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4
V , k. ) 1
'7
L.^
I.
In diesem Bande sind sammtliche Abhandluugen von
Friedrich Ritschl, welche die lateinische Epigraphik be-
treffen, vereinigt*) und die auf lateinische Sprachkunde beziig-
lichen^ soweit sie nicht bereits im zweiten Bande IJnterkom-
men gefimden hatten, angeschlossen^ wie sie denn ihrerseits
zTuneist in unmittelbarem Zusammenhang mit den epigraphi-
schen Studien oder richtiger noch umgekehrt diese im Yer-
folg sprachgeschichtlicher Arbeiten entstanden sind. Auch
das als Nr. XI eingereihte ^Poesis Satumiae spicilegium'
findet hier seinen natQrlichen Anschluss, da die Thatsachen^
welche die inschriftlich Qberlieferten Saturnier erkennen
liessen^ fiQr die Behandlung aller Saturnischer Verse mass-
gebend wurden (vgl. auch p. 426).
Gar manche unter diesen Abhandlungen^ insbesondere
die wichtigeren akademischen Programme waren schon lange
antiquarisch gar nicht mehr oder nur ausserst schwer er-
reichbar: erst in ihrer jetzigen Sammlung erm5glichen sie
einen Ueberblick iiber die ganze FQlIe bedeutender Ent-
deckongen^ die man Ritschl auf diesem Gebiete verdankt
*} Betrefb des Prooemiums vom Sommer 1860 siehe p. 734.
VI
und die in vollem, Umfang nur wenigen genau bekannt
geworden sind. Ihre spiite Vereinigung hat auch noch den
Nachtheil, dass nun Ritschl nicht selbst die Redaction hat
iibernehmen konnen und die Zuthaten, die diesem Bande sonst
wohl ahnlich reichhch wie dem zweiten zu gute gekommen
waren, jetzt fast ganz fehlen.
Als Princip der Anordnung hat Ritschl noch selbst, das
chronologische hingestellt aus dem entscheidenden Grunde,
weil Miese Arbeiten von vorn herein immer Hand in Hand
mit der allmiihlichen Erweiterung des Materials gegangen
sind'. Diess Princip ist durch den ganzen Band streng durch-
gefiihrt mit der selbstverstiindlichen Ausnahme, dass die
beiden Abhandlungen We titulo columnae rostratae' (Nr. VI)
gleich zusammengestellt sind und die Abfolge der epigra-
phisch-grammatischen Miscellen (Nr. XXIII) durch sachliche
Gesichtspunkte bestimmt ist. Weim dabei *die iiltesten Sci-
pioneninschriften' (Nr. VII) entsprechend der Jahreszahl des
9ten Bandes des Rheinischen Museums nach der Abhandlung
^de titulo columnae rostratae' gestellt sind, so erhellt aus
der Darstellung Poesis Sat. spic. p. 3 (297) vielmehr, dass
^ie vor dieser geschrieben wurden.
Es war die Absicht RitschVs, in dem Vorwort zu diesem
epigraphischen Baude sieh im Zusammenhang iiber seiae
Methode der Sprachforschung auszusprechen; er hatte vor-
laufig auf fliegende Zettel einige wenige Bemerkungen hin-
geworfen, die aber doch erkennen lassen, nach welchen Rich-
tungen hin seine Auseinandersetzung sich bewegt habeu
wiirde. Ich lasse sie deshalb, so wie sie vorliegen, einfach
auf einander folgen.
1.
Ohne eine gewisse Beweglichkeit der Combination, die
Liicken ausfiillt und Briicken schliigt, durch Intuition ver-
lorene Zusammenhtinge wiederzugewinnen suclit, zersplitterte
und triimmerhafte Einzelheiten in ein einheitliches Bild fasst.
VII
mit andern Worten GesetZ; Ilegel, Organismus aufspQrt —
ohne solche reconstmirende Thatigkeit; durch welche ein
todtes nnd vernunftloses Material erst vergeistigt und leben-
dig gemacht wird, kann man so wenig Geschichte der Sprache
wie Staaten- oder Culturgeschichte schreiben, die des Namens
werth ware. Bei ihrer Beurtheilung darf man sich nicht
auf den bomirten Standpunkt der Buchstabenglaubigkeit
stellen und nach Bezeugung fragen^ wo es der Natur der
Sache nach keine geben kann: d. h. nicht nach Bezeugung
der einzelnen Thatsachen, die wir wahrlich so streng ahs
mdglich fordern, sondern nach der Bezeugung ihres Wesens
und Grundes und der Verknflpfung, durch die sie erst in
ihr eigenstes Licht treten.
2.
Sprachgeschichtliche Erscheinungen muss man in ihrem
vollen und ihrem innern Zusammeuhange wQrdigen und die
Terschiedenen gleich triftigen Erkenntnissquellen und Beweis-
mittel sich gegenseitig erganzen lassen. Was kommt z. B.
darauf gross slu, dass die zufallige kleine Bettelzahl von
inschriftlichen Zeugnissen zwar f&r Sj fUr t u. s. w. den Ab-
fall im Auslaut beweisen, fdr r zufullig nicht beweisen^
wenn die so machtige lustanz der archaischen Poesie, des
PlautuSy des Terenz uns das alles in der voIlHtandigsten
und durchgreifendsten Analogie vor Augen stellt^ insonder-
heit also auch ftlr r ein cvlor wrus, ein saror ititast u. dgl.
3.
Keiue einzige theoretische Schreibung ist mit absoluter
Conaequenz durchgefUhrt auf den Inschriften, aber fast jorle
in fdr die Erkenntniss der Thatsache hinlunglichen Be-
legen. Keine SchlQsse also ex silentio, aus der Nicht-
befolgung eines in einer gegeben^n Periode Yorschrifts-
massigen.
VIII
4
Die Orthographie der Handschriften ist nur sehr be-
dingt massgebend.
6.
Was sich innerhalb der Grenzen des Latein selbst sicher
erkennen und verstehen lasst^ wozu dafiir die Hilfe des
Sanskrit und der Sprachvergleichung herbeiholen?
Dass die Eosmopoliten nicht tiberfliissig machen das
im engern Kreise Erforschte, haben hundert und aber hun-
dert Erfahrungen gezeigt; eine Menge von Erkenntnisseu
haben sie gar nicht zu finden vermocht.
Wir bescheiden uns ja, dass unsere Einzelforschungen
in den allgemeinen Rahmen werden einzufassen sein; mogen
auch sie sich bescheiden, mit ihren Generalisirungen nicht
das Letzte erreicht zu haben fiir die Einzelgestaltung.
Beides muss neben einander hergehen, und der Ueber-
muth der Geringschatzung ist auf beiden Seiten gleich ver-
werflich.
6.
Das alteste Latein ist liberaus schwerwuchtig, mit einer
Ueberzahl von langen Sjlben, d. h. von Vocallangen sowohl
in Stammen als Ableitungssylben als Endungen, die sich
theils im natiirlichen Lauf der Sprachveriinderung, theils und
hauptsachlich durch den gestaltenden Einfluss der Poesie
allmahlich zu Kiirzen abgeschwacht und dadurch die Sprache
geschmeidig gemacht, ein annaherndes Gleichgewicht langer
und kurzer Sylben bewirkt haben, wie es namentlich fur
daktylisches Versmas^ ganz unentbehrlich war. (Obgleich
auch noch Ennius einiges Lange festhielt, welches erst durch
den fortschreitenden Zug der Schwachung iiberwunden wird.)
Historisches Gesetz der Sprache: constanter Trieb zur
Schwachung des Starken, nicht und nimmer umge-
kehrt.
IX
7.
Die Wandlangen der lateinischen Sprache und Oriho-
graphie bieten kein chaotisches Durcheinander, Bondem einen
einheitlichen Zug; aber — das allerwichtigster Gesichtspunkt
— es beeteht kein stetiger, ungestorter, gleichmassiger Fort-
schritt der Sprache in gleichartiger Richtung; sondem 1) Fort-
schritt, 2) Rtlckschritt, und 3) Wiederau&ahme und Weiter*
bildung des Yor dem Rilckschritt Yorhandenen Zustandes.
8.
Ueberall 1) Vorspiele, Yereinzelte Anticipationen^ Vorlaufer,
Plankler solcher Erscheinungen, die erst spater sum wirk-
lichen Durchbruch kommen; und 2) Yereinzelte Nachzilgler
des im wesentlichen schon Qberwundenen Bildungsstadiums.
9.
Die Sprache hat fdr ihre Veranderungen und Neubil-
dungen in der Regel mehrere gleichberechtigte Wege als
M5glichkeiten neben einander und schlagt nach Launen (d. h.
aus ons nicht erkennbaren MotiYen, physiologischen oder
psychologischen; asthetischen) bald den einen; bald den
andem ein, ohne Nothwendigkeit. Nicht dass und was
sie musste, sondem wie und wamm sie konnte, ist die
Frage.
Weitere Notizen liegen leider nicht Yor^ und ich halte
mich nicht flLr befugt dieselben etwa nach den Ansichten,
die Ritschl in seinen Vorlesungen Qber laieinische Gram-
maiik ausgesprochen hat^ zu erganzen und auszufUhren. Da-
gegen scheinen mir be^ den eigenthQmlichen hier obwalten-
den Verhalinissen und dem Yollstundigen Wandel der Dinge,
der sich hier YoIIzogen, ftlr die richtige Wiirdigung der in
diesemBande Yereinten epigraphisch-grammaiischen Studien
ein paar orientirende Bemerkungen auch Yon meiner Seite
nicht Qberfltlssig, so wenig sie das, was Ritschl hier hatte
X
sagen konuen und sicher gesagt liaben wiirde, zu ersetzen
irgend beanspruchen.
Die gegenwartige Generation ist einerseits so gliick-
lich in dem Corpus inscriptionum latinarum der Ber-
liner Akademie bereits betriichtliche Massen der lateinischen
Inschriften zu bequemster und sicherster Benutzung gesammelt
und gesichtet zu besitzen, und wird in nicht langer Frist den
gesammten Bestand in derselben Weise hergerichtet benutzen
konnen. Zum andern sind uus jiingeren durch Corssen's Zu-
sammenstellung eine grosse Zahl einzelner sprachlicher That-
sachen, die Ritschl zuerst ans Licht gestellt hat, langst
geliiufig geworden, und seit mehr als einem Jahrzehnt ist
auch durch den Hiibner^schen Index graramaticus zum ersten
Bande des C. L L. ein rascher Ueberblick iiber die Resultat^
der epigraphisch-grammatischen Forschung, der Ritschl Weg
und Ziel wies, sowie iiber ihre wichtigsten Belege ermog-
h'cht. So kann sich das jetzige Geschlecht kaum noch eine
der Wirklichkeit entspreehende Vorstellung davon machen,
welch unerhortes und schwi^iges Beginnen es war, als
Ritschl Ende der vierziger Jahre den Entschluss fasste, die
Inschriften fiir die Erkenntniss der Entwifkelung der latei-
nischen Sprache auszubeuten.
Zu dieser Zeit lag ja die lateinische Epigraphik nocli
ganz im argen. Wer damals fiir bestimmte wissenschaft-
liche Zwecke die Inschriften benutzen wollte, musste alles
was er brauchte erst miihselig zusammensuchen und hatte
damit doch nur ein Material von hochst fragwiirdiger Zu-
verliissigkeit gewonnen. Denn die Inschriften waren nicht
bloss iiberall verstreut; sie waren mit Hunderten und aber
Hunderten gefiilschter Machwerke versetzt, sie waren ihrer
iiberwiegenden Masse nach ungeniigend abgeschrieben, und
am wenigsten war irgend ein Verlass auf Genauigkeit in
der Wiedergabe der sj)rachlichen oder orthographischen Be-
sonderheiten, geschweige dass eine accurate Reproduction
der Schriftziige versucht worden wiire.
Die Aufschltlsse^ welche Ritschl aus den inschriftlichen
Qaellen fdr die Geschichte der lateinischen Sprache zu ge-
winnen hoffte^ waren unter diesen Verhaltnissen gar nicht
erreichbar, wenn er nicht selbst an ihre methodische Behand-
lung Hand anlegte und wenigstens fUr die Inschriften repu-
blicanischer Zeit, die fQr seine Zwecke ganz Yorwiegend in
Betracht kamen^ genaueste Facsimiles sich zu yerschaffen
suchte.
Inzwischen hatte die 1852 erschienene Sammlung der
Tnscriptiones regni Neapolitani latinae' von Mommsen in
leuchtendem Yorbild gezeigt^ was hier und wie es zu leisten
war. Und es war ein glUcklicher Stern, der Clber der Wie-
dergeburi dieser fast erstorbenen Studien waltete, dass jetzt
die zwei Manner, die von zwei verschiedenen Seiten her
auf die Epigraphik geftihrt waren, ihre Krafte fQr eine Zeit
laog auf dasselbe grossartige Untemehmen vereinigten; aber
erst nach einem Decennium (1862) erschien die Doppelfrucht
dieser Yereinigung in den ^Priscae latinitatis monumenta
epigrapbica' und dem ersten Bande des C. I. L.
Wie so ein grosser Theil der Ilitschrschen Untersuchun-
gen noch mit unzulanglichem Material begonnen wurde, so
bilden diese auch in Bezug auf die sprachgeschichtlichen
Anschauungen ^eine successive Reihenfolge wachsender Er-
kenntnisse'. Es war eben ein ganz unbekanntes weites Ge-
biet; welches Ritschl nach allen Seiten zuerst durchmass und
in wiederholten ZQgen der Wissenschaft eroberte. Die Unter-
Buchung befindet sich hier im vollsten Flusse, wenngleich
in einem wohlgeregelten: in der frischen Freude des Fin-
dens wird das Einzelne^ wie es gehoben war, Stiick fQr
StQck vorgefdhrt. Die Eigenthdmlichkeit Ritschrs, dessen
Natur alles Dogmatische fern lag^ eben die Forschung in
ihrem Stufengang, nicht das fertige Resultat darzulegen,
tritt so in seinen sprachlich - epigraphischen Arbeiten vor-
zngsweise lebendig und durch die 'Werdelust'^ die in ihnen
herrscht, besonders reizvoU hervor. Aber freilich war es
XII
dabei nicht zu yermeideii; dass eine fruher aufgestellte Ob-
servation bei fortschreitender Erkenntniss oder bei wach-
sender Sicherheit und Ausdehnung des epigraphischen Mate-
rials erweitert oder eingeschrankt, geklart oder vertieft,
pracisirt oder modificirt, anders begriindet oder in einzelnen
Punkten auch ganz zuriickgenommen wurde. Auch traten
auf dem frisch erschlossenen Arbeitsfeld nach einiger Zeit
selbstandig und eifrig mitarbeitende Krafte hinzu.
Mithin bleiben naturgemass von den hier vereinten
Aufsatzen und Abhandlungen namentlich die alteren hinter
dem heute erreichten Standpunkte zuriick, den zu erreichen
sie selber zu ihrem sehr bedeuteuden Theile beigetragen
haben.
Fiir die redactionelle Thlitigkeit, die ich nun leider an
Stelle Ritschrs dem Wiederabdruck dieser Aufsatze zuzu-
wenden hatte, ergab sich aus der geschilderten Sachlage
eine doppelte Consequenz. Einmal schien es mir unerlass-
lich, bei jeder von Ritschl aus lilteren Drucken citirten In-
schrift diejenigen Stellen der P. L. M. E. und des Berliner
C. I. L. oder der Ephemeris epigraphica, beziehentlich der
Inscr. Neap. oder Helv. Mommsen's zu bezeichnen, an denen
sich jetzt die Inschrift publicirt findet (auch bedeutendere
Abweichungen der nun gesicherten Lesung kurz kenntlich
zu maclien). Und zum audern habe ich — soweit mein
Gedlichtniss reichte — stets in Aumerkungen auf die Stellen
hingewiesen, wo Ritschl denselben Gegenstand ausserdem
(abweichend) behandelt hatte, und wenn diese Behandlung
in der Enarratio der P. L. M. E. stand, der Bequemlichkeit
halber die betreffendeu meist kurzen Worte gleich selbst
hinzugcfugt.
Weitere Zuthaten (abgeseheu naturlich von den bereits
im dritten Bande durchgefuhrten rein bibliographischen) habe
ich geglaubt unterlassen zu sollen, obwohl ich wiederholt
nur ungem cine kurze Hinweisung auf neuere Besprechungen
unterdriickt habe.
XIII
Ritschrs leider sehr sparliche Zuaatze, wie sie sich in
seinen Handexemplaren yorfanden^ sind in eckige Klammem
gesetzt; alles was Yon mir herrilhrt desgleichen; und wo es
mehr enthalt als ein nacktes Citat durchweg unter Bei-
fugung der Chiffire C. W.
AUe Benutzer dieses Buches werden mit mir meinem
Freund ond CoUegen FritzScholl dankbar sein ftir die Sorg-
falt, mit der er den dreifachen diesem Bande beigegebenen
Index ausgearbeitet hat. Bei der Manigfaltigkeit der hier
behandelten Einzelheiten und der oben geschilderten Be-
schaffenheit dieser Untersuchungen ist dieses detaillirte B.e-
gister in der That ganz unentbehrlich: erst jetzt kann man
sich rasch und leicht (iber alles yergewissemy was Ritschl
Qber lateinische Epigraphik und Sprachkunde Qberhaupt ge-
schrieben hat.
Auch bei diesem Bande hatte ich mich in allen auf die
Aeusserlichkeiten des Drucks bezUglichen Fragen der stets
bereiten und sachkundigen Unterstiltzung Yon Professor Fleck-
eisen zu erfreuen.
Die dreiundzwanzig Tafeln, die in einem besondem Atlas
vereint diesem Bande beigegeben werden^ sind theils (mit
Zustimmung der Berliner Akademie) aus den P. L. M. E.
wiederholt, theils geben sie die AbbildungeU; die einst die
fOnf ^Priscae latinitatis epigraphicae supplementa', die ^Tes-
serae gladiatoriae der Romer' und den Aufsatz ^tiber antike
Gewichtsteine' begleiteten. Die scrapuloseste Revision sammt-
licher Tafeln hftt in alter vielbewahrter Freundschaft Her-
mann Usener in Bonn tlbemommen. Ausserdem ist dem
Bande selbst (zu p. 17) noch das namliche Facsimile wie
einst dem Bonner Programm von 1847 beigeftigt; auch
sind auf p. 290 und auf p. 728 drei zylographische Facsimile^s
wieder abgedrackt. So ist es hoffentlich gelungen wenig-
stens in Bezug auf die bildliche Ausstattung diesen Band, der
Ritschl besonders am Herzen lag, einigermassen so herzu-
richteny wie er es selbst gewtlnscht haben wQrde.
XIV
In Bezug auf den fiinften Band habe ich bloss noch
hinzuzufiigen, dass ich hoffe ini Laufe des kommeuden Win-
ters die Vorbereitungen, die er in besonderm Masse erfor-
dert, zu voUenden, so dass der Druck etwa Ostern wird be-
ginnen konnen.
Heidelberg, Anfang August 1878.
Curt Wachsmuth.
I N H A L T.
84- iU*
I. Spidlegiam epigraphicam (183^) 1
II. DePomponii Basstili epigrammate (1847); acc. tabala litho-
grapha ad p. 17 16
III. Legit Babriae pars Baperstes (1851 cum auctariis anni 1851);
Tide iabolas I. II 34
IV. Titaloa MummianaB (1862); yide tab. III 82
Y. Monnmenta epigraphica tria 115
1. De miliario Popilliano deqae epigrammate Sorano
(1852); vide tab. IV. V 116
II. De titalo Aletrinati (1862 cnm aactario a. 1862);
vide tab. VI 163
VI. De titalo columnae rostratae Daellianae; vidc tab. VII . . 183
I. Commentado prior (1862) 183
II. Commentatio altera (1861); acc. tab. xylographa ad
p. 208 204
VII. Die &]te8ten Sdpioneninschriften (1863 mit Nachtrag von
1863) 213
VIII. Anthologiae latinae corollarinm (1863 cam aactariia anno-
rnm 1863 et 1861) 238
IX. De sepalcro Fariorum Tuscalano (1863); vide tab. VIII . . 257
X« De fictilibat litteratia Latinorum antiquissimis (1863 cum
anctariit a. 1857 et 18G2); acc. exemplum xjlogra-
pbum p. 290; vide tab. IX. X 266
XI. Poesifl Satamiae spicilegium (1864) 297
XU. De titolo metrico Lambaesitano (1866 cnm aactario a. 1861) 309
XIII. De idem isdem pronominis formis (1856 cnm aactario a. 1861) 313
XIV. Epigraphische Briefe (1858. 1869) 323
1. Die Marcellasinschrift Yon Nola; siehe Tafel XI ^4 . . 324
2. Die Inno-Seispes-Inschriften von Basel und Lanuvium;
siehe Tafel XI B und XII 335
3. Der Popillische Meilenstein von Adria (mit Zusatz
von 1869); siehe Tafel XIII 354
4. I longa und Apex 382
5. Die lateinischen Sort^^s 395
1
XVI
Seit#
XV. In leges ViBelliam Antoniam Comeliam obseryationes epi-
graphicae (1860); acc. ad p.435 tabulatypisdescripta;
vide tab. XIV 427
XVI. De declinatione qnadam latina reconditiore 446
I. Commentatio prior (1861) 446
II. Commentatio altera (1861 cnm auctario a. 1861) . . 469
XVII. Vocalunterdrucknng in der Schrift; Praenestinischee Latein
(1861 mit Nachtrag von 1862) 479
XVIII. Priscae latinitatis epigraphicae supplementa quinque (1862
—1864) 494
Supplementnm I (1862); vide tab. XV 494
Supplementnm II (1863); vide tab. XVI 509
Snpplementum III (1863); vide tab. XVII 620
Supplementum IV (1864); vide tab. XVIII 641
Supplementum V (1864); vide tab. XIX 657
XIX. Die Tesserae gladiatoriae dcr R5mer (1864 mit einer ge-
druckten Tafel zu p. 579 und Nachtr&gen von 1864
und 1866); siehe Tafel XX. XXI. XXII •. . 572
XX. Dreisprachige Inschrifb von Sardinien, von F. Ritschl nnd
J. Gildemeister (1865) 657
XXI. Ueber antike Gewichtsteine (1866); siehe Tafel XXIII . . 673
XXII. Zur Geschichte des lateinischen Alphabets (1869 mit Nach-
trag von 1869) 691
XXIII. Epigraphisch - grammatische Miscellen (1853—1869); mit
zwei xylographischen Facsimile^s auf p. 728 727
XXIV. Unsere heutige Aussprache dee Latein (1876) 765
L
Spicilegium epigraphicuni.*)
Epigraphicam latinam non est mirum tam apud nos s
neglectam iacere, qaam augeri indies et perpoliri doctis Ita-
iornm curis. Invitat enim illos ipsa monumentorum praesentia^
adiuTat cottidiana consuetudo et tamquam familiare ab in-
<*unte aetate consortium, hortatur ipsius Htirpis cognatio et
maiorum admiratio^ impellit clarorum popularium ut Scipionis
Maffeiy Caietani Marini aemulatio^ excitat uberrimus nec
umqoam intermissus inexhaustae terrae proventus. £t ea
quidem ubertas tanta est^ ut propemodum non liceat cordato
homini et ab antiquitatis studiis non alieno adire dulcissi-
marom terrarum fines, quin in novos quosdam nec antea
cognitos lapides litteratos incurrat. Huius generis aliquot
aive a nobis repertos sive ab amicis acceptos^ in his quosdam
<^rraecos^ vobiscum olim communicabimus. Verum aliud est
genos inscriptionum, quarum ant delitescant aut eyanuerint
archetypa; sed exempla restent scripto consignata. Nam cum
renatarum litterarum aetate, atque ipso adeo medio aevo,
haud pauci in congerenda inscriptionum silva operam collo-
carent suam, factum est ut manu scriptorum librorum multi-
tudinem hodiemae Italorum bibliothecae teneant epigraphicas
copias complectentium. Quae ut sunt sane Ligorianae fraudis
saepe suspectissimae^ id quod in Yaticanas potissimum atque
ex parte in Famesianas Barberinasque schedas cadit: tamen
saepe etiam bonae fmgis plenae cognoscnntur. Nec tantum
valuit aliquot saeculordm quamvis indefessa investigatio^ ut
*) [Prooemiiini IndiciB sebolarum aestiYanim yratislayiensiam anni
CIOIDCCCXXXVIII; quod quamquam inscriptum 'SPICILEGIVM EPI-
^RAPHICVM I* ne altemm quidem huins generis Hecutnm eet. C. W.]
VtL SITS<:UBLII OPVKCTLA IV. 1
2 SPICILEGIVM EPIGRAPIIICVM.
iion hodieque eo in genere reperias, quae cum Transalpi-
uorum aciem oculorum fugerint, Ilyperboreo peregrinatori
patescant praeter exspectationem. Eiusmodi est, quod in
Vrbis bibliotheca quadam codicem indagavimus e disparibus
schedis compactum, quibus eruditus homo, Romanus ut
videtur, saeculis quidem nisi fallimur XVI et XVII amplam
inscriptionum congeriem mandavit partim postmodnm edita-
rum partim adhuc non cognitarum. Qui codex ubi lateat
tum declarabimus omnemque eius indolem accuratius enar-
rabimus, cum ipsas inscriptiones, quotcumque insunt ineditae,
per has praefandi opportunitates protulerimus.*) Atque uti-
nam iam perfrui plenissimo illo Inscriptionum latinarum
Thesauro liceret tantopere ab omnibus expetito, cuius pro-
dendi spem gratissimam ab Olao Kellermanno Dano osten-
4 tatam mors praematura gnavissimi adulescentis inopinato
abstulit. Difficile est enim, aut ut verius dicam, fieri vix
ac ne vix quidem potest, ut sine erroris periculo, vulgata
necne sit quaepiam inscriptio, hodie exploretur: tantum con-
stat praeter ampliores easdemque facile parabiles coUectiones
singularium in hoc genere libellorum numerum esse, qui
simul atque in lucem sunt emissi, rarescere in ipsa patria
solent, ad nostras oras ne pervadunt quidem. Quamquam
quae nunc expromere animum induximus, de iis nostrum
iudicium longe gravissima eius viri sententia confirmavit, cui
primas in epigraphicis litteris communi omnes consensu
deferunt, nobilissimi eiusdemque humanissimi Comitis Bar-
tholomaei Borghesi: cuius quod aureolis quibusdam obser-
vationibus uti licet, insigne harum quas nunc incohamus
commentationum decus deputandum est.
Inscriptionum e Komano codice a nobis descriptarum
sua sponte intellegitur alias aliis memorabiliores esse. Et
eximia quidem praeter ceteras una est eaque omnium maxima,
quae cum summam argumenti cognationem habeat cum do-
nationis instrumento Statiae Irenes (ap. Gruterum p. 1081, 1),
*) [Asservatur iii bibliotheca Vallicelliana notatus R. 26. foL, cf.
Huschke 1. i. s. p. 2. Continct ille — ut nunc constat — schedaa loanniu
Zaratinii Castellinii Faventini, de quo vide Tiraboschium Ster, leti, VII^
1 p. 228 et Ilenzeuum in indice auctorum C. I. L. VI, 1 p. LVIII. C.W.j
SPICILEC5IVM EPIGRAPHICVM. 3
tamen huias praestantiam longe longeque etiam superat. £ius
autem nec amplitudinem huius prooemii fines capiunt, nec
explanationem satis exi>edire posse philologica ars videtur.
Qaapropter eruditissimi collegae, Icti celeberrimi, curis com-
meudatam, sperare licet fore ut brevi recuperemus sagaciter
suppletam et luculenter illustratam.'^) Reliquarum autem
maxima pars, ut fere fit, ad sepulcrale genua pertinet: ad
res sacras publicasve numero pfiuciores spectant. Ab illis
igitur; parum sequaces Solensis poetae, ordiamur: ad graviora
et gravissima progrediamur deinceps.
Etsi autem de universa codicis condicione disputationem
ampliavimus, tamen paucis dicendum de eius fide sentimus.
Quam quidem earum inscriptionum comparatio prorsus com-
mendat, quae aliis ex fontibus (nam Romano codice nemo
usus) in Gruteri, Reinesii, Fabretti, Donii, Muratorii, Donati
syllogas manarunt. Velut quam a Donio XII, 56 ^ex scJiedis
bibliothecae Vaticanae' petitam meminimus (carendum est enim
in his terris Donii et Donati libris), eam Romanae auctor
eoUectionis fol. 264 a *m dotno Alexandri Panizzae de Regione
Trivii in eitis Hortis^ ipse viderat descripseratque. E CittO'
dini ms. codice Grutenis 240, 7 sumpserat, quae in Rom. cod.
f. 276 b in otto o dieci pezzi dispersa per la chiesa (di S. Paolo)
dicitur. Notabile est quod in hanc rem f. 278 a monetur:
vtramque inscripHonem ad autographa quondam descripsi, hacte-
nus vero non oceurrit. Testem oculatum tum similitudo mon-
strat tum ipsa disdimilitudo locorum descriptionis: praeterea
eonmdem monumentorum alia aliis temporibus condicio: quo
accedit haud spemenda in quibusdam scripturae discrepantia,
^Truteriana 28, 6 prodisse ex aedibus Colotianis ad aqtiam vir-
ffinis dicitur; addit Rom. cod. f. 247 a: iuxta aedes Buffalorum
et hasim esse vetustate corruptam, fugientibus littcris: quippe
eTanuerant reliqua praeter sex versus extremos, quorum
solorom ezemplum in codice perscriptum est. Similiter Gru-
terianae 623, 1 codex f. 267 b quattuor tantum extremos
*) [Significarit RitBchelins his verbiB Philippum Edoardum Hnfichkc,
^oi eodem anno ^T. Flavii Sjntrophi instmmcntnni donationifi inedi-
tum' emuiit (Vratislaviae, Hirt 4). C. W.J
1*
4 SPIOILEGIVM EPIGRAPIIICVM.
versus tenet et ne eos quidem integros. Gruterianam 310, 1
et plenius et diligentius Rom. cod. ead. pag. testatur bami
esse cum suprastantc statua virginis Vcstalis repcrtam in horiis
Fedcr, Caesii in Exqtdliis a, 1591, et praeelara emendatione
EIV8 Y. 13 in ETIAM converso e nulla optimam effecit ver-
borum constructionem hanc: Coeliac Concordiae Virgini Vest<di
3Iaximac Fabia Paulina C, F. statuam facicndam conlctcan-
5 danique curavit cum jrropter c^rcgiam cius pudicitiam insignemque
circa cultum divinum sanctitatcm, tum quod hacc prior cius viro
Vcttio Agorio Practcxtato V, C, omnia singulari, dignoqm
etiam db huiusmodi virginibus et saccrdotihus colij stutuam
conlocarat.'^) Etiam lapicidarum fabricas Komani codicis col-
lector perreptaverat. In domo cuiusdatn lapicidae apud ecvk-
siam S. 3Iariae Lauretanae a se repertam nunc via Ostiemi
in villa Salamonia servari testatur f. 262 a Gruterianam G25,
4, e Sancto Caesario ad Tibcrim promptam secundum Smetium
ap. Grut. Cuius v. 2 POMP. integrius praebet pro POM.,
V. 5 QVAESTOKI pro QVAESTOR. Item in via quadam
apud Maccllxm Corvornm et columnam Traianam ante domum
ciiiusdam lapicidac Gruterianam 407, 8, quam Smetius viderat
in vinea Francisci Montoni Galli ad viam Flaminiam cxtra
portam Flumcntanam. Gruterianam 109, G codex non tantum
in ccclesia S. Mariae in Porticu in sede Praeso. fuisse, sed
nunc esse apud D. lo, Andream de liubeis memorat, ceterum
non discrepans, nisi quod ultimo versu plena voce exhibet
SVA.P.D-D h. e. (ut ap. Gruterum 75, 1. 194, 9.
Keinesium I, 255 alibi) sua pecunia donum (vel dono) dederunt^
nisi mavis dcdcrunt, donaverunt, vel dedicaverunt. Expli-
care enim talia quantumvis nota satius duximus, qui nou
eruditis potius quam vobis scribamus. — Ad eosdem hortik<i
cocnobii S, Petri ad Vinnda in cod. Kom., eodem f. 2()2a,
atque ap. Grut. 984, 9 utrobique mutila iiiscriptio refertur,
cuius V. 3 et 5 PHILVMENAE e codice restituendum pro
1*1I1L0M1NAE inaudita forma, cui non licet praesidiuui
poterc ex iteni eorrnpto PIIILOMENO ap. Murai 970, IL
Quid? quod dubitatio rcstat etiam de PIIILVMINA fonna
*) [Vide niinc C. I. L. VI, 1 n. 2145. C. W.]
SPICILEGIVM EPIOKAPHICVM. 5
ap. Grut [m, 3. 9G3, 6. »86, 7. 994, 2, quoniam tanta E et
1 litteraram tum in lapidibus tum in antiquiHsimis libris 8oIet
similitudo esse, ut saepe prorsus nequeant discerni; tamet^i
fflinime nos talia fugiunt, qualia sunt Melj)OfpUne, Eromini
ap. Grut. 25, 9. 982, 11 ex vulgari pronuntiandi neglegentia
rcpetenda. Kationi convenienter scriptum non infre(|uen8
uomen exstat etiam in titulo ab amicissimo Aemilio Braunio
Qobiscum communicato, quem in Amendolae cuiusdam Komaiii
taberna (caffe cortilc) a nobis inspectum hac occasione pro-
(limus :
I) CLAVDIAE • PHILVMENE
CLAVDIA • CHRYsANTIIIS
PATUONAE-BMFEC
ETA-OPPIO • TERTIO
5 CONIV(JI • SVO
ET«TICLAVDIOTERTIO
COLLIBERTO • 8VO
ET • SIBI • ET • SVIS • LIUERTLS
LIBERTABVS • POSTERISQEOR VM
I)e ratione, quae inter Ghrysanthidem et Claudium Tertium
intercedebatt infra dicemus.
Qnamquam autem non hoc nunc agimus, ut, quid ad
emendationem prius editarum inscriptionum iiomanus codex
couferat, dedita opera doceamus: de (|uo dicetur suo tempore:
tamen, cum sit sane properandum ad incognitas proferendas,
propter egregia quaedam supplementa medium inter editas
et ineditas locum una tenet, quae minus iutegra apud
Fabrettum X, 364, dic scripta in codice exstat:
II) D M * 6
PSVLLIVS 20TICVS ET SVL
LIA NICE CONIVNX VI VI SI
BI-ET^FILIS ET LIBERTIS LIBERT
5BV8QVE POSTEIIIS QVE EOUV
FECERVNT. ITA NE A qvoqvam eouv
HORTVLVS-ALIENETVR-VEL VEXEAT-QVOT SI QVIS DON
VEXIDEBE • ALIENAKEVE • ALIQVO • MODO • VOLVERIT
• IVLIAETATIANETI.COIVGI • OPTIMAE
lOTIS.LIBERTABVSQVEPOSTERISQVEElVS
SVLLIVS. ISTEFAN
6 SPICILEGIVM EPIORAPIIICVM.
Apud Fabrettum 1. 1 deest M, 1. 2 post ZOTI (uam Z illud
valet sane Z) reliqua omissa omnia, item v. 3 reliqua post
CONIVNX, V. 4 duae litterae extremae. V. 5 et 6 EORVM, v.
7 DONA supplevit de suo, v. 11 exhibuit VEL IVS • ISTEIAE.
Permira autem huius inscriptionis ratio est, si cum alia con-
teiideris post Donium XIV, 16 ab Muratorio 1500, 1 sic
repetita:
P. SVLLIVS ZOTICVS. ET. 8VLLLV NICE
SB VIBI FECERVNT. ET. PIL. ET. LIB. LIBQ.
POSTERISQ. AEORVM. ET ALLIAE CONIVGl. IVLIA
ATIANE ET LIB. LIBERTAB. Q. POSTER. Q. AEORVM. ET
5 SVLLIVS ISTEFANVS. ET. LIB. HVIVS. ET IN CONTl
IIOKTVLV' MACERIA CLVSA. AT. CISTERNA. PERTIN
Sl QVI VOLVERIT DONARE. VEL VENDERE. TVM. INFER
ET POENA N. M. L. N. AR. PONTIFICVM. ET. VIRGINIBVS
Tam iiiter se et difierunt et concinunt haec et ilhi inscriptio,
ut nec haberi pro eadem nec pro diversis queant. Egregia
igitur Borghesi coniectura, iteratam in altero 'latere eiusdem
sepulcri eandem inscriptionem fuisse, quod noii carere exem-
plis. Atqui non est prorsus eadem. Diversitatem igitur ita
nosmet interpretamur, ut diversis utrumque exemplum tem-
poribus confectum arbitremur, priore quidem a nobis pro-
latum, posteriore Muratorianum. Suadere lioc ipsa ratio coni-
paratarum inter se inscriptionum videtur. Nam P. Sullius
Zoticus cum coniuge posteaquam sibi et suis sepulcri locum
paraverant monumentumque fecerant, ac ne quis umquam
alienaret, multa constituta interdixerant, unus cx posteris,
SuUius Stephanus vel ut tunc loquebantur Istephanus, sepul-
tae ibidem coniugis memoriam conservaturus subscribi aliquot
versus curavit, quibus ad illius quoque coniugis libertos per-
tinere sepulcri usum separatim iuberet. Sed ita cum et parum
concinno ordine tota inscriptio procederet, et vero multae
obligatio a Zotico constitutae ne pertineret quidem ad con-
iugis illos libertos, quippe quae non subscripta sed praemissa
esset: rescribi universum tituhim Stephanus voluit, in unam-
que continuitatem duplici dedicatione redacta pravum ordinem
emendari, simul autem accuratius quaedam detiniri quam esset
a Zotico factum. At id negotii cui demandarat, tam vel
SPICILEUIVM KPIORAPUICVM. 7
neglegenter vel imperite egit, ut pessime ei res cesserit
Nam tum in coniungenda Zotici et Sulliae cum luliae Tatia-
nae memoria, tum in hortulo atque multa diligentius doscri-
bendis adeo miscuit diversa et recta turbavit, ut qui emen- 7
dare Muratoriani illius tituli turpicula vitia suscipiat, operam
perdat Facile, quid vel sibi voluerit vel scribere debuerit,
apparet: P. SuUitiS Zotictis et Sullia Nke sibi vivi fecerunt et
filiis et IQfertis libertdbusgue posterisqiie earum. Et luliae
Taiianae coniugi et libertis libertabusque posterisqne corum Sul-
lius Stephanus et libertis huius, Si quis contiguum hortulupn,
inaceria clusa ad cistemam pertinentem, voluerit donare vel ven-
derCy tum inferet poenae nomine quinquaginta miUia nummum
arcae pontificum et virginibus (Vestalibus.) In his una tan-
tum est vera correctio, EORVM v. 4 scriptum pro EIVS.
Nam nec usitata saiie nec proba haec locutio est: et libertis
libertdbus posterisqt*e eiuSy cum nec Tatianae posteri dicantur,
qui praemittendi libertis fuerant, nec recte posteri simpliciter
dicantur pro libertorum posteris. V. autem 5 ET • LIB • HVI VS
(i. e. Stephani) consulto accesserunt. ALLIAE v. 3 erratum
(fortasse tamen ab ipso Donio) pro IVLIAE^ quod deinceps
iteratur; temere adiectum in fine v. 4 ET, in quo fallatur
qui Stephani praenomen latere suspicetur. Semet enim ipse
conrexit marmorarius, qui ab initio tum omiserat Tatianae
uomen tum coniuncturus erat Stephani cum Tatianae libertis.
Neque enim FE h. e. FECiY ausim ex illo ET eruere, si-
qoidem coniugi dicabat tantum, non fecit nec ut videtur
refecit sepulcrum. Alio modo supervacaneam ET particulam
Maffeius expediit Mus. Veron. 152, 3. In ET IN litteris v. 5
cognoscere nobis videmur ITA NE^ a quibus particulis exorsus
mox incidit in alteram constructionem quae fit SI QVLS voci-
bas, et utramque misere miscuit. Reliqua quae peccavit sua
sponte patent: recte autem se habet MACEltlA CLVSA, quod
ne convertendum in CLVSV(M) putetis, monemus Fabrettianae
in, 238: maceria in cirmitu clusa, et Grut. 750, 4: maceria cir-
cumdata. Ne illud quidem peccatum a lapicida eni, eiai pec-
catum in latinitatem, quod v. 2 legitur SE VI BI h. e. sc vivi.
Nam cum frequens sit in titulis haec locutio: VIVVS • FECIT,
VIVl . POSVERVNT, quo spectant compeudia scribendi
8 SPICILEGIVM EPIGRAPHICVM.
V • F, V • (SUfi) P, primum paullum immutata formula dixe-
runt etiam SE • VIVO • FECIT (Grut. 418, G), SE • VIVO-
DEDIT (ib. 414, 2). Sed quod prope iDcredibile cuipiam
videatur, hac locutione postea ita abusi sunt, ut etiam ubi
iiullus esset ablativo locus, tamen SE adderent, vel si aliter
efierre lubet, ut tamquam unius vocabuli vim SEV1VV8
haberet. Non licet diffiteri soloecismum: clamant exempla.
SE VIVVS INCHOAVIT est ap. Grut. 410, 8. 871, 7,
SE . VIVVS . FECIT ib. 609, 1, SE • VIBVS • FECIT 586,
8, SE . VIBVS . COMPARAVIT S63, 7, SE • BIBVS • COM-
PARAVIT 754, 10. Reapse una voce scriptum exstat SE-
VIBVS .... COMPARAVIT 640, 4, SEVIVOS • FECIT Fabr.
I, 281. Plurali numero habes SE • VIVI • (VIBI) FECERVNT
vel COMPARAVERVNT ap. Grut. 608, 4. 814, 2. 877, 6.
1114, 1. Prorsus autem rationis modum excedit SE • VIBOS •
FECERVNT 799, 3. — Quorsum autem in huius tituli sor-
dibus tamdiu haesimus? Non hercle aliam uUam ob caussam,
nisi ut eius auxilio geminae inscriptionis nostrae lacunas
suppleamus. Atque vv. 4. 5 extremis nihil deesse nisi A et
M facile intellegitis. Vv. autem 6. 7 quantum desideretur,
ex 8 et 9 demum comparatione perspicitur. De supplemento
V. 9 nulla esse dubitatio potest: OPTIMAE[. ET- LTBEK|.
Nec tamen huius quidem versus longitudine prohibeamur,
quominus v. 6 et 7 non item novem, sed trium tantum lit-
terarum spatia explenda esse existimemus in hanc speciem:
QVOQVAM EORVM[HIC et SI QVIS DON[ARE: nam aliis
temporibus scriptorum alia condicio et potuit esse et vero
8 fuit, si ad diversum modulum ipsarum litterarum animum
adverteritis. Verum j)rohibemur structurae ratione gram-
matica et sententiae defectu v. 7 et 8. Vt enim feramus
illud QVOD SI pro quc7n si, tamen carere apodosi nullo
pacto possumus, qua eonstituenda poena erat. Neglectum
post V. 8 iutegrum versum tum a Donio tum ab Romano
collectore <»sse, qui vcl de VEXIDERE illo inter se con-
sentiant, non magis est probabile quam craso extremo Zotici
versui superscriptum ab lapidario primum Stephani fuisse.
Atqui multae descriptio, qualis fit in Muratoriana, in nostra
locum habere nuUo modo potest. Nou licuit illam, si exem-
SPIOILEGIVM EPIORAPIIICVM. 9
plis metimur probabilitatem, brevius litteris signilicare quam
sic: INP . M . L . N . AR. PONTIF • (vel fortanse PONT •)
ET . W: quae videtis reliquum v. 8 post VOLVEKIT spatium
prorsus exeedere. Ceterum INF pro inferet est ap. Gnit. 827,
2, AR pro arca^ frequens, VV pro virginihis Vestalibfis apud
Orellium n. 4428. Nec si alias in hoc genere formuIaH cir-
camspicias^ satis probabilem versuum aequabilitatem nanci*
scare. Guiusmodi sunt, ut exemplis utamur, INF . A • P . K h. e.
(ut ap. Orell. 5048) aerario populi Bomani, vel breviuH etiani
INF(ERAT) AER(ARIO) ap. Grut. 928, 1, vel DABIT.INKE.
PV, DABIT . R . P, DABIT . CIVITATI, DABIT . FISCO,
DET.FISCO et similia ap. Mur. 8L5, 1. Fabr. III, 288 alibi.
Praeterea cum veri longe ait similius, nullum potius a Zotico
m^stratum vel coUegium, cui pecunia solveretur, nominatum
foisse, quam diversum esse a Stephano substitutum: queui>
admodum DABIT • SESTERTIOS • XX simpliciter dictum est
ap. Grui 825, 8. Mur. 1390, 4: omnis illa pontiiicum ot
virginum mentio videtur ab Zotici inscriptione afuisse solique
deberi Stephano, qui distinctius cavendum de non alienando
hortalo putaret. Haec igitur onmia si recte disputavimus, con-
sequens est ut haec fere fuerit pristina inscriptionis forma:
6 E0RVM[ . CONTIGVVS
7 don[areev>ivel
8 . . . . v0lver1t.[dabit.l.mn
9 . . . . OPTIMAEI . ET • LIBER
Ita probam nacti sumus constructionem : qtwd^i quis donarc
eww vd vendere — voluerit VEL etsi non est necessarium
ac plerumque in talibus omittitur, tamen recte- asciscitur ex
Muratorii exemplo. Pro CONTIGVVS possis etiam CON-
TINENS. Vltimo versu nihil deesse videtur praeter VS,
paenultimo aut nihil aut fortasse D h. e. dicavii vel dcdicavit.
In ISTEFANVS nomine prima littera nec lapicidae errori
debetur nec puncti instar liahenda est, quae Orellii sententia
ei$t de alia quadam inscri|)tione vol. II p. 288, sed ad labau-
tis latinitatis eas formas portinet, quibus haud obscure trans-
itus quidam ad hodiemam Italorum consuetudinem sigui-
ficatur. Eiusmodi est iscttrra ab Isidoro Orig. X, 152 notii-
tum, quamquam ridicule explicatum. Ipsum ISTEFANV
10
SPICILEGIVM EPIGRAPHICVM.
nomen redit apud Reinesium XX, 124, qui alia quaedam {Istna-
ragdiis XJV, 87) attulit ad XX, 328. — Mirum autem sit,
ni pridem de singulari TATIANETI forma nostrum exspec-
taritis iudicium. Quam mutavit sane Stephani lapicida, sed
praeter necessitatem. Fuit enim iste mos posteriorum tem-
porum, non ille in vulgus notus, genetivos et dativos Grae-
corum nominum in fic et fj desinentium ut aut in eniSy cni
aut in etis, cti syllabas terminarent: cf. Reinesius ad XX, 114.
Velut Agatlioclcni pro Agathocli; Andrmicenis, Bhodopeni h. e.
'AvbpoviKTic, 'PoboTrri: ut probabiliter Orellius 4384 Gamicefii
(a raiiiKri, cf. Fabr. I, 146) coniecerit. Item Themistockti^j
9 Diogenefi, Hcrmeti; Trencti ap. Reines. XX, 104, Philunieneti
ib. XX, 349. Eodem pertinet ati dativus nominativorum in
ct desinentium, ut Sofiati ib. 2G5. Tamquam a Taiiavii igitur
factum Tatiancti, — Ceterum rectius L • M • N collocatur, ut
e. c. ap. Grut. 383, 4. Orell. 4428, quam inverso ordine M •
L'N, -- Sulliae gentis mentio etsi rara est, fit tamen etiain
apud Fabr. IX, 423. Mur. 856, 3. 1488, 15.
Quemadmodum hic,ita aliis exemplis saepe direrapti unius
eiusdemque lapidis binae inscriptiones seorsum innotuenmt.
Ita quae a Grutero affertur p. 79, 1 tamquam singularis, cum
altera quadam sic coniunctam codex f. 270 a cousignavit*):
111)
FORTVNAE
AVGVSTAE
RE8PICI ....
MAVR TES . .
IVNIOREXSVISV
fi
Integrius Gruterus RESPICIENTI M • AVR • CTESIAS.
Fortume Rcsincimtis, cui cx visu h. e. somnio monitus monii-
mentum Ctesias quidam posuit, aliquot exempla suppetnnt
ap. Grut. 1072, 0. Mur. «4, 5. 1042, 2 (de quibus vid. Orell.
1765). 330, 1, Praesentis nulhiin meminimus. Quamquam
per se nihil hoc habet oflfensionis. APOLLINI • GllANNO •
ET • 8IR0NAE • DIS • PRAESENTIB dicatum monumentum
') [Vide nuiic C. I. L. VI, 1 n. 181. C. W.]
8PICILEGIVM EFIGRAPHICVM.
11
habemus ap. Grut 37, 11 fC. I. L. III n. 74*], SILVANO •
DEO . PRAESENTI ap. Mur. 69, 12. 123, 4 |C. I. L. VI, 1 n.
648], NVMINI - PRAESENTI • CAELESTI ib. 109, 4[C. L L.
VI, 1 n. 545], aliia alia. Operae tamen pretium fuerit appo-
nere Borghesi iudicium: Non dissimulo pero, die io ienio qui di
ma qualche frode, non potendole essere ignoto, dw gli scarpdlini
Bomani, quando capita loro un^ antica hase non scrittay sogliono
divertirsi ad incidervi un' inscrizione gid nota, aggiungendovi
dal loro qualdte sproposito, ddle quali imposture si hanno ripe-
iuti esempj nel museo Vaticano. II mio sospetto viene originato
dal cognome TESIAS, cui non so dare alcun significato e clie
dev' essere onninamente CTESIAS, come ben lesse il Grutero,
€ si conferma poi dalla falsa punteggiatnra EX • SVIS • V,
quando e evidente doversi leggere EX8 • VISV. Non nos pro-
fecto praestantissimum virum docebimus, istiusmodi negle-
gentiam a yeteribus quoque marmorariis non raro commiHsani
esse. Velut, ut ex nostris exemplum proferamus, in amplis-
sima illa, cuius ab initio meiitio iniciebatur, inscriptione v. 2()
positum est AC • ASCELII pro A - CASCELLI. Nec dispar
est, quod ex CVM • REP Orellii acumen effecit CVM • R • EP
1). 4412. Attamen Tesias ille in Ctesiae locum substitutus videri
sane potest e novicia Italorum pronuntiatione repetendus essr.
Ceterum ne in illo EXS haereatis, tribus verbis monemus
horum et similium: CONIVNXS, FELIXS, AVXSILIO, DL
XSERVNT, quae non esse rariora sciunt, qui aliquem vetc-
rum lapidum usum habent, quam simillimae stribliginis et
quodammodo contrariae exempla CONIVCX, DICXIT.
Aliud exemplum dirempti in duas partes tituli hoc
babete e fol. 258 a:
IV)
P.AMBIVIVS
P*FIL*QVI*IIERME8
ARAM'P08VIT
P« AMBI VIO • P • LIBERT
IIERMETI • PATRI • 8 VO • VIXIT
ANNI8 LXV
ET AMBrVIAE-P«F-IVCVNDAE
SORORI-SVE- VIX-ANN -XIX-M VI
10
12 SPICILEGIVM EPIGRAPHICVM.
PAMBIVIOP-FQVIU-FESTOVIX-ANN-XXVI KTAMBIVIAE
A(iATIlELlBVIX-ANN-XIXAMPIIIA-AMPLIATA-MATERFILCAKISS
TECTVMCVM-CLATFEKREIS • D • S • P
10
Verba ipsi arae inscripta diu est curn Fabrettus vulgavit X,
401, basi inscriptii nondum innotuerunt. Atque apparet ad
eandem Ambiviam sive gentem sive familiam hunc atque
illum titulum pertinere: ut fortasse ipsius Publii, qui aram
llermeti patri et lucundae sorori posuerat, Amphia Ampliata
coniux fuerit, filius autem Festus. V. 6 apud Fabr. expres-
sum est LXVII pro LXV, diligentius ut facile perspicitur.
Sed quod idem v. 7 P • L(^ih(rta) praebet pro P • F(iUa\ discep-
tari in utramque partem potest. Etsi enim libertino patre
nata non fuit libertina, tamen potuit ante manumissum
patrem filia, postea demum filius nasci, in libertatem autem
illa simul cum Hermete patre vocari a Publio Ambivio.
Quamquam non habet hoc sane multum probabilitatis. Contra
in basi commemorata Ambivia Agathe videtur quidem et
libertina dici et Ampliatae filia. Atqui huc accommodari illa
exi^licandi ratio plurimis de caussis nequit. Tenendum illud
est imprimis, natu minorem Agathen quam Festum fuisse.
Comminiscare comphira licet, quae quot difficultates remo-
vere videantur, tot novas creent redarguique evidentissime
possint: quo pertinent etiam, quae erudite et suo loco aptis
sima de similibus Fabrettus disputavit p. 7 sqq. Vnum tan-
tum patet perfugium, ut Ambivii Festi ipsius liberta Agathe
fuerit, non fuerit filia Ampliatae. Constat enim servas nianu-
mitti solitas, quo ab ipsis eris dueerentur. Consectarium es^t,
FIL • CAKIS8 non valere filiis carissimis (non enim ita loqui
licitum Komanis), sed flio carissitno, Quorum verl^oiiim col-
h)catio censenda est ex ipsius aftectu xVuipliatae, quae bene
volens nurui proximo vinculo uxoris cum mariti memoria
iungendam putaret. - - Nunc autem ulterius etiam progredia-
mur, et quae uxor fuerit Hermetis ])titris, mater igitur P.
Am])ivii P. F. Hermetis, probabili ut arbitramur eoniectura
a])enamus. Exstat coniuuetissimus cuui nostro ajjud eundeiu
Fabrettum X, 3J)9 titulus hic: DHS-MANIKVS P.AMKI-
SPICILKOIVM EIMORAPIIICVM. 13
VIOPL HERMETI.VA.LXVII ET | AMBIVIAEPL.
MARGARIDII V.ALV.PARENTIBVS.OPTIMISET' BENE
DE. SE. MERITIS • FECIT | P. AMBIVIVS • P. F | HERMES
PIENTISSIMIS. In tanta et nommum et vitae aimorum con-
?enienti& vLx licet dubitare quin, qui patri et sorori, idem
etiam parentibus monumentum posuerit. Ac nescio an hoc
qaoque binorum titulorum in binis lateribus eiusdem monu-
menti scriptorum exemplis accedat. Matris nomen Margarisii
habes apud Mur. 1548, 2. — Pfluca restant de nostro titulo
dicenda. V. 2 Q\T • HERMES ne de duplici nomine acei-
piatis, ut TROPHIMVS. QVI. ETFORTVNATVS ap. (irut.
1140, 7 aliaque dicta sunt ab Scaligero composita Indic. p.
XCL Valet iUud QVL, ut v. 9 QVIR., QVIRINA tribti. --
V. 3 ARAM dici pro sepulcro, nwtnnmntOf cqypo, satis iam a
Fabretto demonstratum est p. 107 sqq. Cf. Rein. XVI, 68:
HOC . SEPVLCRVM • SIVE • ARA. Denique quod Ampliata
(cuius nomen AMPHIA exstat etiam ap. Mur. 1030, 1) tcctum
eum clairis ferreis de sua pectmia fecisse dicitur, id quale sit
Qon potest luculentius quam Borghesi verbis illustrari: lla
U suo merito Viscri^ione di P. Ambivio Festo per quel TECTVM'
CVM- CLATris FEHREISj c)C e nuovo a proposifo di sepohri,
Non (! infatti comune il trovare che gli cdificj cfmrtuan fosscro
aperti da qucdclie lato, Tuttavolta ahbiamo nel Maffei Mus.
Veron. p. 448, 2 che fcce il mOTECTVM- ANTE OLLA-
RIA: in lapidi raccolte alla p, 3o:> delV Orelli si citano a tal
nso k AEDICVLAE, m di forma molto diversa da qtieste sard
dato V AltMARIVM ' DISTEGVM del sno nro, 45HK
Quoniam diutius quam vellemus paucorum nos intor-
pretatio tituloruni * detinuit, alios quosdam subicimus sat
faciles expeditu.
V) M.SAVFEIVS.M.L.NICkPiI VI) DOMVS
8IBI.ET •►« AKTKKNA
ITALIAE-UBERTAE FLAVIAK
PHYLADE.LIBEKTO C 11 R Y.SI D I 8
IN.FRO.p.XIMN.AGR().l'.XII
14
SPICILEGIVM EPIGRAPIIICVM.
VII) DIS . MANIBVS
TI CLAVDIVS EVHODVS FECIT SIBI ET ARRI
AE TRYFAENI COIVGIETLIBERTISLIBERTABVSQ
VE POSTERISQVE EORVM
IN AUUO P
vni) D M
TI • CLAVDIO
SECVNDO
CL A VDI A
prapis-patri
pIentissimo
FECIT
XVII IN FKO P
XXX
IX)
12
i)
D M
M • OG VLNI
VS-FRVCTVS
V-A-X-M-VII-D
XIIIIFECER.PlI
PARENTES
M N E S T E R
ET SECVNDA
XI)
X) D M
EVTYCnAS . SERVOS
P • AELIVS • AM AND VS
EQVES • SINQ
f) TVR-IVLI-LONGINI
POSVIT • TITVLVM
SERVO • B-M
NATIONE-PIIRYGE
VIX'ANN -XX
D M
M- VLPIVS • LIBERALIS
N ATIONE . HEL VETI VS • EQ • SING • T • SIL VINI
MIL-ANN^X • XV • VIX« ANN • XLVII
M • CVR AV I T . POSTERISQVE • SVIS
XII) D M
M • VLPIVS • AVITVS
VLPIA • TRAIANA
EQ • SING • AVG • TVR
5 SEX- INGENVI
VIXANN-XLVMIL.ANN-XXV
M . VLPIVS . FIRMV8
TVR . VLPI • VERATI
IIERES . EIVS . FACIENDVM
10 C VR A V I T
SPICILEGIVM EPlGRAPlIICVIf. If)
xni) D M
M • MARCIO • AGATHOPO XIV) SYMPIIORO
CONIVGI • B-M • ET SVO
Q • SERVILIO • AGATIIOPO ALKXANDER
5 FIL • PIENTISSIMO • FECIT O • U • S • M
SERVILIA^LARISSIBI*ET*SVIS
LIB • LIBERTABVSQ . P . F
II • M • D • M • A B
XV) P- FVNDANI^ P» E • TER
VELINI
Ex his inscriptio XIII reperta fuit in hortis Martii
Columnae apud tempium Pacis, et in codice exstat f. 2(53 b.
Keliquae unde prodierint ignoratur; perscriptae sunt XV f.
2r)6a, Vm f. 258a, YH f. 258b, VI f. 259a, VU f. 2G0a,
V. IX. X et XI f. 260b, XIV f. 269d. Quae autem de sin-
gulis monere operae pretium videatur — ac sunt sane in
hiA qnoque singularia quaedam yel aliquo modo notabilia —
ea differre in id tempus animum induximus, cum iucunda
haec Yos compellandi opportunitas redierit. [Continuata non
sont suo tempore haec studia epigraphica Vratislaviensia;
supplementi tamen instar eis addi yoluit Ritschelius manci-
pationis instrumentum Flavii Syntrophi, quod ez hoc codice
ipsios apographo usus edidit Huschldus (y. supra p. 3 adn.).
Quod consilium cum ipse non sit executus, inutile duxi (quod
uunc solum licuisset) ex apographo Ritscheliano hoc loco
iuscriptionem iterare, quae extat etiam apud Henzenum Orell.
T321, Wilmannsium 313, Brunsium (fontes iuris Rom. ant)
p. 183' neque potest suppleri nisi alterius apographi ope a
Theodoro Mommseno in bibliotheca Parisina reperti. C. W.J
II.
De Pomponii Bassuli epigrammate*)
(cum tabula lithographa).
III Siiigulares cautiones constat et lubricam saepe tracta-
tionem habero litteratis lapidibus adhibitam artem criticam.
Quae cautiones cum multis partibus contineantur, tum ad
supplendarum lacunarum operam, si qui lapides vel mutili
exstiterint vel detriti vel alio modo corrupti, pertineut prae-
ter cetera. In (|uo genere coniectandi fidem apparet e spatio-
rum ratione diligenter observata litterarumque, quae vel inter-
ciderint vel evanuerint, recte definito numero imprimis peu-
dere: idque tanto fere magis quam in membranarum char-
tarumve lacunis, quanto propiore intervallo ab ipsorum
scriptorum manu lapidum quam codicum memoria abesse
solet quantoque maiore cum cura, non dicam semper, at ple-
rumque scalpro incisas quam calamo exaratas litteras habe-
mus. Itaque cum in praecipua officii parte, qui in tran-
scribendis epigraphis peritam operam consumunt, iure meri-
toque accuratam intervallorum notationem habeant, tameu
vel sic facile nec raro accidit ut non nullus dubitationi locus
relinquatur. Solet autem hoc communes cum eis dubitatioui-
bus caussas habere, quae ad litteras non omnino evanidas,
sed obscuratas tenuibusque vestigiis pristinam formam suani
operientes magis quam aperientes spectant. Nam et negle-
guntur saepe ut levidensia, quae futuri critici scire intersit
ut (|uod maxime, et fallaci confidentia pro certis habentur
vcl certorum similibus, quae suapte natura prorsus ambigua
*) [Prooemium IndiciH scholanim liilKirnanim lionnenainm anno-
rum CIOIOCCCXLVIl et VIII. |
Ad Ditserl. iT/i. /7.
D • M
M-POMFON'!© MFjl-M- VM.PI10N
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EPITAPHIYH METRICVM POMPONII BASSVLI. 17
esse atque adeo yeris contraria posterae ratiocinationis neces-
sitas erincat. Etenim cum ratiocinandi copiam meditandique
otium deneget plerumque horae momentum transcribendi
negotio concessum^ fit ut, quod properata coniectura inveati-
gasse nobis videamur^ id tamquam reapse scriptum in lapide
praeiudicata opinione deceptis oculis et velut fascinatis ap-
pareat. Nec minus hoc in illorum genus codicum, quos re-
scriptos barbare^ latine deleticios vocamus, quam in corrosos
lapides cadit. Et tamen nihil critico molestius, indagandae
yeritati nihil esse pemiciosius potest quam earum rerum, a
qoibus tamquam fundamentis suis divinandi opera omnis pro- iv
ficiscatur oporteat^ vel ignoratio vel non satis finita cognitio:
sire, quod non observata sunt quae observanda fuerant,
fiactuat iudicium, sive quod, quae non videnda, visa sunt et
capidins credita. Quapropter prius^ quam post peractam
emendationem denuo inspecto examinatoque lapide librove,
nec quid tandem et quantum in tali monumentorum genere
scriptum exstet, cum aliqua confidentia exploratum haberi,
nec ipsa emendatio credi potest perfecta esae.
Et haec quidem praefandi opportunitatem memorabilis
inscriptio praebuit argumentique raritate insignis*); quam
felicissimus in hoc genere celatum indagator (ut cum poeta
loquar) Theodorvs Mohjisenivs Boma nuper Bonnam trans-
misit Museo nostro philologico inserendam, cuius eam fasci-
ealus primus sexti voluminis tenebit. Interim tamen eam in
menstruis schedis Instituti archaeologici^ quae Bullettino in-
scriptae Bomae prodeunt, huius anni fasciculo V p. 94 ipse
publicavit eodem prorsus modo lacunis suppletis, sed et de
reliquo argumento longe breviore commentariolo addito et
omissis quae ad lapidis condicionem describendam pertinent
omnibus. Uaec autem ipsa cum nostra imprimis referat
cognoscere quam plenissime, non potuimus non ipsam Momm-
senii manum vobis repraesentare lithographi arte in adiecta
hoic prooemio tabula*'^) quanta fieri fide potuit expressam,
*) [Cf. Mommaen I. N. 1137^ Heozen Or. 5605, Buecheler Antliol.
epigraplL lat Bpec. I cGryph. 1870) n. XXIX. C. W.]
^) [Qnam iterandam hic cnrari, cum tota Ribschelii dispntatio ima-
gine in ea ezhibita aitatar. C. W.]
FK. RIT8CBBLII OPV8CVLA IV. 2
^^^^ Addidit vobiscum inteffras
sipj^^ ^^^^^ infr^ P^^^den Maknerii der alten Hirpinerstadt
coni'^"^'^ ^y^^ }fig^^^ ^^^ yon Grottaminarda an einem Orte,
m i^ ^^^ • PiopV^ nennen, ist vor kurzer Zeit in der
^ A'e Um^^^^^' 'unter aiidem Grabsteinen ein grosser Cip-
TJefe y''' ^^^^?^W ^^'"'^'' ^''''^' ^'/» ^^^^*' ^^^ ^''^ ^"'^
Js g^^^^^^^mchen wie gewohnlich Krug und Schale zeigt,
lyeiden ^^' -j^q aber eine interessante Inschrift in Senaren.
^af ^^^ ^^. fj2 Grottaminarda, wo der Stein einstweilen jetzt
jch ^^ ^ ^yjn Bau der Kirche bestimmten alten Bau-
"^*^'^ y^gf. bis er einen passenden Platz erhiilt, abgeschrie-
stem ^ ^jjgetiatscht, und theile hier darnach den Text mit,
e eine Schriftprobe, welche zeigen wird, wie verkehrt
Tuarini die Inschrift in die republikanischen Zeiten gesetzt
hat. I^i® Schrift sowie die archaisirende Sprache fiihren viel-
0iehr auf das dritte Jahrhundert. — Edirt ist die Inschrift
yon Guarini Iter vagum, nmnsio /, Nap. 1846, p. 3 sq., aber
0iit gewohnter Nachlassigkeit, wie z. B. Z. 8 bei ihm lautet
IP QVALE QVALE EST CUARitib, CStO DATVM. BV, WO BV (statt
bv = diu) erklart wird durch bene vortat Die Supplemente
von Z. 12 an (denn bis dahin waren sie kaum zu verfehlen)
sind ebenso unbrauchbar. Der Stein ist^ wie man sieht, nicht
wenig beschadigt; es muss iiber denselben ein reibendes lu-
strument an einer bestimmten Stelle in senkrechter Richtung
hin- und hergezogen sein, wodurch in jeder Zeile etwa 10
Buchstaben verscheuert und mehr oder weniger unleserlich
V geworden sind. Um die Grosse der Lucken einigermassen zu
bestimmen, habe ich in den besonders beschadigten Zeilen an-
gegeben, welche Buchstaben vor und nach der Liicke iiberein-
ander stehen. Die sonst sorgfaltige Sehrift ist an den ver-
loschenen Stellen zum Theil gar nicht, zum Theil nur mit
Miihe und Unsicherheit herauszubringen; ich fiige uoch fol-
geude Bemerkungen hiuzu. Z. 11 taedium, nicht taedio, was
die Liicke nicht fiillen wurde. — Z. 12. Nach SVM ist noch
ein A zu erkennen, und danach scheint ein Rest von c
oder G zu folgen; es ist aber diess wenig sicher. Die Er-
ganzung befriedigt weuig liier und in dem folgenden Verse;
POMPONII BASSVU POETAE. 19
vielleicht findet ein anderer eine bessere. Quae mihi hutte
ich geachrieben^ weiin es der Raum gestattet hatte. — Z. 13.
Nach CVNCTA folgt der Rest eines ronden Buchstaben, wie
c oder s, dann der Zipfel eines A oder R und zwei senk-
rechte Linien; mit welchen Spuren die Erganzung cnnctantefn
oder cundatam per limina oder dgl., an die ich sonst dachte,
unvereinbar ist — Z. 14. Gem hatte ich legendum geschrie-
ben^ aber der Raum reicht kaum fQr Uyenti. LEC oder LEO
glaube ich mit Sicherheit gelesen zu haben. — Z. IG. scopu-
hm erfordert die Gi^dsse der Lilcke; man lese sropltm, —
Z. 17. Nach der Grosse der Ldcke mfisHten hier noch zwei
Buchstaben mehr gestanden haben als ac omniBVS, yielleicht
also ac et omnibus oder dgl. — Diese Restitutionen, so un-
vollkommen sie sind, werden den Sinn doch wohl schwerlich
bedeutend verfehlt haben. Unzweifelhaft gehort diese Inschrift
eines Eomodiendichters aus dem dritten Jahrhundert nach
ChristOy der sowohl Uebersetzungen von Menandros als Ori-
gmalstQcke publicirt hat {chartis mandavit diu) und in seinem
ein und fOnzigsten Jahre sich selbst das Leben nahm^ zu
den interessantesten der romischen Epigraphik. Ob sich sonst
Spuren finden von diesem M. Pomponius Bassulus^ weiss ich
nicht; aus unserm Steine sehen wir, dass er aus einer alten
Familie war und seine Ahnen bis zum vierten Gliede zurdck
verfolgte. Er hat die Tribus von Aeclanum; die Cornelia^
und war also vermuthlich von da gebQrtig; doch finde ich
sonst nichty dass die Familie der Pomponier in Aeclanum
einheimisch war. Dagegen war seine Frau CAsrria LoNoa
ohne Zweifel aus einer inAecIanum einheimischen Familie,
da die sonst selten erwahnte gens Cantria haufig ist in acla-
nenser Inschriften {Cantria Primilla Lupoli Iter Vetius, p. 123;
Caniria l'uulla ib. p. 28, Guarini ric. Ecl, p. 83; P. Cantrius
P. f. Cor. Italus id. p. 102 u. a. m.). Das Municipalamt, das
er bekleidete, einesDuiimvir quinquennalis, finden wir in einom
ahnlichen Steine von Aeclanum bei Guarini spiciUgio cclanrse
ddr 1824 [L N. 1128J: TI CLAVDIO
TI FIL TI NEPOTI
COR MAXIMO Q
IIVIR QVINQ
20 EPITAPHIVM METRICVM
VI u. s. w. von einem jungen Menschen verwaltet, der im zwan-
zigsten Jahre seines Alters starb ; es hatte dasselbe also eben
nicht viel auf sich, obwohl es der hochste Posten in Aecla-
num gewesen zu sein scheint. Unser Duumvir mag sich wonl
mehr mit litterarischer als mit Municipalambition geplagt
haben, und nach diesen Versen zu urtheilen, miissen seme
Produkte zierlich und gefallig gewesen sein.'
Facile intellegitis de argumento universo tam recte Momm-
senium iudicasse, vix ut quicquam desideres, praesertim si
addideris quibus hic disputata aliqua ex parte etiam locuple-
tavit in menstruo libello supra commemorato.*) Ibi quod
subtilissima argumentatione positi a Pomponii uxore monu-
menti tempus ita definiit, ut coloniae quidem Aeclanensis
*) Vt, quae ad enarrandam hanc inscriptionem conferunt, uno in
loco coUecta habeas omnia, hic subiecimus italice scriptum illum com-
mentariolum, aolo resecto initio. 'Air epoca repubblicana tanto meno
pub appartenere, perch^ il duumviro h un magistrato coloniae, ed e ben
noto che al tempo della repubblica Eclano ebbe quatuorviri e fu mnni-
cipio. Troviamo nelle lapidi eclanesi e quatuorviri e duumviri; di
quatuorviri eono a mia notizia M. Magio Suro e A. Patulacio dalla
famosa iscrizione delle mura (Guarini ric. Ecl. p. 93), C. Obellio e C.
Mario (id. alc. spig. arch. p. 5), M. Patulacio Massimo (id ric. Ecl.
p. 111), C. Vibio Bastulo (id. cont. delle oss. ecl. p, 8, ma meglio me
la copib il Brunn) e C. Betizio Pietate (Guarini comm. XII p. 14, cor-
retta da mh suir originale). Questi o per le fonne arcaiche uaate
nelle lapidi o per la loro semplicitii tutti si mostrano deir epoca repnb-
blicana o de' primi Augusti, air infuori deir ultimo che come prefetto
della COH. PRi/no /?avia coMMa^cnoRVM vuol essere de' tempi de' Flavj.
E sU\ bene percib che Plinio disse Benevento la sola colonia irpina,
accennando cosi che Eclano a suo tempo ancora non lo era. De' dunm-
viri che abbiamo ne' marmi di Eclano nessuno si mostra di nn' epoca
cosl remota: anzi ne troviamo ai tempi di Trajano (come lo cra il
console Mecio Postumo secondo il titolo Guarini comm. XII p. 19 da
me redintegrato con un altro pezzo inedito), di Adriano (Grut. 441, 6)
e dogli Antonini (Guarini spicil. ecl. 1826 p. 5). Da cio rileveremo chc
ogni lapida che fa menzione del municipio eclanese sia anteriore al-
numo a Trajano, e ogni lapida che fa menzione della colonia di Eclano
posteriore a Vespasiano; il che sara utilissimo per tissare Teta di molte
iscrizioni. I nostri supplementi sono stati adattati alla grandezza delle
lacune. Nel v. 20 si legge CANTrea LONGina, essendo la famiglia Cau-
tria una delle piii estese fralle eclanesi.'
POMPONn BASSVLI POBTAE. 21
(qaando ad coloniam duamviruin magistratus spectat) men-
tionem non posse non posteriorem esse Yespasiani aetate
persaadeai^ id lubenter accipimus^ sed ita accipimus, ut non
tertio potius quam secundo p. Chr. saeculo elegantes M. PoM-
PONn Bassvli versiculos tribuamus. Ac de homine quidem
ipso non plus compertum habemus quam Mommsemus. Nec
mirum memoriae nihil proditum esse de fabularum poeta
uon scaenae scriptarum; sed privatae oblectationi et fortasse
iamiliari recitationi. Nam etsi agendarum fabularum cum
tragicamm tum comicarum usum spectandarumque studium
ne quario quidem et quinto p. Chr. saeculo uUo modo exo-
levisse plane pleneque constat, praesertim postquam longe
eruditissima disputatione hoc genus universum clarissima
in luce Welckebvs noster poaiiit de tragoediis graecis
vol. in p. 1472 sqq.y tamen Pomponii quidem comoedias non
esse ad populum datas cum eo satis ipse significavit^ quod
tantum chartis mandatas dizit: nec enim credi potest multovii
illustriorem laudem silentio praetermissurus fuisse: tum ez
scaenicae poesis rationibus universis^ quales fuerunt posterio-
ribus saeculisy coUigere licet. Namque ipsa illa fabularum
freqaentia non est ad antiquitatis exemplum de fabulis et
novis et actis interpretanda, sed ita potius, nisi omnia fal-
lunty menti informanda^ ut discreta fueiint duo genera: no-
varumi quae non agerentur; sed recitarentur tantum, et acta-
ram in scaena, quae non novae essent, sed veteres veterum
poetarum. Et de tragoediarum quidem scriptoribus hoc ita
Welckerus p. 1442. 1459 sqq. persuasit^ ut actae esse novae
tragoediae post Neronis imperium nullae videantur^ post
lavenalis autem aetatem ne recitatae quidem novaO; sed per
aliquot saeculorum decursum inde ab Hadriani temporibus
solae veteres vel actae vel recitatae. Quodsi recte idem
p. 1476 iudicavit diutius etiam quam comoediarum pervi-
guisse tragoediarum studium: praesertim cum comoediarum
k e. palliatarum in locum in dies aucto fervore probatus
mimus succederet: facile fieri coniectura potest, quando de-
sisse comoediarum scriptio videatur. Tragoedias qui scaenae
Bcripserit; nemo post Pomponium Secundum commemoratur
Nerone imperante vita defunctum: qui recitationi, nemo post
22 EPITAPniVM METRICVM
Martialis luyenalisque aequales Welckeri diligentia composi-
tos Canium Rufum, Varronem quendam, Scaevam.Memorem,
Bassum, Paccium, Faustum, Rubrenum Lappam. Cum his
iam compara mihi comici generis rationes: in quo qui scaenae
operam dederit, nullum poetam norimus Fundanio illo Hora-
tiano posteriorem, qui recitationi consuluerit, nullum Vergi-
Nio RoMANO, de quo haec Plinius Secundus, Martialis aequahs
ille et amicus, prodidit epistula ad Caninium lib. VI, 21:
Atquc adeo niqyer andii Verginium Ronianum paucis legetifm
comocdiam ad exemplur veteris cmnocdiae scripfam tam hene, ut
esse quandoque possit exemplar. Nescio an noris Jwminein^
quamquam nossc dches: cst cnim jyrohifafc niorum, ingenii ele-
ganfia, opcrum varicfafe monsfrahiUs. Scrij^sit mimiamhos temii-
ter, argute, vcuusfc atque in hoc gencre eloquenfissime: nuUum
cst enim gcnus, quod ahsolufum non possit chqucnfissimum dici.
Scripsit comoedias Menandrum alio$quc actatis eius-
dem aemulatus; licet has intcr Vlautinas Tcrcntia-
nasque numcres. Nunc primum se in vctere comoedia, srd
non tanupiam inciperef, osfcndit. Non illi tvs, non granditas,
non suhtilitas, non amaritudo, non dulccdo, non lepos defuit;
ornavit virfutes, iuscctatus est vifia, veris nominihus decenter,
fictis usus cst apte. Sic enim transponendum , cum vulgetur
ficfis nominihus decenter, mis usus cst apte. Vides homi-
nem sat similis cura Pomponio Bassulo condicionis, eumque
vel primi post Christum natum saeculi vel iiieuntis se-
cundi. Vixerit licet aliquanto post Pomponius: sed quid tan-
dem est cur ab illo integri saeculi intervallo disiungatur et
cum Serenis Samraonicis, Neraesianis, Calpurniis societur
dissimillirai ingenii poetisV At obsoleta prisci sermonis secta-
VIII tus est. Quid autem? Alexandrine Severi, Gordiani, Diocle-
tiani saeculum resuscitandae antiquitatis studia illa vidit?
an Hadriani potius Antoninorumque aetate Naevianae, Plau-
tinae, Ennianae sive artis sive asperitatis illecebris affectatis
suara orationera condire et aequaliuin velut hebescenti palato
coramendare cuni (fclliis, Frontonibus, Appuleiis poetae quo-
que coeperunt? Apage igitur tertiura saeculura e sola litto-
raruni specie, si Moraraseniura audiraus, ronsectariura : quae
multum veroor ut diraidii saeculi discriraine tam sui dissi-
POMPONII BA88VLI POETAE.
23
milis et tam constaoter eTaserit, ut hinc petito argumento
tam certis finibufl coerceri temporis descriptio possit.
Sed redeo unde exorsus sum, ad lacunas tam notabilis
epitaphii cum probabilitate supplendas. Nam quae Momm-
senius periclitatus est, me non monente perspicitis ita com-
parata esse, ut yiam potius aliquam aliquo modo redinte-
grandi lapidis yideatur monstrare yoluisse, quam ponere quae
a poeta linguae suae non prorsus ignaro scribi potuisse ipHC
crederet Neque enim tam doctum yirum credetia yel pro-
Bodiacae rationis yitiationem in legenti^ teneai, stabilefn, yel
hiatuum ulcera in sum adeptnSy legenti incidite, yel sententiae
fatoitatem perversitatemye y. 14, 16| yel denique y. 17 iunc-
tamm ac et particularum barbariem serio suasisse et con-
sulto commendasse. Aegrius ferimus quod in eyanidarum
spatiis litterarum yel pingendis yel explicandis ne Momm-
seniana quidem diligentia nobis satisfecit: unde existimabitis
qnam non sine caussa de hoc genere grayiter ab initio com-
monuerimus. Primum enim cum in singulis yersibus circiter
denas litteras detritas dieit, id non satis perspicitur quomodo
in ipsius supplementa quadret, quorum nullum est quod no-
Tenarium numerum litterarum superet, pleraque yel ab hoc
numero aliquot litteris distant. Non magis autem dubitatio-
nem interpunctio illa eximit, qua litteras lacunis ab utraque
parte proximas notayii Hanc enim rationem si sequimur,
litterarum ordines in singulis yersibus subter sese positarum
hoc exemplo descripti prodeunt.
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EPITAPHIVM METRICVM
ixApparet haec quidem spatia nec in denarium litterarum nu-
merum nec in proposita supplementa convenire; atque ut
fateamur quod res est, non potest omnino illorum paucitas
ad reconcinnandos versus ullo pacto satis esse. Itaque cum
in appingendis punctis alicubi erratum sit necessario^ factum
hoc est fortasse v. 14 eo, quod cum d littera superioris ver-
sus ligatum est o, non, quod debebat, L. Hoc enim sumpto
si praeterea conieceris ab ipso lapidario v. 9. puncto, quod
unius litterae spatium aequaret, diremptas fuisse CVRIS ANXUS
voces: (nam in hoc quoque fidem desidcramus, quod, quae
in Mommsenii apographo v. 5. 6 post pecoris, otio et
MENANDRi puncta apparcnt, eorum unum illud, quod est post
OTio, servatum est in altero exemplo quod ipsas lapidis for-
mas imitatur:) vide an non inepte significatas discrepantias
sic componas:
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Quamquam cum ne sic quidem omnia congruant, sed singula
spatia superfiant v. 15. 16, defiant v. 18. 19, facile suspicio
oritur iterum et tertium in notandis punctis erratum esse
V. 15 et 16, vcros autem litterarum ordines hanc potius figu-
ram ostendere:
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V ereexpe d
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SITVS
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POMPONII BAS8VLI POETAE. 25
Faiendam est tamen et yim et fidem huius ratiocinationis
non leriter eo labefactari, quod, qnalecumque sequare dispo-
nendi genns, haudqnaquam pari vel simili concinnitate in ea
parte versuum, quae ab initiis usque ad lacunas pertinet,x
litterarum numeros exaequatos yidemus, atque minus etiam
constanter in tertio et altero quam in primo exemplo. Nam
cam in primo non pauciores quam xvi, nec plures quam
XIX litteras numeremns: in altero inter xvi et xx (v. 15.
16. 18) fluctuat numeruB; in tertio ad xxi adeo (v. 15. 16)
progreditnr.
Haec igitur cum ita se habeant, quando pro certo nihil
amplecti in tantis dubitationum fluctibus licet, consultius
▼idebimnr illinc proficisci, quod singula supplementa sua
Mommsenius plane testatus est et identidem affirmavit in
lacanamm spatia religiose accommodata esse. Quo quidem
ita utemur, nt unius litterulae discrimen non nimis sollicite
caremns, praesertim cum aliquid etiam diversitati litterarum
dandum esse versuum 5 et 6 exemplum doceat ad ipsam
lapidis similitudinem expressum. Itaque cum v. 10 et 11 in
Gaarini ut videtur supplementis Mommsenius acquieverit
(ipsum enim Gnarini librum dolemus his in terris praesto
non esse)^ rectius tamen parum placens constructia illa uirunh
que ut esset taedium Italo critico relinquenda erai Neque enim
dnbitandum qnin scriptum fuerit taedio • mi • uitj(A • M odvm
— Impeditior de v. 12 et 13 disputatio est et valde anceps
iadicium^ cum quod non unius sententiae necessitas data est,
sed complurium copia facta earumque variam conformatio-
nem admittentium, tum quod nec plena satis nec distincta de
ipsa lapidis condicione nobis testimonia adsunt. Vix autem
opinione anguratum esse Mommsenium putamus^ quanti nobis
qaantillae rei certior definitio futura esset. Hoc dicimus,
quod non satis ex eius verbis perspicitur, utrum, quas de
litterarum vestigiis post SVM in lapide relictis dubitationes
significavit, etiam ad A illud^ an ad ea tantum spectent quae
hanc notam secuntur. Hoc si voluit, solum praesto est quod
hac qaadret 8VM • aptfs, Plauti quidem imitatore dignissimum
idemqae ad veram in Plautino illo apud Gellium epitaphio
scriptaram Postquam cst martem apius Plautus post ea, quae
26 EPITAPHIVM METRICVM
Parergon praef. p. xxxi attulimus, novo documento confirman-
dam imprimis idoneum. Contra si a quoque illud ambiguum,
non minus commode cogitatur de mortem • svM/>5/. Atqui ita
non modo duobus spatiis brevius supplementum prodit (vel
adeo tribus, si potuisse SVM.s/ scriptum esse probabile sit),
sed quod etiam contiguam vocalem respuat. Vnde rursum
Iioc consequitur, iion quovis pacto locum esse ea pronomini
a Mommsenio commendato, sed certis condicionibus requiri
Qr^K. Id autem ipsum cum mox intellecturi simus mensuram
- intervallorum excedere a Mommsenio notatarum, in novam
inicimur hanc dubitationem; utrum illius fide notationis post-
habita solum, quo niti posse visi sumus, fundamentum mis-
sum faciamus, an pro qvae a lapidario positum esse q^ cre-
damus. Non ut aliam quandam, in quam quis facile incidat,
supplendi viam statim ab initio praecludamus, svmpsi • lar-
GITAM • MIHI (vel PARTVRAM • MIHl) LEMMIVX prO-
XI babilitatem vel propterea non habet, quod vis sententiae
poscit ut gravius, nec secundaria tantum enuntiatione, illud
sese reapse assecutum esse quod quaesierit, poeta declaret
Eodem autem hoc argumento etiam de dat praesenti actum
est, pro quo nervosius profecto exspectamus perfectum aliquod.
Rursum id valere in contrarias partes potuit, aut ut largita
esse beneficia, aut mala ut sustulisse mors diceretur. Quorum
hoc non mirer si prae illo iccirco placeat, quod pauUo com-
modius dici videantur cunctae molestiae sollicitudinesque au-
ferri quam cuncta solacia et lenimenta tribui. Nec enim in-
epte velut in hanc speciem conicias: sxmpsi > ea ^ zEMrrr'
MiHi (vel QVAE ' DEMPsiT ' mm vel qvae - mvlsit - ^mi) svo-
DE • MORE • CVNCTA • lAM • GRAVAMiNA: modo uc gravatncn
a bono et antiquo scriptore nullo dictum sciamus, alind
autem simili significatu nomen in 7nm terminatum lingua
nullum praestare videatur. Nam iam particulam a tali qui-
dem sententia non ausim alienam ac ne languidam quidem
iudicare: der Tod hat niich nunmchr von allen friihem Leiden
hcfreit, Sed pro gravanioi donec probum vocabulum e tene-
bris erueris, a contraria notione proficiscendum erit. Cuius
generis vix brevius verbum exstat quam vel tvlit vel
ipsa simplicitate aptius dedit, Rursum huic locus aut in
POMFOKII BAS8VL1 POETAE. 27
superiore versa esse potuit aut in po8teriore« Hoc si sequare,
proponere yel hoc exemplum licet: byups/ - qvae * fesso •
MIHI • 8V0 DE • HORE • CVNCTA • DEDIT ' LEK4MISAy Vel hoc:
SVM • APTVS • EA • LASSO ' MIHI • 8V0 • DE MOBE • CVNCTA^- DE-
DiT ' soLAMniA. NoD potest demonstrari in his falso ad-
missam esse anapaestum: sed sentiri potest quanto pliis sine
aoapaesto gratiae numeri habituri sint Quo fit ut ad alte-
ram potius rationem avocemur superiorique versui verbum
giammaticam sic vere aptemus: ofae • dedit • 8VO • de *
MOKE • CVNCTA • lAM • PLACAMiVA. Diximus paullo aiite quo
modo tueri tam particulam liceret: sed iidem elegantiae qui-
dem maioris laudem haud sane composito vocabulo deroga-
mas quinque syllabis comprehenso. Talia duo potissimum
in promptu sunt, cossoLAMiHik et DELBSiMiVk^ illud unius
Hieronymi exemplo cognitum; qui nescitur nam antiqoio-
res sit secutus^ hoc nullius scriptoris uUo exemplo, sed
idem cognatarum comparatione formarum delenimmtum et
lenimen, lenimmtum tam firmiter defensum*); ut securius sane
amplectare. Nec inusitatum vocabulum Pomponius carminis
Boi V. 1 defogit; unde transfungerer addendum lexicis. Quam-
qoam noloimus ita hariolari^ ut novas huc voces ascisceremus
SFBLEFAMIVA vcl coMPLACAMiVA. lam igitur duobus exem-zii
piis supra propositis altera duo baec accedunt: svupsi •
QVAE • DEDIT • MIHI ♦ 8V0 • DE • MORE • CVNCTA • CONSOLAMITHA Ct
8VM • APTVS • EA • DEDIT • MIHI • 8V0 • DE • MORE • CVNCTA • DE-
LEjiMiVA, Horum autem omnium quid tandem vemm sit,
is demum dicere poterit qui lapidem denuo oculis asur-
paverit: quando in Mommsenii quidem testimoniis nequa-
qaam satis opis est ad difficultates omnes expediendas. Qui
cum utriusque versas laconam novem litterarum spatiis (si a
illud addideris) descripserit^ apprime in hos numeros cok-
*) De aliis quoqae similibag, at hodie res est, sing^lis tantam
latmitatifl exemplis coDstat. Qao vexamen pertinet Lacrettanam, Ovi-
diana /Wcfmen, remoramen, sedamen Senecae, omamen Marciani Capel-
Ue, tumuUmen Anthol. lat IV, 322 (1412 Meyer). Eiusdem Antholo-
giae YoL I p. 746 Borm. (230 M.) venustius dicam an lasciTins carmen
docnmento est ddectamen forma semel ant antiquum poetam usum, aut
nne antiqoi anctoritate uti non veritnm esse Muretam.
28 EPITAPfflVM METRICVM
soLAMi supplementum conyenit, nec disconvenire deleximi
dixerim; utrumque etiam eo commendabile; quod post CVN-
CTA ille testatus est rotundae litterae speciem apparere,
post proximam autem litteram binas lineas rectas. Quod
contra etsi duobus spatiis eandem mensuram letitlemijh
illud fexcedit; tamen in annotatione proposita a Mommse- i
nio supplementa cvncta || tamperlimi et cvncta^v || temper- ^
LiMi (quae ille reiecit sane, sed propter formam Bolam
litterarum reiecit, nos no intellegimus quidem) ad denarium
atque adeo undenarium numerum ipsa progrediuntur. Vnde
consequitur a posteriore quidem versu exemplorum supra po-
sitorum nullum necessario exclusum esse. Superiorem autem
quocumque modo suppleveris, pro novem habes aut quattuor-
decim {^APTVSQVAEFESSOy aptvsqvaededit) aut saltem duo-
decim litteras {aptvseafesso, aptvseadedit, psiqvaefesso,
psiqvaedebit) vel fortasse undecim si SVM5/ scriptum fuii
At ne undecim quidem litteras Mommsenius concessit, spreto
atque improbato in annotatione huius mensurae supplemento
adeptvsqvae. Sed eundem tamen lacunae ambitum cum
idem ille a priore versu non alienum iudicaverit; contra
atque in apographo significaverat^ verendum ne hic iosto
parcior computator exstiterit. Vt non temere sic existime-
mus, nec SVM5/ • qvae • dedit ac fortasse ne exquisitius qui-
dem SVM • aptvs • q • dedit rationi ac probabilitati repugnare}
praesertim cum ab eodem lapidario b pro Di incisum sit
V. 8. Accedit quod et i et E et s et p (pariter atque F et l)
ex eis litteris sunt, quibus ob figurae angustiam multo minus
spatii quam reliquis debetur.
Longe etiam maiorem sententiae varietatem atque adeo
diversitatem versus 14 lacuna admittit. Et idite quidem illud
in fine positum licet vel /dite vel adite vel adite inter-
pretari. LEC autem, quod initio lacunae decem spatia com-
plexae legere sibi visus est Mommsenius, si recte legit, vix
potest alio spectare quam ad lecta'. Quo qui velut sic utatur:
LECr^ • CORDE . 60NDITE Vel MENTI • C/yEDITE VCl BEWE • PER-
y^NDiTE, ut alia mittam, satis profecto ieiune et cogitan-
tem et loquentem poetam faciat, cui saltem scripta pro lecia
dicendum erat, id guod magis etiam in LECr^ • ke . qfi • z^E-
POMPONII BA88VLI POETAE. 29
DiTE cadat. Nec minus langaere admonehti • /-/dite yel
r^EDiTE seotietis, pari qoidem ntimero litteraram, nimis dis-
simili initio. Kam aliquam certe similitudinis speciem servan-
dam esse iidem nos intellegimus, qui sane cum in v. 13 tum in
honc Tersum imprimis yalere illam admonitionem yoluimuS; qua
cavendum esse diximus ne de iis lapidum partibus^ quas siye xiii
temporum sive hominum iniuria corrosit aut detriyit; nimis
fidei legentium ac transcribentium testimoniis yel potius con-
iectoris tribuatur: quippe tales lapides quicumque oculis um-
qaam tractayit, suo expertus exemplo novit quam sit difficile
ab lineolis apicibusque casu ortis residua fragmenta littera-
nim discernere nec rimando yel nolentem hariolari. Itaque cum
incertum H sit ante oc litteras lectum, fortasse non inepte
conicias V08 • IN • sepvlchro • pocia • crebra • ^rNDiTE. Sic
Sic carmine sepulcrali Anthologiae 1450 ed. Meyer. defuncto
patrono libertus: ossiSyu& infnndam quae numquam vina hibisH.
Ibidem carm. 1439: utque suis manibus flores mihi vinaqtut $aepe
funderet. Et 1139: vino comperge sepulcrum. Cf. 1312: si
gra^ homo €$, misce, bibey da mi. Yerum aliquanto consultius
noyam yiam hanc ineas ut servato HOC yel ne • lamesta • /tn-
DiTE yel ir& • qvbrelas • edite yel IaVctvi • se • tedite pro-
ponas. Nihil in monumentis sepulcralibus frequentius talibus
qaalia haec sunt: da quicumque legis ftetus Anth. 1244^ quisque
legis ddUas 1164^ qui legis lacrimam faHs da gemihimque
meis 1340, lacrimas et pia vota date 1387, nonne igitur ledor
hcrimes? 1352. Neque yero exempla desunt quae in contra-
riam partem yaleant, ut ibidem 1341: Desinite luctu, questu
Uurumas fundere, Si in vita iuctinda ac voluptcUi fui VobiSy viro
atque amicis notisque omnibus (sic enim haec cum Schradero
reconeinnanda fuerunt); idem 1344: Sed quoniam multi talem
sensere doloremj Nec quisqtuim leti vincere vim potuit: Desi-
nite extindum dukes me flere parentes, Desinite et fati tristia
iura queri; yel satis yitiosis yersibus carminis 1421: Tempera
iam genitor laerimis, tuque optima mater Desine iam flere:
poenam non sentio mortis; Poena fuit vita^ requies mihi morte
parata esL Et apud Orellium 4829: Desine iam mater lacri-
nUs renawxre quereUas: Namque dolor talis non tibi copUigit uni.
Vides abi desinere luctus iubetur, certam caussam inusitati
30 EPITAPHIVM METRICVM
alioqui consilii addi. Talis Bassuli versiculis subesse haec
ratio potest: desinite flere, quippe quos hoc monumentum
doceat consolandi potius quam contristandi vim mortis meae
exemplum habere. Non dissimulandum est tamen^ subesse
potius quam adesse hanc rationem, atque ipsa verba si
spectes^ paullo contortius vel certe longius quaesitum illud
videri copulandorum enuntiatorum artificium: quo longe gra-
vius hoc accedit quod ista quidem sententia non patitur pro-
fecto in praepositionem^ sed hanc formam loquendi flagitat:
vos • AD • SEPVLCEVM • HOC e. q. s. Vide igitur ne simplicis-
simum omnium hoc sit, ut violari monumentum poeta vetet
eo consiiio factum, ut posteris certae rei documento exstet.
Non dissimili; quamquam diversa argumentatione idem alius
poeta cavit Anthol. 1259 (Orell. 4839): Sacratam ctwdis se-
dem ne laede viator: Hane tihl nascenti fata dedere domuw.
Ergo non putabimus tale quiddam potius positum fuisse in
XIV lapide, quale est ossa • Af£A • ne • ^v^edite vel coyoiTVM • .v^ •
Zy^EDiTE vel pauUo sane aptius .va • Aw.^r^/ • /..^edite, quam
hoc supplementum amplectemur ad sepulcri notionem uni-
versi spectans: vos • IN • sepvlcro • noc • ae • qvid • oro-
£^EDiTE. Exaequatam habes cum spatiorum numero sup-
plementi mensuram: praeterea ab initio lacunae servatam £
litteram, servatam in Q maximam c vel o litterae simili*
tudinem^ nec nimis disparem pro L^ quod apparere visum
Mommsenio, n litteram.
Versu 15 praeclare ab eodem inventum post • fatales •
irjrsiTVS, modo recte constructum recte interpretere: nam
cum prioribus in hunc modum iunctum ^quod post mortem
meam documento sit^ languidissimi additamenti vitio laborat.
Non rara in lapidibus s litterae post x redundantis exempla:
VXSOR, AVXSILIVM, CONIVNXS, VIXSIT, EXSEMPLVM, EXSO-
RIENTE, exsigatvr: quorum quantum satis e Scaligeri Indi-
cibus Gruteriani Thesauri p. xciv petas. Nam quae una via
cum ratione conservandae s litterae patere videtur: *quod sit
docimento, vosT/fAc i.w AfAio sitvs immodice ne quis' e. q. s.,
ea vel propterea non potest non displicere, quod subiectum
grammaticum nullum praecessisse satis indicio ipsum sub-
sequens QViS pronomen est, quod post illud multo conciu-
POHPONII BA8SVLI POETAE. 31
nias omittebatur. Permiram est autem ab eoram qaae se-
cuutor plana et necessaria seDtentia tantum aberrare Momm-
seniam potoisse. Leyius est quod y\x potest vitae scopidus
dici pro scopulis viiaey ubi quidem generatim loquimur; gra-
Wus qaod parum commode binae sententiae coeunt^ quarum
altera portus ei esse paratus dicatur, quem altera mire yetet
vitae molestias yel pericula (an yitam utpote molestam Tel
periculosam?) nimis teuaciter amplecti. Immo contraria de-
mam cogitatione efficitur ut sanus ordo sententiarum invi-
cem sibi relatarum prodeat: non sunt vitae pericula nimis
extimescenday cum ex eis emergendi certa via pateai Ergo
nota illa^ quam Mommsenius dimidiam partem N litterae
interpretatus est^ r litterae potius vestigia servata esse cre-
dimus, et totidem fere litteris exaratum fuisse ne • qvis * vitae •
.scoprzos • HOKBL&kT. Scoplum enim formam eamque ipsam
inaaditam cur ille expetisse videatur, tacere quam quaerere
praestat. Proximo versu vel a sententiae exilitate reiectaneum
est ei cdque omnAus, nec dubitandum quin in eiac litteris
aliud quippiam lateai Non capere lacunae ambitus boc supple-
mentum videtur: ThACiDFs • omn/b\8, Itaque E illud inter-
pretamur F, i autem hy postremo c (prorsus ut v. 5 in ipso
lapide bodie tbansfvncfr exstat) potius o, haec ut poetae
manus sit: POBTVS • FhAQiT^yriBrs, bic quoque Mommse-
niani supplementi modulo diligentissime servato. Atque nunc
demum elegantissimam comparationem nacti sumus, quae sibi
ipsa per singulas partes recte constet Etenim faialis exitus
ille non spectat ad locum in quem ^xitur, sed unde exitur;
nec enim discessus de vita significatur, verum iter ingre-
dientium et navem solventium abitus a terra minitabundisque
maris scopulis obviam itio: plane ut apud Lucretium I^ 101:
£ri(ii8 ut classi felix faustusque daretur. Hoc igitur dicit^v
poeta: nasci fatale est^ non nasci in nuUius potestate situm;
sed illud in libera uniuscuiusque, id qui flagitci, potestate
positum^ post non voluntarium partum rursum denasci. Simil-
limam non ono nomine Ciceronis apophthegma e libro de
consolatione expromptum a Lactantio Div. lust. III, 19 '§ 14:
Aion nasd longe aptimum, nec in hos scopulos incidere vitae;
proximum autem, si natus sis, qnam primum famqnam ea: in-
32 epitaphivmJmetricvm
cendio effugere violentiam naturae, — Excipere autem nos para-
tus portus ille certo non ad quietem ST^niiE}! dictus est a
Pomponio, aed sine uUa controversia ad * qyiET^M* perpeteUj
aperta imitatione Plauti, Amphitr. I, 1, 123: Neque ego hac
nocte longiorem me vidisse censeOj Nisi itideni utiam, verberatus
qiiam p^ruli perj^etetn, Ibid. II, 2, 100: Tbi cetiavi atqne ihi
quievi in navi noctem perpctem, Et Truc. II, 2, 23: Ctmque eo
ita noctan in stramentis pt^rnoctarc perpetem, Adde Pacuvium
Festi p. 217 M.: hanc operam mihi dcs perpctemy eundemque
Nonii p. 88: concorditatem pcrpetem prohitate conservetis. —
Restat ut extremo versu laudemus recte a Mommsenio in-
stauratum donec • Yir£R£ - expedit, Cui aliud supplemen-
tum, DONicv.if • voBis ' LicET ea demum condicione adicere
(non praeferre) ausim, ut denuo inspecto lapide nec E litte-
ram donec vocis nec i post lacunam certa esse apparuerit.
Explicatius et tamquam familiari enarratione Bassuli
versiculos tractavimus, atque singillatim persecuti sumus quae
potuerunt sane, si doctis scriberemus, multo brevius trans-
igi: sed excusationem nobis eo ipso esse paratam speramus,
quod iam saepius professi sumus discentibus potius haec nos
prooemia quam doctis scribere. Yerum tamen unum super-
est, quo non expedito verendum ne pristinam integritatem
venustulum carmen minime dum recuperaverit Ecquis est
cnim, qui sine oflfensione versus 9 verba legat: Id qnahqmk
cst duirtis mandatum diii — ? Quae non tantum mire abrupta
esse sentitis, sed ne a latinitate quidem sana. Nec enim in
eo sermonis genere, ad' cuius exemplum totum sese hic poeta
composuit, mandatum locum habet pro mandatum est, nec
mandatum cst satis fluit sine mihi dativo. Acquiescerem, si *
legeremus, quod non legit Mommsenius nec ut videtur Gua-
rinus, vel manda/v vel manda/^-^m vel manda)?.^m. Quam-
quam vel sic hiatum aliquem sententiarum persentiscere videor.
Exspectamus enim prius quam intolerabilem, vitam dici tole-
rabilem fuisse, et poetam aliqua iucunditate delectatum priu^
quam vexatum incommodis. Et talis versiculus prorsus non
dubitamus quin inter v. 8 et 9 exciderit, oscitantis ut fit vel
uliud agentis lajucidae neglegeutia omissus.
Nunc igitur ut comprohensis omnibus summam aute
POMPONII BASSVLI POETAE. 33
dispntatoram uno in conspectu collocemus, proxime a poetae
manu hanc abesse reconcinnati carminis, quod cum ali-
qua Toluptate legatur, speciem existimamus quam infra
posoimus.
Ne more pecoris otio transfungerer, xvi
Menandri paucas vorti scitas fabulas,
Et ipsus etiam sedulo finxi novas.
Id, qualequale est, chartis mandatum diu
5 [Vitae mi agandae delectamento fuit.]
Verum vexatus animi curis anxiis,
NonnuIIi» etiam corporis doloribus,
Ytrumque ut esset taedio mi ultra modum,
Optatam mortem sum aptus: quae dedit mihi
10 Suo de more cuncta consolamina.
YoB in sepulcro hoc ne quid oro laedite:
Quod sit docimento, post fatales exitus
Immodice ne quis vitae scopulos horreat,
Cum sit paratus portus flagitantibus,
15 Qui nos excipiat ad quietem perpetem.
Set iam valete, donec vivere expedit.
I'*- KlTBClhELlI OPV8CVLA iV» 8
32
epitaphivmJmetricvm
cendio effugere molentiam naturae, — Excipere autem r
tus portus ille certo non ad quietem stjbilevl dir
Pomponio, ^ed sine uUa controversia AD'QViETi?if
aperta imitatione Plauti, Amphitr. I, 1, 123: Nf'
nocte longiorem me vidisse censeo, Nisi itideni una/
quam pependi perpetefin. Ibid. II, 2, 100: Ibi O'»
quievi in navi noctem perpetem, Et Truc. II, 2, '
ita noctetn in stramentis pemoctare pcrpeteni.
Festi p. 217 M.: hanc operam milii des perp<"
Nonii p. 88: concorditatem perjyetem prohito
Restat ut extremo versu laudemus recte .'
stauratum donec • wvere • expedit. Cui
tum, DONicv.if • voBis • LicET ea demum
(non praeferre) ausim, ut denuo inspect<
ram donec vocis nec i post lacunam t
Explicatius et tamquam familiar'
versiculos tractavimus, atque singillati]
potuei*unt sane, si doctis scriberemu^
igi: sed excusationem nobis eo ipso
quod iam saepius professi sumus di
prooemia quam doctis scribere. V
est, quo non expedito verendum
venustulum carmen minime duni
enim, qui sine oSensione versus
est chartis mandatum diu — ? Qi
esse sentitis, sed ne a latinitat
eo sermonis genere, ad' cuius *
composuit, mandatum locum
mundatum cst satis fluit sinc
legeremus, quod non legit >*
rinus, vel mandaf/ vel m '
quam vel sic hiatum aliquti
Sxspectamus enim prius <
ra.bilem fuisse, et poetau-
quam vexatum incommo^
clubitamus quin inter v,
aliud agentis lapicidae ■ ^
Nunc igitur ut « »
luiis
'Natalid»
m. Octobrii
-ij ioscriptam:
.: ^xemplo litho-
- -rlii ipsiiL? Terbii
:. T-iIgmnt splendor,
'..T:ectm^* traditaiD
. rr SCIKNTIABVM
._ . S RITSCHELIVS
£ JlSIMI . TESTIFl-
2.^ iciisfct s««ios ertemM
1 -.5 *n u: tne significatis
~ ^if « 44^ *q»i. ad t*»'
-^ ^jv u-u^-srU. Nnnc vide C.
< Jjmxt. P- 2S. C. WJ
. : wL»-^^ lithogrtphom
^ .^m..in^:*i Jwlhifcent ^e de-
• Mt J»'» rirat^sis cffictam
viflt ^zSx^ adnotatioDem
-vpERSTES. 35
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ari
^ R.
^aatus
. 21 et
t'xsecutu8
. -S27 publi-
l»ror8U8 pro-
Diariis criticis
li V p. 352 sqq.
.lu academica ^de
xstaut' commenta-
imas quasdam partes
• ouIocantL Non item
vel maxime intererat^
({uas dubitandi caussas
^a lulia municipali disser-
toricae inserta a. 1838; tomi
t. lU p. 323. Itaque huic et
paucis respondit in Richteri
.ucis iurisprudentiae; tomi V p.
inie satis fecit a. 1840 in eisdem
W^^} sqq.: nam satis* fecisse biennio
la^sus est ipse eorundem Diariorum
>liscell. t. III p. 378 sqq. Num etiam
itis fecerit, qui contra Pvchtam acade-
lege Rubria' Kiliae a. 1839 scripserat;
.Mivre attinet.
■ iMVM, cuius de lege lulia municipali com-
r ])abIico legis Rubriae inlustrando versatur;
purtes ad ius privatum spectantes tractasse
«lissertatione; quam de antiquo iure R. circa aes 3
! iptam inseruit commentariis academiae Borussicae
., iteravit Miscellorum t. II p. 430 sqq.: simul vide-
' i^^imos scriptores cnumerasse; qui de rerum expla-
' in lege Rubria memoratarum argumentique universi
in.
Legis Rubriae pars superstes*)
(cum daabus tabulis lithographis ""*)).
Legem Rvbriam quod vocavi, quae per sexaginta et
quod excedit annos lex Galliae cisalpinae vel paullo sal-
tem rectius de Gallia cisalpina dici solita est^ id non
uiodo defensione, sed ne excusatione quidem modestiaeve sig-
nificatione videtur hodie egere. Nam postquam G. F. Pvchtae
felici sagacitate patefactum est in Gommentationibus iuris
*) [Programma academicum Bonnense anni 1851: 'Natalicia
Augustissimi Regis Friderici Guilelmi IIII die XV m. Octobris
at CIOIOCCCLI concelebranda indicit F. K.\ singulariter sic inscriptum:
'Legis Rubriae pars superstes. ad fidem aeris Parmeusis exemplo litho-
grapho exprimendam curavit F.R.' (Neque enim, utRitschelii ipsius verbis
utar, indignus visus est praestantissimi monumenti haud vulgaris splendor,
qui laetissimae opportunitatis academicae splendori inserviret.) Idem
pauUo post bibliopolae Berolinensi 6. Trautwein (I. Guttentag) traditum
in publicum prodiit singulari quidem inscriptione servata, sed praemiesa
hac dedicatione: INCLVTAE ' LITTERARVM . ET • SCIENTIARVM
ACADEMIAE . REGIAE • BOICAE | FRIDERICVS • RITSCHELIVS
D . D . L . M I GRATI . VENERABVNDIQVE | ANIMI • TESTIFI-
CANDI-CAVSSA (fuit enim a. 1850 academiae Boicae socius extemus
Ritfichelius adscriptus) additoque auctario p. 15 et in fine significatis
eis quae in Musei Rhenani vol. VIII p. 298 sqq. et 448 sqq. ad ean-
dem legem spectantia Ritschelius interea disputaverat. Nunc vide C.
I. L. 1 n. 206 p. 117; P. L. M. E. tab. XXXll et Enarr. p. 28. C. W.]
**) [Exemplum quod in tabulis I et II adiecimus lithographnm
non idem est quod huic de lege Rubria commentationi adhaesit (e de-
lineatione non satis accurata illud expressum), sed repetitum ex nova
tabula quam secundum formas stanneas aeris Parmensis cffictam
edidit Ritschelius P. L. M. E. tab. XXXII; vide infra adnotatiouom
ad p. 38. C. W.J
o
i.
LEOIS BVBRUE PARS SVPEB8TES. 35
ciyilis anno 1823 editis p. 72 sqq., eis verbis; quibus in
priore tabulae parte y. 29 et 38 mentio lit legis Rubriae, non
aliam atqne eam ipsam legem dici in qua ea verba scripta
sunt; utpote in formula posita, primum omnium praeclari
inventi laudator Gustavvs Hvqo exstitit Historiae iuris R.
nonum editae a. 1824 p. 5 sq. Yno post anno impugnatus
a C. A. C. Elenzio in enarratione legis Seryiliae p. 21 et
39^ propositam a se sententiam Pvchta uberius exsecutus
in HvGONis Promptuario iuris civilis, tomi YI a. 1827 publi-
cati p. 123 sqq.y eis rationibus tuebatur quas prorsus pro-
baret Philippo Edvardo Hvschkio, cum in Diariis criticis
iarisprudentiae Tubingensibus anni 1829, tomi V p. 3^)2 sqq.
de ipsa controversia breviter disputanti, tum academica ^de
actionum formulis quae in lege Rubria exstant' commenta-
tione Yratislavia^ a. 1832 emissa gravissimas quasdam partes
monumenti Parmensis nova in luce conlocantL Non item
PvcHTA ei persuasit, cui placuisse vel maxime intererat,
Cakolo Fridebico Savinio: qui quas dubitandi caussas
haberet^ aperuit in luculenta de lege lulia municipali disser-
tatione Diariis iurisprudentiae historicae inserta a. 1838, tomi
ynn p. 337, vel Miscellorum t. III p. 323. Itaque huic et
HvsCHKivs anno insequenti paucis respondit in Richteri
Schneiderique Annalibus criticis iurisprudentiae, tomi Y p.
483, et ipse Pvchta plenissime satis fecit a. 1840 in eisdem
illis Diariis, tomi X p. 195 sqq.: nam satir fecisse biennio
post Savinivs ingenue fassus est ipse eorundem Diariorum
t XI p. 53 sqq. vel Miscell. t. UI p. 378 sqq. Num etiam
6. C. BvRCHABDio satis fecerit, qui contra Pvchtam acade-
micmn libellum ^de lege Itubria' Kiliae a. 1839 scripserat,
nef scitur nec quaerere attinet.
Quodsi Savinivm, cuius de lege lulia municipali com-
mentatio in iure publico legis Ilubriac inlustrando versatur,
qoasdam eius partes ad ius privatum spectantes tractasse
dixero in ea dissertatioiie, quam de antiquo iure li. circa aes :t
alienum scriptani inseruit commentariis academiae Borussicae
wmi 1833, iteravit Miscellorum t. II p. 430 sqq.: simul vide-
W potissimos scriptores enumerasse, qui de rerum expla-
natione in lege Itubria memoratarum argunientique universi
36 LEGIS RVBRIAE PARS SVPERSTES.
interpretatione praeter ipsos editores bene meruerunt Quod
genus quam solet a philologorum indole et condicione alie-
num esse^ tam coniunctum cum horum officio illad monus
est quod ad ipsa verba spectat cum fide et iudicio et dili-
gentia adcuranda constituenda repraesentanda: quali opera
et viam sterni interpreti et saepe aliquam partem ipsius
interpretationis contineri non fugit peritos. His igitur finibus
nostrum commentariolum circumscripturi paucis narrandum
de omni instrumento critico videmus.
Ac repertam esse constat tabulam illam aeneam, inqualex
Rubria scripta est, die XXIV mensis Aprilis anni CIOIOCCLX
in vico terrae Placentinae cui Macinesso uomen^ inter parie-
tinas pristini oppidi Veleiae, unde ineptum ^Digesti Veleiatis'
nomen legi inditum est aliquando: haud procul ab eo loco
in quo ^tredecim ante annis Habula alimentaria Traiani', vel
verius obligatio praediorum, efibssa erat. Transiit deinceps,
postquam in ea explicanda et in suam linguam transferenda
Antonivs Costa canonicus Placentinus elaboravit, una cuin
huius schedis mss. in museum regium Parmense. Ibi cum
primus Caietanvs Marinivs transcripsisset, edidit tamen
primus anno 1788 comes Ioannes Rinaldvs Carli Anti-
quitatum Italicarum tomo I a p. 135. Quem exeepit caus-
sarum actor Placentinus Iosepiivs Poggivs vulgata anno 1790
scheda singulari quam in Germania nemodum vidisse vide-
tur: eodemque anno Costae translatio prodiit in Secundi
losephi Pittarelli de tabula alimentaria libro Augustae Tau-
rinorum publicato. Paratum a se tabulae exemplum atque
iam anno 1786 formis expressum Marinivs anno demuni
1795 foras dedit in Actis monumentisque fratrum Arvalium,
tomi I p. 108 sqq., adiecta tomi II p. 568. 571 sq. sigloruni
quorundam explicatione. Carlium potius quam Marinium
secutus cum nostratibus monumentum Parmense primus
GvSTAVVS HvGO anno 1797 communicavit Promptuarii sui
tomo II a p. 431 ad 496, et corrigens quaedam feliciter vel
rectius interpretans et saluberrimo consilio omnia convertens
vernacule et ipsam legis materiam accurato commentario
planam faciens et sic generaliter definiens ^Process-Ordnuwj
fiir das CisAljnsche GalUen\ singulis autem capitibus ruhrica'^
LE6IS BVBRIAE PAR8 8VPERSTE8. 37
praescribens hasce: XIX ^Van der Noui operis nuncuxtio^
XX ^V<m Damnum infedum* XXI ^Von geliehenem Gddf?
XXII ^Vm anderen Forderungen' XXIII ^Von Erhschfrfis-
TheUungen*. Tredecim aunorum spatio interiecto altera in
Germania editio secuta est Henrici Edvardi Dirksenu, qui
Marinio potius quam Carlio duce utendum esse intellegens
illius exemplum iteravit in ^Observationibus ad selecta Galliae
cisalpinae capita' Berolini proditis et summorum in utroque
iare honorum obtinendorum caussa publice defensis anno
1812: quibus etiam de latae legis aetate rectius quam ab
HvGONE factum erat statuit. Postremo horum laborum
proTsus ignarus homo Italus Petrvs de Laha museo Par-
mensi praefectus, sed memor Gothofredi yerborum quae prae-
scripsit Yructus laborum est placere meliaribus et pro industria s
atque integritate pcUmam itidieii promereri*, gratiam non medi-
ocrem ab Ictis nostris iniit edito a. 1820 in urbe sua libro
sic inscripto: ^TavoIa legislativa della Gallia cisalpina ritro-
yata in Yeleja nell' anno M.DCC.LX e restituita alla sua
yera lezione', una cum proocmio suo observationibusque qui-
busdam et adnotationibus popularium suorum LvDOVlCi
BoLLAE et loANNis Baptistae CoMASCUiy quas non doli-
tari eramus suppressas. Fidem is apud plurimos maximam
inyenit: quamquam nec Ernesto Spanoenberoio nec A. E.
Eggero nec nuper Carolo Zellio quicquam profuit, quo-
ram ille in Hauboldi Monumentis legalibus p. 144 sqq. satis
habuit Dirksenii exemplum propagare, hi Spangenbergii si
qaa est auctoritati sese manciparunt; Eggerus quidem iii
Latini sermonis Tetustioris reliquiis p. 308 sqq., Zellius
Enchiridii epigraphices Romanae^ a fidei laude parum com-
mendabilis^ tomo I p. 277 sqq. Sed tamen ne de Lamani
qoidem exempli fide dubitandi caussa omnis defuit, cum aliis
in partibus in quibus illi Mariniana auctoritas «dversaretur,
tum eo in genere suapte natura valde lubrico quod ad sin-
gularum litterarum syllabarumve figuras sive integras et per-
spicuas sive mutilas vel evanidas spectat. In quo genere iam
Carliani exempli atque Mariniani tanta discrepantia fuerat
ut, cum in hoc paucissimae^ permultae autem in illo litterac
notatae essent ut incertae^ propter id ipsum ex hoc utpote
38 LEOIS RVBRIAE PARS SVPERSTES.
diligentius facto quam ex illo pendere Hugo mallet: imde
tanta apud liunc litterarum cursivariim multitudo. Apud
Lamam autem cum etiam in i^aucioribus quam apud Mari-
nium locis alicuius dubitationis significatio facta esset, iam
eo res esse adducta videri poterat ut summam tabulae inte-
gritatem esse crederes, nisi suis oculis denuo aere Parmensi
examinato, quam non esset utriusque exemplo confidendum,
GvSTAvvs Ernestvs Heimbaciiivs docuisset Observatiomim
iuris Romani libro a. 1834 Lipsiae edito, ubi p. 31 sq. inte-
grum legis caput XXI, quale in tabula reapse legeretur, dili-
gentius studuit quam evideiitius potuit describere. Quippe
in confesso est nec verborum ambagibus satis enarrari, nec
eis litterarum formis quibus hodie typographi utuntur ex-
aequari incredibilem in hoc genere varietatem ipsorum monu-
mentorum posse, sed delineando demum eo perveniri ut vera
imago antiquitatis et tamquam simulacrum quoddam fallere
nescium paretur: cuius artificii perfectum exemplum exstat
Stepiiani Endlicheri consilio repraesentatum SC. de Baca-
nalibus.
Quae cum ita essent, cum nuper in suavissimi Welckeri
mei pliiteis locupletisimis nescio quid scrutans forte for-
tuna in legis Rubriae exemphim incidissem manu, ut facile
primo aspectu apparebat, peritissima, fide autem religiosissima
affabre prorsus factum*): ubi, quid eius rei esset, quaerebani,
ilhid se Welckervs respondit optimi viri singularique huma-
*) [ConferaB tamcn qiiae Ritsoheliiis in Enarrat. tab. XXXII P. L.
M. E. p. 28 Bcripsit: 'Cui (oxemj^lo litho^rapho quod huic commcntationi
adnexum crat) couticieutlo cum delincatio tautura ])rae8to fuisset ab
Wclckero accepta, huic a. 1841 clonata ab Michaele de Lopez musei
Parment-is praefecto, non csso comniittendum putavi quin per itineri«
Italici Bui opportunitatemKibbockius ipsum archetypum denuo inspicerct.
(Juod etei ille tostatus est laudabili fide in lithographi nostri tabula
expresaum essc, tanion quoniam ad fidem summam aliquid tamen in
levioribuH quibusdam rebus omissum observarat (e quibus unam quae
ad P littorae figuram spcctat, totigi nuper Musei Rhen. t. XIV p. 291 sq.
[infra XI V|), ipsum Lopozium procibus adii ut novo parato instrumento
mihi gratificarotur. Respondit vir officiosissimus missis formis stanneis
aens Parmonsis: unde non omcndandam priorem tabulam nostram, sed
novam a lithographo effingendam curavi.' C. W.]
LE0I8 RVBBUE PAR8 SVPEBSTE8. 39
nitate ornatissimi beneficio Michaelis Lopez acceptum re-
ferre, museo Parmensi nonc praefecti, laudati a se iam Musei
Rhenani novi t. YI p. 100: donatum id quidem sibi anno
1841 et liberaliter permissum in futurae editionis usum, si
cui Germanicarum rerum rationes magis quam Italicamm
faverent Haud aegre a carissimo collega impetrayi, ut
memet eum esse editorem pateretur, qui mihi viderer operae 4
pretium facturus, si illud ezemplum quanta fieri diligentia
posset lithographi arte imitandum curarem.
Et de lithographo quidem yere praedicare et possum et
debeo, nihil cum reliqui fecisse. De mea autem opera quam
modeste sentio, tam simpliciter dicam. Primum igitur partem
snperstitem legis Rubriae^ quam e partibus minimum quinque
qaartam esse ipsa tabula testatur, repraesentavi yulgari litte-
rarum genere expressaln et ita interpunctam ut et legi et
intellegi commode posset: subiecta breyissima earum emen-
dationum notatione, quae aut aliis deberentur aut mihi esse
necessariae yisae essent. Quae quos auctores haberent^ infra
posita Adnotatione narrayi: ubi etiam siglorum explana-
tiones adposui, nisi quas aut, ut difficultatem nullam haben-
tes, Hugoni iam Itali ante Marinium interpretes Costa Pog-
gius Carlius praeissent, aut hi ea imperitia excogitassent
cuius specimen ad I 31 dedi. Ibidem Carlii (C), quem tamen
Hugonis Dirkseniique fide commemoro, Marinii (M) Lamae (L)
de ipsius aeris memoria testimonia composui, quo certius de
singulis iudicium esset: separatim tameU; ne quid yel tur-
barom yel fastidii lectitantibus crearetur, eis omnibus per-
Bcriptis quae ad interpunctionem orationis pertinent. Quo
in genere ut mirifica testantium discrepantia est, ita paullo
plus quam yulgo creditur utilitatis. Yelut non est temere
factum, sed ex certae disciplinae constantia repeteudum, quod
plerumque (nam aliquid sane sculptoris ueglegentiae condo-
nandum) praepositiones cum suis nomiuibus coeunt: abeo
aqiio adqnem exea ineum inquo, qtiotnco II 27, qua dere, quam
obrem, inea uerhay ineo iudicio, cisalpeis exdecrcto exformula
cjtiudicieis inaJbo ingallia inhcrcdem initis: qualia saepe yel
corrigenda esse dixerunt yel tacite correxerunt scilicet non
Httgo tantnm et Lama, sed ipse adeo Marinius. Quid, quod
I
40 LEGIS RVBRIAE PARS SVPERSTES.
eadera ratio ad talia pertinuit: inearum qua farmula I 46.
49, ineonm quo oppido 11 2. 26. 53. 56. Sed separantur apud
eum II 31. 48, inter eos II 18. 54, inter peregreinos I 24. 34.
lunctim haec quoque scribuntur: antequam 1 23. 32, seiquid
et nequid I 13. 44. 11 50. Contra non conglutinantur qm
mimis I 52. II 21, dum taxat I 27. 36. II 19, nec umquam
vel satis dare vel satis faeere. Et tantum de his, nec sat
magnis ad immorandum nec ad neglegendum satis parvis.
L
5 iussum iudicatumue erit, id ratum ne esto: quodque quis|que
quomqtie de ea re decernet interdiicetue, seiue sponsionem ]
fierei iudicaueritue iubebit iudiciumue quod de ea rc dabit,
is I in id decretum interdictum sponsionem iudicium exceptio
nem addito addiue iubeto: ^qwa dc re operis noui nuntiatio- 5
nem | Iluir Illluir praefectusue eius municipei non remeis-
serit' I
XX Qua de re quisque et a quo in Gallia cisalpeina damnei in-
fectei I ex formula restipularei satisue accipere uolet, et ab
eo, quei | ibei itis deicety postulauerit, idque non kalumniae
kaussa se facere iurauerit: tum is, quo | de ea re in ius aditum l^
erit, eum, quei in ius eductus erit, de ea le ex formu|la repro-
mittere et, sei satis darei debebit, satis dare iubeto de|cernito.
quei eorum ita non repromeisserit aut non satis dedcTit, sei-
• quid interim damni datum factumue ex ea re aut ob eam rem eo
ue nomine erit, quam ob rem utei damnei infectei repromissio ]
satisue datio fierei, postulatum erit: tum meigistratus proue ma- ^^
gistratu Iluir | Illluir praefecftisue, quoquomque de ea re in ius
aditum erit, de ea re ita ius | deicito, iudicia dato iudicareque
iubeto cogito, proinde atque sei | de ea re, quom ita postu-
latum esset, dam[ni] infectei ex formula | recte fepromissura
satisue datum esset. de [e]a re quod ita iudicium | datum 20
iudicareue iussum iudicatumue erit, ius ratumque esto, | dum
LECTIO EMENBATA
2 interdeicetue 3 iudicareue 16 fieret erat
LE6IS UVBRIAE PARS SVPERSTES. 41
in «ea uerba, sei damnei infectei repromissum non erit,
iadijciom det itaque iudicare iubeat: ^iiidex esto. sei,
antfqoam id iudicium, | qua de re sgitur, factum est^ Q. Lici-
niuA damni infectei eo nomine, qua de \ ke Bgitur, eam stipu-
25 lationem, quam is^ quei Romae inter peregrei|nos ius deicet,
in albo propositam habet, L. Seio repromeississet: | tum
qaicqitid eum Q. Licinium ex ea stipulatione L. Seio dare
iacere opor|tiret ex fufe bona, dum faxat H8 . . ^ eius iudex
Q. Licinium L. Seio^ sei ex decreto lluir | Illluir praefecfetuc •
Matinensis, quod eius^IIuir Illluir praefec/ti5|ue ex lege
Rubria^ seiue id plebeiue sct^um est^ decreuerit^ Q. Licinius
30 eo I nomine, qua de re Hgiiur, L. Seio damnei infectei repro-
mittere noluit^ condemnato: sei uon paret^ Bhsoluito': aut sei
damnei infectei satis datum non erit, | in ea uerba iudicium
det: *iudex esto. sei, antequam id iudicium, qtia de re ^gitur^
\ eactum est, Q. Licinius damnei infectei eo nomine, qua de
re digitur, ea | stipulatione^ qnam is^^ quei Romae inter pere-
35 grinos ius deicet^ | in albo propositam habet, L. Seio satis
dedisset: tum quicquid eum | Q. Licinium ex ea stipulatione
L Seio dare facere oporteret ex (ide hona, dum iaxat^^, eius
iudex Q. Licinius L. Seio^ sei ex decreto Iluir Illluir prae-
fer^ue Mutilnensis, quod eius is Iluir Illluir praefectus ex
lege Rubria, sei ue id ple&ei\ie scitum est^ decreuerit, Q. Lici-
40 nias eo nomine , qua de re sgitur, \ L. Seio damnei infectei
satis dare noluit, condemfiato: sei non ^ret, absoluito:* dum
Ilnir I niluir ium deicundo praefectu^e de ea re ins ita
deicat^ curetue utei ea no|mina et municipium colonia locus
in eo iudicio; quod ex ieis, | quae proxsume scripta sunt^ ac-
cipientur, includentur concipiantur^ | quae includei concipei
45 siiie iolo mah oporter^t debebitue, nequid | ei, quei de ea rc
aget petetue, captionei ob eam rem aut eo nomine esse I
possit: neiue ea nomina^ qua in earum qua formula, quae
stipra I Bcriptae Buni, , aut Mutina in eo iudicio includei con-
22 anteqaam 24 re 27 oporterct iaxat Iluirci
28 Ullairei eins is Uair 29 plfde» Bcitum 33 factum
36. 37 iaxat HS . . .y eius 37 Liciniom Iluirei Illlairci 38 praefoc-
ttwieex 39 plefrei sct^um 41 curetqae 43 accipietur, incladantur
44 oportebit, neqaid 46 qaae 47 Bcriptae wunty acripta sufil, aat
42 LEGIS RVBUIAE PARS SVPERSTES.
cipei curet, nise | iei, quos inter id iudicium accipietur leisue
contestabitur, | ieis nominibus fuerint, quae in earum qua
formula supra scrijpta est, | et nisei sei Mutinae ea res age- 50
tur. neiue quis magistrattis proue meigistratu, \ neiue quis
pro quo imperio potestateue erit, intercedito, nei ue qoid
aliud facito quo minus dc ea re ita iudicium detur |
//.
iudiceturque. |
XXI A quoquomqwe pecunia certa credita, signata forma ^iUm
populei Rofnaneif in eorum quo oppido mtmicipio colonia jprao-
fectura \ ioro mco conciliabulo castelloue, quae sunt eruntue
in Gallia cisalpeina, petetur, quae res non | pluris HS XY
7 erit, sei is eam pecuniam in iure apud eum, quei ibei iurei
deicundo i^raeerU, ei quei | eam petet, aut ei quoius nomine 5
ab eo petetur, Aare oportere debereue se confessus | erit,
neque id quod confessus erit soluet satisue faciet, aut se
sponsione | iudicioque uteiue oportebit non defendet, seiue is
ibei Ae ea re in iure non | responderit neque de ea re spon-
sionem faciet neque iudicio utei oportebit | se defendet: tum
de eo, a quo ea pecunia peteita erit, deque eo quoi eam ,
pecuniam darei oportehit, siremps res lex ius caussaque omni- 10
his omnium rerum esto, atque utei esset esseue | oporteret^
sei is, quei ita confessus erit aut de ea re non responderit
aut se I sponsione iudicioque utei oportebit non defenderit,
eius pecuniae iei, | quei eam suo nomine petierit quoiue eam
darei oportebit, ex iudicieis dateis iudi|careue recte iusseis
iure lege damnatus esset fuisset: quoiquequomque | Iluir 15
Illluir praefec^MSue nbei iwra deictindo iwaeerit, is eum, quei
ita quid confessus erit | neque id soluet satisue faciet, euni
quei se sponsione iudicioue uteiue | oportebit non defenderit
aut in iure non responderit neque id soluet | satisue faciet,
iantae i^ecnniae, quanta ea pecunia erit de qua tum inter eos
am,bigetur, dum iaxat . . . XV, smc fraude sua duci iubeto:
queique eorum quem , ad quem | ea res pertinebit, duxserit, '^o
49 siint 7 utei oportebit 14 queiqaequomque 15 ibei
16 cumue quei iudicioque utei oportebit 19 icucat HS XY
LEQI8 RV6RIAE PARS 8VPER8TES. 43
id ei fraudi poenaeue ne esto: quodque ita fae|tam aetum
iossum erity id ius ratumque esto. quo minus in eum, quei
ita I uadimonium Romam ex deereto eius, quei ibei iurei
ieicundo fraeerity non promeisserit | aut uindicem locupletem
ita non dederit; ob eam rem iudicium recuperatorium ib, quei
I ibei it^ deictindo fraeerit, ex hac \egc det iudicareique de
ea re ibei curet^ ex hac \ege nthil rogatur, |
25 A quo quid praeter pecuniam certam creditam, signatam XXII
forma fuUiea populei Rontanei; | in eorum quo oppido miint-
cipio cohnia fraefeetura ^oro uico concUiabulo casteUonej quae
8Qut eruntue in Grallia cis Alpeis, | petetur, quodue quom eo
agetur^ quae res non pluris HS XY erit, et sei | ea res erit,
de qua re omnei pecunia ibei ius deicei iudiciaue darei ex
hac \ege d. oporUbity \ sei is eam rem^ quae ita ab eo petetur
30 deue eiC re cum eo agetur, ei quei eam | petet deue ea re
agei, aut iei quoius nomine ab eo petetur quomue eo age|tur,
in iure apud eum, quei ibei ium Aeicundo praeerit, dare
^acere fraestare restituereue oportere aut | se debere, eiusue s
eam rem esse aut se eam habere, eamue rem de | qua
arguetur se fecisse obligatumue se eius rei noxsiaeue esse
confesjsus erit deixseritue, neque de ea re satis utei opor-
35 tebit faciet; aut sei spon|8ionem fierei oportebit^ sponsionem
non faciet, non restituet, | neqne se iudicio utei oportebit
defendet, aut sei de ea re in iure | nihil responderit, neque
ie ea re se iudicio utei oportebit defendet: | tum de eo, a
quo ea res ita petetur quomue eo de ea re ita agetur^ deque
' eo quoi eam rem darei {ierei fraestarei restitui satisue de
40 ea re fierei oportebit, | siremps \ex res ius catissaquc omnibtis
omnium rerum esto, atque utei esset esseue oporteret, sei is,
qnei ita | quid earum rerum confessus erit aut d^ ea re non
responderit neqtie | se iudicio utei oportebit defenderit, de
ins rebus Romae apud proe^em, | eumue quei de ieis rebus
Romae itire» deicundo proeesset, in iure confessus esset | aut
ibei de ea re nihil respondisset aut iudicio se non defen-
4.1 disset: | praetorque, isue quei de ecis rebus Romae itire» dei-
S6 foro 2S \ege oportebit 30 aget 31 facerc 84 deix-
leritque
44 LEGIS RVBRIAE PARS SVPERSTES.
ctindo ^raeerlt, in eum et in heredem eius de eeis rebiis
om|nibu8 ita ius deicito decernito, eosque duci, bona eorum
* possideri | proscreibeiue ueneireque iubeto, ac sei is heresue
eius de ea re in | iure apud eum ^raetorem eumue quei
Romae \urei deicundo praqiraesse, confessus es|set aut de ea
re nihil respondisse neque se iudicio utei oportuis|set defen- :•)
disset: dum nequis de cris rcbtis nisei ^ractor^ isue quei
Romae inrci dvicimdo pracnrit, \ eorum quoius bona possiderei
proscreibei ueneire duceique | eum iubeat. |
XXIII Queiquomque in eorum quo opjndo mHnicipio colonia ^rar-
fcctura ioro uico cotmliabulo casidlouc, quae in Galjlia cis-
alpeina sunt erunt, iurei dcicundo fraccrit, is inter eos, quei
de farai liae ercciscunda deiuidunda iudicium sibei darei red- 55
deiue | in eorum quo oppido municipio colonia praefectura
ioro \xico conciHahulo casicllouCj quae mpra acripta suAt, postu
lauerint, ita ius deicito decernito iudicia dato iudicare | iu-
beto, utei in eo oppido municipio colonia \)raefcctHra foro uico
coficiliabtdo castelloue, in quo is, quoius
48 apud pvaetoretn deicundo proecsset 48 respondisset
55 familia
ADNOTATIO.
9 2 INTERDIICETVE] intcrpretamhim cst INTERDEICETVE,
non INTERDICETVE: ui OPORTIRET / J.'7 similiaquc alibi
3 IVDICAVERITVEJ iudicareue nnendandum, non iudi-
cariue cum Jlwjonc et DirJcscnio: ut I 17 iudieareciue iubeto
cogito, ^O iudicareue iussum, ^:3 iudicare iubeat, II 14 iudi-
careue recte iusseis, 57 iudicare iubeto; confra iudicareique . .
INTEIiPVXGEXDI DISCREPANTIA
1 IVDICATVMVE .] IVDICA • TVM- VE- ML 2 QVE
QVV)MQ.] QVE.QVOMQ- M. QVEQVOMQ. L INTERDII-
CETVE SEIVE] INTERDIICETVE. SEIVE- M
LEGIS RVBRIAE PARS 8VPERSTE8. 45
curet n 24*) 6 ADDIVE OL. ADDIVF M 8 fiESTI-
PVLAREI] Btipolarei potius quam restipularei exspectari dispU"
tavit Huschlius Cbmmentationis de actionum formulis legis Buhriae
p. 23 sqq, 9 Iu8 Deicet] ius dicet Dirksenius: ut I 25, 31,
ius dicit Hugo Kaussa fnqyptctidum, non Kansa, quia CAVSSA
est II 10 13 SEI QVID OL. 81 QVID M FACTyM M
14 VE M VTEI] VT • EI OLM, ut r. 41. uti hirk-
sffms 15 FIEREI OML. fieret Hugo, Dirkscnius, Qui
quidem dehebani etiam erat pro ERIT U QVODQVOM-
QVE O 17 IVDICAREIQVE O COGITO L. Vo-
loit puto COGITO 18 DAMNEI • INFECTEI O. DAMN • •
INFECTEI M. DAMNEI • INFECTEI L. Spatii rationes nesrio
an DAMNI potius commendent. Nam etsi damnei infectei est I
6 n VIR.] n-VIR. M EIVSMVNICIPEIl EIVS
MVNIClrth. L NON . REMEISSERIT] NON REMEISSE-
RIT L 7 QVA DE RE] QVADERE. M AQVO.IN-
GALLIA.] A.QVO.INGALLIAM. A QVO . IN GALLIA • L
CISALPEINA .] CI8 • ALPEINA • M 8 EXFORMVLA .]
EX . FORM VL A . M. EX FORMVLA . L 9 IS QVO] ISQ VO M
10 ADITVM ERIT ] ADITVM. ERIT- ML QVEI INIVS •
EDVCTVS] QVEIINIVS EDVCTVS. M. QVEMNIVS. EDVC-
TVS . L EXFORM VL A ] EX FORMVL A . ML 11 DAREI
DEBEBIT .] DAREI . DEBEBIT . M 12 DECERNITO QVEI • ]
DEC^NITOQVEI • M ITA • NON . REPROMEISSERIT] ITA
NON REPROMEISSERIT . M 13 DEDERIT • SEIQVID •]
DEDERIT SI QVID. M. DEDERIT. SEI QVID- L 14 NO-
MINE ERIT.] NOMINEERIT. ML OBREM.J OB RKM.
ML 16 SATISVE DATIOFIERI] SATISVEDATIO.FIE-
REI. M. SATISVE DATIO FIEREI. L TVMMAG.I
TVM MAG- L II VIR] II.VIR M. IIVIR L 16 QVO-
QVOMQVE . D .] QVOQVOMQVE D • M 17 DEICITO IVDI-
CIA] DEICITO . IVDICIA . ML IVBETO COGITO.] IVBE-
TO. COGITO . ML ATQVE . SEI] ATQVE SEI L 18 EX .
FORMVLA] EX FORMVLA M
'^^iadicaneritue iubebit h. o. iudicareue inbebit teti^ Mn»ei
philol. t Vrn p. 448 [infra p. 64j. Qnomqnam fieri poterit, nt col. I
20 et II 14 corrigendum st IVD1CARE1VE. Kx addendis p. 10,
46 LEGIS RVBRIAE PAES SVPERSTES.
7. 14, 21, 30, 31, 33, 40, famen damni legitur I 13, et ipsum
damni infectei I 23 \ item municipei I 6 et operis noui I 5, quo
adde ad I 27. 37 dicta, Eadem inconstantUh scriptum II 20
fraudi et I 45 captionei, II 12, 30 iei et I 45, II 4. 5. 20, 29
ei, sed II 28 omnei, 26 Alpeis, 13, 14 iudicieis dateis, iusseis,
/ 42, 49, II 42, 43 ieis; item tn infinitivis possiderei II 51 et
possideri 46, ducei 51 et duci 19, 46 ut addi I 5, restitui II 39,
quumquam plerumqu^ ei est in fierei I 3, II 35, 39, restipularei
I 8, darei 11, II 28, 55, includei concipei I 44, 47, iudicarei
II 24, deicei 28, proscreibei 47, 51, reddei 55. In mediis voca-
buVis hahes peregreinos / 24, ut cisalpeina I 7. II 3, 54, d
peregrinos / 34; deicere deixserit I 17, 25, 34. 41, II 28. 34.
10 46, ut proscreibei 47, 51, scd interdictum 14; remeisserit pro-
meisserit repromeisserit I 6. 12, 25, II 22, sed non tantim re-
promittere / 11. 30, verum etiam repromissum, repromissio ii.
19, 2}, Praeterea ei est in ueneire // 47, 51, peteit# 9, erceis-
cunda 55, leis / 48, deiuidunda // 55; sine exceptione in sei
seiue {de nisei vidc ad I 47) utei ibei (item sibei // 55) quei
(fion plurali tantum numero II 51, ut iei / 48, sed etiam sin-
gulari semperj et neiue / 50. 51. 52, In tanta diphthongi fre-
quentia non dubiiavi ei potius quam i jmiere in PRAEFECtei,
PLebei, Populei Romanei, lurei Deicundo (pro quo licuisse etiam
lure Dicundo scio), Darei Fierei Praestarei, Eeis 19 D-E-R-
QVOD O et, nisi quod E ., L. D...... QVOD M 20 ERIT .
IVS O. ERIT . IVS L. ERIT • • VS M 221.^8. nune de-
mum intellegitur et hic et v. 32 in acre esse, non I • P • S •, quod
CML testati In Forma Scripta Carlius, In Fide Sua Marinius
p. 571 explicaruni, Illud coniectura assecutus et ludex Esto, Si
interpretatus Hugo non debehat in Diariis Gottingensihus a. 1812
p, 1690 cedere DirJcsenio ludicem Facio vel ludex Fiat inierpre-
tanti suasu Sarinii, contra quem dixit Huschkius l, s, s, p, 21
20 DATVM IVDICAREVE.] DATVM . IVDICAREVE . M
IVDICATVMVE ERIT] IVDICATVMVE • ERIT ML
21 INEA.VERBAJ IN EA VERBA • M. IN EA.VERBA- L
SEI . DAMNP:I •] SEIDAMNEI- M INFECTEI REPRO-
MISSVM.J INFECTEI.REPROMISSVM. ML ERIT IVDI]
ERIT-IVDI M
LE0I8 RVBRIAE PAR8 8VP£RST£8. 47
ANTFQVAM] ANTEQYAM OML 23 DAMNEI O
24 E • A • Ii. EA • O kaosBa inierpretans. R • A • M eam
stipulationein] ea Btipalatione hdbes v, 33, 34: de quo tnde
HusMium p. 23 26 STIPVLATIONE • L • SEIO L. STI-
PVLATIONEL • SEIO H. STIPVLATIONE • SEIO O ut videtur
27 D • F . HS . . . E . I . OL, •D . r . HS («c) E . I .' M.
Quod interpret€Ui suni Dare Facere Sesiertios Ex lare Costa^
Dare Facito Seetertios Ex lore Poggius^ Dare Facere Ei Liceat
ddeto HS MarinitiSy Dare Facere Sestertios . . . Eum lube Hugo,
Legendum esse D . T * HS . . * E . I * et explicafidam Dantaxat
[mmo Dnm Taxat ut II 19 DVM . T ., /56 D • T • ] HS . . .,
Eias ladex, spaiio vacuo relicto taxationis summae addendae, pal-
mari coniedura Uuschkius assecutus est, quam L s. s. p, 32 sqq.
omni ex parte firmavit. Vt h. L T cum F, iia T cum 1 per-
mutatum est m FIEBEI AGEI / 15. II 30, E cum ¥ in ANTF-
QVAM / 22, F cum E in EACTVM Eoro Eacere I 33. II 20.
31, E cum l in eis quae ad v. 2 commemoravimus L. Seio'.
Sei ex decreto Hugo Dirkseniusque^ formulam ipsam Seio nomine
terminantes. L. Seio, sei ex decreto construendum esse formulan^
que usque ad AVT v. 31 coniinuandam Goeschenius vidit ab
Hugone L s. s. commemoratus meritoque conlaudaius ab Huschkio
l 8. 8. p. 4, qui idem perspexerat tn patrui sui Analectis liite-
rariis a. 1826 editis p. 264, quetnadmodum etiam Heffterus Ob-
servatianum in Gaii Inst. comim. IV libro p. 80 adnoL Certissimo
mento recte uii nec Spangenbergius nec Eggerus nec ZeUius sci-
temni II VIR IHI Vir] nuiri Ulluiri cum hic tum v. 37
Hugo. Veri sane similius est sculptoris errore ((juando de scri-
hendi compendio eogitari nequit) umm I qttam duas EI litteras
(^mssas esse 28 EIVS • II • VIE] eius is Iluir legefulum es,^e
24 EAM STIPVLATIONEM QVAM IS QVEI] EAMSTI-
PVLATIONEM • QVAMISQVEI • M. EAM • STIPVLATIONEM •
QVAM 18 QVEI . M INTER PEREGREIJ INTER • PERE-
GREI ML 26 NOS IVS DEICET •] NOS • IVS • DEICET • ML
INALBO '] IN ALBO • L SEIO REPROMEISSISSET]
SEIO • REPROMEISSISSET M 26 TVM QVICQVID ] TVM •
QMCQVID M EA-STIPJ EA STIP M 27 EX F]
EX F. ML II VIR] UVIR M. IIVIR L
48 LEGTS RVBRIAE PARS SVPERSTES.
11 alterius fortmlae v, 38 excmplo Iluschkius admonuU in Bichteri
Schneiderique Annalihus critieis iurisprudentiae anni 1839 t, Y
p, 483 29 ex lege Riibria cum decreuerit construenda essp
cum Hugone, queyn secutus erat Puchta Cofnmefitationum civUmm
p. 72 sqq„ prorsus detnofistrarunt idem Puchta in Hugonis Frm-
ptuario iuris civilis t, VI p, 126 sqq,, Huschkius in Diariis cri-
ticis iurisprudefitiae Tubingensibus t, V p, 352 sqq,, iterum Puchta
in Savinii Diariis iurisprudimtiae historicae t, X j), 217 sqq, \n
eiusque partes concedens ipse Savinius ibid, t, XI p, 56 sqq, rel
MisceUorum t, III p, 382 sqq, Coyitra praefectusue ex lege
Rubria iunxerunt Dirksetiius p, 36 sq,^ Klenzius Legis Serviliae
p. 39 et ipse aliquando Savinius L s, s, tomi VIIII p, 336 sq.
vel Miscell, l. s. s. p, 322 sqq. Ab eisdem^ qua^ vis esset proxi-
morum verborum seiue id plebei scitum est, affatim dispxdatum esi
PL • VE . SC •] PL ' SC . cum hic tum v. 39 legendum esse
primus Hugo l, s, s. p, 1691 dixit. Additae VE particulae veniafn
quaerenti Iluschkio de act. form. p, 39 adnot. fiescio qui satL^ fiat
Pari errore bis scriptum est VTEIVE pro VTEI II 7. 16: aw-
trario VE praetermissum in PRAEFECT . I 38, EVM II 16, et
fortasse in ERVNT II 5 i 31 C • S • N • P • A •] Condemna:
Si Non Paret, Absolue cutn hic tum v, 40 interpretaftdum esse
duce Gaio prifnus vidit Huschkius Analecton L s, s. Prope veruw
Aut (yel Et) Si Non Paret, Absolue Ileffterus L s. 5., profectns
is db Ilugonis v. 26 lectione dare facere sestertios . . . eum iube.
Ante quos ii^se Ilugo L s. s,: Caeterum Si Non Paret, Absolue
proposuerat. In alia omnia ccieri abierant: Cum Solvere Negauit
Pecimiam Adiudicatam Carlius: Cum Satis Non Potest Accipi t'f?
Cum Suo Nomine Petitor Aget Ilugo olifn: Cum Sua Numerata
PecuniA Dirksenius absoluito: aut infcrpufigendum, non tJOfMW
efiufdiatufn ab Aut ordicndum ciwi noviciis editoribus Sjmfigcfi
bergio Eggero Zcllio, cum det vcrbum sttspcfisum sii e dum })ar-
ticula r. 21. Vidc adfwfafa ad r, 10 32 I E •] I • E • L. I '
F . OM. Vide ad v. 22 33 EACTVM L. FACTVM CM
29 DECREVERIT Q LICINIVS] DECREVERITQ • LKI
NIVS M 31 SATIS • DATVM .] SATIS DATVM ML
NONERITI NON ERIT M 32 INEA] IN EA- ML
34 IS QVEIj ISQVEI. M
LEGI8 RVBRIAE PARS SVPERSTE8. 49
35 Q * Q • ] QtiicQaid scribendum ut v. J26^ nan quidquid cum edi-
toiribus vd cum LachmafMO m Lucret, V 1262 36 D • T L.
D • F GH dontaxat Huschkius ut t\ 27: quippc spatio vacuo h. h
non rdictOf quod tcucationis summae addendae hrus in tnargine
essd 37 E.I.] vide ad v. 27 LICINIVS| Licinium Ilugo
II.VIR. III.VIRJ vide ibidem PRAEFECVE O
38.PBAEFECT. L. PRAEFECVE O. PRAEFEC- M. Non est
eredibile consuUo semel (aique adeo in formula) omissam csse eam
paHiculam quae septies addUa est I 6, 16. 2H. 29. 37. 41. II 16
39 PLVE-SC.] vide ad v. 29 40 C.S.N.P-A] vidc
ad V, 31 DVM particulam cum initium nori enuatiati faciunt
ediioresy filum orationis prorsus non ceperuni. Vna enim constru-
endi contimuUate a v. 19 ad v. 50 sic omnia comprehenduntur : de
ea re . . . ius ratamqae esto, diim in ea uerba, si damni infecti
repromifisam non erit, iudicium det itaque iudicare iubeat 'iudex
esto . . . absoluito', aut, si damni infecti gaiia datum non erit,
in ea nerba iodicium det 'iudex esto . . . absoluito': dum (igitur) i-'
. . . ins ita dicat, (8imul)que curet ut ea nomina • . . concipi-
antar, quae, neqaid ... captioni esse possit, concipi oportebit,
(dam)ae ne ea nomina . . . concipi curet, nisi ei . . . eis nomi-
nibos fuerint . . . et nisi Mutinae ea res agetur.*^ 41 ID*
CL. ID. M CVRETVEJ curetque inundari ipsa ratio cogitandi
iubet: atque bis idem error redit in IVDICIOVE // 16, DEIX-
SERITVE 34 VTEI L. VT • EI OM ut v. 14. ut et Ilugo
35 INALBO •] IN ALBO • L PROPOSITAM HABET ]
PROPOSITAM . HABET . ML Sp:i() SATIS DEDISSET]
8EI0 . SATISDEDISSET • M. SEIO SATISDEDISSET . L
36 UCINIVM EXEA] LICINIVM • EXEA • M. LICINIVM • EX •
EA. L EX F] EX- F. ML 37 SEI EXDECRETO) SKr
EX DECRETO M. SEI EX DECKETO L VIR PKAKFVE •
MVTIJ VIR . PRAEF • VE MVTI M 38 EIVS IS ] EIVS •
18. ML 39 PLVEJ PLVE- M 40 SATIS DAKE'|
SATISDARE. M SATISDARE • L NP] N P- L
41 IIU. VIRID] miVIR. ID. M. IIIIVIR ID- L
IV8 ITA .] IVS . ITA . ML 42 INEO ] IN EO . L
*) Homm conBtructionem di8ceptavi Musei philol. t. VIII p. 452
[infra p. 69] sqq. Ex addendis p. 10.
PE. KITSCHKLlt OPVSCVLA XV. 4
50 LEGIS RVBRIAE PARS SVPERSTES.
olim, utei idem postea 43 ACCIPIENTVR • INCLVDENTVR
ClfL. accipietur, includantur recte Huschkitis Cofnm. p, 7. acci-
piantur, includantur Ilugo 44 Sine Dolo Malo Marintus p. 571
OPORTERET .DEBEBITVE LM. OPORTEBIT • DEBEBIT-
VE O: idque cum Ilugone et servavit Dirksenius et expUcandis
D ' 0 . litteris II 28 adhibuit. Quorum tmitrum uUis machinis
defendes expediesve^ praesertim post^ pi^^^f^^^^'*^^ ^ nohis ad v, 40
horum c&nstructionem. Quocirca prorsus non dubitandum videtur
quin solo sculptoris vitio peccatum sit quod fuerat simplicHer a\d
OPORTEBIT atd DEBEBVNT incidefidum: quorum illud nemo mn
praeferat*) 4G NP]IVE] novum hinc rursus enuntiatum prave
ordiuntur vulgo: de quo ad v. 40 dictum QVA • INEARVM •
QV A . FORMVLA • QVAE • S • S • S •] Jiaec fu>n lenius expedies quam
additis in fine S • S • litteris sic: qua(e) in earum qua formula,
quae s(upra) s(criptae) s(unt), s(cripta) 8(unt), dicendi genere ab
horum monumentorum molesta diligentia minime abhorr^e. Alioqui
licebat cum Huschkio L s, s, p. 8 QVAE voce deleta: qua(e) in
earum qua formula s(cripta) s(unt). Qui quod praeterea in adnoL
proposuit *qua (/. e. aliqua) in earum formula, quae supra scriptae
sunt' latinum non est'**) 47 NISE L. NISEI OM. Illud etsi
bonos auctores hahet nec quid scrupuli Lachmanno in Lucret. II
291 iniecit^ tamen et II 50 NISEI scriptum cxstat et I 50 facit
ut dubitemus num forte hic quoque NISEI • SEI potius fueril in
archetypo^ praesertim cum insequantur lEI litterae 48 lEIS-
VE O 49 EST] sunt vere Hugo 50 NEIVE] hinc novum
43 QVAE PROXSVME •] QVAE • PROXSVME • L S • S ]
SSM 44 NF:QVIDJ NE QVID M 45 EI QVEI •] EI
QVEI. ML CAPTIONEI OB •] CAPTIONEI • OB • M EO
NOMINEJ EONOMINE. ML 46 INEARVM •i IN EARVM-
L 47 INEO •] IN EO • L INCLVDEI CONCIPEI •] INCLV-
DEI • CONCIPEI- ML 49 lEIS NOMINIBVS PVERINT •]
lEIS . NOMINIB VS • F VERINT • ML INEARVM J IN • EA-
imr L 50 NEIVEQVISJ NEIVE QVIS . M
*) malo oportet oportebitue nequid suadenti Mommseno
cessi ibid. p. 448 |infra p. 64] sq. Ex addendis p. 16.
**) Huschkianam rationem praetuli ibidem p. 462 [infra p. 69]. I^^
addendis p. 16.
LEGIS RVBKIAE PARS SVPEBSTBS. 51
enuntiaium fieri vel grammatka raiio planum facit: neque enim
iam canmnctivi continuantur, sed infenmtur imperativi 51 IN-
TERCEDITVM O
II
2 Pabllca Populi Romani Mariuius l, s. s. QVO • 0 • M •
C . P . p . V . C •,C • T • VE sic redeunt II :iG (cum levi diserej^antia)
53, 56. 58. QVO Oppido Maii4cipio Colonia Praefectura Foro Vico
Conciliabulo CasTelloVE ^iri eruditissimi* ajmd Dirkficnium p. S.
QVO Oppido . . • Vico Castello Conciliabulo TriuioVE Mariuius: n
item TerminoVE vel postea TribuVE j^ro TriuioVE sttljsfifuto Hugo.
m
QVOlibet Oppido . . . Vico ( onuentu Conciliabulo TrinundinoVE
Carlius. QVO Oppido . . . Vico ConCiliabulo LocoVE rel ConCili-
abulo TempIoVE Hembachius Ohservationum iuris Rotnani libro
p. 47 sqq, Frustra quaesivi bina vocahula in C • T • litteras convrni-
entia*) 4 Praeerit Dirksenius. Praeest Hugo^ recte illud ijfsupn
fMens II 15. 22. 24, 31. 45. 50. 54: quemadnu>dum est JVS
DEICET eis exemplis quae notavi ad I 9 7 VTEIVEJ utei
corrigendum esse dixi ad I 29, quemadmodum est II s, 12. .'>/.
36. 37. 42. 49 10 D • 0 •] Darei Oportebit supplendum ut II
28, non Dare cum Hugone et Dirksenio * S«] Siremps Hugo:
Sic Carlius: item v. 40**) Omnibus Omnium Renim Esto
Marinius: Uem v. 40 ATQVE] ADQVE O. aeciue Hugo non
2 A . QVOQVOMQ PECVNIA CERTA •] AQVOQVOMQ -
PECVNIA . CERTA • M. A • QVOQVOMQ PECVNIA • CERTA • L
INEORVM] IN EORVM- L 3 INGALLIA ] IN GAL-
LIA. ML 4 INIVRE] IN IVRE. L 5 ABEOI AI3
EO • ML VTEIVE OPORTEBIT J VTEIVE • OPORTEBIT •
ML INIVRE] IN IVRE- L 8 VTEI ] VT EI • M
9 AQVO EA«] AQVOEA ML 10 IVS CAVSSAQVE ]
IVS . CAVSSAQ VE . M
•) n 2 et ceteriB locia poeitarum notarum O.MCPF-V-C •
C • T > VE praeclaram Mommseni iDterpretationem Oppido 'Slunicipio
Co/oma Fraefectura ¥oro yico Qonciliahulo Castello TtfrriVorioVE lau-
dan ibidem p. 466 [infra p. 72] Bq. Kx addendis p. l(J.
^ n 10 et 40 addubitatas a me ibid. p. 298 [infra p. 5^)] »(\(\,
^irmps BES LEX et Siremps hex Res formulafi flatis defendissc viden-
tar lCommsenas p. 456 [infra p. 73] sq. et HuochkiuB p. 458 [infra
p* 74] iqq. Ex addendia p. 16*
4*
52 LKOIS KVHKIAK PAKS .SVPEKSTES.
wnuor r. Iff i:? D:nei uf r. Kf IVD1C1E18 M. IVDI-
crMS CL'- fjNod fnufdi f)t(f Ladinnn^no irt Lttcrrf. p. ^79, qnam-
fjiKHii rcrifm iont llrnnJfovJiiu:^ p. o^^ fesfafns rraf 1-i FVIS-
i>K'r )ton JiafHO rar adtfHaw rssr (firam, af itroprnaKVaw rrrorr
irr(/)s-is>:r sasjtifrrr. SofiDH K8SKT fafhis simiUimo rxrmpfo I 19
rcprnnnssnni satisuc (lalum essei: ifcm confessns es.set // il. -iS
<^v^V()IQVE • (^VOMQVE] quicjue cunque DirJcsniius
15 MI1']IJ ibi af r. ^^•'^ Jfac/o: ijacKl^csf }iccrssariam ICEVM*
QVIOI • SE . SrOXSIOXE . IVDTCIOVE • VTEIVEJ eumue quei
se si^oubione iudieioque utei carrir/c/afam cssc ifixi ad I JJ9. ii.
spousione iudicioque /ad)(S II 7. 1x!. C(fcram eum omissum in
Jlaiioiiis (\rriH/)fo 18 Tantae Pecuniae rioif Carlio Marinius
ji. ')7 .L\ tanta pecunia (qaid JJafforicm crprcssam 19 DVM
Taxat HS XV Sine Fraude Sua Marinias [Kitschclius ad Inmc
versum exemjjlaris >ui margini ascrii)sit: ^Der Copist sollte HS
setzen und die Zalil weglassen, und bat es anderwiirts recbt ge-
macbt, bier aber aus Dummbeit oder Versebeu umgekebrt.' C.W.J
•20 DVXSERIT M QVOQVE C 23 KECVP -J RECV-
Peratorium Jlaijo. RE(.'A'Peratoresue Sarinias ]\Jisccfforam f. JJ
jL 7.V.">; ronfra ijacm dixif JTcimhaiJiias l. s. s. p. (11 25 P-
P- KJ ridc ad JJ ;> 20 E-ML. Y-C CISALPETX- C
11 OPOKTERET SEIJ OPORTERET • SEl • L CON-
FESSVS ERITJ CONFESSVS • ERIT • ML 13 PT^TTERIT-
QVOIVE-I PETIEiaT QVOIVEL EXIVDICTEIS J EX •
IVDKIEIS • M. EX IVIMCEISL II ESSET FVISSET
QVOIQVE-I ESSETFVISSETQVOIQVE- M. ESSET- FVTSSET
QVoiQVE ■ L k; xec^vetd.i XEQVE TD- L
17 INIVK'E1 IN IVKE- L 18 SATISVE • FACTET J SATIS-
VE FACIET • M QVATVM J QVA TVM ■ L 19 AD-
(.)VEM1 AD(n'E^t L 21 IXEVM QVEIj TNEVMQVEI-
M. IX EVM QVEl- L 22 EXDECRETO-l EX DECRETO-
ML EIVS QVEl-l EIVSQVEI. M PROMEISSERITJ
PKM)MEISSER1T. L 23 KM^CVPJ KECVP- ML QVEIJ
(^VEI ML 24 DE R.| DER. M 25 AQVO J A-
QVO . L R| R- ML 2(; IXE(,)RVM1 IN EORVM • ML
IXOxVLLlA CISALPEISI IX (JALLIA . CIS • ALPETS M.
IX (iALLIA CISALPEIS L
1 1
• raiS RVBRIAE PARR 8VPER8TES. 55
. 8. cum et chartis coii8igna88em et i5
n manuH incidit Lamae liber iam
'T.crizioni antiche collocate ne'
ti* (la D. Pietro de Lama^,
i i*8t leyidense^ comitem
.;>se primum musei Par-
.ri» esty tabulam ParmenHcm
111 transcripsisse, id quod p. 2
. hii verbis deceptus 'che io ho ve-
.a*^ verum exemplum expressisse ab
iiiiiiunicatum anno 1784 (^aulla copia
. ai^di nel 1784* p. 20 adnoi).
uj.portunitate, ut supra scriptae Adnota-
• i aildam. Nam quod bis vitiose positum esse
iniiTEBIT II 7. 16 dixi, id ipsum video (J. F.
1 Institutionum tomo II p. 67 adnot g editionis
<' ita tutari sine vitii suspicione, ut tripertitam defini-
-in hisce verbis fieri dicat: 8C Sfjfionsione iudidoquc utrivc
i->rtt'hit non defendct, vel ut ipsius Verbis utar V/m vcr-
-fhiedenc Formen des Ungctiorsams , ndmlich Venveigcrung der
Oiution, oder der Litiscontestation, odcr des Eides\ Quod quo
successu fecerit, viderint penes quos est in hoc genere iu-
dicium. £go quidem primum hoc doceri pervolo, qui onmino
pOBsit tripertito dividi iunctis quc et uc particulis- deinde,
qaid his fiat plane gemellis II 12 aut se sp(msione itulicioqm
utei oportdM non defenderit: ubi si forte uteiue corrigendum
dixeriSy at ne hoc quidem satis est ad illa expedienda II 8
neqttc de ca re sponsionem faciet neque iudicio utei oportebit sc
defendety quod ad Puchtae quidem sententiam neqtie utei ojyor-
tdtit dicendum erat potius. Huc accedit quod etiainf ubi sim-
plex sive iudicii sive (quod semel factum) satis factionis
notio infertur, tamen addita leguntur utei oportebit verba:
II 36 neque se iudicio utei oportebit defendct, 37 ncque de ca
re se iudicio ntei oportd)it defendet, 42 nequc se iudicio utei
oportebit defenderit, 49 neque sc iudicio utci oportuisset defen-
disset, 34 ne^ie dc ea rc satis utci oportebit facict. A quorum
similitudine^cum unum exemplum hoc recedat II 44 aut iudicio
se noH defendiseet, in hoc suspicari licet utei oportuisset impru-
54 LEGIS RVBRIAE PARS SVPERSTES.
composnmws. Atque hahuif haud duhie in his siglis iam certam
sedctn E littcra, ut nc admiticrct quidem usus D • I - R • 48 APVD •
EVM • PR • EV^MVE •] EVM duhitare noli quin sit errore inlatum e
proximo EVMVE nato, Longe divcrsa ratio et horum est I 2G.
35 EVM LICINIVM, et Ulius IS IVDEX I 3S P • PRAESSE
CML. YoluU sculptor P • ESSET h, c. PraeESSET plane ut r.
13, soloquc ut ^ptdo crrore, postquam iam P • inciderat, PRA Ui'
tcras itcravit, Quod si cst ita^ vix licchit satis tuto hoc exetnph
uti ctim Marinio p, 107 ct Lachmanno in Lucrd. p. 135 ^ qtw
formamm contractarum praesse praerat usus firmctur: nisi q^d
fortc pracmissac P • notac aliam camque sat commodam inter-
prctationcm cxcogitnverit. Talcm autcm ncgamus vcl Poterit
PRAESSE cssc, quod olim llugoni placchat aim DirkseniOf rd
quod ille in Diar. Gott. l. s, s. suasit , Praeest PRAESSEt
49 RESPONDISSE ML. RESPONDISSET O 60 De Eis
Rebus hoc quoque' loco ])racstare Savinius l. s. s. p. 410 sigfiif^-
cavit PR^ CL. P.R. M 54 SVNT-ERVNT nihil offen-
sionis hahct, tamctsi ^imiliian JI 3 ct J26 comparatio facile facii ut
ERVNTVE jmtius in archctypo fuissc siniiti canicctura sus^ncere
atquc qua PRAP]FECTusue commcndarimus I 5'S' 55 FAMl-
LIAEERCEISCVNDAJ FAMILIA EERCEISCVNDA L. 'FAMI-
LIAE(.s/V)ERCISCVNDA' M. FAMILIA • HERCISCVNDA C
58 INEO • 0 .J IN • E • Q . 0 • //. c. IN Eoruni Quo Oppido in men-
tcm vcnit Marinio ^;. 57J practcr ratimicm
40 EOSQVE DVCI-I EOSQVE • DVCI . ML 49 IVDI-
CIO VTEIOPORTVIS] IVDICIO • VTEI • OPORTVIS M. IVDI-
CIO VTEI OPORTVIS L 50 PRJ PR- M . Pj P^ M
53 QVEIQVOMQVE] QVEI QVOMQVE • L TNEORVMJ
IN EORVM ML P F J PFML INGALJ IN • GAL M.
IN GAL L 54 LIA CISALPEINAJ LIA • CISALPEINA • ML
1 D P IS-j ID.PIS. M. I D PIS^ L 56 INEO-
RVM-l IN EORVM. ML 57 ITA IVSJ ITAIVS. M
IVDICLV DATOJ IVDICIA • DATO • M 58 INEO •] IN
EO • ML
LEOI8 RVBRIAE PARS 8VPERSTE8. 55
Baec quae s. s. s. cum et chartis consignassem et 15
operis tradidissem, forte in manus incidit Lamae liber iam
aimo 1818 Parmae editus: ^lscrizioni antiche collocate ne'
muri deUa scala Famese e spiegate da D. Pietro de Lama',
e quo non illud tantum didici, quod est leyidense, comitem
Antonivm Costam canonicum fuisse primum musei Par-
mensis praefectumy sed quod pluris est^ tabulam Parmensem
Caietanum Marinium non ipsum transcripsisse, id quod p. 2
[supra p. .36] narravi Marinii verbis deceptus *che io ho ve-
duto nel Museo df Parma'^ verum exemplum expressisse ab
ipso Lama secum communicatum anno 1784 (*sulla copia
fedele da me speditagli nel 1784' p. 20 adnoi).
Vtor hac opportunitate, ut supra scriptae Adnota-
TIONI aliquid addam. Nam quod bis vitiose positum esse
VTEIVE OPORTEBIT II 7. 16 dixi, id ipsum video G. F.
Pachtam Institutionum tomo U p. 67 adnot g editionis
tertiae ita tutari sine vitii suspicione, ut tripertitam defini-
tionem hisce verbis fieri dicat: se spomionc iudicioquc utrivc
oportdni non defendetj vel ut ipsius Verbis utar V/m ver-
schiedene Formen des Ungehorsams, nlimlich Verweigemng der
Caution, oder der Litiscontestation^ oder des Eides\ Quod quo
successu fecerit, viderint penes quos est in hoc genere iu-
diduuL Ego quidem primum hoc doceri pervolo, qui omnino
poBsit tripertit^ dividi iunctis que et ue particulis; deinde,
quid his fiat plane gemellis II 12 aut se sixmsione iudicioque
utei oportebit non defendcrit: ubi si forte uteiue corrigendum
dixeris, at ne hoc quidem satis est ad illa expedienda II 8
ne^e de ea re sponsionem faciet neque iudicio utei oportebit se
(kfmdety quod ad Puchtae quidem sententiam neque utei opor-
tdnt dicendum erat potius. Huc accedit quod etiam, ubi sim-
plex sive iudicii sive (quod semel factum) satis factionis
notio infertur, tamen addita legimtur utei oportebit verba:
II 36 neque se iudicio utei oporteJnt defendet^ 37 neque de ea
re se iudicio utei oportAit defendet, 42 nequc sc iudicio utei
opartdnt defenderit, 49 neque se iudicio utei oportuisset deffm-
dissety 34 neque de ea re satis utei oportebit faciet. A quorum
simiUtudine^cum unum exemplum hoc recedat II 44 aut iudicio
9e non defendiseet, in hoc suspicari licet utei oportuisset impru-
56 SIREMPS IN DER LEX RVBRIA.
denter omissum osse. x\d I 3 poteram adnotare, quod pro
vitioso IVDICAVERITVE Hugoni olim in mentem venisset,
sic ut scriberetur sciue sponsionem fierei iiidicahit iudicarme
iuhebit, id defendi non posse recteque a Dirksenio neglec-
tum esse.
Ad formas singularum litterarum quod attinet, illud ad-
monere supersedi, (r litteram in hac lege non magis quam
in illius aetatis aliis, velut in lulia municipali, plene et dili-
genter consignatam esse, sed plerumque ita scriptam ut a ('
littera aut nihil aut vix quicquam diflferat. — Postremo quod,
ubi Interpvngkndi Discrepantiam composui, constanter
lemmata praescripsi, eo feci ut, quid quoque loco reapse
exstare in aere videretur, probabili opinatione declararem.
Quippe in punctis potissimum addendis non ea diligentia
sculptor fuit quin saepe, utrum discreta an iuncta esse bina
vocabula voluerit, in ambiguo reliquerit.
m
[His subiungenda sunt quae paullo post editum progi*amma
academicum ]{itschclius Musei Rhenani voL VIII p. 298 sqq. et
448 sqq. disputavit. C. W.J
I.
8iremps in der lex Rubria.*)
L"..8 In dem Rubrischeu Gesetz fiir das cisalpinische Gallien
heisst es iu der zweiten Columne Z. 10; *tum de eo, a quo
ea pecunia pcteita crit, deque eo quoi eura pecuniam Aarei
Ojmiehitj S • RES • LEX • IVS • CAVSSAQVE • O • O • R • ESTG- atque
utei esset esseue oj)orteret sei is' etc, und Z. 40: 'tum dc
eo, a quo ea res ita petetur quomue eo de ea re ita agetur,
deque eo quoi eam rem darri finrl ])rarstarvi restitui satisue
dc ea rr lierei oportebit, S -L • K • I • C • Q • 0- 0 • R- E- atque
utei esset' etc. Nuchdcm die italijuiischen Herausgeber die-
*; [Ulifiii. Mu.^eum f. Philol. 13(1, VIII (1851) p. 298— 304.]
SIRKMPS IN DKR LEX RUBRIA. 57
ses als sic re$ lex (das zweitemal nur umgekehrt sie lex res)
ius causaqtie omntbus oni^ino ratnm esto gefasst hatten^ gab
zaerst Marini in den Atti de' fratelli Arvali p. 568 von
den Siglen der zweiten Stelle die in der Hauptsache unzweifel-
haft richtige Auflosung Siremps Lpx Res Im Cdussa Qu4!
(hnnQms Omnium Berum Esto. Ihm folgten darin Hugo und
Dirksen in ihren Abdr^cken des Monuments, und schrieben
nun auch in der ersten Stelle (zuerst Hugo mit einem schQch-
ternen Fragezeichen) Siremps UES LEX etc. Hierbei be-
rnhigte ich mich in der kQrzlich besorgten Publication (Legis
Rubriae pars superstes. Ad fidem aeris Parmensis exemplo
liihograpbo exprimendam curavit F. R. Bonnae 185t) um so
mehr als ich fand, dass ein juristisches Bedenken keinem
der beiden juristischen Herausgeber dabei gekommen war,
indem namentlich Hugo ganz unbefangen Qbersetzt: ^alsdann
soU zwischen dem gegen welchcn das Geld eingeklagt wird,
und dem welchem er es schuldig ist, eben die SachC; das
GesetZy Recht und Vierfahren in allen StQcken und unter
allen seyn, so wie es ware oder seyn sollte' u. s. w., und
eben so in der zweiteu Stelle mit der notbigen Umstellung:
^eben das Gesetz, Sache, Recht, Verfahren durchaus in allen
Stiicken'. Ob ich indess recht that juristischen Autorituten
mich 80 leicht gefangen zu geben, mochte ich jetzt sehr be-
zweifeln.
In ihrer einfachsten Gestalt heisst die Formel siremps
lex esio. So ist sie*sechsmal nachzuweisen. Dreimal aufm
Gesetzestafeln: in der lex 'ITioria' bei Gottling Bruchst. IV
Z, 21 [= C. I. L. I n. 200 Z. 27] de • eo • agro • siremps •
LEx • E8T0 • QUAN8EI • is • AGER etc., in der 'Servilia* ebend.
Bnichst V Z. 21 [C. I. L. I n. 198 Z. 2] praetori • (^vae-
STORIQVE • OMNIVM • RERVM • QVOD • EX • HACE • LEGE • FACTVM •
XON • ERIT • SIREMPS/ LEX • ESTO • QVA . . ., auf der Bantini-
schen Tafel Z. 10 (12 nach Mommsens VervoIIstandigung
Unterital. Dial. p. 149 [C. I. L. I n. 197 = P. L. M. E.
XIX Z. 12J) EIQ • OMNIVM • RERVM • SIREMPS • LEXS • ESTO • QVA-
SEiSEiis-HAACE-LEGE etc. Bestimnite GeMetzeswortc sind
femer unverkennbar in der erst neuerdings aus der Hand-
achrift ans Licht gezogenen Stelle des Uharisius p. 116:
58 SIREMPS IN DER LEX RVBRIA.
sircmps lex esto, qnasi sacrnm xiiolauerit, Hierzu kommty
wenngleich in oratio obliqua, das Sirenipse lcgem dkcit essc
luppiter, Quasi ete. im Prolog des Amphitruo V.73 nach Sca-
liger's schoner Herstellung aus Similem rem ipfe in legem,
wie der Vetus von erster, oder Si fimilem reni ipfe in L, wie
derselbe von zweiter Hand und der alte Vaticanus, oder Sic
fimilem rem ipfe in /., wie andere Hdss. haben. Endlich in
der rhetorischen Anwendung bei Seneca Epist. 91 § 16 dxs-
cede amhitio: omnium quae terram premunt siremps lex estii
nachCujacius eben so schoner Verbesserung des iiberliefer-
ten fere milef efto.
Erweitert erscheint die Formel auf erster Stufe durch
den Zusatz von ins, So zweimal in der lex de scribis et
viatoribus [C. I. L. I n. 202 = P. L. M. E. XXIX]: I 38
SIREMPSQVE • EIS • VIATORIBVS • DEQVE • EIS • VIATORIBVS • Q •
OMNIVM • RERVM • IVVS • LEXQVE • ESTO • QVASEI • SEI • EI . VU-
TORES etc. und H 1 sirempsqve • eis • praeconibvs • de • qve^
EIS • PRAECONIBVS • QVAESTORI • OMNIVM • RERVM • IVVS • LEXQVE-
ESTO • QVASEi • SEi • Ei • PRAECONES etc, Ob das Bruchstucli
aus einer Catonischen Rede in der verstummelten Stelle des
Festus p. 344, 28 M. nur die Worte 'uti siremps lex siet
quasi' . . . enthielt, wie Scaliger erganzt, oder etwa noch
ius dazu, bleibt nach dem Kaumverhaltniss unentschieden.
Eine fernere Erwoiterinig geschieht durch den Zutritt
von caussa, Sie ist, abgesehen von der lex Rubria, durch
zwei Belege sicherge.stellt. Einmal durch die lex Quinctia
3o() bei Frontin de aquis 120: 'qui aduersus ea quid fecerit,
siremps lex ius caussaque omnium rerum omnibus esto, atque
uti esset esseue oporteret, si is aduersus hanc legem' etc.,
wie der Hauptsache nach wiederum Scaliger (zu Festus)
vortrefflich liergestollt hat*), mit Benutzung der Notae des
*) Ert war luii- die Fclilcobte Vnlgate der illteni Ausgaben: 'qui
acluersns ca ciuid fcccrit et a<lucr«us ca repscrit ex iussu causaqoe
omnium rerum omnibus esto datnuas utique atque utique esset esseqne
oporteret, v\ is aducrsum hauc lcgcm riuum specumque rupisset', aaf
deren Grundlage Scaliger sciuc llerstcUung machte, die genauor
diese ist: 'qui aduersus €»a quid fecerit, birempae lex ina caussaque
omnium rerum omnibus csto uti(iue atquc uti essct' etc. Zu nicbt
8IREMP8 IN DER LEX RVBRIA. 59
Valerius ProbaS; die den zweiten Beleg geben. Aus ihnen
fQbrt er das hieher gehorige so an: 'S. R. L. K E. C. Q.
0. R. £. si rem lex ex eius causa que omnium rerum esto',
und 80 steht allerdings in der dem Scaligerschen Festus zu-
nachst vorausgehenden Baseler Ausgabe yon 1555 (im An-
hange zu L. Fenestellae de magistratibus etc.) p. 177, nur
dass es quae {Hr que heisst: und zwar unter der allgemeinen
Rubrik LUerae sifigtdares in iure civili nnd der speciellen In
legibus et pUhiscitis. Der alteste der mir vorliegenden Drucke,
Venedig 1525, gibt f. XXI daffir: 'S. R. L. E. L C. Q. 0.
R. E. si rem lex ex iussu caussaque omnium rerum esto',
was bei Gothofredus p. 1476 (Gervasii 1602) Aufnahme ge-
funden hat: und dadurch rechtfertigt sich Scaliger'8 Ver- soi
besserung: ^S. L. L C. Q. 0. R. E. sireropse lex ius causaque
omnium remm esto' noch augenscheinlicher als sie es schon
durch sich thut: wahrend in dcr Lindenbrogschen Ausgabe^
Leiden 1599, der Putschius p. 1540 folgt^ gerade die Haupt-
sache verwischt ist p. 55: 'S. R. L. E. L Q. 0. R. E. siremps
lex eis iusque omnium rerum esto'. Nur dass Scaliger
geringeT Bestiltigung des WeRcntlicben dient die UeberliefeniDg der
Canoatiscben Handschrift nacb PolenDs: 'qni adaerfur ea qnid focerit
et aduerfaf eum 11 rerop. ex innu caniraqne omnium rerum omnibnfque
eflio atqae nti' . . . . (wofdr die Scbnltzeicbe Collation bei Dedericb
n re publicam ex iu89U gibt). Da« dreisjlbige sirempse ist zwar un-
ndtbig, utique atque uti, was auch HeiDricb yertheidigen mochte,
offenbar falscb, dagegen sehr die Frage ob nicht trotz d<T Handscbrift
eowobl et aduersus eum als das que nach omnibus irrthflmlicbe, nur
aog Wiederbolnng entatandene Zuthatrn Biud. Etwajs anderes ist cs
docb, wenn in der lex Rubria construirt wird 'de eo . . . deque eo
. . . lex ins cansflaque omnibus . . . esto*, etwas anderea mit Hein-
ricb, dem Dedericb gefolgt ist, dieae Verbindung glaublich zu (in-
den: 'qui adaersufl ea qnid fecerit, aduersus eum sirempii lex iuB
caoasaqoe . . . omnibua esto*. W&hrend sich bier die Begriffo aduer-
9U8 eum und omnibu» yoUkommeD decken wflrden (da ja doch die Moi-
nang nicbt etwa sein kann 'alle sollcn lex ius caussaque gegcn ibn
Ittben'), ist dort die Gedankenbeziebang diese: 'in B(>trofr de8sen, der
• . ., nnd demen, der . . ., soll Gest^tz fflr allo sein\ also so yiel wie
'in Betreff des zwiscben einem Holchea und einem solcben Rtattfinden-
den Verh<aisaes'. Denn roit ciner so yerflachendcn Uebersetzung des
(^'^mbus amnium rerum, wie Hugo^s Murchaus in allen Stiicken' ist,
wiid man sich boffentlicb nicht begndgcn wollen.
60 SIREMPS IN DER LEX RVBRIA.
weder sirenij^sc nothig hatte fiir sireinps, noch als Sigle dafur
S. statt S. R. setzen musste.*)
Also lcx esto oder ius lexque esto oder tex ius
catissaque esto\ aber dariiber hinaus auch noch res kx
im caussaque? Gern mogen wir romischem Curialstil jede
noch so weitspurige Umstiindlichkeit zutrauen — und die lex
Rubria gibt ausgesuchte Beispiele dafiir — nur keine Stumpf-
heit der Begriffe. Was aber hat wohl mit den scharfen
juristischen Begriffen lex ius catissa ein in seiner vieldeuti-
gen Allgemeinheit nichtssagendes res gemein? was soll man
sich zunial unter res lcx ius caussaque omnium rerum
denken? Ich weiss nicht ob Juristen eine rechtfertigende
Auffassung wissen, sehe aber dass Gottling in seiner Separat-
ausgabe der Lex de scribis viatoribus etc, lenae 1844, p. 8
eben so wenig damit fertig zu werden wusste, wie er mit
den Worten 'S • RES • LEX quis credat significare
posse siremj^s rcs lex cet.?' deutlich genug zu verstehen gibt.
Freilich auf seinen Ausweg vermag ich ihm nicht zu folgen
und schwerlich auch sonst wer: S • RES sei fiir sic res zu
nehmen, und dieses fiir identisch mit dem alterthiimliehen
sirempSj an dessen Stelle es in jiingerer Zeit getreten. Das
dagegen ist ganz wohl verstiindlich, dass in der jiingem
302 Zeit, in der unser Gesetz aufgezeichuet wurde, das ungelaufig
gewordene siremps dem Graveur unserer Tafel fremdartig
genug sein konnte, um ihm fiir SIREMPS oder S«R- aus
purem Misverstandnisa ein gedankenloses S • RES unwillkiir-
lich in die Hand konimen zu lassen. Wonach denn aller-
dings die weitere Annahme unumgiinglich wird, dass in der
*) Zu beliebiger Wahl bat die Siglen und Siglenerkiarungen des
Bascler und des Venediger Drucks Aldus Manutius neben einander
gestellt de vet. notarum explanatione p. 149 (Ven. 1566). — Wenn
]3ri8 8onius de formulis II, 21 als dic Siglen dcs Probus gibt: 'S. L.
E. I. C. Q. 0. II. E. sireraps lex ei ius caussaque omnium rerum esto',
so ist diess eine ganz unpassende Einschiebung des Prononiens «wi-
scben lex und ius, Musste an der Ueberlieferung S. R. L. E. I noch
jlngstlicher, als von Scaliger geschehen, fe.stgehalten werden, so wilre
wenigstcns S. R. E. L 1 daraus zu macheu, d. i. siremps eis (oder ei)
le.r iiis etc, wie die Personalbezeichnung dem siremps nachgestellt auch
in der lex de scribis et viat. vorkomnit: simtqysqxic eis viatoribus etc.
8IBEHP8 IN DER LEX RVBRIA. 61
zweiten Stelle die Folge der Siglen S • L • R • nur ein zufal-
liges Yersehen desselben Graveurs fQr S • R • L • ist. Das
wnrde es indess auch dann wohl bleiben, wenn man. iii der
ersten die Verbindung res lex ias annehmbar zu yertheidigen
wHsste.
Ob Qbrigens siremps als eadem oder adverbial zu fassen
ware, war schon den Alten nicht klar. Festus hat die Er-
klarungen eadem und proinde neben einander, und gleiches
Schwanken bezeugt Gharisius in einem seiner drei von
siremps handelnden Artikel, in denen die auffallende Lehre
Yorgetragen wird^ dass die'Form sirenipse (die wir nur noch
aas dem Prolog des Amphitruo nachweisen konnen) der Ab-
latiy des Nominativ siremps sei. Zuerst p. 73: Alia nomina-
iiuum et abkUiuum habent, ut tabes pluris sirejys facit [wohl
facimtl ^^ ^^ ^^^^ plure siremse. Cinna autem in Zmyma
hitms tabis dixit nullo auctore. Femer p. 118: Tabis [viel-
mehr Tabesl. huius tabis Cinna in Smyma dixit nxdlo ante
S€ usus audorey quoniam per nominatiuum et ablatiuum tan-
iummodo declinari posse grammatici protmntient [richtiger pro-
mniiant], proin db hac tabe ut plure sirempse, cum sit
eorum nominatiuus tabes plures siremps, Was in plures
fiuris plure stecke, finde ich schwer zu sagen: nicht unmog-
lich ware eine verschollene Nebenform pluvies pluvie neben
]^uvia. Auffallend ist immer, dass sich die Verschreibung
so gleich bleibt: aber mit einem plures ist doch nun einmal
nichts zu machen. £s kehrt auch in einem dritten Artikel
tibcr siremps p. 116 wieder, der, bei Putschius ganz Itlcken-
haft, aus der Handschrift jetzt so vervollstandigt worden^
aber noch bis zu volliger Unverstandlichkeit entstellt ist:
Siremps tantum per noniinatiuum et uoratiuum declinatur,
siretHpSj ut tabis et pluris, ab hac sirenipse, plurr, tabc,
Caesare: ergo siremps lex esto, quasi sacrum uiolauerif,
dixisse promintiandus est, nisi forte quidam aduerbialiter «os
^^W^ maluerint, similiter lex esto. Ich vermuthe dass in
Coesare ergo da.^ Citat Caesar de analogia steckt, und finde
'fenigstens Sinn so herstellbar: Siremps tantum per nomi-
^uum et dblatiuum declinaiur ut tahes et pluuies, ab
^ sirempse tabe pluuie. Caesar dp analogia \^iremps
62 8IREMPS IN PER LEX RUBRIA.
lex esto quasi sacrum uiolanerif dixit pro nofnimtiiio
esse: nisi forte qnidam aduerbialiter intdlegere maluerint
^similiter lex esto\ Wir erfiihren so nicht ohne Interesse,
wie Caesar die Formel fasste, die in seinen eigenen Gesetzen
oft genug Yorkommen konnte*): wenngleich es wahr ist,
worauf Gottling aufmerksam macht, dass schon in der lex
dedicationis n. 2488 bei Orelli [C. I. L. I n. 603; P. L
M. E. tab. LXXXn] nicht mehr siremps, sondern eadem-
LEX • ESTO • QVASEi • SEi gesagt ist. Nur kann dami Cae-
sars etymologische Erkliirung nicht similis res ipsa ge-
wesen sein, wie bei Paulus aus FeStus geschrieben steht, son-
dern vielmehr etwa similis re ipsa, wofem sich sirenips zu
lex esto syntaktisch irgend fiigen soUte. Das thut ebenGott-
lings sic res auch nicht: wahrend anderseits zu G. Her-
manns Ableitung des siremps von si rem ipsam (spectas) die
Bedeutung allzuwenig stimmt. Dass diese schlagend zutreffe,
wili ich zwar von der Handschen Herleitung aus dem de-
monstrativen si (wovon ja si-ce sic nur Verstarkung ist) res
und pse auch nicht sagen: indess ist ein s^ic re ipsa doch
denkbar und diese Etymologie iiberhaupt, so viel ich sehen
kaim, nach Massgabe der uns zu Gebote stehenden That-
sachen die einzige annehmbare. Nur musste der Zutritt des
m erkltirt werden. Ich halte diesen fur einen rein phoneti-
schen, gerade wie in den verdickten Verbalstammen CH{fn)ho
ru{m)po oder in fnnhria aus /iira, und bin sehr geneigt in
304 dem sireps der ersten Stelle des Charisius nicht Schreib-
fehler, sondern alte lichte Ueberlieferung zu erkennen, wenn
auch auf unsern Monumenten diese Form nicht vorkommt,
Dem Sinne naeh kiime ein repse ganz auf dasselbe hinans
*) Den GedankeUf dass es vielleicht 80gar cin Gesetz des Caeaar
selbst sei, aus demCharisius ein Citat so gegeben h&tte: Caesar: 'ergo
siremps lex esio quasi sacrum uioUiueriV , habe icb wieder fafaren las-
sen , weil ich erstens fiir ein Gesetzescitat bei Charisius keine Analogit'.
zweitens fiir ergo keine rechte Erklarung, und drittens fur den Inbalt
des Citats kein Julisches Gesetz fand, auch dann mit dixisse pronun-
iiatidus est nichts auzufangen wusste. Fiir die lex lulia peculatns
wure ja wohl eine Bestimmung solcher Art denkbar, aber was uin
daraus erhalten ist, so weit es mir bekannt, gibt doch auch keinen
nllhern Anhalt.
machtrXqe zu deb lex rvbria. G3
wie reapsef nar dass dieses aus re eapse zusammeDgesetzt, in
jenem das pse onmittelbar an den Substantivstamm angehangt
ist; denn der Begriff des 'selbst' liegt doch offenbar im blos-
sen pse nnd wird nicht erst durch das Zusammentreten des
Pronomen is mit pse bewirkt. — Diejenigen dagegen^ die
in sirempse, das doch sicher nur das noch nicht verkQrzte
siremps iBt, einen Ablativ des Nominativs siretni)s iinden woll-
ten, mogen allerdings von der Auffassung similis res ijxsa
ausgegangen sein. Auf welcherlei Stellen sie ihre Meinung
gestutzt haben mogen, lasst sich jetzt nicht sagen. Das
sirmpse legem des Plautinischen Prologs, wenn sie etwa simili
re ipsa mit ziemlich weitherziger Interpretation in dem Sinne
Ton simUi rcUione nahmeu; konnten sie allenfalls dafQr brau-
chen, ohne dass daraus mit Lipsius Ant. lect. I, 1 als Plauti-
niflcheLesart sirempse in lege oder mit Fruterius Yerisimil.
n, 3 sirempse lege zu folgem ware, da ja siremps ihnen nicht
Adjectivum, sondem Substantivum war; aber eben einem
Substantiv-Nominativus siretnps widerspreclien alle uns er-
haltenen Anwendungen dieser Form.
n.
Nachtrage zu der Lex Kubria.*)
Zu solchen setzen mich dankenswerthe briefliche Mit- 44h
theilungen der Herren Th. Mommsen in Leipzig und £d.
Huschke in Breslau in den Stand^ von denen sie mir^ ob-
gleich sie gar nicht ftir den Druck geschrieben waren, fiir
dieses Museum Gebrauch zu machen sehr freundlich gestattet
haben. Wenn ich auch dasjenige zur Sprache bringe^ was
mich nicht Qberzeugt hat, so geschieht es weil ich mit mei-
nen Gegenargumentationen ehen so gut irren kann und
jedem das freie Urtheil anheimstelle, das sich durch eine
♦) [Rhein. Masenm f. Philol. Bd. VIII (1861) p. 448-464. Ueber
diese Nachtr&ge bemerkt RiUchl in P. L. M. E. Knarr. p. 28: 'de
^iingalonim qnorundftm lectione constnxctione interpretatione quae Musei
Rhen. t, VIII p. 448 sqq. ego et Mommsenus diBceptavimus, nisi fugin.
aent Hiuchkitmi noTis cnris legem Rubriam tractantem appendice Sjm-
bolamm m Qainm criticarum, in verbis conBtituendiH quaedam aliter
Diii fitllor adminifltraMet p. 204 sqq.' C. W.J
64 NACHTRAGE ZU DER LEX RVBRIA.
Beleuchtung der Sache von zwei Seiten immer nur geCir-
dert finden kann.
1.
Mommsen's erste Bemerkung betriflFt die keinerVerthei-
digung fahige Schreibung der Tafel in Col. I Z. 44: '. . . .
includantur concipiantur, quae includei concipi sine
dolo malo oporteret debebitue', wofiir Hugo und Dirk-
sen eben so unsyniaktisch oportehit dehebitue nach Carli's
unrichtigem Zeugniss drucken liessen. Mir schien ein reines
Versehen des Erzhauers anzuerkennen , der ein einfaches
DEBEBVNT oder, mehr im Stil dieser wie anderer Urkunden,
wohl yielmehr oportebit zu setzen hatte; denn an gleich
starken Na^chlassigkeiten fehlt es auch sonst auf der Tafel
nicht.*) Noch begreiflicher freilich wird dasVersehen, wenn,
wie Mommsen annimmt, in dem Original vielmehr oportet
OPORTEBITVE stand, so dass ^der Schreiber jenes verschrieb,
443 dieses mit einem unpassenden Synonymwort in Gedanken ver-
tauschte.' Was mich abhielt dieses vorzuziehen, sagte ich
zu U, 28: ^sine exemplo in hac lege est, quod Dirksenius ex
aliis monumentis ascivit, Oportet Oportebit.' Die That-
sache ist auch richtig; nur auf ihre Beweiskraft mochte ich
selbst jetzt nicht mehr yiel geben. Ich will mich nieht bei der
wenig forderlichen Frage aufhalten, in wie weit fiir andere
StcUen unseres Gesetzes, die einfaches oportebit haben, ein
ojx)rtet oportchit liberall geeignet gewesen wiire, sondern nur
*) So gleich zu Anfang das unzweifelhaft falsche ivdicaveritye
IVBKBIT Btatt IVDICARKVK • IVJJKIUT, welchcs lch hicr nur erwaline um
die Frage daran zu knupfen, ob denn jemand irgend einen weiteni
Beleg weiss fiir die nierkwiirdige Construction des iuhere mit dein
activeu Iniinitiv ohne Subjectsaccusativ , die mit ausnahmloser Con-
sequenz auf unserer Tafel wiederkehrt: nicht etwa nur in iudicartque
iuheto, iudicare iuheat, iudicare iuheto, wozu sich allenfalU
ein iudiam binzudenken liesse, obwohl doch bei curare sogleich das
Pashivum eintritt II, 24 iudicarcive curet: sondem auch in »M(/i-
careve iussum, iudicarevc rectc iusscis I, 20. II, 14. Eb ist gnt.
dasB unsere Schiiler die alten Gesetze nicht lesen, um nicht an ihrem
Zumpt ganz irre zu werden, wenn er sie fiir res iudicare iussa v6\\ig
im Stich liu^Ht.
KACHTRAGE ZU DEB LEX RVBRIA. 65
nach der andern Seite hin hervorheben, dass auch in andem
Gesetzesnrkunden dieselbe oder ahnliche Ungleichformigkeit
keinesweges ohne Beispiel ist. Zwar das ('Servilische') Re-
petondengesetZy worin indess der Begriff Qberhaupt selten ist,
kennt nur opartdnt, wie umgekehrt in der Bantinischen
Tafel nnd in der lex Antonia de Termesibus je einmal nur
oportuerit oportdntve und oportet oportebU steht Aber z. B.
gleich die lex Comelia de XX quaestoribus lasst auf ein sechs-
maliges oportet oportebit in der ersten Halfte mehrmals ein-
faches oportdnt oder oporteret in der zweiten folgen, und
gleichen Wechsel zwischen oportet oportcbitve und blossem
oportet oder oportebit oder oportnerit hat das ('Thorische*)
Agrargesetz. Noch beweisender, schon weil der Zeit nach
den nachsten Vergleichungspunkt darbietend, ist das Julische
Gesetz der Herakleischen Tafeln, worin sich das oportebit (opor-
feretj oportuerit) Qberaus haufig wiederholt und sich dennoch
ein einzigesmal auch oportet oportMt findet. Diess ware ge-
nug fCLr unsere Rubria, auch wenn sie, die doch durch min-
destens f&nf Tafeln fortliefy nicht in verscbiedenen Theilen
grossen Schwankungen unterliegen konnte. Gerade diess ist
in derselben lex lulia der Fall in Betreff solcher Begriffs-
wiederholungen Uberhaupt; sie finden sich in ihr zu Anfang
gar nicht, werden weiterhin fast zur Regel, und verschwinden
wieder gegen Ende. — Sehr verwandt ist femer die Ungleich-
heit in der Art ihrer ZusammenfQgung^ je nachdem dicse
mit oder ohne ve gemacht ist. Ohne Partikei, sahen wir^
werden oportet, oportebit nebeneinandergestellt in lex Antonia^
lex Comelia, lex lulia, durch ve verkniipft in i Bantina und
lex agraria: aber weder geht in den zuerst genannten die asyn-
detische, noch in der letzten die syndetische Form durch bei va)
anderen Begriffen. So sagt die Antonia einmal sunt fuerunt,
einmal sunt enmt, aber dazwischen dreimal sunt fueruntve:
wonach also auch in der Rubria kaum Grund ist an dem
einmaligen sunt emnt II, 54 Anstoss zu nehmen. Unzahlige
Beiflpiele ahnlicher Haufungen gibt namentlich das Agrar-
gesetz, und zwar sehr iiberwiegend mittels des ve: aber den-
noch neben faciet feceritce, emit enieritve, venieit reHirridry
obalienavit abaiienaveritve ^ obvenit obveneritve auch einmal ob-
n. BIT8CHSLI1 opyicyLA ly. 5
66 NACIITRAGE ZU DER LEX RVBRIA.
venit obvenerit, neben fartus erentusve, datus a<hignatusve, m/-
clitus eommntatusve (wie dare reddire eommutareir) auch datus
redditus eommutatus, neben liahere possidere fruive aueh hahebit
possidehit fruetur, neben dedit reddidit adsignavitve auch deild
adsignavit reddidit u. d. m. Nur in den Herakleisehen Tafeln
und dem Repetundengesetz bleibt sich in diesem Punkte der
Gebrauch gleich, indem erstere nur sunt ei'unt, est erit, futt
fuerit, cepit ceperit, iuravit iuraverit, facti creaii u. s. w., nie-
mals ve haben, letzteres in den gar nicht zahlreichen Bei-
spielen solcher Art, die es iiberhaupt enthalt, die Partikel
niemals wegUisst, so viel mir erinnerlich.
Die obige Nachweisung ganz vereinzelter AbweichungeD
von einem sonst constanten Gebrauch betrifiFt an sich ziem-
lich Unwichtiges, wird aber wichtig fur die Feststellung des
Grundsatzes, dass fein sauberlich auf diesem Gebiete zu ver-
fahren sei mit Seltenheit^n und Singularitaten aller Art, dass
man sehr langsam sein musse mit der Annahme von Ver-
sehen und Schreibfehlern, und sich vor iiichts mehr zu htiten
habe als vor ubereilter Forderung formeller Gleichmassigkeit.
Wenn in der lex Rubria I, 47 einmal NISE steht statt des
sonstigen NiSEi, so ist es ja freilich an sich sehr moglich,
dass der Schreiber ein I unabsichtlich auslioss-, aber eine Be-
rechtigung, geschweige Nothigung, die iibrigens rationell und
traditiouell beglaubigte Form fahren zu lassen, gibt doeh
jene allgemeine Moglichkeit gar nicht. Und weiin selbst im
Original wirklich nlsei staud, so kann das dafiir gesetzte
NiSE noch immer die Bedeutuug habeu, dass es als eine da-
mals neben der andern iibliclie Form dem Schreiber in die
Haud kam.*) Der Grundsatz reicht weiter als man gemein-
t^>i hin sich vorzusU»llen geneigt ist, und seine Misachtung wflrde
uns um eine Reihe der schatzenswerthesten sprachlichen That-
saclion bringen, die wir den mit Respect behandelten epigra-
phischen Monumenten schuldig werden. Aus zahlreichen
Heispielen hier das crste beste. Ein einziges Mal ist das so
hiiufige rondemnari niclit so, sondern roNDVMNARl geschrie-
ben, und zwar auf der Tafel vou Bantia. Es ware nicht zu
'*\
) [Vjrl. Opuso. ri p. 631. C. W.J
NACHTRA6E ZU DER LEX RVBRIA. 67
TerwQndern^ wenn das jedermann fflr Schreibfehler gehalten
hatte^ nnd doch ist es ganz so richtig gebildet wie mittels
desselben Umlauts die landlaufigen Formen occnpo aucupor
ancupium tnancupiutn contubernium percnfio conculco
insulsHS desultor insultura und die auf Grund so schlagen-
der Analogie nnzweifelhaft anzuerkennenden Schreibungen der
Plautinischen und sonstiger massgebender Handschriften in-
suliamws MiL219, surrupere surrupui surruptus (iberall,
(lerupier Men. 1006, wozu nicht nur ausManilius III, 352, 355
snbrupto und eruptis tritt, sondem zur unleugbarsten Be-
stStigung das svrvpverit der Inschrtif von Furfo (Or. 2488
[C. L L. I n. 603; R L. M. E. tab. LXXXIIJ); desgleichen
das Yon Fleckeisen*) glaubhaft nachgewiesene occupio,
*) Nur recuperare dnrfte dieser nicht einmischen, da recipe-
rare <er nnd anch darum Hnschke^s Herleitung aua re-cis-parare
richtig ist. Auch das iiit irrthflmlich, dass zwar mrrupui surrupere
for surripui mrripere^ nicht aber ebenso auch surruptus filr $un'eptu8
habe geaagt werden kdnnen. Was fiir Vocalc spSitor durch weitern
Umlaut eingefiihrt wurden, ist dnrchaus gleichgiiltig ffir den ursprflng-
lichen Umlaut des a in u; nicht u fQr i ist ja gesetzi worden in sur-
rupere, 8o wenig wie u fdr e in surruptus, sondem surrupere lowohl
ale mrruptus ist an die Stelle yon surrapere und surraptus getreten.
UebrigeDB hatte die Form ala Bprachgemass l&ngst Scaliger erkannt,
wenn er zn Manilins Bchrieb: 'Subrupto] subrepto, dpxaiKiJbc, nt infra
Meftsibus eruptis, hoc est ereptis, Paulua libro primo Sententiarum de
extraord. criminib. fitno corrupto, id est correpto: ut Comicut circX^Bou
Xa^c6ai. £t Plautus dixit subrujytum pro subreptum. Neque aliter
fere scri^bant illi.' DieStelle dcBpanllus weist mir Freund BOcking
ao8 Rec. Bent. V, tit.4 de ininriia, § 13 nach: 'fit iniuria contra bonos
morea velnti aiquia fimo corrupto aliquem perfuderit, coeno luto obli-
niverit' etc. mit Hinzuffignng der Variationen fimo aut qualibet sorde
perfud. aua Epit. Aegidii, /eiwo corrupto . cino loto . obUnierit aus Epit.
Gnelferb., fimo corruptore luto aliq, perf. aus Epit. Seld., die nur zei-
geD, wie wenig man die Form veratand. Dem Bedenken vlbrigena, dass
sich ja 80 die Participien vom Stamme rapto und die vom Stamme
Tumpo in nichtfl unterachieden h&tten, ist sehr sicher zu begegnen durch
die Erinnerung an eine noch in mehrfachen Spuren erhaltene Bildung
Tumptus^ wie corrumptus corrumptor, die ala gleichzeitig mit
rupius ■=■ -raptus zu denken nichta hindert. Und iiberdiess, wenn
hiemach erat aus rumptus daa abliche ruptus hervorgegangen ist, so
hat ea (wofem es nicht etwa achon rumpo hiess, was wir nicht wissen
kOnnen) jedenfalls gedehnten Vocal gehabt, wkhrend surruptus ge-
68 NACHTRAGE ZU DER LEX RVBRIA.
491 [Den vortrefflichsten Beleg fur diesen alten Umlaut biet^t
bei Gellius das 7te Capitel des 17ten Buches dar, welches
handelt uber die sowohl in der Ueberschrift als zu Anfang
des Capitels ausgeschriebenen Worte legis veteris Atiniae:
QVOD . SVBREPTVM • ERIT • EIVS • REI • AETERNA •
AVCTORITAS . ESTO, und im Verfolg der Auseinander-
setzung des Gellius selbst das Participium subreptum noch
viermal vorbringt. So namlich in den Ausgaben. Aber schon
Gronov bemerkte ausdriicklich : 'miro codicum concordique
nisu legitur ubique scriptum suhrutum aut suhruptum, ut hoc
notavit et Scioppius/ Auch die Wolfenbiittler Handschrift
gibt im Laufe des Capitels suhruptum, und nur im Anfang
(oder in der Ueberschrift?) suhscriptum. Hoffentlich wird der
^mirus concorsque nisus' fernerhin nicht unverstanden und
unbenutzt bleiben wie bisher.
Da ubrigens die gesetzlichen Umlaute im alten Latein,
die sich auf ein sehr bestimmtes System zuriickfiihren las-
sen, gar nicht bloss auf den Fall der Composition beschrankt
waren, so ist auch, wcnu einmal der Uebergang des u in fl
feststeht, ein Anhaltpunkt gefunden, um die auffallende Schrei-
bung lucuna fiir lacunn, auf welche Lachmann zu Lucret.
p. 205 aufmerksam gemacht liat, wenigstens zu verstehen.*)]
2.
452 Zu I, 4G f. bemerkt Mommsen: ^nomina, qua in
earum qua formula quae supra scripta sunt hatte ich
mir iibersetzt: wo ((jua) deren (quac) in irgend eiuer jener
Formeln oben geschrieben sind.' Aber fiir diesen Gebrauch
des qua und fiir die sehr unerwartete Ankniipfung eines sol-
chen qmi an ein vorhergegangenes ca uomina weiss ich kein
rechtfertigendes Beispiel. Meine Vermuthung, dass fur das
qua vielmehr qnac^ und nach S • S • S • am Ende noch einmal
S S • gostanden habe, demnach zu lesen sei 'ea nomina, quar
in oarum qua formula, quae siqyra Hcriptac s//w/, scripta sii»f\
Bcbarftes u liatte. Warum der neueste Herausj^eber des Maoilius zwar
suhrupto stehcn liess, dtigejjfen das g<'iade eben bo beglaubigte erujttis
rait ereptis vertauachte, ist achwer cinzusehen.
*) [Dics wurde a. a. 0. p. 494 nachgctragen. C. W.]
KACHTRAOE ZU DKK LEX RVBHIA. 69
wiU ich nicht exclusiv festhalten; aber wem nie nicht an-
siehi, wird es am einfachsten haben mit Huschke das quae
vor S'S-S* zu tilgen, nm mit ^ea nomina, quae in earum
qua formula scripta sunt* ganz dieselbe Ausdrucksweine zu
gewinnen, wie sie drei Zeilen spater (nur mit einem aber-
maligen Schreibfehler^ e^^ fQr sutU) wiederkehrt.
3.
'Bedenklich' schreibt derselbe weiter 'in der schwierigen
Construction des XXsten Cap., die Sie Honst so Qberzeugend
nachgewiesen haben, ist mir Z. 40 f. Da neive — curel offen-
bar nicht von curel, Houderu von ius ita deicat regiert wird,
80 mochte man gern in dem ersteu Kolon ein utei curet, ab-
hangig von deieat, »iaXi dea dem deieaf parallel stehendeu
iwretqae haben. £8 ist mir eingefallen, ob nicht mit Strei-
chung von ve gelesen werden konnte ius ita deicat, curet utei
indudantur = ut curet inchulei. Sie machen freilich neive
curet nicht abhangig von deicat, sondem geradezu von dem
ratumque esto\ allein dieser Satz, der nur die Position ist zu
der Negation uiei ea nomina — possit, muss auH Hachlicheu
Griinden enger mit dieser als mit den Ubrigen Satzgliedern i
zasammengeschlossen werden«' Die Stelle hat allerdiugs ihre 453
besondern Schwierigkeiten; was ich zu ihrer Lonung beitragen
zu konnen meine, kommt etwa auf Folgendes hinaus. Weun
man den fraglichen Satz von ius ita deieat abhangen lasst^
80 erhalt man erstens (die Streiehuug des ve zugegeben) eine
recht harte und ungewohnliche Yerbinduug an dem ius ita
(leicat, curet statt des fast mit Nothweudigkeit erwarteten ius
ita dicat ut curet, und vermisst zweitens jede Verbindung zwi-
schen dem dum — ius ita deicat selbst und dem zu Anfang
vorausgegangenen dum in ea verba — iudirinm det itaque
iudieare iubecU] es musste dann heissen dumque — ius ita
deicat. Darum kann ich auch jetzt noch nicht anders glau-
ben, als dass mit dnm — ius ita deieat nur die vorangeschickte
sehr langathmige Vorschrift des dum in ea rtrba - iulteat^
lediglich der fonnellen Ankniipfung wegen, recapitulirt wird,
gleich als wenn es hiesse dum, inquam, itis ita deicat (wo-
nach denn ita nicht auf das Folgende geht, sondern sich
70 NACHTRAGE ZU DER LEX RVBRIA.
zuruckbezieht), und dass mit diesem dum ius ita deicat coor-
dinirt ist das unmittelbar angeschlossene mretque (verschrie-
ben airetve), was natQrlich logisch voUstandiger auf ein dm-
que cnrct hinauskommt. So hiingen also allerdings von dem
gemeinschaftlichen ixis ratumquc csto, als die zwei Haupisatz-
glieder, sowohl dnm in ca vcrha — iuhcat als auch curdqw
ab; der dritte dazwischengeschobene Satz dum — ius ita deicat
ist durchaus unwesentlich und konnte fur die Sache wie fur
die Construction auch ganz wegbleiben. Wenn nun das zweik
dieser beiden Hauptsatzglieder sich wieder in zwei Halften
zerspaltet; deren eiue eben mit jenem curetque utei beginnt,
wahrend sich die andere mit ncivc ca nomina — includci con-
cipci curct anschliesst, so darf man ohne Unrichtigkeit sagen,
dass auch diese zweite Hiilfte von ius ratumquc csto abhangt
und unter der Herrschaft des dum steht, ohne damit im ge-
ringsten zu verkennen, dass die beiden Stitze mit dem Ver-
bum curet in einer viel engern Beziehung zu einander selbst
stehen, als ihr zweiter (oder auch ihr erster) zu dem voran-
stehenden Satze dum — ius ita dcicat (oder, was dasselbe ist,
zu dem dum in ca vcrha — iuhcat), Meine Meinung war und
ist demnach, dass Satzbau und (redankenverhaltniss so zu
451 fassen sei: 'der Kechtsspruch soll (iultigkeit haben, wofeni
der Magistratus, wo sichs um rcpromissio handelt, nach die-
ser Formel verfahren liisst (folgt die Formel), oder, wo sichs
um satis datio luiudelt, nach dieser Formel verfahren liisjit
(folgt die Formel): wofern er, sage ich, so wie vorgemeldet
Recht spricht und [wofern er zugleich] dafiir sorgt, dass die
rechten Namon eingetragen werden und dass nieht etwa
Namen, welche nicht dio rechten sind, eingetragen werden/
Was mit diosor Fa.ssung in dou letzten Worten kurz und
deutlich genug gesagt war, wird nun ferner, zwar unnothig
schwerfilllig und umstiindlich, aber nicht logisch falsch also
ausgedriickt: ^[wofern er] dafur sorgt dass die rechten Namen
eingetragon werdon, und dass nicht otwa falsche eingetrageu
werden [auch dafur] sorgt.' Liid so heisst es im Original:
curctque utei ea nomina — incbtdantur concipianturj uciiT tv
nomina — includei concipci curctj wofiir allerdings das Eiii-
fachore und Concinnere war nrivr ca nomina — includantur
NACHTKAGE ZU DEK LEX KVBKIA. 71
c&twipianiHr ohoe curet. Es isi nur eine leicbte Auakoiuthie,
die in der gewahlten Fassung liegt, und zwar besteht sie,
je nachdem man wiU, entweder darin^ dass nicht der ganze
Begriff der Partikel neive zum Verbum curel gehort^ sondem
zu diesem genau genommen nur tr, die Negation dagegen
vielmehr zn includci concipei\ oder aber darin^ dass zum nega-
ti?en Satze das Verbum curct wiederholt ist statt eines nicht
activen^ sondern passiven Begriffs. Nach haarscharfer Syntax,
wie sie aber dieser GesetzoHstil auch in andcm Beispielen
uiclit selten verleugnet*), war imter dem ersten Gesichts- 455
*) Dahin gehOrt, um bei unserni Gesetze flelbst stehen ku bleiben,
2. B. die nach dem MaHtwtabe durchgebildeter SprachfOgting doch nur
iocorTect zu nennende Einfuhrung des DemonstratiFums nach dem Kela-
tivum in Fallen wie II, 29: 'eam rem, quae ita ab eo petotur
deve ea re (statt defoe qua) cum eo agetur', nnd H, 38: 'de eo, a
qao ea res ita petctur qnomve eo (Btatt qxnmve quo) dc ea re
ita agetur'. Dahin gehOrt ferner der Hchr freie Gebrauch dea Rela-
tivums, nicht nur in go leicht verst&ndlichen Fornieln wie id iudi-
cium, qua de rc agitur oder co nomine, qua de re agitur,
nicht nor in knrzen ZwischeDBatzeu wie If, 2 'a quoquomque pecu-
Dia — petetur, quae res (furWcrtm) non pluris HS XV erit',
aondem vomehmlich zur Kinleitimg eines Vordersatzes , dem sich der
Nachsatz entweder ohne Partikel oder sogar mit tum anschliesst. 80
II, 19: ^queique (d. i. seique qui») eorum quem -- duxserit, id
ei fraudi ne esto'; 1,7: 'qua de re quisque (d. i. sci quis oder
qwm quis de qua re) et a quo — accipere volet ot — iuraverit,
tum is — Batis dare iubeto'; I, 12: ''quei corum ita non re-
promeisserit — , turo magistratus ina deicito'. AIIch zu-
sammen hat man in der schier abcnteuerlicben Periode, welche mit
nicht weniger alfl 28 Zeilen das ganze 228te Capitel bildet; aus drei
locker aneiiiander gereihten Gliedern bestehend, weitft sie in deren erntem
imd langvtem ein Satzgefuge auf, das an Holperigkeit «chwer ticin
SeiteDstflck finden wird: 'A quo quid - petetur, quodve qiiom
eo agetur, quae reti non pluris . . erit, et sei ca rea erit, de
qna — ius deicei oportebit: Hci is eam rem, quae ita ab eo
petetur deve ea re cnm eo agetur, ei quei eam pctet deve
ea re aget, aut iei qnoiuB nomine ab eo petetur quomve eo
agetar, in iure — — confesauH erit neque - — defendet:
tam de eo, a quo ea res ita petetur quomve 00 de ea re ita
agetur, deqne eo quoi eam rem dari — oportebit, Hiremps
lex — esto, atque utei esBet nei' etc. etc. So Bchrieb man in
Rom Gesetae um daaeelbe Jahr, in dem Ciccro die zierlicho Pracht
fteioer Philippicae entfaltete.
72 NACHTRAGE ZU DER LEX RVBRIA.
punkte zu sagen: eaqiic (oder ca vero) nomina — non itidudi
curet oder nc inchidanfnr airet, unter dem zweitcn neve ea
nonmia — includi sinat oder patiatur. Die Ankniipfung mit-
tels nevCj die vorgezogen ward, lag darum nahe, weil in der
Gesammtvorstellung der Prohibitivbegriff vorherrscht In
einer gewissen Zeit wiirde man es eine ^confusio duarum con-
structionum' genannt haben, wogegen auch in unserer, recht
verstanden, nichts Erhebliches einzuwenden ist.
4.
Welche crux interpretum die fiinfmal wiederkehrenden
Siglen IN.EORVM.QVO.O.MCP.F.V.C.C-TVE
gewesen sind, ist bekannt, Zwar iiber die sechs ersten Einzel-
buchstaben konnte kein Zweifel sein, dass sie, vornehmhch
nach Anleitung der lex lulia municipalis, aufzulosen seien
Oppido Mumcipio Colonia VraefcctHra Foro Vico; aber desto
mehr giugen die Erkltirungen vou C • C • T • VE auseinandef.
Conventu Conciliahulo TrinundinoVE las Carli; Castcllo Con-
ciliabulo TrivioVE Marini, wovon Conciliabtdo so uberzeugend
und CastcUo so wahrscheinlich war, wie Trinundino iind Trivio
uumoglich. Nicht befriedigender war das dafiir von Hugo
gesetzte TerminoVE oder TrihuVE, wozu ueuerdings durch
Heimbach gar noch ein TcmploVe gekommen ist. Man kam
endlich seit Dirksen stillschweigend iiberein, nach Savignys
4^6 Vorschlag C-T- als Doppelsigle fiir CasTcllo zu nehmen,
welches so bezeichnet worden sei zum Unt<3rschiede von dem
voranstehenden einfaehen C • als Conciliahito. So gewann
man wenigstens einleuchtende Sachbegriffe, wahrend zugleich
die Beziehung zweier Siglen auf einen einzigen Begrifl^ wenn
schon nicht schlechthin unmoglich und durch mehr oder
weniger passende Analogien miihsam vertheidigt, doch nur
als ein leidiger Nothbehelf erscheinen musste. Vergebhch
suchte ich nach eiuem passenden Begriffe mit dem Anfangs-
buchstaben T] Mommsen war es vorbehalten die rechte
Losung zu finden: Conciliahulo Castello TcrritorioVE,
^ln solchen Zusammenstellungen wie lcx ius caussave, ablatum
captum coactum conciliatum avorsumvc in der sogenannten
Servilia, a(jcr locus acdificium posscssio der sogenannten Thoria,
NACHTKA6K ZU DER LEX RVRKIA. 73
isi das letzte Wort haufig ein ganz generellesy welclies nach
der Aufzahlung der sammtlichen Species den Beschluss niacht
imd jede Adyocatenchicane schliesslich abschneiden solL' Ich
denke man braucht das nur zu horen, um. es unzweifelhaft
richtig zu finden; was ?on so einfach schlagender Wahrheit
ist, bedarf keiner weitem Empfehlung. Ganz dasselbe Ver-
haltniss im Kleinern ist es, wenn in der Rubria selbst I, 42
municipinm cohftia locus verbunden steht.
5.
Ueber das Res Lex lus Caussaqtw II, 10 und Lex Res
lus Caussaque II, 40, womit ich p. 208 [oben p. f)6J ff. nicht
fertig zu werdeu wusste, sind mir von SachverstandigeD, d. h.
romischen Juristen sehr verschiedene Urtheile zugekommen,
beistimmende ohne weitere Motivirung, zwei motivirte von
Hiischke und Mommsen nicht beistimmend, sondeni das
Bes in Schutz nehmend, womit sie ja denn anch wohl Recht
behalten werden. Mommsen, Ober die Quellen der Notao
Valerii Probi und ihre Ueberlieferung in der p. .^00 [oben
p. 59] f. besprochenen Stelle von mir befragt, gab darauf die
nachstehende belehrende Auskunft, die ich um so lieber hier
mittheile, als sich bei dieser Gelegenheit zugleich soin Wunsch
zu allgemeiner Kenntniss bringen liisst, dass doch auf
Bibliotheken nach weitern handschriftlichen HUlfs-
mitteln ffir jene Notae gesucht uhd ihm solche zum 457
Behuf einer von ihm langst beabsichtigten Bearbei-
tuDg nachgewiesen werden mochten. Die nothigen
Anhaltpunkte eines forderlichen Nachsuchens geben die fol-
genden Notizen. 'Der Text beruht vermuthlich auf Cyriacus
Aiiconitanus; die nova fragmenta von dessen comm., die
Olivieri in Pesaro 1763 horausgegeben hat, enthielten zu
Anfang VcUerii Proln noias iuris (leider hat Olivieri sie weg-
gelasaen) und gleich danach fragnientum vocaJnilorum vetusti
m Mogontia libri, In Mainz war Cyriacus freilich selber nicht;
aber durch ihn scheinen die Abschriften der alten Handschrift
in Gang gebracht zu sein. Das Archetypon ist vorschollen;
in Wien cod. 350 Endl. ist eine Abschrift von Conrad Celt*»s,
die nicht interpolirt ist; die Miinchener Ilandschriften 360.
74 NACIITRAGE ZU DEK LEX RVBRIA.
388. 1465 uud 1486 enthalteu den Probus gemischt mit an-
dern schlechten Noten, und solcher Hdss. gibt es viele. Von
den drei ersten habe ich Abschrift. Die Wiener Hds. hat an
der fraglichen Stelle: 'SR • LR « E • C • QoR • E si rem lex
rex eius caque oinnium rerum est'; die Ausgabe in I. Mo-
zochi's Epigrammata ant. urb. 1521 stimmt mit Ihrem Ta-
cuinus von 1525; die eine Miinchener Hds. 388 stimmt mit
der Wiener, nur hat sie an der vierten Stelle E ex statt li
rcx und caiisa qnac — csto\ in der zweiten fehlt die Stelle.—
Wie Sie seheii, gibt die Wiener Hds. dem von Ihnen auge-
fochtenen rcs doch wieder einigen Halt; und es fragt sich,
ob sich res nicht vertheidigeu liesse in der Bedeutung Pro-
zess {ca rcs agatur, cuins rei dics fiiit — eadetn res cs/),
geuau wie unser Sache: dann soll sein gleicher Prozess,
gleiche Rechtsnorni, gleichcs Cericht und gleiche Lage aller
Dinge.' Mir wilrde ein Laienbedeuken gegen dicse Ueber-
setzung dos vaussa geblieben sein, und in der That fasst es
die Huschkesche Vertheidigung des rcs, wie demnachst er-
sichtlich, etvvas anders.
6.
Siremps.
Die p. 298 [oben p. 5(3] ff. godruckte Besprechung des
riithselhaften siremps war noch nicht in Huschke's Han-
4.8 den, sondern nur meiue brieiliche Mittheilung einiger ihrer
Hauptpunkte, als von ihni die nachstehende gedankenreiche
Erorterung einging, die ich uiir nur mit wenigen Zusatzeu
zu begleiten erlaube, und zwar, um den Zusammenhang einer
geschlossenen Argumentation nicht zu unterbrechen, in Not^n
unter dem Texte.
^Vor allem mochte ich Ibnen cine Prage vorlegen.
welche die wie mir scheint sowohl von den Aelt^rn als den
Neuern (wie Lindemann, Pott |etym. Forsch. II p. 41J, Do-
derlein, Gottling, Hermann, Haud u. s, w.) verfehlte Etymo-
logie des Wortes betrifft. scr, sir oder uragelaut^t stir i<t
umbrisch der Genitiv des Pronomen dritter Person, welches
oskisch (doch auch umbrisch) vollstandiger im Nom. masc.
NACIITRAOE ZV DER LEX RVURIA. 75
aisi-^, esi'C lautet und wovon sich auch im Lat sicj soSy sam
VL 8. w. erhalten haben. Die identisierende Sylbe -(km (o8-
kisch '(tum, umbr. (d)om) verwandelt ihren anlautenden Con-
sonanten im Umbr. in f, h oder lasst ihn^ und diess geschieht
am hattfigsten^ ganz weg. Das dorische i|i€ endlich in i-pse,
a-psCy se-pse ist bekannt. Halten Sie nun — die factische
Richtigkeit jener Pramissen vorausgesetzt — meine Annahme
far begrOndet^ dass siremjis eine auf diese Weise entstan-
dene, am besten mit unserem Messelbigengleicheu' zu-
sammenzustellende Partikel ist, die also eigentlich eiusfhtn
{modf) bedeutet; nur dass das pse (aus c<p€ eiitstnndeii und
damit das PronoBien wioderholend) die voHige Identitut her-
vorhebty weshaI1> man sicli des Wortes denn auch nur im juri-
dtischen Sprachgebrauch der alten Zeit bediente, wo es dar-
anf ankam auszusprechen^ dass genau dasselbe — (resctzy
Recht iL s. w. wie in eiiiem schon bestimmten Falle gelteu
solle? Ich sehe nichts, was entgegenstande. Umbrisch ist
ziemlich dasselbe Wort sttr-ofit uiid durch einen abermaligeii
Vorschlag versturkt surur-mU, auch mit Wechscl von r und
.V, e und M, ererer-ont = codctn modo, itidcm, worauf pusvi —
iUi {olgt, wie auf das lat. siremps. Charisius' Ablativ siren^fisc
halte ich.fOr eine Fabel; siretfqis^' ist die ursprfliigliche Form
der Partikel, die spater in sirefnj^s abgekurzt wurde, wie quiue
in quin und vieles Aehnliche. Merk^rdig iibrigeuH, dass es
auf keiner Inschrift und vielleicht auch bei keinem Autor
Yorkommt; denn auch bei Plautus Amph. Prol. 73 sirempse
lcgefn inssU esse luppiter ist es ja wohl restituirtV hier aber ryj
sicher mit Recht.
Die Erkenntniss der eigentlichen Bedeutung des Wort^s
bewahrt nun davor, es als ein unverstandencs bloss in einer^
gewissen stehenden Formel Uberliefertes Erbstiick des grauen
Alterthums zu betrachten. In der That hat auch der Sprach-
geist damit ganz lebendig und frei wie niit einem andern
gangbaren Wort operirt. Koinmt es auch — aus dem ange-
gebenen Grunde — bloss in dem penibeln juristischen Sprach-
gebrauch vor, so doch zugleich ohne eine ganz foste Formel.
Wir finden es construirt mit einem correspondirenden uti
(Jex Rubria und lex Quinctia), aber auch luit quasi (alle iibri<
7G NACllTKAUE ZU DEK LEX RVBKIA.
gen Stellen); als das, was von derselben Beschaffenheit sein
soll, komrat lcx (lex Thoria 27; lex Servilia 72 [Kl. p. 86];
Lex auf der Ruckseite der tab. Bant., wie ich glaube, Comelia
de iniuriis*), med.; Plautus l.c; Charisius; Seneca ep.91), iuus
lexque (lex de scribis I, 38 sqq.), l()x imqm (bei Val. Probus)
und noch viel mehreres, an keiner Stelle ganz Gleichlauten-
des, in den drei Stellen, auf welche es uns ankommt, vor.
Eben so manigfaltig ist das, dem - subjectiv und ob-
jectiv — oder dessen, oder fiir den, in welchen Beziehun-
gen u. s. w. lex, ius etc. siremps sein soU. Dieser Sachbefund
nothigt nun m. E. sowolil die Kritik als die Erkliirung durch-
wcg zu individualisiren, d. h. jcde Stelle fiij sich zu betrach-
ten und nicht leicht nach einer allgemeinen aussern Formel
zu generalisiren.
So bin ich denu geneigt zuerst in den beiden Stellen
der lex Rubria genau bei dem urkundlichen Texte stehen zu
bleiben. In beideu ist von einem privatrechtlichen Verhtilt-
niss und zwar einem processualen die Rede: daher hier auch
res und caussa — jenes das allgemein factische, dieses das
daraus hervorgehende proeessuale Verhiiltniss bezeichnend ** )
.itfo — als siremps hingestellt wird. In I, 10 S RES-LEX-IVS-
CAVSSAQVEOORESTO ist der Gedanke dieser: wegen
{de) des Beklagten uud des Gliiubigers soU das zwiscben
ihnen bestehende Verli^ltniss, daa darauf anzuwendende Ge-
setz, der daraus herzuleitende Rechtssatz und das beim ricb-
terlichen Urtheil in Betracht kommende Processverhaltniss
fur alle Personen und in allen Beziehungen genau dasselbe
sein als wie u. s. w.; 1, 40 aber SLRICQOORE
ist so gedacht, dass das Aeussere in objectiver und subjectiver
^ Hinsicht — dort Lex, die Rechtsquelle, hier Res, das tbat-
siichliche Rechtsverhiilniss vorangestellt und dann das aus
*) l)i<'seH. (larf bich der Philolofr zu sagen erlauben, ist rein iin-
moglich. Die Sprachformen weisen mit unwiderstehlicher Beweis-
kraft gerade uuf die Zeit, in deren Grenzen (625—636) MomDiBens
AuseiiianderHetzung Unterital. Dial. \y 145 tf. das Gesetz eingeschlossen
hat. F. H. [Siehe jedoch, was zum ^Titulua Mummianus' (unten n. IVy
p. VI (92) beigeschrieben ist. C. VV.j
**) Vgl. Livius 1, 32 quarum rerum, litium, causarum ttc.
KACHTRAGE ZU DER LEX RVBRIA. 77'
beiden herrorgehende Innere — dort Itis, der Rechtssatz,
hierCttussa, das der richterlichen Beurtheilung unterliegende
Processverhaltuiss — hinzugefUgt wird. Nothwendig nach
dem Zusammenhange ist die Verschiedenheit der Auffassung
in heiden Stellen nicht; man muss aber zugebeU; dass beide
Aaffassnngen gleich zulassig sind.
In der lex (Titia?) de scribis*) [C. I. L. I n. 202] ist
die Auffassung wieder eine ganz andere: SIREMPSQVE •
EIS VIATORIBVS • DEQVE • EIS • VIATORIBVS • Qfuae-
stori) . OMNTVM • RERVM • IVVS • LEXQVE • ESTO • QVA-
SEI . SEI . etc. Hier bezieht sich IVVS offenbar auf VI ATO-
RIBVS und bezeichnet das ihnen zustehende Recht, LEXQVE
auf DE VIATORIBVS Quaestori, die Qber sie geltenden ge-
setzlichen Vorschriften bezeichnend — was der Quaestor von
ihnen fordem konnte.
Noch weiter ist der Parallelismus, obgleich nach einer
andem Seite^ getrieben in der lex Quinctia^ deren einschla-
gendes Capitel so zu lesen sein mochte:
Si quis circa rivos .... quae (statt qua) .... termina-
tus stiterit; ne quis eo loco post hanc legem rogatam
quid opponito, molito, opsaepito, figito, statuito, ponito,
coUocato, arato, seritove vel in eum locum quid immit-
tito, praeterquam eomm faciendorum repouendorum causa 46i
praeterquamque quod eius hac lege licebit oportebit. Qui
adversus ea quid fecerit, adyersus eum (oder richtiger
eius ergo aus et adv ersu) siremps res lex ius cauHsaque
onmium remm omnibus esto damnasq. utique esto atque
uti esset esseque oporteret, si is adversus hanc legom
riTum specnm rapisset forasHetvo^ quique specum foras-
set mpissetve.
Die Formel siremps (vielleicht hier sirentjysf, wenn man
auf einen so conrumpierten Text, der ein erit haben woUte,
^ Also nicht CorneliaV Ich h&tte gedacht, darOber liesHe
Mommsen^B letcte Darlegung ZeitBchr. fSr Alterth. wisa. 1846 p. 105 if.
kaam noch einen Zweifel , wenn anch iiber das eigentliche VerhaltnisB
dcB Rabramfl VIII Dfi • XX • QuaeBtoribus eine etwaB modificirte Auf-
^ung in Puchta'8 luBtitut. I p. 320 (3te AuBg.) empfohlen wor-
<len ist. F. R.
•78 NACHTRAGE ZU DER LEX RVBRIA.
etwas geben diirfte) u. s. w. ist hier weseDtlich dieselbe wie
in lex Rubria I, 10 (denu das ritex konnte doch wohl nur aus
res lex entstehen): standen doch auch hier in einem Multfall,
genauer einer condidio certi ex Uxfe, zwei Processparteien ein-
ander gegeniiber. Nur darin ist jedoch wieder eine Ver-
schiedenheit, dass das damnai>qne utique esto hinzugefiigt wird,
und dieses darum, weil die vier Ausdriicke res lex ius caussa
bloss die Disposition des Gesetzes auf den andern Fall iiber-
tragen, so weit das Gericht ihn zu beurtheilen hatte, in un-
serem Gesetze aber auch noch die sonst dem Richter zufal-
lende damnatio statt dessen ausgesprochen und daher noch
besonders auf den andern Fall zu iibertragen war. Im Fol-
genden geht nun
deni siremps res .... esto
das uti esset
und si is adr. h. l. ... rupissct
dem damnasq, . . . esto
das essequc oporterct
und quiquc .... rupissetve
parallel. Fiir Sie bedarf es dessen keiner Rechtfertigung
oder Erklarung. *) — An dcm adversus eum scheinen Sie
162 wegen des folgenden omnibus Anstoss genommen zu haben.
Dieses, wie ich glaube, ohne Grund. Diese ofnncs sind nicht
die, welche die verponte Handlung veriiben mochten, sondern
diejeuigen, mit denen der Veriiber der Handlung, wegen des-
sen das Gesetz eben disponirt hat, in Folge derselben in
irgend eine rechtliche Beziehung tritt (Damniticat, Praetor,
Richter, Anklager, Quaestor u. s. w. u. s. w.)**): eben so wie
*) Uud docb! Mit der vorgeachlagenen ReBtitution kann ich aus
dera eiiien, aber durchgreifenden Grunde nicht eiuveratanden sein, dass
sie auf der Grundlage der Vulgate, und day8 sie nicht auf der der
Polenischen Haudschrift geuiacht ist. Diose allein achte Texteequelle
lehrt, dasB die Worte dainnas uti<iue uidits als nichtige Interpolation
sind, wie Scaliger auch ohne Handschriften erkannte. Nur dem Um-
stande, dass sie in der Casinatischen Hds. allerdings stehen, haben es
ja die bedenklichen Wortc adcersus eum zu verdanken, dass man sich
mit ihnen uberhaupt abgibt; die Art indcss, wie sie etehen (jMi o^'
ucrsus ea quid fecerit et aduersus cum), legt dic Vermuthung rein itr-
thiimlicher Wiederholung nahe genug. F. B.
**) Wenn ich p. 300 [oben p. 58 f. | Anm. sagte, es kdnne ja doch
nicht etwa die Meinung seiu, da^s 'allc sollten U\v ius caussa gag^u
NACHTRAGE ZV DER LEX RVBRIA. 79
diese rechtlichen Beziehungen mit onmium miim auRgedrilckt
werden. Dagegen traue ich dem adversus eum — abgesehen
daTOD, dass es leicht aus der Nachbarschaft hieher verpflauzt
werden konnte — deshalb nicht^ weil Gesetz und Recht nicht
bloss gegen einen Maleficanten ergehen; da sie ihm ja auch
die Rechte der Angeklagten, Verurtheilten u. s. w. gowahren.
£9 ist also hier eine Praposition allgemeinerer Bedeutung
erforderlich. Als solche finden wir auch zu Irx regelmassig
de flex Rubria I, 10. 40. lex de scribis 1. c. lex Thoria 1. c.
de eo agro)\ wenn aber Yon dem die Rede ist, welchem zu
Gunsten das Oesetz eben so gelten soU, den Dativ (lex de
scribis: eis praeconibus iuus und de m praec. quaesfori lex;
lex ServiKa 73: PRAETORI .... SIREMPS LEX ESTO; VaL
Probus: Sirems Lex Eis It4S Que . . . Esto)\ endlich auch noch
in ahnlicher allgemeiner Bedeutung, wie sie de hat, den
Genitiv (lex Comelia de iniuriiH: EIOS OMNIVM RERVM
SIREMPS LEXS ESTO; Seneca ep. 91: vorum siremps
kx esto, wahrscheinlich auch Cato bei Festus v. SirempSy wo
zu erganzen: 'Et praeterea rogas, ut noxii in multa ea, si
populus condemnavertY, siremps lex siet, quasi adversus Ie</mi
fmsset [et hac lege condemnatus essety und dieses aus der
Stelle der lex Comelia zu erklaren sein mdchte. Woher nun
aber mein eius ergo?
Aus Ihrem Charisius p. 116 P. Ilier haben Sie gewiss ics
mit adverbialiter intelleyere den Nagel auf den Kopf getroffen.
Auch ablativum statt vocatix^im zu Anfang scheint mir un-
aoflweichlich. Dann mochte ich aber lieber: sic siremps^ ut
tabes et piuris (dieses namlich der Nomin.) ah liac siremiise,
plure, tabe. Charisius scheint, vielleicht nach alten Beispie-
len, einen adjectiven Nom. pluris, e angenommen zu haben,
woYon z. B. plurc altero tanto; wogegen er den (lenitiv pluris
ihn haben', so fand ich eben im Sinne des Oesetzes keine andem
Oamnificaten (and streng genommen aach Anklllgcr) als nar den eincn
^taat telbst, and hielt die im Genetz nnterBchiedenen liichter, cura-
<0fe8 aqHontm and praetor peregrintis, nicht fflr hinreichend um ein
<»Mi6iM passend erscheinen aa lagHon. Das mag aber leicht zu rigoros
sein. H&tte dagegen etttf ergo fflr ei adverms eum nur einige paluo-
gTaphiacbe WahrBcheinlichkeit mehr filr sich ! F. K.
80 NACHTRAGE ZU DER LEX RVBRIA.
von dem substantiven plus abgeleitet haben wird.*) Doch
mir kommt es eigentlich bloss auf das Citat aus Caesar an.
Und da fallt es mir schwer, das alte Formelwort ergo (s. die
Citate bei Hand Turs. II, 442), welches alle Hdss. haben, in
einem Citat aus einem Gesetze zu streichen. Ich lese:
Caesar: E. (bekannte Sigle fiir EIVS) ERGO SIREMPS
LEX ESTO QVASI SACRVM VIOLAVERIT dixit pro
nominativo (dieses nach Ihnen, nur ohne esse).
Es scheint also, dass man ergo hinter dem Genitiv besonders
dann gebrauchte, wenn ein Strafgesetz auf einen andem Fall
ausgedehnt wurde. Woher aber das Citat? Ich weiss durch-
aus kein anderes Gesetz, welches dergleichen enthalten haben
konnte, als die lex lulia peculatus**). Sie bestrafte zwar
hauptsachlich Entwendung von pecunia sacra, religiosa, pnUkn.
und es ist uns keine Bestimmung derselben mehr erhalten,
wonach auch eineVerletzung von Heiligthiimern, z. B. G6tt«r-
4C4 statuen, Alttiren u. s. w. unter ihre Sanction fallen sollte,
Justinian mag aber eiue solche (Dig. XLVIII, 13) nur wegen
ihres heidnischen Inhalts weggelassen haben. Betraf doch
ein Capitel der Lex auch die Verletzung der wichtigsten m
*) Daran zii glauben finde icb unmoglich. Auf ein adjectivisch»^
pluris, e fuhrt kein Schatten einer Spur hin; ein solches sich einzu-
reden hatte der Grammatiker gar keine Veranlassung; da es ihm nur
um die Vergleichung seines sirtfnps sirempse mit ahnlichen Fallen zn
thun war, stauden ihm leicht andere Beispiele zu Gebote; am wenig-
Bteu wCirde er mit einem auf Bekanntes hinweisenden ui ein jedenfall^
so ganz Absondcrliches, und diess ohne jede Rechtfertigung oder Er-
kliiruug, angekniipft haben; dazu obendrein ein unpassendcs, da t*r
uicht vou Adjectiven, sondern Substantiven handelt; und endhch »'in
entschieden falsches, da ja der Genitiv pJuris cxistirte, den wiedenim
nicht adjectivisch zu nehmen, sondern als Substantivum von dem ver-
meintlichen Adjectivum plure zu trenuen, ein unbegreifliches tJeber-
mass von grundloser Willkur nothig war. F. B.
**) Dieser auch p. 303 [oben p. 62] Anm. schachtern hingeworfene
Gedanke gehOrte nicht zu den an Huschke brieflich von rair mitge-
theilt^n, weil ich ihm zu wenig Ilalt zu gebeu wusste. In wiefem die
dort geausserten Bedenkon durch die obigo scharfsinnige CombinatJoD
grosstontheils beseitigt werden, leuchtet ohne weiteres ein.
F. B.
NACHTKAGE ZU DER LEX RVBBIA. 81
pMicae L. 8 D. eod. uud Ulpian sagt L. 11 pr. D. eod.:
^Qui perforayerit muros yel inde aliquid abstulerit, peculatun
actioDe tenetur.' Nahm faiemach das Gesetz die res sanctaey
die doch nur quodammodo divini iuris sind, gegen Verletzung
in Schutz^ so gewiss noch viel mehr die res saerae, Ich
mochte daher yermuthen; dass das Citat bei Charisius eben
aus dem Capitel der Lex genommen sci^ worin ^si quis mu-
ros perforasset, EIVS ERGO SIREMPS LEX ESSE iubeba-
tar, QVASI' etc. Sein Citat Caesar geht aber auf den legis-
lator, der ja auch eine grammatische Autoritat war, und
mochte aus Ofilius libri XX de legibus genommen sein.'
FR. EITS<:nRUI OPVSCVIJI IV. 0
IV.
Titulus Mummianus*)
(cura tabula lithographa**)).
I Quem vobis titulura saeculi septimi ineuntis sat memo-
rabilem proponimus, ectypo chartaceo usi e Theodori Momm-
SENi penu liberaliter nobiscum communicato, eum primus
Caietanvs Marinivs edidit in Actis fratrum Arvalium i I
p. 30, exscriptum a se in Campanae horto ad Lateranum, in
cuius vicinia ipse lapis effossus erat: qui nunc omat copias
Vaticanas. Idem iam Marinius de Saturniis versibus cogita-
bat, profectus ab Atilii Fortunatiani testimonio p. 2680 P. 324
Gaisf. aimd nostros autcm in tahulis antiquis^ quas triumpha-
turi duces in Capitolio fKjchant victoriaeqne suae titulum Satur-
niis ve)'sihus prosequcbantnr ":..., quicum conferebat Liviana
exempla ad Vaticani lapidis similitudinem prope accedentia
1. XLI c. 28 Ti. Scmpro)ii Gracchi cos. imperio auspicioque
triurnphans in urbem llomam rediit. eius rei er^o
hanc tabuJam donnm loui dcdit et 1. XL c. 52 ... auspicio
imperio felicitate ductuquc cius eius rei ergo aedm
Ijaribus permarinis uouitj cuius ipsius tituli initium ut Sa-
turnii nietri exeraplum Fortunatianus posuit. Verura quales
*) [Prooemium ludicis Fcholarum aestivarum BonDeusium anni
C10K)CCCLII; seorsum aimd G. Trautweinium (I. Guttentag) in publi-
cura prodiit sic inscriptum: 'Titulus Mummianus ad fidem lapidis
Vaticani exemplo lithographo expret^sus atque euarratus cura F. Rit-
echelii. Berolini 1852.' Ceterum nunc vide C. I. L. I n. 541 p. 150;
VI, 1 n. 381; P. L. M. E. tab. LI A et Enarr. p. 45; Buecheleri Autbol.
epigraphicae lat. spec. III (Bonnae 1876) n. II p. 5. C. W.]
**) [Tabula III, olim commontutioni adnexa, iterata est P. L. M.
E. 1. 1. C. W.
TITVLVS MVMMIANVS. 83
in Mamxniana tabula ei yersoB essenty nec Marinius monstra-
Tit nec post enm Orellius definiyit^ Satumios esse simpliciter
affinnans n. 563. Miro invento versus^ quos nullos esse ipse
fateretur, in Anthologia lat. n. 13 Meyerus descripsit, cui
tamen pedisequus non defuit Zellius n. 1922: horribile autem
nmerorum monstrum quoddam ediderunt, quorum conso-
ciatis somniis satius fuerat bonas litteras non dehonestari.
Contra quos omnino versibus astrictam orationem esse alii
negamnt, non Streuberus tantum dcucTdTip de inscript Sai
commentariolo p. 33. 37 et pravae opinionis defensor Cors-
senius Orig. poes. Rom., sed etiam sani vir iudicii Uenricus
Eeilius noster in Diariis antiq. stud. a. 1848 p. 277. Cui
tamen ut de aliis quibusdam non assentior, ita in Eurysacis
monomento versus esse non magis credo quam non esse in
Mommiano. Omnino autem ita sentio ut praepostere egisse
credam qnicumque a poetarum fragmentis exorsi ad versuum
Satumiorum legem eruendam perrexerint, certissimumque
Terae doctrinae fontem esse monumentorum exempla existi-
mem, librariorum nulli vel incuriae vel libidini obuoxia. Qua
via ubi firmum fundamentum ieceris, tum demum expenden-
dum erity si quae forte res sint in quibus ab indagatae nor-
mae constantia Livii Naeviique ars discesserit aliquanto plus
licentiae sibi sumens. Nam constans est sane quam monu-
menta legem et regulam servant: cuius etsi demonstratio at-
qne probatio in aliam opportunitatem differeuda est, tamen
sammam ipsam paucis sic comprehendere licet, ut nec omit-
tatur umquam vel prioris hemistichii anacrusis vel alterutrius n
thesis finalis, nec umquam alteri hemistichio anacrusis ad-
datur, nec saepius quam in singulis hemisticbiis semel reli-
qaae theses supprimantur, nec quicquam offensionis vel
arsium solutio vel neglectio caesurae vel vocalium hiatus
habeai Ad quas regulas Mummianum titulum nullo nego-
tio.acconunodabimus, modo duo largiare haud saue ardua
iargitu: primum ut lapidarius, cum ad finem versus sexti
pervenisset QVOD litteris terminati^ praetermissa quam in-
cidere debuerat IS syllaba ad similem quae sequebatur IN
Toculam imprudenter transiluisse credatur, alterum, ut
in duo vocabula sive numeris sive eisdem numeris non
6*
84 TITVLVS MVMMIANVS.
conclusa exire metrica inscriptio putetur, in lianc quidem
speciem :
Ductu aiispicio imperioque - eius Achaia captfl,
Corinto deleto Ro-miim redieit triiimphans.
Ob hasce res bene gestas,-qu6d /;> in bello uouerat,
Hauc aedem et signu(?H) - Herculis uictoris
Imperator dedicat.
Nam tertium quod oJfFensioni futurum esse sentio, bisylla-
bam mensuram uouerat formae non peto magis ut condones,
quam ut concedas postulo. Etsi enim syncopam pati ea
verba, quae ingenitam v litteram habent, negavit Priscianus
X, 3, 16 p. 885 P. et inaudita esse lasti larunt fasti fosti dixit,
tamen et ipse non potuit non agnoscere Horatiana sufntnosses
commoritf et his addere gemella bene multa potuerat: remo-
rant eiusdem Horatii, remosse eommorunt Lucretii, admortwt
Vergilii, admoram Propertii, admorint OvidH, anwrim Silii:
item Livianum ctnostis, TuUiana commossem commosset coni-
mosse: quorum partem Ruddimannus congessit I p. 326 sq. St
et Struvius de decl. p. 170. Et ne verbi simplicis exem-
plum desideretur, morunt Silium posuisse XIV, 141 Nicolaus
Heinsius auctor est, felicior eis qui Martiali III, 67 mostis
tribuerunt. Nec a poetis demum dactylicis inventam syn-
eopam esse documento sunt Terentius cum Turpilio, quorum
ille eommorat dixit Phormionis I, 2, 51, hic eadem forma in
Demetrio usus est teste Nonio p. 278. Ac ne substitit qui-
dem in mouere verbo ista ratio, quando vel adiuro vel quod
quidam malunt adiuero posuisse Ennium constat, itera adiurit
vel adiueritj iit est in Basilicano Vaticanoque, Terentium
Phormionis HI, 3, 4, ubi Bembinus adiuuerit pariter servat
atque adiuuero in Ciceronis Catone antiquissimus Regius:
adeoque in verbo simplici iuerint (^atullum in exitu penta-
metri LXVI, 18, ubi item iuucrint peccatum in codicibus.
Quodsi bisyllabum uouerat scribendum fuisse uorat dixeris:
etsi, rem si generatim censemus, verissimum est ac longe
latius patens quam plerique opinantur, scripsisse priscos illos
ut pronuntiarint nec aliter atque scribant esse pronuntiare
solitos, tamen non minus certum est in quibusdam, quam-
TITVLV8 MVMMIANV8. 85
quam numero paucis^ aut non exaequasse scripturam pronun-
tiandi modum ant exaequari coeptam non perseverasse. Cuius
rei exemplo esto Heratles nomen: a quo etsi non tantum
herde factum est pro hemde, sed ipse HERCLI dativus in
lapide Mediolanensi Musei Veronensis p. 369^ 4 (n. 1529 Or.
fC. I. L. V, 2 n. 5498]) prorsus Etruscorum more*), tamen
spondeum aequans dei nomen per tres syllabas perscriptum iii
est in Saturnio versu tituli Sorani ab Henzeno editi in Dia-
rio Instit. arch. Rom. a. 1845 p. 71 sqq. Museoque nostro
philol. n. t V p. 78 [C. L L. I n. 11751**):
Donu(m) daniint Hercolei - muxsume mereto.
Idemque factum video in senariis qui delituerunt in arae
iuscriptione sic prodita a Viscontio Monum. Uabin. p. 153
IC. L L. VI, 1 n. 329|:
HERCVLES
iNVICTE sanc
TE . SILVANE No
TOS • HIC . ADve
NISTI • NE QVid
HIC FIAT mAH
(i P R F
Vbi cum nihili sit noios, nec pluris lopido artiiicio ab lo.
Labo excogitatum notor, nescio au scriptum fuerit potius
SILVANE ENODIOS vel ENOAIOS, hoc modo:
Hercules inuicte, sancte Siluane, ^vobioc
Hic aduenisti, ne quid hic fiat mali:
nam satis constat qui sint dv6bioi dei.
Quod autem Mummianac tabulae verba extrema volui ab
Satumii metri societate exclusa esse, Iiabet id aliquam simi-
litadinem cum talibus qualia sunt in Gruteriana p. 052, 3
•
^) Quamqnam apad hos ipflOB semel invcnio HEDKoLE in specnlo
Vennilioli Idbct. Perawn. tab. 3 Gerhardique Spec. etr. t. 134, modo
>at certnm illnd o sit: item semel HKRrKLE apud enndem 1. 147, sed
niixta ntraqoe lingna. Quicnm non inepte conferas quod pro MENDLA
in eiddem Qerhardt speculis semel scriptum extat MENKDLA t. 123,
wmel MENEDVCA 1. 140.
**) [Vide infra V, 1 cap. H. C. W.J
86 TITVLVS MVMMIANVS.
duobus hexametris subiecta QVI • VIXIT • ANNIS • XXX verba,
item integro ut video senario in Orelliano 4749 [C. I. L. 11
n. 3181]:
Frequens uiator saepe qui transis, lege
postposita NATVS • PRO • TE • SVM, vel praemissa in Orel-
liana 4838 [I. N. 166] disticho elegiaco haec HAVE • SEPTl-
M A . SIT . TIBI . TERRA . LEVIS : maiorem cum Reatinu
sive Munii sive Mummii OrelL 1862 [0. I. L. I n. 542], ubi
continuata verborum constructione vocativis extra versus po-
sitis pronomen in ipso carmine refertur.*) [Addas etiam
Murat. p. 1414, 9.] Quamquam quaeri potest num non sint
soluta numeris verba illa, sed in trochaicam clausulam 'Im-
perator dedicat Saturnii versus desinere rectius existi-
mentur: quando etiam in carmlne fratrum Arvalium plenos
Saturnios breviores quidam ordines et antecedunt et sub-
sequuntur.
Ceterum in verbis Mummianis notabile est paene nihil,
in litteris nec pauca nec levia. Nisi quod CORINTO DE-
LETO utrum neutro an masculino genere dictum sit, am-
biguuni est. Nam hoc quidem nianare e Graecorum imita-
tioue potuit, quos etiam tov K6piv0ov dixisse etsi non tam
certo, quam Straboni VIII p. 378 visum est, Homericum illud
dcpveiov T€ K6piv0ov evincit, ac ne kXcitoio KopivGou quidem
in oraculo Herodoti V, 92 (quando etiam kXutoc 'iTTTTobd^eia
et kXutoc 'A)i(piTpiTTi est apud Homerum et in Theogonia
kXutoc 'QKeavivTi), multo autem minus Dionysius Antiq. IV, 20
probat, ubi repositum a Reiskio ttic eubaijuovoc KopivOou Chi-
siaiius et Vrbinas firmant, tamen et Polybii codices fidem
IV faciunt commemorati Schweighaeuseri in IV, G7 annotatione,
*) Videri potest otiam in Fabrettiana p. 122, 23 (Or. 4740) a prosa
oratione HK*. EST • SEPVLTA • PACILIA • SOSPITA • PIA • PROBA
tranBiri ad sat bouos senarios '"Bonis probata summa quae uixit
fide' e. q. s. , nisi tamen illum titulum veri similius ait metro totum
pcr8crii»tura esse versiculis ab initio duriusculis :
Ilic est sepulta Pacilia Sospita, pia,
Proba, boniH probata summa quae uixit fide.
Qui bene cognorunt, cognitam bene cxistumant.
llaue ot uale: quae optas, eueuiant tibi et tuis.
TITVLV8 MVMMIANV8. 87
et extra dubitationem ponit versiculus ille eubai^uiv 6 Kopiv-
0OC, i^ b' cTnv T€V€dTT]C (vel rcvcdTnc), a Strabone p. 380
proditus et Stephano Byzantio v. r€V€a et Zenobio III, 96
cum Arsenio p. 244, Suida v. €ubaiMUJV Eustathioque in II.
p. 301, 39. Sed e Latinis qui hufic Ahydumf Epidammun^ Ein-
daurum, Saguntum^ Tarentum dixerit, ignoro: contra ad ho-
niin similitudinem, quae sunt hair Sof/untus et hoc Safftmtum,
haec Tarentits et /loc Tarentum, qualia habes apud Vossiuni
de anal. I, 12, Drakenborchium in Silii XVII, 329 eundemque
in Livii 1. XXI epit. et cap. 21, intellego potuisHC etiam Itaec
Corhithus et hoc Corinthum declinari.
Ad litteras ut transeam, quod orthographicum genus
appellitant nomine parum apposito ad rem, et * memorabilis
et utilis praeter alios titulus Mummianns est propterea, quod,
nisi ipsa cum lapidis tum litterarum species fidem faciat ar-
chetypum esse nec instauratum tantum, vix quicquam sit cur
non anno circiter quadragesimo potius quam octavo saeculi
septimi tribuas.*) Non loquor de vocalium longarum gemi-
Datione, quae ne fuit quidem remotissimi aevi, sed gramma-
ticomm ut puto tunc efflorcHcentibus studiis septimo demum
saeculo inventa est, nec prius illa quam in tabulis Uantina
et Genuati apparens nec ullo tempore constans. Verum duo
genera sunt, in quibus cum ipso initio septimi saeculi fluc-
tuarit Bcriptura, non antiquiorem potius quam recentiorem
coDsuetudinem lapis Vaticanus participct: tria alia, in qui-
bus ille recentioris usus exempla omnium antiquissima prae-
beai Quae ita paucis perstringam, ut nuramos tamen in
praesens praetermittam. Ac primum quidem simplices pro
geminatis consonantibus ille habet nullas, sed MVMMI v. 1,
BELLO V. 7. Quam geminationera**), repetendam eam, si
grammaticis credimus, a Q. Ennii auctoritate atque exemplo,
com vel SC. de Bacanalibus prorsus ignoret, haud scio an
*) [Annonun 608 et 620 finibus titulum Mnmmianum Ritachelius
iDcIaBit, sed ad hnne etiam propius (luam ad illum admovit Musei
Rhen. t. IX adnotatione ad p. 3 (infra n. VII). C. W.J
**) [Videas qnae de hac conBonantinm geminatione exposuit Rit-
Kheliiu Monnm. epigr. tr. (infra n. V) p. V Bq. et exempla collecta in
P. L. M. E. tab. LX A~ H. C. W.J
88 TITVLVS MVMMIANVS.
non satis fidei INNAD illud (pro quo INAD est apud Gru-
terum) habeat in Reinesiana VI, 99 [C. I. L. I n. 530*, VI,
1 n. 1281] anni ut apparet 540, quamvis Manutii' auctori-
tate stabilitum a Th. Mdmmseno Diar. Inst. arch. a. 1846
p. 47 sq. Quod ubi missum feeeris, antiquissima sunt ESSENT
et TERRA in P. Scipionis elogio anni circiter 580 (Or. 5.^8
[C. I. L. I n. 33; P. L. M. E. tab. XXXIX F]), tametsi in
eodera non magis geminantur GESISTEI LICVISET SV-
PERASES, quam in Goriana Inscr. Etr. II p. 234 GRACVS
[cf. infra p. V (90)1: paullo autem post et ANNOS et [P]AVL-
LA HISPALLI habes in eis tituHs Scipionum (Or. 556. 557.
551 [C. L L. I n. 35. 36. 39; P. L. M. E. tab. XLfi^. Hah,
XXXVII C]) qui exeunti saeculo tribuendi sunt. Eodem amio
608 simul et MVMMIVS et MVMIVS scriptum esse infra
apparebit: quo minus mirum est lOVSIT et IVSIT posita
reperiri in annorum 613 et 619 inscriptionibus Musei Estensis
p. 29 [C. L L. I n. 547; P. L. M. E. tab. LVIII ^] etVero-
nensis p. 108, 1 [C. I. L. I n. 549; P. L. M. E. tab. LV Bl
circaque idem tempus et POSIDET et ANNOS in elogio L
Scipionis Cn. f. Cn. n. (Or. 555 [C. I. L. I n. 34; P. L. M. E.
tab. XLI IC\)j aliquanto autem post (sic enim statuendum
de tempore) in patris Hispani epigrammate (Or. 554 [C. I. L
I n. 38; VI, 1 n. 1293; P. L. M. E. tab. XLII L]) ACCVxMV-
LAVI. Eademque inconstantia summa in Bantina tabula et
Genuati apparet, post quas demum haud paullo frequentior
geminatio fit in lege agraria anni 643 quam Thoriam voci-
tant, inque lege repetundarum quae creditur Servilia esse:
primas autem inscriptiones, quae geminationem numquam
omittant, invenio Campanas inde ab anno 646 esse apuil
Orellium 2487, Gudiura p. 20, 1 Borghesiumque in Furlanetti
Museo Estensi p. 15 sqq. [C. T. L. I n. 563 sqq.; P. L. M. E.
tab. LXIII. LXIV A — F] cum supparis aetatis aliis ut anui
660 lege j)agi Herculanei, Scto de Tiburtibus, lege Cornelia
de XX quaestoribus. Quamquam vel post harum aetatem iiou
V dosunt singularia quaediim contrarii generis, velut a. 001
incisum est TVLI • in inscriptione a Cavedonio pubhVata
Diar. Inst. a. 1845 p. 1()2 [C. I. L. I n. 59i); P. L. M. E.
tab. LXXXVI yl], quod a provinciae longinquitate excusavit
TITVLVS MVMMIANV8. 89
Henzenus in Annal. Inst. a. 1846 p. 254: item a. 096 SV-
RVPVERIT in Furfensi Or. 2488 [C. I. L. I n. 603; P. L.
M.E. tab. LXXXIIJ, vel in tessera gladiatoria a. 698 PETILI
n. 2561 Or. fC. I. L. I n. 731] similiaque in lege lulia mu-
nicipali aliquotiens. — Alterum quod pro Mummii aetate
non exspectes^ HANC est pro HANCE*) v. 8, quamquam
HASCE habes v. 5. Regnat enim forma bisyllaba sola in
SC.deBacanalibus(HAICE HO(^E),in tabula Bantina (HACE
HANCE HOICE), in Genuati (HISCE FINIS), in lege repe-
tundarum (HOIVSCE HEISCE HANCE, HACE autem tam
crebris exemplis ut semel editum HAC fidem non habeat),
in lapidibus Campanis (HEISCE). Prima est Poliana in-
scriptio anni 654 n. 3308 Or. fC. I. L. I n. 551; P. L. M. E.
tab. LI2>], in qua et HINCE et simul HEIC le^^atur: qua
posterior aetas bisyllabas formas prorsus ignorat, adeo ut
decurtatis sine ulla exceptione iani leges Comelia de XX
quaesi et Antonia de Termesibus utantur, item anni 676 Pom-
peiana (HEIC) apud Gelliura Pomp. I p. 31 (C. I. L. I n. 5JH);
IV n. 1842; P. L. M. E. tab.XVII 22]. Quo magis mirari licet
non tantum HOC-SAXSVM incisum esse L. Scipionis Cn. f.
Cn. n. sepulcro circa a. 615 et HOC • PRO in Reatina Or. 1862
[C. I. L. I n. 542], in quibus breviorem formam exigebat
numerorum ratio, sed etiam ante vocales HANC AEDEM
integroque ante hanc saeculo HONC OINO in eo Scipionum
titulo qui est omnium antiquiasimus**) (Or. 552 [C. I. L. I
n. 32; Vl,* 1 n. 1287; P. L. M. E. tab. XXXVIII IJ\), anti-
quior ipsius Barbati patris titulo (Or. 550 |C. I. L. I n. 21). 30;
VI, 1 n. 1284. 1285; P. L. M. E. tab. XXXVII A li\), ubi
nihil vetabat HANCE et HONCE scribi. Quocirca, cum de
^ammatieorum aliqua doctrina propter aetatem Scti de Bac.
cogitari nequeat, haud scio an aliquid in hoc g(Miere iam ilHs
temporibus carminum et legum divorsitati datum sit. * —
Tertium in aspiratioue consonantium***) cernitur, quae cuui
neglecta sit in CORINTO v. 3, omnium primum a)>parot in
*) [Cf. Mon. epig. tr. (infra n. V) i» 1(5. C. W.]
♦*) IVido Musci lUien. t. IX p. 1 Bqq. (infra n. VII). C. W.J
) [Cf. Mon. epig. tr. (infra n. V) p. 27. C. W. |
90 TITVLVS MVMMi^NVS.
TKIVMPHANS v. 5. Antiquiora habes BACANALIA in
senatus consulto, ANTIOCO in sepulcro L. Scipionis L. Asia-
tici f. (556 Or. [C. I. L. I n. 35; P. L. M. E. tab. XL G]\
GRACVS in titulo >. s. [C. I. L. I e%. XXXIJ anni aut
577 aut 591*): prinium post Mummium aspirationis exem-
plum lex agraria offert in COIIINTHIORVM, quamquam et
ibidem CARTAGO legitur et huic proxima aetas additae h
litterae exemplum nullum offert, omissae haec ANTRACIVS
in Campana anni G46 apud Orellium 248 [C. I. L. I n. 5(55;
P. L. M. E. tab. LXHI .4), BRACIO in lege repetundarum,
CALCIDICVM in Campana anni 655 apud Gudium p. 73, 6
|C. L L. I n. 569; P. L. M. E. tab. LXIIfi)]. Mixto ex
aequa parte utroque genere non aspirata sunt anno 660 in
lege pagi Herculanei [C. L L. I n. 571; P. L. M. E. tab. LXV]
TEATRO DIOPANT • ANTIOCVS, aspirata AGATHOCLES
EVPHEMIO PHILEM-: similique inconstantia DIPILVS anno
676 scribitur in Pompeiana s. s., GRACCVS a. 678 vel 679
iu Fanensi Or. n. 570 [C. I. L. I n. 583 J, sed a. 681 PHILO-
DAMVS in Fabrettiana I, 195 apud ' Muratorium p. 291,3:
item in lege Antonia anni 682 promiscue THERMENSEtf
atque TERMENSES et MITRIDATIS, circaque idem tempus
PILARGYRVS iu Grut. p. 334, 5 [C. I. L. I n. 721]: sed
constantius inde ab exeunte demum saeculo ELEVTHERVS
miLippo PHILODAMVS PAMPHILVS apud Fabr. I, 19^
Orell. 2561. 2562 6, Fabr. I, 199 [C. L L. I n. 730. 731. 733.
736], ipsumque TRIVMPHAL. in Mariniana Arval. p. 643 a
*) [Cf. P. L. M. E. Eiiarr. p. 48 ad tab. LIV B: 'titulum Arreti-
num cum ad Ti. Sempronium P. f. Gracchum consulem aut a. 577 aut
591 referebam de titulo Mumm. p. IV. V, deceptus sum Gorii negle-
gentia vitiosissime et SEPKUNIVS et GRACVS edentis Inscr. Etrusc.
t. II p. 234, id quod Henzeno quoque fraudi fuit Annal. Inflt. Rom.
a.*1855 p. 84: nam non sEMPUONlVS tantum, sed GRACCVS qaoque,
ut iam Musei Rhen. t. XIV [infra n. XI VJ p. 288 dixi, in attrito ibi lapide
exstitisse manifestum est. Sed vel septimo saeculo recentiorem ipsiiw
jrcnus scripturae prodit : uec posse dubitari Brunnius me certiorem fecit
quin principium intueamur talis elogii qualia multa imperatorum afta?
vidit, ex parte in tabula nostra XCVl repraeseutata eaqnc ipsa Arretio
petita. Ac reapse evanuisse tautum versus inferiores prorsuB corrosi »at
jacvigati lapidis idem Brunnius testatus est.' C. W.]
TITVLV8 MVMMIANV8. 91
anui qoidem 720. — Quarto loco admirationem movet
V pro 0 vocalis in HERCVLIS v. 9. Nam etsi in declina-
tione quidem OS et OM terminatio ultra initium saeculi sexti^
si ab uno SENATVOS genetivo recesseris, non duravit (ut
proreus singulare sit ANTIOCO pro Antiorhum in L. Scipio-
nis, quaestoris anno 588, sepulcro), tamen in ceteris longc diu-
tius vetustior 0 sonus mansit. Nec id in illud tantum genus
cadit quod ad ipsam stirpem vocabulorum pertinet, velut*j
sola POPLVCVS et POPLICVS tabulae Bantina et Genuatis
norunt, POPLICVS et PVPLICVS et PVBLICVS «imul leges vi
(lemum i^aria et repetundarum; quamquam PVBLIO iam
fuerat in sepulcro P. Scipionis: vel NONTIARE scripturam
cam Scto de Bacan. lex repetund. participat, tametsi in hac
iam exstat CONSVLERE quod illic CONSOLERE**) erat, in
cademque et DETOLERIT et DETVLERIT scriptum est. In
ipsin autem derivativis syllabis quemadmodum HERCOLES
tormam, etiam a Prisciano I p. 554 testatam, titulus Soranus
j^crvat, ita TABOLA scriptura, quae constans est in Scto de
Bac, aere Bantino Genuatique, recentiori TABVLA non prius
quam in eisdem illis legibus agraria et repetundarum cessit,
sed ita tamen ut, cum in illa etiam TRIENTABVLE/5 lega-
tur, haec recentior [immo antiquior, cf. Monum. epigr. tr.
(iufra n. V) p. 9 et P. L. M. E. Enarr. p. 27. C. W.] promiscne
etiam TABOLA exhibeat antiquitatemque pariter servet in
COXCILIABOLEIS SORTICOLAS SINGOLOS. Eandem
SINGOLOS formam aes Genuense sociavit tamen cum VIN-
CVLEIS scriptura, plane ut Bantinum POPOLVS et POPV-
LV8 formas, quarum sola posterior in legibus agraria et
repetandarum regnat. E quibus omnibus facile existimabis
quam recte dicam Mummii lapidarium, cum HERCVLIS in-
cidebat, id genus occupasse quod a proximo sui exemplo aut
riginti aut maiore annorum intervallo distet: quando Banti-
num plebiscitum nec ante a. 625 nec post ()3G factum ense
com ex materia legis a Mommseno de dial. Ital. p. 15(>
effectum est tum ex ipso sermone sat certo intellegitur. ***)
*) [Cf. MoD. epigr. tr. (infra n. V) p. 9. C. W.]
«) fcf. ibid. p. 16. C. W.]
***) [Cf. quae dixit Ritachelias P. L. M. E. Enarr. p. 25: 'de aetatc^
02 TITVLVS MVAIMIANVS.
Ipsius autem HERCVLES forraae antiquissimum post Mum-
mianum excmplum nescio an illud sit quod Orelliana 152?^
|C. I. L. I n. 11 13J praestat HERCVLEI e. q. s.: id quod etiam
Henzenum sensisse video Musei phil. Rhen. n. t. V p. 73. —
Verum enim vero etiam graviori offensioni, quam adhuc com-
memorata omnia, in Mummiana inscriptione intellego quin-
tum genus quoddam esse; quod quidem ad M litteram spec-
tat pro N substitutam in IMPERIOQVE v. 2 et IMPERA-
TOR V. 10. Nam reliqua quae persecutus sum, cum aliquo
sane intervallo, sed eo tamen modico, a vetustioris usu coii-
suetudinis discreta siiit, hoc tam novum est ut, nisi certis-
sima fides esset Vaticani lapidis et antiquitas exploratissinia.
non paullum illinc dubitationis oriretur. Per sat longum enim
annorum spatium IN praepositionem saeculum septimum noo
mutavit ante P litteram, sed INPERIVM INPERARE IN-
PONERE INPROBVS INPROBARE, et si quae suntsimilia,
constantissime probavit in tabula Bantina, in legibus agraria
et repetundarum, pariterque in lege Puteolana anni 649, quan-
tumvis certum sit eam instauratam tantum haberi, item in
lege Antonia: modo ne tralaticiis quibusque harum leguui
exemph*s utare, sed in lectionis foutes et auctoritates inqui-
ras. Vt })rimum M litterae exemplum reppererim C-CAElI*
LIVSQF.METELLVSIMP in Vrsiniana anni 641 Fam.
