen  Anfangen 
einer  ZnSammenstellung  wie  sie  schon  Manutius,  Gruter, 
ReinesinSy  Fabretti  versuchten,  war  es  erst  in  nnsem  Tagen, 
dass  Clemente  Cardinali  eine  umfassendere,  auf  YoUstan- 
digkeit  ansgehende  Sammlung  untemahm;  nnd  zwar  zweimal. 
Zuerst  1824  in  seiner  ^Dissertazione  intorno  alcune  tessere 
gladiatorie  inedite^  gedruckt  in  den  ^Memorie  Romane  di 
antichita  e  di  belle  arti'  Bd.  II  (Roma  1825)  p.  129—152, 
wo  er  37  StCick  zusammenbrachte  (mit  einem  Nachtrag  in 
Bd.  III  p.  69.  77),  auch  die  ersten  Schritte  zur  Ausscheidung 
maihmasslich  unachter  that.  In  beiden  Beziehungen  fUhrten 
den  Gegenstand  weiter  Giovanni  Labus  in  den  Zusatzen 
za  dem  von  ihm  verdffentlichten  Aufsatze  S.  A.  Morcelli^s: 
^DeUe  tessere  degli  spettacoli' romani'  (Milano  1827)  p.  47 
—52,  nnd  Oraf  Borghesi  in  der  Abhandlung  ^Sopra  due 
tessere  gladiatorie  consolari  scoperte  ultimamente  in  Roma', 
die  im  548ten  Bande  des  ^Gioraale  arcadico  di  scienze,  lettere 
ed  arti'  (Roma  1832)  p.  66—98  erschien  und  demnachst  im 
zweiten  Bande  der  durch  kaiserliche  Munificenz  bewirkten. 
Gesammtausgabe  der  Borghesi'schen  Werke  wieder  erscheinen 
wird.*)  Auf  diese  Materialien  sowohl  als  kritischen  Ent- 
Bcheidungen  gestiitzt  veranstaltete  sodann  Cardinali  seine 
zweite,  ansehnlich  vermehrte  Sammlung  in  den  zu  Yelletri 
1835  herausgegebenen  ^Diplomi  imperiali',*  in  denen  sie  von 

*)  'Die  Borgheai^Bche  Abhandlang  steht  nicht  im  zweiten,  sondem 
im  dritten  Bande  der  Pariser  ^Oeavres  compl^tes'  p.  335— 366.'  Nach- 
trag  anf  p.  356. 


574  DIE   TESSERAE   GLADIATORIAE 

p.  121  bis  124  eineu  eigenen  Excurs  bildet^  welcher  57  achte 
und  27  gefalschte  oder  der  Falschung  verdacbiige  Stucke 
aufzahlt.  Was  seitdem  von  einzelnen  Entdeckungen  hinzu- 
kam^  pflegte  regelmassig  in  den  Schriften  des  archaologi- 
schen  Instituts  in  Rom  zur  offentlichen  Kunde  zu  gelangeA 
und  besprochen  zu  werden:  durch  Cavedoni  Bull.  WM 
p.  231  und  1835  p.  205;  Labus  ebend.  1835  p,  107;  Ca- 
pranesi  ebend.  p.  44;  Borghesi  ebend.  1842  p.  31  und 
2!i6  Annali  1850  p.  358;  besonders  aber  durch  Henzen,  haupt- 
siichlich  Ann.  1848  p.  287  (womit  sich  die  Publicatioiien 
von  Roulez  in  den  'BuUetins  de  racademie  des  sciences  et 
belles  lettres  de  Bruxelles'  1841  t.  VIII,  1  p.  98  decken),  so- 
dann  Ann.  1856  p.  45;  1859  p.  5,  desgleichen  BuU.  18»j" 
p.  173  und  1862  p.  81.  Nach  diesen  Vorarbeiten  hat  dit  . 
jiingste,  zugleich  voUstandigste  und  genaueste  Zusammen- 
stellung  des  gesammten  MaterialS;  welche  Th.  Mommsen  ■ 
im  ersten  Bande  des  ^Corpus  inscriptionum  Latinarum'  p. 
195—201  (nebst  den  Nachtragen  der  ^Addenda'  p.  560)  ff- 
geben,  die  Gesammtzahl  der  fiir  acht  zu  haltenden  Tessera^ 
auf  62  festgestellt,  wahrend  zugleich  die  wohlthatige  Scharfe 
seiner  negativen  Kritik  etwa  30  als  ^suspectae  et  falsae'  aur 
geschieden  hat,  unter  ihnen  natiirlich  auch  die  lange  Reilit^ 
vollig  abgeschmackter  Fictionen,  die  schon  Borghesi  mi: 
Einem  Wort  beseitigt  hatte.  Dass  diese  Eritik  in  mehrern 
Fiillen  (obenan  bei  n.  757.  758)  sogar  noch  scharfer  hatw 
durchschneiden  soUen,  wird  sich  spater  ergeben. 

Die  werthvoUste  Bereicherung,  die  das  vorher  bekannt*'   , 
Material   hier    erhalten    hat,    besteht  unstreitig  in  der  Auf-   » 
findung  einer,    wenngleich    nur   handschriftlich   ilberliefertec    ' 
Tessera  von  Arelate   (n.  776*),   die  zu  den  zwei  bis  dabiL 
allein    bekannten    municipalen   Tesseren   aus  der  Umgegeiit 
von  Parma  und  von  Mutina  als  dritte  hinzugekommen  ist. 
wiihrend  alle  librigen  ohne  Ausnahme  romische,  darum  auch 
(so  weit  wir  dariiber  unterrichtet  sind)  in  oder  bei  Rom  g^ 
funden  sind.     Offenbar  ist  sie  aber  zu  Mommsen  s  ienntnij- 
erst  gekommen,  als  seine  Bearbeitung  der  ubrigen  Tesserv^n 
schon  abgeschlossen  war;    sonst  hatte  er  schwerlich  unt«»r 
lassen  vou  ihr  diejenige  Anwendung  zu  machen,  durch  weKL» 


DER   ROMER.  575 

die  ganze  alte  Streitfrage  dber  die  eigentliche  Bedeutung  und 
Bestimmung  dieser  Tesaeren  endgfiltig  entschieden  wird. 

Bekanntlich  war  man  in  dieser  Beziehung  seit  geraumer 
Zeit,  laut  oder  stiilschweigend^  Ubereingekonunen,  die  Ab- 
kiirzang  SP  als  SPectatus  zu  verstehen  und  auf  das  dfifent- 
liche  Auftreten  des  auf  der  Tessera  genannten  Individuums 
in  bestimmten  Gladiatorenspielen  zu  beziehen:  eine  Auffas- 
sung,  die  zuerst,  wie  es  scheint,  von  Fulvius  Ursinus  (bei 
Andr.  Schott  ^Nodi  Giceroniani'  II,  6)  aufgestellt,  nach  andem 
Ton  Gasp.  Al.  Oderici  in  den  ^Dissertationes  et  adnot.  in 
aliqQot  ineditas  Teterum  inscriptiones  et  numismata'  (Romae 
1765)  p.  185  getheilty  weiterhin  von  Amati  im  ^Giomale  S96 
arcadico'  Bd.  32  (1826)  p.  105  empfohlen,  neuerdings  vor- 
nehmlich  durch  Labus  neubegrUndet  und  in  Umlauf  gesetzt 
ward,  zuerst  in  den  Zusatzen  zu  Morcelli  (1827),  sodannk 
zum  zweiten  und  dritten  Mal  im  ^Bullettino  delF  Inst.  ar- 
cheoL'  1835  p.  107  ff.  und  in  der  Vorrede  zu  Visconti's 
'Monumenti  Gabini  della  villa  Pinciana'  (Milano  1835)  p.VI  ff. 
Dazu  gab  in  jiingster  Zeit  seiue  Zustimmung  am  ausdriick- 
lichsten  Furlanetto  in  'Antiche  lapidi  Patavine' (Pad.  1847) 
p.  121  ff.  Dieser  Auffassung  ist  jetzt  Mommsen  entgegen- 
getreten:  nicht  als  wenn  er  sie  schlechthin  verwQrfe,  aber 
docb  insoweit,  dass  er  sie  fQr  unbewiesen  erklart  und  sehr 
bestimmte  Bedenken  gegen  sie  geltend  macht,  fiir  die  er 
keine  genQgende  Ldsung  sieht:  daher  er  auch  den  Namen 
^tesserae  gladiatoriae'  ganz  beseitigt  und  dafQr  die  nichts 
prajudicirende  Bezeichnung  ^tesserae  consulares'  eingefiihrt 
hat  Und  seine  Griinde  scheinen  wenigstens  ftir  Henzen 
ganz  liberzeugend  gewesen  zu  sein,  wie  man  aus  dessen 
Aensserungen  im  Bullettino  dell'  Inst.  1862  p.  81  f.  um  so 
dentlicher  erkennt,  je  vertrauensvoller  er  sich  frtiher  in  seiner 
gelehrten  ^Explicatio  musivi  in  villa  Burghesiana  asservati' 
fin  ^Dissertazioni  della  pontificia  accad.  Rom.  di  archaeol.' 
Bd.  12,  1852)  p.  104  der  alteu  Erklarung  angeschlossen  hatte. 
Wenn  es  nun  uustreitig  ein  Verdienst  ist,  Zweifel  zu  er- 
heben  gegen  traditionelle  Meinungen  denen  die  rechte  Be- 
grundung  fehlt,  so  wird  es  anderseits  nicht  fiir  unverdienst- 
Hch  gelten,  solche  Zweifel  zu  heben  und  eine  herkommliche 


576  DIE   TESSERAE   GLADIATORIAE 

Vorstellung   mit   neuen    Beweismitteln   in  ihr  Recht  einzu- 
setzen:  wie  diess  die  Absicht  der  folgenden  Blatter  ist. 

Um  diess  iu  zugleich  einleuchtender  und  anschaulicher 
Weise  thun  zu  konnen,  habe  ich  erstens  eine  ubersicht- 
liche  Zusammenstellung  aller  bisher  bekannt  gewordenen  Te.-^- 
seren  ftir  zweckdienlich  gehalten,  wie  sie  die  nachfolgeud*? 
Tabelle  gibt;  und  zweitens  die  moglichst  vollstaodmf 
Facsimilirung  der  Originale  be wirken  zu  soUen  geglanbt,  wie 
sie  auf  den  drei  beigeftigten  Tafeln  erscheint. 

Tn  die  Tabelle  sind,  aus  Nutzlichkeitsgrunden;  au?>er 
den  achten  Stucken  sogleich  auch  diejenigen  aufgenommeo. 
welche  sich  nur  uberhaupt,  vermoge  einer  irgend  verstand- 
lichen  Jahresdatiruug,  in  die  chronologische  Reihenfolge  ein- 
ordnen  liessen,  jedoch  so,  dass  die  von  erweislicher  Unacht- 
2117  lieit  mit  f,  alle  irgendwie  zweifelhaften  oder  angezweifeltei. 
mit  *  bezeichnet  sind.  Wobei  ich  nicht  verhehlen  will,  das> 
rnir,  nach  subjectiver  Empfindung,  die  Asterisken  so  ziem 
lich  alle  fiir  Kreuze  gelten.  —  In  der  ersten  Columne  i?: 
zur  leichtem  Orientirung  die  Mommsen^sche  Numerirung  ii 
Klammern  beigesetzt,  in  der  zweiten  die  Nachweisung  der 
facsimilirten  Nachbildungen  gegeben. 

Was  diese  Nachbildungen  betriJBFt,  so  enthalten  Tafel  I  [XX 
und  II  [XXI]  bisher  noch  nicht  facsimilirte  StUcke;  auf  Tafel  III 
[XXII I  habe  ich  mich  aus  bewegenden  Grunden  nachtraglic* 
entschlosscn  auch  alle  diejenigen  zu  wiederholen,  welche  bereit- 
in  den  Triscae  latinitatis  monumenta  epigraphica*  auf  Ta^^ 
III  und  Tafel  XCVII  (Enarr.  p.  91.  92)  gegeben  waren,  fTi: 
die  ich  demiiach  hier  eine  Vergleichungstabelle  folgen  lasse* 

Taf.  111   ^  ==  Monum.  III  ^Taf.  III   E  =  Monum.  III  A' 
B  =        „  XCVU  H\  F  =       „        III  f 


C  =        „  XCVll    J\  G  =       „        III V 

n  =       „         III   J\  H  =       „        III  ^' 

*)  Niir  n.  30  =  Mon.  III  T  ist  wegen  besonderer  Bucksi^fit*: 
schou  aut'  Tafel  I  N  geeetzt  worden:  so  wie  anderaeits  die  eigenliul 
auf  Tafel  II  gehorige  n.  45  aus  Noth  ans  Ende  von  Tafel  III  konmf: 
musste,  weil  zu  deren  Abdnick  und  Zeichnung  erst  sehr  Bp5t,  d-*'* 
langcn  und  hingebenden  Bemiihungen  Dr.  Uelbig's,  von  deo  Hilt^rr 
des  Collegio  Honiano  die  Erlaubniss  zu  erlangen  war. 


DER   BOMER.  577 

Taf.  m   J=  Monnm.  III  B 


K=  „  ra  P 

L=  „  III  W 

M=  „  III  N 

N=  „  m  z 


Taf.  III   0  =  Mon.  XCVII  Z 

P  =       „         III  i? 
Q  =       „   XCVII  iT 

R=     „  xcvn  Jf 

S=  „  III  S 
Es  Bind  jedoch  diese  sammtlichen  Stiicke  keineswegs  nach 
den  frtlheren  Lithographien  wiederholt,  sondern  durchgangig 
nach  den  noch  in  meinen  Handen  befindlichen  Original-Zeich- 
nungen  oder  AbdrtLcken,  zu  einem  ansehnlichen  Theile  auch 
nach  neuerdings  erhaltenen  Mittheilungen  neu  gezeichnet 
worden.  Sehr  sorgfaltige  Zeichnungen  sammtlicher  im  ^Ca- 
binet  des  m^dailles  et  antiques'  befindlichen  StUcke  verdanke 
ich  der  entgegenkommenden  Gfite  des  Herm  Ernest  Des- 
jardins  in  Paris.  Wie  bei  diesen^  so  bin  ich  auch  bei  den 
romischen,  den  Florentiner  und  den  Neapolitaner  Tesseren 
dorch  die  gefallige  Vermittelung  der  Herren  Heinrich 
Brunn  und  Wolfgang  Helbig,  August  Reifferscheid 
nnd  Franz  Umpfenbach,  sowie  Giulio  Mineryini^  m^^ 
den  Stand  gesetzt  worden,  jetzt  die  genauen  Umrisse  der 
Knopfe  binzuzuf&gen,  mit  denen  die  Originale  versehen  sind; 
wenn  dieselben  in  frQheren  Mittheilungen  als  ffir  epigraphi- 
sche  Zwecke  unwesentlich  meist  ganz  bei  Seite  gelassen 
waren,  so  gewaimen  sie  doch  fUr  mich  im  Laufe  der  Unter- 
suchung  eine  gewisse  Bedeutung  unter  einem  Gesichtspunkte, 
Ton  dem  zu  n.  33  die  Rede  sein  wird. 

Zu  den  hier  zum  zweitenmale  erscheinenden  19  Facsi- 
miles  sind  nun  auf  Tafel  I  und  II  [XX.  XXI]  zunachst  23 
nene  unter  A  bis  Z  hinzugekommen.  Vermehren  sie  auch  das 
urkundliche  Material,  das  bis  jetzt  zu  Gebote  stand,  nur  um 
zwei  friiher  gar  nicht  bekannte  und  ein  erst  halb  bekanntes 
Stflck  (n.  6.  31.  23),  so  wird  doch  der  Werth  auch  der  ttbrigen 
ftir  Berichtigung  oder  SiCherung  bisheriger  Lesungen,  fQr  die 
palaographische  Wdrdigung,  sowie  ftir  verschiedene  andere 
Punkte  aus  den  nachfolgenden  Erorterungen  genugsam  her- 
vorgehen.  Ihnen  reiht  sich  sodann  auf  Tafel  II  [XXI]  unter 
(i  bis  g  noch  eine  kleine  Zahl  ausgemachter  Falschui^en  an,  um 
auch  von  diesen  ein  anschauliches  Bild  vor  Augen  zu  stellen. 
—  Der  beste  Theil  dieses  ganzen  Zuwachses,  namlich  n.  1. 

ra.  RITtCHKUI  OPVBCTLA  IV.  87 


578  DIE   TESSERAE   GLADIATORIAE 

4.  9.  10.  23.  27.  41.  52,  ausserdem  noch  72.  73.  74,  betriffi 
Originale  des  British  Museum  in  London,  von  denen  ich  vor- 
treffliche  Kautschuk-Abdriicke,  durch  die  Vennittelung  mei- 
nes  Freundes  Dr.  Walter  Perry,  den  iiberaus  gutigen  Be- 
miihungen  des  Herrn  William  Forsyth,  Queens  Coimsd 
und  der  preiswiirdigen  Liberalitilt  der  Vorsteher  des  Museums 
verdanke.  Andere  Wohlthater,  die  mich  dureh  Mittheilung 
einzelner  Stiicke  oder  belehrende  Auskunft  verpflichtet  hakn 
werden  bei  der  Einzelbesprechung  mit  geziemendem  Danke 
zu  nennen  sein.  —  Als  Ersatz  fiir  verschoUene  oder  durch- 
aus  unerreichbare  Originale  habe  ich  die  Wiederholung  alte- 
rer  Stiche  aus  gedruckten  Werken  nicht  verschmaht;  so  roli 
sie  auch  grosstentheils  sind  und  so  augenscheinlich  ungenu- 
gend  in  Absicht  auf  palaographische  Treue,  so  lasst  sicb 
doch  immerhin  Einiges  aus  ihnen  lernen  oder  schliessen. 
Auf  solche  Quellen,  die  sich  zuerst  bei  Mommsen  voUstaDdig 
benutzt  finden,  deuten  die  unter  die  beziiglichen  Stiicke  ge 
setzten  Namenschiflfern,  namlich: 

2i»9  Sad.  =  Dialoghi  di  Don  Antonio  Agostini  intomo  aDe 
medaglie  inscrittioni  et  altre  antichita  tradotti  da 
Dion.  Ott.  Sada.  Roma  1592.  fol.  —  p.  71  (n.  5 
8.  34). 

Pign.  =  Laur.  Piguorii  de  servis  commentarius.  Aug. 
Vindel.     1613.    4.  -  p.  162  (n.  71^). 

Tom,  =  De  tesseris  hospitalitatis  liber  singularis  auetore 
lac.  Phil.  Tomasino.  Vtini  1647.  4.  —  p.  72  (n.  4^1 
76.  vgl.  zu  41).  —  Die  Ausgabe  Amstelod.  1670.  1- 
wiederholt  p.  115  auch  die  Stiicke  des  Sada. 

Gna,  =  Musei  Capitolini  antiquae  inscriptiones  a  Trm\ 
Eug.  Guasco  editae.  Romae  1775  sq.  fol.  —  t  H 
p.  67  (n.  70). 

Auderer  Biicher,  in  denen  sich  noch  gestochene  Nacli- 
bildungen  finden  und  deren  an  ihrem  Orte  Erwahnung  z-i 
thmi  sein  wird  (s.  besouders  zu  n.  41),  bedurfte  ich  fur  di^ 
sen  Zweck  nicht,  da  mir  fiir  die  daselbst  .gegebenen  fcftiioke 
dio  Originale  zugiinglich  waren. 


C  •  IVL  •  M  •  AEM                               1 

708 

M .  ANT  .  P  •  DO 

710 

1 

L  •  VIN  •  Q  •  LAR 

721 

LMP^C COS                      1 

T>?i-ir>2 

? ;     // 

IMP  •  C  •  VIII  •  T  •  TAV                     ; 

T25i 

1  s   ' 

IMP  •  CAJil  •  X  •  C  •  NORB                  ^ 

730  * 

OD 
> 

1  ?3 

M • LOLLIO  •  COS 

733  * 

C  •  SENTIO 

735 

i 

■ 

1 

1  i 

C  •  SENTIO  •  COS 

735  Mutin.  ' 

C  •  FVRN  •  C  •  SIL 

737 

1 

1 

M  •  LICIN  •  CN  •  LENT 

740 

j 

NER • CLAVD • T  •  QVINT • COS 

741  t 

1 
1 

1 

C  •  ASIN  •  C  •  CEN  •  COS 

746 

1 

TI  •  CLAV  •  CN  •  PISON 

747 

L  •  LENT  •  M  •  MES  •  COS 

751  * 

L  •  CAN  •  Q  •  FABR  •  COS 

752 

l 

C  •  VIB  •  C  •  ATEI  •  COS 

758 

• 

> 

C  •  VIB  •  C  •  ATEI  •  COS 

758 

• 

L  •  ARRVN  •  M  .  .  .  . 

759 

M  •  LEP  •  L  •  ARR  •  COS 

759 

'      1 

1 

M  •  LKP  •  L  •  S  ON  .  COS 

759 

1 

M • LEP • L • NON 

759  * 

1 
1 

A  •  LIC  •  Q  •  CRET  •  COS 

760 

1 

! 

■ 

/W  •  LEP  •  T  •  STAT  •  COS 

7G4 

C  •  SIL  •  L  .  MVN  •  COS 

766 

1 

_  i 

DRVS  •  C • C . NORB . CO 

768 

" 

DRVS.C^M    SIL^COS 

768 

DRVS  •  C  •  M  •  SIL  •  COS 

768 

1 

M  •  SIL  •  L  •  NORB  •  COS 

772 

M  •  SIT,  •  L  •  NOR  •  COS 

772  t 

1 

SKR  •  COR  •  L  •  VIS 

777 

c 

M  •  ASIN  •  C  •  PET 

778 

? 

L  •  ASPR  •  A  •  PLA  VT 

782 

1 

L  •  ASPR  •  A  •  PLAVT  •  C 

782 

1 

CAM  •  ARR • CN • DOM 

785 

1 

L  •  SVLL  .  L  .  SVLP 

786 

1 

M  •  VETTIO  •  M  •  AR  .  . 

794    807 

•/|  f        . 

TI  •  CL  •  CAES  •  II  •  C  •  CAEC  •  COS 

79.0 

1 

PATERC  •  ET  •  SALI^ 

813 

1  T.  1 

>^    1 

L  •  FLAVIO  •  FIM  •  C  •  ATI 

824  ? 

■ 

T  •  U  AES  •  AVG  •  F  •  III  •  AELIAN  •  U 

827 

I  DER  ROMER.  579 

I 

f  * 

n. 

• 

Die  nachstehenden  Bemerkungen  zu  einzelnen  Num- 
mern  der  mitgetheilten  Tabelle  beschranken  sich,  neben  der 
Erlauterung  der  Facsimiles,  lediglich  auf  Erganzung  oder 
Berichtigung  des  Mommsen'schen  Textes,  dessen  litterarische 
Nachweisimgen,  die  ein  wesentliches  Verdienst  seiner  Bear- 
beitung  bilden,  ^berall  vorausgesetzt  werden.  Wenn  es  einige- 
mal  der  Zusammenhang  der  Erorterung  unvermeidlich  macht, 
die  Beziehung  unserer  Tesseren  auf  die  Gladiatur  als  schon 
bewiesen  Yorauszusetzen^  so  wird  das  die  spatere  Darlegung 
zu  rechtfertigen  haben. 

1  (717)  =  Tafel  I  \XX]A.  A.  W.  Zumpt  sah  diese  Tes-  soo 

sera  des  Britischen  Museums  in  zwei  StUcken,  dle  er  aber  fQr 

Theile  verschiedener  Tesseren  hielt  und  unyoUstandig  copirte. 

Das  Facsimile  zeigt,   dass  und  wie  sie  der  Lange  nach   in 

zwei  Halften  zerbrochen  war,  die  oflfenbar  jetzt  wieder  zu 

einem   Ganzen    zusammengefUgt    sind.     Ganz   derselbe  Fall 

scheint  es,  nach  Ausweis  des  Abdrucks  und  des  Facsimile's, 

mit  n.  10  zu  sein:  wahrend  wir  es  bei  n.  9  und  23  nur  mit 

Rissen  der  Oberflache  zu  thun  haben,  die  sich  bei  Knochen 

oder  Elfenbein  so  leicht  einstellen.  —  In  palaographischer 

Beziehnng   verdient  hervorgehoben  zu  werden,   dass   sich  in 

dieser  Classe  von  Monumenten  der  Gebrauch  des  quadrati- 

schen  (oder  fast  quadratischen)  P  in  einer  Anzahl  von  Fal- 

len  weit  tiber  die  Zeitgrenze  hinaus,  wo  es  sonst  allgemein 

verschwindet,   wie  traditionell  forterhalten  hat^   vermuthlich 

mit  darum,  weil  es  bequemer  zu  schneiden  war  als  das  ge- 

rundete  P.     Wie  hier,  so  n.  4.  5.  8.  9.  11.  23.  34,  und  mit 

zum  Theil  auffallendem  Wechsel  beider  Formen  n.  6.  10.  17. 

21:  also  noch  im  achten  Jahrhundert.   Auch  die  eigenthiim- 

liche  Figur  des  N,  in  der  die  zweite  Verticallinie  betracht- 

lich  h5her  reicht  als  die  linke,  ist  bemerkenswerth;  sie  kehrt 

wieder  n.  4,  wo  sie  Zumpt  misverstandlich  filr  eine  Ligatur 

von  NI  (wie  in  n.  13)  nahm,  desgleichen  n.  2.  9.  11.  15.  23. 

—  Der  Sklavenname  COCERO  dbrigens,  der  jeder  Ableitung 

aus  dem  Griechischen  oder  Lateinischen  spottet,  wird  eben 

danim  auslandischen  Ursprungs  sein,   obwohl  er  nicht  eben 

37  ♦ 


1 


580  DIE    TESSEBAE    GLADIATORIAE 

barbarisch  klingt.     Einen  bestimmtem  Anhaltspunkt  Lj 

mein    sprachenkmidiger  College   Gildemeister   in   keiner  j- 

kannten  Sprache;    am  unwahrscheinlichsten  ware   nach  iL 

eine  Herkunft   aus  dem  Semitischen,    also   auch  PuniscL- 

woran  jemand  dachte. 

t  3  (p.  560^)  =  Tafel  III  [XXH]  B.    Diese  Tessera  ^ 

^Cabinet  des  medailles   et  antiques'   zu  Paris  wurde  En*r 

p.  90  als  unacht  bezeichnet  in  Betracht  ihres  Materials,  weil  i 

allein  unter  allen  iibrigen  nicht  von  Knochen  oder  Elfenbf -i 

sonderu  von  Metall  sei;  doch  wurde  daneben  der  MogHchtrr 

liaum  gelassen,  dass  es  die  modeme  Copie  eines  alten  Stuci 

sein  konne.   Denn  dass  liberhaupt  solche  Copien,  wenn  au»: 

zunachst  ebenfalls  in  Knochen  oder  Elfenbein,    von  acht^' 

Originalen  mehrfach  gemacht  worden   sind,    ist    eine  Th^:- 

sache,    die  durch  n.  16.  18  und  34  (vgl.  zu  n.  41)  bewie^fi 

301  wird.    Jene  Moglichkeit   aber  kann  ein  nicht  unbedeutenilt^ 

.  i 

Gewicht  dadurch  zu  gewinnen  scheinen,   dass  sich   in  eiB-r 

andern  Pariser  Sammlung,    im  Cabinet  des   Herrn  Brunr 

de  Presle,    zwei    gleichfalls    metallene    Tesseren    vorfind*^: 

deren  eine  mit  dieser  des  HERMETVS   identisch   und   n  r 

ein  zweites  Exemplar*)  ist,  die  andere  aber,  unter  n.  6  hic 

zum  erstenmal  publicirt,  in  ihrer  ganzen  Fassung  und  unter 

jedem  sonstigen  Gesichtspunkte  so  durchaus  normal  erscheinL 

dass  gegen  die  innere  Aechtheit  kein  noch  so  leises  Bede& 

ken  aufgebracht  werden  kann.    Ich  verdanke  ihre  KenntnisN 

nebst    sorgftiltigen    Papierabdriicken,    der    zuvorkommenda 

Giite   des  Herm  Emil  Egger,    dessen   brieflichem  Berichtc 

ich  das  Folgende  entnehme.     Erworben  habe  sie  der  jehk^ 


*)  Doubletten  im  strengsten  Sinne  aind  es  nur  insofem  nicfai,  a:> 
die  Schrift  doch  kleine  Verschiedenheiten  zeigt,    theils  in  der  GesUli 
der  Buchstaben,  theila  in  der  Interpunction,  die  im  Brunet^scheD  ExeE 
plar  hinzutritt  zwischen  D  und  IVNIVS,  nach  SPECT,  zwiBchen  Q  nrl 
CAT,    vielleicht   auch  zwischen  LEPID  und   Q   (denn  der  mir  vorlir 
gende  Papierabdruok   ist  hier   nicht  scharf  genug).     An  AbguMe  va 
zwei  verschiedcnen  Formen  braucht  man  darum  doch  nicht  za  denktc 
da  ja  die  Schrift  auf  die  glatt  gegossenen  Stucke  kann  hinterher  afi* 
freier  Hand  eingravirt  scin.    Auch  das  Brnnefacho  Exomplar  nach  Jt^ 
Papierabdruck  nochmal»  besonders  zu  facsimiliren  schien  mir  nicht  J<" 
Miihe  worth. 


DER   HOMER.  581 

ntzer  aus  dem  Nachlass  ^Oberlius':  jedoch  uicht  etwa  des 
?n  Strassburger  Professors  J.  J.  Oberliii,  der  1806  starl), 
idem  eines  Enkels  Yon  ibm,  der  um  1831  oder  1832  in 
ria  starb.*)  Und  zwar  zugleich  mit  einer  ebenfalls  bron- 
len  Copie  eines  'romischen  Fusses',  der  doch  schwerlich 
\  Product  eines  freischaffenden  Falschers  war.  Auf  ange- 
^en  Eltiketten  aber  werden  sie  als  ^Copien  von  Originalen' 
scichnety  welche  letztere  sich  im  Besitz  des  Abbe  de  Tersan 
Vtnden.     Dieser  bekannte  Antiquar,  Liebhaber  und  Samm- 

von  Kunstgegenstanden  und  Alterthflmem,  Gharles  Phi- 
pe  Campion  de  Tersan,  hiuterliess  bei  seinem  Tode  1819 
le  reiche  Sammlung^  die  in  demselben  Jahre  zur  offent- 
hen  Versteigerung  kam  auf  Grund  eines  gedruckten  ^Cata- 
;ue  des  objets  d  antiquite  et  de  curiosites  laissees  par  — ':  aos 
den  Artikel  der  Biographie  universelle  anc  et  mod.  Bd.  45 

105.  In  diesem  Katalog  finden  sich  nun  zwar  die  beiden 
ssBeren  nicht  speciell  verzeichnet;  darauf  ist  indessen  ein 
^wicht  darum  nicht  zu  legen,  weil  es  iiberhaupt  nur  ein 
hr  summarisch  gemachtes  Verzeichniss  ist^  worin  hauiig 
iter  einer  Nummer  eine  Anzahl  verschiedener,  nicht  nament- 
^h  aufgefilhrter  Gegenstande  mit  etc.  zusammengefasst  sind 
id  so  namentlich  auch  unter  n.  219  der  ^pied  romain'  mit 
nem  solchen  nachfolgenden  ctc,  steht.  Schade  nur^  dass 
ir  eben  darum  auch  nicht  erfahren,  ob  die  beiden  Tersan'- 
^hen  StUcke,  als  deren  Copien  die  OberIin'schen  bezeichnet 
^erden,  von  Elfenbein  oder  etwa  selbst  nur  von  Bronze 
^areu**),  d.  h.  Copien  der,  wir  wissen  nicht  wo  zu  suchenden 


*)  Da  dieser,  wie  mir  hinzugefCigt  wird,  bei  seinem  Tode  erst 
wanzig  Jahre  alt  war,  so  wird  es  sein  om  1829  als  Vierzigjahriger 
«Btorbener  Vater  sein ,  der  die  Copien  der  Teraan^schen  Sttlcke  erwarb. 
^ide,  Bowohl  der  Sohn  ais  der  Enkel  des  alten  Obcrlin,  waren  'em- 
iloyc^  au  cabinet  des  m^ailles'.  —  £s  l&ge  nahe  anzanehmen,  daas 
«  Seradezn  die  (m5glicher  Weiae  nur  bronzenen)  Tersan^scben  Stilcko 
lelbst  waren,  welche  der  mittlere  Oberlin  bei  der  Versteigcning  1819 
^n  aich  gebracht  hfttte,  wenn  cs  nicht  eben  in  Herm  Egger'8  Bericht 
iUBdrdcklich  hiesBO:  'j'ai  sous  les  yeuz  les  copies  en  bronse  de  deuz 
^^B^res  dont  Toriginal,  suiTant  nne  note  attach^e  k  chacun  de  ces 
petits  bronses,  appartenait  k  Tabb^  de  Tersan.' 

**)  hi  diesem  Falle  kOnnte  sehr  wohl  das  jetzt  im  Gabinet  des 


582  DIE   TESSERAE  GLADIATORIAE 

wirklichen  Originale.     Sei  dem  aber  wie  ihm  wolle:  d^  ». 
auch  Elfenbein-Tesseren   genug   haben,   die   ganz   uui  : 
fingirt  sind,    so   sind  wir  in  keinem  Falle   behindert,  ^ 
unsere  Stiicke  lediglich  nach  innem  Kriterien  der  AecLt- 
oder  Unachtheit  zu  wiirdigen.  —  Da  tritt  uns  denn,  wa^  . 
Hermetus-Tessera  betrifft,   zunachst  die   Abkurzung  SPi 
statt  des  normalen  SP  entgegen^    die  fiir  Mommsen  duri 
gangig  als  kaum  triigliches  Zeichen  der  Falschung  gegtl' 
hat.    An  sich  ist  nun  allerdings  nicht  zu  leugnen  dass,  v::: 
SP  wirklich  SPectattis  bedeutete,   dieses  Wort  auch  ein   :• 
das    andere  Mal    anders    als    gewohnlich    abgekiiizt  werc : 
konnte,   da  ja  bekanntlich  in  diesem  Punkte   die  Romer  ii 
allgemeinen    ausserst    lasslich   waren.     Und  dieses  um  ^ 
mehr,  als  in  der  That  in  einem  Beispiel   die  ebenfalk  i 
weichende  Abkiirzung  SPE  (in  n.  26)  nicht  zu  bezweifeln  i?: 
vollends   aber  seitdem  durch  die  merkwurdige  Tessera  t  i 
Arles  (n.  12)  auch  ein  SPECTAT  zum  Vorschein  gekomM 
ist.    Aber  dennoch:  jener  allgemeinen  Lasslichkeit  halt  i- 
auch    wieder,    gerade    bei    den   Romem,    eine   merkwurdi.* 
Ziihigkeit  das  Gegengewicht,  mit  der  sich   in   einem  be?*^ 
dern  Kreise   der  Kunstiibung   ein  Traditionelles  und  hidif: 
duelles  so  unvenindert  fortpflanzt,  als  wenn  es  unter  eic': 
303  besondem  schiitzenden  Banne  stande.    Kannten  wir  eiu  e-: 
ziges  Stiick   mit  SPECT,    welches   ubrigens  keinerlei  Vd- 
dachtsgrund  darbote,  so  wiirden,  ja  miissten  wir  uns  hml 
gen;    aber  dass  im  Gegentheil   von   den  einzigen  drei  NcJ- 
mem,    welche    ausser    der    unsrigen  jene    AbkUrzung  n«x. 
haben,  die  eine  (38)  entschieden  falsch  ist,  die  beiden  aDi- 
(5.  32)  anderweitige  Unregelmassigkeiten   aufzeigen,  die  t- 
keinem  einzigen  der  unzweifelhaft  achten  Stiicke  wiederke: 
ren,  das  ist  ein  zu  verfangliches  Zusammentreffen,  als  ii>' 
man  sich  bedeutender  Scrupel  erwehren   konnte  und  nii-' 


medaiUes  befindliche  Exemplar  der  Hermetua-Tessera  eben  diM  Ter>-r 
sche  sein ,  wiihrend  die  Pilodamus-Tessera  beim  Verkanf  der  TerNii 
schen  Sammlung  nicht  gleichzeitig  miterworben  worden  wSfe,  Vof»-' 
gesetzt  niimlich ,  dass  die  erstere  nicht  etwa  schon  vor  1819  im  ^^ 
des  Cabinet  des  mddailles  war,  iu  welchem  Falle  wir  die  Eii«to  ^^'- 
verschiedener  Exemplare  anzuerkeunen  hiitten. 


DEB  ROMEB.  583 

ielmehr  der  yermuthimg  Raum  geben  sollte^  SPECT  stamme 
rst  aus  der  Zeit,  in  der  die  Antiquare  in  dem  Begriff  specta- 
ts  (oder  auch^  wenngleich  thorichter  Weise,  spectavit)  die 
.uflosuzig  der  Sigle  SP  gefunden  hatten.  —  Fur  unsere  Tes- 
?ra  bediirfen  wir  tibrigens  soIcherWahrscheinlichkeitsberech- 
ungen  gar  nicht^  um  ihre  (Jnachtheit  einzusehen.  Zwar 
a8  Bedenken,  welches  die  Namensform  Hermetus  hervorruft, 
rerden  wir  darangeben  mUssen.  £s  ist  wahr,  sie  fQgt  sich 
einer  sprachlichen  Analogie  und  weist  jede  normale  Ab- 
3itung  von  sich;  aber  wie  wir  uns  bei  romischen  Gogno- 
lina,  namentlich  von  Sklaven,  schon  an  manches  haben  ge- 
rohnen  miissen,  dessen  ratio  rathselhaft  bleibt,  so  wird  in 
ler  That  auch  HermeUiS  durch  einen  P  •  STATIVS  •  HERME- 
rVS  bei  Orelli  n.  4453  sicher  gestellt;  wozu  noch  bestatigend 
OREIO .  HERMETIONE  ebend.  2325  kommt:  zwei  Belege, 
kuf  die  mich  K.  Keil's  freundliche  Mittheilung  aufmerksam 
^emacht  hat.*)  —  Aber,  was  die  Hauptsache  ist,  der  ganze 
D.  Iimivs  Hermetiis  ist  unzulassig.  Es  konnte  natUrlich  nur 
3in  Freigelassener  sein.  Dass  kein  Ij{ibertm)  nachfolgt^  hatte 
swar  nichts  zu  sagen;  denn  auch  das  H(ervus)  ist  nur  drei- 
tnal   (n.   12.  26.  35)    hinzugefiigt;    sonst    regelmassig   weg- 


*)  [Im  Rhein.  Mus.  Bd.  XIX  (1864)  p.  463  bemerkt  Ritschl  hieraber 

Folgendes:  'Wenn  ich  den  Namen  i/erme^u^,  trotz  der  starksten  gram- 

matischen  Antipathie,  doch   mit  K.  Keil  dnrch  die  Inschrift  Or.  4453 

geschutzt  glaubte,  so  erfahre  ich  jetzt  durch  Hflbner,  dass  diese  Inschrifb 

^usserst  TerdSrChtig  sei.   Das  kann  unser  einer,  wie  diese  Dinge  annoch 

liegen,  nie  wissen,  wenn  der  in  solcher  Beziehung  sonst  so  sorgf^tige 

Henzen  keine  Andeutnng  der  Un^chtheit  gibt.     Ist  sie  fidsch,   desto 

bosser,  weil  dann  zu  den  ubrigen  Grfinden  fur  dieVerwerfung  der  Tessera 

noch  eiu  neuer  kommt',  und  weiter  in  den  'Acta  soc.  philol.  Lips.'  II 

WlTi)  p.  60  Anm.  diess:  'Yalde  suspectum  esse  hunc  titulum  Huebnero 

auctore  significatum  Mus.  Rhen.  t.  XIX  (a.  1864)  p.  463.    Vnde  multo 

etiam  certius  tesseram  illam  gladiatoriam ,   eamque  non  osseam   sed 

a^ercam,  damnandam  esse  apparuit  idem  Uenmtus  nomen  offerentem, 

quam  iam  in  Commentariis  academiae  Bavaricae  cl.  I  vol.  X  part.  2 

[^  1864)  p.  303  reieceram  ut  noviciam.    Vbi  comparatam  nominis  for* 

inam  Hermetione  (apud  Orellium   n.  2326,   in  Lugdunensibus  Boissieui 

p.  36)  facile  intellegitur  non  ab  Hennettis,  sed  ab  Hermetis  genetivo 

ductam  esse.'    C.  W.] 


584  DIE   TESSERAE  GLADIATORIAE 

gelassen.*)      Aber  dass   ein  Nichtsklav  —  gleichTiel  ob  z 
genuus  oder  libertus  —  als  Gladiator  aufgetreten^  wire  rj 
jene   Epoche    der    Republik    etwas    schlechthin   Unerhcr.^ 
Dass  es  in  den  Kaiserzeiten  nicht  nur  yorkam,  sondem  s^o: 
304  gewohnlich   wurde,    wissen  wir    durch  zahlreiche  Zeugnis-: 
die  nach  Lipsius  Saturnal.  II,  3  am  yollstandigsten  von  L 
Friedlander  im  Rhein.  Mus.  X  p,  552  ff.  zusamineDger^tel 
sind.    In  unsern  Tesseren  findet  sich  das  alteste  Beispiel  ii 
J.  740  (n.  37);    ausserdem  nur  noch  vier  andere  (n.  40.  L 
49.  63)  aus  den  Jahren   747.  752.  760    und  der  Regieraii: 
des  Claudius.    Allerdings  wird  uns  von  Sueton  Caes.  39  ui 
Dio  43,  23  berichtet,  dass  schon  bei  C.  Julius  Caesars  vier 
fachen   Triumphziigen   (708)    romische   Ritter,   nach  Suetv- 
selbst  ein  gewesener  Senator,  als  Gladiatoren  auftraten;  a?*^* 
abgesehen  von  dcr  ganzen  Ausnahmestellung  dieses  Anlasr:- 
machen   auch   die  drei  Jahrzehnte   seit  dem  Tode  des  Sul; 
in   der  romischen  Sittengeschicht^    einen   gewaltigen  Untff 
schied.    Noch  weniger  beweist  der  brutale  Zwang,  den  einn- 
romischen  Biirger  Fadius  der  Quaestor  Balbus  authat  nac* 
dem  Bericht  des  Asinius  Pollio  (vom  J.  711)  in  Cicero^s  Bri-- 
fen  ad  fara.  10,  32.    Ganz  ungehorig  aber  ist  es,  wenn  Labt- 
(zu  Morc.  p.  50)  hier  die   Spiele   einmischt,    die  Scipio  in 
J.  548  in  Spanien  gab,    bei  denen  nach  Livius  28,  21  fej- 
Eingeborene  freiwillig  auftraten.   —   Schliesslich  ist  es  der 
Beachtung  nicht  unwerth,    dass   auch  in  der  aussem  Foro 
unsere  Tesscra  von  allen  ubrigen  dadurch  abweicht,  dass  &i 
als  Griff  nicht  den  gewohnlichen  Knopf,  sondern  einendurct 
bohrten  Ring  hat,  zugleich   aber  als  Abschluss   des  andert 
Endes  nicht  den  gewohnlichen,  nur  durch  eine  Abtheilun?* 


*)  Labus'  Gedanke,  diesea  S  fiir  Secutor  zu  nehmen  (Bull.  ^^ 
p.  107),  ist  entschiedcu  unzulassig.  Ist  auch  die  Moglichkcit  dcr  Sii.Hi 
zuzugeben  nach  den  Beispielen  bei  Kellormann  Vigil.  p.  22,  wow  e:i 
S  kcJmmt  aus  I.  II.  N.  2847,  so  waren  ja  doch  die  sccutores  nur  fW<' 
Species  des  genuB  gladiatorium ;  wie  soUte  es  also  zugehen,  daw  auf 
cincr  so  grosscn  Anzahl  von  Tesseren  gerade  nur  diese  eine  Spoat?*, 
nicraals  z.  B.  rctiarii  oder  minniUmics  odcr  Thracces  u.  s.  w.  erviti' 
wiirden?  Und  wie  soll  man  dann  voUends  die  Ueberzahl  derjeniirf^ 
fasscn,  die  gar  kcineu  Zusatz  zum  Genitiv  haben? 


DER  BOMEK.  585 

lie  bezeichneten  Streifen^  sondem  einen  fast  in  Knopfform 
(stalteten  Ansatz^  was  ahnlich  nur  bei  dem  allerjiingsten 
;iick  n.  67;  zur  Caricatur  gesteigert  bei  den  Falschungen 
70.  76  wiederkehrt.  Ein  entscheidendes  Gewicht  ist  diesen 
eusserlichkeiten  im  gegebenen  Falle  nur  darum  nicht  bei- 
ilegen,  weil;  auch  bei  sonst  treuer  Nachbildung  eines  ach- 
tn  StOcks,  doch  die  Verzierungen  leicht  konnten  als  un- 
esentlich  betrachtet  und  mit  Freiheit  behandelt  werden. 
^ie  es  sich  in  dieser  Beziehung  mit  dem  Brunefschen 
Ixemplar  verhalt;  ist  leider  aus  dem  Papierabdruck  nicht 
u  ersehen. 

*  6  (p.  200»)  =  Tafel  I IXX]  C.  Wenn  eine  unter  den  von 
lommsen  verurtheilten  Tesseren  bis  zu  einem  gewissen  Grade 
ine  Vertheidigung  zulasst,  so  ist  es  diese.  Gewiss  ist,  dass 
lie  meisten  von  ihm  vorgebrachten  EinwUrfe,  fiir  sich  ge- 
lommen,   keine  ausreichende  Beweiskraft  haben.     Dass  die 

Irei  nexus  litterarum  PIl,  AM  und  T£  ^contra  usum  huius  sos 
xetatis  admissi'  seien,  ist  jedenfalls  zu  viel  gesagt,  da  der- 
gleichen  schon  um  die  Mitte  des  7ten  Jahrhunderts,  nameut- 
iieh  in  den  Campanischen  Inschriften,  in  ziemlicher  Auzahl 
auftreten:  vgl.  P.  L.  M.  E.  Euarr.  p.  55.  Aber  auch  in  dem 
engem  Kreise  dieser  Tesseren  selbst  haben  sie  nichts  Be- 
denkliches,  da  nicht  nur  10  Jahre  spater^  in  der  municipalen 

Tessera  n.  12,  vier  solche  Ligaturen  (AN  zweimal,  VL,  und 
eine  spater  zu  besprechende)  auf  einmal  vorkommen,  son- 
dem  auch  schon  7  Jahre  vorher  in  der  romischen  n.  2  ebeu- 

falls  zwei  (MA  und  ET).    Weiter:  sowohl  der  Sklavenname 

PHILODAM115  als  der  des  Herm  DOSSEni  sind  freilich  nicht 

ausgeschrieben,  wahrend  die  volle  Form  das  Gewohnliche  ist. 

Indesen  finden  wir  doch  auch  n.  12  ANCHIAL,  n.  28  PHI- 

LOGEN,  n,  35  MVMMEIAN:  um  von  METEL  in  n.  32  zu 

Hchweigen.     Wollte  ferner  jemand  Anstoss  nehmen  an  dem 

aspirirten  PH,  so  ware  zu  erwidera,  dass  die  Nichtaspiration 

auf  diesen  Tesseren  sich  zwar  noch  bis  zum  J.  707  fortsetzt 

(PILODAMVS  n.  6.  9.  22,  PILOTIMVS  n.  7,  PILARGVRVS 

u.  8,  AESCINVS  n.  11,  ANTIOCVS  n.  13.  23,  TEOPROPVs 

^  21),  dass  aber  doch,  ganz  in  Uebereinstimmung  mit  dem 


586 


DIE   TESSERAE   GLADIATORIAE 


langst  auderweitig  Ermittelten,   in  demselben  Zeitramn  L  j 
neben  auch  schon  ANCHIALm^  n.  12,  PHILARGVRVc^  n.:' 
ELBVTHERVS  n.  18,  PHILEMO  n.  24,  PAMPHILVS  n^' 
u.  s.  w.  auftritt.     So    bleiben   uns   nur  zwei  wirkliche  ^rf 
dachtsgrtlnde  iibrig,  deren  jeder  fiir  sich  allein  sehr  bediir 
Entscheidungskraft   hatte,   die    aber   in   ihrer  Gemeinsch-: 
wie  schon   zu  n.  3  hervorgehoben  wurde,   allerdings  stutc: 
machen  miissen.     Der  eine  beruht  auf  der  dort  bereits  i»- 
sprochenen  Abkiirzung   SPECT;    der  andere    auf  der  mc- 
wohiilichen  Reihenfolge   sowohl   als  Vertheilung  der  Zeile: 
welche  diese  ist: 


PUILODAM  •  D08SE 
A  .  D  .  X  •  K  •  NOV 


SPECT 


M  .  TEREN  .  C  .  CAS 


statt  dass  die  Regel  erforderte:  PHILODAMiiij  i  DOSSEh- 
SP  •  A  .  D  .  X  •  K  .  NOV  '  M  •  TEREN  •  C  •  CAS.  Zwar  da^^ 
hier  Sklaven-  und  Herrenname  in  eine  Zeile  zusammeii::-^ 
306  drlingt  sind,  statt  auf  zwei  vertheilt  zu  sein,  das  lasst  <ki. 
obgleich  es  sonst  nur  auf  fiinf  gefalschten  oder  verdHcliti.:'' 
(u.  32.  38.  56.  70.  71)  wiederkehrt,  doch  theils  durch  n.  U' 
(s.  u.)  theils  durch  die  noch  auffallendere,  sogar  mit  Won 
brechuug  verbundene  Abthoiluug  der  achten  u.  35  (von  M' 
tina)  vertheidigen: 


LEPIDV.S  • 
lAN 
M    •    I 

0  •  SENT] 

MVMME 
S  •  SP 
V  N 

0  •  cos 

wahrentl  docli  hier  die  regeliniissige  Anordnuiig  LEPIP''" 
MVMMEIAN  •  S  I  Sr  •  M  •  IVN     C  ■  SENTIO  •  COS  eben  »' 


DEB  BOliEB.  587 

»e<]uem  wie  natiirlich  war.     Waren  aber   einmal  die  beiden 

ss^men   in    derselben  Zeile   vereinigt,   so   war   es   nur  eine 

♦^olge  davon;  dass,  ebenso  ungewohnlicher  Weise,  das  SPECT 

iiie  Zeile   fiir  sich  einnahm.     Hingegen   was  das  Befremd- 

iche  bleibt,  ist  dieses^  dass  die  Formel  8P(ed)  nicht;  wie 

is    sonst  feste  Regel  und  zugleich  das  NatUrliche  ist^  Vor 

lem    Monatsdatum    und    deu   Jahresconsuln   steht^    sondern 

&wischen  beide  eingeschoben  ist.    Auch  hier  liegt  es  ja  nahe 

j^enug  zu  sageu;  dass  doch  gar  leicht;   sei  es  aus  Gleich- 

gfiltigkeit  oder  aus  Versehen;  einmal  variirt  werden  konnte^ 

IsL  in  der  That  etwas  Wesentliches  auf  die  Beihenfolge  der 

Angaben  nicht  ankam.     Aber  nicht  so  leicht  ist  zu  sageu^ 

wie  dann  doch  der  wunderbare  Zufall  zu  erklaren  sei^  dass 

iu   Betreflf  der  Stellung  dieses  SP   eine  Abweichung  von  der 

Rcgel  auch  nicht  ein  einzigesmal  auf  einer  der  etwa  60  un- 

bestritten  achten^   weil  in  allem  Uebrigen  vollkommen  nor- 

malen^   Tesseren  vorkommt;   sondem   nur   bei  solchen^    die 

entweder  durch  ihre  Fassung  -noch  ein  anderweitiges  Beden- 

ken  hervorrufen,  wie  n.  32^  oder  sogar  sicher  gefulscht  sind, 

wie  n.  38.    Eine  Moglichkeit,   freilich  eine  allzuvage;  bliebe 

nur  die,   dass  das  yerschollene  Original   die  richtige  Folge 

der  Zeilen  gehabt  hatte:   SPECT  |  A  •  D  •  X  •  K  •  NOV,   und 

diese  nur  in  der  Publication  verwechselt  waren.    Denn  dass 

dergleichen,  und  nicht  bloss  in  Drucktexten,  sondern  selbst 

in  Stichen,   mehr  als  einmal  wirklich   geschehen,   beweisen 

nicht  nur  n.  41  und  71  (Tomasini  war  ein  sehr  nachlassiger  307 

Mann),  sondem  selbst  das  Beispiel  von  Caylus  in  n.  56,  ja 

was  mehr  ist,  das  von  Marini  in  n.  38.  —  Um  dad  Kesultat 

Ton  allen  diesen  Ueberlegungen  zu  ziehen,  so  lasst  sich  zwar 

die  Unachtheit  unserer  Tessera  nicht  strict  beweisen,   aber 

eben  so  wenig,  wo  nicht  noch  weniger,   ihre  Aechtheit  zu 

einer  einigermassen  befestigten  Ueberzeugung  bringen.    Und 

diess  trotz  zweier  Kriterien,  die  an  sich  der  Aechtheit  giinstig 

sind.     Sie  bestehen    in   der   HinzufQgung   des   A  •  D  •   zum 

Monatsdatum   und   in   der  Weglassung   des  COS   nach    den 

Consulnnamen:  wovon  das  erstere  nach  Mommsen's  richtiger 

Beobachtung  in  den  Zeiten  der  Kepublik  regelmassig  ist  und 

nun  zuerst  mit  n.  31  im  J.  728  aufhort;   das  letztere  aber^ 


588 


DIE    TESSERAE    GLADIATORIAE 


init  alleiiiiger  Ausuahme  der  Municipaltesseren  (n.  12.  ^* . 
denselben  Zeiten  der  Republik  fremd  ist  und  erst  im  Kiistr- 
reiche  (n.  30  flP.),  wenngleich  niemals  regelmassig^  eintritt 

6  (— )  =  Tafel  I  [XX]  D: 


PILODAMVS 


I  VN  I 


SP  A  D  VI  ID  lA 


P  LEN  CN  ORE 


Ueber  diese  der  Pariser  Privatsammlung  des  Herm  Brai.»:' 
de  Presle  augehorigc  Bronze-Tessera,  die  aber  trotz  des  Mi 
terials  nicht  dom  niindesten  Verdachte  Raum  gibt  und  daruni 
ohne  Zweifel  auf  ein  verlorenes  Origiual  von  Elfeubein  zii- 
ruckzufiihren  ist,  ist  alles  Nothige  bereits  zu  n.  3  beigebrach*. 
Auf  sie  findet  in  seiner  zweiten  Halfte  daajenige  AnwenduLLi 
was  ich  Enarr.  p.  90  in  Bezug  auf  n.  3  sagte:  'Quamqnar. 
tieri  potest  ut  vetus  archetypum  osseum  sive  falsarius  si^^ 
ludibundus  faber  aere  imitatus  sit.'  —  Das  ganzliche  Feblea 
der  Interpunction  kehrt  ebenso  in  den  keinerlei  VerdatL; 
ausgesetzten  n.  10  (34)  und  67  wieder. 

8  (721)  =  Tafel  I  [XX]  E.  Die  durch  Sada's  Stich  be- 
zeugte  Buchstabenform  P  wird  auch  durch  Scaligcr^s  Abschrift 
in  dem  von  Mommsen  im  Nachtrag  p.  201  (ganz  am  Endf 
308  erwahnten  cod.  Lcid.  Scal.  32  fol.  3  r.  bestatigt,  nur  dass  sit 
hier  in  der  ersten  Zeile  als  n  erscheint.  Dass  in  der  letz- 
ten  Zeile  GN,  wie  Sadas  Stich  gibt,  statt  CN  wirklich  gt- 
stauden  habe,  ist  zwar  nicht  zu  verburgen,  aucli  nicht  be- 
sonders  wahrscheinlich,  aber  sehr  wohl  moglich.  Sowohl  Bi 
ON  =  CN  als  fur  G  =  C  fehlt  es  gar  nicht  an  Beispielon. 
die  als  iudividuelle  Versuche,  vielleicht  auch  Ausfliisse  einer 
bewussten  Theorie  anzusehen  sind,  die  aus  einer  alteni  IV 
riode  iiberkommene  Schrift  der  wirklichen  Aussprache  aiiw 
passen.  Mommsen  hat  solche  Spuren  verwischt,  wenn  er 
0.  I.  L.  I  n.  57  L  632,  gegen  den  ofFenbaren  Augenschein  id 


DEB   ROMER.  589 

L.  M.  E.  Tafel  LXV,  10  und  LVI  ^,  in  GBLOSSI  und 
.  SEXTIVS  .  G  .  F  dreimal  ein  C  substituirte.*) 

9.  10  (722.  723)  =  Tafel  I  [XX]  F  G.  Diese  beiden 
esseren  mit  der  dritten  n.  40,  welche  von  Mommsen  als  ^in 
useo  Hertziano'  zu  Liverpool  befindlich  bezeichnet  werden, 
iboren  gegenwartig  dem  Britischen  Museum  an,  wo  nur 
e  dritte,  darum  auch  hier  nicht  mit  facsimilirte,  augen- 
icklieh  nicht  aufzufinden  war.  Die  ganze  Hertz^sche  Samm- 
ng  wurde  namlich,  wie  mir  Dr.  Wilhelm  Ihne  in  Liver- 
)ol  (seit  «kurzem  in  Heidelberg  wieder  der  Unsrige)  berichtet, 
)n  Eerm  Joseph  Mayer,  einem  Liverpooler  Silberschmied 
iid  Eunstsammler,  in  London  angekauft,  bald  nachher  aber 
ieder  yerkauft,  bei  welcher  Gelegenheit  Mie  drei  tesserae 
ladiatoriae  vom  Britischen  Museum  erworben  wurden.'  Dass 
iess  seit  1857  geschah,  geht  aus  dem  namenreichen  Titel 
es  gedruckten  Eatalogs  hervor:  Tatalogue  of  the  CoIIection 
f  Assyrian,  Babylonian,  Greek,  Etruscan,  Roman,  Indian, 
eruyian,  and  Mexican  Antiquities,  formed  by  B.  Hertz.  Now 
1  the  possession  of  Jos.  Mayer.  Liverpool  1857.*  4.  — 
)ass  in  n.  9  die  Figur  P  durchgehend  ist,  zeigt  das  Facsimile 
egeu  Borghesi  (Giom.  arcad.  54  p.  70  [Oeuvres  III  p.  341]), 
er  sie  gar  nicht,  und  den  Eatalog,  der  sie  nur  einmal  wieder- 
;ibi  —  Wofem  wir  auf  beiden  StQcken  ein  und  dasselbe 
^onsulat  des  Cn.  Pompeius  und  M.  Crassus  hatten,  und  nicht 
twa  das  eine  aus  684,  das  andere  aus  699  ist,  ergabe  sich 
>ier  auch  das  einzige  Beispiel  zweier  zufallig  aus  demselben 
^'estspiel  (E  •  QVINCT)  stammenden  Tesseren. 

11  (724:  vgl.  Add.  p.  560)  =  Tafel  IH  [XXII]  C.  Das 
^ariser  Original  hat  wirklich  E  •  AP,  wie  in  n.  8.  17,  nicht 
ff  •  A,  wie  Henzen  BuU.  1860  p/170  nach  Habner^s  Mittheilung  soe 
Inicken  liess.  Ich  finde  diesen  Monat  Qberhaupt  niemals 
bloss  mit  A  abgekiirzt  (wie  doch  sonst  einzelu  F,  M,  S,  0, 
N,  D  vorkommen),  auch  nicht  in  der  Zeit,  in  der  noch  keine 
Verwechselung  mit  AVG  moglich  war. 

*)  Viel  irTationeller  muss  das  Umgekehrte  eracheineii,  daas  der 
ftlthergebrachten  Sigle  GN  za  Liebe  auch  der  ausgeschriebene  Name 
^m  C  aDiiahm,  wie  daa  geschehen  ist  in  dem  CNKVS  (noch  dazu  mitE 
f^x  A£)  aof  der  Manze  von  Paestum  P.  L.  M.  E.  Enarr.  p.  13  n.  66  d. 


590 


DIE    TESSERAE    GLADIATORIAE 


12  (776*)  =  Tafel  II  [XXI]  Z.  Dass  ich  diese  TonMoD& 
sen  in  einem  Manuscript  des  Xanthelmus  Romieu  ArelateLi"»' 
in  der  Leidener  Bibliothek,  cod.  Voss.  Germ.  GalL  Q,  - 
fol.  88*)  entdeckte  Tessera  nach  einer  gefalligen  Durchze/: 
nung  des  Herrn  Paul  Marquard  habe  konnen  facsimiliiei 
lassen,  gewahrt  den  kleinen,  aber  immerhin  nicht  zo  \< 
achtenden  Gewinu,  vier  Ligaturen  statt  der  drei  bei  Momi 
sen,  und  ausserdem  die  Abtheilungsstriche  aufzuzeigen,  dun-. 
welche  augenscheinlich  die  Zeilenenden  bezeichnet  sind.  Hier 
nach  ist  das  Original  zweifellos  in  dieser  Gestalt  zu  rmi 
struiren,  wie  man  es  freilich  auch  ohne  jenen  Anhaltspuiii'. 
gethan  haben  wiirde**): 


ANCHIAL  .  SIRTI  •  L  •  S 


SPECTAT  .  NW\ 


MENSE  .  FEBR 


M  .  TVL  .  C  .  ANT  •  COS 


nur  dass  ich  die  Ligatur  der  zweiten  Zeile  vorlaufig  no:l 
auf  sich  beruhen  lasse.  Romieu  hat  nur  zufallig  bei  dt: 
dritten  Zeile  zu  lesen  angefangen.  —  Dass  bloss  der  Mon.i:. 
nicht  wie  in  den  romischen  Tesseren  allen,  auch  der  T*^ 
bezeichnet  ist,  hat  Mommsen  als  gemeinsame  Eigenthumlici- 

*)  DerWortlaut  derStellc»  ist  mir  buchstiiblich  so  copirtwonla 
Ore8  ie  comeuce  icy  a  fere  mention  dea  Epitaphes  d^Arles  (ient^su? 
des  anciens  Ilomains).  Et  en  premier  lieu  ie  veus  reciter  rescrit  s*- 
morable ,  qui  se  list  clairement  en  vne  piece  d'yiioire"  ou  plustot  *■' 
come  de  cerf  que  i'ay,  qui  a  estd  nouuellement  troun^e  icr  a  - 
poincte,  au  bord  du  Rosne,  laquelle  est  si  minue,  et  estroicte,  qof- 
n'est  pas  plus  lougue,  ne  plus  large,  que  la  moytie  du  petit  doigt  3- 
ma  main,  estaut  percee  a  Tun  des  bouts:  ou  est  faite  mention  «^' 
Ciceron,  et  de  Caius  Antcnius,  du  temps  quils  furent  enaemble  Coe?  ^* 
dc  Rome,  enuiron  soixaute  deux  ans  auant  la  natinit^  de  Je8acbr'.i'. 
et  y  a  ainsi  / 

**)  In  der  That  ist  es  so  geschehen  von  Cavedoni  in  dor  o- 
so  cbeu  erst  zugehenden  'Appendice  alla  nuoya  silloge  epigrafiea  51'^ 
deuese'  (aus  deu  'Memorie  delhi  R.  accademia  di  scienxe,  lett^jrv  ^ 
arti'  t.  IV)  1862  p.  16. 


DEB  BOliEK.  591 

dt  der  drei  municipalen  Tesseren  (n.  20.  35),  deninach  als  sio 
riterium  fOr  die  Aechtheit  der  vorliegenden,  gebQhrend  her- 
^rgehoben.*)  Nor  auf  zweien  von  xfanen  ist  Serms  hinzu- 
ifiigt,  was  unter  den  romischen  ein  einzigesmal  (n.  26)  vor- 
>mmt.  Vgl.  iibrigens  zu  n.  35.  —  Schliesslich  darf  darauf 
ifmerksam  gemacht  werden,  dass  jetzt  nicht  mehr  Caesar  de 
civ.  1,  36.  2,  5,  sondem  diese  Tessera  das  alteste  histo- 
sche  Zeugniss  fQr  die  Stadt  Arelate  ist,  die,  wenn  sie  eigene 
echterspiele  hatte,  schon  damals  von  einer  gewissen  Bedeu- 
ing  gewesen  sein  muss.  Wie  sehr  dieser  Luxus  in  spateren 
eiten  dort  gesteigert  war,  wird  durch  die  Ruinen  eines 
mphitheaters  bezeugt,  welches  an  Umfang  das  von  Nimes 
och  Qbertraf:  s.  Millin  Voyage  dans  les  dep.  du  midi  de 
i  France  m  p.  615  fiF. 


*)  Darch  diese  Uebereinstimmiuig  erweiat  sich  die  Anwendung  als  irrig, 
ie  Borghesi  Giom.  arc.  54  p.  67  f.  [Oenvres  III  p.338f.]  von  n.20  machte, 
b  wenn  nor  ein  znf&lligesVergessen  des  I2.ng8t  verflossenen  Termins  die 
V^eglaBsnng  des  Tagesdatnms  verursacht  h&tte.  Vermnthlich  war  der 
ralireGmnd  kein  anderer,  als  dass  in  Mnnicipal-  oder  ProYincialst&dten 
fladiatorenspiele  flberhaupt  nicht  so  hHufig  vorkamen,  dass  man  irgend 
ine  Ndthiguxig  gefflhlt  h3,tte,  verschiedene  AuffShrungen  ausser  der 
lonatfibezeichnnng  anch  noch  durch  Tagesangabe  zu  nnterscheiden, 
v^enigBtens  gewiss  nicht  in  der  iQtem  Periode;  denn  die  Pompejani- 
chen  programmata  gladiatoria  geben  allerdings  wiederholt  anch  das 
["agesdatum:  s.  die  Beispiele  bei  Friedl&ndler  im  Handbuch  der  ^dm. 
^terth.  IV  p.  663.  Dass  die  Tage  ein  fiir  allemal  bestimmte  gewesen 
v^aren  nnd  daram  nicht  genannt  zu  werden  brauchten,  wie  Cavedoni 
^oll.  1834  p.  252  annahm ,  war  zwar  eine  nichts  weniger  als  einleuch- 
«nde  Behanptong;  gleichwohl  h&tte  er  diese  Vorstellung  wenigstens 
oicht  gegen  die  Borghesi^sche  aufgeben  sollen  ebend.  1835  p.  206.  —  In 
^er  Yorher  citirtcn  ^Appendice'  p.  18  Anm.  stellt  er  jetzt  als  Gmnd, 
wanun  ein  einzelner  Tag  gar  nicht  habe  bezeichnet  werden  kOnnen, 
vermathungsweise  dieses  auf,  dass  das  Fest  eben  mehrere  Tage  ge- 
danert  haben  werde.  Wenn  aber  in  Provincialst&dten,  so  war  das 
Mcher  in  Bom  nm  so  viel  mehr  der  Fall,  und  wamm  nannte  man  hier 
nichtsdestoweniger  den  einen  Tag  der  mehrt&gigen  Spiele  mit  aus- 
nahmsloser  Begelm&ssigkeit?  —  Von  vorhandenen  Zeugnissen  ffir  mehr- 
^^gige  Daner  ist  Qbrigens  hierbei  kein  Gebrauch  zu  machen,  weil  sie 
^le  au8  spaterer  Zeit  siud,  z.  B.  tnwierarius  bidui  in  Benevent  I.  R. 
^'  ^^01;  triduo  in  Peltninum  ebend.  6036;  quadriduo  in  Puteoli  2518^ 
dkbus  IIIJ  in  Mintnmae  4068. 


592  DIE   TESSERAE   GLADIATORIAE 

15  (727)  =  Tafel  III  fXXII]J9.  Von  der  Copie,  dieK 
dieser  Tessera  auf  der  Marciana  (friiher  iii  Rimini)  existirtU 
mir  zwar  Herr  Bibliothekar  Valentinelli  mit  grosserG? 
falligkeit  eineu  Stanniolabdruck  gesandt;  derselbe  ist  aber  L 
seinem  Briefcouvert  so  zerquetscht  in  meine  Hande  gekir 
dass  kaum  noch  ein  Buchstab  zu  erkennen  ist  Nnr  el» 
noch  liisst  sich  die  Schreibung  APOLONTVS  constatr-: 
durch  die  sich  dieser  Falscher  (wofern  es  nicht  etwa  n 
harmloser  Dilettant  war),  ahnlich  wie  der  von  n.  56,  als  K' 
chen  verrathen  hat. 
311  17  (729)  =  Tafel  I  [XX]  ^.    Der  von  Brunn  erhalui- 

Stanniolabdruck  dieser  Tessera  des  Vatican  lasst  kelD-i 
Zweifel  darUber,  dass  der  Name  PHILARGVRV  ohne  s  toI: 
stiindig  ist  und  sein  sollte :  was  zur  Beurtheilung  von  n.  :!i 
nicht  undienlich  ist. 

18  (730).  Die  in  Rimini  befindliche  Copie  dieser  Te* 
sera  ist  mir,  trotz  mehrfacher  freundschaftlicher  BemuhuDg'' 
Henzen'8,  nicht  zuganglich  geworden.  * 

19  (1537  Add.  p.  560)  =  Tafel  I  [XX]  J,  wurde  scl-' 
in  Priscae  latinitatis  epigraphicae  supplementum  I  (Bohd^' 
18G2)  p.  15  [507J  =  Tafel  I  [XV]  C  facsimilirt  gegeben,  iiv 
ohne  den  jetzt,  wie  bei  so  vielen  andem,  zum  erstenmal  to' 
zugekommenen  Griff  oder  Henkel. 

20  (731).  PETILI  ist  natiirlich  derselbe  Name,  k 
n.  27.  50  mit  der  Schreibung  PETILLI  wiederkehri  Es  K 
nur  dasselbe  Schwanken  zwischen  Gemination  und  Ni^^' 
gemination,  aus  dem  die  Romer  in  so  manchen  Worten,  w* 
mentlich  aber  Eigennamen,  niemals  ganz  heraos  und  zu  eiii'' 
festen  Entscheidung  gekommen  sind:  zum  sichem  Bevf> 
iibrigcns,  dass  das  i  ein  naturlanges  ist,  da  diess  die  I^ 
dhigung  ist,  an  die  solcher  Wechsel  gekntipft  zu  sein  pfl^V^ 
Dasselbe  PETILI  steht  auf  einem  der  Baldinischen  Asob^ 
topfe  (C.  I.  L.  I  n.  934),  aber  PETILIAE  auch  noch  in  eir: 
Apulischen  Inschrift  spaterer  Zeit  (L  R.  N.  622);  dagegen  n 
oinor  wahrscheinlich  noch  republicanischen  PETILLL^E  i^ 
I.  L.  I  n.  1050).  —  Vgl.  iibrigens  zu  n.  12  und  35. 

21  (732)  =  Tafol  III  [XXII]  i:.  Dass  Mommsen^ledigl'- 
uach  Labus' (zu  Morc.  p.  48)  willkiirlichem  Vorgange,  die  T^"^' 


DEK   ROMER.  593 

era  am  Ende  ffir  defect  halt  und  TEOPROPV5,  OC^  AP  •  rf 
Tganzt,  ist  unriehtig.  Das  Florentiner  Original  ist  genau 
o  YoIIstandig,  wie  es  in  P.  L.  M.  E.  Tafel  III  K  facsimilirt 
;egeben  wurde  und  wie  es  auch  Gori  Inscr.  Etr.  I  p.  265, 
us  dem  Labus  allein  schopfte,  schon  gegeben  hatte,  nur 
lass  hier  am  Schluss  der  letzten  Zeile  ein  ebenfalls  iiicht 
[erechtfertigtes  Lfickenzeichen  steht.  TEOPROPV,  so  selten 
kuch  die  Abwerfung  des  s  bei  der  Endung  us  (im  Gegen- 
atz  zu  05)  im  ganzen  auftritt,  ist  doch  schon  durch  PHI- 
JARGVRV  in  n.  17  YoIIkommen  sichergestelli  OC  statt 
)CT  hatten  wir  schon  n.  1,  und  es  kann  nicht  mehr  be- 
remden,  als  lA  n.  6,  AP  n.  8.  11.  17,  QVI  n.  9.  14.  18.  19. 
iO,  und  die*  analogen  Abkiirzungen  FE,  MA,  PV,  SE,  NO, 
DE  in  den  P.  L.  M.  E.  Enarr.  p.  118  (neben  AP  und  OC)»" 
msammengestellten  B^ispielen.  Wobei  nur  die  Einschran- 
kung  gilt,  dass  dergleichen  allerdings  nach  der  republica- 
nischen  Periode  auf  unsem  Tesseren  ebensowenig  mehr 
erscheint  wie  die  auf  das  knappste  Mass  beschrankten  EQr- 
zungen  der  Consulnnamen  PA,  PO,  VA,  LE,  DO  (n.  1.  8.  9. 
14.  20.  22.  28).  In  der  Yierten  Zeile  endlich  scheint  freilich 
nach  AP  ein  CL{aud)  kaum  zu  entbehren:  aber  es  steht 
nmi  doch  einmal  nicht  da,  trotz  des  daftir  Yollkommen  aus- 
reichenden  Platzes,  der  leer  ist.  Will  man  also  nicht  sagen, 
daas  es  der  GraYCur  lediglich  Yergessen  habe,  so  bleibt  nur 
die  Moglichkeit,  dass  in  Folge  der  Sonderstellung,  welche 
nach  Mommsen's  eigener  Entwickelung  (Rhein.  Mus.  f.  Phil. 
XV  p,  184  f.*))  gerade  die  Appier  im  System  der  romischen 
Namengebung  einnahmen,  die  HinzufQgung  des  eigentlichen 
Gentilnamens  neben  L  •  DOM,  wodurch  das  Jahr  sicher  be- 
stumnt  war,  flberhaupt  nicht  fiir  nothig  befunden  wurde. 

22  (733).  Es  war  kein  schlechter  Grund,  dass  Car- 
dinali  diese  Tessera  fQr  unacht  darum  hielt,  weil  im  Monat 
Janaar,  den  sie  als  Datum '  gibt,  M.  Yalerius  Messalla  und 
Cn.  Domitius  CalYinus  noch  gar  nicht  Consuln  waren,  son- 
<Iern  ganz  ansnahmsweise  im  Jahre  701  ihr  Amt  erst  im 
Juli  antraten:  s.  Dio  40,  17  und  45,  Ycrgl.  Appian  b.  c.  2, 


*)  Jetzt  in  'ROmieche  Porgchungen*  I  (1864)  p.  26.     * 

'*•  ftlTSCHELII    OPVSCVLA   IV.  38 


594 


DIE   TESSERAE   GLADIATORIAE 


19.  Sehr  emleuchtend  hat  indess  Borghesi,  dem  Homnist: 
beitritt,  a.  a.  0.  p.  67  [Oeuvres  III  p.  338]  sie  damit  vertheidigi 
dass  man  eben  darum;  weil  es  im  Januar  und  noch  Mom:- 
lang  nachher  ilberhaupt  keine  Consuln  in  Bom  gab,  auch  W. 
der  Anfertigung  der  Tessera,  die  man  sich  doch  natfirlici 
ziemlich  bald  nach  dem  Festspiel  zu  denken  hat^  keine  nenoefi 
konnte,  daher  den  dafiir  herkommlichen  Platz  vorlaufig  fe: 
liess  und  ihn  erst  spater  gelegentlich  ausfallte  (wenn  man  e 
nicht  vergass  oder  aus  irgend  einem  Grunde  unterliess  wi: 
bei  n.  23).  Zwar  wenn  Borghesi  fur  einen  solchen  Hergaiu 
eine  Bestatigung  in  n.  12,  wo  bloss  der  Monat  ohne  deo 
Tag  genannt  ist,  und  eine  andere  in  n.  70,  wo  die  letzk 
Seite  ganz  leer  ist,  zu  finden  meinte,  so  fallt  das  erste  Bei- 
spiel  durch  die  oben  p.  310  [591]  Anm.  aufgestellte  Erklanmii 
weg,  und  im  zweiten  Falle  hat  er  sich  ohne  Zwerfel  durcL 
eine  Falschung  tiiuschen  lassen.  Aber  gliicklicher  Weise  li*?t 
sich  dafiir  ein  anderer  Beleg  substituiren,  welcher  gemJ 
jener  Absicht  dient,  namlich  die  folgende  il  23. 

313  23  (775)  Tafel  I  [XX]  K.    Von  dieser  Tessera  sah  Osanii 

wie  er  in  Fleckeisen's  Jahrb.  f.  Phil.  Bd.  77  (1858)  p.  6iil 
berichtet,  im  Britischen  Museum  nur  die  beiden  Seiten  - 
und  3,  offenbar  weil  ihm  die  zwei  andem  durch  die  Auf- 
stellung  verdeckt  waren.  Wahrend  nun  jetzt  der  Name  der 
ersten  Zeile  richtig  zum  Vorschein  kommt: 


A 

S 

sp. 

N 

T 

I  0 

C 

V 

S 
I 

C 

R 
D 

I  B 

0 

N 

A. 

ID 

• 

lAN 

. 

- 

finden  wir  mit  sehr  getauschter  Erwartung  die  vierte  in  ^^^ 
That  leer.  Icli  wiisste  dafiir  keine  andere  Erklanmg  als  & 
zu  n.  22  von  Borghesi  gegebene;  aber  auch  kein  anderef 
Jaln';  welches  fiir  die  Annahme  mangelnder  Consufai  iiB 
Januar  so  passend  wiire  wie  701:  daher  ich  nicht  angestan- 
den  habe  die  Tessera  hieher  zu  stellen.     Dass  sie  aus  alterer 


DER   B^HEB.  505 

9it  sei,  acblosa  schon  Mommsen  aua  dem  Zusatz  des  A  ■  D, 
OYon  8.  zu  n.  5  a.  E,  [oben  p.  587]. 

24  (734).    Ueber  diese  Tessera  einiges  Nahere  bei  n.  64. 

25  (735).  Weder  Bimard  de  la  Bastie  in  den  Mem.  de 
icad.  dee  inscr.  t.  XV  (1743)  p.  426,  nocL  MiUin  Voyage 
ina  les  d^p.  du  midi  de  la  France  t.  II  (1807)  p.  336,  deneD 
e  Eenntniss  dieser  Tessera  yerdankt  wird,  sagea  uns  welcbe 
eile  eigentlich  leer  geblieben;  sehr  moghcher  Weise  kann 
I  statt  der  zweiten,  die  Mommsen  angenommen  hat,  auch 
ie  vierte  sein.  Dass  flberhaupt  hier,  wie  sonet  mrgends 
eiter  auf  allen  unsem  Tesseren,  dem  Nameo  des  Qladia- 
>rs  keio  Herrenname  hinsugefflgt  ist,  braucht  mit  nichten 
of  irgendwelche  zufallige  Ursache  znrQckzugehen,  sondem 
'ird  sehr  einfach  seineD  guten  Grund  darin  haben,  daes 
iermia  nicht  Sklav  im  PriTatbesitz,  sondem  serrus  pnbli- 
08  war. 

26  (736).  DasB  bier  wirklicb  SPE,  nicht  SP  stand 
iTOTon  8.  zu  n.  3),  wird  man  der  von  Mommsen  benutzten 
laudBchriftlicben  Sammlung  des  Gudias,  gegenflber  Reineaius 
ind  Fabretti,  unbedingt  zu  glauben  baben.  Denn  da  Gudius 
lod  Reioesius  VI,  60  p.  391  in  der  Angabe  Dber  die  Her-  >■* 
ionft  'Romae  apud  Franc  Gotbofrednm'  (woher  auch  n.  15. 

18  stammen)  Qbereinstimmen,  so  ist  es  ja  unleugbar  die- 
■elbe  Tesaera  mit  der,  fHr  welche  der  (bereits  von  Mommsen 
itirte)  N,  Heinsins  in  einem  Briefe  an  J.  F.  QronoT  in 
3iirm.  Syll.  IH  p.  297  die  Sigle  8PE  mit  diesen  Worten 
wzeugt:  'illud  SP  ^ortttlam  interpretantur'  (das  war  Ago- 
ttiDi'g  Meinung);  'sed  cum  in  alia  apud  Franciscum  Gotte- 
frednm  antiqnariam  Romannm  tres  litteras  ezpressas  viderim 
^P^,  spectaculum  potius  ridetur  interpretandum.' 

27  (737)  —  Tafel  I  [XX]  L.  Ueber  den  Scbrifttjpus 
dieBer  Tessera  s.  zu  n.  43. 

38  (738)  =-  Tafel  I  [XX]  M.  Dass  ich  dieaes  StDck  des 
Mngje  du  Louvre  nicht  nacb  GriTaud  de  la  Vince1Ie'a  paliio- 
graphiach  gar  nicbt  fcreuem  Stich  in  dessen  'Recueil  de 
monumena  antiques  d^couTerts  dans  Tancienne  Giiulc'  (l'ails 
18n.  4)  pl.  XXXVI  wiederzugebeu  braucbte,  veiilaiiki'  icli 
einem  von  Herm  de  Longperier,  couserTateur  dpn  niuH^ea 


596  DIE   TESSERAE   GLADIATORIAE 

du  Louvre,  lange  erbetenen,  jetzt  gutig  vergonnten  AWn^j 
des  Originals. 

30  (739)  =  Tafel  I  [XX]  N.     Wenn  hier  Mominsen  4- 
Facsimile   der   P.  L.  M.  E.  Tafel  III  T  berichtigt,  so  trrf  l 
diese    Berichtigungen   vielmelir    die    Abbildung  in  den  t-: 
ihm  ganz  iibersehenen  'Monumenti  inediti  dell'  Insi'  Rl.  IV 
Tafel  LIII,  woher  ieh  ja  diese  Tessera  ebensowohl,  wit  i^ 
unter  n.  43.  54,   in  Ermangelung  neuer  Abdriicke  Mvil. 
entlehnt  hatte,  und   zwar,  wie  ich  gestehe,  in  vollem  V'.' 
trauen  auf  die  absolute  Zuverlassigkeit  des  Vorbildes.*)  1 1 
nunmehr  iiber  die  Variauten  der  Mommsen'schen  Lesung  ^- 
des    romischen    Stichs    aufs    reine    zu    kommen,    erbat  u:> 
erhielt   ich  von    der    besondem  Freundlichkeit   des  jetzig  "^ 
Besitztrs    dieser   Tesseren,    Herm   Ur.  Hermann  KestL- 
in  Hannover,  eine  genaue  Zeichnung,  die  dem  gegenwartu:'^ 
Facsimile  zu  Grunde  liegt,  zugleich   mit  nachstehendem  Br 
richt  iiber  den  Thatbestand.     *Die  moglichst  sorgfaltige  Nai- 
zeichnung    stimmt,    wie    Sie    sehen   werden,    bis   auf  ein:: 
immer  noch   zweifelhaft  bleibende  Schriftspuren  so  zieml] 
mit  den  Ergebnissen  der  Mommsen*schen  Untersuchung  fil'^' 
ein.     An  dem    genau  wiedergegebenen  Profil    meiner  Zeit. 
315  nung   werden  Sie   bemerken,    dass   nur  die   Seiten  1  u"J  ' 
(letztere  vollstandig)  die  ursprungliche  Oberflache  bewahrt' 
wtihrend  2  und  4  von   einer  vandalischen   Hand  vermittti ' 
einer  Feile  abgegliittet  sind.     Diese  Feilenvertiefungen  p 
die  Publication  des  archiiologischen  Instituts  ziemlicb  g»'»"» 
wieder  und  bezeichne  ich  sie  mit  ahnlichen  Strichlagen.  '* 
diesen  Tiefen  ist  selbst  mit  dem  schiirfsten  Auge  kaum  n<> 
etwas  Buchstabenartiges  zu  entdecken;  doch   glaube  icli  ai' 
Seite  1  nicht  allein  Mommsen's  S  an  der  bezeichneten  >t«i- 
zu  erkennen,  sonderu  am  Anfang  auch  noch  die  im  Institut? 
Stich  angedeuteten  Buchstaben  IV  und  etwas  Aehnliclies  «•* 
ES . . .  (?).     Seite  2  ist  voUig  abgefeilt  und  das  von  Momm-' 
gesetzte  verliingerte  I,  wie  mir  scheint,  nichts  als  ein  etv^* 
tieferer  Feilenschnitt.     Spuren  von  Buchstaben  in  dcr  Mit^' 

*)  Wie  selir  mich  freilich   dio.^es  Vprtrauen  getriuscht  hftt,   ^^-^- 
jet/.t  der  Avigenachoin  an  n.  43.  54  (Tafcl  III  [XXII]  ,/  und  S\ 


DER  k5mbb.  597 

urften  sich  kaum  mit  einiger  Bestimmtheit  herausbringen 
i8sen,  und  scheint  mir  die  sonderbare  (fast  einem  hebraischen 
Jeph  ahnelnde)  Figur  nur  eine  spatere  Eritzelei.  Seite  3 
edarf  nur  hinsichtlich  des  K  einer  kleinen  Correctur  des 
astituts-Stichs,  der  auch  unrichtig  hinter  SP  und  K  zwei 
unkte  gibt  statt  eines  einzigen.     Seite  4  scheint  Mommsen 

ichtig    gelesen    zu   haben   hindichtlich   des   IMP,   vielleicht 
uch   des   darauf  folgenden  C.     Vor  dem  Schluss  COS  lese 
;h   in   zweifelhaften  Spuren  —  um  so  verdachtiger,  als  sie 
us  der   sonst  esacten  geraden  Linie  fallen  wQrden  —  wie 
leine  Zeichnung  es  genau  andeutet,  noch  XII  und  davor  in 
iehtiger  Huhe  noch  ein  paar  buchstabenartige  Vertiefungen.* 
-   Hiemach    hatte    ich    in    der   Uebersichtstabelle   an   der 
Iommsen'schen  Abschrift  nichts  zu  andem,  als  dass  ich  das 
?euig  beglaubigte  I  am  Ende  der  zweiten  Zeile  wegliess.  — 
Jebrigens    gibt   es    uuseres   Wissens   keine    zweite   Tessera, 
eren  Knopf  mit   so   zierlicher  Kunst   gearbeitet   ware   wie 
ieaer  mit  einem  vollstaudigen  Frauenkopf  geschmQckte.    Die 
rermuthung  liegt  nahe,  dass  es  das  Portrat  eines  Mitglieds 
ler  kaiserlichen  Familie  sei,   dem  zu  Ehren  das  bezQgliche 
'estspiel  gegeben  wurde.    Nicht  iibel  wtirden  Kopf  und  Profil 
lir  eine  Livia  passen,  wenn  auch  deren  bekannte  Portrats 
n  Visconti's  Iconogr.  rom.  pl.  19,  die  jugendlicher  gehalten 
ind,  oder   auf  den  Munzen  bei  Cohen  ^Descr.  hist.  des  me- 
lailles  imperiales'  I  pl.  5  (p.  106)  keinen  Anhaltspunkt  geben. 
5s  mtlsste  eben  die  schon  reifcre  Frau  von  gegen  50  Jahren 
ein  (geboren  war  sie  am  Ende  des  7ten  Jahrhunderts).     Als 
riihestes   Jahr   bote    sich    dafiir   749    dar,    in   welches   des  3i6 
iugustus  12te8  Consulat  fallt:  deun  zwischen  731   und  749 
ff-AT  er  bekanntlich  gar  nicht  Consul.     Auf  diese,  natiirlich 
^auz  hypothetische,  Combination  haben  librigens  die  an  sich 
30  zweifelhaften  Spuren  der  vermeintlichen  Zahl  XII  keineu 
Binfluss;  die  Zeile  liesee  sich  zwar  ausf&llen,  wenn  man  sich 
?e8chrieben   dachte   IMP  •  CAES  •  DIV  •  F  •  XII  •  COS;   aber 
auffallend  bliebe  dabei,   selbst   abgesehen   von  der  Stellung 
ier  Zahl,   immer   die  Weglassung  des  Consulatscoliegen  L. 
Cornelius  P.  F.  Sulla,   von   dessen   etwaigem   Abtreten   uns 
doch  nichts  bekannt  ist. 


598 


DIE   TESSERAE   6LADIAT0BIAE 


31  ( — )  =  Tafel  I  [XX]  0.    Diese  meines  Wissens  fe 
zum  ersteumal  bekamit  werdende  Tessera 


H 

I  L  A  ] 

B  I  0 

C 

A  E  C 

I  L  I 

SP 

•  III  ■ K 

•NOV 

• 

c.vm 

. T . TAV 

gehort  dem  k.  k.  Miinz-  und  Antiken  -  Cabinet  in  Wien  m: 
iiber  die  Herkunft  ist  dort  nichts  bekanni  Ihre  sehr  ^: 
bere  Zeichnung  verdanke  ich  der  Gefalligkeit  der  Hem: 
Joseph  Ritter  von  Arneth  und  Dr.  Priedrich  Kennf! 
—  Es  ist  nicht  uninteressant,  dass  sich  in  diesem  Sttii 
eine  Gladiatoren-Tessera  aus  dem  Consulatsjahr  desseU»" 
T.  Statilius  Taurus  erhalten  hat,  dem  Rom  vier  Jahre  tc: 
her  (724)  den  Bau  des  ersten  steinemen  Amphitheaters  t?: 
dankte:  s.  Becker  Handb.  d.  rom.  Alt.  I  p.  642.  681.  Tr 
aller  Wahrscheinlichkeit  nach  ist  dieses  auch  als  Local  c^ 
Fechterspiels  zu  denken,  in  dem  unser  Hilario  Caecili  '^j* 
tatus'    war.    —    Uebrigens    hatte    die   Consulatsbezeichniii: 

genauer  lauten  soUen  T  •  TAVRO  •  H,  da  er  schon  am  Ei^ 
des  J.  717  consul  suffectus  gewesen  war:  s.  Henzen  C.I.  ^ 

I  p.  449.  Das  iterum  durfte  aber  wegbleiben,  weil  i' 
Zahlangabe  beim  kaiserlichen  Collegen  jede  Verwechs^!^^ 
ausschloss.  Aus  demselben  Grunde  durfte  es  n.  26  einfc' 
C  .  CAES  heisseu  ohne  HI,  und  n.  40  TI  •  CLAV  ohne  I! 
Auch  die  Weglassung  von  HI  bei  L  •  CIN  in  n.  1  und  ^^^ 

II  bei  L  •  SVL  in  n.  2  liesse  sich  so  auffassen,  wenn  niii: 
317  die  Vergleichung   von    n.  8.  9.  10   zeigte,    dass   diese  r^i- 

vielmehr  aus  der  allgemeinen  UnbekUmmertheit  der  alt^- 
Zeit  in  diesem  Punkte  zu  erklaren  seien.  —  Vgl.  auch  r. 
u.  21. 

*  32  (p.  201  g)  =  Tafel  I  [XX]  P.  Gern  mochte  man  st^ 
dieser  Tessera  des  museo  nazionale  zu  Neapel  amiehwt'' 
weun  sie  cs  einem  nur  nicht  gar  zu  schwer  machte  dc^- 
diese  ihre  Gestalt: 


DEB  BOUEB. 


599 


PHILOXENVS 

•  METEL 

3 

SPECT 

TMP 

• CAE  .  X  • 

• 

C  •  NORB 

D 

KIVL 

wobei  zu  bemerken,  dass  das  Knopfchen,  in  welches  bei  Z.  2 
und  4  die  vordere  Halfke  des  durchgebohrten  Loches  fiel, 
durch  Zufall  abgebrochen  ist,  ahnlich  wie  bei  n.  15  und  23. 
Irgend  ein  grober  Schnitzer,  bei  dem  man  den  Falscher 
gleichsam  in  flagranti  ertappte  (wie  bei  n.  38),  ist  ja  nicht 
darin:  aber  wiederum  dasselbe  Zusammentreffen  einer  ganzen 
Reihe  von  Unregelmassigkeiten,  von  denen  jede  einzehie 
allenfalls  zu  ertragen  ware;  die  Summe  aller  aber  allzuschwer 
ins  Gewicht  fallt.  Wir  dflrfen  milde  sein  in  Bezug  auf  das 
Cognomen  METELJi  statt  des   fiblichen  Gentihiamens;  denn 

auch  n.  14.  43  bicten  mit LANI  und  THYBRIDIS  Cogno- 

mina,   wenn  auch  das  MVMMEIAN  in  n.  35  vielleicht  eher 

als  Mummeianti^  (Servtis)    denn   als  Mummeian»    zu   fassen 

sein  mag.     Aber  im  iibrigen:  die  Vereinigung  beider  Namen 

in  einer  Zeile,   das  ausgeschriebene  SPECT,  vor  allem  die 

verkehrte  Stellung  des  Monatsdatums  nach  der  Jahrszahl:  — 

wicderum   dieselben    oder   ahnliche   Einzelheiten   auf  Einem 

Haufen,    deren  Verfanglichkeit    zu   n.  3   und   5   ausgefuhrt 

wurde  und  kaum  ein  anderes  Schlussurtheil,  mindestens  keine 

andere  Schlussstimmung  zulasst  als  tlber  n.  5  ge^llt  wurde. 

Und  dieses  um  so  mehr,  als  nach  derselben  Seite  hin  so  gut 

wie  entscheidend  das   palaographische  Moment  wirkt.     Auf 

den  ersten  Blick  muss  es  einleuchten,  dass  wir  hier  erstens 

(mit  einziger  Ausnahme   des  wirklich   antik   geformten  M) 

den  reinen  Typus  eleganter  Versalien  modemer  Druckschrift 

vor  uns  haben,  und  zweitens  genau  denselben  Schriftcharakter  3i8 

in  n.  38  wiederfinden.    Ist  nun  aber  das  letztere  Stiick,  wie 

Bich  alsbald  zeigen  wird,  eine  erweisliche  Falschung,  so  zieht 

diese  fast  nothwendig  das   unsrige  in  dieselbe  Verdammniss 

nineiu  und  lasst  kaum  einen  Zweifel,  dass  beide  aus  einer 


600  DIE   TESSERAE   GLADIATORIAE 

und  derselben  Fabrik  stammen.  Wie  sie  denn  ebendanifi: 
auch  wohl  beide  aus  dem  museo  Borgia  in  das  heutig- 
Neapolitanische  gekommen  sein  mogen^  was  xms  dorch  Mami 
Arv.  p.  26  nur  fiir  n.  38  bezeugt  isi 

*  33  (741)  =  Tafel  III  [XXII]  F.  Auch  diesem  Stflckkoniitc 
die  Bekreuzung  nicht  erspart  werden.  So  gClnstig  aucli  fcr 
die  Aechtheit  der  allein  genannte  Consul  LoUius  zu  sprecbtt 
scheint,  da  er,  wie  Borghesi  BuU.  1845  p.  164  [Oeavres  lY 
p.  502]  hervorhob,  wirklich  im  Anfang  des  Januar  733  ohnf 
Collegen  amtierte  (Dio  54,  6),  so  wenig  hatte  man  sich  ioch 
entschliessen  sollen,  zumal  fur  den  Beginn  der  Augusteisctei 
Periode,  an  einen  so  gar  abscheulichen  Schnitzer  zu  glaulwLL 
wie  er  in  der  Schreibung  HYPOLITVS  ffir  HIPPOLm^ 
vorltlge.  Denn  dass  dieser  Name  und  kein  anderer  gemeiLf 
sci,  dafiir  wird  allerdings  eines  jeden  erstes  Geftthl  so  ent- 
sehieden  sprechen,  dass  jede  anderweitige  Ableitung  als  -4» 
suchte  Kiinstliclikeit  erscheinen  muss.  Wie  sehr  berecbtip 
wir  aber  sind,  orthographische  Schnitzer  als  Verrather  eine: 
Falschung  zu  nehmen,  kann  die  zu  n.  52  gegebene  Zusan. 
uienstcllung  lehren.  Gleichwohl  gibt  es  einen  Weg  der  Yer 
thcidigung,  der  sich  nicht  geradezu  absperren  lasst  Zirar 
au  eiu  uttoXiGoc  oder  uttoXutoc  wird  kein  Verstandiger  den 
ken:  wohl  aber  bieten  uns  die  alten  Glossarien  ein  Ve»k> 
cnlns,  UTToXiToc',  und  ich  mochte  nicht  behaupten,  dass  em 
solchc  Namengebung,  selbst  fiir  einen  Gladiator,  unmogli^l- 
ware,  da  die  Alten  in  diesem  Punkte  auch  dem  HoDicr 
seinen  Spielraum  liessen.*)  —  Nichts  destoweniger  ist  am'' 
hiermit  die  Sache  noch  nicht  abgethan,  weil  nodi  ^^' 
319  Instanz  iibrig  ist,  gegeu  die  schwer  aufzukommen  sein  wirc 


*)  Denn  es  ieidet  wohl  keinen  Zweifel,  dass  die  meiBten  Gladia 
torennamcn  erst  spator  beigelegte  waren,  weil  Bonst  die  wf  nnft- 
TeHseren  erscheinenden  Gladiatoren  (sofern  es  nicht  in  Rom  geboa^Ji 
waren)  so  uberwiegend  geborene  Griechen  gewesen  sein  musBten,  ^ 
es  nach  den  geschichtlichen  Vcrhiiltnissen  v5llig  unglaublich  ist. " 
Nachtriiglich  finde  ich  die  Ableitung  von  0tt6Xitoc  schon  Ton  Ca^^ 
doni  aufgestellt  in  ^Nuova  silloge  epigrafica  Modenese  o  sa  Snpph 
mento  agli  antichi  marmi  Modcnesi'  (aus  den  'Memorie  delU  B.  Acri 
demia  di  scienze ,  lettere  ed  arti  |di  Modena'  t.  IV)  1862  p.  ^,  ^^^ 
wiedcrholt  in  der  i).  309  [590]  citirten  'Appendice'  dazu  p.  18  Anm.,  uDwr 


DEB  ROHEK.  601 

ine  sehr  ausserliche,  aber  darum  nichts  weniger  als  veracht- 
iche.  Man  sehe  sich  sammtiiche  auf  Tafel  I  und  II  [XX.  XXI] 
inter  A  bis  Y  und  auf  Tafel  III  [XXII]  unter  A  bis  T  facsimilir- 
eu  Tesseren  darauf  an,  wie  die  Durchbohrung  des  am  Vorder- 
ude  befindlichen  Knopfes  vorgenommen  ist.  Nehmen  wir  von 
!ada's  Stiicken  l  C,  E  und  Q  Abstand,  die,  weil  ganz  nach 
ler  Schablone  gemacht,  gar  nichts  Zuverlassiges  lehren  kon- 
len;  desgleichen  von  II  T,  wo  das  Loch  (Iberhaupt  nicht 
^ezeichnety  und  von  l\I  G,  wo  die  Figur  des  Knopfes  nicht 
)ekannt  ist:  so  finden  wir  unter  36  nicht  weniger  als  34, 
Kler  wenn  I  P.  II  R.  III  B  uud  0  abgerechnet  werden,  unter 
12  uicht  weniger  als  30  StUcke,  bei  denen  mit  grosster 
ileichfbrmigkeit  die  Durchbohrung  von  der  zweiten  nach 
ler  vierten  Seite  geht,  nur  zwei  (das  unsrige  und  III  R)y 
vo  sie  die  erste  und  dritte  trifiFt.  Es  ist  unmoglich,  in 
olcher  Regelmassigkeit  bloss  Spiel  des  Zufalls  zu  suchen, 
md  nicht  schwer,  die  zu  Grunde  liegende  Absicht  zu  finden. 
)er  Zweck  der  Durchbohrung  selbst  konnte  kein  anderer 
leiii  als  eine  Schnur  durchzuziehen,  mittels  deren  die  Tessera 
luf-  oder  angehangt  d.  h.  nach  Labus'  hochst  einleuchteuder 
i^ermuthung  um  den  Hals  getragen  wurde  und  als  Decora- 
ion  auf  die  Brust  herabhing.  Man  veranschauliche  sich  nur 
liese  Umhangungy  um  sogleich  zu  begreifen  dass^  wenn  die 
ilauptseite  d.  h.  doch  ohne  Zweifel  die  mit  dem  Namen  des 
[)ecorirten  bezeichnete^  nach  vorn  gewendet  sein  sollte^  um 
lie  Ehre  des  Tragers  der  Welt  sichtbar  zu  machen,  noth- 
ivendig  die  Schnur  durch  die  zweite  und  vierte  Seite  geheu 
tnusate,  wahrend,  wenn  die  erste  und  dritte  durchbohrt  war, 
ler  Name  nicht  vorn,  sondem  zur  Linken  oder  Rechten  zu 
biingen  kam.  Mit  dieser  Absicht  stehen  auch  alle  Neben- 
amstande  in  der  genauesten  Uebereinstimmung.  Obenan  der, 
las8  die  Figur  unserer  Tesseren  selten  ein  reincs  Perallele- 
[)ipedon  bildet,  sondern  fast  immer  zwei  gegenCiberstchende 
Seiten  breiter  hat  als  die  zwei  andem,  und  zwar  dann  immer 
ilie  erste   imd   dritte:    sehr   natfirlich,   weil   mit   einer   vou 

Vergleichung  der  Namen  GracHis,  GradUua  and  aiinlicher.  In  Bolche 
Analogie  bringt  K.  Keil  auch  dio  Aup.  AciTf)  aue  C.  I.  G.  n.  8348, 
welche  Pape  in  KXcirifi  nmanderte. 