R. p. 37 (Grut. p. 377, G [C. L L. I doij. XII; VI, 1 n. 127;^],
proximum Q ■ CAICILIO • C • F • METELLO • IMPERATORI
in titulo Apiani p. 404, 4 [C. I. L. I n. 595; P. L. M. E.
tab. LXX ^J, quem anno GG3 vere Borghesius tribuit aCa-
vedonio commemorjitus in Diar. Inst. a. 1846 p. 186. Quo
accedunt ex Orellianis n. 582 [I. N. n. 4986] et, si non e<t
ficticia, n. 584 [I. N. n. 320^'] C. IuUus Caesar IMP-, ex Orel-
liana n. 574 [C. I. L. I n. G15; P. L. M. E. tab. LXXXVU']
ineuntis saeculi octavi Pompvius IMP-, item IMPERIO ei
lege Rubria et fortasse alia finitima: unde ultimis dennini
liberae rcipublicae temporibus frequentari coeptam esse Wf-
moimmenti qnod signiticavi de tit. Mumm. p.VI et Miisei Rhen. i MH
p. 459 (supra p. 70), id nolim ita accipi ut, si e litteratnra et ser
mone iudicium liat, non conccdam posse illud aliquot annis recentiu-
e8se aere (Jenuensi (a. Gin).' C. W.]
TITVLVS MVMMIANV8. 93
scripturam intellegitur h. e. ferme centenario post L. Mum-
mrum annorum spatio. Nec conferri COMPROMESISE COM-
POSEIVERVNT COMPERIETVR et cognata possunt, cum
antiquior COM quam CON forma fuerit: ut propemodum pro-
piora inter se CON et IM quam IN et CON sint, multoque
reclius cum IMP • illud comparetur quod in Scto de Bac. et
COMVOVISE et COVENTIONID scriptum est, pro numquam vii
autem et tantumdem NVNQVAM in Scipionum titulo recen-
tissimo, TANTVNDEM in lege agraria.
Contra haec omnia unam tantum lapis Vaticanus certam
Dotam aetatis Mummianae ostendit, omissam in SIGNV y. 8
m litteram finalem, quamquam ibidem est AEDEM. Quam
detractionem , perfrequentem sane in antiquissimis quae ex*
stant monumentis, sed constantem ne in his quidem, non
invenio ultra septimi saeculi prima decennia progressam.
Xam CORNELIO et OINO et DVONORO OPTVMO et COR-
SICA ALERIAQVE VRBE et AEDE, sed simul LVCIOM
.SCIPIONE habes in L. Comelii, Barbati f. sepulcro: TAV-
RASIA CISAVNA SAMNIO, sed OMNE LOVCANAM in
ipsius Barbati: AETOLIA in anni 565 Tusculana Or. n. 562
[C. L L. I n. 534; P. L. M. E. tab. XLVII IJ^ LXIX E] : con-
tra magna diligentia addikim m in SC. de Bacanalibus ubique:
nirsus autem circa a. 580 in titulo P. Scipionis flaminis semel
neglectum in GREMIV, saepius additum in APICEM GLO-
MAM MAIORVM PROGNATVM: item promiscue in L. Sci-
pionis quaestoris titulo paullo post a. 588 REGEM ANTI-
OCO: postremo circa a. 615 in titulo L. Scipionis, Hispaui
praetoris f., MAGNA SAPIENTIA, sed simul et SAXSVM*;
et NVNQVAM. Post haec autem plena seriptura perstitit:
^oli enim sculptoris errori tribuendum essc quod in lege
agraria EXTRA • VRBEM • ROMA et SENTENTIA- DEI-
OTO et PEQVNIASC^RIPTVRAM. VECTIGALVE exstat,
iinc intellegitur quod contrario vitii genore in eandem irre-
P^ere IN • VRBEM • OPPIDO • VICO et EA POSSESIONEM
et PROPIOItEM . DIE: sirailiter atque in legem Puteolanam
semel EXTRA • PARLETE, item semel ADEAMAEDE in
*) [Cf. Mon. epigr. tr. (infra n. V) p. IC. C. W.J
94 TITVLVS MVMMIANVS.
dedicationis legeni vici Furfentis (Or. 2488 [C. L L. I n.
603; P. L. M. E. tab. LXXXIIJ) quantumvis a sermonis
antiquitate notabilem. Nec huc pertinet, quod plebeiae con-
suetudinis ea mutilatio quavis aetate fuit: quod genus dedita
opera olim tractabimus.
De verbis et litteris satis dixero*), ubi uno verbo de
figura L litterae monuero ad antiquitatis usum prope ac^e-
dente eo quod, etsi non est prorsus acuta, tamen ne rectum
quidem angulum habet, sed mediam speciem quandam: caius
rationis aliqua similitudo etiam ad E litteram pertinuit
Idque hoc memorabilius est, quod, cum pristinam figuram
solam tres Scipionum tituli antiquissimi servent, utrumque
genus iam quartus miscuit in ipso sarcophago Barbati.**)
*) [Conferas taiuen quae sciipsit Ritschelius P. L. M. E. Enarr.
p. 45: 'In singulis (praeter ea de quibus olim dixi explicatius) non
mirer si quis DVELLO potius exspectaverit quam BELLO, valde autem
singularem breviandi modum offendat in DVCT et CAPT. Praeterea in
DVCT antiquieuimum exemplum habes supra versum procluctae T lit
terae, cuius mentionem inieci Musei Rhen. t. XIV p. 486 sq. ^infra n
XIV>, alia exempla repraesentavi tab. LXX G^. LXXVIIIG^ U. LXXIX5.
LXXXVIII AB D, LXXXIX J. XC G. XCII A. XCIII F.' C. W.]
**) [Alia disputantem vide Ritschelium Musei Rhen. t. IX p. 1
adn. « (infra n. VII); adi praeterea eundem P. L. M. E. Enarr. p. 45,
ubi haec sunt: 'Ne cui fraudem L litterae figura faciat, speciem ilU
obliquitatis haud sane ambigue prae se ferens, sciendum est hic quidem
prorsus fallacem eam speciem propterea esse quod simillimam lapidaria?
etiam E litteram finxit constantissime: non alia id quidem causaa ni.M
arbitratu suo, cum illic simile atque in L discrimen antiquitas nullum
noverit. Eandem autem ratiocinatiocem recordandum erit in lapidcs
quobdam alios cadere, velut in tab. LIII B, item tab. LXXXI, item
tab. LXXXIX A. Quamquam etiam omissa E litterae comparatiooe
aliquid in hoc genere soli casui tribuendum esse tales tituli (quani-
quam numero pauci) documento sunt quales habes tab. LXIX B, LXX A.
LXXIIJ. LXXVIB. LXXXV1>. XCIIIA Quid, quod in pagi scito Her-
culaueo tab. LXV dumtaxat bis v. 9 et 10 tam certam vetustatis notam
oculis intueris ut de lapsu scalpri prorsus nequeas non cogitare. Aereas
tabulas in hac caussa omnes mitto, ut in ^uibus singularis incidendi
difficultas normam usitatam litterarum plurimarum plurimis exempli*
destituat, Verum e lapideis monumentis non mihi tempero quin maxime
memorabile hic adponam, quod est fastorum triumphalium fragmentuDi
ad annos 727, 732 pertinens, editum a Marinio in Actia fratr. Arral
T1TVLV8 MVMMIANVS. 95
In ipsis rebus unum est quod commentandi operam nos-
tram poscat Etenim permirum est^ cum de Uerculis atque
adeo de Herculis Victoris in urbe Roma templis multum a
miiltis quaesitum sit, a nemine tamen buic quaestioni super-
stitem L. Mummii titulum adbibitum esse, nec a Beckero
Euchirid. antiquit R. I p. 469 sq. 475 sqq. nec ab eius ad-
rersario Vrlice p. 90 sq. nec in Beckeri responso p. 60 sq.
Xolo singillatim perseqoi quae mihi ab his aut recte dispu-
tata aut secus videantur, sed paucis quid de rei summa ipse
sentiam significare. Ac duo tantum Herculis templa in foro
boario adque circum maximum et portam trigeminam fuisse
prorsus negandum esse contra Vrlicem video: ad Herculem
autem Victorem pertinuisse aram maximam circo adiacentem
uon magis Becktro concedo quam cum templo eam aram
eoniunctam fuisse. Non potuit, si templum babuit, de saceUo
tantum Herculis Solinus I, 10 loqui: nec templum Tacitus
Ann. XV; 41 dixit, sed magnam aram fanumqtie quae prae-
senii Herculi Arcas Euander sacraverat. Nec is deus Victar um-
quam appellatus est; sed Triumfhalis Hercules Plinio auctore
N. H. XXXIV, 7, 16, quod differt ab illo. Victoris autem
Hercolis duas Bomae aedes fuisse, unam ad portam irigemi- yui
naniy aUeram in foro boario, planissimo testimonio Macrobius
Sat. in, 6 confirmat, barum alteram a M. Octavio Herennio
quodam conditam esse addens Masurii Sabini auctoritate. £
quo efficitur alteram non aliam atque eam esse quam devicta
Achaia L. Mummius imperator atque triumphator deo sacra-
vit: qoam sane foro boario, non portae trigeminae eo pro-
babibos tribues, quo celebrior apud scriptores e.st Herculis
iu foro boario aedis. Quodsi in eodem foro boario Herculis
aedis FAMILIAN/ (sic enim proditum est) prope Pudicitiae
aacellum collocatur a Festo p. 242, 32, (juam rotiindam Li-
vius X, 23 appellat, aut haec Herculis Victoris non fuit et
tertia accedit praeter arae maximae saeellum praeterque
Pompei Magni aedem apud circum maximum semel a Plinio
XXXI V, 8, 57 commemoratam: atque ita locum habet pulcher-
P- 607 rab III e lapide bybliothecae Barberinae , aeri incisum io Pira-
w»u Pantis Capitolinia p. 46.' C. W.]
96 TITVLVS MVMMIANVS.
rima Scaligeri emendatio ATMILIANA reponentis: aut, si
forte incredibile non sit FAMILIANA e MVMMIANA cor-
ruptum esse, Herculis Victoris in foro boario conditam a L
Mummio aedem intellegatur rotundam fuisse. Nam certius
quicquam cum aliqua confidentia definiri posse nego.
Signum autem Herculis a Mummio dedicatum ex eis
artis operibus fuisse quae Corintho ille abstulisset, res ipsa
loquitur. Quibus eum non urbem tantum ornasse sed cir-
cumiacentia quoque oppida et Strabo testis est VIII p. 381:
cxebov be ti Kai tuiv SXXujv (iva0TiMaTUJV tiLv iv Tiu^ri tci
TiXeTcTa Kai apiCTa dvTeOGev dqpTxGai* Tivd be Kai ai kukXui ific
Tu))Lxr|C TToXeic ecxov, et in Sabinis reperta monumenta quae-
dam doeumento sunt. Quo et Reatinum epigramma per-
tinere videtur de quo mox dicetur, et in duabus statuarum
basibus*) Trebulae Mutuescae effossis iterata haec inscriptio:
L . MVMMIVS . COS
V I C 0
apud Fabrettum V, 293 p. 400 et Orellium n. 574 [C. I. L
I n. 543]. Huc accedit in agro Nursino repertum simile ^frag-
mentum' apud Muratorium p. 288, 1 [C. I. L. I n. 544]:
L. MVMIVS
COS . DED N
h. e. interprete Mommseno DED/^ ^ursinis: quod sane in
gravem fraudis suspiciouem veniret, nisi superimposita line-
ola posset ab Hyacintho Mannio Icto Ilomano adiecta esse,
a quo sibi missam inscriptionem Muratorius accepit. Sal
non solius tamen viciniae finibus L. Munimium muniticentiam
*) Siiper his batiibuB Fiibrettud bina inquit nigna elaboratissimu
imluatriae stetisse observavi, iam humi iacentia; quae oliin graecorum q^o-
rundam hcroum imagines jnae se tuli}:se puto, ut scalpturae eUjantia ti
paludamcnta n(ni liomanv tnore su])er (le.ctrum humerum, sal Graccamo'
super sinistrum fibuJa comprehensa demonstrant. Vtramque statuaw,
laceram quamvis, brachiis et cruribus abscissis ct capite deperdito, /''•
liaptista MicJiacUus Sanctac Victoriac Trebulanae Martyris AhffOf
mihique longa amicitia coniunctissimus J'Jmi)unti.ssimo D. Cardinali Car-
piyieo dono didit Ixomamque advchi curavit , quarum altera modo -V.
Aurelii Pii F., altera 1\ i^eptiniii Scveri pcrsonas gerunt. Aacrii?i
Fabretti verba ut, hae statuae num forte superstites eint, quaerant fi
velint archaeolo^a.
TITVLVS MVMMIANVS. . 97
suam circumscripsisse, quo ducerc Strabouis verba facilo
Tideantur^ nec exaggeratum esse quod Cicero de ofiiciis II,
22, 76 dixit Italiam omasse de praeda Corinthia, et urbem
lidiamqHe amnem refersisse in Comeliana; Oratoris 70, 232,
et tGtam replesse Italiam Aurelius Victor de yiris ill. 60, et
Frontinus Strat. IV, 3 nm Italiam solum sed etiam prouin'
mm (immo prouincias) tabulis statuisque exomasse^ id quidem
haad paullum fidei ex inscriptione Parmae reperta invenit,
poblicata a Michaele Lopez in Diar. Inst. a. 1844 p. 174*): ix
L . MVMMIVS
cos. p.p
h. e. interprete Raimundo Guarinio in eodem Diario a. 1845
p. 48 X. Mummius Cos. pop[ulo] rarmens[i].
Sed leyia haec sunt monumenta omnia prae Reatino sex
hexa^etris concluso, quod Muratorium potissimum secutus
post plurimos sic Orellius n. 1862 repetiit**):
SANCTE
DE DECVMA VICTOR TIBEI LVCIVS MVMIVS DONVM
MORIBVS ANTIQVEIS PRO VSVRA HOC DARE SE SE
VISVM ANIMO SVO PERFECIT. TVA PACE ROGANS TE
COOENDEI AC DISSOLVENDEI TV VT FACILIA PAXSEIS
PERFICIAS DECVMAM VT FACIAT VERAE RATIONIS
PROQVE HOC ATQVE ALIEIS DONIS DES DIGNA MERENTI.
*) [Nanc repraeBcntata in P. L. M. E. tab. LIV D; edita in C. I. L.
I n. 545. Cf. Mnsei Rhen. t. XIV (infra n. XIV) p. 288 sq. et Enarr.
p. 48: 'Parmensem cnm nondum mfhi yisum L. Mummio Achaico
triboisflem de tit. Mnmm. p. IX duce Guarinio, eundem Borghesio duco
longe alio spectare Henzenus me edocuit Orell. t III, 5349: de quo
iam Mns. Rhen. l. b. s. confessus aum.' C. W.]
**) [Vide nunc C. I. L. I n. 642; ceterum conferas quae de hoc
titalo dispntavit Ritschelius MuBei Rhen. t. VIII p. 491 adn et XIV
p. 398 adn. [— Opusc. II p. 638 adn. et ibid. p. 639 adD.J et P. L. M. E.
Enarr. p. 43, nbi haec Bcripsit: 'Quorum (hexametrorum qui scripti
foenuit in tabula votiya L. Mummii Achaici Roatini) nunc hanc spc-
ciem commendo:
D^ decnma uict6r tibei Lucius MumiuH donum
M6ribn8 ^ntiqueis pro usiira hoc, [914«^/] dare st^se
Vinim anim6 sno, p^rfecft: tua[m] pacc[m] rog&ns te
C6gendef difl86Iuendef, tu ut fucilia faxseis,
P^rfici&B decnmam lit faciat uera^ rati^nis,
Pr6qne hoc ktqne aliefs donfB des dfgna merdnti.
VB. KlTSCHKLtl OFVBCVLA IV. 7
98 TITVLVS MVMMIANVS.
Ante quem hi ediderant: omnium primus Petrus Marsus aimo
1483 in commentario Silii Italici ad 1. VIII, 332, Amantius
et Apianus Inscr. p. 143 a. 1534, Aldus Manutius Pauli f.
in Quaesitis per epistolas p. 111 a. 157G [iteratus in Sal-
lengeri Thes. I p. 776J idemque a. 1581 in commentario a<l
Cic. de officiis p. 104, Fulvius Vrsinus Famil. Rom. p. 289
sq. a. 1577, Georgius Fabricius in Antiquitatum editione
Basileensi anni 1587 p. 161, lustus Lipsius Auctarii ad
Smetii inscr. p. 32 a. 1588, losephus Scaliger in Catalectis
p. 222 ed. Lindenbr., Petrus Pithoeus Epigrammatum p. 4
et iterum p. 615 ed. Lugdun., lacobus Boissardus Antiq. Rom.
t. V p. 75, lanus Gruterus p. 96, 7, Pompeius Angelothis in
Descriptione urbis Reate a. 1635 edita, latine conversa ab
Havercampio in Graevii Burmannique Thesauro antiq. et hist.
Ital. t. Vin part. III p. 43, lo. Bapt. Ferretius Mus. kpidar.
p. 36, L. A. Muratorius p. 96, 1, Petrus Burmannus Antho-
logiae I, 34 p. 17, [quibus post Orellium accessere] Ludo-
vicus Schenardius in ^Antiche lapidi BeaHnCj liicti 1829^ p. T.
Meyerus Anthol. lat. n. 591. Ex his editoribus et Vrsinus
olim et nuper Schenardius expressit Aldum, Vrsinum Lipsius,
Lipsium Pithoeus posteriore loco, Apianum Fabricius, Scali-
gerum Pithoeus priore loco, Burmannus et turpissimo insti-
tuto Boissardus, Apianum et Vrsinum praeter futtilissimas
schedas Gruterus, partim Boissardum partim Gruterum Fer-
retius. Ipsi autem inscriptionem viderunt Pomponius Laetus,
cui Marsus et Apianus acceptam referunt: Marianus Victorius
episcopus Reatinus, mortuus a. 1572, edito Hieronymo spec- j
tatus, in cuius commentario ms. \le ant. Beat/ Mommsenus I
Romae indagavit: Aldus Manutius ut videtur, nisi is forte ,
exemplum ab alio exscriptum habuit: Pompeius Angelottus
Ictus Romanus, sed natus Reate: Laurentius Matthaeus Kea-
tiuus, natus a. 1622, mortuus a. 1705, in cuius libro ms. 7"
Vbi duce coramuni cousuetudine, qua ne Ennius quidem ee abjstiDUit,
in unam ayllabam coartatae v. 5 SVO et TVAm formae (nihil ut de
dactylico FACILIA vocabulo dicam) prorBus conferendae sunt cuin
SOVEIS monosyllabo, de quo Mon. epigr. tr. p. 35 explicavi: qaod genii*
etiam ad clegiacos versus tituli Comeliani (tab. XLII /.) pertinuit, ow
pari mensura positum MIEIS • MORIRVS habes.' C. W.]
T1TVLV8 MVMMIANV8. 99
patria venduxUa dalP ingiurie del tempo* repperit Schenardius,
nihil tamen inde expromens: quibus testis oculatus sextus
merito is accedit, unde in Pighiana collectanea transiit.*)
Schedis pnieterea mss., in quibus exstabat^ Gruterus usus est
et Pighianis et, de quibus nuper Mommsenus exposuit Act.
societ Saxon. a. 1850 p. 294^ Metellanis cardinalis Carpensis :
Ambrosianis Moratorius, sed cui praeterea cum ^aliorum com-
plarium' schedae tum exemplum ab Antonio Antinorio cive
Aqoilano transmissum praesto fuerint: et Pighianis et e
Moroni codice ductis Heinsianis Burmannus. Praetermissis
igitnr quorum nullus usus, reliquorum discrepantem ab Orel-
liano exemplo scripturam infra posui una cum Stephani Pighii
lectione integra e Leidensibus codicibus n. 151 et 152 (qui x
non differunt inter se) meum in usum excerpta Eugenii
Mehleri beneficio, e Berolinensi quodam (non eo quem biblio-
theca Begia servat) in Mommseni usum ab lulio Fried-
Uendero.
1 8ANCTE Vict Ald. Ang. Mur. ' SANCTE' (non
8ANTE) Pigh. 8ANCT0 FIDIO SENI PATRI Api. SANCO SEMI-
PATRI Boi««. cum Scal. SANCO. FIDIO. SEMOPATRI Grut Pror-
sut om. Mart. 2 TIBIEI Api. tihi Vict, Boiss. cum Scal.
LVCIV BoiM. cum Scal. MVNIV8 Api. Ald. Mnr. Pigh.
MVINVS Ang. MamiuB^ Bed 8up. scr. Munius^ Vict mtimiW Man.
MVMMIV Boiss. cam Scal. MVMIVS Grut Murius Ueins., 'alii'
apud Mur. DOMI Heinfl. DONVM. DAT Ald. posteriore loco solo
8 aniiqui$ Vict PRO VSVRA HAC Ang. HOC PRO
V8VRA BoiM. cum Scal. SESE (pro SK SE) Vict. Ald. Ang.
Pigh., BoiM. com Scal. SEMPER Grut. 4 IVSSVM Api.
SVO] 80 Boiflt. cum Scal. TVA. PACE] SA PACE Boiss. cum
ScaL TVA. OPE Grut ROGA NTE Boiss. (non Pigh.)
5 COGENDEI DISSOLVENDEI Vict Ald. Grut Ang. Pigh. Co^
gendi dissoluendei Heins. (non Pigh.) COLENDEI DISSOLVENDKI
Api. eogenda dissoluettdei Mars. Cogendo dissoJuetuIei Scal.: CO-
L
GENDO DISSOVENDEI Boia». COGENDEL AC. DliSSOLVENDEI
Mur. TV VT FACILIA cum ceteris etiam Vict. Pigh. Heina.
VT FELICIA Boias. cum Scal, FAXKIS Mars. Vict Ang. Pigh.
FAXIS Boiss. com Scal. 6 PKKFICIASQ. Grut 7 PROQ.
ApL Pigh. propter Man. Scal. PROPTET (non PROPE ET) Boisa.
*) [Aliter postea Ritschelius indic^vit, cum omnem huius tituli
fiotitiam inniti imico ezemplo Musei Rhen. t XIVI. 8. s. scripsit. C. W.]
7*
100 TITVLVS MVMMIANVS.
ACQVE Ald. ADQVE Grut, ALIAIS Api. aliis Vict.
doneis Mars. Scal. BoiHs. DIGNA] cuticia Mars. ScaL Boiss.
SIGNA 'aliae schcdae' Mur. ROGANTI Boiss. cum Scal.
Vides ab uiiius Marsi lectione Scaligerum profectum
emendandi libertate ea usum esse, qua potuit qui non in-
scriptiones ederet sed coUigeret poemata. Sed hunc quod
ita Boissardus secutus est quasi ipsius lapidis speciem imi-
taretur, pessimae fidei exemplum indignissimum edidit. Quem
etiam luculentius doli mali hoc convincit^ quod Reatino titulo
in eadem tabula tamquam in marmore exstans inlustre illud
epigramma Ardeatinum sociavit a Plinio proditum (ad cuius
emendationem felicissimam nuperrime Carolum Lachmannum
et Theodorum Bergkium mira religione 'GpMn^ €uX6yujc Euv-
rifctT^v): pari illud quidem fraude atque qua ex Plinianis et
Gellianis verbis tituli conficti sunt (Jruterianus p. 377, 4 et
Reinesianus VI, 106. Ac longius progressus in fallendo Bois-
sardus In hortis Jiilii III Font Max supra scripsit: naui
lulius III cum pontifex maximus ab anno 1550 ad IfxV)
fuerit, planissime mendacium eo arguitur quod in ipsa urbe
Reate superstes saeculo XVII monumentum noii Angelottus
tantum vidit, qui ^uisitur inquit ctimn antiquus lajns in Monk
lHetatis\ sed idem etiam Laurentii Matthaei aetate exstabat
teste Schenardio, qui ipse ^ora ait invano si dcsidera si M
tnonumento dantichitd pcrit^ fra lc mani dignorante scalpdUno".
Quamquam ubi tandem exstiterit, non prorsus constans lue-
moria est. Nam Marsus quidem, de triplici Sabinorum, Rea-
tinorum potissimum, dei cognomine Sancfus (vel Sanriis potiujj'
Fidius et Scmipatcr ( vel Semo pater) agens duce Ovidio Fast
VI, 213 ^lteate inquit in porticu cuiusdam teynpli in hp^f^
marmoreo de eodem deo sic tale est inscriptum ejjifframma:
quod Fomponius praeceptor meus anfiquitafis studiosissimus d
latinarum Jifterarum vel maximum decus atque delitiac liomaui
aftulit: interfuitque eum iHud marmor effoderetnr.^ A quo non
discrepat Apianus : ^Rcafae in porticu diuae uirffinis sciii>
Fonfificalis Quod repcrfum a patre Fompmiio primum lecim
cst et explanatum.'^ Manutius autem [de condita ab Hercu-
lis comite Reatina urbe verba faciens] id conflrmat ijiquit
twtus inscriptio quae csf in fcmplo I). Mariac [sequitnr <Tni-
TITVLV8 MVMMIANV8. 101
teriana p. 315, (>] et hi versus qtii mnt in eitisdem urbis faro.*
Atque foro etiam Marianus Victorius tribuit sic referens ac-
curato testimonio: ^cemitur ad hoc usque aeui Ileate pontifi-
cio m foro, quod a deluhro D. Mariae nuncupatur, amhcbus xi
semicirculis cum primum superiorum incuria diuisi cssent aetate
nostra iterum in unum compositis. leguntur hac quoque tcm-
pestate nostra in co sex carmina prisco ac ohsolcto scri-
bendi moreJ Rursus pari atc^ue ex parte adeo maiore dili-
gentia in Pigfaianis schedis sic narratur: ^prope Quintilianum
uiculum non procul a lieate mediis campis murus uetustus
conspicitur, fomicibus et cryptis superstructus in quo loco uas
marmoreum dicitur inuentum quod exstat ante fores cathedralis
eccksiae; insctdptae sunt fyurae uarii habittis choreas ducentes
scalamque quandam conscendmtes. quidam illic mulieris habitu
dauam manu tenens sed uix, prae nimia uetustate attrituSj
agnoscitur, Hercules putatur cui decuma bonorum omnium
umifhatur* A qua memoria in quibus porsimilis Gruteri
deHcriptio differt, ea pariter deberi Metelli schedis necesse
est atque verborum scripturam ab Apiano, Vrsino, Bois-
sardo non acceptam. Est autem illa baec: ^Ueate ante ftres
mmmi templi, in capite pilae marmoreae, quae plena est uiro-
rum uarii habitus choreas duccntium et asccndcrc conantium.
(piidam interim illic mulicbri ucstitu manu clauam tmet.^*)
Qualis autem cumquc haec discrepantia est, tantum ex
perscriptis adhuc testimoniis satis apparere puto, fide pror-
8U8 destitui praemissa apud Apianum nomina SANCTO
FIDIO SENI PATRI, paullulum deinceps immutata ab aliis,
*) NoD aatem ad hoc monumentura , Bcd ad Reatinum titulum
Gratcri p. 96, 8 nnllo intervallo ante commemoratum Muratorii vorba
spectant: ^Neque omittendum cxhiheri ab eodem Pyrrho Ligorio basim
huiiu inscriptionis , in qua uisitur ordo hominum sacri/lcaniium, ocio
Mu$ae circumgtant. Hercules muliebri habitu chorum ^touenarium im-
pld, Ua ut Hereules Musagtte» uidentur.* Atque Un ms. Ligor.* in-
venerat eundem Utulum, qni (SANC<J DEOJ PATRI REATINO factuB
cet^ etiam Gudius tcHte Grutcro. Ncc a 'uaj^e marmoreo* vol 'pila
win^orea^ non differt 'bash^, Quamquam fatendum e^i in MuBarum
<*Tim Hercule Musageta cbomm (scd Kinc Hacrifirantium ordinc) non
^iKonvenire Pigbianani descriptionera. Qnale monumentum nura forto
bodie exHet, non inntiliter quaerere arcbaeologi poterunU
102 TITVLVS MVMMIANVS.
primum quidem in haec SANGTO FIDIO SABI PATRl a
Fabricio. (Juae e sola Pomponii explanatione manasse cer-
tum est, partim Ovidianis yersibus superstructa , partim eis
iuscriptionibus in quibus illius dei Reatini reapse mentio
fieret, ut apud Gruterum p. 96, 5, quae emendatior exstat
in Descriptione urbis Komae III, 3 p. 565 [C. I. L. VI, 1
u. 567J, SIMONI . SANGO • DEO • FIDIO, et p. 96, 6 [C. I.
L. VI, 1 n. 568J SANCTO- SANCO SEMONTDEOFIDIO:
nam Gruterianae p. 96, 8 SANCO • DEO nomina a Ligorio
demum afficta esse etiam Mommsenus auctor est Stud. Osc.
append. p. 57, Aquilanam autem SABO • SEMONI.PATRI
exhibentem subditiciam esse idem intellexit de dial. Ital.
p. 357 [I. N. n. 897*J. Nihil nisi unum SANCTE nomen in
Keatino lapide Victorius, Aldus, Angelottus legerunt, lectum
invenit Muratorius: quibus omnibus diligentior is, cui sua
Pighius debet, tale initium pinxit:
m//J/M7//^ SANCTE
DE DECVMA VICTOR TIBEI LVCIVS MVNIVS DONVM
quo significavit certe, quod testari Pighium Gruterus dicit,
Utteras attritas in fronte, Eo autem in loco quod olim ex-
stitisse putemus, in promptu est simplicissiraum omnium
HERCVLES . SANCTE
uam non esse priscae aetatis Hercuh formam, quam Maffei
titulus exhibet Mus. Veron. p. 248, 9 [C. L L. III, 1 n. 1563]:
HERCVLE
TIBI
V . S
XII siguificavi Proleg. in Plauti Trin. p. LXXXVII sq. Crebrum
autem praemissi vocativi usum ipsi Herculi dedicati tituli
monstrant, ut in epigrammate Viscontii supra tractato, et
senariis versibus apud Orellium n. 1534 [C. I. L. VI, 1 n. 319):
Argiue uictor Hercules, donum hoc tibi
Vrbanus praetor Veldumnimius Iiinius:
elegiacisque n. 1533 [C. I. L. VI, 1 n. 316J :
Alcides, sacri generis decus, hoc tibi praetor
Et louis autistes dedico perpetuus:
et apud Gruterum p. 42, 7 his, correctis in Burmanni Anth.
I p. 720: Alcides, hominum uictor domitorque fera-
TITVLVS MVMMIANVM. 103
rum e. q. s. Nec infrequens eiusdem Herculis potissimum
cognomentum SANCTVS, ut Grut. p. 46, 7. 49, 1 (C. L Gr.
m p. 814), Gud. p. U, 6, Mur. p. 1084, 4. 19H3, 4.
Quodsi item locupletissimos auctores MVNIVS nomen,
uun MVMIVS, habet, tamen in hoc valde dubitari poNso
sentio, num forte illos oculi vel potius temporum iniuria cor-
rosus lapis oculos fefellerit, quo effectum est ut aliis MVKIVS,
MAMIVS aliis, plerisque MVNIVS apparere^videretur: pro
(|uo MVINVS apud Angelottum ponitum nescio an operarum
?itio debeatur. Non desunt quidem sive Mnnii sive Mnnnii
vel in lapidibus vel apud scriptoreH, Tacituni salteni ilist. IV,
18 sqq., quamquam ne bi quidem antiquioris aetatis sunt:
sed magisiratum qui e Munia gente obtinuerit, novimus
neminem. lam fatendum est sane in privatum hominem mi-
nime incongruenH omue argumeutum huius carminis esse,
mercatorem potissimum quales V^ertuleios novimus in titulo
Sorano, qui re bene gesta decumam Ilerculi profanatam pro
mira daret, ab eodemque precaretur ut pecuuiae e mercibus
venditis conficiendae recteque denumeraudae facultatem sibi
faceret, simulque, ne quid forte detrimenti e decumae dimen-
sione ipse caperet, iustam quaestus distributionem divino
Dumine adiuvaret. Nam hanc vim esse apgauli dissolucndi
Terborum, satis .multitudo exemplorum docet a Kuhnkenio in
Ter. Ueaut. I, 1, 94 Ernestioque in Clavi (/icer. congestorum:
((uvltatem auiem facerey pro quo antique dictum est facilia
facerCf ipse Cicero iunxit in Verrem II, 73, 171>.*) Sed de
tali tamen Lucio Munio mercatore quominus cogitemus, ununi
si qaid video impedit nictor nomen: quod, praes(*rtim sic
simphciter positum, a privati lucri notione prorsus exclusit
veterum consuetudo. Quodsi quis hanc viam patere animum
indacat, ut non cum L. 3Iunitis nominibus iungatur uictor,
se^ pro vocativo sit ad ipsum deum relato, hoc non una, sed
tripUci difficultate laborat. Nam primum parum commode
duos vocativos praemitti insequentibus versibus, tertium his
ipsis misceri apparet, pro quo exspectabas potiuH SANCTE
*) [Qiiae hic disputata stint retractavit Riuchelius in Musoi
Bhen. t VIII p. 491 adu. et t. XIV p. 398 sq. » OpuBC. II p. 638 sq.
adn. C. W.]
104 TITVLVS MVMMIANVS.
HERCVLES VICTOR supra scriptum. Deinde iiihil caussae
fuit cur non mercatorum patrono Herculi simpliciter, sed
Victori potissimum Herculi grates persolverentur ad com-
mercium et negotiationem solam pertinentes: nam dispar est
M. Octavii Herennii mercatoris apud Macrobium ratio, qui
Herculi Victori aedem et signum propterea sacrasse dicitur,
quod a pracdonibics circumventus fortissime repuffnavit et victor
recessit Herculi§ opera. Postremo ne fuere quidem in urbe
Reate Victoris Herculis sacra, quantum ex inscriptionibus
Reatinis intellegitur vel PATREM REATINVM testantibus
ut Gruteriana p. 96, 8 (quae in Manutii Orthographia anni
XIII 1566 frustra quaeritur) coll. cum Angelott. p. 43, Fabrett.
p. 30, Schenard. p. 1, vel HERCVLEM simpliciter ut Grai
p. 315, 6 coll. cum Manut. Quaes. per ep. p. 110, Angel.
p. 44, Schenard. p. 82 sq., vel lOVI MINERVAE FORTV-
NAE sociatum Schenardiana p. 12. Quae cum ita sint, aut
fallunt omnia aut belli ducem et imperatorem addita VICTOR
vox intellegi iubet, qualis nullus umquam Munius fuit: quam-
quam de nescio qua Parthica victoria Lucii Munii Ange
lottus somniat. Hinc igitur est quod e Pomponii ut apparet
coniectura lucius mximius Marsus prodidit, LVCIVS MVMIVS
in Metelli ut videtur schedis Gruterus repperit: quo prope
accedit Mamius una cuui Munius a Victorio prolatum e
lapide. Nam quam proclivi errore, si quando in antiquissima
illa scriptura dexterum fomur M litterae evanuerit, M pro N
habeatur, in propatulo est. (iuamquam etiam contrarium ac-
cidit, vehit, nisi fallor animi, in nobilissimo epigrammate L
Cornelii Scipionis Cn. f. Cn. n. haudquaquam dum persa-
nato.*) Cuius extremus versiculus cum talis esse tradatur:
NE • QVAIRATIS • HONORE , Q VEI • MINVS • SIT • MAND
adeso in quattuor litterarum ultimarum sede marmore, non-
dum vidi qui ex illo MANUa6/5 (sic enim supplerunt omoesi
uUo modo probabilem vel structuram vel sententiam efficeret.
•) [Nuiic edito C. I. L. l n. 34; VI, I n. 1289 et P. L. M. E. Ub.
XLI X.Ceterum conferas quae de hoc epigranimate disputavit Kit*chf*-
lius in Mu.sei Rhen. t. XIV (infra n. XIV) p. 405 adn. et inprooemio ind.
Bchol. aebtiv. Bonn. 1860, cuius argumeutum repetitum est in P. L. M. E.
Enarr. p. 34 sq. C. W.]
TITVLV8 MVMMIANV8. 105
Quapropter mihi aliud delitescere in illis litteraram reliquiis
Yisam est, hoc quidem NANC: qno eximiam conciDnitatem
sententiae nanciscimur:
Ne quairatiSy hon6re(5) - quei mintSs sit nanc^tis
h. e. quomodo factum sit ut honore» minus n^cisceretur:
qaippe qui XX annos natus mortem obierit. Arguta enim
oppositio haec fit: qui sine honoribus yixit^ non caruit honore:
id enim ipsum, honorem ei non defuisse^ superioribus versi-
bus dictum erat, qui non aliter atque sic accipiendi sunt:
Quoiei uita def^cit^ - ndn honds; hondre
Is hic sitUs: quei niinquam - uictus est uirtutei
(eam enim mensuram olim defendemus). Quem qui versuB
item lacer excipit ANNOS • GN ATVS • XX • 18 || L
DATVSy eum pravissimis supplementis tentarunt hatisis est
«anDATVS vel Laudibus est twawDATVS: quibus longe feli-
cior Ludovicus Lanzius Terreis est tminDATVS commendaus
ad ipsam tamen Teritatem non penetravit. Nam EIS sane
litterarum superiorem partem in lapide religiose meis preci-
bos ezaminato superstitem esse Henricus Brunnius meus
locoples testis est cum Henzeno^ sed duarum tantum litte-
raram intervallo a prima littera distantem: hanc autem
ipsam nullo modo vel T vel E fuisse, L mutilam posse esse:
a qua tamen ulium huc conyeniens vocabulum incipere nego.
Vna sola et omnibus littera restat quae praeter L in Pira-
nesi exemplum prorsus quadret^ quae est D, non qualis in
POSIDET exarata est, sed qualis in DEFECIT et DATVS.
Qua ascita suis ut puto numeris absolutum supplementum
hoc prodit DITEIST MANDATVS:
Annos gnatils uiginti-is Diteist mandatus
prorsus ut Nunc data sum Diti longum mansura per
aeam dictum est in distichis Beneventani lapidis a Momm-
seno publicatis in Diar. Inst. a. 1847 p. 24 et Gerhardi
Diar. archaeol. a. 1846 p. 334 [I. N. n. 1623].
Ad L. Mummium ut redeam, etsi concedendum est parum
dignos illius liberalitate dedicationisque opportunitate vcrsi-
colos esse, tamen quoniam simili nomine alius vwtor nullus
in promptu est, sic esse statuendum videtur, ut ad praedae
bellicae commode divendendae cogitationem cogendi dissol-
106 TITVLVS MVMMIANYS.
XIV tiendiqne verba referantur, decuinae auteiu (cuius parte tan-
tum aliqua hoc donum parabatur) ad ne7'am rationan plenam-
que mensuram exigendae auxilium divinum eo imploretur,
quod summae religioni haberetur aliqua voti parte deum vel
inconsulto •fraudari. Nec scitur quam vel liberalis ingenio
et artibus politus vel expers elegantiae fuerit, cui componendi
epigrammatis negotium mandaretur. Quamquam tam ille rudis
et paene dixerim cerritus esse non potuit ut, cum in rehquLs
satis bene opera ei processerit, haec tamen inter se constru-
cret: Mnmmius hoc dommi se dare suo animo uisum est, quo-
modo numquam quisquam mortalium locutus est. Ac vitii
monet ipse alter versus, cui aut ad plenam mensuram una
syllaba deest aut foedissimus hiatus insidet. Quo sic trans-
positis verbis hoc pro usura remoto et indulsit sibi Scaliger
quod in hoc genere minime licet, nec raagis consuluit sp-
taxi. Quapropter non esse dubium puto, quin qiiadratarii
imprudentia aliquid exciderit. Quod si qui forte tale fuisse
coniecerit: De decuma uirtor tihei Lucius Mumius donum
Morihus antiqu^is pro tisura hoc uolt dare sese, Visum aninw
suo perfccit: ut excusare possit uolt pro uoluit positum, tamen
tertio versu subiecerit quod quam maxime frigeat et prorsu'»
supervacaneum sit ad sententiam. Vide igitur num proba-
bilius et numeros et constructionem Mummiani poetae sic
redipiscamur: De decuma uictor tibei Lucios Mumius
donum Moribus antiqueis pro usura hoc, qnod dare
sese Visum animo suo, perfecit.
Sunimae autem offensioni praevideo versu quarto tu ut
facilia fore. Pro quibus a Scaligero eleganter i^eposita ut
fdicia verba quantumvis ad intellegendum expedita sint,
tamen illa potius reapse exstitisse in monumento tot testi-
bus credendum est. Quae si duplici ratione defendi potise
dixero, ut fidem aegre inveniam, inveniam tamen ut spero:
quamquam utra ratio praestet, non definiam. Aut enim syn-
copam patitur facilia et faclia pronuntiatum est: quod nolo
temere dicere videri eorum exemplo qui vel sibi vel boni>
scriptoribus nihil licentiae non licitum putare solent^ sed cum
certorum exemplorum comparatione tum ita ut et e plebeia
consuetudine repetam et prisco tantum aevo tribuam facilem
TITVLVS MVMMIANV8. 107
hexametrorum usum nondum habenti. Nec enim obliviscen-
doni est antiquissimum hoc esse in monumentis versuum
heroicorum exemplum: quando elegiacos in Cn. Scipionis
Uispani sepulcro versus oninia suadent ut aliquanto post
factos esse existimemus. Igitur etsi exemplis a Schneidero
gramm. lai I p. 170 sqq. et nuper a Lachmanno in Lucret.
p. 412 congestis alia eaque ez parte valde singularia addi
ex inscriptionibus possunt, ut TABLEIS TABLARIA AEDI-
CLAM SANDLABiyS IVGRA et apud Mommsenum de dial.
Ital. p. 282. 362 NVMSIVS OFDIVS, vel adeo e vulgari
linguae consuetudine, ut ManlitiS ex Manilius ortum, quamvis
fallaci specie diversum: tamen in uno nunc subsistam, quo
quid propius accedere ad trisyllabam facilia vocem dicam
non habeo: LICNIA pro LICINIA positum in inscriptione
vetusti columbarii apud Lupum Sever. martyr. p. 93 [C. I. L.
I n. 892; P. L. M. E. tab. XV, 17]. Altera autem via
haec est ut omnino non sit pro dactylo facilia, »ed pro vero
proceleusmatico. Novum sane narrare videbor, cum ali*
quando in duas breves solutam essc arsim dactylicam dixero.
Nam cum vulgo prorsus inter se discreta haec genera habe-
antur: liberius prosodiae numerorumque genus in versibus
trocbaicis, iambicis ceterisque scaenicis, et dactylici hexame-
tri eum novo prosodiae severioris genere a Q. Ennio invento:
praeter haec etiam mixtum ex his genus exstitit hexametro-
mm cum scaenica licentia prosodiaca coniunctorum, qualibusxv
antiquitus tamquam Pythia illa Itala usa est Fortuna, Prae-
nestina maxime, unde nomen sortes Ttaenestinae invenere.*)
Atque in his, quarum partem Orellius composuit n. 2485
(^ubi corrige Nilnc [tu] me rogitas, nunc cdnsulis:
tempus abit iam, et Laetus lubens pete: qu6d dabi-
tiir, gaud^bis semper), locum datum esse etiam arsis
solutioni, praeter alia quae longiorem disputationem requi-
runt^^, haec exempla documento sunt, quae purgata vitiis
apposui:
♦) [Vide nunc P. L. M. E. teb. II M — i^m n; C. I. L. 1 n. 1438
-1454. C. W.]
^) [Longiorem dispntationem vide in Musei Rhen. t. XIV p. 389
-418 (infra n. XIV). C. W.]
108 TITVLVS MVMMIANVS.
Iiibeo expectet: si faxitj gaudebit semper.*)
Postquam ceciderunt spes om^nes], consulis tiin me?
Sed ipsi Ennio, graecae severitatis inter Romanos auctori et
vindici acerrinio, cave talem licentiam tribuas cum Hermanno
Elem. doctr. metr. p. 347.**) Nam in Hedyphageticon qui-
dem (sic enim Florentinus) apud Apuleium de magia c. 30
p. 489 versibus, qui non peius a librariis quam ab editori'
bus habiti sunt, dubitari nequit quin cum aliis corruptus hic
sit: 3IelanuY\imj turdiim meruliimque umbramque
marinam. Quem nescio an vitio sic recte liberem ascito e
Mosella pisciculo:
Alburnum, turdum merulamque umbramque mariBam:
nisi forte aut turdum aut nicrnlam a sciolo adiectum est, vel
nierulam ex ipso melanurum ortum, hoc piscium genus ut
velut sic servetur:
Alburnum, turdum-, melanurum umbramque marinam
Minus etiam fidei alter versus Ennianus habet admisso pro-
celeusmatico sic propagari solitus: Cdpitihus ntitantis pin<ji
rectdsque cupressos. Quo versu Ennium Gellius XIII, 20 testa-
tus rectos cupressos dixisse confra receptum vocdbuli genn^-
his verbis pergit: contra ucro idem Ennius in Annaii (ho-
deuicesimo e. q. s., quo non ex Annalibus prius esse exem-
phim petitum significari videtur. Gravius est quod ne rep-
perit quidem capitihus nutantis apud Gellium scriptum eiu!»
compilator Nonius p. 195, sed capitihus nutantibus: id quoJ
etiam Guelferbytanus codex Gellii hqbot in margine. Vt his
ipsis verbis oxitum versus contineri appareat, qui cum pro-
ximi initio non incommode coibit, ubi unam voculam addi-
deris, velut ilms litteris absorptam ibiy hoc exemplo trochaico:
ciipitibus nutiintibus
Ibi pinos rectosque cupressos
Atque alibi quoque pro hexametris Enniana verba n«n dac-
tylica accepta sunt, ut apud Varronem de 1. lat. VH, 12 illa:
*) [Musci llben. 1. s. s. p. 414 llitschelius proposuit: Mubeo «t
itissei: si faxit, gaudebit semper.' C. W.]
**) [Cf Musei Khen. XIV (infra n. XIV) p. 407 sq. adn. C.W.]
TITVLV8 MVMMIANV8. . 109
(^is pater aut cogndlus uolet nos contra tuerij quae sic digero
iambicis nameris:
. . . quis nos pater aui cognatds uolet
Contra tueri?
caussa quidem atque ratione hac, quod istac aetate corripi
potuisse contra nego. Nain pro illo Enniano^ ut putant, apud
J^ervium in Aen. VIII, 361 Contra carinantis, pridem pro-
positum 'Ac contrd carinnns amplector hoc confidentius, quo
certius hanc verbi obsoleti mensuram et ratio firmat quam
nunc explicare longum est^ et alter versus t(^statur ab eodem
S*»rvio proditus . . . ncque me Mnc carindntilnis cdcrc churtis.
Non exaequatae autem cum pronuntiatione scripturao
exemplis, qualia supra tetigi, etiam monosyllaba v. 3 SVO
^t TVA addenda sont. Sed exaequandi periculum ctiam in ^^'
hoc genere factum est, et ab Ennio quidem, nisi mea me
coniectura fallit: quem cum consentaneum est tum ez ob-
scoratae memoriae vestigiis quibusdam intellegitur haud
paullum ipsi grammaticae stabiliendae emendandaeque et
staduisse et profuisse. Itaque in hanc partem hoc inter-
pretor, quod dativum casum Ennius SIS extulisse dicitur a
Festo p. 301, 19 hoc versu: Postquam lunnna sis orulis honus
Ancus rdiquit: cni propinqua sunt sos pro suos ibideni com-
memoratum et sam pro suam in Pauli epitome p. 47, 3.
( uius scriptnrae exemplnm TIS pro tuis lapis villae Alba-
nae IV, 139 (n. 4847 Or.) servavit: CVM- VITA-FVNCTVS •
IVNGAR • TIS . VMBRA • FKiVRIS. Sed eadem tamen pro-
nuntiandi contractio neglecta est scribendo in Scipionis Ili*
spani elogio:
Virtutes generis mieis moribus accumulaui,
pariterque in antiqnissimo apud Muratorium p. Gi)X, 1 (n.
2623 Or.) carmine*), ipsa adeo SOVEIS forma monosyllaba
insigni, quod sic esse scribendum arbitror:
*) [Vide nunc P. L. M. E. Ub. XLIX G; C. L L. I n. 1297. Cf. prac-
tfrea Mon. epigr. tr. (infra n. V) p. 16 adn. Knarr. tab. l. p. 43 HiUcbe-
lins haec scrlpsit: 'Quamquam non intercedam obHtinatiuH, hi qui ClovUii
^wi interpretari cnm Mommscno L U. N. 5882 malent. Scmol neglecta
108 TITVLVS ^' ^/i'>'VS.
Iiibeo exi)ec/c^: si ^ Jj.^ iieic, ei, situst mimus,
Pdstquam cec^' ^ -> soueis gaiidia nilges.
Sed ipsi Et * • .;^//^^lC!EI: « scripturam, non aspi-
vindiciac Vvi"'*^"- CLOVLei autem (prorsus ut
jjlem. f^ .l.*'''/iiiflimis) sive servus sive libertus dici
jg„j /^ . ' .^' ^^ xVec de simuis dubitandum quin habu
^ / " ' M''''"'^' nroductam, ut 7*05^is in oraculis Praene-
bi ': .^^^ "!^e0or^^'^''
. •'''^''^ /ncertiis de certo [fit], nisi caueas,
'n epigrammate Salernitano item satis vetusto
., /'''^'"'jl48, 17 Muratoriique p. 1743, 14 (n! 4838 Or.
l^' \ Q\i(is) huic tumuld posuit ardente lucernam,
QidT alia quaedam lOVEI in speculo Etrusco apud Ger-
lim tab. 147 [P. L. M. E. tab. I G; C. L L. I n. 50;
^ nominativum esse sociatum illi IVNO nomen docet.^
Vfljn ^^ litteris inveteratus error est idemque pemiciosissi
^s etiam brevem i vocalem anliqua aetate notari: cuius
jQi exerapla longo ex tempore tralaticia aut fidem non
jjabent aut contrariam in partem valent. Affertur e lege
agraria QVEIBVS, quod a Brissonio demum invectum nec
Sigonius nec Vrsinus nec Gruterus nec Goettlingius II,
37 norunt, sed aut QV aut Q tantum. Bis eadem QVEI-
BVS forma exstat sane in Reinesiana apud Orellium n.
4404: sed bac qui confidere animum induxerit, legat quaeso
Fabretti p. 672 sq. et narrationem et disputationem, ut
inUTpunctione HEICEI lapidarius sociavit imprudens, prorsufl ut in
F (i. e. Amiternino vel Aquilano Mommseni I. R. N. 5765, C. I. L. I d.
1287) DL pro discretis Dat huhcus. Non aspiratam ei interiectionem
libri mti. vetusti frequentant, Prosodiae asperitas prope accedit ad
illud gonus hexametrorum, quod in sortibus Latinis (tab. II M—(f
re^nare alibi demonstravi. ... Non excusabili licentia lapidis Amitemini
momorino Lachmannum iuludero a Mommseno commemoratum iwu
l. s. 9. vMon. epigr. tr.) p. 4 sentiebam.' C W.]
*") [Vido quae de hoo vorsu di^putavit Kitschelius Musei Rhen. t
XIV infni n. XIV^ p. ai>7 adu. C. W.;
•*^ Tro dativo lOVKI nomen habendum esse intellesit postmodura
Ivitjjoholius lahiiio auotoro in Mon. epigr. tr. ,iufra n. V. p. 35 ado. C W
TITVLV8 MVMMIANV8. 111
dolo malo suppletam intellegat et ab ipso falsario non
im tantum formam^ 'pro qua QYIBVS etiam Moratorius
u^statur p. 1773, 8, sed multo magis mirabilem VIVOVS
nominativum illatum sibi persuadeat. Porro SEINE editur
qaidem in lege de repetundis p. 63 exempli Klenziani, verum
in ea tabulae parte olim siye Parisina sive Bellofontanensi
(XIV Vrs.) nunc deperdita, quam post Vrsini apographum
nemo praeter levissimae indolis hominem Boissardum vidit:
quae ipsa pars alia habet quam maxime suspecta, velut
HAC pro HACE supra notatum. lure autem meritoque et
JSEIT Bcriptum est in lege vici Furfentis (n. 2488 Or. fb, 1. L.
I n. 603]) et in SC. de Bacan. P08EDEIT, plane ut REDI-
£IT in nostrae Vaticanae v. 4 et verborum perfecta ad unum
omnia. Nec TIBEI SIBEI dativos, qui iambum aequabant
antiqoituB ut IBEI VBEI NISEI^ nullo modo mirandum est
aliquamdiu eam scripturam servasse etiam post attenuari
coeptam in pyrrhichii modum pronuntiationem. Vnde recte
cum de primo versu Reatini lapidis iudicabitur, in quo est xvii
uictar tibei Lucius, tum de hoc in Scipionis Hispani titulo:
Maiorum optenui laudem ut sibei me esse creatum.*)
Satis expediisse singula videor, ut iam totius carminis
hanc speciem commendare liceat:
Hercules sancte,
De decuma uictor tibei Lucius Mumius donum
Moribus antiqueis pro usura hoc, quod dare sese
Visum animo suo, perfecit: tua pace rogans te,
Cogendei dissoluendei tu ut fsicilia faxseis,
Perficias decumam ut faciat uerae rationis,
Proque hoc adque alieis donis des digna merenti. •
Vbi adque ut scriberem, non Gruteri potius vel Metelli auc-
toritati dedi, quam buc accedenti Aldi testimonio ACQVE
prodentis. Nam quae praeterea e Metellana supellectile in
Gruteri exemplum transiere, merae sordes sunt, vix illa plu-
ris habenda quam e Boissardi commentis excerpta in ad-
notatione. Ab uno autem Muratorio additum v. 4 AC non
*) [Haec accoratias explanavit et retractavit Kit«cheliu8 in Musci
Biieii. t. VIII p. 487 aqq. — Opusc. 11 p. 632 «qq. C. W.]
112 TITVLVS MVMMIANVS.
debebat Orellius suscipere: prorsus enim omissa copula eam
antiquitatem decet, cuius speciem manifestam atque adeo in-
cultiorem rigorem cum numerorum asperitate tum sermonis
quadam inopia totus titulus prae se fert.
Corollarii loco, ut Mummiae gentis memoriam epigra-
phicam omn«m complectar, tribus verbis tituli Gruteriani
p. 1073, 7 mentionem iniciam, quo L .MVMIVS- ACHAICVS-
PRAEF. COH- TRIB. MIL- AB- EPIST. T- CAES- DIVI-
AVG • F • nobis offertur, quem fuerunt qui L. Mummii Acha-
ici Cos. nepotem, GalbaCxImp. avum crederent. Verum is
titulu^^merito suspectus cum Scipioni Maffeio fuit Artis crii
lapid. p. 385 tum certissimo in his litteris duci et antesig-
nano praestantissimo Bartholomaeo Borghesio in Annal. Inst.
arch. Rom. a. 1846 t. XVIII p. 326 [Opp. Vp. 16]: soli
enim Boissardo Antiq. t. V tab. 118 debetur, de cuius ho-
minis ignavissimi fide vereor ne non satis severe vel Orel-
lius t. I p. 32 iudicaverit vel Rudorffius luculenta de lege
Thoria commentatione.
*
Typographus cum aliquid materiae a nobis peteret, quo ne
vacua relicta pagina oculos offenderet, tres titulos Reatinos,
in quos sermo incidit supra p. xii sq. [104], infra posuimus
emendatiores bonorum fide auctorum quam apud Gruterum
exstant. Et primum quideni quae est p. 315, 6, talis habetur
apud Manutium apud Angelottum
L 0 C; LOCVS . CVLTORVM • HERCVLl^
C V L T 0 R V M RESPVBLICASVBQVADRIGA
HERCVLISRESP INF.PXXX.
SVB. QVADRIGA INAGRO.PXXV.
IN . FR . P . XXX HVICLOCO
IN . AGRO • P.XXV Q. OCTAVIVSCOMM^Ts'.
HVIC . LOCO TFVNDILIVSQVARTIO
QOCTAVIVSCOMMVN IN.FP.XIiniNAGRO.PXXV
TFVNDILIVSQVARTIO D 0 N A V E R V N T
IN . FR . P . XIIII
INAGRO.PXXV
DONAVERVNT
TITVLV8 MVMMfANVS. 113
Et sic qaidem Angelottus ms. teHte Bchenardio: nam apud xviii
HaTereampiom t. 4 aeribitur PGDES pro F •, t. il P • F •
pro F • P • Ab Angelotto autem non differre Laurentium
Matthaeum ms. dicit Schenardius, nisi qaod v. 2 RE8PVB •
habeat et iiltimo DD • pro DONAVERVNT. Ceterum Hn
Ecflem Cathedrali legi^ Angelottus scribit, 'positam in Sacello
S. Caiharinae'.
Gruterianam autem p. 96, 8 idem Angelottus memorat
'in marmore quodam inventam atque atlhucdum asservatam in
('ivitate, in Pennichortm Aetiihus, licef aliadti mutilam, hisce
inscriptam literis*:
apud HaTercampium
PATRI REATINO SACRVM
OB HONOREM AVOVST •
VI VIRI AVGVST^
TITVS BETVLNVS FELIX
AVLVS LICINVIS SVCCESSVS
TITVS POMPONIVS MODERATVS-
PVBLIVS VETIVS MODEUATVS •
LVCIVS FLAVIVS HERMt^ROS
V ■ ACHORISTVS-
L D-
D D-
apud Schenardium
PATRI REATINO • SACRVM
OB^ HONOREMAV( J VSTORVM VI VIR AV(i •
T BETVINVS • FELIX A • LICINI VS
S VCCESSVS T • POMPONI VS • MODER AT VS
P • VETIVS MODER AT VS
L FLAVIVS • HERMEROS
C SABINVS ACHORISTVS
L D
D • D
■
Cum qnorum exemplorum Hayercampiano ita conyenit
Fabrettio I, 141 p. 30, ut tantum BETVLNIVS exhibeat
V. i LICINIVS y. 5, y. autem 7 VETTIVS ot y. 9 plenius
't, BIT8CHKLII 0PV8CVLA IV. 8
114 TITVLVS MVMMIANVS.
C • SABINVS • ACHORISTVS, utrumque cum Gruteri exemplo
priore, prae quo quam sit eius alterum exemplum h. e. Ligo-
rianum et vitiis inquinatum et licenter interpolatnm, satis
nunc apparere putamus.
Postremo a Schenardio demum p. 12 in lucem protrac-
tus titulus hic est:
I 0 V I • 0 • M
MINERVAE
FORTVNAE
HERCVLI
SACRVM
C • F • T • R
V.
Moiiiimeiita epigraphica tria.
I. De miliario Popilliano deque epigrammate Sorano.*)
CAPVT L
DE MILIARIO POPILLIAXO**)
(accedit tabula lithogrftpha ***)).
Memorabilis in paucis titulus PoIIanus postquam inde '
ab Apiano et Aldo Manutio ad Orellium (n. 3308) et litte-
raram epigraphicarum dedecus Zellium incredibili tum neg-
legentia tum licentia editus est a plurimis, nunc demum
Theodori Mommseni beneficio ea et fide repraesentatus et
cura explanatus habetur Inscriptionum Regni Neapolitani n.
0276^ vix ut habeas quod tam perfectae operae addas praeter
eiemplum ipsas figuras litterarum imitans omnemque lapidis
speciem cum religione exprimens. Tale exemplum litho-
*) [Programma academictim BonneDse amii 1852: 'Sacram me-
moriam Regts AugnstiBsimi Diyi Friderici Guilelmi III . . . die III mensifl
Aagnsti a. MDCCCLII . . . pie recolendam yictorumque renuntiationem e
Htteramm certaminibas prodeuntium indicit G. BOcking', singulariter
^ic inBcriptum: 'De miliario Popilliono deque epigrammate Sorano
commentarius F. Ritschelii.' Consociatom cum prooemio indicis scholarnm
bibemanun Bonnensium a. 1862 et 1853 (de titulo Aletrinati) prodiit in
Hbello nunc rarissimo: 'Monumenta epigraphica tria ad archetyporum
Mem ezemplig lithographis expressa commentariisque grammaticis in-
lostrata cura F. Bitsohelii. Berolini apud G. Trautwein 1852.' G. W.]
**) [Nunc yide C. I. L. I n. 561 ; P. L. M. E. tab. LI B et Enarr.
p. 46 et 106, C. W.]
***) [Tabula IV eadem est atque olim programmati academico et
'MonumentiB epigraph. tribug' adnexa^ dein iterata in P. L. M. E. 1. I.
C. W.]
8*
116 MONVMENTA EPIGRAPHICA TRIA.
graphi nostri arte et industria paratum cum per academici
officii opportunitatem haud inepte foras dari videatur, tantum
de tempore facti olim tituli nec inutiliter quaeri puta-
mus et aliquanto etiam distinctius quam adhuc factum esi
])Osse statui intellegimus. Et antiquiorem quidem anno Cf^
esse, cui temere interpolatum vulgo tribuunt, multis luculeu-
tisque argumentis docere ipse sermo poterat: quorum si alia
aliis, ubi per se singula spectaveris, pauUo vel certiora sunt
vel incertiora, tamen non potest non plurimum valere con-
iuncta vis onmium. Vertitur autem hinc ducta ratiociDatio ■
in his quae infra posui vetustioris latinitatis documentis: i
NOVCERTAM pro NVCERIAM vel NOCERIAM scripto,
POSEIVEI pro POSVI, AF CAPVA pro AB CAPVA, CON- j
yVAEISlVEI pro CONQVAESIVEI vel CONQVAISIVEl
POPLICO POPLICAS pro PVBLICO PVBLICAS, PAASTO-
RES pro PASTORES, SVMA pro SVMMA cum similibu^: j
quibus contrariam vim habet adiecta in vocabulorum termi- •
natione M littera. Dicam de his singillatim, sed brcTiter.
et ut in gravissimis certissimisque desinam.
Ac primum OV scripturae exemplum medii quidem sa^
culi septimi nullum iiovi, si ab una radice ea recessero a «
qua lOVS lOVSSI lOVDICARE lOVRARE facta sunt: in \
his enim solis priscum scribendi modum tenax vetustati^ j
eonsuetudo legalis servavit ad legem usque Antoniam anni |
circitor ()82. Sed ita tamen servavit ut, cum in SC. i^
Baciinalibus constanter scriptum sit lOVSISE lOVSISEXT •
lOVBKATIS CONIOVRASE, pariterque in aere Bantino
lOVOICIO lOVDICIA lOVDICETVR lOVDICAVEBIT
lOVDEX lOVRANTO lOVRAVERIT lOVRARlNT lOV-
HANTO, prima omissae 0 exempla iam lapides Patavim
auni 617 praestent ter IVSIT exhibentes, semel lOVSIT.
apud Furlanettum Ant. lap. Patav. p. 68 (tab. XIII sq.) et
Mufloium Musoi Veronensis p. 108 [C. I. L. I n« 547. M'?;
\\ L. M. E. tab. VIII ^iyq*), inde autem ab hoc tempore
*) |Vido nnnc P. L. M. E. Enarr. p. 51, ubi haec scripait Ritiche
linH: 'Utttionom intor titnloe geniellos banc intercedere i^jparet» q»^'
poHt Fnrlanottuni paucis signiHcavit Henzenus Or. t. 111, 6114 et 5115:
\\\ printini A a et li tituli enni in niodimi iterarentur, illi ut evanid"
UILIARIVH rOPILLIANVM. 117
QtrQmqae genos prorsus promiscue cum tabula Genuati anni
637 ipsaque Antonia leges repetundarum et anni 643 agra-
ria ('Servilia' et ^Thoria') frequentent: quando simplicem
rocalem omnino exclusa altera forma; ut mittam exilea Scti
de Asclepiade Clazomenio reliquiad anni 676 , leges demum
lulia municipalis et Rubria annorum 709. 711 probarunt.
Cetera vocabula OY scripturam passa in talibus monumen-
tis habentur omnia, quorum aut explorata sit antiquitas aut
ea saltem condicio ut ab antiquitate nihil abborreat. Sunt
autem haec: LOYCINA in Pisaurensi apud Maffeium Mus.
Ver. p. 470 [C. I. L. I n. 171; P. L. M. E. tab. XLni H]
inque lamina Neapolitana apud Lanzium t. III p. 535 ed.
alt [C. L L. I n. 189; P. L. M. E. tab. II D], item LOV-
CAXAM in titulo Scipionis Barbati f.; NOVNDINVM in SC.
de Bacanalibus; PLOVS ter in eodem, item PLOVRVMA
iu inscriptione Aquilana Muratorii p. 658 , 1 [C. L L. I n.
1297; P. L. M. E. tab. XLIX»]; FOVRIO vel FOVR vel
FOV octiens in sepulcro Furiorum Tusculano, item in titulo
Tusculano Diarii Instituti archaeol. Rom. a. 1847 p. 166
[C. I. L. I n. 63; P. L. M. E. tab. XLIX 5]; ABDOV-
CIT in eodem illo Comeliano, INDOVCEBAMVS INDOV-
CTMVS INDOVCERE in SC. de Tiburtibus, quod qui-
dem non rectius nostra sententia anno 664 vel 665 Vis-
contius Iconogr. Rom. i I p. 88 quam quinto saeculo
Niebuhrius Hist. Rom. t. II p. 309 sqq. eique adhac-
rens Klaosenus Aeneae t. II p. 1062. 1085, vel mirabiliore
etiam liberalitate adeo quarto Marquardus Gudius tribuit;
POLOVCTA in notissima Henzeni merito Sorana; POV-
BLICOM et POVBLIC . . . in Venusinis Mommseni I. R. N.
715. 716 [C. L L. I n. 185. 186j; ADIOVTA in eiusdem
noTum ezemplom Ahln eodem lapide flubiceretur, hoic superimpone-
retor noYmn novo adiecto lapide C: cooglatimitos enim B et C lapiden
fnisse ipsa eomm perforatio docet Pancorum tamen annorum interyallo
Tetera et nova exempla distineri cmn e persimili acriptarae genere in-
tellegitur, quamris non sane prorsus pari, tnm e formamm grammati-
canim nra promisciie. Eisi enim in solie veterilnis temel Bcriptam est
lOVSlT ia Aa, semel CONSOLTO in B, tamen et IVSIT Rcriptaram
CQm recentioribus B conmianicat et CONSYLTO cam eisdem A a.'
C. W.]
118 MONVMENTA EPIGRAPUICA TRIA.
Amiterniua 5756 [C. I. L. I n. 1290] (ubi v. 5 obscurum est
TOV), in Arpiuati autem 4472 CLOVACAS (C. L L. I u.
1178; P. L. M. E. tab. LXXVI C]; in Orelliana 1501
TOVTIA [C. L L. I n. 1155]; praeterea FOYLuitis in
nummo Morelliano p. 186 (apud Eckhelium II, 5 p. 221,
Riccium p. 94); postremo CLOVLe^' in Muratoriana p. 608,
1 [C. L L. I n. 1297; T. L. M. E. tab. XLIX G], de qua
Lachmanni molimina a Mommseno n. 5882 commemorata
probabilitatem meo sensu non habent.*) Sciens omitto tra-
laticium e columna rostrata NAVEBOVS, parumque a fide
tutum LOVGET apud Gruterum p. 1055, 1, aliam autem
eamque sat planam ob caussam SOVOS SOVOM scripturam
aliquotiens in lapidibus servatam una cum FLOVIO et CON-
FLOVONT. Quod autem OVF • notam etiam recentes usur-
5 pant, non magis morabere quam quod C • vel CN • siglae post
inventam G litteram manserunt. Similique pertinacia factum
est ut hereditate accepta FOVRI scriptura in eis nuinmis
perstaret, quorum posteriorem originem adiecta PHILI vel
CRASSIPES epigraphae testentur, vel CLOVLI in illis, quos
cum sexto saeculo olim tribuissent, ad Mariana tempora
Borghesius rettulit: quode Riccius monuit Mon. famil. Rom.
p. 57.**)
Sequitur ut de POSEIVEI forma dicatur. Quae cum
in raonumentis quidem par sibi exemplum solum COMPO-
SEIVERVNT habeat in tabula Genuati scriptum, tam con-
stans est in Plautinis comoediis, alteri ut ne locus quidem
ullus relictus sit. Vidulariae versu Niinc dpud scqnestnn)'
nidulum posiuinms iam Priscianus X p. 898 (I p. 499 Kr.)
usus est ut posiui protulissc antiquos doceret. In nostris iJ
fabulis quinquiens Vetus codex servavit, Asinariae v. 513,
Casiuae IV, 4, 27 (ubi accedit ipsius Ambrosiani auctoritasl,
Pseuduli 1281, Trinummi 145, Truculenti II, 5, 9:
Qum pol si reposiui remum, sola ego in casteria.
Paene exposiuit ciibito. Cubitum ergo ire uoli
*) [Cf. Tit. Mumm. p. XVI (supra p. 110) ^t supra ibidem Ad-
scripta verba Enarr. P. L. M. E. p. 43. C. AV. )
♦*) [Cf. infra p. 34 (167) sqq.; Mus. Rben. XVI p. 611 Bq. (infra
n. XVII); Priscae lat. epigr. suppl. II (infra n. XVIII, 2) p. X. C. W.]
HILIARIVU POPILLIANVM. 119
Commdto ilic6 pallium^ illud posiui.
Mihi qu6d credideris, siimes ubi posiueris.
Alienos doltfres mihi supposiui.
Quibus in locis omuibus yulgarem formam ceteri boni libri
Decurtatus cum Yrsiniano Vaticano substituerunt, in uno illi
inposisse infinitivo, quem ad idem genus referendum esse
apparet, congruentes cum Vetere Mostellariae ▼• 434:
Scies ihposisse in tEndam^ hau causast^ ilico.
Qoid igitur mirum si in octo qui restant versibus eadem
corruptela etiam ad ^Teterem pertinuit? e quibus nullus est
quin pristinam formam propter ipsos numeros effiagitet^ con-
tra atque in Asinariae exemplo^ ubi ne yetabat quidem me-
trica ratio r^MSui dici Ergo certissimum est iudicium de
Cnrculionis v. 356. 536 , Bacchidum 306^ Mostellariae 382^
Militis gloriosi 905, Rudentis 357. 916, Truculenti IV, 3, 30,
sic scribendis praeter librorum testimonia:
fUe suom anulum opposiuit, ihuocat Plan^ium.
Quas ego apud te deposiui, uitam propera pdhere.
Nos ad Theotimum omne aiimm deposiuimus.
Ecce[re] autem hic d^posiuit caput et dormit: sifscita.
Ad tila praecepta d^ meo nihil nouom adposiui.
In Siciliam et, quidquid domi fuit, m nauem inposiuit.
Lucrdm praeposiui sop6ri et quieti.
Quid illa, quoi [don<5] donatust? Sifpposiuit. Quoi? Sibi:
ita enim postremum probabiliter Kampmannus supplevit de
rebus milii PI. p. 18. Nec magis in Terentiano versu Euit
V, 3, 3 poetae manum yel ceteri libri vel ipse Bembinus
servanmt^ a Faemo demum item iubente metro instauratam:
Qoi hunc silpposiuit ndbis? Moue uero 6cius.
Eundemne igitur Terentium hos fecisse versus existimabimus
Andriae IV, 3, 14. 4, 3. 24:
Non adposuisse ut hquido possim. Int^Iego.
Puer h^rclesi mulier, trfn posuisti hunc? ^Vbi illic est?
Cedo cifium puemm hic adposuisti? dic mihi:
praesertim cum et Gato posiuerunt posiueriSf et Depos(uU
olmm etiamtum Catullus XXXIY, 8 (quamquam hic quoque
tacentibus libris) semel dixerit in glyconeis? Aliud, nisi
fallor, lapides docent. In quibus non tantum DEPOSIE-
120 MONVMENTA EPIGRAPHICA TRIA.
RVNT est in senariis Habulae marmoreae pervetustae' apud
Gruterum p. 655, 1 [C. I. L. I n. 1009; P. L. M. E. tab.
LXXXI], ut POSIER. in recentioris aetatis Orelliaua 5061
[L Helv. n. 290] *), sed vulgaris formae, nisi quod me fugit, ex-
cmpluni omnino nuUum per totum septimum saeculum exstat.
Neque enim plenam posiuit formam continuo recens postiit
excepit, sed prius illi posit declinatio successit: id quod titnli
testantur Amiterninus 5820 [C. L L. I n. 1298; P. L M. R
tab. LX C] apud Mommsenum et Corfiniensis 5409 [C. I. L
I n. 1283], quorum ille POSIT socians cum BRVTIVS et
PROBISVMA scriptura non potest medio saeculo septimo
posterior esse**), hic TEVDATA • POSEIT exhibens idem
saecuhim non excedit. Hinc igitur est quod etiam impera-
torum aetas POSIT frequentavit ut iii Orellianis 71. i(32.
1475. 3087 Gruterianisque 561, 8. 571, 9. 724, 8. Contra
trisyllabi posiii perfecti usum facile perspicitur poetis demimi
dactylicis deberi. Itaque ausus est primus Ennius Prisciani
VI p. 691 in sexto Annalium Sulphureas posuit spiramm
Naris ad undas; semel tantum Lucretius exposuit VI, 25; bis
iu pentametris CatuUus diua Ymmm posuit LXVI, 64 et sup-
posuissc femur LXIX, 2, idemque in hendecasyllabo XLVIl,
4 Verpus praeposuit Priapus ille. Quae cum ita sint, vix eii
verendum ne inconsultius ab Terentii quidem non aetate di-
cara, sed poe&is genere noviciam declinationem abiudicemus
Andriaeque versibus adposisse adposisti formas reddamus ad
exemplum Plautini infinitivi inposissc: qualem etiam iambofl
poscere in Vergilianis Catalectis VIII, 16 Scaliger perspexit:
Tua in palude deposisse sarcinas, Alteram qui in iambos pri-
mus immiserit, invenio Lucilium esse, quem lib. XXVIIl
*) [Conferas quae scripsit Ritschelius in P. L. M. E. Enarr. p. o2
ad tabulam LIX H^ ubi repraesentatus est titnlus sepulcraliB infra Sr-
cenaro repertus (C. I. L. 1 n. 1284): 'Vnde POSIERVNT formam aclde
eis quae de hac declinatione Mon. opigr. tr. p. 6 dispntata sant Q^^
e recentioribus titulis etiam Orellianus 1993 servavit.' C. W.]
**) [Cf. Enarr. tab. LX C p. 5.3 : 'cuius haec ratio est ut, cum primo
et in BRVTIVS et in PROBISVMA et iu BRVTI non geminatom eswt
constanter, post demum supra scripta T littera corrigeretur BRVT-
TIVS. Non satis dixi cum non esse posteriorem septimo saecnlo me^o
iudicavi Mon. epigr. tr. p. 0.' C. W.]
MILIARIVM POPILLIANVM. 121
scripsisse Cui saepe mHle inpastii plagartim in dietpi Nonius f
testetor p. 496. Nam de Accio dubia res est, ad}x>8uit ille
an instihiit scripserit in lonis versu apud Priscianum YI
p. 685| at ez Ottonis Ribbeckii mei locupletissimo eodemque
euratissimo apparatu didici.
Panllo magis ambignum de tertio iudicium est, quod ad
AF praepositionem speetat. Quam formam paene oblivione
obrotam egregio acumine Guilelmus Freundius resuscitavit in
scholiis lexico suo praemissis p. LVIII sqq. Vbi a Prisci-
ani planissimo testimonio profectus I p. 56: habehat autem
kaec F littera hunc sonum quem nunc habet V loco consanoH'
tis posita, unde antiqui af pro ab scribere solebant: sed quia
Hon potest uaUj id est digamma^ in fine syllabae inueniri, ideo^
iHutata est in b, hoc duce rectissime usus est ad certam
emendationem cum Velii Longi verbis admovendam tum
Tollianae in Oratore 47 § 158 disputationi. Quorum hic
Hfia inquit praepositio est af (vulgatur ab) eaque nunc tantum
in aocepti taimlis manet et ne his quidem omnium, in rdiqtio
semone mutata est; Longus autem p. 2224 sic Ciceronis
verba bene enarravit: nunc ad praepositiones transeamus, at-
^ incipiemus db iUa quam Cicero in Oratore adnotauit. uaria
enim eonsuetudo m aequo est, A et AB et ABS et AV, ut eum
dicimus a me, deinde ab illo, deinde abstulit, deinde aufert,
quod sane tantum in duobus uerbis usurpaium est aufert et
aufugit adHcit his praepositionibus et Ulam quae scrOntur
pfr F literam (vulgo B literam), quam ab antiquis usitatam
ait maxime tfi riUionibus et in accepti tdbulis: nam quotiens
aecq^m pecuniam referebant, non dicebant a Longo sed af
Longo (ab Longo vulgo): et didt religionem hanc scribendi
apud paucissimos remansisse saeculo suo. Tam laudabilem
auiem ratiocinationem mirandum est nescisse Freundium
exemplo ullo comprobare, immo superesse exempla negasse.
Atqoi quinqniens, si recte numeravi, AF exstat in monu-
mentis scriptum: primum AF- VOBEIS in SC. de Tiburtibus,
quod habeo cur ipsi exitui saeculi sexti tribuam; deinde AF-
MVRO in Praenestina ab Henzeno edita Musei phil. nostri
t V p. 464 [0. L L. I n. 1143; P. L. M. E. tab. LIII^],
quam ante a. 640 factam esse FLACVS forma docet, adeoque
122 MONVMENTA EPIGRAPHICA TRIA.
anno 620 supparem esse LONGV et VORSV scriptura facile
persuadet ut credamus*); quo praeter PoUanam nostram ac-
cedit non multo posterior Ferentina illa [C. L L. I n. 1161;
P. L. M. E. tab. LXVIIID], iu qua reapse MVROSQYE.
AFSOLO . FACIVNDA • COERAVERE scriptum est, vitiose
A- SOLO editum a Muratorio p. 477, 1, vitiosius E- SOLO a
Grutero p. 165, 2 Orellioque n. 589,»proxime ad verum AE-
SOLO a Buiisenio in Annal. Inst. arch. a. 1834 p, 144. Sed
8 has tamen tantum reliquias quasdam esse longe vetustioris
consuetudinis hinc intellegitur, quod AB forma non in septimi
tantum saeculi legibus omnibus sola regnat ut in ^Ser^ilia*
et 'Thoria', item iu Minuciorum sententia Genuati, sed sexto
iam saeculo in SC. de Bacanalibus. Quo magis mirari hcet
semel**) praeterea AF repertum esse in Laodicensi ad an-
num circiter 670 probabiliter referri solita [C. I. L. I d.
587; P. L. M. E. tab. LXXII jB]: in qua POPVLVS • LAO-
DICENSIS . AF . LYCO recte legi apud Gudium p. 143, Mari-
uium Act. arval. p. 768, Orellium n. 3036, mendose A-F-
LYCO post Sponium in C. I. Gr. t. III p. 769 scribi, satis
poterit similium comparatio docere ibidem et p. 774 com-
positorum: PRVSIENSES • AB • HYPIO, PRVSAIS • AB •
OLYMPO, PRVSIENSES • AB • MARE, APAMENI- AB...,
prorsus ad similitudinem graecorum TTPOYZIEIZATTOYTTIOY,
nPOYIAEIIAnOOAYMnOY, nPOYIIEII . AnO . eAAAIIHZ,
quamquam in primo exemplo variatum est 0 AHMOI 0 AAO-
AIKEQN TQN nPOI TQI AYKQI, quomodo etiam Strabo
loquitur XII p. 578 Cas.: ut taceam inauditam F • notam
pro Flnvio positam. Illud igitur non habere me fateor qui
esse factum dicam: nisi forte alia quoque quaedam esse
dixeris remotissimae aetatis propria, quae semel bisve longe
posteriore tempore praeter exspectationem redeant, Velut
obsoletam ollci pro illei formam nec sexti quintive saeculi
monumenta praestant (si columnam rostratam, ut est aequum,
missam feceris), nec septimo legum multitudo novit: et tamen
*) [Cf. infra p. 9 1 124] et 19 [137] et P. L. M. E. Enarr. p. 47. C. W.]
**) [Cf. P. L. M. E. Siippl. Enarr. p. 106 sq.: 'AF fonnae omisi
olim aliud exemplum quod est apud Marinium Act. Arv. p. 233 mE'
liVNT . LOCVM . OLLAHVM • XV • AF • LVCRETIA • SP • F • RVFA'
C. W.j
MILIARIVM POPILLIANVM. 123
semel circa a. 674 OLLEISQVE • HOMINIBVS scriptum est
in lege Coruelia, semel ut videtur OLLEIS • LEGIBVS • IL-
LEIS ^ REGI0NIBV8 in dedicatione vici Furfensis anni 696
n.2488 Or. 6011 Momms. [£. L L. I n. 603; R L. M. E.
tab. LXXXnj. Qualia tamen esse pauca scio. Nam ne quis
de antiquiore aetate tituli Laodicensis cogitet, quippe cuius
sifflilem et ut videtur tempore aequalem Lyciorum titulum,
qui est in C. L Gr. n. 5880 [C. L L. I n. 589), ad annum
adeo 586 loannes Franzius p. 768 rettulerit, facile apparet
peritiorem graecae illum quam latinae epigraphices arbitrum
fuisse.
Quarto loco nolo silentio AEI diphthongum praetermit-
tere, sive tripfathongum appellare males. De qua etsi multa
dici non possunt, cum rarissimus eius usus sit, tamen ut nec
soli casui vel errori tribuam uec ultra modicum spatium
saeculi septimi porrigam, illud me movet, quod alia in hoc
genere nova circa id tempus introducta sunt non aliunde nisi
e certa disciplina grammatica repetenda, qnae quidem non
durasse ultra medium saeculum videam. Atque longe aptis-
simum, quod citm CONQVAEISIVEI*) comparetur, illud est
quod anno 613 CAEICILIVS exaratum est in Patavinorum
Atestinorumque lapide a Furlanetto Musei Est. p. 29 et Lap.
Pat. p. 78 publicato, enarrato autem a Borghesio Diar. Inst. •
arch. a. 1833 p. 103 [C. L L. I n. 547; P. L, M. E. tab.
LVII Ay LVin Ab\, Quo accedit e nummo Cassiae gentis,
vetustioris ut credibile est consuetudinis conservatore, CAEI-
CIANei^ cognomen, apud Havercampium p. 78, Eckhelium
p. 165, Riccium tab. XII, 6 (nam in commentariis p. 40 I
litteram neglezit), [nunc in C. I. L. I n. 378J. Quibus exem-
plis additum a Furlanetto e longe posterioris aevi Gruteriana
p. 44, 2 CAEILIO quam fidem habeat, incompertum esi**)
Venio ad POPLICVS formam sat remotae aetatis indicem,
eiusque non dubiis finibus a recentiore consuetudine discretae.
*) [Vide infra p. 21 (140). C. W.]
**) [Cf. Enarr. 1. 1. p. 51 et Musei Rhen. t XXII p. 612 (OpuBC.
UI p. 725), ubi addidit Ritschelius nova hnins BCripturae exempla haec:
CAElCIw titnU Higpani (C. I. L. I n. 1478) et CAEICILIVS in tabella
insulae Maiorcae (C. L L. I n. 1487). C. W.J
124 MONVMENTA EPIGRAPIIICA TRIA.
Regnat enim illa sola (vel POPLVCVS semel eius vicaria)
in SC. de Bacanalibus, SC. de Tiburtibus, tabulis Bantina et
Genuati: unde iii promptu est de vetustate Amitemini lapi-
dis L R. N. 5753 [C. L L. I n. L291; P. L. M. E. tab. LXH^J
existimare, in quo et IN • VI A • POPLICAM scriptum est et
praeterea IN • HOCE • DELVBRVM, IN • HOCE • LOCO. A
qua forma quomodo per gradus transitum sit ad vulgarem^
prorsus planum facit lex repetundarum, in qua quater POP-
LICVS (vel POPLICE) legitur, semel PVPLICVS, item
semel PVBLICVS: a qua paucorum annorum intervallo di-
rempta lex agraria anni 643 (quam non debebam illa anti-
quiorem nuper [de titulo Mumm. p. VI (supra p. 91)] dicere)
quattuor tantum exempla POPLICVS scripturae servayit,
PVBLICVS PVBLICE PVBLICANVS circiter quadragiens
exhibet. Quae cum ita sint, iion satis apud me fidei PVBLI-
CVM forma habet e Praenestino lapide prodita quem supra
[p. 7 (121)J tetigi: quam inscriptionem cum praeter Aker-
bladium, cui Borghesius acceptam refert, nemo viderit, non
sine ratione illum PVBLICVM pro eo quod debebat PVPLI-
CVM legisse conicias, praesertim cum etiam "RVTILIVS pro
RVTILVS indidcm proditum non possit non errori deberi.'*J
Ceterum etiam in Plautinis libris vestigia quaedam vetusta-
tis supersunt, sed ea promiscua, nec usquam pristinae POP-
LICVS formae qua usum esse Plautum consentaneum est,
sed tantum mediae PVPLICVS. Quam in Amphitruonis
prol. 40 ipsiusque fabulae v. 162. 196. 524. 528, item in Asi-
naria v. 321 inque Trinummo 286 solus Vaticanus servavit;
solus Decurtatus in Mercatore V, 4, 26 Persaque I, 2, 13
et 16; in Trinummi autera v. 1057 ita ut, ubi is liher puplicis
prodat, in Vetere sit pulUciSy quod non aliunde natum nie-
tur nisi e neglecto ab librario P litterae apice, qui esse
perexilis in codieum antiquissimorum (ut ipsius Ambrosiani)
scriptura solet. Itaque cum ipsura pi*plicum Vetus ille tan-
*) [Sed cf. P. L. M. E. Enarr. p. 47: 'de PVBLICVM foraa eus-
pitionem meam ectypnm chartivceum non item firmavit atque Henfeni
de corrigendo RVTILIVS nomine sentontiam cum Musei Rhen. t V
p. 464 tum Orell. t. III, 6001 propositam.' C. W.]
MILIARIVM POPILLIANVM. 125
tom Stichi Y. 614 praestet et puplicius a pr. m. (pMicilm
sec.) Amphitruonis 162, tamen in eandem partem non dubi*
tabis eiosdem memoriam interpretari Stichi 491 pMice^ Tri- io
Dummi 1044. 1045 puUicum puUice, Truculenti I, 2, 41. 49
jmlUcim^ 44 puUicanos: qua prava archetypi lectione libra-
rios plane assuevisse in extremis fabulis videtur. NuUum ex
ipsoAmbrosiano ezemplum memini: immo PUBLICUM legere
Tisus sum Persae III; S, 3, Rudentis v. 572, PUBLICAM
Tmculenti I^ 2, 39: ut est ille in hoc genere universo minus
tenax antiquitatis quam aut Palatini libri aut Vetus saltem
Camerarii. Nec in Terentio vel ceteri vel Bembinus durio-
rem litteram servarunt: quo minus mirabere in Ennii Plauti
Caecilii versibus codices Gellianos XVI , 1, Tullianos epist.
ad fam. YII^ 6, Nonianos p. 513 obscurasse omnes. Et pubU-
cus quidem pro puplicus substituere quovis saeculo constans
poeteritatiB consuetudo potuit: puplicus pro poplicus tantum
septimum saeculum. Vnde existimari potest, quam late pa-
tentem scripturae immutationem iam illa aetate fabularum
Plautinarum codices subierint.*)
Restat certissimum omnium, non geminatarum con-
sonantium constantia, quam TABELARIVS SVMA RE-
DIDEIQVE vocabula ostendunt: quando simplicium usum
nuper monstravi circa annum 640 prorsus desiisse. Non
minus autem certis argumentis ab altera parte definire tem-
poris articulum licet: nam nec suppressio M litterae finalis^
qnam magna cum diligentia additam habes in PoIIano lapide,
altra annum circiter 620 ut alibi docui duravit^ nec gemi-
nari vocaleS; ut in PAA8T0RES; ante idem tempus coeptae
sunt, id quod suo loco persequar uberius.**) Itaque cum
umorum 620 et 640 finibus aetas tituli Pollani circumscripta
sit^ tamen ut longe longeque eum propius ad illum quam ad
Iinnc terminum admoveamus, sat graviter ea suadent quae
anpra explicata sunt de sociatis OV litteris, de POSEIVEI
perfecto (praesertim si qui sint qui Terentianorum codicum
*) [Cooferai qaae de his formiB expotuit RiUchelias 'de titulo
AleWnati» p. XIV (infra 177) adn. C, W.]
**) [Id eit infra capite tertio p. 142 sqq. C. W.]
126 MONVMENTA EPIGRAPHICA TRIA.
testimoniis plus quain nos fidei tribuant), de AF praeposi-
tione, de POPLICVS forma.
Atque haec ita disputavi, tamquam si de tempore scripti
tituli aliunde non constaret: de quo tam distincte constat ut
ne annus quidem lateat. Feci autem illud eo consilio ut,
quam non esset fallax in hoc genere epigraphico a sermonis
indole profecta ratiocinatio, immo quam subtih'8 inds^atrix
veritatis, luculento exemplo manifestum fieret. Ac ficticium
esse qui tituli principio nunc fere versus praemittitur
M' • AQVILIVS • M' F GALLVS • PROCOS
testantur cum Mommseno quotquot lapidem PoUae viderunt.
11 Quem e Celsi Cittadini schedis petitum primum altera editio
Corporis Gruteriaui adsuit. Celsus unde habuisset, nec Hol-
stenio nec aliis compertum: nisi quod e sola coniectura na-
tum Mommsenus pervidit. Auctorem fraudis quamquam dolo
malo non commissae repperi Pisaurensem hominem cui Gau-
ges de Gozze nomen*): qui Romae a. 1G37 edita disserta-
tione ^lscrittione della base della Colonna rostrata gia uel
foro Romano supplita ed illustrata' sic ut infra scripsi de
Pollana inscriptione commentatur p. 7 interpretationis latinae
quae inserta est Graevii Burmannique Thesauro antiq. et
hist. Ital. t. IX part. VIII: ^ldcm cernitur (loquitur de non
geminatis cousonantibus) in illay quae ad hunc usque diau
jyaricti Uos^ntii Follcnsis immissa cxstat, ad amnem TanagnnHj
vulgato nomine 11 Ncgro dictum, in Lucania, liasilicata hodic,
ad introitum della Valle di Diano, qui Flinio est Campus Ati-
nas, reccnsita Appiano Mathematico in lihro suo de Sacrosanc-
tae Vrbis vctustatc foh 104, indc eam descripsit Aklus Manu-
tius aliique rcccntiorcs, sed corruptc omncs, non iuxta id qmiJ
cernitur; ea infra scripti tmoris cst (sequitur inscriptio longe
vitiosissime ncglegentissimeque edita). Facile autetn creduk-
rim auctorcm huius hisaiptionis fuisse Manium Aquilium
Galluniy qui Procofisid vcl Fraetor SicUiae fuit, tcniporc Bdli
Servilis, anno ab Vrhc Condita DCLIV, a Consulat^i DuiWi
*) [Inuuo haec olim praemitti solita verba non aliiinde nisi o cou-
iectura Celai CittadiDi manasse docuit Kitfichelius comm. de columna
rodtrata priore (infra u. VI, l) p. 9 adu, C. W.]
MILIARIVU POPILLIANVM. 127
circUer CLy licet nan appareat in Inscriptione; fieri potest, td
nmen eius litteris grandioribus in alio marmore exsctdptum
fuerit et huie superimpositum' Hoc quidem, quod ultimo loco
dixit, satis probabiliter^ eademque Mommseni sententia est;
reliqua hoc perversius, quod ne fuit quidem Gallus cogno- .
mme M'. Aquillius ille, cum C. Mario consul anno 653, quem
proconsulem in Sicilia bellum servile confecisse Livii epitome
testatur 1. LXIX: id quod Gozzium ut sibi persuaderet mo-
Tisse videtur nobilis Icti et oratoris C. Aquillii Galli recor-
datio; Ciceronis in praetura conlegae atque familiaris. Ad
bellum autem servile consentaneum erat sane eius memoriam
referrC; qui in Sicilia fugitivos Italicorum conquisi-
Tisse reddidisseque homines DCCCCXVII diceretur:
modo illud Gozzius cogitasset, praeter posterius illud; in quo
Aquillii partes fuerunt, etiam prius fuisse bellum servile,
confectum id quidem anno 622 a P. Rupilio cos.; P. Po-
pillii Laenatis in consulatu conlega, teste eadem illaLivii
epitome I. LIX.
lam vide mihi quam huc illud quadret, quod eo in loco
nbi hodie sita est PoIIa, a qua intervallorum in lapide con-
signatorum initia fiunt^ Forum Popilii collocatur in tabula
Peutingerana: unde viam Popiliam essO; cuius intervalla nu- 12
merentnr, Capua Regium ductam a Popilio aliquo, palmari con-
iectura iam Mannertus assecutus est Geographiae t. IX part. 2
p. 146, merito ob id laudatus a Mommseno. Nisi quod non
debebat a praetore Popilio factam Mannertus credere abusus
ipsius inscriptionis nostrae versu 9. Ybi quod ETEIDEM-
PRAETOR . IN . SICILIA de se scribit Popillius, id ipsum
certissimo argumento est; non praetoremi sed alio magistratu
fungentem ea quae ante de se testetur pcregisse. Ergo, cum
censuram Popillius Laenas non sit nactus, nihil esse eviden-
tins potest quam haec olim praefixa lapidi PoIIano fuisse:
P POPILIVS C F • ( P • N LAENAS ) COS
inscriptionemque haberi anni 622.*) Quo anno dum
*) [Cf. P. L. M. E. Enarr. p. 46: Tollanum titulam Mannerto duce
intelleii a P. Popillio C. f. consule a 622 fiftctQm eamqne sententiam
CQmMommBeno perBuasi tam Henzeno Orell. t III p. 317 ad 3308.' C. W.J
128 MONVMENTA EPIGRAPHICA TRIA.
P. Rupilius in Sicilia cum fugiiivis dehellaty ut est in Liyiani
libri LIX epitoma, domi restans Popillius eonlega laude e
pacis artibus quaesita longe amplissimam viam fecil in eaque
forum suo nomine appellatum condidit. Qui si tribus fere
ante annis praetor in Sicilia fugitivos Itulicorum conquisirit
bellamque mancipiorum multitudinem dominis suis reddidit,
id non disconvenire in ipsius belli servilis rationes aliqoamdio
mihi visum est Nam de rebus gestis anni 620 cum sic me-
moriae prodit Liviana epitoma libri LVI: belliim servQe in
Sicilia ortum cum opxmmi a praetorihus non poiuisset, C
Fulvio consuli mandatum est, non sane necessario significat
oodem anno ortum: nec distincte, quo anno exarserit, ab
aliis traditum invenio. Sed idem tanien monitus ab amico
nunc non belli potius quam pacis significationem ipsis in-
scriptionis verbis fieri concedo, sed pacis prope saeTioris
bello. Cum enim illud quid sibi vellet non satis perspicerem,
quod, cum P. Popillium nossem optimatium studiosissimum,
(iracclianae autem factionis adversarium longe atrocissimum.
idem tamen fccissc dicitur ut de agro publico arcUoribus pasif^'
res ccderent^ quo non potuit non ipsis pauperibus gratificari:
quid eius rei esset e Mommseno sciscitatus, tale responsuin
tuli quo non haec tantum dubitatio dilueretur, sed etiam
reliqua quae supra scripta est argumentatio mirifice coflfi^
maretur. Quas litteras si cum harum rerum curiosis uon
communicem, verendum sit ne de ipsis litteris male meream.
Igitur sic ille:
'Ich kann iii der conquisitio fugitivorum keinen Beweis
fUr die Kriegfuhrung finden, sondern eher das Gegentheil,
eine grossartige Treibjagd, Avie sie in kleinerm Maasstabe
ohne Zweifel jeder thiitige Beamte in den Provinzen, wekhe
I » sich qualificirten zur Bildung von Rauberbanden und Banden
outlaufener Sklaven, alljahrlich hielt. Dagegen bin ich m
Uesultttt gauz eiuverstauden imd glaube allcrdings auch, da?s
durch eiue solten wiederkehronde gunstige Fagung es siei
hier bestiuimt naehweiseu lasst, dass der Stein von dem
roiLsul \\ PopiUius 622 herriihrt.
l ) Dass der Magistrat, der die Chaussee baute, ein Con-
J^nl war. huben 8ie mit vollem Keel^te aus der Antithese ei
MILIARIYM POPILLIANVM. 129
eidem praetor gefolgert; wie ja denn auch (▼ielleichi mit
einziger Ausnahme der Appia) alle italischen Landstrassen
im eigentlichen Siime viae consulares waren^ nach dem Zeug-
oiss der Schriftsteller wie der Wegsteine. Dass der Anleger
ein Popillins war, ist auch mir so gut wie gewiss; man
kann noch hinzusetzen, dass das zweite forum Popilii nord-
lich Yon Capua^ dicht bei der Stadt^ wahrscheinlich zu dem-
selben grossen Strassenbau gehort. Suchen wir nun in der
Zeit, die hier iiberhaupt gedacht werden kanu; nach einem
Consul PopilliuSy dessen Provinz Italia war^ so bieten sich
nor die von 596 und 622^ da die von 581. 585. 615 in
Ligurien oder Hispanien beschaftigt wurden.
2) Primus feci ut de agro pUblico aratoribus cederent past^h
m d. h. ich habe die lex Sempronia agraria zuerst wirklich
exequirt. Der Inhalt dieses Gesetzes war bekanntlich, dass^
wahrend friiher die Occupation bis zu 500 Jugera^ einerlei
ob zur Weide oder zum Ackerbau, gesetzlich, factisch aber
die Occupation der Domanen unbedingt gestattet worden war
nnd die Masse derselben von den Grossen als Weideland
exploitirt ward, jetzt jene alten Occupationen zum grossen
Theil annullirt wurden, und nur bis zum Maass von 30 Ju-
gerd; und auch dann nur zum Ackerbau occupirt werden
durfte (Ber. dcr sachs. Ges. d. Wiss. 1550 S. 98). Ward diess
aoiigefQhrt^ so mussten in der That die Hirten den Bauem
weichen, und zwar von den Domanen; denn die Domanen-
qoalitat verlor das Land durch die Occupation ez lege Sem-
pronia nicht; erst durch das Gesetz von 643 ward es ager
privatuS; bis dahin aber war es publicus oder vectigalis,
wenngleich vererblich oder verkauflich. — Das Gesetz war
Ton 621; die praktische AusfQhrung der Assignation begann
l)egreifiich erst 622, und da die Commission sehr wahrschein-
lich kein eigenes Imperium hatte, so konnte die Durch-
sefanmg gegen etwaige Renitenten nur durch den Consul er-
zwnngen werden. Dass derselbe gleiehzeitig den Gracchanen
^en Prozess machte, steht damit nicht in Widerspruch; die
damalige Taktik der Senatspartei war offenbar, das Gesetz
^frecht zu halten und die FactioU; von der es ausgegangen
^ar, zu verfolgen.
PB. RITSCHBUI OPV8CYLA IV. 9
130 MONVMENTA EPIGRAPHICA TRIA.
u 3) Popillius war sonach Prator in Sicilien einige Jahre
vor 622, etwa 619 oder 620. Damals war der Sklavenkrieg
formlich noch nicht ausgebrochen •, aber schon begann die
Bildung von Riiuberbanden und die zagende Anwendung Ton
Repressivmassregeln gegen das Unheil, die Diodor XXXTN
p. 195 Tauchn. schildert.*) Dahinein greift das Facton vor-
trefflich, das der Stein von PoUa meldet; Popillius ist eben
einer der Pratoren gewesen, der die gefangenen Rauber, statt
sie zu kreuzigen, -aus Furcht vor den romischen Banquien>
ihren Herren zuruckgab. Italici steht gewiss deshalb, weil
die Grosshandler theils Romer, theils Latini und Sbcii waren/
His non habeo quod addam, nisi satis nunc illud per-
spici, verbis quae sunt EIDEMQVE - PRIMVS • FECEI rediri
ad consulem, postquam ad praetorem illa tantum ET • EIDEM
ad HOMINES • DCCCCXVII pertinuerunt.
CAPVT II.
DE EPIGRAMMATE SORANO**)
(accedit tabula lithographa ***)).
In versibus Saturniis praestantissimi tituli Soram, qu^
nunc est in Mommseni I. R. N. n. 4495, postquam bis Gvi-
LELMi Henzeni diligcntia elaboravit, primum in Diario In-
stituti archaeol. a. 1845 p. 71 sqq., iterum Musei nostri pbi-
lologici t. V p. 70 sqq. , paucissima quibus illius disputatio
*) Diodori haec servata sunt in Photii excerptia p. 526 Wcss.: t
djv oi irXeiouc dmd XrjcTciac t6 lf\v ^TTopiCovTO , kqI jicctA qxSvuiv »)>
fiTiavTa, KaediTrep CTpaT€U|LidTUJV biccirapiLidviuv tujv XijctOjv. ol hi crpa-
TTiYol KuuXueiv im^v ^irexeCpouv, KoXdJeiv bi oi) toX|liujvt€C bid Tf|v lcxi^v w'
Td pdpoc Toiv Kupiujv oi ibicnoloy tiuv XriCTUJv, i?|vaTKdZovTO irepiofw^
XriCTeuoiidvTiv t^v ^iTapxCav ol irXeiCTOi fdp tu)v ktiit6pujv linrelc 6vt«
TUJv 'Puj|ia{ujv, Kal KpiTal TOic diT^ tuiv ^ir.apx»*i»v KaTT|Topou|ji^oic crpo-
TTiYoic TiTv6|ievoi, cpopepoi toic dpxouciv utrnpxov.
**) [Vide niinc C. I. L. I n. 1175; P. L. M. E. tab. LIU, E»*!^
p. 46 et 105. C. W.]
***) [Non talem reddendam curavimus tabulam V, qualis oliia aJ
liaesit comraentationi Bonnensi Berolinensique, sed emendatam «"J^
(iuat> prodiit in P. L. M. E. 1. 1. C. W.J
EPIQRAMMA 80RANVM. 131
soppleatur sapersunt. £t ipsos quidem versus yides prorsus
ad eas leges fiictos, quas in monumentis regnare solas nuper
dixi in enarratione tituli Mummiani [supra p. 83 J:
Quod t6 sua d[if]eidens - asper[ej afleicta
Parens timens heic u6uit, - u6to h6c 8olilt[o],
[Dejcuma facta poloucta - leibereis Iube[n]tes 15
Donii daniint Hercolei - maxsume m^reto.
Sem6I te orant se [u]6ti - crebro c6ndemne8.*)
»Sic enim eyanidae, ut exemplo lithographo nostro evidens
fieri Toluimus^ litterae citra dubitationem instauratao sunt.
Nec de interpretatione habeo in quo discrepem. Sed' de tem-
pore hic quoque aliquanto certius^ nisi fallor, existimari po-
terit. Nam etsi illud Henzenus dixit rectissime^ non posse
titulum mediom saeculum septimum excederC; tamen mihi ne
vicensimo quidem anno eius saeculi videtur posterior esse
posse. Quamquam haud scio an ne hoc quidem satis sit,
quando nec obstare quicquam video quominus ad ipsa initia
septimi saeculi exitumve sexti revocetur, et quaedam esse
qnae id vel maxime suadeani
Non haerebo in scripturae specie^ satis illa rudi si cum
PoUani lapidis supparisque aetatis aequabili concinnitate com-
paras, multoque propius ad illorum titulorum similitudinem
accedente qui velut exeunte saeculo sexto in sepulcro Scipio-
num Bcripti snnt vel septimo ineunte in tabula Mummiana:
ei ipso sermone petita argumenta praesto sunt. Primum de
POLOVCTA forma (nam forma est, non scriptura) recordanda
sunt quae supra [p. 117] explicavi. Deinde 0 pro V habes in
HERCOLEI, E pro I in MERETO, utrumque sociatum in
SE^IOL, cuius formae antiquitatem in priore saltem syllaba
senaase Plautinos libros Proleg. p. XCVII sq. narravi. Et
HERCOLI quidem exstat praeterea in Fabrettiana p. 659
n. 502 [C. L L. I n. 815] iunctum cum ANTIOCV nomina-
ti?o [HERCOLI etiam in suspecta mihi Boissardiana Grut.
6,2]: HERCO . . . in fragmento Amitemino Mommseni 5757
*) ['Paullo enim minus crebro cofidemnes placet' addit RitscheliuB
^narr. p. 46. C. W.]
9*
132 MONVMENTA EPIGRAPHICA TRIA.
[C. I. L. I n. 1288; P. L. M. E. tab. LXXVII C]: HERCVLIS
iam in Mummiano titulo post annum 608 facto (quando
absoluta demum aede fieri dedicationem consentaneum esti.
Quicum aptissime conferes, quod POPVLVS TABVLA VIN-
CVLA SINdVLEI, item CONSVLERE DETVLERIT et sl
quae sunt affinia, antiquioribus POPOLVS TABOLA VIX-
COLA SINGOLEI CONSOLERE DETOLERIT formis iam
circa tempora tabularum Bantinae Genuatisque jet legis repe-
tundarum succedere coeperunt. Similiter MERETO MERETA
tenuit antiquitas in Scipionis Barbati f. epigrammate, m
Marsorum longe vetustissimis Mommsenianis 5483 et 5501
[C. L L. I n. 182; P. L. M. E. tab. III D et C. L L. I n. 18;],'
una cum SOLEDAS et CALECANDAM in Aletrinati Orell.
3892 [C. I. L. I n. 1166; P. L. M. E. tab. LII B], quae ipsa
circa annum 620 facta est. Nolo nimium Scto de Tiburti-
bus tribuere, in quo iam scriptum esse MERITO proditur:
taiitum exploratum habeo, ab norma et consuetudine eius
aetatis, quae annum 620 insecuta est, adeo abhorrere E lit-
teram pro I servatam, vix ut tria nunc exempla in promptu ,
icsint*): DECTVNINEBVS et POSEDET in aere Genuati. j
OPPEDEIS semel in repetundarum lege. Nam quod pluri-
morum annorura intervallo interiecto denuo E pro I freqaen-
tatum est in tabulis Heracleenaibus, prorsus singulare esi:
quod quale sit, enucleare nuper in Museo nostro philoL stu- •
dui tomi VIII fasc. 3 [p. 480 adn. = Opusc. II p. G23sq.
adn. ***J.
Porro etsi aiiceps esse sentio et difficile explicatu, tameL
non tacebo quod in HOC forma observavi vel potius in HK
pronomiue. Quod cum servata E littera bisyllabum tum S<'.
de Bacaualibus usurpat tum a lege Bantina ad lapides Cam-
panos (Mommseni I. N. 3561 sqq. [C. I. L. I n. 565 sqq.; P. I*-
M. E. tab. LXIII A — D\) publica monumenta omnia solum
norunt: interiecta fere sexaginta annorum aetas eiusdem for-
mae non magis exemplum ullum praebet quam quae vel
medium saeculum VII secuta est vel SC. de Bacaualitu-^
praegressa. Itaque HONC • 01 NO incisum est in sepulcro
*) LVide d<! titulo Aletriuati p. Xlll sq. (infra p. 177). C. W.^
EPIGRAMMA 80RAXVM. 133
Siipionis Barbati f.: rursus HANC • AEDEM et HOC • PRO
iii Mummianis titulis Romano Reatinoque post a. 608 factis,
HOC • SAXSVM in L. Scipionis Cn. f. Cn. n. sepulcro circa
a.615: utnimque autem genus coniunctum^ HAEC • QVAE et
HASCE, in Aletrinati lapide^ quem etiam hanc ob caussam
eirea annum 620 scriptum ante dicebam: nam paullo post
HINCE habes in miliario PoIIano, HACE HANCE HOICE
in aere Bantino, et sic porro. In quas successiones vicissi-
tudinesque iam intelleges quomodo HEIC-VOVITV) et HOC-
SOLVTO conyeniant posita in Sorano titulo. Ab hoc autem
;^'enere decurtato quemadmodum transitus quidam ad alterum
in Aletrinati fiebat^ ita rursus ab hoc ad illud reditur in
('apaeosi 3560 Mommseni [C. I. L. I n. 570] anni 656, ut qui
HI8CE . >UNISTRIS societ cum HAEC • PONDERA: inde
enim ab hoc tempore redintegratum monosyllabarum forma-
rum usum prorsus constantem iam leges Comeba de XX
quaestoribus et Antonia de Termesibus testantur cum in-
st^cutis omnibus. Cum aliqua igitur confidentia eisdem con-
tiuiis transeuntis a monosyllabis ad bisyllabas formas con-
suetudinis, ad quae iam Aletrinatem titulum referebamus,
eum Lucanum illum tribues I. R. N. n. 299 |C. I. L. I n. 1258;
P. L. M. E. tab. LIX Fj, in quo hOC • MONVMENTV»*)
iei,ntur, tum Amiteminum n. 5753, in quo HOCE • DELV-
BKVM et HOCE • LOCO iuncta habes cum IN • VIA • POPLI-
CAM.***) Quos quominus altero illo tempore scriptos putes,
*) Nominativo HEIC ator: nam adverbii cum apud scriptorcs
l>i^yllabam hice formam legisHe se Lachmannus negat testc Mommseno
n. 5H^2, non magis ogo in monumentis usqiiam HEiCK scriptam rep-
)Hri, tametsi HINCE est in Pollano lapide. Multo aiitem minuii ficri
illud potoit, ut HEICEI scriberetur in illo ipHO epigrammate: qnod
mihi etiamnnnc yideor in HEIC • EI recte diHpesouiwe in nupera de
Mammiano titulo commentatione Q). XVI, snpra p. 110].
**) [Ceterum non MONVMENTV in inecriptione legi, ut illic
editam, sed MONIMENTV animadvertit RitAchelias Enarr. tab. 8. b.
V-0'2. C. W.]
***) [Cf. C. I. L. I n. 1291; P. L. M. E. tab. LXili^, in cuinB Enar-
ratione p. 64 haec Bcripeit RitBchplius: 'Qnodsi qnis PROXSIMVM (pro
PROXSVMVM) scriptaram in tam antiquo monumento miretur, praeter
134 MONVMENTA EPIGRAPHICA TRIA.
quo rursus ad monosyllaba transitum est indice Capuensi
17 lapide, obstat ipsa M litterae suppressio: cuius, cum deMum-
mii inscriptione commentabar, non novisse me recentiorem
testem quam L. Scipionis Cn. f. Cn. n. titulum dicebam circa
a. 615 scriptum, nunc etiam certius intellego anni circiter
620 finibus usum terminandum esse. Nam quae posterior
aetas exempla offert longe paucissima, ea aut singularem
quandam rationem habere aut summa cum probabilitate soli
lapicidarunjr incuriae tribui cum illic significavi tum alibi
aliis me persuasurum confido, ubi quaedam ex hoc genere
valde memorabilia dedita opera tractabo.
Habes igitur unde de DONV pro DONVM posito im
dubitanter iudices (nam RE • SVA • DIFEIDENS probos abla-
tivos esse verissime contra Henzenum Freundius monuit Musei
phil. t. V p. 605). Sed minus etiam dubitationis relictuiE
esse de DANVNT forma puto, quam praecipuam caussani
haberi volo, cur ipsis septimi sextique saeculi confiniis Sora-
num titulum adnioveam. Qui enim sunt, quos illa forma
usos noverimus? Deciens vel duodeciens danxmt Plautus po-
suit: cui quod semel dane imperativum tribuerunt Asinariae
V. 671, videant quo iure fecerint: quod etiam danam Henze-
nus ascripsit, nescio quo id auctore dixerit. Plauto Na^
vium Pacuvium Caecilium addit Nonius p. 97: sexti saeculi
poetas omnes, nullum septimi. Ne Terentius quidem dmm^
usquam vel aliquid simile. Nam ne similia quidem ultra
sexti fines progressa sunt. Qualia habes nequinont inserinHntnr
Liviana, prodimint redinunt Enniana Festo teste vel eius brevia-
tore: item Ennianum cnrinare de quo nuper [supra p.9J dixi:
Plautinum coquiyiatum^ si fides codicibus Aululariae III, 1, •'*
et Pseuduli 853, ubi coquitatum legissfe Festus p. 61 rideri
potest. Nec vel probari vel cum aliqua specie veritatis cre<ii
potost, non eiusdem aetatis cetera esse sine testimoniis anc-
torum a Festo vel e Festo excerpta: explenunt ohinnnt fc^-
nunt solinunt. Nam communi haec omnia lege hac reguiitur,
quod a primitivis verborum formis productiores factae suut
immissa in syllaba, sed ea brevem vocalem non minus in
_ _ •
alia reputet semel FACIEXDAM iam in SC. de Bacchanalibua legi'
C. W.]
EPIGRAMMA 80RANVH. 135
Terbis habente quam in illis qaae Musei nostri phil. t. VII
p. 315 sqq. [Opusc. II p. 442 sq.*)J tractavi nominibus ithier
ierinms feminis. Vnde recte Ennio carinans et cannantHnis
tribaitur: nec non correptum coqtCtnatam apud Plautum. Quae
suapte natura brevis in syllaba in longam tum demum cre-
vit, cum coaluit cum alia vocali e^ue radicis propria. Ergo
\\i a frucr ductum est fruniscor (produxit enim Lucilius in
eiitu hexametri aeque fnmiscor ego ac tu apud Nonium
p. 113) hac ratione: fru-in-uicory ita Aple-in explenunt, a qne-in
vel qui^n nequlnunt, maioreque adeo necessitate ab e-in rel
i-in prodinunt oblnunt redlnunt, ut in Enniano versu Prodi- 1«
mtnt famuli — . Hinc perspicitur non recte Godofrediun
Hermannum de LiTii ex Odissia versu sic statuisse in Ele-
mentis doctrinae metricae p. 621: yjJLpartim errant n^inunt
(jraeciam redire, qui versus ita metiendus est:
Partim ^rrantc^ nequinont - Gra^cium redire;
sed non minus graviter in contrariam partem ab 0. Muellero
peccari, qui cum Supplem. Festi p. 397 inserlnuntur probavit
in eiusdem Liyii hoc apud Festum ▼• topper: Milia dlia in
isdeni inserintintur, admisit quod nuUam ab analogia defen-
sionem patitar. Vbi, cum fidem apud me non inyeniat bina-
nim thesium nuUo intervallo se excipientium suppressio in-
scrinuntur, haud scio an rationi una adiecta syllaba satisfiat:
Muia alia in isdem - in^efrserinilntur.
Nisi forte aliquid syllabarum ante in isdem vel post ea verba
intercidit.
Ynum quiddam sciens praetermisi, ut quod in hac qui-
dem quaestione vim nullam habere intellegerem: quod spectat
ad nominatiyos plurales secundae declinationis s littera ter-
minatos in VERTVLEIEIS et LEIBEREIS.**) Non est enim
harom usus formarum tam artis temporis finibus circum*
*) [Ibi in adnotatione landantar etiam H. Sanppii quaestionea
PlaQiiiiae (Gottingae 1858) p. 10 sqq. C. W.]
**) [Conferas qoae praeterea congesflit Ritschelins Mnsei Rhen.
t IX p. 156 sq. (a- OpuBC. II p. 647); in prooemio ind. Bcbol. bib. Bonn.
&• 1866 et 56 'de idem, isdem pronominiB formis' (infra n. XIII) p. VI sq.,
in indice Enarrationis P. L. M. £. p. 121^ 8. v. 'nominatiyus'. C. W.]
136 MONVMKNTA EPIGUAPUICA TRIA.
scriptus, hiiic ut post ea quae ante disputata sunt aliquid
proficiainus: qui, ut breviter dicam, ultra medium saeculum
septimura duravit, quamquam paullum annorum est quo eiim
terminum excesserit. Quod ut ita esse demonstretur, ab eis
inscriptionibus ordiendum est, quae quibus annis factae sint
compertum habemus. Igi^ur priraum iii SC. de Bacanalibuti
anno 568 scriptum est EEIS VENIRENT, item bis QYE.^
ESENT, quod non hinc alienum esse facile perspicitur. Mi-
nimo post intervallo conscrlPTTjti apparet in aere Fundano
I. R. N. 4139 [C. I. L. I n. 532; P. L. M. E. tab. II A'|,
quod vix posse falli videor cum ipsi auno 571 tribuo.*)
Proximo saeculo primum EIS lOVRANTO lex tabulae Ban-
tinae § 3 offert. Sequitur ITALICEIS in Argiva pseudo-
graeca C. I. Gr. 1137 [0. I. L. I n. 596J, qiiam praeclaro acu-
mine Cavedonius in Diar. Inst. arch. a. 1846 p, 185 sq. cura
latinitati reddidit tum ad aunum 636 rettulit**): quod con-
tra ITALICI scribitur in Argiva altera simillima [C. I. L I
II. 595; P. L. M. E. tab. LXX A\, sed anni, ut Borghesius De-
cad. nuraism. XVI, 3 [Opp. II p. 247 sqq.] docuit, 663. Vno post
anno frequentavit lioc genus Minuciorum sententia aeris Ge-
nuatis, in quo cura HISCE FINIS VIDENTVR ESSE habes
et mirura ilhid EVS QVEI POSSIDEBVNT pro EIS aceipi
solitura, tum praeter pronomina MINVCIEIS RVFEIS CO-
GNOVERVNT et VITVRIES VITVRIS et CAVATVRINEIS
CAVATVRINES et bis MENTOVINES: quibus eave DEC-
TVNINES addas, ut a quo DECTVNINEBVS declinatum
19 sit. Pergo ad legem de repetundis, non tantum EIS IVDI-
CES SVNTO § 8, EIS IVDICES LECTEI ERVNT § 10,
EIS CENSVERmm^ § 17, EIS FACIVNTO § 19, et EISDEM
lOVDICES SIENT § 10 exhibentera, sed etiam CDL-VIREIS
LECTEI ERVNT § 6, NEPOTES EIEI FILIO GNATEIS
§ 23, pro quo non satis capio qui GNATEI Sunt legi hi<-
*) [Ilaec accurate cxposuit Ritschelius Musei Rhcu. t. IX p. Sadn
■iufra n, VII). C. W.]
**) [Vide iufra p. 29 (150). - Ccterum cf. P. L. M. E. Enarr.
p, 61 'Vbi (in titulo Argivo pseudogrueco) pro ITALICEIS, quod vii
obnoxium esse dubitationi puto, uoUem ITALICEI ab Henzeno Or.
5295 editum.' C. W.J
EPIORAMMA SORANVM. liM
derint. A qua lege paucissimoruin aimorum spatio distaus
lex agraria anni 643 tamen ter taiitum similiter: QVEI-
QVOMQVE POST HAC FACTEIS ERVNT § 12, QVEI
PVBLICEIS [affrei fii^runt] § 14, [quci i)opul]Eli^ LEIBEREIS
IX AFRICA SVNT § 36: quamquam fieri potest ut in rae-
tlio verius Goettlingius PVBLICEI testetur. Circa idem au-
tem tempus in titulis Campanis frequeutari haec coepta sunt:
MAGISTREIS in L R. N. 3560 [C. L L. I n. 563), HEISCE
MAGISTREIS ibid. 3561. 3562 [C. I. L. I n. 565. 566; P. L.
M, E. tab. LXni A B] (fortasse etiam HEISCE MAGISTREI
3563 [C. L L. I n. 567]), HEISCE MAG.-356o fC. I. L. I
n.569; P. L. M. E. tab. LXHI/)], HISCE MINISTRIS 3569
|C. I. L I n. 570], annorum quidem 643. 646. 648. 655. 656:
quibus vicinum est lEIS INPROBARINT in lege Puteolana
anni 649 (I. R. N. 2458 [C. L L. I n. 577; P. L. M. E. tab.
LXVIJ). Recentiora exempla novi nulla h. e. quae esse re-
centiora vel necesse sit vel uUo certo argumento probabile.
Remotissimi aevi Venusina est Orell. 3257, in qua IFAS
CENSVERE legendum esse credo cum Momniseno I. R.
X. 715 fC. I. L. I n. 185]; antiquitatem Amitemiuarum ib.
5758. 5764, quarum in altera L • P • MODIES legitur, in al-
tera iik^ISTRES superstes est, ipsa ES pro EIS vel IS
ierminatio testatur'^); circa annum 620 Praenestinam illam
factam esse, in qua est EISDEMQ • LOCVM • EMERVNT,
supra disputavi p. 7 [121 sq.]; ad Campanarum similitudinem
proxime accedit Corfiniensis ib. 5351 [C. L L. I n. 1279; P. L.
11. E. tab. LXIV J] MAGISTRI LAVERNEIS offerens; nec
quicquam caussae est profecto, cur recentior vel eiusdem
Campaniae haec ib. 1909 A • FREIO - - P . L • FREIS FL
LIEI FECERVNT, vel Massica illa 5618**) habeatur in qua
*) [Cf. C. I. L. I n. 1293; P. L. M. E. tab. LX X, in cnius Enar-
ratione p. 54 dixit RitachelinB: 'cnm dubitari vix posdit quin v. altero
MAG et I8TRES ayUabas Bociatas habnerit, apparet fracti lapidis par-
tes interlita calce nimio intervallo diremptas cMe.' C. W.]
*♦) [Cf. C. L L. I n. U69; P. L. M. E. tab.LXX F; vide 'de idem
^m pronominis formifl' (infra n. XIII) p. VI Ritscheliam de recentiore
ongine hnins inscriptionis diaserent^^m ; cf. ctiam Musei Rhen. i XIV
p. 379 sq. (infra n. XIV). C. W.J
138 MONVMENTA EPIGRAPHICA TRIA.
P . T . SEX . HERENNIEIS • SEX • F ■ SVPINATES apparent
vel denique Formiana 4102 rursus cISDEMQVE PROBA-
VERE sistens.*) Certum igitur fundamentum habes, unde
profectus valde inconsideratum Freundii iudicium reprimas,
ad Tiberii Imp. aevum Coranam illam Orell. 3808 [C. I. L
I n. 1149; P;L, M. E. tab. LXVIIICJ reicientis Musei phil.
t. V p. 606: MMANLIVS**) M • P • L • TVRPILIVS L F-
DVOMVIRES COERAVERVNT EISDEMQVE PRO-
BAVERE: quem nimirum metaplasmum Hartungus interpre-
tatur de casibus libro p. 252. Eam tamen inscriptionem ne
ad Sullana quid«m tempora recte referre Henzenum ibii
t. VI p. 615 concedet, qui multo prius cessasse ES termina-
tionis usum reputaverit. Nec Caesaris auctoritate interposita
quicquam in contrariam partem poteris, de quo sic Charisios
20 p. 86 prodidit: 7,9 Jiomo idem compositum facit: nisi quia
Caesar lihro secundo singulariter idcm, pluraliter isdem dicai-
dum affinmt: sed consuetudo hoc non seruat, Quae si sana
sunt, credi ille poterit, ut idetn homo ab idnn (eidem iidm}
homines discemeretur, aliquamdiu intermortuam scripturam,
sed quae vixerit tamen olim, resuscitari iussisse, quamquam
sine eventu iussisse. Quodsi de transponendis Charisii Ter-
bis Nipperdeius p. 757 cogitat, hoc modo: nisi quia Camr
libro secundo idem plurdlitei', singulariter isdem dicendum
*) [Cf. C. I. L. I n. 1192; P. L. M. E. tab. LX K et Enarr. p.63,
ubi haec Bcripsit Ritschelius: 'Formianum etei «littcris yetustiB» Bcrip-
tum Mommsenus L R. N. 4102 suo iure dixit, tamen propter MVEVM
et CVRAVERE scripturam, de qua egi Mon. epigr. tr. p. VI, non ride-
tur medio saeculo septimo posse antiquior haberi.' C. W.]
**) [Immo M • M AELIVS , cf. Ritschelius Musei Rhen. t. IX p. 157
(=a Opusc. II p. 648) et Enarr. tab. s. s. p. 60, ubi haec Bcripgit: *^Non
fuit autom auctor huius tituli qui ab omnibus putatur cum L. Turiiilio
M • MANLIVS quidam, sod M • MAELIVS. Nec enim AN litterae lacn-
nae spatium capit, nec neglegeiidum fuit quod ante LIVS in imo ver?ii
superstes est quamvis pusillum vestigium talis litterae quae aut L ant
E esse potuit, non potuit N: cuius rei et oculatum testem habeo Brun-
nium et mutum chartaceo ectypo exi^ressum exemplum, in quo repu-
tandum est octuplo maiorem titulum apparere. Et reaj)se MALLIVS,
non MANLIVS, editura est olim a Fabrettio p. 342 n. 528. Verura qui
metiri intervalla volet, facile ne L quidem litteram convenire in spatii
angustiaB intelleget, sed unam E illa aliquanto breviorem.' C. W.]|
EPIGRAMI^IA 80RANVM. 139
affirmat: ita quidem novasse Caesar de suo credendus sit in
Hingnlari; quod usitatum ullo tempore fuisse ignoremus. Nam
qood secundum codicem Charisii non habent sane nisi quia
verba^ h. e. nisi quody quo satis recte referri dicas: interci-
disse potius aliquid probabile est, quo non hoc tantum^ quale
compositum i$ hamo faceret, scd etiam^ quale i (ei, ii) homi'
nes, diceretur, sive id idem de grammatici sententia item fiiit
sJTe eidern sive iidem»*)
His autem ita uti fecimus exploratis iam *non anceps
esse de Bentleio iudicium potest, quin ille in Eunuchi II,
2j 38 praeter rationem Prisciani XII p. 948 hoc testimonium
reiecerit: inueniuntur tameti etlam nominatiuum pluralcm hisre
proferentes antiqui, ut Terentius in Eunucho hisce hoc mu-
nere arhitrantur suam Thaidem esse: quae verba tur-
piter pessum dedit theologus Lipsiensis t. I p. 554. Yt non
tantam ubi libri servarunty sed etiam quibusdam aliis in
locis cum Plauto tum Terentio ille hisre nominativus haud
haesitanter restituendus sit. ijuod quia cum aliis quaestio-
nibus coniunctum est, velut de illisce forma Plautina (ut
Most 510), hic leviter perstrinxisse satis habeo, alibi tractabo
coratius. — Yerum tamen his omnibus nondum satis prae-
sidii paratum video laetitias insjicratcLS nominativis, quos in
Aiellanamm scriptoris Pomponii apud Nonium p. 500 hoc
septenario: Quod (immo Quot) laditias insperatas modo mi in-
repsere m sinum quidam indagasse sibi visi sunt post Hartun-
f^m. Nam ut taceam quod inter Plautum Terentiumque atque
Pomponii aetatem temporis intervallum intercedit, in tanta
exemplorum multitudine ne unum quidem habes ad primam
declinationem pertinens: in qua si item s litteram umquam
vetus lingua servavit, ut est sane prorsus credibile, fecit id
saltem eis temporibus quae antiquissimorum aetatem monu-
mentorum superant. Pomponio igitur vix dubito equidem
quin pro veris accusativis laetitias insperaias fuerint, suspen-
sis e verbo transitivo cum aliquo quod praecessisset sub-
*) [Haec accaratias exposait et ex parte retractarit Ritschelias
'de idm iadem pronomiaiB formis' (prooem. ind. lect Bonn. hib. a. 1856
et 56; infra n. XIII) p. III sq. C. W.]
140 MONVMENTA KPIOKAPHICA TRIA.
iecto. Quale verbum uoii vitletur sane inrepsere esse posse:
potest fortasse innipere, quemadmodum Varro in satura m\U'
21 cularim semmtulatus irrumpit se in curiam dixit apud Nonium
\). 263: quamquam ajiquantillum interesse haud nescio.
Tantum quidem de his. Ceterum versu sexto epigrani-
matis Sorani LVBENTES edidit Henzenus cum Mommseno:
ab exemplo, quod lithographo sequendum fuit, N littera
abest. Quam tamen olim a hapide afuisse credibile non est.*)
Ne enim de LVBETES scriptura cogites, hoc dissuadet quod,
etsi suis temporibus usitata fuerunt COSOL COSOLERE
CESOR LANGESES TERMESES et similia, ut in Pollano
titulo COSENTL\, nec inusitata COIVNX vel QVICTILIS,
tamen ante t extritae n litterae exemplum, quale DEDROT
ilhid est in vetustissima Pisaureusi, ista quidem aetas igno-
rat. Quod genus satis late patens hic persequi longum est,
praesertim cum aliquid explicandum restet quo supra posita
de miliario Popilliano disputatio suppleatur: quod quidem
ad CONQVAEISIVEI formam spectat. Ac de triphthoDgo
illa non habeo quod addam: quando in inscriptione sepul-
crali apud Lupum Sever. mart. p, 88 et 94 non possum
CAEICILIVS scripturam cum Furlauetto agnoscere. Sed
dum in hoc moror, oblitus sum de ipsa CONQVAESIVEI
forma dicere pro conquisiuei posita: quando haec quoque non
levi antiquitatis indicio est. Quam, si librariis fides esset,
post Plautum a neriiine esse usurpatam credendum esset
Quamquam non magnam eam fidem esse, ipsi Plautini libri
*) IContrarinm statiiit Ritscliclius P, L. M. E. Enarr. p. 46: 'Ver-
8iii 6 extremo additae N litterae, quam Henzeni cum in «BuUetlino*
Uom. a. 1845 p. 71 tum iu Musco Rhen. t. V p. 70 exempla xylographa
praestant servavitque idem Orell. t. Ill n. 5733, nullum in nllo ectypo
(habui auteni tria) vestigium repperi. Vt reapse scriptum esse LV-
BETES videatur, contra atque Mon. epigr. tr. p. 21 opinabar: quando
non prisca tantiun aetate DEDROT et fortasse EMERVT, sed etiam re-
centiore Vicctia (VEICET1N08 habes t.ab. LV R) scriptum est, et si
quae sunt siniilia ut PARETES VALETIXIANl.' Quibus adde in Sup-
plem. Enarr. p. 105 scripta: '"Enarr. p. 46 non recte sensi de VEICETI-
NOS scriptura, quam ipsam veram et antiquam nominis formam es^e
cnm alii docuerant a me neglecti tum dedita opera memet Mommsenas
edocuit Musei Rhen. t. XVI p. 303 sq.' C. W.]
EPIGRAMBIA SOBANVM. 141
planissime declarant. Nam cum in Aululariae IV, 10, 70 ex*
quaere Priscianus I p. 561 legisset, tumen nec Vetus nec Va-
ticanus serTarunt. Omninoque iu exemplis circiter quinqua-
ginta yerborum a qtiaero compositorum non saepius quam
sexiens diphthongum illi tuentur vel vicariam eius e vocalem:
Piieuduli V. 450 exquaerere cum Ambrosiano, Bacchidum 721
aqueriSj Cistellariae IV, 2, 99 exquer^Uote, Stichi 107 exquae-
situm, Captivorum 293 exqi^esiuero, Mercatoris III, 4, 48 re-
quereres solus Vetus. Quo accedit ex Ambrosiani, nisi quid
me fefellit, vestigiis erutum Pseuduli 392 exquaere. Ceterisne
igitnr locis omnibus eundem poetam exquire exquisiuero re-
quiram et cognata posuisse? Credat qui poterit: tametsi
eam scripturam vel Ambrosianus aliquotiens testatur ut in
Bacchidibus 951, in Persa IV, 3, 17. 4, 56. 6, 14, in Casina
in, 5, 49, in Epidico III, 4, 56.*) Nec Bembinus Terentii
diphthongnm umquam seryayit: quam tamen ne scptimo qui-
dem saeculo abolitam fuisse non solum Popillii monumen-
tum, sed ipsa documento est lex repetundarum, CONQVAEUI
et CONQVAEblVERIT servans § 12. Quamquam in aliis
Tocibus mutatam in i diphthongum iam Plautina aetas aut
agnoTit solam, aut ascivit adeo praeter posteritatis consue- ^
tudinem. Non memini me concaedere occaedo occaesus usquam
legere in codicibus; sed pertistim dististm veteribus placuisse
Festus cum Paulo testantur p. 216 sq. et 72, Scipionem Afri-
canum dixisse idem ille Festus p. 273, 9 scribit, alios fre-
quentasse a Festo commemoratus Lucilius. Item deflcatam,
pro quo defaecatam vulgatur, latuit adhuc Mostellariae v. 158
in librorum scriptura ediflcatam. Contra, ut conquaesiui ex-
quaero, ita exaestumo olim exstitis^e cum e Mario Victorino
intellegitur, damnante eam scripturam p. 2467, tum extra
dubitationem lex repetundarum ponit, ipsum EXAESTVMA-
VERIT exhibens § 6.
*} (Cf. de fictiUbufl litteratis (infira n. X) p. 23. C. W.j
142 MONVMENTA EPIGRAPHICA TRIA.
CAPVT IIL
DE VOCALIBVS GEMINATIS
DEQVE L. ACCIO GRAMMATICO.
Tralaticium est geminasse scribeiido veteres Romanos
quas vocales enuntianclo producerent. Nec mirum creditum
id esse a plerisque omnibus, cum ipsum Quinctilianum aucto-
rem haberent sic testantem I, 4, 10; at quae ut uocaks run-
gnntury aut unam longam fadunty ut ueteres scripserunt qni
geminatione earum uelut apice utehantur^ aut duas e.
q. s.*) et aliquanto etiam planius I, 7, 14: semiuocales gmi-
nare diu non fuit usitatissimi moris, atque e contrario usqu^'
ad Accium et xdtra porrectas syllabas geminis ut dixi
uocalihus scripserunt [et Priscianum instit. VII, 14 p. 73G
P. longas uocales uetustissimi geminare solebant; 15 p. 737 ue-
tustissimi po una longa uocali solebant duas scribere]. Itaque
cum praeter Accium in eadem caussa etiam Livii atque
Naevii mentionem factam a Mario Victorino vidissent, ad
quem revertetur oratio, bona fide grammaticorum filii, ser-
vasse geminandi consuetudinem Livium Naevium Accium, cer-
tatim ad hunc usque diem scriptitavere, inque his viri opti-
mi, velut quos honoris caussa nomino, lo. Ger. Vossius Ari-
starchi II, 12 et Conr. Leop. Schneiderus gramm. I p. 96.
Verum enim vero quid esse illud dicamus, quod tam certis
23 ut visum est testimoniis ipsa monumenta repugnant ut quod
maxime? Nam ut dicam quod res est, ne unum quidem ge-
minatae vocalis exemplum vel certis temporibus factae in-
scriptiones saeculi sexti monstrant, vel earum multitudo
praestat quae sine certorum annorum indicio a quiuto ad
septimum saeculum pertinent: hoc est, nuUam per illam
*) Sequuntur haec : nisi quis putat etiam ex tribus uocalibus syh
labam fieri, si non aJiquae officio consofiantium fungantur. Quibua rer-
bis fieri potest ut illuc spectarit, quod reapse per aliquod tempus de
ccrta, ut supra conieci, doctrina quadam AEI scriptum est pro At
vel AI. I Accuratius de ea re exposuit Ritschelius Musei Rhcn. t XXI»
p. 613 = Opusc. III p. 72G. C. W.J
VOCALES GEHINATAE ET L. ACQIVS OBAMMATICVS. 143
ipsam aetatem totam^ cuius fuere Livius Naeviusque cum
proximis usque ad Accium poetis. Velut prorsus ignorant
geminationem Scipionum tituli ad unum omnes praestantissi;
momque de Bacanalibus monumentum illud; nec magis vel
Piflaorenses lapides norunt vel Furiorum sepulcrum Tuscula-
num vel laminae aereae antiquissimae vel in vasis quibus-
dam et figlinis pictae epigraphae. Vt profecto non agat te-
mere; qui de fide Quinctilianeae narrationis paullulum addu-
bitare coeperit eamque dubitationem num quo documento vel
argumentatione firmare possit; circumspiciat. Quod facienti-
bos primum non poterit non mirum accidere quod^ etsi Ac-
cium in ea quaestione alii grammatici item commemorant|
tamen id longe alia ratione facitmt: nec enim ad Accium
ei ultra^ ut Quinctilianus, esse geminatum scribimt, sed ge-
minatum ab Accio. Sic enim Velius Longus p. 2220: nam
necAccium secuii $umus semper uocales geminantem ubicumque
producitur syUaba, quoniam expedita dAet essc condicio scribendi.
Xec minus aperte^Terentius Scaurus p. 2255: primum igitur
per adiectionem illa uidentur esse uUiosa, quod Accius geminatis
uocalibus scribi natura longas syUdbas uoluit, ctm alioqui ad-
i^o ud sublato apice longitudinis et breuitatis nota posset ostendi.
nam singulares uocales et produci ct corripi possunt e. q. s.
Hanc igitur in partem illis testantibus operae pretium est
expendere, quid tandem Marius Victorinus prodat. Cuius
apud Putschium p. 2456, Gaisfordum p. 8 verba infra posui
qualia in Parisino libro leguntur^ a quo non difierre eiusdem
Haeculi Valentianum Henricus Keilius me certiorem fecit:
Accius uero cum scriberet anguies angules imponebat. idem nec
i lit^ram nec j in libro suo rctulit, quia quae ante feccrant
yaeuius et LiuiuSj cum longa syllaba scribenda rsset, duas
^ocales ponebani, praeterquam qiioe in i literam incUleranty
^mc enim per e ct \ scribebant. Vbi anguis angueis editum
a Patschio, et item pro idem. Hiscine igitur tam misere
conceptis verbis corruptelamque suam palam clamantibus
eredi potuisse Accii Naevii Livii communem geminandi co|ji-
iiQetudinem fuisse? Quae qui paullo minus incogitanter per-
legerity facile intelleget facili opera sic emendari: Accius uero
^m scriberet anguIuS| aggulus ponebat. idem nec z literam
144 MONVMENTA EPIGRAPHICA TRIA.
nec y m libros suos retiuUt, qnaniquam (;id)*) ante feccrant
24 Kaeuiiis et Liuius; et cnm longa syllaha scril)enda esset, dmi
uocales ponehat, praeterquam quae in i literam inciderent: Jianc
enim per e et i scrihchat. Et pluralis quidem ponehant ....
scrihchant similiter atque paullo post in haec irrepsit: Cnms
Pompeius Magnus ct scrihehant et dicchant lcadamitatcm pro
kalamitatcmj irrepsit autem ex eis quae praecessere. Exor-
sus enim ab antiquis Victorinus, qui consonantes literas non
geminahant et sicUicum imponchant et aussus scribebant nec
cni ponehant ideoque non Alcmcnam dicehant (de quo genere
nuper exposui Mus. phil. VIII p. 475 [Opusc. II p. 473J sqq.l
nunc totus in eo est ut, quid singuli homines auctoritale
pollentes instituerint ac probaverint, breviter perstringat:
lulius Caesar Vopiscus, Accius, Naevius, Livius, Pompeius,
Nigidius Figulus, Licinius Calvus, Divus Augustus, Messalla.
Brutus, Agrippa. E superioribus igitur etiam imjtonebat per
errorem inlatum est pro pomhat,
Porro aggulus voluisse Accium pro (Mgulus scribi, citra
dubitationem ponit praestantissimum Prisciani I p, 556 testimo-
nium, sed illud egregio demum supplemento e Leidensi codice
ab lacobo Gronovio auctum in dissertationibus Livianis p. 20,
e Monacensibus a Leouardo Spengelio in Varr. p. 7, cui leves
maculas quasdam cum olim in comm. de disciplinarum Hbris
Varronis p. 24 Museique phiL VI p. 530 [Opusc. III p. 373. 469]
abstersimus, tum nunc demimus: transit (de n loquitur) i«
g id ignosco ; et scqucute g vel c pro ea g S(ribiint Grmri
ct quidam tamen (ctiam) uctustissimi auctores liomanommj en-
phoniae causa hene hoc facienteSy nt agchises agccps aggnhs
aggens, quod ostcndit Varro in primo de origine linguae lati'
yiae his ucrhis: ^ut lon scrihit, quinta uice^ima cst littcra quom
agma iwcant, cuius forma mdla, set uox communis cst Graeds
ct LafiniSy ut (in) his ucrhis aggulus aggens aggniUa
iggcrunt, in huiuscemodi Graeci ct Accius noster bina gL'
scribunty alii n et g, quod in hoc ueritatcm facile nidere \est,
in illo addej non cst; similifer agccps agcora^: nam haet*
omnia Varronis sunt. Nisi quod hene iilud quid sibi velit,
*) [Sed cf. infra p. 28 (150). C W.]
VOCALES GEUINATAE ET L. ACCIVS OUAMMATICVS. 145
hoc miims perspicio quo planiuS; non probare se talem scrip-
turam, grammaticus p. 569 ostendit: ajmd Latinos tamen
aervattir n, ut angelus Longinus Anchises. Quare viden-
flum ne etijyhoniae causa nenipe hoc facientes scripserit. Noc
probasse Nigidius Figulus videtur, e cuius commentariis haec
Gellius XIX, 14 excerpsit: inter literam n et g est alia uiSy
ui in nomine anguis et angari et aneorae et inerepat et
incurrit et ingenuus: in omnihis enim his nm uer^tm n, sed
mhilterinum ponifur. Ascripsi haec omnia ut apertior esset
Marii Victorini in alio loco quodam emendatio, qui est 25
p. 24G5 P. 21 6.: anceps ancilla ancilia angustum an-
qnirit non iudico per an, sed more Graecimim per ag soli-
tnm scrOn, nunc adiicio e. q. s., quibus in fine haec subiciun-
tur: et {ut yvlgo), anceps et ancilla et angina et angustum
fi anquirit et aneora et siniiUa pcr n ])otius quam per g
scribite, Pro eo quod ab initio est anciliay in fine angina,
Parisinus codex bis exhibet angitia: quod nisi forte ad Aenoi-
J08 yersum VII, 759 spectat (quando ad Vergilium potissi-
mum omnem applicare doctrinam suam latini grammatici
consaeyerunt), quod habeo tamen cur addubitem, scribendum
esse utroqne loco angina videtur. Praeterea priore loco et
nncora intercidit post anquirit et ibideui in transversum de*
torta est mens grammatici, quippe qui nequaquam iudicet
'no» per an, sed nufrc Graecorum })er ag^ vel scribendum esse
vel scribi solitum. Vt paucis complectar, apage illud impor-
tunum iudico, quod nec coit sana ratione cum eo quod con*
sequitur nufW adiiciOf nec magis in Parisino legitur quam
•'wW, ged iudicat et scribere. Ergo dispestas iu dic at syl-
labas licebit id dix at\tiu\ interpretari; misereque obscuratani
Victorini memoriam omnem sat clara in luce ita conlocare:
o»cej)S anquirit ancora iam dixi Attium non per an,
sed more Graecorum per ag solitum scribere: nunc adicio, sii^t
»»'«• m e^ n litteram uox media tam Graecis dcsit quam nobis
<^de qua re dixerat p. 2462 sq. P. 17 sq. G.), ita inter n quo-
f{He et g deesse. fieque enim illi^ fitT^^ov et dTKdXiiy ct similia
«"<€ per V sitie per y scripserint, alterutram in pronuntiando
^ttteram exprimunty nec nos, sujn-a dictas uores siue j^er n siue
P^ g seribamuSy projmc aut n exprimimus in dieendo aut g
'». KlTflCaKLIf OPV8CVLA IV. 10
146 MONVMENTA EPIGRAPHICA TRIA.
sed tn^iam (haec inserenda): qnm nox quoniam ordini litte-
rarum nostrarum decst et familiarior aunbus nostris n jKftm
qtiam g est, anceps saibite, In quibus correxi quae
esse corrigenda res ipsa clamaret.
EflFectura est ut quadruplici testimonio ad unum Accium
geminandarum vocalium consuetudo referretur, seiungeretur
ab Accii societate Livii Naeviique memoria. Quibus quod ;
et y litterarum aliquis usus correctis a nie Victorini verbw
tribuitur, non habeo quidem quo id quale fuerit accuratius
definiam, sed tamen fide non necessario esse destitutum iii-
tellego. Quidni euim potuerint illi, quod saltem ex parte
iam ante eos factum esse sat certo constet? quando r litte-
ram et in antiquissimis fuisse latinis certum est et eaiidem
in carmine SaUari Velius Longus p. 2217 legit et indidem
Varro de 1. lat. VII, 2G protulit: quode aliis subtilius Momm-
senus exposuit de dial. Ital. inf. p. 33. 21G. Itaque etsi &-thns
2G (vel potius SETVS, ut est in saeculi septimi Ainiternina I.
R. N. 5825 [C. I. L. I n. 1299]), non Zethus scripsisse Pacu-
vium probabiliter Fleckeisenus coniecit in epistula Plautina aJ
me data p. XIII, sonam autem pro zonam Plautum posuis*
ipsi codices fidem faciunt, tamen cur necessario ab eo iK>eta
illius litterae usus omnis abiudicetur, non video satis ratio-
nis esse: eaque caussa fuit cur Mus. phil. VII p. 5GG [= Opusc.
II p. 529] dubitare nie significarem, num satis prudent^^r
praeter libros oranes trapessita Plauto pro tra^wzita obtnide-
retur. Longe sane plus dubitationis fatendum est de y lit-
tera esse a Livio Naevioque iam usurpata. In cuius locam
substitutae ti vocalis usum et jjatuisse latissime et diu solum
obtinuisse cum Phiutinorum exemjdorum quorundam singii-
laris condicio facit ut facile credamus, tum etiam firmiu'*
monumentorum eo in genere constantia persuadet. Plautina
talia dico qualia habes Bacchiilum v. 129 et 3G2:
Non omnis aetas, Lyde, ludo connenit.
Facietque extemplo crucisalum me ex Chrysalo:
ubi nisi Lude et Crusalo pronuntiatum putaveris, ipsum acn-
men sententiae perierit.*) hi monumentis autcm non AMVCES
*) Habebit igitur quo se tuealur, qui ex Plautinis C^bulia y Ut-
VOCALES GKMINATAE ET L. ACCIV8 ORAMMATICVS. 147
tantum quinto saeculo scriptum est in speculo FicoroniaDO;
«eptimo autem PVL, quod FYLades interpretor, non Pobts
cum Goettlingio p. 71, in pagi scito Herculaneo, VENERVS
miYGinae in tegula Neapolitana I. R. N. 6306, 1 [C. I. L.
I n. 1495] (quae propter genetivi formam illam non est medio
Raeculo recentior: unde de Casinati 4227 [C. L L. I n. 1183]
existimari poterit CERER • ET • VENERVS exhibente), sed
etiamtum anno 693 j)(h)ilarG\llV8 61LANI in tessera gla-
diatoria apud Cardinalem Diplom. n. 172 p. 121, inque simili
anni 695 PILARGVRVS PROCILI ibid. 175 [C. I. L. I n.729;
Tesserae gladiat.' p. 311 n. 17 ibique tab. I //, ubi oni
PinLARGVRVj, eodemque anno SVRVS in Vaticana ms. ab
Avellino edita Opusc. II p. 295 \C. I. L. I n. (5021; in quo no-
mine, ut hoc tamquam practoriens adnotem, KIRIA non prius
quam circa annum 724 in Orelliana n. 572 [I. N. 4320 ubi
^st SYRIA] scriptum repperi, quamquam aemel sane antea,
sed semel tantum quod Hciani, I pro Y ascitum eat in Aq)inati
illa I. R. N. 4472 [P. L. M. E. tab. LXXVI C; C. I. L. I
iL 1178|, cuius vetustatem CLOVACAS fornia prodit, ubi
SLSIPVS habes, non SISVPVS.*) Vides expeditum UHum Y
litterae et communem consuetudinem non anto saoculum
octavum fuisse, h. e. paullo post aspirationem consonantiura 27
eonstanti more receptam, id quod vergente iam saeculo
septimo e»se factum nuper [do titulo Mummiano p. V (su-
pra p. 89 sq.)] ostendi novorumque multitudine exemplorum
nunc comprobaro possum.**) Vndo roctius anno 699 Gruto-
t«rain omnem atrocias expellendam edixerit: sed idem ita tamen, nt
^tiam gemiuatas consonantttB omnes et omncft aspiratas et praet<'r has
alia quaedam ipsa poetae mann numqnam soripta non paticntius extur-
Ut et Calicles CanuuUa Bacides TmHa Filocomasium Crusalus Arffu-
^pHs instauret: nec in diBcernendis bracchium braduum, mttrHUppium
^arsupium, repperit reperii, musteUa musiela, comesum comessum, mille
nt^ia, onu» awn%is anuiWf uilla uilicus et qnae sunt finitima satagat,
sed simpUcitatem consonantinm peq>ctnet.
*) [Cf. Muaei Rhen. t. X p. 448 (Opusc. TI p. 479) et 'Teseerae
gUdiatoriae' p. 334 sq. C. W.]
**) Vt paocis complectar, uon aspiratum est, ai a longe paucittfti-
'°iB receaaerifl, usque ad annnm 600: promiscuo vcl aspimtum vel
Don aapiratnm ab anno C60 ad exitnm saeculi: aspiratum coustanter
10*
148 MONVMENTA KPIGRAPTHCA THIA.
riauam tesseram p. 334, 5 [C. 1. L. I n, 721], in qua est
PH1LAK(;Y1IVS LVCILI, tribues quam anno G84 cura Car-
dinale p. 121 n. 171, qui PHILARGVRVS expressit nullo
auctore: babebisque quibus aetatis finibus velut haec (liscn-
mines, LV8IMACVS in plumbea lamina apud Fieoronium II,
1 n. 18 et Garruccium tab. III, IG, PHILARGVR. cum XICE-
POR. sociatum in Capuensi I. R. N. 3GG2 [C. I. L. I n. 120:}],
PHILARGVRVS cum PHILOM in Borbonica 6591 |(\
L L. I n. 1241; P. L. M. E. tab. LXXVI //J, PfnLARGVKVS
cum PHILEROTI in Fabrettiana X, 577 p. 750 (ubi quater
scriptum MVMIVS non potest non pro Minnfmns esse), CA-
LITHVCE cum MALCIO in Amiternina I. R. N. 5854 \i\
I. L. I n. 1300; P. L. M. E. tab. LXXVU;], liaec igitur
discrimines ab illis quae graeca littera suscepta scripta sunt
PHILARGYRO in Venusina 734 |C. I. L. I u. 12G8; P. L
prat^ter rarissima quaedam exompla ab exitu s(>ptimi saeculi. Olim
[dc titulo Mumm. p. V (supra p. 90)] collectis exemplis velut haec adderi'
licet: primum ex anni 656 Capuensi [C. I. L. I n. 670] carentia at^in-
ratione PILOMVSVS PILEMO PILOTAER . NICEPOK. Deinde mediae
post a. 660 aetatis haec praeter supra posita: circa a. 670 POPVLVS
EPIIESIVS in C. I. Gr. n. 6881 h [C. L L. I n. 588; P. L. M. E. Ub.
LXXII A], anni 662 ARCHELAOS in Athoa supra publicata, anoi 6.^3
PILOTIMVS in Cardinalis Dipl. p. 121 n. 168 [C. I. L. I n. 720], anni
696 ELEVTHERVS ib. 176 [ibid. n. 730], anni 698 VHlLippo ih.Vn
[ibid. n. 731], anni 700 TEOPROPV ib. 178 [ibid. n. 732] : sed pratfter
cotera iu auni 695 ampliore inscriptioue illa quam Ayellinus Opu?c. H
p. 295 vulj^avit [C. I. L. n. 602], mira varietate utrumque geiub
sic mixtum: APRODIS • PHILEMO • POTHVS • PHILOGEN • ANTKK
TIASVS . PAMPHIL • ANTIOC • PHARNAS.. Contra statim ab anno
701 PHILODAMVS habes in tessera Orelliana 2562 b [C. I. L. 1 p.200(ii,
nisi haec potius anni 722 est, anno 702 PHILEMO apud Card. n. IT»
[C. I. L. I u. 734 J, auno 708 PAMPHILVS ib. 182 [ibid. n. 736], anno
710 PHILOGEN ib. 183 [ibid. n. 738), et sic deinceps reliqua. Hiuc
aut4'm nummorum in eo genere varietas iudicanda potius, quam e
nummi.s ipsnm genus detiuieudum. [Vide nunc P. L. M. E. tab. XCI.
XCII et Enarr. p. 79: 'Tabularuni XCI. XCII promiscua varietate ill"»d
j)otis3imum volui luculcntis exemplis j)er.spici, quanta inconstantia cirra
confinia saeculi septimi et octavi fluctuatum sit in eis geneiibns dnobus,
quorum altenim ad aspirationem consonantiura spectat, alterum in sub-
stituto pro V littera latina Graeco Y h;iXuj versatur.' Cf. etiam 'teJ^ser.
glad.' p. 305. C. W.]
V0CALE8 GEMINATAE ET L. AGCIV8 GRAMMATICVS. 149
M. E. tab. XCID], GLYCERAI in Beneventaiia 1590, DIO-
XYSIiiS in Neapolitana 2897 [0. I. L. I n. 1210; P. L. M. E.
tab.LXXVIJ], HYMNINIS LYS8A DIOXYSIA in Capuen-
sibus 3681 [C. L L. I n. 1206; P. L. M. E. tab. XCI E]. 3732
[('. I. L. I n. 1208; P. L. M. E. tab. LXXVI K]: ne nunc plura
eoacervem. Neve infringi hanc argumentationem eontrarii
geaeris exemplis putes, sciendum est primum ficticium esse
L. Comelii Sullae titulum VENERI ERYCINAE VICTRICI
(licatum apud Orellium n. 1363: quem cum iam Muratorius
p. 58, 10. 1982, 1 merito suspectum habuisset, frustra de-
feusam a Borghesio Observ. numism. dec. IX p. 9 suo iure in
falsis rettulit Mommsenus I. R. N. 198*. Praeterea potest
^ane Y littera exstare videri iu anni 662 hac inscriptione
«'Vaticano codice excerpta [C. I. L. I n. 578], quam a Bor-
ghesio communicatam cum Mommseno infra posui:
C . CLAVDIO . M . PERPENNA • COS .8
MENS • QVINC . MYSTEDIEI
L . LVVCEIVS . M . F . LEG . P • LIVIVS • M • L • PAL
M . LVVCEIVS . M . L . L . ARTEMIDORVS
ii . HORTENSIVS • M . L • ARCHELAOS
Cuius versu altero cum extremum vocabulum Mommsenus
praeclaro acumine MYSTERIEIS int^rpretatus sit, tamen
ipsa secunda littera eius vocis in Borghesiana quam ipse
vidi epistula tam ambigue, idque consulto ut puto, picta est
ut Y an V sit prorsus nou liqueat. Verum ut Y reapse
exstet in lapide, singularis quaedam excusatio praesto est
monamento in monte Atho reperto [cf. C. L L. I. s. s.], cum
iii graecis regionibus aliquanto prius quam in Italicis incre-
brescere graecae litterae usus posset.*) Eandemque excusa-
tionem ad illum titulum transfero quem populo Romano circa
annum 670, ut probabiliter conicitur, POPVLVS LAODl-
CEXSIS AF LYCO fecit, C. L Gr. n. 5881 (C. L L. I n. 587;
P. L. M. E. tab. LXXII B], tametsi in eiusdem ut videtur
aetatis titulo 5880 [C. I. L. I n. 589J scriptum est LVCIOS.
— Nec vero lapidibus in hoc genere nummi repugnant. In
quibns quae gentes Considia, Maulia, Plautia usurpanmt:
*) [Haec retractavit Bitechelias Musei Rhen. t. IX p. 17 ndo.
(infra n. VII). C. W.j
150 MONVMKNTA EPIGRAPIIICA TRIA.
ERVC, SIBVLLA, HVPSAEVS (hoc quidem apud Eckhelium
II, 5 p. 275 [C. I. L. I n. 466J), sive septimi saeculi exeuntis
sunt sive iueuntis octavi, at HYPSAE vel YPSAE in Plau-
tiae itemque Aemiliae eis demum nummis apparet, quos aJ
P. Hypsaei M. Scauri famosam a. 696 aedilitatem relatoa
vides apud Eckhelium p. 132. 276 Ricciumque p. 7. 175 (ubi
neglegentissime HIP8AE(VS) expressum), [itemque in C. L
L. I n. 467].
Haec igitur cum ita sint, aegre sane Livius Naeviusque
credentur iam usi esse y littera. Vt aut Victorinus, quod in
solam z caderet, neglegentius transtulisse ad utramque pu-
tandus sit, aut fortasse, si est diligenter locutus, sic 8cri{>-
sisse: idem nec z literam ncc y in libros snos rcttuUt, qmm'
qna))i illud ante fecerant Xaeuiiis et Liuius,
Ad geminationem vocalium revertimur, usitatam ad Ac-
cium et ultra, si Quinctilianum audimus, ab Accio inven-
tam, si ceteros grammaticos. Quorum utri verius tradant ut
recte diiudicetur, consulenda monumenta sunt, rursus autem
ab eis exordiendum quae temporis notam certam habent
Itaque primum omnium miliarium Popillianum anni 622 in
tanta longarum vocalium multitudine semel PAAST()RE>
ofFert, similiterque singulis exemplis Bantina tabula LVVCI
HAACE LEEGEI, bis SEESE, sed eadem tamen etiam LYCI
HACE LEGE SESE et sic cetera omnia simpliciter. Ter
MVVCIO scriptum in aere Genuati, semel ARBITRATVV.
29 nihil praeterea pariliter. MAARCIVM in Argiva anni ()3«i
(C. L Gr. 1137 [C. I. L. I n. 51)6; III, 1 n. 532J) recte logi
videri supra dixi p. 18 [136J: ac sero video bilinguem illam
ante Cavedonium in eandem fere partem Philippum LeBa»
Inscr. gr. et lut. fasc. 3 (a. 1837) p. 202 interpretatum esse.*i
Itenim MVVCIO ter est in lege agraria anni 643, sed m
eadem etiam MVCIO aliquotieus; LVVCEIVS bis in Atlioa
illa anni 662 [C. I. L. I n. 578 J, cuius paullo ante mentio
=*) [Cf. P. L. M. E. EnaiT. p.. 61: 'titulum Argivum spK-tunMii
acl Q. Maarcium Q. f. Kegem cos. aiino aut G36 aut (quod miniL-
placet) 686 .... Latiniim escie nec Cavedonius primus vidit . . ac ne
Lc-Basius quidem, «cd ante hos ipsc Kossius Inscr. gracc. ined. fa?«. I
Nanpliae a. 1834 edito p. 18.' C. W.J
VOCALES GEMINATAE ET L. ACCIVS C5RAMMATICVS. 151
facta; circa a. 674 in lege Cornelia de XX quaest. PEQVLA-
TVV (quamquam PEQVLATV Goettlingius testatur), t«r
autem IV VS; postremo in Antonia de Termesibus anni 684
seinel VVTEI, semel AA • CETEREIS. Huc adde e Roma-
uorum exemplo repetendam, alienam a Graecorum consuetu-
diue scripturam in Tauromeuiorum titulo anni 676 C. I. Gr.
5644 rAIOr KAAYAIOZ MAAPKOY YIOZ MAAPKEAAOZ,
quicum MAAPKOY bis scriptum in titulo Attico 887 et
KOINTON MAAPKIOv in Argivo*1137 iam Franziua recte
composuit Elem. epigr. gr, p. 248 adn. Quodsi ex his quae
euumeravimus apparuit certorum sexaginta et quod cxcedit
aanorum spatio geminandi usum contineri, nihil caussae in
reliquis monumentis certas temporis notas non habentibus
reperies^ cur illos fines in alterutram partem cgrediare. Circa
a. 620 Aletrinatem titulum factum esse, in quo VAARVS et
SEEDES habentur, supra significavi p. 15 sq. [132sq.J. Eidem
fere t«mpori non multum falli posse Tidemur cum arae luliae
BoTillis repertae inscriptiones tribuimus; LEEGE ALBANA
(non LEGE, nec ALBAANA, ut est apud Orellium n. 1287
et Cardinalem Diplom. p. 46) in antica parte, AARA
ut ridetur in latere.*) Nec in multo posteriorem aetatem
vel Yersus Satumii viae Appiae conveniunt Musei phil. VIII
p. 288 editi [C. L L. I n. 1006; P. L. M. E. tab. LXIX D\
MAARCO CAICILIO et SEEDES formis insignes, vel fre-
quentantes in FAATO REE EE NAATAM NAATA gemi-
nationem elegiaci versus cippi Romaui apud Fabrettum V, 388
p. 421, Gruterum p. 1046, 6, Muratorium p. 1522, 2 [C. L L.
I n. 1011]. Altera ex parte recentem originem nihil in his
prodit: PAAPVS (una cum TEOPHIL) in Capuensi I. R.
N. 3846 [C. L L. I n. 1214], CALAASI in Puteolana 24«0
[C. I. L. I n. 1234; P. L. M. E. tab. LX G]**\ PAAT . . . AT-
♦) [Cf. nunc C. I. L. I n. 807; P. L. M. E. tab. LVI F, Enarr.
p. 50. C. W.]
**) [Cf. Enarr. p. 63: 'Puteolano hunc locum concossi, qnod flit-
teris vetiuti8> scriptam MommsenuB pronuntiaTorat T. R. N. 2480: qnaH
tamen longe propini accedere ad eorum temporum speciem apparet
fpae circa a. 680 fnemnt: hnnc cnim nc migremns, vix dubia ▼. 3
CXLUSl scriptura suadet' C. W.]
152 MONVMENTA EPIGRAPHICA TRIA.
TIEDI in Albana 5611 [C. I. L. I u. 1167; P. L. M. E.
tab. LX//J*), RVVBIVS in liac anuo 1839 Romae reperta
^ad portam Latinam iu cella sepulcrali vetustissima', missa
ad Borgliesium a Ven. Patre Marco [C. I. L. I n. 108 IJ:
Q . KVVBIVS . C . F
POP
Contra lapicidae errori deberi MAACIs^rm videtur in Fur-
fensi 6023**): aliam autem iii partem interpretanda JSVVO
in Capueusi 3789 [C. I. L. I n. 1242; P. L. M. E. tab.LXXi/],
quod cum SOVO scriptura compono, item DOMVVS in Lu-
sitana Gruteri p. 106, 13 [C. I. L. II n. 12*J, EXERCITVVS
in Orelliana 4922 [C. I. L. VI, 1 n. 230J, quae nescio an
30 pro bisyllabis genetivis sint ad similitudinem SENATVOS
formae in SC. de Bacanalibus: quo etiam CONVENTVVS
in eiusdem Gruteri p. 83, 4 [C. I. L. II n. 241 6J item Lusi-
tana referrem, nisi ibi Pighii schedae ms. CONVENTVS
testarentur. Silentio autem praetermisi THRAAC- in Pata-
vina Gruteri p. 480, 6 [C. I. L. V, 1 n. 2841 J, ut pro qno
THRAC • Furlanettus p. 207 ediderit. Nec a lapidibus discre-
*) [Cf. Enarr. p. 53: 'Albensis I. R, N. 5611, expers aspiwta-
rum cousonantium , quin v. 2 habeat PAAPIA • ATIEDI, non PA AT
AATIEDI, iam non esse dubium puto.' C. W.J
**) [Cf. C. I. L. I n. 1285; P. L. M. E. tab. LXIV H, in ciiius
Enarratione i). 57 hacc scripsit Ritschelius: 'MAACIs^reis in principio
versus 3 ediderat Mommsenus: quod cum et testium fide et gramm;*-
tica ratione destttutum viderem, in geminatarum vocalium exeniplis con-
sulto omisi Mon. epigr. tr. p. 29. Quo in loco quid potuerit scriptnm
cssc, patefecit Brunnii acumen de magistris pagi conicientis. Nam dua<;
litterae extremae etsi speciem sane earum habent quae sunt CL, tamen
cum et paenultimam non minus commode G interpretere et ex iiltinia
duabus quae perierint lineolis adiectis facile E efficias, nec aegriiis
post eas litteras aliquid litterulae evanuisse conicias, in promptu e?t
sane haec interpretatio : MG • j^AGEi. Quamquam cur ne sic quideni
omncs mihi scrupulos exemptos sentiam, caussa haec est, quod eo i]>eO
iu loco ubi L est minime attritus esse hipis videtur: quo accedit quod
adiecta in fine I littera tani prope ad eani quae insequitur interpuDctio-
nem accessura sit ut spatiorum concinnitas non usitato modo turbctur.
Quodsi quis forte de quinto nomine aliquo cogitabit velut tuli: c •MAli»-
A-C-L..., tamen cur ne hoc quidem prorsus satis faciat nemincm
fugere puto.' C. W.J
V0CALE8 GEHINATAE ET L. ACCIVS 0RAMMAT1CV8. 153
pat Dummorum memoria. Vnde (si recte uunc memini) Brut-
tium SVVBAM, anno 666 proquaestorem Macedoniae, Bor-
ghesius Obs. num. dec. XVI, 11 [C. I. L. 1 n. 516] protulit,
PAAPI h. e. C. Papium Mutilum ducem bello sociali clarum
denarii Samnites monstrant apud Eckhelium I, 1 p. 103,
FEELIX Snllae cognomen quidam gentis Conieliae apud
Havercampinm p. 124 sq., Eckhelium II, 5 p. 192 sqq., Riccium
p. 72, postremo VA ALA Numoniae gentis nummus, incertum
euias aetatis, apnd Hav. p. 299, Eckh. p. 263, Ricc. p. 156«
Monumentis igitur si credimus (et qui possis non cre-
dere?), coeptum est geminari circa annum 620, desitum
paullo post 680. Qaod vides quam mirifice in aetatem L.
Accii quadret annis fer» 584 et 670 conclusam. Eum autem
poetam minime aliennm ab aridioribus doctrinae studiis fuisse,
Didascalicon Pragmaticon Parergon exemplis ab Madvigio
et G. Hermanno inlustratis satis nunc inter omnes constai
Qui utrum in illorum aliquo an in alio libro, cuius vel no-
nien interciderit, de rebus grammaticis recteque scribendi
ratione quaesiverit, nec scitur nec, quantnm video, cum ali-
qua specie probabilitatis conici potest. Certum est non se-
nem demum in ea studia incnbuisse: immo in ipsa iuventute
ea praestiterit praeceperitque oportet, quibus ut pareretur
iam quadragenarii, ut monumenta docent, auctoritas eifecit.
Vemm nec ultra ipsius vitae finem diu ea duravit auctori-
tas, nec dum vivit tantum valuit, ut non longe longeque
saepius neglegeretur quam ascisceretur nova scribendi ratio:
cuius, si verum fateri volumus, insignis raritas apparuit et
in tanta monumentorum* multitudine vel nunc superstitum
usus perexiguus. Nec tamen hoc solum, quod nova esaei et
m simile nihil in consnetudine maiorum habens, quominus
et increbresceret et perennaret obstabat: gravior caussa ab
alius doctrina grammatici repetenda est, cuius auctoritas Ac-
cianis praeceptis palam adversata est. Fuit is non alius
Atque item grammatica cum poetica arte sociata clarus C.
Lucilios, Accio paullo minor aetate, quem ab a. 606 ad 652
vixisse exploratum est. Nam ad Accium spectare, quos
illius versiculos percommode Terentius Ucaurus p. 2255 me-
moriae prodidit, prorsus nunc et evidens esse puto et iu
154 MONVMENTA EPIORAPHICA TRIA.
confessis fore confido: quibus sic Acciana doctrina aperte
impugnatur :
31 A primum est: hinc incipiam, et quae nomina ab hoc sunt.
A primum longa an breui' syllaba, nos tamen unum
Hoc faciemus et uno eodem, ut diximu', pacto
Scribemus pacem placide fanvm aridvm acetvm,
APEZ APEZ Graeci ut faciunt:
an enim versu altero quam ac malui. Quippe exorsus erat
poeta ab Acciaua geminatione generatim iudicanda, eoque
dixhnm spectat: quod qui dicimns scribunt, non cogitant
verum profecto non esse uno eodemque modo a litteram iii
pacem et placide pronuntiari. Nec in hoc uno loco Accianae
doctrinae impugnatio Luciliana substitit, sed eodem etiam de
EI et I litteris in vulgus nota et decantata ab omnibus Lu-
eilii praecepta referenda sunt: de qua re quid sentiendum
esset, paucis nuperrime significavi Musei nostri phil. t. VIII
fasc. 3 [p. 480 sq. = Opusc. II p. 623]. Etenim longam l
vocalem non item geminando Accium ut ceteras notas^e, sed
pro ea EI scripsisse Marius Victorinus auctor est. Quod
cum ille faceret, non excogitavit aliquid incognitum antea,
ut prorsus sanc aute se incognitam geminationem , verum,
quod inde a sexto saeculo iam succedere antiquiori etiam E
scripturae coeperat, sed coeperat tautum, perpetuavit et esse
constans iussit. Vnde cum hoc intellegitur quale sit, quod
ab anno inde 620 multo iam crebrior EI scripturae quam ab
eodera Accio commendatus geminatarum vocalium usus ex-
stitit, tum caussa perspicitur cur illam scripturam Lucilius
non item ut hanc prorsus repudiaverit, sed partim reiectam,
partim probatam certioribus tantum finibus quibusdam ita
circumscripserit, ut discreta generum diversitate velut HEi
PVKREi ab iivivs PVERi distingueret. Quod constat ne Lu-
cilium quidem popularibus suis ita probasse ut pervinccret:
unde non mirandum est tantam in hoc genere per totum
saeculum septimum atque adeo per octavum monumentorum
inconstantiam esse. Vere autem Victorinum de / testari, non
ascitam in hoc geminationem ab Accio esse, eadem monu-
menta certissimo documento smit: neque II scripturae exeinpla
nisi paucissima caque vel dubia vel recentis aetatis vel bar-
VOCALES GEMINATAE ET L. ACCIV8 GRAMMATICV8. 155
bararum regionum vel neglegenter factorum titulorum sup-
petunt: quo velut MARIINVS pertinet in Gruteriana p. 90, 4
|C. I. L. III, I n. 1005J, vel SANCTISSIMIIS p. 62, 8 [C. I.
L. VI, 1 n. 629 J, ubi simplicem vocalem Pighii schedae
prodidere, vel alia vix digna memoratu ut aperte vitiosa
MAXSIIMINVS PIENTISSIIMI ibid. p. 94, 10 [Inscr. Rhen.
Bramb. n. 1784J. 733, 11 [C. L L. II n. 3307J. Cessare au-
tem sat frequenti more recepta £1 scriptura tum coepit^
cam rursus nova doctrina grammaticorum invaluit, qua
iaberetur I langa usurpari, ceterarum autem vocalium pro-
dactio apice, quem accentum vocitamas, notari. Quod factum »2
est circa D. Augusti tempora: eo autem enucleatius olim
ilisceptandum erit, quo plus utilitatis ex eo capite recte per-
tractato in gravissimas quasdam partes grammaticae latinae
redondaturam est. Atque hic est ille apex, cuius mentio*
nem cum vocalium geminatione Quinctilianus Scaurus Longus
s^ociant. Quorum hos iam esse intellectum confido longe
diligentius de geminatis vocalibus quam Quinctilianum tra-
didisse: qui quam non curiosus harum rerum scrutator fuerit,
vel hinc apparet quod non locupletior testis de consonan-
tium geminatione exstitit. Nam hanc cum in consonanti-
bus omnibus, etiam mutis quibuslibet, ignoratam esse ante
geminandi auctorem Ennium cum scriptores consentiant
tam monumenta clament, tamen ille de unis seniimcalifHis
geminationem olim aspematis loquitur. Videant igitur in
posterum, cuius se fidei mancipent, qui nimirum Livianis
illecebris talibus oculos nostros delinire animum induxerint
valde ridicule:
Aut nunc quaipiam alia tee iloo Asiaaticoo omatuu fluens
Aut Sardiaanoo ac Luudioo fulgens decoore et glooriaa:
quomodo ne Accium quidem scripsisse mox perspicietur.
Ceterum hunc quis credet, postquam semel ad hoc genus
animum suum applicavit, in vocalium scriptura illa suadenda
acqnievisse nec ad aliomm, quae emendari posHe viderentur,
emendationem progressum esse? quod quidem in Accium non
minus quam in Lucilium cadere volo. Itaque percommode
et magna cum probabilitate ad eundem Accium referes, quae
per idem fere tempus h. e. circa annum 620 mutata esse
156 MONVMENTA EPIGRAPHICA TRIA.
per varias disputandi occasiones supra adiuouui. Quo per-
tiuet adiectae iu fine vocabulorum m litterae constantia:
quam sane non potuit iam ante Accium non suopte exemplo
Ennius commendare, quem item ad stabiliendam grammati-
cam haud paullum contulisse alibi significavi, sed tamen ut
communi usu reciperetur Accius demum efFecisse videtur. Ciii
consimile lioc est quod, etsi consonautium geminationem iani
Ennium praecepisse cum ratio arguit tum testimonia erin-
cunt, eandemque prorsus consentaneum est Accium quoqiie
suasisse, tamen in eadem ut coiiicio via perseverans Lucilius
demum coutra vim inertiae tantum valuit, ut non geminauJi
consuetudo plane aboleretur: in hanc enim partem illud
interpretor, quod non ante anniim 640 constans esse gemi-
natio deprehenditur. Possum eiusdem Accii auctoritati alias
quasdam mutationes probabili coniectura tribuere: velut nou
ab alio, nisi fallor, profecta est QVM QVRA PEQVS PE-
QVNIA PEQVLATVS scripturae in iUis monumentis fre-
33 quentia quae insecuta annum 620 aetate facta sunt. Sed de
his, cum breviter non possit, non potest in praes^ntia dici.
Vnum operae pretium est quaerere: num non in scripturae
tantum, sed etiani iii formarum mutatione tanta vis artis et
disciplinae efficacia fuisse videatur, hinc ut ipsius vitae usus
regi potuisse credatur. Quod qui concesserit, habebit qui
ilhid esse factum dicat, quod per aliquod teinpus aboHta^
HANCE HACE formas bisyllabas denuo prodiisse et tam-
quam erupisse circa amium 620 supra vidimus. Ego in hac
quoque re Accii quasdam partes fuisse nec affirmabo coufi-
deiiter nec pertinacius negari patiar.
Nou pertinuisse ad i vocalem geminaiidi usum, sati>
perspectum est: sed idem tameii, quamvis tacentibus gram-
inaticis, ne ad reUquas quidem omnes pertinuit. Inspice
exempla supra composita: AA EE VV vocalium vides esse
omnia, 00 scripturae plaue nulhim. (Aiius rei nescio an
non lateat caussa. Dixi supra de tralaticiae vi memoriae,
quae tanta fuit ut, cum EI scribi Accius iuberet maiorum
exemplo, praeter oxemphmi maiorum geminari ceteras vu-
cales, illud permaneret diutissime, hoc nec satis increbresce-
ret nec perduraret. Verum quod nou maioram ille exeniplo
VOCALES GEHINATAE £T I^ ACCIVS GKAMMATICVS. 157
instituit; uon est continuo credfudus nullo instituissey sefl
tali potius quody cum aliquauto etiam rcmotius ab urbin
consuetudine quam maiorum usus esset, minorem etiam quam
ille in aequalium animos vim haberet Fuit autem illud,
ni.si mea me coniectura fallit, Oscorum exeraplum: quo duce
geminationem Accius ascivit, ubi ab illis geminari satis inter
unmes constaret: uon est ausus asciscere, ubi novandi peri-
calo ne ab illorum quidem auctoritate quicquam praesidii
paratum esse videretur. Nou potueraut autem Ortci gemi-
nare qua littera carebant: contra et A et £ et V geminaHse,
iiem cxclusa I vocali^ Mommsenus docet dc dialectis libro
p. 211.
Quae si ita sunt^ quid esse caussae putabimus cur, cum
in reliquis Accium videamus non tam opposuisse inventa sua
pristinae consuetudini qnam ad eam dedita opera aceommo-
dasse potius^ iamen non susceperit more maiorum probatam
OV diphthongum, qua antiquitus notari longam u vocalem
eommunis opinio est? Ea autem ipsa opinio auctorem sane
Marium Yictorinum habet; sic testantem p. 2459 P. 12 (r.:
qt(od apud Ulos (Graecos dicit) iunctum u litterac o facit sylla-
'^m, nostri eHam^ quotietis eiusdem soni longa syllaba scrihenda
mdjet ipsi ctdiungdMnt o litteram Qitterae perperam vulgatur):
^nde scriptum legitis Loucetios nountios et loumen et cetrra. -
i^ed eadem tamen graviores etiam Mariana auctoritate dubita- 34
tiones habei Ac primum animum advertit magna non tam
ipsius raritas scripturae, quam vocabulorum paucitas eaiu
passorum. Velut cur non VIRTOVTEI MINOVCI PECOV-
NIAM NOVGES SOLOVTO POVRGATOS FOVFIDIVS
FORTOVNATA MATOVTAE scriptum est in eisdera mouu-
loentis illis cap. I commemoratis, in quibus praeter singu-
laria XOVND ADIOVT FOVLV CLOVAC undeciens FOVR
redit, qnater DOVC, ter LOVC, ter (XOVL, quater PLOV,
item bis POVBL? ut mittam frequentatas lOVSS lOVR
lOVD syllabas. Vnde profecto in promptu est conicere, cer-
tas vocabulorum stirpes quasdam exstitisse propriam sibi
^^^ litterarum societatem suapte natura et origine vindican-
tea. Deinde cum exploratissimum sit antiquiorem o vocalem
tessisse recentiori w, non autem contraria via linguam ab u
158 MONVMENTA EPIORAPHICA TRIA.
ad 0 progressam esse, qui illud expedies quod^ si POVBLI-
COS et FOVLVIVS et NOVNTIARE tantundem valuerint
atque publicos Fulvius nuntiare^ tamen non ad haec ab illis
transitum est scribendo, sed aetate mediae fuerunt poplim
Foluim nontiarc formae? Nam prius POPLICVS quam ;)«;)-
licus vel puhlicns fuisse supra apparuit; FOLV^IVS ant^
Fuliiius habes in anni G25 (non 622) Aeclanensi I. R N.
1094*); nuntiare autem non ante medium saeculum septimum
scribi coeptum est, quando NONTIATA est in SC. de Tibur-
tibus, rfewONTIARI in aero Bantino, PKONON/iW/o PKO-
NONTIATO PRONONTIARIT in lege repetundarum § 12.13.
item PRONONTIATVM et . . . ONTI . . . in earum le<rum
fragmento nunc Florentino [C. I. L. I n. 207. 208; P. L. M. E.
tab. III A, Ii]f quaa miro commento ad Cn. Pompeium et ('.
lulium a Klenzio relatas alibi fMusei Rhen. t. VIII p. 481
= Opusc. II p. 625] dixi circa idem cum ^Servilia' temjMi:^
factas videri, apud Maffeium Mus. Ver. p. 3G5 et Marinium
Act. fratr. arv. p. 40. Idem in CLOVACA cadit, cuius m
locum primo cloaca (ut Clmcina) substitutum est, hoc demuin
in clnaca (Mar. Vict. p. 2460) Cluacina abiit: nisi quod ea
forma tralaticiae illi opinioni de aequante longam u scriptura
OV praeterea eo fortiter repugnat, quod ne habent quidem
j)roductam n vel o vocalem clnaca cloaca nomina. Hiiec
igitur oninia cum ex u dorivari prorsus recusent, tum unum
nomen est quod indidem multo etiam minus nasci potuit:
nam qui quaeso illud factura dices, quod e CLOVLIVS nei'
(^lulius nec Clolins prodiit, sed valde discrepans Cluilins vel
CloeVms forma?
Ilis quae exposui curiosc perpensis satis iam confiden-
ter amplector quod modoste Mommsenus coniecit de dial.
Ital. }). 217 sq., non unius simplicis voealis loco illam es^e
OV scripturam, sed ex o vocali et v consonanti compositam
syllabam. In quam partem plurima exempla fehcissimo ut
*) [Vide C. I. L. I n. 5f>4. 555; P. L. M. E. tab. LV T /); ff
Knarr. p. 49: 'limituiu Gracchanorum cippos in agro Aeclanenrii rei^rlCN
(juoH ad auuum u. c. G25 refereudos esse iam Mon. epigr. tr. p. -^*
siguificabam, apparot haud sauo usitiitam pro eius temporis cousucta-
diiie et scriptura»' et 8crmoui!=; vetustatem servare.' C. W.J
V0CALE8 GEUINATAE ET L. ACCIVS QUAUUAT1CV8. 159
arbitror cesssacu ipse interpretatus pauca aliis expedienda
reliquit Non pro fluio confluont esse in decreto Genuati s5
FLOVIO CONFLOVONT formas, sed pro flovio conflotont,
Don magis qui sapiat negabit quam pro VUrovius loventio-
nm lovei accipienda esse quae in I. R. N. 1957 [C. L L.
I n. 1227; P. L. iL E. tab. LXXVII B]; in aere Genuati, in
decreto pagi Herculanei [C. I. L. I n. 571; P. L. M. £. tab.
LXV] VITROVIVS lOVENTIONEM lOVEI*) scripta sunt
CQm similibns multis, non pro Viiruius lucntionctn luei:
tametsi aliquando etiam FLVIO esse positum 8cio h. e.
tamen flHio, non fluio, pariterque lucntius TacuiuSy ut nous
mm pro novos aevom: tum quidem, cum mallcnt u vocali
quam obsoletiore o uti et tamen vitare vel uv vel t>ti litte-
rarum concursum. Eandem condiciouem CKse BOVOS formae
apparet, qnater nist fallor hodie exstantis: iu vetuHtissimo**)
tituIo.Lucano L R. N. 299 [C. I. L. I n. 1258; P. L. M. E.
tab. UX F] ?dBREIS SOVEIS, in antiquiore otiam ut vide-
tur epigrammate Amitemino 5882 (Or. 2G23 [C. L L. I n.
1297; P. L. M. E. tab. XLIX G\) SOVEIS NVGES, in Ro-
mano Gruteri p. 769, 9 (Or. 4848 [i\ L L. I n. 1007J)
^ GenetiTas hic est a nominativo loriuSy quem recona consneindo
Iunu$ efFerat, ductus ab iotando h. e. iuvando. Nam praet«*r rationem
lOVEI illad in decreto pagi Jlerculanei Goetilingius p. 7 interpretaiur
/orts genetiTnm, qnod fieri nullo modo potest. [Cf. P. L. M. K. Enarr.
p. 58: 'lOVEI V. 2. 7 fieri nnllo modo poteat ut loris interpretere cum
Ooetilingio p. 71: lovium compagHm dici quasi aliquem Genium com-
vnunem MommBeno dnce (indicis p. 466) significavi Mon. epigr. tr. p. 35
mId.: nt ■ubfliantiTi nominis naturam idem Tocabulum induerit qnod
pro adiectivo est in MAGISTREIS - VENERVS • lOVIAE verbi» tituli
Capaenais tab. LXIII A,^ C. W.j Ncc ipse nnnc teneo quod in specalo
EtriMco [P.L. M. E. tab. IG, C. I. L. I n. 66] scriptum lOVEI nuper volui
[de titolo Mumm. p. XVI (aupra p. 110)] lovis (idque noniinativo) ende,
^ Ottoni lahnio cedo dativnm subtili ratiocinatione defendenti comm.
(le cista Ficoroniana p. 68. [Cf. Enarr. p. 3 et Suppl. Eoarr. p. 99, ubi
Wc scripsit Ritschelias: 'quod lOVEI interpretatus lum dativum, ne
DQDc quidem muto. Nec enim vel de hac forma vel de ALIXENTROM
^ F atque DTOVEM tab. XI M Buechelerus persuasit nominativoR
po^ alio8 interpretaufl omnes Musei Rhen. t. XV p. 444 sq.' C. W.]
**) [Cf. P. L. M. E. Enarr. p. 62: 'VetuBtiHsimam cum dic(*bam
TegiaDensem Mon. ir. p. 36, non poHt^^riorem certe anno 620 cogitabam.'
^- W.J
IGO MONVMENTA EPIGRAPniCA TRIA.
CORDE SOVO, in lege repetundaruiti § 13 QVOM SOVEIS
VIAT0111BV8.*) Quamquam enim, hoc si per se solum
spectetur, non inepte quispiam siios formam cum aliunde
defensum eat (de qiio alibi dicetur) tum permiri tituli Caiii-
pani 3789 [Cl I. L. I n. 1242; R L. M. E. tab. LXXlTl
scriptura KVFA DIANAE8 SIBl ET COINVCI SVVO
utatur in eandem partem, tamen nec in Amiternino carmine
pro una syllaba esse posse spondiacum sneis vocabuluin
videtur, nec iambum non flagitat Romanus titulus:
Plouruma que fecit populo soueis gaudia nuges:
Suom mareitum corde deilexit souo.
Non alia autem ratioue, atque qua extrita v littera conflovoni
transiit in confloont, hoc in confluonf, vel sovos (per soos) in sms,
e clovaca factum est cloaca, ex hoc cluaca: a quorum societate
neminem esse puto qui CLOVATIVS CLOVATIA nomina
separet in titulis Pompeiano Allifanoque I. R. N. 2377. 4795
et Gruteriano p. GGO, 3 reperta [C. I. L. II n. 545], quae per
Cbatius (non exstans hodie) transiere inCLVATIA CLVATIVS
in Canusino G89, Gruteriano p. 302, 1. Proficiscuntur haec
omnia a simplici clov stirpe: unde primum CLOVIfis factumin
nummis eius gentis, pro quo postmodum Cluvius forma incre-
bruit, cuius rursus vicaria C^LVIVS exstitit aliquotiens rediens
apud Gruterum, pertinens ea ad illuj genus cuius est Paciwts.
36 Huic par est ab obsoleto Clovcntius ductum GLVVENTIVS
ot elisa v CLVENTIVS eis I. R. N. exemplis quae in Momra-
seni indicibus p. 421 consignata habes. Quo cum praetemi
Ctuvienus accedat, non est profecto uUo modo incredibile
etiam Clovilius nomen exstitisse: e quo ut suppressa v natum
est Cloilius [vel Cluilius] vel Cloclius, ita suppressa ut iu
aliis i littera fiebat Clovlius**): qua quidem cognatioois
*) [Cf. P. L. M. E. Enarr. tab. LXXII A, qua repraeseniatur tituln.-
Vaticanus C. I. L. I n. 588: 'SOVOM formam, in cuius locum indiligeDt
eaitor Franzius C. 1. Gr. 5881 SQVOM Bubstituit auctore nimirum OsaDiio,
qnintiim adde quattuor eius scripturae excmplis in Mon. epigr. tr. p. 35
compositis.' C. W.]
**) [Exenipli sui margini adscripsit Rit^chelius haec verba: '\if''
mehr zuerst CLOVLIOS, wie ViNCLOM, dann Clovilius, dann CM^-
C. W.J
VOCALES UEMINATAE ET L. ACCIV8 GRAMMATICVS. 161
ratione patefacta vides harum difficultates formarum omnes
complanari. Eademque via haud scio an iure nostro ad
expediendam PLOIKVME scripturam utamur quae est in
Seipionis Barbati f. sepulcro: nam cum PLOVS sit in HC.
Je Bac, PLOVKVMA in eo cuius paullo ante mentio facta
epigrammate, ordiendum videtur a pristina quadam ^dmuru-
nm (vel etiam antiquiore plaviiimfws) forma, unde vel r vel
I extrita vel ploirufnos fieret vel plovmmos. Neve anperi-
tatem iunctarum vr sonorum reformides, reputandum est nou
reformidasse linguam ipsam maiorem Mavrte formae a8peri*
tatem extrusa ut videtur o vocali natae, quae in Furii titulo"
illo Tusculano exstat Itaque nec Fovrios est quod magno*
pere mirere, nec Fovlvios nimiae esse offensioni patiere.
Quod qui tandem possis omnino, cum in haud suaviore
NOVNDINYM forma consonantem esse V litteram ipsa
ratio compositi e novem et dies vocabuli arguat? Item, quio-
quamne esse manifestius potest, quam ex adiovare verbi
frequentativo adiovitare prodiisse adioviare^i PauUo alio modo,
dupliciter moUito consonantium concursu, ex iovbco^ quod SC.
de Bac. testatur^ aut ich- relictum est quod mansit in iubeOy
aut ior- quod cum d vel r coiit in imdico et iovro: sed hoc
tamen discrimine ut, cum illic prorsus extrusa r littera nul-
lam sui vestigium reliquerit^ eiusdem hic iactura, ut saepe
factum, producta vocali ita compensaretur ut per iodico ioro,
quae nunc non exstant, transiretur ad iudico iuro: quaniquam
illud facile largiar, multo prius haec per u pronuntiata esse
qaam scribi OV desitum est. Cum autem duplicem omnino
iu talibus viam lingua probaverit: aut ut vocalem producat
elisa consonanti; aut ut hanc adsimilet insequenti couso-
nanti: velut e red-latum aut est relatum factum aut rcUatum,
nisi quidem, ut in iuheoy prorsus prior consonans intercideret
iu rtlaJtum: cogitari potest etiam hoc tieri potuisse ut e
^iMim vel povplicos non tantum poplicus jntplicus puhlicus
nascerentur expulsa v ut in idbco iuhcoj sed etiam, ut in
^ilico iovro, expulsa labiali littera povlicus, hoc autem ad-
similando transiret in poUicus pullicus : nisi tamen verendum
^t ne ab unius Plautini codicis quamvis praestantis fide non
Batis praesidii tam singulari formae paratum sit Quamquam
ra. &ITICIUBU1 OPV8CVLA IV. 11
162 MONVMENTA EPIGRAPHICA TRIA.
37 oubev ^ct' dTTuufiOTOv in hoc genere universo. Tantum essp
in propatulo video, disparem in j^opulus et publicns atqiu»
adeo' iniplicus Plautino prosodiam non aliunde nisi ex po
pendere, quod illic prorsus exempta est v consonans, bic
eadem vim suam cum ea quae praecedit vocali communi-
cavit eoque, ut longa e brevi fieret, effecit. Superest ut in
aliis sociatarum OV litteranim exemplis v consonantis firma-
mentum certisaimum ex Oscorum sermone petiisse Momm-
senum narrem. In quo ut suveis suvad siviim sium formae,
ad quarum similitudinem proxime accedit in lingua Sanscrita
stva, in Graeca cqpoc, aequant Latinorum soros sovom formas,
item xXoFaTOC in vase Lucano incisum (apud Mommsenum
p. 270) latinum Clovat(t)iis nomen: ita Tovtia in titulo Corano
scriptum lucem e nobili Oscae linguae stirpe fuvt- accipit
publwum significante (cf. Mommsenum p. 304), quicum et San-
scritae tdtvat formam et Latinae totus congruere perspectum
est. Indidem arcessitam luvlc- stirpem, cum aliis exemplis tum
his liivkanateis XouKavofi a se inlustratam p. 273, Momm-
senus adhibuit latiuis LOVC explicandis: quo et Ijovrina et
Lovcana et a Victorino prolata Tjovcetios et lovtneny ortum id
quidem e hyvancHy pertinere iiitellegitur, vix recte tamen etiam
jwlovcta refertur. Huc adde e nuvhrinum (vel rectius cum
Mommseno p. 283 nuvlcrinum ut videtur) explicandum Nov-
ceria nomen, per mediam quae evanuit Noceria formam trans-
gressum in Nuccria: quod contra e nuvla procreatum NoJa
in 0 vocali subsistens non est ad Nula progressum. Haec
autem, quae sunt Novcnia et Nola \\. e. tamquam Novelh,
ut dubitari nequit quin originem ducant ab eo quod est
novt(Sf unde etiam Novariae Novanac Norltac Nursiae nomina
repetenda esse Mommsenus persuadet, ita eiusdem stirpem
adiectivi nemo non agnoscat in novntiarc verbo, quod in lioe
genere Victorinus numerat. Kestat igitur unum dovcerc ver-
bura: cuius radix num item v sonum proprium sibi antiqui*
tus habuerit, de quo vix esse dubitandum videtur, fortasse
edocere nos poteruiit si qui a multiplici linguarum inter se
comparatarum apparatu instructi bene mereri de his litteri^
volent. In quibus illi plus nostra sententia proticient, si,
quid tandem instituisse at(|uo prol^asse antiquitas curiose per-
TITVLV8 ALETRINA8. 163
vestigata deprehendatur^ a philologis discere, quam fasti-
diosius cavillari philologos maluerint, e Schneideri rivulis
suos irrigare agellos contenti. Quibus ut illud debeo, quod
ifovius et canflovofit finitima esse Sanseritae phtca radici et
latinae pluuia voci intellexi, ita ab eisdem percupio alia in
boc genere doceri^ quod equidem non potuerim nisi testi-
moniorum fide inlustrare et quibus memoriae finibus circum-
scriberetur explorare. Qua tamen via cum fieri nequeat quin m
saltem pars verae rationis eaque non minima patefiat, non
nimium audere videbor^ cum multo plura OV scripturae
eiempla, si plus monumentoriim superesset^ repertum iri
dixero. Qaalia futura sint, ut exemplis utar, LOVCIVS
lOVNIOR ROVINA MOVTARE PROVDENS TOVTVS
AVSCOVLTO NOVLO NOVMEN NOVNCVPO, item NOV-
RAM pro noram: ut non miraturus essem, si VOVRAT
potiofl quam bisyllabam mensuram aequans VOVERAT in
Tersiculis tituli Mummiani scriptum esset. Sed tacere quam
hariolari praestat.
II. De titulo Aletrinati*)
(accedit tabula lithographa **).)•
Aletrinatium sive Alatrinatium titulum in honorem L. ni
Betilieni L. f. Vari factum cum nec Celsus Cittadinus, nec
Gxxitenis p. 171, 8 quamquam a Smetio acceptum, satis dili-
genter ediderint, ad archetjpi fidem exemplo lithographo ita
imitandum coravimus, ut de vera lectione nihil iam dubi-
*) [Prooemiiun indicis scholanun hiberoaram BoDnensium aimorum
CIDIOCCCLII et LIII; noa cnm programmate academico eiusdem anni
1852 'de miliario Popilliano dequo epigrammate Sorano' foras datum est
iaUbeUo ^Monnmenta epigraphica tria. Berolini 1852' addita singalari
i&scriptione hac: ^De titnlo Aletrinati commentarius F. Kitschelii'.
Vide nnnc C. I. L. I n. 1166; P. L. M. E. tab. LII B et Enarr. p. 46 sq.
«t 105; cf. 'Bollettino' 1866 p. 66. C. W.]
**) [Tabula VI eadem ett atque P. L. M. E. teb. L C. W.]
11*
1G4 MONVMENTA EPIGRAPHICA TRIA.
tationis relictum sit. Quamquam laudandus est Orellius,
quod hunc quam illum sequi maluit n. 3892, cum meBdo-
runi multitudinem Celsus non sit eo compensare credendus,
quod versus noni initio LACVM exhibuit pro eo quod oum
Jipud Gruterum tum in ipso nunc lapide est . . CVM. Qnae
syllaba etsi illis littoris rectissime suppletur, ut nec de AR-
CVM nec de CIRCVM cogitandum sit cum aliis: laats eiiim
halhiearius et lacus ad portayn discemuntur: tamen Celsi iUod
coniecturae deberi, non maiori olim lapidis integritati, facil?
hinc perspicitur quod nihil nisi CVM syllabam saeculo XVI
Smetius vidit, proximo demum saeculo Celsi liber Venetii^
prodiit sic inscriptus ^Trattato deir origine della volgarc liii-
gua', qui iteratus ost in 'Opere di Celso Cittadini . . . . raceolt*
da Girolamo Gigli' Romae a. 1721 editis, ubi cap. IX p. 27sq.
huius exemphim inscriptionis positum est Quamquam pr«)-
ximo versu integram PORTAM vocem cum Celso etiam
Smetius prodidit. His vero longe gravius hoc est, qu<^ in
eiusdem versus exitu non ADOV, sed ADQV scriptum esse
nunc demum apparet: quod esse ADQVE legendum, AE-
DVOM autem pro arcc dictum, Mommseno Henzenoque coram
patuit. Id tamen ne forte antique scriptum pro at^pte pute?
et cum in praepositione construas, vel illud satis monere
IV potest, quod testibus monumentis non magis antiquior aeta?
in coniunctione ADQVE scripturam, quam contrariam in AT
praepositione vel APVT SET HAVT IT ILLVT vocibu?
novit.*) Vt, qui Bentlei exemplo has formas libris suaden-
tibus in Plauto atque Terentio probant, faciant id quidem
*) [Cf. P. L.. M. E. Enarr. p. 105, ubi haec scripsit RitBchelimc
'Tituli Aletrinatis v. 10 sq. verba AQVAM • IN • OPIDVM • ADQVE •
ARDVOM cum Mon. epigr. tr. p. III inter])retatuB essem aquam i»»
oppidam et ad arduom h. e. arcem, post vidi qui simpliciter dicta pro
in oppidum atque arduom acciperet. Quod quidem vel eo diaplic<*t
quod ADQVE pro ATQVE scripturam certum est minime vetMtioreni
esse, sod circa Augustea demum tempora invectam. Qaam ne in ReA-
tino quidem titulo illo anti<iuis8imo (C. I. L. I n. 612), quem tractavi
comm. de tit. Mumm. p. IX (supra p. 97) sqq., mihi probari signifc-
cavi Enarr. p. 43, utpot^ unius Manutii ACQVE exhibentis pertenai
fide nitentem.' C. \V.]
T1TVLV8 ALETRINAS. 165
non sine aliqua ratione; sed tamen ipsorum poetarum
manam nequaquam redintegrent, verum grammaticorum
disciplinam sequantur liberae rei publicae temporibus re-
centiorem.
Sed nec in his nunc morari animus est nec in rerum
explanatione versari; quantumvis notabilem esse censurae in
Aletrinatium municipio memoriam scianL Yerum quod iden-
tidem tamquam praeteriens dixi*), non posteriore aliquo tem-
pore septimi saeculi potius quam circa ipsum annum 620
scriptum esse titulum, id videor tam probabili ratiocinatione
persuadere posse, ut hoc velut corollario supplere nuperas
dispatationes constituerim. Et a superiore quidem aetate
separat eum vocalium in VAARVS et 8EEDE8 geminatio,
cuius nullum ante annum 620 exemplum exstat: ab ali-
qaanto posteriore cum alia multa quae deinceps persequar,
tum non geminatarum usus consonantium, quod genus pauUo
etiam subtilius quam adhuc feci definire licet. Etenim non
est geminatum, si ab uno eoque singulari exemplo recesseris,
ante Ennium; promiscue vel geminatum vel non geminatum
inde ab anno circiter 580 h. e. paullo ante mortem Ennii
qui a 585 obiisse perhibetur; saepius geminatum quam non
*) [Cf. Bupra p. 132. 133. Muaei Rhcn. t. XIV (infra n. XIV) p. 381 sq.
et P. L. M. £. Enarr. p. 46 sq., ubi haec scripsit Ritschelius: 'Qaod circa
aDDQm 620, sed tamen post factnm (titulum Aletrinatem) dixi, id gra-
Tiasimo sane argamento infringeretnrf si vemm esaet qnod Garmccias
affirmaTit in «Bollettino» Rom. a. 1859 p. 61, longinscula I littera OM-
NIS vocabalum versu 5 scriptam eaae. Quod car ita esso non crederem,
cxplica?i Masei Rben. t. XIV p. 381. Veram ex eo tamen tempore ali-
qoid mihi scrapnli praeter ezspectationem lo. Baptista de Rossi iniecit,
qiii cam in itinere Rhenano Bonnam nuper Yisitaret, comiter ut aolet me
^onoit non yideri titulum illum nisi posteriore tempore aliqao in-
Btaotatam nunc haberi. Cui cum ego litteraram formas opposuiBsem in
antiqiiiora tempora saecoli VII conYenicntes at qaod maxime, ille ta-
men ipgo inspecto lapide opus esse, at aetas scriptarae recte aestimare-
tnr, respondit Itaqne nt cavssam essc ampliandam largiar, tamen fateor
etiam plos RoBsiano iudicio me tribaturam faifise, nisi simul Manimi-
UQm qaoqne titulum tabalao saperioris sibi Yideri restitatum signi-
acaBset: caioB priscam, quam ipse profitetar, aetatem meo sensu satia
citra dabitationem tamquam rigor quidam vetustatis ponit in fignraodis
litterig congpicaufl.' C. W.]
166 MONVMENTA EPIGRAPHICA TRIA.
geminatum post aiinum G20 ''*'); coustaiiter geminatum paucis-
simis exceptis vetustioris moris reliquiis paullo post annum
640. Et primae quidem aetatis singulare exemplum illod
INNAD dico Romae insculptum aniio 540 [C. I. L. I n. 53C>;
VI, 1 n. 1281]: quod cum olim addubitassem [tit Mumm.
p. IV, supra p. 88J, post intellexi eandem a graeco nomioe
veniam habere**) quam in alio genere vergente saeculo
sexto [C. I. L. I n. 35; P. L. M. E. tab. XL G] incisum
ANTIOCO h. e. Antioctm, vel anno adeo 662 ARCHELAO^f
in Athoo titulo quem nuper [de mil. Pop. deque epigr. Sor.
p. 28 (supra p. 149)] publicavi, postquam iam exeunte quinto
saeculo 0 Htterae in altera declinatione usus desierat.***
Ceterum singulare INNAD illud dixi, quod de SEFFI forma
in mirabili illa codicis Gudiani inscriptione, quam in libru
V de dialectis p. 364 Mommsenus posuit, nimis incertum est
iudicium. Secunda autem aetas cum a piima invalescenti»
auctoritatis Enniaiiae discrimine distineatur, non esse nimis
mirum puto quod, cum in SC. de Bacanalibus anni 568 uum-
quam gemiuatum esset, constanter id factum est in ^C. de
Tiburtibus quod exeunti ferme saeculo VI tribuendum con-
ieci, siquidem hoc litteris consignari ab aliquo potuit qui
Enniauae doctrinae sese addixisset: nisi forte uon ipsa vetus
tabula fuit quam nunc deperditam Fulvius Vrsinus et En-
nius * Quirinus Viscontius viderunt edideruntque , sed post-
modum instaurata.f) Ceterum secundae tertiaeque aetati^
exemplis in commentario Mummiano ' p. IV [supra p. 8^]
compositis addi possunt CINA e cippo miliario I. R. X.
6243 anni 627 [C. I. L. I n. 558; P. L. M. E. tab. LVI Jj,
C-FANNI-M.F .... COS ex inedita Romana anni 6:):'
[C. I. L. I n. 560; P. L. M. E. tab. LVI C^J: quando am-
bigua sunt breviata FLAC et (iRAC nomina in Aeclanensi
L R. N. 1094 [C. I. L. 1 u. 554. 555; P. L. M. E. tab.
hV C b Dh\ anni 625. E quarta aetate perraris omissae
geminationis exemplis accedunt, ut dubia in lege Puteolaiia
*) [Cf. Musei Rhen. t. XIV (infra u. XIV) p. 299. ' C. W.]
**) [Vide Musei Rhen. t. IX p. 17 (iufra p. 232) adn. C. W.i
***) [llaec retractata sunt ibid. p. 16 (231) sq. C. W.]
t) [Vide Musei Rhen. t. IX p. 160 (infra p. 229 adn.) C. W.]
TITVLVS ALETRINA8. 167
il. II N. 2458 [C. I. L. I n. 577; P. L. M. E. tab. LXVIJ)
BLOSIVS*) inque Mariniana Inscr. Alb. p. 3 [C. I. L. I n. 693,
I'. L. M. E. tab. LXXI A] POPILI mittam, ex Orelliana 569
(('. L L. I elog. X; VI, 1 u. 1283 ftj anni 662 PEIIPENA, ex
Argiva anni 663 METELO, si fides LeBasio Inscr. gr. et laL
fasc. 3 p. 202.**) Sed his multo dignius observatu est, per
qaos tamquam gradus quosdam ad geminandi frequentiam
tertia aetas progressa sit : quippe qua in aere Bantino gemi-
natom sit quater, non geminatum bis: contra mira sane
consuetudinis fluctuatione in tabula Genuati geminatum cir-
citer deeiens, non geminatum plus viciens (ubi quidem, quae
8uapte natura ambigua sunt, in neutram partem valere volui):
8ed iam in lege repetundarum plus quadragiens geminatum,
non geminatum circiter viciens: in agraria autem viciens ter
non geminatum, geminatum plus octogiens: quam insecuta
est magna geminandi constantia illa quam Campani lapides
I. R. N. 3559 sqq. IC. I. L. I n. 563 sqq; P. L. M. E. tab.
LXIII. LXIV A—F] prae se ferunt. Ilinc igitur fieri con-
iectura potest, probabiliusne admoveas ud annum 620 an ab
eodem removeas Aletrinatem titulum, in quo non geminatum
8it quater in MACELVM OPIDVM ESE lOVSIT, semel tan-
tum geminatum in OPPIDO. Eademque ratiocinatia potuerat
etiam lapidi Pollano adhiberi, ter non geminanti, geminanti vi
nusquam: quem nimia liberalitatc satis habebam anno 640
priorem dicere.
Huc non leve pondus reliqua vctustatis indicia addunt
Nihil sane tribuani OV litterarum societati iu lOVSIT, de
*) [Dc hac Bcriptnra legia Puteolanac fefellerat Ritschelium
Mommieni exemplum, nt ipse dixit P. L. M. K. Enarr. p. 61 ad tab.
LXX A. C. W.]
**) [Est sane, nt docet exemplnm P. L. M. E. tab. LXX.^ ; cf. C. L L.
I n. 595; IIL 1 n. 531. — Ceterum yide quae BcripBit Enarr. p. 61
Riiflchelins: 'Ad filinm C. Caecilii Metelli Caprarii consuliB anno 641,
Macedoniae praefectum anno 663, referebat BorghcHinB. De qna aetate
M satis constat, valde memorabili exemplo non geminatae liquidae
METELO scriptnra est, id qnod designabam Mon. epigr. tr. p. Y. . . .
Qaamqnam mnlto etiam recentiore tempore Bemel Bcriptnm esse TVLI
coDBtat tab. LXXXVI A (in titnlo Mutinenfli a. 691 <C. I. L. I n. 599»,
aUquotienB incuria peccatum nt tab. XQUG, XCIIM. XClVil6?.' C.W.]
168 MONVMENTA KPIGRAPHICA TRIA.
qua ad mil. Popill. [supra p. 116 sqq.] dixi: quando illud ipsum
vocabulum et longe diutius per OV scriptum est, et per V
scribi coeptum iam aiino 613. — Nec magis in 01 dipL-
thongo haerebo quam COIRAVIT ostendit. Fatendum est
sane in monumentis quidem (grammaticos nunc mitto) anti-
quiorein aetatem ne novisse quidem OE diphthongum, sed
unam 01 servare in PLOIKVME OINO OINVORSEI FOI-
DEllATEI COMOINEM OITILE; fatendum in ipso curare
verbo, vel simili 7nnrf(s nomine, V vocalem non ante leges
repetundarum agrariamque apparere, itemque COERARE
scripturam, quae per totum saeculum septimum frequentata
mansit adco per magnam pai*tem octavi, post annum demum
(540 usurpari cooptam esse una cum finitimis FOEDERE
OETANTVR LOEDOS MOERVM. Sed tamen hinc in con-
trariam partem argumentari propterea non licet, quod vel
post invectam V vel OE scripturam minime evanuit 01 diph-
thongus: quani iii lege repetundarum leg-eque agraria COl-
PERIT MOINICIPIVM OINA POINICIA vocabula tuentiir,
in Campanis titulis annorum ()46. 648. 650 [I. R. N. 3561 — 64;
C. I. L. I u. 565-568; P. L. M. E. tab. LXIII A—C] ipsae
COIRAVERVNT COIRAVERE formae cum MVRVM et
LOIDOS sociatae, item in Aeclanensi I. R. N. 1119 [C. I. L.
I n. 1230; P. L. M. E. tab. LXX C], qui vix recte ad belli
Marsici tempora promovotur*), COIRAVERVNT cum MOl-
ROS MOIRO.
Sat commode autem in eadem tempora illud convenire
vides, quod de iunctis in uno titulo HAEC et HASCE formis
deque renascenti circa anuum 620 bisylhibi pronominis usu in
capito de opigrammatc Sorano p. 16 fsupra p. 132 sq.] dispu-
tavi: quod etsi ita comparatum est ut non mirer si cui argu-
tius euucleatum videatur, tamen testimoniorum ponderi rerum-
que congruontiae cedendum fuit. — Certius de SENATV
genetivo iudicium est. Quom si qui animum inducat e lapsu
*) [Cf. miiic P. L. M. K. Enarr. p. 62, iibi hacc Bcripta sunt: 'Ao-
chuiensem F. K. N. 1119, Orell. 5G(» et 6582, bic conlocandum dini,
qiiod non immcrito ad tcrapora belli Marsici refcrri visus est. Qoi^n'^
cum etiam anti(iuiorem csse posse suspicatus sum Mon. epigr. tr. p. VI,
vereor ne nimius fuerim.' C. W.]
T1TVLV8 ALETKINAS. * 169
lapidarii repetere ad proximam 8 litteram aberrantis^ ei de-vn
mon^randum crit umqaam veterem lingnam SENATVS forma
ullo certo exemplo usam esse: id quod prorsus negandum
esse video. Ac profectam illam a SENATVOS genetivo esse
satis Vindobonense lle Bacanalibus monumenttnn testatur:
eamque formam fuit qui suo usu instauraret, si optimis
Oudendorpio teste codicibus Suetonii auscultamus sic narran-
tis de Octaviano Augusto cap. 87: Uem simu8 pro sumuSy
ef domuos geniiivo cctstt sinffttlari pro domns (ponif). Vbi
quod vulgatur domos, irrepsit etiam in Marii Victorini verba
p. 2456 (8 G.): Divus Augustus genitivo casu huius domos
limmo domuos) meae per o (immo uo), non ut nos per u
Uteram scrip^t. In eodemque antiquitatem aliquotiens po>
stera aetas imitata est^ sed o vocali de suo more mutata
in u: quo illa pertinent in capite de vocalibus geminatis
commemorata p. 29 fsupra p. 152| DOMVVS (CONVEN-
TVVS) et imperante Alexandro Severo scriptuni TOTIVS
EXERCITVVS. Pristinam VOS declinationera, ut in nomi-
nus nominis, excepit VIS forma^ quae cum dempto, ut in
prima, secunda, quinta declinatione, sibilo eva^isset VI^ con-
trahi aut in V ut in dativo sumptu quintaeve genetivo dir
potnit; aut in I ut in populi dii, Praeter haec enim quod
I>er linguae leges fieri item potuerat^ ut eadem opera et con-
traheretur et s littera servaretur, hoc illud ipsum est quod
factum esse negamus ante multo posteriora tempora adul-
tae latinitatis. Nec tamen, quae facta sunt anttquitus, pari
frequentia fuere. Vnum tantum VI terminationis leve vesti-
gium exstat in Ambrosiani codicis Plautini memoria, SVMP-
TVI prodentis Trinummi v. 250, ubi stmpti et numeris satis
facit sane et lectum est a Nonio: item unum, quamquam
certum ut puto, V contractionis exemplum SENATV in Ale-
trinati titulo nostro. Restant igitur SENATVIS et SENATI
formae, quae ipsae a sexto saeculo per maximam partem
^ptimi regnarunt solae, sed hoc tamen temperamento ut
multo rarior sit, si ab uno Varroue discesseris, VIS quam
I terminatio: quando largam de hoc geuere universo cxisti-
mandi materiam cum Gellio IV, 1<>, Charisio p. 10 et 40 et
105 et 116, Donato in Andr. II, 2, 28 et Hec. III, 2, 21,
170 MONVMENTA EPIGRAPHICA TKIA.
VIII Priscianoque lib. VI p. 711 sq. et 718 et Vll p. 778 No-
nius potissimum a p. 483 ad 494 suppeditai Itaque eUi
auuis sane Terentius dixit Heaut. II, 3, 46, semtuis Cal-
purnius Piso apud Nonium p. 484 itemque C. Fannius cos.
anno 632 oratione in C-. Graechum apnd Charisium p. 116,
qnaestuis Novius Nonii p. 483, ut mittam ^ucteres^ in se^iatuLs
fructnis fluctuis ab Charisio Gellioque commemoratos, tameu
longe longeque latius per sextura septimumque saeculam •
altera terminatio patuit. Qua et Plautus usus est con-
stanter in quacsti tumulti uicti senati sumpti gemiti, et Ennius
strepiti tumulti declinans, Pacuvius flucti aesti parti soniii
t^aecilius quaesti stimpti sonitij Terentius quacsti tumtdti frncti .
ornati aduenti, Turpilius quacsti tumulti fructi sumpti piscafi •
2)orti, Titinius quacsti, Accius flucti tumulti exerciti aspecti bidi ,
salti, Lucilius sumptij Afranius tunmlti, Pomponius qnae^i |
tumulti piscatij bis Lucretius gdi, Calpurnius Piso senaii, Cato ;
fructi, Sisenna senati sonitiy Sallustius tumulti senati. Atque iii i
hoc ipso senatus nomine tam tenax antiquitas eius dechiia- ;
tionis fuit, ut vel apud Ciceronem scnati Charisius p. 116 Tel i
quocumque is auctore usus est bis legeret, semel in deperdiU
oratione, seniel in divin. in Caecil. c. 5, ubi praeter rationein
spreverunt editores, idemque iu epist. ad Brutum I, 2 etiam-
nunc exstet. Quicum mirificum in modum monumentonim
memoria congruit. In quibus EX SENATl GONtSVLTO
(semel CONSOLTO) quater habes in Patavinorum Atestino-
rumque terminis |C. 1. L. 1 n. 547. r>4<S; P. L. M. E. tab.
LVIII A — C\ aiuii 613*): idem in termino Atestinorum
Vicentinorumque anni 610: DE SENATI SENTENTIA iu
Orelliana 213r> \V, I. L. I n. 632; P. L. M. E. tab. LVI A'|
aimi 627**), cnius versu altero CALVINVS-PR incisum est
*) [Vide quae ad Mon. epigi*. tr. p. 4 (Bnpra p. 116 eq.) adscripU
Bunt ex P. L. M. K. Enan*. p 51. C. W.]
**) [Cf. Enarr. p. 50: 'titulum llonianum, paruui e vero editum al»
Orellio 2135, nec TIU habere in tine versns alterius scriptum, necvclTI'
vel TK, quod NiblDvo in «Analisi d. c. de* dintorni di Uoma» t. I p. 321
(312 ed. alt. a. liS48) auctore Klausenus tcstabatur in libro de Aenen
et penatibus a. 1810 edito p. 1085 adn., sed PR potius, pianisaiine nnot
(lemum c figura nostra upi»aret. Vnde profectus, cum anni 630 con-
T1TVLV8 ALETRINA8. 171
in lapide, nec vel CALVINVS • TRI vel, ut est apud Klau-
senixm Aeneae t. II p. 1085 (tab. IV, 5), TR: ruraus EX
SENATI CONSVLyO in decreto Genuati anni 637: denique
DEVE SENATI SENTENTIA in lege agraria anni 643 § 16.
Qao magis miror DE SENATVS SENTENTIA omnes testari
in Corana illa exstare (Or. 3808 LC. I. L. I n. 1149; P. L.
M. E. tab. LXVIII OJ), quae cur non possit posteriori aetati
tribui, dixi ad epigramma Soranum p. 19 [supra p. 138].
Ad pristinam VIS terminationem ut redeam, eam unum
potissimum Varronem adeo in deliciis habuisse intellegimus, ix
ut p^ope intermortuam ut videtur declinationem tamquam ex-
citasse ab inferis censendus sit. E quo cum alterius formae
dtto tantnm exempla Nonius p. 484 sq. et 492 commemoret,
stmpti et guaestiy at ad solum Varronem horum quae infra
posui insolita multitudo refertur: quaestuis fluctms uictuis
Intduis exercituis (sic enim de mutilis p. 485, 17 verbis
statuendum) partuis graduis anuis rituis, item domuis p. 421,
21. Vt eundem aegre credam ipsum dofpms genetivum ite-
rasse libro V de lingua lat § 162^ ubi mea senteutia domiis
formam librarii obscnraruni Ceterum lacunosum ut puto
Victorini p. 2456 testimonium prudens praetermisi in hac
disputatione: qua satis levi bracchio a magistris tractari soli-
tum de analogia locum pauUo clariore in luce collocatum
esse conicio.
[Quae hic disputata sunt aliqua ex parte supplevit Rit-
scheliuB Musei Rhen. t. VIII (1852) p. 494 sq., ubi inscripta
'Der Genetiv senati^ haec leguntur:
^Dass die Form senati im ganzen Verlauf des 7ten Jahr- vh
kunderts die weit vorherrschende in Vers und Prosa war,
dagegen senatuiSy obgleich ebenfalls alt, ja alter als senati,
doch hauptsachlich nebst den andem analogen Genetiven auf
die Privatliebhaberei des *Varro beschrankt blieb, senatns
endlich aus jener Zeit, mit Ausnahme einer einzigen frtlhen
Inschrift, Qberhaupt gar nicht nachzuweisen ist, zeigte ich
lalem &8ti C. Sextimn C. f. Calvinam prodant, hnias ipsius anno
pnetorio circiter 627 titalum triboi Mon, epigr. tr. p. VIH. In quo bia
poiila G pro C nota mcmorabilis.' C. W.]
172 MONVMKNTA KWGRAPUICA TRIA.
unlangst an einem andern Orte (de titulo Aletrinati, Bonn
1852, p. VT— IX [oben p. 169 flf.]). Selbst bei Cicero ks be-
195 kanntlich Charisius p. 116 die Form sefiati ^j)ro Oppio IV
und noch in unserer divin. in Caecil. 5, 19 hcneficio semti
f)opHlique liomanlj wo ich eine Kritik nicht verstehe, die den
consensus codicum hoher halt. Hierzu fugte ich aus dem
Briefe an Brutus I, 2 extr. neqiie senatum neque senati dncaH,
vvo es die Abschreiber ausnahmsweise nicht verwischt habeD,
kann aber jetzt, nach Bernays' Mittheilungen , vier weitew
Belege hinzufdgen, obwohl sie nicht ganz so schlagender Na-
tur sind wie die genannten, weil in Cicero^s eigener Rede
vorkommenden. Zwar seine eigenen Worte siud es auch ad
fam. II, 7 extr., aber in der von Alters her* festen Formel:
ut et senuti cmsultum ct leqes defendas, wo die Porm im Me^
diceus m. pr. erhalten ist, wahrend m, sec. sencUus corrigirt
hat. In einem wirklichen Senatsconsult, wie ad fain. VIII.
8, 6, wird man eine andere gar nicht erwarten: ad semtm
referri senatique consultum ficri 2>ossit, wie derselbe Medicen»
bewahrt hat. Nicht in eineni »S('., aber doch in einer 'sen-
tentia a Cicerone dicta' ist ferner Philipp. III, 15, 38 m
jeher zu lesen in senati popuUque JRomayii potestate, EudliiL
gibt in einem Briefe des Caelius ad fam. VIII , 5 extr. der
Mediceus so: neque adhuc frequentem senatis efficere jW«''.
Was daraus Orelli gemacht hat, senafum is efficcre, findtt
Bernays mit Recht matt, und vermuthet, nach Anleitung eiiKT
andern Stelle desselben Caolius VIII, 9, 2 ne frequentiam r/*"
dcm cfffccre potuerant, als achte Lesart neque adhuc freq\^''*>
tiam scnati cffcerc pofuit, oder — senatuis, Wenn man Jol
Caelius Varronische Sprachlarbung zutrauen darf, liegt deni
senatis gewiss nichts niilier als senatuis] gewisser ist, d&>*
am fernsten senafus liegt/ C. W.|
Specie ambiguum, re vix fallax antiquitatis indiei.JL
volo etiam neglectam in INFERA BALINEARIVM et Ci-
LECAXDAM syncopam esse. Et ambiguum quidem, ^''
fallax adeo facile quispiam propterea dixerit, quod certi^^
mum est, rem si generatim iudicamus, vetustiorem a m>i^ |
tiore aetate eo potius distare ut syncopam admiserit ill»'
TITVLV8 ALETKINA8. 173
ubi haec ignoret.*) ('uiiis generis inde ab antiquissimis tem-
poribus exempla suppetunt: DEDROT et DEDRO pro de-
ilerotit in Pisaurensibus ^ ibidem LEBRO pro lAbero, eui
tinitimum est ZdBREIS HOVEIS in Lucano titulo L R. N.
299 [(\ L L. I n. 1258; P. L. M. E. tab. LIX F], VI-
CESMA in valde memorabili illa Orell. 1433 f(\ L L. I n.
187; P. L. M. E. tab. II B\ TVRPLEIO in Furiorum sepul-
cro, LICNIA ad similitudinem Tuscae LECNE formae (to-
tinsque omnino linguae Tuscae) in columbario Somascano
|C. L L. I n. 892; P. L. M. E. tab. XV n. 17], F08T-
LVS in denario gentis Pompeiae apud Eckhelium 11, 5 p. 280
Ricciumve p. 179, item NVMSm^ OFDIVS nomina in L li N.
titulis Benerentano 1685 Amiteminoque 5765 [C. I. L. I
n. 1287; P. L. M. E. tab. XLIX F\ (iuid? quod singu-
lari sane exemplo FECT scriptum est pro fecit in statua
Kircheriaua teste Ottone lahnio de cista Ficoron. p. 61.**)
Qoae vetus consuetudo quaedam sui yestigia etiam poste-
riore aetate reliquit, ut TABLEIS et IVGRA in lege agra-
ria, hisque prorsus similia quaedam in recentioribus non
nnias saeculi. Ceterum nec paria prorsus nec prorsus dis- x
paria sunt in SC. de Bacanalibus posita SENATORBVS,
niai hoc peccatum est a scalptore, et OINVORSEI. Haec
^tur cum ita sint, potuit etiam ab ea radice quae est VINO
prius asperior VINCLOM forma fieri pariterque piadom
t^ridom vel Hercles formae, eaedemque aliquanto post demum
aseita copula yocali moUiri in vincolum piiicolum Hercoles,
Fafetque huic yicissitudinum rationi quod iUa, quae sunt
tindum peridum poclum cum cognatis; hac breviore forma
Qsitata sunt apud yeteres poetas ipsum yitae usum seryantes
Qt Plautnm, ita quidem ut praeter normam tantum nec nisi
certia condicionibus molliores formae admitterentur. Eaeque
moUiores formae in aliis manserunt semper, ita ut ad anti-
qidas genus poetica tantum licentia quadam rediretur, yelut
•) [Cf. Triscae latin. epigr. snpplem. II (infra n. XYIII, 2)
P. IX 8q. C. W.]
*•) [8ed cf. Muaei Rhen. XIV p. 883, XVI p. 609 (iafra n. XIV
«t XVn). etiam Mneei Rhen. XVII p. 146 (infra ad n. XVII l. 1. ad-
iecta). C. W.]
174 MONVMENTA EPIGRAPHICA TRIA.
cum aequales Octaviaiii Augusti poetae periclum dixeruiit; in
aliis auteiii hic ipse acl antiquitatem reditus tam constans
evasit communique more receptus est, ut trium aetatum suc-
cessio fieret, quarum tertia redintegraretur primae asperitas,
sed quae iam elegantia potius quaedam videretur. Velut
dextra formam cum pristina aetas probavit tum tertia adul-
tae linguae: media aetate trisyllaba ckxtera forma regnavit
sola, ut apud Plautum ubique, quam tertia poetis tantum
concessit. Quamquam mirum esse non potest, in singulis
vocabulis noii prorsus pari vel temporum vel graduum vel
consuetudinis et frequentiae proportione has rationes ex-
aequari. Quo in genere quam multiplex varietas fuerit, de-
monstrare velut in Hercules voce promiscui usus constantia
potest: quam cum rationi consentaneum sit a principio Ber-
cles fuisse, deinde He^roles vel Hercules, ac fortasse tertio
loco rursus Hercles , tamen ipse usus hoc potius voluit, ut
una Plautina aetate Hercides simul et relictum ex antiquiore
sermone hercle diceretur, pro quo postera demum aetas ac-
commodatam ad ipsius uominis formam particulam liercuk
substitueret. Hinc recte existimari de illis poterit quae
dixisse antiqui vel traduntur vel reperiuntur Al^w^ia AU
. cimiaeo Tectimessa Patricoles draelimna tediina: quibus formis
etsi sunt sane recentiores Alctnena Alcniaeo Tecffiessa, tamen
XI eaedem illas etiam antecesserant: quod non est dubitandnm
quin planissime appareret, si plus monumentorum ex vetu-
stissima liiiguae aetate superesset. Itaque etsi contractas
vel ut rectius dicam primitivas*) infra extra supra formas
cum Plautus solas novit ipsaque monumenta ut SC. de
Bacanalibus cum lege agraria testantur, tum in eisdem
adulta lingua acquievit, tamen medio tempore quodam sal-
tem coeptum esse etiam infera extera snpera dici, ut paucis
*) Qnodsi qni tamen proficiscendum eibi esse a plenis formii ut
infera putabuut: cuius ego exordii necessitatem non video qui demon-
straturi sint : faciant id quideni arbitratu suo , sed hac simul libera-
litate, ut bi» facto eodem trausitu linguam concedant quadrupHoi
Buccessione ab infera progressam ad infra^ ab infra reversam ad
inferay ab infera denuo ad infra transgressam. [Cf Priscae latin
epigr. aupplem. H (infra n. XVH[, 2) p. IX. C. W.]
T1TVLV8 ALETRINAS. 175
ita ceriis documetitis intellegitur. Ac supera tribus syllabis
constat fet Lucretium extulisse IV, 674 (672), V, 1407 et M.
Talliuin in Arateis a semet prolatis de nat. deor. II, 42
aque Prisciano XIV p. 980 et 1001. Sed ante utrumque
scriptom est REE • FVIT • EE • VERO • PLVS • SVi^ERAQVE •
PARENS in versibus elegiacis cippi liomani apud Fabrettium
V, 388 p. 421, Gruterum p. 1046, 6, Muratoriura p. 1522,
2(C. L L. I n. 101 II. Huc igitur INFERA illud Aletri-
natis tituli pertinet, quod iam apparet simul et recentius
esse antiquiore, et antiquius recentiore infra forma. Con-
stanter molliorem formam lingua in altera servavit, et eadem
tamen in altrinsecus altrouarstm duriorem. Nisi forte etiam
aUrius, non alteriiis, Plautus scripsit in Captivis v. 306 Qui
inperare insueram^ nunc altrius inperio ohseqnor [cf. Opusc.
I p. 436. II p. 672 sq. 694 sq. | : quem contrariam in partem
(ilterim pro altrinsectis semel diitisse conieci Musei philol.
t. VII p. 476 [= Opusc. II p. 457J. Exteri et extra sola
quod sciam usus probavit; nec magis vel intrim vel intera
intero novi: et tamen in verbo semel interet scriptum est
in opere tessellato pavimenti Invaviensia teste Abekeno in
Diario Inst. arch. Rom. a. 1841 p. 125: HIC HABITAT
IfeUcUas): NIHIL INTERET MALI [cf. C. I. L. HI, 2
n. 5561 et p. 947 adn. 1].
In his afHnibusque praepositionibus prorsus usitatam
apad Plautum syncopam quemadmodum idem tamen poeta
numqaam admisit in dextera, etsi dextrouorsum dixit, ita in xii
aliis aut fluctuavit usus aut fallunt librarii. Velut semper
Hane columen Plautus distraxit, quode Prol. p. LXV monui:
nt pristinam colmen formam excepisse columen, hoc ali-
qaanto post rursus transisse in cubnen credendum sit. Sed
idem etsi semper balineaSf nusquam halneaSf tamen fortasse
i^m ascivit syncopam in balneaior. Nam illud libri tuentur
wxiens, Asin. 357. Merc I, 2, 17. Most. 756. Pers. I, 3, 10.
Rad. 383. Trin. 406:
'nie in balineas iturust: inde huc ueniet postea.
Nnmquam edepol omnes baliueae mi hanc lassitudi-
nem eximunt.
Et balineas et ambulacrum et porticum.
176 MONVMKNTA EFIGRAPHICA TRIA.
Me dicit: euge. Laiitum credo e balineis — .
Iii balineas, cum ibi sedulo sua uestimenta seruat.
Comessum expotum exiinctum elotum in balineis:
quorum antepaenultimo ebalieneis est in Vetere, abalieneis ia
Decurtato Vaticanoque, postremo autem ceteris libris Am-
brosianus accedit. Sed idem tamen Ambrosianus syncopam
cum ceteris testatur in his Poen. TIT, 3, 90 (ubi irrepsit «/'
et Rud. 527:
Vbi biilneator faciat unguentiirium.
Edepol, Neptune, es balneator frigidus:
quo praeter Ambrosianum accedit Trucul. 11, 3, 4:
Omnes amantes btilneatores sient.
Itaque cum etiam apud Terentium contractam in ipso pri-
mitivo nomine formam cum ceteris libris Bembinus servet
Pborm. II, 2, 25:
Tene asumboliim uenire unctum iitque lautum e balneis
(nain r, non a est in Basilicauo Vaticanoque, omissa in Bem-
bino praepositio), refelli quidem vix poterit qui ^transeuntls
a longiore ad breviorem formam consuetudinis initia ipsi
Plautinae Terentianaeque aetati tribuat. Quamquam non
magis profecto ille culpandus qui, late patentis in hoc
. genere librariorum sive incuriae sive curae memor, ne lal-
neatorcs quidem a Plauto dictos sibi persuadeat, sed ad cete-
rorum exemplorum aequabilitatem hoc quoque immissa »
vocali eo confidentius accommodet, quo firmius sane eius rei
praesidium ex Aletrinatis tituli memoria petat, BALIXEA-
xm RIVM scripturam septimo etiamtum saeculo servantis. Ce-
terum sciens praetermisi Poeuuli V, 2, 16 hos versus:
Sed quaenam illa auis est quae huc cum tunicis aduenitV
Numnam it a bahieis circumductus pallio?
Vbi etsi item ad halineis scripturam videri potest librorum
memoria spectare, quorum Vetus NHnnam inabaliniis habet,
Numnam iyiabalinus Decurtatus, tamen omnis omnino baline-
arum iiotio ab istis sermonibus aliena est. In quibus avi-
culae potius alicuius nomen exspectatur. Velut, ut exeinplo
utar, sed quo mihi ipsi non satis fiat: Nonne, hcm^ acalan-
thnst circnmductns pdUio?
TITVLVS ALETRINAS. 177
Tertium his in eodem titulo exemplum accedit CALE-
CANDAM pro calcandam: in quo vocabulo omissam synco-
pam ipsius artis usus, sive opificium dicere males^ per lon-
gius tempus stabilivit. Id enim ita esse satis intellegitur
triplici Festi testimonio, unde Paulus profectus p. 47 haec
posuit: calicaia aedificia cdlcc poUta^ iterum p. 59 calicatis
calce politiSy tertio loco p. 75 decalicatum calce litum, qui-
buscom iam alii Isidori Placidique glossas contuleront ^de-
calco dealbo^ et ^decalcatis de calce alhatis^^ ipsum autem
Aletrinatium * titulum ab Aldo Manutio P. f. acceptum lose-
phus Scaliger composuit.
Monet autem eadem calecandam forma^ ut de antiquiore
E pro I littera dicatur vel alibi dicta in memoriam revoceu-
tur. Quam in hac ipsa voce in Festi (h. e. Pauli) libro
retostissimo scriptam se repperisse Salmasius Plinian. exer-
citat p. 868 testatur, cdlecata et decdlecatum illinc afferens.
De eo igitur gcnere, cuius praeterea SOLEDAS et MEBETA
sunt in hoc titulo, ad epigramma Soranum p. 15 sq. [supra
p. 132] dixi, ipsius anni circiter 620 finibus eius usum ter-
minans: atque MERITA iam habes in legis repetundarum
simillima formula AERA • STIPENDIAQtie • OMNIA • ME-
RITA • SVNTo § 24. Ceterum illic cum proximae post an-
num 620 aetatis yix tria me exempla meminisse servati E
soni scripsiy de breyi vocali cogitavi, nou de producta quae
fuit £1 scripturae vicaria: nam huius sane plura exempla in
promptu sunt, ut IVRE DEICVNDO in repetundarum lege, xiv
VETERE in agraria § 6, PAPERIVS ibidem § 42 inque
Aeclanensi I. R. N. 1094 anni 625 [C. I. L. I n. 554. 555;
P. L. M. E. tab. LV C et DJ, DEDIO (huc enim valet DII-
DIO) in Capuensi 3569 anni 656 |C. I. L. I n. 570], ut in
hid nunc subsistam.
Aliquanto diutius, quam pro brevi i servatam E, iu mediis
vocabulis 0 mansisse pro recentiore V, ibidem disputatum est
p. 15 [supra p. 131 sq.]. Quare cum facile quispiam POPO-
LV8 potius versu paenultimo scriptum exspectet (quam for-
mam cum piacolum hoic fonus Victorinus p. 2458 sociat*))»
^ Cormptusiina verba Victorini alibi emendata dabo. — In eadem
causBa qnoniam PrincianQs I p. 554 ciira polcrum colpam Hercoleni for-
riL RITSCHSLU OPVSCVLA IV. 12
178 MONVMENTA EPIGRAPIIICA TRIA.
quam quod revera ibi exstat POPVLVS, tamen reputandum
est in hoc ipso voeabulo ab illa forma ad hanc transitum iara
XV in lege Bantina fieri, semel POPOLVM exhibente, semel PO-
PVL(o), constanter transitum esse in lege repetundarum § G.
13. 18. 19 bis. — Tllud autem, quod ARDVOM scriptum
est V. 11, non ARDVVM, ne tangerem quidem; nisi tamen
monendi quidam esse viderentur, noviciam hanc scripturain
plane inauditam esse in septimi saeculi et monumentis
omnibus et omnibus eius generis vocabulis. Vt ne in sim
stnim tmis tmmi quidem, e reliquorum societate exemptis a
mis componit poblicum^ non poplicum, item pohlicum et colpam, non
poplicumy dixisse veteres Cassiodorus scribit p. 2290, utar hoc ut njjperae
de his disputationi, quae fuit ad miliarium Popilliannm p. 9 sq. [siipra
p. 123 Bqq.Jf aliquid addam. Nam cum etiam Venusini tituli illi I. R. N.
716. 716 [C. I. L. I n. 185. 186], qui non possunt non qninti saeculi ewe.
molliorem in media syllaba sonum POVBLICOM et PO VBLIG . . . aervent,
aic esae statuendum videtur, ut antiquior etiam quam P in hoc Toca
bulo B littera fuerit, sed eadem, ut in aliis, interiecto temporis inter-
vallo tamquam revivisceret. Quo fit ut haec formarum sese excipien-
tium successio prodeat: povlAicos pohlicos popUcus puplicus publictu.
ut nunc mittam u vocalem item antiquiorem quam t in media sjllaba.
Quam ratiocinationem primum firmant nummi gentis POBLICIo^ ^d
Poblicium Q. f. praetorem a. 590 referri soliti: quorum consuetudinem
non est mirum etiam recentiores tenere a M. POBLICIo cueos, sive i:^
Cn. Pompei Magni legatus pro pnu^tore circa a. 677 fuit, sive filii eo-
gnominis circa a. 708 : de quo Eckhelii Borghesii Cavedonii coniecturafi
Hiccius Mon. fam. Rom. p. 179 composuit. Kandemque nominiB fur-
mam etiam lapidum tituli quamvis reccntes satis frequenti usu com
PVBLICIVS forma miscent. Nec diversa ratio Foblilius PubUlins
nominis vel P0B/t7iac tribus est, cuius haec ipsa nota et antiquiori*
bu8 teniporibns constans fuit ct post illa mansit diutius: nisi qood
huic non tantum PVB vel PVBL successit posteriore aetate, sed medi.-»
quadam etiam POP ut in poplicus: siquidem haec nota nec nec4J8sario
et fortasse ne recte quidem pro POPiZ/ia accipitur. Quamqaam in
hauc partem nihil colligo e Scti de Asclepiade Clazomenio scripturft
TTOTTAIAIAt quando latina POBL- vel PVBL- nomina numquam aliter
Graeci extulerunt. Quod quidem ita instituisse ea aetate censendi snut,
qua POPLIOS Latini dicerent couvenienter POPLOS formae, quae pnn-
liter extenbiorem POPOLOS antecessit atque VINCLOM cnm finitimi*
supra tractatis extensiores VJNCOLOM LEIBEREl FOSTOLOS. Ab hi^
aut«m antiquissimis Graeci reperiimtur in vertendis nominibus Utinif
prorsus de more profecti esse: id quod KdxXoc A^vtXoc A^KfAoc 'PflTAoc
Bu^Xoc testantur cum similibus.
TITVLV8 ALETRINAS. 179
Plauti editoribus, admissa u yocalis quicquam illinc prae-
sidii habeat: nam ipsam SVOS formam eadem illa lex repe-
turfdarum non minus tenet in PARENsVE • SVOS • FILI-
VSVE . SVOS § 1, item PARENSVE ■ SVOS § 18, quam in
PERPETVOM COMPASCVbS MORTVOS vel EQVOS INI-
QVOM vel SVPCISIVOS VIVOM ea sibi scriptura constitit.
Vnde perspicitur recentes esse, non antiquas eas inscriptiones,
in quibus aut DVVM • VIR scriptum est ut in Capitolina
apud Guascum Musei Capit I p. 36 [C. I. L. VI, 1 n. 518]
inque Puteolana L R. N. 2514 [C. I. L. 1 n. 1235; R L.
M. E. tab. LXXVIII£J, aut CLVVIVS ut in eadem et
Ticina 2513 [C. L L. I n. 1236J , aut VIVVS ut in Samni-
tica 4994 [C. L L. I n. 1276J: pro quo alibi proditum VI-
VOVS cur ne commemorandum quidem duxerim in socia-
tarum OV litterarum exemplis, ex eis perspici potest quae
ad titulum Mummianum p. XVI [supra p. lllj exposui. Non
esse anno 649 marmori incisum quod hodie superstes est
legis parieti faciundo Puteolanae exemplum, in quo faabes
sane DVVMVIRVM, vel frequentatae I longae novitas docu-
mento est: quantumvis antiquitatis in aliis formis servatum
sit*) Quo minus faabeo qui antiquani esse mifai persuadeam
Campanam illam 3789 [P. L. M. E. tab. LXX H] C. L L.
I n. 1242 J, quam diligenter a semet examinatam Momm-
senns testatur litteris esse vetustissimis: in qua et SVVO
♦) [Cf. P. L. M. E. Ub. LXVI et Enarr. p. 68, nbi haec adnotavit
RitBchelias: 'Addo 649 factae leg^s exemplam tantam haberi mnlto
posteriore aetate paratam, etsi pridem a maltis inteliectnm est ipsaqne
smptorae noyitate extra dnbitationem positam . . ., tamen verba formaii-
que grammaticas pristinae tabalae satis apparet tanta religione lapi-
dariom Bervasse aat volaisse nbique servar^ ut iure Dostro tamquam
in Tero monnmento saeculi septimi medii versari nobirt vidoaraur. Iii
qao genere cuxn perpanca sint quae aliquid dubitationie moveant (quale
eat quod Hon. epigr. tr. p. XV tetigi DVVMVIRVM), contra litteraturae
ttoe ratio nnlla habenda. Qaae si centena excmpla offerret vitioBe
prodnetae I litterae, qaalia mihi ipsi olim fraudi fuerant Masei Rhen.
t. VIII p. 493 (=- OpuBC. II p. 643), id omne vitio gaeculi poftterioria
tribaendnm esset. Verum hac ipea in re mirnm ({uantum fallere quot-
qoot adhnc inscriptionis exempla vulgata sunt, nonc demum nostra e
tabala planiBsime perspicitar. Singillatim hoc persecutus sum nuper
eiudem Mnsei t. XIV p. 308 sq. (infra n. XIV).' C. W.]
12*
180 MONVMENTA EPIGRAPHICA TRIA.
illud, quod suo loco non praetermisi [Mon. ep. tr. p. 29. 35
(152. 160)], ac fortasse etiam COIIVVCI scriptum aegre ei-
pedias*), et SIBI exaratum non possis non valde demirari.
Non alia atque VIVOS VIVOM formarum, ratio est
verborum VIVONT CONFLOVONT vel CONFLVONT, pro
quibus ante saeculum octavum exitumve septimi ne potuere
quidem VIVVNT CONFLVVNT scribi. Contra non minu?
vel rationis vel temporis intervallum, quam inter VlVOi?
XVI VIVOM et CORNELIOS DONOM, certum est int^r mOXT
vel CONFLVONT atque PONONT DEDERONT intercedere.
Non ignoratam Quinctiliano I, 4, 16 dederont prohatimnit
formarum vetustatem vel superstit^s sane quidam tituli
testantur: ipsum DEDERONT nobilis lamina illa post Fa-
brettium et Maffeium ab Orellio n. 3147 [C. I. L. I n. 181]
repetita, quo pertinent etiam in Pisaurensibus DEDRO DE-
DROT formae; COSENTIONT Scipionis Barbati f. elogium.
ut mittam aflfectatam in EXFOCIONT antiquitatem columnae
rostratae: uam ex hau pulcro pidcrae Claudiae sepnlcro (Or.
4848 [C. I. L. I n. 1007]) a quibusdam proditum NOMl-
NARONT fide caret, ficticium est in ficticia Spoletina Grut
p. 95, 6 DEDERONT una cum FACIONDAM. Sed illa,
quibus plura quod sciam non exstant, ne quintum quidem
saeculum excedunt. Quod iusecuta aetas perrexit fortasse
per aliquod tempus in eo usu: in neutram enim parteni
praesto sunt monumentorum exempla, codicum unum h^
qnimmt Livianum apud Festum p. 162: sed ita tamen ut
iam anno 5G8 CONSOLVERVNT SVNT ERVNT in SC.de
Bacanalibus legantur, iteni septimi saeculi ut conicio initio
ExMERV in Corano titulo ab Henzeno edito in Annal. bist
arch. a. 1846 p. 254 ^*-*^), DANVNT in versibus Soranis, SVNT
in miliario Popilliano, plurimis autem in decreto Gemiati
*) [Cf. Enarr. p. G2: 'Campanus musei Borbonici, I. R. N. 3W.
Or. 6392, ubi Umen praeter verum CONIVGI expressum pro C01N\C1.
Tam antiqui, quam habiti eyse ab aliis videntur, nec bic nec proiim»
qui praecedunt credi poteruut.' C. W.]
**) [Editu3 nunc est in C. I. L. l n. 1148; P. L. M. E. tab. L^.
-- Enarr. p. 44 scripsit Ritscbeliu8: Me aetiite tituli (Corani) errabam
Moii. epigr. tr. p. XVI, quia de L litterae ligura ex Annalibus Imt
Koni. a. 184G p. 254 nihil constabat.' C. W.|
TITVLV8 ALETUINAS. 181
pxemplis COGNOVERVNT COMPOSEIVERVNT DIXSE-
RVNT rVSERVNT lOVSERVNT POSSIDEBVNT SVNT-
ERVNT FVERVNT HABVERVNT, nec usquam aliter in
lege repetondaram. Hinc igitur recte aesfimari valde sin-
galare vetustatis documentum SONT poterit versu tertio
titali Aletrinatis positum, tametsi in eodem LVDVNT est
V. 7, non quod Cittadinus testatur LVDONT.
Vrium restat quod non abhorrere a tanta antiquitate
ostendatur: FACIENDA versu quarto pro eo quod exspectes
FACIVNDA scriptum. De qno brevitcr dicere possum,
verum non esse quod creditur vulgo, tam recentem esse eam
formam, quam esse sane recentiorem certum est, ut vel prae-
ter auctoritatem librorum in Plautinis Terentianisque fabulis
constanter in -undm terminanda sint participTa illa. Quod
iit demonstretur^ satis est SC. de Bacanalibus et aes Genu* xvii
ense commemorasse: quorum illud FACIENDAM exhibet,
hoc COLENDI. Nec praeter haec monumenta duo contendi
potest septimo saeculo eam terminationem, quae iit in endus,
V Yocalis usu multum pracponderari. Fatendum est semel
tantum in lege repetundarum TRIBVENDEI haberi § 10,
sexiens u in LEGVNDIS gCRIBVNDI DEFERVNDO LE-
GVNDEIS DEICVNDO QVAERVNDAE. Contra in pro-
xima agraria anni 643 adeo e littera praepolh^t ut, cum
haec noviens scripta sit in FRVENDVM FRVENDVS FRV-
ENDEIS FRVENDA DEDVCENDAE, bis tantum VEN-
DVNDEIS legatur, idque tara mira fluctuatione ut FRVEN-
DEIS VENDVNDEIS § 42 consocientur, prorsus ut post
multo REFICIVNDAS STERNENDAS in lege lulia muni-
cipali, quae pari in hoc genere cum agraria proportione est,
vel in Formiano titulo I. R. N.'4l02 [C. L L. 1 n. 1192;
P. li. M. E. tab. hXK\ CLAVDENDAM et FA(UVNDVM.
Pnieterea, ut aliquot exemplis quod dixi iirmem eisque tem-
poris not^m certam habentibus, FACIVND- est in anni 648
Capuensibus 3562 (3563) [C. I. L. I n. 566 (567); P. L.
M. E. tab. LXIII B], in auni 649 lege Puteolana 2458
[C. L L. I n. 577; P. L. M. E. tab. LXVIJ, in anni ()50
Capuensi 3564 [C. I. L. I n. 568; P. L. M. E. tab. LXIII C],
REPETVNDIS STERNVNDIS in anni 662 Orelliana n. 569
182 MONVMKNTA KPIGRAPIIICA TRIA. '
JC. I. L. I elog. X; VI, 1 ii. 1283], REFERVNDOS in SC.
de Asclepiade anni 676, FACIVNDVM in eiusdem aimi
Orelliana n. 31 [C. I. L. I n. 592; VI, 1 n. 1314], CAPI-
VNDIS in lege Antonia anni 682, FACIVNDVM in Gru-
teriana p. 69, 11 [C. I. L. I ad n. 1105; VI, 1 n. 7] anni
nisi fallor 685, item in eiusdein p. 160, 3 anni 692 [C. I. L. j
1 n. 600; VI, 1 n. 1305; P. L. M. E. tab. LXXX\aiJ, item in '
Lucana L R. N. 321 anni 697 [C. I. L. I n. 604; P. L. M. \
E. tab. LXXXV A\ et sic porro per magnam partem vel
adeo maximam saeculi octavi. Contrariam vim habent
EMENDVM et /izrlENDVM in anni 655 Capuensi 356.i
[V. L L. I n. 569; P. L. M. E. tab. LXIII D], bis FACI-
ENDVM in anni 656 item Capuensi 3569 iC. I. L. I n. 570).
REFICIENDAM in anni 660 lege pagi Herculanei, RESTl-
TVENDOS in Orelliana 570 [C. L L. I n. 583] anni cir-
citer 678, ut missum faciam saeculum octavum: sed anfce
haec omnia FACIENDAM in Corana illa Orell. 3808 [C. I. L
I n. 1149; P. L. M. E. tab. LXVIII C\, FACIENDAS in
vetere Pompeiana Mommseni 2196 |C. I. L. I n. 1249; ?
L. M. E. tab. LXXVIII J].
Habetis singularium in Ale^finati titulo non paucorum
enarrationem, non supervacaiieam eam si, qui Gniteri de
illis sensus fuerit, reputaveritis. Nimirum haec ille prae-
xviii scripsit: fabtda hqndm, lifera refiisfa atqne obsoleta, incor-
rccfe scripta. Nec hoc nescire vos volumus, quo potissimum
consilio hos de iitulo Mummiano, de miliario Popilliano, de
epigrammate Sorano, de Aletrinatium lapide commentarios
pertexuerimus. Quibus significationem fieri volumus, qua
via esse insistendum puteraus, si qui hac aetate bene merere
de emendanda ratione grammaticae latinae animum
induxerint.
VI.
De titnlo colnmnae rostratae Dnellianae
(accedit tabula lithographa*)).
L Commentatio prior.**)
In venerandae yetustatis monumentis haberi solita tabula 3
illa marmorea, quam partem esse credunt columnae ro-
stratae C. Duellio positae^ quando et ubi reperta sit, certo
locapletiqne testimonio unus Aldvs Manvtivs nepos pro-
didit. Is enim eius tabulae titulo^ quem primus omnium
Tulgavit in ^Orthographiae rationis' pleniore editione quae
*) [Tabolam Vli non talem exhibuimos qualem Ritschelius com-
mentationi priori adiunxit, sed e marmore denuo inspccto emendatam
et editam P. L. M. £. tab. XCV. Eandem imaf^em iam n^praesenta-
verat Bitschelius in tabula xjlographa commentationi alteri adnexa
>eaque iterata in Enarr. p. 85. 86), in qna praeterea supplementa totius
inBcriptioniB, qualia ipsi necessaria visa sunt, addenda curavit. Minus
igitor recte scripBit Henzenns in C. I. L. VI, 1 p. 285 : 'imaginem litho-
grapbam dedit BitBchl in programmate uniyerBitatiB Bonnensis a. 1852
t't P. L. M. tab. XCV, emendatam post iuBpectum a Brunnio lapidem
iteram in programmate univerHitatis eiusdcm a. 1861 et P. L. M.
p. 86. 86.' C. W.J
**) [Programma academicum Bonnensc a. 1852 'Natalicia AugiiMtiH-
eimi regiB Friderici Guilelmi lUI . . . die XV m. Octobr. a. CIOIOCCCLII
<:<>&celebranda indicit F. B.' singnlariter sic inscriptum: '^lnscriptio quae
fertor columnae roBtratae Ducllianae. ad fidem niarmoris Capitoliui
(^iemplo lithographo exprimendam curavit F. Rit6ch(*Hu8.' Bibliopolae
Berolinensi G. Trautwein traditum in publicum prodiit additis in fine
inBcriptioniB hiB verbis: 'accedit commentarii pars I.' Vide nunc C. I.
L. I n, 196; VI, 1 n. 1300; P. L. M. E. tab. XCV et Enarr. p. 82 sqq.
C. W.]
184 TITVLVS COLVMNAE KOSTRATAE DVELLIANAE.
anno cioiOLXVi Venetiis prodiit, haec verba praemisit p. 142:
'Infra Capitolium, ad Arcum Septimii, vetustissima inscriptio,
nuper eflfossa, anno mdlxv mense Sextili.' Vt, unde suum
illud Sachsius habeat, qui in Hist. et descr. urbis Romae
t. I p. 419 basim colunmae rostratae anno cioiOLX auctore
cardinale Farnesio effossam esse scribit, prorsus ignorem.
Quem parum peritum harum rerum existimatorem etiam in
hoc deprehendo, quod dedita opera quaerere potuit, num
forte, quae hodie in ^palatio conservatorum' Capitolino co-
lumna rostris exornata conspicitur, cuius ipsius basi titulo?
Duellianus ille insertus est, non esset ex antiquitate pro-
dita; quam saeculi XVI artificio deberi breviter, ut erat con-
sentaueum, Ernestus Platnerus admonuit Descr. Vrb. t. IIl,
1 p. 108. Nisi quidem paullo' etiam rectius de saeculo XVII
cogitabis propter eam quae infra afferetur ratiocinationem.
Circa ipsum autem reperti lapidis tempus etiam alia in-
scriptiouis exenipla parata esse partim compertum est par*
tim probabile. Et uuum quidem ad Stephanvm PiOHlVM
pervenit sic ea de re narrantem Annalium Rom. t. II p. 24:
^Reliquos nunc in eo characteres, uti extant, diligentissime
4 descriptos more suo Romi\, mox ut inventum marmor erat*
(quod Parium esse, ^truncum illud atque contusum' modo
dixerat), 'amicissimus meus Nicolaus Florentius Batavu>
Bruxellam ad me misit: quemadmodum solebat tum perquam
accurate uobis communicare receiis inventa quaevis non prius
a me visa, si ad communia nostra studia pertinere videban-
tur.' Ipsaiu autem columuam (sic enim loquitur) cum 'pau-
cis abhinc annis Romae esse erutam e ruderibus fori Ro-
niuni, inter Septimianum arcum et Capitolii radicem' Pigbius
dicat, aliqua lieri conieetura potest quo fere tempore charti^
haee consifrnaverit: quaudo publicam lucem primum Anna-
lium volumen ( cum praetatione anni cioioxcvii) anno de-
muni cioi:)X('ix vidit, alterum post mortem adeo Pighii
a. CIODCXV j)rodiit. Sed (juibus supplementis mutili tituli
exemi)lum a Florentio acceptum redintegrare conatus esl,
ea profecto seiri nequit quo tempore sic uti nunc p. 26 ex-
pressa le^untur perscrips(^rit: ut, utrum suo illa ingenio
omnia debeat an eorum curas suum in usum converterit^ qui
COMMENTATIO PRIOR. 185
osqne ad annum ciDiocviil (quo ipHe vita decessit) in eadem
re elaborarunt; valde dubia sit opinatio. Nec tamen in hoc
Pighius substitit^ verum in tabula aeri incisa adiecit ^ipsius
figoram columnae ex antiquitatum reliquiis eleganter admo-
dam Romae delineatam, et Antonii Lafreri nec non
Tramezinorvm fratrum formeis aheneis publicatam': quae
figura integrum titulum in columnae basi perscriptum re*
praesentat^ non sine paucis quibusdam a Florentiano exeraplo
discrepantiis quantumvis eis levibus. Red quo anno Lafreri
illud artificium Romae prodierit^ incompertum. Ceterum
Pighianum exemplum in sua Flori editione a. cioioCLXXX
Georgius Graevius iteravit.
Suis ocuHs recens repertum lapidem lustrare etiamtum
potuit Onvphrivs Panvinivs, qui anno cidiolxviii diem
gupremum obiit. Quamquam in hanc partem nihil illinc con-
cludendum, quod similis, sed haudquaquam cougrua Lafreria-
nae columnae imago aere expressa, cum inscriptione tamen
non in basi; verum in singulari tessella conlocata ^ademque
supplementis aucta^ reapse adiecta est Panvinii de triumpho &
libro in Graevii Thesauro antiq. Rom. t IX p. 1384. Nam
nec in ipso Panvinii commentario ulla mentio fit illius mo-
numenti, nec potuit fieri, ut qui iam anno CIOIOLVII, quan-
tum ex Eberti lexico intellego, Venetiis esset foras datus.
Vnde cum in promptu sit conicere in posterioruni uua edi-
tionum; quae post mortem Panvinii paratae sunt, figuram
illam aeneam accessisse demum; tum nescio an id iam anno
CIDIOLXXI factum sit in Veneta illa quam prodiisse 'cum
figuris aeneis' Maderus in suis ad Panvinium notis (Helm-
stadii a. CIOIOCLXXV emis.sis) testatur: ut vel hinc vel ex
aliqua posteriore (nam etiam Venetam anni cioioc, item
anni cioiocxviii Romanam^ ^AmpIissimi omatiHsimique trium-
phi ex monumentis dcscriptio' inscriptam, commemorari vi-
deo) petiisse (}raevius putandus sit. Verum enim vero cum
in ea tabula inscriptionis quidem ipsius exemplum tam prope
accedat ad Pighiani Lafrerianique speciem, ut o comrauni
fonte profecta esse facile videantur, lacunarum autem supple-
menta ei Pighianis et ceteris quae sunt post facta omnibus
dissimillima sint^ proximo autem saeculo in reconcinnando
186 TITVLVS COLVMNAE ROSTRATAE DVELLIANAE.
titulo sequi se Ciacconium et Onuphrium Panvinium
planis verbis Gozzius testetur: ex his omnibus non imme-
rito conligas aliquid supplemeutorum (nam paullum est sane)
iam Panvinium in schedas couiecisse^ id autem post eius
mortem demum in lucem protractum novis ^Triumphi' exem-
plis ab editoribus adiectum esse. Quodsi Gozzium non satiu
curiose ipsi Panvinio tribuisse, quae iii commentariis tan-
tum Panvinianis recens editis repperisset, credideris, nesciri
fatendum erit ad quem auctorem supplementa illa referenda
sint.
Triennio antea repertum titulum Romae peregrinaos
'vidit et descripsit Ivstvs Lipsivs anno Lxviii*, ut Gru-
terus Inscr. p. CCCCIV testatur verbis ut puto Lipsianis.
Sed prius quam publicavit integrum, aliqua ex parte tracta-
vit in Antiquarum lectionum libris anno CioiOLXXV primum
editis. Ibi enim capite 14 libri II de columna rostrata C.
6 Duilii his praemissis: ^ostendit fragmentum antiquissimi lapi-
dis iu foro Ro. eruti, quem huius ipsius columnae partem
esse omnes' humanitate tincti homines mihi assentient', quat-
tuordecim ab initio versuum 'fractam et mutilam scriptu-
ram' ipsam proponit, ^ita' ut ait *cum ciu-a expressam ut
non ipsa Fides possit fidelius.' Quo etsi plus affirmavit quam
praestitit, tameii hoc illinc intellegitur, anno CioiOLXViii
nondum fuisse in superstite tabula eas litteras litterarumque
partes recenti manu adiectas, quibus hodie v. 10 effectifm
est OLOROM, v. 11 NAVEIS CEPET, similiaque minore
ambitu alia in dextra parte. Nam cum a Lipsio etiam sup-
plendi tituli teuuissimuni quoddam initium pauculis adiectis
litteris factum sit, in versu tamen undecimo servavit lacu-
nam, de v. autem 10 in insolitarum formarum quarundani
brevissima quam subiecit interpretatione sic suspicatur tan-
tum: ^quod fractum legitur OL .... OM, puto fuisse OL-
LOROMf id est illorum.^ De aliis quam non constiterit ei
illo tempore, haec ostendunt quae de EXFOCIONT addit:
^illud monstrum verbi quid sibi velit, ApoUo rogandus est:
nisi cui placet eruditissimi St. Pighii amici mei coniectura,
qui antique pro cxfwjhmt scriptum iudicabat.' Nihildum igi-
tur supplementorum ab aliis excogitatorum illa aetate per-
COMMENTATIO PKIOR. 187
erebruisse Liipsioqiie innotuisse apparet, ne ea quidem quae
eam Panviniano libro vulgata esse ante dixi^ ubi multo plura
quam a Lipsio recte expedita sunt. Tredecim demmn post
annis integri tituli Romae a se transcripti exemplum inte-
grum; quamquam illud in extremis versibus neglegentissime
factum, idem Lipsius publicavit in suo ad Smetii Inscriptio-
nes Auctaiio anno ciDiOLXXXViii edito: simul autem alterum
exemplum tituli multo plenius quam olim coniectura recon-
cionati addidit^ nisi quod hic quoque extremos versus non
attigit. Vnde utrumque in suum Corpns Gruterus I. s. s.
recepity reconcinnatum etiam Graevius iteravit Thes. Antiq.
t. IV p. 1831. Ceterum non eam Lipsii in hoc genere dili-
gentiam fuisse, ut non compluribus in locis satis diversa
de superstite scriptura et haec duo exempla et rursus illud
(juod olim ediderat testentur^ infra apparebit. In supplendi 7
aatem opera num forte Lipsio Panvinianum exemplum prae*
sto fiierit, quocum tamen paucis tantum in locis illi con-
venit, non magis quam illud exploratum est^ num quid forte
e Pighii curis per litteras ut fit secum communicatis (quale
illud de EXFOCIONT fuit quod siipra tetigi) profecerit:
quando tam multa eaque ex parte tam singularia Lipsius
Pighiusque communia habent ut, etsi neutrum neuter com-
memorat, tamen non possit altenitrius inventa alter igno-
ras8e. Nam Lipsiano Auctario etsi potuit sane Pighius, si
post annum CIDIOLXXXVUI scribebat^ commode uti^ tamen
'labitatio inde nascitur^ quod tam pauca Lipsium aliquot
ante annis meditando expediisse ex Antiquanim lectionum
libris perspicitur. Quae cum ita sint^ haud scio an non fal-
latur qui e communi fonte, cuius mentionem faciat neuter,
ntromque hausisse sua coniecerit: qui est docti Hispani liber
perutilis.
Quae enim Thesauri Uraeviani tomo IV inde a p. 1807
inserta est Pbtbi Ciacconii Toletani 'In columnae rostra-
tae inscriptionem a se coniectura suppletam explicatio', eius
quidem supplementa (quae etiam Pighii exemplo Hypo-
graphus' Antverpiensis subiunxit, Flori editioui suae a.
cioiDccxxn Dukerus inseruit p. 928 sqq., repetiit etiam
Funccius de pueritia latinae linguae p. 119) in rebus cum
188 TITVLVS COLVMNAK KOSTKATAE DVELLIANAE.
gravioribiia omnibus tum levioribus plerisque adeo cum Lip-
sianis Pighianisque congruunt, easui ut ea in re nuUus locus
sit. Quod autem inter utrosque discrepantiae intercedit, id
etsi fatendura est sane, ubi per se spectetur, ita compara-
tum esse, lU cum maiore probabilitatis specie quaedam esse
inutiliter addita a Ciacconio quispiam sibi persuadeat quam
ab illis resecta: tamen unde tandem honim ipsorum curas
omnino innotescere potuisse Ciacconio putabis, quippe iam
anno cioiOLXxxi mortuo? Quodsi ne Lipsium quidem po-
tuisse Giacconii commentario uti obieceris, ut qui non anti^
annum cioiocviii in lucem proditus sit, aliquam sane hoc
8 veri speciem hinc habet, quod nec Ebertus Krebsiusque aliam
praeter illius anni editionera*), quae mihi quoque aola prae-
sto est, noverunt, et prorsus ita de 'Ciaconii', qui *superio-
ribus annis Romae obiisse' dicitur, libellis postumis in illius
prooemio mentio fit, quasi ei numquam antea typis impre^si
sint. Sed tamen propter eam quam significavi caussam m
videtur fieri posse quin fides Bernhardyo habeatur, qui histo-
riae litt. Rom. p. 179 ed. alt. iam anno CioiCLXXXVi Ciac-
conii comraentarium Romae prodiisse, incertum quo auctore^*
*) Est ea hoc titulo: TETRI | CIACONIl | TOLETANI | Opuf
cula. I In Columnae Eoftratae in/criptionem j De Pondcribuf. \ De Mft*-
surif. I DeXummif \ ROMAE | Ex Typographia Vaticana. | M DC VIII
f)e licentia mf^friorum.'
**) Nam suis oculis vidissc aegre credam, cuius quidem haec mba
sint: '"erganzt von P. Ciacconius beim Buche de numis ponderibus d
mensuris, Kom. 1586.' Nec enim iii liuuc modum discrepare utriusq"»'
cditionis indices veri est yimile, et tantum abest ut ullo modo adven-
ticius sit de columna rostrata libellus, ia ut et praecedat ceteros in
posteriore editione et haud paullo his limatior eit. Vt multo majn^
in hos (qui ne latini quidem toti aiint, sed promiscue latino atq'!»'
Hispano aermouc scripti) quam in illum ea cadant quae in prooemio
leguntur: 'Inter schedas Petri Ciaconii Toletani rcperti
Kunt hi libelli eiua manu diligenter quidem descripti, non tameo
omni «'X partc absoluti, cum eos iam pridem sic digestos in arcA
reposuerit, iterum relecturus: quod gravioribus postmodum curia dii*t*n*
tu8 perBcere non potuit nec suprema couHura illos expolirc.' — C>t<?-
rum quod 'P. Ciacconii in coluum. rostr. C. Duilii Inscripti commentt.
Rom. 1597' (sic) Baehrius Hist. litt. Uom. t. 11 p. 8 commemorat, iJ
quale sit prorsus me fugere fateor.
COUMENTATIO PRIOR. 189
narrat. Quod si est ita, noii habeo sane quos^ praeter unuin
fortasse Panyinium, illos esse dicam^ quos ante se in in-
staaranda columnae rostratae iuscriptione operam conlocasse
soam Ciacconius his verbis significat p. 5 (1812): ^nec enim
Qiihi ipse tantum arrogO; ut quod eruditi quidam Yiri, cum
in eo non parum studii posuerint, non satis feliciter per-
fecisse videntur; id yel aliqua ex parte assecutum esse me
sperem.' In quo viro quoniam par accuratae doctrinae lau-
dabilique diligentiae modestia apparet^ quo plus similitudinis
inter ipsius atque Lipsii Pighiique supplementa intercedit^
eo minus illum credibile est hos, si ab eis profecisset, aut
silentio praeteriturum fuisse aut sic uti fecit tecte signiiica-
tarum. — Ceterum ipsum lapidem a Ciacconio inspectum
esse ipsius verba fidem faciunt: ac Romae eum degisse satis 9
coDstat. Nec multo post erutum e terra titulum ad scriben-
dum accessisse, haec eius verba docent: ^Eius columnae basis, .
seu parastata potiuS; non procul ab arcu Septimii^ in Foro
ipso Romano, proximis superioribus annis e ruderibus
effossa fiiit.'
Post hos non edidit quidem eam inscriptionemi sed
traetavit tamen aliqua ex parte formasque notabiliores inde
excerpsit anno cididxcv (hunc enim ipse testatur p. 45 ed.
alt) Celsvs Cittadinvs in suo *Trattato della volgare
lingua' Venetiis a. cioioci primum edito, iterato in eius
'Opere raccolte da Girolamo Gigli' Romae a. ciDioccxxi.
Vbi p. 12 ^questa incrizione' inquit ^benchfe per la maggior
parte lacera, e manca per le iiigiurie del tempo, e delle ruine^
»i conserva oggi nel Romano Campidoglio', de tempore au-
tem primum inventi marmoris sic loquitur p. 24: 'presso al
qual Campidoglio fu al tempo di nostri padri ed a memoria
mia trovata la detta base/ Qua in basi num illo iam tem-
pore eae quae recens accesserunt litterae insculptae fuerint^
haudquaquam hinc posse exi^timari videtur^ quod inter ex-
^erptas a Cittadino formas etiam OLORYM illud est, iam a
Upsio, a Ciacconio (quem ipsum commemorat ille) atque
apud Panvinium sic instauratum.
E Ciacconio autem tota fere opella Ttali hominis Gav-
^JKs DE GozzE Piaaurensis pendet^ qui Romae a. ci;)iocxxxv
190 TITVLVS COLVMNAE ROSTRATAE DVELLIANAE.
vulgato tali libello: ^lscrizione della base della colonna ro-
strata, gia nel foro Romano, supplita ed illustrata', quem
latinum fecit Abraha«ius Preigerus in Graevii Burmamii-
que Thes. antiq. et hist. Ital. tonii IX parte VIII, fere in ya-
riando sermone tantum leviterque mutandis vocabulorum for-
10 mis quibusdam a Ciacconii supplementis discessit*), nec ad
enarrandum titulum quicquam contulit quo fieri operae pre-
tium censendum sit. Quamquam ipsum sane lapidem ab eo
examinatum esse cum certo argumento intellegitur in quod
infra iiicidet oratio, tum ipsius testimonio constat e quo.
qualis tunc marmoris condicio fuerit, commode discitur. Qui
ubi de titulo in honorem Duellii facto disseruit, 'exstat' aii
*iste titulus in basi marmorea, cui columna quam dicimus
[h. e. commemorata a scriptoribusj imposita fuisse debet
Basis autem (quae undique detrita inque plures partes con-
' fracta ac dilacerata est per temporis ac ruinarum iniuriam,
adeo ut non solum scripturae principium ac finis, sed et
multa verba hic illic desiderentur, uti praesens ipse vidisti
haud dubie et hoc a me reconcinnatum exemplar ostendet'
annis abhinc quam plurimis a fodientibus terram reperta est
pauUum ultra Imperatoris Septimii Severi arcum triumpba*
lem, proxime fere columnam illam solitariam, quae super-
stes adliuc visitur e regione ecclesiae S. Adriani, cognomi-
natae in tribus Fm'is, quoniam media inter forum Romanum
ab Augusto adiectum et forum Traiani et forum Nerrae
Imperatorum posita est; postea populus Romanus eam
*) Quod quidem ita cshg eatis tecte dissimulat potius qnam signi-
licat, cum 'adhibitis iis praesertim adminiculis , quibus eandem stappl^
runt ac reconcinuarunt Petrus Ciacconius Nobilis Toletanas et Frater
Onuphrius Panvinius', elaborasse sese scribit p. b. Quem pesaima»'
fidei hominem deprehendi, ex quo intellexi miliarii Popilliani commen-
ticium supplementum ilhid, quod ad Gozzium auctorcm referebam in
comra. de eo titulo nuper edito p. 11 [supra p. 126], una cum rehqaJ^
omnibus quae de lapide narrat transcripta esse e Celsi Cittadini Ubn)
supra itommemorato p. 42 sq. Cuius verba infra i^osui: ^un' altra iscn-
zioiie alla qual, benche manchi il primo verso, nel qual dovea e*><'rf
scritto il nonie deir auctore di essa, noudimeno per molti forti e ragio-
nevoli argomenti si ritra, che ne fosse autore Manio Aquillio Gallo uc^-
console o pretore di Sicilia V anno di Roma G54': e. q. a.
COMMENTATIO PKIOR. 191
restaurandam ibique colIocaDdam curavit ubi pra^enti
tempore conspicitur, ad exordium siye pedem gradunm pa-
latii Dominorum Conservatorum in Capitolio RomanO; tam-
qnam rem pretiosam uti revera est/ Quae verba si recte
interpretor^ ipsa quidem tabula iam reconcinnata illa aetate
erat, sed eadem nondum coniuncta cum recens facta columna
illtt; quacum composita est hodie. Quamquam in promptu
est cur cum confidentia iudicari nequeat. — Ceterum 6oz*
ziana supplementa tra^ierunt in Alexandri Donati *Ro-
mae yeteris ac recentis' editiones plurimas, etiam eam quam it
inThesauri antiq. t. III parayit GraevinS; p. 587: falsissimum
est enim quod ibi praemittitur ^lnscriptio in basi columnae
rostratae a Petro Ciaconio suppleta.'
Eodem anno cioiocxxxv quod eandem iuscriptionem
'KvBEVM celebrem Italum exbibuisse' Funccius I. s. s. p. 117
tradit^ nescio equidem quo et quali id libro factum sit: nec
magis, quem e claris eo nomine Italis dicat^ conicere pos-
sum. Sed alius restat qui illo saeculo bene de hoc monu-
mento meruerity.ELiAS Boherellvs: cuius mauu scriptas
^animadversiones ad Nardini de Koma vetere commentarium^
ad quem exegit omnia Yrbis loca cum illam perlustraret in
itinere Italico et perquam diligenter omnia rimaretur', in
praefatione tomi IV Thesauri antiq. Graevius posuit Vbi
pagina a fine quarta haec praemittuntur Boherelli verba:
'Vidi ipse quoque unam de his columnis insertam muro
Palatii Conservatorum in Capitolio ad imam scalam a sinistfa
in mtroitu; cum inscriptione in eius basi, sed valde mutilam
et imperfectam. Est illa columna Duiliana^ qua de mecnm
egit Tanaquillus Faber in epistola 32 libri II epistolarum,
ubi et mihi commendat aliam inscriptionem, quae eodem
fere tempore fuit dedicata. Gassendus loquitur de utraque in
Tita Peirescii ad annum cio dcxyi.' Adposui haec ut, quo
fere tempore Romae Boherellus peregrinasset, intellegeretur:
nam Fabri illa epistula inter eas coulocata est (edit. Salmur.
a. CI3I0CLXXIV t. II p. 82 sqq.) quae sunt a. CIOLOCLXIII
^criptae. Ergo tum saltem iam coniuncta fuit cum recenti
eolQmna vetus tabula litterata eo quo hodie exstat exemplo;
^i modo Goszii aetate id nondum esse factum credideris:
192 TITVLVS COLVMNAE ROSTRATAE DVELLIANAE.
quamquam de loco nulla iiiter utrumque dissensio est. ^Sub-
iecit' autem Boherellus (uam haec Graevii verba caec^itiit
qui ad Gassendum rettulit Preigerus in sua ad Gozzium prae-
fatione) ^inscriptionem , quam accurate cum lapide contulit':
quam ita *ut in fracto lapide conspicitur' aeri incisam lau-
12 dabili consilio Graevius proposuit. Nam est hoc sane omnium
quae adhuc prodierunt longe accuratissimum exemplum: ot
in quo etiam recentes a priscis litteris litterarumque parti-
culis non tantum v. 10. 11 et 12, sed etiam v. 3. 4 proba-
bili cum fide ac diligentia discretae sint, ubi quidem plena
MACISTRATOS et EXFOCIONT vocabula tradiderant prio-
res omnes.
Ex illo inde tempore per annos plurimos nihil quod
seiam in hoc argumento praestitum est a quoquam. Nam
lo. Nicolai Funccii exiliores curas, quas supra commemo-
ravi, sciens praetermitto : nec magis sive totius columnae
sive inscriptionis ea exempla moror, quae Floro ab Laurentio |
Begero edito Sallustique nescio cui Raphelingianae editioiu j
esse adiecta dicuntur: nec M. Conr. Nahmmacheri ^Sche- .!
dium de columna rostrata' vidi, cuius ipse mentionem inicit i
in Commentario de literatura Romana Brunsvigae emisso j
a. cioiocCLViii p. 10. Perversissima tituli species est a Lu- \
dovico Lanzio suo de lingua Etrusca libro inserta t I j
p. 113 (148 ed. pr.): quo haud paullo curatius Burtonub [
exhibuit in Antiquitatibus Vrbis a Sicklero vernacule versi^ .
p. 624 sqq. Prioribus autem auctoribus promiscue usus qui
nostra memoria tituli suis supplementis aucti novum quod-
dam exemplum commendavit G. F. Grotefendivs Gramma-
ticae latinae t. II p. 494 sq., id et in plurimos aliorum Hbro?
transiisse et nostratibus nunc fere pro limpido fonte esse e
quo inscriptionis Duilianae notitiam omnem hauriant, hoi
magis dolendum est quo plura in eo insunt aut a probabili-
tate omni aut ab ipsa veritate ^liena: cuius rei iusigni Jo-
cumento hoc est, quod numerorum notas illas, quibus capti
aeris multitudo significatur, undeviciens posuit, cum deberet
viciens semel. Et tamen tam male et suae existimationi et
sylloges suae fidei lo. Casp. Orellivs consuluit, ut non
ahum auctorem in repraesentanda n. 549 inscriptione nisi
COMJiENTATIO PRIOR. 193
unam illum Gbrotefendium sequeretnr. Quod ille damnum yix
aliquo modo resarsisse eo censendus est^ quod acceptam ab
Olao Kellerhanno emendatam lectionem Analectis epi*
graphicis Turici a. 1838 editis inseruit. Quamquam ne huius i3
qoidem quantumvis religiosi scrutatoris opera praestari id
ipsam poterat quo vel maxime opus erat.
Nam ut et breyiter et grayiter dicam: tot hominum
tantis cnris et laboribus nullo modo illud est effectum ut,
qnae in lapide yel sint yel non sint, et quomodo sint quae
snnt, reapse sciatur certumque fundamentum quo tuto con-
fidas paratum sit. Yt iure suo iam Dukerus ^omnes aliter
atque aliter exhibere' questus sit ad Florum. Nec enim yel
de mutilarum litterarum apicibus in marmore seryatis yel de
deperditarum tabulae partium mensura satis constat: quando
de spatiomm rationibus ne Boherellus quidem non fallit. £t
tamen, nisi utmmque genus summa cum cura rimatus ex-'
plorayerisy non ^oterit supplendi opera recte atque ordine
procedere: prius autem quam supplementorum probabilitate
tituli integritas reconcinnata sit, non licet illius aetatem et
originem yia ac ratione disceptare et, quod est consequens,
consideratum de eius fide et auctoritate iudicium facere:
quam rem eo plus habere et gratiae et necessitatis apparet^
quo securius a columnae rostratae testimoniis et grammati-
cam latinam et historiam linguae ordiri plerique consueye-
nini Itaque quamyis sagaciter singula multa siye ab aliis
siye a Lipsio potissimum et Ciacconio excogitata sint, tamen
continua instauratio tituli uniyersi ex editoribus omnibus
uulli ita successit ut artis legibus satis factum sit^ supplen-
dique conamina ad unum omnia; ut in hoc subsistam, eo
corraunt quod interyallorum rationes non modo non obser-
vatae satis^ sed incredibilem in modum neglectae sunt.
Quae cum ita essent, hoc agendum esse praeter cetera
intellegebam, ut qua posset fide ac religione ad superstitis
iapidis similitudinem inscriptio Capitolina denuo repraesen-
taretur. Id igitnr quod iam yideri potest in adiecta huic
commentationi tabula satis probabiliter praestitum esse, con-
ionctis cum nostra industria et lithographi haud yulgari arti-
ticio et Henrici Brvnnii nostri studio debetur: a quo
FB. BIT8CHKLII OPV8CVLA IV. 13
194 TITVLYS COLVMNAE ROSTRATAE DVELLIANAE.
14 non tantum ectypo chartaceo expressum exemplum scite ad-
modum paratum est et ad me comiter transmissum, sed
etiam de omnibus eis et accuratissime et patientissime rela-
tura, quae per litteras identidem ego sciscitatus essem. Ergo
cum de superstitibus hodie verbis et litteris nihil quod de-
sideres relictum sit, tamen non inutiliter de illis quaeretur,
si quae forte olim legi potuerint nunc deperdita in lapide.
Cuius margines cum possint aliquanto integriores faisse prius-
quam in tabulam quadratam illo immisso frustula quaedam
detererentur, hoc ut quale sit planum fiat, componenda sunt
de singulorum versuum cum initiis tum finibus superiorum
editorum testimonia: quibus tamen utendum cum certis cau-
tionibus. Primum enim specie tantum, non re discrepare
illos apertum est, cum eas litteras, quarum nihil nisi aut
fragmenta aut tamquam umbra quaedam fragmentorum super-
*est, alii integras posuerunt, prorsus omiserunt alii: quippf'
quibus scripturae frustulis exprimendis impar esset are typo-
graphi. Deinde ex ipsa typorum et maiusculorum (sive un-
ciales vel versales appellaveris) et capitalium et minusculo-
rum et cursivorum similitudine non potuit non aut ambigui-
tas aut error nonnullis in locis nasci. Denique manife^ia
est quorundam neglegentia in supplementis a pristina scrip-
tura discernendis: quo in genere neminem fuisse Lipsio in-
diligentiorem illac discrepautiae haud paucae arguunt quae
inter tria exempla Lipsiana intercedunt. Quorum illud, quml
est in Antiquis lectionibus, primum dicimus: secundum, quo*i
sine supplementis in Auctario inscriptionum Smetianarum
posuit, nobis Gruteri fide cognitum: tertium, quod ibidem
accessit supplementis auctum.
Ipsum autem, quale nunc est, tituli initium quod in
duobus solis exemplis, Lafreriano et Panviniano, integer ver-
sus praecedit has litteras praestans:
0 1) M . F . M . N . C L . . . .
. . I • •
(nisi quod DitiUos et Consoh est in Panviniano), id vix po.<>''
dubitari videtur quin e mera interpolatione repetendum ^^''
quamquam fraudi et Drakonborchio fuit in Liv. XL, r)2, i>
ir. et (niratonio in (-icoronis l^lanciiinam excursn Vll p. 202 sqq.
COMMENTATIO PRIOR. 195
ed. Orell. Nec satis adposite ad rem Dukerus Flori 8ui
p. 930 81G commentabatur: ^de quo quid dicam non habeo:
nisi Tel eos, qui plura in marmore illo scripta fuisse prodi-
dernnt quam Ciacconius^ parum recte vidisse, yel literas non-
nullas deinde ita exoleyisse ut visum effugerent. nam mihi
omnino yerosimile videtur Ciacconiumy qui non multo post
effossum marmor Romam yenit et in ea urbe per aliquot
annos vixit ac diem obiit, inscriptionem, quam ex professo
commentario inlustravit, et saepe et adcuratissime inspexisse
oec qnidqnam eorum, quae tum in ea legebantur, detraxisse
aut addidisse.' Atque hoc quidem ille satis recte; quo tamen
plus valet, quod ne ante Ciacconium quidem lectas esse illas
litteras, tacentium de eis Manutii Florentii' Lipsii consensus
arguit: quando ^C. Duilios. M. f. M. nepos. Coss.' posuit
Pighius. Nam cur nolim ex eo argumentari, quod ipsa Duel-
liana aetate non est sane credibile avi nomen addituros fuisse
(quod non ante exeuntis saeculi sexti tempora videam acce-
(iere solitum), facile est ad intellegendum. — Haec autem
dum scriboy affertur Diarii Bergkiani novisHimus fasciculus,
in quo non sine miratione video BILIOS formam ab editore •
commemorari p. 336 ut in columna rostrata exstanteni: quae
nihil est nisi Ciacconii in supplementis suis commentum
idque pravissimum. Qui error si Bergkio potuit accidere,
profecto non videbitur opera abuti qui novam huius monu-
menti editionem paraverit. Ceterum non magis errore vacat»
quod prius fuisse Duilios Bdios formas, successisse demum
Ihidlius Bdlius Bergkius sibi persuasit: id quod prorsus
aliter se habet.
Versu autem primo ANO sic ut hodie fractis litteris
Boherellus: plene perscriptis Manutius, Lij^sius 2. 3, Ciacco-
nius, Gozziusy Kellermaunus. AN • 0 Panvin. AND Lipsius
1, quippe j!>M^ANDo supplens. ANOS Pighius. S AN«0 La-
frerius: quo voIuiHse ^egest k^ * Oiyidom (ut est apud Panv.)
significare credibile est
V. 2 D. XEMET Man. Dz-XEMET Ciac. DEXEMET
Kell. EXEMET Lips. 2. fXEMET Lips. 1. DEXEMETic
reliqui In fine LECIONl Boh. LECIONE Kell. LECION
Man. Pigh. Lips. 1. Ciac. (nisi quod G pro C Pigh., T pro I
13*
19G TITVLVS COLVMNAK ROSTRATAE DVELLIANAE.
Man.) LECIONES Lips. 2. 3. Panv. Gozz. LECIONES R
Lafr. (puto quia LECIONES- Komanas est apud Panv.)
V. 3 XIMOSQVE soli Man. Gozz. Boh. Kell.: reliqui
omnes AXIMOSQVE In fine MCISTRATOS Panv. MA-
CISTRATOS Gozz. MAGISTRATOSI Man. MACISTM
TOS • L reliqui, uisi quod. G pro C Lips. 2, E pro I Lips. 3,
MACISTRaTOS Ciac., MACISTR[A]TOS Boh., MACISTR-
TOS Kell.
V. 4 DVEM Lips. 1. 2. OVEM Lips. 3. Pigh. PanT.
Lafr. Kell. VEM reliqui In fine MACE Man. MACEl
Boh. MACEL reliqui
V. 5 CNANDOD Pigh. Panv. Lafr. CNANDRO Man.
VCNANDOD reliqui In fine UA{cestratod) Lips. 3. MACI
Pigh. MACIS Panv. Lafr. MAC reliqui, attrita C Uttm
Bob.: nisi quod MAG Man.
V. 6 M pro EM Lafr. In fine PRIMOS • {ci^scf) Lips. 3.
PRIMOSC reliqui, fracta C litteraBoh.: nisi quod PRIMOS
Ciac. Kell.
V. 7 CLASESQVE Pigh. Panv. Lafr. Lips. 1. 3. LA-
. SESCiVE reliqui In fine PAL Pigh. Panv. Lafr. PA rehqui
V. 8 VMQVE Ciac. Boh. CVMQVE reliqui In fine
OMI Man. Lips. 1. 2. Kell. 0{mueis) Lips. 3. OM reliqui
Praeterea de medio versu non piget adnotare veram NAVE-
BOS scripturam in solis Panv. Lafr. Ciac. exemplis CvSse
candemque apertis verbis Gozzium testari: NAVEBOS in
Mau. Boli. (nisi quod I pro E et hic et v. 6 Man.) item apuii
Kellermammm: NAVEBOVS in Pigh. Lips. 1. 2. 3. Quo.l
eum iam Cittadinus quale esset pervidisset, plurimos tauieii
in transversum egit
V. 9 VMAS Maii. Ciac. Boh. Gozz. Kell. SVMAS re-
liqui In fine PRAESENTE omnes
V. 10 31CTAT0RED Lips. 2. Boh. ICTATORED Man.
Ciac. Gozz. DICTATORED reliqui Deinceps ()/oK)M Ciai,
17 in coinuiciitario OL'' O.M testans in marmore esse. OI-OM
KoII. OL-OMLafr. OLwOM Panv. OL''l OM Lips.L OL-
OM Lii.s. 2. OLOrOM Lips. 3. OLOrVM Pigh. OLOKOM
<•(>///.. OM — .M Miin. Ipsam lapidi.s, qualis nunc est, li<]('ui
solus lloh. servat Mox MrtlflD Ciac. M • • RID KWI-
COMMENTATIO PRIOB. 197
MARlD reliqui omnes^ attritis ID litteris Boh. In fine
PVCN Pigh. Lips. 1. 2. 3. LVCV Man. PVC reliqui, fractis
iitteris Boh.
V. 11 IQVE ex antiqnioribus unus Gozziun et reprae-
sentat et testatur p. 26 (11): item Kellermannus. \iOV£
Boh. NQVE Panv. Lafr. Lips. 1. 2. 3. QVE reliqui
Mox NAVE T Kell. NAVI • T Man. l^AWds
r^M-T Pigh. NAV- . . ET Lafr. NAV^ftos ET Panv. NA-
VE , /;//EV.',y.; (sic) Lips. 1. NAVI T Lips. 2. NA-
\T;S . C^T Lips. 3. NAi-m o^x^T Ciac. NAVEIS [CEPE]T
Boh. NAVEIS • CEPET Gozz. Deinde SOCIEIS .... (pro
SOCIEIS) Lips. 2 In fine SEI^ER Pigh. Panv. Lafr.
Oozz. Kell. SEPTEM Man. Lips. 1. 2. 3 et fracta ultima Bob.
^E?TE(mrcsmontque) Ciacconius, sed sic narrans p. 29 (182^)j:
'ita fractus est lapis, ut fere discemi nequeat fueritne scrip-
tum SEPTER an SEIT^EM. verum M litterae vestigia potius
exstare mihi videntur, ideoque ita scripsi.' De quo viruni
optimam prorsus fefellit opinio
V. 12 QVE Lips. 3. KelL, fractaque Q littera Boh. OS-
tjVE Man. Lafr. Panv. Lips. 2. Ciac. ////// OSQVE Lips. 1.
S(A'E Gozz. (2tte>im)M0SQVE Pigh. Vt de hoc pfttissinium
loco non videatur dubitari posse quin ibi integrior olim lapis
OSQVE scriptum habuerit, cum in aliis multis valdc veren-
(lum sit ne, quod esse indubitatum putarent, in sua exempla
intulerint quamquam non exstans in marmore In fine
XAVEIS • XX soli Pigh. et Lips. 3, errore ut puto pro X.r:
fjuemadmodum etiam v. 11 XXXQVE expressum est a})ud
Pighium pro eo quod voluit haud dubie jtamQVE
V. 13 3M Lips. 2. ()M Pigh. Lafr. Panv. Lips. 1. M
reliqui omnes In fine (post CIO CK) CIO) DCC Man.
Pigh. Lafr. Panv. Ciac. DOO Gozz. DC Kell. et fracta C
littera Boh. D • CIO • Lips. 1. D CIO . . I . . Lips. 2. Nume- i8
ros omittit Lips. 3. Nihil in lapide fuisse potest nisi aut
UC aut quod est probabilius DCC
V. 14 TOM omnes In fine CCClOOJ C solus Ciac-
eonius. Nisi forte non est casu factum quod apud Keller-
mannum expressum est coIod!
198 TITVLVS COLVMNAE ROSTRATAE DVELLIANAE.
V. 15 et 16 numerorum notas ad veritatem lapidis soli
expresserunt Man. Lafr. Panv. Boh.: item KelL, nisi quod is
ccloo perpetuat pro ccclooo. lustam multitudinem servant
Ciac. Gozz., sed per tres versus distributam: item Lips. 2 in
duobus primis versibus, quibus tamen tertium subiecit per-
versissime, in quo eandem notam posuit septiens (nam Lips.
1. 3 in versu 14 desinunt). Quam viciens sexiens Pighius
repetiit per versus quattuor
V. 17 TOQVE Lips. QVE Lafr. OQVE reliqui In
fine POPLOM Ciac. POPLON.Pigh. Lafr.: quippe POPLO-
Mimos in Panv. est. POPLOI Kell. POPLO cum reliquis
etiam Boh. In medio versu PR • AEDAD Kell. praet^r
rationem
V. 18 OARTA fractis litteris Boh. CARTAC Kell. CAK-
TAOIN Gozz. CARTACINI Man. Ciac: quarum litterarum
exilissimos ex parte apices, quales in lapide indagasse sibi
Brumiius visus est, imitatus est lithographus. CARTACI-
NI IS Lips. CARTACINIENSI • N Panv. Lafr. CAR-
TACINIENSIS . /N Pighius (statim continuans is /%€NVOSi
In fine^NVOS Man. NVOS-D Ciac. Kell. ct fracta ultima
Boh. ENVOSD Gozz. NVOSL Panv. Lafr. NVOS.Bas)
Pigh. NVOS • • • ' D, et iu novo quidem versu conlocata^
perquam neglegenter Lips.
Et versu quidem 18 Gozzii Boherellique exempla termi-
nantur. Quibus antiquiores testes omnes cum aliquid litte-
rarum, quod nunc non superstes est (nam Kellermannus quo-
que in V. 18 desinit), in proximo versu lectum esse communi
cousensu prodant, evidentissimo hoc argumento est maions
olim integritatis. Sunt autem deperditae nunc syllabae illae
EI vel EIS, et CAPT vel CART vel ARTA, et eis quidem
u) intervallis distinctae quae infra descripsi secundum Manu-
tium (1), Lafrerium (2), Panvinium (3), Lipsium (4), Ciae-
conium (5):
1 OQVE NAVALEDPRAEDADPOPLO- • •
CARTACINI NVOS-
£1 . . .
COMIIBNTATIO PRIOR. 199
!>.... QVE.NAVALED.PRAEDADPOPLO N
OARTACINIENSI • N .... NVOSL
EI CAPT
.3 . .OQVENAVALED.PRAEDAD.PO^O
CARTACINIENSI • N . • NVOS L
EI ...CAPT
4 • - TOQVE NAVALEDPRAEDAD POPLO
CARTACINI • • • IS
NVOS . . • D . • . .
EIS ARTA
5 . • OQ^T: NAVALED PRAEDADPOPLOM
CARTACINI NVOSD
EI CART^-
Cum pulvisculo ut aiunt exbausi scripturae discrepan-
tiam praeter levissima quaedam consulto omissa omnem, ut
quam certissimum fundamentum in promptu esset, cui arti
et rationi convenienter redintegrandi tituli opera superstrue-
retur. Ad quam rem cum non mediocri usui sit similium
titulorum comparatio, eiusdem generis quosdam praemittam
Don in monumentis superstites, sed qui e T. Livii memoria
sat probabiliter, nisi fallor animi, reconcinnari possint. Ac
primum de rebus gestis anni DLXXX agens ille quae prodi-
dit cap. 28 libri XLI^ infra scripsi qualia exstare in Vindo-
bonensi codice vel traduntur vel creduntur: ^Eodem anno
tabula in aedem matris Matutae cum indice hoc posita est:
Ti. Sempronl Gracci consulis imperio auspicioque
legio exercitusque populi Romani Sardiniam sub-so
^git . in ea prouincia bostium caesa aut capta supra
octoginta milia . Kep. felicissime gesta atque libe-
ratis uectigalibus restitutis exercitum saluomq at-
que incolumem plenissimum praeda domum repor-
tanit . iterum triumphans in urbem Romam redit .
cuius rei ergo hanc tabulam loui donum dedit Sar-
diniae insulae fprma erat atque in ea simulacra pugnarum
picta.' In quibus verbis aliquid intercidisse ante uectigalibus
vel post eam vocem omnes viderunt, liberatis sociis restituit
^Sigonius. Ad quod exemplum profecto etiam aliae voces
200 TITVLVS COLVMNAE ROSTRATAE DVELLIANAE.
neglegi potuerunt: et satis consiiat de lacuDarum multitudine
in illa ipsa parte libroruni Livianorum. In principio autem
ipse scriptor potuit in brevius contrahere, quae in tabula
credibile est ad similitudinem potius tituli Mummiani illius
inscripta fuisse:
L . MVMMl . L . F . COS • DVCT
AVSPICIO • IMPERIOQVE
EIVS.ACHAIACAPTCORINTO
quae non sunt aliter nisi sic interpretanda: L. Mumnnus L, f\
consnl, Dnctu e. q. s. Hinc igitur profectus versus Saturnios,
in quibus restituendis miserum in modum se torsit Walchiuj^
Emend, Liv. p. 254 sq., eosque prorsus accommodatos a^l
illas leges quas identidem dixi in monumentis regnare sola^.
prope nuUo negotio sic instauro:
TI • SEMPRONI . GRAC • COS
Eius inperio auspicioque - legio exercitilsque
Popli Roniiini Siirdiniam - insuldm subegit.
Iii ea prouiiicia hosti-uni caesa aut capta
Supra octoginta milia. - re popHca idem
Felicissume gesta - atque liberatis 5
SociiSf uectig}iH-bus restitiitis,
Exercitum siiluom - sdspitem atque incolomein
-'I Plenissumiim praeda - domum reportauit.
Iteriim triiimpans in - urbem Romam rediit.
Quoius rei ergo hanc tabolam- loui dedit donum. l"
Vbi ci pro l quotiens voles restituas. Plautinae prosodiaf
ratione in versus 8. 10 immissa sunt dofnum et loui voca-
bula: eodemque ex»mj)h) potuit etiam dcdit loui donum de-
feudi. Vbi lenit^r transponere malui quam loui donum f/"-
nduit vel dicduit suadere. Initium eius versus licebat etiam
sic acuere: Quoiiis rci crgo hanc tdholam, atque adeo alii^
modis, quibus simplicior visus est quem praetuli. De codiei^^
srrij^tura saluo7nf/ recte ut j^uto statuit Kreyssigius Annot.
ad Liv. libr. XLf — XLX p. ot). Elegantiore construendi vin-
culo ligare orationem nohii velut hoc exemplo: EjurcilnM
pdstquam sdluom dtquc incdlumcm .... domnm rept/riouit,
itcrum .... rcdiit.
COMMENTATIO PRIOR. 201
Multo magis a codicum auxilio destitutus liber XL e^t^
coius capite 52 quae de M. Aemilio Lepido censore a. DLXXV
Lirias memoriae prodidit, sic (quantum ex editorum testi-
moniis intellegi potest) corrupta sunt a librariis: ^ldem de-
dicauit aedem Larium permarinum in Campo . uouerat eam
anDis XL. [immo xi.] ante L. Aemilius Regillus nauali proelio
adaersus praefectos regis Antiochi . supra ualuas templi ta-
bula cum titulo hoc fixa est: Duello magno regibus diri-
mendo caput subigendis patrandae pacis haec pugna
exeunti L. Aemilio M. Aemilii filio auspicio imperio
felicitate ductuque eius inter Ephesum camuchum-
que inspectante cos ipso Antiocho exercitu omni
equitatu elephantiHque classis regis Antiochi antea
>k uicta fusa contusa fugataque est^ ibique eo die
naue« longae cum omnibus sociis captae LXll. ea
pugna pugnata rex Antiochus regnumque eius rci
f*rgo aedem Laribus permarinis uouit. eodem exemplo
tabula in aede louis in Capitolio supra ualuas fixa est' *In
his yerbis neminem fugit tot et lacunas esse et singulorum
pessimas corruptelaSy prorsus ut intellegi nequeant: ipsoque ^^
id testimonio Atilius Fortunatianus declarat vcro tituli prin-
cipio commo^e servato p. 2680 P. (324 (iaisf): Dticllo magno
dlrimendo regihtis mhigendis, NoHtrum igitur in usum con-
versis, quae ad emendationem vel Livii interpretes vel in
Klementis p. 616 Godofredus Herraannus [irobabiliter con-
tulisse visi essent, hoc fere exemplo laceros truncatosque Sa-
tamios redintegrandos putavimus:
Duello magno dirimilndo, - regibiis subigiindis^
<'ausa patrandae pacis - ad pugnam exeunti
Lucio Aemilio Marci - filid praetori
Res cessii gloriosc, - aifsp/cio inperio
Felicitate diictuque - eius inter 'Epesuni 5
Samiim Ciilmque, inspec-tante edpse Antioeo
Cum exdrcitu omni, equitatu, ele-pantis, classis regis
Antioci uicta fiisa - c(>ntiisa fugata est.
Ibi e() die naues I<5ngae - cum omnibiis Kticiis
Captae incensae dcmcrsae - dilae quadruginta. 10
Ea pilgna piignata rex - 'Antiocds proftigit,
202 TITVLVS COLVMNAE ROSTRATAE DVELLIANAE.
Regiidmque cius in mari omne-frdctum et suhdctum e^f.
Eius rei ergo aedem Laribus - permarinis u6uit
Versu 2 causa pro caput Drakenborchio debetur
V. 3 practori addendum erat cum Sigonio, non RegHlo cum
Perizonio V. 6 Samum Chiumque idem Sigonius repperit
Ibidem cos litteras, unde efifectum a Fulvio Vrsino eos parum
aptum est, interpretor ex eopse forma relictas, cui explicandi
causa ascriptum ipso simul inrepsit V. 7 Cum Hermaimus
addidit. Pertinent autem haec cum .... elephantis ad in-
sxKctante Antiocho: quae cum ad ea quae insequuntur Sigo-
nius referret, expedire non potuit V. 8 antioci antmsic
nicta dittographiae errori tribuo: quae (similiter atque supra
cos ij^so) inde nasci potuit quod, cum vitiose scriptum esset
antcasicy hoc autem vere correctum, servabatur utrumque.
Alioqui non inepte quidem Hermannus Antiochi incensa uiria
-^ fiisa tfisa futjdta csty scd tamen, si quid video, ne satis apte
quidem V. 10 XLII numeris pro LXII substitutis cum
Sigonio malui ad codicis fidem prope accedere, quam licen-
tius mutatis duo amissarum navium genera sic discriminare:
Captae dcccm trcs, mcrsae - sunt noucm uiginti
(sive Captac sunt trcs dcccm, mer-sac nouem uiginti praetulerisi
auctore quidem Livio, qui 1. XX XVII c. 30 ^capessunt' in-
quit ^fugam quadraginta duabus nauibus in ea pugna amis-
sis, quarum decem tres captae in potestatem hostium uene-
runt, ceterae incensae aut demersae.' E quibus verbi?
Jiisi peudere mahiissem, potueram etiam
Captae sunt aiit dcmcrsac - diiae quadrtiginta
vel Captac mi dcmrrsac omisso sunt, vel Captae uel dem&saf-
dtiac (juadrdf/intd sunt vel Sfint quadrdgintd duac vel Cni^tat'
simt w'l dcmcr-sac quadrdgintd duac vel si quos alios con-
formandi modos multiplex huius generis varietas admittit.
Nam de duac vocis meusura mouosyllaba (ut v. 9 dic) satis
e Plauto constat V. 11 sq. vastus seutentiae structuraeque
hiatus quod his verbis expleri posse cum Vrsino tum Her-
manno visus est:
Ea pugna piignatii rex - 'Antiochifs regnilmque
Eius in potcstdtcm pdpuli - Ixdmani rcddctum:
COMMENTATIO PRIOR. 203
id rectimiiiie iam I. Fr. Gronoyius dixerat ^nimiam' essey hoc
est nimiam ad rerom yeritatem: quippe quod proelio ad
Mjoimesam illo minime dum effectum esset. Quid autem sit
qaod effectum erat, planissimis yerbis ipse Liyius declarayit
cap. 31 1. XXXVII: ^Quo territus Antiochus, quia posses-
Bione maris pulsus longinqua tueri diffidebat se posse.'
Et paollo post: *Regillus Aemilius post uictoriam naualem
profectus Ephesum .... cum confessionem concessi ma-
ris ultimam hosti expressisset . . . .' Ad hanc igitur sen-
t^ntiam etsi supplementa mea poteram sic accommodare:
£a pdgna pilgnata rex - 'Antiocus regnilmque
Eius tn mari omne frdctum - dtque stibiectum esL
Eius rei ergo e, q, s,y
ut ad parem a pari yocem oculis aberrasse librarius crede-
retar iubente Sigonio; tamen asperius in yerbis AntiftdiHS
rffjnumqtie eius fractum zeugma yisum est quam cui non duo- 24
bos locis dispertitam lacunam praeferrem. — Praeterea yersu
4 ladi alia multa potuerunt^ uon modo leyius yariando Hf*s
prfjspere cessit, sed etiam talia qualia sunt, ut exemplis utar,
Diudm pax dpitulduit, - aiispicio imperio
vel Auxilio fuit pax diuotn yel Auxilio fuere diui vel Di ifrd-
pitii fuere et si quae sunt similia. Qualeni sententiam alius
titolus commendat cuius idem Livius YI, 21) mentiouem in-
iecit: *T. Quinctius semel acie uictor, binis castris hostium,
noaem oppidis ui captis^ Praeneste in deditioncm accepto,
Komam reuertit triumphausque signum Praeneste deuectum
louis Imperatoris in Capitolium tulit. dedicatum est inter
eellam louis ac Mineruae, tabulaque sub eo fixa monumen-
tum rerum gestarum his ferme incisa litteris fuit: luppi-
ter atque diui omnes hoc dederunt ut T. Quinctius
dictator oppida nouem caperet.' Manifesta in his quo-
que Satumiorum vestigia: quorum principium (nam cetera
temptare yelle et temerarium sit et ridiculum) potuit sal-
tem tale esse quale infra scripHimus, non potuit certe quale
Niebuhrio Hist. Rom. II p. 6<)2 placuit
luppiter atque diui - omnes hoc dederuut,
'Vt Titus Quinctiiis dic-tator in duellQ
204 TITVLVS COLVMNAE ROSTRATAE DVELLIANAE.
Cum Pracncsfinis gcsto - oppida tii cjiperet
Nouem nouem dichns.
Quamquam si considero nullum in ceteris monumentis exem-
plum omissae ab initio anacrusis exstare: hanc etsi scio in
poetarum carminibus continuis haud raro demptam esse,
tamen in tanta eraendandi et facilitate et prope dixerim CYi-
dentia ne illos quidem versus c.rediderim a constanti moiin-
mentorum norma recessisse. Quantilli est enim, nt partico-
lam una litterula augere proque louis nomine pristinam
Diouis ]Xftcr vel Dioutspltor formam substituere:
Diouispiter atque diui - omnes hoc dederunt,
Vti Titu' Quinctius dic-tator in ducllo — ?
praesertim in tanta tituli antiquitate: tametsi non potest saiit*
iiou diu post T. (Juinctium ille, qui Livio innotuit, factus e^s»'.
II. Commeiitiitio altera.*)
III Titulo Duelliano columnao rostratae veliement.er optau-
diim est ut tandem aliquando desinant grammatici ut monu-
mento saeculi quinti exeuntis uti. (^uom certissimum est et
talem qualis nunc liabetur non ante Claudiana fere tempora
(quae in hac caussa iam Lanzii aotate coniectabantur) factum
osse, ot no ea quidora aotato vol e pristino vel omnino ex
antiquiore aliquo quod suporossot exemplo repetitum instau-
ratumvo, vorura solo antiquariorum studio et artificio ad
oam speciem votustatis, ciuam animo suo informassent, et
arjijutius et loquaeius offiotum. Et scri])turae quidem novi-
tatoin non j^roductior tantuiu figura I litterae arguit in MA-
RID IMUMOS (bis) CAHTACIMENSIS, sed multo etiani
planius litterarum habitus universus, quem affirmare jkissu-
mus in Imi^oratoris Chiudii aotatom, cuius chartis cxpressi
tituli nobis certissiiui ju-aosto sunt, a[)prime convenire, longo
*) |Prooonniiin Indicis }?fh(»l;irum aostivaiiira BoDncnsium auoi
(■IOL)('CCLXI ins(ri]>lum Me titulo coluinnae rostnitae commeDtatia
altt>ra'; repetitum Cbt in P. L. M. E. Knarr. ii. 82 — S8 additis en quA*'
infra p. 208 cancellii? saepta sunt, C. W.]
COMMENTATIO ALTEKA. 205
(jiiHiem aptiiis qaam in Yespasiani imperium de quo Citta*
(ImQs cogitabat. Antiquariis autem illis non optime operam
faccessisse yel inde couici potuit, quod omnino cum prisci
«eriDOiiis tum monumentorum non chartis consignatoruni
magna in grammaticis Latinis et incuria et inscientia fuit.
Itaque noverant illi sane primi Punici belli temporibus nec
aspiratniu esse nec geminatum: cLASES igitur vel CLASEIS
et OLorOM et NVMEI posuerunt, item procul habuerunt
CAfiTHAGO scripturam. Non magis eos fugit d littera ter-
toinatQS ablativus, constans ille ac prope dixerim nimis con-
stans in pVCNANDOD MARID DICTATORED ALTOD
XAVALED PRAEDAD, quando iam in elogio Scipionis Bar-
bati variatum est GNAIVOD • PATRE. Sed etiam cum de
C forma 6 litterae antiquitus vicaria accepissent, ambitiosius iv
nm perpetuarunt in LECIONE • • • MACISTIt/iTOS MAC • • •
EXFOCIONT pVCNANDOD CARTACINIENSIS, quamquam
aJ illam aetatem.id genus dura^se nuUo documento probar*
potest, immo potest non durasse. Non latebaut profecto u
^ i vocaiibus antiquiores o et e, Itaque illi non sane inepte
PKIMOS OLorOM CAPTOM arcenTOU POPLOm, EXFO-
CIONT qpoque in terminatione casus (ut COSENTIONT):
item EXEMET CEPET ORNAVET, quamquam haec paullo
tamen cupidius^ cum CEPIT iam in titulo filii Barbati semol
scriptum sit, constanter autem FVIT CEPIT, item SVBIGIT
ABDOVCIT in ipsius titulo Barbati. Obliti sunt etiam MA-
CESTR • . . asciscere: quo potuerant fortasse CARTACE-
M&NSIS addere: contra gravis dubitatio oritur, num vel in
media stirpe EXFOCIONT vocabuli vel in NAVEBOS casu
iqawn TEMPESTATEBVS elogium filii Barbati eflfert) etiam
^m 0 litteram aetas illa probarit, itemque e litteram in
ENQVE V. 5, pro qua illi rursus INALTOD v. 10. Sed
haec at largiamnr potuisse tamen ita fieri, at quod fieri ullo
iHodo debuisse negamus, hoc est, quod v. 3 o vocalis etiani
^ MACISTRATOS formam quartae declinationis immissa
^^t: id enim ut ratione prorsus destituitur, ita a quavis
aetate linguae abhorret scriptorisque imperitiam argumento
longe evidentissimo prodit Nec magis cum • • «VMAS super-
lativo V. 8 sociari fwaXTMOS fornia v. 3 potuit, multo oja
206 TITVLVS COLVMNAE UOSTRATAE DVELLIANAE.
recentioris consuetudinis testis certissima. Accedit iterata
CVM scriptura, pro qua merito QVOM exspectes. Verun
graviori etiam offensioni ea sunt quae non sunt. Nulltim Al
diphthongi vestigium pro AE positae: nullum sociatarum Xt:
litterarum: nuUum ante S suppressae N litterae (COSOl
CARTAGINIESES): rarior usus EI scripturae, item E lit
terae pro I in declinatione nominum: ne omissarum M et S
finalium quidem exemplura ullum: nimia onmino, si a pau
cissimis discesseris, pro more vetustiore aequabilitas simiht«i
formandorum similium. Contra quae non multum illud YaW
quod recte sane pristinam s litteram TRIRESMOS servat
quamvis insolenti declinatione nominis. Ex his igitur omni
bus consequens esse hoc volumus, ut prisci sermonis verum
et sincerum testimonium ex hac inscriptione tota nullum peti
posse intellegatur.
Ceteruni in adiecta huic prooemio tabula non prorsaa
v talem hunc titulum exhibuinius, qualem olim commentatiuni«
'de inscriptione quae fertur columnae rostratae Duellianae'
particulae primae iunximus Bonnae et Berolini editae anno
1852, sed Henrici Brunnii nostri monitu et marmore denno
inspecto identidera eraendatum.*) Vnde et planissime nunc
et certissiuie apparere putamus, quae partes multifariam lum
repraesentati tuui suppleti tituli ex antiquitate proditae sint
quae recens accesserint circa saeculi XVII initia. Quijjpe^
novicia est pars superior ANO et DE et NE litterarum v. l
et 2, tota S V. 2 extremo: A tota una cum particuhs <jui-i
busdara ON litterarura v. 3 et 4: prope tota L cum OK t^^ti^
V. 10: inferior pars ID • PVC littorarum eodem v. extreujorj
dimidiae NAV cuni E prope tota totisque IS CEPE t. 11.
Nec plus in effossae tabulae vel suprema vel dextra vel lonire
maxiraara partera etiara sinistra raargine uraquam exstiti.*se
certissimura est, quaravis diversara in partem editoribus q"'"
busdani testantibus. (^iiorura inter se discrepantia aut i»
fractaruni littoraruni, quaruui laciniis aequandis non j^^^*
par esset ars typographica, discrirainibus versatur, aut ei
iraraixtis sua coniectura suppleraentis repetenda est, ^"^
*) [Itetn emendata est tabiila XCV in P. L. M. E.. vide r.up
p. XH.i adn. et Kuarr. p. 83. C. W.]
COMMEKTATIO ALTERA. 207
podsiimam in loco integrior olim, nisi omnia fallunt, margo
<mtnL ftiit, quando deperditas hodie t. 12 OS litteras QVE
mi praemissaa antiquiores qui lapidem yiderunt editores
te^tnr omnes: idemque in A litteram niAXIMOS Yocis v. 3
eadit, fortasse etiam in L post MACE in fine t. 4. Prae-
terea aliqnid litterarum vel potius apicum, verum id pauxil-
iQlaia, ima margo olim serravit nunc avulsum. Non loqui-
mmr de verau 18: in quo quod vel CARTACINI vel CARTA-
CLVIEXSI vel adeo CARTACINIENSI • N quidam ediderunt,
apparet eos poat CARTA nuuc residua vestigia litterarum
ailissima illam in partem, nec id inepte, interpretatos esse.
Sed eidem cum versu 19 extremo non tantum CAPT vel
CART vel • AKTA prodiderunt, quarum litteramm item per-
teaues reliquiae supersunty sed praeterea £1 (unus Lipsius
EIS) litteras praemiserunt; has quidem hodie deperditas ali-
Lubi olim exstitisse vix ausim negare. (juamquam ubi exsti-
terint, parum exploratum: tribus enim testibus Tramezsuno,
i^erio falsaque niiscenti Lipsio si credimus, hic eorum
locas fuit CARTACINI(ENSI)
EI(S)
qttod contra Ciacconius sic testatus est: vi
PRAEDAU
♦ ♦ ' Hj I ' »
P^m id quidem probabiliter; prorsus autem praeter ratio-
nem Manutius: POPLO
• • hji '
udes hoCy quocumque modo se habuit^ quam sit levidense
^ nullius momenti ad tabulam universam probabili supple-
^^to reconcinnandam. In quo negotio tria, si quid video,
^JQUo modo neglegenda sunt: primum, versu 3 post MACI-
^TR^TOS superesse aut L aut E litterae pedem, unde vix
^nbium quin ^OROM secutum sit prorsus ad similitudinem
^Uorum quae sunt v. 10 />ICTATORED • OLOROU: alterum,
SEPTE litteris versus 11 non aliam nisi R continuari; ut
^ou sit de SOCIEIS • 8EPTE3/ MILEBOS cogitandum, sed
^^ una ^TTTrjp€i illa qua aufugissp Haunibalcm Polybius cum
208
TITVLVS COLVMNAE ROSTRATAE DVKLLIANi
rvRi
:-AD(
Zonara tradunt: tertium, v. 18 servatas NVOS lit
a principio D, non P litterae. Ab his igitur o
fectus haud scio an redintegratae tabulae quod i
exemplum cum aliqua fiducia commendare liceat: i
cinnando antiquioribus, quae quidem alicui usui ei .? /V
plementis partim nostra partim Mommseniana asc:
his autem duo illa utilia imprimis, quibus tertiu
Mommsenus QVEI - POST - DIES vocibus termi
sui 15 03INE vocabulum praefixit.
In singulis enarrandis defendendisque nolo
esse. In principio potissimum aliis quoque su
locum esse non me fugit: incertissima esse scio qu
tantum ut aliquod exemplum exstaret, adiecta su
14 si (ccloo) numerus ter positus fuit, idem in
15. 16 vel viciens octiens vel viciens noviens sequ
quater, triciens ut videtur: quinquiens repetitus nim
quamquam non desit spatium. [Versum 16 sero vi
rectius sic terminari: IDEM • AVKOD.] In ABCE
V. 17 non servasse scriptor d litteram videtur ut i
sito vocabulo, iu quo nimis asperum concursum
tium reformidaret. [Ceterum eodem fortasse iure
DIVTOUNOD OPSEDIOD OPEDOM POPLVCE
v. 1. 2. 4. 19 et si quae sunt similia.]
De historia autem monumenti quoniam quaed
gare licuit paullo reconditiora, sic paucis accipite.
vjitilianus ({uidem dubitare nolite quin nou aliam
ipsam inscriptionem his verbis dicat I, 7, 12: 'ut L
teribus D plurimis in uerbis adiect^/ ad ultimam, q
nifestum est etiam ex cohimna rostrata quae est C.
foro posita.' Qui si noverat instauratam haberi,
fidem antiquitatis instauratam putabat, nec profec
hoc genere vel cura vel doctrina fuit ut a sincera a
antiquitatom recte discernoret. De prodita ex ipsa an
columna Duelliana, 'quae est etiani nunc in foro*,
inscriptione cohimnae Plinius loquitur Nat. hist. XXX
Sill. Falsissima miscuit post alios Niebuhrius in se
historia Roniana habitis t. II p. 25. Nostrorum aute
runi nioiuoria postquani mutila inscriptionis tabula (
A
/ • •
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Op
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A
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Ai Dkawt VI p. 208
rVR NO D • H O STi O /V\
i-A D O RTO SPO E N O S
JM- aV £ i • POST D 1 E S
AM^OPIDOM-VID
ISTRATODBENE
IGS-^SET-COPIAS
ET P>^ AV ET Oy E
A S'0 mIki E I S ♦ ET- M A
ESENTED^ANIBAIED
AD-VlCET
ESMOM^'
EIS
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XX-MEPsSETXX
(uDJ (uCi) Mu' (SB fijE) fiB) •
(iEXiaialSi) AVROD
OPLOM-R.pR.lMOS
VOS-pEPKAEDAD
VEIS • AES
FARIO. INTOLET
I
COMU£NTATIO ALTEBA. 209
superstite ipsias columnae parte ulla noli cum quibusdam
somniare) effossa est infra Capitolium ad arcum Septimii,
mense Sextili anni 1565, primus omnium illam, nisi omnia
fallunty Alduis Manutius nepos solita diligentia publi-
cavit in ^Orthographiae ratione' Venetiis anno 15G6 prodita
p. 142 sq.y lacunarum supplemento nullo addito. Proximis
post annis, h. e. inter a. 1565 et 1571, artificium chalcogra-
phicum snccessit fratrum Tramezzinorum studio Michaelis
et Francisci bybliopolarum Venetorum. Qui cum anno 1571
ex officina sua ^Triumphorum' commentarium Onuphrii Pan-
vinii, qui pars fiierat 'Commentariorum in fastos et trinm-
phos' iam anno 1558 a Panvinio ipso Venetiis editorum
(iteratorum Heidelbergae a. 1588), seorsum in lucem emitte-
rent, huic libro eo in looo, ubi de trinmpho navali agebatur,
tabulam aeri incisam inseruerunt, qua et totius columnae
effigies imaginaria et inscriptus in eius basi titulus reprae-
sentatur, suppletus is quidem coniecturis quibusdam et satis
tenuibus et ex parte parum probabilibus Antonii Augustini,
Caroli Sigonii, Fulvii Vrsini.*) Itaque eadem tabula cum
*) Videtur haec tabula etiam seorsam edita esae, fortaage iam
ante emissnm libmm PanvimaDom; saltem exemplar eiua singulare ser-
vant cimelia chalcographica moiiei Berolinensis. — Ceterum non unum,
ged eodem aono 1571 duo eiempla 'Triumphi' illius Panviniani a Tra-
mezzinis parata sunt, alterum Latinum, Italum alterum. Quorum illud
hoc indice est: 'F. Onophrii Panvinii Eremitae Augustiniani de trium-
pho commentarius* Cnm privilegio Hummi pontificiB, et illuBtriM. ■en.
Ven. ad annos XX', in fine Bubscriptum habet 'VenetiiB, apud Michae-
lem Tramesinum. M.D.LXXI.', hia autem subiectum privilegium Italice
conceptum Pii Papae V, datum die 30 m. lanuarii a. 1570, non ad
ttnnm Michaelem, Bed ad utrumque fratrem pertinens. Itala editio sic
inacripta est: Tommentario deir ubo et ordine di trionfi antichi di Fra
Ooofrio PauTinio', in fine haec habet: 'In Venetia, appresBO Michele
Trameszino MDLXXI', principio autem praefixum privilegium senatus
Veneti, cuiuB ipsa yerba, quando e Romano quod tractavit exemplo
Qon exBcripsit nobis BrunniuBi ignoramus. Vtrique editioni longe am-
pliBsima tabula chalcographa qnadripertita adhaeret, qua plemsBinia
imago triumphi Romani, qualem animo buo .PanviniuB informaveratf
repraeBentatur, teneuB ea in laterculo Bummo satis magnificam iuBcrip-
tionern, quae ab hiB verbia incipit 'OENATISSIMI TKIVMPHI VTI
L. PAVLLVS' e. q. b., desinit autem in haec: 'Onuphrii panvinii Ve-
ronenaiB inventoriB opera et aeneis formeis. Romae. Anno salutia
rB. EIT8CHKL1X OPVBCVLA IV. 14
210 TITVLVS COLVMNAE ROSTRATAE DVELLIANAE.
VIII posterioribus "rriumphi' editionibus adhaesit^ ut Antverpiensi
a. 1596, Venetac a. 1600, item iiisi fallimur Patavinis «a. 1642.
1681, tum ex harum aliqua transiit in Graeviani Thesauri
untiq. Kom. t. IX p. 1347 sqq. 1385. Ipsius Panvinii, mor-
tui iam anno 1568, nullae umquam in instaurando tractaii-
dove titulo partes fuerunt: quamquam per se potuit sam
IX ficri ut, quam tabulae suae Tramezzini brevem de marmore
Capitolino narrationem addiderunt Panvinii commentariis in-
terpositajji (quode vide adnoi), eam suo commentarioriiiii
illorum exemplari ipse iam Panvinius manu adscripsisset.
CX)HLXV. Pio. V. Papa Cum Privilegiis pontificis, Caesaris Regum.
Reipublicae Veuetae, et ducum.' Huius tamen anni notationem cave
otiam ad alteram tabulam minorem trausferas solius columnae rostraUe
figuram exbibentem, quae nihil nisi baec adscripta babet 'Aput FnQ'
ciacum et Michaelem fratres de Tramezinis. Cum pririlegio aiimini
Pout. Pii V et Senatus Veneti ad decennium', praeterea ne eandem
quidem manum artiticis prodere Brunnio visa est. — In suis igitur
'^(.'ommentariis' illis, quos 'Fastis et triumpbis Rom.' iam anno 155T
Venetiis a se evulgatis Panvinius proximo anno adiecit, cum de Duilii
rebus gestis et houoribus cura aliorum tum Eutropii, Orosii, Valeri:
Maximi, Plinii, Taciti, auctoris de viris ilhistribus, Frontini teatimoDii
commemorasset simpliciter (p. 343 ed. Heidelb.), in TramezrinoruE
demum solius 'Triumphi' editioue haec accesserunt quae infra BCiipsi
mus: ^DuiUo auteni ob navcUem hanc tnctoriavi statua cum columo
rostrata in Foro Bomano decreta fuit^ cuiu^ vieminit Plinius hh
XXXIIT cap. I et Quintihanus lib. I caji. de Orthographia. £<*'
autem basi imcriptio dtitiqua illa sciibendi ratione incisa erat, qno»
superioribus annis in CapitoUnis urbis ruinis repertcmi, quantum Uont
ex auctoritate veterum scriptorum ab Ajdonio Augmtino IJerdensi Eyi*
copo, Carolo Sigonio, ct Fulvio Vrsino suppktam, nos hic imprimenda»'
curavimus.^ Quorum extrema sic sunt Italice versa in editione geniella-
et neUa base d'essa statua era intagUata una iscrittione con (piel t^**'
antico Bomano di scrivere, hi quale fu ritrovata gV anyii passaii n''^''
rovine del CampidogUo di Boma et habbiamo qui stampata il tueoh'
che si t' potuto con Vautorita deUi antichi scrittori et siudi di Monsigf*^^
Augustino Vescovo di Lerida^ di M. Carlo Sigonio et di M, Ftdrt"
OrsinOf supplendo il mancamcnto apportaio daUi tempi, — Quodsi ab <o
exemplari editionis latinae, quo nobis uti licuit i^quod est bybliothec**'
rogiae Monacensis), minor tabula columnam rostratam repraeaeatJJJ*
prorsus abest, facile intellegitur id soli casui tribuendum eese. Affin»'
est quod eadem tabula etiam Parisina editio anni 1601, quftntum f
Bonnensi exemplari iudicare licet, caret. De Romana anni 1618 nubi*
uon C(»n8tat, ut quam nondum oculis vitleriunis.
I
COMUEMTATIO ALTERA. 211
Tramezzinorum autem tabulam brevi temporis spatio inter-
iecto altera quaedam excepit item chalcographa^ novam co-
lumnae figuram exhibens non minus ficticiam una cum sub-
iecto in basi titulo paullo aliter suppleto: quae tabnla ab
Antonio Lafrerio parata Komae prodiit anno 1575: nobis
quidem uno exemplo cognita, quod bybliotheca regia Beroli-
nensis serrat. Eam in 'Annalium Komanorum' tomnm II
(anno demum 1615 in lucem proditum) Stephanus Pighius
(mortuus is iam a. 1604) recepit p. 25, sed idem ad redinte-
grandum p. 26titulum etTramezzinorum tabula usus et trans-
misso sibi a Nicolao Florentio Batavo exemplo ipsius tituli
cbirographo et, quod quidem dissimulat, novis supplementis
Fetri Ciacconii Toletani. Ciacconii enim (iam a. 1581 mor-
tui) ^ln columnae rostratae inscriptionem a se coniectura sup-
pletam explicatio' primum prodiit Romae a. 1586, iterata est
einsdemque Ciacconii Sallustio Raphelengiano subiuncta Lug-
duni Batavorum a. 1597 (quam editionem Graevius expressit
Thes. ant. Rom. t. IV p. 1809 sqq.), tertium repetita Romae
a. 1608. Itaque e Ciacconii opera praeter Pighium etiam
lustus Lipsius proficere potuit. Is enim cum iam anno 1568
Romae a se transcriptum titulum in ^Antiquarum lectionum'
libris (II, 14), verum non integrum, edidisset Antverpiae
a. 1575 paucissimis quibusdam litteris suppletum, tredecim
poat annis et integrius exemplum proposuit in anni 1588
'Auctario' ad Smetii inscriptiones suo, et ibidem novis curis
Teconcinnatae inscriptionis exemplum alterum adieoit: quorum
boc transiit in Graeviani voluminis IV p. 1831, utrumque in
Gruteri Inscr. p. 404. Nee minus eadem illa Ciacconii opera
anno 1595 Celso Cittadino in promptu fuit titulum Duellia-
num paucis tractanti in ^Trattato della volgare lingua' Ve-
netiis a. 1601 primum edito. Post haec autem tempora prope
nihil, quo quidem operae pretium fieret, praestitum est E
Tramezzinorum Lafreriique disparibus exemplis tertiam quan-
ilam tabulam a. 1600 a Bartholomaeo Rossio, sive eum 'de
Rubeis' dixeris more tralaticio, compositam iteravit anno 1635
loannes lacobus de Rubeis: sed ut columnae figura duce po-
tissimnm Lafrerio delineata sit, iiiscriptio cum supplementis
a Tramezzinis sumpta. Eodem anno 1635 ignavi hominis x
212 TITVLVS COLVMNAE ROSTRATAE DVELLIANAE.
Gauges de Gozze advocati Pisaurensis commentariolus Romae
prodiit sic inscriptus *Jscrizione della base della colonna ro-
strata' e. q. s., latinus factus ab Abrahamo Preigero in Graevii
Burmannique Thesauro antiq. Ital., vol. IX parte 8: quae
opella ut prope tota e Ciacconii copiis ducta est, ita nihil
utilitatis adfert nisi quod illa iam aetate et leviter reconciD-
uatam tabulam marmoream et cum recens facta columna ita
fuisse coniunctam docet qualis Talatium Conservatorum' ad
hunc diem omat. Neque euim novicia, quae hodiemam tabu-
lam dedecorant, supplementa ex antiquioribus Gozzio editori-
bus uUus vidit: quae Ciacconii potissimum auctoritate esse
incisa videntur, quemadmodum in ipsa columna fabricaiids
Lafrerianam potius^ quantum video, quam Tramezzinianam
imaginem secuti simt. Prorsus talem autem, qualem Gozzius,
tabulam circa annum 1663 Romae peregrinans Elias Bohe-
rellus vidit, cuius exemplum mirifica diligentia factum Grae-
vius in praefatione tomi IV Thesauri antiq. posuit pagina a
fine quarta. Quod exemplum ut fidem lapidis prope num-
quam destituit, ita aliquo tamen ab illa intervallo cum Ma-
nutius tum ipse Ciacconius distant: nec cum pulvisculo mar-
moris memoriam Kellermannus exhausit in Orellii Analeetis
epigraphicis Turici a. 1838 editis. Contra nihil quicquam.
quod non locupletiores testes habeat, vel Tramezzinis creden-
dum vel Pighio cum Lafrerio et Florentio vel lusto Lipsio.
— Haec autem omnia quod potuimus ita uti fecimus definire.
magna ex parte litteris humanissimis debemus, quibus ante
hos novem annos identidem sciscitantibus nobis responsum
est a Theophilo lulioque Friedlaenderis Berolinensibus, Lu-
dovico Langio tum Gottingensi nunc Gissensi, Carolo Halmio
Monacensi, Henrico Brunnio Foroliciniensi nunc Romano.
Quam paucissimis comprehendimus quae potuerant et for-
tasse debuerant commentatione longe uberiore pertractari:
sed temporibus cedendum erat, quae longe diversissimarunj
commentationum contentionumque necessitatem imponebant
ot officium imperabant.
VII.
Die aitesten ScipioDeninschriften.*)
Wenn im vorigen [achtenj Bande dieses MuHeums p. 400 i
f= Opusc. II p. 636] der Schlussvers der Grabschrift des
L Scipio Barbati'f.**) 80 angesehen wurde:
Dedet Tempestate-biis aide mereto,
HO ist diese Messung an sich vollkommen moglich, HchlieHHt
indess, wie ich seitdem erkannt, nicht die Moglichkeit einer
sehr verschiedenen AufFassung aus, dnrch welche allerdings
dieser Beleg fiir die ehemalige Lange der Endung btis
wegfallt Ohne Zweifel weil ihm der Gedanke an ein nicht
kurzes btis Qberhaupt fem lag, suchte sich schon (i. F. Grote-
fend Lat. Gramm. II p. 295 durch die Annahme der Un-
vollstandigkeit des Verses zu helfen und erganzte ihn also:
Dedet Tempestat^bus ai-dem mereto lubenter.
Allein eine Accentuation wie Tempestatebtis ist auch iu
^atumischen Versen vollkommen unmoglich. Dagegcn in
welchem Masse die Annahme der Unvollstundigkeit wahr-
HcheinUch oder unwahrscheinlich sei, kann^nur die zusam-
menhangende Betrachtung der ganzen Inschrift lehren. Ich
isetze sie her mit moglichst genauer Bewahrung der Kaum-
verhultnisse, wie sie das Original gibt: denn Piranesi^s
Facsimile ist nicht ganz genau; die Buchstabenformen, wie
^ spitzwinklige L***) oder das offene P, auf die cs diess-
nial auch.nicht ankommt, lassen sicfa hier nicht nachbilden.
*) [BheiD. MiiBeiim f. Philol. IX (1853) p. 1—19; mit Nachtr&gcn
aaf p. 159—160*].
*♦) [C. I. L. I n. 32; VI, 1 n. 1287; P. L. M. E. Tafel XXXVIII E
nnd Enarr. p. 33. C. W.]
***) Ich benatce diesen AnlaBs, um die zu dcr Mammiustafel p. VII
[obeo p. 94] gemachte Bemcrkung su berichtigen, dass das illteBto
214 DIE ALTESTEN SCIPIONENINSCHRIFTEN.
HONC OINO . PLOIRVME • COSENTIONT • R
DVONORO . OPTVMO • FVISE - VIRO
LVCIOM . SCIPIONE - FILIOS • BARBATI
CONSOL . CENSORAIDILIS HICFVET.A
HEC CEPIT CORSICA • ALERIAQVE -VRBE
DEDET TEMPESTATEBVS • AIDE • MERETO
Auf den ersten Blick ist ersichtlich, dass am Ende der erskn
und der vierten Zeile allerdings etwas fehlt, also die In-
Vorkommen des rechtwiakligen L echon in der Grabschrift dea Sciijio
Barbatus (auf dcm Sarkophag) Biah finde, als in welcher beide Formen
gemischt orBcheiuen. Das ist ein Irrthum, aber durch PiraDe:>i'e-
Stich vei-schuldet; ein durch II. Brunn'8 Freundschaft in meinen Hk-
den befindlichor Papierabdruck zeigt sowohl in LVCIVS als in LOV
CANAM den Buchstaben entschieden, wenn auch nicht stark spiti-
winklig. [Ueber die auf der Mummiustafel sich findende Fonn de»
spitzwinkligen L urtheilte Ritschl anders P. L. M. E. Enarr. p. 4o, J
welche Stelle oben p. 1)4 abgedruckt ist. C. W.] Es lasst sich jetzt
mit vQlliger Bestimmtheit sagen, dass das sechste Jahrhundert in ^ei
ner ersten Ilalfte die rpchtwinklige Gestalt noch gar nicht kannk.
wie sie dcnn selbst dem SC. de Bacanalibus (668) noch durchau-
fremd ist, dagegcn schon ganz ausschliesslich in denjenigen Scipiont^u-
grabachriften auftritt, welche etwa den achtziger und neunziger Jah
ren angehoren (Orelli n. 551. 558. 556. 557 [C. I. L. I n. 39. 3V
85. 36; VI, 1 n. 1294. 1288. 1290. 1291; P. L. M. E. Tafel XXXVII''.
XXXIX F, XL G H]). Gerade die Zeit des SC. de Bacunalibus winl
sich als die des Uebergangs bezeichnen lassen, weil Meilengt^iD»'
der Via Aemilia vom J. 567, deren einen Borghcsi im Giomal*'
Arcadico X p. 216 publicirt hat fsiehe jetzt C. I. L. I n. 535. 53«^.
P. L. M. E. Tafel XLVIII A und B], allerdings schon die jQngere Fonu
aufweisen. [Vgl. jedoch iiber diese Rhein. Mus. XIV p. 305 (ant«n
N. XIV). C. W.] Ist dasselbe der Fall in den auf 565 und 575 deo-
tenden Inschrifteu Or. 562 und 70 [C. I. L. I n. 534; P. L. M. t
Tafel XLVIII A' =- LXIX /'; und C. I. L. I n. ,538; P. L. M. E. Tafel
XLVIII I)]j so bewoiseu dorh diese nichts als ofi^enbar restituirte Monn
mente. Dagegen boruht es auf den oben festgestellten Daten, ds^ f^J^
die denkwiirdige Bronzo von Fundi (jetzt bei Mommsen Inscr. Xp»P
4139 [C. I. L. I n. 532; P. L. M. E. Tafel II K]) in Mon. epigr. tria p. l?*
|obcn p. 136] eine scharfe Altersbestimmung versucht werden durft«;
nachdem sic Mommscn aus sachlichen Griinden zwischcn 566— ^?^^
eingeschlossen hatte, ergab sieh aus dem spitzwinkligen L leicht, li;^**
der darin erwiihnte Consul M. Claudius M. f. weder der von 602 nch
599, noch selbst von 588 sein werde, sondern aller Wahrscheinlichkut
nach dcr vou 571. — Nicht in Betracht kommen hierbei, wie bei iibn-
DIB ALTE8TEN SCIPIONENINSCllRIFTEN. 215
schrift auf einer zweiten, an diese ersie angeschobenen 8tein-
platte fortgesetzt war, die jetzt verloren ist. ll03fAE er-
ganzte dort Sirmond, dessen kurzer Commentar abgedruckt
ist in Graevius Thes. ant IV p. 1835 S., U03IANI Vis-
conti; hier derselbe (Lanzi Saggio I p. 116 der 2tcn Ausg.
hat es erst von ihm) unzweifelhaft richtig APVD • VOS nach
Anleitong der Grabschrift des Barbatus selbst: Consol censor
aidilis quei fuit apiid vos. Aber auch die filnfte Zeile ist 3
nothwendig fortgesetzt gewesen. Man pflegt sie so zu messen:
Hec cepit Cdrsicam A-Ieriamque lirbem.
Man kann aber eine sehr duldsame Behandlung des Hiatus
fur den Satumischen Vers zugeben und doch diese Hiaten
sehr bedenklich finden. Was man aber gar nicht zugeben
kann, das ist die Verlangerung der zweiten Sylbe von Ale-
riam, Es ist schon an sich nicht eben wahrscheinlich, dass
es Aleria geheissen haben sollte neben Valerius Valeria;
entscheidend ist die griechische Schreibung *AX€pia bei Ptolc-
maeus HI, 2, 5 und VHI, 8, 7, desgleichen bei Zonaras Vlll,
11, wo zwar die Handschriften OuaXXcpiav geben, aber falsch
geben, weil von der Corsischen Hauptstadt die Rede ist.
Kaum wird'also der Vers anders als so gelautet haben:
Hec cepit Corsica 'Aleri-aque urbe pugndndod '
oder sehr moglicher Weise PVCNANDOD, Nichts hindert
nun diesen drei Erganzungen gemass auch die sechste Zeile
forigesetzt zu denken und, meines Erachtens mit grosser
Wahrscheinlichkeit, dem Gedanken nach also auszuftillen:
Dedet Tempestatebus - aide mereto ex voto.
Der Daktylus 'tdMftts am Schluss der ersten Vershalfte i^t
durch Beispiele hinlanglich gesichert, wie ihn denn auch die
licben Fragen, bloss eingekratzte WaDdioBchriflen, wo Material, Werk-
zeng and Eile des Augenblicka Singularitftten aller Art bedingen. Da-
W %. B. nicbt befremden darf die MEDELLA mit spitzem L in der
CantiaimBchen Grabschrift des Jahres 687; jetzt in Mommsen^H InHcr.
^eap. 658 [C. I. L, I n. 697] , facwmilirt UnteriUI. Dial, T. 4 [P. L.
^- £. Tafel III E » LXX jj.Dereelbe Fall kehrt einigemal wioder auf
<ien GrabTasen dea Columbariums von S. Cesario bei Lupi nnd Bal-
^^ini, die demselben Jahrhundert angehOren [C. I. L. I n. 822 if.;
^ L. M. E. Tafel XIII. XIV. XV].
216 DIE ALTESTEN SCIPIONENINSCHRIFTEN.
erst ktirzlich (zur Col. rostr. p. 20 [oben p. 200] ff.) aus
Livius XL, 52 uiid XLI, 28 hergestellten Weihinschriften
des L. Aemilius Regillus (oder vielmehr M. Aemilius Lepi-
dus) und des Ti. Sempronius Gracehus mehrmals habeD:
Cum exercitu omni, equitatu, ele-phantis classis regis.
Supra octoginta milia - re poplica idcm.
Ob freilich dic Formel cx voio in so alte Zeit hinaufreiche,
diirfte viel fraglicher sein; auf der Mummiustafel, die nach
4 608 fallt*), heisst es: ob liasce res hcne gestas, qwjd in
*) ^Nach 608\ nicht in 608 selbst, weil doch zwischen dem G?
liibde und der Dedication des fertigen Baues nothwendig einige Z^t
verfliessen musste. Wie viel etwa, lasst sich nach den vorhandeDeii
Analogien nicht einmal ann'^hernd muthmasscn, da sich darin die
grosste Vcrschiedenheit findet: eiue Verschiedenheit, die der Natur dor
Sache nach durch Zufalligkeiten aller Art bedingt sein musste. Schun
ein Jahr nach dera votum wird der Tempel der Moneta dedicirt Unt
Livius 7, 28; nach zwei Jahren die T. der Mens, der Venus EmciDa
(Liv. 22, 10, 23. 31), der Victoria virgo (36, 9), und seit der locttio
(indem hier gar kein Gelobniss vorausgegaugen war) der des Faunu?
(3:^, 42. 34, 53); nach drei J. der T. dcr Venus Erucina ad portam
Collinam (40, 34); nach vier der T. der luno Sospita TMatuta'] ■^t
30. 34, 53); nach sechs der T. lovis in insula (ebeud.), sowie die Znt
von Aedilitilt bis Consulat dazwischen lag beim T. Victoriae (10, 33 .
nach sieben J. der T. Fortunae equestris (40, 40. 42, 3); nach acht
die T. lunonis regiuac und Dianae (39, 2. 40, 52); nach neun der T
Salutis (9, 43. 10, 1); nach zehn die T. Foitunae primigeniae (29, 3»^
34, 53) und Pietatis (40, 34); nach elf der T. Larium permarinuir
(40, 52); nach dreizehn J. seit der locatio der T. der Mater magn.*
Idaea (36, 36); nach vierzehn J. der T. des Honos (27, 25); nach
bechzehu die T. Quirini (10, 46) nnd luventatis (36, 36); nach sieb-
zehn der T. Virtutis (29, 11); nach achtzehn der T. Castoris (2,:2i»
42). Zwei Jahre lagen auch zwischen votum und locatio beim T. Con
cordiae (22, 33), iiber dessen Dcdication nichts berichtet wird: (analop
den drei J. beim T. luventatis, den vier bei denen der Salus und lon-
in insula etc, wahrend bei dem der luno Sospita ['Matuta'J etc. votuin
und locatio in dasselbe Jahr zusammenfallen, was fCir looatio und d»'
dicatio natiirlich nicht moglich ist.) — Mau sieht, welch weiter Spiel-
raum gegcben ist fiir die Zeit der-Dedication eines im J. 608 gelobten
Tempels. Zwar wissen wir nicht von besonderen Unternehmungen ^\**^
Mummiua, welche die Losung des Geliibdes verzOgert haben konntfn;
auch ob seine uedes Herculis ein grosses oder ein kleines Bauwerk ww.
das viel odt»r wenig Zcit in Anspruch nahni, ist uns unbekannt; den-
DIE ALTESTKN SCIIMONENINSCHKIFTEN. 217
hello voveraij hanc aedetn et signum . . . dedicat\ hier-
nach liesse sich an ein aide mereto ut vdvit denkeu, weiiu
nicht dann ut voverat erforderlich schiene. Vielmehr werden
aber diese und ahnliche Yorschlage ganz und gar der Wahr-
scheinlichkeit zu weichen hahen^ dass nicht hloss MP]R£TO
auf dem Steine stand, sondern MERETOD, woran als eine
Mdglichkeit schon Mommsen erinnerte in 0. Jahns 'Fico-
ronischer Cista* p. 43. Also wohl meretod votum (wie das
obige quod voverat) oder meretod votam [vgl. Opusc. II
p. 636 Anm.].
Entschieden ahgeschlossen auf unserer ersten Platte ist
nur die dritte Zeile, weil oinen voUstandigen und regel-
rechten Vers gobend; dagegen einer sehr zweifclhaften Be-
urtheilung unterliegend dic zweite. Mit diesem Verse hai
68 die durchaus singulare Bewandtniss, dass er von allen
auf Monumenten erhalteuen Satumiern der einzige ist, ^
der sich den sehr beHtimmten Gesetzen; unter welche die
iibrigen ohne Ausnahmc fallen, in keiner Weise filgt.
DarQher weiter nachzudenken wQrde sich nur fiir denjeuigen
nicht verlohnen, der sich (Iber den SaturuiHchen Vers etwa
Bernhardy's Aeusserungen massgebend sein liesse, in des-
sen langer darauf bezUglicher Anmerkung ((irundr. der roui.
Litt. 2te Bearb. p. 167 f.) ich kaum einen Satz finde der mir
nicht verfehlt erschiene; wie denn dort nicht einmal der
letzte Vers unseres P^Iogiums irgend erkanut^ vielmehr in
diese zwei voUkommen unverstandlichen Zeilen zerrissen ist:
dedet tempestatibus
aide mereto.
Andere werden sich schwer entsehliessen, einem einzigen
Verse die Kraft beizumessen, eine sonst durchaus wohlbe-
grQndete, weil sich tlberall bewahrende Theorie zu ver-
nichten und damit zugleich jede andere, die nicht als Gesetz .
Doch wird gewisa nicht fehl gehen, wer das zweite Decenniam des
7ten Jhdts annimmt, wahrflcheinlich nicht^ wer die DedicationBinschrift
sogar dem J. 620 nfther als dem J. 608 s^^tzt. Denn daraiif fiihren
eben die mancherlei sprachlichen Kriterien, die eine schon ura 608
fallende Abfiuaang bereits in der neulichen Bearbeitung dieses Monu-
ments in 00 hobem Grade befremdlich erHcheinen liesaen.
218 DIE ALTESTEN SCIPIONENINSCHRIFTEX.
die Gesetzlosigkeit aufstellt, auszuschliessen. ^VIRO in mar-
more superest' sagte MQller zu Festus p. 397, indem er
YIRORVM von Grotefend aufnehmend so schrieb undmass:
Duondrum optumiim-fiiisse vironew,
rait Unterdriickung der Schlussthese in der ersten Vershalfte,
die niemals fehlen darf. Um einen richtigen Vers mit pas-
sendem Wort und Gedanken zu gewinnen, sehe ich aller-
dings kaum eine andere Wahl gegeben als mit Grotefend,
aber ganz mit ihm, zu lesen
Duondrom dptumdm fu-ise virom virorom
oder genauer ohne eigenmlichtige , unnothige und doch nur
halbe Modernisirung
Duondro dptumd fu-ise vird virdro,
Nur wie sich die Berechtigung solcher Annahme erweisen
lasse, verlangt man beantwortet. Denn nicht nur ist heut-
zutage nichts weiter als VI RO iibrig auf dem Steine, son-
deru es hat auch nie mehr da gestanden. Nur zwei Wege
sind ofFen. Entweder den Steinmetzen verleitete die Buch-
staben- und Sylbenahnlichkeit des VIROVIRORO zu einer
unabsichtlichen Auslassung, oder VIRORO stand zu Anfang
der zweiten Platte, trotz des leeren Raumes dazwischen.
6 So bedenklich die letztere Annahme auf den ersten Blick
scheint, so fehlt es doch dafiir nicht an einer sehr nahe
liegenden Analogie. Auch die Grabschrift des Cn. Comeliuh
Cn. f. Scipio Hispanus, tav. V fig. C bei Piranesi-Visconti
(aber auch sie nicht genau genug) [jetzt C. I. L. I n. 38;
VI, 1 n. 1293; P. L. M. E. Tafel XLII L], welche ich fQr
das jiiugste dieser Elogien halte, reicht iiber zwei an ein-
ander gesetzte Platten dergestalt hinweg, dass die Schlusse
der Hexameter und Pentameter zu Anfang der zweiten ste-
hen, trotzdein dass sie zum Theil noch sehr bequera am
Ende der ersten Platz gefunden hatten. lch suche auch
diess, so gut es in Druckschrift moglich, nach Massgabe de>
Originals anschaulich zu machen*):
*) Das in den Abschriften und sclbst Facsimile^s weggelaKJent- I
zwischen PROGENIEM und GENVl steht so anf dem Stoine, kann aKr
DIE ALTESTEN 8C1PI0NEXINSCIIR1FTEN. 219
AVI
E CREATVM
OR
vikt\t:esgenerismieismoribvsaccvm
progeniemigenvifactapatrispetiei
mai0rvm0ptenvilavdemvt8ibeime ess
laetentvrstirpemnobilitavithon
Nur in der ersten Zeile haben am Ende der ersten Platte
noch Buchstaben gestandeii, namlich VL, die jetzt verwittert
sind. In der dritten hatte mindestens das vollstandige ESSE,
sehr gut auch noch C oder CR, vollends aber in der letzten
so bequem das volle HONOR vor dem Bruch Platz gehabt,
dass sich jetzt das versprengte OR sogar seltsam genug aus-
nimmt. Man sieht die offenbare Absicht des Steinmetzen,
nachdem einmal mit dem Anfangsverse die erste Platte
uberschritten war, einer gewissen aussem Gleichformigkeit
halber auch die andem Zeilen, fttr die keine Noth war,
auf die zweite Platte hinttberzuftlbren (was er nur zufallig
beim zweiten Verse versaumte), und zugleich die Zusammen-
gehorigkeit der Platten recht augenscheinlich dadurch zu
markiren, dass er die Brechung gerade inmitten eines Wortes
eintreten liess. Das letztere allerdings that der Arbeiter, der
fur das Gedachtniss des Barbatus-Sohnes sorgte, im zweiten
Verse nicht; aber in gleicher Absicht vielleicht, wie sein
spiiterer Handwerksgenosse, begnttgte er sich mit dem ersten
Mittel, dessen Anwendung er zugleich beim dritten Verse
mit gleicher Versaumniss, wie jener bei seinem zweiten, zu-
iallig unterliess. Findet man dieses glaublicher , als das ?
Ueberspringen des Auges zu gleicher Endung — worttber
ich keine Entscheidung wage — , so hatte die Inschrift ur-
sprttnglich wohl diese Gestalt gehabt:
HONC . OINO . PLOIRVME • COSENTIONT • R
DVONORO.. OPTVMO • FVISE • VIRO •
LVCIOM . SCIPIONE • FILIOS • BARBATI
CONSOL . CENSOR • AIDILIS • HIC • F VET • A
HEC . CEPIT . CORSICA • ALERIAQ^E.VRBE.
DEDET . TEMPE8TATEBVS • AIDE • MERETO
OMAI
VIRORO
PVD . VOS
PVCNANDOD
D . VOTA
Das einfache PLOIRVME als Subject erscheint kraftiger fttr
allerdings nur ein Versehen des Steinmetzen sein. (Vgl. Priscae lat.
epigr. 8uppL III (nnten XVIII, 3) p. XXI. C. W.]
220 DIE ALTESTEN SCIPIONENINSCHRIFTEN.
den Gedaiiken als PLOIRVME - ROMANE (wie (lann zu
schreiben wiire): eine Verbindung, die auch kaum einmal
antike Farbe hatte; einen Einfall aber wie REGES wird
nieniand festhalten woUen. Ein Anderes ist es wenn p/w-
rimae gmtes ein solches Lob aussagen von A. Atilius
Calatinus in der Grabschrift, die Cicero zweimal erwahut
im Cato maior 17, 61 und de finibus II, 35, 116. Den
Text dieser Anfuhrung ist man wohl jetzt ziemlich uber-
eingekommen dahin festzustellen : Vmm Imyic phtritnae m-
sentinnf gcntes pojyuli primarimn fuisse virum, obwohl in dera
iino cum wie die Hss. de fin., oder unicum wie die des Cato
niaior gebeii, in der That eben so gut Madvig's hunc muw
wie Orelli^s unum kunc liegen kann. Aber iiber das Me-
trum dieser Worte hat sich niemand geaussert; und dotli
ist, dass sie metrisch sind, schon durch Cicero^s Zusatz im
Cato maior bewiesen: noium est carmen incisum in sfpfdcr'*,
freilich gegen die gewohuliche, aber falsche .Meiiiung, dass ■
carmvn auch von uniuetrisclien Formeln gesagt werde.*) E^
liegt aber ein vollstandiger und eiu uuvollstandiger Satiirijifr >
so often wie moglich zu Tage:
Ilunc iinum pliirimae con-sentiunt gentes j
Populi primarium fu-isse virum <j ± ^ |
Wobei es filr den Vers gleichgiiltig ist, ob man zu Anfaug
Vnum hunc plurimae vorziehen will; nur an Vnum him
phirimae zu denken wird nicht riithlich sein, so lauge die
Beobachtung iiber den chronologischen Wechsel der ein-
und zweisylbigen Form nicht beseitigt ist, die zu dem Titu-
8 lus Mummianus p. V [oben p. 89] und Mon. epigr. tria
p. 16 f. 33 [oben p. 132 ff. 156] erortert worden. Man konnte
nun den zweiten Vers sehr einfach so auszufiillen versuchen:
Vopuli primdrium fuisse virum liomdni, da ein ro. oder ront'
nach virum leicht genug austiel; wenn man nur nicht den-
selben Ausfall zweimal in verschiedenen Schriften Ciceros
annehmen miisste, abgesehen davon dass de fin. Cicero selbst
forttilhrt idnc conscnsisse de dalatino plurimas ycntis arbi-
*) [Dies wurde weitcr ausgefuhrt in dem Bonnor Programm 'poi*-
sis Saturniae spicilegium V (1854) p. 5 f. (unten n. XI). C. W.]
DIE ALTESTEN SCIPI0NENIN8CHRIFTEN. 221
iramur^ primarium poptdi fuisse^ quad il s. w., ohne RamanL
Ofienbar hat er mit virum in seinem Citat aufgehort^ weil
mit dem Worte der Satz schloss. Womit ein neuer begann,
scbeint ohne MUhe errathbar, weun die so grosse Aehnlich-
keit in der Fassung der ziemlich gleichzeitigen Scipionen*
grabschriften massgebend sein darf und die historische Ueber-
lieferung zu HQlfe genommen wird. Hiernach mochte an-
nehmlich genug diese Erganzung sein, die zwar neben an-
dern M5glichkeiten nicht weiter zu verbUrgen ist, jedenfalls
aber die Berechtigung der obigen Auffassung anschaulich
macht:
Hunc tinum pliirima^ con-sentiilnt gentes
Populi primaritlm fu-isse virtlm. dictdior,
Consdl, censdr, aedilis-hic fuit apud vcs*)
Denn Dictator war Calatinus 505, Consul zweimal 496 und
500, Censor 507. Gleichzeitig mit dessen erstem Consulat
bekleidete Scipio, der Sohn des Barbatus, (mit dem See-
helden C. Duilius zusammen) die Censur, nachdem er erst ^
das Jahr Yorher Consul gewesen. Wir haben es also mit
*) Die Reihenfolge der Wdrden darf keinen Anstoss geben; nach
verschiedenen GeBichtfipnnkten konnte fClr die Auffassung der ROmer
selbet die Bangordnnng eine verBchiedene sein. Wenn es in den Ewei
Sltesten Scipionengrabschriften gleichmHsBig helBst Conaol Censor
Aidilis, Bo folgen sich in der nnr gemalten Aufachrift, die zu der des
Barbati filius gehdrt (Orelli n. 553 [C. I. L. I n. 31; YI, 1 n. 1286;
P. L. M. E. Tafel XXXVIII D]), dieeelben EhrenBtellen bei nmgekehrter
OrdQong aUo: Aidiles CoboI Ceaor. Wollte man jene Abweichung
Ton dieser Anordnnng etwa ans dem metriBchen BeddrfhiBB herleiteh
(weil es consol, aber censor heiBst), bo widerlegen das die bekannten
prosaiBchen Elogien der KaiBerzeit auf repnblikaniBche If&nner, wie die
des L. AemiliuB L. f. PauIlnB Cob. Cens. Interrex Pr. Aed. cur.
(Or. 642 [C. L L. I elog. XXX; P. L. M. E. Tafel XCVI B]) und Q.
FabiuB Q. f. Maximus Dictator Cob. Censor Interrex Aed.
tnr. (Or. 541 [C. I. L. I eJog, XXIX]), in Uebereinstimmnng mit deni
Monument des L. Mnnatins Plancns Cob. Cens. Imp. (Or. 690
[l N. 40S9]). Gibt das Eloginm des Fabius Maximus genan dieselbo
Folge wie die ol»ge Er^nsnng der Calatinustafel, so iat wieder alles
Qnigekehrt in dem Ehrentitel des Appius ClaudiuB C. f. Caecus
Cenaor Cob. Dict. Interrex Pr. Aed. cur. (Or. 539 [C. 1. L. I
rfo^. XXVIII]).
222 DIE ALTESTEN SCIPIONENINSCHRIFTEN.
zwei der Zeit nacli sicli ganz nahe beriihrenden Gedachtuiss-
tafehi zu thun, und diirfen, uin uns die arehaische Fonn der
handschriftlich iiberlieferten zu vergegenwartigen, nach An-
leitung der monumental iiberlieferten verfahren. Danach
wird Cicero etwa folgendermassen — zwar wohl nicht ge
schrieben, aber gelesen haben:
HONC . OINO • PLOIRVMAT • COSENTIONT • GENTES
POPU . PUIMARIO . FVISE • VIRO • DICTATOR
CONSOL . CENSOR • AIDILJS • HIC - FVIT - APVD • ms
oder auch PLOVRVMAT, und HEC nnd FVET, vermuthlich
selbst CENTE8 (wie oben I^VCNANDOD), weil daraus, das>
die nachsttilteste Scipioneninschrift, die des Barbatus selb>t
auf dem Sarkophag, schon GNAIVOD und PROGNATVj^
und SVBTGIT hat, gar nicht folgt, dass nicht kurz vorher
noch C fiir </ geschrieben ward: wiewohl ich, dass diese?
der Fall gewesen, aus dem ausschliesslichen Erscheinen Je^
(' auf der columna rostrata nicht folgere. Aber irgend ein- |
mal muss doch dieser Wechsel eingetreten sein, uber (1«'U
ich hier im allgemeinen von der wohlbegriindeten Erort^
rung Mommsens Unteritah Diah p. 29 flF. aiisgehe; und der
Zusammenliang verwandter Erscheinungen fiihrt uns gerad»* i
darauf hin, in den ersten Decennien des sechsten Jalir
hunderts eine zieralich bestimmte Grenzscheide zu erkenneii
fiir eine nach langerm Schwanken ins Bewusstsein getretene
und mit diesem Hewusstsein graphisch fixirte Spracbver
linderung: gloichsam eino der KaTacTCtceic (wie sie in der
Geschichte der griechischen Musik heissen) , welche Ji''
lateinische Sprache in sehr unterscheidbarer Weise wahrentl
zweier bis dreier Jahrhunderte erfahren hat.
Es gehort zu den glilcklichsten Fiigungen, dass un>
unter den so selten chronologisch fixirten oder zu fixirenden
liltesten Monumenten zwei (irenznachbarn jener Scheidelini''
erhalten sind, von denen das eine jenseits fallt, das anden'
diesseits: vor den Wendepunkt die Grabschrift des L. Cor
nelius liarbati f., nach ihm die des Vaters Barbatus. Denii
dass dieses die wahre Ordnung ist, dass die des Vaters, der
10 450 Consul war und wahrsiheinlich im Jahre 465 (fur J*^
DIE ALTE8TEN SCIPIONENINSCHRIFTEN. 223
QDs die Censo^en nicht iiberliefert sind) Censor; nicht um
jene Zeit selbst; iiberhaupt nicht vor der des Sohnes, son-
dern entschieden spater als diese yerfasst worden, das^ scheint
mir, lehren die Sprachformen mit unwidersprechlicher Be-
weiskraft. Ein Blick auf die Sarkophaginschrift [C. I. L.
I n. 30; VI, 1 n. 1285; P. L. M. E. Tafel XXXVII B] macht
63 einleuchtend , die darum^ so bekannt sie ist, hter vmt
Angen gesiellt werden mag, nur mit veranderter Zeilenab-
theilung, da das Original die Verse bloss durch Querstriche
scheidet.
CORNELIVS . LVCIVS • 8CIPI0 • BARBATVS
(JXAIVOD • PATRE PROGNATVS FOimS • VIR- SAPIENSQXTl
liVOIVSFORMA.VIRTVTEI.PARISVMA.PVlT
CONSOL . CENSOR AIDILIS • QVEIFVIT. APVD • VOS
TAVRASIA . CISAVNA • SAMNIO • CEPIT
SVBIGIT . OMNE . LOVCANAM • OPSIDESQVE • ABDOVCIT. *)
l>as Entscheidende (sonst liesse sich auch der Wechsel in
GXAIVOD und PATRE hervorheben) ist der Eintritt des
jnngem I fQr das altere E, und des jQngeru V fttr das altere 0.
•) Weder SVBICIT noch blosa LOVCANA noch ABDOVCSIT bat
der Stein, oder hat er (in Bezog aaf das letzte) jemalii gehabt. — Auch
Mi SVBIGIT nichts anderes als das PraesenD, und nicht etwa an ein
^igit -B Bubegit zu denken, wofQr es keinen Schatteu yon Analogie
geben wflrde. Eben so wenig AnstoHa ist an dem Praeflens zu nehmen
in der Grabschrift des Flamen dialis P. Scipio P. f. [C. I. L. I n. 33;
VI, 1 n. 1288; P. L. M. E. Tafel XXXIX FJ:
Quar^ Inb^ns te in gr^miu Scfpi6 recipit
Terra
wo Hermann Epit doctr. metr. p. 222 (2te Ansg.) recepit schrieb ohne
jede Berechtigung. Ein &hnliches Praesens bieten die alten Senare in
der Grabschrift der schdnen Claudia (Orelli n. 4848 [C. I. L. I n.
1007]) dar:
Suom mareitum corde deilexit sovo.
Gnatos duos creavit: homnc alterum
In terra linquit, alium sub terra locat.
Domum servavit: lanani fecit. dixi: abei.
Am DachHten aber kommt dem subigit und abdoiicit der yon Atilius
Fortonatianns p. 2679 (324 G.) erhaltene Veni von der Votivtafel des
M\ Acilins Glabrio aus dem J. 664:
Fuodit fugat proflt^mit m^xumas legi^oes.
224 DIE ALTKSTEN SCIPIONENINSCHKIKTEN.
Dort noch HEC*) neben HIC, FVET nud DEDET neben
CEPIT, hier nur FVIT CEPIT SVBI61T ABDOVCIT; dort
uoch ausschliesslich 0 in OINO DVONORO OPTVMO VmO
LVCIOM FILIOS, auch HONC, desgleichen (?OSENTI0NT,
u und nur in deiu (nicht ganz gleichartigen) TEMPESTATE-
BVS ein V, hier das V fast ausschliesslich in COHNELIVS j
LVCIVS BARBATVS PROGNATVS, auch in dem (ebenfalk
nicht ganz gleichartigen) QVOIVS, neben nur einmaligem
SAMNIO. Das E in MERETO lasst sich nicht geltend
machen, weil es (gerade wie 0) in Mittelsylben noch
viel lilngere Dauer hatte**); aber in der Flexion wflrden wir
wohl schon ein TEMPESTATIBVS auf dem Sarkophag
finden, wenn eine solche Form hier iiberhaupt vorkame; wie |
ausser ihr vielleicht umgekehrt ein OPSEDES auf dem altern j
Monument. Ivurz, der factische Hergang war offenbar die j
ser: nach dem Tode des alten Barbatus wurde dieser in j
einem Sarkophag beigesetzt, der nur eine kurze Namenauf-
schrift erhielt; als der Sohn starb, widmete man diesem st>-
gleich eine formliche Grabschrift, die seine Verdienste auf-
zahlte; um gegen ihn den Vater an Ehren nicht zurQcksteheD
zu lassen, wurde weiterhin auch diesem nachtraglich ein aus-
fiihrliches Elogium auf den Sarkophag gesetzi Einen lan-
gen Zwischenraum zwischen den beiden Inschriften anzu-
nehmen hat mau keinen Grund, vielmehr einen Gegengrund
an dem SAMNIO, womit die altere Periode noch in die
jiingere hineinspielt.***) — Fiir dieses aus innern Gruudeu
*) Von diesein HEC sind zwar jetzt die zwei ersten Bnchatal^fu
verwittert, aber durcli die alteren Abschriften und Facsimiles verborwt
**) Ausfiihrlicher mit Belegen nachgewiesen Tit. Mamm. p. V f
[oben p. 91], Mon. epigr. tria p. 15 f. XIII f. [oben p. 131 f. 177], wo
aU ganz vereinzelte Ausnahmen ein DECTVNINEBVS und POSEDKl
au8 dem siebenten Jahrhundert beigebracht worden. Einiges anden-
das sich niichtragen liisst, ist nicht ganz gleichartig.
*♦*) F. Lachmann zwar de font. Livii I p. 7.3 [und Visconti p. 11
wollte SAMNIO fur den Ablativ nehmen, atatt in Samnio; fur eiw
solche Auslassung der Prilposition mfisst^^ aber noch das erste Beiji]'iel
auB der Latinitiit beigebracht werdeii. Dass erst zwei Uauptorie tsun
niums, dann diis Land selbst als Eroberungen des Scipio genannt wrf-
den, hat nichts anffalbMides, wenn die sncocssiv»' Folge seiner Tbat^o
DIE ALTESTEN SCIPIONENINSC HRIFTEN. 225
sich ei^ebende Sachyerhaltuis» liegt aber selbst eine aussere
Bestatigang in dem Umstande, dass H. Brunn's sorgfaltige
rntersuchung [und zuvor schon die Visconti's p. 11. 12J auf
der Sarkophagplatte die unzweifelhaften Spuren einer frQhem
Schrift entdeckt hat, die weggehauen worden um die Satur-
nier einzugraben; das wird eben die alte einfache Namenauf-
schrift gewesen sein^ mit der man anfanglich nur die Perscm
zu bezeichnen sich begnQgte, deren sterbliche Reste der Sar- »«
kophag barg.*) So war es gemeint, wenn bereits zu dem
Tit. Mumm. p. V [oben p. 89] der titulus des Barbati filius als
'omnium antiquissimus, antiquior ipsius Barbati patris titulo'
bezeichnet wurde, und wenn ebenda [oben p. 91] von dem noch
aogedeatet werden BoUte. Auch braucht die vollst&ndige Einnabme
Ton ganz Samninm nm bo weniger darin zn liegen, als bier nicht ein-
mal, wie im folgenden Verse bei LOVCANAM, ein amne dabei stebt,
wu doch anch flber die Wabrbeit binansgebt.
*) EbenderBelben altem Zeit wflrde mit Sicberbeit aucb die auf
(lem Sarkopbag fiber der obigen Hanptinscbrift angebracbte, nicbt eiu-
gegrabene, sondern (mit rotber Farbe) gemalte Aufacbrift znzuweisen
BeiHf welcbe die Person desselben Scipio bezeicbnet, wenn sie in dem-
jenigen Tbeile, der arcbaiecbe Form zeigt, irgend verbtirgt ware. Sie
laatet zwar in Piranesi^s Sticb (bei Orelli feblt sie ganz) [C. I. L. I
n. 29; VI, 1 n. 12S4 ; P. L. M. E. Tafel XXXVII A] ohne die geringste
ADdeatung einer Erg^nzung also: [L.] CORNCLIO CNF-SCIPIO;
allein gerade das CORNELIO (mit spitzwinkligem L) ist, wie die
AQtopsie der rdmiscben Freunde bezeugt, ganz nnzweideutig eine mo-
deme Zntbat. — Im Qbrigen stebt sie in demselben Verb<niBS zu der
HanptinBcbrift, wie zn der Inscbrift des filiuB Barbati die mit dieser
zQsammen gefnndene, ebenfalls nur (rotb) gemalte kurze Personalbe-
zeichnung desiielben BarbatuB-Sobncs (Piranesi Tafel V By Orelli n 553
[C. I. L. I n. 31; VI, 1 n. 1286; P. L. M. E. Tafel XXXVIII 7)]).
m CORNELIO L. F. SC1PI0|| r^]IDILES. COSOL. CESOR,
welche offenbar alB Vorbild fdr jene Er^nzung gedient bat. Nur dass
in den Spracbformen keinerlei zwingender Grund vorliegt, sie fiir illter
(oder irgend erfaeblicb Sllter) zu balten aU die Saturnier des filius
Barbati selbst. Denn COSOL und CESOR beweisen nicbts, scbon
wegen COSENTIONT; AIDILES verbJllt sicb zu AIDILIS nicbt andern
als HEC zn HIC, FVET DEDET zu CKPIT, und CORNELIO stebt
ganz anf einer Linie mit FILIOS; der Abfall des S gibt so wenig einen
^eTl&ealicben Anbalt als sein, wiewobl docb schon recbt regelmklssiger
Zntritt in CORNELIVS LVCIVS BARBATVS PROGNATVS QVOIVS
auf dem Sarkopbag.
P». IITSCHBLtl OPVSCVLA IV. 15
22G DIE ALTESTEN SCIPIONENINSCHRIFTEN.
niclit in V libergegangenen 0 gesagt wurde ^iri declinatione
quidem OS et OM terminatio ultra initium saeculi sexti —
non duravit': womit ein so erwiinschtes Kriterium gewonnen
war, um die zahlreichen undatirten Inschriften, welche iii
den Endungen noch das 0 bewahren, der altern Periode
vor der Grabschrift des Barbatus-Sohnes zuzuweisen.
Leider ist uns das Todesjahr des letztem nicht uber-
liefert; kann es moglicher Weise sehr bald nach der Censur
eingetreten sein, so wird man anderseits nicht eben geneigt
sein, es mehr als zwanzig Jahre spiiter fallen zu lassen,
folglich auch die Abfassung der Sarkophagverse jedenfalk
nicht verfriihen, wenn man sie annahemd um 520 setzt.
Um diese Zeit aber wird es etwa gewesen sein, dass der
Freigelassene Spurius Carvilius, der sogenannte Erfinder
des Buchstaben G, nach Monimsen's durchaus ansprechender
Auffassung (p. 33) Mer Ordner des Alphabets voii 21 Buch-
staben ward, das Cicero und Quintilian als das eigentlicl.
13 romische bezeichnen': da nach Plutarch der Freilasser jener
Sp. Carvilius Ruga war, der 520 und 526 das Consulat be-
kleidete, und dessen vielberufene Ehescheidung zwar mit
mehrfachen, aber doch ungefahr auf jene Zeit hinweisenden
chronologischen Dit!'erenzen (wovon Parerga Plaut. p. 68 ff.
berichtet wird. Jene Neuerung des Carvilius wird aber keine
allein stehende Einzelnheit gewesen, sondern nach allen Ana-
logien als Theil einer weiter greifenden theoretischen Fest-
stellung zu betrachten sein. Der praktische Einfluss solclier,
an bestimmte Zeitpunkte und Namen geknupfter Theorien
wiederholt sicli uns, wie bereits oben angedeutet, mehrmak
in der Goschichte der altern Latinitiit auf sehr bestimmte
und zum Theil recht merkwiirdige Weise: wofern wir nur m
einer uberaus triimmerhaften Ueberlieferung die freilich sebr
zerstreuten Spuren, die auf ein Gleichartiges imd Gemein-
sanies hinweisen, zu sammeln und zu combiniren bemfilit
sind. Wenn es beispielsweise vou Ennius heisst, er schriel»
zuerst Doppeleonsonanten, von Accius, er verdoppelte Jif
langen Vocale, von Lucilius, er unterschied I und EI, s^t»
liegt darin viel mehr als die Worte an sich besagen. tknn
eine methodisehe Renutzung der Tnschriften lehrt uns ersten.s
. DIE ALTE8TEN SCIPIONENIN8CHRIFTEN. 227
dass damit nicht etwa nur eine Priyatgewohnheit gemeint
ist, die ima als solche ziemlich gleichgQltig ware, sondern
ein yon der maasgebenden Autoritat dieser Manner ausge-
gangener allgemeiner Fortschritt; der 5ffentliche und all-
mahlich ausscfaliessliche Geltung, erlangte; zweitens^ dass
in den drei durch die Wirksamkeit derselben bezeichneten
Epocheny d. i. seit dem letzten Viertel des sechsten Jahr-
hnnderts, deit 620, und seit etwa 640, zugleich andere Neue-
rungen, in scharf erkennbarem Gegensatz zur jedesmaligen
Vorperiode, massenweise durchbrechen, die uns die Ueber-
zengung aufdrangen, es sei von den gedachten Theoretikem
nicht eine und die andere zufallige Veranderung beliebt,
sondem ein mehr oder weniger weitreichendes Sjstem der
Schriftverbesserung in der Absicht eingeftihrt und durchge-
setzt worden^ um den mittlerweile eingetretenen Verande-
rungen der gesprochenen Sprache einen adaquaten Ausdmck
mit fester Regel zu geben; endlich drittens, dass, yermoge
der innigen Wechselwirkung yon Laut und Schrift und vor-
moge der (Band VHI p. 486 [= Opusc. II p. 631 f.] hervor- u
gehobenen) Bedeutung aller Sehrift gegeniiber der Sprache,
dergleichen Neuerungen auf reine Aeusserlichkeiten, wie man
sie unter dem flachen Namen von ^Orthographie' zu denken
gewohnt ist, sich gar nicht beschranken konnteu, vielmehr
Tielfach die Sprachformen selbst beruhren und zu deren
Firimng, also zur Gestaltung der Sprache wesentlich bei-
tragen mussten. £s ist diess eine Macht der Theorie iiber
^ie Sprachentwickelung gewesen, wie sie, im Griechischen
kein Analogon findend, nur daraus begreiflich wird, dass
im Lateimschen die Doctrin nicht, wie dort, an die fertig
vorliegende Litteratur herantrat, sondera mit dem Werden
und Wachsen der Sprache und Litteratur selbst Hand in
Hand ging. Belege ftir die genannten drei Zeitstufen haben
<lie mehrerwahnten epigraphischen Arbeiten zu sammeln be-
gonnen; aber auch fiir die weiterhin eing(»tretenen Reformeu,
*ie 8ie in der zweiten Halfte und gegen das Ende des sie-
«enten Jahrhunderts, von ganz besonderer Wichtigkeit aber
^nd mit abschliessender Bedeutung im Augusteischen Zeit-
wter angenommen ^erden mQssen, werden die Urheber und
16*
228 DIE ALTESTEN SCIPIONENINSCIIRIFTEX.
Begrunder zu sueheu uud, wenn ich ' nicht irre, zii fin-
den sein.
Nach solchen Analogien ist es, dass ieh filr das unge-
flihr gleichzeitige Ersclieinen des G einerseits und des fiir
0 und E eintretenden V uud 1 anderseits den geraeinsamen
Grund einer um jene Zeit fallenden, mit Bewusst^ein unler
nommenen Schrift- imd Sprach-Feststellung vermuthe, fur
die sich der Name des Sp. Carvilius ungesucht darbietei*
15 Denii naturgemiiss sind doch jene Uobergiinge so aufzu-
fassen, dass, nachdem die lebendige Aussprache in allmahli-
chen und leisen Abstufungen z. B. von einem entschiedenen
0 zu eiuem zwischen o und w schwankenden Laute fort<jp-
schritten war, endlich der Zeitpunkt eintrat, in dem ein aiif-
merksamer Beobachter, der diesen Dingen sein Interesse zu-
wendete, ein so entschiedenes Uebergewicht des M-lautes
heraushorte, dass er sich, um der Schwankung der Schrift
durch feste Regel ein Ende zu machen, berechtigt halten
durfte mit scharfem Schnitt ehi fiir allemal VS und VM in
deu Eudungen vorzuschreiben. Uud solchen Entscheidungen
der Schule liber die ^ratio scribendi' muss eben, wie uns die
Erfolge zeigen, in Rom ein entschiedenes Gewicht beigelegt
worden sein, dergestalt dass man sich unter dem unmittelbaren
personlichen Einfluss der angesehenen Theoretiker, als form-
*) TTpuiToc dv^tuE€ Ypa^iuaTobibacKaXclov CTrdpioc KapPiXtoc dweXci'-
66poc KapPiXiou roO irpi/jTou Ya^CTt^v ^KpaX6vTOC heisst ee bei Plntarch
(^naest. Hom. 59 p. 278 d. Sonst kdnnte man geneigt genug sein audi 1
(lem gleichzeitigen Livius Andronicus einen sprachlichen Einflos?
zuzutrauen, da bis zu einem gewissen Grade, bei dem damaligen Zu- i
stande der Sprache, eigentlich jeder Dichter jener Zeiten zugleich den
Grammatiker machen rausste. Von Livius und Ennius gemein-
Rchaftlich sagt Sueton de gramm. 1 aus: quos tUraqtie lingua domi
farisque docuisse adnoiatum cst. (So mit Gronov fiir at fiotum erf;
wofur ein sat notnm cst ^ was ich am Rande eines aus Lachmann'»
Hesitz stammenden Exemplars der Wolfischen Ausgabe finde, zwar foic
auBgedacht ist, aber doch wohl zu viel Kenntniss solcher Detaihvr-
hilltnisse fiir so spate Zeit voraussetzt.) In grosser UebereingtimmuDg
konnen nich jedenfalls Livius und Carvilius nicht befnnden haben, weun
andcrs jener, wie une Marius Victorinus (berichtigt Mon. epigr. triii
p. 2.3 f. [oben p. 143 f.)) glauben lilsst, nocl^ das z brauchtc, dieser
da*,'e<^'en eben das lateinische Alphabet anf 21 Buchstaben feststelUe.
DIE ALTESTEN SCIPIONENINSCHRIFTEX. 229
lich anerkannter Fachleute^ die Abfassung und Eingrabuiig
der wichtigem oder mit einiger Sorgfalt behandelten Monu-
mente zu denken hat*)
*) Anf dieser AQffiusDng berabt es, da»s das denkwflrdige SC. de
Tibartibo» [C. I. L. I n. 201; P. L. M. E. Tafel XLVIII G] in Mon.
epigr. tria p. 4. 7 [oben p. 117. 121] und V [p. 166j nm das Ende dcs
6teD Jahrbandert« angesetzt werden dnrfte: nicbt bloHs darum, weil wir
einen L. Cornelius Cn. /*., mit demselben V^or- und Vatemamen wie den,
der lant den Eingangsworten dea SC. aU Praetor senatum c<m8i*Iuit, im
J. 598 nls Consnl findeni sondern weil gerade auf diene Zeit, aber ganz
tmd gar nicht anf die deH SocialkriegeSf die man (ancb Borgbesi Giom.
arcad. X p. 227 [-» Oeuvr. III p. 94 J) seit ViHConti am&unebmen pQegt^
die Spracbformen binweisen — mit einziger Ausnabme der
durcbaus constanten ConHonantenverdoppelung. Diene findet
>ich allerding8 constant sonst nicbt vor 640, wie a a 0. p. IV [oben
p. 165 f.] n&ber gezeigt ist; aber eingeftlbrt und vorgencbrieben war sic
ja scbon seit etwa 580 von Ennius; bat sie sicb zu allgemeiner Herr-
schaft erst im 7ten Jbdt durcbgesetzt, so konnte docb nehr wobl bereitH
um 595 ein Concipient aus der Scbule des Ennius (um den kur-
zen Ausdrack au braucben) desHen Tbeorie in einem Aktcnbtuck durch-
fuhren, das nun in solcber Form dem Gravcur zum Eingraben (iber-
^^ben wurde. — Leider ist das Original dieser wicbtigen Urkunde, wie
die neaerdings in Rom angeBtellten Nacbforscbungen ergeben habcn,
spurloB verschwuoden. Visconti faatte es nocb im J. 1790 vor Augen
und bebauptet in seiner lconogr. rom. I p. 89 (^Par. Ausg.) eine 'copie
exacte de Tinecription (telle que je Fai prise moi meme)* zu gelx;n.
Daraof ist aber leider daram kein Verlass, weil er in der Note p. 90
dem Gruterschen Alxlruck (499, 12) eine so grosse 'exactitude' nach-
nihmt, dass er selbgt nnr zwei (namentlicb angefabrte) Eleinigkeiten
zu berichtigen gefunden babe, w&hrend doch seine eigene Copie nicht
weniger aU sieben Abweicbungen von Graters Tezt bat. — Ub es die
Originalurkuude war, dio zuerst bei Fulvius Ursinus publicirt erschion,
vurde jetzt Antopsie sicber entscbeiden; ans dem Mitteris antiquisKi-
mia scripta' des Gudins bei Grater gehi es keineswegs mit der Sicher-
heit hervor wie, man wflnscben mOchte, da der alte Scbriftcbaniktcr
nicht selten aucb in restituirten Monumenten bewabrt wurde. Aber
om 80 mebr wdrde dann freilicb ancb die CouHonantenverdoppelung
keine erst binzugekommene Neuerang sein. Nacbtrag auf p. 160. -
[Hierzu kann was P. L. M. E. Enarr. p. 41 stebt als ErgHnzung diencu;
ich lasse es desbalb bier folgen: 'Quam tabulam (Henati consulti
de Tiburtibus facti) vix credibili immo ridicula liberalitate Vulpiun e
^culo tertio, e quarto Marquardns GudiuH apud Grateram p. 499, 12,
e quinto Niebuhrias repetierant, alteram in parteni nimii ViHcontiub
ad belli Marsici tempora rcferebat^ ad annum adco 676 BorgheBiun:
230 DIE ALTESTEN SCIPIONENINSCHKIFTEN.
Ueber blosse Vermuthuiig wlirde sieh dieser Zusammeii'
hang hinausfuhren und zugleich der Zeitpunkt jener Fest-
stellung genauer bestimmen lassen, wenn, was unglQckhcher
Weise nicht der Fall, in der Inschrift des filius Barbati ein
Wort mit g vorkllme, das uns mit C geschrieben entgegen-
trate, und wenn wir, sei es fiir 0 oder fiir V, irgend einen
weitern inschriftlichen Anhalt aus jener Zeit hatten. Es
gehort aber zu den empfindlichsten Liicken der lateinischen
Epigraphik und somit Sprachgeschichte, dass gerade aus
den vier ersten Decennien des sechsten Jahrhunderts, mit
Ausnahme der beiden Scipionengrabschriften, fast keine da-
tirte oder sicher datirbare Inschrift auf uns gekommen ist*X
jedenfalls keine dem vorliegenden Zweck dienende; eine einzige
quamquam hic ciim dubitationis Kignificatione, si modo de eius dispu-
tiitionc satis mihi constat Diariis Arcadicis anni 1853 p. 287 inserta
quam oculis numquam vidi. Quibus cum mihi adverBandum esse e ser-
mone intellexisscni, tamen fatendum est nec ipsius anni 595 finiendi ;
aliam mc caussam nisi consulis nomen habuisse (praetores autem etiam
alii esse Lucii Cornelii Gnaci filii potuerunt), nec impedire gracnTnati-
cam videri quominus aliquanto ultra progrediamur, modo legum ref»^-
tiuidarum atque agrariae tenipora ne migremus: nam e rerum ge^ta-
rum memoria felicitor conicctandi temporis vereor ut satis copiae in
promptu sit. Tam autem inlustris monumenti, quod anno 1790 unb i
nuinibuB Viscontius tract^bat, nou potui non ^aximopere dolere quoii
nunc iacturam factam conipf^ri: quamvis enim studiose ab amicis quae-
s*itum in Barberinorum aedibus, ubi olim servabatur, nusquam coni- j
paruit. Itaque alicui saltem solacio fuit quod primos aeris vcrsiculo- i
arte chalcographa exprcssos vidi in Piranesii 'Lapidibus Capitolinif i
eive Fastis consularibus triumphalibusque Romanorum' a. 1762 Romae
editis: ubi praefationi esse omamento voluit commenticiam imagioeni
quandam e variis antiquitatis raonumentis monumentorumque frag-
mentis a se (lonstructam , cuius initium ab illia quos dixi versibuE fit
♦
Quos ctsi cetera facile intellegis Piranesium omni fide reddidisse,
tamen non minus apparet ipsas figuras litterarum non ita cam iffli-
tatum esse ut non ad noviciam quam ad priscam speciem propius ac-
cedant: unde fit ut hinc quidcui de aetate monumenti conicctara capi
ncqueat.' C. W.]
*) Ks bcdarf kaum dcr Erinnerung, dass die des Jahres 511 h^^
Muratori j». 283 so gut eine Falschung ist, wie die des A. ATILH^
CALATINVS COS {sk) bei Fabretti X, 12 p. 673, oder gar die d^
Jahre 450 und 39G bei Muratori p. 281 und bei Donati V, 1 p. 1'»*
(nach Doni VI, 40 p. 235).
DIB ALTESTEN 8C1PI0NEMINSCHR1FTEX. 231
neue Entdeekung aus diesem Zeitraume kdnnte von grosser
Tragweite werden.*) Die fragmentirte des P. Corneiius L.
f. Co8. (denn nichts anderes als ein spitzwinkliges L ist das
dortige V) bei Gudius 318, 13 \G. L L. I n. 41 VI, 1 n. 475J,
die entweder in 518 oder in 536 geliort, gibt leider keine i«
Endmig. Die ebenfalls firagmentirte des M. Claudius M. f.
Cos. bei Mommsen Inscr. Neap. 6766 [C. L L. I n. 531; VI,
1 u. 474; P. L. M. E. Tafel L A] (erganzt bei Gruter 56, 7)
kann zwar schon von 532 sein, aber eben so gut auch erst
von 539 oder 540 oder 544 oder 546 oder 558, nur keinen-
falls spater als 571; im besten Faile hilft sie uns indess nicht
mehr, als zu bestatigen was wir ohnehin glauben, dass im
J. 532 V und I (in CLAVDIVS und DED/T) fQr 0 und E
bereits vollig Platz gegriffen hatte. Denn fiir 540 ist es uns
urkondliche Gewissheit durch die von Mommsen im BuUet-
tino deir Inst. 1845 p. 47 f. behandelte und nach Zeug-
nissen dahin festgestellte Inschrift (Gruter a. a. 0., Reine-
sius 6, 99 [C. I. L. I n. 530; VI, 1 n. 1281]):
m. clauDIVS • M • F
CONSOL
hlNNAD . CEPIT
in der das hlNNAD (d. i. aus Henna) nnzweideutig genug
auf die im Sicilischen Kriege unter dem Consul M. Claudius
Marcellus im Jahre 540 bewirkte Einnahme der Stadt hin-
weist, von der Livius XXIV, 39. Aber freilich von Scipio's
Censur 496 bis dahin ist ein weiter Spielraum, und strict
widerlegen lasst sich allerdings nicht, wem es zu glauben be-
liebte, dass der Tod des filius Barbati schon um 500, und der
Uebergang des 0 in V wenig spater, und aucli die EinfQhrung
des G ganz unabhangig davou statt gehabt. Inschriftliche
Belege gibt es fdr den Uebrauch des G seit der Sarkophag-
imchrift bis zu dem SC. de Bacanalibus (568) leider keine**):
^ [Daas iu der Inachrift einer Bronzestatae des Museum Kircbe-
rlauam ein sicherer Beweis der Fortdaner des 0 in der Endung 08
mch dem Jahre 513 vorliege, bcmerkt Hitscbl 'de fictilibus litteratis
Ui antiquissimis' (unten N. X) p. 16. G. W.]
**) Die angeblicb r^miscbe bei Donati p. 154, 2, welcbe in 559
fallen wQrde, ist natiirlicb unacbt
232 DIE ALTESTEN SCIPIONENINSCHRIFTEN.
noch viel weniger indess seit 540 fur alle Folgezeit irgend
ein wirklich beweisendes Beispiel fiir OS oder OM. Dass
ein ANTIOCO = Antiocum in der Grabschrift des Scipio,
der 588 Quaestor war und 33 J. alt starb [C. L L. I n. 3o],
als griechischer Narne nichts beweist, bemerkt^ Momm-
sen bei 0. Jahn Ticoronische Cista' p. 44, was ich Moil
epigr. tria p. IV [oben p. 166] ubersehen, wo aus einer
von Borghesi an Moinmsen, von diesem mir mitgetheilten,
ebenda p. 28 [oben p. 149] publicirten Inschrift [C. I. L
17 1 n. 578] des Jahres 662 die Form ARCHELAOS damit
zusammengestellt ward.*) Diese Formen stehen auf einer
Linie nicht nur mit dem von Mommsen verglichenen DIPHI-
LOS POETES der Tnsculanischen Inschrift nachrepnbUcani-
scher Zeit bei Orelli 1163 [P. L. M, E. Tafel XCI G; C. I. L
*) Auch die dort empfohlene analogc Auffagsung des oben ange-
fiihrtcn hlKNAD riihrt, glaube ich, von Mommsen her; diese fur das
Jahr 540 allerdings hochst auffallende und vOUig vereinzelt Btehendf
ConBOnantenverdoppelung wird eben nichts als die treue Debertragnng
cines fremdcn , den danialigeu KOniern noch gar nicht gelaufigrn
Namens sein — Wenn ebenda anf griechischen Einfluss auch ein Ir-
fremdlich friihzeitiger Gebrauch dcs Y insofern zuriickgefiihrt wurdp.
als zwar nicht in dem griechischen Wort (denn ausserhalb aolcher
gibt es ja kein lateinischcs y) , aber in dem griechischen Local d^r
Abfassung der Erkliirungsgrund gefunden wurde, so benutze ich die^e
Gelegenheit zu einer Berichtigung. Nicht MYSTEDIEI (worin Monjm-
sen MY8TERIEIS vcrmuthete) hat die im Text citirte Inschrift u-n
062 (in der eben auch das ARCHELAOS steht) in der VaticaniKht-n
Handschrift, woraus sie Borghesi geschopft, sondern MVSTE • DIK I
(so mit Zwischenraunien und einem Punkt), wie nach W. Henzen»
Mittheilung H. Brunn durch Autopsie ermittelt hat. Obwohl ich frei-
lich in Ilenzeus Erkliirung my^tnf dir prima noch die liechtfertigimg
fiir ein solcheti E = ae vermisse. — Fiillt somit dieser Beleg fur ein
vor dem Anfang dcs achten Jahrhunderts gebrauchtes Y weg,
so wird sich der einzige meincs Wisseus ausserdem noch (ibrige Schein-
beweis deato w^eniger halteu konnen. Er liegt in dem PUPVLVS-
LAODICENSIS • AF • LYCO (Orelli 3036 [C. 1. L. I n. 587; P. L. M.
E. Tafel LXXII B]), worin das AF einen jungem Zeitpnnkt an.^zn-
HchliesHen, das Sachverhiiltniss aber auf die SuUanische Zeit zti deut^n
«chien. Es ist indess nicht zu verhehlen, dass auch fiir diese die Forffl
AF in einem otfentlichen Monument (denn als privaten Rechnung^K'"
brauch bezeugt ea Cicero fiir seine Zeit) ein nicht viel weniger uner-
DIE ALTESTEN dClPIONENINSCHRIFTEN. 233
I p. 281], sowie mit den zahlreichen griechischen Flexionen
der Aagusteischen Dichter^ sondem auch mit den griechi-
schen Comddientiteln des sechsten Jahrhunderts^ wie Heau-
ton timandnenos, nach dessen Analogie man auch yielmehr
0 als u anznnehmen hat in den (meist nur im Ablativ
citirten) Naevianischen , Caecilischen , Turpilischen Titeln
Aamtizomenos Canephoros Epistathmos Gamos u. s. w. (zu-
sammengestellt Parerga Plaut. p. 144), gerade wie auch in
Anagnorizomene Harpazomene Obdostate (nicht -a) citirt wird.
— Dagegen etwas mehr Gewicht als Mommsen m5chte
ich auf das aus des Livius Odyssee (die wohl frQher ge-
(lichtet war als seine Dramen) Ton Festus p. 162 angefiihrte i9
nequinont legfui.*) Denn ist es auch wahr, dans noch viel
spater (ein einzigesmal so viel wir wissen) das einsylbige
SONT, neben LVDVNT, gebraucht worden auf dem Stein
Yon Alatri, den ich um 620 setzen zu mUssen geglaubt
habe, so mochte doch diess vielmehr den zui^IIig verspreng-
ten Nachzdglern eines in seiner Allgemeinheit langst iiber-
wandenen Gebrauches, wie sie auch sonst vorkommen, bei-
zuzahlen sein, als dass daraus mit einiger Sicherheit auf eine
langere Dauer des 0 in den Verbal- als in den Declinations-
formen zu schliessen ware. Dieses hauptsachlich darum,
weil die so umfangreiche Plautinische Ueberlieferung so gar
keine Spur des gleichen Archaismus aufzeigt: dieselbe Ueber-
lieferung, die doch in Stamm- udcr Ableitungssylben das
altere 0, wie nicht minder das altere E, in bemerkens-
werthen Beispielen bewahrt hat, jenes z. B. in colina Most.
1, in exolatum (iibereinstimmend mit dem lange ausschliess-
lich herrschenden consot**)) Trin. 535, Pseud. 1035, Merc. IIl,
warteier Archatsmus ist als etwa fiir den Anfang dee acbtcn Jahr-
baoderta, dem Osann Sjll. p. 450 nicht unpaMHend die Inschrift zuweiflt:
wie aoB den a. a. O. p. 7 [oben p. 121 f.] susamroengestellten BeiHpielen
emchtlicb. AF • LYCO wird ricb eben als traditionelle Formel zur offi-
ciellen Bexeicbnnng der Laodiceischen Communc erhalten babcn.
*) Von dem damit gleichstebendcn ftratdotiont (= praedvpiont)
des FestoB p. 205 H. wlsBen wir die Qnelle nicht.
**) Die Scbreibung consol bewabrt noch dio lex agraria yon 643,
cotuo2t6ti« neben consuiUms stebt nocb in der lux Antonia de Terme-
234 DIE ALTESTEN SCIPIONENINSCHRIFTEN.
4, 6, dieses in dem so haufigeu semnl, in scnapis Pseud. 817
nnd ahnlichem, das einer zusammenhangenden Besprechang
vorzubehalten. — Und so bleiben wir denn inmitten dieser
Schwankungen im wesentlichen auf den Anhaltpunkt be-
schrankt, den uns das gleichzeitige Erscheinen von SAMMO,
von sonstigem VS, und von G auf einem Monument ge-
wahrt, um dasselbe der Uebergangsperiode zuzuweisen. llo-
gen wir immerhin zugeben, dass im Neutrum der o-laut ein
wenig zaher sein konnte als im Masculinum*), gleichwie
anderseits der n-laut etwas friiher im Dativ bus eintret^n
raochte als im Nominativ tis: diese Feinheiten entziehen
11) sich, bei so luckenhaftem Material, wo nicht unserer Be-
obachtung, so doch der forderlichen Anwendung. Tn d^r
Hauptsache, wird man gestehen mussen, sind wohl die Ver-
fertiger der erneuerten Duih'schen Inschrift der Columna
rostrata ziemlich rationell verfahren uud der Wahrheit nahe
genug gekommen, wenn sie trotz einiger Thorheiten, die sie
sicb eingebiklct, uiid einiger Inconsequcnzen, die ihnen ent-
schliipft sind , auf einem das Jahr 494 reprasentirendeu
Denkraal 0 fiir V (auch in NAVEBOS), E fflr I, C fur G,
desgleichen D fiir den Ablativ**) festhielten. — Berechtigen
eibus von 682, wahrend schon dic Comelia de XX quacBtoribnB consul
hat. Ueber com^Ure con^^^lto habe ich dera anderwarts beigebrachun
0 0 °
nichts hinzuzufiigen.
*) Eine Nachwirkung davon findet sich vielleicht selbst noch in
Uesetzesurkunden dea siebenten Jahrhundcrts in gewissen Spuren, die
ich indess vorziehe nicht eher zu benutzen, als authentiBehe Mitthei-
lungen den wirklichen Bestand der Originale verbiirgt baben werdon
**) Vielleicht ist es nicht reine Willkur, dasB in GNAIVOD ^^-
1) hinzugefiigt, in PATRE we^gelassen ist, sondem eben dieBca m^
bcstimmte Stufe des Uebergangs, dass bei zwei zusammenconatmirttni
Nominibus die Sprache sich begniigte das Ablativzeichen einmalxn
bewahren. Darauf kann die Vergleichung der alten Veroneser Brooif
fuhren, in der eben so AIKE • MOLTATICOD verbunden ist, niurb
Maffei Mus. Ver. p. 469 bei Orelli 3147 [C. I. L. I n. 181]. Son<t
steht diese Bronzc durch ihr DEDERONT und die regelmassigen Nomi-
native TERENTIO TVRPILIO MVNATIO der altesten Scipionengra^-
schrift nilher als der zweiten. [Vgl. was uber diese Bronze, die nich
der Aussage dea Conte Orti di Manara in Verona uoch sra sehen sem
j^ollte, dann aber von Hiibner auf der Pariser Bibliothek aufgefunilen
DIB ALTE8TEN SCIPIONENINSCHRIFTEN. 235
U08 aber dies^ ErmitteluDgen^ eiiie erhebliche Anzahl kurzer
Aufschriften mit OS oder OM oder 0 vor die UebergangH-
periode (d. h. also in das fflufte oder den Anfang des sechsten
Jahrhunderts) zu stellen, so diirfen wir auch i n sie die [jetzt
C. I. L. I n. 62 edirte] bei Fabretti p. 27 f. facsimilirte
Bronze setzen, die merkwQrdig genug auf der einen Seite
(' . PLACENnOS • HER • F • MARTE • SACROM, auf der
andera C • PLACENTIVS • HER • F • MARTE • DONV • DE-
DET [vielmehr DEDE] in archaischer Schrift zu lesen gibt*)
Nachtrag.**)
Zu p. 17 [oben p. 232] im Text sei noch hinzugefflgt m
die mit DIPHILOS • POETES gleichartige, ebenfalls Tuscu-
lanische Inschritt TELEMACHOS bei Cauina Tusc. p. 122
[P. L M. E. Tafel XCI i/; C. I. L. I p. 281J; zur Note aber
nachgetragen y dass die tessera gladiatoria mit OLYMPVS •
PETILLI bei Gruter.334, 9 und Cardinali Diplom. p. 123
n. 203 [C. I. L. I n. 759] eben des Y wegen nicht durfte
von Marini Atti p. 823 mittels einer Textesanderung auf
da8 Jahr 676 bezogen werden, sondem dem Jahr 764 wird
verbleiben miissen. Dagegen muss ich das ebenda an Osann
gemachte Zugestandniss, dass die Dankadresse dcs POPV-
LV8 . LAODICENSIS • AF • LYCO aus dem Anfange des
achten Jahrhunderts herrQhren konne^ wieder zurUcknehmeny
und zwar aaf Grund desjenigen Entscheidungsmittels, wel-
ches eine nur allzasehr yemachlassigte Instanz in epigra-
phiachen Fragen bildet: Autopsie der Schriftziige. Der erst
seitdem in meine Hande gekommene Papierabdruck des Ori- i&9<
^rde, in P. L. M. E. Enarr. p. 30 und S9 von Ritschl erz&hlt iHt; sie
iBt jeta* P. L. M. E. Tafel XCVIl A fecsimilirt. C. W.| - UebriKens iHt
aach fur Plantas mit dem flbcr dieses d bisher £r5rterten das letxtc
Wort noch nicht gesprochen, wie ich glanbe. [Vgl. 'Nene plautinische
ExcnrBe'; emtes Heft: 'antlaQtendes D im alten Latein' (1869) nnd
speciell S. 19. C. W.]
*) [Nach Fabretti'8 Facsimile wurde dicKe Bronze erst wi('derholt
in P. L. M. E. Tafel H ii^; dann cbd. Tafel XCVIIf nach dem auf der
Parieer Bibliothek anfgefnndenen Original in bedeutender Abweichung.
C. W.]
**) [Rhein. Mi». a. a. 0. p. 160—160*.]
236 DIE ALTESTEN SCIPIONENINSCHRIFTEN.
ginals lasst es nicht zweifelkaft; dass die Insohrift aas dem
7ten Jahrhundert, und zwar nicht aus den allerletzten Zeiteii
desselben sein miisse: so dass es also wohl bei der SuUa-
nischen Periode, als der historisch passendsten, sein Bewen-
den haben wird. Es wird jetzt ganz einfach zu sagen sein,
dass der Steinmetz, der den griechischen Text 0 AHMOZ • 0
AAOAIKEQN TQN nPOI TQI AYKQI einzuhauen hatte, hierau<
eben den griechischen Buchstaben geradezu in den ihm fremd-
artigen Namen LYCO aufhahm: da wir doch einmal so gar
keine Spur haben, dass um jene Zeit schon irgendwer das
Y in das eigentlich lateinische Alphabet einzufiihren yersuchi
hatte. — Uebrigens hat die gleichartige Adresse des POPV-
LVS . EPHESTVS (Marini Atti p. 768; C. L G. 5881 [C 1.
L. I n. 588; P. L. M. E. Tafel LXXII A]) zwar einen et-
was verschiedenen, aber nicht minder alten Schriftcharakter:
in dem dritten verwandten Sttick, der aus Boissard von
Gruter 1000, 5 und im C. I. G. 5880 [C. L L. I n. bSl^\
wiederholtcn fragmentirten Danksagung BENEVOLENTIAE-
BENEFICIQ . CAVSSA • ERGA • LVCIOS weiset ohDehiu
alles auf beste republicanische Zeit hin: und so werden wir
schwerlicli fehlgehen, wenn wir den gemeinsamen Anlass zu
allen dreien in den durch don Mithridatischen Krieg herbei-
gefiihrten Verhaltnissen kleinasiatischer Stadte suchen. —
Hingegen sehe ich keinen Grund, die nur oberfljichlich ahii-
lichen , nicht an den populus Romanus, sondern an einpn
romischen Grossen Rufus gerichteten Widmungen mehrerer
bithynischen Stiidte — die Franz im C. I. G. 5894 zu-
sammengestellt, Th. Mommsen aber kiirzlich in den B»*-
richten der Sachs. Ges. d. Wiss. LS52 p. 260 fl'. mit der
Wohlthat seiner schneidenden Quellenkritik bedacht hat —
der republicanischen Epoche zuzuschreiben: wonaeh uns (lonii
das in ihnen erscheinende Y (PRVS1EN8ES • AB • HYPIO.
PRVSAIS . AB . OLYMpo) nicht weiter zu storen bramht.
Zu der Anuierkung p. 2 [oben p. 214J liess sich hinzu-
fiigen, dass die beiden alten Venusiner Stiicke bei Orelli 32.^^.
3258, Mommsen Inscr. Noap. 715. 716 [C. I. L. I n. 185. 1^<M
DIE ALTESTEN SCIPIONENINSCHRIFTEN. 237
mit ihren der Vorperiode augehorenden Nominatiyen RAVELIO
COMINIO MALIO und Accusativen SACROM POVBLICOM
LOCOM nothwendig milssen spitzwinkliges L gehabt haben,
obwohl auch Fabretti, der dieses sonst im Dmck nachzu-
bilden pflegt^ in dem ersten (das er alleih hat) gewohnliches
L gibt. Deim dass er diese Nachbildung z. B. in der Vero-
neser Bronze, ftr welche die alte Form des Buchstaben
durch Maffei bezeugt ist, p. 241, 652 unterlassen hat, beruht
ja darauf^ dass er sie nur aus Scheden kannte. — Zu den
Ursachen Qbrigens, welche in Wand- und Ge^sskritzeleien,
wie andere archaische Buchstabenformen, so aueh ein spitzes ico<
L selbst noch in den Kaiserzeiten yeranlassten, gehort oben-
an die allgemeinstC; dass sich im Vulgaren und Plebejeu
uberhaupt das Alte und Aelteste jung erhalten hat, in Schrift
nicht minder wie in Sprache und Sprachformen, fQr die ja
dieser GeHichtspunkt so unentbehrlich wie fruchtbar ist;
merkwflrdige Proben solcher Palaographie aus Graffiten von
Pompeji theilt mir Mommsen mit
VIII.
Antliologiae latinae coroliarium epigrapMcum.
III In scriptorum libris delitescentes versiculos aucupando
constat curiosiorem quam fructuosiorem operam a multiscon-
sumptam essc. Qui si non versuum simulacra potius ista
quam solida corpora sectati essent, nescio an aliquanto plu>
laudis meruissent. Qualium cum alibi messis maxima est
tum non speniendum apud ipsos scriptores spicilegium. Velui
apud Ciceronem cum numerorum vestigia Bemaysium nuper
advertissent in facete dictis illis quae habes de oratoR
libro II cap. 59 et 69, non dubitavimus integerriinos senarias
hos agnosce^e:
Lacerat lacertum Largi mordax Memmius.
Aemilius fecit, plectitur Rutilius.
In alio genere ferax numerorum quantumvis rudium h. e. Ss-
turniorum T. Livius exstat: unde tamen uunc abstinere ma-
uum praestat.**) Verum multo largiorem similium copiaui
attentius rimantibus monumenta epigraphica suppeditabunt:
unde noii pauUum incrementi accedere Anthologiae latina^
poterit. Non est animus latius patentem materiam hoc loa'
cum pulvisculo exhaurire, sed tantum quaedam exempla tani
quam per saturam sparsa illis addere, quae ad titulum Mum
mianum nuper designavimus p. III [supra p. 85 sq.J: quo Um
*) [Prooemiura Tndicis Bcholaruiii aeslivarum Bonneusiiini aij''
CIOIO('CCLIII. Bibliopolae traditum paucis mensibus post eodem aiifi'
prodiit praemiBsa liac inscriptioue : 'Anthologiae Latinae corollani*L-
epigraphicum. scripsit F. K.' et in fine (p. XIII sq.) adiectia 'curi» «^
cundis'. C. W.]
**) [Cf. pocs. Satuin. spicil. (infra n. XI) p. 4. C. W.)
ANTHOLOOIAE LATINAE COROLLABIVM. 239
muniatur ad exquisitius monumentum ceterisque aliquanto
memorabilius inlustrandum. Non raro autem titulis nomina
consuetasque formulas exhibentibus metro conclusa sententia
singalaris vel bicTixoc sive subicitur sive adeo interponitur.
Velut neminem fugisse versum hexametrum putamus in Su-
trino illo (Or. 4804), quem e Piccarto Reinesius p. 675, 77,
ex schedis Peniae Fabrettius p. 699, 208 sic ediderunt:
Reinesius:
DM.
SALASIAE . L . F . MERVLAE
AN . XIII . D . V
PROH DOU)R . ET LACHRYMAE •
MERVLA . MATER . INFELICISS •
SIBI . IPS A . ET . SVIS . 0 . V . F .
NASC^ENTESMORIMVR.FINISQ . ABORIGINE PENDET
Fabrettius:
SALASTAE • L • F • MERVLAE
ANN . XIII • D . V • PROH • DOLOR
ET • LACHRYMAE • MERVLA
MATER • INFELICISSIMA
SIBI • IPSA • ET • SVIS . 0 • V • F
NASCENTES MORIMVR FINISQVE AB ORIGINE PENDET
Vbi tamen non immerito dubitari videtur, num ille ipse ver- iv
SU8 sit ficticius*), quippe sine quo eundem titulum px Vati-
cauis schedis Donius p. 357, 18 talem prodiderit:
D M
SALVSIAE • L • F . MERVLAE ANN • XIV • D • V
PROH . DOLOR ET • LACRYMAE MERVLA
MATER • INFELICISSIMA • SIBI • IPSA ET • SVIS
V F
Itaqne hanc iacturam alio hexametro compensabimuH, quem
nemo non agnoscat in inscriptionc pavimenti tesaellati quod
Pisauri est, Tulgata a Servantio CoUio iu Diariis Inxtit.
archaeol. a. 1851 p. 203:
*) [Vide infra 'cons gecnndas' p. Xltt (261). C. W.]
240 AXTHOLOGIAE LATINAE COKOLLARIVM.
E HO N TO
TVSMEDI
VSSEDPIS
CISABIMO
li. e. Ecce honio*) nou totus medius sed piscis ab imo
Ad antiquius autera aevum ut redeamus, mediae orationi miie
interpositum hexametruui Balnea, uina, Venus corrum-
punt corpora nostra habes in Gruteriaua p. G15, U, qDam
vidit et examinavit Gudius (Or. 4816):
D M
TICLAVDTSECVNDI
inC • SECVM • HABET • OMNIA
BALNEA • VINA VENVS
CORRVMPVNT • CORPORA
NOSTRA • SET VITAM FACIVNT
B • V • V
K A K 0 • C 0 N T V B E R N A L
F E C • M E R 0 P E • C A E S
ET • SIBI • ET • SVIS • P
ubi tamquam praecisi hexamctri principium sequitur Sd
uitam faciuut.**) Saepius tamen quam dactylici numfri
editores fugerunt trochaici iambicive. Quamquam quaedam
metri speciem aliquam mentiri potius quam tueri recte cre
dentur. Velut quis non casui tribuat quod senarium quartu-
versus aequat***) in Fabrettiana p. 123, 26 e sehedis Bar-
• berinis eruta (Or. 4741):
PROSDOCIONIS • OSSA
IIIC • SITA • SVNT • VIXIT ■ ANN • XXV
SINE • CONTVMELIA • DAT • DONVM
HORESTES • BENEMERENTI • CONIVGI - SVAE
HAVE • NVMQVID • VIS • VALE
v vel extremi duo in Gruteriana )). 611, 7 (Or. 4769 fC. I. L.
V, 1 n. ir)7|):
*) [ViJe infra aiictarium p. XII (•2.')1). C. W.]
**) |Vidc infra 'cnras aeounda«' p. XIFI (252). C. W.J
***) [Viile infra 'vnras Beeundas' I. 1. (p. 252). C. W.)
ANTHOLOOIAE LATINAE COBOLLARIVM. 241
DONATVS
AVG • LIB . ET
ANNIA • PRIMITIVA
HANC • SEDEM
FRVCTVM • L ABORIS^ • SVI
VIVI . SIBI • POSVER
(juac flaltein hoc ordine conlocanda erant: Fructum labu-
ris sui sibi uiui posuerun^. Aperte autem ad metri aimi-
litudinem facta sunt quae apud Marinium exstant Inscr. Alb.
p. 116 (Or. 4806 [C. L L. I n. 1010]):
PRIMAE
POMPElAE
OSSVA • HEIC •
FORT^T^A • SPONDET • MVLTA
MVLTIS • PRAESTAT • NEMINI • VlVE • INDIES
ET • HORAS • NAM • PROPRIVM • EST • NIHIL
SALVIVS • ET • HEROS • DANT
Vnde, modo unam aliquam syllabam praetermissam credide-
ris, etsi egregius septenarius prodit: Heti, fortuna spdn-
det mnlta miiltis, praestat nemini, tamen quoniam
iambici numeri etiam in proximis apparent, sic potius sta-
tuendum est ut addendo, non omittendo peccans lapidarius hos
non inelegantes senarios obscurasse putetur:
Fortuna spondet mulfa, praestat nemini.
Viue in dies et horas: nam proprium est nihil.
Nec ulla profecto dubitatio est, quin senario conclusa sint
quae Muratorio p. 1772, 2 ex agro Aquileiensi Bertolus cano-
nicus misit (Or. 4751 [C. I. L. V, 1 n. 1490]):
ITA VALEAS SCRIPTORHOC MONIMENTVM PRAETERI
^ui sententiae alias e lapidibus murisve simillimas, partim
lambicis yersibus partim dactylicis scriptas, (iruilelmus Hen-
zenus in Gerhardi Diariis archaeol. IV p. 242 sq. et Theo-
dorus Mommsenus Musei Rhen. novi t. V p. 463 composue-
nint. Non minus certus est in Gruteriana p. 898, 16 [C. L
L. III, 1 n. 58* p. 8*] hic senarius*):
*) IVide infra 'curaa aecundaa' p. XIII (261). C. W.]
Fa. SITBCHXLn OPTSCVLA XV. 16
242 ANTHOLOGIAE LATINAE COROLLARIVM.
NISI • VTILE • EST • QVOD • FACIMVS
STVLTA • EST • GLORIA
vel biui in Mutinensi hac apud Zachariam Instit. antiq. lapiiL
p. 270 ed. Rom. (Or. 4814 [0. 1. L. I n. 1431; V, 1 n. 4111]i:
M • STATIVS
M • L • CHILO
HIC
HEVS . TV • VIATOR • LAS
SE • QVI ■ ME • PRAE
TEREIS
CVM • DIV • AMBVLA'
REIS • TAMEN • HOC • VENIVNDVM
EST • TIBI
IN • FR • P • X
IN • AG • P • X
VI Sat bonos versrculos non dubitabis temporibus liberae rei
publicae tribuere:
Heus tu, uiator lasse, qui me praetereis,
Cum diu ambulareis, tamen hoc ueniundum est tibi.
Vbi dignum notatu hoc pro huc ut illoc istoc; pariter at<juf
in illis ALIVS • HOC ■ INFERETVR ■ NEMO etHOC-MAX-
SVM ■ VENI apud Orellium 4394. 4471. Optimi senarii !»■
* tuerimt etiam in Narboneusi illa a Scaligero commuuicau
cum Grutero p. 1)22, 2 (Or. 4808):
L • RVNNIVS • PA
C • F • POLLIO
CVPIDIVS ■ PERPOTO ■ IN MONVMENTO ■ MEO
QVOD DORMIENDVM • ET • PERMANENDVM
HIC • EST . MIHI
Ibi enim quo in locu aliquid deest ad explendos uuiner()\
i>() ipso in loco attritum lapidem sic significavit Muratoriu»
p. 1738, 12, c«i oum titulum miserat losephus Bimariiii>:
/"// ////'C"\'PIDIVS. Non dubitabis igitur sic nobiscum redintt^
grare:
ANTHOLOOIAE LATINAE rOROLLARIVM. 243
Eo cupiditts perpoto in monumento meo,
Qaod dormiendum et permanendum hic est mihi.
Vel Uoc cupidiua. Nec erat cur de impostoris fraude
Epicureorum scholam simulantis cogitaret Muratorius: quando
sat exemplorum non disparis generis habes a Marinio con-
gestum Inscr. Alb. p. 117, in eisque quaedam item metro
adstricta vel iambico vel dactylico. Difficilius expeditu epi-
gramma est e Cardinalis Inscriptionibus Yelitemis petitum
ab Orellio 4735 [L N. n. 7050]: HAVE • MANLIA | AN-
THVSA B BENE - SIT • TIBI • QVI • LEGIS || ET • TIBI • QVI •
PR AETERIS 1 MIHI .. QVI • HOC • LOCO • MONVMENT ||
FECI • ET • MEIS. Vbi post integerrimum senarium priorem
in altero QVI pronomen prorsus non habet quo referatur,
nisi MIHI dativum soloeca constructione (qualibus sane so-
loecismis minime vacant lapidum tituli) cum PRAETEKIS
verbo sic iungas:
Bene sit tibi qiii legis, et tibi qui praeteris
Mihi; qui hoc loco monumentum mihi feci et meis:
nam paenultimus tituli versus quin integer non sit in fine^
dubitari nequit. Quod facile exspectes ad sententiam, Mihi-
que; qui hoc loco e. q. s.^ non intrat in versum; versui
autem quod non repugnat^ Mihique. hoc loco e. q. s., hiat
a constructione: quamquam fieri potest ut hoC; ut in eo ge-
nere alia similia, tolerandum sit.*) Etiam plus difficultatis
alius titulas creat imperante Diocletiano factus, quem a Fea
primum publicatum Guilelmus Henzenus iteravit in commen-
tatione de tabula alimentaria Baebianorum scripta p. 54 |et
Orell. 6017]:
D xM vu
T . FLA . POSTVMIVS • VARVS • V • C • COS • ORATOR
AVG . XV VIR . PRAEF . VRB . VIXI BEATVS DIIS
AMICIS . LITERLS
MANES COLAMVS . NAMQVE OPERTIS MANIB • DIVINI
VISEST AETERNI TEMPORIS
Integri snnt a VIXI senarii duo, eique non scaenica libertate
•j [Vide infra 'curas aecondaB' p, XIII (262). C. W.]
16 ♦
244 ANTHOLOOIAE LATINAE COROLLARIVM.
facti, sed puri: quod reliquum est, nec intellegitur nec men-
suram explet. Atque in paenultima voce vix dubitamus quin
reconditior forma AEVITERNI lateat: DIVLXIVISEST lit-
teras aut fallimur aut interpretari posse DIVI INVIDENT
videmur, satis ad sententiam accommodate. Sed minuit emen-
dandi confidentiam, quod ita sane accusativo opus est, ut
tmini vel uitam vel himn vel aliquo simili. Qualis si inter-
cidisse credi sine nimia audacia potest, nihil profecto ad con-
cinnitatem talibus in versiculis desiderabis*):
Vixi beatus dis, amicis, literis.
Manes colamus: namque opertis manibus
Diui inuident usum aeuiterni temporis.
Verum cum haec quae perstrinximus in Anthologiam
nondum recepta (nam huc recepta consulto ne attigimus qui
dem), tum alia similia quae niyic missa facimus, satis leri-
densia sunt prae aliis paullo ampliore ambitu notabilibiis.
Quo in genere non pauca nunc aut innotuerunt aut percre-
bruerunt praeclara Mommseni opera in titulis Neapolitani.^
posita: inter quos antiquitate sua Venusinus ille 733 [C. I. L
I n. 1267] emiuet, quem et suis numeris restituisse et cuni
aliqua probabilitate supplevisse videmur p. XXXIII, profecti
ab eis quae de illo dicta erant in Gerhardi Diar. archaeoL
IV p. 333:
Quae sa'ii)ta suni h]eic, sei legis, ne uituperes.
i]us L. f. Praeco
Monumeutum fecit /jkm^s aeternum hoc sibe/.
Sciens aetrrnum haud] esse, quod natura CTipitf
Leinde sueis usust] rebus cu ameiceis sueis.
Sic tu tueis mult]os aimos utarus. uale.
Quod quidem poematium eo consilio denuo perscripsimns h^
loco, ut alios ad felicius emendandum versum quartum uivi-
taremus, in cuius fine post NATVKA vocem TRA lectnm
est a Corsiniano et Cimalia, TK ab Aegyptio Mommsenoque
•
ipso.**) Sed etiam in superiorum saeculorum thesauris ep-
*) [Vide infra p. XII (250 sci.) ot p. XIV (262 sq.) 'curas secDH-
daa'. C. W.]
**) [Vide nunc P. L. M. E. tab. LXXX A, ubi in unioa ectypi
ANTHOLOGIAE LATINAE COROLLAKIVM. 245
graphids non desunt, quae prosae orationis falsa specie de-
cepisse epigrammatum conquisitores mirere. Eius rei lucu*
lento documento Fabrettianus titulus 111, 28 p. 123 esto,
ductus ^ex schedis Yaticanis apud P. Ciaconem sub Pincio':
sic enim subscripsit Fabrettius. Ecce lapidis scripturam
(libidia sui parte mutili:
Q-MARC- viu
HAVE DVLCE NOBEIS NOME
STEPHANE VITAE NOSTRAE ....
VERE CHORONAM TE ACEPI ....
MOSCHIS TVA TE SALVTAT ET D . . .
ET BLANDA DVLCIS PVPA DELIC . . .
ET QVEM TV TVIS MANIBVS NV . . .
0 FATVM INFELICEM QVI TE N . . .
HAVE CASTA COMVNX ET M . . . .
HAVE MI DIODORE AMICIi FRA . . .
NAM ET AMICI OFnCLAL ET PLBTAT . . .
HAVE PVPA BLANDA ANIMA M . . .
QVEM NVPER PARARAM VT HAB . . .
Huius tituli quot yersus^ tot fere esse senariorum principia,
qui aliquem artis usum habeat, persentiscat oportet simul
atque oculis percurrerit. Ad sententiarum^ autem rationem
quod attinet; ab initio apparet Q. Marcii adlocutionem esse
ad mortuam uxorem Stephanen pertinentem, in eaque adlo-
cutione mentionem fieri communium liberorum quattuor: Mo-
schidis, alterius cuiusdam filiae cuius nomen a D littera in-
cipit, tertiae puellae cui Pupae nomen, postremo pueruli uatu
minimi. Sed quid esse illud dicamuS; quod paenultimo versu
eadem Uanda Pupa illa (quam cave pro blanda pupa vel
Blanda pupa accipias) appellatur vocativo casu, quarto autem
a fine adlocutio fit non ad Stephanen uxorem spectans, sed
ad aliquem Diodorum amicum? Quae cum parum inter se
coDgruere primo aspectu videantur, una sola via explicatum
et certissimum et commodissimum nanciscuntur. Enimvero
e recte suppleto eo versU, qui quintus a fine est, totius epi-
Branniaiu fide subBtitit RitscheliiiB, CorBinianuniy Aegyptium, Cimalinm,
LQpoliumrftua coniectura nsos omnes snflpicatu»; cf. Enarr. p. 71. C.W.j
246 ANTHOLOGIAE LATINAE COROLLARIVM.
graramatis intellectus omnis pendet: qiiem ubi iu hanc spe-
cieni reconcinnaris: Haue casta coniunx et m[ihi rt-
sponde prccor (vel rogo), insequentes versiculos perspexeris
responsum esse ipsius uxoris, marito autem nomen Diodoro.
Vnd^ talis fere redintegratio deperditarum partium consecta-
ria est, qualem infra posuimus.
Q • MARC[IVS . Q • L • DIODORVS • CONIVGI • B • M
HA VE . DVLCE • NOBEIS • NOME[N • ATQVE • OMEN • GERENS
STEPHANE . VITAE • NOSTRAE • [DVM • VIVIS • DECVS
VERE . CHORONAM • TE • ACEPI • [AETATIS • MEAE
MOSCHIS • TVA • TE • SALVTAT • ET • D[IONYSIA 5
ET . BLANDA • DVLCIS • PVPA • DELIC[IAE • TVAE
ET . QVEM . T V.T VIS • MANIB VS • NV[PER • GESTABAS • PARIS
0 • FATVM . INFELICEM . QVI . TE • N[OBEIS • ABSTVLIT
HAVE . CASTA • CONIVNX • ET • M[IHI.RESPONDE.PRECOR
IX Jtesponsum :
H AVE . MI . DIODORE • AMICE - FRA[TERQVE - ET • PARENS H>
N A M . ET- AMICI • OFFICI A . ET • PIETAT[EM . H AB VISTI • PATBJS
HAVE.PVPABLANDAANIMAM[EA.TVQVEHAVE.PARl^
QVEMNVPER.PARARAM.VTHAB[II.AD.STYGIAS.DOMOS
Vel quaeeumque nomina in Dionysiae atque Paridis locum
substitues: modo certa nomina ponas, ueve piicr potuu^je
scriptum esse pro Faris opinere. Verum qui versus lioc pacto
non incommode suppleti videl)untur, tantum abest profecto
ut emendati lial)eantur, ut prope scateant naevis. Velut tertia
versu aut uitai voluisse poeta credeudus est, aut, hanc d^
clinandi antiquitatem si ab ista aetate abiudices pertinaciuN
Stepliane tu uitae. Quarto vix dignum memoratu ACEPl
pro ACCEPI positum. Septimo necessario delendum TV|>ro-
nomen. Item octavo, nisi qui ab ipso poeta profectum 0
FATVM . INFELIX . QVOD • TE credat, INFELICEM . gVl
autem soli quadratario temere subrepsisse suspicetur parum
adposite ad persuasionem, non potcrit non inducere ipsamO
interiectionem. Nam masculino genere fatus dictum es>e
posteriore aetate vulgarive consuetudine, cum lapides testt^»
habemus tum scriptores: quando FAT VS • MALVS . NEGAVIT
et VIRGINEM . ERIPVIT . FATVS . MALVS est in Romanis
ANTHOLO(5IAE LATINAE COROLLARIVM. 247
Grut^ri p. 661, 6 (Or. 4748) et 663, 5, HVNC • FAT VS . SV VS •
PRES8IT in Muratorii p. 660, 4 item Romana (Or, 2613):
apud Petronium autem c. 42 cU plures medici illum perdiderunt,
imm magis malus faiuSy e. 7 1 etiam si iUos malu^ fatus appres-
serit, c. 77 hoc milU dicit fattis meus: quod genus cottidiani ser-
monis 6. Studerus tractavit Musei Rhen. nov. II p. 77 sq.*)
Porro claudos numeros versus duodecimi sanabis ANIMVLA
forma reposita pro ANDiA, turbatos autem extremi ex ipHius
sententiae necessitate sic haud haesitanter reconcinnabis
y VEM . N"VPER • PEPERER AM, Leve est aspiratum ibidem
saeculi vitio HABII: ut CHORONAM versu quarto. Praeterea
aiitem aliud est quiddam, quod non possit non graviter offen-
(lere. Quippe prorsus praeter exspectationem Ht ut, postquam
praeter semet ipsum Diodorus et Moschidem et Dionysiam et
Pupam et filiolum commemoravit matrem salutantes, haec
resalutans maritum; Pupam, filiohim mirabiliter praetermittit
Moschidem et Dionjsiam. Quod cum nuUo modo committi
potuisse in tam concinna ceteroqui nenia videatur, vix esse
dubium putamus quin unus aliquis versiculus interciderit.
Accipite igitur, perpolitum pro virili parte, carmen tenerri-
morum affectuum sat eleganti significatione suavissimum.
Haue, dulce nobis ndmen atquc omen gerens
Stephane, uitai n6strae, dum uiuis, decus.
Vere coronam te accepi aetatis meae.
Moschis tua te saliitat et Dion^sia,
Et blanda dulcis Ptfpa deUciaa' tuae,
Et quem tuis manibus nvxper ycstahdsj Paris.
Fatum infelicem, qui te nobis dhstulit!
Haue, casta coniunx, et mihi respondc, prvcor.
Haue, mi Diodore, amice ir^terque ct parcns:
Nam et amici officia et pietatcm habuisti patris.
Te mea saluto Moschisj te Dionysia.
Haue, Pilpa blanda, animula mea, tuque hdue, Paris,
Quem niSper pepereram, tft abei ad Stygias domos.**)
*) [Vide infra 'curas secundaa' p. XIV (253 sq.). C. W.]
**) [Vide infra 'curas secundas' p. XIV (253) et flapplementuni vx
Mageo Bhen. XVI p. 297 infra p. 254 iq. adBcriptum. C. W.]
248 ANTIIOLOGIAE LATINAE COROLLARIV^L
Ne autem tantam seilieet licentiam mutandi deiniremiiii.
commilitones, primum reputate, e schedis mss. hausto epi-
grammati testem oculatum praesto non esse, qui fidem faciat
Fabrettiano exemplo. Sed ne oculatorum testium quidem eo-
rumque fide prorsus dignorum auctoritatem, si sapitis, nimi^
extimescetis, ubi, quam longe neglegentia ipsorum lapicida-
rum patuerit, recte et cum ratione perspexeritis. Cuius neg-
legentiae in privatis potissimum monumentis (nam public«v
rum haud paullo dispar ratio) cum alia sat certa documenta
iii promptu sunt, tum non certiora illis quibus persuadeuJi
vim metricae legis necessitas addat. Velut in pervulgato
illo apud Gruterum p. 792, 1 (Or. 4781), quod locuples spou-
sor veritatis Smetius vidit:
HOSPES • AD . HVNC • TVMVLVM
NE . MEIAS . OSSA • PRECANTVR
TECTA. HOMINIS • SET • SI • GRATVS
HOMO . ES . MISCE • BIBE • DA • MI
quis tandem sibi persuadeat perperam adsutum in altero hexa-
metro SET*) non lapidario, sed poetae deberi? Vel ipsuiu
voluisse poetam, quod incisum est vitiosissime in Tarraeo-
nensi titulo ab losepho Finestrio diligenter ut apparet tran-
scripto, publicato autem a Maiansio in Petri Burmanni pra»^-
fatione Anthologiae latinae t. II p. XLV (Or. 4815 [G. I. L
II n. 4137]):
VIVE . LAETV8
QVIQVE . VIVIS . VITA • PARVO • MV
NVS . EST . MOX . EXORTA • EST • SEN
8IM . VIGESCIT . DEINDE . SEN
SIM . DEFICIT
Nimirum qui perfectum septenariuni (nam imperite dimetri
describuutur vulgo) condere illum potuit Viue laetus qui"*
que uiuis: uita paruo(m) munus est, non j^otuit ?ii)<?
pudenda inscitia procudere alterum: non potuit ad nuniero-
rum concinnitatem sat simplicem sententiam eodem artititi"
revocare, quo ex oscitautis lapidarii (nolite dubitare) pm*i-
*) [SIT est iu lapide teete Kellermanno, cf. 0. lahn in ann.»'
antiqu. Rhen. XIII (1848) p. 108. C. W.J
ANTHOLOGIAE LATINAE COROLLARIVM. 249
tis effectmn est a Finestrio Orta mox sensim uigescit,
deinde sensim deficit. Aceedat his exemplis aliud e
thesauro Mommseniano petitum. Vbi n. 423 Potentinus titu- xi
lus e coniuncta Gonstantini Gattae et Emanuelis Viggiani
memoria in hanc speciem concinnatus est:
. . lATA . ANX XX • MEN
VIII . DIES . VIIII
ABSTVLIT . VNA - DIES
ANIMACORPVS Q
SIMVL . ARSIT . ET . IN
CINERES . lACET • HIC
ADQVE . FAVILLA • SV
PREMVM . xMVNVS • MI
SERO . POSVERE
SODALES . FORTVNESeS
Non fugisse se aperta numerorum vestigia satis ipse Momm-
senus significavit Indicum p. 485: ipsos versus yix expediaHy
nisi uno in loco dormitasse lapidarium concesseris. Nam in
priiui quidem hexametri exitu nou lapidarium potius quam
Gattam culpamus, qui SIMVL dederit pro eo quod Viggia-
nus testatur SIM . . . R. Satis hodie constat de Plautina
simitu forma deque bacchiaca mensura eius particulae. Sed
antiquissimam formam ue hauc quidem fiiisse, diu est cum
perspicere nobis visi sumus e valde notabili memoria tituli
Florentiui, quem a Spouio primum vulgatum recognovisse se
in ipso lapide Raphael Fabrettius testatus est p. 201, 402,
repetierunt etiam Gorius Inscr. Etr. I p. 420 et Orellius
n. 2863. Qui hoc initio est :
HILARA . MINOR . MIDAES • MIN
ISTRA . SIMITVR • CVM • MIDA
SITA . EST . IN . EADEM • OLLA
Eamque ipsam simitur formam, qua docurtata evasit demum
simitu, agnoscimus in Viggiani testimonio illo. Sed in
altero versu, cui ima syllaba deest ad metri legem, non po-
test non ab ipso' quadratario praetermissum esse aliquod
250 ANTHOLOGIAE LATINAE COROLLARIVM.
participiuni, quo prorsus opus est ad construendi rationem.
Vide igitur num probabiles versiculi sic prodeant:
Abstulit una dies aninia(m), corpusque simitur
Arsit et in cineres iacet hic uersum adque fauilla(>Al
Supremum munus misero posuere sodales:
quibus verbis quod extra versum FORTVNESES subicitur
una structura grammatica continuatum superioribus, pertinet
id ad illud genus quod tetigimus comm. de tit.' Mumm. p. III
[supra p. 85 sq.]. Ceterum simitur forma illa non immerito
quaeretur num forte ne a Plauto quidem aliena sit. Cuius
poetae unus potissimum versus est, qui illa recepta liaud
mediocri oflFensione liberetur. Etenim Mostellariae v. 792 cum
XII pro eo quod e Vetere editum est labante metro simtd haml
potiUy Ambrosiauum servasse simitu hau potui vix dubii>
vestigiis intellegatur, tamen sani hinc bacchiaci effici iion
potuerunt nisi forma invecta dubitationis plenissima potm,
Qua facile nuiic sic carebimus:
Ego hic esse et illic simitur hau potui,
quando nihil caussae est cur pro brevi habeatur ultima.
Itaque etiam Anii^hitruonis II, 1 v. 84 in promptu est sic
consulere elegantiae :
Non ego cuni uino simitur ebibi imperiiim tuum,
necessitate quidem nulla, veruni per tamen commode.
P. VII Isupra p. 244j in titulo T. rostumii opertos manes n»?-
minem fugict nos cos intcrprctatos cssc, qui ueglecti ct hononiin ex-
pcrtc8 non csscnt iiimquam apcrta in lucc positi, sed oblivionis tcDt-
bris obruti. Vcrum cuni apud Livium XXXI, 30 in orationc Athcnien-
Bium illa plcna affcctus hacc legantur: omnia scpulcra monumeniaqt*(
diruta csse in flmhus suis, omnium nudatos mancs, nullius ossa icrra
tc(ji, ubi nudatos inancs apparet ita dici ut de manibus nndatonim
h. c. inhumatorum cogitctur,* nihil impedire videtm: quominos OjXfi^
mancs in hanc partem accipiantur, ut siut opertorum h. c. terra tecto-
ruin Bcpulturacque iura nactorum niancs. Quam notionem ubi taenmr.
graviorc quidcm mutatione omni abstinere licebit, haec ut sentAjntia
poctae fucrit: rite Bcpultorum manes vi et potestate divina frui \^^
omne aevum duratura:
namque opertis manibns
Diuina uis cst acuiterni temporis:
ANTHOLOCflAE LATINAE COROLLARIVM. 251
duriuscolo id qoidem usu genetivi, nec tamen, si quid Bapimus, reiecta-
Deo. — Praeterea nescio qua incogitantia p. IV (supra p. 240) E H(j
litteraa interpretatus sum cum Serrantio Collio Ecce HOmo, pro quo
aut En HOmo debebam aut fortasse etiam rectius Est UOmo. Atque
pridem et hoc viderat et metricam indolem verborum perspexerat vir
lioctrinae praestantiam humanitatiH laude aequans liev. Patcr MarcuH,
Collegii Romani decus atque ornarocntum.
CVRAE SECVNDAE.
Pag. III [supra p. 238J addi poterant facete dictis illis, quae xiii
apad Ciceronem «unt, ipeius Ciceronis de Caninio consule senarii:
Vigilantem habemus cdnsulem Caninium,
Qui in c6naulatu sdmnum non uidft buo.
Nam Benarioe esse iam Scaliger vidit, qui in Catalecta recepit p. 218
ed. Lugd. Bat. a. 1617: tametsi et ordo verborum talis cst apud Ma-
crobium Sat. II, 3, 6 consulatu suo somnum natt uidity et metro non
asirictmn acui^^a cum idem Macrobius VII, 3, 10 profert tum ipse
prodidit Cicero epist. ad fam. VII, 30, 1 : a quibus aliquantnm diflfert
Trebelliua PoUio trig. tyr. 7.
Pag. III sq. et V [Bupra p. 239 ct 241 sq.]. In titulo Salasiao
Menilae cum mibi adiutus in fine hexametrus, Mommseno autem cum
aliis de caussis tum propter incertam fontium fidem ipso titulus ficticiuB
vii*u8 esset, nec fere minus suspectus Gruterianua ille 'ez Zamosio' sum-
ptus p. 898, 16, probi cctcroqui cubtos senarii: utrique iudicio commode
BubTcnit beata memoria Arminii Koechlyi, hczametri parentcm Manilium
IV, 16 BubministranB, senani Phaedrum III, 17, 12, poetam, ut hoc
exemplo apparet, non aatis lectitatum post tirocinium scholae. Nec
incommode idem Koechlyus cum lapidis villao Albanac, qnera p. V
[supra p. 241] tractavi, scutentia Publilii Syri vcrsiculum 238 contulit:
Fortuna dat mnlta lisu, mancipid nihil. Sic cnim transponi,
quae vulgo ordinantur F. usu dat multa, concinnitat) numerorum
inbet praeter controTersiam.
Pag« IV [supra p. 240] quae olim addideram in appendicc^),
u»fra scripsi.
'De Gmtcriano titulo p. 615^ 11 commcntanti fraudi fuit OrclliuM,
B-V-V gigla Bene Vale Vale interpretans n. 4816, practcrmitteuH
autem plane gemellum Apud eundem illum Cirutcrum p. 912, 10 hunc
titulom miris nt apparet turbis mendoeum:
*) [In Bchedula adneza programmatia czemplis hoc irap6pa^a
significaverat Ritecheliiu. C. W.J
252 ANTHOLOGIAE LATINAE COROLLARIVM.
GADIVSMAGVLLA
H.SECVM.NON.HABET
IVNONIS.BALNEA
SED.HABET-OMNIA
BALNEA . VINA • VENVS • CORRVMrVNT
CORPORA.NOSTRA
SEDVITAM.PACIVNT
B . V . V
Vnde diu cst cum in eyllogas epigrammatum hoc distichum elegiacuin
tranaiit (in Burmanni Anth. III, 86):
Balnea, uina, Venus corrumpunt corpora nostra:
Sed uitam faciunt halnea, uina, Venus.
De quo tamen dignissimum est quod expendatur losephi Scaligeri iudi-
cium in Gruteri t. H Corrig. p. CCCXIII: «Est foetus recentioris poetat,
elogaus quidem, sed aifectatae venustatis. Huiusmodi multa ab illie
hominibus nuper conficta: ut Menandri Anechomenos ex Apuleio, Cor-
nelii Galli elegia ineptissima ab Aldo superioribus annis edita, et alid
quorum pigct pudetque.» Et paullo post: «desumptum autem ei
Graeco :
olvoc Ktti TOi Xo€Tpa Kal i] nepl KOirpiv Ipw^
6HuT^pTiv ir^fATrei Tf)v 666v elc *Ai6»iv.»
Quod habes in Anthologia Palatina lib. X, 112.' Panvinianae officinae
confidcntcr tribuit Mommsenus, pro fundamento fraudis ipsum Gnit^-
rianum titulum p. 615, 11 fuisse coniciens. [Vide C. I. L. V, 1 n. 390'.
C. W.]
Pag. VI [supra p. 243]. Orelliani tituli 4735 , qui nunc est in
luscr. R. Neap. 7050, idem suadet ut prior tantum versus pro vero
bonoque senario habeatur, cuius sententiam et per se optimam et tn-
laticiam in sepulcris novo additamento, quisquis fuit, parum scito am-
plificaverit. — E tralaticiae formulae recordatione nescio an etiam
Fabrettiani tituli, quem p. IV iraa [supra p. 240] posui, ultima verbi
repetenda sint hauo: numquid uis? uale: quae iambici exitus spc-
cicm manifestam prae se ferunt. Vt tantum non satis ab arte valuisA'
vcrsificator videatur, qui a sat probabili exordio Dat d6num Horc-
atos b6nc merenti coniugi non potuerit ad commodum finem.per-
venire.
XIV Pag. VII [supra p. 243 sq.] positos T. Fla. Postumii Vari versiculoi
etiaranunc tales tueor quales p. XII [251] constitui lenissima mutationf,
plana et simplici sententia. Fuit eniiu qui diuini genetivum dcfeDderct.
sir interpretatus : ^Verehrt dic Schatten, denn dem stillen Schattenreich
Wohnt Gotteskraft bei, Kraft der hehren Ewigkeit', aimul adiecta bif
commendatione : 'der myBtische Godanke, in diesem Seelencult ^^^
Cult der Ewigkeit, das heisst der Gottlichkeit zn finden, passt nicht
schlecht fiir dieso Zeit.' Quod ut improbem, duplex me caussa movet
Nam ct parum expcdita constructio est, et in qninque reliquis loci^,
ANTHOLOOIAE LATINAE COROLLABIVM. 253
qaibus spondeum libeiias genuB iambicttm concedebat, iamboB servatua
parns: nt non esse hoB yersuB Bcaenica libertate factoa probabile sit.
Vertendnm igitnr sic potiua: 'wohnt g(ittliche Kraft von ewiger
Daaer bei/
* Pag. TIU sqq. [supra p. 245 sqq.] cum aliis diBplicuit insertuB
3 me ante paenultimum venicuIuB, tum MommBeno: neque id iniuria.
IVopoBuitque hic quarti ab initio versns hoc Bupplementum : MoBchfs
tna te saldtat et d[icit uale], ut non quattuor, aed trium tantum
liberorum mentio fieri putaretur. Beatat igitur ut, si modo posBit, Mo-
^chidis nomen intret in versum paenultimum: in quo esse corruptas
ANDiA litteras hoc certiuB tibi peranadeaB, quod eaBdem ne noB qui-
dem potnimuB salvaB aervare. Quodsi haue vocem credibile sit in
qnattnor exemplis Bemel non pro pyrrhichio, Bed pro iambo foiBBe, in
promptu fnerit Bic corrigere: Haue Piipa blanda: hskui metk M[o-
nehis: hdue Paris]. Quod qui probabilitatem habere in elegantiB-
simo carmine neget, pauUo minus leni coniectura hac uti poterit, ut
ANIMA item interpretatuB AVE MEA Bimul de trauBpoBito sive inci-
dentiB sive describentis incuria vocabulo cogitet, hoc modo: Haue
Pupa hJanda: haue Mdsehis mea: tuque hdue Paris. Faten-
dnm est sane ita ordinem inverti nominatorum a marito liberorum:
cetenun concedendum satis concinne in utriusque Bermonibus singulaB
notioneB invicem dbi referri, Moscms tya et mea moschis vel mo.
^His MEA, BLANDA DVLCis PVFA et FVPA BLAXDA, item quae ad pue-
mm rtpectant qvem tvis manibvs nvfer oestabas et qvkm nvpkr
PEPERERAM. CompensatuTque illud, si quod eet, incommodum com-
modo duplici: primnm quod ita offensio remota est nude positi unius
DiONYHiA nominiB BinguliBque in mariti adlocutione versibus singuloruni
mentio liberorum concluditur; deinde quod inBolens in animula (pro
animQla) accentuB evanuit — Haec igitur ai non improbabiliter ra-
tiocinati BumuB, rectiuB duodecim quam tredecim Benariis comprehen-
SQm cpigramma tale prodibit:
Haue, dtilce nobis n6men aique omin gerens
Stephan^, uitai n6Btrae, dum uiuia, decu8.
Ver^ coronam te ^ccepi aetaiis meae.
MoBchfs tua te saHtat et dicit uale,
£t bl&nda duloiB Piipa delicttim iuum, 6
Et qu^m tuia manibus n^per gestabds, Paris.
Fatum infelicem, qui te nobis dbstulit/
Haue, c&Bta coniunx, 6i mihi responde, precor.
*
Haue, mf Diodore, amfce fTtkterque ^t parens:
Kam et amfci officia ct pfetatftn habuisti pairis. 10
Haue Piipa blanda: hau^ mea Vioschisi hdue Paris,
Quem nuper pepereram, lit Skhii fld Stygids domos,
Postremo compositiB p* IX [supra p.246 sq.] masculini generis in fatus
254 ZrR LATEINISCHEN ANTIIOLOGIE.
exemplis ex loaiinid Labi Ant. monumentis Brixianis n. 141 [C. I. L
V, 1 n. 5005|. 142 [ibid. n. 4209J Mommsenus haec adiecit: FATIS
¥ATabus atque etiam FATABm* simpliciter. Vnde intellegitur quam
in parteni alii tituli valeant FATIS dicati vel Fatis fatalilus.
diuinis, uictricibus, quos iam Furlanettue commemoravit in leiuo
Forcellini.
|IIis subicere visura est quae scripsit Kitsclielius in Mu?ei
Rben. t. XVI (18G1) p. 297 sq. C. W.]
Zur lateinischen Anthologie.
297 ^ln der Briisseler Hiindschrift des de Winghe finJe
ich f. 37 eine Abschrift des von Ihnen (Anthologiae lat. co
rollarium epigraphicum, 1853, p. VIII [ohen p. 245] fi*.) frulur
behandelten anmuthigen Epigramms bei Fahretti 123, 2S.
Es ist dieselbe Copie: — davor steht «Pater Ciaccon. tabella
rupta.» Die ersten Zeilen stehen so:
Q • M A K C
HAVE • DVLCE • NOBEIS ■ NOME
Nachher (ausser einer leeren Zeile vor IIAVE- CASTACOX-
IVNX — nieht vor der folgenden — und Z. 10 FRAT statt
FUA) gibt die Absbhrift statt des unertraglichen acepi ACAPI:
das zierliche concetto der corona a cainte abstracta liegt aut
der Hand.'
So schrieb mir kiirzlich Th. Mommsen. Wie gewohD-
lich, sieht man nach der Auffindung des Rechten erst mlit
ein, wie mangelhaft das Ueberlieferte war,. bei dem nian
sich beruhigt hatte. Mindestens musste es doch heissen If»"^
coronam tc acccperam {aetatis mecw) statt accepi^ da es ja
eben die schon todte Gattin ist, der die Verse gelten; a^'^
lateinisch war sicher aucli das Verbum accipcre liberhaupt
nicht, statt eines hier erforderlichen naetus eram oder Jfr*
gleichen. Das oine A fiir E gibt uns nun den zierlichst*'"
Eingang des CJedichts:
ZUB LATEINISCHEN ANTH0L06IE. 255
Haue dtSlce nobeis n6me[n atque omen gerens,]
Stephane, uitai n6strae [dum uiui8 decus.J
Yere coronam te a capi[te auulsam fleo.J
Oder wenn man lieber will, abreptam qnerar, oder alhJatam
genw.
Das ziemlich seltene Compositum aduiuere kennen wir
aus den romischen Rechtsquellen, aus Tertullian^ (schwerlich
Plinias d. a.), und aus ein paar spatem Inschriften^ deren
eine schon Salmasius zu Capitolini vita Antonini Pii c. 5 (wo
er mit gutem Rechte patp^^i cum aduixit einsetzte) beibrachte:
QVI . ADVIVENTE • EO - DONO • DELPfflCAE • AEREAE •
. HONORATI-SVNT Grut. 1115, 8 (Or. 3094): wozu
kam Grut 1145, 8 CONIVGI • DVLCISSIMO • CVM • QVO-
ADVIXIT . SINE . QVERELA • PER • ANN • XX. Fast Bcheint
es aber, dass aduiuerc nicht erst eine spatere, soudern schon
eine recht alte Bildung ist, die uns nur ziifallig in -alten
Bchriftstellem nicht mehr Torliegt. Eine der Scipiouen-
inschriften namlich, bei Piranesi Tafel V // (denn Orelli hat
sie ganz ausgelassen) besteht aus folgendem dreizeiligem
Bruchstiick*):
l S »8
PIONEM
0 . ADVEIXEI
Die letzte Zeile hat man sich gewohnt nach Visconti*s Vor-
gang als (gu)oad ueixei zu fassen: wie denn allerdings quoad
uixit aus Horaz, und ahnliche Verbindungen quoad uiuet u. dgl.
soDst, leicht genug dahin fiihrten. Dass zwischen 0 und AD
ein Punkt steht, entscheidet an sich nichts, da die Inter-
ptmction der alten Inschriften, wie sie einerseits die Prapo-
sition mit ihrem Nomen zu einer Einheit zu verschmelzen
pflegt, 8o umgekehrt nicht selten auch die etymologischen
Klemente einer usuellen Einheit wieder gesondert erscheineu
lasst, z. B. bei QVE. Aber dass zu gleicher Zeit der hier
♦) [S. jetit C. I. L. l n. 37; VI, 1 n. 1292; P. L. M. E. Tafel XL-H.
C. W.] #
250 ZUR LATEINISCHEN ANTHOLOGIE.
doch niclit eben ubliche Punkt gesetzt, und der zwisclien
AD und dem folgenden VEIXEI erforderliche Punkt aus
Nachlassigkeit ausgelassen ware (sein Fehlen im Original hi
constatirt), das ware doch auffallend. Ich kann daher niclit
umhin, der Vermuthung, die ein an epigraphischen Lese-
iibungen sich betheiligender junger Freund ausserte, meinen
Beifall zu zollen, dass, wie geschrieben steht, so auch wirk-
lich zu lesen sei *):.... o adncixei (in irgend einer Verbin-
dung wie in dor Gruterschen Inschrift mm qiw aduioHt). —
Uebrigens spricht wohl alles dafiir, auch in diesem Bnicli-
stiick Restc von Saturniern zu erkennen;
Kjj.Kjj.<jj.Kj\^Kj Scipi6nem
<jj.^s^j.^\j.Kjj. o adueixei.
In seinen ^lnscriptions Uomaines de VAlgerie' gibt Re-
iiier p. 8 n. 30 [Henzen-Or. 7416 XJ eine Lambaesische in
5 elegischen Distichen, die als solche auch in der Schrift
unzweideutig genug abgesetzt sind. Wenn er aber die iiaeb
oinem kleinen Zwischenraum noch weiter folgenden vier Zei-
len als l^rosa transcribirt hat, so entging ihm, dass auch
diess Verse sind, iiur keine elegischen, sondern Senare:
Adepto consuhitu
Tibi respirantem faciem patrii niiminis,
llastam eminus quae iaculat refreno ex equo,
Tuus, Medaure, dedicat Medaurius.
Zeichen der Zeit ist die Verlriiigorung der ersten 8ylbe von
refrmo.
*) [In dom iSupplem. Enarr. der 1\ L. M. E. p. 104 fugt Ritsdil
uoch hinzu: ^An ADVKIXEIT potius olim fuit?' Vgl. jodoch was ub»»r
die Resultate einer neuen Besichtij^uug des St^Muea in Priscae hit.
epigr. suppl. Ill (^unten N. XVIII, 3) p. XX mitgetheilt ist. C. W.J
IX.
De sepnlcro Fnriomm Tnscnlano-^
(accedit tabula lithographa**)).
Nobilissimo Scipionum sepulcro ut impar dignitatc elo-nx
Kiorumque ubertate, ita aetate superius sepulcrum Furiae
j(entis exstitit, anno 1(565 mense Aprili Tusculi elTossum
in tescis monaehorum Camaldulensium: cuius brevissima epi-
l^rammata non dubitaraus ipsi quinto ab u. c. saeculo tribuero.
^iuod sepulcrum quale fuerit et quomodo repertum^ duobus
auctoribus constat: primo quidem Octayio Falconerio In-
!<criptionum athleticarum Romae a. 16U8 editarum p. 143 sqq.,
in (jronoviani Thesauri t. VIII iteratarum p. 2348 sqq.: altero
Athanasio Kirchero Latii sui a. demum 1671 Amstelaedami
publicati, coiiscripti ut videtur anuo 1670, part. I capite 3
I>- 64 sqq. Quorum hdem non immerito sic aestimabimus,
ut illum haud pauUo accuratius cum rem omnem enarrasso
erutaque e terris monumenta suis oculis exaniinasse, tum
Hiugularum quae in sepulcro repertae suut arcarum inscrip-
tiones figuris repraesentasse dicamus : hunc ob additam ipsius
sepulcri imaginem laudemus. Nam inscriptiones quidem quani-
*) l Prooemium Indicis scholarum hibernarum BonneiiHium anno-
ruiD CDIOCCCLIII et LIV. Bibliopolae traditum prodiit addiU hac
iu^criptione : ''De sepulcro Furiorum Tusculano dispuiatio grammatioa
Fr. Hitschelii. Accedit ezemplum lithoj^raphum. Beroliai 1853.* Vide
nunc C. I. L. I n. 65 — 72. 63; P. L. M. E. tab XLIX Aa — h, B-,
Enarr. p. 42. C. W.]
**) [Tabula VIII idem exemplura «xhibetur attiiie olim adhaeeit
Imic commentatioDi et iteratum eat P. L. M. E. in parte superiore ta-
bulae XLIX. C. W. 1
FR. KITSrilRLII OPVg<'VLA IV. 17
258 DE SEPVLCRO FVRIORVM TVSCVLANO.
quam vidisse Kircherum haud negaverim, quas non sine am-
biguitate quadam verborum ipse dicit p. 67 ^una cum 111°*"
atque eruditissimo Viro, Domino Dctavio Falconerio, anti-
quariae literaturae studiosissimo, ea qua decuit fide et siii-
ceritate sese deprompsisse': at testem oculatum Falconerio
parem auctoritate nec figurae litterarum probant ad typo-
rum similitudinem proxime accedentes (quas xylographi arte
exprimendas Falconerius curaverat), nec bia neglecta, si cmn
Falconeri exemplis contuleris, versuum distinctio^ nec pro-
fecto illud quod eas quoque inscriptiones quattuor {e f g h\
quas non vidisse semet sed a monacho transcriptas aceepis>e
Falconerius p. 14G testatur, nuUo significato discrimine Kir-
cherus tamquam e ^fragmentis' petitas ceteris sociavii Vt»
ubicumque aliquid discrepantiae inter utriusque testimonia
intercedit, non videatur nimium Kirchero tribuendum esse.
Qualia sunt, quod in ea, quam nos f diximus, omisit apud
Falconerium M litterae praemissam I notam, nimirum noL
magis sibi quam nunc nobis intellectam: item quod his qnat-
tuor titulis quintum addidit (tertio loco positum) hunce:
M • U, qui sane nou ficticius videbitur, sed fortasse pars
potius fuit sive e sive // litterae. Eodem pertinet quod, cuni
titulum c semel ^in fronte arcae' lectum, iteratum autem
^ibidem in operculo' Falconerius dixisset, illo praetermisso
Kircherus satis habuit hunc repraesentare. Quibus discre-
pantiis paullo gravior haec est quod, cum duos titulos C
TVRPLEIO C . F et Q . TVRPLEIO C • F (sic enim legen-
dum) in una arca ea, quae est litteratarum maxima^), so
ciasset Falconerius, horum alterum Kircherus seorsum posui!
ut in operciilo eius arcae scriptum: id quod fieri sanc pote.^^t
ut verius tradiderit.
*) Non oiiinium, quotquot in sepulcro repertae sunt, maxima: iJ
quod ex Falconeri p. 144 his verbis intellegitur: 'Conditorium in ip**'
topho excisum, in cuius medio sarcophagus erat quinque cirdwr
pedum, lapide fa&tigiato opertus, cuiusmodi et aliae, ad daodeciiu.
louge minores urnae in loculamentis ad utrumque conditorii latus y"
sitae.' Nam Turplcianae arcae Kircherus latitudinis mensuram appin^J^
'2 palmos', altitudinis '2^^ palm.' Eodem teste minor, cuiua fi^oir^"
item dedit uterque, arca illa A • VOXrio P • F dicata (([) hititudintf fuil
uniuH palmi et dimidii, altitudine unius.
DE SEPVLCRO FVRIORVM TVSCVLANO. 259
Post haec antem tempora ad principem fontem h. e. ad iv
Falconeriam nemo qnod sciam revertit: nisi quod sepulcri
figurae ex Eircheri exemplo desumptae inscriptiones ab
atroque petitas^ sed et mixtas inconsultius nec cum cura
transcriptas subiecit nostra aetate in Descriptione Tusculi
sua tab. XXY Ludovicus Canina. Yni autem Kirchero totum
sese losephus Rochus Yulpius mancipavit in Yeteris Latii
profani tomo VIII a. 1745 vulgato, tab. 9: in eo tantum ab
illo discedens quod^ sua ut apparet coniectura ductuS; ulti-
mam litteram tituli g dubiae esse lectionis dicens sic edidit:
FOVRIO M . P . C . N. Item e Kircheri fide iam ante Vul-
[)iam Petrus Sanctius Bartolius pependerat in Antiquorum
sepalcrorum sive Mausoleorum Romanorum Etruscorumque
libro a. 1697 Romae prodito, cum Bellorii notis brevissimis
iterato in Gronoviani Thesauri tomoXII: ubi sepulcrum qui-
dem novo exemplo a semet delineato expressit in tabula XXV,
inscriptiones autem in proxima tabula posuit a Kirchero
samptas; hoc solo discrimine quod duabus arcis integris' et
inter se diversis titulos Turpleianos duos dispertivit. Post
hos duo soli ex omnibus tituli ad Raphaelem Fabrettium
peryenerunt; qui nobis sunt h et d, recepti in illius cap. III
p. 120, 12 et 13. Contra ab Abbate Petro Polidoro missos
ondecim Muratorius accepit*) nullaque superiorum editorum
mentione facta publicavit p. 1678^ 8 et 1757; 4^ illic quidem
oeto Forianos e ^variis umis*, posteriore loco e ^tribus umis'
Torpilianos tres. Et ex octo illis primi sex non sunt a Fal-
^ Vix enim dignnm memoratu est, qnod immani siTe fraudis sive
temeritatiB exemplo apnd enndem Muratorium p. 1504, 2 quinquc ez
illiB titali in hanc speciem coniogati sunt:
L •
T V R P I L I 0 L
. P
Q •
T V R P I L I 0 L
. F
C . F 0 V R I 0 A
. F
P . F 0 V R I 0 C
. F
: A .
F 0 V R I V S ^
-^
idque praemissifl his verbifl: 'In agro Tuaculano. Ex P. Kirchero, e
Soc, leau.*
17
«
260 DE SEPVLCRO FVRIORVM TVSCVLANO.
conerianis e g h h f c diversi, nisi quod in r/ M • F • C • X
scriptum est ut apud Vulpium, in f omissa ut apud eundem
et Kircherum I nota; septimus et octavus novi accesserunt:
C . FOVR . A . F . MARCIA COIVNX et kN (quod A/V
interpretatur) FOVR • M • F. Turpilianos autem cum tale>
posuit: L . TVRPILEIO L . F et M . TVRPILIO . Q • F • L • X
et Q . TVRPILEIO L • F, fecile intellegitur primum et tcr-
tium eosdem esse cum Falconerianis, sed nec recte lectti^
nec diligenter transcriptos, item novum esse medium. Qui jji
reapse praestabat TVRPILIO formam, de quo est cur vehe-
menter dubites, at in illis nemo dubitabit quin TVRPLEIO
scriptum exstiterit^ non TVRPILEIO. Quamquam enim w
lioc quidem ratione destitutum est, tamen tam vetusto titulo
aut in tres syllabas coartatum nomen conveniebat, qucMi
V genus nuper tetigi Mon. epigr. tr. p. IX [supra p. 173]/ai;t
quadrisyllaba TVRPVLEIO5 potius quam TVRPILEIO5 ior-
ma. Et lioc quidem quale sit, paucis nunc ita perseipar
ut ea ipsa quaestiuncula hanc prooemiandi opellam eoiiti-
neam, ad Furiae autem gentis epigrammat^i Tusculana (qui-
bus duo tituli eique permemorabiles nuper demum acces>e
runt) in praeseus non exspatier, praesertim cum eorura, quae
in his siuguhiria sunt, phirima iam perstrinxerim per aliaruui
disputationum varias opportunitates.
N(m autem aliud esse Turpleios Turpuleius nomeu.
sed phme ideni atque Turpilius, tam esse evidens puto ut,
unde tandem oriri dubitandi caussa possit, ne divinando qui-
dom assequar. An quis dubitabit num, qui in columban"
Somascauo apud Lupum Sever. mart. p. 95 n. 32 [C. L L I
n. i)77; P. L. M. E. tab. XV, 32J est M • VERGVLEh^.
non diverso atque gensVergilia nomine utatur? [Cf. Oini5(.
II p. 779 s(i.| (^fuidV quod adeo Iriphcis formae pror^n^
genirlluiu exemphim luibes Miireuleius Marcleius Marci-
lius noinina, nuHlium quidem in Mommseni I. R. N. r^iio».
Eandemque rationem aha non pauca tuentur, quae facili ue-
gotio ex inscriptionuni potissinium thesauris coacerves: Auo-
leius Auilius ( unde d\icta Auleius Aulius), Canuleiu?
(^niilius, Luculeius Lucilius, Muticuleius Muticiliu>.
Pacul<'ius Pacilius, rN)utuleius Pontilius, Prociih'i''*
DE 8EPVLCR0 FVRIORVM TVSCVLANO. 261
Procilius^ Sextuleius SextiliuS; Tantuleius Tanti-
lius, Tituleius Titilius, Venuleius Venilius, Vinuleius
Vinilius, Vetuleius Vetilius. Abhisautem simplicissimis
maximeque similibus exorsus sum ut antecedere aetate, non
dicam singula nomina quaeque in eim terminata fpotuerunt
enim quaedam eliam posterioribus saeculis progigni ad exem-
plum antiquitatis), at hanc ipsam terminandi rationem uni-
versam certa via argumentarer. Quod cum mihi sane vel
eam ob caussam sit persuasissimum, quod linguam intellexisse
videor non crevisse in longarum vocalium pondus a brevium
exilitate, sed ad has ab illis delapsam esse, tanien non minus
gravi ac fortasse planiore arguniento hoc utor, quod ean-
dem linguam scio non esse uniquam ab i ad u progressam,
sed contrario ordine u vocalem iu tenuiorem i mutasse, ut
in 'monumentum testumonium caputalis carnufex
opufex magnuficuB signufico et quae sunt affinia prope
innumerabilia. Vnde perspicitur triplici vicissitudine quorun-
dam ex illis nominum formas sic sese excepisse: Venuleius
Venulius Venilius, Tituleius Titulius Titilius, Canu-
leius Canuleus (quod aut a Canuleius aut a Canulius
non differt) Canilius. A quibus alia, ut Amuleius Amu-
lius, Appuleius Appulius, Babuleius Babulius, Ca-
muleius Camulius, Herculeius Herculius, Uabuleius
Rabulius, Satureius Saturius, Setuleius Ketulius, eo
tantum differunt, quod in prima forma ac secunda subsistens
consuetudo non est ad tertiam progressa. Verum ne in his
quidem acquiescendum est sed eadem societate illud genus
eomprehendendum, quod solo vel geminatarum vel non ge-
minatarum consonantium discrimiue ab illorum similitudine
distat. Quis est enim qui ab Appuleius Appulius formis
segregare ApuIIius Apilius animum inducat? vel Babul-
Hus Babillius a Babulciuu Babulius, Canullius a
Canuleius Canuleus Canilius, Camillius aCamuIeiusvi
Camulius, RabuIIius a Kabuleius Kabulius, Venel-
lius a Venuleius Venulius Venilius, Vettuleius a
Vetuleius Vetilius, EpuIIius ab Eppuleius, Vtilius
ab Vtullius, Romilius a RomuIIius? Nec enim umquani
obliviscendum est geminatas conHonantea latinum sermoneni
262 DE SEPVLCRO FVKIORVM TVSCVLANO.
a principio nuUas habiiisse, sed a sexti demum exitu saeculi
paullatim ascivisse: unde non est mirum in aliis vel diu Tel
semper fluctuatum esse, in aliis ipsa illa consuetudinis incon-
stantia commode usum esse sermonem, qua consulto et de-
dita opera discemeret ^utilitatis' caussa quae suapte origine
minime discreta essent. Quod genus omne ita comparatum
est ut longe clarissima illiuc lux in quaestiones grammaticas
plurimas redundet.
Multum autem fallatur qui his cognatisque exemplLs
varietatem omnem terminandorum sive in eins sive in ivs
nominum gentilium concUisam putet. .Quae tam late patet
ut vix ullos fines habeat. Non equidem uUo modo contendo
utraque forma singularum nomina gentium efferri sohta e*se,
quemadmodum nec Clodii singuli vel Plotii eti^m Claudii
et Plautii dicti sunt; sed ut horum nomina non sunt ori-
gine, verum usu solo diversa, ita origine sua non diversas
esse illas terminationes pronuntio, potuisseque uniuscuius-
que gentis nomen ex -eia forma transire in -ia, incredibilem
exemplorum multitudinem mihi persuadere patior. Quis enim
quaeso a principio discretos fuisse credet velut hos quos
infra posui: Abinaeos (quando haec quoque ad idem genus
pertinere constat) et Abinios, Aeteios Aetios^ Agileioj^
Agillios, Agneios Agnios, Aleios Alios Alleios Al-
lios, Ameios Ammios, Ancaeos Ancios, Anaeos Ane-
ios Anios Annaeos Anneios Anneos Annios, Aniceiog
Anicios, Antaeos Anteios Antios, Appaeos Appeios
Appios, Argaeos Argios, Arunteios Aruntios Arrun-
tios, Arteios Artios, Ateios Atios Atteios Attios,
Ateleios Atellios, Atreios Atrios, Aueios Auios,
Bassaeos Bassios, Belleios Bellios, Bureios Burrios.
Calceios Calcios, Careios Carios, Casineios Casinios,
Celeios Celios, Coceios Cocceios Cocios, Cosseios
Cossios, Crepereios Creperios, Crispeios Crispios,
Donneios Donnios, Etoreioa (Hetereios) Eterios,
Fereios Ferios, Flacceios Flaccios, Flaueios Flauios,
Foleios Folios Follios, Geneios Gennios, Hatreios
Hatrios, Heleios HeHos, Horaeos Horios, Irinaeos
Irinios, Tteios Itios, luuaneios luuanioS; Kareios
DK SEPVLCRO FVKIORVM TV8CVLANO. 263
Earios^ Lacceios Laccios Lacios^ Leteios Letios L^t-
teios LettioSy Liuineios Liuinios^ Loreios Lorios^
Laceios Luceos Lucios Luccaeos Lucceios Luccios,
Maceios Macios MaccioS; Macreios Macrios^ Magneios
MagnioS; Maleios Malios Mallios^ IV^ammaeos Mam-
mioS; Maneios Manios Manneios Mannios, Matheios
Mathios, Matteios Mattios Matios^ Meneios Menios^
Messeios Messios, Meteios Metios Mettios, Mineios
Minios^Moneios MonioS; Mumeios Mumios Mummeios
Mummios, Muteios Mutteios Mutios, Nanneios Nan-vii
niosy Nereios Nerios^ Numeios Numios Nummeios
Xummios, NumereioB Numerios^ Occeios Occios, Ope-
treios Opetrios, Paceios Pacios Paccios^ Palpeios
PalpioS; Panteios Pantios, Peneios Pennios, Petro-
naeos Petronios^ Placideios Placidios^ Pompeios
Pompios^ Pomponaeos Pomponeos Pomponios, Pon-
teios Pontios^ Poppaeos Poppeios Poppeos Poppios^
Palleios PuIIios^ Rufelleios Rufellios^ Sahineios Sa-
binios^ Saleios Salios^ Saloneios Salonios, Sereios
SerioS; Seruaeos Seruios^ Siseios Sisios, Tettaeos
Tetteios Tettios Tetios, Tineios Tinios, Trebeios
Trehios, Trocceios Troccios Trocios, Tuceios Tuc-
cios, Tureios Turios, Valeios Valios Valleios Vallios,
Yellaeos Velleios Vellios Velios, Veneios Venios Ven-
nios, Verginaeos Verginios, Vireios Virios, Viueios
Viuios, Vitteios Vittios, Volceios Volcios, Volteios
Voltios, Voluseios Volusios, Vrseios Vrsios.
Nou me fugit non esse haec, quae coacervauda duxi,
pari omnia vel fide vel auctoritate, sed certis et exploratis
quaedam dubia mixta, partim suspecta partim amhigua. Quae
etsi potueram sane et maiore commodo meo et vero multo
tutius prorsus praetermittere, tamen adieci hoc consilio, ut
haberet quo animum adverteret, si qui de universa ratione
nominum latinorum fiructuosius h. e. et doctius et subtilius
quaerere institueret quam de cognominibus et agnominibus
a Frid. Ellendtio nuperrime non quaesitum potius quam con-
scribillatum vidi. Tantum concedi ab omnibus puto, etiam
rf^motis dubiis exemplis omnibus satis superque materiae
204 DE SEPVLCRO FVRIORVM TVSCVLANO.
superesse quo quod volumus demoustretur: uuam et legem
et originem vel iu eius vel in iu$ conformatorum nominum
gentilium per omnia saecula pertinuisse. Id autem ipsum ut
cum gravissimis quibusdam partibus grammaticae latinae
proximo vinculo coniunctum est, ita duo habet tamquam con-
sectariay quibus breviter enucleandis finem huic disputationi
faciam.
Ac primum quidem spes est fore ut desinant numisma-
tici Cassiae gentis nummo quodam nti CASSEI«(5 formam
exhibente, quo EI litteris etiam brevem i vocalem uotari
solitam probent: qudd cur perseverantissime negandum dn-
cam, exposui Musei nostri philologici t. VIII p. 487 ' =
Opuse. II p. 632] sqq.*) Vbi quod exemplum quoddam tal-
hici specie singulare restare significabam p. 493 [= Opusc.
II p. ()43 sq.J, non aliud atque hoc ipsum fuit, cuius fide^
est penes Morellium Thes. famil. Cass. tab. II fig. 1, Eckbe-
lium Doctr. num. II, 5 p. 311 et 6 p. 25, Riccium Mon. famil,
tab. XII fig. 11. Est autem denarius in antica parte caput
Libertatis laureatum ostendens cum hac inscriptione: CCAS-
SEI • IMP ', in aversa cancrum forficulis acrostolium tenen-
tem cum liac: M • ^>ERVILIVS • LEG. Quem nummum ad
C. Cassium Longinum Caesaris interfectorem eiusque de Rho-
diis victoriam anni 712 spcetare, satis disputatum est ahHa-
vercampio p. 81, Eckhelio, Borghesioque apud Riccium p. 5(^
Etiani gravius alterum est quod ex explicata a nobis
VIII noniinum ratione diseitur. Enimvero si ab cins forma transi-
tum esse axl ius certum est, ipsa profecto ingenita linguae
ratio non suadere potius quam naturali quadam necessitatc
postulare videtur, ilhid ut uon esse simpliciter factum sed
per gradus quosdam credatur. Itaque quemadmodum e pro-
ductis illius istius ullius unius utrius totius alterius
genetivis (orrei^tae formae prodierunt l in i conversa, ita
prorsus consentaneum est in hominum nominibus ab eius ad
his linguam per ms transisse. Atque ita reapse pronuntia-
tum esse aliquando, hnige gravissimo documento L. Scipionij?,
Barbati f. elogiuui ilhid, quod est omnium antiqm'ssimuni
*) [Alitor liiuic foniiain <'xplicavit KitscheHus Oiniec. II p. ^^^
adn. C. W. ]
DE SEPVLCRO FVRIORVM TVSCVLANO. 265
[C. I. L. I n. 30; VI, 1 n. 1285; P. L. M. E. tab. XXXVll i?],
persuadet Cuius tertius versus
Lueiom Seipione - filios Barbati,
ubi sic uti feci dimetiris^ leges omues Saturnii metri ad
amussim explet: eisdem refragatur pertinaciter, si a brevi
in Luciom paenultima proficiscare. Nam etsi ei nomiui
uon nescio sjnizesis artificium a quibusdam ascisci, sic ut
raensuram expleant: Luciom Scipione suppressa thesi pri-
ma, tamen idem scio parum id illos considerate instituere,
eiusqae usum synizesis a vetere latinitate eadem, qua olim
*
feci Musei nostri t. VII p. 595 [= Opusc. II p. 594] sqq.,
confidentia etiam nunc abiudico. Neve quis in hanc partem
utier forma abutatur, quae in P. Scipionis P. f. elogio
|C. L L. I n. 33; VI, 1 n. 1288; P. L. M. E. tab. XXXIX F\
iu Satumium versum sic intravit: Quibtis sei in longa
Iicui-set tibe litier uita, certa ratiocinatione satis me
olim cauturum spero.*) Itaque ad illius, a quo exorsus sum,
versus exemplum praestabit etiam eum recitare qui est pri-
mus in ipsius titulo Barbati:
Corneliils Lucfus - Scipio Barbatus.
Nam hunc quidem etsi licebat sane aliquo modo sic expcdire
nulla ascita synizesi, ut suppressa thesi altera in dactylum
exiret prius hemistichium: Corneliits LTlctus, tamen quo
argumento aspemabere quod cum per se et simplicius sit et
elegantius, tum certum e lapidum scriptura LVCEIVS firma-
mentum nanciscitur? Quid? quod in eiusdem tituli illius
versu tertio positum QVOIVS a ratione quidem non abhor-
reat qui trisyllabum quolus genetivum interpretetur, ad
dativi formam QVOIEI prope accedentem, tales ut numeri
prodeant:
Quoius fdrma uirtu-tei parisuma fiSit.
Quamquam hoc fatendum est necessitatem non habere, quaudo
ne vulgaris quidem mensura Quoiits fdrma offensione ulla
laborat.**)
*) (Id quod factum est Musci Rhcn. t. XIV (infra n. XIV) p. 405.
**) [Cf. quae Ritschelins disputavit Musei Rhen. t. XIV (infra
n XIV) p. 406 adn. C. W.]
X.
De jictilibns litteratis Latinoriim antiqnissimis*)
(acceduut duae tabulae lithographao**)).
CAPVT I.
Saturni nomen constat veteres partim a satu partim
a saturando duxisse: nee enim dignae profecto in quibus
haereas uugivendorum quoruudam hallucinationes velut napa
Tr^v cdOriv apud Macrobium Sat. I, 8, 9, vel ^quasi sacrum
voOv' aut ^satorem voOv' apud Fulgentium Myth. I, 2, quae
Platonici in Cratylo p. 19 b de K6piu (h. e. KaOaptfiy dKTipdTiu^
ToO voO somnii commonefaciunt. Ac prioris quidem auctor
notationis M. Varro non subsistens in simplici agrorum con-
serendorum consitorumve notione latius patere nomen voluit
et ad seminandi generandique vim spectare teUuri operan-
*) [Programma academicum Bonnense anni 1853 sic inscriptam:
'Natalicia Auguatissimi Regis Friderici Guilelmi IIII die XV m. Octobri^
a. CIOIOCCCLIII concelebranda indicit F. R. Praemissa est de fictili-
buB litteratis Latinorum antiquissimis disputatio.' Bibliopolae traditum
prodiit inscriptione sic rautata: 'De fictilibus litteratis Latinonun an-
tiquissimis quaestiones grammaticae F. Ritschelii. Accedit tabula lapi^i
incisa. Berolini apud T. Trautwein (I. Guttentag).* Vide nnnc C. I. L.
I n. 43—53; P. L. M. E. tab. X et Enarr. p. 14 aq. et 101. C. W.]
**) [Tabnla IX eadem ost atque quae huic commentatioDi olim
adnexa fuit; ca iterum odita ost P. L. M. E. tab. X, praeterqnam qnod,
quae in ca littera G significata erat delineatio satis raptim coDsign&ta
'Belolai pocolom', ibi erasa est, in cuiua locum accuratior imago in
tabula XI substituta est. Idcirco hanc quoque tabulam (XI) in no«tra
collectione n. X signatam addidi; vide infra in fine huius commenta-
tionis adiecta. C. W.]
DE FICTILIBV8 LITTERATIS LATINORVM ANTIQVIS81MIS. 267
tem de caelo. Intellegitur hoc primum ex libri V* de 1. lat.
§ 64 his verbis: 'quare quod caelum principium^ ab satu est
dictus SatumuSy et quod igniS; Satumalibus cerei superiori-
buB mittuntur': cui deo Opem sociavit; terram interpretatus^
'qaod terra mater'. In eandemque partem valeiit quae ex
Rerum divinarum libris excerpta Augustinus servavit de civ.
dei ]. VII c. 13 *Satumus — unus de principibus deuS; penes
qaem sationum omnium dominatus esf^ conlata quidem cum
illis 1. VI, 8 ^sicut idem opinatur YarrO; quod pertineat Sa-
tumas ad semina, quae in terram de qua oriuntur iterum
recidunt', item cum his YII, 19 'Satumum dixerunt, quae
nata ex ep essent^ solitnm deuorare^ quod eo semina, unde
nascerentur, redirent.' E Yarrone cum TertuIIianus pendet
I. II ad nat. c. 12: ^aeque latini uocabuli a sationibus ratio-
nem [ii deducunt] qui eum procreatorem coniectantur: per
eum [enim] seminalia caeli [in terram] deferri', tum suorum 4
partem Isidorus Orig. YIII, 11, 30 repetiit: ^hunc Latini a
Bata appellatum ferunt, quasi ad ipsum satio pertineat om-
niam rerum: uel a temporis longitudine, quod saturetur an-
nis', et 31: ^quod semina, unde oriuntur, iterum redeunt'.
Nec tamen a generali sationis cogitatione segregasse Yarro
ipsorum agrorum sationem putandus est, quando ^falcem ha-
bere propter agriculturam' dixit teste Augustino VII, 19.
Itaque utraque notione sociata Macrobius Sat. I, 10, 19 'Sa-
tumum eiusque uxorem (Opem) tam frugum quam fructuum
repertores esse credi' scribit ^itaque omni iam fetu agrorum
coacto.ab hominibus hos deos coli quasi uitae cultioris aucto-
res: quos etiam' (sic enim pergit § 20) ^nonnullis caelum
ac terram esse persuasum est, Satumumque a satu dictum,
cuius causa de caelo est' e. q. s. Contra ad vim caelestem
non exspatiantes in satorum h. e. segetum cogitatione sub-
stitere et Amobius adv. nat. lY, 9 ^praesidem satiuis' dicens
de praeclara emendatione Canteri (proditum est enim ^prae-
sidem latinis'), et vero imprimis luculentis testimoniis Festus,
aitero hoc p. 186 M.: ^Opima spolia dicuntur originem qui-
dem trahentia ab Ope Satumi uxore, quod ipse agromm
cultor habetur, nominatus a satu, tenensque falcem effingi-
tur, quae est issigne agricolae' e. q. s.; altero longe etiam
268 DE FICTILIBVS LITTERATIS
insigniore p. 325 a: 'Saturno dies festus celebratur mense
Decembre, quod eo aedis est dedicata: et is culturae agro-
rum praesidere uidetur, quo etiam falx est et (/?. e. ei) in-
signe. uersus quoque antiquissimi, quibus Faunus fata ceci-
uisse hominibus uidetur, Saturnii appellantur: quibus et a
Naeuio bellum Punicum scriptum est et a multis aliis pliira
composita sunt. qui deus in Saliaribus Satumus nomiiiatur,
uidelicet a sationibus.' Sic eiiim haee in codice scripta esse
H. Keilius testatur Musei nostri philol. VI p. 625. In Saliaribus
quo nomine dictus fuerit, paullo post quaeretur; cumVerrio
Flacco vulgarem nominis formam a serendo ductara ad agri-
colationem rettulerunt Hartungius de relig. Rom. II p. 122,
■> Schwenckius de mythoh Rom. p. 184. Et illi quidem proso-
diacae rationis disparilitas inter sator satus et Saturnus
vocabula intercedens nihil scrupuli iniecisse videtur: quae non
mediocri dubitationi Buttmanno fuit Mythologi II p. 29 scj^
tam gravi autem offensioni Klauseno de Aenea et Penatibus
11 p. 800 ut iiullo modo tolerabilem pronuntiaret. Contra de
duplici stirpe linguae latinae Schwenckiua cogitabat, saere
et savere, quarum illa ex se procreasset satus, altera,
quam umquam exstitisse nullo praeterea vestigio conhgitur,
Saturnus formam.
A saturandi autem notione profectus primus e latinis
auctoribus Cicero SSaturnus* inquit 'est appellatus quod sa-
turaretur annis' de nat. deor. II, 25, 04, item III, 24, (>2:
quae verba j)raeter Isidorum supra commemoratum sua fecit
Lactantius Instit. 1, 12. Eius autem veriloquii apparet M.
Tullium caussam uon aliunde tiisi a tralaticia apud popula-
res suos Saturni cum Kpovtu, apud Graecos autem Kpovou
cum XP^vuJ comparatione petiisse. Nec defuere qui eaderu
saturitate aunorum ad ipsum adeo graecum nomen translata
Kpovov a Kopuj ducerent, ut Lydus de mens. 11, 11 Kaia utv
BeoXoTictv oia biaKopfi voOv interj)retans, Kaid bt dtu^oXoTiov
oiovei TTXripri Kai iuecTov erujv dvTi toO )naKpaiujva. Eandem-
que originationem ad graecum simul at<]ue latinum nom<'n
accommodans, sed seiunctani ab iiio])ta annorum cogitatione,
luiec verba Dionysius Ant. R. 1, 3S posuit, in quibus Terunj
vidisse unum Sylburgium putamus posthabitis St^phani, C^-
LATINORVM ANTIQVI8S1MIS. 269
sauboni Buttmannique p. 32. coniecturis: oubtv bi\ 0au|iacT6v
fjv (sic Chis. Vrb.) touc iraXaiouc \epdv utroXaPeTv toO Kpovou
Tf|v x^pav TouTTiv, t6v ^iv baiMova toutov olo^^vouc elvai
Trdcric €u5aifioviac boTf|pa xai TrXiipujTf)v dvOpcuiroic, eiTe
Kpovov auTdv bii xaXeTv ibc "GXXiivec d£ioOciv, eiTe CdTOupvov
uK 'Pui^aTot, iracav bt TTepieiXri(p6Ta Tf|v toO KOCjiou (puciv,
67roTepuJC av tic 6vo|idcr| (sic Ch. V.: pro quo vulgatum 6vo-
Mdcoi ne grammatico quidem Buttmanno displicuit). Vbi cum
ad Kpdvov adscriptum esset ab interprete Kpdvov f\ Xpdvov
(yel Kpovov etTe xp<^vov), pulso de Hede sua latino nomine
prodiit quod nunc est in codicibus eiTe xp<ivov .... etTe
Kpovov ihc ^ui^aToi. Faventque ei emendationi quae cap. 34
leguntur: 6c (Xdcpoc) vOv ^itv KaTieTUiXTvoc (sic (.'h. V.) 6vo- 6
^alejax, utto bk tujv T^Te dvepujTrujv CaToupvioc (sic Ch. V.)
tXeTeTO, ujCTrep Sv elTtoi tic '£XXd6i qpujvrj Kpovioc. Simpliciter
autem ^a saturando dictum esse Saturnum' Fulgentius Myth.
I; 2 scribit, ^saturitatisque' notione utitur etiam II^ 4 in enar-
randa abscisorum genitalium fabula: Fulgentii autem et Cice-
ronis interpretationes iunxit Mythographus Augeli Mai II, 1.
Tuiti sunt saturitatis h. e. fecunditatis copiaeque per torram
atque adeo mundum diffusae notionem ex hodiernis homini-
bus Sippellus edita a. 1848 Marburgi Me cultu Saturni' dis-
sertatione, Schweglerus Historiae Rom. I p. 224 sq., iteni
^satoris' atque ^saturatoris' cogitationem eonsueta ambigui-
tate miscens Creuzerus Symbol. III p. G80 ed. tert. Nec dis-
plicere sibi Klausenus siguificavit, securus de ^sat satis
satar' yocum prosodia quae tantae ei ofiensioni in satuni
iuerat, sed compensans eam inconstantiam nova excogitata
origine: qna enim via e ple ege stirpibus nata essent ple-
nus egenus, eadem e SA (.saue) et sanus pullulasse et
oum hoc cognatum Saturnus: quae stirps quo significatu
fuisset non aperuit. Contra mutatam in Lares Larentia
et homo humanus prosodiam auxiliari sibi Schweglerus
voluit: illo quidem exemplo usus incertissimo et cui persua-
dendi vim vix ipse tribuat, hoc non satis valido, si roodo
recte humanus non ex hom, sed ex homn (homin) deri-
vatur, similiter (non sane pariter) atque publicus piiplicus
poplicus non simpliciter Hexa esse de populus, sed e
270 DE FICTILIBVS LITTERATIS
povblicos povplicos oriunda docui comm. de monunL
epigr. tribus p. 36 [supra p. 161] sq.
Ad componendam tantam derivandi controversiam con-
sentaneum est ab antiquiore forma Saturnus nominis pro-
fieisci, qualem exstitisse Festus prodidit testimonio a librariis
obscurato: qui deus in Saliaribus Saturnus nomina-
tur. Vbi Satirnus restituendum putabat Antonius Augnsti-
nus: frustra id quidem defensum a Tobia Gutberletho de
Saliis p. 739 in Poleni Thes. antiq. vol. V manibiae con-
7 tibernalis reciperatus formis, quando non ab i ad u vo-
calem^ sed contraria via ab u ad i lingua progressa csl
Aliud Lipsio placebat Saturn. serm. I, 2 Satunnus suadenti,
formatum scilicet ut Portunnus Neptunnus: quae formae
nullae sunt. Itaque Buttmannus p. 61 Satumnus potius
commendabat, factum ut alumnus Vertumnus Clitumnus
Picumnus: quales tamen formas hodie intellectum est tam-
quam de prisco participio praesentis passivo ductas esse ad
similitudinem participii graeci in o/aevoc exeuntis, velut ex
alumenus contracta alumnus forma. Rursus aliam viam
Merkelius ingressus Prolegom. in Ovidii Fastos p. CCXXX
Festum scripsisse Sarturnus coniciebat, nomine a sarpendo
ducto unde etiam sarmenta et sartura (a nobis quidem
ad sarire verbum revocari solitum) germinasse: hoc quidem
argumento, quod falce instructus Saturnus conlucandis sup-
putandisque arboribus praefuisset, Vamorum detonsor' (immo
Honsor') ob id dictus Arnobio VI, 12. Vana haec quidem
omnia certoque fundamento carentia. Quali fundamento ei-
cerpta a Paulo Diacono p. 323 M. glossa esset, nisi ipsa
corrupta exstaret. Nam cum ^Saterinius Satumus' scrip-
tum sit in Guelferbytano primo, Satrurnus in Lipsiensi
Berolinensique, veram Sateurnus scripturam servasse cum
Monacensi alterum Guelferbytanum Lindemannus Muellerus-
que cum sibi persuaserunt tum Bergkio de carm. Sal. p. l^-
Quos nunc quidem compertum est forte fortuna ad verita-
tem prope accessisse, quam ipsam coniectura assequi non
sane potuerunt.
Enimvero recte in illis libris servatam- e litteram ubi
sic transposueris Saeturnus, lectum in Saliaribus dei nompn
LATINQBVH ANTIQVI88IHI8. 271
recuperaveris: nisi forte Saetornos potius illic scriptum
fuisse credideris. Quod quidem certissimo documento disci-
tur ex inscriptione yasculi Italici quod nunc Bomae est in
museo luculentissimo Ioannis Petri Cahpanae viri no-
bilis et liberalis imprimis: cuius illa insigni beneficio curiose
delineata ad nos pervenit per cgrcgios amicos Guilelmum
nenzenum et Henncnm Brunnium, postquam brevissimam s
eius mentionem Garruccius fecit in Diario archaeologico Nea-
politano novo anni 1852 p. 8G.*) £st autem ea talis, litte-
rarum specie satis rudi valdeque antiqua quam typothetis
imitari non licuit:
SAIITVRNI . POCOLOM
h. e. Saeturni pocolom [Vide tab. IX fig. A et a.]. Et
hanc quidem formam dubitari nequit quin cupide arrepturus
fuerit ButtmannuSy qua suam eius dei originationem firmaret.
Id enim vetus vocabulum exstitisse suspicatus saium vel
saeum, um'us s litterae accessione diversum ab aevum
aiubv, hinc saturnus manasse ut ab aevo aeternus con-
iecit p. 59; significatu aequans Kp6voc adiectivum h. e. ^pris-
cus' vel ^cascus': quippe cuius stirpis esset etiam saeculum
uomen. Quae quamvis subtiliter commentus sit, commentus
est tamen suo periculo. Nam ut taceam de tali stirpe nihil
quicquam alioqui compertum esse, nec hoc perspicimus, quo-
modo, si aetemitatis vetustatisve notionem saeculum vox
habuit primitivam, inde nasci generis vel generationis po-
testas potuerit quam ^saecla animantum, hominum, ferarum'
cum similibus Lucretianis palam testantur: nec vero illud
facile hodie concedemus, unde Buttmanni ratiocinatio omnis
profecta est, unum eundemque fuisse Graecorum Kp6vov deum
Latinorumque Satumum. Quo accedit quod non est proba-
bile e tam generali notione^ qualis est vetustatis illa^ unum
de principibtts deis gentis Latinae prodiisse. Omninoque
quid est cur ad abdita et abstrusa obsoleti, de quo nullo
teste constet, sermonis confugias, ubi aperta in luce posita
habeas in promptu? Tale est autem quo vim ac rationem
Baeturnus Saturnus formaram sine ulla; nisi fallor, diffi-
*) IVide Dono C. I. L. I n. 48. C. W.J
272 I)E FICTILIBVS LITTERATIS
cultate expediam, non hercule mythologuin agens^ sed gram-
maticum.
Non sunt autem ae litterae pro diphthongo habendae,
sed ordiendum a quadrisyllaba Saeturnus forma. Cuius
explicaudae duplex via patet. Nam cum verissime iam Butt-
mannus eaudem esse nominum in urnus et ernus exeun-
tium rationem viderit, quippe non maiore quam inter undus
9 et endus terminationes discrimine, tum aliquotiens suffixis
(ut cum grammaticis loquar) illis non sunt simpliciter ?oca-
bulorum stirpes auctae ut in di-urnus noct-urnus Yolt-
urnus hodi-ernus hib-ernus, sed utraque pars immissa
it syllaba consociata ut in aev-it-ernus semp-it-ernu^
hes-t-ernus (quod est ex hes-it-ernus i. e. her-it-ernus
coartatum): inter quae duo geuera ambiguo loco est diu-
turnus, utpote aut e diut-urnus natum (cuius stirjKiu
diut habes in diutius diutinus) aut e diu-it-urnu>.
Itaque licuit profecto e sa stirpe, unde satus profectuiu
(quae attenuata demum a vocali transiit in se-ro), fin^w
Sa-et-urnus vel ya-it-urnus furmam, quae contractis v«h
calibus regulae nectissitate transiret in Saturnus. Cui tamei
rationi nescio an altera haec ])raestet, ut solam e litteram
copulam vocalem illaiu (vocalem copulativam appellant vulgu'
inter[)retemur plerumque mutatam in /, cuius tam L^te paten^
iu liugua hitina usus fuit. Qua copula ascita eadem sa stir]'>
cum tus terminatione, qua lieri participia lingua voluit, coiit
in sii-e-tus, unde saet-urnus natum ut di-uriius noct-
urnus vel, quod etiaiii propius, tacit-urnus, nisi liac
quoque sic potius, tac-it-urnus, dispescueris. lam vero cuui
vocalium concursum fugeret lingua, optio data erat ut iii
phirimis aliis aut coutrahendarum vocalium aut exteremiae
alterius utrius. Ulud igitur factum est in Saturnus, b^
in satus et inde derivatis: quo lit ut offensio omnis mutatar
prosodiae dihil)atur. Xec desunt, quae hdem huic ratiocina-
tioni faciant, vel gemelhi vel affinia quantum satis.
Ac ])riniuiu quidem hiaiitium formarum non est niinui-
dum nulhi exemphi eas coniugatioues su])j)editare quae v^r-
bornm stir])es v et / vocalibus terminatas complcLtunt';r.
Quod contra haec liabcs in ea qnae ad n vocalera j>ertinrt.
LATINOBVM ANTIQYI8SIHIS. 273
maiorem partem in pariicipiis faturi copulatiyae litterae ali-
qaanto tenacioribus: arguiturus Sallustianum apud Priscia-
Dnin X p. 882, abnuiturus eiusdem apud Arusianum Mes-
siuin p. 210, item abnuitio Pauli Diaconi p. 108, 7 M., lo
luiturus Claudiani de YI cons. Honorii 141. £t in his qui-
dem contractio invaluit nt in Saturnus: argtitus enim
dixerunt ut tributus indutus, nec adiective tantum ut
acutus, sed etiam participialiter Plaiitus Amph. III, 2, 2 et
Pseud. 746; item non nutus tantum, sed etiam adnutum
innntum Prisciano teste; ablutus dilutus elutus con-
stanter. Ad hoc igitur exemplum potuit. profecto lingua, si
vellet, etiam satus efficere ex s&Ktus: non debuit^ quia al-
tera via in promptu erat, eiciendae vocalis. Iniitque hanc
viam, cam ruitus formam mutabat sane in rutus, sed
malto tamen frequentins in rutus. Nam cum non inusita-
tiun fuerit ruiturns atque adeo aedicvlam • DIRVITAM-
A • Novo • BEFECERVNT teste Pighio exstet in titulo Ro.
mano Gruteri p. 1071, 6 [C. I. L. VI, 1 n. 626] quem com-
memorayit Struvius de decl. et coni. p. 293, tamen et ruta
caesa dicta esse producta u Varro auctor est de 1. lai IX,
104 et de correpta in dirutus erutus obrutus prorutus
semirutus vocali in vulgus constat. Triplicem igitur fingendi
ordinem habes ruitus rutus riitus, prorsus parem triplici
ordini Saeturnus Saturnus satus formarum.
Ad has tamen formas altera ex parte etiam propius
accedit, quippe eadem coniugatione conclusus, duplex ordo
ab ea stirpe quae est sta oriundus: unde quod et status
factum est et status, item non alium fontem nisi pristinam
sta-l-tus formam habei De quo verbo pleraque e veteri-
bus grammaticis Priscianus IV p. 625 sq. et IX p. 863, e
recentioribus Vossius de arte gramm. II, 22 congessere
Enimvero certum est testimoniorum fide locupletium, longa,
Tocali esse statnrus constaturus obstaturus praesta-
turus participia, item praestatus et, si Prisciano credi.
mus, ^astatum': contra correpta statns cum substantivum
tum participium (ut stata sacra, signa, dona, tempora
et imprimis freqnenti nsu status dies), item stator statio
statno una com stabilis stabulum. Itaque non est mirum
FE. BlTMVKLII OPVSCVLA IV. 18
274 DE FICTILIBVS LITTERATIS
^i brevi vocali esse etiam statura substantivum vulgo credi,
tametsi ad eam mensuram demonstrandam Plautinorum qui-
bus fere utuntur versuum vis nuila est. Nec nego potuisse
corripi: scio contra sensisse Priscianum 1. IV, ubi enumera-
tis brevitatis exemplis sic pergit: 'excipitur stamen et sta-
tura, quod tam nomen quam participium est', exemplo
tamen solius participii subiecto. Quicum coniunctum est,
quod 1. IX 'steti vero' inquit ^statum supinum paenultima
producta debet facere': quod si vere dixit, idem necessario
ad status participium pertinere omnes hodie intellegimus,
quod quidem ille adiectivum sane interpretatus est. Verum
est autem utrumque, nisi miris modis de Lucilii apud Nonium
p. 226 testimonio fallimur quod est tale: ^statura generis
feminini. Lucilius lib. XXVIII: quare pro facie pro statura
Accius status.' Hexametrum enim versum habes
Quare pro facie, pro statura Acciu' status,
quo ad Accianum vocabuli usum, ut ad alia Acciana alibi,
respexit Lucilius: ut de discrimine status et statura for-
marum quaesivit etiam Donatus in Eunuchi III, 5, 50. Nec
aliter suspicor 0. Kibbeckio meo visum esse in Tragicorum
lat. reliq. p. 194.
Nunc autem, postquam de duplici prosodia unius statos
formae (sive ea pro participio est sive pro substantivo par-
ticipiali) explorata res est iudidemque etiam Statios esse
dictos, non Statios perspicimus, nihil profecto caussae re-
lictum est cur fidem eis grammaticis abrogemus qui et sta-
tim et statira esse pronuntiatum tradiderunt. Quod illi
volunt tali significandi discrimine factum esse quod nobii^
liceat ^standhaft' vel pro re nata ^stehend' atque ^stehenden
Fusses' vocibus quadam tenus imitari. Et primum quidem
Charisius II p. 195: ^statim. Accius in Didascalicon IX:
uectigalia legeraiit uestra et seruantur statim: pro statute et
ordinate.' De quo certum est opinionem fefellisse G. Her-
mannum diss. de Attii Didasc. p. 7 sic dubitanter scribentem
dispescentemque: ^uectigalia || Legerant uestra ^t seruabantiir
12 statim . . . .' qui nec bonus versus est nec esse Accianus po-
tost, si modo productae in statim syllabae exemplum vo-
luisse Charisium proferre satis reliquorum coulatio testiniu
LATIKORVM ANTIQVIS8IHIS. 275
persuadei Quae prosodia^ si trochaicus yersus esset nec cor-
ruptus gravius, servari sic poterat: ^uectigalia || Legerunt
uestra et seruantur statim ' Sed esse corruptum par-
tim Madvigius viderat Opusc. prior. p. 93, partim vidit in
prooemio anni 1849, quod €st de Sotadeis, Lachmannus So-
tadeum hunc conformans p. 7 [Opusc. II p. 72] haud impro-
babilem in tanta obscurifate sententiae: *
y^ctigalia egerant uestra, et struantur statim.
Alter testis prodeat Donatus, in Phormionis versus Y, 3, 6 sq.
sic scribi solitos: 'Tutatur: nam ex his praediis talenta ar-
genti bma || Statim capiebat. hem, uir uiro quid praestat?
Binan' quaeso?' haec commentatus a Lindenbruchio primum
edita: 'statim capiebatj staifim perpetuo, aequaliter et quasi
UDO statu. Plautus: ita statim stant signa. et habet primam
longam. quando autem significat aliud \an ilico.^], primam
breuem habet.* Quae Westerhovius suspicatur Donati com-
mentariis e Nonio demum accessisse, qui haec posuit p. 393:
'statim producta prima syllaba a stando perseueranter et
aequaliter significat. Terentius: bina talenta capiebam sta-
tim. Plautus Amfitryone: nec recedit loco quin statim rem
gerat. idem in eadem: ita statim stant signa omnia. Ennius
Aiace: qui rem cum Achiuis gesserunt statim. Afranius
Augure: quamquam non istis exercetur in locis hic noster
delaborat cum puer statim.' Quae exempla omnia eo curio-
sius expendenda sunt singillatim, quo magis mirum accidit
esse in eis nullum quo necessitas producendae syllabae de-
monstretur, quaedam adeo quae refragentur. Velut quid Plau-
tino in Amphitruone versu I, 1, 120 probatur:
Ita statim stant signa neque nox quoquam concedit die,
euius initio cum 6£uT6vr)Ctc spondiaci vocabuli nihil sane
offensionis habeat, at minus profecto habet iambicum? Yel
ipso Terentiano, si is eo quo codices testantur initio fuit
*Statim capiebat*? Atqui hic non est sane levi factarum olim
turbaram indicio quod inverso ordine Tapiebat statim' No- i»
nius prodidit^ tametsi apud eundem p. 254 'statim capiebat'
est ut in Terentianis libris. Sed tamen sat gravi illud caus-
sae Bentleio fuit cur rectissimo me iudice sensu servata
18*
276 DE FICTILIBVS LITTERATIS
^hem' particula; omissa a Bembini codicis manu prima, ta-
lem versum ederet:
Capiebat statim. hem, uir uiro quid praestat? Binan' quaeso?
nam etiam casu solo a principe librario praetermissa secimda
in illo libro manus addidit haud adeo pauca. A talibus
igitur exemplis, quale hoc est Terentianum et illud Accia-
num, profectos esse credibile est qui, ubi longam haberet
paenultimam statim, non siguificare ^iiico', sed ^statute et
ordinate, perpetuo et aequaliter, perseveranter' et observas-
sent et docerent. Atque eam doctrinam prorsus confirmat
quem miro iudicio vulgaris notionis testem Vossius protulit,
Avienus in enarratione Phaenomenon Arateorum v. 398:
Tunc succisa Ceres statim cum mergite culmi
Construitur:
ubi manipulos cogitari certo ordine conlocatos apparet Se<i
eosdem grammaticos nego, ubicumque corriperetur statim.
necessario valere ^ilico' tradidisse: cuius quidem mensurae
fuit utraque significatio communis. Firmissimo id argumento
Amphitruonis illo versu intellegitur I, 1, 84:
'In fugam sed tamen nemo conudrtitur,
Nec recedit loco quin statim rem gerat:
ubi creticos numeros misere corrumpat qui statim pronun-
tiet. Itaque apud Nonium conglutinatas esse duas antiquio-
rum magistrorum observationes existimo: alteram hanc, sta-
tim ubi produceretur, perseveranter et aequaliter signifieare:
alteram discretam a prosodiae definitione, non tantom ut
vulgo ^ilico', sed etiam perseveranter et aequaliter valere:
utriusque autem observationis documenta mixta incuriosius
Quod si probabiliter disputavi, consequens est ut valde an-
ceps sit de Ennii ex Aiace verbis iudicium, num illis recte
initium sive senarii versus sive septenarii fiat: *Qui rem cum
Achiuis gesserunt statim . .', quae Ribbeckii mens fuit Traj:.
14 p. 15, an pariter atque Plautinum illum etiam Ennianum
talem
. . qui rem cum Achiuis gessenint statim
protulisse Nonius videatur: quando ea subtilitate gramnia-
LATINORVM ANTIQVISSIMIS. 277
ticos illos fuisse, nt in quinto senarii pede praestare spon-
deuin nossenty nullo idoneo argumento persuadeas. Quam in
partem ut inclinem, illud potissimum me movet quod etiam
Afranii versus ad longae mensurae constantiam transpositione
demum yerborum revocatur: ^Hic ndster de]ab6rat cum sta-
tim puer', quam a Bothio commendatam probavit Neukir-
chias de fab. tog. p. 180. Et de sententia quidem etsi dubia
sane res est^ tamen ingenue fateor me ne intellegere quidem
satis vel perseverantiae notionem vel nexum cogitationum in
illis; quales Neukirchio placuerunt, versibus: quos meo sensu
multo commodius sic expediveris:
Quamquam non istis exercetur m locis
Hic n6ster^ delab6rat cum puera statim.
Ybi 'delaborat' dictum est tamquam ^deluctatur^ desudat':
'istis in locis' autem ut *in occultis locis' apud Plautum
Curc. rV, 2, 21, *in latebrosis locis' Bacch. 430, ubi quidem
haec praecednnt ^Saliendo sese exercebant magis quam
scorto aut saniis.'
Effectum est igitur, nisi fallor animi, ut pariter atque
statum et statum, etiam statim et statim pronuntiata
sint necessario significationis discrimine nullo: nisi quod usu
sane venit ut, ubi euOuc, auTiKa dicendum esset, non pro-
duceretur. Ceterum nec praestltus formam et consimiles
comparare cum praestatus volui, quamquam id quidem
alias ob caussas quam qnod illas aut duci a sistere stirpe
aut ad eam accommodari potuisse quibusdam grammaticis
credam: nec talia commemorare qualia sunt explicitus
implicitus, quae origine sua non sunt necessario primae
declinationis ut a plica- flexa, sed tamquam a plic-, cum
singolas stirpes pristina aetas non eis, quas postera finivit,
coniugationibus discreverit: nec arcessere cognitus agni-
tus participia, quae etsi dubium non est quin ex primitiva i5
no-l-tus forma prodierint, tamen ancipitem habere explica-
tum videam. Sed eodem sane quo status genere compre-
henda e cl stirpe facta citus cltus. Item comprehenderem
quUus qultus cum grammaticis, si modo eam vocem, quam
corripuit Terentius Hecyrae IV, 1, 57, usquam proUuctam
278 DE FICTILIBVS LITTERATIS
esse sat certo demonstratum viderem. Certe Plautus ne in
pistrino quidem produxit: in cuius e Saturione versu
Retrahi nequitum, quoquo progressa est semel
non debuerat sine offensione praetermitti ^est' voculae omi-i-
sio: atque non sic sed nequitur in Festi p. 162 M. codice
scriptum exstare locuples testis Keilius praesto est Musei
Rh. VI p. 621. Itaque cum eodem incommodo ibidem pro-
latus Pacuvianus versus (300) laboraret:
8ed cum contendi nequitum ui, clam tendenda est plaga^
nou hercule sine caussa de eadem illa nequitur forma Rib-
beckius cogitavit: satis enim erat participii usum Catoni^
exemplo firmare grammaticum. Postremo Accii septenariuni
662 non minus commode a 'Quitus sum' ordiri quam a
'Quitus sum', perspici ab unoquoque potuerat. — Addereni
his, non alia atque citus via ab e-l--tus vel i-Uus descec-
dere Itus, nisi his nunc immorari noUem. Nec me fugit
brevem in satus, unde haec disputatio omnis exorta est,
vocalem inde repeti a Lachmanno Lucretii p. 54, quod liqui-
dam habeat praesens sero: quae consonans ab ipsa stirpt
verbi non minus seiuncta est quam n littera in lino et sino,
unde litus situs fiunt. Sed ad verborum stirpes consonanti
terminatas exspatiari longiim est.
Atque haec satis sunto de Saeturno, a satu dicto ut
Plautinus Nocturnus deus a nocte: quamquam illud minime
impedio, quominus non segetum tantum sator ille, sed tam-
quara vitae terrestris universae generator habeatur. Tertinra
adicerem, praeter vulgaria illa Volturnum Manturnam
luturnam, puriliter appellatum a lacte Lacturnum deum
16 c Varronianis apud Augustinum de civ. dei IV, 8, si mihi
de fide scripturae satis constarot: quod quale sit ne ahi q«i-
dem scirc prius poterunt quam illorum librorum non tbeo-
logorum tantum, sed philologorum in usum parata recensio
in promptu erit.
LATINOBVM ANTIQVI88IMIS. 279
CAPVT IL
Proxima cam Saturui poculo societate alia quaedam
rascula fictilia contiuentur, item dei nomine Latini subiecto-
que POCOLOM vocabulo inscripta. Quamquam hoc inter-
cedit; quod oUae ansatae (scyphum Garruccius dixit) speciem
habet poculum Saturni^ quod ipsum facile quispiam antiquis-
simum omnium dixerit, cetera sunt paterae. Eius generis e
terris adhuc prodienmt sex exempla, composita nuper in
0. labni de cista Ficoron. comm. p. 55. Reperta sunt autem,
de quorum origine constat^ in Etruriae finibus Latium versus
onmia: ut indidem credibile sit etiam Satumi poculum oriun-
dum esse. Nec mirum Latinos deos a Latinis hominibus ab
eis potissimum temporibus cultos esse inter EtruscoS; quibus
hi post tot clades ab anno ferme CCCCLXII ad CCCCLXXIV
acceptas in societatem a Romanis recepti sunt Yt non mul-
tum falli posse videatur qui annorum CCCCLXXIV et circiter
DXX terminis illorum confectionem vasculorum omnium con-
cludat. Nam ultra hos fines non durasse nominum formas
in OS et OM exeunteS; satis nuper communivisse ea dispu-
tatione videor quam de elogiis Scipionum scriptam initio
Toluminis IX Musei nostri philologici [supra p. 213 sqq.]
posui. Ybi quod iam principio sexti saeculi desiisse earum
UBum formarum negavi^ eo rectius feci quo commodiore eius
rei argumento uti potueram ex inscriptione statuae aereae
Musei Kircheriani*) petito, quae haec est: CPOMPONIQVI-
RIOPOS, sic ut apparet dispescenda: CPOMPONIQVIRIna.
OPOS: in qua legenda multimodis olim erratum est. De qua
quod iudicare confidenter possum, singulari beneficio Reve- i?
rendissimi Patris Marci effectum est, cuius liberalitati summa
cum cura delineatum exemplum debeo. £am igitur epigra-
plien qui teste lahnio p. 61 sq. primus recte interpretatus
est Henricus Brunnius meus, subtili eademque percommoda
observatione monuit de Quirina tribu anno demum DXIII
facta. Vnde huic ipsi tempori aliquEintum etiam super-
stitem fuisse OPOS pro OPVS scripturam cum similibus
•) tyide nunc P, L. M. E. tab. II?; C. 1. L. l n. 52. C. W.]
280 DE FICTILIBVS LITTERATIS
apparet.*) Quamquam non nihil interesse inter OPOS et
POCOLOM exempla haud ignoro.
Sunt autem paterae illae haec quas infra posQi cum
suis quamque epigraphis: nam in reliqua pictura; satii< illa
*) [Quae supra scripta sunt aliqua ex parte retractaTJt Rit-
schelius epistolio ad 'Patrem Marchi in Musei Rhen. t XII (1857)
p. 319 sq. misso hoc:
81» 'Fridericus Ritschelius S. P. D. Reverendiaaimo Patri Marchi
Collegii Romani Socio Celeberrimo.
In ea quam nuper ad tk, vir gravissime idemque humanissimt-.
commentationem transmisi de fictilibus litteratis LatiDoran
antiquissimis editam, cum in casuum formas, qnae sunt OS et OM
pro VS et VM, oratio incideret, de quibus quidem paullo ante ei
plicatius disserueram in principio volnminis IX Musei nosiri philolo
gici [vide supra], haec scribebam p. 16 sq. quae infra posni: 'Vli
quod iam principio — cum similibus apparet.'
Vides quam in te grato animo fuerim: et tamen non satis me
grato fuissc sero intellexi. Quam enim nulla cnlpa mea, sed alieno
teutimonio conBsus ad alium laudcm rettuli, eain nunc amici Romani
me certiorem faciunt totam tibi deberi, cuios et cura fideque Tew
lectio tituli obscurioris explorata sit, et acumine doctrinaque inteqire-
320 tatio inventa ad tempora linguae dcscribenda utiliasima. Redire igituT
ad te tamquam postliminio volo, quae tva fuere a principio: qii^'
quidem a te aliquantisper abalienata eo aegrius fero, quo et gration
benivolentiae officia tvae identidem ipse expertus aum et suaviorem
modestiam ab omni praetcrquam veritatis ambitione seiunctam omoes
norunt atque deamant.
Ita postquam religioni satis factum est, unum ut ex te quaeram
res ipsa postulat. Pusillnm est, nec tamen neglegendum, quod QVI-
RIOPOS in eo quod Tiiu ipsi acceptum refero exemplo ego le^cp
visus sum, QVIR • OPOS profertur ab auctoribus lectionis tvae. h-
teor paullulo breviorem eam lineolam csse quam I litteram int^rpre-
tatus sum: scd eandem tamen idem video paullo longiorem eese ({^^
quae satis tuto pro interpungendi nota habeatur. Quod cum ita es>t<
ut illam potius viam inirem hoc me movebat, quod ne post POMP^'^^
quidem quicquam interpunctionis interiectum est. Hoc igitur quale «t
ut facili negotio si voles coram dispicies, ita novo hoc comitatis doeu-
mento non mediocriter cum memet tum communia atudia, quibus Unto
et decori et honori es, tiiji devincies. Vale. Datum Bonnae ad Khc-
num Id. Mai. a. CIOIOCCCLVII.'
Ceterum, ut ipse Ritschelius Enarr. P. L. M. E. p. 3 narwi^'
Roma responsum eat, non esse de littera cogitandum, aed reapse &C'
quiescendum in interpunctione. C. W.]
LATINORVM ANTIQVI8SIMIS. 281
exili yel levidensi plerumque, aut operae pretium noii est
morari aut alienum a consilio meo.*)
1. Tarquiniis reperta: VOLCANI • POCOLOM: inde
ab auno 1828 musei regii Berolinensis: commemorata a
Braunio Diar. Instit arch. a. 1837 p. 130, descripta in
Gerhardi catalogo musei Berol. I p. 270 sq. [C. L L. I
n. 50], edita ab eodem a. 1840 in Trinkschalen des Ber-
liuer Museums' tab. VIIL [Vide tab. IX fig. C et c.]
2. Vttlceiis effossa virtttte liberi baronis de Beugnot:
AECETIAI • POCOLOM: e Millingeni thesauris translata
in museum Britannicum: commemorata ab 0. Muellero in
^Arcbaeol. Intelligenzblatt' a. 1833 p. 46 et post Campa-
narem in Actis acad. Rom. VII p. 16 a Kramero de vasis
fict. p. 142, item in De-Wittii Collect. Beugn. p. 78 n. 129,
descripta ab Samuele Birchio in Gerhardi Dinm. archaeol.
nov. a. 1847 p. 154 sq. [C. I. L. I n. 43], meum in usum
delineata Londini intercedente egregio amico Waltero Perry,
per plurimos annos hospite Bonnensi suavissimo. [Vide tab.
IX fig. B et &.]
3. Ibidem reperta: KERI • POCOLOM: nunc Romae
in museo Etrusco Gregoriano: commemorata a Campanare is
Krameroque, edita Musei Gregor. II tab. 88 [descripta
C. I. L. I n. 46. Vide tab. IX fig. D et d\
4. Hortani reperta: LAVQRNAI • POCOLOM: eius-
dem nonc musei Gregoriani: commemorata a Braunio, edita
ibidem [descripta C. I. L. I n. 47. Vide tab. IX fig. E et e\.
5. Ibidem reperta: SALVTES • POCOLOM: musei
eiusdem: commemorata a Braunio [descriptaC. I. L. I n.49]:
mihi delineata ab Henrico Brunnio. [Vide tab. IX (ig. F
et/:]
6. Incompertum ubi vel reperta vel nunc servata:
*) Vnam ▼elim ab haram reram peritis quale eit mihi expediri:
Qnod non semel, sed triplici exemplo quaterni circuli in media
fete patera conspiciantar in speciem Tpair€2^0€i&f^ conlocati. Quos par-
tim ioxta pezBonaa pictoe partim per ipsas fig^uras pertinentes yides in
Keri atqae Lavemae pocnlis, sine figuris ipanm fimdam paterae occa-
pftnteg in pocnlo Aecetiae. Qaod qaoniam ter factnm est pariliter, vix
atuini casoi tribaere.
282 DE FICTILIBVS LITTERATIS
BEAO* AI . POCOLOM: apud Mmingeuum Florentiae visa
Welckero suisque in diariis ab eo raptim consiguata, post
commemorata cum ceteris in editione tertia euchiridii
Muelleriani p. 195: frustra a me quaesita in museo Bri-
tannicO; quo perlatam esse una cum altera Millingenisma
suspicabar. *)
Atque ut ab ea quam postremo loco posui patella or-
diar, cum quintam ab initio litteram Welckerus talem pinie-
rit ut, utrum A an U legerit, non appareat, iure suo Momm-
senus ab lahnio commemoratus scriptum esse in vascalo
BEAONAI, vel, quod potius duxerim, BEUONAI coniecit:
quando incredibile dictu est quotions in his brevissimis epi-
graphis legendis a quot viris doctissimis, quorum nomina
supra posui, miris modis variatum sit.**) E reliquis nihil
dubitationis vel VOLCANI vel LAVERNAE nomina creant.
Nec plus SALVTES: memorabile id quidem propterea quod
alterum exemplum e pro i litterae etiam in genetivo tertia»-
declinationis servatae accedit illi, quod est APOLONES iii
venerandae vetustatis aere Monaceusi apud Orellium n. 143,H
|C. L L. I n. 187; R L. M. E. tab. II B\ Sequitur KERI
poculum, cui felicissimo successu Rev. Pater Secchius in
Diar. Inst. arch. a. 1843 p. 72, item in commentatione de
musivo Antoniniano Romae eodem anno vulgata, de qua
Henzenus rettulit Diarii illius p. 127, lucem admovit ex Pauli
Diaconi his verbis, excerptis e Festo p. 122 M.: *et in car-
mine Saliari Cerus manus intellegitur creatur bonus.* Ner
raoo sensu improbabiliter in carminum Saliarium reliquii:«
Varronianis de 1. lat. VII, 26 ^duonus cerus es' verba contru
*) [Vide nunc C. I. L, I n. 44; repperit autem hanc pateram
Hrunnius tandem in Musco Campanae et accuratius deliaeaTit (vid-
tab. X G et cf. supra p. 206 adn). — Praeterea vide quae de COERAE-
POCOLO (C. L L. I n. 45; Ephem. epigr. I p. 8 n. 6) narrata sunt a
Kitschelio P. L. M. E. Enarr. p. 14, in Priscae lat. epigr. suppl. ^
p. JX sq. et Musei Khen. t. XXI (1866) p. 296 sq. — Nonum acces^it
AISCLAPIPOCOCOLOM, quode vide Priacae lat. epigr. supplVp IX
ct cf. Ephem. epigr. 1 p. 8 n. 5. C. W.]
**) [Rcapse scriptum esse BEUOUAI postca compertum est; qu<^
tamen nomine eandera Bellonam deam appellari exposuit Ritschclius
in Priscac lat. opigr. suppl. V p. XI. C. W.]
LATINORVM ANTIQVISSIMIS. 283
Muellerum Bergkius p. VIII tutatus est, spectantia illa qui- i9
dem ad lanum deum. Vnde etsi non sane efficitur ipsum
lanum esse qui Creatoris nomine diceretur simpliciter, tamen
via saltem expediendi KERI illins patefacta est. Quam ultra
persecutus Mommsenus de dial. Ital. p. 133 conlatis Oscis
kerri kerrii formis intellexit aequare vetus cerus nomen
recentiore usu frequentatam genius formam notionemque.
Minus autem feliciter eidem Secchio illi res cessit in
interpretando AECETIAI nomine. Quam deam cum pro
Aegeria accepit vel Egeria formamque Etruscam dixit
latinae Aegedia vicariam quae postmodum transiisset in
Aegeria, responderi poterit dupliciter. Nec enim in reliquis
horum poculorum exemplis Etrusci sermonis (abhorrentis a
mediarum quas grammatici vocant consonantiura mollitudine)
vestigium ullum apparet, nec in latina lingua, ut sane r in
dy ita contraria vicissitudine d in r mutari solitam comper-
tum est. Singulare est enim quod medidies exstitisse ante
meridies Varro testatur de L lat. VI, 4: cuius mutationis
caussam iam Cicero Orat. 47, 157 intellexit iteratae di syl-
labae insuavitatem fuisse. Quamquam simili olim sententia
Mommsenus fuisse videtur de dial. Ital. p. 28. Diversissimam
yiam ingressus Gerhardus Aecetiam interpretabatur tam-
quam aliquam Acetariam vel Acetanam ab aceto dictam
('Essiggottin') in comment. de deis Etruscorum edita Bero-
lini a. 1847 p. 25 sq., Aegestus Acestus nomina comme-
morans obscuriore comparandi ratiocinandive artificio. Sci-
licet mirifico prorsus acumine Aegestum illum, qui Alba
missus esse Lavinium narratur, ab eo appellatum esse, quod
tamquam praeesse aceto et muriae et pemis petasonibusve
salsisque muriaticis (^Schinken und Pokelfleisch') putaretur,
persuaserat sibi Klausenus de Aenea et Penatibus II p. 689.
A quali commento haud ita multum abhorruerit si qui de
Segetia dea cogitet et conferre Segesta Egesta Aegesta
formas animum inducat: parum id quidem considerate. Non
dnbitabit puto vir amicissimus in nostram, simul atque au-
dierit, sententiam concedere: nec enim mea est, sed uno
tempore cum ab lacobo Bemaysio coram tum per litteras s»
a Theodoro Mommseno mecum communicata. Quorum ille
284 DE FICTILIBVS LITTERATIS
profectus a nequitia voce, quam non satis tuto duci a ue-
quam videri, hic permutatarum c et qu litterarum exemplo
usus urbis nomine Aeclanum, in Aequitia formam trala-
ticiae Aequitas vicariam uterque inciderunt atque meum
certe assensum ilico tulerunt. Quem longe evidentissima
ratione confirmo, exemplorum multitudine affatim compro-
bata. Quippe non aliter aequitia et aequitas differunt
atque duritia vel durities et duritas, [pigritia et pigri-
tas], planitia planities et planitas, segnitia segni-
ties et segnitas, tristitia tristities et tristitas, sae-
vitia et posteriori aetati probatum saevitas, tardities et
tarditas, vastities et vastitas. Quorum ut quaedam ter-
tiam formam asciscunt in tudo terminatam, duritudo pla-
nitudo tristitudo saevitudo tarditudo vastitudo, ita
progredi comparando licebit ad canitia canities et cani-
tudo, mollitia moUities et moUitudo, pinguitia pin-
guities et pinguitudo, laetitia et laetitudo, maesti-
tia et maestitudo: in quibus casu factum quod alteram
formam in tas exeuntem aut non probavit lingua aut non
servavit memoria. Nec ab eodem genere aliena, immo pu-
sillo intervallo remotiora haec sunt: opulentia opulenti-
tas, discordia discorditas, pauperies paupertas, mi-
seria miseritudo, et pauUo longius recedens paenitentia
paenitudo: ut taceam pervulgata illa pulcritas pulcri-
tudo, temeritas temeritudo, prope innumerabilia. Nihil
est igitur cur non potuerit etiam ab eo quod est aequos
fieri aequitia: atque factum csse, contrariae notionis nomen
nequitia, nisi omnia fallunt, ostendit planissime. Quod si
a nequam ducunt, unde tandem hoc ipsum? Nempe a ne
particula negativa et relativi pronominis accusativo quani
compositum volunt. E quibus partibus quomodo prodire
propria nequam vocabuli notio potuerit, etsi non inepta
ratiocinatione demonstrare Doederlinus Synon. et etym. I
21 p. 54 sqq. instituit, tamen nec exchisam esse aliam exphcandi
viam video, nec illud probabiliter expeditum qui factum sit
ut, cum sane in adverbii usum conversus quam accusativu>
minime destituatur analogia, tamen e tali adverbio, eoque
non ab adiectivo ducto sed a pronomine, mrsum dechnata
LATINORVM ANTIQVISSIMI8. 285
nomina nequior nequius ipsumque adeo nequitia fierent:
id quod et destituitur exemplis; et suapte natura non potest
non permirum yideri. Vt taceam indidem scilicet procreatum
noyum nequiter adverbium. Apage igitur incredibilia et
praeter necessitatem poWjpTi: neve aliunde venire nequam
crede nisi unde et nequior et nequitia et nequiter, ex
obsoleto nequus vel potius nequos positivo, composito ex
ne et aequos: prorsus ut ab adiectivis suis promiscam
bifariam multifariam. Nec dispar ratio est nequos et
iniquos formarum atque harum quae sunt nefandus el
infanduS; nescius nesciens nescientia et inscius in-
sciens inscientia^ nesapius (Petronii) et insipidus in-
flipienSy necopinus et inopinus: item sive nepus sive
de Scaligeri (in Fest p. 164 M.) sententia nepurus et im-
pnruS; nisi forte etiam rectius Doederlinus YI p. 271 ne-
pius correxit, conferendum id quidem cum impius. Enim-
vero quod ad significatum attinet^ etsi non incommode Doe-
derlinus hinc profectus est ut nequam illud interpretaretur
quod in nullam partem h. e. ^nulli rei' esset, tamen quid
impedit quominus nos ^nequam hominem' eum accipiamus
qui id quod est aequum non servet observetque, aequum
iustumque modum non expleat, suas partes non exaequet
officioque sustinendo non par sit? Ynde tam proclivis est
ad vulgarem inutilitatis vel ut graece dicam xoO ^vbeoGc,
dXXiiToGc, |Lif| dHapKoGvToc notionem transitus, ut vel sic com-
modissime potuisse nequiter et frugaliter, nequam et
frngi notiones opponi intellegatur^ velut apud Plautum
Pseuduli V. 468: Tupis me esse nequam: tamen ero frugi
bonae.' Ipsum autem aequos vocabulum neminem fugit
quam late patentem vim eodem Plauto teste in vetustiore
potissimum latinitate habuerit. Accedit quod habent qui n
a ne-aequos ordiuntur, non habent qui a nequis, unde
Festi p. 162, 23 glossam expediant: ^nequalia, dctrimenta.'
Nec enim aegrius credemus ne-aequalia dicta esse tam-
quam inaequalia, quam n^-aequiora tamquam iniqui-
ora: ut, si nequalia interpretemur tamquam iniquitateS;
non lateat qui deflecti vox ad detrimentorum notionem po-
tnerit. Vnum restat quod egeat defensione: ex ne-ae con-
286 DE FICTILIBVS LITTERATIS
trahendo effecta ne syllaba, pro qua nae potiu3, naequior
naequitia, exspectamus. Ac rarior est sane in antiquiore
lingua e vocalis vicaria diphthongi, verum eadem tamen
aliquot exemplis certa. Tale est quod pervetustus titulus
Marsicus exhibet in Mommseni L R. N. 5567 QVESTORE^»),
item Paestanus nummus FIISTANO in Carelli Num. Ital.
vet. a Cavedonio editis tab. CXXX, 2 [P. L. M. E. tab. VII
n. 61; C. I. L. I n. 17]. Ad quod genus rectissime Momm-
senus de dial. p. 242 rettulisse CESVLA nomen videtur qnod
est in uno Pisaurensium titulorum [C. I. L. I n. 168; P. L.
M. E. tab. XLIV JJ, quippe a caesius vocabulo ductum nec
origine sua diversum a CAESELLA. Nec enim satis con-
fidenter priscis dativis illis atque adeo genetivis utor DIANE
FORTVNE VICTORIE PROVINCIES, ut quos intellegam
etiam aliam quandam explicandi rationem admittere. Quodsi
qui forte ex rustica pronuntiandi consuetudine haec omnia
et similia repetere animum inducant, non video hoc contra
valiturum. Non iguoro proditum esse edum ^in Latio rure*
fuisse ^qui in urbe, ut in multis a addito, aedus* a Var-
rone de 1. lat. V, 97, et ^Mesium, non Maesium' lib. VII,
96, item ^Cecilium pretorem' in Lucilii cavillatione testi-
bus eodem Varrone et Diomede II p. 447. At idem scio
ipsius antiquitatis non fuisse tenaciorem custodem conserva-
tricemque constantiorem quam eorundem rusticorum homi-
num consuetadinem. — Quamquam ipsae nequam nequitia
formae quaeri potest num singulari caussa quadam et pro-
pria ratione hac regantur, ut non simpliciter e successisse in
locum ae diphthongi dicatur, sed de notissima ae diphthongi
in * vocalem mutatione, quam ^Umlaut' nomine hodiemi
.»3 grammatici appellant, cogitetur, pro % autem servata esse
vetustior c vocalis putetur quam in tot aliis habes, ut in
PAPERIVS DEDIVS COMPROMESISE ADIESE VELET
DEDET NVGES PLOIRVME IVRE IVNONE MARTE
TIBE HEC QVE. In quibus oranibus etsi E vocalis cessit
reeentiori aut EI aut I scriptunie, nequam autem vel ne-
*) [Vbi tamen legitur QVEISTORP^S: cf. C. I. L. I n. 183; P. L
M. E. tiib. XCVIIT B. C. W.]
LATINORVM ANTIQViSSIMIS. 287
quitia nnmqaam, quod sciamus^ aut NEIQVAM NEIQVITIA
aut NIQVAM NIQVITIA scripta sunt, tamen id ipsum, si
modo placuissetj potuisse fieri non magis a ratione abhorret
quam ante iniquos formam potuisse, quod item ignoramus,
inequos probari, yel exestumare conquerere ante ex-
istumare conquirere: de quibus nuper dixi Mon. epigr. tr.
p.21 [supra p. 140sq.]; oblitus Naeviani illius ^re inquaesita'
apud Gharisium p. 186. Accedit quod ne i quidem vocali,
in quam de more ae diphthongus transibat in compositis,
non potuit vulgaris nequam forma nasci, si modo in ne-
iquos (quando ancipiti mensura fuit negativa illa ne parti-
cula) praeponderare e prae i, non t prae e putaveris. Com-
mendaretque^ nisi mea me opinio fallit, hanc ratiocinationem
onmem haud leviter Festi p. 165; 30 memoria: ^negritu in
augttris significat aegritudo', si minus obscuratam mutila-
tamque librariorum neglegentia haberemus. Vbi quod ne-
gritu interpretantur necritu; id qua tandem ratione sub-
iectae a grammatico significationi conciliabis? Quem etsi
quid scripsisse dicam non habeo, -tamen illud vix dubito
quin aliquod vocabulum a negr- incipiens (fortasse non
aliud atque negrituc^o) compositum esse ex ne et aegr-
tradiderit.
Ad simplex nomen, unde deflexi; redeo AECETIA. In
cuius altera sjllaba e pro % vocalis non plus o£Pensionis habet
quam in prorsus parilibus MERETO SOLEDAS OPPEDEIS,
ne paullo longinquiora arcessam. Fuitque haud dubie etiam
nequetia aliquando usitatum ante nequitia. Aliquanto
pltts dubitationis facile cuipiam pro qu posita c littera ini-
ciai Nam etsi praeter aequos exstitisse etiam aecus for-
mam satis exploratum est, tamen haec quidem subsecuta S4
est demum naturali necessitate o vocalis in %t mutationem.
^d tamen veterrimis iam temporibus quaedam saltem in hoc
genere vocabula c litteram ascivisse (quo fortasse quiris
curis pertinet) potissimo documento com con praepositio
est, sic scripta pro quom non in antiquissimo tantum elogio
Scipionis Barbati f. (COSENTIONT), item in pervetustis
titttlis Venusinis I. R. N. 715. 716 [C. I. L. I n. 185. 186J
(CONSOLTV CONSVLVERE), sed praeter cetera in COSOL,
288 DE FIOTILIBVS LITTERATIS
cuius scripturae antiquitatem ipsa COS nota testatur con-
stans per omnia saecula. Quodsi quis non suecessisse demQm
com formam antiquiori quom scripturae, sed pari atque
hanc antiquitate esse contenderit, de quo fatendum est posse
in utramque partein sentiri: at iste quidem concedere debe-
bit ne hoc quidem sciri posse, num forte aecos non minus
antiquum sit quam aequos. In quo genere ut nescimns
multa, ita multum variatum fluctuatumque esse priusquam
ad stabilem consuetudinem perveniretur, valde singnlaria
exerapla quaedam docent: velut MIRQVRIOS illud in speculo
nunc Berolinensi [C. I. L. T n. 59; P. L. M. E. tab. I jP], at-
que adeo in SC. de Bacanalibus mira OQVOLTOD scriptura.
Quibus longe commodiora gravioraque ad nostram quaestio-
nem illa essent, in contrariam partem valentia, quae Lach-
mannus Lucretii p. 220 composuit per c scripta: cornm co
ca candam carundam alico condam, nisi ea non ex mo-
numentis petita essent sed a librariis accepta: ut, qua aetatt*
talis scriptura quove auctore invaluerit, teste nullo constet
Ceterum cultum deorum omnium in his poculis inscrip-
torum antiquissimum fuisse partim proditum est partim con-
sentaneum. Et Aequitatem quidem deam iuxta cumVicto-
ria Pace, item Pietate Concordia Salute Honore Virtut^
Felicitate commemorat Arnobius adv. nat. IV, 1: SIGNVM-
AEQVITATIS dicatur in titulo Praenestino Gruteri p. 76, 3.
Saluti aedem anno CDXLIII votam a C. lunio Bubulco, ab
eodem locatam esse a. CDXLVII, dedicatam a. CDLII Liviua
tradit IX, 43 et X, 1, picturis ornatam a Fabio Pictore Pli-
5^5 nius N. H. XXXV, 4, 7: eandemque, unde et colli Salutari
et portae Salutari nomen (de quibus recte Beckerus sensii
Antiq. Rom. I p. 131 et 578), in Argeorum sacrificiis com-
memoratam Varro repperit de 1. lat. V, 52: cui deae etiam
Pisaurensium titulorum illorum unus (SALVTE) dicatus est,
qui nulla dubitatio est quin sextum saeculum aetate supe-
rent. Lavernali portae ^ab ara Lavernae, quod ibi hta
eius* uomen inditum idem Varro scribit V, 163, cui accedit
Festus Pauli p. 117 M.: unde de antiquitate eius deae, fu-
rum patronae Plauto (apud Nonium p. 134), Novio (ibidem
p. 483), Horatio, Arnobio testibus, fieri coniectura pote>t.
LATINORVM ANTIQVISSIMI8. 289
Item Bellonae templnm amio CDLVII ab Ap. Claudio Caeco
Yotum cum Livio auctore X, 19 constat tum Ovidio Fasi
VI, 201 sqq. Quamquam mirationem sane non mediocrem
illud movet, quod BELONA ea dea dicta est in patera Mil-
lingeniana, non DVELONA. Quod contra antiquitatem Keri
nominis praeter Saliarium carminum mentionem ipsa scrip-
tura firmat E litterae usu insignis: idemque illud in Sae-
turnum cadit, cui deo dicatam sive ab Euandro sive ab
Hercule ad clivum Capitolinum aram^ vel aedem sive a Tito
Tatio sive a TuIIo Hostilio sive a Tarquinio Superbo factam
quid est quod persequar copiosius? Vel cum Romuli Tatiique
nomine coniunctam Volcani memoriam, quam Volcanale
testatur et Volcanalis area? Quo pertinet quod et Satur-
num et Volcanum in eis deis Varro de I. lat. V^ 74 numerat^
quibus ^arae Tati regis voto sunt Romae dedicatae'.
Horum igitur deorum quod pocula illa esse dicuntur,
id vim habere duplicem potest. Aut enim e domestica supel-
lectile privata fuere, usui tamen divino destinata, ut quibus
libationes fierent certis deis certo ritu gentili dicatae: aut
reapse donata et consecrata sunt eis quorum nomina prae
se ferunt deis, sed tamen fortasse ne sic quidem seiuncta
libationis cogitatione, quippe quo ipsum poculorum nomen
spectare videatur. Et in hanc quidem partem illorum usum
Tasculorinn probabiliter fne iudice iam 0. lahnius interpre- se
tatus est Annalium antiq. studios. Rhen. fasc. XHI p. 115.
Neque enim genetivi alia ratio est in illis inscriptionibus
quae sunt ARA • TR ANQ VILLITATIS , ARA • NEPTVNI et
ARA . VENTORVM apud Murator. p. 148, 5. 4. Orell. n. 1339.
1340: vel adeo PIETATIS • SACRVM in Annal. Inst, arch.
i XVIII p. 244, apud Orell. n. 1824. Quo referrem etiam per-
vetustum titulum Romanum hodie non superstitem DE VAS •
CORNISCAS . SACRVM apud Gruterum p. 88, 14 (Orell.
n. 1850 [C. I. L. I n. 814; VI, 1 n. 96]), si singulari numero
Corniscam esse dictam mihi constaret; nunc, quoniam
^Corniscarum divarum locum esse trans Tiberim comici-
bus dicatum, quod in lunonis tutela esse putabantur' Pau-
lu8 Diaconus e Festo tradidit p. 64, 7 M., nescio an rectius
ra. BITICHKLII OFTSCYLA IV. 19
290
DE FICTILIBVS LITTERATIS
aut dativos plurales ^CORNISCAS • DEIVAS*
interpretemur e ^deivais corniscais' contrac-
tos^ aut fortasse etiam simplicius accusativos
simulacro earum dearum inscriptos.
Nec vero, ad pocula ut redeam, inusitatum
fuisse Latinis vasa deis donare, cum e titulo
quodam Augustano intellegitur qui est apud
Gruterum p. 5, 6, apud Orellium n. 1279 [C. I.
L. V, 2 n. 6829]: lOVI • IVNON • MNER || AN-
TONI A . M . LIB II APHRODISIA • SCYPHOS •
II II VENEREVM . SPECVLVM || DONVMDE-
DIT, tum ex antiquissimi cuiusdam vasis figu-
lini fragmento sat memorabili recte, si quid
video, conligi poterit. Quod fragmentum cum
in ipsius Latii sepulcro, Ardeae quidem, nuper
e terris efFossum esse Henricus Brunnius mihi
scripsisset mense lulio superioris anni, addito
inscriptionis exemplo vulgaribus litteris con-
signato: nec enim delineandi veniam a posses-
sore impetrari posse: nunc demum abhinc pau-
cas septimanas eandem vidi in transmissis ad
me Diarii (^BuUettino') novi Neapolitani [vol. 1]
partibus aeri incisam in tabula VI [vide tab. IX
fig. H]*), commentario tamen vel interpreta-
mento in eis fasciculis ipsius diarii, qui in meas
manus venerunt, addito nullo.**) Est autem ea
haec, litteris quidem ad summam antiquitatis
speciem conformatis:
*) [Accuratius xylographi Arte expreasum exemplum
inscriptionis dedit Ritschelius Enarr. P. L. M. E. p. 101,
quod hic iterandum curavi. Ceterum cf. C, I. L. I
n. 1G6. C. W.]
**) [Sed cf. P. L. M. E. Enarr. p. 16: 'Quod (frag-
mentum) quibus verbis supplendum sit, tam esse incer-
tum video ut nec mea teneam de fict. litt. p. 27 com-
mcndata nec Garrucciana amplectar 1. s. s. proposita
p. 183. Coterum eandem inscriptionem idem Gamiccius
in «Graffiti de Pompei) p. 31 iteravit, sed litteris longe
et minoribus et rudioribus.' C. W.]
^N
^
0
LATINOBVM ANTIQVIS8IMI8. 291
Quarain litteraram fracta ultima non potest alia nisi Y esse: s?
y^ quantum video, non alio e yocabulo nisi e Yoium relicta
esse: voti notio non alio niai ad numen divinum spectare.
Non autem, cui deo Yotum yas sit^ sed qui yoyerit, super-
stites in fragmento litteraC; nisi quid me. fallit, docent.
Qaas nescio an cum aliqua probabilitate sic et interpreter
et snppleam:
PBOMO5 FAMELIAI DONOM NOTOm DEDIT
(rel DEDET)j praemissis quidem et dei appellatione^ et
eius nomine qui ex yoto donavit promus familiae. Nec
enim mirum id officium commemorari- a donatore: quod pro-
zima ab ipsius yilici munere dignitate fuisse in familia Varro
ostendit libro I rei rusticae cap. 16; 5: Mtaque ideo Sasemae
liber praecipit ne quis de fundo exeat praeter nilicum et
promum et unum quem uilicus legat: si quis contra exierit^
ne impuue abeat: si abierit, ut in uilicum animaduertatur.'
Idemque (nisi quid tempora in hoc genere mutarunt) illinc
conligas quod, cum Plautus 'condum promum' dicat *pro-
curatorem peni', ipsi ^atriensi imperantem' Pseuduli y. 608 sq.,
procuratorem et yilicum non semel Cicero sociayit ut digni-
tate antecedentes ceteris^ ad Atticum XIY^ 16, 1. de orat I,
58, 249. Cui deo yotum donayerit, diyinare nemo homo
potest: potuit Libero yel Cereri, potuit Laribus, yel potius
cui non potuit? Quo autem ordine excepisse se dei, dona-
toris, donationis yocabula statuimus, eundem cum Pisaurenses
lapides seryant FERONIA • STA • TETIO • DEDE [C. L L.
I n. 169; P. L. M. E. tab. XLIII B] et IVNONE • mg • MA-
, TRONA . PISAVRESE • DONO • DEDROT [C. L L. I n. 173;
P. L. M. E. tab. XLm C], tum Romanus ille [C. L L. I
n. 531; VI, 1 n. ^74; P. L. M. E. tab. L A] MARTEI • m.
CLAVDIVS . M • /; cONSOL • DED, item Florentiae nuper
ab 0. Ribbecldo repertus, a Guilelmo Vischero Basiliensi
ectypo chartaceo expresBUS*) • • ISIO • • AR • • || M • TERE-
*) [Hoc nunns recte muratam esse ipse animadvertit Ritschelids
Moaei Bhen. 1 IX p. 464 adn.; Mommsenns enim 1. 1. rettulit lapi-
dem editnm qnidem, qnamyiB pamm diligenter, iam a Gorio Inscr. Etr.
I, 18 n. 2S esse, ectypon autem chartacenm deberi Ottoni Ribbeckio.
19*
292 DE FICTILIBVS LITTERATIS
BONIO . C - L II DONVM • DAT • LIBEN5 || MEKITOD, quem
mixtae antiquioris paulloque recentioris temporis formae con-
finio duarum aetatium illi adsignant quode nuper dixi Musei
phil. nostri t. IX p. 19 [supra p. 235]. Quamquam etiam
alteri cuidam ordini in Ardeati epigrammate locus est, ut in
28 fine demum dei nomen subsequatur: quemadmodum in alio
Pisaurensi [C. L L. I n. 168; P. L. M. E. tab. XLIV JJ est
CIISVLA . ATILIA • DONV • DAT • DIANE, vel in Pompei
apud Plinium N. H. VII, 26, 27 (97) titulo: 'Cn. Pompeius
Magnus imperator uotum- merito Mineruae', ne ad-
iecto quidem dedit v^rbo. Ad quod exemplum etiam Ardeas
inscriptio nostra terminata esse ipsis DONO • VOTO verbis
potuit, sirailiter atque in lamina Fabrettiana illa [C. L L. I
n. 62; P. L. M. E. tab. II ^] C • PLACENTIOS • HER.P-
MARTE • SACROM: nisi quod reliquorum hic ordo, ut me-
dium locum dei nomen occupet, id quod frequentissimo usu
evenit, ab Ardeati vasculo prorsus exclusus est.