602  DIE   TESSERAE   GLADIATORIAE 

diesen  die  Tessera  auf  der  Brust  aufliegen  sollte.  ZawrZ-: 
tritt  dieser  Unterschied  der  Flaclienpaare  sehr  auffallend  kr 
vor,  z.  B.l  M.  H  U.  W.  III  H.  J.  K  L.  M.  R  Q.  S:  <\ 
ist  er  fast  verschwindend,  auf  NuU  reducirt  fast  nirgeDi. 
Ferner  sind  aber  auch  die  Knopfchen  meist  so  gearbeita. 
320  dass  die  Flachen  1  und  3  offenbar  als  Front-  und  Rficksciv 
2  und  4  als  Seitenansichten  erscheinen*,  und  ganz  entscht 
dend  ist  in  dieser  Beziehung  I  N  (n.  30)  mit  dem  Praue 
kopf,  der  doch  natiirlich  en  face  gesehen  werden  sollte,  i\^:^ 
aber  -nur  wurde,  wenn  die  Flache  1,  d.  i.  die  mit  dem  Nao' 
des  Decorirten  beschriebene,  vom  hing,  demnach  die  d  * 
das  Profil  gebenden  Flachen  2  und  4  das  Band  durch  ^r.. 
hindurchgehen  liessen.*)  —  Haben  wir  so  in  der  normal:! 
Durchbohrung  einen  eben  so  thatsachlich  festen  wie  rationel 
begriindeten  Gebrauch  erkannt,  so  kaun  es  zwarnichtfluc 
der  nehmeu,  wenn  Falscher,  sei  es  durch  Zufali  oder  vd 
sie  etwa  ein  richtiges  Muster  nachahmten,  ofter  das  Reci'^ 
trafen;  wohl  aber  verriith  sich  das  geiUischte  Machwerk  av 
der  Stelle    durch    ein  auf  den  falschen  Seiten  des  KDupf 


*)  Diesem  geachlosBenen  Zuaammenhange  gegcnuber  wirti,  dt^si 
ich,  der  etwaige  Einwurf  verstummen,  dass  nicht  auf  den  Sklaven,  ^- 
ja  nur  Sache  war,  Bondcrn  vielmehr  auf  den  Namen  des  Herm  li 
auf  die-  je  zweite  Flache  der  Tessera)  das  Hauptgewicht  falle:  ^ 
Einwurf,  welcher  der  fanatischen  Gunst  keine  Bechnong  tragen  vu^ 
mit  der  das  romische  Publicum  die  Person  eines  siegreichen  G*^ 
tors  iiber  seinen  Stand  hinaushob  und  gewissermaBsen  in  der  otfec: 
lichen  Meinung  nobilitirte.  —  Nicht  minder  muBS  auch  die  subiiii!^ 
rischc  Vermuthung  von  Labus  (zu  Morc.  p,  51)  fallen,  das»  die  Te&Kt^^ 
vielleicht  nicht  frei  um  den  Hals  hing,  sondern  mit  ihrem  Schnur  ^;^^ 
selbst  erst  wieder  an  eine  queerliegende  Eette  angeknupfl  ge^^' 
sei :  wofCir  er  die  torques  gladiaiorias  aus  CapitolinuB  vita  Pertm  * 
heranziehcn  zu  dilrfen  glaubte.  Man  sieht  leicht  ein,  daas  die^  ^ 
festigungsweise,  bei  dcr  thatsachlich  vorliegenden  DurchbobrunjTi*^- 
die  oben  nachgewiesene  Absicht  gerade  wieder  in  ihr  Gregentlieil  ^^' 
kehrt  hatte.  Dasselbe  gilt  von  Amati's  Vorstellung,  der  «ch  ''ii 
lleihe  von  Tesseren  vom  untem  Rande  des  Panzers  oder  der  T'iW'* 
herabhangend  dachte:  s.  Giorn.  arcad.  Bd.  32  (1826)  p.  105.  Mindf^t^-' 
war  aber  Amati  dem  Labus  darin  vorangcgangen,  dass  er  sich  «tt' 
haupt  irgend  ein  concretes  Bild  von  der  Befestigaogsart  zu  b^*^^' 
suchte. 


D£R  r5m£B.  603 

Lngebrachtes  Loch.     Nichts  kann  daf&r  (iberzeugender  sein 

lIs  die  vier  ausgemachten  Falschungen  auf  Tafel  II  c  d  e  und 

r:  die   eine  (d)  zufallig  richtig  durchbohrt,  die  drei  andem 

^ammtlich  verkehrt;  um  von  der  geradezu  unsinnigen  Durch- 

}ohraiig  von  a  gar  nicht  zu  reden.     Und  in  dieser  Beziehung 

romehmlich  ist  es^  dass  ich  bedaure  von  der  langen  Reihe 

nodemer  Fictionen  in  Rimini  (Borghesi  Giora.  arc.  54  p.  69  f. 

[Oeuyres  IQ  p.  341]  zahlt  10  auf),  sowie  von  den  drei  modemen 

Uopien  alter  Sttlcke  n.  15.  18.  34  keine  autoptische  Kenntniss 

erlangt  zu  haben.     Wer  dazu  Gelegenheit  hat,  thate  nichts 

Cnniltzes,  sie  einmal  auf  unsem  Gesichtspunkt  anzusehen,  fQr 

dessm  Richtigkeit  sie  ohne  Zweifel  noch  manche  Bestatigung 

geben  werden.  —  Kehren  wir  jetzt  zu  unsem  beiden  n.  33  und  sai 

67  zurQck,  so  stehen  selbst  sie  nicht  ganz  auf  gleicher  Linie. 

Nicht  nur  dass  die  iibrigens  hochst  unverdachtige  n.  67  die 

jungste  Yon  allen  ist^  beinahe  hundert  Jahre  spater  als  n.  33, 

nach  welchem  langen  Zwischenraume  sich  dieses  und  jenes 

andem  konnte,  so  hat  es  auch  mit  n.  67  eine  ganz  beson- 

dere  Bewandtniss.     Sie  hat  namlich,   wie  ich   durch  Herrn 

Desjardins'  sorg^ltige  Mittheilung  erfahre^  nicht  nur  die 

eine  herkommliche  Queerdurchbohmng   zweier   (wenn   auch 

fialscher)  Seitenflachen*),  sondem  daneben  noch  den  Anfang 

einer  zweiten,    die  von  der  vordem  Basis  aus  sich  in  der 

Langenrichtung  der  Tessera  erstreckt  und  offenbar  so  weit 

vorwartfl  gehen  sollte,  bis  sie  in  den  andern  Kanal  einmiin- 

dete.    Nun   ist   sie  zwar  nicht  bis  zu  diescm  Punkte  fort- 

gesetzty  aber  die  Absiclit  muss  das  doch  gewesen  sein,  und 

als  Grund  dieser  Absicht  lasst  sich  sehr  fQglich  erkennen, 

dass  die  urspriinglich  aus  Yersehen  falsch  angebrachte  Boh- 


*)  Anch  darin  weicht  diese  jflngste  unserer  TesBeren  von  fast 
^en  ubrigen  ab,  dass  ihr  En5pfchen  von  bo  aassergt  schmaler  Dimen- 
Bion  ist^  dasB  die  Dorchbohrung  gar  nicht  in  seinen  Umfang  fallen 
^Eoimie,  sondem  auf  der  nachfolgenden  Fl&che  Belbst  vorgenommen 
^erden  miuBie.  Am  n^hsten  kommen  ihr  in  letzterer  Besiehnng  Tafel 
HI  N  nnd  S;  gerade  auf  die  Grenzlinie  von  Enopf  nnd  Flftche  fAllt 
daa  Loch  Tafel  I  P.  II  R,  U.  Y.  IU  IL  L.  P.  Q,  theUweiBO  (jedoch 
Qur  in  Folge  schiefer  Bohnmg)  auch  III  K  und  M.  Nattlrlich  sind 
^  anwesenOiche  Zuf&lligkeiten. 


604  DIE   TESSERAE   GLADIATORIAE 

rung  spater  durcli  eiii  Gegenmittel  wieder  gut  gemacht  wenk^- 
sollte:  .deun  wenn   der  durch  das  Queerloeh  gezogene  Dral' 
sich  von  der  inneni  Mitte  aus  wieder  mit  seinen  zwei  E&iti 
nach  oben  auszweigte^  so  hatte  man  es  mittels  einer  ausb^n 
Knotung  der  letztern  ganz  in  seiner  Hand,   bei  der  Umliai 
gung  um  den  Ilals  eine  beliebige  Flache  (also  hier  die  jsn 
MAXIMVS)    dauerhaft   nach    aussen    zu   bringen.*)    Sicht- 
der  Art  Kisst  sich  aber  fur  unsere  HYPOLITVS-Tesser&  m: 
ihren  auf  der  ersten  und   dritten  Flache   durchbohrten  Hrr 
nern  (die  in  dieser  Gestalt  auch  nicht  zum  zweitenmal  m- 
kommen)  irgend  vorbringen.     Wem  es  iiun  freilich  belielt 
Jii^  auch  liier  nur  ein  zufillliges  llandwerkerversehen,  dem  ui- 
eben  so   zufallig  hinterher  nicht  wieder  abgeholfen  wuni^ 
zu  erblickeu,    wie   ja    dergleichen  im  tuglichen  Leben  Yur 
kommen    kanii,    der   Itisst   sich  allerdings  iiieht  widerlegtn 
Einem  weniger  glaubigen  als   skeptischen  Gemutlic  wird  e- 
jedoch  nicht  zu  verdenken  sein,  in  dem  auffallendeu  Zusao 
mentretfeu  des   onomatologischen  und  des  mechanischeu  fr^ 
denkens  eine  ernste  Mahnung  an  das  vfi^e  Koi  iie^vac'  (rn 
cieTv  zu  sehen. 

U  (742)  =  Tafel  I  [XXJ  Q.  Dass  es  auch  von  die^e: 
Tessera  eine  modeme  Copie  in  Rimini  (im  ^museo  Gervaj^on 
Angelini')  gibt  oder.  gab,  wissen  wir  durch  Borghesi^s  Zpo: 
niss  Giorn,  arc.  54  p.  69  (wo  835  nur  verdruckt  ist  fur  TBa 
wie  unmittelbar  vorlier  996  fiir  696)  [Oeuvres  III  p.  ^^J 

35  (743)  =  Tafel  III  [XXIIJ  G.  Dass  das  Facsimile  lu 
P.  L.  M.  E.  Tafel  III  M  L  •  EPIDVS  gebe  statt  LEPIDV^. 
wiirde  icli  an  Mommsen*s  Stelle  nicht  gesagt  habeo,  souJ'>ra 
vvenii  etwas,  nur  diess,  dass  es  nach  dem  L  eine  einem  Puii^' 
ahnHche  V^erletzung  des  Originals  zeigc.  So  unweseutlk. 
dergleichen  fiir  eincn  Ilerausgeber  sein  kann,  so  wenig  sH* 

*)  Moglich  wiirc  freilich  auch,  dass  im  Laufe  der  Zeit  dic  Sit'' 
gewi^chselt  iind  eine  neae  Art,  clie  Decoration  zu  tragen,  eiugrf^jn''- 
hilttc,  z.  B.  eine  ilhnliche  wie  dic  in  der  Anm.  zu  p.  320  [602]  bceprtKh.«n". 
mit  der  sich  dann  die  Durchbohrung  gei*ade  der  ereten  und  drittrii 
Flachc  als  wohlberechnet  vertragen  wfirde.  Die  niivolleiidet^;  Liinjr^^' 
bohrung  wiire  dann,  wofem  anders  nicht  reine  Spielerei,  ▼ielleiclit  tic 
Versuch,  zur  friihcra  Tragweisc  zuriickzukehren. 


DER  r5mer.  605 

s  dem  facsimilirenden  Nachbildner  zu,  sich  dariiber  hinweg- 
usetzen.  Ich  sage  diess  besonders  wegen  der  buchstaben- 
.hnlichen  Zdgey  die,  fast  wie  I  GO  oder  wenigstensf  10  aus- 

ehendy  gleich  einem  leisen  Schatten  zwischen  lAlN  und 
)  •  SP  in  der  Mitte  der  zweiten  Zeile  sichtbar  sind,  und 
leuen  gegeniiber  Mommsen  sagt  *sequor  Cayedonium'.  Dass 
kuch  ich  diess  thue,  ist  aus  Enarr.  p.  6  ersichtlich;  moglich 
iber  bleibt  dabei,  dass  der  Graveur  zuerst  etwas  Falsches 
fesetzt  hatte,  was  er  dann  wieder  Idschte^  und  der  unver- 
mltnissmassig  grosse  leere  Raum  kann  das  sogar  glaublich 
jrscheinen  lassen.*)   —  Ueber  die  Unregelmassigkeiten  der 


*)  Es  ist  eine  merkwtirdige  Verwechselang  der  Begriffe  uber  das 
vas  die  Aafgabe  einer  tecbniscfaen  Nachbildnng  ist,  wenn  aach  Caye- 
loni  in  der  mehrerwahnten  'Appendice'  etc.  ^.18  yon  yermeintlichen 
'alschen  ZusHtzen  in  dem  Focsimile  spricht  ond  dieselben  auf  T&u- 
ichuDgen  des  Stanniolabdrucks  zuruckfiihren  will.  Man  erwartet^  dass 
ss  dieser  Abdrack  sei,  dem  er  die  ZuverlftsBigkeit  abspreche:  denn 
ias8  ein  solcher  beim  Transport,  beim  VerpBcken,  ja  schon  bei  der 
&nfertigang,  durch  etwaige  Brflche  oder  Yerknitterung  des  Materials, 
EufUUige.  Yerletzungen  erleiden  k5nne,  l&sst  sich  ja  nicht  leugnen. 
A.ber  nein,  CaTedoni  vemeint  die  Bichtigkeit  des  Facsimiles  darum, 
veil  ja  das  Original,  das  so  viele  Jahrhunderte  unter  der  Erde  gelegen, 
dadurch  leicht  habe  leiden  kOnnen,  vielleicht  aucb  von  Anfang  an 
keine  vollkommen  gegl&itete  Oberfl^he  gehabt  habe.  Sehr  mdglich 
allerdings;  aber  wie  ein  Monument  mnthmasslich  vor  1900  Jahren  aus- 
sah,  das  darznstellen  ist  Sache  des  Herausgebers;  Sache  des  Litho- 
graphen  dagegen,  es  so  zu  geben  wie  es  jetzt  aussieht.  —  Auch  das 
Beigpiel,  das  Cavedoni  zur  weitem  Verdeutlichung  seiner  Aeusserung 
beibringt,  ist  nicht  gldcklich  gewfthlt.  In  der  PopilliuB-Inschrift  P.  L. 
M.  E.  Tafel  LI  B  soU  ich  mich,  wenn  ich  PRAEITOB  statt  PRAETOR 
zu  erkennen  meinte,  ebenfalls  durch  den  Papierabdruck  haben  t&uschen 
lassen.  Woher  weiss  denn  das  Monsignor  Cavedoni?  Etwa  weil  es 
Mommsen  n.  661  p.  164  sagt?  Aber  der  sagt  ja  nichts  anderes  als 
was  ich  Enarr.  p.  46  selbst  gesagt,  n&mlioh  dass  wir  beide  einen  nnd 
denselben  Papierabdrack  auf  den  streitigen  Buchstaben  genau  unter- 
Bucbt  and  die  betreffende  Stelle  —  nicht  etwa  nur  des  Abdracks,  son- 
dero  nach  dessen  Anleitung  auch  des  Steines  selbst  so  beechaffen 
gefunden  haben,  dass  der  eine  sich  mehr  dahin  neigte^  in  dcr  unzwei* 
felbaft  vorhandenen  Vertiefang  (bei  zugleich  ungewOhnlich  breitem 
Zwisehenraame)  die  Reste  eines  I  zu  sehen,  der  andere  mehr  dahin, 
iiur  die  Wirkimg  eines  &asBera  Kinflusses  auf  die  OberflHche  des 
Steines,  n^er  eine  durch  Regenstrdmnng  gebildete  Uinne,  darin  zu 


606 


DIE   TESSERAE   OLADIATORIAE 


Zcilenabtlieilung  s.  zu  n.  5.     Ueberhaupt   ist  leicht  n  er- 
323  kennen,  ivie  zu  yerstehen,  dass  ausserhalb  Roms  bei  khiu- 
sung   und  Anfertigung   dieser   Tesseren  nicht  die  imifon&e 
Strenge  einer  traditionellen  Handwerkstechnik  herrsclite,  wie 
wir  sie  durchgangig  auf  den  stadtischen  finden*,  Beweis  ila- 
fiir   sind    sowohl  n.  12  von  Arelate   wie  nnsere  n.  35  tod 
Mutina;  nur  n.  20  von  Parma  schliesst  sich  der  romiscbei: 
Norin  genau  an  —  abgesehen  von  der  allen  dreien  gemeia- 
samen  Weglassung    des  Tagesdatums,   worQber  s.  zu  il  \t 
—  Auch   die  nngewohnliche  Grosse  der  Modeneser  Tessen 
gehort   dahin;   bis    auf  die    allerjClngste    aus   der  Vespasia- 
nischen  Zeit  (n.  67)  ist  sie  von  allen  (nicht  bloss  durch  Ab- 
schrift  bekannten)  die   umfangUchste,   wie   n.  21  von  allet 
die  winzigste.  —  Die  Umrisse  des  Griffs  konnten  nicht  p^ 
geben  werden,   weil  die  Tessera  mit  den  dbrigen  Modenesser 
Kuiistschatzen    und    Alterthiimem   von    ihrem    herzoglicbai 
Besitzer  nach  Wien  geschleppt  worden  und  dort  unzugang- 
lich    ist;   dass    er    durchbohrt   war,    erinnert   sich  CaYcdoBi 
besser  als  wie  er  es  war. 

37  (745).  Die  Schreibung  ID  statt  ID,  hier  sowohi 
wie  n.  39,  beruht  auf  Scaliger's  Abschrift  in  dem  zu  n.  ** 
citirten  Leidener  Codex. 

t  38  (p.  201  f)  =  Tafel  II  [XXI]  R  Nach  dem  durch 
H.  Brunn  von  dem  Original  des  museo  nazionale  zu  Neap^^ 
genommenen  Stanniolabdruck  lautet  die  Tessera  genso  so: 


S24 


lOLLA  .  SALVIENI 


IV 


N 


MAR 


NER  .  CLAVD  •  T  •  QVINT  •  COS 
S  P  E  C  T 


erblicken.  Also  'adhuc  sub  iudice  lis  est*.  Demi  filr  einen  Bewei» 
wird  doch  Cavedoni  das  nicbt  ausgeben  wollen,  dass  MommseD  neW 
bei  don  consensus  derer  erwilhnt,  die  den  Stein  frdher  getehai  «b*^ 
kein  I  gelesen  haben:  was  um  so  begreiflicher  ist,  je  fenier  ihneD 
auch  nur  der  Gedanke  an  eine  Form  praeitor  gelegen  haben  winl 
Monimsen  selbst  wenigstens  wurde  es  sich  gewiss  verbitien,  dasjenig^ 


DER   ROMER.  607 

^enn  es  ist  kein  Grund^  mit  Mommsen,  wie  jetzt  so  schon 
K  N.  6304;  die  letzte  Zeile  zur  ersten  zu  machen,  wah- 
md  sie  Marini  Atti  Aryal.  p.  26  ganz  falsch  zwischen  die 
rste  nnd  zweite  einschieht.  MAR  gab  Mommsen  &tlher 
chtig  mit  Marini  statt  des  jetzt  Yon  ihm  gesetzten  MART. 
iben  80  richtig  schrieb  Marini  das  C08  aus;  wahrend  bei 
[ommsen  beidemale  nur  GOjjj  steht.  —  Wenn  Marini  diese 
essera  wegen  der  Schreibung  QVINT-  verwarf,  so  schien 
iess  Mommsen  (I.  N.)  mit  Recht  kein  genUgender  Grund. 
0  gewiss  QVINCT  antiker  und  correcter  ist  —  die  Capito- 
nischen  Consularfasten  bewahren  es  in  den  Personennamen 
urehgangig  — ^  so  wenig  ist  doch  zu  Yerkennen^  dass  QVINT 
chou  ziemlich  frHh  eintrat.  Nicht  nur  geben  die  Triumphal- 
isten  im  Monatsnamen  (was  doch  ganz  auf  Eins  hinaus- 
ommt)  eben  so  regelmassig  QVINT;  nicht  nur  finden  wir  z.  B. 
aiter  Nero  im  J.  812  QVINTIA  geschrieben  I.  K  N.  3067 
nd  im  J.  816  QVINTIVS  Or.  517  [C.  I.  L.  m,  1  n.  30],  unter 
respasian  823  QVINTILIVS  I.  R.  N.  6769  zweimal,  um  830 
iVINTILIANVS  Or.2243*);  sondem  ebendieselben  Consuln 

nseres  Jahres  741  sind  L  R.  N.  4834  TI  •  CLAVDIO  .  NER  • 
^  QVINTILIO  geschrieben.  Aber  wohl  zu  merken,  P  •  QVIN- 
riLIO,  nicht  T  •  wie  auf  unserer  Tessera,  wodurch  die  Fal- 
tchung  derselben   unwidersprechHch   ins  Auge  springt.    Es 

imen  Beweis  za  nenneD,  was  onz&hlige  Bdspiele,  in  denen  er  zaent 
ind  alleiii  richtiger  gelesen  hat  als  alle  seine  Yorg&nger,  aus  der 
ieihe  seiner  Leistangen  streichen  wtlrde. 

*)  Und  80  weiter  anter  Nerra  QVINTO  Or.  8782;  anier  Antoninas 
JVINTILLO  ib.  3062  and  4092  [C.  L  L.  VI,  1  n.  888];  anter  Marc  Aarel 
[VINTinO  ib.  2207  vergl.  m.  Henzen  m  p.  186  [C.  I.  L.  VI,  1  n.  1978], 
iVINTILLO  ib.  2566  [Ib.  n.  681]  and  ohne  Zweifel  aach  I.  N.  271, 
8VINTIL0  Or.  6268,  QVINTIO  ib.  2877;  anter  Septimias  Severus 
iJVIOTILLIANO  ib.  6817;  anter  Alexander  Severas  QVINTIANO  ib.  2877 
C.  I.  L.  V,  1  n.  2112].  6492  [C.  I.  L.  VI,  1  n.  1602].  6063  [Ib.  n.  2001]. 
[)aiieben  ist  jedoch  mit  nichten  die  alte  Schreibung  verschwanden; 
nelmehr  setzt  sie  dch  von  dem  Aagagteischen  QVINCTIVS  Grat.  187, 
^  \^'  I.  L.  VI,  1  n.  1886]  an  fort  durch  die  Nervianische  Zeit  (in 
QVINCTILIO  Or.  6970  [C.  I.  L.  lU,  1  n.  884])  bis  za  Marc  Aarel 
iQVINCTIO  QVINCTIANO  ib.  6602  [C.  I.  L.  V,  2  n.  865])  und  Com- 
modoB  (QVINCTO  ib.  2214  [Ib.  n.  7907] ,  QVINCTIVS  ib.  6823)  and 
vermuthlich  noch  weiter. 


608  DIE    TESSEBAE   GLADIATORIAE 

ist   zu   verwundern ,    dass   das,   wie    schon   Marini,  so  awi: 
Mommsen  unbemerkt  gelassen  hat,  der  I.  N.  liber  die  Aeck- 
325  lieitsfrage  schwankte  und   sich   erst  jetzt  fur  die  Unkhtli.^r 
entschied.     Denn  dass  das  Praenomen  P.  unzweifelliaft  fe^t 
steht,  lehren  ja  ausserdem   alle  FastenuberlieferuDgeii:  s.  L 
I.  L.  I  p.  467.  564.     Hier  haben  wir  also  einmal  eine  haii')- 
greifliche  Bestatigung  fiir  die  Beweiskraft  auch  der  unter 
geordneten  Anstosse,  von  denen  als  Unachtheitskriterien  l. 
n.  3.  5.  32  zur  Geniige  die  Rede  war  und  die  sich  hier  nicit 
miiider   haufen.     Es    sollte    mich   wundem,   wenn  AyelliLi, 
dessen    iiber    diese    Tessera    handelnde    epistola   an   Ard:: 
Mommsen  I.  N.  erwahnt,  eine   Rettung  versucht  hatte;  *;* 
sehen  habe  ich  die  Acta  acad.  Hercul.,  wo  sie  t.  DI  p.  TT 
stehen  soll,  so  wenig  wie  Mommsen.     Denn  wohin  soU  mai 
sich    in    Deutschland    wenden,    wenn    die   Bibliotheken  m 
Miinchen,   Gottingen,  Wien    im  Stiche   lassen,   deren  Keich 
thum  nur  von  ihrer  Liberalitlit  ubertrofiFen  wird? 

39  (746).  Wegen  ID  s.  zu  n.  37.  Ob  Manutius  mit  dr- 
Schreibung  CENS,  oder  Scaliger  mit  CEN  Recht  habe,  bleil 

.  dahingestellt.     Ich'bin   letzterm   gefolgt.     Vgl.  zn  n.  47.  o» 

40  (747).  Dass  diese  Tessera  des  ehemaligen  Hert 
schen  Cabinets  in  das  Britische  Museum  libergegangen  \f* 
aber  augeublicklich  dort  nicht  zuganglich  war,  wurde  n- 
n.  9.  10  bemerkt.  —  So  abnorm  bei  einem  Freien  die  We: 
lassuiig  des  Praenomen  erscheinen  mag,  welches  n.  37  und  41 
richtig  hinzugesetzt  ist,  so  miissen  wir  uns  das  doch  liK 
so  gut  gefallen  lassen  wie  n.  42.  63  bei  FLORONIYS  EO 
MANVS  und  CVRTIVS  PROCVLVS:  abgesehen  davon,  i^^ 
der  Herr  des  Sklaven  in  allen  Tesseren  ohne  Ausnahme  h^ 
Praenomen  entbehrt. 

*  41  (748)  =  Tafel  II  [XXIj  S,  Das  SP,  wofSr  Mommsen 
nach  Zumpt  (oder  nur  uach  Fabretti?)  bloss  sP  gesetzt,  er 
scheint  auf  dem  Abdruck  des  Londoner  Originals  gaiix  vcl»- 
stiindig.  —  Entweder  gibt  oder  gab  es  von  dieser  Tessera 
mohr  als  ein  Exemplar,  oder,  wenn  nur  das  hier  facsimilif^'- 
so  ist  sie  ohue  Zweifel  uuacht.  Die  Familienahnlichkeit  nii* 
dcn  ausgemachten  Falschiingen  n.  72.  73.  74  (Tafel  Ucdt^ 
auch  n.  56  (Tafcl  III  0),  springt  zu  stark  in  die  Angen,  ^' 


DER  rOmer.  609 

dass  es  vieler  Worte  bediirfte.  Auf  allen  ganz  derselbe 
Schriftcharakter^  wenn  man  eine  Charakterlosigkeit  so  nennen 
kann^  die  nicht  etwa  nur  durch  einzehie  Buchstabenformen 
wic  P^  M  und  das  lacherUch  schiefliegende  S,  sondem  durch 
ihr  ganzes  dlinnbeiniges^  kritzliges  Wesen  den  scharfsten 
Gegensatz  zum  antiken  Typus  bildet,  wie  er  uns  dberhaupt 
bekannt  ist  und  insbesondere  auf  den  achten  Tesseren  allen32G 
pntgegentritt;  liberall  femer  dieselbe  Spielerei,  jede  Schrift- 
zeile  noch  mit  einem  besondem  Rahmen  zu  umschliessen, 
woran  auch  die  Falscher  von  n.  70.  71.  77  ein  besonderes 
Wohlgefallen  gefunden  haben;  dazu  vorzugsweise  bei  unserm 
StQck  ein  Mangel  an  Accuratesse^  der  in  den  unsymmetri- 
schen  und  schiefvertheilten  Linien  bis  zur  Hasslichkeit  her- 
vortritt.  Also:  im  besten  Falle  haben  wir  an  dem  Londo^er 
Exemplar  nur  die  modeme  Copie  einer  achten  Tessera^  wie 
wir  deren  ja  auch  von  n.  6.  15.  18.  34  kennen.  Und  sehr 
moglicher  Weise  konnte  die  auffallend  variirende  Herkunfts- 
angabe  (^Romae  apud  Franc.  Angelonum'  be^  Tomasini  1647, 
'apud  cardinalem  Barberinum*  bei  Doni  f  1669,  ^apud  Dida- 
cum  a  Vidania*  bei  Fabretti  1702,  Teidae  in  museo  Thom- 
siano'  bei  Saxe*))  vielmehr  auf  verschiedene  Exemplare,  statt 
auf  blossen  Wechsel  des  Besitzes  eines  einzigen  zurfickgehen. 
Selbst  die  Yarianten  scheinen  diese  Annahme  zu  begOnstigen. 
Denn  wenn  Fabretti  Z.  3  nur  ///P  statt  SP  hat,  so  deutet  auf 
ein  vora  defectes  Exemplar  noch  deutlicher  die  Publication 
Tomasini^s  hin,  die  ich  Anschaulichkeits  halber,  unter  Be- 
wahrung  der  Masse,  mit  der  unsrigen  zusammenstelle: 


^EMETRIVS 


FADENI 
SP-    K.      IVN 


LENT.M.MES.COS 


DEMET  RI V  S 

FADENI 

LENT-M-MES-COS 

K              IVN 

Dass  Tomasini's  Abbildung  plump  und  ungeschickt  ist  und 
die  Schrift  im  ordinaren  Drucktypus  wiedergibt,  darf  weiter 

*)  Nainlich  in  Acta  lit  soc.  Rheno-Traiect.  t.  IV  (1808)  p.  49. 

PR.  RITSCBELII    0PV8CYL4   IV.  A9 


GIO  DIE   TESSERAE   GLADIATORIAE 

niclit  ins  Gewicht  fallen;  man  verstand  es  eben  damalg  nicb 
besser,   wie   die   als  Facsimiles    ohne  Zweifel   abflcheolick: 
Darstellungen    von   n.  46    und  besonders  n.  76   (Tafel  11 J 
und  f)  augenscheihlich  beweisen,  wahrend  sich  auch  tod  ik- 
Sada  schen  Abbildungen  (n.  5.  8.  34),   sowie  von  denen  dt^ 
Pignorius  und  Guasco  (n.  71.  70),  desgleichen  von  derOderici 
schen  (zu  n.  45),  denen  des  Malvasia  (zu  n.  68.  69),  und  der 
des  de  la  Chausse  (zu  n.  55)   kaum  etwas  Loblicheres  sag»^: 
327  liisst.     Auch   die  verkehrte  Reihenfolge   der    Zeilen  braueV 
nur  auf  dieselbe  Nachlassigkeit  zurUckzugehen,   von  der  ^- 
auffallende  Beispiele   zu  n.  5  zusammengestellt  wurdeo.  - 
Trotz  alledem  bleibt  natiirlich  die  als  moglich  hingesttl.t» 
Rechtfertigung  unserer  Tessera  sehr  problematisch,  obsii^ 
sich  sonst  gegen  die  Fassung  der  letztem  nichts  einweodt 
Uisst. 

43  (750)  =  Tafel  III  [XXII]  J.    Zu  Nutz  und  Fromice: 
solcher,   welche   nicht   in  <Ier  Lage  waren    sich  dureh  n* 
eigeiie  Anschauung  mit  dem  specifischen  Charakter  antfi'' 
Schriftzuge  vertraut  zu  machen,   und   die  daher  zu  der  Er 
scheidungskraft  des  palaographischen  Moments,  wie  es  nameni 
lich  zu  n.  32  und  41   geltend   gemacht  wurde,   kein  recbt^' 
Zutrauen  fassen  mogen,  sei  hier  mitgetheilt,  dass  die  beida 
Stucke  43  und  54  auf  Tafel  III  unter  J  und  S  bereit^  el^- 
so   wiederholt  waren,    wic    sie   in   P.  L.  M.  E.  Tafel  IIH- 
nnd  S  aus  den  Momimenti  des  romischen  Instituts  IVt,  LI. 
n.  48.  49    heriibergenommen   waren:    als   sich  mir,  bei  ct' 
Sehlussrevision  der  lithographischen  Tafel,  der  schon  W''*' 
aufgostiegenc,  aber  immer  wieder  beschwichtigt^  Zweifel  a- 
dor    wirklichen    Altertliiimlichkeit    dioser    Buchstabenforn}'' 
von  nouem  so  unabweislich  aufdrangte,  dass  ich  zu  der  Alt^r 
native  kam,  entweder  seien  auch  diese  Tesseren,  trotz  all  • 
sonstigen   Unverfanglichkeit,  modernes  Machwerk,  oiler  J> 
Nachbildung    sei    eine    iiusserst    untreue    und    willkurliili' 
8clinell   erbetono    und   ebon   so   schnell  gewahrte  Handzt^i'^ 
nungeii   des  jetzigen  Bositzors,    Ilerrn  H.  Kestner  in  Hj- 
nover,    onischiodon  bald   fiir  den  zweiten  Theil  jener  Alt'^ 
nativo;  dio  nach  ihnon  jetzt  bcwirkte  Umarboitung  der  Sclinv 
kaim  jodem,   der  sich  dio  Mtihe   nimmt  sie  mit  der  fnili''"'^ 


DER  RdMEB.  611 

•'acsiinilirung   zu   vergleichen^    d^n   Unterschied    augeniBllig 

aachen;  der  romische  Stecher  (oder  Zeichner)  hat  ini  wesent- 

ichen  ebenso  modemisirt  wie  der  Grayeur  von  n.  32  und  38. 

-  Was  die  romische  Epigraphik  Uberhaupt;  im  ganzen  und 

p-ossen;  lehrt,  das  stellen  uns  im  kleinen  auch  unsere  Tes- 

leren  vor   Augen:   den  Gegensatz   zweier  Schrifttypen,  der, 

venn  nicht  in  allem  Detail  definirbar^  nichts  desto  weniger 

rermoge   seines  Gesammteindrucks   sehr  markirt  hervortritt. 

Bs  ist  das  der  Gegensatz  des  republicanischen  und  des  kaiser- 

lichen  Typus,  welche  beide  ein  halbwegs  geilbter  Blick  fast 

Dhne  Irren   unterscheidet.     Wie   uns   der   erstere   in   seiner 

derben  Schlichiheit  und,  mochte  ich  sagen^  unbewussten  Gross- 

beit  unverkennbar  entgegentritt  auf  Taf.  I  [XX]  in  A  B  D  328 

FG  HJ  K  Mnnd  Taf.  III  [XXII]  in  AC  D  E,   so  nicht 

minder  gleichartig  die  zierliche  Gemessenheit,  das  bewusste 

Ebenmass   des  zweiten  auf  Taf.  I  in  JV^  0,   Taf.  11  U  W  Y, 

Tfiim  F  H  J  K  L  M  N  P  Q  R  S  T.    Kann  man  selbst 

in  der  letztern  Reihe  wiederum  gewisse  Niiancen  unterschei- 

<len  zwischen  dem  ganzen  achten  Jahrhundert  und  den  zwei 

der  Neronisch-Vespasianischen  Periode   angehorigen  StUcken 

Taf.  II  Y  und  III  R,    so   ist   der   altrepublicanische  Typus 

mit  dem  Eintreten  der  Monarchie  geradezu   wie  abgeschnit- 

teu.   Eein  Widerspruch  ist  die  einzige  scheinbare  Ausnahme 

ier  n.  35  =  Taf.  III  O^   mit   entschieden   republicanischer 

•Schrift   aus    dem    zwolften   Regierungsjahre   des   Augustus; 

denn  nicht   nur^    dass   es  ja   absolut    scharfe   Scheidelinien 

nirj^ends,  vielmehr  Qberall  Uebergange  mit  verfrdhten  Vor- 

iHufem  und  verspateten  Nachztiglern   gibt,  so  haben  wir  es 

auch  nicht  mit  einem  Monument  von  Bom   oder  Latium  zu 

U^UU;  sondem    mit   eineni    aus   dem    cisalpinischen   Gallien; 

wie  lange  aber  der  Provincialgebrauch   zuweilen  zurilckblieb 

m  Sprache  und  Schrift,  konnen  uns  Steinschriften  lehren  wie 

'  B.  P.  L.  M.  E.  Taf  LXXXV  li,  LXXXVI  ^;   vgl.  Enarr. 

p.  74.  75  und  Ind.  p.  128*^  unteu.  —   Zufilllig  sind  es  auch 

zwei  Typen   der  Falschung;   die  wir  unterscheiden  konnen: 

Jer  elegant  modernisirende  Taf.  I  P  und  Taf.  II  R,  und  der 

charakterlos  fluchtige  Taf.  U  S  c  d  e,  III  0.    Zwischen  dem 

letztem   und   dem    acht   republicanischen    nimmt,    wie    man 

39* 


G12  DIE   TESSERAE   GLADIATORIAE 

zugestehen  muss,  eine  gewisse  Mitte  die  Schrift  von  n  'l' 
=  Taf.  I  L  ein,  in  der  ausser  dem  M  besonders  das  3chx- 
S  befremdet;  indessen  schienen  diese  Anstosse  doch  nid' 
durchschlagend  genug,  um  zu  einer  entschiedenen  Venlab 
tigung  zu  berechtigen. 

45  (752)  ==  Tafel  III  [XXII]  T.  Hier  kann  ich  fii 
die  unbedingte  Treue  des  Facsimile's  nicht  einstehen.  I^ 
Stanniolabdruck  (s.  oben  p.  297  [576j  Anm.)  kam  so  ze: 
quetscht  in  meine  Hande,  dass  nur  durch  Combination  seir- 
lesbaren  Reste  mit  einer  gleichzeitig  libersandten  flachtij:-: 
llandzeichnung  eine  thunlichst  befriedigende  Nachbildang  ff 
samnienzusetzen  war.  So  viel  sieht  man  jedenfalls  darai?. 
dass  das  angebliche,  obwohl  in  Kupfer  gestochene  Faiv 
mile  bei  Oderici  in  ^Diss.  et  adnot  in  aliq.  ined.  vei  inscr.  rt 
num.'  p.  185  diesen  Namen  so  wenig  wie  moglich  verdifL: 
(s.  zu  n.  41). 

47  (754).   Mommsen  fiihrt  aus  dem  Scaligerschen Cotlci 
3:io  (s.  zu  n.  8.  37.  39.  50)  die  Variante  OCTO  an,  was  an  &i^^ 
nicht  sehr  glaublich  wiire;  in  der  mir  zugegangenen  Duni 
zcichnung  steht  nur  OCT. 

*  48  (755).  Wenn  wirklich  auf  dieser  Tesaera,  wel-i- 
Marini  Arv.  p.  643  von  E.  Q.  Visconti,  aber  vermutlil:  " 
doch  nur  in  Abschrift,  mitgetheilt  erhielt,  SOCIORVM  g- 
schrieben  steht,  so  ist  sie  gewiss  falsch.  Denn  es  hat,  w.- 
Marini  mit  Recht  hervorhebt,  keinen  Sinn,  dass  jemand  i'- 
Skhiv  von  ^Compagnons'  genannt  werde,  deren  Namen  roii 
nicht  erfahrt.  Um  so  auffallender  daher,  dass  Mommsen  v«c 
diosem  vermeintlichen  SOCIORVM  sogar  den  Gebrauch  i:»- 
macht  hat,  es  aus  Conjectur  fiir  n.  52  vorzuschlagen.  Unt-r 
diesen  Umstundcn  wiire  sehr  zu  wiinschen,  dass  die  anspr»- 
chende Vermuthnng  Marinis,  SOCIORVM  sei  fur  SOSIOBV.V 
verlesen  worden,  durch  Wiederauffindung  der  ehemals  in  J»- 
Sammlung  Pouiatowsky  befindlichen  Tessera  Bestatijrui^i.' 
fande.  Doch  gestehe  ich  daran  einigermassen  zu  zweileln. 
da  mich  auch  noch  ein  zweiter  Verdachtsgrund  bedenlli'f 
macht.  Er  beruht  auf  der  Abkiirzung  KAL  statt  dcs  ia 
illterer  Zeit  fast  ausschliesslicli  liblichen,  jedenfalls  im  KrfJ'' 
dieser    Tessoren,    bis    auf    die    um    ein    halbes   JahrhuuJfr* 


DER  BOMER.  613 

ungere  n.  65,  ohne  Ausnahme  herrschendeu  K.  Die  ganzen 
leiteu  der  Republik  bieten  unter  weit  iiber  hundert  Bei- 
pielen  des  K  ein  einsdges  von  KAL  dar  in  der  lex  agraria 
es  J.  643.  Die  sammtlichen  Kalenderfasten,  desgleichen  die 
lonsular-  wie  die  Triumphalfasten,  die  alteren  Acten  der 
Lrvalbruderschaft  u.  a.  kennen  neben  dem  regelmassigeu 
lOif  und  £ID  kein  KAL,  sondern  ausschliesslich  K.'  Hochst 
chuchtem  und  vereinzelt  tritt  das  K  AL  in  den  ersten  Kaiser- 
eiten  auf:  unter  Augustus  eiumal  Or.  1411  [I.  N.  207*J, 
nter  Nero  ebd.  517  [0.  L  L.  III,  1  n.  30,  wo  K-  stehtj, 
nter  Domitian  ebd.  3118,  unter  Trajan  ebd.  784,  unter 
Lntoninus  ebd.  1541  [C.  L  L.  VI,  1  n.  327,  wo  K  •  stehtj 
.  8.  w.  Erst  Yon  den  Zeiten  des  Commodus  au  gewiunt  es 
lehr  und  mehr  die  Ueberhand,  ohne  dass  jedoch  K  daneben 
erschwindet  Unter  diesen  Umstauden  wird  man  zugebeu 
liissen,  dass  das  KAL  auf  unserer  Tessera,  wenn  auch  fiir 
ias  J.  759  nicht  unmoglich,  doch  gar  sehr  geeignet  ist, 
inen  anderweitig  begnindeten  Verdacht  zu  verstarken. 

50  (759).  Dass  ich  FEB  statt  FEBR  geschrieben,  be- 
uht  auf  Scaliger's  Abschrift.  Zwischen  ihm  und  Manutius 
lat  man  hier  eben  so  die  Wahl  wie  n.  39. 

51  (760)  =  Tafel  III  [XXII J  M.  Wenn  die  frQhere  Litho- 
[raphie  P.  L.  M.  E.  Tafel  III  N  einige  oflFene  A  gab  (wie  sie  aso 
u  67  wirklich  hat),   so  hat  scharfere  Untersuchuug  gelehrt, 
Ia88  sie  alle   den  Querstrich  haben,   nur   so  hoch  nach  der 
)pitze  zu,  dass  er  mit  dieser  fast  zusammenflicssi 

52  (761)  =  Tafel  II  [XXIJ  U.  In  der  letzten  Zeile  dieser 
ioodoner  Tessera  hatte  Mommsen  Zumpt  ganz  folgen  soUen, 
la  dieser  auch  CO  statt  GOS  richtig  angibt.  Wenn  derselbe 
5ampt  aber  in  Z.  2  fUr  CVRCIORVM,  wie  Cardinali  aus 
i^ettori's  Scheden  edirt  hatte,  CV.CIORVM  setzte,  so  ffthrte 
5r  damit  sehr  in  die  Irre.  So  iibel  zerstort  auch  die  Ober- 
lache  der  Tessera  an  jener  Stelle  ist,  so  lassen  doch  erst- 
ich  die  erhaltenen  Reste  des  dritten  Buchstaben  an  einem  R 
iicht  faglich  zweifeln.  Ware  aber  darauf  wirklich  ein  C 
^efolgt,  so  miisste  die  Tessera  ohne  Gnade  als  Falschung 
;elten,  da  die  unerhorte  Schreibung  Curcius  so  ziemlich  auf 
einer  Linie  stande  mit  CAELER  n.  76  oder  MVZIO  n.  77, 


614  DIE   TESSERAK    GLADIATORIAE 

jedeiifalls  viel  schlimmer  ware  als  MARCELINVS  n.  5»)  'ij" 
APOLONIVS  zu  n.  15,  uiid  wenig  besser  als  ANrnOn.Ii 
Gliicklicherweise  ist  dem  nicht  so,  vielmehr  deutlich  die  oW^ 
Halite  eines  T  zu  erkenneU;  dessen  Queerbalken  genaa  ^  ii 
der  Richtung  nach  rechts  mit  einer  leisen  Steigung  Di.: 
oben  geht  wie  in  dem  T  der  ersten  Zeile.  Nur  indem  cu: 
den  etwas  kiirzern  linken  Arm  ausser  Acht  liess  nnd  d! 
dem  Rest  des  Buchstaben  das  Ende  des  durch  CVRT  gehd: 
den  breiteu  Risses  verband,  erhielt  man  das  trugerische  BL- 
eiues  C.  —  Dass  ein  Sklav  mehrem  Herren,  namenthch  Brl 
dern,  angehort,  ist  bekanntlich  etwas  sehr  Gewobnlici**^ 
Um  so  bcgreiflicher,  dass  eine  ganze  familia  gladiatonim  ii 
gemeiuschaftlichen  Besitz  einer  Compagniegesellschaft  ist,  ^. 
in  den  von  Bockh  C.  I.  G.  n.  2511  und  Add.  t.  II  p.  Hr^ 
nacligewiesenen  Beispielen. 

54  (763)  =  Tafel  III  [XXII]  S.     Wegen  der  Schrift  ^ 
zu  n.  43. 

55  (764)  =  Tafel  III  [XXIIJ  Q,  Die  ganz  rohe  uud  wil 
kurliche  Abbildung  bei  Labus  zu  Morcelli  'sulle  tessere'  ft. 
p.  52,  der  ich  leider  in  P.  L.  M.  E.  Tafel  XCVU  if  in  B< 
zichuug  auf  den  vorstehenden  Knopf  folgte,  ist  ledidi 
Wiederholung  des  sogenannten  Facsimile's  in  Mich.  An. 
Causei  (de  la  Chausse)  ^Romanum  museum  sive  thesaur- 
eruditae  autiquitatis'  (Ilomae  1746)  sect.  VI  tab.  8,  obglti-^ 
es  Labus  niclit  sagt.  —  Das  kleine  Querhakchen  am  z*^ 
teu  L  der  vierten  Zeile  ist  uatUrlich  nur  eine  der  bedeutoiii- 

331  loson  Zufalligkeiten,  wie  sich  deren  mehrere  auf  diesenTt* 
seren  finden;  so  der  schrage  Verbindungsstrich  zwischen  li 
in  n.  11,  oder  der  Schwanz  an  VII  in  n.  21,  wo  dem  Arbt 
ter  nur  der  Grabstichel  ausgeglitscht  sein  wird. 

t  6«  (p.  201  h)  =  Tafel  III  [XXII]  0.  Kaum  h' 
diese  Tcssera,  selbst  mit  einem  Kreuz,  ihre  Stelle  h^: 
verdieut:  deun  dass  sie  so  falsch  wie  moglich  ist,  darn>r 
ist  nach  Borghesi  a.  a.  0.  p.  90  S,  [Oeuvres  III  p.  3^»"  * 
kaum  noch  etwas  zu  sagen,  obschon  ein  Theil  seiner  Gruii'. 
weggefalleu  wiire,  wenn  er  sie  in  ihrer  wahren  Gestalt  c- 
kuunt  hatte,   welche  diese  ist: 


OEK   ROHEK. 


615 


MAIICELINVS  •  Q 

MAX  1 

F A  S  FCIO                1 

A  • 

D  .  X  •  K  .  NO  V         1 

M 

.  SIL  .  L  .  NOR  . 

cos   1 

Nur   dass   mich  £.  Hdbner^s   noch   so  peinlicher,   durch    die 

Lupe  unterstiitKter  Untersuchung  nicht  mit  Sicherheit  zu  er- 

taitteln  war,  ob  in  dem  Namen  der  zweiten  Zeile  der  erste 

Buchstab    ein  T  oder   (wie  es  nach  dem  Abdruck   scheinen 

muss)  ein  F  sein  solle,  und  dass  der  vierte  durchaus  kein 

reines  V  ist,  sondern  unten  einen  von  links  nach  rechts  gehen- 

den   Schwanz  hat,    wodurch   das  Ganze   fast  wie  ein  schief 

gekehrtes  y  erscheint.   Unerklarlich  falsch  ist  die,  noch  dazu 

iu  Kupfer    gestochene,   Publication   von  "Caylus   im  ^Recueil 

tf  antiquites'  t.  III  p.  290  Tafel  79,  der  Mommsen  folgte,  wah- 

rend  eine  viel  richtigere,  wenngleich  nicht  ganz  richtige,  von 

Ohabouillet   im   ^Catalogue   gen^ral    des   camees   et  pierres 

gravees  de  la  bibliotheque  imp.,  suivi  de  la  description  des 

autres  monuments  expos^s   dans  le  cabinet  des  medailles  et 

antiques'   (Paris  1858)  p.  555  n.  3248   gegeben   war.     Cha- 

bouillet  theilt  noch  mit  Caylus   die  so  irrthamliche  wie  un- 

verstandliche  Lesung  NO  •  B  statt  des  voUig  sichem  NOR; 

aber  er  gibt  die  richtige  Folge  der  Zeilen,  wahrend  Caylus 

die  Consulnnamen  dem  Monatsdatum  vorangehen  lasst  imd 

diese  Folge  unbegreiflicher  Weise  noch  ausdrilcklich  durch  1 

imd  2  bezeichnet.     Er  liisst  femer  das  von  Caylus  ganz  aus 

der  Luft  gegriffene  V-  hinter  TASVCIO'  (was  nach  seiner 

Angabe  auch  FASVLIO  gelesen  werden  konne)  ganz  weg: 

eine  vermeintliche  Sigle,  die  so  viel  Kopfbrechens  gemacht  332 

hat  und  von  Orelli  n.  2561   durch  Yicit  erklart  wurde,  von 

der  aber  Chabouillet  mit  Recht  ausdriicklich  sagt  *je  dois 

dire  que  je  ne  distingue  pas  la  lettre  V.'     Aber  wiedemm 

druckt  dieser  in  der  ersten  Zeile  MARCELLINVS,  wo  Caylus 

Oas  richtige  MARCELINVS  gab;  Mommsen  hat  das  sowohl 

^ei  Caylus,  als  auch  (Add.  p,  560)  in  dem  Facsimile  der  P. 

L.  M.  E.  Tafel  XCVII  L  libersehen,  indem  er  beidemale  irr- 


G16  DIE    TESSERAE    GLADIATORIAE 

tliumlich  LL  scLrei"bt.  Wie  sehr  aber  die  Schreibung  MAR 
CELINVS  an  das  APOLONIVS  der  nachgemachten  Vene 
ziauischen  Copie  von  n.  15  erinnere,  drangt  sich  jedem  aif: 
den  entgegengesetzten  Schnitzer  haben  wir  n.  72  in  ANTTK». 
Welch  entscheidendes  Kriterium  fiir  die  Unachtheit  aber  b 
dcm  kleinlichen,  spinnebeinigen  Gekritzel  der  Schrift  sellit 
liege,  die  hier  wo  moglich  noch  etwas  unantiker  ist  als  ii 
n.  72 — 74  und  41,  ward  zu  n.  41  und  43  ausfiihrlich  dai- 
gelegt.  Ebenda  haben  auch  die  iibrigen  Aeusserlichkeikn 
die  besondere  Einrahmung  jeder  Schriftzeile,  sowie  die  rm 
formige  Gestalt  des  Henkels  (ahnlich  wie  n.  3),  ihre  ErOrte 
rung  gefunden.  Die  Durchbohrung  des  letztem  ist  ubrigin^ 
keine  doppelte,  wie  es  nach  dem  Facsimile  den  Anschein 
liat,  indem  der  Kreis  auf  der  ersten  und  dritten  Seitenflack 
'  kein  durchgehendes  Loch,  wie  es  auf  Seite  2  und  4  wirklicli 
vorhanden  ist,  bezeichnet,  sondern  nur  auf  der  Oberfliicii^ 
eingeritzt  ist:  gleich  als  wenn  der  Verfertiger  zuerst  fak^ 
begonnen  und  sich  noch  rechtzeitig  besonnen  hatte,  wo  dii? 
Loch  richtiger  anzubriugen  sei.     Vgl.  zu  n.  33. 

58  (766)  =  Tafel  III  jXXIIJ  P.  Den  Namen  PLNV> 
meinte  ich  auf  ttivoc  zuruckfiihren  zu  soUen.  Keil  —  6  ovir 
laaToXoyoc  —  gab  die  Mr^gliclikeit  zu,  da  es  nicht  an  Analop<;L 
fehle  wie  KoTrpeuc  C.  I.  G.  3444  B  2,  KoTipia  ib.  5712, 4: 
IiepKOpioc  ib.  9553,  Stcrcoria  I.  R.  N.  7187;  Fimns  Kossi 
n.  16,  (DijLiou  Philistor  II,  428  col.  I,  61.  Doch  glaubfce  er 
zugleich  aii  den  erdichteten  Ahnherrn  der  IHnarii^  den  nivc< 
bei  Phitarch  Numa  21,  erinneni  zu  miissen,  welchen  Namtn 
er  auch  aus  der  Liste  der  eTieTTPCtcpoi  C.  I.  G.  284  III  a,  •>• 
nachweist.     Man  hat  also  die  Wahl  frei. 

m  (768)  =  Tafel  II  [XXIJ  W.  Auch  von  dieser,  iii  i^^ 
romischen  Steinschneiders  Saulini  Besitz  befindh'cheQ  Te^^^t" 
verdanke  ich  den  Stanniolabdruck,  nach  dem  das  Facsimi^ 
gearbeitet  ist,  der  freundschaftlichen  Mittheilung  H.  Brunns 

03  (n.  776).      In    der   Zeitbestimmung    durfte  ich,  wit 

33:j  schon  Mommsen  und  Henzen  Or.  III  n.  6161,  Borghesis  &- 

stimmung  Bull.  d.  Inst.  1842  p.  31  [Oeuvres  IV  p.  402)  W- 

gen,  der  den  Consul  M.  Vettius  (Niger)  in  die  Regienmg  t^= 

C'hiudius  setzt,  wenn  auch  Gewissheit  dafQr  fehlt. 


DEB  BOliER. 


617 


64  (772).  Sollen  wir  deun  wirklich  glauben,  dass  diese 
Fessera  zugleicli  acht  und,  die  einzige  unter  60—70  vier- 
jeitigen^  sechsHeitig  sei?  Freilich  sagt  es  kein  Geringerer  als 
Marini  Arv.  j).  822  f.  und  gibt  sie  in  dieser  Gestalt: 


PINITVS 


ALLEI 
SP  .  K  .  FEB 


TI  .  CL  .  0  A  E  S  .     II 


C . CAEC 
COS 


Aber  dieses  Hexagon  ist  und  bleibt  doch  etwas  nicht  nur 
ius  der  besondem  Norm  des  engem  KreiseS;  sondem  auch 
mn  der  allgemeinen  Gewohnheitsmassigkeit^  die  in  solchen 
[)ii)gen  bei  den  Alten  herrscht^  so  ganz  und  gar  heraus- 
Iretendes,  dass  es  sich  wohl  verlohnt  zu  fragen,  wie  verbiirgt 
leiin  eigentlich  diese  Beschreibung  sei.  Der  Wortlaut  bei 
\Iarini  ist  dieser:  \  ,  .  nella  seguente  tessera  gladiatoria  di 
Purma  esagona^  trovata  insiem  con  quella^  che  ho  dato  alla 
|>.  G(35y  nella  Villa  Paufilj^  })0ssedute  ora  tutte  e  due  dal  Sig. 
Al).  Lelli.'  Ilat  er  sie  also  selbst  geseheu?  Man  denkt  es 
ffohl  unwillktirlich,  aber  weder  sagt  er  es,  noch  —  darf  man 
hinzufugen  —  hatte  er  das  was  er  sagt  so,  wie  er  es  thut, 
[^'esj^,  wenn  es  der  Fall  wiire.  So  muss  es  wenigstens  durch- 
*U8  scheinen  bei  Vergleichung  eben  der  fruhern  Stelle  p.  665, 
»0  er  die  Tessera  n.  24  mit  diesen  Worten  publicirt:  ^sic- 
Lome  si  ha  anche  da  questa  sincerissima  tessera  gladiatoria, 
lilie  ho  veduto  presso  uno  Scrittore  del  Tribunale  del  S.  0.' 
VVarum  sagt  er  nicht  auch  von  der  andem,  die  ihm  doch 
ihrer  Form  wegen  viel  auffallender  sein  musste  als  diese 
wegen  des  CN  •  POMP  •  III  •  COS,  dass  er  sie  nach  Autopsie 
gebe?  Wie  moglich  also,  dass  ihm  nur  eine  Abschrift  mit- 
getheilt  war,  welche  —  denn  was  ist  in  solcher  Beziehung 
nicht  alles  geschehen!  —  die  Zeilenabtheilung  als  unwesent- 334 
Hch  behandelte,  die  aber  Marini  f&r  genau  hielt.     Denn  der 


618  DIE   TESSEUAE   GLADIATOUIAE 

Einwiirf,  dass  die  Notli  zu  einer  Ausnahme  von  der  Bt-,''; 
gefiihrt  liabe,  weil  die  ungewohnlich  lange  ConsulatsbezeicL 
nung  iiicht  in  Eine  Zeile  ging,  halt  Angesichts  der  n.  <>' 
nicht  Stich,  wo  es  noch  ein  paar  Buchstaben  mehr  sind  mi! 
doch  in  Eine  Zeile  gedrangt.  Jene  Moglichkeit  aber  fi- 
Wirklichkeit  zu  nehmen  bestimmt  mich  der  entscheideD^i»^ 
Umstand,  dass  unsere  Tessera  mit  der  unzweifelhaft  aclik: 
n.  24  zusammen  gefunden  worden,  also  selbst  unmogL- 
modernen  Ursprungs  ist.  Erst  von  dieser  Gewissheit  i/ 
liisst  sich  das  an  sich  ziemlich  bedenkliche  PINITVS  glaav 
haft  rechtfertigen.  Dass  es  das  griechische  ttivut^c  oderTif! 
mehr  der  auch  dort  mehrfach  wiederkehrende  Name  TTivuTL": 
(s.  Pape)  sei,  sahen  mehrere;  aber  die  Schreibung  niit . 
statt  entweder  Pinutus  oder  Pinytus,  muss  von  vom  herfi: 
weit  eher  Verdacht  als  Glauben  erwecken,  wo  es  sich  li- 
Ciaudianische  Zeit  handelt.  Denn  man  wurde  nur  einen  gri> 
sen  Irrthum  'theilen,  wie  er  manchen  heutigen  Text<;siu* 
gaben  zur  widersinnigsten  Verunstaltung  gereicht,  wenn  nu- 
die  geschichtliche  Existenz  dieser  wie  vieler  ahnlichen  ortl.- 
graphischen  Incorrectheiten  nach  Massgabe  unserer  Hsui^ 
schriftenuberlieferuiig  beurtheilen  xmd  sie  sich  fSr  fruliT' 
Zeit  in  almlicher  Hiiufigkeit  vorstellen  woUte,  wie  sie  in  A 
luittelalterlichen  Codices,  die  wir  die  besten  zu  nenuen  y^- 
gen,  auftreten.  Die  vermoge  ihrer  Gleichzeitigkeit  allei: 
verliissliche  Inschriftenuberlieferung  lehrt  vielmehr,  dass  «ii- 
ersteu  Jahrhunderte  nach  Ch.  im  ganzen  und  grossen  durcL 
uus  uoch  die  correcte  Norm  bewahrten  und  nur  sehr  ven':: 
zelteu  Vorspielen  der  mittelalterlichen  Nachlilssigkeit  G^i-i 
gabeu.  Was  insbesondere  die  V^ertauschung  des  Y  mit  ^ 
betrilit,  so  beweisen  zunlichst  die  paar  Beispiele,  die  es  a?;- 
der  ganzeu  hmgcn  Epoche  der  Republik  gibt,  gar  nic::'* 
weil  sie  iibcrhaupt  vor  die  Einfiihrung  oder  doch  Jiu^- 
gesetzte  Aufuahme  des  IJuchstabenzeichens  Y  fallen,  al.^t»  j- 
eine  Zeit,  die  noch  im  Ringen  begriffen  war,  wie  sie  J'- 
fremden  Laut  mit  den  einheimischen  Zeichen  am  adaii--»- 
testen  auszudriicken  hiitte.  Dahin  gehoren  also  die  Ml 
ei)igr.    tria    p.   2G   [oben  p.  147J*),    Rhein.    Mus.  X  P-  *^* 

*)  Diw  hier  aus  c.  724   beigebrachte  SIRIA  Or.  572  mass  d-r- 


DER   ROMER.  619 

Opusc.  II  p.  479J    und  Enarr.  p.  124  besprochenen   Schrei-  aas 

bungen    SISIPVS    HIMINIS,   mit   denen   nur    der   Versuch 

^emacht   wurde^    dem    griechischen   Laute   naher    zu   kom- 

men    als    mit    dem    althergebrachten  V.      Fflr   die   Kaiser- 

eeiten    aber   mag   die   folgende   kleine   Reihe    datirter    oder 

ilatirbarer  Belege'*)   die   Seltenheit   des  I   yeranschaulichen: 

imter  Tiberius  (785)  NEDIMI   I.  R.  N.  4607;    unter   Nero 

EVTICHVS  Or.  5772;  vor  Titus  die  Pompejanischen  Mauer- 

inschriften  lACINTVS,  SCILAX,  CALLITICHE,  CORITVS 

bei  Garrucci  Inscr.  grav.  (1854)  p.  33  [C.  I.  L.  IV  n.  1400. 

2508,28  (wo  SCYLAX  steht).  68*  (=2997?).  1490];  unter 

Trajan  LISIMACVS  Or.  799  =  I.  R  N.  3048;  unter  Hadrian 

(872)  BORISTHENES  Or.  824;  unter  Antoninus  SARDONI- 

UHI  ebd.  2795;  unter  Septimius  Severus  NIMPHAEVM  ebd. 

6753  [C.  I.  L.  VI,  1  n.  414,  wo  NYMPHAEVM  steht];  unter 

Alexander  Severus  BEKECINT  und  CIMBAL  ebd.  2328  (= 

I.  R.  N.  1399),   CRISTALLINIS   ebd.  2952   [C.  L  L.  III,  1 

n.  536,  wo  CRYSTALLINIS  steht].   In  diese  Reihe  also,  wird 

man  zugeben  mussen,  darf  bei  der  gegebenen  Sachlage  auch 

ein  Claudianisches  PINITVS  eintreten,  so  sehr  auch  im  all- 

gemeinen  die  correcte  Schreibung  mit  y  in  denselben  Zeiten 

dorehaus  das  Herrschende  ist.     Neben  ihm  hatte  sich  ubri- 

geus  selbst  das  alte  u  noch  keineswegs  verloren,   wie  a.  B. 

unter  Augustus  (753)  TITVRVS   Or.  2966,   unter   Claudius 

SIBVLLINIS  L  R.  N.  2211,    unter  Nero   SVRIA  Or.  1946 

(C.  I.  L.  VI,  1  n.  116]  u.  s.  w.:   woran  sich  denn  die  in  deu 

Texten  der  Schriftsteller  der  Kaiserzeit,  z.  B.  Tacitus,  iiber- 

lieferten  Schreibungen  gleicher  Art  naturgemass  anschliessen 

und  als  wohlberechtigt  ergeben. 

65  (776  h)  =  Tafel  II  [XXI]  Y.  Mit  dem  museo  Campana, 
wo  sie  Henzen  abschrieb  und  an  Mommseu  schickte,  in  das 
musee  Napoleon  ubergegangen,   befindet  sich  diese  Tessera 

die  Mommsen^sche   Fublication  I.  B.  N.  4320,    die   SYRIA   gibt,   be* 
seitigt  acheinen. 

*)  Anf  Bolehe  beschr&nkc  ich  mich  vorlliufig  bei  dergleichen  Unter- 
suchnngen  gmnds&taslich ,  da  sic  allein  eine  fcHte  Grundlage  iind  ver- 
iMiche  Anhaltspunkte  geben,  w&hrend  die  vorzeitige  EinmiBchung 
tliT  chronologiflch  unbeBtimmten  nur  Unsicherheit  und  Verwirrung  be- 
wirken  kann. 


G20  DIE    TESSERAE   GLADIATORIAE 

leider  in  einem  so  verwitterten  Zustande,  dass  es  Herni  de 
Longperier  nicht  moglieh  war  einen  lesbaren  Gjpsabgus? 
herzustellen,  sondern  er  sich  mit  einem  geschwarzten  Papier 
abdruck  begniigen  musste,  dem  das  Facsimile,  so  gut  sicts 
thun  liess,  nachgebildet  worden.  In  der  dritten  Zeile,  ht- 
merkt  Longperier,  *il  ne  reste  rien  de  KA  (was  Henzen  n 
lesen  glaubte)  qu^une  trace/  In  der  zweiten  aber  Uest  & 
3.K5  nieht  VIBI,  sondern  VIBII*),  allem  Anschein  nach  mitKeclit 
wie  denn  das  auch  der  hier  (gleichwie  in  n.  67)  sichtliili 
bewalirten  Symmetrie  entspricht.  Gerade  aber  diese  zwei 
sylbige  Genitivendung,  in  Verbindung  erstens  mit  der  Ab- 
kiirzung  KAL  statt  K,  und  zweitens  mit  dem  zwischen  dit 
beiden  Consulunamen  eingeschobenen  ET  —  das  sind  drti 
Ungewohnlichkeiten  auf  einmal,  die,  fiir  Neronisehe  Z«it, 
wohl  eiuen  und  den  andern  bedenklich  machen  konnlec. 
Gleichwohl  fiihrt  eine  unbefangene  Erwagung  zu  der  Deber- 
zeugung,  dass,  da  sicli  jede  der  drei  Bedenklichkeiten  aul 
rein  historischeni  Wege  vollstandig  erledigen  lasst,  an  der 
Aechtheit  um  so  weniger  zu  zweifeln  ist,  je  unverfiingliclitr 
die  Tessera  im  PaUlograjjhischen  sowohl  wie  in  allem  Aeusser 
lichen  erscheint.  Ueber  KAL  statt  K  kann  auf  die  Erorteruug 
zu  n.  48  verwiesen  werden;  vom  Genitiv  II  wird  zu  n.  68.  ^'" 
die  Kede  scin;  mit  dem  ET  stande  es  misslicher,  wenn  Bor- 
ghesi's  Bestimmung  (BuII.  d.  Inst.  1835  p.  6  [Oeuvres  lllp.536'i 
ausreichte,  nach  welcher  die  Verbindungspartikel  wesentliit 
erst  vom  Zeitalter  der  Antonine  an  in  Aufiuahme  gekommen 
wiirc.  8ie  ist,  wenn  auch  nur  in  einzelnen  Beispielen,  viel  HU'', 
und  zwar  nicht  nur  bei  der  kurzen  Bezeichnung  der  Consuli^ 
durch  blosses  Nomen  oder  Cognomen  (vgl.  zu  n.  68.  69),  son- 
dern  auch  bei  vollstlindiger  Nomenclatur.  Dass  die  Anfau^i^ 
der  Neuerung,    von    der   die    ganze    republicanische  Perk>i^ 

*)  Weim  unmittclbar  an  das  letzto  I  ein  paar  Risso  der  Ol>'r- 
fluche  zufallig  so  ansctzcn,  das^i  sie  mit  ihm  zusammeDgefaes^t  li*- 
Schcin  cines  N  gcben,  so  ist  diess  zwar  selbstversUindlich  eben  n'-' 
Schcin  ohne  jede  }3edeutung;  indessen  werde  ich  wohl  nach  dcn  gi" 
niachtcn  Erfahi-ungcn  (s.  zu  n.  35)  darauf  gefasst  sein  mus«en,  ^^ 
man  auch  hier  die  Trcue  dcr  Nachbildung  als  Untreue  gegen  die  lir- 
rfpriingliche  Beschaffenhcit  des  Originals  schelte. 


BER  R(3meb.  621 

• 

nicht  ein  einzigeB  Beispiel  aufweiat;  schon  in  die  Augustische 
Zeit  fallen^  lehren  die  Praenestinischen  Fasten  mit  sechs  Bei- 
spielen  C.  I.  L.  I  p.  312. 313. 314. 317,  wozu  sich  aus  dem  J.  746 
Or.  n.  1  f gefalscht]  filgen  lasst  Fftr  die  Regierung  des  Tiberius 
bezeugen  es  die  Vaticanischen  und  die  Amitemischen  Fasten 
p.  322.  324,  sowie  Or.  n.  7379  (J.  769),  n.  4046  (J.  779), 
n.  156  (J.  780);  fOr  Claudius  n.  1588  (J.  804):  lauter  altere 
Belege  als  unsere  Tessera.  So  aber  auch  weiterhin:  unter 
Domitian  n.  2782  (j.  842),  unter  Trajan  n.  6774  (J.  851), 
n.  5840  (J.  861);  bis  schon  unter  Hadrian  das  ET  so  ent- 
schieden  durchbricht,  dass  wir  es  z.  B.  im  J.  876  finden  Or. 
D.  856  a  und  3126;  in  877  n.  5681;  in  883  n.  794;  in  888 
n.  1280;  in  889  n.  1681  und  Grut  874,  5;  in  890  Or.  6527. 

66  (773).  Die  Zeitbestimmung  nach  Borghesi^s  Combina- 
tion  a.  a.  O.  p.72  [Oeuvres  III  p.  343],  der  Mommsen  gefolgt  ist. 

67  (774)  =  Tafel  III  [XXII]  R.  Ueber  die  Aeusserlich-  .,37 
keiten,  welche  bei  dieser  jUngsten  (auch  grossten)  aller  un- 
serer  Tesseren  in  Betracht  kommen,  ist  alles  Nothige  bereits 

zu  n.  33,  sowie  zu  n.  3  beigebracht  worden.  Ihre  neue  Zeich- 
niing  hat  der  Besitzer,  Herr  Noel  des  Vergers  in  Paris, 
mit  freundlichster  Liberalitat  vergonnt. 


Indem  hiermit  die  in  der  vorausgeschickten  Tabelle  ver- 
zeichneten  Stflcke  erledigt  sind,  bleiben  noch  solche  Falschun- 
gen  zu  erwahnen,  welche  wegen  mangelhafter,  unverbtirgter 
oder  ganzlich  unverstandlicher  Jahresbezeichnung  dort  gar 
keinen  Platz  fanden.     Unter  ihnen  stehen  oben  an 

f  68»  69  (757.  758),  die  Mommsen  zwar  nicht  ohne  An- 
deutung  seiner  Zweifel  mit  den  achten  in  Reihe  und  Glied 
gestellt  hat,  aber  unstreitig  richtiger  geradezu  in  seine  Ab- 
theilung  der  ^suspectae  et  falsae'  versetzt  hatte: 


ASPER 


~)  VIRIVS  CAESII      ) 


'  g^^^^I         )  l|      BASSVS  ) 


*?™-™'_.)        r-  APttONio- ) 


622 


DIE   TESSERAE   GLABIATORIAE 


So  namlich  gibt  sie  in  Stichen^  die  nieht  besser  sind  ab 
alle  damaligen,  Car.  Caes.  Malvasia  in  seinen  ^Marmora  Fel 
sinea'  (Bonon.  1690)  p.  368,  mit  der  Angabe,  dass  sie  kidt 
^in  museo  metallico  solertissimi  olim  antiqnarii  Fianek 
Loth'  befindlich  waren.  Um  der  zweiten  Sinn  iind  Stil  k 
geben,  las  sie  (^leggo*  sagt  er  sehr  lakonisch)  Cardinali  Dipl 
n.  201  also: 


BASSVS 


CAESII 


SP  .  K  .  IVL 


VIBIO  .  APRONIO 


und  liatte  damit  die  Consuln  des  J.  761.  Aber  selbst  so  uiir 
ohne  Praenomina,  deren  Weglassung  fUr  jene  Zeit  unerhort 
338  ist,  wenigsteus  wenn  ni<;ht  alsdann  gleichzeitig  ET  i^- 
zwischentritt*),  wic  es  allerdings  schon  unter  Tiberius  vor 
kommt  Or.  n.  7379  iu  PL ANCO  •  ET •  SILiO •  COS  und  TAYK»' 
ET-LIBONE.COS,  m.d  in  gleichen  Beispielen  n.4046. 15» 
Uebrigens  versteht  sich  wohl  von  selbst,  dass,  wer  hentii 
tago  cine  solche  Cardinali'sche  ^Lesung'  vorbrachte,  nur  scbfi 
neii  konnte  niit  scinen  Lesern  Scherz  zu  treiben.  VNiirJ- 
schou  eiu  seltencr  Grad  von  Liederlichkeit  dazu  gehoren,  > 
falsch  abzuschrciben,  so  pflegt  man  sich  doch  unter  all''i 
Uiustanden  ein  Original,  das  man  in  Kupfer  stechen  \l^^^ 
weuigstens  etwas  genauer  anzusehen.  —  Von  dieser  Seit» 
wjire  gegon  IIagenbuch's  (Epist.  epigr.  p.  371)  HerstellrJr 
dor  orston  Tessera,  in  deren  vierter  Zeile  er  APROXIO  {(^^' 
AVllOnio)  VIB  lesen  wollte,  nichts  einzuwenden;  uur  i^^^ 
zu  dem  schon  gegeu  (^ardinali  sprechenden  Grunde  nooh  Jt' 
von  Mouimson  geltend  goraachte  durchschlagende  krmiK-t. 
dass  im  Jimi  Apronius  und  Vibius  noch  gar  nicht  Co«^"l" 
waren.    —   Aber  noch  nicht  genug:    gegen    beide  zusaniii"*' 

*)  Das    schciiit,    wenit^stons    friiber,    Cardinali  selbst  gpfiilil*  •' 
haben,  wcun  er  Meni.  Hom.  II  p.  150  wirklich  schrieb:  'era  da  IfjTr"'' 
.      BASSVS  .  CAESII  •  SP  •  K  •  IVL  •  VIBIO  •  ET  •  APRONIO.* 


DER   ROMEB.  623 

spricht  noch  ein  sprachliches  Eriterium,  welches  den  letzten 
Zweifel  an  der  Unachtheit  verschwinden  lassen  wird:  die 
zweisilbige  Genitivendung  ii.  Mit  der  schonen  und  frucht- 
baren  Bentley'schen  Beobachtung;  dass  sie  im  Dichtergebrauch 
erst  durch  Properz  und  Ovid  Eingang  fand,  ist  der  Gebrauch 
Jes  Lebens  nichts  weniger  als  erschopft,  ja  nicht  einmal 
adaquat.  Hier  dauerte.  eS;  wie  uns  die  Inschriften  lehren 
und  nur  sie  lebren  konnen,  noch  gar  lange,  ehe  von  einem 
wirklichen^  nur  einigermassen  gelaufigen  Gebrauch  die  Rede 
sein  kann.  So  misslich  auch  bei  dem  heutigen  Stande  der 
epigraphischen   Texte'*')   abschliessende   Bestimmungen  sind;  339 

*)  Welche  VorBicht  in  dieser  Beziehung  geboten  ist,  wo  es  sich 

om  einen  eiozigen,  sacfalich  irrelevanten  Buchstaben  und  nm  eine  der 

modemen  Gewohnheit  nicht  conforme  Schreibung  bandelt,  kdnnen  Bei- 

Bpiele  der  sonst  vertrauenswiirdigsten  Gew&hrBm3.nner  lehren.    In  der 

Doch  dazu  republicanischen  InBchrift  P.  L.  M.  E.  Tafel  LXXI  A  gab 

Marini  HOSTII ,  w&hrend  ohne  jeden  Zweifel  HOSTILi  stand.  Derselbe 

liese  Alb.  p.  88  n.  94  CLAVDII  drucken,    wo   nach   Cardinali    Inscr. 

Velii  p.  81,    dem  Borghesi  Ann.  d.  Inst.  1850  p.  865  [OeuvrcB  V  p. 

245]  folgt,  CLAVDI  steht.    Selbst  Henzen  gab  eine  unserer  Tesseren, 

n.  33,  mit  der  Form  SEPTIMII  Ann.  1856  p.  45,  w&hrend  unser  Facai- 

mile  gar  keinen  Zweifel  Ober  SEPTIMI  l&sflt.     Dagegen  erfahren  wir 

dnrch  deuBelben  Or.  III  p.  66,  dass  in  Or.  693  der  Stein  nich^-  BENE- 

FICII,  sondern  nur  BENEFIC  hat  [C.  L  L.  V,l  n.  35  gibt  BENEFICL 

C.W.].    In  n.  656  gibt  Orelli  IVLII,  aber  Mommsen  1.  B.  N.  81  nacb 

anderer  Abschrift  IVLI.    Auch  Or.  6341  nahm  Henzen  zwar  im  Text 

CLAVDlI  auf ,  aber  mit  der  au8dr£[cklichen  Variantenangabo  CLAVDI, 

die  h5chst  wahrBcheinlich  das  Wabre  trifft.   Bei  Or.  1413  iet  CALEVII 

oder  CALEBII  zwar  ohne  Variante,  aber  die  ganze  Inschrift  ist  £Alsch 

imd  darum  von  Mommsen  I.  B.  N.  in  den  Anhang  unter  n.  20*  yer- 

wiesen.    Aus  den  Praenestinischen  Fasten  brachte  Laohmann  zu  Lucr. 

p.328  TABVILII  bei:  die  neueste  Bearbeitnng  im  C.I.L.  I  p.319  (zum 

'23  Dec.)  lehrt  dass,  was  auch  der  Steinmetz  an  der,  gerade  dort  nicbt 

mit  Sicherbeit  zu  lesenden  St«IIe  schreiben  wollte  oder  BoUte,   doch 

nicht*  einen  Genitiv  auf  ii  indicirt.    Wenn  derselbe  Lachmann  ebend. 

au«  dem  monumentum  Ancyranum  die  Schreibungon  DIVI^IVLl,  COL- 

LEGl,  PBOELl  anfahrt  und  hier  dae  lange  I  als  Zeichen  fiir  ii  darum 

an«eht,  weil  ebenda  auch  AVBI  •  COBONABl  und  lOVIS  -  FEBETBl 

vorkommen:  wonacb  also  dem  AugUBtus  Belbst  die  zweisylbige  Genitiv- 

form  «chon  ganz  gel&ufig  gewesen  w&re:   so  verh&lt  aich  auch  diess 

anderg.   Die  ganze  InBchrift  ist  n&mlich,  wie  jetzt  ans  Perrofs  schO- 

nem  Facsimile  (^ExpIoration  arch(^oI.  de  la  Galatie  et  dc  la  Bithynie', 

^ariB  1862  ff.)  ersicbtlich  wird ,  so  yollgefflllt  mit  unzHhligen  langen  I, 


624  DIE   TESSERAE   GLADIATORIAE 

so  wird  uns  doch  die  nachstehende  kleine  Reihe  der  datirta 
Beispiele,  wenn  nian  sie  mit  der  ungezahlten  Menge  dcr  ent 
gegenstehenden    zusammenhalt,    ein    ziemlich   richtiges  Bili 
von  dem  sparsamen  Vorkommen  der  neuen  Form  im  gain»'^ 
ersten  Jahrhundert  der  Kaiserzeit  gehen.    Ein  alteres  als  ai> 
dem  J.  764  das  BENEFICII   der   ara  Narbonensis  bei  Or 
2489  (wo  wenigstens  Gruter'8  und  Millin'8  Zeugniss  zusammeii 
stimmt  [Herzog^s  Gallia  Narbon.  n.  1  gibt  BENEFIClI])  keiiB. 
ich  nicht.    Unter  Tiberius  bieten  sich  dar  TIBERJI  Or.  292:- 
bestiitigt  durch  I.  R.  N.  2908;  POLYBII,  aber  neben  POLTBl 
Or.  1753  vgl.  mit  Henzen  III  p.  156;  IVLII  ebend.211  p.Heh 
17J;    MVNICIPII  zweimal  ebend.  4046,    sichergestellt  durl 
einen  in  meinen  Handen  befindlichen  Papierabklatsch.*)  Weittr 
340  unter  Nero  CLAVDII  ebend.  719  und  2250  vgl.  mit  Henz^r 


die  schlechterdings  nicht  fiir  ii  gesetzt  sind,  dass  jene  graphischeVa 
liingerimg  einleuchtender  Weise  auch  hier  nichtB  anderes  aU  was  ukrku 
bedeutet  d.  i.  naturlangen  Vocal.  So  gleich  in  der  Ueberschrift  n:ci' 
weniger  als  achtmal:  DlVl  •  AVGVSTl  •  IMPERIO,  INClS.VKVJI 
AHENEIS  •  PIlIS.  Uebrigens  sind  auch  die  Lachmann^schen  Ms^hV 
grOsstentheils  an  sich  nicht  richtig:  4,2  steht  DlVI-IVLI;  4,24DIVl 
IVLl;  6,  32  einfach  DIVI-IVLI;  4,  37  ist  wenigstens  jetzt  nor  lt 
COLLEG  ubrig;  4,  6  steht  nur  FERETRI:  6,  31  aber  ist  dieses  Wrr: 
gar  orst  Herausgebersupplement :  so  dass  schliesslich  blosa  PBuEL' 
und  CORONARl  iibrig  bleiben. 

*)  Ich  wage  nicht  mit  einiger  Zuversicht  hier  das  IMPERlI  a' 
zureihen,  welches  in  der  Lyoner  Rede  des  Kaisers  Claudius  Col.  1  Z.  ^* 
gcstanden  zn  haben  scheint.  Denn  jetzt  geht  der  Bmch  der  Entai" 
durch  den  sie  in  zwei  grosse  Halften  zerspalten  ist,  gerade  nach  IM1'-J 
durch,  und  nach  ihm  ist  nur  I  iibrig.  Denkbar  wSre  nun,  dass  fe 
der  Zusammenlothung  beider  Halften  der  Zwischenraum,  in  dem  m^ 
jetzt  ein  dem  I  ehemals  vorausgegangenes  I  zu  vermuthen  versucht  Jt 
ein  wenig  zu  gross  gerathen  wftre,  also  doch  nur  IMPERl  gcstand'^ 
hjltte.  Was  diescr  Annahme  an  sich  geneigt  machen  muss,  i^  ^*^' 
Umstand,  dass  dasselbe  Monument  noch  drei  Genitive  dieser  Art  )^ 
und  diese  alle  mit  einsylbiger  Endung:  CAELI,  TARQVINI  und  «t 
zweites  IMPERI  in  nachster  Niihe  des  ersten.  Trotzdem  ISsst  iiid^> 
eine  geometrisch-genaue  Untcrsuchung ,  wie  sie  durch  die  verschiedesfi 
Lyoner  Publicationen ,  darunter  die  auf  Veranstaltung  der  Stadt  priif 3 
tig  in  Kupfer  gestochene,  mir  ausserdem  noch  durch  eincn  treftli**''** 
Papicrabklatsch  E.  Hubner's  ermOglicht  ist,  in  hohem  Grade  «wei^^' 
haft/  ob  nicht  doch  vielmehr  an  ein  ursprungliches  IMPERlI  w  g-i'-- 
ben  seiu  durfte. 


DER  ROMER.  625 

p.  189;  COLLEGII  ebd.  1812  [C.  I.  L.  VI,  1  n.  2042/",  wo  COL- 
LEGI  stehtj;  und  wenig  spater  LVCRETII  nebst  FILII  ebd. 
2219  [C.  L  L.  IV  n.  1185,  wo  FlLI  steht].  GenQgen  diese  Neroni- 
schen  Beispiele  vollkommen  zur  Rechtfertigung  desVIBII  in  n. 
G5;  so  wird  das  niemand  von  dem  Augustischen  BENEFICII  in 
Beziehung  auf  unsere  beiden  Tesseren  behaupten,  zumal  wenn 
er  die  enge  Genossenschaft  erwagt,  in  der  sie  dadurch  stehen, 
dass  sie  erstlich  beide  (im  besten  Falle)  aus  einem  und  dem- 
selben  Jahre  sein  soUen,  und  zweitens,  dass  sie  beide  von 
(lemselben  Antiquar  herstammen.  —  Uebrigens  wird  nach  Nero 
(lie  zweisylbige  Endung  zwar  allmtihlich  haufiger;  aber  weit 
gefehlt,  dass  sie  die  kurze  Form  verdrangt  hatte,  hat  diese 
vielmehr  bis  Ober  die  Zeiten  der  Gordiane  hinaus,  genauer 
bis  zum  J.  1000  (weiter  habe  ich  die  Sache  z.  Z.  nicht  ver- 
folgt),  also  bis  zur  Mitte  des  3ten  Jahrh.  nach  Ch.,  das  Feld 
noch  zur  guten  Halfte  inne,  behauptet  wohl  gar,  wenn  man 
genau  abzafalte,  die  Oberhand.  —  Nomina  propria  und  appel- 
lativa  bei  dieser  ganzen  Frage  zu  imterscheiden  habe  ich  in 
(len  Thatsachen  selbst  keine  besondere  Veranlassung  gefunden^ 
auch  nicht  lateinische  und  griechische  Worte  oder  Namen. 

t  70  (p.  200  c)  =  Tafel  II  [XXI]  a  nach  Guasco^s  elen- 
(ler  Abbildong,  worUber  vgl.  zu  n.  3  und  41,  und  in  BetreflF 
der  vollig  unsinnigen  Durchbohrung  zweier  neben  einander 
liegenden  Flachen  zu  n.  33.  Gemacht  ist  diese  Falschung 
anf  Grund  der  unglOcklichen  Conjectur  —  vielleicht  selbst 
um  diese  zu  erharten  — ,  dass  die  Sigle  SP  mit  SPectavit 
aufzulosen  sei:  s.  zu  n.  71.  Warum  die  vierte  Seite,  welche 
die  Consulatsbezeichnung  haben  soUte,  leer  geblieben,  lasst 
sich  nicht  errathen;  ein  analoges  Beispiel  aus  dem  Alter. 
thume  (wie  n.  23),  das  etwa  als  Vorbild  gedient  hatte,  war 
damals  unseres  Wissens  nicht  bekannt  Daran  hielt  sich  viel- 
leicht  Borghesi,  wenn  er  p.  67  [Oeuvres  III  p.  338]  die  Tessera 
als  unverdachtig  behandelte,  nachdem  sie  mit  Recht  schon  von 
Labus  p.  52  verworfen  war,  und  zwar  verworfen  trotz  seiner 
verzweifelten  Beweisf&hrung,  dass  spedavit  eben  f&r  spectaiiis 
est  gesagt  sein  konne,  so  gut  namlich  wie  mutavit  orbis  flir 
mtattis  est,  terra  movit  ftlr  mota  est,  tempestas  sedavit  fQr  sedata  ui 
^  u.  d.  m.:  was  denn  freilich  die  Grammatik  des  berUhmten 

ra.  UTBCHKLII   OPySCYLA    IV.  40 


G26  DIE   TESSERAE   GLADIATORIAE 

^L  R.  Epigrafista'    nicht   in   glanzendem   Liclit^e  eiscliemc 
lasst.  —  Ueber  den  Namen  DIOCLES  s.  zu  n.  76. 

t  71  (p.  200  6)  =  Tafel  II  [XXI]  6*  und  b*:  die  er^t^ 
Figur  nach  Tomasini,  aus  dem  sie  Sert  Ursati  in  seinen'i!> 
numenta  Patavina'  (Pat.  1652)  p.  178  wiederholte,  die  zweit^ 
schon  altere,  nach  Pignorius:  beide,  wie  man  sieht,  to 
der  Autopsie  mit  verschiedener  Reihenfolge  der  Zeilen.  I^. 
die  des  Tomasini  durch  eine,  ausdrfickliche  und  wortlicii^ 
handschriftliche  Angabe  des^  Peirescius  bestatigt  wird,  80  i< 
ihr  Mommsen  wohl  mit  Recht  gefolgt  Die  Lebenszeit  der 
sich  ablosenden  Besitzer,  Hieron.  Aleander  d.  j.,  Pignoricj 
Joh.  Rhodius  zeigt,  dass  die  thorichte  Erklarung  SP^^^* 
schon  im  Anfang  des  17ten  oder  gegen  Ende  des  16ten  Jatr 
hunderts  aufgekommen  war.  Die  Harpune  als  KampfffiC? 
der  Retiarier  war  allbekannt;  die  Palme  (in  n.  77  iriede: 
kehrend)  konnte  man,  wofern  man  sie  nicht  flberhaupt  du: 
im  Sinne  eines  Siegeszeichens  nahm  oder  auch  aus  ihrer 
notorischen  Anwendung  im  Circusspiel  einmischte,  aus  ite 
speciellen  Erwahnung  bei  Gelegenheit  von  Fechterspielen  ent 
lehnen,  wie  bei  Sueton  Calig.  82  *mirmiIIonem  e  ludo  roi- 
bus  secum  batuentem  .  .  .  confodit  .  .  .  ac  more  victoruii 
cum  palma  discucurrit';  bei  Lampridius  vita  Comm.  12  tar 
tum  palmarum  gladiatoriarum  confecisse  vel  victis  reban> 
vel  occisis,  ut  mille  contingeret':  wonach  auch  Cic  pro  R*)?^ 
Am.  6,  17  ^plurimarum  palmarum  vetus  ac  nobilis  gladiat»' 
habetur'  nicht  bloss  metaphorisch  braucht  gesagt  zu  sein  - 
Ueber  den  Namen  PERELI  s.  zu  n.  76.  Uebrigens  sprac^ 
die  Unachtheit  auch  dieser  Tessera'  zuerst  Labus  a.  a.  0.  ac» 


Dass  diese  dr" 
Stacke  des  Brit 
schen    MnseiiB" 


t  72  (p.  201  aa)  =  Tafel  II  [XXI]  c  ] 

t  73  (p.  201  0   =  Tafel  II  [XXI]  d 

t  74  (p.  202  tv)  =  Tafel  II  [XXI]  e 
von  denen  die  zwei  letztem  eine  bis  zur  Unverstandlicht»"'- 
albeme  Fassung  haben,  sammt  n.  41  und  56  hochst  wahr 
scheinlich  aus  einer  und  derselben  Falscherfabrik  her^^^' 
gegangen  sind,  ist  zu  n.  41  und  43  aus  dem  Schriftcliarak**'^ 
eiugehend  entwickelt  worden.  Als  vorzugsweise  nnantik  p 
sich  namentlich  in  allon  dreien  das  schief  liegende  S,  son' 
in  den   bciden  ersten  das  Q    zu   erkennen,   dessen  Schwjn? 