Postquam coloribus pictas figlinorum inscriptiones per-
secutus sum, una superest nobilis patera (sive lancem dicere
malueris) Caeretana, non pictura sed ectypo opere et Sileni
protomen barbati repraesentans et litteras circulatim positas
hasce [vide tab. X fig. J et i]i
FECIT • CALENVS • • CANOLEIVS • • •
#
Sic enim ordinanda vocabula esse crescens pone singula
punctorum numerus, nisi fallor, docet*): si modo in ea parte
satis fidei gypseum, quod Welckerus possidet lithographoque
meo delineandum comiter ut solet permisit, exemplum habet
Nam non integrum, sed fractum vasculum ftiisse cum reper-
tum est anno 1834, Gustavus Kramerus testatus est, qui
illius primus quod sciam mentionem fecit in ^Archaeol. In-
telligenzblatt' anni eiusdem p. 44, ubi in tribus testis tria se
inscriptionis fragmenta legisse dicit ECIT CALENV et XO
ct CA. Quae fragmenta et coniuncta inter se et aucta pro-
Cetenim editus nunc est titulus in C. I. L. I n. 190, repraescntatus in
P. L. M. E. tab. L D. C W.]
*) [Postea intellectum est simpliciter tantum post CALENVb
nomen interpunctum ease; cf. Enarr. p. 15. C. W.]
LATINORVM ANTIQVI8SIMI8. 293
ximo anno talia apparaerunt in Aemilii Brannii mei narra-
tione quae est in eodem diario anni 1835 p. 10: CALENV(S)*
CANOLEIV(S) . (P)ECIT. Eas autem litteras utrum in hanc
speciem e firagmentis composuerit an e vasculo iam tum e
testis redintegrato petierit, incertum esi Certe redintegra-
tum illud in antiquitatis artisque operibus Equitis Durandi
exstitit: in quorum Descriptione a. 1836 Parisiis yulgata De-
Wittius inscriptionem talem dedit p. 350 n. 1434: CALE-
XVS . CANOLEIVS • • • FECIT. Quem est idem iUe Kra-
merus securius secutus^ cum uno post anno libri de vasis »
fictilibus sui p. 143 scriptum esse CALEN VS • C ANOLEIVS •
FECIT narravii Quarum Utterarum quid esse antiquum,
quid accessisse instaurando videatur, nemodum curiosius quae-
sirit: nec ego efficere ullis machinis potui ut Parisiis, quo
id yascalum e Durandi coUectione transisse in Thesaurum
nummarium (^cabinet des m^dailW) e Supplemento descrip-
tionis De-Wittianae p. 18 discitur; mea caussa inspiceretur
examinareturqae.*) Hoc autem opus fictile ut arte poculorum
illorum mediocritatem yincit omnium: prorsus enim affabre
factum est: ita eisdem antiquitate cedii Cuius aetas sat
certo sic yidetur definiri posse, ut yix anti^ius sit anno u.
cDXX^ non posterius anno circiter DLXX: quando illud VS
pro OS terminatio suadet, hoc L litterae non rectangularis
usns postulat^ si modo de hac littera yere disputavi Musei
phil. Rhen. t. IX p. 2 [supra p. 214]. Satisque ei aetati ser-
vatam in CANOLEIVS o litteram convenire non est quod
probem ezplicatius.
[Cum Belolai pocolom P. L. M. E. tab. XI fig. G editum
sity eiusdem tabulae figuris KL figlina bac commentatione
tractata suppleantur, praeterea figura M speculum Cosanum
*) [Hoc qmdem poBtea effecit Ritscheliiu; immo etiam gypBeom
altenim ezemplmn a Carolo Lenormaiit paratam accepit, ita nt panllo
accoratiaB totam lancem Caeretanam ezhibere potnerit in vacno spatio
tabnlae XXXVI. Praeterea cf. Priscae lat epigr. snppl. IV p. XVI;
Ephem. epigr. I p. 9 n, 7 a et 6. C. W.]
294 DE FICTILIBVS LITTERATI8
sit repraesentatum, de quo Priscae lat epigr. suppl. I p. XIV
addita diligentiore inscriptionis delineatione accuratius dis-
putatum est, totam eam tabulam hic (n. X) iterandam cnrayi,
quam infra scriptis verbis Ritschelius p. 15 sq. enarravit C.W.]
15 Tabulae XI, quae praeter XXXVI novissima omnium
accessit, figuris G K L figlina tabulae proximae X, fignris
M N 0 aerea tabulae I suppleri volui.
G poculum olim Millingenianum, diu frustra a me qnae
situm, tandem in museo Campanae indagavit Brunnii sol-
lertia: cuius manu delineatum exemplum imitati sumus. Ynde
nunc demum certo discitur non, quod diu creditum est,
BEUONAI deae nomen, sed reapse BEUOUAI, de quo dubi-
tabatur,. scriptum esse. [Vide C. I. L. I n. 44.]
K inscriptionem vasis fictilis petii e Garruccii 'Grafiiti
de Pompei' p. 25: qui, quale esset vel ubi repertum vascu-
lum vel a quo possessum, noluit nos certiores fieri. [Vide
C. I. L. I n. 1499; Ephem. epigr. I p. 11 n. 15.]
L deprompsi ex Aemili Braunii in Monum. et Annal.
Inst. Rom. a. 1855 p. 52 disputatione, ubi tamen qua fide
figuras litterarum expresserit, incertum. In museo Campanae
etiam nunc se^y^ari intellegitur ex huius Catalogis Romae
a. 1859 vulgatis, ubi haec leguntur class. IV, 9 p. 42: ^Busto
virile di alabastro della grandezza del vero, esprimente il
ritratto di personaggio etrusco, Damio, il cui nome appa-
risce sul pieduccio del busto.' Inter fictilia quod reeepi
(quando alius locus nullus relictus erat), satis veniae in bis
esse Braunii verbis inventum putavi: 'questo stesso nome si
trova ripetuto sopra un gran piatto di terra ritrovato con
altre stoviglie nella medesima tomba.* Ceterum Datnios
nomen haud scio an aliquam affinitatem cum ea stirpe ha-
beaty unde dammm Damia nomina manarunt e Festo memo-
rata Paulo p. 68, 8. 9. [Vide C. L L. I n. 1494.]*)
*) [K et L iterata vide P. L. M. E. Suppl. tab. XCVII N 0, in
quorum enarratione (p. 90 sq.) haec scripsit Ritschelius: 'JV in8cri}»tio-
nem, quam in tabula XI sub 7> non potui nisi e Braunii commen-
tariis petere, Brunnius nuper in rauseo Canipanae indagatam de arche-
typo mihi dcformavit. Leviter incisae litterae sant in patelU fictili
nigra. Idcm DAMIO uomen in imaginc alabastrite facta iteratum
LATIHORVH AKTIQVISSIMIS. 295
Speculoram; quoram delineata exempla ovinium uni le
Brunnio debeo^ illud quod M signayi, Cosae (cui nunc ^Or-
betello' nomen) repertum^ Henzenus bre?iter enarravit in
^BulIettino' Rom. a. 1858 p. 104 adnotatione ad R. De-
Witti commentariolum, in quo mirum est non speculum^ sed
pateram dici. * Ceterum PROSEPNAI incisum sit an casu
PROSEPNA nomini extremo lineola adhaerescat similis lit-
terae, ambiguum. — In Monumentis Instituti arch. Rom. a.
1859 in tabula XXIY yoL YI cum hoc speculum tum proxi-
mum editum iri perspexi ex Actis acad. Berol. eiusdem anni
p. 513: nunc perspicio etiam ex Annalium t. XXX p. 383.
[Cf. C. I. L. I n 57.J
N in museo Campanae a Brunnio investigatum^ nuper
commemoratum a me Mus. Rhen. XIV p. 382^ quam per-
obscuram BIT inscriptionem offert, nemodum satis probabi-
liter explicayit. Quod contra de CVDIDO nominis scriptura
ad ipsam veritatem accessisse Garruccium arbitror in *Bul*
lettino' Rom. a. 1859 p. 98 Dionysiani erroris admonentem
Antiq. Rom. I cap. 68, qui versatur in PENATES et DE-
NATES nominum permutatione. Quam enim prope in cur-
8i?a potissimum scriptura a D litterae similitudine P absit,
cam aliunde constat tum ipsius CVPIDO yocis exemplo per-
spici potest e tab. XVII, 29. [Cf. C. I. L. I n. 58.]
0 Praeneste nisi coniectura fallit oriundum quas figu-
ras habety eas sperare licet fore ut propediem eiusdem Insti-
tati illius yel Annales vel Monumenta ante oculos propo-
nant.*) Mecum solas inscriptiones communicatas esse doleo**):
quamm tertia dubium non est quin B€XX€poq)6vTTiv aequet.
Qaod nomen cum rationi convenienter Belleraphonta fiat
tegte Braunio Bnmniiu Buipicatar a manu novicia esse. — O Vulcis ab
eodem reperta inscriptiO; qoae impressa est ansae eius gutti cuius figu-
nun 8ub o dedi. Eiusdem nominis nota insignitum yasculum similli-
mnDi Musei Kircheriani Garmccio praesto fuit, cuius exemplum tabula
Doatra XI sub K ezhibebat' C. W.]
*) [Cf. Snppl. Enarr. p. 102: '0 speculum publicatum nunc in
Monum. inst. arch. Rom. t. VI tab. XXIX enarravit I. Boulez Annal.
t XXXI (a. 1S69) p. 136 sqq.' C. W.]
^) [Itaque Suppl. Enarr. p. 102 huius quoque speculi imaginem
ocolis sQbiectum esse ^oluit Ritschelius. C W.J
296 DE FICTILIBVS LITTERATIS LATINORVM ANTIQVISSIMIS.
Latine, tamen etiam antiquiorem Belleroplmnta formam Plau-
tinorum memoria librorum testatur. In Baccliidibus eDim
V. 810 (IV, 7; 12) cum idlo ropJuintefH iam antiquissi-
mus codex Palatinus praestet, ubi additam iam syllabam
repugnare numeris pridem intellectum est, hanc quidem pro-
clivi coniectura e tali dittographia repetimus beUorophan-
tain
fem, Plautinus versus ut huiusmodi olim fuerit: A, Bt%-
rophuntam tms me fecit filius, Quodsi ipsa Plautina aetate
nec geminatum nec aspiratum esse memineris, a MELER-
PANTA nomine, quod est in speculo, tam prope Plau-
tina BELEROPANTA forma abest, ut praeter extritam, ut
multis exemplis aliis, copulam vocalem nihil discriminis nisi
pro m labiali labialis h restet. Quam rationem omnem eum
vix redditis mihi speculi inscriptionibus cum Brunnio Hen-
zenoque tum aliis probassem, post aliqua ex parte etiam in
Gerhardi Diar. archaeol. a. 1859 p. 87* commendatam vidi.
[Cf. C. L L. I n. 60.]
Foesis Saturniae spicilegium.^
Per opportunitatem tabulae Mnmmianaey quam schola- s
rnm indieibus aestatis a. CiDiDCCCLii praemittebamus [supra
n. lY p. 83] y breviter quae leges essent versus Satumii
significabamus potius quam demonstrabamus. E quo tempore
etsi probandae sententiae nondum sumus otium nacti, tamen
ne mutandae quidem caussam uUam invenimus^ sed confir-
mandae tantum argumenta bene multa. Itaque cum ad nor-
mam illic propositam ipsum L. Mummii titulum (quem intra
amios ab u. c. 608 et 620 scriptum esse Mnsei nostri vol. IX
p. 3 sq. [snpra p. 216] docuimus) nuUo labore revocassemus
[▼ide supra p. 84] ^ haud multo maiore negotio paullo post,
cam inscriptionem columnae rostratae academico program-
mate anni eiusdem edebamus [supra n. YI, l]^ duos titu-
los illos duce ez parte Godofredo Hermanno ezpediebamus
p. 20 [supra p. 200] sqq., quos annis 575 et 580 a L. Aemi-
lio Regillo (vel potius a M. Aemilio Lepido) et Ti. Sempronio
Oraccho post yictoriaa Myonnesiam et Sardiniensem factos
*) [Programma academicnm BonneiiBe a. 1854 'Natalicia Augns-
tissimi RegiB Friderici Gnilelmi IIII die XVm.OctobriB a. CIOIOCCCLIIII
concelebranda indicit F. R.' singulsriter sic inscriptnm: Toesis Satnr-
niae spicileginm I fecit F. R.' Qna inscriptione seryata prodiit etiam
apad bibliopolam Berolinensem 6. Trautwein. ^ Cetemm hoc spicile-
gium I mansit nnicnm, ita ut Bpes plane fefellerit Ritachelium in fine
programmatis academici haec scribentem: 'Incohatae cnius absol-
vendae non deerit opportnnitas dispntationis prolnmone . . .
tamquam viam mnniTimns ad graTioris mnneris ofGcinm.' C. W.]
298 POESIS SATVRNIAE SPICILEOIVM.
Livius XL, 52 et XLI, 28 memoriae prodidit: atque adeo
ab eodem Livio VI, 29 commemoratum T. Qninctii Cindn-
nati; dictatoris a. 374, de triumpho Praenestino monumen-
tum ad idem genus non sine specie ut putamus probabilitatis
post Niebuhrium referebamus.
£x his titulis quin et Sempronianus et Aemilianus Sa-
turnios versus prae se ferrent, nec fere dubitatum est a quo-
quam nec facile potuit dubitari: quando et ipsius Aemiliani
principium pro exemplo metri Satumii Atilius Fortunatia-
nus p. 2680 P. posuit et de more ^duces Bomanos uictoriae
suae titulos Saturniis uersibus prosecutos esse in tabulis quas
in Capitolio figerent', idem aperto testimonio declaravit. £i
4 tamen versus esse quos perscribit nullo Livius ipse yerbo
significat. Quae res nou potuit non suspitionem moTere,
etiam alibi numeros subesse^ ubi indicium metri nuUum Li-
vius in veterum monumentorum verbis afferendis faceret
Nec spem fallere eventus: immo plura indies Satuniiorum
exempla diligentius quam calidius circumspicienti offerri. £o
igitur spectabat quod anno cioioccCLiii ^feracem numeronun
quantumvis rudium' T. Livium dicebam in Anthologiae lati-
nae corollario epigraphico p. III [supra p. 238].
Mox animum advertebat in horum exemplorum parte
frequentatum carmen vocabulum. De quo vocabulo et^i
non sane ignorabam longo ex tempore sic statui communi
omnium sententia; illi ut non poematis tantum, sed etiam
'formulae' cuiuslibet conceptis verbis compositae^ numeris
autem non astrictae notionem tribuisse veteres crederentur.
tamen operae pretium facturus videbar, si quae caussae es-
sent inveteratae opinionis quaererem accuratius. Intellectuui
est et certis argumentis et idoneis rationibus destitutam esse:
exemplorum omnium vix ullum ita comparatum, ut metri
cogitationem necessario excluderet: plurima ad numerorum
notionem aut speciem vel suapte natura accedere vel artis
probabilitate accommodari: quaedam ne admittere qnidem
prosae orationis informationem. Quod non latuisset puto, ^i
in Saturniorum potius domesticam asperitatem quam in grae-
eanicae artis elegantiam latinitatis doctores nostri meotem
intendissent, Saturniorum autem eas leges perspectas habuifi-
POESIS SATVBNIAE 8PICILBOIVM. 299
smt, qmboB non perspectis non potuenmt sane ^carmina*
pleraque non esse pedestri oratione facta yideri. Quo nisi
fallimnr illud accedebat quod nimis diu nimii esse con-
sueYenmt in poesi omni a latina gente cog^atisque priscae
ItaUae incolis abiudicanda: quos quidem persuasum habemus
natarali iuvenilium populorum impnlsu ipsiusque antiquitatis
commoni instinctu^ simul atque supra cottidianae consuetu-
dinis ieiunitatem animi affectus sitre pavendo lugendo ezse-
crando siye sperando precando gratulando sive hortando ob-
stringendo sanciendo aliquantum assui^eret, ad numerorum 5
modos Tulgarem sermonem evexisse. Hac igitur et expe*
rinndi et ratiodnandi via haud paullum fiduciae nacti post-
quam non exiguam Satumiorum messem cum e Livianis libris
tom ex aliorura scriptorum ^carfnina* memorantium ac pro-
dentinm^ Macrobii potissimum; testimoniis fecimuS; facili
opera etiam M. Porcii Catonis librum, ^gui inscripkis est car-
mm de moribus' teste Gellio XI^ 2, ad idem genus pertinere
intelleximus. Quid enim miri, si Satumiis versibus, quorum
asum satis constat ultra Catonis tempora viguisse, magis
quam perosoram sibi Graeculoram artificio laudator ille tem-
poris acti delectabatur? Qua tamen probabilitate longe lon-
geque gravior certae vis demonstrationis visa est, quam ex
ipsius legibus grammaticae petitam nuUis, si modo sapimus,
omqnam argutiis infringes. Nam ut unam ^formulam' metro
non astrictam carmen esse dictum aliquantisper largiamur
potius quam concedamus, tamen qui talium carminum h. e.
sententiarum vel praeceptoram singularium multitudinem in
unum corpus vinctam item carmenf non earminaf inscriptam
esse airimo nostro informemus, sanam rationem non magis com-
miniscimur, quam qui, ut exemplis utamur, Publilii Syri Sen-
tentia vel rvuiMii Phocylidis vel Plutarchi 'AiT6q)6€TMa inscribi
potaerint. Itaque ubi de poemate M. Catonis eoque Satumiis
versibus condito sententiam nostram non labefactari codicum
mss. testimoniis cognovimus, quae rogatus a nobis Martinus
Hertzius liberaliter ut solet mense Octobre anni cididccclit
ad nos transmittebat^ non dubitavimus eiusdem anni mense
Decembre, cum in epitaphium M. Atilii Calatini disputatio
incidisset, haec scribere Musei philoL IX p. 7 [supra p. 220]:
300 POESIS SATVRNIAE SPICILEGIVM.
^iiber das Metrum dieser Worte hat sich niemand geaussert;
imd doch ist^ dass sie metrisch sind^ schon dmrch Ciceros
Zusatz im Cato m. [17^ 61] bewiesen: notutn est carmen
incisum in sepulcro, freilich gegen die gewohnliche; aber
falsche Meinimg, dass carnien auch von unmetrischen Formeln
gesagt werde.' Quae cum scripsimus, non sumus M. TuUii
6 Ciceronis obliti, quem constat carminis vocabulum in leges
Xn tabularum accommodasse libro 11 de legibus c. 23 § 59:
^lam cetera in XII minuendi sumptus sunt lamentationisque
funebris, translata de Solonis fere legibus. hoc plus inquit
ne facito: rogum asciu ne polito. nostis quae sequuntur: disce-
bamus enim pueri XII ut carmen necessarium, quas iam
nemo discit/ De his enim verbis etsi in diversas partes
cum discedi potest tum discessum est, tamen arti conveniens
interpretatio vix aliud patitur nisi ut reapse leges XII tabu-
larum illae aliquando fuisse in metri formam redactae cre-
dantur. Quae res quam et a similium comparatione com-
mendationem et demonstrandi multiplicem cautionem haberet,
meminerunt puto, qui publicis scholis nostris interfuerunt
aliquot exemplis ita nos persecutos esse, ut genus numero-
rum ne hic quidem aliud atque Satumium fuisse ostendere-
mus. Velut ipsum illud Ciceronis exemplum ad eam nonnam
leni unius voculae transpositione sic accedit:
Hoc plils ne facito: ne rogum - ascia polito:
nisi ne asci-a rogilm polito males. Quamquam etiam
rdgum ne - ascia polito habet qui defendatur. Namomni
supersedere transpositione ita tantum poteris, ut resecto pro-
nomine, quod tamen ipsi Ciceroni tribuere vix ausim, scrip-
tum fuisse in XII Plus ne facito: rogum asci-a ne
polito existimes.
Haec autem quas breviter significavi meditationes nescio
quo usque in scriniis nostris latitaturae fuerint, nisi huias
ipsius anni decursu triplex admonitio, ut illarnm recordatio
redintegraretur, effecisset. Nam carmen de moribns illud
Catonis primum quidem E. Kaercherus exstitit qui non
soluta, sed vincta oratione scriptum esse pronuntiaret Philo-
logi vol. VIII p. 727 sqq., recte ille carmen posse multitadi-
nem sententiarum dici negans, trochaicos autem tetrametros.
POE8I8 8ATVRNIAE SPICILEQIVH. 301
eosque ez parte parum bonoS; e Gellianis libri Catoniani
testimoniis tanta licentia effingens quantam prorsus damnet
artis seyeritas. Id non fugit magnae virum auctoritatis Au-
gustum Boeckhium, de eodem argumento nuper disputan-
tem in Actis academiae regiae Berolinensis mensis Maii. Vbi 7
qaantiyis acuminis novum documentnm vir laudibus nostris
maior ediderit^ tamen nec rei summam^ septenariis Gatonem
praecepisse de moribus, persuasit nec singula ita administravit
ut non in conformandis et versibus et sententiis et con-
structionibus aliquotiens vel simplicitatem vel adeo rationem
desideres. Nec illud non miramur paullulum cur, qui vel
addendis vel mutandis sjUabis vocibusve tantum sibi sumpsit
quantum, qui librariorum in eo genere socordiam usu cogno-
vimus^ concessum esse putamus omnes, tamen unum illud
genus emendationis, quod et leni et niodica vicinarum vocu-
larom transpositione continetur, ita dedita opera de^gerit,
quasi in hanc partem eidem illi numquam peccarint. Tertius
insecutus est Alfredus Fleckeisenus noster editis mense
Septembre et eleganter ut solet adomatis ^Catonianae poesis
reliquiis' Francofurti ad Moenum. Quas ille aliquot frag-
mentorum accessione anctas (quae maximam partem iam
Otlo lahnius tetigerat in Actis societatis Saxonicae a. 1850
p. 263 sqq.) cmn novo subtilique invento versibus Sotadeis
describere instituit, mutatione quidem subinde probabiliore
quam Boeckhius rem expedivit^ sed tamen ut nec in singulis
desint quae displiceant (velut parum vel eleganter vel usi-
tate in ezitu versus conlocatae si seu particulae, in principio
r. 21 est), nec id ipsum, quod est gravissimum; a nobis qui-
dem impetrarit, ut et Sotadeos et tales Sotadeos a M. esse .
Catone factos cum aliqua nobis confidentia persuadeamus.
Yerum hoc, cuicuimodi est, in praesenti non insistam^ sed
Satumiorum potius meorum exemplum proponam, quo cum
Boeckhii Fleckeisenique ezemplis sine studio et invidia com-
parato unicuique liberum iudicium esto, penes quem et mu-
tandi modestiam et versuum concinnitatem maiorem agnoscat.
Concinnitatem autem eam potissimum dico^ quae in versuum
sententiarumque ambitu apte opportuneque exaequando cerni-
tur. Itaque Fleckeisenianum ordinem sententiarum ita fere
302 POESIS SATVRNIAE SPIdLEOIVM.
sequar^ ut a novissimis incipiam, in primores easque gravis-
8 simas desinam. Num quae forte aliae praeter eas quas Fleck-
eiseni diligentia composuit apud scriptores exstarent, quae-
rere non potui^ ut cui schediasma hoc omne^ cui nunc fere
paginas tantum librorum a me commemoratorum adieci; in
thermis Carolinis conscribillandum fuerit, quo suam milii
commentationem amicus suavissimus tramiserai
1.
Ergo M. Porcii in M. Aurelii Caesaris ad Frontonem
epistula p. 54 ed. Rom. haec verba (XI Fleck.):
Kj ± ^^ ± dum se intem-pesta n<5x praecipitat
vel sic ut signavi in Satumium intrant longe commodissime,
vel si forte de caelo poeta adiecerat de Fleckeiseni coniec-
tura^ hoc modo:
[De caelo] dilm se intem-pesta nox praecipitai
2.
Ipsa verba Catonis si Plinius servavit Nat. hisi MI,
171 SilL: 'quippe cum censorius Cato ad filium de ualidfe
quoque obseruationem ut ex oraculo aliquo prodiderit senilc»
imientam praetmturae mortis esse signum% integer in promptii
versus hic est (X):
Senili' iuuenta praema-tilrae mdrtis signumst
3.
Non minus integer ille est apud Diomedem I p. 358 (E >:
Lepils multum sdmni ei - adfert qui edit illum,
transpositis cum Fleckeiseno extremis illum edit vocibus, in-
serto ei pronomine, quo etsi ad numeros nihil opus est^ ta-
men aegre caremus ad consuetudinem sermonis.
4.
'Paene divinum praeceptum' illud Catonis, quo luliu?
Victor artis rhetoricae c. 1 p. 197 Or. utitur, veri simili"^
est per utrumque hemistichium sic pertinuisse (VII):
g Kj j. ^ j. u rem te-ne, uerba sequentur,
quam dimidiura versum explesse geminato dactylo inata-
tiorem:
u j. yj j. ^ j. Kj rem tene, uerba sequentur.
POB8I8 SATVBKIAE SPICniEGIYM. 303
5.
Agricola vd fortasse colonus qui esaet; sic nisi fal-
limur Cato definivit (VIII):
Yir bdnus est, Mirce fili, a~randi peritas;
Guias ferramenta splendent j. ^j j. ^ j. ^
nisi qoidem colmdi yerbum, quod proditum est a Servio in
Verg. Georg. I^ 46, intellegi autem sine substantivo nequit,
addita Fleckeiseno duce agri notione males hoc ezemplo
serrare:
Vir bdnus est, Marce fili, - c61ere agrilm peritus.
Qaod equidem praeferre non dubitarem profecto, si peritus
adiectivi cum infinitivo constructi ezemplum antiquitas Cato-
niana suppeditaret. *
6.
Huic cognata atque adeo haud dubie vicina in Catonis
carmine fuit oratoris definitio, qualem praeter Quinctilia-
num Inst. orat. XII, 1 init et Plinium Epist. IV, 7, 5 M.
Seneca Controvers. lib. I praefai p. 66 ed. Amstelod. a.
aoiacLXXii commemorat. Videtur enim Catonis haec ratio-
cinatio fdisse, ut primarium esse in omni vitae condicione
et ciyitatis bene coustitutae caput virum honum esse pronun-
tiaret eamque sententiam yariis ezemplis exsequeretur. Huc
igitur apprime talis versiculus conveniebat (VI):
Vir bdnus est, M&rce fili, - dicendi peritus,
siye in fine superioris versus orator praecedebat sive ali-
quanto prius. Quod vocabulum etsi eodem versu facile sic
comprehendas:
Orator, M&rce fili, - uir boniist dic^ndi
Perftus
tamen illud plus gratiae et condnnitatis commendationem lo
maiorem habere ipsius firagmenti 5 comparatio docei
7.
Sequitur ut Nonii p. 143 testimonium disceptemns, e
Catonis *praeeeptis ad filium' haec verba proferentis: ^Uli
inpercUar tu iUe eeteris mediastrinum/ Quae qui Boeckhium
probabiliter rettulisse ad magnificam de lovis optimi maximi
304 POESIS SATVRNIAE SPICILEOIVM.
potentia humilique mortaliuin condicione sententiam credide-
rit, nullo labore Saturnios illo ipso duce hos constituat:
Kj j. Kj ± ^ ± Kj ± ille inperator:
Tu illi ceteris[que - dis] mediastrinus.
Mihi fateor longe et simpliciorem et tenuiorem Catonis sen-
tentiam videri, non e recessu aliquo philosophiae haustam,
sed ad vitae privatae rationes necessitatesque spectantem. Dis-
suadebat enim ille^ si quid yideo^ nimiam in servos indul-
gentiam vel cum servis familiaritatem vel aliquid simile, ut
quo facile eveniret ut obnoxius servo dominus oboediret
potius quam obtemperanti imperaret. Vt enim imperat fami-
liae dominus proprio vocabuli usu, et domini imperium est
in servos, «ita idem imperator dictus est sine uUa publicae
dignitatis cogitatione. Velut cum apud Plautum Curculionis
I, 2, 20 his verbis redi, respice ad me inclamanti Phaedroinu
anus respondet imperator quis est? Vel cum in Menaechmis
V. 444 haec sunt Messenionis verba: Scd cqo inscitus sum qm
ero me postulem moderarier: Dicto me emit audientetn, haiui
imperatorem sihi, Vel Tyndari in Captivis II, 2, 57 haec:
Qui impei'are insueram, nunc alterius imperio obscquor. B
quidem si proinde ut ipse fui inq^erator fafniliae, Haheam (i^
minuniy non n<ircar ne iniuste aut grauiter mi imjmet, Hinc
igitur consequens esse volumus, ut in hanc fere speciem Cato
filio praeceperit (V):
Ille inperator, til illi - certe eris mediastrinus.
8.
11 Non magis Saturnius numerus latet in illis apud LS^
necam Epist. XV, 2 (vulgo 94) § 28 praeceptis:
Emas n6n quod opus est, - sed qudd necesse est:
Quod non opus est, asse - carum est -^ ^ ^ v^
Quamquam cum ipsius vim sententiae expendentem non por
set fugere aliquid a Seneca praetermissum esse, quo necessi-
riarum rerum emptio probaretur, eadem ratiocinatioDe qui
postea vidimus Boeckhium usum, ad duorum Satumioruai
eoruraque aliquanto venustiorum hanc instaurationem duce-
bamur longe et simplicissimam et planissimam (IV):
POESIS SATVBNIAE SPICILEGIVM. 305
Emas non quod dpas est, - s^d quod est nec^sse.
[Hoc semper uilest:] qudd non-6pus est, asse carumst.
Idem Catonis praeceptum Plutarchum commemorare in illius
rita cap. 4 extr. iam ab lahnio adnotatum est: SkixK hl ^r\biy
efiujvov elvai twv TT€piTTuiv, dXX' ou Tic ou bciTai, kSv dcca-
piOU TTlTrpdCKTITai; TToXXoO vo^i2l€iv.
9.
Ad Gelliana fragmenta pervenimus, quorum iUud quod
est ambitu maximum ad eiuBdem metri leges minima muta-
tione revocatur (III)-
^ ± ^ ± nam uita hu-mana pr6pe uti ferrumst.
Ferriim si ex6rce-as, contdritur liau:
Si n6n ezerceas, ta-m^n robigo interimit.
Item hdmines ^zercendo - cdnteri uid^mus:
Si nil ez^rceas, in-ertia ac torpedo
Plus d^trim^nti fa-cit quam ^zercitio.
Vbi ut inter ur si sjllabas intercidisse xiSH vocabulum cre-
datur, ipsa vis oppositionis requirere videtur. Pro interficU
sabstitutum interimit si cui displicuerit, illud servare ascita
e vetere latinitate tam forma poterit:
Si n6n ezerceas, tam in-t6rficit robigo.
conieri uidemus pro uidemus conteri etiam Fleckeiseno trans- is
ponendum fuit: ferrum altero versu iterandum, paenultimo
atque in ac mutandum cum Boeckhio tum Fleckeiseno. A
quibus si sii4e - seu particulas inlatas pro si - si asciscamus,
evanescat sane si qua est hiatus in si exerceas offensio, sed
multo gravior a constructionis insolentia nascatur: nam illud,
quod quidem sciamus, siue exerces seu non exerces dicendum
fuerat. Hiatum num admisisse Catonem credam, dubito: quem
tamen quantilli est inserta tu syllaba tollere Femim si tu
exerceas? Mitto nunc cetera viri praestantissimi artificia, qui-
bu8 et orationis concinnam simplicitatem meo sensu haud
paollo impeditiore enuntiatorum conformatione obscuravit et
insolentissimam exerceas vocis synizesim parum feliciter ezcu-
savit. Hoc unum addo, integrum etiam in principio Satumium
prodire, si forte hic quoque filium pater compellaverat:
Xam uita humana, Marce-fili, pr6pe uti ferrumsi
FR. RrrSGHBLII OPVSCYUL IV. 20
306 POESIS SATVRNIAE SPICILEGIVM.
10.
PauUo difficiliores tractatu illi versus sunt, quonun me-
moriam Gellius his verbis conclusit: aiuiritiam omnia tw/w
Juzbefe putdbant, sumptuosus cupidtts elegatis uitiosus inritns q\u
Iwhehatur^ is laudabatur. Tamquam in oculos incurrere Sa-
tumios cum ab initio tum in fine dicas: refragantur media,
sed non minus sententiae quam metro refragantur. Vitiosum
esse uitiosus vocabulum nec Boeckhium nec Fleckeisenuin
fugit: quorum hic luxunosus substituit, ille non hoc tantunu
sed etiam ctipidus adiectivum prorsus delevit ut e glossematis
nata. Cui ego eatenus assentior ut uitiosus ad elegans vocem
adscriptum ab eo putem qui hanc vocem apud ipsum Gel-
lium legisset 'ad aetatem M. Catonis uitiiy non laudis' fuisse.
Sed de cupidus verimi vidisse Gronovium patrem arbitror,
ortum illud e ciippes esse vel pro hoc substitutum. Tenendum
est enim praeter cetera, non in eo esse Catonem ut quaelibet
vitia percenseat, sed ut opposita avaritiae. Id autem ipsum
18 contra inritus potissimum vocabuli fidem ita valet, ut vel
propterea mirer nemini suspectum fuisse. Accedit autem quod
omnino, qui tandem sit qui inritus dicatur simpliciter, vix ac
ne vix quidem intellegitur: nec enim umquam, quod sciamus,
quemquam inritim veteres dixerunt nisi aut genetivo casu
adiecta aut ipso narrationis tenore satis significata ea re,
ad cuius notionem irriti cogitatio referretur: velut cum in-
ritum spei, consilii, legationis dixerunt, vel cum uariis adsulH-
hus inritus urget Vergilius, inriti legati remittuntur Tacitus:
et sic in similibus omnibus. Et fortasse ne haec quidem
antiquioris latinitatis fuerunt. Ergo nobis inritt{S visum est
ex intctus corruptum esse, hoc autem ad aliquem dativum
pertinuisse qui ipso illo uitiosus glossemate sede sua pelle-
retur. Norunt qui scriptos libros versarunt, nihil nos inso-
liti narrare, si Catoniani carminis librarios (e quorum pec-
catis pendebat Gellius) ad vulgatam nunc scripturam velut
hoc exemplo pervenisse coniecerimus, ut, cum tales vefsicu-
los ante oculos haberent:
cupidus uitioBUs
Cuppes sumptuosus elegans deliciis
Intentus,
POESIS SATVBNIAE SPICILEOIVM. 307
receptis quae supra scripta erant in YerboraiD continmtatem
simul serpente errore vel temere traicerent vocabula yel osci-
tanter quae servanda erant praetermitterent. Qualium tur-
banim qui ezempla deaiderety Plautum evolyat: affatim re-
periet. Nec ea in coniectura posita^ sed ipsorum dissensu
codicum contestata: nec recentiorum tantum codicum^ sed
ipsius Ambrosiani, modico temporis intervallo a Gelliana
aetate distantis. Quae omnia cum ita sint^ non dubitamus
Tersuum Catonianorum hunc fere tenorem commendare (I):
Auaritiam dmnia uitia ha-bere deputabant:
Guppes, siimptu6su8y - elegans^ deliciis
Intentus qui habebatur; - is laiidabatur.
Pro deliciis etsi alia in promptu sunt; tamen ad sententiam
aptins non succurrit, cum latius patens deliciarum notio su- u
pellectilis, epularum, saltationis, amoris voluptatem omnem
comprehendat. Versu primo deputabant pro putabant etiam
Boeckhius correxit, corruptelam ille quidem e grammatico-
nim studiis repetens^ quibus offensioni fiiisse insolens yoca-
bulum suspicatur: quod coutra nobis longe simplicior caussa
praetermissae de syllabae visa est in re litterarum propin-
quitate sita esse.
11. 12. 13.
Superest ut de eis dicatur, quae ez eodem libro Catonis
Gellias ait se ^sparsim et intercise commeminisse'. E quibus
ipsis yerbis satis nobis veniae paratum esset, si minus pro-
spere quam in adhuc tractatis legitimorum restitutio numero-
nun succederet. Et tamen ne de his quidem ullo modo esse
clesperandum yidetur, modo quae ratio inter fragmentum de-
cimum et haec tria quae infra posui intercesserit in Catonis
poemate, recte perspiciatur: Vestiri in foro haneste mos erat,
dmi quod satis erat equos carius quam coquos emehant, poetv-
^ artis honos non erat si quis in ea re studfhat aut sese
od eonuiuia adplicabat, grassator uocabatur, Vides quam haec
prima specie inter se pugnent^ quod priore fragmento illo
laudata olim esse yita sumptuosa, elegans et delicata dicitur,
sola improbata esse avaritia, his autem maiores ut frugi ho-
mines et parce continenterque degentes praedicantur. Con-
20»
308 POESIS SATVRNIAE SPICILEGIVM.
sentaneum est igitur haec non ad eandem aetatem referenda
esse, sed ad tempora prorsus diversa spectare. Quae haud
scio an discriminare liceat finitius, si meminerimus quanta
fuerint saeculo ab u. c. sexto, post apertam potissimum An-
tiochino bello Asiam, luxuriae Romanae incrementa, quanta
contentio legum sumptuariarum Oppiae et Fanniae ferenda-
rum, quanta ipsius Catonis in censura, quam a. 570 gerebat,
castigandae reprimendaeque prodigentiae et mollitiae acerbi-
tas. Ad haec igitur tempora credibile est illa pertinere quae
15 de perosa plerisque avaritia in Catonis libro Gellius legerat
Quibus percommode continuari veteris atque antiquae aetati^
comparatio ita potuit, ut tum omnia contra fuisse cum ana-
phora diceretur, cuius figurae rhetoricae religiosius servandae
^sparsim et intercise' excerpens Gellius et in ipsarum yim
sententiarum intentus caussam non haberet. Qua ratiocina-
tione nescio an illud consequar ut unius eiusdemque tum
voculae triplici accessione triplicis sententiae lacunam non
sine aliqua probabilitate suppleam hoc exemplo (11):
Vestiri in ford tum - mds erat honeste:
Domi, quod satis erat. ^ -^ ^^ z w z ^
Equos cariiis tum - quam coquds emebani
Poeticae artis - ndn erat honds tum.
Si qui in ea re studebat - aiit sese adplicabat
Ad cdnuiuia, grassa-tdr uocabatur.
Vel si hiatum fugisse Catonem severius putabimus, Poeticae
ailtem artis — . Nam erat verbi ultimam et origine sua
longam fuisse et ab antiquissimis poetis produci solitam no-
runt qui in his litteris solito diligentiorem operam posuerunt
Praeterea autem nihil ausi sumus praeter tria vocabula sati*
simpliciter transposita: quod contra non sine lubricis muta-
tionibus sese Boeckhius et Fleckeisenus expedieruni
Reliquum est ut in Catonianis ceteris, quae ^ad fiH^^f^
pertinuisse testimonia eorum quibus debentur scriptoruni
docent, nobis numerorum vestigia non magis quam Flect-
eiseno apparuisse fateamur.
XIL
De titnlo metrico Lambaesitano.*)
Namquam melius se poetari quam podagrum si Rudinus m
Tates vel gloriari yel iocari potuit^ fatendum est haud paullo
incommodiore condicione philologum uti testtuUnea tarditudine
a librorum aditu et tamquam commeatu litteratae supellec-
tilis interclusum. Beiie factum igitur, quod tam ingratae
tamque inopi stabilitati nunc ipsum aliquid et motiunculae
et alimenti extrinsecus affertur^ unde spes sit fore ut prooe-
niiandi cum officium tum consuetudo saltem non prorsus
destituator. Transmittitur enim ab amico, quocum iam non
licet ut olim coram cu^(piXoXoT€iv, sibi Roma transmissum,
at mihi redderet^ Henzenianum volumen inscriptionum
latinarum, quo Orellianam syllogam utilissimo consilio, prae-
clara diligentia singularique doctrina supplere emendare locu-
pletare instituit. Acceptissimo muneri litterae accedunt ple-
nae ut solent suayitatis: quibus amicus monet accuratius
titulum quendam Lambaesensem inspiciam in pagina 144
positum; in quo vix dubia sibi apparere metri Satumii yesti-
gia. Negare id quidem alium amicum in communi sive Scy-
tharum sive Sarmatarum regione secum degentem, quem in
his litteris regnare omnes consentiunt: nec tamen suam se
suspitionem facile missam facere. Addit permissum sibi ab
Henzeno ut^ si trellety illum titulum Yoluminis nondum
*) [Prooemiam IndiciB scholanun aestivarum amii CIOIOCGCLV;
iterum in publicnm emissnm in 'Prooemiomm Bonnensium decade' n. III
cun aactario in prae&tione. C. W.J
310 DE TITVLO METRICO LAMBAESITANO.
IV publicati publice tractaret: non igitur dubitare se eamveniam
tamquam aliqua cessione in me conferre. Quae cum ita sint,
non gravabitur puto plurimis mihi propensae voluntatis do-
cumentis expertus carusque editor Romanus, si accepta con-
dicione, quam ipsa suppeditare Opportunitas visa est, inopiam
meam sublevavero. Transcribam igitur titulum qualem Hen-
zenus typis exprimendum curavit, subiectis quas ipse sub-
iecit adnotationibus.
5716. ALFINIO FORTVNATO 0 VISVS DICEBE SOM^lO l
LEIBER PATER BIMAiTVS ') lOVIS E FVLMIIC 0 NATVS BASIS
NA/C NO ,VATI0NEM GENIO || DOMVS SACRAN)M | voTvm
DEO DICA^^PREF II IPSE CASTRIS ADES ERGO CVM PA.^SCO^
MCMOR 1 HOC MVNERE NOSTRO || NATIS SOSPITE MATBE|
FACIAS VbERE ROMAM || DOlUs MV^RE HONO, RE MACTVM
C0R0NA|;TVMQVE«) — Lambaese. Descr. quidam Francogallo-
rum eo in exilium missorum, mihique dedit v.cl.Noel des Vergers.
1) Num ita dictus pro bimater? — Utut est, hoc certe consUt
Liberum patrem cum Dionyso Semeles filio plane confiindi. 2^ De
Bjmplegmate agi videtur Bacchi et Panisci, cuius basin Alfinius reoo-
vaverat. 3) Nota soUemnem sacrificiorum formulam, in inscriptioai-
bus, ni fallor, nunquam antea repertam. Domini ipse videntur esse Liber
pater et Paniscus, quibus munere et honore^ i. e. basi renoYata et
coronata, satis fecerat Alfinius.
De rei summa nolo longus esse: nec Satumii versus
sunt nec nulli, sed raro in titulis exemplo ionici a minore,
partim puri ad hanc formam
Zaj JL — yj KJ J. ^
partim per dvdKXactv sic fracti
Ca> ^ O _ O j1 y
Quos etsi nihil impedit quominus septem tetrametris descri-
bas, tamen non una me caussa movet cur dimetris potius L ^
Anacreonteis concludendos putem in hanc speciem:
Alfinio Fortunato
Visiis dicere somnio
Leiber pater bimatus,
louis e fulmine natus,
Basis hanc nouatidnem ^
Geni6 domus sacrandam.
D£ TITVLO METBICO LAMBA£81TAliO. 311
Yotifm deo dicaui^
Praetectus ipse castris.
Ades ergo cum Panisco,
Memor h6c munere ndstro^ 10
NatiSy sospite matre.
Facias nidere R6mam
Dominis munere hon6re
Mactilm coronatifmque.
Formam puram habes quinquiens, v. 2. 4. 10. 11. 13: in his
bis contractam anacrusim v. 2. 11. Eandem anacrusim mo-
nosyllabam etsi dvaKXui^cvoi quoque quinque ezemplis prae-
staDt V. 1. 3. 7. 8. 14, tamen prorsus liberi sunt ab iambica,
qaam refragantem numero ionico inscitia demum metrorum
in Anacreonteis qui feruntur admisit. Nec in eo non artis
qaoddam studium cemitur, quod thesim eidem dvaKXui^evoi
raro longam habent: secundam quidem v. 3. 14 et cum no-
minis proprii excusatione v. 9: primam nusquam nisi semel
et cum secundae productione et ut videtur cum arsis primae
solutione coniunctam in ipso dedicantis noroine inevitabili
Aat enim choriambum aequare Alfinio forma putanda est,
aat f litterae synizesim asciscere ut in somnio v. 2, quan-
tumTis eam ab antiquitatis castitate alienam. At enim ex
elegantiore profecto antiquitate hos versiculos repet^re nemo
facile animum induzerit: tam non modo alia repugnant, sed
in ipsis verbis praeter mirum illum bifnatus vocis usum et
fwvalio nominis novitatem quaedam construendi durities pa-
rum sane vel venusta vel usitata. Quae ut distinctius per-
spiciatur qualis sit; nostris verbis enarrato poematio opus
est, quod quidem sic interpretamur: Mihi Alfinio Fortunato
uisus est somnio dicere Liher pater bimatus^ louis e fulmim
natuSf basis hanc nouationem genio domus (h. e. sibi ut genio
domus Alfiniae) scurandam esse. Votum (h. e. votam basim)*
deo dicaui, qui sum praefectus ipse castris. Ades ergo, Liber
pater^ cum Panisco, memor factus hoc munere nostro, natis
meis, simul sospite matre eorum. Facias me reducem uidere
Romam, a dominis munere et honore madum coronatfimque.
In his nemo non sentit quam aspera sint v. 12 omissum me,
T. 10 cum ablativo iunctum tnenwr, v. 13 cum dativo dominis
312 DE TITVLO METRICO LAMBAESITANO.
constructa mactmn coronatunique participia: ut alia condone-
mus, quae pangendorum versuum difficultas extorsit. Ceterum
genium dotnus interpretatus sum ad similitudinem talium titu-
lorum qualem memini apud Gruterum exstare*): 10 VI GENIO
DOMVS T. SEMPEONI EX VDD: ne quis forte de
templi deo tutelari Libero patre cogitet, quod templum Bac-
cho Panique sacrum fuerit. Nam quod cum Panisco adesse
deus iubetur^ sane spectare ad ipsum, cuius basis dedicak-
vitur, simulacrum videtur, quo cum Panisco ludens vel aliquo
modo eum comitem habens Bacchus repraesentari potuit.
Dominos autem, quorum munere et honore auctus Romam
redire ad coniugem liberosque Alfinius cupit e castris Lam-
baesensibus, quae legionis III Augustae fuerunt, vix rectt»
credes duces bellicos dici simpliciter, sed Imperatores potiu^
Caesaresque, quos honoris caussa salutatos esse dominos cun-
stat, in publicis quidem monumentis a Diocletiani imperio.
in privatis iam ab Hadriani temporibus. Vehit si Antoninos
in mente habebat Alfinius (cui tamen ne posterius quidem
aevum invidemus), nec servatam ex antiquitate LEIBEK
scripturam nec labentis saeculi indicium e pro ae vocalem in
PKEFectus erit cur nimis miremur. Sed in singula inquirere
quoniam privatae angustiae et penuria librorum vetant^ sati^
nunc prolusum esto.
Hoc prooemio enarratum titulum Lambaesitanum po^t-
quam denuo Leo Renierus edidit in ^lnscriptions RomaiDes
de rAlgerie' n. 157, nec Alfinio nec somnio praeter ratioDem
passa esse synizesim intellectum est, sed ALPENO et SOMNO
scriptum in ipso lapide. Carminis versu 3 BIMATVS im-
prudenti quadratario excidisse pro BIMATER Henzeno duce
recte Buechelerus iudicavit in Fleckeiseni- Annal. phil. tomo
LXXVII (a. 1858) p. 63. E praefatione Decadis.
*) [Inscriptio ex momoria laudata videtur esae Gruteriana 1063, 3
= Orell. 1257, quam spuriam iudicavit Henzcnua p. 128. C. W.]
XIII.
De idem Mem pronominis formis.*)
Qaod noD indignum iese maximus Romanorum (pace ni
ceterorum dictum Yolumus) C. lulius Caesar duxit, apices
scripturae rimari et declinandorum vocabulorum varietatem
scratari, id quoniam multo minus inhonestum nobis est, qui-
bus et a quibus haec TTpoTpeTrriKa eduntur et ad accuratam lit-
terarum tractationem invitamenta, non alienum ab eo officio
putavimus grammaticas quaestiunculas pertexere in quibus ali-
qaotieDS versati sumus. In quo genere cum alia multa ille ipse,
a cuius honorifica mentione exorsi sumus, scitu digna prae-
cepit eis libris quos de analogia *in transitu Alpium' ^scru-
pulosissimos' scripsit^ tum de idem pronominis declinatione
aliquid prodidit; quod quale sit non satis planum fit Charisii
p. 86 hoc testimonio: is homo idem compositum facU. nisi
quia Caesar libro secundo singtdariter idem, pluraliter isdem
dicetidum confirmat. sed consuetudo hoc non semat. In his
enim verbis quid nisi quia particulae sibi velint prorsus non
perspicitur, si nihil aliud Caesar docuit nisi quod communi
nsu receptum ipse praemisit grammaticus, singularem fieri
idem. Aut igitur aliam singulari formam Caesar tribuit,
aut aliud dixerat ante Charisius. £t hanc quidem viam nos
nuper ingressi in Monum. epigr. tribus p. 19 sq. [supra
p. 138 sq.] non singularem tantum, sed pluralem quoque ab illo
*) [Prooemium IndiciB scholamm hibemamm Bonnensium anno-
ramCIDIOCCCLV etLVI; itenim in publicum emiBsom in 'Prooemiorum
Bonnennam decade' n. IV cnm anctario in praefatione; cf. qnae Rit-
BcheUus Mna. EUien. t. XIV p. 380 adn. (infra n. XIV) addidit. C. W.]
314 DE IDEM ISDEM
esse commemoratum coniecimus, id quod simplicissime fieri
IV hoc exemplo potuit: ^is homo idem compositum [et singviarlin
et iiluraliter] facit: nisi quod Caeswr . . . ipsius formae diver-
sitate utrumque numerum discriminari iussit.' Nam pluralia
quidem vix potuit aliam formam Charisius proponere nisi
quae illi cum singulari communis fuit. Quam enim potuisse
censebis? quando iidem formam posterior demum aetas
admisit, eidem autem suapte natura nihil differt ab idem,
sed ab hoc solius scripturae varietate distat: ut, utricumque
numero Caesar idem formara tribuit, eidem tacite etiam
eidem tribueret. Nisi quod inter trisyllabum sane et disvl-
labum eidem certissimum discrimen intercedit: sed cuiu^
nulla prorsus in Charisii testimonio significatio fiat Vnde
hoc non posse tale fuisse intellegitur: is homo idem comi^r
situm facitf [et ei (vel i) homines eidem\\ nisi quod e. q. s.
Nam haec si putabis ab illis excipi potuisse, quibus Caesar
narratur contra suasisse singulariter dictum idem, pluraliter
isdem, quid omnino opus erat iterata singularis numeri
mentione, cum satis esset dici nisi quod Caesar pluralifer is-
dem dicendum confirmat — ? At fortasse non hoc potius dt
Caesaris consilio Charisius tradidit quam illud quod alteram
viam supra significatam insistens Nipperdeius commendavit
p. 757, cui turbatus scilicet a librariis ordo verbonim sit
esse emendandus visus est: 7iisi quia Caesar libro smmi
idem pluraliterj sinqidariter isdem dicendum confirmat Et
ita quidem fatendum est nihil ad sanam rationem cogitandi
desiderari, si, postquam singulari numero idem composituc:
fieri ab is graramaticus dixit, eam formam potius plurx.
Caesarem servasse, singulari tribuisse isdem addidii Et si
forte mirere, illud cur omnino operae pretium duxerit adnc-
tare Charisius, responderi potest propter id ipsum fecisse, ut
hinc ad Caesaris praeceptum dignum sane notatu proficiHf
retur. Ergo in rem ipsam inquirendum est et, num sit pn^-
babile singulariter isdem dici Caesarem iussisse, expenden
dum. De quo nimium diximus cura sic olim iudicavimus .
s. s. p. 20 [supra p. 139]: ^ita quidem novasse Caesar de .o'
•
credendus sit, quod usitatura ullo terapore fuisse ignorenJU'
Quod eara in partera valere volebaraus ut, etiamsi ex is i'*
PBONOMINIS FORHIS. 315
saffiza dem syllaba prius isdem quam breviatam idem for-
mam coalaisse certuin putaremus^ tamen pristinae formae
illias anctorem desideraremus. Qualem haud scio an Nipper-
deius Orellium habuerit, qui adnotatione in Ciceronis Orato-
rem p. 119 'frequentissimum isdem esse in inscriptionibus,
praesertim hac in formula L • TITIVS • CVRAVIT • ISDEM-
QVE • PROBAVIT' afiSrmabat idque aliis ut adseverarent
auctor fiiit. Verum de eo virum gptimum memoria epigra-
phica prorsus fefellit.^ Bis exstat in inscriptionibus EISDEM-
QVE • PROBAVERE, in Corana ab ipso Orellio edita n. 3808
[C. I. L. I n. 1149; P. L. M. E. tab. LXVIII C] inque For-
miana Mommseni L N. n. 4102 [C. I. L. I n. 1192; P. L.
M. E. tab. LX K]: quibus exemplis par est in Praenestina
ab Henzeno vulgata Musei nostri philol. t. V p. 464 [C. L L.
I n. 1143; P. L. M. R tab. Lni A] EISDEMQ • LOCVM •
EMERVNT: in multis EIDEM • PROBAVIT redit: nusquam v
Yel isdem probauere vel isdem probauit legere memi-
nimus. Sed semel sane, id quod eodem yalet^ eisdem
iiaciundam) c(urauit) scriptum viderat Orellius in titulo
DalmaticO; quem vitiose ipse e Polcastro iteraverat n. 1446^
emendate cum Furlanettus edidit Inscripi Patav. p. 18 n. 26
tom quinquennio ante Cavedonius in libro Mutinae a. 1842
publicato 'Indicazione dei principali monumenti antichi del
reale museo Estense del Catajo' p. 108 n. 1511 [C. I. L. I
n. 1468; m, 1 n. 1772; P. L. M. E. tab. LX J], recte is
septimo ab u. c. saeculo factum iudicans:
QVIBIVSLF
DIANAE • V • S
EISDEM- ARAM •
DSFC-
Quo longe etiam luculentius documentum idque triplex pri-
dem lex Puteolana praebebat: quod monumentum etsi, quale
nunc habetur^ multo posteriore aetate factum esse figurae
litterarum docent^ tamen dubitari nequit quin pristinam scrip-
turam anni ab u. c. 649 in plerisque satis fideliter serret. Ibi
enim haec leguntur in parte media v. 9 EISDEM • FORES •
316 DE IDEM ISDEM
CLATRATAS • II • CVM • POSTIBVS • AESCVLNIEIS • FA-
CITO, V. 11 EISDEM PARLETEM • CVM • MARGINE
ALTVM . FACITO • P • X, v. 13 EISDEM • OSTIVM • •
FENESTRAS ... PARIETEM • OPSTRVITO. Postremo
nostra aetate ipsa eisdemque probauit formula prodiit e
Tarracinensi titulo cuius notitiam G. Melchiorri dedit in Biil-
lett. instit. archaeol. Rom. a. 1842 p. 98 [C. I. L. I n. 576:
P. L. M. E. tab. LVII D], qui nunc talis est:
\ IVS . SER . F . GALBA • COS PAVIMENTVM
^-^"^ ^ ^X ''EISDEMQ VE . PROB '^
E quibus exemplis praetermittere nolumus id quoque discL
non in composito demum idem pronomine productam esse i
vocalem compensandae s caussa, sed eadem mensura ipsum
a principio simplicem is nominativum fuisse, quam semper
prima syllaba servavit genetivi eius, diu etiam dativorum
ei EIEI atque EIEIS. Quod quidem ita esse prorsus eviden^
fit e lege repetundarum quam Serviliam appellitant, ut in
qua ipse i s nominativus semel EIS scriptus sit: SEI • EIS •
VOLET . SIBEI . PATRONOS • IN • EAM • REM • DAREI.
Hoc igitur tam solido fundamento satis tuto niti licebit
ut, sicubi ad eisdem vel isdem formam spectare in scrip-
torum libris codicura vestigia videantur, confidenter ei patro-
cinemur. Eius tamen generis non novimus nisi duo exempla,
alterum Ennii, ad quem infra revertetur oratio, Plauti alte-
VI rum: reliqua quae non parvo numero olim exstitisse consen-
taneum est, aetas oblitteravit omnia. Est autem Plautinus
versus Amphitruonis III, 2, 64, quem nuper [Opusc. II p. 432'
demonstravimus deleto mi)d pronomine sic scribendum CN^^e:
Verum eadem si isdem pdrigas, patiiinda sunt.
Vbi i^dcm Vetus scrvavit cum Vaticano Vrsiniano, ceteri lil>ri
partim iisdem partim eisdcm exhibent: quo non intellecto «/'"•
invexit Camerarius.
Perspectum est igitur non sane de suo novaturam hi^
Caesarem quod nullo tempore usitatum fuisset, si isdcif'
homo dicendum praeciperet. Sed vel sic tamen, id num
reapse fecerit, dubitandi caussam gravissimam eius forma»'
comparatio praestat, quam planis verbis Caesari codex Chari^u
PBONOMINIS FORMIS. 317
tribuit h. e. ut ille isdem haniines potius dici iusserit. Nam
cam consentaneum sit profecto id Caesarem commendassey
quod a suae aetatis consuetudine non nimis alienum aliqua
spes esset communi usu receptum iri^ qui ille credi poterit
prae eo, quod cum propinquius esset facile perpetuari posset,
id suasisse quod propemodum elapsum ex hominum memoria
e longe remotiore tempore repetendum es80t? Ea autem
ratio est quae inter pluralem singularemque isdem inter-
cedit Hunc enim quae post Plautinam Ennianamque aeta-
tem tria sola monumenta servant, eorum cum unum sit in-
certi temporisy e duobus reliquis alterum anno ab u. c. 610
factum est quo consulatum Ser. SulpklYii SER • F • G ALBA
gessit*); alterum ad annum 649 referendum: recentius tem-
pos quod testetur^ nullum exstat. Contra in s litteram ter-
minatus nominatiTus pluralis quam et late patuerit et diu
duraverit; satis eorum multitudo exemplorum probat quae
cnm iu Monum. epigr. tr. p. 18 [supra p. 135] sqq. tum in
Museo philol. t. IX p. 156 [= Opusc. 11 p. 646] sqq. com-
posuimus. Et priore quidem loco cum anno 656 recentius
exemplum non novissemus^ aliquanto longius esse progredien-
dum postea intelleximus. Haud paullo recentiorem Campanis
titulis illis, in quibus HISCE vel HEISCE MAGISTREI(S)
frequentatum est circa medium saeculum septimum, Corfinien-
*) [De hoc titalo TarracinenBi supra edito RitscheliaB haec scrip-
sit Enarr. p. 51: 'G. Melchiorriaa in fBallettino» Rom. a. 1842 p. 98
cam de imperatore Galba cogitasBct eiasqae sentcntiae defensorem
ipaam Borgheaiam nactna esset in Annal. inst. R. a. 1848 p. 268, tamen
quoniam litteratarae species de septimo saecalo eiasqae priore adeo
parte non est allo modo dabitari pasaa, ad 8er. Sulpiciam Ser. f. Gal-
bam consalem Tamo 610 titalam referebam in prooemio hibemo Bon-
Denai a 1855 p. VI, abi de EISDEM aiye isdem nominatiyo aingnlari,
gatis eo ab imperatornm aetate alieno, dixi ezplicatias. Quamquam in
illiQs locnm ai qoi consalem cognominem anni 646 BubBtitaere malent,
noD habeo sane nnnc qaod opponam. Nam illad non moror qaod
Pliniam credant operie masiyi asam a temporibas Salla prioribas ab-
iudicare: coios yerba N. H. XXXVI § 64 (189 Sill.) «lithoBtrata coep-
tayere iam sab Salla» non interpretor de payimentis qnibaslibet sed
de pictaratiB i. e. figaraa repraesentantibaB, e qao genere non est Tar-
radnenfle.' C. W.]
318 DE IDEM ISDEM •
sem Mommseni n. 5351 [C. I. L. I n. 1279; P. L. M. E. tab.
LXIV /] esse MAGISTRI • LAVERNEIS exhibentem, ipsa
species scripturae monstravit. Non ante Sullana tempora
Massicara illam ib. 5618 [C. I. L. I n. 1169; P. L. M. E
tab.LXXF], e qua HERENNIEIS SVPINATES prodiermit,
factam esse ex eo apparuit quod nequaquam sic SVPINATES,
sed potius SVPINATES illic scriptum exstat: de cuius scrip-
turae recentiore origine alibi dicetur propediem [vide Musei
Rhen. t. XIV p. 312 sqq. (infra n. XIV)]. Certam anni CS3
notationem Campana inscriptio habet nuper demum reperta
in vico cui San Prisco nomen, vulgata in BuU. Neap. noTo
a. 1852 p. 13 a Garruccio [C. L L. I n. 573; P. L. M. E.
tab. LXIVG]: in qua item HEISC • MAGISTR • redit. Mo-
dum fortasse excessimus cum Vaticanam Maflfei Mus. Ver.
267, 3*), in qua CN • CN • CN • SEPTVMIEIS legitur, ad
Imperatorum tempora rettulimus [Opusc. II p. 648]: proximo
a divi Caesaris aetate intervallo distare certum esi Quo
nisi fallimur accedunt e via Appia nuper effossi duo tituli.
viiquos habes in Annalibus Inst. archaeol. a. 1852 p. 310 ab
Henzeno editos**), in quorum altero LIBERTEIS, TV-
RAREIS in altero scribitur nominativo casu.***) Quam aa-
tem declinationem ne substantiva quidem tum exuerant, eam
sua sponte intellegitur minus etiam offensionis in pronomine
♦) [Cf. P. L. M. E. tab. XCIII 2); C. I. L. I n. 1087. C. W.]
**) [Vide nunc P. L. M. E. tab. XCIII C; C. L L. I n. 1091. C.W
***) Reliquis quae olim collegimuB exemplis nunc addenda quae e
tribus monumentis Theodorus Mommsenus Mus. Rhen. philol. t. II
p. 463 sq. protulit: HEISCE • MAGISTRIS ex Hispano titolo [C. I. L
I n. 1478; II n. 3433], C • L • TOSSIEIS e schedis Marini [C. I. L I
n. 1497], M . P . ROSCIEIS • M ■ F • MAIC e plumbo Htfiua nunc accu-
ratissimum exemplum Gust. Dan. de Lorichs praestat in libro Pariiiii
a. 1852 prodito ^Recherches numismatiques concemant principalemeot
les medailles Celtib^riennes', t. I tab. LXXX [C. I. L. I n. 1481; fl
n. 3439; P. L. M. E. tab. III G et XCVII C\ Praeterea silentio noD
est praetereundum in Pacuvii versu quem talem Ribbeckius Trag. l*t.
reliq. p. 87 exhibuit:
. . ques sunt 6s? — Ignoti, n^scio ques ignObiles,
non hanc formam es Charisii codicem, sed is testari auctore Hennco
Keilio.
PRONOinNIS FOBMIS. 319
habiiaram fuisse, in quo certam illi sedem pristiDae formu-
lae consuetudo fixerat.
Postquam, quid Caesar praecepisse yideatur^ disceptavi-
muS; de cognato testimonio M. Tulli Ciceronis videndum
est quod est in Oratore cap. 47 § 157, sed id et |i librariis
pessime habitum necdum in integrum ab editoribus restitu-
tam. £t Ciceronem illo capite constat in eo versari ut, quid
in formandis vocabulis consuetudini aurium iudicio obsecun-
danti dandum sit praeter regulae vel veriloquii severitatem^
yariis exemplis persequatur. Itaque de idem pronomine sic
eam scripti libri et vetustissimi impressi disputantem faciunt
ut infira posui addita scripturae discrepantia ea, cuius aliquis
in rem nostram usus est:
idem (isdem) campuis l^abet inquit Ennius et in templis
idem (isdem) probauit. at eisdem (iisdem, isdem) erat
aerius^ nec tamen iisdem (isdem^ eisdem) ut opimius.
male sonabat iisdem (isdem^ eisdem). impetratum est a
consuetudine ut peccare suauitatis causa licerei
£t haec quidem sic scripta qui defenderet, praeter Peterum
Wellerumque nemo exstitit: quorum tortuosa interpretandi
artificia non inutiliter oculis perlustrabit qui^ quid a recto
et sano pravum et perversum distet, notabili exemplo cogno-
scere volet. Negandum est autem quicquam sani e codicum
memoria effici nisi ea via quam laudabiliter Goellerus com-
mentus est, ex unius is probauit vocis transpositione turbas
omnes misere luxati sermonis repetens easdemque simplicis*
sima ratione sic componens: nec tamen probauit ut opimius.
Qao loco ut probandi notio infertur aptissime, ita a priore
iUo rel idcirco abiudicanda est quod, si alterum dixisse {Hn-
guif) Ennios, alterum probasse dicitur, putida fit in genere
tenaissimo distinctio. Nec illud non recte a Goellero insti-
tutam, quod Orellium secutus Ennio isdem campus hdbet cum viii
Erlangensi codice et Yeneta altera, deinde autem in templis
isdem cum uno Dresdensi tribuit. Nam illud etsi Servius
qaoque servat integrum versum prodens in Aen. XI , 326:
Idem campus habet textrinum nauibus longis,
tamen quid tandem sibi voluisse vel spectare potuisse Cice-
ronem allato idem formae exemplo putabis, qua ipsius aetate
320 DE JDEM ISDEM
nemo non uteretur? Vna ratio cogitari potest commemorati
idem nominativi: is ut opponeretur alteri isdem formae,
eiusdemque casus duplicem speciem unum eundemque poe-
tam probasse ostenderetur. At ita altero nominativo opus
erat in proximo exemplo in tcmplis isdem: ubi tamen si is-
dem non ablativo casu dictum esset, inepte propositum
ipsum exemplum esset^ cum exempla consentaneum sit dod
ambigua^ sed talia deligi quae, quem casum habeant, ipsa
compositione verborum monstrent.
His igitur sic constitutis progrediendum est ad subiec-
tam a Cicerone ratiocinationem. Quam cum talem esse Goel-
lerus voluit: at eisdem erat uerius: nec tameti probauit «^
opimit(s. maU sonabat iisdem, impetratum est a consuetiidinc
e. q. s.^ non est veritatem assecutus. Recte quidem ille ab
initio eisdem tuetur cum Dresdensi, Erlangenaiy Gudiano
tertio, Veneta prima: sed quod deinceps male sondbai iisdnH
probavit cum multitudine editorum, nec per se defendi pot<»st
nec satis est ad consummandam argumentationem. Male so-
nabat profecto iisdem, sed tam male ut ne reprobandi qui-
dem caussa ulla esset. Certum est enim labanti demuin
latinitati ii iis iisdem formas deberi, Ciceronis autem sae-
culo tam ignotas fuisse, ut ne in mentem quidem illi veDire
posset, dedita opera vitatas a quoquam dicere. Praeterea
autem quid esse illud dicamus, quod ita de uno isdem abla-
tivo, cur placuerit Ennio, aperitur, de nominativo isdem; a
quo exorsus erat Cicero, ne verbum quidem additur? boc
est de ea forma quae, cum multo inusitatior esset, aliquani
rationis significationem multo magis postulabat. Aut falluDt
omnia aut post explicatam ablativi in posteriore exemplo
rationem ad prius rediit et isdem nomiuativum ut mak
sonantem repudiasse linguam addidit. Et servarunt tnak
sonahat isdem Monacensis codex cum utraque Veneta. At-
que sic demum subtiliores rationes Tullianae disputationis'
omnes et vis diversa cum exemplorum tum iudiciorom siogu-
lorum clara in luce collocatae apparent. Ad commune con*
silium illud, ut neglectam esse veriloquii legem suavitati?
caussa probetur, spectant omnia. Verius erat isdem cam-
pus, quod dixitEnnius: suavius idem, quod Ciceronis aetate
PRONOMINIS FORMIS. 321
usarpabatur solum. Yerius erat eisdem templis: suavius
Ennio visum isdem. Ergo hoc Ennius probavit: illud eon-
stans post Eimium consiu*tudo impetravit. Non negatur etiam
isdem datiyum in communem consuetudinem abiisse: nam
aut sic sane aut eisdem dicere ipse Cicero consueyit cumix
aeqnalibus omnibus: verum hoc iam ab Ennio probari coep-
tum dicitur^ idem campus non dicitur. Nec minus meher-
cule simile veri est etiaro in Annalium versibus 123. 127.
145 nitidissimi exemplaris Vahleniani isdem pro idem eun-
dem Ennium^ quam in ceteris praeter Amphitruonem exem-
plis Plautum posnisse. Potuerat sane Cicero, si vellet, altero
Ennii testimonio prorsus omisso breviter sic commentari:
isdem (templis) nunc dicimus, quamquam uerius est eisdem:
impetratum est a consuetudine ut peccare suauitatis caussa liceret,
Maluit ita uti fecit instituere, non tantum quod ipsa invi-
tante opportunitate facile Enniano Ennianum exemplum so-
ciaret taliumque testimoniorum beneficio supersedere posset
casQum appellatione a technicis inventa, sed magis etiam
propterea quod haud pauUo diversam vim Ennianum isdem
atqne usitatum Ciceronis aetate isdem haberet, comparatum
quidem cum eisdem. Valebat sane utrumque pro eisdem,
quae plenior forma et antiquior fuit. Sed a Cicerone iuxta
cum isdem frequentatum eisdem (utrumque enim cum opti-
mis libris roonumenta commendant) insuave non fuit, quia
tribns syllabis efferebatur: contra duabus efferenda eadem
eisdem forma in Ennii hexametro fuisset, idque illud est
quod huic displicuisse significat atque haud dubie in suis
carminibus improbaturus ipse erat ui opimius. Non plus
enim opimi in trisyllabo eisdem est quam vel in eidem
dativo vel in accusativis eundem eosdem: svnizesi demum
in duas syllabas coartatum eisdem recte dicitur quendam
TtXoreiac^dv prae se ferre. Nam huc fjpimum valet nec vel
plump vel schwerfallig vertendum est cum interpretibus: et
ad vocalium pronuntiationem spectare Quinctilianus docet IX^
4, 36, ubi de longis per se et velut opimis syllahis loquitur.
Contra isdem pro idem dictum non opimum potius est quam
asperum et duriusculum concursu consonantium: ut in hoc
apprime cadat quod dixit Cicero niale sonare, quod si de
FR. UTSCHEUT OPV8CYLA IV. 21
322 DE IDEM ISDEM PRONOMINIS F0RMI8.
eisdern iudicasset^ yerendum est ne nimius fuisset vitnpe-
rando. Eaque et caussa et ratio est, cur hoc posthabuisse
tantum tenuioris formae lenitati Ennius dicatur, illud lingua
prorsus repudiasse. Haec igitur, si recte sensum scriptoris
interpretati sumus, verba fuerunt Ciceronis:
Isdeni camptis habet inquit Ennius, et in tempUs isdem.
eisdem erat uerius: nec tamen probauit ut opimias.
male sonabat isdem: impetratum est a consuetudiDe ut
peccare suauitatis caussa liceret.
Vbi at particulam delevimus ante eisdem positam vulgo, ui
quae ex ut nata una cum contiguo probauU verbo praTam,
quam hoc ipsum in libris obtinet, sedem occupaverit: fortior
est enim quam pro oppositionis lenitate Ciceronisque in hoc
toto argumento consuetudine, nec magis toleranda quam si
paullo ante addita in his esset: nec uero reprehenderim scrip'
^sere alii reni: [at] scripserunt esse uerius sentio: sed con-
suetudini auribus induJgenti libenter ohsequor. Vnum restat
quod aliquid scrupuli inicere possit: quod nuUo indicio lector,
cum ad niale sonahat isdeni verba pervenit, docetur ad nomi-
nativum hoc spectare nec continuari de ablativo disputatio-
nem. Et potuit sane, si omnem cavere errorem vellet, velut
sic perspicuitati scriptor dedita opera consulere: hie eisdem
erat ueritis, nec tanien prohauit ut opiniius. maie illic somAai
isdeni .... Verum et recordandum est quanta sit Cicero-
nis in hoc aridiore commentandi genere universo breviloquen-
tia, et reputandum non eis illum scripsisse, qui tanta in-
cogitantia essent ut ad eandem formam, quam modo proba-
tam legissent, apertissimam improbationem referrent.
Tantae molis erat breviculam de re pusilla admonitio-
nem, sed magni viri admonitionem sua sibique debita in
luce coUocare. —
P. IX [supra p. 321] cum ^opimus^ vocabuli usu Cicero-
niano apte conferri i ^xnngue^ illud Lucilianum potuit oppo-
situm tenul. — Ceterum a Caesare instauratam isdem formam
etiam hanc vim habuisse, ut adeo singularis numeri dativum
satis mirabiliter isdem elatum sermo vulgaris adscisceret, diii
nuper Musei Khen. t. XIV p. 380 adn. [infra n. XIVJ. E
p'acfatione Dccadis,
XIV.
Epigrapliische Briefe.*)
An Herrn Professor Th. MommseiL
Seit jenen lichten Tagen, in denen jede Post zwischen isi
Bonn nnd Zfirich epigraphische lr\vr\ce\c und Xuccic wechselte
tuid ein frohlicher Gedankenaustausch wie im Spiel zum
Emste fQhrte, ist viel Freud und Leid ttber uns hingegangen,
Btillea und offenkundiges. Mehr und mehr ist das sorgenlose
Spiel der harten Arbeit gewichen, hat sich der Ernst, nicht
immer in rosiger Farbung, in den Yordergrund gelagert und
sein kQhler Luftzug das frische Gewachs einer taglich neu-
sprossenden Brieftnittheilung entblattert. Die Oedanken, die
miterdess im stillen fortwuchsen, haben sich — auch das
sind schon wieder Jahre — auf beiden Seiten yereinsamt.
Die kleinen ond ephemeren sind inzwischen bei mir im 6e-
wuhl der flbrigen wieder verkrtlmelty und an ihnen ist weiter
nichts verloren. Einige lebensfahigere, die fester gehaftet
haben, drangen sich jetzt^ da der Abschluss des gemeinsamen
Werkes herannaht^ wieder ans Licht, um, wenn sie es ver>
mogen, die Probe zu bestehen und noch vor der zwolften
Stunde Einlass zu finden. Sie seien Ihnen denU; lieber
Freundy in einer Reihe von gedruckten Briefen vorgelegt,
deren schlechteste Empfehlong es nicht sein wird, deren
beste es aber auch nicht sein moge, dass sie die Erinnerung
an ihre geschriebenen Yorganger wach rufen.
*) [Bhein. MiiBeiiin f Philol. Bd. XIV (1858) p. 181—141; 284—
319; 378—418; mit Zas&tzen aof p. 485—488, die alle gleich an ihrer
^telle eingeordnet dnd. C. W.]
~ 21*
324 EPIGRAPHISCITE BRIEFE I.
1.
Die Marcellus-Inschrift von Nola.
(Anbei eine Steintafel*)).
Wie vor Ihnen Gualterus und Remondini, so sahen
auch Sie in Nola mit eigenen Augen die ehedem in die Wand
eines Patricierhauses eingelassene, nun aber, wenn ich Ihre
Worte recht verstehe, langst von dort weggenommene und
^in Seminario' auf bewahrte Inschrift, welche Sie I. R. N. 19S4
also publicirten:
132 M . CL . \ MAUCELLO
Il0MAN0\2iVMENSI
F VG/TO~ R^ N I B ALE
l^IKEPTIS • STlRACVSIS
-^ V . CONS s.
S . P . Q • N0La(jV^F5 I
mit der Beraerkung, dass die drei letzten Buchstaben jetzt
uicht mehr vorhanden seien. Das heisst also: von den Tier
Stucken, in welche nach Remondini der Stein zerbrochen war
und aus denen eben der Patricier Antonio Mastrilli zum
Schmuck seines Hauses das Ganze wieder zusammensetzeD
liess, ist seitdem eines, das kleinste, verloren gegangen. Aber
auch die drei andern konnen schon heute nicht mehr ganz in
dem Zustande sein, in dem Sie sie copirten, so wenige Jahrt»
das auch erst her ist. Ein von unserm Freunde Brunn mit
der augenscheinlichsten Sorgfalt angefertigter Papierabdroct
der dem hier beigefiigten lithographirten Facsimile zu Grunde
liegt, zeigt numlich weder von Briichen des Steins, die doch
sonst ein Papierabdruck mit so unfehlbarer Gewissheit wie-
dergibt, noch von^ dem Anfangsbuchstaben der vierten Zeile
die geringste Spur, vielmehr hier und dort vollig glatte Fla-
chen. Vermuthlich ist seit Ihrer Anwesenheit der Kalk oder
*) [Die Figiir auf Taf. XI A iat dieselbe, die hier urspruDglicB
beigefugt war, und identisch mit der P. L. M. E. Tafel XCVI Z>, in
deren Enarratio p. 88 der Inhalt des hier ErOrterten kun iuauniDeii-
gcfasst ist. C. W.]
EPIGKAPUISCHE BKIEFE 1. 325
GjpS; mittels dessen die StQcke zusammengekittet waren,
weil er schadhaft geworden, einmal erneuert und bei der Ge-
legenheit sowohl die klaffenden Risse verputzt, als der durch
einen solchen mittendurch gehenden Riss gespaltene Buchstab
D ganzlich zugeschmiert worden. Doch das ist Nebensache.
Yon der Schrift berichten Sie: Hitterae bonae sunt,
aetatis imperatomm^ quod notat iam Gualterus', und von
Kemondini: ^sinceritatem tuetur, recte.' Vermuthlich wohl
gegen Muratori^ der sie (sehr fehlerhaft publicirt) 1809, 2
unter seine ^spuriae et dubiae' gesetzt hatte, ohne ein wei-
teres Wort dber sie zu aussern. Der Fall ware selten genug
bei Muratori, dass er eine achte Inschrift angezweifelt oder
gar verurtheilt hatte, gegendber den unzuhlbaren Fallen des
Gegentheils. Remondini's Yertheidigungsgrlinde kenne ich
iiicht; filr unhaltbar muss ich sie aber auch ungekannt er-
klaren. Denn dass Muratori voUkommen Recht gehabt^ da-
V0&. auch Sie zu liberzeugen und die Inschrift im kfinftigen iss
C. I. L. nur in der Hinterkammer der ^falsae et suspectae' zu
erblicken/scheint mir keine allzu verwegene HoShung.
Nat&rlich haben Sie die Aechtheit nur in dem Sinne
gemeint, den Henzen Orell. IH^ 5347, wo er die Inschrift
wiederholt, mit den Worten ausdrUckt: ^Titulum crede statuae
tmpore posteriore Marcello erectae*; wenigstens konnen wir
abwarten, ob es einen solchen Thoren gibt, der an die alten
Zeiten der Republik selbst denken wird, um ihn dann —
laufen zu lassen. Aber, fragen wir, quo tempore posteriore?
Der allgemeine Charakter der Schrift weist, wenn nicht mit
ansschliesslicher Nothwendigkeit (denn die letzten Jahrzehnte
der Republik waren auch nicht unmoglich), doch allerdings
mit Qberwiegender Wahrscheinlichkeit auf die erste Kaiser-
periode hin. Um einen allbekaunten Vergleichungspunkt
beranzuziehen: man halte doch diese Schrift nur etwa an
das Muster der columna rostrata aus der Claudianischen Zeit,
um sich gar leicht zu liberzeugen, wie gross im ganzen und
wesentlichen die Uebereinstimmung ist. Je bessere Zeiten
es aber sind, denen ein inschriftliches Denkmal angehoren
soll, desto berechtigter sind wir auch, die Abwesenheit sol-
cher Nachlassigkeiten^ Incorrectheiten^ Singularitaten oder
326 EPIGRAPUISCHE BRIEFE I.
Ungescbicktheiten zu erwarten, die, wenn nicht ohne Bei-
spiel, doch erst in den Zeiten des Verfalls alten festen Her-
kommens eingeschlichen sind. Und zwar dieses um so mehr,
wenn es sich nicht um die erste beste Privatscbreiberei hau-
delt, wo jeder individuellen Willkur und Unbildung Tliiir
und Thor geoffnet war, sondem um ein der Natur der Sach».'
nach mit Ueberlegung und Sorgfalt behandeltes offenthchei
Monument. Da ist denn aber gleich das CL • der ersten
Zeile eben so bedenklich wie das CONS der funften. Dit
letztere Schreibung kommt ja freilich vor, z. B. I. R X
2502. 2503. 4087, aber schwerlich vor dem 3— 4ten Jahr-
hundert n. Ch.; die Inschrift aus guter Zeit wfinsche ich
noch zu sehen, welche dafiir nicht die durch uraltes Her-
kommen sanctionirte Abkurzung COS hUtte. Noch schhmmer
ist CL-, erstens als Abkurzung fQr CLAVDIO an sich. Aucb
dieses ist ja nicht schlechthin unerhort, wie es denn hei
Henzen im Index notarum p. 204 heisst 'CL Claudias, Clau
dia 2^ssim^ : nur dass hier als nahere Bestimmung ein 'aeta
tis infimae' oder wenigstens 'inferioris' am Ort% war, zur
134 Bezeichnung namlich der Zeiten, in denen, wie jedermanD
weiss, das ganze alte System romischer Namengebung durth-
lochert und zerriittet ward und die fruhere strenge Scheidoii::
allmahlich all ihre Bedeutung verlor. Was will es also be
weisen, wenn man z. B. I. R. N. 3046 liest D M || L • C • St
LEVCVS . SIBI II ET . CL . IVSTAE d. i. L. Claudiits Sdmt*^
sibi ct Claudiae Iiisfae — V oder wenn Flauius mit FL- al--
gekurzt wird ebend. 1977. 1978 D . N • FL • VALERIO || CON-
STANITNO, 3118 FL.YACHINTO, oder gar nur mit f
3117 T . F . AVG . LIB || HIERATICO || T - F • AVG • LIB
lASPIS, oder anderwarts Aurelius mit AVR • u. dgL AWr |
selbst die Unanstossigkeit eines CL • an sich zugegeben, w^r
wird solche saloppe Abkiirzung -fiir eine von einem seDatu^
populusque gesetzte Ehrenstatue glaublich linden, fibr dic
doch die volle feierliche Nennung des nomen von mindestem
eben so primiirer Wichtigkeit war wie die des cognomeny
Aber nicht genug: auch den fast unerlasslichen Zusati
M . F (um auf M • N zu verzicliten) vermisst man nicht ohn^
gerechte Verwunderung. Und was wird uns dafiir gebot^ \
EPIQRAPHISCHE BIUEFE 1. 327
zur pergonlichen Indiyidualisirang des Mannes? Ein kahles
y • CONS : was doch nichts anders heissen kann als viro
msdariy da, um consuli q\iintum oder quinqaiens lesen zu
konnen; doch eben CONS • Y dastehen mfisste. Seit wann
abor bat man, ich sage nicht im Zusammenhange schrift-
licher Rede; aber in officieller Titulatur vir cansularis Ober-
haupt gebraucht? Wir finden es z. B. im Antoninischen Zeit-
alter I. R. N. 4619 MACRTNI || VINDICIS • HERMOGeNI |
ANI . C . V • ET . C0NSVLARI8, und zwar ttberhaupt, wie
Sie im Index p. 473 bemerken, seltener zur Bezeichnung des
gewesenen, als des zeitigen Consul; aber im ersten Jahr-
handert n. Ch. . und von einem Manne des sechsten Jahrhun-
derts d. St. gesagt? Wie anders d. h. ganz nach antikem
Brauch tritt die Erwahnung der bekleideten Aemter und
Wfirden auf in den bekannten Elogien bertthmter Manner
der Republik wie M'. Valerius Maximus, Ap. Claudius Caecus,
Q. Fabius Maximus, L. Aemilius Paullus, C. Marius; M. Livius
DrusuSy L. Licinius LucuIIus^ die doch auch alle aus der
Kaiserzeit sind, und zwar, so weit ich sie aus Abklatschen
kenne; aus entschieden spaterer Zeit als auf die uns der is5
Schriffccharakter unserer Marcellus Jnschrift hinf&hrt. Ueber-
all, wie bei Orelli I, 535'ff. [C. I. L. I p. 283 ff.] zu ersehen,
in gebtthrender Folge und Fassung, z. B. COS * PR - AED *
CVR . Q . TR . MIL • AVG oder COS • VII . PR . TR . PL • Q .
AVG . TR • MIL und so durchweg.
Beschwichtigen wir aber selbst dieses Bedenken, welch
unerhorte Stellung hatte doch noch immer der Titel V . CONS,
der ja jedenfalls unmittelbar auf den Namen selbst folgen
musste. Wo er jetzt steht, gibt er ttberdiess nach aller gram-
matischen Logik die unsinnige Begriffsconstruction: ^dem
Marcellus, der nach (oder Murch') Verjagung des Hannibal
nnd Zerstorung Yon Syracus vir consularis war' (oder Vurde').
Und Terbessem wir einmal die Stellung^ die etwa jemand
nar auf ein zufalliges Ungeschick zurttdcftthren mochte, und
denken uns V • CONS gleich nach MARCELLO gesetzt: wird
etwa dann die Construction der ttbrigen Zeilen ertraglichet^
Hatte es eitien vemttnftigen Sinn, in der Kaiserzeit zu Mt^tf :
'dem Marcellus hat nach Verjagung Hannibals und Z^tft^Hftru^
328 EPIGRAPHISCIIE BRIEFE I.
voD Syracus Nola diese Statue errichtet'? Oder wie will mau
sonst iibersetzen? Das Einzige ware noch: ^dem M., der
nach Verjagung H/s und Zerstorung von S. da^ Schwert
der Romer war' oder Vurde' oder *genannt ward'. Aber wie
schiilerhaft undeutlich und geziert zugleich hatte doch ak-
dann der gute senatus populusque von Nola stilisirt!
Weiter aber, die gesuchte Rhetorik des Pradicats IlotHa-
narum ensis selbst, wie kamen denn nur die Nolaner darauiy
War deim das ein zu sollennem Gebrauch gewordener, in das
populare Bewusstsein iibergegangener Ehrentitel, der jedem
gelaufig war bei der Erinnerung an den grossen Haimibal-
besieger? Unsere landliiufigen Geschichtsbiicher uiid Ency-
clopadien sagen zwar so etwas; es wird das aber eben eine
traditionelle Einbildung sein, wie so vieles was sich durcli
den Reiz eines pikaiiten Witzwortes forterbt. Bei keiDeiu
lateinischen Autor finden wir (namlich ausser mir noch der
mitsuchende kundige Epigraphicus Dr. Biicheler) eine Spur
davon, obgleich doch dem Livius ein pragnanter Ausdnick
der Art wohl willkommen genug gewesen ware um ihn aii
passeiidem Orte anzubringen, geschweige denn den spliteni
Pointenjagern und Anekdotenkramern. Vielmehr scheint die
136 einzige Quelle Phitarch zu sein in zwei fast gleichlautendeu
Stellen: vita Marcelli 9 6 be rToceibiuvioc qprici xov |iiv 0dpiov
Gupeov KttXeicGai, tov be MdpKcXXov Hiqpoc, und Fab. Max.
19 bio toOtov |iev 6 rToceibujvioc cpr|ci Gupeov, tov b€ Mdp-
KeXXov Hicpoc utto tujv *Puj)iaiujv KaXeicGai, KipvajievTiv be ifiv
<t>apiou pepaiOTriTa Kai dccpdXeiav t^ MapKcXXou cuvTiOeicjt cw-
TTjpiov T^vecGai Toic Tuj|iaioic. Riihrt nach dieser Fassung
jenes mehr oder weniger geistreiche Metaphernspiel aller-
dings nicht von Posidonius selbst her, so fand es docii
Plutarch nur bei diesem; wenn es aber auch einRomerwar,
der es zuerst auskliigelte, jedenfalls ist doch noch ein weiter
Schritt von einer vergleichenden Gegeniiberstellung zu der
vereinzelten Anwendung jener beiden Pradicate. Fur aich
allein wird man den Marcelhis wohl eben so wenig f»'^"»-^
Bamanorum schlechthin genannt haben, wie den Fabiiis K'f
manorum scutum. ^Exercitui profligato subuenit et eo noDiine
ab exercitu Minuciano pater appellatus est* heisst es tud
EP1GUAPUI8CHE BRIEFE I. 329
(lem letztem in dem Elogium xl 541 [C. I. L. I elog. XXIX],
das sich ausser Rimini^ wo es wenigstens ehedem existirie^
in Arezzo, in Florenz and in Rom wiederholt finden soU
nacb Tonini 'Rimini avanti il principio deir era volgare' (I)
p. 358: aber nicbts von einem qui sctUum Bomanorum appel-
lahis est*)
Dass sich die Municipalbehdrde von Nola senatus papu-
hisgtie titulirt; mdssen wir ihr scbon zu Gute halten. Hatte
sie aucb kein eigentlicbes Recht dazu^ so nahm sie sich^s
ebeU; und wurde wegen sothaner ^falscher Titelanmassung*
eben so wenig durch einen kaiserlicben Fiscal verfolgt,
wie ibre vielen municipalen Colleginnen, die Sie selbst
im Index p. 480 (vgl. zu 5622 und Henzens Index p. 152)
zusammengestellt haben, wenn sie sich statt ordo poptdusque i97
ebenfalls S - P • Q scbrieben; oder D • S • S sagten statt £X*
D • D^ und darunter namentlicb auch Campanische wie in
Minturnae, Teanum, Cales, Interamna^ Atella. Aber das darf
uns dieser Nolanische Senatulus der Kaiserzeit nicht verflbeln^
dass wir noch nachtraglich neugierig sind das Motiv zu er-
fabren oder zu errathen, das ihn Hberhaupt dazu vermochte
dem alten Claudier Marcellus ein Ebrendenkmal (Bildsaule
oder Gedachtnisstafel oder was sonst) zu setzen. Hatte sich
der etwa durch hervorstechende Wohlthaten um Nola der-
i;estalt verdient gemacht, dass man ihm noch mehrere Jabr-
huiderte spater ein so dankbares Gedachtniss widmete? Im
Oegentheil: als er Nola zuerst einnahm (538), nur gestfitzt
auf die Senatspartei, aber im erbitterten Kampfe mit der
*) Nachtr&glich veist xnir Bflcbeler doch noch einen Gev&.hrB-
mann nach, zwar nicht fQr ensis, aber eben fflr sein Correlat scutum,
wenn nicht Romanorum, doch imperii, n&mlich den Florus I, 22, 27.
Aber die Art, wie dieses Pr&dicats des Fabins dort Erw&hnung ge-
Bchieht, zeigt dentlicher als alles, wie wenig wir berechtigt sind, anf
einem Offentlichen Monumcnt ein ensis Romanarum gleichwie einea
uierkannten Ehrentitel des Marcellns lu erwarten: 'hinc illi cogno-
men nonum et rei publicae salutare cunctator; hinc illud ex populo,
Qt impefii scutum uocaretur.' AIbo ein gelegentliches Bonmot, daa eine
Zeit lang im Munde dee Pnblicums cursirte, wie anch die neuere Zeit
manche kennt^ ohne dasB es jemand einfallt sie in den feierlichen Con-
text einer Grabschrift oder an einer Ehrens&ule anfzunehmen.
330 EPIGRArniSCHE briefe l
abtriinnigen Volkspartei, hielt er auf offentlichem Markte
das strengste Gericht, liess mehr als siebzig des Verraths
schuldig befimdene hinrichten und ihre Giiter confisciren (LiY.
23, 17). Dass er bei dieser Gelegenheit einen Sieg uber
Hannibal erfocht, einen Sieg der, mat^riell ohne besondere
Erheblichkeit, allerdings die grosse moralische Bedeutung
hatte, dass er iiberhaupt der erste iiber Hannibal errungene
war (Liv, c. 16), das war unstreitig ein nennenswerthes Ver-
dienst um den romischen Staat; aber um Nola? Indessen
die Stadt bewahrte allerdings weiterhin den Romem Treue
(eine Treue freilich, die jetzt unter des Marcellus starkem
Arm nicht viel mehr war als die Unmoglichkeit der Untreue;:
Marcellus machte sie (539) zur Basis seiner weitem Opera-
tionen gegen den Feind und besiegte mit den Nolanem den
Hannibal zum zweitenmal, diesmal in einer so entscheiden-
den Schlacht, dass derselbe mit Aufgabe dieses Kriegsschau-
platzes in die Apulischen Winterquartiere von dannen zog
(Liv. c. 41 extr. — 46): wahrend das vorjahrige Gefecht zu-
nachst nur eine Zuriickziehung nach Acerrae zur Folge gehabt
hatte (c. 17), wofiir doch auch in der That das fugato Han-
ntbale ein schier allzu starker Ausdruck ware. Also immer-
hin Grund genug, wie wir gera zugeben woUen, far den
Localpatriotismus der Nolaner, ihren Namen an den des Mar-
cellus zu heften, dem die Stadt ihren Platz in der Geschichte
verdankte, und die Erinnerung an das von ihm erfahrene
Strafgericht untergehen zu lassen in dem befriedigten Selbst-
gefiihl, durch und mit ihm eine Rolle gespielt zu haben in
138 dem grossten Kampfe Roms. Mochten sie ihn demnach mit
gutem Fug als den Besieger Hannibals und damit zagleich
als Retter Nola's fiir die Romer feiern, und diese Beziehung
durch fugato Hannihale (gleichviel ob mit Recht oder nichtj
mit hinlanglicher Angemessenheit ausgedrflckt finden: aber
was in aller Welt hat mit diesen Yerhaltnissen und Inten-
tionen die drei Jahre spatere Eroberung von Sj^racus zu
schaffen? So ganz und gar nichts, dass eben darum nur
die Annahme iibrig bleibt, man habe, neben der specieDen
Beziehung zu Nola, zugleich die Hauptmomente seiner Ruhmes-
laufbahn iiberhaupt hervorheben wollen, wie sich ja das auch
EPIQRAPHISCHE BRIBFE I. 331
f&r ein Ehrendenkmal ganz gut flchickt. Wenn sicli nur zu
solcher Absicht zwei andere Dinge schickten, von denen das
eine zu yiel und das andere zu wenig ist. Drei Heldenthaten
ersten Ranges waren es, die den Ruhm des Marcellus be-
griindeten: die Besiegung der Gallier unter VirdumaruS; die
des Hannibal bei Nola^ und die von Syracus. Und 90 un-
wissend oder einfaltig oder gedankenlos sollte der senatus
Nolanus gewesen sein, mit blinder Hand zwei dieser Siege
aufs Gerathewohl herauszugreifen, den dritten als nicht vor-
handen zu ignoriren? und zwar gerade einen von den bei-
den, die dem Marcellus durch glanzende Triumphe belohnt
wurden^ wahrend ihm die Nolauischen Thaten nur eine mo-
ralische Anerkennung einbrachten. Gab es etwa fdr die
Nolaner keine romischen Triumphalfasten, um in ihnen beim
Jahre 531 (532) zu lesen: M • CLAVDIVS • M • F • M • N •
MAHCELLVS • COS • DE • GALLEIS • INSVBRIBVS • ET •
GERMAN . ISQVE • SPOLI A • OPIMA • RETTVLIT • DVCE •
HOSTIVM . VIRDVMARO • AD • CLASTIDIVM • INTER-
FECTO . K . MART .? — Das ist das Eine; die andere AI-
beruheit liegt in direptis Syracusis, wofiir unter jedem Ge-
sichtspunkte captis zu sagen war. Erstlicb^ weil dasWesent-
liche die Eroberung der Stadt war, gleichgiiltig ob sie nach
derEinnahme geschont oder mishandelt wurde; zweitens weil
eine eigentliche Zerstorung gar nicht stattfand^ sondern nur
eine Plfinderung; drittens weil, wenn dir(ptis eben nur PlUn-
derung bedeuten soll^ diese gerade die Schattenseite der
Eroberung war, durch die Marcellus seinem Namen einen
Schandfleck anhangte; den die Nolaner auf einem Ehren-
denkmal alle Ursache hatten zu verschweigeU; aber nicht
geflissentlich hervorzuheben.
Ich denke wohl^ das sind GrQnde genug und tlbergenug^ is9
umSie zu Uberzeugen, dass diesen titulus die Nolaner unter
der Eaiserherrschaft nicht machen konnten. Rufen wir uns
ncm zugleich die bereits oben gewonnene Erkenntniss ins
Gedachtniss, dass doch die grammatische Fassung, wie sie
einmal ist^ ungekiinstelter Weise auf keinen andem als die-
sen Sinn fuhrt: 'dem M. haben nach Verjagung des H. und
Zerstorung von S. die Nolaner dieses Denkmal geweiht', so
332 EPIGRAPHISCHE BRIEFE I.
ist wohl klar dass, wer immer die Inschrift anfertigte, sie
angesehen wissen wollte als von denNolanern im sechs-
ten Jahrhundert d. St. gesetzt. In diesem Knotenpunkte
der Argumentation liegt demnach die handgreifliche Gewiss-
heit, dass wir es hier mit der Falschung eines Gelehrten des
15ten oder auch des 16ten Jahrhunderts zu thun haben, Ter-
muthlich eines Nolanischen Landsmannes der seine Vater-
stadt zu verherrlichen sich gemiissigt fand, seinen Plutarch
gelesen hatte, im ubrigen sich harmlos des 'non ultra posse'
getrostete*), zugleich aber dem Steinmetzen ein nicht schlech-
tes Schriftmuster zur Nachbildung empfahl.**) Ligorius hat
zwar auch im Namen des S • P • Q • NOLANVS eine Inschrift
*) Mit Recht bemerkt Biicheler dass, wenn wir so einmal auf
einen modernen Falscher gefiibrt sind , nun auch das V • CONS in
seinem Sinne nicht fiir viro cofisulari, Bondern fur quinquies coHi>iili
zu nebmeu sein wird, wie ein Autor im Context der Rede sagen koimtt
und eben von unserm Marcellus Nepos Hann. 5 (vielleicbt sogar die
Quelle des Verfassers) wirklicb gesagt bat, nur aber keine Inscbrift
**) Recbt scbOnen antiken Scbriftcbarakter bat (abgeseben Ton
den abgescbmackten ScbnOrkeleien der Interpunction u. s. w., die mit
den Bucbstabenformen selbst nicbts zu tbun baben) aucb die modeme
Venezianiscbe Nacbbildung des fragmentirten Triestiner Steines (£and-
ler 'Inscriz. dei tempi Romani rinvenute neir Istria' n. 36), die ge-
nauer als bei Orelli 695 so lautet: IMP • CAESAR • COS • DESIGN-
TERT . ffl . VIR . R . P . C . ITERV3 • MVRVM • TVRRESQVE • FECIi.
und iiber deren Aechtheit oder Unacbtbeit, trotz dee in ganz gleich-
artiger Scbrift unmittelbar darunter gesetzten FRI • TER • RO . IMP-
DVX • AVST . u. 8. w. , so wundersamer Streit bat gefcibrt werden kSn-
nen. [Vgl. jetzt P. L. M. E. Tafel LXXXVI E und dazu die Enarnitio
p. 76: 'novicium exemplum illud est e vetere Tergestino tab. LXXXIV^
effictum, olim item Tergestinum, nunc Venetum . . . Vides non dissi-
milem rationem borum esse atque illorum exemplorum ad InnODem
Seispitem spectantium quae tab. LXI. LXIl repraesentavi. Vnde mi-
rum non est in tam diversas partes ea iudicia discesfiisse, qaonun
mentionem Orellius ad 696 fecit: mirum est autem genuinum baberi
Venetum exemplum ab eis potuisse qui suis oculis lustrassent et vel
lepidam scripturam ITERVM et III . VIR vocabulorum attendissent, vel
inepta interpnnctionis artificia, vel denique subiectum Friderici III Roni-
Imp. titulum, minoribus sane eum Htteris incisum, sed minime «recec-
tiore louge scriptura» quod ait Gruterus p. 166, 6, verum longe iimil-
lima; id quod iam Musei Rben. t. XIV p. 139 significabam.' C. W.J
EPIORAPHISCHB BBIEFE I. 333
fabricirt, die bei Ihnen 334* steht: aber fQr ihn ware die
unsrige theils zu einfach theils zu ungeschickt.
Nun will ich Ihnen aber zum Schluss alles preisgeben,
was ich bis hierher Torgebracht habe; streichen Sie es meinet-
wegen von Anfang bis zu Eude durch, und doch behalte ich
noch ein kleines Beweismittel Qbrig, welches mir fQr sich
allein genQgt; um die Unmoglichkeit der Aechtheit darzu-
thun d. h. der Entstehung in irgend einer Zeit des Alter- lio
thums. Ich habe bereitwillig eingeraumt, dass der Charakter
der Schrift im ganzen gut und nicht unantik sei, aber auch
nur im ganzen; im einzelnen sind hier so wenig wie in
ahnlichen Fallen anderwarts die yerratherischen Spuren einer
modemen Zeit fem geblieben. Die heutzutage fibliche 6e-
stalt eines M; dessen beide Mittelstriche nicht bis zum Boden
reicheiiy sondem tlber ihm im spitzen Winkel zusammentref- '
fen, in unserer Inschrift viermal wiederkehrend^ also nicht
auf eine zufallige Ungenauigkeit zurOckzufEihren; diese Gestalt
hat 80 wenig das dritte Jahrhundert vor Gh. wie das erste
nach Ch. oder irgend ein spateres gekannt.*) Ich weiss sehr
wohl^ dass sie in der alleraltesten Zeit yorkommt, henror-
gegangen auf ganz naturgemassem Wege aus dieser Form
eines Uralphabets: f^. Wir finden sie in Mdnzaufschriften
des aes grave, ROMA, ROM(ANOM), ROMANORVM (wenn,
was die letztere betrifft, die Arringonische Copie zuverlassig
ist), auch hie und da in dem ROMA von Mtinzen nichtromi-
scber Fabrik, vielleicht (denn die Entscheidung ist hier be-
greiflicher Weise oft ganz zweifelhaft) noch in einem oder
(lem andem Beispiel anderer altitalischer StadtmOnzen, wie
etwa in dem PROBOVM oder PROBOM der Suessanischen
[P. L M. E. Tafel VII, 72—74; C. L L. I n. 16]; nachstdem
anf einigen der altesten Bronzen^ namentlich in dem M •
MINDIOS (nicht in VICESMA ebenda) des Manchener Votiv-
tafelchens [P. L. M. E. Tafel II B\ C. L L I n. 187J, vielleicht
aach m dem G • M • F des von den ATILIES SARANES ge-
^ [Vgl. auch Bhein. Mus. XIV p. 284 f. (unten p. 835 f.) und in
P-L. M. E. den Indez palacographicus p. 112 sowie PriHcae lat. epigr.
Buppl. II (unten n. XVIII, 2) p. X. C. W.]
334 EPIGBAPHISCHE BRIEFE I.
weihten Widderkopfes in Wien [P. L. M. E. Tafel 11 A\ C. 1.
L. I n. 42], woneben weniges andere auch hier entre deux
bleibt; ferner unter allen funfzehn uns bekannten, ohne
Zweifel dem 5ten Jahrhundert angehorigen Steinschriften des
heiligen Haines von Pesaro auf einer einzigen^ wie Sie wis-
sen noch nicht publicirten*), in M • PLETVRI, hochst^ns
etwa noch (aber ebenfalls sehr unsicher) in NOME?ia DEDK
Das ist alles; denn wenn bei der Einkratzung von Wand-
oder Topfinschriften der nachlassig gefiihrte Stift, mitten
zwischen unziihligen andern unregelinassigen BuchstabenTer-
zerrungen aller Art, zufallig auch ein und das andere in der
141 Mitte zu kurz gerathene M hervorbrachte, wie z. B. auf den
Grabgefassen von San Cesario in MAR, MAMERTI, M CAES,
MAECI, PROTEM u. dgl, so kommt das naturUch gar nicht
in Betracht. Uebrigens ist vom sechsten Jahrhundert an gar
keine Rede mehr von einem solchen archaischen M, weder
auf Stein**) noch Bronze noch Blei noch Knochen und Elfen-
bein noch Thon oder Kalk; und ich kenne auch keine noch
so spate luschrift der Kaiserzeit, wo das anders geworden
ware. Haben wir aber einmal hier den Handwerker oder
Zeichner der Neuzeit gleichwie in flagranti ertappt, so wer-
den wir um so mehr nur einem solchen auch die voUig un-
antike Figur des Q in der letzten Zeile zur Last schreiben;
es gibt kein Beispiel, dass ein romischer Lapidarius den
*) Sie gehOrt zwar, wie eine sp&tere Mittheilung von Prof. Fran-
cesco Eocchi iu Bologna gemcldct, nicht eigentlich za den Qbriges.
ist aber friiher mit diesen zusammen von ihm in PapierabklatsoheQ
ubersendet und jedenfalls ganz in der Nilhe gefunden worden; ihr
hohes Alter ist ausser Zweifel. [Sie ist jetzt abgebildet P. L. M. £.
Tafel XLIV V und publicirt C. L L. I n. 1427. C. W.] .
**) Eine Steininschrift (aus dem Modenesischen [C. L L. I n. 599/
ist es zwar, die uns iu den Namen des Consulnpaares C • ANTUXI-
M • TVLI • COS ein M darbietet, das mit seiner Mittelspitze ziemlich
weit uber dem Boden bleibt — bedeutend weiter nlimlich ' nacb dem
mir zugegangenen Papierabklatsch [jetzt Facsimile in P. L. M. E. Tft-
fel LXXXVI A], als Cavedoni^s Facsimile im BuU. deir Inflt 1845
p. 162 erkennen liisst; — aber sehr mit Recht hat auch achon Bor-
ghesi fiir diese ganze Inschrift eine scrittnra a graffito als cha-
rakteiititisch hervorgehoben p. 163 [oeuvres IV p. 500], so dasfl bier
das Matcrial zuriicktritt und ausnahmsweiso nicht massgebend ist.
EPIQBAPHI8CHE BBIEFE I. H. 335
Schwanz dieses Bachstaben nicht unter der rechten Halfte
des Ereises, sondem wie hier unter der linken aiigesetzt
hatte. Aach yerlauft er in yiel zu wenig horizontaler Rich-
tung. Yon dem ungewohnlich breitgesperrten H in HAN-
NIBALE will ich, als einer yergleichsweise zu irreleyanten
Kleinigkeit, weiter nicht reden.*)
Boiin, im Juli 1868.
Gem schlosse ich meiner ersten Epistel, die nur ein
negatives Resultat abwirft^ gleich hier noch ein paar weitere
an, die auf einen positiyern Gewinn ausgehen^ wenn nicht
das Gewohnheitsrecht der ^Miscellen' fQr dieses Heft zum
Abbrechen ndthigte. AIso fQr heute mit einem T. f.'
Ihr
R Ritschl.
2.
Die luno-Seispes-Inschriften von Basel und Lanuviimi.
(Mit zwei Steintafeln**)).
Ich weiss nicht wie es zugegangen ist, dass ich in mei- 284
nem vorigen Briefe^ da wo ich auf die unantike Figur des
M zu sprechen kam (p. 139 [oben p. 333] ff.), gerade nur die
Halfte von dem gesagt habe was zu sagen war, und sogar
nur die kleinere Halfte. Die nicht bis zum Boden herab-
reichende Spitze, in der die beiden Mittelstriche zusammen-
*) ^Eben wird mir mitgetheilt, dass die Unftchtheit nnserer Mar-
celias-Inflchrift yon einem epigraphischen Berichterstatter des Philologns
mit ganz denBelben GHIiiden wie hier bewiesen werde. Verh< sich
^ 80 [es yerh< rich lo, s. Phiiol XIII p. 178 f. G. W.], so ist es
kein Wnnder: denn ich selbst habe diese Gr(inde, mein Facsimile
m der Hand, jenem Berichterstatter yorigen Winter in Bonn alle mfind*
^b ▼ordemonstrirt Einigee wird mir ja doch wohl noch fibrig ge-
^n Beiii.>
**) [Die erste (Tafel XII) ist das onten p. 286 f (888) erw&hnte
QrBprfiDglich im Bhein. Mns. IX zn p. 460 eingeheftete Facsimile, wel-
ches dann als Tafel LXI in die P. L. M. E. anfgenommen wnrde. Die
zweite Abbildnng (Tafel XI B) wurde snerst zn diesem AnfiMttEe mit-
getheat, dann wiederholt in P. L. M. E. Tafel LXII A. C. W.]
336 EPIGRAPHISCIIE BRIEPE II.
stossen*), ist das Eine; das Andere, dem antiken Brauche
noch weit mehr widerstrebende ist die Richtung der beiden
'liussern Beine des Buchstaben, welche in der Marcellu3-ln-
schrift Parallellinien bilden, statt nach unten stark divergi-
rend zu verlaufen. Die sehr wenigen Beispiele, die sich da-
von finden, und zwar bemerkenswerther Weise fast immer
in Verbindung mit der erstgenannten Ungewohnlichkeit, be-
285 weiseu entweder an sich nichts oder nichts fur Steinschrift.
So vor allem, wenn die eingekraii;zten Nameu der Aschen-
topfe von San Cesario n. 30 und 42 (nach der Zahlung bei
Lupi Sever. mart. p. 86 flF. [C. I. L. I n. 850. 868], aber nafh
den Zeichnungen bei Garrucci Bull. arch. Nap. n. s. I tav. 12
[P. L. M. E. Tafel XV, 30. 42]), ein solches M in MAMERTI
und M-CAES-GALLVS darbieten. Auch mit den Aufschrif-
*) Zu den p. 140 [oben p. 333 J f. angefiihrten Beispielen \&i>en
sich hinzufiigen die (mir freilich weder aus den Originalen noch anch
aus Abdriicken bekannten) glandes 4. 30. 54. 71 bei de Minicis (Diss.
d. pontif. acead. Rom. di archeol. t. XI) [P. L. M. E. Tafel VIII 8. 27;
IX 38. (7); C. I. L. I n. 650. 665. 693. 650]; ferner unter einigen nud 20
der jiingst entdeckten Pranestinischen Grabschriften, auf denen uIkt-
haupt ein M vorkommt, die einzige MAIO • ORCEVIA • M • F n. 48 ki
Henzen Mon. ed Ann. d. Inst. 1855 p. 74 If. [C. L L. I n. 136; P. L
M. E. Tafel XLVII, 49j (hochstens noch ANICIA • M • F n. 4 [C. I. L
I n. 77; P. L. M. E. Tafel XLV, 1], oder mit fast ununterscheidbar ver-
laufenden Grenzen vMTORIAI M- OPI • ALBI n. 37 [C. I. L. I n. 122;
P. L. M. E. Tafel XLV, 11], TAPIOS • M . L n. 63 [C. L L. I n. VoO:
P. L. M. E. Tafel XLV, 22]), allenfalls auch DONVM und MERITUl»
auf der Rhein. Mus. IX p. 454 facsimilii-ten Florentiner Inschrift [C. I
L. I u. 190; P. L. M. E. Tafel L !>], obwohl es auch hier eine beinali^
verschwindende Kleinigkeit ist, wodurch der Buchstab von der gani
normalen Form abweicht. Um so mehr wird man an rein znflUige Cc-
genauigkeit zu denken haben, wo sich daneben in derselben Inschrift
das Regelrechte findet, z. B. in den Distichen der jtlngsten Scipionen-
grabschrift (Or. 554, Piranesi tab. V fig. C [C. I. L. I n. 38; VI, I
n. 1293; P. L. M. E. Tafel XLII L]) in MIL und MAIORVM neben den
allerdings ein wenig verkurzten M in MORIBVS, ACCVMVLAVI, PRO-
GENIEM, LAVDEM, ME. — Ueberall gilt auch hier, dass die Aos-
nahme nur die Regel bestatigt. — (Die Uebersetzung des rechtwinklii^o
L in das spitzwinkligo, und was dergleichen mehr ist, mnss ich m«?
schon bitteu hier und im Folgenden selbst in Gedanken vorxunehmcn.
da mich dafiir die Druckerei im Stiche lasst.)
£PIORAPHISCII£ BRIEFE II. 337
ten Ton Schleuderbleien werden wir es nicht allzuscharf zu
nehmen haben^ theils des ffir den Schreiber unbequemen
Materials wegen, theils weil auf de Minicis Zeichnungen (in
seinen Nummem 56. 63. II, vielleicht auch 54) gar kein un-
bedingter Verlass ist.*) So bleiben uns nur ein paar Gladia-
toren-Tesseren iibrig, namentlich die n. 211 und 207 bei
Cardinali (Dipl. imper. p. 121 ff. [Ritschl Tesserae gladiat.
n. 58 und 54 = der dort beigefagten Tafel III P und S]) mit
DOMITI und DRVSC^^MSIL.COS: was man denn eben
wird mflssen als zufallige, jedenfalls ganz vereinzelte Aus-
nahme gelten lassen. Auf allen Hunderten von Steininschrif-
teu da^egen, die in Abdriicken vorliegen, gibt es ein Bei-
spiel eines parallelbeinigen M nie und nirgend, mit eioziger
Ausnahme eben des Nolaner Steines.
Der gemeinsame paliiographische Gesichtspunkt ist es,
der mich veranlasst hier eine nochmalige Besprechung der
Schieferplatte des Baseler Museums anzuschliessen, Qber wel-
che Sie in diesem Museum IX p. 450 ff. (= BuII. d. Inst. di
eorr. arch. 1853 p. 170 ff.) handelten.**) Zwar Ihnen habe
^) Dariiber weiter nntcn [p. 346] noch eine Bemerknng auf An-
lass dea geschlossenen P.
**) [Zn diesem Anfsatz Mommsen^B machte Ritschl p. 469 folgende
Anmerkong: 'Ich filge ihr lithographirtes Facsimile, nnd zwar in der
GrOsse des Originals, nm so lieber bei, je weniger sich durch wdrt-
licbe Beschreibung die auffallende Gestalt gewisser Buchstaben, na-
mentlich des R , nnd der gesammte Schriitcharakter anschaulich machen
\mt. Bemerkenswerth ist der in der Mitte eines jcden 0, Q und C
Doch dentlich sichtbare Zirkelpunkt. Noch nnzweideutiger erkennt man
den Gebrauch des Zirkels am drittletzten Bnchstaben der ersten Zeile,
wo zaerst statt des N ansVersehen des Steinmetzen ein C vorgerissen
ward. — Fflr die Lithographirnng stand ausser dem im Texto erwHhn-
ten Staniolabdmck noch ein vortrefflich gerathener Gji^sabgnss zu Ge-
bote, den ich der frenndschaftlichen Gflte des Ilerm ProfessorVischer
in Basel verdanke. — 0!e architektonische Gestalt der ganzen Tafel
gibt die Abbildung darum mit, weil auch in ihr ein Moment fiir die
Entscheidnng der Aechtheitsfrage liegen kann. Wie sich Welcker
dartiber ftnsserte, lasse ich hier mit seinen Worten folgen: «Das Epi-
tbema der Inschriftsplatte hat nichts das mir mit antikem Branch zn
Htreiten schiene. Die Ecken sind ausgebrochen ; denkt man sich die
liinien des Tympanon anf beiden Seiten durchgefflhrt, so nimmt sich
<las Ganze weit schicklicher ans. SoUte die Schrift Affectation des
FR, BIT8CH£U1 0PV8CVLA IV. 22
338 EPIGRAPHISCnE BRIEFE II.
ich jetzt kaum noch etwas Neues dariiber zu sagen, seit der
sogleich naher zu bezeichiiende Fund, auf den ich schon in
der Nachschriftp. 639 f. hindeutete*), wohl allem Streit ein
Ende gemacht hat. Aber den Lesern des Museums, denen
die erste Hiilfte der Acten vorgelegt ward, ist man nun doch
auch die andere Halfte schuldig; und unserm philologischen
Publicum, dessen allergrosster Theil so wenig in der Lage
ist das paliiographische Moment bei epigraphischen Fragen
aus Autopsie zu wiirdigen, mag es auch nicht unerwiinscht,
jedenfalls nicht uuniitzlich sein, bei Gelegenheit einmal einen
belehrendeu Blick in diese Seite unserer Kunst zu thun.
Alterthumlichen verrathen, so wurde die edle Einfachheit des Aafsat2e&
damit in Uebereinstimmung sein.»' Rit«chl selbst war es, der diete
Inschrift (Q • CAECILIVS • CN • A • Q • || FLAMINI • LEIBEBTVS- | IV-
NONE . SEISPITEI || MATRI -REGINAE) in Basel entdeckt^ und ihre
Abschrift an Mommsen mittheilte (s. P. L. M. E. Enarr. p, 54); er war
also der 'liebe und kundige Freund' (p. 450), der die loscbrift gleich
fiir falsch hielt und dessen Yon dem Material und der wunderbareo
Erhaltung desselben (die Worte Ritschls waren: 'die Platte sieht aci
wie eine wunderschone Schiefertafel, eben im Laden gekanft und eben
aus den Handen des Steinhauers gekommen') sowie namentlich voc
dem Charakter der Schrift hergenommene Bedenken gegen die Aecbt-
heit Mommsen a. a. 0. bekampfte. C. W.]
*) [Dort heisst es: ^Uebrigens scheint sich die Meinungsversdiie-
denheit iiber Aechtheit oder Unaechtheit jener Baseler Inschrift in einer
wohl selten so wiederkehrenden Weise zu beiderseitiger Befriedigaog
aufzulosen. Den eiuleuchtenden innern Grunden fur die hohe Wahr-
scheinlichkeit, dass diesc Inschrift keine Falschung sei, wusste ich
nichts entgegenzusetzen ; die stiirksten Zweifel, daas sich eine so alte
Schiefertafel in so glatter Unversehrtheit, ihre Schrift sammt den Spu-
ren des gebrauchten Zirkels in solcher Schiirfe erhalten h&tte, baupt-
sachlich aber dass man in Rom im 7ten Jahrhundert solche BQcb-
stabenformen, wie vor allem das geschwanzte R, gebildet haben eollte,
waren mir nicht gehoben. Was kein Verstand der Yerstandigeo auff
Reine bringen mochte, scheint die dYaSfi Tuxil zu thun, wenn den
ernstlichsten Versicherungen aus Rom zu trauen ist, dass das acbte
Origiual in der r5mischen Campagna stecke und auch schon dorcb ge>
nommcne Abschrift bekannt sei. Also die Inschrift acht, der Baseler
Stein moderne Copie. Ein glucklicher Erfolg der dem alten Steioe
C40 nachgehenden Forschung wird ja lehren, was fur ein R dieser bat; der
siegreichen Krafb innerer Beweisgrunde wird ihr Triumph in keiDem
Falle geschmiilert werden.' C. W.J
EPIGRAPHI8CHE BRIEFE II. 339
Um den nachstehenden Bemerkungen folgen zu konnen^
muss sich freilich der geneigte Leser entschliessen^ den 9ten
Band anseres Museums aufzuschlagen und das dort bei p. 450 sm
eingeheftete, sehr wohl gerathene Facsimile der Baseler Tafel
Tor Augen zu halten.*) Diese Schrift, hatte ich erklart, sei
keine antike, sondem eine moderne. Kaum konnte es einen
schneidendern Gegensatz geben, als wenn Sie dagegen be-
haupteten: ^die Schrift sei die gewohnliche der spatem Zeit
der Republik' (p. 451); *es sei nicht der mindeste Gmnd,
diese Buchstabenform [des R neben B P] einer modemen
Falschung und nicht yielmehr der individuellen^ vielleicht
aiieh durch ddn besondera Charakter des Materials mit be-
dingten Schreibweise des Steinmetzen beizumessen' (p. 452);
Vegen der Schrift werde man eher fQr als gegen die Aecht-
heit sich entscheiden' (ebend.). Die Unhaltbarkeit dieses
Widersprnches darzuthun ist jetzt, wo sie sich documentiren
lasst, 80 wenig eine Eunst, dass Sie mir schon darum nicht
zutrauen werden, einen wohlfeilen Triumph damit feiern zu
wollen. Wenn ich nichts desto weniger dabei verweile, so
gesehieht es lediglich um der principiellen Tragweite willen,
die die Sache hat. Ich hatte im Laufe der Zeit, gerade nur
auf allgemeinen Schriftcharakter oder einzelne Buchstaben-
formen gesttltzt, so manche gelegentliche Entscheidung Qber
Mheres oder spateres Alter dieser und jener Inschrift aus-
gesprochen und solche Bestimmungen zu sprachlichen Ermit-
telungen benutzt: und nun sollten alle Urtheile dieser Art
mit einem Mal in Frage gestellt, ja im Grunde T5llig (iber
den Haufen geworfen werden? wie doch nothwendig geschah,
wenn der, von dem sie ausgegangen, nicht einmal antik und
modem von einander unterscheiden konnte. Ja, einer der
Hanptzwecke (wenn auch nicht der einzige) einer achtjahri-
gen^ auf Facsimilirung sammtlicher republicanischer Inschrif-
ten gerichteten mtOisamen Arbeit, deren Frucht wir ja jetzt
dem Publicum bald vorzulegen gedenken, soUte von Haus
aus ein ganzlich verfehlter gewesen sein? Der Angriff ging
zu hart ans Leben, als dass Sie es dem au dieser Partie
♦) [Ee iat hier auf Tafel XII beigefflgt. C. W.J
22»
340 EPIGRAPniSCITE BRIEFE II.
des gemeinschaftlichen Unternehmens hauptsachlich Betheilig-
ten verargen konnten, wenn er sich gegen eine solche Nieder-
lage straubt und das Recht der Selbstvertheidigung fur sich
in Anspruch nimmt.
Lassen Sie mich, ehe ich weiter gehe, das eben Gesagt**
grosserer Anschaulichkeit halber mit einigen Belegen exem-
plificiren, wie sie mir gerade einfallen. Es gehort dahin z. B.,
287 wenn ich in diesem Museum IX p. 160 [oben p. 235] f. dit*
Dankadresse des POPVLVS • LAODICENSIS • AF • LYCO
(Orelli 3036 [C. L L. I n. 587; P. L. M. E. Tafel LXXIIi']
und des POPVLVS • EPHESIVS (Mariui Atti p. 768; C. I.
G. 5881 [C. L L. I n. 588; P. L. M. E. Tafel LXXH A]) der
Schrift wegen ins 7te statt ins 8te Jahrhundert setzte. Oder
umgekehrt Mus. X p. 450 [Opusc. II p. 481 Anm.] die Nea-
politanische I. II. N. 2897 [C. I. L. I n. 1210; P. L. M. E. Ta-
fel LXXVI^J eher in den Anfang des achten als ins siebente.
Die fiir die letztere Bestimmung geltend gemachten Kriterien
einer in den Buchstabenenden erst ungewohnlich rund ge-
schwungenen und dann sehr scharf zugespitzten Schrift fin-
den sich fast bis zum Affectirten gesteigert auf dem censori-
schen Cippus bei Marini Alb. p.21: P • SERVEILIVS - C - F f
ISAVRICVS II MVALERIVS.MF || /W-N.MESSAL....|'
CENS II EX • S • C • TERMIN (vgl. Henzen Or. III, 5357 =
6448); kaum kann maii sich darum des Verdachtes erwehren.
dass dieses Exemphir nicht aus dem J. G99 stammC; wohin
die Censoren weisen, sondern aus jiingerer Restitution; weoig-
stens kenne ich kein zweites Beispiel dieser Art von Schritt
aus den ganzen Zeiten der Republik.*) Etwas von diesem
*) |Vgl. jetzt P. L. M. E. Enarr. p. 77 f., wo Ritschl zn Tafr.
LXXXIX A bemerkt: Hitulus est a Marinio Inscr. Alb. p. 21 pnblicA-
tus <= C. L L. I n. 609; VI, 1 n. 1234 Z>, commomoratus tantum a
Fabrettio p. 487, 107: nam ipse 167 alius est. Socios is iUo»' dKO^
babet, qui ad eosdem terminos riparum Tiberinarum pertinentes pri*^
scripto Valerio subiciunt Servilium (altemandi honoris caussa, de qu»*
ad tab. LXXXVII dictum), compositi a Borgbesio Act. acad. pontif.RoiE
tVlI (a.l83G) p. 154<Opusc.lVp.22>: quorum alterum, aFea vuIgatoE
in Fragmentis fast. cons. et triumph. (Romae a. 1820) p. XXXVIII, po.-t
Nibbyum in <<^Analisi» e. q. s. t. II p. 587 repetiit nuper Henienua Ori'..
t. lll, 5357 et 6448 <= C. I. L. I n. 613; VI, 1 n. 1234 a>. Honc autem
EPIGRAPHISCHE BRIEEB II. 341
Chairakter hat auch die lex parieti faciendo (nicht FACIVN-
DO, wie I. R. N. 2458) von PuteoH, die sich selbst vora
J. 649 datirt und doch, lediglich der Schriftzuge wegen, ohne
allen Zweifel uns nur in einer spiitern Restitution vorliegt
[C. I. L. I n. 577; P. L. M. E. Tafel LXVI]. Eine zu dem
ersten Jahrzelint des 7ten Jahrhunderts nicht recht passende
Eleganz des Schriftschnittes bewog 8ie selbst (Rhein. Mus.
X p. 144 f.) fQr den Veroneser Meilenstein des S • POSTV-
MI VS . ALBINVS • S • F • S • N • COS (Henzen Or. 5350) eher
an die SuIIanische oder gar Augusteische Periode als an
das Jahr 606 zu denken [s. unten p. 305 (362)J. Dagegen
wage ich Ihnen kaum beizustimmcii, wenn Sie zu dem merk-
wurdigen Stein von Furfo I. R. N. «011 [C. I. L. I u. 603;
P. L. M. E. Tafel LXXXII], der das Datum von 696 tragt,
bemerken: ^litteris non vetustis aetatis Tullianae, sed optimis
saeculi Augustei'; beim besten Willen vermag ich an dieser
Schrift nichts zu seben, was dem Charakter der republicani-
scben Periode widersprache (eine einzelne Kleinigkeit, von
der weiter unten [p. 292^(348)], kommt gegen den allgemei-
nen Eindruck nicht in Betracht).*) Finden auch Sie jetzt,
Uenzeniannm in prompta mihi non fuisse eo magis dolendam, qao
certinB sperari potnit fore nt hinc {lotissimum cnm aliqua coaiidentia
eiistimaretor, nnm Marinianum recte dixissem Masei Bben. t. XIV
p. 287 non talem, qnalis anno 699 factas esset, sed e posteriori^ aetatia
inKtanratione baberi, ex nnins Bcriptnrae specie sane singulari ratio-
cinatus. Latius enim haec condicio litteramm patet qnam ad L et E,
de quibuB ad tab. LI A dixi <iterata aupra p. 94 8q.>. Multo saltem
neitatiorem hac aetate scriptnram vel proximus titnlus servat qnattuor-
decim annia post factos (Bomanus anni 713).' C. W.]
*) [Enarratio p. 72 fQhrt dies Ritschl noch genauer bo aus: 'Quod
de aetate scripti titnli non posse me qnin a Mommseni iudicio meum,
cuiua Henzennm quoque Brunniumque socios habco, prorsus segrega-
rem, iam Mub. Rhen. t. XIV p. 287 fiaaBUB aum. IUe enim «litteria» ait
«Qon vetnatiB aetatis Tullianae, aed optimis saeculi Augustei»; mihi lit-
terae et visae sunt et vidantur notam certiBsimam eius temporiB habere,
quod praefixifl conBnlibna anni 696 titulus ipse profitetur. Vnum est
(^e in qno haereas non immerito: P litterae circnlua non apertus sed
conclnsiiB fere, de qno ibidem monui p. 292; id autem reputandum est
non minoB inaolena ipeo AaguBteo saeculo quam exennte septimo esse.
Vermn alind est, cnr ne in hoc qnidem tempore subsiBtere liceat:
342 EFIGRAPHISCHE BRIEFE H.
wie ich vermuthe, dass ich darin Recht habe, so will icl\ nur
noch bescheidentlich bemerken dass es, aus mehr als einem
Grunde, gar keine Kunst ist, nach einem gut gemachten nnd
in den Maassen nicht zu sehr reducirten Facsimile ofter ein
288 viel sichereres Urtheil uber die Schriffc zu fallen als nach deni
Original selbst, das ja der Epigraphiker (niemand wird darin
eine reichere Erfahrung haben als Sie) nicht selten unter
den uugiinstigsten Umstanden — ^stans pede in uno' — zu
copiren hat, und das auch bei den gttnstigsten durch seine
weiten Dimensionen die Uebersicht und Vergleichung fftr da^
Auge nicht wenig erschwert. Ich erinnere mich noch recht
wohl, dass die schonen Saturnier (HOC • EST • FACTVM.
MONVMENTVM) des MAARCVS • CAICILTVS (BuU. d. Inst.
1851 p. 72 [C. I. L. I n. 1006; P. L. M. E. Tafel LXIX D]\ als
man sie eben entdeckt hatte an der via Appia, fGr Augustei-
schen Zeitalters galten; kaum lag ein Papierabdruck vor, so
zweifelte niemand mehr an den besten Zeiten der Republik.
— Wenn ubrigens die vorher angefiihrten Restitutionen mit
einander das gemein haben, dass man in ihnen (gerade wie
auch in der Duilischen Inschrift der columna rostrata) die
alte Schrift als solclie gar nicht nachbilden wollte, so ist
solche Erneuerung nicht weniger sicher, ja wohl noch sicherer
erkennbar, wo die ausdriickliche Absicht einer graphischea
Nachahmung des Originals waltete und man aus dieser Nach-
bildung auch in der That, trotz des modemen Zuges, fur die
antiken Buchstabenformen etwas lemt. So z. B. in den bei-
den Tusculanischen Votivinschriften des M-FOVRIO-CF-
TRIBVNOSMILITARE, von denen die eine (Bullett. d. Inst.
1847 p. 166) bereits in dem Prooemium Me sepulcro Furio-
rum' (Bonn 1853) [s. oben N. IX und P.L.M.E. TafelXLIX^
ipsiiis indoles Bcrmonis multo supcrioris a^tatis speciem manifestam
prae se ferens, ut cuius formae grammaticae medii saeculi septimi con-
suetudinem non excedant. Hinc igitur in promptu est fiie statucre, nt
antiquioris aetatis formulam L. Aienus Q. Baebatius credantar in «!''•
dicanda aede lovis Liberi iterandam curasse. Coius quo insuetior ha
bitus quinquaginta ferme post annis fuit, eo ad peccandum proclivio-
rem fuisse imperitum lapidarium consentaneuni est: cuius et ioBcitiflai
et neglegentiam satis ante oculos Mommsenus posuit.' C. W.]
EPIOBAPHISCHE BRIRFE II. 343
« Tafel VIII B] facsimilirt wurde, die andere [P. L. M. E. Tafel
XLIX C] sich von jener nur durcb FOBiune statt MAVRTE
unterscheidei — Von gar keiner Art von Restitution ist dagegen
die Rede bei der Gori^schen Inschrift Inscr. Etr. 11 p. 234 [C.
I. L I elog. XXXI]y bei der an ein hoheres Alter zu denken [de
tit. Mumm. p. IV. V (oben p. 88. 90)]*) tlberhaupt nur dadurch
Yeranlasst war, dass Gori ganz fehlerhaft SEPRONIVS und
GRACVS hatte drucken lassen, wahrend der Stein, obwohl
jetzt mehrfach verletzt oder verscheuert, doch ursprOnglich
nichts anderes gab als . . SEMPRONIVS • P • F || GRACCVS,
und zwar in keinesweges archaischer Schrift.**) Es ist also
die Namengleichheit mit dem berUhmten Geschlecht der Vor-
zeit hier eben so zufallig und bedeutungslos wie bei dem
LMVMMIVS . . . 1 . . . COSP.P in Parma [C. L L. I
n. 545], den ich de tit. Mumm. p. IX [oben p. 97] nach
(fuarini'8 Vorgang mit dem alten ACHAICVS identificirte;
wahrend mich seitdem Henzen Or. lU, 5349, auf Borghesi's n»
Autoritat gestQtzt, eines ganz andem belehrt hat. Hatte ich
im J. 1852 den Papierabdruck gehabt, den ich seitdem der
GQte des Staatsraths Michele Lopez in Parma verdanke
[facsimilirt P. L. M. E. Tafel LIVD = Tafel XIII D des beige-
fUgten Atlas], so ware mir es natQrlich gar nicht eingefallen,
diese sehr schonen, aber sehr kaiserlichen Sohriftzflge nur
uberhaupt fQr die Zeiten der Republik moglich zu finden.**'^)
*) [Auch Henzen Annali dell* inst. Rom. 1855 p. S4 wird in der
Enarr. a. gl. a. 0. angeffihrt. C. W.]
**) [Vgl. P. L. M. E. Tafel LIV B (— Tafel XIII B des Atlas) und
Enarr. p. 48, wo Ritsclil hinzuffigt: 'sed vel septimo saeculo recentio-
rem ipsinB genns scriptorae prodit: nec posse dubitari BmnninB me
certiorem fecit qoin prindpinm intueamnr talis elogii qualia mnlta
imperatomm aetaa yidit, ex parte in tabnla nostra ^CVI repraesentata
eaqne ipsa Arretio petita. Ac reapse eTannisBe tantum TerBus inferio-
ree prorsnB corroBi aut laevigati lapidia idem BrunniuB testatus eBt.'
C.W.]
**^ [Vgl. was Ritschl P. L. M. E. Enarr. p. 48 zu diesem Stfick
Bagt: 'qnem (titnlnm ParmeuBem) . . hunc locum obtinere volui nt, qnid
inter septimnm Baeculnm et octavnm diBcriminis intercederet, conlatis
inter ee hac fignra et LI ^i ^«- tab. III^ Incnlento exemplo planum
fieret.' C. W].
344 EPIGRAPHISCHE BRIEFE II.
— Keines von beideni aber, weder den wirklichen Cliarakter
jiingerer Zeit, noch nachgemachten archaischen, verrath dio
Schrift des Tusculanischen Ehren-Titulus Or. 562 MFM^
VIVS . M . F II SER . N . COS || AETOLIA - CEPIT (= Jahr
565), der Ihnen, glaub' ich, nicht fiir gleichzeitig gilt.*)— »
Doch genug hiervon und zuriick zu unserer Baseler Schiefer-
tafel.
Dass dem Factor des ^lndividuellen' ein gewisser Spiel-
raum einzuriiumen sei, gebe ich ja natiirlich sehr bereit-
willig zu; aber in irgend einem Grade ist doch das Indiri-
duum eiiier allgemeinen Norm unterworfen. So weit man auch
jenen Spieh-aum abstecken mag, doch gibt es gewisse Gren-
zen , jenseit deren das Mogliche auf hort und das UnmogUche
anfangt: Grenzen, die sich aus der vergleichenden Gesammt-
betrachtung des vollstandig vorliegenden Materials auf dem
Wege der Induction ergeben. Was eben nie und nirgeud
vorkommt, und auch nicht in annahernder Abstufung des
Analogen herantritt an das Vorkommende, das hat keinen
Anspruch auf Glaubwiirdigkeit. Der Art ist aber in erster
Linie das dickkopfige, kurzbeinige R der Baseler Inschrift,
das mit seinem hinten angehangten zierlichen Wedelschwauz-
ohen in der That eine so possierliche Figur bildet, als ware
sie darauf berechnet das heitere Liichehi des Beschauers her-
vorzurufen. Dass ein solcher WechselSalg von Buchstaben
einem romischen Steinmetzen in den Sinn oder in die Finger
kommen koiinte, dSrf bestimmt geleugnet werden bis zum
Erweis des Gegentheils; an eine unabsichtliche Unregelmassig-
keit ist, noch dazu bei dreimaliger Wiederkehr, um so weui-
*) [S. P. L. M. E. Tafel LXIX E und in grQsserm Verhaltnis^
XLVIII E\ C. I. L. I D. 534. In der Enarr. p. 41 fugt Ritechl hinzu:
'quo accedit suppressa in AETOLIA m littera, quem usum panllo po^t
initium septimi saeculi desiisse docui de tit. Mumm. p. VII<^suprap.93/
Quodsi nihilo tamen minus posteriori aetati alicui hunc titnlum tribuerif
cum Mommseno, quippe item honoris caussa in aliqua statua M. Falvii
Nobilioris scriptum, fatcndum est profecto aut antiquius exemplum ant
spcciem saltem antiquitatis satis e vero quisquis fecit imitatum t^.
Nisi quod aliquid dubitationis FVLVIVS nomen movet, cuioa antiquio-
rem FOLVIVS formam vel cippi Gracchani (tab. LV) servant anno eS"»
facti.' C. W.]
EPIGRAPHISCHE BRIEFB U. 345
ger zu denken, weil ja die geschweifbe Linie schwerer zu
scluieiden war als die gerade. Nicht so arg ist das Uebrige
was Anstoss gab: aber doch immer ohne Beispiel und ein
an den antiken Schriftschnitt gewohntes Auge entschieden
abstosseud. Hauptsachlich namlich die falsche Proportion
zwischen Hohe und Breite gewisser Buchstaben, vor allen
des E und des B. Man messe grosserer Sicherheit halber i90
nur mit dem Zirkel nach, um zu finden dass die beiden
Querarme des £ (zumal in IVNONE) und die untere Schh'nge
des B nur um eine Kleinigkeit ktirzer sind als die perpen-
diculare Hauptlinie dieser Buchstaben. Und mehr oder weni-
ger theilt dieses Misverhaltniss mit dem £ auch das L und
F) mit dem B die breitgequetschte Schliuge des P und des
Rj die Qberdiess weder iiber noch in der Mitte an die Haupt-
linie anschliesst, sondem diese in einen langem Rumpf und
ein kuizes Bein theilt. Diese so oft; wenn auch in verschie-
denen Abstufungen; sich wiederholende Disproportion gibt
der ganzen Schrift einen durchaus iremdartigen Charakter.
Eine rein modeme Spielerei ist es feraer, dass im B die den
beiden Schlingen gemeinsame Querlinie nicht bis an die per-
pendiculare heranreicht, sondem vor ihr aufhbrend einen
leeren Zwischenraum lasst, und hier ausserdem als besondera
Zierrath einen abschliessenden Knopf erhalten hat. Wo so
vieles Auffallige sich hauft; darf endlich auch die gegen den
autiken Brauch nicht offene, sondern geschlossene Schlinge
des P zu einem Verdachtsgrunde werden, obwohl sie sich
iomi, zumal bei nur einmaligem Vorkommeu; allenfalls auf
Zufall zurOckf&hren liesse. £rlauben Sie mir auch hierUber,
weil ich gerade darauf zu sprechen komme und die, wenu
aucb noch so kleine, Sache doch einmal abgemacht werden
mussy wieder eine kurze £pisode.
Auch hier ist es wieder die alteste Zeit und der epi-
graphische Eleinkram^ worin sich allerhand Unregelmassiges
^eigt, wahrend sich seit dem 6ten Jahrhundert und auf Stein-
schriften das Normale zur festen Sitte auspragte. Kaum wird
man es ja anders als eine Zufalligkeit nennen^ wenn die
verschiedenen pocola frQhesten Datums einmal ein geschlos-
senes P aufweise^ in A£CETlAl POCOLOM; kaum mehr
346 EPIGRAPUISCHE BRIEFE II.
als eiiie zieinlich irrelevante Kleinigkeit darin sehen^ wenn
dieselbe Figur sich hie und da in die so sehr minutiose
Schrift der Tesseren eingeschlichen hat, wie in PINVS, SP-
N-SEP, CPET der n. 211 bei Cardinali [bei Ritschl Tes-
serae glad. n. 58, abgeb. auf der dortigen Tafel III P], des-
gleichen in SP der drei in Monum. d. Inst. IV t. 53 n. 48
— 50 publicirten Stiicke: obwohl ich freilich von ihnen allen
die Originale nicht aus Autopsie kenne. Diirfte man sich
auf de Minicis Zeichnungen der glandes verlassen*), so mfisste
man sich durchaus versucht fiihlen, es als eine besondere
2iu Eigenheit dieser Klasse von Monumenten zu bezeichnen, da?
P mit geschlossener Schlinge zu schreiben: so nahezu aus-
nahmlos erscheint es dort in solcher Gestalt n. 29. 36. 42.
43. 44. 53. 56. 62. 63. 69. 70. 72. 79. 82. H. [P. L. M. E.
Tafel VIII, 3. 26. IX, 50. 49. 36. 52. 39. 46. 47. [7]. [7]. 61.
VIII, 1. IX, 53 J. Aber, wenn etwas hiegegen zeugt, soistes
gewiss der sehr gravirende Umstand, dass mir zwar von die-
sen saramtlichen Nummern nur zwei in Abdriicken der (Peru-
giner) Originale vorliegen, aber gerade diese das geschlossene
P nicht best^tigen, wenigstens durchaus nicht ausser Zweifel
stellen: namlich 43 [P. L. M. E. Tafel IX n. 49] mit AP uii.i
PR.PI und 62 [ebd. n.46] mit L-XII || SCAEVA und PRPIL
— Im Gegensatz hierzu verdient es hervorgehoben zu wer-
den, dass die an sonstigen Nachlassigkeiten aller Art so
reiche Cursivschrift der Graffite, namentlich auf den Gefa^sen
von San Cesario, meines Erinnerns gar kein Beispiel eines ge-
schlossenen P darbietet. — Auffallender als anderes ist mir
dessen dreimaliges Vorkommen auf dem MQnchener YotiT-
tafelchen (Or. 1433 [C. I. L. I n. 187; P. L. M. E. Tafel II /*1
in P CONDETIOS, PARTI und APOLONES, zugleich in
Verbiudung mit dem oben p. 140 [333] hervorgehobenen ub-
gewohnlichen M: woriiber ich mich ftir jetzt weiterer Ge-
danken enthalte. — Wie viel auf das P-I^OV-C-T und da*
AI'OV-P-I' {d imd c auf meiner Lithographie) zn gebt^n
ist, die wir nur aus Falconieri's roher Nachbildung kenneu.
steht dahin. Derselbe Fall ist es mit PLACENTIOS ond
*) [Da88 dies nicht der Fall sei , ist P. L. M. E. Enarr. p. 13 f
ausgefahrt. C. W.]
EPIQRAPHISCHE BRIEFE II. 347
PLACENTIVS auf dem nur bei Fabretti p, 27. 28 gezeich-
nekn Erztafelchen [C. I. L. I n. 62; P. L. M. E. Tafel II E]
(woher aach noch ein in der Mitte verkiirztes M in MARTE
nachzutragen ist). In welchem Grade Auge und Hand mo-
demer Zeichner bei der Bildung des P unwillkQrlich be-
herrscht werden von der heutigen Gewohnheit, liegt in den
eclatantesten Beispielen zu Tage. Ihres besondem Interesses
halber hat Furlanetto die alten Grenzsteine INTER • ATES-
TINOSPATAVINOSQVE (Henzen Or. IH, 5114. 5115 [=
C. I. L. I n. 547. 548]) in seinen Tapidi Patavine* (Pad. 1847)
auf zwei eigenen Tafeln (XIII und XIII a) facsimiliren lassen
(freilich auf der ersten in einem Stil, der eher an das erste
Jahrhundert nach Ch. als an das J. 613 d. St. denken lasst),
und mit einer einzigen Ausnahme gibt der Stich Qberall ge-
schlossenes P: die PapierabdrUcke der Originale bestatigeii
es kein einzigesmal.*) Die Zeichnung, nach jder ich 1851
die Lex Rubria facsimiliren liess, war doch im ganzen gewiss
sorgfiltig; vergleichen Sie sie jetzt mit der fUr imser Werk m
uach einem Staniolabdruck neu angefertigten Lithographie
[= Tafel XXXII], um als einen wesentlichen Unterschied inne
zu werden, dass dort fast tlberall geschlosseues, hier Qberall
offenes P ist. Auf einem Bologneser Meilenstein der via
Aemilia [C. L L. I n. 535; P. L. M. E. Tafel XLVHI A] be-
gann ein modemer Steinmetz die etwas unleserlich gewordene
Schrift nachzuhauen; und machte richtig aus dem offenen P in
LEPIDVS, wie es ein zweiter, nicht renovirter Stein derselben
Stra^sse (bei Henzen Or. IH, 5348 [C. L L. I n. 536; P. L. M.
E. Tafel XLVIII B]) bestens bewahrt hat, auf seine eigene
Hand ein geschlossenes. — Was bleibt hiemach noch iibrig
von etwaigen Belegen eines nicht offenen P? Nichts als hie
und da ein vereinzelter Fall, der nichts beweist als was man
auch ohne Beweis glaubt: dass ein und das anderemal dem
antiken Lapidarius der Meissel nicht recht zu Willen ge-
wesen, sondem etwas weiter nach links ausgefahren ist als
er eigentlich sollte. Das wird am deutlichsten, wo es in
*) [Vgl. jet«t die Faceimiles in P. L. M. E. Tafel LVlll A a. bj B, C
und die Enarr. p, 60 f. C. W.]
348 EPIGRAPHISCHE BRIEFE II.
derselbeii Inschrift mit der correcten Form altemirt, z. B. in
der Hauptinschrift des Biickermonumeuts [C. I. L. I n. 1013;
P. L. M. E. Tafel LXXX VIII A] (nicht der bei Henzen Or. 111.
7267) EVRYSACISPISTORIS, oder POMPILIA in derln-
schrift des M • CORNELIVS • M • L • APOLLONIVS • LICTO
RIS (sic) etc. [C. L L. I n. 1045; P. L. M. E. Tafel XLU M\.
oder POMI^ONIA in der des M • AEB VTIVS • M • L • MACEDO
PATER etc. bei Guasco Mus. Capit. H, 120 [C. I. L. I n. 102U:
P. L. M. E. Tafel XCII A] , und was dergleichen mehr siih
ohne weitern Nutzen zusammensuchen liesse. Nur eine In-
schrift etwas grossern Umfangs kenne ich aus guter Zeit, in
der der Schluss des P fast regelmiissig erscheint: das ist din
(schon oben p. 287 [341] erwahnte) von Furfo I. R. N. tV^^U
|C I. L. I n. 603; P. L. M. E. Tafel LXXXIIJ. Man wird diess
dem Steinmetzen, der ohnehiu, wie leicht erkennbar, eiiit j
etwas zitterige Hand fiihrte, als eine individuelle Schwaihe ,
zu Gute zu halten haben.*) Ob auf der Alabastervase mit
C • I VLI . CAESARIS || L • APPAES (Orelli 580) die beiden P
wirklich geschlossen sind, wie sie allerdings sowohl Pirane^: .
Autichita II tav. 57 als Canina Architett. Rom. S. III tav.
227 (== Gli edifizj di Roma ant. tav. 291) gezeichnet hat. ^
lasse ich dahingestellt, da ich zu sehr durch Erfahrungen
gewitzigt bin, um irgend einer fremden Copie zu trauen.
Um nach diesem Excurs auf unser Thema zuriickzukoni-
men: immoglich konnte doch den oben angefiihrten positiven
Beweisen der Fiilschung gegenuber die negative Instanz be-
293 rechtigt erscheinen, dass ihrer nicht noch mehr waren, d. b.
dass andere Buchstaben nicht unantik geformt seien, vif
namentlich das M, oder dass das L niclit in seiner hyper-
antiken spitzwinkligen Gestalt erscheine, wie wohl hie ui]'i
da bei audern Fiilschern. Aber ailerdings eine unanfecktbaro
Position nahmen Sie ausserhalb des Paliiographischen ein.
indem Sie mit einem Scharfsinn, dessen Glanz ich nicht ver
fehlte p. 639 f. [oben p. 338 Anm.J sehr ausdriicklich anzoer-
kennen, den Nachweis fiihrten dass, abgesehen von der Schrift
*) [Vgl. die oben a. a. 0. (p. 341 Anm.) beigeschriebene Bemerkria^
au8 der Enarr. p. 72. C. W.J
EPIGRAPHISCHE BRIEFE II. 349
als solcher, Inhalt und Fassung der Inschrift nicht nur keine
Spor modemen Ursprungs an sich trdgeny sondern auch so zu-
gleich eigenthfimlich und mit diesen ihren Eigenthiimlichkeiten
so genau zutrefiPend auf die einschlagenden realen Verhaltnisse
des Alterthums seien^ dass sie von irgend einem Neuem gar
nicht hatten so erdacht werden konnen. Untergeordnet blieb
mir dabei die von Ihnen stark accentuirte Uebereinstimmung
(les angeblichen Fundorts am Palatin ' mit dem Local des
Tempels derjenigen Gottheit auf welche sich der Inhalt be-
zieht, in Yerbindung mit der Unwahrscheinlichkeit, die eine
Erdichtung des ganzen von Ihnen p.458 nach Prof. Vischer^s
Angaben mitgetheilten detaillirten Fundberichtes an und
fdr sich habe. Wie wunderlich und unberechenbar indess
der Zufall auch in diesen Dingen spielen kann^ verkennt ja
gewiss niemand weniger als 8ie; wer eigentlich betrog oder
betrogen ward^ verlohnt sich jetzt kaum noch zu fragen.
Jedenfalls aber stand eine Unwahrscheinlichkeit gegen die
andere: gegen-die obige namlich die von mir hervorgehobene
erfahrungsmassige, dass ein Schieferstein (ohnehin ein un-
erbortes Material) sich hatte zwei- Jahrtausende in dieser
fleckenlosen Unversehrtheit erhalten konnen, mit dieser Glatte
der Oberflache, dieser Scharfe urid Reinheit der Schrift, die-
sen frischen Spuren eben erst vollendeter Arbeit, wie sie
sich im Gebrauch des Zirkels zu erkennen geben. Ihnen
Bchien wieder diess weniger Gewicht zu habeU; wie es denn
in der That einen stricten Beweis ebenfalls nicht gewahrt;
nnd 80 durften wohl, um vorwarts zu kommen, diese beiden
sich gegenllberstehenden Bedenken vorlaufig gegen einander
aofgehoben werden. Aber was ilbrig blieb, erschien desto
unTersohnlicher: auf der einen Seite die Gewissheit antiken
Inhalts und antiker Fassung, auf der andern die Unmoglich-
keit enies antiken Ursprungs dieser SchriftzQge. Eine voll-
konmien unbefangene Wdrdigung beider Instanzen hatte miis- s*»4
sen von selbst auf die einzig mogliche Versohnung der Gegen-
satze fUhren, wenn eben der Mensch immer scharfsichtig
genug ware dasjenige a priore zu findeu, was ihm a poste-
riore als unbedingte innere Nothwendigkeit einleuchtet. An-
tike Fassung in moderner Schrift — was ist das anders
350 EPIGRAPIIISCIIE BRIEFE II.
als, nur mit anderm Ausdruck, moderne Copie eines
achten Originals? Und dennoch, wer weiss ob dieser
einfachen Losung des Rathsels gegeniiber alle Skepsis ver-
stummt ware, wenn es nicht indiesem Falle das Schicksal
einmal ausuahmsweise gut mit uns gemeint und uns die that-
sachliche und handgreifliche Bestatigung gegonnt hatte.
Herrn Professor Henzens Verdienst ist es, dem (von
Canina stammenden, s. Orelli HI n. 5659 a) Geriicht, dass
wirklich ein alter Stein mit unserer luno-Seispes-Inschrift
irgendwo in der romischen Campagna stecke, so lange mit
thiitigem Eifer nachgegangen zu sein, bis die Ent<ieckun|:
in der That gemacht wurde, und zwar in einer Vigna bei
Civita Lavigna, dem altcn LaAuvium. Dem romischen Ar-
chitekten Herrn Pietro Rosa wird ein Papierabdruck d^r
Schrift und eine Zeichnung des Steines verdankt, wonach da?
hier beigefugte [jetzt im Atlas wiederholte] Facsimile ange-
fertigt worden.*) Dem giinstigen Leser wird es nicht un-
interessant sein, hier bei einer bis auf die Nagelprobe gehen-
den Uebereinstimmung in allem Uebrigen zugleich den nor-
malsten Schriftcharakter zu erblicken, wie er in den mittlern
Jahrzehnten des siebenten Jahrhunderts d. St. der ubliche
war, ohne eine einzige der Abenteuerlichkeiten wie sie die
Baseler Nachbildung aufzeigt. Wann, von wem, zu welchem
Zwecke die letztere moge gemacht worden sein, ob aus Spie-
lerei oder in triigerischer Absiclit, wird niemand mehr er-
ortern woUen und ermitteln konnen; aucli konnte darauf nur
dann etwas ankommen, wenn ein Ueberspitzfindiger, wie es
ja wohl keinen geben wird (obwohl man freilich in diesem
Stiick mitunter das Unglaubliche erlebt), die gleichmassigt
Aechtheit beider Steine zu behaupten sich in den querkopfigen
Sinn kommen liesse.
21)5 Natiirlich fallen nun die Vermuthungen, die theils an
den angeblichen Fundort theils an die Gestalt der Baseler
*) Die Exomplare dieses Facsimiles liegeu schon seit ein paar
Jahren in der Druckerei und warten auf ihren Text; sonst hatt<? mkh
das Thema an sich, da ea fflr uns im Grunde ein erledigte? war.
doch wohl nicht genug gereizt, ihm diese epistolarische Besprechun^
zu widmen.
EPIGBAPHISCHE BBIEFE II. 351
Schiefeiplatte gekntlpft wurden, von selbst weg/ so berechtigt
sie auch unter der Yoraussetzung ihrer Aechtheit sein moch-
ten. Wir haben es jetzt nicht mehr mit einem rSmischen
Tempel der luno Sospita, sei es auf dem Palatin oder auf
dem Forum olitorium, zu thun, sondem mit dem weitberOhm-
ten, aach in Rom officiell anerkannten und mit den religio-
sen Interessen der Stadt eng yerknupften*) Cultus der luno
Lannyina (luno Sispes oder Sospita Mater Regina); fQr den
Citate fast (iberfltissig sind: doch s. statt Anderer'^*) Preller
Rom. MythoL p. 246 f. Und femer haben wir es nicht mehr
zu thon mit der Dedicationstafel***) eines in einem Tempel
anfgestellten oder angebrachten Weihgeschenkes, an der-
gleichen die Dimensionen des Baseler Steines zu denken
nothigten, dessen Hohe sowohl als Breite wenig tlber 1 Fuss
betragt, sondern^ wie die Lithographie lehrt^ mit dem Theil
eines der Juno heiligen Bauwerkes selbst. Natdrlich nicht
des grossen Tempels; der das merkwQrdige Bildniss der mit
dem Ziegenfell bekleideten Lanuyinischen Gottin barg (wo-
mit auch ein libertus als Dedicant kaum in einen schick-
lichen Zusammenhang zu brii^en ware): das zeigen ja die
Maasse unseres Architekturstiicks auf den ersten Blick. Dass
an diesem in der Fronte nichts fehlt; sieht man aus der
VoUstandigkeit der auf beiden Seiten des Epistylium iiber-
stehenden Tania und Guttae; reducirt ist das Original in der
Zeichnung auf ein Ftinftel: die ganze Breite betragt also
nur zwischen 7 und 8 Fuss. Welche Vorstellung man sich
hiemach etwa yom Ganzen zu machen habe, hat mir Freund
*) Livius 8, 14 («- 417 d. St.) sagt es sehr ansdrQcklich : 'Lanu-
Tinis ciyitas data sacraqae Bna reddita cutn eo ut aedes lucusque Sospi-
^ lunonU communis Lanuvinis municipihus cum populo Bomano esseV
Daher denn aach weiterhin bei Liviaa die sorgf<ige Bezeichnnng der
^ die Lannvinische lano Sospita bezdglichen Dedicationen, Opfer,
Prodigien, za den Jahren 634 (21, 62), 535 (22, 1), 537 (23, 31), 538
(24, 10), 548 (29, 14), 552 (31, 12), 571 (40, 19 — luL Obaeq. 6 [60]),
W6 (Obeeq. 46 [106]).
**) Unkritiach z. B. Bormann Altlatin. Chorographie p. 125 f.
*^) Eine Dedicationstafel mit aafgesetztem Qiebel war freilich an
sicheine bo wnnderBame Erscheinong, dass Bchon diess geeignet genug
war das Mistrauen heraaaznfordem.
352
EPIGBAPHISCIIE BRIEFE II.
Brunn durcli eine fliichtige Skizze veranschaulicht, die icb
hier, so gut es gehen will, wiedergeben lasse.
296
Der ganze Bau, von dem uns nur das Gebalk derVordtr I
seite mit Triglyphen und Metopcn erhalten ist, wtirde liier-
nach mit dem Giebel und den tragenden Saulen (oder Pila-
stern, Vas nicht zu entscheiden') in einer ungefahren Woit
von 11 bis 12 Fuss zu denken sein. Damit aber haben wir
so deutlich wie moglich den Begrift* einer aedicula, em:
der gelieiligten Kapellen, deren es allen Anzeichen nach uber
all unziihlige gab. Eine neuere Zusammenstellung des dahi:
gehorigen Materials vermisse ich oder kenne sie nicht; a.i?
fruherer Zeit gibt es eine Abhandlung von Filippo Venut.
^sopra i tempietti degl' antichi', die in den %Saggi di di^str
tazioni dell' accademia Etrusca di Cortona' Theil II (Rom
1742. 4) p. 211 — 223 steht, aber freilich trotz der beigegeot
nen Abbildungen nicht ausreicht. Nichts gehen uiis hier ai
die aediculae im Sinne von architektonischen schrank- ^^^
nischenartigenGehauseii, von denen das innerhalb der TemjHrl
cella befindliche Cultusbild nochmals besonders umschlosMJ
war. Auch nicht die, in kleinern Dimensionen zu deukd:-
den, tragbaren aediculae hauptsiichlich wohl des haushch-T
EPI6RAFHISCHE BRIEFE II. 353
PriYatcuItuSy die man eher Heiligenschreinen als eigentlichen
Eapellen yergleichen mag. Ffir beide Arten gentigen schon
die Lexica. Unbewegliche Kapellen sucht oder findet Yenuti
ausserhalb der grossen Tempel theils als eigene An- oder ^^
Einbaue in deren Intercolumnien, theils als frei stehende, aber
als Zubehor zum Hauptbau geltende Nebenbaue. Dass man in
der erstem Weise^ nach Analogie des Ungeschmacks unserer
letzten Jahrhunderte, harmonische Saulenreihen jemals habe
in guter Zeit verunstaltet, m5chte sehr zu bezweifeln sein.
Ftlr das zweite darf wenigstens Livius 35, 9 nicht angef&hrt
werden: isdem diebus aediculam Vidoriae Virginis prope aedeni
Vidoriae M. Porcitis Cato dedicavit biennio post quam vovit]
denn Victoria und Victoria Virgo und ihre beiderseitigen
Culte sind ja keinesweges identisch: prope aedem Victoriae
dient lediglich zur Bestimmung der Localitat-und die Ueber-
einstinmiung der Namen ist dabei rein zufallig.*) Aber diess
alles^ wie es sich auch damit verhalte, bleibt fQr unsere In-
schrift irrelevant, weil nach dem vom Architekten Rosa ge-
gebenen Fundbericht von einem unmittelbaren Zusammenhange
mit dem grossen Junotempel gar nicht die Rede ist. Die
Inschrift ist namlich keinesweges in nachster Nachbarschaft,
Tielmehr in ziemlicher Entfemung von der Stadt gefunden,
1') bis 2 Miglien weit; in der Nahe, wird hinzugefQgt, finde
!<ieh antikes Gemauer. AIso nichts anderes will die Lanu-
vinische Herkunft Qberhaupt bedeuten als dass, sehr begreif-
licher Weise, die Lanuviner den in ihrem bertlhmten Haupt-
tempel concentrirten Cult der grossen Stadtgottin gelegent-
lieh auch in allerlei Nebenstatten fortsetzten, und dass eine
8oIche die in dorischem Stil habsch genug erbaute Kapelle
*) Ffir ideine Eapellchen in Verbindung mit einem grossen Tem*
pel macht mich Brann aafmerkflam auf Monnmenti ed Annali d. Inst.
lBo5 p. 85, woher ich nachBtehende Angaben Henzens mittheile: ^Si
confronti la descrizione data dal ch. Renier del tempio d'£8calapio a
Lambeee, avanti al qnale Bi estendeva un cortile, i cui lati erano
occapati da piccole cappelle dedicate a varie altre divinit^ (fiapports
odrmis d Mr. le miniHre etc. extraits des archives des missians Bcienti-
fiq^ p. 10).' Aber hier sind es andere GOtterculte, die zu dem dcs
llaQpttempelB in dem diesen umgebenden Baume hinzntraten.
FB. RIT8CHKLII UPV8CVLA IV. 23
354 EPIGRAPHISCHE BBIEFE II. IH.
war, welche in der ersten Halfte, etwa gegen die Mitie de3
7ton Jahrhunderts ein Freigelassener Q. Caecilius im Umkreis*»
der Stadt weihte. Die Iiischrift, mittels deren er das that,
lautet ganz so knapp und bundig wie es sich fUr jene Epoche
schickt, im Gegensatz» zu wortreichern Stilisirungen der Folge-
zeit, von denen ich eine hier zum Schluss erwahnen will,
2y8 weil sie sich ebenfalls auf eine aedicula bezieht: eine der
aediculae niimlich, die den Genien der Centurien derVigiles
in Rom geweiht waren. Ich entnehme die Notiz einem der
stets lehrreichen Briefe unseres trefflichen Freundes Brunn,
der sie aus dem (in Deutschland noch nicht angekommenen^
Jahrgang 1858 der Annali d. Inst. p. 391 so citirt: ^iscri-
zione incisa nella fronte marmorea (also ganz wie bei mis^
rer Lanuvinischen) d'un' edicola, rinvenuta in una vigna fra
S. Saba e S. Prisca COH • IV etc. AEDICVLAM
M ARMORIAM • C VM • V ALVIS • AEREIS - CENT VRI AE • EX
PECVNIA . SV A . FECIT ' - Aus dem BuUettino von
1839 p. 147, worauf mich derselbe verweist, nehme ich noch
Veranlassung die Bemerkung hinzuzufiigen, dass es unyer-
wehrt ist, in der aedicula selbst sich irgend ein den Dimen-
sioneu derselben entsprechendes Bild der Gottin zu denken.
Dieser Brief war, wie gesagt, mehr ffirs Publicum al^
fiir Sie; sehen Sie ihn als ein blosses Intermezzo an; den
folgenden habe ich wesentlich an Sie zu richten.
3.
Der Popillische Meilenstein von Adriat
(Mit einer Steiiitafel*)).
Ueber den rein palliographischen Gesichtspunkt hinauj!
imd in den sprachgeschichtlichen hinein reicht Was Sie ge-
*) [Die zu dioHem Aufsatz zuerst verOiFentlichte, jetat im Atiii
auf Tafel XIII A wiederholte Abbildung ist dieselbe wie P. L. M. E.
Tafel LIV A^ daselbst i.st unU^.r a die Gestalt der ganzen Steine» ab-
gebildet, dazu in der Enarr. p. 47 f. folgende Bemerknng: 'Figar^
quoque integri lapidis licuit aub a repraesentare , in cuius inBoIentiAm
EPIGRAPHISCHE BRIEFE III. 355
sagt baben imd ich zu sagen habe ilber den in der Ueber-
schrift bezeichneten, im Museo Bocchi zu Adria befindlichen
Meilenstein; den zuerst Yincenzo Devit publicirte in seiner
kleinen Sammlung ^Le antiche lapidi Romane della provincia
del Polesine' (Venezia 1853), Sie sodann republicirten in die-
sem Museum Bd. X p. 141 ff. [C. I. L. I n. 550], und zwar
in dieser Gestalt:
P.POPILLIVSC. !f
COS /
Die schonen Erorterungen, dic Sie an diese wenigen, doch
nicht wenig interessanten Worte gekniipft haben fiber den
bezuglichen Strassenbau, die Entfemungsmasse und ihre Be- sd»
zeichnung, sind nicht das was mich hier beschaffcigen soH,
sondem nur das Graphische. Und zwar, weil das Uebrige
in der That keinerlei Bedenken hervormft, ausschliesslich
das lange I in POPlLLIV^S, Clber das ich nicht umhin kann
Widerspmch gegen Sie zu erbeben. Denn dass wir hier
Oemination des L haben, in dem namhaften Meilensteine
von PoUa (Orelli 3308; L R. N. 6276 [C. I. L. I n. 551;
dedita opera 1. s. s. ^Masei Rhen. t. X^ MommBentis inqoisiyit p. 145.'
Die anf derselben Tafel nnter B nud 2> gegebenen Stflcke aind zwei
gerade wegen pal&ographischer Gesichtspunkte besonders wichtige nnd
im zweiten epigraphiachen Brief p. 288 f. (oben p. 343) besprochene. Es
^chien mir deshalb wQnBchenBwerth, da einmal der grOssere Theil der
Tafel wieder znm Abdruck gebracht werden mnsste, dieselbe im Atlas
einfach TollaUlndig wiederholen zn lassen, wobei freilich der Stein nn-
ter C mit in den Katif genommen werden mnsste, der so wenig hieher
vie in die P. L. M. E. gehOrt. Was es mit diesem Stein fflr eine
Bewandtniss hat, sagt die Enarratio p. 48: ^C cnm B Bociavi quia Ar-
retii sodatoe et Gorins (Inscr. EtmBC. t. II) p. 264 sociaverat edendo
et deformando Bmnnius, huius antem ipsiua tabulae aliquo comple-
mento opuB erat. Priscae aetatis notam nullam inesse non minns certo
apparet qnam praeter veritatem Gorinm VLATIYS edidisse. Miro au-
tem vel casu vel errore hoc fragmentum adhaesit mutilo in fine elogio
C. Marii (Or. 543), in Bchedis tantum mss. nunc auperstiti, apud 6o-
num p. 248 et Ludovicum Toninium in «Rimini avanti il principio deir
era volgare» p. 369 (non apud Qruterum p. 436, 3) : illic quidem lectum
^tiosiBBime, hic addito FECIT verbo interpolatum. Nec enim quicquam
QtdnBque commnne.' C. W.]
28*
356 EPIGRAPHISCHE BRIEFE III.
P. L. M. E. Tafel LI B]) dagegen, der demselben Consul des-
selben Jahres 622 angehort, durchgangig (in TABELARIOS
SVMA REDIDEI) keine Gemination, ist ja ganz in der Ord-
nung, wenn ich anders die in dieser Beziehung unterscheid-
baren Perioden in Mon. epigr. tria (de tit. Aletrin.) p. K
foben p. 165] flf. richtig bestimmt und gerade die Zeit um
620 als einen Wendepunkt bezeichuet habe, von dem an erst
sich ein Uebergewicht der Consonantengemination gelteud
machte. Denn doch lieber so mochte ich, auf Grund der
dort zusammengestellten Belege, das Verhaltniss ausdracken
als schlechthin mit Ihnen (p. 142) sagen, dass wahrend der
ersten Hjilfte des siebenten Jahrhunderts in dieser Hinsicht
^die grosste Willkiir' geherrscht habe. Mir wenigstens hatte
es hochstens auf einem friihern Standpunkte so geschienen.
wie ich ihn in dem (von Ihnen allein citirten) Prooemium it
titulo Mummiano p. IV [oben p. 87 flP.] beim ersten Anlauf
cimiahm.
In Betreff nun des verlangerten I schreiben Sie mir die
Annahme zu, dass dasselbe ^erst in der Augusteischen Zeit
an die Stelle des iiltern EI eingeriickt sei', und bezeieluien
diese Annahme als ^irrig insofern, als jenes I unzweifelhaft
schon auf betriichtlich iiltern Denkmiilem erscheine.' Der
Tadel trifFt nicht recht zu; denn das hatte ich Mon. epiirr.
tr. p. 31 f. [oben p. 155J, auf welche Stelle Sie sich h-
ziehen, ganz und gar nicht geleugnet, vielmehr nur von dtr
^circa D. Augusti tempora' adoptirten Combination gesprocheL,
wonach zur Bezeichnung der Naturlange fiir den Vocal i di'
graphische Verlangerung, fiir die ilbrigen Vocale der C^
brauch des apex beliebt wurde. Dass die erstere fOr ^ii'
allein von iilterm Datum sei, komite mir ja nicht unbekain'
sein, da sie in der schonen, imzweifelhaft gleichzeitigen J^^il
lanischen Inschrift I. R. N. 6796 [= C. I. L. I n. 584; P. L
M. E. Tafel LXIX A] in FELICI und VlCVS vorlag. Gera.]-
auf dieselbe Zeit, wenigstens nicht nothwendig mehr als eii
300 paar Jahre hinter 668 zuruck, fiihrt uns die von Ihnen U-
gebrachte Miinzaufschrift M ^ CALlD [C. I. L. I n. 33(o.'
*) Wenu dicse Miinzc von H. Cohen in seiner 'DescriptioD geiierj.»'
des monnaios de la republique Romaine communement appelee? w
EPIGRAPHISCHE BBIEFB IIL 357
Aeltere Beispiele kannte ich allerdings keine, und glaubte
damm ein gates Beclit zn haben (z. B. in Vorlesnngen Uber
lai Grammatikf ygl. Prooem. Bonn. 1855 — 56 Me idem isdem
diulIeB oonsnlaires' (Parifl 1857) p. 66 gar Idb Jahr 594 gefletct wird, so
▼erden Sie ja wohl hinl&nglichen Grond finden, eine bo liberale Alters-
sch&teong gebuhrend sa erm&ssigen. — Uebrigens bleibt za wtLnBchen,
dass Diemand dieses GALlDIYS zu dem Beweise misbrauche, dass I
aach Anadrack eines karzen i habe sein kOnnen: wie frfiher aas eini-
gen Scheinbeweiaen (dergleichen noch mehrere andere aaf gelegentliche
Besprechong warten) daa Gleiche nicht sehr wohlerwogen iat f&r EI
behaaptet worden. Allerdings haben die Namen aaf -idius meut kar-
zes »': Fufidius Oppidius Vtbidius Vmidius Canidia bei Horaz, Faesi-
dm Hdvidius Veniidius Vrsidiua bei Jayenal, Aufidius bei beiden.
Aber bo gat wie npben einander 'Uius and -tlius bestanden, kann es
ja aoch zwei Suffizbildangen -idius and -idius gegeben haben. Frei-
lich wird man dann Calidius nicht von ecdidu» abzuleiten haben; aber
das ist ja aach nicht nothwendig, da ans der Stamm calere za Gebote
steht: gerade so wie lucere filr Luddius, welches LVGlDIVS geechrie-
ben iflt in der (nicht yon Ihnen aelbst copirten) Inschrift I. B. N. 6023
[C. I. L. I n. 1285; P. L. M. E. Tafel LXIV H\ Diesen Beispielen tritt
zur Seite SEXTEIDIVS bei Orelli 4033 [I. B. N. 1968 Z. 11]. ['Anch
noch den Nachtrag, daas der hier berfihrte Name aach in den Gonsular-
fasten des Jahree 783 als SEXTEIDIVS erscheint.' Nachtrag im
Rhein. Museum XIV p. 487.] Aber auch das bei JuTenal V, 118 mit
langer Antepaenultima gebrauchte AXUdius dient demaelben Zweck,
▼enn diesa doch, wie nicht zu zweifeln, derselbe Name ist mit dem
in Inschrifben flberauB h&ofigen ALLIDIVS: und gerade ihn sehen
wir ALLIDIAE geschrieben I. B. N. 6928. (Wenn in der InBchrifk Toh
S. PriBCO bei Henzen Or. III, 6119 [G. I. L. I n. 573] im Papierabdruck
[P. L. M. E. Tafel LXIV G] der emte Name eben so gut ALEIDIVS
gelesen werden kann wie ALFIDIVS, so wird ja das wohl nur T&uschung
sein.) Denn es findet hier im allgemeinen genau dasBelbe Verh<niss
statt, welchea in dem Prooemium 'de Bcpulcro Furiorum' [oben p. 260 ff.]
f3r die Endungen oit^s eius eus lus tus nachgewiesen wurde. Nur
Bprachgeschichtlich, nicht Ton Haua ans Terachieden sind die parallelen
Formen Alfedius Alfidius, Apaedius Apidius, Atedius (Stat SIIt. II
praef.) AUidius, Avedius Avidius, Caledius (L R. N. 2863) Calidius,
Calvedius Caividius, Museditts Musidius Mussidius, Petedius Pelidius,
PotUedius PonUdius, Poppaedius Poppidius Popidius, Staiedius Stati-
dim, Sueteditu Stsetidius, Tettedius TeUidius, Turpedius Turpidius,
Veibedius Vibiditu, TruUeditu TrtUtiditu, Veredius Veriditts, VetUdius
yettiditts^ Viveditis Vibidius, Vttedius Vttiditis: alle aus I. B. N. ge-
zogen. Ihnen mOgen sich denn bei dieser Gelegenheit auch noch fol-
gende, &a88erlich etwaa weiter auB einander gehende, und doch im
358 EPiGRArmsciiE briefe iii.
proii. formis' p. VI [oben p. 318]) kurzweg die Sullauibclie
Periodc als die der Erfinduiig und Einfiihrung der i longa zu
bezeiclmen. Da ist es denn nun freilich ein gewaltiger Ab-
stand, wenn Sie mit einem herzhaften Sprunge uber ein
301 Yolles halbes Jahrhundert hinwegsetzend den Beginn jener
Schreibung schon fiir circa 620 annehmen. Sie thun dies^,
theils gestiitzt eben auf den Stein von Adria, theils auf eiue
aus verwandten Erscheinungen hergeleitete Argumentatioii
Icli darf diese beiden Beweismittel um so mehr gesondert
priifen, als Ihnen das inschriftliche Beispiel mehr nur zur aus-
sern Besttitigung der auf dem andern Wege gefiindenen Pro-
babilitHt dient und diese letztere Ihnen, nach Ihren eigeuet
VVortcn, eigentlich schon vor dem neuen Funde feststand.
Ihre Meinung, sagen Sie p. 143, ^ging immer dahiu.
dass der Ursprung des verlangerten I zusammengehore mit
dem der Vocalgemination, welche auf das i deswegen nicli:
anwendbar war, weil II sehr haufig in der Geltung von E
vorkam; so schrieb man fiir d 6 ii AA EE VV, aber fSr i
bald EI, bald I.' Dieses 'bald' 'bald' ist ja, allgemein
gefasst, unbestreitbar richtig; ob aber schon fiir die Zeit der
Erfindung jener Gemination durch den Dichter Accius, da^
ist eben die Frage: und sie wird mit so viel Bestimmtheit,
als in diesen Diiigen iiberhaupt vergonnt ist, zu vemeineD
sein. Ihre Combination kounte, ja wiirde vermuthlich gaiiz
plausibel khngen, wenn wir weiter nichts wiissten, als das»
Accius zur Unterscheiduug der naturlangen von den kurzeu
Vocalen ein auf graphische Verdoppelung gegriindetes, nur
durch gewisse Modificationen beschranktes System der OrtLvr
graphie eingefiihrt habe: obwohl auch dann noch das Motiv.
das Sie dem Accius fiir die Ausschliessimg eines DoppeM
imterlegen, mehrfachen Bedenken imterworfen ware, auf dk
ich noch zu sprechen komme. Aber so ist ja die SachlaL^e
keinesweges: wir besitzeu ja iiber das, was durch und seit
WeBon ebcnfalls gleiche aureihon: Kumicdius Numidius, PeHediut Pt^*
dius; cbenHO Aatiedius Attiedius und Vibiedius neben den schon *d-
gefiihrten Atedius Attidixis, Vibidiu^; cndlich auch Paquediut i"J^
Pacidcius.
EPIGBAPHISCHE BRIEPE III. 359
Accius geschah, eine viel exactere; Qber jene allgemeine Notiz
bestiinmt hinansgehende Eenntniss und haben also diese,
nicht jene zum Ansgangspnnkte nnserer weitem Erwagungen
zn nehmen. Wir besitzen sie theils durch die monumentalen
Thatsachen, theils dorch ausdrtlckliches Zeugniss. Das That-
sachliche ist, dass von dem Zeitpunkte an^ von dem die
Neuerungen des Accius datireu; d. h. circa 620, wahrend gan-
zer funfzig Jahre in den Inschriften neben AA £E W ein I
eben niemals York5mmt; dagegen statt dessen in zahlreiclieu
Beispielen ein anderes YorkSmmt; namlich £1. Und mit die- so2
8em Befimde steht das Zeugniss, welches iiber das, was Ac-
cias thaty genauer als jedes andere berichtet^ in einer Ueber-
einstimmung; die jeden Begriff des Zufalls ansschliesst. Cum
Imga syUaba scriben3a esset, heisst es bei Putschius p. 2456
(mit Anfhahme der paar kleinen Yerbesserungen, die schon
Mon. tr. p. 23 [oben p. 143] f. gegeben wurden), duas vocales
pondkU, praeterquam quae in i litteram indderent: hanc
enim per e et i scribAat, Also per e et i, aber kein Wort
Ton einem per i hngam. Und wer ist dieser Zeuge? £iner
der unterrichtetsten Grammatiker, der die trefflichsten Quel-
len benntzte und aus ihnen die gewahltesten und bewahr-
testen Notizen mittheilt: Marius Victorinus. £ine8 solchen
Gewahrsmannes so bestimmte^ zugleich durch die Denkmaler
80 bestatigte Aussage einer rein subjectiven Vermuthung auf-
zuopfem wtlrde ich nicht gerechtfertigt findeU; auch wenn
der Anlassi tlberhaupt eine neue Vermuthung aufzustellen,
zwingender zu sein schien, als es in der That der Fall ist.
Wenn die Scheu vor einer Verwechselung mit II = E
den Accius abgehalten haben soU^ die Gemination auch auf
den Yocal i auszudehneU; so ist darauf Yorweg zu erwidem;
dass ja das Verfahren des Accius nur mit dem Masse sei-
Qes eigenen Systems zu messen ist, und dass er eben in
dieaem der Figur II keinen Platz einzuraninen; sondem da-
fiir ausschliesslich £ zu fixiren brauchte (wie er auch un-
streitig gethan)^ damit fdr ihn und seine Nachfolger jede
Gefahr einer Yerwechselung wegfiel. Dabei will ich nicht
einmal besonderes Gewicht darauf legen, dass bei der ver-
haltnissmassig geringen Yerbreitung des II jene Gefahr tiber-
360 EPIGRAPHISCHE BRIEFE HI.
303 haupt nicht eben gross war.*) Ferner aber^ warum soUte
Accius hier so viel angstlicher gewesen sein als beim VV,
wo doch eine Verwechselung mit uv (oder vn) gleich nahe
lag? Doch zugegeben, er hatte jene Scheu, trug er ihr denn
nicht eben so volle Rechnung, wenn er nur iiberhaupt ein
anderes Zeichen als II fur das naturlange i feststellt-e, mid
*) Indem ich das epigraphische Material darauf darcbsehe, finde
ich den Gebrauch des II und des dazu gehorigen T == F sogar Tiel
be8chra.nkter als es mir in der Erinnerung vorschwebte. Ziemlich
haufig war es offenbar in der altesten Zeit (obwohl nie ausschlieselicb,
sondern immer neben E), wie SAIITVRNI, LAVHRNAI, UAMILIAI
auf den bekannten Thongefdssen, rOVRIO in den Grabschriften der
Furier, FROQVIIIA • C • F (nicht V) in einer einzigen (n. 27) von drca
27 Praenestinischen, LIIBRO, DIIDRO, IVNO^II, CIISVLA, DIA^U
auf den Pisaurischen Votivsteinen , ATILIIIS SARANIIS auf dem Wie-
ner Widderkopf beweisen (um von I. R. N. 5483 absichtlich keineu
Gebrauch zu machen): Beispiele, welche wohl s3.mmtlich noch vor da»
sochste Jahrhundert fallen. Weiterhin hat es seine Existenz haapt-
siichlich nur in der Cursivschrift der Graffite fortgesetzt, wo es aller-
dings ganz gewohnlich ist, z. B. auf den AschengefasBen von San Cesario
n. 3. 6. 14. 24. 35. 37. 53, um von den Pompejanischen Mauerinschrif
ten zu schweigen. Aber auf Steinen ist es der grossen Masse der rt-
publicanischen Inscliriften (von den Kaiserzeiten spreche ich hier nicLt)
so gut wie ganz fremd. Ks sind sehr vereinzelte Ausnahmen, wcnn
man auf einem Stein der Galeria lapidaria des Vatican (Gruter 968, 4
[C. L L. 1 n. 1040; P. L. M. E. Tafel LXXV G]) liest LIBERTVSIIX
TESTAMEN (sic) FACIVNDVM • CVRAVIT, oder auf einem Aquinatj-
schen (I. R. N. 4393 [C. L L. I n. 1180; P. L. M. E. Tafel LXXIV XI
SIBIII. IIT . SVEIS . TVCClAEiO | PHILEMATIONI: denn bo gibt hirr
der Papierabdruck. Fast mSchte ich auf Grund eines solchen anch
FIICIT (neben DIANAES) lesen am Schluss der Capuaner L R. N.37?S
= Henzcn Or. III, 6392 [C. I. L. I n. 1242; P. L. M. E. Tafel LXXii].
Das Hauptstiick aber in dieser Bcziehung ist, einzig in seiner Art,
eiu ohne Zweifel noch der Republik angehoriger Stein von Veroni
der so lautet:
y.Y . VALIIRIVS . SHX . 1«
^IBI.IITSIICVNDAn.
VALIIRIAII . M . II
VXSORI
Der Anfarig dcr crston Zeile war natiirlich SIIX. [S. jetzt C. L L
I u. 1433; V, 1 n. 3794; P. L. M. E. Tafel LXXIV V. — Aua^erdem
ist Rhein. Mus. XIV p. 383 (unten p. 388) noch das FIICT des Kirtb»^-
schen Medusenkopfs uud einiges andcrc nachgetragen. C. W.]
EPIORAFHISCHE BBIEFE III. 361
leistete dlesen Dienst das EI nicht gerade so gut wie das I?
Ueberhaupt, wie soUen wir uns ein I und EI gleichzeitig
neben einander denken? Ohne Unterschied der Bedeutung
hatte dochy in einem mit Bewusstsein aufgestellten System,
ein doppeltes Zeichen keinen Sinn; dass aber beide fQr ver-
scfaiedene Falle angewendet worden waren; dagegen sprache
hinlanglich die Thatsache, die aus den bekannten^ die frtihere
Theorie-ausdrticklich bekampfenden Yersen des Lucilius un-
zweideutig hervortritt, dass eben Lucilius der erste war, wel-
cher Yerschiedene Nfiancen des i-Lautes auch in der Schrift
zu scheiden vorschrieb. Endlich aber, wenn es nur die
Gleichheit eines schon anderweitig vorhandenen Schriftzei-
chens war, was den Accius von der Aufnahme des Doppel-I
abhielt, so war diess doch kein Grund auch das 00 auszu-
schliessen, wovon sich gleichwohl keine Spur findei Die
Auffassung wird also ohne Zweifel den Vorzug yerdieneu,
welche beide Erscheinungen aus einer Wurzel herleitet. Eine
solche drangte sich mir auf in der Thatsache, dass eine an-
dere altitalische Schrift, und zwar die angesehenste und ver-
breitetste, die oscische, von Alters her ebenfalls Vocalgemi-
nation hatte, aber ebenfalls beschrankt auf a e und u, mit 304
Ausschluss nicht nur des ganz fehlenden 0, sondem gerade
auch des i. Es lag nahe, darin das Muster zu erkennen,
(lem Accius seine lateinische Schreibtheorie nachbildete. Denn
so leicht es gesagt ist, dass es fCLr so einfache Dinge ja
eines Vorbildes weiter nicht bediirfe, so gewiss ist es doch,
dass sich die Macht der Gewohnheit nirgends zaher, der
Fortschritt nirgends allmahlicher, die Anlehnung an bereits
Vorhandenes nirgends regelmassig^r, die freie Schopfung nir-
gends seltener erweist als in der Geschichte der Alphabete
und Schreibweisen. Die Nachahmung eines schon anderweitig
Sanctionirten durfte Accius seinen Romern zumuthen, die
Aufnahme des ifanen voUig Fremdeu mochte er ihnen nicht
zu bieten wagen. So wenigstens lasst sich ein ganz befrie-
iligender Zusammenhang fQglich denken; weiss einer cine
bessere Erklarung, so ist mir die meinige keineswegs so ans
Herz gewachsen, um sie nicht ohne Harm aufzugeben.
So viel liber die innem Griinde. Zu ihnen kam nun
362 EPIGRAPHISCHE BRIEFE III.
freilich fiir Sie der, wie es schien, durchschlagende iiussere,
dass uns jctzt auf einmal das factische Yorkommen eine^ mit
der Erfindung der Gemination gleichzeitigen I in dem PO-
PlLLIVS der Inschrift von Adria vorlag. Fanden Sie dariii
die wiinschenswertheste Bestiitigung Ihrer Ansicht, so war
anderseits mein Standpunkt, wie ich ihn oben entwickelt
habe, zu fest, als dass es mir nicht hatte von vom herein
im hochsten Grade wahrscheinlich sein sollen, es musse mit
dem Stein von Adria irgend eine Bewandtniss haben, wl>-
durch er die ihm von Ihnen beigelegte Beweiskraft verlore.
Der Moglichkeiten gab es hier mehr als eine; es verlolmt»^
sich ffir mich sie nilher ins Auge zu fassen^ da es sich danim
liandelte, ob ein werthvolles Kriterium, um fftr nicht wenigf
Inschriften mit I eine negative Zeitbestimmung zu gewinneii.
bestehen bleiben soUte oder nicht. Hatte ein Facsimile vor-
gelegen, das auch Sie lebhaft vermissten, so war, wie maii
glauben durfte, die Entscheidung rasch gegeben; Herm De-
vit's Aeusseruug tiber die Schrift: ^le lettere sono belle e
regolari e mostrano il buon gusto del secolo in cui furono
scolpite', Hess einen so weiten Spielraum, dass sie gar keiiien
Anhalt gewahrte.
^05 Sie schloss zuvorderst den nachstliegenden Gedanlvn
nicht aus, dass wir es nicht mit dem ursprQnglichen, sondeni
oiiiem restituirten Meilenst^ine zu thun hatten; fiel diese
Kestitution in oder nach SuIIanischer Zeit, so konnte da.-j
alte I unter den Hiindeii des Steinmetzen sehr wohl zu einem
I werden. Nahmen doch Sie selbst p. 144 fflr mehrere dermi^
aus der Republik erhaltenen Meilensteine solche R^stitution
an, namentlich fiir den Bologneser Cippus der via Aemilia
vom J. 567 (Henzen Or. III, 5348 [C. L L. I n. 536; P.L.M.E.
Tafel XLVIII B]) und fiir den Veroneser der Postumia vom
J. G06 (ebend. 5350 [C. I. L. I n. 540; V, 2 n. 8045; P. L
M. E. Tafel LV A]), In Betreff des letztem mogen Sie leieht
Recht behalten, dass eine gewisse Eleganz der Schriftzuge,
die uns daraus entgegentritt, wohl eher auf SuUanische ak
vorgracchanische Zeit hinweise: zumal da der Stein, wie idi
Ihnen schon fruher hervorhob, so zu sagen palimpsest bi
uud unter seiner jetzigen Schrift die unverkonnbaren Ke?to
EPI6BAPHISCHE BRIEPE III. 363
einer altern hat, die wenigstens beweist dass eiii sclion ge-
brauchter Stein fUr den neuen Zweck verwendet wurde.^)
Rucksichtlich der Bologneser Gippen **) gestehe ich sehr 306
zweifelhaft zn sein und wenigstens in dem Schriftcharakter
*) [Vgl. Enarr. p. 48 : 'Et primo qoidem versu exemplum chartaoeum
a Ribbeckio acceptum haud ambignos IIII numeros ostendit sub litteris
VMIV latentes, ubi Borghesio <0pu8C. III p. 96> VIIII potiuB interlucere
Tid 8unt, praeter Terum ut puto; Terau autem tertio, ubi nihil ciusmodi
BorgheBiufl perridit, aliquid litterarum cum ante GENVA tum post
id Domen comparuit, illic quidem X, hic C, nisi fallit specics.' C.W.]
**) Denn es sind ihrer eigentlich zwei, abgesehen von cinem drit-
ten &agmentirten. Da Henzen nur die cine, weil von Borghesi allcin
pubiicirte Inschrift geben konnte, und auch diese bei letzterm nicht
vollBt&ndig erscheint, so m5gen sie beide hier stehen. Die Borghe-
asche lantet also:
\LMILIVS . M.F.MN
LEPID . COS
CCXXCVI ^^^
Die andere (achon oben p. 292 [347] erw&hnte) [=» C. I. L. I n. 535;
P. L. M. E. Tafel XLYin A] ist diese:
M . AEMILIVS : M . F . M . N
LEPIDVS . COS _
XV
CCIXIIX
So weit ich unterpunktirt habe, hat ein moderner Steinmetz dic halb
verloschene alte Schrift, um sie lesbarer lu maohen, nachgehauen:
daher alto sowohl das geschlossene P, als auch die fi!r antike Stein-
schrift beispiellose Form des A, die ich augenblicklich kaum anders-
woher nachznweisen wtlBste als au8 der Cursivschrift der Grabgef&sse
von San Ceaario, wo sie n. 30 [=- P. L. M. E. Tafel XV] in L • CANTV-
LIVS*MAMERTI erscheini (Denn rein zuf&llig ist doch offenbar ein
flcheinbares A in dem STIPENDIA der drittletzten Zeile des Steines
Ton Alatri (bei Or. 3892 [C. I. L. I n. 1166]), s.das Facsimile in dem
Bonner Prooemium yon 1852 — 53 [oben N. V, 2; P. L. M. E. Tafel
LII B]. Ich Terdanke die genaue Be8chreibung des Bologneser Steines
sowohl alfl die meinen Lithographien zu Grunde liegenden Papier-
abdnicke der Sorgfalt und GefllUigkeit desselben Prof. Francesco
Roochi in Bologna, den ich schon oben p. 140 [334] zu rflhmen hatte. —
[Einige weitere Nachweise dieser Form des A finden sich Rhein. Mua.
XIV p. 382 (unten p. 386 f.). C. W.] — Ueber die Doppebsahlen unserer
Meileneteine, XXI neben CCXXCVI, und XV neben CCXXUX (denn so
stand doch ohne Zweifel frflher, ehe der modeme Steinmetz ein I aus
dem iL machte), ist hier nicht der Ort zu reden; auch wird unstreitig
darttber das Zweckdienliche Ton Ihnen beigebracht werden.
364 EPIGRAPHISCHE BRIEFB III.
keinen zwingeiiden Grund zu sehen, um sie dem sechsten
Jahrhundert abzusprechen. Aber wozu beddrfen wir auch
der Beispiele, um in einem einzelnen Falle eine Renovation
zu vermuthen?
Eine andere Frage war die nach der fides des Editors,
natiirlich nicht nach der subjectiven, die wir anzuzweifeln
nicht die geringste Berechtigung haben, sondem nach der
objectiven. Ist auf dem Steine der vierte Buchstab des Con-
sul-Namens wirklich ein so unzweideutiges I, dass an ein
gewohnliches I gar nicht zu denken? Der abgestuften Ueber-
gange gibt es hier so viele, dass die Entscheidung keines-
wcges immer leicht ist, und je alter oder roher die Schrift,
desto weniger. Von Graffiten rede ich naturlich gar nicht;
aber sehen Sle sich z. B. einmal das Facsimile der zweit-
altcsten (oder wie ich glaube, altesten) Scipionengrabschritt
Or. 552 (= Piranesi tav. V fig. A [P. L. M. E. Tafel XXXVllI F]
auf das zweite I in FILIOS, das letzte in AIDILIS, sowie
das in dem darauf folgenden HIC an, um zu gestehen dass,
wonn nicht sonst alles dagegen sprtiche, an sich kein Leser
oder Editor zu verurtheilen ware, der dort vielmehr ein I
als ein gewohnliches I zu erkennen meinte. Eben so oder
ilhulich verhalt es sich mit dem letzten I von CORNELI
und SCIPIO in n. 556 [P. L. M. E. Tafel XL G], wo wirk-
lich Orelli*) hat CORNELl drucken lassen; desgleichen niit
(lem ersten von SAPIENTI A in n. 555 (Piranesi fig. D [P. L
M. E. Tafel XLI /iT]); nicht anders mit dem letzten Tun
LEIBEREIS auf dem Soranischen Votivstein der Vertulejer
(Or. 5733 [P. L. M. E. Tafel Ln^J); desgleichen, wie man,
trotz eines recht starken Scheines vom Gegentheil, doch fast
glauben mochte, mit SACRIElS (sic) und /aaVNDlS in 1.
*) Hier hat er sich durch Piranesi's Stich ta.v. V fig. E verleiun
hi.sson. Wie aber derselbe Orelli dazu gekommen ist n. 563 MVMMl
drucken zu lasaen, wusste ich gar nicht zu sagen, da es doch Marini,
au8 dem er die Inschrift nahm, Atti Arv. I p. 30 nicht hat Mit ebec
so viel odcr mehr Recht (d. h. Unrccht) hiittc er kSnnen fur IMPElil"
in der zweiten Zeile IMPERIO sctzeu, wie mein dem Prooemium '<!<'
titulo Mummiano' (Honn 1852) beigegebenes Facsimile [« P. L. M. E-
Tafel LI A (in dem beigefiigten Atlas Tafel III)] jeden lehren kann
EPIORAPHISCHE BBIEFE III. 365
B. N. 4545, 4 und 5.^) Auch auf dem scbon oben erwahn-
ten Ehren-Titulus des SuUa [P. L. M. E. Tafel LXIX A] ist 307
das erste I Yon DICTATOBI so in der Mitte gehalten zwi-
schen dem gewohnlichen I in CORNELIO und LACI und
dem zweifellos verlangerten ip FELlCl und VlCVS, dass die
Entscheidung schwer ware, wenn sie nicht fiir das erstere
zufalhg aus Gellius IX, 6 sich eninehmen liesse. Gleich
zweifelhaft bleibt der Betrachtung das erste I von LIBER-
TEIS in einer Inschrift der Galeria lapidaria des Yatican,
die Sie auf meiner Tafel LXXXIX J facsimilii-t finden**),
und fast nocb mehr in LIBERI auf Tafel LXX G, wo Brunn
bei Henzen Or. 5982a LlBERI zu sehen meinte. Eaum
sicherer ist ein I in BONI und NIL (Tafel LXXX B) in der
Grabschrift des Perlenhandlers de sacra via^ Ateilius Euho-
dus, bei Hen^n Or. 7244 [C. I. L. I n. 1027J ♦»*), in Betreff
*) Denn diesen beiden Fragmenten, die Sie nnr nach Tanleris
wenig genanen Abachriften geben konnten, entsprechen doch , wie man
glaaben mnss, die beiden, nicht zn einem nnd demselben Stein ge-
hOrigen, obwohl ganz schriftgleichen StOcke, welche in den mir znge-
gangenen Abdrficken [jetzt P. L. M. E. Tafel LXXVII H] also lauten:
^ . ARRV VS L F
C 0 S VIR
SACRIEIS VNDIS
VIAMSEM! ACIVNDM
CLOVACAM CIVNDAM
D S C
[Vgl Qbrigens Enarr. p. 69: 'recepi propter genus scripturae antiqui-
tatis gpeciem satis fallacem raro ezemplo seryans: quando non ante
mmm 732, qni ccnsnlaris est L. Armntii L. f.^ factus esse titulna
potest' C. W.]
**) Sie ist diese (denn dass sie schon publicirt w&re, weies ich
wenigstenB nicht [jetzt C. I. L. I n. 1044]}:
PAMILIAE . L . COCCEI • ET • LIBERTEIS
ET - EORVM
DASrVS . DISP . DE • 8V0 • PAC . COER
**^) Dure nnyerkennbaren metrischen Spnren schiencn mir etwa anf
diese Verse zn fOhren:
Hoep^fl, resiflte et h6c grumum ad laeyam dspice,
Vbi c6ntinentar [c6ndita] oesa hominls boni,
Amdntis, miserictirdis , [frugi,] pailperia.
Rogo t^, viator, busto huic nil male f^ccris.
366 EPIGRAPHISCHE BBIEFE m.
welcher Inschrift es sehr bezeichnend ist, dass derselbe Hen-
zen fruher (Annali 1852 p. 311) auch hatte INFERRI und
CONDI drucken lassen, ungefiihr mit demselben Rechte aber
auch hiitte ASPlCE und MARGARITARlVS geben konnen.
Wenn kiirzlich von Biicheler in Fleckeisens Jahrbuchem M
77 (1858) p. 73 eine prosodische Bemerkung gekniipft ward
308 an die Schreibung DECORAVlT im letzten Verse der Grab-
schrift der Posilla [C. I. L. I n. 1306], so ist auch dieses
nur ein neuer Beweis fiir die Leichtigkeit der Tauschung in
dieser Beziehung; er ist zwar darin Henzen Or. 6237 gefolgt,
aber der Papierabdruck (s. das Facsimile Tafel LXXIX A)
zeigt so deutlich wie moglich, dass dort an ein I gar nicht
zu denken ist; viel eher miisste man sonst eiii solches fur
LIClTVM im zweiten Verse annehmen, woran doch noch
weniger zu denken. Gleiche Bewandtniss hat es mit einem
schwachen Schein von TVRRElS in I. R. N. 1855 [C. I.
L. I n. 1224] (Tafel LXII F), ohne dass in dem Compagno
n. 1856 [C. L L. I n. 1225] (Tafel LXII G) in demselben
Worte auch nur ein Schatten an ein anderes als das vollig
normale I erinnert; und welchem Zwecke soUte auch in einem
ET noch ausserdem das I dienen? Nichts als ein trugeri-
scher Schatten, durch eine eben so zufallige Verletzung des
Steines wie das oben p. 305 [363] Anm. erwahnte A be-
wirkt, ist auch ein I in SEMITAS • OMNIS auf dem Steine
vou Alatri, welcher Fall sonst dem ungefahr gleichzeitigen
Miliarium von Adria sehr zu statten kame. [^Den hier bei-
gebrachten triigerischen Beispielen von I longa reiht sieh
ohne Zweifel auch das AVRELlO in I. R. N. 3561 an/ Zu-
satz aus Rhein. Museum XIV p. 487; s. jetzt P. L M.
E. Tafel LXIH A Z. 9. C. VV.] Ich abergehe andere Bei-
spiele, um noch das allerschlagendste theils fiir die Unzu-
Obwohl daneben noch manches andere m5glich ist: vgl. Bficheler in
Fleckeisena Jahrbuchern Bd. 77 (1858) p. 73. [In der Enarratio w
Tafel LXXXB p. 71 ist im vierten Vers fur biisto einge«et»t ««Wo;
in Opusc. II p. 640 Anm. wird fur die Fortsetzung des Senaianiangs
uhi coniinentur die VVahl zwischen der hier vorgeschlagenen Fassung
und der von Bucheler in Fieckeisen'8 Jahrb. Bd. 87 (1863) p. 769 frei-
gelassen. C. W.]
EPiaRAPHISCH£ BBIEFE III. 367
verlassigkeit der Lesungen^ theils fQr die wirkliche Ungewiss-
heit der Schreibung anzufilhren. £s ist das die Puteolanische
lei parieti faciendo (C. I. L. I n. 577; P. L. M. K Tafel
LXVI] (in L R. N. 2458 zufallig- nicht nach eigener Ab-
schrift; oder CoUation herausgegeben); deren zahlreiche ver-
langerte I, wie sie die bisherigen Publicationen darbieten,
die Lehre von der bestimmten prosodischen Bedeutung des I
iangst auf das emstlichste bedroht hatteu; wenn man sich
nicht allenfalls hatte damit trosten konnen^ dass sie uns
nicht in dem ursprQnglichen Original Yon 649, sondem, wie
der Schriflcharakter deutlich zeigt, nur in einer spatem Re-
stitution erhalten ist.*) Aber dennoch musste, auch f&r eine
spatere Zeit, diese Menge Yon Vocalkiirzen, durch I aus-
gedrfickt, Befremden erregen: PARlES, VlAM, TRABlCV-
LAS, ABIEGNEA, ORDlNIBVS, IN mehrmals; desgleichen
der consonantische Gebrauch iiT MAlOREM (obschon ich
wohl weiss was sich daf&r sagen liesse), IVRATI u. a. m.
Wer sollte glauben, dass das alles Tauschung ware? Und
doch ist es so, und Yielleicht durch kein zweites Beispiel m»
wird die Wohlthat des Facsimilirens einleuchtender, welches
Einige wohl gemeint haben mehr fiir Sache des Luxus als
des wissenschafUichen BeddrfhisseB halten zu diirfen. Der
Papierabdrack und die danach angefertigte Lithographie zei-
gen zunachst auf den ersten Blick, dass die ganze Inschrift
in Absicht auf gleichfdrmige Hohe der Buchstaben so wenig
strengen und regelmassigen Schnitt hat, daas fast allea, was
den Schein einea I gegeben hat, auf ein ganz unbedeutendes,
in keiner Weise strin'gentes Plus oder Minus hinauskommt;
mit ziemlich demselben Rechte hatte man kdnnen Yon einem
Terlangerten L oder M oder 0 oder F oder E reden, wenn
diese Buchstaben hie und da um ein Weniges iiber die ge-
wohnliehe Zeilenhdhe hinausragen. In diese Eategorie fallen
dieWorte Col. I, 6 QVI, 9 QVI, 13 LIMEN, 16 PROICI-
TO, 17 IN, PICTAS, 18 TRABICVLAS, II, 8 INPONITO,
ni, 9 NI, 12 INPROBARINT. Aber in der That merk-
wQrdig ist, wie Yiel zu diesen einigermassen zweifelhaften
*) [Ygl. Rhein. Mus. VIII p. 493 — Opusc. II p. 643. C. W.]
368 EPIGRAPHISCHE BRIEFE UI.
Beispielen die Editoreu aus reiner Einbildung hinzugefabelt
haben, wo das Original auch nicht den geringsten Anhalt
gibt an irgend eine Abweichung von dem voUig nonnalen I
zu denken. So in I, 6 SERAPI, 9 PARIES, 10 VIAM,
OSTIEI, 17 INSVPER, 18 INSVPER, H, 4 ABIEGNEA,
6 ORDINIBVS, 7 IN, 20 NIVE, MAIOREM, ni, 2 EIDEil,
11 IVRATI, 17 IDEM. Was ttbrig bleibt, ist kaum der
Rede werth. Es betrifft entweder deu ein klein wenig gros-
sern Anfangsbuchstaben eines neuen Absatzes, wie I, 9 IN«
AREA, oder Zahlzeichen wie P. I I, 13. 14 16 (kaum II
CRASSOS I, 16); oder ein paar Fiille, in denen wirklith
langes I an seinem Orte ware, wenn nur der allgemeine
Schriftcharakter etwas grossere Sicherheit gewahrte und
nicht alles mehr oder weniger relativ erscheinen liesse: vie
FIGITO II, 1. 5. 8, PRIMORES H, 7. Und bei dieser Sadi
lage soUte das allein ruckstS.ndige ABlEGlNEAS 1, 19 (uicht
ABlEGNlEAS, wie Sie haben drucken lassen) die geringst^
Gewahr haben?*) Glaube das, wer den Muth dazu hat
310 Die bisher erorterten Analogien durften genugen, um
der Schreibung POPlLLIVS auf dem Meilenstein von Adriii
den Glauben zu versagen oder doch vorzuenthalten, II*
authentische Gewissheit erlangt ware, wie sie in Ermamrt*-
lung der Autopsie nur ein Papierabdruck geben konnte. Einen
solchen, mit der grossten Sorgfalt angefertigt, verdanke icl
der preiswurdigen Gefalligkeit der Herren Antonio Venezze
Podesta von Rovigo, und seines Schwiegersohnes, Nobile Gio-
vanni Durazzo in Adria; nach ihm ist die hier beigefuirtf
Lithographie ausgefiihrt. Lasst nuu, das ist die erste Fraiff.
diese Schrift an eine Renovation aus spaterer Zeit denkeD*'
Ich gestehe, es ist das, zumal bei der Klirze der Inschrilt.
eine der kitzlichsten Fragen, die auf diesem Gebiete gest<^Li
werden konnen. So entschieden den Charakter des Anfaiij^
des siebenten Jahrhunderts tragend, wie die auf dem Steia
von PoUa oder auch auf dem von Alatri, ist sie nicht; mi*
derjenigen Zuversicht, mit der wir an die Gleichzeiti^^k^it
*) [Ebenso heisst es iibcr diese allein ruckstandige Form in "'"
Euarr. der Tafel LXVl p. 58: ^iisi tamen vel hic fallit specied/ C.W
EPIGBAPHISCHE BBIEFE IH. 369
der Steine des Sulpicius Galba (Bull. d. Inst 1842 p. 98)
Tom J. 610*), des Caecilius Metellus Calvus (Or. 5114. 5115
[C. I. L. I n. 547. 548; P. L. M. E. Tafel LVni ABC]) von
613, des Atilius Saranus (Or. 3110 fC. I. L. I n. 549; P. L.
M. E. Tafel LV B]) von 619, des Folvius Flaccus, Sempro-
nins Graccus, Paperius Carbo (Or. 6464) von 625 [C. I. L.
I n. 554; P. L. M. E. Tafel LVC], des Comelius Cina (Or.
5353) von 627 [C. L L. I n. 558; P. L. M. E. Tafel LVI Al
des Quinctius Flamininus (Gori III, 175) von 631 [C. I. L. I
a 559; P. L. M. E. Tafel LVI B], des C. Fannius (Or. 5351)
Yon 632 [C. I. L. I n. 560; VI, 1 n. 1306; P. L. M. E. Ta-
fel LVI C] glauben und zu glauben vollberechtigt sind, wird
sie dem J. 622 zuzuweisen niemand wagen; triige sie ein
Datom Sullanischer Zeit, ich wHrde, glaub' ich, meinestheils
keinen Anstoss an ihr genommen haben. Aber ich bin weit
entfemt inir darin zu viel zu trauen, will vielmehr jedes
Bedenken dieser Art auf sich beruhen lassen und, um der
Unbefangenheit der Untersuchung nichts zu vergeben, wie
von der unbestrittenen Gleichzeitigkeit ausgehen. Unbedingt
gebe ich femer zu, dass die allgemeine Regelmassigkeit der
Buchstaben und ihre sonst gleiche H5he die Annahme eines
nor zufallig etwas zu lang gerathenen I ausscUiesst. Aber
anderseits sieht doch auch jeder, dass das kein rein und in
einem Zuge geschnittenes I ist; vielmehr hort die gerade
Linie genau in derselben Hohe mit den iibrigen Buchstaben s^i
niit scharfem Querschnitt auf, und hat nur dardber noch
einen anderweitigen Ansatz, der nicht von Haus aus zu dem
Buchstaben gehorte: denn er ist nicht einmal geradlinig, son-
dem rundlich oval mit etwas verschwimmenden Umrissen,
ond sitzt ausserdem auch nicht perpendicular auf, sondem
hangt in schiefer Richtung darUber; in geschriebener Schrift
wOrde man ihn einen Elecks nennen. Erkennt man dieses
alles mit Bestimmtheit schon im Facsimile^ um wie viel
*) Obwohl ich diese nur durch eine Zeichnnng (jedoch eine
exacte), nicht dnrch einen Abdmck kenne. [C. I. L. I n. 576; P. L. M.
E. Tafel LVII D; liber die Zeit vgl. das Bonner Programm vom J. 1S55
'de idem isdem pronominis formis' p. VI (oben p. 317) nnd Enarratio
P' 51 , welche Stelle oben zum a. 0. abgedmckt ist. C. W.]
FB. RITSCHELII 0PV8CVLA IV. 24
370 EPIGRAPHISCHE BRIEFE ni.
deutlicher erst in dem dreimal so grossen Original! Um in-
dess ein moglichst unbefangenes Urtheil zu bewirken, imter-
liess ich keine Probe. Ohne im voraus zu verrathen, iim
was es sich handele, legte ich den Abdruck zuerst unserm
Brunn, ^odann meinem Lithographen vor, die beide einen
an Hunderten solcher Abdriicke, der erstere zugleich durch
Autopsie der Originale, tiberaus gescharften Blick fur die
Unterscheidung des Absichtlichen und Zufalligen besitzen:
beide entschieden sich, unabhangig von einander, ohne Zogern
fiir die Zufalligkeit der zapfenartigen Verlangerung ak einer
zu dem einfachen Buchstaben I, wie er >om Steinmetzen
beabsichtigt^war, nicht gehprigen Zuthat. Das Nachsili^
gende war also an eine Verletzung des Steines zu denken,
aus dessen Oberfliiche dort gerade ein solches Stiick ausge-
sprungen ware. Indessen dieses scheint sich allerdings niclit
zu bestiitigen. In Folge meines Wunsches, dass der Steii
auf diesen Punkt hin nochmals genau untersucht werden
mochte, empfing ich von den Herren 6. Durazzo und
Franc. Ant. Bocchi, dem Besitzer des Steines, einen vom
312 23. Mai 1856 datirten sorgfaltigen Bericht*), in welchem zwax
I
*) Sein Wortlaut ist dieser: 'Veramente la I in PopilliuB non ^ j
lunga, ma non poteya accadere altrimenti che non sembraaDe Ixvap. i
dal calco, perch^ su quella I ayvi un punto, e fra il punto ben solcatfl
ed incavato piuttosto in obblungo , ed il principio dell* asta delli I
avvi pure una certa solcatura, che non si pub non ritenere acddentale
o provcniente da corruttela della pietra. Ma il punto ci pare di poter 1
stabilire e per la sua profondita e perch^ mantiene una certa regoU •
rita, che non sia una guastatura della pietra, ma £atto a bella pofti
Giova altresi aggiungere un' altra cosa, che non pub risultare ^
calco, cioe che si vedono tracciate due linee sottili, ona superiore e<i
una inferiore alla prima riga dell' Iscrizione, fatta senza dubbio d&li
antico scalpellino per sua regola onde rendere tatte le lettere d'alteitft
uniforme: ove si vede chiaramente che la I in questione finisce alli
linea, e che il punto vi e aggiunto superiormente, e yi si unisoe mt
diante la suddctta solcatura. Si conferma questa opinione anche coU
esame delF Iscrizione notata alla pagina 18 della raccolta fiAtta ^
Prof. De Vit N. III (collocata per avventura dirempetto alla lapide ia
questione) uella quale sono due I indubbitatamente allang&te e ^
forma aflfatto diveraa dalla I di cui qui si tratta. — Qaanto poi *i i
primo P questo ha veramente una linea poco profonda che chiude il
EPIGRAPHISCHS BBIEFE III. 371
das Yorhandensein einer wirklichen i longa ausdrflcklich in
Abrede gestellt; aber zugleich als unwahrscheinlich bezeich-
net wird dass die scheinbare Verlangerung des einfachen I
bloss von einer YerlQtzung des Steines herr^re^ weil dazu
der oblonge Punkt theils zu tief eingehauen, theils wohl auch
ZQ regelmassig aussehe. Wir mtlssen diess natiirlich auf Treu
und Glauben annehmen, ohne jedoch deshalb um eine andere
Erklarong verlegen zu sein. Dass namlich irgend einmal eine
furwitzige Hand, und zwar nicht nur spaterer; sondem noth-
wendig modemer Zeit^ mit unserer Inschrift sich zu scha£fen
gemacht hat, sehen wir (und selbst die Lithographie lasst
uns dafElr nicht im Stiche) an den leise gefOhrten Linien,
mit denen die ursprfinglich offenen Schlingen der P haben ge-
sdiloBsen werden sollen^); der eben erwa^mte Untersuchungs-
bericht bestatigt diess ausddicklich. Wer also das that; mag
(Gott weiss aus welchem Grunde) auch zur Verlangerung des
I den ungltlcklichen Versuch gemacht haben.
Werden Sie es mir nach allem diesem verdenkeU; wenn
icb bei meiner Meinung bleibe, dass I als Ausdruck des
naturlangen % nicht vor SuIIauischer Zeit nachweisbar ist?
nnd dass es, wenn etwa auch ein etwas alteres Beispiel noch
anftaachen sollte, doch keinenfalls bis in die Anfange der
Gemination zurQckreicht? — Auch die muthmasslich frdhe-
sten derjenigen Inschriften; auf denen das I erscheint, haben
docfa sonst nichts, was an entschieden vorsullanische Zeit zu
denken ndthigte^ wenn schon bei einigen der Schiiftcharak-
ter an sich auch wohl gestatten wiirde um ein bis zwei
Jabrzehnte (nur nicht um f&nf) weiter zurdckzugehen.'^) So
seinicircolo: anche negli altri due P della parola Popillita si pretenta
mbilmente chinso il semicircolo, se non ch^ neir ultimo a motivo di
corrozione, la chiaBnra non presenta che nn' ombra. Si osserva ancora
clie il ponto dopo il primo P, .e qnello dopo il C si scorgono, come
gi^ dal calco, marcati; ma dopo la S del Popillios, assai legero, e
qtdndi qnaai invisibile/
*) Vgl. oben p. 292 [347] und p. 306 [363] Anm.
**) In 662 setxte Borghesi die Inschrift OreUi 669 mit VENEFIClS
ond VlS, wie bei Marini (nicht bei Fabretti) geschrieben steht. Daran
werde ich glauben^ wenn ich es im Original oder Abdruck mit Augen
gesehen. Marini Atti p. 186 wie Fabretti 748, 653 nahmen sie nnr aus
24*
372 EPIGRAPHISCHE BKIEFE ni.
Jij weit die in meinen Hiinden befindlichen Papierabdrficke einen
Ueberblick erlauben, mochte ich als vergleichweise ilteste,
zum Theil wohl schon dem Anfange des 8ten Jahrhunderts.
uberwiegend jedoch noch dem 7ten apgehorige Belege des
I-Gebrauches etwa folgende StQcke bezeichnen, bei deren
Anfiihrung ich stillschweigend verbessere, was in Ennange
lung von Autopsie anders publicirt worden.*) CHlLO, MA-
GISTRI, CAEMENTICIVM, PAGl (neben LAVERNEIS) in
der Inschrift von Corfinium I. R. N. 5351 [C. I. L. I n. 1279;
P. L. M. E. Tafel LXIV J], deren nachste Verwandte, die
zwischen 642 und 656 fallenden Capuanischen n. 3560—67.
3569 [C. I. L. I n. 563. 565-570, 574. 575; P. L. M. E.
Tafel LXni A—D. LXIV E. F], sammtlich keine Spnr eines 1
zeigen. LVClDIVS, BlLLO I. R. N. 6023 [C. L L. I n. 1285;
P. L. M. E. Tafel LXIV H].**) LIVINEl (neben SIBEI.
POSTEREISQVE, SVEIS) ebend. 1917 [C. L L. I n. 122^-
P. L. M. E. Tafel LX E]. VlXIMVS (neben TRISTER
INFERIEIS) n. 1623, 6 [C. L L. I n. 1220; P. L. M. E. Ta-
fel LXXIX5]: wahrend DERlGlS INFERIEIS V. 2, TRIS-
BarberiniBchen Scheden. Dass i fHx ii stande, thate nichts zar Sache
80 wenig wie es fur CLODl MVNICIPl u. dgl. oder auch fur DlS ii
Betracht k6mmt, oder fur das angebliche TVLLlS in der hinl&nglicfc
verdacbtigen Orell. 571 = I. R. N. 4322.
*) l^S^' ^^ ^^^^ ^^ Alter der hier angefQhrten Steine in de:
Enarratio p. 57 steht: Torfiniensem, quem non ipse viderat Monjs
aenus I. R. N. 5351, quantumvis similem superiorum (i. e. CapuensiiuL
ut argumenti ita et scripturae et sermonis affinitate coniiinctiBaiDoniin.
eam autem aequabilitatem ab anno ferme 640 per duo decenniA t:
ultra serrantium suaque tempora adscriptis consulom nominibas ttttaa
tium, in I. R. N. ab 3560 usque ad 3569 sese excipientiiun), tamen ^
quanto recentiorem esse non tantum mixtae MAGISTRI LAVER5E"
formae ut credamus suadent, sed certo documento I longae in CfllL'-
MAGISTRl, CAEMENTlCIVM, PAGl usua est, non is fere antiqniT
temporibus SuUanis. Quapropter hunc titulum et prozimaiD (Fnrfa-
sem I. R. N. 6023) in antiquissimis exemplis eius notae nmneiaTi Ma*
Rhen. t. XIV p. 313.' C. W.] ;
♦*) [Vgl. Enarr. der o. a. Tafel p. 57: 'Longa I littera scnrt '
LVClDIVS nominis prosodiam (nam de BILLO an BILLO amvp |
existimatio) defendi Musei Rhen. t. XIV p. 300 (Bupra p. 367).' C. ^ . \
EPIOBAPHI8CHE BBIEFE III. 373
TEIS V. 4, SCRATEIO V. 5*) nur falacher Schein ist.
DIANAES(?), SIBI n. 3789 = Or. 6392 [C, L L. I n. 1242;
P. L M. E. Tafel LXX H]. VIBIO n. 418 [C. I. L. I n. 1261 ;
P. L M. E. Tafel LXX D]. YlBl (neben HERCOLEI) im
palazzo comunale zu Segni, Annali 1829 p. 88 (C. I. L. I n.
1145; P. L. M. E. Tafel LXXXIX 2)]. PVBLILI • • in Cori,
Nibby Dintomi di R. I p. 519 [C. L L. I n. 1157; P. L. M. E.
Tafel LXXV D] (wahrend ebend. p. 511 [C L L. I n. 1158;
P. L M. E. Tafel LXXV E] ••• BLILIO mit gewohnlichem I).
BERENICE im Mnseo Capii bei Goasco II, 120 [C. L L. I
a 1020; P. L. M. E. Tafel XCII A]. SVMMlS (neben PE-
REICVLEIS) in dem schdnen, dem A. Pompeius A. f. von
den Interamnates Nahartes gewidmeten Ehren-Titulus des
palazzo comunale in Temi, Grut. 455, 4. SVPINATES 3u
(neben HERENNIEIS) I. R. N. 5618 [C, L L. I n. 1169; P.
L. M. E. Tafel LXX F]. NlRAEMIVS n. 2295 (C. L L. I
n. 1250; P. L. M. E. Tafel LXXXIX E]. Einige- weitere
Beispiele wird sich sogleich Gelegenheit finden noch unter
einem andem Gesichtspnnkte zu erwahnen. Beatimmt dem
Anfange des 8ten Jahrhunderts gehort an das I in DlVO •
nXIO (lege Bufrena) Or. 586 [C. L L I n. 626; P. L. M. E.
Tafel LXXXV D], womit das DIV oder DIVI einzelner MOnz-
eiemplare**) stimmt, wie bei Cohen 'Description des mon-
*) Dai hier aiu Venehen aasgelassene Wort l9.8Bt sich, Bcheint
mir, ziemlich flicher errathen:
Coniuge sam Cadmo dHedo fructa Scrateio.
Fur einen auB Ungeschick miBrathenen Hezameter sind die flbrigen
Veree zu gut.
**) Dass aof Exemplaren dcB BorghesiBchen Cabinets DIVI DlVI
QndDlVl altemiren, haben Sie mir, dftcht* ich, einmal mflndlich mit*
gethdlt — Falflch iat, wenn Orelli, wie 686 bloBs DIVO (freiJich mit
Marini Atli p. 39) statt DlVO, so nmgekehrt in 680 C • IVLl • CAESA-
KIS hat dmoken laasen; weder der PiranesiBche noch der Caninasche
Stieh (b. oben p. 292 [348]) gestatten den geringsten Zweifel an einem
regoUren I. Ueberall flieht man, wie wenig in diesen Dingen anf
()relli'8 Genaoigkeit ra geben ist, der doch nnr Drucke absuachreiben
Wte: w&hrend die EntBchuldignng nahe genug liegt, wenn anf einem
TerBchliaBenen Original Belbst ein Marini und ihm Ebenb^rtige, wie
allerdingB nicht selten, etwas der Art fiberBahen. ['Nicht sowohl wegen
der Eixoelfehler war Orelli anzuklagen^ als yielmehr wegen seiner GeneraU
374 EPIGRAPHISCHE BRIEFE lU.
naies de la republique Romaine' (mit den, wie mir scheiiit,
trefilichsten Abbildungen) Tafel XXII, 49. Sodann P.CLAY-
DIVS.P.F II AP.N.AP.PRON || PVLCHER . Q • QVAESI-
TOR II PR • AVGVR auf der schonen, ehemals Borghesisclieii,
jetzt Pariser Alabastervase Or. 578, Clarac Musee de scnlpt
Inscr. pl. XVII, 543 (abgebildet t. II pl. 256) [C. I. L VI,
1 n. 1282; P. L. M. E. Tafel LXXXV F]. Femer aus dem
J. 713 SERVILIO ujd LVClNAE (neben EIDEMQVE) Or.
3148 [C. I. L. VI, 1 n. 358]. Dagegen bekenne ich aus der
iiberaus eleganten, ganz den Charakter der ICaiserzeit tragen-
den Schrift des Tusculanischen Steines bei Henzen Or. 535S
[C.LL. I n. 641; P. L. M. E. Tafel LXXXIX C], wo VlM-
CIANO und OPSILIA erscheint, das starkste Bedenken zu
schopfen, ob diese Inschrift der ihr von Henzen angewies^
nen Periode zugehoren konne.*)
315 Ich kehre schliesslich noch einmal zu dem Miliariuni
von Adria zuriick, um eine letzte Moglichkeit zu erwilmeiL
die freilich bei niiherer Erwagung schnell genug in ihr Gegen-
theil umschlagen wird, aber doch mit den eben besprochenen
verkehrtheit^ jedes nach seiner Meinung fflr ii stehende I dorck I
auBzudriicken : s. Henzen Vorr. zu Th. III p. X.' Zusatz aus RheiL.
Museum XIV p. 487.] — Vermuthlich geh5rt eben dahiUf wean t»r-
Orelli 579 APP • CLODl • F zu lesen ist, da doch der von ihm selbr
citirte Gewahrsmann Fabretti 30, 138 mit nichten ao, sondern CLODLl
gibt, was freilich auch nicht richtig sein kann. Ob CLODl als ricfc
tige Lesung etwa von Borghesi constatirt worden, weiss ich Iti-i-"
nicht zu sagen, da das Giornale arcadico von 1826 hier nicht exiinr
und trotz aller Bemiihungen noch nicht hat acquirirt werden kSnEtt
[CLODl steht bei Borghesi; aber vgl. oeuvres II p. 180. C. W.] -
Wiederum umgekehrt falsch ist das QVAESITOR statt QVAESlTii
bei Orelli 578 und seiuem Gewahrsmanne Marini Atti p. 63. Desgl^i-
chen SERVILIO und LVCINAE bei OrelH 3148, wo doch der«elbeMi-
rini Alb. p. 1, dem Orelli folgt, das Richtige gegeben hatte.
*) [Dies wurde zuruckgenommen Enarr. p. 78: 'Tuscnlanui Htt
zeni Or. 5358, rectissime ab hoc ad eum Coelium relatus, quem l"'-
Alexandrini temporibus C. Caesar Ponticis legionibus praeposuit. I^
quo non debebam dubitare Musei Rhen. t. XIV p. 314. Vbi cub '
longam in VlNICIANO et OPSlLIA notavi, tum scripturae elegantiAm
admiratus sum prorsus dignam Augustea aetate. Quam sanc omni^
minime cum Marruvini illius horrore comparabis circa idem tempus fiKt^
qucm tabula LXXXV sub B repraescntavi.' C. W.]
EPIOBAPHISCHE BBIEFE III. * 375
Verhaltnisseii zu eng zosammenliangty um nicht zu einer
kurzen Erorterung aufzufordem. Leicht kdnnte namlich
jemand, der in epigraphischen Dingen nicht genug zu Hause
ware, auf den Einfall gerathen, in der zapfenartigen, schief
gerichteten Zuthat zu dem I in POPILLIYS einen Apex zu
sehen, oder wie die Neuem mit dem abscheulichsten Sprach-
gebrauche, der die Einsicht in das wahre Sachverhaltniss
imglaublich verhindert bat, zu sagen pflegen, einen epigra-
phiBchen ^Accent'. Die Moglichkeit, dass ein unberufener
Steiiunetz, sei es ein modemer, oder sogar schon ein antiker,
in diesem Sinne die Zuthat hinzufdgte, kann ich nicht ab-
leugnen. Aber sehr gewiss ist und sehr klar zu machen,
dass dieses noch nicht um das Jahr 622 geschehen konnte.
Erstlich damm nicht, weil die achte alte Theorie; ebe alles
durcheinander ging, die war, dass man, um die beschwer-
liche Yocalgemination loszuwerden^ g6gen die schon Lucilius
eiferte, zwar tlber die Yocale a e o u, wo sie Naturlangen
waren, den Apex setzte*), dagegen f&r den Yocal % dieselbe
Bezeichnung eben nicht anwendete, sondem hier denselben
Zweck mittels blosserVerlangerung der Buchstabenform selbst
erreichte. Diese Theorie ist es, deren Anwendung; nur be-
schrankt auf die Falle des praktischen BedGr&isses, noch
Terentius Scaurus p. 2264 empfieUt: apices ibi pani dd)€nt^
t^ isdem literis aiia atque alia res designcUtir, ut ^uenit* et
'uenit% *aret* et ^aret% ^legit^ et ^Ugit* ceterague his similia.
Sitper i tamen literam apex non ponitur, melitis enim i in ^piW
w longum producetur. ceterae vocaies quia eodem ordine po-
*) DasB die Apices immer und ausschliesslich diesem Zwecke
dienten, sagte ich Bchon Rhein. Mub. X (1854) p. 110 [u&mlich in einem
Zmatz zn einem AufsatE von Wilhelm Schmitz 'die Participia Prae-
sentis', der a. a. 0. (jetzt i* Beitrftge zur latein. Sprach- und Literatur-
^de p. 25) die Bemerkung gemacht hatte, daas der Apex auf DEFI-
Cl£l^S, YENI^NS u. a. in der urBprClnglichen LSnge des Vocals seinen
Gnind habe. Die Ritachlsche Anmerkung lautete dort: 'Dieser SchluBs
^)eniht auf der zwar bis jetzt nicht bewiesenen, aber demnftchst an
einem andem Orte ra beweisenden Grewissheit, dasB die f&lschlich so-
genaonten Accente, richtig Apices, auf lateinischen Inschriften nie
ud nirgends etwas anderes bedeuten und bedeuten soUten alB Natur*
Unge dea VocalB.' C. W.]
376 EPIGRAPHISCHE BRIEFE lU.
sitae divcrsa significant, apicc distinguuntur, ne l^geii^ duU-
tationc imjHidiatur. Also vor der EinfUhrung des I gab es
auch keine Apices: woraus aber noch keinesweges auch das
Umgekehrte folgt. Zwar kann es eine sehr naturliche Vor-
stellung scheinen, dass beide Bezeichnungsarten, weil sich
316 gegenseitig erganzend, eben gleichzeitig erfunden waren: abor
denkbar bleibt doch, dass schon friiher, ehe man auf die
Apices verfiel, das I fiir sich allein in Au&ahme gekomiueii
war — etwa um es an die Stelle des von Lucilius*), dem
Verdranger ailer iibrigen Doppelschreibungen, allein n(H:li
beibehaltenen EI treten zu lassen — und dass man es rnir
als ein bereits Vorhandenes benutzte, als nun das neue
Schreibsystem ausgedacht wurde, ahnlich wie ja auch Acciiu
neben seinem AA EE VV, auf durchgefGhrte Gleichformig-
keit verzichtend, fiir i das schon vorhandene Schriftzeicbeu
EI bestehen liess. Und dass hiermit in der That das histo-^
rische Sachverhiiltniss ausgedriickt ist, darauf scheinen alle
epigraphischen Thatsachen hinzufiihren. Woher sonst, wenn
der Apex nicht von etwas jiingerm Datum ware als das I,
*) Zwar gibt es eine Stelle, die dem Lncilias anch schon des
Gebrauch der i Jonga beiznlegen scheint, aber anch nnr scheint, bti
Velius Longus p. 2220: nam iiec Attium secuti sumus semper vocah
(jemi^iantem uhicunque producitur syllaba, quoniam expedita debel e^
condicio scribendi. hic quaei^itur etiayn an per e et i quaedam dt-
beant scribi secundum comuetudinem graecam: nonnulli enim ea qwtf
•producerentur sic scripserunt. alii cofitenti fuerunt huic produdim
longam (schr. i Jongam oder vielleicht Jitteram Jongam) aut notam [d. i
apicem) dedissc, alii vero^ quorum est item LuciJius, varie 9crij)tii^'
veru7it: siquidem in Jiis^ quae produccrentur, alia per % loyigam^ aiw
per e et i notaverxint, videJicet ut differentia quadam separaht^
(schr. se^^ararent) : ut cum diceremus 'uiri\ si essent pJures, per e (t
i scriberemus, si vero esset unus, 'viri^ per i notarAm4S. Darii
folgen dann die bekannten Verse des Lucilius, die von so vielen aiii: -
luhrt und besprochen worden, dass wir uber das, was Luciliua tiuJ
oder nicht that, hinliinglich unt^rrichtet sind. Keine Spur davon, dfc«
er auBser der Scheiduiig von EI und I auch uoch ein I und I gedchi -
den hJitte: und auch die Exemplitication des Longus selbst beschrii.At
sich lediglich auf das erstere. Keine Frage also, dass das alia /ht •
Jongam eine Corruptel enthiilt; vermuthlich schrieb Lougas ycr »
soJam , und Jongam entstand uur durch Wiederholung aus dem Vorhcr-
gehendeu.
EPIGBAPHISCHE BBIEFE IIL 377
die Erscheinung, dass dieselben Inschriften des siebenten Jahr-
hundertS; aos denen so zahlreiche Belege des I beigebracht
werden konnten, den Apex nirgends zeigen, nnd auch die
soQstigen derselben Periode zuzuweisenden Steine^ so weit sie
mir irgend bekannt geworden, nur in den seltensten Beispie-
len? Ein festes Datum bietet uns das DlVO • XVLIOIVSSV ||
POPVLIROMANI B STATVTVMEST • LEGE B RVFRENA
[C. L L. I n. 626; P. L. M. E. Tafel LXXXV D], wo nur
OreUi 586 nachlassig DIVO • IVLIO gibt, Marini Atti p. 39 "^
wenigstens den Apex nicht Obersehen hat. Aber allem An-
schein nach alter und wohl noch aus dem 7ten Jahrhundert
ii^t die schone Sinuessanische Inschrift L R. N. 4021 [C. I. L.
I n. 1199], der ich eine festere Zeitbestimmung durch Sie
gar sehr wQnschte*); ich setze sie ihrer besondern Wichtig-
keit halber ganz her, wie sie auf dem Papierabdruck [jetzt
im Facsimile P. L. M. E. Tafel XCIY A] erscheint:
L.PAPIVS.L.F.TEE.POLLIO.DVO.Vm.L.PAPIO.L.FFAL.PATRI
MVLSVM . ET.CBf 8TVM. COLONlS . SEN VlS ANIS.ET.CAEDICIANEIS
UMNIBVS.MVNVS.GL ADIATORIVM . CENAMCOLONlSSENVlSANlS
ETPAPIEIS . MONVMENT VM. (hier die Zahlzeichen) EXTESTAMENTO
ARBITRATV - L • NOVERCINI • L • F • PVP • P(iLLI(iNIS.
In schonster Uebereinstimmungy wie Sie sehen, mit der
exacten Theorie zwar A 0 V, aber daneben L Ebenso in
der nach den SchriftzHgen ohne Zweifel archaischen des
Stlaccius C. 1. n. 2909 [C. I. L. I n. 1244; P. L. M. E.
Tafel XCIV B] IDEM (altemirend mit EIDEM, SVEIS)
MARIC — . **) Einen noch nahem Anhalt scheinen die
*) [Bitaclil selbst schreibt in der Enarr. p. 81 dber diese Inschrift:
'ad aetatem AtignBteam haad scio an satlB prope accedat.' C. W.J
♦♦) Ich wflrde allenfalU noch TITINIAI • NOBILl • VXSORl aus
Annah 1852 p. 311 n. 7 [C. I. L. I n. 1026; P. L. M. E. TafelXCIV C]
anfilhren, wenn ich, der Schrift wegen, des republicanischen Alters ge-
wisser w&re. Aas den Kaiserzeiten liesse sich, neben so vieler Ver-
wildemng, noch manchefl Beispiel gleich correctester Befolgnng der
Regel beibringen. Z. B. I. R. N. 6379 DlS, STATlLIAE neben APOL-
LONIO, KAR., 6757 REDVCl, PRlMVS neben FORTVNAE, DOMVS,
6923 ALLlDIAE, FlLIAE, VlXIT neben uJiNibm, SALVTIrIS,
378 EPIGRAPHISCHE BRIEFE ni.
Miinzen zu geben. Schon Borghesi hat dafUr geltend ge-
macht die Denare des L • FVRIVS • BROCCHVS (wie bei Ric-
318 cio ^Le monete d. ant. famiglie di Roma', ed. 2 tav. XXI, 5)
und dea Q • POMPONIVS • MVS A (in 10 Exemplaren ebend.
t. XXXIX, 4-13, in 16 bei Cohen*) Descr. gen. t. XXXIV,
4 — 15), wie ich aus dem Excerpt ersehe, das Riccio p. 97
aus den leider so schwer zuganglichen Osservazioni numism.
Borghesi's gegeben hat. Wenn wir die erstem nach Cave-
doni (Riccio p. 97, Cohen p. 269) um 683, die letztem (Riccio
p. 186) zwischen 690 und 700 datiren diirfen, so kommen
wir damit immer noch ein paar Jahrzehnte spater an, als wo
wir das erste Vorkommen eines I fanden.
486 [Eines will ich doch gleich hier noch andeuten. Niclit
seiteu ist namlich (wie das freilich bloss Abklatsche lehren
konnen) das Zeichen fiir den Apex mit einer gewissen cou-
lanten Nonchalance, aber dann ziemlich regelmiissig, nicht
genau liber den Buchstaben gesetzt, wohin es gehort, son-
dem in schiefer Richtung daneben angebracht: ungefahr wie
die Cursivschrift mancher modemen Hand den Halbzirkel
CARISSIMAE, FECER. und beides in INFELICISSIMI, 1999 AD-
LECTVS neben POMPEIS, VITRICO, DECVRIONI, FIdI, u. s. w.
[^Vor allem lasst sich auf die Claudius-Rede von Lyon hinweisen, oder
auch auf die Elogien des VRSVS TOGATVS und des ATMETVS
PAMPHILI bei Gruter 637, 1. 607, 4 (C. I. G. 6268), auf welche in die-
ser Beziehung mit Recht schon W. Schmitz Rhein. Mus. X p. lU
und XI p. 617 aufmerksam machte.' Zusatz aus dem Rhein. Ma^'
XIV p. 485.] — Beilaufig will ich doch hier noch erw^hnen das (wenn
der Schein nicht triigt) einzige Beispiel eines nicht nach oben, md-
dern unter die Zeile verlangerten I, wie Sie es in dem PRIVATVM
der pompejanischen Inschrift 2201 [C. L L. I n. 1252; P. L. M. E
Tafel XCIVi'^] sehr genau haben drucken laBsen. Aber freilich, ww
will behaupten dass das mehr als Zufall ist?
*) Dessen geistreiche Deduction, dass, weil die Miinzen auch FOV-
RIVS geben, die Schreibungen FVRI MVSA BRVTI auf eine Au*-
sprache wie Fourius Mousa Broutius fuhrten (p. 147. 269. 273), wttde
ich wohl diirfen auf sich beruhen lassen, obgleich es sich gani ver-
gniiglich lesen lassen mag, wie er das in seinem 'Essai sur la Ttfi-
table prononciatiou du latin' in dcr Revue numismatique 1854 Sept
et Oci, die ich jctzt nicht einsehen kann, des nahem durchgefubrt bt
EPIORAPHISCHE BRIEFE III. 379
des tl oder den Punkt des i eine Strecke weiter rechts zu
setzen die schlechte Gewohnheit hat. Das hat mancl}^ Irr-
ihum Teraiilas8t in der Annahme ganz unbegreiflicher Apices.
Wo solche Neigung sich constatiren lasst; hat man immer
erst den Apex gleichsam ins Bichtige zu iibersetzen; d. h.
aof die benachbarte Sylbe zu beziehen.
Eine andere Wamung lasst sich hinzuftigen in Betreff
der I longa. Es ist die^ bei der Jagd auf dieses Zeichen
irgend einen Gebrauch zu machen von solchen Inschriften
spaterer Zeit; in denen aus rein willktirlicher Liebhaberei
neben dem I auch andere Buchstaben in sehr entschieden
grossem Dimensionen erscheinen. So namentlich X, £, JL,
z. B. in der grossen Inschrift des NICOMACHVS FLAVLA-
NVS CONS vom J. 377 n. Ch. bei Henzen Or. UI, 5593; auch
1 , Oy o (ganz abgesehen natiirlich von neuen Satz- oder
Abschnittanf angen) im aes Maiacitanum ebend. 7421: obwohl
freilich die Bronzetafeln als solche in graphischer RUcksicht
noch eine ganz besondere Besprechung fiir sich erheischen.
Aosgegangen ist iibrigens diese kalligraphische Schnorkelei
von der ziemlich fruh (schon im 7ten Jahrh. d. St.) auftreten-
den Figur eines X, welches der Baumersparniss wegen
so hoch tlber das regulare Zeilenmass hinausgefQhrt wurde^ 4»i
dass seine Querarme nach beiden Seiten sich tiber die be-
nachbarten Buchstaben hin erstreckten, z. B. Dlll.*) Dieses
lange Zeit vereinzelte T solcher Art hat dann erst spater
eine ahnliche Zeichnung auch anderer Buchstaben nach sich
gezogeny wo sie keinem reellen Zweck mehr diente.]
Das hier Gegebene sind zwar nur Grundlinien: aber ich sis
halte sie doch fOr sicherer als das was bisher dartlber vor-
gebracht worden. Denn die Wahrheit musste man verfeh-
len^ 80 lange man sich erstlich nicht von vom herein die
gnindyerkehrte Vorstellung von irgend einem Zusammen-
hange der Apices mit demWortaccent aus dem Eopfe schlug,
zweitens (auch in Betreff des I) nicht ebenfalls von vorn
• *) [Ueber dies yerlSlngerte T, das zuerst im titalii8 Mummianus
aaflriit, hat Bitschl anch gesprochen P. L. M. E. Enarr. p. 45, welche-
Bemerkong oben zu N. IV p. VII (94) wieder abgedrackt ist C. W.]
380 EPIGRAPHISCHE BRIEFE III.
herein von allen Inschriften jiingem Datum abstrahirte, um
zunacl^t die Erkenntniss des altesten Gebrauchs als reine
und feste Grundlage zu gewinnen, und drittens nicht die
Untersuchung ausschliesslich auf selbstgesehenen Inschrifteii
319 (Originalen oder Abdriicken) aufbaute.*) Uns kann es jetrt
nicht mehr beirren, wenn im weitem Verlaufe der Zeiten
zuerst der Gebrauch des Apex sich auch auf das I ausdehnte,
wie in CONSVLI, FASTIGIVM I. R. N. 122 und andera
Beispielen bei W. Schmitz Rhein. Museum X p. 117, wenn
sogar ganz irrationeller Weise El geschrieben wurde, oder I
den Apex erhielt wie DlS n. 6643, oder ganz unnothiger
Weise Diphthonge wie VICTORIAE, AVGVSTAE n. 6313,
VILLAE 6379, PHAENVSAE 6618, lANVARLAE, CAESA-
RIS 6546, SATVRNINAE 7119, oder endlich, als alles
drunter und druber ging, sowohl Apex als I auch fur kurze
Vocale zu ganz bedeutungsloser Anwendung kam, obwohl
' *) Dass nicht einmal gestochene Facsimiles — besorgt von sol-
chen, die in grammaticis nicht eigentlich zu Hanse sind — vorTauschuDg
schiitzen, wurdc, gerade in Beziehung auf Apices, an ein paar echlA-
genden Beispielcn der von Boissieu facsimilirten Lyoner ClaudiuB-Rede
in diesem Museum IX p. 447 [s. unten N. XXIll] gezeigt. — Ohiie
Zweifel waron es zahlreiche Erfahrungeu, die auch Eellermann zu
dem Grundsatze fiihrten, den er in seiner, ubrigens die Sache nicht
weiter fcirdernden Disputatio 'de accentibus in inscriptionibus latinig'
in Jahn's Specimen epigraph. p. 106 mit den Worten ausspracfa: 'ot
omnis quantum fieri possit error evitetur, ea tantum monumenta retnli,
quae aut ipse vidi, aut exscripserat Marini, cuius summa fides.' Und
doch war selbst diess noch nicht vorsichtig genug, wie nicht wenige
Beispiele des von Marini libersehenen oder unrichtig angegebenen Apei
beweisen. — ['Wenn W. Schmitz Rhein. Mus. XII p. 291, nicht ohne
486 einige Verwunderung wie es scheint, die besondere Fehlerlosigkeit ge-
rade der Lugdunensischen Inschriften in Betrefif der Apices und des
langen I hervorhebt, so verwandelt sich mir dieses Lob der LyoDer
Schreiber oder Steinmetzen, das ihnen ubrigens ungeschmSJert bleibe,
vielmehr in eine Anklage der grossen Masse epigraphischer Publicatio-
nen, von denen nur eben die Boissieuschen Stiche eine so rahmlichtf
Ausnahme machen. — Ueber die beiden grossen Stiicke, welche F.
Ritter seiner Besprechung der epigraphischen 'Accente' in den El^n.
gramm. lat. hauptsilchlich zu Grunde gelegt hat, rede ich wohl oin
andermaL' Zusatz aus dcm Rhein. Muaeum XIV p. 485 f.]
EPIGBAPHISCHE BBIEFE III. 381
doch dieser Grad Yon Yerwahrlosung (mit einer gewissen
Einschr&nkung, die mich hier zu weit f&hren wUrde) sel-
ten isi
Es ist Zeit abzubrechen; zwanzig Seiten tlber einen ein-
zigen — Punkt zu schreiben ist wohl gerade genug, um den
wohlfeilen Spott unverstandiger Exoteriker herauszufordem,
die freilich keine Ahnung davon haben, welch werthyolles
HQlfsmittel zur Erkenntniss der naturlangen Yocale, dieser
noch 80 sehr im Argen liegenden Partie der lateinischen
Granunatik, wir an der richtigen Einsicht in das Wesen der
Apices und der i longa besitzeiL
Was ich gegen Sie auf dem Herzen hatte, denke ich
wohl mit diesen drei Briefen so ziemlich erschopft zu haben;
die folgenden soUen zur Sprache bringen^ was ich gemein-
sam mit Ibnen Uberlegen m5chte.
Zusatz.*)
Eben kommt mir die neueste Nummer des BuUettino 487
Napolitano zu, worin der Anfang einer yon Minervini ver-
fassten Anzeige von Garrucci^s ^Marmi antichi di Fabrateria
vetere, oggi Ceccano' (Roma 1858) stehi Auch hier muss
ich wieder lesen, es werde mit *non pochi monumenti epi-
grafici' bewiesen ^contro la opinione del Ritschl', dass der
Gebrauch des I allungato nicht erst in den ^tempi Augustei'
beginne: was ich, wie bereits oben p. 299 [356J bemerkt^ nie-
mals gesagt habe. Wenn Qbrigens unter jenen BeweisstOcken
[p. 8J ausgezeichnet wird die Aufschriffc eines Goldringes von
Teramo [C. L L. I p. mj:
^ HOSPITAALITAS • INTERPROMINI
so ist diese an sich interessant genug. Denn sie bietet uns
das meines Wissens einzige Beispiel von Vocalyerdoppelung
und i hnga neben einander, so dass wir kaum fehlgehen 48a
konnen, wenn wir sie ungefahr um 670 ansetzen (ein Jahr-
zehnt anf oder ab gem zugegeben). Namlich *neben ein-
ander' auf einer und derselben Inschrift. Womit es in*
•) [Rhein. MoBeum f. Philol. XIV (1869) p. 487 f. C. W.]
282 EPIGRAPHISCHE BRIEFE IH. IV.
dess im Grunde auf Eins hinauskommt, wenn von zwei ganz
gleichzeitigen , demselben L • CORNELIO • L • F • SVLLAE •
DICTATORI gewidmeten Inschriften die eine (Or. 567; LH
N. 6796 [C. I. L. I n. 584; VI, 1 n. 1297; P. L. M. K Tafel
LXES A]) FELICI und VlCVS, die andere (ungenau publi-
cirt von Gori Inscr. Etr. II p. 406) [C. L L. I n. 586; P. L
M. E. Tafel LXIX B] FEELICI schreibt. Mit demjenigen, was
oben p. 316 [376] iiber eine friihere Einfuhrung des verlanger-
ten I als der Apices eroi-tert wurde, vertragt sich diess alle?
auf das beste, dient ihm selbst zur Bestatigung. Drei verschie-
dene Zeitstufen, die einander, wenn auch mit Gbergreifenden
Grenzen, abgelost haben, liegen uns in sichern Belegen vor:
1) Gemination inVerbindung mit EI; 2) als Mittelstufe Gemi-
nation in Verbindung mit I; 3) Apices in Verbipdung mit I:
woran man dann allenfalls als 4te anschliessen kann die des
auf alle Vocale, auch das I, sich erstreckenden Apex in der
Kaiserzeit, obgleich das wohl mehr Verwilderung als eigentlicbe
Theorie gewesen ist, zumal da das Zeichen I immer daneben
fortgeht. Dagegen von einer, mit der 2ten parallel zu stel-
lenden Mittelstufe, in welcher Gemination und Apex zu
gleichzeitiger Anwendung gekommen ware, wissen wir —
bis jetzt wenigstens — gar nichts.
Juni 1859.
4.
I longa und Apex.
878 Auch diessmal muss ich wieder mit einem Postscriptum
zu meinem letzten Briefe begiunen. Es ist ein f5genes Zu-
sammentreflfen dass, wlihrend or hier geschrieben oder ge-
druckt wurde, gleichzeitig jenseit der Alpen liber sein Thema
verhandelt ward: uber deu POPlLLIVS-Stein von Adria und
das Alter der I longa. Das neueste Bullettino des romischen
Instituts bringt uns in seinem Miirzheft zuerst einen artico-
letto Cavedoni's, worin dieser auf Anlass eines anderwei-
tigen, der Kaiserzeit angehorigen Meilensteines auch aaf i^^
von Adria zu sprechen kommt und aus ihm p. 56 einen Beleg
EPIQBAPHISCHE BRIEFE IV. 383
hernimmi fELr den sehr alten Gebrauch des I, der sich auf
den ConsularmOnzen sogar bis in die letzten Jahre des 6ten
Jahrhunderts zurtlckYerfolgen lasse. Was jenen Beleg be-
triffit; 80 hat dort schon eine Anmerkung Henzen's aufmerk-
sam gemacht auf die factische Unsicherheit desselben, die
eben den Gegenstand meiner ausf&hrlichen brieflichen Be-
sprechung bildete und p. 311 [370] f. durch actenmassiges
Zeugniss erhartet wurde. Bei einer ZurUckdatirung der i Umga
aber bis ins sechste Jahrhundert hort so zu sagen alles auf,
da wir dafOr nicht einftial den Schein irgend eines ahnlichen
Anknfipfungspunktes hatteU; wie fiir die Epoche von 622
allenfalls an deiT graphischen Theorie des Accius. Welche
Miinzen Gayedoni meint, weiss ich nicht; zweifle aber nicht,
dass es sich mit ihnen yerhalten wird wie mit so manchen
andem, fiir welche seine und anderer Zeitbestimmung mit
einer archaischen Liberalitat gemacht ist, die Erstaunen er-
regt. £s ist ja moglich und sogar wahrscheinlich, dass in
Betreff der sprachlichen und graphischen Y eranderungen des
alten Latein eine methodische Benutzung der Milnzaufschrif- S79
ten nicht nur f&r die BegriLndung und VeryoUstandigung der
ans den Li8chrifi;en erkennbaren Zeitabstufungen, sondem
anch fOr deren theilweise Berichtigung manchen schatzbaren
Beitrag liefem werde. Aber in dem Grade konnen sich die
Thatsachen der Epigraphik und der Numismatik unjnoglich
widerstreiten^ dass, was im Gebiete der erstem yon wirklich
gesicherten Ergebnissen gewonnen worden, durch die (haufig
so flberaus snbjectiyen) Datirungen der letztem geradezu auf
den Eopf gestellt wird. Viebnehr wird allem Anschein nach
die nmnismatische Wissenschaft umzukehren haben auf ihrem
niit allzu dnseitigem Selbstyertrauen yerfolgten Wege, und
sich entschliessen miissen kunfkighin etwas mehr Arm in
Arm mit der Epigraphik zu gehen, statt Chronologie auf
eigene Faust zu machen. Durch eine Reyision der ganzen
Materie in diesem Sinne werden Sie ohne Zweifel unsem
Stadien eine der grossten Wohlthaten erweisen.
Anf Gayedoni's Bemerkungen lasst das BuUettino einen
Aufsatz yon Garrucci folgen^ worin er einige Nachtrage
gibt zu seinen *Marmi antichi di Fabrateria yetere', die mir
384 EPIGRAPHISCHE BRIEFE IV.
leider noch nicht zuganglich geworden. In dieser Schrift
muss auch er, wie seine Worte p. 60 f. zeigen, den Bewei?
versucht haben, dass die Anwendung des i aUungato alter m
als Accius: mit welchen Beweismitteln, wird nicht ersicht-
lich; jedenfalls behauptet er die Gleichzeitigkeit mit der
orfografia di Accio. Den dafiir aus dem vermeintlichen PO-
PlLLIVS genommenen Beleg gibt er jetzt gegen Henzens
und Bruim's Zeugniss liber den Thatbestand auf^ fiihrt aber
dafiir — abgesehen von der Miinzaufschrift M • CALlD —
zwei neue ins Feld. Von ihnen wird er indess den einen
ohne Zweifel eben so schnell aufgeben, wenn ihm jemand
die nachstehenden Bemerkungen iibersetzt. Er ist aus dem
SVPINATES des Massischen Votivsteins der PT.SEX-
HERENNIEIS (L R. N. 5618 [C. I. L. I n. 1169; P. L.M.
E. Tafel LXX F]) entlehnt, und gilt ihm gegen mich um so
mehr, als dieser Stein nach meinem eigenen Urtheil 'ante-
riore facilmente al 620' sei. Dieses nun zuvorderst hat er
in meine Worte (Mon. epigr. tria p. 19 [oben p. 173 f.]) ohne
meine Schuld hineingelesen; denn nicht nur sprach ich dort
nicht von voraccianischer Zeit, sondern nicht einmal von 620,
380 vielmehr von den um die Mitte des 7ten Jahrhunderts faDeii-
den Capuanischen Inschriften, als ich sagte: ^nec quicquam
caussae est profecto, cur recentior .... Massica illa 561S
habeatur.' Aber ich schrieb das auch, als ich jene Inschrift,
wie damals jedermann, nur aus Henzen's auf fremder Ab-
schrift beruhender Publication und IhrerWiederholungkannte,
und konnte davon, dass das Original nicht SVPINATES, son-
dem eben SVPlNATES gebe, nichts wissen. Nachdem ich
es aus einem von Brunn genommenen Papierabdruck ersehen.
war ich der erste, der gelegentlich, gerade um des I willen
die friihere Altersschiitzung zuriicknahm und auf eine spatere
Zeit hinwies: s. das Prooemium von 1855 Me ideni isdem pron.
formis' p. VI [oben p. 318].*) Indessen Herr Garrucci bedarf
*) Den dort angefiihrten Beweisen fiir die urspriingliche LSn^
des Vocals Bchon in dem einfachen (noch nicht mit 'dem zusaminen-
gesetzten) Pronomen is liesse sich hinzufiigen die Schreibung ISLOC\^
au8 L R. N. 2646, wenn nur nicht daneben auch AEDlFIClS erachieiit'.
freilich auch diess wieder nur einmal neben viermaligem AEDIFIC •
EPIGRAPHISCHE BRIEPE IV. 385
allerdings meiaes von mir selbst berichtigten Urtheils gar
nicht; um dennoch an der Zeit um 620 auf eigene Hand fest-
zuhalten. So moge er sich also von unsem Freunden Henzen
uod Brunn nur mein Facsimile der Inschrift vorlegen lassen,
welches Sie aus Tafel LXX F kennen, und ich bin sicher
dass er jetzt der erste ist der andem Sinnes wird; er ist asi
ein viel zu guter Kenner lateinischer Inschriften aus Autopsie,
um nicht auf den ersten Blick inne zu werden^ dass diese
mit heryorstechender Zierlichkeit und Eleganz geschnittene
Schrift nicht nur nicht vom Jahre 620^ sondem nicht einmal
To^ 650 sein kann. Entweder hort der palaographische Ge-
sichtspunkt auf, irgend etwas zu beweisen, oder er beweist
in diesem Falle, dass ich mit Recht o^en p. 314 [373J die
Inschriffc imter den nachsuIIaniscHen Belegstiicken auffQhrte.
Anders, aber darum nicht besser steht es mit dem letz-
ten, nach Garrucci's Meinung entscheidenden Beleg, den er
in meinem eigenen, 1852 [zu den Mon. epigr. tr., d. h. auf
Tafel VI in unserem Atlas] publicirten Facsimile der Inschrift
Yon Alatri (Orelli 3892 [C. I. L. I n. 1166; P. L. M. E. Ta-
Und wir kennen ja die iDschrift nur aus <ern Copien ! — Sehr merk-
w^rdig aber, nm diess im Vorbeigehen anznmerken, ist im Oebiete des
Pronomen idem ein Wechsel der Formen mit und ohne s noch in einem
andem Casus als in den beiden Nominativen, namlich im Dativ des
Singular. Dass hier IDEM aufkam fSr EIDEM, ist nichta verwunder-
Hches, da das nur auf gleicher Linie steht mit dem schon aus den
Handschriften hinl&nglich bekannten % und is fQr ei {%%) und eis (tis).
Aber keinen Schatten Yon sprachgeschichtlicher Berechtigung hat doch
ein Dativ sing. eisdem oder isdem^ da auf einen, wenn auch noch so
uralten conBonantischen Auslaut dieses Casus schlechterdings keine
Spor hindeutet. Und doch ist es keinem Zweifel unterworfen, dass
man in Bp&tem S^eiten so sprach und schrieb. Schon Fabretti machte
daranf aufmerksam nnd belegte es mit ciner Reihe der triffcigsten in-
schriftiichen Beweise Inscr. ant. p. 291 ff. n. 225 — 238, dass in Formeln
wie M. Sefiiio Amerimno Sentia Cleopatra patrono idemque coniugi
pientissimo et benemerefUi posuit die Dativc IDEM, ISDEM (einmal
n. 233 selbst IISD • geschrieben) mit einander altemiren. Es kann diess
nnr auf einer durchaus irrationellen Vermischung beruhen, zu der sich
die Sprache durch das Nebeneinanderbestehen von idem und isdem im
Nom. plur. und vielleicht selbst noch sing. verleiten liess: zum Beweise
fibrigens, wie lange sich hier das (von Caesar crneuerte) s im sermo
Tulgaris noch erhalten mochte.
FE. RITSCHBLtl OPV8CVL4 IV. 25
386 EPIGRAPHISCHE BRIEPE IV.
fel LII B]) gefunden hat: einer Inschrift, die ich um 62ii
datiren zu miissen glaubte und noch glaube. Entgangen, wie
er annimmt/ ist es mir nun zwar keinesweges, dass hier in
der fiSnften Zeile das Wort OMNIS alierdings ein dem An-
schein nach liber die Linie hinausragendes I zeigt: er kaun
es oben p. 308 [366J ausdriicklich erwahnt und als irrelevant
beseitigt fiuden. Ich will aber sogar einmal zugeben, da&^
man hier an sich keineu genugenden Grund hatte, gegen
eine absichtliche Verliingerung des Buchstaben Protest zu er-
heben, wenn es sich nur um ein Beispiel mehr fiir eine au5
anderweitigen Griinden schon unzweifelhafte Thatsache lian-
I
delte. AUein um der ietztem selbst zur ersten und bis jetzt I
j
alleinigen Begrundtmg zu dienen, ist das BeweisstQck bei
weitem nicht sicher und unzweideutig genug. Denn erstens '
fallt gerade der Kopf des I in eine Verletzung des Steines,
welche Absicht und Zufall, Wirklichkeit und Schein nicht mehr ;
gehorig unterscheiden lasst; sodann ist auch uberhaupt die j
Schrift keinesweges von solcher Regelmassigkeit, dass nicht
auch andere Buchstaben die normale Hohe Qberschritten. &
Z. 3 das erste N von SENTENTIA, Z. 7. 8. 9 das L in
HOROLOGIVM CALECANDAM LACVM, Z. 8 das erste ?
von SEEDES, Z. 15 das erste E von ESE; gabe es eii
nach unten verlangertes I, so miisste man ein solches un-
weigerlich anerkennen in FECIT am Ende von Z. 12. ?<'
lange dieses alles fiir unzweifelhaft bedeutungslos gilt, hat
man auch kein Recht, ein mit Bewusstsein hbher geflihrtes I
in OMNIS zu behaupten, selbst wenn es viel deutiicher ware
als es ist.*)
382 Dass man sonst dieselbe Inschrifk auch zum Erweiit'
der Buchstabenform A misbrauchen konnte, bemerkte ict
bereits p. 805 [363J Anm., und komme hier nur darum noch
einmal darauf zuriick, um bei diesem Anlass zu den dort
beigebrachteu paar Beispielen dieser Figur, die mir au|;en-
blicklich allein erinnerlich waren, einige Nachtriige zu geben.
Erstlich die Munzaufschrift ROMA in Avellino^s BulL arch.
*) [Vgl. jedodi die Bemerkung Ritschls in P. L. M. E. EniiT
p. 46 f., die obeu zu Monum. epigr. tria p. IV [166] wiederbolt wt.
C. W. ]
EPI6BAPHISCHE BRIEFE IV. 387
Napol. III (1845) tay. 3 fig. 6; sowie das auf beiden Seitea
(ler Calenischen MQnze bei Minervini ebend. nuoy. ser. III
tay. 8 fig. 2 {^ Saggio di osserv. numism. tay. 3 fig. 2) wie-
derkehrende Einzel^A; desgleichen das, wiewohl nicht vollig
deutHche LADINOD bei Friedlander ^Die oskischen MQnzen'
T.VI F. 3; auch das COSA der Mtlnze, welche zwar in der
Abbildung bei Eckhel Sylloge num. yet. anecd. thes. Caes. p.81
diese Buchstabenform nicht erkennen lasst^ wohl aber auf
einem Exemplar des britischen Museums. [^Ein A mit ge-
brochenem Mittelstrich weist auch das ACILIO in der einge-
kratzten Wandinschrift der MEDELLADASMF (Orell. 5355
[C. L L. I n. 597; P. L. M. E. Tafel Ul E ^ LXX J]) auf.'
Nachtrag aus Rhein. Museum XIY p. 487.] Auf ihrVor*
kommen aaf den Familienmiinzen der gens Atilia und Caesia
(Cohen Descr. d. momL t. 7, 1. 3. t. 8) machte schon Eckhel
aafmerksam. Femer gibt eine eben erst von Brunn ans Licht
gezogene Spiegelzeichnung des Campanaschen Museums [C. I.
L I n. 58 ; P. L. M. E. Tafel XI n] (neben den Beischriften
VENOS, CVDIDO (sic) und einem noch unerklarten RIT (iber
einer Paris-ahnlichen Figur) den Namen VITORIA (sic) eben-
falls mit elnem im spitzenWinkel gebrochenen Querstrich des A,
Ihren eigentlichen Sitz hatte diese Form in der messapischen
Schrift An gelegentlicher Einmischung von Schriftzeichen
anderer italischer Alphabete fehlt es ja auch sonst nicht im
alten Lateiii. Ein tre£flicher Beleg lasst sich dafOr beibringen
Ton einem gleichfalls erst kQrzIich durch Brunn's Sptlreifer und
Findeglfick an den Tag gekommenen StQck, einer kleinen Bronze-
basis [wie es scheint aus Praeneste] mit dieser archaischen
Inschrift*): /\
*) [Jctxt facsimiliH in P. L. M. E. Tafel XXXVI B; «. C. F. L. I
p 255. C. W.]
25*
388 EPIGRAPIIISCHE BRIEFE IV.
383 wo sowohl das A als das letzte N auf umbrisch - oskische
Schrift hinweisen. Das N mit verdrehtem Mittelstrich findet
sich auch in dem ROMANO der Miinze bei Lepsius Inscr.
Urabr. et Osc. tab. XXX fig. 2, von der er indess nicht an-
gibt woher er sie genommen. Auch das oben p. 284 f. [335 ff,]
besprochene M mit der verkiirzten Mittelspitze, aber dabei
divergirend verlaufenden aussem Beinen, ist im messapischeu
Alphabet zu Hause; dagegen ein neben der verkurzten Mittel-
spitze zugleich parallelbeiniges M gar kein italisches, son-
dern nur griechische Vorbilder hat, wie die erste Tafel Ihrer
'Unteritalischen Dialekte' jedem deutlich machen kann. Solche
allein bieten also auch einen Ankniipfungspunkt fQr die hie-
her fallenden archaischen Miinzaufschriften (vgl. p. 140 [333] ,
von denen ich die eine mit VOUCANOM und AISERNIM au>
Fiorelli's Annali.di numism. I fasc. 2 (Roma 1846) tav. 3 fig.2
darum hier besonders auszeichne, weil Sie eine diesem
Exemplar entsprechende Abbildung auf meiner Tafel VII lei-
der nicht finden.*) — Weil ich einmal beim Nachtragen biii,
so sei hier auch noch angeraerkt, dass ich p. 302 [360] Anin.
das nilCT des Kircherschen Medusenkopfes [C. I. L. I n.51:
P. L. M. E. Tafel I C] anzufiihren vergass: wo ich ilbrigens
das im Original unten am C angesetzto Hakchen fur eine
Andeutung des I halten und demnach feeit nicht uur ver
stehen, sondern auch lesen mochte**), obwohl mir nicht un-
bekannt ist, dass auf jiingern Inschriften wie I. R. N. 4JV>
2795 FECT VIXT wirklich vorkommt. Ob das DnDIO I. B
N. 3569 [C. I. L. I n. 570J (vgl. Mon. epigr. tr. p. XIV [obei.
p. 177J) sicher genug ist, muss ich dahingestellt sein lasseji
Auf einer Milnze von Paestum scheint ja wohl das PIISTAN'^
bei t^arelli Tafel 130, 2 [P. L. M. E. Tafel VII n. 61] niiht
zu bezweifeln. Aus spliterer Zeit ware vor allem die Gold
munze des M. Antouius mit COS.DIISIG.ITIIRIITTIJKT
hervorzuheben: s. Eckhel VI, 46. Auf liberwiegend iiicht-
*) [Enarr. P. L. M. E. p. 11 sagt Ritschl hierau: 'Optioneiu es>f
datam vides talem M litterae figuram utriim monetario Aeaemino ar
chalcographo Fiorelliano tribuas.' C. W.]
**) [S. Rhein. Mus. XVI j). G09 (unten N. XVII). C. W.]
EPIOBAPHISCHE BKIEFE IV. 389
ruuiischen (campanischen?) Gebrauch dieses Schriftzeichens
bat schon — ich weiss nicht gleich wer hingewiesen.
Ich kehre nach dieser Abschweifdng zu Herm Garrucci
und seinem i allungaio zurHck. Ob derselbe; nachdem ihm
seine Hauptbeweisstiicke aus den Handen gewunden sind,
etwa unter den sonstigen von mir p. 312 [371] ff. (vgl. p. 306
[364] ff.) zusammengestellten^ muthmasslich friihesten Bei-
spielen des I noch eines oder das andere in Anspruch neh- sm
men werde zum Erweise eines h5hem Alters^ muss ich ab-
warten. Ueber eines urtheilt er gewiss nicht richtig: (iber
das p. 308 [366] angefflhrte TVRREIS I. B. N. 1855 [C. I.
L. I n. 1224] oder, wie es scheinen konnte (aber mit fal-
schem Schein schon um deswillen, weil in dem Compagno
dieses Steines n. 1856 [C. I. L. I n. 1225] dasselbe Wort un-
Eweifelhaft als TVRREIS wiederkehrt) TVRREIS. Wenn
fiir gute Zeiten schon ein El der ratio entbehrt, so hat ein
TVRRErS Yollends keinen Sinn. Es ist also, wie auch mein
Facsimile Tafel LXII F lehrt und mich wiederholte Unter-
suchung des Papierabdrucks jetzt von neuem gelehrt hat, nur
eine Tauschung des. Auges geweseU; wenn hier Garrucci
wirklich TVRREfS oder TVRREIS zu lesen meinte und so
drucken liess auf p. 14 (vgl. p. XIV) einer Schrift, die ich
schon deswegen hier erwahnen muss^ weil sie einen auch in
meinem letzten Briefe beriihrten Gegenstand behandelt; deren
ich indess erst jetzt nach langem vergeblichen BemOhungen
habhaft werde. Es ist das di« gekronte Preisschrift ^I segni
delle lapidi latine volgarmente detti accenti', Roma
1857. Dass ich es besonders zu bedauem hattC; sie beim
Niederschreiben meiner die Apices betreffenden Bemerkun-
geu noch nicht gekannt zu haben, kann ich nicht sagen.
An dem eigentlichen Kem meiner Satze, so viel weiterer
Ausfiihrung diese auch fahig sind^ wird durch sie nichts ver-
andert; die drei p. 318 [379 f.J aufgestellten Gmndforderungen
finde ich nicht erfiillt; die in ihr befolgte Methode ist in
jedem Betracht so wenig die meinigC; dass auch; was als
richtig anzuerkennen ist, nicht denWerth des richtig Gefun-
denen oder einleuchtend Dargelegten hat. Da ich indess
nicht Willens bin eine Recension des Buches zu schreiben, so
390 EPIGRAPHISCHE BRIEFE IV.
beschranke ich mich hier auf einige Einzelheiteu. Wie noth-
385 wendig Facsimiles seien*), lehrt uns auch Herr Gamicci wie-
der. Die von Marini Atti p. 39 (Or. 586 [= C. I. L. I n. 626:
P. L. M. E. Tafel LXXXV D] publicirte Inschrifk bezeichnet
*) Auch die griechische Epigraphik wird auf einen andem Fus?
kommen, wenn sie planmHssig und in umfassenderer Weise, statt sich
auf Abschriften aufzuerbauen , Facsimiles oder doch Papierabdrficke m
Grunde legt. Wie sehr und wie offc haben sich jetzt ihre Bearbeite
abzuqualen, um aus drei, vier Abschriften, von denen keine sich mit
dcr andern deckt, das muthmasslich Originale mittels der schwankend-
stcn Calculs zu componiren! Eben wiihrend ich diesen Brief schreiW,
kommen mir durch Herrn Keirs Gdte dessen 'Epigraphische Bcitrage'
aus den 'M^langes grdco-romains' t. II zu Handen, worin unter anderm
X). 70 ff. die choregische Inschrift des C. I. G. 217 behandelt wird, dit'
Stephani anders las als Leake, Leake anders als Rhangabis, Rhangabis
anders als Spon und Chandler: und wie vielmal kehrt der ahnlicht
Fall im C. I. G. wieder! Ich kann mir nicht versagen, aus Stephaiii*;
und Keil's Mittheilungen die nachstehenden S&tze auszuheben, weil
nichts geeigneter ist, das oben p. 288 [342] betonte Wort zu veraD-
Bchaulichen, dass ein Abklatsch des Originals h&ufig eine grdesere Zc
vorlassigkeit gewahre als die Autopsie selbst. Wir lesen dort, da&
'der an der Metropolitankirche zu Athen hoch oben und zwar verkehrt
eingemauerte Stein an einem sonnigen Herbstmorgen .... abgeschric-
ben und alsbald mit dem B^ckhschen Texte- verglichen worden boL
An demselben Tage' heisst es weiter 'nach Tische bei schdnstem Soc-
nenschein zu einer neuen Prufung zurdckgekehi-t, fand Stephani dic
boiden ersten Zeilen spurlos verschwunden und auch einige andere Bnch-
stabcn weniger deutlich geworden. Doch am folgenden Morgen tei^'-
ten sich bei wiederholter Besichtigung an Ort und Stelle die erwaht-
ten Zeilen wieder in voUer Klarheit und Deutlichkeit, wie auch allf
andem Theile der librigen Buchstaben. Die Sonne eteht n&mhch dui
um jene Morgenstunde in einem solchen Winkel zu dem Steine, da.'*
bei jenen Buchstaben, deren Linien ohne Zweifel durch Abreibon der
Oberfliiche des Steines sehr flach geworden sind, ein hinreichend achir-
fer Winkel gebildet wird, um sie sichtbar zu machen.' Die mecha-
nische Anfertiguug eines untriiglichen Papierabdrucks , den man daim
zu Hause in jede beliebige Beleuchtung bringen und nOthigenfalle nntcr
die Lupo setzen kann, bedarf weder Sonne noch Tageszeit, eondern
nur manchmal hoher Leitern. Die hat sich doch aber unser Broiin
auch zu verschafFen gewusst, wo es Noth that, und uns so von der
Hauptmasse der altlateinischcn Inschriften Publicationen enn6glicht>
fdr die dasjenige wogfiUlt, was bisher ihren unleidlichsteu Bailwt bil-
dote: der Begriff' von Varianten.