DEB   ROMEB.  627 

nicht  an  der  rechten  Seite  oder  wenigsteus  in  der  Mitte;  son- 
dern  an  der  linken  Seite  des  Ereises  ansetzt:  ein  verratheri- 
sches  Zeichen,  das  schon  anderwarts  als  Beweis  modemen  342 
Ursprungs  ffeltend  gemacht  wurde:  s.  Rh.  Mus.  XIV  p.  141  [oben 
p.  334  f.]  und  P.  L.  M.  E.  Enarr.  p.  88.  Nicht  minder  ver- 
ratherisch  ist  der  Mangel  an  Erfindungskraft,  der  in  der  Wie- 
derkehr  derselben  Namen  zu  Tage  tritt:  worflber  zu  n.  76.  — 
In  n.  72  las  Zumpt  richtig  ANTTIO,  wovon  a.  zu  n.  56;  in 
n.  74  ebenfalls  richtig  SECYNDO,  wahrend  es  in  der  ersten 
Zeile  weder  TI«F;  wie  bei  Cardinali  und  Mommsen,  noch 
L'F,  wie  Zumpt  angibt,  sondem  P«F  heisst. 

t  76  (p.  201 1;).  Unter  dieser  Nummer  erwahne  ich  die 
Fiction,  die  bei  Cardinali  und  Mommsen  so  lautet:  TI  •  SEN- 
TIVS  I  C.  ANTONI  1  SPK.  APR  |  LALBINVS,  von  Zumpt 
aber  sehr  abweichend   so  gelesen  wurde:   L*ALPINVS  |  SP 

APR  I  M  .  .  A  .  TIVS  I  C.  ANTONI,  nur  deshalb, um 

zu  sageh  dass  ich  dariiber  keine  Auskunft  zu  geben  vermag, 
weil  auch  diese  Nunimer,  wie  schon  n.  40,  im  Britischen 
Maseum  nicht  aufzufinden  war.  [Nach  einer  Mittheilung 
Newton's  lautet  sie  vielmehr:  TI-SANTIVS  |  CANTONI  | 
L  ALBINVS  I  SP  F  .  .  APR.] 

t  76  (p.  200  d)  =  Tafel  II  [XXI]  f.  M5glich  dass  auch 
dieses  StCLck  aus  derselben  Fabrik  ist  wie  n.  72—74,  worauf 
die  gleichmassige  Verwendung  eines  angeblichen  Consul  Caiius 
in  n.  74  und  76  f&hren  kann.  Selbst  die  Namen  MANLIVS 
und  MARTIALIS  kehren  in  den  Falschungen  bei  Mommsen 
p.  201  m  und  o  wieder,  und  auch  CAELER  dCbrfen  wir  in 
dem  CELER  p.  201  </  wiedererkennen.  Dass  sowohl  Schrift 
wie  Grossenmass  und  Gestalt  der  Tomasini'schen  Figur  die 
grosstmogliche  NichtObereinstimmung  mit  n.  72—74  zeigen, 
ist  wenigstens  kein  Gegenbeweis,  da  die  unglaubliche  Will- 
kur  und  voUige  Unzuverlassigkeit  aller  alten  Stiche  (zusam- 
mengestellt  zu  n.  41)  durch  die  Falle,  in  denen  uns  eine 
''Vergleichung  mit  erhaltenen  Originalen  gestattet  ist,  hin- 
langlich  constatirt  wird;  selbst  dass  die  unformliche  Figur 
mit  zwei,  noch  dazu  weit  vorragenden  Enopfen,  an  jedem 
Ende  einem,  verziert  ist,  was  weder  bei  irgend  einer  achten 
Tessera  vorkommt  (s.  zu  n.  3),  noch  irgend  einen  praktischen 

40* 


G28  DIE   TESSERAE   GLADIATORtAE 

Zweck  haben  konnte,  darf  man  sehr  fuglich  fftr  ein  reir.e' 
Phantasiestiick  des  Tomasini'schen  Zeichnera  nehmen.  Jederr 
falls  verdient  es  Beachtung,  wie  haufig  sich  aof  den  (alscbe£ 
Stiicken  dieselben  Namen  wiederliolen,  die  entweder  auf  ai 
dern  falschen  oder  auch  auf  iichten  vorkommen.  So  aus^: 
343  den  obigen  Beispielen  PERELI  in  n.  71  und  p.  201iimdr; 
ALBINVS  in  n.  72  und  75;  BATO  wahrscheinlich  ansiL.' 
iibergegangen  in  n.76;  DIOCLES  aus  n.  4  in  n.70;  PETIL; 
oder  PETILLI  aus  n.  20.  27.  59  in  p.  201  o  und  x;  PETli  1 
aus  n.  15  wiederum  in  p.  201  x,  wo  endlich  auch  noch  drii 
tens  das  TAMVDI  aus  n.  18  entlehnt  scheini  Sogar  Ji- 
vereinigte  Namenpaar  PAMPHILVS  •  SERVILI  theilt  d.  7. 
mit  n.2G.  Auf  DEMETRIVS  in  n.41  und  p.  201  i,  SVAV1> 
in  n.  43  und  p.  201  s,  sowie  auf  FABI  in  n.  21  und  p.:^'. 
s  und  2/,  ANTONl  n.  46  und  p.  201  l  und  t;  woUen  rj 
dabei  nieht  einmal  besonderes  Gewicht  legen^  obgleich  dwL 
hier  das  Gleichartige  in  derselben  Richtung  gehaufler  tt 
scheint  als  in  allen  achten  Tesseren  zusammengenonun^i 
Es  sollte  mich  gar  nicht  wundern,  wenn  eine  vergleichend 
Besichtiguug  aller  noch  zugtinglichen  falschen  Stiicke,  dm' 
Niehtkenntniss  ich  unter  einem  verwandten  GesichtsprjAt' 
schon  zu  n.  33  bedauerte,  zu  der  Einsicht  fflhrte,  dass  «i* 
allergros.ste  Theil  dieser  Flilschungen  aus  einer  und  dereellt 
Quelle  stamme,  d.  h.  aus  der  Fabrik  eines  halbgebildeteD  h 
dustriellen,  der  mit  dieser  Waare  ein  Geldgeschaft  macLtr 
t  77  (p.  201  hb)  =  Tafel  II  [XXI]  g.  Nach  dem,  w-^ 
iiber  diesen  ungeschlachten  Klotz  von  Tessera  (einen  fijl'" 
abguss  vordanke  ich  der  freundlichen  Besorgung  des  Hm 
Prof.  Christ)  schon  zu  n.  33.  71.  76  gesagt  worden,  T^i'" 
jedes  weitere  Wort  iiber  die  unvergleichliche  AbgeschmaA*- 
heit  der  Insclirift  selbst  oder  liber  das  Unicum  MVZIO  zu  tI-. 

m. 

Die  in  den  vorstehenden  Erorterungen  als  Gladiatoren 
Marken  behandelten  Monumente  sind  es  also,  denenMomni- 
sen  ebon  diese  Eigenschaft  streitig  machi  Zwar  erkennt  w 
ausdriicklich  an,  dass  eine  lange  Ileihe  von  Namen,  unt^f 
denen    gar  keine  Frau,    ganz  wenige  Fi*eie,   und  mit  di^'^ 


DER   ROMER.  629 

prenigen  (5)  AusnahDien  lauter  Sklaven  yorkommeu;  unsere 
\rorsteIIung  yon  yorn  herein  mit  fast  zwingender  Uewalt  auf 
jladiatoren  hinfiihre.  Aber  einestheils  yermisst  er  dafur 
eden  Beweis,  und  anderseits  findet  er  in  zwei  Umstanden 
)estimmte  Gegenindicien.  Ohne  die  letztern  wurde  das  Feh- 
en  positiyer  Beweise  f&r  die  Beziehung  auf  Gladiatur  wenig 
l^edeutung  haben;  denn  wie  yieles  nehmen  wir  doch  f&r  wahr  344 
)hne  strengen  Beweis^  bloss  gestiitzt  auf  das  anerkannte  Recht 
)robabIer  Combination!  Und  ist  das  nicht  wenigstens  ein 
ipagogischer  Beweis^  wenn  sich  eine  andere  Beziehung^  die 
aian  jener  Reihe  yon  Sklayennamen  geben  konnte^  eben 
licht  auffinden  lasst^  also  dass  gerade  nur  die  Gladiatur 
ils  einzig  denkbare  M5glichkeit  fibrig  bleibt?  —  Meinestheils 
;Iaube  ich  einleuchtend  darthun  zu  konnen:  dass  die  yer- 
meintlichen  Gegenindicien  theils  auf  Misyerstandniss  beruhen, 
theils  die  ihnen  beigelegte  Kraft  nicht  haben;  dass  sich  aus 
ProbabilitatsgrQnden  ein  sehr  befriedigender  Indicienbeweis 
fiir  die  alte  Meinung  gestaltet;  dass  es  aber  sogar  an  dem 
entscheidenden  Zeugenbeweis  nicht  fehlt. 

Dass  nun  zuySrderst  die  richtige  Auflosung  der  Sigle  SP 
«rirklich  SPcdatus  ist,  das  ist  die  erste  schatzbare  Belehrung^ 
lie  wir  der  neuaufgefundenen  Arelatischen  Tessera  (n.  12) 
rerdanken^  auf  der  uns  nicht  bloss  ein  SPE  wie  ganz  yer- 
?inzelt  in  n.  26,  oder  ein  nur  auf  falschen  oder  yerdachtigen 
iJtucken  (s.  zu  n.  3)  yorkommendes  SPEGT,  sondem  ein  in 
ewei  yollen  Sylben  ausgeschriebenes  SPEGTAT*  entgegen- 
tritt.  Durch  diese  authentische  Interpretation*)  fallen  also 
tuit  Einem  Schlage  alle  die  yerschiedenartigen  Einbildun- 
;en^  yermoge  deren  Agostini  in  SPortulam,  Schott  Nodi  Gic. 
II,  6  in  SPecidator  {tesserarius),  manche  in  SPcctavit  (s.  zu 
n.  70.  71),  was  Morcelli  de  stilo  inscr.  I,  3  n.  457  (ed.  2) 
und  in  der  Abhandlung  ^delle  tessere'  u.  s.  w.  wieder  auf- 
natm,  andere  wie  Gori  Inscr.  Etr.  I  p.  74  in  SVcctaculum, 

noch  andere   endlich   in   SPectabitur  (oder    SPedarhdus)   den 

'~'  « 

•)  Deim  die  foTmelle  MOglichkeit,  SPECTATor  oder  SPECTATuw 
2Q  er^nsen,  yerdient  kamn  Erwfthnung,  tbcils  ans  Qrfinden  die  jeder 
sclbat  ideht,  theiU  aos  denen,  die  schon  Labns  gegen  Morcelli*8  specta- 
cU  treffend  entwickelt  hat. 


630  DIE   TESSERAE    GLADIATORIAE 

Schlussel  zu  dem  rathselhafteii  SP  zu  findeii  meintai:  das 
letztere  Arditi  in  der  Monographie  ^Le  tessere  gladiatoiie' 
(Napoli  1832.  4)  p.  22  ff.,  der  Labus  eine  grOirdliche  Wid«r- 
legung  gewidmet  hat  in  der  Vorrede  zur  Mailander  Aofigak 
von  Visconti's  'Monumenti  Gabini'  p.  VI — IX. 

Gegen  den  Ausdruck  ^ctatus  est  nun,  als  Bezeichmui:; 
des  Auftretens  im  Fechterkampf,  richtet  sich  das  erste  Be- 
deiiken  Mommsen's;  das  Eiufache  und  Naturliche,  behaupie^ 
er,  wurde  dafiir  pugmvit  sein.  Aber  hat  denn  jemals  }mm 
das  spectatus  in  dem  Sinne  von  *er  ist  geschaut  worfcn' 
jisd.h.  ^ist  aufgetreten,  hat  gekiimpft',  genommen,  odernicb: 
vielmehr  in  der  allgelaufigen  Bedeutung  ^er  hat  sich  bewahrt, 
ist  erprobt',  demnach  so  viel  wie  ^er  hat  seine  Sache  hw 
gemacht,  hat  sich  wacker  gehalten,  ist  wohl  bestandeu',  mit 
Eiuem  Worte  'hat  gesiegt'?  Allerdings  konnte  sich  ^fir 
einen  Gladiator  auch  die  Aufzeichnung  verlohnen,  wie  ott 
er  iiberhaupt  aufgetreten  sei  und  gekampft  habe  wahreci 
seiner  Gladiatorlaufbahn.  Wohl  aJso  finden  wir  in  mebr 
fachen  inschriftlichen  Beispielen  (bei  Labus  p.  50,  Orelli  i- 
n.  2567)  die  Gesammtzahl  der  imgnae  eines  Gladiator  ang^ 
geben:  PVGNARVMV,  PVGNARVM.VII,  PVGNARVM 
Vim,  PVGNARVM.  XXVII,  oder  auch  PVGNAVITXID*: 
wohl  fiuden  wir  in  den  beiden  namhaften  Inschriften  til 
Venusia  I.  R.  N.  736.  737  und  der  Venafranischen  ebenJ. 
4649  zwei  Reiheu  vou  Zitfern,  deren  erstere  ohne^ZweiM 
die  Zahl  der  pugnae,  die  zweite  die  der  victoriae  berichtrt. 
wie  es  ausgeschrieben  Or.  2571  PVGNAT  •  XXXIIII  •  MCIT 
XXI  heisst.  Hingegen  fiir  die  editores  od^  curatores  vm^- 
rum  hat  es  doch  keinen  Sinn,  anzunelimen,  sie  hatten  eimu 
Gladiator  jedes  einzelne  Auftreten  durch  Verleihung  ein^ 
Auszeichnung  attestirt,  die  er  ja  alsdann  auch  in  dem  Fal 
erhalten  hatte,  wenn  er  besiegt  ward  oder  sich  schlecht  g^ 

*)  Hiernach  und  nach  Or.  2571  bleibt  es  ganz  zweifelhiift.  ' 
das  rVGN  •  VIII  bei  Gruter  p.  334, 1  durch  WG^arum  oder  PVGNV-' 
zu  erganzen  ist.  Das  PVGNAS  •  V  der  Patavinischen  Inschrift  b«  ^^ 
2567  [C.  I.  L.  V,  1  n.  2884]  erklart  man  durch  bimugedacht^  »•' "' 
was  gar  kcin  Latein  ist;  Furlanetto  woUte  dafQr  PVGNAB-;  cs  vJ' - 
aber  vielmehr  fiir  PVGNAnS  stehen:  s.  die  in  Priscae  lat  epigr.  *«? 
plcm.  I  p.  XVI  [oben  ji.  508]  citirten  Er(Jrterungen. 


DER    BOUEK.  631 

lalten  hatte.  Vielniehr  kauD  ea  kanm  einetn  Zweifel  unter- 
iegen,  dass  die  Ertheilung  der  Teasera  kein  allgemeineB 
CombattanteozeugtuBs',  sondem  eine  'Tapferkeitsmedaille' 
var,  also  keineswega  puffnavit  der  Begriff  iet  den  man  er- 
vartete,  soadern  vielmehr  ein  fortiter  oder  cum  laude,  aan 
vccessu  pugwwit  d.  i.  ebeo  apectatits  est  in  demselben  Sinne, 
u  dem  es  voa  einem  Theateratilck  placuit  oder  sietit  heisst 
vVemi  es  aber  daftlr  noch  einer  ausdrilcklichen  Bestutigung 
ledarf,  so  ist  sie  docb  wahrlich  ut  vollgUltigBter  Weise  ge- 
^eben  durch  das  berilhmte  romische  GladiatoreDverzeichmsii 
]r.  2566,  in  dem  so  augenfallig  drei  Kategorien  imterschie- 
leu  werden:  acht  tiKones  (mit  einfachem  T  ohne  Zahl  der 
)ugnae  bezeichoet  I.  K.  N.  736.  737),  zwei  SPedati,  und  elf 
VETeroni.  Kann  man  mehr  Gunst  der  Ueberlieferung  ver- 
langen,  um  die  recipirte  Erklarung  der  Tesseren-Sigle  SP  m 
and  ihre  Beziehung  auf  die  Gladiatur  gerechtfertigt  zu  finden? 
(iewiss  hatte  es  dieac  Hauptstiltze  der  alten  Meinung  nicht 
terdient,  von  Mouinieen  als  gar  uicht  vorhandeu  behandelt, 
<].  b.  mit  volligem  Stillschweigen  UbergaDgeD  zu  werdeu. 
Ziim  UeberfluBB  habeu  wir  jetzt  anch  noch  eiuen  PROVocaior 
HPedatus  in  der  rumischen  luschrift  bei  Henzen  Or.  6173, 
wo  die  voo  letzterm  erwahnte  Moglichkeit,  das  SP  als  Prae- 
Doinen  zu  dem  Namen  der  folgenden  Zeile  zu  ziehen,  weoig 
Wahrscheiolichkeit  haben  dHrfie.  —  Sind  wir  aber  einnial 
»0  weit  gekommen  in  uneerer  ErkeDutnisB  des  wahreo  Sach- 
Terbalta,  so  ware  es  ein  widematOrlicher  Zwang,  deu  man 
aich  selbBt  aothat^,  zu  glaubeu,  dass  Uoraz  seioe  Verse 
Epbt  I,  1  ioit: 

Spectatum  satis  et  douatum  iam  rude  quaeris, 
Maecenas,  iterum  antiquo  me  inclndere  ludo 
habe  dichten  konnen  ohne  den  Gedanken  an  die  techoische 
Bedeutung  des  spectatus  als  eiues  Geoosseo  der  sich  rilhm- 
licb  'eiugepaukt'  in  das  Corps,  der  rudis  als  ehreovolleo  Eot- 
liwsungszeichens  des  bewahrten  und  ausgedieutcn  Fechters*), 
des  ludus  im  festBtebendeo   Sinne   vou  'Uebungsschule'  der 

*)  Wegen  der  hinlaii^ch  beluumtea  rvdu  wird  m  genilgeii  auf 
Ilenieii  Expl.  mus.  Boigbei.  p.  104  f.  m  vorweiBen. 


632  DIE   TESSERAE   GLADIATORIAE 

familia  gladiatoria.  Kaum  diirfte  daher  diese,  mi  Un<l£i 
von  80  vieleu  wiederholte  Auffassung  der  HorazischenWoite 
durch  Mommsen^s  Widerspruch,  dass  doch  darin  kein  eigeit- 
licher  Beweis  liege,  grossen  Abbruch  leiden.  Aber  wenn  auck 
jedenfalls  bediirfen  wir,  nach  allem  Vorgesagten,  dieses  Be 
weises  oder  Nichtbeweises  gar  nicht,  um  doch  an  unserer 
Erklarung  des  ^ectaUiS  mit  hinlanglich  begruudeter  Ueber 
zeugung  festzuhalten. 

Gewichtiger  kann  Mommsen^s  zweite  Einwendung  schei- 
neu,  die  daher  entlehnt  ist,  dass  einerseits  auf  unsern  Te^ 
seren  gerade  diejenigen  Monatstage,  die  uberlieferter  Weis^ 
in  Rom  stiindige  waren  fiir  Gladiatorenspiele,  namlich  a.  L 
Xlll— X  K.  Apr.  nach  Ovid's  Fasten  3,  813,  niemals  toi- 
kommen,  anderseits  die  Kalenden  mit  23,  die  Idus  mit  II 
die  Noneii  mit  4,  alle  drei  zusammen  also  mit  38  Beispiekni 
ein  so  entschiedenes  Uebergewicht  iiber  die  intermediaren 
Tage  haben,  dass  deren  Zahl  nur  18,  also  noch  nicht  eiii- 
mal  die  Halfte  betrage:  was  nicht  ^casu  factum'  sein  Kddi'. 
3^17  Zugegeben,  dass  die  Thatsache  auf  den  ersten  Blick  ihrBe 
fremdliches  habe :  unter  allen  Umstanden  sind  wir  doch,  aot 
dem  durcli  zusammenwirkende  Moi^nte  bereits  gewonnen» 
Standpunkte  unserer  Einsicht,  meines  Erachtens  methodi$cb 
verpflichtet,  mit  jenem  Bedenken  uns  abzufinden  wie  vii 
konneu,  im  Nothfall  auf  eine  befriedigende  Erklarung  Tor- 
liiufig  zu  verzichten,  ehe  wir  dem  einen  negativen  GrunA; 
alle  entgegenstehenden  positiven  zum  Opfer  bringen.  B*- 
diirfen  wir  denn  aber  iiberhaupt  eines  tiefem  ErklaruDf* 
grundes,  als  dass,  wo  dieWahl  zwischen  30  oder  3lMonau- 
tagen*)  vollig  freigegeben  war  fiir  die  Anberaumong  ein« 
Festspieles,  ein  rein  natiirlicher  Instinct  vorzugsweise  aJ 
diejenigen  fuhrte,  welche  als  die  eponymen  sich  fur  ^ 
Gemeinbewusstsein  imter  der  namenlosen  Menge  von  selbst 
hervorhoben,  ohne  dass  sich  an  eine  solche  Wahl  eine  b^^ 
soudere  Absicht  kniipfte?    Und  wiederum-,  ist  es  zu  Terwua 


*)  Oder  Yorsichtiger  zu  reden,  zwischen  annahemd  30,  weil «» 
dics  atri  und  ^male  ominati'  ausfallen:  wie  denn  auch  s.  B.  kein  euj 
ziges  Tesserendatum  auf  einen  der  dies  postriduani  nach  den  Kaleodtc 
Xonon,  Iden  fallt. 


DEB   BOMES.  633 

lern,  dass  dann  das  zunachstliegende  die  Ealenden  als  Fiih- 

'er  des  ganzen  Monats  waren,   erst  nach  ihnen  der  zweite 

Fag  im  Range,  die  Monatsscheide  der  Iden^  kam^   vollends 

^egen  beide  weit  zurQckstanden  die  Nonen,  deren  erstes  Bei- 

^piel  (n.  50)  .sogar   erst   an   das   Ende   der   Regierung  des 

iVugustus  fallt?    Nichts  kann  f&r  diese  populare  Auffassung 

bentatigender  sein  als  die  Analogie  der  Triumphaltage^  deren 

VVahl  doch  einem  gleich  freien  Belieben  anheimfiel.   Gleich- 

wohl  sind  sie  so  weit  entfemt^   das  wirkliche  arithmetische 

Verhaltniss   der  eponymen   und  nichteponymen  Monatstage, 

d.  h.  ungefkhr  das  von  3 :  27  oder  1:9,   einzuhalten,   dass 

sich  vielmehr  in  den  Capitolinischen  Triumphalfasten  (ein- 

schliesslich  ihrer  sichern  Erganzungen)  unter  148  Triumphen 

uicht  weniger  als  52  finden,   die  auf  eponyme  Tage  fallen, 

nur  96;   die  den   intermediaren   angehoren*):   also   beinahe 

ganz  dasselbe  Verhaltniss  wie  auf  unsem  Tesseren,  nur  um- 

gekehrt,    aber  selbst  so,   wenn  man  einmal  der  Mommsen'- 

schen   Proportionalrechnung    eine    Berechtigung    zugestehen 

will,  noch  befremdlich  genug,   da  sich  1  :  2  zwar  nicht  so 

weit  wie  2  : 1   von   1  : 9  entfemt,   aber   doch   noch  immer 

weit  genug,  um  sehr  abnorm  zu  sein.   Allein  das  Yerhaltniss  348 

stellt  sich  noch  ganz  anders,   sobald  wir  den  Wechsel  der 

Zeiten  beriicksichtigen  und  verschiedene  Perioden  auseinander 

halten.    Bis  in  die  Gracchischen  Zeiten  (bis  625  incl.)  findeu 

wir  die  Vorliebe  f&r  eponyme  Triumphaltage  so  gross,  dass 

deren  nicht  weniger  als  49   auf  60  nichteponyme  kommen^ 

also  5 : 6;  von  da  an  bis  735^  also  wahrend  der  Dauer  von 

vollen  110  Jahren,  verschwinden   die  eponymen  Tage  der- 

gestalt^   dass   ihrer  nur  3  gegen  36  nichteponyme   stehen, 

also  1 :  12.    Woher  ein  so  auffallender  Abstand?   Wir  wissen 

es  nicht,  wie  so  vieles  andere.     DQrften  wir  darum^  wenn 

uus  diese  Triumphaldaten  zufallig  nicht  als  solche^  sondern 

in  emer  Weise  tlberliefert  waren,  dass  die  Beziehung  auf  den 

*)  Ich  habe  dabei  der  Einfachheit  wegen  die  fQnf  F&lle  ausser 
Rechnnng  gelassen,  in  denen  es  weder  KcUendis  noch  Idibiu  noch 
yonis  in  den  Triomphalacten  heisst,  Bondem  QuirinaUbus  (a.  404.  432. 
478.  481.  687):  eine  Bezeichnung,  die  eher  derEategorie  der  eponymen 
als  der  nichteponymen  Tage  znzorechnen  sein  wQrde. 


634  DIE   TES8ERAE   GLADIATORIAE 

Triumph  nur  auf  probabler  Gombmatioii  berubte,  diese  Be 
ziehung  selbst  leugueu?  —  Durchaus  vergleichbar  ist  eiii 
Zeitenuuterschied,  der  uns  bei  den  Gladiatorentagen  entgegen- 
tritt,  wenngleich  in  umgekehrter  Kichtung.  Und  zwar  ialli 
hier  der  Wendepunkt  um  das  Jahr  der  gewonnenen  AUeiit- 
herrschaft  des  C.  Julius  Caesar,  von  wo  an  sich  so  Yiek 
iinderte.  Wenn  wir,  wie  billig,  von  allen  verdachtigen  Tes- 
sereu^  ausserdem  vou  deu  drei  municipalen  n.  12.  20. 35  ohne 
Tagdatuiu,  und  der  defecteu  n.  14  absehen,  so  bleiben  m 
1'Qr  den  Zeitraum  von  669  bis  zum  Jahre  der  Schlacht  Ton 
Thapsus  (April  708)  21  Tesseren,  unter  ihnen  12  mit  inter- 
mediiiren  Monatstageu,  nur  9  mit  eponymen:  gewiss  ein  m 
keiner  Weise  befremdliches,  sondern  nach  dem  vorfier  Em 
terten  so  uatiirliches  Verhaltniss,  dass  daraus  gewiss  nie- 
maud  das  leiseste  Bedenkeu  gegen  die  Beziehung  aaf  ii^ 
Cjladiatur  geschopft  hatte.  Warum  also  soUen  wir  das  Uiia 
weil  es  nachher  anders  geworden  ist?  Denn  erst  seit  ToS 
beginnt,  aus  nicht  naher  nachzuweisender  Ursache,  mit  einem 
allerdings  ziemlich  plotzlichen  Spruuge  die  Liebhaberei  fw 
die  eponymen  Tage,  die  nun  im  Laufe  der  Kaiserzeiten  ein 
so  gewaltiges  Uebergewicht  erlangen,  dass  unter  34TessereD 
nicht  weniger  als  27  auf  eponyme,  nur  7  auf  nichteponjiw 
Tage  fallen.  Es  wurde  das  ebeu  Mode  fQr  die  Fechterepiek, 
uud  wir  haben  es  als  eine  Thatsache  aus  den  Tesseren  n 
lernen*),  anstatt  mit  ihrer  vermeintlichen  Unverstandlichkeit 
gegeu  die  Aunahme  der  Gladiatur  zu  argumentiren.  D«s? 
:h5)  kaum  eiu  tieferes  Motiv  als  das  natdrliche  Gefuhl  fur  den 
Vorzug  der  beuannten  Monatstage  vor  den  unbenannten  » 
(Jrunde  lag,  kauu  wiederum  die  Vergleichung  der  eponjniea 
Triumphaltage  iiach  ihren  drei  Kategorien  lehren.  Auch  hitr 
sind  es  die  Kalenden,  die  mit  26  Beispielen  im  Vordeigniii<i<^ 

*)  Auch  das  hiitteu  wir  daher  zu  lemen,  ohne  den  Gnwd  eiisc- 
sohcii ,  dass  untcr  den  Kalcnden  die  des  Februar  und  dw  April  ^ 
je  4,  dc8  Januar  und  dcs  August  mit  je  3,  desgleichen  unter  deiil(it° 
die  des  Juni  und  dcs  August  ebenfalls  niit  je  3  Beispielen  deo  o^' 
schiedenen  Vorrang  vor  allen  ubrigen  behaupten ,  wenn  nicht  doch  wb' 
vicl  grossero  Gcsamuitzahl  von  Beispiclen  ndthig  schienCf  oni  dcn  (n* 
dankcn  an  blosscn  Zufall  wirklich  auszuschlieesen. 


DEH  ROMER.  635 

(ieheu,  wahrend  ihnen  die  Iden  mit  20  uahe  kommen,  bei- 
len  die  Nonen  mit  nur  6  nachhinken. 

Aber  allerdings  ist  hiermit  die  andere  Frage  noch  nicht 

^rledigt:  wie  es  doch  komme,  dass  sich  die  vier  letzten  Tage 

ler  Quiuquatrus  (20—23  Marz),  die  nach  Ovid  Gladiatoren- 

jpielen  regelmassig   gewidmet   waren,   auf  unsern  Tesseren 

jirgends  finden,   und  ebensowenig  die  Satumalientage  (a.  d. 

XVI— XIV  K.  lan.  =  17 — 19  Dec),    an   denen  wenigstens 

in  Ausonius'   (EcL  de  fer.  Rom.  33)    und  Lactantius'   (Inst. 

6,  20,  35)  Zeiten  ebenfalls  standige  Gladiatorenspiele  schei- 

uen  stattgefunden  zu  haben.   In  Beziehung  hierauf  muss  ich 

uun  erstens  gestehen,   meinestheils    keine   besonders   starke 

Zumuthung  darin  zu  finden,  dass  man  hier  reinen  Zufall  an- 

erkeune.    Und  zwar  diess  ebeiisowohl  in  Betracht  des  kleinen 

Bruchtheils,  den  unsere  erhaltenen  Tesseren  von  den  Tausen* 

den  einst  vorhandener  bildcn,  als  auch  des  Bruchtheils,  den 

vier  staudige   Gladiatorentage    unter  der  ohne  Zweifel  sehr 

viel  grossern  Zahl  sammtlicher  auf  ein  Jahr  fallender  Fechter- 

spiele  ausmachen,  zumal  in  der  Kaiserzeit.    Auch  die  kaiser- 

lichen  Geburtsta^e  (vgl.  Marquardt  im  Handbuch  IV  p.  221) 

littden  wir  wider  Erwarten  nicht  ein  einziges  Mal  imter  un- 

8em  Tesseradaten.  —  Aber  es  gibt  auch  noch  andere  Wege. 

Warum  treten  diese  Tesseren   erst  iu  der  SuIIanischen  Zeit 

aufV   warum   brechen  sie  in  der  Vespasianischen  auf  einmal 

ab,  wahrend  doch  ausgemachter  Weise   die  Leidenschaft  fiir 

das   Uladiatorenspiel   nicht   ab-,    sondern    immer    zunahm? 

Labus  stellte  zur  Erklarung  des  letztem  Umstandes  die  Ver- 

muthung  auf,   eben  durch  den  gesteigerten  Luxus  habe  ein 

koHtbareres  Material  der  Tesseren  Eingang  gefunden,  Silber 

oder  Gold;   wahrend   nun   edles   Metall   begreiflicher  Weise 

»pater  eingeschmolzen  worden  sei,  habe  sich  nur  das  werth- 

lose  Elfenbein  oder  Bein  der  altern  Zeit  in  einer  Anzahl  von 

Exemplaren  glQcklich  erhalten.     Sehr  moglich,  und  an  sich  350 

nichts  weniger  als  unwahrscheinlich.     Lasst  man  aber  diese     • 

Hypothese  einmal  gelten,  was  hindert  die  analoge  au&ustel- 

len,  dass,  nachdem  sich  aus  gelegentlichen  Productionen  bei 

Leichenfeiem   (dem   notorischen   Ursprung  der  Gladiatoren- 

9piele)  ein  unabweisliches  Volksbediirfniss,  somit  ein  stan- 


636  DIE   TESSERAE    GLADIATORIAE 

diges  Jahresfest  etitwickelt  batte^  diese  regelmassige  StaatS' 
leisttmg  eiii  aiideres  Material^  sei  es  ein  werthvoUeres  oder 
auch  ein  verganglicheres;  zu  den  an  die  siegreiehen  Gladi^ 
toreii  zu  vertheilenden  Ehrenzeichen  verwendete,  als  bei  den 
freien  Spenden  von  Privaten  oder  ausserordentlichen  Ehren- 
leistungen  von  Magistraten  der  Fall  zu  sein  pflegte?  Eine 
solche  Vermuthung,  nur  einc  unter  andern,  hat,  vag  wie  sit: 
ist,  selbstverstandlich  gar  keinen  positiven  Werth;  aber  sr. 
hat  den  negativen^  dass  nicht  mehr  behauptet  werden  kami 
das  Fehlen  von  Quinquatrusdaten  auf  unsem  Tesseren  sei  eic 
gultiger  Gegenbeweis  gegen  die  Beziehung  der  letztem  aul 
Gladiatorenspiele. 

Sei  aber  die  eigentliche  Bewandtniss^  die  es  hiermit  bat. 
so  dunkel  wie  sie  woUe,  uns  geniigt  das  helle  Licht,  wekhe? 
auf  die  Bestimmung  unserer  Tesseren  schliesslich  durch  die 
eine    Arelatische    fallt,    der   ynr    schon  die   Gewissheit  der 
Siglenauflosung  SPECTATw5  verdanken.     Sie  gibt  nach  die- 
sem  Worte  noch  eine  Ligatur,   in  der  dem   ersten  Anscheiii 
nach  NVM  steht.   Was  dieses  num  bedeute,  erblarte  Momm- 
sen   nicht  zu  errathen.     Gliicklicher   meinte  Cavedoni  n 
sein,  wenn  er  in  der  ^Appendice  alla  nuova  silloge  epigrafii^a 
Modenese'  1862  (die  mir  erst  wahrend  der  Abfassung  dieser 
Blatter  zu  Hiinden  gekommen  ist)  p.  16  vorschlug  NVMrm* 
zu  lesen  ^od  altro  nome  della  citta,   ove  Anchialus  ^xdatf^^ 
cst^    Es  wtire  nun  unstreitig  schon  diess  sehr  seltsam,  daas 
die  Stadt   die   Hinzufugung  ihres  Namens   nothig  befundeu 
hiitte  fur  ein  in  ihrer  Mitte  fflr  die  eigenen  Mitbflrger  statt- 
gehabtes   Festspiel,   wahrend    dergleichen    weder   der  Stddt 
Kom,  noch  auch  den  Parmensern  oder  Mutinensem  eingefal- 
len  ist.     Und  eine   so  namenlose  Stadt   wie  jenes  Numanal 
Warum  nicht  wenigstens  NVMan^ioe?    Aber  wie  abenteuer- 
lich  vollends,  dass  sich  an  der  Rhone,  im  sQdlichen  Fmk- 
reich,  eine  Tessera  erlialten  haben  sollte,   die  von  der  Pice- 
nischen    Kiiste   (denn   da   lag   Numana)    oder   aus  Spanien 
stammte!     Nein,   nichts  kann  einleuchtender  sein,  als  das? 
der  gute  Romieu   von  Arles  mit  seinem  /VW\    die  lagatur 
des  Originals  misverstand  und  ein  scheinbares  NVM  gab  statt 
yoi  MVN:  sei  es  nun  dass  auf  der  Tessera  wirklich  AAAA  ^^ 


DER   ROMER.  637 

mit  AnwenduQg  der  uicht  ganz  seltehen  Figur  VI  fQr  N,  oder 
dass  er  sich  so  verlas  oder  verschrieb  fllr  /VW,  was  eben- 
falls  sehr  wohl  Zusammenziehung  von  MVN  sein  kann.  Es 
wird  erlaubt  sein  an  das  Ei  des  Golumbus  zu  denken,  und 
in  SPECTATtis  MVN^e  den  schweflich  anfechtbaren  Zeugen- 
beweis  fQr  Gladiatorenspiel  zu  erkennen.  Der  Ablativ  ist 
genau  derselbe  wie  in  acta  ludis  {fdbula)\  dass  aber  munu8 
schlechthin  so  viel  ist  wie  munus  gladiatoriumy  ist  ein  so 
feststehender  nnd  durchgehender  Sprachgebrauch^  dass  Nach- 
weisungen  dafiir  eher  iiberflQssig  als  nothig  scheinen  konnen. 
Doch  lasst  sich  bei  dieser  Gelegenheit  einiges  scharfer  be- 
stiromen  als  gewohnlich  geschieht.  Einen  andern  Gattungs- 
namen  als  munus,  mit  oder  ohne  den  Zusatz  gladiatoriumy 
gibt  es  iiberhaupt  nicht  fQr  FechterspielC;  sowie  umgekehrt 
munus  ganz  und  gar  nicht  jede  Art  von  Schauspiel  bezeich- 
net.  Vielmehr  zerfallen  nach  romischer  Begriifsscheidung 
Bammtliche  spectactda  in  die  zwei  gtt)ssen  Classen  der  ludi 
und  der  munera]  und  wie  sich  die  erstem  wieder  theilen  in 
circenses  und  scaenicif  so  die  letztem  in  gladiatorum  munera, 
munera  gladiatoria  oder  munera  schlechtweg,  und  ferarum 
munera  (wie  es  bei  Suetou  Calig.  27  heisst)  oder  mit  ge- 
brauchlicherem  Ansdmck  venationes,  vollstandiger  venatio  fera- 
r\m  im  Theodosianischen  Codex  15  tit.  11.*)     Hauptstellen,  S58 


*)  Nnr  weil  Fechterspiele  nnd  Thierhetzen  das  Amphitheater  als 
gemeinBames  Local  batten,  anch  bei  den  venationes  gewOhnlich  Gladia- 
toren  mitwirkten,  ist  allerdings  der  Unterachied  zwiscben  munus  gla- 
diahrium  nnd  venatio  nicht  so  scharf  wie  swischen  ludi  circenses  nnd 
Bcamiciy  nnd  konnten  die  erstem  anch  znaammengefaBat  nnd  demgem9«8 
drei  Hanptclassen  angenommen  werden,  wie  das  im  Theodosianischen 
Codei  6,  4,  4  geschieht:  'nbi  Indi  Bcaenicomm  vel  circensium  yel 
mimerig  ratio  poscit',  wShrend  16,  5,  2  ^ant  theatralibuB  Indis  ant  cir- 
ceniiain  certaminibns  ant  feramm  cnrBibna*  die  Gladiatoren  nnr  des- 
wegen  fehlen,  weil  sie  seit  Honoriua  anfgehoben  und  abgeschafit  waren. 
—  Ganz  nneigentlicher  AnBdrnck  und  nnr  poetische  Uebertragung  ist 
circi  munug  bei  Ovid  Fastw  6,  190;  denn  wenn  ausnahmsweise  auch 
der  (oder  ein)  Circns  statt  des  Amphitheaters  benutzt  wurde  (Snet  Aug. 
43.  loflcr.  Neap.  2123,  wo  sich  GLADIAtorMm  CIRCENSIYM  Bchwerlich 
tremien  Iftnt;  ygl.  Friedl&nder  Rhein.  Mns.  X  p.  665.  Handb.  d.  r.  Alt. 
IV  p.  523),  80  kann  diess  doch  fOr  die  AUgemeinheit  der  OvidiBchen 
Stelle  nicht  in  Betracht  kommen.  —   Umgekehrt  sind  ludi  gladiatorii, 


038  DIE   TESSERAE   GLADIATORIAE 

die  iiber  diese  Gesammtgliederung  belehren,  sind  Damentlid 
Sueton  Caes.  39  und  Domit.  4,  auch  Ner.  11,  und  Lactam 
6,  20,  35  (nach  Lipsius'  Emendation  Satum.  I,  5);  der  all 
gemeine  Gegensatz  von  ludi  und  munera  wiederholt  sichoft. 
z.  B»  bei  demselben  Sueten^  Aug.  45  und  Tib.  34,  mid  ri^ 
schon  bei  Cicero  ad  fam.  3,  8,  6,  so  noch  im  TheoA  Cfd 
G,  4,  4.  Je  nachdem  munus  im  engem  oder  weitem  Sinft 
genommen  ward,  konnte  ^munera  ac  venationes'  gesagt  ww 
den  bei  Sueton  Calig.  27,  und  ganz  ahnlich  bei  LactaDzaLa.il 


was  ein  Lieblingsausdruck  der  Neuem  ist,  nach  altr5mi8chem  Begnf 
ein  Unding;  es  bat  auch  niemals  jemand  bo  gesagt  vor  den  Scripii^r^ 
historiae  Augustae,  wo  sich  einmal  ludis  gladiatoriis  findet  beiSpait 
Hadr.  9;  denn  hei  Trehell.  Claud.  5  ^habnit  tuns  libellos  mnwranV- 
hoc  nomen  in  indice  ludorum*  ist  mit  SalmasiuB  ludioTum  aos  if'^ 
Palatinus  aufzunehmen.  Ganz  etwas  anderes  ist  es  natSrhch  mit  Ivdm 
gladiatoriua  in  der  Bedeutung  von  GladiatorenBchule.  —  Dag^-g*-- 
versteht  sich  von  selbst,  dass  man  auch  zum  allgemeinsten  Gattang^ 
begriff  zuriickgreifen  und  spectaculum  gladiatorium  sagen  konote,  *> 
bei  Livius  39,  42.  Capitolinus  Anton.  8,  neben  spectaculum  gladiaicrv* 
Liv.28,21.  Inscr.  Neap.2123(SPECTACVLVM.GLAD.6036);  dcsgleich»: 
muneris  spectacula  Suet.  Domit.  4.  L  Neap.  1962,  so  gut  wie  spfrf«*» 
circi  oder  scaenae  anderwarts.  —  In  keiner  Weise  aber  damit  parallr 
zu  stcllen  ist  munus  funebre,  z.  B.  hei  Plinius  N.  H.  83  §  58  Sil'- 
Capitolinus  a.  a.  0. ,  womit  so  wenig  eine  hesondere  Ciasse  der  ms- 
nera,  wie  mit  ludi  funebres  eine  besondere  Classe  der  Indi  beieifhB/^ 
wird,  sondern  nichts  als  ein  munus  oder  ludi  bei  der  znfaUigen  ^ 
legonheit  eines  funus,  unter  nm8t3,nden  auch  wohl  das  funos  8el«- 
sofern  seinen  Haupthestandtheil  munus  oder  Indi  bilden  (oder  a^^ 
beide  vereinigt  wie  z.  B.  bei  Liv.  23,  30.  31,  60).  Ganz  vorOTgswet' 
indess  fallen  die  Begriffe  von  funus  und  munus  als  GhidiatoreDj}'!''* 
darum  zusammen ,  weil  von  der  sehr  fruhzeitigen  und  dann  ganz  n^s^ 
len  Verwendung  des  letztern  zu  feierlichen  parentalia  der  gaaie  Spi»f- 
gebrauch,  nach  dem  viunus  =  spectaculum  gladiatorium,  aasgegan^'^" 
ist.  Denn  gewiss  mit  Recht  erklart  Tertnllian  de  spect.  12  den  Nafff' 
munus  als  'officium  honori  mortuorum  dehitum',  wahrend  ihn  Sernc» 
zu  Virg.  Aen.  3,  67  von  dem  zufalligen  Umstande  herlciten  will,  ^ 
zu  der  ersten  mit  Gladiatoren  hegangenen  Leichenfeier  de«  i^^' 
Brutus  viele  Kiimpfer  von  auswarts  als  Geschenk  geschickt  won>«=2 
seien.  Auch  Friedlilnders  Auffassuug  Handb.  d.  r5m.  Alterth.  IV  p-  ^^ 
dass,  weil  die  Leichenfeste  'freiwillig  gegeben'  waren,  davonderfcf 
munus  allen,  anch  nicht  niehr  freiwillig  gegebenen  Fechter^iei™  ^t 
hlieben  sei,  scheint  mir  nicht  tief  genug  zu  greifen. 


DEB   ROMKR.  639 

Venationes   d  quae  vocantur  munera'  (ygL  ^gladiatores  aut 

yenationem'  bei  Seneca  de  benef.  l^  12,  3;  ^armis  gladiatoriis 

et  venatibus'  bei  Capitolinus  Anton.  8);    aber  auch  ^bestias 

ad  munus  populi  comparatas'  bei  Suet  Caes.  75^  ^qui  bestiis 

obiectus  munus  instructurus  sum  mei  domini'   bei  Appulejus 

Metam.   10,  22   (vgl.  c.  28  extr.  und  29  init.);    desgleichen 

fmnus  arenac  in  Dichterstellen  des  Manilius,  Lucan,  Claudian^ 

gesammelC  von  Heinsius   zu  Claud.   in  Ruf.  2,  395.     Meist 

im  engem  Sinne,   d.  h.  mit  der  speciellen  Yorstellung  yon 

gladiatores  —  nur  dass  bestiarum  yenationes,  seit  sie  iiber- 

haupt  aufgekommen  wareu;   als  Beiwerk   nicht   nothwendig 

ansgeschlossen  zu  sein  brauchen  —  geht  sodann  der  tech- 

nische  Ausdruck  munus  durch  alle  Zeiten  und  Schriftsteller 

und  Drkunden  in  unzahligen  Beispielen  durch.    Cicero  selbst 

(weil  doch  in  sein  Consulat  die  Arelatische  Tessera  fallt)  hat 

ihn  pro  Sulla  19^  54  dreimal   hinter   einander:   ^posset  alia 

familia  Fausti  munus  praebere',  ^cum  longe  tempus  muneris  S5s 

abesset'^  ^tempua  dandi  muneris';  desgleichen  pro  Sestio  58^ 

124  ^consessu  gladiatorio  .  .  .  erat  enim  munus  Scipionis'*); 

de  offic.   2f   16,  57    ^magnificentissima   yero  nostri  Pompei 

muaera  secundo  consulatu';   Philipp.  2,  45,  116  ^muneribus, 

monumentis,  congiariis,  epulis  multitudinem  lenire';  ad  famil. 

2,  3,  1'  ^Rupae  studium  non  defuit  declarandorum  munerum 

tQo  nomine';   2,  6,  3  ^propter  magnificentiam  munerum';   ad 

Att  4,  4^,  2   ^mediusfidius  ne  tu  emisti  ludum  praeclarum: 

gladiatores  audio  pugnare  mirifice;   si  locare  yoluisses,  duo- 

buB  his   muneribus   liber   esses.'    Yon  spatem  Autoren  be- 

gndge  ich  mich  den  Sueton  heryorzuheben,  bei  dem  man  die 

zahlreichsten  Beispiele  finden  wird,   darunter  folgende  zum 

Beleg  der   einfachen  Ablatiyconstruction:   Caes.  39  ^munere 

depugnayit,   ludis  mimum  egit';   Aug.  43  ^nepotum   suorum 

munere  transiit  e  loco  suo';  Ner.  12  ^munere,  quod  in  amphi- 


*)  Die  folgenden  Worte  enthalten  den  schlagenden  Beweis,  wie 
sehr  68  Bchon  damals  das  Interesse  fur  das  GladiatorenBpiel  iiber  alle 
andem  Arten  von  Schauspiel  davon  getragen  hatte:  'id  autem  specta- 
cali  genns  erat,  qnod  omni  frequentia  et  omni  genere  hominum  cele- 
^tor,  quo  multitndo  maxime  delectatur':  woyon  weiter  unten  An- 
wendung  zu  machen. 


640  DIE   TESSERAE   GLADIATORIAE 

theatro  dedit,  neminem  oecidit/*)  Neben  den  Autoren  skl 
die  Inschriften  voll  von  Beispielen  desselben  Gebranchs,  ic 
Formeln  wie  muncris  oder  miinei^is  ptiblid  cura,  edttio,  oto 
tor,  editor;  mvntis  familiae  gladiaioriae;  pro  nmncre  ita.:  wiu 
fur  es  geniigt  auf  Mommsen's  Indices  I.  R.  Neap.  p.  4^\  zr 
verweisen.  —  Noch  strenger  hat  sich.  die  Bedeutoiig  vor 
munerafitis  fixirt,  was  als  Substantivum  nie  etwas  ander»- 
als  einen  editor  muneris  bezeichnet,  z.  B.  mvnerario  lyrm. 
edifionis  Inscr.  Neap.  328,  munerarius  bidui  ebend.  1501,  imi 
ofter,  woftir  die  Autorenstellen  schon  die  Lexica  geben;  wir 
denn  auch  das  Pradicat  munifictis  oder  munificentissifmts  ii 
ganz  demselben  Sinne  liblich  geworden  ist,  z.  B.  el)end.94l 
2G27.  4768.  Orell.  2557  [C.  I.  L.  IV  n.  1094,  wo  MVNER((7K. 
steht].  Wenn  friiher  einige  in  Sueton'8  Worten  Dom.  1' 
^Thraecem  murmilloni  parem,  munerario  imparem'  eiiie  besoi 
dere  Classe  von  Gladiatoren  mit  Namen  munerarius  (wie  eben 
Thraex,  murmillo,  retiarius,  secutor  provocator  u.  s.  w.)r 
finden  wahnten,  so  hiitte  man  damals  auch  darauf  TeTfuller 
3r>i  konnen,  in  der  Arelatischen  Tessera  SPECTATms  WTSmm^ 
zu  l.esen;  jetzt  zweifelt  wohl  niemand,  dass  dort  gerade  dr 
Festgeber  und  der  Pechter  in  Gegensatz  gestellt  werden  s ' 
len,  genau  wie  bei  Plorus  2,  8,  9  ^si  de  gladiatore  munerari'> 
bustum  fecisset',  wo  man  ehedem  ein  ganz  singulares  w» 
rat^r  las.  Ausserdem  hatte  man  auch  in  Cicero's  Zeit  nkH 
einmal  so  schreiben  konnen,  wenn  es  wahr  ist,  was  Quii 
tilian  8,  3,  34  berichtet,  dass  das  Wort  munerarius  aberhaci'' 
nieraand  vor  Augustus  gebraucht  habe. 

Also  SPECTATM5  MVNerc:  ich  denke  nicht,  da.^s «- 
von  der  Instauz  der  Arelatischen  Tessera  noch  eine  Ap|»^ 
lation  geben  wird. 


*)  Denselben  Ablativ  mit  dem  Znsatz  gladiatorio  hat  minTib  ^' 
'gladiatorio  munere  perierant';  Calig.  26  'gladiatorio  monere  fEi:- 
quemquam  iubebat';  Claud.  2  'gladiatorio  mnnere,  quod  meinon» 
patris  edebat ,  palliolatus  novo  more  praesedit'.  —  Habe  ich  recbt  c«" 
zahlt,  80  gebraucht  liberhaupt  Sueton  munm  schlechtweg  ISmal..*' 
diatorium  munus  nur  12mal. 


DER   KOMER.  641 

Zum  Schluss  nocli  ein  paar  allgemeinere  Vermuthungen, 
deren  Werth  einem  jeden  anheimgegeben  sei.  Welchen  Zweck 
hatte  man  eigentlich  im  Auge,  wenn  man,  um  Gladiatoren- 
tapferkeit  zu  bezeugen,  sich  nicht  mit  der  einfachen  Angabe 
(les  Sieges  liberhaupt  begniigte^  die  doch  nach  aussen  wie 
fur  den  Empfanger  ganz  denselben  EfiFect  machte^  sondern 
mit  80  peinlicher  Gewissenhaftigkeit  nicht  nur  das  Consulat, 
sondem  selbst  den  Tag  des  Kampfes  yerzeichnete,  dagegen 
wiederum  die  Art  dieses  Kampfes  ohne  jede  Erwahnung 
liess?  Was  soll  man  sich  femer  als  Gmnd  denken,  dass 
zwar  der  SPectatus  als  solcher  ausgezeichnet  und  decorirt 
wurde,  dagegen  fSr  die  doch  entschieden  hohere  Rangclasso 
der  VETcram  von  einer  analogen  Decoration  (andere  kann 
^s  i^  gegeben  haben)  keine  Spur  vorhanden  ist?  Ich  meine, 
eben  diese  Umstande  zusammengenommen  f&hren  darauf,  dass 
die  zur  Vertheilung  kommenden  Marken  nicht  blosse  Ehren- 
auszeichnungen  waren,  sondem  zugleich  als  urkundliche  Be- 
weismittel  fttr  einen  praktischen  Zweck  dienten.  Wird  man 
in  die  Classe  der  veterani  oder  rudiarii  aufgenommen  worden 
mn  nach  blosser  Anciennetat  oder  yielmehr  auf  Gmnd  des 
Verdienstes?  Wenn,  wie  doch  nicht  wohl  zu  zweifeln,  das 
letztere,  was  liegt  dann  naher  als  dass  der  Eintritt  in  die 
ehrenvolle  Tensionimng'  von  einer  geniigenden,  d.  h.  also 
numerisch  bestimmten  Anzahl  von  Siegen  abhangig  war? 
oder  um  mit  den  Horazischen  Worten  zu  reden,  dass  einer 
eben  satis  spectatus  sein  musste,  um  rude  donatus  zu 
werden.  Kaum  wird  man  sich  demnach  ein  einfacheres  Ver- 
fahren  ausdenken  konnen,  als  dass,  wer  sich  allmahlich  die 
festgesetzte  Zahl  von  Marken  erworben  hatte,  unter  Vorzei-  355 
gung  derselben  sich  zur  Au&ahme  in  die  Veteranenolassc 
meldete,  um  mit  ihnen  sich  als  ^pensionsberechtigt'  auszu- 
weisen.  Natttrlich  musste  man  diese  Ansprtiche  priifen  durch 
Constatimng  des  Thatbestandes,  und  wie  konnte  man  das 
anders  als  durch  Nachschlagen  der  Listen,  die  iiber  den 
Verlauf  der  munera  ohne  Zweifel  gefflhrt  wurden?  wie  aber 
dieses  sicherer  und  bequemer  als  auf  Grund  der  Datiruug, 
die  auf  den  Marken  selbst  angebracht  war?  —  Dieses  ge- 
ordnete  Geschaftsverfahren    wird   freilich   nicht  von  Anfang 

PE.  RIT8CHELII  OPV8CVLA    IV.  41 


642  DIE   TESSERAE   GLADIATORIAE 

an  dagewesen  sein^  sondem  sich  erst  mit  dem  ganzeu  GL- 
diatorenwesen  selbst  und  seiner  Gesammtorganisation  ansr 
gebildet  haben.  Nichts  hindert,  dafclr  als  Zeitpankt  dk 
Sullanische  Periode  anzunehmen  und  damit  zugleich  Antwor. 
auf  die  Frage  zu  geben^  warum  es  keine  yorsollanLcheb 
Tesseren  gibt,  wiihrend  sie  doch  dann  auf  einmal  in  so  dich- 
gedriingter  Folge  auftreten.  So  lange  Gladiatorenspiele  ledi^- 
lich  auf  den  zufalligen  Anlass  von  Todtenfeiem  vorkamen  - 
und  bekanntlich  war  das  vom  Ausgange  des  5ten  Jahrfam;- 
derts  (490)  noch  sehr  betrachtlich  lange  ausschliesslich  dtf 
Fall  —  kann  tiberhaupt  von  einer  festen  Orgamsation  Dacli 
Art  der  spatem  Zeit  nicht  die  Rede  sein.  Dazn  gchort? 
vor  allem  erst  die  Bildung  standiger  Fechterbanden  (famh 
liae)  in  geschlossenen  ludi,  von  denen  uns  als  meines  fli?- 
sens  altestes  Beispiel  (wenn  auch  gewiss  nicht  an  sich  da^ 
alteste)  der  ludus  C.  Aureli  Scauri  um  das  Jahr  649  b*i 
Valerius  Max.  2,  3,  2  erwahnt  wird,  Aber  es  mnsste  be 
greiflicher  Weise  schon  eine  Mehrzahl  solcher  ludi  vorhanJtD. 
sie  mussten  zu  einer  allgemeinen  Institution  geworden  sein 
elie  sich  ein  formliches  System  entwickelte  und  zu  normaler 
Geltimg  brachte,  wie  es  sich  in  der  Avaucements-Scala  tol 
Tirones,  Spectati  und  Veterani  ausdriickt,  Etliche  Jalir- 
zehnte  mochten  dariiber  sehr  leicht  hingehen  und  so  ebr^i 
die  Sullanische  Zeit  herankommen,  ehe  man  der.mmmekr 
lestgestellten  Ordnung  durch  die  Einffthrung  genau  datirkr 
Tesseren  Rechnung  trug.  Und  wissen  wir  denn,  welch^ 
eigentlich  der  Zeitpunkt  war,  in  dem  der  Uebergang  wi 
gelegentlicher  und  privater  Todtenfeier  zu  der  standigen  o^^ 
amtlichen  Staatsleistung  eines  allgemeinen  Festspiels  stat: 
fand?.  Ohne  Zweifel  hatte  sich  die  Neuerung  in  der  Cice 
roniseh-Caesarisch-Pompejanischen  Epoche  bereits  voUzogen. 
was  steht  also  der  Annahme  entgegen,  dass  etwa  die  vorac- 
:j:,<;  geheude  SuUanische  gerade  den  Wendepunkt  bildeteV  •>•' 
wiirde  alles  in  den  besten  gegenseitigen  Zusanlmenhang  tretw 
uud  die  Frage,  warum  keine  vorsullanischen  Tesseren  eii- 
stiren,  ihre  sehr  einleuchtende  Erledigung  durch  innere  !)♦" 
^riindung  finden.  Si  quid  novisti  rectius  istis,  candidus  vsr 
perti:  si  non,  his  utore  mecum. 


DER  ROMER.  043 

Nachtrage 

zu  geben  lage  schwerlich  Anlass  vor,  wenn  nicht  das  schon 
1863  abgeschlossene  Manuscript  Monate  lang  in  der  Druckerei 
geruht  hatte. 

Zo  p.  808  [oben  p.  688  f.]  und  Anm.  Ein  altes  Beispiel  yon  GN 
fur  CN  ist  erat  kuralich  wieder  ans  der  Nekropole  von  Praeneste  an 
den  Tag  gekommen:  s.  Henzen  im  Bull.  d.  Insi  1864  p.  22.  Junge 
Beispiele  sowohl  Ton  GN  »-  CN  als  von  G  »  C  sind  in  ProTincial- 
inschriften  der  Eaiserzeit  nichts  seltenes  und  wohl  grofiuentheils  zurtlck- 
zafahren  anf  die  allgemeine  Nachl&ssigkeit,  die  in  der  graphischen 
Untencheidung  der  beiden  Zeichen  C  und  G  tlberhaupt  zu  herrschen 
pflegi  >-  Dem  in  der  Anm.  erw&hnten  umgekehrten  Falle,  der  imder 
Schreibnng  CNEVS  vorliegt,  l&aat  sich  das  L  CAIO  eines  Quadrans 
von  COPIA  (sic)  zur  Seite  stellen,  wenn  auf  die  Lesung  von  L.  Mfiller 
'Description  des  monnaiea  antiques  au  Mus^e-Thoryaldsen'  (Copen- 
hagne  1851)  p.  354  n.  58  Yerlass  ist.  DaBs  in  Or.  701.  3311  [C.  I.  L.  III, 
1,  n.  346]  die  Schreibungen  CAIYS  CAIVM  nur  auf  Orelli^scher  Un- 
lcritik  beruhen,  ist  gewiss. 

Zn  p.  8S7  [oben  p.  621].  Nur  der  litterarischen  Yollst&ndigkeit 
wegen  mag  eine  TesBOra  des  Thorwaldsen^scheu  Museums  in  Kopen- 
bagen  erw&hnt  werden,  welche  in  L.  Mtlller^B  ^Description  des  anti- 
qnit^B  du  Mus^e-Thorvaldsen'  (1847)  sect.  I  und  II  p.  215  offenbar 
irrthumlich  aU  Gladiatoren-Tessera  mit  diesen  Worten  bezeichnet  wird : 
'Tess^re  de  gladiateur,  carr^e.  De  Tun  c6t^  est  grav^  le  nom  du  gla- 
diateur  M  •  FLAY,  de  Tautre  le  num^ro  III.  0«.  Long.  1  p.  9  1.'  Also 
allem  Anschein  nach  doch  nur  eine  zweiseitige  Platte,  wie  es  deren 
80  viele  gibt,  kein  kubischer  KOrper  mit  vier  Fl^hen:  also  auch  keine 
(Hadiatoren-Tessera.  Diess  wurde  scbon  bemerkt  in  Priscae  lat.  epigr. 
anppl.  IV  (Bonn  1864)  p.  XIV  [oben  p.  653],  wo  sich  mittlerweile  die 
drei  Tesseren  n.  6.  23.  31  besonders  zu  publiciren  Gelegenheit  fand. 

[Hierzu  kommt  noch  eine  Reihe  von  NachtrSgen  im  Rheinischen 
Moseum  fCLr  Philologie  Bd.  XIX  und  XXI,  dio  ich  hier  unten  folgen 
lasse.    C.  W.] 


Zwei  neue  Gladiatoren-Tesseren.*) 

Eaam  warde   in   den  Abhandlungen  der  k.  bayerischen  459 
Akademie  der  Wissenschaften  I  Cl.  X  Bd.  11  Abth.  —  eine 
Abtheilang,   die   noch   nicht   einmal  ausgegeben  ist   —  die 


*)  [Rhein.  Muaeum  f.  Philol.  Bd.  XTX  (1864)  p.  469-463.] 

41* 


044 


DIE    TESSERAE   GLADIATORIAE 


jilDgstc  Zusammenstelliiug  aller  bis  dahin  bekannten  nai 
sehen  Fechter-Marken  gegeben,  als  auch  sie  schon  wie«i?r 
unvollstiindig  geworden  ist.  Ein  mir  so  eben  aus  Rom  \in\tr 
Kreuzband  zugehender,  von  Garrucci^s  Hand  adrei?>irt'^: 
Quartbogen  (man  sieht  nicht,  ob  aus  einer  selbstrindigei: 
Schrift  oder  einem  Journal*))  bringt  auf  p.  53—56  ontfr 
der  Ueberschrift  ^Tessere  gladiatorie'  zwei  bisher  nicht  \^ 
460  kannte  Stiicke,  welche  in  die  Jahre  697  und  75G  gehurHC. 
folglich  iii  der  Uebersichtstabelle  der  oben  erwahiiten  Al'- 
handlung  nach  n.  18  und  42  einzureihen  sind.  In  Holzscbnitt 
ausgefiihrt,  gibt  die  altere  den  unverkennbaren  Typus  repu 
blicanischer,  die  andere  nicht  minder  entschieden  den  ir 
Kaiser-Schrift,    so    wenig    strenge    Facsimiles    es   auch  ^^i 


mogen. 


18a 


S  T  E  P  A  If  V  S 


M    A   M   M  I 


SPAUIIX  k-AP 


PLErTQ.MET 


42  a 


PVDENS 


T  I  T  I 


SPNONAPR 


L.AEL.M.SERVILCOS 


Die  erste,  heisst  es  p.  54,  sei  vor  kurzem  in  einer  ^ip- 
des  Aventin  gefunden  worden  und  jetzt  in  Herm  Martint^tt:  - 
liesitz;  in  IJetrett*  der  zweiten  lasst  sich  nichts  sagen,  "'^ 
der  Druckbogen   vor  Angabe  des  Fundorts   abbrichi  —  '^ 


*)  ^Dev  anonyme  Drnckbogen,  aus  dem  die  zwei  neu(Ti  GlW'*" 
torcn-Tesseron  mitgetheilt  wurden,  ist  aus  den  mir  seitdem  zw^^^'- 
mcnon  «Dissertazioni  archeologiche  di  vario  argomento,  di  lUff^'" 
Garrucci/>,  Koma  1864.  Die  bis  jetzt  allein  erschienene  di8l»«»«  ' 
Kchliesst  aber  g4Tado  mit  jonem  (7ten)  Bogen'.  Nachtrag  im  ^hci'-* 
Musoum  a.  a.  0.  p.  480. 


DER   ROMER.  645 

einzelnen    ist   auf  beiden   alles  —  mit  einer  einzigen  Aus- 
nahme  —  so  durcliaus  normal,  dass  sie  nur  zur  Bestatigung 
alles    bereits   Festgestellten    dienen.     Ganz   richtig   hat   die 
illtere   beim  Monatsdatum   den  Zusatz  A  •  D,   der   bis   zum 
Jahre  708   nie   fehlt  (Abh.  p.  307.  313  [oben  p.  587.  595]). 
Eben  so    in   der  Ordnung   ist   bei  der  republicanischen  die 
Weglassung,  bei  der  kaiserlichen  die  Hinzufugung  des  GOS 
(ebend.  p.307  [oben  p.  587f.]).  Vermoge  ihres  nichteponymen 
Monatstages   dient  die  erste  f Qr  die  p.  348   [oben  p.  633  f.] ) 
angestellte   Verhaltnissrechnung    nur   zu   noch   besserer  Be- 
glaubigung.     Fiir    das    seltenere   Nouendatum    (das.   p.  347 
[633])   ist    die  •  zweite   jetzt    das    alteste   Beispiel.   —  Die 
Nichtaspiration  in  STEPANVS  tritt  in  Eine  Reihe  mit  den 
p.  305  [585]    zusammengestellten   Beispielen,    die    bis    zum 
Jahre  701  reichen.     Gerade   so  weit  geht   auch  auf  den  be- 
kannten  Tesseren  der  sichere  Gebrauch   des  rechtwinkligen 
P,  der  auf  unserm  Stiick  so  constant  ist  wie  in  n.  1.  4.  5. 
8.  9. 11.  23  (d.  h.  von  669  bis  701).*)     Denn  wenn  ich  dafur 
p.  300  [oben  p.  579]  auch  noch  die  n.  34  aus  dem  Jahre  735  46i 
gelten  liess,  so  ist  mir  das  doch  jetzt  sehr  bedenklich,  weil 
hier  jene  Buchstabenform   nur   durch  Sada's  Stich   bezeugt 
ist;  die  drei  Sada'schen  Stiche  aber  (Tafel  I  C  E  Q)  augen- 
scheinlich  ganz  nach  gleicher  Schablone  gemacht  sind  (Tgl. 
p.  319  [601]),  folglich  das  P  sehr  wohl  kann  von  dem  Stecher 
oder  Zeichner  auf  n.  34  aus  n.  5.  8  tibertragen  sein.  —  Auch 
die  eigenthtlmliche  Figur  JT  kehrt  uns  iu  18a  zweimal  wieder, 
wie  in  den  p.  300  [579]  aufgefiihrten  Beispielen  alterer  Zeit. 
Ganz   der   Norm    entsprechend    ist   eudlich    bei   beiden 
Tesseren    auch   das   Massverhaltniss    der   entgegenstehenden 
Flachenpaare,  indem  die  Seiten  1  und  3  breiter  sind  als  2 
und  4:  eine  Erscheinung,  von  deren  Ursache  p.  319  [601] 
gehandelt   worden.     Zwar   in    der   zweiten   Tessera   ist   bei 
<iarrucci  nur  die  zweite  Zeile  schmaler,  die  vierte  dagegen 
gleich  breit  mit  Z.  1  und  3  gehalten;  da  das  aber  in  natura 

*)  In  der  Uebersichtstabelle  ,ifit  einigcmal  P  statt  P  gedruckt 
[was  jetzt  gebessert  wurde.  C.  W.] ;  das  Richtige  ist  uberall  aus  der 
Lithographie  zn  entnehmen,  womit  die  p.  300  [579]  gcgebcne  Aufz&h- 
limg  genau  stimmt. 


646  DIE    TESSERAE    GLADIATORIAE 

unmoglich  ist  fiir  eine  rechtseitige  Figur,  so  muss  es  tbeii 
eine  Ungenauigkeit  des  Holzschnittes  sein.  Ist  aber  eimndl 
hier  gefehlt  beim  Facsimiliren,  so  darf  auch  eimges  Mii- 
trauen  aufsteigen  in  Beziehung  auf  den  einzigen  Punkt,  m 
dem  die  Garrucci'sche  Bereicherung  unseres  Tesserenvor 
rathes  etwas  neues  bietet.*)  Es  ist  p.  318  [600]  flF.  ausfuhrlicb 
dargelegt  worden,  dass  und  warum  die  Durchbohruiig  de> 
Kiiopfes  der  Tessera  regelmassig  die  zweite  und  vierte S«ii*' 
trifft,  nicht  die  erste  und  dritte.  Ein  einziges  entschiedent^ 
Beispiel  des  Gegentheils  trat  in  n.  33  entgegeu:  denn  fiir 
n.  67,  die  jiingste  von  allen,  ergab  sich  eine  (dort  nShtfr 
nachgewiesene)  Bewandtniss  so  eigenthumlicher  Art,  da^s 
dieses  Stiick  kaum  darf  auf  gleiche  Linie  gestellt  werden 
Da  nun  fiir  n.  33  zugleich  noch  die  durch  ihre  Schuitzer 
haftigkeit  hochst  befremdliche  Schreibung  HYPOLITVS  hinii 
kam,  deren  Zuriickfiihrung  auf  uttoXitoc  sehr  kiinsthch  « 
scheiuen  musste,  so  gab  das  Zusammentreifen  des  onomaK' 
logisch  -  orthographischen  und  des  mechanisch  -  technische!: 
Bedenkeus  einen  nicht  verachtlichen  Anhaltspunkt,  um  \h 
BetrefiF  der  Aechtheit  der  Tessera  *an  das  vdicpe  Kai  ^envac 
dTTiCTeiv  zu  mahnen'.  Denn  mehr  wagte  ich  nicht  zu  sagt^i, 
da  einestheils  der  Schriftcharakter  durchaus  keioen  Einspruit 
gegen  die  Aechtheit  that,  anderseits  die  einfache  Consulat- 
bezeichnung  mit  M  •  LOLLIO  •  COS  sogar  fBr  sie  spraiL 
weil  iiber  den  Standpunkt  der  Gelehrsamkeit  eines  Falschc^ 
muthmasslich  hinausliegend.  Die  eine  Halfte  jener  Verdacbb 
grunde  wiirde  nun  allerdings  bedeutend  abgeschwacht,  wenL 
die  Stepanus-Tessera  wirklich  ihre  erste  und  dritte  Flaeh» 
durchbohrt  hat;  daher  eine  autoptische  Bestatigung  diese-i 
Umstandes  recht  wiinschenswerth  bleibt. 

Wenn  ich  p.  329  [oben  p.  612  f.]  Zweifel  an  der  AechtbtMt 
der  n.  48  nicht  zuriickhielt,  so  mag  sich  auch  diess  viel- 
i«2leicht  anders  verhalten.  Zwar  das  PRlMVS  •  SOCIOR^^^l 
als  Bezeichnung  eines  Gladiators  bekenne  ich  auch  jetzt  m^ 
nicht  zu  verstehen,  nachdem  mir  E.  Hiibner  brieflich  mit 
getheilt,  dass  in  Sardinien  auf  einer  von  Lamarmora  irgenJw^i' 


*)  [Vgl.  Priscae  lat.  epigr.  snppl.  V  p.  Xlll  (oben  p.  569).   C.  W / 


DEB   ROMER.  647 

edirten  trilinguen  Inschrifb  (lateinisch,  griechisch,  punisch) 
8alz-  oder  Salinenpachter  ebenso,  ohne  Namen^  vorkommeD, 
und  dass  daran  Mommsen  gedacht,  ala  er  Marini's  Zweifel 
an  der  Verstandlichkeit  des  SOCIORVM  stillschweigend  auf 
sich  berohen  liess.  Moglich,  dass  in  einem  localen  Ereise, 
iu  einer  jedem  Betheiligten  bekannten  engem  Beziehung^  die 
namenlose  Bezeichnung  eines  ^Compagniegeschaffces'  keiner 
Misdeutung  Raum  gab.  Aber  in  Rom,  mitten  unter  zahl- 
reichen  Fechterschulen;  von  denen  ohne  Zweifel  mehr  als 
eioe  Ton  Associes  gehalten  wnrde^  wie  es  die  auf  n.  52 
uamentlich  genannten  CVRTII  waren  —  dass  da,  wo  es 
noch  dazu  wahrscheiulich  auf  einen  sehr  praktischen  Zweck 
ankam  (Abh.  p,  354  [641]  f.),  ein  ^servus  sociorum'  zur  person- 
lichen  Individualisirung  eines  Gladiators  ausreichend  gewesen 
ware  und  nicht  yielmehr  ungefahr  auf  Eins  hinauskommend 
mit  einem  ^servus  domini'  —  glaube  das  wer  es  kann.  — 
Dagegen  was  ich  p.  329  [612J  aJs  wQnschenswerth  bezeicbnete, 
ohne  es  irgend  zu  hoffen:  dass  die  verschollene  Tessera 
wieder  zum  Vorschein  komme,  das  scheint  wider  alles  £r- 
warten  in  Erf&IIung  zu  gehen.  Nach  einer  sehr  dankens- 
werthen  Mittheilung  Henzen's  ist  sie  bei  einem  Antiquar  in 
Florenz  aufgetaucht,  der  dafQr  die  Kleinigkeit  von  1000  F.r. 
fordert:  ein  Preis,  der  vielleicht  nur  dem  Britischen  Museum 
nicht  zu  hoch  sein  wird.  Ich  muss  es  darauf  ankommen 
lassen,  ob  auf  diesem  Original  wirklich  SOCIORVM  oder 
etwa  nach  Marini^s  Vermuthung  SOSIORVM  steht,  da  dar- 
tiber  Henzen  nichts  meldet.*)  Aber  wenn  auch  hier  ein 
Zusammentreffen  zweier  Verdachtsgriinde  einer  Athetese 
geneigt  machen  musste,  so  fallt  abermals  die  Halfte  der 
Motive  weg,  wenn,  nach  Henzen's  vorlaufiger  Mittlieilung, 
die  Tessera  nicht  KAL,  wie  Visconti  geschrieben,  sondem 
wirklich  nur  E  gibt^  d.  h.  die  Abkfirzung,  die  nach  der  Erorte- 
fung  p.329  [612  f.J  als  die  ursprUnglich  ausschliessliche,  aber 
auch  noch  fQr  jene  Zeit  als  die  durchaus  normale  zu  gelten 


*)  [Im  Jahre  1874  befand  sie  sich  im  BesitE  Hm.  FrOhner'8  in 
Paris,  wo  sie  Carl  Zangemeister  sah,  der  sie  fQr  anverd&chtig  hHlt 
und  auch  das  SOCIORVM  bestatigt.    C.  W.] 


648  DIE    TESSERAE    GLADIATORIAE 

.  hat.*)  Ausserdem  aiich  NONI  •  COS  fur  NON,  wo  COt^  so 
normal  wie  NONI  uiigewohnlich  ist,  Dass  Mariiii  Yon  Vis- 
conti  eine  so  wenig  treue  Abschrift  empfing,  ist  weikr 
463  nicht  zu  verwundern;  ein  besonders  vertrauenswerther  Efi- 
graphiker  war  eben  der  grosse  Archaolog  nicht,  weder  wa> 
Genauigkeit  noch  was  Einsicht  betrifiFt.  Das  hatte  Detlef 
sen  bedenkeu  sollen,  als  er  die  grundlosen,  au  ilaffeiVhr 
Ilyperkritik  erinueraden  Bedenken  Visconti's  gegen  die  Aetbi- 
heit  der  Vaticanischen  Mumniius-Tafel  neulich  im  Philologu» 
aus  ihreui  bisherigen  Dunkel,  in  dem  sie  besser  verblieWu 
waren,  nicht  mnn  Gewinn  der  Wissenschaft  ans  Licht  zog.** 


Neue  G  hidiatoren  -  Tesseren.  ***) 

292  Zn   den   zwei   bereits   in    Bd.  XIX   p.  460  [oben  p.  644^ 

nachgetragenen  Tesserenf)   komnit   zunachst  als  dritte  m'i*' 
die  von  Henzen  ini  Bullettino  von  1865  p.  101  mitgetheiltr. 
welche  sich  in  unsere  Liste  also  einreiht: 
64  a         PHILETVS 
RVTILI 
SP  .  K  .  APR 
TIPLAVET.COR 

*)  Ein  sicheres  Beispicl  kann  wohl  selbst  dae  vermeintliche  K.\' 
(lcr  Tesscra  n.65  nicht  genannt  werden,  obwohl  ich  es  p.336  [620]  fur  Jj* 
Jahr  813  gelten  lassen  durfte.  Denn  wenn  nach  Longp^rier's  Zcngni- 
jetzt  keine  Spur  der  Buchstaben  KA  auf  dem  Original  zu  erkenncD, 
eine  so  rasch  binnen  ein  paar  Jahren  eingetretenc  Verwitterung  aK'T 
doch  nicht  sehr  wahrscheinlich  ist,  so  wird  vicUeicht  Henzen  sel-*^ 
zugeben,  dass  die  sich  durchkreuzenden  RiBse  der  Oberflache  sein  K^ 
gar  leicht  tiluschen  konnten. 

**)  [Die  ubrigen  Bemerkungen  wurden  oben  bereits  je  an  ihrer  Stt  1« 
eingereiht.     C.  W.] 

***)  [Khein.  Museum  f.  Philol.  Bd.  XXI  (1866)  p.  292-296.] 
t)  Die  cine  (STEPANVS  |  MAMMI  u.  s.  w.)  ist  seitdem  in  PrK^^' 
iut.  epigr.  suppl.  V  (Bonn  1864)  facsimilirt  gegeben  und  das»lW 
p.  XIII  [oben  p.  569]  besprochen  worden.  Die  hier  nach  Hcnxec* 
Mittheilung  gegebcne  Bestatigung  meiner  im  Rhein.  Mna.  XIX  p.  ^^^ 
[oben  p.  646]  geilusserten  Vermuthung,  dass  Garrucci'8  Angabe  iil-' 
dio  Bohrlocher  falsch  sein  werde,  hat  Hcnzen  seitdem  selbsi  btzeiJjt 
im  Bull.  1865  p.  102  f. 


DER   HOMER.  649 

• 

Dass  die  Consaln  des  J.  798,  Ti.  Plautius  Silvanus  Aelia-  293 
nus  (aus  dessen  zweitem  Consulat  vom  J.  827  die  jiingste 
allei*  unserer  Tesseren,  n.  67,  herriihrt)  und  T.  Statilius  Tau- 
rus  Corvinus,  gemeint  sind,  zeigt  Heuzen.  In  Tusculum 
gefunden,  ist  die  Tessera  so  gut  wie  stadtromischer  Her- 
kunfi  Ihre  Durchbohrung  ist  die  normale.  Eben  so  nornial 
idt  die  I  longa  in  RVTlLI,  im  Einklange  mit  Oyid's  Mes- 
8ung  Vobur  mirare  Rutlli'  ep.  ex  Ponto  I,  3,  63:  wogegen 
das  Tamae  Eutilium  suae  relinquens'  bei  Martial  Y,  56,  6 
mit  YoUstem  Recht  der  Schreibung  Tutilium  gewichen  ist. 
Zum  vollgultigen  Beweise  also,  dass  der  Name  Rutilius  gar 
nichts  mit  rutUus  gemein  hat,  sondem  vielmehr  auf  den- 
selben  Stamm  ruo  zuriickgeht,  von  dem  rutrum  und  ruiellum 
(Pomponius  und  Lucilius  bei  Nonius  p.  18,  20)  abgeleitet 
sind,  und  zwar  selbst  abgeleitet  mittels  der  einem  Uius 
vollig  gleichberechtigt  zur  Seite  stehenden  Bildung  ilius. 
Wobei  das  von  Lachmann  zu  Lucrez  p.  36  betonte  Neben- 
einander  eines  ru-  und  ru-  in  die  Grenzen  zurQckzuweisen 
ist,  welche  de  fictilibus  Lat  ant.  p.  10  [oben  p.  273]  naher 
angedeutet  wurden. 


Von  der  Tessera  n.  27 :  RVPIO  |  PETILLI  |  SP  •  ID  NOV  | 
C  .  IVL  .  M  .  AEM,  abgebildet  auf  Tafel  I  [XXJ  i,  urtheilte 
ich  p.  328  [oben  p.  611  f.],  dass  ihr  Schriftcharakter  nicht 
recht  antiken  Typus  zeige,  dass  indess  doch  die  Anstosse, 
(lie  derselbe  darbiete,  nicht  durchschlagend  genug  erschienen, 
um,  bei  sonstiger  Anstosslosigkeit,  zu  einer  entschiedenen 
Verdachtigung  zu  berechtigen.  Es  gewahrt  eine  gewisse 
Befriedigung,  jetzt  den  urkundlichen  Beweis  iu  Handen  zu 
haben,  welch  unverachtHche  Instauz  der  paluographische 
Eindruck  bilde.  Durch  Dr.  Helbig's  Giite  erhielt  ich  (ge- 
rade  vor  einem  Jahre,  wo  ich  mich  mit  ganz  andern  Falsch- 
heiten  als  denen  antiker  Tesseren  herumzuschlagen  hatte) 
(lie  Abdrtlcke  zweier  Tesseren,  die  sich  im  Privatbesitz  eines 
Herm  Gharret  in  Paris  (Auteil?)  befinden.  Davon  ist  die 
eine  die  oben  bezeichnete,  also  ein  Doppelganger  des  Lon- 
(loner  Exemplars,  dessen  Facsimile  ich  gegeben.  Konnte 
ich  auch  das  Parisei*  Exemplar  hier  facsimilirt  beifiigen,  so 


650  DIE    TESSERAE   GLADIATORIAE 

wiirde  der  erste  Blick  jeden  uberzeugen,  dass  das  Londoner 
nur  Copie,  das  Pariser  das  wahre  Original  ist:  so  YollkoDi- 
meii  normal  und  correct  sind  auf  letzterm  sowohl  die  «brigfli, 
als  namentlich  auch  diejenigen  BuchstabenformeD;  welck 
bei  ersterm  den  hauptsachlichen  Verdacht  begrundeteD. 

Diese  Erfahrung  ist  aber  insofern  nicht  nnwicfatig,  al^ 
sie  uns  in  immer  weiterm  Umfange  die  Thatsache  eoibta- 
tiren  hilft^  dass  vollkommen  achte  Stucke  yielfach  sind  nacii 
gemaclit  und  in  modernen  Copien  vervielfaltigt  worden,  offen- 
bar  in  gewinnsiichtiger  Absicht.  Ich  habe  dergleichen  m 
vier  Nummern  (6,  15.  18.  34)  bestimmt  nachgewiesen  p.326 
f  oben  p.  609]  vgl.  mit  p.  300—302  [579—582],  und  von  die 
sem  Verhiiltniss  Anwendung  gemacht  auf  n.  41  (DEME- 
2ui  TRI VS I  FADENI  i  SP  •  K  •  IVN  |  L  •  LENT  •  M  •  MES  •  COv^ 
mittels  einer  Argumentation,  deren  Berechtigung  nunmehr 
ganz  deutlich  zu  Tage  tritt.  Es  kann  jetzt  keine  Frage  mehr 
sein,  dass  auch  das  auf  Tafel  II  [XXI]  S  abgebildete  Exemplar 
des  Britischen  Museums  nur  eine  moderne  Copie  ist,  aber  aueli 
nur  als  solche  das  beigesetzte  Verdachtigungsstemchen  ver- 
diente.  Denn  anderseits  stellt  sich  nun  auch  die  gute  R«gfl 
heraus,  nicht  um  der  blossen  graphischen  Modernitat  willtn 
oine  Tessera,  die  sonst  in  ihrer  Fassung  keinerlei  Bedenkeu 
gibt,  ohne  weiteres  zu  verurtheilen,  vielmehr  zwischen  ab- 
soluter  Aechtheit  und  absoluter  Falschung  unter  geeigneta 
Umsttinden  ein  mittleres  Drittes  gelten  zu  lassen,  das  i^^ 
Epigraphik  einen  reinen  Gewinn  zufuhrt. 

Viel  schwerer  zu  glauben  ist  allerdings  erfahruDgsmasi»!;? 
der  umgekehrte  Fall,  dass  ein  moderner  Fabrikant  gute  altc 
Schrift  zu  bilden  vermochte:  und  doch  wird  man  kaum  um- 
hin  konnen,  ihn  fiir  die  zweite  von  Helbig  mitgetieiltf 
Tessera  anzunehmen,  welche  diese  Gestalt  hat: 


T  •  CARISI 
LCESTI 

SP  IDAPRI 

Q.METELP- 

DER   ROMER.  651 

Staode   nicht   in   der   ersten  Zeile   das   T  vor  CABISI,   so 

liesse  sich   die  TesBera,   unter   Annahme   verschiedeuer  Un- 

regelmassigkeiten,  allenfalls  vertheidigen.    Das  P-  der  vierten 

Zeile  kann  schlechterdings  nichts  anderes  sein  als  dils  Prae- 

nomen  des  zweiten  Consul,  f&r  dessen  Nomen  oder  Cognomeu 

der  Platz  nicht  aasreichte;  wie  ja  selbst  der  Punkt  nach  P 

(leutlich    genug    erkennen   lasst.  '  Wenn   allerdings   auch   in 

D.  21  der  zweite  Consul  nur  mit  AP  bezeichnet  ist,  so  ist 

die88   doch  vermoge    der   eigenthiimlichen  Nomenclatur   des 

Appisch-CIaudischen   Geschlechts  ein   ganz   singularer  Fall, 

der  nicht   genau  vergleichbar  isi     Indessen  konnten  wir  ja 

ein   imter    den   Handen    des  Verfertigers    misglticktes    und 

darum  verworfenes  Exemplar  vor  uns  haben^     Einen  Consul 

(j.  Metellus  mit  einem  Collegen,  dessen  Praenomen  P.  war, 

l^ibt   es   nicht  ausser  dem  Q.  Caecilius  Q.  f.  Q.  n.  Metellus 

Nepos,   der   im  Jahre   d.  St  697   mit   P.  Comelius  P.  f. 

L   n.   Lentulus    Spinther    das    Consulat    bekleidete.      Nach 

dem  P-  ist  nur  fQr  einen  Buchstaben,  kaum   etwa  noch  fiir 

ein  LE  (oder  aber  CO)  Platz,  was  moglicherweise  dem  Ver- 

fertiger  nicht  genUgend  schien  ftir  LEN  oder  COR.    So  weit 

ware   also    eine   achte   Ueberlieferung   denkbar,   wenn   auch 

immer  nur   eine   mittelbare.     Dieses   namlich  nicht  sowohl 

wegen    der    ungewohnlichen    AbkQrzung    APRI    statt   APR  s95 

(nachdem  die  Mommsen^sche  Schreibung  OCTO  in  n.  47  dem 

OCT  der  Scaliger^schen  Abschrift  gewichen  ist),   als  wegen 

der  Figur  des  P  mit  geschlossener  Schlinge,  die  uns  auf  den 

achten  Tesseren  nicht  vor  der  Augusteischen  Zeit  (n.  30.  31. 

33  u.  s.  w.)  entgegentritt.    Denn  von  diesem  einzigen  Punkte 

abgesehen,  ist  eben,  wie  ich  ausdrQcklich  hervorheben  muss, 

der  abrige  Schrifttypus  in  bester  Ordnung,  wenn  auch  immer- 

hin  um   etwas   zierlicher    oder   doch   regelmassiger,   als    es 

gerade  schon  das  Ende  des  7ten  Jahrhunderts  mit  sich  zu 

bringen  pflegt.  —  AIso  angenommen,  es  ware  hier  ein  an 

sich  achtes  Stilck  nur  copirt  worden:  jedenfalls  konnte  auf 

dem  achten  nicht  T  •  CARISI  gestanden  haben.     Die,  wenn 

auch  nicht  gewohnliche,  Hinzuf&gung  des  Praenomen  L  vor 

dem  CESTI  der  zweiten  Zeile  konnte  man  sich  wohl  allen- 

falls  gefallen  lassen,   da,   zwar  nicht  genau  dasselbe,  aber 


652  DIE   TESSERAE   GLADIATORIAE 

doch  etwas  Aehnliches  in  den  Beispielen  n.  12  ANCHIAL 
SIRTI  .  L  •  S,  n.  26  PAMPHILVS  |  SERVILI  •  M  -  S  toi- 
kommt.  Aber  was  soU  T  •  CARISI  sein?  Wenn  T.  Carisiiuji 
und  L.*Ce8ti(us)  auf  den  ersten  Anblick  als  Nomina  zweiw 
liberi  erscheinen  miissen,  so  ist  eben  schon  die  Vereinigung 
zweier  Personen  liberhaupt  ein  Unsinn  fur  eine  Gladiatoren- 
Tessera,  zweitens  aber  auch  das  Auftreten  Freier  im  Gladia- 
torenspiel  fiir  das  J.  697  eine  Unmoglichkeit:  abgeselieo 
davou,  dass  Carisius,  was  freilich  spater  Gentilname  geworden 
ist,  diess  schwerlich  schon  in  so  friiher  Zeit  war.  Diese 
kaunte  Carisius  =  Charisius  sicher  nur  als  Cognomen.  Wemi 
hier  die  Nichtaspiration  allerdings  zu  der  bezeichneten  Epoche 
vortrefflich  passen  wiirde,  so  kann  ja  doch  weder  ein  SkJaT 
ein  Praenomen  haben,  noch  auch,  wie  ich  glaube,  ein  zu- 
ftillig  auf  ius  ausgehender  Sklavenname  mit  i  abgekiirzt 
werdeu,  wie  vou  alter  Zeit  her  gewohnheitsmassig  die  romi- 
schen  Gentihiomina  auf  itiS'^  wenigstens  erinnere  ich  mith 
keines  Beispiels.  —  Immer  kamen  wir  so  mit  einem  T-CA- 
RISIw5  nur  auf  den  Freigelassenen  eines  L  •  CESTIt«  (da  ja 
die  Annahme  eines  andem  Praenomen  als  des  dem  Patroim? 
eigenen  als  sehr  moglich  zugegeben  werden  muss),  und  so 
mit  auf  ein  fiir  den  Ausgang  des  7ten  Jahrb.  kaum  weniger 
unerhortes  Factum,  als  das  eines  freigeborenen  Gladiators 
ware.  —  Wer  mit  aller  Gewalt  die  Aechtheit  der  Tcssen 
vertheidigen  wollte,  miisste  sich  auf  den  Ausw^  retten,  dasi 
ein  Sklav  des  L.  Cestius  Namens  Charisius  am  13.  April 
aufgetreten,  kurz  darauf  aber  unter  Beilegung  des  Praenomen 
Titus  freigelassen,  und  in  Folge  dessen  nun  auf  der  mittlir- 
weile  angefertigten  Tessera  mit  Riicksicht  auf  den  seitdeiu 
vcranderten  Stand  als  T.  Carisius  L.  Cesti  bezeichnet  worden 
sei.  AUerdings  noch  immer  incorrect  genug:  denn  wenn  der 
Sklav  regelrecht  als  CARISIVS  |  CESTI  (oder  allenihfc 
2.k;  L  .  CESTI,  wonn  nicht  CESTI ;  L  •  S)  aufzufuhren  war,  ^^ 
kam  dem  Manumittirten  die  Bezeichnung  T  •  CESTI(V^} 
(L  •  L  .)  CARISIVS  zu.  Die  Unmoglichkeit,  dass  einem  ur 
spriinglichen  oder  urspriinglich  beabsichtigten  CARISI  |  L  • 
CESTI  spliter,  auf  Grund  eines  solchen  Vorganges,  oder  uber- 
haupt  eines  Versehens,   ein  T  vorgesetzt,  die  ganze  Arb''it 


DER  BOMER.  653 

aber  sodann  eben  als  eine  verungliickte  (auch  wegen  des 
fehlenden  zweiten  Gonsuls  verungluckte)  vom  Verfertiger 
selbst  verworfen  und  durch  eine  neue^  correctere  ersetzfc 
warde,  wahrend  sich  zuTallig  das  verworfene  Exemplar  auf 
unsere  Zeit  erhielt  — ,  diese  Unmoglichkeit  ist  freilich  nicht 
zu  beweisen.  Auch  die  andere  nicht,  dass  ein  moderner 
Nachbildner  ein  achtes  Stiick,  das  er  vor  sich  hatte^  aus 
Unverstand  oder  Spielerei  mittels  eines  zugesetzten  T  (viel- 
leicht  auch  L)  interpolirte.  Aber  gewiss  steht  es  um  die 
GlaubwOrdigkeit  eines  Monumentes  schlimm  genug,  das  so  ad- 
vocatischerVertheidigungskiinste  bedarf,  um  sich  nur  einiger- 
massen  za  halten.  Wie  es  uns  jetzt  vorliegt,  und  ehe  nicht 
etwa  ein  neuaufgefundenes  Exemplar  einer  oder  der  andern 
der  angedeuteten  Hypothesen  zur  nahem  Stiitze  dient,  exi- 
stirt  die  Tessera  fQr  die  wissenschaftliche  Epigraphik  uicht. 


Weiteres  tiber  Gladiatoren-Tesseren.*) 

1. 

Obgleich  es  sich  eigentlich  nicht  verlohnt,  mit  Moglich-  468 
keiten  zu  spielen^  f(ir  die  es  an  jeder  Entscheidung  fehlt^  so  will 
ich  doch  um  der  Vollstandigkeit  willen  hier  nachtragen,  dass 
oben  p.  294  [650]  flp.  bei  der  Besprechung  der  problematischen 
Tessera  T  •  CARISI  |  L  •  CESTI  |  SP  •  ID  •  APRI  |  Q  .  METEL  • 
P*  eine  Moglichkeit  Hbersehen  wurde,  die  vielleicht  von 
allen  das  meiste  fEir  sich  hat.  Statt  an  dem  P  •  als  Prae- 
nomen  des  zweiten  Consuls  festzuhalten  und  uns  damit  auf  das 
Jahr  697  fClhren  zu  lassen,  diirfen  wir  ja  auch  vermuthen, 
dass  gerade  das  P  irrthtlmlich  verschrieben  wurde,  dass  der 
Verfertiger  diess  merkte  ehe  er  noch  den  folgenden  Namen 
eingrub,  und  dass  er  deswegen  das  ganze  Stflck  cassirte, 
um  es  durch  ein  neues  zu  ersetzen.  Ein  Q.  Metellus  ist  seit 
697,  und  zwar  schon  im  Monat  April  (wegen  702),  uber- 
haupt  nur  noch  ein  einziges  Mal  Consul  gewesen,  namlich 


•)  [Rhein.  Moseam  f.  Philol.  Bd.  XXI  (1866)  p.  468—470.] 


654  DIE   TESSERAE   GLADIATORIAE 

Q.  Caecilius  M.  £.  Metellus  Creticus  im  Jahre  760  mii  i 
Licinius  Nerva  Silianus.  Ware  also  etwa  das  P  aus  Yff- 
sehen  fiir  A  gesetzt  worden,  so  kamen  wir  damit  wenigst^n* 
in  eine  Zeit,  in  der  weder  das  Auftreten  eines  FreigelasseDt'ii 
oder  auch  Freigeborenen,  noch  die  gesehlossene  Schlinge  de< 
P  den  geringsten  Anstoss  mehr  gabe,  und  zu  der  auch  der 
gesammte  Schrifttypus  auf  das  vollkommenste  passte.  AWr 
freilich  die  seltsame,  wenn  auch  nicht  v5llig  undenkbart 
Nomenclatur  der  beiden  ersten  Zeilen  bleibt  auch  so  mi 
librig. 

2. 

Eine  abermalige  Erweiterung  unserer  Tesserenkunde  tt 
uns  kiirzlich  durch  Wieseler  geworden,  der  im  Gottinger 
Index  schol.  aest.  1866  eine  andere  Art  von  Tesserae  b«- 
sprechend  (^Comm.  de  tesseris  ebumeis  osseisque  theatralibas 
40!)  quae  feruntur  I')  in  Anm.  2  zu  p.  4  auch  die  gladiatona<r 
beilaufig  beriihrt  und  hervorhebt,  dass  selbst  sie  noch  gar 
nicht  vollstandig  publicirt  seien:  wobei  ihm  librigens  weder 
die  Abhandlung  in  den  Mttnchener  Akademieschriften,  noch  dit? 
Bemerkungen  im  Rhein.  Mus.  XIX  p.  459  flf.  und  XXI  p.  292  ff 
[oben  p.  643  ff.  und  p.  648  ff.]  bekannt  geworden  waren.  I^t 
Britischen  Museum  namlich  sah  er  deren  drei,  von  dereu 
dortiger  Existenz  mir  allerdings  durch  meinen  Gewahrsmann, 
Herrn  Forsyth,  keinerlei  Ktlnde  zugegangen  war.  Wah- 
rend  sich  dadurch  die  Zahl  der  in  London  vorhandeneo 
Stiicke  von  12  auf  15  steigert,  erfahre  ich  so  eben  act 
anderm  Wege,  dass  das  Britische  Museum  alles  in  allem 
deren  sogar  18  besitze:  woruber  ich  demnachst  genaaere 
Auskunft  geben  zu  konnen  hoffe.*)  Halten  wir  uns  einst- 
weilen  an  die  drei  von  Wieseler  erwahnten  Teaseren,  ^f* 
reilit  sich  die  erstere  in  unsere  Nummernfolge  also  ein: 


*)  [Ausser  den  bereits  angefuhrten  Tesseren  und  der  C.  I.  L.  I p. ^^^' 
wiederholten  gefalschten  besitzt  das  Britische  Musenm  nach  einer  Mit- 
theilung  von  Newton  nur  noch  ein\ind  zwar  Bchlecht  erhaltenes  Stuck, 
dessen  erste  breite  Seite  nicht  mehr  lesbar  ist,  wilhrend  auf  den  uln- 
^en  zu  erkennen  ist  lARVTILI  ]  SP  •  NON  •  OCTOB  |  . . .  \HIO  ■  •; 
<8.  jetzt  anch  Iliibner  in  dcn  Monatsber.  d.  Beri.  Akad.  1867  p..76l.  C.Wj 


DES  BOHEB.  G55 

61a  HELIODORVS 

CAVSINI 

SPXIIKMAI 

CAMARRCNDOM 

Der  Herausgeber  merkt  selbst  an,  dass  wir  hier  buchstablich 
genau  dieselbe  Consulatsbezeichnung  haben  wie  in  n.  61 
(CARVS  .  HOSTILI),  welche  von  Henzcn  in  den  Annali  d. 
Inst.  XXn  (1850)  p.  358  mit  volKger  Sicherheit  fttr  das  Jahr 
785  nachgewiesen  worden.  Wegen  des  Namens  CAVSINIVS 
verweist  dieser  auf  Orelli  IH  n.  7214,  wo  uns  Baiter^s  Note 
auf  die  unbedingte  Nothwendigkeit  hinfQhrt,  dieselbe  Namens- 
form  auch  in  Cicero's  Miloniana  §  46,  gegen  das  Ckissiniiis 
des  Asconius,  anzuerkennen. 

Ueber  eine  zweite  von  ihm  im  Britischen  Museum  ge- 
sehene  Tessera  berichtet  Wieseler  in  einer  gefalligen  brief- 
lichen  Mittheilung,  vollstandiger  als  im  Prooemium,  buch- 
stablich  also:  'breite  Seite  PROTEMVS  •  PALERI,  andere 
breite  Seite  SPECTAVIT,  eine"  schmale  Seite  SN'  —  [viel- 
'mehr  N  •  S  nach  einer  Mittheilung  von  Newton].  Von  der 
aiidem  Schmalseite  wird  nichts  '  gemeldet  [nach  derselben 
Mittheilung  ist  die  zweite  Seite  leer].  So  auffallend  auch 
fur  einen  Palscher  der  Gebrauch  der  Buchstabenform  P  statt 
P  [nach  Newton^s  Mittheilung  ist  die  Porm  einfach  offenes 
PJ,  und  so  gewahlt  auch  die  Namen  Protemus  und  Palerius 
(iibrigens  beide  anderweit  wohlbelegt)  erscheinen  mogen, 
dennoch  lasst  das  thorichte  spectavit  nicht  den  geringsten 
Zweifel  an  der  voUigen  Modemitat:  s.  Abh.  p.  340  f.  [oben 
p.  625].  Auch  auf  der  ajis  Tomasini  und  Pignoria  auf  der 
dortigen  Tafel  H  [XXI]  6*  und  6*  wiederholten  Palschung 
tritt  die  Porm  P  und  das  SPECTAVIT  zusammcn  auf.  In 
der  Anordnung  der  ZeUen  kommt  unserm  Stfick  vielleicht 
noch  naher  die  anderweitige,  auf  Tafel  Ua  nach  Guasco 
facsimilirte  Falschung  mit  DIOCLES- VECIU  in  der  ersten, 
SPECTAVIT  in  der  zweiten,  einem  (an  sich  wohlverstand- 
lichen)  Datum  in  der  dritten  Zeile,  wahrend  die  vierte  Seite  47o 
ganz  leer  ist,  wie  vermuthlich  auch  auf  unserer  Londoner 
Tessera. 


056  DIE    TESSERAE    GLADIATORIAE   DER   ROMER. 

Von  der  dritten  Tessera  endlich  heisst  es  bei  Wieseler. 
*in  duobus  lateribus  scriptum  inveni  C .  (?)  IVNIVS  |  HEB- 
METVS,  duo  reliqua  quid  continuissent,  agnoscere  non  f*> 
tui.'  Sie  hat  fur  uns  keinen  weitem  Werth  als  den,  m 
neue  Bestlitigung  fur  die  Abh.  p.  300—302  (oben  p.  579-581 
erhartete  Thatsache  zu  geben,  dass  gerade  diese  Falschunii 
in  einer  Mehrzahl  von  Exemplaren  verbreitet  worden  i< 
und  zwar  siimmthch  in  Bronze,  wie  eben  auch  das  Lcm 
doner  ist. 

[Es  sei  gestattet,  den  freien  Raum  zu  der  BemerkuM 
zu  benutzen,  dass  weitere  Nachtrage  zu  Ritschls  Zusammen 
stelhingen  von  Gladiatoren-Tesseren  gegeben  sind  von  Hub 
ner  in  den  Monatsberichten  der  Berliner  Akademie  IJ?^'^' 
p.  7G0  if.  (in  franzosischer,  mit  Zusatzen  Hubner'8  versehener 
Uobersetzung  in  der  Revue  archeol.  XVIII  [1868]  p.  408£' 
und  in  der  Ephem.  epigr.  III  p.  161—163.  203,  sowie  von 
Henzen  ebd.  p.  204,  auch  ^  BuUett.  d.  inst.  1871  p.  lol: 
wahrend  eine  ganz  ncue  Erklarung  des  jetzt  gesicherter 
SPECTAVIT  und  damit  zugleich  der  Bestimmang  dieser 
Marken  aufgestellt  wurde  von  Buecheler  in  der  Jenaer 
Litt.-Zeitung    1877,  No.  692.     C.  W.] 


XX. 

Dreisprachige  Inschrift  Yon  Sardinien.*) 


Die  im  vorigen  Jahrgange  [Bd.  XIX]  des  Rhein.  Mus.  p.  i 
4C2  [oben  p.  646  f.]  bei  Gelegenheit  einer  yerdachtigen  Gladia- 
toren-Tessera  unbestimmt  erwahnte  trilingue  Inschrift  Sardi- 
nischer  Salz-  oder  Salinenpachter  ist  eine  neuerdings  im  Kreise 
der  Orientalisten  sehr  bekannt  gewordene.  Aufgefunden  im 
Februar  1860  *nei  dintorni  di  Pauli  Gerrei,  nel  sito  preci- 
samente  detto  Santuiaci';  ward  sie  mit  schonem  Facsimile, 
gezeichnet  yom  Grafen  Alberto  della  Marmora,  herausgegeben 
und  erlautert  von  Giovanni  Spano  ('Illustrazione  di  una 
base  votiva  in  bronzo  con  iscrizione  tnlingue  Latina,  Greca  e 
Fenicia'  etc.)  in  den  ^Memorie  della  B.  accademia  delle  scienze 
di  Torino',  Ser.  II  tom.  XX,  2  (1863)  p.  87—102,  mit  einer 
Appendice  von  Amedeo  Peyron  p.  103—114.  Einen  fer- 
nem  Bearbeiter  fand  sie  sodann  an  M.  A.  Levy  in  der  Zeit- 
achrift  der  deutschen  morgeulandischen  Gesellschaft  Bd.  18 
Heft  1  (1864)  p.  53  —  64,  der  auch  das  Turiner  Facsimile 
(jedoch  nicht  genau  genug)  wiederholte,  einen  kurzen  Auszug 
seiner  Erklarung  aber  in  das  3te  Heft  seiner  ^Phonizischen 
Studien'  (Breslau  1864)  p.  40  f.  aufnahm.  Ganz  kQrzIich 
endlich  wurde  die  Inschrift  zum  Gegenstand  einer  emeuten 
Besprechung  gemacht  von  H.  Ewald  in  einer  aus  dem  12ten 
Bande  der  Gottinger  Societatsschriften  besonders  abgedruckten 
^Abhandlung  iiber  die  grosse  Earthagische  und  andere  neu- 
entdeckte  Phonikische  Inschriften'  (Gottingen  1864)  p.  14 
und  49—54.»*) 

*)  [Rhein.  MuBeam  f.  Philol.  XX  (1865)  p.  1  —  14.  Im  Sonder- 
abzQg  wurde  dieser  Aufsatz  der  im  Herbst  dea  Jahres  1864  ia  HanDOver 
tagenden  PhilologenverBammlung  dargereicht  mit  der  WidmuDg:  'Der 
Philologenyersammlung  in  Hannover  Gruss  und  Verehrung  von  F.  Ritach^^ 
nnd  Joh.  GildemeiBter/    C.  W.] 

^)  [Die  ap&teren  Behandlungen  des  punischen  Textea  verzeichnet 
nnten  Gildemeister;  das  Lateinisch-Griechische  ist  dabei  nicht 
abweichend  oder  ohne  haltbares  Ergebniss  besprochen  worden.  Eine 
repablicaniBche  InBchrift  mit  SOC  •  SAL  wurdc  1866  von  Huebner  im 
Hermes  I  p.  136  ff.  publicirt.     C.  W.J 

FR.   BIT8CHKLII    OPVSCVLA    IV.  42 


058  DREISPRACIIIGE   INSCIIRIFT   VON   SARDINIEK. 

Alle  diese  Erklarungen  haben  das  mit  einander  gemeim 
dass  sie,  wesentlich  auf  das  Verstandniss  des  punischen  Tex- 
tes  ausgehend,  das  sich  .begreiflicher  Weise  erst  durch  Yer- 
gleichuug  des  lateinisch-griechischen  gewinnen  lasst,  ander- 
soits    doch   auch    wieder    aus   dem   Punischen   Ruckschlui^ 
machen  fur  die  Auffassung  des  Lateinisch-GriechischeQ:  statt 
dass  vielmehr  die  festen  epigraphischen  Normen  des  letzteni 
zum    alleinigen   Ausgangspunkte    fiir    dessen   Erklanmg  zu 
iiehmen   waren   und,   wenn   auch   mit  Modificationen,  mass- 
gebend  fiir  die  Behandlung  des  Punischen  sein  mussten.  liid 
dieses  um  so  mehr,  als  von  den  fiir  das  Punische  aufgestellieD 
fiinf  Uebersetzungsversuchen  nicht  zwei  unter   sich  ubereiii 
stimmen.*)  Wahrend  wir  classischen  Philologen  es  denOrien 
talisten   zu  uberlassen  haben,   hierfiber  ein  EinversUndni^? 
herbeizufiihren,  "muss  es  uns  erlaubt  und  wird  es  nicht  un 
nutzlicli    sein,    das   Lateinisch  -  Griechische    innerhalb   seiiier 
eigenen    Grenzen    zu    betrachten.      Kann    auch    der   Schrift 
charakter,  der  namentlich  fiir  das  Lateinische  ein  sehr  eigen 
thiimliclier  ist,  nur  durch  Anschauung  des  Facsimile^s  erkanut 
werden,  so  ist  doch  eine  Transscription  in  gewohnlichen  In 
schrifttypen,  fur  das  Punische  in  hebraischen  Lettem  (woWi 
das  plioiiicisclie  Zahlzeichen  dnrch  den  hebraischen  Zahlbuch 
staben   ersetzt  werdeii  musste),    wie    sie    hiemeben    erfolirt. 
zum  Verstlindniss  des  Weitem  unerlasslich. 

*)  Sie  seicn  liier  kiirz  znsaminengestellt.  Spano:  ^Domino  He$- 
niun  Merccli  (Adiutori)  aram  aeneam  ponderatam  Thermis  {sacrortv 
donavit  vir  vovens  Haclion  qui  gratiara  accepit,  et  etiam  est  vir  Bolsi^ 
salinarum  (eo  qtwd  Jlesmun)  custodivit  infirmos  patres  Saffet^s  [or^it 
natores,  qui  imserunt  donum)  sit  propitius  {et  qui  exaravit,  fuit):  Chithij 
{citheus)  Abdesmum  filius  Chanilonis. '  —  Garrucci  bei  Spano  j».  ^ 
^  Domino  Ksmuno  Merre  aram  aeneam  pondo  libramm  centam  . . .  •  • 
voto  suHcepto  Cloon,  eo  quod  exaudivit  (eum)  et  ex  saliDis  reduii* 
CuratoT  ab  actis  l*atrum  Snffetum  Himilcathon  Esmuni  cnltor,  fil-^* 
Ileniilonis. '  —  Peyron:  'Domino  Esmun  Merach  aram  aeneam  ona- 
tani  (jmndo)  libris  ccntum  ...  vir  vovens  Cieon  Siculns,  etiim  ^ir 
Salinarum.  (Esmun)  audivit  vocem,  sanavit.  In  tempore  Iudicnn 
('hamalcuth  et  Abdesmun,  filii  Chamlon.'  —  Levy:  'Dem  HermEpinnc 
MciTe  ein  eherner  Altar  [100  Pfund  wiegend],  welcfaen  gelobteCleoB: 
aiich  die  Genossen.schaft  der  Salzsicder  legte  ihr  Gel6bnis8  in  Sfin^-o 
Mnnd.  Ira  Jahre  der  Hichter  llirailco  nnd  Abdesmnn,  Sdhne  Hamlon* 
—  K  wald:  'Doni  Herrn  Eshmun  M'errech  einen  ehemen  Altar  KiOPf"'^*^ 
wiogenil  --  was  weihete  Kleon  der  Genosse  der  Salssieder  —  sich  hi. 
tend  an  den  Boschluss  der  Viiter  -  Snfleten  Himilkat  [und]  Abdeshmtr 
Suhne  Chauilan'8.' 


DBEISPBACHIGE   INSCHRIFT   VON   SABDINIEN. 


659 


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(500  nUEISPRACHIGE   INSCHRIFT   VON   SARDINIKK. 

4  Was  zuniichst  das  Alter  der  Insehrift  betrifft,  80  schwar- 

ken  die  italianisehen  Erklarer  zwischen  den  drei  letztenJabr' 
hunderten^vor  Ch.  Levy  p.  64  will  sie  ^nicht  anter  das  zweiic 
herabgeriickt'  haben;  nach  Ewald  p.  49  ware  sie  *wahnrtu 
der  Jahre  zwischen  dem  ersten  und  zweiten  Punischen  Krifg- 
oder  doch  nicht  lange  Zeit  spater'  abgefasst.  Dass  sie  nach 
dem  ersten  Punischen  Kriege  fallt,  versteht  sich  von  selb^ 
weil  erst  seit  dessen  Ende  die  Insel  Sardinien  an  die  Bomer 
kam.  Aber  dass  ^nach  dem  Ende  des  zweiten  Punisch<? 
Krieges  der  Gebranch  des  Phonicischen  in  offentlichen  Deok 
miilern  Sardiniens  wohl  bald  ganz  aufhorte',  wie  Ewald  meiDt 
Hisst  sich  a  priore  weder  bejahen  noch  vemeinen.  Dass  e» 
so  selir  bald  nicht  der  Fall  war,  beweist  uns  vielmehr  di- 
Thatsache  unserer  Inschrift.  Zwar  eines  der  sichersten  Kr; 
terien,  der  allgemeine  Schriftcharakter,  lasst  uns  bei  ih: 
mehr  im  Sticli  als  man  von  vorn  herein  erwarten  soUte:  er 
wiirde  sogar,  wenn  man  ihn  lediglich  nach  den  sonst  ht 
kannten  Analogien  messen  wollte,  viel  geneigter  macheii)  ai 
das  7te  als  an  das  6te  Jhdt.  d.  St.  zu  denken.  AUein  <" 
leuchtot  auf  den  ersten  Anblick  des  Facsimile's  ein  und  i*5 
auch  von  Peyron  einsichtig  entwickelt  worden,  dass  wir  Jj^ 
technische  Elaborat  eines  ausserst  ungeubten  und  ungeschi(A 
ten  Arbeiters  vor  uns  haben,  dem  die  mechanische  Bewal 
tigung  des  sproden  Materials  so  unerhorte,  bald  schnorkr. 
hafte  bald  steifeckige  Buchstabenformen  abgepresst  hat,  w> 
sie  uns  in  der  ganzen  lateinischen  Epigraphik  wohl  kaar 
znm  zweitenmal  eiitgogentreten.  Lasst  demnach  dieser  re.: 
individuello  Gesammtzug  der  Schrift  einen  Schluss  auf  tl" 
Zcit  liberhaupt  gar  nicht  zu,  so  gibt  es  doch  in  ihr  eint. 
einzelnen  festen  Anhaltspunkt,  der  nicht  wohl  tauschen  kanr 
Es  ist  dioss  die  reclitwinklige  Gestalt  des  Buchstaben  L,  ^^' 
(las  spitzwinkhge  U  niclit  vor  dem  letzten  Drittel  des  Oten  Jahr 
luinderts  gewichen  ist,  am  wenigsten  auf  einem  vom  Mutt^r 
sitze  der  latinischen  Cultur  so  abgelegenen  Punkte  wie  J:- 
Insel  Sardinien  ist.  Gerade  solche  Abgelegenheit  hat  b:»' 
wie  niohrfach  in  andern  Fiillen,  zugleich  die  Wirknnp  'Z" 
habt,  dass  sieh  voreinzelte  archaische  Sprachformen  uber  •! 
Zoit<^ronze  hinaus,  mit  dor  sie  sonst  ziemlich  allgemein  Ttr 


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DSEISPBACHIGE   INSCHRIFT  VON   SARDINIEN.  661 

schwindeD;  zahe  erhielten.  Dahin  gehort  in  uilserer  Inschrift 
MERENTE  fBr  tnerenti,  AESCOLAPIO  fttr  Aesculapio:  For- 
men,  die  an  sich  alierdings  in  den  Zusammenhang  derjenigen 
Sprachperiode  gehoren;  welche  zwischen  den  zwei  ersten  5 
Punischen  Kriegen  tlberwunden  wurde^  aber  doch  in  ailerlei 
yersprengten  Nachklangen*)  gleichsam  eine  Reminiscenz  der 
uberwundenen  Periode  bewahren:  —  wahrend  anderseits  das 
(I  in  DONVM,  das  i  in  MERITO,  ja  selbst  in  DEDIT,  ent- 
schieden  diesseits  der  Grenze  fallen.**)  —  Dieselbe,  wo  nicht 
noch  grossere  UnbehtUflichkeit,  wie  die  lateinische  Schrift 
(Ewald  nennt  sie  nicht  mit  Unrecht  ^wie  zerhackt  eingegra- 
ben'),  zeigt  Ubrigens  auch  die  griechische.  Yon  ihr  urtheilt 
ein  Kenner  wie  K.  Keil,  sie  werde  in  die  Mitte  des  2ten  Jahr- 
honderts  vor  Ch.  geh5ren,  konne  moglicher  Weise  etwas  alter 
sein,  doch  schwerlich  viel  jUnger.  Wir  werden  nach  An- 
leitung  der  lateinischen  das  eine  wie  das  andere  yerneinen 
diirfen  und  am  liebsten,  um  allen  Seiten  Rechnung  zu  tragen, 
an  der  nachsten  Zeit  um  oder  nach  570  festhalten:  wiewohl 
ein  etwas  weiteres  Herabgehen  bis  gegen  Ende  des  Jahr* 
hundertsy  oder  selbst  in  den  Anfang  des  siebenten  hinein, 
zwar  nicht  eben  empfohlen,  aber  doch  auch  nicht  durch  ab- 
solut  zwingende  Griinde  ausgeschlosseu  ist. 

Wer  aber  war  der  Cleon^  der  dem  mit  punischem  Bei- 
namen  (MERRE,  MHPPH)  individualisirten  oder  localisirteu 
AescuUp  diesen  Altar  (BQMON)  als  ANAOEMA,  DONVM 
aufstellte?  Von  den  Herausgebem  wird  der  Anfang  der 
lateinischen  Inschrift  also  gelesen:  ^CIeon  salari(&rt4m)  soc(te- 
iaiis)  s(ocni5)',  nur  dass  Spano  und  Levy  fiir  'societatis  socius', 
wie  allerdings  wohl  niemals  ein  lateinisch  Redender  gesagt 
hat;  ^^oc{ieUU%3)  9(odali$y  substituiren.  Darauf  hat  denn  Caye- 

*)  Das  e  der  Dativenduiig  besonders  in  Natnen,  wie  lave  lunone 
Hercuie  Lictore  Victore  PUemone;  aber  auch  iu  Appellativis,  wie  ein- 
mal  veteref  vor  allem  jedoch  iure  und  aere:  denn  dass  iure  dicundo, 
^e  fiando  feriundo  nicht  Ablative  aind,  wie  noeh  neuerdings  wiedcr 
behanptet  worden,  lasst  sich  m.  £.  einleuchtend  darthun.  Noch  h&ufiger 
daa  0  in  Ableitungssylben  wie  tcU)ola  sorticola  singoli  consolibus  n.  dgl. 

**)  'Libens^  beruht  nur  auf  Ungenauigkeit  der  Herausgeber,  du 
das  Faoimile  deutlich  genug  LVBENS  gibt.  Sie  haben  anch  die 
conatante  Accentnation  *AcKX/iinoc  zu  verantworten. 


662  DREISPRACHIGE   INSCHRIFT   VON   SAKDINIEN. 

doui  (bei  Spano  p.  91  f.)  die  Yorstellimg  gebaut,  Eleon  ^^; 
Yon  Geburt  ein  Grieche  gewesen^  der  Handelsgeschafle  balber 
oder  aus  sonstigen  Griinden  nach  Sardinien  iibergefiiedelt  seL 
Ewald  aber  p.  52  malt  sich  die  Sache  so  aus^  dass  Isim. 
6  ein  reicher  Mann,  allen  Anzeichen  nach  ein  gebomer  Grieck 
sich  in  eine,  selbst  damals  unter  romischer  Herrschaft  nocii 
bestehendc;  punisch  redende  grosse  Tnnung  Yon  Sahsiedeni 
habe/  aufnehmeu  lassen,  auch  in  Sprache  und  Sitte  selbsr. 
ganz  wie  ein  Punier  lebte;  aber  obwohl  er  sich  sowohl  au: 
Punisch  als  auf  Lateinisch  nur  als  einen  Tfaeilhaber  dieser 
Innung  bezeichne,  nenne  er  sich  doch  wenigsiens  grieehkb 
(6  im  Toiv  dXujv)  so,  dass  er  entweder  der  erste  Beamte  oder 
vielmehr  der  reiche  Besitzer  der  Salzwerke  selbst  miisse  ^ 
wesen  sein.  Dass  diess  ein  starkes  Phantasiegemalde,  und 
zwar  ein  falscheS;  ist  leicht  zu  zeigen.  Die  Sigle  S  hm 
weder  mit  Socius  noch  mit  Sodalis  aufgelost  werden,  weil  sk 
so  ebeu  nirgends  gebraucht  ist^  sondem  heisst  nothweiKli; 
und  ausschliesslich  Servus^  wie  liberall.  Eleon  war  also  gaK 
einfach  romischer  Sklav  mit  griechischem  Namen,  und  m' 
^servus  SALARlonem  SOCwwm'.*)  Das  am  meisten  Usnell 
ware  nun,  ^Salariorum'  als  Nomen  proprium  zu  nehmen,  w> 
es  denn  als  solches  gar  nicht  ohne  Beispiel  ist**);  indess^i^ 
da  es  sich  hier,  wie  das  Griechische  beweist,  in  der  Tha' 
um  Salinen  handelt,  so  ist  natiirlich  nicht  zu  zweifeln^  ii^- 
vielmehr  'salarii'  gemeint  sind,  dergleichen  auch  in  eiu^r 
wenngleich  spiiten  Inschrift  bei  Orelli  1092  [C.  L  L  VI.  i 

*)  Oder  allenfalls  SALARIorttw  SOCietatis:  nur  nicht  SALARV 
SOCic^atw,  wie  Peyron  p.  111  wollte,  jedoch  mit  wenig  paflsendeDBtJ 
spielen  belegte,  wenn  er  via  Salaria,  annana  salcuria  verglich.  I^* 
salarim  ausschliesslich  einen  Handler  mit  salsamenta  (wie  bei  Miurti&i 
oder  sctzen  wir  hinzu  einen  ^alzyerk&ufer  bezeichney  niemalf  wie  ^' 
nator  mit  dem  Begriif  der  salina  verkntipfb  bbi  als  SaliDeo^tacbu: 
odcr  dgl.,  diirfte  sich  schwerlich  beweisen  lassen  und  wird  dnrch  uwcr 
InBchrift  am  wenigsten  begiinstigt,  in  der  doch  SALAEI  •  und  ^in  ^ 
6X0uv  offenbar  parallel  stehcn  oder  doch  insofem  aufis  engsie  vmmJDf^ 
hangcn,  als  die  salariiy  wenn  sie  denn  als  Salsh^dler  geiant  wcrd-^ 
sollcn,  doch  zugleich  eben  dic  Salinen,  fiXai,  unter  sick  hatt*»  ^ 
ausbeuteten. 

**)  Inscr.  Neap.  2224.  (3135).     Grui  680,  9.     Mur.  1275,  5. 


DREISPRACHIQK   INSCHRIFT   VON   SARDINIEN.  663 

n.  1152]  eine  Genossenschaft  bilden:  DIVO  |  CONSTAN- 
TINO  I  AVQVSTO  |  CORPVS  |  SALARIORVM  |  POSVE- 
KVNT^  dass  folglich  Kleon  nicht  Sklay  eines  einzelnen  Herrn 
war,  sondem  der  ganzen  Gesellschaft  gehorte.  Und  diese 
Gesellschaft  liegt  kein  Grund  Tor  anders  deiin  als  eine  wesent- 
lich  romische  zu  denken.  Theils  darani;  theils  weil  ohne 
Zweifel  damals  das  Romerthum  langstauf  der  Insel  das  Ueber- 
gewicht  hatte,  steht  das  Latein  yoran-,  durch  die  nachfolgenden 
freien  Uebersetzungen  soU  nur^  bei  der  gemischten  Bevolke-  ? 
rung  der  Insel,  auch  den  das  Asklepische  Heiligthum  be- 
suchenden  Mitgliedem  der  andem  Nationalitaten  Kenntniss 
gegeben  werden  yon  der  frommen  Huldigung^  die  Kleon  dem 
Gotte  dargebracht. 

[Und  zwar  ist  diese  societas  unzweifelhaft  als  eine  6e- 
nossenschafk  von  publicani  aufzufassen,  die  die  Salinen  auf 
Sardinien  gepachtet  hatte:  eine  Ansicht,  die  mir  gleichzeitig 
brieflich  von  zwei  Terschiedenen  Seiten  her  ausgesprochen 
wurde.*)] 


^  [Nsunlicli  Yon  Bernays  und  Bucheler.  Bernays  theilte  mir  fol- 
gendefl  mit:  'Seneca  epist.  95  §  25  (Haase)  iUud  aociorum  garum, 
preUosam  mtdorum  piscium  saniem,  non  credis  urere  salsa  tabe  praecor- 
dia?  Plinius  N.  H.  XXXI  §  94  nunc  e  scomhro  piace  laudatissimum 
igarum)  in  Carihaginia  spartartM  cetariis,  sociorum  id  appeUatur, 
offenbar  nach  der  Compagnie  von  pnblicani,  welcbe  jene 'cetana  ge- 
pachiet  hatte.  Schon  die  Ausleger  dcs  Plinius  vergleichen  N.  H. 
XXXIII  §  IIS  {minium  llispaniense)  adtdteralur  multis  tfwdis^  unde 
praeda  societati,  d.  h.  der  GeseUschaft  von  pnblicani,  welche  die 
MiDiom-Qruben  in  Baetica  gepachtet  haite.  Im  Grunde  kann  dieser 
Gebrauch  von  socii  Bchlechthin,  bei  dem  es  Bich  wohl  immer  um  eine 
sodetas  publicanorum  handelt,  eben  so  wenig  auffallen,  wie  es  bis  vor 
wenigen  Jahren  auffiel,  dass  man  die  englisch-indischen  OfBciere  und 
Officianten  «OfBciere  und  Officianten  der  Compagnie»  nannte.'  Ebenso 
Bchrieb  Bticheler:  ^Die  Bezeichnung  des  Cleon  als  salari,  soc,  s,,  sei 
dies  nun  salariae  oder  saJariorum  societatis  servus  aufzulOsen,  setzt  es 
ausser  Zweifel ,  dass  jene  Saline  anf  Sardinien  Staatsdomtlne  war  wie 
die  meisten  S^nen,  welche,  sicher  seit  dem  J.  548  d.  St.  (Livius  29, 37), 
^  HandelsgesellBehaften  {socieUntes,  n&mlich  p%iblicanorum)  verpachtot 
wurden.  Cleon  stand  im  Dienst  einer  solchen  Gesellschafb  als  Pro- 
curator;  den  punischen  Sklaven,  beEiehungsweise  die  Familie  desselben 
wird  die  rOmische  GoBellschaft  als  ErbstQck  aus  der  Zeit  des  punischen 


664  DREISPRACniGE   INSCHRIKT   VON   SARDIXIEN. 

Dass  mit  6  im  toiv  dXujv  nichts  als  der  Aufeeher  d« 
Salzwerkes  oder  der  teclinische  Administrator  der  Compi^k 
bezeichnet  ist,  ganz  und  gar  nicht  ein  Theilhaber  oder  g« 
der  Besitzer  des  Geschafts,  ist  eine  so  zwingende  Fordening 
des  griechischen  Sprachgebrauchs,  dass  es  naherer  Naet 
weisung  dafiir  nicht  bedarf.  Was  aber  sprache  denn  i^entl 
gegen  einen  Sklaven  in  solcher  Stellung?  da  uns  doch  ilw 
Verwendung  von  Sklaven,  namentlich  auch  griechischen  umi 
orientalischen,  fiir  gewerbliche  Unternehmungen,  industrielle 
Tliiitigkeiten,  kaufmannische  Geschaftsbetriebe  aller  Art  durcl 
zahlreiche  Beispiele  hinlanglich  bekannt  ist*)  und  z.  B.  aocl 
der  vilicus,  der  landliche  Wirthschaftsverwalter,  Aufseher  unJ 
Vorgesetzte,  seinem  Stande  nach  gar  nichts  anderes  als  ein 
Sklav  war.  Oder  besass  ein  solcher  Sklav  etwa  nicht  sein 
Peculium,  was  oft  betrachtlich  genug  war,  sehr  betrachUieii 
aber  nicht  einmal  zu  sein  brauchte,  um  einen  ehemen  Altar 
von  gar  nicht  grossen  Dimensionen  weihen  zu  konnen?  T^i«? 
wenig  selten  sind  doch  solche  Falle,  wie  (um  den  erstet 
besten  aus  alterer  Zeit  anzufiihren)  wenn  des  M.  Cattiit 
Sklav  Abennaus  der  Minerva  ^maceriem,  pinnas  et  ostia  it 
suo  fecit'  C.  I.  L.  I  n.  1463.  Woher  also  aberhaiipt  EwaldV 
Vorstellung,  dass  Kleon  ein  reicher  Mann  mQsse  geweseD 
sein?  Nach  allen  Uebersetzem  des  phonicischen  Textes  mit 
Ausnahme  Spaiio's  ware  der  Altar  100  Pfund  schwer  ^ 
wesen;  aber  100  Pfund  Erz  sind  ja  auch  keine  so  gros^ 
Sache.  Spano  und  Levy  bediirfen  allerdings  eines  reichen 
Mannes  gar  nicht,  da  sie  an  der  Hand  des  griechischec 
Textes  den  Kleon  sein  Weihgeschenk  im  Auftrage  der  Zunft. 
also  doch  wohl  auch  wesentlich  auf  deren  Kosten  stiftec 
lassen.  Das  aber  ist  ein  zweiter,  auch  von  Ewald  nicht 
verraiedener  Misgriff  in  der  Auffassung  des  Lateinisch-Uri^ 

Bctricbs  der  Saline  uberkommen  faaben.  Ofanehin  liesse  sich  die  Bi- 
nutzung  eines  Puniera  fiir  sardiniacho  Salinen  dadurch  erkl&ren,  da?* 
von  den  nSiChstgelegenen  dio  punischen  Lande  die  betrachtlichste  ^^^' 
fabrication  aufzuweisen  hatten  (Cato  orig.  2,  32  ex  salc  qui  apud  C»^ 
thaginienses  fit^  Salz  von  Utica  und  der  libyschen  KiiBte  in  den  StolN 
boi  Jordan  Cat.  proleg.  p.  XLV,  scU  Ammoniacus).*] 

'^)  Vgl.  Marquardt'8  r6m.  Privatalterthumer  I  p.  166  ff. 


DREI8PRACHIOE   INSCHRIFT   VON   SARDINIEN.  665 

chischen;  der  sichtlich  auch  auf  die  Deutung  des  Punischen 
Dachtheilig  gewirkt  hat 

Es  sind  die  Worte  Kaxd  7Tp6cTaTMa,  auf  die  es  hier 

ankommt.     Sie  besagen  nach  Ewald  p.  53 ,  ^dass  die  Obrig- 8 

keit  dem  reichen  Kleon  auf  sein  Gesuch  durch  einen  offent- 

lichen  Erlass  die  Erlaubniss  ertheilt  habe,  diesen  Altar  am 

Asklepiosheiligthum  zu  stiften',  welche  Obrigkeit  er  sodann 

in  den  ^Vater-Suffeten'   des  punischen  Textes  findet;  nach 

Spano  und  Leyj  dagegen  ware  die  societas  gemeint,  in  deren 

Auftrag;  auf  deren  Anordnung  oder  Befehl  Kleon  den  Altar 

gesetzt   habe.     Das  eine   ist  so   unrichtig  wie   das   andere, 

sowohl  an  sich,  als  weil  die  schlagendste  epigraphische  Ana- 

logie  auf  ganz  etwas  anderes  fQhrt.     Wo  soU  denn  der  Be- 

griff  der  Obrigkeit  (und  welcher  Obrigkeit?)  iiberhaupt  her- 

kommen,  um  zu  7rp6cTaT|ia  supplirt  zu  werden*),  wenn  er 

eben  nicht  dasteht?  selbst  wenn  man  sich  die  keinesweges 

einleachtende  Vorstellung  gefallen  lassen  will,  dass  es  zur 

Aufstellung  eines  WeihgeschenkeS;  dergleichen  es  ohne  Zweifel 

unzahlige  gab,  jedesmal  eines  besondem  offentlichen  Erlasses 

der  obersten    staatlichen   Behorde    bedurft   habe.     Um   ein 

weniges    leichter    ware   es    unter   grammatischem   Gesichts- 

punkty  zu  7Tp6cTaTMa  den  Begriff  der  Gesellschaft  zu  erganzen, 

die  zwar  im  Griechischen  nicht  genannt  ist,  aber  doch  wenig- 

stens  im  Lateinischen  vorhergegangen   war.     Aber   wie  un- 

natiirlich  doch  danUy  dass  die   wirklichen  Stifter  des  Altars 

als  solche  nicht  genannt  waren,  dagegen  der  nur  in  ihrem 

Auftrag   Handelnde,   noch  dazu   ein   Sklav,    seinen   eigenen 

Namen  so  breit  hinsetzen  durfte^  als  ware  er  der  Geschenk- 

geber.  —  Nein,  nichts  kann  zweifelloser  sein,  als  dass  wir 

an  dem  KaTOi  7rp6cTaTMa  eine  der  stehenden  Formeln  haben, 

mii  denen  die  Darbringung  eines  Dankes  oder  Geschenkes 


*)  Ewald  macht  zwar  die  Anmerkung:  Wgl.  in  demselben  Sinne 
und  ebengo  kurs  KarA  irp6cTaTM0i  xapicr/iptov  C.  I.  Gr.  II  p.  244;  360. 
429.'  Wie  das  erste  Citat  etwas  Behr  VerBchiedenes  beweiflt,  wird  sich 
sogleich  seigen;  dasB  aber  die  beiden  andern,  n.  2443  Kajdi  t6  tctov6c 
^9»CMa  (m6  ToO  bi]^ov  und  n.  2686  KaTd  t6  i|f/)q>iCMa  rf\c  Aurriwv 
i(6X€U)c  tlherhaapt  etwas  HierhcrgehOrigcs  bewiesen ,  kann  er  im  Emstc 
BelbBt  nicht  geglauht  haben. 


J 


666  DREISPRACHIGE   IN8CHRIFT   VON   SARDIKIKN. 

auf  das  numen  des  Gottes  selbst  zuriickgefCLhrt  wird:  For- 
mebi;  wie  sie  uns  in  so  grosser  Zahl  die  lateinisdien  In- 
schriften  vor  Augen  stellen  mit  ex  iussu  numi$Us  und  ii(^>ii 
oder  €x  iussu  schlechthin,  desgleichen  imperio,  ex  imperio^  ti 
niotiitu,  ex  praecepto,  ex  praescriptOy  auch  ex  oraculo:  woran  sich 
•j  nahe  anschliessen  visu  monitus  (vom  Aesculap  selbst  gebraudt 
Grut.  70,  7  [C.  L  L.  V,  1  n.  2034,  wo  visu  fehlt])  und  ex  tU' 
oder  ex  visu,  somno  monitus,  somnio  admonihis  u.  dgL  m^  wofur 
einiges  schon  Zaccaria  Istituz.  antiqu.  lapid.  p.  191  zasammeih 
gestellt  hat,  anderes  yermuthlich  Morcelli  de  stilo  inscr.,  der 
mir  augenblicklich  nicht  zur  Hand  ist.  Dem  entsprechen  hul 
im  Griechischen  die  eben  so  bekannten  Ausdrilcke  Kara  kcXcu- 
civ  0€ou  und  Kaxa  KeXeuciv  kurzweg,  d^  iilieXeuceuK,  iE  im- 
TctYMaTOC,  in.  Beispielen  bei  Franz  £Iem.  ep^r.  Gr.  p.  335;  mi: 
volliger  Uebereinstimmung  aber  unser  KaTo  irpdcTaTMa  C  L  G. 
II  u.  2304:  CapdTTibi  "lcibi  'Avoupibi  AiOTe'vT]C  Oaviou  'AXapav- 
beuc  KaTct  TrpocTUTMa;  n.  2305:  CapdiTibi  ^cibi  'Avoupibi  eeavi 
'ATieXXoO  'AXap.  uTiep  dauTfic  Kai  toO  dvbpoc  Kai  toO  Traibioi 
KaTd  TTpocTaTjia  xctpiCTrjpiov  (mit  Bockh's  nicht  zweifelhafteB 
Erganzuugen);  III  n.  5959:  Aiovucou  CkiuvOi  KUTd  TrpocTOT^fl 
MdpKOC  TTivdpioc  TTpOKXoc  kui  'ApiCTd^ouXoc  ^ApicroPouXou.*/ 


*)  Noch  ein  [Karja  iTp6cTaTMa  aOTfjc  fSgt  K.  Kcil  hinin  mm  Le'r>a» 
Inscr.  Gr.  et  Lat.  Attique  n.  302,  desgleichen  Kaxd  dmTOTMa  toO  idic\ 
au8  Rhangabe  Antiq.  HelL  II  n.  1046.  [Die  gleiche  Fonnel  icaTi 
TTp6cTaTMa  findet  sich  auch  in  einer  von  K.  Keil  im  Rhein.  Mob.  KIX 
p.  255  ff.  mitgethcilten  und  behandelten  Weihinschrift;  derselbe  gil'^ 
a.  a.  ().  p.  264  f.  weitere  reiche  Belege  dieser  AusdrucksveiB^.]  — 
Ohne  von  bulchen  Bclegen  Gebranch  zu  machen,  bezieht  zwar  PeyroL 
l^.  105  f.  das  TTp6cTaTMa  ebenfallB  auf  den  Gott,  abor  in  einem  gan: 
audern  und  iu  keiner  Weise  zulassigen  Sinne.  Tndem  er  namlich  u 
dcn  iepoi  X6toi  dcs  AriHtides,  diesen  fiir  den  AsklepioBcalt  und  sifiB^ 
ilcilungcn  allerdings  aehr  lehrreichen  Urkunden,  eine  bestimmte  rnUr- 
scheidung  zu  fiudcn  mcint,  wooach  jene  Heilungen  rd  }xiy  6hpR  (d.  h. 
diu-ch  Tniume) ,  tci  bi  X6^w  (d.  i.  durch  wdrtliche  VorBchriflen)  bewirkt 
worden  seieUf  bezieht  er  eben  auf  die  letstere  Kategorie  dsB  k^*^ 
iTp6cTaT|uia  der  Sardischen  Inschrift.  Aber  erstlich  etehen  in  der  dAfur 
augezogenen  Stclle  p.  334  lebb.  (518  Ddf.)  zwar  die  aDgefuhrien  Wortr. 
aber  in  einem  durchaus  andem,  der  Peyron^echen  Auffaiwnng  vOLiur 
fremdcn  ZuBammenhange.  Zweitens  hat  jene  ganze  UnterBchcidun^' 
au  sich  keincn  Ilalt,  da  alle -Asklepischen  Heilungen  des  Anftitii- 


DREISPKACHIGE   INSCHBIFT   VON   8ARD1NIEN.  667 

£s  liegt  sehr  nahe^  das  ebenso  einfache  wie  gewohnliche 
Sachverhaltniss  anzunehmen.  dass  der  leidende  Kleon  durch 
Incubation*)  im  Heiligthum  des  Aesculap  Heilung  suchte  und  lo 
durch  gottliche  Eingebung  fand:  ein  Erfolg,  flir  den  sich 
dankbar  asu  beweisen  seine  Sache  war,  ganz  und  gar  nicht 
die  seiner  Geschaftsherren. 

Wenn  schon  die  lateinische  und  die  griechische  Inschrift 
sich  nicht  YoUkommen  decken^  so  mag  die  punische  sich 
noch  weiter  von  dem  gemeinsamen  Inhalt  jener  entfernen, 
wie  es  ja  allerdings  den  Anschein  hat  Aber  das  kann  nur 
in  untergeordneten  Modificationen  oder  in  Zusatzen  und  Er- 
weiterungen  der  Fall  sein;  falsch  dagegen  muss  jede  Erkla- 
rung  des  Punischen  sein,  die  einen  Widerspruch  mit  dem 
Lateinisch-Griechischen  enthalt. 

Auf  meinen  Wunsch  hat  mein  geehrter*  College  Gilde- 
meister  vsich  freundlich  bereit  finden  lasseU;  die  Deutung 
des  Punischen,  die  sich  auf  den  obigen  Grundlageu  zu  er- 
geben  schien,  im  Nachstehenden  zu  entwickeln. 

F.  Ritschl. 

Die  angefUhrten  Deutungen  des  punischen  Textes,  so 
weit  sie  ein  vermuthetes  sodalis  wiedergeben^  sind  sprach- 
lich  in  hohem  Grade  anfechtbar.  Gegen  die  eine  Lesuug 
nnb7373:i  w  USi  Dm  ^auch  die  Genossenschaft  welche  an 
den  Salzwerken'  spricht  einmal^  dass  der  dem  Wort  Drr 
allein  zukommende  Begrifi"  Familie,  Stamm,  Genealogie, 
an  den  sich  in  der  spatem  wissenschaftlichen  Bprache  der 

lediglich  durch  Traumgesichtc  oder  TraiuneingeboDgen  vor  sich  gingcn, 
in  denen  selbat  eben  die  irpocrdT^aTa  des  Oottes  enthalten  waren:  wo- 
von  am  kOrzesten  die  belehrende  Darstellung  Welcker^s,  kl.  Schriftcn 
11 1  p.  It4— 156,  bcsonders  133.  146.  147  f.  uberzengen  kann.  Drittens 
kann  ja  doch  dv^CTr)C€  KOTd  iTp6cTaY^a  unmOglich  so  viel  heiasen  wie 
KOTd  irpdcraT^a  (aOelc  dv^CTT)C€  oder  dedit  ex  t»ij>eno  so  viel  wie  ex 
imperio  sanaius  dedit,  Viertens  endlich  kommen  ja  dieselbcn  Formcln 
mit  nichten  bloas  bei  HeilgOttem,  Bondem  bei  GOttem  aller  Art  vor.  — 
Eine  kiirzere  Ablehnung  der  unatatthaften  Peyron^Bchen  Erkl&rang 
moBBte  das  mit  Recht  hohe  Anschen  dieses  Gelehrten  aU  imangemesscn 
crtfcheinen  lassen. 

*)  Ueber  Incubation  vgl.  die  reiche  Sammlung  Welcker^B  a  a.  0. 
p.  84— tl4;  in  der  Kilrse  auch  Preller  gr.  Mythol.  I  p.  409. 


068  DREISPRACIUCiE    INSCHRIFT   VON   SARDINIEN. 

der  Kategoric  und  dergl.  regelrecht  anschliesst,  doch  zl 
wesentlich  verschieden  ist  von  dem  der  Compagnie  luid  Ge- 
schaftsassociation^  als   dass   letzterer   ohne  weiteres  subsd- 
tuirt  werden  konnte^  und  femer,  dass  Qa  nach  festem  GebraQcli 
iiicht  nach,  sondern  vor  Dn*«  stehen  m&sste.    Die  zur  Recht- 
fertigung  angefiihrten  Beispiele  "i^T  ^y  u.  s.  w.,  welche  darthmi 
sollen,  dass  'itdn  sich  gem  mit   solchen  Partikeln  verbinde, 
siiid   zum  Beweis  untauglich;   denn  es  sind  sammtlich  Pri- 
positionen   vor   conjunctivem  ^l)8(    dass,    die   natarUch  mi- 
mittelbar  zu  diesem   gehoren,  wahrend  Q:i  logisch  nicht  zu 
CM,  sonderu  zu   Dn**  gehort.     £bensowenig  kann  man  sich 
eiuverstanden  erklaren  mit  der  Deutung:  rnVn»  [■'JnTfitrJcr 
11  ^Genosse   derer   die   fliessen   (nx»  =  mt  uA3)   machen 
die   Salzwerke'.     Schwerlich   wilrde   eine   solche  Beieich- 
nung  gewiihlt  sein,  da  nicht  die  Salzwerke,  sondem  das  Sak 
uicht  fliesseu^  sondern  im  Gegentheil  verdunsten  und  trockseD 


(Ou^  Osj^  V^  Qam.)  gemacht  wird,  und  mit  der  Nothwendig 

keit,  eineu  sodalis  finden  zu  miissen,  h5rt  auch  die  Yer- 
anlassung  auf^  mittels  doppelter  Lautvertauschung  und  Ad- 
wendung  eiiier  fiir  Appellative  ausserst  seltenen  und  hier 
kaum  zu  erwartenden  Nominalform  ein  neues  Wort  za  bildeL 
Die  Buclistabengruppe  D5Dn'^  bereitet  freilich  keine  geriiige 
Verlegenheit;  es  scheint  weder  moglich,  sie  in  zwei  Wdrter 
zu  zerlegen,  noch  den  Begriff  servus  darin  zu  entdecken,  und 
als  ein  Wort  betrachtet,  fUhrt  sie  auf  eine  Wurzel  iOn,  di- 
iin  semitischen  Gebiet  weder  in  dieser  noch  in  nahc  w 
wandter  Gestalt  vorhanden  ist.    Sie  steht  nun  zwischen  JeD 

Wortern  vbD»  uiid  nnVTa-^n  ^n  *KIeon der  an  tlei 

Salzwerken',  welche  dem  KX^ujv  6  ^m  toiv  dXOav  entsprecheii, 
uiid  da  wenigstens  in  der  griechischen  Inschrift  nichts  weikre> 
steht,  was  hier  gesucht  werden  konnte,  und  da  eben  diese 
f^riechische  Inschrift  zeigt,  dass  auf  ganz  genaue  Wiedergabf 
(les  SALARI  •  SOC  •  S  •  kein  Werth  gelegt  worden  ist,  s^' 
sclieint  nur  die  Vermuthung  librig  zu  bleiben,  dass  jene  fnni 
Buchstaben  den  einheimischen  Namen  des  Kleon  enthaKen 
So  viel  liisst  sich  wohl  mit  Gewissheit  annehmen,  dass  At. 
wclcher  die  Inschrift  setzte,   seiner  Nationalitat  nach  weJer 


DRElSPRACHlGfi  IKSCHRIFT   VON   SARDINIEN.  G69 

Grieche  noch  Romer  war.  Ein  solcher  hatte  nur  durch  ganz 
besondere  Umstande  yeranlasst  eine  barbarische  Uebersetzung 
beigef5gty  und  in  der  That  ist  wohl  unter  den  bekannten 
Inschriften,  welche  eine  classische  Sprache  mit  einer  semi- 
tischen  yerbinden^  keine,  die  nicht  auf  einen  semitischen 
Urheber  zurQckgefQhrt  werden  mUsste.  Hier  aber  wiirde  die 
Annahme  besonderer  Umstande  nicht  ausreichen  um  zu  er- 
klaren,  weshalb  der  punische  Text  der  ausfQhrlichste  unter 
den  dreien  ist,  und  weshalb  nur  in  ihn  der  Verfasser  die 
Notiz  yon  dem  Gewicht  seines  Weihgeschenkes  aufzunehmen 
f&r  gut  fand.  Die  Zeit  atlein  nach  den  Amtsjahren  punischer 
Suffeten  zu  bestimmen  konnte  nur  einem  Punier  einfailen^ 
und  wer  griechisch  oder  romisch  dachte,  dem  stand  fUr  die 
besondere  Form  des  Gottes  gewiss  ein  classischer  Beiname 
—  nach  allem  scheint  Z^vioc  die  richtige  Auffassung  fQr 
MERRE  zn  sein  —  zu  Gebote;  die  Einfiihrung  des  nicht  12 
einmal  europaisch  declinirten  Wortes  zeigt,  dass  es  sich  um 
Uebersetzungen  handelt.  Die  Reihenfolge  der  Sprachen  richtet 
sich  nach  ihrem  politischen  Range  und  ist  dieselbe,  wie  in 
den  dreisprachigen  Inschriften  yon  Leptis.  War  also  der 
Weihende  ein  Punier,  so  hatte  er  auch  einen  punischen 
Namen,  und  Kleon  ist  nur  ein  angenommener  oder  von  seinen 
Herren  (auch  yon  romischen  Herren  griechisch)  ihm  bei^ 
gelegter,  wie  wir  auch  sonst  in  den  griechisch-phonicischen 
loschriften  finden,  dass  Phonicier  auf  europaischem  Boden 
sich  griechischer  Namen  bedienten,  die  theils  Uebersetzung 
oder  Lautumwandlung  des  heimischen  waren,  wie  NOYMH- 
NIOC  far  tinn:a,  ZYMZEAHMOC  fiir  Dbti:»©»,  theils 
damit  in  keiner  Verbindung  standen,  wie  ANTITTATROC 
der  sechsten  athenischen  Inschrift.  In  seiner  heimischen 
Sprache  schreibend  wird  er  sich  aber  auch  mit  heimischem 
Namen  genannt  haben,  und  einen  solchen  konnen  wir  nur  in 
den  Buchstaben  Daon*^  suchen.  Ein  sicheres  Beispiel  einer 
Nennung  von  Doppelnamen  neben  einander,  wenn  man  nicht 
etwa  Lept.  3  dafflr  gelten  lassen  will,  habeu  wir  zwar  in  phoni- 
cischem  Gebiete  noch  nicht,  aber  wie  dies,  freilich  unter  etwas 
andem  Umstanden,  in  Palmyra  geschah,  lasst  es  sich  auch 
hier  erwarten,  wenigst^ns  nicht  als  unmoglich  ausschliessen. 


070  DREISPRAClimE  INSCHRIFT   VON   SARDIXIEN, 

£ine   Namensform   &:iDn**   lasst   sich,  wenn  auch  nicht 
etymologisch  sicher  erklaren^  doch,  obschon  eine  ganz  ent- 
sprechende  unter  den  bisher  bekannten  nicht  Torhanden  ist, 
einigermassen  begreiflich  machen.     Wir  bedurfen  kaum  der 
Annahme,  der  Name  konne  ein  libyscher  gewesen  sein  (im 
heutigen  Berberischen  werden  Adjective  und  Participien  durch 
vorgesetztes  i  und   angehangtes  an  —   freilich  nicht  m  — 
gebildet,  und  Nomina  dieser  Form  haben  wir  mehrere  in  den 
neupunischen  luschriften),  da  auch  eine  semitische  Etymologie 
nicht  ausser   den  Grenzen  der  Moglichkeit  liegt.     Im  alien 
Testament  finden»sich  theils  als  Personen-,  theils  als  Orts- 
namen  etwa  acht  ahnlich  aussehende  Bildungen:  QTbs'^.  (wofur 
auch  D5bn)  Dy^ip"^  D?t3p'^  Dr^p'^  Dya^"»  D:^pT«  c:?:;©'»  ny^r^.  B^ 

»;•'  »!':*  r,'-:  »;';»  »;»»  r»;;»  •»»»  «is* 

trifft  sich  freilich,  dass  diese  sammtlich  zum  vierten  Bach- 
staben  T  haben,  und  so  sind  sie,  was  auch  wohl  auf  die 
masoretische  Vocalisation  Einfluss  gehabt  hat,  als  ZusammeB' 
setzungen  mit  d?  Volk  betrachtet  worden,  ungeachtet  die 
13  auf  solche  Weise  sich  ergebenden  Bedeutungen  zum  Theil 
wenig  passend  erscheinen.  Eben  so  gut  kann  man  sie  oder 
einige  von  ihnen  durch  priiformatives  ^  und  afformatiTes  : 
a))leiten;  mag  auch  das  Zusammentrefifen  der  beiden,  fur  sich 
hliufig  g<^nug  vorkommenden  Bildungen  sonst  selten  sein- 
Fiir  die  nicht  von  einander  zu  trennenden  oyVr»  und  crba 
gibt  man  os,  auch  im  Hinblick  auf  die  altarabische  Ueber* 
setzung  j^UaJ,  neuerdings  wohl  allgemein  zu.  Das  Vorkommen 
eines  Namens  ^21;^«  von  ?no,  5?a*nN  von  y:i*i  berechtigt  anch 
D:^nrr  und  Ds^a^"^  auf  diese  Wurzeln  zurfickzuleiten;  letztere* 
etwa  naeh  Vergleichung  von  c^jA  u.  s.  w.  in  der  Bedeutung 
wohlproportionirter  Mann,  ahnlich  wie  man  denFrauen- 
namen  D^*i?3  am  besten  und  orientalischen  Schonheitsbegriffen 
gemiiss  als  die  Wohlbeleibte  (r;*n7a  =  n*i»)  erklareu  wiid. 
Nach  hebriiischer  Analogie  ware  danach  ftlr  den  punischen 
Nanien  etwa  die  Aussprache  tPcJiesgam  zu  vermuthen. 

Fiir  die  niichsten  ^Vorte  ist  es  nothig  eine  Ergannmg 
vorzunehmen.  Von  dem  verstiimmelt^n  ersten  Buchsfaben 
dor  zweiten  Zeile  sind  nach  der  Turiner  Zeichnung  nur  noth 
zwei  Stricho  iibrig,  vou  denen  die  Copie  in  der  Zeitschrift 
der  deutseheu  morgenlandischen  Gesellschaft  nur  einen  wieder- 


DREISPRACHIQE   INSCHRIFT   VON  SARDINIEK.  G71 

gibt.  Wegen  des  spitzen  Winkels,  den  sie  bilden,  ist  der- 
selbe  mit  Peyron  eher  f&r  p,  als  fUr  n  zu  halten.  Der  dritte 
voUstandige  Buchstab  dieser  Zeile  ist  ganz  entschieden  ein* 
n  und  nicht  ein  3,  da  die  eckige  Biegung,  welche  sammt- 
liche  f&nf  n  der  Inschrift  libereinstimmend  zeigen,  hier  fehlt 
und  die  Form  des  Striches  dem  der  Qbrigen  ^  gleich  ist. 
Dass  am  Ende  der  ersten  Zeile  noch  ein  Buchstab  gestanden 
habe,  kann  nicht  deshalb  nnwahrscheinlich  gefunden  werden, 
weil  der  jetzige  letzte  in  gerader  Linie  unter  dem  ersten 
lateinischen  steht;  die  Turiner  obere*)  Zeichnung,  in  welcher 
ubrigens  schon  das  letzte  n  um  den  vollen  Raum  eines  Buch- 
staben  Yorspringty  zeigt,  da  die  Kreisform  des  Altarschaftes 
die  Herstellung  der  ursprOnglichen  Dimensionen  ermoglichte,  i^ 
mit  Sicherheit,  dass  auf  der  unabgebrochenen  Flache  noch 
mehr  als  ausreichender  Platz  war,  und  auch  an  der  rechten 
Seite  geht  der  punische  Theil  iiber  den  griechisch-Iateinischen 
hinaus.  Es  wird,  wie  schon  Peyron  woUte,  nur  mit  anderer 
Wortabtheilung,  gelesen  werden  miissen:  «''D^  «Vp  [y]7att5  *er 
horte  seine  Stimme,  heilte  ihn',  in  der  auf  ph5nicischen 
Votivsteinen  ganz  stehend  gebrauchten  Wendung,  welcbe 
dann  vollig  angemessen  durch  die  Formeln  L  •  M  •  M  und 
Kcrra  Trp6cTaTMa  wieder  gegeben  ware.  Hierbei  wurde  aller- 
dings  einen  Anstoss  bilden  die  Form  vrti,  die  als  Piel  mit 
Suffix  genommen  (der  Uebergang  eines  Mb  in  nb  macht  keine 
Schwierigkeit,  am  wenigsten  bei  MC^)  eine  nicht  alttesta- 
mentlich-hebraische,  sondem  dem  Aramaischen  ahnliche  Bil- 
dung  darbote.  Die  Inschriften  bieten  uns  bis  jetzt  kein 
Beispiel  eines  Piel  von  nV,  sei  es  mit,  sei  es  ohne  Suffix, 
dar^  und  die  abstracte  Moglichkeit  einer  solchen  Entwicklung 
der  Sprache,  bei  der  in  der  zweiten  Sylbe  der  I-  oder  £-Laut, 


*)  [Atif  der  Tavola  I  der  Turiner  Akademieschrifben  steht  nllm- 
Hch  anten  die  dreitache  Inschrifb  in  grCssem  Dimensionen,  oben  aber 
ein  yerjnngtes  Bild  der  ans  nngef&iir  7  Stdcken  ann&hemd  wieder  zn- 
<Kimmenge8etzten  Altarbasia  aelbst,  anf  der  also  dieselbe  Inschrifb  in 
Kleinerer  Geatalt  und  mit  flachtigera  Ziigen  noch  einmal  crscheint. 
l^as  hier  angedentete  Ranmverhultniss  abcr  ist  es,  welches  dem  des 
untem  grGaaern  Facsimile^s  der  blossen  Inschrift  nicht  ganz  genan  ent- 
Bprichi    P.  R.] 


(572  DUEISPKACIIIGE   INSCHUlFT   VON   SARDINIEK. 

wie  irn  Aramaischen  durcbgangig  und  im  Hebraischen  scliO!i 
bei  den  «b,  das  volle  Uebergewicht  erhielt,  ist  nichtinAl 
.  rede  zu  stellen.  Bis  auf  erfolgte  Bestatigung  oder  entscliieJeD 
bessere  Erkliirung  wird  man  sich  dabei  beruhigen  konnen. 
Die  ganze  Inschrift,  die  in  ihrer  uns  vielleicht  aut 
fallenden  Construction  dem  sonst  bekannten  Votivstil  der 
Phonicier  vollkommen  entspricht,  ist  nach  berichtigter  Tbd 
lung  und  Orthographie  so  zu  verstehen: 

p  n«73  D^i::^  tpu573  nu5nD  natn  nNn?^  ine^b  p«b 
«•»D^  xbp  [y]72'0  nnV73?2a  ©«  naorr  t^Vd»  •na  sx 

ibTan  13  ■|72^^'^^^"'  rir>V?2n  c::do  nca 
^Dem  Herrn  dem  Eshmun  Merre  ein  eherner  Altar  hundert 
Pfund  wiegend.  Was  gelobt  hat  Kleon  N.  N.,  der  an  JtL 
Salzwerken.  Er  hat  seine  Stimme  gehort,  ihn  geheili  b 
Jahr  der  Suffeten  llimilkat  und  Abdeshmun,  Sohnes  [(itr 
Sohne?]  des  Hamlan.' 

J.  Gildemeister. 

[Spiitere  Bemuhungen  um  den  punischen  Text,  die  jedt»il 
noch  nicht  zu  einer  befriedigenden  Erklarung  der  schwieriiTtL 
Gruppe  von  fiinf  Buchstaben  gefiihrt  haben,  verzeichne: 
Schroeder  Die  Phoenikische  Sprache.  Halle  1869.  p,  249,  ohn- 
don  von  Ewald  seiner  Abhandhing  als  p.  57,  58  in  Beziehimi: 
auf  obigen  Aufsatz  beigefiigten  Nachtrag  zu  kennen;  hinzJ 
gekommen  ist  seitdem  J.  Halevy  M(3anges  depigraphie  f' 
d^archeologie  semitiques.  Par.  1874.  p.  88.     J.  G.] 


XXI. 
Ueber  antike  Gewichtsteine.*) 

(Mit  einer  Tafel.)**) 


Unter  dem  Namen  ^Gewichte'  pflegen  gemeiuhin  zwei  9 
sehr  yerschiedene  Arten  von  Monumenten  des  Alterthuma 
zusammengefasst  zu  werden.  Die  eine,  hinlanglich  bekannte, 
begreift  die  wirklichen  Massgewichte,  deren  Material  ent- 
weder  natflrlicher  Stein  oder  Metall  (Blei,  Eisen,  Bronze) 
isiy  und  die  der  Natur  ihrer  Bestimmung  gemass  meist  eine 
ZiiFer  oder  Marke  tragen,  sei  es  eingekratzt  oder  auf  besondern 
Plattchen  eingelassen.^)  Von  ihnen  unterscheidet  sich  durch 
Materialy  Gestalt,  Haufigkeit  und  Mangel  jeder  Zahlbezeichnung 
die  andere  Art  auf  das  wesentlichste.  Die  Sttlcke  dieser 
Kategorie  sind  stete  von  gebrannter  Erde  und  ganz  roh  und 
kunstlos  gearbeitet;  sie  bilden  fast  ausnahmlos  abgestumpfte 
Kegel  oder  abgestumpfte  Pyramiden,  und  sind  sammtlich 
oben,  wenig  unterhalb  der  Spitze,  quer  durchbohrt;  sie  sind 
in  zahlloser  Menge  in  allen  grossern  Sammlungen  Europa's 


*)  [JahrbQcher  des  VereinB  von  Alterthnmafreanden  im  Rhoinlande. 
Heft  XLI  (1866)  p.  9—24.  Der  Anfaatz  enth&It  die  'Ausffihrung  der  An- 
deutaogen  in  den  Jahrbachem  dea  Vereins  y.  Alt-Fr.  i.  Rh.  XXXVIII 
p.  184  f.  nnd  in  Gerhard"»  Arch&ologischem  Anseiger  XXII  (J864) 
N.  192  A  p.  296*.'     C.  W.] 

**)  [Die  diesem  Aufsats  beigeffigte  Abbildnng  iat  jetzt  anf  Tafel 
XXIII  wiederholt;  die  Inschrifb  steht  auch  bei  Brambach  inscr.  Bhen. 
n.  421.    C.  W.] 

*)  Anch  dieae  Jahrbacher  IX  p.  27  erw&hnen  deren  'ungefHhr 
dreiflsig'  Stack  aua  einer  Utrechter  Sammlung.  Desgleichen  'mehr 
a.ls  40  Stflck',  meist  Yon  Blei,  aus  Nymwegen:  ebend.  VII  p.  70. 

FB.   RIT8CHELII    OPV8CVLA    IV.  43 


G74  ilBEU    ANTIKE    GEWICHTSTEINE. 

vertreten  uiid  so  zieinlich  in  allen  von  griechisch-romischfr 
Cultur  beruhrten  Landern  gefunden  worden  (namentlich  in 
Athen,  am  Pontus  Euxinus,  in  Sicilien,  Italien-),  SQdfrank- 
reich,  Spanien,  Rheinland,  Holland^));  nur  ganz  weniiie 
10  Exemplare  haben  iiberhaupt  Schrift,  einen  einzelnen  Buch- 
staben  oder  allenfalls  einen  abgekurzten  Namen:  mit  nur  Einer 
merkwiirdigen  Ausnahme,  von  der  zum  Schluss  die  Bede 
sein  wird. 

Massgewichte  konnen  diess  aus  sehr  eiijeuchtenden  Griin- 
den  nicht  sein.  Schon  des  Materials  wegen  nicht,  da  sica 
das  Gewicht  des  nassen  Thons  durch  das  Brennen  dergestalt 
verandert,  dass  sich  eine  bestimmte  Massgrosse  vom  Topfer 
gar  nicht,  oder  doch  nur  sehr  schwer  und  unsicher  im  voraus 
berechnen  liess.  Sodann  darum  nicht,  weil  sich  schwer  be- 
greift,  wozu,  den  Zweck  des  Wagens  vorausgesetzt,  die  reg»l- 
massig  wiederkehrende  Durchbohrung  dienen  soUte.  Endlich 
und  hauptsilchlich,  weil  das  specifische  Gewicht  der  verschie 
denen  Exemplare  auch  nicht  die  entfemteste  arithmetische 
Proportionalitat  darbietet..  Ich  habe  vierzehn  Stucke  mitteU 
oiner  gewohnlichen  Kaufmannswage  gewogen,  von  denen  frei- 
lich  5,  die  durch  Abspriinge  oder  sonstige  Beschadigungeu 
(lefect  sind  und  denen  ich  deshalb  ein  *  beisetze,  fur  dit\sf 
Rechnung  nicht  in  Betracht  kommen,  und  habe  bei  ihnen 


-)  Von  Atheu,  Sicilien,  Italien  s.  Antonino  Salinas  'I  monn 
menti  sepolcrali  scoperti  .  .  .  presso  la  chiesa  della  S.  Trinit^  in  Kieuv 
(Torino  18G3)  p.  16,  der  spcciell  von  Sicilien  bezeugt,  dass  dorl  fi?t 
iiusschlicij.slich  die  pyramidale  Form  herrsche.  Ein  eben  solches  ExemiU: 
aus  der  Krim:  Victor  Simon  im  'BuUetin  de  la  societt?  d'archeolop? 
et  d^histoirc  de  ]a  Moselle'  VII    ann^e  (Metz  1864)  p.  19. 

^)  Beiderlei  Eormen  in  Frankreich,  aus  Nimes,  Bordeanx,  Meti 
8.  ebend.  und  Caylus  Recueil  d'antiquit^s  V  p.  276.  Desgleichcn  in 
Holland,  aus  Utrecht:  Janssen  in  diesen  Jahrbiichem  IX  p.  27.  Vom 
Mittelrhein  b.  Anm.  4.  Von  Spanien  bczeugt  das  h&ufige  Vorkommtc 
brieflich  E.  Hiibner.  (Die  von  ihm  in  den  Monateberichten  der  Berl. 
Akad.  d.  W.  1801  (aus  18G0)  p.  241  erwahnten  'rOmischen  Gewicb^'' 
von  Stein'  sind  doch  wohl  Massf^ewichte  [vgl.  jetzt  C.  1.  L.  II  n.  4^»"'- 
1—6.  C.  W.J)  Ohne  Zweifel  hat  man  an  vielen  Orten  es  bisber  gif 
nicht  der  Miihe  wertli  gefnnden,  diese  nnscheinbaren  Thonkegel  nt«i 
Thonpyramiden  iiberhaupt  nur  zu  verzeichnen. 


*1) 

3   «!   11      Lotb 

•8)  1   «    3 

2) 

2   „   23        „ 

*9)  -  „  28 

3) 

2   „   16%     „ 

10)  -„25% 

4) 

"     v     13/2       „ 

11)  -  „    19 

«5) 

2   „     2        „ 

12)  -  „   18% 

6) 

1    „   16^       „ 

13)  -  „   18% 

*7) 

1    „     3/4     „ 

14)  -  „   17% 

iJBER   ANTIKE  GEWICHTSTEINE  675 

folgende  Werthe  (nach  dem  nenen  preussischen  Zollgewieht) 
gefunden*): 

Loth 

w 

7f 
7f 
?> 
9f 

Aber,  was  viel  mehr  besagen  will,  von  Herm  Jouannet  in  11 
Bordeauir  sind  mehr  als  150  StQcke  gewogen  worden,  und  das 
Ton  ihm  ausdriicklich  bezeugte  Resultat  war,   dass  es  ihm 
unmoglich   gewesen,  irgend  ein  auch  nur  annahemdes  Ver- 
haltniss  zu  finden.^) 

Welchem  Zwecke  also  dienten  diese  kleinen  Thonkegel 

« 

und  Thonpyramiden?  Caylus  versuchte,  meines  Wissens 
zuerst,  eine  Art  von  Erklarung,  die  mir  aber  so  unklar  ge- 
blieben  ist,  dass  ich  sie  mit  seinen  eigenen  Worten  anfQhre: 
'L'u8age  de  ces  figures  pyramidales  est  fort  difficile  a  re- 
trouver;  je  croirois  cependant  qu'elles  pourroient  avoir  servi 
a  marquer  dans  un  magasin  les  assortimens,  et  le  nombre 
compte  d'un  intervalle  a  Tautre,  qui  se  trouvoit  rempli  de 
marchandises  en  etat  d  etre  vendues,  et  cependant  de  qualit^ 
et  de  prix  dififerens.  L'une  et  Tautre  de  ces  circonstances 
etoient   designees  par  ces   pyramides.'^     Um  nichts  weiter 


*)  Diese  Nammern  2.  3.  4.  5.  7.  8.  9.  10.  14  wurden  1857  bei 
Bonn  zwischen  der  Coblenser  LandstrasBe  und  dem  Rhein  ausgegraben 
und  spllter  von  Prof.  £.  aus^m  Weerth  liberaler  Weise  der  Saminlung 
des  Vereins  von  Alterthumsfreanden  im  Kheinlande  zum  Geschenk  ge- 
raacbt.  8.  Jahrbflcher  XXVI  p.  190  f.  (XXXVIII  p.  180).  Die  Num- 
raem  11.  12.  13  geh5ren  dem  mit  dnr  UniverBit&t  verbundenen  Museum 
rbeinischer  Alterthilmer.  N.  6  ist  das  in  KOln  gefnndene  Gansange^sche 
Exemplar,  welcbes  am  SchluBS  besprochen  werden  wird. 

^)  Mittheilnng  Simon*B  a.  a.  0.  aus  einem  'rapport  publi^  en 
1836  par  Tacad^mie  dcB  BcienceB,  belles  lettres  et  aH»  de  Bordeaux/ 
den  ich  nicht  gesehen  habe.  ^ 

*)  CayluB  a.  a.  0.  p.  277,  der  jedoch  gleich  darauf  die  obige 
Vermuthung  selbBt  znrficknimmt  nnd  ihr  die  Behauptnng  eigentlioher 
Massgewichte  Bubstituirt,  aus  keinem  andem  Gmnde,  als  weil  er  er- 

43* 


676  i'BER   ANTIKE  GEWICHTSTEIXE. 

zu  sagen,  wozu  dana  das  Loch?  —   Dieselbe  Prage  halten 
wir  denen  entgegen,  die  an  Utensilien  des  Topferhandwerk* 
dachten,  ^etwa  zum  Reiben  der  Thonerde':  abgesehen  daTon. 
dass  sich  doch  dazu  harter  Stein  unstreitig  weit  besser  m- 
nete.  —  DesgleichSn  deneu  die,  wie  Victor  Simon,  die  Tor 
stellung  fassten  *de  corps  pouvant  servir  a  faire  la  tare  «1» 
vases  devant  contenir  des  marchandises',  also  zur  Ermittelun^' 
des  Nettogewichts,  wofiir  ja  iiberdiess  alle  beliebigen  Korj>*r 
von  beliebiger  Gestalt  dienen  konnten,   am  allerbequenistfL 
aber  die  beim  Wagen  ohnehin  zur  Hand  liegenden  wirkhch^i: 
Massgewichte  zu  gebrauchen  waren.  Auch  die  ^Schwergewitltr 
an  Flaschenzugen',   die   vermuthet  worden,   lassen  wir  bili .; 
bei   Seite,  uiid   fassen   nur  noch   die  relativ  probabelst*  ile: 
lii  unzulassigen  Hypothesen  ins  Auge.    Nach  dieser  hatten  un- 
sere  Steine  ihre  Verwendung  gefunden  beim  Fischfang,  *i^^ 
Beschwersteine  der  Netze,  um  diese  in  die  gewunschte  Ti^^t-' 
hinabzuziehen:  als  Senksteine  oder  sog.  Netzsenker.    > 
wiirde  allerdings  das  Loch  verstandlich,  um  namlich  mitvi^ 
oiner  durchgezogenen  Schnur  Netz  und  Stein  zu  verknupfn: 
Aber  ein  erhebliches  Bedenken  gegen  diese  Annalime  erinl* 
sii'h  aus  der  einen  Thatsache,  dass  in  den  Lochern  mantli' 
s()k'lier  Steinef  noch  Reste  (oder  Spuren)  von  durchgeheii<ii'i 
Kisenstiibchen    gefunden   worden   sind^,  die   einestheils  H' 
die   HelVstigung  am   Netz  schon   an  sich   ganz   unnothig  ♦'f 
solioinen,  anderntheils  dem  Stoffe  nach  so  unzweckmassig  i^- 
moglich   gewiihlt  wliren,   da   gerade  Eisen  im  Wasser  var 
vom  Jiost  zerfressen  und  bald  zerstort  worden. 

So   viel   ist  richtig:    die  Bestimmung  unserer  Gewicli^ 
muss  in  irgeiid  einer  Handwerksubung  gesucht  werden,  dent 

tahren  liabe ,  daas  in  einein  Zimmer  von  Herculanenm  mehrere  pAC- 
iilinliclie  Gewichte  zusammen  mit  Wagscbalen  aeien  gefunden  worJ»^ 
l>avon  miiyste  man  doch  daa  Thatsachliche  exacter  wissen,  ehe  ui^' 
(lie  Folgeiung  zwingend  finden  k5nnte:  'on  peut  ajouter,  saos  cniiL*^^ 
se  commettre,  quo  ces  poids  d'une  matiere  si  commone,  et  tra^^'*" 
avec  si  peu  de  soin,  ne  servoient  que  pour  le  detail  des  deDriV»  '- 
plus  grossii'r»»s,  et  dont  rusage  etoit  le  plus  r^pete.'  Vgl.  Anni  i" 
')  Salinas  a.  a.  0.  p.  16:  'ed  altri  mostrano  nel  bueo  vp<t.r 
di  un  ferro  che  si  sani  passato  nello  scopo  naturalmente  di  pot^^. 
attaccare  piu  facilmente  le  fila.' 


iTBER    ANTIKE  GEWICHTSTEINE.  677 

weiteste  Verbreitung  und  grosste  Unentbehrlichkeit  im  ge- 
meinen  Leben  die  zahllose  Menge  der  noch  heute  erhaltenen 
Exemplare  erklart.  Kommt  aber  noch  hinzu,  dass  ein  solcher 
Uebrauch  uns  zugleich  aus  mehrfachen  Erwahnungen  der 
Schriftsteller  entgegentritt^  dass  uns  sogar  das  Yorhandensein 
eigener  technischer  Naraen  ftir  derlei  Beschwersteine  oder 
Schwergewichte,  als  ganz  gelaufiger  und  darum  selbst  zu 
bildlichen  Yergleichungen  angewendeter  Bezeichnungen,  aus- 
driicklichst  bezeugt  wird,  so  wird  eine  begrdndete  Ueberzeu- 
giing  erwachsen,  der  gegendber  die  blosse  Hypothese  ihr 
Kecht  verliert.  Dergleichen  Erwahnungen  und  Zeugnisse  gibt 
es  far  die  Fischerei  nicht,  wol  aber  fiir  eine  andere  Gewerb- 
thiltigkeit,  die  das  Privatleben  des  Alterthums  in  jedem  Hause 
iibte:  die  Weberei. 

Kein  mir  bekanntes  technologisches  oder  encyklopadisches 
Werk  der  Neuzeit  gibt  uns  flber  die  Weberei  der  Alten  eine 
verhaltnissmassig  so  befriedigende,  ilberall  aus  den  Quellen 
geschopfte  Belehrung,  als  sie  schon  im  Jahre  1796  der  treflf- 
liche  Schneider  Saxo  in  einem  besondern  Excurs  seines 
Index  zu  den  Scriptores  rei  rusticae  lieferte.*)  Ausgehend 
von  der  Einrichtung  des  altem  Webstuhls,  der  tela  recta, 
welcher  im  Gegensatz  zu  dem  spatern,  horizontal  aufgestellten 
Webstuhle,  der  tela  plana,  den  Aufzug  (Zettel,  Kette  =  stamen  n 
und  beziehungsweise  trama)  vertical  stehen  hatte  und  vom 
Weber  oder  vielmehr  ganz  tiberwiegend  der  Weberin  im 
Stehen  bearbeitet  wurde  (schon  seit  den  Zeiten  der  Penelope), 
kommt  Schneider  auch  auf  das  Mittel  zu  sprechen,.  durch 
welches  die  von  dem  obern  Querbalken  senkrecht  herab- 
hangenden  Faden  gespannt  und  stramm  gehalten  wurden, 
um  den  Einschlag  oder  Einschuss  {mbtenicn)  quer  durchzu- 
lassen.  Dass  diess  durch  unton  angehangte  Gewichte  bewirkt 
wurde,  sagt  uns,  ausser  den  sogleich  anzufiihrenden  Griechen, 
sehr  dentlich  Seneca^),  indem  er  einen  Bericht  des  Posidonius 
wiedergibt:  'quemadmodura  tela  susj)ensis  pomlctibkis  rectum 
stamen  extendat*,  entsprechend  dem  im  Griechischen  ein  paar- 


*)  Scriptores  rei  nist.  vet.  Lat.  IV,  4  p.  369—387   (u.  d.  W.  tela), 
*)  Seneca  epist.  90. 


G78  UBER    ANTIKE  GEWICHTSTEINE. 

mal  gebrauchten  ^dpoc.  Dass  aber  diese  Gewichte  aus  Steinen 
bestanden,  geht  eben  so  deutlich  heryor  aus  der  theils  bei 
Aristoteles  und  Galen^^),  theils  bei  den  alten  Grammatikeni 
und  Lexikographen  Yorkommenden,  regelmassig  mit  XiOoi 
gemachten  Erklarung  der  beiden  Eunstausdrucke,  diefcr 
dergleichen  Webergewichte  —  Garnbelaster  oder  sogenannte 
Zettelstrecker  —  gangbar  waren:  dTvGOec  und,  gaoz 
gleichbedeutend  wie  es  scheint,  Xeiau**) 


^^)  S.  die  in  Anm.  12.  13  ausgeechriebenen  Stellen. 

**)   Diess    Bcheinen    wenigstens    die    bestbeglaubigten   Formeii  k 
sein,  wilhrend  es  in  BetrefF  mehrfacher  Varianten  sehr    dahin  Etelt. 
ob    Bie  nicht  sammt  und   sondera   auf  ^chreib-    oder    sonstige  FehUr 
zuriickgehcu.     Hauptstelle  bei  PoUux   Onom.   VII,   26:    dxvOScc  jlg 
dTvuGtc)  bi  Kttl  Xeiai  (vlg.  Xcla,   aber  Xeioi  cod.  Falck.)   ol  Xieoi  oi 
^ETipTTm^voi  TU)v  cTHM^vujv  KaTci  Ti?|v  dpxaiotv  6<pavTiKr|v,  nach  Bekktr, 
riicksichtlich  des  Accents  doch  wohl  nur  dem  Ch5robo6cn6  in  Theodf.? 
Can.  p.  350,  17   (kiirzcr  Bchon  in  Bekk.   Anecd.   III   p.    1208)  Eufoiijr: 
bei  bi  cnM€iiJucaceui  dv  tiIj  Kav6vi  t6  dtvuc  dtvOeoc*  toOto  jap  oEO- 
Tovov  6v  Kai  |L4UKp6v  ^xoy  t6  YC  6id  toO  0OC  ^KXien  Kal  oO  b\a  Kafksffi 
ToO  OC.    ((YvOBec  bi  X^tovtui  oi  X(0oi  oi  TT€pi(p€p€ic  Kai  T€Tpnii€voi  « 
Kp€)nd|H€voi  dv  ToTc  )niTap(oic  (so  (itiisford  fiir  iTOpioic).   Cebereinstimm»'=J 
Pollux  X,  125,  wo  er  uuter  den  Gerathschaften  des  Gyn&cenms  auffiitr: 
Xciac  Tuc    Kai    dTvOGac  (dTvOeac  vlg.,    dTvu9ac  ms.),    und   Suidas  1 
p.  03    Bernh.:    dTvu9€C    (aber   dTvOOcc  Zonaras   p.   22)    ol  XiBoi  tci 
icToO.     Dioselben  richtigon  Schreibungen  stecken  offenbar  fluch  in  dt^n 
VcrdiMbni.sseu  bei  Hesyciiius  I  p.   27,   50  Schm.   dTviOcc*    Xiai    (Xti  • 
I'ljavorinus),   und   p.    27,   67   dTvuCTac*    Xciac.     (ol   6^   xdc  i&ac  Turv 
icTiuv.)     Demnach  wohl  auch  bei  demselben  II  p.  19:  Xcdc*  Tdc  drt 
Tujv   icTUJv  Kp€juavvu|n^vac  dKpac.     Desgleichen  auch  im  Etjmologicnn 
M.  p.   55«   extr.:   X^a   i^   ^v  toic  icTioic  Xi9oc,  &n  Xi9ouc  ^E/jpTouv.  — 
Ncben  allen  diesen  Zeugnissen  k«nn  wohl  die  Schreibung  bei  Aristoteles 
(Anm.   1-J)   Xaiuc   (oder  Xaiac  oder  Xaiac)   um  so  weniger  anfkoninK-c. 
jils  nicht  nur  Galen  (Anm.  IM)  in  seinem  eigenen  Text  funfmal  Xcin! 
Xciac,  Xeiaic  schreibt,  sondern  sogar  die  eine  Aristoteli^che  Stelle  mif 
dcr    Schreibung    X^iac    ausdrOcklich    citirt.      In    der    handschriftlich-'! 
Ucberlieferung  bei  Ari.stoteles  aber  gar  das  Wort  Xaac  zu  finden,  mu- 
als  ein  gauz  verfehlter  Gcdanke  von  Kiister  in  Alberti's  Hct»yehiiu  1 
p.  58   und   Schneider  p.   380   crschcinen,  trotzdem  da66  der  letzUr^ 
bich   auf  die   altc  lateinische  Uebersetzung  beruft,  aus  deren  Wort« 
lapiihs  rocatas  lai/as  er  auf  einen  griechischcn  Text  wie  Xdac  rdc  ka- 
Xou|L4^vac  Xaiac  zuriickschliesst.     Denu   was  auch  KuBter  »ur  Vertii'"- 
digung  sapjc,   das   rein   poctische   Wort  Xdac  kann  uumOglich  als  ^J^ 


UBEB   ANTIKE  GEWICHTSTEINE.  679 

Welch  allbekaniiter  und  alltaglicher  Begriff  das  aber  u 
war,  ersehen  wir  aus  einer  popularen  Anwendung^  die  Ari- 
stoteles  davon  macht,  um  eine  physiologische  Theorie  zu 
veranschaulichen.  Indem  er  in  der  Schrift  ^iiber  die  thie- 
rische  Zeugung*  auf  die  Testikeln  zu  sprechen  kommt^  fasst 
er  diese  als  durchaus  unwesentlich  ftir  den  Process  der  Zeu- 
gung  (also  auch  die  Samenbereitung)  auf,  und  iindet  ihre 
einzige  Bestimmung  darin^  die  alleiu  Zeugung  bewirkenden 
Samengange  (Samenstrange)  gleichsam  mechanisch  festzu- 
halten^  weil  sie  sieh  sonst  zurUckziehen  und  eine  Befruchtung 
uumoglich  machen  wtirden;  es  verhalte  sich  damit,  ftigt  er 
an  zwei  Htellen  ^^)  hinzu,  gerade  wie  mit  den  Beschwersteinen^ 
welche  an  den  Websttihlen  ausserlich  befestigt  wtirden,  um 
(lie  Faden  oder  Strange  gespannt  zu  halten,  wahrend  sie  mit 
diesen  selbst  eben  so  wenig  in  einer  innern  Yerbindung 
standen  und  zum  eigentlichen  Geschaft  des  Webens  eben  so 
wenig  beitrtigen,  wie  die  Testikeln  mit  den  Samengangen  15 
und  zum  Geschaft  des  Zeugens.  Und  mit  wie  viel  pole- 
mischem  Eifer  und  immer  wiederholtem  Spott  auch  diese 
Theorie,  die  freilich  der  heutigen  Erkenntniss  sehr  kindlich 
erscheinen  muss,    von    Galen   in   seiner  Schrift   *tiber   den 


Ausdruck  des  gemeinen  LebenH  fiir  einen  ganz  prosaischen  GegeuBtand 
genommen  werden,  ond  auch  Aristotelea  selbst,  wenn  wirklich  die 
lateinische  Uebersetzung  massgebend  wSlre,  hatte  sicherlich  XiGouc  Tdc 
KaXou^^vac  X.  geschrieben.  —  Ueber  die  muthmassliche  Herleitung  des 
Wortes  XcCa  s.  Anm.  19. 

^^  Aristot.  de  anim.  generat.  1,  4  p.  717  a,  34:  ouB^v  ydp  elci 
M6piov  TuJv  TT^purv  (n'^mlich  CTrepjbiaTtKtJuv)  ol  6pxeic,  dXXd  TTp6cK€ivTai, 
Kaedtrcp  Tdc  Xaidc  (Xaiac  Vai*.,  Xaiac  vlg.)  TTpocdTrrouciv  ai  Oqpaivoucai 
Toic  lcToic  dqpaipoujbi^vwv  y^P  o^tuiv  dvaciruivTai  ol  iT6pot  dvT6c,  tijCT* 
ou  feuvavTai  Ttvvdv  Td  dKT€juv6M€va  u.  h.  w.  Und  V,  7  p.  787  6,  22: 
n  6'  dvectc  irapaTrXricia  yivcTat  tiicircp  dv  ei  tic  xop^^v  xaTaTeivac  cOv- 
Tovov  Troiif|C€ie  tCu  ^Hdti^ai  ti  pdpoc ,  oiov  hi\  irotouciv  al  toOc  icTOuc  iKpai- 
voucat*  Kal  ^dp  auTUt  t6v  CTHMOva  KaTUTeivouct  irpocdwToucai  Tdc  Ka- 
Xou^i^vac  Xaidc  (Xaiac  vlg.)-  oiiTtu  xdp  koI  f\  Ttiiv  6pxeu)v  <pi!ictc  Trpocrip- 
TnTai  irpdc  ToOc  drepjLiaTiKOuc  irdpouc  u.  8.  w.,  welche  ganze  Stelle  Galen 
de  aemine  I,  15  p.  575  (tom.  IV  ed.  Kiihn)  wiederholt,  mit  der  uner- 
heblichen  Variante  KaTCTeivoucat  irpocdTrrouci  und  der  in  Anm.  11  be- 
sprochenen  Xeiac. 


G80  UBER   ANTIKE  GEWICHTSTEINE. 

Samen'  widerlegt  wird'*'),  den  Vergleich  mit  dem  Webstuhl 
llisst  er  doch  an  sich  ruhig  gelten,  offenbar  als  einen  ganz 
passenden,  um  die  Meinung  des  Aristoteles  aUgemein  fassM 
auszudrucken. 

Schneider  ahnte  nicht,  als  er  diese  der  Schriftstellenrelt 
entnommenen  Thatsachen  zusammenstellte,  dass  es  in  der 
Denkmalerwelt  eine  Thatsache  gebe,  die,  selbst  ein  Problem 
fiir  die  Erklarung,  jenen  Ermittelungen  eben  so  zur  Besti- 
tigung  diene,  wie  in  ihnen  ihre  eigene  Losung  finde:  eben 
das  unziihlig  haufige  Vorkommen  der  rathselhaften  dureh- 
bohrten  Thonsteine,  die  den  Gegenstand  unserer  BesprechuDg 
bilden.  Beiderlei  Thatsachen  zu  combiniren  war  der  gluck- 
liche  (redanke  eines  in  Griechenland  reisenden  Italianer?, 
Antonino  Salinas^*),  und  er  fand  augenblickliche  Zustim- 
mung  in  einer  Adunanza  des  romischen  Instituts.^^j  Kamn 
ein  Jahr  spater  verfiel  dann,  nur  mit  Hiilfe  eines  Antiquitit^n- 
Lexikons,  auch  der  Franzose  Victor  Simon^^)  auf  dieselbf 
Combination. 

Dass  nun  freilich  die  erorterte  Methode  der  Beschweruiig 

nicht  ausscliliesslich  und  zu  allen  Zeiten  Gblich  war,  sonderc 

dass  es,  auch  beim  aufrechtstehendeii  Webstuhl,  noch  andere 

Vorrichtuiigeu  gab,  um  die  Filden  zu  spannen,  ersehen  wir 

iG  aus    zwei    bildlichen    Darstellungen    antiker   Webstuhle    b**.' 


")  Giilen  a.  a.  0.  von  Cap.  13  an:  p.  558  inf.;  —  p.  561  inf;  — 
p.  564:  oiov  Kal  6ti  TOiaOxTiv  xp^iciv  irap^xovrai  toic  circp^aTticoic  dT- 
Y6101C,  oYav  Kal  ai  Xciai  KaXoujncvai  xaTd  touc  6p6(ouc  lcrouc  -. 
p.  568:  ou  Yap  h^  Kal  toutoic  t^  <pr|C€i  Tic  dHf\q)8ai  tuiv  cir€p>iaTiKurv 
dYTci^J^v,  ujCTrep  Tdc  Xeiac,  ^qp'  unir|XoT^pou  K€i|bi^u;v  aOTOic  Turv  cirfp- 
paTiKOjv  — ;  p.  572:  dpd  coi  boKouci,  KaBdTTCp  al  XcTai  toIc  laoic, 
ouTiuc  oi  6pX€ic  Toic  CTTCpiuaTiKOic  dTTcioic  TrpocKCicOai ;  —  p.  574:  r 
dpa  biKaiov  auTOuc  elKdcai  XiGoic  ^Hrm^^voic  vTnndTUiv,  olc  ^k  toO  ^d 
pouc  ^6vov  i\  xptia;  —  p.  570:  t(  5'  dv  iv\  tu)v  2Iuiujv  citroiMCv,  dt 
oi  opxeic  Trpoc€CTaX|U€voi  t€  koI  ouk  ^KKpe^cTc,  djcircp  al  Xciai,  KaBcnrff 
^v  iLiev  Toic  TCTpdTTOci  Tiuv  uiuv  ctc.  —  p.  582  sq.:  oO  jjtfjv  ka  'Apioo- 
T^Xei  cq)aXX6|u€voc  (*Hp66iKOc)  eiKdCovTi  Xeiaic  touc  6px€ic. 

**)  Salinas:  s.  Anm.  2. 

*^)  H.  Brunn  im  Bnllettino  delF  Inst.  di  corr.  archeol.  1864  p.  S^ 

'*')  Simon:  8.  Anm.  2.  Sein  mir  nnbekanntes  'Dictionnaire  •i»'? 
antiqiiitos,  de  Rich,  traduit  par  M.  Cheruel'  gab  ihm  nur  die  all- 
j;(<mici»is<(Mi  Notizcn  liber  antikc  Weberei. 


Dber  antike  oewichtsteine.  681 

Montfaucon^^),  die  aber  aus  spaten  Jahrhunderten  stammen: 
neben  denen  solche  mit  Steinen  aus  dem  classischen  Alter- 
thum  allerdings  nicht  bekannt  sind.  Wohl  aber  fehlt  es 
nicht  an  Analogien  anderer  primitiver  Culturzustande,  die 
uns  zeigen,  wie  dieselben  Bedtirfnisse  vermoge  einer  Art  von 
Naturinstinct  dieselben  einfachsten  Hiilfsmittel  hervorriefen. 
Auf  Island  fand  ein  danischer  Reisender  des  vorigen  Jahr- 
faunderts^  Olaus  Olavius*^),  einen  Webstuhl  in  allgemeinem 
Gebrauch,  der,  ebenfalls  senkrecht  aufgestellt,  seine  Faden 
*oder  vielmehr  zusammengefass^n  Fadenstrange  durch  unten 
angehangte  (irewichtsteine  gespannt  halt,  nur  dass  e^,  wie 
die  hinzugefugte  Abbildung  lehrt,  nicht  pyramidale  oder 
konische  Steine,    sondem  unregelmassig  geformte  Kugeln*^) 

^^)  Montfaacon  'L'antiqiiit^  expliqaee'  III,  2  pl.  195.  [Nur  das 
eine  dieser  Bilder  (das  dem  codez  VaticanuB  der  Aeneis  aus  dem  AnfaDg 
des  dritten  Jahrhunderts  n.  Ch.  entnommene  »  A.  Mai  'Virgilii  Picturae 
ant.  ex  cod.  Vat'  tab.  LII)  ist  antik,  das  andere  lediglich  eine  Phan- 
taBieconBtmction  Braan*B  Veet.  nac.  Hebr.  p.  273  (die  er  versucht,  um 
zu  Tersinnlichen,  wie  der  ungen&hte  Rock  Christi  gewebt  8ei),  von 
Ciampini  in  den  'Vetera  Monimenta'  1690  pars  I  tab.  XXXV  als 
Fig.  2  dem  yaticanischen  Bild  (Fig.  1)  der  Vergleichung  halber  zur 
Seite  gestellt  und  daher  vpn  Montfaucon  ^bemommeu.  Ueber  diosen 
weitverbreiteten  Irrthum,  dem  Ritechl  also  auch  verfallen,  war  er 
dnrch  Ahrens  im  PhilologuB  XXXV  p.  405  ff.  aufgeklilrt  worden.   C.  W.] 

^")  Olaua  Olayius  'Oekonomische  Reise  durch  hland,  aus  dem 
DSnischen  iibersetzt'  (Dresden  n.  Leipzig  1787)  p.  439  ff.  mit  Tafel  XII. 

**)  ^KUdsteine^  nennt  sie  OlaviuB  nach  islandischer  Bezeichnung. 
Dieser  Name  legte  den  Gedanken  an  die  M5glichkeit  sprachhistorischer 
VerwandtBchaft  mit  dem  griechischen  Xelai  bo  nahe,  daes  ich  mir 
darflber  Ausknnft  von  meinem  verehrten  Freunde  und  Collegen  F. 
Zarncke  erbat,  nm  bo  mehr  als  doch  der  Begriff  der  Gl^tte  (Xdoc) 
kaum  Bcheinen  konnte  mit  der  Bestimmung  der  Xdat  etwas  gemein  zu 
haben.  Die  frenndlichst  vergOnnte  Belehrung  lautet  also:  '£ine  all- 
gemeinere  Lautregel  fiihrt  allerdings  nicht  von  Xe(a  zu  dem  altnor- 
dischen  kljdr  (m.,  daneben  kle  n.  —  Gen.  plur.  kljd,  daher  kljdsteinn). 
Dieas  letztere  Wort  wdrde  ein  griechisches  t^  als  Anlaut  verlangen, 
zur  Noth  etwa  auch  y-X.  So  iat  klagen  =  t^ixojnai,  klieben  =  yXCKpuj. 
Eine  ZnsammenBetzung  des  Anlautes  kl  aus  k  und  l  iat  ohne  Analogie. 
Rs  mflsBte  alflo  Ihnen  anf  griechischem  Gebiete  die  Operation  zufallen 
X-  =«  yX-  nachznweisen.'  —  'Innerhalb  der  germanischen  Sprachen  ver- 
gtichen  etellt  sich  kle  (G.  pl.  kljd)  zu  angelsachB.  cleove^  althochdentsch 
kliuwa,   wie  altnord.  M,   der  Baum  (Gen.  pl.  anch  trjd),  zn  angels. 


682  VIJKR    ANTIKE  GEWICHTSTEINE. . 

17  sind,  (leren  Befestigungsweise  iibrigens  weder  durch 
noch  Text  ganz  klar  wird.  —  Weit  n^er  noch  an  das  aD- 
tike  Vorbild  treten  merkwurdiger  Weise  die  Funde  heraL, 
die  in  Schweizerischen^^Pfahlbauten  gemacht  worden  sid 
Maii  hat  hier  durchbohrte  Steine  pyramidaler  Gestali  tod 
gebranntem  Thoii  gefundcn,  die,  wie  nach  beigegebener  AV 
bildung-^)  der  Augenschein  lehrt,  den  griechisch-romischeu 
zum  Verwechseln  ahnlich  sehen.  Auch  sie  nahm  man  anfaiig> 
fiir  Netzbeschwerer  zum  Behuf  des  Fischfangs-*),  bis  siili 
bei  weitern  Eiitdeckungen  mit  ihnen  zusammen  hochst  nhei- 
raschende  Reste  von  gewebteu  Zeugen**)  vorfanden,  die  zum 
Theil  eiu  gar  kunstreiches  Aussehen  hatten  und  darum  zuer-st 
dem  ernstlichsten  Zweifel  Kaum  gaben,  ob  sie  ein  Erzeugni^- 
der  Pfahlbaubewohner  sein  konnten  oder   vielmehr   fur    im 


trcov,  goth.  triti  (trivis),  und  danach  wiirde  es  bedeutcn  Kndud  «Jia- 
lcktiBch  noch  jetzt  KUiuel;  das  el  ist  DiminutivenduDg),   und  eine  Zu 
8ammengeh5rigkeit  mit  globus,   glotnus,    was    durch  kliuwa  ganz  gtr- 
wohnlich  glossiert  wird,  diirftc  kauni  zu  leugnen  sein.'  —  'Stande  d.t 
Sache  umgekehrt,  so  wiire  die  Zusammengehdrigkeit  leicht  zu  erweijjcr. 
Griech.  kX  wird  germanisch  zu  hl  (vgl.  kX^ttttic  =  goth.  hliftus',  iuiJ 
hl  wird   zu  l  (vgl.  hlaupan  =  laufen);  im  Nordischen  wurde  frtnlitL 
auch  diesd  noch  AuBnahme  sein,  aber  eine  nicht  ohne  Analogie  stehecde/ 
—   Die  hier   dem   claBsischen  l*hilologen  zugeschobene  Aufgabe,   dtn 
Uebergang  vou  t^  in  X  zu   beweisen,  ist  schnell  genug  gelOit  diircb 
dit*   Berufung  auf  t^HMH   T^dmuv  T^o^duj  (gramiae)  und  Xrmn  Xnuui» 
oder  glubo   (=  t^^"^*^^)   und  X^ttuj,    to^cikt-  t^ci'^t-  lact-,    und    andtrt-i 
Analoge   bei   Christ  drundz.   d.   gr.  Lautlehre  p.  83:   so   dubs  also  iii 
der  Tliat  nichts  im  Wege  zu  stehen  scheint,  als  Grundbegriff  sowoii 
des  isUlndischen  als  des  griechischen  Wortes  (Xeia  aus  T^^ici)  mit  Be 
nutzung    von    gJobus    glomus    anzunehmeu    ^Kmiuel   Knubbtl   Klobti' 
(Kolben?)  Klumpen  Kloss^   u.  s.  w. ,   allerdings  wohl  mit  der  vorwit- 
genden   Vorbtellung   des   KugelfOrmigen    oder  doch  Rundlichen.     Vjil 
Aum.  27. 

-'*')  Mittlieiluugen  der  antiquarischeu  Gesellschaft  in  Zurich  IX,  n. 
3  Tafel  IV,  17,  verglicheu  mit  dem  atheuischen  Esemplar  bei  J^aIId^* 
Tufel  W  a^  wo  nur  dio  Durchbohrung  nicht  angedeutet  ist,  die  de-k 
der  Hcrausgeber  selbst  p.  16  als  ausnahmlos  vorhanden  bezeichDft 
(^questi  oggetti  di  terra  cotta  son  sempre  traforati  traverbalmeLt<- 
nella  lor  parte  superiore'). 