EPIGBAPHI8CHE BBIEPB IV. 391
er p. 12 als eine von ihm selbst ^riveduta e ricopiata nel
Vaticano', und doch gibt er DIVO statt DlVO. Zum Erweise
eines angeblichen 11 = t fQhrt er^ neben den unter einen ganz
andem Gesichtspunkt fallenden Schreibungen POMPEIIVS
MAIIA, von einem Schleuderblei des Kircherschen Museums
p. 16 die Aufschrift an ESVREIIS ET ME CELAS; eine
durch Padre Marchi^s Gefalligkeit mir zugegangene sehr
saubere Zeichnung gibt so deutHch wie moglich ESVREIS,
wie Sie aus meiner Tafel IX n. 37 ersehen [= C. I. L. I
Q. 692]; dass aber das Eircheriano etwa zwei verschiedene
Exeznplare besitze, hat doch wenig Wahrscheinlichkeit. Das
Auffallendste indess in solcher Beziehung ist die p. 13 aus
dem BuUett. Napol. nuov. ser. I p. 43 wiederholte Neuigkeit;
dass die grosse Dedicationsinschrift der aedes lOVIS LIBERI
Yon Furfo eine ganze Reihe von Apices aufweise. Sie haben
die Inschrift selbst vom Original copirt (I. R. N. 6011 [C.
I. L I n. 603]) und nichts davon gesehen; ich besitze den
exactesten Papierabdruck, und kann auf ihm nicht die ge- sse
ringste Spur der Art entdecken^ so wenig wie meinem Litho-
graphen (s. Tafel LXXXII) eine solche sichtbar geworden
isi*) Und nun sollen es gar, nach den Aeusserungen des
BuUettino, nicht weniger als 36^ ss^e sechsunddreissig sol-
cher 'punti' sein, die vor Herm Garrucci jedem Auge ent-
gangen waren. Noch mehr aber, diese 36 ^Accente' sollen
allesammt Qber eben so vielen I steheU; wo sie Qberhaupt
nach rationeller Theorie nicht hingehoren, und iiber keinem
andemVocal! In der That, Herr Gamicci kann es uns nicht
iibel nehmeU; wenn wir vorlaufig mit einem ^credat ludaeus
Apella* antworten. Zu voUiger Beruhigung werden indess die
romischen Freunde gewiss nicht unterlassen^ den ersten sach*
kundigen Landsmann, der von Rom nach Neapel reist; zu
einer nochmaligen Ocularinspection zu veranlassen. SoIIte
sich dann wider alles Vermuthen und Erwarten doch etwas
*) [EDAnratio p. 72 fflgt Ritachl noch hinsxi: 'Nec ullam in ectypo
eitu rei Testigiom repertum est: nisi forte non casui dedit GarmcciaB,
a^od T. 9 ano nexa in FECERINT complicatis INT litteris levis am-
i>n qnaedam inndet similiB poncti. Qaamquam ipsioB pancti figaram
*P«x ne haboit qoidem nmqaam.' C. W.]
392 EPIGRAPHISCIIE BRIEFE IV.
der Art auf dem Steine findeD, nun so waren wir doch iu
diesera Falle, eben wegen der Beschrankung auf das eine I,
gewiss berechtigt, an eine rein individuelle graphische Spie-
lerei des Steinmetzen zu glauben, zumal wenn unter den
36 Beispielen (denn namentlich hat sie Garrucci nicht ange-
fiihrt) sich auch eine Partie prosodisch kurzer i fande.*)
♦) Dass ein uber das I gesetzter Punkt dem Altei-thume eben ?o
fremd ist, wie ein i statt t den alten Handschrift^n, braucht niemand
gCHagt zu werden. Um so bemerkenswerther mdchte ein Fall, einrfj
in seiner Art, sein, der zwar etwas Verschiedenes, aber doch einiger-
massen Analoges darbietet. lu der dem aed. pl. C • POPLICIOL F'
BIBVLO in den letzten Zeiten der Republik gewidmeten Inschrifi <\ic
Or. 4698 ans Grut. 455, 1 wiederholt hat [C. I. L. I n. 635], steht zvar
zu Anfang der zweiten Zeile uberall gedruckt VIRTVTISQVE-CAYSS.V
auch in dem Stich bei Canina Architettura Romana tav. 212 = Gli
edifizj di R. ant. t. 276 (der freilich auch sonst an mehrfacher Ung»-
nauigkeit leidet); aber sehen Sie sich, bitte ich, nur einmal daa iiiu:h
einem Papierabdruck gearbeitete Facsimile auf Tafel LXXXIII ABai\,
um sich zu uberzeugen, dass auf der abgescheuerten Stelle zwischcL
dem zweiten T und dem Q schlechterdings nicht Platz ist fur die zwei
Buchstaben IS, sondern nur fur einen: wie denn auch die Umrisse eine-
don ganzen Zwischenraum fullenden S noch durchzuschimmem Fchei-
nen. Sehen Sie jetzt noch scha,rfer zu, so werden Sie uber dem T sehr
deutlich einen runden Punkt erkennen und diesen wohl um so wemirt^r
fdr zurallig halten, je unwahrscheinlicher es an sich ist, dass man ir
einem senatus consulto populique iussu abgefassten Document einec
Fehler wie VIRTVTSQVE werde haben ganz gleichgiiltig passiren
lassen. Nein, der Steinmetz bemerkte ihn vielmehr, nachdem er ihr.
gemacht hatto , und half sich so gut er konnte, indem er mit dem Lin-
zugefiigten Punkt durch VIRTVTSQVE wenigstens eine Andeutung d»^
ausgelassenen Buchstaben gab. Es ist das nur eine Vorstufc der sjC-
ter, als die Gewohnheit der Ligaturen weit um sich gegnffen hatJv.
iiblichen Bezeichuungcn wie DEDT d. i. dcdit. — BeilSufig zn benjtr-
ken, bestiitigt der Papierabdruck auch nicht das Grutersche ui.vi
Orellische G Btatt C zu Anfang; lilsst auch an der Lesung POPLIC'!'-'
statt POBLICIO theils an sich nicht, theils um so weniger zweifclc
jo uiizweideutiger in dem erhaltcnon Fragment einer Wiederholuiii:
dcrselben Inechrift dasselbe C • POPLIC • • • zu Tage tritt. Bei Heuioo
Or. III p. 486 findo ich nur das orstcre berichtigt. [Dazu tritt io ^Ijt
Enarratio p. 72 f. noch folgende Bomorkuug: ''Haec autem pridein sorp-
soram, euni in mauus meas Piranosii <:Antichita Romane» (ed. Kon.*
a. 17 50) veuerunt, quarum tiibula V voluminis II hunc titulum art*'
chalcographica praoclani iniitatur. Quod exemplum qui cum nostrc
EPIQRAPHISCUE BRIEFE IV. 393
Der Natur der Sache nach kommt Garrucci auch auf die 38?
Voealverdoppelung zu sprecheD. Wenn er hier p. 18 f.
Bezeichnungsweisen wie VAARVS und VARVS, FEELIX und
FELIX, SVVRA und SVRA in epigraphischen Beispielen
neben einander stellt, so ist das ja an sich ganz gut^ obwohl
wir dadurch in der Sache selbst nichts neues lemen. Aber
was haben damit gemein die darunter gemischten Zusammen-
stellungen MOINIRE und MVNATIVS, lOVS und IVSSV,
COIRO COERO COVRO und CVRATOR? Da spukt denn
doch wieder die unklare Vorstellung zwischendurch, als wenn
Jer Apex nebenbei auch wohl noch etwas anderes bedeute
als vocalische Naturlange, wie man sich das auf Anlass eines
FOVRI = FVRI zuweilen eingebildet hat. Denn dass in
jenen Worten das « lang ist, wird er doch nicht erst des
Beweises und dieses Beweises bedClrftig gefunden haben. —
Die von mir mit den Worten '00 scripturae exemplum planc
Qullum' ausgeddickte Thatsache stellt Herr Garrucci p. 15
sehr emsthaft in Abrede, und zwar mit zwei Beweismittelu,
(Iiirch die nicht nur unsere Kenntniss, sondem auch unsero
Methode in einem ungeahnten Masse erweitert wird. Erstens
liegt ja nach ihm — es steht wirklich so da — jene Schrei-
bung vor in COHORS, 'che ha il diritto medesimo dei voca-
boli AHALA .... di VEHEMENS, di PREHENDO' u. s. w.
Dieses ^diritto medesimo' ist allerdings unleugbar; aber
wir hatten bisher, vielleicht mit allzu rigoroser Logik^ VE-
HEMENS und PREHENDO auch nicht aufgefahrt untejr den a^a
Belegen fur EE. Imponirender tritt uns das zweite Argu-
contalerit, etsi non mirabitur quasdam illic litteraB vel integriores vel
clarioreB nostris esse, qnando temporis iniuriam passi esse lapideB pobt
IHranesinm posBant, tamen alias non sine offeneione evidentioreB hic
qnam illic intuebitnr. Quo fit ut ne de principio quidem titali satis
DiiM penuadeat PiraneBiana imago. . . Nam at ille viderit inferiorem
l>iuiem B litterae qnam ego P potius interpretatus Bum, at qui potuit non
videre superiorem, qoae in ectypo chartaceo nostro apparet planissime?
Itaque etiam de VIRTVTIS (id enim illc haud dubie sibi visus cst
legere) mens puto fefellit oculos: praesertim cum sit certiBsimum in
qoadra altera, cui ille dimidiam partem S litterae tribuit, nihil quic-
aoam praecedere Q litteram.' C. W.J
394 EPIGRAPHISCHE BRIEFE IV.
ment entgegeu, welches wortlich so lautet: ^Allega Velio
(wo, wird nicht gesagt) i manoscritti di lui [Accio] yeduti
da se, nei quali s^incontrava MOOREM, PASTOORES, MOO-
RVS; e crederei arrischiar troppo negando recisamenk a
Velio Longo la possibilita di un fatto del quale egli si cod-
stituisce testimonio oculare.' Dem entspricht denn auch die
Zusammenstellung p. 19: TAASTORES la lapida di PoUa
del 622 (Momms. n. 6276), PASTOORES Accio per /cs/i-
nwnianza di Velio Longo, e PASTORIS la pompeiana or
citata.' Das Zeugniss des Velius Longus, welches wir bis-
her allein kaimten, ist dieses bei Putschius p. 2220: nanf
nvc Attiiim sectdi sumus semj^er vocales getninantefn^ ubicun-
que lyroducitur syllabay qumiiam expedita debet csse cmdm
seribendi] kein Wort von Manuscripten des Accius, die er
selbst geselien, kein Wort von bestimmten Beispielen sei
es des 00, sei es anderer Vocale. (Die Ungenauigkeit, die
in dem semj^er des fluchtigen, uns durch Victorinus ergrmz-
ten Berichts liegt, ist eine Sache fiir sich.) Da es nun doch
undenkbar ist, dass bei einem Manne der Wissenschaft die
Phantasie in dem Grade das gesunde Auge oder den ehr-
liclien Verstand uberwaltige, um so entscheidende Dinge, die
nicht in den Zeilen stehen, zwischen ihnen zu lesen, so
bleibt wohl keine andere Annahme iibrig, als dass Herr
Garrucci seine Angaben aus einer in Deutschland noch un-
bekannten alten Ausgabe des Longus oder aus einer unbe-
nutzten Haudschrift desselben schopfte, um die sich demi
Freuild Keil angelegeutlichst wird zu bemiihen haben, um I
in seinen Grammatici latini nicht hinter seinem Ziele zu-
riickzubleiben.
Ich iiberlasse Sie Ihrem stillen Neide iiber die Avain-
tagen, welche begiinstigte Gelehrte jenseit der Alpen var
uns armen Hyperboreern voraus liaben, und wende mich ru
einem fnichtbarern Thema.
EPIGKAPHISCHE BRIEFE V. 395
5.
Die lateinischen Sortes.*)
Es wird im Winter 1851 auf 52 gewesen sein^ dass icli S8d
Ilmen eine briefliche Mittheilung machte Qber meine Lesung
and metrische Auffassung der aus dem italischen Fortuna-
Cnltus hervorgegangenen Orakeltafelchen, die man, wie Sie
sehr richtig hervorhoben, sich gewohnt hat ^sortes Prae-
nestinae' zu nennen wie lucus a non hicendOy weil sie nam-
lich nicht in Praeneste gefunden sind. Eben so gut hatte
man sie Antiatinae taufen konnen: abgesehen davon, dass es
iu Kom selbst mehr als einen Fortunatempel gab^ mit dem
die gleiche Wahrsagerei kami; ja wahrscheinlich wird ver-
bunden gewesen sein, so sehr auch der Ruf der Praenestini-
sehen (und nachst ihr der Antiatischen) Fortuna ttberwiegen
mochte: vgl. Preller Rom. Mythol. p. 553 ff. Durch Ihre
vorausgegangene Mittheilung aus KeIIermann's Papieren waren
mir an Stelle der bis dahin allein publicirten sieben Sortes
dieser Art nicht weniger als siebzehn bekannt geworden:
wonach sich schon ein einigermassen sicheres Urtheil bilden
liess. Auf dieser umfassendem Kenntniss des Materials be-
nihte denn auch, was ich in dieser Beziehung beilaufig vor-
brachte in dem Prooemium (Bonn 1852) Me titulo Mummiauo'
p. XV [oben p. 107 f.J. Mit der voUstandigen Publication, gegen
die Sie nichts einzuwenden hatteU; die Sie vielmehr wiin-
schenswerth fanden, hatte ich es nach meiner Art nicht eilig
und verlor sie allmahlich ganz aus den Augen; dass ich jetzt
aaf sie zurflckkommey geschieht hauptsachlich, um in dem
Glenchus tabularum unseres Werkes einer umstandlichen Er-
orterung tlberhoben zu sein und auf eine solche vielmehr
mit einem Wort verweisen zu konnen. Von meinem damals
an Sie geschriebenen Briefe habe ich zwar keine Abschrift:
glaube indess hier im wesentlichen kaum irgend etwas an-
*) [S. jetst C. I. L. I u. 1438—54 und die Facsimiles der erhal-
tenen in P. L. M. E. Tafel II M—Q mn\ sowie XCVIID; vgl. auch
die Enarratio p. 4 f. und 89; Suppl. enarr. p. 99 f. C. W.]
396 EPIGRAPHISCHE BRIEFE V.
deres vorzutragen, als was ich schon dort entwickelt odtr
angedeutet hatte. )Seit der Zeit hat namlich Ad. StoU deu
Gegenstand einer besondern Besprechung unterzogen in einem
Aufsatz *de sortibus Praenestinis', der im Philologus Bi XI
(1856) p. 304— 314 gedruckt ist. Dass mich dessen Verfasser
3U0 nicht andern Sinnes gemacht, kann schon darum nichtWuu-
der nehmen, weil auch ihm nur die sieben bereits friiher
publicirten Sortes und ausserdem eine der gelegentlich Ton
mir mitgetheilten drei neuen bekaunt waren: die ersten noch
dazu nicht aus den Originalquellen, dergleichen wederMura-
tori p. 493 noch Orelli n. 2485 sind.
Die wirklichen Quellen — was ich naturlich nicht fiir
Sie, sondern fiir die ubrigen Leser des Museums zu erwiih-
nen habe — sind: 1) Joseph Maria Suaresius in seinen Rom
1655 erschienenen 'Praenestes antiquae libri duo', wieder
gedruckt in Griivius und Burmanns Thesaurus antiq. et hist.
Ital. t. VIII part. 4 p. 38, wo eine Kupfertafel (schlecht wieder-
holt auch in Ath. Kirchers Latium, Amsterdam 1671, p. W'
vier Sortes in Facsimile gibt, und zwar diese nach seiner
ausdriicklichen Angabe ^nuperrime Romae inventas', der
Text ausserdem noch zwei in gewohnlicher Druckschrift; —
2) Fabretti Inscr. ant. Etr. (1702) p. 669, wo eine mitjre-
theilt wird; — 3) Gori Inscr. ant. Etr. I (1722), der eine
p. 264 sehr gut facsimilirt, eine zweite p. 73 in Druckschrift
gegeben hat; — 4) eine im Codex Vaticanus 5248 be-
iindliche handschriftliche Sammlung, von der sich eine Ab-
schrift in Kellermann's Papieren befand, worin die sonst
publicirten Stiicke bis auf zwei, ausser ihnen aber iiicht we- 1
niger als zehn anderswoher nicht bekannte erscheinen. Jii
Originalen erhalten sind von ihnen allen heutzutage, so vie!
wir wissen, nur zwei, und zwar im Mediceischen Museum w
Florenz, daher auch von Gori edirt; ich kenne sie ausJ^tan-
niohibdriicken, die ich der Giite des Herm Julius Fried-
llinder in Berlin verdanke.
Vor allem wird es notliig sein, dieses Material mit An-
gabe der Quellen und Varianten zusamnienzustelleu. Ich be-
ginne niit den mehrnicals bezeugten und schliesse mit d''fl
nur in einer Quelle vorkommenden.
I
EPI0RAPHI8CHE BRIEFE V> 397
1 IVBEO • ET • IS • EI • SIPECERIT
GAVDEBIT^ SEMPER
So Gori I, 73 in Druckschrift, aber- mit den Umrissen des
Tafelcbens, wo nur dreimal die Interpunction ^lschlicb weg-
gelassen ist Dagegen IVBEO EX HEIS EI SI FECERIT
cod. Vat. (in dem Qberall alle Interpunction feblt); I VBEOEI • »i
ET • IS • SI FECERIT Suarez im Sticb. Ausserdem SEN-
PER Vat-
2 NON • SVM • MENDACIS • QVAS
DIXTI . CoNSVLIS • STVLTE
So Gori I, 264 in ganz exactem Sticb; ebenso (nur CON-
SVUS) Vat.
3 CONRIGI • VIX • TANDEM • QVOD
CVRVOM • EST • FACTVM • REDE
So Fabretti, zwar in Druckschrift, aber mit den Umrissen
des Tafelchens; CVRVM Suarez im Stich, zugleich mitWeg-
lassung fast aller Interpunction, und ausserdem am Ende
jeder Zeile, unmittelbar nach D und £, mit diesem Schnor-
kcl Tj. Nicht im Vat
4 QVR PETIS-POSTEmPVSCONSILI
QVOD ROCAS NON ESTM(VM
So Saarez im Stich*); CVR, ROGAS, und POST TEMPVS
COXSIUVM in einer Zeile Vat.
5 DE:VERO FALSANE FIANT
IVDIcE FALSo
So Suarez im Stich und (nur IVDICE FALSO) Vat.
6 NVNC ME ROGITAS NVNC
CONSVLIS TEMPVS ABIT lAM
So Vai; HABVIT statt ABIT Suarez im Text
7 LAETV8 LVBENS PETITO QVOD DABITVR
GAVDEBIS SEMPER
So, nur in einer Zeile, Suarez im Text. Nicht im Vat —
Alle folgenden stehen nur im Vat.
*) [Wo mischlich ROCAS fOr ROOAS gestochen ut, e. P. L. M.
E. Tafel XCVIl D nnd Knarr. p. 89. C. W.]
398 EPIGRAPHISCHE BRIEFE V.
8 QVOD FVGIS QVOD lACTAS TIBEI
QVOD DATVR SPERNERE NOLEI
Pnblicirt im Rheiu. Museum VIII p. 491 [Opusc. II p. tw!t|.
9 EST EQVOS PERPVLCER SEDTV
VEHI NON POTES ISTOC
3M 10 FORMIDAT OMNES QVOD
METVIT ID SEQVI SATIVST
11 CREDIS QVOD DEICVNT NON
SVNT ITA RE FORE STVLTV
Das N in SVNT unsicherer Lesung.
12 HOSTIS INCERTVS DE CERTO NISI CAVEAS
• Publicirt und erganzt de tit. Mumm. p. XVI [oben p. IK'].
13 PERMVLTIS PROSVM VBEI
PROPVI GRATIA NEMO
14 POSTQVAM CECIDERVNT SEI SVM
CONSVLIS TVN ME
Publicirt und ergiinzt a. a. 0. p. XV [oben p. 108].
15 HOMINES MVLTI SVNT
CREDERE NOLI
IG DE INCERTO CERTA NE FIANT
SI SAPIO CAVEAS
17 EST VIA FERTILIVOR QVA VI
SEQVI NON
Der erste Eindruck, den das einfacbe Durchlesen dieser
Sprttche auf jeden machen muss, ist der von Qberall wieJer-
kehrenden metrischen Ankliingen, und zwar des daktylischfn
Rhythmus; man musste fiir Einder schreiben, wollte man
die Hexameteranfilnge und Hexameterschlttsse einzeln auf-
fuhren, die sich dera Ohre ganz von selbst und unabweisUch
aufdraugen, auch wenn man nicht mit der Voraussetzung
metrischer Abfassung an die.se Reste lateinischen Orakel-
wesens herantriite : eiue Voraussetzung, die doch in Sitte und
Geist des Alterthums uberhaupt ihre vollstandige Berech-
tigung hat. Dieser ersten Wahrnehmung tritt freilich so-
gleich die zwcite zur Seite, dass man beim ersten Anlauf fur
dio volle uud reiuc Durchffiliruug des Rhythmus fast (Iberail
EPI6RAPHISCHE BRIEFE V. 399
aaf Hemmuiigen stosst: sei es wirkliche; zugleich mit Maiigel-
haftigkeit des Siimes oder der Sprache Hand in Hand gehende,
oder scheinbare, so lange man namlich an diese Versification
keinen andem Massstab *als den der Augusteischen Dichter-
periode heranbringt. Die wirklichen beruhen auf zweierlei >9s
Ursachen: theils auf IrrthQmem oder Nachlassigkeiten des Le-
sens oder Abschreibens, theils — was jene Irrthflmer manch-
mal (nicht immer) eben hervorrief — auf Fehlerhaftigkeit
oder Unvollstandigkeit der Originale. Ob n. 6 Suarez (oder
sein Gewahrsmann) falsch las oder abschrieb; wenn er HA-
BVIT gab, oder aber der Sammler des cod.Vat. dieses still-
schweigend in ABIT verbesserte, bleibe dahingestellt; den
stringenten und zugleich auffallendsten Beweis f&r das erstere
geben dagegen die Yarianten von n. 1, schon an und fQr
sich; noch Qberzeugender aber dadurch dass uns hier Autopsie
dieUnzuverlassigkeit selbst eines facsimilirenden Stiches lehrt;
denn die etwaige Vermuthung, dass es sich hier um zwei
oder gar drei verschiedene Exemplare eines und desselben
Stuckes handlC; hatte den moglichst geringen Grad von
VVahrscheinlichkeit. Und doch dient hier nicht einmal Un-
lesbarkeit oder Schwerlesbarkeit des Originals zur Entschul-
digung oder Erklarung der Yarianten, da dasselbe so klar
und unzweideutig wie moglich isi Anders verhalt es sich
mit n. 14. 15. 17, wo die vdllige Unverstandlichkeit der Con-
•^traction oder doch des Gedankens nicht zweifeln lasst, dass
ein schon verscheuertes Original ganze Worter oder Sylben
nicht mehr erkennen liesSy und zwar, was die Thatsache um
so einleuchtender macht, entweder am Anfang oder am Ende
des Tafelchens. Wir mQssen indess noch weiter zurQckgehen:
auch die unverletzten Originale hatten schon Fehler, die dem
Graveur zur Last fallen. In n. 3 ist die Lesung FAOTYM*
REDE durch doppeltes Zeugniss hinlanglich gesichert; wer
aber zweifelt, dass es GREDE heissen sollte? (da doch ein
gesnchtes RERE wohl niemand vorziehen wird.) Was Wun-
der also, wenn auch n. 6 und 12 der Graveur ein paar Buch-
staben ausliesS; oder n. 17 in FERTILIVOR einen falschlich
zusetzte, oder n. 16 SAPIO eingrub statt des unzweifelhaft
beabsichtigten SAPIS? immer vorausgesetzt, dass wir es Iiier
400 EPIGRAPHISCIIE BRIEFE V.
nicht vielmehr mit Nachlassigkeit des Abschreibenden zu
thun haben, welche beide Moglichkeiten, wo nur eine Ueber-
lieferung vorliegt, fiir uns liberall ununterscheidbar durcli
einander gehen. In Betreff ursprifnglich fehlerhafter Origi-
nale wolle man doch bedenken, dass diese WeissagetafelcheB
nicht in Hunderten, sondern in Tausenden von Exemplareii,
394 also voHig handwerksmassig angefertigt werden mussten, um
es als geradezu unvermeidlich zu begreifen, dass Versehen
und Ungenauigkeiten aller Art einschlichen. AUer Art: da-
mit meine ich, um nun auch zu diesem letzt^n Grade von
Verderbniss zuriickzugreifen, dass der Graveur, oder auch der
der ihm die Mustervorschrift fur seine Fabrikarbeit ubergab,
indem ihm das Bewusstsein des Metrums ganz abhanden kam,
selbst verschiedene Sprachformen, und zwar prosodisch ver-
schiedene, unwillkurlich mit einander vertauschte, wenn sie
nur denselben Sinn gaben: wie uns ja das unzahlige Stein-
schriften, namentlich Grabschriften, in den unleugbarsten
Beispielen vor Augeu stellen. Auf solcher Analogie undEr-
wagung beruhte es, wenn ich friiher z. B. die Substitutiou
eines PETE fur PETITO, oder FAXIT fur FECERIT fur
nicht unerlaubt hielt: eine Kiihnheit, iiber die sich Hen
StoU p. 306 f. ohne Noth ereifert. Dass in solchen Fiilltn
die wahre Herstellung manchmal zweifelhaft bleibt und Mog-
lichkeit gegen Moglichkeit steht, liegt in der Natur der
Sache.
An den vorstehenden Bemerkungen haben wir von aus-
serer Seite her Mass und Grenze fiir das, was die Kritik bei
der Behandlung dieser Monumente zu wagen berechtigt i?t.
So weit wir indess auch diese Grenzen stecken, doch wurdea
wir nicht weit damit kommen, wenn wir nicht zugleich den
richtigen inneni Massstab fiir die Auffassung unserer Spnioh-
verse gewanncn. Und in dieser richtigen Auffassung liegt
das Hauptinteresse, in der That ein recht unverachtlichej'.
das sie iiberhaupt fiir uns haben: das Interesse nSmliob.
welches unter den Gesichtspunkt der Entwickelung altlatei-
nischer Sprachgeschichte und Verskunst fiillt. Ich muss hier
Allbekanntes ins Gedaehtniss rufeu, weil es der Zusammen-
haug erfordert. Zwei wcsentlich gotrennte Kreise, fast mrKlit»
EPIGRAPHISCIIE BRIEFE V. 401
man sagen zwei verschiedene Welten, treten uns in der Lit-
teratur entgegen: einerseits die Yerskunst der gesammten
scenischen Poesie, mit ihrer noch vielftltigen Aufnahme der
nachlassigen, schwankenden; unbestimmten prosodischen Aus-
sprache des gemeinen Lebens, mit sehr grosser Masshaltung
innerhalb des iambischen Senars und des trochaischen, auch
des iambischen Septenars, mit steigender Freiheit in allen
Octonaren, zumal den anapastischen; anderseits, im scharf-
sten und bewusstesten Gegensatze dazu, die neue Verskunst
des Ennius, deren innerstes Wesen es ist, aller Unbestimmt-
heit mit scharfem Schnitt ein Ende zu machen, jedem in der S95
gesetzmassigen Sprache vorhandenen Laute die gebflhrende
Geltong zu yerschaffen, jede Sylbe ein fQr allemal in einer
der beiden grossen Kategorieny lang oder kurz, unterzubrin-
gen, imd diese Scheidung in allen zweifelhaften Fallen mit-
tels feinhorigster Belauschung dessen, was in correcter Aus-
sprache das Uebergewicht hatte, zu vollziehen. Wie sich
diese Reform innerhalb der bisher geubten Metra gar nicht
durchsetzen liess, sondern eines neuen Rhythmus unweigerlich
bedurffce, so war anderseits dieser iieue Rhythmus, der dak-
tylische mit seiner scharf gegliederten Doppelthesis, durch
die er in den wesentlichsten Gegensatz zu lamben und Tro-
chaen tritt, nicht durchfflhrbar ohne. jene Reform, wenn an-
ders nicht der Hexameter zu einem, nur etwas veredelten —
Satomier werden sollte: denn darauf kommt es wirklich hin-
aas. Zwischen diesen beiden entgegengesetzten Kreisen nun
nehmen unsere Sortes eine durchaus eigenthiimliche Mittel-
stellung ein, die in alter Zeit nicht ihres Gleichen hat: sie
bieten uns den Rhythmus und die Versform des neuen Prin-
cips, vereinigt mit der Prosodie des alten; es sind Vulgar-
Hexameter, Memotische' wie sich mit griechischem Ausdruck
sagen lasst, treffender als wenn sie jemand mit den ^politi-
schen* Versen in Parallele stellen wollte. Denn mit nichten
der Wortaccent ist es, der in ihnen die Quantitat alterirt
und unterdriickt, waa nicht einmal im Saturnischen Vers der
Fall war, sondern nur dieselben Nachlassigkeiten der Aus-
sprache des gemeinen Lebens haben darin Eingang gefunden,
deren sich schon die scenische Poesie nicht erwehrt hatte,
FB. RITSCUKUI OPV8CVLA IV. 26
402 EPIGBAPIIISCHE BRIEFE V.
nur gehauft in einem Maasse, wie es selbst die ungwugelt-
sten Octonare des Plautus auf so engem Raume kaum dar-
bieten. Sie miissen mir schon gestatten, diess in aller Kurze
wenigstens etwas weiter auszufiihren, weil hinlauglich klare
Vorstellungen daruber keinesweges so verbreitet sind wie zu
wiinschen ware.
Vornehmlich in zwei Stiicken liegt bei den Dramatikeni
die Incorrectheit der gemeinen Aussprache zu Tage, von
denen das eine in das vocalische, das andere in das conso-
nantisch^ Gebiet fallt. In jenem ist es die von Alters her
stammende Neigung der Sprache, die Vocallangen, wie
iiberhaupt, so namentlich im Auslaut derWorter zu Kiirzen
abzusch wachen.*) Dieser dem Latein (wie sehr auch an-
dern Ursprachen , geht mich hier nichts an) tief eingeboreDe
396 Trieb, dessen aufmerksame Beobachtung uns den Schlfissel
fiir unzahlige Erscheinungen der Sprachbildung in die Hand
gibt, ist zwar aii und fiir sich weit entfernt eine Incorrect-
heit heissen zu diirfen; im Gegentheil, er ist es vorzug:?-
weise, der einen urspriinglich sehr sproden, starren, schwer
wuchtigen Sprachkorper allmiihlich zu einem biegsamen, be-
weglichen und geschmeidigen umgeschaflFen hat. Aber wie
jede natiirliche Neigung, der nicht ein rationelles- oder asthe-
tisches Princip das Gegengewicht halt, instinctiv zu einem
Uebermaasse fiihrt, so ging auch das Latein in dieser Be-
ziehung auf einer abschiissigeu Bahn vorwarts und war ifl
Gefahr der Ziigellosigkeit zu verfallen, als Ennius aufstainl
und zu rechter Zeit Einhalt that. Indem er, was auf diesein
Wege bereits zu einer festen, nicht mehr anzufechtendea
Errungenschaft der sich geschichtlich fortbildenden Sprdclie
geworden war, als berechtigt anerkennen musste und natur-
lich bestehen liess, schied er davon das noch im fliissigeu
Zustande des Werdens und Schwankens Begriflfene und ini
hier durch Festhaltung dcs urspriinglich Normalen einer aJi-
zuweit geheuden Verfiiichtigung entgegen. Es kounte iliifl
uicht einfallen, eiu liingst zu ausschliesslicher Geltung ^f^
kummenes hcne male wieder zu der unstreitig ursprQnglicbeD
*) [Vgl. OpnHC. Tl p. 445. C. W.J
EPIGRAPHISCIIE BRIEFE V. 403
Messung bene (= bone) rnaU euriickzuflihren; aber wahrend
(lie Sprache des Lebens und mit ihr das Drama weiter ge-
gangen war und auch prohi gesagt hatte^ zog er zwischen
jeoen Fallen und diesen die Grenze^ die fortan nicht uber-
schritten wurde. Er konnte und wollte ein tibi uhiy wenig-
stens nebe*n tibi aln, nicht mehr verdrangen, so wenig wie
ago volo neben ago voh; aber er legte thatsachlichen Protest
ein, wie innerhalb der Declinatiou gegen das bereits ganz
gelaufige domt, maKy ioco, prcbo, men, viri, manii, metu, brevi,
80 in der Conjugation gegen ein velii sequi, wie es sich das
Drama erlaubte und n. 9. 10. 17 unserer Sortes aufweisen;
Tollends gegen ein conrigt, wie in n. 3^ was die Anapasten
des Drama ebenfalls unbedenklich zuliessen so gut wie im-
pera maaume u. dgl. — Nur in wenigen Fallen hat die Folge-
zeit die von Ennius gezogenen Grenzen nicht respectirt und
ist zu noch weiterer Verklirzung fortgeschritten, wie wenn
sie cotoT orator und die gleichen Falle zu regelmassigem color
omtor werden liess, oder ein in der Sprachgeschichte wohl-
begriindetes amat formiddt nicht mehr gestattete, wie es uns ^
in n. 10 entgegentritt. Auch Jmtls n. 12 gehort zu diesen
Resten alter Prosodie, von denen sich sanguis und pulvis nur
dadurch unterscheiden, dass sie sich langer als andere er-
halten habenj vgl. de tit. Mumm. p. XVI [oben p. 110].*)
Noch durchgreifender und folgenreicher war des Ennius
Einfluss im consonantischen (irebiete, woHiber ich mich indess,
bei der UeberfQIle des StoflFs, hier noch mehr auf kilrzeste
Andeutungen beschranken muss. Mit Uebergehung also des
ganzen wichtigen locus von der Consonantengemination, der
*) Dass es in dem hier aus I. K. N. 166 angefuhrten Hexameter
(^isquis huic tumttlo heissen solite statt dea Uberlieferten Quisque,
leidet doch des Hiatns wegen kaum einen Zweifel. Obgleich freilich
mit eioem andem metrischen Fehler dasselbe Quisque auch in dem
Senar Quisque praeteriefis titulum scrtbtum legeris wiederkehrt, der den
Anfang einer, nbrigens das Mctrum nicht durchffihrenden Lambaeai-
hen Inschrift bei Henzen Bnll. d. Inst. 1854 p. 36 [Renier inscr. de
TAlg. 782] bildet DaBs bei Plautus quemque fdr quemquem » quem-
cvmque das OewOhnliche ist, ist bekannt; aus der Sprache des Lebens,
worin ea sich forterhielt, wird es also wohl in die Verae eingeschlichen
^in, deren Verfasser eigentUch ein quisquis beabsichtigten.
26*
404 EPIORAPIirSCIIB BRIEPE V.
hier zufallig nicht zur Anwendung kommt, sei nur henror-
gehoben, dass eine andere durchgehende Neigung des alt^n
Latein, kaum minder stark als die der Vocalschwachung, auf
die Verdunkelung und voUige Abstossung der conso-
nantischen Auslaute gerichtet war, und dass auch sie
sich allmahlich in einem Umfange geltend machte, der den
Begriff gegliederter, durch Bestimmtheit der Endungen ge-
schiedener Sprachformen aufzuheben drohte und eine allge-
meine Abstumpfung und Verdumpfung in Aussicht stellte,
wie sie in erschreckendem Bilde das Umbrische aufweist.
Jedermann weiss, wie oft das auslautende m auf archaischen
Inschriften nicht geschrieben, weil im Leben nicht gesprochen
wurde (s. de tit. Mumm. p. VII [oben p. 93], Mon. epigr. tria
p. 17 [oben p. 134]); wie lange, nachdem sich in der Schrift
(etwa seit dem dritten Jahrzehnt des 7ten Jahrhunderts d. St.)
das Normale langst festgesetzt hatte, doch in der Vulgarsprache
derselbe Abfall noch fortspielte und in zahlreichen Versen
Messuugen bewiikte wie in dem Hexameter L R. N. 166
[P. L. M. E. Tafel XCVI E] Qmsquis huic tumulo pmif
ardente lucernam*)] wie selbst die durchgebildete Technik
*) Oder Quae tihi crescenti rapuit iuvenile figuram (schon bei
Aldus Manutius Orthogr. rat. p. 9): Beispiele, die auch fur solcheVerse
wie Cunctorum haec soboli sedem post inorte reliquit (Anthol. IV, 394
Burm.) die Nothigung beseitigen, fiir post eine Constraction mit deni
Ablativ anzunehmen nach Analogie etwa einea cum universos oder
pro salutem et victorias oder ob eadem contemplatione (Or. 2360 [C. L L.
VI, 1 n. 461]. 4360) u. dgL Fasst man alle diese Thatsachen (auch di»»
Wiederkebr der Schreibungeu wie ABIAT VENERE POMPEIANA
IRATAM u. s. w. an den Mauem von Pompeji) in den einen Gesichte-
punkt zusammen, unter den sie ihre Gleichartigkeit stellt, so liegt die
Anwendung auf die Metrik des alten volksthiimlichen Drama m ludie,
dass man sich nicht genug uber sich selber wnndem kann, «. B. nicht
zu rechter Zeit erkaunt zu haben, dass der Plautinische Vers Bacoh. 404
Patrem sodalis et magistrum hinc auscultabo quam rem agant
60 heil wie moglich ist und keinerlei Verftnderang bedarf. Plftntai
sprach ohue Zweifel und schrieb sehr mdglicher Weise pdJtre^ soihilif
Und 80 namentlich in den ungezUhlten Fa.Ilen, in denen ein qttidf^
oder enim vor folgendem Consonanten 'keine Position machen* ?oll,
gleich unzweifelhaft quide' eni. — Dcu illtesten metrischen Bewew
Bolcher Abwerfnng glaube ich jetzt in den bOsartigen Hexametem der
EPIORAPHI8CUE BRIEFE V. 405
der Augusteischen Periode den Einfiuss jener Abwerfung 90$
iiicht YoUstandig zu fiberwinden yermoehte; indem sie die-
selbe eben so constant vor folgendem Vocal fortgelten liess,
wie Yor Gonsonanten nicht mehr anerkannte. Eben so be-
kamit ist der Abfall des s^ auf dem so yiele Erscheinungen
der Genitiybildung; auf dem Formen wie arbitrare (— einem
atern arbUrares, vgl. Rh. Mus. VIII p. 479 [Opusc. II p. 622]
Anm.) u. a. m. beruhen, und der in der Poesie bis hart an die
Augnsteische Periode heranreichtC; ehe es gelang ihn als eine
eingestandene Incorrectheit ganz zu beseitigen. Daher denn
aach iu den 17 Yersen unserer Sortes nicht weniger als acht
Beispiele: consuli' 2. 6. 14, peti' 4, laetu' 7, ftigi' 8, equo' 9,
sapi' 16. Aber nicht so bekannt oder klar erkannt ist, dass 999
diess gar keine vereinzelten, zufallig nur auf die beiden Laute
m und s beschrankten Eigenthtimlichkeiten der Aussprache
waren, sondem lediglich die hervorstechendsten und am tief-
sten gewurzelten, darum auch langlebigsten Erscheinungeii
einer auf alle ConsonantenschlQsse sich erutreckenden 6e-
wohnung, die nur in verschiedenen Graden der Ausdehnung
und der Dauer zu Tage tritt. Obenan mag man in dieser
Beziehung die liquidae stellen: aber stehen bleiben bei ihnen
kann man ganz und gar nicht. Wenn als eine alte Form
tame bezeugt wird (die dann nur durch weitere VerkClrzung
za dem, mit gleicher Bedeutung noch in tametsi vorhande-
uen, tam wurde*)), so ist das doch nichts anderes als das
abgestumpfte tameriy welcher Aussprache sich nur in diesem
Falle auch die Schrift accommodirte, was sie in andern nicht
that In der Sache steht damit auf ganz gleicher Linie ein
(leider sn Gmnde gegangenen) Reatiniftchen Votivinschrift des L. Mam-
mins [C. I. L. I n, 642] nachweisen zu kOnnen, die ich zuerst de tit.
Mmnm. p. IX [oben p. 97) ff. behandelte, spilter wieder besprach im
Bhein. Mns. VIII p. 491 Anm. [Opusc. II p. 639, wo auch die ursprfing-
lich hier folgende Aaaffihrang wieder abgedmckt ist. C. W.] ....
Schliesslich noch diets: dasB ich von der Annahme einor Mehrheit Ton
Originalqnellen fdr dio Ueberliefernng dieser Reatinischen Inschrift
liDgst suriickgekommen bin, habe ich Ihnen entweder schon einmal
geschrieben oder thue es hiennit.
*) Eine Bp&te Inschrift bei Orelli 4360 gibt auch das einfache
(am im Sinne yon tamen.
406 EPIGRAPHISCHE BRIEFE V.
vor folgendein Consonanten pyrrhichisch gemessenes aimtl
und semel bei Plautus, obwohl wir davon, dass hier die
Schrift mit simii seme nachgefolgt ware, nichts wissen. Beini
r hat sie es wieder gethan, wie z. B. das zu simitn gewor-
dene simitur, wie auch die Schreibungen MAIO und MIXO
der Praenestinischen Epitaphien 1. 16. 26. 48. 71 (Ann. d.
Inst. 1855 p. 78 f.)*) beweisen, denen ganz gleichartig die
prosodischen Messungen der Dramatiker sind in soror didwit,
color verus d. i., wenn wir den Sylbenlaut ausdriicken wollen,
soro' dictastf colo' vcrus**) In wie reichlichem Masse Ab-
stossung des schliesseiiden d stattgefunden hat, zeigt der
ganze alte Ablativ, zeigt der Imperativ estod faciiod, zeigt
400 das neutrale ead, in welchen Fallen allen die Kilrzung zum
Gemeingut der Sprache wurde, zeigen ferner hoMd red .scd
prodj zeigt endlich das unz*ahligemal vor Consonanten pjr-
rhichisch gemessene apud: (denn dass aput sammt al set illut
alint u. s. w. mit nichten die iiltere, sondern im Gegentheil
die jCiugere, erst im achten Jahrhundert d. St. in Curs ge-
setzte Schreibuiig war, was man freilich aus den Hand-
schriften nicht lernen kann, bemerkte ich schon Mon. epigr.
tria p. IV [oben p. 164J.) Ob Plautus und seine Grenossen
ainij wie sie sprachen und ihre Schauspieler sprechen lie.^seii,
auch schrieben, steht dahin; dass eine abgestumpfte SchrilV
torm wirklich existirte, lehrt wenigstens das ^ape, Tiapd' der
Glossarien, welches man freilich eben so gut auf das alte
apor wie auf apud zurlickfuhren kann, da der Uebergang
von 0 zu e uiid von ic zu e gleich normal ist. Gleiche Aus-
dehnung wie der Abfall des d hatte endlich auch der des i,
nanientlich im Verbalgebiete***): und er ist von der eiu-
*) [S. jetzt P. L. M. E. Tafel XLVI, 25. 29; XLV, 10; XLVll, 49
iiud 0. L L. I n. 78. 97. 108. 136. 161. C. W.]
**) Um Holcher Beiai^iele uiid dieses Znsammenhangs willen hiHi^
ich iiuch keineu zwiugendcn Grund, MAIO und MINO mit Ihnen .R<^n»
CJesch. 2. Aufl. I p. 444 Anm.) auf MAIOS und MINOS zuriickzufuliivn
So alt, um dieaes riithlich erscheiucn zu lasaen, sind doch auch wohl
die Praeuestinischcn Grabschriften nicht.
***) Wer etwa diese Fillle auf die Kategorie des d »uruckfiibr»n
woUte (uud ich weiss dass das jemaud gewollt hat), weil dahin dit
EPIGRAPIIISCIIE BRIEFE V. 407
greifendsten Bedeutung fUr die richtige Auffassung der sceui-
schen Prosodie.*) Schon die bisher aufgezahlten Analogien
durften Yollkommen genOgen^ um fOr recht zahlreiche Falle
wie studet par u. dgl. die Annahme diestr Aussprache zu
empfehlen: stude* pdr, ama* mulier, lidbe solUcitum, pude'
dicercy nega' quis, dole dictum, itd>e' frdter, cajni' prurit. Was
kauD aber bestatigender seiu; als dass dieser Aussprache
auch die Schrift entspricht^ nicht nur in dem Vulgarlatein
der Pompejanischen Wandinschriften, wie in dem bekannten
gVISQVIS AMA^ VALIAf, PERIA^ QVI PARCI^ AMARE
u. 8. w. [C. I. L. IV n. 1173], sondem anch auf zweien der
uralten Pisaurischen Votivsteine [C. I. L. I n. 180 und 169;
P. L, M. E. Tafel XLIII E und B\ in NOME/ia • DEDE und
FERONIA . STA • TETIO • DEDE? Dieselbe Beweisfiihrung
reicht aber noch weiter. Wer auf demselben Wege fortschrei-
tend nun auch die Beispiele wie stndent fdcere, hahent (lespicatn
so zu erklaren unternommen hatte, dass zuerst durch Abstos* 4oi
8UDg des t studen haben, dann hieraus durch abermaUge Abstos-
sung des n stude habe geworden: dem wQrde man, glaub' ich^
ohne anderweitigen Anhalt^ als einem windigen Hocuspocus-
macher ins Gesicht gelacht haben. Und doch bchalt er Recht:
denn ein dritter, uns darum unschatzbarer Stein von Pisaunim
[C. I. L. I n. 177] bestatigt es sogar mit zwei Verbalfomieu:
DllDRO d. i. ded(e)ront, und DEDA, welches Sie so schon
als dedant erkannt und damit in die trefflichste Analogie zu
Formen wiq ire^uKavTi gesetzt haben. Denn wenn Ihnen
darin Th. Bergk in der Zeitschrift f. Alterthumswiss. 1856
in den Handschrifken so h&ufigen Schreibnngen fadd essed itiquid ne-
quead deiiquid incidid capud a. 8. w. zn weisen schienen (Grammatiker
vie z. B. der selige Osann pflegen sie mit Liebhaberei zn registriren),
dem diene zn wissen, dass diese deliciae, mit denen die modemen
Herausgeber die dassischen Texte zu archaisiren meinen, der guten
Zeit ganz fremd, also nur Barbarei der Handschrifken sind. AIb durch-
atig vereinzelte Ansnahme, an die sich keine Folge knClpft, steht das
^''ECID der Ficoronischen Cista da.
*) [So wenig ich auch hier anf ErschOpfiing des Stoifes ansging,
h^tte ich doch noch mit oinem Worte das im Drama vor Consonanten
verkdTzte hic hoc (d. i. hi' h&) erw&hnen soUen. Zusatz aus Rhein.
Museum XIV p. 488.]
408 EPIGRAPHISCHE BRIEFE V.
p. 135 Aiim. eutgegeugetreten ist, der deii Steiii nur au»
Orelli (d. h. Matfei) kannte, so wird ihn nun bald ein Blick
auf unser Facsimile [P. L. M. E. Tafel XLIII A] uberzeiigeii,
dass dort eigentlich zwei, selbst an der Schrift unterscheid-
bare Dedicationen unter einander stehen, von denen die
obere lautet
MATRE
MATVTA
DONO . DHDRO
MATRONA
die untere aber in etwas kleinerer Schrift
/W . CVRIA
POLA . LIVIA
DEDA
Zu diesen beiden Belegen kommt aber selbst noch einer au^
dem sechsten Jahrhundert hinzu: das vollig gleichartige «ti^fH
in der Coraner Inschrift Q • POMPONIVS • Q • F || L- T\T.1VJ?-
SER . F II PRAITORES • AERE || MARTIO • EMERV, bei
Henzen Or. III, 7022 [C. L L. I n. 1148; P. L. M. E. Ta-
fel L B].
Wenn liberhaupt irgend etwas geeignet ist uns eiuen
tiefen Blick thun zu lassen in eine Epoche ausserster Ver-
kommenheit der lateinischen Sprache, so sind es jene, deu
Schriftzugen nach unstreitig vor das sechste Jahrhundert fal-
lenden Pisaurischen Steine, aus denen uns, in Verbinduug
mit andern tiltesten Denkmalern, z. B. als ganz regelmiis>ig
eine Declination wie diese entgegentritt: nom. matrma^ dat
matrom, acc. matrana, (abl. matrona), nom. plur. mabom.
Denn solche Formonstumpfheit etwa nur fiir local nehmea
i<)'^ wohl gar bloss aus nachbarlichen Einfiussen des Umbrisehen
herleiten zu woUen, wird uns schon dadurch*) verwehrt, dasj:
*) Ausserdem naralich durcli die Analogien aller ubrigeu Deilba-
tioneu, der o-, u-, c-Declination sowobl wie der conaonantischon
(dritten). Dcnn ganz auf gleicher Linic bteben ja: nom. (mit Abwtr-
fuug des s) popolo senatu die igni, gen. scnatu (nacbgewiesen Mon.
epigr. tria p. VII [obcn p. 169J) die igni oder parti, dat. popolo ««<»'«
dic parti, acc. (mit Abwerfung des m) popolo scnatu die parti (bo a'«i
dem Muncheuer Votivtafelchen), abl. (nach Abwerfong dea d) poyitio
EPIQBAPHISCHE BKIEFE V. 409
sie eben gaDz entsprecheud im Verbalgebiet wiederkehrt in
dedef dedro*), deda: Formen; Ton denen die mittlere in der
Modification ded(e)re sogar Gemeingut der Sprache geworden
ist; wahrend alle drei Qber den Exeis bloss localer Beschran-
kung hinausgehoben werden durch ihre nachgewiesene Auf-
nahme in die scenische Poesie.**) Wahrlich es war hohe
Zeit, solcher Yerwahrlosung Einhalt zu thuui um das einer
umbrischenYersttlmmelung undVerdumpfung entgegengehende
Latein wieder zu der angeborenen Scharte und Bestimmtheit
zu erheben: ein Yerdienst, das nur von der Entwickelung
senatu die parii (letzteres bei Plantns nnd Doch in GefietzeBurkunden
de« 7ten Jabrfaunderta). Wem am meisten mit der nnverftnderten Fort-
dauer dieser EintOnigkeit gedient gewesen w&re, das ist obne Zweifel
— unsere liebe Scbuljugend.
*) Das von Bergk diesem DEDRO zur Seite gestellte DEDRON,
wclches au8 Maifei Mus. Ver. p. 470 stammt, ist falscb. Die Form w&re
an sich ganz gut denkbar und wdrde den Uebergang von dedrant durch
dedron zn dedro in anschaulichster Vollsta.ndigkeit vor Augen stellen;
aber in Wirklichkeit lautet die Inschrift vielmchr so [s. jetxt C. I. L.
I n. 173; P. L. M. E. Tafel XLIII C}:
IVNONE . UEg
MATRONA
PISAVRESE
DONO . DEDROT
wo es sich aiao nicht sowohl nm eine Abfitumpfung am Ende, als um
<iie Ansstossung eines Inlantes handelt. Nicht nnmOglich wllre, daas
anch die oben im Text erw&hnte Coraner luficbrift am Ende nicht
EMERV, Bondem EMERVT gab; zwei treffliche Papierabdriicke , die
mir Ton dieser besonders tief eingegrabenen Inschrift vorliegen, zeigen
beide an dem letzten Buchstaben den Ansatz eines Querstrichs, ungc-
^hr 80 V~~, der wohl der Rest eines T gein k5nnte; doch bauen Vkeai
sich daranf nichts. [Anch in P. L. M. E. Enarr. p. 44 wird die Sache
aneDtschieden gelassen. C. W.] - Uebrigens ist mir^s ganz so, als
wenn auf irgend einer (altem) Inschrift auch ein PROBARVN (oder
COERARVN? DEDICARVN?) vorkame [vielmehr PROBARV, namlich
in einer Inschrift der Thermen von Pompeji, C. I. L. I n. 1261; P. L,
M. E. Tafel LXXI ^j, ohne dass ich mich doch jetzt des n&hem bc-
sinnen kann; jedenfallfi w&re sie erst darauf anzusehen, ob nicht etwa
fT in Ligatur stand oder das T nur am Ende der Zeile abgebrochen
ist [Doch sagt Ritschl Enarr. a. a. 0. 'EMERV, quocum vix ausim
PROBARV contendere.' C. W.]
**) [Vgl. auch, waa Rhein. Mus. XV p. 603 Anm. (unten N. XVII)
nachgetntgen ist. C. W.]
410 EPIGRAPHISCHE BRIEFE V.
einer poetischen Litteratur ausgelien konnte. Und zwar kei-
nesweges von der Uebung des Satumischen Verses, dessen
Gesetze eine zwingende Nothigung dazu nicht entgegenbrach-
4<'3 ten: obwohl freilich in irgend einem Grade schon flberhaupt
jede Verwendung des Sj^rachstoffes zu metrischer Form die
Gedanken fixiren musste auf Scheidung eines Correctem irnd
Edlern von dem Saloppen und Gemeinen. Aber den ersten
wesentlichem Schritt that doch erst das nach griechischem
Vorbild sich gestaltende Drama, namontlich in den strengern
Dialogversmaassen; denn wenngleich die sammtlichen vorher
bosprochenen Erscheinungen der Vulgarsprache eben auch in
das Drama sich in einem gewissen Grade Eingang erschli-
clien, immer treten sie doch hier nur als Ausuahme von der
Regel auf. Durchgreifend geordnet hat das Verhaltniss erst
der Hexameter des Enuius, der das Gesetzmiissige zur Regel
ohue Ausnahme machte und als unverlierbare Eroberung fur
die Folgezeit sicherstellte.
Werfe ich einen Ruckblick auf die vorstehenden Erorte-
ruugen, so muss ich mich, ehe ich weitergehe, Ihnen wie
audern Lesern gegeniiber zu einem Bekeimtniss aufgefordert
fiihleu liber das Verhaltniss der hier entwickelten Ansicht«^n
zu den iu oinem friihern Stadium dioser Studien von mir
aufgestellten. Habe ich ehedem der Freiheit der scenischen
Prosodie in mehrern Stiicken zu enge oder wonigstens nicht
die rechten Grenzen gesteckt, so habe ich das zwar auf
Grund besserer Einsicht jetzt auzuerkenuen , kann mir indes.N
ehrlich gesprochen, nicht eigentlich gram daruber sein. Wa^
konnte es helfen, in den allgemeineu Chorus einzustimmen.
dass enim qiii, qtndem fe, apnd me, cajyut prtirit, stttdaft fa-
cere u. s. w. ^keine Positiou machten', wenn doch Positiou
uichts auderes ist und sein sollte als der Zusammentritt
mehrerer Consonauton und dort unleugbar mehrere Conso-
nauteu zusammentreton? Das waren doch uichts als Worto:
Moch ein Bogriff muss bei dem Wortc sein' und wie es <lort
weiter heisst, denn es passt alles Sylbe fiir Sylbe hieher.
Darum war es also, metliodisch betrachtet, gewiss gerecht-
fertigt, uach anderu Wegou der Erklarung umzuschauen, al>
dereu eiuer sich die Ekthlipsis kurzer vocalischer Inlaut<»
EPIGKAPHI8CHE BRIEFE V. 411
(larboi Wenn Einer; den wir sonst hochzuhalten haben, fQr
(liese Lehre nnr ein Wort yemeinenden Spottes hatte, so
batte er erstens wohl yergessen^ dass ein von ihni selbst ■
Uochgehaltener den Anstoss dazu gegeben, kein Geringerer
nainlich als Gottfried Hermann, der zuerst fQr Formen
wie dmi, honi, niaU, mnlum eine einsylbige Aussprache muth- 404
madste Elem. d. m. p. 65; und vergass zweitens, dass die
bIo8se Vemeinung, ohne ein Besseres an die Stelle zu setzen^
uufruchtbar bleibt. Die Lehre hat sich, mindestcus in dem
aDgenommenen Umfange, mir selbst nicht bewahrt: sie hat
es aber darum nicht, weil sie einer zugleich einfachera, an
einleuchtenderc Analogien anknOpfenden; und durch aussere
Zeugnisse za stutzenden weichen musste. Denn mit den
ubigen Nachweisungen ist an die Stelle eines Unverstand-
lichen und Gedankenlosen ein Verstilndliches und Verstandiges
f^etreten: es ist uicht mehr apud me, studet paVy was ^keine
Posiiion macht', sondern aptt' mCy stude' par, was keine macht,
weil es keine ist; der Schwerpunkt ist aus dem ^Schall und
Rauch' des Namens in das Wesen der Sache verlegt. Man
mag darin das Ei des Columbus finden: aber ohne die epi-
graphischen Hiilfsmittel hatte es doch schwerlich jemand
aufrecht gestellt^ hat es wenigstens niemand gethan. — Die-
m aber war es^ was hauptsachlich (nicht allein) gemeiut
war mit den Hindeutungen, die ich schon im J. 1851 in dem
Schreiben an Fleckeisen im Uhein. Museum VIII p. 153 [^
Opusc. II p. 534] gab; man wird die dortigen Aeusserungen
mit den jetzigen Darlegungen in hinliiLnglichem Einklaug fin-
(len. Die ebenda als demnachst erscheinend angekUndigten
'UrundzQge der Plautinischen Prosodik' liegen seit jener Zeit
druckfertig da*); was mich von ihrer Veroflfentlichung immer
und immer wieder zurQckhielt, war die Scheu^ den Schwachen
im Ueist ein zweischneidiges Werkzeug in die Haude zu
^'eben, mit dem sie sich stark fdhlen mochteu; nun wieder
alles Maass und Ziel zu aberstUrzen, nachdem kaum erst
ein Riegel vorgeschoben war gegen die herkommliche Willktlr
^ [Vgl. was Rit«chl flber das Schicksal dieser 'Grundzflge' Opnsc.
11 p. 536 Anm, sagi C. W.]
^
412 EPIGRAPHISCHE BRIEFE V.
und verderbliche Weitherzigkeit. Denn der Misbrauch Uegt
allerdings nahe fiir jeden der nicht Ohren hat zu horen, wo
die Licenz hingehort, wo nicht, und auf einem so schlupfri-
gen Boden nicht den Takt, der allein davor bewahren kaim,
die Grenzen zwischen Ausnalime und Regel ununterscheidbar
in einander fliessen zu lassen. Indessen einmal musste docb
auch dieser Gefahr herzhaft ins Auge gesehen werdeti:
schliesslich wird sich die Macht der Wahrheit in der Ge-
winnung des rechten Masses dennoch bewahren, mag gleich
der Weg zu ihr durch noch so viele Ausschreitungen im
Zickzack fiihren.
Kehren wir jetzt nach dieser Expectoration (dei^Ieichen
405 ja glucklicher Weise der ^Briefstil' erlaubt) zu unsem Sorte^
zuriick, so erledigt sich nunmehr das datur spemere in il
durch die cinfache Erinnerung an das obige soror dida^t,
color verus^ deim dass die Consonantenverbindungen sp und
st (n. 2. 11) im Anlaut der Worter gar nicht in Betracht
kommen fiir die Position, wird niemand anders erwarteii,
der auch nur den Lucrezischen Gebrauch gegenwartig hat
Auf keiner andem als dieser Analogie beruhte es auch, wenn
ich de sep. Fur. p. VIII [oben p. 265] fiir einen Vers der
Grabschrift des P. Scipio P. f. (Or. 558 [C. I. L. I n. X^:
P. L. M. E. Tafel XXXIX F]) diese Messung behauptet^:
Qxiibus sei in longa Itcni-sct tihc litVsr vita, Wie sollt*f.
wir uns auch die gewohnliche Infinitivform uberhaupt eni
standen denken, wenn nicht ntier laudarier zuerst ufie h"*-
darie' gesprochen und dieses dann in uti laudari zusammen-
gezogen ware? — Auch rogas non est in n. 4 macht kein-
Schwierigkeit, sobald man sich bewusst wird, dass das J3
nur die gleichzeitige Combination von Consonantenabfall ub«'
Vocalschwtichung ist, wie sie ebenfalls im Drama vorIi<H5
wenn iuben me, uidcn tc gemessen wurde, oder unserer Forni
ganz nalie kommend nicht nur /i>m, sondem selbst ein mehr-
maliges foras, — Uuter ganz andere Gesichtspunkte tali*.
was von sonstigen prosodisihen Austossen iibrig ist. Wenn
n. 5. 10 falsa und certa niit langem a stehen, so lasst si<.t
das zwar nicht, wie so vieles (vgl. oben forfuiddt), auf d»*
reiche Kapitel von urspriinglichen Vocallangen, die erst i^
EPIGBAPH18CHE BRIEFE V. 413
Laufe der Zeit zo Edrzen geschwacht wurdeii; zuriickf&hren;
(leiin 80 iiberzeugend diess meines Erachtens fQr das feminine
a im Nominatiy der ersten Declination nachzuweisen ist*),
80 ist es mir doch bis jetzt nicht gelungen^ fQr die gleiche 4oc
*) Eb geofigt dafiir im Grunde Bchon die eine Betrachtong, dass
ja (lie Bpoodeische Mewuog des zweisylbigen Genitivs ai' rein nnerklar-
lich bliebe, wenn man man nicht eben von einem nrfiprflnglichen No-
minatiy a ansginge. Und dessen en trefHicher Best&tigung dienen nicht
weniger ala drei Verae der Scipionengrabschriften, deren einen [C. I. L.
I Q. 34; P. L. M. E. Tafel Xhl K] ich, gesttltzt anf obige ErkenntniBs,
(]e tit Mnmm. p. XIII [oben p. 105] so maBs: Quoiei vitd deficU - non
hotuis howke und mit Zuversicht noch bo messe [b. Enarr. in P. L. M. E.
p. 35. C. W.] ; denn Quoiei vita dife - dt non hdnos honore w&re zwar
nicht abflolut unmOglich, aber &u88er8t unwahrscheinlich, noch unwahr-
scheinlicher alB woUte man umgekehrt znm Erweise des langen a in der
Grabschrift des Barbatus [C. I. L. I n. 30; P. L. M. E. Tafel XXXVII B]
messen Quoius formd virtu-tei paHwma fuit statt Quoius forma virt,
[vgl. oben p. 265]. VOllig zweifellos dagegen sind in dem Elogium
des P. Scipio P. f. (Or. 588 [C. I. L. I n. 33 ; P. L. M. E. Tafel XXXIX
i^]) die beiden Verse Honda famd virtusque gldria dtque ingenium und
Tmd Publi progndtum Puhlid Corneli. — Etwaige Bedenken iibrigenB
gegen jene ans der GenitiTform al^ gezogene Argumentation denke ich
wohl s. Z. durch die AuBfflhmng deB Schemas zu beBchwichtigen, mit
dem dch die so nelgestaltige wie lehrreiche Bildungsgeschichte des
GenitiYs der ersten Declination vollkommen verdeutlichen l&sst, daa
ioh mich indeas hier begntigen mnss einfach herzuBetzen:
(ags)
ae (a)
Von einem mit oi' anf gleicher Linie Btehenden, mit ihm ganz gleich-
Wechtigten ai wissen wir nur nichts Historisches, so wenig wie von
einem einsylbigen ais >« aes. Uebrigens gehe ich hier, wie Bchon bei
90 mftnchen Gelegenheiten , von^der sprachgeBchichtlichen Prioritftt deB
^ vor dem i aus, und zwar im Zusammenhange eines geschlossenen
Systema der altlHteiniBchen Vocalwandelung, das Bich am kdrzesten
ebeofallg in ein Schema fassen llUBt, n&mlich dieses:
414 EPIGBAPHISCHE BRIEFE V.
Annahme in Betrefif des neutralen a einen ausreichenden
407 Stiitzpunkt zu linden. Aher die vis caesurae, mit der trei-
lich sonst viel Unfug getrieben wird, genilgt auch zur Er-
kliirung, und wir sind berechtigt die Casurpause herbeizu-
ziehen, so lange sie auch den Hiatus in n. 13 prostim uhf
zu rechtfertigen oder zu entschuldigen hat: den einzigen Hia-
tus wohlzumerken, der in allen siebzehn Versen vorkommt.
— Aus dem prosodischen Gebiete ganz heraustretend und m
das rein metrisehe fallend sind die spondeischen Ausgange in
n. 3. 7 : fdcttim crcde, gaudebis semper, dem sich auch in n. 1
(jaudehit scmper anschliessen wird: freilich sehr unschou»^
Das heisst in Wort.en: die fiinf Grundvocale bilden in dieser ft^trt
Folge eine vom dunklern zum hellern Laut fortschreitende Reihe, iuner
halb deren eine Vertauschung nur in der Richtung nach vorwart«, nit
nials riickwarts gewendet eintrat, mag sich nun diese Vertauschiiru:
auf den in der Beihe zuniichst folgenden, oder auch mit einem Sprungr .
auf einen aller folgenden Vocale erstrecken , in welchem letztem Fiillt j
ein oder mehrere Mittelglieder uns entweder verloren sind oder ub*r-
haupt nur in der Idee wirksam waren. Daraus folgt, dass a eioer
vierfachen, o einer dreifachen, u einer zweifachen, e nur einer eiit ;
zigen, ein ursprungliches i gar keiner Vertauschung fuhig war. Ict \
weiss was ich wage, wenn ich diese, obgleich lediglich aos der Bt
trachtung der Thatsachen geschopfte Theorie ohne Beweis preisgebt.
und bin gefasst darauf, dass Sie mir ein kopfschiittelndes 'du gpricb-t
ein keckes Wort gelassen aus' zurufen, die Herren Sprachvergleicher
deren Einwendungen ich iibrigens siimmtlich vorauszusehen glaube, vcr
muthlicli manches Unfreundlichere. Habe ich so lange damit an md
gtjhalten, so hilttc ich cs wohl auch noch langer gethan und ohc'
Hast den passenden Zeitpunkt abgewartet, wenn ich nicht jetit ir
grosBdeutschen Journalen die Sache von ehemaligen ZuhSrem, denrt
sie seit zwSlf bis funfzehn Jahren bekannt ist, als eine selbgtver^tifiJ
liche behandelt sahe. Da ihnen diese Unvorsichtigkeit leicbt Augn..''
zuziehen kSnnte, die sie doch nicht verdient hiitten, bo erachte ich i-
weuigstens meinerseits nun fiir loyal, die Verantwortung auf iukc
alleiu zu nehmeu.
EPIGRAPHISCUE BRIEFE V. 415
Aus^ge bei solchem Zusammenfall der Yersreihen mit den
Wortformen; aber wer gibt uns auch das Kecht, von diesen
Fabrikdevisen neben leidlicher Regelgerechtigkeitnoch Schon-
heit und Eleganz zu verlangen? £ben dahin liesse sich
zieheu in der sehr zweifelhaften n. 13 grdtia mhno, wenn
hier gratia als Ablativ zu nehmen ware und zweisylbig ge-
sprochen wiirde nach Analogie von fiUo, filios u. dgl., was
bekanntbch den Octonaren des Drama eben so gelaufig, wie
den Senaren und Septenaren absolut fremd ist: vgl. Khein.
Mu8. Vn p* 596 [= Opusc. II p. 595 f.]. Aber eine Nothigung
dazu lage doch nicht vor; denn was hinderte, einen Ablativ
gratid auf eine Linie zu stellen mit den oben besprochenen
Daktylen conrigt impera maxume der anapastischen Yerse;
wenn es doch dieseVerse sind; deren Prosodie uns fiberhaupt
den Massstab gibt fQr die Metrik unserer Sortes?
Aber ein Punkt ist noch fLbrig, der diesen Sortes ein
vollig eigenthdmliches Interesse verleiht. Allen Metris ohne
Ausnahme, die vor Ennius versucht und gedbt waren^ den
sceuischen so gut wie den episch-satumischen^ war eine
Eigenschaft gemein: die Auflosungsfahigkeit der Ar-
sen. Dass diese im daktylischen Hexameter zum erstenmal
und mit ausnahmloser Consequenz"^) wegfiel, war einer der
scharfsten GegensatzC; womit sich die neue Kunst der alten «os
gegeniiberstellte. Aber mit Nothwendigkeit auch nur die
Kunst, d. h. die bewusste Kunstiibung, wie sie Ennius und
*) Denn das mnBs doch nach aller raiio unweigerlich festgehalten
werden, dass der mit so bestimmtem Bewusstsein verfahrende SchOpfer
der neuen Kunat, deren Princip wir ihn sonst mit so siegreicher Ener-
gie darchfOhren Bohen, nicht werde dergestalt yon Bich selber abge-
fallen Bein, um gelegentlich einmal der alten Gewohnheit auch wieder
efne schlaffe ConceBsion zu machen. Darum war es also, daBs ich die noch
Ton G. Hermann fClr zwei vermeintliche Ennianische Hexameter als
m(yglich zugelasaene AuflOfiung der ArsiB mit aller Entschiedenheit glaubte
iiber Bord werfen zu m&aen (de tit. Mumm. p. XV [oben p. 108]). Ueber
dasWie kann man Btreiten; in derSache selbst ist mirVahlen meines
Grachtens mit Recht gefolgt. Darnm ich mich auch mit 0. Ribbeck,
von dem ich Bonst so gem leme, nicht einyerBtanden erklaren kann,
wenn er neuerdings wieder auf den Anapllst als Stellvertreter Ues
I>aktylnfl zurQckgekommen ist im Rhein. Museum X p. 276 Anm.
416 EPIGRAPHISCIIE BRIEFE V.
seiiie Anfangs sehr sparlichen Nachfolger ins Werk setzten
und festhielten. Dabei bleibt aber vollkommen denkbar, da^?
die kunstlose Praxis des gewohnlichen Lebens weniger scharf
schied:'dass sie zwar die neue Versform, die mit ihrem neuen
Rhythmus dem Ohr und Geschmack allmahlich gelaufig ge-
worden war, aufiiahm, aber in ihrer Durchftlhrung auf dem
alten Standpunkte mit der Ziihigkeit verharrte, welche durcb
das Drama fortwahrend neue Nahrung erhielt. Hat sie dai
ausgemachter Weise, wie die obigen Erorterungen lehrten.
gethan in prosodischer Beziehung, warum nicht auch in
einem metrischen Punkte, der mit der vorennianischen und
im Drama auch nachennianischen Verstechnik eben so unloi?-
bar verwachsen war? Und das ist es, was ich an diesen
Sortes in aller Kiirze schon de tit. Mumm. [p. XIV t, oben
p. 107 f.] hervorhob. Zwar es kann nur, muss aber nicht da-
hin gehoren das cansiUum in n. 4; denn neben - \ ^ ^ - bleibt
hier consiljum als Molossus moglich. Schon um einen Gnd
weniger wahrscheinlich ware satjust in n. 10. Doch fur b^
weisend will ich auch diess so wenig nehmen wie n. 12. !♦'»
caveas, dessen zweisylbige Ausprache sich auf hinlanglich
bekannte Analogien zuriickfilhren liisst Aber keine andere
Auffassung als diese ^ ^ - | -^ lasst das cecidenmt zu in dem
unverkennbaren Hexameteranfang n. 14 Postquam ceddeniht
Eben dahin fiihrt ffir quod metuit id sequi sdtiust n. 10 die
Erwtigung, dass hier entweder mctuit al^ Perfectum mit
langem i genommen werden muss, oder aber in dem Prast?D*
m metmt das einzige Beispiel einer wirklichen Herrschaft d«
Accents in slimmtlichen siebzehn Sortes anzuerkennen ware,
d. h. der Verlangerung einer kur/en Sprachsylbe durch dfn
Wortaccent: denn durch nichts anders ist sie iiberall bewei>-
bar. Ich muss zugeben dass fiir den Gedanken, nach forw^-
dat, das Priiscns natiirlicher erscheint: aber widersinnig i>t
doch das Perfectum auch nicht. Immer bleibt indess n< <ij
ein Beleg fiir den daktylischen Anaptist (oder wenn mn
*) [Die hier iiber die urbpriingliche Quantitat der Perfect^nduij:
^eiuachte Anmerkuug ist bereits Opusc. II p. 642 Anm. ** wieJtr il"
^«'druckt wordeu uiid desbalb hier uicht wiederholt. C. W.]
EPIORAPHISCHS BBIEPE Y. 417
will, den anapastischen Daktylus) fibrig in dem Versanfang
lubeo Ton n. 1: Torausgesetzt dass uns hier wirklich ein
Hexameter Torliegt, woTon unten mehr. Denn gar nichts
ifrtirde hier eine Berufung auf die bekannten Schreibungen
10 VS lOVSI u. 8. w. helfen, um etwa die urspriingliche Lange
der ersten Sylbe darzuthun: da ja aus ihnen mit nichten ein
iovbeo folgt, sondern Tielmehr nur 6 in i? ttbergegangen ist,
wenn Ton iobeo ein iovsi (= idbsi) gebildet wurde.
Ich habe im Bisherigen, um das innerlich Zusammen-
gehorige zusammenzulassen^ schon mehrfach Torgegriffen und
den dogmatischen Ton an die Stelle der allzulangwierigen
heuristischen Darlegung gesetzt: der nachfolgende Restitu-
tionsTersuch der einzelnen Orakelspriiche; wie er auf den
entwickelten Grundlagen beruht, muss nun seinerseits auch
wieder als Probe f&r sie dienen. Leicht liessen sie sich nach
dem Grade grosserer oder geringerer Correctheit des Vers-
baus ordnen^ so dass Ton den unzweifelhaften Hexametern
zu denen fortgeschritten wiirde, deren Wahrscheinlichkeit
eben aus den erstem folgt; indessen kann sich eine solche
Anordnung jeder, der den guten Willen hat die Wahrheit zu
finden, selbst machen; die Hauptsache bleibt doch immer die «^o
Gesammtwirkung; und so ziehe ich der Bequemlichkeit hal-
ber Tor sie in derselben Reihenfolge durchzugehen, in der
sie im Eingang quellenmassig aufgezahlt wurdeU; indem ich
nur aus besondem GrGnden n. 1 bis zuletzt Terspare.
2. Non sum mendacis, quas dixti, consulis stulte
gibt zwar Construction, aber keinen Sinn; denn immer ist doch
festzuhalteny dass mit einem Tieldeutigen Inhalt des Spruches
zwar in Wahrheit nichts, aber dieses doch mit dem Schein
Ton Etwas gesagt werde und mit psjchologischer Berechnung
der Gedanken, die der Befragende im Herzen tragt oder
tragen kann. Ich Termuthete also
N6n sum mendacis, quae dixei: cdnsulis stillte:
d. i. *in dem, was ich gesagt habe': wobei nur die Voraus-
aetzung golte, dass der Fragende (wie wahrscheinlich genug)
schon einmal gefragt habe und beschieden worden sei. Die
altere Form mendacis findet ihre reiche Analogie in dem,
FB. RIT8CHBLII 0PT8CVLA IV. 27
418 EPIGRAPHISCHE BRIEFE V.
was Rhein. Mus. X p. 453 f, [Opusc. 11 p. 654] zusammen-
gestellt worden. — Ich gebe indess jetzt zu, dass eben bo
leicht oder leichter der Vorschlag von StoU p. 311 ist:
Non sumw5 mendacis, quas dixti: consulis stulte
d. i. Vie du uns genannt hast', welche Verbindung jeden-
falls einfacher und gefalliger ist als die von ihm beliebtt
^mendacis: quas dixti, consulis stulte.' Der Doppelcult zweier
Fortunen in einem und demselben Tempel ist bezeugt genug,
um den Plural zu rechtfertigen. Diess, bemerke ich zugleiclL
ist das einzige Annehmbare und Forderliche, was ich in dem
StoUschen Aufsatz gefunden habe.*)
3 Cdnrigi vix tandem, quod ciirvom est factum,
crede.
Ob CVRVOM bei Fabretti oder CVRVM im Stich bei Suarcz
richtiger iiberliefert ist, steht dahin; an thatsachlicher Btr-
griindung fehlt es der letztern Schreibung so wenig wie an
rationeller: vgl. Monum. epigr. tria p. 35 [oben p. 159J.
4 Qiir petis pds tempiis consilium? quod rogaj, |
non est.
411 Hier ist Qkv gewiss richtiger uberliefert als Cur, und jmkm-
pns (was ich natiirlich nur der heutigen Gewohnheit zl
Liebe getrennt habe) richtiger als post teniptis,
5 De vero falsa ne fiant iiidice falso.**)
G Niinc/wc me rogitas, nunc consulis? tempu>
abit iam.
Ein ine vor mc wurde noch leichter ubersehen als, was icli
friiher vermuthete: ^Nunc tu me rogitas* — , was iibrigen?
eben so gut Frage als nicht Frage sein konnte. ahit natiir-
lich fiir ahlit: ^nun ist es zu spat.'
7. Die iiberzahlige Sylbe suchte ich friiher in PETITO.
daa dem Graveur statt eines urspriinglich beabsichtigt'-*c
1'ETE eutschlupft wiire: 'Laetu' lubens pete: quod dabitiir,
'*) [Enarr, p. 5 wird statt dessen vielmehr der Moiiimatii*(.kf
Vortichlag empfohleu: ^Nun aum meudacis, qua?» dixti: cousulis stiilt^
C. W.]
**■) [Dass Mommsens Lcsuug: 'De vero i&lstau ne fiat iiidict^ &1«^
dcn Vorzug verdieue, bemerkt Ritschl Enarr. a. a. 0. C. W.]
I
EPIOBAPHISCHE BBIEFE V. 419
gaudebis semper/ Aber eben so leicht ist die Tilgung des
QVOD, wodurch. nicht nur der Vers gewinnt; sondern wenn
ich nicht irre auch der Gedanke:
Laetus lubens petit6: dabitilr: gaudebis semper.
Das Asyndeton wird man nicht gegen den Stil dieser Spriiche
tiiiden.
8 Quod fugis; quod iactas, tibei qu6m datur,
spernere n61ei.
So ist mit Yertauschung eines einzigen Buchstaben Con-
struction und Gedanke unzweifelhaft hergestellt*)*, iactas
natQrlich im Sinne von abicis, wie bei Plautus. Ueber"die
Fortdauer der Schreibung TIBEI auch bei kurz gewordener
Endsylbe (ebenso wie VBEI n. 13) ist das Nothige bemerkt
de tit. Mumm. p. XVI [oben p. 111] und Rhein. Mus. VIII
p. 491 [Opusc. n p. 638 f.].
9 Est equos p^rpulc^r, sed tii vehi n6n potes
istoc.
10 F6rmidat omnes: quod m^tuit, id sequi sa-
tiust.
Schicklicher fQr ein Orakelloos mag leicht Formidas und
mtuis eracheinen. Aber mit einem metuis wiirde man me-
trisch-prosodisch erst gar nicht fertig, man mtisste denn
noch einen Schritt weiter gehen und ein urspriingHches me-
iuisti vermuthen.
11 Cr6dis qu6d deicilnt: non scin ie ita re fore
stiiltum?
SCINTE aus einem undeutlichen SVNT zu machen, wird ja ah
wohl niemand zu gewagt iinden. Ueber die Schreibung
^TVLTV sage ich spater noch ein Wort [p. 424].
12. Mit welcher fehlenden Sylbe der Ausfall in Vers
iind Sinn zu decken sei^ konnte nicht zweifelhaft sein:
H6stis incertils de certo fit, nisi caveas.
Vermuthlich schloss die erste Zeile des Tiifelchens mit CER-
TO: vgl. n. 14. 15. 17; sonst konnte raan fit auch nach m-
certm einsetzen.
•) [Vgl. OpnflC. II p. 639 Anm. C. W.]
27
420 EPIGRAPniSCHE BRIEFE V.
13 Permultis prosilm: ubei prdfui, gratia nemo.
Hier, hoflPe ich, werden Sie helfen. Denbesten Sinn gibt
ja der Gedanke: ^Vielen helfe ich; wenn ich aber geholfeji
habe, weiss mirs keiner Dank* oder *habe ich keinen Dank
davon/ Dieses ware gratia nxdla, jenes gratiam nemo hahi
Um fiir letzteres ein gratid netno (est) fiir moglich zu halt^^n,
miissten wir unser Wissen von dem, was lateinisch und nicht-
lateinisch ist, geradezu auf den Kopf stellen (denn der prc»-
sodisch-metrische Anstoss des Ablativs erledigte sich diircl
das p. 407 [oben p. 415] Bemerkte): dagegen wir es nur zc
erweitem hatten durch die freilich etwas haarstraubendt?
Annahme, dass ein adjectivisches nemo im plebejen Latan
nicht nur fiir nullus (was spilter wiederkehrt), sondem sc»gar
fiir nidla gesagt worden sei. Jemand dachte an profnit unc
diose Verbindung: ^Vielen bringe ich Nutzen, wahrend iiuir
niemand durch Dank Nutzen gebracht hat.' Aber abge
sehen davon, dass mihi nicht dasteht und tdfi nicht Vah
rend' in diesem Sinne bedeutet, ware es doch auch eine zu
starke Zumuthung, glauben zu sollen dass niemals jemaDc
der Fortuna fiir eine eingetrotfene Weissagung seinen Danl
durch ein Weihgeschenk bezeugt habe; ein anderes ware e,-
noch, wenn es prodest hiesse d. i. *gew6hnlich, in der Regel.'
Kurz, die 13 ist und bleibt eine Ungliicksnummer.*) — Dif
Wynizese in profui iibrigens verlangt wohl niemand besonden
bewiesen.
14. Offenbar liickenhaft da, wo auch uniibersetzbar, an
Ende der ersten Zeile bei SEISVM, wo das Original unleser-
lich gewesen sein, urspriinglich aber so gelautet haben wini:
P6stquam cecideriint ^pes dmnes, consulis tiin mey
4i:{ Ob Herr Stoll, der diesem Supplement p. 311 gar nicht recF'
traut, etwas Besseres bringen werde, miissen wir abwarteD.
15. Hier war offenbar der Anfang der ersten Zeile al^-
gescheuert. Viel Wahl ist kaum gegeben, das Einfath^'^
oline Zweifel FaUaccs — oder
Mcndacrs homines multi sunt: credere ndlL
*) [Opusc. 11 p. G40 Anm. nimmt Ritschl Buchelere (Fleckei^rCi
Jahrb. Bd.87 [1863J p. 774) 'schone Verbesserung' : 'Permultia pKfe^»^D
ubei profui, gratia nocnu^ an. C. W.]
EPIGBAPHISCHE BRIEFE V. 421
16 De incertd certa ne fiant, si sapis^ cayeas.
i^^iAPIO klarlich nor yerschrieben oder yerlesen.
17. LQckenhaft an beiden Zeilenenden, su recht ein-
leuchtendem Beweis eines unyoUstandigen oder yerletzten Ori-
ginals. Fiir ganz annehmlich halte ich diese Erganzung:
£st yia fertiltor: qua vestif/ds, sequi n6n esL
tjuae statt qua ist moglich^ aber nicht nothig. (£in Freund^
der eben bei mir eintritt, fragt, ob man nicht VI festhalten
and vis sequi yerbinden konne? Auch moglich. Also z. B.
qua Yis sequi, canseqdi n6n est% oder, damit die erste Zeile
nicht zu lang, auch der Wortbruch yermieden wird, ^qua yi^
squi, non adipisces.^)
So ist uns nur noch n. 1 flbrig, tlber die allerdings das
Irihei} am misslichsten ist^ aber doch aller yemflnftigen
Methode gemass sich richten und gestalten muss nach dem-
jenigen^ was als probabel bereits festgestellt worden. Besteht
dieses Probable darin, dass in sechzehn Sttlcken einer monu-
meatalen Gattung, yon der Qberhaupt nur siebzehn Proben
auf uns gekommen sind^ die metrische Form der daktylische
Hexameter ist, so muss dasselbe Prajudiz f&r das siebzehnte
StQck gelten, so lange der Begri£f der Analogie noch eine
Bedeutung f&r uns hat und nicht etwa bestimmte indiyiduelle
Grunde der Unmoglichkeit dagegen Einspruch thun. Und
dieses um so mehr^ wenn das fragliche StQck mit andem,
einleuchtender Massen hexametrischen StQcken sogar zusam-
men gefunden ist, wie es hier der Fall ist nach der schon
mitgetheilten Angabe des Suarez. Ganz ins Blaue hinein-
gefahren ware es dagegen, damm weil an sich f&r lateini-
liche Orakelsprtiche auch eine andere Versform m5glich ware
QBd, wie zuzugeben^ irgend einmal factisch war, nun ohne ui
weiteres auf diese loszusteuem und fOr die Beurtheilung
eines einzigen Falles den Anhaltpunkt des yerwandten Kreises
leichthin aufzugeben. Solche Erwagungen waren es, die mich
eben sChon de tit. Mumm. [p. XV; oben p. 108] bestimmten^
auch in kibeo einen Hezameteranfang zu sehen und Auf-
losQug der Arsis anzunehmen. Darin liegt auch, nach dem
was oben erortert worden, gar kein Wagestflck; ein solches
tritt erst durch die nothgedrungene weitere Annahme hinzu,
422 EPIGRAPHISCHE BRIEFE V.
dass fiir ein urspriingliches PAXIT unwillkurlich sei das
' sinngleiche FECERIT substituirt worden von dem der sich
um Metrum nicht kiimmerte oder es nicht verstand. Im
iibrigen halte ich meinen fruhern Vorschlag 'Iiibeo cx-
spcdet: si fa^cit, gaudebit semper' jetzt darum nicht fe>t
weil er auf der Combination dreier verschiedener Lesartt^n
beruhte, deren Werth gegen einander abzuschatzen damals
die Mittel fehlten. Jetzt haben wir natiirlich die Publication
des Suarez, ist sie gleich in Kupfer gestochen, und die
Abschrift des Vaticanus gleichmilssig zu ignoriren, und uit
lediglich an das in Florenz erhaltene Original zu halten.
Was in dessen doch oflFenbar corrupten Ziigen ET • IS • EI • bl i
stecke, werde ich mich sehr freuen durch Ihren Scharfsinii
entrathselt zu sehen. Vergeblich habe ich in ETISEI eineii
passenden Infinitiv gesucht, Nahe genug wiirde ET-IV»SSE1 .
kommen, wenn nur hibco ct limi einen eben so guten Sinii \
gtibe wie er in dem umgekehrten itissi et iubco allenlinjr^ !
liegen wiirde. Nichts vermissen lasst der Gedanke in
Iilbeo nt lusaei: si taxit, gaudebit semper:
aber freilich entfernen wir uns darait wieder um eine Liui'
weiter von der Grundlage des Ueberlieferten.*)
Im Vorstehenden haben Sie meine Gedanken uber di»- 1
Sortes; vergleichen Sie sie nun mit den StoUscheii, imd wah
leii dann nach Ihrem Geschmack. Dieser Bearbeiter bemfili:
sich namlich zuvorderst p. 311 ff, mit der sehr umstandlichtr!
Nacl^weisung, in der ich weder neue Thatsachen noch neuv
Urtheile finde, dass vor Ennius dergleichen vaticinia und A>r/'^
hatteu miissen Saturnisches Mass haben; dass dieses auoi
nicht gleich mit Ennius aulliorte, sondern in allerhaiid An-
wendungen noch in das siebente Jahrhundert hineinreicbte:
dass folglich aucli nachennianische Sortes, so iiberwiegend k
115 ihnen aucli der Gebrauch des Hexameter gewesen sein moire.
doch nicht nothwendig mussten dieses Metrum habeii, soii-
dern noch als Saturnier gebaut sein konnten: lauter^Din^»',
die keines Beweises bedurften. Um nun femer diese Si*i'*
*) [Knarr. a. a. 0. wird die Wahl freigelasBCn zwischen die^-n
uiid dem Mommseiiachen Vorschlag: 'lubeo oeti: sei sic fecfrit, ga'--'
bit semper.' C. W.J
EPIQBAPHIfiCHE BBIEFE V. 423
zu fruchtbarer Anwendung zu bringen, stellt er n. l^ deren
Beurtheilung die unsicherste von allen ist, als inassgebend
an die Spitze, geht Yon der schlechten Lesart Muratori'8 stus^
der nur aus Suarez schopftC; und stellt demgemass diesen
Mastervers auf :
lubeo ei et £b si fece|rit gaudebit semper^
ohne dessen Sinn und Sprache einer weitem Bemerkung be-
(Inrftig zu finden. Nach diesem Vorbild miissen sich nun
auch folgende Verse richten: *De vero f&lsa cdve ne | fiant
iiidice falso', wo doch nicht abzusehen, warum nicht ohne das
hinzagedichtete cave gemessen wurde ^De vero falsa ne ii|ant
iiidice falso'; femer ^Laetii' lubens petito; quod dabi tiir gau-
(iebis semper', und ^Nunc m^ rogitas nunc c6nsulh's tempus
abit iam': ohne Rficksicht darauf^ dass ein gewisser rhyth-
miBcher Fall, wie man ihn hier in auffallendem Grade vermisst;
doch selbst die rohen Satumier kennzeichnet; endlich noch
'Conrigi^r vix tandem quod | ciirvom est factum crede.' Wobei
wir nur verwundert fragen, was ihn denn eigentlich abgehal-
ten hat> auch fdr n. 2 und 4, die er als Hexameter bestehen
\mty dieselbe Satumische Messung zu adoptiren: ^Non sUmus
mendacis, quas dix \ ti c6nsulis stdlte'^ und ^Qur petls pos tem-
pus cdnsili|ilm? qu6d rogas^ non est.' Denn wem es nicht
Ober das Mass des Wahrscheinlichen hinausgeht, dass iii fiiuf
Fallen viermal die Casur in die Mitte eines Wortes falle, der
wird aueh kein grosses Recht haben^ an sechs gleichen Bei-
spielen unter sieben Anstoss zu nehmen.
Was ausserdem iiber die Zeit der einzehien Sortes mit
zum Theil iiberraschend scharfen Bestimmungen vorgetrageu
wird, ist von der Art, dass man den Verfasser um seinen
harmlosen Glauben an die Moglichkeit und aii die Haltbarkeit
solcher Bestimmungen fast beneiden mochte. Z. B. wenn er
^p. 304) *quovis pignore cont«ndit', die 'antiquissima omnium'
fnamlich der sieben ihm bekannteu) sei n. 4: wofQr Sie die
<'nmde bei ihm selbst nachlesen mogen, obwohl Sie es wahr-
scheinhch nicht thun werden. Oder wenn er p. 308 be-
hauptet, die Schreibung dixti in n. 2 weise mit Nothwendig-
I^eit auf nachciceronische Zeit hin, weil Osann bewiesen habe, iie
Xiceronis tempore scribi non potuisse dixH sed dixiei\ Hat
424 EPIGRAPHISCHE BRIEFE V.
er epigraphische Studien seit der Abfassung jenes Aufsaties
fortgesetzt, so ist er unstreitig von solchen Zuversichtlich-
keiten langst zuriickgekommen. — Was von einigermas^eQ
relevanten Altersindicien aus unsern Sortes wirklich beizu-
bringen ist, ist nicht viel und reicht nicht sehr weit, Dass
ein nachlassig geformtes G als C erscheint in ROCAS n. 4
(wenn anders auf dem Original wirklich so stand), kommt
naturlich hier so wenig wie in zahlreichen ahnlichen Bei-
spielen, zumal der Bronzeschrift, in Betracht. QVR sowohl
als POS ebenda*) kann alt sein, muss es aber auch nicht
Die fehlende Aspiration in PERPVLCER n. 9 beweist gerade
in diesem Worte noch weniger als, in solcher Vereinzelong,
iiberhaupt. Ein in die Consonantenverdoppelung einschlageu-
des Beisjriel kommt durch merkwiirdigen Zufall in allen sieb-
zehn A^ersen nicht vor. Einiges Gewicht fiir hoheres, oder
sagen wir lieber nicht zu spates Alter legt das mehrmalige
EI fiir l (DEICVNT 11, NOLEI 8) in die Wagschale, eiii
etwas grosseres allerdings die Bewahrung derselben Bchreib-
art auch in den pyrrhichischen Formen TIBEI VBEI 8. 13.
Lassen wir alles zusammenwirken, so mag es uns immerhin
geneigt machen, eher an die erste als an die zweite Halfte
des siebenten Jahrhunderts zu denken. Sogar in dessen eni^
Jahrzehnte wiirde uns das STVLTV n. 1 1 fuhren, wenn erst-
lich die wirkliche Abwesenheit des M auf dem Original durch
die bloss handschriftliche Existenz dieser Inschrift sicher genug
verbiirgt wlire, und wenn wir es nicht zweitens mit Vulgar-
latein zu thun hatten, wo alles Alte noch lange jung blieb.
*) Fiir j)os haben schon II. A. Koch im Rh. Museum XI p. 639 f. w^
0. Ribbeck in Fleckeisens Jahrbiichern Bd. 77 (1858) p. 187 einige Nach
trilge gegeben. posquam hat in Varro^s Worten auch der Nonios Tcr.
Mercier j). 510, 27, wo sich bei Gerlach, vermuthlich weil er e* T.r
Druckfehler hielt, keine Spur davou findet. Aus Inschriften inocht«
uoch hervorzuheben sein, nilchst dem POS • MVLTAS • INIVRIAS ia
der durch Niebuhrs Petron-Abhandlung beruhmt gewordenen Encolpn<-
Inschrift, das POS • AEDem CASTom (also auch vor Vocal) bei Op^II:
4105. Auffallend ist dieselbc, einem Falscher doch nicht eben gcliotije
Form in der von Ihnen fiir uniicht gehaltenen Inschrift I. R. N, 2<1'-
PUS^DIES. XVIII, obwohl hier allerdings wieder das angehaiiett'
Iliikchen befremdet.
EPIQBAPHI8CHE BBIEFE V. 425
nachdem es in correcter Sprache langst uberwuDden war.
Selbst^das Kriteriam des Schriftcharakters, der uns aus den
erhaltenen Exemplaren entgegentritt und an sich weit genug 417
znruckweisty muss in diesem Falle der Betrachtung weichen^
dass einer so entschieden fabrikmassigen Arbeit der Natur
der Sache nach immer eine grossere Roheit anklebt als die
Bildung des Zeitalters mit sich bringt. Auf Zufall (wie so
Weles frtlher Zusammengestellte^ s. o. p. 306 [364] £f.) wird
es ja wohl hinauslaufen, dass GAYDEBIT in n. 1 und MEN-
DACIS in n. 2 den starken Scheiu einer i longa gebeU; da-
her ich das oben in dem quellenmassigen Tezte auch nicht
ausdrucken zu mdssen glaubtef dort neben einer zwischen I
und I in der Mitte schwankenden Form in EI und SI, hier
neben einer fast eben solchen in beiden Sylben Ton DIXTL
Gesetzt aber auch^ ein yerlangertes I war hier Absicht, fiihrte
uns somit vorwarts bis in die SuUanische Epoche, so folgte
daraus noch gar nichts f&r die eigentliche Entstehungszeit
dieser OrakelsprQche, da sie fiir den praktischen Gebrauch^
den man sich kaum ausgedehnt genug denken kann, viele
Jahrzehnte hindurch schablonenmassig wiederholt werden
konnten und gewiss sind wiederholt lYorden^ ohne dass da-
dnrch die gelegentliche Au&iahme von mittlerweile aufgekom-
menen neuen Schreibweisen ausgeschlossen ware. Das Haupt-
gewicht haben wir immer darauf zu legen^ dass der erste Ur-
sprung — ich st^e nicht dieser, sondern solcher Verse
naturgemasser Weise in nicht zu grossem Abstande Ton der-
jenigen Zeit gedacht werden darf^ in welcher das neue metri-
sche Princip zuerst in Eampf gegen das alte trat, d. h. von
der Zeit des Ennius selbst^ noch im sechst^n Jahrhundert.
Aber freilich konnte sich die aus solcher Uebergangszeit her-
stammende Mischform in einem Kreise, der von der eigent-
lichen Litteratur weit ablag, auch dann noch fortsetzen, als
in der letztem jener Process langst zum Austrag gekommeu
war und durch ihn sich reiue Bildungen in scharfer Sonde-
nmg abgeklart hatten.
Mehr weiss ich dber die Zeit leider nieht zu sageh; ware
es weniger, so wiirde es mehr sein. Halteu wir uns, um die
weitesten Grenzen offen zu lassen, an die Gewissheit, dass ini
426 EPIGRAPHISCHE BRIEFE V.
sechsten und siebenten Jahrhundert d. St. eine Art von Vulgar-
metrik existirte, die ihr Analogon erst wieder in der Barbarei
spater Kaiserzeiten findet. Denn in der That ist es dieselbe
Vernachlassigung der consonantischen Positionskraft^ dieselbe
Verkiirzung langer und Verlangerung kurzer Vocale, wodurch
»18 uns zahlreiche Hexameter junger Inschriften ein so ab-
schreckendes Beispiel wahrer Kniittelverse vor Augen st-elleiL
Nur dass diese Verwilderung eines absterbenden Lebens, die
aus Impotenz hervorging, ein sehr untergeordnetes Interesse
fiir uns hat gegeniiber dem sehr bestimmten und berechtigten
Interesse, das die Beobachtung der Mittelstufen und Ueber-
giinge in der erst zur Hohe aufstrebenden Entwickelungsperiode
fiir das Verstiindniss dieser Entwickelung selbst gewahrt
Noch eine beilaufige oder nachlaufige Bemerkung erlau-
ben Sie mir, ehe ich diesen Brief schliesse. Ueber dasWeseii
des Saturnischen Verses bin ich, wo ich von ihm zu sprechcD
hatte, stillschweigend von denselben Grundsatzen ausgegangen.
zu denen ich mich seit lange bekenne und die auch Ihnen,
wie ich mit Genugthuung sehe, die massgebenden sind. Wa^
dagegen vorgebracht worden, ist mir nicht unbekannt g^
blieben; es ist mir aber lange nichts vorgekommen, was id
(abgesehen von den eingestreuten Ungezogenheiten) fiir so
tliorichtes und trotz aller grossen Worte nichtssagendes Gered^'
halten miisste. Ich glaube kaum^ dass man mir nachsagen
kann nicht zuganglich zu sein fiir neue Belehrung, komme
sie von eigenen beuiepai qppovribec oder von fremder Seite:
iiber gegen meine Theorie des Satumischen Verses ist mir
aueh noch nicht der Schatten eines stichhaltigen Einwande?
aufgestossen. Der Grund davon wird wohl darin liegen, da^
sie niclit auf einem Einfall unter andem Einfallen mehr be-
riilit, sondern auf demjenigen Wege gesucht und gefunden isi
der die Nothweudigkeit von den blossen Moglichkeiten schei-
den lehrt. Da die Epigraphik dabei eine Hauptrolle spieltj sc
sind Sie nicht sicher, nicht auch dariiber noch eine Epistel lu
erhalten, wenn Musse und Lust zur Fortsetzung dieser ^offenen
Sendschreiben' lange genug vorhalten. Zunachst indess sind e>
iioch einige andere Materien, die zu baldigster Besprechunir
aus gleichem Grunde auffordem wie diessmal die Sortes.
XV.
In leges Viselliam Antoniam Gomeliam
observationes cpigraphicae.*)
(Accedit tabula lithographa**)).
Antiquitatis monumenta epigraphica excmplis imitari ad m
ipsam archctyporum fidem expressis quam non nit inutile toI
:<nperTacaneum, novo documento tituhis illc esto quo mentio
fit legis Viselliae.***) Quem tres quod sciam docti homi-
nes adhuc tractarunt, imus Italus, Francogallus alter, tertius
nostras. Ac primum in lucem a se protractum Caietanus
Marinins in Inscriptionibus villae Albanae anno 1785 Komae
editis p. 3 talem posuit:
CVlt VIAR
ELEGEVLSELLIA DECONL • SEN
UN • CORNELI . Q MARCI • L • 1I0«T1I
C • ANTONI • C • FVNDANI • C • POPILI
M • VALERI • C • ANTI • Q • CAECILI
OPVS • CONSTAT • N • ^jfe® ■ i XXII
*) [Prooemium Indicis Bcholaram hibemanim Bonneiuiium ainio-
nim CIOCCCLX et LXI; in cuinB exemiilis antiqnioribuii paf^inae XIII
et XIY eo diffemnt a recentioribus, quod desunt testimonia ez loBepho
petita (p. XIII) et aKa nonnulla. Inscriptum ^ln leges Viselliam Antoniam
Corneliam obseryationes epigraphicae. Inest exemplum lithographum la-
indis Toloaani' traditum est bibliopolae Berolinenfii I.Gnttentag. C.W.J
*) [Tabola XIV repraesentata imago lapidia Tolosani olim hui(;
commentationi adiecta erat, postea iterata P. L. M. K. tab. LXXI A. C. W. )
***) [Vide nunc C. L L. I n. 593; VI, 1 n. 1299; P. L. M. E. Enarr.
p. 62 aq. C. W.]
428 IN LEGES VISELLIAM ANTONIAM CORNELIAM
de proventu autem liaec adnotavit quae subiecimus: 'sono
gia sedici anni passati che io mi copiai da un rozzo^ e tronco
peperino, trovato in una vigna del monte Celio, la seguent^
inscrizione, clie poi passo in potere del Sig. Abate de Chaupy,
grande investigatore delle Antichita, il qual se 1* e recata in
Francia/ Is quo pertulisset, intellectum est e ^Memoires de
la societe royale des antiquaires de France', ubi sic de eo-
dem lapide Alexander Dumege, ignorans is Marinii libnim,
commentatiis est tomi VIII (proditi anno 1829 Parisiis) p.
261: *. . . inscription decouverte a Rome au pied du mont
Coelius, dans la partie qui etait appelee Clivus Scanriy et
qui regarde le Mont-Palatin, EUe est gravee sur une pierre
blanche qui a la forme d'un parallelogramme: on y voit
sept lignes de characteres -romains. Ce monument fut port^?
ii Toulouse par Tabbe Captnartin de Chaupy, antiquaire re-
commandable [auteur de Touvrage intitule Decotiverte de In
IV maison de campagnc dHoracc, 3 vol. in-8, Ilome 1767 — 1760].
et en 1771 il cn fit don a TAcademie des sciences, inscrip-
tions et belles-lettres de cette ville.' In interpretanda au-
tem iuscriptione*) quamquam Dumegius panim profecit, immo
a vero saepius aberravit longissime, tamen bene de eadem
merere co voluit quod exemplo lithographo expressam in
tabuUi VI illius vohiminis repraesentavit, unde typothetae
forniis iteratam infra posuimus:
L ^ V o
C V R * VIAR
E ^ LE(iE ^ V18ELLIA ^ DE ^ CONL ^ SEN
(^N ^ CORNELI ^ (i ^ MARCI ^ P * IIOSTIL
C ^ ANTONI * G ^ FVNDANI • C • POPIL
M VALERI • C ANTI « Q CAECILI
OPVS ^ CONSTAT N ^ N • A CP LXX II
*) Itcrat«im csse aut excerptam hanc iDterpretationem in Feni>-
aaci 'Bulletiu des sciencos historiquea, antiquit^s, phLlologie' aimi ISol
m. lul. p. 2S6 perspicitur ex Haenelii in Richteri Schneiderique AnnAl.
crit. iurispr. Germ. vol. III (a. 1839) p. 467 narratione.
OBSERVATIONES EPIQRAPHICAE. 429
«
Hoc exemplo praeter Marimanum usus Theodorus Momm-
senuS; simul autem admonitionibus quibusdam viri claris--
simi Adriani Longperier adiutus, titulum Tolosanum suae
'de lege Yisellia' disputationi nuper inseruit quae est in
Bekkeri Mutherique Annal. iur. Germ. eomm. yol. II (anni
1858) p. 335 sqq.: ubi et L-VA litteras in ipso
principio yersus primi conlocayit et numerorum notas quae
sant in fine tales exhibuit XJr^^i^^H- Quo longe gra-
vius est quod, cum e canUgarum (nam DE • CON Leyarum
SEStetUia yerissime iam Marinius interpretabatur) noyem yel
potius decem nominibus in lapide scriptis tria esse eadem
obseryasset atque in mutilo prooemio legis de Thermensibus
Pisidis maioribus latae seryata: quae sunt C- ANTONIVS-
M F, CN . CORNE«us ..f, C • FVNDANIVS • C • F: hinc in
Tolosano quoque lapide conlegium eorundem decem tribuno-
rom pl. haberi intellexit summa cum probabilitate. Vnde
eodem, quo legem illam anno latam constat^ h. e. 682 yel
683 factum esse titulum Tolosanum consequitur: in quam
qnidem aetatem infra apparebit ipsam litteraturae speciem
conyenire ut quod maxime.
Reliqua Mommseni disputatio in duabus quaestionibus
versatur: quarum altera ad curam vianim spectat cum tribu-
nicio munere, si fides tali titulo^ aliquo yinculo sociatam:
altera in eo elaborat ut unam eandemque fuisse memoratam
in hoc titalo legem Viselliam atque illam Viselliam probetur
qoae ad libertinorum ingenuorumque condicionem pertinens
anno u. c. 777 yulgo tribuitur. Commonuerat huius *de liber-
tinis' legis Viselliae iam Marinius, nullo tamen ia indicio
facto utrum ad Imp. Tiberii aetatem Tolosanum titulum re- v
ferret an ad libcrae rei publicae tempora legem de libertinis.
Hoc autem ipsum amplexus Mommsenus ne posse quidem
ab anni 777 consule Visellio (quem auctorem opinio trala-
ticia ferebat) latam appellatamque legem esse eyicit eamque
sententiam etiam Rudorffio probayit Hist. iuris Rom. II p. 389
(editionis primae). Sed yel sic tamen cum sit liberum de
doabas legibus Viselliis cogitare imperatorum aetate anti-
quioribuS; contra ille longius progressus propter rariorem
^um ViseUitis nominis subsistendum in una sola statuit ante
430 IN LEGES VISELLIAM ANTONIAM COBNELIAM
annum 683 lata: quae si ad disciplinain publicam urbis uni-
versam spectaverit (^eine allgemeine hauptstadtische Polizei-
ordnung'), non aegre intellegi qui et de libertinis 'ingenuu-
rum honores et dignitates attemptantibus' et de cura viaruia
praescribi eadem lege potuerit. Id quantum probabilitati?
vel habeat vel non habeat, viderint penes quos est in ta!:
caussa iudicium, iureconsulti: nobis fatemur ita comparatuiL
videri ut, quamquam fieri non potuisse demonstrari nequeut,
tamen simplicitatis commendationem vix habeat.
Verum de hoc quocumque modo existimabitur, salt<^ii:
vmrvm curatorem in lapide Tolosano omnino nullum um-
quam fuisse satis nos demonstraturos confidimus. Quamvis
enim de ea lectione, quae est CVR-VIAR, inter Marinium
et Dumegium conveniat, tamen longe aliud ectypa duo char-
tacea ipsius lapidis docuerunt, quae intercedeute eruditissima
amica Parisina Hortensia Cornu rogatus a Leone Ke-
uiero academiae Tolosanae professor Barry pari diligentia»'
peritia a se parata misit, eoque et officiosius et prope dixe-
rim ambitiosius par^ta, quod hunc lapidem nisi falliniu
unum solum hodie Francogallia servat saeculo u. c. octaTO
antiquiorem. Vnde quod exprimendum curavimus in adiectt
huic commentariolo tabula exemplum lithographum, planiv
sime ostendit duas de lapide particulas, quae circa annuiu
1829 superstites fuere, nunc avulsas esse: alterain ver^u*
secundi, alteram versuum trium vel potius quattuor ultinii-
rum mediam: contra in illa aliquid exstare a Dumegio nva
minus neglectum quam a Marinio. Quae enim littera excipit
CVil- litteras, eam certo apparet nuUo modo V esse, sdi
aut M, aut quod omnes numeros probabilitatis habet, A.
quaudo nec tam divaricati esse M litterae pedes solent •*•
transversae trabeculae adeo umbra quaedam superesse viJ»*-
tur. Quodsi ab A ineipientia vocabula circumspexeris, vis
puto aliud quod huc quadret praeter AQVAR reperies: cui-*
vocis littera altera Q si iam Marinii aetate e firacto ibi L»
pide extrita erat, fieri facillime potuit ut ille ipsa A inov
riose praetermissa proximas VAR litteras, quae quidem in
tellogi non possent, calidius VIAR interpretaretur. Nec eniii
sino aliqua incuria examiuatum transcriptumque a ilanui
OB8ERVATIONES EPI6RAPHICAE. 431
-lapidem esse cum primus versus argumento est quem prorsus
omisit, tum exitus quarti ubi HOSTII edidit, quod saltem
esse HOSTI debuit, fuit haud dubie HOSTILa). Singulare
sane et insolens yideri potest in eundem legendi errorem
communi casu Marinium atque Dumegium incidissc: nuUam
enim hunc illius notitiam habuisse ipsius silentio credendum vi
erit, quamyis mirari liceat versu paenultimo lacerum M • VA-
LERI nomen tam recte eum sine Marinii exemplo expedire
potuisse. Verum tamen nec in aliis non erravit Dumegius
et fortafise utrumque una caussa fefellit. Quippe graviter ille
peccavit P.ROSTIL substituto pro L • HOSTIL: levius, sed
peccavit tamen in 6FVNDANI, quem miro commento Ga-
lerium Fundanium interpretatur: prorsus praeter verum C
Ktteram, cuius inferiorem partem in versu primo superesse
acate pervidit, in fine conlocavit, quae duarum tantum lit-
teraram intervallo ab ipso principio LV distat. Vbi quod
LVA Mommsenus suscepit auctore Longperiero, inspecta
tabula nostra nunc intellegitur quidem qui illud videri potu-
^t ibi exstare, sed etiam certius intellegitur nec A scrip-
tnm fuisse post V, nec quod facile quispiam amplectatur,
X: neutra enim littera tam angusto spatio accedere ad V
potuit, utriusque praeterea pars sinistra nimia obliquitate
^t Hanc igitur ipsam partem sinistram > dubitare noli
e iraetura potius lapidis repetere quam e quadratarii consilio.
Qoae restant etsi aat commode dixeris e L * V V relicta esse,
tamen quoniam VV litterarum societatem aetas illa aversa-
tor, in fissurarum lacerarumque litterarum strue ista, quam
onmi fide ac religione lithographus imitatus est, haud scio
an tale potius nomen lateat qualia futura sint L • YOlGeius
(vel L • WOlCaiius) . . f. tr, pl. ( juodsi quis forte e quattuor
quae nunc apparent lineis illis VX duas casui et iniuriae
temporum tribuat^ et primam et tertiam, ita quamquam sat
probabilis figura supersit dimidiatae M, quae pertinere velut
ad MuCius nomen potuerit: tamen tali coniecturae inter-
punctio obstat, quae inter L et V suum locum medium recte
8«rvat, a M littera nimio intervallo distat. Sed ipsum nomen
qualecumque fuit, similis profecto ipsius lapidis labes quae-
^am, I litterae fallacem speciem referens, etiam versu altero
432 IN LEGES VISELLIAM ANTONIAM CORNELIAM
intercedere inter AqV et AR potuit: cuius rei plane ge-
mellum exemplum miliarium illud Popilianum offert a
Mommseno editum Inscr. regni Neapolitani 6276 [C. I. L. I
n. 551], exemplo lithographo a nobis expressum in ^Monu-
mentis epigraphicis tribus' anno 1852 vulgatis, iterum re-
praesentatum in Triscae latinitatis monumentis epigrapbicK
tabula LI B, Ibi enim etsi versu 9 EIDEM • PRAETORj
uterque edidimus, tamen denuo scrupulose examinato ectypo
chartaceo inter E et T litteras, paullo maiore praeter soli-
tum intervallo disiunctas, visum est simulacrum I littewf
apparere, non id tam certum et apertum ut dubitationem n«
admittat, sed idem ne tam nihili quidem ut, si PRAEITOi
(h. e. prae-itor) edidissemus, aliquam culpam mereremus.*
In lapidem igitur Tolosanum num quae forte similis ambi
guitas ceciderit, valde dolendum est quod nunc sciri nequit
sed etiam valdius optandum, ut novis curis quam acerria
pervestigentur copiae lapidariae academiae Tolosanae, si q»
forte in latibulo avulsa lapidis fragmenta serveni Quae i
quando prodierint, etiam de numerorum notis meliora pufc
docebunt quam quae sibi visus est Dumegius conspicert
Quae cum nihili sint per se, adversarium autem habeai
viiMarinii testimonium, a quo et ® et 1 sat recte expre»
sunt item vitiosa apud Dumegium, dubitare noli quin Mari
nius etiam ^ vere legerit, quae nota ab usitatiore ^ fig-JJ
(quae ipsa non defuit Marinio in ea quae praecedit inscrip
tione repraesentanda) paullulum differt. Vt de ^ummnw iH
(non XXII) milihns LXXII, quibus opus constiterit, niilla
nobis relicta dubitatio sit. Vnde non sane magnum optii
fuisse, quod curator aquarum e lege Visellia ille faciend-ai
curavit, aliorum in hoc geuere exemplorum comparatio facSr
persuadet | cf. p. 445J.
Quodsi de curatore aquarum, qui liberae temporiba>
rei publicae fuerit, nihil aliunde constare obieceris: at n*:
plus de illius aetatis curatore viarum constat, cuius iMJ
*) [Couferas quae dc hac forma exposuit Ritschelias in P. ^
M. K. Enarr. p. 40 ct 105, et Musei lihen. t. XXII p. 613 ,=* '♦i^-
III p. 720). C. W.J
OBSERVATIONES EPIGRAPHICAE. 433
unuffl solmn monumentum memoriam servayit, pons Fabri-
tm ille insulae Tiberinae in cuius arcubus quater redit
L FABRICIVS • C . F . CVR • VIAR ([C. I. L. I n. 600;]
P. L M. E. tab. LXXXVII ACD F). Nec profecto cum
tribuQicia potestate difficilius aquarum quam viarum curam
^ociabis, quando non minus nobis nova haec quam illa
est in tribonorum muneribus. De aquis autem ut cogite-
ms, gravius etiam locus reperti lapidis suadet. Quippe
repertum accepimus in monte Caelio, hoc est in ea i;egione
vbis quam constat una cum contiguo Aventino aquarum
ifficultate ut plurimum laborasse. Nec id mirum, cum uber-
niiii illi planeque admirandi aquarum ductus Romani ipsi
Caelio nulli fere ante Augusti tempora usui fuerint Nam Ap-
piae quidem rivum non nisi sub Caelio monte et Aventino
^etum FrontinuB prodidit in praestautissimis de aquis u. R.
iibris cap. 22 p. 13, 3 editionis Buecheleriae: Anio vetus eun-
dem montem ne attigit quidem: per Caelium autem ductus
lirus Marciae ^ipsius montis usibus nihil ut inferior summi-
fiii^rabat' teste eodem Frontino 19 p. 12, 13: huius ut simi-
iis atque Appiae ratio fuerit. Augusto demum imperante
Rtus quidam aquae luliae illuc ductus est: quo Claudiae
topiae largiores accessere Neronis beneficio (Front. 76 p. 29,
Hj. Ex his unam Claudiam superstitem novit Frontinus 87
p. 33, 16: 'quo fiebat ut, quotiens refectio aliqua intervenis-
»t, celeberrimi colles (Caelius et Aventinus) sitirent.' Haec
igitur cum ita se habeant, satis esse caussae inventum puta-
&as cur illis ipsis locis opus aquarium imprimis convenire
dicamus, sive de rivulo cogitaveris sive de castello lacuve
▼el arcu sive de puteo vel consimili opere, eoque aut recens
facto aut refecto tantum. Quodnam opus fuerit, scriptum
hit nisi fallimur in capite lapidis iam Marinii aetate avulso :
Don uaitato sane ordine, qui initium fieri a nomine magistra-
fau iubebat, sed tamen non destituto exemplis.
In muneribus ordinariis curam aquarum non ante Au-
^i tempora fuisse satis e Frontini commentariis intellegi-
^^: quo teste c. 98 p. 37, 16 ^primus M. Agrippa post aedi-
litatem, quam gessit consularis, operum suorum et mune-
^ velut perpetuus curator fuit', et re et nomine curatorem
FL RITSCHBLII OPVSCVLA IV. 28
434
IN LEGES VISELLIAM ANT0NIAM COSKELIAM
Augustus primum Messallam Corvinum fecit (c. 99 p.
quem qui in eo officio exceperint ad semet ipsi
Frontinus cap. 102 p. 39 accurate persecutus est.
VIII civitatis temporibus idem cap. 96 p. 36, 28 scribit{
operum probandorum curam fuisse penes censores
et aediles, interdum etiam quaestoribus eam provint
venisse'. Quod etsi vere dixit, tamen omnia mii
plecti ne voluit quidem: nam praeter solitum e\
magist/atus adscisci potuisse vis exemplorum evi
maxima quidem in lioc genere opera vel ceteris mai<
nescit a censoribus facta esse. A quibus et Appia
anno 442 (Front. 5 p. 3, 11) et Tepula a. 629 (Prod
21), et vero Anionis quoque veteris aqua duci coepl
sed eadem post biennium, qui annus censores non;
consummata a duumviris aquae perducendae ex s<
sulto creatis (Front. 6 p. 4, 19). Item anno 610,
sores non fuere, Marciae ducendae negotium Q. Mai
praetori urbano (Frout. 7 p. 5, 13). Ergo capite 96]
nus, ut et praetores et duoviros illos, ita profecto
etiara tribunos plebi potuit, his si lege Visellia nec
cura aquarum iniuneta erat nec ad nova vel certe
opera speetans, scd aut in minoribus subsistens ai
tandis vel reficieiidis tantum sese continens. Qu^
talem curam vel ab aedilitate vel a quaestura seii
quaosieris, praesertim in tanta quae tum praesto ei
storum multitudine: fateudum est id iuxta cum
iipsciri scitu vel nou indignis vel dignissimis.
AMl
Eiusdem tribunatus communione cum lapide T^
coniunctam legem de Thermensibus Pisidis mai(
cum Komae in domo Capranica Martinus Smetius
haec verba adposuit quae habes in fol. XVI r. Inscri]
antiquarum ab lusto Lipsio a. 1588 editarum: ^alterai
lam, aut fortassis etiam plures huic olim fuisse
facile adparet/ Contra sensit nuper Carolus Goettliuj
eo libro quem ^Funfzehn romische Urkunden'
ECE
Ad Bitschelii Opusc. lY pag. 435.
CORNE
S-PLEBEM
AMEiSERVNT- MACISTRATVSPRl^
OTRIBV
E^E VI ATOR LECTVS ERIT S I REMPSQVE El S
OBSERVATIONES EPI6RAPHICAE. 435
Halia Saxonum anno 1845 vulgayit: ubi e pluribus quam
doabns tabulis integram legem constitisse negavit p. 17 hoc
argumento usus, quod plures non admitterent necessaria sup-
plementa exordii tribus yersibus primis comprehensi. Quod
ot quale esset rectius existimaretur^ hoc ipsum exordium in
adiecta tabula sub A tale repraesentayimus quale reyera est
in aere nunc Neapolitano musei Borbonici: haudquaquam
enim in disponendis litteris litterarumque spatiis, unde in hac
caussa iudicium omne pendet, fidem archetypi yel Aldus Ma-
nutius Orthogr. rat. p. 407 sqq. yel Smetius yel hos secuti
Carolus Sigonius de ant. iure proy. I; 10 Fulyiusque VrsinuB
Not. ad leg. et S. C. tab. XV cum editoribus pedisequis (ut
Grutero p. 500 sq.) yel testis oculatus Goettlingius seryaye-
runt. Apparet ex eo exemplo yersum primum atque alterum
per tot quot fuerunt tabulas aequabiliter scriptos pertinuisse
ab ipso initio ad earum finem. Habet autem alter yersus
litteras septem yel octo et yiginti: hoc numero ut aut dupli- ix
cato aut triplicato aut quadruplicato opus sit ad tabularum
aut duarum aut trium aut quattuor mensuram complendam:
quando non aequales inter se, sed yaria latitudine fuisse
nemo erit qui sibi persuadeat. lam yero quae media fuerint
inter alterius yersus yocem extremam PLEBEM et initio
tertii posita PREIMVS • SCIVIT yerba quibus praescriptio
legis terminabatur; certissimo indicio constans in hoc genere
usus est et legitima consuetudo. Fac unum fuisse qui roga-
ret legem C. Fundanium: ita dubitari non patitur propria
plebiscitorum formula^ quin insecuta haec sint: C • FVNDA-
NIVS . C • P . TR . PL . DE • S . S . PLEBEM . loure rogamt
jilebesque ioure sciuit tribus ♦ * principium fuit pro tribfi
* * ♦ * PREIMVS . SCIVIT. Exemplo sunto vel Serffia tri-
bus et qui pro ea primus sciyerit aliquis Q. Fabius Q, f,, yel
si paullo longiora nomina quaeres^ cum Comelia sociatus
velut Sex, Quinctilius Sex. f: litteras nunc deperditas yel
LXXIV habebis yel LXXXV. Inter quos numeros quoniam
ferme medius est ipse octogenarius, ter autem yiginti septem
summam aequant unius et octoginta, consequens est ut in-
tegrae legis non pauciores fuerint quam quattuor tabulae.
Neye quis de notis cogitet quaru. usu quaedam yocabula
436 IN LEGES VISELLIAM ANTONIAM CORNELIAM
breviari potuerint: reputandum est nec talia inesse quae ve!
in» hac lege vel in monumentis similibus notas facile reci-
piant (praeter illa quidem TR • PL • et DE • S • S, quae sunt
diversissima), ac ne sic quidem uUo artificio effici ut ad triuni
tabularum angustias totius ambitum plebisciti revoces, seJ,
cum plurimum, ad trium et dimidiae, qui ipse numerus ex-
pers est rationis. Quodsi habitorum comitiorum locam atque
diem potuisse adici ratiocinere, quid inde consectarium? Aat
ipsum quaternarium numerum tabularum complebis^ sed non
nisi certis admissis litteris singularibus, aut augebis ad qni-
narium, aut rursus ad dimidiatam tabulam relabere quattuor
integris additam: de tribus, quas periisse necesse sit, mhil
detraxeris.
Litteris autem versus alterius septem vel octo et Tiginti
illis cum in primo versu grandiusculae duodeviginti respon-
deant, has necesse est salva proportione circiter quinquaginia
quattuor excepisse in tribus tabuHs deperditis. Ea igitur
mensura ubi commeiidatum a Goettlingio supplementum me
tiare quod est tale: C • ANTONIVS • M • F • C • N • CORNE//"
cos. ad senatmn retnlit^ continuo quam haec non sufficiant
perspicies. Itaque Goettlingio ut parumper succurramus, for-
sitan ille ad consulis in senatu relationem loci et tempori^
mentionem adsciscat e talibus exemplis qualia in senati con-
sultis de Bacchanalibus deque Tiburtibus exstant. Et de
senati quidem sententia hanc in qua versamur legem roira-
tam esse ipso sane versu altero docemur: ubi satis inept<'
olim tribunos designatos interpretabantur DE S S littera».
Talibus autem legibus num praeter rogatorum nomina, a qui-
bus ipsae appellari solitae, etiam eorum nomina praescripta
sint, qui de ea de qua agitur re senatum consuluerant huius-
que auctoritate agere cum tribunis pl. iussi erant, quoniain
X in neutram partem exempla ulla praesto sunt, non minus
ignoratur quam num tum quoque, ut in veris liberisque se-
nati consultis quae ad populum omnino non ferrentur, habiti
senatus tempus locusque adscripta sint: quod qui sibi p<?r-
suaserit, non poterit saltem quin multo maiore iure atque
adeo necessitate comitiorum tempus locumque requirat ^^
rum in illa tamen ignoratione ut largiamur factum esse qj^^^
0BSERVAT10NE8 EPlGRAPlllCAE. 437
non modo argumento firmari, sed ne ratione quidem vel
iuberi vel commendari intellegamus: largiamur SuUanis potis-
simam temporibus factum, quibus fracta tribunicia potestato
senatoria auctoritas reviruerat: at duo sunt quae non igno-
remuSy Goettlingianae coniecturae adversaria ut quod maxime.
Primnm enim additae tribus^ cui vel legem rogans veUcon-
sulens senatum magistratus adscriptus fuerit, exemplum om*
nino nuUum exstat: si modo Comelia C. Antonium fuisse
credamuSy quod ipsum in sola coniectura positum. Alterum
est; quod post legem Pompeiam anni 684, qua liberum ius
legum ferendarum tribunis restitutum est, conseutaneum est
profecto ho^ non de senati scntentia rogasse eas leges dici
quas sua potius.potestate rogabant, etiamsi rogandi auctor
senatus fuisset: C. autem Antonium 'M. f. C. n.' Goettlingius
interpretatur M. TuUi Ciceronis in consulatu a. 691 conlegam.
Quo vel illud accedit quod in hanc aetatem ipsa et sermonis
et litteraturae species aliquanto minus quam in aunum 682
vel 683 convenit^ cui tempori post Henr. Ed. Dirksenum
in Tersuche zur Eritik und Ausleguug der Quelleu des Rumi-
schen Rechts' (libro Lipsiae a. 1823 edito) p. 158 verissime
hanc legem Mommsenus tribuit in Bergkii Caesarisque
Diariis antiq. stud. a. 1846 p. 106: quando illis quidem tem-
poribus citiores lingua quam pro paucitate annorum muta-
tiones subire solita est. *
Reiectd igitur Goettlingii supplemento reliquum est ut
ad complenda spatia mutili exordii viam iam a Sigonio mon-
stratam, non confectam^ recolamus sociatosque C. Antonium
Cn. Comelium C. Fundanium cum quibusdam aliis communi
consilio rogasse legem de Thermensibus statuamus. Quodsi
tabulae primae primus versus unum nomen et dimidium
capit, summa efficitur sex nominum per quattuor tabulas
scriptorum: quibus iuncto Fundanio septem tribuni pl. pro-
deunt rogatores legis. Quorum tribunorum plena nomina de-
cem apparet ne quinque quidem tabulas capturas fuisse^ sed
sex demum. Novam fore quibusdam rogatorum tantam mul-
titudinem suspicamur: e quibus tamen quaerimus^ quo tan-
dem fundamento tralaticia opinio nitatur, qua aut unus ple-
rumque aut duo tantum rogatores^ vel ut rectius dicamus
438 IN LEGES VISELLUM ANTONIAM COBNELIAM
laiores legis cuiusque tribuniciae fuisse creduntur? Nequa-
quam nos fugit contrariam rationem non satis probari eo
quod promulgatarum quidem a pluribus legum minime rara
mentio est: velut a novem tribunis promulgatae apud LiTium
IV, 1, 2, ab octo apud Ciceronem epist. ad fam. I, 9, 16 conl.
orat.^in Pisonem 15,35, pro Sestio 33,72: quae exempk
commode Marquardtus composuit Enchiridii antiq. Rom. a
Beckero incohati t. II part. 3 p. 60. Nam rectissime ab eodem
XI adnotatum est p. 124 plerumque de compacto convenisse int^r
promulgatores, a quo rogaretur plebes praesidereturque comi-
tiis et nomen legi inderetur, si modo dissentiendi interceden-
dive caussa nulla inventa esset. Cuius rei planissimum testi-
monium apud Ciceronem exstat de lege agraria 11, 2, 22 de
P. Servilio P. f. RuUo haec dicentem: ^et videlicet conlega^
suos adscriptores legis agrariae non repudiabit, a quibus ei
locus primus in indice*) et in praescriptione legis concessus
est.' Hos vero ^adscriptores' quos alios nisi eos interpreta-
bere qui praeter ilhim, cui primus locus concessus, adscr^)ti^
nominibus suis plebem de ferenda lege rogaverint? Brevius
*) Hic quaerat quispiam quomodo pritnus in indice loctis cod-
ccdi potuerit, quando couseutaneum est, ut exemplis utamur, legenj
Calpurniam vel Appuleiam non alio nisi tali indice faisse: L-CAL-
PVHXIA . DE . REPETVNDIS et L • APPVLEIA • DE • MAIESTATi:
MINVTA. Vnde non miror si quis neglegentius locntnm Ciceronen
nihil nisi hoc voluisse arguat: a quibas ei locus primus eo concfs.^
cst ut ct in imUce ct primits in j)raescriptione poiierettir. Venim longe
tameu aliter de hoc genere Btatuendum videtur. Cogitavit enim Cicero
haud dubie de talibus quales fuere CORNELIA • FVLVIA vel CAECI-
LIADIDIA vel GELLIA • CORNELIA: ne ex imperatorum aetate L
MAMILIAM . ROSCIAM . PEDVCAEAM • ALLIENAM . FABIAM hoc juI
aciscamus. Tales cnim leges adscriptis in indice rogatorum nominibu-*
carere omnino non potueruut: nnde enim binomines esse intellegero-
turV Contra a singuliH appellatac leges adscripto nomine opus noa
habuere, quippe quod ex eo, a quo lex ordiretur, nomine eatds pei>ju-
ceretur. Hinc igitur esse putamue, quod in eis qui 8oli hodie sujkv-
»tites eunt legum Corneliae et Antoniae indicibus nihil praeter ha'*f
praescriptum est: DE-XX.Q et DE . TERMESI • PISID • MAI. Vni»
rursus hoe perBpicitur, de Thermensibus legem illam non essc, de qc^
facile quispiara cogitet, Autoniam Corneliam dictam, sed Antoniiim
simpliciter.
0B8ERVAT10NES EPIORAPHICAE. 439
et Biniplicius^ sed non minus aperte Livius XXV, 4, 9 *tri-
buni' inquit ^plebem rogaverunt plebesque ita scivit', item
XXVII, 5, 17 Hribuni plebis rogarunt plebesque scivit': qui-
bus exemplis iam Brissonius usus de formulis II, 18. Ac
fortasse non inepte quispiam illud ipsum dedita opera insti-
taisse SuUam dict^torem coniciat, ut, cum att^nuare tribu-
niciam potestatem vellet, non pauculos, sed maiorem pariem
tribunorum rogare leges iuberet: quod tamen, ut in sola
coniectura positum, facile feremus si quis credere recusaverit.
Non pauciores quam quattuor tabulas fuisse legis An-
toniae (quo nomine dicendam esse rectissime 6. F. Puchta
monebat Instit. I p. 262 ed. tert.) demonstravimus: licet au-
tem progredi ultra illamque suspicari fortasse per quinque
adeo tabulas continuatam esse. Cuius suspitionis unam ratio-
nem hanc habemus, quod loci ac temporis adscriptionem in
legibus actisve publicis populi Romani umquam omissam esse
vix videmur concedere posse. De legibus non ignoramus
contra statui plerumque: verum ut tamen nec documenta nec
argumenta prolata sint. Nihil enim magis mirum, vel ut et
verius et severius dicamus, nihil perversius vidimus quamxn
Klenzii in supplendo principio Serviliae suae elaborantis hanc
disputationem quam infra posuimus: ^plura etiam de loco et
tempore, quae addunt lex Quinctia et Valerius Probus, hic
cam Sigonio praetermittenda censui, quippe quae in vetustio-
ribus legum exemplis, velut in plebiscito de Thermensium
immunitate et in aversa nostrae tabulae parte, in lege Tho-
ria, non addantur.' Quasi vero quicquam vel addi vel non
addi in eis partibus, quae nullae superstites sunt, dici possit
Quamquam cum in hoc tum in unius tantum rogatoris no-
mine ponendo Klenzii exemplum etiam Rudorffius imitatus
est in ^Thoriae' supplementis suis p. 142. Est autem totius
caussae haec potius ratio et condicio, ut unum solum, quod
ad nos proditum sit omnino, pleni exordii exemplum locum
tempusque addita habeat, non omittat: quod est exordium
legis Quinctiae, his verbis conceptum apud Frontinum de
aquis c. 20 p. 49, 9: *T. Quinctius Crispinus consul [de sen,
sent.] populum iure rogauit populusque iure sciuit in foro
pro rostris aedis diui luli pr. [k,] lulias. tribus Sergia prin-
440 IN LEGES VISELLIAM ANTONIAM CORNELIAM
cipiura fuit. pro tribu Sex. [ViselUus] L. f. Varro [prwm
sckiity: in quibus perscribendis Buechelerum secuti sumu:?.
Non est sane illa lex vel tribunicia vel eius in qua versa-
mur aetatis: verum in tanta tamen generis affinitate quo
tandem iure uno quod in promptu est exemplo males ad con-
trariam quam ad eandem* rationem probandam uti? Huc
autem alia accedunt non minorem vim persuadendi habentia,
Primum quidem Valerii Probi gravis auctoritas^ qui opusculi
de notis antiquis § 3 p. 121 ed. Momms. *litteras singularts
iu iure ciuili de legibus et plebiscitis ponens' cum iDi-
tium facit a P • I • R et P • Q • I • S h. e. jyopuhim iure rofjamt
et populus quc iure sciuity his autem has continuat I-F et
P.R (vel potius I.FP.R ut putamus) et E.A-DP h. e,
in foro jpro rostris et cx antc dieni pridief profecto nec im-
peratorum aetatem spectavit, nec ab eis quae inusitata fuere
profectus est, sed quae usitata. Ipsa deinde ratio rei cum
haud dubie hoc suadeat ut, si quid in iure publico privatoTe
populus Romanus sanxisset, id quando factum esset noluisse
eum latere credamus, tum a legum similitudine proximo
intervallo discreta senati consulta loci temporisque accessionf
nuinquam quod sciamus caruerunt. Cuius rei tria document^
ipsum saeculura septiraura cum sexto praestant: primum S.C.
de Bacchanalibus illud, quod est hoc initio [Q •] MARCrVS
L • F . S • POSTVMI VS • L • F • COS • SENATVM • CONSOLVE-
RVNT . N. OCTOB • APVD • AEDEM • DVELONAI: alterum
8. C. de Tiburtibus ab his verbis ordiens L-CORNELIVS
CN.F.PR.SEN.CONS.A.D.IIINON.MAISVB.AEDE
KASTORVS: tertium de Asclepiade Clazomenio, Polystrato
Carystio, Meuisco Milesio factum, cuius interpretatio graeca
haec servavit eni YnATQN KOINTOY AYTATIOY KOINTOY
YIOY KATAOY KAI MAPKOY AIMiXiou koivtou uiou || MAPKOY
YIQNOY AineAOY CTPATHrOY A6 KATA nOAIN KAI em
TQN EENQN A6YKI0Y KOpvHAIou . . uiou . . || CIC6NNA
xiii MHNOC MAIOY KOIvtoc AYTATIOC KOINTOY YIOC KAT
AOC YnATOC CYfKAHTQI CYNeBOYAeucaio || nPO HMC-
PQN CNACKA KAAANAQN lOYNIQN CN KOMeTIQI (sic enim
haec in aere Borbonico scripta sunt). Solius nunc diei no-
tatio superstes est in mutilo marmore Prienensi C. L G. 21^ '5
OBSEBVATIONES EPIORAPHICAE. 441
p. 572, 9 ZEPOYIOI <J>OAOYIOI KOINTOY YIOZ ZTpain-
Toc Ttpo TiM€PQN nENTE EIAYIQN <DEBPOAPIQN.
Eandem rationem testantur apud scriptores servata exempla.
Bis adscriptum est prid{ie) hal, Odoh{r), in dede Apollinis in
Caelii ad Ciceronem epistulal. VITI ad fam. 8 § 5 et 6: nihil
enim in hoc genere discriminis inter senati consulta et aucto-
ritates intercedit. Quattuor vel potius quinque exempla
losephi Antiquitates ludaicae suppeditant, quae temporum
ordine eo perscripta subieci quem alio loco dedita opera fir-
mabo. Anno igitur 615 u. c. L. Valerius L. f. praetor cuve-
pouXeucQTO jfji 'cutkXtitiu elboTc AcKejLippCaic iy tiu tt^c 'Omo-
voiac vatu . . . teste losepho XIV, 8, 5; — a. circiter 621 —
H23 Fannius M. f. praetor pouXfjv cuWJTOiTC Trp6 6ktuj elbuiv
4)€ppouapiujv dv KOfiiTiuj . . . Xm, 9, 2; — anno 705 consu-
lente L. Lentulo cos. 7rp6 b(i)b€Ka vel beKaTpiujv KaXavbuiv
'OKTiuPpiu)v, incertum quo loco, illud S. C. factum cuius per
losephi XrV, 10 § 13—19 dispersa vestigia exstant; — anno
710 bdxMaTi cuTKXrJTou, 6 i-xiy^TO TTp6 tt^vtc elbiuv <|)€Ppoua-
piujv dv Tui vaiji Tiic 'Ofiovoiac, fdioc KaTcap uirip 'loubalujv
^Kpivc e. q. s.: sic enim haec transponendo consocianda sunt
XIV, 10, 10; — eodemque anno P. Dolabella M. Antonio cos.
factum S. C. t^ 7rp6 Tpiiuv clbujv 'AirpiXXiuJv iv Ttu vaip ttic
'Onovoiac ibidem testante losepho. Nolo nunc exspatiari lon-
gius, nec vel imperatoriae aetatis documentis uti vel decretis
municipalibuB, praesertim cum horum conligendorum otium
fecerit Aemilii Huebneri diligentia ea commentatione quam
Me senatus populique R. actis* scriptam Fleckeiseni Annalibus
philoL Suppl. ni fasc. 5 p. 559 sqq. inseruit. Nisi quod uno
tamen verbo commemorare talia monumenta expedit qualia
sunt Minuciorum sententia de controversieis inter Genuateis
et Veiturios componendis facta, in qua legitur v. 4 sq. SEN-
TENTIAM . EX • SENATI • CONSVLTO • DIXERVNT • El-
DI| 1 DECEMB . L • CAECILIO • Q • F • Q • MVVCIO • Q • F-
COS: vel temporis notam item habentia pagi scitum Hercu-
laneum, titulus Furfensis I. R. N. GOll [C. L L. I n. 603;
P. L. M. E. tab. LXXXII]. Satis enim exemplorum allatum
est ut aut nihil valere similium coiilationem fatendum sit,
aut habitorum comitiorum diem locumque legem Antoniani
442
IN LEGES VISELLIAM ANTONIAM CORNELIAM
quoqiie prodidisse concedendum. Vel ut etiam rectius dicaui,
locum diemque potius: iiam locum etsi senati consulta con-
stanter postponunt, tamen in legibus quidem contrarium or-
dinem cum Quinctiae exemplum tum Meges et plebiscita'
spectans Probus tuentur.
Hoc autem concesso quomodo per quinque tabulas in-
tegra praescriptio sat commode pertiuere potuerit, omissi^
quo taedium vitem computandi inolestiis ita nunc breviter
ante oculos proponam, ut uno aliquo de multis exemplo to-
XIV tius rei ratio evidens fiat. Velut salva ea proportione, cuios
aequabiliter servandae necessitatem tabula prima imponit,
potuit illa sic distributa esse:
tab. I
tab. II
tab. III
tab. II II
tal). V
CANTONIVS M F CN CORXE
C.FVNDANIVS.C.F.TR.PL.DES.8PLEBEMI
PKEIMVS . SCIVIT
LIVS CN F Q MARCIVS QF L
0 VKE . UOG A VERVNT • PLEBESQ VE • 10 VRE
HOSTTLIVS L FC POPIL!
SCIVIT.INFORO.PRO.ROSTREISA.D.VII
VS C F M VALERIVSM F C-AN
EID.OCT.TRIBVSCORNELIA.PRINCIPI
TIVS CFQ CAECILIVSQ F
VM.FVIT.PRO.TRIBV.T.SEMPRONIVST.F
Nisi forte in campo Martio vel in circo Flaminio praeferes.
Nihil tamen hoc exemplo nisi ficri potuisse, ut perquin-
que tabulas lex tota continuaretur, probatur: factum esj^»-
adeo uon contendimus, ut fieri item potuisse liberaliter cou-
cedamus ut, etiamsi temporis locique notatio accederet, iwn
j)Iuribus quam quattuor couiprekenderetur. Quod quideni iti
(*sse nuUo negotio, ubi notas vocabulorum adsciveris ip?iu*
Probi testimonio firmatas, perspexeris. Ita enim si versu>
secundus velut talis fuit: C FVNDANIVS .C.F.TK.PL
DE . S . S . PLEBEM • I || OVRE . ROGAVERVNT • PLEBE>
Q VE . 10 VRE • II SCIVIT • I • F • P • R . N • M AI . TRIBVS • SEK-
OBSEBVATIONES EPIOBAPIIICAE. 443
GIA PR 1 INCIPIVM.FVIT.PROTRIBV.Q.FABIVS.Q.F,
his in primo versu haec respondere tribunorum nomina po-
tuere: C- ANTONIVSMF. CNCORNE B LIVSCN.FL.
HOSTILIVS.L. B F.C.POPILIVS.CF.M.VALIIERIVS.
M.F.Q.CAECILIVS.Q.F: adscriptores legis ut C. Anto-
nius non octo ut in superiore exemplo, sed sex tantum con-
legaa adsciverit. Vtrum praestet si quaesieris, haud scio an
Don satis tuto ex eo argumentaturus sis, quod notas ne prae-
cedens quidem formula in aere receperit, id quod e plene
perscripta PLEBEM voce cognoscitur. Nam altera ex parte
non levis probabilitatis species haec in promptu est^ quod
etiam aegrius, quibus rebus quattuor tabulae, quam quibus
tres compleri potuerint^ intellegitur, postquam gravissimis
beneficiis et immunitatibus Thermenses iam tabula prima im-
pertivit. Atque id ipsum Dirksenus adeo se intellegere ne-
gavit I. 8. s. p. 142; ut perpauca post eam tabulam deessexv
posse ad Thermenses spectautia ratiocinatus, ceteras quot-
quot fuissent tabulas ad alias quaslibet liberas civitates Asiac
pertinuisse sibi persuaderet eadem cum Thermensibus legc
compreheusas. Non infructuose fortasse illud de integro
quaeretur; num quae probabiliter indagari divinando possint^
quae constitutis in prima tabula iuribus commode nova ac-
cesserint: sed etiamsi talem operam destituat eventus, tamen
Dirkseni quidem coniectura yel hoc uno argumento nisi fal-
limur satis redarguitur^ quod de compluribus civitatibus latae
legi vix potuit ab una Thermensium civitate nomen fieri:
quid enim vel caussae vel rationis fuisse dicamus cur tam-
quam appendicis loco tantum ceterae vel accederent vel ha-
berentur? Atqui I • DE . TERMESI • PISID . MAI praescrip-
tum est in indice tabulae primae (minimC; quod sibi visus
est Goettlingius legere, U DE): unde consequens esse ut in
altera scriptum fuerit II • DE • TERM • PIS • MAI et sic porro
m reliquis; solita argumentandi evidentia pridem Momm-
«euus demonstravit Diar. antiq. I. s. s. p. 108. Quo corruit
sane etiam Puchtae sententia, praemissum. legi SuUanae in-
dicem VIII • DE • XX • Q non octamm legis de uiginti qimesto-
rSm tabulam interpretantis simpliciter Institutionum I p. 320^
sed praeter rationem caput octavum legis de scribis viatori-
444 IN LEGES VISELLIAM ANTONIAM CORNELIAM
bus et praeconibus latae, quo quidem capite ageretur de XX
quaestoribus.
Ita quoniam in legem Corueliam de uiginti quae-
storibus incidit oratio, de hac quoque, num quid simili at-
que in Antonia ratiociuatione e praescri])tioni8 parte super-
stite effici possit, paucis videamus. Est autem ea praescri}'-
tio in aere Neapolitano talis qualem in adiecta tabula sub B
exhibuimus: unde totam perspicitur unius versus primi ^r
omnes tabulas pertinentis continuitate comprehensam fui^-^.
Eius versus in tabula octava litterae sunt XXII, eaqne
niagna intervallorum aequabilitate scriptae: totidem auUm
litterae cum eis, quae TRIBV vocem insequi in legitima for-
mula necesse sit, commodissime sufficiant, ipsa nona tabuU
legem integram terminatam esse tam simplici quam cerio
computo efficitur. Velut hoc exemplo:
tab. VIII PRINCIPIVM • FVIT . PRO • TRIBV
tab. VIIII M.IVNIVS.M.F.PREIMVSSCIVIT
Nam per se cum liceat saue quodlibet nomen lougius sub-
stituere, tamen tam longum, quo etiam decimae tabulae sati^
fiat, nimirura frustra quaeres. Oraittendo autem cognomint-
satius fuerit legem^ agrariam anni 643 (quam Thoriam vckI-
tant) imitari, cuius hodie superstes initium haec serraTit
jmnciPrVM - FVIT ■ Q . FABIVS • Q • F • PRIMVS • SCIVIT.
quam temporum discrimine remotam Quinctiam addendo. —
Verum etiam de septem tabulis prioribus aliquid, quamquam
non multum, calculis recte subductis proficias. FormuLie
necessitate reguntur, quae in I. Antonia perscribebamus po*t
XVI rogatorum nomina usque ad PRINCIPIVM vocabulum. Ea»*
partes in priore exemplo nostro litteras aequabant circiter
XC, in posteriore LXX: ergo cum septem tabulae totae cir
citer CLIV capiant, efHcitur ut rogatorum nominibus pr-
scribendis aut LXIV aut LXXXIV litterae relictae sint. Hir^
igitur saltem hoc certo cognoscitur, non magis Comelia:^
quam Antoniam unum dumtaxat vel duo rogatores habui>>f
Quot fuerint, etsi sua spoute intellegitur certius definiri mul-
tis de caussis non posse, praesertim in illa quam iam Monini-
0BSERVATI0NE8 EPIGRAPHICAE. 445
senus L s. s. disceptavit de magistratibus dubitatione, tamen
qaoniam singala nomina^ si exemplorum similitudine meti-
mur^ nec fere XYIII litterarum ambitum superare, nec infra
noyenarum numerum subsistere potuerunt, probabile est nec
pauciorum quam quinque nec plurium quam septem homi-
num nomina praescripta fuisse.
ADDENDA,
Pag. VII initio [supra p. 432] etiam finitius dici poterat
nec maiore intervallo nec alia ratione ab usitatiore ^
figura hanc ^ distare^ quam a quinquagenarii numeri pristina
forma vi/ eam notam quam lapidarius adscivit 1. — PauUo
ante disceptata I litterae falsa species quam facile fraudi
esae possit, in ipso Tolosano lapide inter C • ANTONI et
CFVtt(2aNI umbra illa docet non dissimilis litterae exesae,
quam non miraremur pro I habitam ab aliquo imperito.
Quae si Marinium nequaquam fefellit, at incuriae cuiusdam
documentis illis, quae p. V ima [430 sq.J composui, etiam
praetermissa in yersu 3 (2) interpunctio accedit.
XVI.
De declinatione qnadam latina reconditiore.
I. Coramentatio prior.*}
Diu est ex quo inscriptiouum Graecarum vel editores vel
interpretes declinatio quaedam nominum advertit^ quae in eo
cernitur quod ex ioc et iov syllabis ic et iv fiuni Tetigerunt
illam vel uberius persecuti sunt Boeckhius C. I. G. cum alii?
locis tum vol. I p. 3G7. 475. 507. 535. 915, AVelckerus SylL
epigr. Gr. p. 18, Franckius in Richteri Inscr. p. 195, OsamiuS
Sylloges suae p. 437, Franzius Elem. epigr. Gr. p. 248, Ca-
rolus Keilius Spec. onomatol. Gr. p. 79 sqq., Letronnius in
'Recueil des inscr. de TEgypte' t. I p. 111 et II p. Ifc
Welckerus cum Rossio Musei Rhen. novi t. IV p. 186. Exem-
pla ab his collecta, ut nunc in nominibus vere Graecis mt
contiueam, haec habes quae subieci, additis quibusdam novi?
ex parte suppeditatis mihi ab amicis. Primum nominativa-
rum vulgo in foc desinentium: TAAAATIC AHMHTPIC AIO-
NYCIC eiMCPIC i. e. ^ljnepioc: quibus adde AMMQNIC C. I.
4713 c, ANHEAIC 5304. 6440, ANATOAIC in Cardinalis Inscr.
Velitern. p. 214, AHATOYPIC C. I. 4419, AnOAAQNIC 264'1
EPQTIC 2521, AIBANIC 8550. 8554. Nec re diversa sunu
quamquam specie pauUo magis singularia, A0HNAIC h. f-
'AGnvaioc, EIPHNAIC ECTIAIC: quibus affine APICTAIC e num
*) [Programma academicum Bounense auni 1861, sic inscriptsa
'Natalicia RvgiH Augxistissimi Guilelmi . . . die XXII m. Martii *-
CIOIOCCCLXI concelebranda indicit F. R. Praecedit de declinati<'DO
tjuadam latina reconditiore quaestio epigraphica.' Bibliopolae Ber-J-
nensi I. Guttentag traditum est sic dccurtata inscriptioue: 'De dt^Ii-
natione quadam latina reconditiorc quaestio epigraphica.' C. W.]
D£ DECLINATIONE QVADAH LATINA RECONDITIORE. 447
mis Cois commemoratum a Letroniiio. Ad idem genas accu-
satiTi pertinent AKECIN h. e. 'AKeciov, AOPOAEICIN EAAA-
AIN SIBYPTIN. Quid? quod AnOAAQNI et ^YMOOPI for.
mas C. I. 3096 rectissime ut videtur Boeckhius Yocatiyos
interpretatus est vol. 11 p. 682. His neutri generis nomina
succedaBt, sive ea sunt mulierum ut EAEY0EPIN KAAAICTIN 4
«lAHMATIN, ZQCAPIN C. I. 2410, APTEMIN 2729 (quod
exempmm etsi incertum est, tamen de 'ApT^jiuov nominativo
dubitari non patitur n. 695): sive urbium ut EIKONIN KITIN
apnd Bichterum: sive viri ut £TP0Y6EIN a Letronnio dis-
ceptatum h. e. ZTpouOciov potius quam ZTpouBtov, quocum
conferre licet A6HNAEIC semel scriptum G. I. 623, item
NONNEIC et TACIC qourum infra mentio fiet: seu denique
appellativorum ut MAPTYPIN CTAAIN pro ^apTuptov CTdbiov,
item pro iraibiov nCAIN apud Osannum p. 456, TTAAIN apud
Boeckhium n. 2890.
Verum de re cum satis constaret, tamen diversissimas in
partes itum est de aetate atque dignitate talium formarum.
Kenescenti eas Graecitati vel barbariae hellenisticae Byzan-
tinaeTe cum Boeckhio (vol. I p. 475) Welckerus Richterus
Franzius tribuebant, eiusque iudicii non. eam tantum caus-
sam habuemnt quod illorum titulorum reapse nuUus vetusti
temporis est, multi infimae aetati»*), sed potiorem hanc,
quod recentiores atque adeo hodiernos Graecos constat pror-
8U8 de consnetudine toc et tov ayllabas, ac praeter cetera
pioc piov, in ic et tv contrahere, ut lavotxxpioc lavoudpic,
nobdptov irobdptv (unde rursus irobdpt prodiit communi usu
nonc receptum): quod genus exemplorum multitudine post
Dncangium com Coraes inlustravit adn. in Heraclid. Pont.
p. 353, item 'ATdiaiwv I p. 47 et 310, tum nuper MuUachius
in Demetrii Zeni paraphr. Batrachom. p. 55 et in grammatica
lingaae Gr. vulg. p. 173 sq. [nunc Deffiierus, NeoeXXiiviKd
*) Coiunlto sQpra miiltos eomm omisi quoe ChnstianoB esee certo
constat, Corporis I. G. volumine IV collectos, ut p. 309 ATTOVIC ATTO-
VIAIN TOnAPIN XPYCEAAAIN 0OINIKIN, item TAPACIC n. 9269. AC-
KAHHIC 9««8, METPIKIC 9660, A0POAICIC 9589, XAAKHAONIC 9597,
BEOAOCIC 9607, EYCEBK 9612, AHMHTPI^ 9619. 9716, HEAAriC 9664,
rOPFONK: 9670.
448 DE DECLINATIONE QVADAM LATINA RECONDITIOBE.
'AvdXcKTa (1872) t6|h. A p. 387J. Contra antiquioris lii^ae
vestigium in illa declinatione relictum Rossius putabat eiub-
que sententiae suasorem euudem illum Coraem habuit: qui
5 cuin 1. s. s. tum adn. in Plutarchi rToXiTiKd p. 153 et in vitam
Thesei p. 364 non tantum e Plutarchia aetate breviatanim
formarum illarum usum repetiit exemplis adscitia ZOevic iGt-
vioc, BdKXic BdKXioc nominum, sed eundem ad antiquissimaui
aetatem Homericam rettulit Xpofiic Xpojiiioc formarum varie-
tatem antestatus. Cuius vestigiis insistentes Letronnius att|ue
Keilius affinia addiderunt NujLicpioc Nu|Li(pic, "Ajiiq^ioc 'A^cpic
ArjjLiioc Ad)Liic, TToXu)livioc n6Xu)Livic [potuerunt etiam Aoukioc
AoOkic: cf. Musei Rhen. XIX p. 250 adn. 2]. Verum huic
ratiocinationi admirabili qua pollet doctrina Lobeckius —
jneTttc fieYaXuJCTi — adversatus Pathol. serm. Gr. prolegomenoL
p. 500 sqq. etsi in eo esse nimius videtur, quod in lapidibu>
prodita exempla omnia, quae manifestam prae se ferre plebeii
sermonis corruptelam pronuntiat, hili non facit, tamen illuJ
facilius persuadebit, satis caussae non esse cur ipsius Arjuic-c
formae vicaria habeatur nec nisi illinc potissimum ducatu I
Afjmc, cum ex una brm stirpe et Aninic et Arj^ioc et Atimiuc
et Armeac nomina fiant, pari et iure et dignitate omnium,
item ut "AXe^ic 'AXeHiac 'AXeHioc vel rToXujLivic TT6Xu)iV0c TTo-
Xujnvioc. Nam ad ea quoque nomina, quae in iac exeunt, ean-
dem de qua hic commentamur contractionem vocalium constat
Boeckhium cum j^edisequis transtulisse, titulorum exemplls
usos APISTIS inniS 0INTIS NIKIN, nummorum 1Q£K,
scriptorum TeXXic Ticic, aliis: quod genus quoniam ad Lati-
nas litteras niliil pertinet, hic tetigisse satis habemus. Veram
quantumvis acri Lobeckii disj^utatione illud tamen vehemen-
ter veremur ut efTectum sit, ut eorum quoque, quae solo t<x
rdv et rc iv syllabarum discrimine continentur, tanta qiuD-
tam sujjra cougessiuius multitudo ad eandem ratiouem pro-
babiliter revocetur. Non habeo quod addam fortius quiou
fidem id superare: quis enim, postquam per multa saecul^
solas 'AttoXXuuvioc *AcKXr|TTi6c ATi|Lir|Tpioc <|)iXTi|LidTiov forma*
lingua et noverat et probaverat, eandem iam languescent*"»^
credat ad horum nominum stirpem reversam tamquam ncTJ*
viribus assumptis novas formas procreasse?
DE DECLINATIONE QVADAM LATIKA RECONDITIORE. 449
Aliam viam non iniit potins quam uno verbo significa-
yit Letronnius I p. 111 e Romanae vi consuetudinis Cpar
saite de rinfluence romaine') hanc declinationem omnem re- c
petens. Quod ut quale esset plenius perspiceretur; primum
Latinorum in titulis Oraecis nominum indiculum subiecimus.
Itaque AnQNIC habes C. L G. n. 4742, AYPHAIC 5700. G6G6,
A0POAITAPIC (quando Latina terminatio est) a Welckero
allatum, TAEIC 3976, AOMITIC 5402, lANOYAPIN 3857 q
fp. 1089), IFNATIC 5396. 9694, lOYAIC 7119. 8947 t;, KAA-
nOPNIC 4366 u;, KAPOYENTIC 6244, KAAYAIC 3109. 5198,
KAQAIC 5465, KOCCANTIC (h. e. KOCTANTIC) 9462, AABE-
PIC AAYPENTIC 9883, AITOPIC 3309, AOYKIC 6580. 9674,
MAPIC 9837, NONNEIC 2322 h^ (p. 1049), OKTABIC 5197,
nATPIKIC 9260, HECKENNIC 5719, TIBEPIC 3109. Quo ap-
pellativum accedit PHTIAPIC h. e. retiarhis: hoc casu in C.
I. G. 2663 CTE0ANOC PHTIAPIC, accusativo PHTIAPIN mE-
AANITTTTON apud Welckerum p. 58 sqq.
Igttur circomspicientibus . nobis num quid simile ipsi
Latiui tituli offerant, fatendum est sane paullo rariorem quam
exspectes in recentioribus potissimum epigraphis talium for-
marum usum esse. Possunt me fugere quaedam: nunc quae
in promptu habeo studiosissimorum quorundam adulescen-
tium nayitate adiutus, non nimis multa haec sunt: SAL-
LVSTIS in Mommseni Inscr. Neap. 6 (Orell. Henz. 6250); —
LVCILIS ibid. 287, quod aegre concesserim muliebre esse;
- SAMILARIS, vel ut opinor SAMIARIS potius, ib. 2559
V. 38, ubi sequitur SAMIARIVS, praecedit SAMIANTVS
h. e. item SAMIARIVS iudice Reinesio; - NASSIS apud
Gruterum p. 813, 5; — HELIS ib. 486, 4 auctore Scaligero
[in Herzogi GaU. Narb. n. 215]; - SEVIS 970, 7[?], nisi id
fuit potius SEIVS; — dein iam ab Huebnero commemorata
Quaesi onomatol. p. 26 BRVTIS in Vermiliolii Inscr. Perus.
p. 28 (30 ed. ali) n. 27, FVLVIS in Gorii Inscr. Etr. I p. 57
n. 135, VENTINARIS in Furlanetti Lapid. Patav. p. 49
n. o5 [C. L L. V, 1 n. 428]; — porro EVGENIS in Lug-
dunensi saeculi p. Ch. sexti apud Boissieuium luscr. Lugd.
I». 582 n. 39; — LVCILJES h. e. Lucillius ib. p. 443 n. 16
[cf. infra p. 476]: quando en ab is terminatione unius et
FH, UTSCHBLII OrVSCVLA IV. 29
450 DE DECLINATIONE QVADAM LATINA RECONDITIORE.
rusticitatis et antiquitatis ratione differt^ — ACCIS (ut
videtur) in Deviti Tapidi del Polesine' p. 121 n. 142; -
7 lANVARIS in Froehneri Inscr. terr. coct. vas. n. 1164. 11»V):
ubi perdubium n. 1897 SCOTTIS cum SCOTI atque adeo
SCOTTIM iunctum; nec plus fidei ei nomini tribues quoa
Lerschii ^Centralmuseum' fasc. I p. 16 tale praebet TACITSIS
h. e. ut videtur Tacitinitis potius quam Tacitinis. Accedunt
in muris parietibusque Pompeianis ineisa quaedam: quae etsi
perdubiae saepe lectionis sunt, tamen ceteris certiora viden-
tur haec esse: HAGIVS AMPELIS in Garruccii ^Graffiti de
Pompei' p. 89 (ed. alt.) tab. 26, 62 [C. I. L. IV n. 83*]; -
GALLVIS p. 97, 9 tab. 30 h. e. nisi fallimur G(rfifinV>-
(GALVIA L R. N. 985) [immo GALLVS tesie Zangemeistero;.
— PRIMIGVNIS p. 94 tab. 28, 22; — C • ARRVN/IS p.S^'
tab. 17, 11 [C. L L. IV n. 1908; cf. Add. p. 213] inter-
prete Gustavo Meynckio Megalopolitano, qui praeterea adidt
APELEIS p. 9 [C. I. L. IV n. 2476] , quod esse ApelUus ut
I. R. N. 5716) conicit, conlato APILES Grut. 836, IL Eae.
autem cum ita sint, eo magis mirum videri debet, qu»l
bilingues tituli quidam Graecis formis brevioribus plenas La-
tinas sociant, ut AYPHAIC et AVRELIVS C. L G. fiC'V.
AITOPIC et LITORIVS 3309.
Verum haec tamen exemplorum mediocris freqaentii
mirifice compensatur aliorum vetustate certissima. Ac pri-
raum unum genus est monumentorum, unde non paucion
quam octo petimus: quae sunt in epigraphis oUarum cinera-
riarum partim a Lupio diss. de Severae martyris epitapL't'
p. 86 sqq. Garruccioque in 'Bullettino' Neapolitano anni 1&V>.
partim a Baldinio Dissert. academiae Cortonensis i II p
151 sqq. editarum.*) Quae cum saeculum urbis septimum
vergens vix dubiis indiciis testentur, operae pretium fuerit
singula perscribere infra.
Lup. 5. Garr. 41 [C. I. L. I n. 954; P. L. M. E. uk
XV n. 5] MSIICTILIS
A.DVIIN.N
*) [Vide C. I. L. I n. 822-909; P. L. M. E. tab. Xm. XIT. XV;
Enarr. p. 17 sqq. et Suppl. enarr. p. 102 sq. C. W.]
DB DECLINATIONE QTADAH LATINA BECONDITIORE. 451
Lnp. 19. Garr. 45 [C. I. L. I n. 971; P. L. M. E. tab.
XV n. 19J
T.TVSANIS
A-D-niEO
Lup. 22. Garr. 6 [C. L L. I n. 842; P. L. M. E. tab.
XV n. 22J
Q <AE<ILIS
ADVn.lDVS NO
Lup. 43. Garr. 46 [C. L L. I n. 973; P. L. M. E. tab. g
XV n. 43J
C VALERI . C • P • BARNAES
AD-X-KDEC
BalA 47 [C. L L. I n. 945; P. L. M. E. tab. Xlil n. 47J
L • RA/JONIS
Bald. 55 [C. L L. I n. 856; P. L. M. E. tab. XHI n. 55J
P • CLODIS • C • L • P AMPINI
Bald. 68 [C. L L. I n. 946; P. L. M. E. tab. XUI n. 68J
CREMIS ADVE-Q
Bald. 104 [C. I. L. I n. 832; P. L. M. E. tab. XIII n. 104J
L^ANAVIS L-F
EIDIBVS SEX
Nam BARNAES nomen L. 43 non dubito ad similitudinem
Graecorum illonim interpretari quae sunt A6HNAIC EIPHNAIC
EaiAIC
Haec igitur epitaphia cum planissimo documento sint
satis antiqua aetate vel linguam Latinam vel sermonem rusti-
ctun, qui ipsius vetustatis esse custos certissimus solet, no-
minnm formas in ius et is exeuntes iuxta frequentasse, tum
alia sunt quae id longe etiam fortius persuadeani Primum
qoidem linguae Oscae congruentia summa, ut qua non tan-
tum Niumeriis Paapiis Metiis dicerentur qui Romanis
sunt Numerius Papius Metius^ sed etiam Niumsis Hei-
rennis Pakis Stenis qui Latine Numisius Herennius
Pacius (Paccius Paquius) Stenius (Stennius) vel ut
iam rectiim dicam Numisis Herennis Pacis Stenis. Osca
illa composuit Mommsenus Dialectorum Ital. inf. p. 229: eis
aatem Vmbrica quoque prorsus paria exstant ut Trutitis
29 ♦
452 DE DECLINATIONE QVADAM LATINA RECONDITIORE.
Koisis ab Aufrechtio Kirchhoffioque tractata Mon. Vmbr.
p. 392 sqq. Sed ne Latinae quidem copiae curiosiiis quae-
rentem destituunt: quae unum certe vocabulum servaruiit
pristinae declinationis satis diu tenax, quod est alius alis,
aliud alid.
De eo veterum testimonia haec sunt. Priscianus XIII
p. 959 P. 8, 1 H.: Muo tantum in d finiunt ea, quis quiJ,
alius aliud. alis quoque antiquissimi pro alius protale
9runt.' Idem XV p. 1014 P. 77, 12 BL: 'aliter quoque ab
eo quod est hic alis, huius alis, huic ali pro alia*
alius alii, secundum supra dictam analogiam profertur':
h. e. ut fortiter a fortis et similia, cum ab alius fieret potiu>
aliiter allter, Deinde Charisius II p. 133 P^ 159, 30 K. cum
Diomede I p. 323 P. 333, 30 K., quibuscum convenit excerp-
tis Vindobonensibus p. 118, apud Keilium p. 561, 14: 'cuiu:-
[genetivi alius] nominativum veteres non tantum alius dixe
runt, sed etiam alis, sicut et Sallustius: alis cUibi stantc^
ceeiderimt, onmes tamen aduorsis mlneribus conciderunt': nisi
quod Sallustius ait Diom., aduersis Diom. et Exc, uidnerim
sine conciderunt Exc. Et haec quidem Sallustii verba, id Qt
statim expediamus, cum diu in Historiarum fragmentis habita
essent, reetissime nuper demum intellectum est non aliunut'
nisi e Catilinae capite extremo petita esse. Vbi cum lilri
ms. nihil nisi Iiaec servent: pauci aute^n, quos niedios cc^^'.^
jyraetoria disieccrat, paulo diuorsius, sed omnes tamcn aduorsi.<
uolneribus conciderant, Charisiana additamenta illa Dietschiu?
non ille quidem omnia admisit, sed partem saltem sic: jW"
diuorsius alis alibi stantes, set omnes tamen e. q. s.: de quy
explicatius dixit Commentationum p. 20 sq. Verum ut dicam
quod sentio, vim sententiae qui subtilius examinaverit et
qualis tandem oppositio requiratur satis perpenderit, eum vii
dubitaturum puto quin non uno ceeiderunt verbo, sed uta)-
que stantes ccciderunt Charisii testimonium interpolatum sit,
haec ut manus scriptoris fuerit perfectae concinnitatis arti-
fex: nam fcre qiiem quisque uiuos pugnafido locum ceperaty 'i^w
amissa anima corpore te(jebat: pauei autem, quos mcilios a^'«>
p)'aetoria disiccerat, paullo diuorsius alis alibi, sed omv>
tamen aduorsis uolnerihus coneide)'ant. Nam plane alia mtu'
BE DECLINATIONE QVADAM LATINA RECONDITIORE. 453
est eoram quae pauUo ante Sallustius scripserat cap. 60:
cohortem praetoriam in medios hostis inducit eosque perturbeUos
atque alios alibi resistentis interficit, e quo ipso loco haud
scio an iuterpolatio illa manaverit. [Cf. infra p. 461.]
Nec tamen antiquitatis studio Sallustiano huius se for-
mae usus continuit, sed per saeculum septimum totum per-
tinnit. Guius rei primum insigniori documento titulus ille lo
Furfensis est I. R. N. 6011 (Orell 2488 [C. I. L. I n. 603])
noQ minus celeber quam turbatus depravatusque, qui etsi
aanum u. c. 696 prae se fert^ tamen meo sensu dubitari ne-
quit quin longe antiquius exemplum aliquod, factum circa
medium saeculum iUud^ imitetur: ubi quod y. 10 scriptum
exstat ALIS • NE • POTESTO, quamquam Mommsenus p. 320
^aliter' interpretatus est, tamen id qua defendi ratione possit
prorsus me ignorare fateor. De scriptoribus autem si quae-
sierimus, mirum est nullum eius formae in scaenica poesi
tota vestigium esse: nam quibusdam Plauti yersibus etsi illa
non sane repugnat, tamen nec ullo in loco necessitatem «
habet et longe plurimis certissime adyersatur. Vnde praeter
rationem Bentleium intellegitur cdid immisisse in Terentia-
nnm versum Heauton timorumenu II, 3, 90, sic: Quid alid
tAi uis? Siquidem hoc fiet: ubi rectissimo iudicio Fleckeisenus
librorum memoriam tutatus est Quid aliud tibi uis? Siqui-
dem hoc fit, Verum citra controversiam primus*) Lucilius,
correctus quidem a Dousa, sic est locutus teste Charisio I
p. 86 P. 111, 18 K.:
*) h. e. quod BciaxnaB primus. Nam quod ne Naevianae quidem
Ennianaeqne poesis reliquiae ullum eiusmodi vestigium Bervant, vix
aaaiia non caaui tribuere. Naevio enim cum talem versum iSimul alis
alid alitmde rumitafU inter se Bothins tribuit in Comicorum fragmeutis
p. 25, Buo id periculo fecit damnoque nnmerorum , quos pridem pcr-
«pectum est hos esBe Simtil dlius aliunde - rtimitdnt intir se Becundum
^>iti cpitomam p. 870, 3. — Altera ex parte demiranda AlBchefskii
liberaditas, qai nno coofiBUs unius Medicei teetimonio alid formae usum
^ T. Livii et aetatem et consuetudinem pertinuissc cum sibi persuaBit
^n. ad II, 43, 10 tum aliis persuadere tali argumentatione instituit:
*si dlid iitAtT] cum hoc loco aliud corripiendum, nt7u7 producendum
sit, rectiBsime se habet alid^: doctrinae generc tam mehercule novo
quam singulari. [Cf. infra p. 476.]
454 DE DECLINATIONE QVADAM LATINA RECONDITIORE.
iiam uelut ^intro' aliud longe esse atque ^intus' mdemus,
sic et ^apud se' longe alid est neque idem ualet ^ad se\
Post hunc CatuUus et alid semel 29, 15:
quid est alid sinistra liberalitas,
et scmel alis 66, 28:
11 coniugium, quo non fortius ausit alis:
sive quod non fortior ausit alis tenebis cum libris. Postremo
Lucretius alid frequentavit in certis potissimum, quibus ea
forma conveniebat, locutionibus : quando alid ex alio I, 263,
namquc alid ex alio IV, 1115. V, 1456, sic alid ex alio 1,407.
111,970. V, 1305; praeterea qtiodaimque alid auget V, 257.
Insigniore autem idem memoria etiam dativo ali locum con-
cessit VI, 1227:
nam quod ali dederat uitalis aeris auras:
item Lachmanno correctore IV, 637:
ut quod ali cibus est, aliis fuat acre nenenum,
ubi libri aliis prodiderunt, Lachmannus autem p. 249 i>er-
commodo eiusdem dativi exemplo utitur e lege lulia mimici-
pali petito, aeris Neapolitani [P. L. M. E. tab. XXXIV] t. 2^
[C. L L. I n. 206 v. 98]: QVEIQVOMQVE • INMVNICIPK)
COLONI AE . PRAEFECT VRA • POST • K • Q VICT • PRM • CO
mm . II . VIR . IIR . VIR . ALEI VE . QVOI.MAG.KO
G ANDO . SVB . ROGANDOVE • HABEBIT. [Cf. infra p. 46:V
Quodsi de hoc casu recte praecepisse Priscianum sppi-
ret, de genetivo quoque alis eiusdem stabit doctrina, quam-
quam exemplum superesse non videtur. Eo igitur confideii-
tius Mommseni coniecturam amplectimur in hanc part^ni
aiiquid ratiocinantis ex epitaphiorum illorum BaldiniaDorum
memoria, de dial. p. 230. Non quo concedamus etiam RA-
GONLS REMIS ANAVIS genetivos esse, id quod non mai.'
rem vel necessitatem vel probabilitatem in his habet quan'
in Lupianis quae supra addebamus SECTILIS (SESTILI^^V
TVSANIS CAECILIS: verum quod restat exemplum F
CLODIS . C . L . PAMPINI, quo tandem alio casu vel e>^e
vel posse esse dices? Nam et hi tituli et alii consimileN
Praenestini potissimum illi quos una cum Caeretanis quibu^-
DE DECLINATIONE QVADAH LATINA RECONDITIOBE. 455
dam Henzenus edidit in Annal. et monum. injBtituti archaeolo-
gici Romani a. 1855 p. 74 sqq. inque ^Bullettino' a. 1858
p. 93 sqq., etsi plerumque sane nominativo casn mortuorum
DOfflina efferunty tamen nec dativum nec genetiyum prorsus
excluserunt. Ac genetiyum ipse Henzenus p. 81 videtur illud
Bamaes nomen tituli Lupiani interpretari qui est talis C • 12
VALEM . C . F . BARNAES, a Bama vel Bamas nisi fallor
nominativo profectus deque PESCENIAES AQVILLIAES
genetivis cogitans: verum de hoc dubitationem omnem me
iudice lapis Deliacus tollit C. L G. 2319 ipsam BAPNAIOI
formam praestans.*) Ambigua esse muliebria apparetPAVL-
LAESALVIAE Lup. 25 [C. L L. I n. 952; P. L. M. E.
tab. XV, 25], MVNIAE Bald. 59 [C. L L. I n. 916; P. L. M. E.
tab.Xni, 59], GEMEIAI Praen. 28 [C. I. L. I n. 109; P. L.
M. E. tab. XLVI, 33], nVMTORIAI 37 [C. L L. I n. 122; P.
L. M. E. tab. XLV, 11], VEHILIAI 70 [C. I. L. I n. 157],
quibus accedunt fortasse SEHIAI 59 [C. I. L. I n. 147], CO-
MENIAI BuU. 4 [C. I. L. I n. 96] : quando de dativo certa res
est in Lup. 14, Garr. 9 [C. L L. I n. 846; P. L. M. E. tab. XV,
14], sive perobscure ibi scriptas litteras M • COLIO • M • L (ut
l R. N. 5221) sive CALIIO h. e. Caleo Caleio (ut I. R. N. 1575)
interpretabere; item in Garr. 17 [C. I. L. I n. 999; P. L. M.
E. tab. XV, 52] , ubi esse GEMIO potius quam GENVO
videtur**); fortasse etiam in Lup. 34 [C. I. L. I n. 831; P.
*) [Vide infra p. 21 (464 sq.) adn. et comm, II p. VII (473) sq. C.W.]
**) Litterarnm spedes in eo vaaculo inBcriptaram cum proxime
accedat ad hoc exemplom GEA/VO, non incommode fortasse quispiam
de cognominis nominatiyo Gemo (tertiae quidem declinationis) cogitct,
cuiua scriptura pristinam formam M litterae Beryarit Nam sine nomi-
nibus poaita cognomina habes etiam Lup. 18. Garr. 13 [C. I. L. n. 864;
P. L. M. E. tab. XV, 18] DEMETRIVS, Lup. 28. Garr. 39 [C. L L.
I n. 942; P. L. M. E. tab. XV, 28] PROTARCVS, Bald. 93 [C. I. L.
I ri. 879] GVBVS: a quibuB WOREPANO • M • W Praen. 83 [C. I. L.
I n.ll6; P. L. M. E. tab. XLVI, 36; cf. infra p. 469 adn.] et QVSORO
Bull. 9 [C. I. L. 1 n. 168; P. L. M. E. tab. XXXVI, 6OJ addito vel suo
vcl mannmiBSoriB praenomine distant. Vt improbandus sit si quis Lup.
U. Garr. 9 interpretari M*CALDO-M*L animum induzerit: etsi eam
lectionem non respuit scriptura. — De Lupiano titulo 34 Bupra com-
memorato quid decemam haereo. Cuius in Garruccii tabula chalcogpra-
pha ea figura est quae ab hac lectione prozime absit:
456 DE DECLINATIONE QVADAM LATINA RECONDITIORE.
L. M. E. tab. XV, 34], quamquam ei quod ibi apud Lupium
legitur ALFENO iiomini non satis fidei tabula Garrucciana
n. 2 addit. Nam in hoc quidem genere sua sponte intelle
gitur e longe antiquioribus, immo antiquissimis Praenestinis
nihil argumenti peti posse: in quibus quae sunt APTROSIO
BOVFILIO CAMEHO CORIAKIO CVPIO FABREOIO HE-
LjRENIO UOREUANO MVTILIO OPIO OVIIIO ORCEVIO
ROSCIO PUAVTIO SAVFIO ^MPIO VSORO (quo adde
omissum apud Henzenum l^ • OPPIO), non sunt datiri sed
nominativi item ut AVIUIOS CASIOS ORGVIOS, id quod
omnium evidentissime n. 63 liiClO - TAPIOS docet. — Igitur
ad genetivum ut revertar, unum saltem^ eertum exemplum
praesto est Bald. 10 [C. I. L. I n. 878] NOVI • GRAECl
Quod cum excludat controversiam, ne de P-CLODIS quidem
genetivo dubitabimus. Huic autem iam alterum accedat e
receutioris memoriae titulo Nemausensi qui est talis apiul
Gruterum p. 486, 4 [apud Herzogum Gall. Narb. n. 215]:
D . M
CVETTIIHELIS
I TlTT IVIRAVG.ET
VETTIAE . SERVANDAE
V X 0 R I
VIVI . SIBI POSVERVNT
Habetque hoc eo minus dubitationis, quod eadem C • VET-
TIVS • HELIVS nomina redeunfin Romano lapide p. 714,3.
Nam quod in priore VECTII • HELPIS idem Gruterus p.
483, 5 edidit Poldum secutus, cum per se nihili sit, tum
alfp:nos.lvci
a . d . xii . c . noem
nisi qiiod ij^sa extiema Httera ALFENO;^ nominis perambigna •">*
ncc S littcrae valde- similis, Et si vel maxime certa sit, qui potcst in
lianc aetatoTn os terminationis usus cadere? [Cf. P. L M. E. Suppi
enarr. p. 103: 'de titulorum 14 et 34 et 52 vera lectione qnaejsin p<'-
tius quam respondi comm. de decl. Lat, recond. p. 12. Tantam fci*>
praeter rationem CIILIO in 14 Garruccium int-erpretari Annal in-*^
Rom. t. XXXII (a. 1860) p. 236: ubi de CALIID» memini Momm^eDuin
cogitare.' C. W,]
DE DECLINATIONC: QVADAM LATINA RECONDITIORE. 457
facile cedet Scaligeri auctoritati, a quo emendatius exemplum
illud alterum acceperat. [Gf. in&a p. 476.]
lam vero priusquam progrediar disputando; yideo illuc
mihi redeundum quod unum (praeter CLODIS) in promptu
esse genetiyi certum exemplum dicebam mortuorum nomini-
bu8 adhibiti in Lupianis Baldinianisque atque item in Prae-
nefltixiis epitaphiis: NOVI * 6RAECI illud. Praevideo enim
non defuturos qui nubem potuisse exemplorum huc adscisci
dictitent: praeter cetera C • PACCI • L • SALVI Lup. 45. Garr.
34 [C. L L. I,n. 929; P. L. M. E. tab. XV, 45 J: sed prae-
terea alia plurima, n^n tantum talia qualia habes M • VER-
GVLEI L. 32. G. 48 [C. L L. I n. 977; P. L. M. E. tab.
XV, 32], A . AETEI L. 41. G. 3 [C. L L. I n. 828; P. L.
M. £. tab. XV, 41], yerum et usitatiora et simpliciora prope
innumerabilia ut C^BALONI, PIVNI, Q • TITINI, M-
SEMPRONI, TIMANLI, A • MINVCI, T • SVLPICI, T-
TVTILI, MTERENTI, CN.OBINI, TMVNATI, D-
FOLVI, PNAEVI, MCAI.TI, U • CVPI et quae sunt u
cetera. Non commemorarem haec profecto, si eis potissi-
mum scriberem qui in epigraphicis litteris habitant; yerum
in his saltem terris cisalpinis cum ad philologos oloi vOv eici
satis tenuis illius sdentiae notitia pertinere soleat — loquor
autem de Latinis litteris, non de Graecis — , operam perdi-
disse non videbor si paucis aperuero quod tujv dfiireipwv
neminem fugit: illas formas omnes non ad genetiyum spec-
tare, sed scripturae compendio uti quo ipse gentiliciorum
nominativus in ius desinens notatur. Cuius rei qui volet
aigumenta ceteris luculentiora cognoscere, talia expendat
qualia sunt in Scipionum elogiis L ■ CORNELI • L • F • P • N •
SCIPIO, in epitaphiis Praenestinis 44. 45 [C. I. L. I n. 130.
131; P. L. M. E. tab. XLVII, 5L 52] LOPPIL.F.FLA.
CVS . PATR . et L • OPPI • L • F • FLACVS • FILIVS, in S. C.
de Bacchanalibus SGrihindo ARFuerunt M • CUAVDI • M • F .
l VALERI • P . F • Q • MINVCI • C • F, in titulo Mummiano
L • MVMMI • L . F • COS . DVCTn • AVSPICIO • IMPERIO-
QVE . EI VS • ACHAIA • CAPTa, in Romano Or. Henz. 5351
[C, L L. I n. 560; VI, 1 n. 1306; P. L. M. E. tab. LVI C] C •
FANNI • M . F • COS . DE . SENA • SEN • DEDIT, in pagi scito
458 DE DECLINATIONE QVADAM LATINA RECONDITIORE.
Herculanei G • BLOSSI • M • L • PROTEMVS, in Caeretanis L-
FALTINI- M • F . NIGER: in his ut nunc subsistam.
Nec tamen propterea tantum, ut non esse genetivos
docerem, hos nominativos composui, sed ex eisdem ut argu-
mentarer ultra. Quid enim vel caussae vel rationis illud
ipsum habuisse dices, quod in ius terminata nomina non
aut plene perscripta sunt aut, si modo brevianda viderentor,
sic potius notata ut communis usus ceterorum vocabulorum
omnium vel postulabat vel suadebat h. e. CORNEL-SVLPIC-
CLAVD? qualem tamen scripturam in antiquioribus quidem
titulis (non item in nummis) constat ixiauditam esse. Quodsi
tale discrimen ideo placuisse ratiocinere ut a cognominibus
in iTs exeuntibus gentilia distinguerentur, hoc tamen quam
non sufficiat facile est ad demonstrandum. Ita enim cur eadem
ista brcviandi ratio non ad muliebria quoque nomina umqnam
translata est? Vitandam fuisse ambiguitatem respondebis.
ne pro masculinis haberentur. At ubi bina sociabantur, quid
15 tandem ambiguitatis restabat? Et tamen non est umquam
sic scriptum MARI • SELICIA vel MARIA • SELICI, sed
MARIA . SELICIA Praen. 61 [C. I. L. I n. 149; P. L. M. E.
tab. XLV, 20], nec CESVLA • ATILI vel POLA • LIVI, sed
CIISVLA . ATIHA et POIA*. HVIA in Pisaurensibus apnd
Maffeium Mus. Veron. p. 470 sq. [C. I. L. I n. 168 et 177:
P. L. M. E. tab. XLIV J et XLIII A\, ad idemque exem-
phim GRAECA • VATRONIA Praen. 68 [C. I. L. I n. loo:
P. L. M. E. tab. XLVI, 43], P • VEBIDIA . Q • F • NTMA
69 [C. I. L. I n. 156], CAESIA . > • L . SVRISCA Caer. p,77
[C. L L. I n. 1316; P. L. M. E. tab. XLVn, 10], PORT\'-
NALIA • MARTA • PIOTICA Lup. 8. Garr. 15 [C. I. L I
n.081; P. L. M. E. tab. XV, 8J, DERCINA • IVANALARIA
L. 26. G. 12 [C. I. L. I n. 918; P. L. M. E. tab. XV, 20!.
quamquara rainime reformidarunt OPI • SAVFIO Praen. h^
[C. L L. I n. 146; P. L. M. E. tab. XLV, 16], ac ne CA\1-
TERTINEI . POSTICNV quidem in Praenestino titulo Mu^^i
Rlienani t. XIV p. 382 [supra p. 387] nuper a me publicato |rf.
infra p. 465 adn.J. Nam CVRTIAROSCI Praen. 21 [C. L L I
n. 104] dubitare noli quin sit liosci uxor, ut jpAVLLA.COR-
NELIACN.F.HISPALLI in sarcophago Scipionis Barbati,
DE DECLINATIONE QVADAH LATINA RECONDITIOBE. 459
vel CAECILIAE • • • • METELLAE • CRASSL — Haec igitur
omnia et fortasse alia affinia perpendisse Mommsenum con-
sentanettm est^ qui tribus nuper yerbis, quid huius rei esset,
significayit in eo libro quem de bistoria rei nummariae Ro-
manorum plane admirabilem fecit p. 47 1, obseryatione longe
fructuosissima. Quippe apertissimum esse putamus scriptu-
ram illam omnem, qua i littera nomina gentilicia finiuntury
ex ea aetate linguae repetendam esse qua non alius sed
alis, non Clodius sed Clodis diceretur ad idemque exem-
plum Cornelis Sulpicis Caecilis Opis Mumis Fanis
et similia omnia, eae autem formae uon plene scriberentur,
sed abiecta de pristina consuetudine littera finali CUODI
CORNEH SVl^niCI: plane ut pleniores quae successere for-
mae scriptae sunt OPIO Pl/KYTIO FABRECIO in Prae-
uestinis aliaeque in aliis. Mansit autem ea qua adsueyerant
scriptura, postquam ios ius substitutum est^ prorsus eadem
ratione qna C vel COS vel SVC notas tenuit vis consuetu-
dinis etiam post Gaitis cansol Snbttra formas communi usu
receptas. Quae si ita sunt, ut sunt profecto, ingens multi-
tudo exemplorum succrescit, quibus longissime aliquafido
patuisse eam declinationem iutellegatur, cuius unum vesti-
gium postera aetas alis pronomen novit. Servabat eam ut
alia Tctusta plurima sermo vulgaris: unde ad Graecos transiit le
ibique etiam constantius perstitit quam inter ipsos Romanos
posteriorum saeculorum.
Vnum superest quod non possis non valde expetere:
ipsius antiquioris aetatis exemplum plenc litteris omnibus
ita perscriptum ut saeculi septimi exeuntis Lupiana atque
Baldiniana illa. Sed vel huic desiderio haud scio an satis
factum sit, postquam nuper demum hic titulus iunotuit in
cippo terminali scriptus, repertus prope oppidum (sive pagus
est) cui Nazzano nomen, haud ita procul Roma situm ad
Tiberim, e Secchii schedis a Raphaele Gamiccio publicatus
in 'Bullettino' Romano anni 1860 p. 97 [C. L L. I n. 633]:
P . MENATES . P . F
TR . PL
XXX
Uoc enim nomen quod esse aliud credes nisi Minatius
4G0 DE DECLINATIONE QVADAM LATINA KECONDITIORE.
Minatis?*) domiDante etiamtum e littera pro i ut in SEMOL
MERETO AIDILES. Nam quantumvis varia fuerit Yariis
in terris gentibusve Italicis formatio gentiliciorum^ quod ge-
nus post Huebnerum paucis nuper Henzenos comprehendit
Orelliani voluminis III p. 242 sq., tamen in cUes terminatum
nonien (ut in enus erna ena enna ina inna enai inas
exeimtia plurima) nusquam umquam repertum est Vnde esse
consequens intellegimus antiquitus ad hoc exemplum decli*
uatum esse:
nom. Corneles Cornelis
gen. Corneles (ut SALVTES) Cornelis
dat. Cornele (ut IVNONE) Corneli
acc. Cornelem Cornelim
prorsus ut alis alis ali et ut puto alim. Quibus qui volet
ablativos addat Corneled Cornelid. Veterrimae autem
pronuntiationis aliquid haesit in plebeii sermonis formis re-
centioribus illis quas supra posui p. 6 [449] sq. LVCILLES
et, si modo satis ei fidei, APILES: a quibus aliquo inter-
vallo BARNAES distat.
Quodsi per satis multorum annorum diutumitatem et 5 et
17 m littera finalis omitti solita est communi consuetudine, rursus
haec subnata declinatio est casuum discrimine omni sublato:
nom. Cornelis Corneli
gen. Cornelis Corneli
dat. Corneli Corneli
acc. Cornelim Corneli
proxime ad eorum similitudinem quae nuper proponebam
Musei Rhen. t. XIV p. 401 sq. [supra p. 408]:
nom. matrona senatu die
gen. matrona senatu die
dat. matrona senatu die
acc. matrona senatu die
Ex illis igitur casuum formis plane parilibus cum unum.
noniinativum, sola scriptura posterioris aetatis servarit^ all*'r
*) [Cf. comui. II p. VII (474) et qiiae scripsit RitscheliusMus^Hhin
XVI p. 625 (in fiiie altcrius conimentfttionis infra p. 477 repetita), C.^V.
DB DECLINATIONE QVADAM LATINA RECONDITIOBE. 461
qaidam non in scriptura tantum, sed in ipsa lingua mansit:
qui est genetivas Corneli. Hinc enim illud repetendum^ de
quo magni Bentleii virtute nunc inter omnes constat^ quod
substantivonun in ius et ium desiuentium genetivum anti-
quior lingna nnmquam finivit geminata ii, sed una simplici i
TDcali. Nec enim dubitabimus quin ad masculinorum exem-
plum prisca latinitas etiam neutra sic formaverit: consilim
consili^s) consili consilim: nisi quod in pronomine m
litterae vices d litteiB; ut in id quid quod illud istud,
ita in alid sustinuii Eademque plane qua alis alid ra-
tione is id^ quis quid reguntur, item ut accusativi alim^
em im, qnem: persimili etiam ille (pro illes ut Cornele
pro Corneles) atque illud: quod genus omne hic explicare
longum est. — Genetivi igitur speciem illam^ Corneli, quid
mirum si cnm nominibus propriis etiam appellativum voca-
bulum alis communem habuit? A qua forma quemadmodum
Tetus lingua com in declinatione casuum tum in fingendis
aliter alibi aliquis aliquot aliquantus aliquando
compositis profecta est; ita indidem duxit alimodi (hoc est i8
ali modi) teste Festi epitoma p. 28, 2 positum pro alius
modi (vel quod eodem redit pro alii modi). [Cf. infra
p. 467.]
AVCTARIVM.
De Sallustio^ quem p. 9 [452 sq.] tractavi, res ipsa
monet ut etiam pergam ratiocinando. Is enim cum illud genus
loquendi frequentet quod in componendis conectendisque alius
pronominis fonnis cemitur; qua tandem plane singulari libidine
uno solo in loeo alis admisisse credetur, in ceteris omnibus
omni ex parte similibus eidem formae aditum constantissime
praeclusisse? In hia dico quae sunt alim alium Cat. 6; 5.
43, 2. 52, 28. lug. 53, 8. 66, 3, alius alii Cat. 52, 1, alius
(Uii facinoris Cat. 22, 2, aliiis cUio morc Cat. 6, 2, alius in
alio lug. 60, 1] alius db alia parte lug. 101, 2, alius alio lug.
12, 2. 50, 5. In his igitur quotiens alis posuerit nescio:
462 DE DECLINATIONE QVADAM LATINA RECX)NDITIORE.
nusquam posuisse nego simile veri esse. Eius autem rei pro-
babilitas novo esse documento poterit, quali fide hos libros
Sallustianos ad nostram memoriam eodices ms. prodiderint,
ut qui nullum, si Dietschianis testimoniis credimus, brevio-
ris formae vestigium servent, tenuissima quaedam^ si alios
auctores consuliraus. Quippe lug. 50, 5 diligentissimns homo
Theophilus Cortius testatur in Guelferbytano 9 (qui Dietschio
est g vel n. 21 p. 10) et Lipsiensi academico scriptum esse
aliis alio, idemque a prima manu eundem academicum et
Heussianum Memmingensem in lug. 12, 2 habuisse. In qno
nihil nisi alis alio latere ipse iam Cortius suspicabatnr,
tam id profecto probabiliter quam in tali caussa qoidpiam
credi cum probabilitate potest.
P. 10 sq. [454] compositis exemplis alid formae potui
quaedam addere non scriptoris, sed librariorum: quos mimiB
est in Lucretii duos versus illam immisisse a quibus eam
ipsi numeri segregant, aliud terris alid regionibus I, 469, dlc^
aiid res IV, 1039 teste Lachmanno p. 41: quae credibile estin
scribentiuuiL mentibus haesisse e trium versuum libri I uniusqoe
19 libri III recordatione. — Item solis librariis dubitare noli ali
dativum tribuere quem video e Frontone Maii p. 275 (ed. Rom*
a. 1823) vel p. 186 Nieb. afferri suum quisque aniicum ali
amico, itemque e Festi epitoma p. 27, 19 ^aliae rei^ di^tPla^i-
fus pro co quod est ^ali rci^i sic enim haec transposita sunt
rectissime, praesertim cum e brevioribus hniiia pronomini^
formis ne usitatiores quidem alis alid Plautinae faboiae ad*
miserint. Talem igitur scripturam ut ab ipso Frontone tel
Festo profectam non rectius tueare quam in Ciceroms de re
publica I, 8, 13 bis proditum nominativum pluralem ali.
vel ad similitudinem manubis comitis lunis formarum ibidem
scriptarum (conlectarum in Osanni excursu VII p. 451) fac-
tum dativum alis. Quorum casuum in unam i contracto-
rum etsi quaedam exempla (in his ipsum ali e decreto
Pisano: SIVE - QVI - ALI • M AGISTRATVS • ERVNT) Lach-
mannus in Lucr. p< 252 et 279 indubitata protulit*), tamen
*) Ambiguiim esse video utrum nominativnm an dativom intf^
pretemur quod in longo antiquiore titulo BCriptum eet ALEI: inV»»*-
DE dbclinatioiJe qvadam latina reconditiore. 463
cum nominatiYum ipse yitiosum dicit, tum dativum profecto
Ciceroni non concesait, id quod vel eo satis ostendit quod
ue in Lucretiano quidem versu IV; 637 bisyllabam aliis
h. e. alis formam toleravit. Ac de hoc litem nunc non mo-
vebo, quamquam posse moveri sentio: verum illud non dubito
confidenter pronuntiare^ si modo ea declinatio, quae fuit alin
alis ali alim^ per plurales casus olim pertinuerit; non po-
tuisse omnino alias nisi has formas fieri:
nom. alis et ali (ut ques qui cum sim.) ^o
gen. alium
dat, slibna ai alis (ut quibus quis)
acc. alis
Aliquo autem cum tali declinatione viuculo haud sei» au
ipsa scaenica prosodia contineatur. A qua alienissimam esse
synizesim constat talibus qualia sunt filius filio filium
filii filiis filios adhibitam, quam diu quidem in senariis
septenariisque sive trochaicis sive iambicis poeta versatur:
eontra simul atque ad liberiora metra transitus fit, ad ana-
paestica potissimum, sed etiam ad octonarios quoslibet, nihil
prorsus offensionis eandem illam licentiam haber»: de quo
explicatius dixi Proleg. Trin. p.CLX sqq. Museique Rhen« tVII
p. 595 [= Opusc. II p. 595] sqq. Hoc igitur ipsum vide num
cum aliqua specie probabilitatis coniciamus non aliam vim
caussamque habere^ nisi quod in liberioribus metris suscepta
vulgaris sermonis libertate pronuntiaretur filis fili filim
fili filis filis. Quam pronuntiationem niim etiam scrip-
frano illo ab Mommseno publicato I. R. N. 4616 [C. I. L. I n. 1277],
eaius haec specieB [repraesentata nnnc in P. L. M. E. tab. LIX «/]:
ALEI • IN . VENERIeS
MIHEI . CONTRA • RI
Qui qnamyis mntilnB sit, tamen et senariomm non dabia principia ct
manifestam oltia et mthi pronominnm oppositionem ostendit:
Alei ia. Veneriein
Mihei c6ntra ri . • •
ubi correptam miikei BatiB yeniae ab illa ratione habet quam cum alibi
BaepiuB tum nnper Mnsei Rhen. t XIV p. 411 [snpra p. 419] explicavi.
464 DE DECLIKATIONE QVADAM LATINA RECONDITIORE.
tione vel aetas Plautina vel poetae consuetudo expresserit,
id quod fecit sane communis usus in genetivo fili, fadliu^
quaeri quam responderi putamus. — Ceterum ad neutnun ut
redeam, Bentleianae in Terentio coniecturae alterum exem-
plum neglexi prorsus gemellum quod est in Heeyrae versu
V, 1, 24:
Alid si scirem, qui firmare meam apud uos possem fidem-.
Ita quidem Bentleius pro eo quod est in libris AHud si sci-
rem, Transposuit Fleckeisenus Si aliud scirein: dubitari po-
test num alio potius vocabulo transposito poeta dederit M/<W
si scircm, firmare qui djyud uos meam posseni fidan. Exqiu-
sitius esse meam apud iws fidem non me fugit: sed exquisi-
tius etiam aliud si scircm est quam si aliud sciretn.
Praeterea tribus verbis aperiam cur ab hac societatt'
illa seiuuxerim, quae non mirer si ad eandem similitudinem
proxime accedere dixeris: articularis articularius, auxi-
liaris auxiliarius, iocularis iocularius, lapidaris
lapidarius, molaris molarius, palmaris palmarius,
singularis singularius, talaris talarius, tutelari?
tutelarius, uulgaris uulgarius, et si quae forte sunt
similia. Verum haec contraria potius ratione hac reguntur
quod, cum longiores formas aetas antiquior probasset, sub-
secutae demum sunt breviores. Velut Plautum Terentium
21 Turpilium Catonem Novium Afranium horumque pedisequum
Gellium, posteriores autem scriptores nullos auctores habent
articulariua, molarius, palmarius, singularius, uul-
garius: paucorum utramque formam ipsa iam antiquitas
adsciverat ut iocularius iocularis et, Varronem si in an-
tiquis habueris, singularis: auxiliarius iuxta atque auxi-
I i a r i s haesit apud posteriores, sed Plautus tamen unum illuJ
novit: nuUum exstat eiusmodi exemplum, quo olim proba-
tam breviorem formam cessisse productiori demonstretur.*'
*) Nihil huc valere inferioria aevi exempla intellegis quale bal*"
APOLLINARIVS I. R. N. 1G67, postquam per multa eaecula ani
APOLLINARIS fornia probata est. — Vtor hac OGcaflione ad supplt»!*^
ea quae de BARNAKS fornia supra dixi p. 12 [455]. Etenim BARNAKVS
nominativi nescio quomodo Latina exenipla me fugerunt 1. R. N. '*<**
DE DECLINATIONE QYADAM LATINA RECONDITIORE. 465
Ergo sic potins statuexidumy ab una eademque stirpe pro-
gressam linguam arbitratu suo denominatiTa progenuisse siye
in arius sive in aris desinentia; notionis quidem discrimine
nollo aut prope nuUo. Nisi quod tamen alia quaedam ar-
gumentatio accedit, in quam infra incidet oratio.
Atqtie haec quidem non oblitus eram, sed sciens omisi.
Omittere autem non debebam praeter alius in latinitate
relicta eiusdem declinationis duo alia exempla: quorum prius
^ dius. Nec enim, cum plurali -numero di et dis decli-
natum est^ hi quidem casus potuerunt a deus duci, sed en
(Jios manarunt^ vel ut nunc etiam rectius dicam, e dis no-
minativo dius formae eadem ratione vicario qua alius yel
Clodius formas aequant alis et Clodis. Et dius quidem
formam satis testatur dius fidius: quando prosodiae dis-
erepantia; de qua Lachmannus admonuit in Lucr. p. 227, in
tam yetustis nihil quicquam contra yalet: dis autem nomi-
nati?um etsi non profecto in eo quaeres quod est hic dis
hnus dUis, ac fortasse ne in dispiter quidem (tamquam
iloUvater), quod facile quispiam obiciat e diespiter contractum
esse, iamen certum ille nisi fallor sui yestigium reliquit in
diiouis. Magis etiam adpositum ad persuasionem huc ad-
3722. 3756 et Qrut. 991,11 [cf. infirap. 473 sq.]: quo ipsaadeo BARNAES
fonna accedit e Grut. 632, 1 [C. I. L. VI, 1 n. 1892] M • SVTORIVS - M-
L-BARNAES. Quamqnam per se nihil sane impediebat qnominns in
Lapii Somascanis genetiTum interpretarere BARNAES, qnando nomi-
nativuB BARNA exstat I. R. N. 4865 et Grut. 900, 6 (vel Murat 1569, 5
[C. I. L. II n. 3282]). — P. 15 [458] ne captiosa nti disputatione viderer,
debebam illa omitteie qnae snnt MARIA . SELICIA, CESVLA • ATILIA,
POLA.LIVIA, GBAECA . VATRONIA, DERCINA • IVANALARIA:
iu hia enim cur non SELICl, ATILI, LIVI, VATRONI, IVANALARl
Bcriberetur, facile dixeriB hanc ipsam cauBsam fuisse, ne de marito
cogitaretur ut in CVRTLA . ROSCI. Sed vel sic tamen nihil de vi
argumentationis nostrae detrahitur: cur enim non est MARI • SELICIA,
VEBIDI-NVMA, PORTVNALI . MARTA • PIOTICA umquam Bcriptum
Tel in BimilibuB similiter Bine ambignitatifl specie nlla? — In Prae-
nestina p. 12 [455] adn. commemorata haud scio an \f • ORE^ANO
distinguendam ait potins. — LevideuBe eet quod p. 3 [446] piolatum
TAAAATIC nomen video rectius Latinis inBcrendum fuisae p. 6 [449]:
leviTiB etiam qnod in C Z C, itemqne E € formis recte discriminandis
aliquotienB non satiB mihi typothetArum filii paruemnt.
Pa. KTBCHBLII OPVBCVLA FV. 30
466 DE DECLINATIONE QVADAM LATINA RECONDITIORE.
sciscimus meus mius pronomen, cum deus dius formis
affinitate summa sociatum: quorum illud^ quod est mius,
non grammutici tantum testantur Charisius II p. 133 P. IhiK
17 K. cum Diomede I p. 319 P. 331, 14 K, Prisciaims Xffl
p. 962 P. 11, 13 H., Velius Longus p. 2236, 10, sed ante
oculos ponit elogium Scipionis Hispani in quo est MIEIi^
MORIBVS scriptum, pronuntiatum autem |iovocuXXdpu)C mia
Neque enim vel a meus vel a mius, sed a compari huk
mis nominativo flexi sunt mis genetivus et mi dativus pri-
mae personae, mi vocativus et mi nominativus pluralis (ut
mi homines mi spectatof^es et o mi oculi apud Plautnm, o ««
hospites apud Petronium) possessivi pronominis: quae genera
ratione etymologica non esse disparia patet. Habuitque in
lingua tamquam recordatio quaedam pristinae consuetudinii
hanc vim ut, cum pridem exolevisset mis et mim (is enim
haud dubie accusativus fuit) et mi formarum usus, tamen
monosyllaba pronuntiatio in eis quae successerunt meuh
mei meum mei duraret. Namque unde sat grave finna-
mentum totius ratiocinationis nostrae suppetit, illud est, quoJ
e nominibus in eus exeuntibus omnibus duo sola sunt deos
et meus, quae in scaenica poesi, nec tantum in liberiori-
bus metris, sed in senariis quoque septenariisque, syuiz^siE
eu ei eo ea syllabarum admittant, nec aliquando admit-
tant, sed frequentent, nec in quibusdam casibus, sed in om-
nibus praeter mea: neutrum autem plurale ne a mis qui-
dem aliud nisi mia ficri potuit. Vnde non immerito con-
ligere videmur a dis mis nominativis profectoe vetustissi-
mos dvaXofUJC declinasse per omnes et casus et numeros. Ei
de vocativo quidem mi, qui permansit, ipsam veritatem iani
veteres magistri prope attigenmt, non illum a meuS; sed j
mius repetentes, Celsus atque Charisius (I. s. s.) a Prisdano
23 excitati I. s. s. Quamquam et hic et Charisius p. 86 P. l^h
13 K. cum mi uni masculino tribuunt, abiudicant a feminino
genere, fugerunt eos talia qualia e lingua vulgari, ut con-
sentaneum est credere, Appuleius adscivit iam a Vossio i^
anal. IV, 8 composita mi soror, mi coniunx (nam de mi s*'^^*'-
novicia ei interpolatio fraudi fuit): quae ipsa novo documenti'
sunt non a mius potius quam a mis facti vocativi.
DE DECLINATIONE QVADAH LATIKA RECONDITIORK. 467
Omnino autem Tocatiyum non nisi impradens omisi
sopra p. 17 [460 Bq.]^ nbi pauUo plenius debebam rem onmem
sic complecti^ ut e Tetere declinatione unum casum dicerem
in sola scriptura haesisse, nominativum Corneli, duos au-
tem non iu scriptura tantum, sed in ipsa lingua perstitisse,
qui smit genetivus Corneli et Corneli vocatiyus: inter
quos hoc tantum discriminis intercedit, quod genetivum po-
stera saltem aetas Cornelii substituit reapse a Cornelius
(luctam, vocativum Cornelie longe sane prior, sed tamen
inventa Cornelius forma posterior, coepit quidem adsciscere,
perferre numquam potuit. Et Prisciani quidem VII p. 739 P.
301, 20 H. exempla VirgUie Mercurie facile apparet ab ipso
ficta esse: sed quod p. 741 P. 305, 8 H. e Livio Andronico
profert; filie^ dubitatione vacai Itaque qui non altius re-
petere caussas linguae animum induxissent, non est mirum
sic statuisse ut et genetivum et vocativum fili vel Clodi
contractum ex antiquioribus scilicet formis trisyllabis dice-
reni Prorsus contra factum esse etiam aliunde conligitur.
Quid est enim cur^ quae in substantivis sedem certissimam
liabet^ eadem et genetivi et vocativi declinatio monosyllaba
non est item ad adiectiva translata? (in quorum numero
pridem perspectum est etiam Laertie habendum essC; quod
Priscianus p. 739 substantivum esse argutabatur.) Viam; nisi
fallit opinioy illa monstrant quae supra componebam in arius
vel aris desinentia. In his omnibus vidimus antiquiores, ut
nunc res est, auctores habere formas longioreS; brevioribus
adsuevisse recentiores. Ergo aut onmino vetus lingua caruit
brevioribus, aut^ quod nemo erit quin amplectatur libentius,
in illis vocabulis iam desierant breviores ea aetate qua etiam-
tum vigebant in aliis. Quod ubi ad finitima h. e. ad ad-
iectivorum genus omne transtuleris, haud scio an et origi-
num et mutationum hanc animo imaginem informare liceat.
Fuit aliquando aetas qua in is (vel es potius) exirent cum
Bubstai^tiva timi adiectiva omnia: Corneles files uolgares
egreges. Subsecuta est altera aetas, qua progredi lingua
&d ios ius terminationem coepit, et ita quidem coepit ut24
initium ab adiectivis caperet quae vellet a substantivis dis-
cemere: quo evenit ut simul Cornelis filis uolgarios
80*
468 DE DECLINATIONE QVADAM LATINA RECONDITIORE.
cgregios dicerentur, sive servata littera finali sive dempta.
Ex ea aetate originem traxerunt genetivi vocativique Cor-
neli fili, genetivi uolgarii egregii^ vocativi uolgarie
egregie. Tertia hanc aetas excepit, qua ad adiectiYorum
exemplum etiam substantiva accommodarentur, Cornelins
filius, genetivorum vocativorumque formae non mutarent.
A qua licebit quartam distinguere, qua et vocativus fieri
filie coepit, et eis quae in arius exeunt finitima vel pro-
creata vel resuscitata sunt aris syllabis terminata ut uol-
garis iocularis. Quodsi forte in illis, quibus arius finis,
tale esset quod paene exuta adiectivi natura in substantivi
notionem abiisset, facile intellegitur fieri potuisse ut ipsorum
substantivorum vocativum participaret: in hanc igitur par-
tem manuari interpretabimur a sermonis novatore Laberio
positum teste Gellio XVI, 7, 3. — Superest ut de duabus
rebus dicatur cum hac disputatione aliquo vinculo nexis: de
praecepto Nigidiano quod ad modulationem h. e. accentum
talium qualia sunt Valeri consili pertinet, deque Lucilii
doctrina quae in i pingui vel tenui discriminando versatur.
Verum haec argumenta cum et amplius sibi spatium poscarj
iiec quicquam detrimenti nostrae ratiocinationi adlatura sint,
nolo ad ea pertractanda nunc quidem exspatiari longius.
Ceterum cognita hac commentatione cum doctissimui
conlega loannes Gildemeister quaedam similia eademqut^
perutilia ex earum linguarum penu meminisset, a quarum
aditu nos philologi esse interclusi solemus, facile ab eo im
petravi ut singillatim perscripta in communem usum pro-
meret. Sunt autem haec quae infra posui.
^Psanterin fiir HJaXxripiov im Buch Daniel III, 5. ^
10. 15. Da das Buch sicher um 165 a. C. geschrieben i^*»
so ist hiermit eine chronologische Bestimmung geget^u. di<'
vermuthlich wenigsteus hoher hinauffiihrt, als- die Inschrit-
ten, und aus Romischem Einfluss nicht erklart werden kann-
• *
— Nachhcr findet sich die Endung lov als in regelmassig m
der Mischna, z. B. in dem bekaunten Sanhedrin fur wvi-
D£ DECLINATIONE QYADAH LATINA BECONDITIOBE. 469
bpiov. Beispiele geBammelt bei Gesenius Thesauros p. 1116;
ich f&ge wegen des oben p. 4 [447] angef&hrten CTAAIN hinzu
estadin filr CTdbiov Baba kama i, 4. Die Aufzeichnung
der Mischna fallt aber erst Ende des zweiten Jahrhunderts
uach Chr., daher diese Beispiele rQcksichtlich des Alters
nichts Neues beweisen. — Die schon Ton Gesenius angefQhr-
ten Beispiele aus Champollion Gramm. eg. p. 138 ATTAQNIC
fur 'AiToXXuivioc sind Yon ihm nicht mit Zeitangabe versehen.
— Die gleiche Erscheinung tibrigens auch in den yerwand-
ten Sprachen, namentlich im Gothischen und Litthauischen,
wo f&r die Worter auf ja eigne Declinationsclassen aufge-
stellt zu werden pflegen. Gothisch Thema hairdja Hirt,
NominatiT hairdeis (ei « |) statt hairdjas. sutis sdss;
fur sutjas. Utthauisch lobis Reichthum^ fOr lobjas. Im
Zend ist ein Anfang im Accusativ^ wo regelmassig aus jam
im werden muss. Dies bestatigt also auch die Berechtigung,
mit den Formen hoher hinaufzugehn. In der yergleichenden
Grammatik hat man^ so viel ich mich erinnere, die doch
schon bekannten Griechischen Formen nicht berticksichtigt,
vielleicht weil sie zu isolirt und zu spat zu sein schienen.'
II. Commentatio altera,*)
Satis mirum in genere onomatologico^ vel ut verius di- lu
camns, plane )uovf)p€C exemplum constat Yerres nomen gen-
tilicium esse: cuius quae tandem ratio et condicio esset,
nuper demum Mommsenus sibi patere negabat Musei Rhe-
nani vol. XV p. 172 adn. 2 et 207 adn. 81. Nam reapse in
gentiliciis illud habendum esse^ nec esse de aliquo C. Cor-
nelio Yerre cum quibusdam cogitandum, magna cum proba-
bilitate idem iam olim effecerat in Actis soc. Saxon. t. II
p. 62. Nunc si qui abhinc paucos menses editam a nobis
*) Prooemium IndiciB scholarum hibemaram Bonnensium anno-
rum CIOIOCCCLXI et LXII. Bibliopolae Berolinensi I. Guttentag tra-
ditum prodiit in pablicum praefixa hac inscriptione 'Sapplementnm
quaefltioniB de declinatione quadam latina reconditiore.' C. W.]
470 DE DECLINATIONE QVADAM LATINA RECONDITIOEE.
disputationem, quae fuit de declinatione quadam latina re-
conditiore, vel leviter attigerint, vix dubitaturos suspicamur
quin eadem prorsus inter Verres vel Verris et Verrios
formas atque inter Clodis et Clodius, Caecilis et Cae-
cilius, Tusanis et Tusanius, Ragonis et Ragoniu^:,
Anavis et Anavius, Menates et Minatius ratio inter-
cedat. Nec dubitavit lacobus Bernaysius noster, a cuius in
hac caussa admonitione proficiscimur. Nec qnod eiusdem
gentis aliae familiae pristinam Verres formam servarunt
recentiorem Verrius asciverunt aliae, plus vel offensionis
vel mirationis habet quam quod earundem gentium et 01 an-
dii et Clodii, et Plautii et Plotii fuerunt. Accedit quod
lex Voria dicitur Ciceroni dccus. in Verr. 1. III c. 49, 117:
quam formam unde tandem nisi tamquam a Verrius nomine
ivduces? quando, qui e Verres fiat Verrius adiectivum, pa-
rum profecto liquet. Quod autem antiquiori Verres formae
non est recentior Verris substituta, eius rei caussa potuK
appellativi nominis, quod est verres, recordatio atque con-
suetudo esse. Quod si ipsum transiit sane aliquotiens in
verris formam, hoc tamen facile intellegitur non illuc per-
tinere, sed eorum similitudine regi quae sunt volpes et
volpis, torques et torquis, rupes et rupis cum aliis
plurimis, de quibus diximus Musei Rhen. X p. 453 [= OpoH-
II p. 654J. Itaque quemadmodum verris, non verres, Yar-
roni dicitur rei rust. II, 4 § 8 et ut videtur etiam § 4, ita
mirum non est hominibus quoque non Verres tantum, sed
etiam Verris nomen indi, verum id cognomen, non gentili-
ciura. Cuius rei uon inferioris tantum aetatis exemplum habe>
in lapide Venusino I. R. N. 849, qui est talis:
. . . DIVS . P . F . HoR
VERRIS
EX . TESTAM
sed longe luculeutius in Corano titulo, saeculo VII inscript^'
in aede (-astoris PoUucis, quem quoniam parum accuratt*
Muratorius p. 1988, 3 repraesentavit, ad fidem veritatis infra
ponendum duximus Henrico Brunnio duce*):
*) [Vide nunc C. I. L. I n. 1150; P. L. M. E. tab. LXVm X;
DE DECLINATIONE QVADAM LATINA RECONDITIOBB. 471
j^^^ Ceterum Cicero si reapse [filiumqae Verri*
/ ^ ;<4 alieubi seripsit; id quod testatur Probus Instit.
Q ^ H^ gramm. II p. 1473 P. (130 L.), certissimnm est
W ^ ^ eum genetivum non esse a Verres cum Probo
< o
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a^ .
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W •
< >
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<
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r ,
• m
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^ ducendum alienissimisque exemplis graecis Achilli
Ml Ylizi aequiperandum, sed ad Verrius nominati-
i'i vum revocandum. Quodsi de direptore Siciliae
Q C. Verre cogitavit Probus, ut veri sane simile
^ videri potest, fraudi vel ipsi vel ei quem aucto-
oQ rem habuit vitium codicis fuit. Hodie in Verrinis
^ nihil simile exstat nisi satis dissimilia verba ac-
^ cus. in, 69, 161 *non solum filiOf Verres, sed etiam
g rei publicae.' Genetivum libri omnes, in eisque
Ph antiquissimi, constanter Vcrris prodidere.
>. Alterum quod nunc addam eiusdem declina-
•
^ tionis exemplum nescio quomodo nuper oblitus
^ sum: AI^ERNIM in nummis Aeseminis inscrip-
• tum. In quibus etsi longe frequentior est AI^ER- v
^ NINO*) epigraphe: pro qua AISERNINOM unus
^ Avellinus Opusculorum t. II (ed. Neapoli a. 1833)
^ p. 159 sq. semel a se lectum testatur: tamen de
^ AI>ERNIM satis constat, ex quo losephus Fio-
P^ rellius in Annalium numismat. fasc. 2 (Romae ed.
' a. 1846) tab. III, 2 nummum sic inscriptum publi-
^ cavit [cuius imaginem olim Ritschelius hic iteravit
pu, C.W.]. Nisiquod in eiusdem duobus exemplis Bero-
^ linensibus, quorum ectypis stanneis usus sum P. L.
S M. E. tab. Vn, 26, non M est ut apud Fiorellium, sed
^ M: quode monebam Musei Rhen. t XIV p. 383
^ [supra p. 388]. De ipsa autem forma AI^ERNIM
'^ prorsus non esse dubitandum putamus quin eam
l^ rectissime Mommsenus in libro de dialectis Ital.
.. __ suo p. 233 dixerit genetivum esse simplicioris
*) Eodem non dubitabis puto AISERNNIO scripturam revocare
in nno exemplo Parisino, cnius forma cerea praesto fait, a mo reper-
tam (P. L. M. E. tab. VII, 25): quam non memini aliunde proditam.
Praestabit enim de transpositiB monetarii vitio litteris, quam de gemi*
nata N, cniuB nnlla prorsus ratio in promptu, cogitare.
472 DE DECLINATIONE QVADAM LATINA BECONDITIORE.
Aesernes nominativi*), vicarium illum plenioris Aeser-
nium formae: iion prorsus parili, sed satis profecto simili
ratione atque qua parentum et parentium; volucrum et
voiucrium, sedum et sedium et id genus alia non pauca
continentur. In eam igitur partem ut Aesernim interpre-
temur, caussa iustissima hinc parata est quod ne productio*
ris quidem formae exemplis destituimur. Parum sane fidei
VI ausim de AESERNIVM epigrapha narrationi isti tribuere,
quam ab lanuario Riccio acceptam Mommsenus p. 338 pro-
didit. Verum prorsus eandem vim AI^ERNIO (P. L. M. E
tab. VII, 24) habet, pro Aeserniom positum ut AQVKO
CAIATINO CAUENO COZANO (CO^ANO) CORANO PAI-
^TANO ROMANO ^VE^ANO TIANO pro Aquinom Ca-
iatinom et similiter declinatis ceteris: quae pridem Momm-
senus p. 204 inter se contendit (immixta quidem UADINOM
inscriptione, cuius post Eckhelium nemini Vel copia facta est
vel exemplum innotuit).
Nec illud Mommseno non facile concedetnr, ad similitn-
dinem AISERNIM formae etiam TIATI inscriptionem pluri-
morum nummorum communem revocandam esse, positam
eam quidem pro Tiatim i. e. Tiatium. Nec per se quic-
quam obstat quominus eodem item frequentissima LOVGERI
(non UOVCERI, ut videtur) epigraphe referatur. Quamqaain
haec non nos fugit etiam planiorem explicationem admittere.
Quodsi talis declinatio ex Oscorum potius usu at^^ut
consuetudine esse repetenda visa est, tamen hanc ratiocina-
tionem neccssitatem non habere fatendum erit, ex quo ean-
dem declinandi speciem ipsis Latinis veteribus cum Oscis
*) Ad talem DominatiYuin est qui dabitanter etiam MALIE^ ^el
MAHE$ inscriptionem eorum nummorum referat, quos exemplis chal-
cographis repraesentatos habes in lulii Friedlaenderi NammiJi Offi>
tab. VIII inf., in lulii Minervinii 'Bullettino' Neapolitano novo, voL III
tab. XII, 9 (vel 'Saggio di osservazioni numismatiche' tab. IV, 9), iteu
in Lenormanti et De-Wittii 'Elite des monuments ceramographiqne^'
introduct. p. XLVIII: quando dc Beneventi antiquiore nomiiie Mali
cssa quamvis speciosa coniectura Mommseni (de dial. p. 102, de n
numm. Rom. in Comment. soc. Sax. cl. hist. phil. vol. I p. 233) certir
simas tamen dubitationes habet. Nec dubitationem ipae oelftTit Hi»t
rei numm. Rom. p. 316.
DK D£CL1NATI0NK QVADAM LATINA BECOKDITIORE. 473
communem fuisse intellectum esi Atque aut ipsam latini-
tatem eius declinationis aut miram dialectorum Italicarum
cognationem summamque in hoc ipso genere similitudinem
licet nunc noTO documento comprobare^ quod e permemora-
bilibus titulis Faliscis illis petimus laudabili Raphaelis Gar-
ruccii industria nuper in lucem proditis: de quibus brevi
Mommseni in Actis menstruis academiae Berolinensis a. 1860
p. 451 sqq. narratione constat, moz uberiore Garruccii com-
mentario constabit in Annalibus Instituti archaeologici Ro-
mani prodituro. In horum igitur titulofum eis qui^ si a
litterarum formis satis singularibus ipsoque cursu scripturae
discesseris, a pristinae latinitatis specie proximo intervallo
distant, etiam hic est quem infra posui qualem denuo exa-
minato lapide legendum esse Adolphus Kiesslingius me cer-
tiorem fecit:
TITOACARCEHNIO.
/WA . FI . POP . PHTRVNnS • CII • F
Vbi tam esse certum Petrunes nomen apparet, h. e. Pe-vu
troniuSy ut verbum non amplius addam.*)
Superest ut quaedam nuper a me proposita vel corrigam
yel firmem et defendam. £t primum quidem BARNAEVS
nominis, de quo dizi p. 21 [464 sq.] adn., novum nuper
exemplum prodiit ex epitaphio Mogontiaci reperto^ quod in
^Mittheilungen des (Frankfurter) Vereins fQr Geschichte und
Alterthumskunde' t. II p. 118 sqq. I. Beckerus Francofurten-
sis tale edidit**):
*) 'Sero in maxiiu nostnu Annaliam Instituti archacologici Ro-
mani volnmen XXXII (a. 1860) pervenit, in quo sapra a nobis com-
memoratam titalam Faliscam ipse Garraccins exemplo chalcographo
exprimendnm cnravit tab. H n. 12, ita aatem interpretatas est p. 276,
Qt noBtrae lectioniB haadqaaqaam nos paeniteai' Addendnm ex
ipsiaB prooemii fine p. IX. — 'Die Lesang der hier besprochenen
falisciBchen InBchrifb mit der Form Petrvmes a. b. w. besUltigt so eben
anch DetlefBen im Bullett. d. Inst. 1861 p. 199, mit der anderweitig
intereBsanten Berichtignng des Pop in Pob nnd dem Zusats am SchlasB
[U]€ (M\hafi£\: Aactariam Ritschelii Musei Rhen. t XYI (1861)
p* 625 adn.
^ 'Die hier wiederholte Inschrift ist, wie ich bo eben ans 6er-
Wd'8 Archftol. Anieiger 1861 p. 209* ersehe, von MommBen etwas an*
474 DE DKCLINATIONE QVADAM LATINA KECONDITIORE.
L • VALERIVS
LFVOL-GRA
TVS • BARNA
EVS ■ LVCAVGAN
xnx. . . E-
S • T • . . AMIC
OB . . RIT .
q
• • • KI? • •
Quo ipse, quamvis illic miratus miram scilicet nominis in-
solentiam, nunc Romanum Orellii n. 1658 addit, in quo D
POBLICl • BARNAl scriptum esse Rossio auctore Henzenus
testatur vol. III p. 501 [C. I. L. VI, 1 n. 446], h. e^ Barnae.
— De ipsa autem, a qua omnis haec disputatio nostra or-
diebatur, inscriptione ollae Lupianae C • VALERI • C • F • BAK-
NAES cum dubitatio exorta esset atque adeo confidentius
adseveratum non BARNAES illic incisum esse sed BARNAE
tantum: Henzeni demum testis oculati testimonio certdssimo
effectum est ut S litterae paullo tenuius sane, sed idem mi-
nime dubium vestigium relictum esse sciamus. Quo fit ut
nequaquam nobis tamquam e manibus elabatur hoc veteris
declinationis exemplum.*)
Praeterea de MENATES forma, quam MINATIVS no-
minis vicariam interpretatus sum p. 16 [460], dubitatione&
suas litteris humanissimis Mommsenus significavit. Quemad-
modum enim Maecenas Sufenas Adenas nomina (quibui
prorsus affinia Larinas Felginas Fulginas Sentina^
Surinas, item Mefanas, Aemilius Huebnerus sociarit
Quaest. onomatol. p. 18) constet gentilium naturam et usam
recepisse, ita nihil obstare videri quominus etiam Menas in
gentilibus habeatur, id autem nomen in titulo Garrucciano
autiquiorem Menates h. e. Menatis formam eadem ratione
dcrs gelesen, ohne dass diess jedoch den Namen BARNAEVS benllirt'
Auctarium Ritschelii Musei Rhen. t. XVI (1861) p. 640.
*) [Cf. P. L. M. E. Suppl. cnarr. p. 102, ubi item narratar
Henzeni testimonio constare 'extra dubitationem esse BARNAES aE
BARNAES?) scripturam, littei*a ultima paallulum eane evaDebCfnt»,
sed eadem minime ambigua.' C. W.)
DE DECLINATIONE QVADAM LATINA RECONDITIOBE. 475
servayerit qua sunt Ardeatis Arpinatis Gapenatis Fe-
rentinatis Larinatis cum finitimis et facta et per saecu- viii
lum YII frequentata pro contractis Ardeas Arpinas cet.
formis. Nec deesse ipsius Menas nominis exemplum, ut
quo familiarem quendam suum Varro dicat rei rust. libro II
cap. l^ 1. 3, 11. 8, 1, et ita quidem dicat ut non ablativum
tantam Menate flectat loco ultimo/sed fortasse (parum enim
contestata res) etiam nominatiyum loco primo non Menas
ut secundoy sed Menates efferat. Et ab hoc ut exordiar,
tantum concessum iri ab ipso Mommseno confido, non esse
a Varrone unum eundemque hominem modo breyiore usitata
modo inusitata longiore forma dictum nominatiyo casu, in
hi8 potissimum libris satis aequabiliter scriptis. Nec minus
certum habendum, non esse Varronis aetate a quoquam Me-
nates yel Casinates vel aediles scriptum pro Menatis
Casinatis aedilis. Quamquam yel de Menatis vel Mae-
cenatis nominativo est cur sane dubitem: quando non ea-
dem ethnicorum ratio quae sunt adiectiya et substantiyorum
quae sunt singulorum hominum propria. Sed de ipso Menas
nomine ubi quaesierimus qua tandem illud necessitate genti-
liciom habeatur, nonne Stolo Scrofa AUiciis Menda Pavo
praesto sunt prorsus de consuetudine solo cognomine dicti a
Varrone? Quorum si semel sane, ubi primam eorum men-
tionem inicit, plena nomina ponere solet C. Liciniiis Stoh,
Cn. TremeUius Scrofa, T, Pomponitis Atticus, C. Comelius Me-
rukiy [T.] FirceUius Pavo^ id quidem quo lure negabis in
Menate quoque eum fecisse ea in parte libri 11, quam nunc
grayi lacuna hiare constat h. e. post ipsum prooemium^ quod
ab his yerbis excipitur ^Cum Menas discessisset, Cossinius mihi
• . . .' e. q. 8.? — Yerum gprayius addam idque eiusmodi ut,
quid dici contra possit, non praeyideam. Etenim Menas
yel Menatis gentilicium esse vel propterea negandum exi-
stimo quod, si enas enatis syllabae pro terminatione habe-
antar ut in Maec-enas, Suf-enas, ipsius stirpis nil nisi
una M litiera relicta sit, id quod ratione non minus desti-
tttitur quam si quis de Mius Dius Pius Tius gentilibus
cogitet. Ergo cognomen est MenaS; non nomen. Nec si
Maenatem potius quam Menatem dixisse Varronem sta-
47G DE DECLINATIONE QVADAM LATINA KECONDITIOBE.
tueris^ in nostra caussa quicquam profeceris. Nam etsi sin-
gulari sane exemplo, et quod vix certo iudicio expedias, in
Perusino lapide apud Vermiliolium Iscr. Per. 11 p. 349 ei
pr. 484 alt. L • MAENAS . L - L • ALEXANDER nomina so-
IX ciata habes, tamen in titulo Garrucciano non est ullo modo
credibile MENATES formam aequare MAENATES scriptu-
ram: quam enim angustis finibus e vocalis pro ae diphthongo
usus in prisca latinitate circumscriptus fuerit, satis videor
in comm. de fictil. litt. p. 22 [supra p. 286] docuisse.
Quo igitur confidentius Menates teneo pro Minatins
positum, eo nunc sane citius LVCILLES illud exterminu
quod mero errore inrepsit in p. 6 [449] : quando in forma fictili
a Boissieuio publicata Inscr. Lugd. p. 443 n. 16 recte lecta
iuscriptio VALGIAES • LVCILLES genetivos declinationi?
primae monstrat apertissime. Omitto nunc alia, velut quo<i
in tractato p. 13 [456] titulo Nemausensi perdubiam a fi«le
memoriae esse VETTII • HELIS lectionem Mommsenum in-
spectae a se schedae Scaligeranae Leidenses docuerunt Nan.
ut quaedam, quibus illic usus sum incertioribus, missa fa-
cienda sint^ non tamen haec puto impedient quominus re:
summa salva habeatur. — Vnum addo quamquam levidensf
nec ad scriptorum potius quam ad librariorum usum spec-
tans. Nec enim profecto nobis persuaderi patiemur ab ipc
Livio profectam esse pristinam atque adeo Sallustianam alius
vocis declinationem, cuius praeter illud, quod p. 10 [45'']
adn. attigi, duo exempla indagavit studiosissimi adulescenti^
industria in Livianis libris naviter versati. Ac levius est
quod, cum 1. VII, 8, 2 in ms. codice Elockius ^eqniks ah^^
aliurn increpantes^ repperisset, inde efficiendum alis ah->*
putavit Sallustiano exemplo. Paullo gravius yideri pottst
quod 1. XXIV, 28, 4 ipse Weissenbornius a Puteani memorii
si allallo trahant res (a quidem manu tertia supra scri]>t''
profectus ali allo ipsi scriptori tribuit idque in continuitatfn:
verboruui exempli sui recepit. Quod cur non probenjiN
cuussas tani esse apertas putamus, ut et otio et operae ^^
chartis parcendum videatur.
DB DECLINATIONE QVADAM LATINA RECONDITIORE. 477
[Addo aactariam a Ritschelio Musei RheiL t. XYI (1861)
p. 625 Bq. scriptam. C. W.]
Obgleich ich zu der Abhandlung Me declinatione qua- ess
dam Latina reconditiore' eben erst ein Supplementum ge-
schrieben; in dem ich namentlich die Gleichstellung von Me-
uates und Minatius durchzufiihren und gegeu Zweifel zu
schutzen gesucht habe, so sehe ich mich doch schon wieder
in der verdriesslichen Nothwendigkeit, einen neuen Nachtrag
zu machen. Ich gab dort [p. 16, oben p. 459] die Inschrift yon
Nazzano, auf welcher die Namensform Menates beruht, in
der Gestalt, in der sie aus Secchrs Papieren von Gafrucci
im Bullett. dell' Inst. 1860 p. 97 mitgetheilt war, erinnerte
mich aber nicht rechtzeitig, da^ sie wenig spater ebenda
p. 158 Ton Henzen aus einer zweiten Quelle; und augen-
scheinUch einer sehr viel genauen;, publicirt worden: aus
handschriftlicher Aufzeichnung des ^esatto e diligente' Padre
de Costanzo in der Bibliothek der Benedictiner von S. Paolo.
Hiernach nimmt sich die Inschrifk vielmehr so aus:
n . MENATs n . F
AIDPL
• • • XXX
Es bedarf kaum des Fingerzeigs, wie sehr durch daa Auf-
treten der Figur P die Ueberzeugung von dem hohem Alter
der Inschrift an Festigkeit gewinnt; welches nun seinerseits
wieder zur Sttltze ftlr die behauptete Declinationsform wird.
Dass aber der Terminalcippus jetzt einen Aedilen zum Ur-
heber bekSmmt statt des befremdlichen TribuneU; ist der
starkste Beweis fOr den Vorzug dieser Abschrift, bei der
wir uns nun so lange beruhigen mQssen, bis ein epigraphi-
scher Reisender nach Nazzano*) kommen und einen Ab-
klatsch nehmen wird.
Nachschrift. Schon waren auch die* vorstehenden
Zeilen in den Handen des Setzers, als mir durch Dr. A.
Kiessling^s dankenswerthe Mittheilung ein neuer und zwar
*) Nassano liegt oberhalb Roms im Tiberthal, unter dem
Soracte, in der N&he des alten Capena.
478 DE DECLINATIONE QVADAM LATINA BECONDITIORE.
sehr unzweideutiger Beleg der ts-Declination in folgender
Inschrift zuging*):
C . SVLPICIS . C . F . VELTHVRIAE ////// GNATVS
^Die fiinf punctirten Buchstaben sind nicht ganz deutlicli,
aber wohl sicher. Die Abschrift ist von einem Gypsabguss
c-*c im Museum von Perugia genommen, wo Graf Conestabi^'
— hiitten doch deutsche Grafen auch solche noble Passio-
nen! — 'eine ganze Masse von etruscischen Inschriften in
Abgiissen gesammelt hat. Wahrscheinlich von einer Urne.
Wo das Original, z. Z. unbekannt.'
*) [Dasselbe wird P. L. M. E. Suppl. enarr. p. 102 f. mit^e-
theilt. C. W.]
XVII.
Vocalunterdrflckung in der Sclirift;
Praenestinisches Latein.*)
Yor Jahr imd Tag ging mir durch Prof. HeDzen^scoi
frenndschafUiche Vermittelung von dem sehr gefalligen Padre
Garrucci in Rom eine interessante Inschrift des Kircher-
schen Museums in exactem Papierabdruck ZU; die ich; da sie
mir seitdem nicht publicirt Torgekommen ist, jetzt hier in
genauem Facsimile wiedergebe. [Die Inschrift (C. I. L. I
D. 1133) lautet: FORTVNA • PRIMW | l - DCVMIVS • M • F |
DON . DEDi; da das Facsimile in P. L. M. E. Enarr. p. 30
wiederholt ist, ist seine Wiedergabe hier unterlassen wor-
deu. C. W.] Sie steht auf einem steinemen Eranz von eos
ziemlicher Dicke, der aus Praeneste stammt; diesem nam-
haften Ursitze und reichen Fundorte achten alten Lateins.
Sachlich tritt sie in die Reihe der zahlreichen Zeugen ftir
das Ansehen des Fortuna-Cultus in Praeneste^ und zwar der
speciell als Fortuna Primigenia (auch Primogenia ein
paarmal) gefassten Gottheit. Abgesehen Ton den Autoren
bezeugen diesen Cultus nicht weniger als ftinfunddreissig an
Ort und Stelle selbst gefundene Votivsteine, die man bei
Pietro Ant. Petrini ^Memorie Prenestine disposte in forma
di annali*, Rom 1795, p. 299 n. 9—42 nebst p. 327 n. 11
gesammelt findet (denn natiirlich werden ebendahin auch die
f&nf n. 9. 13. 23. 31. 34 zu rechnen sein, die nur den ein-
*) [Bhein. Miuenm ffir Philologie XVI (1861) p. 601—614; dazn
kam ein Nachtrag 'Vocalanterdrtlcknng in der Schrift' (Rhein. Mob.
XVII [1862] p. 144 f.), deBsen eiuzelne Bestandtheile ich gleich an den
betreffcnden Stellen eingereiht habe. C. W.J
480 VOCALUNTERDRUCKUNG IN DER SCHRIFT;
fachen Namen Fortuna ohne das Epitheton geben): woza
erst neulich wieder ein neuer kam Bull. d. Inst. 1859 p. 22.
Weit iiber allen an Alter steht aber die obige DedicatioDs-
inschrift des Decumius*), die jedenfaJls nicht unter die Mitte
des sechsten Jahrhunderts herabgeht, wahrscheinlich in des-
sen Anfange gehort. Ob am Schluss nur DED stand, oder
der folgende Strich der Rest eines I oder eines halb ver-
loschenen E ist, und ob dann etwa auch noch ein T folgte
(DEDIT oder DEDET), lasst sich nicht oder.doch nicht
ohne emeute Untersuchung des Originals entscheiden. Gar-
rucci leugnet namlich ausdriicklich das friihere Vorhandensein
irgend eines Buchstaben nach DED; der obige Augenschein
spricht oflFenbar mehr fur ein solches, als fQr eine zufillige
Verletzung des Steines, die in so regelmUssiger Gest«Jt ein-
C03 getreten ware. Gewiss ist, dass eine Form DEDI oder DEDE
sich zu dem Uebrigen vortreflFlich schicken wurde.**) In
*) Decumier finden sich auch sp^ter noch in Praeneste: ein M'
DECVMIVS beiPetrini p. 385, 107, ein freilich mehrdeatiges DECVM • • •
p. 310, 51. Auch im benachbarten Tusculum begegnet xma in alterer
Jnschrift ein Aedil M • DECVMIVS (P. L. M. E. Tafel L C [C. I. L I
n. 1125]), wenngleich als solcher nicht wohl erkenubar in den unge-
uiigenden Publicationen von Nibby ' Viaggio antiq. ne' contorm di RomJi*
II p. 49 und 'Analisi d. carta de' dintorni' III p. 330 mid Ton Canioa
'DesCriz. deir antico Tuscolo' p. 126. Spiiter naturlich auch andenrirtB,
in Latium, in Campauien und sonst, auch im sfidlichen Italien, sei t>s
in der alten Form oder als DECIMIVS.
**) Zu den bisher bekannten Beispielen dieser AbBtampfung (Ra.
Mus. XIV p. 400 [oben p. 407]) ist kiirzlich ein neues gekommen, seit
E. Hiibner auf der Pariser 3ibIiothek die alte Tiburtiner Bronse (Rh.
Mus. IX p. 19 [oben p. 235]) wieder entdeckt hat, auf deren Rucksciti'
zwar Fabretti p. 28, 56 DEDET nicht etwa nur edirte, sondern ic
Kupfer stecheu liess, wo aber nichtsdestoweniger
C . PPACENTIVS . HER • F ^
MARTE DONV DEDE
so unzweideutig wie moglich geschrieben steht (P. L. M. E. Tiiei
XCVII n [C. I. L. I n. 62]). — Eine neue dialektische Bestiitigiiog
von nicht unerheblichem Gewicht hat ubrigens die Lehre von der Al-
werfung consonantischer Auslaute durch das MATE HE • CVPA {mat^
hic cuhat) der faliscischen Inschriften erhalten (Ann. d. Inst. XXXIl
[1860] Tafel G, 6). [Dasselbe ist auch bemerkt P. L. M. E. in aei
Enarratio zu Tafel XCVII B. C. W.]
PRABKESTimSCHES I/ATRIK. 481
FORTYNA haben wir den reeht alten DatiV; der, ganz nach
derselben Analog^e mit populo senatn fide gebildet (Rhein.
Mus. XIY p. 401 [oben p. 408] ), uns auf den Pisaarischen
Votivsteinen entgegeniritt in MATRE MATVTA, FERONIA,
MARICA. [Zu diesen Datiyen gehort noch von denselben
Pisaorischen Inschriften das (jetzt nur halb erhaltene) NO*
MEUA, sowie von den im BuU. Nap. nuov. VII (1858) p. 18
publicirlen Capuaner Steinen IVNONE LOVCINA TVSCO-
tANA (OTtsprechend dem IVNONEI WVCINA der Bronae
I. R. N. 6762 <C. I. L. I n. 189; P. L. M. E. Tafel II D>
und . UE . . . 01.ANA <C. I. L. I n. 1200. 1201; P. L..
M. E. Tafel XXXVI Z)i?.> Ans der Nachschrift a. a. 0.
p. 614.]
Aber interessanter als alles dieses ist uns die Schreibung
DCYMIVS. leh sage die Schreibung, nicht die Form: denn
eine Sprachform kann nicht sein, was sieh lautlich nieht
sprechen mid h&ren lasst; eine Consonantenverbindung dc im
Anlaut ist aber dem romischen Organ so unm5glich wie dem
iinsrigen. Das ist die scharle GrenzliniC; um alles von der
Vergleichtmg fem zn halten, was den Begriff der gramma-
tischen Synkope bildet und darin wohlberechtigt ist, wenn
und weil ea spreehbary sei es auch so ungewohnlich oder
auffallend wie frigdaria, puertia, oder ein inschriftliches
MERTO flir merito u. a. m. Nicht um lautliche, sondem um
graphische Synkope handelt es sich: um diejenige^ welche
zur ausgedehntesten Herrschaft in der durchgef&hrten Ver-
zichtleistung auf alle Vocalschreibung in den semitischen
Sprachen gelangt ist; einen nicht geringen Spielraum ge-
legentlich auch im Etruscischen hatte^ sowie in slavischen
Bprachen heutxutage hat. Denn es wird doch wohl niemand
daran zweifeln, dass die Etrusker ihr casntra elchsntrecM
clutmsta a. s. w. nicht gesprocheu, sondem nur geschrieben
haben und nxindestens ein Schwa so gut horen liessen wie,
wo es kein vollerer Vocal war, die Semiten, und wie in ihren
scheinbar so unaussprechlichen Consonantenhaufungen die
Polen oder CzechexL Diese Art von Schriftabkurzung nun
ist es, die im allgemeinen dem Latein vollig fremd — so
fremd, dass eben damm alles Geschriebene den sichersten
ra. RIT8CHSLU OPYBGYLA IV. 81
482 VOCALUNTERDRiJCKUNG IN DER SCHRIFT-
Schluss gestattet auf die Existenz eines entsprechenden Laut-
lichen — doch auch hier in einigen wenigen, sehr yereinzd-
ten Spuren auf inschriftlichem Gebiete auftaucht. Aber was
mir von dieser Art friiher vorkam, musste doch als mehr
oder weniger zweifelhaft oder sonst nicht ganz schlagend
erscheinen: das erste voUig einleuchtende Beispiel fand ich
in unserm DCVMIVS. Nahe verwandt kann zwar selbst das
PRIMG derselben Inschrift scheinen; aber erstens ware doch
im Inlaut ein primgenia gar nicht schlechthin unaussprech-
bar, und zweitens, was die Hauptsache, ist der innerhalb i^
G angebrachte Strich sicherlich nicht bedeutungslos, sondern
bildet — wenn auch immerhin bemerkenswerth genug fiir
so alte Zeit*) und nicht auf Miinzen — mit dem G eine
Ligatur, die nichts anderes als IG bedeutet und die einfacht»
Namenabkurzung PRIMIG gibt. Unzweifelhaft hieher ge-
horig dagegen war allerdings die Miinzaufschrift von Sues^a
. PRBOVM, da sie auf andern Exemplaren mit PROBOVil
PROBOM und PROBVM**) wechselt (um das nur inog-
605 licher Weise damit verwaudte PROPOM von Benevent bei
' Seite zu lassen): aber niemand hatte und hat doch bisher
zu erfinden gewusst, welche nahere Bewandtniss es eigentliel
nach Sinn und (wegen OV) Form mit dieser Aufschrift hat.
Femer auf dem neuerdings bei S. Prisco, in der Nahe von
*) Zwar gibt auch eine der Praenestiner Grabschriften TH i^
Einem Zuge in GAIA THRI (Henzen Bull. d. Inst. 1858 p. 94 [C. I. L.
I n. 160J, P. L. M. E. Tafel XXXVI, 55): indessen ist gerade hier d^:
Zutritt der Consouantenaspiration Zeichen eines nicht zn hohcn AlWr^
(nicht wohl vor der Mitte des 7ten Jahrhunderts).
**) Dieses PROBVM kenne ich, aber gesichert dorch Herm Prct
Streber'8 gefallige Mittheilung, nur von eiuem eindgen Mflncht^ctr
Extimplar. Dass ein mehrmals vorgebrachtes ARBOVM nur auf fii-
Kcher Lesung beruht, darf wohl jetzt als anerkannt gelten (s. P. L. M.
E. Tafel VII, 72—75. 30). [Nachtraglich sehe ich freilich mit cinigtr
Uuborraschung, dass auch Mommsen Gesch. des r5m. Mflnzwes^r^
p. 355 dieses ARBOVM noch festhiilt. Wenn aber Bchon AvelliDO a
Carelli p. 17 f. (Lpzg. Ausg.) ein ARBOVM nie gesehen zu haben fr-
klarte und fiir blosseu Lesefehler statt PRBOVM hielt, so lisst kici
hinzufiigon, dass auch die Mdnzschiltze von Berlin, Wien, Miiiiti*-'
Paris, London (British Museuni) zwar ein mehi^faches PRBOVM, i^"'
kcin ARBOVM kennen.]
PBAENESTIKISCHES LATElN. 483
Capua, gefxindenen Steine des J. 683 geben zwar die bis-
herigen Publicationen, zuletzt bei Henzen-Orelli III n. 6119
nach Wentrup'8 emeuter Untersuchung des Originals, im
Anfang ALFIDIVS • C • F • STRAB C N, aber der Papier-
abklatsch*) zeigt so deutlich wie nur moglich ein blosses
STRB. Von Ligatur ist hier keine Rede; indessen mochte
doch hier leicht jemand nur einen Schreibfehler Termuthen,
vielleicht auch ein Analogon einer nota annehmen, obgleich
deren Begriff ein anderer und scharf begrenzter ist. Aehn-
lich mochte man sich mit einer Beschrankung solcher Schrift;-
kurzong auf deu Auslaut beruhigen, wenn man in einer der
Praenestiner Grabschriften (Ann. d. Inst. 1855 p. 78 n. 44
[C. I. L. I n. 130], P. L. M. E. Tafel XLVU, 51) las L •
OPPI . L . F 1 FLACVS || PATR, entsprechend einer tlbri-
gens gleichen (n. 45 [C. I. L. I n. 131; P. L. M. E. Tafel
XLVII, 52]) mit FILIVS am Ende. Zwar wirklich den An-
laut betraf in einer andern (BuII. d. Insi 1858 p. 94 n. 6
[C.I.L. I n. 118]) die Schreibung MGOUNIA (nicht MGOL-
NIA: P. L. M. E. Tafel XXXVI, 53) neben einem sonstigen
MAG01.NI0 und einem angebUchen MACOLNIO (Ann. n. 36.
35 [C. L L. I n. 116. 117], P. L. M. E. Tafel XLVII, 48);
wem konnte es jedoch verdacht werden, wenn er bei der zum
Theil ziemlich iibeln Erhaltung gerade dieser Monumente der
Moglichkeit eines undeutlich gewordenen M Raum gab?
So weit etwa war die Beachtung mehr oder weniger
gleichartiger .Indicien gelangt, als das mit MGOl^NIA aufeoo
ganz gleicher Linie stehende DCVMIVS einen festern Auhalt
gewuhrte, das bisher dammerhaft erscheinende in ein be-
stimmteres Licht setzte und zu weiterer Umschau aufforderte.
Wemi in denselben Grabschriften von Praeneste (Ann. n. 51
[C. I. L I n. 137], P. L. M. E. Tafel XLVI, 38) PE^CN C l
auftritt, was kann darin anders stecken als das Nomen
Pescenius mit ungeschriebenem e? Femer, wenn das ebenda
n. 49 [C. L L. I n. 133] vorkommende l - ORCVIO^ (oder
*) Dass nach diesem auch die Wahl swischcn ALFIDIVS tmd
ALEIDIV8 durchaus zweifelhaft bleibt, wurde Rh. Mua. XIV p. 300
[oben p. 357] beioerkt (vgl. P. L. M. E. Tafel LXIV G [und C. L L.
I n. 673]).
31*
484 VOCALUNTERDRUCKUNQ IN DER SCHRIFT;
ORGVIO^? P. L. M. E. Tafel XLVI, 37) zwar an sich seb
wohl nach Analogie des bekannten PACVIVS u. a. (wis
ohne Zweifel nicht bloss Schreibung, sondern auch Sprtch-
form war), fiir Orcuius = Orcuvius genommen werden
konnte, wird man es nicht dennoch vielmehr als ORCeYIOJf
fassen, wenn gerade dieser Name ebenda noch zweinial n. 47.
48 ([C. I. L. I n. 134. 136], P. L. M. E. Tafel XLVn,49.
als ORCEVIO ORCEVIA voUstandig ausgescbrieben») vor-
kommt? Wird es zu gewagt erscheinen, auch das oben
p. 604 [482] Anm. angefiihrte THRI, was doch so, wenii-
gleich sprechbar, kaum ein lateinischer Name sein kann, etwa
auf ein THoRI oder etwas Aehnliches zurfickzufQhren? Abei
mehr: mag man das bereits erwahnte PATR mittela irgejul
einer Entschuldigung (ich sehe freilich nicht mit welcher
zutreflfenden) als nicht voUgiiltig bei Seite schieben, »as
lasst sich aber gegen ein DIESPTR aufbringen, wo doil
wohl die rein graphische Auslassung zweier Vocale unbe-
streitbar ist? So steht aber auf einer der erst jfingst an*
Licht gezogenen, durch ihren lateinischen Namenreichtbuni
Uberaus hervorstechenden Cisten, deren Publication in Jen
Monumenti des rom. Instituts demnachst bevorsteht, als Bei-
schrift der Figur, die, neben IVNO, ohne Frage Juppiter tt
[s. jetzt C. I. L. I n. 1500 p. 553]. Und aucb diese Cistt
isfr aus — Praeneste.
Es leidet keinen Zweifel: vorzugsweise das Praenesti-
nische Latein bietet uns eine Reihe von Beispielen fur —
007 oder, mochte ich lieber sagen, von Ansatzen zu einer gra-
phischen Vocalersparung, welche, von der normalen Ent-
wickelimg des Wechselverhaltnisses zwischen Sprache tifri
Schriffc vollig iiberwunden, im durchgebildeten Latein keii'.^
Stelle weiter fand. Dass die Praenestiner bemerkenswertht
Eigenthiimlichkeiten in ihrem Dialekt hatten^ wissen vir
durch mehrfaclies Zeugniss (s. Parerga Plautina p. 196), vi»'
wenn sie conia, tammodo, nefrones, tongere sagten:
um so weniger kann bei ihnen auch eine oder die andero
*) Noch ein dniies Beispiel ORCEVIVS -M -P.NASICA bci V^
trini p. 8G2, 26 [C. I. L. I n. 135] fehlt bei Henzen.
PBAENE8TIVI0CHES LATEIN. 486
Besonderheit in der Schrifi; auffalleii. *) — M5glich unter
diesen Umstandeu, dass in dieselbe Eategorie der Vocalaus- eos
lassung noch anderes Praenestinische failt^ f&r das nur die
*) Eine PraeneBtiner Inschrifl bei Petrini p. 385, 109 wilrde das
einzige Beispiel derVocalverdoppelang 00 geben, wenn nicht das dortige
NOORRIOLO ohne Frage falsch geleaen wSlre. Daa einzige n&mlich
aasaer den nar Qarrncci allein bekannten^ s. Rh. MnB. XIV p. 888 [oben
p. 394]. — Eiii weiterhin su erw&hnendcB CORAKE anf einem Praene-
fitiner Stein gteht, wenngleich jetzt anderweitig nicht naohweiabar,
doch xa sehr innerhalb wohlbegrfindeter Analogie, ala dass aich darin
eine dialektische Besonderheit erkennen liesse. — Sehr bemerkenswerthe
Bprachliche Eigenthflmlichkeiten wiirden dagegen ans dem (jetzt Mfin-
chener) Bronzet&felchen bei Orelli n. 1438 (aach in MasBmann^s Libel*
ha anrarinB p. 40 [jetzt C. I. L. I n. 187; P. L. M. E. Tafel II B]] sn
entoehmen sein (VICESMA • PABTI • APOl^ONES • DEDERI), wenn sich
die PraenefltiniBche Herknnft desselben glaabhaft beweisen liesBe, die
allerdings einen gewissen Schein fflr Bich hat. Die InBchrift ist nSjn-
lich meines WiBsens zaerst inVignoli^s Veteres inscriptiones Belectae,
die deflsen Biss. de columna imp. Antonini (Romae 1705) angeh&ngt
sind, p. 339 pablicirt worden^ noch dazn recht gnt in Enpfer gestochen,
Qnd da lantet die UeberBchrift Ibidem, ex museo M. Antonii SabcUini.
Lamina aerea. Da nnn die nnmittelbar vorhergehende Insohrift aof
p. 337 die Vorbemerkang hat In lamina aerea nuper in Latio reperta
prope Lugnanum, bo liegt cb aaf den ersten Blick allerdings nahe,
anch jencB Ibidem anf Lagnano als Fandort zn beziehen, womit wir
in die n&chste Nachbarschaft von Palestrina kSmen. Aber anffallend
ware, wenn Vignoli dicBS eagen woUte, doch dann die Stellnng des
iUdem nicht bei lamina aerea, Bondem bei ex museo Sabatini. DieseB
Moseam aber war in Rom, wie anch p. 804 in yollBt&ndiger Ueber^
&chrift Bomae, in museo M. AnUmii Sabatini aasdracklich sa lesen
atehi AoB Rom stammen aber flberhaapt, mit wenigen Aoflnahmen,
VignoH'8 Inschriften fast alle, nnd in Bcinen Qaellenangaben yerf&hrt
er mit der YerdiieBBliohBten ConBeqnenz so, dasB er, nachdem er ein-
mal Eomat gesagt, dann handert bis andertbalbhandertmal hinter ein-
ander weg immer Ihidem dardber Betzt. Nnn iat aber nicht zu Clber>
aehen, daas die beiden fraglichen Inschriften in den Addendis stehen.
Es hat daher die hdchste WahrBcheinlichkeit, dass die InBchrift anserer
(der jetzigen MQnchener) Bronze nrspriinglich filr eine Bolche rOmisohe
Heihe bestimmt war nnd Vignoli, als er sie sp&ter nachtrng, nnr yer-
ga88 daB Ibidem in Momae zn verftndem. [EbeoBO Enarr. sappl. p. 99.
C.W.] So wird es also mit Lugnano-PraeneBtinischem Ursprang nichts
sein nnd kommen wir sonach uber das, was wir schon dorch Lanai
^aggio II p. 975 (217 ed. II) waBsten, nicht hinaus, der nnr dnrch
Freundeshand eine AbBchrift des Originals hatte nnd Ton letzterm
486 VOCALUNTERDRUCKUNG IN DER SCHRIFT;
Nothwendigkeit nicht zu beweisen. Z. B. nVMTORlAl in
der Grabschrift Ann. n. 37 ([C. I. L. I n. 122] P. L M. E
Tafel XLVI, 11) kann fQr NVMETORIAI geschriebcn sein
(so, NVMETORIA, auch auf der OUa von S. Cesario Wi
Baldini n. 36 [C. I. L. I n. 921]), inuss es aber nicht, da
doch die Synkope Numtoria, weil lautlich ausdruckbar, in
der Sprache selbst existirt haben kann wie so manclies ahn-
liche, zum Theil hart genug klingende: s. Mon. epigr. tria
(tit. Aletr.) p. IX [oben p. 173]. Eben so wenig zwingend, aber
eben so zweideutig ist also auch das POSTICNV der kleinen
Praenestiner Bronze, die im Rh. Mus. XIV p. 382 [obcn
p. 387; C. L L. I p. 255] (P. L. M. E. Tafel XXXVI B) pubUcirt
ward; gleichwie das PROSEPNAI (oder nur PROSEPNA?
des Spiegels aus dem etruscischen Cosa in Monum. d. hst.
VI t. 24 [C. I. L. I n. 57], (P. L. M. E. Tafel XI M), da
zwar die Unterdriickung des r singular genug, wenngleiili
nicht ohne Analogie ist, aber weder ein Prosepna mi
selbst ein Proserpna der Aussprache widerstrebt, NicLt
beweiskraftiger fiir bloss graphische Kiirzung ware die Muni-
609 aufschrift ARIMN*), da ein dreisylbiges Arimnum in jemr
Epoche (nicht lange nach 486) nicht nur nichts gegen sicL
sondem weitreichende Analogien fur sich hat.
ausserdem berichtet, dass es nach Sabbatinns in den Beaitz des juBg*T
Fiirsten Al. Albani, nachmaligen Cardinals, gekommen. — Uebrigin*
konnte auch das VICESMA den zwischen lautlicher und graphiKhfr
Synkope schwankenden Beispielen zugezahlt werden.
*) Zwar von Mommsen, wie es scheint, nicht anerkannt GeiU
d. rom. Miinzwesens p. 251, aber sicher gestellt, wenn andere nicLt
schon durch die tavola di supplemento (die allerletzte) im Aes gra^f
del museo Kirch., cl. IV, 2 (daher wiederholt in Tonini's 'Rimini v
il princ. d. era volg.' zu p. 21, B, c), sowie dnrch das wennglfl^^i
unvollstiindigere Exemplar Paulucci^s bei Tonini nnter d, so doch jeden-
falls durch ein Exemplar des Berliner Musenms =» P. L. M. R Tif»
VIT, 29, d p. 11. [Hierzu kommt noch ein ARIMN des MunchenerK»
binets.] Hochst wabrscheinlich , wenn auch nicht nnbedingt nothvt'»-
dig, iat dahor das ARIM des Exemplars auB Bianchi'8 Besitz, weleh*
die Jesuiten auf den Titelumschlag zu den Tafeln ihres Aes gra^^
gesetzt haben (wiederholt von Tonini unter a), sowie des aus Borgbesij
Sammlung von Tonini unter b publicirten, nichte als nur EuMig *"*'*
stiimmclte Pnigung.
PBAENE8TINISCHES LATEIN. 487
Moglichy dass auch die bekannte MedusenbQste des Eir-
cherschen Museums mit der Form ITIICT [C. L L. I n. 51]
(P. L. M. E. Tafel I (T), iiber deren Herkunft mir und auch
wohl Andem nichts bekannt, aus Praeneste stammt, wo-
her 80 manches andere dorthin gekommen ist. Aber wenn
auch nicht: tlber Praeneste hinauS; in Campanisches Gebiet;
fQhrte uns ja schon PRBOYM und STRBo. Ist aber jene
Lesung wirklich sicher und nicht etwa das unten am G an-
gesetzte kleine Hakchen Zeichen fQr CI (ygl. Rhein. Mus.
XIY p. 383 [oben p. 388]), so mochte wenigstens an laut-
liche Synkope hier um so weniger zu denken sein, weil,
wenn auch fekt ganz und gar nicht unsprechbar, die Perfect-
endung it in alter Zeit langes i hatte (ebend. p. 408 f. [Opusc.
n p. 642 Anm.]). Zugleich ist diesS; so Tiel ich mich augen-
blicklich erinnere; der einzige Fall, in dem sich dieselbe
Schriftkfirzung gleichwie traditionell auch auf spatere Zeit
fortgepflanzt hat. Denn Schreibungen wie die schon a. a. 0.
nachgewiesenen FECT VIXT sind auf jQngem Steinen nicht
ganz selten, obgleich ich sie nicht eigens gesammelt habe.*)
So TRIVMPHAVT viermal (neben TRIVMPHAVIT) bei Ma-
rini Atti p. 607, wozu er selbst p. 644 noch ein mfZtTAVT
und ein anderes FECT beibringt. Auch auf einer in immit-
telbarer Nahe der Scipionengrabkammer gefundenen, nach
den schonen Schriftztlgen guter republicanischer Zeit ange-
horigen Grabschriffc zweier Comelier las derselbe Marini
p. 269 ausdrClcklich (er setzt ein sic dazu) VIVT, obwohl der
Papierabdruck (P. L. M. E. Tafel XLH M [C. L L. I n. 1045])
nichts als VIV aufweist.
[Zu diesen Beispielen der VocalunterdrQckung in der
vSchriffc kommt noch ein sehr unzweifelhaffces aus einer Peru-
*) 'Zu dieeen Schreibmigen bieten auch die Mauerinschrifben von
Pompeji ein paar Belege: FACT bei Garrucci Tafel 6, 1 [C. I. L. IV
n. 1595] und PEDICAVD anf der Snpplementtafel (A) 6 [C. I. L. IV
n. 2048]. Fiir sehr imsicher halte ich das angebliche FELX Yon eincm
ColQmbarinm der via Latina ebend. Tafel 25, 4: wie ich denn iiber-
liaapt von diesen Garrucciscben Zeichnungen nur ungom Gebranch
mache, wegen ihrer nnd 8einerUnzuverl3.&8igkeit.' Zusatz aueRhein.
Muieum XVII p. 146.
488 V0CALUNTJ2RDRUCKUNG IN DER SCHRIFT;
siner Inschrift, die, von Vermiglioli Ant. iseriz. Perus.
p. 555, 208 (2te Ausg. 1833. 34) sehr schlecht gelesen (in
der letzten Zeile C • HILARI CVRI), nach einem Bruim-
schen Papierabdruck also lautet (vgL P. L. M. E. Tafel
LXXVIII-F [C. L L. I n. 1393]):
ITERDEBTVR-Ad
MONIMENTV
C CLANIC L
i^HILARCVRI
Auch hier ist es ein naturlanger Vocal, der in debefur uber-
sprungen wird: so dass also an lautliche Synkope nicht zu
denken ist. Nachtrag aus Rhein. Museum XVnp.144.]
Nicht hieher gehbrig dagegen sind die zahlreichen Bei-
spiele der Schreibung VIVS FLAVS u. dgl. Denn mit nich-
610 ten ist diess = vivs Flavs mit ausgelassenem u, sondeni
vielmehr vius Flaus mit ausgestossenem t?, da die Anti-
pathie des romischen Ohres gegen die Lautverbindung «*, jjo
sehr diese ja auch im allgemeinen nicht lange vor Qointi-
lians Zeit zur Geltung kam, niemals ganz und vollstandig
liberwunden wurde. DieVergleichung von NOEMBRIS IVES'
TIVS einerseits, und von OINOMAVOS OENOMAVS, ME
NOLAVOS MENELAVS u. dgl. anderseits lasst hier kaum
eincn Zweifel, obgleich zur Erschopfung des Gegenstande>
mehr als ein paar gelegentliche Zeilen gehoren.
Hingegen wird man wohl noch hieher zu ziehen haben
die Marsische Inschrift L R. N. 5567 [C. I. L. I n. 183: P.
L. M. E. Tafel XCVUID], die, im fibrigen wirklich lat^i-
nisch (s. Mommsen Dial. p. 346), nach Garrucci^s wolil-
begriindeter Lesung im BuU. d. Inst. 1861 p. 40 mit VECOS
SVPN d. i. vicus Supznas beginnt, also wohl schon hier
(wegen der Liingo des /) eine nur graphische Abkurzung gibt
daim aber UVBS • MERETO hat, was sich doch kaum anderj
auf Analogie zuruckfiihren Itisst als durch die Gleichstellmiir
mit lubes d. i. lubews (wie CLEMES CRE8CES PVDES
141 u. a., s. Rhein. Mus. XI p. 640 [= Opusc. II p. 715]). [Mit
diesem UVBS = liihcs wiirde ich das HB^ des Steines vuii
Milonia zusammengestellt haben, vne es Mommsen DiaL
PBAENEBTINISGHES LATEIN. 489
p. 345 f. gethan, wenn nnr die Lesung, beziehungsweise
Abbildnng dieses Monnments bei Lanzi nicht gar zu unsicher
ware^ nnd die Interpretation daau. SoUte es wirklich ftbv
lAentes Btehen, wie man meint; so wiisBte ich (iberhanpt mit
der Form als einer lateiniBchen gar nichte anzufangen. Kann
es dagegen Zi&(6)s <*« libe(n)8 Bein, so gewannen wir aller-
dings Ewei Steine aus demselben Marserlande fdr die in
Eede stehende Yocalunterdrilckung; und k5nnten wohl gar
in Versuchung kommen, den Ursprung dieses graphischen
Sparsysiems bei den Marsern zu suchen, Ton wo es sich 145
zanachst nach Praeneste verpflanzt oder dort yorzugsweise
festgesetzty dann sporadisch auch weiterhin yerbreitet hatte.
Ob wir freilich in solcherlei Fragen iiber M5glichkeiten hin-
aaskommen, steht wohl sehr dahin.
Endlich k5nnten gewisse Gesichtspunkte wohl geneigt
macheny auch die ftlr cohors nicht selten vorkommende in-
schriftUche Schreibung CHO CHOR CHORT*) einfach auf
Ueberspringung des Vocals 0 zurfickzuf Qhren und als zufallig
bewahrten Rest einer altem Zeit aufzufasseu; statt nach ge-
wohnlicher Annahme yon einem c&rs <» chors »» cohors aus*
zogehen. Doch *das ist nicht so kurz zu fassen.' Zusatz
au8 Rhein. Museum XVH p. 144 f.]
Das Eriterium des sprechbaren und nicht sprechbaren,
das bisher geleitet hat; ftlhrt aber wohl noch einen Schritt
weiter. Mag ein Numsius Ofdius oinyorsei und anderes
noch 80 rauh lauten — um auf die Herbeiziehung alles im
Oscischen oderUmbrischen yergleichbaren hier absichtlich
Ku verzichten — : aber es lautet doch^ und zwar so wie es
geschrieben ist; ohne Beihtllfe eines ungeschriebenen Vocals.
EinMayrte di^egen ist ohne Schwa zwischen v und r nicht
sprechbar; nnd wollte man sagen, dass das, wie Mayorte
beweist, nrsprflnglich hier unbestreitbar consonantische Y doch
in der Contraction yocalisch werden konnte; so dass MAVRTE
([C. I. L. I n.63;] P. L. M. E. Tafel XLIXi?) yielmehr als Maurt e
niit Diphthong zu fassen ware, so liesse sich doch alsdann
*) Aiich ana griechuchen InBchriften weist mir Dr. W. Sohmitz
die entsprechende Schreibung nach: XOP C. I. G. III, 6416; XQPTHC
ib. 4716 cT (p. 1193) nnd 6052; XOP 6783 c (p. 1864); XQ 390« c.
490 VOCALUNTERDRUCKUNG IN DEB fiCHRIFT;
schwer begreifen, wie aus Maurte ein Marte hervorgegangen
sein sollte. Noch weiter tragend ist die Erwagiuig des Y
-in der Verbindung OV, in der es von Anfang an ohne allen
Zweifel consonantisch war: wie es denn auch, wenn man
611 sich genau ausdriicken will, vocalisch uberhaupt niemals ge-
worden ist. Denn etwas anderes ist es ja, wenn der t?-Laut
weiterhin ganz ausgestossen ward und nur o Obrig bheb, auf
einer neuen Stufe aber dieses o m u iibergingy also publi-
cos keinesweges unmittelbar gleichzustellen ist mit povbli-
cos, sondern zunachst aus poblicos erwuchs, understdie
ses aus po(v)blicos: wie das, denke ich, durch die Untcr-
suchung in Mon. epigr. tria geniigend ermittelt worden. Mag
es nun immerhin sein dass, auch als schon u gesprochec
wurde, OV nur als vormalige Schreibung noch eine Weile
traditionell fortdauerte, ohne lautliche Bedeutung fSr die
Gegenwart zu haben (nirgends klarer und langlebiger als in
OVF), jedenfalls ist es doch ursprunglich als ov gehort wor-
den. Nun Gberblicke man einmal die Reihe der thatsaehlich
ehedem mit OV geschriebenen Formen*) und stelle an die
einzelnen die Frage nach der Sprechbarkeit. Mogen wir
keinen Anstoss nehmen an der Ungewohntheit oder Harte
von Klangen wie covra plovruma Fovrio iovrare Clov-
lio lovmen Lovcina dovcere Novceria iovdicare Tot-
tia iovsi plovs, mogen wir uns auch allenfalls noch ein
iovbere und sogar polovcta povblicom gefallen lassen:
aber das wird niemand behaupten wollen, dass man ohiie
Vocalunterstutzung auch novndinum novntiare Fovhio
habe sprechen konnen. Das ist es also, was auch hier acf
eine uralte Schriftart, die sich den Vocal ersparte, hinwei?!