■^')  Ferd.  Keller  in  den  angefuhrten  'Mittheilungeu'  u  8.  w.  p.  5^4 
-'-)  Abgebiidct  in  denselben  'Mittheilungcn'  XIV,  1  Taf.  III  »  IV. 


iJBER   ANTIKE  GEWICHTSTEINE.  083 

poriirt  zu  gelten  hatten.  Ein  ZUricher  Industrieller  (der 
noch  mehr  Intellectueller  heissen  darf),  Ilerr  Bandfabrikant 
Paur,  atellte  sich  aus  reinem  Sachinteresse  die  Aufgabe;  mit 
Benutzung  der  sonstigen  in  den  Resten  der  Pfahlbauten  selbst 
gegebenen  Anhaltspunkte  einen  moglichst  einfachen  Webstuhl 
zu  construireny  auf  dem  sich  die  gefundenen  Zeugmuster  genau 
nachfabriciren  liessen.  Indem  er  hierbei  sein  Augenmerk  na- 
mentlich  auch  auf  die  durchbohrten  pyramidalen  Thonsteine 
richtete  und  Qber  sie  mit  Entschiedenheit  die  Ueberzeugung 
aussprach;  dass  sie  gerade  nur  diesem  und  keinem  andem 
Zwecke  gedient  hatten^^);  g^Iaog  ihm  die  Nachbildung  der  is 
alten  Gewebe  in  einem  Grade^  der  nichts  zu  wtinschen  iibrig 
liess.  £ine  in  den  'Mittheiiungeu  der  antiquarischen  Gesell- 
schaft  in  ZOrich'  gegebene  Abbildung^')  veranschaulicht  die 
Construction  dieses  Webstuhles  sehr  gut;  wenn  zur  Beschwe- 
rung  der  Fadenstrange  runde  Thonkugeln  angehangt  sind 
statt  der  durchbohrten  Kegel  oder  Pyramiden,  so  war  das 
fur  den  Reconstructeur,  dem  ja  nutiirlich  fiir  seinen   prak- 

^^)  S.  Keller'8  lesenBwertheD  Bericht  um  zuleizt  angefiihrten  Orte 
p.  20  ff.,  aas  dem  ich  die  folgenden  S&tze  aushebc:  'Es  schwand  aber 
aller  Zweifel,  dass  diese  Kleiderstoffe,  die,  wenn  schon  unter  den 
Triimmern  von  Fiachsmagazinen  und  Spinnkammem  gefunden,  dennoch 
darch  den  Handel  mit  einem  civilisirtern  Vollce  hierher  gelangt  sein 
konnten,  wirklich  am  Fundorte  gemacht  worden  Beien,  erst  dann,  als 
ein  im  Fache  der  Weberei  ansgezeichneter  Techniker,  Hvrr  Paur,  Band- 
fabrikant  in  Zfirich,  ans  Interesse  an  diesen  frfihesten  Erzeugnitssen 
Beioer  Kunst  eine  Webervorrichtnng  Ton  flberraschend  einfacher  Con- 
struction  herstellte,  vermittelst  deren  er  die  auf  Taf.  IV  abgebildeten 
Zeuge  mit  grfisBter  Leichtigkeit  verfertigte;  als  er  fernei'  zu  vdlliger 
Evidenz  nachwies,  dass  die  im  Berichte  I  [Mitth.  IX,  ii,  3]  Taf. 
IV  Fig.  17  beschriebenen ,  bisher  r&thselhaft  gebliebenen  Thon- 
kegel  als  ein  Bestandtheil  des  Webegera.theB  der  Pfahlban- 
leute  zu  betrachten  seieu.'  —  Hierau  ans  Herm  Paur*B  eigener 
Bcschreibong  seines  VerfahrenB  die  Worte:  'Endlich  befestigt  mau  die 
angeh&ngten  Gewichte  in  der  Ordnuog,  da»s  nur  Filden  von  Einem 
Stabe  an  eine  und  dieselbe  Kugel  gebunden  werden.' 

**)  Am  eben  a.  O.  p.  22,  sowie  auf  dera  Umschlage  des  betr. 
Heftes.  Aach  wiederholt  in  einem  populiiren  Schriflchen:  'Die  Pfahl- 
bauten  in  den  Schweizer-Seen ,  von  J.  Staub'  (Fluntern  bei  Ziirich 
1864)  in  Holzschnitt  auf  p.  57. 


684  rilJER    ANTIKE    (5EWICUTSTEINE. 

tischcn  Zweck  die  aufgefundenen  Originalgewichte  nicht  m 
Gebote  standen,  eine  gleichgiiltige  Sache  des  freien  Beliebens. 
Kehren  wir  zum  classischen  Alterthume  zuriicky  so  ver- 
stehen  wir  nach  der  gefundenen  Erklarung  nunmehr  au<h 
die  auffallende  Gewichtsverschiedenheit  der  einzelnen  Stuckf, 
die  wir  von  ITV^  Loth  bis  3  Pfund  11  Loth  yariirend  fandeu. 
Wenn  solche  von  3  und  mehr  Pfund  als  Beschwerung  ein- 
zehier  Faden  allerdings  befremdlich  erscheinen  konnten,  su 
zeigt  doch  erstens  die  Analogie  sowohl  des  Islandischen  als 
des  Paurschen  AVebstulils,  dass  es  sich  gar  nicht  um  einzelD<» 
Ftiden  handelt  oder  zu  handeln  braucht,  sondern  um  zusam- 
mengefasste  Fadenbiindel  oder  Garnstrange.  Sodann  aber 
mussten  ja  auch  dem  Unterschiede  feinerer  und  starkerer 
Fiiden,  zarterer  und  groberer  Stoife  analog  abgestufte  Schwer- 
gewichte  entsprechen;  und  hatten  denn  die  Alten  etwa  nicht 
Seiden-  und  Baumwollen-,  Leinen-  und  WoUenweberei  nel^t^i: 
einander?  deuten  nicht  schon  die  Pradicate  der  ^toga  densa, 
pinguis,  hirta'  auf  recht  starke  Gewebe  der  stets  wollenen 
Toga?  wurden  nicht  auf  dem  Webstuhl  auch  Stofte  gearbeitet 
die  unserm  groben  Flausch  (gausapa),  Plusch,  Diiffel,  Drillich, 
i'>ja  dem  dicksten  Teppich  entsprachen?  fur  die  denn  doih 
schon  cranz  ffehorige  Fadenbeschwerer  erforderlich  waren. 

o  o  o 


Um  nicht  zu  verwirren  und  nur  erst  das  Nonnale  rein 
und  scharf  herauszustellen,  habe  ich  einen  Nebenweg  der 
Untersuchung  bisher  bei  Seite  gelassen,  der  nun  kurzlidi 
nachzuholen  ist.  Er  betrifft  die  Moglichkeit,  dass  es  ausst»r 
konischen  und  pyramidalen  AVebergewichten,  und  vielleicLt 
vor  ihnen,  im  Alterthum  auch  runde  oder  rundliche  Beschwer- 
steino  zu  demselben  Behuf  gegeben  habe.  Zu  dieser  Annahme 
bestimmt  mich  weniger  die  Angabe  Janssen's^^),  wonach  sioh 
in  der  Sammlung  der  Societat  fur  Kiinste  und  Wi.-ssen- 
schaftcn  zu  Utrecht  'drei  Gewichte  zum  Anhangen,  von  ge- 
brannter  Erde',  befinden,   von   denen  *zwei    viereckig'^  anJ 


-'•)  Jahrb.  des  V.  v.  A.  F.  ini  Rh.  IX  p.  27. 

'•*)  Gewiss  nur  iinorenauer  Ausdruck  fflr  'pyramidar. 


IJBER   ANTIKE  OEWICHTSTEINE.  685 

oben  durchbohrt'  seien,  ^eines  kugelformig,  mit  einenr 
Loch  durch  die  Mitte':  —  wenigstens  mochte  man  sich 
gern  erst  durch  den  Augenschein  liberzeugen,  ob  dieses  StQck 
auch  wirklich  dieselbe  Bestimmung  zu  haben  scheine:  —  als 
vielmehr  das  in  Anm.  11  aiigefQhrte,  ohne  Zweifel  aus  alter 
Quelle  (wahrscheinlich  Herodian)  stammende  Zeugniss  des 
ChoroboscuB;  weiches  den  technischen  Ausdruck  dYvOO€C  aus- 
drilcklich  erklart  durch  Xidoi  Tr€pi(p€p6ic.  War  diess  nun 
vrirklichy  und  namentlich  etwa  in  Aristoteiischer  Zeit,  der 
Fall,  so  wQrde  dem  Aristoteles  die  Vergleichung  mit  den 
Testikeln  noch  naher  gelegen  haben:  obwol  eine  Nothigung, 
Uebereinstimmung  der  Gestalt  vorauszusetzen,  anderseits 
auch  nicht.  vorhanden  ist,  da  es  dem  Aristoteles  filr  seinen 
Zweck  nur  auf  die  Unterscheidung  eines  organischen  Zusam- 
menhangs  und  einer  mechanischen  Verkniipfung  ankommt.^^) 


Die  in  Rede  stehenden  Thongewichte  wurden  als  im  all- 
^emeinen  schriftlos  bezeichnet.  Der  Ausnahmen  sind  wenige.  20 
Von  drei  ihm  aus  Nimes  zugegangenen,  'aupres  de  la  fontaine' 
gefundenen  StUcken,  welche  Caylus  beschroibt,  war  eines 
mit  X,  das  zweite  (abgebildet  auf  pl.  98)  mit  OY  gezeichnet, 
das  dritte  ohne  Schrift.**)  Im  Museum  der  archaologischen 
Gesellschaft  zu  Athen  sah  Salinas  unter  einer  sehr  betracht- 

*')  Vgl.  hierzo  die  Schlusgbemerkang  von  Anm.  19.  —  Es  darf 
indesB  nicht  unbemerkt  bleiben,  daHs  der  doch  nicht  mit  Nothwendig- 
keit  auf  ^kugelnind'  deutende  Auedruck  TrcpKpcpr^c  mCglicher  Weise 
nnr  auf  die  EegelgeBtalt  gehen  kann:  sowie  anderseits  die  bei  Hesy- 
chins  (Anm.  11)  mit  dKpac  gemachte  Erklarung  die  Vorstellung  einer 
rimden  Form  eher  ablehnt  als  einschliesst. 

**)  Waa  BoU  ea  heisBen,  wenn  Caylus  Rec.  d'ant.  t.  V  p.  277, 
nach  Erwahnnng  der  3  ihm  von  Nimes  zugegangenen  Stdcke  hinzufQgt: 
'J'ai  B9U  depuis  qu'on  avoit  trouv^  a  Herculanum  une  chambre  qui  ren- 
fermoit  pluBieurs  balancefl,  dont  les  poids  de  meme  maniere,  d^une 
forme  ^gale,  et  d*ane  proportion  pareille,  portent  les  memes  caract^res'? 
Uuter  sich  gleiche  Aufschriften  ?  oder  dieselben  wie  die  2  von  Nimes? 
Im  erstern  Falle  wurde  ea  aich  eben  gar  nicht  um  blosBe  BeBchwersteine 
handeln;  der  zweite  (dass  auf  allen  X  oder  OY  Bt&nde)  w&re  an  sich  .bo 
seitBam,  daas  der  Bericht  kein  Vertrauen  erwecken  kann.    Vgl.  Anm.  6. 


686  iJBER   ANTIKE  GEWICHTSTEINE. 

lichen  Anzahl  (^numero  considerevolissimo')  nnr  einige  mit 
einem  Figiirchen  (^alcuni  segnati  di  una  fignrina  in  nn  mar- 
chio'),  und  fand  ausserdem  ein  einziges  mit  der  Aufschrift 
TAYK  in  einem  eingerahmten  Schildchen  (vermuthlich  doch 
rXuKUJV  als  Name  des  Topfers).  Einzig  in  seiner  Art  ist 
daher  das  auf  unserer  Tafel  in  natiirlicher  Grosse  abgebildet« 
Exemplar  mit  der  wirkliche  Worte  gebenden  Inschrift: 

ES 
/ 
QVRAI 

dessen  Schwere  1  Pfund  16  Loth  betragt.  Es  wurde  1859 
in  Koln  auf  dem  Mauritius-Steinweg  beim  Grundgraben  auf- 
gefunden  und  ist  jetzt  im  Besitz  Sr.  Excellenz  des  Herrn 
General-Lieutenants  vonGansauge  in  Berlin  (fruhem  Stadt- 
Commandanten  von  Koln),  der  es  mit  freundlichster  Libe- 
ralitat  zur  Anschauung  und  Abbildung  vergonnt  hat  Mit 
ihm  zugleich  wurde  noch  eine  Anzahl  anderer  ausgegraben. 
aber  sammtlich  ohne  Schrift;  sie  gelangten  in  den  Besitz  des 
verstorbenen  Kolner  Malers  Meinertshagen,  dessen  Erben  die 
Sammlung  dem  Veruehmen  nach  noch  bewahren. 

Aber  nicht  nur  das  Vorhandensein  einer  formlichen  In- 
schrift  iiberhaupt  macht  dieses  Exemplar  merkwQrdig,  son- 
dern  geradezu  zu  einem  Unicum  wird  es  dadurch,  dass  die 
Schrift  allem  Anschein  nach  archaisch,  d.  h.  aus  der  republi- 
canischen  Periode  Roms  ist,  dergleichen  sonst  aus  dem  ro- 
mischen  Rheinlande  kein  zweites  Denkmal  nachweisbar.  Der 
21  Beweis  dafiir  liegt  zunachst  in  dem  allgemeinen  Typus  der 
Schriftziige,  wie  er  sich,  dem  Schriftcharakter  der  Kaiserzeit 
gegeniiber,  dem  durch  Autopsie  geiibten  Epigraphiker  za 
oinera  festen,  ziemlich  untriiglichen  Bilde  gestaltet'^):  daher 
denn  auch  Mommsen,  von  demselben  Eindruck  geleitet, 
keinen  Anstand  genommen  hat,  unsere,  Inschrift  den  *In- 
scriptiones   latinae  antiquissimae*   einzureihen.^)    Waa  dann 

^")  Vgl.  die  Bemerkungen  in  'Tesserae  gladiatoriae  der  ROmer* 
(Munchen  1864)  p.  37  f,  (Abh.  d.  bayer.  Akad.  d.  W.  Ite  Cl.  Xter  Bd 
ITte  Abth.  p.  327  f.  [oben  p.  610  f.]). 

^^)  0.  I.  L.  Bd.  I  n.  1658  p.  664. 


IJBER   ANTIKE  GEWICHTSTEINE.  687 

weiter  die  speciellen  Kriterien  betriffk,  so  hat  allerdings  die 
Bachstabenform  A  keine  unbedingte  Entscheidungskraft,  weil 
sie,  mit  so  yiel  Recht  auch  an  sich  archaisch  zu  nennen^ 
doch  in  Cursivschrift  ihren  Platz  bis  in  spatere  Jahrhunderte 
behauptet  hat,  und  aus  freier  Hand  in  weiche  Massen  ein- 
geritzte,  fliichtige  Aufschriften  immerhin  eine  gewisse  Ana- 
logie  mit  Cursiv  darbieten.  —  Sodann  in  orthographischer 
Beziehung  ist  zwar  die  Bezeichnung  des  normal  und  gemein- 
gultig  gewordenen  AE  durch  AI  an  sich  ebenfalls  archaisch, 
aber  schlechthin  beweisend  schon  darum  nicht,  weil  wir 
wissen,  dass  die  langst  ausser  Gebrauch  gekommene  Schrei- 
bung  AI  in  der  Eaiserzeit  durch  die  Marotte  eines  pedan- 
tischen  Schwachkopfes  fiir  so  lange,  als  er  auf  dem  Throne 
sass,  wieder  emeuert  ward:  des  blodsinnigen  Kaisers  Clau- 
dius.^*)  Aber  unzweideutigerer  Art  ist  ein  drittes  Anzeichen 
alterthiimlicher  Zeit:  die  Anwendung  des  Q  fiir  C  in  QVRAI 
d.  h.  des  q  nicht  vor  dem  einem  andem  Vocal  vorschlagenden 
M  (qttam  queni  qui  quom),  sondern  vor  einfachem  te  wie  pequ- 
latns  pequnia  qur  qum  acqum,  Wenn  diese  Schreibung  schon 
in  ganz  alter  Zeit  vereinzelt  vorkommt  wie  in  der  Spiegel- 
aufschrift  MIRQVRIOS,  so  war  es  doch,  wie  uns  die  von 
allen  Seiten  zusammentreffenden  Indicien  und  Analogien  glaub- 
haft  machen,  erst  der  Dichter  Accius,  der  bei  seiner  zusam- 
menhangenden  Reform  des  lateinischen  Schriftwesens  auch 
in  das  Gebiet  der  Gaumenbuchstaben  Regel  und  System  brachte. 
Wahrend  von  den  drei  neben  einander  bestehenden  Zeichen 
des  Oberkommenen  Alphabets,  C,  K  und  Q,  zwei  eigentlich 
iiberflfissig  waren  (seit  C  Ausdrack  der  Tenuis  geworden  und 
ihr  als  Media  das  G  zur  Seite  getreten  war),  vermochte  Accius 
diesen  Ueberfluss  zwar  nicht  zu  tilgen,  verwendete  ihn  aber 
wenigstens  zu  einer  einigermassen  rationelien  Unterscheidung,  n 
indem  er^  nicht  ohne  den  Anhalt  alterer  Tradition,  K  als 
Zeichen  vor  nachfolgendem  a,  Q  als  Zeichen  vor  w,  C  fiir 
alle    abrigen  Falle   fixirte.^*)     Wie    es    aber   andern    seiner 


*0  Vgi.  Bflcheler  'de  Ti.  Claudio  Caesare  ^mmatico'  (Elberfeld 
1856)  p.  20  ff. 

»*)  Vgl.  Rhein.  Mua.  f.  Philol.  XVI  p.  613  [oben  p.  492]  Anm. 


G88  tJBEB   ANTIKE   GEWICHTSTEINE. 

Neuerungen  erging  (z.  B.  der  Gemination  der  natarlangen 
Voeale^^)),  so  auch  dieser:  nur  die  Autoritat  des  Lebenden 
und  (etwa  seit  620)  Einflussreichen  hielt  sie  aufrec^t,  und- 
mit  seinem  Tode  (um  die  Sullanische  Zeit)  erlischt  sie  bis 
auf  ganz  vereinzelte  Nachziigler.**)  Auf  solche  wird  man 
aber  im  vorliegenden  Falle  um  so  weniger  geneigt  sein  sicL 
zu  berufeu,  je  stiirker  doch,  einer  ausnahmsweisen  Moglich- 
keit  gegeiiiiber,  das  Zusammentreffen  von  drei  Schriftarchais- 
meii  in  nur  zwei  Worten  ins  Gewicht  fallt,  selbst  abgeseheB 
vom  paliiographischen  Charakter. 

Es  liegt  uns  also  ein  Stiick  vor,  welches  aus  alt^m 
Zeit  stammend,  erst  mit  den  Legionen  der  Kaisens^it  ge- 
legeutlich  aus  Italien  an  den  Rhein  gebracht  wurde,  —  Wa^ 
seiue  Aufschrift  betrifft,  so  wird  deren  Deutung  nicht  weit 
zu  suchen  sein.  Was  ist  einfacher,  als  dass  der  Verfertie»-: 
rait  seiner  Arbeit  einer  jungeu  Weberin,  etwa  einer  Mit- 
sklavin,  ein  Prasent  machte,  und  seinem  Wohlgefallen  an 
ihr  mit  der  fliichtigen  Galanterie  eines  ^es  curae'  d,  L  ^iu  wihi 
curae  es^  Ausdruck  gab?  mit  der  Anwendung  des  Worte? 
cnra  auf  den  Begriff'  des  Liebens,  die  ja  aus  vielfachen  Bei- 
spielen  der  Erotiker  sattsam  bekannt  ist.  Das  nicht  hinzu- 
gesetzte  milii  war  so  selbstverstandlich,  wie  es  im  Griechischen 
bei  q)iXoc  ei  oder  ei  q>{\r\  sein  wiirde.  Genau  diese  Formel 
haben  wir  zwar  von  griechischen  Vasen  nicht  nachzuweisen : 
aber  iihnlich  genug,  um  theils  die  Anrede  in  der  zweiten 
Person,  theils  ueben  KaXoc,  KaXr)  den  Gebrauch  von  q)iXoc 
oder  verwcUidten  Begriffen  zu  beweisen,  sind  doch  die  be- 
kannten  Beischriften^''):  KaXoc   €i  —  m\r\   boKeic  —  6  iraic 

^*)  Vgl.  'Monurn.  epigr.  tria'  (^de  miliario  Popill.  et  epigr.  Sor.'' 
p.  30  [oben  p.  153]. 

^^)  Einiges  bei  Marini  'Atti  d.  fr.  Arv.'  p.  393.  Eine  voUfitandijrfft 
Darlognng  der  bozuglichen  Thatsachen  ist  nicht  dieses  Ortes.  Da» 
sich  Einzelnes  in  localer  Tradition  zaher  erhielt,  wie  z.  B.  in  Pomjx-j'. 
cler  laudesiibliche  Name  PAQVIVS  nach  Zangemeister^s  Zeagni*» 
Uini  ohue  Ausnahme  fvgl.  jetzt  C.  1.  L.  IV  p.  259  Zeile  7.  C.  W.^, 
alterirt  daa  allgemeine  Verhaltniss  nicht. 

^  •)  S.  Jahn'8  Beschr.  d.  Vasensamml.  zu  MOnchen  p.  XXXV  n.l^'i 
—  p.  LXXXI  n.  f)5();  -  p.  CXXIV  n.  919;  p.  CXXV  n.  934.  938  ig! 
mit  p.  CXIII  n.  820. 


UBER   ANTIKE  GEWICIITSTEINE.  689 

KaX6c'  Kd^oi  KaXdc  qpiXoc  —  wie  es  Bcheint  auch  ein  eT  dbeia . . ., 
80  unsicher  auch  hier  die  weitere  Lesung  ist. 

Uebrigens  ist  sehr  die  Frage,  ob  ein  MIHI  der  Schreiber  2s 
nichf  wenigstens  hat  setzen  wollen,  wenngleich  er  sich  nach- 
her  anders  besonnen  hat.  Fiir  sicher  darf  man  jedenfalis, 
nach  genauer  Untersuchung  des  Originals  und  fibereinstiin- 
mender  Entscheidung  urtheilsfahiger  Beschauer,  annehmen, 
dass  der  schiefe  Strich  zwischen  den  Anfangen  der  obern 
und  der  untem  Schriftzeile  mit  nichten  eine  zufallige  Ver- 
letznng  der  Oberflache,  sondern  ganz  in  derselben  Manier 
und  ohne  Zweifel  mit  demselben  Griffel,  wie  jene  beiden 
Zeilen,  in  den  noch  weichen  Thon  eingeritzt  ist  und  nur 
keine  weitere  Fortsetzung  erfuhr.  £s  kann  das  aber  sehr 
wohl  die  Anfangslinie  eines  M  gewesen  sein.  Gestanden 
hat  jedoch  nach  ihm  niemals  etwas,  wie  die  durchaus  glatte 
Flache  unzweideutig  erkennen  lasst. 


Nachschrift. 

Vorstehender  Aufsatz  war  bereits  in  den  Handen  der 
Setzer,  als  mir  durch  die  Giite  des  Herrn  von  Gansauge 
Exc.  die  briefliche  Mittheilung  zuging,  welche  ich  hier  wort- 
lich  nachfolgen  lasse. 

^Wahrend  des  abgewichenen  Sommers  besuchte  ich  bei 
emem  Aufenthalte  in  Frankreich  auch  Chartres,  Dept.  de 
rEure  et  Loire.  Chartres  besitzt,  wie  alle  mir  bekannten 
Departements-Hauptstadte^  ein  Kunst-  und  geschichtliches 
Museum.  In  Chartres  werden  zumal  die  im  Departement 
gefundenen  celtischen  und  romischen  Antiquitaten  vereinigt 
und  aufbewahrt.  In  der  Stadt  selbst  ist  eine  Anzahl  solcher 
Thon-Gewichtsteine  zu  Tage  gefordert,  wie  wir  sie  aus  Koln 
und  andern  Orten  besitzen.  Die  mir  bekannten  stimmen  nun 
alle  Uberein  in  Beschaffenheit,  Form,  Dimensionen,  selbst  in 
Anbringung  der  Aufhange-Locher  am  obem  schmalen  Ende. 
Die  Mehrzahl  der  in  Chartres  niedergelegten  sind  nun  wie- 
derum  ebenso  in  allen  Dimensionen.  Nur  zw6i  Stiicke  da- 
ranter  sind  genau  noch  einmal  so  gross  als  die  librigeD. 
Indem  ich  diess  so  unbeschrankt  ausspreche,  muss  ich  jedoch 

FR.    KITSCUELH    0PV8CVLA    IV.  44 


690  Cber  antike  gewichtsteine. 

ausdriicklich  bemerken^  dass  ich  allerdings  weder  messen  nocH 
wagen  konnte;  der  Augenschein,  die  Abschatzung  lassen  aber 
kaum  einen  Zweifel  aufkommen,  dass  jene  zwei  StQcke  wirklkb 
das  Doppelte  der  iibrigen  sind.  —  Dieser  Gegenstand  scheint 
mir  merkwiirdig  genug,  um  ihn  zur  Eenntniss  der  Forscher 
zu  bringen,  was  thun  zu  wollen  ich  Ihrem  Belieben  und 
Ermessen  ganzlich  anheimgeb6/ 
24  Wenn   diese   dankenswerthe  Mittheilung   die   ungemeint 

Haufigkeit  und  weite  Verbreitung  unserer  Gewichtsteine  durch 
ein  neues  Zeugniss  bestatigt,  so  wird  doch  die  vermutheu 
arithmetische  Proportion,  auch  wenn  die  Zuverlassigkeit  einei 
Abschatzung  nach  dem  Augenschein  zugegeben  wiirde,  gegen- 
iiber  den  beglaubigten  Mass-  und  Gewichts-Differenzen  su 
zahlreicher   anderer  Stiicke,  nur  fiir  ZufaJl  zu  gelten  haben 


XXII. 
Znr  Geschiclite  des  lateinisclien  Alptaabets. '*') 


Die  Yorstehende  Ueberschrift  ist  nicht  in  dem  Sinne  i 
gemeint,  in  welchem  das  lateinische  Alphabet  nach  Zahl, 
Stellung,  Geltung  seiner  Bestandtheile  im  Verhaltniss  zu 
dem  griechischen  Mutteralphabet^)^  und  weiter  zuriick  zu 
dem  phonicischen,  betrachtet  wird,  sondem  unter  dem  engern 
Gesichtspunkte;  wie  es  sich  seit  seiner  Aufnahme  auf  lati- 
nischem  Boden  innerhalb  der  nunmehrigen  Grenzen,  ohne 
weitem  Einfluss  yon  aussen  her,  verandert  hat.  KOrzer  und 
bestimmter  gesagt:  nicht  die  Entstehungsgeschichte 
und  Bedeutungslehre  des  lateinischen  Alphabets  soll 
im  Folgenden  besprochen,  vielmehr  nur  zu  der  Entwicke- 
lungsgeschichte  und  Formenlehre  der  lateinischen 
Buehstaben  ein  Beitrag  gegeben  werden.  Grundsatzlich 
wird  daher  auch  die  Vermischung  mit  den  andera  italischen 
Schwesteralphabeten  fem  gehalten^  wenngleich  hie  und  da 
ein  vergleichender  Seitenblick  auf  sie  eine  passende  Analogie 
abgeben  kann:  gemass  der  wohl  unbestrittenen  Ueberzeugung, 
dass  nach  der  Scheidung  der  Stamme  sich  innerhalb  eines 
jeden  einzelnen  die  Schrift  eben  so  selbstandig  und  von 
fremder  Einwirkung  wesentlich  unabhangig  ausbildete,  wie 
es  die  Sprache  selbst  gethan  hat. 

*)  [Rhein.  Museum  f.  Philol.  Bd.  XXIV  (1869)  p.  1—32»  mit  einer 
^^achachrift  anf  p.  132  f.] 

*)  Dass  daniDter  das  den  chalkidischen  Colonien  Unter- 
italiena  nnd  Siciliena  eigene  Alphabet  yerstanden  werde,  darf  ich 
alt  gefiichertes  Resultat  der  neuem  Forachnngen  anf  diesem  Gebiet 
vontQMetien. 

44* 


692      ZUR    OKSCJIICHTE    DES    LATEINISCHEN    ALPHABETS. 

Dass  die  geschicbtlichen  Veranderungen  einer  Schrilt 
nicht  Sache  des  Zufalls  oder  der  Willkiir  sind,  sondem  viel- 
mehr  irfl  Zusammenhange  einer  innern  Entwickelang  stehen, 
die  nach  gewissen  bestimmenden  Gesetzen  oder  doch  leitendeii 
Trieben  vor  sich  geht,  wird  wohl  ira  allgemeinen  von  nie- 
mand  verkannt:  wie  denn  auf  dieser  Einsicht  der  ganze  Be- 
griff  einer  wissenschaftlichen  'Palaographie'  beruht.  Aber 
wahrend  diese  im  wesentlichen  nur  die  Wandelungen  d»*r 
Bucherschrift  ins  Auge  zu  fassen  pflegt,  hat  doch  begreiJ- 
2  lich  deuselben,  wo  nicht  hohem  Anspruch  auf  Beaehtung 
die  lange  Reihe  vorausliegender  Jahrhunderte,  aus  denen  un> 
handschriftliche  Biicher  nicht  erhalten  sind,  vorausgesetzt 
dass  uns  ihre  Schrift  in  anderweitiger  Ueberlieferung  von 
ausreichendem  Urafange  vorliegt:  wie  das  ja  gliicklicher  Wei^e 
in  den  Inschriften  der  Fall  ist.  An  ihrer  Hand  die  ik- 
schichte  der  lateinischen  Schriftveranderungen  durch  drei  bis 
vier  Jahrhunderte  hindurch  im  einzelnen  zu  verfolgen  ist  seit 
mehrern  Jahren  jedermaim  durch  die  Facsimiles  der  ^Pri:<i"it 
latinitatis  monumenta  epigraphica*  in  den  Stand  gesetrt: 
zugleich  ist  maii  des  mQhsamen  Zusammensuchens  und  l^ 
sehwerlichen  Citirens  der  jedesmaligen  Belege  fur  die  ein- 
zelnen  Erscheinungen  iiberhoben  durch  die  bequeme  Zu- 
sammenstelluiig  des  ^lndex  palaeographicus ',  deu  die  dortige 
^Enarratio'  vou  p.  111  an  gegeben  hat.  Ohne  die  MoghcL- 
keit  einer  allgemeinen  Verweisung  auf  das  daselbst  vor- 
liegende  Material  wiirde  die  folgende  Darlegung  nur  mit  dtfr 
iiussersteu  Umstandlichkeit  durchfiihrbar,  und  auch  dann  kdxm 
hinlanglich  verstiindlich  und  anschaulich  zu  machen  seiiL 

So  ohne  weiteres  gleichsam  von  der  Oberflache  abru- 
schopfen  ist  nun  freilich  das  Bild  eines  gesetzmassigen,  sai- 
cessiven  Fortschritts  innerhalb  der  lateinischen  Schriftgestal- 
tung  keinesweges;  die  erste  oberfliichliche  Betrachtung  kanL 
vielmehr  deujeiiigen,  der  sich  nicht  mit  andauemder  Liebr' 
iu  dieses  Gebiet  versenkt  hat,  leicht  zu  der  Auffassong  ter- 
fuhren,  dass  in  eiuer  und  derselben  Zeitperiode  die  verschie- 
deusteu  Buchstabenformen  in  bunter  Mischung  durcheinander 
gegangeu  seien,  somit  von  einem  massgebenden  Princip  gar 
nicht  die  Kede  seiu  komie.   Aber  es  verhalt  sich  damit  genan 


ZUR   GESCUICHTE    DES   LATEINIHCIIEN   ALPHABETS.      (593 

wie  mit  der  Lautsprache,  die  auch  einem  jeden^  der  nicht 
methodisch  zu  scheiden  und  wieder  zu  combinireu  gelernt 
hat;  anstatt  einer  im  ganzen  und  grossen  durchgehenden 
Consequenz  nur  ein  wflstes  Chaos  von  WidersprUchen  und 
VVillkfirlichkeiten  entgegenzubringen  scheint.  Es  kommt  eben 
iiberall  darauf  an.,  tiber  dem  Gewirr  von  versprengten  Vor- 
laufem,  Zwischenlaufern,  Nachlaufem,  von  gelegentlichen 
Seitenspriingen,  Streifztigen  und  Stillstanden  —  um  im  Bilde 
zu  sprechen  —  nicht  die  einheitliche  Marschroute  des  Kems 
der  Hauptarmee  zu  verkennen.  Die  ganze  lateinische  Sprach- 
geschichte  der  altera  Zeit  bietet  uns  ja  in  stets  variirter 
Wiederholung  den  Anblick  eines  und  desselben  Processes 
dar;  wie  ein  eingeborener  Trieb  der  Sprache  in  einer  be- 
stimmten  Richtung  vorwarts  drangt  zu  gewissen  Yer- 
liDderungen;  wie  eine  Zeit  lang  das  Alte  mit  dem  Neuon  im 
Kampfe  liegt;  wie  letzteres,  in  bald  rascherer  bald  lang- 
samerer  Bewegung,  in  der  Kegel  siegreich  durchdringt,  aber  s 
nicht  ohne  hie  und  da  einen  Rest  des  Alten  unbewaltigt  zu 
lassen;  wie  zuweilen  auch  nur  Anlaufe  genommen  werden  zu 
eiuer  Neugestaltung,  die  sich  nicht  durchzusetzen  vermag, 
soudem  in  den  ersten  Ansatzen  stehen  bleibt;  wie  selbst  die 
schon  zur  Geltung  gekommene  Neuerung  doch  wieder  ver- 
drangt  wird  durch  ein  sei  es  periodisches,  sei  es  selbst  dauem- 
des  Wiederaufleben  des  Alten,  die  Sprache  sonach  auscheinend 
eine  rteklaufige  Bewegung  macht,  besser  gesagt  ein  Verlorenes 
oder  Halbverlorenes  wiedergewinnt:  ohne  dass  diess  doch  im 
mindesten  zu  der  Annahme  berechtigte,  sie  habe  schon  von 
Haus  aus  eben  so  gut  die  der  normalen  entgegengesetzte 
Hichtung  einschlagen  konnen  wie  diese  normale  selbst 

Alle  diese  Erscheinungen  (fiir  die  ich,  um  hier  nicht  zu 
weit  abzuschweifen,  nur  beispielsweise  auf  Erorterungen  wie 
in  Opusc.  phil.  II  p.  493,  522  Anm.,  627  verweise)  kehren 
nun  genau  so,  wie  in  der  Sprache,  auch  in  der  Schrift  wieder, 
bestatigen  aber  auch  hier  nur  den  Satz,  dass  'exceptio  non 
tollit  regulam*.  Vorlaufig  hier  nur  ein  paar  Beispiele  der 
bekanntesten  und  zugleich  einleuchtendsten  Art  statt  vieler. 
»^chon  in  einer  Reihe  sehr  alter  Monumente,  z.  B.  auf  einem 
der  piaaurischen  Steine,  auch  in  den  zwei  frtihesten  Scipionen- 


694       ZUR   GESCHICHTE   DES   LATEINISCHEN    ALPHABET8. 

grabschriften,  finden  wir  die  gerundete  oder  in  Uebergingen 
zu  ihr  hinfiihrende  Buchstabenform  P:  und  noch  in  dcr  Grac- 
chenzeit,  vereinzelt  auch  in  den  Gesetzesurkunden  der  ersten, 
sowie  auf  Miinzen  (C.  I.  L.  I  n.  406.  417.  440)  der  zweiten 
Halfte  des  7ten  Jahrhunderts,  ja  auf  den  Elfeabeintesseren 
bis  zum  Jahre  d.  St.  701*),  begegnet  luis  daa  P:  —  wird 
jemand  darum  P  und  P  fiir  gleich  alt,  die  Herleitung  der 
einen  Form  aus  der  andem  flir  unstatthafb  erklaren?  Oder 
wird  er  die  Prioritat  des  U  vor  L  darum  leugnen,  weil  ersteres 
allerdings  auch  im  7ten  Jahrhundert  noch  sporadisch  auf 
Erztafeln  oder  leicht  eingekratzten  Graffiten  erscheint?  Sich«»r- 
lich  nicht;  vielmehr  wird  er  sich  durch  Falle  dieser  Art  nur 
an  zwei  nebenher  gehende  Gesichtspunkte  mahnen  lassec, 
denen  allerdings  bei  diesen  Betrachtungen  eine  besondere 
Kcchrning  getragen  werden  muss.  Der  eine  ist,  dass,  sogat 
wie  es  neben  der  (relativ)  correcten,  die  jedesmalige  Cultur- 
hohe  repriisentirenden  Sprache  jederzeit  eine  Vulgarspracb« 
gegeben  hat,  so  dieser  sich  im  graphischen  Gebiet  eine  Vul- 
garschrift  parallel  stellt,  die  dem  fliichtigen  Privatgebraucl 
dienstbar,  in  ganz  analoger  Weise  wie  dort  vielfach  die  B^ 
4  wahrerin  und  Fortsetzerin  des  Alten,  sonst  schon  langst  iiber- 
wundenen  gewesen  ist.  Man  denke  z.  B.  an  die  der  zweit^ 
Hiilfte  des  7ten  Jahrhunderts  angehorigen,  geradezn  als  Car- 
siv  zu  bezeichnenden  Aufschriften  der  Aschentopfe  von  Sat 
Cesario  (P.  L.  M.  E.  Tafel  XIII— XV).  Zum  TheiM  dami: 
nahe  zusammenhangend  ist  derjenige*  Gesichtspunkt,  unter 
den  die  durch  die  Beschafi^enheit  des  Materials  bedingt»»n 
Schriftunterschiede  fallen.  Wiihrend  der  noch  dazu  mei-<t 
weichere  Stein   der  Bearbeitung  mit  dem  Breitmeissel')  si» 

'^)  Nilher  nachgewiesen  im  Rhein.  Mas.  XIX  p.  460  f.  [oben  p.  ^' 
•^)  Und  zwar  immer  80,  dass  die  Bachstaben  keiinSrmig  ei&- 
gehauen  werden,  d.  h.  dass  ihre  zwei  innem  Seitenfl&chen  imteo  ia 
spitzen  Winkel  zusammenstosBen.  Darchans  nnantik,  and  mir  aoi 
keinem  zweiten  Bei^piel  bekannt,  ist  es,  wenn  am  pons  Fabricias  xi 
den  modernen  Erganzungen,  die  man  eben  hieran  am  sicherstea  »1« 
solche  erkennt,  die  Seitenflachen  vcrtical  eingehaaen  sind  ond  im  recii- 
ten  Winkel  auf  eine  Grundfl^che  fallen,  so  dass  das  Innere  der  Boch- 
Btabenform  eine  dreiseitige  Figur  bildet.  S.  P.  L.  M.  E.  Tafcl  LXXXVII 
mit  EuaiT.  p.  76. 


ZUB  GESCHICHTE   DES   LATEIXISCHEN   ALPHABETS.      695 

wenig  Schwierigkeit  entgegensetzte^  dass  die  erwiinschteste 
Regelmassigkeit  der  Schriftziige,  wenn  man  sie  liberhaupt 
erstrebte,  sich  wie  von  selbst  ergab,  hatte  auf  der  Erztafel 
der  Spitzmeissel  oder  Grabstichel  eine  Harte  und  Spr5digkeit 
des  Materials  zu  iiberwinden;  welche  zahlreiche  UnQbenheiten 
und  Unyollkommenheiten  fast  unvermeidlich  machte:  wogegen 
wiederum^  als  anderes  Extrem;  die  weichen  Massen,  in  welche 
Buchstaben  rasch  und  aus  freier  Hand  (nicht,  wie  auf  dem 
Stein,  nach  Vorzeichnung)  mit  dem  Griffel  oder  dem  ersten 
besten  Stift  eingeritzt  wurden,  so  geftigig  nachgaben,  dass 
hier  der  individuellsten  Manigfaltigkeit  ein  freierer  Spiel- 
raum  als  sonst  irgendwo  gegeben  war^):  wie  denn^  auch 
abgesehen  vom  Material;  gewisse  Unterschiede  rein  indivi- 
dueller  ^Hande'  natiirlich  in  der  Epigraphik  nicht  minder 
aDzuerkennen  sind  als  in  der  Biicherschrift^  wenn  auch  be- 
greiflicher  Weise  iu  viel  engem  Grenzen.  ^)  Streng  ge- 
nommen  mQsste  jede  der  obigen  drei  Hauptgattungen^)  ihre 
eigene  Schriftgeschichte  haben  und  erhalten;  da  aber  dazu  5 
schon  die  Zahl  der  vorhandenen  Monumente  f&r  die  altere 
Zeit  entfemt  nicht  ausreicht^),  so   werden  wir  zwar  einige 

*)  Welch  bediDgten  Anhalt  danim  alle  Graffite  geben,  ist  oft 
genug  zar  Sprache  gebracht,  z.  B.  Bhein.  Mus.  XIV  p.  140  f.  141  Anm. 
285.  291  [oben  p.  834.  ebd.  Anm.  *^.  336.  346]  und  sonst,  auch  OpuBC. 
phil.  II  p.  482. 

^)  Vgl.  das  im  Bhein.  Mns.  XIV  p.  289  [oben  p.  344]  in  Karze 
erSrterte. 

*)  Haaptgattungen  sage  ich,  weil  es  mir  hier,  wo  ich  kein  Hand- 
bach  der  Epigraphik  zu  achreiben  habe,  nicht  um  ErscbCpfung  des 
Stoffs  za  thnn  sein  kann.  Sonst  ist  es  ja  mir  nicht  unbekannt,  dass 
es  Graffite  nicht  nar  in  weichen  Massen,  sondem  auch  auf  hartem 
Metall ,  in  ann&hernder  Verwandtschaft  manchmal  selbst  auf  Stein  gibt 
(vgl.  z.  B.  Bhein.  Mua.  XIV  p.  141  [oben  p.  334],  Enarr.  p.  66  zu  Tafel 
LXXXVI  A);  —  dass  ihnen  wiederum  mehrfach  nahe  stchen  die  mit 
dem  Pinsel  gemalten  Inachriften  (z.  B.  die  calenische  in  Priscae  lati- 
miatiB  Snppl.  II  A,  besser  W  B)\  —  dass  mit  Steinschrift  parallel  auch 
Mcwaikinschriften  anzusehen  sind,  wie  P.  L.  M.  E.  Tafel  LVII  D.  LIXA; 
—  dass  eine  Mittelstnfe  zwischen  Metall  und  Stein  Knochen  und  Elfen- 
bein  bildet;  —  dass  auch  zwischen  Erz  ond  Blei  zu  unterscheiden 
i«t;  —  n.  B.  w. 

^  Verh&ltnissm&ssig  den  meisten  Erfolg  verspricht  eine  solche 
geeoaderte  Betrachtung  wohl  im  Gebiete  der  Mtinzenschrift;  doch 


696      ZUR   GESCHICHTE    DES   LATEINISCHEN   ALPHABETS. 

Vorsicht  bei  der  vergleichenden  Benutzung  der  drei  Classen 
nie  zu  vergessen  haben,  aber  dennoch,  diese  Vorsicht  voraus- 
gesetzt,  anderseits  uns  auch  dem  in  ihnen  naturgemass  uber- 
einstimmenden,  evident  analogen  nicht  verschliessen,  zumal 
wenn  wir  zum  vorzugsweise  massgebenden  Leitfaden,  so  weit 
moglich,  immer  die  eigentliche  Lapidarschrift  mit  ihrem  nach 
beiden  Seiten  hin  die  Mitte  haltenden  Charakter  nehmeiL 
Das  vereinzelt  vorkommende  kann  iiberali  Sache  des  Zufalls 
sein^);  in  dem  massenhaft  auftretenden  durfen  wir  immer  eine 
bewusste  Gewohnung  sehen. 

Wie  w^nig  alle  solche  Cautelen  und  EinschrankuDgen 
ein  Hinderniss  sind,  zunachst  im  ganzen  und  grossen 
sehr  bestimmte  einheitliche  Schrifttypen  als  Eigenthum  ver- 
schiedener,  sich  chronologisch  ablosender  Perioden  zu  erkennen 
und  in  festem  Bilde  aufzufassen,  ist  eine  allbekannte  That- 
saehe  der  epigraphischen  Erfahrung.  Nicht  grosser  isi  ja 
die  Sicherheit,  mit  welcher  der  'Palaograph*  eine  Handschrift 
dem  9ten  oder  12ten  oder  15ten  Jahrhundert  n.  Ch.  zuschreibt 
als  mit  der  eine  Inschrift  vom  Epigraphiker  in  das  6te  Jhdt. 
d.  St.  oder  in  die  Sullanische  Periode  oder  in  nachaugusteisehe 
Zeiten  gesetzt  wird.  Wer  erkennt  nicht  auf  den  ersten  Blick 
die  Unmoglichkeit,  dass  die  auf  uns  gekommene  Inschrifi 
«  der  Columna  rostrata  aus  dem  Ende  des  5ten  Jahrhunderts 
stamme,  oder  dass  die  erhaltene  Lex  Puteolana  parieti  fe- 
ciendo  (nicht  ^faciundo')  dem  Jahre  649,  von  dem  sie  sicb 
selbst  datirt,   angehore?^)     Wer   nicht  wenigstens    auf   dt»n 


gerade  sie  in  wuuscbenswerthcr  VoUfitandigkeit  und  Scharfe  eo  Ttfr- 
fol<;en  bin  ich  bei  meiner  jetzigen  St^Uung  nicht  mehr  in  derselUa 
gunstigen  Lage  wie  friiher,  und  darum  gen5thigt  mich  mit  dem  £t- 
reichbaren  zu  liegniigen,  auf  Anderes  zu  verzichten. 

^)  Wie  mancherlei  bedeutungslose  Zufalligkeiten   ich  meiner>f.t> 
bei    epigraphischen    Betrachtungen   dieser   Art   bereitwillig  zuzugel»^ 
gcueigt  und  gewohnt  bin,  kann  man  z.  B.  aus  Rhein.  Mu».  XIV  p.  lM.n 
290.  292.  293.  306  ff.  311.  317  Anm.  381  [oben  334.  346.  348.  349.  36AS 
3G9.  378  Anni.  380]  ersehen. 

•')  Vgl.  das  in  solcher  Beziehung  im  Khein.  Museum  XIV  p.  286  f. 
[oben  p.  339  tf.]  zusammengestellte,  fiir  die  im  Tezte  erwahnten  B^i- 
spiele  uber  in  P.  L.  M.  E.  die  Tafeln  XCV.  LXVI.  LXI.  XCVl  D  oeU: 


ZUR   GESCHICHTE   DES   LATEINISCHEN    ALVHABETS.       697 

zweiten  oder  dritteiiy  dass  weder  die  Baseler  Schiefertafel 
mit  der  Dedication  an  die  luno  Seispes  Mater  Regina,  noch 
der  Nolanische  Ehrentitulus  des  M.  Marcellus  iiberhaupt  antik 
sind?  um  andere^  aus  jQngster  Zeit  datirende  Beispiele  bei 
Seite  zu  lassen.  —  Und  zwar  lassen  sich  im  epigraphischen 
Gebiete  die  derartigen  Unterschiede  nicht  nur  Qberhaupt  auf 
Begriffe  zurQckfuhren,  sondern  annahernd  selbst  auf  Begriffe; 
die  dem  Wesen  und  Charakter  der  jedesmaligen  Zeit  ent- 
sprechen:  wovon  doch  bei  der  BUcherschrift  in  demselben 
Sinne  nicht  fiiglich  die  Rede  sein  kann.  In  der  archaischen 
Periode  (archaisch  im  engern  Sinne  genommen)  ist  es  eine 
gewisse  grossartige  Unbekiimmertheit,  die  nichts  will  als 
Deutlichkeit  und  Bestimmtheit^  gleichgQltig  ob  diese  mit  mehr 
oder  weniger  starren  und  sproden,  oft  groben  und  eckigeu, 
selbst  ungeschlachten;  gar  nicht  nothwendig  symmetrischeu; 
immer  aber  derben  und  energischen  Linien  und  Linienver- 
bindungen  erreicht  wird,  so  weit  man  die  Linien  zu  verbinden 
sich  iiberhaupt  die  MUhe  nahm.  Auf  solcher  Grundlage  — 
deren  Nachwirkung  sich  in  Metallschrift  noch  weit  in  das 
7te  Jhdt.  hinein  erstreckt  —  entwickelt  sich,  nach  Ueber- 
windung  Ton  mancherlei  Mittelstufen,  die  lapidare  Normal- 
schrift  der  republicanischen  Periode,  wie  sie  uns  auf  ihrem 
Hohepunkte  etwa  in  der  SuIIanischen  Zeit  entgegentritt  und 
in  einem  gewissen  grandiosen  Stil  gleichsam  die  maiestas 
populi  Romani  widerspiegelt:  eine  Schrift,  die  durch  strenge 
Gemessenheit  bei  gediegenster  Einfachheit,  jeden  Ueberfluss 
verschmahend;  den  entschiedenen  Eindruck  ebenmassiger 
Warde,  selbstbewusster  TQchtigkeit^  natQrlicher  Vornehmheit 
macht.  Von  dieser  edeln  Formenreinheit^®)  in  ihrer  —  wie 
man  sagen  mochte  —  stillen  Grbsse  geht  die  Folgezeit,  in 
leisen  Uebergangen  schon  wahrend  der  letzten  republicani- 
8chen  Zeiten,  allmiihlich  herab  durch  einen  Oberhand  nehmen- 
den  Zug  zur  Verschonerung  des  Einfachen,  durch  ein  gewisses  ? 


zugehOriger  EDarratio  p.  S2.  6S.  £4.  88,  wo  maD  die  fruhem  auafilhr- 
Hchem  BesprechttDgen  dtirt  findel 

'^)  Einiges  hierron  s.  beispielBweise  n&hcr  entwickelt  an  dem 
Gegenaatse  der  faUchen  Proportionen  auf  der  Baseler  luno-SeiBpee- 
Tafel  im  Rhein.  Mus.  XIV  p.  290  [oben  p.  346]. 


698      ZUR   GESCHICHTE   DES   LATEINISCHEN   ALPHABETS. 

Streben  nach  Schmuck;  wie  es  besonders  in  geschwungenen 
Liuien^  namentlich  auch  in  den  geschn5rkelten  Endspitzen 
der  Linien")  und  ahnlichen  Spielereien  dem  Auge  sichtbar 
wird;  noch  hiilt  sich  die  Augusteische  Zeit  auf  der  Hobe 
eines  im  ganzen  durchaus  wiirdeyoUen^  wenngleich  schon 
etwas  prunkhaften  Typus,  der  sich  mit  Modiiicationen  selbst 
noch  bis  in  die  Trajanische  Periode  fortsetzt  [mit  einer  Nei- 
gung  zu  iibermassig  bauchigen,  liber  die  Kreisrundung  hinaas- 
gehenden  Formen  (s,  Baseler  Schiefertafel  in  Caricatur)];  aber 
allmahlich  kommt  doch  mehr  und  mehr  die  gesuchte  Zier- 
lichkeit  zum  Durchbruch,  die  denCharakter  der  dritten  Periode 
bezeichnet  und  sich  in  bemerkenswerther  Uebereinstimmung 
mit  dem  gleichmiissig  veranderten  Sprach-  und  Stilcharakter 
verfolgen  liisst.  Sie  wird  schliesslich  abgelost  durch  die 
Periode  des  Verfalls  der  Schrift,  der  wiederum  mit  dem  Ver- 
fall  der  Sprache  selbst  Hand  in  Hand  geht;  mit  der  Urzeit 
beruhrt  sich  dieselbe  in  einer  gemeiuschaftlichen  Sorglosig- 
keit,  die  aber  jetzt  zur  charakterlosen  Nachlassigkeit  wird 
und  schwachliche,  diinnbeinige,  wacklige,  dazu  gespreizte 
Figuren  erzeugt. 

In  so  weitem  Rahmen  die  Geschichte  der  lateinischen 
Schriftveranderung  zu  verfolgen  ist  indess  mit  nichten  die 
Absicht  dieser  Bliitter;  mit  wirklichem  Erfolg  konnt«  das 
auch  nur  geschehen,  wenn  eine  ahnliche  Reihe  chronologisch 
geordneter  Schriftproben,  wie  sie  fiir  die  Jahrhunderte  der 
Republik  die  Facsimiles  der  P.  L.  M.  E.  geben,  auch  fBr  die 
Kaiserzeit  vorlilge:  woftir  zivar  das  Material  vorhanden  ist, 
aber  eine  Aussicht  auf  praktische  Ausfflhrung,  ut  sunt  ha^' 
tempora,  wohl  in  weitem  Felde  liegt.  Indem  wir  uns  als" 
mit  unserer  Betrachtung  auf  den  engern  Kreis  der  Republik 
zuriickziehen,  verengern  wir  zugleich  den  Gesichtspunkt  dieser 
Betrachtuug  insofern,  ala  wir  uns  nicht  mit  einer  ethisch- 
iisthetischen  Charakteristik  begniigen,  wie  sie  mit  den  aU- 
gemeinen  Kategorien  von  roher  Deutlichkeit,  gemessener 
Wiirde,  gesuchter  Zierlichkeit,   schwachlicher  Nachlassigkeit 

^')  Vgl.  die  BemerkiiDgen  und  Exempiificationen  im  Rhein.  Ma?- 
XIV  p.  287  [oben  p.  340],  und  weiter  unten  Anm.  29. 


ZUR   GESCHICPTE   DE8   LATEINlSCHEN    ALPHABETS.       699 

gegeben  wurde^  sondern  den  speciellem  Motiven  nachgehen, 
onter  deren  unmittelbarer  Einwirkung  sich  der  Schriftwandel 
in  den  zwei  ersten  jener  vier  Perioden  vollzog.  Denn 
im  weitern  Verlauf  sind  es,  genau  betrachtet;  doch  nur  Modi- 
ficationen  einer  anerkannten  Grundforni;  worin  sich  die  Fort- 
bewegung  zeigt,  wahrend  es  sich  dort  um  die  Genesis  und 
die  Feststellung  dieser  Grundformen  selbst  handelt.  DafQr 
aber  sind  hauptsachlich  zwei  Triebkrafte  wirksam  gewesen: 
eine  wohl  niemals  Terkannte,  eine  wenigstens  noch  nicht  dar-  s 
gelegte.  Die  letztere  wird,  wie  weiterhin  gezeigt  werden 
soll,  von  einem  specifisch  mathematischen,  naher  geo- 
metrischen  Princip  in  Bewegung  gesetzt;  die  erstere,  vorher 
ins  Auge  zu  fassende  beruht  auf  dem  ilberaus  nahe  liegenden 
Princip  der  Vereinfachung  durch  AbkUrzung,  was  man  freilich 
ebenfalls  ein  geometrisches  im  allgemeinsten  Sinn^  nennen 
kann. 

1.  Die  Vereinfachung  urspriinglich  vollstandigerer 
Buchstabenformen  durch  Abkfirzung  liegt  uns  eben  so  wohl 
im  Yerhaltniss  zum  griechischen  Mutteralphabet,  wie  inner- 
halb  der  Grenzen  der  lateinischen  Schriftgeschichte  selbst 
vor.  Aus  dem  griechischen  B  wurde,  wie  jedermann  weiss, 
durch  Weglassung  zweier  Yerbindungsstriche  H;  wenn  uns 
die  chalkidischen  Colonien  Unteritaliens  noch  beide  Formen 
neben  einander  aufzeigen^^);  so  hat  doch  schon  das  uns  be- 
kannte  alteste  Latein  nur  die  jQngere  aufgenommen^  wahrend 
die  vollere  in  das   Faliscische,  Oscische^  Etruscische   uber- 


^*)  Hier,  wie  fCir  alles  Folgende,  Bind  wir  in  der  gflnBtigen  Lage 
ein  fOr  allemal  auf  die  aberBichtlichen  Schrifttafeln  in  A.  Eirchhoff^B 
'Stadien  znr  Gegchichte  des  griechischen  Alphabets'  verweisen  zn 
k5nnen.  Wenn  daselbst  p.  230  (117  der  2ten  Ausg.)  aach  eine  Zu- 
sammenBtellung  der  italischen  Alphabete  gegeben  ist,  bo  ist  dieselbe 
doch  80  knapp  gehalten,  dass  man  leicht  erkennt,  der  YerfiEuwer  habe 
in  Beziehmig  anf  das  Latein  wohl  absichtlich  nicht  Ober  das  Bekann- 
teste  hinaoBgehen  wollen.  —  F.  LenormanfB  'JStndeB  Bur  Torigine 
et  la  formation  de  Falphabet  grec'  in  den  jQngsten  Heften  der  Bevue 
archMogique  haben  mir  erst  fur  eine  sehr  flClchtig^  Ansicht  zu  Gebote 
gestanden,  bei  der  Bie  fQr  den  hieBigen  Zweck  keine  nenen  Anhalts- 
ptinkte  zu  bieten  Bchienen. 


700      ZUK    GESCIIICHTE    DES    LATEINISCHEN    ALPHABETS. 

gegangen  ist.  —  Mehr  oder  weniger  analog  verhalt  ea  sich 
mit  der  aus  $  oder  $  hervorgegangenen  Kiirzang  ^  oder  ^, 
rait  dem  aus  P  gewordenen  P,  mit  dem  aus  /W  gekurzten 
M  oder  W. 

Von  den  letztgenannten  beiden  Formen  war  an  sich  die 
eine  gerade  so  berechtigfc  wie  die  anderej  es  war  rein  Sache 
des  freien  Beliebens,  wenn  sich  die  Weglassung  der  fiinften, 
nicht  die  der  ersten  Linie  durchsetzte  und  zum  Normalen 
wurde;  aber  als  eine  mit  Bewusstsein  gewoUte  Form  ist  das 
W  durch  seine  dreimalige  Wiederkehr  in  der  Lex  agraria 
» des  Jahres  643  hinliinglich  sicher  gestellt.^^)  —  Dass  die 
fiinfstrichige  Urform,  die  gleichmassig  im  Faliscischen,  Os- 
cischen,  Umbrischen,  Etruscischen  wiederkehrt,  sich  im  Latein 
in  der  Auwendung  als  Namen-nota  (/WamM5  zum  Unter- 
scliiede  von  MorcMs)  fur  alle  Zeit  erhielt,  ist  bekannt^  wenn 
das  auch  mit  allmahlich  eintretenden  Modificationen  geschah, 
die  schliesslich  die  ursprungliche  Figur  nur  noch  in  einer 
Andeutung  erkennen  lassen.  —  Aber  eine  weitere  Kurzung 
erfuhr  die  Normalform  M  dadurch,  dass  die  beiden  Mitt^i- 
striche  nicht  bis  zum  Boden  herabgefuhrt  wurden,  sondem 
iu  halber  Hohe  aufhorten:  (A,  selbst  nur  t\.  Es  sind  sehr 
alte  Monumente,  welche  solche  Formen  in  der  unzweideutig- 
sten  Weise  darbiet^en,  z.  B.  das  miinchener  ErztSfelchen 
Taf  II  J5,  oder  der  pisaurische  Stein  XLIV  P,  auch  altest*» 
Miinzen'*);  aber  gleich  hier  liegt  ein  evidenter  Fall  vor,  wie 
eine  principiell  wohlbefugte  Veranderung  sich  doch  nicht  zu 
lialten  verraochte,  sondern  wieder  ganzlich  uberwunden  wurde: 
denn  die  (um  so  zu  sagen)  ^classische'  Zeit  kennt  bekannt- 
lich,  weuigstens  in  Lapidarschrift,  durchaus  kein  AA,  sondern 
ausschliesslich  M,  wenn  sich  auch  auf  Miinzen  die  erstort* 
Forui  noch  in  manchem  einzelnen  Beispiel  fort^etzt. 

Ob  n,  wie  es  noch  in  verschiedeneu  griechischen  Alpha- 
beten,  naraeutlich  auch  in  dem  chalkidischen*^'),  desgleichen 


^^)   Zuerst  hervorgehoben  von  Mommeen  Unterital.  Dial,  p  3«» 
^')   Mehr   hieriiber   s.    im   Khein.   Mua.   XIV    p.  140  f.    284  f.   2i»l. 


383  [oben  p.  333  f.  335  f.  347.  388].    Ueber  Muozen  s.  unten  p.  26  [718;. 
*')   Ich   sage  t-o  nur  der  Kvirze  halber,   um  die  chalkidischen  Co- 
lonien  Unteritaliens  und  ►Siciliens  zu  bezeichnon. 


ZLR   GESCIIICHTE   DES   LATEINISCHEN   ALPHABETS.       701 

im  oscisclien  erscheint,  jemals  in  lateinischem  Gebrauch  iorm- 
lich  recipirt  war,  bleibt  unentschieden;  da  die  in  unsern 
Monumenten  ▼orkommenden  Beispiele,  deren  uberhaupt  nur 
wenige  sind,  eine  sehr  zweifelhafte  Mitte  halten.*®)  —  Um 
80  deutlicher  wird  aber  auch  hier  der  Kurzungstrieb  darin 
sichtbar,  dass  aus  dem  P  (s.  o.)  eine  von  einem  F  kaum 
unterscheidbare,  hochstens  durch  ein  winziges  Hakchen  unter* 
schiedene  Figur  P  wurde  (gerade  wie  auch  die  sich  spater 
entwickelnde  gerundete  Form  desselben  Buchstaben  zu  einem 
r  zusammenschrumpfte),  die  nur  zu  keiner  Herrschaft  ge- 
larfgt  ist.  Und  zwar  dieses  um  so  begreiflicher,  je  leichter 
auf  solchem  Wege  ein  volliges  Zusammenfallen  zweier  ganz 
verschiedener  Buchstaben  bewirkt  worden  ware.  Denn  hier 
kommt  die  bestimmte  Thatsache  zur  Geltung,  dass  auch  das  lo 
T  in  den  Gesetzestafeln  des  7ten  Jhdts.  viel  zu  haufig  und 
deutlich  in  der  Form  F  oder  auch  T  erscheint^  als  dass  wir 
(larin  die  Absicht  der  Abktirzung  verkennen  und  ein  blosses 
Zufallsspiel  erblicken  durften.  Auch  liegen  die  Uebergange 
dazu  klar  genug  vor  in  den  ebenda  und  mehrfach  sonst  vor- 
kommenden  Zwischenstufen  T  und  T ,  die  selbst  nicht  minder 
als  das  nach  beiden  Seiten' zugleich  gekUrzte  T  in  die  hiesige 
Hubrik  fallen.  Derselbe  Hergang  ist  es,  wenn  aus  dem  Zahl- 
zeichen  JL  (s.  u.)  L  wurde,  oder  aus  dem  Lautzeichen  U  L 
ein  verkiirztes  l  L,  womit  wiederum  E  F  fiir  E  F  ganz  parallel 
stehen:  lauter  Formen  freilich,  deren  iiberhaupt  nur  spora- 
disches  Vorkommen  theilweise  auf  Zufalligkeiten,  theilweise 
auf  die  Beschaffenheit  verschiedenen  Materials  zurdckfiihrbar 
ist,  obwohl  sie  anderseits  z.  B.  schon  auf  den  pisaurischen 
Steinen  mit  einer  gewissen  Gonsequenz  oder  Gewohnheits- 
massigkeit  auftreten.  —  Eben  dahin  lasst  sich  auch  die  Figur 
Ci  mit  verschwindend  kurzem  Querschwanzchen  ziehen. 

Das  vierstrichige  ^  oder  J  kennen  wir  zwar  innerhalb 
des  Lai^ins  nur  noch  als  altes  Miinzwerthzeichen  fflr  Se- 
muncia,  zum  Unterschiede  von  j  als  Semis,  Semissis");  aber 


'^  Das  n  der  epheBiBchen  Cistophoren  mit  rOmischen  MagiBtrata- 
namen  (C.  I.  L.  I  n.  522.  523)  ist  selbstverBt&ndlich  griechisch. 

^^  S.  Mommsen  a.  a.  0.  and  Gesch.  des  rOra.  Munswesens  p.  1S9. 
199  f. 


702       ZUR   GESCIIICHTE    DES   LATEINISCHEN   ALPHABET8. 

das  geniigt  auch,  um  in  der  auf  altem  Denkmalem  nichts 
weniger  als  seltenen  Form  ^  oder  ^  denselben  EQnongs- 
process  zu  finden^  der  in  allen  bisherigen  Beispielen  (in  be- 
sonders  verwandter  Weise  bei  dem  M)  zu  Tage  trat,  ftbri- 
gens  auch  in  der  etruscischen  Schrift  vorliegt.  Und  neben 
andern  griechischen  Alphabeten  bietet  ja  gerade  aoch  daa 
chalkidische  schon  beide  Formen  neben  einander. 

Eben  dahin  fallen  aber  femer  auch  die  zalilreichen 
Varianten  des  ersten  Bnchstaben  des .  Alphabets.  Neben  A 
uud  A;  die  uns  (abgesehen  von  andem  griechischen  Alpha* 
beten)  gleichmassig  in  chalkidischer  wie  altlateinischer  Sehrift 
entgegentreten ;  sind  ja  die  lateinischen  Formen  /k  \md  A  so 
eiuleuchtend  wie  moglich  nur  vereinfachende  Modificationen, 
die  manchmal  bis  zu  einem  dem  Auge  fast  verschwindenden 
Hakchen  als  Ersatz  des  Mittelstrichs  fortgehen,  wie  z.  B.  auf 
der  wiener  Bronze  Taf.^  II  A ;  und  nicht  anders  verhalt  sichs 
mit  A  neben  A,  oder  dem  nicht  ganz  selten  yorkommendeo 
A  ohne  jeden  Mittelstrich;  oder  einem  neben  A  einigemal 
11  erscheinenden  A:  von  welchen  Formen  allen  die  Beispiele  ini 
Index  palaeographicus  gesammelt  sind.^^)  Wenn  man  wilL 
wird  man  —  um  dies  hier  im  Voriibergehen  zu  bertlhren  — 
auch  die  Figuren  A  A  A  als  Kiirzungen  auffassen  komien« 
obwohl  ich  sie  vielmehr  auf  den  oben  p.  6  [697]  angedeuteten 
Gesiclitspunkt  zuriickf&hre,  nach  dem  es  der  Sorglosigkeit 
der  altesten  Periode,  sowie  weiterhin  der  Schwierigkeit  der 
Metallschrift  entspricht;  die  Elemente^  welche  die  BuchstabeD- 
figur  bilden^  unverbunden  zu  lassen^  statt  sie  zu  einer  strammen 
Einheit  zusammenzuschliessen.  ^^)  —  Aber  erheblicher  ist  das 

*^)  In  Betrelf  des  A  sind  die  rdmischen  Qninare,  Qnadianten,  De- 
nare  des  6ten  nnd  7ten  Jahrhunderts  aus  C.  I.  L.  1  n.  268.  2S4.  22^ 
hinzuzufugen. 

*^)  Unter  diesen  Gesichtspunkt  —  den  ich  vielleicht,  weim  mir 
die  Ausfiihrung  der  Muhe  werth  geschienen  h&tte,  geradeni  als  eintn 
dritten  fur  die  Buchstabengeschichte  des  alten  Latein  wirkaamea  Factor 
geltend  machen  konnte  —  fallt  denn  auch  die  nngeechlosteDe  Figvr 
des  O,  wenn  sie  als  O  O  O  C  ()  erscheint,  oder  in  noch  fHiherer  Gt- 
staltung  als  (^.  Dem  offenen  0  parallel  Bteht  auch  das  offene  ^ 
auf  Miinzen  Ton  Aquinum  oder  in  einer  der  praenestinischen  Gnh- 
schriften  (Tafel  VII,  29*.   XXXVl,  59).    Beispiele  der  Nichtgeschlowei^ 


ZOB  GESCHICHTE   DE8   LATEINISCHEN   ALPHABETS.      703 

Bedenken,  ob  wir  denn  uns  liberhaupt  begDiigen  sollen,  nur 
zu  einer  Doppelform  (A  A^  A  A)  als  dem  altesten  aufzu- 
steigen,  statt  Yon  einem  Einheitspunkte  auszugehen^  aus  dem 
sich  zwei  Figurationen  gleich  natiirlich  abzweigen  konnten? 
Uod  dazu  kommt  das  zweite  Bedenken^  wie  sich  denn  zu  den 
obigen  Formen  die  Figur  A  verhalten  soll;  die  doch  eben- 
falls  in  UDzweifelhaffcen  Beispielen  alter  Zeit^  namentlich  auf 
MQnzen^  vorliegt,  auch  erst  neulich  wieder  in  der  Opusc.  phil. 
II  p.  776  publicirten  Steinschrift  der  via  Ostiensis  zum  Vor- 
schein  gekommen  ist?*^)  Nehmen  wir  sie  fttr  nachgeboreii; 
so  hatten  wir  hier  den  ersten  —  und  mit  Ausnahme  einer 
weiterhin  zu  berfihrenden  Absonderlichkeit  einzigen  —  Fall, 
dass  nicht  vom  VoUstandigen  zum  Einfachem  fortgeschritteU; 
sondem  das  urspriinglich  Einfachere  schon  in  alter  Zeit  er-  is 
weitert,  verziert,  complicirter  gemacht  worden  ware.  Ich 
vermag  daher  der  Versuchung  nicht  zu  widerstehen,  als  Grund- 
form  gerade  A  (verkilrzt  A)  zu  vermuthen,  woraus  einerseits 
A,  anderseits  A  durch  Vereinfachung  entstand.  Es  ware 
diess  dann,  da  uns  griechische  Alphabete  allerdings  keinen 
Anhaltspunkt  geben,  als  eine  erst  auf  italischem  Bodeii  fr^h- 
zeitig  beliebte  Modification  anzusehen,  wo  sie  in  der  That 
auch  in  der  messapischen  Schrift  erscheint;  durch  A  und  A 
—  weiterhin  A  —  verdrangt  und  in  lange  Vergessenheit  ge- 
rathen,  taucht  sie  dann  erst  in  viel  sp^tern  Zeiten  der  Ver- 
kfinstelung,  zum  Theil  wohl  unter  griechischem  Einfluss, 
gelegentlich  wieder  auf.**) 

Ausserhalb   der  eigentlichen  Buchstaben,  d.  h.  der  als 


heit  geradliniger  Fignren  (besonders  h&nfig  bei  M  und  N,  bei  A,  aber 
anch  BonBt,  wie  D  n.  8.  w.)  verlohnt  Bich  nicht  im  einzelnen  nach- 
zQweisen. 

'^  Zn  zaghaft  nnd  schwankend  sprach  ich  dber  sie  im  Rhein. 
Masenm  XIY  p.  806  Anm.,  382.  487  [oben  p.  363  Anm.,  386  f.];  un- 
be&ngene  Erwftgnng  der  jetzt  im  Index  palaeographicns  znsammen- 
gestellten  Belege,  so  wie  der  vom  Ende  des  5ten  bis  in  das  7te  Jhdt. 
hinein  reichenden  Mfinzbeispiele  (C.  I.  L.  I  n.  21.  213.  232.  249.  368), 
l^st  an  dem  hohen  Alter  des  A  nicht  zweifeln. 

'^)  In  den  sorgf&ltigen  nnmismatiBchen  Beobachtnngen  Momm- 
sens,  Qesch.  des  rdm.  Mflnzwesens  p.  466,  finde  ioh  doch  nichta,  was 
der  obigen  Entwickelang  entgegentr&te. 


704      Zrii  GESCHICHTE    DES   LATEINISCHEN   ALPHABETS. 

Lautzeichen  recipirteii  griechischen  Buchsttfbenformeii,  liUst 
sich  endlich  der  instinctive  Vereinfachungs-  und  KQrzungs- 
trieb  der  alten  Zeit  aueh  in  dem  System  der  zu  Zahlbezeich- 
nungen  verwendeten,  weil  fflr  die  Lautsprache  ilberfliissigen 
Schriftzeichen  verfolgen;  und  zwar  hier  mit  ganz  besonderer 
Deutlichkeit  und  Consequenz.  Weil  das  alte  Latein  der  eon- 
sonantischea  Aspiration  durchaus  entbehrte,  verwendete  es 
die  drei  griechichen  Aspiraten  9  qp  x  =  O  (selbst  eine  Kur- 
zung  aus  ©),  ®,  >l  (verkfirzt  aus  ^)  f[ir  die  Zahlbegriffe 
100,  1000,  50,  und  halbirte  weiter  in  so  einfacher  wie  ratio- 
neller  Weise  das  ®  zur.  Bezeichnung  von  500,  wodurch  die 
ganz  zurdllig  mit  dem  Buchstaben  D  zusammenfallende  Form 
entstand.  Dagegen  keine  rationelle  Absicht,  sondern  reine 
Bequemlichkeitskiirzung  war  es,  wenn  das  O  zu  C  wurde: 
allerdings  ebenso  unter  Mitwirkung  der  Initiale  von  Ceninm^ 
wie  dem  zu  Q)  (mit  unverbundenen  Linien**))  umgemodelten 
(D  wegen  M//fe  die  Figur  M  substituirt  wurde.")  —  Wie- 
derum  eine  Verkiirzung  war  es,  wenn  das  schon  in  J.  ubei^ 
gegangene  >l  ebenso  zu  L  vereinfacht  wurde,  wie  T  wenig- 
13  stens  voriibergehend  zu  F  oder  T,  und  dadurch  zufallig  mii 
dem  Buchstaben  L  zusammenfiel,  aber,  was  wohl  zu  beachten, 
erst  in  dessen  jiingerer  Gestaltimg,  ganz  und  gar  nicht  in 
der  ursprttnglichen.  —  Durch  einen  ganz  analogen  Proees» 
wird  endlich  auch  das  Zahlzeichen  X  =  10  entstanden  seio, 
wovon  V  wiederum  nur  die  Halbirung  ist  wie  D  von  (D: 
auch  hier  also  ein  durchaus  absichtsloses  Zusammentreffei] 
mit  den  Buclistaben  X  und  V.  Die  chalkidischen  und  ihneo 
benachbarte  Colonien  Unteritaliens  mimlich  boten  fur  6  zwei 
neben  einander  stehende  Formen  dar:  neben  ©  und  O  auch 
®  und  (wohl  alter)  ^;  was  hinderte,  beide  zur  Lautbezeicfa- 
nung  gleich  unnutze  Formen  als  Zahlzeichen  zu  verwenden 
und,  wie  0  fur   100,   so   die   schraglinige  Figur  fOr   10  xu 


'^'■^)  Weun  daneben,  wie  bekannt,  auch  CX>  h2,afig  genog  ist,  5o 
i»t  das  nur  eine  etwas  andcrs  variirte  Wendung  der  Gnmdform,  dit 
uus  hier  nichts  angeht. 

-^)  Es  ist  genau  derselbe  Fall,  wie  wenn,  aber  aoch  erst  in  einer 
jungern  Periode,  Q-  und  T  als  Bezeichnungen  far  Q.Uftuin itf  nod  T/r- 
unciits  aufkanien:  s.  Mommsen  a.  a.  0.  p.  201. 


ZUB  OESCHICHTE   DES   LATEINISCHEN  ALPHABETS.      705 

recipiren?  dieses  namlich  ersichtlicher  Weise  genau  mit  der- 
selben  Weglassnng  der  Einfassungslinien,  vermoge  welcher 
im  Griecfaischen  B  zu  H  oder  B  zu  =  und  weiter  Z  wurde.*^) 
—  Hatte  man  jetzt  noch  ein  femeres  Zahlzeichen  bedurft, 
so  stand  ein  solches  auch  in  der  denselben  Alphabeten  eigenen^ 
neben  >i^  >l  fBr  x  vorkommenden  Figur  H',  alter  Y,  zu  Ge- 
bote;  aber  man  war  eben  fertig  mit  den  nothwendigen  Ele- 
menten  des  Ziffersystems,  und  darum  ist  es  gar  nicht  zu 
verwundem,  wenn  fQr  50  sowohl  ^  als  gelegentlich  auch 
V  in  Gebrauch  genommen  wurde:  das  letztere  bekanntlich  in 
der  merkwiirdigen  Inschrift  von  Cora  (Gruter  896,  10),  die  unfl» 
auch  das  einzige  lateinische  Beispiel  von  O  erhalten  hat 
[=  C.  I.  L.  I  n.  1156,  wo  vl/  und  ®  steht.    C.  W.].«*) 

Wenn  man  will,  wird  man  in  die  bisher  behandelte 
Kategorie  auch  das  kleinere  Mass  einreihen  konnen,  in 
dem  mit  einer  gewissen  Gewohnheitsmassigkeit  einzelne  Buch- 
stabenformen  im  Verhaltniss  zu  der  dbrigen  Schrift  i^uftreten: 
denn  im  Grunde  ist  es  doch  nur  eine  leise  Begriffswendung, 
mittels  deren  man  von  Vereinfachung  durch  Abkiirzung  zur 
Verminderung,  Verkleinerung  tlberhaupt  gelangt  Warum  es 
freilich  vorzugsweise  der  Buchstab  O  war,  daneben  01,  femer 
X,  in  wenigen  Fallen  auch  C  war,  die  man  in  dieser  Weise  u 
gleichsam  verzwergte,  dafiSr  wiisste  ich  einen  innera  oder 
historisch  verstandlichen  Grund  nicht  nachzuweisen,  so  dass 
wir  uns  hier  bis  auf  weiteres  mit  der  Erkenntniss  der  That- 
sache  zu  begnQgen  haben.  Gewiss  ist  nur,  dass  jene  Ver- 
jungungen  grosstentheils  nicht  nur  Uberhaupt  schon  in  grie- 
ehischen  Alphabeten,  sondem  namentlich  auch  in  den  fUr 
das  Latein  unmittelbar  massgebenden  Platz  gegriffen  hatten. 

**)  Ich  habe  wohl  friiher  einmal  daran  gedacht,  ob  sich  nicht  das 
X  als  importirt  auB  dem  Nachbaralphabet,  welches  aof  dem  noIaniBchen 
Geniss  (Monunsen  Unterit.  Dial.  p.  6  f.,  Tafel  I,  14)  erscheint,  ansehen 
lasse,  da  aich  aus  einem  P^,  wie  es  dort  dem  p  folgt,  die  Herleitong 
dei  X  allerdings  noch  einfacher  gestaltete.  Aber  diunit  wHre  die  doch 
anbedingt  vorxnziehende  einheitliche  Ableitung  aus  derselben  Quelle 
aafgegeben. 

'^)  Was  in  den  obigen  Horleitungen  neu  ist,  was  schon  frilher 
erkannt  war,  lehrt  die  Vergleichung  mit  0.  Mtlller  Etrusker  H  p.  318  f. 
undMommaen  Unterit.  Dial.  p.  33  f. 

FB.   RIT8CHBLU   OPVSCyLA   IV.  46 


706      ZUR   GESCHICHTE   DES   LATEINISCHEN   ALPHABETS. 

Die  lateinischen  Beispiele  sowohl  fur  O  als  itir  Q.,  x  (c)  wei>t 
der  Index  palaeographicus  nach:  insonderheit  aus  den  p.  101 
der  Enarratio  zusammengestellten  Miinzaufschriften  eine  funf- 
fach  abgestuffcC;  bis  zum  blossen  Punkt  herabgehende  Beiheih 
folge  O  O  o  o  •  auf  p.  112  unten. 

Sprechen  nun  alle  bisher  durchgegangenen  einzebieii 
Erscheinungen  fiir  die  Vereinfachung  und  Kfirzung  als  doreb- 
gehenden  Zug  der  altesten  Schriftgestaltung^  so  wird  diese 
Auffassung  vollends  gesichert  erscheinen;  wenn  es  so  gut  wie 
keine  Beispiele  des  etwa  in  umgekehrter  Richtung  eingeschla- 
genen  Weges  gibt.  Das  vierstrichige  A  oder  A,  in  welehem 
man  einen  Fortgang  vom  einfachem  A  oder  A  (A  A)  zu 
eiuer  erweiterten  oder  complicirtem ,  iiberhaupt  voUstandiger 
gewordenen  Form  erkennen  konnte,  ist  schon  oben  beruhrt 
und  nach  Moglichkeit  erledigt  worden.  —  Selbstverstandlich 
gehoren  gar  nicht  hieher  die  Falle,  wenn  zu  einem  bestimin- 
ten  neuen  Zweck  mit  Bewusstsein  ein  neuer  Zusatz  an  die 
alte  Figur  gemacht  wurde:  wie  wenn  man,  um  ein  biaher 
fehlendes  Lautzeichen  zu  gewinnen,  das  C  zu  G  oder  Q  Q 
erweiterte;  oder  wenn  man  zum  Ausdmck  der  prosodischeo 
Lange  aus  dem  gewohnlichen  I  das  verlangerte  I  schuf**'^i; 
oder  wenn  man  das  mit  einer  Buchstabenform  zusammeii' 
fallende  Zahlzeichen  mit  einem  Unterscheidungsslzich  versah 
und  B  oder  D,  desgleichen  X  fiir  X  schrieb.*^)    Noch  weniger 

^"^)  Ausfahrlich  behandelt  im  Rhein.  Museum  XIY  p.  29S  ff.  378  £ 
486  ff.  [oben  p.  355  ff.  382  ff.  379  ff.]. 

^')  Das  X  zwar  auf  Steinen  meines  Erinnerns  nirgends,  desto  bao- 
figer  dagegen  auf  den  Miinzen  vom  Anfang  des  Tten  Jahrh.  an  (C.  I.  L. 
I  p.  131  ff.;  vgl.  Mommaen  Gesch.  d.  rOm.  Mdnzw.  p.  468).  —  Mit  Con- 
sequenz  durchgefiihrt  hat  man  das  freilich  gar  nicht,  da  einfachefl  C, 
V,  I  (1000  und  50  waren  durch  ihre  9.1tem  Formen  hinl&nglich  antei^ 
schieden)  eine  ahnliche  Differenzirung  nicht  erfuliren.  DafSr  «acht* 
man  hier,  und  zwar  einschliesslich  des  X,  dem  BedSrfidss  der  Unter- 
scheidung  dadurch  gerecht  zu  werden,  dass  mftn  (mit  Aasnahme  tod  C 
Ciber  die  mit  Buchstabenformen  zusammenfallenden  Zahlxeichen  deu 
bekannten  Querstrich  setzte.  Dass  dessen  eigentliche  Bedentnng  keines- 
weges  die  war,  eine  Mehrheit  von  Ziffem  zu  einer  Einbeit  faBammen* 
zufassen,  davon  kann  nahere  Betrachtung  der  vorhandenen  Beispiel*!' 
jeden  leicht  uberzeugen.  Allerdings  gibt  es  Bezeichnungen  wie  II,  HH* 
XV;  aber  daneben  kommt  nicht  nur  Ml,  Vll  vor,  aondem  gani  nniwei- 


ZIJR   GESCHICHTE   DES  LATEINISCHEN   ALPHABETS.      707 

kann  in  Betracht  kommen,  wenn  —  noeh  dazu  nicht  vor  i& 
der  Mitte  des  7ten  Jahrhunderts  —  der  blossen  Raumerspar- 
niss  wegen  ein  mit  seinen  Armen  tlber  die  Dimension  der 
benachbarten  Buchstaben  weit  hinausragendes  |  beliebt 
wurde,  wie  in  spaterer  Zeit  gelegentlich  auch  wohl  andere 
Buchstaben.*®)  —  Wohl  dagegen  konnte  man  eine  Verlange- 
rung  der  hier  in  Rede  stehenden  Art  erkennen  wollen  in 
dem  zur  regelmassigen  Form  gewordenen  R,  frtlher  ^,  da 
schon  in  sehr  alter  Schrifty  wenn  auch  selten,  sowohl  R  als 
R  Yorkommt;  aber  man  wtlrde  dabei  vergessen^  dass  bereits 
in  den  griechischen  Alphabeten  beide  Formen  neben  einandcr 
erscheinen^  also  auch  beide  gleichzeitig  Aufnahme  bei  den 
Lateinern  finden  konnten^  folglich  mit  nicht  mehr  Becht  R 
aus  P^  als  R  aus  R  abgeleitet  wtlrde. 

Nur  ein  Widerspruch  gegen  das  durchgefflhrte  Princip 
bleibt  zu  losen^  oder  aber  eine  unerklarte  Ausnahme  von 
der  Regel  nothgedrungen  zuzulassen:  das  ist  das  ttberaus 
auffallend  gebildete  Mj  wie  es  uns  in  den  Mtlnzaufschriften 
ROMA  ROMA  RoMA  entgegentritt;  deren  Beispiele  man 
Tafel  IX,  8  und  Enarr.  ^.  10  g  k  l  facsimilirt  findet.»*)     Da 


deutig  anch  VII,  XVIII,  VIII,  wo  man  sich  mit  einer  partieUen  Andeu- 
tnng,  daas  es  Zahlzeichen  aeien,  begntlgte. 

*")  S.  Bhein.  Mns.  a.  a.  0.  p.  486  f.  [oben  p.  379]. 

'*)  Wenn  in  dem  Index  palaeographicns  p.  112  mit  den  Worten 
'prope  ad  eam  speciem'  noch  einige  andere  Citate  hinsngefQgt  wnrden, 
Bo  iat  das  nnr  im  Sinne  einer  ffir  jeden  Index  gebotenen  KflrEe  des 
Ausdrucks  zu  yerstehen.  Sncht  man  die  Citate  anf  und  beschaut  sich 
die  Beispiele  n&her,  bo  ergibt  Bich  schnell,  dass  jene  'annahernde 
Aehnlichkeit'  nnter  einen  ganz  andem  GeaichtBpunkt  fftUt.  Alle  bezOg- 
lichen  Inschriften  gehOren  der  jilngem  Periode  an,  welche  sich  in  der 
Verziernng  der  Endpnnkte  der  Buchstabenlinien  durch  mehr  oder 
weniger  heraustretende  Spitzen  oder  H&kchen  gefiel,  von  welcher 
oben  p.  7  [697  f.]  gesprochen  wurde.    Von  einem  so  zugespitzten  oder 

gleichsam  ge^hrten  AA  /v\  aber  ist  ein  sehr  grosser  Abstand  bis  zu 
der  weit  flber  jenes  MaBS  hinausgehenden  Miinztype  M  oder  M.  Jener 
einfiacfaen  oder  doppelten  Zuspitzung  des  AA  entaprech.en  die  ebenBO 
beim  A  wiederkehrenden  Varianten,  die  der  Index  p.  111  zuBammen- 
stellt:  A  A  A  A.  Die  einfache  liegt  auch  der  Figur  dea  N  zn  Orunde, 
dessen  schi^  Mittellinie  aber  die  beiden  VerticalBtriche  hinauagefahrt 

46* 


708      ZUR   GESCIIICIITE   DES   LATEINISCHEN  ALPHABETS, 

10  fiir  diese  Gestalt,  die  so  durchaus  aus  aller  Analogie  hfitaus- 
tritt,  sammtliche  griechische  Alphabete  auch  nicht  eine  Spui 
von  Vorbild  darbieten,  so  habe  ich  mich  eine  Zeit  lang  mit 
dem  Gedanken  getragen,  es  sei  darin  gar  nicht  ein  emfaches 
M,  sondern  vielmehr  eine  Ligatur  von  VM  zu  erkennen; 
denii  genau  so  finden  wir  ja  wirklich  das  Zeichen  in  den 
zweifellosesten  Beispielen  des  7ten  Jahrhnnderts  gebraucht: 
in  den  capuanischen  Inschriften  der  Jahre  648  und  649 
MVRM  Tafel  LXIII  B  und  C,  desgleichen  LXXVI  H  PA- 


erscheiDt:  N.  Die  Doppelhakchen  finden  wir  nirgends  anffalleDder  imi] 
consequenter  durchgefuhrt  als  in  der  eleusinischen  InBcbrift  C.  I.  L.  I  d. 
619,  bei  der  eben  darum  griechischer  Einfluss  unverkennbar  ibt.  Nichtsala 
einen ,  nur  etwas  andcrs  gewendeten  Verziemngshang  hat  man  aach  b 

der  den  zweiten  Verticalstrich  des  N  verlangemden  Figor  N  zu  er- 
blicken;  wie  sie  sich  in  den  letzten  Zeiten  der  Republik  namenllieb 
auf  den  Fechtermarken  zeigt:  worauf  Tess.  glad.  p.  300  [obcn  p.  579^ 
und  Rhein.  Mus.  XIX  p.  461  [oben  p.  645]  aufmerkRam  gemacht  wordec 
Kaum  besonderer  Hervorhebung  werth  sind  mehrfache  Ehnliche  Spi^ 
lereien,   Spielarten   oder  Entartungen   der  normalen  Grnndform,  wit 

J-  J-  4-  f^r  L;  1^  ^^*^  """  ^-  ^'  ™M  welche,  so  weit  sie  nicht  auf  dii? 
natfirlichen  Hemmungen  der  Metallschrift  oder  auf  die  Flflchtigk^ii 
bloss  eingeritzter  Cursivschrift  zurilckgehen ,  durch  denselben  Venie 
rungstrieb  hervorgerufen  sind.  In  gewissem  Sinne  kann  man  sagem 
dass,  wiihrend  die  alte  Zeit  vom  yoll8tS,ndigem  znm  Einfachem  fort- 
schritt,  die  spiitere  schwache  Versuche  zur  umgekehrten  Richtui^ 
machte,  nur  dass  diese  in  durchaus  untergeordneten  Kleinigkeit^a 
stehen  blieb.  Freilich  hing  sich  dieser  Verzierungstrieb  snweileD  aoa 
an  die  aus  einer  fruhern,  mittlerweile  l9.Dg8t  vlberwnndenen  ?erioJ<? 
wieder  hervorgeholten  Formen  an,  so  dass  Erweitemng  mid  Verkur- 
zung  gleichsam  einen  Biind  schlossen,  dessen  Fracht  eine  geziert^ 
Schwiichlichkeit  war.  So  z.  B.  wenn  die  Affectation  sp^terer  Kaise^ 
zeit  au3  1  A  F  die  Figuren  T  L  F  machte,  mit  bo  TerschwindeDd^^E 
Differenzen ,  dass  sie  unter  sich  und  von  1  oft  kanm  zu  unterscheid-t 
sind.  Augenfiilligste  Belege  dafiir  geben  die  spiltera  Elogia,  wie  dit 
auf  Tafel  XCVI  unter  A  B  C  facsimilirten.  —  In  die  ManzanfKhrifteD 
der  republicanischen  Periode  hat  ^ibrigens  die  Verzierang  der  Bucb- 
stabenenden  durch  angebrachte  H^kchen  und  Spitzen  keinen  Eingasj 
gefunden,  und  so  viel  ich  jetzt  ubersehen  kann  oder  mich  erinuei^'. 
auch  noch  lange  Zeit  nachher  nicht.  Aber  ein  Analogon  ist  e$,  wttn 
hier,  und  zwar  schon  friih,  die  Endpunkte  der  Linien  dorch  tvtA^ 
Kugelchen  abgeschlossen  werden  (z.  B.  Tafel  VI,  1.  8.  9). 


ZUE   GESCHICHTE   DES   LATEINISCHEN  ALPHABETS.      709 

RENTM,  LXXVII  Rb  /ACIVNDM.  Das  ergabe  uns  eine  n 
Urform  ROVMA,  aua  der  allerdings  ROMA  gerade  so 
hervorgehen  konnte  wie  aus  POVPLICOS  oder  NOVN- 
TIARE  geworden  ist  POPLICOS  und  NONTIARE.  Auch 
um  eine  Etymologie  you  Rovma  waren  wir  nicht  verlegen, 
wenn  wir  die  alte  Verwandtschaft  und  Vertauschungsfahig- 
keit  von  b  und  v  zu  Htllfe  nahmen.  So  interessant  und  er- 
freulich  es  nun  unstreitig  ware,  wenn  uns  auf  so  ungeahntem 
Wege  der  SchlQssel  zum  V^erstundniss  des  Namens  Roma, 
dessen  wirklicher  Ursprung  doch  durch  die  hisherigen  Ab- 
leitungsversuche  entschieden  nicht  aufgeklart  ist^  gleichsam 
in  den  Schoss  fielC;  so  wenig  habe  ich  mir  doch  die  ge- 
wichtigen  Bedenken  verhehlen  konnen,  die  aus  anderweitigen, 
und  zwar  sehr  nahe  liegenden  Erwagungen  hervorgehen,  und 
die  schliesslich'  nicht  v«rfehIon  konnten  mich  die  ganze  Hypo- 
these  als  undurchf&hrbar  aufgeben  zu  lassen.  Weiss  also 
nicht  ein  anderer  einen  bessem  Bath,  so  werden  wir  bei  der 
Annahme  einer  individuellen  Marotte  stehen  bleiben  musseU; 
liber  deren  Motiv  sich  weiter  nichts  sagen  lasst< 

Abgesehen  von  diesem  letzten^  problematisch  bleibenden 
Punkte  lasst  sich  das  bisher  Ermittelte  in  nachstehendem 
Schema  anschaulich  machen^  nur  dass  dasselbe  die  im  Obi- 
gen  gebiihrend  betonten  Unterschiede  des  mehr  oder  weni- 
ger  Sicheni;  mehr  oder  weniger  Haufigen  nicht  zum  Aus- 
druck  bringen  kann.  Die  bloss  auf  der  Verbindungslosigkeit 
der  Linien  beruhenden  Formen  sind  nur  beispielsweise  bei 
dem  ersten  Buchstaben  mit  aufgefQhrt,  wo  sie  in  ausgedehn- 
terer  Weise  als  sonst  in  Au&ahme  gekommen  sind.  Nur 
als  nebensachlich  und  untergeordnet  sind  die  VerkUrzungen 
des  E  F  U  L  mit  eingereiht;  desgleichen  auch  die  Ver- 
jiingungen  einiger  Buchstabenformen. 

A  A,  A  A,  A  A,  A  A 

A  A,  A  A 
A  A  ^ 
/W,  W,  AA  M  n 

(H)  p,  r  r,  r 

k  R,  R  P 


710      ZUR   GESCHICHTE   DES   LATEINISCHEN   ALPHABETS. 

T  T  T,  r  TT 

E  E,  F  F,  U  t,  L  L 

18  O  O  O  o  . 

X  X,  (1  a,  C  c 

1000  ®1d  -  D 
100  o  c. 

50  y  X  L 

10  (^  ®)  X  —  V 

Ein  einigermassen  aufmerksamer  Ueberblick  liber  Yor- 
stehendcs  Schema  lasst  sogleich  eine  bemerkenswerthe  Diffe- 
renz  in  der  Behandlung  der  Zahlzeichen  und  der  Lauizeiehen 
erkennen.  Dort  haben  sich  ohne  Ausnahme  die  jOngem 
Formen  in  dauernder  Herrschaft  bebauptet:  hier  sind  alle 
letzten  Glieder  jeder  Reihe  wieder  iiberwunden  worden  ond 
haben  andern  Gestaltungen  weichen  m^ssen.  Dieses  aber 
in  doppelter  Weise:  theils  durch  einfache  Riickkehr  aur  aliem 
Form,  theils  durch  eine  bestimmte  Modification  entweder 
dieser  altem  oder  auch  sogleich  der  jfingern  Form.  Einfa<'h 
zuriickgegangen  wurde  von  M,  welches  sich  nicht  zu  kalteD 
vermochte,  zu  AA;  desgleichen  von  den  tastenden  Umgestal- 
tungsversuchen  des  T  zu  dieser  Grundform  selbst,  gleichwie 
in  den  analogen  Fallen  zu  den  unverkiirzten  Zeichen  E  F  L. 
Nicht  zuriickgegangen  wurde  von  ^  zu  ?,  wohl  aber  jenes 
aus  einer  eckigen  Figur  zu  einer  gerundeten  gemacht;  wie- 
derum  von  F  zu  P  zuriickgegangen,  aber  mit  derselben  Um- 
gestaltung  zur  Rundung.  —  Auch  hier  tritt  ein  Parallelismus 
von  Sprachgeschichte  und  Schriftgeschichte  in  einleuchtender 
Weise  zu  Tage.  Wie  sich  die  Sprache  aus  einer  Periode  der 
Abstumpfung  und  Verstiimmelung,  der  Verflachung  und  Ver- 
fliichtigung,  siegreich  wieder  erhob  und  zur  urspr&nglichen 
Vollstandigkeit  und  Bestimmtheit'  ihrer  Bildungen  empor- 
arbeitete  (in  Grundziigen  nachgewiesen  Rhein.  Mus.  XIV 
p.  395  [oben  p.  401]  ff.),  genau  so  wurde  auch  in  der  Schrift 
eine  eingerissene  Verwahrlosung  und  Verwilderung  wieder 
iiberwunden  durch  die  Riickkehr  zum  Alten  und,  wie  dort, 
zu  dessen  weiterer  Fortbildimg. 


ZUR  OESCHICHTE   DES   LATEINISCHEN   ALPHABETS.      711 

Wenn  nun  das  obige  Schema  allerdings  nacfa  einem  be- 
stimmten  Eriterium  tlberall  ein  Aelteres  und  ein  JtUigeres 
onterscheidet,  so  ist  doch  damit  noch  keinesweges  gesagt, 
dass  jenes  Aeltere  auch  das  schlechthin  Aelteste  sei:  viel- 
mehr  ist  dieses  wesentlich  mitbedingt  durch  einen  zweiten  19 
GeBichtspunkt;  der  sich  mit  dem  ersten  vielfach  durchkreuzt 
oder  combinirt|  und  zu  dessen  Darlegung  nun  Uberzugehen  ist. 