Bei novndinum ist der libersprungene Vocal etymologisii
klar; wo er es nicht ist, haben wir ihn vorauszusetzen unc
uns an Moglichkeitsschliisse nach Analogie zu halten. Aut
*) In den Mon. epigr. tria p. 4 [116] f. vgl. mit 34 [157] ff. rosaiL-
iiiongestellten fehlt COVRATO aus dem Repctundengesctz ([C. I. L ■
n. 108 ^;] P. L. M. E. Tafel XXV A Z. 17). Auch OVFm/tiw durf-
nicht (ibergangen werden. Neu hinzugekommen ist das Paene^tir!-
sche BOVFIHO Bull. d. Inst. 1858 p. 94 ([C. I. L. I n. 86;] P. L. M
E. Tafel XXXVI, 57).
PRAENESTINISGHES LATEIN. 491
ein alteres Fovilvius (oder ahnlich) kann CloTilius (alter
CloTelios) f&hren, welches zwar als solches zufallig nicht
nachweisbar ist, aber zu Grunde liegt, um uns einerseits
CIotHus, anderseits Cloilius (Cloelius) Cluilius aus eis
EinerWurzel heraus zu geben: ganz ahnlich wie einem alten
pIoYirumuB (pIoTisumus) theils pIoTrumus theils ploi-
rumns (plisimus) entstammte. Nicht anders wird es mit
einem alten coTcrare sein, woraus einerseits coTrare co-
rare*) curare, anderseits coerare wurde**), worin heutiges
Hellsehen ein Compositum Ton co(fn) und man weiss nicht
was filr einem erare erblickt hat. An den sanskritkundigen
SprachTcrgleichem ware es allerdings^ uns hier noch manche
Lichter aufzustecken; aber dazu mfissten sie sich freilich ge-
legentlich entschliessen, iiber ihren lieben Schneider hinaus-
zuschauen imd einige Notiz Ton dem zu nehmen, was die
mitleidig so genannte ^kritische Methode' nicht an Phanta-
sien, sondem an Thatsachen beibringi Sie sind dfirftig,
diese Thatsachen, gegentlber der Ftllle des untergegangenen
Lebens; aber lange nicht so ddrftig wie die Bekanntschaft
mit ihnen auf jener Seite. Was helfen traumerische Visionen
Qber einen nebelhaften Zusammenhang des lateinischen du-
cere mit der ^Wurzel duh (mulgere; elicere), slaTlsch daUi
*) Vermtithlich ist qhs Ton diesem corare noch ein Beleg er-
halien in der nnter mehr&chem Gedchtapnnkie merkwfirdigen frag-
mentirten Inschrift Ton Praeneste bei Cecconi 'Storia di Paleatrina'
(Ascoli 1756} p. 39 [C. I. L. I n. 73; vgl. Add. p. 554]:
APOLON . .
METILIO . . .
MA6ISTEB
CORAVERO . .
CANICIO L'^ . . .
RIANDO ....
uber die man gem mehr sagte, wenn erst die Lesung constatirt w^re.
DaK der Stein noch vorhanden iat, sieht man aus Garrucci^s Aeusae-
rong Ann. d. Inst XXXII (1860) p. S87, wo er gerade das CORAVERO
daraoa anfBhrt [Vgl. jetEt Priscae latin. epigraph. snppl. II (unten
n. XVni, 2) p. V flF. C. W.l
**) [VgL PriBcae latin. epigraph. suppL 11 (unten n. XVIII, 2)
p.X. C. WJ
492 VOCALUNTEKDRUCKUNG IN DER SCHRIFT;
(lactare)', die wieder gleich sei einem ^ut -f- ^r toah* n. s. w,
wenn doch der lateinische Stamm gar nicht dtWj sondem
dovc (auch nicht etwa dvoc) ist? Wo dieses dovcere semen
weitern Ankniipfungspunkt in allgemeiner SprachenTerwandt-
613 schaft zu suchen habe, darauf wurde schon Yor neun Jahren
(Mon. tr. p. 37 [oben p. 162 f.]) die ausdrttckliche Anfrage
gestellt; eine Antwort ist nicht erfolgt —
Kaum lasst sich glauben, dass noch ein Bewnsstsein
oder nur eine Eenntniss von der niemals zu irgend einer
Regel gewordenen Schriftabkiirzung einer verschollenen Ur-
zeit mitgewirkt habe, um in einer spatem Periode eine Theo-
rie entstehen zu lassen, die im wesentlichen allerdings auf
das Gleiche hinauskommt. Bekanntlich sprechen vieleGram-
matiker (bei Schneider p. 291 ff.) iiber die Verwendung des
Schriftzeichens K fiir diejenigen Worter oder einen Theil der-
selben, in denen jenem Laut derVocal a folgt*), wieKAPTT
KALENDAE KALVMNIA, wovon uns auch Belege genug
iibrig sind; aber nur ein einziger von ihnen, Terentius Scao-
rus de orthogr. p. 2253, bespricht gleichzeitig den dam
verschiedenen Fall, dass K als Zeichen fiir die ganze Sylbe
ka diente, also KPVT KLENDAE KLVMNIA geschriebeii
ward, was denn ganz auf dasselbe wie ein MGOLNIA u.s.w.
hinauskiime. Aber dieser Theorie hat, so weit sich aus den
Inschriften ersehen lasst, niemals eine Praxis ent«prochcn:
wenigstens ist mir kein einziges Beispiel bekannt. Und da«^
das Ganze nichts als eine sterile Tiftelei ist, vor oder in
Hadrianisclier Zeit erdacht, geht wohl ziemlich deutlieh aus
den damit in Verbindung gesetzten gleichartigen Schreibunjren
DCIMVS CRA BNE fur decimus cera bene hervor. Denn di^
*) Vielleicht — ich mOchte fast sagen, vermuthlich — war cj
Accius, der den Gebrauch der nun einmal vorhandenen drei SchrL*
zeichcn fiir den harten Gaumlaut, von denen er keinee ganz verdran-
^cn mochte oder konnte, dahin ordnete, dass er vor jedem a das K.
vor jedem u da» Q, in allen ubrigen Failen dae C zn aetzen vorschrieh
denn die bciden ersten Falle stehen sich ganz parallel. Zu einer gv
wissen Anerkennung und Verbreitung wahrend dea ganzen 7ten Jahr-
hunderts kam nur das QV, in QVM PEQVKIA PEQVLATVS u.s.i..
nicht ebcnso auch KA.
PRAEl^ESTINISCHES LATEIN. 493
gemeinsame Princip; das zu Grunde liegt, ist^ wie auch
Scaurns andeutet, kein anderes als d^ss.nicht der Laut des
Buchstaben; sondem sein Name gedacht und gehort werden
sollte. B^ C und D sind ohne Zweifel nur beispielsweise cu
erwahnt; jene Schriftkdnstler werden eben so im Alphabet
fortgefahren haben GNV8 HBERE PCVDES zu schreiben,
und wenn sie etwa die Consequenz noch weiter treiben woU-
ten^ stand selbst der gleichartigen Spielerei FFVGEKE
XNIVS RROB nichts im Wege. Wir haben uns daher wohl
gehutet, Yon dem DCIMVS des Scaurus fiir unser Praenesti-
uisches DCVMIVS irgend welchen Gebrauch zu machen.
Nacbschrift. Eben erst, bei der Druckrevision des
Vorstehenden, ersehe ich zufallig aus AriodanteFabretti's
Glossarium Italieum p. 318, dass unsere Praenestinische In-
schrift dock schon einmal publicirt worden, aber freilich an
einem Orte, wo sie fOr unsere Kreise wohl so got wie ein
Ineditum ist, in der Civilta cattolica sr. III Bd. 8 p. 364,
vielleieht yon Garrucci selbst. Es heisst da nnr PRIMG
ond am Scbluss DED.
XVIIL
Priscae latinitatis epigrapMcae supplementa
quinque.
Supplementum I.*)
(Cuin tabula lithographa**)).
III Monumentorum ad priscam latinitatem spectantium qoo-
niam singulari horum studiorum beneficio fit ut nova in dies
seges sucerescat, facile praevidimus eam quoque syllogam,
qua titulorum vetustiorum varietatem in unum corpus cogere
nuper instituimus, brevi temporis spatio interiecto mancam
exstituram. Ei igitur incommodo ut quantum in nobis esset
niederemur, supplementorum serie quadam continua apud
animum statuimus epigraphices incrementa illa omnia com-
plecti. Faciemus autem hoc ita ut eodem, quod in sylloga
illa secuti sumus, consilio commentandi opellam nostram
lithographi artificium comitetur ad veri similitudinem titulos
quosque quam fieri potest accuratissime exprimentis. Ex
eorum igitur, qui iam nunc in promptu sunt, titulorum
numero in tabula prima sub A eum proposuimus quem
nuperrime prope Romam ad aedem *S. Lorenzo fuori le mura
repertum, mox translatum in museum Capitolinum, huma-
nissime ut solet Henricus Brunnius noster misit,***) Inscrij>-
*) [Prooemium Indicis scholarum hibemanim BoDnensimn ^^^
rnm CIOlOCCCLXII et LXIII. C. W.]
**) [Tabula olim huic commentationi adnexa nunc sub n. X^
iterata est. C. W.]
***) [Editua mmc cst C. I. L. I n. 1503 p. 656; VI, 1 n.284. C.W^
PBI8CAE LATINITATI8 EPIGRAPHICAE 8VPPL. I. 495
tus est ille in basi magna lapide Albano facta^ quae subtus
in fflodum fornacis excavata est: unde intellegitur foci usibus
in aliqua ara sacra eam inserviisse. Tribus autem saxis
coDstat ad hoc ezemplum iunctis:
I. . I • XXVI
HERCOUEI
SACROM
M.MINVCie.P
DICTATOR . VO V
IT
Hic igitur titulus e qua fere aetate repetendus sit, sat iv
certis indiciis perspicitur. Nec enim t^tum anno circiter
570 priorem U litterae figura antiquior arguit, sed ipsis
initiis saecoli sexti om terminatio in SACROM adsignat:
quam quidem o Tocalem circa annum 520 cessisse recentiori
um formae olim diximus, facile autem, ut est consentaneum
in hoc genere, largimur aliquot post annis potuisse quibus-
dam exemplis etiam tum durare. Nam in mediis quidem
vocabulis, quale est HERCOLEI vel CONSOLI, satis illam
constat longe etiam diutius perstitisse: de quo identideni
significatum est alibi.
Quodsi de ipso anno facti tituli quaerimus, dictatorem
quidem Minucium qui feruntur fasti consulares omnino nul-
lum norunt. In quibus proximum tantum dictatori locum
obtinens M. Minucius Rufus perscriptus est magister equitum
a. 537: sed is sane tali praeter solitum condicione usus, ut
noQ miremur si quis hunc ipsum potuisse dictatorem dici e
rerum gestarum memoria arguai Est enim is ille, quem
anno altero belli Hannibalici Q. Fabius Q. f. Q. n. Maximus
Verrucosus dictator, sive rectius prodictatorem dices, muneris
non administrum modo et socium, sed conlegam habuit post
pugnam Trasimenam: quippe cui singulari prorsus exemplo
imperium esse cum dictatore aequatum sciamus auctoribus
Polybio III, 103, Livio XXII, 25. 26. 27, Valerio Maximo
III, 8, 2 et V, 2, 4, Plutarcho vit Fabii c. 9, Appiano Han-
nib. c. 12, Cassio Dione Exc. 57, 20 p. 62 Bekk., Zonara
VUI, 26 p. 193, 12 Bonn., item ^Aurelio Victore' de viris ill.
c. 43: quibus elogium illud Fabii Maximi accedit post alios
ab Orellio editum Inscr. n. 541 [C. I. L. I elog. XXIX p. 288],
496 PKISCAE LATINITATI8 EPIGHAPHICAE
in quo est DICTATORMAGISTRO.EQVITVM.MINVCIO
Q VOIVS . POPVLVS . IMPERIVM • CVM • DICTAT0R18 • IM-
PERIO . AEQVAVERAT • ET • EXERCITVI • PROFLIGATO.
SVBVENIT. Eum igitur magistram equitum eo fiwiilins
quispiam suspicetur semet ipsum dictatorem dixisse, quod et
^erocem rapidumque in consiliis ac lingua immodicum' Livius
j)erhiboat c. 12 consentiens cum Polybio Plutarchoque, et
c/2 de aequato inter utrumque imperio disserens Poly
^ bius 1. s. 8. Mictatorem' apertis verbis dixerit: auro-
Kpdropa fap KdKcivov Korr^CTTicav, Trcireic^^voi Taxtiuc
^ auTov TeXy dmGriceiv toTc Trpdr^acr xai Mi biio
P£j biKTttTopec dYCTOveicav dm rdc aurdc TrpdfeiC; 3
^ TTpOTepov oubcTTOTC ciJV€p€Pr|K6t Trctpd 'Piu^aioic: item
W cap. 106: o\ ^kv biKTdropec d7T^0€VTo Tf|v dpxiiv.
^ Et tamen talem coniecturam cum ratio dissua*
H O* det tum fides testium evertit. Nam etsi simile quid-
HH . dam in Q. Fabium Maximnm cadit, quem Lims
^^ c. 31 scribit, cum ^'O dictatore a populo creatus es-
•*^ set, rerum gestarum gloria posterommque imaginis
t? titulum augentium ostentatione, ut dicfatar credere-
l> tur, facile obtinuisse: tamen nec semet ipsum dicta-
^ torem professum traditur, et plurimum discrimiois
§ inter dictatorem magistrumque equitum atque dicta-
^ torem prodictatoremque intercedere reputandom est
^ Ad testium autem fidem quod attinet, potuit i^ta
>- ^ quidem coniectura aliquid probabilitatis habere nsqoe
^ ^ ad annum 1818 videri i. e. ante publicata a Carolo
Pi o^ Fea nova fragmenta fastorum Capitolinonmi. In kii
M ^ enim fragmentis, quibus magna lacuna illa, qua anni
j:g Q 533—546 hausti sunt, ea in parte snppletor qaae
p^ r^ ad annos 536 — 539 spectat (sequimur autem nume-
O* ^ ros Varronianos), quoniam dictator cum magistrck
^ o) equitum suo hi perscribuntur: [vide iuxta]
T* p^ (quam quidem scripturam sua fide Henzenus firmant
'^ ^ Or. III n. 6436 [C. I. L. I p. 435]): apparet prorso.*
W ^ diversum a Lucii filio C. n. magistro equitum 6aii
^ ^t filium dictatorem esse. Rursus autem magistnru
C^ S5 equitum illum cum Livius cap. 49, ubi in pogna
SVPPLEMENTVH I. 497
Cannensi aimi 538 occisum narrat, aliquot annis ante fuisse
consulem prodat^ sat certo intellectum est consulem anni 533,
quem ceteri testes M. Minucium Rufum memorant simplici-
ter, in fastos sic esse referendum ut P. Comelii Cn. f. L. n.
Scipionia Asinae conlega M • MIN VCIVS • L • F • C • N • RVFVS
perscribatur: id quod a Baitero factum est rectissime, cum
mira libidine Laurentius, parum diligens homo, P-F-Q-N
posuisset
Consequens est igitur ut alius quaeratur dictaturam ge-
rens M. Minucius. Quem etsi consentaneum est in consulari-
bas potissimum quaeri, tamen consules Minucios, si a ma-
gistro equitnm illo discesseris, saeculum sextum totum nullos
omnino yidit praeter Quintum C. f. C. n. Rufum anni 557
et Qnintum Q. f. L n. Thermum anni 561: (Marcum sane
Rufum proximum saeculum habuit anno 644, sed eum Quinti
filium, non Gaii:) hos autem omnes eorum temporum, qui-
bu8 ne. dnrabat quidem dictaturae usus. Ergo dubitari pror-
8US non potest quin non consularem lapis Romanus offe-
rat^ quantumvis id raro pro illa aetate exemplo. Nec tamen yi
quis ille fuerit et quando^ eis esse tenebris obrutum yidetur,
qaas non liceat partim memoriae indicio partim coniecturae
ope ita dispellere ut ad persuasionem viz quicquam desit.
De eodem enim, cuius supra mentio facta, Q. Fabio haec
qoae subiecimus Valerius Maximus I, 1, 5 prodidit in exem-
plis yiolatae religionis: ^at Sulpicio inter sacrificandum e
eapite apex prolapsus eidem sacerdotium abstulit, occentus-
que soricis auditus Fabio Maximo dictaturam^ C. Flaminio
magisterium equitum deponendi caussam praebuit.' Rem au-
tem eandem memorans Plutarchus in vita Marcelli c. 5 in
eo uno discedit a Valerio, quod non Fabio, sed Minucio
dictatori id accidisse scribit: Mivukiou bi biKTdropoc Ttt-
Tiapxov dTTobetEavToc fdiov 0Xa^iviov, IntX Tpic|Li6c i^KoXouSei
Muoc 5v cdptKO (immo cuipiKd) KaXoOciv, dTroniiiqpicd^cvoi tou-
Touc aOdic ^T^pouc KaT^CTT)cav. De hac igitur discrepantia
sic statuebat Sigonius comm. in fastos et triumphos Rom.
(f. 59 Y. ed. Ald. a. 1556) ut fidem Valerio adiungendam diceret,
hoc usus argumento quod bis dictatorem fuisse Fabium cum
Liyius cap. 9^ 7 tum elogium Fabii in lapide inscriptum
FB. SITSCHKLn 0PV8CVLA IV. S2
498
PRISCAE LATINITATIS EPIGRAPHICAE
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testarentur: id quod cum per
se yerissimum sit, tum pror-
sus nunc confirmatum est
adscripto in fastorum frag-
mento Feano ad a. 537 fl nu-
mero. Verum eo tamen argu-
mento illam in partem mhil
probari facile apparet, appa-
ret autem eo evidentius quo
certiorem iudicandi viam ip-
sius Plutarchi verba mon-
strant auSic ^T^pouc KaT€CTT|-
cav: quae cum neglexisset
SigoniuS; de interregno dicta-
torem excipiente post abdi-
cationem cogitabat. Quid
enim? nonne caussa erroris
sive Valeriani sive Plutarchei
eiusque satis proclivis, pror-
sus in propatulo est, ubi
fastorum memoriam aut ta-
lem animo informaveris:
[vide iuxta]
Et hanc quidem alteram non
mirer si quis eo argumeo-
to commendet, quo video
Haakhium usum in Encydo-
paediae Pauljanae t III p-
480 ut fidem Valerio omnino
esse derogandam probaret:
quippe parum simile veri esse
ab optimatium principeFabio
eorundem acerrimum adyer
sarium Flaminium esse magistrum equitum sibi sociatum. Tali
tameu ratiunculae, ut verum fateamur, non tantum tribuimu^
quiii possit contra sentiri: quando temporum illorum ration«*>
rimautibus non unam caussam vel condicio rerum vel ipsiu^
moros Fabii snggornnt, quae hominis popularis creationem sive
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8VPPLBMENTVM I. 499
saadere volenti sive invito extorquere potuerit. Verum aliud est
qnody ut Plutarchum potius sequamur, suadeat: Fabius enim si
parro temporis intervallo interiecto abdicasset, eiusdem dicta-
turam alteram Livius vix videtur ita commemoraturus fuisse
quin eius rei quamvis brevem mentionem faceret. A Minucio
autem ut ara Herculi voveretur, facile intellegitur vel paucis-
simorum dierum dictaturam sufGcere potuisse.
Sequitur ut quaeratur, cui anno hae dictaturae cum ma-
gisteriis equitum suis tribuendae sint. Trium autem anno-
rum 533. 534. 535, ut qui et in lapidibus Capitolinis inter-
ciderint et Livio teste careant^ quoniam optio data est, viden-
dum de consulibus e quorum absentia caussa probabilis cre-
andi dictatoris repetaturr Et de eo quidem qui medius est
aimo 534 nemo praeter ceteros cogitabit: quo nec magister
equitum sat commode credetur C. Flaminius dictus, quem eo
ipso anno constat censurae munere cum L. Aemilio Papo
functum, nec extemi belli gravioris difficultas ulla incidit.
Nihil enim ex hoc genere proditum est praeter rei tenuioris
tenuem Zonarae YIII, 20 p. 174 hanc memoriam: Aoukioc
b^ Ou€TOupioc Ktti rdioc AouTdiioc fjX6ov M^XP* tujv ''AXttcwv,
av€u hk Mdxric ttoXXouc ({;K€iu)cavTO. Multo graviorem caus-
sam dixeris in Illyrici belli rebus gestis inventam esse, quod
proximo anno 535 insecutum est, finitum autem devicto De-
metrio Phario Illyriorumque terra omni perdomita. Ad hoc
enim bellum gerendum etsi Polybius quidem unum esse L.
Aemilium PauIIum Roma missum cum exercitu tradit III; 16
eundemque victorem unum triumphasse cap. 19: quocum con-
venit lustino 'Demetrium regem Illyriorum nuper a Paulo
Romano victum' memoranti XXIX, 2: tamen conlegae quo-
que M. Livii Salinatoris aliquas partes fuisse creditum est
aliis. Nam et Zonaras sane I. s. s. ambo consules nomina- vni
tim dicit, et ultra progi^ssus scriptor libelli de viris ill. c. 50
'Liyium Salinatorem primo consulem de IUyriis triumphasse'
testatur: e quo fonte solo duplex nunc triumphus Livii in
faaios intravii Viderique potest ad aliquam belli societatem
ipsa caussa accusati damnatique populi iudicio Salinatoris
spectare, ut quem ^praedam non aequaliter divisisse militi-
1>18* quartus qui Frontini fertur liber Strategematicon cap. 1,
82*
500 PRISCAE LATINITATIS EPIGRAPHICAE
45 memoret: quocum non necesse est pugnare Victorem credi
'peculatus reum' perhibentem: nam Livius quidem, qui iudicii
illius atque damnationis mentionem ter inicit XXII, 3o.
XXVII, 34. XXIX, 37, caussam accusandi nusquam dicit.
Horum igitur testimoniorum obscuritatem suo unus quisque
sensu arbitretur quid valere contra simplicem certamque Po-
lybii auctoritatem dicat: cui saltem tantum nemo non tribuet
quin primas partes easque longe splendidiores fuisse Aemilii
PauUi sibi persuadeat, Livii autem, si modo aliquo tempore
particeps fuit belli, tam prae illis exiguas ut, cur ne haben-
dis comitiis quidem praesto esse Romae potuerit, evideni
caussa non appareat. Verum esto ut ille non adiuverit tan-
tum Paullum in debellando Demetrio, sed cum eodem eiu?
triumphi honorem communicaverit quem uni Aemilio Paulli
Polybius etiam altero quodam testimonio tribuit quod est
libri IV c. 66 (KaTct bk idv Kaipov toOtov Ai^iXioc Ik if\c l^
Xupiboc eicfiTe XaiLiTTpiuc eic Tfjv 'Pu)|litiv t6v 0pia^pov): ne sic
quidem dictaturae necessitatem ullam fuisse intelleges. ubi
ad tempora gesti belli Polybio duce animum adverteris
Quippe iiTTO Tfjv ibpaiav AeuKiov t6v Al^iXiov dHaiT^CTCiXav
)Li€Td buvdjLieujc im Tdc KOTd Tfjv 'IXXupiba Trpd^cic capite l^
teste, Xtitouctic bk f^bri ttic eepeiac clc ttjv Tuj^tiv ^uO-
vflXGe Kai Tf]V eicobov dTroirjcaTO )Li€Td Opid^pou Kai ttic dTrdcic
€ubo£iac c. 19. Ergo ab exitu aestatis satis profecto tem- ,
poris relictum erat, quo consules fierent idibus Martiis anDi
proximi munus suscepturi.
Atque talibus quales pertexuimus ratiocinationibns etiaiL
Sigonium motum esse suspicamur, ut *re in omnes part^
diu multumque versata' (ipsius verba sunt) in anno 533 sub-
sisteret cui Fabii dictaturam adsignaret, profectus ille a belli
Histrici cogitatione quo implicati consules ab urbe afui?-
sent. Quam quidem coniecturam fatendum est tantum com-
mendationis habere quantum cui nihil obstet Neque enia
IX de ipso bello illo plus compertum habemus quam a consuJi-
bus ambobus P. Cornelio M. Minucio (L. f.) gestum e??*-
teste Zonara 1. s. s., qui illos dicit iroXXd tiwv iKti Wvwv ta
^€V TToXcjLitu Td b€ 6jLioXoYiaic uTTOTdSai, gestum autem ^mnli"
Koraanorum sanguine' Eutropio III, 7 Orosioque IV, 13 auttc-
SVPPLEMENTYM I. 501
ribus. Gam haius autem sententiae probabilitate haud scio
an prozimo vinculo alius rei quamvis dubia memoria con-
iuncta sit, ad quam nunc est transeundum. Quas enim in
sinistra monumenti parte inscriptas sive litteras sive notas
I^I-XXYI conspicis; quid tandem sibi velle dices? De qui-
bus acriter meditatus denique Ve in omnes partes diu mul-
tumqae versata' in eo substiti ut illas non alio nisi ad legta-
nesprimam et vicesimam sextam spectare intellegerem, vel ut
modestios loquar^ mihi viderer intellegere: nam si quid no-
yisti rectius istis^ felicioris ingenii sagacitati lubens cedam.*^)
Non profecto eam memoriam ita interpretabimur, quasi de
dictatoris legionibus cogitare liceat: nec enim extra Italiam
bellum geri a dictatore potuit, nec omnino ^rei gerundae
caussa' dictum dictatorem aetas illa, quae inter annos 505
et 537 interiecta est^ ullum vidit certissimo teste Livio XXU,
8 et 11: nihil ut de Zonarae silentio dicam. Immo binas
legiones consulares interpretamur, easque non P. Cor-
neliiy sed a M. Minucio L. f. ad debellandos Histros educ-
tas, pro quarum victoria votum Herculi Romae mo-
rans M. Minucius C. f. dictator fecerit. Legiones enim
nominatim commemorari ut novum est in tanta Totivorum
titulorum multitudine^ ita nec suapte natura iustam ea res
dubitandi caussam habet, nec singularis ratio deest qua,
quod usitatum non esset, illo potissimum anno et ab ipso
Minucio esse factum coniciamus. Sed huc infra revertetur
oratio. Maiori offensioni numerum futurum esse legionis
XXVI suspicamur pro illorum quidem temporum rationibus.
Non ignoramus adeo trtcesimae mentionem fieri in titulo Be-
neyentano ab Henzeno publicato syllogae Orellianae t. III
n. 6669 a: C - CLODIO • P • F • STE • LEG • XXX || ET- VALE-
RIAESEXL I ^DORAE | H-FG: ubi verissime Hen-
zenos *et miles' ait ^et legio cognomine carentes aetatem
satis antiquam testantur.' Quo accedere una e glandibus
missilibuB videri potest a Caietano de Minicis editis in Dis-
sertationibus academiae Romanae pontificiae anni 1844,
i XI p. 189 sqq.: quae haec est in adiecta tabula chalco- x
•) [Vide infr» Supplem. lU p. VU eq. C. W.]
502 PRISCAE LATINITATIS EPIGBAPHICAE
grapha n. 11 (iterata in P. L. M. E. tab. YIII, 17 [C. I. L
I n. 664]):
L XXX
V V
Vbi etsi, quid sibi velint W litterae, nondum satis expe-
ditum est, tamen non esse de Ylpia Yidrice cogitandom
quae Traianae aetatis fuit, sed de belli Marsici temporibQs.
quibus eam glandem communis cum aliis similibus exApro-
tinis proventus adsignat, iure suo editor Romanus p. 2C9
disputavit. Nam ipsius legionis XXVI etsi item exempluin in
promptu est lapidis Vaticani apud eundem Henzenum n. 6493
[C. I. L. VI, 1 n. 1460], tamen hunc titulum ad Augusteam a^ta-
tem referendum esse iam Borghesius docuit Observ. numism.
dec. T, 8 p. 153 sq. editionis luculentissimae eiusdemque exopta-
tissimae Parisinae. Verum illis tamen exemplis minime sati<
fieri concedendum est, ut quae septimum saeculum certo hod
superent antiquitate: nos autem in temporibus belli Hanni-
balici versamur, vel ut rectius dicam, in eis quae illud etiani
antecesserunt. Per huius autem belli tempora Livium constat
ultra vicesmam (XXVH, 14. 38) certo nomine h. e. numera
legionem nullam memorare. Nec tamen id non casui dan-
dum esse inde apparet, quod certis annis quibusdam a Ro-
manis una pugnatum esse una et viginti (XXVI, 28. XXVII,
22) atque adeo tribus et viginti legionibus (XXVI, 1. XXYII.
36) idem scribit: quas quibus tandem nominibus nisi ei?
dictas putabis quae a numerorum serie ducerentur? qumh
cognomina aetas illa nulla novit. Accedit autem, quod ina-
ximi iu caussa nostra momenti esse intellegimus. Qua euin:
uecessitate illos numeros eos ipsos dices qui a / pertinent
ad XXIII? An quicquam obstat quominus non renoTasM'
llomanos pristina nomina, sed perrexisse numerando crda-
mus, si quae legiones vel interiissent vel dimissae essonti'
Vt, si quo anno non plures quam quattuor essent, taracn
eae non /. //. ///. IV dicerentur sed, ut ipso exemplo Dostri'
utamur, / et . . . et . . . et XXVI? Quod si ita se habuit.
ofiendendi caussam omnem esse sublatam sentis. — Titiilu"^
sane Minucianus si ex eis esset, quorum apographa tantbrii
maioruni aetas nobis prodidit, non dubitamue quin exstinin
8VPPLEMENTVM I.
503
essent qai probabiliores scilicet legionum numeros proclivi
coniectura restituere animum inducerent: una enim inter- xi
panctione altero e loco translata in alterum haud paullo
commodiores numeros dixeris IX • XYI prodituros. Nunc au-
tem postquam insigni horum studiorum beneficio fidem lapi-
dam firmare tam certo quam simplici ectyporum artificio
didicimus, prorsus ineptus sit qui talibus argutiis delectetur.
£t sexta decima substituta in locum sextae et vicesimae quid
tandem proficias?
Dictator igitur M. Minucius C. f. anni 533 ille
qua necessitudine cum ceteris eiusdem aetatis Minuciis Rufis
contineatur, quoniam avi nomen additum non est in lapide
Bomano^ non satis compertum. Potuit ille aut eius Gaii
filius esse, quem Lucius Marci consulis pater patrem habuit,
ant eius qui Gaio illo prognatus pater Quinti consulis ex-
stitit, h. e. Lucii aut frater aut ex fratre nepos: id quod lice-
bit stemmatis genealogici his exemplis declarare:
C C
M Q
008. 538 008. 657
xnag. eq. 537
M
008. 533
mag. eq. 537
Nec utrum utri praestet, ulla cum confidentia ex aetatis an-
nis inter se conlatis efficias, quando maior minorve natn esse
frater fratre potuit. Non magis de patre eius M. Minucii
Rufi constaty quem et praetorem a. 557 fuisse et postmodum
alias res gessisse Liyius auctor est I. XXXII, 27, alibi Quem
sat commode aut Marci consulis filium aut (modo prius
stemma sequare) Quinti fratrem dicas, nisi ipsius esse dicta-
toris filius possit.
Dictaturam quod supra dicebamus raro pro illa aetate
exemplo viro non consulari conlatam, mirabuntur fortasse
504 PRISCAE LATINITATIS EPIGRAPHICAE
qui nulla id aetate non rarum fuisse et praeter legem fac-
tum euchiridiorum nostrorum scriptoribus crediderint, velut
Beckero II, 2 p. 155 Langioque I p. 544. Et tamen longe
aliud fasti consulares docent diligentius perquisiti. Nam et^^i
^consulares legi' ipsa lex iubebat de dictatore creando lata
xiiauctore Livio II, 18: tamen non 'aliquot' tantum exemplis
illa neglecta est, sed per sat magnum temporis spatium
quoddam tam frequens non consularium creatio fuit, ut adeo
minore numero coiisulares appareant. Nam inde a principio
si fastos perlustraveris, haec ratio prodibit quam infra scrip-
simus, Baiteri potissimum opera usi. Habes enim, nisi quid
peccavimus numerando,
perannos dictatores: inhis consulares non consularei
253-387 XX XIII VE
391—433 XXVII XII XV
434—453 XII omnes
circ. 467 ununi unum
474 — 552 XXI omnes praeter Minucium:
quando anni 537 dictator L. Veturius Philo caussa non est
cur alius esse atque consul anni 534 credatur. Ceterum in
his indicibus consentaneum fuit et eodem cum consulibus
loco tribunos militum consulari potestate haberi, et Gliciam
illum non curari quem anno 505 indigno ludibrio dictatoreni
P. Claudius Pulcher dixit.*) Nec in calculorum illonun ra-
tione universa quicquam mutari scito, si forte a cet^ris dicta-
toribus eos esse discernendos opinere qui optima lege dicta-
tores rei gerundae caussa fuere. Itaque quoniam tantam,
*) De ambiguis iiro re nata breviter statuimus. Praeterea <iui
tamquain cum pulvisculo rem exhaurire voluerit, etiam distiiictiiu f-o-
tcrit ea exempla designaref cum non couBulares, sed qoi vel dictahira
(ut a. 336. 405) vel magisterio equitum (ut a. 323) iam prins functi
CBsent, dictatores dicti sunt. Nec magistri equitum desnnt qui, cnis
item couBulares non essent, tamen iam antea vel eodem magisteiii)
equitum (ut a. 405) vel ipsa adeo dictatura fiincti erant (ata.31»4:
uam post dictaturam susceptum magisterium equitum etiam aoBi M.
422. 429. 434 testantur). Qualia exemplaubi e ceteromm multitodim*
exemeris, calculorum nostrorum numcri paullulum immutaDtur, de ri
et summa argumentationis nihil detrahitur.
r
SYPPLEMENTVM I. 505
quantam ab a. 391, i. e. a communicata cum plebeiis con-
sQlari dignitate, ad a. 433 fiiisse vides, non consularium mul-
titudinem inde ab a. 434 summa consularium constantia ex-
cipit, fieri yix potest quin de nova lege aliqua cogitemus,
qua circa illud ipsum tempus lata ad pristinam severitatem
dictatoris creatio revocata sit: cuius legis casu factum est
ut mentio nuUa superei Mansit autem ea seyeritas, si ab
UDO Q. Hortensio anni circiter 467 discesseris'^), ad M. Minu- ziu
cium per integrum saeculum, post Hortensium per annos
sexaginta quinque: unde intellegis non tantum raro exemplo,
ut dicebamus supra, sed rarissimo, immo prope singulari
non cpnsularem Minucium esse dictatorem dictum. Licebit
igitur de singulari caussa aliqua tam insolentis rei suspicari:
veliit de factioso studio gentilicio M. Minucii consulis, quo
is siye patruo sive fratri patrueli gratificaretur: nam ille
quam superbo intemperantiqne ingenio fiierit, quadriennio
post magister equitum satis probavit. Qualem caussam ubi
animo informayeris, illud quoque sat proclivi coniectura ad-
seqnare, dictatorem quid potissimum moyerit ut pro legio-
num Minuciarum salute atque prosperitate, exduso P. Cor-
nelii exercitu, votum susciperet. — Ceterum Herculi simpli-
citer Totum ille faciebat pro yictoria militari; pro qua etiam
usitatius HercUli Victori consules praetoresye plurimi. Vix
autem est quod moneamus nullo constructionis yinculo cum
ipso titulo principali legionum numeros contineri, sed seor-
som in latere adscriptos esse consolita antiquitatis simplici-
tate. Quos licuerat; si placuisset et mos aetatis tulisset,
ceteris in fine sic nectere: VOVIT • PRO .1.1. XXVI yel
PROSAlVTE.l.I.XXVI sive PROVICTORIA males.
*) Nisi forte huic altemm exempluzn addendom est Cn. Fulvii
Cn. f. Cn. n. Maximi Centnmali dictatoris a. 491, sed tantnm 'clavi
figendi canssa' dicti; quem tameta enndem haberi cnm consule a. 456
video, tamen nescio an probabilins ab illo nt alinm diatingnaB. — Aliaa
qnasdam einsdem generis dubitationes hic persequi longum est. In
contrariam partem, nt hoc ntar, valet quod caussa non apparet cur a
conflnle anni 402 diverBus putetur magister equitum anni 422 P. Va-
leriuB Poplicola, vel a cos. a. 607 mag. eq. a. 630 N. Fabiua M. f.
M. n. Bnteo.
506 PBISCAE LATINITATIS EPIGRAPHICAE
CoroUarii loco, quoniam de dictatura pauUo explicatiits
diximuS; non abs re fuerit etiam de magisterio equitampaa-
cis significare, quamquam id ad inscriptionem uostram nihil
pertinet. Nam de hoc quoque minus diligenter praecipi ab
eisdem enchiridiorum scriptoribus intelleximus. Quomin ut
incuriam breviter vitemus, magisteriorum illorum hanc pro-
ponimuS; quae ad dictatorum indices accommodata est, an-
norum tabulam. Igitur sciendum est fuisse
per annos magistros eq. consulares non consnlares
253-387 xm vn
391-433 Vn XXI
434-466 IX IV
468-552 X Vn
XIV Vnde intellegitur ea aetate, quam alteram fecimus, prorsus
similem rationem inter consulares et non consulares magi<-
tros equitum atque dictatores intercessisse, nisi quod multo
etiam maior numerus non consularium fuit: post annum au-
tem 433 minime esse eidem atque in dictatura severitati
locum datum.
Superest ut reliquas inscriptiones tabulae I [XV] bre-
viter percenseamus.
Itaque sub B speculi illius Cosani, quod in Mouu-
mentorum lustituti archaeologici Romani vol. VI tab. XXIV
I C. I. L. I n. 57 ; cf. Add. p. 554] publicatum iteravimus P. L
M. E. tab. XI sub M [cf. supra p. 295], eam quae ad Proserpinam
spectat epigrapham repraesentavimus novo exemplo duce ab
Henrico Brunnio parato. E quo certo perspicitur, quod nomen
adhuc credebatur PROSEPNAI scriptum esse, hac potius specie
esse: PROSEPNAIJ: cuius formae littera extrema pro cirro
infra positi capitis habita est. Quae res ut perlevis momeiiti
esse facile cuipiam videbitur, ita non nihil confert ad recte
aestimandas genetivi primae declinationis vicissitudines, de
quibus significatum est, non explicatum Musei Rhenani t XIV
p. 406 [supra p. 413]. Vbi quam sola ratione duce genetiTi
formam in ais desinentem proponebamus, primo nunc ipsoruiB
8VFPLEHENTVM I.
507
monumentonim exemplo confirmare licei De extrita in
Prose(r)p{%)nai3 et r et i littera cum diximns alibi tum com-
modo dicemus. Genetiyi autem cum alio casu in eodem mo-
numento consociationem etsi per se non est cur magis mirere
quam sociata mRQYRIOS et ALIXENTROM in Berolinensi
speculo, IVNO HERCEI^E et lOVEI in Kircheriano (nam
nec de accusativo AHXENTROM nec de dativo lOVEI du-
bitandum), tamen trium casuum in speculo Cosano iuncto-
ram, VENOS nominativi cum DIOVEM accusativo et gene-
tivo PROSEPNAIS; simile quod sciamus exemplum nondum
inyentum est. Fatendum est enim de talium formarum ra-
tione Francisci Buecheleri nostri quamyis subtili disputatione,
quae est in Musei Rhen. t. XV p. 444 sq., certissimis de
caussis nobis non persuasum esse. — Ceterum de yeriore
hac inscriptionis lectione ipse iam Brunnius admonuit in
'Bullettino' Inst. Rom. a. 1862 p. 6. [Cf. Supplem. III p. XII.]
Porro novam sub C tesseram gladiatoriam [C. I.xy
L. I n. 1537 p. 560; Ritschl Tesserae glad. n. 19 ibique
tab. IJ]
A N T E R 0 S
ACILI
SP • ID •
QVI
CN.COR-
L-MAB
ad illarum multitudinem addidimus, quas a Clemente Cardi-
nali olim congestas in Diplomatis imperialibus, Velitris editis
a. 1835, non paucorum exemplorum accessione aetas nostra
auctas vidit: quorum maiorem partem lithographi arte re-
praesentatam habes in P. L. M. E. tab. III sub H—Wet
suppl. tab. XCVn sub H—M. Publicavit illam nuper Hen-
zenus in huius anni 'Bullettino* p. 81, acceptam a cive Ro-
mano Abbati: nos Brunnio debemus stanno expressam. Ad
consules eam CN • CORneliiim P. f. LerUulum Marcellinum
It-M.ABcium L. f. Q. n. Philippum anni 698 spectare in
propatulo est. Eorundem consulum in alia tessera, quam
post Marinium Aci fr. Ary. p. 823 cum Cardinalis p. 121
508 PRISCAE LATINITATIS EPI6BAPH1CAE
n. 177 tum Orellius n. 2561 [C. I. L. I n. 731; Ritschl Tess.
glad. n. 20] exhibuerunt, has notas habes: CN-LELPHIL
COS. Quodsi forte etiam annorum 697 et 699 noyae ie^-
serae prodierint, totius deeennii illius, quod est ab a. 693
ad 702, annus nullus sua tessera carebit.
Item novum est, quod minime novi denarii Caesa-
riani exemplum doceat sub D repraesentatum, perhumani-
ter illud nobiscum e penu suo ab Ariodante Fabrettio Tau-
rinate communicatum, Glossarii Italici utilissimi conditorf
bene merentissimo. Et de nummo quidem ipso, qui aimo
710 potius quam 711 esse tribuendus videtur, satia erit
Mommseni qui in omnium manibus est librum commemorasse
in historia rei nummariae Romanorum versantem, ubi de d^
nario illo dictum est p. 652 et 658: nos in levicula re gram-
matica disceptanda haerebimus. Quippe longo ex tempore
satis inter omnes constat, quam late inconstantia illa scri-
bendi patuerit, qua modo poneretur modo omitteretur n con-
sonans praemissa s litterae, ut in dedetis decieSj Uibens hks.
mcensimus viccsimus, Megalensia Megalesia, censor cesor, consd
cosol, formonsus formosus, praegnans praegnas et quae sunt
reliqua. De quo cum grammaticorum testimonia tum tituk)-
XVI rum codicumque exempla consolita diligentia C. L. Schneidenij
composuit Gramm. lat. I p. 456 sqq. Tetigeruntque eam rem
vel ex parte accuratius persecuti sunt per variarum disputa-
tionum opportunitates multi alii: nosmet ipsi Musei Rhen.
t. XI p. 640, XVI p. 610 [= Opusc. II p. 715 et supra p.48Sj:
ex amicis autem praeter ceteros Guilelmus Schmitzins Mar-
coduranus ib. t. X p. 112 sqq., XI p. 300 sq., XVI p. 486 sq.:
item H. A. Kochius Brandenburgensis ib. t. IX p, 305 sq.
XI p. 640, XVI p. 160: Fr. Buechelerus Friburgensis ib.
t. XII p. 132: immeritoque dubitans 0. Ribbeckius Basilien-
sis ib. t. X p. 289: quibus Corsseni copias adde de L L
enunt. I p. 97 sqq. Nec ratio latet istius scribendi incon-
stantiae: quae dubitari nequit quin ex ipsius enuntiationis
ambiguitate repetenda sit, qua factum est ut nec plena con-
Honans nec nulla audiretur, sed medius quidam sonus prorsus
ad similitudinem obscuratarum in fine vocabulorum m ei .<
litterarum. Quod autem novum esse diximus, hoc est, quoJ
SVPPLEHENTA I. lU 509
eias enimtiandi ambiguitatis et tamquam mediocritatis cer-
tam notam a grammaticis esse inyentam intellegimus, cuius
primo nunc documento nummus ille Gossutii Maridiani Cae-
sarianns prodiit. Neque enim 'aliam vim esse mirae PABE : S
scripturae Fabrettius peryidit prorsus probabiliter. Nec tale
institutum mirabitur qui, quot artificia grammatici latini ad
eiaequandam cum yiva Toce litteraturam excogitayerint quan-
toque in hoc genere studio elaboraverint; meminerit: quo
praeter alia et geminatio Yocalium pertinet et aspiratio con-
sonantium et I longae inventio et EI diphthongi commen-
datio et apicis usus et sicilici, item graecae Y litterae: nihil
ut de litteris Claudianis dicam. Nec vel aetati Caesarianae
vel nobilissimo grammatico Caesari ipsi talium studiorum
eonsiliorumque sectatores atque administri defuere: quales
Cornelium Epicadum suum SuIIa habuit^ Lenaeum PompeiuS;
Augustus Yerrium Flaccum. De quo iam Musei Rhen. t. IX
p. 14 [supra p. 227] significabamus, explicatius alibi com-
mentabimnr.
Supplementum II.*)
(Cum tabula lithographa**)).
E priscae latinitatis titulis, qui noyi in promptu sunt, m
eos tres hoc altero Supplementomm fasciculo sociavi, quos
tabulae unius ambitu commode posse comprehendi viderem.
Eomm primum, A, nondum editum in his terris; sumpsi ex
lulii Minervinii *Bullettino' archaeologico ItalicO; ubi exem-
plo chalcographo expressus est in tab. add. A voluminis I
(anni 1861)| fusiore commentario enarratus a Dominico de
Guidobaldi ibid. p. 113 sqq. et 129 sqq.^ denuo paucis trac-
tatus a Raphaele Garruccio p. 165 [C. I. L. I n. 1505 p. 559].
Repertus est titulus in agri Caleni ea parte cui vico PcUatio
•
*) [Prooemiam Indicis Bcholarum aestiyanim BonnenBinm anni
cioiocccLxm. c. w.]
**) [Olim baic commentationi adnexa tabnla nnnc Bnb*XVI iterata
esi C.W.]
510 PRISCAE LATINITATI8 EPIGRAPHICAE
nomen fuisse ex alio lapide intellectum est quem habes in
'BuUettino' arch. Neapol. nov. t. VII p. 15, haud procul a
vestigiis yiae Latinae: non ille sub diu, sed in cameris snV
terraneis alicuius vel cloacae vel potius aquae ductus, qna-
rum muris opere tectorio inductis litterae penicillo inscriptae
sunt colore atro. Praeter eam autem in qua versamur, eius-
dem modi altera inscriptio apparuit non in muro recto se<i
in fornice picta, verum ea mutila in hanc speciem:
P V R G
D I 0 D 0 R
I D E M
Et prioris quidem tituli interpretandi otium nobis Gar-
ruccius fecit, a quo pleraque recte expedita sunt. Neque
IV enim esse dubium potest quin sic legendum sit, contra at-
que Guidobaldio visum qui de mense introeunte cogitabat
satis mirabiliter:
L . CORNELio
CINNA COS ITERwm
PVRGATVM MENSE INTeRAaZori
hoc est anni u. c. 668 eo tempore quo post C. Marii mor-
tem, qua is in ipso magistratu obiit mense lanuario, noTu
conlega (L. Valerio Flacco) nondum facto unum Roma cob-
sulem L. Cinnam habuit. Quodsi omissam in monograminate
E litterae notationem oflfendas, est hoc sane paullo insolea-
tius*), sed tamen eo minus ponderis habens quo facilius f
*) h. e. in lapidibus: nam a nummis similia non aliena e>se
Mommsonus adnotavit Hiat. rei numm. p. 469. Quo et illad moco-
gramma pertinet quo sive MTEL sive METL litterae coiugatae biitt
praetermissa E alterutra, et NFL in CN FoLV, et I litterae omiss^ioi»^
singulares ligaturae NTF in PONTiF, PH in PHtXI: ad quod g€cn»
e lapidum titulis prope accedunt T et IT pro TI et INT, qaac ^"
signavi nuper P. L. M. E. Enarr. p. 72 et Indicum p, 114® ima. — C**'^
rura quadruplicis nexus lapides quidem antiquiorea unum qnod to^
exoniplum praestant tituli Campani P. L. M. E. tab. LXIII B [C. I. L
I n. 560], in quo APVL litterae in unum coaluemnt. — Vtor acteo
hac opportunitate ut errorcm Indicum illorum palaeographicorum cor-
rigam: in quibns cum GA cognomen posui p. 115^ med. Mommaenao
secutus, debebam potius in nexibus litterarum p. 113* ima LA adilerv
8VPPLEMENTVM II. 511
pleniore; qna fortasse usus est pi<^r, nota l^ una eyaiies-
cere vel oculos fallere lineola potuii Onminoquc scripturam
Imios tituli reputandum est non recte cum eis titulis con-
tendi qui scalpro caelati multo severiorem normam seryant,
yenun ut peniciUo pictam ad illius generis haud pauUo licen-
tioris aliquam similitudinem accedere quod scriptura cursiva
comprehenditur: id quod cum ex L litterae figura obliquioro v
tam ez R T I litterarum eztremitate partim sinuata partim
angulata cacuminataque et tamquam securiclata apparei Ce-
terum INTER syllabis mensem intercalarem notatum habes
etiam in epitaphiis Sancaesarianis sive Somascanis ab uno
Baldinio servatis, in P. L. M. E. tab. XIII n. 21 [C. L L. I
D.835]: pauUo brevius INTE ibid. n. 46 [C. L L. I n. 899 J:
contra plenius INTERK n. 69 [C. L L. I n. 970], INTERKAL
n. 74 [C. L L. I n. 984]. ♦)
Affinem titulum alterum miro consilio Garruccius sibi
persuasit cum priore sic sociandum esse: L. Camelio Cinna
consule iterum (castellum) purgatnm mense interccilari. Purgavit
Diodorus idem. Duos cum esse diversissimis in locis eius-
dem camerae scriptos Guidobaldius testetur apertissime, haud
paullo probabilius tali potius exemplo suppleveris:
PVRGowiY (Z . . . . i. /.)
DIODORiiS {cur. aquar)
IDEMgru€ {refecit)
inqae titttlo iUo tab. LXIII C [C. I. L. I n. 568] QLA legere h. e.
GLA6rto at ezemplo atar. Contra cognominum breviatorum recensai
praeter QLA addi poterat LIB e tab. LXII EF [C. L L. I n. 1226.
1224]. Item notis Yocabalomm p. 117* sub g praeter FI pro F etiam
FIL ez eiosdem tabolae (quae aliqao casu videtur indiligentius ez-
cerpta esse) titalo G [C. L L. I n. 1226]: paullo autem post praeter
HAR etiam HARISP ez Enarr. p.97 M [C. I. L. I n. 1812]. Illam au-
tem FIL notam hoc aegprins omisaam fero quo commodius ea uti pos-
Bum ad didascaliae Plautinae lectionem, quara Parergon p. 282 sqq.
commendavi, etiam certius firmandam: M tUNIO M FIL pR UrB. Nec
^lia exempla desunt, yelut Praenestini titali Petrin. p. 308, 42, Puteo-
lani I. R. N. 2617 (Orell. 6037). — Praeterea sero vidi p. 118« summa
rab l aliqoa oblivione non eBse Vedes et Vassus notas distinctas.
♦) [Cf. supplem. III p. XIII; IV p. VI sq. C. W.]
512 PRISCAE LATINITATIS EPI6BAPHICAE
Nisi quod versu altero etiam DIODORus mag» aqu, vel ali-
quid simile scriptum esse potuii
Abhinc biennium cum Musei philol. Rhenani yoI. XTI
p. 612 [supra p. 491] ad lapidem Praenestinnm satis me-
morabilem animum advertissem, quem etiam nunc exstare e
Garruccii in Annal. inst. arch. t. XXXH p. 237 mentione
didicissem^ mox precibus meis expugnatus Guilelmns Henie-
nus transmisso eius tituli ectypo chartaceo non medioehu:
me sibi esse devinctum voluit Quo exemplo etiam tumRc^
mae servato Theodorus Mommsenus usus paucis de eo titub
commentabatur in ^Bullettino' Inst. arch. a. 1862 m. Marti:
p. 38 sq. Quae disputatio cum certos quosdam scrupulos i:
animo meo reliquisset, a singulari Henzeni comitate fanit
irapetratum est ut novum in usus meos ectypum pararetur.
quo cum priore illo religiose conlato talem nunc titalaiu a^'
ipsam fidem veritatis repraesentare licuit qualem tabuia
nostra sub B exhibet.
Hauseram autem eius inscriptionis notitiam e Leonanii
Cecconii episcopi Montaltensis ^Storia di Palestrina' Ascul:
VI a. 1756 edita, qui repertam 'tra le rovine esistenti presso U
Chiesa della Madonna dell' Aquila' testans hoc eius eien-
plum posuit p. 39 [= C. I. L. I n. 73; cf. Add. p. 554]:
A P 0 L 0 N . . . .
M E T I L I 0 . . . .
MAGISTER
CORAVERO . . .
CANICIO L.S . . . .
R I A N D 0 . . . .
Vnde profectus Petrinius in ^Memorie Prenestine dispost^ ir
forma di annali', Romae publicatis a. 1795, minos accuratt
repetiit p. 333 n. 25 et iterum p. 341 n. 76, repertam 'p^^'
l'antico Foro' dicens. Fracti in duas partes lapidis vak'
dolendum est inferiorem partem ita uti tabula nostr» i^"^'
in medio versu antepaenultimo divulsam nunc periisse.
SVPPLEICBKTVM II. 513
£ yetastioribus hunc titulum esse cum satis et l^ et P
litteraram forma et neglecta geminatio et alia quaedam do-
ceant antiquitatis propria, tum vetustissimis adnumerandum
h. e. aut ineunti saeculo sexto aut quinto exeunti tribuendum
esse e senrata in Metilio Anicio, item in caraveroni (vel for-
tasse caraveran) prisca declinatione certissime perspicitur:
qaando de magisfere vel magisteres an magisterei Tel magistereis
Don potest non anceps esse iudicium. Quantum autem sit
quod in dextra parte perierit, facile e versu altero efficias,
quo necesse est duos magistros sociatos esse. Quorum alte-
nim cum Mommsenus sibi persuasit 8 praenomine fuisse,
etsi in altero ectypo yideri potuit tenuissima quaedam umbra
eios litterae, spectans ad eius pedem, superesse^ tamen nec
in altero ullum illius vestigium apparuit nec quicquam eius-
modi Petrus Cicerchia Praenestinus^ yir longe humanissimus,
denno examinato lapide testatus est. Esto tamen ut locus
siTe Spurio sive Servio detur: at ita eodem saltem iure, quo
ad posteriorem magistrum ipsum, ad prioris patrem tale
praenomen rettuleris: patrum enim notatione aegre carebi-
mus ad eum versum complendum^ cuius principio necessario
etiam praemissum fuerit ipsius MetUii praenomen. Vt in
pauca ratiocinationem nostram omnem conferamus; talem fere
proponimuS; aliquod ut exemplum exstet^ integrae inscrip- vu
tionis speciem probabiliter ut putamus restitutam:
A n 0 l^ 0 N[e(i) • tvtelabe(i)
S]M E T I l' I 0[-8FMOPI0MP
M A G 1 STERE[(i8).FACivND
C0RAVER0N[TDEC0NL-8
C.ANICIO^.S^.LAPELA.VA
R I A N D 0[.PRAEFVIT
Versu 1 APOUONei Putio proponebat Mommsenus: Tw-
t^hrem praetuli, quod eius cultum Praenestinum titulus testa-
tum facit a Vulpio publicatus Veteris Latii t. IX p. 128,
unde Cecconius p. 66 neglegentius iterayit*):
*) Nec enim recte tiibui Tibnri yideri potest apad Grotemiu
P- 77, 1, cni miserat 'VrBiniu describente Gntenat.', descriptam autem
in hunc modam:
»• EITSCHBUI 0PV8CVLA IV. 33
514 PRISCAE LATINITATIS EPIGRAPHICAE
FORTVNAE - PRIMIGENIAE
SIGNVM APOLLINISTVTELARIS
LELVIVS.FELIXPATER-CVM.FILIO
ET . CLAVDIA • SABINA • MATER
V . S
VIII Quamquam^ sua sponte intellegitur mnltis aliis dei cognomi-
nibus esse locum posse. Versu 2 positus MeHliui alios
cognomines in Praenestinis quod sciam non habet: nisi qnod
M AETILI A . SE VERA • CONIVX est apud Cecconium p. 184
(Petrin. p. 371, 51). Versu 3 magistros intellege magishrf^
ApoUitfis: quales praeter alios in Henzeni indicibus composi-
tos p. 51 sq. praesto sunt in titulis Campanis P. L M. K
tab. LXin-LXV [C. L L. I n. 565—575] MAGISTREIS
CERERVS, MAGISTREIS . VENERVS . lOVIAE, CONLE
GIVM . SEIVE . MAGISTREI • lOVEI - COMPAGEI, et item
simpliciter aliquotiens MAGISTRI non addito dei nomine.
Vnde fit ut versu 4 commodius subici DE • CONLeT» Senfeniia
videatur quam vel EX • D • D vel DE • S . S: quamqnam po-
tuit ibi sane etiam PEC • SACRA vel DE • STIPE scripbim
esse, credibilius id quidem saltem quam AERE (vel AIRIDi
POnU vel POPU • PEC. Versu 5 dubium esse vix po-
FORTVNAE
PRIMIGENIAE
SIGNVM . APOLLIN
TVTEL
L . HELVIVS . FELIX
PATER . CVM . FILIO
ET
CLAVDIA . SABINA
MATER
VOTO . SVSCEPTO
S . P . L . M
Quod exemplum Petrinias sequitur p. 301^ 20. Vtrnm autem exeDploB
ad fidcm vcritatis propius accedat, non prius certo scieiar qaam Hea*
zeni virtute cum Vrbis tum Latii inscriptiones omnes conlectae, di^>
stae, emendatae ita prodierint ut communi usni pateant. Qaod qui-
dem consilium longe saluberrimum valde optandum est nt exspectatii^-
uem Dostram ne nimis din frustretur: quando grammaiicain quidf>m
disciplinam certum ost tam uberem, quam ex hac parte, frnctun e
nuUa alia communis operis Inculeutissimi percepturam esse.
SVPPLEMEMTVM II. 515
test Dostra sententia quin binorum ut saepe Aniciornm liber-
tus dicataT; l^itci et STati. Pro qao rariore praenomine cum
lapidarius S scripsiaset imprudens; cognito errore supra po-
sitam esae T et consentaneum est et simillimis exemplis
evidens. Yelut non aliam in partem valet in Aquilano titulo
R L. M. E. tab. LX C [C. I. L. I n. 1298] BRVTIVS scrip-
tora^ quae ipsi Henzeno Orell. n. 6235 fraudi fuit: quo alia
non pauca adde ex aeribus potissimum congesta Indicum
nostrorum p. 121*. Ipsam autem Aniciorum gentem in Prae-
nestiius non ignobilem fiiisse cum cetera eius nominis exem-
pla faciont ut credamus: ANICIAMF et LANICI-VF
P. L. M. E. tab. XLV, 1. 2 [C. I. L. I n. 77. 75], quo ANICIA
Henzeni accedit in Annal. Inst. arch. a. 1855 p. 78 n. 3 [C.
I. L. I n. 76], item ANICI in mutilo lapide Petrinii p. 324, 4:
tam praeter cetera Petrinianus titulus p. 321, 21 persuadet
qui esttalis: BASSI | ANICIO • AVCHENIO | BASSOVC-
PROCONS I CAMP.PROVISORI - EIVS|DEM.PROVINCIAE •
RES]TITVTORI • GENERIS | ANICIORVM • OB • ME-
RITA I EIVS INLVSTRIA | ORDO • POPVLVSQ • CIVITAj
TIS . PRAENESTINAE • PON • CENS.
Quodsi, quid Aniciorum libertus ille Gaius egerit, quae-
ris, in promptu est probabiliter respondere. Sive enim recte
legisse Cecconium RIANDO credideris (et in reliquis certe
fidem ille minime destituit), seu forte RTANDO potius scrip-
tum fuisse conieceris (quam lectionem non excludit saltem
dispescendi Yocabuli ratio insolentior), ullum quod quidem
Iiuc quadret yerbum latinam linguam praestare negandum ix
est praeter nnum variando: id quod pro se ipse, quicumque
experiri volet, cognoscere poterit.*) Variando autem illud
haud cunctanter interpretabimur vel coloribus distinguendo vel
fortasse opere picturato, sive tectorio aut tessellato males, varie-
gando. Nec in hominem libertum infitiabere tale artificium
imprimis convenire: quod vel arae vel fano vel alicui sacello
Apollinis exomando adhibitum est. Accedat igitur, si per
*) Vix enim inventain iri opinamor qui velnt ST | RI ANDO •
EXORNAVIT vel aliqnid simile commendet argntiore mehercnle qnam
subtiliore commento*
83 ♦
516 PRISCAE LATINITATIS EPIGRAPHICAE
Brunnium nostrum licebit^ artificum Italorum paucitati noTus
sive artifex sive opifex C. Anicius L. St. 1. Praenestinus:
accedat ipse titulus eorum documentorum multitudini^ quibus
maturum fuisse apud Praenestinos artis usum vitaeqne cal*
tum elegantiorem pridem perspectum est.
Restat ut rem grammaticam paucis expediamus. Ar
primum quidem Apolcnis declinatio quae et exempla haberet
et quam rationem, satis olim disputasse videmur Musei phil.
Rhen. t. XII p. 109 et 476 sq. [= Opusc 11 p. 493 sqq.], quu
adde nuper dicta P. L. M. E. Enarr. p. 3 et 99.*) Deindf
magisieri dicti pro magistris non modo offensioni, sed ne mi-
rationi quidem ulli sunt. Quid enim quaeso discriminis, si
rationem spectas, inter illam formam et has sat confe>sa<
intercedit quae sunt dextera dextra dextrovorsnm, supera sajfrd
infcra infra, pericidum perielum cum similium multitudine. ca-
lemre (calicare) calcarCy Herades Hercles Iwrclej item Tecym-m
Tecmessa cum finitimis? quod genus universum breviter per-
secuti sumus Monum. epigr. trium p. IX [supra p. 172] sqq.
Solo igitur arbitratu linguae posterior aetas magistrum simul
et magistcrium probavit, ut ministrum et ministeriwn: pro
quibus, si modo placuisset^ poterat etip.m magistrium et wi-
nistrium adscisci. In his autem etsi subsistere possum, tameo
non verebor ultra progredi ratiocinando eamque rationen.
iam confidentius commendare quam 1. s. s. p. XI [supra
p. 174] adnot. cum dubitatione significabam: ut triplici suc
cessione, sive quadruplicem dixeris, lingua credatur a mol-
lioribus formis exorsa ad contractarum asperitatem transiiss<'
in oaque per certam aetatem constanter perstitisse, ab ha*
autem duritie per decursum saeculi quinti ad pristinam sua
vitatem reversa eis demum temporibus, quibus est a poefr
x et scriptoribus exculta, asperiores formas certo temperamento
cum dilectu quodam resuscitasse. Quod genus latius paterf
intellegitur quam cui cum pulvisculo exhauriendo hic ^it
locus datus. Tertio loco designanda est corare scriptDrj.
*) [Praeterea addas novum exemplum APOLONE quod prodiit n
inscriptione Caleua, quae in tertio Priscae latin. epigraph. snpi-It-ff'
p. III (infra p. 520) et in tabula adiecta sub A edita est. C. W.)
SVPPLBMENTVM II. 517
cuius alterum exempluin nullum superat^ ratio nequaquam
latei Quam iam Mon. epigr. trium p. ^sqq. 34 [supra p. 116
et 157] sqq., Museique Rhen. t XVI p.611 [supra p. 490] sqq.
ita explicavi ut affinium formarum originem atque cognatio-
nem iam liceat hoc tamquam stemmate inlustrare:
(coverare)
coerare covrare
corare
curare
Postremo ne quid praetermittatur, uno verbo monendum
est de M litterae ea figura quae mediis lineis solito brevio-
ribus picta sii Quae fignra^ nummorum potissimum propria^
quae rariora exempla etiam in lapidibus habeat, cum Musei
Khen. t. XIY p. 140 sq. 284 sq. [supra p. 331 sqq. et 335 sqq.]
exposui tnm plenius in P. L. M. E. indicibus palaeographicis
p. 112 enoi^vi.
Cum novitatis tum antiquitatis tum artis gratiam habet
quod sub C monumentum exhibuimus: cuius nobis pictura
linearis peramice a Detlefo Detlefseno missa est Parisiis.*)
Ibi enim ab homine privatO; cui Piot nomen, possidetur
emptmn Neapoli. Fundum esse fractae paterae Detlefsenus
scribit creta subrufa fictae nitidoque atramento oblitae pror-
SU8 ad similitudinem yasorum in Italia inferiore repertorum.
In qua testa impressum; non pictum, cum ranula scorpio-
nem mirum non est minori nobis curae esse quam item im-
pressum ATIl^IO nomen^ sive id possessoris fuit sive^ quod
praestat haud dubic; opificis figuli. Nec euim anno circiter
520 recentius opus esse, seirvata in terminatione 0 vocalis
♦) fCf. Supplem. III p. XIV (infra p. 582 sq.) ; IV p. XVI (infra
p. 555) et Ephem. epigr. I p. 10 b. 12^ C. W.]
518 PRISCAE LATINITATIS EPIGBAPHICAE
XI sat certo argumento est. Praeterea quae adhuc iimotuenmt
Latinorum antiquiorum fictilia litterata satis constat eirca
* confinia Latii et Etruriae reperta esse omnia: e Campania
nullum quod sciamus praeter hoc ipsum prodiit, nisi forie in
eius societatem notabile fragmentum musei Eircheriani illud
adsciscas quod in P. L. M. E. tab. X IT et propius ad veram
Enarr. p. 101 ima [supra p. 290] repraesentavimus, cuius qui-
dem origo ignoratur [C. I. L. I n, 166]. Sed de his omnibus
uberius se ipsum disputaturum in Gerhardi diariis archaeo-
logicis Detlefsenus significavit, ut nobis quidem in uno esse
Atilii praenomine subsistendum videatur. Cuius notam utrum
H an K dicas, valde esse ambiguum video. Et ipsam qui-
dem figuram si spectaveris, fateudum est aliquanto propius
illam ad H litterae speciem eam accedere quam paucis sed
eisdem certis exemplis ostendant aliquot nummi Hatriam
antiquissimi P. L. M. E. tab. V. VI, item una e glandibns
missilibus tab.VIII, 28 [C. L L. I n. 670]. Nec deest^ quo ill»
coniectando referatur, Herms praenomen: cuius etsi alibi haec
nota est HER (P. L. M. E. t. II J? = XCVII B [C. I. L I
n. 62]), tamen quem ad modum et VA et VEL et VO d
iuxta, minime vitata ambiguitate, simplex V in usu fuerunr.
item et SAL et SA et SER et SEX et SE et simul simplex
S, ita multo etiam commodius fieri potuisse concedendum
est ut etiam H simplex probaretur. Sed tamen nescio quo
tamquam instinctu eo ducor ut facilius putem de neglegenter
picta K littera etiam sine exemplis cogitari: quod praeno-
raen si in eis quae supersunt monumentis vetnstis perrarum
ost (velut A/V • FABRICI • K • F in titulo item PraenestiDu
P. L. M. E. tab. XLV, 9 [C. I. L. I n. 107]), at minus ranioi
olim fuisse ipsius vetustatis testes recentiores docent h. e.
fasti consulares. Qui etsi a tertio potissimum ad quintuin
saeculum in gentibus Fabia Duilia Quinctia frequentatuia
monstrant, tamen ne sexto quidem illud prorsus obsoleTis?*?
K. Quinctius Flamininus Livii XXII, 33 et M\ Acilios L t
K. n. Balbus cos. a. 604 argumento sunt. Licebit igitur opi-
ficibus latinis probabiliter nisi fallimur figulum Caesonem
Atilium Campanum sociare quinti saeculi exeuntis vel
ineuntis sexti.
8VPPLEMENTVM II. 519
Cetemin, ut ne hoc quidem silentio transeam; praemissa
ioscriptioni puncti nota, nisi species prorsus fallit) non est
casui tribaenda. Quod genus quantumyis rarum sit; tamen
certa quaedam plumborum exempla habet quae Indicum pa-
laeographicorum p. 119^ med. composui.
Quarto loco non fuerit iniucundum cognitu^ quod tan-xu
dem yerom supplementum sit dimidiatae lamellae illius
Bononiensis vetustissimae, quam ab Ariodante Fabrettio
Taurinate primum publicatam Glossarii Italici p. 802, post
Detlefseno adiutore a nobis repraesentatam P. L. M. £. p. 97,
plnribus disceptavimus Musei Rhenani t. XVII p. 605 sqq.
640: quo adde ab amicis contra dicta ib. XVIQ p. 141 sq.
[Vide infra n. XXIH; cf. C. I. L. I n. 812. 813; VI, 1 n.
357.] Quippe litteris humanissimis Baphael Garruccius nos
certiores fecit nondum fractae tabellae, dum Romae est, ac-
coratissimum exemplum delineando paratum esse inscriptio-
uem integram talem praestans:
IVNONE . I.OVCINAI
o o
DIOVIS . CASTVD • FA<ITVD
Quod exemplum ubi servetur, tacente Garruccio incompertum
nobis. Et DIOVIS quidem illud diyinando assequi nemo
potaerat: quando de castu Cereris constabat deque Magnae
matris castUy non item de castu lovis yel Diovis. Sed et
^ASTVD, quod substantivum interpretati sumus, et participii
ablativum PACITVD, h. e. castu facto, eas quidem coniectu-
ras quod plane nunc confirmatas intelleximuSy non potuit
non pergratum accidere. Ceterum delineatum exemplum illud,
si modo per Garruccii liberalitatem licebit, proxima tabula
III [XVII] proponemus. [Cf. Supplem. III p. XV (infra
p. 533) sqq.; IV p. XVII (infra p. 556) sq.]
520 PRISCAE LATINITATIS EPIGRAPHICAE
Supplementum III.*)
(Cum tabula lithograplia**)).
III Novuin Duper incrementum yetustae latinitatis, k e.
eius quae circa tempora primi belli Punici fuit, memoriae
ex eo titulo accessit quem in horum Supplementorum tabula
III [XVII] sub A repraesentavimus ad exemplum a Dominicci
Lib. Bar. de Guidobaldis Neapolitano pari liberalitati comitat^
nobis concessum. Quem ille titulum cum in ^Bullettino' ar*
chaeologico Italico, vol. II p. 23, primus publice proposiiit,
tum in ^Monumentorum Calenorum' libro singulari, nondum
foras dato, aeriincidendum curavit in tab. lU sub 2. Qoippe
prodiit iste ex agro Caleno, stilo inscriptus cistellae rectan-
gulae e terra cocta fictae, inscriptus autem ante coctmram et
in latere quidem antico aperturae apto.***) Ceterum sat
planam intellectu inscriptionem habes:
C.HIA/OUEIOC.I.
APOUOA/EDOA/O.DED
i. e. C, Hinmdeius C, l, Apollini donum ded{U), Et eius qui-
dem declinationis, quae est Apol{T)onis casu altero, hoc iam
tertium ex monumentis exemplum prodit, praeter ea quae in
poetarum scriptorumque libris servata cum alibi tractaTimus
tum nuper tetigimus Supplem. II p. IX [supra p. 516]. — Ad
litteraturam autem quod attinet, nimius fuit Guidobaldius
IV novam singularemque E litterae figuram eamque tamquam
suo peculiari iure fruentem hanc constituens I: . Nec enim
eius figurae insolentia alia ratione censenda est atqne qua
*) [Prooemium Indicis scl^olarum hibernarum Bonnensiain aimo-
rum CIOIOCCCLXIII et LXIV.]
**) [Tabula olim huic commentatioDi adnexa nunc sub n. XVIi
iterata est. C. W.]
***) TotiuB cistellae figuram , una cum manu homana ciiiiu palm^
porrecta illa tenetur, eleganter coloribus pictam yides in eiusdem Gai
dobaldii tab. III A fig. 2 a: quae mihi tabnla dum haec scribodemnin
perofficioBe transmittitur. Ncc incommode de acerra cogitare Guii)
biildium patet. Ceterum servari hoc monumentum hodie in 'mnMi
natiouali' Neapolitano Bciendum est.
8VPPLEMENTVM III. 521
aliae qnoque in eodem titulo litterae liueis non coeuntibus
hiant: H /V U 0 A . Qualia exempla in P. L. M. E. indici-
bu8 palaeographicis p. 119® designata non adeo pauca habes.
— Cetemm cultus Apollinis quam cordi fuerit Calenis^ recte
Guidobaldius monuit satis e nummis illorum intellegi; quales
cmn apud Carellium repraeBentatos yides tum in P. L. M. £.
tab. Vn, 35 [C. L L. I n. 15J.
Ad Praenestinam antiquitatem reliqui tituli pertinent
hac tabula consociati: quorum ectypa chartacea a viro prae-
stantissimo Petro Cicerchia Praenestino accepta amice ut
solet Guilelmus Henzenus nobiscum communicavit.
Et de eo quidem quem sub B posuimus paucis idem
significavit in ^BuUettino' arch. Rom. a. 1863 p. 8, receperat-
que eum iam Mommsenus in Corpus inscr. lat. vol. I p. 562
D. 1541. Nec plus quam ab illis vel lectum est vel intel-
lectum^ nobis expiscari licuit: tam misere corrosum vel ut
Terias dicam deruncinatum lapidem tam mutilae hodie reli-
quiae pristinae scripturae occupant. Quod ut quale tandem
esset et unde factum prorsus resciscerem^ Wolfgaugum Hel-
bigiam Dresdensem^ disciplinae Bonnensis tam gnavum quam
officiosum alumnum^ facile precibus meis movi ut adito Prae-
nestinorum oppido saxum illud diligenter examinaret deque
eo haec ad me referret quae infra scripsi fide verborum
servata.
Die praenestinische Turpenusinschrift befindet sich auf
einem Steine, in welchem man^ da er fQr eine Bildsaulen-
basis zu klein ist^ nach allen Analogien eine Ara erken-
nen muss. AufKlIig ist die Schmalheit der beiden Seiten,
welche hinten an die Inschriftseite ansetzen. Schon dies
macht 68 wahrscheinlich, dass die hintere Halfte der Ara
abgeschlagen ist. Zur Gewissheit wird diese Ansicht da-
durchy dass sich in demselben Garten^ wo sich die bisher
bekannte Halfte vorfindet^ auch die andere erhalten hat.
Denn dass die beiden Steine zusammengehoren, lehrt ein-
mal die vollstandig identische Beschaffenheit der Leisten
und Hohlkehlen^ welche die Basis der beiden Steine bilden,
522 PRISCAE LATINITATIS EPIGBAPHICAE
ferner die Vergleichung der Maadse. Bei beiden beferagt
die Breite der Hauptflache (d. i. bei der bereits bekaiin-
ten Halfte der Flache^ auf welcher sich die Inscbrift be-
findet) 0,41 M., die Lange derselben vom Ende der dar-
liberreichenden Leiste bis zum Beginn der ersten onten
an der Basis befindlichen 0,5; die Lange der untersten
und grossten Leiste der Basis 0,6. Der Peperin ist bei
beiden Steinen derselbe. Diese durchgehende Ueberein-
stimmung kann nicht Zufall sein, sondem beweist schla-
gend die urspriingliche Zusammengehorigkeit der beiden
Fragmente. Die Ara war urspriinglich auf allen Seit<o
mit Inschriften versehen, so auch auf der Flache, welche
der mit der Turpenusinschrift gegeniiberlag. Doch ist
diese von modemer Hand mit dem Meissel derartig be-
arbeitet, dass von der Lischrift nichts zu lesen ist und
lediglich noch einige Hasten von Buchstaben bemerkbar
sind, von denen sich nur so viel sagen lasst, da»s sie
etwas kleiner sind als die der bekannten Lischrift der
Gegenflache. Man sieht deutlich, dass die Ara absichtlicli
gespalten imd die beiden so gewonnenen Steine mit dem
Meissel bearbeitet worden sind, wahrscheinlich um sie
als Bausteine zu verwenden. Auch die Flachen, welche
durch den Spalt eutstanden sind, sind bereits an Tieleo
Stellen bearbeitet und geglattet, so dass unter diesen
Umstanden eine Correspondenz der BrUche der beiden
Fragmente unmoglich ist. Auch die Turpenusinschrift
selbst ist durch Meisselhiebe hart mitgenommen mid die
Destruction ihrer rechten Seite daraus zu erklaren. Am
Originale selbst ist es leicht die Meisselspuren von den
Hasten der Buchstaben zu unterscheiden, schwierig im
Abklatsch. Ich bemerke daher, dass in der ersten Zeile
die Lesart TVRPENO PAl unumstosslich feststeht Nach
dem Papierabdrucke mochte man geneigt sein, zwischen
den Lesarten PA und M zu schwanken. Doch ist das, was
man fur die linke innere Hasta eines M halten konnte^},
\
*) In eis quae mihi missa sunt ectypis daobns einsmodi vihi.
apparet.
8VPPLBMENTVM III. 523
wie die Betrachtung des Originals lehrt, entschieden ein
Meisselhieb, welcher die in ihrer ganzen Lange deutlich
sichtbare linke Hasta dea A schneidet.'
Haec iptur cum ita sint, mirum non est nihil hodie super-
stes esse praeter has litteras^ quarum certas plene perscrip-
simusy mutilarum apices pro re nata suppleyimus*):
TVRPENOPATRI
CVATRON ALIN
LORCEVIV
PR
Turpeni dei non minus obscura nobis quam aliis memoria. vi
— Versu 2 interposita inter N et A lacuna cum quattuor
tantum aut summum quinque elementorum capax sit, prae-
stabit Mommseni supplemento C • VATRONtws . . f. sALINtc^
pauUo brevius hoc C • VATRONi . . f, sALIN ... Ita enim
quod iuxta positas habes plenam ORCEVIV^ et breviatam
VATRONi formam^ id quam saepe factum sit exempla do-
cent Indic palaeograph. p. Wb^ a nobis composita. — . Cete-
rum has ipsas gentes Praenestinas^ cum Vatroniam tum
etiam freqaentiorem Orceviam^ satis iam novimus ex illis
titulis quorum tantam nuper multitudinem sepulcretum Prae-
nestinum in lucem prodidit.
Huius enim sepulcreti cum post Henzenum Mommsenus
C. I. L. I n. 74—165 duos et nonaginta titulos composuisset^
e qoibus unum et sexaginta lithographi arte imitati sumus
P. L. M. E. tab. XLV. XLVL XLVII et XXXVI, mox quat-
tuor novi a Cicerchia Henzenoque missi in eiusdem Momm-
seni Addendis p. 555 accessere. Rursus hos ei nunc septem
excipiunt quos sub C — J repraesentatos intuemini: omnium
ut numerus iam sit ad CIII auctus. Sunt autem hi quos
infra posui.**)
D [Ephem. epigr. I p. 19 n. 46] CESTIA • Q • F
E [Ibid. p. 20 n. 47] CINCIA • C • P
•) [Cf. Supplem. IV p. XIV (558) eq. C. W.]
*♦) [Ct Supplem. IV p. XV (554 aq.). C. W.]
524 PRISCAE LATINITATIS EPIGRAPHICAE
H [Ibid. p. 23 n. 70] SEX • GEMINIO • SEX • F
G [Ibid. p. 24 n. 79] U • MANIOI • M • /" vell
F [Ibid. p. 26 n. 94] l • PI.AVTIO • M • F • U • /V
C [Ibid. p. 28 n. 107] SAVFEIA
/ [Ibid. p. 28 n. 112] C . TAPIO • SEX • l
In quorum lectione nihil ambiguum praeter unum G titulum:
quem non profecto potueramus ita uti fecimus interpretari,
nisi tUm cum repertus est ipsum MANICI nomen legi po-
tuisse Cicerchia testatus esset. — Ceterum e gentibus Prae-
nestinis illis quattuor iam noveramus e ceterorum tituloram
yarietate: Cestiam Plautiam Saufeiam Tapiam; novae tres
accedunt Cincia Geminia Manicia. Praeter L. Plautinm aa-
VII tem unus solus in tanta multitudine exstat qui cum patris
etiam avi notam iunctam habeat: M • OPIO • M • F • L • N
n. 125; sed is quidem aliquanto recentiorem aetatem apert«
testans.
Quos in tab. III [XVIIJ titulos proposuimus^ quoniam
uberiorem enarrationem nec requirunt nec admittunt^ iuYat
exspatiando ad Supplementorum fasciculos I et II pau-
cis reverti eorumque quae illic commentati sumus aliquod
AVCTARIVM
subicere.
Et ad tab. I [XV] A quidem i. e. titulum Minucia-
num iUum quod attinet, dolendus est error quidam nec mea
nec aliena culpa natus, a quo cum proficiscerer, fieri per-
facile potuit ut a vera via aberrarem. Nam cum Bmimii
verba, quibus reperti monumenti quae condicio esset ad me
rettulit, de tribus saxis interpretatus essem in unam conti'
nuitatcm ita iuuctis ut eis ipsa pars antica arae efficeretor.
sero comperi unum sohim solidumque saxum esse, in caius
lateribus potius scripta essent quae ego duobus saxis medic
contiguis tribuissem. De qua ratione si mihi prius consti-
tisset, paullo minus cupide in sinistra parte tale quiddarc
quaesivissem quod cum titulo principali aliquo sententi<»^
consiliive vinculo contineretur, sed ab illo prorsus po>sf
8VPPLBMENTVM III. * 525
seiunctas esse U^I-XXVI notas {acilias animum ut suspica-
rer induxissem. Quas notas cum non tam coniecissem quam
modeste et dubitanter quaesivissem num forte liceret ad
l^egiom I et XXVI referri, non fuit difficile Mommseno id
impugnare C. I. L. I Add. p. 558: ubi quae contra me dicta
saut; eorum fere nihil est quod non contra me ipse dixis-
sem ?el saltem significassem, ^felicioris ingenii sagacitati
libeoter cessurus': quando aliquod tamen ab aliquo pericu-
lum interpretandi fieri oportebat. Sagacitatem igitur maio-
rem non diffitebor Mommsenianae coniecturae esse, qua Uon-
cae Inlaiae XXYI commendantur: feliciorem esse nec mihi
facile persuadebo nec videtur sibi ipse persuasisse, quippe
ladere se tantum exgnpli caussa fassus. Yt non sine aliqua
confidentia in Henzeni potius sententiam concedam de nume-
randi nota cogitantis simpliciter in ^BulIettino' Bom. a. 1863 vin
p. 61 sqq.^ qua quidem singulis rebus sacris in ipso sacrario
adservatis sui singuli loci, eo quo in indicibus ordine enume-
rarentur, adsignati fuerint^ hoc modo: Uoco I (ntim.) XXVI.
Cuius ille notationis e reconditioris qua valet doctrinae copiis
quaedam exempla exprompsit prorsus apposita ad persua-
sionem.*)
Minus quam de notis iUis solitariis Henzeno assentior
de ipsius Minucii dictatura comipentanti^ quam aliter a
Mommseno atque a me definitam ibidem disceptavit p. 58 sqq.
Rem omnem ut paucis complectar^ duorum tantum Minucio-
niffl optionem esse dixeram: aut M. Minucii Rufi consulis
anno 533^ magistri equitum anno 537; sed cui dictaturae
imperium cum ipso dictatore Q. Fabio Maximo singulari pror-
sus exemplo esse aequatum constaret: aut aUcuius M. Minucii
Rufi C. {., quem dictatorem intra annorum 533 — 535 spatium
factum^ licet brevi fortasse temporis intervallo interiecto ab-
dicantem, Plutarchus prodidisset. Ytrique coniecturae erat
quod obstarei Posteriorem ipsius dictaturae ratio aliquan-
tum dissuadebat, ut quam rarissimo illa quidem aetate exem-
plo collatam esse viro non consulaii intellegerem; priorem
*) [Henzeni interpretationem plane confirmari eis inscripiionibus
qoas edidenint L. Bruzza in Annal. 1870 p. 114 et Mommsenas in
'Bullettino* 1871 p. 162 sq., adnotavit Rit«cheliu8. C. W.]
526 PRISCAE LATINITATI8 EPIGRAPHICAE
non dissuadere tantum, sed eyertere illad videbatar, quod
consulem Minucium omnino non Gai filiam, qai eat in titulo
Romano^ sed Luci filium Gai nepotem fasti Capitolini per-
hiberent. Igitur testimonii fidem cum potiorem baberem soU
consuetudine quadam, non potui non in posteriore sententia
subsistere^ rei insolentiam quocumque modo leniens Tel ex-
cusans: ad excusandum eo quidem pronior, quo laculentios
exemplum non profecto levioris insolentiae illud ipsum ma-
gisterium equitum praeberet cum dictatoris imperio aequa-
tum; cuius rei probabilitatem; nisi certissimum testimoniuni
iuberet; nemo umquam menti suae informaturus erat. Quod
contra de dictatore non consulari illo simile testimonium noD
suppetere mirum videri propterea non poterat, quod et per
se levioris momenti ea res esset, comparata quidem caiD
^magistri equitum dictatoris' novitate, et illorum ipsoniin
annorum 533 — 535 memoria in Livianis libris intercidisset
Huic igitur ratiocinationi Henzenum miror ita obriAin
ire ut accuratissime a Mommseno esse demonstratum narret
IX ante annum quidem 434 in XXXI dictatoribos yiros consu-
lares non plures quam sedecim fuisse^ ceteros non conaolares
omnes: ab illo autem anno non plura qnam duo, vel adnn-
merato Glicia scriba tria exempla non consularium suppetm:
unde consequens esse ut. ab annis 533 — 535 dictatorem non
consularem procul habendum esse intellegatur. Yerom eniic
yero recordari iuvat^ quae a Mommseno esse demonstrita
dicuntur^ me ipsum proposuisse omnia. Quippe ipse dixe-
ram de dictatoribus non consularibus mira incuria ab enehi-
ridiorum nostrorum scriptoribus ita statui, quasi nnum tao-
tum alterumve exemplum eius insolentiae reperiretor: ip^
dixeram magno in hoc genere hiatu ab eorum annorom; qt^i
ante a. 434 fuerunt; consuetudine eam aetatem distare qv^*"
post a. 433 fuit: ipse^ quae proportio esset consalaiiom H
non consularium dictatorum^ non indiligenti nt puto compo'
tandi opera definieram. Differunt sane numeri a Mommseno
positi ab eis quos ego proposueram, sed specie magis quais
re ditferunt: quippe caussa prope omnis illius differentiae iu
00 cemitur quod ego, ne calidius agere viderer, eodem cum
viris consuhiribus loco eos posse censeri largitus eram ijai
SVPPLEMBNTYH ni. 527
illa aeiate, qiu c<mBiile8 omxiino nalli fueront, Bammnm in
re publica imperiom ^buni militum consulari potestate ob-
tinnenmi Quos tribunoa militum (sunt autem qui huc per-
tineant numero decem) ubi cum ipsiB consulibuB aequaTeris
— boc enim quis yel potuisse fieri Tel rationi conyenienter
factom esse negaverit? — manent calculi mei, si a leriori-
bns quibusdam rebus rel suapte natura dubiis discesseris,
prorsns recti atque integri^ atque adeo paullo distinctius illud
docent; quomodo per duas aetates, anni drciter 391 finibus
discretas^ certi progressus sint a paucitate ad multitudinem
non consularium dictatorum facti.
Cetera quae a Mommseno mihi opposita yideo, quantum-
vis per se fructuoaa ad melius perspiciendas rei pubUcae
rationes mutationesque videantur, tamen cum eius quae cum-
mazime agitur quaestionis notione non sunt eo yinculo con-
iuncta^ ut ad hanc potissimum dirimendam yaleant. Nam
primum quidem Livius sive accurate et e vero de Jege con-
svimum legendorumj quae iam a principio obtinuerit, rettulit
I- II c. 18, siye posteriorum auctorum yel fraude rel errore
deceptus ad antiquitatem transtulit quod recentioris demum
aetatis more increbmisBet: quid id ad ipsam posteriorem x
aetatem iudicandam confert? Item cum ego dixissem circa
annom u. c. 434 videri nora lege aliqua ad pristinam in
creandis dictatoribuB Beyeritatem reditum esse^ contra dispu-
tans MommBenus commodiuS; quam de legej de senati con-
snlto cogitari^sat sane probabiliter ratiocinatur: verum ut
tamen ne hoc quidem ad recte existimandam non consularis
hominis Minucii dictaturam uUam vim habeat: nec enim pro-
fecto huius dictaturae gravior insolentia fit, si non a lege
popoli, sed a senati consulto certa quae post annum 433 in-
yalait consuetudo repetitur. Ergo hi duo argumentandi loci
cnm ad res secundarias (h. e. in hac quaestione secundarias)
spectent, plus ponderis Tideri potest illud haberey quod caus-
»am perspici Mommsenus negat, cur illo potissimum anno
^33 (sive annum 534 yel 535 substitueris) a consuetudine
recederetur iam ad legis yicem prope accedente. Yerum
tamen in legis yicem ea consuetudo profecto iam circa an-
num 467 abierat, cum per temporis spatium plus quam tri*
528 PRISCAE LATINITATIS EPIGRAPHICAE
cenarium inter dictatores XIU nullum non consnlarem Roma
vidisset*): et tamen non consularis eo anno ad dictatnram
Q. Hortensius accessit. A quo tempore ad annum 533 ciim
anni circiter LXV interiecti sint, quibus non plures faerunt
omnino quam octo dictatores^ maiore adeo iure hac potissi-
mum aetate infractam vel paullatim exolescentem pristinae
vim consuetudinis menti nostrae informabimus: praesertim
cum summae dignitatis dictatura, quae fuit rei genmd^
caussa, iam ab initio sexti saeculi nulla exstitissei Quodsi
de caussa quaeris neglectae ipsis annis 533 sq. consuetadinis.
in promptu est respondere, plurimarum rerum caussas lateit
ubi Livii libri praeeto non sini £t ipsius Hortensii illins
e non consularibus deligendi quam in aperto esse caussais
xidices? Nam quod eo tempore secessio plebis facta est, \i
etsi hanc vim habere potuit ut non e patrieiis^ sed e plebeiis
dictator diceretur: at de plebe facti consules inde ab exeimt**
saeculo quarto minime deerant.
Haec igitur eo valere yoIo ut nimium fuisse Momini^
num intellegatur^ qui non consularis Minucii dictaturam ^plao''
non admittendam' dicat. Qui quam ipse coniecturam aiD-
plectitur^ eam cum plerisque longe audaciorem yisum ir
suspicatur^ plane dicit quod equidem sentiam. Ad M. eniic
Minucium consulem a. 533; magistrum equitum a. 537, re-
versus fastos Capitolinos culpat, ut in quibus peecatQm s:i
L-FCNpro eo quod esse C-FCNdebuerit: quodsi egoan^j^
essem, vix puto violentiae crimen efFugissem. N&m quin reaps^
L-F scriptum esset in fastis, tum quidem cum ego scrip^i
dubitationi obnoxium esse prorsus non potuit, postquam ean:
*) Nec enim anni 441 dictator C. Poetelius C. f. C. n. Libo Vi^-
lu8 satis caussae video cur necessario alios credatnr atqne codmiI &
408. (421?) 428. Nec dubitavit, alios ut taceam, Niebuhrioa BL B
Iir p. 178. 343. Quodsi ita nimium inter primnm consnlatum ei^^^'
turam annorum intervallum intercedere dixeris qnam qnod iii vLrn
hominem sat commode conveniat: at simillimam ezemplnm h$hft ^c
Fulvii Cn. f. Cn. n. Maximi Centumali consulie a. 466, dictatoria ».4^J-
quem tamen in non consularium dictatomm numero ne Monun^B'-*'
quidem rettulit. Kt ad ipsum dictaturae munus administnuidafD <juir.:
multorum aunorum senex, modo non decrepitus senex, potnit impnn^'
aptus videriV
SVPPLE»iENtVM III. 529
ipsam Feae lectionem sua fide summae in hoc genere vir
auctoritatis firmaverat syllogae Orellianae t. III n. 6436.
Post demum coeptum est dubitari, quando iam Mommsenus
(adnoi ad p. 557^) quaerenti sibi ab Henzeno rescriptum
memorat L litterae partem inferiorem nunc desiderari totam,
quod autem reliquum esset tale damnum passum, ut tam pro
L quam pro M accipi posset, nisi spatium obstaret nequa-
quam capaz secundae litterae latioris: quare tam sibi quam
Rossio subsistendum esse in Feae lectione yideri. Neque
aliter lapidis memoriam Henzenus ipse expressit C. I. L. I
p. 435. Sed ut fit, famae similis suspitio vires acquirit eundo.
NoYo enim examine quam scrupulosissimo instituto iam Hen-
zenus scribit (BuUett. I. s. s. p. 60) rem esse perdubiam: non
audere se, cum tam gravia argumenta pro Gai fiUo Minucio
Mommseniano pugnent, praefracte negare^ posse fortasse olim
C potius quam L scriptum fuisse: concedendum esse certis
talem lectionem incommodis laborare^ quae definit accuratius:
sed his tamen dubitationibus fortasse non esse nimium tri-
buendum, cum perfectae aequabilitatis normam non ubique
seryet lapidum Capitolinorum scriptura. — Fideliter rettuli
quae Henzenus testata fecit: unde pro se unus quisque, quid
potissimum sequendum putet, arbitretur, non immemor tamen,
etiamtum integriorem quam nunc est ipsum lapidem potuisse
a Fea tractari. Mihi quidem de duabus rebus constat^ qua-
rum altera ad sensum quendam veri^ ad certum iudiciumxn
altera redit. Quippe de alio nisi de consule M. Minucio
omnino cogitandum non esse, id quidem minimedum demon-
stratum esse confidenter affirmo: sentire me sic fateor^ ut
aliquanto plus probabilitatis habere M. Minucii C. f. non con-
sulis dictaturam perseverem. Quamquam certam scientiam
Teri libenter concedo penes solos deos esse.
In eadem tabula I [XVjquam subB repraesentavi speculi
Cosani inscriptionem PROSEPNAIS; de ea ne nunc quidem;
lectis quae a Mommseno Add. p. 554 diversissimam in partem
scripta sunt, aliter iudico atque p.XIV [506sq.] iudicandum esse
intellexi. Nam ille cum eam formam Wideri hybridam' dicit
rt. A1T8CHKLII OPV8CVLA IV. 34
530 PRISCAE LATINITATIS EPIGRAPHICAE
^et ex genetivo Latino Proserpinae Graecoque TTepC€q)6vT)C
quodammodo mixtam'; primum idonea argamenta talis mixtu-
rae desidero, quando illorum quae sunt PESCENIAES DIA-
NAES cum similibus, pro certo liabeo longe aliam rationem
esse; praeterea autem, haec ipsa ut mittam, parum assequor
quid sit omnino cur confusioni, quam aliquo ariificio vm-
miniscare, simplicitatem posthabeamus quae est in propaiulo
Ne longus sim in re, ut mihi quidem videtur, apertissimi,
breviter quaerere licebit num etiam illi genetivi, qui sant
Latcmas vias escas molas custodias Alcumenas et praeter c«t«-
ros familiaSj ad graecae declinationis similitudinem revocandi
videantur, an e contractis Latona-i-s familia-i-s formis etdein
ratione repetendi qua e senatiiis dieis et parilibus prodieruEt
senattis dies genetivi? item unde nisi ex ipsis Alhdis Lowm
(= Prosei'pin(iis) formis factae sint AJhdi lAtngdi? prorsus ut
e senatuis diels natae sunt senatui diei, — Verum de hot
genere universo suo loco dicetur explicatius, idque eo iin
pensius quo minus probari posse ea video, quae de genetin'
primae declinationis latinae a singularis viro auctoritati^
Francisco Boppio proposita surit Grammaticae comparatiTaf
t. I p. 377 sq. 399 sq. ed. alt., rectissime meo iudicio dere-
licta ab Augusto Hchleicliero nostro in Grammaticae com
par. compendiosae t. II p. 452 sqq.
xiii lu tabula II [XVIJ sub A propositus titulus Calenm
quem in fiiie ostendit insolentiorem nexum h^tteramm, enE
de MENSE IWiellhdmi etiam Huebnerum interpretari e
Mommseni Add. p. 559 n. 1505 cognovi. Vbi cur ipse Momni-
senus ut probabiliorem hanc coniecturam commendet, ut in
contignatione illa litterarum latere MENSE lANVAR dii^t.
caussam iion satis perspicio. Id enim etsi mihi quoque prim-^
statim aspectu in nioutem venit, tamen etiam in hac cauN>s
simplicitatom praestare artificio sonsi: simplicitatem aDttc
maiorem alterius interpretationis ipsa profecto elementonioi
figuratio testatur. Nam quod ad unius L. Comelii Cinnae
consulatum attinet singulariter perscriptum, qua quaeso n»^
cessitate in (1 Marii locum, qui a. d. III idus lanuarias ^i^^
SVPPLEMENTVM ni. 531
supremum obiit, novum consulem L. Valerium Flaccum* puta-
biiiius iam ante ineuntem mensem intercalarem vel suffectum
esse ?el soffectum satis innotuisse inter Calenos?
De eiusdem tabulae II [XVI] fig. B i. e. de Praene-
stino titulo Metilii cum sum commentatus, Latii inscrip-
tioimm plurimarum negavi p. VII [514] sat certum usum prius
esse^ quam illae Henzeni virtute ita omnes coUectae digestae
emeodatae prodiissent ut in commune paterent. Id quam
recte dixerim, eius ipsius quo illo loco utebar tituli exemplo
iam experior^ unde Praenestinorum videlicet APOLLINEM
TVTELAREM meae disputationi adsciveram^ non recte plus
fidei Vulpio quam Qruteri auctori Vrsino tribuens, e quo ille
pependit demum. Hunc enim lapidem ipse Henzenus pera-
micis litteris me admonuit tam suspectum esse^ ut prope
sine errandi periculo ad falsorum sordes relegetur. Ergo
Taleat TtUelaris ille quamquam precario tantum admissus^
locamque de inre sive PVTIO Mommseniano sive alii cuilibet
cedai — Praeterea haud scio an in tam vetusto tituIO; quam
est Metilianus^ iusto liberalior fuerim in notis admittendis
quales illae sunt DE • CONL • S: pro quibus, si integrum esset^
ounc tales tantum voces commendarem quales exempli caussa
posni DE • STIPE. Quamquam vel sic aliquid dubitationis
relictam esse fateor a dirempto inter duos versus VAiRIANDO
vocabulo: quale discidium ab antiquioribus titulis esse alie- xiv
nom solet. Quae tamen dubitatio haudquaquam eam vim
babet ut cum Mommseno Add. p. 554 in litteris a Cecconio
exceptis RIANDO latere posse PROBAVERO nobis persua-
deamus meroque errore S positum pro S.
Ceterum de sermonis Praenestini proprietate quae cum
olim composui Parergon Plaut. p. 196 tum nuper significavi
Musei Rh. t. XVI p. 607 [supra p. 484], eis novum documentum
Guilelmus Schmitzius noster addidit e glossarioVaticano quod
est in Angeli Mai Class. auct. t. VI p. 547 : ^taeniae, viUae so-
cerchtim, apud Praenestinos flagraJ — Item novum, hac ut
opportunitate utar, illud est quod indidem p. 546 idem ex-
84*
532 PRISCAE LATINITATIS EPlGRAPHlCAE
cerpsjt: ^stolones, ramuli maiores succrescentes ita dicunlur a
Sabinis^: neque enim Sabinorum in hac canssa vel alibi yel
apud Varronem rei rust. I, 2, 9 uUa mentio fit
Ibidem sub C expressam pateram fictilem K Atilii
tractavit nuper^ cui ipsi debebam, Detlefsenus in Gerhardii
Diariis archaeol. a. 1863 n. 169 p. 13* sq. Originem autem
Campanam prorsus confirmarunt Guidobaldii litterae plena^
humanitatis; e quibus quae huc pertinent excerpta infra
posui.
^La provenienza Gampana non mi sembra piii dabblA
tanto pel monumento da Lei illustrato, che del Kircheriano*
rP. L. M. E. tab. XH = p. 101], 'quando in un'altra ter-
ra cotta col mito di Scilla pure a vernice nera con figure
a riUevo da me illustrata nei Monumenti Caleni, venuta
fuori dai recentissimi scavi Caleni del Novi, ho vistt'
gFistessi nomi, e specchiatamente vi trovo segnata U
sigla K preceduta anch'essa come in quella Sua da u)
punto; che mi richiama al Cesone che EUa ha ricordato,
e che riflettesi nel Cesone dei Falisci, di cni il Gamifti
e il Detlefsen' [Bull. d. inst. 1861 p.99]; 'e che frai Cv
leni dovea avere molta frequenza. NeH' ATIHO del mi"
frammento di patera che conservo vedo pure Y V arcaica:
e tal nome, se non erro, non avendo nel momento a
mano Topuscolo di Vinet sul mito di Scilla, vedesi pure
in una terra cotta dal medesimo illustrata. £ quel eh ^
piu, fra i molti frammenti di terre cotte da me ossemti
presso il mio amico Commend. de Martiuo, che conser-
XV vava tutfi monumenti provenienti di Calvi, ricordo aver
visto una forma per vase a rilievo con figure, overaa
rilievo scritto il nome di Atilio Se ora, in Ws^
di niolte terre cotte in cui un tal nome di Atilio ripro
ducesi spesse volte, debba credersi piuttosto il padroDt»
della figulina, non saprei dirlo francamente. In ogni ca^i.'
e sempre il suolo Caleno che ne riproduce il nome c \(
opere; e queste sono bellissime, svariate in ogni generf.
il che e ormai troppo risaputo rispetto al medesimo.
SVPPLEMl^NTVM III. 533
Levias est quod in patera pictam bestiolam per errorem
scorpionem dixi^ quem rectius Detlefsenua cancrum. Quam-
quam etiam magis e vero sic illam definiri, ut in ^crustaceis
decapodis brachyuris' habeatur (quod genus vemaculo no-
miDe Krdbbe appellitamus), doctissimus me coUega zoologus
comiter edocuit.
Postremo eiusdem fasciculi II p. XU [519] prolatum
sapplementum mutilae lamellae Bononiensis mirum non
est non nemini sat gravi cum mirationi tum oflfensioni fuisse.
Non cogito nunc de Mommseni dubitationibus, quibus meam
coniecturam, propositam Musei Rh. t.XVIIp.607 [infra n.XXIII],
impugnaverat Add. p. 561.*) Vbi quibus contra me usus est
duobas argumentis, eis fateor me parum moveri. Primum
enim quod exemplis destitui talem participii formationem
{facitus) dicit, id ego quidem non mehercule ullo modo cela-
veram, sed eandem non destitui analogia tam diligenter
ostenderam tamque propinquae Saetumtis formae similitudine
probayeram ut, cur ^ne potuisse quidem ita scribi' Momm- xvi
senus contendat (yel ut ipsius verba servem^ 'sibi constare'
dicat), minime perspiciam: praesertim cum ipse concedat eius
aetatis titulum esse, cuius praeterea paucissima ad nos per-
venerint monumenta sacra^ eaque vetustate alius rei inso-
*) Ipsias iDterpretationi quod ego opposueram, parum intellegi
ad qaem illa spectarent a Mommseno commendata ^die nefoutud faeitud^^
id aegre asseqnor qnomodo eis ezemplis dilnatnr qnae 'qnodammodo
pOBse comparari' contendit: ^flamen^ sume sarmefUum* et ^hane aram
neguis deoXbet* Scilicet addito flamen et guw id ipsnm in promptu
est qnod illio deaiderabam. — Ceterum qnibuB in bac canssa verbis
MommgenuB utitur: 'sed ut ea qnae proposui satiB habeam ita defen-
disse, nt esse potnerint, non ut ita omnino neque aliter fuerint', ea
verba possnm prorsna mea facere: nec enim nnllo pacto posse locnm
habere Mommseni rationem pronuntiaveram , sed difBdere me illi certis
caossis allatis aignificaveram , nec mea coniectura professns snm ita
me coofidere, nt necesaario ita rem fniaae neque uUo modo poase aliter
ae habere contenderem. Pmdenter autem dubitando et sine acrimonia
obloqaendo et modeste coniectando plus, niai fallor, in hia litteris (ut
in omnibus) quam temere credendo et obseqnenter assentiendo et nibil
audendo proficitur.
534 PRISCAE LATINITATIS iSpiGRAPHICAE
lentiam^ quam cum sua interpretatione esse coniunctam sen-
sit, aliquatenus excusari dicat. Gravius videri potest quod
ad ipsum castum spectat: hunc enim, qui Graecorum inter
Romanos sacrorum proprius fuerit ut Isiacorum Cererisquej
non posse non oSendere ^iam translatum ad quintum sei-
tumve urbis saeculum et ad sacra lunonis Lucinae, deae si
qua alia est plane Romanae'. Et ad aetatem quidem quod
attinet, miror Mommsenum eorum oblitum esse quae ipse
adscripserat titulo Uitteris antiquissimis scripto' n. 811 p.20r.
Uegendum fortasse cERERES GAstae, eo magis quod casbii
Cei'eris non semel nominatur (cf. jFest. p. 154 v. minuitur:
Amob.'5, 16).' Ac profecto, si verum volumus fateri, a re-
ceptis libris SibjUinis, vel ut distinctius loquar, a medio
ferme saeculo tertio ad quinti sextique confinia sat magnuiii
temporis spatium praetorlapsum erat, quo cum ipso cuku
Cereris etiam Graecus ritus increbresceret: quode digna suu:
quae conferantur composita a Marquardto testimonia Antiij.
Rom. enchirid. t. IV p. 309 sq. Quid? quod ipsum ieiunium
iam antiquissimis sacris Cereris certis verbis Dionysius Ar-
chaeol. I c. 33 tribuit: ibpucavTO hk kqi Ar|jLir|Tpoc iepov Koi
Tdc Guciac auTf] bid Y^vaiKiuv tc Kai VTiq)aXiouc ?6ucav uic
"E^^nci vojLioc, iLv oubev 6 Ka6' fjjLidc fiXXaHe xpovoc: qui et^i
de templi vetustate somniat sane, tamen ipsum ritum a n-
centioris domum aetatis cogitatione aperte segregai Nan
quod anno u. c. 563 ^ieiunium instituendum Cereri esse et
id quinto quoque anno servandum' decemviri sacris faciundi^
renuntiarunt tcste Livio XXXVI, 37, id cum de certis sacri>
quinquennalibus interpretandum sit, nec privatum ieiuci.
usum ac ne publicum quidem multo antiquiorem excludit -
Ac tantum quidem de castu Cereris. Qualem castum etiam
ad lunonem Lucinam translatum esse scriptor sane nullu»
prodidit, sed monumentorum genus testari videbatur, qo"<^
tot exemplorum multitudiue vicarium scriptorum experti su-
mus insigni horum studiorum beneficio, h. e. epigraphicuiL-
Absque quo esset, quot quaeso res et scitu et creditu digai?'
xvii simas ignoraremus? In quo genere concedendum est eai^
dem, quam in omnibus, legem valere, ut ne quid aadeat
coniectura quod vel ratio vel consuetudo vel ut uno rem'
SVPPLEMENTVM lU. 535
dicam analogia sive reprobet sive dissuadeat. Quid antem?
intra trium ferme saeculorum decursum nonne a Graecanieis
ad patrios deos alii quoque ritus peregrini translati sunt?
aD lectistemia et supplicationes domi nati ritus fuerunt? quae
tamen genera constat pauUatim in communem cultum etiam
'propriorum' deorum Romanorum abiisse: de quo vide eun-
dem Marquardtum disputantem 1. s. s. p. 52 sqq. Quae qui-
dem mutationes per quae et temporum interyalla et quas
rerum varietates creverint, tam in obscuro est ut non sit
mirandum de re minoris momenti et quae latius diffusa lon-
geque patens fortasse numquam fuit, sed privati potissimum
usus artioribus finibus circumscripta, qualis est ieiunii ritus,
nihil admodum a scriptoribus proditum esse memoriae.
De his igitur dubitationibus non cogitabam cum supra
dicebam lamellae Bononiensis supplementum Garruccianum^
quod est tale
IVNONE . I.OVCINAI
DIOVLS . CASTVD • FACITVD
non nemini non mirationi tantum, sed offensioni fuisse: pos-
8um addere et suspitioni. Nam profecto multo etiam maiore
ittterTallO; quam a Cerere luno Lucina^ ab eadem ipsius lovis
Dumen distare videbitur. Nihil saltem ad ieiunium lovis
probandum Horatii verbis efficies Serm. II, 3, 291: 'luppi-
ter . . . illo mane die, quo tu indicis ieiunia, nudus in
Tiberi stabit.' Quae sive ad ludaeorum lovem referes cum
multitudine interpretum, sive spectare ad Aegyptium ritum
putabis, quod habet quo commendetur praeter cetera, at viz
ullis machinis de Komaiiorum love Cagitolino esse dicta per-
suadebis. Novum est igitur et solitarium nec commodo vin-
culo cum simili genere coniunctum; quod addiscendum nobis
»it ex incertae originis supplemento Garrucciano. Sane qui-
dem YHP^CKOMev alet noXXd bibacKopevoi; nec ea potissimum
pars antiquitatis Ilomanae, quae ad religiones et ius sacrum
pertinet, non permulta habet vel obscura nobis vel occulta^
quorum vel praeter exspectationem aliquo fortunae beneficioxvin
perspiciendorum spes sit: sed eo tamen intentius illuc esse
•
lucumbendum apparet, ut quam fieri possit certissime de fide
536 PRISCAE LATINITATI8 EPIGRAPHICAE
testimonii constet. E Garruccio igitur, quid tandem huiQs
rei esset, identidem sciscitatus litteras accepi conditas suan-
tate, quibus me certiorem fecit non alibi plenum exemplum
illud mutilae nunc lamellae (quod ego e schedis ms. alicQius
bibliothecae petitum conieceram) nisi in suis ipsius copiis
epigraphicis servari: quod unde prodierit et ad se qaa Tia
pervenerit, non satis accurate se nunc^ plurimorum annonim
intervallo interiecto, recordari, sed diligenter curaturum ut
resciscat; de fide vel propter figuras litterarum prorsus ad
morem antiquitatis factas nihil esse dubitationis posse, ne-
dum ut ea fingi a quoquam potuerint vel videri possint ficta
esse, quae in postica parte deperditi nunc aeris inscripta siot
Haec enim esse talia narrat:
Ex his miseris vocabulorum reliquiis non fuerit difficile v. S
eruere sACRO, v. 9 ... BO^ dativum ablativumve, v. l"
alDIU . . . 'Versu autem 6 positam 9 figuram prorsus Graecam
etsi paullo citius Mommsenus dixit nullo dum exemplo Latino
observatam esse, tamen praeter speculum Berolinense tab. I F
[C. I. L. I n. 59], in quo est AAIR9VRI0^ scriptum, tertium
exemplum revera nondum innotuit. — Ceterum de hac tabella
quaestionem omnem apparet ampliandam esse et exspectaD-
dum si quid ad dispellendas tenebras, quibus origo moDu-
menti obvolvitur, scrutando inquirendoque efficiatur.
Quoniam in corrigendis supplendisque eis versor, qaae
prius proposita sunt, libet hac opportunitate uti ad dobita-
tiones quasdam certo iudicio tollendas quae ad elogia Sci-
pionum spectant. Quae cum ego in P. L. M. E. tabtib'
XXXVII— XLII quanta possem fide ad ectypa chartacea quae
XIX tum in promptu erant expressissem, non neglectis qaae de
singulis quibusdam rebus sciscitanti mihi Brunnius Henf^
SVPPLEMENTVM III. 537
nasqne respondissent^ aliqaot tamen annis interiectis post-
quam per exercitationum epigraphicarum occasiones academi-
cas illa ipsa ectypa multorum manibus tractata atque aliqna
ex parte detrita sunt, pauca quaedam vel mihi vel adulescen-
tibus meis pauUo aliter legenda esse visa sunt atque ab
initio factum esset. De talibus igitur cum intellexissem bre-
viter monendum esse in Enarrationis supplementis p. 104,
fieri non potuit quin eadem mea fide interposita Mommsenus
iteraret Add. p. 553. Quae omnia etsi per se levia yideri
possunt, tamen quoniam in his potissimum Scipionum mo*
nomentis; si verum volumus fateri, reapse nihil leve est,
nequid scnipuli reh'nqueretur sed in dubiae coniecturae locum
certa scientia succederet, precibus meis Wolfgangum Hel-
bigiom, cnius iam supra honorificam mentionem feci; haud
aegre permovi ut denuo lapidibus illis religiosissime mea
caussa examinatis, quid tandem in eis revera scriptum ex-
Btaret, tam diligenter definirct ut nunc tandem nullus ia<n
videatur dubitationi locus relictus. Qua in caussa illud laetari
licet quod singulis locis id ipsum, quod esse verum intel-
lectum est, in ipsis tabulis lithographis conspicitur, vanas
esse quae post natae sunt vel dubitationes vel suspitiones
onmes apparuit. Quod ut aliis quoque prorsus persuadeatur,
ipsas litteras Helbigianas infra ponendas duxi.
^Endlich bin ich im Stande gewesen; den mir ertheil-
ten Auftrag betreffs der Scipioneninschriften auszufUhren.
Da zwei der Inschriften; iiber welche Sie Auskunft ver-
langten, in betrachtlicher Hohe eingemauert sind und
keine der im Arsenale des vatikanischen Museums befind-
lichen Leitem die hinreichende Lange hatte, ^dauerte es
lange, bis die zum Hinaufsteigen nothige Erlaubniss und
Leiter geliefert wurden. — Was die von Ihnen gestellten
Fragen betrifil; so scheint mir nach der von mir vorge-
nommenen genauen Prdfung die alte Lesuug^ wie sie auf
Ihren Tafeln erscheint, allenthalben endgiiltig festzustehen.
Allerdings befindet sich an allen fiinf Stellen^ Hber die
Sie anfragen, irgendwelche Vertiefung im Steine, so dass
die Betrachtung der Papierabdrtlcke sehr wohl zu der
Vermuthung ffihren kann^ es habe ursprOnglich ein Buch-
538 riUSCAE LATINITATIS EPIGRAPHICAE
stabe dagestanden. Doch lehrt die Besichtigung der b-
XX schriftftn selbst, dass jene Einschnitte nicht tief, scbarf
^ und regelmassig genug sind, um fiir Reste von Buchsta-
ben gehalten zu werden, dass sie Yielmehr theils Ton
zufalliger Verletzung des Steins, theils von der techDi-
schen Bearbeitung desselben herriihren. Die Blocke der
Scipioneninschriften miissen namlich mit einer Art von
Zahnmeissel bearbeitet sein, welcher an den Stellen, wo
er vom Steinhauer eingesetzt wurde, tiefer in den Sttfin
eingriff, als auf der Strecke, auf welcher er an dem Steine
herabglitt. Im Einzelnen ergibt sich Folgendes.
Tafel 39 2^ Z. 7 GREMIV oderGBEMIVM? Hinter
V findet sich eine kleine Vertiefung im Steine, welche
vermuthlich vom Ansetzen des Meissels herriihrt, etwa
so: GREMIV^. Bis zum Raude des Steins liegt aber
eiu drei Finger breiter vollstlindig glatter Raum vor, wie-
wohl ich deuselben erst durch Abkratzung des daruber-
geschmierten Mortels blosgelegt habe. Wiire auf V ein
M gefolgt, so miissten auf der blosgelegten Stelle irgend-
welche noch so geringe Spuren davon iibrig sein, was
nicht der Fall ist.
Tafel 40 G Z. 6 ANTIOGO oder ANTIOCOM? An-
fangs glaubte auch ich bei Betrachtung des Steins, dai^s
letztere Lesung die allein richtige sei. Hinter dem 0
namlich ist der Stein bis zum Rande bestossen. Der
Bruch nach dem 0 ist auffallig scharf geschnitten, s<'
dass man wohl vermuthen konnte, er sei durch den Ein-
schnitt der linken hasta des M begrenzt. Doch steht dem
der Umstand entgegen, dass, wenn M dagestanden hatt*',
ein Stiick der linken hasta unter dem Bruche siclitbar
sein miisste, was nicht der Fall ist.
Tafel 40 i/ Z. 3 ANNORV oder ANNORVM? B^'
ier dcm V ist eine Scharte im Stein, welche auf dem
Papierabdruck allerdings aussehen muss wie eine ha.<ta
dcs M- Das Ganze hat etwa dieses Ansehen: ANNOBV/.
Der Strich hinter V ist jedoch nicht grade und nicht tiet
genug, um fiir einen Rest des M gehalten zu werdeu.
Ausserdem miissten wir, wenn wir ihn daiur nahmen, ein
SVPPLEMENTVM lU. 539
80 breitgesperrtes AA annehmen, wie es die sonsiige Ge-
stalt des Buchstaben auf dieser Inschrift yerbietei £nd-
lich haben wir hinter V bis zum Rande des SteineS; ab-
gesehen von jener Scharte, eine vier Finger breite durch-
weg glatte Flache.
Tafel 40 J Z. 2 ADVEIXEI oder ADVEIXEIT?
Hinter dem I sind einige Punkte bemerkbary etwa so:
ADVEIXEIj. Doch stehen sie dem I zu nahe und sind
nicht tief genug^ um ftir die Reste eiues T gelten zu
konnen.
Tafel 42 L Z. 4 ist es ebenfalls nur falscher Schein, xxi
dass ACCVMi^L^VEI gestanden habe. Allerdings sind
hinter dem I einige ziemlich starke Vertiefungen in der
Richtung eines Perpendicularstrichs bemerkbar, etwa in
dieser Weise: AVI^. Doch setzen sie nicht an den Stel-
len ein, wo man die Querstriche des E anzunehmen hatte;
auch ist vom I, welches nach dem E folgen sollte, keine
Spur zu sehen^ vielmehr die Flache des Steins auch hier
Yollstandig glatt.'
In eisdem Scipionum elogiis etiam alia sunt ad veram
lectionem archetyporum redeuntia, quae sat recte ejcpedita
esse negem. E quibus unum nunc exemplum deligam, per-
tinens id ad tab. XLII L\ ubi cum in carminis versu altero
longo ex tempore constanter editum esset PR06ENIEMGE-
XVI, ego Musei Rhen. t. IX p. 6 [supra p. 218 sq.] observave-
ram non hoc potius quam PROGENIEMIGENVI in lapide
scriptum esse, interpositam autem lineolam, quae I litterae
speciem prae se fert; non esse aliunde nisi ex errore lapi-
cidae repetendam. Contra visum est Mommseno, qui C. I. L.
I p. 21 n. 38 illa ipsa lectione suscepta culpam a lapidario
remotam in poetam transtulit hoc constituto versiculo:
ProgSnie mi genni, facta patris petiei:
h- e. progenie(m). Talem igitur pentametrum cum ab ullo
umquam vel mediocri poeta factum negavero, vix esse veren-
dimi videtur ne in cuiusquam reprehensionem incurram. Ne-
que ipse^ nisi fallor, Mommsenus umquam probasset, nisi
540 PRISCAE LATINITATI8 EPIGRAPHICAE
sibi imponi a Lachmanno passus esset, a quo ^rarissimum
hoc et antiquiorum poetarum proprium cuv€K(pu)VT)C€UJc genus,
in quo i vocalis ita delitescat ut syllabam non faciat lon-
gam'y demonstratum dicit commentariorum Lucretianorum
p. 129 sq. Eam autem doctrinam, qualem quidem illic latius
patentem proposuit, cui praeter ipsum Lachmannum placuisse
dicam, novi neminem: atque iu Plauti potissimum Teren-
tiique artem quo quis acriore studio sese insinuaverit^ eo
fere certius sibi persuadere video non esse illis poetis ulJo
pacto tam deformes scabrosque versus tribuendos quales miro
et singulari, non mehercule (quo plerumque valet) sano et
eleganti aurium iudicio Lachmannus probavit:
XXII Neque mendaciloquius neque adeo argutiim magis:
Liberius vivendi fuit potestas. nam antea:
Di tibi male faciant. primus esses memoriter:
ut in paucis nunc subsistam. Quales numeri innumeri dubi-
tari p(orsus non potest quin aut manifestae cormptelae vel
interpolationi debeantur aut longe aliam expediendi yiam
habeant: velut^ ut ex hoc genere unum exemplum tamqaam
praeteriens perstringam, malfacere et henfacere et benfidum
et malficium mihi constat eadem prorsus ratione pronuntiata
esse qua est Benventum prisca aetate et dictum et scripiaim
cum aliis non paucis finitimis.*) Tantum affirmare confideiiter
possum^ illa via si insistere liceat^ nihil tam inconcinnum et
expers artis, immo tam insolens nihil atque adeo prodigio-
sum esse, quod non spondeam aliquot exemplorum raritak
me probaturum ut licitum olim et admissum: si modo hoi
est probare, plus quam rationis severitati et sensui cuidam
simplicitatis tribuere librariorum auctoritati et memoriae
codicum, cui quamdiu mancipata fuit, omnino sapere oon
coepit disciplina metrorum. — Verum esto ut paeonicae men-
surae vocabulura, quale est Uberius Terentianum, pro dactrlo
fuerit veteribus poetis: at eo saltem Lachmannus, ut coni-
cio, ipse non praevidit doctrinam suam valituram ut etiani
choriambus (e. c. quattuor syllabae primae liberio] ris formie
posse dactyli vices sustinere crederetur. Non autem aliu^i
*) [Cf. Opusc. II p. 716 sqq. 777. C. W.]
SVPPLEMENTA 111. IV. 541
facere intellegitis, qui pro dactylo esse progenie(fn) crediderit.
~ Getemm recte et usitate progmiem genui sine mihi dativo
dici non est quod probem pluribus.
Alia quae in promptu sunt huc pertinentia praestabit
in proximam prooemiandi opportunitatem differre.
Supplementum IV.*)
(Cam tabula lithographa**)).
£ basilica quae Romae est S. Pauli iunctoque illi coe- m
nobio cum alii tituli prodierunt ad priscam latinitatem per-
tinentes, quos habes in C. I. L. I n. 1019. 1022. 1056, tum
eiusdem generis unus aut latuit adhuc aut saltem in sylloge
Mommseniana non minus desideratur quam in N. M. Nicolai
libro a. 1815 Romae edito quem *DeIla basilica di S.^aolo'
inscripsit. Eum igitur titulum cum chartis expressum Hen-
ricus Brunnius noster Bonnam misisset, haud inutiliter
ille lithographo exemplo repraesentari visus est in horum
Supplementorum tabula lY [XVIII] sub A. Nam in vetustiorum
illum numero haberi cum ipsa species litterarum iubet, haud-
quaquam illa indolem aetatis Augusteae prae se ferens, quam-
quam ceteroqui minime sane inelegans, tum eandem in par-
tem etiam certius antiquitatis indicium valet quod cemitur
in AMEIC . . scriptura. Habetqile ea scriptura adeo alterum
exemplum in versu primo: quando ectypi chartacei diligens
observatio litteram paenultinam certo docet B fuisse, quam
aut E aut L secuta sit. lam quoniam GABL elementorum
consociatio latinum nomen quod sciamus nullum suppeditat,
reliquum est nt a GABE incipere nomen mulieris intellega*
tur. Vnde non alia prodeunt nisi haec mutilarum litterarum
supplementa:
*) [Prooemium IndidB scholarum aestiyanim Bonnenaiom anni
CIDIOCCCLXIV.]
*^ [Tabnla olim hnic commentationi adneza nunc snb n. XVIII
iUraU eat. C. W.]
• • •
542 PRISCAE LATINITATIS EPIGRAPHICAE
...LIA-Q^P^GABE
M • SEXTILIVS ^ M - L * HER
M * BAEBIVS * M * L • P A M
A M E I C
Hinc autem consequens est at in exitu versus primi vix po-
tuerit alii nomini locus esse nisi ei quod est 6ABE1NA.
IV Ei igitur . . . liae Q. f. Gabinae in promptu est hoc monu-
mentum posuisse M. Sextilium M. l. Hermam vel Hermrtm
(sive Hermiam males vel Hermippum Hermoa'atem Herach)-
rmn Heraditum Herodotum et si qua sunt similia) et 3f.
Baebinm M. l. Tamphilnm (sive Pammachus placebit) am^^iv
Illam autem EI diphthongum, quae GABE/«a et AMEICVi
vocabulorum communis est, cum gravi eSse eorum temporam
argumento diximus quae fuerunt liberae rei publicae, id quam
vim habeat paullo accuratius esse definiendum intellegimus.
Ac primum satis constat diutius illam in terminatione voca-
bulorum haesisse, citius a syllabis mediis arceri coeptam
esse. Sed ne terminationum quidem ima eademque ratio:
nec enim vel in formis verbalibus vel in ipsorum nominnm
genetivo dativoque singulari nominativoque plurali imperato-
rum aetas diphthongum nisi raris exemplis servavit, substitit
fere in unis dativis ablativisque pluralibus, quamquam ne hio
quidem vel cum aliqua constantia vel, si a longe paucissi-
mis dubiisve discesseris, ultra tempora Caesaris AugustL
Itaque ipsa Augustea aetate perrara sunt et ex parte singn-
laria, qualium in vetustioribus titulis non exigua frequentia,
velut haec*): temporis anno 731 prioris PTOLEMAIEI i^i
modo satis huic lectioni fidei) Orell.-Henz. n. 5311; item
anni 741 MERENTEI Or. 28G3: — quo accedit antiquitati.
consuetudine propagata scriptura PLEBEI temporis anno ^y^
posterioris Or. 748 [C. I. L. V, 2 n. 7007]. Aliquanto saepius,
*) Incertarn esse video in anui c. 772 senatus consalto Or.-Hen--
5382 [VI, 1 n. 911] II, 14 FIEREI scripturam: ubi non minore inn
fuisse FIEREN suspicere. — Ceterum sciendum est certissimo uos <*03
silio in eis has disputationes titulis continere qni certam vel anni Tr»
saltem aetatis notam habent: qui iines nisi, ut hodie res eat, pertin»-
cius observantur, verendum videtur ne omnia susque deque hAbeiittuT.
certa autem et distincta scientia prorsus eludatur.
8VPPLEMENTVM IV. 543
non saepe, diphthongum datiyi ablativique plurales tuentur:
non illi quidem in nobilissimis, quae maiore ambitu sunt^
monumentis publicis plerisque Augusteae aetatis ut in edicto
Tenafrano, ^monumento Ancyrano' et similibus, in quibus
qoam ereber I longae usus, tam ab eisdem aliena esse EI
diphthongus solet: sed tamen in ignobilioribus haud ita pau-
dsy quorum exempla quaedam notabiliora infra posui. Sic
anni 727 arcus triumphalis Ariminensis Or.-Henz. 5360 scrip-
tum exhibet CELEBERRIMEIS • ITALIAE • VIEIS • . . . v
ffflk/tTEIS; anno 732 posterior titulus Atinensis I. R. N. 4545
SACREIS • FACIVNDIS-, — anni 742 Cortonensis apud Ma-
rinium Fratr. Arval. p. 782 EVMQVE • ET • POSTJ]REIS •
EIVS . SIBI . POSTKBISQVB - SVEIS; — anni 749 Aquila-
nus Or. 1639 fL R. N. 5728 J LYMPHEIS; — item anni 757
^cenotaphium Pisanum' Or. 643, semel in tanta multitudine,
II, 9. 10 DEVICTEIS AVT - IN • FIDEM RECEPTIS - BEL-
LIC08ISSIMIS . AC ■ MAXSIMIS • GENTIBVS (sic enim ibi
scriptum exstat); — obitu Augusti prior Ephesius Or* 1949
(coll. Henz. p. 167 [C. L L. III, 1 n. 424]) CETEREISQVE -
LEIBEREISSVEIS: — quo adde multo posterioris anni
854 tamquam solitariam scripturam CIRCEIS e tabula ali-
mentaria Baebianorum (I. R. N. 1354) II, 12, nisi quidcm
ibi de circeus nominativo quispiam cogitabit.*) Accedunt his
omnibus peculiari consilio in indicibus triuthphalibus Capi-
tolinis, qui non multo post annum 735 litteris mandati sunt,
constantissime servati ablativi in EIS exeuntes: DE-ETRV-
SCEIS (bis ETRVSCIS), DESABlNEIS, DE • VOLSCEIS,
DE . AEQVEIS, HERNICEIS, GALLEIS et quae sunt reliqna
innumerabilia, in quibus ne semel quidem simplex IS scrip-
tura apparet: id qiiod ex apertissima imitatione antiquitatis
repetendum. Quod contra eadem EI diphthongo prorsus ca-
rent fasti COTsnlares. — Ex his igitur omnibus capi coniectura
potest, eui fere aetati in parietibus Pompeianis inscripti tituli
*) 'Exemplis hic compositis adde e titnli Romani, ad annum 742
HeDzeni felici acamine relati in 'Ballettino' InHt. arcb. a. 1868 p. 9,
V. 10. 14 Bcripta PR0MERITEI8 et LAMKNTK18: indidemqne v. 11
petitum PREIVAT, cam CEIVITAS scriptura conferendnm.' Adden-
dnm p. XVIII.
544 PRISCAE LATINITATIS EPIGRAPHICAE
tales tribuendi sint qualis est apud Garruccium tab. XI fig. 4
[C. I. L. IV n. 2430] has formaa socians VEREI [immoVIREl]
BONEI SEI, vel XXVI fig. 44 [C. I. L. IV n. 2457] ubi
VTREISQVE et VEIVANT scriptum est Sed hoc quod
ultimum posuimus exemplo iam traducimur ad alterum genus
quod exclusa declinatione ad ipsas stirpes yocabulorum syl-
labasque derivativas spectat.
In eo igitur genere primum quaedam nomina gentilicia,
sed ea pauca, diphthongum etiam per imperatorum tempora
tenacius servarunt, TEIDIVS potissimum et VEIDIVS: qui-
bus nescio an VEITENNIVS addendus sit e Romauo kpide
Or. 1588 anni 804 [= C. I. L. VI, 1 n. 630 anni 862, ubi €st
VETTENNIVS. C.W.]. Parilemque aj)ropriorum nominum
tenacitate veniam habere talia videbuntur satis solitaria, qua-
lia sunt PEICENTIBVS in actis triumphorum Capitolinis a.
CDXXCV [C. L L. I p.457]: ~ EILLVRICO in triumphorum
tabulis Barberinianis C. I. L. I p. 478: — LEIBER in Lam-
baesitano titulo Or.-Henz. 5716, rectius nunc edito in L.Renieri
VI ^nscriptions Rom. de 1'Algerie' n. 157. Participant cum pro-
priis nominibus similem tamquam recordationem antiquitatis
quaedam appellativa ut EIDVS EIDIBVS, item HEIC (sittis
est), et siqua sunt finitima formulae notaeve coustantiam
tutantia. Memorabile igitur praeter cetera EI scriptnrae
exemplum hab^s in anni 746 titulo Segusino Or. 626 [C. l
L. V, 2 n. 7231], in quo bis scriptum est CEIVITATITM
CEIVITATES. — Sed haec tamen omnia, quantumvis pauca
numero, ad radices vocabulorum pertinent: in derivativis syl-
labis vix ullum imperatoriae aetatis exemplum novimus diph-
thongi (quamquam in tali caussa fallere vel summa industria
potest): h. e. nullum tale qualia vetustiores tituli velut haec
praebent ad AMEIC^i et GABEIwa scripturam proxime ae-
cedentia: AMEICORVM in anui 676 S. C. de Asclepiade C
I. L. I n. 203 (P. L. M. E. tab. XXX) v. 7; - AMEICEIS
in Komano titulo II, 5 ib. n. 1008 Venusinoque n. 1267 i wb
LXXX A); — AMEICITIAM in anni 643 lege agraria ib.
p. 84 V. 75. 80; — item CISALPEINA in anni 705 lege Ku-
bria n. 205 (tab. XXXII) 1, 7 et II, 3. 54; — PEREGREIXO?
ibid. I, 24; — TARENTEINVS in satis antiquo titulo Prae-
SVPPLEMENTVM IV. 545
nestino n. 1134: — quo prope accedit DISCIPLEINAM scrip-
tura J'n elogio ^itteris saeculi Augusti' scripto ibid. Add. p.564.
Haec igitur sunt^ cur priscae, non imperatoriae latini-
tati hunc^ quem sub A repraesentavimus^ titulum Romanum
sat confidenter tribuamus.
Altero loco quem sub B repraesentavimuS; non est novus
titalus, sed Galenus ille quem iam in fasciculo II [tab. XVI]
sub A e tabula chalcographa repetieramus quae est in ^Bul-
lettino' archaeologico Italico vol. I anni 1861. Eum cur hic
iteremuSy caussa non est alia quam quod illic multo quam
credi potuit neglegentius et praeter veritatem editus est^ nunc
autem, postquam in museum Neapolitanum transiit^ ad accu-
ratissimum exemplum adsimilatus quod praeclaro studio exi-
miaeque benevolentiae lulii Mineryinii debetur. Et illud
quidem non est quod morosius culpemus; quod extremae lit-
terae duae CORNELIO nominis a tabula Neapolitana pror-
sus absunt: eae enim ipsius demum Mineryinii opera et cura
effectum est ut e situ et tenebris quibus obtectae erant invii
lucem prodierint. Minus condonari possunt neglectae versus
tertii initio PVR litterae: quas in propatulo est ab ipso
pictore opifice derelictas esse, ut quas sentiret per impru-
dentiam superiori versui nimis appropinquatas. Prorsus au-
tem excedere veniam illud apparet quod duos versus extre-
mos chalcographus Neapolitanus in unius versus continuita-
tem productos exhibuit: nihil ut de suppletis; quae in ipso
muro mutilae sunt, litteris versus novissimi dicamus. His
autem, quae dubitatiouem non habent^ supplementis susceptis
haec iam totius tituli species prodit:
L . CORNELIO
CINNA COS ITER
PVB
PVRGATVM
M E N S E . II©
Ceterum in ipsam interpretationem fatendum est nihil novi
ex his emendationibus redundare. Quamquam ne desiderari
quidem quicquam ad commodum certumque intellectum satis
fftL R1T8CHBUI OPV8CVLA IV. 36
546
PRISCAE LATINITATIS EPIGRAPHICAE
iam fasc. III p. XIII [530 sq.] disputatum est, ubi veram
lectionem firmavimus quae est MENSE • ENTeRfcoiari.
Tertio loco tres licuit tesseras gladiatorias promere,
quarum eae quae sub C et E conlocatae sunt in tabula
nostra lithographa, lucem quod sciamus nondum viderunt,
tertia D, quae est musei Britannici^ ex parte tantum innohit
Osanni virtute in Fleckeiseni Annali philol. t. LXXVII a. 185i<
p. 651, quem non potuit non sequi Mommsenus C. I. L 1
p. 200 n. 775. Ea igitur [cf. Ritschl Tess. glad. n. 23 ibique
tab. I K] uno nunc versu integrior prodit in hanc speciem:
ANTIOCVS
S C R I B ON I
SP ADV ■ IDIAN
Quartura enim tesserae latus praeter exspectationem vacumii
scriptura, valde id quidem singulari exemplo, apparuit in
vui exemplo gummeo (lcmitschuk hodie appellant), quod interee-
dente vetere atque antiquo amico Waltero Perry magnae
vir auctoritatis Guilelmus Forsyth, qui Britannianim Be-
ginae a consiliis est, mea gratia a curatoribus musei libera-
liter sibi concessum nactus est. Et consimile quidem exem-
plum omissorum consulum exstat sane, quamquam unom in
tanta tesserarum multitudine: quod est Guascanum illui
publicatum in ^Musei Capitolini ant. inscr.' (Romae editi^
a. 1775 sq.) vol. II p. G7:
DIOCLES . VECIU
SPECTAVIT
A . D . V . K . FEBB
Verum ea tessera, quamquam Borghesio quidem, quod mirort\
non suspecta Diarii Arcad. t. LIV p. 67 (vel Operum vol. H
SVPPLBMENTVM IV.
547
p. 338 editionis Parisinae), dnbitari prorsus non potest quin
sit Dovicia frande et eis quidem temporibus conficta quibus
usitatam SP notam imperiti quidam antiquarii in mentem
induierunt non SPECTATVS interpretari sed SPECTAVIT
satis inepte: quapropter rectissime in falsarum numerum
Mommsenus rettulit p. 200 e, Ergo hoc saltem exemplo non
licet; quod Borghesio placuit, probare : factum esse nonnum-
qnam ut non suo tempore, sed aliquanto post demum para-
rentor inscriberenturye vel saltem supplerentur tesserae, sive
in caussa mera oblivio fuit sive deficientibus omnino ipso
editi spectaculi temporC; quorum nomina scriberentur; con-
sulibus. Qua ille coniectura usus Heinsianae tesserae patro-
cinium suscepit quae haec est C. I. L. I p. 197 n. 733 [Ritschl
Tess. glad. n. 22]:
p I
SP.
M
L 0
I V
AD-
VAL
D A
L
M
I
V s
FEB
ni-
• C]
K-
S" •
DO
Consules enim anni 701 M. Yalerium Messallam Cn. Domi-
tium Calvinum cum Cassio Dione XL^ 17 et 45 Appianoque
b. civ. 19 testibus constaret mense demum Quinctili munus
eapessivisse, fidem huic tesserae omnino derogaverat Clemens ix
Cardinalis: in qua is sententia etiam post Borghesii dispu-
tationem perstitit Diplomatum imp. p. 123 sq. n. 220. Nec
sane plus valet eandem in partem prolatum a Borghesio al-
terum documentum^ quod ille e tessera Parmensi h. e. prope
Parmam reperta petiit (I. s. s. p. 196 n. 731 [Tess. glad.
n. 20]):
PELOPS
PETILI
SP • ME . QVI
CNLEL.PHILCOS
Id emm exemplum etsi aliquam vim habere eo tempore vi-
36*
548
rmSCAE LATINITATIS EPIGRAPHICAE
deri poterat quo commentabatur Borgheaius i. e. aimo 1831,
tamen post repertis aliis tesseris duabus plane intellectiuD
est diei omissionem^ qua ille ad suam coniecturam finnaii*
dam utebatur, omnino communem esse municipalium vel pro-
vincialium omnium. Cuius rei cum Mutinensis illa argumento
est a Cavedonio publicata (1. s. s. p. 197 n. 743; P. L. M.
E. tab. III J/ [Tess. glad. n. 35 ibique tab. III G\):
LEPIDVS
• MV
MME
SP
IN
S-
M .
IVN
0 • SENTIO •
COS
tum nuper demum a Mommseno p. 201 n. 776 a e codice
Leidensi iii lucem protracta Arelatensis [Tess. glad. n. 12
ibique tab. IT Z]:
^CHI AL- SIRTI.
LS
SPECTAT
NW\
M E N S E •
FEBR 1
M • VV. • C •
NT ■
cos 1
Vernm haec tamen omnia non impediunt quomiaus per se
spectata Borgbesii coniectura, quatenus quidem ad consulari*
potestatis intermissionem pertinet, et stet rectissime et grt-
vem a nostra tessera Londinensi commendationem accipiat
Sed progredimur longius eidemque hanc ipsam anno tribui-
mus quem Heinsianae sua interpretatione Borghesius vindi
X cavit. Nec enim illius quidem in qua versamur aetatis aliu
annus in promptu est, qui omissorum a. d. V Id. lan. eou-
sulum tam certam contestatamque caussam praebeat quai:
qui est ab u. c. 701, qui per sex menses integros consiiie?
omnino nullos vidit: unde fieri omnino non potuit quin aut
post niensem demum lunium consulum nomina addereutur
ut in Heinsiana tessera, aut eis nominibus destinatum Iatu>
tesserae fiYpoicpov maneret ut in Londinensi. — Ceterum nibui
huc pertinet quod trium tantum laterum inscriptionem ha
SVPPLEMENTVM IV.
549
bens etiam alia tessera exstat [cf. Ritschl Tess. glad. n. 25J
qQam talem Mommsenus finxit p. 197 n. 735:
HERMIA
•D^XV KDEC
FVF • P . VAT
SP
A
Q-
sed cuius non minore iure menti tuae hanc speciem infor-
mabis:
SP
•A
HERMI.
•DXV
k
K • DE(J
VAT
Q-
FVF . P
quando in neutram partem quicquam eis testimoniis decerni-
tnr quibus huius tesserae notitia omnis debetur^ Bimardi de
la Bastie in Commentariis academiae inscr. Francogallicae
i XV (a. 1743) p. 426 et Millini in Itinerarii Franc. meri-
dional. i 11 (a. 1807) p. 236. Neque enim omissum domini
Domen aliam uostra sententia caussam habet quam quod
Hermia omnino non fuit e privatis mancipiis, sed servus
publicus.
Duodeviginti annis antiquiorem aetatem ea tessera testa-
tur, quam adhuc non editam sub C exhibuimus [cf. Ritschl
ress. glad. n. 6 ibique tab. I I)]:
PILODAMVS 1
I V
N
I
sn
A D
VI
ID lA
n
LEN
CN
ORE
XI
^' e. P. Comelio Lentulo Cn. Aufidio Oresta consulibus a.
: cuius anni unam iam noveramus Victorianam a Cardi-
550
PBISCAE LATINITATI8 EPIGBAPHICAE
nale vulgatam (C. I. L. I p. 196 n. 720 [Ritechl Tess. glai
n. 7J):
P I L 0 T I
M V S
H 0 S
T I
• N
• Cl
L I
SP • PR
P • LEN
• SEX
^ . ORE
Possidet autem priorem illam vir nobilissimus Brunet de
Presle Parisinus, a quo acceptam eximia comitate meum m
usum illius conlega clarissimus Aemilius Egger ecty[x>
chartaceo expressit. Quam ubi non esse ebumeam osseamve, ^
sed aeream narravero, facile praevideo quam id sit plerisiiutf
suspitiosum visurura. De una adhuc aerea constabat quae
est thesauri nummarii Parisini cum bibliotheca coniuncti; ad ;
verum repraesentata P. L. M. E. tab. XCVII sub H (C. I. L |
I Add. p. 560 [Tess. glad. n. 3 ibique tab. III jBJ):
D • I V
H E R M
SPECT • :
M LEPID
N
E
I V s
T V S
MAR
Q
CAT
de qua sic commentabar Enarr. p. 90: ^Dubitari vix pote?:
quin non sit ex antiquitate prodita, sed novicio artilicio tri
buenda, ut quae ne ossea quidem sit vel ebumea, venir-
uno solo in ceteris omnibus exemplo aerea. Quamquam fien
potest ut vetus archetypum osseum sive falsarius sive ludi
bundus faber imitatus sit.' Et hanc quidem defendendi viii-
ut ab Hermeti tessera gravissimis de caussis esse alieiiaiL
nunc intellego, ita apprime cadere in Preslianam confidentr:
xiiaffirmo. Primum enim huic adnexa in museo Presliano n«.>'j
chirographa testatur exemplum esse archetypi ab ahbaie 0^"*-
Philippo Caynpion de Tersan possessi (de quo non ignobili an-
tiquario vide ^Biographiae universaJis' t. XLV p. 195): q'-»'d
archetypum quid impedit quominus osseum fuisse credamu^.'
Sed etiam maiorem fidem facit ipsa tesserae inscriptio, qua»
SVPPLBMBNTVM IV.
551
cum in singolia rebus quibusque certam normain constan'
temque consuetudinem harum tesserarum servet seyerissime,
ne leyissimam quidem ab uUa parte offendendi diffidendique
caassam praebet: contra atque usu yenire in falsis vel sus-
pectis ad unam omnibus solet. Nam quod illa caret inter-
punctioney id ei prorsus commune est cum Londinensi, olim
LiTerpoIiensi G. I. L. I p. 196 n. 723 [Tess. glad. n. 10 ibique
tab. I&]^ cuius talem speciem ectypum gummeum praestat:
HERACLEO |
M VCl
SP h
Q VIN
CN POM
M CR
item prope commune cum Parisina, quam vir clarissimus
Noel des Vergers possidet, P. L. M. E. tab. XCVII M (C. L
L I p. 200 n. 774 [Tess. glad. n. 67 tab. III R]):
M A X I M
A
E R
S
I
SP
ID
lAN
T • CAES • AVG F m AELIAN n
nihil ut de Romana dicamus (L s. s. p. 197 n. 742 [Tess.
glad. n. 34, tab. I Q\), de cuius Tera specie chalcographo tan-
tum exemplo Dion. Ott. Sadae constat, cui non nimium fidei
tribaendnm:
F
E L I X 1
M VN DICI ~|
SP
K APR
C
■ S E N T I 0
Nec magis in eo haerendum quod mixtis P et P figuris
(quarom prior notabili in his tesseris frequentia est) varia-
tum est in PILODAMVS atque SP et PLEN. Quippe xm
552
PRISCAE LATINITATIS EPIGRAPHICAE
eadem ineonstantia in Heraeleonis tessera scriptum est SP
et POM, in Vaticana p. 196 n. 729 PROCILI et PmLlR-
GVRV, SP, AP: (nam in hoc genere mirum non est typis
expressa exempla fallere omnia:) item inMedicea p. 197n.732
[Tess. glad. n. 21, tab. III E\:
TEOrilOPV 1
F A B I
SP ADVIIh
•00
L • DOM • AP
sic eniiii hanc prorsiis ad veritatem repraesent^Teramus P.
L. M. E. tab. III K, hoc est sine eis supplementis quae
loannem Labum incautius secutus praeter veritatem Momm-
senus addidit.
Non iniucundam fore tertiae tesserae E notitiam suspi-
camur, quam in thesauro nummario antiquarioque Vindobo-
nensi servatam losephus ab Arneth et Fridericus Ken-
ner humanissime mecum communicarunt [Tess. glad. n. 31,
tab. I 0] :
H I L A R I 0
C A E C I L I
SP . III . K . NOV
RP.C.Vni.TTAV
Spectat enim haec tessera, quae unde Vindobonam delata <it
ignoratur, ad annum 728, quo cum Caesare Augusto octa-
vum fasces tenebat T. Statilius T. f. Taurus ifenim: quanJu
idem Taurus iam fuerat consul suflfectus anno 717, de quo
consulatu vide Henzenum C. I. L. I p. 449. Omissam autem
iterati honoris notam non est quod miremur, cum additus
Cuesaris consulatui numerus nullum dubitationi locum relin-
queret. Parique ratione conlegae nomine satis finitus anni>
opus noii habuit imperatorii consulatus accuratiore nota ic
SVPPLEMENTVM IV. 553
tessera [Romana anni 708 (1. s. s. p. 197 n. 736), in qua
C • CAES • M • LEP scriptum est sine III numero; item in]
Horentina anni 747 (p. 198 n. 747) TI • CLAV • CN • PISON xiv
sine II. — Est autem Statilius ille Taurus idem, a quo
qnattuor demum annis aute lapideum amphitheatrum primum
Roroae exstructum est in campo Martio: de quo veterum
testimonia Beckerus composuit Antiq. Rom. I p. 642. 681.
In eo igitur ipso amphitheatro prorsus probabile est illud
munus gladiatorium editum esse quo Hilario Caecili ^pec-
tatus est. Nam ad gladiatorum spectacula has pertinuisse
tesseras omnes tam certis rationibus putamus demonstrari
posse, ut nuUam vim habere, quae in contrariam partem
Mommsenus I. s. s. p. 195 disputavit, probata ut videtur ab
Henzeno in ^BuUettino' Insi arch. Rom. a. 1862 p. 81 sq.,
planissime intellegatur.
Superest ut quartae tesserae indicium faciamus^ si modo
L Maellero Dano credendum; cuius in catalogo musei Thor-
Taldseniani^ parte quidem tertia quae inscribitur ^Description
des antiquites du Musee-Thorvaldsen' (ed. Havniae a. 1847),
sect. I et II p. 215 haec leguntur:
23. Tessere de gladiateur, carree. De Tun cote est grave
le nom du gladiateur M • FL AY, de Fautre le numero
ni. Os. Long. 1 p. 9 1.
Quae tessera si sit quattuor laterum, quadruplicem doceri in-
scriptionem iubebimus; si duorum tantum sit, id quod prorsus
probabile est, non poterit in gladiatoriarum numero haberi.
AVCTARIVM
sicut coepimus nuper, denuo subicimus fasciculorum priorum:
cuius quidem instituti necessitatem ipsa novarum rerum
cognitio imponit.
Ac primum quidem in tabula III [XVH] sub B reprae-
sentatum Turpeni titulum Praenestinum non potui non
aliqua ex parte secus tractare fasc. IH p. V sq. [523], quia vel
diligentissima Helbigii descriptio tamen unum quiddam prorsus
554 PRISCAE LATINITATIS EPIGRAPHICAE
silentio praetermiserat^ quod post demom ex Henzeni in ^Bol-
lettino' arch. Rom. a. 1863 p. 123 narratione didici. Quae
XV enim litterae versui alteri adhaerent ALIN, eas scire nemo
poterat omnino non esse in arae parte antica scriptas, sed
in latere dextro superstites. * Quod si est ita, necesse est
ipso PATRI vocabulo terminari latitudinem partis anticae,
ab ipsis ALIN litteris exordiri latus dextrum: ectypum enim
chartaceum, cuius mensuram religiose imitatus est lithogra-
phus^ quoniam una continuitate per utrumque latus pertinet
minime intellegitur qui fieri possit ut inter PATBI et ALK,
quae se vocabula vix uUo intervallo excipiunt, vel uni S lit-
terae vel cuivis alii locus sit. Hoc igitur quomodo expediant
viderint alii. Nobis una in promptu coniectura est, qaa aJ
legis sacrae cogitationem ducamur in latere dextro positae,
cuius primo versu sancitum fuerit ad quos ius huius arae
perfcineret, altero vetitum in hanc formulam: ALI-Ne faciunio
(sacruficanto). Interpunctionem saltem ne in fronte quidem
lapis ullam novit; ali autem pro aUv formam satis nuper in-
lustravimus comm. de decl. lat. recond. p. 19[supra p.462sq.'
In eadem tabulalll [XVII] quos sub C — J exhibui sep-
tem breviculos titulos sepulcrales item Praenestinos,
eos non sine aliqua discrepantia cum ibidem ab eodem Henzejio
p. 124 publicatos vidi tum a Garruccio lectos ipsius littcris
humanissimis certior factus sum. Et in E quidem cum GF
se legisse pro C • F Garruccius narrat, etsi non caret exem-
plis talis G nota (velut illis quae contra fidem ectyporum
tabularumque nostrarum P. L. M. E. LVI E et LXV !<'
miro consilio Mommsenus oblitteravit C. I. L. I n. 623. 571 1.
tamen qui exemplum lithographum inspexerit, facile quit^
Garruccii oculos fallere potuerit, intelleget. — Contra certo
eertius est non posse in F de nihilo esse quod PLAVTIO
nomini praemittitur U praenomen, cuius nullum sibi vesd-
gium apparuisse Garruccius scribit. In eiusdem tituli fiii<?
Ilenzenus M • FU/ sive legit sive a Cicerchia lectum accepit,
quod sic supplevit ^M-FUM(?)*: haud gravate, nisi fidlimaf.
largiturus in lapide interpunctum M-F-l"/ esse supplen*
SVPPLBMENTVM IV. 555
m
dumque U • /V. — Titulum G Garruccius recte legi l^ • MA-
NICI*M negaty iubet 1^-MAMIt^I-M: cui lectioni aperte re-
pugnant quas pristinae scripturae reliquias cbarta eamque
secuta tabula monstrant. In fine Henzenus F addit, cuius xvi
in ectypo certe nuUum vestigium. — Leve est denique quod
in J idem TAPIO exhibuit pro eo quod esse TAPIO de-
bebat. — Ceterum uno verbo commemoramus octavum his
titalum ab Henzeno additum^ cuius ectypum ad nos nuUum
pervenit [Ephem. epigr. I p. 30 n. 122]:
VATRONIVS
itemque quattuor Mommsenianis iam in G. I. L. I p. 555
n. 1501 a — d receptis quintum iunctum [Ibid. p. 17 n. 29]
I. . A N I C I 0
Quo aliquid discrepantiae accedit in ipso 1501 a, ubi pro
CAMEHO Henzenus exhibet CAMEHO, item in 1501 c, ubi
idem l^-F pro l^F: verius haud dubie utrumque.
Ad tabulam II [XVI] regrediendum est ibique reprae-
sentatam mhC patellam L. Atilii, hanc ut iteratam esse in
Gerhardi diar. archaeoL a. 1863 tab. CLXIH, 3 memoremus,
enarratam autem n. 169 p. 13* sqq. et n. 172 p.' 71* sqq. a
DetlefsenO; praeterea a Mommseno disceptatam p. 77* sqq.:
quo accedit brevis de cancri ranaeque in arte veterum vi et
nsQ disputatio Adolphi Michaelis ibid. n. 173 p. 43 sq. £t
Detlefsenus quidem cum duo fictilia litterata alia cum Ati-
liano compoBuisset: quorum alterum decantatum illud Caere-
tanum est Caleni Canolei (P. L. M. E. tab. XJet XXXVIC;
C. I. L. I n. 53), quod aliter atque adhuc factum supplendum
esse sibi persuasit: alterum Calibus repertum^ nunc Parisiis
servatum, his autem nominibus inscriptum
C.GABINIO...T.N.CALIIA^O
(editum iam in Mommseni I. R. N. p. 356 n. 24 [Eph. ep. I
P- 10 n. 9], ad verum repraesentatum in tabula Gerhardiana
sub 4), quod temporibus liberae rei publicae tribuit: de utro-
que Detlefseni sententiam ita Mommsenus impugnavit ut nos
556 PRISCAE LATINITATIS EPIGRAPHICAE
quidem prorsus consentientes habeat Nec enim prioris in-
scriptionem aliter nisi sic legendam existimamus:
CAUENV5 . CANOUEIVs • /-ECIT
XVII nec alterum monumentum antiquius saeculo octavo credimus,
unde consequens est ut Gabinio Caleno dativos interpre-
temur, non nominativos. Verum non minus confidenter de
paterae Atilianae et lectione et aetate adversandum esse
Mommseno intellegimus. Qui quod in patera non esse K-
ATIHO, sed •IC-ATIHO scriptum narrat contra atque
Detlefsenus et verbis testatus est et delineando ante oculos
posuit et quaerenti identidem affirmavit adseveravitque, fidcm
apud me non facilius invenit quam quod illas scilicet litteras
posse fortasse U C • ATIHOnm» legi dubitanter conicii Kec
illud ullo modo persuadet quod paterae inscriptionem negat
pro simplici figuli nomine communique fabricae nota haberi
posse: unde consectarium esse ut item dativo casu positum
Atilium animo informemus cui donata vel destinata .sit pa-
tera, antiquioris autem aetatis cogitationem procul habeamus
quaiitumvis gravi indicio U figurae munitam. Ad haec igitur
repellenda omnia communi argumento hoc utor quod in figli-
nis Calenis (ad quorum societatem vix dubito etiam Detlef
seni pateram referre) non unura nec pauca, sed multa exem-
pla inscripti K • ATIHO nominis, et sic quidem scripti, ex-
stare Guidobaldius testatus est, cuius verba fasc. III p. XIV sq.
[532] posui. Tot autem eiusdem generis monumenta num quis
uni soli K. Atilio cuipiam esse dicata credet? — Quae cum
ita se habeant, vix esse verendum putamns ne praeter Yeri-
tatem priscae latinitatis documentis hanc ipsam inscriptio-
nem inseruisse videamur.
Superest ut lamellae Bononiensis, vel potius dimidiae
partis illius aeris, quam cum fasc. II p. XII [519] tum fasc.
III p. XV [533] sqq. tractavimus, et originem et fidem vindic^
mus. Quod cum facimus, simul Raphaelis Garraccii 6dei
consulitur honoric|ue satisfit. Is enim quod se praestiturum
f»romiserat, stans promisso his praestitit quae per littera» ad
iios perseripta infra posuimus ipsis ut par est verbis servatis.
8VPPLEMENTA IV. V. 557
Sic igitar ille: ^Bispondo xm po tardi alla sua pregiatissima
lettera, perche ho voluto usare tutte le diligenze onde venire
a capo della notizia desiderata. U cui risultato e che la
lamina del museo di Bologna fu posseduta dal sig. Gerardo
de Rossi^ banchiere, il quale morendo lascid gravi debiti. II xviii
commendatore figlio di lui e poi marito della Principessa di
Sassonia voUe scrupolosamente pagare questi debiti, onde
vendette tutto quanto era in casa^ anche la sua biblioteca,
e in qnesta occasione and5 venduta anche la lamina. Ma
qui in Collegio sene aveva una copia a fao-simile fin dal
tempo che questa lamina era in casa del banchiere sig.
Grerardoy il che risulta da cio che sopra quella copia si legge
il nome del de Bossi e la qualifica di banchiere. — Poiche^
siccome mi scrive il sig. D' Frati^ non vi e vestigio nella
lamina di Bologna di rec^nte frattura, convien dire che ella
fu trovata rotta in due pezzi, e che il pezzo minore si e
perduto. Nella copia peraltro non e indicata in verun modo
la rottura. L^impossibilita di contrafiazione e evidente atteso
Tarcaismo delle lettere^ il frammento del rovescio . . .'^ et quae
sont reliqua ad novam inscriptionis interpretationem spec-
tantia^ quam non videmur praecipere debere. Nihil igitur
iam desiderari putamus nisi ut ipsum exemplum chirogra-
phum, quod ad archetypi imaginem adsimilatum esse dicitur,
e tenebris CoIIegii Romani prolatum in publica luce propo-
natur; sive Garruccius ipse proponet sive nobis liberaliter
largietur lithographi arte imitandum.
Supplementum V.*)
(Cnm tabnla lithog^apha**)).
Longo ex tempore fama percrebruit nobilissimi, cui tem- m
porom iniquitas praeter solitum pepercit^ monumenti in Gallia
*) [Prooemium Indicis scholamm hibemaram BomieDBium anno>
rum CIOIOCCCLXIV et LXV. C. W.]
**) [Tabula olim hnic commentationi adnexa nunc n. XIX iterata
e«t. C. W.] .
558 PRISCAE LATINITATIS EPIGRAPHICAE
Narbonensi superstitis: mausolei luliorum prope Glannm
Livii exstructi^ oppidum inter Rhodanum et Druentiam situm
pari fere ab Avenione et Arelate intervallo^ cui hodie St.Betny
(vel St Bernt) nomen. Id *monumentum a quot viris doctis
indoctisve quotiens ultimo saeculo et paenultimo vel enarra-
tum sit et disceptatum vel designatum et imitando expres-
sum, Millini liber docet 'Voyage dans les departemens du
midi de la France' (Par. a. 1808) t. III p. 396 sqq.: cui
iunctum tabularum volumen illius imaginem exhibet in i 63.
Quamquam^ ut verum fateamur; ab ipsa veritate vel saltem
a veritatis et amplitudine et subtilitate Millinianum exem-
plum vix minore intervallo distat quam quae ante illnm
edita sunt a Sponio in limine libri ^Recherches curieuses
d'antiquite' inscripti (Lugd. a. 1683), a Montefalcone in^An-
tiquite expliquee' (Par. a. 1719) t. V tab. 119, ab alio
Francogallo Moreau de Mautour in Hist. acad. inscr. et lib.
art. vol. VII (a. 1733) p. 263: cetera enim a Millino memo-
rata, minime laudata, non vidimus. Id autem ita se habere
facile ex eo exemplo perspicitur quo illos omnes longe supe-
ravit Alexander comes de Laborde in ^Monumens de la France
classes chronologiquement et consideres sous le rapport de?
faits historiques et de Tetude des arts' (Par. a. 1816) 1 1
tab. 83. 84. 85 coll. tab. 36.*) Et tamen quantum sit qaod
IV vel hic reliquum fecerit, nuiic demum perspicere licet, post-
quam cum photographica arte paratum totius monumeDti
exemplum, officiosissime intercedentibus Aemilio Eggero Pa-
risino Eugenioque Benoist Massiliensi, liberalitate prorsus
singulari magistratus urbici Glanensis Bonnam transmissam
est, tum suis nuper oculis Henricus Brunnius noster et struc-
turae genus omne, permemorabile illud, et sculpturae arteiu
quattuor basis lateribus adhibitam scrupulosissime examins-
vit. Et ad architectonicam quidem plasticamque artem spei-
tans pars gravissimae sane eiusdemque intricatissimae quae-
stionis quoniam sine tabularum adminiculo ne potest qoidem
*) Novum nuper exemi)lum lithographum vidimns in EwerbeckL
libro propositum 'Architectonische Reiseskizzen aus Dentschland, Fani-
reich und Spanien' (Hannov. a. 1862) fasc. I tab. 6: quo nihil prorFJS
proficitur.
8VPPLEMENTVM V. . 559
sat plane ezplicari, harum autem eonficiendarum in eorum
quae nonc snnt temporum angnstiis nec venia nobis nec
copia est, in sola nnnc ea parte versabimur quae ad con-
iuDctissimam cum architedura epigraphicen spectai Ex hac
enim quantam saepe lucis in historiam artis redundet, cum
aliis documentis pridem intellectum est tum huius ipsius
monumenti insigniore exemplo apparet. Quippe sic ezisti*
matnm est ab elegantioris iudicii hominibns Francogallis
plerisqpe: tam manifesta mausolenm Glanense indicia prae
se ferrd aut labantis artis aut prope iam lapsae^ ut anti-
quioris aetatis cogitatio omnis procul habenda sit. Yelut in
hunc modum Millinus commentabatur p. 400 sq.: ^Malgre la
beaute de Tensemble du mausolee et la delicatesse de quel-
ques omemensy il o£Fre des defauts; les colonnes cannelees,
ayec des chapiteaux corinthiens et des bases attiques, n^ont
pas de justes proportions; la comiche et la frise partent du
milieu des colonnes, qui ne les supportent pas entierement; '
il y a des parties d'omement tres-grossieres et tres-n^gligees:
enfin il est aise de voir que cet edifice n'a pas ete fait dans
le bon temps de Tart; il est silrement d'un temps poste-
rieur a celui des Antonins.' Alia quae putat vitia vitu-
perans Labordius p. 83 sq. etsi aetatem certius definire non
est ausnSy tamen de tempore non multum remoto (^une epoque
peu recul^e') item loquitur. Longe et confidentius et con-
temptius yir sollertissimus iudicat Prosper Merimee in ^Notes
d'un Yoyage dans le midi de la France', qui liber Bruxellis
prodiit a. 1835. Is enim praemissis p. 300 his verbis: Me
tombeau m'a pam mesquin, bizarre, et d'un goClt detestable;
il est impossible de ne pas croire en le voyant qu'il appar- v
tient a une ^poque de decadence', prolixiore disputatione
mausoleum Glanense cum arcu triumphali comparat quem
proximo iuxta mausoleum intervallo exstructum plerique una
cum illo et tractamnt et repraesentamnt Quem cum ab
artis elegantia longe longeque mausoleo praeferat cum Mil-
]|no^ Labordio, ceteris, tamen quoniam ne hunc quidem M.
Aurelii imperio antiquiorem arbitratur p. 306, consequens est
ut mausoleum Commodi vel Septimii Severi temporibus tri-
buat, prorsus ut ante visum erat Millino.
560 PRISCAE LATINITATIS EPIGRAPHICAE
Hanc igitur de aetate monumenti Glanensis opiQioueni
cum fere dominari viderem, non mediocriter mirabar parum
curae ab eisdem antiquariis in ea inscriptione positum, quam
tamen omnes nossent in media parte monumenti e tribus
tabulatis compositi per epistylium omne pertinere grandibu?
litteris exaratam: quae cuius esse aetatis vel posset ?el non
posset, nemini vel in mentem venit quaerere. Quid? qund
^ ne recte legendo quidem vertendoque titulo longe simplicis-
simo quisquam par fuit ante lo. lacobum Barthelemj^, cuiu.<
haec verba excerpere libet e ^Memoires de Tacad. d^s inscr.
et belles lettres' t. XXVIII (a. 1761) p. 579, iterata in To^
yage en Italie' p. 331 ed. a. 1801 vel p. 336 ed. a. 1802, in
brevius contracta Operum t. III, 2 p. 465 ed. a. 1821: ^Douz^
opinions differentes*) n'ont pd fixer encore la fa^on de lire
une inscription tracee sur la frise du mausolee, parce quelles
VI etoient toutes fondees sur les copies infideles qu on en avoit:
voici la treizieme, et j^ose dire la veritable,
SEX . L M . IVLIEL- C • F - PARENTIBVS • SVEIS
Sexkis, LuciuSy Marcns, tous trois fils de Caius Julius, d Imf
parens,^ Nec recipiendi tituli aliam caussam Orellius n. ?'l
habuit, nisi 'quia inter eruditos Gallos celebratur propttr
duodecim minimum interpretationes diversas quas expertu-
est.' Ceterum in repraesentanda inscriptione Orellius totu-
*) Nemo iocularius Moreavio 1. 8. b. qui eic interpretabatJ:
[Caius] Sextius Lucius, Maritus Iuli{a)e Incamparabilis, Curatit Fi^t*
Parentihus Suis. Quo paullo saltem Banius Labordius: Sextus d .V«^-
cus lulii curaverunt faciendum parentibus suis: quam iDterpretatioiiw
nimirum emendayit Mcrimaeus BubstitutiB curaverunt fieri Tocib^
Quamquam quid hos mirabimur, si vel Millinus facere non potuit «^u*
Barthelemyi interpretationi hanc Fischianam opponeret ut diTcr^i
p. 398: ^Les Juliens, Sextus, Lucius et Marcus, fils de Caius Jwt
n leurs parens^ hoc quidem iudicio subiecto 'la tonmure seroit di^
rente, mais le sens est le meme.' In legendo autem tranBcribemtop
titulo cum iam apud Gruterum bis peccatum esset p. 731, 10 et ij
tamen haud scio an levitate ceteros Graecus homo Lysander Katta'.
gioghi (au Kastangioglu ?) superaverit hoc proposito exemplo in ^^^
Inst. arch. Kom. t. X (a. 1838) p. 101: SEX. L. M. ivliae, t. t '
rAKKNTlBVS. SVIS.
SVPPLEMENTVM V. 561
pepeudit e Millini exemplo p. 397 posito, satis illo emendato
nisi qaod interpunctio ojnnis abest.
In hoc igitnr titalo tractando quod prorsus neglectum
mirabar, hoc erat^.quod ille cum omisso luliorum cognomine
tum diphihongi IVLIEI et SVEIS yocibus usu posterioris
aetatis cogitationem omnem excludere atque adeo liberae
etiamtum rei publicae tempora certissime contestari videretur.
Atque de EI scriptura dedita nuper opera in horum Supplemen-
torum fasciculo IV [p. 542 sqq.] hanc ipsam potissimum ob
caussam quaesivi^ ut inde proficerem ad titulum Glanensem
rectius definiendum. Vbi si vere disputavi in dativis abla-
tivisque (ut SVEIS) diphthongum viz ultra imperium Cae-
saris Augusti perstitisse, in nominativis (IVLIEI) aliquanto
etiam prius desiisse^ consequens est ut a yero mirum quan-
tum Francogallorum iudicia aberraverint. Ita igitur sentienti
nihil contingere exoptatius potuit quam quod, praeter monu-
menti imaginem cuius supra mentionem feci pbotographam,
etiam inscriptionis exemplum eximia et arte et cura colori-
bus pictum incomparabili Sanremensium benignitate in manus
meas pervenit. Quod simul atque oculis intueor, ilico species
evideDtissima eius litteraturae apparuit, qualis fuit circa
tempora exeuntis saeculi septimi ineuntisque octavi. Quod
quidem ita esse facile^ qui harum rerum aliquem usum ha-
beat, ex ea tabula*) perspiciet qua figuras litterarum omni
fide lithographus noster ad verum expressit sub A. Praeterea
quo nihil omitterem aptum ad persuadendum, transmisso
exemplo lithographo e peritissimis in hoc genere arbitris
Guilelmo Henzeno et lo. Baptista Rossio de huius aetatevn
scripturae sciscitatus nulla interposita mora responsum tuli,
noD posse ullo modo dubitari quin illa aut ultimis tempo-
ribus liberae rei publicae aut fortasse primis imperii tri-
buenda esset
Vides quam recte vim et usum epigrapbices praedicarim
ad illusti^dam emendandamve historiam artis valentem.
Quippe nunc demum certum nec ullo pacto fallax fundamen-
*) Eam tabulam qui expetierit, venire sciat apud A. Marcnm
Ubrarium BonnenBem.
FK. R1T8CHELII OPV8CVLA IV. 36
5G2 PRISCAE LATINITATIS EPIGBAPHICAE
tum nacti merito sic existimabimus, non ut ex artis geueiv
de aetate monumenti coniciendum; sed ut ex inscriptioQii
h. e. ipsius monumenti aetate de genere artis iudicaDdum
esse intellegamus. Itaque in hanc partem confidenter statue-
bam, cum de mausoleo Glanensi aliqua occasione commen-
tabar de qua relatum est in Gerhardi Diariis archaeol. a. 186?'
p. 134* Vbi de Millini, Labordii, Merimaei offensionibiis
dubitationibus reprehensionibus plurimis non potui non ita
sentire, has ut eis disceptandas expediendas diluendas com-
mitterem qui disciplinam archaeologicam profitentur adqae
architectonicen studia contulerunt sua. Nam memet cum in
horum numero minime censerem, tamen tantum intellegere
videbar, eo esse necessario aduitendum ut cum inscriptionii
antiquitate artis existimatio aliqua via conciliaretur. Quo-
circa Romam missis Labordianarum tabularum exemplis de-
lineando factis, quid tandem huius rei esset e Brunnio per-
quisivi: qui tamen ne sic quidem sat tuto posse iudicari re-
spondit nisi ipso monumento inspecto. Itaque pergratun
accidit quod per itineris Parisini opportunitatem licuit nu{>tr
suavissimo amico Glanum adire ipsumque mausoleum p^r
omnes partes diu placideque contemplari perscrutari rimari.
Quo planissime intellectum est niirum quantum fallere Tel
Labordianas tabulas, sive architectonicas rationes spectas sivf
plasticas: singularem sane^ sed minime rudem aique incon-
ditam, nedum vilem abiectamque artem omnem perquam do-
tabilis monumenti esse, immo certo consideratoque consillt
instituta omnia: singulas quasdam partes a norma consuea
dinis recedentes, sed easdem suis e caussis repetendas, parun.
simplici prudeutique iudicio, immo cupidiore fastidio et pra^
sumpta quadam opinione ab antiquariis existimatas: prae^
claro tamquam supplemento monumentum Glanense esse j-
vacua quaedam intervalla explenda quibus progressae pr»>-
viii pagataeque artis scientia nostra adhuc hiaverit: ab elegantia
et concinnitate, quamvis ea aliquotiens solidiore et yTvy^
modum pinguiore quam molliore et politiore, nihil pror?u^
obstare, quominus ei ferme aetati illud tribuatur quae mtu:*
fuit inter C. Caesarem et Octavianum Augustum. Ad ip>**
autem iiguras iii quattuor basis lateribus opere caelato faiw-^
8VPPLEMEN'TVM V. 563
quod attinet, non posse com quibusdam de aliquo argumento
mythologico cogitari; velut de venatione Calydonia, de morte
Patrocli, de pugna Amazonum, sed indubiam certaminum
militarium repraesentationem esse: certarum tamen vel pugna-
mm yel personarum, in qualibus comminiscendis adoman-
disque post alios multus fuit Malossius a Merimaeo com-
memoratus; certiora indicia esse nuUa. Itaque etsi somnia
sunt quibus Malossius ipsius C. Caesaris dictatoris de Ario-
?isto triumphum, cladem AUobrogum captamque filiam Or-
getoricis; mortem Camulogeni menti suae informavit ut ana-
glypho opere expressa, tamen tantum esse concedendum
Tidetur, reapse spectare haec anaglypha ad Romanorum, Gal-
lorumy aliorum fortasse barbarorum aliqua certamina^ in qui-
bus certae partes fuerint et ut videtur eminentiores eius C.
lalii, cuius honorificae memoriae laute luculenterque ex-
structum monumentum Sextus Lucius Marcus filii consecra-
rani Cuius C. lulii dolendum est sane ne tenuissimam qui-
dem memoriam rerum scriptores servare. Quodsi quis fuerit,
quibus honoribus functuS; qua virtute insignis quove successu
clarus, ne verbo quidem in ipso titulo significatum mirere,
haud scio an sat probabili coniectura responderi possit. Ar-
CQs enim triumphalis ille, cuius iam supra mentio facta, cum
in tanta mausolei vicinitate coUocatus sit ut, quin certo con-
silio haec duo aedificia sodata sint et ad unius hominis ho-
norem relata, vix videatur dubitari posse^ consentaneum est
profecto sic censere, ut in eius ipsius arcus parte superiore,
quae aetatem non tulit^ perscripta fuerint nomina^ tituli, faci-
nora etiamtum yivi C. lulii, cui mortuo mausoleum iuxta
statuerit filiorum pietas. Ita cum viginti anni v.el plures
potuerint inter utriusque monumenti originem interiecti esse,
vel sic sat commode^ unde artis in utroque non levis dis-
crepantia quaedam repetenda sit; perspicitur: quamquam
Brunnio quidem iudice ea discrepantia non est tanta nec
eiusmodi, quin prorsus probabiliter ad indolis diversitatem
duorum; a quibus illa opera profecta, Graecorum artificum ix
revocetur: nam Graecos fuisse res ipsa loquitur. — Cogno-
mine autem lidios illos fuisse Caesares vel praenomina faciunt
ttt credamusy quando praeter Sextxis Lucitis Gaius praenomina
86*
564 PRISCAE LATINITATIS EPIGRAPUICAE
aliud omnino nullum Gaesarum familia probavit, id qnod
vel consules annorum 597. 663. 664. 690 doceni Ceterum
pars Romanae gentis luliae in Gallia consederit an Roma'
nae nomen patrociniumque Gallica gens assumpserit^ incom-
pertum.
Tantum est quod de mausoleo Glanensi disserere in
promptu est pliilologo: penes archaeologos ea pars quaestio-
nis erit quae ad artem singillatim explicandam pertiDet^ cui
ipsi muneri non defuturum Brunnium confidimus.
Septem poculis litteratis antiquissimis, quae licuit ic
P. L. M. E. tab. X et XI repraesentare, Brunnii nunc bent-
ficio octavum sub B accedit ad cultum Aesculapii spectans
anno 463 u. c. Romam receptum [cf. Ephem. epigr. I p. J?
n. 5]. Simillimum id quidem, sive paterae figuram sive orDa-
menta et colores spectae, poculo illi VOUGANI est, quod d^
lineatum habes I. s. s. tab. X C, coloribus pictum in Gerhari
"rrinkschalen des Berliner Museums' (Berol. 1840) tab. VUl:
inscriptionem autem hanc monstrat
AISCUAPI.POCO(UUOM
Vbi iteratas post POCO duas CO litteras (quarum prior mirt
curta specie est) non consilio uUi, sed simplici Bcribemi.
lapsui deberi recte haud dubie Brunnius vidit, qui et investi
gavit hoc monumentum et primus publicavit in 'Bullettini»'
arch. Rom. a. 1864 p. 24. De origine auteni etsi nihil cod-
stat nisi ab homine regionis Clusinae allatum esse Romam.
tamen sat probabiliter de Etruria meridionali cogitari, unJc
eiusdem generis cetera pocula sacra prodierunt, iure suo iam
est idem Brunnius ratiocinatus. Ceterum in ipsa inscriptio-^
inusitati nihil inest, quando nec AI diphthongus nec sjn
cope CU consonantium, de qua identidem dictum est ali'»-
quicquam ofi^ensionis in titulo exeuntis saeculi quinti le.
ineuntis sexti habet.
Licebit autem hac opportunitate uti ad recolendam m»*^
X moriam eius poculi, in quo scriptum esse COERAE-HKVl'^'
diu est ex quo, (larrnccio ut videtur auctore, fama penrf-
SVPPLEHENTVM V. 565
bruit; quamquam ipsum vasculum ab lo. Petro Secchio S. I.
olim possessum quo gentium peryenerit ignoratur. Suspecta-
bat banc inscriptionem Mommsenus C. I. L. I n. 45 cum
propter alia (quae etsi videor divinare posse, tamen gravioris
momenti esse yiz putayerim) tum propter omissam in PO-
COI^O litteram finalem, quam cetera sane pocula constanter
serTant. Itaque nec inutile nec iniucundum fuerit ad ea ani-
mum adverterC; quae huc pertinentia litteris gratissimis ac-
cepta refero a gnavissimo iuvene deque epigraphica arte
bene merituro Carolo Zangemeistero Roma ,ad me datis. - Is
enim cum per itineris Etrusci occasionem Hortam venisset
(ciii nanc Orte nomen); apud clericum quendam incidit in
eiemplar *Antiquitatum Hortae' ab lusto ^Fontaninio Romae
eTulgatarum a. 1708; quod qui ante possederat; sua manu
magnaque diligentia; quidquid titulorum cum Etruscorum
tam Latinorum post Fontaninium repertorum ei innotuit; in
fine libri adscripsit: id quod post annum huius saeculi XXX
factum esse inserta diariorum publicorum schedula docuit ad
seditionem turbasque Polonorum spectans. Ibi igitur etiam
poculi figura picta est, proxime ea accedens ad illarum simi-
litudinem quas P. L. M. E. tab. X sub c d e rcpraesentavi-
mus, hac quidem addita inscriptione COT^RA POCOtO. Ergo
quin exstiterit tale vasculum; idque Hortae repertum unde
etiam ^AVIIRNAI atque SALVTES pocula prodiisse con-
staty iam dubitare nullo modo licet; quamquam de vera
lectione non potest nou anceps esse iudicium. Et tertia qui-
dem littera l^ quoniam interpretationem omnino respuit; pro-
cliTis sane de evanidis lineolis duabus coniectura est qua
COcKA nomen redipiscamur; E litterae figura minime in-
solita in titulis vetustioribus vel stilo inscriptis. Quod reli-
qunm est; etsi nec POCOUO nominativus per se quicquam
offensionis habet ac fortasse ne COERA quidem genetivus
aliqua defensione caret: (quidni enim; quo iure dativos FE-
RONIA MATVTA NOMEHA MARICA; nominativum plu-
ralem MATRONA incultior quondam lingua probavit in
saiis PisaurensibuS; etiam genetivum aliquando potuisse im-
minai largiare?) tamen quoniam neutrum ex ipso poculorum
;enere quicquam firmamenti habet; satius sane fuerit duce
566 PRISCAE LATINITATIS EPIGRAPHICAE
XI E litterae exemplo sic sentire, ut aliis quoque locis quibus-
dam evanuisse pristinam scripturam coniciamus. Yt, si nikil
praeter COTRA POCOUO oculis Hortini antiquarii apparuii,
hoc minime impediat quominus integra etiamtum patella ple-
nius ficriptum fuisse COERAI ac fortasse etiam POCOWM
credatur: illud quidem prorsus ad similitudinem AECETIAl
formae quae est in poculo nunc Londinensi.*)
Ceterum cuicuimodi hoc est, citra controversiam iam
*) [His addenda sunt qnae Mueei Rhen. t. XXI (1866) p. 296 ^
Ritschelius narravit inscripta 'zur Litteratur der POCOL A' : 'hi Prucat
lat. epigr. Suppl. V p. X f. theilte ich mit, wie durch den glucklichtn
Fund eines handschriftlichen Zeugnisses, welches Herm Dr. ZaogemeUtef
in Orte (dem alten Hdrta) in die Hande fiel, die yon Mommsen C. I. L
I n. 45 cinigermassen bezweifelte Existenz eines Gef^ses mit der (vii
Garrucci^s Autoritat zurflckgehenden) Inschrifb COERAE • POCOIO toU
kommen sichergestellt sei. £in zweites Zeugniss dieser Art yerdazike
ich jetzt der brieflichcn Mittheilung des Herrn Ariodante Fabretti
in Turin. Er macht zun^chst darauf aufmerksam, dass obige InBchrih
friiher als von mir in P. L. M. E. Enarr. p. 14 und von Momms€L i
a. 0., von ihm selbst sei publicirt worden in seinem Glossarinm Itali
cum p. 1417, wo sie COIRA • POCOUO geschrieben ist, So namlitl
fand er sie in einem an Vermiglioli gerichteten Briefe G. Catena^s vod
9. Juli 1842, worin dieser Bericht erstattet uber die im J. 1838*) oDtt:
Ardoini's Leitung in Orte untemommenen Ausgrabungen und die sammt
2U7 lichen bei dieser Gelegenheit zu Tage gekommenen Inschriften >e:
zeichnet, deren grossten Theil Fabretti auch schon in sein Coq)U8 msa
Ital. aufgenommen hat. Die Catena'schen Abschriften nan derjeci^t
Stiicke, welche Fabretti mit denen des Muaeo Gregoriano vergleichei
konnte, gaben ihm die Ueberzeugung, dass, wenn Catena selbst di^
etruscischen Inschriften 'discretamente' zu lesen wusste, er mn so rich
tiger werde die lateinischen copirt haben, folglich auf die LtWi
COIRA . POCOl^O voUer Verlass sei. — MSglich allerdings an eich, dir-
Catena richtig abschrieb; aber fur verbiirgt kdnnten wir die Lesuv
doch erst dann halten, wenn ausdrucklich bezeugt wlirde, dass ^^<'
an dem I , noch nach dem A (noch nach dem letzten 0) ein jetzt w
loschter Zug gestanden habe oder gestanden haben kdnne. Cau:i>-i
oder Garrucci — die Wahl ist gleich misslich, zumal Angesicht* li-*
dritten LesungCOTRA • POCOl^O, an die sich nach wie vor dieMctt
massungen anschliessen lassen , die in Suppl. V a. a. 0. vorgetm? ^
wurden.' — Ceterum cf. Ephem. epigr. I p. 8 n. 6. C. W.j
*) 'Alau Latte ZangoinristtT aus dem Irilialt eiues cingcklebten Z«itimp»'-»'"
gaiiz richtig auf cino Zcit uacb 1S30 gcschlosseu.*
SVPPLBMENTVM V. 567
>
eonstare de novem nominibus deorum putamns cum ^pocuUh
rxm^ religione circa tempora Punici belli primi coniunctis:
quae sunt Aequitatis*), Aesculapii, Bellonae, Ceri, Curae,
Lavemae; Salutis, Saturni, Yulcaui. Nam ne de Bellona qui-
dem dubitandi sat gravem caussam video. Miram esse BE-
UOI^AI formam haud infitior. Quam non posse bellulae loco
haberi, verissime Mommsenus disputavit. Nec magis audien-
dus; quem novi ^ de lidhUa cogitare, quam dici Venerem
Yoluit. Mitto reliqua, quae tali interpretationi obstant^ omnia;
unum illud respici iubeo, ab omnibus quod sciam neglectum:
ipsias deae imaginem, ut e tabula nostra P. L. M. E. XI G
planissime apparet, anguibus crinitum caput ostendere,
quod quam est a Veneris cogitatione alienum; tam in Bel-
lonae indolem apprime convenit. Quod cum ita sit, illud
curandum erit, ut non necessario abhorrere ab antiquitate
linguae talem 2 et n liquidarum permutationem intellegatur:
quae quamvis singulari exemplo contineatur, tameu haud scio
an aliarum affectionum non minus singularium earumque
item ad consonantes pertinentium exemplis defendatur, de
quibus quoniam breviter non potest, alio loco dicetur.
Eidem Zangemeistero Agathonis titulus debetur ante
uon editus, quem tabula lithographa exhibet sub C, Reper-
tus est ille in agro Verano, cum coemeterium aedis S, Lau-
rentii extra muros ultra pristinos fines promotum est: nuncxii
autem in horreis musei Capitolini servatur. Vetustioris
aetatis, quam sola scripturae species testatur, alia indicia
certa nuUa sunt: post medium demum saeculum septimum
factum esse t litterae aspiratio documento est. Mutilis nunc
litteris plene perscriptis hoc prodit inscriptionis fragmentum:
? a^a^AONI • L
aGATHOLI
CONLEGEIS
^ARG-VITIPO
AGATHONISr
*) Hanc AECETiAi nominis interpretationem nescio qua oblivione
P. L. M. E. Enarr. p. 16 mihi tribui, quam Bernayeio Mommeenoqae
deberi recte dixeram comm. de fict. litt. p. 19 sq. [snpra p. 283].
568 PRISCAE LATINITATIS EPIGRAPHICAE
Quod fragmentum aliqua coniectura supplere velle, cum a
quattuor partium nulla intcgrum lapidem babeamus, hario-
lantis potius sit quam ratiocinantis.
Pridem a nobis repraesentatum P. L. M. E. tab. XCl A
titulum Vaticanum propterea iterandum duximus sub J),
ut culpam illic commissam, quae tamen vix haberi nostra
potest, expurgaremus. Quippe Bonnam transmissum ectypum
chartaceum ita paratum erat, ut a CALTILI nomine inci-
piens una continuitate pergeret ad TVLLI. lam cum ex
adiecta huic ectypo totius arae imagine, quam in P. L M.
E. sub a posui, planissime appareret ipsum principium tituli
a T-QVINCTIVS nomine fieri, mutato ordine hinc suum
lithographus exemplum exordiri iussus est, quando non potuit
non per totum orbem rotundae arae inscriptio pertinere tI-
deri: nec quicquam contrariam in partem significatum erat.
Ilinc Igitur consequens fuit ut sat graves dubitationes ori-
rentur de duobus, ut quidem videbatur, hominibus in supe-
riore parte arae perscriptis, tribus autem magistratibus partis
inferioris. In qua difficultate expedienda nunc demum apf-a-
ret tam felici acumine Mommsenum versatum esse C. I. L
I n. 804, nihil ut ad commodissimum intellectum iam desi-
deretur. Quod enim suspicari nemo debuerat, lacunosam
esse qualis adhuc repraesentabatur inscriptionem, id ip^um
eiusdem, cuius honorifica mentio bis facta est supra, Zaniie-
xiir meisteri virtute uunc patuit ita prorsus se habere. Is enim
cum musei Vaticani copias perlustrans in hunc lapidem io-
cidisset, bene memor nondum solutae quaestionis ilico vidii
c postico arac latere aliquam particulam pristini marmyri>
inter TVLLI et CALTILI nomina periisse, recens autera in-
serto lapidis frustulo, eiusque pauUo candidioris, guppletam
esso, sed sine litteris suppletam, nisi quod fractis I et C
litteris tenuiculi quidam apices accesserunt. Quam rationem
omnem speramus fore ut tabula nostra lithographa diligent/T
observata s[)atiorum proportione ita planam faciat, ut certiv
sima iu hice Mommseiii tale supplementum appareat:
8VPPLEMENTVH V.
569
T QVINCTIVSQ.F.LTVLLI ILFL] CALTXLI.CALTL.
MAG . DE . DVOBVS • PAGEIS • E T • VICEI • SVLPICEI
Ne quis aatem miretur in superiore arae parte, quae angu-
stior est inferiore, longiorem esse quam in inferiore inscrip-
tionem; sciendum est in superiore quidem CALT*L. et T*
QVINCTIVS nomina nuUo interstitio continuari, contra in
inferiore aliquanto ampliore aliquod inter SVLPICEI et MAU
intervallum interiectum esse. Quocum prorsus convenit quod
post CALT-L interpunctum est, non est post SVLPICEL
Sub E quam novam tesseram gladiatoriam, anni
quidem 697, exhibui ectypo stanneo usus ab Henzeno per-
amice ut solet misso, eadem est quam e Garruccii ^Disser-
tationibus archaeologicis' repctitam paucis nuper tractavi
Masei Bhenani t. XIX p. 459 sqq. coU. p. 480 [infra n. XIX
in fine]. Vbi cum dubitabam num, quod Garruccius xylo-
graphum exemplum proposuit; fidem satis servaret, non im-
merito me dubitasse lithographum nunc nostrum docet, quod
est tale:
STEPANVS
M A M M I
SPA DllXk AP
PLEN.QMET
Gravissimum est autem, quod perforandi modum (jiarruccius
prodidit veritati omnino contrarium: quod enim ille arbitratu
8U0 foramen finxit in primo tertioque tesserae latere, id xiv
quamvis fracto manubrio planissime apparet ab altero ad
quartum pertinuisse, prorsus id convenienter ei normac quam
uno fortasse exemplo excepto antiquitas constanter observavit.
Quod quam vim habeat et quam rationem^ cum alibi uberius
disputavi tum 1. s. s. p. 461 significavi.
Ceterum quam Garruccius ibidem alteram tesseram pu-
blicaverat; spectantem eam ad annum 756:
570
PKISCAE LATINITATIS EPIGRAPHICAE
•
• L.
P
SP-
AKL
VDENS
T I T I
NONAPR
■ MSERVIL-
COS
ea ubi reperta sit vel qua via ad ipsum perlata, ne in alUn»
fjuidem fasciculo ^Dissertationum' suarum^ qui heri in manuj
meas pervenit, ullo verbo aperuit. Contra de I longae usu
atque aetate ea contra me disputat p. 57 sq., disputat auten.
et calidius et obstinatius, quae eum credam non recocturuE]
fuisse, si legisset perpendissetque quibus cum aliis tum ip^.
pridem responsum estMusei Rh. t. XIV p. 298 [supra p.355]ifqi|
378 [382] sqq. 487 [381] sq. Olim disputatis quae addam, il
praesens duo potissimum habeo, non ea ad liberae tempon:
rei publicae pertinentia, quorum me finibus certo consilio tuin
fere continui, sed cum longius vagata licentia imperatoriu-
aetatis coniuncta. Primum enim in memoriam revocare ac
curatam Guilelmi Schmitzii quaestionem iuvat, qua is ^Stv
diorum orthoepicorum et orthographicorum Latinorum', Ma:
coduri editorum a. 1860, capite V demonstravit novo co:
silio I longam ei sono exprimendo adhibitam esse «j
medium quendam inter i vocalem et j consonantem luii:i
obtineret in talibus qualia sunt cins nuxior Tmiai quae hl
Cicero cum Caesare EIIVS POMPEIIVS MAIIA MADo:
TROIIA COIIVNX scripsissent paullo molestius, post m-i
tautum ElVS scriptura invaluit, sed novo praeterea arti^
vel EIlVS vel adeo ElIVS formae excogitatae sunt. — A
tcrum est, quod idem me Schmitzius monet eis addem' -
fuisse quae de I longae in ^monumento Ancyrano' crebntat
xvdixi in nupera de tesseris commentatione p. 339. In exem:^-
enim ex ipso principio monumenti illic commemorati'* ^-
etiam IMPERIO habeatur, hoc autem vocabulum dubit./-
nulla sit quin primae syllabae vocalem brevem habeat, n:
ullo modo longam, oblitus sum de caussa talis scriptir-'.
cuius non mediocris in Caesareae aetatis titulis fre(|uei::.
uno verbo monere. Quam prorsus cum Schmitzio coiis»l'
SVPPLEMENTVM V. 571
Don esse aliunde repeteudam nisi e reverentiae sensu quodain
quae ipsius IMPERATORIS personae atque maiestati deberi
yideretur.
Commode explendae tabulae aptum erat fragmentum e
manabrio scyphi vitrei superstes, quod a Brunnio possessum
et mecum communicatum sub F imitandum curavi. In su-
periore parie scripta
ASINI
PILIPI
nomina; quae in inferiorc minus plene iterantur, ipse iam
Brumiius in 'Bullettino' arch. Rom. a. 1864 p. 83 rectissime
dixit temporibus medio saeculo septimo prioribus tribuenda
videri propter neglectam cum aspirationem tum geminatio-
nem consonantium. Omissi autem praenominis haec fortasse
caassa fuit; quod non uni alicui Asinio, sed eiusdem gentis
et familiae hominibus pluribus communique usui domestico
vasculum destinatum erat.
XIX.
Die Tesserae gladiatoriae der ROmer.*)
(Mit drei lithographirten Tafeln**)).
I.
293 Unter den inehrfaeheu Arten von ^tesserae', die im Alter-
thum iiblich waren und aus ihm auf uns gekommen smi,
haben von jeher eine besondere Aufmerksamkeit diejenigen
auf sich gezogen, welche man sich seit lange gewohnt bat
als Hesserae gladiatoriae' zu bezeichnen. Es sind diess he-
kanntlich jene kleinen vierseitigen, der Figur eines Parallel^
pipedon nahe kommenden Stabchen von Knochen oderElfen-
bein***), welche am vordern Ende mit einem verschiedentlich
gestalteten, zugleich durchbohrten Knopf zum Anbinden oder
Aufhangen versehen, auf jeder Langseite eine Schriftzeile
fiihrcn: auf den zwei ersten in der Regel die Namen eines
Sklaven und seines Herrn, nur einigemal eines Freiln; auf der
dritten nach der Sigle SP, die sehr selten variirt erscbeiDt
die Angabe einos Monatstages; auf der vierten in abgekunten
Namen einc Consulatsbezeichnung. Allmahlich durch neue
Funde bis zu einer Zahl von 60 — 70 fiir acht gehaltenen
Stiicken angewachsen, erstrecken sie sich von den Zeiten
des ersten Mithridatischen Krieges oder genauer vom Tode
*) [Abhandhingen der k. bayerischen Akademie derWiss. IteCla^s*
Xter Band Ilte Abtheilung (1864) p. 293—356.]
**) |I)ie hier beigefiigten Tafeln I — III sind jetzt unter n. XX—
XXII wiederholt. C. W.]
***) Ein cinziges Mal wird Hirschhorn als Mat^rial erwahnt, a^^
zweifelhaft; s. u. die Anmerkung zu n. 12.
DTE TBSSERAE GLADIATORIAE DER ROMER. 573
des Marius und Cinna Qber eineu mehr als anderthalbhun-
dertjahngen Zeiiaraum bis in die Regierung des Yespasian
hinein, wo sie ebenso plotzlich abbrechen, wie sie in der «94
SuUaniBchen Periode znerst auftauchen. Eein Wunder dass
sie, bei dem entschiedenen chronologischen Interesse das sie
darbieten^ sowie bei der Rathselhaftigkeit ihrer Bestimmung;
seit mehrem Jahrhunderten eben so sehr Gegenstand der
wissenschaftlichen Erorterung wie der dilettantischen Lieb-
haberei geworden sind, eben danim aber auch der litterari-
schen oder industriellen Falschung.
Nach vereinzelten Publicationen und gelegentlichen Be-
sprechungen irClherer Zeiten, und den dfirffcigen Anfangen
einer ZnSammenstellung wie sie schon Manutius, Gruter,
ReinesinSy Fabretti versuchten, war es erst in nnsem Tagen,
dass Clemente Cardinali eine umfassendere, auf YoUstan-
digkeit ansgehende Sammlung untemahm; nnd zwar zweimal.
Zuerst 1824 in seiner ^Dissertazione intorno alcune tessere
gladiatorie inedite^ gedruckt in den ^Memorie Romane di
antichita e di belle arti' Bd. II (Roma 1825) p. 129—152,
wo er 37 StCick zusammenbrachte (mit einem Nachtrag in
Bd. III p. 69. 77), auch die ersten Schritte zur Ausscheidung
maihmasslich unachter that. In beiden Beziehungen fUhrten
den Gegenstand weiter Giovanni Labus in den Zusatzen
za dem von ihm verdffentlichten Aufsatze S. A. Morcelli^s:
^DeUe tessere degli spettacoli' romani' (Milano 1827) p. 47
—52, nnd Oraf Borghesi in der Abhandlung ^Sopra due
tessere gladiatorie consolari scoperte ultimamente in Roma',
die im 548ten Bande des ^Gioraale arcadico di scienze, lettere
ed arti' (Roma 1832) p. 66—98 erschien und demnachst im
zweiten Bande der durch kaiserliche Munificenz bewirkten.
Gesammtausgabe der Borghesi'schen Werke wieder erscheinen
wird.*) Auf diese Materialien sowohl als kritischen Ent-
Bcheidungen gestiitzt veranstaltete sodann Cardinali seine
zweite, ansehnlich vermehrte Sammlung in den zu Yelletri
1835 herausgegebenen ^Diplomi imperiali',* in denen sie von
*) 'Die Borgheai^Bche Abhandlang steht nicht im zweiten, sondem
im dritten Bande der Pariser ^Oeavres compl^tes' p. 335— 366.' Nach-
trag anf p. 356.
574 DIE TESSERAE GLADIATORIAE
p. 121 bis 124 eineu eigenen Excurs bildet^ welcher 57 achte
und 27 gefalschte oder der Falschung verdacbiige Stucke
aufzahlt. Was seitdem von einzelnen Entdeckungen hinzu-
kam^ pflegte regelmassig in den Schriften des archaologi-
schen Instituts in Rom zur offentlichen Kunde zu gelangeA
und besprochen zu werden: durch Cavedoni Bull. WM
p. 231 und 1835 p. 205; Labus ebend. 1835 p, 107; Ca-
pranesi ebend. p. 44; Borghesi ebend. 1842 p. 31 und
2!i6 Annali 1850 p. 358; besonders aber durch Henzen, haupt-
siichlich Ann. 1848 p. 287 (womit sich die Publicatioiien
von Roulez in den 'BuUetins de racademie des sciences et
belles lettres de Bruxelles' 1841 t. VIII, 1 p. 98 decken), so-
dann Ann. 1856 p. 45; 1859 p. 5, desgleichen BuU. 18»j"
p. 173 und 1862 p. 81. Nach diesen Vorarbeiten hat dit .
jiingste, zugleich voUstandigste und genaueste Zusammen-
stellung des gesammten MaterialS; welche Th. Mommsen ■
im ersten Bande des ^Corpus inscriptionum Latinarum' p.
195—201 (nebst den Nachtragen der ^Addenda' p. 560) ff-
geben, die Gesammtzahl der fiir acht zu haltenden Tessera^
auf 62 festgestellt, wahrend zugleich die wohlthatige Scharfe
seiner negativen Kritik etwa 30 als ^suspectae et falsae' aur
geschieden hat, unter ihnen natiirlich auch die lange Reilit^
vollig abgeschmackter Fictionen, die schon Borghesi mi:
Einem Wort beseitigt hatte. Dass diese Eritik in mehrern
Fiillen (obenan bei n. 757. 758) sogar noch scharfer hatw
durchschneiden soUen, wird sich spater ergeben.
Die werthvoUste Bereicherung, die das vorher bekannt*' ,
Material hier erhalten hat, besteht unstreitig in der Auf- »
findung einer, wenngleich nur handschriftlich ilberliefertec '
Tessera von Arelate (n. 776*), die zu den zwei bis dabiL
allein bekannten municipalen Tesseren aus der Umgegeiit
von Parma und von Mutina als dritte hinzugekommen ist.
wiihrend alle librigen ohne Ausnahme romische, darum auch
(so weit wir dariiber unterrichtet sind) in oder bei Rom g^
funden sind. Offenbar ist sie aber zu Mommsen s ienntnij-
erst gekommen, als seine Bearbeitung der ubrigen Tesserv^n
schon abgeschlossen war; sonst hatte er schwerlich unt«»r
lassen vou ihr diejenige Anwendung zu machen, durch weKL»
DER ROMER. 575
die ganze alte Streitfrage dber die eigentliche Bedeutung und
Bestimmung dieser Tesaeren endgfiltig entschieden wird.
Bekanntlich war man in dieser Beziehung seit geraumer
Zeit, laut oder stiilschweigend^ Ubereingekonunen, die Ab-
kiirzang SP als SPectatus zu verstehen und auf das dfifent-
liche Auftreten des auf der Tessera genannten Individuums
in bestimmten Gladiatorenspielen zu beziehen: eine Auffas-
sung, die zuerst, wie es scheint, von Fulvius Ursinus (bei
Andr. Schott ^Nodi Giceroniani' II, 6) aufgestellt, nach andem
Ton Gasp. Al. Oderici in den ^Dissertationes et adnot. in
aliqQot ineditas Teterum inscriptiones et numismata' (Romae
1765) p. 185 getheilty weiterhin von Amati im ^Giomale S96
arcadico' Bd. 32 (1826) p. 105 empfohlen, neuerdings vor-
nehmlich durch Labus neubegrUndet und in Umlauf gesetzt
ward, zuerst in den Zusatzen zu Morcelli (1827), sodannk
zum zweiten und dritten Mal im ^Bullettino delF Inst. ar-
cheoL' 1835 p. 107 ff. und in der Vorrede zu Visconti's
'Monumenti Gabini della villa Pinciana' (Milano 1835) p.VI ff.
Dazu gab in jiingster Zeit seiue Zustimmung am ausdriick-
lichsten Furlanetto in 'Antiche lapidi Patavine' (Pad. 1847)
p. 121 ff. Dieser Auffassung ist jetzt Mommsen entgegen-
getreten: nicht als wenn er sie schlechthin verwQrfe, aber
docb insoweit, dass er sie fQr unbewiesen erklart und sehr
bestimmte Bedenken gegen sie geltend macht, fiir die er
keine genQgende Ldsung sieht: daher er auch den Namen
^tesserae gladiatoriae' ganz beseitigt und dafQr die nichts
prajudicirende Bezeichnung ^tesserae consulares' eingefiihrt
hat Und seine Griinde scheinen wenigstens ftir Henzen
ganz liberzeugend gewesen zu sein, wie man aus dessen
Aensserungen im Bullettino dell' Inst. 1862 p. 81 f. um so
dentlicher erkennt, je vertrauensvoller er sich frtiher in seiner
gelehrten ^Explicatio musivi in villa Burghesiana asservati'
fin ^Dissertazioni della pontificia accad. Rom. di archaeol.'
Bd. 12, 1852) p. 104 der alteu Erklarung angeschlossen hatte.
Wenn es nun uustreitig ein Verdienst ist, Zweifel zu er-
heben gegen traditionelle Meinungen denen die rechte Be-
grundung fehlt, so wird es anderseits nicht fiir unverdienst-
Hch gelten, solche Zweifel zu heben und eine herkommliche
576 DIE TESSERAE GLADIATORIAE
Vorstellung mit neuen Beweismitteln in ihr Recht einzu-
setzen: wie diess die Absicht der folgenden Blatter ist.
Um diess iu zugleich einleuchtender und anschaulicher
Weise thun zu konnen, habe ich erstens eine ubersicht-
liche Zusammenstellung aller bisher bekannt gewordenen Te.-^-
seren ftir zweckdienlich gehalten, wie sie die nachfolgeud*?
Tabelle gibt; und zweitens die moglichst vollstaodmf
Facsimilirung der Originale be wirken zu soUen geglanbt, wie
sie auf den drei beigeftigten Tafeln erscheint.
Tn die Tabelle sind, aus Nutzlichkeitsgrunden; au?>er
den achten Stucken sogleich auch diejenigen aufgenommeo.
welche sich nur uberhaupt, vermoge einer irgend verstand-
lichen Jahresdatiruug, in die chronologische Reihenfolge ein-
ordnen liessen, jedoch so, dass die von erweislicher Unacht-
2117 lieit mit f, alle irgendwie zweifelhaften oder angezweifeltei.
mit * bezeichnet sind. Wobei ich nicht verhehlen will, das>
rnir, nach subjectiver Empfindung, die Asterisken so ziem
lich alle fiir Kreuze gelten. — In der ersten Columne i?:
zur leichtem Orientirung die Mommsen^sche Numerirung ii
Klammern beigesetzt, in der zweiten die Nachweisung der
facsimilirten Nachbildungen gegeben.
Was diese Nachbildungen betriJBFt, so enthalten Tafel I [XX
und II [XXI] bisher noch nicht facsimilirte StUcke; auf Tafel III
[XXII I habe ich mich aus bewegenden Grunden nachtraglic*
entschlosscn auch alle diejenigen zu wiederholen, welche bereit-
in den Triscae latinitatis monumenta epigraphica* auf Ta^^
III und Tafel XCVII (Enarr. p. 91. 92) gegeben waren, fTi:
die ich demiiach hier eine Vergleichungstabelle folgen lasse*
Taf. 111 ^ == Monum. III ^Taf. III E = Monum. III A'
B = „ XCVU H\ F = „ III f
C = „ XCVll J\ G = „ III V
n = „ III J\ H = „ III ^'
*) Niir n. 30 = Mon. III T ist wegen besonderer Bucksi^fit*:
schou aut' Tafel I N geeetzt worden: so wie anderaeits die eigenliul
auf Tafel II gehorige n. 45 aus Noth ans Ende von Tafel III konmf:
musste, weil zu deren Abdnick und Zeichnung erst sehr Bp5t, d-*'*
langcn und hingebenden Bemiihungen Dr. Uelbig's, von deo Hilt^rr
des Collegio Honiano die Erlaubniss zu erlangen war.
DER BOMER. 577
Taf. m J= Monnm. III B
K= „ ra P
L= „ III W
M= „ III N
N= „ m z
Taf. III 0 = Mon. XCVII Z
P = „ III i?
Q = „ XCVII iT
R= „ xcvn Jf
S= „ III S
Es Bind jedoch diese sammtlichen Stiicke keineswegs nach
den frtlheren Lithographien wiederholt, sondern durchgangig
nach den noch in meinen Handen befindlichen Original-Zeich-
nungen oder AbdrtLcken, zu einem ansehnlichen Theile auch
nach neuerdings erhaltenen Mittheilungen neu gezeichnet
worden. Sehr sorgfaltige Zeichnungen sammtlicher im ^Ca-
binet des m^dailles et antiques' befindlichen StUcke verdanke
ich der entgegenkommenden Gfite des Herm Ernest Des-
jardins in Paris. Wie bei diesen^ so bin ich auch bei den
romischen, den Florentiner und den Neapolitaner Tesseren
dorch die gefallige Vermittelung der Herren Heinrich
Brunn und Wolfgang Helbig, August Reifferscheid
nnd Franz Umpfenbach, sowie Giulio Mineryini^ m^^
den Stand gesetzt worden, jetzt die genauen Umrisse der
Knopfe binzuzuf&gen, mit denen die Originale versehen sind;
wenn dieselben in frQheren Mittheilungen als ffir epigraphi-
sche Zwecke unwesentlich meist ganz bei Seite gelassen
waren, so gewaimen sie doch fUr mich im Laufe der Unter-
suchung eine gewisse Bedeutung unter einem Gesichtspunkte,
Ton dem zu n. 33 die Rede sein wird.
Zu den hier zum zweitenmale erscheinenden 19 Facsi-
miles sind nun auf Tafel I und II [XX. XXI] zunachst 23
nene unter A bis Z hinzugekommen. Vermehren sie auch das
urkundliche Material, das bis jetzt zu Gebote stand, nur um
zwei friiher gar nicht bekannte und ein erst halb bekanntes
Stflck (n. 6. 31. 23), so wird doch der Werth auch der ttbrigen
ftir Berichtigung oder SiCherung bisheriger Lesungen, fQr die
palaographische Wdrdigung, sowie ftir verschiedene andere
Punkte aus den nachfolgenden Erorterungen genugsam her-
vorgehen. Ihnen reiht sich sodann auf Tafel II [XXI] unter
(i bis g noch eine kleine Zahl ausgemachter Falschui^en an, um
auch von diesen ein anschauliches Bild vor Augen zu stellen.
— Der beste Theil dieses ganzen Zuwachses, namlich n. 1.
ra. RITtCHKUI OPVBCTLA IV. 87
578 DIE TESSERAE GLADIATORIAE
4. 9. 10. 23. 27. 41. 52, ausserdem noch 72. 73. 74, betriffi
Originale des British Museum in London, von denen ich vor-
treffliche Kautschuk-Abdriicke, durch die Vennittelung mei-
nes Freundes Dr. Walter Perry, den iiberaus gutigen Be-
miihungen des Herrn William Forsyth, Queens Coimsd
und der preiswiirdigen Liberalitilt der Vorsteher des Museums
verdanke. Andere Wohlthater, die mich dureh Mittheilung
einzelner Stiicke oder belehrende Auskunft verpflichtet hakn
werden bei der Einzelbesprechung mit geziemendem Danke
zu nennen sein. — Als Ersatz fiir verschoUene oder durch-
aus unerreichbare Originale habe ich die Wiederholung alte-
rer Stiche aus gedruckten Werken nicht verschmaht; so roli
sie auch grosstentheils sind und so augenscheinlich ungenu-
gend in Absicht auf palaographische Treue, so lasst sicb
doch immerhin Einiges aus ihnen lernen oder schliessen.
Auf solche Quellen, die sich zuerst bei Mommsen voUstaDdig
benutzt finden, deuten die unter die beziiglichen Stiicke ge
setzten Namenschiflfern, namlich:
2i»9 Sad. = Dialoghi di Don Antonio Agostini intomo aDe
medaglie inscrittioni et altre antichita tradotti da
Dion. Ott. Sada. Roma 1592. fol. — p. 71 (n. 5
8. 34).
Pign. = Laur. Piguorii de servis commentarius. Aug.
Vindel. 1613. 4. - p. 162 (n. 71^).
Tom, = De tesseris hospitalitatis liber singularis auetore
lac. Phil. Tomasino. Vtini 1647. 4. — p. 72 (n. 4^1
76. vgl. zu 41). — Die Ausgabe Amstelod. 1670. 1-
wiederholt p. 115 auch die Stiicke des Sada.
Gna, = Musei Capitolini antiquae inscriptiones a Trm\
Eug. Guasco editae. Romae 1775 sq. fol. — t H
p. 67 (n. 70).
Auderer Biicher, in denen sich noch gestochene Nacli-
bildungen finden und deren an ihrem Orte Erwahnung z-i
thmi sein wird (s. besouders zu n. 41), bedurfte ich fur di^
sen Zweck nicht, da mir fiir die daselbst .gegebenen fcftiioke
dio Originale zugiinglich waren.
C • IVL • M • AEM 1
708
M . ANT . P • DO
710
1
L • VIN • Q • LAR
721
LMP^C COS 1
T>?i-ir>2
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IMP • C • VIII • T • TAV ;
T25i
1 s '
IMP • CAJil • X • C • NORB ^
730 *
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M • LOLLIO • COS
733 *
C • SENTIO
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1
1 i
C • SENTIO • COS
735 Mutin. '
C • FVRN • C • SIL
737
1
1
M • LICIN • CN • LENT
740
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741 t
1
1
1
C • ASIN • C • CEN • COS
746
1
TI • CLAV • CN • PISON
747
L • LENT • M • MES • COS
751 *
L • CAN • Q • FABR • COS
752
l
C • VIB • C • ATEI • COS
758
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C • VIB • C • ATEI • COS
758
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L • ARRVN • M . . . .
759
M • LEP • L • ARR • COS
759
' 1
1
M • LKP • L • S ON . COS
759
1
M • LEP • L • NON
759 *
1
1
A • LIC • Q • CRET • COS
760
1
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/W • LEP • T • STAT • COS
7G4
C • SIL • L . MVN • COS
766
1
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DRVS • C • C . NORB . CO
768
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DRVS.C^M SIL^COS
768
DRVS • C • M • SIL • COS
768
1
M • SIL • L • NORB • COS
772
M • SIT, • L • NOR • COS
772 t
1
SKR • COR • L • VIS
777
c
M • ASIN • C • PET
778
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L • ASPR • A • PLA VT
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1
L • ASPR • A • PLAVT • C
782
1
CAM • ARR • CN • DOM
785
1
L • SVLL . L . SVLP
786
1
M • VETTIO • M • AR . .
794 807
•/| f .
TI • CL • CAES • II • C • CAEC • COS
79.0
1
PATERC • ET • SALI^
813
1 T. 1
>^ 1
L • FLAVIO • FIM • C • ATI
824 ?
■
T • U AES • AVG • F • III • AELIAN • U
827
I DER ROMER. 579
I
f *
n.
•
Die nachstehenden Bemerkungen zu einzelnen Num-
mern der mitgetheilten Tabelle beschranken sich, neben der
Erlauterung der Facsimiles, lediglich auf Erganzung oder
Berichtigung des Mommsen'schen Textes, dessen litterarische
Nachweisimgen, die ein wesentliches Verdienst seiner Bear-
beitung bilden, ^berall vorausgesetzt werden. Wenn es einige-
mal der Zusammenhang der Erorterung unvermeidlich macht,
die Beziehung unserer Tesseren auf die Gladiatur als schon
bewiesen Yorauszusetzen^ so wird das die spatere Darlegung
zu rechtfertigen haben.
1 (717) = Tafel I \XX]A. A. W. Zumpt sah diese Tes- soo
sera des Britischen Museums in zwei StUcken, dle er aber fQr
Theile verschiedener Tesseren hielt und unyoUstandig copirte.
Das Facsimile zeigt, dass und wie sie der Lange nach in
zwei Halften zerbrochen war, die oflfenbar jetzt wieder zu
einem Ganzen zusammengefUgt sind. Ganz derselbe Fall
scheint es, nach Ausweis des Abdrucks und des Facsimile's,
mit n. 10 zu sein: wahrend wir es bei n. 9 und 23 nur mit
Rissen der Oberflache zu thun haben, die sich bei Knochen
oder Elfenbein so leicht einstellen. — In palaographischer
Beziehnng verdient hervorgehoben zu werden, dass sich in
dieser Classe von Monumenten der Gebrauch des quadrati-
schen (oder fast quadratischen) P in einer Anzahl von Fal-
len weit tiber die Zeitgrenze hinaus, wo es sonst allgemein
verschwindet, wie traditionell forterhalten hat^ vermuthlich
mit darum, weil es bequemer zu schneiden war als das ge-
rundete P. Wie hier, so n. 4. 5. 8. 9. 11. 23. 34, und mit
zum Theil auffallendem Wechsel beider Formen n. 6. 10. 17.
21: also noch im achten Jahrhundert. Auch die eigenthiim-
liche Figur des N, in der die zweite Verticallinie betracht-
lich h5her reicht als die linke, ist bemerkenswerth; sie kehrt
wieder n. 4, wo sie Zumpt misverstandlich filr eine Ligatur
von NI (wie in n. 13) nahm, desgleichen n. 2. 9. 11. 15. 23.
— Der Sklavenname COCERO dbrigens, der jeder Ableitung
aus dem Griechischen oder Lateinischen spottet, wird eben
danim auslandischen Ursprungs sein, obwohl er nicht eben
37 ♦
1
580 DIE TESSEBAE GLADIATORIAE
barbarisch klingt. Einen bestimmtem Anhaltspunkt Lj
mein sprachenkmidiger College Gildemeister in keiner j-
kannten Sprache; am unwahrscheinlichsten ware nach iL
eine Herkunft aus dem Semitischen, also auch PuniscL-
woran jemand dachte.
t 3 (p. 560^) = Tafel III [XXH] B. Diese Tessera ^
^Cabinet des medailles et antiques' zu Paris wurde En*r
p. 90 als unacht bezeichnet in Betracht ihres Materials, weil i
allein unter allen iibrigen nicht von Knochen oder Elfenbf -i
sonderu von Metall sei; doch wurde daneben der MogHchtrr
liaum gelassen, dass es die modeme Copie eines alten Stuci
sein konne. Denn dass liberhaupt solche Copien, wenn au»:
zunachst ebenfalls in Knochen oder Elfenbein, von acht^'
Originalen mehrfach gemacht worden sind, ist eine Th^:-
sache, die durch n. 16. 18 und 34 (vgl. zu n. 41) bewie^fi
301 wird. Jene Moglichkeit aber kann ein nicht unbedeutenilt^
. i
Gewicht dadurch zu gewinnen scheinen, dass sich in eiB-r
andern Pariser Sammlung, im Cabinet des Herrn Brunr
de Presle, zwei gleichfalls metallene Tesseren vorfind*^:
deren eine mit dieser des HERMETVS identisch und n r
ein zweites Exemplar*) ist, die andere aber, unter n. 6 hic
zum erstenmal publicirt, in ihrer ganzen Fassung und unter
jedem sonstigen Gesichtspunkte so durchaus normal erscheinL
dass gegen die innere Aechtheit kein noch so leises Bede&
ken aufgebracht werden kann. Ich verdanke ihre KenntnisN
nebst sorgftiltigen Papierabdriicken, der zuvorkommenda
Giite des Herm Emil Egger, dessen brieflichem Berichtc
ich das Folgende entnehme. Erworben habe sie der jehk^
*) Doubletten im strengsten Sinne aind es nur insofem nicfai, a:>
die Schrift doch kleine Verschiedenheiten zeigt, theils in der GesUli
der Buchstaben, theila in der Interpunction, die im Brunet^scheD ExeE
plar hinzutritt zwischen D und IVNIVS, nach SPECT, zwiBchen Q nrl
CAT, vielleicht auch zwischen LEPID und Q (denn der mir vorlir
gende Papierabdruok ist hier nicht scharf genug). An AbguMe va
zwei verschiedcnen Formen braucht man darum doch nicht za denktc
da ja die Schrift auf die glatt gegossenen Stucke kann hinterher afi*
freier Hand eingravirt scin. Auch das Brnnefacho Exomplar nach Jt^
Papierabdruck nochmal» besonders zu facsimiliren schien mir nicht J<"
Miihe worth.
DER HOMER. 581
ntzer aus dem Nachlass ^Oberlius': jedoch uicht etwa des
?n Strassburger Professors J. J. Oberliii, der 1806 starl),
idem eines Enkels Yon ibm, der um 1831 oder 1832 in
ria starb.*) Und zwar zugleich mit einer ebenfalls bron-
len Copie eines 'romischen Fusses', der doch schwerlich
\ Product eines freischaffenden Falschers war. Auf ange-
^en Eltiketten aber werden sie als ^Copien von Originalen'
scichnety welche letztere sich im Besitz des Abbe de Tersan
Vtnden. Dieser bekannte Antiquar, Liebhaber und Samm-
von Kunstgegenstanden und Alterthflmem, Gharles Phi-
pe Campion de Tersan, hiuterliess bei seinem Tode 1819
le reiche Sammlung^ die in demselben Jahre zur offent-
hen Versteigerung kam auf Grund eines gedruckten ^Cata-
;ue des objets d antiquite et de curiosites laissees par — ': aos
den Artikel der Biographie universelle anc et mod. Bd. 45
105. In diesem Katalog finden sich nun zwar die beiden
ssBeren nicht speciell verzeichnet; darauf ist indessen ein
^wicht darum nicht zu legen, weil es iiberhaupt nur ein
hr summarisch gemachtes Verzeichniss ist^ worin hauiig
iter einer Nummer eine Anzahl verschiedener, nicht nament-
^h aufgefilhrter Gegenstande mit etc. zusammengefasst sind
id so namentlich auch unter n. 219 der ^pied romain' mit
nem solchen nachfolgenden ctc, steht. Schade nur^ dass
ir eben darum auch nicht erfahren, ob die beiden Tersan'-
^hen StUcke, als deren Copien die OberIin'schen bezeichnet
^erden, von Elfenbein oder etwa selbst nur von Bronze
^areu**), d. h. Copien der, wir wissen nicht wo zu suchenden
*) Da dieser, wie mir hinzugefCigt wird, bei seinem Tode erst
wanzig Jahre alt war, so wird es sein om 1829 als Vierzigjahriger
«Btorbener Vater sein , der die Copien der Teraan^schen Sttlcke erwarb.
^ide, Bowohl der Sohn ais der Enkel des alten Obcrlin, waren 'em-
iloyc^ au cabinet des m^ailles'. — £s l&ge nahe anzanehmen, daas
« Seradezn die (m5glicher Weiae nur bronzenen) Tersan^scben Stilcko
lelbst waren, welche der mittlere Oberlin bei der Versteigcning 1819
^n aich gebracht hfttte, wenn cs nicht eben in Herm Egger'8 Bericht
iUBdrdcklich hiesBO: 'j'ai sous les yeuz les copies en bronse de deuz
^^B^res dont Toriginal, suiTant nne note attach^e k chacun de ces
petits bronses, appartenait k Tabb^ de Tersan.'
**) hi diesem Falle kOnnte sehr wohl das jetzt im Gabinet des
582 DIE TESSERAE GLADIATORIAE
wirklichen Originale. Sei dem aber wie ihm wolle: d^ ».
auch Elfenbein-Tesseren genug haben, die ganz uui :
fingirt sind, so sind wir in keinem Falle behindert, ^
unsere Stiicke lediglich nach innem Kriterien der AecLt-
oder Unachtheit zu wiirdigen. — Da tritt uns denn, wa^ .
Hermetus-Tessera betrifft, zunachst die Abkurzung SPi
statt des normalen SP entgegen^ die fiir Mommsen duri
gangig als kaum triigliches Zeichen der Falschung gegtl'
hat. An sich ist nun allerdings nicht zu leugnen dass, v:::
SP wirklich SPectattis bedeutete, dieses Wort auch ein :•
das andere Mal anders als gewohnlich abgekiiizt werc :
konnte, da ja bekanntlich in diesem Punkte die Romer ii
allgemeinen ausserst lasslich waren. Und dieses um ^
mehr, als in der That in einem Beispiel die ebenfalk i
weichende Abkiirzung SPE (in n. 26) nicht zu bezweifeln i?:
vollends aber seitdem durch die merkwurdige Tessera t i
Arles (n. 12) auch ein SPECTAT zum Vorschein gekomM
ist. Aber dennoch: jener allgemeinen Lasslichkeit halt i-
auch wieder, gerade bei den Romem, eine merkwurdi.*
Ziihigkeit das Gegengewicht, mit der sich in einem be?*^
dern Kreise der Kunstiibung ein Traditionelles und hidif:
duelles so unvenindert fortpflanzt, als wenn es unter eic':
303 besondem schiitzenden Banne stande. Kannten wir eiu e-:
ziges Stiick mit SPECT, welches ubrigens keinerlei Vd-
dachtsgrund darbote, so wiirden, ja miissten wir uns hml
gen; aber dass im Gegentheil von den einzigen drei NcJ-
mem, welche ausser der unsrigen jene AbkUrzung n«x.
haben, die eine (38) entschieden falsch ist, die beiden aDi-
(5. 32) anderweitige Unregelmassigkeiten aufzeigen, die t-
keinem einzigen der unzweifelhaft achten Stiicke wiederke:
ren, das ist ein zu verfangliches Zusammentreffen, als ii>'
man sich bedeutender Scrupel erwehren konnte und nii-'
medaiUes befindliche Exemplar der Hermetua-Tessera eben diM Ter>-r
sche sein , wiihrend die Pilodamus-Tessera beim Verkanf der TerNii
schen Sammlung nicht gleichzeitig miterworben worden wSfe, Vof»-'
gesetzt niimlich , dass die erstere nicht etwa schon vor 1819 im ^^
des Cabinet des mddailles war, iu welchem Falle wir die Eii«to ^^'-
verschiedener Exemplare anzuerkeunen hiitten.
DEB ROMEB. 583
ielmehr der yermuthimg Raum geben sollte^ SPECT stamme
rst aus der Zeit, in der die Antiquare in dem Begriff specta-
ts (oder auch^ wenngleich thorichter Weise, spectavit) die
.uflosuzig der Sigle SP gefunden hatten. — Fur unsere Tes-
?ra bediirfen wir tibrigens soIcherWahrscheinlichkeitsberech-
ungen gar nicht^ um ihre (Jnachtheit einzusehen. Zwar
a8 Bedenken, welches die Namensform Hermetus hervorruft,
rerden wir darangeben mUssen. £s ist wahr, sie fQgt sich
einer sprachlichen Analogie und weist jede normale Ab-
3itung von sich; aber wie wir uns bei romischen Gogno-
lina, namentlich von Sklaven, schon an manches haben ge-
rohnen miissen, dessen ratio rathselhaft bleibt, so wird in
ler That auch HermeUiS durch einen P • STATIVS • HERME-
rVS bei Orelli n. 4453 sicher gestellt; wozu noch bestatigend
OREIO . HERMETIONE ebend. 2325 kommt: zwei Belege,
kuf die mich K. Keil's freundliche Mittheilung aufmerksam
^emacht hat.*) — Aber, was die Hauptsache ist, der ganze
D. Iimivs Hermetiis ist unzulassig. Es konnte natUrlich nur
3in Freigelassener sein. Dass kein Ij{ibertm) nachfolgt^ hatte
swar nichts zu sagen; denn auch das H(ervus) ist nur drei-
tnal (n. 12. 26. 35) hinzugefiigt; sonst regelmassig weg-
*) [Im Rhein. Mus. Bd. XIX (1864) p. 463 bemerkt Ritschl hieraber
Folgendes: 'Wenn ich den Namen i/erme^u^, trotz der starksten gram-
matischen Antipathie, doch mit K. Keil dnrch die Inschrift Or. 4453
geschutzt glaubte, so erfahre ich jetzt durch Hflbner, dass diese Inschrifb
^usserst TerdSrChtig sei. Das kann unser einer, wie diese Dinge annoch
liegen, nie wissen, wenn der in solcher Beziehung sonst so sorgf^tige
Henzen keine Andeutnng der Un^chtheit gibt. Ist sie fidsch, desto
bosser, weil dann zu den ubrigen Grfinden fur dieVerwerfung der Tessera
noch eiu neuer kommt', und weiter in den 'Acta soc. philol. Lips.' II
WlTi) p. 60 Anm. diess: 'Yalde suspectum esse hunc titulum Huebnero
auctore significatum Mus. Rhen. t. XIX (a. 1864) p. 463. Vnde multo
etiam certius tesseram illam gladiatoriam , eamque non osseam sed
a^ercam, damnandam esse apparuit idem Uenmtus nomen offerentem,
quam iam in Commentariis academiae Bavaricae cl. I vol. X part. 2
[^ 1864) p. 303 reieceram ut noviciam. Vbi comparatam nominis for*
inam Hermetione (apud Orellium n. 2326, in Lugdunensibus Boissieui
p. 36) facile intellegitur non ab Hennettis, sed ab Hermetis genetivo
ductam esse.' C. W.]
584 DIE TESSERAE GLADIATORIAE
gelassen.*) Aber dass ein Nichtsklav — gleichTiel ob z
genuus oder libertus — als Gladiator aufgetreten^ wire rj
jene Epoche der Republik etwas schlechthin Unerhcr.^
Dass es in den Kaiserzeiten nicht nur yorkam, sondem s^o:
304 gewohnlich wurde, wissen wir durch zahlreiche Zeugnis-:
die nach Lipsius Saturnal. II, 3 am yollstandigsten von L
Friedlander im Rhein. Mus. X p, 552 ff. zusamineDger^tel
sind. In unsern Tesseren findet sich das alteste Beispiel ii
J. 740 (n. 37); ausserdem nur noch vier andere (n. 40. L
49. 63) aus den Jahren 747. 752. 760 und der Regieraii:
des Claudius. Allerdings wird uns von Sueton Caes. 39 ui
Dio 43, 23 berichtet, dass schon bei C. Julius Caesars vier
fachen Triumphziigen (708) romische Ritter, nach Suetv-
selbst ein gewesener Senator, als Gladiatoren auftraten; a?*^*
abgesehen von dcr ganzen Ausnahmestellung dieses Anlasr:-
machen auch die drei Jahrzehnte seit dem Tode des Sul;
in der romischen Sittengeschicht^ einen gewaltigen Untff
schied. Noch weniger beweist der brutale Zwang, den einn-
romischen Biirger Fadius der Quaestor Balbus authat nac*
dem Bericht des Asinius Pollio (vom J. 711) in Cicero^s Bri--
fen ad fara. 10, 32. Ganz ungehorig aber ist es, wenn Labt-
(zu Morc. p. 50) hier die Spiele einmischt, die Scipio in
J. 548 in Spanien gab, bei denen nach Livius 28, 21 fej-
Eingeborene freiwillig auftraten. — Schliesslich ist es der
Beachtung nicht unwerth, dass auch in der aussem Foro
unsere Tesscra von allen ubrigen dadurch abweicht, dass &i
als Griff nicht den gewohnlichen Knopf, sondern einendurct
bohrten Ring hat, zugleich aber als Abschluss des andert
Endes nicht den gewohnlichen, nur durch eine Abtheilun?*
*) Labus' Gedanke, diesea S fiir Secutor zu nehmen (Bull. ^^
p. 107), ist entschiedcu unzulassig. Ist auch die Moglichkcit dcr Sii.Hi
zuzugeben nach den Beispielen bei Kellormann Vigil. p. 22, wow e:i
S kcJmmt aus I. II. N. 2847, so waren ja doch die sccutores nur fW<'
Species des genuB gladiatorium ; wie soUte es also zugehen, daw auf
cincr so grosscn Anzahl von Tesseren gerade nur diese eine Spoat?*,
nicraals z. B. rctiarii oder minniUmics odcr Thracces u. s. w. erviti'
wiirden? Und wie soll man dann voUends die Ueberzahl derjeniirf^
fasscn, die gar kcineu Zusatz zum Genitiv haben?
DER BOMEK. 585
lie bezeichneten Streifen^ sondem einen fast in Knopfform
(stalteten Ansatz^ was ahnlich nur bei dem allerjiingsten
;iick n. 67; zur Caricatur gesteigert bei den Falschungen
70. 76 wiederkehrt. Ein entscheidendes Gewicht ist diesen
eusserlichkeiten im gegebenen Falle nur darum nicht bei-
ilegen, weil; auch bei sonst treuer Nachbildung eines ach-
tn StOcks, doch die Verzierungen leicht konnten als un-
esentlich betrachtet und mit Freiheit behandelt werden.
^ie es sich in dieser Beziehung mit dem Brunefschen
Ixemplar verhalt; ist leider aus dem Papierabdruck nicht
u ersehen.
* 6 (p. 200») = Tafel I IXX] C. Wenn eine unter den von
lommsen verurtheilten Tesseren bis zu einem gewissen Grade
ine Vertheidigung zulasst, so ist es diese. Gewiss ist, dass
lie meisten von ihm vorgebrachten EinwUrfe, fiir sich ge-
lommen, keine ausreichende Beweiskraft haben. Dass die
Irei nexus litterarum PIl, AM und T£ ^contra usum huius sos
xetatis admissi' seien, ist jedenfalls zu viel gesagt, da der-
gleichen schon um die Mitte des 7ten Jahrhunderts, nameut-
iieh in den Campanischen Inschriften, in ziemlicher Auzahl
auftreten: vgl. P. L. M. E. Euarr. p. 55. Aber auch in dem
engem Kreise dieser Tesseren selbst haben sie nichts Be-
denkliches, da nicht nur 10 Jahre spater^ in der municipalen
Tessera n. 12, vier solche Ligaturen (AN zweimal, VL, und
eine spater zu besprechende) auf einmal vorkommen, son-
dem auch schon 7 Jahre vorher in der romischen n. 2 ebeu-
falls zwei (MA und ET). Weiter: sowohl der Sklavenname
PHILODAM115 als der des Herm DOSSEni sind freilich nicht
ausgeschrieben, wahrend die volle Form das Gewohnliche ist.
Indesen finden wir doch auch n. 12 ANCHIAL, n. 28 PHI-
LOGEN, n, 35 MVMMEIAN: um von METEL in n. 32 zu
Hchweigen. Wollte ferner jemand Anstoss nehmen an dem
aspirirten PH, so ware zu erwidera, dass die Nichtaspiration
auf diesen Tesseren sich zwar noch bis zum J. 707 fortsetzt
(PILODAMVS n. 6. 9. 22, PILOTIMVS n. 7, PILARGVRVS
u. 8, AESCINVS n. 11, ANTIOCVS n. 13. 23, TEOPROPVs
^ 21), dass aber doch, ganz in Uebereinstimmung mit dem
586
DIE TESSERAE GLADIATORIAE
langst auderweitig Ermittelten, in demselben Zeitramn L j
neben auch schon ANCHIALm^ n. 12, PHILARGVRVc^ n.:'
ELBVTHERVS n. 18, PHILEMO n. 24, PAMPHILVS n^'
u. s. w. auftritt. So bleiben uns nur zwei wirkliche ^rf
dachtsgrtlnde iibrig, deren jeder fiir sich allein sehr bediir
Entscheidungskraft hatte, die aber in ihrer Gemeinsch-:
wie schon zu n. 3 hervorgehoben wurde, allerdings stutc:
machen miissen. Der eine beruht auf der dort bereits i»-
sprochenen Abkiirzung SPECT; der andere auf der mc-
wohiilichen Reihenfolge sowohl als Vertheilung der Zeile:
welche diese ist:
PUILODAM • D08SE
A . D . X • K • NOV
SPECT
M . TEREN . C . CAS
statt dass die Regel erforderte: PHILODAMiiij i DOSSEh-
SP • A . D . X • K . NOV ' M • TEREN • C • CAS. Zwar da^^
hier Sklaven- und Herrenname in eine Zeile zusammeii::-^
306 drlingt sind, statt auf zwei vertheilt zu sein, das lasst <ki.
obgleich es sonst nur auf fiinf gefalschten oder verdHcliti.:''
(u. 32. 38. 56. 70. 71) wiederkehrt, doch theils durch n. U'
(s. u.) theils durch die noch auffallendere, sogar mit Won
brechuug verbundene Abthoiluug der achten u. 35 (von M'
tina) vertheidigen:
LEPIDV.S •
lAN
M • I
0 • SENT]
MVMME
S • SP
V N
0 • cos
wahrentl docli hier die regeliniissige Anordnuiig LEPIP''"
MVMMEIAN • S I Sr • M • IVN C ■ SENTIO • COS eben »'
DEB BOliEB. 587
»e<]uem wie natiirlich war. Waren aber einmal die beiden
ss^men in derselben Zeile vereinigt, so war es nur eine
♦^olge davon; dass, ebenso ungewohnlicher Weise, das SPECT
iiie Zeile fiir sich einnahm. Hingegen was das Befremd-
iche bleibt, ist dieses^ dass die Formel 8P(ed) nicht; wie
is sonst feste Regel und zugleich das NatUrliche ist^ Vor
lem Monatsdatum und deu Jahresconsuln steht^ sondern
&wischen beide eingeschoben ist. Auch hier liegt es ja nahe
j^enug zu sageu; dass doch gar leicht; sei es aus Gleich-
gfiltigkeit oder aus Versehen; einmal variirt werden konnte^
IsL in der That etwas Wesentliches auf die Beihenfolge der
Angaben nicht ankam. Aber nicht so leicht ist zu sageu^
wie dann doch der wunderbare Zufall zu erklaren sei^ dass
iu Betreflf der Stellung dieses SP eine Abweichung von der
Rcgel auch nicht ein einzigesmal auf einer der etwa 60 un-
bestritten achten^ weil in allem Uebrigen vollkommen nor-
malen^ Tesseren vorkommt; sondem nur bei solchen^ die
entweder durch ihre Fassung -noch ein anderweitiges Beden-
ken hervorrufen, wie n. 32^ oder sogar sicher gefulscht sind,
wie n. 38. Eine Moglichkeit, freilich eine allzuvage; bliebe
nur die, dass das yerschollene Original die richtige Folge
der Zeilen gehabt hatte: SPECT | A • D • X • K • NOV, und
diese nur in der Publication verwechselt waren. Denn dass
dergleichen, und nicht bloss in Drucktexten, sondern selbst
in Stichen, mehr als einmal wirklich geschehen, beweisen
nicht nur n. 41 und 71 (Tomasini war ein sehr nachlassiger 307
Mann), sondem selbst das Beispiel von Caylus in n. 56, ja
was mehr ist, das von Marini in n. 38. — Um dad Kesultat
Ton allen diesen Ueberlegungen zu ziehen, so lasst sich zwar
die Unachtheit unserer Tessera nicht strict beweisen, aber
eben so wenig, wo nicht noch weniger, ihre Aechtheit zu
einer einigermassen befestigten Ueberzeugung bringen. Und
diess trotz zweier Kriterien, die an sich der Aechtheit giinstig
sind. Sie bestehen in der HinzufQgung des A • D • zum
Monatsdatum und in der Weglassung des COS nach den
Consulnnamen: wovon das erstere nach Mommsen's richtiger
Beobachtung in den Zeiten der Kepublik regelmassig ist und
nun zuerst mit n. 31 im J. 728 aufhort; das letztere aber^
588
DIE TESSERAE GLADIATORIAE
init alleiiiiger Ausuahme der Municipaltesseren (n. 12. ^* .
denselben Zeiten der Republik fremd ist und erst im Kiistr-
reiche (n. 30 flP.), wenngleich niemals regelmassig^ eintritt
6 (— ) = Tafel I [XX] D:
PILODAMVS
I VN I
SP A D VI ID lA
P LEN CN ORE
Ueber diese der Pariser Privatsammlung des Herm Brai.»:'
de Presle augehorigc Bronze-Tessera, die aber trotz des Mi
terials nicht dom niindesten Verdachte Raum gibt und daruni
ohne Zweifel auf ein verlorenes Origiual von Elfeubein zii-
ruckzufiihren ist, ist alles Nothige bereits zu n. 3 beigebrach*.
Auf sie findet in seiner zweiten Halfte daajenige AnwenduLLi
was ich Enarr. p. 90 in Bezug auf n. 3 sagte: 'Quamqnar.
tieri potest ut vetus archetypum osseum sive falsarius si^^
ludibundus faber aere imitatus sit.' — Das ganzliche Feblea
der Interpunction kehrt ebenso in den keinerlei VerdatL;
ausgesetzten n. 10 (34) und 67 wieder.
8 (721) = Tafel I [XX] E. Die durch Sada's Stich be-
zeugte Buchstabenform P wird auch durch Scaligcr^s Abschrift
in dem von Mommsen im Nachtrag p. 201 (ganz am Endf
308 erwahnten cod. Lcid. Scal. 32 fol. 3 r. bestatigt, nur dass sit
hier in der ersten Zeile als n erscheint. Dass in der letz-
ten Zeile GN, wie Sadas Stich gibt, statt CN wirklich gt-
stauden habe, ist zwar nicht zu verburgen, aucli nicht be-
sonders wahrscheinlich, aber sehr wohl moglich. Sowohl Bi
ON = CN als fur G = C fehlt es gar nicht an Beispielon.
die als iudividuelle Versuche, vielleicht auch Ausfliisse einer
bewussten Theorie anzusehen sind, die aus einer alteni IV
riode iiberkommene Schrift der wirklichen Aussprache aiiw
passen. Mommsen hat solche Spuren verwischt, wenn er
0. I. L. I n. 57 L 632, gegen den ofFenbaren Augenschein id
DEB ROMER. 589
L. M. E. Tafel LXV, 10 und LVI ^, in GBLOSSI und
. SEXTIVS . G . F dreimal ein C substituirte.*)
9. 10 (722. 723) = Tafel I [XX] F G. Diese beiden
esseren mit der dritten n. 40, welche von Mommsen als ^in
useo Hertziano' zu Liverpool befindlich bezeichnet werden,
iboren gegenwartig dem Britischen Museum an, wo nur
e dritte, darum auch hier nicht mit facsimilirte, augen-
icklieh nicht aufzufinden war. Die ganze Hertz^sche Samm-
ng wurde namlich, wie mir Dr. Wilhelm Ihne in Liver-
)ol (seit «kurzem in Heidelberg wieder der Unsrige) berichtet,
)n Eerm Joseph Mayer, einem Liverpooler Silberschmied
iid Eunstsammler, in London angekauft, bald nachher aber
ieder yerkauft, bei welcher Gelegenheit Mie drei tesserae
ladiatoriae vom Britischen Museum erworben wurden.' Dass
iess seit 1857 geschah, geht aus dem namenreichen Titel
es gedruckten Eatalogs hervor: Tatalogue of the CoIIection
f Assyrian, Babylonian, Greek, Etruscan, Roman, Indian,
eruyian, and Mexican Antiquities, formed by B. Hertz. Now
1 the possession of Jos. Mayer. Liverpool 1857.* 4. —
)ass in n. 9 die Figur P durchgehend ist, zeigt das Facsimile
egeu Borghesi (Giom. arcad. 54 p. 70 [Oeuvres III p. 341]),
er sie gar nicht, und den Eatalog, der sie nur einmal wieder-
;ibi — Wofem wir auf beiden StQcken ein und dasselbe
^onsulat des Cn. Pompeius und M. Crassus hatten, und nicht
twa das eine aus 684, das andere aus 699 ist, ergabe sich
>ier auch das einzige Beispiel zweier zufallig aus demselben
^'estspiel (E • QVINCT) stammenden Tesseren.
11 (724: vgl. Add. p. 560) = Tafel IH [XXII] C. Das
^ariser Original hat wirklich E • AP, wie in n. 8. 17, nicht
ff • A, wie Henzen BuU. 1860 p/170 nach Habner^s Mittheilung soe
Inicken liess. Ich finde diesen Monat Qberhaupt niemals
bloss mit A abgekiirzt (wie doch sonst einzelu F, M, S, 0,
N, D vorkommen), auch nicht in der Zeit, in der noch keine
Verwechselung mit AVG moglich war.
*) Viel irTationeller muss das Umgekehrte eracheineii, daas der
ftlthergebrachten Sigle GN za Liebe auch der ausgeschriebene Name
^m C aDiiahm, wie daa geschehen ist in dem CNKVS (noch dazu mitE
f^x A£) aof der Manze von Paestum P. L. M. E. Enarr. p. 13 n. 66 d.
590
DIE TESSERAE GLADIATORIAE
12 (776*) = Tafel II [XXI] Z. Dass ich diese TonMoD&
sen in einem Manuscript des Xanthelmus Romieu ArelateLi"»'
in der Leidener Bibliothek, cod. Voss. Germ. GalL Q, -
fol. 88*) entdeckte Tessera nach einer gefalligen Durchze/:
nung des Herrn Paul Marquard habe konnen facsimiliiei
lassen, gewahrt den kleinen, aber immerhin nicht zo \<
achtenden Gewinu, vier Ligaturen statt der drei bei Momi
sen, und ausserdem die Abtheilungsstriche aufzuzeigen, dun-.
welche augenscheinlich die Zeilenenden bezeichnet sind. Hier
nach ist das Original zweifellos in dieser Gestalt zu rmi
struiren, wie man es freilich auch ohne jenen Anhaltspuiii'.
gethan haben wiirde**):
ANCHIAL . SIRTI • L • S
SPECTAT . NW\
MENSE . FEBR
M . TVL . C . ANT • COS
nur dass ich die Ligatur der zweiten Zeile vorlaufig no:l
auf sich beruhen lasse. Romieu hat nur zufallig bei dt:
dritten Zeile zu lesen angefangen. — Dass bloss der Mon.i:.
nicht wie in den romischen Tesseren allen, auch der T*^
bezeichnet ist, hat Mommsen als gemeinsame Eigenthumlici-
*) DerWortlaut derStellc» ist mir buchstiiblich so copirtwonla
Ore8 ie comeuce icy a fere mention dea Epitaphes d^Arles (ient^su?
des anciens Ilomains). Et en premier lieu ie veus reciter rescrit s*-
morable , qui se list clairement en vne piece d'yiioire" ou plustot *■'
come de cerf que i'ay, qui a estd nouuellement troun^e icr a -
poincte, au bord du Rosne, laquelle est si minue, et estroicte, qof-
n'est pas plus lougue, ne plus large, que la moytie du petit doigt 3-
ma main, estaut percee a Tun des bouts: ou est faite mention «^'
Ciceron, et de Caius Antcnius, du temps quils furent enaemble Coe? ^*
dc Rome, enuiron soixaute deux ans auant la natinit^ de Je8acbr'.i'.
et y a ainsi /
**) In der That ist es so geschehen von Cavedoni in dor o-
so cbeu erst zugehenden 'Appendice alla nuoya silloge epigrafiea 51'^
deuese' (aus deu 'Memorie delhi R. accademia di scienxe, lett^jrv ^
arti' t. IV) 1862 p. 16.
DEB BOliEK. 591
dt der drei municipalen Tesseren (n. 20. 35), deninach als sio
riterium fOr die Aechtheit der vorliegenden, gebQhrend her-
^rgehoben.*) Nor auf zweien von xfanen ist Serms hinzu-
ifiigt, was unter den romischen ein einzigesmal (n. 26) vor-
>mmt. Vgl. iibrigens zu n. 35. — Schliesslich darf darauf
ifmerksam gemacht werden, dass jetzt nicht mehr Caesar de
civ. 1, 36. 2, 5, sondem diese Tessera das alteste histo-
sche Zeugniss fQr die Stadt Arelate ist, die, wenn sie eigene
echterspiele hatte, schon damals von einer gewissen Bedeu-
ing gewesen sein muss. Wie sehr dieser Luxus in spateren
eiten dort gesteigert war, wird durch die Ruinen eines
mphitheaters bezeugt, welches an Umfang das von Nimes
och Qbertraf: s. Millin Voyage dans les dep. du midi de
i France m p. 615 fiF.
*) Darch diese Uebereinstimmiuig erweiat sich die Anwendung als irrig,
ie Borghesi Giom. arc. 54 p. 67 f. [Oenvres III p.338f.] von n.20 machte,
b wenn nor ein znf&lligesVergessen des I2.ng8t verflossenen Termins die
V^eglaBsnng des Tagesdatnms verursacht h&tte. Vermnthlich war der
ralireGmnd kein anderer, als dass in Mnnicipal- oder ProYincialst&dten
fladiatorenspiele flberhaupt nicht so hHufig vorkamen, dass man irgend
ine Ndthiguxig gefflhlt h3,tte, verschiedene AuffShrungen ausser der
lonatfibezeichnnng anch noch durch Tagesangabe zu nnterscheiden,
v^enigBtens gewiss nicht in der iQtem Periode; denn die Pompejani-
chen programmata gladiatoria geben allerdings wiederholt anch das
["agesdatum: s. die Beispiele bei Friedl&ndler im Handbuch der ^dm.
^terth. IV p. 663. Dass die Tage ein fiir allemal bestimmte gewesen
v^aren nnd daram nicht genannt zu werden brauchten, wie Cavedoni
^oll. 1834 p. 252 annahm , war zwar eine nichts weniger als einleuch-
«nde Behanptong; gleichwohl h&tte er diese Vorstellung wenigstens
oicht gegen die Borghesi^sche aufgeben sollen ebend. 1835 p. 206. — In
^er Yorher citirtcn ^Appendice' p. 18 Anm. stellt er jetzt als Gmnd,
wanun ein einzelner Tag gar nicht habe bezeichnet werden kOnnen,
vermathungsweise dieses auf, dass das Fest eben mehrere Tage ge-
danert haben werde. Wenn aber in Provincialst&dten, so war das
Mcher in Bom nm so viel mehr der Fall, und wamm nannte man hier
nichtsdestoweniger den einen Tag der mehrt&gigen Spiele mit aus-
nahmsloser Begelm&ssigkeit? — Von vorhandenen Zeugnissen ffir mehr-
^^gige Daner ist Qbrigens hierbei kein Gebrauch zu machen, weil sie
^le au8 spaterer Zeit siud, z. B. tnwierarius bidui in Benevent I. R.
^' ^^01; triduo in Peltninum ebend. 6036; quadriduo in Puteoli 2518^
dkbus IIIJ in Mintnmae 4068.
592 DIE TESSERAE GLADIATORIAE
15 (727) = Tafel III fXXII]J9. Von der Copie, dieK
dieser Tessera auf der Marciana (friiher iii Rimini) existirtU
mir zwar Herr Bibliothekar Valentinelli mit grosserG?
falligkeit eineu Stanniolabdruck gesandt; derselbe ist aber L
seinem Briefcouvert so zerquetscht in meine Hande gekir
dass kaum noch ein Buchstab zu erkennen ist Nnr el»
noch liisst sich die Schreibung APOLONTVS constatr-:
durch die sich dieser Falscher (wofern es nicht etwa n
harmloser Dilettant war), ahnlich wie der von n. 56, als K'
chen verrathen hat.
311 17 (729) = Tafel I [XX] ^. Der von Brunn erhalui-
Stanniolabdruck dieser Tessera des Vatican lasst kelD-i
Zweifel darUber, dass der Name PHILARGVRV ohne s toI:
stiindig ist und sein sollte : was zur Beurtheilung von n. :!i
nicht undienlich ist.
18 (730). Die in Rimini befindliche Copie dieser Te*
sera ist mir, trotz mehrfacher freundschaftlicher BemuhuDg''
Henzen'8, nicht zuganglich geworden. *
19 (1537 Add. p. 560) = Tafel I [XX] J, wurde scl-'
in Priscae latinitatis epigraphicae supplementum I (Bohd^'
18G2) p. 15 [507J = Tafel I [XV] C facsimilirt gegeben, iiv
ohne den jetzt, wie bei so vielen andem, zum erstenmal to'
zugekommenen Griff oder Henkel.
20 (731). PETILI ist natiirlich derselbe Name, k
n. 27. 50 mit der Schreibung PETILLI wiederkehri Es K
nur dasselbe Schwanken zwischen Gemination und Ni^^'
gemination, aus dem die Romer in so manchen Worten, w*
mentlich aber Eigennamen, niemals ganz heraos und zu eiii''
festen Entscheidung gekommen sind: zum sichem Bevf>
iibrigcns, dass das i ein naturlanges ist, da diess die I^
dhigung ist, an die solcher Wechsel gekntipft zu sein pfl^V^
Dasselbe PETILI steht auf einem der Baldinischen Asob^
topfe (C. I. L. I n. 934), aber PETILIAE auch noch in eir:
Apulischen Inschrift spaterer Zeit (L R. N. 622); dagegen n
oinor wahrscheinlich noch republicanischen PETILLL^E i^
I. L. I n. 1050). — Vgl. iibrigens zu n. 12 und 35.
21 (732) = Tafol III [XXII] i:. Dass Mommsen^ledigl'-
uach Labus' (zu Morc. p. 48) willkiirlichem Vorgange, die T^"^'
DEK ROMER. 593
era am Ende ffir defect halt und TEOPROPV5, OC^ AP • rf
Tganzt, ist unriehtig. Das Florentiner Original ist genau
o YoIIstandig, wie es in P. L. M. E. Tafel III K facsimilirt
;egeben wurde und wie es auch Gori Inscr. Etr. I p. 265,
us dem Labus allein schopfte, schon gegeben hatte, nur
lass hier am Schluss der letzten Zeile ein ebenfalls iiicht
[erechtfertigtes Lfickenzeichen steht. TEOPROPV, so selten
kuch die Abwerfung des s bei der Endung us (im Gegen-
atz zu 05) im ganzen auftritt, ist doch schon durch PHI-
JARGVRV in n. 17 YoIIkommen sichergestelli OC statt
)CT hatten wir schon n. 1, und es kann nicht mehr be-
remden, als lA n. 6, AP n. 8. 11. 17, QVI n. 9. 14. 18. 19.
iO, und die* analogen Abkiirzungen FE, MA, PV, SE, NO,
DE in den P. L. M. E. Enarr. p. 118 (neben AP und OC)»"
msammengestellten B^ispielen. Wobei nur die Einschran-
kung gilt, dass dergleichen allerdings nach der republica-
nischen Periode auf unsem Tesseren ebensowenig mehr
erscheint wie die auf das knappste Mass beschrankten EQr-
zungen der Consulnnamen PA, PO, VA, LE, DO (n. 1. 8. 9.
14. 20. 22. 28). In der Yierten Zeile endlich scheint freilich
nach AP ein CL{aud) kaum zu entbehren: aber es steht
nmi doch einmal nicht da, trotz des daftir Yollkommen aus-
reichenden Platzes, der leer ist. Will man also nicht sagen,
daas es der GraYCur lediglich Yergessen habe, so bleibt nur
die Moglichkeit, dass in Folge der Sonderstellung, welche
nach Mommsen's eigener Entwickelung (Rhein. Mus. f. Phil.
XV p, 184 f.*)) gerade die Appier im System der romischen
Namengebung einnahmen, die HinzufQgung des eigentlichen
Gentilnamens neben L • DOM, wodurch das Jahr sicher be-
stumnt war, flberhaupt nicht fiir nothig befunden wurde.
22 (733). Es war kein schlechter Grund, dass Car-
dinali diese Tessera fQr unacht darum hielt, weil im Monat
Janaar, den sie als Datum ' gibt, M. Yalerius Messalla und
Cn. Domitius CalYinus noch gar nicht Consuln waren, son-
<Iern ganz ansnahmsweise im Jahre 701 ihr Amt erst im
Juli antraten: s. Dio 40, 17 und 45, Ycrgl. Appian b. c. 2,
*) Jetzt in 'ROmieche Porgchungen* I (1864) p. 26. *
'*• ftlTSCHELII OPVSCVLA IV. 38
594
DIE TESSERAE GLADIATORIAE
19. Sehr emleuchtend hat indess Borghesi, dem Homnist:
beitritt, a. a. 0. p. 67 [Oeuvres III p. 338] sie damit vertheidigi
dass man eben darum; weil es im Januar und noch Mom:-
lang nachher ilberhaupt keine Consuln in Bom gab, auch W.
der Anfertigung der Tessera, die man sich doch natfirlici
ziemlich bald nach dem Festspiel zu denken hat^ keine nenoefi
konnte, daher den dafiir herkommlichen Platz vorlaufig fe:
liess und ihn erst spater gelegentlich ausfallte (wenn man e
nicht vergass oder aus irgend einem Grunde unterliess wi:
bei n. 23). Zwar wenn Borghesi fur einen solchen Hergaiu
eine Bestatigung in n. 12, wo bloss der Monat ohne deo
Tag genannt ist, und eine andere in n. 70, wo die letzk
Seite ganz leer ist, zu finden meinte, so fallt das erste Bei-
spiel durch die oben p. 310 [591] Anm. aufgestellte Erklanmii
weg, und im zweiten Falle hat er sich ohne Zwerfel durcL
eine Falschung tiiuschen lassen. Aber gliicklicher Weise li*?t
sich dafiir ein anderer Beleg substituiren, welcher gemJ
jener Absicht dient, namlich die folgende il 23.
313 23 (775) Tafel I [XX] K. Von dieser Tessera sah Osanii
wie er in Fleckeisen's Jahrb. f. Phil. Bd. 77 (1858) p. 6iil
berichtet, im Britischen Museum nur die beiden Seiten -
und 3, offenbar weil ihm die zwei andem durch die Auf-
stellung verdeckt waren. Wahrend nun jetzt der Name der
ersten Zeile richtig zum Vorschein kommt:
A
S
sp.
N
T
I 0
C
V
S
I
C
R
D
I B
0
N
A.
ID
•
lAN
.
-
finden wir mit sehr getauschter Erwartung die vierte in ^^^
That leer. Icli wiisste dafiir keine andere Erklanmg als &
zu n. 22 von Borghesi gegebene; aber auch kein anderef
Jaln'; welches fiir die Annahme mangelnder Consufai iiB
Januar so passend wiire wie 701: daher ich nicht angestan-
den habe die Tessera hieher zu stellen. Dass sie aus alterer
DER B^HEB. 505
9it sei, acblosa schon Mommsen aua dem Zusatz des A ■ D,
OYon 8. zu n. 5 a. E, [oben p. 587].
24 (734). Ueber diese Tessera einiges Nahere bei n. 64.
25 (735). Weder Bimard de la Bastie in den Mem. de
icad. dee inscr. t. XV (1743) p. 426, nocL MiUin Voyage
ina les d^p. du midi de la France t. II (1807) p. 336, deneD
e Eenntniss dieser Tessera yerdankt wird, sagea uns welcbe
eile eigentlich leer geblieben; sehr moghcher Weise kann
I statt der zweiten, die Mommsen angenommen hat, auch
ie vierte sein. Dass flberhaupt hier, wie sonet mrgends
eiter auf allen unsem Tesseren, dem Nameo des Qladia-
>rs keio Herrenname hinsugefflgt ist, braucht mit nichten
of irgendwelche zufallige Ursache znrQckzugehen, sondem
'ird sehr einfach seineD guten Grund darin haben, daes
iermia nicht Sklav im PriTatbesitz, sondem serrus pnbli-
08 war.
26 (736). DasB bier wirklicb SPE, nicht SP stand
iTOTon 8. zu n. 3), wird man der von Mommsen benutzten
laudBchriftlicben Sammlung des Gudias, gegenflber Reineaius
ind Fabretti, unbedingt zu glauben baben. Denn da Gudius
lod Reioesius VI, 60 p. 391 in der Angabe Dber die Her- >■*
ionft 'Romae apud Franc Gotbofrednm' (woher auch n. 15.
18 stammen) Qbereinstimmen, so ist es ja unleugbar die-
■elbe Tesaera mit der, fHr welche der (bereits von Mommsen
itirte) N, Heinsins in einem Briefe an J. F. QronoT in
3iirm. Syll. IH p. 297 die Sigle 8PE mit diesen Worten
wzeugt: 'illud SP ^ortttlam interpretantur' (das war Ago-
ttiDi'g Meinung); 'sed cum in alia apud Franciscum Gotte-
frednm antiqnariam Romannm tres litteras ezpressas viderim
^P^, spectaculum potius ridetur interpretandum.'
27 (737) — Tafel I [XX] L. Ueber den Scbrifttjpus
dieBer Tessera s. zu n. 43.
38 (738) =- Tafel I [XX] M. Dass ich dieaes StDck des
Mngje du Louvre nicht nacb GriTaud de la Vince1Ie'a paliio-
graphiach gar nicbt fcreuem Stich in dessen 'Recueil de
monumena antiques d^couTerts dans Tancienne Giiulc' (l'ails
18n. 4) pl. XXXVI wiederzugebeu braucbte, veiilaiiki' icli
einem von Herm de Longperier, couserTateur dpn niuH^ea
596 DIE TESSERAE GLADIATORIAE
du Louvre, lange erbetenen, jetzt gutig vergonnten AWn^j
des Originals.
30 (739) = Tafel I [XX] N. Wenn hier Mominsen 4-
Facsimile der P. L. M. E. Tafel III T berichtigt, so trrf l
diese Berichtigungen vielmelir die Abbildung in den t-:
ihm ganz iibersehenen 'Monumenti inediti dell' Insi' Rl. IV
Tafel LIII, woher ieh ja diese Tessera ebensowohl, wit i^
unter n. 43. 54, in Ermangelung neuer Abdriicke Mvil.
entlehnt hatte, und zwar, wie ich gestehe, in vollem V'.'
trauen auf die absolute Zuverlassigkeit des Vorbildes.*) 1 1
nunmehr iiber die Variauten der Mommsen'schen Lesung ^-
des romischen Stichs aufs reine zu kommen, erbat u:>
erhielt ich von der besondem Freundlichkeit des jetzig "^
Besitztrs dieser Tesseren, Herm Ur. Hermann KestL-
in Hannover, eine genaue Zeichnung, die dem gegenwartu:'^
Facsimile zu Grunde liegt, zugleich mit nachstehendem Br
richt iiber den Thatbestand. *Die moglichst sorgfaltige Nai-
zeichnung stimmt, wie Sie sehen werden, bis auf ein::
immer noch zweifelhaft bleibende Schriftspuren so zieml]
mit den Ergebnissen der Mommsen*schen Untersuchung fil'^'
ein. An dem genau wiedergegebenen Profil meiner Zeit.
315 nung werden Sie bemerken, dass nur die Seiten 1 u"J '
(letztere vollstandig) die ursprungliche Oberflache bewahrt'
wtihrend 2 und 4 von einer vandalischen Hand vermittti '
einer Feile abgegliittet sind. Diese Feilenvertiefungen p
die Publication des archiiologischen Instituts ziemlicb g»'»"»
wieder und bezeichne ich sie mit ahnlichen Strichlagen. '*
diesen Tiefen ist selbst mit dem schiirfsten Auge kaum n<>
etwas Buchstabenartiges zu entdecken; doch glaube icli ai'
Seite 1 nicht allein Mommsen's S an der bezeichneten >t«i-
zu erkennen, sonderu am Anfang auch noch die im Institut?
Stich angedeuteten Buchstaben IV und etwas Aehnliclies «•*
ES . . . (?). Seite 2 ist voUig abgefeilt und das von Momm-'
gesetzte verliingerte I, wie mir scheint, nichts als ein etv^*
tieferer Feilenschnitt. Spuren von Buchstaben in dcr Mit^'
*) Wie selir mich freilich dio.^es Vprtrauen getriuscht hftt, ^^-^-
jet/.t der Avigenachoin an n. 43. 54 (Tafcl III [XXII] ,/ und S\
DER k5mbb. 597
urften sich kaum mit einiger Bestimmtheit herausbringen
i8sen, und scheint mir die sonderbare (fast einem hebraischen
Jeph ahnelnde) Figur nur eine spatere Eritzelei. Seite 3
edarf nur hinsichtlich des K einer kleinen Correctur des
astituts-Stichs, der auch unrichtig hinter SP und K zwei
unkte gibt statt eines einzigen. Seite 4 scheint Mommsen
ichtig gelesen zu haben hindichtlich des IMP, vielleicht
uch des darauf folgenden C. Vor dem Schluss COS lese
;h in zweifelhaften Spuren — um so verdachtiger, als sie
us der sonst esacten geraden Linie fallen wQrden — wie
leine Zeichnung es genau andeutet, noch XII und davor in
iehtiger Huhe noch ein paar buchstabenartige Vertiefungen.*
- Hiemach hatte ich in der Uebersichtstabelle an der
Iommsen'schen Abschrift nichts zu andem, als dass ich das
?euig beglaubigte I am Ende der zweiten Zeile wegliess. —
Jebrigens gibt es uuseres Wissens keine zweite Tessera,
eren Knopf mit so zierlicher Kunst gearbeitet ware wie
ieaer mit einem vollstaudigen Frauenkopf geschmQckte. Die
rermuthung liegt nahe, dass es das Portrat eines Mitglieds
ler kaiserlichen Familie sei, dem zu Ehren das bezQgliche
'estspiel gegeben wurde. Nicht iibel wtirden Kopf und Profil
lir eine Livia passen, wenn auch deren bekannte Portrats
n Visconti's Iconogr. rom. pl. 19, die jugendlicher gehalten
ind, oder auf den Munzen bei Cohen ^Descr. hist. des me-
lailles imperiales' I pl. 5 (p. 106) keinen Anhaltspunkt geben.
5s mtlsste eben die schon reifcre Frau von gegen 50 Jahren
ein (geboren war sie am Ende des 7ten Jahrhunderts). Als
riihestes Jahr bote sich dafiir 749 dar, in welches des 3i6
iugustus 12te8 Consulat fallt: deun zwischen 731 und 749
ff-AT er bekanntlich gar nicht Consul. Auf diese, natiirlich
^auz hypothetische, Combination haben librigens die an sich
30 zweifelhaften Spuren der vermeintlichen Zahl XII keineu
Binfluss; die Zeile liesee sich zwar ausf&llen, wenn man sich
?e8chrieben dachte IMP • CAES • DIV • F • XII • COS; aber
auffallend bliebe dabei, selbst abgesehen von der Stellung
ier Zahl, immer die Weglassung des Consulatscoliegen L.
Cornelius P. F. Sulla, von dessen etwaigem Abtreten uns
doch nichts bekannt ist.
598
DIE TESSERAE 6LADIAT0BIAE
31 ( — ) = Tafel I [XX] 0. Diese meines Wissens fe
zum ersteumal bekamit werdende Tessera
H
I L A ]
B I 0
C
A E C
I L I
SP
• III ■ K
•NOV
•
c.vm
. T . TAV
gehort dem k. k. Miinz- und Antiken - Cabinet in Wien m:
iiber die Herkunft ist dort nichts bekanni Ihre sehr ^:
bere Zeichnung verdanke ich der Gefalligkeit der Hem:
Joseph Ritter von Arneth und Dr. Priedrich Kennf!
— Es ist nicht uninteressant, dass sich in diesem Sttii
eine Gladiatoren-Tessera aus dem Consulatsjahr desseU»"
T. Statilius Taurus erhalten hat, dem Rom vier Jahre tc:
her (724) den Bau des ersten steinemen Amphitheaters t?:
dankte: s. Becker Handb. d. rom. Alt. I p. 642. 681. Tr
aller Wahrscheinlichkeit nach ist dieses auch als Local c^
Fechterspiels zu denken, in dem unser Hilario Caecili '^j*
tatus' war. — Uebrigens hatte die Consulatsbezeichniii:
genauer lauten soUen T • TAVRO • H, da er schon am Ei^
des J. 717 consul suffectus gewesen war: s. Henzen C.I. ^
I p. 449. Das iterum durfte aber wegbleiben, weil i'
Zahlangabe beim kaiserlichen Collegen jede Verwechs^!^^
ausschloss. Aus demselben Grunde durfte es n. 26 einfc'
C . CAES heisseu ohne HI, und n. 40 TI • CLAV ohne I!
Auch die Weglassung von HI bei L • CIN in n. 1 und ^^^
II bei L • SVL in n. 2 liesse sich so auffassen, wenn niii:
317 die Vergleichung von n. 8. 9. 10 zeigte, dass diese r^i-
vielmehr aus der allgemeinen UnbekUmmertheit der alt^-
Zeit in diesem Punkte zu erklaren seien. — Vgl. auch r.
u. 21.
* 32 (p. 201 g) = Tafel I [XX] P. Gern mochte man st^
dieser Tessera des museo nazionale zu Neapel amiehwt''
weun sie cs einem nur nicht gar zu schwer machte dc^-
diese ihre Gestalt:
DEB BOUEB.
599
PHILOXENVS
• METEL
3
SPECT
TMP
• CAE . X •
•
C • NORB
D
KIVL
wobei zu bemerken, dass das Knopfchen, in welches bei Z. 2
und 4 die vordere Halfke des durchgebohrten Loches fiel,
durch Zufall abgebrochen ist, ahnlich wie bei n. 15 und 23.
Irgend ein grober Schnitzer, bei dem man den Falscher
gleichsam in flagranti ertappte (wie bei n. 38), ist ja nicht
darin: aber wiederum dasselbe Zusammentreffen einer ganzen
Reihe von Unregelmassigkeiten, von denen jede einzehie
allenfalls zu ertragen ware; die Summe aller aber allzuschwer
ins Gewicht fallt. Wir dflrfen milde sein in Bezug auf das
Cognomen METELJi statt des fiblichen Gentihiamens; denn
auch n. 14. 43 bicten mit LANI und THYBRIDIS Cogno-
mina, wenn auch das MVMMEIAN in n. 35 vielleicht eher
als Mummeianti^ (Servtis) denn als Mummeian» zu fassen
sein mag. Aber im iibrigen: die Vereinigung beider Namen
in einer Zeile, das ausgeschriebene SPECT, vor allem die
verkehrte Stellung des Monatsdatums nach der Jahrszahl: —
wicderum dieselben oder ahnliche Einzelheiten auf Einem
Haufen, deren Verfanglichkeit zu n. 3 und 5 ausgefuhrt
wurde und kaum ein anderes Schlussurtheil, mindestens keine
andere Schlussstimmung zulasst als tlber n. 5 ge^llt wurde.
Und dieses um so mehr, als nach derselben Seite hin so gut
wie entscheidend das palaographische Moment wirkt. Auf
den ersten Blick muss es einleuchten, dass wir hier erstens
(mit einziger Ausnahme des wirklich antik geformten M)
den reinen Typus eleganter Versalien modemer Druckschrift
vor uns haben, und zweitens genau denselben Schriftcharakter 3i8
in n. 38 wiederfinden. Ist nun aber das letztere Stiick, wie
Bich alsbald zeigen wird, eine erweisliche Falschung, so zieht
diese fast nothwendig das unsrige in dieselbe Verdammniss
nineiu und lasst kaum einen Zweifel, dass beide aus einer
600 DIE TESSERAE GLADIATORIAE
und derselben Fabrik stammen. Wie sie denn ebendanifi:
auch wohl beide aus dem museo Borgia in das heutig-
Neapolitanische gekommen sein mogen^ was xms dorch Mami
Arv. p. 26 nur fiir n. 38 bezeugt isi
* 33 (741) = Tafel III [XXII] F. Auch diesem Stflckkoniitc
die Bekreuzung nicht erspart werden. So gClnstig aucli fcr
die Aechtheit der allein genannte Consul LoUius zu sprecbtt
scheint, da er, wie Borghesi BuU. 1845 p. 164 [Oeavres lY
p. 502] hervorhob, wirklich im Anfang des Januar 733 ohnf
Collegen amtierte (Dio 54, 6), so wenig hatte man sich ioch
entschliessen sollen, zumal fur den Beginn der Augusteisctei
Periode, an einen so gar abscheulichen Schnitzer zu glaulwLL
wie er in der Schreibung HYPOLITVS ffir HIPPOLm^
vorltlge. Denn dass dieser Name und kein anderer gemeiLf
sci, dafiir wird allerdings eines jeden erstes Geftthl so ent-
sehieden sprechen, dass jede anderweitige Ableitung als -4»
suchte Kiinstliclikeit erscheinen muss. Wie sehr berecbtip
wir aber sind, orthographische Schnitzer als Verrather eine:
Falschung zu nehmen, kann die zu n. 52 gegebene Zusan.
uienstcllung lehren. Gleichwohl gibt es einen Weg der Yer
thcidigung, der sich nicht geradezu absperren lasst Zirar
au eiu uttoXiGoc oder uttoXutoc wird kein Verstandiger den
ken: wohl aber bieten uns die alten Glossarien ein Ve»k>
cnlns, UTToXiToc', und ich mochte nicht behaupten, dass em
solchc Namengebung, selbst fiir einen Gladiator, unmogli^l-
ware, da die Alten in diesem Punkte auch dem HoDicr
seinen Spielraum liessen.*) — Nichts destoweniger ist am''
hiermit die Sache noch nicht abgethan, weil nodi ^^'
319 Instanz iibrig ist, gegeu die schwer aufzukommen sein wirc
*) Denn es ieidet wohl keinen Zweifel, dass die meiBten Gladia
torennamcn erst spator beigelegte waren, weil Bonst die wf nnft-
TeHseren erscheinenden Gladiatoren (sofern es nicht in Rom geboa^Ji
waren) so uberwiegend geborene Griechen gewesen sein musBten, ^
es nach den geschichtlichen Vcrhiiltnissen v5llig unglaublich ist. "
Nachtriiglich finde ich die Ableitung von 0tt6Xitoc schon Ton Ca^^
doni aufgestellt in ^Nuova silloge epigrafica Modenese o sa Snpph
mento agli antichi marmi Modcnesi' (aus den 'Memorie delU B. Acri
demia di scienze , lettere ed arti |di Modena' t. IV) 1862 p. ^, ^^^
wiedcrholt in der i). 309 [590] citirten 'Appendice' dazu p. 18 Anm., uDwr
DEB ROHEK. 601
ine sehr ausserliche, aber darum nichts weniger als veracht-
iche. Man sehe sich sammtiiche auf Tafel I und II [XX. XXI]
inter A bis Y und auf Tafel III [XXII] unter A bis T facsimilir-
eu Tesseren darauf an, wie die Durchbohrung des am Vorder-
ude befindlichen Knopfes vorgenommen ist. Nehmen wir von
!ada's Stiicken l C, E und Q Abstand, die, weil ganz nach
ler Schablone gemacht, gar nichts Zuverlassiges lehren kon-
len; desgleichen von II T, wo das Loch (Iberhaupt nicht
^ezeichnety und von l\I G, wo die Figur des Knopfes nicht
)ekannt ist: so finden wir unter 36 nicht weniger als 34,
Kler wenn I P. II R. III B uud 0 abgerechnet werden, unter
12 uicht weniger als 30 StUcke, bei denen mit grosster
ileichfbrmigkeit die Durchbohrung von der zweiten nach
ler vierten Seite geht, nur zwei (das unsrige und III R)y
vo sie die erste und dritte trifiFt. Es ist unmoglich, in
olcher Regelmassigkeit bloss Spiel des Zufalls zu suchen,
md nicht schwer, die zu Grunde liegende Absicht zu finden.