2.  Der  zweite  ProcesS;  der  uns  in  der  altlateinischen 
Buchstabenformung  entgegentritt,  wurde  als  ein  specifisch  geo- 
metrischer  bezeichnet.  Er  beruht  darauf;  dass  in  einer  drei- 
fachen  Stufenfolge  fortgeschritten  wurde  von  1)  schrag- 
linigen  und  schiefwinkligen  Figuren  zu  2)  verticalen  und 
honzontalen  Linien  und  rechten  Winkeln,  mit  besonderer 
Neigung  zum  quadratischen  VerhaltnisS;  von  diesen  endlich 
3)  zu  gerundeten,  die  Winkel  nach  Thunlichkeit  beseitigenden 
Formen.  Und  dass  diess  nichts  weniger  als  ein  zufalliger  oder 
willkfirlicher  Weg^  vielmehr  ein  durchaus  naturgemasser  Fort- 
schritt  ist;  wird  sich  alsbald  durch  eine  sehr  einfache  Ueber- 
legung  herausstellen. 

Nur  erwarte  man  Ton  der  Schriftentwickelung  so  wenig 
wie  von  der  Sprachentwickelung;  dass  sie  alle  Consequenzen 
des  wirkenden  Gesetzes  oder  Triebes  ziehe;  sondem  bleibe 
der  Freiheit  eingedenk,  die  gleichmassig  in  beiden  Gebieten 
um  die  Gesetzmassigkeit  gleichsam  herumspielt.  Absolut 
bindend  ist  die  Begel  nur  in  so  weit^  dass  von  vorn  herein 
niemals  der  umgekehrte  Weg  eingeschlagen  wurde.  Aber 
frei  stand  es  in  einzelnen  Fallen  eben  so  wohl^  von  der  crsten 
Stufe  ohne  nachweisbare  Vermittelung  sogleich  zur  dritten 
uberzuspringen^  wie  die  zweite  und  dritte  in  einer  und  der- 
selben  Bildung  zusammenfallen  zu  lasseU;  wie  endlich  auch, 
zur  dritten  Uberhaupt  nicht  fortzuschreiten,  sondern  auf  der 
zweiten  stehen  zu  bleiben,  oder  doch  auf  der  versuchsweise 
berflhrten  dritten  nicht  zu  verharren,  sondem  zur  vorigen 
dauernd  zurQckzukehren. 

Fiir  die  Berechtigung  aber,  als  erste  Stufe  die  oben 
als  solche  bezeichnete  aufzustellen,  kann  schon  im  allgemeinen 


712      ZUR   GESCHICHTE   DES   LATEINISCHEN    ALPHA6ET8. 

der  Umstand  sprechen,  dass  bereits  das  unteritalisch-grie- 
chische  Mutteralphabet  gut  zwei  Drittel  seiner  Schriftzeidieii 
in  der  schraglinigen  und  schiefwinkligen  (Jestalt  hat.  Wenn 
dasselbe  bei  dem  ubrigen  Drittel  dort  nicht  der  Fall  ist 
dagegen  mit  nur  ein  paar  geringffigigen  Ansnahmen  aller- 
dings  der  Fall  ist  im  alten  Latein,  so  wird  man  una  wohl 
die  Befugniss  nicht  streitig  machen,  die  beideu  gleichartigen 
Erscheinungen  in  einen  innem  Zusammenhang  za  setzexL 
20  Das  verbindende  Mittelglied  lasst  sich  in  doppelter  Weise 
denken.  Moglich  ware  ja  an  sich;  dass  gerade  bei  den  Lati- 
nern  die  Neigung  zum  Schraglinigen  und  Schiefwinkligen 
ein  80  starker  nationaler  Zug  gewesen  ware,  dass  sie  dem- 
selben  auch  bei  denjenigen  Zeichen,  die  ihnen  schon  in 
anderer^  entwickelterer  Form  zukamen,  nachgaben  und  dieae 
mit  der  grossen  Mehrzahl  conform  machten.  Naher  indes» 
liegt  ohne  Zweifel  die  Auffassung,  vermoge  deren  wir  aos 
dem  uns  vorliegenden  Latein  einen  Riickschluss  machen  acf 
das  griechische  Mutteralphabet  selbst.  Wer  bflrgt  uns  denn 
dafiir^  dass  uns  dieses  in  unsem  quantitativ  so  geiingen 
Resten  iiberhaupt  in  genfigender  VoIIstandigkeit  fiberliefert 
sei?  dass  nicht  manche  in  wirklichem  Gebrauch  gewesene 
Buchstabenform  nur  fiir  uns  zufallig  verloren  ist,  wenigstens 
bis  heute  verloren  ist,  wahrend  sie  morgen  aus  nen  ent- 
deckten  Denkmalern  ans  Licht  treten  kann?*®)  vor  aUein 
aber,  dass  nicht  schon  im  Griechischen  derselbe  Trieb,  den 
wir  im  Latein  nur  vollstandiger  iibersehen,  wirksam  war  und 
ein  Fortschreiten  in  ganz  analoger  Stufenfolge,  wie  hier,  er- 
zeugte?  In  der  That  muss  man  schon  aus  ganz  allgemeinen. 
Grunde,  aus  rein  praktisch  -  popularer  Betrachtung  herans, 
durchaus  geneigt  sein  zu  glauben,  dass  jeder  primitiTen 
Schriftiibung  der  nicht-gleichlinige^^)  und  nicht-rechtwint- 


^*^)  Nichts  kann  dafiir  iiberzeugender  sein,  als  dass  Kirchboff  aui 
seiner  Schrifttafel  II  als  0-formen  der  chalkidischen  Colonien  nor  O  o 
auffiihrt  und  schon   in  den  ^Nachtragen'  p.  253  (140  der  2ten  Aosg. 
von  zwei  aus  Cumae  stammenden  Vasen  die  eckige  Figur  O  beibring>?o 
konnte. 

**)  Ich  meine  —  der  Kiirze  halber  —  mit  diesem  sehr  i]nwiBse&- 
schaftlichen  Ausdruck  horizontalc  und  verticale  Linien,  far  die  es  ja 


ZtJR   GESCHICIITE   DES   LATEINISCHEN  ALPHABETS.      713 

lige^  Bowie  niclit-kreislinige  oder  ihm  analoge  Typus  der 
nachstliegende,  weil  der  einfachste  und  am  wenigsten  bin- 
dende  gewesen  sei.  Die  Ursache  ist  so  einleuchtend  wie 
moglich  diese^  dass  die  Yertical-  oder  Horizontallinie  nur 
eine,  der  rechte  Winkel  nur-einer  ist,  der  Abweichungen 
davon  aber  nnzahlige  sind,  die  eben  darum  der  individuellen 
Freiheit  sowohl  als  Ungeilbtheit  den  weitesten  und  bequemsten 
Spielraum  gewahren:  weshalb  ja  auch  noch  in  vorgerilcktern 
Zeiten  der  Privatgebrauch  der  Graffite  so  viel  von  jenem 
Schriffetypus  bewahrt  hat.  Irre  ich  nicht,  so  wird  sich  wirk-  21 
lich  dieses  Princip  an  den  altgriechischen  Alphabeten  tiber- 
haupt  durchftihren  lassen  und  uns  einen  Wegweiser  abgeben, 
um  auch  dort  die  Genesis  und  die  Yeranderungen  der  ein- 
zelnen  Buchstabenformen  am  Faden  eines  chronologischen 
Fortgangs  zu  begreifen,  wenn  auch  wegen  der  grossen  lo- 
calen  Zersplitterung  nur  in  allgemeinen  Umrissen.  Fdr  unsem 
hiesigen  Zweck  gentigt  es  hervorzuheben,  dass  uns  die  Lficken, 
welche  dem  Altlatein  gegenfiber  das  unteritalisch-chalkidische 
Vorbild  offen  lasst,  durch  das  euboische  Mutterland  in  der 
erwQnschtesten  Weise  erganzt  werden,  da  uns  dieses  fast  fQr 
kein  Element,  namentlich  weder  fQr  B  noch  C,  deren  eckige 
Form  Unteritalien  nicht  bietet,  im  Stiche  lasst.  Dass  wir 
ftir  0  die  eub5ische  Hiilfe  gar  nicht  brauchen,  sagte  ich 
schon  Anm.  30. 

Dass  nun,  was  das  Latein  angeht,  die  oben  aufgestellte 
Stufenfolge  im  allgemeinen^  im  ganzen  uud  grossen^  die 
Wahrheit  triflft,  kann  gar  nicht  verkannt  werden.  Wer 
wollte,  oder  wie  konnte  jemand  sich  gegen  die  Anerkennung 
des  Thatbestandes  strauben,  dass,  allen  oben  zusammen- 
gestellten  Figurationen  des  ersten  Buchstaben  gegentlber,  die 
Form  A  mit  horizontalem  Mittelstrich  die  jilngere,  die  sammt- 
lichen  classischen  Jahrhunderte  beherrschende  ist?  •  mogen 
frQher   die   erstem   mit   dieser   in   gelegentlichem  Gebrauch 

einen  zusammenfaBBenden  Namen  (&hnUch  wie  wir  spitze  und  gtumpfe 
Winkel  schiefe  Winkel,  alle  nichtverticalen  und  nichthorisontalen 
Linien  schr&ge  nennen)  leider  nicht  gibt,  wie  mir  meine  mathema- 
tischen  Freunde  bekrftfligen.  Was  doch,  beil&ufig  gesagt,  eine  auf- 
fallende  LQcke  der  geometrischen  Terminologie  ist. 


714      ZUB  6ESCHICHTE  DES  LATEINISCHEN   ALPHABETS. 

auch  noch  so  yielfaltig  durch  einander  gegangen  sein.  Wer 
wird  leugnen^  dass  U  friiher  war  als  L,  P  oder  8  Bpater  aL 
n  und  ^?  u.  s.  w.  u.  s.  w.  Die  unzweifelhaften  Beispiele 
dieser  Art  geben  uns  aber  das  unzweifelhafte  Recht,  das- 
selbe  Yerhaltniss  auch  fUr  diejenigen  Falle  anzunehmen,  die, 
weil  in  ihrer  Anwendung  weniger  yollstandig  Qbersehbar,  an 
und  fUr  sich  dem  Zweifel  unterliegen,  d.  h.  naeh  beiden 
Seiten  hin  gewendet  werden  konnten.  Der  Schwerpunkt  der 
Entscheidung  liegt  nicht  darin,  dass  die  entwickeltem  FormeD 
der  zweiten  oder  dritten  Reihe  schon  in  derjenigen  Schrift, 
die  fiir  uns  die  alteste  oder  eine  sehr  alte  ist^  YorkomiDeD, 
sondem  darin,  dass  die  primitiven  Formen  der  ersten  Reihe 
spater  nicht  mehr  vorkommen.  Statt  indess  diesen  Gesichtg- 
punkt  der  Beihe  nach  an  den  einzelnen  Elementen  des  Alpha- 
bets  auf  synthetischem  Wege  nachzuweisen  und  zu  erproben, 
ziehe  ich^  um  ermiidender  Ausfuhrlichkeit  zu  entgehen^  jeiit 
das  analytische  Yerfahren  vor  und  bringe  sogleich  das  Re- 
sultat  in  einer  Tabelle  zur  Uebersicht^  die  dann  nur  zu  ihrem 
richtigen  Verstandniss  noch  einiger  erlautemden  oder  recht- 
fertigenden  Nachbemerkungen  bediirfen  wird.  Dieses  aller- 
dings  um  so  mehr,  da  eine  Tabelle  nicht  umhin  kann,  das 
22  zeitlich  noch  so  sehr  Geschiedene  doch  raumlich  unmitteJbar 
neben  einander  zu  stellen  und  dadurch  fQr  den  oberflachlich 
betrachtenden  leicht  einen  falschen  Schein  zu  erregen. 


I 

II 

ITT 

A,  A   A 

A,  A 

n 

^ 

B 

< 

C 

C 

l> 

— — 

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^  («v 

E  II 

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F   1' 

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K  t: 

K  P 

1: 

U   (K) 

L 

b  (k) 

/W 

/W  NQ 

M   M 

M 

(m  CD) 

ZUR  GESCHICHTE   DES   LATE07JSCHEN   ALPHABETS.      715 


N    VN 

N 

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V 

M 

(U   U) 

X 

Y 



T 

4^ 

JL 

sl/ 

U) 

— 

A  ®  00 

Die  erste  Reihe,  sieht  man^  ist  vollstandig  bis  (ab- 
gesehen  von  Z)  auf  einen  Buchstaben;  darum  es  wohl  nur 
fur  Zufall  zu  nehmen^  dass  uns  fQr  H  weder  H  noch  H^  noch 
etwa  H  begegnet;  denn  um  letzteres  (oder  B)  zu  finden, 
miissen  wir  zu  griechischen  Alphabeten  aufsteigen  oder  an-  23 
dere  altitalische  in  Anspruch  nehmen.  —  Fiir  alle  Qbrigen 
Buchstaben  gibt  der  Index  palaeographicus  die  erforderlichen 
Belege  der  schraglinig-schiefwinkligen  Gestalt.  Von  ihnen 
sind  schwacher  oder  unsicherer^  als  die  andem^  bezeugt  die 
eckigen  Figuren  f&r  P,  Q  und  B,  Das  ^  darum^  weil  die 
drei  vorhandenen  Beispiele  (auf  dem  pisaurischen  Steine  Tafel 
XLin  Dy  auf  dem  marruvinischen  LXXXY  B^  auf  Miinzen 
Yon  Suessa  VII,  73.  74)  sammtlich  keine  ganz  scharfen  Spitz- 
winkel,  sondem  schon  einen  Uebergang  zur  Rundung  zeigen. 
Das  V  oder  P  darum,  weil  es  nur  in  Metallschrift  (in  der 
Lex  agraria  Tafel  XXVII,  13)  und  in  Thonschrift  (auf  Grab- 
gefassen  von  San  Cesario  XIII,  ^L  117,  noch  dazu  nur  nach 
Baldini'scher  ZeichJoLung)  erscheint:  was  gleichwohl  nicht  hin- 
dert  hier  den  Fall  anzunehmen,  dass  die  ^Vulgarschrift',  wie 
ich  sie  oben  p.  3f.  [694]  nannte,  gleichsam  einen  Nachklang 
uralter  Schreibgewohnheit  bewahrte.**)    Ganz  ahnlich  verhalt 


")  Eioe  andere  Speoies  des  nicht-rechtvinklig  geformten  Buch- 
Btaben,  n,  die  man  nach  ihrem  unteritalischen  Vorkommen  erwarten 


716      ZUR   GESCHICHTB  DE8   LATBINISCHEN   ALPHABETS. 

es  sich  mit  der  in  mehrfachen  Yarianien  wiederkehreDden 
eckigen  Figur  des  Q  (auf  zwei  andem  der  genannten  GraL- 
gefiisse  XV,  22.  24,  und  zwar  hier  nach  verburgter  LesuDg, 
desgleichen  in  dem  alten  Grabmal  der  Furier  und  Turpilier 
XLIX  a,  freilich  nur  nach  Falconieri^s  roher  Abbildimg). 

Vollkommen  sicher  dagegen,  obwohl  in  nicht  vielen 
Beispielen  erhalten,  sind  sowohl  <  als  O;  keinesweges  selten 
0,  k  oder  l^,  T  oder  >;  geradezu  haufig  5  ^,  F  F,  /V  oder 
(selten)  V\,  ^  oder  (viel  seltener)  ^;  in  gros^r  Aasdehnofig 
vorhanden  A  und  A. 

Dauernd  bis  zu  einem  ziemlich  genau  bestimmbaren  Zeit- 
punkte  ist  das  U  gewesen^^):  wahrend  die  Nebenform  K,  dif 
ihren  eigentlichen  Sitz  in  Graffiten  hat,  iiberhaupt  nur  spo- 
radisch  erscheint.  Dauernder  durch  die  ganze  classiBche  Zt^it 
erhielt  sich  das  AA;  mit  einem  nicht  sehr  wesentliehen  Ab- 
24  wandehuigsversuche  auch  V.  Fiir  alle  Zeiten  ohne  jeden 
Wechsel  auf  der  ersten  Stufe  stehen  geblieben  ist  nur  Ai? 
X,  obwohl  doch  hier  ein  Uebergang  zu  +  um  so  xiaher 
gelegen  hiltte,  je  leichter  dazu  das  griechische  Vorbild  ein- 
laden  konnte. 

Die  zweite  Reihe  ist  die  vergleichsweise  am  wenigsten 
vollstandig  durchgefiihrte,  indem  (abgesehen  von  dem  schon 
erwilhnten  X)  nicht  weniger  als  sieben  Zeichen  sich  der  recht- 
winkligen,  durch  Horizontal-  und  Verticallinien  bewirkten  Ge- 
staltung  gar  nicht  gefugt  haben.  Weder  ist  ein  <  zu  C  ge- 
worden,  so  viel  wir  wissen  (obgleich  letzteres  auf  dem  Ga- 
lassischeu  Gefass  erscheint),  noch  O  oder  0  zn  O  (wie  dieses^ 
uns  fiir  0  oder  vielmehr  0  die  bootische  Schrift  darbietet ;. 
noch  <^  zu  [^  oder  Q-,  noch  R  zu  R,  noch  ^  eu  H,  nocii 
V  zu  U,  obwohl   alle   diese  Formen  in  der  Consequenz  de? 


kdnnte,  findet  sich  im  Latein  in  keiner  Spur.    Noch  weniger  naturlicb 
ein  bootisches  fl  oder  ^. 

^^)  Trotz  alles  desseD,  was  bisher  uber  den  Zeitponkt  dea  Wcditt^N 
von  ^  uud  L,  der  Hauptsache  nach  auch  gewiss  richtig,  ermiUelt  odJ 
erortert  worden  ist,  wird  ubrigens  gerade  diese  Frage  einer  nochmmlig«". 
Revision  bediirfen,  um  nameutlich  uuter  sorgfaltiger  Verwerthnng  all»r 
nuraiBmatischen  Momeute  zum  endgiiltigen  AbachlnM  sn  kommen:  w^l-^ 
indesa  hier  viel  zu  weit  fuhren  wdrde. 


ZOB   OBSCmCIITE  DES   LATEINISCHEN  ALPHABETS.      717 

m 

Princips  gelegen  hatten;  man  ist  eben  hier  sogleich  zur 
dritten  Stufe^  der  der  Rundimg^  iibergesprungeny  wenn  man 
nicht  auf  der  ersten  im  wesentlichen  verharrte.  Doch  zeigt 
sich  eine  Mittelstufe  zwischen  <  und  C  in  der  wenigstens 
theilweise  verticalen  Gestaltung  C;  die  in  sichem  Beispielen 
vorliegt.  Zahlreicher  sind  diejenigen,  noch  durch  das  ganze 
7te  Jahrhundert  zerstreuten,  die  uns  den  gleichen  Yerande- 
rungstrieb  am  V  aufweisen^  wenn  man  dessen  zweiten  Strich 
zu  einem  verticalen  machte:  N^  obgleich  sich  diese  Neuerung 
gegen  das  alte  V  nicht  durchsetzte.^)  Ein  noch  viel  weniger 
durchgedrungener  Yersuch  war  es^  wenn  man  K  oder  |C  zu  ^: 
umbildete^  wie  der  Buchstab  auf  den  G^abgefassen  von  San 
Cesario  (Taf.  XIII,  32.  XV,  5)  erscheint.  Wenn  ich  daneben 
in  diese  Reihe  das  normale  K  gesetzt  habe,  welches  Qbrigens 
in  guten  Zeiten  das  Uebergewicht  Qber  K  nicht  erhalten 
hat,  BO  will  ich  damit  nur  auf  den  mit  dem  Grundprincip 
der  zweiten  Reihe  Hand  in  Hand  gehenden  Nebenzug  hin- 
gewiesen  haben,  vermoge  dessen  eine  unleugbare  Hinneigung 
zum  quadratischen  Yerhaltniss  bemerkbar  wird.  Ich  sage 
ausdrClcklich  ^Verhaltniss';  und  meine  damit  nicht  die  dem 
Auge  in  wirklich  ausgefQhrter  Figur  unmittelbar  entgegen- 
tretende  Gestalt,  sondem  die  Umrisse,  wie  sie  sich  zu  einem 
mittelbaren  Bilde  gestalten,  wenn  man  sich  alle  Endpunkte 
der  Buchstabenform  durch  gerade  Linien  verbunden  denkt. 
Wie  sehr  diesen  geometrischen  Charakter  die  schonste  und 
edelste  Schriffc  vom  SuIIanischen  bis  zum  Augusteischen  Zeit- 
alter  und  noch  dartlber  hinaus  an  den  Tag  treten  lasst,  muss 
jedem  einleuchten,  der  einigen  Sinn  fUr  geometrische  For-  ss 
menanschauung  hat;  und  diess  nicht  nur  innerhalb  der  zweiten 
Reihe  unserer  Tabelle,  sondem  ebenso  auch  in  der  dritten, 
bei  der  gerundeten  Gestalt  von  BCDOS  u.  s.  w.;  ja  selbst 
daran^  dass  die  Buchstaben  E  and  F  mit  Vorliebe  den  Mittel- 
strich  zu  gleicher  Lange  mit  dem  obem  und  untem  aus- 
dehnen:  E  und  F. 

Am  allerdeutlichsten  gibt  sich  aber  der  Uebergang  von 


'*)  Bemerkenswerth  ist  bierbei,  dass  das  balbverticale  ^,  bo  viel 
ich  weisB,  ebcn  nur  als  BucbBtab,  niemals  als  Zahlzeichen  vorkGmmt. 


718      ZUR   GESCHICHTE   DES   LATEINISCHEN  ALPHABETS. 

der  ersten  zur  zweiten  Stufe  zu  erkennen  in  der  Umbildang 
des  A  oder  A  zuniichst  zu  A,  worin  sich  die  verticale  Linie 
geltend  machte,  wahrend  —  mit  liberwiegender  Wahrschein- 
lichkeit  von  der  Grundform  A  A  aus,  s.  o.  —  weiterhin  die 
horizontale  Linie  in  der  Figur  A  zur  allgemeinen  Henr- 
schaft  gelangte.  Diese  dauernde  Herrschaft  theilten  mit  ihr 
EFHLNT  filr  alle  Folgezeit:  wogegen  P  der  Rundimg 
weichen  musste.  Erst  in  spaten  Zeiten  erzeugte  eine  Naoh- 
wirkung  des  alt^n  Triebes  auch  ein  M  fiir  M  oder  vielmehr 
M:  woriiber  ausfQhrlicher  gesprochen  worden  im  Rhein.  Mus. 
XIV  p.  284  f .  [oben  p.  335  flF.] ;  nur  im  Mimzgebiete  gibt  es 
auch  aus  alterer  Zeit*theils  annahemde,  theils  auch  wohl  ein 
und  das  andere  Mal  ganz  adaquate  Beispiele  des  M,  meist 
wohl  aus  nachlassiger  Zeichnung  hervorgegangen^  kaum  jemab 
als  bewusste  oder  gewoUte  Form.'**) 

^^)  Es  ist  zu  bedauern,  dass  gerade  in  dieser  Beaehung  der  eiste 
Band  des  Corpus  Inscr.  lat.  in  den  von  p.  128  bis  144  Teneichneteii 
Munzaufschriffcen  einen  so  unzureichenden,  ja  fur  den  Nichtkenner  ge- 
radezu  irrefuhrenden  Anhalt  darbietet.    Indem  daselbst  Qberhaapt  nnr 
die  zwei  Buchstabenfiguren  M  und   M  angewendet  sind,  mnss   dnrch* 
die  Art  ihrer  Anwendung  die  VorBtellung  erweckt  werden,  ak  sei  aof 
den  Miinzen  der  Kepublik  die  Form  mit  verticalen  Purallelscheiikelii 
und    verktirzten   MittelBtrichen    die    ohne   allen   Vergleich    h&ofigere, 
die  andere  nur  in    einer  verschwindend  geringen  Zahl  von  Beispiekn 
iiberhaupt  vorhanden;  allein  in  dem  Namen  Roma  erscheint  die  erslere 
uber  zweihundertmal ,  die  zweite  noch  nicht  zwanzigmal.    Es  Bcheict 
bei  dieser  Bezeichnungsweise  die  Absicht  geleitet  zu  haben,  bloas  in 
den  Fallen,  in  denen  die  Divergenz  der  Schenkel  im  Extrem  der  aller- 
ausgepragtesten  Form  auftritt,  M  iiberhaupt  zu  gebrauchen,  in  allen 
ubrigen  M.    Das  geradezu  umgekehrte  Verfahren,  M  nur  in  den  aller- 
unzweifelhaftesten  F3,llen  reiner  Parallellinien   znznlasaen,   w&de   ein 
viel   richtigeres   Bild    des    wirklichen   ThatbestandeB   gegeben   habem 
wenn  einmal  kein  besonderes  Zeichen  fur   die  zahliosen  MittelstuftA 
zwischen  M  und  M  in  Gebrauch  genommen  werden  ilbllte;  denn  sahllo« 
siud  ja  der  Natur  der  Sache  nach  die  Grade  der  Divergenz,  eine  ein- 
zige  nur  die  wirkliche  Parallclfigur.    Kein  Wunder  also  —  znmal  oft 
genug  schon  die  Raumeuge  der  Miinzflache  den  Gebrauch  der  schmalerB 
Figur  begiinstigen  mochte  —  wenn  in  einer  ganzen  Reihe  leiser  Ab> 
stufungen  ein  und  das  andere  Mal  die  Schenkellinien  so  nahe  an  Ps> 
rallelen  herantreten,  dass  nur  ein  Minimnm  von  Differenz  bleibt:  aber 
dieses  Minimum  wird  man  fast  immer  finden,  so  dass  aach  in  dea 
weuigen  Fallen,  wo  man  es  wirklich  vermisst,   doch  an  eine  mit  Btv 


ZUB   QESCHICHTE  DES  LATEINISCHEN  ALPHABETS.      719 

Nur  ihrem  geometrisclien  Cliarakter  nach  sind  in  die  » 
zweite  Reihe  anhangsweise  auch  die  Figuren  II  I'  gestellt 
worden^  Qber  deren  Herkunft  oder  Entstehung  ich  eine  nahere 
Aufklarung  zu  geben  eben  so  wenig  im  Stande  bin  wie  An- 
dere  vor  mir.  Ueber  ihre  factische  Anwendung  ist  Einiges 
zusammengestellt  im  Rhein.  Mus.  XIY  p.  302  [oben  p.  359]  f. 

Die  dritte  Reihe  zeigt  endgCQtige  Gestaltungen  auf 
fQr  B  C  D  O  P  CLR  S:  zum  grossten  Theil  also  fUr  solche, 
welche  auf  zweiter  Stufe  fiberhaupt  gar  keine  Stelle  ein- 
genommen  hatten.  Yon  ihnen  ist  P  derjenige  Buchstab, 
der  in  einer  fast  unzahlbaren  Menge  Yon  Uebergangen  und 
Mittelstufen  den  Fortschritt  Yom  Rechtwinkligen  zum  Ge- 
rundeten  augenfallig  macht:  wofdr  die  Citate  des  Index 
p.  113;  wenn  man  sich  die  Miihe  des  Aufsuchens  nicht  Yer- 
driessen  lassen  will^  das  reichhaltigste  Material  zu  Gebote 
stellen.-  Ob  die  Schlinge  eine  offene  oder  nach  spater  ein- 
geschlichener  Incorrectheit  eine  geschlossene  ist^^j^  liegt 
ausserhalb  des  hiesigen  Gesichtskreises.  —  Beim  Q  combinirt  87 

wuaatBein  gewollte  Parallelfignr  schwer  zn  glanben  ist    Aber  es  sind 

nicht  nor  solche,  sondern  in  groaser  Zahl  auch  sehr  ansgesprochene, 

unzweideutige  Beispiele  des  AA  oder  doch  M,-  die  im  C.  I.  L.  Bd.  I  con- 

seqnent  mit  fabchem  M  wiedergegeben  sind,  obwohl  selbst  die  in  den 

Buchstabenformen  nichta  weniger  als  genanen  Abbildungen  in  Riccio^s 

'Monete   delle  aotiche  famiglie  di  Roma'  (Neapel  1843)  grosse^theilB 

das  Bichtige  boten,  geschweige  denn  die  weit  trenem  und  sanberem 

Stiche  in  Cohen^s  'Description  g^n^rale  des  monnaies  de  la  r^publique 

romaine'   (Paris  1857),  oder  die  anf  den  galvanoplastisohen  ffafeln  in 

desselben  Riccio  'Catalogo  di  aniiche  medaglie  consolari  e  di  famiglie 

romane'  (Neapel  1865)  enthaltenen  FacsimileB.  —  Unter  allen  in  P.  L. 

M.  E.  Tafel  Y.  YI.  VII  nnd  Enarr.  p.  9  f.  facsimilirten  Stflcken  erscheint 

eine  mit  M  ziemlich  snsammenfallende  Form  nnr  etwa  p.  10  n  nnd  o: 

aber   diese    sind   nach  Barth  wiederholt,   nicht  nach  Criginalen  ge- 

seichnet.     Wo  letzteres  der  Fall,  tritt  nns  entschiedenes  M  entgegen, 

namentlicb  p.  9  nnter  11  5  nnd  16  c^   wo  dennoch  bei  Mommsen  n. 

214.  221  die  Figur  M  steht.   Wenige  Stunden,  vor  einer  reichem  Munz< 

sammlnng  zugebracht  nnd  anf  die  endgCLltige  Feststellung  dieset  Pnnktes 

yerwendet,   wflrden  die  Sache  nnstreitig  in  dem  hier  betonten  Sinne 

zum  AbflchlaBS  bringen. 

^  8.  darflber  anBser  der  Enarratio  nnd  dem  Index  das  Bchon  im 
Rhein.  Mas.  XIY  p.  290  [oben  p.  345]  ff.  (vgl.  305  [363]  Anm.  **))  Bei- 
gebrachte. 


720      ZUR   GESCHICHTE   DES   LATEINISCHEN   ALPHABETS. 

sich  gewissermassen  die  dritte  mit  der  zweiten  Stufe,  indem 
der   an   die   Kreislinie    angesetzte   Unterscheidungsstridi  — 
ganz  ahnlich   wie   bei  A   und  A  —  zuerst  vertical   auftritt 
uijd  die  noch  ein  paarmal  erhaltene  Figur  Q  bildet  (gaiii 
unzweideutig  auf  dem  berliner  Spiegel  Tafel  I  F  und  der 
bologneser  Bronze  Enarr.  p.  97  N),   dann   aber  der  horizoQ- 
talen  Linie  weicht  und  die  Normalform  der  besten  Zeit  Q 
erzeugt;  die  erst  vermoge  der  jiingem  Liebhaberei  fur  zierliche 
Ausschmiickung  das  geschwungene  Schwanzchen  OL  annahnL 
Bei  blossen  Ansatzen  und  Versuchen,  die  keinen  Bestand 
hatten,   ist   es    bei    mehrem    andern   Buchstaben    geblieben. 
Zunachst   bei  m   statt   A:    bekannt   von   der   Ficoronischen 
Cista  (Tafel  I  A),  wiederkehrend    auf  einer  neuerdings  ans 
Licht  gezogenen   praenestiner  Cista  (Enarr.  p.  98  P  13  und 
annahemd  16),  einigermassen  analog  auch  auf  einem  Schlen- 
derblei  (Tafel  IX,  35).     Nur   auf  einer  Munze  von  Larinom 
(VII,  49)  erscheint  6:  womit  allenfalls  vergleichbar  die  Figur 
auf  der  erwahnten  praenestiner  Cista  (p.  98  P  21).    Nur  aus 
den  Libralmiinzen  von  Hatria  (Tafel  VI  T)  leraen  wir  theiL 
das  D-C  mit  geschwungenen  Seitenstrichen^  wie  es  ausserdem 
bloss  noch  in  der  messapischen  Schrift  vorkommt,  theila  das 
doppelt  geschlangelte  Semissis-Zeichen  8  kennen:  wahrend  die 
einfache  Schlangenlinie  S  oder  2  (S  und  ^  neben  einander 
schon   im  aes   grave    der  Vestiner,  Tafel  YI  o  p  q)  sich  in 
vielfacher  Anwendung  wiederholt,  ehe  sie  durch  die  normale 
Figur  des  quadratahnlich  gestalteten  S  fiir  immer  verdringt 
wurde.  *—   In   BetrefiF  des    U   wusste  man  bisher  wohl   voc 
einem  mehr  oder  weniger  spitzen  Winkel  zu  sagen  (woruber 
z.  B.    ich    selbst    sprach  im  Rhein.  Museum  IX  p.  1   [obea 
p.  213Jf.  Anm.,  mit  neuen  Belegen  in   der  Enarratio   p.  41 
und  45   [oben  p.  94]):    eine  entschieden  gerundete  Form  {, 
ist  erst  kiirzlich  zum  erstenmal  an  den  Tag  getreten  in  der 
schon  oben  p.  11  [703J  erwahnten  Inschrift  der  via  Ostiensis 
fiir  die  sie  mir  brieflich  von  Henzen  auf  das  ausdrucklichste 
bestatigt  wird.    Dass  das  sporadische  f^  der  Curaivschrift  zm 
h    wurde,    liegt    in    derselben   Analogie.   —  Eaum    als    eine 
selbstandige  Bildung  wird  sich  das  Taf.  LXXXTX  B  sichtbarv 
fc  geltend  machen  lassen,  da  dieses  in  einer  dem  Jahre  713 


ZUR   GESCIIICHTE   DES   LATEINISCHEN   ALPHABETS.      721 

angehorigen  Inschrift  wohl  nur  der  damals  sehon  eingerissenen 
Neigung  zu  geschwungenen  Linien  seinen  Ursprung  verdankt. 
Mit  noch  grosserer  Zuversicht  sind  eben  dahin  die  ihren  End- 
strich  oben  nach  innen  rundenden  Yarianten  des  A/V  zu  ziehen^ 
die  uns  die  entschieden  jQngern  Inschriften  Taf.  LXXXIX  A 
und  XCVI  A  Yor  Augen  stellen;  dahingegen  die  nach  auswarts 
gerichtete  Biegung  AAT  auf  einem  so  alten  Stein;  wie  der  pisau-  28 
rische  Taf.  XLIH  A  ist,  auf  schon  in  sehr  frQher  Zeit  wirk- 
samen  Rundungstrieb  deutet.  —  Endlich  sind  in  diese  dritte 
Reihe  noch  zwei  Buchstabenformen  aufgenommen,  die  das 
eigentliche  Alterthum  bekanntlich  noch  gar  nicht  kennt,  son- 
dern  zu  denen  man  erst  in  den  Jahrhunderten  des  beginnenden 
Mittelalters  fortschritt,  aber  doch  nur  vermoge  des  noch 
lange  nachwirkenden  Triebes  fortschritt,  der  frQher  so  viele 
derselben  Analogie  folgeude  Bildungen  schuf:  das  aus  M  (nicht 
AA)  entwickelte  mn)  ,  und  das  aus  V  hervorgegangene  LL  U, 
dessen  handschriftliches  Vorkommen  allerdings  schon  in 
die  Zeit  der  herculanischen  Papjrus  hinaufreicht. 

Der  ursprQnglich  die  siebente  Stelle  des  lateiuischen 
Alphabets  einnehmende  Sibilant  erscheint  auf  dem  einzigen 
Denkmal,  auf  dem  er  uns  liberhaupt  erhalten  ist,  der  alten 
MOnze  von  Cosa  Taf.  VII,  40  a  und  6'^),  in  derselben  Gestalt 
Z,  in  der  er  nach  seinem  dortigen  Absterben  Jahrhunderte 
spater  wieder  aus  dem  Griechischen  {^r  griechische  Worter 
zurQckgefQhrt  uud  nunmehr  an  das  Ende  des  Alphabets  ge- 
stellt  wurde.  —  Das  schon  Jahrzehnte  frClher  eingefUhrte, 
wenigstens  auftretende  griechische  Y  hat  in  Rom  dieselbe 
Wandelung  T  erfahren,  der  in  dem  ganzen  Uebergange  aus 
unserer  ersten  Reihe  in  die  dritte  vorliegt.  VoIIstandiger 
als  die  republicanischen  Inschriften  (Taf.  LXXVI  A)  konnen 
das  nur  die  der  Eaiserzeit  zeigen. 


^^)  Es  ist  ein  reiner  Irrthum,  wenn  ilin'MoinmBen  C.  I.  L.  I  n.  14 
p.  6  in  dieser  Form  ^  gegeben  hat.  Abgesehen  von  Eckhers  ricbtiger 
Abbildang  Iftsst  das  in  P.  L.  M.  E.  facsimilirte  Original  des  britischen 
Mnsenms  gar  keinen  Zweifel  an  Z.  W&re  MommBen's  Zeichnnng  richtig, 
Bo  fehlte  flberhaupt  jede  N5thigung,  also  anch  Berechtignng,  darin 
einen  ReBt  des  urlateinischen  z  zn  sehen,  und  h&tte  man  vielmehr  den 
BuchBtaben  einfach  fflr  alte  Form  doB  8  sn  nehmen. 

7X.  BITtOHSIiXX  OPVlOYIiA.     lY.  46 


722      ZUR   GESCniCIITE   DES   LATEINTSCHEN   ALPHABET8. 

Einer  gesonderten  Besprechung  habe  ich  die  Zahl- 
zeichen  vorbehalten,  von  denen  indess  hier  nur  die  aus  x 
und  qp  entstandenen  fiir  50  und  fiir  1000  in  Betracht  kommen. 
Daran,  dass  sich  die  drei  vom  griechischen  x  ausgegangen»*n 
Piguren  ^  J_  vL  in  dieser  und  keiner  andem  Ordnung  ge- 
folgt  seien,  wird^  vom  Standpunkte  der  bisherigen  Entwickt- 
lung  aus,  niemand  leicht  zweifeln.  Als  positiv  alteste  Form 
tritt  uns  ja  auch  in  der  That  das  spitzwinklige  ^  entgegen 
auf  der  romischen  Goldmiinze  des  6ten  Jahrhunderts,  weklif 
29  Enarr.  p.  9,  11  &  facsimilirt  ist  (richtiger  als  Tafel  Yl,  11 
nach  Grasse's  abscheulichem  Vorbild):  wovon  es  nur  gleieh- 
sam  ein  Nachhall  ist,  wenn  dieselbe  Figur  noch  einmal  aut- 
taucht  auf  Denaren  aus  der  zweiten  Halfte  des  7ten  Jalir- 
hunderts  C.  I.  L.  I  n.  411.  450,  desgleichen  auf  ein  paar  wohl 
derselben  Periode  angehorigen  Steinen  n.  1273.  1341,  obwohl 
ich  von  diesen  grosserer  Sicherheit  halber  gem  erst  Abklatsch^ 
siihe.  Was  die  beiden  andern  Formen  betriflft,  so  muss  aller- 
dings  zugegeben  werden,  dass  auf  den  zufallig  erhaheneu 
Monumenten  das  -vb  schon  ein  Jahrzehnt  friiher  begegnet  al? 
J_,  dieses  dagegen  noch  einige  Jahrzehnte  spater  ersclieiut 
als  unser  jiingstes  Beispiel  von  J/.^)    Indess  braucht  di»^s> 

^^)  Daa  vL  bietet  uns  schon  die  Gracchische  Zeit  auf  den  beiJ^n 
Popillischen  Meilensteinen  vom  J.  622  (Tafel  LI  B.  LIV  A)  dar,  wi»- 
von  nicht  gar  weit  abstehen  werden  die  zwei  Inschriften  von  Aletricu 
(LII  7?)  und  von  Praeneste  (LIII^),  welche  dieflelbe  Figur  geben.  Akr 
schon  in  dem  Repetundengesetz  (631—632)  kCmmt  neben  freilich  fehr 
iiberwiegendem  vb  zweimal  ±  vor:  wahrend  das  Ackergesetx  von  W.^ 
an  der  einen  Stelle,  an  der  es  die  Zahl  Qberhaupt  hat,  vl»  gibt.  Eit 
gleichmiissiges  Vi^rhiiltniss  zeigen  uns  um  die  Mitte  des  JahrhunJerTT 
die  capuanischen  Inschriften :  auf  der  einen  von  646  (LXIII  A)  ui  ^. 
auf  einer  anderu  von  648  (LXIII  B)  ist  ±  geschrieben.  Das  letzUr» 
kehi-t  im  J.  683  wieder  in  der  Inschrift  'e  lege  Viaellia'  (LXXI  A\ 
einmal  auch  noch  in  der  Lex  lulia  von  709,  ist  aber  auf  den  ronusol'? 
Denaren  schon  um  670  h(;rum  zur  stehenden  Norm  geworden,  wie  au* 
C.  I.  L.  I  p.  136  ff.  zu  ersehen.  —  Ein  entscheidendes  Zeugnisa  fur  J:- 
Prioritiit  dea  ±  wiirde  der  Meilenstein  der  via  Aemilia  vom  J.  {'»<** 
(XLVIII  A)  darbieten,  wenn  man  nur  eine  Burgschaft  dafihr  hatk. 
dass  nicht  etwa  aucli  dort  ursprunglich  vb  stand,  ehe  ein  modens-T 
Steinmetz  jcue  Partie  des  Steines  iiberarbeitete  und  bloss  I  ubrig  M^^i^' 
vgl.  Hhein.  Muh.  XIV  p.  306  [ohen  p.  363]  Anm.  Enarr.  p.  4<>, 


ZUB  GBSCHICHTE   DES   LATEINI8CHEN   ALPHABETS.      723 

doch  keine  andere  Bedeutung  zu  haben,  als  dass  eben  beide 
Formen  diese  ganze  Zeit  (iber  im  Eampfe  lagen^  bis  sie  beide 
{iberwunden  wurden  durch  das  aus  J.  gekiirzte  L,  dess6n 
ultestes  Beispiel  ich  in  der  Inschrift  von  Tegianum  Taf.  XC  G 
finde^  die  unstreitig  in  die  letzten  Zeiten  der  Bepublik  fallt. 
Dass  die  Miinzen  der  Republik  noch  gar  kein  L  kennen, 
bemerkte  Mommsen  Gesch.  des  rom.  Mtinzwesens  p.  468. 
Aber  auch  von  vl/  bieten  sie  kein  Beispiel. 

Eine  analoge  Bewandtniss  hat  es  mit  dem  Zahlzeichen 
fur  1000  und  dessen  weitern  Zusammensetzungen  d.  h.  Mul- 
tiplicationen:  0  00;  aufgelost  und  Buchstabenformen  assi- 
milirt  C|D,  dann  CC|DD  oder  (([j)  u.  s.  w.  Auf  den  ersten 
Blick  sollte  man  ja  wohl  geneigt  sein  in  diesen  gerundeten  so 
Figuren  die  altesten  Formen  zu  erkennen,  da  sie^  auch  ab- 
gesehen  yom  griechischen  Yorbilde;  im  Latein  selbst  nicht 
nur  die  verbreitetst^n  sind^  sondem  ein  (nur  zufallig  etwas 
verstummelt^s)  0  schon  in  der  amiteminischen  Inschrift 
•  Taf.  LXII  B  erscheint,  die  aus  mehr  als  eifiem  Grunde  nicht 
wohl  jiinger  sein  kann  als  die  ersten  Jahrzehnte  des  7ten 
Jahrhunderts.'^)  Dagegen  tritt  uns  nun  aber  in  der  Inschrift 
des  J.  683  ('e  lege  Visellia')  auf  Tafel  LXXI  A,  und  zwar 
merkwiirdiger  Weise  neben  einfachem  0,  iiberraschend  genug 
die  spitzwinklige  Figur  J^  entgegen.*^)      SoUen    wir    diese 

^^  Alle  fibrigen  Beispiele  der  geriindeten  Fignr  gind  sp&ter  als 
683:  Tafel  LXVI  C  17  in  der  restituirten  Lex  Puteolana;  Tafel  XCG 
(zugleicb  mit  L);  Tafel  XXXIII  und  XXXIV  in  ifler  Lex  lulia  von  709; 
Tafel  LXXXIX  B  von  718;  Tafel  XCIV  ^  und  JP;  um  von  der  Co- 
lumna  rostrata  gar  nicht  zu  reden.  —  Beil5.ufig  sei  hier  bemerkt,  dass 
das  ^lteste  Beispiel  des  zn  der  reinen  BucbBtabenform  M  gewordenen 
Tausendzeicbens  sicb  in  der  Lex  lulia  Tafel  XXXIII  67  findet:  einer 
Inscbrift,  in  der  dieselbe  Ziffer  ausserdem  ein  paarmal  (s.  den  Index 
p.  113)  in  80  seltsam  verkrQppelter  Zeicbnung  erscbeint,  dass  man  sie 
als  wahre  Misformen  bezeicbnen  muss. 

*°)  Im  Druck  des  C.  L  L:  I  erscheint  sie  zwar  noch  einmal  in  der 
suessaniscben  Inscbrift  n.  1199 ;  aber  ein  Blick  auf  dos  Facsimile  Tafel 
XCfV  A  lebrt,  dass  daselbst  nicbts  anderes  als  ((|))  stebt.  —  Auf- 
fallender  noch  ist  das  Verseben,  vermdge  dessen  n.  1029,  desgleicben 
in  MommBen'8  eigenem  Texte  p.  172,  eineForm  X  angewendet  worden 
ist,  die  68  nie  gegeben  bat.  Sie  w&re  aucb  ganz  irrationell,  da  sie 
nur  au8  ^  bervorgegangen,    also  nur  eine  Vermebrung  der  Zabl  50 

46* 


724      ZUR   OESCHICHTE   DES    LATEINISCHEN   ALPHABETS. 

aus  jener  herleiten  und  mit  diesem  einzigen  Beispiele  unserer 
ganzen,    auf   Beobachtung    des    Thatsachliehen    begrundeten 
Theorie    ins  Gesicht   schlagen?    oder   wird    es    erlaubt  sein. 
darin   eine  spate  Reminiscenz  eines  urspriinglichen,  una  ncr 
in  friihern  Monumenten  nicht  erhaltenen   /K   zu   sehen,  aus 
dem   sich  die  zur  Herrschaft  gelangte  gerundete  Fignr  erst 
31  entwickelt  hat?     In  griechischen  Alphabeten,  die  fast  ohne 
Ausuahme  alle  sclion  ®  fur  qp  haben,  finden  wir  allerdings 
kaum  irgend  einen  Anhalt  als  etwa  den  ziemlich  entfemten 
der    bootischen    Form  ^     Aber    denkbar   waren    allerdingj^ 
als    Urformen    fOr    x    ^^^    9    ^^^   beiden    correspondirenden 
Figuren  ^   und  A,  deren  zweite  dann  ebenso  in  A  nnd  «h 
libergelien  konnte,  wie  ^  wirklich  in  ^  und  vl/  ubergegangen 
ist.  —  ludess   damit  bewegen  wir  uns  allerdings  im  Gebietf 
der  Hypothese.    Wer  einer  solchen  abgeneigt  ist,  wurde  sich, 
zumal   wir  ja  in   den   vorhandenen  Denkmalem  auch  das  X 
friilier  als  J_   fanden,   entschliessen   miissen,   die   veranderte 
Gestaltung    der    Zahlzeichen   von   aller    Analogie    der  Buch- 
stabenveranderung   giinzlich   loszutrennen  und  fiir    beide  ge- 
radezu  das  entgegengesetzte  Verfahren  gelten  zu  lassen.    Einen 
innern   Erklarungsgrund   fiir   solchen   Gegensatz   gestehe  ich 
freilich  nicht  abzusehen,  da  es  keinesweges  als  ein  naturlicher 
Hergang  ersclieineii   kann,    dass    etwa    erst  spater,   als  aus 
dem  griechischen  Mutteralphabet  die  nothwendigen  Lautzeichen 
sclion  aufgenommen  worden  seien,  sich  das  Beduriiiiss,  Zahl- 
begriflfe    in    Sclirift  auszudriicken,    fiihlbar    gemacht    hatte: 
welche  beiden  Operationen  doch  vielmehr  als  gleichzeitig  und 
gleich  urspriinglich  zu  denken  sein  werden. 


sein  kGnnte;  aus  dem  Tausendzeichen  U)  fl)  rh  konnte  nur  f)%,  aWr 

nicht  vX»  werdon ,  wenn  nicht  alle  ConBcqnenz  aufgegeben  werden  sollt^- 
In  der  Inschrift  u.  1020  eteht  bei  Marini  Ar?.  p.  38,  der  sie  (Ibrigens  nur 

au8  Scheden  gab,  niclits  anderes  als  ((|)).  Auch  auf  die  WiedergaW 
der  Hunderttausende  der  Coiumna  rostrata  p.  38  hat  jene  supponirt^ 
Gestalt  einen  Einfluss  gehabt,  welcher  der  Treue  Abbruch  thut.  — 
Ueber  die  oben  im  Text  betonte  Inschrift  'e  lege  Visellia*  Tgl.  ubrigens 
die  'Observationes  epigraphicae'  (Bonn  u.  Berlin  1860)  [oben  p.  427  ffl. 
deren  Beweisfuhningen  gegen  Mommsen^s  Einwande  (C.  I.  L,  I  p.  171f.) 
zu  rechtfertigen  einem  andern  Orte  vorbehalten  bleiben  muas. 


ZUB  bESCHICUTE   DES   LATEINISCHEN   ALPHABETS.      725 

Mit  den  vorstehenden  Bemerkungen  glaube  ich  zwar  die 
Hauptgesichtspunkte,  die  ftir  die  altere  lateinische  Buch- 
stabengeschichte  in  Betracht  kommen^  berQhrt  zu  haben, 
verkenne  aber  keinesweges,  dass  Doch  manche  kleinere  oder 
auch  grossere  LQcke  auszuftillen;  noch  manche  nicht  unnQtz- 
liche  Beobachtung  zu  machen  und  auszufahren  bleibt.  Der- 
gleichen  Erganzungen  mochte  ich  aber^  angesichts  so  man- 
cher  andem  Aufgabe^  die  noch  ihrer  Losung  harrt^  lieber 
jiingem  Kraften^  die  etwa  sich  in  dieses  Gebiet  zu  yersenken 
Neigung  fuhlen  mdgeu;  Uberlassen;  indem  ich  meinestheils 
zufrieden  bin  einer  vor  bereits  sechs  Jahren  gegebenen  Zu- 
sage^^)  hiermit  wenigstens  in  Grundztlgen  gerecht  geworden 
zu  sein. 


^')  In  dec  VorbemerkuDgen  zu  dem  Index  palaeographicns  p.  111, 
die  icb  Grflnde  habe  hier  zum  Schluss  wOrtlich  zu  wiederholen:  'Indice 
hoc  palaeographico  sua  sponte  intellegitnr  incredibilem  varietatem  fio- 
gendanun  litterarum,  qnae  magnam  partem  vel  casni  vel  alicui  in- 
diligentiae  ant  festinationi  vel  ipsi  manuum  diversitati  debetur,  tantum 
Bnmmatim  proponi  potuisse^  nisi  novam  eamqne  ferme  perpetuam 
lithographi  industriam  adsciscere  vellemns.  Ynde  non  mirabere  suapte  92 
uatura  anibiguas  figuras  plnrimas,  qnibns  imitandis  discemendisque 
impar  esset  ars  typographica,  pro  re  nata  alicui  generi  certo  tribntas, 
ad  cnius  illae  similitndinem  proxime  accedere  viderentur.  Qnae  am- 
biguitas  atqne  inconstantia  cum  in  titulis  Pompeianis  tab.  16.  17  tanta 
sit  ut  prope  expers  legis  evadat,  hos  quidem  satius  dnxi  maxima  ex 
parte  prorsns  praetermittere.  Nec  multum  ab  horum  licentia  vel  tab. 
13.  15  vel  36  A  distant:  qnare  ne  in  his  qnidem  exhanriendis  nimis 
desudavi.  Praeterea  consentaneum  fuit  magno  cum  dilectu  monumen- 
torum  legalium  mdiorem  scripturam  respici:  cni  quoniam  molestius 
conflictandum  est  cum  daritie  aeris,  fit  nt  medium  quendam  locum 
hoc  genus  obtineat  inter  lapidum  scripturam  caelo  inscnlptam  atque 
stilo  incisoa  titulos.  A  qnibos  tribus  generibns,  cnm  hanc  materiam 
omnem  dedita  opera  olim  pertractabimns,  qnartnm  distinguendnm  erit, 
quod  litteratura  nummoram  propria  continetur.'  —  Das  hier  berfihrte 
Yerhaitniss  der  drei  verschiedenen ,  durch  das  Material  bedingten 
Schriftarten  wird  man  oben  p.  3  [694]  ff.  etwas  anders  nnd,  wie  ich 
glanbe,  richtiger  gefasst  und  ausgedrackt  finden.  —  In  Betreff  der 
zahlreichen  Inschrifttypen,  welche  fOr  die  vorstehenden  Bl&tter  neu 
geschnitten  werden  mussten,  wird  man  billige  Nachsicht  tiben,  wenn 
im  einzelnen  nicht  alles  nach  Wunsch  ausgefallen  ist. 


726      ZUR   GESCHICHTE   DES   LATEINI8CHEN   ALPHABETS. 

Naclischrift. 

132  Was  oben  p.  25  [718]  f.  tiber  das  in  dem  C  I.  L.  Bd.  1 
niclit  glucklich  verwendete  M  in  Beziehung  auf  die  Munzen 
bemerkt  wurde,  gilt  ubrigens  von  der  Wiedergabe  fast  aller 
arcliaischen  Inschriften  uberhaupt,  durch  das  ganze  Werl 
hindurch.  Warum  z.  B.  p.  23  f.  zwar  POCOUOM,  dagegeu 
bei  der  Ficoronischen  Cista,  den  Spiegeln  p.  25  f.  u.  s.  w. 
ROMAI  (richtiger  wenigstens  ROMAIj,  MACOUNIA,  AMV- 
CES  u.  s.  w.  gedruckt  ist,  und  so  in  unzahligen  Beispielen 
weiter,  bleibt  durchaus  unverstandlich.  Auch  fur  die  grossen- 
theils  gewahlte  kleinere  Schriftgattung,  die  keine  eigentlicL 
archaisclien  Insclirifttypen  gibt  (uber  deren  Zweckmiissigkeit 

133  sicli  auch  sehr  streiten  lasst),  ist  der  fast  ausschliessliclie 
Gebrauch  des  M  um  so  auffallender,  da  eine  zwischen  dieser 
Gestalt  und  M  die  Mitte  haltende  Figur  in  der  Officin  wirk- 
lich  vorhandeu  war,  wie  z.  B.  p.  26  OINOMAVOS  nebin 
MELERPANTA,  p.  27  M  FOVRIO  neben  MIUTARE 
und  MAVRTE  u.  s.  w.  zeigen.  —  Ganz  ebenso  verhalt  es 
sich  auch  mit  dem  geschlossenen  P,  wahrend  ein  sehr  gut 
geschnittenes  P  nur  so  vereinzelt  wie  z.  B.  n.  551  erscheint 
—  Uebrigens  gehen  diese,  wohl  nur  dem  ersten  Anschein 
nacli  kleinliclien  Bemerkungen  lediglich  aus  dem  ehrbchen 
Wunsclie  hervor,  dass  die  dem  Vemehmen  nach  bevor- 
stehende  zweite  Ausgabe*)  des  C.  I.  L.  Bd.  I  gerade  iu 
solcher  palilographischer  Beziehung  die  erst«  Ausgabe  an 
typographisclier  Accuratesse  noch  ubertreffen  moge. 

*)  [Mit  Beziehung  hicrauf  crklarte  Mommsen  in  demselben  Jahr- 
gang  des  Rhein.  Museums  p.  306,  ^dass  diese  Angabe  aof  einem  Irr- 
thum  beruht  und  an  eine  solche  zweite  Ausgabe  weder  zur  Zeit  ge- 
dacht  wird  uoch  auf  lange  hinaus  gedacht  werden  kann.'    C.  W.J 


XXIII. 

EpigrapMscli-graininatische  MisceUen. 


1.  Altlateinische  Bronze  von  Bologna.*) 

Im  6ten  Heft  seiues  verdienstlichen  Glossarium  Itali-  605 
cum**)  p.  802  publicirte  Ariodante  Fabretti  1860  die  eine 
Seite  eines  auf  beiden  Seiten  beschriebenen^  mit  Recht  von  ihm 
als  ^lamella  aenea  venerandae  vetustatis'  bezeichneten  Bronze- 
tafelchens  von  Bologna,  worauf  der  Name  UOVCINAI  er- 
schien.***)  Auf  meine  Bitte  suchte  und  fand  Herr  Detlef 
Detlefsen  das  Tafelchen  im  Museum  der  Universitat  zu  Bo- 
logna  und  theilte  mir  einen  Stanniolabdruck  beider  Seiten 
mit.  Einen  gleichen  von  der  noch  nicht  publicirten  Seite 
verdankte  ich  bald  darauf  der  zuvorkommenden  Gefalligkeit 
des'  Herm  Fabretti  selbst.  Danach  ist  das  umstehend  ge- 
setzte  Facsimile  gemacht  [wiederholt  in  der  Enarratio  der 
P.  L.  M.  E.  p.  97]. 

Ueber  die  Herkunft  der  Bronze  meldete  Detlefsen  laut 
Angabe  des  Bibliothekars  Frati^  sie  sei  an  das  Museum  von 
dem  Professor   der   griechischen  Sprache   zu  Bologna^   Pel- 


*)  [Rhein.  Musenm  f.  Philol.  Bd.  XVII  (1862)  p.  605—609.]  - 
**)  'Glossarium  Italicum  in  quo  omnia  vocabnla  continentur  ex 
Umbricis  Sabinis  Oscis  Yolscis  Etruscis  caeterisque  monumentis  quae 
supersunt  collecta  et  cum  interpretationibus  variorum  explicantur  cura 
et  studio  Ariodantis  Fabretti.  Aug.  Taurinorum  ex  ofQcina  regia.' 
185a  ff.  gr.  4.  Gegenw9.rtig  gediehen  bis  zum  Worte  OSCILLVM  auf 
col.  1296,  nach  der  fClr  s&mmtliche  Sprachen  adoptirten  gemeinsamen 
alphabetischen  Folge.  Was  der  Titel  nicht  ausdriicklich  sagt,  ist  dass 
X)lanm&Bsig  auch  die  ganze  archaische  Latinita>t  mit  aufgenommen  ist. 
0  IVgl.  C.  L  L.  I  n.  812.  813;  VI,  1  n.  357.     C.  W.] 


728 


EriGRAPHISCU-GBAUHATISCHE 


licioui,  abgelasaen  worden,  der  sie  voa  eiDem  romischen 
Kunsthundler  erworben;  briefliche  Mittbeilung  Fabretti's  be- 
zcichnete  sie,  ich  weias  nicht  aus  welcher  Quelle,  ab  'in 
der  Umgegend  von  ttom  gefunden'.  —  Aua  einer  urspriinj;- 
lich  grJissem,  vielleicbt  grossen  Metallplatte,  die  nur  auf 
einer  Seite  mit  der  Scbrift  sub  A  bescbrieben  war,  ward 
spilter,  wie  ersicbtlicb,  der  jetzige  scbmale  Streif  heraus- 
geschnitten  uud  auf  der  leeren  Riickseite  mit  der  Inschrift 
sub  B  beschrieben.  Die  Schrift  von  A  ist  flacher,  aber  achar- 
>u  fer  und  sorgfultiger  eingegraben,  die  auf  B  tiefer,  roher  und 
plumper. 


^^^^Bi 


Die  Rehte  von  A  lat^en  leider  kein  einziges  vollee  Wort 
crkennen,   so   diss  die  geauaserte  Vermuthung,   wir  hattcn 
hier   ein   Bruclistuck   einer  Gesetzesurkunde   Tor  una,   bilhj: 
diibingeatcllt    bleibt.     Die   andere  Seite   des  zur  Linken  ab- 
gebroclicnen  Tilfelchens  las  und  ei^anzte  Fabretti  so: 
imonE  ■  UOVCINAI 
armul  cASTVD  ■  PA<ITVD 
d.  Ii.   a(/no   cash   facito,   mit   Berufung    auf  daa   Gesetz   dcs 
Numa  bei  Festus  nach  Paulus  p.  222  und  bei  Gellius  IV,  ;>: 
l>elcx   amm   lumnis   nc    tangito:   si    tavffet,    lunoni   crinibiis 


MISCELLEN.  729 

demis^is  agnum  feminam   caedito   (wo   Damlich  die  nur  aus 

Paulus  p.  20  geschopfte  Form  amum  durch  reine  Editoren- 

willkQr  eingeschwarzt  ist).     ludessen  ware  doch  schwer  er- 

sichUich;  wie  mit  dem  Inhalt  dieses  Gesetzes  die  also  er- 

ganzte  Inschrift  sich  decken,  oder  damit  nui*  iiberhaupt  in 

einer    hinlanglich    verstandlichen   Uebereinstimmung    stehen 

sollte.     Offenbar  haben  wir  es  vielmehr  mit  einer  einfachen 

VotiVinschrift  zu  thuU;  von  der  die  erste  Zeile,  wie  Fabretti 

ganz  richtig  sah;  eben  nichts   als   den-Namen  der  Gottheit 

enthielt,  IVNONE  •  tOVCINAI,  so  dass  also  in  der  zweiten 

vom  nicht  viel   mehr   abgebrochen   sein  kann   als   gleicher- 

massen  5  Buchstaben   und  allenfalls  ein  paar  mehr^   wenn 

die  Zeile  etwa  auch  hier,  wie  hinten,   iiber  die  erste  hinaus 

verlangert  war.     Was  soH  uns  aber  in   einer  Weihinsclirift 

ein  Imperativ  facito?     Oder,  wenn  es  denn  doch  keine  Weih-  607 

inschrift  gewesen  ware,  zu   welcherlei  andem  Inschrift  vou 

dieser  Eiirze  lasst  sich  tiberhaupt  ein  solcher  Imperativ,  der 

gar  kein  Subject  bei  sich  hatte,  ftiglich  denken?     Weil  ich 

auf  diese  Fragen  keine  Antwort  weiss^  finde  ich  auch  mit 

der  naheliegenden  Erganzung  /ASTVD  oder  nef ASTYD  uichts 

gewonneU;   auf  welche   laut   spaterer  Mittheilung  Fabretti's 

p.  1072   Andere  verfielen,   unter  ihnen   Mommsen,   von   dem 

diese    Restitution   beigebracht   wird:    [Iunon]ci   Loucinai   \ 

[die  nef]astud  facitud.     An   wen    soll    denn    eine   solche 

Aufforderung  gerichtet  sein?  und  von  wem?  und  zu  welchem 

Zweck?-  Denn   gar   eine    wirkliche   Gesetzesvorschriffc   wird 

man  sich  doch  weder  in  solcher  Fassung  noch  auf  einem  5 

bis  6  ZoU   breiten    und    einen  Zoll  hohen  Metallstreifchen 

erlassen  vorstellen. 

Es  ist  richtig,  das  schliessende  d  kann  nur  entweder 
Imperativ  oder  —  Ablativ  sein:  aber  soUte  dem  letztern 
jeder  Weg  versperrt  sein?     Wie  denn,  wenn  wir  lasen*): 

iunmE  '  I.OVCINAI 

sacrotn  •  cASTVD  •  FA<ITVD 

(oder  auch  sacro),  und  verstanden  lunoni  Lucinae  sacrum 

castu  (oder  casto)  factof    Wenn  wir  bisher  nur  von  einem 


♦)  [So  Bchlug  Bitschl  auch  P.  L.  M.  E.  Enarr.  p.  97  vor.    C.  W.] 


730  EPIGRAPniSCn-GRAMMATISCHE 

castus   (oder   castuni)    Ccreris    und    einem  c.  Magnae   matrls 

lasen,  wofiir  die  Belege  in  den  Lexicis  und  bei  Preller  rom. 

Myth.  p.  438.  736  zu  finden:  warum  soUten  wir  niclit  hinza- 

lemen  diirfen,  dass  auch  die  luno  Lucina  mit  einem  solchen 

bestimmten  Fasten-  und  Enthaltsamkeits-Cultus  verehrt  wor- 

den  sei?  —  Was   das   n  fiir  o  in  facitud  betrifft,   so    bedarf 

das  zwar  einer  recht  umsichtigen  Besprechung,  um  in  seiner 

Ursache,  beziehungsweise  Berechtigung  begriffen  zu  werden: 

aber  jedenfalls   nicht'  mehr  fiir  die  Declination    des   Partici- 

piums  als  fiir  die  Conjugation   des  Imperativs,  so   dass  von 

dieser  Seite  die  beiden  verschiedenen  Auffassungen  sich  ganz 

gleich  stehen. 

Aber  allerdings   dass  facitom  gesagt  worden  fur  fav- 

tom,  das  ist  ein  Neues  was  wir  erst  aus  dieser  Inschrift  ru 

lernen   hiitten,    jedoch   auch   lemen   diirfen,    sobald    es    sich 

nur  in  eine  giiltige  Analogie  einreiht:   ungefahr  wie  wir  ja 

auch   einmal  zuerst   aus  Einer  Inschrift  lernten,    dass    einsi 

8AETVRN0S  gesagt  ward  statt  Satiirmis  und  so  manehes 

andere  mehr.     Ich  will  mich  gar  nicht  erst  berufen  auf  Zer- 

dehnungen  in  weiterm  Kreise  wie,  um  nur  an  einiges  Prii- 

gnantere  zu  erinnern,    das    horitatur  des  Ennius,    oder  die 

inschriftlichen  Formen  INFERA  CALECANDAM  INTERET 

TEREBONIO    OPITVMA   (dergleichen   de  tit.  Aletr.   p.  IX 

|oben   p.  172]  ff.  besprochen   wurde),   oder    das    erst   jiingst 

von  einer  Praenestinischen  Ciste  (Mon.  d.  Inst  arch.VI  Taf.55 

[C.  I.  L.  I  n.  1500,  P.  L.  M.  E.  Enarr.  p.  98  0])  bekannt  ge- 
wordene 

vf^rrrv^ 

608  was  doch  wohl  nichts  anderes  sein  wird  als  VERITVS  = 
VirtKS*),  gebildet  gerade  wie  serv-i-tus  (wahrend  vir-iu^ 
gleichsteht  mit  ifden-tus).  Vielmehr  ist  es  die  Bildnng  des 
Participiums  (bez.  Supinums)  selbst,  welche  die  ausreichend- 
sten  Analogien  bietet.  Ausgegangen  von  der  Anweudung 
eincs  Bindevocals,  mittels  dessen  Stamm  und  Endung  zu- 
sammengefugt   wurden**),    hat  die   Sprache   nach   freiestem 

*)  Die  an  entsprechender  Stelle  gegenuborstehende  Figur  heisiit 
VICTORIA. 

**)  Zielit  jeraand  die  umgekehrte  Auffassung  vor,  dass  z.  B.  mUrr- 


MISCELLEN.  731 

Belieben  bald   die  weichere  Form  mit  Bindevocal  bewahrt; 

baldy    wofem   seitens    der   Sprechfahigkeit    kein   Hinderniss 

entgegentrat;  mit  Ausstossung  desselben  (bez.  Contraction) 

die  ktirzere  Form  vorgezogen^  in  nicht  wenigen  Fallen  auch 

beide    Bildimgen    neben    einander    fortgefQhrt.      Von   voca- 

lischen  Stammen  wurden  solche  Doppelformen  behandelt  de 

iictilibus  litteratis  Lat.  antiquiss.  p.  9  f.  [oben  p.  273]:  tuittis 

(utus,  arguiturus  argutuSj  dbnuitiirus  adfiutum,  luiturus  lutum 

dilutfis,  ruiturus  diruitus  rutum  dirutus,  wozu  sich  eben  nach 

Anleitnng  von  8AIITVRNI  auch  saittis  satus  gesellte.   Eben- 

so  wenig  fehlt  es  an  gleichartigen  Beispielen  consonantischer 

8tamme:    alitus  altus,    tneritus   MERTO,   miseritus  misertus, 

morUurus  mort(ii)us,  oriturus  ortns^  pariturus  partus,  positus 

postus,  pinsitus  pi{n)stus,  wovon  in  nichts  wesentlichem  ver- 

schieden    sind  favitor  fautus,   cavitio  cautum,.  Aber  wir  be- 

durfen  gar  nicht  einmal    der  Doppelformen  von   demselben 

Worte:   das  Bildungsgesetz    allein    gentigt   in    seiner  Weite, 

uni  in  jedem  einzelnen  Falle  die  eine  wie  die  andere  Form 

als  an  sich  gleich  zulassig  zu  erkennen,  die  factische  Wahl 

rein  in  die  Freiheit  der  Sprache  gestellt  zu  finden.    Keinerlei 

Nothwendigkeit    zwang    zu    molitum  dotnitus  genitus  veritus 

strepitum  cubitum  debitus  und  dem  gegentiber  zu  cultus  em- 

(j))tus  cantum  sertus  captus  scriptus:   hatte   die  Sprache   ge- 

wollt,  so  stand^  wie  sie  selbst  lehrt;  nicht  das  mindeste  im 

Wege,  um  ebensowohl  moltum  domptus  gentus  vertus  streptum 

mptum  deptus  zu  bilden  wie  anderseits  colitns  e^nitus  canitum 

seritus  capitus   scribitus:   und  was   sie    in  den  Kinderjahren 

ihrer  Entwickelung  gethan  hat,  das  ist  uns  eben  meist  eine 

unnahbare  Nebelregion,  in  die  nur  einzelne  Streiflichter  fallen, 

wie  Z.B.  das  mehrgenannte  SAIITVRNI  oder  unser  FACI- 

TVD,  die  wir  uns  um  desto  mehr  miissen  als  Leuchte  die- 

nen  lassen.    Dass  weder  die  Quantitat  des  Vocals  der  Stamm- 

sylbe,  noch  die  organische  Natur  ihres  consonantischen  Aus- 

lautes  den  geringsten  Einfluss  auf  die  Entscheidung   hatte, 


tw  aU  das  'Einfachere'  oder  'Raabere'  &lter  sei  als  miser-i-tus,  bo 
bin  ich  zwar  nicht  dieser  Meinung  nnd  glanbe  dafilr  gnte  Gr{inde  zu 
^ben;  aber  fdr  den  hiesigen  Zweck  ist  das  voUkommen  gleichgfiltig. 


732  EPIGRAPHISCH-GRAMMATISCHE 

zeigen  die  aufgefiihrten  Beispiele^  die  sich  leicht  yerrier- 
^  fachen  liessen.  Und  so  macht  denn  auch  nicht  etwa  der 
Gaumlaut  in  facitns  irgend  einen  Unterschied.  Denn  wenn 
die  Sjncopirung  beliebt  wurde  in  coctus  doctus  iackis  secffis 
dictiis  ductus  victiiSj  desgleichen  mit  natiirlichem  Uebergang 
des  ^  in  c  (soweit  iiberhaupt  fur  alte  Zeit  von  dieser  Schei- 
dung  die  Eede  sein  kann)  in  actus  lectus  redus  tectus  fractH^ 
pactus  tactus  luctus,  so  blieb  man  bei  der  vocalischen  Bildung 
stehen  in  licitus  elicitus  placitum  tacitus  nocitum,  desgleicheu 
in  fugitum  pigitumy  obwohl  doch  einem  lidus  plactum  fwdum 
u.  s.  w.,  selbst  fuctum,  gewiss  kein  Sprachgesetz  und  keine 
Sprechgewohnheit  entgegenstand:  wenn  man  auch  etwa  gegen 
das  eiuzelne  tuctus  =  tacitus  woUte  die  Verwechselungsfahig- 
keit  mit  tactus  von  tango  geltend  machen,  was  ubngens,  wie 
viele  Beispiele  zeigen,  auch  noch  kein  durchschlagender  Grund 
wiire.  Anderseits  hatte  man  eben  so  gut  wie  bei  licitns  u.  s,  w. 
auch  bei  iacitus  cocitus  regittis  a^itus  u.  s.  w.  stehen  bleiben 
konnen. 

Und  so  werden  wir  ja  wohl  bis  auf  weiteres  auch  imstr 
Participium  facitud  der  sparlichen  Zahl  neugewonnener  Baa- 
steine  anreihen  durfen,  mit  denen  wir  die  unsichem  Umrisse 
eines  verlorenen  Zusammenhanges  diirftig  auszufiillen  nicht 
miide  werden. 
cio  Zusatz.*)     Wenn  die  zweite  Zeile  vorn  nicht   langt^r 

war  als  die  erste,  so  konnte  sie  lauten: 

IVNONE  .  UOVCINAI 

D.DCASTVD.FA<ITVD 

d.  i.  donum  datum,   obwohl  freilich  im  allgemeinen,  je  alter 

die  Inschrift,  desto  weniger  rathlich   die  Annahme  von  Ab- 

kiirzungen  sein  wird. 

Nachtrag.**) 
(AuB  brieflicher  Mittheiluiig.) 

Mi  ^Die  Auffassung  des  c^lastud  als  Substantivum  halte  ich 

fiir   unzweifelhaft.     Was    das   facitud   als  Imperativ   betrifit. 
so    mochten    doch    vielleicht,    im    allgemeinen   zu   sprecLen. 


*)  [Rhein.  Museuin  f  Philol.  XVII  (1862)  p.  640.] 
♦*)  [Rhein.  Museum  f.  Philol.  XVIII  (1863)  p.  141  f.] 


MISCELLEN.  733 

ImperatiYformeln  dieser  Art  in  selbst  nur  kurzen  Inschriften 
nicht  unstatthaft  gewesen  sein,  da  eine  lex  arae  oder  lex 
saceUi  auf  eine  kurze  Hauptbestimmung  beschrankt  sein 
konnte.  Das  angebliche  Gesetz  des  Numa  bei  Gellius  4,  3^  3 
ist  wahrscheinlich  nichts  andcres  als  die  lex  arae.  So  hatten 
also  die  Anhanger  des  Imperativs  auf  unserer  Inschriffc  nach 
Anleitung  von  Varro  bei  Nonius  p.  197,  12  etwa  erganzen 
konnen:  Graico  c\astu  faeito.  Indess  ist  dieser  Moglichkeit 
die  participialische  Auffassung  allerdings  weit  vorzuziehen. 
Nur  mochte  sich  fragen^  ob  dann  nothwendig  ablatiyi  abso- 
luti  in  c^astu  facto  anerkannt  werden  mfissen^  oder  ob  sich  i42 
nicht  geradezu  das,  was  doch  wohl  auch  nach  Ihrer  Mei- 
nnng  in  ihnen  liegen  soU,  so  suppliren  liesse: 

[PROD  .  C]ASTVD  .  FACITVD 
£s  ware  dann  noch  deutlicher  gesagt^  dass  die  Weihgabe 
ein  Dankgeschenk  an  luno  Lovcina  fQr  den  bei  Innehaltung 
des  Castus  geleisteten  Beistand  sei.  Ein  solcher  Dank  ist 
fiir  das  scrupulose  Gewissen  einer  romischen  Matrona  nichts 
weniger  als  unwahrscheinlich^  zumal  die  Caerimonien  beim 
Castus  gewiss  sehr  manigfach  waren.  Der  Castus  selbst 
braucht  dann  nicht  einmal  der  Lovcina  gegolten  zu  haben.' 
[Das  Letztere  ware  doch  eine  schier  zu  kGnstliche  Annahme.] 
16.  Sept.  [1862.]  L. 

(Desgleichen  brieflich.) 

*.  .  .  .  Warum  aber  mtissen  die  Worte  nothwendig  alt- 
lateinisch  sein?  Konnten  sie  nicht  oscisch  mit  lateinischer 
Schrift  sein?  Die  Declinationsformen  der  ersten  Zeile  stehen 
nicht  entgegen,  und  die  der  zweiten  sehen  oscisch  genug 
aus:  vgl.  aragetud  =  argento,  preivatud  u.  a.  Auch  der 
Bindevocal  ist  dem  Oscischen  nicht  fremd.  Femer  ist  der 
Cult  der  luno  Lucina  auch  ein  campanischer.  Die  allgemeine 
Notiz  Uber  den  Fundort  diirfte  doch  schwerlich  entscheidend 
s^in.'  [Mehr  als  eine  *allgemeine'  Notiz  ist  es  denn  doch, 
zmnal  wenn  Fabretti's  Angabe  genau  ist.] 

12.  Oct.  [1862.]  S. 

[Vgl.  ausserdem  was  oben  p.  519.  533  ff.  556  f.  tiber  diese 
Bronze  mitgetheilt  ist.     C.  W.] 


734  EPIGRAPHISCII-GRAliMATISCnE 

2.    Elogium  L.  Corneli  Cn.  f.  Cn.  n.  Scipionis.*) 

III  In  nobilissimis  illis  Scipionum  elogiis   sepulcralibus  m 

aliud  tantis  esse  interpretandi  dubitationibus  obnoxium  cod- 
stat  quam  quod  L.  Comelio  Cn.  f.  Cn.  n.  dicatum  apud  Orel- 
lium  legitur  numero  555  signatum  [in  C.  L  L.  I  n.  34;  VL 
1  n.  1289;  P.  L.  M.  E.  tab.  XLIZ].**) 

His  igitur  sic  constitutis  elogium   integrum  probabiliter 
vinisi  fallimur  cum   suppletum  tiim  interpunctum  hoc  habete: 
Magna  sapientia  mul-tiisque  uirtiites 
Aetjite  quom  parua   -  p<5sidet  hoc  saxsum. 
Quoioi  uita  defecit,    -  n6n  honds,  honore, 
Is  hic  sitifs.    quei  niinquam  -  m'ctus  est  uirtiitei. 
Annos  gnatiis  uiginti  -  is  D(^it)eis(t-  matijdaius: 
Ne  quairatis,  honore  -  quei  minus  sit  maud(a/ite\) 
Versum  tertium,  perpensis   quae  prolata  sunt   omnibus,  n- 
probatis  autem  propter  caussas  certissimas  plurimis,  sic  esse 
expediendum    intelleximus    Lachmanno    duce:    *cui   brevita^ 
vitae,   non  indolis   honos,    destituit  honorem  magistratuum/ 
Simili  autem   acumine,   atque   in   honoris   notione   hoc  loto, 
infra  luditur  in  nmndatus  vocabulo:  ^annos  xx   natus  inferi? 
est   mandatus:   nolite   igitur  quaerere  cur  minus    sit  hoDon 
magistratuum    mandatus':    pro    dativo    enim    hic    est,    qi:a<* 
Riipra   pro    accusativo   erat,    HONORE   forma.     Tam  aiitfm 
certam  et  apertam  in  lapide  MAND  syllabam  intuemini,  ut 
nou   pluris    esse   intellegatis    quod   Lachmannus    comminisie- 
baiiir    mactnSj    quam    quod    nos    olim    nanctus,     De    ablativi 
forma   Hirtuti  (eo   enim   spectat  VIRTVTEI  scriptura),  it«^m 
de  posiclH  et  fjuairatis  verborum  mensura,  non  est  cur  dicati.r 
pluribus.     Productam  in  idta  nominativo  ultimam  satis  nuj»r 
defendisse  videmur  Musei  Rhenani  t.  XIY  p.  405  [supra  p.41i>j. 

*)  [Prooemiiim     Indicis     acholarum    aestivamm     BonDennniD  i 
CIJIOCCCLX.] 

**)  [Hiuc  usque  ad  p.  V  Ritschelius  exempLi  ad  restitnendam  tit  ■ 
Inm  adhibita  enarravit  et  diiudicavit,  quae  omnia  iterata  in  Enarrati^s- 
tabularum  p.  'J2  et  34  sq.  hic  omisimus;   reliquimus   solam    dispatitio- 
nem  de   ipniH  versibuvS  in  fine  jirogrammatis  ioBtitutam,  quae  quimTi- 
ipsa  1.  8.  8.  rejjotitii  hoc  quoque  loco  non  sine  fructu  visa  est  legi  pov*< 
C.  W.J 


MISCELLEN.  735 

3.    Saturnische  Grabschrift  des  Marcus  Caecilius.*) 

Die  jiiiigsten  Ausgrabungen  anf  der  via  Appia  haben  288 
eine  mehrfach  interessante  Grabschrift  an  den  Tag  gebracht 
[C.  I.  L.  I  n.  1006;  P.  L.  M.  E.  Tafel  LIX  D],  durch  die  unser 
bisheriger  Vorrath  an  Satumischen  Versen  um  ein  neues 
Beispiel  vermehrt  wird.  Und  zwar  wird  dasselbe  keinen 
unwichtigen  Beitrag  liefern  zu  der  endlichen  Feststellung 
der  Lehre  vom  Satumischen  Versmass,  von  der  sich  trotz 
aller  nenerdings  darauf  verwendeten  Bemiihungen  nicht  sagen 
lasst  dass  sie  aufs  reine  gebracht  ware.  Indess  diese  Aus- 
beutung  des  neuen  Fundes  bleibt  einer  andem  Gelegenheit 
vorbehalten;  die  Inschrift  selbst^  in  Deutschland  noch  nicht 
publicirt,  ist  nach  H.  Brunn's  brieflicher  Mittheilung  diese**): 

HOC  .  EST  .  FACTVM  •  MONVMENTVM 
MAARCO  .  CAICILIO 

HOSPES  .  GRATVM  •  EST  •  QVOM  •  APVD 
MEAS  .  RESTITISTEI  •  SEEDES 

BENE  .  REM  .  GERAS  •  ET  •  VALEAS 
DORMIAS  .  SINE  •  QVRA 
Hoc  est  factilm  monumentum  -  Maarco  Caicilio. 
UospeS;  gratum  est  quom  apiid  meas  -  r^stitistei  seedes. 
Bene  rem  geras  et  ualeas:  -  dormias  sine  qiira. 

[Ueber  dieselbe  Grabschrift  heisst  es  in  der  Enarratio  tab. 
p.  61:  ^versus  Satumii  sunt  viae  Appiae,  editi  ab  Heuzeno 
in  ^Bullettino'  Rom.  a.  1851  p.  72  Brunnioque  auctore  a  me 
Musei  Rhen.  t.  VIU  p.  288.  .  .  .  Casui  himirum  tribuent^  qui 
eaecutire  in  luce  clarissima^  vel  ut  verius  dicam^  desipere 
quam  sapere  malunt^  quod  ipsis  lapidis  versibus  exaequatos 
poetae  versus  intuemur  prorsus  ad  eam  normam  factos  cui 
hoc  genus  esse  astrictum  docuimus.  .  .  .  Ceterum  Husch- 
kius    non    dubito    quin    tribus    syllabis    pronuntiaturus    sit 

*)  [Rhein.  Museum  f.  Philol.  Bd.  VIII  (1853)  p.  288  ] 
**)  Ein  mir  bo  eben  erst  zngehendeB  Schreiben  H;enzen'8  fiigt 
die  Notiz  hinzu:  'Die  Bachetaben  sind  Yerh&ltnissm&ssig  jung,  etwa 
AuguBteischer  Zeit,  also  die  Inschrift  wohl  eine  reBtaurirte.'  [Vielmehr 
dem  Zeitalter  dea  Accius  s^gewiesen  in  Mon.  epigr.  tria  p.  29  (oben 
!>.  151).  —  Vgl.  Rhein.  Mua.  XIV  p.  288  (oben  p.  342).     C.  W.] 


736  EPIGR  APIIISCn-  GRAMM  ATISCHE 

Md-arcd:  qui  nuper  etiam  crebro  co-ondemnes  commento  pror- 
sus  singulari  commendarit  in  ^Tabulis  Iguvinis'  a  se  enana- 
tis  (Lipsiae  a.  1859)  p.  568.'     C.  W.] 


4.    Zur  Sententia  Minuciorum. 

130  Lange  genug  imd  iibergenug  hat  nun  in  den  Leiicis 
eiu  lateinisches  Verbum  pecuascere  figurirt,  das  noch  immer 
aus  einem  in  das  andere,  wie  sie  heutige  Fingerfertigkeit  zc 
Markte  zu  bringen  pflegt,  harmlos  iibergeht.  Es  soU  heissen 
Mas  Vieh  weiden'  und  vorkommen  auf  der  Genueser  Bronze- 
tafel,  welche  uns  die  unschatzbare  ^Sententia  Minuciorum 
Ruforum  de  controversieis  inter  Genuateis  et  Veiturios'  vom 
Jahre  637**)  erhalten  hat.  Da  gaben  nun  freilich  Lipsios, 
Ursinus,  Gruter  (p.  CCIV),  aus  denen  die  friihern  Lexiko- 
graphen  schopften,  vielmehr  PECWASCERE;  aber  das  hielt 
inan  vermuthlich  fiir  archaische  Orthographie,  unbekummeH 
ob  VV  Ausdruck  fiir  ein  kurzes  u  sein  konne.  Andem  Ge- 
wahrsmannern  folgend  liess  erst  Rudorff  in  seiner  Sonder 
bearbeitung  der  Tafel  (Berlin  1842)  PECVAS.CERE  drucken, 
zugleich  jedoch  mit  Erwahnung  der  Variante  PECVS-  ASCEKE. 
So  namlich  hatte  schon  im  J.  1754  der  Jesuit  F.  A.  Zacche- 
ria  in  sei^en  ^Excursus  litterarii  per  ItaUam'  geschrieben. 
dessen  Autoritat  Orelli  bei  seiner  Wiederholung  der  Insehrift 
(n.  3121)  folgte,  weil   er  trotzdem,   dass   Zaccheria  nur  aus 

131  eiuer  Florentiner  Abschrift***)  schopfen  konnte,  dieses  Exera 


*)  [Hhein.  Museum  f.  Philol.  Bd.  XII  (1857)  p.  130  f.,  erschieik^n 
imtcr  der  Ueberschrift  'LexikalischeB.'] 

**)  [Jetzt  im  C.  I.  L.  I  n.  199;  P.  L.  M.  E.  Tafel  XX.     C.  W,] 
***)  Wie   au8  vol.  I   p.  26,    verglichen  mit  dem  vorangeschich^n 
Index  capitum  (cap.  III),  hervorgeht,  war  es  eine  von  Gori  empfjit- 
gene  Abschrift  einer  das  Genueser  Original  genan  nachbildenden  Bronit^ 
tafel,  welche  Cosmo  I  gleich  nach  der  Entdeckung  desselben  {U*'' 
hatte  anfertigen  laasen,    und  die,    wenige  Jahre  vor   Zaccheria'8  Ad 
wcsenhcit  (zwischen  1742  und  1752)  wieder  aufgefnnden,  aus  der  T^U- 
tina  niagnorum  ducum  bibliotheca'   dem   Gori  anvertraoi  worden  war 
'ut  ei  liceret  typis  fideliter  exscribere'.     Auf  diesem  bronsenen  Facsi- 


HISCELLEN.  737 

plar  fiir  das  correcteste  hielt  Und  in  der  That  hatte  Orelli 
diessmal  einen  guten  Blick  nnd  Rudorff^s  Tadel  thut  ihm 
Uiirecht;  denn  abgesehen  Ton  einigen  Weglassungen  am 
Ende  der  Zeilen  ist  OreIli's  Text  in  mehrem  Punkten  exac- 
ter  als  selbst  der  RudorfTsche.  So  ist  denn  auch  mit  seinem 
PECVS.ASCERE  Zaccheria  der  Wahrheit  sehr  nahe  ge- 
kommen:  es  steht  wirklich  so  auf  der  Tafel,  nur  dass  noch 
ein  kleines  Plus  hinzukommt^  das  aber  gerade  hier  von  ent- 
scheidender  Bedeutung  wird.  An  drei  Stellen  namlich  hat 
jetzt  die  Bronzetafel  einen  viereckigen  Eindruck,  wie  von 
einem  Stempel  mit  dem  Hammer  eingeschlagen;  und  tief 
genug  eingeschlagen,  um  von  den  Buchstaben;  die  an  diesen 
Stellen  standen,  nichts  {ibrig  zu  lassen.  Zuerst  Zeile  24 
VEITVRIOSPCBDERE.FRVIQVE;  dann  Zeile  26  GE- 
NVENSES  .  MOHi  •  NON  •  FIAT;  endlich  in  unserer  Stelle 
Zeile  33  QVOMINVS  •  PECVs  HASCERE  •  GENVATES*. 
VEITVRIOSQVE  .  LICEAT.  In  den  beiden  ersten  Stellen 
geben  alle  sonstigen  Copien  vollstandig  POSIDERE  und 
MORA^  gewiss  nur  aus  Conjectur;  obgleich  ganz  richtiger, 
weil,  wenn  damals  SI  und  RA  noch  unverletzt  gewesen 
waren,  dasselbe  auch  von  der  dritten  LHcke  gelteu  und  dem- 
nach  auch  hier  das  Rechte  gelesen  sein  miisste.  Denn  es 
kann  doch  nun  wohl  kein  Zweifel  mehr  sein,  dass,  da  in 
Zeile  24  und  26  die  Stempeleindriicke  erst  nach  der  Ein- 
grabung  der  Schrift  hinzugekommen  sind,  nicht  umgekehrt, 
durch  einen  eben  •solchen  auch  in  Zeile  33  etwas  von  schon 
vorhandener  Schrift  verdeckt  worden  sei.  Wird  man  noch 
fragen,  was  das  gewesen?  oder  sich  zuA*ieden  geben,  wenn 
sich  jenes  ungeheuerliche  pecnascere  nunmehr  in  ein  wohl- 
gefalliges  PECVS  •  PASCERE  auflost?  Ich  will  es  nicht 
mit  Stillscliweigen  libergehen,  dass  das  Schluss-S  des  ersten 


mile  (was  man  hiemach  noch  jetzt  m  Florenz  yermathen  soUte)  war 
also,  wie  es  Bcheint,  PECVS  •  ASCERE  ganz  richtig  nachgebildet  nnd 
wohl  nnr  das  viereckige  Loch  der  Originalplatte  als  nnwegentliche 
Yerletzmig  iibergangen.  Ob  man  ebenda  schon  POSIDEBE  er^bizt 
hatte,  wie  Zaccheria  yoll8t9.ndig  gibt,  steht  dahin.  MORA  hat  er 
noch  nicht,  Bondem  dafdr  MO  A  (oder  vielmehr  mo  a,  da  er  Minnskel 
gebraacht)  mit  einer  LtKcke  fflr  einen  Bnchstaben. 

FB.  RlTSOtSLIZ  OPVSCVLA  IV.  47 


738  EPIGRAPniSCH-GEAMMATISCHE 

Wortes  etwas  kleineres  Mass  hat  imd  etwas  naher  an  das 
V  angedrangt  ist  als  gewohnlich;  aber  in  der  Hanptsacbe 
kann  das  nichts  andern. 


II.*) 

452  *Neue  Lesungen'  [wie  die  'Neuen  Lesungen',  weldie 

Bursian  im  vorhergehenden  p.  450  flf.  fur  einige  griechische 
Inschriften  vorgeschlagen  hatte.  C.  W.],  nur  freilich  falsche, 
sind  es  auch,  zu  denen  die  Genuesische  Erztafel  mit  dem 
Kechtsspruch  der  Minucier  kiirzlich  Anlass  g^eben  hat:  zu- 
gleich  in  Verbindung  mit  ^alten  Lesungen',  die  mit  jenen 
das  gemein  haben,  dass  sie  ebenso  falsch  sind.  Beginnen 
wir  mit  den  alten. 

Im  ersten  Bande  der  in  Weimar  erscheinenden  /Zeit- 
schrift  fiir  Rechtsgeschichte'  (1861)  liess  Rudorff  p.  168  £ 
seine  alte  Abhandlung  *Q.  et  M.  Minuciorum  sententia  inter 
Genuates  et  Viturios  dicta'  (Berol.  1842)  wieder  abdracken, 
und  zwar  mit  Benutzung  der  damals  noch  nicht  in  die  Oeffent- 
lichkeit  gekommenen  Bearbeitung  jener  Urkunde  in  den  ersten 
zwei  Banden  des  'Corpus  Inscriptionum  Latinarum'.  Trotz 
dieser  Benutzung  liess  Rudorflf  im  Text  der  Inschrift  eine 
Reihe  falscher  Lesungen,  die  seiner  friihem  Abhandlung  nicht 
zur  Last  fallen  konnten,  aus  dieser  auch  in  den  neuen  Ab- 
druck  libergehen,  ohne  sie  aus  meinem  Fac^imile  (P.  L.  )L  K 
Tafel  XX)  zu  berichtigen.  Ich  constatirte  in  der  Enarratio 
p.  103  diese  Unrichtigkeiten,  ohne  ausdriicklich  zu  sagen, 
was  ich  allerdings  dachte  und  zwischen  den  Zeilen  lesen 
Hess,  dass  das  eine  einem  accuraten  Manne  nicht  wohl  an- 
stehende  levitas  sei.  .  • 

In  einer  sehr  nervosen  Erwiderung  auf  meine  Bemer 
kungen,  die  jetzt  im  zweiten  Bande  derselben  Zeitschrifl 
p.  473  ff.  erscheint,  erklart  nun  RudorflF  die  gedachten  Un- 
richtigkeiten  fiir  ^Druckfehler  und  Versehen,  die  er  wiSrde 
vermieden   haben,    wenn   ihm   vor   dem   Abzuge   noch   eine 


^)  [Rhein.  Mnseum  f.  Philol.  Bd.  XVIII  (1863)  p.  462—456.] 


MISCELLEK.  739 

ReYisioD  moglich  gewesen  ware;  welche  leider  durch  das 
MisyerstandnisS;  dass  es  bei  dem  einfachen  Wiederabdruck 
eines  grossentheils  schon  langst  gedruckten  Aufsatzes  einer 
weitem  Correctur  des  Verfassers  nicht  bedtlrfen  werde,  unter- 
blieben  sei*. 

Nun  wohl:  so  etwas  kann  ja  passiren  —  obwohl  es 
ein  ^einfacher  Wiederabdruck'  nicht  war,  sondem  eben  im 
Gegentheil  ein  revidirter  sein  soUte  und  mehrfach  auch  wirk- 
lich  ist.  Sei  dem  jedoch  wie  ihm  woUe:  durch  das  ^Mis- 
verstandniss'  horen  doch  die  Unrichtigkeiten  nicht  auf  Un- 
richtigkeiten  zu  sein,  die  das  von  jenem  ^Misverstandniss' 
nicht  unterrichtete  Publicum  nothwendig  irrefQhren  mtlssen. 
Aber  allerdings,  wer  woUte  flber  solche  Kleinigkeiten  weiter 
rechten  und  grossen  Larm  schlagen?  Denn  wie  viel  und 
wie  yiel  Unnfltzes  hatte  man  zu  thun,  wenn  man  bei  jedem 
Richtigen;  das  man  gibt^  alle  die  Orte  anftthren  wollte;  wo 
dafUr  das  Unrichtige  steht!  Auch  ware  mir^s  gewiss  nicht  46s 
in  den  Sinn  gekommen,  die  RudorflPschen  ^Druckfehler  imd 
Versehen'  nur  der  Erwahnung  werth  zu  finden,  wenn  nicht 
seine  ^alten  Lesungen'  in  engster  Verkntipfung  mit  'neuen' 
standen^  deren  Tragweite  eine  ganz  andere  ist. 

Li  Zeile  17  und  46  namlich,  wo  alle  Vorganger  mit 
Recht  lOVENTIONEM  und  MOGO  gaben,  las  Rudorff  aus 
memer  Lithographie  lOVENTEONEM  und  MOCO  heraus 
und  setzte  beides  frischweg  in  den  Text;  in  Zeile  22  aber 
gab  er  zwar  mit  den  Vorgangem  STAT,  fQgte  aber  die 
Angabe  hinzu:  'STRT  RitscheliJ  tabula,  vitio  aperto  inciso- 
ris':  was  doch  nichts  anderes  heissen  konnte,  als  dass  er 
hier  mein  Facsimile  f&r  falsch  halte. 

Dieses  nun,  wenn  es  unbegrttndet  war,  wie  es  das  war, 
konnte  mir  mit  nichten  gleichgiiltig  sein,  weil  dadurch  der 
ganze  Werth  einer  langjahrigen  Arbeit  in  Frage  gestellt 
wurde,  Ich  drflckte  mich  darflber,  lediglich  in  Nothwehr 
gegen  nnttberlegte  Verdachtigung,  also  aus:  *Actum  esset 
profecto  de  fide  usuque  tabularum  mearum,  si  in  Uoum  solum 
monumentum  tam  turpium  mendorum  temio  intrasset:  quo 
facto  dubium  non  est  quin  novem  annomm  operam  prorsus 
p^rdidissem.     Talem  igitur  opinionem  qui  animo  suo  infor* 

47» 


740  EPIGRAPHISCH-GRAMMATISCHE 

mare  potuit,  eum  vel  adspirasse  ad  notionem  ullam  eorom 
negabo  quae  et  voluerim  praestare  et  diutumo  labore  eaqoe 
diligentia  quam  postulat  ars  philologica  reapse  praestiterim. 
Licebit  de  quibusdam  ambigere  cum  modestia:  nam  et  hoino 
sum  nihil  humani  a  me  alienum  putans  et  quaedam  suapte 
natura  esse  ambigua  intellego:  non  licebit  mecum  agere  tam- 
quam  cum  somniculoso  librario  exempli  sui  fidem  oscitanter 
susque  deque  habente.  Quibus  qualibusve  RudorfBus  oculis, 
suis  an  alieniS;  hebetioribus  an  festinantioribus,  tabulam 
meam  usurpaverit,  non  decerno:  meis  scio  longe  apcrtissime 
apparere  et  lOVENTIONEM  et  STAT  et  MOGO  pictum.' 

Was  thut  jetzt  Rudorff  diesen  Aeusserungen  gegentlber? 
Statt  die  gelinde  castigatio  als  eine  verdiente  ruhig  hinzu- 
nehmen,  was  ohne  Zweifel  das  Weiseste  gewesen  ware,  gibt 
er  zwar  einfach  zu,  dass  er  sich  rein  geirrt  und  seitdem 
langst  eingesehen  habe,  dass  auf  meiner  Tafel  wirklich  nichU 
anderes  als  lOVENTIONEM  und  MOGO  stehe;  findet  auch 
nunmehr,  dass  der  vorletzte  Buchstab  von  STAT  wirklich 
ein  A  sei,  nur  ein  'offenbar  gsmz  fehlerhaftes,  fast  einem  R 
ahnliches  steiles  A':  was,  beilaufig  gesagt,  auch  in  dieser 
beschonigenden  Einschrankung  so  wenig  wahr  ist,  dass  sich 
mit  gleichem  oder  grosserm  Rechte  Dutzende  von  solchen 
^fehlerhaften'  Buchstabenformen  aus  dieser  Insclirift  herror- 
heben  liessen.  Aber  diese  Eingestandnisse  wickelt  er  zu- 
gleich  in  einen  solchen  Knauel  von  geschmacklosen  Spassen, 
die  er  offenbar  fiir  sehr  witzig  halt,  und  von  logischen 
454  Widerspriiehen,  die  er  selbst  nicht  merkt,  dass  der  Leser 
uber  das  wahre  Sachverhaltniss  voUig  verwirrt  werden  muss 
und  eine  unliebsame  Entgegnung  geradezu  erzwungen  wiri 
Man  hore:  nur  *in  dem  vollig  unbegranzten  Vertrauen,  wcl- 
ches  er  in  die  Treue  und  Zuverlassigkeit  meiner  Lithographie 
gesetzt,  liege  der  besondere  Entstehungsgrund  seiner  Ver- 
sehen;  nur  die  unbedingteste  Zuversicht  zu  der  bis  in  die 
Form  der  Buchstaben  genauen  Nachbildung  konnte  ihn  be 
wegen,  bei  Mommsen's  richtigen'  (NB  mit  den  meinigeu 
ubereinstimmenden)  ^Lesungen  sich  nicht  zu  berohigen,  bod- 
dern*  —  ja  was  wohl?  nun  einfach  das  .Dnrichtige  zu  setzen. 
d.  h.  dasjenige  was  auf  der  Lithographie  nicht  steht!    l«J 


MISCELLEK.  741 

7ur  diese  uimothige  Abweicbung  von  Moinmseu'^  heisst  es 
weiter,  ^habe  er  vielleicht  den  Tadel  anderer  Leufe^  aber  fiir 
seinen  guten  Willen  und  seine  fast  glaubige  Hingebnng  an 
Ritschl  wenigstens  dessen  stilles  Wohlgefallen  erwartet.  Aber 
was  werde  ihm  statt  dessen  zn  Theil?  Zum  Dank  werde  er 
des  Hochverraths  an  dem  grossen  vaterlandischen  Unter- 
uehmen^  des  untlberlegteny  unbescheidenen,  unangemessenen 
Zweifels  an  der  Treue  und  Genauigkeit  der  Lithographie 
angeklagt'  u.  s.  w.  u.  s.  w.^  und  die  ganze  Diatribe  schliesst 
mit  dem  pathetischen  Ausruf:  ^lst  das  nun  nicht  fast  ein 
Dank  gleich  dem  beriihmten  Dank  vom  Hause  Oesterreich?' 
In  der  That^  eine  wunderbare  Gemiithsstimmung  und 
eine  seltsame  Zumuthung^  auf  das  stille  Wohlgefallen  oder 
den  lauten  Dank  desjenigen  zu  rechnen,  den  man  in  zwei 
Fallen  falsch  citirt  und  dessen  falsch  citirtes  Zengniss  man 
in  dem  dritten  Falle  verwirft!  Wie  weit  sich  nebenbei  die 
gesuchten  Uebertreibungen  und  indirecten  Imputationen  von 
'Hochverrath'  und  ^grossem  vaterlandischen  Untemehmen' 
und  ^erhobener  Criminalklage'  (dergleichen  Hyperbeln  meine 
Art  zu  reden  gar  nicht  sind)^  mit  dem  rechtlichen  Bewusst- 
sein  des  Juristen^  die  hochst  irrelevante  Hervorhebung  der 
^zwei  Columnen  im  allergrossesten  Folioformat'  mit  gutem 
Tone  vertrage^  moge  Herr  R.  mit  sich  selbst  ausmachen. 
Aber  das  alles  ist  noch  nicht  die  Hauptsache.  Beilaufig 
hatte  ich  auch  in  Beziehung  auf  die  Rudorffsche  Bemerkung 
zu  Zeile  35  DAREj  'Male  incisum  est  in  tabula  OARE' 
gesagt:  ^lithographa  tabula  dicatur  an  aerea,  ambiguum  est: 
tantum  scio  revera  illud  in  neutra  esse,  sed  ipsum  quo  opus 
est  DARE':  wie  denn  das  jeder  sieht;  der  nur  einige  Uebung 
im  Lesen  von  Inschriften  hat  und  weiss  wie  nahe  sich  haufig, 
zumal  auf  Metalltafeln,  in  Folge  des  unbehutsam  gef&hrten 
Meissels  die  Formen  des  D  und  des  O  stehen.  Da  fragt 
nun  Rudorff,  warum  mir  denn  nicht  derselbe  Zweifel  auch 
in  Beziehung  auf  seine  obige  Bemerkung  iiber  das  (angeb- 
liche)  STRT  gekommen  sei?  Denn^  fahrt  er  mit  einer  so 
sublimen  wie  geistreichen  BeweisfQhrung  fort;  sonst  miisste 
er  ja  mit  dem  ^incisor'  mich  gemeint  haben,  und,  bei  allem 
sonstigen  Respect,  Mass  ich  xnich  schon  im  Jahre  637  der 


742  EPIGRAPHISCH-GRAJOIATISCHE 

Stadt  mit  Erzarbeiten  in  Rom  beschaftigt  haben  sollte,  masse 
er  noch  heute   in  bescheidener  Weise   bezweifeln*.    Goimeii 
455  wir  Herrn  Rudorff  das  Vergniigen,   das  er  sich  mit  seiner 
Witzigkeit  ohne  Zweifel  selbst  bereitet  hat;  aber  zur  Sache, 
muss  man  ihm  denn  wirklich   sagen/  warum  seine  Aeass^ 
rungen    iiber    die    Fictionen    OARE    und    STRT   nicht   auf 
gleicher   Linie   stehen?    ihm   wirklichr  sagen   dass,    wer  8o 
schreibt:    'STRT   Ritschelii    tabula,    vitio    aperto    incisoris', 
entweder  den'  incisor  der   tabula  Ritschelii  bezeichnet  oder 
kein  Latein  versteht?    Da  nun  von  dem  zweiten  Theil  dieser 
Alternative,  im  gegebenen  Falle,  das  Gegentheil  durch  Noto- 
rietat  feststeht,   was   bleibt  denn  iibrig,    als  dass   —  niclit 
gerade  ich,  der  ich  mich  niemals  fflr  den  technischen  Kunstler 
meiner  Tafeln  ausgegeben  habe,  aber  mein  Lithograph  eines, 
^apertum   vitium'    beschuldigt  wird?     Das  aber  eben  ist  es, 
was  ich  auf  diesen  nicht  kommen  lassen  durfte,  weil  ick  e& 
nicht  durfte  auf  mich  kommen  lassen,  wenn  ich  nicht  meine 
fides  preisgeben  wollte. 

Ehrliche  Polemik  ist  auch  in  dem  nicht;  was  Radorff 
schliesslich  liber  das  von  mir,  wie  er  sich  ausdruckt,  *be- 
mangelte'  PECV^  i^ASCERE  in  Zeile  33  vorbringt:  's  et  p 
litterae  in  tabula  legi  non  potuerunt/  Ich  ^bemangelte'  das 
erstens  aus  einem  Grunde;  den  ich  nicht  zum  zweitenmal 
wiederholen  mag;  zweitens  weil  das  S,  wenn  auch  in  etwas 
kleinerer  Dimension,  wirklich  dasteht  und  sehr  wohl  gelesen 
werden  kann,  wenn  man  nicht  allzufLiichtig  auf  die  Tafel 
hinsieht;  drittens  weil  der  Ausdruck  *legi  non  potuerant'  so 
unangemessen  wie  moglich  ist;  viertens  —  doch  davon  nach- 
her.  Unangeinessen  namlich  ist  jene  Ausdrucksweise,  weil 
sie  'kein  Sterblicher'  so  gebrauchen  oder  verstehen  wirJ, 
dass  das  wirkliche  Sachverhaltniss  einleuchte:  welches  Sacii- 
verhaltniss  darin  besteht,  dass  an  der  betreffenden  Stelle,  auf 
eiue  unbekannte  und  unerrathbare  Yeranlassung  hin,  mittel:» 
eines  Stempels  oder  sonstigen  Instrumentes  eine  viereckige 
Vertiefung  in  das  Erz  geschlagen  ist,  durch  welche  die  ehe- 
dem  dort  stehenden  Buehstaben  vernichtet  worden  sind.  Kann 
auf  so  etwas  ein  verniinftiger  Mensch  rathen  aus  den  Wortou 
Uegi  non  potuerunt'?  Ihr  Concipient  freilich  ist  so  verblenJet 


HISCELLEN.  743 

Qber  seinen  Stil,  dass  er  von  seinem  ^klaren  and  schonen 
legi  non  potuerunf  spricht^  diese  Elarheit  und  Schonheit  auch 
noch  durch  ein  Citat  aus  Ulpian  zu  illustriren  untemimmt! 
Hatte  ich  nun  nicht  alles  Recht^  tiber  jenen  ungeschickten 
Ausdmck  zu  sagen:  ^etsi  dicit  quod  vemm  est,  tamen  nec 
mimm  est  legi  non  posse  quae  ne  adsunt  quidem,  et  vero 
mirum  legere  illum  in  POSIDERE  v.  24  et  MORA  v.  26 
potuisse  quae  non  magis  adsunt'?  Denn  —  und  hier  komme 
ich  auf  das  Viertens'  zurUck  —  da  an  diesen  beiden  Stellen 
ganz  dasselbe  Sachverhaltniss  stattfindet^  so  erforderte  doch 
gewiss  die  Consequenz^  auch  von  den  Buchstaben  si  und  r 
in  PO^DERE  und  MOrA  zu  bemerkeu;  dass  sie  Uegi  non 
potuerunt'.  Nun  behauptet  zivar  Rudorff  jetzt  p.  475  aus- 
drQcklich  diess  bemerkt  zu  haben,  noch  dazu  mit  dem  so 
schmeichelhaften  wie  befremdlich^n  Zusatz,  es  sei  diess  ^einzig 
zu  Ehren  Ritschl's'  geschehen;  dass  das  aber  einfach  nicht  466 
wahr  ist,  davon  kann  sich  jeder  aus  dem  Abdruck  p.  176 
uberzeugeu;  wo  schlaukweg  POSID!^RE  und  MORA  gedmckt 
steht  und  dazu  gar  keine  Bemerkung  gemacht  ist. 

Ganz  zuletzt  hangt  sich  Rudorff  auch  noch  an  die  cor- 
rumpirte  Schreibung  am  Ende  der  Zeile  45.  Freilich  pro- 
vocirt  er  auf  eine  Jury  von  24  Personen,  dass  er  richtig 
gelesen  habe  I  •  THONOPVBL.  Aberm^ls  ein  advocatischer 
Winkelzug:  denn  so  hatte  er  friiher  p.  178  keineswegs  drucken 
lassen,  sondern  vielmehr  CONTROVERSIS  I  •  THO  NOPVBL. 
Dass  diess  aber  falsch  ist;  dariiber  kann  man  es  getrost  auf 
seine  Jury  von  24  Personen  ankommen  lassen,  vorausgesetzt 
dass  nicht  Gevatter  Schneider  und  Handschuhmacher  dazu 
erloost  werden,  sondern  Leute,  die  sich  einige  Uebung  im 
Inschriftenlesen  erworben  haben.  Die  Saohe  ist  die,  dass 
auf  der  Tafel  steht  CONTROVERSISETlHONOPVBL.,  wo 
ein  geiibtes  Auge  vor  dem  T  leicht  ein  kurzarmiges  E,  und 
zwischen  T  und  H  eine,  jetzt  allerdings  mehr  strichartige, 
Interpunction  erkennt.  Hier  ware  eine  bescheidene  Eman- 
cipation  von  Mommsen  viel  mehr  angebracht  gewesen  als 
bei  lOVENTIONEM  und  MOGO.  Dass  durch  die  Peststel- 
lung  der  Leisung  fur  die  Sache  selbst  nichts  gewonnen  wird, 
ist  nicht  meine  Schuld,  sondern  die  des  alten  GraveurS;  dem 


744  EPIGRAPHISCH-GRAMMATISCHE 

seine  Vorscbrift  unleserlich  oder  unverstandlich  war;  wie  e« 
nicht  meine^  sondern  RudorfiPs  eigene  Schuld  ist,  dass  ihm 
die  gegenwartige  Zurechtweisung  nicht  erspart  werden  konnte. 
Das  Uebrige^  was  ich  noch  an  seiner  Publication  ausznsetzen 
fand^  iibergeht  er  mit  Stillschweigen:  daher  es  biUig  ist 
ihm  in  dieser  Beziehung  das  ^qui  tacet^  consentire  Tidetur'  zu 
gute  kommen  zu  lassen. 


5.    Capuaner  Inschrift.*) 

21)7  Das  'Morgenblatt'  ist  vor  kurzem  glucklich  entschla- 

feii,  ohne  sein  funfzigjahriges  Jubilaum  zu  erleben-,  das 
'Ausland'  wird  wohl  bald  nachfolgen,  wenn  die  Redactiuu 
fortfahrt  sich  von  so  naiven  Mitarbeitern  bedienen  zu  lassen, 
wie  ein  Herr  Friedrich  von  Hellwald,  'ord.  Mitglied  der 
k.  k.  geographischen  Gesellschaft  in  Wien',  ist^  von  dem  sie 
in  N.  7  dieses  Jahres  p.  163  S.  einen  Aufsatz  iiber  'die  Alter- 
thiimer  am  Tifata  bei  Capua'  aufgenommen  hat.  Um  vieles 
andere  zu  iibergehen:  p.  165  wird  hier  als  ein  *hochst  wicL- 
tiges'  Monument,  dessen  'Entzifferung  uns  manchen  schouen 
und  in  Bezug  auf  Capua  nicht  unwichtigen  Aufsehluss'  gebe, 
mitgetheilt  die  untef  uns  allbekannte  Inschrift,  welche  zuletzt 
von  Mommsen  im  Corpus  inscr.  lat  I  n.  569  edirt,  tod 
Ritschl  in  seiuen  Priscae  lat.  mon.  epigr.  auf  Tafel  LXIUI^ 
sogar  in  lithographirtem  Facsimile  publicirt  worden  ist  Ab- 
gesehen  von  verschiedenen  Kleinigkeiten,  erscheint  nun  deren 
fUnftletzte  Zeile  dort  also:  ET  PORTIC.  ANTE  CVL  IN- 
LONG.  P,  was  man  nichtr  ohne  Heiterkeit  durch  dieseWort^? 
aufgelost  lesen  wird:  ^et  porticum  ante  centum  quadraginta 
quinquc  in  longum  pedes.'  Und  damit  ja  kein  Zweifel  bleibe. 
heisst  es  unter  den  ^Betrachtungen',  die  ^sich  nach  dieser 
Lesart  aufdrangcn',  unter  c):  'Der  Seiten-Porticus  des  Tem- 
pels  hatte  eine  Lange  von  145  romischen  Schuhen'!  Wrnn 
Herr  von  Hellwald  in  den  oben  citirten  Publicationen  ANTE 
CVLIN  .  LONG .  P  .  .  .   findet,   wird  sich  ihm  vieUeicht  die 

*)  [Rhein.  Museum  f.  Philol.  XXI  (1866)  p.  297  f.  mit  3E  miterzeichnet.; 


MISCELLEN.  745 

^Betrachtnng  aafdrangen',  dass  die  Alten  schon  Eiichen  ge- 
habt  haben.  Moge  es  der  culina  nur  nicht  ergehen  i¥ie  dem 
in  derselben  Inschrift  yorkommenden  chalcidicum,  woriiber 
wir  hier  sub  e  die  Belehnmg  empfangen:  *ein  Wort,  welches  298 
in  Inschriften  ausserst  selten  vorkommt  und  ausser  Amobius 
lib.  IV  von  keinem  alten  Classiker  beriihrt  wurde'  (sic).  Wir 
wagen  die  Vermuihung,  dass  der  Verf.  das  CALCIDICVM 
der  Inschrift  in  seinem  Lexicon  nur  unter  ca-  aufgesucht  hat. 
Eaum  wUrde  das  Vorstehende  gendgen,  um  eine  Miscelle 
zu  rechtfertigen^  wenn  nicht  der  Verf.  im  Anfange  der  In- 
schrift  etwas  neues  anderer  Art  bote.  ^Die  ersten  Linien 
der  Schrift',  sagt  er,  ^sind  durch  hohes  Alter  ganz  verwischt 
oder  absichtlich  weggemeisselt.'  Aber  in  ihnen  hat  er  doch 
Doch  folgende  Buchstabenreste  gelesen: 

S....P...I...E.... 

L D S... 

L...O....S... 

I  .  .  .  .  Q  .  .  .  M  .  ANTONIO 

COS 
A . POSTVMIO 

Anfangen  lasst  sich  zwar  mit  diesen  versprengten  Posten 
gar  nichts,  aber  man  mochte  doch  gem  wisseU;  ob  sie  wirk- 
lich  so  auf  dem  Steine  oder  nur  in  der  Phantasie  dieses 
Lesers  existireu.  Mommsens  Publication  gibt  nicht  4,  son- 
dern  5  Zeilen  vor  den  Consulnamen  als  zerstort,  und  zwar 
ganzlich  zerstort  an;  das  Ritschl^sche  Facsimile  beginnt  Qber- 
haupt  erst  mit  der  lesbaren  Schrift.  Vier  Zeilen  reichten 
schwerlich  aus,  um  die  Namen  von  zwolf  magistri  pagi  zu  fas- 
sen,  die  es  doch  nach  aller  Analogie  gewesen  sein  werden. 
Unter  den  liebenswfirdigen  giovani  Capitolini  fiudet  sich  wohl 
einmal  einer,  der,  wenn  er  nach  Neapel  kSmmt,  im  VorGber- 
gehen  die  wenngleich  unwichtige  Frage  erledigt. 


746  EPIGRAPHISCH-GBAMMATISCHE 

6.   Grabschrift  der  Senenia  Posilla.*) 

300  Die  metrische  Grabschrift  der  Senenia  Posilla,  erst  durcli 

Mommsen  in  Bergk^s  Zeitschr.  f.  Alterthumswiss.  1846  p.303f. 
in  philologische  Ereise  gedrungen,  seitdem  dureh  Henzen  in 
Orelli  III  n.  6237  zum  Gemeingut  geworden**),  ist  noch  niclit 
in  allen  Einzelheiteu  zum  Abschluss  gebracht.  Aus  Papier- 
abklatschen  und  einer  fliichtigen  Federzeichnung,  die  dem 
romischen  Architekten  Herm  Pietro  Bosa  yerdankt  werden. 
ergibt  sich,  dass  die  Inschrift  auf  vier,  jetzt  vereinzelte 
Steine  vertheilt  ist,  die  ungefahr  so  zusammengesetzt  waren 
wie  gegeniiber  zu  sehen  ist: 

302  Yor  der  ersten  Zeile  ist  in  viereckigem  Rahmen  das  Bnist- 

bild  der  Posilla  angebracht;  iiber  der  Zeile  wiederholt  sich 
am  Anfang  und  am  Ende  (wo  das  Zeichen  (^>  <^>  gesetzt 
worden)  ein  Taubenpaar,  das  an  einer  zwischen  ihnen  befind- 
lichen  Traube  pickt. 

Keine  Frage,  dass  der  untere  Stein  der  rechten  Seite  an 
seinem  linken  Rande  schon  eben  so  verwittert  war,  als  Jie 
beiden  Abschriften  genommen  wurden,  aus  denen  Mommsen 
das  Epigramm  herausgab:  die  eine  von  Brocchi  aus  Borghesi's 
Papieren,  die  andere  von  Martelli  in  seinen  'Antichita  de* 
SicoK',  jene  mit  ehrenwerther  Sorgfalt,  diese  mit  der  lieder- 
lichsten  Nachlassigkeit  gemacht.  Nichts  als  der  unverdieut 
gluckliche  Fund  des  Blinden  ist  es,  wenn  Martelli  in  V.  2 
VNICA  setzte,  in  V.  3  NESCIO  •  QVL  Ebenda  ward  LV 
VEIDIT  unzweifelhaft  richtig  von  Bergk  erkannt  und  die 
Accusativconstruction  hinreichend  nachgewiesen.  Im  4ten 
reichte  Mommsen^s  nicht  minder  unzweifelhaftcs  VEIVAM 
nicht  aus  zur  Fiillung  des  Raumes;  das  auch  sprachlich  un- 
entbehrliche  EST  wurde  zwischen  LICITVM  und  VEIVAM 
hinzugefiigt  Rhein.  Museum  VII  p.  605  [=  Opusc.  U  p.  61t) . 
Uebrig  ist  der  erste  und  der  fiinfte  Zeilenanfang.  Dort  war 
weder  MarteIIi's  PAVCE  noch  ein  anderweitig  vorgeschlage- 

*)  [Rhein.  Museum  f.  Philol.  XVII  (1862)  p.  300—303.] 
**)  [Siehe  jetzt  P.  L.  M.  E.  Tafel  LXXIX  A  und  Enarr.  p.  70;  C 
I.  L.  I  n.  1306;    Buecheler  Anthol.  epigraph.  lat.  Bpec.  I  (Gryph.  1^70 
n.  XXI.     C.  W.] 


MISCELLEN, 


747 


901 


748  EPIGRAPniSCn-GRAMMATISCHE 

nes  PAVCIS  zu  gebrauchen,  schon  darum  nicht,  weil  der  er- 
haltene  Rest  des  letzten  Buchstaben,  so  geriug  er  ist,  docli 
sowohl  ein  E  wie  ein  S  mit  voUiger  Sicherheit  ausschliest 
Henzen  war  daher  sehr  im  Rechte,  wenn  er  ein  Wort  wie 
PARVOM  substituirte.  Vergleichen  liess  sich  in  der  Grab- 
schrift  des  Atimetus  bei  Gruter  607,  4  *Tu  qui  secura  procedis 
mente,  parumper  Siste  gradum  quaeso  verbaque  pauca  lege\ 
oder  in  der  auf  die  schone  Claudia  Or.  4848  [C.  I.  L.  In.lW7] 
'Hospes  quod  deico  paullum  est,  asta  et  pellige',  undAeLn- 
liches.  Neben  P ARVOM  •  SCRIPTVM  durfte  ebenso  gut  aucL 
ein  alterthiimliches  PAVCVM  •  SCRIPTVM  oder  auch  PAV- 
LVM .  SCRIPTVM  vermuthet  werden.  Hart  aber  bleibt  die 
Rede  immer  wegen  der  ungefiigen  Ankniipfung  des  folgenden 
Satzes,  wenu  dieser  von  dem  SubstantivbegriflF  ^kurze  Schrift' 
abhiingen  soU.  Wie  viel  einfacher  und  fliessender  zugleicli, 
wenn  es  hiess:  Mies  hier  geschrieben,  dass  es  der  Mutter 
nicht  vefgonnt  war'  u.  s.  w.  Und  darum  mochte  sich  eine 
andere  Ergiluzung  empfehlen,  mit  der  der  erhaltene  Rest  des 
letzten  Buchstaben  gerade  so  wenig  in  Widerspruch  steht 
Avie  mit  einem  M:  ^Hospes,  resiste  et  pariter  scriptum  per- 
lige.'  Dieses  pariter  natiirlich  im  Sinne  von  simtd^  wie  ja 
nicht  selten.  —  In  der  funften  Zeile  hatte  Brocchi  nur  AEC 
gelesen,  woraus  Mommsen  ATQVE  machte,  was  Bflcheler  in 
Fleckeisens  Jahrb.  Bd.  77  (1858)  p.75  fur  allein  zulassig  er- 
klarte,  wahrend  Henzen  an  AEQVE  dachte  mit  der  Bemer- 
soakung:  ^mihi  certe  in  ectypo  chartaceo  Q  videbatur  apparere.' 
Und  dieses  Q  ist  allerdings,  gleichwie  vorher  E  (nicht  T), 
so  unzweideutig  wie  moglichin  dem  Papierabklatsch.  Aber 
nicht  AEQVE,  was  ja  nichts  ist,  sondern  AEQVM  wird  ge- 
standen  haben,  wovon  selbst  noch  schwache  Spuren  fibrig 
zu  sein  scheinen,  wenn  das  nicht  Tauschung  ist.  aeqnos  hat 
in  alter  Latinitiit  ein  hinlanglich  weites  Gebiet  der  Bedeutung 
und  Anwendung,  dass  ein  hoc  aequom  fccU  im  Sinne  Ton 
iustumj  dchitum  keinen  Anstoss  geben  kann  =  Vas  rechi 
ist',  wie  aequom  est,  aequom  facis,  non  aequom  facis  u,  dgL 
bei  Plautus  und  Terenz.  Das  Ganze  demnach  so: 
Hospes,  resiste  et  \rdriter  scriptum  perli^e, 
Matrem  non  licitum  esse  wnica  (/nata  fruei: 


MISCELLEN.  749 

Qaani;  nei  esset^  credo  nescio  qui  mveidit  deus. 
Eam  qudniam  haud  licitum  est  t^efvam  a  matre  omarier, 
Post  mdrtem  hoc  fecit  aequm:  extremo  t^mpore 
Decoravit  eam  monum^nto,  quam  deilexserat. 


7.   Saturnier  des  Grabmals  des  Eurysaces.*) 

Von  den  s.  Z.  vielbesprochenen  Inschriften  an  dem  Mo-  uo 
nument  des  romischen  Backermeisters  und  Brot-Lieferanten 
Eurysaces  (Henzen-Orelli  III  n.  7267.  7268  [C.  I.  L.  I  n. 
1013-1015;  P.  L.  M.  E.  Tafel  LXXXVm  A—C])  sagt 
Bucheler  in  Pleckeisen'8  Jahrb.  77  (1858)  p.  62,  er  halte  mit 
mir  das  Bemiihen,  die  dort  geschriebenen  Worte  in  Satumier  zu 
bringcn,  fElr  durchaus  verkehrt  In  solcher  Scharfe  erinnere 
ich  mich  nicht  das  je  gesagt  zu  haben,  wiirde  es  wenigstens 
jetzt  nicht  sagen.  Einen  Anklang  an  Satumischen  Rhythmus 
besonders  im  Anfange  der  Inschriften  findet  BQcheler  selbst 
unyerkennbar;  nur  einen  ordentlichen  Yers,  meint  er  indess, 
habe  der  pistor  redemptor  wirklich  zu  Stande  bringen  k5n- 
nen.  Das  ist  richtig;  nur  dass  doch  auch  der  zweite  nichts 
eigentlich  Wesentliches  vermissen  lasst: 

Est  h6c  monim^ntum  Marcei  -  Vergilei  Eurysacis 
Pistdris  redemp-t<5ris:  apparet.**) 

Dass  die  erste  Zeile  ein  Vers  sein  sollte  und  nicht  Prosa,  ui 
geht  schon  aus  der  Wortstellung,   dann  auch  aus  dem  aus- 

*)  [Rbein.  Museum  f.  Philol.  XVII  (1862)  p.  140^142;  dem  In- 
halte  nach  deckt  sich  hiermit  was  in  der  Enarratio  p.  77  steht.  C.  W.J 
**)  Mag  man  dieses  apparet  erklHren  vie  man  will,  gewiss  ist 
dass  68  keine  Abkurzung  ist,  weder  fflr  apparetoris  noch  fClr  appare- 
tortmj  Bonderti  Yerbum.  Abgesehen  yon  dem  trots  echeinbarer 
Analogien  mehr  aJs  bedenklichen  e  statt  %,  liegt  der  augenBcheinliche 
Beweis  darin,  dass  auf  der  einen  Seite  des  Monumenta  dieWorte  PISTO- 
RIS  .  REDEMPTORIS  .  APPARET  mit  abgemessenster  Regelm&ssigkeit 
gerade  die  Mitte  der  obern  Zeilenl&nge  einnehmen,  bo  dass  vorher 
aad  nachher  ein  grosser  nnd  zwar  gleich  grosser  freier  Raum  flbrig 
ist,  wo  ftir  doppelt  so  yiel  Bachstaben,  als  die  obigen  Conjectoren 
fordem,  flberflfisBig  Platz  war,  in  einer  Inschrift  die  sich  sonst  jeder 
AbkOrzong  enth&lt. 


750  EPIGRAPHISCH-GRAMMATISCHE 

geschriebenen  Marcd  statt  JHf  •  lieiTor.  Das  Einzige  aber. 
worin  der  zweite  Vers  von  der  strengen  Norm  ^bweiclit,  ist 
die  Unterdruckung  der  Scblusstbesis  der  ersten  Vershalfte. 
Tndessen,  wenn  auch  an  dieser  Stelle  die  auf  Monumenten 
erhaltenen  sicbern  Satumier  (die  freilich  jeder  Untersuchung 
ilber  dieses  Versmass  zu  Grunde  gelegt  werden  milssen)  die 
Thesis  niemals  weglassen,  so  ist  es  docb  sehr  fraglich,  ob 
diess  uberbaupt  niemals  gescbeben  sei^  da  es  docb  nur  aaf 
ein  Mebr  oder  Weniger  in  der  Anwendung  eines  und  des- 
selben  Princips  binauskommt^  und  ob  nicbt  ohne  eine  etwas 
erweiterte  Anwendung  dieses  Princips  jedes  BemQhen,  in 
den  litterariscben  Bruchstiicken  des  Livius  und  des  Naevius 
metriscbe  Regel  durcbzufiibren,  vergeblicb  sein  wiirde.  — 
Das  ist  die  eine,  an  dem  Monument  auf  drei  Yerscbiedenen 
Seiten  wiederbolte*),  wenn  auch  jetzt  nur  nocb  auf  einer 
ganz  vollstandige  Inscbrift,  die  ganz  fUr  sich  beurtbeilt  und 
bebandelt  sein  will.  Eine  verscbiedene  Bewandtniss  hat  e$ 
allerdings  mit  einer  zweiten,  an  der  vierten  Seite  angebracfa* 
ten  Inscbrift  [C.  L  L.  I  n.  1016;  P.  L.  M.  E.  Tafel  LXXXVni 
D]:  FVIT  .  ATISTIA  •  VXOR  •  MIHEI  |  FEMINA  •  OPI- 
TVMA  .  VEIXSIT  |  QVOIVS  •  CORPORIS  •  RELIQVIAE 
QVOD  .  SVPERANT  •  SVNT  .  IN  |  HOC  •  PANARIO.  Hier, 
sagt  Biicbeler  ganz  mit  Recbt,  wiirde  ein  gebildeter  Romer, 
der  Saturnier  macben  wollte,  vielmehr  mit  dieser  Wort- 
stellung 

Fuit  mi  Atistia  lixor  -  f^mina  opituma  veixsit**) 

begonnen,  und  dann  in  irgend  einer  Weise  fortgefahren  haben^ 
bei  der  wirklicb  Metrum  berausgekommen  ware:  denn  jeizi 
ist  weiter  keius  vorbanden.  Reine  Prosa  ist  ja  aber  anoh 
eine  dritte  Inschrift,  die  aus  demselben  Grabmal  spater  ans 
Licbt  gebracbt,  im  Bull,  dell'  Inst.  1840  p.  49  f.»  von  Canina 
so  publicirt  wurde  [C.  L  L.  I  n.  1017;  P.  L.  M.  E.  Tafel 
LXXXVIII  E]: 


*)  Die  einzige  Verscbiedenheit  besteht  darin,  dass  68  einmal 
MARCEI  .  VERGILEI  heisst,  einmal  MARGEI  •  VERGILEI,  einm»! 
MARCI  .  VERGILI. 

**)  Wofem  nicht  vielmehr  opituma  zu  accentuiren  ist:  woruber 
bei  anderer  Gelegenheit. 


MISCELLEN.  751 

.  .  OGVLNIVS 

PISTOR  •  Simiaginarius 
A  M  I  C  V  S  .  eurysacis 
Aber  hierzTi  ist  noch  eine  Tierte,  meines  Wissens  bis  jetzt 
nicht  publicirte   gekommen,    die   mir  H.  Brunn   in   einem 
gaten  Papierabdruck  hat  zugehen  lassen  [C.  I.  L.  I  n.  1018; 
P.  L.  M.  E.   Tafel  LXXXVIII  F]:    und   darin   erkenne   ich 
wiederum  Satumisches  Mass.     Das   Anfangswort   des   frag- 142 
mentirten   und   etwas   yerwitterten  Steines   scheint   auf  den 
ersten  Anblick  DVCTVS  oder  DVCEVS  zu  sein;  sieht  man 
jedoch  scharfer  zu,  so  tritt  vielmehr  dieses  eutgegen: 

QVOIVS . PORMAI 

VICEBVNT  .  MORES • F 
Was  hier  auf  Verse   hinfQhrt,   ist  die  rhetorische  Farbung 
der  Worte;   fQr  nQchteme  Inschriftenprosa  schickt  sich  ein 
vicerunt  mores,  wie  man  auch  den  Gedaoken  erganze^   gauz 
and  gar  nicht.     AIso  etwa 

Quoiils  formac  decorem  -  vicerunt  mdres: 
oder  wenn  man  ohne  unterdrQckte  Thesis  und  ohne  Caesur 
lieber  will, 

Quoiiis  formae  venusta-tem  yicerunt  m6res: 
natfirlich  von  einer  Frau  gesagt.  Leicht  hort  man  die  Re- 
miniscenz  einer  formelhaften  Wendung  heraus,  wie  wir  sie 
schon  in  der  Scipionengrabschrift  haben  in  Quoius  forma 
virtutei  parisuma  fuit  Der  letzte  fragmentirte  Buchstab  der 
ersten  Zeile  scheint  zwar  einem  T  naher  zu  kommen  als 
einem  E;  aber  das  wird  bei  der  durch  Risse  verletzten  Ober- 
flache  des  Steines  eine  eben  sol^he  Tauschung  seiu  wie  beim 
vierten  Buchstaben  von  vom.  Denn  an  FORMATwrom  oder 
gar  FORMATionem  wird  doch  wohl  niemand  im  Emst  denken. 


8.   Zur  Rede  des  Kaisers  Claudius.*) 

Herrn  Professor  Nipperdey  war  ich  in  dem  Falle  fiir4*3 
die  Bearbeitung  der  Rede  des  Eaisers  Claudius^  welche 

*)  [lUiein.  Mnseiim  f.  PhUoL  IX  (1864)  p.  443-448.] 


752  EPIGRAPHISCH-GRAMMATISCHE 

er  seiner  Ausgabe  von  Tacitus  Annalen  beigefQgt,  die  Col- 
lation  eines  von  Th.  Mommsen  dem  Original  in  Lyon  ent- 
nommenen  Papierabdrucks  mittheilen  zu  konnen.  Um  das 
Lob  der  Sorgfalt,  das  er  meiner  CoIIation  ertheilt,  voUstan- 
dig  zu  verdienen,  muss  ich  indess  noch  einen  Nachtrag  von 
drei  oder  eigentlich  drittehalb  Berichtigungen  gebeiL  Erstens 
muss  es  wohl  ein  Schreibfehler  sein,  wenn  in  der  CoUa- 
tion  (was  ich  jetzt  nicht  weiss)  Col.  11  Z.  15  PALESTRI- 
CVM  steht;  das  Original  hat  PALAESTRICVM,  und  diess 
muss  ich  haben  schreiben  wollen,  wenn  ich  zu  Gmtefs 
Text,  der  E  gibt,  uberhaupt  etwas  angemerkt  habe.  Das 
zweite  ist  aber  nothwendig  ein  Versehen  von  mir:  Col.  II 
Z.  29  'LVGDVNO  nach  Ritschls  Stillschweigen';  der  Abdruck 
hat  sehr  deutlich  LVGVDVNO.  Drittens  folgt  Col.  I  Z.  33 
auf  QVIDI  nicht  'der  erste  Mittelstrich  von  M',  sondem  un- 
zweifelhaft  die  zwei  ersten  Striche  von  N,  so:  ^,  wonaeh 
also  in  pluris,  nicht  im  jyhiris,  nach  Nipperdey'8  Erganzung 
zu  schreiben  ist. 
UA  Diess  ist  aber  auch  alles,  was  vier  Augen   (ansser  den 

meinigen  noch  die  eines  geiibten  Lesers,  Dr.  W.  Scbmiti, 
Verfassers  der  jiingst  hier  gedruckten  ^Quaestiones  orthoepicae*} 
bei  nochmaliger  scharfer  Durchsicht  des,  in  seiner  Ausdeh- 
nung  einen  halben  Zimmerfussboden  deckenden,  Stfickea  zu 
berichtigen  gefunden  haben.  Abgesehen  natflrlich  —  geg^n- 
iiber  dem  Gruter  schen  Text  —  von  den  so  zahlreichen  wie 
beachtenswerthen  graphischen  Eigenthiimlichkeiten,  welche 
die  Interpunction,  die  sogenannte  Accentuation,  den  Gebrauch 
des  langen  I  u.  dgl.  betrefien,  deren  Beriicksichtignng  Kip- 
perdey's  Zwecken  fern  lag;  auch  von  den  Lucken  abgesehen. 
^mit  welchen'  (wie  sich  6  beiva  ausdrQckte)  das  Original  in 
den  ersten  Zeilen  beider  Columnen  und  an  vielen  Zeilen- 
enden  der  ersten  'versehen  ist*.  Nur  dass  sich  nachtriiglicb 
im  Anfaug  der  allerersten  Zeile  noch  die  untem  Reste  Jer 
Buchstaben  MAERERVM  haben  aufspGren  lassen. 

Den  Anlass   zu   dieser   erneuten  Untersuchung  gab  die 

schon  ausgestattete  Publication,  von  der  mir  unter  dem  Titel: 

Tnscriptions  antiques  de  Lyon  reprodnites  d'apres 

les  raonuments   ou  recuillies  dans  les   autears  par 


HISCELLEN.  753 

Alph.  de  Boissieu.    Lyon  imprimerie  de  Louist  Per- 

rin.  MDCCCXLVL 
fiinf  Heffce  auf  532  brillant  gedruckten  Grossquartseiten  vor- 
liegen.  Yon  diesem  verdienstlichen  Prachtwerke  unsem  deut- 
schen  Lesern  eine  nahere  Kenntniss  in  dieser  Zeitschnfi;  zu 
gebeU;  wie  ich  beabsichtigte,  yerzichte  ich  jetzt,  da  das  dem- 
nachst  in  einer  andem  von  competentester  Seite  gescheheu 
wird*),  und  beschranke  mich^  nur  tiber  denjenigen  Theil  des 
Buches  einige  Worte  hinzuzusetzeu;  durch  den  es  unbestrit- 
ten  den  ersten  Platz  in  der  Beihe  aller  bisherigen  epigraphi- 
schen  Publicationen  einnimmt.**)  Das  ist  die  planmassig 
durchgefdhrte  Facsimilirung  sammtlicher  noch  vorhande- 
nen  Lyoner  —  nicht  bloss  Lischriften,  sondem  voUstandigen 
Inschriftenmonumente  mittels  meisterhaften  Kupferstichs.  So  446 
weit  sich  ohne  autoptische  Yergleichung  der  Originale  irgend 
urtheilen  lasst,  sind  diese  hochst  saubem  und  zierlichen 
Nachbildungen  von  einer  TreuC;  die  nichts  oder  doch  nichts 
Wesentliches  zu  wOnschen  Qbrig  lasst:  wofem  die  unbe- 
schreibliche  Sorgfalt,  mit  der  alles  Unwesentliche  und  Neben- 
sachliche,  Gestalt  und  Oberflache  der  Monumente  mit  allen 
Rissen,  Brfichen,  Verscheuemngen  und  Verwitterungen,  Oma- 
menten  u.  s.  w.,  behandelt  ist,  mit  einigem  Bechte  auf  das 
Wesentliche  d.  h.  die  Schrift  zu  schliessen  erlaubt.  Einen 
festem  Anhalt  wtLrde  das  Urtheil  gerade  an  der  Nachbildung 
der  (wie  man  p.  136  ersieht^  jetzt  in  zwei  Halfben  zerbroche- 
nen)  Bronzetafel,  welche  die  Bede  des  Claudius  enthalt; 
liaben;  wenn  nicht  hier  ein  anderer  Umstand  hindemd  in 
den  Weg  trate.  Der  Herausgeber  hat  namlich  ein  besonde- 
res  Gewicht  auf  die  strenge  Durchfdhrung  eines  und  dessel- 
ben  Massstabes  der  Yerkleinemng  gelegt:  sammtliche  Facsi- 
miles  sind  ohne  Ausnahme  auf  ein  Zehntel  der  Originalgrosse 
reducirt.    Ich  glaube  nicht  dass  diess  wesentlich  nothwendig 


"*)  ^lst  seitdem  geschehen   yon  Mommsen.in  den  Annali  deir 
Inst  1858  p.  60— 88.> 

**)  Sowie  nmgekehrt  der  letzte  Platz  in  dieser  Beziehung  schwer* 
lich  jemalfl  den  tLberaos  kindlichen  Kachbildnngsyersuchen  wird  streitig 
gemacht  werden,  mit  denen  Herr  Zell  sein  Handbnch  der  rdmischen 
Epigraphik  yerziert  hat 

FB.  RTTSCHSLU  opyscyLA  IV.  48 


754  EPIGRAPHISCH-GRAMMATISCHE 

war  und  einen  wesentlichen  Gewinn  bringe;  indeaaen  bei  der 
Art  und  Beschaffenheit  der  bei  weitem  meisten  Monumente 
schadet  es  doch  auch  nicht.  Aber  bei  Einem  hat  es  unleug- 
bar  geschadet;  und  das  ist  gerade  die  Claudios-Tafel,  die, 
um  das  Zehnfache  yerkleinert^  so  winzig  ausgefallen  isi,  dass 
sie  nicht  nur  den  allgemeinen  Eindruck  des  Grossartagen, 
den  das  Original  gewahrt,  yernichtet;  sondem  auch  absolute 
Akribie  im  kleinen  und  einzebien^  wo  nicht  uomoglich,  doch 
sehr  schwer  machen  musste.  Hier  ware  eine  exceptionelle 
Anbequemung  an  indiyiduelle  Bedingungen  weit  rathsamer 
gewesen  als  die  Starrheit  mechanischer  Consequenz.  Bichtig 
heisst  es  zwar  in  dem  Facsimile  PALAESTBICVM,  richtig 
LVGVDVNO  (wie  denn  diese  Form  in  den  Lyoner  Inschrif- 
ten  iiberhaupt  das  entschiedene  Uebergewicht  uber  LVGD- 
41G  hat*);  richtig  sind  auch  im  Anfang  die  Reste  von  MAERE- 

*)  Die  Form  LVGVD-  findet  sich  in  etwa  dreisBig -der  Boisaieu- 
scben  Inschriften:  p.  24.  31.  47.  148.  166.  179.  181.  182  (iweimal).  1S3. 
184.  185.  180.  207.  209.   214.   235.   236.   241.   246.   286.    389.   390.  3»?. 
404.  405.   407.   411.   528   (denn  fur  p.  260  ist  wohl  LVGVD   so  ▼eniir 
wie  LVGD  zu  verbiirgen);  ausserdem  auf  der  Munze  p.  126.    Dagegen 
gerade  nur  halb  so  viele  die  Form  LVGD-  darbieten:  p.  103.  199.  ^7. 
225.  240.  252  (zweimal).   257.  262.  268.  273.   305.  398.  403.  527.    Al*> 
zweimal,  p.  207  und  308,  steben  auf  einem  und  demselben  Steine  beidt 
Formeu  neben  einauder.   Aber  schwcrlich  ist  mit  dieBem  nnmenseheQ 
Verhaltniss  die  ViTahrheit  selbst  getrofien.    Denn  von  s&nuntlichai  funf- 
zehn  Steinen,   welchc  LVGD-  geben,   ist  nur  ein  einziger,  der,  notb 
vorhanden  und  darum  auch    allein  facsimilirt,    unbedingte  Sicberbeit 
gewiihrt,  p.  305;    alle   iibrigen  (darunter  auch  gerade  p.  207  und  S^^ 
konnte  Boissicu  nur  aus  gedruckten  Buchem  nehmen,  so  dass  ilire  fides 
lediglich  auf  Abschriften  beruht.     Hingegen  sind  es  erstens  dreizetn 
noch  vorhandene,  bei  B.  gestochene  Monumente,  fur  welche  LVG\T)- 
zweifellos  vcrbiirgt  ist,    ausser  dcr  Munze  (und  ausser  der  Claadiiu- 
llede),    und   zweitens    konnte    zwar    ein  Abschreibender    leicht  genuc 
LVGD-    statt   LVGV^^D-   lesen  oder  schreiben,   wird    aber   schwerlich 
LVGVD-  gosetzt  haben  wo  auf  dem  Stein  LVGD-  stand.  —  Dass  die 
einzelnen  Stucke  der  Boissieuschen  Sammlung  kaum  anders  als  nAcb 
den  Seitenzahlen  seines  weitl3,ufig  commentirenden  Buches  xa  citir''n 
sind,  gehOrt  zu  den  iiberaus  grossen  UnzweckmSssigkeiten  der  &a5sem 
Einrichtiing.    Statt  die  silmmtlichen  Inschriften  mit  fortlaufenden  Xnm- 
mern  zu  bezeichnen,   filngt  die  Zfihlung  in  jedem  der  zahlreicben  Ka- 
pitel  (bis  jetzt  16)  von  vorn  an,   und  nicht  einmal  Columnentitel  mit 
Eapitel-  und  Stiick-Zahl  sind  hinzugefiigt. 


MISCELLEN.  755 

RYM  bewahrt;  aber  unrichtig  steht  gleich  Col.  I  Z.  33  nach 
QYIDI  gar  nichts  mehr,  weder  die  Halffce  Yon  N,  noch  darauf 

nach  einer  Lucke  von  zwei  Buchstaben  das  Y;  welches  mit 
dem  zu  Anfang  der  nachsten  Zeile  folgenden  BlS  zusammen 
eben  auf  |>ZYKIS  hinweist.  Und  doch  kann  ein  Papier- 
abdruck  gar  nicht  tauschen  in  dem  was  er  mehr  hat,  son- 
dem  hochstens  in  dem  was  er  weniger  gibi  Mag  daher  der 
Bossieusche  Eupferstieh  ganz  Recht  haben,  wenn  er  z.  B.  hie 
und  da  einen  Apex  setzt,  wo  man  ihn  nach  dem  Abdruck 
kaum  yermuthet;  geschweige  mit  Zuversicht  angenommen 
hatte;  aber  nur  auf  Rechnung  nicht  yoUig  ausreichender  6e- 
nauigkeit  kann  es  kommen^  wenn  nicht  gar  selten  die  Inter- 
punction  falschlich  fehlt,  mehrmals  deutlich  vorhandene  Buch- 
stabenreste  geradezu  tlbergangen  sind^  der  Apex  auf  falsche 
Sylben  gesetzt  ist.  So,  was  YV^eglassungen  betriflft,  wenn  am 
Ende  von  I,  29  und  40  IMPEBl  und  CIYITAT  gestochen 
ist,  wahrend  auf  dem  Abdruck  IMPERH  und  CIYITAT  l  U7 
d.  i.  dvitatem  erscheint.  Oder  noch  auffallender  in  U,  2, 
wo  man  im  Abdruck  vom  noch  NOYC  d.  L  now,  nicht  bloss 
NO  liest;  so  wie  nicht  minder  ebenda  zwischen  DlYYS 
AY6  und  SET,  wo  nach  Boissieu's  Stich  das  Metall  ganz 
und  gar  ausgebrochen  sein  miisste,  fiber  dem  COLONIARYM 
der  folgenden  Zeile  so  klar  wie  moglich  NC  (nc  oder  no) 
dasteht  und  auch  unmittelbar  vor  SET  noch  ein  paar  Buch- 
stabenreste  mehr  erscheinen.  Und  wenn  jemand  allerWahr- 
scheinlichkeit  zum  Trotz  an  diesen  und  wenigen  andem  Stel- 
len  Yerletzungen  des  Originals  annehmen  wollte,  die  erst 
nach  Mommsen^s  Copirung  eingetreten  waren:  nun,  so  fande 
das  wenigstens  darauf  keine  Anwendung,  dass  11,  13  und  26 

das   Pacsimilc   QYAESO   und   VLTRA,    der    Papierabdmck 

QYAESO  und  YLTRA  gibt.  Auch  darauf  nicht,  dass  die 
ganz  rechts  auf  der  zweiten  Columne,  im  Mittel  ihrer  Hohe, 
sichtbare  sehr  grosse  Zahl  I  auf  dem  Stich  durch  vier,  auf 
dem  Abdruck  nur  durch  drei  Zeilen  hindurch  reicht. 

Das  will  indess  alles  nicht  viel  sagen  gegen  die  Accu- 
ratesse  des  Uebrigen  imd  die  Yortrefflichkeit  des  Ganzen. 
Aber  vermuthlich  waren  alle  diese  kleinen  Mangel  der  Nach- 

48^ 


756  £PiaRAPHISCH-<}RAMMATISCHE 

bildiing  nicht  iiberselien  worden^  wenn  statt  des  eigensinnig 
festgehaltenen    kiimmerliehen    Massstabes   Yon   Y^q  eine  Re* 
duction  auf  mindestens  Yg  gewahlt  worden  ware,  die  gerade 
etwa  zwei  Seiten  vom  Format  des  Boissienschen  Werkes  ge- 
fiillt  hiitte.     Denn   auch  der  Charakter  der  Schriftziige,  der 
doch  bei  einem  solchen  Monument  gewiss  nicht  gleichgfLltig 
ist,  lasst  sich  in  so  starkerVerjdngung,  wie  die  von  Yi^  isty 
schlechterdings  nicht  zur  Anschauung  bringen;   nm  ihn  bei 
dieser  Tafel,    auf  der  die  durchschnittliche  Hohe  der  Buch- 
staben  zwei  Centimeter  noch  nicht  erreicht,  gehorig  hervor- 
treten  zu  lassen,  wiirde  ich  sogar  einen  Massstab  von  V4  ^is 
gegen  Y3  wunschenswerth  finden.    Allerdings  hat  Herr  Bois- 
sieu  in  letzterer  Hinsicht  ims  einigermassen  entschadigt  durch 
die  vierzeilige  Schriftprobe  p.  143,   welche   die  Buchstaben 
in  der  Grosse  des  Originals  wiedergibt  und  mit  lesenswerthen 
Bemerkungen    begleitet    ist    ilber    die    Unregelmassigkeiten, 
welche   selbst   bei  so  sorgfaltiger  Gravirung,   wie   die   hier 
448  angewandte  ist,  doch  auf  Bronzeplatten  durch  die  schwieiige 
Behandlung  des  Metalls   hervorgerufen  werden.     Allein  das 
reicht  nicht  aus.    Moge  sich  Herr  Boissieu,  wenn  ihm  diese 
Zeileu  zu  Gesicht  kommen  sollten,  entschliessen,  seinem  ar- 
tistisch  so  hervorstechenden  Werke,  das  ja  noch  nicht  abge- 
schlossen   ist,    einem  Werke,    das   seiner   patriotischen   wie 
wissenschaftlichen  Hingebung  auf  eine  heutzutage  so  seltene 
Weise  zur  Ehre   gereicht,    dadurch   die   Krone   anfzusetzen, 
dass    er   die   Krone    aller   epigraphischen   Denkmaler   seiner 
Yiiterstadt   noch   nachtraglich    in    einer    ihrem  Werth   ent- 
sprechenden  Gestalt  erscheinen  lasse.   Facsimilirt,  wie  es  sich 
gebflhrt,  muss   die  kaiserliche  Rede  werden;    will  sich  dei^ 
jenige,  der  das  niichste  Anrecht  hat,   nicht  selbst  das  Ver- 
dienst    erwerben,    so   geschieht  es  frfiher    oder   spater  nach 
dem  Mommsenschen  Abdruck  dennoch. 


MISCELLEN.  757 

9.   Zur  rOmischen  Kalenderdatirung.*) 

Yiel  merkwiirdiger  [als  die  in  der  Sententia  Minuciorum  456 
in  dem  vorhergehenden  (s.  oben  p.  738  ff.)  charakterisirten 
^neuen  Lesungen'  Rudorfrs]  ist  eine  andere  Art  von  ^neuer 
Lesung';  die  zwar  eigentlich  nur  ein  personliches  Interesse 
hat^  indessen  doch  mit  einer  wissenschaftlichen  Frage  in 
einer  natfirlichen  Verbindung  stehb 

Bekanntlich  ist  es  nichts  weniger  als  unbekannt^  dass  die 
Romer  in  ihrer  Datirung  zwar  bis  A-D-III-EALENDAS  u.dgl. 
fortschritten^  aber  nicht  mehr  II  •  EAL^  sondern  PRIDIE  • 
KAL  sagten«  Leicht  begreiflich  und  im  wesentlichen  nichts 
andemd  ist  es,  wenn  fiir  PRIDIE  in  der  Sprache  des  ge- 
meinen  Lebens  das  begrifflich  synonyme  ANTE  •  DIEM  ohne 
Zabt  substituirt  wurde^  wie  wir  das  in  einer  Reihe  von  Bei- 
spielen  auf  den  AschentSpfen  von  San  Cesario  aus  dem  7ten 
Jahrh.  d.  St.  finden.  So  (nur  mit  Hinzufugung  der  in  diesen  457 
fliichtig  gekritzelten  Aufschriften  meist  fehlenden  Interpunction) 
P.  L,  M.  E.  Tafel  XIII  n.  70  (833  in  Mommsen^s  C.  L  L.  I)  A  • 
D .  K.  lAN  —  n.  105  (890)  A  •  D  •  K  •  AP  —  XIV  £»»  (880)  . 
AD.KIV  — XIIIn.ll2(956)A.D.K.SIIPTE  —  n.  124 
(990)  A.D.K-SEP  -  n.  120  (887)  A.D-K,  vielleicht 
mit  angeschlossenem  N  aus  der  dritten  Zeile  —  n.  30  (860) 
A  .  D  .  EID  .  SEX  —  n.  29  (994)  A  •  D  •  EI  unvoUstandig; 
—  dem  Anscheine  nach  auch  XV  n.  17  (892)  A .  D  •  K  • 
MARTIASy  welches  Beispiel  aber  wegfallt,  wenn  mit  Momm- 
seu  das  eine  Zeile  tiefer  stehende  VIII  mit  der  obem  zu 
verbinden  und  darin  entweder  ein  erganzender  Nachtrag  oder 
eine  nachlassige  Stellung  A  •  D  •  K  •  MARTIAS  •  VIII  zu  er- 
blicken  ist.  Eine  noch  viel  auffallendere  verkehrte  Stellung 
findet  sich  wenigstens  XV  n.  49  (975)  in  der  vollkommen 
deutlichen  und,  da  das  Gefass  noch  vorhanden  ist,  hinlang- 
lich  constatirten  Aufschrift  A-D-K-II.IVN,  wo  Mommsen 
gegen  den  klaren  Augenschein  entweder  A  •  D  •  II  I(dus)  • 
IVN  oder  aber  A  •  D  •  ^(ridie)  •  JI{ichis)  •  IVN  vermuthet,  wel- 
ches  letztere  eine  doch  schwerlich  statthafte  Verbindung  von 
ante  diem  und  pridie  ware. 

•)  [Rhein.  MuBenm  f.  Philol.  XVIII  (1863)  p.  456—458.] 


758  EPIGRAPHISCH-GBAMMATISCHE 

Den  Gebrauch-  von  ante  dietn  fiir  pridie  dOrfen  wir  einen 
Yolgaren  neDnen^  der  an  sich  nichts  Irrationelles  hat;  da- 
gegen  a.  d,  II  kal.  statt  pridie  (oder  a.  d.)  kcd.  muss  geradezu 
fiir  fehlerhafty  weil  systemwidrig  gelten.  Unmoglich  mag 
ja  auch  eine  solche  Incorrectheit  nicht  sein  fiir  die  niedem 
Leute,  deren  Grabschriften  wir  auf  den  AschenkrOgen  Ton 
San  Cesario  haben;  aber  es  wiirde  einer  genugenden  Zahl  hin- 
langlich  gesicherter  Belege  bediirfen,  um  mehr  als  Yerein- 
zelte  Zeichen  indiYidueller  Unbildung  darin  zu  sehen.  Solche 
Belege  Yermisste  ich^  als  ich  im  Index  palaeographicus 
p.  118  c  zweifelnd  schrieb  Vix  satis  certis  exemplis.'  Ge- 
sichert  erscheint  zwar  die  Lesung  der  schon  erwahnten  Auf- 
schrift  XV  n.  49  (975):  aber  mit  einer  auch  sonst  so  ver- 
wahrlosten  Fassung  (auch  das  Yerschriebene  SPINHHEK 
gehort  dahin:  Ygl.  SuppL  enarr.  p.  103)  wird  man  nichts 
beweisen  woUen.  Ferner  XIII  n.  24  (822)  sieht  zwar  aus 
wie  A  .  D  n  nOVS  OCTOB,  und  die  Schreibung  EDtts  kehrt 
auch  n.  79  (854)  wieder;  dass  jedoch  eine  Nothigong  zu  die- 
ser  Lesung  nicht  Yorliege  und  eben  so  wohl  A-DI-IIIDVS 
Yerbunden  werden  konne,  mit  der  Abkiirzung  DI  wie  n.  101 
(976);  ward  schon  im  Index  angedeutei  Dagegen  in  XIV 
n.  46  (989)  sehe  ich  allerdings  nichts  anderes  als  A  •  DII 
T^Il>  I IV  d.  h.  D  •  n  und  ID  mit  einer  kreuzformigen  Inter- 
punction  dazwischen,  wie  sie  auch  sonst  Yorkommt;  diese 
Zeichen  mit  Mommsen  als  A  •  D  *  III  •  ID  zu  deuten^  fordert 
den  Glauben  an  eine  schwer  glaubliche  Falschheit  des  Lupi*- 
458  schen  Stichs.  Ein  zweites  und  drittes  dem  Anscheine  nach 
nicht  wohl  anfechtbares  Beispiel  bietan  XITT  n.  81  (902)  und 
n.  107  (979)  mit  ANT  •  D  •  II  •  III  •  N  und  A  •  D  •  n.K.NO 
(der  Deutlichkeit  wegen  fuge  ich  immer  die  Interpunction 
hinzu).  Hierzu  ist  ein  Yiertes  gekommen  in  Mommsra^s  Ad* 
denda  p.  561  n.  1539^  A  •  D  •  IIKAP  d.  i.  A  •  D  •  H  •  K  -  AP, 
mitgetheilt  Yon  Detlefsen  aus  Oortona. 

Das  ist  alles.  Die  drei  ersten  Beispiele^  sammtlich  nur 
auf  Mittheilung  Yon  Baldini  und  Lupi  beruhend,  reichten 
schwerlich  aus,  eine  feste  Ueberzeugung  zu  begriinden;  denn 
wie  leicht  konnte  z.  B.  neben  11  ein  dritter  Strich  Yerlosdien 
oder   Ubersehen  sein?    Aber  einem   so   exacten  Manne  wie 


MISCELLEN.  759 

Detlefsen  wird  man  allerdings  den  Glauben  nicht  versagen 
konnen,  so  wiinschenswerth  auch  zu  voller  Bestatigung  ein 
Papierabklatsch  erscheinen  muss.  Im  besten  Falle  haben 
wir  unter  nahe  an  200  gleichartigen  Aufschriften  etwa  12 
mit  PRIDIE,  PRID,  PRI,  PR  oder  P,  etwa  8  sichere  mit 
A  •  D;  und  nur  4  mit  A  •  D  •  U.  Hiemach  wird  also  wenig- 
stens  heutzutage  ein  Gebildeter,  wenn  er  einmal  archaisiren 
will,  den  Slten  December  gewiss  nicht  mit  A  •  D  •  11  •  KAL- 
lAN  ausdrtlcken:  geschweige  denn  den  30ten,  der  doch  unter 
alien  Umstanden  A  •  D  •  III  •  E  •  lAN  ist.  Gleichwohl  ist  auch 
dieses  geschehen, 

In  den  ^Comptes  rendus  des  seances  de  Tacademie  des 
inscriptions  et  belles  lettres',  buUetin  de  Janyier  1863  p.  6 
ist  ein  lateinisches  Schreiben  von  mir  abgedruckt,  welches 
buchstablich  das  Datum  als  Unterschrift  hat:  ^Scribebam  Bon- 
nae  II  kalendas  lanuar.,  ann.  Urb.  cond.  MMDCXVI.'  Damit 
nun  niemand  meine  Praxis  in  so  eclatantem  Widerspruch 
mit  meiner  theoretischen  Einsicht  finde  und  mich  etwa  gegen 
mich  selbst  citire,  will  ich  doch  nicht  unterlassen,  die  gewiss 
sehr  merkwiirdige  ^neue  Lesung'  zu  signalisiren,  die  hier 
der  Pariser  Setzer  auf  seine  eigene  Hand  experimentirt  bat. 
Das  handschriffcliche  Original  tragt  namlich  —  unglaublich; 
aber  wahr  —  die  Unterschrift:  ^Scribebam  Bonnae  d.  XXX. 
m.  Dec.  a.  1862.'  Man  sieht,  welcher  Unterschied  zwischen 
franzosischen  und  deutschen  Setzem  ist,  beschamend  genug 
fiir  uns.  Bei  uns  blondhaarigen  Barbaren,  wenn  heutigen 
Tages  z.  B.  in  Zeitungen  die  kleinste  lateinische  Phrase^  das 
landlaufigste  SprQchwort  vorkonmit^  kann  man  10  gegen  1 
wetten,  dass  neunmal  unter  10  Maleii  die  entstellendsten 
Druckfehler  darin  sind,  die  weder  Setzer  noch  Corrector  zu 
vermeiden  oder  zu  beseitigen  in  der  Lage  sind.  Der  gewitzte 
Urenkel  der  alten  Gallier  hat  so  viel  classische  Bildung  und 
80  yiel  feinen  Geschmack^  nicht  nur  Jahre  nach  Christi  6e- 
burt  in  Jahre  nach  Erbauung  der  Stadt  Rom  umzusetzen; 
sondern  auch  mit  munterer  Naivetat  die  gewahlteste  Tages- 
datirung  anzubringen^  wie  sie  nicht  einmal  die  romische 
Plebs  gewagt  hat. 


760  EPIGRAPHISCH-GRAMMATISCHE 

10.    Teretina  tribus.*) 

637  Dass  die  sogenannte  Terentina  fribus  vielmehr  Teretina 

geheissen  habe^  that  Th.  Mommsen  in  diesem  Museum  XII 
p.  467  ff.  633  f.  aus  einer  griechischen  und  einer  lateini- 
schen  Insehrift  am  Festus  dar,  indem  er  zugleich  die  Cn- 
wahrscheinlichkeit  der  Ableitung  von  einem  Personennamen, 
Terentius,  und  die  Wahrscheinlichkeit  der  von  einem  Ethni- 
kon,  dem  Flussnamen  Teres,  geltend  machte.  Jene  Unwahr- 
scheinlichkeit  liess  sich  zur  sprachlichen  Unmoglichkeit  st^i- 
gern,  da  Tercntius  griechisch  Tepevrioc  ist,  die  Tribus  da- 
gegen  —  mit  oder  ohne  n  —  zweimaliges  y\  hat  (wie  eben 
in  der  Inschrift  von  Kypros  C.  I.  G.  n.  2637  THPHTINA).**. 
—  Haben  sich  aber  die  Schreiber  lateinischer  Autoren  m  der 
falschen  »Einschiebung  eines  n  verfiihren  lassen,  so  diirfen 
diesen  Beispielen  drei  Stellen  des  losephus,  archaeol.  XIV,  10 
§  10.  13.  19,  mit  nichten  angereiht  werden,  sondem  trcten 
im  Gegentheil  als  eben  so  viele  Zeugen  fQr  die  achte  Form 
TripriTiva  auf.  An  der  ersten  und  zweiten  dieser  Stellen,  die 
bekanntlich  erst  von  Jacob  Gronov  (1712)  aus  der  Leidener 
Handschrift  ans  Licht  gezogen  wurden,  sagt  es  Gronov  selbst 
dass    er   die   handschriftliche  Lesart  TnpTiTiva    in  TnpTjYriva 

*)  [Rhein.  Museum  f.  Philol.  XV  (1860)  p.  637.] 
*"*)  Abgesehen  hiervon,  lieBs  sich  doch  die  Mdglichkeit,  dasa  TtTi' 
tina  von  Terentius  kHme,  nicht  so  schlechthin  leugnen,  wie  Momm^n 
p.  468  auf  den  Grund  hin  that,  dass  ein  n  zwar  vor  8  (rie»k«iwi*5 
vic€simns)j  nicht  aber  vor  t  unterdruckt  werden  kOnne.  In  Vicftid 
(VEICETINOS  auf  dem  Veroneser  Meilenstein)  ist  doch  dasflelbe  ge- 
schehen  [vgl.  jedoch  P.  L.  M.  B.  Enarr.  p.  106  (oben  p.  lip  Anm.)]:  in 
Uebereinstimmung  sowohl  mit  der  Vorzeit,  wenn  eie  DEDROT  uiid 
vielleicht  EMERVT  bildete  (Rhein.  Mus.  XIV  p.  402  [oben  p.  m] , 
als  sclbst  noch  der  spS,tem  Kaiserzeit,  wenn  aie,  freilich  seltcQi 
PARETES  oder  VALETINIANI  schrieb.  Eben  dahin  wurde  es  gehOren, 
wenn  etwa  der  bekannte  Votivstein  derVertulejer  von  Sora  (Henien-Or. 
III  n.6733  [C.  L  L.  I  n.  1175;  P.  L.  M.  E.  Ta(^l  LII  A])  in  ZeUe6.T 
nicht  LVBEN|TES,  sondern  LVBE|TES  hatte.  Ersteres  gibt  freilich 
das  xylographirte  Facsimile  bei  Henzen  BuU.  d.  Inst.  1845  p.  71  vd^ 
im  Rhein.  Mus.  V  p.  70;  indessen  drei  verschiedene  Papierabkkttchf 
des  Steines,  die  mir  vorliegen,  zeigen  am  Ende  der  6ten  Zeile  Ton 
einem  N  oder  iiberhaupt  noch  einem  Buchstaben  nach  E  nicht  di? 
leiseste  Spur. 


MI8CELLEN.  761 

Verbessert'  habe;  dasselbe  durfte  man  daher  an  der  dritten 
auch  ohne  seine  Aussage  voranssetzen:  und  diese  Voraus- 
setzung  erweist  sich  jetzt  als  Yollkommen  richtig.  Auch  der 
(vielleicht  nur  aus  dem  Leidensis  abgeschriebene)  Vossianus 
6r.  fol.  26,  sowie  der  Ambrosianus  s.  XI  oder  XII  geben 
alle  dreimal  das  Richtige. 


11.   PRODE.*) 

Im    Literarischen   Centralblatt   (1868,   9.  Mai,    Nr.  20  518 
p.  550)  wird  die  ^Anfrage'  gestellt: 

*In  der  altesten  lateinischen  Uebersetzung  der  Bibel  ist 
mir  wiederholt  das  Verbum  prodesse  in  der  Form  prode 
esse  Yorgekommen.  So  finden  sich  z.  B.  prode  est  fQr  prod- 
estj  fuit  prode  fttr  profuity  prode  erit  fQr  proderit  Hochst 
erwiinscht  wQrde  es  mir  sein,  wenn  einer  der  Herren  Philo- 
logen  die  nachstehenden  zwei  Fragen  zu  beantworten  die 
Giite  hatte:  Erscheint  prode  esse  auch  anderswo?  Hangt 
prode  irgendwie  mit  dem  Yon  Nonius  (p.  47  ed.  Merc.)  aus 
Varro  citierten  prodius  zusammen?' 

Ohne  uns  gerade  durch  diese  Fri^tellung  binden  zu 
lassen,  Yersuchen  wu*  die  Wege  kurz  zu  erortern,  die  Yiel- 
leicht  zn  einer  Aufklarung  fQhren.  Mdglich^  dass  sich  jemand 
mit  der  Auffassung  begniigte;  in  prode  esse  liege  nichts  als 
eine  Yerirrung  des  spatem  SprachgefOhls  Yor,  welches  sich 
eben  das  prodest  durch  die  angenommene  Entstehung  aus 
einem  prode  est  Yerstandlich  zu  machen  gesucht  hatte.  Fehlt 
es  anch  in  der  Sprachgeschichte  nicht  an  Analogien  fQr  einen 
derartigen  Hergang,  so  wird  doch  der  mit  nichts  naher  zu 
zu  begrQndenden  Hypothese  gegentiber  eine  bestimmte  An- 
knQpfung  an  Thatsachen  der  alten  Latinitat  in  natQrlichem 
Vortheil  sein,  wenn  uns  auch  gewisse  Mittelglieder  Yerloren 
gegangen  sind;  deim  ein  prode  selbst  bieten  uns  allerdings 
weder  Litteratur  noch  Inschriften  anderweitig'^*)  dar.    Dass 

*)  [Bhein.  Museum  f.  Philol.  XXIII  (1868)  p.  618  f  ] 
^^  D.  h.  auaserhalb  der  Verbindmig  mit  esse,    Dass  es  rioh  imier- 
lialb  dieser  anch  bei  den  rOmischen  Agrimensoren  findet,  wird  mir  noch 


762  EPIGRAPHISCH-ORAMMATISCHE 

^o  in  alter  Form  prod  lautete,  weiss  jedermann.  Woher 
hier  das  d  stamme,  ist  zwar  nicht  mit  Gewissheit  zu  sagen; 
indess  scheint  sich  die  von  mir  (Opusc.  phil.  11  p.  565)  auf- 
gestellte  Ableitung^  wonach  es^  gerade  wie  das  d  des  alt- 
lateinischen  Ablativs,  auch  in  prod  praed  sed  red-  poded 
anted  (jmtid  antid)  ganz  einfach  aus  der  Praposition  de 
hervorging,  um  so  mehr  zu  empfehlen,  als  durch  sie  eine 
Anzahl  anscheinend  vereinzelter  Erscheinungen  unter  einen 
Gesichtspunkt  und  ein  gemeinsames  Bildungsgesetz  gebracht 
wird.  In  dem  ebendahin  gehorigen  inde  (vgl.  a,  a.  0.  p.  456) 
hat  sich  das  voUstandige  de,  in  Folge  des  vorangehenden 
Consonanten,  fiir  alle  Zeiten  erhalten;  in  einem  ursprung- 
lichen  x^ode  konnte  es,  ohne  dass  die  Form  in  die  Litte- 
ratur  uberging,  fortdauem  in  der  Volkssprache,  dieser  treue- 
sten  Bewahrerin  des  Alterthiimlichen,  aus  dieser  aber  Jahr- 
hunderte  spater,  als  sich  die  Grenzen  zwischen  correcter 
Schriftsprache  und  Vulgarsprache  mehr  und  mehr  verwisch- 
ten,  auch  in  den  litterarischen  Gebrauch  eindringen.  Gewiss 
519  ist,  dass  schonPlautus  es  nicht  mehr  kannte  oder  gebrauehte, 
so  wenig  wie  unseresWissens  selbst  das  gektlrzte  prod  ausser- 
halb  der  Composition,  obwohl  er  doch  noch  postid  {=posted) 
sagte  neben  poste  fiir  post. 

Zu  nicht  geringer  Bestatigung  dient  dieser  Auffassung; 
dass  sich  auch  im  Italianischen  die  lateinische  Pi^position 
pro  in  der  Form  prode  erhalten  hat:  s.  Diez  EtjrmoL  Wor- 
terbuch  der  romanischen  Sprachen  I  p.  332  J(2te  Ausg.).  Und 
wenn  dieses  prode  hier  in  nominelle  Bedeutung  und  Anwen- 
dung  iibergingy  so  bietet  auch  dafur  das  mittelalterliche  La* 
tein  einen  Vergleichungspunkt  in  seinem  Substantivum  pro- 
dum  =  lucrim  dar:  s.  Ducange.  —  Zu  der  bei  uiez  er- 
wilhnten;  aber  von  ihm  selbst  aus  sprachlichem  Grunde  als 
unstatthaft  bezeichneten  Vermuthung  eines  Zusammenhauges 
mit  prohus  liegt  sonach  nicht  einmal  ein  Anlass  vor. 

Dass  nun  von  dem  adverbial  gefassten  prode,  als  des- 
sen  urspriingliche  Entstehung  dem  Bewusstsein  langst  ent- 

wilhrcnd  dor  Correctur  von  Freundes  Seite  mitgetheilt:  p,  26,  24  prod< 
erit,  und  ebenso  p.  63,  27. 


MISGELLEN.  763 

schwonden  war^  auch  ein  Comparatiy  prodius  gebildet  wer- 
den  konnte;  ist  gar  nicht  schlechthin  zu  leugnen.  Eaben 
doch  auch  saepe  prope  paene  temere  temperi  rnfper  secuSy 
zu  denen  wir  keine  AdjeotiYe  kenneU;  Gradation  zugelas- 
sen,  und  ist  doch  die  indeclinable  -Anhangesylbe  "te  oder 
'pse  auch  in  istum  ipsum  (-»  eampse)  u.  s.  w.  declinirbar 
geworden.  Nonius  fand  die  Forra  prodius  in  den  ihm 
Yorliegenden  Sammlungen  aus  einer  Varronischen  Satire 
{Virgula  divina)  angemerkt,  und  wenn  er  es  durch  interius, 
Umffius,  a  prodeundoy  quasi  porro  eundo  erklart;  so  ist  zwar 
das  interius  ersichtlich  falsch,  gegen  das  Uebrige  aber  an  sich 
nichts  einzuwenden^  da  ein  prodius  ire,  prodius  cedere  als 
*weiter  vorwarts  gehen,  schreiten*  den  besten  Sinn  gibt.  Aber 
nicht  80  heisst  es  in  Varro's  Worten,  welche  vielmehr  diese 
sind:  primum  venit  in  urbem  atque  intra  muros;  deinde  ac- 
cedit  prodius  atque  introit  domum,  ^Weiter  vorwarts  heran 
gehen'  sagt  aber  kein  vemQnffcig  sprechender*)^  sondem  ent- 
weder  'weiter  vorwarts  gehen'  oder  ^naher  herangehen'.  Es 
hat  daher  hohe  W^ahrscheinlichkeit;  dass  hier  ein  sehr  alter 
Schreib-  oder  Lesefehler  getauscht  hat  und  dass  Varro  viel- 
mehr  accedit  propius  geschrieben  hatte.**)  Wie  nahe  sich 
in.  alter  Schriffc  D  und  P  standen^  liegt  in  hinlanglichen  That- 
sachen  und  Verwechselungen  zu  Tage.  Umgekehrt  ward  in 
den  Menachmen  V.  358  in  den  drei  alten  Quellenhandschrif- 
ten  propest  geschrieben  und  erst  von  zweiter  Hand  in  zweien 
derselben  prodest  corrigirt.  —  (An  eine  etwaige  Zusammen- 
stellung  .des  prodius  mit  interdius  wird  ja  wohl  niemand  im 
Emst  denken.) 

Nachtrag.***)    Die  Thatsache  des  prode  est,  prode  esse,  704 
prode  ero,  prode  fit,  prode  facere,  fuit  prode  hatte  mit  fleissig 
gesammelten  Belegstellen  schon  vor  der  Anfrage  im  ^Central- 


*)  Freilich  haben  an  der  Begrif&verbindnng  prodius  accedere 
weder  Lachmann  (zu  Lncres  p.  227)^  noch  Gorssen  (Knhn^s  Zeitschr. 
f.  vergL  Spr.  III  p.  266),  noch  Riese  (Varr.  Sat  p.  235)  Anstoss  ge- 
nommen. 

**)  Dasselbe  hat,  wie  ioh  nachtr9glich  sehe,   bereits   Btlcheler 
Termuthet  (Rhein.  Mus.  XIII  p.  597). 
•**)  [Bhein.  Mnsenm  a.  a.  0,  p.  704.] 


764  EPIGRAPHISCH-GRAMMATI8CHE 

blatt'  H.  Schuchardt  ^Vocalismus  des  Yulgarlateins'  I  p.504 
ans  Licht  gestellt,  ohne  indess  fiber  die  Annahme  einer 
Sprachverirrung,  nach  falscher  Analogie  Yon  po^  esi=pot€^ 
u.  dgl.,  hinauszugehen.  Die  iiberwiegend  lesicalische  iind 
dabei  doch  nichtalphabetische  Anlage  des  Buches  wiid  es 
entschuldbar  erscheinen  lassen,  wenn  vor  dem  Erschemen 
des  dritten^  die  Register  enthaltenden  Bandes  dergleichen 
leicht  iibersehen  wurde. 

Was  ^das  p^uf  dem  alleinigen  Zeugniss  des  Nonins  be- 
ruhende  prodius  betrifft,  so  war  es  nicht  genug^  die  Nonia- 
nische  Erklarung  interius  .  .  .  .  o  prodeundo,  quasi  porro 
eundo  ^ersichtlich  falsch'  zu  nennen;  vielmehr  hatte  sogleich 
erkaunt  werden  sollen^  dass  interius  nichts  ist  als  eine 
Corrupt^I  von  ulterius.  Diess  gesehen  zu  haben  ist  das 
Verdienst  des  Hm.  Dr.  Joseph  Pohl  in  Sigmaringen. 


12.   Mentula.*) 

131  Um  das  lateinische  jnientula  zu  erklaren,  wird  in  Ztsdir. 

f.  vergl.  Sprachf.  XVII  p.  431  f.  bald  von  einer  sanskriti- 
schen  Wurzel  manth  gesprochen,  bald  das  griechische  }rifbia 
nebst  ravujLir)br|c  herbeigezogen,  schliesslich  aber,  nach  Ver- 
werfung  beider  Verwandtschaften,  auf  eine  Wurzel  men  zn- 
riickgegaugen;  vpn  der  einerseits  nientum,  anderseits  minert 
e^nincre  imminere  prominere  minae  ausgegangen  sei,  so  dass 
mentula  =  ^das  Hervorragende'.  —  Sollte  hier  nicht  das 
Wort  am  Platze  sein  Villst  du  immer  weiter  schweifen? 
sieh,  das  Gute  liegt  so  nah!'?  Wie  denU;  wenn  wir  hflbsch 
beim  Latein  blieben  und  mentula  fiir  eine  in  bester  Ana- 
logie  stehende  Contraction  von  fnejentida  nahmen,  da  die 
Function  des  fnojere  doch  gewiss  ganz  anders  individualisirt 
als  der  vage  Begriff  des  ^Hervorragens'?  Das  wissenschaft- 
liche  Interesse  wird  es  gestatten,  die  Beibringung  der  treffen- 
den  Analogie  nicht  zu  scheuen,  vermoge  deren  es  am  Rhein 
landesiiblicher  Ausdruck  ist,  im  Sinne  des  lateinischen  men- 
tida  Tissmannchen'  oder  auch  Tissering'  zu  sagen. 

Kein  Sprachvergleicher. 

*)  [Rhein.  Museum  f.  Philol.  XXIV  (1869)  p.  131  f.] 


MI8CELLEN.  765 

13.  Syllabus  indiciorum  potiorum  quae  ad  definienda 
tempora  inscriptionum  latinarum  valent. 

(ezcluso,  nt  est  coDsentaneam,  Bcriptnrae  genere  carBiyo).*) 

0  pro  y,  ut  plurimum  etiam  £  pro  I^  in  declinaiione  nomi- 

num  yerborumque:  cessans  circa  a.  520.  sqq. 
l^  figurae  usus:  diu  constans,  cessans  circa  a.  570 — 580. 

A  vel  A  vel  A  figurae  usus 


0  vel  U  figurae  usus 
^  figurae  usus 


numquam    constans,    cessans 
circa  idem  tempus. 


aS  pro.X  simplici:  non  ante  S.C.  de  Bacchanalibus  (568). 
Geminatio  consonantium:  nulla  anteEnnium^  ferme  ex  aequo 

fluctuans  ab  a.  circiter  580  ad  620,  praevalens  ab  a.  620 

ad  640,  fere  constans  ab  a.  circiter  640. 
Geminatio  vocalium:  nulla  ante  a.  620,  cessans  circa  a.  680« 
QV   pro   CV   vel   QVO:    non    ante   a.  circiter  620    usitata 

scriptura. 
n  pro  P,  sed  angulis  plane  rectis:  non  ultra  idem  fere  tem- 

puB  usurpata. 
Omissio  M  et  S  finalium:  cessans  circa  a.  620 — 630. 
OV  pro  0  et  V 


non  fere  aut  non  multum  ultra 
medium  saeculum  VII  (si  a 
paucioribus  quibusdam  dis- 
cesseris  aut  casui  tribuendis 
aut  certa  ratione  censendis). 


Genetiyus  tertiae  decl.  inVS 

desinens 
Nominativus  plur.   secundae 

decl.  in  8  desinens 
POPLICVS  scriptura 

V  pro    OE  01   in  curare   simil.:   i\on   ante   medium  saecu- 

lum  vn. 

Aspiratio  consonantium:  nuUa  ante  a.  650—660,  fluctuans  ad 

a.  circiter  700,  fere  constans  ab  initio  saeculi  VIII. 
I  longae  usus:  nuUus  ante  tempora  SuUana. 
Apicis  usus:  nullus  ante  tempora  Caesariana. 

Y  litterae  usus:  nuUus  (praeter  unum  exemplum)  ante  exi- 

tum  saeculi  VII. 


*)    [PriBcae    latinitatis    monumenta    epigraphica    (1862)    Tndices 
p.  123.   124.] 


XXIV. 

Unsere  hentige  Ansspraclie  des  Latein.*) 

Aus  einem  Schreiben  an  Geh.  Hofrath  Dr.  Hermann  Perthes 

in  Carlaruhe.  **) 


4S1  Freilich  haben  Sie  Recht,   sehr  Recht,  dass 

unsere  herkommliche  Aussprache  des  Latein  eine  der 
Reform  durchaus  bedurftige  ist.  Sie  ist  sogar  eine  aba^heu- 
liche.  Ich  denke  im  Augenblick  nicht  an  so  yerhaltsiss- 
miissig  untergeordnete^  bloss  einzelne  consonantische  Lante 
betreffende  Dinge,  wie  dass  wir  dezem  deeimus,  eziam  nunsiifs, 
fmio  fofum  sprechen:  das  lasst  sich,  so  falsch  es  ist,  znr 
Noth  ertragen.  Das  Durchschlagende  ffir  die  Aussprache  siuJ 
Aecentuation  und  Quantitat.  Da  ist  es  nun  merkwiirdjg 
genug  dass,  wiihrend  fttr  das  Griechische  die  Accentuation 
untriiglich  fiir  das  Auge  uberliefert  war,  man  dennoch  dort 
llingere  Zeiten  unseres  Jahrhunderts  hindurch  mit  principiel- 
ler  Vernachlassigung  des  Wortaccents  lediglich  die  Sylben- 
quautitat  horen  liess  (eine  heutzutage  wohl  allgemein  uber- 
wundene  Barbarei),  dass  hingegen  die  alte  und  wahre  Accen- 
tuation  des  Latein  ohne  jede  graphische  Bezeichuung  sich 
durch  den  Lauf  langer  Jahrhunderte  hindurch  bis  auf  im^rp 
Tage  in  allem  Wesentlichen  durchaus  richtig  erhalten  hat 


*)  [Hhein.  Museum  f.  Philol.  XXXI  (1876)  p.  4«1— 492.] 
**)  jetzt  in  Bonn  fdermalen  in  DaYOS.  —  In  der  von  Perthcs  he^ 
ausgcgebeuen  'lateinischen  Wortkunde'  hat  Dr.  G.  L6we  die  von  KtecJ^^ 
hier  angcdeuteten  Gesichtspunkte  durch  Bezeichnang  sHmmUicher  lu- 
gen  Vocale  praktisch  durchzufiihren  versncht;  die  wisBenschaftliclJf 
Begrundung  seines  Verfahrens,  die  er  versprochen  hat,  wird  noch  e^ 
wartet.    C.  W.] 


UNSEItB  HEUTIGE   AUSSPBACHE  DES  LATEIN.  767 

Deim  abgesehen  Yon  einigen  ganz  secundaren  Punkten,  die 
noch  dazu  grSsstentheils  anf  reine  Fictionen  und  unpraktische 
Tifteleien  theoretisirender  Grammatiker  zurfickgehen,  sind  es 
ja  nur  die  paar  so  einfachen  wie  kurz  zu  formulirenden  6e- 
setze,  welche  das  ganze  Accentuationsgebiet  des  Latein  aus- 
nahmslos  beherrschen:  dass^  ohne  j^de  RUcksicht  auf  die  Be- 
schaffenheit  der  Ultima,  jedes  mehrsylbige  Wort  mit  langer 
Paenultima  ein  Paroxytonon*);  jedes  mit  kurzer  Paenultima  48s 
ein  Proparoxytonon  ist,  mehrsylbige  Oxytona  es  aber  dber- 
haapt  nicht  gibt.  Je  weniger  man  also  in  dieser  Beziehung 
fehlen  konntC;  desto  schlimmer  stand  —  und  steht  —  es  um 
die  Beachtung  der  Quantitai  Im  Griechischen  hatte  man 
doch  wenigstens  fQr  zwei  Vocalgebiete  eine  scharfe  graphi- 
sche  Unterscheidung  von  lang  und  kurz  vor  sich;  im  Latein, 
wo  man  eines  ahnlichen  Hiilfsmittels  entbehrt^^  gewohnte. 
man  sich  allmahlich,  die  accentuirten  Sjlben  mit  langem^ 
die  nicht  accentuirten  mit  kurzem  Vocal  zu  sprechen.  Oder 
wer  hort  nicht  noch  heute  jeden  Tag  und  jede  Stunde  Ugo 
sprechen  wie  XrJTU),  und  tonos  als  wenn  es  TtBvoc  ware?  und 
so  ohne  Ausnahme  weiter  den  Nominativ  oder  das  Praesens 
cdnis  genau  wie  den  Dativ  von  canuSy  das  Nomen  Idbor  wie 
das  Vcrbum  labor**),  desgleichen  iubes  humUis,  cibtis***) 
^mUis  u.  8.  f.  cum  gratia  in  infinitum.  * 

Da  trat  denn  allerdings  einmal  eine  Art  von,  freilich 
sehr  dOrftiger  Bemedur  auf.     Ich  weiss  nicht,   von  welcher 


*)  'Properispomenon*  fiige  ich  gar  nicht  hinzu,  weil  diese  ganze 
Unieracheidang  nur  von  den  lateinischen  Orammatikem  ersonnen  ist 
nach  dem  Vorbild  des  Griechischen. 

**)  H&tte  er  richtig  geeprochen  oder  jemals  hiteinische  Verse  ge- 
macht,  80  w&re  ea  nicht  einstmals  dem  Qrammaticns  Ramshorn  pas- 
sirt,  das  Ciceroniache  aed  labor  longius  als  Beispiel  fCir  die  Verbindong 
eines  a4JectiYiachen  Nentrama  mit  einem  maaculiniachen  Sabatantiynm 
beiiubringen  (nach  Art  dea  varium  et  mutabUe  semper  femina). 

***)  Vorauageaetzt  daaa  man  nicht  mit  Bergk  (Ztachr.  f.  d.  Alterth,- 
wiss.  1851  p.  221)  ethus  fQr  einen  Trochaeua  h&lt,  umgekehrt  ala  wenn 
er  (ebend.  1848  p.  1133)  Serviiius  mit  kurzer  Antepaenultima  maaa: 
beidea  mit  der  eilfertigen  Saloperie,  welche  die  beaaem  Eigenachaften 
des  kenntniflsreichen  und  scharfBinnigen  Mannea  so  vielfach  in  Schat- 
ten  atellt. 


768  UNSERE   HEUTIGE   AUSSPKACHE   DES   LATEIN. 

Anregung  sie  ausgegangen  sein  ma^*);  Thatsache  ist,  dass 
seit  mehreren  Jahrzehnten  eine  Anzahl  von  Gynmasien  jange 
Philologen  zur  Uniyersitat  schickte^  die  sich  nicht  wenig 
darauf  zu  gute  thaten^  nicht  mehr^  wie  bisher  Qblich,  ma^m 
terrds,  altos  niontes  zu  sprechen,  sondem  mit  vielem  Aplomb 
niagms  terrds,  altos  montes  horen  zu  lassen.  Man  war  eben 
durch  die  in  jeder  Grammatik  stehenden  Regehi  uber  die 
Prosodie  der  Endsylben,  namentlich  in  der  DeclinatioQ,  zn 
483  einigem  Bewusstsein  tiber  die  bisherige  Eakophonie  gekom- 
men.  Aber  welch  gar  geringer  Bruchtheil  der  herkommlichen 
Verkehrtheit  war  doch  dadurch  beseitigt!  Man  sprach  aller- 
dings  nicht  mehr  wie  ehedem  honos  viros,  lepidis  famuhs, 
sondem  substituirte  dafiir  bonos  vlros,  Upidls  famulis]  aber 
indem  man  sich  zu  der  Einsicht  und  Praxis^  bonos  vim, 
lepidis  famulls  zu  sprechen,  mit  nichten  erhob,  liess  man  die 
Halfte  der  Barbarei  fortbestehen.  Oder  ist  es  anders  zu  be 
zeichnen,  wenn  in  folgendem  Satze,  wie  ihn  die  heutige  G^ 
wohnung  horen  lasst:  non  est  enim  iiUo  nwdo  dubmm  qm, 
qtii  homs  consiiles  Mbent,  m^litis  agant,  mit  Ausnahme  des 
qui  auch  nicht  ein  einziges  Wort  den  wahren  Vocalwerth 
zum  Ausdruck  bringt?  nach  welchem  derselbe  Satz,  durch- 
weg  entgegengesetzt,  vielmehr  also  zu  lauten  und  im  Munde 
der  Romer  gelautet  hat:  nm  est  enim  Ullo  modo  dubium  qnin, 
qui  honos  cmsides  hubent,  nielius  agant.  Und  doch  war  fur 
die  Quantitiit  der  Stamm-  und  der  Ableitungssylben  —  wenn 
nicht  fiir  alle,  so  doch  fiir  die  iibergrosse  Mehrzahl  —  ^ 
ganz  eben  so  untriiglicher  Anhalt  in  der  jedermann  Tor- 
liegenden  Dichterprosodie  gegeben  wie  fur  die  Endsylben. 
liiihrte  die  schlechte  Gewohnung  erst  aus  neuem  Zeiten  her, 
so  ware  dies  stumpfsinnige  Voriibergehen  an  einer  so  reichen 
und  sichem  Quelle  der  Erkenntniss  einigermassen  veretand- 
licher.  Denn  seitdem,  iiberaus  kurzsichtiger  Weise,  auf  un- 
sern  gelehrten  Schulen  —  mit  recht  wenigen  aber  desto  cr- 


*)  Freund  Eckstein,  gelegentlich  obenliin  befragt,  meinfce 'wohl 
von  F.  A.  Wolf .  Indessen  dann  miisBte  docli  die  ^neue  Mode*  (^ 
raan  sie  von  den  Anhangern  des  Alten  Ofter  nennen  horte)  sich  8choE 
in  dcn  zwanziger  nnd  dreissiger  Jahren  bemerklich  gemacbi  bat-ea: 
was  zn  meincD  Erinnerungen  nicht  stimmt. 


UNSEBE   HEUTIGE  AUS8PBACHE  DES  LATEIN.  769 

freulichern  Ausnahmen  —  die  «(auch  in  padagogisch-didakti- 
scher  Beziehung  so  ungemein  wohlthatigen)  lateinischen 
Versificationstibungen  in  Wegfall  gekommen  sind,  wissen  ja 
die  meisten^  ohne  yorher  im  Lexicon  oder  im  Gradus  ad 
Pamassum  (wofem  sie  ihn  NB  besitzen!)  nachzuschlagen, 
gar  niclit  ob  eine  Sylbe  lang  oder  kurz  ist:  statt  dass  ihnen 
z.  B.  ein  habeo  in  so  festem  Bilde  vor  dem  geistigen  Auge 
stehen  soUte^  dass  ihnen  ein  Mbeo  gerade  ebenso  fremdartig 
und  undenkbar  ware  wie  etwa  hobeo  oder  hubeo:  —  ein  Uni- 
rersitatslehrer  oder  Seminardirector  hat  darin  Erfahrung. 
Aber  die  in  Eede  stehende  Unsitte  ist  ja  ohne  Zweifel  viel 
alter  und  datirt  aus  Zeiten^  denen  das  Versemachen  wie  das 
tagliche  Brot  war.  —  Sei  dem  nun  wie  ihm  woUe:  —  bis 
hieher  ist  bezHglich  dessen,  was  Noth  thut,  alles  einfach  und 
selbstyerstandlich:  jetzt  ^ngt  jedoch  die  eigentliche  Schwierig- 
keit  einer  durchgreifenden  Beform  erst  an. 

Denn  allerdings  gibt  es  ja  eine  ganze  grosse  Classe 
lateinischer  Worter^  f&r  deren  yocalische  Natur  uns  der 
Dichtergebrauch  y51Iig  im  Stiche  lasst.  Es  sind  das  alle  die 
Falle,  in  denen  auf  den  Vocal  zwei  oder  mehr  Conso- 
nanten  folgen^  welche  die  Sylbe  (yermoge  der  sog.  Po- ^«^ 
sition)  fOr  den  Vers  lang  machen,  mag  der  yorangehende 
Vocal  lang  oder  kurz  sein.  Wer  kann  dem  Verse  ansehen, 
ob  es  arma  oder  arma  (fipina  oderfip^a)  hiess?  ob  festus  wie 
qpf^CToc  oder  wie  9^ctoc  lautete?  Unsere  jetzige  Gewohnheit 
yerfahrt  auch  hier,  zwar  mit  einer  gewissen  ConsequenZ; 
aber  mit  einer  ebenso  unmotiyirten  und  yerkehrten  wie  in 
den  oben  erorterten  Fallen,  indem  sie  mit  ausserster  Willkilr 
und  Flachheit  alle  yor  Doppelconsonanten  stehenden  Vocale 
kurz  spricht,  gleich  als  wenn,  was  fiir  das  aussere  Gerust 
des  Versbaus  genflgt,  auch  fttr  den  Ausdruck  des  Laut- 
werthes  gentigte.  ffier  ist  es  nun,  wo  die  Wissenschaft  ein- 
zutreten  und  der  Fraxis  regelnd  und  massgebend  die  Hand 
zu  reichen  hat.  Und  dazu  fehlt  es  ihr  keinesweges  an  ziem- 
lich  weit  reichenden  Hiilfsmitteln:  nur  dass  diese  bisher  nie- 
mals  yollstandig  zusammengestellt^  zweckmassig  combinirt 
und  consequent  ausgebeutet  wurden.  Sie  werden  sich  haupt- 
sachlich  auf  folgende  Eategorien  zurtlckfiihren  lassen:  1)  die 

FB.  BITSCHKLU    OFVBCVtJL   lY.  49 


770  UNSERE   HEUTIGE   AUSSPRACHE   DES   LATEIN. 

an  und  fQr  sich  einleuchtendc  Verwerthung  gewisser  gram- 
matischer,  auch  etymologischer  Erscheinungen  m- 
schiedentlicher  Art;  —  2)  die  prgsodische  Behandlung 
mancher  Sylben    seitens    der    altromischen  .Dramatiker: 

—  3)  positive  graphische  Ueberlieferungen  der  In- 
schriften;    —    4)   die    griechischen    Transcriptionen; 

—  5)  ausdruckliche  Zeugnisse  der  alten  Grammatiker  oder 
sprachliche  Erorterungen  gebender  Autoren;  —  6)  zahlreiehe 
Analogieschliisse.  —  Lassen  Sie  mich  diese  verschiedeneD 
Kriterien  nur  in  kiirzesten  Andeutungen  flfichtig  exemplifici- 
ren,  da  eine  erschopfende  Ausfiihrung  weit  iiber  den  Rahmen 
eines  Briefes   hinausgehen  wiirde.*)     Und  gliicklicher  Weise 

185  haben  wir  ja  fiir  eine  gebiihrende  Ausfuhrung  der  nach- 
stehend  nur  skizzirten  Gesichtspunkte  eine  junge  Kraft  in  Aus- 
sicht,  die  dieser  Aufgabe  voUkommen  gewachsen  sein  wird. 
ad  1)  Wer  kann  es  eigentlich  noch  iibers  Herz  bringeD, 
existimo  fortzusprechen,  wenn  er  an  aestimo  (in  alterer  Spraehe 
selbst   noch  exacstumo)   denkt?    oder  Contractionssylben  za 


*)  Auf  das  besondere  Verhaltniss  der  'Position  oder  Nichtposition' 
bei  'muta  cum  liquida'  einzugehen  halte  ich  fur  uberfiusaig  uiwi 
darf  die  richtige  Auffassung  ale  hinlS^nglich  verbreitet  voraaaectitE 
Praktisch  wird  freilich  auch  hier  noch  5fter  gefehlt.  Wir  laweo  e» 
UU8  gem  gefallen,  dass  uus  der  Altmeister  J.  H.  Vosa  den  Genossen  de^ 
Achilleus  als  Patroldos  eingebiirgert  hat;  aber  im  Lateinisdieii  PatT*^ 
clus  zu  accentuiren  ist  doch  genau  so  falsch  als  wollte  man  SophodiS 
Pericles  sprechen.  Ebenso  Meledger  statt  MeJeager  Meleagrus.  Vid 
schlimmer  ist  allerdings,  wenn  man  auch,  nicht  nur  funebris^  Bonders 
umgekehrt  sdlubri^  hort,  weil  richtig  Mgubris.  —  Waa  flbrigens  aniti 
sonst,  in  Betreff  der  Aussprache,  selbst  klugen  Leuten  fQp  wunderlicbf 
SchruUen  anhangen,  haben  Sie  ja  selbst  erlebt  an  dem  hochTerehrten 
Manne,  der  Ihnen  Lehrer,  mir  vieljahriger  College  war,  und  den  «ir 
hundertmal  habeu  dle  Demetvr  als  Dactylus  sprechen  hdren,  niemil^ 
anders.  —  Unserm  ehrenwerthen  Hallischen  Seminardirector  mocbtei: 
wir  Seminaristen  sein  unweigerliches  Eustazitts  noch  so  oft  indimt 
corrigiren,  er  blieb  standhaft  bei  seinem  ^mumpsimus**  —  Mein  hocb- 
verdienter  Schul-Itector  Sji.,  ein  guter  Franzose,  nannte  seinen  Li<^> 
liugstragiker  nie  anders  als  liasse^ig;  hatte  sich  auch  (diess  beilHuk 
beira  Lateinsprechen,  ofFenbar  verfiihrt  einerseita  durch  adsohi,  andrr- 
seits  durch  consuetus  consimiliSy  ein  Compositum  consolet  consohtus  as- 
gewohnt:  was  mir  selbst  von  ihm  Jahre  lang  anhaftete,  ehe  ich  J?r 
Fiction  inne  wurde  nnd  sie  abschiitteltc. 