)er Zweck der Durchbohrung selbst konnte kein anderer
leiii als eine Schnur durchzuziehen, mittels deren die Tessera
luf- oder angehangt d. h. nach Labus' hochst einleuchteuder
i^ermuthung um den Hals getragen wurde und als Decora-
ion auf die Brust herabhing. Man veranschauliche sich nur
liese Umhangungy um sogleich zu begreifen dass^ wenn die
ilauptseite d. h. doch ohne Zweifel die mit dem Namen des
[)ecorirten bezeichnete^ nach vorn gewendet sein sollte^ um
lie Ehre des Tragers der Welt sichtbar zu machen, noth-
ivendig die Schnur durch die zweite und vierte Seite geheu
tnusate, wahrend, wenn die erste und dritte durchbohrt war,
ler Name nicht vorn, sondem zur Linken oder Rechten zu
biingen kam. Mit dieser Absicht stehen auch alle Neben-
amstande in der genauesten Uebereinstimmung. Obenan der,
las8 die Figur unserer Tesseren selten ein reincs Perallele-
[)ipedon bildet, sondern fast immer zwei gegenCiberstchende
Seiten breiter hat als die zwei andem, und zwar dann immer
ilie erste imd dritte: sehr natfirlich, weil mit einer vou
Vergleichung der Namen GracHis, GradUua and aiinlicher. In Bolche
Analogie bringt K. Keil auch dio Aup. AciTf) aue C. I. G. n. 8348,
welche Pape in KXcirifi nmanderte.
602 DIE TESSERAE GLADIATORIAE
diesen die Tessera auf der Brust aufliegen sollte. ZawrZ-:
tritt dieser Unterschied der Flaclienpaare sehr auffallend kr
vor, z. B.l M. H U. W. III H. J. K L. M. R Q. S: <\
ist er fast verschwindend, auf NuU reducirt fast nirgeDi.
Ferner sind aber auch die Knopfchen meist so gearbeita.
320 dass die Flachen 1 und 3 offenbar als Front- und Rficksciv
2 und 4 als Seitenansichten erscheinen*, und ganz entscht
dend ist in dieser Beziehung I N (n. 30) mit dem Praue
kopf, der doch natiirlich en face gesehen werden sollte, i\^:^
aber -nur wurde, wenn die Flache 1, d. i. die mit dem Nao'
des Decorirten beschriebene, vom hing, demnach die d *
das Profil gebenden Flachen 2 und 4 das Band durch ^r..
hindurchgehen liessen.*) — Haben wir so in der normal:!
Durchbohrung einen eben so thatsachlich festen wie rationel
begriindeten Gebrauch erkannt, so kaun es zwarnichtfluc
der nehmeu, wenn Falscher, sei es durch Zufali oder vd
sie etwa ein richtiges Muster nachahmten, ofter das Reci'^
trafen; wohl aber verriith sich das geiUischte Machwerk av
der Stelle durch ein auf den falschen Seiten des KDupf
*) Diesem geachlosBenen Zuaammenhange gegcnuber wirti, dt^si
ich, der etwaige Einwurf verstummen, dass nicht auf den Sklaven, ^-
ja nur Sache war, Bondcrn vielmehr auf den Namen des Herm li
auf die- je zweite Flache der Tessera) das Hauptgewicht falle: ^
Einwurf, welcher der fanatischen Gunst keine Bechnong tragen vu^
mit der das romische Publicum die Person eines siegreichen G*^
tors iiber seinen Stand hinaushob und gewissermaBsen in der otfec:
lichen Meinung nobilitirte. — Nicht minder muBS auch die subiiii!^
rischc Vermuthung von Labus (zu Morc. p, 51) fallen, das» die Te&Kt^^
vielleicht nicht frei um den Hals hing, sondern mit ihrem Schnur ^;^^
selbst erst wieder an eine queerliegende Eette angeknupfl ge^^'
sei : wofCir er die torques gladiaiorias aus CapitolinuB vita Pertm *
heranziehcn zu dilrfen glaubte. Man sieht leicht ein, daas die^ ^
festigungsweise, bei dcr thatsachlich vorliegenden DurchbobrunjTi*^-
die oben nachgewiesene Absicht gerade wieder in ihr Gregentlieil ^^'
kehrt hatte. Dasselbe gilt von Amati's Vorstellung, der «ch ''ii
lleihe von Tesseren vom untem Rande des Panzers oder der T'iW'*
herabhangend dachte: s. Giorn. arcad. Bd. 32 (1826) p. 105. Mindf^t^-'
war aber Amati dem Labus darin vorangcgangen, dass er sich «tt'
haupt irgend ein concretes Bild von der Befestigaogsart zu b^*^^'
suchte.
D£R r5m£B. 603
Lngebrachtes Loch. Nichts kann daf&r (iberzeugender sein
lIs die vier ausgemachten Falschungen auf Tafel II c d e und
r: die eine (d) zufallig richtig durchbohrt, die drei andem
^ammtlich verkehrt; um von der geradezu unsinnigen Durch-
}ohraiig von a gar nicht zu reden. Und in dieser Beziehung
romehmlich ist es^ dass ich bedaure von der langen Reihe
nodemer Fictionen in Rimini (Borghesi Giora. arc. 54 p. 69 f.
[Oeuyres IQ p. 341] zahlt 10 auf), sowie von den drei modemen
Uopien alter Sttlcke n. 15. 18. 34 keine autoptische Kenntniss
erlangt zu haben. Wer dazu Gelegenheit hat, thate nichts
Cnniltzes, sie einmal auf unsem Gesichtspunkt anzusehen, fQr
dessm Richtigkeit sie ohne Zweifel noch manche Bestatigung
geben werden. — Kehren wir jetzt zu unsem beiden n. 33 und sai
67 zurQck, so stehen selbst sie nicht ganz auf gleicher Linie.
Nicht nur dass die iibrigens hochst unverdachtige n. 67 die
jungste Yon allen ist^ beinahe hundert Jahre spater als n. 33,
nach welchem langen Zwischenraume sich dieses und jenes
andem konnte, so hat es auch mit n. 67 eine ganz beson-
dere Bewandtniss. Sie hat namlich, wie ich durch Herrn
Desjardins' sorg^ltige Mittheilung erfahre^ nicht nur die
eine herkommliche Queerdurchbohmng zweier (wenn auch
fialscher) Seitenflachen*), sondem daneben noch den Anfang
einer zweiten, die von der vordem Basis aus sich in der
Langenrichtung der Tessera erstreckt und offenbar so weit
vorwartfl gehen sollte, bis sie in den andern Kanal einmiin-
dete. Nun ist sie zwar nicht bis zu diescm Punkte fort-
gesetzty aber die Absiclit muss das doch gewesen sein, und
als Grund dieser Absicht lasst sich sehr fQglich erkennen,
dass die urspriinglich aus Yersehen falsch angebrachte Boh-
*) Anch darin weicht diese jflngste unserer TesBeren von fast
^en ubrigen ab, dass ihr En5pfchen von bo aassergt schmaler Dimen-
Bion ist^ dasB die Dorchbohrung gar nicht in seinen Umfang fallen
^Eoimie, sondem auf der nachfolgenden Fl&che Belbst vorgenommen
^erden miuBie. Am n^hsten kommen ihr in letzterer Besiehnng Tafel
HI N nnd S; gerade auf die Grenzlinie von Enopf nnd Flftche fAllt
daa Loch Tafel I P. II R, U. Y. IU IL L. P. Q, theUweiBO (jedoch
Qur in Folge schiefer Bohnmg) auch III K und M. Nattlrlich sind
^ anwesenOiche Zuf&lligkeiten.
604 DIE TESSERAE GLADIATORIAE
rung spater durcli eiii Gegenmittel wieder gut gemacht wenk^-
sollte: .deun wenn der durch das Queerloeh gezogene Dral'
sich von der inneni Mitte aus wieder mit seinen zwei E&iti
nach oben auszweigte^ so hatte man es mittels einer ausb^n
Knotung der letztern ganz in seiner Hand, bei der Umliai
gung um den Ilals eine beliebige Flache (also hier die jsn
MAXIMVS) dauerhaft nach aussen zu bringen.*) Sicht-
der Art Kisst sich aber fur unsere HYPOLITVS-Tesser& m:
ihren auf der ersten und dritten Flache durchbohrten Hrr
nern (die in dieser Gestalt auch nicht zum zweitenmal m-
kommen) irgend vorbringen. Wem es iiun freilich belielt
Jii^ auch liier nur ein zufillliges llandwerkerversehen, dem ui-
eben so zufallig hinterher nicht wieder abgeholfen wuni^
zu erblickeu, wie ja dergleichen im tuglichen Leben Yur
kommen kanii, der Itisst sich allerdings iiieht widerlegtn
Einem weniger glaubigen als skeptischen Gemutlic wird e-
jedoch nicht zu verdenken sein, in dem auffallendeu Zusao
mentretfeu des onomatologischen und des mechanischeu fr^
denkens eine ernste Mahnung an das vfi^e Koi iie^vac' (rn
cieTv zu sehen.
U (742) = Tafel I [XXJ Q. Dass es auch von die^e:
Tessera eine modeme Copie in Rimini (im ^museo Gervaj^on
Angelini') gibt oder. gab, wissen wir durch Borghesi^s Zpo:
niss Giorn, arc. 54 p. 69 (wo 835 nur verdruckt ist fur TBa
wie unmittelbar vorlier 996 fiir 696) [Oeuvres III p. ^^J
35 (743) = Tafel III [XXIIJ G. Dass das Facsimile lu
P. L. M. E. Tafel III M L • EPIDVS gebe statt LEPIDV^.
wiirde icli an Mommsen*s Stelle nicht gesagt habeo, souJ'>ra
vvenii etwas, nur diess, dass es nach dem L eine einem Puii^'
ahnHche V^erletzung des Originals zeigc. So unweseutlk.
dergleichen fiir eincn Ilerausgeber sein kann, so wenig sH*
*) Moglich wiirc freilich auch, dass im Laufe der Zeit dic Sit''
gewi^chselt iind eine neae Art, clie Decoration zu tragen, eiugrf^jn''-
hilttc, z. B. eine ilhnliche wie dic in der Anm. zu p. 320 [602] bceprtKh.«n".
mit der sich dann die Durchbohrung gei*ade der ereten und drittrii
Flachc als wohlberechnet vertragen wfirde. Die niivolleiidet^; Liinjr^^'
bohrung wiire dann, wofem anders nicht reine Spielerei, ▼ielleiclit tic
Versuch, zur friihcra Tragweisc zuriickzukehren.
DER r5mer. 605
s dem facsimilirenden Nachbildner zu, sich dariiber hinweg-
usetzen. Ich sage diess besonders wegen der buchstaben-
.hnlichen Zdgey die, fast wie I GO oder wenigstensf 10 aus-
ehendy gleich einem leisen Schatten zwischen lAlN und
) • SP in der Mitte der zweiten Zeile sichtbar sind, und
leuen gegeniiber Mommsen sagt *sequor Cayedonium'. Dass
kuch ich diess thue, ist aus Enarr. p. 6 ersichtlich; moglich
iber bleibt dabei, dass der Graveur zuerst etwas Falsches
fesetzt hatte, was er dann wieder Idschte^ und der unver-
mltnissmassig grosse leere Raum kann das sogar glaublich
jrscheinen lassen.*) — Ueber die Unregelmassigkeiten der
*) Es ist eine merkwtirdige Verwechselang der Begriffe uber das
vas die Aafgabe einer tecbniscfaen Nachbildnng ist, wenn aach Caye-
loni in der mehrerwahnten 'Appendice' etc. ^.18 yon yermeintlichen
'alschen ZusHtzen in dem Focsimile spricht ond dieselben auf T&u-
ichuDgen des Stanniolabdrucks zuruckfiihren will. Man erwartet^ dass
ss dieser Abdrack sei, dem er die ZuverlftsBigkeit abspreche: denn
ias8 ein solcher beim Transport, beim VerpBcken, ja schon bei der
&nfertigang, durch etwaige Brflche oder Yerknitterung des Materials,
EufUUige. Yerletzungen erleiden k5nne, l&sst sich ja nicht leugnen.
A.ber nein, CaTedoni vemeint die Bichtigkeit des Facsimiles darum,
veil ja das Original, das so viele Jahrhunderte unter der Erde gelegen,
dadurch leicht habe leiden kOnnen, vielleicht aucb von Anfang an
keine vollkommen gegl&itete Oberfl^he gehabt habe. Sehr mdglich
allerdings; aber wie ein Monument mnthmasslich vor 1900 Jahren aus-
sah, das darznstellen ist Sache des Herausgebers; Sache des Litho-
graphen dagegen, es so zu geben wie es jetzt aussieht. — Auch das
Beigpiel, das Cavedoni zur weitem Verdeutlichung seiner Aeusserung
beibringt, ist nicht gldcklich gewfthlt. In der PopilliuB-Inschrift P. L.
M. E. Tafel LI B soU ich mich, wenn ich PRAEITOB statt PRAETOR
zu erkennen meinte, ebenfalls durch den Papierabdruck haben t&uschen
lassen. Woher weiss denn das Monsignor Cavedoni? Etwa weil es
Mommsen n. 661 p. 164 sagt? Aber der sagt ja nichts anderes als
was ich Enarr. p. 46 selbst gesagt, n&mlioh dass wir beide einen nnd
denselben Papierabdrack auf den streitigen Buchstaben genau unter-
Bucbt and die betreffende Stelle — nicht etwa nur des Abdracks, son-
dero nach dessen Anleitung auch des Steines selbst so beechaffen
gefunden haben, dass der eine sich mehr dahin neigte^ in dcr unzwei*
felbaft vorhandenen Vertiefang (bei zugleich ungewOhnlich breitem
Zwisehenraame) die Reste eines I zu sehen, der andere mehr dahin,
iiur die Wirkimg eines &asBera Kinflusses auf die OberflHche des
Steines, n^er eine durch Regenstrdmnng gebildete Uinne, darin zu
606
DIE TESSERAE OLADIATORIAE
Zcilenabtlieilung s. zu n. 5. Ueberhaupt ist leicht n er-
323 kennen, ivie zu yerstehen, dass ausserhalb Roms bei khiu-
sung und Anfertigung dieser Tesseren nicht die imifon&e
Strenge einer traditionellen Handwerkstechnik herrsclite, wie
wir sie durchgangig auf den stadtischen finden*, Beweis ila-
fiir sind sowohl n. 12 von Arelate wie nnsere n. 35 tod
Mutina; nur n. 20 von Parma schliesst sich der romiscbei:
Norin genau an — abgesehen von der allen dreien gemeia-
samen Weglassung des Tagesdatums, worQber s. zu il \t
— Auch die nngewohnliche Grosse der Modeneser Tessen
gehort dahin; bis auf die allerjClngste aus der Vespasia-
nischen Zeit (n. 67) ist sie von allen (nicht bloss durch Ab-
schrift bekannten) die umfangUchste, wie n. 21 von allet
die winzigste. — Die Umrisse des Griffs konnten nicht p^
geben werden, weil die Tessera mit den dbrigen Modenesser
Kuiistschatzen und Alterthiimem von ihrem herzoglicbai
Besitzer nach Wien geschleppt worden und dort unzugang-
lich ist; dass er durchbohrt war, erinnert sich CaYcdoBi
besser als wie er es war.
37 (745). Die Schreibung ID statt ID, hier sowohi
wie n. 39, beruht auf Scaliger's Abschrift in dem zu n. **
citirten Leidener Codex.
t 38 (p. 201 f) = Tafel II [XXI] R Nach dem durch
H. Brunn von dem Original des museo nazionale zu Neap^^
genommenen Stanniolabdruck lautet die Tessera genso so:
S24
lOLLA . SALVIENI
IV
N
MAR
NER . CLAVD • T • QVINT • COS
S P E C T
erblicken. Also 'adhuc sub iudice lis est*. Demi filr einen Bewei»
wird doch Cavedoni das nicbt ausgeben wollen, dass MommseD neW
bei don consensus derer erwilhnt, die den Stein frdher getehai «b*^
kein I gelesen haben: was um so begreiflicher ist, je fenier ihneD
auch nur der Gedanke an eine Form praeitor gelegen haben winl
Monimsen selbst wenigstens wurde es sich gewiss verbitien, dasjenig^
DER ROMER. 607
^enn es ist kein Grund^ mit Mommsen, wie jetzt so schon
K N. 6304; die letzte Zeile zur ersten zu machen, wah-
md sie Marini Atti Aryal. p. 26 ganz falsch zwischen die
rste nnd zweite einschieht. MAR gab Mommsen &tlher
chtig mit Marini statt des jetzt Yon ihm gesetzten MART.
iben 80 richtig schrieb Marini das C08 aus; wahrend bei
[ommsen beidemale nur GOjjj steht. — Wenn Marini diese
essera wegen der Schreibung QVINT- verwarf, so schien
iess Mommsen (I. N.) mit Recht kein genUgender Grund.
0 gewiss QVINCT antiker und correcter ist — die Capito-
nischen Consularfasten bewahren es in den Personennamen
urehgangig — ^ so wenig ist doch zu Yerkennen^ dass QVINT
chou ziemlich frHh eintrat. Nicht nur geben die Triumphal-
isten im Monatsnamen (was doch ganz auf Eins hinaus-
ommt) eben so regelmassig QVINT; nicht nur finden wir z. B.
aiter Nero im J. 812 QVINTIA geschrieben I. K N. 3067
nd im J. 816 QVINTIVS Or. 517 [C. I. L. m, 1 n. 30], unter
respasian 823 QVINTILIVS I. R. N. 6769 zweimal, um 830
iVINTILIANVS Or.2243*); sondem ebendieselben Consuln
nseres Jahres 741 sind L R. N. 4834 TI • CLAVDIO . NER •
^ QVINTILIO geschrieben. Aber wohl zu merken, P • QVIN-
riLIO, nicht T • wie auf unserer Tessera, wodurch die Fal-
tchung derselben unwidersprechHch ins Auge springt. Es
imen Beweis za nenneD, was onz&hlige Bdspiele, in denen er zaent
ind alleiii richtiger gelesen hat als alle seine Yorg&nger, aus der
ieihe seiner Leistangen streichen wtlrde.
*) Und 80 weiter anter Nerra QVINTO Or. 8782; anier Antoninas
JVINTILLO ib. 3062 and 4092 [C. L L. VI, 1 n. 888]; anter Marc Aarel
[VINTinO ib. 2207 vergl. m. Henzen m p. 186 [C. I. L. VI, 1 n. 1978],
iVINTILLO ib. 2566 [Ib. n. 681] and ohne Zweifel aach I. N. 271,
8VINTIL0 Or. 6268, QVINTIO ib. 2877; anter Septimias Severus
iJVIOTILLIANO ib. 6817; anter Alexander Severas QVINTIANO ib. 2877
C. I. L. V, 1 n. 2112]. 6492 [C. I. L. VI, 1 n. 1602]. 6063 [Ib. n. 2001].
[)aiieben ist jedoch mit nichten die alte Schreibung verschwanden;
nelmehr setzt sie dch von dem Aagagteischen QVINCTIVS Grat. 187,
^ \^' I. L. VI, 1 n. 1886] an fort durch die Nervianische Zeit (in
QVINCTILIO Or. 6970 [C. I. L. lU, 1 n. 884]) bis za Marc Aarel
iQVINCTIO QVINCTIANO ib. 6602 [C. I. L. V, 2 n. 865]) und Com-
modoB (QVINCTO ib. 2214 [Ib. n. 7907] , QVINCTIVS ib. 6823) and
vermuthlich noch weiter.
608 DIE TESSEBAE GLADIATORIAE
ist zu verwundern , dass das, wie schon Marini, so awi:
Mommsen unbemerkt gelassen hat, der I. N. liber die Aeck-
325 lieitsfrage schwankte und sich erst jetzt fur die Unkhtli.^r
entschied. Denn dass das Praenomen P. unzweifelliaft fe^t
steht, lehren ja ausserdem alle FastenuberlieferuDgeii: s. L
I. L. I p. 467. 564. Hier haben wir also einmal eine haii')-
greifliche Bestatigung fiir die Beweiskraft auch der unter
geordneten Anstosse, von denen als Unachtheitskriterien l.
n. 3. 5. 32 zur Geniige die Rede war und die sich hier nicit
miiider haufen. Es sollte mich wundem, wenn AyelliLi,
dessen iiber diese Tessera handelnde epistola an Ard::
Mommsen I. N. erwahnt, eine Rettung versucht hatte; *;*
sehen habe ich die Acta acad. Hercul., wo sie t. DI p. TT
stehen soll, so wenig wie Mommsen. Denn wohin soU mai
sich in Deutschland wenden, wenn die Bibliotheken m
Miinchen, Gottingen, Wien im Stiche lassen, deren Keich
thum nur von ihrer Liberalitlit ubertrofiFen wird?
39 (746). Wegen ID s. zu n. 37. Ob Manutius mit dr-
Schreibung CENS, oder Scaliger mit CEN Recht habe, bleil
. dahingestellt. Ich'bin letzterm gefolgt. Vgl. zn n. 47. o»
40 (747). Dass diese Tessera des ehemaligen Hert
schen Cabinets in das Britische Museum libergegangen \f*
aber augeublicklich dort nicht zuganglich war, wurde n-
n. 9. 10 bemerkt. — So abnorm bei einem Freien die We:
lassuiig des Praenomen erscheinen mag, welches n. 37 und 41
richtig hinzugesetzt ist, so miissen wir uns das doch liK
so gut gefallen lassen wie n. 42. 63 bei FLORONIYS EO
MANVS und CVRTIVS PROCVLVS: abgesehen davon, i^^
der Herr des Sklaven in allen Tesseren ohne Ausnahme h^
Praenomen entbehrt.
* 41 (748) = Tafel II [XXIj S, Das SP, wofSr Mommsen
nach Zumpt (oder nur uach Fabretti?) bloss sP gesetzt, er
scheint auf dem Abdruck des Londoner Originals gaiix vcl»-
stiindig. — Entweder gibt oder gab es von dieser Tessera
mohr als ein Exemplar, oder, wenn nur das hier facsimilif^'-
so ist sie ohue Zweifel uuacht. Die Familienahnlichkeit nii*
dcn ausgemachten Falschiingen n. 72. 73. 74 (Tafel Ucdt^
auch n. 56 (Tafcl III 0), springt zu stark in die Angen, ^'
DER rOmer. 609
dass es vieler Worte bediirfte. Auf allen ganz derselbe
Schriftcharakter^ wenn man eine Charakterlosigkeit so nennen
kann^ die nicht etwa nur durch einzehie Buchstabenformen
wic P^ M und das lacherUch schiefliegende S, sondem durch
ihr ganzes dlinnbeiniges^ kritzliges Wesen den scharfsten
Gegensatz zum antiken Typus bildet, wie er uns dberhaupt
bekannt ist und insbesondere auf den achten Tesseren allen32G
pntgegentritt; liberall femer dieselbe Spielerei, jede Schrift-
zeile noch mit einem besondem Rahmen zu umschliessen,
woran auch die Falscher von n. 70. 71. 77 ein besonderes
Wohlgefallen gefunden haben; dazu vorzugsweise bei unserm
StQck ein Mangel an Accuratesse^ der in den unsymmetri-
schen und schiefvertheilten Linien bis zur Hasslichkeit her-
vortritt. Also: im besten Falle haben wir an dem Londo^er
Exemplar nur die modeme Copie einer achten Tessera^ wie
wir deren ja auch von n. 6. 15. 18. 34 kennen. Und sehr
moglicher Weise konnte die auffallend variirende Herkunfts-
angabe (^Romae apud Franc. Angelonum' be^ Tomasini 1647,
'apud cardinalem Barberinum* bei Doni f 1669, ^apud Dida-
cum a Vidania* bei Fabretti 1702, Teidae in museo Thom-
siano' bei Saxe*)) vielmehr auf verschiedene Exemplare, statt
auf blossen Wechsel des Besitzes eines einzigen zurfickgehen.
Selbst die Yarianten scheinen diese Annahme zu begOnstigen.
Denn wenn Fabretti Z. 3 nur ///P statt SP hat, so deutet auf
ein vora defectes Exemplar noch deutlicher die Publication
Tomasini^s hin, die ich Anschaulichkeits halber, unter Be-
wahrung der Masse, mit der unsrigen zusammenstelle:
^EMETRIVS
FADENI
SP- K. IVN
LENT.M.MES.COS
DEMET RI V S
FADENI
LENT-M-MES-COS
K IVN
Dass Tomasini's Abbildung plump und ungeschickt ist und
die Schrift im ordinaren Drucktypus wiedergibt, darf weiter
*) Nainlich in Acta lit soc. Rheno-Traiect. t. IV (1808) p. 49.
PR. RITSCBELII 0PV8CYL4 IV. A9
GIO DIE TESSERAE GLADIATORIAE
niclit ins Gewicht fallen; man verstand es eben damalg nicb
besser, wie die als Facsimiles ohne Zweifel abflcheolick:
Darstellungen von n. 46 und besonders n. 76 (Tafel 11 J
und f) augenscheihlich beweisen, wahrend sich auch tod ik-
Sada schen Abbildungen (n. 5. 8. 34), sowie von denen dt^
Pignorius und Guasco (n. 71. 70), desgleichen von derOderici
schen (zu n. 45), denen des Malvasia (zu n. 68. 69), und der
des de la Chausse (zu n. 55) kaum etwas Loblicheres sag»^:
327 liisst. Auch die verkehrte Reihenfolge der Zeilen braueV
nur auf dieselbe Nachlassigkeit zurUckzugehen, von der ^-
auffallende Beispiele zu n. 5 zusammengestellt wurdeo. -
Trotz alledem bleibt natiirlich die als moglich hingesttl.t»
Rechtfertigung unserer Tessera sehr problematisch, obsii^
sich sonst gegen die Fassung der letztem nichts einweodt
Uisst.
43 (750) = Tafel III [XXII] J. Zu Nutz und Fromice:
solcher, welche nicht in <Ier Lage waren sich dureh n*
eigeiie Anschauung mit dem specifischen Charakter antfi''
Schriftzuge vertraut zu machen, und die daher zu der Er
scheidungskraft des palaographischen Moments, wie es nameni
lich zu n. 32 und 41 geltend gemacht wurde, kein recbt^'
Zutrauen fassen mogen, sei hier mitgetheilt, dass die beida
Stucke 43 und 54 auf Tafel III unter J und S bereit^ el^-
so wiederholt waren, wic sie in P. L. M. E. Tafel IIH-
nnd S aus den Momimenti des romischen Instituts IVt, LI.
n. 48. 49 heriibergenommen waren: als sich mir, bei ct'
Sehlussrevision der lithographischen Tafel, der schon W''*'
aufgostiegenc, aber immer wieder beschwichtigt^ Zweifel a-
dor wirklichen Altertliiimlichkeit dioser Buchstabenforn}''
von nouem so unabweislich aufdrangte, dass ich zu der Alt^r
native kam, entweder seien auch diese Tesseren, trotz all •
sonstigen Unverfanglichkeit, modernes Machwerk, oiler J>
Nachbildung sei eine iiusserst untreue und willkurliili'
8clinell erbetono und ebon so schnell gewahrte Handzt^i'^
nungeii des jetzigen Bositzors, Ilerrn H. Kestner in Hj-
nover, onischiodon bald fiir den zweiten Theil jener Alt'^
nativo; dio nach ihnon jetzt bcwirkte Umarboitung der Sclinv
kaim jodem, der sich dio Mtihe nimmt sie mit der fnili''"'^
DER RdMEB. 611
•'acsiinilirung zu vergleichen^ d^n Unterschied augeniBllig
aachen; der romische Stecher (oder Zeichner) hat ini wesent-
ichen ebenso modemisirt wie der Grayeur von n. 32 und 38.
- Was die romische Epigraphik Uberhaupt; im ganzen und
p-ossen; lehrt, das stellen uns im kleinen auch unsere Tes-
leren vor Augen: den Gegensatz zweier Schrifttypen, der,
venn nicht in allem Detail definirbar^ nichts desto weniger
rermoge seines Gesammteindrucks sehr markirt hervortritt.
Bs ist das der Gegensatz des republicanischen und des kaiser-
lichen Typus, welche beide ein halbwegs geilbter Blick fast
Dhne Irren unterscheidet. Wie uns der erstere in seiner
derben Schlichiheit und, mochte ich sagen^ unbewussten Gross-
beit unverkennbar entgegentritt auf Taf. I [XX] in A B D 328
FG HJ K Mnnd Taf. III [XXII] in AC D E, so nicht
minder gleichartig die zierliche Gemessenheit, das bewusste
Ebenmass des zweiten auf Taf. I in JV^ 0, Taf. 11 U W Y,
Tfiim F H J K L M N P Q R S T. Kann man selbst
in der letztern Reihe wiederum gewisse Niiancen unterschei-
<len zwischen dem ganzen achten Jahrhundert und den zwei
der Neronisch-Vespasianischen Periode angehorigen StUcken
Taf. II Y und III R, so ist der altrepublicanische Typus
mit dem Eintreten der Monarchie geradezu wie abgeschnit-
teu. Eein Widerspruch ist die einzige scheinbare Ausnahme
ier n. 35 = Taf. III O^ mit entschieden republicanischer
•Schrift aus dem zwolften Regierungsjahre des Augustus;
denn nicht nur^ dass es ja absolut scharfe Scheidelinien
nirj^ends, vielmehr Qberall Uebergange mit verfrdhten Vor-
iHufem und verspateten Nachztiglern gibt, so haben wir es
auch nicht mit einem Monument von Bom oder Latium zu
U^UU; sondem mit eineni aus dem cisalpinischen Gallien;
wie lange aber der Provincialgebrauch zuweilen zurilckblieb
m Sprache und Schrift, konnen uns Steinschriften lehren wie
' B. P. L. M. E. Taf LXXXV li, LXXXVI ^; vgl. Enarr.
p. 74. 75 und Ind. p. 128*^ unteu. — Zufilllig sind es auch
zwei Typen der Falschung; die wir unterscheiden konnen:
Jer elegant modernisirende Taf. I P und Taf. II R, und der
charakterlos fluchtige Taf. U S c d e, III 0. Zwischen dem
letztem und dem acht republicanischen nimmt, wie man
39*
G12 DIE TESSERAE GLADIATORIAE
zugestehen muss, eine gewisse Mitte die Schrift von n 'l'
= Taf. I L ein, in der ausser dem M besonders das 3chx-
S befremdet; indessen schienen diese Anstosse doch nid'
durchschlagend genug, um zu einer entschiedenen Venlab
tigung zu berechtigen.
45 (752) == Tafel III [XXII] T. Hier kann ich fii
die unbedingte Treue des Facsimile's nicht einstehen. I^
Stanniolabdruck (s. oben p. 297 [576j Anm.) kam so ze:
quetscht in meine Hande, dass nur durch Combination seir-
lesbaren Reste mit einer gleichzeitig libersandten flachtij:-:
llandzeichnung eine thunlichst befriedigende Nachbildang ff
samnienzusetzen war. So viel sieht man jedenfalls darai?.
dass das angebliche, obwohl in Kupfer gestochene Faiv
mile bei Oderici in ^Diss. et adnot in aliq. ined. vei inscr. rt
num.' p. 185 diesen Namen so wenig wie moglich verdifL:
(s. zu n. 41).
47 (754). Mommsen fiihrt aus dem Scaligerschen Cotlci
3:io (s. zu n. 8. 37. 39. 50) die Variante OCTO an, was an &i^^
nicht sehr glaublich wiire; in der mir zugegangenen Duni
zcichnung steht nur OCT.
* 48 (755). Wenn wirklich auf dieser Tesaera, wel-i-
Marini Arv. p. 643 von E. Q. Visconti, aber vermutlil: "
doch nur in Abschrift, mitgetheilt erhielt, SOCIORVM g-
schrieben steht, so ist sie gewiss falsch. Denn es hat, w.-
Marini mit Recht hervorhebt, keinen Sinn, dass jemand i'-
Skhiv von ^Compagnons' genannt werde, deren Namen roii
nicht erfahrt. Um so auffallender daher, dass Mommsen v«c
diosem vermeintlichen SOCIORVM sogar den Gebrauch i:»-
macht hat, es aus Conjectur fiir n. 52 vorzuschlagen. Unt-r
diesen Umstundcn wiire sehr zu wiinschen, dass die anspr»-
chende Vermuthnng Marinis, SOCIORVM sei fur SOSIOBV.V
verlesen worden, durch Wiederauffindung der ehemals in J»-
Sammlung Pouiatowsky befindlichen Tessera Bestatijrui^i.'
fande. Doch gestehe ich daran einigermassen zu zweileln.
da mich auch noch ein zweiter Verdachtsgrund bedenlli'f
macht. Er beruht auf der Abkiirzung KAL statt dcs ia
illterer Zeit fast ausschliesslicli liblichen, jedenfalls im KrfJ''
dieser Tessoren, bis auf die um ein halbes JahrhuuJfr*
DER BOMER. 613
ungere n. 65, ohne Ausnahme herrschendeu K. Die ganzen
leiteu der Republik bieten unter weit iiber hundert Bei-
pielen des K ein einsdges von KAL dar in der lex agraria
es J. 643. Die sammtlichen Kalenderfasten, desgleichen die
lonsular- wie die Triumphalfasten, die alteren Acten der
Lrvalbruderschaft u. a. kennen neben dem regelmassigeu
lOif und £ID kein KAL, sondern ausschliesslich K.' Hochst
chuchtem und vereinzelt tritt das K AL in den ersten Kaiser-
eiten auf: unter Augustus eiumal Or. 1411 [I. N. 207*J,
nter Nero ebd. 517 [0. L L. III, 1 n. 30, wo K- stehtj,
nter Domitian ebd. 3118, unter Trajan ebd. 784, unter
Lntoninus ebd. 1541 [C. L L. VI, 1 n. 327, wo K • stehtj
. 8. w. Erst Yon den Zeiten des Commodus au gewiunt es
lehr und mehr die Ueberhand, ohne dass jedoch K daneben
erschwindet Unter diesen Umstauden wird man zugebeu
liissen, dass das KAL auf unserer Tessera, wenn auch fiir
ias J. 759 nicht unmoglich, doch gar sehr geeignet ist,
inen anderweitig begnindeten Verdacht zu verstarken.
50 (759). Dass ich FEB statt FEBR geschrieben, be-
uht auf Scaliger's Abschrift. Zwischen ihm und Manutius
lat man hier eben so die Wahl wie n. 39.
51 (760) = Tafel III [XXII J M. Wenn die frQhere Litho-
[raphie P. L. M. E. Tafel III N einige oflFene A gab (wie sie aso
u 67 wirklich hat), so hat scharfere Untersuchuug gelehrt,
Ia88 sie alle den Querstrich haben, nur so hoch nach der
)pitze zu, dass er mit dieser fast zusammenflicssi
52 (761) = Tafel II [XXIJ U. In der letzten Zeile dieser
ioodoner Tessera hatte Mommsen Zumpt ganz folgen soUen,
la dieser auch CO statt GOS richtig angibt. Wenn derselbe
5ampt aber in Z. 2 fUr CVRCIORVM, wie Cardinali aus
i^ettori's Scheden edirt hatte, CV.CIORVM setzte, so ffthrte
5r damit sehr in die Irre. So iibel zerstort auch die Ober-
lache der Tessera an jener Stelle ist, so lassen doch erst-
ich die erhaltenen Reste des dritten Buchstaben an einem R
iicht faglich zweifeln. Ware aber darauf wirklich ein C
^efolgt, so miisste die Tessera ohne Gnade als Falschung
;elten, da die unerhorte Schreibung Curcius so ziemlich auf
einer Linie stande mit CAELER n. 76 oder MVZIO n. 77,
614 DIE TESSERAK GLADIATORIAE
jedeiifalls viel schlimmer ware als MARCELINVS n. 5») 'ij"
APOLONIVS zu n. 15, uiid wenig besser als ANrnOn.Ii
Gliicklicherweise ist dem nicht so, vielmehr deutlich die oW^
Halite eines T zu erkenneU; dessen Queerbalken genaa ^ ii
der Richtung nach rechts mit einer leisen Steigung Di.:
oben geht wie in dem T der ersten Zeile. Nur indem cu:
den etwas kiirzern linken Arm ausser Acht liess nnd d!
dem Rest des Buchstaben das Ende des durch CVRT gehd:
den breiteu Risses verband, erhielt man das trugerische BL-
eiues C. — Dass ein Sklav mehrem Herren, namenthch Brl
dern, angehort, ist bekanntlich etwas sehr Gewobnlici**^
Um so bcgreiflicher, dass eine ganze familia gladiatonim ii
gemeiuschaftlichen Besitz einer Compagniegesellschaft ist, ^.
in den von Bockh C. I. G. n. 2511 und Add. t. II p. Hr^
nacligewiesenen Beispielen.
54 (763) = Tafel III [XXII] S. Wegen der Schrift ^
zu n. 43.
55 (764) = Tafel III [XXIIJ Q, Die ganz rohe uud wil
kurliche Abbildung bei Labus zu Morcelli 'sulle tessere' ft.
p. 52, der ich leider in P. L. M. E. Tafel XCVU if in B<
zichuug auf den vorstehenden Knopf folgte, ist ledidi
Wiederholung des sogenannten Facsimile's in Mich. An.
Causei (de la Chausse) ^Romanum museum sive thesaur-
eruditae autiquitatis' (Ilomae 1746) sect. VI tab. 8, obglti-^
es Labus niclit sagt. — Das kleine Querhakchen am z*^
teu L der vierten Zeile ist uatUrlich nur eine der bedeutoiii-
331 loson Zufalligkeiten, wie sich deren mehrere auf diesenTt*
seren finden; so der schrage Verbindungsstrich zwischen li
in n. 11, oder der Schwanz an VII in n. 21, wo dem Arbt
ter nur der Grabstichel ausgeglitscht sein wird.
t 6« (p. 201 h) = Tafel III [XXII] 0. Kaum h'
diese Tcssera, selbst mit einem Kreuz, ihre Stelle h^:
verdieut: deun dass sie so falsch wie moglich ist, darn>r
ist nach Borghesi a. a. 0. p. 90 S, [Oeuvres III p. 3^»" *
kaum noch etwas zu sagen, obschon ein Theil seiner Gruii'.
weggefalleu wiire, wenn er sie in ihrer wahren Gestalt c-
kuunt hatte, welche diese ist:
OEK ROHEK.
615
MAIICELINVS • Q
MAX 1
F A S FCIO 1
A •
D . X • K . NO V 1
M
. SIL . L . NOR .
cos 1
Nur dass mich £. Hdbner^s noch so peinlicher, durch die
Lupe unterstiitKter Untersuchung nicht mit Sicherheit zu er-
taitteln war, ob in dem Namen der zweiten Zeile der erste
Buchstab ein T oder (wie es nach dem Abdruck scheinen
muss) ein F sein solle, und dass der vierte durchaus kein
reines V ist, sondern unten einen von links nach rechts gehen-
den Schwanz hat, wodurch das Ganze fast wie ein schief
gekehrtes y erscheint. Unerklarlich falsch ist die, noch dazu
iu Kupfer gestochene, Publication von "Caylus im ^Recueil
tf antiquites' t. III p. 290 Tafel 79, der Mommsen folgte, wah-
rend eine viel richtigere, wenngleich nicht ganz richtige, von
Ohabouillet im ^Catalogue gen^ral des camees et pierres
gravees de la bibliotheque imp., suivi de la description des
autres monuments expos^s dans le cabinet des medailles et
antiques' (Paris 1858) p. 555 n. 3248 gegeben war. Cha-
bouillet theilt noch mit Caylus die so irrthamliche wie un-
verstandliche Lesung NO • B statt des voUig sichem NOR;
aber er gibt die richtige Folge der Zeilen, wahrend Caylus
die Consulnnamen dem Monatsdatum vorangehen lasst imd
diese Folge unbegreiflicher Weise noch ausdrilcklich durch 1
imd 2 bezeichnet. Er liisst femer das von Caylus ganz aus
der Luft gegriffene V- hinter TASVCIO' (was nach seiner
Angabe auch FASVLIO gelesen werden konne) ganz weg:
eine vermeintliche Sigle, die so viel Kopfbrechens gemacht 332
hat und von Orelli n. 2561 durch Yicit erklart wurde, von
der aber Chabouillet mit Recht ausdriicklich sagt *je dois
dire que je ne distingue pas la lettre V.' Aber wiedemm
druckt dieser in der ersten Zeile MARCELLINVS, wo Caylus
Oas richtige MARCELINVS gab; Mommsen hat das sowohl
^ei Caylus, als auch (Add. p, 560) in dem Facsimile der P.
L. M. E. Tafel XCVII L libersehen, indem er beidemale irr-
G16 DIE TESSERAE GLADIATORIAE
tliumlich LL scLrei"bt. Wie sehr aber die Schreibung MAR
CELINVS an das APOLONIVS der nachgemachten Vene
ziauischen Copie von n. 15 erinnere, drangt sich jedem aif:
den entgegengesetzten Schnitzer haben wir n. 72 in ANTTK».
Welch entscheidendes Kriterium fiir die Unachtheit aber b
dcm kleinlichen, spinnebeinigen Gekritzel der Schrift sellit
liege, die hier wo moglich noch etwas unantiker ist als ii
n. 72 — 74 und 41, ward zu n. 41 und 43 ausfiihrlich dai-
gelegt. Ebenda haben auch die iibrigen Aeusserlichkeikn
die besondere Einrahmung jeder Schriftzeile, sowie die rm
formige Gestalt des Henkels (ahnlich wie n. 3), ihre ErOrte
rung gefunden. Die Durchbohrung des letztem ist ubrigin^
keine doppelte, wie es nach dem Facsimile den Anschein
liat, indem der Kreis auf der ersten und dritten Seitenflack
' kein durchgehendes Loch, wie es auf Seite 2 und 4 wirklicli
vorhanden ist, bezeichnet, sondern nur auf der Oberfliicii^
eingeritzt ist: gleich als wenn der Verfertiger zuerst fak^
begonnen und sich noch rechtzeitig besonnen hatte, wo dii?
Loch richtiger anzubriugen sei. Vgl. zu n. 33.
58 (766) = Tafel III jXXIIJ P. Den Namen PLNV>
meinte ich auf ttivoc zuruckfiihren zu soUen. Keil — 6 ovir
laaToXoyoc — gab die Mr^gliclikeit zu, da es nicht an Analop<;L
fehle wie KoTrpeuc C. I. G. 3444 B 2, KoTipia ib. 5712, 4:
IiepKOpioc ib. 9553, Stcrcoria I. R. N. 7187; Fimns Kossi
n. 16, (DijLiou Philistor II, 428 col. I, 61. Doch glaubfce er
zugleich aii den erdichteten Ahnherrn der IHnarii^ den nivc<
bei Phitarch Numa 21, erinneni zu miissen, welchen Namtn
er auch aus der Liste der eTieTTPCtcpoi C. I. G. 284 III a, •>•
nachweist. Man hat also die Wahl frei.
m (768) = Tafel II [XXIJ W. Auch von dieser, iii i^^
romischen Steinschneiders Saulini Besitz befindh'cheQ Te^^^t"
verdanke ich den Stanniolabdruck, nach dem das Facsimi^
gearbeitet ist, der freundschaftlichen Mittheilung H. Brunns
03 (n. 776). In der Zeitbestimmung durfte ich, wit
33:j schon Mommsen und Henzen Or. III n. 6161, Borghesis &-
stimmung Bull. d. Inst. 1842 p. 31 [Oeuvres IV p. 402) W-
gen, der den Consul M. Vettius (Niger) in die Regienmg t^=
C'hiudius setzt, wenn auch Gewissheit dafQr fehlt.
DEB BOliER.
617
64 (772). Sollen wir deun wirklich glauben, dass diese
Fessera zugleicli acht und, die einzige unter 60—70 vier-
jeitigen^ sechsHeitig sei? Freilich sagt es kein Geringerer als
Marini Arv. j). 822 f. und gibt sie in dieser Gestalt:
PINITVS
ALLEI
SP . K . FEB
TI . CL . 0 A E S . II
C . CAEC
COS
Aber dieses Hexagon ist und bleibt doch etwas nicht nur
ius der besondem Norm des engem KreiseS; sondem auch
mn der allgemeinen Gewohnheitsmassigkeit^ die in solchen
[)ii)gen bei den Alten herrscht^ so ganz und gar heraus-
Iretendes, dass es sich wohl verlohnt zu fragen, wie verbiirgt
leiin eigentlich diese Beschreibung sei. Der Wortlaut bei
\Iarini ist dieser: \ , . nella seguente tessera gladiatoria di
Purma esagona^ trovata insiem con quella^ che ho dato alla
|>. G(35y nella Villa Paufilj^ })0ssedute ora tutte e due dal Sig.
Al). Lelli.' Ilat er sie also selbst geseheu? Man denkt es
ffohl unwillktirlich, aber weder sagt er es, noch — darf man
hinzufugen — hatte er das was er sagt so, wie er es thut,
[^'esj^, wenn es der Fall wiire. So muss es wenigstens durch-
*U8 scheinen bei Vergleichung eben der fruhern Stelle p. 665,
»0 er die Tessera n. 24 mit diesen Worten publicirt: ^sic-
Lome si ha anche da questa sincerissima tessera gladiatoria,
lilie ho veduto presso uno Scrittore del Tribunale del S. 0.'
VVarum sagt er nicht auch von der andem, die ihm doch
ihrer Form wegen viel auffallender sein musste als diese
wegen des CN • POMP • III • COS, dass er sie nach Autopsie
gebe? Wie moglich also, dass ihm nur eine Abschrift mit-
getheilt war, welche — denn was ist in solcher Beziehung
nicht alles geschehen! — die Zeilenabtheilung als unwesent- 334
Hch behandelte, die aber Marini f&r genau hielt. Denn der
618 DIE TESSEUAE GLADIATOUIAE
Einwiirf, dass die Notli zu einer Ausnahme von der Bt-,'';
gefiihrt liabe, weil die ungewohnlich lange ConsulatsbezeicL
nung iiicht in Eine Zeile ging, halt Angesichts der n. <>'
nicht Stich, wo es noch ein paar Buchstaben mehr sind mi!
doch in Eine Zeile gedrangt. Jene Moglichkeit aber fi-
Wirklichkeit zu nehmen bestimmt mich der entscheideD^i»^
Umstand, dass unsere Tessera mit der unzweifelhaft aclik:
n. 24 zusammen gefunden worden, also selbst unmogL-
modernen Ursprungs ist. Erst von dieser Gewissheit i/
liisst sich das an sich ziemlich bedenkliche PINITVS glaav
haft rechtfertigen. Dass es das griechische ttivut^c oderTif!
mehr der auch dort mehrfach wiederkehrende Name TTivuTL":
(s. Pape) sei, sahen mehrere; aber die Schreibung niit .
statt entweder Pinutus oder Pinytus, muss von vom herfi:
weit eher Verdacht als Glauben erwecken, wo es sich li-
Ciaudianische Zeit handelt. Denn man wurde nur einen gri>
sen Irrthum 'theilen, wie er manchen heutigen Text<;siu*
gaben zur widersinnigsten Verunstaltung gereicht, wenn nu-
die geschichtliche Existenz dieser wie vieler ahnlichen ortl.-
graphischen Incorrectheiten nach Massgabe unserer Hsui^
schriftenuberlieferuiig beurtheilen xmd sie sich fSr fruliT'
Zeit in almlicher Hiiufigkeit vorstellen woUte, wie sie in A
luittelalterlichen Codices, die wir die besten zu nenuen y^-
gen, auftreten. Die vermoge ihrer Gleichzeitigkeit allei:
verliissliche Inschriftenuberlieferung lehrt vielmehr, dass «ii-
ersteu Jahrhunderte nach Ch. im ganzen und grossen durcL
uus uoch die correcte Norm bewahrten und nur sehr ven'::
zelteu Vorspielen der mittelalterlichen Nachlilssigkeit G^i-i
gabeu. Was insbesondere die V^ertauschung des Y mit ^
betrilit, so beweisen zunlichst die paar Beispiele, die es a?;-
der ganzeu hmgcn Epoche der Republik gibt, gar nic::'*
weil sie iibcrhaupt vor die Einfiihrung oder doch Jiu^-
gesetzte Aufuahme des IJuchstabenzeichens Y fallen, al.^t» j-
eine Zeit, die noch im Ringen begriffen war, wie sie J'-
fremden Laut mit den einheimischen Zeichen am adaii--»-
testen auszudriicken hiitte. Dahin gehoren also die Ml
ei)igr. tria p. 2G [oben p. 147J*), Rhein. Mus. X P- *^*
*) Diw hier aus c. 724 beigebrachte SIRIA Or. 572 mass d-r-
DER ROMER. 619
Opusc. II p. 479J und Enarr. p. 124 besprochenen Schrei- aas
bungen SISIPVS HIMINIS, mit denen nur der Versuch
^emacht wurde^ dem griechischen Laute naher zu kom-
men als mit dem althergebrachten V. Fflr die Kaiser-
eeiten aber mag die folgende kleine Reihe datirter oder
ilatirbarer Belege'*) die Seltenheit des I yeranschaulichen:
imter Tiberius (785) NEDIMI I. R. N. 4607; unter Nero
EVTICHVS Or. 5772; vor Titus die Pompejanischen Mauer-
inschriften lACINTVS, SCILAX, CALLITICHE, CORITVS
bei Garrucci Inscr. grav. (1854) p. 33 [C. I. L. IV n. 1400.
2508,28 (wo SCYLAX steht). 68* (=2997?). 1490]; unter
Trajan LISIMACVS Or. 799 = I. R N. 3048; unter Hadrian
(872) BORISTHENES Or. 824; unter Antoninus SARDONI-
UHI ebd. 2795; unter Septimius Severus NIMPHAEVM ebd.
6753 [C. I. L. VI, 1 n. 414, wo NYMPHAEVM steht]; unter
Alexander Severus BEKECINT und CIMBAL ebd. 2328 (=
I. R. N. 1399), CRISTALLINIS ebd. 2952 [C. L L. III, 1
n. 536, wo CRYSTALLINIS steht]. In diese Reihe also, wird
man zugeben mussen, darf bei der gegebenen Sachlage auch
ein Claudianisches PINITVS eintreten, so sehr auch im all-
gemeinen die correcte Schreibung mit y in denselben Zeiten
dorehaus das Herrschende ist. Neben ihm hatte sich ubri-
geus selbst das alte u noch keineswegs verloren, wie a. B.
unter Augustus (753) TITVRVS Or. 2966, unter Claudius
SIBVLLINIS L R. N. 2211, unter Nero SVRIA Or. 1946
(C. I. L. VI, 1 n. 116] u. s. w.: woran sich denn die in deu
Texten der Schriftsteller der Kaiserzeit, z. B. Tacitus, iiber-
lieferten Schreibungen gleicher Art naturgemass anschliessen
und als wohlberechtigt ergeben.
65 (776 h) = Tafel II [XXI] Y. Mit dem museo Campana,
wo sie Henzen abschrieb und an Mommseu schickte, in das
musee Napoleon ubergegangen, befindet sich diese Tessera
die Mommsen^sche Fublication I. B. N. 4320, die SYRIA gibt, be*
seitigt acheinen.
*) Anf Bolehe beschr&nkc ich mich vorlliufig bei dergleichen Unter-
suchnngen gmnds&taslich , da sic allein eine fcHte Grundlage iind ver-
iMiche Anhaltspunkte geben, w&hrend die vorzeitige EinmiBchung
tliT chronologiflch unbeBtimmten nur Unsicherheit und Verwirrung be-
wirken kann.
G20 DIE TESSERAE GLADIATORIAE
leider in einem so verwitterten Zustande, dass es Herni de
Longperier nicht moglieh war einen lesbaren Gjpsabgus?
herzustellen, sondern er sich mit einem geschwarzten Papier
abdruck begniigen musste, dem das Facsimile, so gut sicts
thun liess, nachgebildet worden. In der dritten Zeile, ht-
merkt Longperier, *il ne reste rien de KA (was Henzen n
lesen glaubte) qu^une trace/ In der zweiten aber Uest &
3.K5 nieht VIBI, sondern VIBII*), allem Anschein nach mitKeclit
wie denn das auch der hier (gleichwie in n. 67) sichtliili
bewalirten Symmetrie entspricht. Gerade aber diese zwei
sylbige Genitivendung, in Verbindung erstens mit der Ab-
kiirzung KAL statt K, und zweitens mit dem zwischen dit
beiden Consulunamen eingeschobenen ET — das sind drti
Ungewohnlichkeiten auf einmal, die, fiir Neronisehe Z«it,
wohl eiuen und den andern bedenklich machen konnlec.
Gleichwohl fiihrt eine unbefangene Erwagung zu der Deber-
zeugung, dass, da sicli jede der drei Bedenklichkeiten aul
rein historischeni Wege vollstandig erledigen lasst, an der
Aechtheit um so weniger zu zweifeln ist, je unverfiingliclitr
die Tessera im PaUlograjjhischen sowohl wie in allem Aeusser
lichen erscheint. Ueber KAL statt K kann auf die Erorteruug
zu n. 48 verwiesen werden; vom Genitiv II wird zu n. 68. ^'"
die Kede scin; mit dem ET stande es misslicher, wenn Bor-
ghesi's Bestimmung (BuII. d. Inst. 1835 p. 6 [Oeuvres lllp.536'i
ausreichte, nach welcher die Verbindungspartikel wesentliit
erst vom Zeitalter der Antonine an in Aufiuahme gekommen
wiirc. 8ie ist, wenn auch nur in einzelnen Beispielen, viel HU'',
und zwar nicht nur bei der kurzen Bezeichnung der Consuli^
durch blosses Nomen oder Cognomen (vgl. zu n. 68. 69), son-
dern auch bei vollstlindiger Nomenclatur. Dass die Anfau^i^
der Neuerung, von der die ganze republicanische Perk>i^
*) Weim unmittclbar an das letzto I ein paar Risso der Ol>'r-
fluche zufallig so ansctzcn, das^i sie mit ihm zusammeDgefaes^t li*-
Schcin cines N gcben, so ist diess zwar selbstversUindlich eben n'-'
Schcin ohne jede }3edeutung; indessen werde ich wohl nach dcn gi"
niachtcn Erfahi-ungcn (s. zu n. 35) darauf gefasst sein mus«en, ^^
man auch hier die Trcue dcr Nachbildung als Untreue gegen die lir-
rfpriingliche Beschaffenhcit des Originals schelte.
BER R(3meb. 621
•
nicht ein einzigeB Beispiel aufweiat; schon in die Augustische
Zeit fallen^ lehren die Praenestinischen Fasten mit sechs Bei-
spielen C. I. L. I p. 312. 313. 314. 317, wozu sich aus dem J. 746
Or. n. 1 f gefalscht] filgen lasst Fftr die Regierung des Tiberius
bezeugen es die Vaticanischen und die Amitemischen Fasten
p. 322. 324, sowie Or. n. 7379 (J. 769), n. 4046 (J. 779),
n. 156 (J. 780); fOr Claudius n. 1588 (J. 804): lauter altere
Belege als unsere Tessera. So aber auch weiterhin: unter
Domitian n. 2782 (j. 842), unter Trajan n. 6774 (J. 851),
n. 5840 (J. 861); bis schon unter Hadrian das ET so ent-
schieden durchbricht, dass wir es z. B. im J. 876 finden Or.
D. 856 a und 3126; in 877 n. 5681; in 883 n. 794; in 888
n. 1280; in 889 n. 1681 und Grut 874, 5; in 890 Or. 6527.
66 (773). Die Zeitbestimmung nach Borghesi^s Combina-
tion a. a. O. p.72 [Oeuvres III p. 343], der Mommsen gefolgt ist.
67 (774) = Tafel III [XXII] R. Ueber die Aeusserlich- .,37
keiten, welche bei dieser jUngsten (auch grossten) aller un-
serer Tesseren in Betracht kommen, ist alles Nothige bereits
zu n. 33, sowie zu n. 3 beigebracht worden. Ihre neue Zeich-
niing hat der Besitzer, Herr Noel des Vergers in Paris,
mit freundlichster Liberalitat vergonnt.
Indem hiermit die in der vorausgeschickten Tabelle ver-
zeichneten Stflcke erledigt sind, bleiben noch solche Falschun-
gen zu erwahnen, welche wegen mangelhafter, unverbtirgter
oder ganzlich unverstandlicher Jahresbezeichnung dort gar
keinen Platz fanden. Unter ihnen stehen oben an
f 68» 69 (757. 758), die Mommsen zwar nicht ohne An-
deutung seiner Zweifel mit den achten in Reihe und Glied
gestellt hat, aber unstreitig richtiger geradezu in seine Ab-
theilung der ^suspectae et falsae' versetzt hatte:
ASPER
~) VIRIVS CAESII )
' g^^^^I ) l| BASSVS )
*?™-™'_.) r- APttONio- )
622
DIE TESSERAE GLABIATORIAE
So namlich gibt sie in Stichen^ die nieht besser sind ab
alle damaligen, Car. Caes. Malvasia in seinen ^Marmora Fel
sinea' (Bonon. 1690) p. 368, mit der Angabe, dass sie kidt
^in museo metallico solertissimi olim antiqnarii Fianek
Loth' befindlich waren. Um der zweiten Sinn iind Stil k
geben, las sie (^leggo* sagt er sehr lakonisch) Cardinali Dipl
n. 201 also:
BASSVS
CAESII
SP . K . IVL
VIBIO . APRONIO
und liatte damit die Consuln des J. 761. Aber selbst so uiir
ohne Praenomina, deren Weglassung fUr jene Zeit unerhort
338 ist, wenigsteus wenn ni<;ht alsdann gleichzeitig ET i^-
zwischentritt*), wic es allerdings schon unter Tiberius vor
kommt Or. n. 7379 iu PL ANCO • ET • SILiO • COS und TAYK»'
ET-LIBONE.COS, m.d in gleichen Beispielen n.4046. 15»
Uebrigens versteht sich wohl von selbst, dass, wer hentii
tago cine solche Cardinali'sche ^Lesung' vorbrachte, nur scbfi
neii konnte niit scinen Lesern Scherz zu treiben. VNiirJ-
schou eiu seltencr Grad von Liederlichkeit dazu gehoren, >
falsch abzuschrciben, so pflegt man sich doch unter all''i
Uiustanden ein Original, das man in Kupfer stechen \l^^^
weuigstens etwas genauer anzusehen. — Von dieser Seit»
wjire gegon IIagenbuch's (Epist. epigr. p. 371) HerstellrJr
dor orston Tessera, in deren vierter Zeile er APROXIO {(^^'
AVllOnio) VIB lesen wollte, nichts einzuwenden; uur i^^^
zu dem schon gegeu (^ardinali sprechenden Grunde nooh Jt'
von Mouimson geltend goraachte durchschlagende krmiK-t.
dass im Jimi Apronius und Vibius noch gar nicht Co«^"l"
waren. — Aber noch nicht genug: gegen beide zusaniii"*'
*) Das schciiit, wenit^stons friiber, Cardinali selbst gpfiilil* •'
haben, wcun er Meni. Hom. II p. 150 wirklich schrieb: 'era da IfjTr"''
. BASSVS . CAESII • SP • K • IVL • VIBIO • ET • APRONIO.*
DER ROMEB. 623
spricht noch ein sprachliches Eriterium, welches den letzten
Zweifel an der Unachtheit verschwinden lassen wird: die
zweisilbige Genitivendung ii. Mit der schonen und frucht-
baren Bentley'schen Beobachtung; dass sie im Dichtergebrauch
erst durch Properz und Ovid Eingang fand, ist der Gebrauch
Jes Lebens nichts weniger als erschopft, ja nicht einmal
adaquat. Hier dauerte. eS; wie uns die Inschriften lehren
und nur sie lebren konnen, noch gar lange, ehe von einem
wirklichen^ nur einigermassen gelaufigen Gebrauch die Rede
sein kann. So misslich auch bei dem heutigen Stande der
epigraphischen Texte'*') abschliessende Bestimmungen sind; 339
*) Welche VorBicht in dieser Beziehung geboten ist, wo es sich
om einen eiozigen, sacfalich irrelevanten Buchstaben und nm eine der
modemen Gewohnheit nicht conforme Schreibung bandelt, kdnnen Bei-
Bpiele der sonst vertrauenswiirdigsten Gew&hrBm3.nner lehren. In der
Doch dazu republicanischen InBchrift P. L. M. E. Tafel LXXI A gab
Marini HOSTII , w&hrend ohne jeden Zweifel HOSTILi stand. Derselbe
liese Alb. p. 88 n. 94 CLAVDII drucken, wo nach Cardinali Inscr.
Velii p. 81, dem Borghesi Ann. d. Inst. 1850 p. 865 [OeuvrcB V p.
245] folgt, CLAVDI steht. Selbst Henzen gab eine unserer Tesseren,
n. 33, mit der Form SEPTIMII Ann. 1856 p. 45, w&hrend unser Facai-
mile gar keinen Zweifel Ober SEPTIMI l&sflt. Dagegen erfahren wir
dnrch deuBelben Or. III p. 66, dass in Or. 693 der Stein nich^- BENE-
FICII, sondern nur BENEFIC hat [C. L L. V,l n. 35 gibt BENEFICL
C.W.]. In n. 656 gibt Orelli IVLII, aber Mommsen 1. B. N. 81 nacb
anderer Abschrift IVLI. Auch Or. 6341 nahm Henzen zwar im Text
CLAVDlI auf , aber mit der au8dr£[cklichen Variantenangabo CLAVDI,
die h5chst wahrBcheinlich das Wabre trifft. Bei Or. 1413 iet CALEVII
oder CALEBII zwar ohne Variante, aber die ganze Inschrift ist £Alsch
imd darum von Mommsen I. B. N. in den Anhang unter n. 20* yer-
wiesen. Aus den Praenestinischen Fasten brachte Laohmann zu Lucr.
p.328 TABVILII bei: die neueste Bearbeitnng im C.I.L. I p.319 (zum
'23 Dec.) lehrt dass, was auch der Steinmetz an der, gerade dort nicbt
mit Sicherbeit zu lesenden St«IIe schreiben wollte oder BoUte, doch
nicht* einen Genitiv auf ii indicirt. Wenn derselbe Lachmann ebend.
au« dem monumentum Ancyranum die Schreibungon DIVI^IVLl, COL-
LEGl, PBOELl anfahrt und hier dae lange I als Zeichen fiir ii darum
an«eht, weil ebenda auch AVBI • COBONABl und lOVIS - FEBETBl
vorkommen: wonacb also dem AugUBtus Belbst die zweisylbige Genitiv-
form «chon ganz gel&ufig gewesen w&re: so verh< aich auch diess
anderg. Die ganze InBchrift ist n&mlich, wie jetzt ans Perrofs schO-
nem Facsimile (^ExpIoration arch(^oI. de la Galatie et dc la Bithynie',
^ariB 1862 ff.) ersicbtlich wird , so yollgefflllt mit unzHhligen langen I,
624 DIE TESSERAE GLADIATORIAE
so wird uns doch die nachstehende kleine Reihe der datirta
Beispiele, wenn nian sie mit der ungezahlten Menge dcr ent
gegenstehenden zusammenhalt, ein ziemlich richtiges Bili
von dem sparsamen Vorkommen der neuen Form im gain»'^
ersten Jahrhundert der Kaiserzeit gehen. Ein alteres als ai>
dem J. 764 das BENEFICII der ara Narbonensis bei Or
2489 (wo wenigstens Gruter'8 und Millin'8 Zeugniss zusammeii
stimmt [Herzog^s Gallia Narbon. n. 1 gibt BENEFIClI]) keiiB.
ich nicht. Unter Tiberius bieten sich dar TIBERJI Or. 292:-
bestiitigt durch I. R. N. 2908; POLYBII, aber neben POLTBl
Or. 1753 vgl. mit Henzen III p. 156; IVLII ebend.211 p.Heh
17J; MVNICIPII zweimal ebend. 4046, sichergestellt durl
einen in meinen Handen befindlichen Papierabklatsch.*) Weittr
340 unter Nero CLAVDII ebend. 719 und 2250 vgl. mit Henz^r
die schlechterdings nicht fiir ii gesetzt sind, dass jene graphischeVa
liingerimg einleuchtender Weise auch hier nichtB anderes aU was ukrku
bedeutet d. i. naturlangen Vocal. So gleich in der Ueberschrift n:ci'
weniger als achtmal: DlVl • AVGVSTl • IMPERIO, INClS.VKVJI
AHENEIS • PIlIS. Uebrigens sind auch die Lachmann^schen Ms^hV
grOsstentheils an sich nicht richtig: 4,2 steht DlVI-IVLI; 4,24DIVl
IVLl; 6, 32 einfach DIVI-IVLI; 4, 37 ist wenigstens jetzt nor lt
COLLEG ubrig; 4, 6 steht nur FERETRI: 6, 31 aber ist dieses Wrr:
gar orst Herausgebersupplement : so dass schliesslich blosa PBuEL'
und CORONARl iibrig bleiben.
*) Ich wage nicht mit einiger Zuversicht hier das IMPERlI a'
zureihen, welches in der Lyoner Rede des Kaisers Claudius Col. 1 Z. ^*
gcstanden zn haben scheint. Denn jetzt geht der Bmch der Entai"
durch den sie in zwei grosse Halften zerspalten ist, gerade nach IM1'-J
durch, und nach ihm ist nur I iibrig. Denkbar wSre nun, dass fe
der Zusammenlothung beider Halften der Zwischenraum, in dem m^
jetzt ein dem I ehemals vorausgegangenes I zu vermuthen versucht Jt
ein wenig zu gross gerathen wftre, also doch nur IMPERl gcstand'^
hjltte. Was diescr Annahme an sich geneigt machen muss, i^ ^*^'
Umstand, dass dasselbe Monument noch drei Genitive dieser Art )^
und diese alle mit einsylbiger Endung: CAELI, TARQVINI und «t
zweites IMPERI in nachster Niihe des ersten. Trotzdem ISsst iiid^>
eine geometrisch-genaue Untcrsuchung , wie sie durch die verschiedesfi
Lyoner Publicationen , darunter die auf Veranstaltung der Stadt priif 3
tig in Kupfer gestochene, mir ausserdem noch durch eincn treftli**''**
Papicrabklatsch E. Hubner's ermOglicht ist, in hohem Grade «wei^^'
haft/ ob nicht doch vielmehr an ein ursprungliches IMPERlI w g-i'--
ben seiu durfte.
DER ROMER. 625
p. 189; COLLEGII ebd. 1812 [C. I. L. VI, 1 n. 2042/", wo COL-
LEGI stehtj; und wenig spater LVCRETII nebst FILII ebd.
2219 [C. L L. IV n. 1185, wo FlLI steht]. GenQgen diese Neroni-
schen Beispiele vollkommen zur Rechtfertigung desVIBII in n.
G5; so wird das niemand von dem Augustischen BENEFICII in
Beziehung auf unsere beiden Tesseren behaupten, zumal wenn
er die enge Genossenschaft erwagt, in der sie dadurch stehen,
dass sie erstlich beide (im besten Falle) aus einem und dem-
selben Jahre sein soUen, und zweitens, dass sie beide von
(lemselben Antiquar herstammen. — Uebrigens wird nach Nero
(lie zweisylbige Endung zwar allmtihlich haufiger; aber weit
gefehlt, dass sie die kurze Form verdrangt hatte, hat diese
vielmehr bis Ober die Zeiten der Gordiane hinaus, genauer
bis zum J. 1000 (weiter habe ich die Sache z. Z. nicht ver-
folgt), also bis zur Mitte des 3ten Jahrh. nach Ch., das Feld
noch zur guten Halfte inne, behauptet wohl gar, wenn man
genau abzafalte, die Oberhand. — Nomina propria und appel-
lativa bei dieser ganzen Frage zu imterscheiden habe ich in
(len Thatsachen selbst keine besondere Veranlassung gefunden^
auch nicht lateinische und griechische Worte oder Namen.
t 70 (p. 200 c) = Tafel II [XXI] a nach Guasco^s elen-
(ler Abbildong, worUber vgl. zu n. 3 und 41, und in BetreflF
der vollig unsinnigen Durchbohrung zweier neben einander
liegenden Flachen zu n. 33. Gemacht ist diese Falschung
anf Grund der unglOcklichen Conjectur — vielleicht selbst
um diese zu erharten — , dass die Sigle SP mit SPectavit
aufzulosen sei: s. zu n. 71. Warum die vierte Seite, welche
die Consulatsbezeichnung haben soUte, leer geblieben, lasst
sich nicht errathen; ein analoges Beispiel aus dem Alter.
thume (wie n. 23), das etwa als Vorbild gedient hatte, war
damals unseres Wissens nicht bekannt Daran hielt sich viel-
leicht Borghesi, wenn er p. 67 [Oeuvres III p. 338] die Tessera
als unverdachtig behandelte, nachdem sie mit Recht schon von
Labus p. 52 verworfen war, und zwar verworfen trotz seiner
verzweifelten Beweisf&hrung, dass spedavit eben f&r spectaiiis
est gesagt sein konne, so gut namlich wie mutavit orbis flir
mtattis est, terra movit ftlr mota est, tempestas sedavit fQr sedata ui
^ u. d. m.: was denn freilich die Grammatik des berUhmten
ra. UTBCHKLII OPySCYLA IV. 40
G26 DIE TESSERAE GLADIATORIAE
^L R. Epigrafista' nicht in glanzendem Liclit^e eiscliemc
lasst. — Ueber den Namen DIOCLES s. zu n. 76.
t 71 (p. 200 6) = Tafel II [XXI] 6* und b*: die er^t^
Figur nach Tomasini, aus dem sie Sert Ursati in seinen'i!>
numenta Patavina' (Pat. 1652) p. 178 wiederholte, die zweit^
schon altere, nach Pignorius: beide, wie man sieht, to
der Autopsie mit verschiedener Reihenfolge der Zeilen. I^.
die des Tomasini durch eine, ausdrfickliche und wortlicii^
handschriftliche Angabe des^ Peirescius bestatigt wird, 80 i<
ihr Mommsen wohl mit Recht gefolgt Die Lebenszeit der
sich ablosenden Besitzer, Hieron. Aleander d. j., Pignoricj
Joh. Rhodius zeigt, dass die thorichte Erklarung SP^^^*
schon im Anfang des 17ten oder gegen Ende des 16ten Jatr
hunderts aufgekommen war. Die Harpune als KampfffiC?
der Retiarier war allbekannt; die Palme (in n. 77 iriede:
kehrend) konnte man, wofern man sie nicht flberhaupt du:
im Sinne eines Siegeszeichens nahm oder auch aus ihrer
notorischen Anwendung im Circusspiel einmischte, aus ite
speciellen Erwahnung bei Gelegenheit von Fechterspielen ent
lehnen, wie bei Sueton Calig. 82 *mirmiIIonem e ludo roi-
bus secum batuentem . . . confodit . . . ac more victoruii
cum palma discucurrit'; bei Lampridius vita Comm. 12 tar
tum palmarum gladiatoriarum confecisse vel victis reban>
vel occisis, ut mille contingeret': wonach auch Cic pro R*)?^
Am. 6, 17 ^plurimarum palmarum vetus ac nobilis gladiat»'
habetur' nicht bloss metaphorisch braucht gesagt zu sein -
Ueber den Namen PERELI s. zu n. 76. Uebrigens sprac^
die Unachtheit auch dieser Tessera' zuerst Labus a. a. 0. ac»
Dass diese dr"
Stacke des Brit
schen MnseiiB"
t 72 (p. 201 aa) = Tafel II [XXI] c ]
t 73 (p. 201 0 = Tafel II [XXI] d
t 74 (p. 202 tv) = Tafel II [XXI] e
von denen die zwei letztem eine bis zur Unverstandlicht»"'-
albeme Fassung haben, sammt n. 41 und 56 hochst wahr
scheinlich aus einer und derselben Falscherfabrik her^^^'
gegangen sind, ist zu n. 41 und 43 aus dem Schriftcliarak**'^
eiugehend entwickelt worden. Als vorzugsweise nnantik p
sich namentlich in allon dreien das schief liegende S, son'
in den bciden ersten das Q zu erkennen, dessen Schwjn?
DEB ROMEB. 627
nicht an der rechten Seite oder wenigsteus in der Mitte; son-
dern an der linken Seite des Ereises ansetzt: ein verratheri-
sches Zeichen, das schon anderwarts als Beweis modemen 342
Ursprungs ffeltend gemacht wurde: s. Rh. Mus. XIV p. 141 [oben
p. 334 f.] und P. L. M. E. Enarr. p. 88. Nicht minder ver-
ratherisch ist der Mangel an Erfindungskraft, der in der Wie-
derkehr derselben Namen zu Tage tritt: worflber zu n. 76. —
In n. 72 las Zumpt richtig ANTTIO, wovon a. zu n. 56; in
n. 74 ebenfalls richtig SECYNDO, wahrend es in der ersten
Zeile weder TI«F; wie bei Cardinali und Mommsen, noch
L'F, wie Zumpt angibt, sondem P«F heisst.
t 76 (p. 201 1;). Unter dieser Nummer erwahne ich die
Fiction, die bei Cardinali und Mommsen so lautet: TI • SEN-
TIVS I C. ANTONI 1 SPK. APR | LALBINVS, von Zumpt
aber sehr abweichend so gelesen wurde: L*ALPINVS | SP
APR I M . . A . TIVS I C. ANTONI, nur deshalb, um
zu sageh dass ich dariiber keine Auskunft zu geben vermag,
weil auch diese Nunimer, wie schon n. 40, im Britischen
Maseum nicht aufzufinden war. [Nach einer Mittheilung
Newton's lautet sie vielmehr: TI-SANTIVS | CANTONI |
L ALBINVS I SP F . . APR.]
t 76 (p. 200 d) = Tafel II [XXI] f. M5glich dass auch
dieses StCLck aus derselben Fabrik ist wie n. 72—74, worauf
die gleichmassige Verwendung eines angeblichen Consul Caiius
in n. 74 und 76 f&hren kann. Selbst die Namen MANLIVS
und MARTIALIS kehren in den Falschungen bei Mommsen
p. 201 m und o wieder, und auch CAELER dCbrfen wir in
dem CELER p. 201 </ wiedererkennen. Dass sowohl Schrift
wie Grossenmass und Gestalt der Tomasini'schen Figur die
grosstmogliche NichtObereinstimmung mit n. 72—74 zeigen,
ist wenigstens kein Gegenbeweis, da die unglaubliche Will-
kur und voUige Unzuverlassigkeit aller alten Stiche (zusam-
mengestellt zu n. 41) durch die Falle, in denen uns eine
''Vergleichung mit erhaltenen Originalen gestattet ist, hin-
langlich constatirt wird; selbst dass die unformliche Figur
mit zwei, noch dazu weit vorragenden Enopfen, an jedem
Ende einem, verziert ist, was weder bei irgend einer achten
Tessera vorkommt (s. zu n. 3), noch irgend einen praktischen
40*
G28 DIE TESSERAE GLADIATORtAE
Zweck haben konnte, darf man sehr fuglich fftr ein reir.e'
Phantasiestiick des Tomasini'schen Zeichnera nehmen. Jederr
falls verdient es Beachtung, wie haufig sich aof den (alscbe£
Stiicken dieselben Namen wiederliolen, die entweder auf ai
dern falschen oder auch auf iichten vorkommen. So aus^:
343 den obigen Beispielen PERELI in n. 71 und p. 201iimdr;
ALBINVS in n. 72 und 75; BATO wahrscheinlich ansiL.'
iibergegangen in n.76; DIOCLES aus n. 4 in n.70; PETIL;
oder PETILLI aus n. 20. 27. 59 in p. 201 o und x; PETli 1
aus n. 15 wiederum in p. 201 x, wo endlich auch noch drii
tens das TAMVDI aus n. 18 entlehnt scheini Sogar Ji-
vereinigte Namenpaar PAMPHILVS • SERVILI theilt d. 7.
mit n.2G. Auf DEMETRIVS in n.41 und p. 201 i, SVAV1>
in n. 43 und p. 201 s, sowie auf FABI in n. 21 und p.:^'.
s und 2/, ANTONl n. 46 und p. 201 l und t; woUen rj
dabei nieht einmal besonderes Gewicht legen^ obgleich dwL
hier das Gleichartige in derselben Richtung gehaufler tt
scheint als in allen achten Tesseren zusammengenonun^i
Es sollte mich gar nicht wundern, wenn eine vergleichend
Besichtiguug aller noch zugtinglichen falschen Stiicke, dm'
Niehtkenntniss ich unter einem verwandten GesichtsprjAt'
schon zu n. 33 bedauerte, zu der Einsicht fflhrte, dass «i*
allergros.ste Theil dieser Flilschungen aus einer und dereellt
Quelle stamme, d. h. aus der Fabrik eines halbgebildeteD h
dustriellen, der mit dieser Waare ein Geldgeschaft macLtr
t 77 (p. 201 hb) = Tafel II [XXI] g. Nach dem, w-^
iiber diesen ungeschlachten Klotz von Tessera (einen fijl'"
abguss vordanke ich der freundlichen Besorgung des Hm
Prof. Christ) schon zu n. 33. 71. 76 gesagt worden, T^i'"
jedes weitere Wort iiber die unvergleichliche AbgeschmaA*-
heit der Insclirift selbst oder liber das Unicum MVZIO zu tI-.
m.
Die in den vorstehenden Erorterungen als Gladiatoren
Marken behandelten Monumente sind es also, denenMomni-
sen ebon diese Eigenschaft streitig machi Zwar erkennt w
ausdriicklich an, dass eine lange Ileihe von Namen, unt^f
denen gar keine Frau, ganz wenige Fi*eie, und mit di^'^
DER ROMER. 629
prenigen (5) AusnahDien lauter Sklaven yorkommeu; unsere
\rorsteIIung yon yorn herein mit fast zwingender Uewalt auf
jladiatoren hinfiihre. Aber einestheils yermisst er dafur
eden Beweis, und anderseits findet er in zwei Umstanden
)estimmte Gegenindicien. Ohne die letztern wurde das Feh-
en positiyer Beweise f&r die Beziehung auf Gladiatur wenig
l^edeutung haben; denn wie yieles nehmen wir doch f&r wahr 344
)hne strengen Beweis^ bloss gestiitzt auf das anerkannte Recht
)robabIer Combination! Und ist das nicht wenigstens ein
ipagogischer Beweis^ wenn sich eine andere Beziehung^ die
aian jener Reihe yon Sklayennamen geben konnte^ eben
licht auffinden lasst^ also dass gerade nur die Gladiatur
ils einzig denkbare M5glichkeit fibrig bleibt? — Meinestheils
;Iaube ich einleuchtend darthun zu konnen: dass die yer-
meintlichen Gegenindicien theils auf Misyerstandniss beruhen,
theils die ihnen beigelegte Kraft nicht haben; dass sich aus
ProbabilitatsgrQnden ein sehr befriedigender Indicienbeweis
fiir die alte Meinung gestaltet; dass es aber sogar an dem
entscheidenden Zeugenbeweis nicht fehlt.
Dass nun zuySrderst die richtige Auflosung der Sigle SP
«rirklich SPcdatus ist, das ist die erste schatzbare Belehrung^
lie wir der neuaufgefundenen Arelatischen Tessera (n. 12)
rerdanken^ auf der uns nicht bloss ein SPE wie ganz yer-
?inzelt in n. 26, oder ein nur auf falschen oder yerdachtigen
iJtucken (s. zu n. 3) yorkommendes SPEGT, sondem ein in
ewei yollen Sylben ausgeschriebenes SPEGTAT* entgegen-
tritt. Durch diese authentische Interpretation*) fallen also
tuit Einem Schlage alle die yerschiedenartigen Einbildun-
;en^ yermoge deren Agostini in SPortulam, Schott Nodi Gic.
II, 6 in SPecidator {tesserarius), manche in SPcctavit (s. zu
n. 70. 71), was Morcelli de stilo inscr. I, 3 n. 457 (ed. 2)
und in der Abhandlung ^delle tessere' u. s. w. wieder auf-
natm, andere wie Gori Inscr. Etr. I p. 74 in SVcctaculum,
noch andere endlich in SPectabitur (oder SPedarhdus) den
'~' «
•) Deim die foTmelle MOglichkeit, SPECTATor oder SPECTATuw
2Q er^nsen, yerdient kamn Erwfthnung, tbcils ans Qrfinden die jeder
sclbat ideht, theiU aos denen, die schon Labns gegen Morcelli*8 specta-
cU treffend entwickelt hat.
630 DIE TESSERAE GLADIATORIAE
Schlussel zu dem rathselhafteii SP zu findeii meintai: das
letztere Arditi in der Monographie ^Le tessere gladiatoiie'
(Napoli 1832. 4) p. 22 ff., der Labus eine grOirdliche Wid«r-
legung gewidmet hat in der Vorrede zur Mailander Aofigak
von Visconti's 'Monumenti Gabini' p. VI — IX.
Gegen den Ausdruck ^ctatus est nun, als Bezeichmui:;
des Auftretens im Fechterkampf, richtet sich das erste Be-
deiiken Mommsen's; das Eiufache und Naturliche, behaupie^
er, wurde dafiir pugmvit sein. Aber hat denn jemals }mm
das spectatus in dem Sinne von *er ist geschaut worfcn'
jisd.h. ^ist aufgetreten, hat gekiimpft', genommen, odernicb:
vielmehr in der allgelaufigen Bedeutung ^er hat sich bewahrt,
ist erprobt', demnach so viel wie ^er hat seine Sache hw
gemacht, hat sich wacker gehalten, ist wohl bestandeu', mit
Eiuem Worte 'hat gesiegt'? Allerdings konnte sich ^fir
einen Gladiator auch die Aufzeichnung verlohnen, wie ott
er iiberhaupt aufgetreten sei und gekampft habe wahreci
seiner Gladiatorlaufbahn. Wohl aJso finden wir in mebr
fachen inschriftlichen Beispielen (bei Labus p. 50, Orelli i-
n. 2567) die Gesammtzahl der imgnae eines Gladiator ang^
geben: PVGNARVMV, PVGNARVM.VII, PVGNARVM
Vim, PVGNARVM. XXVII, oder auch PVGNAVITXID*:
wohl fiuden wir in den beiden namhaften Inschriften til
Venusia I. R. N. 736. 737 und der Venafranischen ebenJ.
4649 zwei Reiheu vou Zitfern, deren erstere ohne^ZweiM
die Zahl der pugnae, die zweite die der victoriae berichtrt.
wie es ausgeschrieben Or. 2571 PVGNAT • XXXIIII • MCIT
XXI heisst. Hingegen fiir die editores od^ curatores vm^-
rum hat es doch keinen Sinn, anzunelimen, sie hatten eimu
Gladiator jedes einzelne Auftreten durch Verleihung ein^
Auszeichnung attestirt, die er ja alsdann auch in dem Fal
erhalten hatte, wenn er besiegt ward oder sich schlecht g^
*) Hiernach und nach Or. 2571 bleibt es ganz zweifelhiift. '
das rVGN • VIII bei Gruter p. 334, 1 durch WG^arum oder PVGNV-'
zu erganzen ist. Das PVGNAS • V der Patavinischen Inschrift b« ^^
2567 [C. I. L. V, 1 n. 2884] erklart man durch bimugedacht^ »•' "'
was gar kcin Latein ist; Furlanetto woUte dafQr PVGNAB-; cs vJ' -
aber vielmehr fiir PVGNAnS stehen: s. die in Priscae lat epigr. *«?
plcm. I p. XVI [oben ji. 508] citirten Er(Jrterungen.
DER BOUEK. 631
lalten hatte. Vielniehr kauD ea kanm einetn Zweifel unter-
iegen, dass die Ertheilung der Teasera kein allgemeineB
CombattanteozeugtuBs', sondem eine 'Tapferkeitsmedaille'
var, also keineswega puffnavit der Begriff iet den man er-
vartete, soadern vielmehr ein fortiter oder cum laude, aan
vccessu pugwwit d. i. ebeo apectatits est in demselben Sinne,
u dem es voa einem Theateratilck placuit oder sietit heisst
vVemi es aber daftlr noch einer ausdrilcklichen Bestutigung
ledarf, so ist sie docb wahrlich ut vollgUltigBter Weise ge-
^eben durch das berilhmte romische GladiatoreDverzeichmsii
]r. 2566, in dem so augenfallig drei Kategorien imterschie-
leu werden: acht tiKones (mit einfachem T ohne Zahl der
)ugnae bezeichoet I. K. N. 736. 737), zwei SPedati, und elf
VETeroni. Kann man mehr Gunst der Ueberlieferung ver-
langen, um die recipirte Erklarung der Tesseren-Sigle SP m
and ihre Beziehung auf die Gladiatur gerechtfertigt zu finden?
(iewiss hatte es dieac Hauptstiltze der alten Meinung nicht
terdient, von Mouinieen als gar uicht vorhandeu behandelt,
<]. b. mit volligem Stillschweigen UbergaDgeD zu werdeu.
Ziim UeberfluBB habeu wir jetzt anch noch eiuen PROVocaior
HPedatus in der rumischen luschrift bei Henzen Or. 6173,
wo die voo letzterm erwahnte Moglichkeit, das SP als Prae-
Doinen zu dem Namen der folgenden Zeile zu ziehen, weoig
Wahrscheiolichkeit haben dHrfie. — Sind wir aber einnial
»0 weit gekommen in uneerer ErkeDutnisB des wahreo Sach-
Terbalta, so ware es ein widematOrlicher Zwang, deu man
aich selbBt aothat^, zu glaubeu, dass Uoraz seioe Verse
Epbt I, 1 ioit:
Spectatum satis et douatum iam rude quaeris,
Maecenas, iterum antiquo me inclndere ludo
habe dichten konnen ohne den Gedanken an die techoische
Bedeutung des spectatus als eiues Geoosseo der sich rilhm-
licb 'eiugepaukt' in das Corps, der rudis als ehreovolleo Eot-
liwsungszeichens des bewahrten und ausgedieutcn Fechters*),
des ludus im festBtebendeo Sinne vou 'Uebungsschule' der
*) Wegen der hinlaii^ch beluumtea rvdu wird m genilgeii auf
Ilenieii Expl. mus. Boigbei. p. 104 f. m vorweiBen.
632 DIE TESSERAE GLADIATORIAE
familia gladiatoria. Kaum diirfte daher diese, mi Un<l£i
von 80 vieleu wiederholte Auffassung der HorazischenWoite
durch Mommsen^s Widerspruch, dass doch darin kein eigeit-
licher Beweis liege, grossen Abbruch leiden. Aber wenn auck
jedenfalls bediirfen wir, nach allem Vorgesagten, dieses Be
weises oder Nichtbeweises gar nicht, um doch an unserer
Erklarung des ^ectaUiS mit hinlanglich begruudeter Ueber
zeugung festzuhalten.
Gewichtiger kann Mommsen^s zweite Einwendung schei-
neu, die daher entlehnt ist, dass einerseits auf unsern Te^
seren gerade diejenigen Monatstage, die uberlieferter Weis^
in Rom stiindige waren fiir Gladiatorenspiele, namlich a. L
Xlll— X K. Apr. nach Ovid's Fasten 3, 813, niemals toi-
kommen, anderseits die Kalenden mit 23, die Idus mit II
die Noneii mit 4, alle drei zusammen also mit 38 Beispiekni
ein so entschiedenes Uebergewicht iiber die intermediaren
Tage haben, dass deren Zahl nur 18, also noch nicht eiii-
mal die Halfte betrage: was nicht ^casu factum' sein Kddi'.
3^17 Zugegeben, dass die Thatsache auf den ersten Blick ihrBe
fremdliches habe : unter allen Umstanden sind wir doch, aot
dem durcli zusammenwirkende Moi^nte bereits gewonnen»
Standpunkte unserer Einsicht, meines Erachtens methodi$cb
verpflichtet, mit jenem Bedenken uns abzufinden wie vii
konneu, im Nothfall auf eine befriedigende Erklarung Tor-
liiufig zu verzichten, ehe wir dem einen negativen GrunA;
alle entgegenstehenden positiven zum Opfer bringen. B*-
diirfen wir denn aber iiberhaupt eines tiefem ErklaruDf*
grundes, als dass, wo dieWahl zwischen 30 oder 3lMonau-
tagen*) vollig freigegeben war fiir die Anberaumong ein«
Festspieles, ein rein natiirlicher Instinct vorzugsweise aJ
diejenigen fuhrte, welche als die eponymen sich fur ^
Gemeinbewusstsein imter der namenlosen Menge von selbst
hervorhoben, ohne dass sich an eine solche Wahl eine b^^
soudere Absicht kniipfte? Und wiederum-, ist es zu Terwua
*) Oder Yorsichtiger zu reden, zwischen annahemd 30, weil «»
dics atri und ^male ominati' ausfallen: wie denn auch s. B. kein euj
ziges Tesserendatum auf einen der dies postriduani nach den Kaleodtc
Xonon, Iden fallt.
DEB BOMES. 633
lern, dass dann das zunachstliegende die Ealenden als Fiih-
'er des ganzen Monats waren, erst nach ihnen der zweite
Fag im Range, die Monatsscheide der Iden^ kam^ vollends
^egen beide weit zurQckstanden die Nonen, deren erstes Bei-
^piel (n. 50) .sogar erst an das Ende der Regierung des
iVugustus fallt? Nichts kann f&r diese populare Auffassung
bentatigender sein als die Analogie der Triumphaltage^ deren
VVahl doch einem gleich freien Belieben anheimfiel. Gleich-
wohl sind sie so weit entfemt^ das wirkliche arithmetische
Verhaltniss der eponymen und nichteponymen Monatstage,
d. h. ungefkhr das von 3 : 27 oder 1:9, einzuhalten, dass
sich vielmehr in den Capitolinischen Triumphalfasten (ein-
schliesslich ihrer sichern Erganzungen) unter 148 Triumphen
uicht weniger als 52 finden, die auf eponyme Tage fallen,
nur 96; die den intermediaren angehoren*): also beinahe
ganz dasselbe Verhaltniss wie auf unsem Tesseren, nur um-
gekehrt, aber selbst so, wenn man einmal der Mommsen'-
schen Proportionalrechnung eine Berechtigung zugestehen
will, noch befremdlich genug, da sich 1 : 2 zwar nicht so
weit wie 2 : 1 von 1 : 9 entfemt, aber doch noch immer
weit genug, um sehr abnorm zu sein. Allein das Yerhaltniss 348
stellt sich noch ganz anders, sobald wir den Wechsel der
Zeiten beriicksichtigen und verschiedene Perioden auseinander
halten. Bis in die Gracchischen Zeiten (bis 625 incl.) findeu
wir die Vorliebe f&r eponyme Triumphaltage so gross, dass
deren nicht weniger als 49 auf 60 nichteponyme kommen^
also 5 : 6; von da an bis 735^ also wahrend der Dauer von
vollen 110 Jahren, verschwinden die eponymen Tage der-
gestalt^ dass ihrer nur 3 gegen 36 nichteponyme stehen,
also 1 : 12. Woher ein so auffallender Abstand? Wir wissen
es nicht, wie so vieles andere. DQrften wir darum^ wenn
uus diese Triumphaldaten zufallig nicht als solche^ sondern
in emer Weise tlberliefert waren, dass die Beziehung auf den
*) Ich habe dabei der Einfachheit wegen die fQnf F&lle ausser
Rechnnng gelassen, in denen es weder KcUendis noch Idibiu noch
yonis in den Triomphalacten heisst, Bondem QuirinaUbus (a. 404. 432.
478. 481. 687): eine Bezeichnung, die eher derEategorie der eponymen
als der nichteponymen Tage znzorechnen sein wQrde.
634 DIE TES8ERAE GLADIATORIAE
Triumph nur auf probabler Gombmatioii berubte, diese Be
ziehung selbst leugueu? — Durchaus vergleichbar ist eiii
Zeitenuuterschied, der uns bei den Gladiatorentagen entgegen-
tritt, wenngleich in umgekehrter Kichtung. Und zwar ialli
hier der Wendepunkt um das Jahr der gewonnenen AUeiit-
herrschaft des C. Julius Caesar, von wo an sich so Yiek
iinderte. Wenn wir, wie billig, von allen verdachtigen Tes-
sereu^ ausserdem vou deu drei municipalen n. 12. 20. 35 ohne
Tagdatuiu, und der defecteu n. 14 absehen, so bleiben m
1'Qr den Zeitraum von 669 bis zum Jahre der Schlacht Ton
Thapsus (April 708) 21 Tesseren, unter ihnen 12 mit inter-
mediiiren Monatstageu, nur 9 mit eponymen: gewiss ein m
keiner Weise befremdliches, sondern nach dem vorfier Em
terten so uatiirliches Verhaltniss, dass daraus gewiss nie-
maud das leiseste Bedenkeu gegen die Beziehung aaf ii^
Cjladiatur geschopft hatte. Warum also soUen wir das Uiia
weil es nachher anders geworden ist? Denn erst seit ToS
beginnt, aus nicht naher nachzuweisender Ursache, mit einem
allerdings ziemlich plotzlichen Spruuge die Liebhaberei fw
die eponymen Tage, die nun im Laufe der Kaiserzeiten ein
so gewaltiges Uebergewicht erlangen, dass unter 34TessereD
nicht weniger als 27 auf eponyme, nur 7 auf nichteponjiw
Tage fallen. Es wurde das ebeu Mode fQr die Fechterepiek,
uud wir haben es als eine Thatsache aus den Tesseren n
lernen*), anstatt mit ihrer vermeintlichen Unverstandlichkeit
gegeu die Aunahme der Gladiatur zu argumentiren. D«s?
:h5) kaum eiu tieferes Motiv als das natdrliche Gefuhl fur den
Vorzug der beuannten Monatstage vor den unbenannten »
(Jrunde lag, kauu wiederum die Vergleichung der eponjniea
Triumphaltage iiach ihren drei Kategorien lehren. Auch hitr
sind es die Kalenden, die mit 26 Beispielen im Vordeigniii<i<^
*) Auch das hiitteu wir daher zu lemen, ohne den Gnwd eiisc-
sohcii , dass untcr den Kalcnden die des Februar und dw April ^
je 4, dc8 Januar und dcs August mit je 3, desgleichen unter deiil(it°
die des Juni und dcs August ebenfalls niit je 3 Beispielen deo o^'
schiedenen Vorrang vor allen ubrigen behaupten , wenn nicht doch wb'
vicl grossero Gcsamuitzahl von Beispiclen ndthig schienCf oni dcn (n*
dankcn an blosscn Zufall wirklich auszuschlieesen.
DEH ROMER. 635
(ieheu, wahrend ihnen die Iden mit 20 uahe kommen, bei-
len die Nonen mit nur 6 nachhinken.
Aber allerdings ist hiermit die andere Frage noch nicht
^rledigt: wie es doch komme, dass sich die vier letzten Tage
ler Quiuquatrus (20—23 Marz), die nach Ovid Gladiatoren-
jpielen regelmassig gewidmet waren, auf unsern Tesseren
jirgends finden, und ebensowenig die Satumalientage (a. d.
XVI— XIV K. lan. = 17 — 19 Dec), an denen wenigstens
in Ausonius' (EcL de fer. Rom. 33) und Lactantius' (Inst.
6, 20, 35) Zeiten ebenfalls standige Gladiatorenspiele schei-
uen stattgefunden zu haben. In Beziehung hierauf muss ich
uun erstens gestehen, meinestheils keine besonders starke
Zumuthung darin zu finden, dass man hier reinen Zufall an-
erkeune. Und zwar diess ebeiisowohl in Betracht des kleinen
Bruchtheils, den unsere erhaltenen Tesseren von den Tausen*
den einst vorhandener bildcn, als auch des Bruchtheils, den
vier staudige Gladiatorentage unter der ohne Zweifel sehr
viel grossern Zahl sammtlicher auf ein Jahr fallender Fechter-
spiele ausmachen, zumal in der Kaiserzeit. Auch die kaiser-
lichen Geburtsta^e (vgl. Marquardt im Handbuch IV p. 221)
littden wir wider Erwarten nicht ein einziges Mal imter un-
8em Tesseradaten. — Aber es gibt auch noch andere Wege.
Warum treten diese Tesseren erst iu der SuIIanischen Zeit
aufV warum brechen sie in der Vespasianischen auf einmal
ab, wahrend doch ausgemachter Weise die Leidenschaft fiir
das Uladiatorenspiel nicht ab-, sondern immer zunahm?
Labus stellte zur Erklarung des letztem Umstandes die Ver-
muthung auf, eben durch den gesteigerten Luxus habe ein
koHtbareres Material der Tesseren Eingang gefunden, Silber
oder Gold; wahrend nun edles Metall begreiflicher Weise
»pater eingeschmolzen worden sei, habe sich nur das werth-
lose Elfenbein oder Bein der altern Zeit in einer Anzahl von
Exemplaren glQcklich erhalten. Sehr moglich, und an sich 350
nichts weniger als unwahrscheinlich. Lasst man aber diese •
Hypothese einmal gelten, was hindert die analoge au&ustel-
len, dass, nachdem sich aus gelegentlichen Productionen bei
Leichenfeiem (dem notorischen Ursprung der Gladiatoren-
9piele) ein unabweisliches Volksbediirfniss, somit ein stan-
636 DIE TESSERAE GLADIATORIAE
diges Jahresfest etitwickelt batte^ diese regelmassige StaatS'
leisttmg eiii aiideres Material^ sei es ein werthvoUeres oder
auch ein verganglicheres; zu den an die siegreiehen Gladi^
toreii zu vertheilenden Ehrenzeichen verwendete, als bei den
freien Spenden von Privaten oder ausserordentlichen Ehren-
leistungen von Magistraten der Fall zu sein pflegte? Eine
solche Vermuthung, nur einc unter andern, hat, vag wie sit:
ist, selbstverstandlich gar keinen positiven Werth; aber sr.
hat den negativen^ dass nicht mehr behauptet werden kami
das Fehlen von Quinquatrusdaten auf unsem Tesseren sei eic
gultiger Gegenbeweis gegen die Beziehung der letztem aul
Gladiatorenspiele.
Sei aber die eigentliche Bewandtniss^ die es hiermit bat.
so dunkel wie sie woUe, uns geniigt das helle Licht, wekhe?
auf die Bestimmung unserer Tesseren schliesslich durch die
eine Arelatische fallt, der ynr schon die Gewissheit der
Siglenauflosung SPECTATw5 verdanken. Sie gibt nach die-
sem Worte noch eine Ligatur, in der dem ersten Anscheiii
nach NVM steht. Was dieses num bedeute, erblarte Momm-
sen nicht zu errathen. Gliicklicher meinte Cavedoni n
sein, wenn er in der ^Appendice alla nuova silloge epigrafii^a
Modenese' 1862 (die mir erst wahrend der Abfassung dieser
Blatter zu Hiinden gekommen ist) p. 16 vorschlug NVMrm*
zu lesen ^od altro nome della citta, ove Anchialus ^xdatf^^
cst^ Es wtire nun unstreitig schon diess sehr seltsam, daas
die Stadt die Hinzufugung ihres Namens nothig befundeu
hiitte fur ein in ihrer Mitte fflr die eigenen Mitbflrger statt-
gehabtes Festspiel, wahrend dergleichen weder der Stddt
Kom, noch auch den Parmensern oder Mutinensem eingefal-
len ist. Und eine so namenlose Stadt wie jenes Numanal
Warum nicht wenigstens NVMan^ioe? Aber wie abenteuer-
lich vollends, dass sich an der Rhone, im sQdlichen Fmk-
reich, eine Tessera erlialten haben sollte, die von der Pice-
nischen Kiiste (denn da lag Numana) oder aus Spanien
stammte! Nein, nichts kann einleuchtender sein, als das?
der gute Romieu von Arles mit seinem /VW\ die lagatur
des Originals misverstand und ein scheinbares NVM gab statt
yoi MVN: sei es nun dass auf der Tessera wirklich AAAA ^^
DER ROMER. 637
mit AnwenduQg der uicht ganz seltehen Figur VI fQr N, oder
dass er sich so verlas oder verschrieb fllr /VW, was eben-
falls sehr wohl Zusammenziehung von MVN sein kann. Es
wird erlaubt sein an das Ei des Golumbus zu denken, und
in SPECTATtis MVN^e den schweflich anfechtbaren Zeugen-
beweis fQr Gladiatorenspiel zu erkennen. Der Ablativ ist
genau derselbe wie in acta ludis {fdbula)\ dass aber munu8
schlechthin so viel ist wie munus gladiatoriumy ist ein so
feststehender nnd durchgehender Sprachgebrauch^ dass Nach-
weisungen dafiir eher iiberflQssig als nothig scheinen konnen.
Doch lasst sich bei dieser Gelegenheit einiges scharfer be-
stiromen als gewohnlich geschieht. Einen andern Gattungs-
namen als munus, mit oder ohne den Zusatz gladiatoriumy
gibt es iiberhaupt nicht fQr FechterspielC; sowie umgekehrt
munus ganz und gar nicht jede Art von Schauspiel bezeich-
net. Vielmehr zerfallen nach romischer Begriifsscheidung
Bammtliche spectactda in die zwei gtt)ssen Classen der ludi
und der munera] und wie sich die erstem wieder theilen in
circenses und scaenicif so die letztem in gladiatorum munera,
munera gladiatoria oder munera schlechtweg, und ferarum
munera (wie es bei Suetou Calig. 27 heisst) oder mit ge-
brauchlicherem Ansdmck venationes, vollstandiger venatio fera-
r\m im Theodosianischen Codex 15 tit. 11.*) Hauptstellen, S58
*) Nnr weil Fechterspiele nnd Thierhetzen das Amphitheater als
gemeinBames Local batten, anch bei den venationes gewOhnlich Gladia-
toren mitwirkten, ist allerdings der Unterachied zwiscben munus gla-
diahrium nnd venatio nicht so scharf wie swischen ludi circenses nnd
Bcamiciy nnd konnten die erstem anch znaammengefaBat nnd demgem9«8
drei Hanptclassen angenommen werden, wie das im Theodosianischen
Codei 6, 4, 4 geschieht: 'nbi Indi Bcaenicomm vel circensium yel
mimerig ratio poscit', wShrend 16, 5, 2 ^ant theatralibuB Indis ant cir-
ceniiain certaminibns ant feramm cnrBibna* die Gladiatoren nnr des-
wegen fehlen, weil sie seit Honoriua anfgehoben und abgeschafit waren.
— Ganz nneigentlicher AnBdrnck und nnr poetische Uebertragung ist
circi munug bei Ovid Fastw 6, 190; denn wenn ausnahmsweise auch
der (oder ein) Circns statt des Amphitheaters benutzt wurde (Snet Aug.
43. loflcr. Neap. 2123, wo sich GLADIAtorMm CIRCENSIYM Bchwerlich
tremien Iftnt; ygl. Friedl&nder Rhein. Mns. X p. 665. Handb. d. r. Alt.
IV p. 523), 80 kann diess doch fOr die AUgemeinheit der OvidiBchen
Stelle nicht in Betracht kommen. — Umgekehrt sind ludi gladiatorii,
038 DIE TESSERAE GLADIATORIAE
die iiber diese Gesammtgliederung belehren, sind Damentlid
Sueton Caes. 39 und Domit. 4, auch Ner. 11, und Lactam
6, 20, 35 (nach Lipsius' Emendation Satum. I, 5); der all
gemeine Gegensatz von ludi und munera wiederholt sichoft.
z. B» bei demselben Sueten^ Aug. 45 und Tib. 34, mid ri^
schon bei Cicero ad fam. 3, 8, 6, so noch im TheoA Cfd
G, 4, 4. Je nachdem munus im engem oder weitem Sinft
genommen ward, konnte ^munera ac venationes' gesagt ww
den bei Sueton Calig. 27, und ganz ahnlich bei LactaDzaLa.il
was ein Lieblingsausdruck der Neuem ist, nach altr5mi8chem Begnf
ein Unding; es bat auch niemals jemand bo gesagt vor den Scripii^r^
historiae Augustae, wo sich einmal ludis gladiatoriis findet beiSpait
Hadr. 9; denn hei Trehell. Claud. 5 ^habnit tuns libellos mnwranV-
hoc nomen in indice ludorum* ist mit SalmasiuB ludioTum aos if'^
Palatinus aufzunehmen. Ganz etwas anderes ist es natSrhch mit Ivdm
gladiatoriua in der Bedeutung von GladiatorenBchule. — Dag^-g*--
versteht sich von selbst, dass man auch zum allgemeinsten Gattang^
begriff zuriickgreifen und spectaculum gladiatorium sagen konote, *>
bei Livius 39, 42. Capitolinus Anton. 8, neben spectaculum gladiaicrv*
Liv.28,21. Inscr. Neap.2123(SPECTACVLVM.GLAD.6036); dcsgleich»:
muneris spectacula Suet. Domit. 4. L Neap. 1962, so gut wie spfrf«*»
circi oder scaenae anderwarts. — In keiner Weise aber damit parallr
zu stcllen ist munus funebre, z. B. hei Plinius N. H. 83 § 58 Sil'-
Capitolinus a. a. 0. , womit so wenig eine hesondere Ciasse der ms-
nera, wie mit ludi funebres eine besondere Classe der Indi beieifhB/^
wird, sondern nichts als ein munus oder ludi bei der znfaUigen ^
legonheit eines funus, unter nm8t3,nden auch wohl das funos 8el«-
sofern seinen Haupthestandtheil munus oder Indi bilden (oder a^^
beide vereinigt wie z. B. bei Liv. 23, 30. 31, 60). Ganz vorOTgswet'
indess fallen die Begriffe von funus und munus als GhidiatoreDj}'!''*
darum zusammen , weil von der sehr fruhzeitigen und dann ganz n^s^
len Verwendung des letztern zu feierlichen parentalia der gaaie Spi»f-
gebrauch, nach dem viunus = spectaculum gladiatorium, aasgegan^'^"
ist. Denn gewiss mit Recht erklart Tertnllian de spect. 12 den Nafff'
munus als 'officium honori mortuorum dehitum', wahrend ihn Sernc»
zu Virg. Aen. 3, 67 von dem zufalligen Umstande herlciten will, ^
zu der ersten mit Gladiatoren hegangenen Leichenfeier de« i^^'
Brutus viele Kiimpfer von auswarts als Geschenk geschickt won>«=2
seien. Auch Friedlilnders Auffassuug Handb. d. r5m. Alterth. IV p- ^^
dass, weil die Leichenfeste 'freiwillig gegeben' waren, davonderfcf
munus allen, anch nicht niehr freiwillig gegebenen Fechter^iei™ ^t
hlieben sei, scheint mir nicht tief genug zu greifen.
DEB ROMKR. 639
Venationes d quae vocantur munera' (ygL ^gladiatores aut
yenationem' bei Seneca de benef. l^ 12, 3; ^armis gladiatoriis
et venatibus' bei Capitolinus Anton. 8); aber auch ^bestias
ad munus populi comparatas' bei Suet Caes. 75^ ^qui bestiis
obiectus munus instructurus sum mei domini' bei Appulejus
Metam. 10, 22 (vgl. c. 28 extr. und 29 init.); desgleichen
fmnus arenac in Dichterstellen des Manilius, Lucan, Claudian^
gesammelC von Heinsius zu Claud. in Ruf. 2, 395. Meist
im engem Sinne, d. h. mit der speciellen Yorstellung yon
gladiatores — nur dass bestiarum yenationes, seit sie iiber-
haupt aufgekommen wareu; als Beiwerk nicht nothwendig
ansgeschlossen zu sein brauchen — geht sodann der tech-
nische Ausdruck munus durch alle Zeiten und Schriftsteller
und Drkunden in unzahligen Beispielen durch. Cicero selbst
(weil doch in sein Consulat die Arelatische Tessera fallt) hat
ihn pro Sulla 19^ 54 dreimal hinter einander: ^posset alia
familia Fausti munus praebere', ^cum longe tempus muneris S5s
abesset'^ ^tempua dandi muneris'; desgleichen pro Sestio 58^
124 ^consessu gladiatorio . . . erat enim munus Scipionis'*);
de offic. 2f 16, 57 ^magnificentissima yero nostri Pompei
muaera secundo consulatu'; Philipp. 2, 45, 116 ^muneribus,
monumentis, congiariis, epulis multitudinem lenire'; ad famil.
2, 3, 1' ^Rupae studium non defuit declarandorum munerum
tQo nomine'; 2, 6, 3 ^propter magnificentiam munerum'; ad
Att 4, 4^, 2 ^mediusfidius ne tu emisti ludum praeclarum:
gladiatores audio pugnare mirifice; si locare yoluisses, duo-
buB his muneribus liber esses.' Yon spatem Autoren be-
gndge ich mich den Sueton heryorzuheben, bei dem man die
zahlreichsten Beispiele finden wird, darunter folgende zum
Beleg der einfachen Ablatiyconstruction: Caes. 39 ^munere
depugnayit, ludis mimum egit'; Aug. 43 ^nepotum suorum
munere transiit e loco suo'; Ner. 12 ^munere, quod in amphi-
*) Die folgenden Worte enthalten den schlagenden Beweis, wie
sehr 68 Bchon damals das Interesse fur das GladiatorenBpiel iiber alle
andem Arten von Schauspiel davon getragen hatte: 'id autem specta-
cali genns erat, qnod omni frequentia et omni genere hominum cele-
^tor, quo multitndo maxime delectatur': woyon weiter unten An-
wendung zu machen.
640 DIE TESSERAE GLADIATORIAE
theatro dedit, neminem oecidit/*) Neben den Autoren skl
die Inschriften voll von Beispielen desselben Gebranchs, ic
Formeln wie muncris oder miinei^is ptiblid cura, edttio, oto
tor, editor; mvntis familiae gladiaioriae; pro nmncre ita.: wiu
fur es geniigt auf Mommsen's Indices I. R. Neap. p. 4^\ zr
verweisen. — Noch strenger hat sich. die Bedeutoiig vor
munerafitis fixirt, was als Substantivum nie etwas ander»-
als einen editor muneris bezeichnet, z. B. mvnerario lyrm.
edifionis Inscr. Neap. 328, munerarius bidui ebend. 1501, imi
ofter, woftir die Autorenstellen schon die Lexica geben; wir
denn auch das Pradicat munifictis oder munificentissifmts ii
ganz demselben Sinne liblich geworden ist, z. B. el)end.94l
2G27. 4768. Orell. 2557 [C. I. L. IV n. 1094, wo MVNER((7K.
steht]. Wenn friiher einige in Sueton'8 Worten Dom. 1'
^Thraecem murmilloni parem, munerario imparem' eiiie besoi
dere Classe von Gladiatoren mit Namen munerarius (wie eben
Thraex, murmillo, retiarius, secutor provocator u. s. w.)r
finden wahnten, so hiitte man damals auch darauf TeTfuller
3r>i konnen, in der Arelatischen Tessera SPECTATms WTSmm^
zu l.esen; jetzt zweifelt wohl niemand, dass dort gerade dr
Festgeber und der Pechter in Gegensatz gestellt werden s '
len, genau wie bei Plorus 2, 8, 9 ^si de gladiatore munerari'>
bustum fecisset', wo man ehedem ein ganz singulares w»
rat^r las. Ausserdem hatte man auch in Cicero's Zeit nkH
einmal so schreiben konnen, wenn es wahr ist, was Quii
tilian 8, 3, 34 berichtet, dass das Wort munerarius aberhaci''
nieraand vor Augustus gebraucht habe.
Also SPECTATM5 MVNerc: ich denke nicht, da.^s «-
von der Instauz der Arelatischen Tessera noch eine Ap|»^
lation geben wird.
*) Denselben Ablativ mit dem Znsatz gladiatorio hat minTib ^'
'gladiatorio munere perierant'; Calig. 26 'gladiatorio monere fEi:-
quemquam iubebat'; Claud. 2 'gladiatorio mnnere, quod meinon»
patris edebat , palliolatus novo more praesedit'. — Habe ich recbt c«"
zahlt, 80 gebraucht liberhaupt Sueton munm schlechtweg ISmal..*'
diatorium munus nur 12mal.
DER KOMER. 641
Zum Schluss nocli ein paar allgemeinere Vermuthungen,
deren Werth einem jeden anheimgegeben sei. Welchen Zweck
hatte man eigentlich im Auge, wenn man, um Gladiatoren-
tapferkeit zu bezeugen, sich nicht mit der einfachen Angabe
(les Sieges liberhaupt begniigte^ die doch nach aussen wie
fur den Empfanger ganz denselben EfiFect machte^ sondern
mit 80 peinlicher Gewissenhaftigkeit nicht nur das Consulat,
sondem selbst den Tag des Kampfes yerzeichnete, dagegen
wiederum die Art dieses Kampfes ohne jede Erwahnung
liess? Was soll man sich femer als Gmnd denken, dass
zwar der SPectatus als solcher ausgezeichnet und decorirt
wurde, dagegen fSr die doch entschieden hohere Rangclasso
der VETcram von einer analogen Decoration (andere kann
^s i^ gegeben haben) keine Spur vorhanden ist? Ich meine,
eben diese Umstande zusammengenommen f&hren darauf, dass
die zur Vertheilung kommenden Marken nicht blosse Ehren-
auszeichnungen waren, sondem zugleich als urkundliche Be-
weismittel fttr einen praktischen Zweck dienten. Wird man
in die Classe der veterani oder rudiarii aufgenommen worden
mn nach blosser Anciennetat oder yielmehr auf Gmnd des
Verdienstes? Wenn, wie doch nicht wohl zu zweifeln, das
letztere, was liegt dann naher als dass der Eintritt in die
ehrenvolle Tensionimng' von einer geniigenden, d. h. also
numerisch bestimmten Anzahl von Siegen abhangig war?
oder um mit den Horazischen Worten zu reden, dass einer
eben satis spectatus sein musste, um rude donatus zu
werden. Kaum wird man sich demnach ein einfacheres Ver-
fahren ausdenken konnen, als dass, wer sich allmahlich die
festgesetzte Zahl von Marken erworben hatte, unter Vorzei- 355
gung derselben sich zur Au&ahme in die Veteranenolassc
meldete, um mit ihnen sich als ^pensionsberechtigt' auszu-
weisen. Natttrlich musste man diese Ansprtiche priifen durch
Constatimng des Thatbestandes, und wie konnte man das
anders als durch Nachschlagen der Listen, die iiber den
Verlauf der munera ohne Zweifel gefflhrt wurden? wie aber
dieses sicherer und bequemer als auf Grund der Datiruug,
die auf den Marken selbst angebracht war? — Dieses ge-
ordnete Geschaftsverfahren wird freilich nicht von Anfang
PE. RIT8CHELII OPV8CVLA IV. 41
642 DIE TESSERAE GLADIATORIAE
an dagewesen sein^ sondem sich erst mit dem ganzeu GL-
diatorenwesen selbst und seiner Gesammtorganisation ansr
gebildet haben. Nichts hindert, dafclr als Zeitpankt dk
Sullanische Periode anzunehmen und damit zugleich Antwor.
auf die Frage zu geben^ warum es keine yorsollanLcheb
Tesseren gibt, wiihrend sie doch dann auf einmal in so dich-
gedriingter Folge auftreten. So lange Gladiatorenspiele ledi^-
lich auf den zufalligen Anlass von Todtenfeiem vorkamen -
und bekanntlich war das vom Ausgange des 5ten Jahrfam;-
derts (490) noch sehr betrachtlich lange ausschliesslich dtf
Fall — kann tiberhaupt von einer festen Orgamsation Dacli
Art der spatem Zeit nicht die Rede sein. Dazn gchort?
vor allem erst die Bildung standiger Fechterbanden (famh
liae) in geschlossenen ludi, von denen uns als meines fli?-
sens altestes Beispiel (wenn auch gewiss nicht an sich da^
alteste) der ludus C. Aureli Scauri um das Jahr 649 b*i
Valerius Max. 2, 3, 2 erwahnt wird, Aber es mnsste be
greiflicher Weise schon eine Mehrzahl solcher ludi vorhanJtD.
sie mussten zu einer allgemeinen Institution geworden sein
elie sich ein formliches System entwickelte und zu normaler
Geltimg brachte, wie es sich in der Avaucements-Scala tol
Tirones, Spectati und Veterani ausdriickt, Etliche Jalir-
zehnte mochten dariiber sehr leicht hingehen und so ebr^i
die Sullanische Zeit herankommen, ehe man der.mmmekr
lestgestellten Ordnung durch die Einffthrung genau datirkr
Tesseren Rechnung trug. Und wissen wir denn, welch^
eigentlich der Zeitpunkt war, in dem der Uebergang wi
gelegentlicher und privater Todtenfeier zu der standigen o^^
amtlichen Staatsleistung eines allgemeinen Festspiels stat:
fand?. Ohne Zweifel hatte sich die Neuerung in der Cice
roniseh-Caesarisch-Pompejanischen Epoche bereits voUzogen.
was steht also der Annahme entgegen, dass etwa die vorac-
:j:,<; geheude SuUanische gerade den Wendepunkt bildeteV •>•'
wiirde alles in den besten gegenseitigen Zusanlmenhang tretw
uud die Frage, warum keine vorsullanischen Tesseren eii-
stiren, ihre sehr einleuchtende Erledigung durch innere !)♦"
^riindung finden. Si quid novisti rectius istis, candidus vsr
perti: si non, his utore mecum.
DER ROMER. 043
Nachtrage
zu geben lage schwerlich Anlass vor, wenn nicht das schon
1863 abgeschlossene Manuscript Monate lang in der Druckerei
geruht hatte.
Zo p. 808 [oben p. 688 f.] und Anm. Ein altes Beispiel yon GN
fur CN ist erat kuralich wieder ans der Nekropole von Praeneste an
den Tag gekommen: s. Henzen im Bull. d. Insi 1864 p. 22. Junge
Beispiele sowohl Ton GN »- CN als von G » C sind in ProTincial-
inschriften der Eaiserzeit nichts seltenes und wohl grofiuentheils zurtlck-
zafahren anf die allgemeine Nachl&ssigkeit, die in der graphischen
Untencheidung der beiden Zeichen C und G tlberhaupt zu herrschen
pflegi >- Dem in der Anm. erw&hnten umgekehrten Falle, der imder
Schreibnng CNEVS vorliegt, l&aat sich das L CAIO eines Quadrans
von COPIA (sic) zur Seite stellen, wenn auf die Lesung von L. Mfiller
'Description des monnaiea antiques au Mus^e-Thoryaldsen' (Copen-
hagne 1851) p. 354 n. 58 Yerlass ist. DaBs in Or. 701. 3311 [C. I. L. III,
1, n. 346] die Schreibungen CAIYS CAIVM nur auf Orelli^scher Un-
lcritik beruhen, ist gewiss.
Zn p. 8S7 [oben p. 621]. Nur der litterarischen Yollst&ndigkeit
wegen mag eine TesBOra des Thorwaldsen^scheu Museums in Kopen-
bagen erw&hnt werden, welche in L. Mtlller^B ^Description des anti-
qnit^B du Mus^e-Thorvaldsen' (1847) sect. I und II p. 215 offenbar
irrthumlich aU Gladiatoren-Tessera mit diesen Worten bezeichnet wird :
'Tess^re de gladiateur, carr^e. De Tun c6t^ est grav^ le nom du gla-
diateur M • FLAY, de Tautre le num^ro III. 0«. Long. 1 p. 9 1.' Also
allem Anschein nach doch nur eine zweiseitige Platte, wie es deren
80 viele gibt, kein kubischer KOrper mit vier Fl^hen: also auch keine
(Hadiatoren-Tessera. Diess wurde scbon bemerkt in Priscae lat. epigr.
anppl. IV (Bonn 1864) p. XIV [oben p. 653], wo sich mittlerweile die
drei Tesseren n. 6. 23. 31 besonders zu publiciren Gelegenheit fand.
[Hierzu kommt noch eine Reihe von NachtrSgen im Rheinischen
Moseum fCLr Philologie Bd. XIX und XXI, dio ich hier unten folgen
lasse. C. W.]
Zwei neue Gladiatoren-Tesseren.*)
Eaam warde in den Abhandlungen der k. bayerischen 459
Akademie der Wissenschaften I Cl. X Bd. 11 Abth. — eine
Abtheilang, die noch nicht einmal ausgegeben ist — die
*) [Rhein. Muaeum f. Philol. Bd. XTX (1864) p. 469-463.]
41*
044
DIE TESSERAE GLADIATORIAE
jilDgstc Zusammenstelliiug aller bis dahin bekannten nai
sehen Fechter-Marken gegeben, als auch sie schon wie«i?r
unvollstiindig geworden ist. Ein mir so eben aus Rom \in\tr
Kreuzband zugehender, von Garrucci^s Hand adrei?>irt'^:
Quartbogen (man sieht nicht, ob aus einer selbstrindigei:
Schrift oder einem Journal*)) bringt auf p. 53—56 ontfr
der Ueberschrift ^Tessere gladiatorie' zwei bisher nicht \^
460 kannte Stiicke, welche in die Jahre 697 und 75G gehurHC.
folglich iii der Uebersichtstabelle der oben erwahiiten Al'-
handlung nach n. 18 und 42 einzureihen sind. In Holzscbnitt
ausgefiihrt, gibt die altere den unverkennbaren Typus repu
blicanischer, die andere nicht minder entschieden den ir
Kaiser-Schrift, so wenig strenge Facsimiles es auch ^^i
mogen.
18a
S T E P A If V S
M A M M I
SPAUIIX k-AP
PLErTQ.MET
42 a
PVDENS
T I T I
SPNONAPR
L.AEL.M.SERVILCOS
Die erste, heisst es p. 54, sei vor kurzem in einer ^ip-
des Aventin gefunden worden und jetzt in Herm Martint^tt: -
liesitz; in IJetrett* der zweiten lasst sich nichts sagen, "'^
der Druckbogen vor Angabe des Fundorts abbrichi — '^
*) ^Dev anonyme Drnckbogen, aus dem die zwei neu(Ti GlW'*"
torcn-Tesseron mitgetheilt wurden, ist aus den mir seitdem zw^^^'-
mcnon «Dissertazioni archeologiche di vario argomento, di lUff^'"
Garrucci/>, Koma 1864. Die bis jetzt allein erschienene di8l»«»« '
Kchliesst aber g4Tado mit jonem (7ten) Bogen'. Nachtrag im ^hci'-*
Musoum a. a. 0. p. 480.
DER ROMER. 645
einzelnen ist auf beiden alles — mit einer einzigen Aus-
nahme — so durcliaus normal, dass sie nur zur Bestatigung
alles bereits Festgestellten dienen. Ganz richtig hat die
illtere beim Monatsdatum den Zusatz A • D, der bis zum
Jahre 708 nie fehlt (Abh. p. 307. 313 [oben p. 587. 595]).
Eben so in der Ordnung ist bei der republicanischen die
Weglassung, bei der kaiserlichen die Hinzufugung des GOS
(ebend. p.307 [oben p. 587f.]). Vermoge ihres nichteponymen
Monatstages dient die erste f Qr die p. 348 [oben p. 633 f.] )
angestellte Verhaltnissrechnung nur zu noch besserer Be-
glaubigung. Fiir das seltenere Nouendatum (das. p. 347
[633]) ist die • zweite jetzt das alteste Beispiel. — Die
Nichtaspiration in STEPANVS tritt in Eine Reihe mit den
p. 305 [585] zusammengestellten Beispielen, die bis zum
Jahre 701 reichen. Gerade so weit geht auch auf den be-
kannten Tesseren der sichere Gebrauch des rechtwinkligen
P, der auf unserm Stiick so constant ist wie in n. 1. 4. 5.
8. 9. 11. 23 (d. h. von 669 bis 701).*) Denn wenn ich dafur
p. 300 [oben p. 579] auch noch die n. 34 aus dem Jahre 735 46i
gelten liess, so ist mir das doch jetzt sehr bedenklich, weil
hier jene Buchstabenform nur durch Sada's Stich bezeugt
ist; die drei Sada'schen Stiche aber (Tafel I C E Q) augen-
scheinlich ganz nach gleicher Schablone gemacht sind (Tgl.
p. 319 [601]), folglich das P sehr wohl kann von dem Stecher
oder Zeichner auf n. 34 aus n. 5. 8 tibertragen sein. — Auch
die eigenthtlmliche Figur JT kehrt uns iu 18a zweimal wieder,
wie in den p. 300 [579] aufgefiihrten Beispielen alterer Zeit.
Ganz der Norm entsprechend ist eudlich bei beiden
Tesseren auch das Massverhaltniss der entgegenstehenden
Flachenpaare, indem die Seiten 1 und 3 breiter sind als 2
und 4: eine Erscheinung, von deren Ursache p. 319 [601]
gehandelt worden. Zwar in der zweiten Tessera ist bei
<iarrucci nur die zweite Zeile schmaler, die vierte dagegen
gleich breit mit Z. 1 und 3 gehalten; da das aber in natura
*) In der Uebersichtstabelle ,ifit einigcmal P statt P gedruckt
[was jetzt gebessert wurde. C. W.] ; das Richtige ist uberall aus der
Lithographie zn entnehmen, womit die p. 300 [579] gcgebcne Aufz&h-
limg genau stimmt.
646 DIE TESSERAE GLADIATORIAE
unmoglich ist fiir eine rechtseitige Figur, so muss es tbeii
eine Ungenauigkeit des Holzschnittes sein. Ist aber eimndl
hier gefehlt beim Facsimiliren, so darf auch eimges Mii-
trauen aufsteigen in Beziehung auf den einzigen Punkt, m
dem die Garrucci'sche Bereicherung unseres Tesserenvor
rathes etwas neues bietet.*) Es ist p. 318 [600] flF. ausfuhrlicb
dargelegt worden, dass und warum die Durchbohruiig de>
Kiiopfes der Tessera regelmassig die zweite und vierte S«ii*'
trifft, nicht die erste und dritte. Ein einziges entschiedent^
Beispiel des Gegentheils trat in n. 33 entgegeu: denn fiir
n. 67, die jiingste von allen, ergab sich eine (dort nShtfr
nachgewiesene) Bewandtniss so eigenthumlicher Art, da^s
dieses Stiick kaum darf auf gleiche Linie gestellt werden
Da nun fiir n. 33 zugleich noch die durch ihre Schuitzer
haftigkeit hochst befremdliche Schreibung HYPOLITVS hinii
kam, deren Zuriickfiihrung auf uttoXitoc sehr kiinsthch «
scheiuen musste, so gab das Zusammentreifen des onomaK'
logisch - orthographischen und des mechanisch - technische!:
Bedenkeus einen nicht verachtlichen Anhaltspunkt, um \h
BetrefiF der Aechtheit der Tessera *an das vdicpe Kai ^envac
dTTiCTeiv zu mahnen'. Denn mehr wagte ich nicht zu sagt^i,
da einestheils der Schriftcharakter durchaus keioen Einspruit
gegen die Aechtheit that, anderseits die einfache Consulat-
bezeichnung mit M • LOLLIO • COS sogar fBr sie spraiL
weil iiber den Standpunkt der Gelehrsamkeit eines Falschc^
muthmasslich hinausliegend. Die eine Halfte jener Verdacbb
grunde wiirde nun allerdings bedeutend abgeschwacht, wenL
die Stepanus-Tessera wirklich ihre erste und dritte Flaeh»
durchbohrt hat; daher eine autoptische Bestatigung diese-i
Umstandes recht wiinschenswerth bleibt.
Wenn ich p. 329 [oben p. 612 f.] Zweifel an der AechtbtMt
der n. 48 nicht zuriickhielt, so mag sich auch diess viel-
i«2leicht anders verhalten. Zwar das PRlMVS • SOCIOR^^^l
als Bezeichnung eines Gladiators bekenne ich auch jetzt m^
nicht zu verstehen, nachdem mir E. Hiibner brieflich mit
getheilt, dass in Sardinien auf einer von Lamarmora irgenJw^i'
*) [Vgl. Priscae lat. epigr. snppl. V p. Xlll (oben p. 569). C. W /
DEB ROMER. 647
edirten trilinguen Inschrifb (lateinisch, griechisch, punisch)
8alz- oder Salinenpachter ebenso, ohne Namen^ vorkommeD,
und dass daran Mommsen gedacht, ala er Marini's Zweifel
an der Verstandlichkeit des SOCIORVM stillschweigend auf
sich berohen liess. Moglich, dass in einem localen Ereise,
iu einer jedem Betheiligten bekannten engem Beziehung^ die
namenlose Bezeichnung eines ^Compagniegeschaffces' keiner
Misdeutung Raum gab. Aber in Rom, mitten unter zahl-
reichen Fechterschulen; von denen ohne Zweifel mehr als
eioe Ton Associes gehalten wnrde^ wie es die auf n. 52
uamentlich genannten CVRTII waren — dass da, wo es
noch dazu wahrscheiulich auf einen sehr praktischen Zweck
ankam (Abh. p, 354 [641] f.), ein ^servus sociorum' zur person-
lichen Individualisirung eines Gladiators ausreichend gewesen
ware und nicht yielmehr ungefahr auf Eins hinauskommend
mit einem ^servus domini' — glaube das wer es kann. —
Dagegen was ich p. 329 [612J aJs wQnschenswerth bezeicbnete,
ohne es irgend zu hoffen: dass die verschollene Tessera
wieder zum Vorschein komme, das scheint wider alles £r-
warten in Erf&IIung zu gehen. Nach einer sehr dankens-
werthen Mittheilung Henzen's ist sie bei einem Antiquar in
Florenz aufgetaucht, der dafQr die Kleinigkeit von 1000 F.r.
fordert: ein Preis, der vielleicht nur dem Britischen Museum
nicht zu hoch sein wird. Ich muss es darauf ankommen
lassen, ob auf diesem Original wirklich SOCIORVM oder
etwa nach Marini^s Vermuthung SOSIORVM steht, da dar-
tiber Henzen nichts meldet.*) Aber wenn auch hier ein
Zusammentreffen zweier Verdachtsgriinde einer Athetese
geneigt machen musste, so fallt abermals die Halfte der
Motive weg, wenn, nach Henzen's vorlaufiger Mittlieilung,
die Tessera nicht KAL, wie Visconti geschrieben, sondem
wirklich nur E gibt^ d. h. die Abkfirzung, die nach der Erorte-
fung p.329 [612 f.J als die ursprUnglich ausschliessliche, aber
auch noch fQr jene Zeit als die durchaus normale zu gelten
*) [Im Jahre 1874 befand sie sich im BesitE Hm. FrOhner'8 in
Paris, wo sie Carl Zangemeister sah, der sie fQr anverd&chtig hHlt
und auch das SOCIORVM bestatigt. C. W.]
648 DIE TESSERAE GLADIATORIAE
. hat.*) Ausserdem aiich NONI • COS fur NON, wo COt^ so
normal wie NONI uiigewohnlich ist, Dass Mariiii Yon Vis-
conti eine so wenig treue Abschrift empfing, ist weikr
463 nicht zu verwundern; ein besonders vertrauenswerther Efi-
graphiker war eben der grosse Archaolog nicht, weder wa>
Genauigkeit noch was Einsicht betrifiFt. Das hatte Detlef
sen bedenkeu sollen, als er die grundlosen, au ilaffeiVhr
Ilyperkritik erinueraden Bedenken Visconti's gegen die Aetbi-
heit der Vaticanischen Mumniius-Tafel neulich im Philologu»
aus ihreui bisherigen Dunkel, in dem sie besser verblieWu
waren, nicht mnn Gewinn der Wissenschaft ans Licht zog.**
Neue G hidiatoren - Tesseren. ***)
292 Zn den zwei bereits in Bd. XIX p. 460 [oben p. 644^
nachgetragenen Tesserenf) komnit zunachst als dritte m'i*'
die von Henzen ini Bullettino von 1865 p. 101 mitgetheiltr.
welche sich in unsere Liste also einreiht:
64 a PHILETVS
RVTILI
SP . K . APR
TIPLAVET.COR
*) Ein sicheres Beispicl kann wohl selbst dae vermeintliche K.\'
(lcr Tesscra n.65 nicht genannt werden, obwohl ich es p.336 [620] fur Jj*
Jahr 813 gelten lassen durfte. Denn wenn nach Longp^rier's Zcngni-
jetzt keine Spur der Buchstaben KA auf dem Original zu erkenncD,
eine so rasch binnen ein paar Jahren eingetretenc Verwitterung aK'T
doch nicht sehr wahrscheinlich ist, so wird vicUeicht Henzen sel-*^
zugeben, dass die sich durchkreuzenden RiBse der Oberflache sein K^
gar leicht tiluschen konnten.
**) [Die ubrigen Bemerkungen wurden oben bereits je an ihrer Stt 1«
eingereiht. C. W.]
***) [Khein. Museum f. Philol. Bd. XXI (1866) p. 292-296.]
t) Die cine (STEPANVS | MAMMI u. s. w.) ist seitdem in PrK^^'
iut. epigr. suppl. V (Bonn 1864) facsimilirt gegeben und das»lW
p. XIII [oben p. 569] besprochen worden. Die hier nach Hcnxec*
Mittheilung gegebcne Bestatigung meiner im Rhein. Mna. XIX p. ^^^
[oben p. 646] geilusserten Vermuthung, dass Garrucci'8 Angabe iil-'
dio Bohrlocher falsch sein werde, hat Hcnzen seitdem selbsi btzeiJjt
im Bull. 1865 p. 102 f.
DER HOMER. 649
•
Dass die Consaln des J. 798, Ti. Plautius Silvanus Aelia- 293
nus (aus dessen zweitem Consulat vom J. 827 die jiingste
allei* unserer Tesseren, n. 67, herriihrt) und T. Statilius Tau-
rus Corvinus, gemeint sind, zeigt Heuzen. In Tusculum
gefunden, ist die Tessera so gut wie stadtromischer Her-
kunfi Ihre Durchbohrung ist die normale. Eben so nornial
idt die I longa in RVTlLI, im Einklange mit Oyid's Mes-
8ung Vobur mirare Rutlli' ep. ex Ponto I, 3, 63: wogegen
das Tamae Eutilium suae relinquens' bei Martial Y, 56, 6
mit YoUstem Recht der Schreibung Tutilium gewichen ist.
Zum vollgultigen Beweise also, dass der Name Rutilius gar
nichts mit rutUus gemein hat, sondem vielmehr auf den-
selben Stamm ruo zuriickgeht, von dem rutrum und ruiellum
(Pomponius und Lucilius bei Nonius p. 18, 20) abgeleitet
sind, und zwar selbst abgeleitet mittels der einem Uius
vollig gleichberechtigt zur Seite stehenden Bildung ilius.
Wobei das von Lachmann zu Lucrez p. 36 betonte Neben-
einander eines ru- und ru- in die Grenzen zurQckzuweisen
ist, welche de fictilibus Lat ant. p. 10 [oben p. 273] naher
angedeutet wurden.
Von der Tessera n. 27 : RVPIO | PETILLI | SP • ID NOV |
C . IVL . M . AEM, abgebildet auf Tafel I [XXJ i, urtheilte
ich p. 328 [oben p. 611 f.], dass ihr Schriftcharakter nicht
recht antiken Typus zeige, dass indess doch die Anstosse,
(lie derselbe darbiete, nicht durchschlagend genug erschienen,
um, bei sonstiger Anstosslosigkeit, zu einer entschiedenen
Verdachtigung zu berechtigen. Es gewahrt eine gewisse
Befriedigung, jetzt den urkundlichen Beweis iu Handen zu
haben, welch unverachtHche Instauz der paluographische
Eindruck bilde. Durch Dr. Helbig's Giite erhielt ich (ge-
rade vor einem Jahre, wo ich mich mit ganz andern Falsch-
heiten als denen antiker Tesseren herumzuschlagen hatte)
(lie Abdrtlcke zweier Tesseren, die sich im Privatbesitz eines
Herm Gharret in Paris (Auteil?) befinden. Davon ist die
eine die oben bezeichnete, also ein Doppelganger des Lon-
(loner Exemplars, dessen Facsimile ich gegeben. Konnte
ich auch das Parisei* Exemplar hier facsimilirt beifiigen, so
650 DIE TESSERAE GLADIATORIAE
wiirde der erste Blick jeden uberzeugen, dass das Londoner
nur Copie, das Pariser das wahre Original ist: so YollkoDi-
meii normal und correct sind auf letzterm sowohl die «brigfli,
als namentlich auch diejenigen BuchstabenformeD; welck
bei ersterm den hauptsachlichen Verdacht begrundeteD.
Diese Erfahrung ist aber insofern nicht nnwicfatig, al^
sie uns in immer weiterm Umfange die Thatsache eoibta-
tiren hilft^ dass vollkommen achte Stucke yielfach sind nacii
gemaclit und in modernen Copien vervielfaltigt worden, offen-
bar in gewinnsiichtiger Absicht. Ich habe dergleichen m
vier Nummern (6, 15. 18. 34) bestimmt nachgewiesen p.326
f oben p. 609] vgl. mit p. 300—302 [579—582], und von die
sem Verhiiltniss Anwendung gemacht auf n. 41 (DEME-
2ui TRI VS I FADENI i SP • K • IVN | L • LENT • M • MES • COv^
mittels einer Argumentation, deren Berechtigung nunmehr
ganz deutlich zu Tage tritt. Es kann jetzt keine Frage mehr
sein, dass auch das auf Tafel II [XXI] S abgebildete Exemplar
des Britischen Museums nur eine moderne Copie ist, aber aueli
nur als solche das beigesetzte Verdachtigungsstemchen ver-
diente. Denn anderseits stellt sich nun auch die gute R«gfl
heraus, nicht um der blossen graphischen Modernitat willtn
oine Tessera, die sonst in ihrer Fassung keinerlei Bedenkeu
gibt, ohne weiteres zu verurtheilen, vielmehr zwischen ab-
soluter Aechtheit und absoluter Falschung unter geeigneta
Umsttinden ein mittleres Drittes gelten zu lassen, das i^^
Epigraphik einen reinen Gewinn zufuhrt.
Viel schwerer zu glauben ist allerdings erfahruDgsmasi»!;?
der umgekehrte Fall, dass ein moderner Fabrikant gute altc
Schrift zu bilden vermochte: und doch wird man kaum um-
hin konnen, ihn fiir die zweite von Helbig mitgetieiltf
Tessera anzunehmen, welche diese Gestalt hat:
T • CARISI
LCESTI
SP IDAPRI
Q.METELP-
DER ROMER. 651
Staode nicht in der ersten Zeile das T vor CABISI, so
liesse sich die TesBera, unter Annahme verschiedeuer Un-
regelmassigkeiten, allenfalls vertheidigen. Das P- der vierten
Zeile kann schlechterdings nichts anderes sein als dils Prae-
nomen des zweiten Consul, f&r dessen Nomen oder Cognomeu
der Platz nicht aasreichte; wie ja selbst der Punkt nach P
(leutlich genug erkennen lasst. ' Wenn allerdings auch in
D. 21 der zweite Consul nur mit AP bezeichnet ist, so ist
die88 doch vermoge der eigenthiimlichen Nomenclatur des
Appisch-CIaudischen Geschlechts ein ganz singularer Fall,
der nicht genau vergleichbar isi Indessen konnten wir ja
ein imter den Handen des Verfertigers misglticktes und
darum verworfenes Exemplar vor uns haben^ Einen Consul
(j. Metellus mit einem Collegen, dessen Praenomen P. war,
l^ibt es nicht ausser dem Q. Caecilius Q. f. Q. n. Metellus
Nepos, der im Jahre d. St 697 mit P. Comelius P. f.
L n. Lentulus Spinther das Consulat bekleidete. Nach
dem P- ist nur fQr einen Buchstaben, kaum etwa noch fiir
ein LE (oder aber CO) Platz, was moglicherweise dem Ver-
fertiger nicht genUgend schien ftir LEN oder COR. So weit
ware also eine achte Ueberlieferung denkbar, wenn auch
immer nur eine mittelbare. Dieses namlich nicht sowohl
wegen der ungewohnlichen AbkQrzung APRI statt APR s95
(nachdem die Mommsen^sche Schreibung OCTO in n. 47 dem
OCT der Scaliger^schen Abschrift gewichen ist), als wegen
der Figur des P mit geschlossener Schlinge, die uns auf den
achten Tesseren nicht vor der Augusteischen Zeit (n. 30. 31.
33 u. s. w.) entgegentritt. Denn von diesem einzigen Punkte
abgesehen, ist eben, wie ich ausdrQcklich hervorheben muss,
der abrige Schrifttypus in bester Ordnung, wenn auch immer-
hin um etwas zierlicher oder doch regelmassiger, als es
gerade schon das Ende des 7ten Jahrhunderts mit sich zu
bringen pflegt. — AIso angenommen, es ware hier ein an
sich achtes Stilck nur copirt worden: jedenfalls konnte auf
dem achten nicht T • CARISI gestanden haben. Die, wenn
auch nicht gewohnliche, Hinzuf&gung des Praenomen L vor
dem CESTI der zweiten Zeile konnte man sich wohl allen-
falls gefallen lassen, da, zwar nicht genau dasselbe, aber
652 DIE TESSERAE GLADIATORIAE
doch etwas Aehnliches in den Beispielen n. 12 ANCHIAL
SIRTI . L • S, n. 26 PAMPHILVS | SERVILI • M - S toi-
kommt. Aber was soU T • CARISI sein? Wenn T. Carisiiuji
und L.*Ce8ti(us) auf den ersten Anblick als Nomina zweiw
liberi erscheinen miissen, so ist eben schon die Vereinigung
zweier Personen liberhaupt ein Unsinn fur eine Gladiatoren-
Tessera, zweitens aber auch das Auftreten Freier im Gladia-
torenspiel fiir das J. 697 eine Unmoglichkeit: abgeselieo
davou, dass Carisius, was freilich spater Gentilname geworden
ist, diess schwerlich schon in so friiher Zeit war. Diese
kaunte Carisius = Charisius sicher nur als Cognomen. Wemi
hier die Nichtaspiration allerdings zu der bezeichneten Epoche
vortrefflich passen wiirde, so kann ja doch weder ein SkJaT
ein Praenomen haben, noch auch, wie ich glaube, ein zu-
ftillig auf ius ausgehender Sklavenname mit i abgekiirzt
werdeu, wie vou alter Zeit her gewohnheitsmassig die romi-
schen Gentihiomina auf itiS'^ wenigstens erinnere ich mith
keines Beispiels. — Immer kamen wir so mit einem T-CA-
RISIw5 nur auf den Freigelassenen eines L • CESTIt« (da ja
die Annahme eines andem Praenomen als des dem Patroim?
eigenen als sehr moglich zugegeben werden muss), und so
mit auf ein fiir den Ausgang des 7ten Jahrb. kaum weniger
unerhortes Factum, als das eines freigeborenen Gladiators
ware. — Wer mit aller Gewalt die Aechtheit der Tcssen
vertheidigen wollte, miisste sich auf den Ausw^ retten, dasi
ein Sklav des L. Cestius Namens Charisius am 13. April
aufgetreten, kurz darauf aber unter Beilegung des Praenomen
Titus freigelassen, und in Folge dessen nun auf der mittlir-
weile angefertigten Tessera mit Riicksicht auf den seitdeiu
vcranderten Stand als T. Carisius L. Cesti bezeichnet worden
sei. AUerdings noch immer incorrect genug: denn wenn der
Sklav regelrecht als CARISIVS | CESTI (oder allenihfc
2.k; L . CESTI, wonn nicht CESTI ; L • S) aufzufuhren war, ^^
kam dem Manumittirten die Bezeichnung T • CESTI(V^}
(L • L .) CARISIVS zu. Die Unmoglichkeit, dass einem ur
spriinglichen oder urspriinglich beabsichtigten CARISI | L •
CESTI spliter, auf Grund eines solchen Vorganges, oder uber-
haupt eines Versehens, ein T vorgesetzt, die ganze Arb''it
DER BOMER. 653
aber sodann eben als eine verungliickte (auch wegen des
fehlenden zweiten Gonsuls verungluckte) vom Verfertiger
selbst verworfen und durch eine neue^ correctere ersetzfc
warde, wahrend sich zuTallig das verworfene Exemplar auf
unsere Zeit erhielt — , diese Unmoglichkeit ist freilich nicht
zu beweisen. Auch die andere nicht, dass ein moderner
Nachbildner ein achtes Stiick, das er vor sich hatte^ aus
Unverstand oder Spielerei mittels eines zugesetzten T (viel-
leicht auch L) interpolirte. Aber gewiss steht es um die
GlaubwOrdigkeit eines Monumentes schlimm genug, das so ad-
vocatischerVertheidigungskiinste bedarf, um sich nur einiger-
massen za halten. Wie es uns jetzt vorliegt, und ehe nicht
etwa ein neuaufgefundenes Exemplar einer oder der andern
der angedeuteten Hypothesen zur nahem Stiitze dient, exi-
stirt die Tessera fQr die wissenschaftliche Epigraphik uicht.
Weiteres tiber Gladiatoren-Tesseren.*)
1.
Obgleich es sich eigentlich nicht verlohnt, mit Moglich- 468
keiten zu spielen^ f(ir die es an jeder Entscheidung fehlt^ so will
ich doch um der Vollstandigkeit willen hier nachtragen, dass
oben p. 294 [650] flp. bei der Besprechung der problematischen
Tessera T • CARISI | L • CESTI | SP • ID • APRI | Q . METEL •
P* eine Moglichkeit Hbersehen wurde, die vielleicht von
allen das meiste fEir sich hat. Statt an dem P • als Prae-
nomen des zweiten Consuls festzuhalten und uns damit auf das
Jahr 697 fClhren zu lassen, diirfen wir ja auch vermuthen,
dass gerade das P irrthtlmlich verschrieben wurde, dass der
Verfertiger diess merkte ehe er noch den folgenden Namen
eingrub, und dass er deswegen das ganze Stflck cassirte,
um es durch ein neues zu ersetzen. Ein Q. Metellus ist seit
697, und zwar schon im Monat April (wegen 702), uber-
haupt nur noch ein einziges Mal Consul gewesen, namlich
•) [Rhein. Moseam f. Philol. Bd. XXI (1866) p. 468—470.]
654 DIE TESSERAE GLADIATORIAE
Q. Caecilius M. £. Metellus Creticus im Jahre 760 mii i
Licinius Nerva Silianus. Ware also etwa das P aus Yff-
sehen fiir A gesetzt worden, so kamen wir damit wenigst^n*
in eine Zeit, in der weder das Auftreten eines FreigelasseDt'ii
oder auch Freigeborenen, noch die gesehlossene Schlinge de<
P den geringsten Anstoss mehr gabe, und zu der auch der
gesammte Schrifttypus auf das vollkommenste passte. AWr
freilich die seltsame, wenn auch nicht v5llig undenkbart
Nomenclatur der beiden ersten Zeilen bleibt auch so mi
librig.
2.
Eine abermalige Erweiterung unserer Tesserenkunde tt
uns kiirzlich durch Wieseler geworden, der im Gottinger
Index schol. aest. 1866 eine andere Art von Tesserae b«-
sprechend (^Comm. de tesseris ebumeis osseisque theatralibas
40!) quae feruntur I') in Anm. 2 zu p. 4 auch die gladiatona<r
beilaufig beriihrt und hervorhebt, dass selbst sie noch gar
nicht vollstandig publicirt seien: wobei ihm librigens weder
die Abhandlung in den Mttnchener Akademieschriften, noch dit?
Bemerkungen im Rhein. Mus. XIX p. 459 flf. und XXI p. 292 ff
[oben p. 643 ff. und p. 648 ff.] bekannt geworden waren. I^t
Britischen Museum namlich sah er deren drei, von dereu
dortiger Existenz mir allerdings durch meinen Gewahrsmann,
Herrn Forsyth, keinerlei Ktlnde zugegangen war. Wah-
rend sich dadurch die Zahl der in London vorhandeneo
Stiicke von 12 auf 15 steigert, erfahre ich so eben act
anderm Wege, dass das Britische Museum alles in allem
deren sogar 18 besitze: woruber ich demnachst genaaere
Auskunft geben zu konnen hoffe.*) Halten wir uns einst-
weilen an die drei von Wieseler erwahnten Teaseren, ^f*
reilit sich die erstere in unsere Nummernfolge also ein:
*) [Ausser den bereits angefuhrten Tesseren und der C. I. L. I p. ^^^'
wiederholten gefalschten besitzt das Britische Musenm nach einer Mit-
theilung von Newton nur noch ein\ind zwar Bchlecht erhaltenes Stuck,
dessen erste breite Seite nicht mehr lesbar ist, wilhrend auf den uln-
^en zu erkennen ist lARVTILI ] SP • NON • OCTOB | . . . \HIO ■ •;
<8. jetzt anch Iliibner in dcn Monatsber. d. Beri. Akad. 1867 p..76l. C.Wj
DES BOHEB. G55
61a HELIODORVS
CAVSINI
SPXIIKMAI
CAMARRCNDOM
Der Herausgeber merkt selbst an, dass wir hier buchstablich
genau dieselbe Consulatsbezeichnung haben wie in n. 61
(CARVS . HOSTILI), welche von Henzcn in den Annali d.
Inst. XXn (1850) p. 358 mit volKger Sicherheit fttr das Jahr
785 nachgewiesen worden. Wegen des Namens CAVSINIVS
verweist dieser auf Orelli IH n. 7214, wo uns Baiter^s Note
auf die unbedingte Nothwendigkeit hinfQhrt, dieselbe Namens-
form auch in Cicero's Miloniana § 46, gegen das Ckissiniiis
des Asconius, anzuerkennen.
Ueber eine zweite von ihm im Britischen Museum ge-
sehene Tessera berichtet Wieseler in einer gefalligen brief-
lichen Mittheilung, vollstandiger als im Prooemium, buch-
stablich also: 'breite Seite PROTEMVS • PALERI, andere
breite Seite SPECTAVIT, eine" schmale Seite SN' — [viel-
'mehr N • S nach einer Mittheilung von Newton]. Von der
aiidem Schmalseite wird nichts ' gemeldet [nach derselben
Mittheilung ist die zweite Seite leer]. So auffallend auch
fur einen Palscher der Gebrauch der Buchstabenform P statt
P [nach Newton^s Mittheilung ist die Porm einfach offenes
PJ, und so gewahlt auch die Namen Protemus und Palerius
(iibrigens beide anderweit wohlbelegt) erscheinen mogen,
dennoch lasst das thorichte spectavit nicht den geringsten
Zweifel an der voUigen Modemitat: s. Abh. p. 340 f. [oben
p. 625]. Auch auf der ajis Tomasini und Pignoria auf der
dortigen Tafel H [XXI] 6* und 6* wiederholten Palschung
tritt die Porm P und das SPECTAVIT zusammcn auf. In
der Anordnung der ZeUen kommt unserm Stfick vielleicht
noch naher die anderweitige, auf Tafel Ua nach Guasco
facsimilirte Falschung mit DIOCLES- VECIU in der ersten,
SPECTAVIT in der zweiten, einem (an sich wohlverstand-
lichen) Datum in der dritten Zeile, wahrend die vierte Seite 47o
ganz leer ist, wie vermuthlich auch auf unserer Londoner
Tessera.
056 DIE TESSERAE GLADIATORIAE DER ROMER.
Von der dritten Tessera endlich heisst es bei Wieseler.
*in duobus lateribus scriptum inveni C . (?) IVNIVS | HEB-
METVS, duo reliqua quid continuissent, agnoscere non f*>
tui.' Sie hat fur uns keinen weitem Werth als den, m
neue Bestlitigung fur die Abh. p. 300—302 (oben p. 579-581
erhartete Thatsache zu geben, dass gerade diese Falschunii
in einer Mehrzahl von Exemplaren verbreitet worden i<
und zwar siimmthch in Bronze, wie eben auch das Lcm
doner ist.
[Es sei gestattet, den freien Raum zu der BemerkuM
zu benutzen, dass weitere Nachtrage zu Ritschls Zusammen
stelhingen von Gladiatoren-Tesseren gegeben sind von Hub
ner in den Monatsberichten der Berliner Akademie IJ?^'^'
p. 7G0 if. (in franzosischer, mit Zusatzen Hubner'8 versehener
Uobersetzung in der Revue archeol. XVIII [1868] p. 408£'
und in der Ephem. epigr. III p. 161—163. 203, sowie von
Henzen ebd. p. 204, auch ^ BuUett. d. inst. 1871 p. lol:
wahrend eine ganz ncue Erklarung des jetzt gesicherter
SPECTAVIT und damit zugleich der Bestimmang dieser
Marken aufgestellt wurde von Buecheler in der Jenaer
Litt.-Zeitung 1877, No. 692. C. W.]
XX.
Dreisprachige Inschrift Yon Sardinien.*)
Die im vorigen Jahrgange [Bd. XIX] des Rhein. Mus. p. i
4C2 [oben p. 646 f.] bei Gelegenheit einer yerdachtigen Gladia-
toren-Tessera unbestimmt erwahnte trilingue Inschrift Sardi-
nischer Salz- oder Salinenpachter ist eine neuerdings im Kreise
der Orientalisten sehr bekannt gewordene. Aufgefunden im
Februar 1860 *nei dintorni di Pauli Gerrei, nel sito preci-
samente detto Santuiaci'; ward sie mit schonem Facsimile,
gezeichnet yom Grafen Alberto della Marmora, herausgegeben
und erlautert von Giovanni Spano ('Illustrazione di una
base votiva in bronzo con iscrizione tnlingue Latina, Greca e
Fenicia' etc.) in den ^Memorie della B. accademia delle scienze
di Torino', Ser. II tom. XX, 2 (1863) p. 87—102, mit einer
Appendice von Amedeo Peyron p. 103—114. Einen fer-
nem Bearbeiter fand sie sodann an M. A. Levy in der Zeit-
achrift der deutschen morgeulandischen Gesellschaft Bd. 18
Heft 1 (1864) p. 53 — 64, der auch das Turiner Facsimile
(jedoch nicht genau genug) wiederholte, einen kurzen Auszug
seiner Erklarung aber in das 3te Heft seiner ^Phonizischen
Studien' (Breslau 1864) p. 40 f. aufnahm. Ganz kQrzIich
endlich wurde die Inschrift zum Gegenstand einer emeuten
Besprechung gemacht von H. Ewald in einer aus dem 12ten
Bande der Gottinger Societatsschriften besonders abgedruckten
^Abhandlung iiber die grosse Earthagische und andere neu-
entdeckte Phonikische Inschriften' (Gottingen 1864) p. 14
und 49—54.»*)
*) [Rhein. MuBeam f. Philol. XX (1865) p. 1 — 14. Im Sonder-
abzQg wurde dieser Aufsatz der im Herbst dea Jahres 1864 ia HanDOver
tagenden PhilologenverBammlung dargereicht mit der WidmuDg: 'Der
Philologenyersammlung in Hannover Gruss und Verehrung von F. Ritach^^
nnd Joh. GildemeiBter/ C. W.]
^) [Die ap&teren Behandlungen des punischen Textea verzeichnet
nnten Gildemeister; das Lateinisch-Griechische ist dabei nicht
abweichend oder ohne haltbares Ergebniss besprochen worden. Eine
repablicaniBche InBchrift mit SOC • SAL wurdc 1866 von Huebner im
Hermes I p. 136 ff. publicirt. C. W.J
FR. BIT8CHKLII OPVSCVLA IV. 42
058 DREISPRACIIIGE INSCIIRIFT VON SARDINIEK.
Alle diese Erklarungen haben das mit einander gemeim
dass sie, wesentlich auf das Verstandniss des punischen Tex-
tes ausgehend, das sich .begreiflicher Weise erst durch Yer-
gleichuug des lateinisch-griechischen gewinnen lasst, ander-
soits doch auch wieder aus dem Punischen Ruckschlui^
machen fur die Auffassung des Lateinisch-GriechischeQ: statt
dass vielmehr die festen epigraphischen Normen des letzteni
zum alleinigen Ausgangspunkte fiir dessen Erklanmg zu
iiehmen waren und, wenn auch mit Modificationen, mass-
gebend fiir die Behandlung des Punischen sein mussten. liid
dieses um so mehr, als von den fiir das Punische aufgestellieD
fiinf Uebersetzungsversuchen nicht zwei unter sich ubereiii
stimmen.*) Wahrend wir classischen Philologen es denOrien
talisten zu uberlassen haben, hierfiber ein EinversUndni^?
herbeizufiihren, "muss es uns erlaubt und wird es nicht un
nutzlicli sein, das Lateinisch - Griechische innerhalb seiiier
eigenen Grenzen zu betrachten. Kann auch der Schrift
charakter, der namentlich fiir das Lateinische ein sehr eigen
thiimliclier ist, nur durch Anschauung des Facsimile^s erkanut
werden, so ist doch eine Transscription in gewohnlichen In
schrifttypen, fur das Punische in hebraischen Lettem (woWi
das plioiiicisclie Zahlzeichen dnrch den hebraischen Zahlbuch
staben ersetzt werdeii musste), wie sie hiemeben erfolirt.
zum Verstlindniss des Weitem unerlasslich.
*) Sie seicn liier kiirz znsaminengestellt. Spano: ^Domino He$-
niun Merccli (Adiutori) aram aeneam ponderatam Thermis {sacrortv
donavit vir vovens Haclion qui gratiara accepit, et etiam est vir Bolsi^
salinarum (eo qtwd Jlesmun) custodivit infirmos patres Saffet^s [or^it
natores, qui imserunt donum) sit propitius {et qui exaravit, fuit): Chithij
{citheus) Abdesmum filius Chanilonis. ' — Garrucci bei Spano j». ^
^ Domino Ksmuno Merre aram aeneam pondo libramm centam . . . • •
voto suHcepto Cloon, eo quod exaudivit (eum) et ex saliDis reduii*
CuratoT ab actis l*atrum Snffetum Himilcathon Esmuni cnltor, fil-^*
Ileniilonis. ' — Peyron: 'Domino Esmun Merach aram aeneam ona-
tani (jmndo) libris ccntum ... vir vovens Cieon Siculns, etiim ^ir
Salinarum. (Esmun) audivit vocem, sanavit. In tempore Iudicnn
('hamalcuth et Abdesmun, filii Chamlon.' — Levy: 'Dem HermEpinnc
MciTe ein eherner Altar [100 Pfund wiegend], welcfaen gelobteCleoB:
aiich die Genossen.schaft der Salzsicder legte ihr Gel6bnis8 in Sfin^-o
Mnnd. Ira Jahre der Hichter llirailco nnd Abdesmnn, Sdhne Hamlon*
— K wald: 'Doni Herrn Eshmun M'errech einen ehemen Altar KiOPf"'^*^
wiogenil -- was weihete Kleon der Genosse der Salssieder — sich hi.
tend an den Boschluss der Viiter - Snfleten Himilkat [und] Abdeshmtr
Suhne Chauilan'8.'
DBEISPBACHIGE INSCHRIFT VON SABDINIEN.
659
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42
(500 nUEISPRACHIGE INSCHRIFT VON SARDINIKK.
4 Was zuniichst das Alter der Insehrift betrifft, 80 schwar-
ken die italianisehen Erklarer zwischen den drei letztenJabr'
hunderten^vor Ch. Levy p. 64 will sie ^nicht anter das zweiic
herabgeriickt' haben; nach Ewald p. 49 ware sie *wahnrtu
der Jahre zwischen dem ersten und zweiten Punischen Krifg-
oder doch nicht lange Zeit spater' abgefasst. Dass sie nach
dem ersten Punischen Kriege fallt, versteht sich von selb^
weil erst seit dessen Ende die Insel Sardinien an die Bomer
kam. Aber dass ^nach dem Ende des zweiten Punisch<?
Krieges der Gebranch des Phonicischen in offentlichen Deok
miilern Sardiniens wohl bald ganz aufhorte', wie Ewald meiDt
Hisst sich a priore weder bejahen noch vemeinen. Dass e»
so selir bald nicht der Fall war, beweist uns vielmehr di-
Thatsache unserer Inschrift. Zwar eines der sichersten Kr;
terien, der allgemeine Schriftcharakter, lasst uns bei ih:
mehr im Sticli als man von vorn herein erwarten soUte: er
wiirde sogar, wenn man ihn lediglich nach den sonst ht
kannten Analogien messen wollte, viel geneigter macheii) ai
das 7te als an das 6te Jhdt. d. St. zu denken. AUein <"
leuchtot auf den ersten Anblick des Facsimile's ein und i*5
auch von Peyron einsichtig entwickelt worden, dass wir Jj^
technische Elaborat eines ausserst ungeubten und ungeschi(A
ten Arbeiters vor uns haben, dem die mechanische Bewal
tigung des sproden Materials so unerhorte, bald schnorkr.
hafte bald steifeckige Buchstabenformen abgepresst hat, w>
sie uns in der ganzen lateinischen Epigraphik wohl kaar
znm zweitenmal eiitgogentreten. Lasst demnach dieser re.:
individuello Gesammtzug der Schrift einen Schluss auf tl"
Zcit liberhaupt gar nicht zu, so gibt es doch in ihr eint.
einzelnen festen Anhaltspunkt, der nicht wohl tauschen kanr
Es ist dioss die reclitwinklige Gestalt des Buchstaben L, ^^'
(las spitzwinkhge U niclit vor dem letzten Drittel des Oten Jahr
luinderts gewichen ist, am wenigsten auf einem vom Mutt^r
sitze der latinischen Cultur so abgelegenen Punkte wie J:-
Insel Sardinien ist. Gerade solche Abgelegenheit hat b:»'
wie niohrfach in andern Fiillen, zugleich die Wirknnp 'Z"
habt, dass sieh voreinzelte archaische Sprachformen uber •!
Zoit<^ronze hinaus, mit dor sie sonst ziemlich allgemein Ttr
I
• i
DSEISPBACHIGE INSCHRIFT VON SARDINIEN. 661
schwindeD; zahe erhielten. Dahin gehort in uilserer Inschrift
MERENTE fBr tnerenti, AESCOLAPIO fttr Aesculapio: For-
men, die an sich alierdings in den Zusammenhang derjenigen
Sprachperiode gehoren; welche zwischen den zwei ersten 5
Punischen Kriegen tlberwunden wurde^ aber doch in ailerlei
yersprengten Nachklangen*) gleichsam eine Reminiscenz der
uberwundenen Periode bewahren: — wahrend anderseits das
(I in DONVM, das i in MERITO, ja selbst in DEDIT, ent-
schieden diesseits der Grenze fallen.**) — Dieselbe, wo nicht
noch grossere UnbehtUflichkeit, wie die lateinische Schrift
(Ewald nennt sie nicht mit Unrecht ^wie zerhackt eingegra-
ben'), zeigt Ubrigens auch die griechische. Yon ihr urtheilt
ein Kenner wie K. Keil, sie werde in die Mitte des 2ten Jahr-
honderts vor Ch. geh5ren, konne moglicher Weise etwas alter
sein, doch schwerlich viel jUnger. Wir werden nach An-
leitung der lateinischen das eine wie das andere yerneinen
diirfen und am liebsten, um allen Seiten Rechnung zu tragen,
an der nachsten Zeit um oder nach 570 festhalten: wiewohl
ein etwas weiteres Herabgehen bis gegen Ende des Jahr*
hundertsy oder selbst in den Anfang des siebenten hinein,
zwar nicht eben empfohlen, aber doch auch nicht durch ab-
solut zwingende Griinde ausgeschlosseu ist.
Wer aber war der Cleon^ der dem mit punischem Bei-
namen (MERRE, MHPPH) individualisirten oder localisirteu
AescuUp diesen Altar (BQMON) als ANAOEMA, DONVM
aufstellte? Von den Herausgebem wird der Anfang der
lateinischen Inschrift also gelesen: ^CIeon salari(&rt4m) soc(te-
iaiis) s(ocni5)', nur dass Spano und Levy fiir 'societatis socius',
wie allerdings wohl niemals ein lateinisch Redender gesagt
hat; ^^oc{ieUU%3) 9(odali$y substituiren. Darauf hat denn Caye-
*) Das e der Dativenduiig besonders in Natnen, wie lave lunone
Hercuie Lictore Victore PUemone; aber auch iu Appellativis, wie ein-
mal veteref vor allem jedoch iure und aere: denn dass iure dicundo,
^e fiando feriundo nicht Ablative aind, wie noeh neuerdings wiedcr
behanptet worden, lasst sich m. £. einleuchtend darthun. Noch h&ufiger
daa 0 in Ableitungssylben wie tcU)ola sorticola singoli consolibus n. dgl.
**) 'Libens^ beruht nur auf Ungenauigkeit der Herausgeber, du
das Faoimile deutlich genug LVBENS gibt. Sie haben anch die
conatante Accentnation *AcKX/iinoc zu verantworten.
662 DREISPRACHIGE INSCHRIFT VON SAKDINIEN.
doui (bei Spano p. 91 f.) die Yorstellimg gebaut, Eleon ^^;
Yon Geburt ein Grieche gewesen^ der Handelsgeschafle balber
oder aus sonstigen Griinden nach Sardinien iibergefiiedelt seL
Ewald aber p. 52 malt sich die Sache so aus^ dass Isim.
6 ein reicher Mann, allen Anzeichen nach ein gebomer Grieck
sich in eine, selbst damals unter romischer Herrschaft nocii
bestehendc; punisch redende grosse Tnnung Yon Sahsiedeni
habe/ aufnehmeu lassen, auch in Sprache und Sitte selbsr.
ganz wie ein Punier lebte; aber obwohl er sich sowohl au:
Punisch als auf Lateinisch nur als einen Tfaeilhaber dieser
Innung bezeichne, nenne er sich doch wenigsiens grieehkb
(6 im Toiv dXujv) so, dass er entweder der erste Beamte oder
vielmehr der reiche Besitzer der Salzwerke selbst miisse ^
wesen sein. Dass diess ein starkes Phantasiegemalde, und
zwar ein falscheS; ist leicht zu zeigen. Die Sigle S hm
weder mit Socius noch mit Sodalis aufgelost werden, weil sk
so ebeu nirgends gebraucht ist^ sondem heisst nothweiKli;
und ausschliesslich Servus^ wie liberall. Eleon war also gaK
einfach romischer Sklav mit griechischem Namen, und m'
^servus SALARlonem SOCwwm'.*) Das am meisten Usnell
ware nun, ^Salariorum' als Nomen proprium zu nehmen, w>
es denn als solches gar nicht ohne Beispiel ist**); indess^i^
da es sich hier, wie das Griechische beweist, in der Tha'
um Salinen handelt, so ist natiirlich nicht zu zweifeln^ ii^-
vielmehr 'salarii' gemeint sind, dergleichen auch in eiu^r
wenngleich spiiten Inschrift bei Orelli 1092 [C. L L VI. i
*) Oder allenfalls SALARIorttw SOCietatis: nur nicht SALARV
SOCic^atw, wie Peyron p. 111 wollte, jedoch mit wenig paflsendeDBtJ
spielen belegte, wenn er via Salaria, annana salcuria verglich. I^*
salarim ausschliesslich einen Handler mit salsamenta (wie bei Miurti&i
oder sctzen wir hinzu einen ^alzyerk&ufer bezeichney niemalf wie ^'
nator mit dem Begriif der salina verkntipfb bbi als SaliDeo^tacbu:
odcr dgl., diirfte sich schwerlich beweisen lassen und wird dnrch uwcr
InBchrift am wenigsten begiinstigt, in der doch SALAEI • und ^in ^
6X0uv offenbar parallel stehcn oder doch insofem aufis engsie vmmJDf^
hangcn, als die salariiy wenn sie denn als Salsh^dler geiant wcrd-^
sollcn, doch zugleich eben dic Salinen, fiXai, unter sick hatt*» ^
ausbeuteten.
**) Inscr. Neap. 2224. (3135). Grui 680, 9. Mur. 1275, 5.
DREISPRACHIQK INSCHRIFT VON SARDINIEN. 663
n. 1152] eine Genossenschaft bilden: DIVO | CONSTAN-
TINO I AVQVSTO | CORPVS | SALARIORVM | POSVE-
KVNT^ dass folglich Kleon nicht Sklay eines einzelnen Herrn
war, sondem der ganzen Gesellschaft gehorte. Und diese
Gesellschaft liegt kein Grund Tor anders deiin als eine wesent-
lich romische zu denken. Theils darani; theils weil ohne
Zweifel damals das Romerthum langstauf der Insel das Ueber-
gewicht hatte, steht das Latein yoran-, durch die nachfolgenden
freien Uebersetzungen soU nur^ bei der gemischten Bevolke- ?
rung der Insel, auch den das Asklepische Heiligthum be-
suchenden Mitgliedem der andem Nationalitaten Kenntniss
gegeben werden yon der frommen Huldigung^ die Kleon dem
Gotte dargebracht.
[Und zwar ist diese societas unzweifelhaft als eine 6e-
nossenschafk von publicani aufzufassen, die die Salinen auf
Sardinien gepachtet hatte: eine Ansicht, die mir gleichzeitig
brieflich von zwei Terschiedenen Seiten her ausgesprochen
wurde.*)]
^ [Nsunlicli Yon Bernays und Bucheler. Bernays theilte mir fol-
gendefl mit: 'Seneca epist. 95 § 25 (Haase) iUud aociorum garum,
preUosam mtdorum piscium saniem, non credis urere salsa tabe praecor-
dia? Plinius N. H. XXXI § 94 nunc e scomhro piace laudatissimum
igarum) in Carihaginia spartartM cetariis, sociorum id appeUatur,
offenbar nach der Compagnie von pnblicani, welcbe jene 'cetana ge-
pachiet hatte. Schon die Ausleger dcs Plinius vergleichen N. H.
XXXIII § IIS {minium llispaniense) adtdteralur multis tfwdis^ unde
praeda societati, d. h. der GeseUschaft von pnblicani, welche die
MiDiom-Qruben in Baetica gepachtet haite. Im Grunde kann dieser
Gebrauch von socii Bchlechthin, bei dem es Bich wohl immer um eine
sodetas publicanorum handelt, eben so wenig auffallen, wie es bis vor
wenigen Jahren auffiel, dass man die englisch-indischen OfBciere und
Officianten «OfBciere und Officianten der Compagnie» nannte.' Ebenso
Bchrieb Bticheler: ^Die Bezeichnung des Cleon als salari, soc, s,, sei
dies nun salariae oder saJariorum societatis servus aufzulOsen, setzt es
ausser Zweifel , dass jene Saline anf Sardinien Staatsdomtlne war wie
die meisten S^nen, welche, sicher seit dem J. 548 d. St. (Livius 29, 37),
^ HandelsgesellBehaften {socieUntes, n&mlich p%iblicanorum) verpachtot
wurden. Cleon stand im Dienst einer solchen Gesellschafb als Pro-
curator; den punischen Sklaven, beEiehungsweise die Familie desselben
wird die rOmische GoBellschaft als ErbstQck aus der Zeit des punischen
664 DREISPRACniGE INSCHRIKT VON SARDIXIEN.
Dass mit 6 im toiv dXujv nichts als der Aufeeher d«
Salzwerkes oder der teclinische Administrator der Compi^k
bezeichnet ist, ganz und gar nicht ein Theilhaber oder g«
der Besitzer des Geschafts, ist eine so zwingende Fordening
des griechischen Sprachgebrauchs, dass es naherer Naet
weisung dafiir nicht bedarf. Was aber sprache denn i^entl
gegen einen Sklaven in solcher Stellung? da uns doch ilw
Verwendung von Sklaven, namentlich auch griechischen umi
orientalischen, fiir gewerbliche Unternehmungen, industrielle
Tliiitigkeiten, kaufmannische Geschaftsbetriebe aller Art durcl
zahlreiche Beispiele hinlanglich bekannt ist*) und z. B. aocl
der vilicus, der landliche Wirthschaftsverwalter, Aufseher unJ
Vorgesetzte, seinem Stande nach gar nichts anderes als ein
Sklav war. Oder besass ein solcher Sklav etwa nicht sein
Peculium, was oft betrachtlich genug war, sehr betrachUieii
aber nicht einmal zu sein brauchte, um einen ehemen Altar
von gar nicht grossen Dimensionen weihen zu konnen? T^i«?
wenig selten sind doch solche Falle, wie (um den erstet
besten aus alterer Zeit anzufiihren) wenn des M. Cattiit
Sklav Abennaus der Minerva ^maceriem, pinnas et ostia it
suo fecit' C. I. L. I n. 1463. Woher also aberhaiipt EwaldV
Vorstellung, dass Kleon ein reicher Mann mQsse geweseD
sein? Nach allen Uebersetzem des phonicischen Textes mit
Ausnahme Spaiio's ware der Altar 100 Pfund schwer ^
wesen; aber 100 Pfund Erz sind ja auch keine so gros^
Sache. Spano und Levy bediirfen allerdings eines reichen
Mannes gar nicht, da sie an der Hand des griechischec
Textes den Kleon sein Weihgeschenk im Auftrage der Zunft.
also doch wohl auch wesentlich auf deren Kosten stiftec
lassen. Das aber ist ein zweiter, auch von Ewald nicht
verraiedener Misgriff in der Auffassung des Lateinisch-Uri^
Bctricbs der Saline uberkommen faaben. Ofanehin liesse sich die Bi-
nutzung eines Puniera fiir sardiniacho Salinen dadurch erkl&ren, da?*
von den nSiChstgelegenen dio punischen Lande die betrachtlichste ^^^'
fabrication aufzuweisen hatten (Cato orig. 2, 32 ex salc qui apud C»^
thaginienses fit^ Salz von Utica und der libyschen KiiBte in den StolN
boi Jordan Cat. proleg. p. XLV, scU Ammoniacus).*]
'^) Vgl. Marquardt'8 r6m. Privatalterthumer I p. 166 ff.
DREI8PRACHIOE INSCHRIFT VON SARDINIEN. 665
chischen; der sichtlich auch auf die Deutung des Punischen
Dachtheilig gewirkt hat
Es sind die Worte Kaxd 7Tp6cTaTMa, auf die es hier
ankommt. Sie besagen nach Ewald p. 53 , ^dass die Obrig- 8
keit dem reichen Kleon auf sein Gesuch durch einen offent-
lichen Erlass die Erlaubniss ertheilt habe, diesen Altar am
Asklepiosheiligthum zu stiften', welche Obrigkeit er sodann
in den ^Vater-Suffeten' des punischen Textes findet; nach
Spano und Leyj dagegen ware die societas gemeint, in deren
Auftrag; auf deren Anordnung oder Befehl Kleon den Altar
gesetzt habe. Das eine ist so unrichtig wie das andere,
sowohl an sich, als weil die schlagendste epigraphische Ana-
logie auf ganz etwas anderes fQhrt. Wo soU denn der Be-
griff der Obrigkeit (und welcher Obrigkeit?) iiberhaupt her-
kommen, um zu 7rp6cTaT|ia supplirt zu werden*), wenn er
eben nicht dasteht? selbst wenn man sich die keinesweges
einleachtende Vorstellung gefallen lassen will, dass es zur
Aufstellung eines WeihgeschenkeS; dergleichen es ohne Zweifel
unzahlige gab, jedesmal eines besondem offentlichen Erlasses
der obersten staatlichen Behorde bedurft habe. Um ein
weniges leichter ware es unter grammatischem Gesichts-
punkty zu 7Tp6cTaTMa den Begriff der Gesellschaft zu erganzen,
die zwar im Griechischen nicht genannt ist, aber doch wenig-
stens im Lateinischen vorhergegangen war. Aber wie un-
natiirlich doch danUy dass die wirklichen Stifter des Altars
als solche nicht genannt waren, dagegen der nur in ihrem
Auftrag Handelnde, noch dazu ein Sklav, seinen eigenen
Namen so breit hinsetzen durfte^ als ware er der Geschenk-
geber. — Nein, nichts kann zweifelloser sein, als dass wir
an dem KaTOi 7rp6cTaTMa eine der stehenden Formeln haben,
mii denen die Darbringung eines Dankes oder Geschenkes
*) Ewald macht zwar die Anmerkung: Wgl. in demselben Sinne
und ebengo kurs KarA irp6cTaTM0i xapicr/iptov C. I. Gr. II p. 244; 360.
429.' Wie das erste Citat etwas Behr VerBchiedenes beweiflt, wird sich
sogleich seigen; dasB aber die beiden andern, n. 2443 Kajdi t6 tctov6c
^9»CMa (m6 ToO bi]^ov und n. 2686 KaTd t6 i|f/)q>iCMa rf\c Aurriwv
i(6X€U)c tlherhaapt etwas HierhcrgehOrigcs bewiesen , kann er im Emstc
BelbBt nicht geglauht haben.
J
666 DREISPRACHIGE IN8CHRIFT VON SARDIKIKN.
auf das numen des Gottes selbst zuriickgefCLhrt wird: For-
mebi; wie sie uns in so grosser Zahl die lateinisdien In-
schriften vor Augen stellen mit ex iussu numi$Us und ii(^>ii
oder €x iussu schlechthin, desgleichen imperio, ex imperio^ ti
niotiitu, ex praecepto, ex praescriptOy auch ex oraculo: woran sich
•j nahe anschliessen visu monitus (vom Aesculap selbst gebraudt
Grut. 70, 7 [C. L L. V, 1 n. 2034, wo visu fehlt]) und ex tU'
oder ex visu, somno monitus, somnio admonihis u. dgL m^ wofur
einiges schon Zaccaria Istituz. antiqu. lapid. p. 191 zasammeih
gestellt hat, anderes yermuthlich Morcelli de stilo inscr., der
mir augenblicklich nicht zur Hand ist. Dem entsprechen hul
im Griechischen die eben so bekannten Ausdrilcke Kara kcXcu-
civ 0€ou und Kaxa KeXeuciv kurzweg, d^ iilieXeuceuK, iE im-
TctYMaTOC, in. Beispielen bei Franz £Iem. ep^r. Gr. p. 335; mi:
volliger Uebereinstimmung aber unser KaTo irpdcTaTMa C L G.
II u. 2304: CapdTTibi "lcibi 'Avoupibi AiOTe'vT]C Oaviou 'AXapav-
beuc KaTct TrpocTUTMa; n. 2305: CapdiTibi ^cibi 'Avoupibi eeavi
'ATieXXoO 'AXap. uTiep dauTfic Kai toO dvbpoc Kai toO Traibioi
KaTd TTpocTaTjia xctpiCTrjpiov (mit Bockh's nicht zweifelhafteB
Erganzuugen); III n. 5959: Aiovucou CkiuvOi KUTd TrpocTOT^fl
MdpKOC TTivdpioc TTpOKXoc kui 'ApiCTd^ouXoc ^ApicroPouXou.*/
*) Noch ein [Karja iTp6cTaTMa aOTfjc fSgt K. Kcil hinin mm Le'r>a»
Inscr. Gr. et Lat. Attique n. 302, desgleichen Kaxd dmTOTMa toO idic\
au8 Rhangabe Antiq. HelL II n. 1046. [Die gleiche Fonnel icaTi
TTp6cTaTMa findet sich auch in einer von K. Keil im Rhein. Mob. KIX
p. 255 ff. mitgethcilten und behandelten Weihinschrift; derselbe gil'^
a. a. (). p. 264 f. weitere reiche Belege dieser AusdrucksveiB^.] —
Ohne von bulchen Bclegen Gebranch zu machen, bezieht zwar PeyroL
l^. 105 f. das TTp6cTaTMa ebenfallB auf den Gott, abor in einem gan:
audern und iu keiner Weise zulassigen Sinne. Tndem er namlich u
dcn iepoi X6toi dcs AriHtides, diesen fiir den AsklepioBcalt und sifiB^
ilcilungcn allerdings aehr lehrreichen Urkunden, eine bestimmte rnUr-
scheidung zu fiudcn mcint, wooach jene Heilungen rd }xiy 6hpR (d. h.
diu-ch Tniume) , tci bi X6^w (d. i. durch wdrtliche VorBchriflen) bewirkt
worden seieUf bezieht er eben auf die letstere Kategorie dsB k^*^
iTp6cTaT|uia der Sardischen Inschrift. Aber erstlich etehen in der dAfur
augezogenen Stclle p. 334 lebb. (518 Ddf.) zwar die aDgefuhrien Wortr.
aber in einem durchaus andem, der Peyron^echen Auffaiwnng vOLiur
fremdcn ZuBammenhange. Zweitens hat jene ganze UnterBchcidun^'
au sich keincn Ilalt, da alle -Asklepischen Heilungen des Anftitii-
DREISPKACHIGE INSCHBIFT VON 8ARD1NIEN. 667
£s liegt sehr nahe^ das ebenso einfache wie gewohnliche
Sachverhaltniss anzunehmen. dass der leidende Kleon durch
Incubation*) im Heiligthum des Aesculap Heilung suchte und lo
durch gottliche Eingebung fand: ein Erfolg, flir den sich
dankbar asu beweisen seine Sache war, ganz und gar nicht
die seiner Geschaftsherren.
Wenn schon die lateinische und die griechische Inschrift
sich nicht YoUkommen decken^ so mag die punische sich
noch weiter von dem gemeinsamen Inhalt jener entfernen,
wie es ja allerdings den Anschein hat Aber das kann nur
in untergeordneten Modificationen oder in Zusatzen und Er-
weiterungen der Fall sein; falsch dagegen muss jede Erkla-
rung des Punischen sein, die einen Widerspruch mit dem
Lateinisch-Griechischen enthalt.
Auf meinen Wunsch hat mein geehrter* College Gilde-
meister vsich freundlich bereit finden lasseU; die Deutung
des Punischen, die sich auf den obigen Grundlageu zu er-
geben schien, im Nachstehenden zu entwickeln.
F. Ritschl.
Die angefUhrten Deutungen des punischen Textes, so
weit sie ein vermuthetes sodalis wiedergeben^ sind sprach-
lich in hohem Grade anfechtbar. Gegen die eine Lesuug
nnb7373:i w USi Dm ^auch die Genossenschaft welche an
den Salzwerken' spricht einmal^ dass der dem Wort Drr
allein zukommende Begrifi" Familie, Stamm, Genealogie,
an den sich in der spatem wissenschaftlichen Bprache der
lediglich durch Traumgesichtc oder TraiuneingeboDgen vor sich gingcn,
in denen selbat eben die irpocrdT^aTa des Oottes enthalten waren: wo-
von am kOrzesten die belehrende Darstellung Welcker^s, kl. Schriftcn
11 1 p. It4— 156, bcsonders 133. 146. 147 f. uberzengen kann. Drittens
kann ja doch dv^CTr)C€ KOTd iTp6cTaY^a unmOglich so viel heiasen wie
KOTd irpdcraT^a (aOelc dv^CTT)C€ oder dedit ex t»ij>eno so viel wie ex
imperio sanaius dedit, Viertens endlich kommen ja dieselbcn Formcln
mit nichten bloas bei HeilgOttem, Bondem bei GOttem aller Art vor. —
Eine kiirzere Ablehnung der unatatthaften Peyron^Bchen Erkl&rang
moBBte das mit Recht hohe Anschen dieses Gelehrten aU imangemesscn
crtfcheinen lassen.
*) Ueber Incubation vgl. die reiche Sammlung Welcker^B a a. 0.
p. 84— tl4; in der Kilrse auch Preller gr. Mythol. I p. 409.
068 DREISPRACIUCiE INSCHRIFT VON SARDINIEN.
der Kategoric und dergl. regelrecht anschliesst, doch zl
wesentlich verschieden ist von dem der Compagnie luid Ge-
schaftsassociation^ als dass letzterer ohne weiteres subsd-
tuirt werden konnte^ und femer, dass Qa nach festem GebraQcli
iiicht nach, sondern vor Dn*« stehen m&sste. Die zur Recht-
fertigung angefiihrten Beispiele "i^T ^y u. s. w., welche darthmi
sollen, dass 'itdn sich gem mit solchen Partikeln verbinde,
siiid zum Beweis untauglich; denn es sind sammtlich Pri-
positionen vor conjunctivem ^l)8( dass, die natarUch mi-
mittelbar zu diesem gehoren, wahrend Q:i logisch nicht zu
CM, sonderu zu Dn** gehort. £bensowenig kann man sich
eiuverstanden erklaren mit der Deutung: rnVn» [■'JnTfitrJcr
11 ^Genosse derer die fliessen (nx» = mt uA3) machen
die Salzwerke'. Schwerlich wilrde eine solche Beieich-
nung gewiihlt sein, da nicht die Salzwerke, sondem das Sak
uicht fliesseu^ sondern im Gegentheil verdunsten und trockseD
(Ou^ Osj^ V^ Qam.) gemacht wird, und mit der Nothwendig
keit, eineu sodalis finden zu miissen, h5rt auch die Yer-
anlassung auf^ mittels doppelter Lautvertauschung und Ad-
wendung eiiier fiir Appellative ausserst seltenen und hier
kaum zu erwartenden Nominalform ein neues Wort za bildeL
Die Buclistabengruppe D5Dn'^ bereitet freilich keine geriiige
Verlegenheit; es scheint weder moglich, sie in zwei Wdrter
zu zerlegen, noch den Begriff servus darin zu entdecken, und
als ein Wort betrachtet, fUhrt sie auf eine Wurzel iOn, di-
iin semitischen Gebiet weder in dieser noch in nahc w
wandter Gestalt vorhanden ist. Sie steht nun zwischen JeD
Wortern vbD» uiid nnVTa-^n ^n *KIeon der an tlei
Salzwerken', welche dem KX^ujv 6 ^m toiv dXOav entsprecheii,
uiid da wenigstens in der griechischen Inschrift nichts weikre>
steht, was hier gesucht werden konnte, und da eben diese
f^riechische Inschrift zeigt, dass auf ganz genaue Wiedergabf
(les SALARI • SOC • S • kein Werth gelegt worden ist, s^'
sclieint nur die Vermuthung librig zu bleiben, dass jene fnni
Buchstaben den einheimischen Namen des Kleon enthaKen
So viel liisst sich wohl mit Gewissheit annehmen, dass At.
wclcher die Inschrift setzte, seiner Nationalitat nach weJer
DRElSPRACHlGfi IKSCHRIFT VON SARDINIEN. G69
Grieche noch Romer war. Ein solcher hatte nur durch ganz
besondere Umstande yeranlasst eine barbarische Uebersetzung
beigef5gty und in der That ist wohl unter den bekannten
Inschriften, welche eine classische Sprache mit einer semi-
tischen yerbinden^ keine, die nicht auf einen semitischen
Urheber zurQckgefQhrt werden mUsste. Hier aber wiirde die
Annahme besonderer Umstande nicht ausreichen um zu er-
klaren, weshalb der punische Text der ausfQhrlichste unter
den dreien ist, und weshalb nur in ihn der Verfasser die
Notiz yon dem Gewicht seines Weihgeschenkes aufzunehmen
f&r gut fand. Die Zeit atlein nach den Amtsjahren punischer
Suffeten zu bestimmen konnte nur einem Punier einfailen^
und wer griechisch oder romisch dachte, dem stand fUr die
besondere Form des Gottes gewiss ein classischer Beiname
— nach allem scheint Z^vioc die richtige Auffassung fQr
MERRE zn sein — zu Gebote; die Einfiihrung des nicht 12
einmal europaisch declinirten Wortes zeigt, dass es sich um
Uebersetzungen handelt. Die Reihenfolge der Sprachen richtet
sich nach ihrem politischen Range und ist dieselbe, wie in
den dreisprachigen Inschriften yon Leptis. War also der
Weihende ein Punier, so hatte er auch einen punischen
Namen, und Kleon ist nur ein angenommener oder von seinen
Herren (auch yon romischen Herren griechisch) ihm bei^
gelegter, wie wir auch sonst in den griechisch-phonicischen
loschriften finden, dass Phonicier auf europaischem Boden
sich griechischer Namen bedienten, die theils Uebersetzung
oder Lautumwandlung des heimischen waren, wie NOYMH-
NIOC far tinn:a, ZYMZEAHMOC fiir Dbti:»©», theils
damit in keiner Verbindung standen, wie ANTITTATROC
der sechsten athenischen Inschrift. In seiner heimischen
Sprache schreibend wird er sich aber auch mit heimischem
Namen genannt haben, und einen solchen konnen wir nur in
den Buchstaben Daon*^ suchen. Ein sicheres Beispiel einer
Nennung von Doppelnamen neben einander, wenn man nicht
etwa Lept. 3 dafflr gelten lassen will, habeu wir zwar in phoni-
cischem Gebiete noch nicht, aber wie dies, freilich unter etwas
andem Umstanden, in Palmyra geschah, lasst es sich auch
hier erwarten, wenigst^ns nicht als unmoglich ausschliessen.
070 DREISPRAClimE INSCHRIFT VON SARDIXIEN,
£ine Namensform &:iDn** lasst sich, wenn auch nicht
etymologisch sicher erklaren^ doch, obschon eine ganz ent-
sprechende unter den bisher bekannten nicht Torhanden ist,
einigermassen begreiflich machen. Wir bedurfen kaum der
Annahme, der Name konne ein libyscher gewesen sein (im
heutigen Berberischen werden Adjective und Participien durch
vorgesetztes i und angehangtes an — freilich nicht m —
gebildet, und Nomina dieser Form haben wir mehrere in den
neupunischen luschriften), da auch eine semitische Etymologie
nicht ausser den Grenzen der Moglichkeit liegt. Im alien
Testament finden»sich theils als Personen-, theils als Orts-
namen etwa acht ahnlich aussehende Bildungen: QTbs'^. (wofur
auch D5bn) Dy^ip"^ D?t3p'^ Dr^p'^ Dya^"» D:^pT« c:?:;©'» ny^r^. B^
»;•' »!':* r,'-: »;';» »;»» r»;;» •»»» «is*
trifft sich freilich, dass diese sammtlich zum vierten Bach-
staben T haben, und so sind sie, was auch wohl auf die
masoretische Vocalisation Einfluss gehabt hat, als ZusammeB'
setzungen mit d? Volk betrachtet worden, ungeachtet die
13 auf solche Weise sich ergebenden Bedeutungen zum Theil
wenig passend erscheinen. Eben so gut kann man sie oder
einige von ihnen durch priiformatives ^ und afformatiTes :
a))leiten; mag auch das Zusammentrefifen der beiden, fur sich
hliufig g<^nug vorkommenden Bildungen sonst selten sein-
Fiir die nicht von einander zu trennenden oyVr» und crba
gibt man os, auch im Hinblick auf die altarabische Ueber*
setzung j^UaJ, neuerdings wohl allgemein zu. Das Vorkommen
eines Namens ^21;^« von ?no, 5?a*nN von y:i*i berechtigt anch
D:^nrr und Ds^a^"^ auf diese Wurzeln zurfickzuleiten; letztere*
etwa naeh Vergleichung von c^jA u. s. w. in der Bedeutung
wohlproportionirter Mann, ahnlich wie man denFrauen-
namen D^*i?3 am besten und orientalischen Schonheitsbegriffen
gemiiss als die Wohlbeleibte (r;*n7a = n*i») erklareu wiid.
Nach hebriiischer Analogie ware danach ftlr den punischen
Nanien etwa die Aussprache tPcJiesgam zu vermuthen.
Fiir die niichsten ^Vorte ist es nothig eine Ergannmg
vorzunehmen. Von dem verstiimmelt^n ersten Buchsfaben
dor zweiten Zeile sind nach der Turiner Zeichnung nur noth
zwei Stricho iibrig, vou denen die Copie in der Zeitschrift
der deutseheu morgenlandischen Gesellschaft nur einen wieder-
DREISPRACHIQE INSCHRIFT VON SARDINIEK. G71
gibt. Wegen des spitzen Winkels, den sie bilden, ist der-
selbe mit Peyron eher f&r p, als fUr n zu halten. Der dritte
voUstandige Buchstab dieser Zeile ist ganz entschieden ein*
n und nicht ein 3, da die eckige Biegung, welche sammt-
liche f&nf n der Inschrift libereinstimmend zeigen, hier fehlt
und die Form des Striches dem der Qbrigen ^ gleich ist.
Dass am Ende der ersten Zeile noch ein Buchstab gestanden
habe, kann nicht deshalb nnwahrscheinlich gefunden werden,
weil der jetzige letzte in gerader Linie unter dem ersten
lateinischen steht; die Turiner obere*) Zeichnung, in welcher
ubrigens schon das letzte n um den vollen Raum eines Buch-
staben Yorspringty zeigt, da die Kreisform des Altarschaftes
die Herstellung der ursprOnglichen Dimensionen ermoglichte, i^
mit Sicherheit, dass auf der unabgebrochenen Flache noch
mehr als ausreichender Platz war, und auch an der rechten
Seite geht der punische Theil iiber den griechisch-Iateinischen
hinaus. Es wird, wie schon Peyron woUte, nur mit anderer
Wortabtheilung, gelesen werden miissen: «''D^ «Vp [y]7att5 *er
horte seine Stimme, heilte ihn', in der auf ph5nicischen
Votivsteinen ganz stehend gebrauchten Wendung, welcbe
dann vollig angemessen durch die Formeln L • M • M und
Kcrra Trp6cTaTMa wieder gegeben ware. Hierbei wurde aller-
dings einen Anstoss bilden die Form vrti, die als Piel mit
Suffix genommen (der Uebergang eines Mb in nb macht keine
Schwierigkeit, am wenigsten bei MC^) eine nicht alttesta-
mentlich-hebraische, sondem dem Aramaischen ahnliche Bil-
dung darbote. Die Inschriften bieten uns bis jetzt kein
Beispiel eines Piel von nV, sei es mit, sei es ohne Suffix,
dar^ und die abstracte Moglichkeit einer solchen Entwicklung
der Sprache, bei der in der zweiten Sylbe der I- oder £-Laut,
*) [Atif der Tavola I der Turiner Akademieschrifben steht nllm-
Hch anten die dreitache Inschrifb in grCssem Dimensionen, oben aber
ein yerjnngtes Bild der ans nngef&iir 7 Stdcken ann&hemd wieder zn-
<Kimmenge8etzten Altarbasia aelbst, anf der also dieselbe Inschrifb in
Kleinerer Geatalt und mit flachtigera Ziigen noch einmal crscheint.
l^as hier angedentete Ranmverhultniss abcr ist es, welches dem des
untem grGaaern Facsimile^s der blossen Inschrift nicht ganz genan ent-
Bprichi P. R.]
(572 DUEISPKACIIIGE INSCHUlFT VON SARDINIEK.
wie irn Aramaischen durcbgangig und im Hebraischen scliO!i
bei den «b, das volle Uebergewicht erhielt, ist nichtinAl
. rede zu stellen. Bis auf erfolgte Bestatigung oder entscliieJeD
bessere Erkliirung wird man sich dabei beruhigen konnen.
Die ganze Inschrift, die in ihrer uns vielleicht aut
fallenden Construction dem sonst bekannten Votivstil der
Phonicier vollkommen entspricht, ist nach berichtigter Tbd
lung und Orthographie so zu verstehen:
p n«73 D^i::^ tpu573 nu5nD natn nNn?^ ine^b p«b
«•»D^ xbp [y]72'0 nnV73?2a ©« naorr t^Vd» •na sx
ibTan 13 ■|72^^'^^^"' rir>V?2n c::do nca
^Dem Herrn dem Eshmun Merre ein eherner Altar hundert
Pfund wiegend. Was gelobt hat Kleon N. N., der an JtL
Salzwerken. Er hat seine Stimme gehort, ihn geheili b
Jahr der Suffeten llimilkat und Abdeshmun, Sohnes [(itr
Sohne?] des Hamlan.'
J. Gildemeister.
[Spiitere Bemuhungen um den punischen Text, die jedt»il
noch nicht zu einer befriedigenden Erklarung der schwieriiTtL
Gruppe von fiinf Buchstaben gefiihrt haben, verzeichne:
Schroeder Die Phoenikische Sprache. Halle 1869. p, 249, ohn-
don von Ewald seiner Abhandhing als p. 57, 58 in Beziehimi:
auf obigen Aufsatz beigefiigten Nachtrag zu kennen; hinzJ
gekommen ist seitdem J. Halevy M(3anges depigraphie f'
d^archeologie semitiques. Par. 1874. p. 88. J. G.]
XXI.
Ueber antike Gewichtsteine.*)
(Mit einer Tafel.)**)
Unter dem Namen ^Gewichte' pflegen gemeiuhin zwei 9
sehr yerschiedene Arten von Monumenten des Alterthuma
zusammengefasst zu werden. Die eine, hinlanglich bekannte,
begreift die wirklichen Massgewichte, deren Material ent-
weder natflrlicher Stein oder Metall (Blei, Eisen, Bronze)
isiy und die der Natur ihrer Bestimmung gemass meist eine
ZiiFer oder Marke tragen, sei es eingekratzt oder auf besondern
Plattchen eingelassen.^) Von ihnen unterscheidet sich durch
Materialy Gestalt, Haufigkeit und Mangel jeder Zahlbezeichnung
die andere Art auf das wesentlichste. Die Sttlcke dieser
Kategorie sind stete von gebrannter Erde und ganz roh und
kunstlos gearbeitet; sie bilden fast ausnahmlos abgestumpfte
Kegel oder abgestumpfte Pyramiden, und sind sammtlich
oben, wenig unterhalb der Spitze, quer durchbohrt; sie sind
in zahlloser Menge in allen grossern Sammlungen Europa's
*) [JahrbQcher des VereinB von Alterthnmafreanden im Rhoinlande.
Heft XLI (1866) p. 9—24. Der Anfaatz enth&It die 'Ausffihrung der An-
deutaogen in den Jahrbachem dea Vereins y. Alt-Fr. i. Rh. XXXVIII
p. 184 f. nnd in Gerhard"» Arch&ologischem Anseiger XXII (J864)
N. 192 A p. 296*.' C. W.]
**) [Die diesem Aufsats beigeffigte Abbildnng iat jetzt anf Tafel
XXIII wiederholt; die Inschrifb steht auch bei Brambach inscr. Bhen.
n. 421. C. W.]
*) Anch dieae Jahrbacher IX p. 27 erw&hnen deren 'ungefHhr
dreiflsig' Stack aua einer Utrechter Sammlung. Desgleichen 'mehr
a.ls 40 Stflck', meist Yon Blei, aus Nymwegen: ebend. VII p. 70.
FB. RIT8CHELII OPV8CVLA IV. 43
G74 ilBEU ANTIKE GEWICHTSTEINE.
vertreten uiid so zieinlich in allen von griechisch-romischfr
Cultur beruhrten Landern gefunden worden (namentlich in
Athen, am Pontus Euxinus, in Sicilien, Italien-), SQdfrank-
reich, Spanien, Rheinland, Holland^)); nur ganz weniiie
10 Exemplare haben iiberhaupt Schrift, einen einzelnen Buch-
staben oder allenfalls einen abgekurzten Namen: mit nur Einer
merkwiirdigen Ausnahme, von der zum Schluss die Bede
sein wird.
Massgewichte konnen diess aus sehr eiijeuchtenden Griin-
den nicht sein. Schon des Materials wegen nicht, da sica
das Gewicht des nassen Thons durch das Brennen dergestalt
verandert, dass sich eine bestimmte Massgrosse vom Topfer
gar nicht, oder doch nur sehr schwer und unsicher im voraus
berechnen liess. Sodann darum nicht, weil sich schwer be-
greift, wozu, den Zweck des Wagens vorausgesetzt, die reg»l-
massig wiederkehrende Durchbohrung dienen soUte. Endlich
und hauptsilchlich, weil das specifische Gewicht der verschie
denen Exemplare auch nicht die entfemteste arithmetische
Proportionalitat darbietet.. Ich habe vierzehn Stucke mitteU
oiner gewohnlichen Kaufmannswage gewogen, von denen frei-
lich 5, die durch Abspriinge oder sonstige Beschadigungeu
(lefect sind und denen ich deshalb ein * beisetze, fur dit\sf
Rechnung nicht in Betracht kommen, und habe bei ihnen
-) Von Atheu, Sicilien, Italien s. Antonino Salinas 'I monn
menti sepolcrali scoperti . . . presso la chiesa della S. Trinit^ in Kieuv
(Torino 18G3) p. 16, der spcciell von Sicilien bezeugt, dass dorl fi?t
iiusschlicij.slich die pyramidale Form herrsche. Ein eben solches ExemiU:
aus der Krim: Victor Simon im 'BuUetin de la societt? d'archeolop?
et d^histoirc de ]a Moselle' VII ann^e (Metz 1864) p. 19.
^) Beiderlei Eormen in Frankreich, aus Nimes, Bordeanx, Meti
8. ebend. und Caylus Recueil d'antiquit^s V p. 276. Desgleichcn in
Holland, aus Utrecht: Janssen in diesen Jahrbiichem IX p. 27. Vom
Mittelrhein b. Anm. 4. Von Spanien bczeugt das h&ufige Vorkommtc
brieflich E. Hiibner. (Die von ihm in den Monateberichten der Berl.
Akad. d. W. 1801 (aus 18G0) p. 241 erwahnten 'rOmischen Gewicb^''
von Stein' sind doch wohl Massf^ewichte [vgl. jetzt C. 1. L. II n. 4^»"'-
1—6. C. W.J) Ohne Zweifel hat man an vielen Orten es bisber gif
nicht der Miihe wertli gefnnden, diese nnscheinbaren Thonkegel nt«i
Thonpyramiden iiberhaupt nur zu verzeichnen.
*1)
3 «! 11 Lotb
•8) 1 « 3
2)
2 „ 23 „
*9) - „ 28
3)
2 „ 16% „
10) -„25%
4)
" v 13/2 „
11) - „ 19
«5)
2 „ 2 „
12) - „ 18%
6)
1 „ 16^ „
13) - „ 18%
*7)
1 „ 3/4 „
14) - „ 17%
iJBER ANTIKE GEWICHTSTEINE 675
folgende Werthe (nach dem nenen preussischen Zollgewieht)
gefunden*):
Loth
w
7f
7f
?>
9f
Aber, was viel mehr besagen will, von Herm Jouannet in 11
Bordeauir sind mehr als 150 StQcke gewogen worden, und das
Ton ihm ausdriicklich bezeugte Resultat war, dass es ihm
unmoglich gewesen, irgend ein auch nur annahemdes Ver-
haltniss zu finden.^)
Welchem Zwecke also dienten diese kleinen Thonkegel
«
und Thonpyramiden? Caylus versuchte, meines Wissens
zuerst, eine Art von Erklarung, die mir aber so unklar ge-
blieben ist, dass ich sie mit seinen eigenen Worten anfQhre:
'L'u8age de ces figures pyramidales est fort difficile a re-
trouver; je croirois cependant qu'elles pourroient avoir servi
a marquer dans un magasin les assortimens, et le nombre
compte d'un intervalle a Tautre, qui se trouvoit rempli de
marchandises en etat d etre vendues, et cependant de qualit^
et de prix dififerens. L'une et Tautre de ces circonstances
etoient designees par ces pyramides.'^ Um nichts weiter
*) Diese Nammern 2. 3. 4. 5. 7. 8. 9. 10. 14 wurden 1857 bei
Bonn zwischen der Coblenser LandstrasBe und dem Rhein ausgegraben
und spllter von Prof. £. aus^m Weerth liberaler Weise der Saminlung
des Vereins von Alterthumsfreanden im Kheinlande zum Geschenk ge-
raacbt. 8. Jahrbflcher XXVI p. 190 f. (XXXVIII p. 180). Die Num-
raem 11. 12. 13 geh5ren dem mit dnr UniverBit&t verbundenen Museum
rbeinischer Alterthilmer. N. 6 ist das in KOln gefnndene Gansange^sche
Exemplar, welcbes am SchluBS besprochen werden wird.
^) Mittheilnng Simon*B a. a. 0. aus einem 'rapport publi^ en
1836 par Tacad^mie dcB BcienceB, belles lettres et aH» de Bordeaux/
den ich nicht gesehen habe. ^
*) CayluB a. a. 0. p. 277, der jedoch gleich darauf die obige
Vermuthung selbBt znrficknimmt nnd ihr die Behauptnng eigentlioher
Massgewichte Bubstituirt, aus keinem andem Gmnde, als weil er er-
43*
676 i'BER ANTIKE GEWICHTSTEIXE.
zu sagen, wozu dana das Loch? — Dieselbe Prage halten
wir denen entgegen, die an Utensilien des Topferhandwerk*
dachten, ^etwa zum Reiben der Thonerde': abgesehen daTon.
dass sich doch dazu harter Stein unstreitig weit besser m-
nete. — DesgleichSn deneu die, wie Victor Simon, die Tor
stellung fassten *de corps pouvant servir a faire la tare «1»
vases devant contenir des marchandises', also zur Ermittelun^'
des Nettogewichts, wofiir ja iiberdiess alle beliebigen Korj>*r
von beliebiger Gestalt dienen konnten, am allerbequenistfL
aber die beim Wagen ohnehin zur Hand liegenden wirkhch^i:
Massgewichte zu gebrauchen waren. Auch die ^Schwergewitltr
an Flaschenzugen', die vermuthet worden, lassen wir bili .;
bei Seite, uiid fassen nur noch die relativ probabelst* ile:
lii unzulassigen Hypothesen ins Auge. Nach dieser hatten un-
sere Steine ihre Verwendung gefunden beim Fischfang, *i^^
Beschwersteine der Netze, um diese in die gewunschte Ti^^t-'
hinabzuziehen: als Senksteine oder sog. Netzsenker. >
wiirde allerdings das Loch verstandlich, um namlich mitvi^
oiner durchgezogenen Schnur Netz und Stein zu verknupfn:
Aber ein erhebliches Bedenken gegen diese Annalime erinl*
sii'h aus der einen Thatsache, dass in den Lochern mantli'
s()k'lier Steinef noch Reste (oder Spuren) von durchgeheii<ii'i
Kisenstiibchen gefunden worden sind^, die einestheils H'
die HelVstigung am Netz schon an sich ganz unnothig ♦'f
solioinen, anderntheils dem Stoffe nach so unzweckmassig i^-
moglich gewiihlt wliren, da gerade Eisen im Wasser var
vom Jiost zerfressen und bald zerstort worden.
So viel ist richtig: die Bestimmung unserer Gewicli^
muss in irgeiid einer Handwerksubung gesucht werden, dent
tahren liabe , daas in einein Zimmer von Herculanenm mehrere pAC-
iilinliclie Gewichte zusammen mit Wagscbalen aeien gefunden worJ»^
l>avon miiyste man doch daa Thatsachliche exacter wissen, ehe ui^'
(lie Folgeiung zwingend finden k5nnte: 'on peut ajouter, saos cniiL*^^
se commettre, quo ces poids d'une matiere si commone, et tra^^'*"
avec si peu de soin, ne servoient que pour le detail des deDriV» '-
plus grossii'r»»s, et dont rusage etoit le plus r^pete.' Vgl. Anni i"
') Salinas a. a. 0. p. 16: 'ed altri mostrano nel bueo vp<t.r
di un ferro che si sani passato nello scopo naturalmente di pot^^.
attaccare piu facilmente le fila.'
iTBER ANTIKE GEWICHTSTEINE. 677
weiteste Verbreitung und grosste Unentbehrlichkeit im ge-
meinen Leben die zahllose Menge der noch heute erhaltenen
Exemplare erklart. Kommt aber noch hinzu, dass ein solcher
Uebrauch uns zugleich aus mehrfachen Erwahnungen der
Schriftsteller entgegentritt^ dass uns sogar das Yorhandensein
eigener technischer Naraen ftir derlei Beschwersteine oder
Schwergewichte, als ganz gelaufiger und darum selbst zu
bildlichen Yergleichungen angewendeter Bezeichnungen, aus-
driicklichst bezeugt wird, so wird eine begrdndete Ueberzeu-
giing erwachsen, der gegendber die blosse Hypothese ihr
Kecht verliert. Dergleichen Erwahnungen und Zeugnisse gibt
es far die Fischerei nicht, wol aber fiir eine andere Gewerb-
thiltigkeit, die das Privatleben des Alterthums in jedem Hause
iibte: die Weberei.
Kein mir bekanntes technologisches oder encyklopadisches
Werk der Neuzeit gibt uns flber die Weberei der Alten eine
verhaltnissmassig so befriedigende, ilberall aus den Quellen
geschopfte Belehrung, als sie schon im Jahre 1796 der treflf-
liche Schneider Saxo in einem besondern Excurs seines
Index zu den Scriptores rei rusticae lieferte.*) Ausgehend
von der Einrichtung des altem Webstuhls, der tela recta,
welcher im Gegensatz zu dem spatern, horizontal aufgestellten
Webstuhle, der tela plana, den Aufzug (Zettel, Kette = stamen n
und beziehungsweise trama) vertical stehen hatte und vom
Weber oder vielmehr ganz tiberwiegend der Weberin im
Stehen bearbeitet wurde (schon seit den Zeiten der Penelope),
kommt Schneider auch auf das Mittel zu sprechen,. durch
welches die von dem obern Querbalken senkrecht herab-
hangenden Faden gespannt und stramm gehalten wurden,
um den Einschlag oder Einschuss {mbtenicn) quer durchzu-
lassen. Dass diess durch unton angehangte Gewichte bewirkt
wurde, sagt uns, ausser den sogleich anzufiihrenden Griechen,
sehr dentlich Seneca^), indem er einen Bericht des Posidonius
wiedergibt: 'quemadmodura tela susj)ensis pomlctibkis rectum
stamen extendat*, entsprechend dem im Griechischen ein paar-
*) Scriptores rei nist. vet. Lat. IV, 4 p. 369—387 (u. d. W. tela),
*) Seneca epist. 90.
G78 UBER ANTIKE GEWICHTSTEINE.
mal gebrauchten ^dpoc. Dass aber diese Gewichte aus Steinen
bestanden, geht eben so deutlich heryor aus der theils bei
Aristoteles und Galen^^), theils bei den alten Grammatikeni
und Lexikographen Yorkommenden, regelmassig mit XiOoi
gemachten Erklarung der beiden Eunstausdrucke, diefcr
dergleichen Webergewichte — Garnbelaster oder sogenannte
Zettelstrecker — gangbar waren: dTvGOec und, gaoz
gleichbedeutend wie es scheint, Xeiau**)
^^) S. die in Anm. 12. 13 ausgeechriebenen Stellen.
**) Diess Bcheinen wenigstens die bestbeglaubigten Formeii k
sein, wilhrend es in BetrefF mehrfacher Varianten sehr dahin Etelt.
ob Bie nicht sammt und sondera auf ^chreib- oder sonstige FehUr
zuriickgehcu. Hauptstelle bei PoUux Onom. VII, 26: dxvOScc jlg
dTvuGtc) bi Kttl Xeiai (vlg. Xcla, aber Xeioi cod. Falck.) ol Xieoi oi
^ETipTTm^voi TU)v cTHM^vujv KaTci Ti?|v dpxaiotv 6<pavTiKr|v, nach Bekktr,
riicksichtlich des Accents doch wohl nur dem Ch5robo6cn6 in Theodf.?
Can. p. 350, 17 (kiirzcr Bchon in Bekk. Anecd. III p. 1208) Eufoiijr:
bei bi cnM€iiJucaceui dv tiIj Kav6vi t6 dtvuc dtvOeoc* toOto jap oEO-
Tovov 6v Kai |L4UKp6v ^xoy t6 YC 6id toO 0OC ^KXien Kal oO b\a Kafksffi
ToO OC. ((YvOBec bi X^tovtui oi X(0oi oi TT€pi(p€p€ic Kai T€Tpnii€voi «
Kp€)nd|H€voi dv ToTc )niTap(oic (so (itiisford fiir iTOpioic). Cebereinstimm»'=J
Pollux X, 125, wo er uuter den Gerathschaften des Gyn&cenms auffiitr:
Xciac Tuc Kai dTvOGac (dTvOeac vlg., dTvu9ac ms.), und Suidas 1
p. 03 Bernh.: dTvu9€C (aber dTvOOcc Zonaras p. 22) ol XiBoi tci
icToO. Dioselben richtigon Schreibungen stecken offenbar fluch in dt^n
VcrdiMbni.sseu bei Hesyciiius I p. 27, 50 Schm. dTviOcc* Xiai (Xti •
I'ljavorinus), und p. 27, 67 dTvuCTac* Xciac. (ol 6^ xdc i&ac Turv
icTiuv.) Demnach wohl auch bei demselben II p. 19: Xcdc* Tdc drt
Tujv icTUJv Kp€juavvu|n^vac dKpac. Desgleichen auch im Etjmologicnn
M. p. 55« extr.: X^a i^ ^v toic icTioic Xi9oc, &n Xi9ouc ^E/jpTouv. —
Ncben allen diesen Zeugnissen k«nn wohl die Schreibung bei Aristoteles
(Anm. 1-J) Xaiuc (oder Xaiac oder Xaiac) um so weniger anfkoninK-c.
jils nicht nur Galen (Anm. IM) in seinem eigenen Text funfmal Xcin!
Xciac, Xeiaic schreibt, sondern sogar die eine Aristoteli^che Stelle mif
dcr Schreibung X^iac ausdrOcklich citirt. In der handschriftlich-'!
Ucberlieferung bei Ari.stoteles aber gar das Wort Xaac zu finden, mu-
als ein gauz verfehlter Gcdanke von Kiister in Alberti's Hct»yehiiu 1
p. 58 und Schneider p. 380 crschcinen, trotzdem da66 der letzUr^
bich auf die altc lateinische Uebersetzung beruft, aus deren Wort«
lapiihs rocatas lai/as er auf einen griechischcn Text wie Xdac rdc ka-
Xou|L4^vac Xaiac zuriickschliesst. Denu was auch KuBter »ur Vertii'"-
digung sapjc, das rein poctische Wort Xdac kann uumOglich als ^J^
UBEB ANTIKE GEWICHTSTEINE. 679
Welch allbekaniiter und alltaglicher Begriff das aber u
war, ersehen wir aus einer popularen Anwendung^ die Ari-
stoteles davon macht, um eine physiologische Theorie zu
veranschaulichen. Indem er in der Schrift ^iiber die thie-
rische Zeugung* auf die Testikeln zu sprechen kommt^ fasst
er diese als durchaus unwesentlich ftir den Process der Zeu-
gung (also auch die Samenbereitung) auf, und iindet ihre
einzige Bestimmung darin^ die alleiu Zeugung bewirkenden
Samengange (Samenstrange) gleichsam mechanisch festzu-
halten^ weil sie sieh sonst zurUckziehen und eine Befruchtung
uumoglich machen wtirden; es verhalte sich damit, ftigt er
an zwei Htellen ^^) hinzu, gerade wie mit den Beschwersteinen^
welche an den Websttihlen ausserlich befestigt wtirden, um
(lie Faden oder Strange gespannt zu halten, wahrend sie mit
diesen selbst eben so wenig in einer innern Yerbindung
standen und zum eigentlichen Geschaft des Webens eben so
wenig beitrtigen, wie die Testikeln mit den Samengangen 15
und zum Geschaft des Zeugens. Und mit wie viel pole-
mischem Eifer und immer wiederholtem Spott auch diese
Theorie, die freilich der heutigen Erkenntniss sehr kindlich
erscheinen muss, von Galen in seiner Schrift *tiber den
Ausdruck des gemeinen LebenH fiir einen ganz prosaischen GegeuBtand
genommen werden, ond auch Aristotelea selbst, wenn wirklich die
lateinische Uebersetzung massgebend wSlre, hatte sicherlich XiGouc Tdc
KaXou^^vac X. geschrieben. — Ueber die muthmassliche Herleitung des
Wortes XcCa s. Anm. 19.
^^ Aristot. de anim. generat. 1, 4 p. 717 a, 34: ouB^v ydp elci
M6piov TuJv TT^purv (n'^mlich CTrepjbiaTtKtJuv) ol 6pxeic, dXXd TTp6cK€ivTai,
Kaedtrcp Tdc Xaidc (Xaiac Vai*., Xaiac vlg.) TTpocdTrrouciv ai Oqpaivoucai
Toic lcToic dqpaipoujbi^vwv y^P o^tuiv dvaciruivTai ol iT6pot dvT6c, tijCT*
ou feuvavTai Ttvvdv Td dKT€juv6M€va u. h. w. Und V, 7 p. 787 6, 22:
n 6' dvectc irapaTrXricia yivcTat tiicircp dv ei tic xop^^v xaTaTeivac cOv-
Tovov Troiif|C€ie tCu ^Hdti^ai ti pdpoc , oiov hi\ irotouciv al toOc icTOuc iKpai-
voucat* Kal ^dp auTUt t6v CTHMOva KaTUTeivouct irpocdwToucai Tdc Ka-
Xou^i^vac Xaidc (Xaiac vlg.)- oiiTtu xdp koI f\ Ttiiv 6pxeu)v <pi!ictc Trpocrip-
TnTai irpdc ToOc drepjLiaTiKOuc irdpouc u. 8. w., welche ganze Stelle Galen
de aemine I, 15 p. 575 (tom. IV ed. Kiihn) wiederholt, mit der uner-
heblichen Variante KaTCTeivoucat irpocdTrrouci und der in Anm. 11 be-
sprochenen Xeiac.
G80 UBER ANTIKE GEWICHTSTEINE.
Samen' widerlegt wird'*'), den Vergleich mit dem Webstuhl
llisst er doch an sich ruhig gelten, offenbar als einen ganz
passenden, um die Meinung des Aristoteles aUgemein fassM
auszudrucken.
Schneider ahnte nicht, als er diese der Schriftstellenrelt
entnommenen Thatsachen zusammenstellte, dass es in der
Denkmalerwelt eine Thatsache gebe, die, selbst ein Problem
fiir die Erklarung, jenen Ermittelungen eben so zur Besti-
tigung diene, wie in ihnen ihre eigene Losung finde: eben
das unziihlig haufige Vorkommen der rathselhaften dureh-
bohrten Thonsteine, die den Gegenstand unserer BesprechuDg
bilden. Beiderlei Thatsachen zu combiniren war der gluck-
liche (redanke eines in Griechenland reisenden Italianer?,
Antonino Salinas^*), und er fand augenblickliche Zustim-
mung in einer Adunanza des romischen Instituts.^^j Kamn
ein Jahr spater verfiel dann, nur mit Hiilfe eines Antiquitit^n-
Lexikons, auch der Franzose Victor Simon^^) auf dieselbf
Combination.
Dass nun freilich die erorterte Methode der Beschweruiig
nicht ausscliliesslich und zu allen Zeiten Gblich war, sonderc
dass es, auch beim aufrechtstehendeii Webstuhl, noch andere
Vorrichtuiigeu gab, um die Filden zu spannen, ersehen wir
iG aus zwei bildlichen Darstellungen antiker Webstuhle b**.'
") Giilen a. a. 0. von Cap. 13 an: p. 558 inf.; — p. 561 inf; —
p. 564: oiov Kal 6ti TOiaOxTiv xp^iciv irap^xovrai toic circp^aTticoic dT-
Y6101C, oYav Kal ai Xciai KaXoujncvai xaTd touc 6p6(ouc lcrouc -.
p. 568: ou Yap h^ Kal toutoic t^ <pr|C€i Tic dHf\q)8ai tuiv cir€p>iaTiKurv
dYTci^J^v, ujCTrep Tdc Xeiac, ^qp' unir|XoT^pou K€i|bi^u;v aOTOic Turv cirfp-
paTiKOjv — ; p. 572: dpd coi boKouci, KaBdTTCp al XcTai toIc laoic,
ouTiuc oi 6pX€ic Toic CTTCpiuaTiKOic dTTcioic TrpocKCicOai ; — p. 574: r
dpa biKaiov auTOuc elKdcai XiGoic ^Hrm^^voic vTnndTUiv, olc ^k toO ^d
pouc ^6vov i\ xptia; — p. 570: t( 5' dv iv\ tu)v 2Iuiujv citroiMCv, dt
oi opxeic Trpoc€CTaX|U€voi t€ koI ouk ^KKpe^cTc, djcircp al Xciai, KaBcnrff
^v iLiev Toic TCTpdTTOci Tiuv uiuv ctc. — p. 582 sq.: oO jjtfjv ka 'Apioo-
T^Xei cq)aXX6|u€voc (*Hp66iKOc) eiKdCovTi Xeiaic touc 6px€ic.
**) Salinas: s. Anm. 2.
*^) H. Brunn im Bnllettino delF Inst. di corr. archeol. 1864 p. S^
'*') Simon: 8. Anm. 2. Sein mir nnbekanntes 'Dictionnaire •i»'?
antiqiiitos, de Rich, traduit par M. Cheruel' gab ihm nur die all-
j;(<mici»is<(Mi Notizcn liber antikc Weberei.
Dber antike oewichtsteine. 681
Montfaucon^^), die aber aus spaten Jahrhunderten stammen:
neben denen solche mit Steinen aus dem classischen Alter-
thum allerdings nicht bekannt sind. Wohl aber fehlt es
nicht an Analogien anderer primitiver Culturzustande, die
uns zeigen, wie dieselben Bedtirfnisse vermoge einer Art von
Naturinstinct dieselben einfachsten Hiilfsmittel hervorriefen.
Auf Island fand ein danischer Reisender des vorigen Jahr-
faunderts^ Olaus Olavius*^), einen Webstuhl in allgemeinem
Gebrauch, der, ebenfalls senkrecht aufgestellt, seine Faden
*oder vielmehr zusammengefass^n Fadenstrange durch unten
angehangte (irewichtsteine gespannt halt, nur dass e^, wie
die hinzugefugte Abbildung lehrt, nicht pyramidale oder
konische Steine, sondem unregelmassig geformte Kugeln*^)
^^) Montfaacon 'L'antiqiiit^ expliqaee' III, 2 pl. 195. [Nur das
eine dieser Bilder (das dem codez VaticanuB der Aeneis aus dem AnfaDg
des dritten Jahrhunderts n. Ch. entnommene » A. Mai 'Virgilii Picturae
ant. ex cod. Vat' tab. LII) ist antik, das andere lediglich eine Phan-
taBieconBtmction Braan*B Veet. nac. Hebr. p. 273 (die er versucht, um
zu Tersinnlichen, wie der ungen&hte Rock Christi gewebt 8ei), von
Ciampini in den 'Vetera Monimenta' 1690 pars I tab. XXXV als
Fig. 2 dem yaticanischen Bild (Fig. 1) der Vergleichung halber zur
Seite gestellt und daher vpn Montfaucon ^bemommeu. Ueber diosen
weitverbreiteten Irrthum, dem Ritechl also auch verfallen, war er
dnrch Ahrens im PhilologuB XXXV p. 405 ff. aufgeklilrt worden. C. W.]
^") Olaua Olayius 'Oekonomische Reise durch hland, aus dem
DSnischen iibersetzt' (Dresden n. Leipzig 1787) p. 439 ff. mit Tafel XII.
**) ^KUdsteine^ nennt sie OlaviuB nach islandischer Bezeichnung.
Dieser Name legte den Gedanken an die M5glichkeit sprachhistorischer
VerwandtBchaft mit dem griechischen Xelai bo nahe, daes ich mir
darflber Ausknnft von meinem verehrten Freunde und Collegen F.
Zarncke erbat, nm bo mehr als doch der Begriff der Gl^tte (Xdoc)
kaum Bcheinen konnte mit der Bestimmung der Xdat etwas gemein zu
haben. Die frenndlichst vergOnnte Belehrung lautet also: '£ine all-
gemeinere Lautregel fiihrt allerdings nicht von Xe(a zu dem altnor-
dischen kljdr (m., daneben kle n. — Gen. plur. kljd, daher kljdsteinn).
Dieas letztere Wort wdrde ein griechisches t^ als Anlaut verlangen,
zur Noth etwa auch y-X. So iat klagen = t^ixojnai, klieben = yXCKpuj.
Eine ZnsammenBetzung des Anlautes kl aus k und l iat ohne Analogie.
Rs mflsBte alflo Ihnen anf griechischem Gebiete die Operation zufallen
X- =« yX- nachznweisen.' — 'Innerhalb der germanischen Sprachen ver-
gtichen etellt sich kle (G. pl. kljd) zu angelsachB. cleove^ althochdentsch
kliuwa, wie altnord. M, der Baum (Gen. pl. anch trjd), zn angels.
682 VIJKR ANTIKE GEWICHTSTEINE. .
17 sind, (leren Befestigungsweise iibrigens weder durch
noch Text ganz klar wird. — Weit n^er noch an das aD-
tike Vorbild treten merkwurdiger Weise die Funde heraL,
die in Schweizerischen^^Pfahlbauten gemacht worden sid
Maii hat hier durchbohrte Steine pyramidaler Gestali tod
gebranntem Thoii gefundcn, die, wie nach beigegebener AV
bildung-^) der Augenschein lehrt, den griechisch-romischeu
zum Verwechseln ahnlich sehen. Auch sie nahm man anfaiig>
fiir Netzbeschwerer zum Behuf des Fischfangs-*), bis siili
bei weitern Eiitdeckungen mit ihnen zusammen hochst nhei-
raschende Reste von gewebteu Zeugen**) vorfanden, die zum
Theil eiu gar kunstreiches Aussehen hatten und darum zuer-st
dem ernstlichsten Zweifel Kaum gaben, ob sie ein Erzeugni^-
der Pfahlbaubewohner sein konnten oder vielmehr fur im
trcov, goth. triti (trivis), und danach wiirde es bedeutcn Kndud «Jia-
lcktiBch noch jetzt KUiuel; das el ist DiminutivenduDg), und eine Zu
8ammengeh5rigkeit mit globus, glotnus, was durch kliuwa ganz gtr-
wohnlich glossiert wird, diirftc kauni zu leugnen sein.' — 'Stande d.t
Sache umgekehrt, so wiire die Zusammengehdrigkeit leicht zu erweijjcr.
Griech. kX wird germanisch zu hl (vgl. kX^ttttic = goth. hliftus', iuiJ
hl wird zu l (vgl. hlaupan = laufen); im Nordischen wurde frtnlitL
auch diesd noch AuBnahme sein, aber eine nicht ohne Analogie stehecde/
— Die hier dem claBsischen l*hilologen zugeschobene Aufgabe, dtn
Uebergang vou t^ in X zu beweisen, ist schnell genug gelOit diircb
dit* Berufung auf t^HMH T^dmuv T^o^duj (gramiae) und Xrmn Xnuui»
oder glubo (= t^^"^*^^) und X^ttuj, to^cikt- t^ci'^t- lact-, und andtrt-i
Analoge bei Christ drundz. d. gr. Lautlehre p. 83: so dubs also iii
der Tliat nichts im Wege zu stehen scheint, als Grundbegriff sowoii
des isUlndischen als des griechischen Wortes (Xeia aus T^^ici) mit Be
nutzung von gJobus glomus anzunehmeu ^Kmiuel Knubbtl Klobti'
(Kolben?) Klumpen Kloss^ u. s. w. , allerdings wohl mit der vorwit-
genden Vorbtellung des KugelfOrmigen oder doch Rundlichen. Vjil
Aum. 27.
-'*') Mittlieiluugen der antiquarischeu Gesellschaft in Zurich IX, n.
3 Tafel IV, 17, verglicheu mit dem atheuischen Esemplar bei J^aIId^*
Tufel W a^ wo nur dio Durchbohrung nicht angedeutet ist, die de-k
der Hcrausgeber selbst p. 16 als ausnahmlos vorhanden bezeichDft
(^questi oggetti di terra cotta son sempre traforati traverbalmeLt<-
nella lor parte superiore').
■^') Ferd. Keller in den angefuhrten 'Mittheilungeu' u 8. w. p. 5^4
-'-) Abgebiidct in denselben 'Mittheilungcn' XIV, 1 Taf. III » IV.
iJBER ANTIKE GEWICHTSTEINE. 083
poriirt zu gelten hatten. Ein ZUricher Industrieller (der
noch mehr Intellectueller heissen darf), Ilerr Bandfabrikant
Paur, atellte sich aus reinem Sachinteresse die Aufgabe; mit
Benutzung der sonstigen in den Resten der Pfahlbauten selbst
gegebenen Anhaltspunkte einen moglichst einfachen Webstuhl
zu construireny auf dem sich die gefundenen Zeugmuster genau
nachfabriciren liessen. Indem er hierbei sein Augenmerk na-
mentlich auch auf die durchbohrten pyramidalen Thonsteine
richtete und Qber sie mit Entschiedenheit die Ueberzeugung
aussprach; dass sie gerade nur diesem und keinem andem
Zwecke gedient hatten^^); g^Iaog ihm die Nachbildung der is
alten Gewebe in einem Grade^ der nichts zu wtinschen iibrig
liess. £ine in den 'Mittheiiungeu der antiquarischen Gesell-
schaft in ZOrich' gegebene Abbildung^') veranschaulicht die
Construction dieses Webstuhles sehr gut; wenn zur Beschwe-
rung der Fadenstrange runde Thonkugeln angehangt sind
statt der durchbohrten Kegel oder Pyramiden, so war das
fur den Reconstructeur, dem ja nutiirlich fiir seinen prak-
^^) S. Keller'8 lesenBwertheD Bericht um zuleizt angefiihrten Orte
p. 20 ff., aas dem ich die folgenden S&tze aushebc: 'Es schwand aber
aller Zweifel, dass diese Kleiderstoffe, die, wenn schon unter den
Triimmern von Fiachsmagazinen und Spinnkammem gefunden, dennoch
darch den Handel mit einem civilisirtern Vollce hierher gelangt sein
konnten, wirklich am Fundorte gemacht worden Beien, erst dann, als
ein im Fache der Weberei ansgezeichneter Techniker, Hvrr Paur, Band-
fabrikant in Zfirich, ans Interesse an diesen frfihesten Erzeugnitssen
Beioer Kunst eine Webervorrichtnng Ton flberraschend einfacher Con-
struction herstellte, vermittelst deren er die auf Taf. IV abgebildeten
Zeuge mit grfisBter Leichtigkeit verfertigte; als er fernei' zu vdlliger
Evidenz nachwies, dass die im Berichte I [Mitth. IX, ii, 3] Taf.
IV Fig. 17 beschriebenen , bisher r&thselhaft gebliebenen Thon-
kegel als ein Bestandtheil des Webegera.theB der Pfahlban-
leute zu betrachten seieu.' — Hierau ans Herm Paur*B eigener
Bcschreibong seines VerfahrenB die Worte: 'Endlich befestigt mau die
angeh&ngten Gewichte in der Ordnuog, da»s nur Filden von Einem
Stabe an eine und dieselbe Kugel gebunden werden.'
**) Am eben a. O. p. 22, sowie auf dera Umschlage des betr.
Heftes. Aach wiederholt in einem populiiren Schriflchen: 'Die Pfahl-
bauten in den Schweizer-Seen , von J. Staub' (Fluntern bei Ziirich
1864) in Holzschnitt auf p. 57.
684 rilJER ANTIKE (5EWICUTSTEINE.
tischcn Zweck die aufgefundenen Originalgewichte nicht m
Gebote standen, eine gleichgiiltige Sache des freien Beliebens.
Kehren wir zum classischen Alterthume zuriicky so ver-
stehen wir nach der gefundenen Erklarung nunmehr au<h
die auffallende Gewichtsverschiedenheit der einzelnen Stuckf,
die wir von ITV^ Loth bis 3 Pfund 11 Loth yariirend fandeu.
Wenn solche von 3 und mehr Pfund als Beschwerung ein-
zehier Faden allerdings befremdlich erscheinen konnten, su
zeigt doch erstens die Analogie sowohl des Islandischen als
des Paurschen AVebstulils, dass es sich gar nicht um einzelD<»
Ftiden handelt oder zu handeln braucht, sondern um zusam-
mengefasste Fadenbiindel oder Garnstrange. Sodann aber
mussten ja auch dem Unterschiede feinerer und starkerer
Fiiden, zarterer und groberer Stoife analog abgestufte Schwer-
gewichte entsprechen; und hatten denn die Alten etwa nicht
Seiden- und Baumwollen-, Leinen- und WoUenweberei nel^t^i:
einander? deuten nicht schon die Pradicate der ^toga densa,
pinguis, hirta' auf recht starke Gewebe der stets wollenen
Toga? wurden nicht auf dem Webstuhl auch Stofte gearbeitet
die unserm groben Flausch (gausapa), Plusch, Diiffel, Drillich,
i'>ja dem dicksten Teppich entsprachen? fur die denn doih
schon cranz ffehorige Fadenbeschwerer erforderlich waren.
o o o
Um nicht zu verwirren und nur erst das Nonnale rein
und scharf herauszustellen, habe ich einen Nebenweg der
Untersuchung bisher bei Seite gelassen, der nun kurzlidi
nachzuholen ist. Er betrifft die Moglichkeit, dass es ausst»r
konischen und pyramidalen AVebergewichten, und vielleicLt
vor ihnen, im Alterthum auch runde oder rundliche Beschwer-
steino zu demselben Behuf gegeben habe. Zu dieser Annahme
bestimmt mich weniger die Angabe Janssen's^^), wonach sioh
in der Sammlung der Societat fur Kiinste und Wi.-ssen-
schaftcn zu Utrecht 'drei Gewichte zum Anhangen, von ge-
brannter Erde', befinden, von denen *zwei viereckig'^ anJ
-'•) Jahrb. des V. v. A. F. ini Rh. IX p. 27.
'•*) Gewiss nur iinorenauer Ausdruck fflr 'pyramidar.
IJBER ANTIKE OEWICHTSTEINE. 685
oben durchbohrt' seien, ^eines kugelformig, mit einenr
Loch durch die Mitte': — wenigstens mochte man sich
gern erst durch den Augenschein liberzeugen, ob dieses StQck
auch wirklich dieselbe Bestimmung zu haben scheine: — als
vielmehr das in Anm. 11 aiigefQhrte, ohne Zweifel aus alter
Quelle (wahrscheinlich Herodian) stammende Zeugniss des
ChoroboscuB; weiches den technischen Ausdruck dYvOO€C aus-
drilcklich erklart durch Xidoi Tr€pi(p€p6ic. War diess nun
vrirklichy und namentlich etwa in Aristoteiischer Zeit, der
Fall, so wQrde dem Aristoteles die Vergleichung mit den
Testikeln noch naher gelegen haben: obwol eine Nothigung,
Uebereinstimmung der Gestalt vorauszusetzen, anderseits
auch nicht. vorhanden ist, da es dem Aristoteles filr seinen
Zweck nur auf die Unterscheidung eines organischen Zusam-
menhangs und einer mechanischen Verkniipfung ankommt.^^)
Die in Rede stehenden Thongewichte wurden als im all-
^emeinen schriftlos bezeichnet. Der Ausnahmen sind wenige. 20
Von drei ihm aus Nimes zugegangenen, 'aupres de la fontaine'
gefundenen StUcken, welche Caylus beschroibt, war eines
mit X, das zweite (abgebildet auf pl. 98) mit OY gezeichnet,
das dritte ohne Schrift.**) Im Museum der archaologischen
Gesellschaft zu Athen sah Salinas unter einer sehr betracht-
*') Vgl. hierzo die Schlusgbemerkang von Anm. 19. — Es darf
indesB nicht unbemerkt bleiben, daHs der doch nicht mit Nothwendig-
keit auf ^kugelnind' deutende Auedruck TrcpKpcpr^c mCglicher Weise
nnr auf die EegelgeBtalt gehen kann: sowie anderseits die bei Hesy-
chins (Anm. 11) mit dKpac gemachte Erklarung die Vorstellung einer
rimden Form eher ablehnt als einschliesst.
**) Waa BoU ea heisBen, wenn Caylus Rec. d'ant. t. V p. 277,
nach Erwahnnng der 3 ihm von Nimes zugegangenen Stdcke hinzufQgt:
'J'ai B9U depuis qu'on avoit trouv^ a Herculanum une chambre qui ren-
fermoit pluBieurs balancefl, dont les poids de meme maniere, d^une
forme ^gale, et d*ane proportion pareille, portent les memes caract^res'?
Uuter sich gleiche Aufschriften ? oder dieselben wie die 2 von Nimes?
Im erstern Falle wurde ea aich eben gar nicht um blosBe BeBchwersteine
handeln; der zweite (dass auf allen X oder OY Bt&nde) w&re an sich .bo
seitBam, daas der Bericht kein Vertrauen erwecken kann. Vgl. Anm. 6.
686 iJBER ANTIKE GEWICHTSTEINE.
lichen Anzahl (^numero considerevolissimo') nnr einige mit
einem Figiirchen (^alcuni segnati di una fignrina in nn mar-
chio'), und fand ausserdem ein einziges mit der Aufschrift
TAYK in einem eingerahmten Schildchen (vermuthlich doch
rXuKUJV als Name des Topfers). Einzig in seiner Art ist
daher das auf unserer Tafel in natiirlicher Grosse abgebildet«
Exemplar mit der wirkliche Worte gebenden Inschrift:
ES
/
QVRAI
dessen Schwere 1 Pfund 16 Loth betragt. Es wurde 1859
in Koln auf dem Mauritius-Steinweg beim Grundgraben auf-
gefunden und ist jetzt im Besitz Sr. Excellenz des Herrn
General-Lieutenants vonGansauge in Berlin (fruhem Stadt-
Commandanten von Koln), der es mit freundlichster Libe-
ralitat zur Anschauung und Abbildung vergonnt hat Mit
ihm zugleich wurde noch eine Anzahl anderer ausgegraben.
aber sammtlich ohne Schrift; sie gelangten in den Besitz des
verstorbenen Kolner Malers Meinertshagen, dessen Erben die
Sammlung dem Veruehmen nach noch bewahren.
Aber nicht nur das Vorhandensein einer formlichen In-
schrift iiberhaupt macht dieses Exemplar merkwQrdig, son-
dern geradezu zu einem Unicum wird es dadurch, dass die
Schrift allem Anschein nach archaisch, d. h. aus der republi-
canischen Periode Roms ist, dergleichen sonst aus dem ro-
mischen Rheinlande kein zweites Denkmal nachweisbar. Der
21 Beweis dafiir liegt zunachst in dem allgemeinen Typus der
Schriftziige, wie er sich, dem Schriftcharakter der Kaiserzeit
gegeniiber, dem durch Autopsie geiibten Epigraphiker za
oinera festen, ziemlich untriiglichen Bilde gestaltet'^): daher
denn auch Mommsen, von demselben Eindruck geleitet,
keinen Anstand genommen hat, unsere, Inschrift den *In-
scriptiones latinae antiquissimae* einzureihen.^) Waa dann
^") Vgl. die Bemerkungen in 'Tesserae gladiatoriae der ROmer*
(Munchen 1864) p. 37 f, (Abh. d. bayer. Akad. d. W. Ite Cl. Xter Bd
ITte Abth. p. 327 f. [oben p. 610 f.]).
^^) 0. I. L. Bd. I n. 1658 p. 664.
IJBER ANTIKE GEWICHTSTEINE. 687
weiter die speciellen Kriterien betriffk, so hat allerdings die
Bachstabenform A keine unbedingte Entscheidungskraft, weil
sie, mit so yiel Recht auch an sich archaisch zu nennen^
doch in Cursivschrift ihren Platz bis in spatere Jahrhunderte
behauptet hat, und aus freier Hand in weiche Massen ein-
geritzte, fliichtige Aufschriften immerhin eine gewisse Ana-
logie mit Cursiv darbieten. — Sodann in orthographischer
Beziehung ist zwar die Bezeichnung des normal und gemein-
gultig gewordenen AE durch AI an sich ebenfalls archaisch,
aber schlechthin beweisend schon darum nicht, weil wir
wissen, dass die langst ausser Gebrauch gekommene Schrei-
bung AI in der Eaiserzeit durch die Marotte eines pedan-
tischen Schwachkopfes fiir so lange, als er auf dem Throne
sass, wieder emeuert ward: des blodsinnigen Kaisers Clau-
dius.^*) Aber unzweideutigerer Art ist ein drittes Anzeichen
alterthiimlicher Zeit: die Anwendung des Q fiir C in QVRAI
d. h. des q nicht vor dem einem andem Vocal vorschlagenden
M (qttam queni qui quom), sondern vor einfachem te wie pequ-
latns pequnia qur qum acqum, Wenn diese Schreibung schon
in ganz alter Zeit vereinzelt vorkommt wie in der Spiegel-
aufschrift MIRQVRIOS, so war es doch, wie uns die von
allen Seiten zusammentreffenden Indicien und Analogien glaub-
haft machen, erst der Dichter Accius, der bei seiner zusam-
menhangenden Reform des lateinischen Schriftwesens auch
in das Gebiet der Gaumenbuchstaben Regel und System brachte.
Wahrend von den drei neben einander bestehenden Zeichen
des Oberkommenen Alphabets, C, K und Q, zwei eigentlich
iiberflfissig waren (seit C Ausdrack der Tenuis geworden und
ihr als Media das G zur Seite getreten war), vermochte Accius
diesen Ueberfluss zwar nicht zu tilgen, verwendete ihn aber
wenigstens zu einer einigermassen rationelien Unterscheidung, n
indem er^ nicht ohne den Anhalt alterer Tradition, K als
Zeichen vor nachfolgendem a, Q als Zeichen vor w, C fiir
alle abrigen Falle fixirte.^*) Wie es aber andern seiner
*0 Vgi. Bflcheler 'de Ti. Claudio Caesare ^mmatico' (Elberfeld
1856) p. 20 ff.
»*) Vgl. Rhein. Mua. f. Philol. XVI p. 613 [oben p. 492] Anm.
G88 tJBEB ANTIKE GEWICHTSTEINE.
Neuerungen erging (z. B. der Gemination der natarlangen
Voeale^^)), so auch dieser: nur die Autoritat des Lebenden
und (etwa seit 620) Einflussreichen hielt sie aufrec^t, und-
mit seinem Tode (um die Sullanische Zeit) erlischt sie bis
auf ganz vereinzelte Nachziigler.**) Auf solche wird man
aber im vorliegenden Falle um so weniger geneigt sein sicL
zu berufeu, je stiirker doch, einer ausnahmsweisen Moglich-
keit gegeiiiiber, das Zusammentreffen von drei Schriftarchais-
meii in nur zwei Worten ins Gewicht fallt, selbst abgeseheB
vom paliiographischen Charakter.
Es liegt uns also ein Stiick vor, welches aus alt^m
Zeit stammend, erst mit den Legionen der Kaisens^it ge-
legeutlich aus Italien an den Rhein gebracht wurde, — Wa^
seiue Aufschrift betrifft, so wird deren Deutung nicht weit
zu suchen sein. Was ist einfacher, als dass der Verfertie»-:
rait seiner Arbeit einer jungeu Weberin, etwa einer Mit-
sklavin, ein Prasent machte, und seinem Wohlgefallen an
ihr mit der fliichtigen Galanterie eines ^es curae' d, L ^iu wihi
curae es^ Ausdruck gab? mit der Anwendung des Worte?
cnra auf den Begriff' des Liebens, die ja aus vielfachen Bei-
spielen der Erotiker sattsam bekannt ist. Das nicht hinzu-
gesetzte milii war so selbstverstandlich, wie es im Griechischen
bei q)iXoc ei oder ei q>{\r\ sein wiirde. Genau diese Formel
haben wir zwar von griechischen Vasen nicht nachzuweisen :
aber iihnlich genug, um theils die Anrede in der zweiten
Person, theils ueben KaXoc, KaXr) den Gebrauch von q)iXoc
oder verwcUidten Begriffen zu beweisen, sind doch die be-
kannten Beischriften^''): KaXoc €i — m\r\ boKeic — 6 iraic
^*) Vgl. 'Monurn. epigr. tria' (^de miliario Popill. et epigr. Sor.''
p. 30 [oben p. 153].
^^) Einiges bei Marini 'Atti d. fr. Arv.' p. 393. Eine voUfitandijrfft
Darlognng der bozuglichen Thatsachen ist nicht dieses Ortes. Da»
sich Einzelnes in localer Tradition zaher erhielt, wie z. B. in Pomjx-j'.
cler laudesiibliche Name PAQVIVS nach Zangemeister^s Zeagni*»
Uini ohue Ausnahme fvgl. jetzt C. 1. L. IV p. 259 Zeile 7. C. W.^,
alterirt daa allgemeine Verhaltniss nicht.
^ •) S. Jahn'8 Beschr. d. Vasensamml. zu MOnchen p. XXXV n.l^'i
— p. LXXXI n. f)5(); - p. CXXIV n. 919; p. CXXV n. 934. 938 ig!
mit p. CXIII n. 820.
UBER ANTIKE GEWICIITSTEINE. 689
KaX6c' Kd^oi KaXdc qpiXoc — wie es Bcheint auch ein eT dbeia . . .,
80 unsicher auch hier die weitere Lesung ist.
Uebrigens ist sehr die Frage, ob ein MIHI der Schreiber 2s
nichf wenigstens hat setzen wollen, wenngleich er sich nach-
her anders besonnen hat. Fiir sicher darf man jedenfalis,
nach genauer Untersuchung des Originals und fibereinstiin-
mender Entscheidung urtheilsfahiger Beschauer, annehmen,
dass der schiefe Strich zwischen den Anfangen der obern
und der untem Schriftzeile mit nichten eine zufallige Ver-
letznng der Oberflache, sondern ganz in derselben Manier
und ohne Zweifel mit demselben Griffel, wie jene beiden
Zeilen, in den noch weichen Thon eingeritzt ist und nur
keine weitere Fortsetzung erfuhr. £s kann das aber sehr
wohl die Anfangslinie eines M gewesen sein. Gestanden
hat jedoch nach ihm niemals etwas, wie die durchaus glatte
Flache unzweideutig erkennen lasst.
Nachschrift.
Vorstehender Aufsatz war bereits in den Handen der
Setzer, als mir durch die Giite des Herrn von Gansauge
Exc. die briefliche Mittheilung zuging, welche ich hier wort-
lich nachfolgen lasse.
^Wahrend des abgewichenen Sommers besuchte ich bei
emem Aufenthalte in Frankreich auch Chartres, Dept. de
rEure et Loire. Chartres besitzt, wie alle mir bekannten
Departements-Hauptstadte^ ein Kunst- und geschichtliches
Museum. In Chartres werden zumal die im Departement
gefundenen celtischen und romischen Antiquitaten vereinigt
und aufbewahrt. In der Stadt selbst ist eine Anzahl solcher
Thon-Gewichtsteine zu Tage gefordert, wie wir sie aus Koln
und andern Orten besitzen. Die mir bekannten stimmen nun
alle Uberein in Beschaffenheit, Form, Dimensionen, selbst in
Anbringung der Aufhange-Locher am obem schmalen Ende.
Die Mehrzahl der in Chartres niedergelegten sind nun wie-
derum ebenso in allen Dimensionen. Nur zw6i Stiicke da-
ranter sind genau noch einmal so gross als die librigeD.
Indem ich diess so unbeschrankt ausspreche, muss ich jedoch
FR. KITSCUELH 0PV8CVLA IV. 44
690 Cber antike gewichtsteine.
ausdriicklich bemerken^ dass ich allerdings weder messen nocH
wagen konnte; der Augenschein, die Abschatzung lassen aber
kaum einen Zweifel aufkommen, dass jene zwei StQcke wirklkb
das Doppelte der iibrigen sind. — Dieser Gegenstand scheint
mir merkwiirdig genug, um ihn zur Eenntniss der Forscher
zu bringen, was thun zu wollen ich Ihrem Belieben und
Ermessen ganzlich anheimgeb6/
24 Wenn diese dankenswerthe Mittheilung die ungemeint
Haufigkeit und weite Verbreitung unserer Gewichtsteine durch
ein neues Zeugniss bestatigt, so wird doch die vermutheu
arithmetische Proportion, auch wenn die Zuverlassigkeit einei
Abschatzung nach dem Augenschein zugegeben wiirde, gegen-
iiber den beglaubigten Mass- und Gewichts-Differenzen su
zahlreicher anderer Stiicke, nur fiir ZufaJl zu gelten haben
XXII.
Znr Geschiclite des lateinisclien Alptaabets. '*')
Die Yorstehende Ueberschrift ist nicht in dem Sinne i
gemeint, in welchem das lateinische Alphabet nach Zahl,
Stellung, Geltung seiner Bestandtheile im Verhaltniss zu
dem griechischen Mutteralphabet^)^ und weiter zuriick zu
dem phonicischen, betrachtet wird, sondem unter dem engern
Gesichtspunkte; wie es sich seit seiner Aufnahme auf lati-
nischem Boden innerhalb der nunmehrigen Grenzen, ohne
weitem Einfluss yon aussen her, verandert hat. KOrzer und
bestimmter gesagt: nicht die Entstehungsgeschichte
und Bedeutungslehre des lateinischen Alphabets soll
im Folgenden besprochen, vielmehr nur zu der Entwicke-
lungsgeschichte und Formenlehre der lateinischen
Buehstaben ein Beitrag gegeben werden. Grundsatzlich
wird daher auch die Vermischung mit den andera italischen
Schwesteralphabeten fem gehalten^ wenngleich hie und da
ein vergleichender Seitenblick auf sie eine passende Analogie
abgeben kann: gemass der wohl unbestrittenen Ueberzeugung,
dass nach der Scheidung der Stamme sich innerhalb eines
jeden einzelnen die Schrift eben so selbstandig und von
fremder Einwirkung wesentlich unabhangig ausbildete, wie
es die Sprache selbst gethan hat.
*) [Rhein. Museum f. Philol. Bd. XXIV (1869) p. 1—32» mit einer
^^achachrift anf p. 132 f.]
*) Dass daniDter das den chalkidischen Colonien Unter-
italiena nnd Siciliena eigene Alphabet yerstanden werde, darf ich
alt gefiichertes Resultat der neuem Forachnngen anf diesem Gebiet
vontQMetien.
44*
692 ZUR OKSCJIICHTE DES LATEINISCHEN ALPHABETS.
Dass die geschicbtlichen Veranderungen einer Schrilt
nicht Sache des Zufalls oder der Willkiir sind, sondem viel-
mehr irfl Zusammenhange einer innern Entwickelang stehen,
die nach gewissen bestimmenden Gesetzen oder doch leitendeii
Trieben vor sich geht, wird wohl ira allgemeinen von nie-
mand verkannt: wie denn auf dieser Einsicht der ganze Be-
griff einer wissenschaftlichen 'Palaographie' beruht. Aber
wahrend diese im wesentlichen nur die Wandelungen d»*r
Bucherschrift ins Auge zu fassen pflegt, hat doch begreiJ-
2 lich deuselben, wo nicht hohem Anspruch auf Beaehtung
die lange Reihe vorausliegender Jahrhunderte, aus denen un>
handschriftliche Biicher nicht erhalten sind, vorausgesetzt
dass uns ihre Schrift in anderweitiger Ueberlieferung von
ausreichendem Urafange vorliegt: wie das ja gliicklicher Wei^e
in den Inschriften der Fall ist. An ihrer Hand die ik-
schichte der lateinischen Schriftveranderungen durch drei bis
vier Jahrhunderte hindurch im einzelnen zu verfolgen ist seit
mehrern Jahren jedermaim durch die Facsimiles der ^Pri:<i"it
latinitatis monumenta epigraphica* in den Stand gesetrt:
zugleich ist maii des mQhsamen Zusammensuchens und l^
sehwerlichen Citirens der jedesmaligen Belege fur die ein-
zelnen Erscheinungen iiberhoben durch die bequeme Zu-
sammenstelluiig des ^lndex palaeographicus ', deu die dortige
^Enarratio' vou p. 111 an gegeben hat. Ohne die MoghcL-
keit einer allgemeinen Verweisung auf das daselbst vor-
liegende Material wiirde die folgende Darlegung nur mit dtfr
iiussersteu Umstandlichkeit durchfiihrbar, und auch dann kdxm
hinlanglich verstiindlich und anschaulich zu machen seiiL
So ohne weiteres gleichsam von der Oberflache abru-
schopfen ist nun freilich das Bild eines gesetzmassigen, sai-
cessiven Fortschritts innerhalb der lateinischen Schriftgestal-
tung keinesweges; die erste oberfliichliche Betrachtung kanL
vielmehr deujeiiigen, der sich nicht mit andauemder Liebr'
iu dieses Gebiet versenkt hat, leicht zu der Auffassong ter-
fuhren, dass in eiuer und derselben Zeitperiode die verschie-
deusteu Buchstabenformen in bunter Mischung durcheinander
gegangeu seien, somit von einem massgebenden Princip gar
nicht die Kede seiu komie. Aber es verhalt sich damit genan
ZUR GESCUICHTE DES LATEINIHCIIEN ALPHABETS. (593
wie mit der Lautsprache, die auch einem jeden^ der nicht
methodisch zu scheiden und wieder zu combinireu gelernt
hat; anstatt einer im ganzen und grossen durchgehenden
Consequenz nur ein wflstes Chaos von WidersprUchen und
VVillkfirlichkeiten entgegenzubringen scheint. Es kommt eben
iiberall darauf an., tiber dem Gewirr von versprengten Vor-
laufem, Zwischenlaufern, Nachlaufem, von gelegentlichen
Seitenspriingen, Streifztigen und Stillstanden — um im Bilde
zu sprechen — nicht die einheitliche Marschroute des Kems
der Hauptarmee zu verkennen. Die ganze lateinische Sprach-
geschichte der altera Zeit bietet uns ja in stets variirter
Wiederholung den Anblick eines und desselben Processes
dar; wie ein eingeborener Trieb der Sprache in einer be-
stimmten Richtung vorwarts drangt zu gewissen Yer-
liDderungen; wie eine Zeit lang das Alte mit dem Neuon im
Kampfe liegt; wie letzteres, in bald rascherer bald lang-
samerer Bewegung, in der Kegel siegreich durchdringt, aber s
nicht ohne hie und da einen Rest des Alten unbewaltigt zu
lassen; wie zuweilen auch nur Anlaufe genommen werden zu
eiuer Neugestaltung, die sich nicht durchzusetzen vermag,
soudem in den ersten Ansatzen stehen bleibt; wie selbst die
schon zur Geltung gekommene Neuerung doch wieder ver-
drangt wird durch ein sei es periodisches, sei es selbst dauem-
des Wiederaufleben des Alten, die Sprache sonach auscheinend
eine rteklaufige Bewegung macht, besser gesagt ein Verlorenes
oder Halbverlorenes wiedergewinnt: ohne dass diess doch im
mindesten zu der Annahme berechtigte, sie habe schon von
Haus aus eben so gut die der normalen entgegengesetzte
Hichtung einschlagen konnen wie diese normale selbst
Alle diese Erscheinungen (fiir die ich, um hier nicht zu
weit abzuschweifen, nur beispielsweise auf Erorterungen wie
in Opusc. phil. II p. 493, 522 Anm., 627 verweise) kehren
nun genau so, wie in der Sprache, auch in der Schrift wieder,
bestatigen aber auch hier nur den Satz, dass 'exceptio non
tollit regulam*. Vorlaufig hier nur ein paar Beispiele der
bekanntesten und zugleich einleuchtendsten Art statt vieler.
»^chon in einer Reihe sehr alter Monumente, z. B. auf einem
der piaaurischen Steine, auch in den zwei frtihesten Scipionen-
694 ZUR GESCHICHTE DES LATEINISCHEN ALPHABET8.
grabschriften, finden wir die gerundete oder in Uebergingen
zu ihr hinfiihrende Buchstabenform P: und noch in dcr Grac-
chenzeit, vereinzelt auch in den Gesetzesurkunden der ersten,
sowie auf Miinzen (C. I. L. I n. 406. 417. 440) der zweiten
Halfte des 7ten Jahrhunderts, ja auf den Elfeabeintesseren
bis zum Jahre d. St. 701*), begegnet luis daa P: — wird
jemand darum P und P fiir gleich alt, die Herleitung der
einen Form aus der andem flir unstatthafb erklaren? Oder
wird er die Prioritat des U vor L darum leugnen, weil ersteres
allerdings auch im 7ten Jahrhundert noch sporadisch auf
Erztafeln oder leicht eingekratzten Graffiten erscheint? Sich«»r-
lich nicht; vielmehr wird er sich durch Falle dieser Art nur
an zwei nebenher gehende Gesichtspunkte mahnen lassec,
denen allerdings bei diesen Betrachtungen eine besondere
Kcchrning getragen werden muss. Der eine ist, dass, sogat
wie es neben der (relativ) correcten, die jedesmalige Cultur-
hohe repriisentirenden Sprache jederzeit eine Vulgarspracb«
gegeben hat, so dieser sich im graphischen Gebiet eine Vul-
garschrift parallel stellt, die dem fliichtigen Privatgebraucl
dienstbar, in ganz analoger Weise wie dort vielfach die B^
4 wahrerin und Fortsetzerin des Alten, sonst schon langst iiber-
wundenen gewesen ist. Man denke z. B. an die der zweit^
Hiilfte des 7ten Jahrhunderts angehorigen, geradezn als Car-
siv zu bezeichnenden Aufschriften der Aschentopfe von Sat
Cesario (P. L. M. E. Tafel XIII— XV). Zum TheiM dami:
nahe zusammenhangend ist derjenige* Gesichtspunkt, unter
den die durch die Beschafi^enheit des Materials bedingt»»n
Schriftunterschiede fallen. Wiihrend der noch dazu mei-<t
weichere Stein der Bearbeitung mit dem Breitmeissel') si»
'^) Nilher nachgewiesen im Rhein. Mas. XIX p. 460 f. [oben p. ^'
•^) Und zwar immer 80, dass die Bachstaben keiinSrmig ei&-
gehauen werden, d. h. dass ihre zwei innem Seitenfl&chen imteo ia
spitzen Winkel zusammenstosBen. Darchans nnantik, and mir aoi
keinem zweiten Bei^piel bekannt, ist es, wenn am pons Fabricias xi
den modernen Erganzungen, die man eben hieran am sicherstea »1«
solche erkennt, die Seitenflachen vcrtical eingehaaen sind ond im recii-
ten Winkel auf eine Grundfl^che fallen, so dass das Innere der Boch-
Btabenform eine dreiseitige Figur bildet. S. P. L. M. E. Tafcl LXXXVII
mit EuaiT. p. 76.
ZUB GESCHICHTE DES LATEIXISCHEN ALPHABETS. 695
wenig Schwierigkeit entgegensetzte^ dass die erwiinschteste
Regelmassigkeit der Schriftziige, wenn man sie liberhaupt
erstrebte, sich wie von selbst ergab, hatte auf der Erztafel
der Spitzmeissel oder Grabstichel eine Harte und Spr5digkeit
des Materials zu iiberwinden; welche zahlreiche UnQbenheiten
und Unyollkommenheiten fast unvermeidlich machte: wogegen
wiederum^ als anderes Extrem; die weichen Massen, in welche
Buchstaben rasch und aus freier Hand (nicht, wie auf dem
Stein, nach Vorzeichnung) mit dem Griffel oder dem ersten
besten Stift eingeritzt wurden, so geftigig nachgaben, dass
hier der individuellsten Manigfaltigkeit ein freierer Spiel-
raum als sonst irgendwo gegeben war^): wie denn^ auch
abgesehen vom Material; gewisse Unterschiede rein indivi-
dueller ^Hande' natiirlich in der Epigraphik nicht minder
aDzuerkennen sind als in der Biicherschrift^ wenn auch be-
greiflicher Weise iu viel engem Grenzen. ^) Streng ge-
nommen mQsste jede der obigen drei Hauptgattungen^) ihre
eigene Schriftgeschichte haben und erhalten; da aber dazu 5
schon die Zahl der vorhandenen Monumente f&r die altere
Zeit entfemt nicht ausreicht^), so werden wir zwar einige
*) Welch bediDgten Anhalt danim alle Graffite geben, ist oft
genug zar Sprache gebracht, z. B. Bhein. Mus. XIV p. 140 f. 141 Anm.
285. 291 [oben p. 834. ebd. Anm. *^. 336. 346] und sonst, auch OpuBC.
phil. II p. 482.
^) Vgl. das im Bhein. Mns. XIV p. 289 [oben p. 344] in Karze
erSrterte.
*) Haaptgattungen sage ich, weil es mir hier, wo ich kein Hand-
bach der Epigraphik zu achreiben habe, nicht um ErscbCpfung des
Stoffs za thnn sein kann. Sonst ist es ja mir nicht unbekannt, dass
es Graffite nicht nar in weichen Massen, sondem auch auf hartem
Metall , in ann&hernder Verwandtschaft manchmal selbst auf Stein gibt
(vgl. z. B. Bhein. Mua. XIV p. 141 [oben p. 334], Enarr. p. 66 zu Tafel
LXXXVI A); — dass ihnen wiederum mehrfach nahe stchen die mit
dem Pinsel gemalten Inachriften (z. B. die calenische in Priscae lati-
miatiB Snppl. II A, besser W B)\ — dass mit Steinschrift parallel auch
Mcwaikinschriften anzusehen sind, wie P. L. M. E. Tafel LVII D. LIXA;
— dass eine Mittelstnfe zwischen Metall und Stein Knochen und Elfen-
bein bildet; — dass auch zwischen Erz ond Blei zu unterscheiden
i«t; — n. B. w.
^ Verh<nissm&ssig den meisten Erfolg verspricht eine solche
geeoaderte Betrachtung wohl im Gebiete der Mtinzenschrift; doch
696 ZUR GESCHICHTE DES LATEINISCHEN ALPHABETS.
Vorsicht bei der vergleichenden Benutzung der drei Classen
nie zu vergessen haben, aber dennoch, diese Vorsicht voraus-
gesetzt, anderseits uns auch dem in ihnen naturgemass uber-
einstimmenden, evident analogen nicht verschliessen, zumal
wenn wir zum vorzugsweise massgebenden Leitfaden, so weit
moglich, immer die eigentliche Lapidarschrift mit ihrem nach
beiden Seiten hin die Mitte haltenden Charakter nehmeiL
Das vereinzelt vorkommende kann iiberali Sache des Zufalls
sein^); in dem massenhaft auftretenden durfen wir immer eine
bewusste Gewohnung sehen.
Wie w^nig alle solche Cautelen und EinschrankuDgen
ein Hinderniss sind, zunachst im ganzen und grossen
sehr bestimmte einheitliche Schrifttypen als Eigenthum ver-
schiedener, sich chronologisch ablosender Perioden zu erkennen
und in festem Bilde aufzufassen, ist eine allbekannte That-
saehe der epigraphischen Erfahrung. Nicht grosser isi ja
die Sicherheit, mit welcher der 'Palaograph* eine Handschrift
dem 9ten oder 12ten oder 15ten Jahrhundert n. Ch. zuschreibt
als mit der eine Inschrift vom Epigraphiker in das 6te Jhdt.
d. St. oder in die Sullanische Periode oder in nachaugusteisehe
Zeiten gesetzt wird. Wer erkennt nicht auf den ersten Blick
die Unmoglichkeit, dass die auf uns gekommene Inschrifi
« der Columna rostrata aus dem Ende des 5ten Jahrhunderts
stamme, oder dass die erhaltene Lex Puteolana parieti fe-
ciendo (nicht ^faciundo') dem Jahre 649, von dem sie sicb
selbst datirt, angehore?^) Wer nicht wenigstens auf dt»n
gerade sie in wuuscbenswerthcr VoUfitandigkeit und Scharfe eo Ttfr-
fol<;en bin ich bei meiner jetzigen St^Uung nicht mehr in derselUa
gunstigen Lage wie friiher, und darum gen5thigt mich mit dem £t-
reichbaren zu liegniigen, auf Anderes zu verzichten.
^) Wie mancherlei bedeutungslose Zufalligkeiten ich meiner>f.t>
bei epigraphischen Betrachtungen dieser Art bereitwillig zuzugel»^
gcueigt und gewohnt bin, kann man z. B. aus Rhein. Mu». XIV p. lM.n
290. 292. 293. 306 ff. 311. 317 Anm. 381 [oben 334. 346. 348. 349. 36AS
3G9. 378 Anni. 380] ersehen.
•') Vgl. das in solcher Beziehung im Khein. Museum XIV p. 286 f.
[oben p. 339 tf.] zusammengestellte, fiir die im Tezte erwahnten B^i-
spiele uber in P. L. M. E. die Tafeln XCV. LXVI. LXI. XCVl D oeU:
ZUR GESCHICHTE DES LATEINISCHEN ALVHABETS. 697
zweiten oder dritteiiy dass weder die Baseler Schiefertafel
mit der Dedication an die luno Seispes Mater Regina, noch
der Nolanische Ehrentitulus des M. Marcellus iiberhaupt antik
sind? um andere^ aus jQngster Zeit datirende Beispiele bei
Seite zu lassen. — Und zwar lassen sich im epigraphischen
Gebiete die derartigen Unterschiede nicht nur Qberhaupt auf
Begriffe zurQckfuhren, sondern annahernd selbst auf Begriffe;
die dem Wesen und Charakter der jedesmaligen Zeit ent-
sprechen: wovon doch bei der BUcherschrift in demselben
Sinne nicht fiiglich die Rede sein kann. In der archaischen
Periode (archaisch im engern Sinne genommen) ist es eine
gewisse grossartige Unbekiimmertheit, die nichts will als
Deutlichkeit und Bestimmtheit^ gleichgQltig ob diese mit mehr
oder weniger starren und sproden, oft groben und eckigeu,
selbst ungeschlachten; gar nicht nothwendig symmetrischeu;
immer aber derben und energischen Linien und Linienver-
bindungen erreicht wird, so weit man die Linien zu verbinden
sich iiberhaupt die MUhe nahm. Auf solcher Grundlage —
deren Nachwirkung sich in Metallschrift noch weit in das
7te Jhdt. hinein erstreckt — entwickelt sich, nach Ueber-
windung Ton mancherlei Mittelstufen, die lapidare Normal-
schrift der republicanischen Periode, wie sie uns auf ihrem
Hohepunkte etwa in der SuIIanischen Zeit entgegentritt und
in einem gewissen grandiosen Stil gleichsam die maiestas
populi Romani widerspiegelt: eine Schrift, die durch strenge
Gemessenheit bei gediegenster Einfachheit, jeden Ueberfluss
verschmahend; den entschiedenen Eindruck ebenmassiger
Warde, selbstbewusster TQchtigkeit^ natQrlicher Vornehmheit
macht. Von dieser edeln Formenreinheit^®) in ihrer — wie
man sagen mochte — stillen Grbsse geht die Folgezeit, in
leisen Uebergangen schon wahrend der letzten republicani-
8chen Zeiten, allmiihlich herab durch einen Oberhand nehmen-
den Zug zur Verschonerung des Einfachen, durch ein gewisses ?
zugehOriger EDarratio p. S2. 6S. £4. 88, wo maD die fruhem auafilhr-
Hchem BesprechttDgen dtirt findel
'^) Einiges hierron s. beispielBweise n&hcr entwickelt an dem
Gegenaatse der faUchen Proportionen auf der Baseler luno-SeiBpee-
Tafel im Rhein. Mus. XIV p. 290 [oben p. 346].
698 ZUR GESCHICHTE DES LATEINISCHEN ALPHABETS.
Streben nach Schmuck; wie es besonders in geschwungenen
Liuien^ namentlich auch in den geschn5rkelten Endspitzen
der Linien") und ahnlichen Spielereien dem Auge sichtbar
wird; noch hiilt sich die Augusteische Zeit auf der Hobe
eines im ganzen durchaus wiirdeyoUen^ wenngleich schon
etwas prunkhaften Typus, der sich mit Modiiicationen selbst
noch bis in die Trajanische Periode fortsetzt [mit einer Nei-
gung zu iibermassig bauchigen, liber die Kreisrundung hinaas-
gehenden Formen (s, Baseler Schiefertafel in Caricatur)]; aber
allmahlich kommt doch mehr und mehr die gesuchte Zier-
lichkeit zum Durchbruch, die denCharakter der dritten Periode
bezeichnet und sich in bemerkenswerther Uebereinstimmung
mit dem gleichmiissig veranderten Sprach- und Stilcharakter
verfolgen liisst. Sie wird schliesslich abgelost durch die
Periode des Verfalls der Schrift, der wiederum mit dem Ver-
fall der Sprache selbst Hand in Hand geht; mit der Urzeit
beruhrt sich dieselbe in einer gemeiuschaftlichen Sorglosig-
keit, die aber jetzt zur charakterlosen Nachlassigkeit wird
und schwachliche, diinnbeinige, wacklige, dazu gespreizte
Figuren erzeugt.
In so weitem Rahmen die Geschichte der lateinischen
Schriftveranderung zu verfolgen ist indess mit nichten die
Absicht dieser Bliitter; mit wirklichem Erfolg konnt« das
auch nur geschehen, wenn eine ahnliche Reihe chronologisch
geordneter Schriftproben, wie sie fiir die Jahrhunderte der
Republik die Facsimiles der P. L. M. E. geben, auch fBr die
Kaiserzeit vorlilge: woftir zivar das Material vorhanden ist,
aber eine Aussicht auf praktische Ausfflhrung, ut sunt ha^'
tempora, wohl in weitem Felde liegt. Indem wir uns als"
mit unserer Betrachtung auf den engern Kreis der Republik
zuriickziehen, verengern wir zugleich den Gesichtspunkt dieser
Betrachtuug insofern, ala wir uns nicht mit einer ethisch-
iisthetischen Charakteristik begniigen, wie sie mit den aU-
gemeinen Kategorien von roher Deutlichkeit, gemessener
Wiirde, gesuchter Zierlichkeit, schwachlicher Nachlassigkeit
^') Vgl. die BemerkiiDgen und Exempiificationen im Rhein. Ma?-
XIV p. 287 [oben p. 340], und weiter unten Anm. 29.
ZUR GESCHICPTE DE8 LATEINlSCHEN ALPHABETS. 699
gegeben wurde^ sondern den speciellem Motiven nachgehen,
onter deren unmittelbarer Einwirkung sich der Schriftwandel
in den zwei ersten jener vier Perioden vollzog. Denn
im weitern Verlauf sind es, genau betrachtet; doch nur Modi-
ficationen einer anerkannten Grundforni; worin sich die Fort-
bewegung zeigt, wahrend es sich dort um die Genesis und
die Feststellung dieser Grundformen selbst handelt. DafQr
aber sind hauptsachlich zwei Triebkrafte wirksam gewesen:
eine wohl niemals Terkannte, eine wenigstens noch nicht dar- s
gelegte. Die letztere wird, wie weiterhin gezeigt werden
soll, von einem specifisch mathematischen, naher geo-
metrischen Princip in Bewegung gesetzt; die erstere, vorher
ins Auge zu fassende beruht auf dem ilberaus nahe liegenden
Princip der Vereinfachung durch AbkUrzung, was man freilich
ebenfalls ein geometrisches im allgemeinsten Sinn^ nennen
kann.
1. Die Vereinfachung urspriinglich vollstandigerer
Buchstabenformen durch Abkfirzung liegt uns eben so wohl
im Yerhaltniss zum griechischen Mutteralphabet, wie inner-
halb der Grenzen der lateinischen Schriftgeschichte selbst
vor. Aus dem griechischen B wurde, wie jedermann weiss,
durch Weglassung zweier Yerbindungsstriche H; wenn uns
die chalkidischen Colonien Unteritaliens noch beide Formen
neben einander aufzeigen^^); so hat doch schon das uns be-
kannte alteste Latein nur die jQngere aufgenommen^ wahrend
die vollere in das Faliscische, Oscische^ Etruscische uber-
^*) Hier, wie fCir alles Folgende, Bind wir in der gflnBtigen Lage
ein fOr allemal auf die aberBichtlichen Schrifttafeln in A. Eirchhoff^B
'Stadien znr Gegchichte des griechischen Alphabets' verweisen zn
k5nnen. Wenn daselbst p. 230 (117 der 2ten Ausg.) aach eine Zu-
sammenBtellung der italischen Alphabete gegeben ist, bo ist dieselbe
doch 80 knapp gehalten, dass man leicht erkennt, der YerfiEuwer habe
in Beziehmig anf das Latein wohl absichtlich nicht Ober das Bekann-
teste hinaoBgehen wollen. — F. LenormanfB 'JStndeB Bur Torigine
et la formation de Falphabet grec' in den jQngsten Heften der Bevue
archMogique haben mir erst fur eine sehr flClchtig^ Ansicht zu Gebote
gestanden, bei der Bie fQr den hieBigen Zweck keine nenen Anhalts-
ptinkte zu bieten Bchienen.
700 ZUK GESCIIICHTE DES LATEINISCHEN ALPHABETS.
gegangen ist. — Mehr oder weniger analog verhalt ea sich
mit der aus $ oder $ hervorgegangenen Kiirzang ^ oder ^,
rait dem aus P gewordenen P, mit dem aus /W gekurzten
M oder W.
Von den letztgenannten beiden Formen war an sich die
eine gerade so berechtigfc wie die anderej es war rein Sache
des freien Beliebens, wenn sich die Weglassung der fiinften,
nicht die der ersten Linie durchsetzte und zum Normalen
wurde; aber als eine mit Bewusstsein gewoUte Form ist das
W durch seine dreimalige Wiederkehr in der Lex agraria
» des Jahres 643 hinliinglich sicher gestellt.^^) — Dass die
fiinfstrichige Urform, die gleichmassig im Faliscischen, Os-
cischen, Umbrischen, Etruscischen wiederkehrt, sich im Latein
in der Auwendung als Namen-nota (/WamM5 zum Unter-
scliiede von MorcMs) fur alle Zeit erhielt, ist bekannt^ wenn
das auch mit allmahlich eintretenden Modificationen geschah,
die schliesslich die ursprungliche Figur nur noch in einer
Andeutung erkennen lassen. — Aber eine weitere Kurzung
erfuhr die Normalform M dadurch, dass die beiden Mitt^i-
striche nicht bis zum Boden herabgefuhrt wurden, sondem
iu halber Hohe aufhorten: (A, selbst nur t\. Es sind sehr
alte Monumente, welche solche Formen in der unzweideutig-
sten Weise darbiet^en, z. B. das miinchener ErztSfelchen
Taf II J5, oder der pisaurische Stein XLIV P, auch altest*»
Miinzen'*); aber gleich hier liegt ein evidenter Fall vor, wie
eine principiell wohlbefugte Veranderung sich doch nicht zu
lialten verraochte, sondern wieder ganzlich uberwunden wurde:
denn die (um so zu sagen) ^classische' Zeit kennt bekannt-
lich, weuigstens in Lapidarschrift, durchaus kein AA, sondern
ausschliesslich M, wenn sich auch auf Miinzen die erstort*
Forui noch in manchem einzelnen Beispiel fort^etzt.
Ob n, wie es noch in verschiedeneu griechischen Alpha-
beten, naraeutlich auch in dem chalkidischen*^'), desgleichen
^^) Zuerst hervorgehoben von Mommeen Unterital. Dial, p 3«»
^') Mehr hieriiber s. im Khein. Mua. XIV p. 140 f. 284 f. 2i»l.
383 [oben p. 333 f. 335 f. 347. 388]. Ueber Muozen s. unten p. 26 [718;.
*') Ich sage t-o nur der Kvirze halber, um die chalkidischen Co-
lonien Unteritaliens und ►Siciliens zu bezeichnon.
ZLR GESCIIICHTE DES LATEINISCHEN ALPHABETS. 701
im oscisclien erscheint, jemals in lateinischem Gebrauch iorm-
lich recipirt war, bleibt unentschieden; da die in unsern
Monumenten ▼orkommenden Beispiele, deren uberhaupt nur
wenige sind, eine sehr zweifelhafte Mitte halten.*®) — Um
80 deutlicher wird aber auch hier der Kurzungstrieb darin
sichtbar, dass aus dem P (s. o.) eine von einem F kaum
unterscheidbare, hochstens durch ein winziges Hakchen unter*
schiedene Figur P wurde (gerade wie auch die sich spater
entwickelnde gerundete Form desselben Buchstaben zu einem
r zusammenschrumpfte), die nur zu keiner Herrschaft ge-
larfgt ist. Und zwar dieses um so begreiflicher, je leichter
auf solchem Wege ein volliges Zusammenfallen zweier ganz
verschiedener Buchstaben bewirkt worden ware. Denn hier
kommt die bestimmte Thatsache zur Geltung, dass auch das lo
T in den Gesetzestafeln des 7ten Jhdts. viel zu haufig und
deutlich in der Form F oder auch T erscheint^ als dass wir
(larin die Absicht der Abktirzung verkennen und ein blosses
Zufallsspiel erblicken durften. Auch liegen die Uebergange
dazu klar genug vor in den ebenda und mehrfach sonst vor-
kommenden Zwischenstufen T und T , die selbst nicht minder
als das nach beiden Seiten' zugleich gekUrzte T in die hiesige
Hubrik fallen. Derselbe Hergang ist es, wenn aus dem Zahl-
zeichen JL (s. u.) L wurde, oder aus dem Lautzeichen U L
ein verkiirztes l L, womit wiederum E F fiir E F ganz parallel
stehen: lauter Formen freilich, deren iiberhaupt nur spora-
disches Vorkommen theilweise auf Zufalligkeiten, theilweise
auf die Beschaffenheit verschiedenen Materials zurdckfiihrbar
ist, obwohl sie anderseits z. B. schon auf den pisaurischen
Steinen mit einer gewissen Gonsequenz oder Gewohnheits-
massigkeit auftreten. — Eben dahin lasst sich auch die Figur
Ci mit verschwindend kurzem Querschwanzchen ziehen.
Das vierstrichige ^ oder J kennen wir zwar innerhalb
des Lai^ins nur noch als altes Miinzwerthzeichen fflr Se-
muncia, zum Unterschiede von j als Semis, Semissis"); aber
'^ Das n der epheBiBchen Cistophoren mit rOmischen MagiBtrata-
namen (C. I. L. I n. 522. 523) ist selbstverBt&ndlich griechisch.
^^ S. Mommsen a. a. 0. and Gesch. des rOra. Munswesens p. 1S9.
199 f.
702 ZUR GESCIIICHTE DES LATEINISCHEN ALPHABET8.
das geniigt auch, um in der auf altem Denkmalem nichts
weniger als seltenen Form ^ oder ^ denselben EQnongs-
process zu finden^ der in allen bisherigen Beispielen (in be-
sonders verwandter Weise bei dem M) zu Tage trat, ftbri-
gens auch in der etruscischen Schrift vorliegt. Und neben
andern griechischen Alphabeten bietet ja gerade aoch daa
chalkidische schon beide Formen neben einander.
Eben dahin fallen aber femer auch die zalilreichen
Varianten des ersten Bnchstaben des . Alphabets. Neben A
uud A; die uns (abgesehen von andem griechischen Alpha*
beten) gleichmassig in chalkidischer wie altlateinischer Sehrift
entgegentreten ; sind ja die lateinischen Formen /k \md A so
eiuleuchtend wie moglich nur vereinfachende Modificationen,
die manchmal bis zu einem dem Auge fast verschwindenden
Hakchen als Ersatz des Mittelstrichs fortgehen, wie z. B. auf
der wiener Bronze Taf.^ II A ; und nicht anders verhalt sichs
mit A neben A, oder dem nicht ganz selten yorkommendeo
A ohne jeden Mittelstrich; oder einem neben A einigemal
11 erscheinenden A: von welchen Formen allen die Beispiele ini
Index palaeographicus gesammelt sind.^^) Wenn man wilL
wird man — um dies hier im Voriibergehen zu bertlhren —
auch die Figuren A A A als Kiirzungen auffassen komien«
obwohl ich sie vielmehr auf den oben p. 6 [697] angedeuteten
Gesiclitspunkt zuriickf&hre, nach dem es der Sorglosigkeit
der altesten Periode, sowie weiterhin der Schwierigkeit der
Metallschrift entspricht; die Elemente^ welche die BuchstabeD-
figur bilden^ unverbunden zu lassen^ statt sie zu einer strammen
Einheit zusammenzuschliessen. ^^) — Aber erheblicher ist das
*^) In Betrelf des A sind die rdmischen Qninare, Qnadianten, De-
nare des 6ten nnd 7ten Jahrhunderts aus C. I. L. 1 n. 268. 2S4. 22^
hinzuzufugen.
*^) Unter diesen Gesichtspunkt — den ich vielleicht, weim mir
die Ausfiihrung der Muhe werth geschienen h&tte, geradeni als eintn
dritten fur die Buchstabengeschichte des alten Latein wirkaamea Factor
geltend machen konnte — fallt denn auch die nngeechlosteDe Figvr
des O, wenn sie als O O O C () erscheint, oder in noch fHiherer Gt-
staltung als (^. Dem offenen 0 parallel Bteht auch das offene ^
auf Miinzen Ton Aquinum oder in einer der praenestinischen Gnh-
schriften (Tafel VII, 29*. XXXVl, 59). Beispiele der Nichtgeschlowei^
ZOB GESCHICHTE DE8 LATEINISCHEN ALPHABETS. 703
Bedenken, ob wir denn uns liberhaupt begDiigen sollen, nur
zu einer Doppelform (A A^ A A) als dem altesten aufzu-
steigen, statt Yon einem Einheitspunkte auszugehen^ aus dem
sich zwei Figurationen gleich natiirlich abzweigen konnten?
Uod dazu kommt das zweite Bedenken^ wie sich denn zu den
obigen Formen die Figur A verhalten soll; die doch eben-
falls in UDzweifelhaffcen Beispielen alter Zeit^ namentlich auf
MQnzen^ vorliegt, auch erst neulich wieder in der Opusc. phil.
II p. 776 publicirten Steinschrift der via Ostiensis zum Vor-
schein gekommen ist?*^) Nehmen wir sie fttr nachgeboreii;
so hatten wir hier den ersten — und mit Ausnahme einer
weiterhin zu berfihrenden Absonderlichkeit einzigen — Fall,
dass nicht vom VoUstandigen zum Einfachem fortgeschritteU;
sondem das urspriinglich Einfachere schon in alter Zeit er- is
weitert, verziert, complicirter gemacht worden ware. Ich
vermag daher der Versuchung nicht zu widerstehen, als Grund-
form gerade A (verkilrzt A) zu vermuthen, woraus einerseits
A, anderseits A durch Vereinfachung entstand. Es ware
diess dann, da uns griechische Alphabete allerdings keinen
Anhaltspunkt geben, als eine erst auf italischem Bodeii fr^h-
zeitig beliebte Modification anzusehen, wo sie in der That
auch in der messapischen Schrift erscheint; durch A und A
— weiterhin A — verdrangt und in lange Vergessenheit ge-
rathen, taucht sie dann erst in viel sp^tern Zeiten der Ver-
kfinstelung, zum Theil wohl unter griechischem Einfluss,
gelegentlich wieder auf.**)
Ausserhalb der eigentlichen Buchstaben, d. h. der als
heit geradliniger Fignren (besonders h&nfig bei M und N, bei A, aber
anch BonBt, wie D n. 8. w.) verlohnt Bich nicht im einzelnen nach-
zQweisen.
'^ Zn zaghaft nnd schwankend sprach ich dber sie im Rhein.
Masenm XIY p. 806 Anm., 382. 487 [oben p. 363 Anm., 386 f.]; un-
be&ngene Erwftgnng der jetzt im Index palaeographicns znsammen-
gestellten Belege, so wie der vom Ende des 5ten bis in das 7te Jhdt.
hinein reichenden Mfinzbeispiele (C. I. L. I n. 21. 213. 232. 249. 368),
l^st an dem hohen Alter des A nicht zweifeln.
'^) In den sorgf<igen nnmismatiBchen Beobachtnngen Momm-
sens, Qesch. des rdm. Mflnzwesens p. 466, finde ioh doch nichta, was
der obigen Entwickelang entgegentr&te.
704 Zrii GESCHICHTE DES LATEINISCHEN ALPHABETS.
Lautzeichen recipirteii griechischen Buchsttfbenformeii, liUst
sich endlich der instinctive Vereinfachungs- und KQrzungs-
trieb der alten Zeit aueh in dem System der zu Zahlbezeich-
nungen verwendeten, weil fflr die Lautsprache ilberfliissigen
Schriftzeichen verfolgen; und zwar hier mit ganz besonderer
Deutlichkeit und Consequenz. Weil das alte Latein der eon-
sonantischea Aspiration durchaus entbehrte, verwendete es
die drei griechichen Aspiraten 9 qp x = O (selbst eine Kur-
zung aus ©), ®, >l (verkfirzt aus ^) f[ir die Zahlbegriffe
100, 1000, 50, und halbirte weiter in so einfacher wie ratio-
neller Weise das ® zur. Bezeichnung von 500, wodurch die
ganz zurdllig mit dem Buchstaben D zusammenfallende Form
entstand. Dagegen keine rationelle Absicht, sondern reine
Bequemlichkeitskiirzung war es, wenn das O zu C wurde:
allerdings ebenso unter Mitwirkung der Initiale von Ceninm^
wie dem zu Q) (mit unverbundenen Linien**)) umgemodelten
(D wegen M//fe die Figur M substituirt wurde.") — Wie-
derum eine Verkiirzung war es, wenn das schon in J. ubei^
gegangene >l ebenso zu L vereinfacht wurde, wie T wenig-
13 stens voriibergehend zu F oder T, und dadurch zufallig mii
dem Buchstaben L zusammenfiel, aber, was wohl zu beachten,
erst in dessen jiingerer Gestaltimg, ganz und gar nicht in
der ursprttnglichen. — Durch einen ganz analogen Proees»
wird endlich auch das Zahlzeichen X = 10 entstanden seio,
wovon V wiederum nur die Halbirung ist wie D von (D:
auch hier also ein durchaus absichtsloses Zusammentreffei]
mit den Buclistaben X und V. Die chalkidischen und ihneo
benachbarte Colonien Unteritaliens mimlich boten fur 6 zwei
neben einander stehende Formen dar: neben © und O auch
® und (wohl alter) ^; was hinderte, beide zur Lautbezeicfa-
nung gleich unnutze Formen als Zahlzeichen zu verwenden
und, wie 0 fur 100, so die schraglinige Figur fOr 10 xu
'^'■^) Weun daneben, wie bekannt, auch CX> h2,afig genog ist, 5o
i»t das nur eine etwas andcrs variirte Wendung der Gnmdform, dit
uus hier nichts angeht.
-^) Es ist genau derselbe Fall, wie wenn, aber aoch erst in einer
jungern Periode, Q- und T als Bezeichnungen far Q.Uftuin itf nod T/r-
unciits aufkanien: s. Mommsen a. a. 0. p. 201.
ZUB OESCHICHTE DES LATEINISCHEN ALPHABETS. 705
recipiren? dieses namlich ersichtlicher Weise genau mit der-
selben Weglassnng der Einfassungslinien, vermoge welcher
im Griecfaischen B zu H oder B zu = und weiter Z wurde.*^)
— Hatte man jetzt noch ein femeres Zahlzeichen bedurft,
so stand ein solches auch in der denselben Alphabeten eigenen^
neben >i^ >l fBr x vorkommenden Figur H', alter Y, zu Ge-
bote; aber man war eben fertig mit den nothwendigen Ele-
menten des Ziffersystems, und darum ist es gar nicht zu
verwundem, wenn fQr 50 sowohl ^ als gelegentlich auch
V in Gebrauch genommen wurde: das letztere bekanntlich in
der merkwiirdigen Inschrift von Cora (Gruter 896, 10), die unfl»
auch das einzige lateinische Beispiel von O erhalten hat
[= C. I. L. I n. 1156, wo vl/ und ® steht. C. W.].«*)
Wenn man will, wird man in die bisher behandelte
Kategorie auch das kleinere Mass einreihen konnen, in
dem mit einer gewissen Gewohnheitsmassigkeit einzelne Buch-
stabenformen im Verhaltniss zu der dbrigen Schrift i^uftreten:
denn im Grunde ist es doch nur eine leise Begriffswendung,
mittels deren man von Vereinfachung durch Abkiirzung zur
Verminderung, Verkleinerung tlberhaupt gelangt Warum es
freilich vorzugsweise der Buchstab O war, daneben 01, femer
X, in wenigen Fallen auch C war, die man in dieser Weise u
gleichsam verzwergte, dafiSr wiisste ich einen innera oder
historisch verstandlichen Grund nicht nachzuweisen, so dass
wir uns hier bis auf weiteres mit der Erkenntniss der That-
sache zu begnQgen haben. Gewiss ist nur, dass jene Ver-
jungungen grosstentheils nicht nur Uberhaupt schon in grie-
ehischen Alphabeten, sondem namentlich auch in den fUr
das Latein unmittelbar massgebenden Platz gegriffen hatten.
**) Ich habe wohl friiher einmal daran gedacht, ob sich nicht das
X als importirt auB dem Nachbaralphabet, welches aof dem noIaniBchen
Geniss (Monunsen Unterit. Dial. p. 6 f., Tafel I, 14) erscheint, ansehen
lasse, da aich aus einem P^, wie es dort dem p folgt, die Herleitong
dei X allerdings noch einfacher gestaltete. Aber diunit wHre die doch
anbedingt vorxnziehende einheitliche Ableitung aus derselben Quelle
aafgegeben.
'^) Was in den obigen Horleitungen neu ist, was schon frilher
erkannt war, lehrt die Vergleichung mit 0. Mtlller Etrusker H p. 318 f.
undMommaen Unterit. Dial. p. 33 f.
FB. RIT8CHBLU OPVSCyLA IV. 46
706 ZUR GESCHICHTE DES LATEINISCHEN ALPHABETS.
Die lateinischen Beispiele sowohl fur O als itir Q., x (c) wei>t
der Index palaeographicus nach: insonderheit aus den p. 101
der Enarratio zusammengestellten Miinzaufschriften eine funf-
fach abgestuffcC; bis zum blossen Punkt herabgehende Beiheih
folge O O o o • auf p. 112 unten.
Sprechen nun alle bisher durchgegangenen einzebieii
Erscheinungen fiir die Vereinfachung und Kfirzung als doreb-
gehenden Zug der altesten Schriftgestaltung^ so wird diese
Auffassung vollends gesichert erscheinen; wenn es so gut wie
keine Beispiele des etwa in umgekehrter Richtung eingeschla-
genen Weges gibt. Das vierstrichige A oder A, in welehem
man einen Fortgang vom einfachem A oder A (A A) zu
eiuer erweiterten oder complicirtem , iiberhaupt voUstandiger
gewordenen Form erkennen konnte, ist schon oben beruhrt
und nach Moglichkeit erledigt worden. — Selbstverstandlich
gehoren gar nicht hieher die Falle, wenn zu einem bestimin-
ten neuen Zweck mit Bewusstsein ein neuer Zusatz an die
alte Figur gemacht wurde: wie wenn man, um ein biaher
fehlendes Lautzeichen zu gewinnen, das C zu G oder Q Q
erweiterte; oder wenn man zum Ausdmck der prosodischeo
Lange aus dem gewohnlichen I das verlangerte I schuf**'^i;
oder wenn man das mit einer Buchstabenform zusammeii'
fallende Zahlzeichen mit einem Unterscheidungsslzich versah
und B oder D, desgleichen X fiir X schrieb.*^) Noch weniger
^"^) Ausfahrlich behandelt im Rhein. Museum XIY p. 29S ff. 378 £
486 ff. [oben p. 355 ff. 382 ff. 379 ff.].
^') Das X zwar auf Steinen meines Erinnerns nirgends, desto bao-
figer dagegen auf den Miinzen vom Anfang des Tten Jahrh. an (C. I. L.
I p. 131 ff.; vgl. Mommaen Gesch. d. rOm. Mdnzw. p. 468). — Mit Con-
sequenz durchgefiihrt hat man das freilich gar nicht, da einfachefl C,
V, I (1000 und 50 waren durch ihre 9.1tem Formen hinl&nglich antei^
schieden) eine ahnliche Differenzirung nicht erfuliren. DafSr «acht*
man hier, und zwar einschliesslich des X, dem BedSrfidss der Unter-
scheidung dadurch gerecht zu werden, dass mftn (mit Aasnahme tod C
Ciber die mit Buchstabenformen zusammenfallenden Zahlxeichen deu
bekannten Querstrich setzte. Dass dessen eigentliche Bedentnng keines-
weges die war, eine Mehrheit von Ziffem zu einer Einbeit faBammen*
zufassen, davon kann nahere Betrachtung der vorhandenen Beispiel*!'
jeden leicht uberzeugen. Allerdings gibt es Bezeichnungen wie II, HH*
XV; aber daneben kommt nicht nur Ml, Vll vor, aondem gani nniwei-
ZIJR GESCHICHTE DES LATEINISCHEN ALPHABETS. 707
kann in Betracht kommen, wenn — noeh dazu nicht vor i&
der Mitte des 7ten Jahrhunderts — der blossen Raumerspar-
niss wegen ein mit seinen Armen tlber die Dimension der
benachbarten Buchstaben weit hinausragendes | beliebt
wurde, wie in spaterer Zeit gelegentlich auch wohl andere
Buchstaben.*®) — Wohl dagegen konnte man eine Verlange-
rung der hier in Rede stehenden Art erkennen wollen in
dem zur regelmassigen Form gewordenen R, frtlher ^, da
schon in sehr alter Schrifty wenn auch selten, sowohl R als
R Yorkommt; aber man wtlrde dabei vergessen^ dass bereits
in den griechischen Alphabeten beide Formen neben einandcr
erscheinen^ also auch beide gleichzeitig Aufnahme bei den
Lateinern finden konnten^ folglich mit nicht mehr Becht R
aus P^ als R aus R abgeleitet wtlrde.
Nur ein Widerspruch gegen das durchgefflhrte Princip
bleibt zu losen^ oder aber eine unerklarte Ausnahme von
der Regel nothgedrungen zuzulassen: das ist das ttberaus
auffallend gebildete Mj wie es uns in den Mtlnzaufschriften
ROMA ROMA RoMA entgegentritt; deren Beispiele man
Tafel IX, 8 und Enarr. ^. 10 g k l facsimilirt findet.»*) Da
deutig anch VII, XVIII, VIII, wo man sich mit einer partieUen Andeu-
tnng, daas es Zahlzeichen aeien, begntlgte.
*") S. Bhein. Mns. a. a. 0. p. 486 f. [oben p. 379].
'*) Wenn in dem Index palaeographicns p. 112 mit den Worten
'prope ad eam speciem' noch einige andere Citate hinsngefQgt wnrden,
Bo iat das nnr im Sinne einer ffir jeden Index gebotenen KflrEe des
Ausdrucks zu yerstehen. Sncht man die Citate anf und beschaut sich
die Beispiele n&her, bo ergibt Bich schnell, dass jene 'annahernde
Aehnlichkeit' nnter einen ganz andem GeaichtBpunkt fftUt. Alle bezOg-
lichen Inschriften gehOren der jilngem Periode an, welche sich in der
Verziernng der Endpnnkte der Buchstabenlinien durch mehr oder
weniger heraustretende Spitzen oder H&kchen gefiel, von welcher
oben p. 7 [697 f.] gesprochen wurde. Von einem so zugespitzten oder
gleichsam ge^hrten AA /v\ aber ist ein sehr grosser Abstand bis zu
der weit flber jenes MaBS hinausgehenden Miinztype M oder M. Jener
einfiacfaen oder doppelten Zuspitzung des AA entaprech.en die ebenBO
beim A wiederkehrenden Varianten, die der Index p. 111 zuBammen-
stellt: A A A A. Die einfache liegt auch der Figur dea N zn Orunde,
dessen schi^ Mittellinie aber die beiden VerticalBtriche hinauagefahrt
46*
708 ZUR GESCIIICIITE DES LATEINISCHEN ALPHABETS,
10 fiir diese Gestalt, die so durchaus aus aller Analogie hfitaus-
tritt, sammtliche griechische Alphabete auch nicht eine Spui
von Vorbild darbieten, so habe ich mich eine Zeit lang mit
dem Gedanken getragen, es sei darin gar nicht ein emfaches
M, sondern vielmehr eine Ligatur von VM zu erkennen;
denii genau so finden wir ja wirklich das Zeichen in den
zweifellosesten Beispielen des 7ten Jahrhnnderts gebraucht:
in den capuanischen Inschriften der Jahre 648 und 649
MVRM Tafel LXIII B und C, desgleichen LXXVI H PA-
erscheiDt: N. Die Doppelhakchen finden wir nirgends anffalleDder imi]
consequenter durchgefuhrt als in der eleusinischen InBcbrift C. I. L. I d.
619, bei der eben darum griechischer Einfluss unverkennbar ibt. Nichtsala
einen , nur etwas andcrs gewendeten Verziemngshang hat man aach b
der den zweiten Verticalstrich des N verlangemden Figor N zu er-
blicken; wie sie sich in den letzten Zeiten der Republik namenllieb
auf den Fechtermarken zeigt: worauf Tess. glad. p. 300 [obcn p. 579^
und Rhein. Mus. XIX p. 461 [oben p. 645] aufmerkRam gemacht wordec
Kaum besonderer Hervorhebung werth sind mehrfache Ehnliche Spi^
lereien, Spielarten oder Entartungen der normalen Grnndform, wit
J- J- 4- f^r L; 1^ ^^*^ """ ^- ^' ™M welche, so weit sie nicht auf dii?
natfirlichen Hemmungen der Metallschrift oder auf die Flflchtigk^ii
bloss eingeritzter Cursivschrift zurilckgehen , durch denselben Venie
rungstrieb hervorgerufen sind. In gewissem Sinne kann man sagem
dass, wiihrend die alte Zeit vom yoll8tS,ndigem znm Einfachem fort-
schritt, die spiitere schwache Versuche zur umgekehrten Richtui^
machte, nur dass diese in durchaus untergeordneten Kleinigkeit^a
stehen blieb. Freilich hing sich dieser Verzierungstrieb snweileD aoa
an die aus einer fruhern, mittlerweile l9.Dg8t vlberwnndenen ?erioJ<?
wieder hervorgeholten Formen an, so dass Erweitemng mid Verkur-
zung gleichsam einen Biind schlossen, dessen Fracht eine geziert^
Schwiichlichkeit war. So z. B. wenn die Affectation sp^terer Kaise^
zeit au3 1 A F die Figuren T L F machte, mit bo TerschwindeDd^^E
Differenzen , dass sie unter sich und von 1 oft kanm zu unterscheid-t
sind. Augenfiilligste Belege dafiir geben die spiltera Elogia, wie dit
auf Tafel XCVI unter A B C facsimilirten. — In die ManzanfKhrifteD
der republicanischen Periode hat ^ibrigens die Verzierang der Bucb-
stabenenden durch angebrachte H^kchen und Spitzen keinen Eingasj
gefunden, und so viel ich jetzt ubersehen kann oder mich erinuei^'.
auch noch lange Zeit nachher nicht. Aber ein Analogon ist e$, wttn
hier, und zwar schon friih, die Endpunkte der Linien dorch tvtA^
Kugelchen abgeschlossen werden (z. B. Tafel VI, 1. 8. 9).
ZUE GESCHICHTE DES LATEINISCHEN ALPHABETS. 709
RENTM, LXXVII Rb /ACIVNDM. Das ergabe uns eine n
Urform ROVMA, aua der allerdings ROMA gerade so
hervorgehen konnte wie aus POVPLICOS oder NOVN-
TIARE geworden ist POPLICOS und NONTIARE. Auch
um eine Etymologie you Rovma waren wir nicht verlegen,
wenn wir die alte Verwandtschaft und Vertauschungsfahig-
keit von b und v zu Htllfe nahmen. So interessant und er-
freulich es nun unstreitig ware, wenn uns auf so ungeahntem
Wege der SchlQssel zum V^erstundniss des Namens Roma,
dessen wirklicher Ursprung doch durch die hisherigen Ab-
leitungsversuche entschieden nicht aufgeklart ist^ gleichsam
in den Schoss fielC; so wenig habe ich mir doch die ge-
wichtigen Bedenken verhehlen konnen, die aus anderweitigen,
und zwar sehr nahe liegenden Erwagungen hervorgehen, und
die schliesslich' nicht v«rfehIon konnten mich die ganze Hypo-
these als undurchf&hrbar aufgeben zu lassen. Weiss also
nicht ein anderer einen bessem Bath, so werden wir bei der
Annahme einer individuellen Marotte stehen bleiben musseU;
liber deren Motiv sich weiter nichts sagen lasst<
Abgesehen von diesem letzten^ problematisch bleibenden
Punkte lasst sich das bisher Ermittelte in nachstehendem
Schema anschaulich machen^ nur dass dasselbe die im Obi-
gen gebiihrend betonten Unterschiede des mehr oder weni-
ger Sicheni; mehr oder weniger Haufigen nicht zum Aus-
druck bringen kann. Die bloss auf der Verbindungslosigkeit
der Linien beruhenden Formen sind nur beispielsweise bei
dem ersten Buchstaben mit aufgefQhrt, wo sie in ausgedehn-
terer Weise als sonst in Au&ahme gekommen sind. Nur
als nebensachlich und untergeordnet sind die VerkUrzungen
des E F U L mit eingereiht; desgleichen auch die Ver-
jiingungen einiger Buchstabenformen.
A A, A A, A A, A A
A A, A A
A A ^
/W, W, AA M n
(H) p, r r, r
k R, R P
710 ZUR GESCHICHTE DES LATEINISCHEN ALPHABETS.
T T T, r TT
E E, F F, U t, L L
18 O O O o .
X X, (1 a, C c
1000 ®1d - D
100 o c.
50 y X L
10 (^ ®) X — V
Ein einigermassen aufmerksamer Ueberblick liber Yor-
stehendcs Schema lasst sogleich eine bemerkenswerthe Diffe-
renz in der Behandlung der Zahlzeichen und der Lauizeiehen
erkennen. Dort haben sich ohne Ausnahme die jOngem
Formen in dauernder Herrschaft bebauptet: hier sind alle
letzten Glieder jeder Reihe wieder iiberwunden worden ond
haben andern Gestaltungen weichen m^ssen. Dieses aber
in doppelter Weise: theils durch einfache Riickkehr aur aliem
Form, theils durch eine bestimmte Modification entweder
dieser altem oder auch sogleich der jfingern Form. Einfa<'h
zuriickgegangen wurde von M, welches sich nicht zu kalteD
vermochte, zu AA; desgleichen von den tastenden Umgestal-
tungsversuchen des T zu dieser Grundform selbst, gleichwie
in den analogen Fallen zu den unverkiirzten Zeichen E F L.
Nicht zuriickgegangen wurde von ^ zu ?, wohl aber jenes
aus einer eckigen Figur zu einer gerundeten gemacht; wie-
derum von F zu P zuriickgegangen, aber mit derselben Um-
gestaltung zur Rundung. — Auch hier tritt ein Parallelismus
von Sprachgeschichte und Schriftgeschichte in einleuchtender
Weise zu Tage. Wie sich die Sprache aus einer Periode der
Abstumpfung und Verstiimmelung, der Verflachung und Ver-
fliichtigung, siegreich wieder erhob und zur urspr&nglichen
Vollstandigkeit und Bestimmtheit' ihrer Bildungen empor-
arbeitete (in Grundziigen nachgewiesen Rhein. Mus. XIV
p. 395 [oben p. 401] ff.), genau so wurde auch in der Schrift
eine eingerissene Verwahrlosung und Verwilderung wieder
iiberwunden durch die Riickkehr zum Alten und, wie dort,
zu dessen weiterer Fortbildimg.
ZUR OESCHICHTE DES LATEINISCHEN ALPHABETS. 711
Wenn nun das obige Schema allerdings nacfa einem be-
stimmten Eriterium tlberall ein Aelteres und ein JtUigeres
onterscheidet, so ist doch damit noch keinesweges gesagt,
dass jenes Aeltere auch das schlechthin Aelteste sei: viel-
mehr ist dieses wesentlich mitbedingt durch einen zweiten 19
GeBichtspunkt; der sich mit dem ersten vielfach durchkreuzt
oder combinirt| und zu dessen Darlegung nun Uberzugehen ist.
2. Der zweite ProcesS; der uns in der altlateinischen
Buchstabenformung entgegentritt, wurde als ein specifisch geo-
metrischer bezeichnet. Er beruht darauf; dass in einer drei-
fachen Stufenfolge fortgeschritten wurde von 1) schrag-
linigen und schiefwinkligen Figuren zu 2) verticalen und
honzontalen Linien und rechten Winkeln, mit besonderer
Neigung zum quadratischen VerhaltnisS; von diesen endlich
3) zu gerundeten, die Winkel nach Thunlichkeit beseitigenden
Formen. Und dass diess nichts weniger als ein zufalliger oder
willkfirlicher Weg^ vielmehr ein durchaus naturgemasser Fort-
schritt ist; wird sich alsbald durch eine sehr einfache Ueber-
legung herausstellen.
Nur erwarte man Ton der Schriftentwickelung so wenig
wie von der Sprachentwickelung; dass sie alle Consequenzen
des wirkenden Gesetzes oder Triebes ziehe; sondem bleibe
der Freiheit eingedenk, die gleichmassig in beiden Gebieten
um die Gesetzmassigkeit gleichsam herumspielt. Absolut
bindend ist die Begel nur in so weit^ dass von vorn herein
niemals der umgekehrte Weg eingeschlagen wurde. Aber
frei stand es in einzelnen Fallen eben so wohl^ von der crsten
Stufe ohne nachweisbare Vermittelung sogleich zur dritten
uberzuspringen^ wie die zweite und dritte in einer und der-
selben Bildung zusammenfallen zu lasseU; wie endlich auch,
zur dritten Uberhaupt nicht fortzuschreiten, sondern auf der
zweiten stehen zu bleiben, oder doch auf der versuchsweise
berflhrten dritten nicht zu verharren, sondem zur vorigen
dauernd zurQckzukehren.
Fiir die Berechtigung aber, als erste Stufe die oben
als solche bezeichnete aufzustellen, kann schon im allgemeinen
712 ZUR GESCHICHTE DES LATEINISCHEN ALPHA6ET8.
der Umstand sprechen, dass bereits das unteritalisch-grie-
chische Mutteralphabet gut zwei Drittel seiner Schriftzeidieii
in der schraglinigen und schiefwinkligen (Jestalt hat. Wenn
dasselbe bei dem ubrigen Drittel dort nicht der Fall ist
dagegen mit nur ein paar geringffigigen Ansnahmen aller-
dings der Fall ist im alten Latein, so wird man una wohl
die Befugniss nicht streitig machen, die beideu gleichartigen
Erscheinungen in einen innem Zusammenhang za setzexL
20 Das verbindende Mittelglied lasst sich in doppelter Weise
denken. Moglich ware ja an sich; dass gerade bei den Lati-
nern die Neigung zum Schraglinigen und Schiefwinkligen
ein 80 starker nationaler Zug gewesen ware, dass sie dem-
selben auch bei denjenigen Zeichen, die ihnen schon in
anderer^ entwickelterer Form zukamen, nachgaben und dieae
mit der grossen Mehrzahl conform machten. Naher indes»
liegt ohne Zweifel die Auffassung, vermoge deren wir aos
dem uns vorliegenden Latein einen Riickschluss machen acf
das griechische Mutteralphabet selbst. Wer bflrgt uns denn
dafiir^ dass uns dieses in unsem quantitativ so geiingen
Resten iiberhaupt in genfigender VoIIstandigkeit fiberliefert
sei? dass nicht manche in wirklichem Gebrauch gewesene
Buchstabenform nur fiir uns zufallig verloren ist, wenigstens
bis heute verloren ist, wahrend sie morgen aus nen ent-
deckten Denkmalern ans Licht treten kann?*®) vor aUein
aber, dass nicht schon im Griechischen derselbe Trieb, den
wir im Latein nur vollstandiger iibersehen, wirksam war und
ein Fortschreiten in ganz analoger Stufenfolge, wie hier, er-
zeugte? In der That muss man schon aus ganz allgemeinen.
Grunde, aus rein praktisch - popularer Betrachtung herans,
durchaus geneigt sein zu glauben, dass jeder primitiTen
Schriftiibung der nicht-gleichlinige^^) und nicht-rechtwint-
^*^) Nichts kann dafiir iiberzeugender sein, als dass Kirchboff aui
seiner Schrifttafel II als 0-formen der chalkidischen Colonien nor O o
auffiihrt und schon in den ^Nachtragen' p. 253 (140 der 2ten Aosg.
von zwei aus Cumae stammenden Vasen die eckige Figur O beibring>?o
konnte.
**) Ich meine — der Kiirze halber — mit diesem sehr i]nwiBse&-
schaftlichen Ausdruck horizontalc und verticale Linien, far die es ja
ZtJR GESCHICIITE DES LATEINISCHEN ALPHABETS. 713
lige^ Bowie niclit-kreislinige oder ihm analoge Typus der
nachstliegende, weil der einfachste und am wenigsten bin-
dende gewesen sei. Die Ursache ist so einleuchtend wie
moglich diese^ dass die Yertical- oder Horizontallinie nur
eine, der rechte Winkel nur-einer ist, der Abweichungen
davon aber nnzahlige sind, die eben darum der individuellen
Freiheit sowohl als Ungeilbtheit den weitesten und bequemsten
Spielraum gewahren: weshalb ja auch noch in vorgerilcktern
Zeiten der Privatgebrauch der Graffite so viel von jenem
Schriffetypus bewahrt hat. Irre ich nicht, so wird sich wirk- 21
lich dieses Princip an den altgriechischen Alphabeten tiber-
haupt durchftihren lassen und uns einen Wegweiser abgeben,
um auch dort die Genesis und die Yeranderungen der ein-
zelnen Buchstabenformen am Faden eines chronologischen
Fortgangs zu begreifen, wenn auch wegen der grossen lo-
calen Zersplitterung nur in allgemeinen Umrissen. Fdr unsem
hiesigen Zweck gentigt es hervorzuheben, dass uns die Lficken,
welche dem Altlatein gegenfiber das unteritalisch-chalkidische
Vorbild offen lasst, durch das euboische Mutterland in der
erwQnschtesten Weise erganzt werden, da uns dieses fast fQr
kein Element, namentlich weder fQr B noch C, deren eckige
Form Unteritalien nicht bietet, im Stiche lasst. Dass wir
ftir 0 die eub5ische Hiilfe gar nicht brauchen, sagte ich
schon Anm. 30.
Dass nun, was das Latein angeht, die oben aufgestellte
Stufenfolge im allgemeinen^ im ganzen uud grossen^ die
Wahrheit triflft, kann gar nicht verkannt werden. Wer
wollte, oder wie konnte jemand sich gegen die Anerkennung
des Thatbestandes strauben, dass, allen oben zusammen-
gestellten Figurationen des ersten Buchstaben gegentlber, die
Form A mit horizontalem Mittelstrich die jilngere, die sammt-
lichen classischen Jahrhunderte beherrschende ist? • mogen
frQher die erstem mit dieser in gelegentlichem Gebrauch
einen zusammenfaBBenden Namen (&hnUch wie wir spitze und gtumpfe
Winkel schiefe Winkel, alle nichtverticalen und nichthorisontalen
Linien schr&ge nennen) leider nicht gibt, wie mir meine mathema-
tischen Freunde bekrftfligen. Was doch, beil&ufig gesagt, eine auf-
fallende LQcke der geometrischen Terminologie ist.
714 ZUB 6ESCHICHTE DES LATEINISCHEN ALPHABETS.
auch noch so yielfaltig durch einander gegangen sein. Wer
wird leugnen^ dass U friiher war als L, P oder 8 Bpater aL
n und ^? u. s. w. u. s. w. Die unzweifelhaften Beispiele
dieser Art geben uns aber das unzweifelhafte Recht, das-
selbe Yerhaltniss auch fUr diejenigen Falle anzunehmen, die,
weil in ihrer Anwendung weniger yollstandig Qbersehbar, an
und fUr sich dem Zweifel unterliegen, d. h. naeh beiden
Seiten hin gewendet werden konnten. Der Schwerpunkt der
Entscheidung liegt nicht darin, dass die entwickeltem FormeD
der zweiten oder dritten Reihe schon in derjenigen Schrift,
die fiir uns die alteste oder eine sehr alte ist^ YorkomiDeD,
sondem darin, dass die primitiven Formen der ersten Reihe
spater nicht mehr vorkommen. Statt indess diesen Gesichtg-
punkt der Beihe nach an den einzelnen Elementen des Alpha-
bets auf synthetischem Wege nachzuweisen und zu erproben,
ziehe ich^ um ermiidender Ausfuhrlichkeit zu entgehen^ jeiit
das analytische Yerfahren vor und bringe sogleich das Re-
sultat in einer Tabelle zur Uebersicht^ die dann nur zu ihrem
richtigen Verstandniss noch einiger erlautemden oder recht-
fertigenden Nachbemerkungen bediirfen wird. Dieses aller-
dings um so mehr, da eine Tabelle nicht umhin kann, das
22 zeitlich noch so sehr Geschiedene doch raumlich unmitteJbar
neben einander zu stellen und dadurch fQr den oberflachlich
betrachtenden leicht einen falschen Schein zu erregen.
I
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A, A A
A, A
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ZUR GESCHICHTE DES LATE07JSCHEN ALPHABETS. 715
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U)
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A ® 00
Die erste Reihe, sieht man^ ist vollstandig bis (ab-
gesehen von Z) auf einen Buchstaben; darum es wohl nur
fur Zufall zu nehmen^ dass uns fQr H weder H noch H^ noch
etwa H begegnet; denn um letzteres (oder B) zu finden,
miissen wir zu griechischen Alphabeten aufsteigen oder an- 23
dere altitalische in Anspruch nehmen. — Fiir alle Qbrigen
Buchstaben gibt der Index palaeographicus die erforderlichen
Belege der schraglinig-schiefwinkligen Gestalt. Von ihnen
sind schwacher oder unsicherer^ als die andem^ bezeugt die
eckigen Figuren f&r P, Q und B, Das ^ darum^ weil die
drei vorhandenen Beispiele (auf dem pisaurischen Steine Tafel
XLin Dy auf dem marruvinischen LXXXY B^ auf Miinzen
Yon Suessa VII, 73. 74) sammtlich keine ganz scharfen Spitz-
winkel, sondem schon einen Uebergang zur Rundung zeigen.
Das V oder P darum, weil es nur in Metallschrift (in der
Lex agraria Tafel XXVII, 13) und in Thonschrift (auf Grab-
gefassen von San Cesario XIII, ^L 117, noch dazu nur nach
Baldini'scher ZeichJoLung) erscheint: was gleichwohl nicht hin-
dert hier den Fall anzunehmen, dass die ^Vulgarschrift', wie
ich sie oben p. 3f. [694] nannte, gleichsam einen Nachklang
uralter Schreibgewohnheit bewahrte.**) Ganz ahnlich verhalt
") Eioe andere Speoies des nicht-rechtvinklig geformten Buch-
Btaben, n, die man nach ihrem unteritalischen Vorkommen erwarten
716 ZUR GESCHICHTB DE8 LATBINISCHEN ALPHABETS.
es sich mit der in mehrfachen Yarianien wiederkehreDden
eckigen Figur des Q (auf zwei andem der genannten GraL-
gefiisse XV, 22. 24, und zwar hier nach verburgter LesuDg,
desgleichen in dem alten Grabmal der Furier und Turpilier
XLIX a, freilich nur nach Falconieri^s roher Abbildimg).
Vollkommen sicher dagegen, obwohl in nicht vielen
Beispielen erhalten, sind sowohl < als O; keinesweges selten
0, k oder l^, T oder >; geradezu haufig 5 ^, F F, /V oder
(selten) V\, ^ oder (viel seltener) ^; in gros^r Aasdehnofig
vorhanden A und A.
Dauernd bis zu einem ziemlich genau bestimmbaren Zeit-
punkte ist das U gewesen^^): wahrend die Nebenform K, dif
ihren eigentlichen Sitz in Graffiten hat, iiberhaupt nur spo-
radisch erscheint. Dauernder durch die ganze classiBche Zt^it
erhielt sich das AA; mit einem nicht sehr wesentliehen Ab-
24 wandehuigsversuche auch V. Fiir alle Zeiten ohne jeden
Wechsel auf der ersten Stufe stehen geblieben ist nur Ai?
X, obwohl doch hier ein Uebergang zu + um so xiaher
gelegen hiltte, je leichter dazu das griechische Vorbild ein-
laden konnte.
Die zweite Reihe ist die vergleichsweise am wenigsten
vollstandig durchgefiihrte, indem (abgesehen von dem schon
erwilhnten X) nicht weniger als sieben Zeichen sich der recht-
winkligen, durch Horizontal- und Verticallinien bewirkten Ge-
staltung gar nicht gefugt haben. Weder ist ein < zu C ge-
worden, so viel wir wissen (obgleich letzteres auf dem Ga-
lassischeu Gefass erscheint), noch O oder 0 zn O (wie dieses^
uns fiir 0 oder vielmehr 0 die bootische Schrift darbietet ;.
noch <^ zu [^ oder Q-, noch R zu R, noch ^ eu H, nocii
V zu U, obwohl alle diese Formen in der Consequenz de?
kdnnte, findet sich im Latein in keiner Spur. Noch weniger naturlicb
ein bootisches fl oder ^.
^^) Trotz alles desseD, was bisher uber den Zeitponkt dea Wcditt^N
von ^ uud L, der Hauptsache nach auch gewiss richtig, ermiUelt odJ
erortert worden ist, wird ubrigens gerade diese Frage einer nochmmlig«".
Revision bediirfen, um nameutlich uuter sorgfaltiger Verwerthnng all»r
nuraiBmatischen Momeute zum endgiiltigen AbachlnM sn kommen: w^l-^
indesa hier viel zu weit fuhren wdrde.
ZOB OBSCmCIITE DES LATEINISCHEN ALPHABETS. 717
m
Princips gelegen hatten; man ist eben hier sogleich zur
dritten Stufe^ der der Rundimg^ iibergesprungeny wenn man
nicht auf der ersten im wesentlichen verharrte. Doch zeigt
sich eine Mittelstufe zwischen < und C in der wenigstens
theilweise verticalen Gestaltung C; die in sichem Beispielen
vorliegt. Zahlreicher sind diejenigen, noch durch das ganze
7te Jahrhundert zerstreuten, die uns den gleichen Yerande-
rungstrieb am V aufweisen^ wenn man dessen zweiten Strich
zu einem verticalen machte: N^ obgleich sich diese Neuerung
gegen das alte V nicht durchsetzte.^) Ein noch viel weniger
durchgedrungener Yersuch war es^ wenn man K oder |C zu ^:
umbildete^ wie der Buchstab auf den G^abgefassen von San
Cesario (Taf. XIII, 32. XV, 5) erscheint. Wenn ich daneben
in diese Reihe das normale K gesetzt habe, welches Qbrigens
in guten Zeiten das Uebergewicht Qber K nicht erhalten
hat, BO will ich damit nur auf den mit dem Grundprincip
der zweiten Reihe Hand in Hand gehenden Nebenzug hin-
gewiesen haben, vermoge dessen eine unleugbare Hinneigung
zum quadratischen Yerhaltniss bemerkbar wird. Ich sage
ausdrClcklich ^Verhaltniss'; und meine damit nicht die dem
Auge in wirklich ausgefQhrter Figur unmittelbar entgegen-
tretende Gestalt, sondem die Umrisse, wie sie sich zu einem
mittelbaren Bilde gestalten, wenn man sich alle Endpunkte
der Buchstabenform durch gerade Linien verbunden denkt.
Wie sehr diesen geometrischen Charakter die schonste und
edelste Schriffc vom SuIIanischen bis zum Augusteischen Zeit-
alter und noch dartlber hinaus an den Tag treten lasst, muss
jedem einleuchten, der einigen Sinn fUr geometrische For- ss
menanschauung hat; und diess nicht nur innerhalb der zweiten
Reihe unserer Tabelle, sondem ebenso auch in der dritten,
bei der gerundeten Gestalt von BCDOS u. s. w.; ja selbst
daran^ dass die Buchstaben E and F mit Vorliebe den Mittel-
strich zu gleicher Lange mit dem obem und untem aus-
dehnen: E und F.
Am allerdeutlichsten gibt sich aber der Uebergang von
'*) Bemerkenswerth ist bierbei, dass das balbverticale ^, bo viel
ich weisB, ebcn nur als BucbBtab, niemals als Zahlzeichen vorkGmmt.
718 ZUR GESCHICHTE DES LATEINISCHEN ALPHABETS.
der ersten zur zweiten Stufe zu erkennen in der Umbildang
des A oder A zuniichst zu A, worin sich die verticale Linie
geltend machte, wahrend — mit liberwiegender Wahrschein-
lichkeit von der Grundform A A aus, s. o. — weiterhin die
horizontale Linie in der Figur A zur allgemeinen Henr-
schaft gelangte. Diese dauernde Herrschaft theilten mit ihr
EFHLNT filr alle Folgezeit: wogegen P der Rundimg
weichen musste. Erst in spaten Zeiten erzeugte eine Naoh-
wirkung des alt^n Triebes auch ein M fiir M oder vielmehr
M: woriiber ausfQhrlicher gesprochen worden im Rhein. Mus.
XIV p. 284 f . [oben p. 335 flF.] ; nur im Mimzgebiete gibt es
auch aus alterer Zeit*theils annahemde, theils auch wohl ein
und das andere Mal ganz adaquate Beispiele des M, meist
wohl aus nachlassiger Zeichnung hervorgegangen^ kaum jemab
als bewusste oder gewoUte Form.'**)
^^) Es ist zu bedauern, dass gerade in dieser Beaehung der eiste
Band des Corpus Inscr. lat. in den von p. 128 bis 144 Teneichneteii
Munzaufschriffcen einen so unzureichenden, ja fur den Nichtkenner ge-
radezu irrefuhrenden Anhalt darbietet. Indem daselbst Qberhaapt nnr
die zwei Buchstabenfiguren M und M angewendet sind, mnss dnrch*
die Art ihrer Anwendung die VorBtellung erweckt werden, ak sei aof
den Miinzen der Kepublik die Form mit verticalen Purallelscheiikelii
und verktirzten MittelBtrichen die ohne allen Vergleich h&ofigere,
die andere nur in einer verschwindend geringen Zahl von Beispiekn
iiberhaupt vorhanden; allein in dem Namen Roma erscheint die erslere
uber zweihundertmal , die zweite noch nicht zwanzigmal. Es Bcheict
bei dieser Bezeichnungsweise die Absicht geleitet zu haben, bloas in
den Fallen, in denen die Divergenz der Schenkel im Extrem der aller-
ausgepragtesten Form auftritt, M iiberhaupt zu gebrauchen, in allen
ubrigen M. Das geradezu umgekehrte Verfahren, M nur in den aller-
unzweifelhaftesten F3,llen reiner Parallellinien znznlasaen, w&de ein
viel richtigeres Bild des wirklichen ThatbestandeB gegeben habem
wenn einmal kein besonderes Zeichen fur die zahliosen MittelstuftA
zwischen M und M in Gebrauch genommen werden ilbllte; denn sahllo«
siud ja der Natur der Sache nach die Grade der Divergenz, eine ein-
zige nur die wirkliche Parallclfigur. Kein Wunder also — znmal oft
genug schon die Raumeuge der Miinzflache den Gebrauch der schmalerB
Figur begiinstigen mochte — wenn in einer ganzen Reihe leiser Ab>
stufungen ein und das andere Mal die Schenkellinien so nahe an Ps>
rallelen herantreten, dass nur ein Minimnm von Differenz bleibt: aber
dieses Minimum wird man fast immer finden, so dass aach in dea
weuigen Fallen, wo man es wirklich vermisst, doch an eine mit Btv
ZUB QESCHICHTE DES LATEINISCHEN ALPHABETS. 719
Nur ihrem geometrisclien Cliarakter nach sind in die »
zweite Reihe anhangsweise auch die Figuren II I' gestellt
worden^ Qber deren Herkunft oder Entstehung ich eine nahere
Aufklarung zu geben eben so wenig im Stande bin wie An-
dere vor mir. Ueber ihre factische Anwendung ist Einiges
zusammengestellt im Rhein. Mus. XIY p. 302 [oben p. 359] f.
Die dritte Reihe zeigt endgCQtige Gestaltungen auf
fQr B C D O P CLR S: zum grossten Theil also fUr solche,
welche auf zweiter Stufe fiberhaupt gar keine Stelle ein-
genommen hatten. Yon ihnen ist P derjenige Buchstab,
der in einer fast unzahlbaren Menge Yon Uebergangen und
Mittelstufen den Fortschritt Yom Rechtwinkligen zum Ge-
rundeten augenfallig macht: wofdr die Citate des Index
p. 113; wenn man sich die Miihe des Aufsuchens nicht Yer-
driessen lassen will^ das reichhaltigste Material zu Gebote
stellen.- Ob die Schlinge eine offene oder nach spater ein-
geschlichener Incorrectheit eine geschlossene ist^^j^ liegt
ausserhalb des hiesigen Gesichtskreises. — Beim Q combinirt 87
wuaatBein gewollte Parallelfignr schwer zn glanben ist Aber es sind
nicht nor solche, sondern in groaser Zahl auch sehr ansgesprochene,
unzweideutige Beispiele des AA oder doch M,- die im C. I. L. Bd. I con-
seqnent mit fabchem M wiedergegeben sind, obwohl selbst die in den
Buchstabenformen nichta weniger als genanen Abbildungen in Riccio^s
'Monete delle aotiche famiglie di Roma' (Neapel 1843) grosse^theilB
das Bichtige boten, geschweige denn die weit trenem und sanberem
Stiche in Cohen^s 'Description g^n^rale des monnaies de la r^publique
romaine' (Paris 1857), oder die anf den galvanoplastisohen ffafeln in
desselben Riccio 'Catalogo di aniiche medaglie consolari e di famiglie
romane' (Neapel 1865) enthaltenen FacsimileB. — Unter allen in P. L.
M. E. Tafel Y. YI. VII nnd Enarr. p. 9 f. facsimilirten Stflcken erscheint
eine mit M ziemlich snsammenfallende Form nnr etwa p. 10 n nnd o:
aber diese sind nach Barth wiederholt, nicht nach Criginalen ge-
seichnet. Wo letzteres der Fall, tritt nns entschiedenes M entgegen,
namentlicb p. 9 nnter 11 5 nnd 16 c^ wo dennoch bei Mommsen n.
214. 221 die Figur M steht. Wenige Stunden, vor einer reichem Munz<
sammlnng zugebracht nnd anf die endgCLltige Feststellung dieset Pnnktes
yerwendet, wflrden die Sache nnstreitig in dem hier betonten Sinne
zum AbflchlaBS bringen.
^ 8. darflber anBser der Enarratio nnd dem Index das Bchon im
Rhein. Mas. XIY p. 290 [oben p. 345] ff. (vgl. 305 [363] Anm. **)) Bei-
gebrachte.
720 ZUR GESCHICHTE DES LATEINISCHEN ALPHABETS.
sich gewissermassen die dritte mit der zweiten Stufe, indem
der an die Kreislinie angesetzte Unterscheidungsstridi —
ganz ahnlich wie bei A und A — zuerst vertical auftritt
uijd die noch ein paarmal erhaltene Figur Q bildet (gaiii
unzweideutig auf dem berliner Spiegel Tafel I F und der
bologneser Bronze Enarr. p. 97 N), dann aber der horizoQ-
talen Linie weicht und die Normalform der besten Zeit Q
erzeugt; die erst vermoge der jiingem Liebhaberei fur zierliche
Ausschmiickung das geschwungene Schwanzchen OL annahnL
Bei blossen Ansatzen und Versuchen, die keinen Bestand
hatten, ist es bei mehrem andern Buchstaben geblieben.
Zunachst bei m statt A: bekannt von der Ficoronischen
Cista (Tafel I A), wiederkehrend auf einer neuerdings ans
Licht gezogenen praenestiner Cista (Enarr. p. 98 P 13 und
annahemd 16), einigermassen analog auch auf einem Schlen-
derblei (Tafel IX, 35). Nur auf einer Munze von Larinom
(VII, 49) erscheint 6: womit allenfalls vergleichbar die Figur
auf der erwahnten praenestiner Cista (p. 98 P 21). Nur aus
den Libralmiinzen von Hatria (Tafel VI T) leraen wir theiL
das D-C mit geschwungenen Seitenstrichen^ wie es ausserdem
bloss noch in der messapischen Schrift vorkommt, theila das
doppelt geschlangelte Semissis-Zeichen 8 kennen: wahrend die
einfache Schlangenlinie S oder 2 (S und ^ neben einander
schon im aes grave der Vestiner, Tafel YI o p q) sich in
vielfacher Anwendung wiederholt, ehe sie durch die normale
Figur des quadratahnlich gestalteten S fiir immer verdringt
wurde. *— In BetrefiF des U wusste man bisher wohl voc
einem mehr oder weniger spitzen Winkel zu sagen (woruber
z. B. ich selbst sprach im Rhein. Museum IX p. 1 [obea
p. 213Jf. Anm., mit neuen Belegen in der Enarratio p. 41
und 45 [oben p. 94]): eine entschieden gerundete Form {,
ist erst kiirzlich zum erstenmal an den Tag getreten in der
schon oben p. 11 [703J erwahnten Inschrift der via Ostiensis
fiir die sie mir brieflich von Henzen auf das ausdrucklichste
bestatigt wird. Dass das sporadische f^ der Curaivschrift zm
h wurde, liegt in derselben Analogie. — Eaum als eine
selbstandige Bildung wird sich das Taf. LXXXTX B sichtbarv
fc geltend machen lassen, da dieses in einer dem Jahre 713
ZUR GESCIIICHTE DES LATEINISCHEN ALPHABETS. 721
angehorigen Inschrift wohl nur der damals sehon eingerissenen
Neigung zu geschwungenen Linien seinen Ursprung verdankt.
Mit noch grosserer Zuversicht sind eben dahin die ihren End-
strich oben nach innen rundenden Yarianten des A/V zu ziehen^
die uns die entschieden jQngern Inschriften Taf. LXXXIX A
und XCVI A Yor Augen stellen; dahingegen die nach auswarts
gerichtete Biegung AAT auf einem so alten Stein; wie der pisau- 28
rische Taf. XLIH A ist, auf schon in sehr frQher Zeit wirk-
samen Rundungstrieb deutet. — Endlich sind in diese dritte
Reihe noch zwei Buchstabenformen aufgenommen, die das
eigentliche Alterthum bekanntlich noch gar nicht kennt, son-
dern zu denen man erst in den Jahrhunderten des beginnenden
Mittelalters fortschritt, aber doch nur vermoge des noch
lange nachwirkenden Triebes fortschritt, der frQher so viele
derselben Analogie folgeude Bildungen schuf: das aus M (nicht
AA) entwickelte mn) , und das aus V hervorgegangene LL U,
dessen handschriftliches Vorkommen allerdings schon in
die Zeit der herculanischen Papjrus hinaufreicht.
Der ursprQnglich die siebente Stelle des lateiuischen
Alphabets einnehmende Sibilant erscheint auf dem einzigen
Denkmal, auf dem er uns liberhaupt erhalten ist, der alten
MOnze von Cosa Taf. VII, 40 a und 6'^), in derselben Gestalt
Z, in der er nach seinem dortigen Absterben Jahrhunderte
spater wieder aus dem Griechischen {^r griechische Worter
zurQckgefQhrt uud nunmehr an das Ende des Alphabets ge-
stellt wurde. — Das schon Jahrzehnte frClher eingefUhrte,
wenigstens auftretende griechische Y hat in Rom dieselbe
Wandelung T erfahren, der in dem ganzen Uebergange aus
unserer ersten Reihe in die dritte vorliegt. VoIIstandiger
als die republicanischen Inschriften (Taf. LXXVI A) konnen
das nur die der Eaiserzeit zeigen.
^^) Es ist ein reiner Irrthum, wenn ilin'MoinmBen C. I. L. I n. 14
p. 6 in dieser Form ^ gegeben hat. Abgesehen von Eckhers ricbtiger
Abbildang Iftsst das in P. L. M. E. facsimilirte Original des britischen
Mnsenms gar keinen Zweifel an Z. W&re MommBen's Zeichnnng richtig,
Bo fehlte flberhaupt jede N5thigung, also anch Berechtignng, darin
einen ReBt des urlateinischen z zn sehen, und h&tte man vielmehr den
BuchBtaben einfach fflr alte Form doB 8 sn nehmen.
7X. BITtOHSIiXX OPVlOYIiA. lY. 46
722 ZUR GESCniCIITE DES LATEINTSCHEN ALPHABET8.
Einer gesonderten Besprechung habe ich die Zahl-
zeichen vorbehalten, von denen indess hier nur die aus x
und qp entstandenen fiir 50 und fiir 1000 in Betracht kommen.
Daran, dass sich die drei vom griechischen x ausgegangen»*n
Piguren ^ J_ vL in dieser und keiner andem Ordnung ge-
folgt seien, wird^ vom Standpunkte der bisherigen Entwickt-
lung aus, niemand leicht zweifeln. Als positiv alteste Form
tritt uns ja auch in der That das spitzwinklige ^ entgegen
auf der romischen Goldmiinze des 6ten Jahrhunderts, weklif
29 Enarr. p. 9, 11 & facsimilirt ist (richtiger als Tafel Yl, 11
nach Grasse's abscheulichem Vorbild): wovon es nur gleieh-
sam ein Nachhall ist, wenn dieselbe Figur noch einmal aut-
taucht auf Denaren aus der zweiten Halfte des 7ten Jalir-
hunderts C. I. L. I n. 411. 450, desgleichen auf ein paar wohl
derselben Periode angehorigen Steinen n. 1273. 1341, obwohl
ich von diesen grosserer Sicherheit halber gem erst Abklatsch^
siihe. Was die beiden andern Formen betriflft, so muss aller-
dings zugegeben werden, dass auf den zufallig erhaheneu
Monumenten das -vb schon ein Jahrzehnt friiher begegnet al?
J_, dieses dagegen noch einige Jahrzehnte spater ersclieiut
als unser jiingstes Beispiel von J/.^) Indess braucht di»^s>
^^) Daa vL bietet uns schon die Gracchische Zeit auf den beiJ^n
Popillischen Meilensteinen vom J. 622 (Tafel LI B. LIV A) dar, wi»-
von nicht gar weit abstehen werden die zwei Inschriften von Aletricu
(LII 7?) und von Praeneste (LIII^), welche dieflelbe Figur geben. Akr
schon in dem Repetundengesetz (631—632) kCmmt neben freilich fehr
iiberwiegendem vb zweimal ± vor: wahrend das Ackergesetx von W.^
an der einen Stelle, an der es die Zahl Qberhaupt hat, vl» gibt. Eit
gleichmiissiges Vi^rhiiltniss zeigen uns um die Mitte des JahrhunJerTT
die capuanischen Inschriften : auf der einen von 646 (LXIII A) ui ^.
auf einer anderu von 648 (LXIII B) ist ± geschrieben. Das letzUr»
kehi-t im J. 683 wieder in der Inschrift 'e lege Viaellia' (LXXI A\
einmal auch noch in der Lex lulia von 709, ist aber auf den ronusol'?
Denaren schon um 670 h(;rum zur stehenden Norm geworden, wie au*
C. I. L. I p. 136 ff. zu ersehen. — Ein entscheidendes Zeugnisa fur J:-
Prioritiit dea ± wiirde der Meilenstein der via Aemilia vom J. {'»<**
(XLVIII A) darbieten, wenn man nur eine Burgschaft dafihr hatk.
dass nicht etwa aucli dort ursprunglich vb stand, ehe ein modens-T
Steinmetz jcue Partie des Steines iiberarbeitete und bloss I ubrig M^^i^'
vgl. Hhein. Muh. XIV p. 306 [ohen p. 363] Anm. Enarr. p. 4<>,
ZUB GBSCHICHTE DES LATEINI8CHEN ALPHABETS. 723
doch keine andere Bedeutung zu haben, als dass eben beide
Formen diese ganze Zeit (iber im Eampfe lagen^ bis sie beide
{iberwunden wurden durch das aus J. gekiirzte L, dess6n
ultestes Beispiel ich in der Inschrift von Tegianum Taf. XC G
finde^ die unstreitig in die letzten Zeiten der Bepublik fallt.
Dass die Miinzen der Republik noch gar kein L kennen,
bemerkte Mommsen Gesch. des rom. Mtinzwesens p. 468.
Aber auch von vl/ bieten sie kein Beispiel.
Eine analoge Bewandtniss hat es mit dem Zahlzeichen
fur 1000 und dessen weitern Zusammensetzungen d. h. Mul-
tiplicationen: 0 00; aufgelost und Buchstabenformen assi-
milirt C|D, dann CC|DD oder (([j) u. s. w. Auf den ersten
Blick sollte man ja wohl geneigt sein in diesen gerundeten so
Figuren die altesten Formen zu erkennen, da sie^ auch ab-
gesehen yom griechischen Yorbilde; im Latein selbst nicht
nur die verbreitetst^n sind^ sondem ein (nur zufallig etwas
verstummelt^s) 0 schon in der amiteminischen Inschrift
• Taf. LXII B erscheint, die aus mehr als eifiem Grunde nicht
wohl jiinger sein kann als die ersten Jahrzehnte des 7ten
Jahrhunderts.'^) Dagegen tritt uns nun aber in der Inschrift
des J. 683 ('e lege Visellia') auf Tafel LXXI A, und zwar
merkwiirdiger Weise neben einfachem 0, iiberraschend genug
die spitzwinklige Figur J^ entgegen.*^) SoUen wir diese
^^ Alle fibrigen Beispiele der geriindeten Fignr gind sp&ter als
683: Tafel LXVI C 17 in der restituirten Lex Puteolana; Tafel XCG
(zugleicb mit L); Tafel XXXIII und XXXIV in ifler Lex lulia von 709;
Tafel LXXXIX B von 718; Tafel XCIV ^ und JP; um von der Co-
lumna rostrata gar nicht zu reden. — Beil5.ufig sei hier bemerkt, dass
das ^lteste Beispiel des zn der reinen BucbBtabenform M gewordenen
Tausendzeicbens sicb in der Lex lulia Tafel XXXIII 67 findet: einer
Inscbrift, in der dieselbe Ziffer ausserdem ein paarmal (s. den Index
p. 113) in 80 seltsam verkrQppelter Zeicbnung erscbeint, dass man sie
als wahre Misformen bezeicbnen muss.
*°) Im Druck des C. L L: I erscheint sie zwar noch einmal in der
suessaniscben Inscbrift n. 1199 ; aber ein Blick auf dos Facsimile Tafel
XCfV A lebrt, dass daselbst nicbts anderes als ((|)) stebt. — Auf-
fallender noch ist das Verseben, vermdge dessen n. 1029, desgleicben
in MommBen'8 eigenem Texte p. 172, eineForm X angewendet worden
ist, die 68 nie gegeben bat. Sie w&re aucb ganz irrationell, da sie
nur au8 ^ bervorgegangen, also nur eine Vermebrung der Zabl 50
46*
724 ZUR OESCHICHTE DES LATEINISCHEN ALPHABETS.
aus jener herleiten und mit diesem einzigen Beispiele unserer
ganzen, auf Beobachtung des Thatsachliehen begrundeten
Theorie ins Gesicht schlagen? oder wird es erlaubt sein.
darin eine spate Reminiscenz eines urspriinglichen, una ncr
in friihern Monumenten nicht erhaltenen /K zu sehen, aus
dem sich die zur Herrschaft gelangte gerundete Fignr erst
31 entwickelt hat? In griechischen Alphabeten, die fast ohne
Ausuahme alle sclion ® fur qp haben, finden wir allerdings
kaum irgend einen Anhalt als etwa den ziemlich entfemten
der bootischen Form ^ Aber denkbar waren allerdingj^
als Urformen fOr x ^^^ 9 ^^^ beiden correspondirenden
Figuren ^ und A, deren zweite dann ebenso in A nnd «h
libergelien konnte, wie ^ wirklich in ^ und vl/ ubergegangen
ist. — ludess damit bewegen wir uns allerdings im Gebietf
der Hypothese. Wer einer solchen abgeneigt ist, wurde sich,
zumal wir ja in den vorhandenen Denkmalem auch das X
friilier als J_ fanden, entschliessen miissen, die veranderte
Gestaltung der Zahlzeichen von aller Analogie der Buch-
stabenveranderung giinzlich loszutrennen und fiir beide ge-
radezu das entgegengesetzte Verfahren gelten zu lassen. Einen
innern Erklarungsgrund fiir solchen Gegensatz gestehe ich
freilich nicht abzusehen, da es keinesweges als ein naturlicher
Hergang ersclieineii kann, dass etwa erst spater, als aus
dem griechischen Mutteralphabet die nothwendigen Lautzeichen
sclion aufgenommen worden seien, sich das Beduriiiiss, Zahl-
begriflfe in Sclirift auszudriicken, fiihlbar gemacht hatte:
welche beiden Operationen doch vielmehr als gleichzeitig und
gleich urspriinglich zu denken sein werden.
sein kGnnte; aus dem Tausendzeichen U) fl) rh konnte nur f)%, aWr
nicht vX» werdon , wenn nicht alle ConBcqnenz aufgegeben werden sollt^-
In der Inschrift u. 1020 eteht bei Marini Ar?. p. 38, der sie (Ibrigens nur
au8 Scheden gab, niclits anderes als ((|)). Auch auf die WiedergaW
der Hunderttausende der Coiumna rostrata p. 38 hat jene supponirt^
Gestalt einen Einfluss gehabt, welcher der Treue Abbruch thut. —
Ueber die oben im Text betonte Inschrift 'e lege Visellia* Tgl. ubrigens
die 'Observationes epigraphicae' (Bonn u. Berlin 1860) [oben p. 427 ffl.
deren Beweisfuhningen gegen Mommsen^s Einwande (C. I. L, I p. 171f.)
zu rechtfertigen einem andern Orte vorbehalten bleiben muas.
ZUB bESCHICUTE DES LATEINISCHEN ALPHABETS. 725
Mit den vorstehenden Bemerkungen glaube ich zwar die
Hauptgesichtspunkte, die ftir die altere lateinische Buch-
stabengeschichte in Betracht kommen^ berQhrt zu haben,
verkenne aber keinesweges, dass Doch manche kleinere oder
auch grossere LQcke auszuftillen; noch manche nicht unnQtz-
liche Beobachtung zu machen und auszufahren bleibt. Der-
gleichen Erganzungen mochte ich aber^ angesichts so man-
cher andem Aufgabe^ die noch ihrer Losung harrt^ lieber
jiingem Kraften^ die etwa sich in dieses Gebiet zu yersenken
Neigung fuhlen mdgeu; Uberlassen; indem ich meinestheils
zufrieden bin einer vor bereits sechs Jahren gegebenen Zu-
sage^^) hiermit wenigstens in Grundztlgen gerecht geworden
zu sein.
^') In dec VorbemerkuDgen zu dem Index palaeographicns p. 111,
die icb Grflnde habe hier zum Schluss wOrtlich zu wiederholen: 'Indice
hoc palaeographico sua sponte intellegitnr incredibilem varietatem fio-
gendanun litterarum, qnae magnam partem vel casni vel alicui in-
diligentiae ant festinationi vel ipsi manuum diversitati debetur, tantum
Bnmmatim proponi potuisse^ nisi novam eamqne ferme perpetuam
lithographi industriam adsciscere vellemns. Ynde non mirabere suapte 92
uatura anibiguas figuras plnrimas, qnibns imitandis discemendisque
impar esset ars typographica, pro re nata alicui generi certo tribntas,
ad cnius illae similitndinem proxime accedere viderentur. Qnae am-
biguitas atqne inconstantia cum in titulis Pompeianis tab. 16. 17 tanta
sit ut prope expers legis evadat, hos quidem satius dnxi maxima ex
parte prorsns praetermittere. Nec multum ab horum licentia vel tab.
13. 15 vel 36 A distant: qnare ne in his qnidem exhanriendis nimis
desudavi. Praeterea consentaneum fuit magno cum dilectu monumen-
torum legalium mdiorem scripturam respici: cni quoniam molestius
conflictandum est cum daritie aeris, fit nt medium quendam locum
hoc genus obtineat inter lapidum scripturam caelo inscnlptam atque
stilo incisoa titulos. A qnibos tribus generibns, cnm hanc materiam
omnem dedita opera olim pertractabimns, qnartnm distinguendnm erit,
quod litteratura nummoram propria continetur.' — Das hier berfihrte
Yerhaitniss der drei verschiedenen , durch das Material bedingten
Schriftarten wird man oben p. 3 [694] ff. etwas anders nnd, wie ich
glanbe, richtiger gefasst und ausgedrackt finden. — In Betreff der
zahlreichen Inschrifttypen, welche fOr die vorstehenden Bl&tter neu
geschnitten werden mussten, wird man billige Nachsicht tiben, wenn
im einzelnen nicht alles nach Wunsch ausgefallen ist.
726 ZUR GESCHICHTE DES LATEINI8CHEN ALPHABETS.
Naclischrift.
132 Was oben p. 25 [718] f. tiber das in dem C I. L. Bd. 1
niclit glucklich verwendete M in Beziehung auf die Munzen
bemerkt wurde, gilt ubrigens von der Wiedergabe fast aller
arcliaischen Inschriften uberhaupt, durch das ganze Werl
hindurch. Warum z. B. p. 23 f. zwar POCOUOM, dagegeu
bei der Ficoronischen Cista, den Spiegeln p. 25 f. u. s. w.
ROMAI (richtiger wenigstens ROMAIj, MACOUNIA, AMV-
CES u. s. w. gedruckt ist, und so in unzahligen Beispielen
weiter, bleibt durchaus unverstandlich. Auch fur die grossen-
theils gewahlte kleinere Schriftgattung, die keine eigentlicL
archaisclien Insclirifttypen gibt (uber deren Zweckmiissigkeit
133 sicli auch sehr streiten lasst), ist der fast ausschliessliclie
Gebrauch des M um so auffallender, da eine zwischen dieser
Gestalt und M die Mitte haltende Figur in der Officin wirk-
lich vorhandeu war, wie z. B. p. 26 OINOMAVOS nebin
MELERPANTA, p. 27 M FOVRIO neben MIUTARE
und MAVRTE u. s. w. zeigen. — Ganz ebenso verhalt es
sich auch mit dem geschlossenen P, wahrend ein sehr gut
geschnittenes P nur so vereinzelt wie z. B. n. 551 erscheint
— Uebrigens gehen diese, wohl nur dem ersten Anschein
nacli kleinliclien Bemerkungen lediglich aus dem ehrbchen
Wunsclie hervor, dass die dem Vemehmen nach bevor-
stehende zweite Ausgabe*) des C. I. L. Bd. I gerade iu
solcher palilographischer Beziehung die erst« Ausgabe an
typographisclier Accuratesse noch ubertreffen moge.
*) [Mit Beziehung hicrauf crklarte Mommsen in demselben Jahr-
gang des Rhein. Museums p. 306, ^dass diese Angabe aof einem Irr-
thum beruht und an eine solche zweite Ausgabe weder zur Zeit ge-
dacht wird uoch auf lange hinaus gedacht werden kann.' C. W.J
XXIII.
EpigrapMscli-graininatische MisceUen.
1. Altlateinische Bronze von Bologna.*)
Im 6ten Heft seiues verdienstlichen Glossarium Itali- 605
cum**) p. 802 publicirte Ariodante Fabretti 1860 die eine
Seite eines auf beiden Seiten beschriebenen^ mit Recht von ihm
als ^lamella aenea venerandae vetustatis' bezeichneten Bronze-
tafelchens von Bologna, worauf der Name UOVCINAI er-
schien.***) Auf meine Bitte suchte und fand Herr Detlef
Detlefsen das Tafelchen im Museum der Universitat zu Bo-
logna und theilte mir einen Stanniolabdruck beider Seiten
mit. Einen gleichen von der noch nicht publicirten Seite
verdankte ich bald darauf der zuvorkommenden Gefalligkeit
des' Herm Fabretti selbst. Danach ist das umstehend ge-
setzte Facsimile gemacht [wiederholt in der Enarratio der
P. L. M. E. p. 97].
Ueber die Herkunft der Bronze meldete Detlefsen laut
Angabe des Bibliothekars Frati^ sie sei an das Museum von
dem Professor der griechischen Sprache zu Bologna^ Pel-
*) [Rhein. Musenm f. Philol. Bd. XVII (1862) p. 605—609.] -
**) 'Glossarium Italicum in quo omnia vocabnla continentur ex
Umbricis Sabinis Oscis Yolscis Etruscis caeterisque monumentis quae
supersunt collecta et cum interpretationibus variorum explicantur cura
et studio Ariodantis Fabretti. Aug. Taurinorum ex ofQcina regia.'
185a ff. gr. 4. Gegenw9.rtig gediehen bis zum Worte OSCILLVM auf
col. 1296, nach der fClr s&mmtliche Sprachen adoptirten gemeinsamen
alphabetischen Folge. Was der Titel nicht ausdriicklich sagt, ist dass
X)lanm&Bsig auch die ganze archaische Latinita>t mit aufgenommen ist.
0 IVgl. C. L L. I n. 812. 813; VI, 1 n. 357. C. W.]
728
EriGRAPHISCU-GBAUHATISCHE
licioui, abgelasaen worden, der sie voa eiDem romischen
Kunsthundler erworben; briefliche Mittbeilung Fabretti's be-
zcichnete sie, ich weias nicht aus welcher Quelle, ab 'in
der Umgegend von ttom gefunden'. — Aua einer urspriinj;-
lich grJissem, vielleicbt grossen Metallplatte, die nur auf
einer Seite mit der Scbrift sub A bescbrieben war, ward
spilter, wie ersicbtlicb, der jetzige scbmale Streif heraus-
geschnitten uud auf der leeren Riickseite mit der Inschrift
sub B beschrieben. Die Schrift von A ist flacher, aber achar-
>u fer und sorgfultiger eingegraben, die auf B tiefer, roher und
plumper.
^^^^Bi
Die Rehte von A lat^en leider kein einziges vollee Wort
crkennen, so diss die geauaserte Vermuthung, wir hattcn
hier ein Bruclistuck einer Gesetzesurkunde Tor una, bilhj:
diibingeatcllt bleibt. Die andere Seite des zur Linken ab-
gebroclicnen Tilfelchens las und ei^anzte Fabretti so:
imonE ■ UOVCINAI
armul cASTVD ■ PA<ITVD
d. Ii. a(/no cash facito, mit Berufung auf daa Gesetz dcs
Numa bei Festus nach Paulus p. 222 und bei Gellius IV, ;>:
l>elcx amm lumnis nc tangito: si tavffet, lunoni crinibiis
MISCELLEN. 729
demis^is agnum feminam caedito (wo Damlich die nur aus
Paulus p. 20 geschopfte Form amum durch reine Editoren-
willkQr eingeschwarzt ist). ludessen ware doch schwer er-
sichUich; wie mit dem Inhalt dieses Gesetzes die also er-
ganzte Inschrift sich decken, oder damit nui* iiberhaupt in
einer hinlanglich verstandlichen Uebereinstimmung stehen
sollte. Offenbar haben wir es vielmehr mit einer einfachen
VotiVinschrift zu thuU; von der die erste Zeile, wie Fabretti
ganz richtig sah; eben nichts als den-Namen der Gottheit
enthielt, IVNONE • tOVCINAI, so dass also in der zweiten
vom nicht viel mehr abgebrochen sein kann als gleicher-
massen 5 Buchstaben und allenfalls ein paar mehr^ wenn
die Zeile etwa auch hier, wie hinten, iiber die erste hinaus
verlangert war. Was soH uns aber in einer Weihinsclirift
ein Imperativ facito? Oder, wenn es denn doch keine Weih- 607
inschrift gewesen ware, zu welcherlei andem Inschrift vou
dieser Eiirze lasst sich tiberhaupt ein solcher Imperativ, der
gar kein Subject bei sich hatte, ftiglich denken? Weil ich
auf diese Fragen keine Antwort weiss^ finde ich auch mit
der naheliegenden Erganzung /ASTVD oder nef ASTYD uichts
gewonneU; auf welche laut spaterer Mittheilung Fabretti's
p. 1072 Andere verfielen, unter ihnen Mommsen, von dem
diese Restitution beigebracht wird: [Iunon]ci Loucinai \
[die nef]astud facitud. An wen soll denn eine solche
Aufforderung gerichtet sein? und von wem? und zu welchem
Zweck?- Denn gar eine wirkliche Gesetzesvorschriffc wird
man sich doch weder in solcher Fassung noch auf einem 5
bis 6 ZoU breiten und einen Zoll hohen Metallstreifchen
erlassen vorstellen.
Es ist richtig, das schliessende d kann nur entweder
Imperativ oder — Ablativ sein: aber soUte dem letztern
jeder Weg versperrt sein? Wie denn, wenn wir lasen*):
iunmE ' I.OVCINAI
sacrotn • cASTVD • FA<ITVD
(oder auch sacro), und verstanden lunoni Lucinae sacrum
castu (oder casto) factof Wenn wir bisher nur von einem
♦) [So Bchlug Bitschl auch P. L. M. E. Enarr. p. 97 vor. C. W.]
730 EPIGRAPniSCn-GRAMMATISCHE
castus (oder castuni) Ccreris und einem c. Magnae matrls
lasen, wofiir die Belege in den Lexicis und bei Preller rom.
Myth. p. 438. 736 zu finden: warum soUten wir niclit hinza-
lemen diirfen, dass auch die luno Lucina mit einem solchen
bestimmten Fasten- und Enthaltsamkeits-Cultus verehrt wor-
den sei? — Was das n fiir o in facitud betrifft, so bedarf
das zwar einer recht umsichtigen Besprechung, um in seiner
Ursache, beziehungsweise Berechtigung begriffen zu werden:
aber jedenfalls nicht' mehr fiir die Declination des Partici-
piums als fiir die Conjugation des Imperativs, so dass von
dieser Seite die beiden verschiedenen Auffassungen sich ganz
gleich stehen.
Aber allerdings dass facitom gesagt worden fur fav-
tom, das ist ein Neues was wir erst aus dieser Inschrift ru
lernen hiitten, jedoch auch lemen diirfen, sobald es sich
nur in eine giiltige Analogie einreiht: ungefahr wie wir ja
auch einmal zuerst aus Einer Inschrift lernten, dass einsi
8AETVRN0S gesagt ward statt Satiirmis und so manehes
andere mehr. Ich will mich gar nicht erst berufen auf Zer-
dehnungen in weiterm Kreise wie, um nur an einiges Prii-
gnantere zu erinnern, das horitatur des Ennius, oder die
inschriftlichen Formen INFERA CALECANDAM INTERET
TEREBONIO OPITVMA (dergleichen de tit. Aletr. p. IX
|oben p. 172] ff. besprochen wurde), oder das erst jiingst
von einer Praenestinischen Ciste (Mon. d. Inst arch.VI Taf.55
[C. I. L. I n. 1500, P. L. M. E. Enarr. p. 98 0]) bekannt ge-
wordene
vf^rrrv^
608 was doch wohl nichts anderes sein wird als VERITVS =
VirtKS*), gebildet gerade wie serv-i-tus (wahrend vir-iu^
gleichsteht mit ifden-tus). Vielmehr ist es die Bildnng des
Participiums (bez. Supinums) selbst, welche die ausreichend-
sten Analogien bietet. Ausgegangen von der Anweudung
eincs Bindevocals, mittels dessen Stamm und Endung zu-
sammengefugt wurden**), hat die Sprache nach freiestem
*) Die an entsprechender Stelle gegenuborstehende Figur heisiit
VICTORIA.
**) Zielit jeraand die umgekehrte Auffassung vor, dass z. B. mUrr-
MISCELLEN. 731
Belieben bald die weichere Form mit Bindevocal bewahrt;
baldy wofem seitens der Sprechfahigkeit kein Hinderniss
entgegentrat; mit Ausstossung desselben (bez. Contraction)
die ktirzere Form vorgezogen^ in nicht wenigen Fallen auch
beide Bildimgen neben einander fortgefQhrt. Von voca-
lischen Stammen wurden solche Doppelformen behandelt de
iictilibus litteratis Lat. antiquiss. p. 9 f. [oben p. 273]: tuittis
(utus, arguiturus argutuSj dbnuitiirus adfiutum, luiturus lutum
dilutfis, ruiturus diruitus rutum dirutus, wozu sich eben nach
Anleitnng von 8AIITVRNI auch saittis satus gesellte. Eben-
so wenig fehlt es an gleichartigen Beispielen consonantischer
8tamme: alitus altus, tneritus MERTO, miseritus misertus,
morUurus mort(ii)us, oriturus ortns^ pariturus partus, positus
postus, pinsitus pi{n)stus, wovon in nichts wesentlichem ver-
schieden sind favitor fautus, cavitio cautum,. Aber wir be-
durfen gar nicht einmal der Doppelformen von demselben
Worte: das Bildungsgesetz allein gentigt in seiner Weite,
uni in jedem einzelnen Falle die eine wie die andere Form
als an sich gleich zulassig zu erkennen, die factische Wahl
rein in die Freiheit der Sprache gestellt zu finden. Keinerlei
Nothwendigkeit zwang zu molitum dotnitus genitus veritus
strepitum cubitum debitus und dem gegentiber zu cultus em-
(j))tus cantum sertus captus scriptus: hatte die Sprache ge-
wollt, so stand^ wie sie selbst lehrt; nicht das mindeste im
Wege, um ebensowohl moltum domptus gentus vertus streptum
mptum deptus zu bilden wie anderseits colitns e^nitus canitum
seritus capitus scribitus: und was sie in den Kinderjahren
ihrer Entwickelung gethan hat, das ist uns eben meist eine
unnahbare Nebelregion, in die nur einzelne Streiflichter fallen,
wie Z.B. das mehrgenannte SAIITVRNI oder unser FACI-
TVD, die wir uns um desto mehr miissen als Leuchte die-
nen lassen. Dass weder die Quantitat des Vocals der Stamm-
sylbe, noch die organische Natur ihres consonantischen Aus-
lautes den geringsten Einfluss auf die Entscheidung hatte,
tw aU das 'Einfachere' oder 'Raabere' <er sei als miser-i-tus, bo
bin ich zwar nicht dieser Meinung nnd glanbe dafilr gnte Gr{inde zu
^ben; aber fdr den hiesigen Zweck ist das voUkommen gleichgfiltig.
732 EPIGRAPHISCH-GRAMMATISCHE
zeigen die aufgefiihrten Beispiele^ die sich leicht yerrier-
^ fachen liessen. Und so macht denn auch nicht etwa der
Gaumlaut in facitns irgend einen Unterschied. Denn wenn
die Sjncopirung beliebt wurde in coctus doctus iackis secffis
dictiis ductus victiiSj desgleichen mit natiirlichem Uebergang
des ^ in c (soweit iiberhaupt fur alte Zeit von dieser Schei-
dung die Eede sein kann) in actus lectus redus tectus fractH^
pactus tactus luctus, so blieb man bei der vocalischen Bildung
stehen in licitus elicitus placitum tacitus nocitum, desgleicheu
in fugitum pigitumy obwohl doch einem lidus plactum fwdum
u. s. w., selbst fuctum, gewiss kein Sprachgesetz und keine
Sprechgewohnheit entgegenstand: wenn man auch etwa gegen
das eiuzelne tuctus = tacitus woUte die Verwechselungsfahig-
keit mit tactus von tango geltend machen, was ubngens, wie
viele Beispiele zeigen, auch noch kein durchschlagender Grund
wiire. Anderseits hatte man eben so gut wie bei licitns u. s, w.
auch bei iacitus cocitus regittis a^itus u. s. w. stehen bleiben
konnen.
Und so werden wir ja wohl bis auf weiteres auch imstr
Participium facitud der sparlichen Zahl neugewonnener Baa-
steine anreihen durfen, mit denen wir die unsichem Umrisse
eines verlorenen Zusammenhanges diirftig auszufiillen nicht
miide werden.
cio Zusatz.*) Wenn die zweite Zeile vorn nicht langt^r
war als die erste, so konnte sie lauten:
IVNONE . UOVCINAI
D.DCASTVD.FA<ITVD
d. i. donum datum, obwohl freilich im allgemeinen, je alter
die Inschrift, desto weniger rathlich die Annahme von Ab-
kiirzungen sein wird.
Nachtrag.**)
(AuB brieflicher Mittheiluiig.)
Mi ^Die Auffassung des c^lastud als Substantivum halte ich
fiir unzweifelhaft. Was das facitud als Imperativ betrifit.
so mochten doch vielleicht, im allgemeinen zu sprecLen.
*) [Rhein. Museuin f Philol. XVII (1862) p. 640.]
♦*) [Rhein. Museum f. Philol. XVIII (1863) p. 141 f.]
MISCELLEN. 733
ImperatiYformeln dieser Art in selbst nur kurzen Inschriften
nicht unstatthaft gewesen sein, da eine lex arae oder lex
saceUi auf eine kurze Hauptbestimmung beschrankt sein
konnte. Das angebliche Gesetz des Numa bei Gellius 4, 3^ 3
ist wahrscheinlich nichts andcres als die lex arae. So hatten
also die Anhanger des Imperativs auf unserer Inschriffc nach
Anleitung von Varro bei Nonius p. 197, 12 etwa erganzen
konnen: Graico c\astu faeito. Indess ist dieser Moglichkeit
die participialische Auffassung allerdings weit vorzuziehen.
Nur mochte sich fragen^ ob dann nothwendig ablatiyi abso-
luti in c^astu facto anerkannt werden mfissen^ oder ob sich i42
nicht geradezu das, was doch wohl auch nach Ihrer Mei-
nnng in ihnen liegen soU, so suppliren liesse:
[PROD . C]ASTVD . FACITVD
£s ware dann noch deutlicher gesagt^ dass die Weihgabe
ein Dankgeschenk an luno Lovcina fQr den bei Innehaltung
des Castus geleisteten Beistand sei. Ein solcher Dank ist
fiir das scrupulose Gewissen einer romischen Matrona nichts
weniger als unwahrscheinlich^ zumal die Caerimonien beim
Castus gewiss sehr manigfach waren. Der Castus selbst
braucht dann nicht einmal der Lovcina gegolten zu haben.'
[Das Letztere ware doch eine schier zu kGnstliche Annahme.]
16. Sept. [1862.] L.
(Desgleichen brieflich.)
*. . . . Warum aber mtissen die Worte nothwendig alt-
lateinisch sein? Konnten sie nicht oscisch mit lateinischer
Schrift sein? Die Declinationsformen der ersten Zeile stehen
nicht entgegen, und die der zweiten sehen oscisch genug
aus: vgl. aragetud = argento, preivatud u. a. Auch der
Bindevocal ist dem Oscischen nicht fremd. Femer ist der
Cult der luno Lucina auch ein campanischer. Die allgemeine
Notiz Uber den Fundort diirfte doch schwerlich entscheidend
s^in.' [Mehr als eine *allgemeine' Notiz ist es denn doch,
zmnal wenn Fabretti's Angabe genau ist.]
12. Oct. [1862.] S.
[Vgl. ausserdem was oben p. 519. 533 ff. 556 f. tiber diese
Bronze mitgetheilt ist. C. W.]
734 EPIGRAPHISCII-GRAliMATISCnE
2. Elogium L. Corneli Cn. f. Cn. n. Scipionis.*)
III In nobilissimis illis Scipionum elogiis sepulcralibus m
aliud tantis esse interpretandi dubitationibus obnoxium cod-
stat quam quod L. Comelio Cn. f. Cn. n. dicatum apud Orel-
lium legitur numero 555 signatum [in C. L L. I n. 34; VL
1 n. 1289; P. L. M. E. tab. XLIZ].**)
His igitur sic constitutis elogium integrum probabiliter
vinisi fallimur cum suppletum tiim interpunctum hoc habete:
Magna sapientia mul-tiisque uirtiites
Aetjite quom parua - p<5sidet hoc saxsum.
Quoioi uita defecit, - n6n honds, honore,
Is hic sitifs. quei niinquam - m'ctus est uirtiitei.
Annos gnatiis uiginti - is D(^it)eis(t- matijdaius:
Ne quairatis, honore - quei minus sit maud(a/ite\)
Versum tertium, perpensis quae prolata sunt omnibus, n-
probatis autem propter caussas certissimas plurimis, sic esse
expediendum intelleximus Lachmanno duce: *cui brevita^
vitae, non indolis honos, destituit honorem magistratuum/
Simili autem acumine, atque in honoris notione hoc loto,
infra luditur in nmndatus vocabulo: ^annos xx natus inferi?
est mandatus: nolite igitur quaerere cur minus sit hoDon
magistratuum mandatus': pro dativo enim hic est, qi:a<*
Riipra pro accusativo erat, HONORE forma. Tam aiitfm
certam et apertam in lapide MAND syllabam intuemini, ut
nou pluris esse intellegatis quod Lachmannus comminisie-
baiiir mactnSj quam quod nos olim nanctus, De ablativi
forma Hirtuti (eo enim spectat VIRTVTEI scriptura), it«^m
de posiclH et fjuairatis verborum mensura, non est cur dicati.r
pluribus. Productam in idta nominativo ultimam satis nuj»r
defendisse videmur Musei Rhenani t. XIY p. 405 [supra p.41i>j.
*) [Prooemiiim Indicis acholarum aestivamm BonDennniD i
CIJIOCCCLX.]
**) [Hiuc usque ad p. V Ritschelius exempLi ad restitnendam tit ■
Inm adhibita enarravit et diiudicavit, quae omnia iterata in Enarrati^s-
tabularum p. 'J2 et 34 sq. hic omisimus; reliquimus solam dispatitio-
nem de ipniH versibuvS in fine jirogrammatis ioBtitutam, quae quimTi-
ipsa 1. 8. 8. rejjotitii hoc quoque loco non sine fructu visa est legi pov*<
C. W.J
MISCELLEN. 735
3. Saturnische Grabschrift des Marcus Caecilius.*)
Die jiiiigsten Ausgrabungen anf der via Appia haben 288
eine mehrfach interessante Grabschrift an den Tag gebracht
[C. I. L. I n. 1006; P. L. M. E. Tafel LIX D], durch die unser
bisheriger Vorrath an Satumischen Versen um ein neues
Beispiel vermehrt wird. Und zwar wird dasselbe keinen
unwichtigen Beitrag liefern zu der endlichen Feststellung
der Lehre vom Satumischen Versmass, von der sich trotz
aller nenerdings darauf verwendeten Bemiihungen nicht sagen
lasst dass sie aufs reine gebracht ware. Indess diese Aus-
beutung des neuen Fundes bleibt einer andem Gelegenheit
vorbehalten; die Inschrift selbst^ in Deutschland noch nicht
publicirt, ist nach H. Brunn's brieflicher Mittheilung diese**):
HOC . EST . FACTVM • MONVMENTVM
MAARCO . CAICILIO
HOSPES . GRATVM • EST • QVOM • APVD
MEAS . RESTITISTEI • SEEDES
BENE . REM . GERAS • ET • VALEAS
DORMIAS . SINE • QVRA
Hoc est factilm monumentum - Maarco Caicilio.
UospeS; gratum est quom apiid meas - r^stitistei seedes.
Bene rem geras et ualeas: - dormias sine qiira.
[Ueber dieselbe Grabschrift heisst es in der Enarratio tab.
p. 61: ^versus Satumii sunt viae Appiae, editi ab Heuzeno
in ^Bullettino' Rom. a. 1851 p. 72 Brunnioque auctore a me
Musei Rhen. t. VIU p. 288. . . . Casui himirum tribuent^ qui
eaecutire in luce clarissima^ vel ut verius dicam^ desipere
quam sapere malunt^ quod ipsis lapidis versibus exaequatos
poetae versus intuemur prorsus ad eam normam factos cui
hoc genus esse astrictum docuimus. . . . Ceterum Husch-
kius non dubito quin tribus syllabis pronuntiaturus sit
*) [Rhein. Museum f. Philol. Bd. VIII (1853) p. 288 ]
**) Ein mir bo eben erst zngehendeB Schreiben H;enzen'8 fiigt
die Notiz hinzu: 'Die Bachetaben sind Yerh<nissm&ssig jung, etwa
AuguBteischer Zeit, also die Inschrift wohl eine reBtaurirte.' [Vielmehr
dem Zeitalter dea Accius s^gewiesen in Mon. epigr. tria p. 29 (oben
!>. 151). — Vgl. Rhein. Mua. XIV p. 288 (oben p. 342). C. W.]
736 EPIGR APIIISCn- GRAMM ATISCHE
Md-arcd: qui nuper etiam crebro co-ondemnes commento pror-
sus singulari commendarit in ^Tabulis Iguvinis' a se enana-
tis (Lipsiae a. 1859) p. 568.' C. W.]
4. Zur Sententia Minuciorum.
130 Lange genug imd iibergenug hat nun in den Leiicis
eiu lateinisches Verbum pecuascere figurirt, das noch immer
aus einem in das andere, wie sie heutige Fingerfertigkeit zc
Markte zu bringen pflegt, harmlos iibergeht. Es soU heissen
Mas Vieh weiden' und vorkommen auf der Genueser Bronze-
tafel, welche uns die unschatzbare ^Sententia Minuciorum
Ruforum de controversieis inter Genuateis et Veiturios' vom
Jahre 637**) erhalten hat. Da gaben nun freilich Lipsios,
Ursinus, Gruter (p. CCIV), aus denen die friihern Lexiko-
graphen schopften, vielmehr PECWASCERE; aber das hielt
inan vermuthlich fiir archaische Orthographie, unbekummeH
ob VV Ausdruck fiir ein kurzes u sein konne. Andem Ge-
wahrsmannern folgend liess erst Rudorff in seiner Sonder
bearbeitung der Tafel (Berlin 1842) PECVAS.CERE drucken,
zugleich jedoch mit Erwahnung der Variante PECVS- ASCEKE.
So namlich hatte schon im J. 1754 der Jesuit F. A. Zacche-
ria in sei^en ^Excursus litterarii per ItaUam' geschrieben.
dessen Autoritat Orelli bei seiner Wiederholung der Insehrift
(n. 3121) folgte, weil er trotzdem, dass Zaccheria nur aus
131 eiuer Florentiner Abschrift***) schopfen konnte, dieses Exera
*) [Hhein. Museum f. Philol. Bd. XII (1857) p. 130 f., erschieik^n
imtcr der Ueberschrift 'LexikalischeB.']
**) [Jetzt im C. I. L. I n. 199; P. L. M. E. Tafel XX. C. W,]
***) Wie au8 vol. I p. 26, verglichen mit dem vorangeschich^n
Index capitum (cap. III), hervorgeht, war es eine von Gori empfjit-
gene Abschrift einer das Genueser Original genan nachbildenden Bronit^
tafel, welche Cosmo I gleich nach der Entdeckung desselben {U*''
hatte anfertigen laasen, und die, wenige Jahre vor Zaccheria'8 Ad
wcsenhcit (zwischen 1742 und 1752) wieder aufgefnnden, aus der T^U-
tina niagnorum ducum bibliotheca' dem Gori anvertraoi worden war
'ut ei liceret typis fideliter exscribere'. Auf diesem bronsenen Facsi-
HISCELLEN. 737
plar fiir das correcteste hielt Und in der That hatte Orelli
diessmal einen guten Blick nnd Rudorff^s Tadel thut ihm
Uiirecht; denn abgesehen Ton einigen Weglassungen am
Ende der Zeilen ist OreIli's Text in mehrem Punkten exac-
ter als selbst der RudorfTsche. So ist denn auch mit seinem
PECVS.ASCERE Zaccheria der Wahrheit sehr nahe ge-
kommen: es steht wirklich so auf der Tafel, nur dass noch
ein kleines Plus hinzukommt^ das aber gerade hier von ent-
scheidender Bedeutung wird. An drei Stellen namlich hat
jetzt die Bronzetafel einen viereckigen Eindruck, wie von
einem Stempel mit dem Hammer eingeschlagen; und tief
genug eingeschlagen, um von den Buchstaben; die an diesen
Stellen standen, nichts {ibrig zu lassen. Zuerst Zeile 24
VEITVRIOSPCBDERE.FRVIQVE; dann Zeile 26 GE-
NVENSES . MOHi • NON • FIAT; endlich in unserer Stelle
Zeile 33 QVOMINVS • PECVs HASCERE • GENVATES*.
VEITVRIOSQVE . LICEAT. In den beiden ersten Stellen
geben alle sonstigen Copien vollstandig POSIDERE und
MORA^ gewiss nur aus Conjectur; obgleich ganz richtiger,
weil, wenn damals SI und RA noch unverletzt gewesen
waren, dasselbe auch von der dritten LHcke gelteu und dem-
nach auch hier das Rechte gelesen sein miisste. Denn es
kann doch nun wohl kein Zweifel mehr sein, dass, da in
Zeile 24 und 26 die Stempeleindriicke erst nach der Ein-
grabung der Schrift hinzugekommen sind, nicht umgekehrt,
durch einen eben •solchen auch in Zeile 33 etwas von schon
vorhandener Schrift verdeckt worden sei. Wird man noch
fragen, was das gewesen? oder sich zuA*ieden geben, wenn
sich jenes ungeheuerliche pecnascere nunmehr in ein wohl-
gefalliges PECVS • PASCERE auflost? Ich will es nicht
mit Stillscliweigen libergehen, dass das Schluss-S des ersten
mile (was man hiemach noch jetzt m Florenz yermathen soUte) war
also, wie es Bcheint, PECVS • ASCERE ganz richtig nachgebildet nnd
wohl nnr das viereckige Loch der Originalplatte als nnwegentliche
Yerletzmig iibergangen. Ob man ebenda schon POSIDEBE er^bizt
hatte, wie Zaccheria yoll8t9.ndig gibt, steht dahin. MORA hat er
noch nicht, Bondem dafdr MO A (oder vielmehr mo a, da er Minnskel
gebraacht) mit einer LtKcke fflr einen Bnchstaben.
FB. RlTSOtSLIZ OPVSCVLA IV. 47
738 EPIGRAPniSCH-GEAMMATISCHE
Wortes etwas kleineres Mass hat imd etwas naher an das
V angedrangt ist als gewohnlich; aber in der Hanptsacbe
kann das nichts andern.
II.*)
452 *Neue Lesungen' [wie die 'Neuen Lesungen', weldie
Bursian im vorhergehenden p. 450 flf. fur einige griechische
Inschriften vorgeschlagen hatte. C. W.], nur freilich falsche,
sind es auch, zu denen die Genuesische Erztafel mit dem
Kechtsspruch der Minucier kiirzlich Anlass g^eben hat: zu-
gleich in Verbindung mit ^alten Lesungen', die mit jenen
das gemein haben, dass sie ebenso falsch sind. Beginnen
wir mit den alten.
Im ersten Bande der in Weimar erscheinenden /Zeit-
schrift fiir Rechtsgeschichte' (1861) liess Rudorff p. 168 £
seine alte Abhandlung *Q. et M. Minuciorum sententia inter
Genuates et Viturios dicta' (Berol. 1842) wieder abdracken,
und zwar mit Benutzung der damals noch nicht in die Oeffent-
lichkeit gekommenen Bearbeitung jener Urkunde in den ersten
zwei Banden des 'Corpus Inscriptionum Latinarum'. Trotz
dieser Benutzung liess Rudorflf im Text der Inschrift eine
Reihe falscher Lesungen, die seiner friihem Abhandlung nicht
zur Last fallen konnten, aus dieser auch in den neuen Ab-
druck libergehen, ohne sie aus meinem Fac^imile (P. L. )L K
Tafel XX) zu berichtigen. Ich constatirte in der Enarratio
p. 103 diese Unrichtigkeiten, ohne ausdriicklich zu sagen,
was ich allerdings dachte und zwischen den Zeilen lesen
Hess, dass das eine einem accuraten Manne nicht wohl an-
stehende levitas sei. . •
In einer sehr nervosen Erwiderung auf meine Bemer
kungen, die jetzt im zweiten Bande derselben Zeitschrifl
p. 473 ff. erscheint, erklart nun RudorflF die gedachten Un-
richtigkeiten fiir ^Druckfehler und Versehen, die er wiSrde
vermieden haben, wenn ihm vor dem Abzuge noch eine
^) [Rhein. Mnseum f. Philol. Bd. XVIII (1863) p. 462—456.]
MISCELLEK. 739
ReYisioD moglich gewesen ware; welche leider durch das
MisyerstandnisS; dass es bei dem einfachen Wiederabdruck
eines grossentheils schon langst gedruckten Aufsatzes einer
weitem Correctur des Verfassers nicht bedtlrfen werde, unter-
blieben sei*.
Nun wohl: so etwas kann ja passiren — obwohl es
ein ^einfacher Wiederabdruck' nicht war, sondem eben im
Gegentheil ein revidirter sein soUte und mehrfach auch wirk-
lich ist. Sei dem jedoch wie ihm woUe: durch das ^Mis-
verstandniss' horen doch die Unrichtigkeiten nicht auf Un-
richtigkeiten zu sein, die das von jenem ^Misverstandniss'
nicht unterrichtete Publicum nothwendig irrefQhren mtlssen.
Aber allerdings, wer woUte flber solche Kleinigkeiten weiter
rechten und grossen Larm schlagen? Denn wie viel und
wie yiel Unnfltzes hatte man zu thun, wenn man bei jedem
Richtigen; das man gibt^ alle die Orte anftthren wollte; wo
dafUr das Unrichtige steht! Auch ware mir^s gewiss nicht 46s
in den Sinn gekommen, die RudorflPschen ^Druckfehler imd
Versehen' nur der Erwahnung werth zu finden, wenn nicht
seine ^alten Lesungen' in engster Verkntipfung mit 'neuen'
standen^ deren Tragweite eine ganz andere ist.
Li Zeile 17 und 46 namlich, wo alle Vorganger mit
Recht lOVENTIONEM und MOGO gaben, las Rudorff aus
memer Lithographie lOVENTEONEM und MOCO heraus
und setzte beides frischweg in den Text; in Zeile 22 aber
gab er zwar mit den Vorgangem STAT, fQgte aber die
Angabe hinzu: 'STRT RitscheliJ tabula, vitio aperto inciso-
ris': was doch nichts anderes heissen konnte, als dass er
hier mein Facsimile f&r falsch halte.
Dieses nun, wenn es unbegrttndet war, wie es das war,
konnte mir mit nichten gleichgiiltig sein, weil dadurch der
ganze Werth einer langjahrigen Arbeit in Frage gestellt
wurde, Ich drflckte mich darflber, lediglich in Nothwehr
gegen nnttberlegte Verdachtigung, also aus: *Actum esset
profecto de fide usuque tabularum mearum, si in Uoum solum
monumentum tam turpium mendorum temio intrasset: quo
facto dubium non est quin novem annomm operam prorsus
p^rdidissem. Talem igitur opinionem qui animo suo infor*
47»
740 EPIGRAPHISCH-GRAMMATISCHE
mare potuit, eum vel adspirasse ad notionem ullam eorom
negabo quae et voluerim praestare et diutumo labore eaqoe
diligentia quam postulat ars philologica reapse praestiterim.
Licebit de quibusdam ambigere cum modestia: nam et hoino
sum nihil humani a me alienum putans et quaedam suapte
natura esse ambigua intellego: non licebit mecum agere tam-
quam cum somniculoso librario exempli sui fidem oscitanter
susque deque habente. Quibus qualibusve RudorfBus oculis,
suis an alieniS; hebetioribus an festinantioribus, tabulam
meam usurpaverit, non decerno: meis scio longe apcrtissime
apparere et lOVENTIONEM et STAT et MOGO pictum.'
Was thut jetzt Rudorff diesen Aeusserungen gegentlber?
Statt die gelinde castigatio als eine verdiente ruhig hinzu-
nehmen, was ohne Zweifel das Weiseste gewesen ware, gibt
er zwar einfach zu, dass er sich rein geirrt und seitdem
langst eingesehen habe, dass auf meiner Tafel wirklich nichU
anderes als lOVENTIONEM und MOGO stehe; findet auch
nunmehr, dass der vorletzte Buchstab von STAT wirklich
ein A sei, nur ein 'offenbar gsmz fehlerhaftes, fast einem R
ahnliches steiles A': was, beilaufig gesagt, auch in dieser
beschonigenden Einschrankung so wenig wahr ist, dass sich
mit gleichem oder grosserm Rechte Dutzende von solchen
^fehlerhaften' Buchstabenformen aus dieser Insclirift herror-
heben liessen. Aber diese Eingestandnisse wickelt er zu-
gleich in einen solchen Knauel von geschmacklosen Spassen,
die er offenbar fiir sehr witzig halt, und von logischen
454 Widerspriiehen, die er selbst nicht merkt, dass der Leser
uber das wahre Sachverhaltniss voUig verwirrt werden muss
und eine unliebsame Entgegnung geradezu erzwungen wiri
Man hore: nur *in dem vollig unbegranzten Vertrauen, wcl-
ches er in die Treue und Zuverlassigkeit meiner Lithographie
gesetzt, liege der besondere Entstehungsgrund seiner Ver-
sehen; nur die unbedingteste Zuversicht zu der bis in die
Form der Buchstaben genauen Nachbildung konnte ihn be
wegen, bei Mommsen's richtigen' (NB mit den meinigeu
ubereinstimmenden) ^Lesungen sich nicht zu berohigen, bod-
dern* — ja was wohl? nun einfach das .Dnrichtige zu setzen.
d. h. dasjenige was auf der Lithographie nicht steht! l«J
MISCELLEK. 741
7ur diese uimothige Abweicbung von Moinmseu'^ heisst es
weiter, ^habe er vielleicht den Tadel anderer Leufe^ aber fiir
seinen guten Willen und seine fast glaubige Hingebnng an
Ritschl wenigstens dessen stilles Wohlgefallen erwartet. Aber
was werde ihm statt dessen zn Theil? Zum Dank werde er
des Hochverraths an dem grossen vaterlandischen Unter-
uehmen^ des untlberlegteny unbescheidenen, unangemessenen
Zweifels an der Treue und Genauigkeit der Lithographie
angeklagt' u. s. w. u. s. w.^ und die ganze Diatribe schliesst
mit dem pathetischen Ausruf: ^lst das nun nicht fast ein
Dank gleich dem beriihmten Dank vom Hause Oesterreich?'
In der That^ eine wunderbare Gemiithsstimmung und
eine seltsame Zumuthung^ auf das stille Wohlgefallen oder
den lauten Dank desjenigen zu rechnen, den man in zwei
Fallen falsch citirt und dessen falsch citirtes Zengniss man
in dem dritten Falle verwirft! Wie weit sich nebenbei die
gesuchten Uebertreibungen und indirecten Imputationen von
'Hochverrath' und ^grossem vaterlandischen Untemehmen'
und ^erhobener Criminalklage' (dergleichen Hyperbeln meine
Art zu reden gar nicht sind)^ mit dem rechtlichen Bewusst-
sein des Juristen^ die hochst irrelevante Hervorhebung der
^zwei Columnen im allergrossesten Folioformat' mit gutem
Tone vertrage^ moge Herr R. mit sich selbst ausmachen.
Aber das alles ist noch nicht die Hauptsache. Beilaufig
hatte ich auch in Beziehung auf die Rudorffsche Bemerkung
zu Zeile 35 DAREj 'Male incisum est in tabula OARE'
gesagt: ^lithographa tabula dicatur an aerea, ambiguum est:
tantum scio revera illud in neutra esse, sed ipsum quo opus
est DARE': wie denn das jeder sieht; der nur einige Uebung
im Lesen von Inschriften hat und weiss wie nahe sich haufig,
zumal auf Metalltafeln, in Folge des unbehutsam gef&hrten
Meissels die Formen des D und des O stehen. Da fragt
nun Rudorff, warum mir denn nicht derselbe Zweifel auch
in Beziehung auf seine obige Bemerkung iiber das (angeb-
liche) STRT gekommen sei? Denn^ fahrt er mit einer so
sublimen wie geistreichen BeweisfQhrung fort; sonst miisste
er ja mit dem ^incisor' mich gemeint haben, und, bei allem
sonstigen Respect, Mass ich xnich schon im Jahre 637 der
742 EPIGRAPHISCH-GRAJOIATISCHE
Stadt mit Erzarbeiten in Rom beschaftigt haben sollte, masse
er noch heute in bescheidener Weise bezweifeln*. Goimeii
455 wir Herrn Rudorff das Vergniigen, das er sich mit seiner
Witzigkeit ohne Zweifel selbst bereitet hat; aber zur Sache,
muss man ihm denn wirklich sagen/ warum seine Aeass^
rungen iiber die Fictionen OARE und STRT nicht auf
gleicher Linie stehen? ihm wirklichr sagen dass, wer 8o
schreibt: 'STRT Ritschelii tabula, vitio aperto incisoris',
entweder den' incisor der tabula Ritschelii bezeichnet oder
kein Latein versteht? Da nun von dem zweiten Theil dieser
Alternative, im gegebenen Falle, das Gegentheil durch Noto-
rietat feststeht, was bleibt denn iibrig, als dass — niclit
gerade ich, der ich mich niemals fflr den technischen Kunstler
meiner Tafeln ausgegeben habe, aber mein Lithograph eines,
^apertum vitium' beschuldigt wird? Das aber eben ist es,
was ich auf diesen nicht kommen lassen durfte, weil ick e&
nicht durfte auf mich kommen lassen, wenn ich nicht meine
fides preisgeben wollte.
Ehrliche Polemik ist auch in dem nicht; was Radorff
schliesslich liber das von mir, wie er sich ausdruckt, *be-
mangelte' PECV^ i^ASCERE in Zeile 33 vorbringt: 's et p
litterae in tabula legi non potuerunt/ Ich ^bemangelte' das
erstens aus einem Grunde; den ich nicht zum zweitenmal
wiederholen mag; zweitens weil das S, wenn auch in etwas
kleinerer Dimension, wirklich dasteht und sehr wohl gelesen
werden kann, wenn man nicht allzufLiichtig auf die Tafel
hinsieht; drittens weil der Ausdruck *legi non potuerant' so
unangemessen wie moglich ist; viertens — doch davon nach-
her. Unangeinessen namlich ist jene Ausdrucksweise, weil
sie 'kein Sterblicher' so gebrauchen oder verstehen wirJ,
dass das wirkliche Sachverhaltniss einleuchte: welches Sacii-
verhaltniss darin besteht, dass an der betreffenden Stelle, auf
eiue unbekannte und unerrathbare Yeranlassung hin, mittel:»
eines Stempels oder sonstigen Instrumentes eine viereckige
Vertiefung in das Erz geschlagen ist, durch welche die ehe-
dem dort stehenden Buehstaben vernichtet worden sind. Kann
auf so etwas ein verniinftiger Mensch rathen aus den Wortou
Uegi non potuerunt'? Ihr Concipient freilich ist so verblenJet
HISCELLEN. 743
Qber seinen Stil, dass er von seinem ^klaren and schonen
legi non potuerunf spricht^ diese Elarheit und Schonheit auch
noch durch ein Citat aus Ulpian zu illustriren untemimmt!
Hatte ich nun nicht alles Recht^ tiber jenen ungeschickten
Ausdmck zu sagen: ^etsi dicit quod vemm est, tamen nec
mimm est legi non posse quae ne adsunt quidem, et vero
mirum legere illum in POSIDERE v. 24 et MORA v. 26
potuisse quae non magis adsunt'? Denn — und hier komme
ich auf das Viertens' zurUck — da an diesen beiden Stellen
ganz dasselbe Sachverhaltniss stattfindet^ so erforderte doch
gewiss die Consequenz^ auch von den Buchstaben si und r
in PO^DERE und MOrA zu bemerkeu; dass sie Uegi non
potuerunt'. Nun behauptet zivar Rudorff jetzt p. 475 aus-
drQcklich diess bemerkt zu haben, noch dazu mit dem so
schmeichelhaften wie befremdlich^n Zusatz, es sei diess ^einzig
zu Ehren Ritschl's' geschehen; dass das aber einfach nicht 466
wahr ist, davon kann sich jeder aus dem Abdruck p. 176
uberzeugeu; wo schlaukweg POSID!^RE und MORA gedmckt
steht und dazu gar keine Bemerkung gemacht ist.
Ganz zuletzt hangt sich Rudorff auch noch an die cor-
rumpirte Schreibung am Ende der Zeile 45. Freilich pro-
vocirt er auf eine Jury von 24 Personen, dass er richtig
gelesen habe I • THONOPVBL. Aberm^ls ein advocatischer
Winkelzug: denn so hatte er friiher p. 178 keineswegs drucken
lassen, sondern vielmehr CONTROVERSIS I • THO NOPVBL.
Dass diess aber falsch ist; dariiber kann man es getrost auf
seine Jury von 24 Personen ankommen lassen, vorausgesetzt
dass nicht Gevatter Schneider und Handschuhmacher dazu
erloost werden, sondern Leute, die sich einige Uebung im
Inschriftenlesen erworben haben. Die Saohe ist die, dass
auf der Tafel steht CONTROVERSISETlHONOPVBL., wo
ein geiibtes Auge vor dem T leicht ein kurzarmiges E, und
zwischen T und H eine, jetzt allerdings mehr strichartige,
Interpunction erkennt. Hier ware eine bescheidene Eman-
cipation von Mommsen viel mehr angebracht gewesen als
bei lOVENTIONEM und MOGO. Dass durch die Peststel-
lung der Leisung fur die Sache selbst nichts gewonnen wird,
ist nicht meine Schuld, sondern die des alten GraveurS; dem
744 EPIGRAPHISCH-GRAMMATISCHE
seine Vorscbrift unleserlich oder unverstandlich war; wie e«
nicht meine^ sondern RudorfiPs eigene Schuld ist, dass ihm
die gegenwartige Zurechtweisung nicht erspart werden konnte.
Das Uebrige^ was ich noch an seiner Publication ausznsetzen
fand^ iibergeht er mit Stillschweigen: daher es biUig ist
ihm in dieser Beziehung das ^qui tacet^ consentire Tidetur' zu
gute kommen zu lassen.
5. Capuaner Inschrift.*)
21)7 Das 'Morgenblatt' ist vor kurzem glucklich entschla-
feii, ohne sein funfzigjahriges Jubilaum zu erleben-, das
'Ausland' wird wohl bald nachfolgen, wenn die Redactiuu
fortfahrt sich von so naiven Mitarbeitern bedienen zu lassen,
wie ein Herr Friedrich von Hellwald, 'ord. Mitglied der
k. k. geographischen Gesellschaft in Wien', ist^ von dem sie
in N. 7 dieses Jahres p. 163 S. einen Aufsatz iiber 'die Alter-
thiimer am Tifata bei Capua' aufgenommen hat. Um vieles
andere zu iibergehen: p. 165 wird hier als ein *hochst wicL-
tiges' Monument, dessen 'Entzifferung uns manchen schouen
und in Bezug auf Capua nicht unwichtigen Aufsehluss' gebe,
mitgetheilt die untef uns allbekannte Inschrift, welche zuletzt
von Mommsen im Corpus inscr. lat I n. 569 edirt, tod
Ritschl in seiuen Priscae lat. mon. epigr. auf Tafel LXIUI^
sogar in lithographirtem Facsimile publicirt worden ist Ab-
gesehen von verschiedenen Kleinigkeiten, erscheint nun deren
fUnftletzte Zeile dort also: ET PORTIC. ANTE CVL IN-
LONG. P, was man nichtr ohne Heiterkeit durch dieseWort^?
aufgelost lesen wird: ^et porticum ante centum quadraginta
quinquc in longum pedes.' Und damit ja kein Zweifel bleibe.
heisst es unter den ^Betrachtungen', die ^sich nach dieser
Lesart aufdrangcn', unter c): 'Der Seiten-Porticus des Tem-
pels hatte eine Lange von 145 romischen Schuhen'! Wrnn
Herr von Hellwald in den oben citirten Publicationen ANTE
CVLIN . LONG . P . . . findet, wird sich ihm vieUeicht die
*) [Rhein. Museum f. Philol. XXI (1866) p. 297 f. mit 3E miterzeichnet.;
MISCELLEN. 745
^Betrachtnng aafdrangen', dass die Alten schon Eiichen ge-
habt haben. Moge es der culina nur nicht ergehen i¥ie dem
in derselben Inschrift yorkommenden chalcidicum, woriiber
wir hier sub e die Belehnmg empfangen: *ein Wort, welches 298
in Inschriften ausserst selten vorkommt und ausser Amobius
lib. IV von keinem alten Classiker beriihrt wurde' (sic). Wir
wagen die Vermuihung, dass der Verf. das CALCIDICVM
der Inschrift in seinem Lexicon nur unter ca- aufgesucht hat.
Eaum wUrde das Vorstehende gendgen, um eine Miscelle
zu rechtfertigen^ wenn nicht der Verf. im Anfange der In-
schrift etwas neues anderer Art bote. ^Die ersten Linien
der Schrift', sagt er, ^sind durch hohes Alter ganz verwischt
oder absichtlich weggemeisselt.' Aber in ihnen hat er doch
Doch folgende Buchstabenreste gelesen:
S....P...I...E....
L D S...
L...O....S...
I . . . . Q . . . M . ANTONIO
COS
A . POSTVMIO
Anfangen lasst sich zwar mit diesen versprengten Posten
gar nichts, aber man mochte doch gem wisseU; ob sie wirk-
lich so auf dem Steine oder nur in der Phantasie dieses
Lesers existireu. Mommsens Publication gibt nicht 4, son-
dern 5 Zeilen vor den Consulnamen als zerstort, und zwar
ganzlich zerstort an; das Ritschl^sche Facsimile beginnt Qber-
haupt erst mit der lesbaren Schrift. Vier Zeilen reichten
schwerlich aus, um die Namen von zwolf magistri pagi zu fas-
sen, die es doch nach aller Analogie gewesen sein werden.
Unter den liebenswfirdigen giovani Capitolini fiudet sich wohl
einmal einer, der, wenn er nach Neapel kSmmt, im VorGber-
gehen die wenngleich unwichtige Frage erledigt.
746 EPIGRAPHISCH-GBAMMATISCHE
6. Grabschrift der Senenia Posilla.*)
300 Die metrische Grabschrift der Senenia Posilla, erst durcli
Mommsen in Bergk^s Zeitschr. f. Alterthumswiss. 1846 p.303f.
in philologische Ereise gedrungen, seitdem dureh Henzen in
Orelli III n. 6237 zum Gemeingut geworden**), ist noch niclit
in allen Einzelheiteu zum Abschluss gebracht. Aus Papier-
abklatschen und einer fliichtigen Federzeichnung, die dem
romischen Architekten Herm Pietro Bosa yerdankt werden.
ergibt sich, dass die Inschrift auf vier, jetzt vereinzelte
Steine vertheilt ist, die ungefahr so zusammengesetzt waren
wie gegeniiber zu sehen ist:
302 Yor der ersten Zeile ist in viereckigem Rahmen das Bnist-
bild der Posilla angebracht; iiber der Zeile wiederholt sich
am Anfang und am Ende (wo das Zeichen (^> <^> gesetzt
worden) ein Taubenpaar, das an einer zwischen ihnen befind-
lichen Traube pickt.
Keine Frage, dass der untere Stein der rechten Seite an
seinem linken Rande schon eben so verwittert war, als Jie
beiden Abschriften genommen wurden, aus denen Mommsen
das Epigramm herausgab: die eine von Brocchi aus Borghesi's
Papieren, die andere von Martelli in seinen 'Antichita de*
SicoK', jene mit ehrenwerther Sorgfalt, diese mit der lieder-
lichsten Nachlassigkeit gemacht. Nichts als der unverdieut
gluckliche Fund des Blinden ist es, wenn Martelli in V. 2
VNICA setzte, in V. 3 NESCIO • QVL Ebenda ward LV
VEIDIT unzweifelhaft richtig von Bergk erkannt und die
Accusativconstruction hinreichend nachgewiesen. Im 4ten
reichte Mommsen^s nicht minder unzweifelhaftcs VEIVAM
nicht aus zur Fiillung des Raumes; das auch sprachlich un-
entbehrliche EST wurde zwischen LICITVM und VEIVAM
hinzugefiigt Rhein. Museum VII p. 605 [= Opusc. U p. 61t) .
Uebrig ist der erste und der fiinfte Zeilenanfang. Dort war
weder MarteIIi's PAVCE noch ein anderweitig vorgeschlage-
*) [Rhein. Museum f. Philol. XVII (1862) p. 300—303.]
**) [Siehe jetzt P. L. M. E. Tafel LXXIX A und Enarr. p. 70; C
I. L. I n. 1306; Buecheler Anthol. epigraph. lat. Bpec. I (Gryph. 1^70
n. XXI. C. W.]
MISCELLEN,
747
901
748 EPIGRAPniSCn-GRAMMATISCHE
nes PAVCIS zu gebrauchen, schon darum nicht, weil der er-
haltene Rest des letzten Buchstaben, so geriug er ist, docli
sowohl ein E wie ein S mit voUiger Sicherheit ausschliest
Henzen war daher sehr im Rechte, wenn er ein Wort wie
PARVOM substituirte. Vergleichen liess sich in der Grab-
schrift des Atimetus bei Gruter 607, 4 *Tu qui secura procedis
mente, parumper Siste gradum quaeso verbaque pauca lege\
oder in der auf die schone Claudia Or. 4848 [C. I. L. In.lW7]
'Hospes quod deico paullum est, asta et pellige', undAeLn-
liches. Neben P ARVOM • SCRIPTVM durfte ebenso gut aucL
ein alterthiimliches PAVCVM • SCRIPTVM oder auch PAV-
LVM . SCRIPTVM vermuthet werden. Hart aber bleibt die
Rede immer wegen der ungefiigen Ankniipfung des folgenden
Satzes, wenu dieser von dem SubstantivbegriflF ^kurze Schrift'
abhiingen soU. Wie viel einfacher und fliessender zugleicli,
wenn es hiess: Mies hier geschrieben, dass es der Mutter
nicht vefgonnt war' u. s. w. Und darum mochte sich eine
andere Ergiluzung empfehlen, mit der der erhaltene Rest des
letzten Buchstaben gerade so wenig in Widerspruch steht
Avie mit einem M: ^Hospes, resiste et pariter scriptum per-
lige.' Dieses pariter natiirlich im Sinne von simtd^ wie ja
nicht selten. — In der funften Zeile hatte Brocchi nur AEC
gelesen, woraus Mommsen ATQVE machte, was Bflcheler in
Fleckeisens Jahrb. Bd. 77 (1858) p.75 fur allein zulassig er-
klarte, wahrend Henzen an AEQVE dachte mit der Bemer-
soakung: ^mihi certe in ectypo chartaceo Q videbatur apparere.'
Und dieses Q ist allerdings, gleichwie vorher E (nicht T),
so unzweideutig wie moglichin dem Papierabklatsch. Aber
nicht AEQVE, was ja nichts ist, sondern AEQVM wird ge-
standen haben, wovon selbst noch schwache Spuren fibrig
zu sein scheinen, wenn das nicht Tauschung ist. aeqnos hat
in alter Latinitiit ein hinlanglich weites Gebiet der Bedeutung
und Anwendung, dass ein hoc aequom fccU im Sinne Ton
iustumj dchitum keinen Anstoss geben kann = Vas rechi
ist', wie aequom est, aequom facis, non aequom facis u, dgL
bei Plautus und Terenz. Das Ganze demnach so:
Hospes, resiste et \rdriter scriptum perli^e,
Matrem non licitum esse wnica (/nata fruei:
MISCELLEN. 749
Qaani; nei esset^ credo nescio qui mveidit deus.
Eam qudniam haud licitum est t^efvam a matre omarier,
Post mdrtem hoc fecit aequm: extremo t^mpore
Decoravit eam monum^nto, quam deilexserat.
7. Saturnier des Grabmals des Eurysaces.*)
Von den s. Z. vielbesprochenen Inschriften an dem Mo- uo
nument des romischen Backermeisters und Brot-Lieferanten
Eurysaces (Henzen-Orelli III n. 7267. 7268 [C. I. L. I n.
1013-1015; P. L. M. E. Tafel LXXXVm A—C]) sagt
Bucheler in Pleckeisen'8 Jahrb. 77 (1858) p. 62, er halte mit
mir das Bemiihen, die dort geschriebenen Worte in Satumier zu
bringcn, fElr durchaus verkehrt In solcher Scharfe erinnere
ich mich nicht das je gesagt zu haben, wiirde es wenigstens
jetzt nicht sagen. Einen Anklang an Satumischen Rhythmus
besonders im Anfange der Inschriften findet BQcheler selbst
unyerkennbar; nur einen ordentlichen Yers, meint er indess,
habe der pistor redemptor wirklich zu Stande bringen k5n-
nen. Das ist richtig; nur dass doch auch der zweite nichts
eigentlich Wesentliches vermissen lasst:
Est h6c monim^ntum Marcei - Vergilei Eurysacis
Pistdris redemp-t<5ris: apparet.**)
Dass die erste Zeile ein Vers sein sollte und nicht Prosa, ui
geht schon aus der Wortstellung, dann auch aus dem aus-
*) [Rbein. Museum f. Philol. XVII (1862) p. 140^142; dem In-
halte nach deckt sich hiermit was in der Enarratio p. 77 steht. C. W.J
**) Mag man dieses apparet erklHren vie man will, gewiss ist
dass 68 keine Abkurzung ist, weder fflr apparetoris noch fClr appare-
tortmj Bonderti Yerbum. Abgesehen yon dem trots echeinbarer
Analogien mehr aJs bedenklichen e statt %, liegt der augenBcheinliche
Beweis darin, dass auf der einen Seite des Monumenta dieWorte PISTO-
RIS . REDEMPTORIS . APPARET mit abgemessenster Regelm&ssigkeit
gerade die Mitte der obern Zeilenl&nge einnehmen, bo dass vorher
aad nachher ein grosser nnd zwar gleich grosser freier Raum flbrig
ist, wo ftir doppelt so yiel Bachstaben, als die obigen Conjectoren
fordem, flberflfisBig Platz war, in einer Inschrift die sich sonst jeder
AbkOrzong enth<.
750 EPIGRAPHISCH-GRAMMATISCHE
geschriebenen Marcd statt JHf • lieiTor. Das Einzige aber.
worin der zweite Vers von der strengen Norm ^bweiclit, ist
die Unterdruckung der Scblusstbesis der ersten Vershalfte.
Tndessen, wenn auch an dieser Stelle die auf Monumenten
erhaltenen sicbern Satumier (die freilich jeder Untersuchung
ilber dieses Versmass zu Grunde gelegt werden milssen) die
Thesis niemals weglassen, so ist es docb sehr fraglich, ob
diess uberbaupt niemals gescbeben sei^ da es docb nur aaf
ein Mebr oder Weniger in der Anwendung eines und des-
selben Princips binauskommt^ und ob nicbt ohne eine etwas
erweiterte Anwendung dieses Princips jedes BemQhen, in
den litterariscben Bruchstiicken des Livius und des Naevius
metriscbe Regel durcbzufiibren, vergeblicb sein wiirde. —
Das ist die eine, an dem Monument auf drei Yerscbiedenen
Seiten wiederbolte*), wenn auch jetzt nur nocb auf einer
ganz vollstandige Inscbrift, die ganz fUr sich beurtbeilt und
bebandelt sein will. Eine verscbiedene Bewandtniss hat e$
allerdings mit einer zweiten, an der vierten Seite angebracfa*
ten Inscbrift [C. L L. I n. 1016; P. L. M. E. Tafel LXXXVni
D]: FVIT . ATISTIA • VXOR • MIHEI | FEMINA • OPI-
TVMA . VEIXSIT | QVOIVS • CORPORIS • RELIQVIAE
QVOD . SVPERANT • SVNT . IN | HOC • PANARIO. Hier,
sagt Biicbeler ganz mit Recbt, wiirde ein gebildeter Romer,
der Saturnier macben wollte, vielmehr mit dieser Wort-
stellung
Fuit mi Atistia lixor - f^mina opituma veixsit**)
begonnen, und dann in irgend einer Weise fortgefahren haben^
bei der wirklicb Metrum berausgekommen ware: denn jeizi
ist weiter keius vorbanden. Reine Prosa ist ja aber anoh
eine dritte Inschrift, die aus demselben Grabmal spater ans
Licbt gebracbt, im Bull, dell' Inst. 1840 p. 49 f.» von Canina
so publicirt wurde [C. L L. I n. 1017; P. L. M. E. Tafel
LXXXVIII E]:
*) Die einzige Verscbiedenheit besteht darin, dass 68 einmal
MARCEI . VERGILEI heisst, einmal MARGEI • VERGILEI, einm»!
MARCI . VERGILI.
**) Wofem nicht vielmehr opituma zu accentuiren ist: woruber
bei anderer Gelegenheit.
MISCELLEN. 751
. . OGVLNIVS
PISTOR • Simiaginarius
A M I C V S . eurysacis
Aber hierzTi ist noch eine Tierte, meines Wissens bis jetzt
nicht publicirte gekommen, die mir H. Brunn in einem
gaten Papierabdruck hat zugehen lassen [C. I. L. I n. 1018;
P. L. M. E. Tafel LXXXVIII F]: und darin erkenne ich
wiederum Satumisches Mass. Das Anfangswort des frag- 142
mentirten und etwas yerwitterten Steines scheint auf den
ersten Anblick DVCTVS oder DVCEVS zu sein; sieht man
jedoch scharfer zu, so tritt vielmehr dieses eutgegen:
QVOIVS . PORMAI
VICEBVNT . MORES • F
Was hier auf Verse hinfQhrt, ist die rhetorische Farbung
der Worte; fQr nQchteme Inschriftenprosa schickt sich ein
vicerunt mores, wie man auch den Gedaoken erganze^ gauz
and gar nicht. AIso etwa
Quoiils formac decorem - vicerunt mdres:
oder wenn man ohne unterdrQckte Thesis und ohne Caesur
lieber will,
Quoiiis formae venusta-tem yicerunt m6res:
natfirlich von einer Frau gesagt. Leicht hort man die Re-
miniscenz einer formelhaften Wendung heraus, wie wir sie
schon in der Scipionengrabschrift haben in Quoius forma
virtutei parisuma fuit Der letzte fragmentirte Buchstab der
ersten Zeile scheint zwar einem T naher zu kommen als
einem E; aber das wird bei der durch Risse verletzten Ober-
flache des Steines eine eben sol^he Tauschung seiu wie beim
vierten Buchstaben von vom. Denn an FORMATwrom oder
gar FORMATionem wird doch wohl niemand im Emst denken.
8. Zur Rede des Kaisers Claudius.*)
Herrn Professor Nipperdey war ich in dem Falle fiir4*3
die Bearbeitung der Rede des Eaisers Claudius^ welche
*) [lUiein. Mnseiim f. PhUoL IX (1864) p. 443-448.]
752 EPIGRAPHISCH-GRAMMATISCHE
er seiner Ausgabe von Tacitus Annalen beigefQgt, die Col-
lation eines von Th. Mommsen dem Original in Lyon ent-
nommenen Papierabdrucks mittheilen zu konnen. Um das
Lob der Sorgfalt, das er meiner CoIIation ertheilt, voUstan-
dig zu verdienen, muss ich indess noch einen Nachtrag von
drei oder eigentlich drittehalb Berichtigungen gebeiL Erstens
muss es wohl ein Schreibfehler sein, wenn in der CoUa-
tion (was ich jetzt nicht weiss) Col. 11 Z. 15 PALESTRI-
CVM steht; das Original hat PALAESTRICVM, und diess
muss ich haben schreiben wollen, wenn ich zu Gmtefs
Text, der E gibt, uberhaupt etwas angemerkt habe. Das
zweite ist aber nothwendig ein Versehen von mir: Col. II
Z. 29 'LVGDVNO nach Ritschls Stillschweigen'; der Abdruck
hat sehr deutlich LVGVDVNO. Drittens folgt Col. I Z. 33
auf QVIDI nicht 'der erste Mittelstrich von M', sondem un-
zweifelhaft die zwei ersten Striche von N, so: ^, wonaeh
also in pluris, nicht im jyhiris, nach Nipperdey'8 Erganzung
zu schreiben ist.
UA Diess ist aber auch alles, was vier Augen (ansser den
meinigen noch die eines geiibten Lesers, Dr. W. Scbmiti,
Verfassers der jiingst hier gedruckten ^Quaestiones orthoepicae*}
bei nochmaliger scharfer Durchsicht des, in seiner Ausdeh-
nung einen halben Zimmerfussboden deckenden, Stfickea zu
berichtigen gefunden haben. Abgesehen natflrlich — geg^n-
iiber dem Gruter schen Text — von den so zahlreichen wie
beachtenswerthen graphischen Eigenthiimlichkeiten, welche
die Interpunction, die sogenannte Accentuation, den Gebrauch
des langen I u. dgl. betrefien, deren Beriicksichtignng Kip-
perdey's Zwecken fern lag; auch von den Lucken abgesehen.
^mit welchen' (wie sich 6 beiva ausdrQckte) das Original in
den ersten Zeilen beider Columnen und an vielen Zeilen-
enden der ersten 'versehen ist*. Nur dass sich nachtriiglicb
im Anfaug der allerersten Zeile noch die untem Reste Jer
Buchstaben MAERERVM haben aufspGren lassen.
Den Anlass zu dieser erneuten Untersuchung gab die
schon ausgestattete Publication, von der mir unter dem Titel:
Tnscriptions antiques de Lyon reprodnites d'apres
les raonuments ou recuillies dans les autears par
HISCELLEN. 753
Alph. de Boissieu. Lyon imprimerie de Louist Per-
rin. MDCCCXLVL
fiinf Heffce auf 532 brillant gedruckten Grossquartseiten vor-
liegen. Yon diesem verdienstlichen Prachtwerke unsem deut-
schen Lesern eine nahere Kenntniss in dieser Zeitschnfi; zu
gebeU; wie ich beabsichtigte, yerzichte ich jetzt, da das dem-
nachst in einer andem von competentester Seite gescheheu
wird*), und beschranke mich^ nur tiber denjenigen Theil des
Buches einige Worte hinzuzusetzeu; durch den es unbestrit-
ten den ersten Platz in der Beihe aller bisherigen epigraphi-
schen Publicationen einnimmt.**) Das ist die planmassig
durchgefdhrte Facsimilirung sammtlicher noch vorhande-
nen Lyoner — nicht bloss Lischriften, sondem voUstandigen
Inschriftenmonumente mittels meisterhaften Kupferstichs. So 446
weit sich ohne autoptische Yergleichung der Originale irgend
urtheilen lasst, sind diese hochst saubem und zierlichen
Nachbildungen von einer TreuC; die nichts oder doch nichts
Wesentliches zu wOnschen Qbrig lasst: wofem die unbe-
schreibliche Sorgfalt, mit der alles Unwesentliche und Neben-
sachliche, Gestalt und Oberflache der Monumente mit allen
Rissen, Brfichen, Verscheuemngen und Verwitterungen, Oma-
menten u. s. w., behandelt ist, mit einigem Bechte auf das
Wesentliche d. h. die Schrift zu schliessen erlaubt. Einen
festem Anhalt wtLrde das Urtheil gerade an der Nachbildung
der (wie man p. 136 ersieht^ jetzt in zwei Halfben zerbroche-
nen) Bronzetafel, welche die Bede des Claudius enthalt;
liaben; wenn nicht hier ein anderer Umstand hindemd in
den Weg trate. Der Herausgeber hat namlich ein besonde-
res Gewicht auf die strenge Durchfdhrung eines und dessel-
ben Massstabes der Yerkleinemng gelegt: sammtliche Facsi-
miles sind ohne Ausnahme auf ein Zehntel der Originalgrosse
reducirt. Ich glaube nicht dass diess wesentlich nothwendig
"*) ^lst seitdem geschehen yon Mommsen.in den Annali deir
Inst 1858 p. 60— 88.>
**) Sowie nmgekehrt der letzte Platz in dieser Beziehung schwer*
lich jemalfl den tLberaos kindlichen Kachbildnngsyersuchen wird streitig
gemacht werden, mit denen Herr Zell sein Handbnch der rdmischen
Epigraphik yerziert hat
FB. RTTSCHSLU opyscyLA IV. 48
754 EPIGRAPHISCH-GRAMMATISCHE
war und einen wesentlichen Gewinn bringe; indeaaen bei der
Art und Beschaffenheit der bei weitem meisten Monumente
schadet es doch auch nicht. Aber bei Einem hat es unleug-
bar geschadet; und das ist gerade die Claudios-Tafel, die,
um das Zehnfache yerkleinert^ so winzig ausgefallen isi, dass
sie nicht nur den allgemeinen Eindruck des Grossartagen,
den das Original gewahrt, yernichtet; sondem auch absolute
Akribie im kleinen und einzebien^ wo nicht uomoglich, doch
sehr schwer machen musste. Hier ware eine exceptionelle
Anbequemung an indiyiduelle Bedingungen weit rathsamer
gewesen als die Starrheit mechanischer Consequenz. Bichtig
heisst es zwar in dem Facsimile PALAESTBICVM, richtig
LVGVDVNO (wie denn diese Form in den Lyoner Inschrif-
ten iiberhaupt das entschiedene Uebergewicht uber LVGD-
41G hat*); richtig sind auch im Anfang die Reste von MAERE-
*) Die Form LVGVD- findet sich in etwa dreisBig -der Boisaieu-
scben Inschriften: p. 24. 31. 47. 148. 166. 179. 181. 182 (iweimal). 1S3.
184. 185. 180. 207. 209. 214. 235. 236. 241. 246. 286. 389. 390. 3»?.
404. 405. 407. 411. 528 (denn fur p. 260 ist wohl LVGVD so ▼eniir
wie LVGD zu verbiirgen); ausserdem auf der Munze p. 126. Dagegen
gerade nur halb so viele die Form LVGD- darbieten: p. 103. 199. ^7.
225. 240. 252 (zweimal). 257. 262. 268. 273. 305. 398. 403. 527. Al*>
zweimal, p. 207 und 308, steben auf einem und demselben Steine beidt
Formeu neben einauder. Aber schwcrlich ist mit dieBem nnmenseheQ
Verhaltniss die ViTahrheit selbst getrofien. Denn von s&nuntlichai funf-
zehn Steinen, welchc LVGD- geben, ist nur ein einziger, der, notb
vorhanden und darum auch allein facsimilirt, unbedingte Sicberbeit
gewiihrt, p. 305; alle iibrigen (darunter auch gerade p. 207 und S^^
konnte Boissicu nur aus gedruckten Buchem nehmen, so dass ilire fides
lediglich auf Abschriften beruht. Hingegen sind es erstens dreizetn
noch vorhandene, bei B. gestochene Monumente, fur welche LVG\T)-
zweifellos vcrbiirgt ist, ausser dcr Munze (und ausser der Claadiiu-
llede), und zweitens konnte zwar ein Abschreibender leicht genuc
LVGD- statt LVGV^^D- lesen oder schreiben, wird aber schwerlich
LVGVD- gosetzt haben wo auf dem Stein LVGD- stand. — Dass die
einzelnen Stucke der Boissieuschen Sammlung kaum anders als nAcb
den Seitenzahlen seines weitl3,ufig commentirenden Buches xa citir''n
sind, gehOrt zu den iiberaus grossen UnzweckmSssigkeiten der &a5sem
Einrichtiing. Statt die silmmtlichen Inschriften mit fortlaufenden Xnm-
mern zu bezeichnen, filngt die Zfihlung in jedem der zahlreicben Ka-
pitel (bis jetzt 16) von vorn an, und nicht einmal Columnentitel mit
Eapitel- und Stiick-Zahl sind hinzugefiigt.
MISCELLEN. 755
RYM bewahrt; aber unrichtig steht gleich Col. I Z. 33 nach
QYIDI gar nichts mehr, weder die Halffce Yon N, noch darauf
nach einer Lucke von zwei Buchstaben das Y; welches mit
dem zu Anfang der nachsten Zeile folgenden BlS zusammen
eben auf |>ZYKIS hinweist. Und doch kann ein Papier-
abdruck gar nicht tauschen in dem was er mehr hat, son-
dem hochstens in dem was er weniger gibi Mag daher der
Bossieusche Eupferstieh ganz Recht haben, wenn er z. B. hie
und da einen Apex setzt, wo man ihn nach dem Abdruck
kaum yermuthet; geschweige mit Zuversicht angenommen
hatte; aber nur auf Rechnung nicht yoUig ausreichender 6e-
nauigkeit kann es kommen^ wenn nicht gar selten die Inter-
punction falschlich fehlt, mehrmals deutlich vorhandene Buch-
stabenreste geradezu tlbergangen sind^ der Apex auf falsche
Sylben gesetzt ist. So, was YV^eglassungen betriflft, wenn am
Ende von I, 29 und 40 IMPEBl und CIYITAT gestochen
ist, wahrend auf dem Abdruck IMPERH und CIYITAT l U7
d. i. dvitatem erscheint. Oder noch auffallender in U, 2,
wo man im Abdruck vom noch NOYC d. L now, nicht bloss
NO liest; so wie nicht minder ebenda zwischen DlYYS
AY6 und SET, wo nach Boissieu's Stich das Metall ganz
und gar ausgebrochen sein miisste, fiber dem COLONIARYM
der folgenden Zeile so klar wie moglich NC (nc oder no)
dasteht und auch unmittelbar vor SET noch ein paar Buch-
stabenreste mehr erscheinen. Und wenn jemand allerWahr-
scheinlichkeit zum Trotz an diesen und wenigen andem Stel-
len Yerletzungen des Originals annehmen wollte, die erst
nach Mommsen^s Copirung eingetreten waren: nun, so fande
das wenigstens darauf keine Anwendung, dass 11, 13 und 26
das Pacsimilc QYAESO und VLTRA, der Papierabdmck
QYAESO und YLTRA gibt. Auch darauf nicht, dass die
ganz rechts auf der zweiten Columne, im Mittel ihrer Hohe,
sichtbare sehr grosse Zahl I auf dem Stich durch vier, auf
dem Abdruck nur durch drei Zeilen hindurch reicht.
Das will indess alles nicht viel sagen gegen die Accu-
ratesse des Uebrigen imd die Yortrefflichkeit des Ganzen.
Aber vermuthlich waren alle diese kleinen Mangel der Nach-
48^
756 £PiaRAPHISCH-<}RAMMATISCHE
bildiing nicht iiberselien worden^ wenn statt des eigensinnig
festgehaltenen kiimmerliehen Massstabes Yon Y^q eine Re*
duction auf mindestens Yg gewahlt worden ware, die gerade
etwa zwei Seiten vom Format des Boissienschen Werkes ge-
fiillt hiitte. Denn auch der Charakter der Schriftziige, der
doch bei einem solchen Monument gewiss nicht gleichgfLltig
ist, lasst sich in so starkerVerjdngung, wie die von Yi^ isty
schlechterdings nicht zur Anschauung bringen; nm ihn bei
dieser Tafel, auf der die durchschnittliche Hohe der Buch-
staben zwei Centimeter noch nicht erreicht, gehorig hervor-
treten zu lassen, wiirde ich sogar einen Massstab von V4 ^is
gegen Y3 wunschenswerth finden. Allerdings hat Herr Bois-
sieu in letzterer Hinsicht ims einigermassen entschadigt durch
die vierzeilige Schriftprobe p. 143, welche die Buchstaben
in der Grosse des Originals wiedergibt und mit lesenswerthen
Bemerkungen begleitet ist ilber die Unregelmassigkeiten,
welche selbst bei so sorgfaltiger Gravirung, wie die hier
448 angewandte ist, doch auf Bronzeplatten durch die schwieiige
Behandlung des Metalls hervorgerufen werden. Allein das
reicht nicht aus. Moge sich Herr Boissieu, wenn ihm diese
Zeileu zu Gesicht kommen sollten, entschliessen, seinem ar-
tistisch so hervorstechenden Werke, das ja noch nicht abge-
schlossen ist, einem Werke, das seiner patriotischen wie
wissenschaftlichen Hingebung auf eine heutzutage so seltene
Weise zur Ehre gereicht, dadurch die Krone anfzusetzen,
dass er die Krone aller epigraphischen Denkmaler seiner
Yiiterstadt noch nachtraglich in einer ihrem Werth ent-
sprechenden Gestalt erscheinen lasse. Facsimilirt, wie es sich
gebflhrt, muss die kaiserliche Rede werden; will sich dei^
jenige, der das niichste Anrecht hat, nicht selbst das Ver-
dienst erwerben, so geschieht es frfiher oder spater nach
dem Mommsenschen Abdruck dennoch.
MISCELLEN. 757
9. Zur rOmischen Kalenderdatirung.*)
Yiel merkwiirdiger [als die in der Sententia Minuciorum 456
in dem vorhergehenden (s. oben p. 738 ff.) charakterisirten
^neuen Lesungen' Rudorfrs] ist eine andere Art von ^neuer
Lesung'; die zwar eigentlich nur ein personliches Interesse
hat^ indessen doch mit einer wissenschaftlichen Frage in
einer natfirlichen Verbindung stehb
Bekanntlich ist es nichts weniger als unbekannt^ dass die
Romer in ihrer Datirung zwar bis A-D-III-EALENDAS u.dgl.
fortschritten^ aber nicht mehr II • EAL^ sondern PRIDIE •
KAL sagten« Leicht begreiflich und im wesentlichen nichts
andemd ist es, wenn fiir PRIDIE in der Sprache des ge-
meinen Lebens das begrifflich synonyme ANTE • DIEM ohne
Zabt substituirt wurde^ wie wir das in einer Reihe von Bei-
spielen auf den AschentSpfen von San Cesario aus dem 7ten
Jahrh. d. St. finden. So (nur mit Hinzufugung der in diesen 457
fliichtig gekritzelten Aufschriften meist fehlenden Interpunction)
P. L, M. E. Tafel XIII n. 70 (833 in Mommsen^s C. L L. I) A •
D . K. lAN — n. 105 (890) A • D • K • AP — XIV £»» (880) .
AD.KIV — XIIIn.ll2(956)A.D.K.SIIPTE — n. 124
(990) A.D.K-SEP - n. 120 (887) A.D-K, vielleicht
mit angeschlossenem N aus der dritten Zeile — n. 30 (860)
A . D . EID . SEX — n. 29 (994) A • D • EI unvoUstandig;
— dem Anscheine nach auch XV n. 17 (892) A . D • K •
MARTIASy welches Beispiel aber wegfallt, wenn mit Momm-
seu das eine Zeile tiefer stehende VIII mit der obem zu
verbinden und darin entweder ein erganzender Nachtrag oder
eine nachlassige Stellung A • D • K • MARTIAS • VIII zu er-
blicken ist. Eine noch viel auffallendere verkehrte Stellung
findet sich wenigstens XV n. 49 (975) in der vollkommen
deutlichen und, da das Gefass noch vorhanden ist, hinlang-
lich constatirten Aufschrift A-D-K-II.IVN, wo Mommsen
gegen den klaren Augenschein entweder A • D • II I(dus) •
IVN oder aber A • D • ^(ridie) • JI{ichis) • IVN vermuthet, wel-
ches letztere eine doch schwerlich statthafte Verbindung von
ante diem und pridie ware.
•) [Rhein. MuBenm f. Philol. XVIII (1863) p. 456—458.]
758 EPIGRAPHISCH-GBAMMATISCHE
Den Gebrauch- von ante dietn fiir pridie dOrfen wir einen
Yolgaren neDnen^ der an sich nichts Irrationelles hat; da-
gegen a. d, II kal. statt pridie (oder a. d.) kcd. muss geradezu
fiir fehlerhafty weil systemwidrig gelten. Unmoglich mag
ja auch eine solche Incorrectheit nicht sein fiir die niedem
Leute, deren Grabschriften wir auf den AschenkrOgen Ton
San Cesario haben; aber es wiirde einer genugenden Zahl hin-
langlich gesicherter Belege bediirfen, um mehr als Yerein-
zelte Zeichen indiYidueller Unbildung darin zu sehen. Solche
Belege Yermisste ich^ als ich im Index palaeographicus
p. 118 c zweifelnd schrieb Vix satis certis exemplis.' Ge-
sichert erscheint zwar die Lesung der schon erwahnten Auf-
schrift XV n. 49 (975): aber mit einer auch sonst so ver-
wahrlosten Fassung (auch das Yerschriebene SPINHHEK
gehort dahin: Ygl. SuppL enarr. p. 103) wird man nichts
beweisen woUen. Ferner XIII n. 24 (822) sieht zwar aus
wie A . D n nOVS OCTOB, und die Schreibung EDtts kehrt
auch n. 79 (854) wieder; dass jedoch eine Nothigong zu die-
ser Lesung nicht Yorliege und eben so wohl A-DI-IIIDVS
Yerbunden werden konne, mit der Abkiirzung DI wie n. 101
(976); ward schon im Index angedeutei Dagegen in XIV
n. 46 (989) sehe ich allerdings nichts anderes als A • DII
T^Il> I IV d. h. D • n und ID mit einer kreuzformigen Inter-
punction dazwischen, wie sie auch sonst Yorkommt; diese
Zeichen mit Mommsen als A • D * III • ID zu deuten^ fordert
den Glauben an eine schwer glaubliche Falschheit des Lupi*-
458 schen Stichs. Ein zweites und drittes dem Anscheine nach
nicht wohl anfechtbares Beispiel bietan XITT n. 81 (902) und
n. 107 (979) mit ANT • D • II • III • N und A • D • n.K.NO
(der Deutlichkeit wegen fuge ich immer die Interpunction
hinzu). Hierzu ist ein Yiertes gekommen in Mommsra^s Ad*
denda p. 561 n. 1539^ A • D • IIKAP d. i. A • D • H • K - AP,
mitgetheilt Yon Detlefsen aus Oortona.
Das ist alles. Die drei ersten Beispiele^ sammtlich nur
auf Mittheilung Yon Baldini und Lupi beruhend, reichten
schwerlich aus, eine feste Ueberzeugung zu begriinden; denn
wie leicht konnte z. B. neben 11 ein dritter Strich Yerlosdien
oder Ubersehen sein? Aber einem so exacten Manne wie
MISCELLEN. 759
Detlefsen wird man allerdings den Glauben nicht versagen
konnen, so wiinschenswerth auch zu voller Bestatigung ein
Papierabklatsch erscheinen muss. Im besten Falle haben
wir unter nahe an 200 gleichartigen Aufschriften etwa 12
mit PRIDIE, PRID, PRI, PR oder P, etwa 8 sichere mit
A • D; und nur 4 mit A • D • U. Hiemach wird also wenig-
stens heutzutage ein Gebildeter, wenn er einmal archaisiren
will, den Slten December gewiss nicht mit A • D • 11 • KAL-
lAN ausdrtlcken: geschweige denn den 30ten, der doch unter
alien Umstanden A • D • III • E • lAN ist. Gleichwohl ist auch
dieses geschehen,
In den ^Comptes rendus des seances de Tacademie des
inscriptions et belles lettres', buUetin de Janyier 1863 p. 6
ist ein lateinisches Schreiben von mir abgedruckt, welches
buchstablich das Datum als Unterschrift hat: ^Scribebam Bon-
nae II kalendas lanuar., ann. Urb. cond. MMDCXVI.' Damit
nun niemand meine Praxis in so eclatantem Widerspruch
mit meiner theoretischen Einsicht finde und mich etwa gegen
mich selbst citire, will ich doch nicht unterlassen, die gewiss
sehr merkwiirdige ^neue Lesung' zu signalisiren, die hier
der Pariser Setzer auf seine eigene Hand experimentirt bat.
Das handschriffcliche Original tragt namlich — unglaublich;
aber wahr — die Unterschrift: ^Scribebam Bonnae d. XXX.
m. Dec. a. 1862.' Man sieht, welcher Unterschied zwischen
franzosischen und deutschen Setzem ist, beschamend genug
fiir uns. Bei uns blondhaarigen Barbaren, wenn heutigen
Tages z. B. in Zeitungen die kleinste lateinische Phrase^ das
landlaufigste SprQchwort vorkonmit^ kann man 10 gegen 1
wetten, dass neunmal unter 10 Maleii die entstellendsten
Druckfehler darin sind, die weder Setzer noch Corrector zu
vermeiden oder zu beseitigen in der Lage sind. Der gewitzte
Urenkel der alten Gallier hat so viel classische Bildung und
80 yiel feinen Geschmack^ nicht nur Jahre nach Christi 6e-
burt in Jahre nach Erbauung der Stadt Rom umzusetzen;
sondern auch mit munterer Naivetat die gewahlteste Tages-
datirung anzubringen^ wie sie nicht einmal die romische
Plebs gewagt hat.
760 EPIGRAPHISCH-GRAMMATISCHE
10. Teretina tribus.*)
637 Dass die sogenannte Terentina fribus vielmehr Teretina
geheissen habe^ that Th. Mommsen in diesem Museum XII
p. 467 ff. 633 f. aus einer griechischen und einer lateini-
schen Insehrift am Festus dar, indem er zugleich die Cn-
wahrscheinlichkeit der Ableitung von einem Personennamen,
Terentius, und die Wahrscheinlichkeit der von einem Ethni-
kon, dem Flussnamen Teres, geltend machte. Jene Unwahr-
scheinlichkeit liess sich zur sprachlichen Unmoglichkeit st^i-
gern, da Tercntius griechisch Tepevrioc ist, die Tribus da-
gegen — mit oder ohne n — zweimaliges y\ hat (wie eben
in der Inschrift von Kypros C. I. G. n. 2637 THPHTINA).**.
— Haben sich aber die Schreiber lateinischer Autoren m der
falschen »Einschiebung eines n verfiihren lassen, so diirfen
diesen Beispielen drei Stellen des losephus, archaeol. XIV, 10
§ 10. 13. 19, mit nichten angereiht werden, sondem trcten
im Gegentheil als eben so viele Zeugen fQr die achte Form
TripriTiva auf. An der ersten und zweiten dieser Stellen, die
bekanntlich erst von Jacob Gronov (1712) aus der Leidener
Handschrift ans Licht gezogen wurden, sagt es Gronov selbst
dass er die handschriftliche Lesart TnpTiTiva in TnpTjYriva
*) [Rhein. Museum f. Philol. XV (1860) p. 637.]
*"*) Abgesehen hiervon, lieBs sich doch die Mdglichkeit, dasa TtTi'
tina von Terentius kHme, nicht so schlechthin leugnen, wie Momm^n
p. 468 auf den Grund hin that, dass ein n zwar vor 8 (rie»k«iwi*5
vic€simns)j nicht aber vor t unterdruckt werden kOnne. In Vicftid
(VEICETINOS auf dem Veroneser Meilenstein) ist doch dasflelbe ge-
schehen [vgl. jedoch P. L. M. B. Enarr. p. 106 (oben p. lip Anm.)]: in
Uebereinstimmung sowohl mit der Vorzeit, wenn eie DEDROT uiid
vielleicht EMERVT bildete (Rhein. Mus. XIV p. 402 [oben p. m] ,
als sclbst noch der spS,tem Kaiserzeit, wenn aie, freilich seltcQi
PARETES oder VALETINIANI schrieb. Eben dahin wurde es gehOren,
wenn etwa der bekannte Votivstein derVertulejer von Sora (Henien-Or.
III n.6733 [C. L L. I n. 1175; P. L. M. E. Ta(^l LII A]) in ZeUe6.T
nicht LVBEN|TES, sondern LVBE|TES hatte. Ersteres gibt freilich
das xylographirte Facsimile bei Henzen BuU. d. Inst. 1845 p. 71 vd^
im Rhein. Mus. V p. 70; indessen drei verschiedene Papierabkkttchf
des Steines, die mir vorliegen, zeigen am Ende der 6ten Zeile Ton
einem N oder iiberhaupt noch einem Buchstaben nach E nicht di?
leiseste Spur.
MI8CELLEN. 761
Verbessert' habe; dasselbe durfte man daher an der dritten
auch ohne seine Aussage voranssetzen: und diese Voraus-
setzung erweist sich jetzt als Yollkommen richtig. Auch der
(vielleicht nur aus dem Leidensis abgeschriebene) Vossianus
6r. fol. 26, sowie der Ambrosianus s. XI oder XII geben
alle dreimal das Richtige.
11. PRODE.*)
Im Literarischen Centralblatt (1868, 9. Mai, Nr. 20 518
p. 550) wird die ^Anfrage' gestellt:
*In der altesten lateinischen Uebersetzung der Bibel ist
mir wiederholt das Verbum prodesse in der Form prode
esse Yorgekommen. So finden sich z. B. prode est fQr prod-
estj fuit prode fttr profuity prode erit fQr proderit Hochst
erwiinscht wQrde es mir sein, wenn einer der Herren Philo-
logen die nachstehenden zwei Fragen zu beantworten die
Giite hatte: Erscheint prode esse auch anderswo? Hangt
prode irgendwie mit dem Yon Nonius (p. 47 ed. Merc.) aus
Varro citierten prodius zusammen?'
Ohne uns gerade durch diese Fri^tellung binden zu
lassen, Yersuchen wu* die Wege kurz zu erortern, die Yiel-
leicht zn einer Aufklarung fQhren. Mdglich^ dass sich jemand
mit der Auffassung begniigte; in prode esse liege nichts als
eine Yerirrung des spatem SprachgefOhls Yor, welches sich
eben das prodest durch die angenommene Entstehung aus
einem prode est Yerstandlich zu machen gesucht hatte. Fehlt
es anch in der Sprachgeschichte nicht an Analogien fQr einen
derartigen Hergang, so wird doch der mit nichts naher zu
zu begrQndenden Hypothese gegentiber eine bestimmte An-
knQpfung an Thatsachen der alten Latinitat in natQrlichem
Vortheil sein, wenn uns auch gewisse Mittelglieder Yerloren
gegangen sind; deim ein prode selbst bieten uns allerdings
weder Litteratur noch Inschriften anderweitig'^*) dar. Dass
*) [Bhein. Museum f. Philol. XXIII (1868) p. 618 f ]
^^ D. h. auaserhalb der Verbindmig mit esse, Dass es rioh imier-
lialb dieser anch bei den rOmischen Agrimensoren findet, wird mir noch
762 EPIGRAPHISCH-ORAMMATISCHE
^o in alter Form prod lautete, weiss jedermann. Woher
hier das d stamme, ist zwar nicht mit Gewissheit zu sagen;
indess scheint sich die von mir (Opusc. phil. 11 p. 565) auf-
gestellte Ableitung^ wonach es^ gerade wie das d des alt-
lateinischen Ablativs, auch in prod praed sed red- poded
anted (jmtid antid) ganz einfach aus der Praposition de
hervorging, um so mehr zu empfehlen, als durch sie eine
Anzahl anscheinend vereinzelter Erscheinungen unter einen
Gesichtspunkt und ein gemeinsames Bildungsgesetz gebracht
wird. In dem ebendahin gehorigen inde (vgl. a, a. 0. p. 456)
hat sich das voUstandige de, in Folge des vorangehenden
Consonanten, fiir alle Zeiten erhalten; in einem ursprung-
lichen x^ode konnte es, ohne dass die Form in die Litte-
ratur uberging, fortdauem in der Volkssprache, dieser treue-
sten Bewahrerin des Alterthiimlichen, aus dieser aber Jahr-
hunderte spater, als sich die Grenzen zwischen correcter
Schriftsprache und Vulgarsprache mehr und mehr verwisch-
ten, auch in den litterarischen Gebrauch eindringen. Gewiss
519 ist, dass schonPlautus es nicht mehr kannte oder gebrauehte,
so wenig wie unseresWissens selbst das gektlrzte prod ausser-
halb der Composition, obwohl er doch noch postid {=posted)
sagte neben poste fiir post.
Zu nicht geringer Bestatigung dient dieser Auffassung;
dass sich auch im Italianischen die lateinische Pi^position
pro in der Form prode erhalten hat: s. Diez EtjrmoL Wor-
terbuch der romanischen Sprachen I p. 332 J(2te Ausg.). Und
wenn dieses prode hier in nominelle Bedeutung und Anwen-
dung iibergingy so bietet auch dafur das mittelalterliche La*
tein einen Vergleichungspunkt in seinem Substantivum pro-
dum = lucrim dar: s. Ducange. — Zu der bei uiez er-
wilhnten; aber von ihm selbst aus sprachlichem Grunde als
unstatthaft bezeichneten Vermuthung eines Zusammenhauges
mit prohus liegt sonach nicht einmal ein Anlass vor.
Dass nun von dem adverbial gefassten prode, als des-
sen urspriingliche Entstehung dem Bewusstsein langst ent-
wilhrcnd dor Correctur von Freundes Seite mitgetheilt: p, 26, 24 prod<
erit, und ebenso p. 63, 27.
MISGELLEN. 763
schwonden war^ auch ein Comparatiy prodius gebildet wer-
den konnte; ist gar nicht schlechthin zu leugnen. Eaben
doch auch saepe prope paene temere temperi rnfper secuSy
zu denen wir keine AdjeotiYe kenneU; Gradation zugelas-
sen, und ist doch die indeclinable -Anhangesylbe "te oder
'pse auch in istum ipsum (-» eampse) u. s. w. declinirbar
geworden. Nonius fand die Forra prodius in den ihm
Yorliegenden Sammlungen aus einer Varronischen Satire
{Virgula divina) angemerkt, und wenn er es durch interius,
Umffius, a prodeundoy quasi porro eundo erklart; so ist zwar
das interius ersichtlich falsch, gegen das Uebrige aber an sich
nichts einzuwenden^ da ein prodius ire, prodius cedere als
*weiter vorwarts gehen, schreiten* den besten Sinn gibt. Aber
nicht 80 heisst es in Varro's Worten, welche vielmehr diese
sind: primum venit in urbem atque intra muros; deinde ac-
cedit prodius atque introit domum, ^Weiter vorwarts heran
gehen' sagt aber kein vemQnffcig sprechender*)^ sondem ent-
weder 'weiter vorwarts gehen' oder ^naher herangehen'. Es
hat daher hohe W^ahrscheinlichkeit; dass hier ein sehr alter
Schreib- oder Lesefehler getauscht hat und dass Varro viel-
mehr accedit propius geschrieben hatte.**) Wie nahe sich
in. alter Schriffc D und P standen^ liegt in hinlanglichen That-
sachen und Verwechselungen zu Tage. Umgekehrt ward in
den Menachmen V. 358 in den drei alten Quellenhandschrif-
ten propest geschrieben und erst von zweiter Hand in zweien
derselben prodest corrigirt. — (An eine etwaige Zusammen-
stellung .des prodius mit interdius wird ja wohl niemand im
Emst denken.)
Nachtrag.***) Die Thatsache des prode est, prode esse, 704
prode ero, prode fit, prode facere, fuit prode hatte mit fleissig
gesammelten Belegstellen schon vor der Anfrage im ^Central-
*) Freilich haben an der Begrif&verbindnng prodius accedere
weder Lachmann (zu Lncres p. 227)^ noch Gorssen (Knhn^s Zeitschr.
f. vergL Spr. III p. 266), noch Riese (Varr. Sat p. 235) Anstoss ge-
nommen.
**) Dasselbe hat, wie ioh nachtr9glich sehe, bereits Btlcheler
Termuthet (Rhein. Mus. XIII p. 597).
•**) [Bhein. Mnsenm a. a. 0, p. 704.]
764 EPIGRAPHISCH-GRAMMATI8CHE
blatt' H. Schuchardt ^Vocalismus des Yulgarlateins' I p.504
ans Licht gestellt, ohne indess fiber die Annahme einer
Sprachverirrung, nach falscher Analogie Yon po^ esi=pot€^
u. dgl., hinauszugehen. Die iiberwiegend lesicalische iind
dabei doch nichtalphabetische Anlage des Buches wiid es
entschuldbar erscheinen lassen, wenn vor dem Erschemen
des dritten^ die Register enthaltenden Bandes dergleichen
leicht iibersehen wurde.
Was ^das p^uf dem alleinigen Zeugniss des Nonins be-
ruhende prodius betrifft, so war es nicht genug^ die Nonia-
nische Erklarung interius . . . . o prodeundo, quasi porro
eundo ^ersichtlich falsch' zu nennen; vielmehr hatte sogleich
erkaunt werden sollen^ dass interius nichts ist als eine
Corrupt^I von ulterius. Diess gesehen zu haben ist das
Verdienst des Hm. Dr. Joseph Pohl in Sigmaringen.
12. Mentula.*)
131 Um das lateinische jnientula zu erklaren, wird in Ztsdir.
f. vergl. Sprachf. XVII p. 431 f. bald von einer sanskriti-
schen Wurzel manth gesprochen, bald das griechische }rifbia
nebst ravujLir)br|c herbeigezogen, schliesslich aber, nach Ver-
werfung beider Verwandtschaften, auf eine Wurzel men zn-
riickgegaugen; vpn der einerseits nientum, anderseits minert
e^nincre imminere prominere minae ausgegangen sei, so dass
mentula = ^das Hervorragende'. — Sollte hier nicht das
Wort am Platze sein Villst du immer weiter schweifen?
sieh, das Gute liegt so nah!'? Wie denU; wenn wir hflbsch
beim Latein blieben und mentula fiir eine in bester Ana-
logie stehende Contraction von fnejentida nahmen, da die
Function des fnojere doch gewiss ganz anders individualisirt
als der vage Begriff des ^Hervorragens'? Das wissenschaft-
liche Interesse wird es gestatten, die Beibringung der treffen-
den Analogie nicht zu scheuen, vermoge deren es am Rhein
landesiiblicher Ausdruck ist, im Sinne des lateinischen men-
tida Tissmannchen' oder auch Tissering' zu sagen.
Kein Sprachvergleicher.
*) [Rhein. Museum f. Philol. XXIV (1869) p. 131 f.]
MI8CELLEN. 765
13. Syllabus indiciorum potiorum quae ad definienda
tempora inscriptionum latinarum valent.
(ezcluso, nt est coDsentaneam, Bcriptnrae genere carBiyo).*)
0 pro y, ut plurimum etiam £ pro I^ in declinaiione nomi-
num yerborumque: cessans circa a. 520. sqq.
l^ figurae usus: diu constans, cessans circa a. 570 — 580.
A vel A vel A figurae usus
0 vel U figurae usus
^ figurae usus
numquam constans, cessans
circa idem tempus.
aS pro.X simplici: non ante S.C. de Bacchanalibus (568).
Geminatio consonantium: nulla anteEnnium^ ferme ex aequo
fluctuans ab a. circiter 580 ad 620, praevalens ab a. 620
ad 640, fere constans ab a. circiter 640.
Geminatio vocalium: nulla ante a. 620, cessans circa a. 680«
QV pro CV vel QVO: non ante a. circiter 620 usitata
scriptura.
n pro P, sed angulis plane rectis: non ultra idem fere tem-
puB usurpata.
Omissio M et S finalium: cessans circa a. 620 — 630.
OV pro 0 et V
non fere aut non multum ultra
medium saeculum VII (si a
paucioribus quibusdam dis-
cesseris aut casui tribuendis
aut certa ratione censendis).
Genetiyus tertiae decl. inVS
desinens
Nominativus plur. secundae
decl. in 8 desinens
POPLICVS scriptura
V pro OE 01 in curare simil.: i\on ante medium saecu-
lum vn.
Aspiratio consonantium: nuUa ante a. 650—660, fluctuans ad
a. circiter 700, fere constans ab initio saeculi VIII.
I longae usus: nuUus ante tempora SuUana.
Apicis usus: nullus ante tempora Caesariana.
Y litterae usus: nuUus (praeter unum exemplum) ante exi-
tum saeculi VII.
*) [PriBcae latinitatis monumenta epigraphica (1862) Tndices
p. 123. 124.]
XXIV.
Unsere hentige Ansspraclie des Latein.*)
Aus einem Schreiben an Geh. Hofrath Dr. Hermann Perthes
in Carlaruhe. **)
4S1 Freilich haben Sie Recht, sehr Recht, dass
unsere herkommliche Aussprache des Latein eine der
Reform durchaus bedurftige ist. Sie ist sogar eine aba^heu-
liche. Ich denke im Augenblick nicht an so yerhaltsiss-
miissig untergeordnete^ bloss einzelne consonantische Lante
betreffende Dinge, wie dass wir dezem deeimus, eziam nunsiifs,
fmio fofum sprechen: das lasst sich, so falsch es ist, znr
Noth ertragen. Das Durchschlagende ffir die Aussprache siuJ
Aecentuation und Quantitat. Da ist es nun merkwiirdjg
genug dass, wiihrend fttr das Griechische die Accentuation
untriiglich fiir das Auge uberliefert war, man dennoch dort
llingere Zeiten unseres Jahrhunderts hindurch mit principiel-
ler Vernachlassigung des Wortaccents lediglich die Sylben-
quautitat horen liess (eine heutzutage wohl allgemein uber-
wundene Barbarei), dass hingegen die alte und wahre Accen-
tuation des Latein ohne jede graphische Bezeichuung sich
durch den Lauf langer Jahrhunderte hindurch bis auf im^rp
Tage in allem Wesentlichen durchaus richtig erhalten hat
*) [Hhein. Museum f. Philol. XXXI (1876) p. 4«1— 492.]
**) jetzt in Bonn fdermalen in DaYOS. — In der von Perthcs he^
ausgcgebeuen 'lateinischen Wortkunde' hat Dr. G. L6we die von KtecJ^^
hier angcdeuteten Gesichtspunkte durch Bezeichnang sHmmUicher lu-
gen Vocale praktisch durchzufiihren versncht; die wisBenschaftliclJf
Begrundung seines Verfahrens, die er versprochen hat, wird noch e^
wartet. C. W.]
UNSEItB HEUTIGE AUSSPBACHE DES LATEIN. 767
Deim abgesehen Yon einigen ganz secundaren Punkten, die
noch dazu grSsstentheils anf reine Fictionen und unpraktische
Tifteleien theoretisirender Grammatiker zurfickgehen, sind es
ja nur die paar so einfachen wie kurz zu formulirenden 6e-
setze, welche das ganze Accentuationsgebiet des Latein aus-
nahmslos beherrschen: dass^ ohne j^de RUcksicht auf die Be-
schaffenheit der Ultima, jedes mehrsylbige Wort mit langer
Paenultima ein Paroxytonon*); jedes mit kurzer Paenultima 48s
ein Proparoxytonon ist, mehrsylbige Oxytona es aber dber-
haapt nicht gibt. Je weniger man also in dieser Beziehung
fehlen konntC; desto schlimmer stand — und steht — es um
die Beachtung der Quantitai Im Griechischen hatte man
doch wenigstens fQr zwei Vocalgebiete eine scharfe graphi-
sche Unterscheidung von lang und kurz vor sich; im Latein,
wo man eines ahnlichen Hiilfsmittels entbehrt^^ gewohnte.
man sich allmahlich, die accentuirten Sjlben mit langem^
die nicht accentuirten mit kurzem Vocal zu sprechen. Oder
wer hort nicht noch heute jeden Tag und jede Stunde Ugo
sprechen wie XrJTU), und tonos als wenn es TtBvoc ware? und
so ohne Ausnahme weiter den Nominativ oder das Praesens
cdnis genau wie den Dativ von canuSy das Nomen Idbor wie
das Vcrbum labor**), desgleichen iubes humUis, cibtis***)
^mUis u. 8. f. cum gratia in infinitum. *
Da trat denn allerdings einmal eine Art von, freilich
sehr dOrftiger Bemedur auf. Ich weiss nicht, von welcher
*) 'Properispomenon* fiige ich gar nicht hinzu, weil diese ganze
Unieracheidang nur von den lateinischen Orammatikem ersonnen ist
nach dem Vorbild des Griechischen.
**) H&tte er richtig geeprochen oder jemals hiteinische Verse ge-
macht, 80 w&re ea nicht einstmals dem Qrammaticns Ramshorn pas-
sirt, das Ciceroniache aed labor longius als Beispiel fCir die Verbindong
eines a4JectiYiachen Nentrama mit einem maaculiniachen Sabatantiynm
beiiubringen (nach Art dea varium et mutabUe semper femina).
***) Vorauageaetzt daaa man nicht mit Bergk (Ztachr. f. d. Alterth,-
wiss. 1851 p. 221) ethus fQr einen Trochaeua h<, umgekehrt ala wenn
er (ebend. 1848 p. 1133) Serviiius mit kurzer Antepaenultima maaa:
beidea mit der eilfertigen Saloperie, welche die beaaem Eigenachaften
des kenntniflsreichen und scharfBinnigen Mannea so vielfach in Schat-
ten atellt.
768 UNSERE HEUTIGE AUSSPKACHE DES LATEIN.
Anregung sie ausgegangen sein ma^*); Thatsache ist, dass
seit mehreren Jahrzehnten eine Anzahl von Gynmasien jange
Philologen zur Uniyersitat schickte^ die sich nicht wenig
darauf zu gute thaten^ nicht mehr^ wie bisher Qblich, ma^m
terrds, altos niontes zu sprechen, sondem mit vielem Aplomb
niagms terrds, altos montes horen zu lassen. Man war eben
durch die in jeder Grammatik stehenden Regehi uber die
Prosodie der Endsylben, namentlich in der DeclinatioQ, zn
483 einigem Bewusstsein tiber die bisherige Eakophonie gekom-
men. Aber welch gar geringer Bruchtheil der herkommlichen
Verkehrtheit war doch dadurch beseitigt! Man sprach aller-
dings nicht mehr wie ehedem honos viros, lepidis famuhs,
sondem substituirte dafiir bonos vlros, Upidls famulis] aber
indem man sich zu der Einsicht und Praxis^ bonos vim,
lepidis famulls zu sprechen, mit nichten erhob, liess man die
Halfte der Barbarei fortbestehen. Oder ist es anders zu be
zeichnen, wenn in folgendem Satze, wie ihn die heutige G^
wohnung horen lasst: non est enim iiUo nwdo dubmm qm,
qtii homs consiiles Mbent, m^litis agant, mit Ausnahme des
qui auch nicht ein einziges Wort den wahren Vocalwerth
zum Ausdruck bringt? nach welchem derselbe Satz, durch-
weg entgegengesetzt, vielmehr also zu lauten und im Munde
der Romer gelautet hat: nm est enim Ullo modo dubium qnin,
qui honos cmsides hubent, nielius agant. Und doch war fur
die Quantitiit der Stamm- und der Ableitungssylben — wenn
nicht fiir alle, so doch fiir die iibergrosse Mehrzahl — ^
ganz eben so untriiglicher Anhalt in der jedermann Tor-
liegenden Dichterprosodie gegeben wie fur die Endsylben.
liiihrte die schlechte Gewohnung erst aus neuem Zeiten her,
so ware dies stumpfsinnige Voriibergehen an einer so reichen
und sichem Quelle der Erkenntniss einigermassen veretand-
licher. Denn seitdem, iiberaus kurzsichtiger Weise, auf un-
sern gelehrten Schulen — mit recht wenigen aber desto cr-
*) Freund Eckstein, gelegentlich obenliin befragt, meinfce 'wohl
von F. A. Wolf . Indessen dann miisBte docli die ^neue Mode* (^
raan sie von den Anhangern des Alten Ofter nennen horte) sich 8choE
in dcn zwanziger nnd dreissiger Jahren bemerklich gemacbi bat-ea:
was zn meincD Erinnerungen nicht stimmt.
UNSEBE HEUTIGE AUS8PBACHE DES LATEIN. 769
freulichern Ausnahmen — die «(auch in padagogisch-didakti-
scher Beziehung so ungemein wohlthatigen) lateinischen
Versificationstibungen in Wegfall gekommen sind, wissen ja
die meisten^ ohne yorher im Lexicon oder im Gradus ad
Pamassum (wofem sie ihn NB besitzen!) nachzuschlagen,
gar niclit ob eine Sylbe lang oder kurz ist: statt dass ihnen
z. B. ein habeo in so festem Bilde vor dem geistigen Auge
stehen soUte^ dass ihnen ein Mbeo gerade ebenso fremdartig
und undenkbar ware wie etwa hobeo oder hubeo: — ein Uni-
rersitatslehrer oder Seminardirector hat darin Erfahrung.
Aber die in Eede stehende Unsitte ist ja ohne Zweifel viel
alter und datirt aus Zeiten^ denen das Versemachen wie das
tagliche Brot war. — Sei dem nun wie ihm woUe: — bis
hieher ist bezHglich dessen, was Noth thut, alles einfach und
selbstyerstandlich: jetzt ^ngt jedoch die eigentliche Schwierig-
keit einer durchgreifenden Beform erst an.
Denn allerdings gibt es ja eine ganze grosse Classe
lateinischer Worter^ f&r deren yocalische Natur uns der
Dichtergebrauch y51Iig im Stiche lasst. Es sind das alle die
Falle, in denen auf den Vocal zwei oder mehr Conso-
nanten folgen^ welche die Sylbe (yermoge der sog. Po- ^«^
sition) fOr den Vers lang machen, mag der yorangehende
Vocal lang oder kurz sein. Wer kann dem Verse ansehen,
ob es arma oder arma (fipina oderfip^a) hiess? ob festus wie
qpf^CToc oder wie 9^ctoc lautete? Unsere jetzige Gewohnheit
yerfahrt auch hier, zwar mit einer gewissen ConsequenZ;
aber mit einer ebenso unmotiyirten und yerkehrten wie in
den oben erorterten Fallen, indem sie mit ausserster Willkilr
und Flachheit alle yor Doppelconsonanten stehenden Vocale
kurz spricht, gleich als wenn, was fiir das aussere Gerust
des Versbaus genflgt, auch fttr den Ausdruck des Laut-
werthes gentigte. ffier ist es nun, wo die Wissenschaft ein-
zutreten und der Fraxis regelnd und massgebend die Hand
zu reichen hat. Und dazu fehlt es ihr keinesweges an ziem-
lich weit reichenden Hiilfsmitteln: nur dass diese bisher nie-
mals yollstandig zusammengestellt^ zweckmassig combinirt
und consequent ausgebeutet wurden. Sie werden sich haupt-
sachlich auf folgende Eategorien zurtlckfiihren lassen: 1) die
FB. BITSCHKLU OFVBCVtJL lY. 49
770 UNSERE HEUTIGE AUSSPRACHE DES LATEIN.
an und fQr sich einleuchtendc Verwerthung gewisser gram-
matischer, auch etymologischer Erscheinungen m-
schiedentlicher Art; — 2) die prgsodische Behandlung
mancher Sylben seitens der altromischen .Dramatiker:
— 3) positive graphische Ueberlieferungen der In-
schriften; — 4) die griechischen Transcriptionen;
— 5) ausdruckliche Zeugnisse der alten Grammatiker oder
sprachliche Erorterungen gebender Autoren; — 6) zahlreiehe
Analogieschliisse. — Lassen Sie mich diese verschiedeneD
Kriterien nur in kiirzesten Andeutungen flfichtig exemplifici-
ren, da eine erschopfende Ausfiihrung weit iiber den Rahmen
eines Briefes hinausgehen wiirde.*) Und gliicklicher Weise
185 haben wir ja fiir eine gebiihrende Ausfuhrung der nach-
stehend nur skizzirten Gesichtspunkte eine junge Kraft in Aus-
sicht, die dieser Aufgabe voUkommen gewachsen sein wird.
ad 1) Wer kann es eigentlich noch iibers Herz bringeD,
existimo fortzusprechen, wenn er an aestimo (in alterer Spraehe
selbst noch exacstumo) denkt? oder Contractionssylben za
*) Auf das besondere Verhaltniss der 'Position oder Nichtposition'
bei 'muta cum liquida' einzugehen halte ich fur uberfiusaig uiwi
darf die richtige Auffassung ale hinlS^nglich verbreitet voraaaectitE
Praktisch wird freilich auch hier noch 5fter gefehlt. Wir laweo e»
UU8 gem gefallen, dass uus der Altmeister J. H. Vosa den Genossen de^
Achilleus als Patroldos eingebiirgert hat; aber im Lateinisdieii PatT*^
clus zu accentuiren ist doch genau so falsch als wollte man SophodiS
Pericles sprechen. Ebenso Meledger statt MeJeager Meleagrus. Vid
schlimmer ist allerdings, wenn man auch, nicht nur funebris^ Bonders
umgekehrt sdlubri^ hort, weil richtig Mgubris. — Waa flbrigens aniti
sonst, in Betreff der Aussprache, selbst klugen Leuten fQp wunderlicbf
SchruUen anhangen, haben Sie ja selbst erlebt an dem hochTerehrten
Manne, der Ihnen Lehrer, mir vieljahriger College war, und den «ir
hundertmal habeu dle Demetvr als Dactylus sprechen hdren, niemil^
anders. — Unserm ehrenwerthen Hallischen Seminardirector mocbtei:
wir Seminaristen sein unweigerliches Eustazitts noch so oft indimt
corrigiren, er blieb standhaft bei seinem ^mumpsimus** — Mein hocb-
verdienter Schul-Itector Sji., ein guter Franzose, nannte seinen Li<^>
liugstragiker nie anders als liasse^ig; hatte sich auch (diess beilHuk
beira Lateinsprechen, ofFenbar verfiihrt einerseita durch adsohi, andrr-
seits durch consuetus consimiliSy ein Compositum consolet consohtus as-
gewohnt: was mir selbst von ihm Jahre lang anhaftete, ehe ich J?r
Fiction inne wurde nnd sie abschiitteltc.
UNSERE HECTIGE AUSSPRACnE DES LATEIK. 771
kurzen wie amasse msse oder wie mdlle mlle? oder umge-
kehrt esse — edere zu sprechen gleich esse = €tvai? oder
ndrrare gegentlber einem gruirm ignarus? Und wie vieles
andere Aehnliche und Unahnliche mehr. Z. B. dass es nicht
Sallustius PojnlUtis Follio hiess, wie man heutzutage ohne
Aasnahme hort, sondern Sallustius Fojnllitis Pdllio (eine trotz
TTiuXiujv keinesweges verwerflicbe Form), weil auch ohne Con-
sonantengemination Salustius Popllius Pblio: in welcherlei
Fallen die Schreibung des Alterthums selbst es niemals zur
Consequenz gebracht hat. AIso auch nicht viUa, sondem
villa genau wie vllicus, da hier die Gemination oder Nicht-
gemination des l eine Sache ffir sich ist.
ad 2) Nur mit Einem Worte braucht hier erinnert zu
werden an die pyrrichischen Messungen tUe %ste ipse esse %nde
Onde intus inter, nempe, wohl auch hercle] an die Yerkiirzun'
gen hunc hdnc hinc\ an omnis] an Hxorem exercitus] an drgen-
tum gubemdbunt tabemaculum] an voluntatetn iuventutis feren-
tarius, voluptatem\ an magtstrcUus potestatem, und so manches
andere.*)
ad 3) Es war ein Beweis von praktischer Einsicht, wenn
Accius, gegeniiber dem Griechischen welches doch wenig-
stens f&r zwei Vocalgebiete eine sichtbare Unterscheidung
von Lange und EOrze besass, dem in dieser Beziehung augen- ^
falligen Mangel des Latein in seiner umfassenden Schrifk-
reform (im ersten Viertel des 7ten Jahrh. d. Si) dadurch
abzuhelfen untemahm, dass er fiir die Naturlange Yocal-
gemination einftihrte, und zwar — weil im Anschluss theils
an das Yorbild des Oscischen, theils an eine gewisse, wenn-
gleich nicht ganz zutrefFende Erscheinung schon des 6ten
Jahrhunderts — AA, EE, VV flir a e w, daneben aber durch-
gehends EI fiir f. Wenn in letzterer Beziehung sehr mit
Kecht Lucilius als Gegner des Accius auftrat und wieder
*) Nicht eigentlich hieher gehOrig, weil nicht Positionflsylben
betreffend, ist das umgekehrte Verhaltniss, dass ons in seltenen FSllen
die Bcenische Prosodie anch Vocall&nge lehrt, wie z. B. nach Lach-
mann^B (sn Lncr. p. 130 f.) feinsinnigem Analogieschlnss ein natn qudm
dum n. dgl., wenigstens nrsprunglich , nicht ndm qudm dum (so man-
ches Ton den dortigen ErOrtemngen anch anfechtbar bleiben mag).
49*
772 UNSERE HEUTIGE AUSSPRACHE DES LATEIN.
eine phonetische, ihr entsprechend aber auch graphisehe
Scheidung vornahm, so blieb doch von nun an EI ausscbliess-
lich als Zeichen fiir langes i, niemals fCir %, in Geltung: bis
man in der SuUanisclien Periode es durch Einfiihrung der
i longa I zu ersetzen anfing. Erst in deu Caesarischen ZeiteD
endlich begann die Beschwerlichkeit der Vocalverdoppelung
in der Schrift einer neuen und zwar sehr einfacben und
zweckmassigen Bezeichnungsweise zu weichen: der Setzung
des apcx (friiher recht verkehrt ^Accent' genannt) tiber dem
naturlangen Vocal. Ware nun irgend eine dieser Unter-
scheidungsarten jemals mit Consequenz durchgefiihrt worden.
so stande es sehr gut und erfreulich fur unsere Erkeimtniss
der einschlagenden Thatsachen; aber leider ist ihre Anwen-
dung jederzeit eine so sorglose und schwankende gewesen,
dass man deutlich sieht, sie hat sich niemals fest eingebur-
gert, ist den Romem niemals gleichsam in Fleisch und Blut
ubergegangen: wie es denn kaum eine und die andere etwas
langere Inschrift gibt (wie vor allem die Lyoner Claudius-
tafel), die eines jener Sjsteme voUstandig und ausnahmslos
durchgefiihrt hatte; fast immer tritt uns nur ein sporadisches
Vorkommen entgegen. Nichts desto weniger verdanken wir
auch dieser Quelle eine Keihe schatzbarer Einsichten. Z. B.
um mich hier fur jede Kategorie nur auf ein paar Belege zu
beschrlinken, dass es pdstor Mdrcus lautete wegen PAASTOR
MAARCVS, iyrlscus trlstis wegen PRlSCVS TRlSTIS, ordo
brnammtiim*) empttis (trotz emo) wegen ORDO ORNAJVIEN-
TVM EMTVS.
ad 4) Von den griechischen Transcriptionen ist bisher.
wenigstens theoretisch, noch am meisten Gebrauch gemacht
worden, da es ja in der That nahe genug lag, aus cpficToc
auf Festus, nicht Festus zu schliessen, aus TTpuiEi^oc auf
prOximuSj nach Cr|CTioc und CeExioc die Unterscheidung von
^«7 Sestius und Srxtius scxtus zu lixiren, und so in ungezahlten
weitern Fallen. Aber das hindert durchaus nicht, dass man
tagtliglich nur ^Cicero pro Sestio' hort! — Da fur « die
*) Also ganz falsche Measungen im Trinummns 841 eum ni^r*'
6r\natu nnd 852 luhninia \ eo orna tu ddvenit.
UNSERE HEUTIOE AUSSPRAGHE DES LATEIN. 773
Transcription mit ou natQrlich nach keiner Seite einen Aus-
schlag gibt; so tritt hie und da als Ersatz die Schreibung
mit 0 ein wie in CEKONAOC CATOPNIOC — secundus Sa-
tiimius: wahrend das ebenfalls yorkommende u an sich wie-
der nichts entscheidet, z. B. in BENYCTOC = veniistiis. —
Griechisches El weist selbstverstandlich immer auf f hin^
z. B. TTPEICKOC = prlscus.
ad 5) Jedermann kennt die werthvolle Belehrung Cicero^s
Orat 48 § 159 (wiederholt von GeUius II, 17, 4. IV, 17, 6),
dass es zwar tndoctus tficlitus u. s. f. lautete, aber tlberall
Yor f und s langes tn gehort wurde wie Infdix Insanus] des-
gleichen ganz entsprechend zwar camposuit concrepuit (trotz
des ursprtoglichen icujv), dagegen confecit consuevit Aber
wer gibt der Belehrung Folge und spricht nicht nach wie
vor mfans tnsipiens, confert consul gleich Vatem und Gross-
vatem? — Eben so wenig denkt jemand an des Qellius II,
17, 5 Unterscheidung zwischen pro und pro in verschiedenen
Compositis, z. B. prdferty aber profu/jfit] noch weniger an den
von ihm VII, 15 besprochenen Quantitatswechsel in quiescere
stupescere nitescere u. s. w.; — am allerwenigsten an die
praktische Beachtung der IX, 6. XII, 3 behandelten merk-
wUrdigen Uebergange, wonach neben einander ago adus actitd,
rego rectus, lego Uctus, struo structus, pendo pensus, iingo unctus
u. s. w. bestehen, gerade umgekehrt aber dlcto dtctus dictito
duco ducius. Denn wenn auch Lachmann's Versuch (zu Lu-
crez I, 805), diesen Wechsel durch ZurUckfiihrung auf laut-
liche Gesetze zu erklaren, nach meiner Ueberzeugung viel zu
gekiinstelt und nicht einmal ausreichend ist (wahrend die
Sache viel einfacher liegt und keinen verstecktem Grund hat
als bei legem Ugo, duco dikein), so muss doch die Thatsache
als solche unangefochten bleiben, die Lachmann zueirst wie-
der der philologischen Welt ins Gedachtniss rief. — Das
sind indess nur besonders hervorstechende Hestimonia clas-
sica', denen sich erganzend eine erhebliche Beihe jtingerer
Zeugnisse zahbreicher Grammatiker bis auf Priscian herab
anschliesst, denen wir weitere Belehmng und Bestatigung
verdanken. Sie finden sie jetzt, in Folge der engen Wechsel-
beziehungen zwischen Accent und Quantitat, am schnellsten
774 UNSERE HEUTIGE AUSSPRACHE DE8 LATKIN.
inFritz Schoirs sorgfaltiger Zusammenstellung der'Testi-
monia de aceentu linguae latinae', welche dem 6ten Bande
der Acta soc. phil. Lips. (p. 71 — 215) zur Zierde gereicht
488 Vielleicht thue ich Ihnen einen Gefallen, wenn ich Ihnen
auf einem Beiblatt eine kleine Liste der dort promiscue zur
Sprache kommenden Punkte beifuge.
ad 6) Schon um die vorstehenden, sich yielfacb beruh-
renden, durchkreuzenden, deckenden und gegenseitig (oft
zwei- und dreifach) bestatigenden Ermittelungen, vomehm-
lich aber um die aus ihrer combinirenden Betrachtung sich
ergebenden Analogieschliisse hat sich durch mancherlei
Vorarbeiten ein Forscher verdient gemacht, dessen hier um
so mehr mit Ehreu gedacht werden muss, je mehr die ort-
liche Zerstreutheit seiner Beitnige ihrer Wirkung Eintrag
gethan haben mag: Wilhelm Schmitz, theils in der Bon-
ner Dissertation ^Quaestiones orthoepicae' (1853) nnd deni
Diirener Programm ^de I geminata et I longa' (1860), theils
in eiuer langen Reihe von Miscellen des Rheinischen Mu-
seums, die sich durch Bd. X. XL XU. XIV. XVI hindureh
ziehen. Ich gebe Ihnen auch von diesen Ergebnissen aut
eiuem zweiten Beiblatt eine einigermassen zusammenfassende
Uebersicht, wenigstens orieutirende Zusammenstellung. Von
Einzelheiten begniige ich mich hier nur einiges Wenige in
Beispielen anzudeuten, die immer eine ganze Gattung Ter-
treteu. Vocalkiirzung bewahrt die heutige Aussprache zu-
fdllig richtig in vetusfKS modtskis, campester terrestris ca-clcstis
nocturnus hodivmus, secundus tuendus] vollkommen unrichtig
triigt sie sie auf forensis accenstis tdnsillae und alles Gleiche
iiber. Grundfalsch kiirzt sie hcnlgnus ahiegnus sujnum u. s. w.:
grundfalsch mdxinms m/ixilla vexillum. Keine Notiz nimmt
sie von dem durchgreifenden Wechsel der Quantitat in /*tm^^
fontis, niens mhitis, anians amantis, clomens clementis, Deberall
in unserer schlechten Gewohnheit ist es der leidigeVerkilrzunp?-
trieb, der, ura zum SchUiss noch eine kleine Blumenlese per
saturam hinzuzufiigen, so unberechtigt ist fiir vestis Ve^t^nus
Norha Iloscius qulnque Ilctor crlsjms Vtjysanius, wie allerdingi»
an seinem Platze in optare, Celsus celsuSf Vcspasiamts v<^'}^i
Longus iongus, Cothulo corhis, Nerva ncfi^us, Coscotwis.
UN8£BE HEUTIQE AUSSPRACHE DE8 LATEIN. 775
Sie sehen^ es liegt uns ein nichts weniger als diirftiges
Material yor, um Ungewusstes oder doch in weitern Kreisen
Unbewusstes wissbar zu machen. Ein Best allerdings bleibt
iibrig; ftir den es Yorlaufig an einem Entscheidungsgrunde
fehlt. Die Wissenschaft muss eben hier weiter helfen^ und
sie wird es, indem sie neue Gesichtspunkte zu ermitteln be-
miiht ist. Indessen auch wenn manches ftir immer uner-
ledigt bleibty sollen wir darum, dass nicht alles auszumachen^
das in so grosser Zahl wirklieh Ausgemachte ignoriren und
dem jedenfalls massigen Bruchtheil des Unbestimmbaren in 489
oberflachlicher Gleichgultigkeit zum Opfer bringen? Muss
man^ weil man nicht absolut richtig zu sprechen vermag
absolut falsch sprechen? Auch hier ware das Beste der
schlimmste Feind des Guten.
Aber freilich^ Uberblickt man die Manigfaltigkeit des
oben Zusammen- und Gegentibergestellten^ so macht sich
leicht das unbehagliche GefQhl geltend, wie yieles in dem
storenden Gewirr differirender Quantitaten lediglich auf Laune
der Sprache zuriickgeht^ durchgreifender Regel sich durchaus
entzieht. Was sich aber selbst mehr oder weniger fest-
stellen lasst von allgemeinem Gesetzen: wie will man dem
Lateinsprechenden mit Aussicht auf Erfolg zumuthen^ mit-
tels eines dem Gedachtniss einzupragenden Regelwerks^ wel-
ches noch dazu durch — wirkliche oder scheinbare — In-
consequenzen der Sprache selbst offc genug Yon Ausnahmen
durchbrochen wird, sich einer in Fleisch und Blut tlber-
gegangenen Gewohnung zu entschlagen^ und mit blosser
abstracter Theorie eine lebendige und gelaufige Praxis be-
griinden? Geschweige denn, wenn die nicht auf ein gemein-
sames Princip zurUckzuftihrenden Einzelheiteu auch noch
auswendig gelemt werden sollten^ etwa nach Art der Genus-
regel panis piscis crinis finis u. s. w. Nein, die Sache muss
an einem ganz andem Ende angegriffen werden, .wenn sie
gelingen soll. Die gereinigte Aussprache muss so zu sageu
mit der Muttermilch eingesogeu^ vou der allerersten Stufe
des lateinischen Elementarunterrichts an angeeignet, alles
Thatsachliche ^ex usu' (nach dem alten Schulterminus) ge-
lemt werden. Hat der Enabe von Anfang an niemals anders
776 UNSEBE HEUTIGE AUSSPRACHE DES LATEIN.
gehort und gelesen als magmis Uctus trtstis ordo iustus, so
ist er in den unverlierbaren Besitz des Richtigen gelangt
und kann gar nicht in die Versuchung kommen^ jemals auf
ein heutiges, ihm unerhortes 7nagnus ordo u. s. w. zu Ter-
fallen. Haben Sie hierin unbedingt Recht, so nicht minder
in Betreff des aussern Mittels, welches Sie zur Erreichong
des Zwecks fur den Unterricht in Anwendung gebracht wissen
woUen. Statt durch ein buntes Gewimmel von uberflussigen
Kiirze- und Liingezeichen liber den einzelnen Sylben Augc,
Sinn und Gedachtniss zu verwirren^ muss es als eine so
©infache wie ausreichende Methode erscheinen^ nur alle
langen Yocale mit dem Langezeichen zu yersehen^ alle
kurzen dagegen eben als nicht lange dadurch darzustellen;
dass sie ganzlich unbezeichnet bleiben. Ein Misverstand-
niss oder eine Ungewissheit kann auf diese Weise gar nicht
entstehen.
Dass Sie mit der vis inertiae, mit Schlaffheit und Ver-
4i«o drossenheit, mit Vorurtheil und Eigensinn, mit praktischen
Schwierigkeiten und Hindernissen mancherlei Art zu kampfen
haben werden, verhehlen Sie sich gewiss selbst nicht; eine
Generation mag leicht dariiber hingehen, ehe der alte Schlen-
drian vollig tiberwundeii ist. Aber das Unternehmen ist
Mes Schweisses des Edeln werth' und schliesslich wird und
muss dem Vernuuftigen der Sieg bleiben, wenn auch wir
Alten mit unsern ererbten Jugendsunden uns nicht mehr
seiner Friichte zu erfreuen haben
Friedrich Ritschl.
Postscriptum.
Nachtriiglich werde ich aufmerksam gemacht auf einen
Vortrag A. SpengeTs iiber 'Deutsche Unarten in der Aus-
sprache dcs Lateiuisclien', der in den Sitzungsberichten der
philos.-philol. und histor. Classe der Miinchener Akademie
vom J. 1874 Bd. II p. 234 ff. gedruckt ist. Derselbe beschaf-
tigt sich jedoch hauptslichlich nur mit dem was mir, als
allgemein bekannt, durchaus Nebensache war: mit der Aus-
sprache der Consonanteu, im Vocalgebiet aber, abgesehen
von einigen Bemerkungen iiber Diphthonge sowie uber Ac-
UNSEBE HEUTIOE AU8SPRACHB DES LATEIN. 777
centaation, nor mit den landlaufigen Dififerenzen Yon pqpulm
und poptdus^ mdh (von malle) und mdlo (yon mdlus) u. dgl.
Gerade Yon demjenigen, was Yorstehend in den Vordergrund
gestellt wurde^ und woYon allerdings nach meiner Meinung
das *hic Rhodus^ hic salta' gilt^ ist nicht mit Einem Worte
die Rede. — Wenn man aber irgendwo eine klare, aber-
sichtliche; yollstandige und zusammenhangende Darstellung
des oben erorterten Gesichtspunktes zu erwarten ein Recht
hatte, 80 ware das doch gewiss in einem Buche, welches
den Titel ^Ueber Aussprache, Vocalismus und Betonung
der lat. Spr.' an der Stirn iragt. Allein diese Erwartung
beiriedigt Corssen keinesweges in erwiinschter Weise. Der
Stoff^ statt einheitlich zusammengefasst zu werden, ist zer*
rissen und zersplittert. Einzelnes wird beim Alphabet be-
riihrt; anderes bei der Aussprache der Consonanten, anderes
bei der der Yocale; und hauptsachlich tlberall Positions- imd
Nichtpositionssylben durch einander geworfen u. dgl. m. Das
neueste Buch, die (beilaufig an recht breiten Wiederholungen
leidenden) ^Beitrage zur italischen Sprachkunde', macht die
Sache nur iibler. Von frtthern Aufstellungen wird jetzt mit
auffallendem Schwanken des Urtheils das gerade Gegentheil
gelehrt. In kraukhaft-eigensinniger Verneinungssucht werden
p. 276 ff. 281 (vgl. Rhein. Mus. XXV p. 431 f.) aber Mgnus
rignum stagnum u. dgl. kaum verzeihliche; weil von entschie- 49 1
dener sachlicher Unkunde oder methodischer Schwache zeu-
gende Falschheiten vorgetragen. Hier, wie in recht vielen
andem Punkten, thate eine sehr grUndliche Reinigung Noth^
wenn nicht LernenwoIIende durch Corssen's 'haltlose und
ganzlich verungliickte Reactionsbestrebungen' in die Irre ge-
fuhrt werden sollen. Ein kurz gefasstes 'Hiilfsbiichlein fiir
lateinische Rechtsprechung' wiirde hier ebenso niitzlich
wirken konnen^ wie W. Brambach's ' Htilfsbflchlein fiir
lat. Rechtschreibung'. Und ein solches wird ja wohl
nicht allzu lange auf sich warten lasseu.
F. R.
Beiblatt I.
F. SchoITs *Veterum grammaticorum de accentu lin-
guae latinae testimonia'. — I. Vocallange in Positions-
778 UNSERE HEUTIQE AUSSPRACHB DE8 LATBIN.
sylben: p. 83 (xxii) vox lux] — p. 108 (lxix) lux mans
fons] — p. 112 (lxx^) doctus^)'^ p. 113 (lxxi**) Hor^nsius
= 'Oprrivcioc (Dosith.). — p. 117 (lxxi"") insula, nebst conf-
cons' inf' ins-, — II. Vocalkiirze in Positionssjlben (ein-
zwei- dreisylbiger Wbrter): p. 108 flf. (lxix) ars pars pix:
nix nox dux nux fax^)\ — p. 116 (lxxi^) est arx^ — p. 85
(xxvi^), 111 ff. (lxx), 147 (xcix®) arma arcus] — p. 110
(lxx**), 112 (lxx^) sollers cohors] — p. 112 (lxx*) canfo
condo ciuro salto pinna secta\ — p. 116 (lxxi*) primeps^)-^
— p. 119 (lxxu*) asper pulclier] — p. 107 (lxvi) CamilhiS]
— p. 113 (lxxi) Metellus Catullus Marcellus tabeUae fcne-
strac] — p. 116 (lxxi^) cancelli lanistae^ — p. 120 (lxxii*')
cart'cta\ — p. 179 (cxl) contio^).
*) 'Denn Martianns Cap. lehrt, Vegen der Uknge des e musse «
(hkte, nicht docte, heissen.' P. S. — *) 'Bei Victorinua (LlXi) ond
Pseudo Priscian auch paxl^ F. S. — ^) ^prtnceps sehr verdachtig, auch
nur bci Pompejus.' F. S. — *) ^contio mir ebenfalls verdachtig, obgleich
in einer soust guten Stelle des Diomedes.' F. S.
Beiblatt II.
W. Sclimitz's zerstreute Orthoepiea.*) — I. Selb-
sttlndige Scliriften. 1) ^Quaestiones orthoepicae', Bonner
Dissertation von 1853 (5 Jahre Tor dem Erscheinen des
Corssen'schen Buches). Handelt von e und o vor ns, von t
und 0 vor nt-^ von griechischen Transcriptionen, worin I und
6 (abgesehen von etymologisch durchsichtigen Fallen wie
voKTOupvoc); von o und e vor geminirten Consonanten (r^X-
Xioc). — 2) ^Studia orthoepica et orthographica latina^
Durener Gymnasialprogramm von 1860. Handelt eingeheud
i:»-' Me I geminata et I longa'. Womit zu vgl. Rhein. Mus.
XVm p. 144 ff. - 11, Miscellen des Rheinischen Mu-
seums von 1854 bis 1861. Und zwar Bd. X p. 110—111:
die Participia praes. auf cns ans; — p. 112 — 115: die En-
duugen erms cnsius cnsimus onsus] — p, 115 — 118: Bespre-
chung verschiedener Apices, wie dctis u. dgl., adlcctus impensn
Mdrcus (vgl. MAARCVS, MAAPKOC), &rdmis u. s. w., ndrru
*) [Inzwiscben gcsammelt in Schmitz^s Beitragen zur lateiniFcheD
Sprach- luid Literaturkunde. Leipzig 1877. C. W.]
UNSEBE HEUTIGE AUSSPRACUE DE8 LATEIN. 779
regnum Mdrtis pdstoris (vgl. PAASTORES), iiisti prisco (vgl.
PEISCO, nPEICKOC) u. 8. w. — Bd. XI p. 146—148: die
Endungen emus emius eminus, iimus Hrnius uminus, undiis
endus'^ — p. 149 — 150: Miintanus und Aehnliches] — p.298 —
300: Verbesserungen bei Ptolemaus, Strabo, im C. I. Gr., bei
Fabretti und Gruter; — p. 300: Zusats^ zu omamentHnly Mdr-
cuSj Valens] — p. 300—301: ensis esis, essis, onsus osus ossus]
— p. 614—615: die Endungen ustus estus ester estis esticus esti-
nus estris] — p. 615—617: qulnque*) llctor crlsjms Vlpsanius
trlstis, — Bd. XII p. 289 — 290: axilla maxilla pdxillus tdxil-
lus vexillum] — p. 290 — 291: die Prosodie vor gn (vgl. Bd.
XXV p. 431 f.). — Bd, XIV p. 636-637: PVTEOLIS auf
derselben Inschrift mit den Apices accensas consuli augustdlis
uxori adiiitor frdtri. — Bd. XVI p. 486—488: tonsillae tdsillae
tossillae. — Daneben tlberall noch manches sich mit den an-
gefiihrten Hauptthemen beriihrende 'gelegentlich eingestreut.
♦) 'In dem Citat far KO€INTOC aus dem C. I. Gr. ist 2083 Druck-
oder Schreibfehler statt 2003. Mit der Entdeckung dieses VersebenB
iet doch aber wabrlich die Form Belbst nicht aus der Welt geschafft,
wie es nach Corssen Beitr. z. ital. Sprachk. p. 252 f. scheinen muss.' W. S.
REGISTER.
I. Nameii- und Sacliregister.
Abkiirzungen s. Compendia Cantria gens 19 f. A.
Accins als Oi*ammatiker 142 ff. carmen 220. 298 ff.
153 ff. 358 ff. 376. 492 A. 687 f . 771 f. Carvilius , Sp., Ordner des Alplia
aedicuJae 352 f. beta 226. 228
Aequitas 288 castus 519. 534 f. 730. 733
Aesculapius (Merre) 661. 669 Ciacconius, P. 187 f. 195. 211
dYvOOec s. Bescbwersteine M. Claudius Marcellas 329 ff.
Anicia gens 515 cognomen s. Namen
C. Anicius L. St. 1. Praenestinus Compendia: 435 f. 442 f.
(Kiinstler oder Handwerker) 515 f.
Appia gens: Sonderstellung 593. 651
M\ Aquilius (Gallus?) [cos. 653J
126 f.
Archaeologie s. Epigraphik
A. Atilius Calatinus 221
Caeso Atilius Campanus (figulus
saec. V/VI) 518
Bassulus 8. Pomponius
Bellona 289
Bernays, J. 172. 283. 470. 663 A.
Beschwersteiue 677 tf. dYvOBec 678.
G85. Xelai 678. 681 A. Xaidc (?)
678 f. A. Kliasteine 681 A.
Boherellus, E. 191
Boissardus, J. 100. 111. 112
Boi.ssieu, A. de, 753 ff.
Borghesi, B. 2. 6. 11. 13
Bruun, H. 352 f.
Bucheler, F. 428 ff. 663 A.
Caesar, C.Julius, als Grammatiker
61 f. 138 f. 313 ff.
A. D
687. 595. 64j
AP
589
AR
9
AVR
326
B. V . V
251 f.
C- S. NP .
A
48
CHO,CHOR,CHORT 489
CL
326
CONS, GOS
326. 3S7f.
645
D . 0
50 f. 53
D . T. HS ..
• Jcj •
I 47
DE . CONL .
SEN
429
DE . S . S
436
E. A. D. P
440
F
326
FIL
511 A.
FIL . CARISS
12
FL
326
G
554. 5JsSf.
643
GLA
511 A.
GN
554. 58S f.
643
NAUEN- UND 8ACHBEGI8TEB.
781
Compendia: H
618
HARISP
61 lA
HER
618
I.E .S
46
IF P.R
440
INij'
9
INTE, INTR, INTER,
INTERK, INTER.
KAL 610 f. 630.
646
K 618
K, KAL 612 f. 620.
647 f.
L I XXVI 601. 626
L . M . N 10
LIB 611 A.
(M . L . N 10)
NVM 636 ff.
O.M.CPF.V.C.C.TVE
61. 72
P.I.R.P.QIS 440
POP 178 A.
PR . Q 63
QVl 13
S, S . L . R . (I . C .
Q . 0 . 0 . R . E) 61. 66 ff.
73 ff.
S . B 60 f.
SALARI . SOC . S 661 f.
SP, SPE, SPECT, SPECTAT 647.
676. 682 f. 687. 696. 626. 629 ff.
666
SVA . P . D . D 4
V . CONS 327. 332
V . F 7 f .
V . P 7 f .
V . V 9. 602
conquisitio fugitivorum 128
Corssen, W. 777
Calt latmischer Qfitter in Etmrien
279. der Aeqoitas, Bellona, For-
tona, Juno, X<avema, Salus, des
Aesculapius, Hercules, Volcanus
8. diese Namen
curaior aquanm{und viarum) 430 ff.
Cureiye, inschrifblicbe s. Epigraphik
Dedication s. Votum. xaTd irp6c-
TaxiLia 666 f.
Dictatur von Nicht-Consularen 497.
603 f. 626 ff.
Donaiionis instrumentum Flavii
Syntrophi 2 f. 16
duumvir quinquennalis 19f. A.
EnniuB als Grammatiker 109. 401 ff.
Epigraphik, griechiBche 390 A. La-
teinische: in Italien und Deutech-
land 1. Vorsicht in Anwendung
der Kritik 16 f. 29. Annahme
Yon Schreibfehlem 66. 248. scbe-
dae Iff. Copien echter Stilcke
609. 660. Beispiele yon Doppel-
inschriften auf zwei Seiten des-
selben Denkmals 6 f. 10 f. 13.
Ueberh&ngende Worte bei metri-
BChen Inschriften 260. Nothwen-
digkeit der Autopsie und Facsi-
milirang 38. 193. 236. 342. 367.
390. 427. 606 A. 610. 623 A. 649.
763. Epigraphik und Numisma-
tik 383. Werth fttr KuuBtge-
Bcbichte 669. 661 f. Die InBcbrif-
ten fester AusgangBpunkt zur
FeBtstellung derGesetze des Sa-
tumischen VerBmasBes 83. 426.
760. Grandlage fiir spracbliche
UnterBucbungen 182. 642 A. 618 f.
Fdrderung der Cbronologie der
InBchrifben durch Bprachliche Un-
tersuchungen 126. ChronologiBcbe
Bestimmung auB den Schrifkzilgen
339 ff. 396 f . Epochen der Schrift-
typen 611. SchrifkunterBcbiede
durch daa Material bediogt 334.
336. 346. 687. 694 fi. 708 A. 726.
InBchriftlicbe Cursiye 611. 687.
VulgarBchrift 611. 687.
N. FabiuB M. f. M. n. Buteo (cob.
607. mag. eq. 636) 606 A.
782 NAMEN- UND SACHBEGISTEB.
Fortuna 10 f. 395. 479 f. Lipsius, JuatuB 186 flF. 211
Forum Popilii 127 ff. IWwstrata 817 A.
Cn. Fulvius Cn. f. Cn. n. Maximus Livia, Eopf auf einer Gladiatoren-
Centumalus (dict. 491) 605. 628 A. tessera (?) 697
Liyius Andronicus, sprachlicfaer Eid-
Gansauge, v. 689 f. fl^gg 228 A.
Garrucci, R. 383 ff. 556 f. Lucilius als Grammatiker 163 ff.
Gewichtsteine 673 ft. ggj, 375 77^ f
Gildemeister, J. 468 f. 667 ff. i^i ^^d mwwra 637 ff.
Gladiatoren 584
Gladiatorenspiele: Tage derselben fnagistri (deorum) 514
632 ff. 645. Palme ala Preis 626. magiatri equitum, Congularen und
in Municipal- und Provincial- Nichtconsularen 606
stadten 548. 591 A. e. mimus und Marchi, Padre 251. 280
TcBserae. Mausoleum luliorum bei S. BemT
Gozze, Gauges de, 189 f. 201 f. 55^ q
Guarini 18 ^. Minucius C. f. (dict. 533) 497 ff.
Guidobaldi, de, 532 525 f. 629
,^ „ . ,„ „ M. Minucius L. f C. n. Bufns (cos.
Ilelbig, W. 521 f. 537 ^^^ ^^^. .,,^ . ^^. .
Hellwald, F. v., 744 ^ ^^'f."'^' '^'
Hercules Mueagetes 101. Sanctus MommBen, Th. 17ff. 63ff. l«8ff.
102 f. lempel m Rom 95. m ^54. 283. 323
Reate 104 , ^.^
^, „ «. munerartus 640
Huschke, Ph. E. 63 ff. ^ , .. .^„
' Mun(n)ia gens 103
wiunium 533 f. *'*"^''^ {gladiatorium) 637 ff.
luno Lanuvina 351. 353
Namen: cognomen ohne nomen
Kellermann, 0. 2. 193 455 A. praenomen weggelasaeD
Kestner, H. 596 571. 608. 612. Zusatz des Vater-
Kliasteine 681 A. ^^^ Grossvatemamens 195. 326
Komoedientitel, griechiache 233 Numismatik s. Epigrapbik
Xaidc (?) 678 f. A. Orelli, J. K. 373 A.
latorcs s. lex
Lavema 288 Perioden der Schrift s. Epigraphik
Legionenzahl um die Zeit des Han- Pighius, St. 184. 186 ff. 211
nibalischen Krieges 501 ff. Plautuadidaskalie 511 A.
Xeiai 678. 681 A. pocuJa mit Gotternamen, ihre Be-
Lcx XII tab. 'carmen' 300. lex lulia stimmung 289 f.
peculatus 62. 80 f. Sempronia C. Poetelius C. f. C. n. Libo Vi-
agravia 129. Angabe von Zeit Bolus (cos. 408. [421?]. 428. dict.
und Ort bei lepcs popidi liotna- 441) 528 A.
ni 439 ff. Zahl der Jatores resp. M. Pomponius Bassulos, Komoe-
rogatorcs 437 ff. 444 f. diendichter des zweiten , Dicht
NAMEN- UND SACHREGISTER.
783
dritten Jabrhunderts n. Chr. 19.
21 f. seine Orabschrift 28 ff.
P. Popillius Laenas (cob. 622] 127 ff.
8. Forum und Via
praenomen s. Namen
ProbuB 8. Yalerius
Protogenes Clovlei 110
promus 291
QuintilianuB als Grammatiker 155
Reihenfolge der Wilrden 221 A.
rogatores s. Lex
Rudorff, A. 738 ff.
Sahuii, GenoBBeuBchaft yon publi-
caoi 662 ff.
SaluB 288
Sanc(t)ua Fidius 101 ff.
SatumuB 268 ff.
SceniBche Poesie in Rom in der
Bp&tem Zeit 21 f.
Schedae epigraphicae 1 ff.
Schmitz, W. 489 A. 531. 774. 778
Schfill, F. 777
Schrift B. Epigraphik und Alpbabet
(Register II)
Sklayen als Administratoren 664
SkUyenkrieg (622 beendigt) 127 f.
180
8oeU 612 f. 646 f.
SortoB Traenestinae' 395 f.
Spangenberg, £. 37. 116
SuUia gens 10
P. Sullius ZoticuB 5f.
tectum cum clatris ferreis 13
Teseerae 646 ff. 569 f. 672 ff. Ge-
Btalt 672. 684 f. 597. 598 f. 601 f.
606. 617. 643. 646 f. Material
572. 580. 588. Durchbohrung
569. 601 ff. 606. 616. 625. 646.
648 A. Zeilenfolge 586. 599. 606 f.
Umrahmung der Zeilen 609. 616.
Bestimmung 628 ff.
TurpenuB 523
P. ValeriuB Poplicola (cos. 402. mag.
eq. 422) 505 A.
ValeriuB ProbuB 'notae iuriB* 59.
73. 442
Varro, M. TerentiuB 169. 171. 266 f.
L. VeturiuB Philo (cos. 534. dict.
537) 504
Via Popilia 127 ff.
VolcanuB ^89
Votum und Dedicatioui rcBp. Lo-
cation 216 A.
Vulg9.r8chrifb b. Epigraphik
WaBserleituDg 483 f.
Weberei 677 ff.
Wieseler, F. 655
Zangemeiflter, C. 565
Zarncke, F. 681 A.
Zell, E. 37. 753 A.
11. Sprachlich-metrisches Register.
A B. Alphabet nud Vocale dnimtda, opituma 258. 750; ygl.
AbhitiYanf d 206. 284 A. 762; Ab- Apex
lativ und«Dativ anf «, t 177. 661. actue, acUto 773
734; KoS (hos,hovs) hus, htM 118. Adjectiva auf ttmtM, emuSy itemus
213. 234. re sua difeidem 134. 272; auf am, arius 464 f. 467 f.
Vgl. Declination adiavtare 117 f. 167. 161
Accent der lateinischen Sprache adque, atque 164
765 f.; im SatnnuBchen VerB 213; advivere 255
784 SPRACHLICH-METRISCHES REGISTER.
ae 8. Vocale 701 f. 710. 716 f. 720. 765; des
Aecetia 283 flF. 567 T 511. 701. 708 A.; verlangert
aedicla 107 94 A. 379. 709. 710. 716; Gestalt
aei 8. Vocale des V 716 f. 721; dea X 705.
aequos 286. 748 716; des ^721; des Z 721. Zahl-
aae flando feriundo 661 A. zeichen 432. 445. 704 1. 722 ff.
Aesernim, Aeserniom 471 f. Ligaturen 585.590. -|- = IT 392 A
aeviternus 244 ibl 679. 645. Vgl. Consonanten
aeum (aevom) 159 und Vocale
af 121 f. 232 A. aUerim (= altrinsecus) 175
ai 8. Vocale dltrius 175
Aisclapi 564 animula, Accent 253
AJcumaeo 174 ante diem Kal. nnd pridie KaJ.
Alcumena 174 757 ff.
AUria 215 ^n^toco, ^ndocw Nom. 131. 166. 232
oZis, a/td 452 ff. 461 ff. aZt Dativ 454. ape, apor, apud 406; aput 164
554 Apex 155. 375 ff. 389 ff. 765. 772
Alphabet, messapisches 387 f. La- Apokope vgl. Consonanten
teinisches: Entwickelungege- Apolonis 516. 520
schichte und Formenlehre 226 ff. aput s. ape
091. 699 ff. Antike Gestalt dea ara (= s(^u2crum, inofiumentum^
A 363 A. 386 f. 430. 687. 702 f. cippus) 13
706. 707 A. 713 f. 718: 720. 766; Archelaos 166. 232
deai? 345. 715; des C 705. 716f.; arduofn (= arx) 164
desD 716; des E 91. 345. 358 ff. Arimn(tim) 486
388. 391. 520. 701. 716 f. 719. -aris, -ami5 464 f. 467 f.
720; des F 345. 360 A. 701. Aspiration s. Consonanten
708 A. 716 f. 719; des IT 716; Assimilation 8. Consonanten
des /511; Aehnlichkeit dessel- atque, adque 164
ben mit J& 5; I longa 165 A. Auasprache des Lateinischen 765 ff.
179. 204. 355 ff. 382 ff. 425. 570 f.
649. 765. 772; Gestalt des /iT 717. B s. Alphabet und Consonanten
720; des L 94. 213 f. A. 237. 293. balineae , balineaHum, balineator
495. 511. 614. 600. 694. 701. 172. 176 f.
708 A. 71G. 720. 765; des 31 333 f. Barn<ieus, Barnaes 455. 464 f. A,
335 ff. 347. 388. 430. 517. 609. 473 f.
700. 707 f. 710. 716. 718 f. 721. Beleropanta 296
72G; des N 707 f.A. 716; als B ell ius, Duellius 19b
Nasalvocal 509; Gestalt des O Belolai 294. 667
705 f. 71Gf. 765; des P 341 A. Bilios, Duilios 195
345 ff. 551 f. 579. 588. 609. 645. Bindevocal 272 f. 730 ff.
651. 694. 700 f. 710. 715. 719. Bovfdio 490 A,
726. 765; des Q 334 f. 536. 626.
701. 705. 716. 719 f.; des B 344. C s. Alphabet und Consonanten
511. 707. 716 f.; des S 609. 626. Caeicianus, Caeicius 123
SPRACHLICU-HETBISCHES BEQISTER.
785
CaeicQius 123. 140
Gaeilius 123
edUcare, calicare 132. 172. 177
Caliihuce 148
carifio 109. 134
carmen 220. 298 ff.
eaussa, kaussa 46
Celaus 774
Cerus, Kerus 282 f.
cesor 140
Ce^a 286
cho, ckor, chort (= cohors) 489
citus^ cttus 277
Claoaeln b. Verae
elovaca, doaca, cluaca 118. 147. 157f.
CJovatius, Cluatius 160. 162
Clovius, Cluvius, Cltientius 160
Clovlius, CluUius, Cloelius 118. 158.
160. 490 f.
'dwm, 'Culum 173
Cocero 679 f.
Coera (Coira?) 666 vgl. coirare
cognitus 277
cotnuc» 180
cotMfkc 140
coiperit 168
coirare, coerare, (coverare), covrare^
corare, curare 168. 490 f. 613. 516 f.
colina 233
columen 176
ctwj, con 93
com, gtiom Praep. 287 f.
comoinis 168
Compendia s. Register I.
composeiverunt 118
con nnd m^ verschiedene Quaniitat
vor f nnd 8 nnd vor anderen Con-
sonanien 773
condliaholeis 91
condumnari 66 f.
conflovont s. /lorto
Conjugatton i. Infinitivus, Partici-
pium, Perfectum, Praesens und
einzelne Formen
conquaeisivei 123. 140
FR. BITBCHSLII OPV8CVIA IV.
conqtMcrere 141
consol, consul, consolere^ consulerey
91. 117 A. 132. 233 f. vgl. cosol,
cosolere
consolamen 27
Consonanten im Anslaut verdunkelt
und geschwunden 404 ff. 480; m
93. 126. 1331 166. 344 A. 404.
565 f. 765; S 406. 406 A. 766; l,
r 406; d, t 406 f.; nJt 407 f. Aspi-
ration 89 ff. 147 f. 667. 671. 686 f.
646. 662. 765. Ausfall des n vor
S 140. 508. 630 A.; vor i 140.
760 A.; des v 488; vgL Vocale
(ov). Qemination 87 fi. 126. 166.
166 ff. 229 A. 232 A. 263 ff. 299.
355 f. 571. 592. 766. 771. Ueber-
gang von n in m vor p 92 f. ; von
d in t 164 (t in d 406 f. A.); von
dv in h 196; von <; in c 206.
222 ; von quo in cu, qu 765 ; von
^ in c 287 1 ; von c in ^ 687. C,
K, Q 492 A. 687. h = lca 492;
9^» 99 ^nc, ng 144. xs 11. 30.
765. f, s 146. vgl. Alphabet nnd
Position
contrd 109
Copula B. et
corare b. coirare
corbis, Corbulo 774
Corinthus und Corinthum 86 f.
Cosconius 774
Cosentia 140
cosol, cosolere 140
covrare a. coirare
crispus 774
curare b. coirare
CurciuSy vielmehr Curtius 615 f.
D 8. Alphabet und Consonanten
daktyliscbe Poesie s. Yerse
Damia, Damios, Damium 294
danunt [danam, danej 134
Dativ von griechischen Nomina auf
tic, ti und a auf fnt, eti, ati 10;
50
786
SPRACULICH-METRISCIIES REGISTER.
der 1. Decl. auf e 280; Dativ ==
Ablativ 408. 481. Vgl. Ablativ,
Declination und lovei
deUur 488
decalecare, decahcare 177
Declination griechischer Nomina auf
r|C und r\ 10; auf ic, iv (= loc,
lov) 44G IF. 4G5; lateinische auf
(es) is (= ius) 449 ff. 467 f. ; os-
kische und umbrische Nomina
auf is 451 f. 472 f. Analogien aus
anderen Sprachen 4G8 f. Verwit-
terung der Casusformen im La-
teinischen 408. 4G0. Vgl. Abla-
tiv, Dativ, Genitiv^ Vocativ, Pro-
nomen und einzelne Formen
Jkctuninehns 132. 224 A.
deda 407 f.
Dedio 177
dedro,dedrotMO. 173. 180.407. 400
deficatum 141
delcnimen 27
deposierunt 119
detolerit, detuhrit 91. 132
dextera 174 f.
DichtungKgattungcn s. Vorse
dicto, dictus, dictito 773
niesjitr 485
Differenzierung 2G2
IJiiovis 465
Diphthouge s. Vocale
dis, dius 465
I)isj)ifer 4G5
distisum 141
diuturnus 272
dovccre 117. 157. 1G2. 490 ff.
Dovmius 481 ff.
drachuma 174
diictus 773
E 8. Alphabet und Vocale
-edius, -cidius. -^dius, -idius 357 A.
oi s. Vocale
eiy nicbt hei 110
eis, is 316. 384 A.
cisdem a. idern
-eit, -it 8. Perfectum
-eius, -%us, 'ius 262 ff.
Ekthlipsis b. Vocale
emeru, efnerui 140 A. 408. 40yA.
emptus 772
cn, in 205
endus 774
Epenthesis s. Vocale (Synkope;
-ermis 774
Eromini 5
Eruc(ina) 149
-escere, Quantitat 773
-cstus, -ester, -estis, -estris 774
et zu Verbindung der Consulnamen
620 ff.
cx voto 216
exaestumo, existumo 140. 287. 77«»
exfociont 205
exoJatum 233
expilenurU 134
exquaerere 141
exfera 174 f.
F 8. Alphabet
/VictZta daktyli8ch 98 A. 106 f.
facilia facere 103
/actfiif? (= /hdo) 519. 533. 729 tf.
/aft/5 (= /fl/Mm) 247. 253 f.
fect 173. 388. 487
ferinunt 134
Festus 772
fimhria 62
//(>r«o, con/lovofU 118. 159f. 163. iHl
foedere, foideratei 168
Fo.s«os 173
Fovlvius, Folvius, Fuhitis 118. 1*»T.
344. 490
Fovrio, Fovr, Fov 117. 157. 4i»«'
fruniscor 135
6r s. Alphabet und Consonant^n
Gemination s. Consonanten uis>i
Vocale
Genitiv griechischer Nomina a«f r\i
SPRACHLICH-METRISCHES REGISTER. 787
■
mkd 11 auf enis, etis 10; der 1. inde 762
Decl. 413 A. 606 f. 630, auf a (?) infera 172. 174 f.
665 f., auf es286; der 2. Decl. auf Infinitiv auf ier, ie, i 412
i^ 454 ff., auf t, ii 461. 467 f. Infiad 116. 232
623 ff.; der 3. Decl. auf im 765, inserinuniur (interserinuntur 7) IS^f.
auf es 2S2, der 4. Decl. auf uoSf interet 175
uus, uis, ui, u, i 169 ff. Vgl. Interpunction auf Inschriften oft
Declination und lovei Yemachl3.88igt 11. 39 f.; bei Com-
Geeetzesstil: schwerfUlligeConstruc- positis 255
tion 49. 69 ff.; incorrecte EinfClh- lonici a minore 8. Verse
rung des Pron. demonstr., freier iavdicare s. iors
Gebrauch dea Pron. reL 71 A. lovei Gen. yon lovius 159; Datiy
-gn: Quantitat yor gn 774 110. 159
iovrare 8. iovs
H 8. Alphabet und Consonanten iovs, iovssi, iovdicare, iovrare 116.
haut 164 157. 161. 167 f. 417. 490
heicei(7) 110. 134 A. vgl. hic iacurra 9
Hercoles, Ilercules, Hercles, hercle Ismaragdus 10
85. 91 f. 131 f. 173f.; Vocativ Iler- Istephanus 6. 9
cules 102 it 164
Hermetio {Hermettis?) 583 -it s. Perfectum
Hiatus beim Batumier 216 -iternus 272
hic A^Y. 133 A. iubere^ nicht iovbere 417; vgl. iovs
hice(heicej, WcPron. 82. 132 ffl 156. itibere mit Inf. act. (iudicare) 44 f.
168. 220 56. 64
Himinis 619 liientius 159
Hinnad 231. 232 A. iugra 107. 173
hisce Nom. pl. 139 iure dicundo 177. 661 A.
hoc {^huc) 242
humanus (ans Jum(i)n-) 269 K s. Alphabet, Conaonanten, caussa,
Hupsaeus 149 Cerus, Compendia ^Register I)
HypoJitus (?) 600
L 8. Alphabet und Consonanten
/ 8. Alphabet und Vocale Langeses 140
ihei 111 lebro 173
idem, isdem, eisdem (iisdem) 313 ff. lectus 773
385 A. leibreis 173
-idius 8. -edius libs 488 f.
iHisce Nom. pl. 139 Licnia 107. 173
iflirf 164 Hctor 774
m ftn) 92 Ligaturen b. Alphabet
implicituA 277 loidos, loedos 168
tn und con^ verschiedene Quantittlt longus 774
vor f und « und vor anderen Lovc (Lovcana , Lovcetius , Lovcina,
Con8onanten 773 lov(c)men) 117. 167. 162. 490
50*
788
SPRACIILICH-METRISCHES REGISTER.
lovget (?) 118
luhetes 140
lubs 488
Lugudunum 752. 754 A.
Lusitnacus 148
M 8. Alphabet und Consonauten
niaccria clusa 7
magisteri 516
Malcio 148
Manilius, Manlius 107
Marcus 772
Mavrte 161. 489 f.
medidieSy mcridies 283
Mclerpanta 295 f.
Melpomine 5
-7wm 27
Menas 475
Menatcs (= Minatius) 460. 474 ff.
mendacis {=mcndax) 417 f.
mentula 764
mereta, mereto 131 f. 177. 224
Metrik s. Acccnt, Hiatus, Position,
Prosodie, Veree, Vers- und Wort-
fusse etc.
Mgolnia 483 f.
Mirqurios 288
7??7'5, WliMS 466
moinicipium 168
moiros, mocrus 168
iV^ 8. Alphabet und Conaonanten
narrarc 771
Nasalvocal s. Alpbabet
navcbos (?), navehous 118
negritudo 287
nfquaha, nvquam , nequior, nequius,
mquiter , nequitia 284 f.
nequinont 134. 233
Kerva, nervus 774
^j/se, w/ftW 50. 66. 111
Noceria s. Kovcena
Noraina auf cms, i?w, «m5 262 ff.;
auf edius, eidius, tdius, idius
357 A.; auf c/«m, culuni 173; auf
9izen 27; auf mtVta 4f.; auf /«Vi.
f»e5, fd^, <M<io 284; aaf ii7eiM«,
tt/»u^, fuleusj, ilius, aaf «/Ziw
ti/tMS, t7/it«« t7it*s 260 ffl
Nominatiyus Bing. der 1. Decl. auf
d 413 A. 734; der 2. Decl. abge- *
kurzt auf t 467 ff.; der 3. Decl.
fruher auf is 110; der 4. Decl.
nie auf os 206 f.; plur. der 2. Decl.
auf is 135 f. 139. 317 ff. 765. VpL
Declination
Nola 8. Kovla
no}itiare 8. novntiare
Norha 162. 774
Novana, Novaria 162
Novceria, Noceria, Nuceria 116.
162. 490
novtidinum 157. 161. 490
Novla, Nola (Nm-eJla) 162
novyUiare, nontiare, mmiiare 91,
158. 162. 490
novs (= novos) 159
-ns, -nt: Quantitat vor IM, nl 774
Nuceria s. Novceria
Numsius 107. 173. 489
Numtoria 486
nundinum s. novtuJtnum
nuntiare s. not^nhare
Nursia 162
0 8. Alphabet und Vocale
o&tnun^ 134
oc 8. Vocale
octantur 168
0/i/tti5 107. 173. 489
ot 8. Vocale
otno 168
oinvorsei 168. 173. 489
oitile 168
ollei 122 f.
-onf, -«ni 180 f.
opimus (vom iTXaT€iac^6c) 321 f.
opituma, Accent 750
oppedeis 132
optare 774
SPBACHLICH-METRISCHES REGI8TER. 789
r
oquoltod 288 pJovs, plovruma, ploirume 117. 161.
Orcvius 484 168. 490 f.
ordo 772 pluvies (?) 61
ornamefdum 772 Poblilius, PuXflilius 178 A.
Orthographie bei Plautas (and poetes 232
TerentiuB) 146 f. A. 164 f. Vgl. Poinida 168
Sprache Pollio 771
'08 in griechiBchen Namen erhalten polovcta 117. 131. 162. 490
232. 236. Vgl. Declination und Poptlliua 771
Vocale poplietAS b. povblicos
Oskisch 167. 162. 461 f. 472 f 733 popolus, populus 132. 177 f.
ov 8. Vocale pos, posquam 418. 424
OVF 118. 490 A. posedet, posedeit 111. 132. 224 A.
poseivei , posivi , posi, posui 118 flf.;
P b. Alphabet und ConBonanten posierurU 120
Paperius 177 Position 412. 771; vgl. Conaonanten
Pacuius, Paquius 169 f. 484. 688 A. und Quantitat
paretes 140 A. posquam s. pos _
Participia auf u-itus, utus, utus 273 ; Postienu 486
praestatus praestitus, (imJpUcitus, potivi (?) 260
(co)gnitus 277 povblicos, poplueus, poplieus, pupli'
Partikeln s. et, que und ve cus^ pubhcus (pullicusj 91, 117.
pastor 772 123 ff. 133. 167 f. 161 f. 177 f. A.
patr 486 269 f. 490. 766
Pairieoles 174 praeitor 432. 606 A.
'pecucucere' (jielmehr pecus pascere) PraenestiniBchefl Latein 484 ff. 631 f.
735 f. Praepositionen 39 ; vgl. o/", com,
pendo, pensus 773 q^om, ex, in
pequs, pequnia, piqulatus 166 PracBene Btatt Perfectum 223 A.
Perfectum auf eit, it Ul\ auf (i)t praesse 64
487; Ygldedro,fect,po8eivei,pO' praestatus, praestitus 277 •
tivi, subegit Prboum, Proboum, Probom, Probum
Perioden der lateiniBchen Sprach- 482
geschichte b. Sprache; der latei- pridie Kal. b. ante diem
nischen VerakunBt s. Verae; der priscus 772. 773
lateinischen Schrift b. Epigraphik pro, Quantitat 773
(RegiBter I) probaru 409 A.
pertisum 141 Proboum b. Prboum
Pescn 483 prode 761 ff.
Petrunes (« Petronius) 473 prodinunt 134 •
Philomeno, Philomina 4 f . 'prodius' (vielmehr propius) 761.
PilarguruSy Philargurus, Philar- 763
gurus 147 f. Pronomina: Wce 89. 132 ff. 166. 168.
Pinitus 618 220; idem, isdem 313 ff. 386 A.
Pinus 616 Vgl. Ge8etze8Btil;««,ini«,2UW3tt«,
790
SPRACHLICH-METRISCHES REGISTER.
quotuSf sam (sis, sos), sibei, sovos,
tibei, tis
Proscpna, Prosepnais 486. 506 f.
529 f.
Prosodie, scenische 402 if. ; der Sortes
412 ff. 415. Vgl. Position, Quan-
titilt und einzelne Formen
pibjcimiis 772
publicus 8. 2)ovblicos
Pubhlius 8. PobUUos
pugnas 630 A.
Pulades 147
Punisch 667 tf.
Q 8. Alphabet und Consonanten
quaerere in Compositis 140 f. 287
Quantitiit 766 ff.; in Positionssylben
7 08 tf. ; in Contractionssylben 7 70 f.;
vor gn 774; vor ns, nt 774
(jue niit ve vertauscht 49
QuictiUs 140
Quinct-, Quint- 607
quinque 774
quisque = quisquis 403 A.
quitus (y), quitus 277 f.
quoTus (?) 265
qum 156
quom Pracp. 287 f.
qura 156
B 8. AJpbabet und Consonanten
recipcrare 67 A.
rectus 773
redieit 111
redinunt 134
refreno 256
requaercrc 141
libscius 774
Bouma (V) 700
ruitus, rutus^ rutus 273. 649
liuttUus 649
*S' 8. Alphabet un<l Consonanten
saecuU(m 271
Saeturnus, St^^turnus 270 tf.
Sanustius 771
sam, si>, sos = 5uam, swf^, ««o^ iw
Samnio 224 A.
sandlarius 107
sartnenta, sartura 270
Saturnisches Versmass s. Verse
iVatumfMS 772
Saturnus, Etymologie 266 ff,
Schrift 8. Alphabet mid Sprache;
Compendia und Epigraphik (R^"
gister I)
seffi 166
seit 111
seitwl, seinul 131. 234
senapis 234
scfiatiy senatu, scnatus Gen. IGi^ ti.
senatorbus 173
se« 164
6't^ws = Zethus 146
sevivus 7 f.
Sextius, sextus 772
,<f/6t't 111
5t6u7/a 149
simitur, siviitu 249 f.
sintjolos 91. 132
siremps 61ff. 74 f.
iSmo (?) 619
Sirus 8. Surus
sis 8. 5am
Sisupus, Sisipus 147. 619
soledas 132. 177
soUnunt 134
Soloecismiis 8. 243
Sf>/ia = ^^owa 146
sorticolas 91
.<fo.s 8. sam
soms 118. 159 f. 162. 180 f.
Si)rache und Schrift 84. 87. W.
282. 509. 697 f. 710 f. Perioden
der lateinischen SprachgeschicLte
222 f. 226 ff. 282. 693. Eiufln-?
der Theorie auf die Spracheiit-
wickelung in Rom 277 ff. Vpl
Gesctzesstil, Soloecismus
Sprachvergleicher 162 f. 491
(staitus) stiitus, stcUus 273 f.
SrRACnLICII-METRISCHES REGISTER.
791
Statius, stitim 273 f.
Stil 8. GesetKiistil
Strb 483
structus 773
subegit, nie suhigit 223 A.
supera 174 f.
Supnas 488
Surus, Sirua, Syrus 147
Synizese s. Vocale
Synkope s. Vocale
T B. Alphabet und Consonanten
tabola, tabula, tableis, tablaria 91.
107. 132. 173
tame, tam = tamcn 405
4a8 8. -t/a
techina 174
Tecuniessa 174
Teretina 760
Termeses 140
Te«<M f= Ctesiaa) 1 1
Theorie b. Sprache
7'/iri 486
-«ta, -<ics, -ta«, -^urfo 284
^t&ei 111
<i> 109
Tortia 102. 490
tratisfungi 27
triresmos 206
irwJiw 772
•tudo 8. -^ta
Turpleio 173
f/ 8. Vocale
u&et 111. 419
Umbrisch s. Declination
Umlaut 286 f.
'undus, -endus 181 f. 772. 771
ungo, unctus 773
-Mrnu«, -ernus, -it-ernus 272
•umus 774
-ustus 772. 774
F 8. Alphabet, CoQsonanten and
Vocale
Valetiniani 140 A.
variare, Bedentung 515
ve zugesetzt und weggelassen 48.
55. 65 f. mit que vertauscht 49
Veicetinos 140 A.
Verba mitverdicktemStamm^ruftiix),
cumbo) 62. 67 A. ; durch in er-
weitert 109. 134 f.; auf ecare, icare
132. 172. 177
Veritus (=» Virtus) 730
Verres, Verris, Verrius, verres,
verris 469 ff.
Ver8e und VersmasBe : Perioden der
Ver8kun8t 400 ff.; carmen 220.
298 ff, ; Satumier 82 f. 131. 200 ff.
217 f. 265. 297 ff. 423. 426. 735 f.
749 f. ; Clauseln vor und nach
voUen Saturniem 86 ; daktylische
Poesie 402 f. 415 A. ; Versmass der
Sorte8 107 f. 398 f. 414 f. 426;
lonici a minore, reine und ge-
brochene 310 ff. ; flberh^gende
Worte bei metriBchen Inschriften
250. Vgl. HiatuB
Vers- und WortfuBse : Anakrusis der
Saturnier 204; DaktjluB am
SchluBB der erBten VershHlfte der-
Bclben 2 1 5 f . ; daktyliBcher Anapast
( oder anapllBtischer Daktylus)
415 A. 416 f.; ProceleuBmaticusfur
DaktjluB 107 f.]facilia daktyliech
98 A. 106 f.; AufldBungsfUhigkeit
der ArsiB in den Sortes 415 f. Vgl.
Accent
vesjta, Vespasianus 774
vestis, Vestinus 774
vctere Dativ 177
vicesma 485 f. A .
Vicetia 140 A. 760 A.
vaia 771
vincola, vincula 132
Vipsanius 774
rivovs 179
Vocale (und Diphthongc): SyBtem
der Vocalwandelang im Altlatei-
niBchen413f. A.; Schw&chungim
792
STELLENBEGISTEB.
Auslaat 402 f. ; VocalanterdriLk-
kang ia derSchrift481ff.; Ekthlipais
karzer vocalischer Inlaute 410 f.
Synizese 98 A. 109. 265. 311 f
321. 415. 416. 420. 463. 466. 539 f.
Synkope 84. 172 ff. 178 A. 481
486. 516. 564; Gemination 87. 125
142 ff. 150 ff. 358 f. 393 f 485 A
765. 771 f. ; / longa vgl. Alphabet
ii == i in seltenen und zweifel
haften Beispielen 155; Diphthong
ai 564; aei (Triphthong?) 123.
140. 432. 605 A.; ci 45 f. 110 f.
154. 264. 266 f. 424. 542 ff. 561;
Uubergang von ei in i, t 260 ff. ;
von a in u 67 f.; von oe in i 140 f.
287; von ae in e 286 f. 312. 426.
589 A. ; von e in * 686 f. , e in %
131 f. 177. 205. 223 f. 228 ft 2S7.
459 f. 765; von o yi u 91 f. 13U
177 ff. 205. 213 ff. 223 f. 225 f,
228 ff. 279. 466 A. 495. 661.765;
10 = ius 513. 517 f. Uebergang
von iu> in uu 178 ff.; Ton oi in
oe,u 168. 517. 765; ov, o,ull6ff.
131. 157 ff. 490. 517. 765; Ueber
gang von u in i 133 A. 261. 270;
u, i, y 146. 232 A. 236. 618 f. 765
Vocativua auf i, ie 467 f. Vgl. Her-
cules
X B. Alphabet und Consonanteii
Y 8. Alphabet und Vocale
Z 8. Alphabet und Consonanten
Zahlzeichen s. Alphabet
III. Stellenregister.*)
Accius Didasc. IX, 4 M, 274 f.
Afraniua v. 11 K. 277
Authol. hit. Burm. IV, 31)4 404 A.
Apuleius de magia c. 39 108
Aristoteles de anim. generat.
I, 4 p. 717 a, 34
V, 7 p. 787 b, 22
Arnobiiis adv. nat. IV, 9
Augustinus de civ. dei IV, 8
Avienus Aratea 398
CharisiuB
116 P. (143, 33 K.)
118 P. (145, 31 K.)
Cicero Cato maior 17, 61
divin. in Caecil. c. 5
679
079
•207
278
270
Ciiesar de analop^ia Olf. 138 f.
313 ff.
255
299 ff.
119
61
Capitolinus Ant. l'i. c. 5
Cato, carraen de moribus
Catullus (\ XXXIV, 8
Chariyius
p. 73 P. (03, 24 K.)
61. 7'3f.
61
22<.» f.
170. 172
epist. ad Brut. I, 2 170. 172 ad
fam. ir, 7 172. Vlf, 30, 1 2ol
Vni, 5 172. VIII, 8, 6 172
220 f.
3«M»
319 ff-
121
172
462
626
de finibus II, 35, 116
de legibuB II, 23, 59
de lege agr. II, 2, 22
Orator 47, 157
158
de oratore II c. 59; 69
or. Philipp. III, 15, 38
dc re publici^ I, 8, 13
pro S. Roscio Am. 6, 17
S6 P. (110, 22 K.) 138 r 313 ff. apud Macrob. Sat. VII, 3, 10
i:.i
*) Unter 'Inschrifteii' sind die im C. I. L. befindlichen Nummtm
nur nach diesem, die librigen nach dem letzten massgebenden Abdnick
citirt. Die Tesserae gljuliatoriae werden nach den Zeilenanfangen alpha-
betisch unter 'Tesserae' aufgefiihrt.
STELLENBEG18TER.
793
DionjsinB Ant. Bom. I, 88 268 f.
Ennias Ann. t. 123 V. 821
127 321
146 321
150 109
Hedjpbag. t. 7 108
Trag. y. 17 R. - 276 f.
443 V. 109
445 f. 108
Festns c. Pauli epii
p. 27, 19 M. 462
162 278
164 285
205 233 A.
242, 32 95 f.
323 270
325 a 267 f. 270 f.
344, 28 58. 79
8. Y. topper 135
FrontinQS de aqiiis 129 58 f. 77 f.
Strateg. IV, 3 97
Fronto p. 275 M. (172 N.) 462
GellinB I, 24 25 f.
XI, 2 299. 305 ff.
XVil, 7 68
Horatias Sat. II, 3, 291 535
Epist. I, 1, 1 631 f.
Inschriften
C. I. G. n. 1137 136. 150
5880 236
5894 236
P. L. M. E. p. 97 519. 533 ff.
656 f. 727 ff.
t. I B 279 f.
IG 110
II B 346. 485 A.
II K 214 A.
II M^Q m.n 895 ff.
mAB 158
VIII ^-BC 116 A. 170
VIII, 17 502
X 266 ff.
XC 564
XI G 293 ff. 567
XI KL 293 f.
P. L. M. E.
tXlM
293 ff. 506 f.
529 f.
XIX
91 f.
XX
736 ff.
XXVI ff.
124
XXIX
444
XXXI
434 ff.
XXXII
34 ff.
XXXVI B
387
XXXVII A
225 A.
XXXVII B 223. 2^5. 413 A.
xxxvni D
225 A.
XXXVIII jy
213 ff.
XXXIX F 223 A. 265. 405.
412. 538
XL^
538
XLH
255 f. 538
XhJ
539
XLIK
104 f. 734
XLllL
218. 539
XLVm A B
362 ff. 214 A.
XLVIII D E
214 A.
XLVIIK? 117.121.166.229
XLIX A a-
'h B 257 ff.
XLIX B C
342 f.
XLIX G 109 f. 118. 159 f.
L^
231
LB
180
LD
291 f.
LI A 82 ff. 132. 165 A.
216
LIB 115 ff. 167. 432
LII^
130 ff.
LII B 182. 133. 163.ff.
•
233. 385 f.
LIII A ]
L21f. 124. 137
LIY A
354 ff.
LIV D
97. 343
LY A
362
LY CD
158
LVI jy
170
LVIF
151
LVIIi)
315 ff.
LIXD
151. 342. 735
794
STELLENREGISTER.
P. L. M. E.
P. L. M. K
t. UXF
133
t. LXXXIX A
310
LIX J
463 A.
LXXXIX G
374
LXC
120
XCI^
56?' f.
hXG
151
XCUI G D
31*
LXIZ
151 f.
XCIV ABC
377
LX /
315
xcv
mii
hXK
138
XCVID
324 ff.
hXL
137
XCVII A
234 A.
LXI
335 ff.
XCVII B
23.-)
LXII A
335 ff.
xcvu n
395 ff.
hXllB
124. 133
C. L L. I p. lll
m
LXIII B
510 A.
n.29
225 A.
LXIII C
511 A.
30
2'
i'6. 265. 413
Lxni D
744 f.
31
225 A.
LXIV i/
152
32
213 ff.
LXIV/
318
33 *
223. t
265. 405. 412
LXV
159
34
104 f. 734
LXVI 179.
315ff.341.367
37
255 f.
LXVIII C
138. 171
38
218. 539
LXVIII 0
122
41
231
hXlXA
356
43-
53
266 ff.
LXIX 7>
151
• 44
567
LXIX >;
344
45
564 ff
LXIX 7^
159
50
hU
LXXyl
167
52
279 f.
LXX F
137. 318. 384
56
11«|
LXX i/
152. 160. 179.
57
295.
506 f. 529 f.
360 A.
58
2\«J
LXXl A
427 ff. 724 A.
60
2y'>
LXXII ^l
236. 340
62
2:i'.
LXXIl 2? 122. 149. 232 A.
63
257 ff
235 f. 340
65-
-72
257 ff
LXXVI A
340
73
512 ff. 531
LXXVI C
147
185
137. 236 i
LXXVII /Z
• 365
186
23h t.
LXXVIIl F
179
187
346. 485 A.
LXXIX J
746 ff.
190'
291 f.
LXXIX B
372 f.
195
ls:uT.
LXXX A
241
197
91 I
LXXX 2>*
365 f.
199
736 ff-
LXXXII
341. 391
200
124
LXXXIII .1 B
392 A.
201
117. 121. 16'^.
LXXXVI /;
332 A.
229 A.
LXXXVIII A .
F 749 ff.
202
77. 444
8TELLENREQISTKK.
795
c.
I. L. I n. 204
434 ff.
C. I. L.In. 721
148
205
34 fP.
759
235
207.
208 158
804
568 f.
336
356
807
151
467
150
812.
813 519. 533 ff.
530
88. 166. 231
556 f. 727 ff.
531
231
1006
151.
342. 735
532
214 A.
1010'
241
534
214 A. 344
1011
151
535.
536 214 A. 347.
1013-
-1015
749 ff.
362 ff.
1017.
1018
751
538
214 A.
1027
365 f.
540
362
1084
152
541
82 ff. 132. 165 A.
1087
318
216
1091
318
542
97ff. 164A. 405A.
1105
182
544
96
1133
479 ff.
545
97. 343
1143
121 f.
124. 137
547.
548 116 A. 170
1148
180
550
* 354 ff.
1149
138. 171
551
115 ff. 167. 432
1161
122
554.
555 158
1166
132.
133. 151.
568
511 A.
163 ff. 233. 386 f.*
569
744 f.
1167
151 f.
571
159. 554. 588
1169
137.
318. 384
576
315 ff.
1176
130 ff.
577
179. 315 ff. 341.
1178,
147
367
1192
138
578
149
1199
•
377
584
356
1210
340
587
122. 149. 232 A.
1220
372 f.
235 f. 340
1226
377 A.
588
236. 340
1234
151
589
123. 149. 236
1235
179
593
427 ff. 724 A.
1236
179
595
136. 150. 167
1242
152. 160. 179 f.
596
136. 150
1244
377
603
341. 391. 453
1258
133. 159
609
340
1267
244
613
340 A.
1276
179
632
170, 554. 588
1277
403 A.
633
459
1279
318
635
392 A.
1283
120
641
374
1285
152
664
502
1291
124. 133
796 STELLENBEGISTER.
G. I. L. C. l. L.
I D. 1293 137 VI, 1 n. 1288 223 A. 265. 405
1297 109 f. 118. 169 f. 1289 104 f. 734
1298 120 1292 256 f.
1306 366. 746 ff. 1293 2lS
1431 242 1299 427 ff
1433 360 A. 1300 183 i
1438—1454 395 ff. 1460 502
1486 315 2145 4
1494 294 I. R. N. n, 7 182
1499 294 166 110
1503 494 ff. 524 ff. 230 152
1505 509 ff. 630 f. 546 f. 432 249
1537 507 f. 618 17d
1541 521 ff. 553 f. 1137 17 ff
1558 686 ff. 1984 324 ff.
elog. XXXI 90. 343 2559 449
C.LL.Iln.l437 248 4322 372 A.
2416 152 4545, 4. 6 %b
12* 152 . 7050 243. 252
III, 1 n. 532 136. 150 198* 14f
1772 315 Ephemeria epigr. I p. 19 ff.
V, 1 n. 157 240 f. n. 6 561
1490 241 6 b66
3794 360 A. 9 555 £
4111 242 12*» 517 ff. 555 f
58* 241. 251 29 565
390* 252 46. 47. 70. 79.
V, 2 u. 8045 362 94. 107. 112 623f. 554f
VI, 1 n. 96 289 f 122 556
181 10 InBcr. Rom. de rAIgdrie
284 494 ff. 624 ff. n. 157 309 ff.
329 85 782 403 A,
331 82 ff. 132. 165 A. Inscr. ant. de Lyon (BoisBiea)
216 p. 136 (Claudioatafel) 753 ff.
357 519. 533 ff. 556 f Inachriffc, dreispn^chige, von
727 ff. Sardinien 657 ff.
474 231 Monum. Calen. (Guidobaldi)
475 231 III, 2 620 f. 532 f
1234 a, l 340 Orelli-Henzen n. 201 66«> ff
1281 88. 166. 231 669 371 A.
1284 226 A. 679 374 A
1285 223 f. 265 2486 107 L
128G 225 A. 4384 U»
1287 213 ff. 4404 110 f.
STELLGMREGISTEB.
797
Orelli-Henzen n
.4412
11
4740
86 A.
4741
240
4781
248
4804
239. 251
4808
242 f.
4816
240. 252
6017
243 f. 250 f.
252 f.
6669 a
t 501
7416
256
Fabretti III, 28
245 ff. 553 ff.
X, 364
5
399
12
401
12
Gruter p. 28,
. 6
3
96,
8
113
109,
6
4
249,
7
3
316,
6
112
377,
, 4
100
407,
8
4
623,
1
8
625,
, 4
4
960,
3
5
963,
. 6
5
970,
. n?]
449
984,
, 9
4
986,
, 7
5
994,
, 2
5
1035,
, 1 *
118
1073,
7
112
1081,
, 1
2
Mnratori p. 9'
70, 11
4
15(
OO, 1
6
BeineBius VI,
106
100
Tesserae
AescinuB Axi
si
589
f Albinna
626 1
Anchial Sirt
•
1
548. 590 f.
Anteros Acil
•
1
507. 599
Anthns Mari
608
Antiocus Sci
iboni
546. 594
Apollonins I
'etici
592
fABper Statii
621 ff.
Tesserae
Athamas MaecenatiB 613
fBato 628
Capratinns Cartiomm 613 f.
T. Carisi L. Cesti 660 ff.
t M. Catio 626 f.
Cocero Fafini 579 f.
CurtiuB ProculuB 616
*Demetriu8 Fadeni 608 ff.
tDiocles Vecili 546. 625 f.
EleutheruB Tamudi 692
Felix Mundici 551. 604
M. FlaT(?) 553. 643
FortunatuB CruBtidi 614
Fructus Sexti 614
Heliodorus Causini 655
Heracleo Muci 551. 589
Hermes Vibii 619 ff.
Hermia 549. 595
Hilario Caecili 552. 598
HylluB Caedici 612
* Hjpolitua Septimi 600 ff. 646
IngenuoB Arrunti 612
t lolla Salrieni 606 ff.
tD. luniuB HermetuB 550. 556.
580 ff.
Lepidus Mummeian 548. 586.
604 ff.
LibanuB Valeri 616
tManliuB MartialiB 627 f.
tMarcelinuB Q. Max. Fasucio 614 ff.
MaximuB Valeri 551. 621
OlympuB Petilli 613
tPamphiluB Servili 595. 626 f.
Pelops Petili 547. 591. 592. 606
Philargum Procili 592
Philemo Caecili 617
PhiletuB Rutili 648
*PhiIodam DoBse 585 f.
Philogen Alfi 595
*Phi1oxenuB Metel 598 ff.
PilodamuB Gelli 589
PilodamuB luli 547. 593 f.
PilodamuB luni 549. 588
tPilomuBUB Pereli 626
1
798
STELLENEEGISTER.
Tesscrae
Plautus
Pilotinius Hostili
550
Amphitruo prol. v. 73
58. 61.
Pioitus Allei
617 fF.
63. 75
Pinus Domiti
616
I, 1, 84 (293)
276
* Primus Socionim
512 f.
646 ff.
120 (276)
275
Protemus Valcri
655
11, 1, 84 (631)
250
Pudens Titi
670.
644 ff.
III, 2, 64 (945)
3lfi
Rufio Petilli
695
. 649 f.
Asinaria v. 357
175
Salvius Calpurni
621
671
134
fTi. Santius
627
Aulularia III, 1, 3
134
Servilius Clemes
608
IV, 10, 70
141
Stepanus Mammi
569.
644 ff.
Bacchidea v. 129
14<J
648 A.
306
119
L. Stlaccius Bassus
•
606
362
14«
Suavis Thybridis
610 ff.
404
404 A.
Theopropu Fabi
552.
592 f.
810
2%
fVirius Caesii
621 ff.
Captivi V. 306
175
9 • m • 9 *J t m • • •
569 ff.
Curculio V. 356
536
119
119
losophus Ant. lud.
Mercator I, 2, 17 (126)
175
XIII, 0, 2
441
Miles glor. v. 905
lli*
XIV, 8, 6
441
Mostellaria v. 158
141
XIV, 10, 13-19
441
382
iiy
Isidorus Orig. X, 152
9
756
175
Livius Andronicus Od^
^ssee
135
792
25'>
Livius, T. II, 43, 10
453 A.
Persa I, 3, 10 (90)
175
VI, 29
203 f.
Poenulus III, 3, 90
ITA
VII, 8, 2
476
V, 2, 16
1T6
XXIV, 28, 4
476
Pseudulus V. 853
134
XL, 52
201 f.
Kudens v. 357
119
XLI, 28
199 f.
383
175
Ijongus fl. Velius
527
176
Lucilius IX, 4 M.
153
916
119
XXVIII, 52
274
Trinummua v. 250
169
Lucretius IV, G37
454
406
175
Macrobius Sat. VII, 3,
10
251
841
772 A.
Manilius III, 352
67
852
772 A.
355
67
Truculentus II, 3, 4
176
Marius s. Victoriuus
IV, 3, 30
IV)
Martialis IIT, 07
84
Saturio
278
Xonius p. 47
7(
>1. 763
Plinius
393
275 f.
Nat. hist XXXVI, 64
317 A.
485, 17
171
Plinius Epist. VI, 21
22
500
139 f.
Plutarchus v. Marcelli c. 5
497 ff
Pacuvius V. 390 R.
278
PomponiuB v. 141 R.
139 f
STELLENBEGISTEB.
799
PrisciaDna Inst graniin.
P.566P. (Ip 30, 8 H)
948 P. a p. 693. 6 H.)
Fobliliua Syrus v. 238
Qnintilianus Inst I, 4, 10
7, 12
7, 14
Sallustius Catil. c. 61 452 f.
lug. 50, 5
12, 2
Seneca Epist. 91, 16
SiliuB lUUcua XIV, 141
SuetoniuB v. Aug. c. 87
V. Dom. c. 10
de gramm. c 1
Syms 8. PnbliUuB
Terentiua
Andria IV, 3, 14 (729)
4, 3. 24 (742.
763)
EunuchuB II, 2, 38 (269)
V, 3, 3 C912)
Heautontiniorumenoa
11, 3, 90 (331)
144
139
251
142
208
142 f.
461 f.
462
462
58
84
169
640
228 A.
119 f.
119 f.
139
119 f.
Terentiufl
Hecyra V, 1, 24 (750)
Phormio II, 2, 25 (339)
V, 3, 7 (790)
TertulUanufl ad nat. H, 12
ValeriuB MaximuB I, 1, f>
Varro
de Ungua lat. V, 162
VII, 26
de orig. 1. I-
de re ruBt. H, 1» ^
3, 11
8,1
Sat. p. 235, 5 E.
Vcliufl Longus
p 2220 P. (56, 25 K.) 376 A. 394
2224 P. (60, 6 K.) 121
Vergiliufl Catol. 8, 16 ^^"
VictorinuB, Marius p. 2456 P.
(8, 11 K.) H3 f. 150. 359
p. 2456 P. (9, 2 K.) y ^
2456 P. (9, 4 K) \^l
2459 P. (12, 15 K.) 157
453 2465 P. (19, 19 K.) 145
464
176
275 f,
267
497 ff.
171
282 f.
144
475
475
475
763
Von Druckfehlern ist dem Herausgeher hemerldich geicar en:
p. 55, 3 V, 0. auno^ statt anno
93, 17 t\ u. XLYllJE statt XLVIII E
134, 11 V. u. p. 9 statt p. 109
282, 14 V. u. creatur statt creator