UNSERE  HECTIGE  AUSSPRACnE  DES  LATEIK.      771 

kurzen  wie  amasse  msse  oder  wie  mdlle  mlle?  oder  umge- 
kehrt  esse  —  edere  zu  sprechen  gleich  esse  =  €tvai?  oder 
ndrrare  gegentlber  einem  gruirm  ignarus?  Und  wie  vieles 
andere  Aehnliche  und  Unahnliche  mehr.  Z.  B.  dass  es  nicht 
Sallustius  PojnlUtis  Follio  hiess,  wie  man  heutzutage  ohne 
Aasnahme  hort,  sondern  Sallustius  Fojnllitis  Pdllio  (eine  trotz 
TTiuXiujv  keinesweges  verwerflicbe  Form),  weil  auch  ohne  Con- 
sonantengemination  Salustius  Popllius  Pblio:  in  welcherlei 
Fallen  die  Schreibung  des  Alterthums  selbst  es  niemals  zur 
Consequenz  gebracht  hat.  AIso  auch  nicht  viUa,  sondem 
villa  genau  wie  vllicus,  da  hier  die  Gemination  oder  Nicht- 
gemination  des  l  eine  Sache  ffir  sich  ist. 

ad  2)  Nur  mit  Einem  Worte  braucht  hier  erinnert  zu 
werden  an  die  pyrrichischen  Messungen  tUe  %ste  ipse  esse  %nde 
Onde  intus  inter,  nempe,  wohl  auch  hercle]  an  die  Yerkiirzun' 
gen  hunc  hdnc  hinc\  an  omnis]  an  Hxorem  exercitus]  an  drgen- 
tum  gubemdbunt  tabemaculum]  an  voluntatetn  iuventutis  feren- 
tarius,  voluptatem\  an  magtstrcUus  potestatem,  und  so  manches 
andere.*) 

ad  3)  Es  war  ein  Beweis  von  praktischer  Einsicht,  wenn 
Accius,  gegeniiber  dem  Griechischen  welches  doch  wenig- 
stens  f&r  zwei  Vocalgebiete  eine  sichtbare  Unterscheidung 
von  Lange  und  EOrze  besass,  dem  in  dieser  Beziehung  augen-  ^ 
falligen  Mangel  des  Latein  in  seiner  umfassenden  Schrifk- 
reform  (im  ersten  Viertel  des  7ten  Jahrh.  d.  Si)  dadurch 
abzuhelfen  untemahm,  dass  er  fiir  die  Naturlange  Yocal- 
gemination  einftihrte,  und  zwar  —  weil  im  Anschluss  theils 
an  das  Yorbild  des  Oscischen,  theils  an  eine  gewisse,  wenn- 
gleich  nicht  ganz  zutrefFende  Erscheinung  schon  des  6ten 
Jahrhunderts  —  AA,  EE,  VV  flir  a  e  w,  daneben  aber  durch- 
gehends  EI  fiir  f.  Wenn  in  letzterer  Beziehung  sehr  mit 
Kecht  Lucilius  als  Gegner  des  Accius  auftrat   und  wieder 


*)  Nicht  eigentlich  hieher  gehOrig,  weil  nicht  Positionflsylben 
betreffend,  ist  das  umgekehrte  Verhaltniss,  dass  ons  in  seltenen  FSllen 
die  Bcenische  Prosodie  anch  Vocall&nge  lehrt,  wie  z.  B.  nach  Lach- 
mann^B  (sn  Lncr.  p.  130  f.)  feinsinnigem  Analogieschlnss  ein  natn  qudm 
dum  n.  dgl.,  wenigstens  nrsprunglich ,  nicht  ndm  qudm  dum  (so  man- 
ches  Ton  den  dortigen  ErOrtemngen  anch  anfechtbar  bleiben  mag). 

49* 


772  UNSERE   HEUTIGE   AUSSPRACHE  DES   LATEIN. 

eine  phonetische,  ihr  entsprechend  aber  auch  graphisehe 
Scheidung  vornahm,  so  blieb  doch  von  nun  an  EI  ausscbliess- 
lich  als  Zeichen  fiir  langes  i,  niemals  fCir  %,  in  Geltung:  bis 
man  in  der  SuUanisclien  Periode  es  durch  Einfiihrung  der 
i  longa  I  zu  ersetzen  anfing.  Erst  in  deu  Caesarischen  ZeiteD 
endlich  begann  die  Beschwerlichkeit  der  Vocalverdoppelung 
in  der  Schrift  einer  neuen  und  zwar  sehr  einfacben  und 
zweckmassigen  Bezeichnungsweise  zu  weichen:  der  Setzung 
des  apcx  (friiher  recht  verkehrt  ^Accent'  genannt)  tiber  dem 
naturlangen  Vocal.  Ware  nun  irgend  eine  dieser  Unter- 
scheidungsarten  jemals  mit  Consequenz  durchgefiihrt  worden. 
so  stande  es  sehr  gut  und  erfreulich  fur  unsere  Erkeimtniss 
der  einschlagenden  Thatsachen;  aber  leider  ist  ihre  Anwen- 
dung  jederzeit  eine  so  sorglose  und  schwankende  gewesen, 
dass  man  deutlich  sieht,  sie  hat  sich  niemals  fest  eingebur- 
gert,  ist  den  Romem  niemals  gleichsam  in  Fleisch  und  Blut 
ubergegangen:  wie  es  denn  kaum  eine  und  die  andere  etwas 
langere  Inschrift  gibt  (wie  vor  allem  die  Lyoner  Claudius- 
tafel),  die  eines  jener  Sjsteme  voUstandig  und  ausnahmslos 
durchgefiihrt  hatte;  fast  immer  tritt  uns  nur  ein  sporadisches 
Vorkommen  entgegen.  Nichts  desto  weniger  verdanken  wir 
auch  dieser  Quelle  eine  Keihe  schatzbarer  Einsichten.  Z.  B. 
um  mich  hier  fur  jede  Kategorie  nur  auf  ein  paar  Belege  zu 
beschrlinken,  dass  es  pdstor  Mdrcus  lautete  wegen  PAASTOR 
MAARCVS,  iyrlscus  trlstis  wegen  PRlSCVS  TRlSTIS,  ordo 
brnammtiim*)  empttis  (trotz  emo)  wegen  ORDO  ORNAJVIEN- 
TVM  EMTVS. 

ad  4)  Von  den  griechischen  Transcriptionen  ist  bisher. 
wenigstens  theoretisch,  noch  am  meisten  Gebrauch  gemacht 
worden,  da  es  ja  in  der  That  nahe  genug  lag,  aus  cpficToc 
auf  Festus,  nicht  Festus  zu  schliessen,  aus  TTpuiEi^oc  auf 
prOximuSj  nach  Cr|CTioc  und  CeExioc  die  Unterscheidung  von 
^«7  Sestius  und  Srxtius  scxtus  zu  lixiren,  und  so  in  ungezahlten 
weitern  Fallen.  Aber  das  hindert  durchaus  nicht,  dass  man 
tagtliglich  nur  ^Cicero  pro   Sestio'  hort!    —    Da  fur  «  die 


*)  Also  ganz  falsche  Measungen   im  Trinummns  841    eum  ni^r*' 
6r\natu  nnd  852  luhninia  \  eo  orna  tu  ddvenit. 


UNSERE  HEUTIOE   AUSSPRAGHE  DES  LATEIN.  773 

Transcription  mit  ou  natQrlich  nach  keiner  Seite  einen  Aus- 
schlag  gibt;  so  tritt  hie  und  da  als  Ersatz  die  Schreibung 
mit  0  ein  wie  in  CEKONAOC  CATOPNIOC  —  secundus  Sa- 
tiimius:  wahrend  das  ebenfalls  yorkommende  u  an  sich  wie- 
der  nichts  entscheidet,  z.  B.  in  BENYCTOC  =  veniistiis.  — 
Griechisches  El  weist  selbstverstandlich  immer  auf  f  hin^ 
z.  B.  TTPEICKOC  =  prlscus. 

ad  5)  Jedermann  kennt  die  werthvolle  Belehrung  Cicero^s 
Orat  48  §  159  (wiederholt  von  GeUius  II,  17,  4.  IV,  17,  6), 
dass  es  zwar  tndoctus  tficlitus  u.  s.  f.  lautete,  aber  tlberall 
Yor  f  und  s  langes  tn  gehort  wurde  wie  Infdix  Insanus]  des- 
gleichen  ganz  entsprechend  zwar  camposuit  concrepuit  (trotz 
des  ursprtoglichen  icujv),  dagegen  confecit  consuevit  Aber 
wer  gibt  der  Belehrung  Folge  und  spricht  nicht  nach  wie 
vor  mfans  tnsipiens,  confert  consul  gleich  Vatem  und  Gross- 
vatem?  —  Eben  so  wenig  denkt  jemand  an  des  Qellius  II, 
17,  5  Unterscheidung  zwischen  pro  und  pro  in  verschiedenen 
Compositis,  z.  B.  prdferty  aber  profu/jfit]  noch  weniger  an  den 
von  ihm  VII,  15  besprochenen  Quantitatswechsel  in  quiescere 
stupescere  nitescere  u.  s.  w.;  —  am  allerwenigsten  an  die 
praktische  Beachtung  der  IX,  6.  XII,  3  behandelten  merk- 
wUrdigen  Uebergange,  wonach  neben  einander  ago  adus  actitd, 
rego  rectus,  lego  Uctus,  struo  structus,  pendo  pensus,  iingo  unctus 
u.  s.  w.  bestehen,  gerade  umgekehrt  aber  dlcto  dtctus  dictito 
duco  ducius.  Denn  wenn  auch  Lachmann's  Versuch  (zu  Lu- 
crez  I,  805),  diesen  Wechsel  durch  ZurUckfiihrung  auf  laut- 
liche  Gesetze  zu  erklaren,  nach  meiner  Ueberzeugung  viel  zu 
gekiinstelt  und  nicht  einmal  ausreichend  ist  (wahrend  die 
Sache  viel  einfacher  liegt  und  keinen  verstecktem  Grund  hat 
als  bei  legem  Ugo,  duco  dikein),  so  muss  doch  die  Thatsache 
als  solche  unangefochten  bleiben,  die  Lachmann  zueirst  wie- 
der  der  philologischen  Welt  ins  Gedachtniss  rief.  —  Das 
sind  indess  nur  besonders  hervorstechende  Hestimonia  clas- 
sica',  denen  sich  erganzend  eine  erhebliche  Beihe  jtingerer 
Zeugnisse  zahbreicher  Grammatiker  bis  auf  Priscian  herab 
anschliesst,  denen  wir  weitere  Belehmng  und  Bestatigung 
verdanken.  Sie  finden  sie  jetzt,  in  Folge  der  engen  Wechsel- 
beziehungen  zwischen  Accent  und  Quantitat,  am  schnellsten 


774  UNSERE  HEUTIGE    AUSSPRACHE  DE8   LATKIN. 

inFritz  Schoirs  sorgfaltiger  Zusammenstellung  der'Testi- 
monia  de  aceentu  linguae  latinae',  welche  dem  6ten  Bande 
der  Acta  soc.  phil.  Lips.  (p.  71 — 215)  zur  Zierde  gereicht 
488  Vielleicht  thue  ich  Ihnen  einen  Gefallen,  wenn  ich  Ihnen 
auf  einem  Beiblatt  eine  kleine  Liste  der  dort  promiscue  zur 
Sprache  kommenden  Punkte  beifuge. 

ad  6)   Schon  um  die  vorstehenden,  sich  yielfacb  beruh- 

renden,    durchkreuzenden,    deckenden    und    gegenseitig   (oft 

zwei-   und  dreifach)   bestatigenden  Ermittelungen,   vomehm- 

lich  aber  um  die  aus   ihrer  combinirenden  Betrachtung  sich 

ergebenden  Analogieschliisse    hat  sich   durch   mancherlei 

Vorarbeiten  ein  Forscher  verdient  gemacht,  dessen  hier  um 

so  mehr  mit  Ehreu   gedacht  werden  muss,  je  mehr  die  ort- 

liche   Zerstreutheit    seiner  Beitnige    ihrer  Wirkung    Eintrag 

gethan  haben  mag:  Wilhelm  Schmitz,  theils  in  der  Bon- 

ner  Dissertation  ^Quaestiones   orthoepicae'  (1853)    nnd   deni 

Diirener  Programm  ^de  I  geminata  et  I  longa'  (1860),  theils 

in  eiuer  langen   Reihe    von  Miscellen    des  Rheinischen  Mu- 

seums,   die   sich   durch  Bd.  X.  XL  XU.  XIV.  XVI  hindureh 

ziehen.      Ich   gebe  Ihnen   auch  von  diesen  Ergebnissen  aut 

eiuem  zweiten  Beiblatt  eine  einigermassen  zusammenfassende 

Uebersicht,  wenigstens  orieutirende  Zusammenstellung.    Von 

Einzelheiten  begniige  ich  mich  hier  nur  einiges  Wenige  in 

Beispielen  anzudeuten,    die  immer  eine  ganze  Gattung  Ter- 

treteu.     Vocalkiirzung  bewahrt   die   heutige   Aussprache  zu- 

fdllig  richtig  in  vetusfKS  modtskis,  campester  terrestris  ca-clcstis 

nocturnus  hodivmus,  secundus  tuendus]   vollkommen  unrichtig 

triigt  sie  sie  auf  forensis  accenstis  tdnsillae  und  alles  Gleiche 

iiber.   Grundfalsch  kiirzt  sie  hcnlgnus  ahiegnus  sujnum  u.  s.  w.: 

grundfalsch  mdxinms  m/ixilla  vexillum.     Keine  Notiz  nimmt 

sie  von  dem  durchgreifenden  Wechsel  der  Quantitat  in  /*tm^^ 

fontis,  niens  mhitis,  anians  amantis,  clomens  clementis,  Deberall 

in  unserer  schlechten  Gewohnheit  ist  es  der  leidigeVerkilrzunp?- 

trieb,  der,  ura  zum  SchUiss  noch  eine  kleine  Blumenlese  per 

saturam  hinzuzufiigen,  so  unberechtigt  ist  fiir  vestis  Ve^t^nus 

Norha  Iloscius  qulnque  Ilctor  crlsjms  Vtjysanius,  wie  allerdingi» 

an  seinem  Platze  in  optare,  Celsus  celsuSf   Vcspasiamts  v<^'}^i 

Longus  iongus,  Cothulo  corhis,  Nerva  ncfi^us,  Coscotwis. 


UN8£BE  HEUTIQE  AUSSPRACHE  DE8  LATEIN.  775 

Sie  sehen^  es  liegt  uns  ein  nichts  weniger  als  diirftiges 
Material  yor,  um  Ungewusstes  oder  doch  in  weitern  Kreisen 
Unbewusstes  wissbar  zu  machen.  Ein  Best  allerdings  bleibt 
iibrig;  ftir  den  es  Yorlaufig  an  einem  Entscheidungsgrunde 
fehlt.  Die  Wissenschaft  muss  eben  hier  weiter  helfen^  und 
sie  wird  es,  indem  sie  neue  Gesichtspunkte  zu  ermitteln  be- 
miiht  ist.  Indessen  auch  wenn  manches  ftir  immer  uner- 
ledigt  bleibty  sollen  wir  darum,  dass  nicht  alles  auszumachen^ 
das  in  so  grosser  Zahl  wirklieh  Ausgemachte  ignoriren  und 
dem  jedenfalls  massigen  Bruchtheil  des  Unbestimmbaren  in  489 
oberflachlicher  Gleichgultigkeit  zum  Opfer  bringen?  Muss 
man^  weil  man  nicht  absolut  richtig  zu  sprechen  vermag 
absolut  falsch  sprechen?  Auch  hier  ware  das  Beste  der 
schlimmste  Feind  des  Guten. 

Aber  freilich^  Uberblickt  man  die  Manigfaltigkeit  des 
oben  Zusammen-  und  Gegentibergestellten^  so  macht  sich 
leicht  das  unbehagliche  GefQhl  geltend,  wie  yieles  in  dem 
storenden  Gewirr  differirender  Quantitaten  lediglich  auf  Laune 
der  Sprache  zuriickgeht^  durchgreifender  Regel  sich  durchaus 
entzieht.  Was  sich  aber  selbst  mehr  oder  weniger  fest- 
stellen  lasst  von  allgemeinem  Gesetzen:  wie  will  man  dem 
Lateinsprechenden  mit  Aussicht  auf  Erfolg  zumuthen^  mit- 
tels  eines  dem  Gedachtniss  einzupragenden  Regelwerks^  wel- 
ches  noch  dazu  durch  —  wirkliche  oder  scheinbare  —  In- 
consequenzen  der  Sprache  selbst  offc  genug  Yon  Ausnahmen 
durchbrochen  wird,  sich  einer  in  Fleisch  und  Blut  tlber- 
gegangenen  Gewohnung  zu  entschlagen^  und  mit  blosser 
abstracter  Theorie  eine  lebendige  und  gelaufige  Praxis  be- 
griinden?  Geschweige  denn,  wenn  die  nicht  auf  ein  gemein- 
sames  Princip  zurUckzuftihrenden  Einzelheiteu  auch  noch 
auswendig  gelemt  werden  sollten^  etwa  nach  Art  der  Genus- 
regel  panis  piscis  crinis  finis  u.  s.  w.  Nein,  die  Sache  muss 
an  einem  ganz  andem  Ende  angegriffen  werden,  .wenn  sie 
gelingen  soll.  Die  gereinigte  Aussprache  muss  so  zu  sageu 
mit  der  Muttermilch  eingesogeu^  vou  der  allerersten  Stufe 
des  lateinischen  Elementarunterrichts  an  angeeignet,  alles 
Thatsachliche  ^ex  usu'  (nach  dem  alten  Schulterminus)  ge- 
lemt  werden.    Hat  der  Enabe  von  Anfang  an  niemals  anders 


776      UNSEBE  HEUTIGE  AUSSPRACHE  DES  LATEIN. 

gehort  und  gelesen  als  magmis  Uctus  trtstis  ordo  iustus,  so 
ist  er  in  den  unverlierbaren  Besitz  des  Richtigen  gelangt 
und  kann  gar  nicht  in  die  Versuchung  kommen^  jemals  auf 
ein  heutiges,  ihm  unerhortes  7nagnus  ordo  u.  s.  w.  zu  Ter- 
fallen.  Haben  Sie  hierin  unbedingt  Recht,  so  nicht  minder 
in  Betreff  des  aussern  Mittels,  welches  Sie  zur  Erreichong 
des  Zwecks  fur  den  Unterricht  in  Anwendung  gebracht  wissen 
woUen.  Statt  durch  ein  buntes  Gewimmel  von  uberflussigen 
Kiirze-  und  Liingezeichen  liber  den  einzelnen  Sylben  Augc, 
Sinn  und  Gedachtniss  zu  verwirren^  muss  es  als  eine  so 
©infache  wie  ausreichende  Methode  erscheinen^  nur  alle 
langen  Yocale  mit  dem  Langezeichen  zu  yersehen^  alle 
kurzen  dagegen  eben  als  nicht  lange  dadurch  darzustellen; 
dass  sie  ganzlich  unbezeichnet  bleiben.  Ein  Misverstand- 
niss  oder  eine  Ungewissheit  kann  auf  diese  Weise  gar  nicht 
entstehen. 

Dass  Sie  mit  der  vis  inertiae,  mit  Schlaffheit  und  Ver- 
4i«o  drossenheit,  mit  Vorurtheil  und  Eigensinn,  mit  praktischen 
Schwierigkeiten  und  Hindernissen  mancherlei  Art  zu  kampfen 
haben  werden,  verhehlen  Sie  sich  gewiss  selbst  nicht;  eine 
Generation  mag  leicht  dariiber  hingehen,  ehe  der  alte  Schlen- 
drian  vollig  tiberwundeii  ist.  Aber  das  Unternehmen  ist 
Mes  Schweisses  des  Edeln  werth'  und  schliesslich  wird  und 
muss  dem  Vernuuftigen  der  Sieg  bleiben,  wenn  auch  wir 
Alten    mit   unsern    ererbten  Jugendsunden   uns    nicht   mehr 

seiner  Friichte  zu  erfreuen  haben 

Friedrich  Ritschl. 

Postscriptum. 

Nachtriiglich  werde  ich  aufmerksam  gemacht  auf  einen 
Vortrag  A.  SpengeTs  iiber  'Deutsche  Unarten  in  der  Aus- 
sprache  dcs  Lateiuisclien',  der  in  den  Sitzungsberichten  der 
philos.-philol.  und  histor.  Classe  der  Miinchener  Akademie 
vom  J.  1874  Bd.  II  p.  234  ff.  gedruckt  ist.  Derselbe  beschaf- 
tigt  sich  jedoch  hauptslichlich  nur  mit  dem  was  mir,  als 
allgemein  bekannt,  durchaus  Nebensache  war:  mit  der  Aus- 
sprache  der  Consonanteu,  im  Vocalgebiet  aber,  abgesehen 
von   einigen  Bemerkungen  iiber  Diphthonge  sowie  uber  Ac- 


UNSEBE  HEUTIOE  AU8SPRACHB  DES  LATEIN.  777 

centaation,  nor  mit  den  landlaufigen  Dififerenzen  Yon  pqpulm 

und  poptdus^  mdh  (von  malle)  und  mdlo  (yon  mdlus)  u.  dgl. 

Gerade  Yon  demjenigen,  was  Yorstehend  in  den  Vordergrund 

gestellt  wurde^  und  woYon  allerdings  nach  meiner  Meinung 

das  *hic  Rhodus^  hic  salta'  gilt^  ist  nicht  mit  Einem  Worte 

die  Rede.   —   Wenn  man   aber  irgendwo   eine  klare,   aber- 

sichtliche;  yollstandige  und  zusammenhangende  Darstellung 

des  oben  erorterten  Gesichtspunktes  zu  erwarten  ein  Recht 

hatte,   80  ware  das  doch  gewiss  in  einem  Buche,   welches 

den  Titel ^Ueber  Aussprache,  Vocalismus  und  Betonung 

der  lat.  Spr.'   an   der  Stirn  iragt.     Allein  diese  Erwartung 

beiriedigt  Corssen  keinesweges  in  erwiinschter  Weise.    Der 

Stoff^  statt  einheitlich  zusammengefasst  zu  werden,  ist  zer* 

rissen  und  zersplittert.     Einzelnes  wird   beim  Alphabet  be- 

riihrt;  anderes  bei  der  Aussprache  der  Consonanten,  anderes 

bei  der  der  Yocale;  und  hauptsachlich  tlberall  Positions-  imd 

Nichtpositionssylben  durch  einander  geworfen  u.  dgl.  m.    Das 

neueste  Buch,  die  (beilaufig  an  recht  breiten  Wiederholungen 

leidenden)   ^Beitrage  zur  italischen  Sprachkunde',  macht  die 

Sache  nur  iibler.     Von  frtthern  Aufstellungen  wird  jetzt  mit 

auffallendem  Schwanken  des  Urtheils  das  gerade  Gegentheil 

gelehrt.    In  kraukhaft-eigensinniger  Verneinungssucht  werden 

p.  276  ff.  281  (vgl.  Rhein.  Mus.  XXV  p.  431  f.)  aber  Mgnus 

rignum  stagnum  u.  dgl.  kaum  verzeihliche;  weil  von  entschie-  49 1 

dener  sachlicher  Unkunde  oder  methodischer  Schwache  zeu- 

gende  Falschheiten  vorgetragen.     Hier,  wie  in  recht  vielen 

andem  Punkten,  thate  eine  sehr  grUndliche  Reinigung  Noth^ 

wenn   nicht  LernenwoIIende   durch   Corssen's    'haltlose   und 

ganzlich  verungliickte  Reactionsbestrebungen'  in  die  Irre  ge- 

fuhrt  werden  sollen.     Ein  kurz   gefasstes   'Hiilfsbiichlein  fiir 

lateinische   Rechtsprechung'    wiirde    hier    ebenso   niitzlich 

wirken    konnen^    wie  W.  Brambach's    ' Htilfsbflchlein   fiir 

lat.    Rechtschreibung'.     Und    ein    solches   wird   ja   wohl 

nicht  allzu  lange  auf  sich  warten  lasseu. 

F.  R. 

Beiblatt  I. 

F.  SchoITs  *Veterum  grammaticorum  de  accentu  lin- 
guae  latinae  testimonia'.  —  I.  Vocallange  in  Positions- 


778      UNSERE  HEUTIQE  AUSSPRACHB  DE8  LATBIN. 

sylben:  p.  83  (xxii)  vox  lux]  —  p.  108  (lxix)  lux  mans 
fons]  —  p.  112  (lxx^)  doctus^)'^  p.  113  (lxxi**)  Hor^nsius 
=  'Oprrivcioc  (Dosith.).  —  p.  117  (lxxi"")  insula,  nebst  conf- 
cons'  inf'  ins-,  —  II.  Vocalkiirze  in  Positionssjlben  (ein- 
zwei-  dreisylbiger  Wbrter):  p.  108  flf.  (lxix)  ars  pars  pix: 
nix  nox  dux  nux  fax^)\  —  p.  116  (lxxi^)  est  arx^  —  p.  85 
(xxvi^),  111  ff.  (lxx),  147  (xcix®)  arma  arcus]  —  p.  110 
(lxx**),  112  (lxx^)  sollers  cohors]  —  p.  112  (lxx*)  canfo 
condo  ciuro   salto  pinna  secta\  —  p.  116  (lxxi*)  primeps^)-^ 

—  p.  119  (lxxu*)  asper  pulclier]  —  p.  107  (lxvi)  CamilhiS] 

—  p.  113  (lxxi)  Metellus  Catullus  Marcellus  tabeUae  fcne- 
strac]  —  p.  116  (lxxi^)  cancelli  lanistae^  —  p.  120  (lxxii*') 
cart'cta\  —  p.  179  (cxl)  contio^). 

*)  'Denn  Martianns  Cap.  lehrt,  Vegen  der  Uknge  des  e  musse  « 
(hkte,  nicht  docte,  heissen.'  P.  S.  —  *)  'Bei  Victorinua  (LlXi)  ond 
Pseudo  Priscian  auch  paxl^  F.  S.  —  ^)  ^prtnceps  sehr  verdachtig,  auch 
nur  bci  Pompejus.'  F.  S.  —  *)  ^contio  mir  ebenfalls  verdachtig,  obgleich 
in  einer  soust  guten  Stelle  des  Diomedes.'  F.  S. 

Beiblatt  II. 

W.  Sclimitz's  zerstreute  Orthoepiea.*)  —  I.  Selb- 
sttlndige  Scliriften.  1)  ^Quaestiones  orthoepicae',  Bonner 
Dissertation  von  1853  (5  Jahre  Tor  dem  Erscheinen  des 
Corssen'schen  Buches).  Handelt  von  e  und  o  vor  ns,  von  t 
und  0  vor  nt-^  von  griechischen  Transcriptionen,  worin  I  und 
6  (abgesehen  von  etymologisch  durchsichtigen  Fallen  wie 
voKTOupvoc);  von  o  und  e  vor  geminirten  Consonanten  (r^X- 
Xioc).  —  2)  ^Studia  orthoepica  et  orthographica  latina^ 
Durener  Gymnasialprogramm  von  1860.  Handelt  eingeheud 
i:»-'  Me  I  geminata  et  I  longa'.  Womit  zu  vgl.  Rhein.  Mus. 
XVm  p.  144  ff.  -  11,  Miscellen  des  Rheinischen  Mu- 
seums  von  1854  bis  1861.  Und  zwar  Bd.  X  p.  110—111: 
die  Participia  praes.  auf  cns  ans;  —  p.  112 — 115:  die  En- 
duugen  erms  cnsius  cnsimus  onsus]  —  p,  115 — 118:  Bespre- 
chung  verschiedener  Apices,  wie  dctis  u.  dgl.,  adlcctus  impensn 
Mdrcus  (vgl.  MAARCVS,  MAAPKOC),  &rdmis  u.  s.  w.,  ndrru 

*)  [Inzwiscben  gcsammelt  in  Schmitz^s  Beitragen  zur  lateiniFcheD 
Sprach-  luid  Literaturkunde.  Leipzig  1877.     C.  W.] 


UNSEBE  HEUTIGE  AUSSPRACUE  DE8  LATEIN.      779 

regnum  Mdrtis  pdstoris  (vgl.  PAASTORES),  iiisti  prisco  (vgl. 
PEISCO,  nPEICKOC)  u.  8.  w.  —  Bd.  XI  p.  146—148:  die 
Endungen  emus  emius  eminus,  iimus  Hrnius  uminus,  undiis 
endus'^  —  p.  149 — 150:  Miintanus  und  Aehnliches] —  p.298 — 
300:  Verbesserungen  bei  Ptolemaus,  Strabo,  im  C.  I.  Gr.,  bei 
Fabretti  und  Gruter;  —  p.  300:  Zusats^  zu  omamentHnly  Mdr- 
cuSj  Valens]  —  p.  300—301:  ensis  esis,  essis,  onsus  osus  ossus] 
—  p.  614—615:  die  Endungen  ustus  estus  ester  estis  esticus  esti- 
nus  estris]  —  p.  615—617:  qulnque*)  llctor  crlsjms  Vlpsanius 
trlstis,  —  Bd.  XII  p.  289 — 290:  axilla  maxilla  pdxillus  tdxil- 
lus  vexillum]  —  p.  290 — 291:   die  Prosodie  vor  gn  (vgl.  Bd. 

XXV  p.  431  f.).  —  Bd,  XIV  p.  636-637:  PVTEOLIS  auf 
derselben  Inschrift  mit  den  Apices  accensas  consuli  augustdlis 
uxori  adiiitor  frdtri.  —  Bd.  XVI  p.  486—488:  tonsillae  tdsillae 
tossillae.  —  Daneben  tlberall  noch  manches  sich  mit  den  an- 
gefiihrten  Hauptthemen  beriihrende  'gelegentlich  eingestreut. 


♦)  'In  dem  Citat  far  KO€INTOC  aus  dem  C.  I.  Gr.  ist  2083  Druck- 
oder  Schreibfehler  statt  2003.  Mit  der  Entdeckung  dieses  VersebenB 
iet  doch  aber  wabrlich  die  Form  Belbst  nicht  aus  der  Welt  geschafft, 
wie  es  nach  Corssen  Beitr.  z.  ital.  Sprachk.  p.  252  f.  scheinen  muss.'  W.  S. 


REGISTER. 


I.  Nameii-  und  Sacliregister. 

Abkiirzungen  s.  Compendia  Cantria  gens  19  f.  A. 

Accins     als    Oi*ammatiker    142  ff.    carmen  220.  298  ff. 

153  ff.  358  ff.  376. 492  A.  687  f .  771  f.    Carvilius ,   Sp.,   Ordner  des  Alplia 
aedicuJae  352  f.  beta  226.  228 

Aequitas  288  castus  519.  534  f.  730.  733 

Aesculapius  (Merre)  661.  669  Ciacconius,  P.  187  f.  195.  211 

dYvOOec  s.  Bescbwersteine  M.  Claudius  Marcellas  329  ff. 

Anicia  gens  515  cognomen  s.  Namen 

C.   Anicius   L.   St.   1.    Praenestinus   Compendia:  435  f.  442  f. 

(Kiinstler  oder  Handwerker)  515  f. 
Appia  gens:  Sonderstellung  593. 651 
M\    Aquilius    (Gallus?)   [cos.   653J 

126  f. 
Archaeologie  s.  Epigraphik 
A.  Atilius  Calatinus  221 
Caeso    Atilius    Campanus    (figulus 

saec.  V/VI)  518 

Bassulus  8.  Pomponius 

Bellona  289 

Bernays,  J.  172.  283.  470.  663  A. 

Beschwersteiue  677  tf.  dYvOBec  678. 

G85.     Xelai    678.  681  A.    Xaidc  (?) 

678  f.  A.  Kliasteine  681  A. 
Boherellus,  E.  191 
Boissardus,  J.  100.  111.   112 
Boi.ssieu,  A.  de,  753  ff. 
Borghesi,  B.  2.  6.  11.  13 
Bruun,  H.  352  f. 
Bucheler,  F.  428  ff.  663  A. 

Caesar,  C.Julius,  als  Grammatiker 
61  f.   138  f.  313  ff. 


A.  D 

687.  595.  64j 

AP 

589 

AR 

9 

AVR 

326 

B.  V  .  V 

251  f. 

C-  S.  NP  . 

A 

48 

CHO,CHOR,CHORT  489 

CL 

326 

CONS,  GOS 

326.  3S7f. 
645 

D  .  0 

50  f.  53 

D  .  T.  HS  .. 

•  Jcj   • 

I     47 

DE  .  CONL  . 

SEN 

429 

DE . S  .  S 

436 

E. A. D. P 

440 

F 

326 

FIL 

511  A. 

FIL  .  CARISS 

12 

FL 

326 

G 

554.  5JsSf. 
643 

GLA 

511  A. 

GN 

554.  58S  f. 
643 

NAUEN-  UND  8ACHBEGI8TEB. 


781 


Compendia:    H 

618 

HARISP 

61  lA 

HER 

618 

I.E  .S 

46 

IF    P.R 

440 

INij' 

9 

INTE,  INTR,  INTER, 

INTERK,  INTER. 

KAL  610  f.    630. 

646 
K  618 

K,  KAL  612  f.    620. 

647  f. 
L    I     XXVI  601.  626 

L  .  M  .  N  10 

LIB  611 A. 

(M  .  L  .  N  10) 

NVM  636  ff. 

O.M.CPF.V.C.C.TVE 

61.  72 
P.I.R.P.QIS     440 
POP  178  A. 

PR  .  Q  63 

QVl  13 

S,  S  .  L  .  R  .  (I  .  C  . 

Q  .  0  .  0  .  R  .  E)      61.     66  ff. 

73  ff. 
S  .  B  60  f. 

SALARI .  SOC  .  S        661  f. 
SP,  SPE,  SPECT,  SPECTAT  647. 

676.  682  f.  687.  696.  626.  629  ff. 

666 
SVA  .  P  .  D  .  D  4 

V  .  CONS  327.  332 

V  .  F  7  f . 

V  .  P  7  f . 

V  .  V  9.  602 
conquisitio  fugitivorum  128 
Corssen,  W.  777 

Calt  latmischer  Qfitter  in  Etmrien 
279.  der  Aeqoitas,  Bellona,  For- 
tona,  Juno,  X<avema,  Salus,  des 
Aesculapius,  Hercules,  Volcanus 
8.  diese  Namen 

curaior  aquanm{und  viarum)  430  ff. 


Cureiye,  inschrifblicbe  s.  Epigraphik 

Dedication   s.  Votum.    xaTd  irp6c- 

TaxiLia  666  f. 
Dictatur  von  Nicht-Consularen  497. 

603  f.  626  ff. 
Donaiionis    instrumentum     Flavii 

Syntrophi  2  f.  16 
duumvir  quinquennalis  19f.  A. 

EnniuB  als  Grammatiker  109. 401  ff. 

Epigraphik,  griechiBche  390  A.  La- 
teinische:  in  Italien  und  Deutech- 
land  1.  Vorsicht  in  Anwendung 
der  Kritik  16  f.  29.  Annahme 
Yon  Schreibfehlem  66.  248.  scbe- 
dae  Iff.  Copien  echter  Stilcke 
609.  660.  Beispiele  yon  Doppel- 
inschriften  auf  zwei  Seiten  des- 
selben  Denkmals  6  f.  10  f.  13. 
Ueberh&ngende  Worte  bei  metri- 
BChen  Inschriften  260.  Nothwen- 
digkeit  der  Autopsie  und  Facsi- 
milirang  38.  193.  236.  342.  367. 
390.  427.  606  A.  610.  623  A.  649. 
763.  Epigraphik  und  Numisma- 
tik  383.  Werth  fttr  KuuBtge- 
Bcbichte  669.  661  f.  Die  InBcbrif- 
ten  fester  AusgangBpunkt  zur 
FeBtstellung  derGesetze  des  Sa- 
tumischen  VerBmasBes  83.  426. 
760.  Grandlage  fiir  spracbliche 
UnterBucbungen  182.  642  A.  618  f. 
Fdrderung  der  Cbronologie  der 
InBchrifben  durch  Bprachliche  Un- 
tersuchungen  126.  ChronologiBcbe 
Bestimmung  auB  den  Schrifkzilgen 
339  ff.  396  f .  Epochen  der  Schrift- 
typen  611.  SchrifkunterBcbiede 
durch  daa  Material  bediogt  334. 
336.  346.  687.  694  fi.  708  A.  726. 
InBchriftlicbe  Cursiye  611.  687. 
VulgarBchrift  611.  687. 

N.  FabiuB  M.  f.  M.  n.  Buteo  (cob. 
607.  mag.  eq.  636)  606  A. 


782  NAMEN-   UND   SACHBEGISTEB. 

Fortuna  10  f.  395.  479  f.  Lipsius,  JuatuB  186  flF.  211 

Forum  Popilii  127  ff.  IWwstrata  817  A. 

Cn.  Fulvius  Cn.  f.  Cn.  n.  Maximus   Livia,  Eopf  auf  einer  Gladiatoren- 

Centumalus  (dict.  491)  605.  628  A.  tessera  (?)  697 

Liyius  Andronicus,  sprachlicfaer  Eid- 

Gansauge,  v.  689  f.  fl^gg  228  A. 

Garrucci,  R.  383  ff.  556  f.  Lucilius    als   Grammatiker   163  ff. 

Gewichtsteine  673  ft.  ggj,  375    77^  f 

Gildemeister,  J.  468  f.  667  ff.  i^i  ^^d  mwwra  637  ff. 

Gladiatoren  584 

Gladiatorenspiele:    Tage  derselben  fnagistri  (deorum)  514 

632  ff.  645.     Palme  ala  Preis  626.  magiatri  equitum,  Congularen  und 

in    Municipal-    und    Provincial-  Nichtconsularen  606 

stadten  548.  591  A.  e.  mimus  und  Marchi,  Padre  251.  280 

TcBserae.  Mausoleum  luliorum   bei  S.  BemT 

Gozze,  Gauges  de,  189  f.  201  f.  55^  q 

Guarini  18  ^.  Minucius  C.  f.  (dict.  533)  497  ff. 

Guidobaldi,  de,  532  525  f.  629 

,^  „  .      ,„           „  M.  Minucius  L.  f  C.  n.  Bufns  (cos. 

Ilelbig,  W.  521  f.  537  ^^^                        ^^^.     .,,^  .   ^^.  . 

Hellwald,  F.  v.,  744       ^  ^^'f."'^'  '^' 

Hercules   Mueagetes    101.    Sanctus  MommBen,  Th.   17ff.    63ff.    l«8ff. 

102  f.     lempel   m    Rom    95.    m  ^54.  283.  323 

Reate  104  ,      ^.^ 

^,     „         «.  munerartus  640 

Huschke,  Ph.  E.  63  ff.  ^     ,  ..              .^„ 

'  Mun(n)ia  gens  103 

wiunium  533  f.  *'*"^''^  {gladiatorium)  637  ff. 

luno  Lanuvina  351.  353 

Namen:    cognomen     ohne    nomen 

Kellermann,  0.  2.  193  455  A.    praenomen    weggelasaeD 

Kestner,  H.  596  571.  608.  612.     Zusatz  des  Vater- 

Kliasteine  681  A.  ^^^  Grossvatemamens  195.  326 

Komoedientitel,  griechiache  233  Numismatik  s.  Epigrapbik 

Xaidc  (?)  678  f.  A.  Orelli,  J.  K.  373  A. 

latorcs  s.  lex 

Lavema  288  Perioden  der  Schrift  s.  Epigraphik 

Legionenzahl  um  die  Zeit  des  Han-  Pighius,  St.  184.  186  ff.  211 

nibalischen  Krieges  501  ff.  Plautuadidaskalie  511  A. 

Xeiai  678.  681  A.  pocuJa  mit  Gotternamen,  ihre  Be- 

Lcx  XII  tab.  'carmen'  300.  lex  lulia  stimmung  289  f. 

peculatus    62.    80  f.     Sempronia  C.  Poetelius  C.  f.   C.  n.  Libo  Vi- 

agravia   129.     Angabe    von    Zeit  Bolus  (cos.  408.  [421?].  428.  dict. 

und  Ort  bei   lepcs  popidi  liotna-  441)  528  A. 

ni  439  ff.     Zahl  der  Jatores  resp.  M.   Pomponius   Bassulos,   Komoe- 

rogatorcs  437  ff.  444  f.  diendichter   des   zweiten ,  Dicht 


NAMEN-   UND   SACHREGISTER. 


783 


dritten  Jabrhunderts  n.  Chr.  19. 

21  f.  seine  Orabschrift  28  ff. 
P.  Popillius  Laenas  (cob.  622]  127  ff. 

8.  Forum  und  Via 
praenomen  s.  Namen 
ProbuB  8.  Yalerius 
Protogenes  Clovlei  110 
promus  291 

QuintilianuB  als  Grammatiker  155 

Reihenfolge  der  Wilrden  221  A. 
rogatores  s.  Lex 
Rudorff,  A.  738  ff. 

Sahuii,  GenoBBeuBchaft  yon  publi- 

caoi  662  ff. 
SaluB  288 

Sanc(t)ua  Fidius  101  ff. 
SatumuB  268  ff. 
SceniBche   Poesie  in   Rom  in   der 

Bp&tem  Zeit  21  f. 
Schedae  epigraphicae  1  ff. 
Schmitz,  W.  489  A.   531.  774.  778 
Schfill,  F.  777 
Schrift  B.  Epigraphik  und  Alpbabet 

(Register  II) 
Sklayen  als  Administratoren  664 
SkUyenkrieg  (622  beendigt)  127  f. 

180 
8oeU  612  f.  646  f. 
SortoB  Traenestinae'  395  f. 
Spangenberg,  £.  37.  116 


SuUia  gens  10 

P.  Sullius  ZoticuB  5f. 

tectum  cum  clatris  ferreis  13 
Teseerae  646  ff.   569  f.   672  ff.     Ge- 

Btalt  672.  684  f.  597.  598  f.  601  f. 

606.    617.    643.    646  f.     Material 

572.    580.    588.      Durchbohrung 

569.    601  ff.    606.   616.   625.   646. 

648  A.  Zeilenfolge  586. 599.  606  f. 

Umrahmung  der  Zeilen  609.  616. 

Bestimmung  628  ff. 
TurpenuB  523 

P.  ValeriuB  Poplicola  (cos.  402.  mag. 

eq.  422)  505  A. 
ValeriuB   ProbuB   'notae  iuriB*  59. 

73.  442 
Varro,  M.  TerentiuB  169. 171.  266  f. 
L.  VeturiuB  Philo  (cos.  534.  dict. 

537)  504 
Via  Popilia  127  ff. 
VolcanuB  ^89 
Votum  und  Dedicatioui   rcBp.  Lo- 

cation  216  A. 
Vulg9.r8chrifb  b.  Epigraphik 

WaBserleituDg  483  f. 
Weberei  677  ff. 
Wieseler,  F.  655 

Zangemeiflter,  C.  565 
Zarncke,  F.  681  A. 
Zell,  E.  37.  753  A. 


11.  Sprachlich-metrisches  Register. 

A  B.  Alphabet  nud  Vocale  dnimtda,  opituma  258.  750;  ygl. 

AbhitiYanf  d  206.  284  A.  762;  Ab-  Apex 

lativ  und«Dativ  anf  «,  t  177.  661.  actue,  acUto  773 

734;  KoS (hos,hovs)  hus,  htM  118.  Adjectiva  auf  ttmtM,  emuSy  itemus 

213.   234.   re  sua  difeidem  134.  272;  auf  am,  arius  464  f.  467  f. 

Vgl.  Declination  adiavtare  117  f.  167.  161 

Accent    der    lateinischen    Sprache  adque,  atque  164 

765  f.;  im  SatnnuBchen  VerB  213;  advivere  255 


784  SPRACHLICH-METRISCHES   REGISTER. 

ae  8.  Vocale  701  f.    710.    716  f.    720.  765;   des 

Aecetia  283  flF.  567  T  511.    701.    708  A.;   verlangert 

aedicla  107  94  A.  379.  709.  710.  716;  Gestalt 

aei  8.  Vocale  des    V  716  f.   721;    dea   X  705. 

aequos  286.  748  716;  des  ^721;  des  Z  721.  Zahl- 

aae  flando  feriundo  661 A.  zeichen    432.    445.    704 1.    722  ff. 

Aesernim,  Aeserniom  471  f.  Ligaturen  585.590.  -|-  =  IT  392  A 

aeviternus  244  ibl  679.    645.     Vgl.    Consonanten 

aeum  (aevom)  159  und  Vocale 

af  121  f.  232  A.  aUerim  (=  altrinsecus)  175 

ai  8.  Vocale  dltrius  175 

Aisclapi  564  animula,  Accent  253 

AJcumaeo  174  ante   diem    Kal.    nnd  pridie    KaJ. 

Alcumena  174  757  ff. 

AUria  215  ^n^toco,  ^ndocw  Nom.  131.  166.  232 

oZis,  a/td  452  ff.  461  ff.  aZt  Dativ  454.  ape,  apor,  apud  406;  aput  164 

554  Apex  155.  375  ff.  389  ff.  765.  772 

Alphabet,  messapisches  387  f.    La-  Apokope  vgl.  Consonanten 

teinisches:  Entwickelungege-  Apolonis  516.  520 

schichte  und  Formenlehre  226  ff.  aput  s.  ape 

091.   699  ff.     Antike  Gestalt  dea  ara  (=   s(^u2crum,    inofiumentum^ 

A  363  A.    386  f.  430.    687.    702  f.        cippus)  13 

706.  707  A.  713  f.  718:  720.  766;  Archelaos  166.  232 

deai?  345.  715;  des  C  705.  716f.;  arduofn  (=  arx)  164 

desD  716;  des  E  91.  345.  358  ff.  Arimn(tim)  486 

388.    391.    520.    701.   716  f.    719.  -aris,  -ami5  464  f.  467  f. 

720;    des    F   345.    360    A.    701.  Aspiration  s.  Consonanten 

708  A.    716  f.    719;    des    IT  716;  Assimilation  8.  Consonanten 

des  /511;    Aehnlichkeit  dessel-  atque,  adque  164 

ben    mit  J&  5;    I  longa   165  A.  Auasprache  des  Lateinischen  765  ff. 

179.  204.  355  ff.  382  ff.  425.  570  f. 

649.  765.  772;  Gestalt  des /iT  717.  B  s.  Alphabet  und  Consonanten 

720;  des  L  94.  213  f.  A.  237.  293.  balineae ,    balineaHum,    balineator 

495.     511.     614.    600.     694.    701.        172.  176  f. 

708  A.  71G.  720.  765;  des  31  333  f.  Barn<ieus,    Barnaes  455.  464  f.  A, 

335  ff.    347.   388.   430.    517.    609.        473  f. 

700.  707  f.   710.   716.   718  f.   721.  Beleropanta  296 
72G;    des    N   707  f.A.    716;    als  B ell ius,  Duellius  19b 
Nasalvocal    509;   Gestalt   des   O  Belolai  294.  667 

705  f.    71Gf.    765;    des  P  341  A.  Bilios,  Duilios  195 

345  ff.  551  f.    579.   588.  609.  645.  Bindevocal  272  f.  730  ff. 

651.    694.    700  f.    710.    715.    719.  Bovfdio  490  A, 
726.  765;  des  Q  334  f.  536.  626. 

701.  705.  716.  719  f.;  des  B  344.  C  s.  Alphabet  und  Consonanten 
511.  707.  716  f.;  des  S  609.  626.  Caeicianus,  Caeicius  123 


SPRACHLICU-HETBISCHES   BEQISTER. 


785 


CaeicQius  123.  140 

Gaeilius  123 

edUcare,  calicare  132.  172.  177 

Caliihuce  148 

carifio  109.  134 

carmen  220.  298  ff. 

eaussa,  kaussa  46 

Celaus  774 

Cerus,  Kerus  282  f. 

cesor  140 

Ce^a  286 

cho,  ckor,  chort  (=  cohors)  489 

citus^  cttus  277 

Claoaeln  b.  Verae 

elovaca,  doaca,  cluaca  118. 147. 157f. 

CJovatius,  Cluatius  160.  162 

Clovius,  Cluvius,  Cltientius  160 

Clovlius,  CluUius,  Cloelius  118.  158. 

160.  490  f. 
'dwm,  'Culum  173 
Cocero  679  f. 

Coera  (Coira?)  666  vgl.  coirare 
cognitus  277 
cotnuc»  180 
cotMfkc  140 
coiperit  168 
coirare,  coerare,  (coverare),  covrare^ 

corare,  curare  168. 490  f.  613.  516  f. 
colina  233 
columen  176 
ctwj,  con  93 

com,  gtiom  Praep.  287  f. 
comoinis  168 

Compendia  s.  Register  I. 
composeiverunt  118 
con  nnd  m^  verschiedene  Quaniitat 

vor  f  nnd  8  nnd  vor  anderen  Con- 

sonanien  773 
condliaholeis  91 
condumnari  66  f. 
conflovont  s.  /lorto 
Conjugatton  i.  Infinitivus,  Partici- 

pium,  Perfectum,  Praesens  und 

einzelne  Formen 
conquaeisivei  123.  140 

FR.   BITBCHSLII    OPV8CVIA    IV. 


conqtMcrere  141 

consol,  consul,  consolere^  consulerey 
91.  117  A.  132.  233  f.  vgl.  cosol, 
cosolere 

consolamen  27 

Consonanten  im  Anslaut  verdunkelt 
und  geschwunden  404  ff.  480;  m 
93.  126.  1331  166.  344  A.  404. 
565  f.  765;  S  406.  406  A.  766;  l, 
r  406;  d,  t  406  f.;  nJt  407  f.  Aspi- 
ration  89  ff.  147  f.  667.  671.  686 f. 
646.  662.  765.  Ausfall  des  n  vor 
S  140.  508.  630  A.;  vor  i  140. 
760  A.;  des  v  488;  vgL  Vocale 
(ov).  Qemination  87  fi.  126.  166. 
166  ff.  229  A.  232  A.  263  ff.  299. 
355  f.  571.  592.  766.  771.  Ueber- 
gang  von  n  in  m  vor  p  92  f. ;  von 
d  in  t  164  (t  in  d  406  f.  A.);  von 
dv  in  h  196;  von  <;  in  c  206. 
222 ;  von  quo  in  cu,  qu  765 ;  von 
^  in  c  287 1 ;  von  c  in  ^  687.  C, 
K,  Q  492  A.  687.  h  =  lca  492; 
9^»  99  ^nc,  ng  144.  xs  11.  30. 
765.  f,  s  146.  vgl.  Alphabet  nnd 
Position 

contrd  109 

Copula  B.  et 

corare  b.  coirare 

corbis,  Corbulo  774 

Corinthus  und  Corinthum  86  f. 

Cosconius  774 

Cosentia  140 

cosol,  cosolere  140 

covrare  a.  coirare 

crispus  774 

curare  b.  coirare 

CurciuSy  vielmehr  Curtius  615  f. 

D  8.  Alphabet  und  Consonanten 
daktyliscbe  Poesie  s.  Yerse 
Damia,  Damios,  Damium  294 
danunt  [danam,  danej  134 
Dativ  von  griechischen  Nomina  auf 
tic,  ti  und  a  auf  fnt,  eti,  ati  10; 

50 


786 


SPRACULICH-METRISCIIES   REGISTER. 


der  1.  Decl.  auf  e  280;  Dativ  == 
Ablativ  408.  481.  Vgl.  Ablativ, 
Declination  und  lovei 

deUur  488 

decalecare,  decahcare  177 

Declination  griechischer  Nomina  auf 
r|C  und  r\  10;  auf  ic,  iv  (=  loc, 
lov)  44G  IF.  4G5;  lateinische  auf 
(es)  is  (=  ius)  449  ff.  467  f. ;  os- 
kische  und  umbrische  Nomina 
auf  is  451  f.  472  f.  Analogien  aus 
anderen  Sprachen  4G8  f.  Verwit- 
terung  der  Casusformen  im  La- 
teinischen  408.  4G0.  Vgl.  Abla- 
tiv,  Dativ,  Genitiv^  Vocativ,  Pro- 
nomen  und  einzelne  Formen 

Jkctuninehns  132.  224  A. 

deda  407  f. 

Dedio  177 

dedro,dedrotMO.  173.  180.407.  400 

deficatum  141 

delcnimen  27 

deposierunt  119 

detolerit,  detuhrit  91.  132 

dextera  174  f. 

DichtungKgattungcn  s.  Vorse 

dicto,  dictus,  dictito  773 

niesjitr  485 

Differenzierung  2G2 

IJiiovis  465 

Diphthouge  s.  Vocale 

dis,  dius  465 

I)isj)ifer  4G5 

distisum  141 

diuturnus  272 

dovccre  117.  157.   1G2.  490  ff. 

Dovmius  481  ff. 

drachuma  174 

diictus  773 

E  8.  Alphabet  und  Vocale 

-edius,  -cidius.  -^dius,  -idius  357  A. 

oi  s.  Vocale 

eiy  nicbt  hei  110 

eis,  is  316.  384  A. 


cisdem  a.  idern 
-eit,  -it  8.  Perfectum 
-eius,  -%us,  'ius  262  ff. 
Ekthlipsis  b.  Vocale 
emeru,  efnerui  140  A.  408.  40yA. 
emptus  772 
cn,  in  205 
endus  774 

Epenthesis  s.  Vocale  (Synkope; 
-ermis  774 
Eromini  5 
Eruc(ina)  149 
-escere,  Quantitat  773 
-cstus,  -ester,  -estis,  -estris  774 
et  zu  Verbindung  der  Consulnamen 

620  ff. 
cx  voto  216 

exaestumo,  existumo   140.  287.  77«» 
exfociont  205 
exoJatum  233 
expilenurU  134 
exquaerere  141 
exfera  174  f. 

F  8.  Alphabet 

/VictZta  daktyli8ch  98  A.  106  f. 

facilia  facere  103 

/actfiif?  (=  /hdo)  519.  533.  729  tf. 

/aft/5  (=  /fl/Mm)  247.  253  f. 

fect  173.  388.  487 

ferinunt  134 

Festus  772 

fimhria  62 

//(>r«o,  con/lovofU  118. 159f.  163.  iHl 

foedere,  foideratei  168 

Fo.s«os  173 

Fovlvius,  Folvius,  Fuhitis  118. 1*»T. 

344.  490 
Fovrio,    Fovr,  Fov   117.  157.  4i»«' 
fruniscor  135 

6r  s.  Alphabet  und  Consonant^n 
Gemination    s.    Consonanten    uis>i 

Vocale 
Genitiv  griechischer  Nomina  a«f  r\i 


SPRACHLICH-METRISCHES   REGISTER.  787 

■ 

mkd  11  auf  enis,  etis  10;  der  1.  inde  762 

Decl.  413 A.  606 f.  630,  auf  a  (?)  infera  172.  174 f. 

665  f.,  auf  es286;  der  2.  Decl.  auf  Infinitiv  auf  ier,  ie,  i  412 

i^  454  ff.,    auf  t,   ii  461.    467  f.  Infiad  116.  232 

623  ff.;  der  3.  Decl.  auf  im  765,  inserinuniur  (interserinuntur  7)  IS^f. 

auf  es  2S2,  der  4.  Decl.  auf  uoSf  interet  175 

uus,   uis,    ui,  u,  i  169  ff.   Vgl.  Interpunction    auf   Inschriften   oft 

Declination  und  lovei  Yemachl3.88igt  11.  39  f.;  bei  Com- 

Geeetzesstil:  schwerfUlligeConstruc-  positis  255 

tion  49.  69  ff.;  incorrecte  EinfClh-  lonici  a  minore  8.  Verse 

rung  des  Pron.  demonstr.,  freier  iavdicare  s.  iors 

Gebrauch  dea  Pron.  reL  71 A.  lovei  Gen.  yon  lovius  159;  Datiy 

-gn:  Quantitat  yor  gn  774  110.  159 

iovrare  8.  iovs 

H  8.  Alphabet  und  Consonanten  iovs,  iovssi,  iovdicare,  iovrare  116. 

haut  164  157.  161.  167  f.  417.  490 

heicei(7)  110.  134  A.  vgl.  hic  iacurra  9 

Hercoles,  Ilercules,  Hercles,  hercle  Ismaragdus  10 

85.  91  f.  131  f.  173f.;  Vocativ  Iler-  Istephanus  6.  9 

cules  102  it  164 

Hermetio  {Hermettis?)  583  -it  s.  Perfectum 

Hiatus  beim  Batumier  216  -iternus  272 

hic  A^Y.  133  A.  iubere^  nicht  iovbere  417;  vgl.  iovs 

hice(heicej,  WcPron.  82.  132  ffl  156.  itibere  mit  Inf.  act.  (iudicare)  44  f. 

168.  220  56.  64 

Himinis  619  liientius  159 

Hinnad  231.  232  A.  iugra  107.  173 

hisce  Nom.  pl.  139  iure  dicundo  177.  661  A. 
hoc  {^huc)  242 

humanus  (ans  Jum(i)n-)  269  K  s.  Alphabet,  Conaonanten,  caussa, 

Hupsaeus  149  Cerus,  Compendia  ^Register  I) 
HypoJitus  (?)  600 

L  8.  Alphabet  und  Consonanten 

/  8.  Alphabet  und  Vocale  Langeses  140 

ihei  111  lebro  173 

idem,  isdem,  eisdem  (iisdem)  313  ff.  lectus  773 

385  A.  leibreis  173 

-idius  8.  -edius  libs  488  f. 

iHisce  Nom.  pl.  139  Licnia  107.  173 

iflirf  164  Hctor  774 

m  ftn)  92  Ligaturen  b.  Alphabet 

implicituA  277  loidos,  loedos  168 

tn  und  con^  verschiedene  Quantittlt  longus  774 

vor  f  und  «   und    vor   anderen  Lovc  (Lovcana ,  Lovcetius ,  Lovcina, 

Con8onanten  773  lov(c)men)  117.  167.  162.  490 

50* 


788 


SPRACIILICH-METRISCHES   REGISTER. 


lovget  (?)  118 

luhetes  140 

lubs  488 

Lugudunum  752.  754  A. 

Lusitnacus  148 

M  8.  Alphabet  und  Consonauten 

niaccria  clusa  7 

magisteri  516 

Malcio  148 

Manilius,  Manlius  107 

Marcus  772 

Mavrte  161.  489  f. 

medidieSy  mcridies  283 

Mclerpanta  295  f. 

Melpomine  5 

-7wm  27 

Menas  475 

Menatcs  (=  Minatius)  460.  474  ff. 

mendacis  {=mcndax)  417  f. 

mentula  764 

mereta,  mereto  131  f.  177.  224 

Metrik  s.  Acccnt,  Hiatus,  Position, 

Prosodie,  Veree,  Vers-  und  Wort- 

fusse  etc. 
Mgolnia  483  f. 
Mirqurios  288 

7??7'5,   WliMS   466 

moinicipium  168 
moiros,  mocrus  168 

iV^  8.  Alphabet  und  Conaonanten 

narrarc  771 

Nasalvocal  s.  Alpbabet 

navcbos  (?),  navehous  118 

negritudo  287 

nfquaha,  nvquam ,  nequior,  nequius, 
mquiter ,  nequitia  284  f. 

nequinont  134.  233 

Kerva,  nervus  774 

^j/se,  w/ftW  50.  66.  111 

Noceria  s.  Kovcena 

Noraina  auf  cms,  i?w,  «m5  262  ff.; 
auf  edius,  eidius,  tdius,  idius 
357  A.;  auf  c/«m,  culuni  173;  auf 


9izen  27;  auf  mtVta   4f.;  auf  /«Vi. 

f»e5,  fd^,    <M<io   284;   aaf  ii7eiM«, 

tt/»u^,   fuleusj,   ilius,  aaf  «/Ziw 

ti/tMS,  t7/it««  t7it*s  260  ffl 
Nominatiyus  Bing.  der  1.  Decl.  auf 

d  413  A.  734;  der  2.  Decl.  abge-  * 

kurzt  auf  t  467  ff.;   der  3.  Decl. 

fruher  auf  is  110;   der  4.  Decl. 

nie  auf  os  206  f.;  plur.  der  2.  Decl. 

auf  is  135  f.  139.  317  ff.  765.  VpL 

Declination 
Nola  8.  Kovla 
no}itiare  8.  novntiare 
Norha  162.  774 
Novana,  Novaria  162 
Novceria,    Noceria,    Nuceria   116. 

162.  490 
novtidinum  157.  161.  490 
Novla,  Nola  (Nm-eJla)  162 
novyUiare,    nontiare,    mmiiare  91, 

158.  162.  490 
novs  (=  novos)  159 
-ns,  -nt:  Quantitat  vor  IM,  nl  774 
Nuceria  s.  Novceria 
Numsius  107.  173.  489 
Numtoria  486 
nundinum  s.  novtuJtnum 
nuntiare  s.  not^nhare 
Nursia  162 

0  8.  Alphabet  und  Vocale 

o&tnun^  134 

oc  8.  Vocale 

octantur  168 

0/i/tti5  107.  173.  489 

ot  8.  Vocale 

otno  168 

oinvorsei  168.  173.  489 

oitile  168 

ollei  122  f. 

-onf,  -«ni  180  f. 

opimus  (vom  iTXaT€iac^6c)  321  f. 

opituma,  Accent  750 

oppedeis  132 

optare  774 


SPBACHLICH-METRISCHES   REGI8TER.  789 

r 

oquoltod  288  pJovs,  plovruma,  ploirume  117. 161. 

Orcvius  484  168.  490  f. 

ordo  772  pluvies  (?)  61 

ornamefdum  772  Poblilius,  PuXflilius  178  A. 

Orthographie     bei    Plautas     (and  poetes  232 

TerentiuB)   146  f.  A.  164  f.    Vgl.    Poinida  168 

Sprache  Pollio  771 

'08  in  griechiBchen  Namen  erhalten  polovcta  117.  131.  162.  490 

232.  236.    Vgl.  Declination  und    Poptlliua  771 

Vocale  poplietAS  b.  povblicos 

Oskisch  167.  162.  461  f.  472  f   733    popolus,  populus  132.  177  f. 
ov  8.  Vocale  pos,  posquam  418.  424 

OVF  118.  490  A.  posedet,  posedeit  111.  132.  224  A. 

poseivei ,  posivi ,  posi,  posui  118  flf.; 
P  b.  Alphabet  und  ConBonanten  posierurU  120 

Paperius  177  Position  412.  771;  vgl.  Conaonanten 

Pacuius,  Paquius  169  f.  484. 688  A.       und  Quantitat 
paretes  140  A.  posquam  s.  pos  _ 

Participia  auf  u-itus,  utus,  utus  273 ;    Postienu  486 

praestatus  praestitus,  (imJpUcitus,  potivi  (?)  260 

(co)gnitus  277  povblicos,  poplueus,  poplieus,  pupli' 

Partikeln  s.  et,  que  und  ve  cus^  pubhcus  (pullicusj  91,  117. 

pastor  772  123  ff.  133.  167  f.  161  f.  177  f.  A. 

patr  486  269  f.  490.  766 

Pairieoles  174  praeitor  432.  606  A. 

'pecucucere'  (jielmehr  pecus  pascere)   PraenestiniBchefl  Latein  484  ff.  631  f. 

735  f.  Praepositionen   39 ;    vgl.   o/",   com, 

pendo,  pensus  773  q^om,  ex,  in 

pequs,  pequnia,  piqulatus  166  PracBene  Btatt  Perfectum  223  A. 

Perfectum  auf  eit,  it  Ul\  auf  (i)t  praesse  64 

487;  Ygldedro,fect,po8eivei,pO'  praestatus,  praestitus  277    • 

tivi,  subegit  Prboum,  Proboum,  Probom,  Probum 

Perioden   der  lateiniBchen  Sprach-       482 

geschichte  b.  Sprache;  der  latei-  pridie  Kal.  b.  ante  diem 

nischen  VerakunBt  s.  Verae;  der  priscus  772.  773 

lateinischen  Schrift  b.  Epigraphik  pro,  Quantitat  773 

(RegiBter  I)  probaru  409  A. 

pertisum  141  Proboum  b.  Prboum 

Pescn  483  prode  761  ff. 

Petrunes  («  Petronius)  473  prodinunt  134    • 

Philomeno,  Philomina  4  f .  'prodius'    (vielmehr  propius)    761. 

PilarguruSy    Philargurus,    Philar-       763 

gurus  147  f.  Pronomina:  Wce  89.  132  ff.  166. 168. 

Pinitus  618  220;  idem,  isdem  313  ff.    386  A. 

Pinus  616  Vgl.  Ge8etze8Btil;««,ini«,2UW3tt«, 


790 


SPRACHLICH-METRISCHES   REGISTER. 


quotuSf  sam  (sis,  sos),  sibei,  sovos, 

tibei,  tis 
Proscpna,    Prosepnais    486.    506  f. 

529  f. 
Prosodie,  scenische  402  if. ;  der  Sortes 

412  ff.  415.   Vgl.  Position,  Quan- 

titilt  und  einzelne  Formen 
pibjcimiis  772 
publicus  8.  2)ovblicos 
Pubhlius  8.  PobUUos 
pugnas  630  A. 
Pulades  147 
Punisch  667  tf. 

Q  8.  Alphabet  und  Consonanten 
quaerere  in  Compositis  140  f.  287 
Quantitiit  766  ff.;  in  Positionssylben 

7  08  tf. ;  in  Contractionssylben  7  70  f.; 

vor  gn  774;  vor  ns,  nt  774 
(jue  niit  ve  vertauscht  49 
QuictiUs  140 
Quinct-,  Quint-  607 
quinque  774 

quisque  =  quisquis  403  A. 
quitus  (y),  quitus  277  f. 
quoTus  (?)  265 
qum  156 

quom  Pracp.  287  f. 
qura  156 

B  8.  AJpbabet  und  Consonanten 

recipcrare  67  A. 

rectus  773 

redieit  111 

redinunt  134 

refreno  256 

requaercrc  141 

libscius  774 

Bouma  (V)   700 

ruitus,  rutus^  rutus  273.  649 

liuttUus  649 

*S'  8.  Alphabet  un<l  Consonanten 
saecuU(m  271 

Saeturnus,  St^^turnus  270  tf. 
Sanustius  771 


sam,  si>,  sos  =  5uam,  swf^,  ««o^  iw 

Samnio  224  A. 

sandlarius  107 

sartnenta,  sartura  270 

Saturnisches  Versmass  s.  Verse 

iVatumfMS  772 

Saturnus,  Etymologie  266  ff, 

Schrift  8.  Alphabet  mid  Sprache; 
Compendia  und  Epigraphik  (R^" 
gister  I) 

seffi  166 

seit  111 

seitwl,  seinul  131.  234 

senapis  234 

scfiatiy  senatu,  scnatus  Gen.  IGi^  ti. 

senatorbus  173 

se«  164 

6't^ws  =  Zethus  146 

sevivus  7  f. 

Sextius,  sextus  772 

,<f/6t't  111 

5t6u7/a  149 

simitur,  siviitu  249  f. 

sintjolos  91.  132 

siremps  61ff.  74  f. 

iSmo  (?)  619 

Sirus  8.  Surus 

sis  8.  5am 

Sisupus,  Sisipus  147.  619 

soledas  132.  177 

soUnunt  134 

Soloecismiis  8.  243 

Sf>/ia  =  ^^owa  146 

sorticolas  91 

.<fo.s  8.  sam 

soms  118.   159  f.  162.   180  f. 

Si)rache  und  Schrift  84.  87.  W. 
282.  509.  697  f.  710  f.  Perioden 
der  lateinischen  SprachgeschicLte 
222  f.  226  ff.  282.  693.  Eiufln-? 
der  Theorie  auf  die  Spracheiit- 
wickelung  in  Rom  277  ff.  Vpl 
Gesctzesstil,  Soloecismus 

Sprachvergleicher  162  f.  491 

(staitus)  stiitus,  stcUus  273  f. 


SrRACnLICII-METRISCHES   REGISTER. 


791 


Statius,  stitim  273  f. 

Stil  8.  GesetKiistil 

Strb  483 

structus  773 

subegit,  nie  suhigit  223  A. 

supera  174  f. 

Supnas  488 

Surus,  Sirua,  Syrus  147 

Synizese  s.  Vocale 

Synkope  s.  Vocale 

T  B.  Alphabet  und  Consonanten 
tabola,  tabula,  tableis,  tablaria  91. 

107.  132.  173 
tame,  tam  =  tamcn  405 
4a8  8.  -t/a 
techina  174 
Tecuniessa  174 
Teretina  760 
Termeses  140 
Te«<M  f=  Ctesiaa)  1 1 
Theorie  b.  Sprache 
7'/iri  486 

-«ta,  -<ics,  -ta«,  -^urfo  284 
^t&ei  111 
<i>  109 

Tortia  102.  490 
tratisfungi  27 
triresmos  206 
irwJiw  772 
•tudo  8.  -^ta 
Turpleio  173 

f/  8.  Vocale 

u&et  111.  419 

Umbrisch  s.  Declination 

Umlaut  286  f. 

'undus,  -endus  181  f.  772.  771 

ungo,  unctus  773 

-Mrnu«,  -ernus,  -it-ernus  272 

•umus  774 

-ustus  772.  774 

F  8.   Alphabet,    CoQsonanten  and 

Vocale 
Valetiniani  140  A. 


variare,  Bedentung  515 

ve  zugesetzt  und  weggelassen  48. 
55.  65  f.  mit  que  vertauscht  49 

Veicetinos  140  A. 

Verba  mitverdicktemStamm^ruftiix), 
cumbo)  62.  67  A. ;  durch  in  er- 
weitert  109. 134  f.;  auf  ecare,  icare 
132.  172.  177 

Veritus  (=»  Virtus)  730 

Verres,  Verris,  Verrius,  verres, 
verris  469  ff. 

Ver8e  und  VersmasBe :  Perioden  der 
Ver8kun8t  400  ff.;  carmen  220. 
298  ff, ;  Satumier  82  f.  131.  200  ff. 
217  f.  265.  297  ff.  423.  426.  735  f. 
749  f. ;  Clauseln  vor  und  nach 
voUen  Saturniem  86 ;  daktylische 
Poesie  402  f.  415  A. ;  Versmass  der 
Sorte8  107  f.  398  f.  414  f.  426; 
lonici  a  minore,  reine  und  ge- 
brochene  310  ff. ;  flberh^gende 
Worte  bei  metriBchen  Inschriften 
250.  Vgl.  HiatuB 

Vers-  und  WortfuBse :  Anakrusis  der 
Saturnier  204;  DaktjluB  am 
SchluBB  der  erBten  VershHlfte  der- 
Bclben  2 1 5  f . ;  daktyliBcher  Anapast 
( oder  anapllBtischer  Daktylus) 
415  A.  416  f.;  ProceleuBmaticusfur 
DaktjluB  107  f.]facilia  daktyliech 
98  A.  106  f.;  AufldBungsfUhigkeit 
der  ArsiB  in  den  Sortes  415  f.  Vgl. 
Accent 

vesjta,  Vespasianus  774 

vestis,  Vestinus  774 

vctere  Dativ  177 

vicesma  485  f.  A . 

Vicetia  140  A.  760  A. 

vaia  771 

vincola,  vincula  132 

Vipsanius  774 

rivovs  179 

Vocale  (und  Diphthongc):  SyBtem 
der  Vocalwandelang  im  Altlatei- 
niBchen413f.  A.;  Schw&chungim 


792 


STELLENBEGISTEB. 


Auslaat  402  f. ;    VocalanterdriLk- 
kang  ia  derSchrift481ff.;  Ekthlipais 
karzer  vocalischer  Inlaute  410  f. 
Synizese    98  A.    109.    265.    311  f 
321.  415.  416.  420.  463.  466.  539  f. 
Synkope   84.   172  ff.   178  A.    481 
486. 516.  564;  Gemination  87. 125 
142  ff.    150  ff.  358  f.   393  f  485  A 
765.  771  f. ;  /  longa  vgl.  Alphabet 
ii  ==  i  in   seltenen   und    zweifel 
haften  Beispielen  155;  Diphthong 
ai  564;    aei    (Triphthong?)    123. 
140.    432.  605  A.;    ci  45  f.    110  f. 
154.  264.  266  f.    424.  542  ff.    561; 
Uubergang  von  ei  in  i,  t  260  ff. ; 
von  a  in  u  67  f.;  von  oe  in  i  140  f. 
287;  von  ae  in  e  286  f.  312.  426. 
589  A. ;  von  e  in  *  686  f. ,    e  in  % 


131  f.  177.  205.  223  f.  228  ft  2S7. 
459  f.  765;  von  o  yi  u  91  f.  13U 
177  ff.  205.  213  ff.  223  f.  225  f, 
228  ff.  279.  466  A.  495.  661.765; 
10  =  ius  513.  517  f.  Uebergang 
von  iu>  in  uu  178  ff.;  Ton  oi  in 
oe,u  168.  517.  765;  ov,  o,ull6ff. 
131.  157  ff.  490.  517.  765;  Ueber 
gang  von  u  in  i  133  A.  261.  270; 
u,  i,  y  146.  232  A.  236.  618  f.  765 

Vocativua  auf  i,  ie  467  f.  Vgl.  Her- 
cules 

X  B.  Alphabet  und  Consonanteii 

Y  8.  Alphabet  und  Vocale 

Z  8.  Alphabet  und  Consonanten 
Zahlzeichen  s.  Alphabet 


III.  Stellenregister.*) 


Accius  Didasc.  IX,  4  M,  274  f. 

Afraniua  v.  11  K.  277 

Authol.  hit.  Burm.  IV,  31)4    404  A. 
Apuleius  de  magia  c.  39  108 

Aristoteles    de    anim.   generat. 
I,  4  p.  717  a,  34 
V,  7  p.  787  b,  22 
Arnobiiis  adv.  nat.  IV,  9 
Augustinus  de  civ.  dei  IV,  8 
Avienus  Aratea  398 


CharisiuB 

116  P.  (143,  33  K.) 

118  P.  (145,  31  K.) 

Cicero  Cato  maior  17,  61 

divin.  in  Caecil.  c.  5 


679 
079 
•207 
278 
270 
Ciiesar    de    analop^ia       Olf.  138  f. 

313  ff. 
255 

299  ff. 
119 

61 


Capitolinus  Ant.  l'i.  c.  5 
Cato,  carraen  de  moribus 
Catullus  (\  XXXIV,  8 
Chariyius 

p.  73  P.  (03,  24  K.) 


61.  7'3f. 

61 

22<.»  f. 

170.  172 

epist.  ad  Brut.    I,  2  170.    172  ad 

fam.     ir,  7    172.     Vlf,  30, 1    2ol 

Vni,  5     172.       VIII,  8,  6     172 

220  f. 
3«M» 

319  ff- 
121 

172 
462 
626 


de  finibus  II,  35,  116 
de  legibuB  II,  23,  59 
de  lege  agr.  II,  2,  22 
Orator  47,  157 
158 
de  oratore  II  c.  59;  69 
or.  Philipp.  III,  15,  38 
dc  re  publici^  I,  8,  13 
pro  S.  Roscio  Am.  6,  17 


S6  P.  (110,  22  K.)  138  r  313  ff.        apud  Macrob.  Sat.  VII,  3,  10 


i:.i 


*)  Unter  'Inschrifteii'  sind  die  im  C.  I.  L.  befindlichen  Nummtm 
nur  nach  diesem,  die  librigen  nach  dem  letzten  massgebenden  Abdnick 
citirt.  Die  Tesserae  gljuliatoriae  werden  nach  den  Zeilenanfangen  alpha- 
betisch  unter  'Tesserae'  aufgefiihrt. 


STELLENBEG18TER. 


793 


DionjsinB  Ant.  Bom.  I,  88      268  f. 
Ennias  Ann.  t.  123  V.  821 

127  321 

146  321 

150  109 

Hedjpbag.  t.  7  108 

Trag.  y.  17  R.  -  276  f. 

443  V.  109 

445  f.  108 

Festns  c.  Pauli  epii 

p.  27, 19  M.  462 

162  278 

164  285 

205  233  A. 

242,  32  95  f. 

323  270 

325  a  267  f.  270  f. 

344,  28  58.  79 

8.  Y.  topper  135 

FrontinQS  de  aqiiis  129    58  f.  77  f. 

Strateg.  IV,  3  97 

Fronto  p.  275  M.  (172  N.)  462 

GellinB  I,  24  25  f. 

XI,  2  299.  305  ff. 

XVil,  7  68 

Horatias  Sat.  II,  3,  291  535 

Epist.  I,  1,  1  631  f. 

Inschriften 

C.  I.  G.   n.  1137  136.  150 

5880  236 

5894  236 

P.  L.  M.  E.  p.  97  519.  533  ff. 

656  f.  727  ff. 

t.  I  B  279  f. 

IG  110 

II  B  346.   485  A. 

II  K  214  A. 

II  M^Q  m.n   895  ff. 

mAB  158 

VIII  ^-BC  116  A.  170 

VIII,  17  502 

X  266  ff. 

XC  564 

XI  G  293  ff.  567 

XI  KL  293  f. 


P.  L.  M.  E. 

tXlM 

293  ff.  506  f. 

529  f. 

XIX 

91  f. 

XX 

736  ff. 

XXVI  ff. 

124 

XXIX 

444 

XXXI 

434  ff. 

XXXII 

34  ff. 

XXXVI  B 

387 

XXXVII  A 

225  A. 

XXXVII  B  223.  2^5.  413  A. 

xxxvni D 

225  A. 

XXXVIII  jy 

213  ff. 

XXXIX  F  223  A.  265.  405. 

412.  538 

XL^ 

538 

XLH 

255  f.  538 

XhJ 

539 

XLIK 

104  f.  734 

XLllL 

218.  539 

XLVm  A  B 

362  ff.  214  A. 

XLVIII  D  E 

214  A. 

XLVIIK?  117.121.166.229 

XLIX  A  a- 

'h  B      257  ff. 

XLIX  B  C 

342  f. 

XLIX  G  109  f.  118.  159  f. 

L^ 

231 

LB 

180 

LD 

291  f. 

LI  A  82  ff.  132. 165  A. 

216 

LIB    115  ff.  167.  432 

LII^ 

130  ff. 

LII  B   182.  133.  163.ff. 

• 

233.  385  f. 

LIII  A    ] 

L21f.  124.  137 

LIY  A 

354  ff. 

LIV  D 

97.  343 

LY  A 

362 

LY  CD 

158 

LVI  jy 

170 

LVIF 

151 

LVIIi) 

315  ff. 

LIXD 

151.  342.  735 

794 


STELLENREGISTER. 


P.  L.  M.  E. 

P.  L.  M.  K 

t.  UXF 

133 

t.  LXXXIX  A 

310 

LIX  J 

463  A. 

LXXXIX  G 

374 

LXC 

120 

XCI^ 

56?'  f. 

hXG 

151 

XCUI  G  D 

31* 

LXIZ 

151  f. 

XCIV  ABC 

377 

LX  / 

315 

xcv 

mii 

hXK 

138 

XCVID 

324  ff. 

hXL 

137 

XCVII  A 

234  A. 

LXI 

335  ff. 

XCVII  B 

23.-) 

LXII  A 

335  ff. 

xcvu  n 

395  ff. 

hXllB 

124.  133 

C.  L  L.  I  p.  lll 

m 

LXIII  B 

510  A. 

n.29 

225  A. 

LXIII  C 

511  A. 

30 

2' 

i'6.  265.  413 

Lxni  D 

744  f. 

31 

225  A. 

LXIV  i/ 

152 

32 

213  ff. 

LXIV/ 

318 

33   * 

223.  t 

265.  405.  412 

LXV 

159 

34 

104  f.  734 

LXVI    179. 

315ff.341.367 

37 

255  f. 

LXVIII  C 

138.  171 

38 

218.  539 

LXVIII  0 

122 

41 

231 

hXlXA 

356 

43- 

53 

266  ff. 

LXIX  7> 

151 

•     44 

567 

LXIX  >; 

344 

45 

564  ff 

LXIX  7^ 

159 

50 

hU 

LXXyl 

167 

52 

279  f. 

LXX  F 

137.  318.  384 

56 

11«| 

LXX  i/ 

152.   160.   179. 

57 

295. 

506  f.  529  f. 

360  A. 

58 

2\«J 

LXXl  A 

427  ff.  724  A. 

60 

2y'> 

LXXII  ^l 

236.  340 

62 

2:i'. 

LXXIl  2?   122.  149.  232  A. 

63 

257  ff 

235  f.  340 

65- 

-72 

257  ff 

LXXVI  A 

340 

73 

512  ff.  531 

LXXVI C 

147 

185 

137.  236  i 

LXXVII  /Z 

•  365 

186 

23h  t. 

LXXVIIl  F 

179 

187 

346.  485  A. 

LXXIX  J 

746  ff. 

190' 

291  f. 

LXXIX  B 

372  f. 

195 

ls:uT. 

LXXX  A 

241 

197 

91  I 

LXXX  2>* 

365  f. 

199 

736  ff- 

LXXXII 

341.  391 

200 

124 

LXXXIII  .1  B 

392  A. 

201 

117.  121.  16'^. 

LXXXVI  /; 

332  A. 

229  A. 

LXXXVIII  A     . 

F              749  ff. 

202 

77.  444 

8TELLENREQISTKK. 


795 


c. 

I.  L.  I  n.  204 

434  ff. 

C.  I.  L.In.  721 

148 

205 

34  fP. 

759 

235 

207. 

208        158 

804 

568  f. 

336 

356 

807 

151 

467 

150 

812. 

813  519.  533  ff. 

530 

88.  166.  231 

556  f.  727  ff. 

531 

231 

1006 

151. 

342.  735 

532 

214  A. 

1010' 

241 

534 

214  A.  344 

1011 

151 

535. 

536  214  A.  347. 

1013- 

-1015 

749  ff. 

362  ff. 

1017. 

1018 

751 

538 

214  A. 

1027 

365  f. 

540 

362 

1084 

152 

541 

82  ff.  132.  165  A. 

1087 

318 

216 

1091 

318 

542 

97ff.  164A.  405A. 

1105 

182 

544 

96 

1133 

479  ff. 

545 

97.  343 

1143 

121  f. 

124.  137 

547. 

548   116  A.  170 

1148 

180 

550 

*   354  ff. 

1149 

138.  171 

551 

115  ff.  167.  432 

1161 

122 

554. 

555        158 

1166 

132. 

133.  151. 

568 

511  A. 

163  ff.  233.  386  f.* 

569 

744  f. 

1167 

151  f. 

571 

159.  554.  588 

1169 

137. 

318.  384 

576 

315  ff. 

1176 

130  ff. 

577 

179.  315  ff.  341. 

1178, 

147 

367 

1192 

138 

578 

149 

1199 

• 

377 

584 

356 

1210 

340 

587 

122.  149.  232  A. 

1220 

372  f. 

235  f.  340 

1226 

377  A. 

588 

236.  340 

1234 

151 

589 

123.  149.  236 

1235 

179 

593 

427  ff.  724  A. 

1236 

179 

595 

136.  150.  167 

1242 

152.  160.  179  f. 

596 

136.  150 

1244 

377 

603 

341.  391.  453 

1258 

133.  159 

609 

340 

1267 

244 

613 

340  A. 

1276 

179 

632 

170,  554.  588 

1277 

403  A. 

633 

459 

1279 

318 

635 

392  A. 

1283 

120 

641 

374 

1285 

152 

664 

502 

1291 

124.  133 

796  STELLENBEGISTER. 

G.  I.  L.  C.  l.  L. 

I D.  1293                             137  VI,  1  n.  1288      223  A.  265.  405 

1297  109  f.  118.  169  f.  1289                 104  f.  734 

1298  120  1292  256  f. 
1306  366.  746  ff.  1293  2lS 
1431  242  1299  427  ff 
1433  360  A.  1300  183  i 
1438—1454  395  ff.  1460  502 
1486  315  2145  4 
1494  294  I.  R.  N.  n,  7  182 
1499  294  166  110 
1503  494  ff.  524  ff.  230  152 
1505  509  ff.  630  f.  546  f.  432  249 
1537  507  f.  618  17d 
1541  521  ff.  553  f.  1137  17  ff 
1558                        686  ff.  1984                        324  ff. 

elog.  XXXI                     90.  343  2559                            449 

C.LL.Iln.l437                           248  4322                       372  A. 

2416                           152  4545,  4.  6                   %b 

12*                           152  .     7050                    243.  252 

III,  1  n.    532                    136.  150  198*                           14f 

1772                           315  Ephemeria  epigr.  I  p.  19  ff. 

V,  1  n.     157                         240  f.  n.    6                                      561 

1490                              241  6                                       b66 

3794                       360  A.  9                                   555  £ 

4111                              242  12*»                    517  ff.  555  f 

58*                  241.  251  29                                       565 

390*                            252  46.  47.  70.  79. 

V,  2  u.  8045                              362  94.  107.   112     623f.  554f 

VI,  1   n.       96                         289  f  122                                      556 

181                            10  InBcr.  Rom.  de  rAIgdrie 

284           494  ff.  624  ff.  n.  157                     309  ff. 

329                               85  782                    403  A, 

331    82  ff.  132.  165  A.  Inscr.  ant.  de  Lyon  (BoisBiea) 

216  p.  136  (Claudioatafel)          753  ff. 

357    519.  533  ff.  556  f  Inachriffc,    dreispn^chige,   von 

727  ff.  Sardinien                               657  ff. 

474  231  Monum.  Calen.  (Guidobaldi) 

475  231  III,  2  620  f.  532  f 
1234  a,  l  340  Orelli-Henzen  n.  201  66«>  ff 
1281             88.   166.  231  669                 371  A. 

1284  226  A.  679                 374  A 

1285  223  f.  265  2486  107  L 
128G  225  A.  4384  U» 
1287                        213  ff.  4404                   110  f. 


STELLGMREGISTEB. 


797 


Orelli-Henzen  n 

.4412 

11 

4740 

86  A. 

4741 

240 

4781 

248 

4804 

239.  251 

4808 

242  f. 

4816 

240.  252 

6017 

243  f.  250  f. 
252  f. 

6669  a 

t                   501 

7416 

256 

Fabretti  III,  28 

245  ff.  553  ff. 

X,  364 

5 

399 

12 

401 

12 

Gruter  p.      28, 

.  6 

3 

96, 

8 

113 

109, 

6 

4 

249, 

7 

3 

316, 

6 

112 

377, 

,  4 

100 

407, 

8 

4 

623, 

1 

8 

625, 

,  4 

4 

960, 

3 

5 

963, 

.  6 

5 

970, 

.  n?] 

449 

984, 

,  9 

4 

986, 

,  7 

5 

994, 

,  2 

5 

1035, 

,  1       * 

118 

1073, 

7 

112 

1081, 

,  1 

2 

Mnratori  p.    9' 

70,  11 

4 

15( 

OO,  1 

6 

BeineBius  VI, 

106 

100 

Tesserae 

AescinuB  Axi 

si 

589 

f  Albinna 

626  1 

Anchial  Sirt 

• 

1 

548.  590  f. 

Anteros  Acil 

• 

1 

507.  599 

Anthns  Mari 

608 

Antiocus  Sci 

iboni 

546.  594 

Apollonins  I 

'etici 

592 

fABper  Statii 

621  ff. 

Tesserae 

Athamas  MaecenatiB  613 

fBato  628 

Capratinns  Cartiomm  613  f. 

T.  Carisi  L.  Cesti  660  ff. 

t  M.  Catio  626  f. 

Cocero  Fafini  579  f. 

CurtiuB  ProculuB  616 

*Demetriu8  Fadeni  608  ff. 

tDiocles  Vecili  546.  625  f. 

EleutheruB  Tamudi  692 

Felix  Mundici  551.  604 

M.  FlaT(?)  553.  643 

FortunatuB  CruBtidi  614 

Fructus  Sexti  614 

Heliodorus  Causini  655 

Heracleo  Muci  551.  589 

Hermes  Vibii  619  ff. 

Hermia  549.  595 

Hilario  Caecili  552.  598 

HylluB  Caedici  612 

*  Hjpolitua  Septimi  600  ff.  646 

IngenuoB  Arrunti  612 

t  lolla  Salrieni  606  ff. 

tD.  luniuB  HermetuB  550.  556. 

580  ff. 

Lepidus  Mummeian  548.  586. 

604  ff. 

LibanuB  Valeri  616 

tManliuB  MartialiB  627  f. 

tMarcelinuB  Q.  Max.  Fasucio  614  ff. 

MaximuB  Valeri  551.  621 

OlympuB  Petilli  613 

tPamphiluB  Servili  595.  626  f. 
Pelops  Petili     547.  591.  592.  606 

Philargum  Procili  592 

Philemo  Caecili  617 

PhiletuB  Rutili  648 

*PhiIodam  DoBse  585  f. 

Philogen  Alfi  595 

*Phi1oxenuB  Metel  598  ff. 

PilodamuB  Gelli  589 

PilodamuB  luli  547.  593  f. 

PilodamuB  luni  549.  588 

tPilomuBUB  Pereli  626 


1 


798 


STELLENEEGISTER. 


Tesscrae 

Plautus 

Pilotinius  Hostili 

550 

Amphitruo  prol.  v.  73 

58.  61. 

Pioitus  Allei 

617  fF. 

63.  75 

Pinus  Domiti 

616 

I,  1,  84  (293) 

276 

*  Primus  Socionim 

512  f. 

646  ff. 

120  (276) 

275 

Protemus  Valcri 

655 

11,  1,  84  (631) 

250 

Pudens  Titi 

670. 

644  ff. 

III,  2,  64  (945) 

3lfi 

Rufio  Petilli 

695 

.  649  f. 

Asinaria  v.  357 

175 

Salvius  Calpurni 

621 

671 

134 

fTi.  Santius 

627 

Aulularia  III,  1,  3 

134 

Servilius  Clemes 

608 

IV,  10,  70 

141 

Stepanus  Mammi 

569. 

644  ff. 

Bacchidea  v.  129 

14<J 

648  A. 

306 

119 

L.  Stlaccius  Bassus 

• 

606 

362 

14« 

Suavis  Thybridis 

610  ff. 

404 

404  A. 

Theopropu  Fabi 

552. 

592  f. 

810 

2% 

fVirius  Caesii 

621  ff. 

Captivi  V.  306 

175 

9      •      m      •      9      *J      t      m      •      •       • 

569  ff. 

Curculio  V.  356 
536 

119 
119 

losophus  Ant.  lud. 

Mercator  I,  2,  17  (126) 

175 

XIII,  0,  2 

441 

Miles  glor.  v.  905 

lli* 

XIV,  8,  6 

441 

Mostellaria  v.  158 

141 

XIV,  10,  13-19 

441 

382 

iiy 

Isidorus  Orig.  X,  152 

9 

756 

175 

Livius  Andronicus  Od^ 

^ssee 

135 

792 

25'> 

Livius,  T.  II,  43,  10 

453  A. 

Persa  I,  3,  10  (90) 

175 

VI,  29 

203  f. 

Poenulus  III,  3,  90 

ITA 

VII,  8,  2 

476 

V,  2,  16 

1T6 

XXIV,  28,  4 

476 

Pseudulus  V.  853 

134 

XL,  52 

201  f. 

Kudens  v.  357 

119 

XLI,  28 

199  f. 

383 

175 

Ijongus  fl.  Velius 

527 

176 

Lucilius  IX,  4  M. 

153 

916 

119 

XXVIII,  52 

274 

Trinummua  v.  250 

169 

Lucretius  IV,  G37 

454 

406 

175 

Macrobius  Sat.  VII,  3, 

10 

251 

841 

772  A. 

Manilius  III,  352 

67 

852 

772  A. 

355 

67 

Truculentus  II,  3,  4 

176 

Marius  s.  Victoriuus 

IV,  3,  30 

IV) 

Martialis  IIT,  07 

84 

Saturio 

278 

Xonius  p.    47 

7( 

>1.  763 

Plinius 

393 

275  f. 

Nat.  hist   XXXVI,  64 

317  A. 

485,  17 

171 

Plinius  Epist.  VI,  21 

22 

500 

139  f. 

Plutarchus  v.  Marcelli  c.  5 

497  ff 

Pacuvius  V.  390  R. 

278 

PomponiuB  v.  141  R. 

139  f 

STELLENBEGISTEB. 


799 


PrisciaDna  Inst  graniin. 
P.566P.  (Ip   30,  8  H) 
948  P.  a  p.  693.  6  H.) 
Fobliliua  Syrus  v.  238 
Qnintilianus  Inst  I,  4,  10 

7,  12 
7,  14 
Sallustius  Catil.  c.  61    452  f. 
lug.  50,  5 
12,  2 
Seneca  Epist.  91,  16 
SiliuB  lUUcua  XIV,  141 
SuetoniuB  v.  Aug.  c.  87 
V.  Dom.  c.  10 
de  gramm.  c  1 
Syms  8.  PnbliUuB 
Terentiua 

Andria  IV,  3,  14  (729) 

4,  3.  24  (742. 
763) 

EunuchuB  II,  2,  38  (269) 
V,  3,  3  C912) 
Heautontiniorumenoa 

11,  3,  90  (331) 


144 
139 
251 
142 
208 
142  f. 
461  f. 
462 
462 
58 
84 
169 
640 
228  A. 


119  f. 

119  f. 

139 

119  f. 


Terentiufl 

Hecyra  V,  1,  24  (750) 
Phormio  II,  2,  25  (339) 
V,  3,  7  (790) 
TertulUanufl  ad  nat.  H,  12 
ValeriuB  MaximuB  I,  1,  f> 

Varro 

de  Ungua  lat.  V,  162 
VII,  26 

de  orig.  1.  I- 
de  re  ruBt.  H,  1»  ^ 

3,  11 

8,1 

Sat.  p.  235,  5  E. 

Vcliufl  Longus 

p  2220  P.  (56,  25  K.)   376  A.  394 

2224  P.  (60,  6  K.)  121 

Vergiliufl  Catol.  8,  16  ^^" 
VictorinuB,  Marius  p.  2456  P. 

(8,  11  K.)               H3  f.  150.  359 

p.  2456  P.  (9,  2  K.)  y  ^ 

2456  P.  (9,  4  K)  \^l 

2459  P.  (12,  15  K.)  157 

453              2465  P.  (19,  19  K.)  145 


464 
176 

275  f, 
267 

497  ff. 

171 
282  f. 
144 
475 
475 
475 
763 


Von  Druckfehlern  ist  dem  Herausgeher  hemerldich  geicar  en: 

p.    55,    3  V,  0.    auno^       statt    anno 
93,  17  t\  u.  XLYllJE  statt  XLVIII  E 
134,  11  V.  u.     p.  9  statt    p.  109 

282,  14  V.  u.    creatur     statt    creator